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Kleine Mäuserettung am Abend Anekdote, Katze, Maus, Persönliches

Autor:  T3Z

Heute Abend kann ich mal mit einer kleinen "Heldentat" prahlen. Zugegeben, es war keine dieser Heldentaten, bei der man sich in ein brenndes Haus stürzt, um das Nachbarsbaby zu retten oder bei der man unmengen an Geld in die Rettung der Welt investiert, aber immerhin: es ging um Leben und Tod! Es gab ein hilfloses Opfer und einen dicken "Schurken" gab es auch. Aber fangen wir am Anfang an.

Als ich heute nach einem langen Tag an der Uni (der bereits um 9 Uhr begonnen hatte, was bedeutet, dass ich um 7 aufstehen musste) nach Hause kam und die Tür zum Zwischenraum schloss, bemerkte ich nicht, dass ein kleiner Nager an mir vorbei gehuscht war (kleiner Anmerk: Wir haben einen Haupteingang, der in einen überdachten Zwischenraum führt, in welchem die Briefkästen hängen. Von diesem Raum führt eine weitere Tür in den Innenhof und nur von diesem Innenhof kommt man zu den einzelnen Wohnungen). Ich stand also im Innenhof vor der Tür, die vom Zwischenraum in den Innenhof führt. Plötzlich spürte ich, wie der dicke Nachbarskater schnurrend um meine Beine strich. Das Vieh sieht mich normalerweise nicht mal mit dem Arsch an. Mir war daher gleich klar, dass er irgendetwas wollte. Ich stellte meine Tasche ab, beugte mich zu ihm runter und schwupp rannte er auch schon zu der Tür hinter mir. Ich dachte in diesem Moment, dass er vielleicht zu dem Fenster im Erdgeschoss zurück wollte, aus dem er immer hüpft. Das war ja vom Innenhof aus nicht zu erreichen. Ich machte also die Tür auf und hörte auf einmal ein panisches Quieken. Ich hatte den Nager zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht richtig wahrgenommen, aber das Quieken war alarmierend genug. Ich schnappte mir ohne nachzudenken den Kater und verließ den Zwischenraum. Dieser fauchte mich nun böse an, machte aber keine Anstalten zu Kratzen. Daher habe ich ihn schnurstracks zu seinen Besitzern gebracht und behauptet, dass er sich im Keller rumgetrieben hätte (ich weiß, dass die Nachbarn mit seinen Beutetieren kein Mitleid haben und dass sie es nicht mögen, wenn er im Keller rumrennt. Sie würden ihn daher für den Rest der Nacht in der Wohnung lassen). Anschließend ging ich zurück zu dem Zwischenraum, um das arme Tierchen, das dort nun fest saß, rauszulassen. Jetzt erst sah ich, dass es sich um eine Maus handelte. Leider war es gar nicht so leicht, ihr begreiflich zu machen, dass die Gefahr jetzt vorbei war. Ohne es zu wollen, trieb ich das verängstigte Tier von einer Ecke in die andere, bis es endlich die offene Tür nach draußen bemerkte und im Unterholz verschwand. Ende gut, alles gut. Zumindest vorerst, denn wenn der Kater genauso tickt, wie meine alte Katze, dann wird er morgen früh den ganzen Hof nach dieser Maus absuchen. Also kleines Mäuschen, sieh zu, dass du ganz schnell vom Hof verschiwndest.

Und das war die Geschichte meiner kleinen Mäuserettung, die bei der Vielzahl von Katzen und Hunden (ja, auch die stürzen sich gerne mal auf Nagetiere) in unserer Nachbarschaft wahrscheinlich völlig sinnlos war. Dennoch hat diese Aktion mein heutiges Stimmungstief schlagartig vertrieben, sodass ich mich jetzt gut gelaunt über meinen Nudelauflauf hermachen kann. <3

"Uni oder Kindergarten?" "Eindeutig Uni. Im Kindergarten benehmen sie sich besser." Bildung, Frust, Persönliches, Uni, Universität

Autor:  T3Z

Ich mag meine Uni, ganz ehrlich. Ich mag auch das Studentenleben, sehr sogar, aber manche Sachen gehen mir echt gegen den Strich. Ich weiß nicht, wie es den anderen Studenten hier auf Mexx geht, aber ich persönlich habe im ersten Semester schon ein wenig Ehrfurcht empfunden. Die Universität ... das war für mich etwas ganz Besonderes und ein kleines bisschen empfinde ich das auch jetzt noch so. Umso enttäuschter war ich (und bin es auch jetzt noch) von einigen meiner Mitstudenten. Es ist einfach frustrierend zu sehen, wie sich angeblich gebildete Leute teilweise Verhalten.

Problem Nummer 1 - Der Mittagsfrust: Da steht man in der Mensa mit vollen Tablett und leeren Magen und versucht zusammen mit etlichen anderen hungrigen Leuten verzweifelt einen Sitzplatz zu finden, während an den Tischen quatschende Leute vor leeren Tellern sitzen. Im schlimmsten Fall hat man vielleicht zwanzig Minuten bis zur nächsten Vorlesung, sodass man schließlich aufgibt und sein Essen hastig im Stehen runterschlingt. Dabei müsste das nicht sein, wenn die Leute sich nur an eine simple Regel halten würden: Wenn man mit dem Essen fertig ist, dann macht man Platz für den nächsten. Quatschen kann man auf den zahlreichen Bänken außerhalb der Mensa.

Problem Nummer 2 - Mein Tisch, der Zeichenblock: Es gibt keinen Hörsaal und keinen Seminarraum, der von den Schmierfinken verschont wird. Es ist immer wieder herrlich, wenn man den Tisch herunterklappt und das erste, was einen anlächelt, mit Kuli gekritzelte Genitalien sind. Noch schöner ist es eigentlich nur, wenn die "Kunstwerke" ins Holz geritzt wurden. Yay! Das zeugt von einem wirklich hohen Niveau. Im Ernst: Muss das sein?

Problem Nummer 3 - Das Klo muss stinken, sonst findet man es nicht: Es ist nicht schwer zu spülen. Es ist auch nicht schwer das Klopapier in die Schüssel zu befördern. Es ist nicht schwer die Klobürste zu verwenden. Es ist nicht schwer Binden und Tampons in den Mülleimer zu werfen und es ist nicht schwer Papierhandtücher in den Müll zu tun und NICHT ins Waschbecken. Doch obwohl das alles nicht schwer ist, haben weibliche Studenten ein riesen Problem damit (ich denke mal, dass das bei den Herren der Schöpfung nicht anders ist, aber da ich das Herrenklo der Uni nie betreten habe, kann ich das natürlich nicht beurteilen. Der Geruch, der aus der Tür strömt, ist jedoch genauso ätzend wie bei den Damen). Ich frage mich, ob die Leute zu Hause auch so ein Chaos auf ihren Toiletten hinterlassen.

Problem Nummer 4 - Das ist mein Platz: Anfangs ein Problem, das ich nur bei den Seniorenstudenten beobachtet habe, aber seit einiger Zeit verwandeln sich auch immer mehr jüngere Leute in kleine Möchtegernsheldons und verteidigen eifrig "ihren Platz" im Hörsaal. Wie jetzt? Es gibt noch hundert andere Plätze zwischen denen ich wählen kann? Das wäre mir neu und überhaupt sitze ich da schon seit dem ersten Semester und bereits davor habe ich mir genau diesen Platz da im Vorfeld für jede Vorlesung, die ich in diesem Hörsaal haben werde, reserviert. Das geht ja mal gar nicht, dass du da jetzt sitzt.

Problem Nummer 5 - Nur ein lauter Protest, ist ein guter Protest: Und nur ein Protest, der richtig viele Mitstudenten bei ihren Seminaren und Vorlesungen stört, ist auch erfolgreich. Zumindest scheint die Fraktion von Studenten à la "zu viel Geld, zu viel Zeit und zu viel Faul, um in die Vorlesung zu gehen" fest davon überzeugt zu sein. Wie sonst lassen sich die lautstarken Protestaktionen mitten auf den Campus erklären, die von der Masse der Studenten kaum Unterstützung erfahren, absolut nichts bringen und 90% der Anwesenden einfach nur auf den Nerv gehen?

And last but not least: Problem Nummer 6 - Es gibt keinen besseren Chatroom als den Hörsaal: Ich weiß nicht wieso, aber Vorlesungen laden immer wieder zum Plaudern und Verabreden ein. Es ist völlig egal, wie interessant der Prof. die Vorlesung gestaltet. Irgendjemand findet es immer spannender, mit seinen Freunden Neuigkeiten auszutauschen oder den Abend zu verplanen. Das Problem dabei ist, dass man die Leute im ganzen Saal hört, auch wenn der Saal riesig ist und die Leute flüstern. So ist das nun mal, wenn man neben dem Prof. der einzige ist, der redet und ansonsten Stille herrscht. Daher Leute, wenn ihr unbedingt in der Vorlesung Neuigkeiten austauschen müsst, dann nehmt doch wenigstens die Smartphones und nutzt Fratzenbuch oder Shitter oder was gerade so in ist (aber bitte vorher Klingelton und Vibrationsalarm ausstellen. Danke!).

Ich könnte diese Liste noch um einige Dinge erweitern, aber ich denke, dass die Gründe für meine hin und wieder aufkommende Frustration an der Uni nun im Großen und Ganzen klar sein dürften.

Halloween oder Reformationstag ... Why not both? Feiertag, Halloween, Moderne, Persönliches, Reformationstag, Tradition

Autor:  T3Z

Immer wieder erlebe ich, dass sich am Reformationstag über Halloween bzw. dessen Amerikanische Version, die nach Deutschland rübergeschwappt ist, aufgeregt wird und jedes Mal frage ich mich: "Muss das denn sein?"

Ich verstehe die Halloweenkritiker sehr gut. Ich verstehe, dass der Reformationstag (besonders in den Bundesländern, von denen Teile früher zu Kursachsen gehörten) wichtig ist. Die Reformation gilt schließlich nicht grundlos als Sachsens große Stunde in der Weltgeschichte. Ich kann auch die Angst mancher nachvollziehen, die befürchten, dass der eigentliche Hintergrund unseres Feiertages neben all der Halloweenbegeisterung in Vergessenheit gerät. Was ich nicht verstehen kann, sind jedoch jene Leute, die der Jugend am liebsten den ganzen Halloweenspaß verbieten würden. Traditionen und Feiertage sind meiner Meinung nach wichtig und verteidigungswert, aber sie sollten nicht vollkommen steif und unveränderlich sein. Des Weiteren finde ich, dass doch absolut nichts dagegen spricht, wenn man zwei Dinge an einem Tag feiert.

Mein altes Heimatkaff, das ich leider nur selten positiv erwähnen kann, hat sich in dieser ganzen Debatte "Halloween v.s. Reformationstag" ausnahmsweise mal recht vorbildlich verhalten, wie ich finde. Daher möchte ich heute berichten, wie dieses kleine ländliche Kaff während meiner Kindheit diesen Tag gefeiert hat.

Frühs ging es in der Regel los mit frischen Reformationsbrötchen vom örtlichen Bäcker. Die Tischdecke war selbstverständlich rot. Anschließend gab es in der Kirche einen Gottesdienst, den wir alle besucht haben. Ich will an dieser Stelle anmerken, dass keiner von uns (weder meine Eltern, noch ich oder mein Bruder) Christ ist. Dennoch war es meinen Eltern wichtig, dass wir die historische Bedeutung dieses Tages ehren. Der Gottesdienst endete stets mit Luthers "Eine feste Burg ist unser Gott" (EG 362). Der Rest des Tages war dann ein stiller Tag der Besinnung und der Ruhe. Wer mochte, der konnte gegen Mittag erneut in die Kirche gehen, wo gemeinsam im kirchlichen Gemeindesaal gegessen, gesungen und nochmal an Luther und dessen Lehre erinnert wurde. Alles im allen ein stiller Feiertag, der dem Glauben gewidmet war - zumindest bis Sonnenuntergang. Mit Sonnenuntergang begannen die vom Kindergarten und vom Hort organisierten Nachtwanderungen, die Kostümparty in der örtlichen Kneipe, sowie die privaten Feiern. Familien, die für die Kinder Süßigkeiten besorgt hatten, stellten Kürbislaternen vor die Tür. Auf diese Weise wussten die Kinder, welche Haushalte nicht gestört werden wollten und bei welchen sie sorglos Klingeln konnten. In der Kirche selbst gab es einen Abendgottesdienst, um den Reformationstag ausklingen zu lassen und im kirchlichen Gemeindesaal anschließend ein Gruselbuffet für alle, die an Halloween teilhaben wollten.

Es muss also nicht immer gestritten werden und Neues und Altes können auch harmonisch nebeneinander existieren.

"Wo ist der Unterschied?" Deutschland, Meinung, Persönliches, Schweiz, Vorurteile

Autor:  T3Z

Seit einer Weile schon gibt mir eine polnische Studentin (Ewa) via Skype Nachhilfeunterricht in Polnisch, während ich ihr beim Auffrischen ihrer Deutschkenntnisse helfe. Vor Kurzem hat sich dann eine Schweizerin dazu gesellt, deren Namen ich leider nicht schreiben kann (der ist französisch und damit hab ich es nicht so).

Wie das nun immer oder sagen wir fast immer so ist, wenn Deutsche und Schweizer sich treffen, begannen auch wir nach einer Weile uns gegenseitig ein wenig zu sticheln. Das war nichts Ernstes. Nur das übliche Aufziehen und Stänkern. Schließlich muss man den Käsefressern/den Wurstfressern ja irgendwie verständlich machen, dass alle Sympathie und Freundschaft nichts daran ändern, dass man schlichtweg besser und toller ist. Was wir leider nicht bemerkten war, wie sehr wir Ewa damit auf die Nerven gingen.

Bei unserer letzten Skyperunde platzte ihr dan endgültig der Knoten. Sie hielt uns eine saftige Standpauke darüber, dass wir uns doch gefälligst auf die Vokabeln, die wir schon wieder völlig flasch betont hätten, konzentrieren sollten.  Nachdem sie sich einigermaßen beruhigt hatte, merkte sie an, dass sie dieses ganze "Schweizer vs Deutsche"-Gelaber eh nicht verstehen könne. "Wo ist der Unterschied? Ihr seid doch eh eine Matsche"  (nicht ganz ihre Worte, sondern eine sinngemäße Übersetzung aus dem Polnischen).

Diese Aussage ging natürlich gar nicht. Angestrengt versuchten wir also zu erklären, dass wir total unterschiedlich seien und das man uns doch nicht einfach in einen Topf stecken könne. Sie ließ uns selbstverständlich nicht lange gewähren und erklärte folgendes (wieder eine sinngemäße Übersetzung ihrer auf Polnisch, Deutsch und Englisch gehaltenen Ansprache):

"Die Deutschen sind Arrogant, die Schweizer sind Arrogant. Die Deutschen stehen wie bekloppt auf Hunde, die Schweizer stehen wie bekloppt auf Hunde. Die Deutschen sind immer so scheiße nervig Überpünktlich, die Schweizer auch. Wisst ihr eigentlich, wie das nervt, wenn ihr immer schon zehn Minuten vor der verabredeten Zeit bei Skype on seid? Da bekomme ich immer ein schlechtes Gewissen, dass ihr warten musstet. Seid pünktlich, aber nicht überpünktlich. Das nervt! Dann die Deutschen stehen auf Waffen und die Schweizer stehen auf Waffen. Die Deutschen futtern dauernd Schokolade, die Schweizer futtern dauernd Schokolade [...] [das ging noch etwa fünf Minuten so weiter] [...] Wo also ist der Unterschied?"

Im Übrigen war meine Lieblingsaussage folgende (vor allem weil eine andere schweizer Freundin das vor kurzen auf Twitter zur Sprache brachte): "Die Deutschen wissen nicht, was echte Arbeit ist und rennen bei jeder Scheiße zum Artzt und mimimimi und die Schweizer genauso. Alles Weicheier."

Mir war bereits nach meinem ersten Schweizurlaub aufgefallen, dass sich Schweizer und Deutsche gegenseitig genau das Gleiche vorwerfen. Die Deutschen behaupten, die Schweizer wären arrogant/komisch/arbeitsscheu/etc. et vice versa.  Allerdings wollte mir diese Gemeinsamkeiten kein Schweizer/Deutscher abnehmen. Jetzt wurde meine Beobachtung bestätigt, wobei Ewa im Gegensatz zu mir noch einen Schritt weiter ging und nicht nur gemeinsame Vorwürfe, sondern eine generelle Gemeinsamkeit feststellte. 

Für unsere polnischen Freunde sind wir also eine Matsche. Witzigerweise scheint man die Österreicher nicht in diese Matsche zu packen, denn als ich Ewa danach fragte, verstand sie nicht ganz, was die jetzt damit zu tun hätten. Sie seien gemütlich und unkompliziert, manchmal lahmarschig, aber immer stressfrei und hätten somit nichts mit uns dauermotzenden, arroganten und vom Leben deutlich zu stark verwöhnten Deutschen und Schweizern gemeinsam außer die Sprache.

Typisch männlich, typisch weiblich? Feminismus, Gesellschaft, Meinung, Persönliches, Sexismus, Typisch Frau, Typisch Mann

Autor:  T3Z

Da ich dazu in letzter Zeit öfter etwas lese und das Thema erneut super aktuell zu sein scheint, warum auch immer (ist irgendwas passiert, das ich als Fernseh- und Zeitungsboykottierer verpasst habe?), wollte ich mal ein paar persönliche Erfahrungen und Gedanken dazu niederschreiben.  Das alles ist natürlich rein subjektiv und die aus meinen eigenen ganz individuellen Erfahrungen gezogenen Schlussfolgerungen beanspruchen in keinster Weise eine allgemeingültige Wahrheit zu sein. Ich bin auch gerne bereit ein wenig darüber zu diskutieren, solange alles in einen gewissen Rahmen bleibt (super ausführliche Diskussionen sind im Moment leider aus Zeitgründen nicht drin - es sei denn es macht euch nichts aus ewig lange auf eine Antwort zu warten).

Nun aber zum eigentlichen Thema: Ich wurde in meinem Umfeld in den letzten Wochen wieder sehr oft mit der Sexismus- und Feminismusdebatte konfrontiert und habe auch hier auf Mexx einige Einträge dazu gelesen. Dabei kam immer wieder dieses "typisch männlich" oder "typisch weiblich" auf. Das machte mich stets ein wenig stutzig, denn ich weiß nicht so genau, was das eigentlich heißen soll. Ich liebe Schuhe (besonders, wenn sie Rot sind). Das ist wohl typisch weiblich. Ich liebe aber auch Waffen und das aus den selben Gründen aus denen ich Schuhe liebe: ich finde sie cool, es gibt viele unterschiedliche Modelle und Varianten davon (die ich am liebsten alle Sammeln und eindrucksvoll für alle meine Gäste sichtbar in meiner Wohnung präsentieren würde), sie geben mir ein tolles Gefühl und ich befasse mich auch wahnsinnig gerne mit der Geschichte dieser beiden Dinge ( einige finden das vielleicht langweilig, aber für mich ist die Geschichte des Schuhs genauso spannend wie die Geschichte der Waffen). Doch obwohl ich auf die Frage "Warum magst du das?" in beiden Fällen exakt die gleiche Antwort geben würde, scheint eine Waffenliebe trotzdem nicht mehr weiblich zu sein. Es kommt also gar nicht darauf an warum ich etwas mag, sondern was ich mag. Eine Tatsache mit der ich nicht so richtig zurecht kommen will.

Vielleicht liegt es an der "weltfremden" Art und Weise, auf die ich aufgewachsen bin, wie eine alte Lehrerin von mir immer gerne zu behaupten pflegte. Wenn ich besagte Lehrerin nämlich fragte, warum wir Mädchen im Sport tanzen müssen, während die Jungen Judo machen dürfen, bekam ich meistens nur ein plumpes "sowas ist halt nur für Jungen" als Antwort. Da sich kein neugieriges Kind mit einer solchen Antwort zufrieden gibt, folgte natürlich die Frage nach dem warum. Die Lehrerin erklärte mir dann, dass es eben Sachen gab, die nur für Mädchen waren und Sachen, die nur für Jungen waren. Da ich aber als Zehnjährige keinen Unterschied sah (außer den, dass die meisten Jungen kurze Haare hatten und die meisten Mädchen lange) hakte ich weiter nach. Ihre häufigste Antwort: "Das du den Unterschied nicht siehst, liegt sicher daran, dass deine Eltern dir sowas nie erklärt haben und dir ständig deine verträumten, weltfremden Willen gelassen haben." Ah ja. Mal abgesehen davon, dass diese Frau es sowieso am liebsten hatte, wenn sie auf meine "Versagereltern" rummeckern konnte, hatte ich bevor ich diese Lehrerin kannte noch kein einziges Mal gehört, dass ich weltfremd wäre. Irgendwann kam also der Punkt, an dem ich weiter nachfragte. Weltfremd? Was sollte das heißen? Antwort: "Na ständig deine Monstertrucks und dass du deine Puppen so komisch anmalst. Das machen gute Mädchen nicht. Deine Eltern hätten das unterbinden sollen. Genauso wie dein Bruder immer mit Puppen spielt. Der wird am Ende noch schwul. Aber was soll man bei euren Eltern erwarten. Da könnt ihr als Kinder ja nicht mal was dafür." Ja, die Frau war tatsächlich Lehrerin. Mein Bruder ist übrigens nicht schwul geworden. Er war es nie und wird es nie sein, auch wenn er im Bad wesentlich länger braucht als ich, weil er damit beschäftigt ist seine Augenbrauen zu zupfen und seine Muckies zu bewundern (und natürlich das coole Tattoo, mit dem er so "badass" wirkt - was für ein Egopush für den tollen Herren, aber meine "Ich-Läster-gerne-über-meinen-kleinen-Bruder"-Manier lässt mich abschweifen, also schnell zurück zum Thema).

Meine Eltern haben es also verkackt. Sie haben mir zwar erklärt worin der biologische Unterschied zwischen Mann und Frau besteht (und das von klein auf, da meine Mutter wusste, dass wir die Sache mit dem Storch nicht glauben würden -  bei den ganzen Störchen, die es sich bei uns in der Lausitz bequem machten, hätte sie ja ständig Schwanger sein müssen), aber anscheinend haben sie dabei völlig vergessen zu erwähnen, dass mit dem biologischen Geschlecht ganz bestimmte Verhaltensweisen verbunden sind an die wir uns gefälligst zu halten haben. Anstatt zu sagen: "Nein, das Ritterlego ist nur für Frank!" oder "Gib deinem Bruder kein Polly Pocket!" (damals waren die noch so schön klein mit ganzen Welten in einem einzigen Kettenanhänger), haben sie Dinge gesagt wie "Klar, spielt ruhig zusammen Cowboys" oder "Lass deinen Bruder auch ans Puppenhaus". Das da vor allem an unserer Schule bei einigen Leuten die Alarmglocken zu schrillen begannen haben sie dabei getrost ignoriert.

Für uns gab es also in der gesamten Kindheit (zumindest im Elternhaus) kein "typsich Mädchen" und kein "typisch Junge". Solche Unterschiede wurden in der Schule gemacht und in Familien von einigen Freunden, aber nicht von meinen Eltern. Was Mädchen machen konnten, das konnten auch Jungen machen und umgekehrt. Alles ganz leicht und unkompliziert. In der Mittelschule und mit einsetzen der Pupertät wurde die Sache schon schwierigier. Mein Bruder und ich lösten die in der Zeit auftretenden Probleme auf ganz unterschiedliche Weise: er wurde zum klassischen Mitläufer (was ich jetzt in keinster Weise böse oder abwertend meine -  er hat halt gesehen, was mit mir passiert ist und wollte nicht, dass ihm das selbe blüht, daher habe ich vollstes Verständnis für diesen Weg) und ich zum gemobbten Außenseiter, der sich weigerte den ganzen Blödsinn mitzumachen. Er passte sich an seine Rolle als "harter Kerl" und Weiberheld an und tat, was die "coolen Kids" so taten, während ich keinen Bock auf Make up und Popsternchen hatte und sexuelle Themen interessierten mich auch nicht. Hier bekamen wir beide den Sexismus unserer Gesellschaft das erste mal so richtig zu spüren. In der Grundschule war es noch ok, wenn mein Bruder mal weinte, hier wurde er dafür ausgelacht. An der Grundschule war es kein Problem, dass ich nicht wusste, was Kajal und Lidschatten sind, hier wurde ich deswegen ausgeschlossen. Wir sollten aufeinmal Rollenbilder erfüllen von denen wir in unserer (dank unserer liebevollen Eltern) behüteten, von solchen Dingen (fast) vollkommen freien Kinderwelt nichts gelernt hatten. Ich erfuhr damals, dass es "typisch Kerl" ist sich an jede ran zu machen und hart zu sein und das es "typsich Weib" ist sich aufzubretzeln und den Jungs schöne Augen zu machen. Und warum? Naja, darum halt. Das ist halt so, evolutionsbedingt. War schon immer so. Ist auch wichtig wegen Fortpflanzung. Wird immer so sein. Ah ja. Ist klar. Ich muss gestehen, dass ich in Biologie ne echte Null bin. Ihr könnt mir gerne mit Physik und Geschichte kommen, aber nicht mit Bio. Mir fehlen daher die nötigen Kenntnisse, um die Argumente Evolution und Fortpflanzung genauer zu betrachten, aber ich bin mir nicht wirklich sicher, ob letzteres in einer Zeit der Überbevölkerung (ja, ich finde 7,125 Milliarden Menschen [Stand: 2013] ein bischen viel für unseren kleinen Planeten) und vor allem in einer Zeit, in der Sex mehr zum Vergnügen als zur Fortpflanzung genutzt wird, ein wenig fehl am Platz. Fortpflanzung ist aus meiner Sicht daher kein gutes Argument für das Aufzwingen der Geschlechterrollen. Die Mutter muss auch nicht mehr so wie früher die Kinder hüten. Wir haben Kindergärten und Tagesmütter/väter, den Hort, (Ganztags)schulen usw.  Warum also das ganze? Ist es einfach noch zu sehr in unseren Köpfen verankert? Schlummern das "typisch Mann" und das "typisch Frau" in unseren Genen ohne, dass wir etwas dagegen tun können? Es fällt mir ein wenig schwer das zu glauben. Zumal ich nicht wirklich weiß, wieso der "typisch Frau"-Handtaschen-Fetisch oder das "typisch Frau"-Nägel-anmalen-und-wachsen-lassen in den Genen verankert sein sollte. Hängt das mit dem schick machen fürs Männchen zusammen? Wieso malen sich dann manche Frauen die Nägel an und lassen sich Krallen wachsen, obwohl viele Männer behaupten, dass sie dies unattraktiv finden? So wie ich das sehe, sind solche "typischen" Dinge doch eher von der Gesellschaft angenommene Vorurteile. Mag ja sein, dass es durch das biologische Geschlecht Tendenzen gibt oder in unserer DNA Tendenzen schlummern, aber daraus lässt sich doch keine feste Regel für den Charakter eines Menschen ziehen.

Der Charakter eines einzelnen, der eine hochkomplexe Angelegenheit darstellt, lässt sich nicht einfach in eine Schublade stecken (ganz gleich in welche). Ein Mensch ist nicht so oder so, nur weil er z.B. weiblich oder männlich ist. Da gibt es mehr, was ihn prägt, formt und ausmacht. Daher hatte ich immer Probleme mit dem "typisch so und so" (das bezieht sich ja nicht unbedingt nur auf das Geschlecht, sondern auch auf andere Dinge). Des Weiteren finde ich klassische Geschlechterrollen in einer Zeit in der man sein Geschlecht auch einfach ändern lassen kann (ok, ganz so einfach wird das ganze chirurgisch sicher nicht sein, aber die Möglichkeit ist da) und das natürliche Geschlecht auch nicht mehr viel mit dem "Gender", wie es so schön auf Neudeutsch heißt, zu tun hat, einfach überholt.

So, und jetzt habe ich viel mehr geschrieben als ich eigentlich vor hatte. Ursprünglich wollte ich nur das ein oder andere zum Thema passende Erlebnis teilen und ein paar persönliche Gedanken äußern und jetzt habe ich auf einmal diese Textwand vor mir. Liest das überhaupt einer? Nun, falls ja, dann sollte ich wohl langsam zum Schluss kommen, ein Fazit ziehen oder etwas in der Art.

Worauf ich eigentlich die ganze Zeit hinaus möchte ist, dass dieser "Geschlechterkampf", dieses "typisch Mann/Frau" nie richtig in meinen Kopf rein wollte, weil ich der Meinung bin, dass wir doch alle Menschen sind. Wir gehören zur selben Art. Eine Frau ist kein Alien von der Venus und der Mann kommt nicht vom Mars. Will ich eine Frau verstehen, dann muss ich sie kennen lernen und verstehen, was sie für ein Mensch ist, wie sie denkt und fühlt. Will ich einen Mann versthen, dann muss ich ihn kennen lernen und verstehen, was er für ein Mensch ist, wie er denkt und fühlt. Ich kann mich nicht einfach hinstellen und sagen "Oh, die/der ist sauer. Hat wohl ihre Tage/lange keine Olle mehr flach gelegt." oder "Oh, sie ist ne Frau/er ist ein Mann. Da schenke ich rosa Blumen und Schminkzeug/ nen Playboy und Whisky zum Geburtstag." So einfach ist es nun mal nicht. "Typisch Mann/Frau" gibt es (meiner Meinung nach) einfach nicht.