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Halloween oder Reformationstag ... Why not both? Feiertag, Halloween, Moderne, Persönliches, Reformationstag, Tradition

Autor:  T3Z

Immer wieder erlebe ich, dass sich am Reformationstag über Halloween bzw. dessen Amerikanische Version, die nach Deutschland rübergeschwappt ist, aufgeregt wird und jedes Mal frage ich mich: "Muss das denn sein?"

Ich verstehe die Halloweenkritiker sehr gut. Ich verstehe, dass der Reformationstag (besonders in den Bundesländern, von denen Teile früher zu Kursachsen gehörten) wichtig ist. Die Reformation gilt schließlich nicht grundlos als Sachsens große Stunde in der Weltgeschichte. Ich kann auch die Angst mancher nachvollziehen, die befürchten, dass der eigentliche Hintergrund unseres Feiertages neben all der Halloweenbegeisterung in Vergessenheit gerät. Was ich nicht verstehen kann, sind jedoch jene Leute, die der Jugend am liebsten den ganzen Halloweenspaß verbieten würden. Traditionen und Feiertage sind meiner Meinung nach wichtig und verteidigungswert, aber sie sollten nicht vollkommen steif und unveränderlich sein. Des Weiteren finde ich, dass doch absolut nichts dagegen spricht, wenn man zwei Dinge an einem Tag feiert.

Mein altes Heimatkaff, das ich leider nur selten positiv erwähnen kann, hat sich in dieser ganzen Debatte "Halloween v.s. Reformationstag" ausnahmsweise mal recht vorbildlich verhalten, wie ich finde. Daher möchte ich heute berichten, wie dieses kleine ländliche Kaff während meiner Kindheit diesen Tag gefeiert hat.

Frühs ging es in der Regel los mit frischen Reformationsbrötchen vom örtlichen Bäcker. Die Tischdecke war selbstverständlich rot. Anschließend gab es in der Kirche einen Gottesdienst, den wir alle besucht haben. Ich will an dieser Stelle anmerken, dass keiner von uns (weder meine Eltern, noch ich oder mein Bruder) Christ ist. Dennoch war es meinen Eltern wichtig, dass wir die historische Bedeutung dieses Tages ehren. Der Gottesdienst endete stets mit Luthers "Eine feste Burg ist unser Gott" (EG 362). Der Rest des Tages war dann ein stiller Tag der Besinnung und der Ruhe. Wer mochte, der konnte gegen Mittag erneut in die Kirche gehen, wo gemeinsam im kirchlichen Gemeindesaal gegessen, gesungen und nochmal an Luther und dessen Lehre erinnert wurde. Alles im allen ein stiller Feiertag, der dem Glauben gewidmet war - zumindest bis Sonnenuntergang. Mit Sonnenuntergang begannen die vom Kindergarten und vom Hort organisierten Nachtwanderungen, die Kostümparty in der örtlichen Kneipe, sowie die privaten Feiern. Familien, die für die Kinder Süßigkeiten besorgt hatten, stellten Kürbislaternen vor die Tür. Auf diese Weise wussten die Kinder, welche Haushalte nicht gestört werden wollten und bei welchen sie sorglos Klingeln konnten. In der Kirche selbst gab es einen Abendgottesdienst, um den Reformationstag ausklingen zu lassen und im kirchlichen Gemeindesaal anschließend ein Gruselbuffet für alle, die an Halloween teilhaben wollten.

Es muss also nicht immer gestritten werden und Neues und Altes können auch harmonisch nebeneinander existieren.