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"Man, bist du asozial!" Adoption, Gedanken, Kinder, Meinung

Autor:  T3Z

Tja, jetzt wisst ihr es Leute. Ich bin asozial und das aus zweierlei Gründen (die allerdings beide etwas mit Kindern zu tun haben). 

 

Der erste Grund, warum ich total assi bin, ist folgender (ach ja, ihr solltet vorher vielleicht nochmal aufs Klo huschen, denn das wird ein etwas längerer Text): 

In wenigen Tagen werde ich 24 und wie jedes Jahr kurz vor meinem Geburtstag darf ich mir von Familienmitgliedern und Bekannten folgende Frage anhören: "Und wie sieht's bei dir aus mit Kindern?" Jedes Jahr antworte ich darauf, dass ich keine Kinder möchte. Die üblichen Reaktionen darauf:

 

1.) "Aber ich möchte doch so gerne ein Enkelkind/ einen Urenkel/ ein Nichte /whateva."  

       Schön für dich, aber ich und Kinder ... das geht gar nicht. Wir sind leider inkompatibel.  

       Abgesehen davon, habe ich auch noch einen Bruder, der bereits mehrfach gesagt hat, dass er 

       Kinder möchte, sobald er die Richtige gefunden hat. Also warum nervt ihr mich noch?

2.) "Aber du gehst doch jetzt auf die 30 zu. Deine biologische Uhr wird bald ablaufen."

       Äh ... wut? ô.O Ich wusste nicht, dass man mit 30 schon zu alt für Kinder ist und selbst wenn, 

       dann läuft meine Uhr halt ab. Was interessiert es dich random Bekanntschaft, die ich nur zwei 

       mal im Jahr sehe (wenn überhaupt)?

3.) "Als ich so alt war wie du, da hatte ich schon zwei Kinder."

       Schön für dich. Ganz ehrlich, wenn das deine Definition von Glück ist, dann freue ich mich für 

       dich, aber meine Vorstellung eines glücklichen Lebensweges sieht anders aus. 

 

Anfangs habe ich mir noch die Mühe gemacht zu erklären, warum ich keine Kinder möchte, aber leider bin ich dabei stets auf taube Ohren gestoßen. Daher habe ich irgendwann aufgegeben und es bei einem simplen "Ich mag keine Kinder" belassen. Dementsprechend habe ich auch, als eine Bekannte gestern am Telefon nachfragte, genau das gesagt. "Ich möchte keine Kinder, weil ich keine Kinder mag." Darauf antwortete sie: "Wie du magst keine Kinder? Man, bist du asozial." Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass mich diese Bekannte nie wieder ansprechen sollte.

Ich kann bis zu einem gewissen Grad verstehen, dass man erst einmal skeptisch ist, wenn jemand Kinder nicht mag, aber einen gleich als asozial abzustempeln, finde ich daneben.  Es kann nun einmal nicht jede Frau mit Kindern umgehen und nicht jede Frau findet Kinder niedlich und süß oder was weiß ich. 

Ich renne ja nicht durch die Gegend und lasse jedes Kind, dass ich sehe, meine Abneigung spüren. Ich versuche einfach Kinder zu meiden und wenn sie mir doch mal über den Weg laufen, bleibe ich trotzdem freundlich. Ein Mensch ist nicht gleich asozial, weil er etwas nicht mag, dass in der Gesellschaft üblicherweise als gut/niedlich/toll/wahteva gilt.

Mal ganz abgesehen davon, habe ich neben meiner Abneigung gegen Kinder, auch sehr vernünftige Gründe, die in meinem Fall gegen das Mutterwerden sprechen:

 

1.) Fühle ich mich selbst noch wie ein Kind und bin noch lange nicht bereit, Verantwortung zu 

     übernehmen.

2.) Kann ich absolut nicht mit Geld umgehen.

3.) Habe ich noch mindestens zwei Jahre Studium vor mir und keinen Plan, wie es danach weiter 

     gehen soll. Also, ein sehr schlechter Zeitpunkt, um über Familie nachzudenken.

 

Und last but not least: die simple Tatsache, dass ich nicht mit Kindern umgehen kann.

 

Ich bin deswegen nicht asozial oder ein schlechter Mensch. Allgemein habe ich es satt, dass ich mir jedes Jahr die gleiche Scheiße deswegen anhören muss. Es ist ja so sozial, einen Menschen, der etwas ganz eindeutig nicht will, immer wieder damit auf die Nerven zu gehen. Die Menschheit wird nicht gleich aussterben, nur weil ich keine Kinder bekomme. 

 

Nun zum zweiten Grund, warum ich ja so asozial bin: Das Thema Adoption.

Sollte ich irgendwann wider aller Erwartungen doch mal mit Kindern klar kommen und mir welche wünschen, dann habe ich mir fest vorgenommen, ein Kind zu adoptieren. Ich empfinde es als egoistisch, ein neues Kind in die Welt zu setzen, nur damit es "mein" Kind ist, während da draußen etliche Kinder auf eine glückliche Familie hoffen. 

Oft höre ich von Leuten, dass Adoption zwar eine super Sache ist, aber man doch lieber ein "eigenes" Kind möchte. "Oh, stell dir das doch mal vor! Ein kleines, putziges du. Ist das nicht süß?" Äh ...  nein. Das Kind ist nicht einfach eine simple Kopie von dir, nur weil es ein paar deiner Gene hat. Es ist trotzdem kein "kleines du", sondern ein neues Individuum. 

Wenn ich denn irgendwann doch mal Kinder möchte, dann finde ich es angemessener sich um eines oder zwei der vielen Kinder zu kümmern, die schon da sind, anstatt neue zu produzieren. Aber anscheinend macht mich auch das asozial. Oder um mein ganzes Problem mit den Worten einer Mitstudentin zusammenzufassen:

 

"Du willst keine Kinder und wenn doch, dann nur Adoption? Wie assi bist du denn drauf?"

 

Ich gebe zu, dass meine Ansichten zur Adoption sehr krass sind. Wenn es nach mir ginge, dann würde die Menscheit keine neuen Kinder in die Welt setzen, solange die bereits geborenen Kinder nicht alle versorgt und in guten Familien untergebracht sind. Ja, das sage ich als jemand, der eigentlich keine Kinder mag. Ja, das klingt paradox, aber es gibt einen Unterschied zwischen "Ich mag keine Kinder" und "das Wohl der Kinder und somit unserer Art geht mir am Arsch vorbei".  Und nein, ich erwarte nicht, dass man diese Ansicht teilt. Ich sagte ja, dass ich mir darüber im klaren bin, dass ich eine krasse Meinung zu dem Thema habe. Der Punkt ist, dass ich diese Meinung niemanden aufzwinge, außer mir selbst. Ich will, sollte ich meine Meinung zu Kindern ändern, adoptieren, weil ich das als richtig empfinde. Ich zwinge niemand anderen dazu, so zu denken, aber dennoch werde ich asozial genannt, wenn ich meine Meinung irgendwo äußere.

 

 

#NetzfragtMerkel – Just my two cents Angela Merkel, Interview, Just my 2 cents, LeFloid, Meinung

Autor:  T3Z

Zunächst einmal meinen aller Größten Respekt für LeFloid! So bissig ich selbst unter normalen Umständen auch bin, vor der Kanzlerin, der mächtigsten Frau Europas, hätte ich die Fresse definitiv nicht auf bekommen.

Des Weiteren möchte ich an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, dass dies kein kritisches Politinterview sein sollte. Es war von Anfang an als eine harmlose kleine Fragestunde angelegt, weshalb ich die ganze Kritik nicht verstehen kann. Ich finde, dass LeFloid seine Sache recht gut gemacht hat und hätte es selbst definitiv nicht besser gekonnt (was nichts daran ändert, dass ich diese Chance an LeFloids Stelle ebenfalls ergriffen hätte. Schließlich bekommt man nicht jeden Tag eine solch spannende Herausforderung).

Dass dieser Dialog nicht richtig funktionieren konnte, war mir dabei von Anfang an klar. Hier trafen zwei Generationen mit unterschiedlicher Gesinnung, Kultur und Sprache aufeinander und genauso, wie die alte SED-Führung damals nicht fähig war, die Sprache der Jugend zu verstehen und ihre eigene Parteisprache abzulegen, so ist auch Merkel nicht in der Lage, die Sprache der Jugend zu sprechen (ich gebe zu, dass dieser Vergleich ein wenig krass ist, aber ich hatte vor kurzem eine Hausarbeit zu diesem Thema, daher war es der erste Vergleich, der mir spontan einfiel).

Nun aber zu meinem ganz persönlichen Eindruck des Interviews, bei dem ich jedoch die inhaltlichen Aspekte außen vor lassen werde, da die angesprochenen Themen einfach zu umfangreich sind, um sie alle in einen Eintrag unterzubringen. Es soll jetzt hier einfach nur um die Wirkung gehen, die die Kanzlerin auf mich hatte.

Der erste Aufreger für mich war bereits das Sprechtempo. Während LeFloid ein für mich persönlich sehr angenehmes und zügiges Tempo an den Tag legte, schlief Mama Merkel anfangs beim sprechen fast ein. Sie sprach so dermaßen langsam, dass ich allein davon schon Aggressionen bekommen habe. Es war einfach wahnsinnig anstrengend dieser Frau zuzuhören. Mit Fortschreiten des Interviews hat ihr Sprechtempo dann glücklicherweise angezogen. Das Zuhören blieb aufgrund ihrer ausweichenden Art trotzdem anstrengend.

Der nächste Punkt, der mich gestört hat, waren die Unterbrechungen. Auch, wenn Sie die Kanzlerin sind, Frau Merkel: Es ist scheiße unhöflich, wenn man andere Menschen nicht ausreden lässt!

Weiterhin frage ich mich, wie die Kanzlerin eigentlich Diskriminierung definiert. Aber gut. Dieses Thema möchte ich an dieser Stelle erst einmal auslassen, da es doch zu sehr in Richtung inhaltliche Diskussion gehört und eigentlich einen extra Eintrag braucht.

Schade fand ich, dass man die ganze Angelegenheit so förmlich aufgezogen hat. Wie schon gesagt, war dieses Interview als lockere Fragestunde angelegt. Daher hätte man sich ruhig um eine etwas lockere Umgebung und Haltung bemühen können. Aber wahrscheinlich kann Merkel da genauso wenig aus ihrer Haut, wie bei ihrer Sprache.

Der größte Lacher für mich persönlich war im Übrigen folgende Aussage: „Im Mündlichen bin ich stärker als im Schriftlichen.“ Tut mir Leid, Frau Merkel, aber so grottig, wie Sie sich in Ansprachen, Interviews usw. präsentieren, will ich gar nicht erst wissen, wie schlecht ihre schriftlichen Formulierungen aussehen.

Zu guter Letzt empfand ich die Aussage, dass Flo Frau Merkel wohl nicht immer zuhören würde, als ein wenig dreist, denn Zuhören ist auch nicht unbedingt Frau Merkels größte Stärke.

So weit zu meinen Eindruck und den groben Gedanken, die sich mir beim Ansehen aufdrängten. Sollte es meine Zeit nach den Prüfungen zulassen, dann werde ich vielleicht auf das ein oder andere im Interview angesprochene Thema noch mal ausführlicher eingehen.

"Wo ist der Unterschied?" Deutschland, Meinung, Persönliches, Schweiz, Vorurteile

Autor:  T3Z

Seit einer Weile schon gibt mir eine polnische Studentin (Ewa) via Skype Nachhilfeunterricht in Polnisch, während ich ihr beim Auffrischen ihrer Deutschkenntnisse helfe. Vor Kurzem hat sich dann eine Schweizerin dazu gesellt, deren Namen ich leider nicht schreiben kann (der ist französisch und damit hab ich es nicht so).

Wie das nun immer oder sagen wir fast immer so ist, wenn Deutsche und Schweizer sich treffen, begannen auch wir nach einer Weile uns gegenseitig ein wenig zu sticheln. Das war nichts Ernstes. Nur das übliche Aufziehen und Stänkern. Schließlich muss man den Käsefressern/den Wurstfressern ja irgendwie verständlich machen, dass alle Sympathie und Freundschaft nichts daran ändern, dass man schlichtweg besser und toller ist. Was wir leider nicht bemerkten war, wie sehr wir Ewa damit auf die Nerven gingen.

Bei unserer letzten Skyperunde platzte ihr dan endgültig der Knoten. Sie hielt uns eine saftige Standpauke darüber, dass wir uns doch gefälligst auf die Vokabeln, die wir schon wieder völlig flasch betont hätten, konzentrieren sollten.  Nachdem sie sich einigermaßen beruhigt hatte, merkte sie an, dass sie dieses ganze "Schweizer vs Deutsche"-Gelaber eh nicht verstehen könne. "Wo ist der Unterschied? Ihr seid doch eh eine Matsche"  (nicht ganz ihre Worte, sondern eine sinngemäße Übersetzung aus dem Polnischen).

Diese Aussage ging natürlich gar nicht. Angestrengt versuchten wir also zu erklären, dass wir total unterschiedlich seien und das man uns doch nicht einfach in einen Topf stecken könne. Sie ließ uns selbstverständlich nicht lange gewähren und erklärte folgendes (wieder eine sinngemäße Übersetzung ihrer auf Polnisch, Deutsch und Englisch gehaltenen Ansprache):

"Die Deutschen sind Arrogant, die Schweizer sind Arrogant. Die Deutschen stehen wie bekloppt auf Hunde, die Schweizer stehen wie bekloppt auf Hunde. Die Deutschen sind immer so scheiße nervig Überpünktlich, die Schweizer auch. Wisst ihr eigentlich, wie das nervt, wenn ihr immer schon zehn Minuten vor der verabredeten Zeit bei Skype on seid? Da bekomme ich immer ein schlechtes Gewissen, dass ihr warten musstet. Seid pünktlich, aber nicht überpünktlich. Das nervt! Dann die Deutschen stehen auf Waffen und die Schweizer stehen auf Waffen. Die Deutschen futtern dauernd Schokolade, die Schweizer futtern dauernd Schokolade [...] [das ging noch etwa fünf Minuten so weiter] [...] Wo also ist der Unterschied?"

Im Übrigen war meine Lieblingsaussage folgende (vor allem weil eine andere schweizer Freundin das vor kurzen auf Twitter zur Sprache brachte): "Die Deutschen wissen nicht, was echte Arbeit ist und rennen bei jeder Scheiße zum Artzt und mimimimi und die Schweizer genauso. Alles Weicheier."

Mir war bereits nach meinem ersten Schweizurlaub aufgefallen, dass sich Schweizer und Deutsche gegenseitig genau das Gleiche vorwerfen. Die Deutschen behaupten, die Schweizer wären arrogant/komisch/arbeitsscheu/etc. et vice versa.  Allerdings wollte mir diese Gemeinsamkeiten kein Schweizer/Deutscher abnehmen. Jetzt wurde meine Beobachtung bestätigt, wobei Ewa im Gegensatz zu mir noch einen Schritt weiter ging und nicht nur gemeinsame Vorwürfe, sondern eine generelle Gemeinsamkeit feststellte. 

Für unsere polnischen Freunde sind wir also eine Matsche. Witzigerweise scheint man die Österreicher nicht in diese Matsche zu packen, denn als ich Ewa danach fragte, verstand sie nicht ganz, was die jetzt damit zu tun hätten. Sie seien gemütlich und unkompliziert, manchmal lahmarschig, aber immer stressfrei und hätten somit nichts mit uns dauermotzenden, arroganten und vom Leben deutlich zu stark verwöhnten Deutschen und Schweizern gemeinsam außer die Sprache.

Typisch männlich, typisch weiblich? Feminismus, Gesellschaft, Meinung, Persönliches, Sexismus, Typisch Frau, Typisch Mann

Autor:  T3Z

Da ich dazu in letzter Zeit öfter etwas lese und das Thema erneut super aktuell zu sein scheint, warum auch immer (ist irgendwas passiert, das ich als Fernseh- und Zeitungsboykottierer verpasst habe?), wollte ich mal ein paar persönliche Erfahrungen und Gedanken dazu niederschreiben.  Das alles ist natürlich rein subjektiv und die aus meinen eigenen ganz individuellen Erfahrungen gezogenen Schlussfolgerungen beanspruchen in keinster Weise eine allgemeingültige Wahrheit zu sein. Ich bin auch gerne bereit ein wenig darüber zu diskutieren, solange alles in einen gewissen Rahmen bleibt (super ausführliche Diskussionen sind im Moment leider aus Zeitgründen nicht drin - es sei denn es macht euch nichts aus ewig lange auf eine Antwort zu warten).

Nun aber zum eigentlichen Thema: Ich wurde in meinem Umfeld in den letzten Wochen wieder sehr oft mit der Sexismus- und Feminismusdebatte konfrontiert und habe auch hier auf Mexx einige Einträge dazu gelesen. Dabei kam immer wieder dieses "typisch männlich" oder "typisch weiblich" auf. Das machte mich stets ein wenig stutzig, denn ich weiß nicht so genau, was das eigentlich heißen soll. Ich liebe Schuhe (besonders, wenn sie Rot sind). Das ist wohl typisch weiblich. Ich liebe aber auch Waffen und das aus den selben Gründen aus denen ich Schuhe liebe: ich finde sie cool, es gibt viele unterschiedliche Modelle und Varianten davon (die ich am liebsten alle Sammeln und eindrucksvoll für alle meine Gäste sichtbar in meiner Wohnung präsentieren würde), sie geben mir ein tolles Gefühl und ich befasse mich auch wahnsinnig gerne mit der Geschichte dieser beiden Dinge ( einige finden das vielleicht langweilig, aber für mich ist die Geschichte des Schuhs genauso spannend wie die Geschichte der Waffen). Doch obwohl ich auf die Frage "Warum magst du das?" in beiden Fällen exakt die gleiche Antwort geben würde, scheint eine Waffenliebe trotzdem nicht mehr weiblich zu sein. Es kommt also gar nicht darauf an warum ich etwas mag, sondern was ich mag. Eine Tatsache mit der ich nicht so richtig zurecht kommen will.

Vielleicht liegt es an der "weltfremden" Art und Weise, auf die ich aufgewachsen bin, wie eine alte Lehrerin von mir immer gerne zu behaupten pflegte. Wenn ich besagte Lehrerin nämlich fragte, warum wir Mädchen im Sport tanzen müssen, während die Jungen Judo machen dürfen, bekam ich meistens nur ein plumpes "sowas ist halt nur für Jungen" als Antwort. Da sich kein neugieriges Kind mit einer solchen Antwort zufrieden gibt, folgte natürlich die Frage nach dem warum. Die Lehrerin erklärte mir dann, dass es eben Sachen gab, die nur für Mädchen waren und Sachen, die nur für Jungen waren. Da ich aber als Zehnjährige keinen Unterschied sah (außer den, dass die meisten Jungen kurze Haare hatten und die meisten Mädchen lange) hakte ich weiter nach. Ihre häufigste Antwort: "Das du den Unterschied nicht siehst, liegt sicher daran, dass deine Eltern dir sowas nie erklärt haben und dir ständig deine verträumten, weltfremden Willen gelassen haben." Ah ja. Mal abgesehen davon, dass diese Frau es sowieso am liebsten hatte, wenn sie auf meine "Versagereltern" rummeckern konnte, hatte ich bevor ich diese Lehrerin kannte noch kein einziges Mal gehört, dass ich weltfremd wäre. Irgendwann kam also der Punkt, an dem ich weiter nachfragte. Weltfremd? Was sollte das heißen? Antwort: "Na ständig deine Monstertrucks und dass du deine Puppen so komisch anmalst. Das machen gute Mädchen nicht. Deine Eltern hätten das unterbinden sollen. Genauso wie dein Bruder immer mit Puppen spielt. Der wird am Ende noch schwul. Aber was soll man bei euren Eltern erwarten. Da könnt ihr als Kinder ja nicht mal was dafür." Ja, die Frau war tatsächlich Lehrerin. Mein Bruder ist übrigens nicht schwul geworden. Er war es nie und wird es nie sein, auch wenn er im Bad wesentlich länger braucht als ich, weil er damit beschäftigt ist seine Augenbrauen zu zupfen und seine Muckies zu bewundern (und natürlich das coole Tattoo, mit dem er so "badass" wirkt - was für ein Egopush für den tollen Herren, aber meine "Ich-Läster-gerne-über-meinen-kleinen-Bruder"-Manier lässt mich abschweifen, also schnell zurück zum Thema).

Meine Eltern haben es also verkackt. Sie haben mir zwar erklärt worin der biologische Unterschied zwischen Mann und Frau besteht (und das von klein auf, da meine Mutter wusste, dass wir die Sache mit dem Storch nicht glauben würden -  bei den ganzen Störchen, die es sich bei uns in der Lausitz bequem machten, hätte sie ja ständig Schwanger sein müssen), aber anscheinend haben sie dabei völlig vergessen zu erwähnen, dass mit dem biologischen Geschlecht ganz bestimmte Verhaltensweisen verbunden sind an die wir uns gefälligst zu halten haben. Anstatt zu sagen: "Nein, das Ritterlego ist nur für Frank!" oder "Gib deinem Bruder kein Polly Pocket!" (damals waren die noch so schön klein mit ganzen Welten in einem einzigen Kettenanhänger), haben sie Dinge gesagt wie "Klar, spielt ruhig zusammen Cowboys" oder "Lass deinen Bruder auch ans Puppenhaus". Das da vor allem an unserer Schule bei einigen Leuten die Alarmglocken zu schrillen begannen haben sie dabei getrost ignoriert.

Für uns gab es also in der gesamten Kindheit (zumindest im Elternhaus) kein "typsich Mädchen" und kein "typisch Junge". Solche Unterschiede wurden in der Schule gemacht und in Familien von einigen Freunden, aber nicht von meinen Eltern. Was Mädchen machen konnten, das konnten auch Jungen machen und umgekehrt. Alles ganz leicht und unkompliziert. In der Mittelschule und mit einsetzen der Pupertät wurde die Sache schon schwierigier. Mein Bruder und ich lösten die in der Zeit auftretenden Probleme auf ganz unterschiedliche Weise: er wurde zum klassischen Mitläufer (was ich jetzt in keinster Weise böse oder abwertend meine -  er hat halt gesehen, was mit mir passiert ist und wollte nicht, dass ihm das selbe blüht, daher habe ich vollstes Verständnis für diesen Weg) und ich zum gemobbten Außenseiter, der sich weigerte den ganzen Blödsinn mitzumachen. Er passte sich an seine Rolle als "harter Kerl" und Weiberheld an und tat, was die "coolen Kids" so taten, während ich keinen Bock auf Make up und Popsternchen hatte und sexuelle Themen interessierten mich auch nicht. Hier bekamen wir beide den Sexismus unserer Gesellschaft das erste mal so richtig zu spüren. In der Grundschule war es noch ok, wenn mein Bruder mal weinte, hier wurde er dafür ausgelacht. An der Grundschule war es kein Problem, dass ich nicht wusste, was Kajal und Lidschatten sind, hier wurde ich deswegen ausgeschlossen. Wir sollten aufeinmal Rollenbilder erfüllen von denen wir in unserer (dank unserer liebevollen Eltern) behüteten, von solchen Dingen (fast) vollkommen freien Kinderwelt nichts gelernt hatten. Ich erfuhr damals, dass es "typisch Kerl" ist sich an jede ran zu machen und hart zu sein und das es "typsich Weib" ist sich aufzubretzeln und den Jungs schöne Augen zu machen. Und warum? Naja, darum halt. Das ist halt so, evolutionsbedingt. War schon immer so. Ist auch wichtig wegen Fortpflanzung. Wird immer so sein. Ah ja. Ist klar. Ich muss gestehen, dass ich in Biologie ne echte Null bin. Ihr könnt mir gerne mit Physik und Geschichte kommen, aber nicht mit Bio. Mir fehlen daher die nötigen Kenntnisse, um die Argumente Evolution und Fortpflanzung genauer zu betrachten, aber ich bin mir nicht wirklich sicher, ob letzteres in einer Zeit der Überbevölkerung (ja, ich finde 7,125 Milliarden Menschen [Stand: 2013] ein bischen viel für unseren kleinen Planeten) und vor allem in einer Zeit, in der Sex mehr zum Vergnügen als zur Fortpflanzung genutzt wird, ein wenig fehl am Platz. Fortpflanzung ist aus meiner Sicht daher kein gutes Argument für das Aufzwingen der Geschlechterrollen. Die Mutter muss auch nicht mehr so wie früher die Kinder hüten. Wir haben Kindergärten und Tagesmütter/väter, den Hort, (Ganztags)schulen usw.  Warum also das ganze? Ist es einfach noch zu sehr in unseren Köpfen verankert? Schlummern das "typisch Mann" und das "typisch Frau" in unseren Genen ohne, dass wir etwas dagegen tun können? Es fällt mir ein wenig schwer das zu glauben. Zumal ich nicht wirklich weiß, wieso der "typisch Frau"-Handtaschen-Fetisch oder das "typisch Frau"-Nägel-anmalen-und-wachsen-lassen in den Genen verankert sein sollte. Hängt das mit dem schick machen fürs Männchen zusammen? Wieso malen sich dann manche Frauen die Nägel an und lassen sich Krallen wachsen, obwohl viele Männer behaupten, dass sie dies unattraktiv finden? So wie ich das sehe, sind solche "typischen" Dinge doch eher von der Gesellschaft angenommene Vorurteile. Mag ja sein, dass es durch das biologische Geschlecht Tendenzen gibt oder in unserer DNA Tendenzen schlummern, aber daraus lässt sich doch keine feste Regel für den Charakter eines Menschen ziehen.

Der Charakter eines einzelnen, der eine hochkomplexe Angelegenheit darstellt, lässt sich nicht einfach in eine Schublade stecken (ganz gleich in welche). Ein Mensch ist nicht so oder so, nur weil er z.B. weiblich oder männlich ist. Da gibt es mehr, was ihn prägt, formt und ausmacht. Daher hatte ich immer Probleme mit dem "typisch so und so" (das bezieht sich ja nicht unbedingt nur auf das Geschlecht, sondern auch auf andere Dinge). Des Weiteren finde ich klassische Geschlechterrollen in einer Zeit in der man sein Geschlecht auch einfach ändern lassen kann (ok, ganz so einfach wird das ganze chirurgisch sicher nicht sein, aber die Möglichkeit ist da) und das natürliche Geschlecht auch nicht mehr viel mit dem "Gender", wie es so schön auf Neudeutsch heißt, zu tun hat, einfach überholt.

So, und jetzt habe ich viel mehr geschrieben als ich eigentlich vor hatte. Ursprünglich wollte ich nur das ein oder andere zum Thema passende Erlebnis teilen und ein paar persönliche Gedanken äußern und jetzt habe ich auf einmal diese Textwand vor mir. Liest das überhaupt einer? Nun, falls ja, dann sollte ich wohl langsam zum Schluss kommen, ein Fazit ziehen oder etwas in der Art.

Worauf ich eigentlich die ganze Zeit hinaus möchte ist, dass dieser "Geschlechterkampf", dieses "typisch Mann/Frau" nie richtig in meinen Kopf rein wollte, weil ich der Meinung bin, dass wir doch alle Menschen sind. Wir gehören zur selben Art. Eine Frau ist kein Alien von der Venus und der Mann kommt nicht vom Mars. Will ich eine Frau verstehen, dann muss ich sie kennen lernen und verstehen, was sie für ein Mensch ist, wie sie denkt und fühlt. Will ich einen Mann versthen, dann muss ich ihn kennen lernen und verstehen, was er für ein Mensch ist, wie er denkt und fühlt. Ich kann mich nicht einfach hinstellen und sagen "Oh, die/der ist sauer. Hat wohl ihre Tage/lange keine Olle mehr flach gelegt." oder "Oh, sie ist ne Frau/er ist ein Mann. Da schenke ich rosa Blumen und Schminkzeug/ nen Playboy und Whisky zum Geburtstag." So einfach ist es nun mal nicht. "Typisch Mann/Frau" gibt es (meiner Meinung nach) einfach nicht.