Zum Inhalt der Seite




Schlagworte
[Alle Einträge]

Top 15

- Persönliches (100)
- funny things (66)
- misc (54)
- Do not want (29)
- Meme (26)
- Arbeit (25)
- fail (18)
- Mood (15)
- Brief (13)
- Kurioses (12)
- Homestuck (10)
- Langeweile (10)
- nörgel (9)
- rant (9)
- 30 Day Challenge (8)

Feiertagsdepression? Erinnerungen, Feiertage, Kindheit, Träumereien

Autor:  Mei_Ilan

Ugh! Scheiß Feiertag! Ich hab nix zu tun!

Als ich klein war, bin ich an solchen Tagen einfach durch die Stadt gewandert, ohne Ziel. ich bin die großen Einkaufsstraßen entlanggelaufen und habe mir in den Schaufenstern die vielen Spielsachen angesehen. Ich habe mir vorgestellt, wie es wäre, wenn ich genügend Taschengeld hätte, um mir die ganzen Sachen zu kaufen, die so schön im Schaufenster ausgestellt sind. Aber ich war nie bitter, dass ich sie mir nicht leisten konnte. Ich war zufrieden damit, mir die Spielsachen anzusehen und mir vorzustellen, wie es wäre, wenn ich sie hätte. Wenn ich dann doch mal ein teures Spielzeug geschenkt bekommen habe, fand ich es nach kurzer Zeit furchtbar langweilig. Die Spielsachen konnten irgendwie nie dem gerecht werden, was ich mir in meiner Fantasie ausgemalt habe.
Wenn es auf den großen Straßen zu voll wurde und mir die vielen Bummler und Shopper, die von einem Laden zum nächsten hasteten, auf die Nerven gingen, bin ich einfach in eine Seitenstraße abgebogen. Wenn ich Glück hatte, gab es in der Straße viele kleine Cafés und Bäckereien und mir wurde von den vielen leckeren Düften ganz schwummerig im Magen, bis ich so hungrig war, dass ich mir in einem Kiosk von meinem letzten Taschengeld einen Lolli kaufen musste, oder Kaugummis. Die halten länger.
Hatte ich weniger Glück, war es nur eine langweilige Strasse mit Wohnhäusern links und rechts. Dann habe ich so getan, als würde ich ein Wettrennen gegen einen unsichtbaren Gegner laufen und bin bis zur nächsten Kreuzung gerannt und dann einfach wahllos abgebogen.
Manchmal entpuppte sich die Straße als etwas, dass mein Klassenlehrer mal als aufgegebenes Land bezeichnet hat. Als ich klein war, habe ich nicht verstanden, was das bedeutet. Heute weis ich, dass damit Immobilien und Bauland gemeint sind, die keinen interessieren, die langsam zerfallen, weil sie entweder ungünstig gelegen, oder einfach hoffnungslos überteuert sind. Damals hatte dieses Wort aber eine viel abenteuerliche Bedeutung. Ich habe früher schon gerne viel gelesen, auch und vor allem Abenteuergeschichten. Ich weis nicht mehr, in welcher Geschichte es war, aber in irgendeinem Buch ging es darum, dass ein Dorf von Räubern sooft angegriffen wurde, dass seine Bewohner ihre Häuser und Ländereien aufgaben und sich auf eine Reise in eine bessere Zukunft begaben. Damals dachte ich: “Aha, das ist also aufgegebenes Land.” Wenn ich dann durch solche Straßen gelaufen bin, habe ich mir vorgestellt, wie Rowdys und Räuber randalierend durch die Strassen zogen und wie die Bewohner hastig ihr Hab und Gut zusammenrafften und flohen. Manchmal stieg ich in eines der Häuser ein, um zu schauen, ob vielleicht noch Schätze, oder Erinnerungsstücke jener Familien zurückgelassen wurden. Insgeheim hoffte ich natürlich, eine Schatzkarte, oder einen magischen Ring, oder so zu finden. Meistens fand ich aber höchstens einen alten Kühlschrank der fürchterlich stank. Aber das war mir egal.  In Wahrheit war es gar nicht so wichtig einen Schatz zu finden. Viel spannender fand ich es, das überhaupt die Möglichkeit bestand einen Schatz zu finden.Die Aufregung, bevor ich eine Schublade herauszog. Der Moment, bevor man die Tür zu einem neuen Raum öffnete. Der Moment, wenn das Herz einen Schritt aussetzt, eil man glaubt in der hintersten Ecke einen Schatten vorbeihuschen zu sehen.
Ich bin solange in den Häusern geblieben, bis ich die Hand nicht mehr vor Augen sehen konnte. Wenn ich dann aus dem Fenster gesehen habe, war es schon dunkel draußen und ich bekam einen riesigen Schreck, weil Mama sagte, ich solle heimkommen, bevor es dunkel wird. Also bin schnell die Strassen entlang gerannt. Im Dunkeln sah die Stadt irgendwie ganz anders aus und ich bekam manchmal richtig Angst. Nicht, davor, dass mir wer was antun könnte, sondern eher davor, dass ich mich hoffnungslos verlaufe. Irgendwann habe ich dann aber doch immer wieder auf eine der Einkaufsstraßen zurück gefunden und von dort aus kannte ich den Heimweg auswendig. Wenn ich zuhause ankam, hat Mama natürlich immer ein Bisschen geschimpft, manchmal bekam ich auch Stubenarrest. Aber ich konnte sehen, dass Mama erleichtert war, dass ich heil wieder zuhause bin und dann fühlte ich mich immer wie ein Held. Ich hab mir dann vorgestellt, ich wäre Odysseus, der nach langen Reisen und Gefahren, endlich den Weg zurück in den heimatlichen Hafen gefunden hat.

Ich gehe auch heute noch oft spazieren, wenn ich rastlos bin und nichts mit mir anzufangen weis. Aber es ist nicht mehr, wie früher. Die Abenteuer, die mir damals so groß und heldenhaft vorkamen, sind zu Alltäglichkeiten degradiert. Die Geheimnisse, die ich ergründen wollte, sind alle schon gelöst. In solchen Situationen frage ich mich: “Was habe ich davon erwachsen zu sein?” Und dann werde ich ein ganz klein wenig depressiv. Dann schlurfe ich, wie ein bockiges Kind mit den Füßen und trete den Heimweg an und plötzlich sehe ich einen Schatten aus den Augenwinkeln und dann ist es ein Wildkaninchen, dass hastig Reis-aus nimmt, weil es mich nicht rechtzeitig bemerkt hat. Dann sehe ich ihm nach und dann schaue ich in den Himmel und dann denke ich: “Die Abenteuer von damals habe ich alle schon hundertmal erlebt. Wird Zeit mir neue Abenteuer zu suchen.” Und schon geht es mir wieder besser.