Zum Inhalt der Seite

Der Mann ohne Vergangenheit

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Freut mich, dass ihr Naraku vermisst....Aber der Berater interessiert sich herzlich wenig für Inu Yasha und dessen Lehrer udn es dauert noch ein wenig, ehe er einen, dafür größeren, Auftritt hat.
Wenden wir uns jetzt einmal Tantei udn seinen beiden Aufträgen zu... Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Ein kleiner Flohgeist eilte die Flure des mittelalterlich anmutenden Schlosses entlang, vorbei an Audienzsuchern und Wachen, von denen ihn nur letztere wirklich zur Kenntnis nahmen. Vor einer Tür blieb er stehen: „Befehl des Herrn,“ keuchte er und einer der Dämonen, die rechts und links mit Schwertern bewaffnet neben der Tür standen, schob diese beiseite.

Der kleine Floh sprang in das Arbeitszimmer, wo auf dem erhöhten Podest ein Mann in altmodischer Kleidung kniete, in weißer Hose und weiß-blauem Oberteil. Er hatte die weißen, langen Haare zu einem Zopf nach hinten gebunden und zeigte seine spitzen Ohren. Gemeinsam mit den goldenen Augen, die sich nun von dem Brief, den er las, auf den Floh richteten, bewies das nur zu deutlich, dass er ein Hundedämon war, genauer, der Anführer der Hundedämonen, der Inu no Taishou. Den militärischen Titel hatte er seit den letzten Kriegstagen behalten, auch, wenn er sich heute nur Fürst titulieren ließ.

Der Neuankömmling verbeugte sich, alle vier Arme verschränkt.

„Nun, Myouga?“

Der Angesprochene richtete sich auf, seit Jahrhunderten höfisch erfahren, zumal mit seinem Herrn: „Ich kann Ihnen diverse Zwischenberichte abliefern, oyakata-sama, aber sie sind noch nicht vollständig. Bei dem Einen oder Anderen gestaltet sich die ausführliche, ja, vollständige, Suche ein wenig...schwierig.“

Der Fürst legte das Papier beiseite und musterte den kleinen Flohgeist.

Diesem brach sichtlich der Schweiß aus, aber er beteuerte: „Die Leute geben sich wirklich Mühe, oyakata-sama.“

„Ich bezahle meine Agenten nicht für einfache Dinge.“

„Natürlich nicht.“

„Myouga, der Große Krieg kostete viel Blut, das von Dämonen und das von Menschen. Ist es wirklich notwendig dich darauf aufmerksam zu machen, dass ich nicht wünsche, dass sich das nach meinem Tod wiederholt?“

„Dessen bin ich mir im Klaren, oyakata-sama.“ Wer, wenn nicht er, wusste um die Tragik, dass der Mann, der den Frieden gebracht hatte, selbst keinen Nachfolger besaß? Sein Erstgeborener war im Wahnsinn von der eigenen Mutter ermordet worden, der zweite Sohn nur ein Halbblut, dessen Mutter eine Menschenfrau war – des Erbes unfähig. Kein Dämon würde Inu Yasha akzeptieren, der denn auch abseits aufwuchs. Um einen würdigen Nachfolger zu finden hatte der Fürst seinen Geheimdienst beauftragt, unter allen mächtigen Dämonen, zumal seinen Beratern, nach deren Lebensläufen und auch Schwächen zu suchen. „Ich.....“ Er brach ab. Auch, wenn er zu den längsten und vertrautesten Dienern gehörte, sich vieles in der Moderne geändert hatte, so schickte es sich doch immer noch nicht seinem Herrn Vorschläge zu machen.

Der Inu no Taishou legte die Hände auf seine Oberschenkel. Er mochte die alte Kleidung, trug sie auch auf Empfängen hier bei Hofe und es galt als ungeschriebenes Gesetz, dass man als Gast oder zu einer Audienz ebenfalls in Kimono oder dieser Garderobe erschien. Nur zu geschäftlichen Zwecken außerhalb trug er schwarzen Anzug und Krawatte. Er empfand dies stets als unbequem, aber es war eben heutzutage üblich. Er hatte sich an vieles gewöhnt in den letzten Jahrhunderten. „Sag deine Meinung.“

„Danke, oyakata-sama.“ Myouga hüpfte etwas näher und sprang dann ohne weiteres auf die Knie des Fürsten, damit von außen sicher niemand mehr zuhören konnte. Mit dieser Aufforderung des Inu no Taishou war das Gespräch soweit privat geworden, dass er dies wagen durfte. „Unter den mächtigen Dämonen, gerade auch Ihren Beratern, gibt es bestimmt einige, die ihre Schwachstellen sehr geschickt verborgen haben, zumal auch, wenn sie im Krieg nicht gerade auf Ihrer Seite waren. Es ist überaus schwierig, mit...offiziellen Methoden dorthin zu gelangen, zumal sie sicher damit rechnen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Sie nach einem Thronfolger suchen.“

„Mit offiziellen Methoden ist es schwierig,“ wiederholte der Inu no Taishou den wesentlichen Punkt. „Was schlägst du also vor?“

„Es gibt da einen Mann, der sich Tantei nennt, Ermittler, obwohl er wohl eher als Informationsbeschaffer zu bezeichnen wäre. Er hat eine Agentur und gilt als der Beste der Branche.“

„Legal?“ fragte der Fürst prompt.

Myouga zuckte die Schultern und hob entschuldigend zwei seiner vier Hände: „Sagen wir, die Polizei konnte ihm nie etwas anhaben. Und ich bin ganz sicher, dass er niemals Dinge unseres Geheimdienstes ausspionierte.“

War das glaubhaft? Aber er war gewohnt, erst zu entscheiden, wenn er alle Fakten besaß: „Weiter.“

„Er ist recht jung, vielleicht um die vierhundert Jahre alt....“ Das entsprach unter Menschen zwanzig, also hatte er gewiss den letzten Krieg nicht miterlebt: „....durchaus gut aussehend, sagten mir Frauen, ein Hundedämon ohne weitere Herkunft, vermutlich stammt er aus Akumu.“ Das war das Viertel der Stadt, in dem sich alle Dämonen sammelten, die weder das freie Leben in den Wäldern wollten, noch mit Menschen etwas zu tun haben wollten – von denen sich auch wohlweislich keiner dort hin wagte. Das war zu gefährliches, raues Pflaster. Der Fürst überließ die Dämonen dort sich selbst, solange sie ihre Streitigkeiten untereinander regelten und sich nicht in die zivilisierteren Stadtviertel wagten. Dort, aus dem nicht ungefähr „Albtraum“ genannten Viertel, herauszukommen, war jedoch schwer. „Er scheint aber eine recht vernünftige Ausbildung genossen zu haben, ich hatte mit ihm einmal zu tun. Kühl, sachlich, durchaus kein Schläger. Sein wahrer Name ist unbekannt. Wenn man ihn erreichen will, geht das nur über ein Handy, das er zehn Minuten lang abends an hat – und das gespiegelt wird.“

„Gespiegelt.“

„Verzeihen Sie. Wenn man versucht es zu orten, landet man überall, im Meer oder hier im Schloss, aber man findet ihn nicht, zumal in dieser kurzen Zeit.“

„Ein vorsichtiger Mann.- Du hast ihn erreicht.“

„Ja, einmal. Ich würde vorschlagen, dass Sie ihn für gewisse Überprüfungen engagieren. Er ist teuer, aber er ist sicher der Beste. Ich vermute, und das ist wirklich nur eine Vermutung, oyakata-sama, dass er einen geschickten Hacker bei sich hat und gute Kontakte nach Akumu und zu allerlei Dämonen in der Stadt.“

„Hacker sind doch immer Menschen. Kaum einer von uns mag diese Kästen, so nützlich sie auch sind.“

„Das ist wahr.“

„Gib mir eine Liste mit den Dämonen, bei denen mein sonst so nützlicher Informationsdienst nicht weiterkommt. Ich werde mir einen davon aussuchen. Und du suchst Kontakt zu diesem Tantei. Wenn er so fähig ist, wie du sagst, soll mir der Preis gleich sein. Das brauchst du ihm gegenüber natürlich nicht zu erwähnen.“

„Natürlich nicht, oyakata-sama.“ Myouga sprang zurück auf seinen Platz, denn der private Teil des Gespräches war vorbei: „Wann wünschen Sie die Liste?“

„Morgen früh. - Ich gehe später zu Inu Yasha.“

„Natürlich, oyakata-sama. Heute ist der Todestag....“ Das sprach der kleine Flohgeist lieber nicht aus. Der Inu no Taishou hing noch immer an der schönen Menschenfrau, die ihm diesen, nun seinen einzigen, Sohn geschenkt hatte, und die viel zu früh hatte sterben müssen. Sowohl Izayoi als auch ihr Sohn hatten in einem Haus abseits des Schlosses, wenn auch noch auf dem Gelände, ihr Zuhause gefunden, beide nicht anerkannt von der dämonischen Gesellschaft, aber den Fürsten glücklich machend. Gerade nach der schrecklichen Tragödie seiner ersten Ehe und dem grässlichen Ende seines ersten Sohnes hatte das dem Herrn sehr gut getan. Von dem Kleinen, wie hatte er geheißen, Sesshoumaru, hatte man keine Spuren mehr gefunden und man nahm allgemein an, dass seine Mutter, die in ihrem Wahn immer wieder von ihm und zerreißen gesprochen hatte, auch verrückt genug gewesen war ihn aufzufressen. Wahrlich, ein schweres Schicksal für den armen Herrn. Myouga hatte für einen Augenblick damals vermutet, auch der würde verrückt werden, aber er hatte sich dann doch gefangen. Der Flohgeist verneigte sich. Es war mehr als unhöflich ohne Verabschiedung zu gehen.

Die kam auch prompt: „Du darfst gehen, Myouga. Und, mit der Liste möchte ich auch, dass du ein Treffen mit diesem Tantei in vier Tagen hast.“

„Ja, oyakata-sama.“ Hoffentlich würde das gelingen. Dieser Kerl war schwer zu erreichen. Und wenn die Handynummer nicht mehr stimmen sollte....nein, soweit wollte Myouga gar nicht denken. Der Inu no Taishou mochte manchmal nachsichtig wirken – bei Versagen war er es nie.

Sesshoumaru

There´s something in his eyes, something in his hands

You can almost smell his revenge

And whoever he is after

It will be disaster

This man is gonna take him to the very end
 

Chris de Burgh: The Traveller
 

Der junge weißhaarige Hundedämon im dunklen Anzug hörte kaum zu als die menschliche Hausverwalterin ihm den Schlüssel für sein neues Büro überreichte und ihm alles Gute zum Einzug wünschte. Erst, als sie verschwunden war, sah er sich kurz um. Es waren nur zwei Räume, ein Vorzimmer und das eigentliche Büro, klein, aber darauf kam es ihm nicht an. Mehr hätte er sich sowieso nicht leisten können – und hierfür war schon fast ein Jahrhundert Arbeit notwendig gewesen. Es war die Lage, die ihn so gereizt hatte, und er trat an das Fenster des Büros. Von hier, einem der Wolkenkratzer des Wirtschaftszentrums der Stadt, hatte man einen Blick auf die Häuser der reichen und mächtigen Menschen und Dämonen, Villen, umgeben von Gärten, ja, Parks. Wenn man genau hinsah konnte man in der Mitte das Fürstenschloss erkennen. Für einen Jungen aus Akumu hatte er es wahrlich weit gebracht.

Ein Hüsteln ließ ihn sich umdrehen. Hinter ihm standen seine beiden Mitarbeiter, ein kleiner Krötendämon namens Jaken und ein dunkelhaariges Menschenmädchen von höchstens sechzehn Jahren, Rin.

„Kann ich die Möbel kommen lassen, Sesshoumaru-sama?“ erkundigte sich Jaken.

„Ja. - Rin?“

„Keine Probleme. Ich kann den Laptop anschalten.“ Sie lächelte. Als Tochter eines EDV-Spezialisten war sie mit Computern buchstäblich groß geworden – bis sich ihr Vater mit den Falschen angelegt hatte.

Sesshoumaru, diesem Menschen verpflichtet, hatte das traumatisierte Mädchen aus dem brennenden Haus geholt und sie mit sich genommen. Ihr Talent erwies sich gerade in seiner Branche als Gold wert und er hatte, neben ihrem immer fröhlichen Wesen, einen zweiten guten Grund gehabt, sie bei sich zu behalten. Offiziell galt sie als tot. Jetzt nickte er nur: „Erledigt alles, bis ich zurückkomme.“

Er verschwand, und die Beiden, die an seine schweigsame Art gewöhnt waren, machten sich an die Arbeit.
 

Langsam spazierte er durch das wohlhabendste Viertel der Stadt. Bei manchen Häusern entdeckte er auch menschliche Wachen, aber zumeist Dämonen. Als ob es eine Bande aus Akumu wagen würde, durch die halbe Stadt zu marschieren und hier einzubrechen. Die fürstliche Polizei war auf Draht.

Sein Ziel war allerdings ein Mann gegen den „auf Draht sein“ nichts half. Sein lebenslanges Ziel.
 

Er hatte wenige Erinnerungen an seine Kindheit, das Haus, in dem er mit seiner Mutter gewohnt hatte, aber es war überaus groß gewesen, so, wie die Anwesen hier. Ab und an war auch sein Vater vorbeigekommen. Er entsann sich nicht wie seine Eltern ausgesehen hatten, aber sie mussten Hundedämonen gewesen sein, ihm ähnlich. Und dann, er war kaum so alt gewesen, dass er nach menschlichem Recht zur Schule hätte gehen müssen, war die Katastrophe passiert.

Er hatte in einem Moment noch in seinem Zimmer gesessen, dann war jemand gekommen, der ihm erzählt hatte, seine Mutter sei gestorben und sein Vater wolle ihn daher auch nicht mehr. Der ihm Unbekannte hatte ihn mit einem Auto weggefahren. Er war zu jung und zu verstört gewesen, um zu erkennen, wohin oder wie lange sie fuhren. In Akumu hatte ihn der Fremde dann aus dem Auto gestoßen und war weggefahren, den kleinen Hundedämonen allein in einer der gefährlichsten Gegenden des Landes lassend.

Die nächsten Tage waren voller Einsamkeit und Schrecken gewesen, bis er gelernt hatte, aus Hunger und Verzweiflung, wie er sich gegen andere Dämonen, größere Jungen, Männer durchsetzen konnte – und vor allem, dass er es konnte. Er war stark, schon für sein Alter. Fast zwei Monate, oder waren es mehr gewesen, hatte er sich so durchgekämpft, ehe er auf Jaken und seine Bande traf, sie bat, ihn, Sesshoumaru nach Hause zu bringen, ohne freilich zu wissen wo, wie, wer. Er hatte nur Erinnerungen – und einen Namen.

In Akumu hatte auch niemand gewusst, woher er kam, ob aus der Stadt oder auch überhaupt nur dem westlichen Fürstentum. Sie hatten nie zuvor einen Hundedämon lebendig gesehen – und kein Interesse an dem Leben außerhalb. Jaken hatte dann mit ihm einen Handel gemacht: sie beschützten ihn und er sie. Das hatte sich als das Beste herausgestellt, was ihm passieren hätte können. Die kleinen Kröten waren nicht sonderlich stark, aber sie hatten ein gutes Spionagenetz aufgebaut, verkauften Informationen an die anderen Gangs. Er hatte viel gelernt und eines Tages hatte ihn Jaken dann auch zu ein paar alten Freunden geschickt, die ihm wieder Benehmen beibrachten, Wissen – und Kampftechniken.

Zum ersten Mal hatte er damals begriffen, was ihm genommen worden war. Und, dass, gleich ob sein Vater oder der Unbekannte hinter allem steckten, sie ihn tot sehen wollten, sie aber wohl nicht die Courage hatten das selbst zu tun. So hatten sie ihn in Akumu ausgesetzt, in der sicheren Überzeugung, dass es kein Kind dort lange machen würde. Sein Ziel war es seither geworden Rache zu nehmen.

Mit den Kröten und ihrem Netz hinter sich hatte er begonnen sich hochzuarbeiten, eine offizielle Firma in einem einfachen Wohngebiet aufzubauen, Akumu zu einem gut Teil hinter sich zu lassen. Und, nach seinem Gegner zu suchen. Bei dieser Aufgabe war er immer wieder auf Geheimnisse anderer Leute gestoßen, die er verkauft hatte, immer zunächst an den, den es anging. Nein, Erpressung war das nicht. Er verlangte einen nicht zu hohen Preis, wurde der bezahlt, hörte der Andere nie wieder von ihm. Manchmal wandten sich dann sogar dessen Freunde an ihn, um den Mann, der offenbar sehr viel wusste, mit Nachforschungen zu beauftragen. Langsam hatte er sich einen guten Ruf erworben, bewahrte aber noch immer die Vorsicht aus Anfangstagen. Er wusste nicht, wer und wo seine Beute war, aber ihm war aus den vagen Erinnerungen klar, dass es ein reicher und mächtiger Mann sein musste, der das veranlasst hatte.
 

Er verhielt kurz im Schritt, ehe er weiterging, ohne zu zeigen, dass sich sein Herz zusammen krampfte.

Das war es.

Wenn ihn seine mageren Erinnerungen nicht täuschten, war dies das Haus, in dem er mit Mutter gewohnt hatte, der Garten, in dem er als Kind gespielt hatte. Wer lebte da heute drin? Der Unbekannte, der ihn nach Akumu gebracht hatte? Sein Vater? Auch der ihm ein Unbekannter? Hingen beide zusammen? Sogar die Kröten und selbst Rin und zuvor ihr Vater hatten nichts herausbringen können, zumal er keine Adresse mehr wusste und doch so einige Kinder im Fürstentum vor vierhundert Jahren diesen Namen erhalten hatten, angeblich nach einem bekannten Vorbild.

Jetzt hatte er die Anschrift.

Er erkannte zwei Männer im Garten, offenkundig Wachen, wenngleich menschlich, die ihn bemerkt hatten, und sah sich nicht mehr zu ihnen um.

Der erste Schritt, den er sich von seinem Umzug hierher versprochen hatte, war getan.
 

Als er in das Büro zurückkehrte, war ein Mensch gerade dabei, die Tür seines Arbeitszimmers elektronisch zumindest gegen menschliche Einbrecher zu sichern.

Jaken, der einige Ordner mühsam in ein Regal hievte, blickte sich um: „Ah, es kam ein Anruf für Sie auf dem Handy. Vielleicht ein neuer Auftrag..“

Den konnte er momentan wirklich nicht brauchen, wenn er Neues im Rätsel seiner Vergangenheit gefunden hatte. Aber Sesshoumaru nahm das kleine Telefon und ging in sein eigentliches Büro, gefolgt von einem flüchtigen Lächeln Rins.

Die Nummer kannte er nicht, dennoch drückte er die Taste des Anrufbeantworters. „Guten Abend Tantei. Ich bin Myouga. Sie werden sich an mich erinnern. Ich habe einen Auftrag für Sie. Rufen Sie unter dieser Nummer zurück, für ein Treffen in den nächsten vier Tagen. Oh, und lassen Sie sich nicht von dem Besetztzeichen irritieren. Nach einer Minute geht es frei.“

Myouga. Natürlich erinnerte er sich an den kleinen Flohgeist. Er hatte ihn fast nicht ernst genommen, aber dieser hatte sich als Leiter des fürstlichen Nachrichtendienstes entpuppt – und einen recht lukrativen Auftrag mitgebracht. Überdies war es nicht klug, den Informationsdienst oder auch den Fürsten damit auf die eigene Spur zu lenken, in dem man deren Aufträge ablehnte. So rief er zurück.

„Was kann ich für Sie tun, Myouga?“

„Ich möchte Sie treffen,“ gab der Flohgeist hörbar erleichtert zurück. „In sagen wir, drei oder vier Tagen? Ich habe einen Auftrag für Sie.“

Dann konnte er sich erst einmal vier Tage um sein eigenes Problem kümmern. „Einverstanden. Das wäre am Mittwoch. Sagen wir um vierzehn Uhr am großen Springbrunnen im botanischen Garten.“

„Ich werde dort sein.“

Die Verbindung wurde unterbrochen.
 

Sesshoumaru legte auf und schaltete das Handy wieder aus, um eine Ortung zu erschweren, ehe er zu seinen Mitarbeitern ging, eine Adresse nannte. „Wer wohnt in diesem Haus, seit wann. Ich will alles über die Bewohner wissen.“

Rin nickte nur und begann bereits ihren Laptop hochzufahren, während Jaken seufzend meinte: „Alles? Sesshoumaru-sama? Das kann dauern.“

„Mittwoch Abend.“ Dann wusste er auch, was Myouga, also der fürstliche Geheimdienst, brauchte und konnte sich dann auf diesen Auftrag konzentrieren, ehe er im Privaten weiterforschte.
 

Mittwoch Nachmittag war es kühl und regnerisch, aber der junge Hundedämon im schwarzen Trenchcoat, der darunter seinen Anzug verbarg, setzte sich nachlässig auf eine Bank und betrachtete den Springbrunnen.

Wie er es erwartet hatte, tauchte keine Minute später ein Flohgeist auf und setzte sich auf seine Schulter. Eine Annäherung, die er gewöhnlich nie geduldet hätte, aber das war ein Auftraggeber – und ein ziemlich einflussreicher. „Myouga.“

„Sie sind stets pünktlich, Tantei. Das schätze ich an Ihnen.“

„Um was geht es?“

„Äh, das weiß ich selbst noch nicht.“

Sesshoumaru hätte um ein Haar zu seiner Schulter geblickt, sagte aber nur kühl: „Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?“

„Nein, natürlich nicht. Es ist nur so, mir wurde das nicht gesagt. - Ich bin heute nur der Bote. Mein...Herr möchte Sie treffen. Persönlich. Sie sollen den Ort vorschlagen und er sagt die Zeit.“

Sein Herr? Also der Fürst privat? Darum auch dieses Treffen hier und nicht per Telefon? Das klang nach einem geheimnisvollen, aber auch überaus lohnenden, Auftrag. Und sich den Fürsten persönlich zu verpflichten könnte ihm auch selbst weiter helfen. „Gut. Am Kinderspielplatz am Nordufer des Mizuumi. Beim Grillplatz.“

„Danke, ich werde es ausrichten und Ihnen die Zeit dann über Ihr Handy mitteilen.“ Myouga verschwand.

Sesshoumaru erhob sich, um zurück in sein Büro zu fahren. Eine Wohnung besaß er nicht. Wie viele Dämonen benötigte er nur wenig Schlaf. Jaken kehrte, wenn er frei hatte, zu seiner Bande nach Akumu zurück und Rin bevorzugte es im Büro in einer Ecke zu schlafen. So hielt sie es, seit sie bei ihm war, und sie hatte ihm versichert, sie fühle sich da wohl.

Der Fürst, also. Was der von ihm wollte? Vermutlich eine Recherche, die möglichst wenige Leute wissen sollten. Der Fürst. Was wusste er über ihn? Dieserr hatte den Großen Krieg beendet, vor vierhundertfünfzig Jahren, war ein Hundedämon und trug noch immer den militärischen Titel des Inu no Taishou, des Anführers der Hunde. Er hatte einen Sohn von einer Menschenfrau, der nicht erbberechtigt nach dämonischem Recht war. In Sesshoumarus Augen war es zwar keine Empfehlung sich mit Menschen solcherart abzugeben, aber nun gut. Immerhin war der Fürst nicht naiv genug anzunehmen, dass sich dieser Bastard auf den Thron setzen könnte. Überdies galt er als hart, wenn etwas gegen seine Interessen ging, und hatte bei Verschwörungen schon radikal durchgegriffen. Dann gab es Gerüchte um Gefangene im Schloss, die in einem zugemauerten Trakt leben mussten, aber er hatte noch nie viel auf Geschwätz gegeben. Bei seiner Arbeit zählten Fakten.
 

Zurück in seinem Büro zog er sich den Mantel aus und ließ sich in seinen Stuhl sinken. Da seine beiden Mitarbeiter unverzüglich zu ihm kamen, hob er nur die Brauen.

Rin begann: „Unter der angegebenen Adresse lebt ein gewisser Naraku mit seiner Familie. Ein Sohn, Hakudoshi, eine Tochter Kagura, die ihm wohl den Haushalt führt, und Zwillinge, Akago und Kanna, die aber anscheinend noch Kinder sind. Bei Dämonen ist das immer schwer zu sagen.“

„Überdies leben bei ihm sieben menschliche Krieger,“ ergänzte Jaken: „Die, so hört man, mehr drauf haben als sonst Menschen. - Naraku ist ein schwer reicher Mann mit allerlei Aktienbeteiligungen, und, vor allem, ein Berater des Fürsten.“

„Ich habe Ihnen hier alles ausgedruckt, was ich finden konnte, auch Zeitungsauszüge,“ sagte Rin und legte einen dicken Ordner auf den Tisch. „Naraku lebt seit ungefähr zweihundertfünfzig Jahren in dem Haus.“

Also hatte er es bezogen, nachdem Mutter und er.....Aber Sesshoumaru zwang sich zur Ruhe: „Wer besaß es zuvor?“

„Der Fürst.“

Ah, das war klar. Nach Mutters Tod und seinem Verschwinden war das Erbe vermutlich an den Fürsten zurückgefallen und der hatte zumindest das Grundstück, oder die Grundstücke verkauft. Hm. War Naraku sein Mann? Nicht voreilig werden, mahnte er sich. Er arbeitete seit Jahrhunderten an der Sache, was schadeten nun Wochen oder Monate. „Ich werde lesen. Ihr könnt gehen.“
 

Als er sich am Sonntag, wie telefonisch angegeben, am sehr frühen Morgen zu dem Grillplatz begab, an dem er das Treffen mit dem Fürsten hatte, dachte er nach. Es war vier Uhr, die Sonne ging gerade auf, und es würden sich sicher keine Menschen oder Dämonen dort herumtreiben. Ein guter, stiller Treffpunkt. Und er war früh genug dran, dass er warten musste. Es war ihm lieber Unbekannte kommen zu sehen, und, obwohl er eigentlich nicht glaubte, dass das nur ein Vorwand war um ihn festzunehmen, so wollte er doch seinen neuen Klienten ein wenig beobachten. Vorsicht lernte man in Akumu ebenso wie rasches Zuschlagen.

Auf der Autofahrt zum Mizuumi überlegte er. Selbst Rin und bislang auch Jaken mit seinen Kontakten waren bei Naraku nicht weit gekommen. Vor ungefähr zweihundertfünfzig Jahren endete jede Spur, die die Beiden bislang hatten auftreiben können. Eigenartig und durchaus verdächtig. Aber andererseits hatte so mancher Dämon nach dem Krieg sein Leben und seinen Namen geändert, vor allem, wenn er gegen den Inu no Taishou gekämpft hatte. Wer also war Naraku? Er brauchte mehr und andere Nachweise – und Zeit. Aber da es nun einen Namen gab, würde man damit auch weiterkommen. Eben auf anderen Wegen, die zeitraubender waren. Rin hatte es jedenfalls schon mal bislang nicht vermocht in Narakus Computer vorzudringen, was sie und auch ihn durchaus überrascht hatte. Solche Sicherungen waren bei großen Firmen oder fürstlichen Behörden üblich, aber selten in einem Privathaushalt. Aber Naraku war ja ein fürstlicher Berater, da mochte es schon sein, dass er vorsichtig war, auch mit seinen Privatdingen.

Seine vier Kinder hatten offenbar keine Mutter, aber auch das mochte in den Wirren nach dem Großen Krieg untergegangen sein, zumal die beiden Älteren, Kagura und Hakudoshi, sicher sein eigenes Alter hatten. Jedenfalls war klar, dass dieser Naraku ein vorsichtiger Mann war. Und, das gab er zähneknirschend zu, dass er ihm bislang nur vorwerfen konnte, das Haus gekauft zu haben, in dem Mutter mit ihm lebte.

Aber womöglich wusste Naraku, wer zuvor in dem Haus wohnte, wer sein Vater war? Den Namen seiner Mutter? Es gab so viel, das er selbst nicht wusste und die Erinnerungen eines Kleinkindes waren mehr als verschwommen. Aber er hatte sich geschworen dem Rätsel seiner Herkunft auf die Spur zu kommen und herauszufinden, warum seine Mutter gestorben war. Nach allem, was danach geschehen war, konnte und wollte er nicht ausschließen, dass sie ermordet worden war. Nur, warum? Und warum hatte man ihn selbst nicht auch getötet sondern nach Akumu geschickt? Leute, die man nicht wiedersehen wollte, musste man umbringen. Eines Tages würde er wissen, wer diesen fatalen Fehler begangen hatte, Mutter und seine eigene, schwere Kindheit an ihm rächen.

Lange hatte er überlegt, ob dies auch der Fall wäre, wenn es sich um seinen Vater handelte. Und ja. Er würde auch den töten, in einem fairen Duell, wie es noch heute unter Dämonen üblich war. Diese Kämpfe standen außerhalb der gewöhnlichen Gesetze und wurden toleriert.
 

Er parkte fast zwei Kilometer vom Treffpunkt entfernt und machte sich ohne Mantel zu Fuß auf den weiteren Weg. Es gab einen näher gelegenen Parkplatz, aber dort würde sich vermutlich der Fürst hinstellen und er wollte nicht, dass dieser dachte, er lauere ihm auf. Vorsicht auf beiden Seiten, das verriet auch die Methode des Aushandelns des Treffens. Nun ja, man wurde kaum in einem Krieg Anführer der Hundedämonen und später Fürst, wenn man ahnungslos und leichtfertig war. Er war ein wenig neugierig, wie sich der Inu no Taishou persönlich darstellte. Er kannte nur die Aufnahmen im Fernsehen, von Eröffnungen, Feiern, Staatstagen, aber da hatte der wie so ziemlich jeder Hundedämon ausgesehen, ihm selbst nicht unähnlich. Nun, egal. Es war ein Klient, noch dazu ein mächtiger und sicher reicher, das hatte Vorrang. Er trug Anzug, auch, wenn er gehört hatte, der Fürst schätze die Kleidung früherer Jahrhunderte mehr. Er wollte sich nicht anbiedern, war kein Höfling, sondern der wollte etwas von ihm. Überdies besaß er gar keine teure Seidengarderobe.

Nun gut. Sesshoumaru wusste, was er verlangen durfte. Gute, sachliche und fachkundige, Arbeit gegen gutes Geld, so hielt er es, und damit war er stets erfolgreich gefahren. „Tantei“ hatte einen gewissen Ruf zu verteidigen. Mit seinem richtigen Namen ging er nicht gerade hausieren.

Er prüfte den Wind, ehe er die Richtung wechselte. Er wollte nicht, dass ihn der Fürst bemerkte ehe er selbst ihn sah. Ob der wohl mit Leibwächtern kommen würde? Dann könnte sich sein Versteckspiel als fatal erweisen. Die Personenschützer des Fürsten waren ausgezeichnet ausgebildete Hundedämonen und ihrem Herrn treu ergeben. Sie würden ihn erst umbringen wollen und dann Fragen stellen.

Aber das vermutete er doch nicht. Schließlich war die Geheimnistuerei in diesem Fall kaum nötig.

Er blieb gegen den Wind stehen und beobachtete den Kinderspielplatz, die leeren Bänke. Der Morgennebel über dem Mizuumi hatte hob sich bereits langsam und es versprach ein warmer Tag zu werden.

Naraku.

Ob er den mal selbst aufsuchen sollte, unter einem Vorwand?

Lieber nicht. Ein Berater des Fürsten würde kaum jedem Hergelaufenen ein Gespräch geben – und wenn, dann würde der sein Gesicht und ihn kennen. Nein. Es musste einen anderen Weg geben. Nur, welchen? Rin kam mit Computern nicht weiter, also würde Jaken seine Kontakte spielen lassen müssen. Die waren teuer, aber das musste es ihm wert sein. Gewöhnlich würde er ja so etwas einem Klienten aufhalsen, aber ...es ging um sein Leben, seine Rache.

Und womöglich war dieser Naraku harmlos, eben ein Dämon, der für sich und seine wachsende Familie ein neues Haus gesucht hatte und einen guten Fang gemacht zu haben glaubte, ohne zu ahnen, welche Tragödie sich dort abgespielt hatte.

Dennoch. Er sollte ihn einmal unauffällig betrachten. Vielleicht war das der Mann, der ihn nach Akumu gefahren hatte. Seine Erinnerungen an den waren recht verschwommen, aber er meinte sich an die Hand erinnern zu können, die ihn gepackt hatte. Es war sicher ein Dämon gewesen, auch, wenn er sich das Gesicht nicht mehr in das Gedächnis zurückrufen konnte.

Er hob den Kopf und machte einen Schritt näher gegen den Baum, als er eine Autotür klappen hörte – fast zu laut. Wollte ihn der Fürst damit auf sich aufmerksam machen? Oder war der einfach so unbesorgt?

Fast fünf Minuten später beobachtete er einen Dämon, wie er selbst in dunklem Anzug mit Krawatte, die weißen Haare allerdings zu einem Zopf zusammengebunden, zwei weiße Fellteile als Zeichen seines Ranges über die Schultern bis fast auf den Boden fallen gelassen, auf dem Weg vom Parkplatz zu dieser Freizeitanlage. Ohne, dass der im Schritt innehielt, überflog er die Lage mit einer raschen Wendung seines Kopfes. Nein, das war kein Anfänger. Nun ja, der hatte den Großen Krieg geführt, die Hundedämonen angeführt....Der Körper verriet noch heute Beweglichkeit und eine Anmut, die nur aus vielem Üben mit dem Schwert zu erhalten war. Das war ein gefährlicher Mann, dachte Sesshoumaru – ein wertfreies Urteil, da er sich selbst so sah.

Er bemerkte, dass der Ältere scheinbar unbesorgt zu einer Bank trat und sich dort niederließ – aber erkannte ebenso die Handbewegung. Eindeutig ein Wink, der ihm galt, ihn aufforderte, näherzukommen. Der Fürst hatte ihn entdeckt. Entweder begann er selbst zu stümpern – oder der war wirklich ein perfekter Krieger. Eher letzteres.

Sesshoumaru folgte mit einem gewissen Unbehagen, aber auch ehrlicher Anerkennung, der stummen Einladung.

Auftrag

Der Inu no Taishou betrachtete aus den Augenwinkeln den Unbekannten, der sich über die Wiese ihm näherte. Ein Hundedämon, wie Myouga gesagt hatte, und wirklich noch sehr jung. So alt, wie wohl auch Sesshoumaru gewesen wäre, wenn er nicht...nein, daran wollte er jetzt nicht denken. Der Andere trug Anzug und war dies wohl auch gewohnt. Elegante Bewegungen, aber ebenso etwas dabei das von Kampferfahrung zeugte. Nun gut. Falls der wirklich aus Akumu stammte, war dies nicht gerade verwunderlich. Auch sein Verstecken, Abwarten, bewies gewisse Erfahrung und Vorsicht. Interessant, das bei einem so jungen Mann zu finden, der sicher nicht im Krieg gewesen war. Für seine Zwecke aber nur nützlich.
 

Sesshoumaru hatte bemerkt, wie ein Schatten bei seinem Anblick über die Züge des Fürsten gehuscht war. War dieser enttäuscht? Er ihm zu jung? Sein Alter hatte schon manchen Klienten ins Wanken gebracht. Umso wichtiger war es den Taishou zu überzeugen, dass er selbst Vernunft besaß und Erfahrung.

Er blieb stehen und neigte zuvorkommend den Kopf. Nicht vor einem Kunden aber vor dem Herrn aller Hundedämonen. Auch, wenn er selbst außerhalb der Gesellschaft stand – diesen Titel hatte sich dieser Mann sicher hart erkämpft und Anspruch auf die Höflichkeit eines seiner Artgenossen.

„Guten Morgen, Tantei. Bitte, setzen Sie sich.“

„Danke, oyakata-sama.“

Die höfische Anrede kam ohne Stocken, wie der Inu no Taishou vermerkte, aber ebenso ohne zu zögern setzte sich der junge Hundedämon neben ihn, genug Selbstbeherrschung demonstrierend, um geradeaus über den See zu blicken. Das tat er auch. So fiel es ihm leichter bloß den Angestellten zu sehen, den Dämon, der für ihn arbeiten sollte. Warum nur erinnerte ihn der so an seinen verstorbenen Sohn, der doch nie erwachsen geworden war? Weil es ein Hundedämon in eben dem Alter war? Einfach, weil er es so selten mit solchen Jungen zu tun hatte? Welpen waren nicht gerade häufig unter Dämonen. „Mir wurde gesagt, dass Sie der Beste sind, aber teuer.“

„Ich verlange meine Auslagen, oyakata-sama. Und für mich selbst und meine direkten Mitarbeiter, komplett hundert die Stunde. Dafür erhalten Sie professionelle Arbeit ohne Fragen. Und die vollständigen Unterlagen.“ Der Hinweis darauf, dass er seine Kunden nie zu erpressen gedachte.

„Professionelle Arbeit. Wie lange arbeiten Sie in dieser Branche?“

„Seit Kindertagen.“ Immer die gleichen Fragen, dachte Sesshoumaru ein wenig amüsiert.

„Was wissen Sie über mich?“

Das war wiederum unerwartet. „Sie tragen seit dem Großen Krieg den Rang des Anführers der Hunde, des Inu no Taishou, nutzen seit dem Friedensschluss jedoch den Titel eines Fürsten. Sie haben einen halbbürtigen Sohn von einer verstorbenen Menschenfrau, waren zuvor jedoch auch einmal mit einer Hundedämonin verheiratet. Sie sind der Ranghöchste der vier Dämonenfürsten, die das Land unter sich aufgeteilt haben. Und Sie haben bislang keinen Nachfolger ernannt.“ Er vermutete fast, dass es darum gehen sollte.

„Das ist wahr. Und Inu Yasha würde, obgleich er mein Sohn ist, von keinem Dämon im Westen, aber auch nicht von den anderen drei Fürsten anerkannt werden. So suche ich nach einem Erben, um einen Nachfolgekrieg zu vermeiden.“

„Eine vernünftige Entscheidung.“

Dieser junge Dämon war sachlich, in der Tat. „Ich habe darum meine Leute auf die potentiellen Kandidaten angesetzt. Eine durchaus schwierige Aufgabe, denn Dämonen neigen dazu ihre Schwächen zu verbergen. - Sie auch.“

Der Hieb kam abrupt, wurde aber ohne Wimpernzucken hingenommen. „Natürlich. Was vermuten Sie denn als Schwäche bei mir?“ Sesshoumaru klang ein wenig spöttisch, begegnete aber, als er unwillkürlich den Kopf wandte, einem ernsten goldenen Blick. Das war wohl schon zu viel gegenüber einem Fürsten gewesen.

Der Inu no Taishou nickte jedoch langsam: „Sie mussten hart arbeiten und kämpfen, um Ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Und, glauben Sie mir: ich weiß, wie schwer das ist.“ Etwas wie ein Schatten lag über der Seele des Jungen, das konnte er aus langer Erfahrung spüren. Da ziemte sich Ehrlichkeit.

Er meinte das ernst, das war Sesshoumaru klar. Ob der wohl an sein Leben vor dem Krieg dachte? Oder danach? Danach war er doch der Herr, der Fürst, der Sieger. Nein, es musste von früher sein. Dennoch lenkte er unwillkürlich von sich ab: „Ihr Auftrag, oyakata-sama....?“

„Ich möchte alles über einen Dämon namens Naraku wissen.“

Für einen Moment setzte das Herz des Jüngeren aus. Naraku? Es lagen bereits jede Menge Unterlagen über den in seinem Büro. Diesen zog der Fürst als Nachfolger in Betracht? Langsam meinte er: „Mehr als Ihr Informationsdienst herausbrachte.“

„Ja.“

„Das wird sehr teuer für Sie.“

Dem Inu no Taishou wäre fast ein Lächeln entkommen. Ehrlichkeit hatte er selten: „Nun?“

Sesshoumaru verstand das richtig: „Ihre Leute sind fähig, das weiß ich. Ich werde also anders vorgehen müssen, bestechen, drohen....“

„Myouga sagte mir, dass Sie nie gegen ihn gearbeitet haben. Einen bestimmten Grund?“

Der junge Hundedämon blickte über das Wasser: „Sagen wir es so, oyakata-sama...Ich möchte eines Tages hier in der Stadt in Ruhestand gehen. Und das könnte ich kaum, wenn ich mir Ihr Missfallen zugezogen hätte.“

„Erstaunlich, wenn ein so junger Dämon bereits von Ruhestand spricht.“

Er ging fast nicht auf das ein, was er sagte, sondern eher auf das, was er nicht aussprach. Der Fürst war nicht zu unterschätzen. Es hätte Sesshoumaru gefreut, wenn er gewusst hätte, dass auch der Inu no Taishou ihm dieses Prädikat zubilligte. Aber so meinte der Mann, der sich Tantei nannte: „Es gibt manchmal Aufgaben, die ein Leben zu dauern scheinen. - Bis wann wollen Sie Bericht, oyakata-sama? Und an wen?“

„An mich persönlich. Ich werde Ihnen noch heute Vormittag die Unterlagen zukommen lassen, die der Informationsdienst bereits gesammelt hat, sobald Sie mitteilen wohin. Sie haben Myougas Nummer.“ Darin lag keine Frage.

„Ja.“

„Ich werde in einer Woche einen vorläufigen Bericht erwarten.“ Der Herr der Hunde erhob sich langsam.

„Sie werden ihn erhalten.“ Sesshoumaru beobachtete den Fürsten, der sich auf den Weg zurück machte ohne sich auch nur einmal umzusehen. War dieser so sicher, dass er kein Attentat verüben würde? Unbedarftheit war es kaum. Mehr aus Neugier hob er die Rechte, den Arm ausgestreckt – eigentlich die Vorbereitung für einen Angriff.

Im nächsten Moment spürte er die Reaktion.

Ohne auch nur den Kopf gewendet zu haben, allein aufgrund der etwas erhöhten dämonischen Energie hinter ihm, ließ der Inu no Taishou die seine ansteigen.

Sesshoumaru senkte eilig die Hand, bemüht keinen Konter auszulösen. In der Tat. Wer sollte da mithalten? Das war mit Sicherheit der mächtigste Dämon weit und breit, ja, des Landes.

Das Lächeln des Fürsten entging ihm.

Ach, diese Jungen....Vielleicht sollte er sich einmal wieder die Zeit nehmen mit seinem eigenen Sohn Schwertkampf zu üben. Inu Yasha brauchte ihn noch.

Ein Einfall huschte vorbei, so schnell, dass der Taishou ihn nicht zu fassen vermochte.
 

Die folgenden Tage verbrachte Sesshoumaru an seinem Schreibtisch, las, verglich, während Rin sich in immer neue Untiefen des Computers stürzte, Jaken irgendwo in der Stadt unterwegs war, um Kontaktleute aufzusuchen, zu bestechen, zu kaufen.

Der junge Hundedämon blickte erst auf, als jemand in seinem Türrahmen stand: „Rin?“

Das Mädchen schüttelte den Kopf: „Ich habe alle Kinder abgesucht, keines war je auf einer Schule gemeldet. Aber das ist bei Dämonen ja wohl auch nicht üblich, oder?“

„Nein.“

„Aber ich glaube, ich habe etwas über die sieben Männer.....“

Die erste positive Nachricht seit fünf Tagen: „Nun?“

„Vor einigen Jahren gab es eine Bande aus sieben Männern, Menschen, die oben im nördlichen Fürstentum plünderten und raubten. Sie wurden gefasst und vor fünf Jahren hingerichtet.“ Sie bemerkte den Blick: „Verzeihen Sie, Sesshoumaru-sama, es geht noch weiter.... Vor gut drei Jahren wurde das Grab der Sieben zerstört, von Unbekannten, wie es heißt. Es gab einen Artikel in der Zeitung. Bei der Nachsuche wurde allerdings kein Skelett mehr gefunden, was, laut Nachrichten sehr ungewöhnlich nach so kurzer Zeit war. Ich habe die Namen der Männer, sie entsprechen denen, die seit fünf Jahren bei Naraku hier im westlichen Fürstentum gemeldet sind.“ Es war unnötig zu erwähnen, wie mühsam sie an diese Daten gekommen war. Der Herr der Hunde mochte Computer so wenig schätzen wie alle Dämonen – aber er war nicht nur klug genug sie zu nutzen, sondern auch sie von Menschen sichern zu lassen.

Sieben Gespenster waren unwahrscheinlich. Und das konnte er so kaum dem Taishou mitteilen. Erst einmal musste diese Neuigkeit überprüft werden: „Nachahmer?“

„Dazu benötige ich Bilder, Sesshoumaru-sama.“

Er nickte etwas: „Gut, Rin. Nachricht von Jaken?“ Er las die Antwort in ihren Augen und hob die Hand. Sie verschwand sofort.

Diese sieben Krieger....war es möglich, dass Naraku sie vor der Hinrichtung beschützt hatte? Sie aus gewissem grimmigen Humor später ihr eigenes Scheingrab zerstört hatten? Denn, dass er sie wiederbelebte, stand ja wohl nicht zur Diskussion. Ohne Nachweise jedoch konnte er das seinem Klienten nicht mitteilen. Niemand bezahlte für Vermutungen. Er brauchte Beweise. Und er wusste nun, warum der Informationsdienst des Fürsten gescheitert war – er stand an der gleichen Schwelle. Nichts, aber auch gar nichts, war über diesen Naraku aus der Zeit vor früher als zweihundertfünfzig Jahren zu finden – und das, obwohl doch zwei seiner Kinder schon vierhundert sein mussten. Was stimmte da nicht? Oder anders herum: was verbarg der anscheinend so seriöse Mann? In zwei Tagen sollte er dem Fürsten zumindest vorläufigen Bericht erstatten – das war zu wenig, um auch nur die Auslagen oder einen Abschlag zu fordern. Obwohl...sein Blick fiel auf den Ordner, der seine bisherigen Ergebnisse enthielt....niemand konnte ihm vorwerfen, dass er nichts getan hatte.

Er hörte die äußere Tür und sah auf. Tatsächlich erschien nur Sekunden später ein Krötendämon in seiner Tür, sichtlich erschöpft.

„Jaken.“

„Ich habe mit allen möglichen Leuten gesprochen. Man kann in das Haus nicht einbrechen und nach dem Safe oder so sehen, es ist zu gut gesichert, zumal da diese sieben Krieger herumschwirren, Sesshoumaru-sama. Man müsste unter einem sehr guten Vorwand in das Haus, aber...“

„Was ist mit den Kriegern oder den Kindern?“

„Hakudoshi verlässt das Haus oft mit den Sieben. Anscheinend fahren sie aus der Stadt. Kagura geht einkaufen, zur Post und erledigt sonst was. Die Zwillinge, Kanna und Akago, bleiben immer im Anwesen. Naraku selbst fährt mit einem Auto zum Schloss, manchmal auch in sein Büro, das liegt ...“

„Ich weiß. Dann sind die Zwillinge manchmal allein?“

„Äh, nein, Sesshoumaru-sama. Hakudoshi oder auch nur die Krieger sind bei ihnen, wenn Naraku das Haus verlässt. Sie gehen nur am Wochenende weg, zumindest in der Beobachtungszeit. Es ist sehr schwer, dauernd müssen die Leute wechseln. Die Familie und ihre Wachen sind sehr aufmerksam.“

Das war nicht verboten, nichts desto trotz aber wieder ein misstrauisch machender Faktor. Diese sieben Krieger...mit etwas Glück war Naraku bei deren Hinrichtung – oder eher deren Verhinderung - ein Fehler unterlaufen. „Jaken, lass dir von Rin die Daten des Todesurteils der Sieben geben und forsche da nach. Und sieh zu, dass du Fotos von den Sieben bekommst – einst und jetzt. Ich will wissen, ob sie identisch sind.“

Der Krötendämon unterdrückte in jahrhundertelanger Kenntnis sein: keine Pause? Nein, es gab keine bis der Auftrag erledigt war, zumal dieser bestimmte, an dem auch Sesshoumaru-samas dunkles Herz hing.

Er kannte ihn, seit er ihn damals als Welpen aufgelesen hatte – und er hatte rasch bemerkt, dass er den Jungen nicht für die Zwecke seiner Bande benutzen konnte. Der hatte seinen eigenen Kopf, spielte auch kräftemäßig in einer ganz anderen Liga. Nein. Aber er hatte etwas entdeckt, das einem Vatergefühl wohl ähnlich war, wenngleich ein Vater kaum diese bedingungslose Loyalität zu seinem Sohn hätte, wie er sie gegenüber dem jungen Hundedämonen empfand. Der war fast perfekt in Körper und Geist....nur seine Seele war tief verwundet worden und Jaken hoffte, dass die Ermittlung des Täters eines Tages auch diesen Punkt heilen würde. So machte er sich nach einem Griff in den Tresor nach frischem Bargeld wieder auf den Weg.
 

Der Fürst hatte beschlossen, an diesem Morgen seinen guten Vorsatz auch endlich umzusetzen. So ging er durch den Park des Schlosses. Dort, in einem so genannten Palais abseits, lebte sein Sohn, wie früher auch dessen Mutter. Halbdämonen waren in einem sehr zwiespältigen Licht und dem Taishou war klar, dass es Inu Yasha draußen in der Stadt oder auch im gesamten Land schwer haben würde. So hoffte er eigentlich noch immer den zu schützen, eine Möglichkeit zu finden, wie er hier bleiben könnte, nützlich und doch in Sicherheit, sobald der Junge volljährig geworden war. Er neigte höflich den Kopf, als sich eine menschliche Frau hastig vor ihm verbeugte. Seit einigen Jahren führte sie nun Inu Yashas Haushalt, kochte, putzte und kümmerte sich so gut es ging um den Halbdämonen. Neben einem guten Leumund hatte auch die Tatsache, dass sie eine scheinbar gleichaltrige Tochter besaß, den Fürsten dazu bewogen sie einzustellen. Inu Yasha war, bis auf seine Lehrer, allein und der Taishou hoffte auf Spielgefährten, nun, überhaupt Freunde. Aus diesem Grund hatte er auch die Dämonenjäger gebeten, junge Lehrer zum Kampftraining zu schicken, ebenso wieder Menschen. Wie hätte er einen Dämon zu etwas befehlen können, was dieser sicher als Strafe empfunden hätte?

„Guten Morgen, Frau Higurashi.“

„Guten Morgen, oyakata-sama. Wünschen Sie Tee?“

„Nein. Inu Yasha...?“

„Er frühstückt soeben mit Kagome und seinem Magielehrer. Miroku.“

„Danke.“ Er ging ohne zu zögern in den Aufenthaltsraum seines Sohnes, wo sich die Drei hastig gegen ihn verneigten – und das eben noch heitere Gespräch abbrach. Er hätte fast geseufzt, aber das gehörte nun einmal zu dem Leben als Fürst.

Inu Yasha schien um die Sechzehn zu sein, war aber, aufgrund seines dämonischen Blutanteils, weitaus älter. Das, was ihn am Auffallendsten von seinem Vater unterschied, war die Tatsache, dass er nicht die spitzen Ohren besaß, sondern die sich in wahre Hundeohren auf dem weißhaarigen Kopf verwandelt hatten – und er niemals eine Hundegestalt annehmen konnte.

„Bleibt nur,“ sagte der Fürst und ließ sich nieder: „Und esst fertig. - Inu Yasha, ich würde nach dem Frühstück gern mit dir ein wenig üben.“

„Schwertkampf?“ Die Augen des Jungen leuchteten auf. Sein Vater hatte wenig Zeit für ihn und gerade in den wahrhaft dämonischen Dingen sehnte er sich danach. Kampf gehörte dazu. Dämonen wurden, im Gegensatz zu den meisten Menschen mit Kampftalent geboren und er musste viel mehr arbeiten, um einem Gleichaltrigen ebenbürtig zu sein. Sango, seine Lehrerin, war fähig, zumal für einen Menschen, aber mit dem Stärksten aller Dämonen zu üben war doch etwas anderes. „Dann fällt deine Stunde aus, Miroku.“

Der Mönch nickte nur. Gegen den Befehl des Fürsten gab es keinen Widerspruch – überdies würde er auch für diese ausgefallene Stunde bezahlt werden. Darüber hinaus: er mochte den Halbdämonen und gönnte es ihm, wenn sich der Vater mal mit dem beschäftigte. Inu Yasha war sehr oft sehr allein.
 

So standen sich Vater und Sohn nur eine halbe Stunde später auf dem Übungsplatz der Wachen gegenüber. Es gab Zuschauer, weniger, weil jemand den Halbdämon beobachten wollte, als weil es selten genug geworden war den Inu no Taishou kämpfen zu sehen.

Inu Yasha gab sich Mühe, ja, er strengte sich mehr an, als er das sonst je bei einer Trainingseinheit tat. Er wusste nie was sein Vater von ihm erwartete, überhaupt von einem Mischling erwarten konnte. Ihm war jedoch klar, dass dieser sich durchaus, wenn auch durch Höflichkeit gezähmt, anhören durfte, was er da für eine Missgeburt in die Welt gesetzt hatte. Und es war sein verzweifelter Wunsch sein Vater möge mit ihm zufrieden sein, seine Zeugung nicht bereuen.

Der Fürst wich zurück und ließ das Übungskatana sinken. „Deine Technik ist deutlich besser geworden, Inu Yasha. Wer ist zur Zeit dein Schwertlehrer?“

„Sango, die Tochter des Anführers der Dämonenjäger,“ gab der Junge ein wenig enttäuscht zurück. Wusste sein Vater nicht einmal die Namen seiner Lehrer?

„Oh, ja, natürlich. Ich erinnere mich.“ Der Fürst sah beiseite und winkte einem Hundedämon: „Geh zu Toutousai und sage ihm, er solle mir Tessaiga bringen.“

Inu Yasha spürte, wie sein Herz für einen Moment aussetzte. Toutousai? Tessaiga? Vater hatte für seinen ältesten Sohn ein Schwert schmieden lassen, das seit dessen Tod herumlag, niemand jedoch auch nur berühren durfte. Aber er wusste auch, dass Vater ihm selbst ein Schwert hatte schmieden lassen – und er hatte es noch hatte nie benutzen dürfen. War er nun wirklich soweit? So fähig?

Der Inu no Taishou sah zu seinem Sohn: „Ja, ich denke, du hast mittlerweile genug gelernt, um es mit Tessaiga zu probieren. Zunächst jedoch ohne besondere Fähigkeiten, die, wenn ich mich recht entsinne, Toutousai in jedes seiner Schwerter hineinschmiedet. Es ist das Beschützerschwert. Solange du jemanden oder etwas beschützen willst, wird es dich nie im Stich lassen.“

„Danke, mein Herr und Vater.“ Wenn sie selten genug allein waren, sprach er den Fürsten nur als „Vater“ an, was dieser auch duldete. Allerdings standen hier genug Leute mit großen Ohren herum, die alles weiter berichten würden, was sie redeten. Und da war die förmliche Höflichkeit nur zu wichtig um Vater nicht das Gesicht vor seinen Kriegern verlieren zu lassen. Manchmal wünschte sich der Halbdämon weg von diesem Hof – aber er hatte gute Gründe zu bleiben.
 

Nur kurz darauf kam der alte Schmied, ein Schwert mit einem Fellbesatz am Griff in einer hölzernen Scheide: „Oyakata-sama,“ sagte er: „Hier wäre Tessaiga, aber glauben Sie wirklich, dass der Bengel...ich meine, Inu Yasha, schon verantwortungsvoll damit umgehen kann?“

„Sonst hätte ich dich kaum rufen lassen.“ Leiser Tadel lag in der Stimme des Fürsten. „Gib es ihm.“

Toutousai gehorchte: „Na, hier. Zieh es. Und geh nicht gleich in die Knie. Es ist schwer.“

„Keh!“ Der Halbdämon nahm die Scheide und zog mit der Rechten. Dann wusste er allerdings, was der alte Dämonenschmied gemeint hatte. Was noch soeben klein, zierlich, in der Scheide gesteckt hatte, verbreiterte sich in seiner Hand zu einer wirklich großen Klinge, die über seinen Kopf ragte. Er hatte fast Schwierigkeiten sie mit einer Hand zu halten. Da würde er wirklich üben müssen.

Toutousai erläuterte: „Deine dämonische Energie aktiviert die Klinge. Bei einem Menschen wäre sie nur ein Stück Metall. Umgekehrt, kein Dämon kann Tessaiga nehmen – mit Ausnahme des Herrn. Da liegt ein Bann um den Griff. Es ist ein Schwert für einen Halbdämon, nicht mehr und nicht weniger. Welche Eigenschaften Tessaiga sonst noch hat, musst du selbst herausfinden. Wobei ich zu bezweifeln wage, das du alle finden wirst. Es sind doch eine Menge. Und wir haben Frieden.“

„Ja, das weiß ich. - Wie wird sie wieder klein?“

„Schiebe sie einfach in die Scheide zurück.“

Der Inu no Taishou nickte: „Inu Yasha, du wirst mit Sango in der nächsten Woche nur üben Tessaiga zu halten und zu führen. Danach werde ich weitersehen.“

„Ja.“ Der Junge schob das Schwert in den Gürtel, stolz darauf endlich eines zu besitzen, sein eigenes. Und, was Vater da gesagt hatte, klang so, als würde der selbst zusehen, dass er mit seiner Klinge auch umgehen könnte – der selbst oder womöglich ein dämonischer Schwertlehrer? Das wäre zu schön, aber Inu Yasha wagte zu bezweifeln, dass sich irgendein Dämon dazu herablassen würde. Und der Fürst pflegte den Stolz seiner Krieger zu schonen. Aber das war momentan gleich: „Ich danke Ihnen, mein Herr und Vater,“ ergänzte er höfisch. Hoffentlich war Sango schon da, dann konnte er gleich einmal sein Schwert zeigen.

Bericht

Sesshoumaru kam mit einem etwas ungemütlichen Gefühl zu dem Treffen mit seinem Klienten. Außer Vermutungen hatte er nicht viel zu bieten – zu wenig, um auch nur seine Auslagen einfordern zu können, zu wenig, um seinen guten Ruf als Ermittler zu bestätigen. Er hatte zwar einen dicken Ordner voll Kopien dabei, was Rin und Jaken und auch angeheuerte Kräfte herausgefunden hatten, aber das wäre nichts, was den Fürsten dazu bestimmen würde Naraku zu seinem Nachfolger zu machen – oder eben nicht.

Er hielt die Aktentasche in der linken Hand, um im Notfall mit rechts kämpfen zu können. Erlernte Dinge aus der Jugend ließen sich nicht so rasch ablegen. Er trug wieder Anzug – den einzigen, den er besaß.

Am Tor des Fürstenschlosses wies er den Passierschein vor, den ihm Myouga mit den Unterlagen des Geheimdienstes geschickt hatte.

Der Pförtner musterte ihn, ehe er zu einem Telefon griff und jemanden herbestellte.

Nur kurz darauf kamen zwei Hundedämonen, wie alle hier in mittelalterlicher Rüstung, mit Schwert. Sicher gehörten sie zur Leibwache.

„Ihre Tasche,“ sagte einer.

Sesshoumaru schüttelte den Kopf und zeigte ein wenig mehr seiner Macht: „Dies ist eine Sache für den Fürsten. Oyakata-sama allein sollte das sehen. So lautet mein Auftrag.“

„Es ist unsere Pflicht ihn zu schützen.“

„Ihr könnt versuchen sie mir wegzunehmen. - Überdies, wenn ihr keinen Schnupfen habt, solltet ihr wittern, dass kein Sprengstoff darin ist.“ Er zeigte seine Energie jetzt fast offen. Schon lange hatte er gelernt, dass die meisten anderen Dämonen damit nicht mithalten konnten und vorsichtiger wurden. Es ersparte unnütze Komplikationen. Natürlich, das, was er letztes Wochenende vom Inu no Taishou hatte spüren können, war noch einmal etwas anderes. Ob er selbst in tausend Jahren wohl auch so weit wäre? „Bringt mich zum Herrn der Hunde. Er erwartet mich und diese Tasche.“

Einer der Wächter betrachtete sich noch einmal den Passierschein. Das war einer der höchsten Rangstufe, unterschrieben von Myouga....Der Flohgeist war klein, aber jedem war bekannt welchen Einfluss der auf den Fürsten besaß. Vermutlich wusste der alles von ihm. Und die Energie des Unbekannten war beachtlich. War das wohl ein hochrangiger Bote von einem anderen Fürstenhof? Dann sollte man nicht gerade einen neuen Krieg vom Zaun brechen. „Nun gut. Dennoch werden wir Sie durchsuchen.“

„Ich bin unbewaffnet.“ Aber natürlich würden sie es tun. Schließlich waren sie dazu da – und Sesshoumaru hatte gehört, dass die Loyalität der Dämonen, gerade der Hundedämonen, zum Inu no Taishou bedingungslos war. So folgte er ihnen in einen abseits gelegenen Gang und stellte die Aktentasche ab, ehe er die Arme ausbreitete: „Kein Schwert, kein Messer.“ Er klang ein wenig spöttisch, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass der Fürst mit einem solch törichten Angreifer nicht selbst fertig werden würde. Aber er ließ sich widerstandslos abtasten, obgleich es ihn in der Rechten zog diese lästigen Dämonen zumindest zu Boden zu schicken.

Dabei sah er aus dem Fenster. Ein in ein altmodisches, rotes Gewand gekleideter Junge übte dort Schwertkampf mit einer Menschenfrau. Beide waren erstaunlich geschickt für diese Art – ehe er erkannte, dass zumindest der weißhaarige Junge ein Halbdämon sein musste. Dann konnte es sich nur um den Bastard des Fürsten handeln, wie hieß er nur, Inu Yasha. Die Frau war jedenfalls eine Dämonenjägerin, denn sie trug diese Uniform. Nicht schlecht, beide, natürlich nur für ihre Lage. In Akumu wäre das Halbblut wohl schon untergegangen. Das Schwert, das der da hatte, war riesig geradezu, und der junge Hundedämon spürte eine magische Energie. Das war ein Dämonenschwert – eigentlich erstaunlich, dass der Mischling das führen konnte.

„Folgen Sie uns,“ sagte einer der Leibwächter. „Oh, das da ist der Bastard...ich meine, der Fürstensohn.“

„Ein Halbmensch,“ definierte Sesshoumaru.

„Ja.“

Der Fürst hatte durchaus Recht. Niemand würde seinen Sohn als Erben akzeptieren. Interessant, dass die doch angeklungene väterliche Zuneigung und staatsmännische Erkenntnis sich nicht im Weg standen. Er nahm seine Tasche wieder auf und folgte den Wachen durch scheinbar endlose Gänge, durch die Dämonen und Menschen huschten. An praktisch jeder Ecke, vor jedem weiteren Durchgang standen jedoch Krieger. Vor was fürchtete sich der Inu no Taishou? Oder war er das seinem Ansehen schuldig? Waren das Veteranen aus dem Großen Krieg, die solcherart untergebracht wurden? Auch möglich. Und, es ging ihn nichts an.

Eine weitere Tür wurde vor ihm beiseite geschoben.

Er erkannte den Fürsten auf dem Platz des Hausherrn, wie hier stets in weißen Hosen und blaubesticktem Oberteil, und verneigte sich höflich.

„Lasst uns allein!“ befahl der Inu no Taishou ruhig und wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte, sein Besucher vor ihm niederkniete. Erst dann äußerte er: „Sollte es Ihnen tatsächlich entgangen sein, dass ich es schätze zumindest im Schloss die alte Kleidung zu sehen?“

Sesshoumaru presste die Zähne zusammen, besaß jedoch genügend Selbstbeherrschung um nicht aufzusehen, sich nicht zu bewegen. Der Tadel war kaum überhörbar gewesen – aber er würde sich nicht für etwas entschuldigen, das er nicht hatte. Sein Geld gab er für andere Dinge aus. Zu seiner Überraschung meinte der Fürst:

„Ich verstehe. Sie besitzen keine. Meine Bitte um Entschuldigung, Tantei. - Ihr Bericht.“

Ein wenig erleichtert, dass die peinliche Situation überstanden war, sagte Sesshoumaru: „Ich stehe momentan fast an der gleichen Schwelle wie Myouga. Es gibt einen Zeitpunkt in Narakus Vergangenheit, vor zweihundertfünfzig Jahren, vor dem alle üblichen Nachforschungen versagen. Es ist, als habe er da nicht existiert. Das wäre unlogisch, denn seine älteren Kinder, Kagura und Hakudoshi, dürften ungefähr mein Alter haben, vierhundert. Aber auch eine Mutter ist nicht nachzuweisen. - Was Sie interessieren dürfte, oyakata-sama: die sieben Wachen, menschliche Krieger, die er besitzt, scheinen ebenfalls eine sehr eigenartige Vergangenheit zu besitzen. Sie wurden offenbar im Norden als Knochenbande bekannt und zum Tode verurteilt. Ich habe jemanden in das nördliche Fürstentum geschickt um Bilder der sieben Krieger damals und heute zu vergleichen. Womöglich hat Naraku sie vor der Hinrichtung bewahrt.“ Er wies ein wenig auf die Tasche: „Das sind Kopien aller Fakten, die meine Mitarbeiter und ich bislang auftreiben konnten. Eine Woche.“

„Auch Sie kommen also so nicht weiter?“

„Es dauert, oyakata-sama.“ Und wäre für seinen Kunden teuer. Aber wozu das erwähnen? Es wäre das Recht seines Klienten nun den Auftrag zurückzuziehen. „Gewöhnliche Methoden helfen hier kaum.“

„Wieviel?“

„Oyakata-sama?“

„Ihre Auslagen und die Stunden.“

Er wollte also seinen Auftrag beenden. Schweigend griff Sesshoumaru in die Innenseite seines Jacketts und zog die Endrechnung heraus, reichte sie dem Fürsten.

Dieser nahm sie: „Sie missverstehen. - Ich sah nur keine Notwendigkeit Sie die Kosten weiterhin vorstrecken zu lassen.“ Und da er erkannte, dass sein Besuch fast den Kopf hob: „Ich lasse Sie weiter ermitteln. - Wann können Sie mit Ergebnissen rechnen?“

„Ich wollte, das könnte ich Ihnen sagen. Ich kann Ihnen nur versichern, dass ich nicht nachlässig bin.“ Nein, schon gar nicht, wenn es um seine eigene Vergangenheit ging.

Der Inu no Taishou legte die Rechnung beiseite und erhob sich, trat zum Fenster. Sesshoumaru ertappte sich bei der plötzlichen Erkenntnis, dass es der Herr aller Hunde ebenso hielt wie er selbst. Zum Nachdenken aufstehen und aus dem Fenster blicken. War das etwa eine hundedämonische Eigenart? Er kannte außer sich selbst keine Hundedämonen. In Akumu gab es keinen Einzigen, dazu war die Hierarchie dieser Art zu strikt und auch wohl der Taishou zu fürsorglich. Ja, das mochte sein, wenn er an die vielen Wachen dachte. Keiner wurde weggeschickt oder ausgestoßen.
 

Für lange Minuten herrschte Schweigen, ehe sich der Fürst umdrehte und wieder gegenüber seinem Besucher Platz nahm. „Wie weit würden Sie für die Ausführung eines Auftrages gehen?“

Sesshoumaru hob den Kopf, fast versucht in das Gesicht des Taishou zu blicken, obwohl er wusste, dass das als überaus unhöflich galt. Er erwiderte jedoch ehrlich: „Ich werde kein Verbrechen begehen. Aber persönliche Unannehmlichkeiten schrecken mich nicht, oyakata-sama.“

„Ich werde Ihnen Gelegenheit geben Naraku kennen zu lernen. Natürlich unter einem Vorwand. - Sie wissen, dass ich einen Sohn habe.“

„Inu Yasha.“ Worauf sollte das hinauslaufen? Aber egal. Wenn er nur an Naraku herankäme und endlich erfahren könnte, was vor zweihundertfünfzig Jahren passiert war, mit ihm und mit seiner Mutter...

„Sehen Sie sich in der Lage ihn im Schwertkampf zu unterrichten?“

Das war wirklich unerwartet und Sesshoumaru verstand die Behutsamkeit des Fürsten. Für einen Dämonen war es nicht gerade eine Ehre einen Halbmenschen zu unterrichten. Der Taishou wollte ihn nicht beleidigen, hatte aber eine durchaus unauffällige Möglichkeit gesehen ihn an den Hof zu holen und ihn so Naraku kennenlernen zu lassen, ohne dass dem das auffiel. Er erwiderte daher bloß: „Ja. Darf ich nur eine Bitte dazu äußern? - Danke. Ich würde Inu Yasha gern nicht nur im Schwertkampf unterrichten sondern insgesamt. Es wäre unauffällig, wenn ich mit Ihrem Sohn an einer Ratsbesprechung teilnehme oder ähnliches.“

„Sie wissen natürlich, dass Sie in diesem Fall zu meinem Sohn ziehen müssten. - Tantei, Inu Yasha ist ein Halbdämon und ihm ist bewusst, was das für ihn bedeutet. Trotz allem Interesse, das ich daran habe einen Nachfolger für mich zu suchen – ich werde nicht dulden, dass er noch mehr leidet.“

Das war eine klare Warnung. Sesshoumaru neigte den Kopf tiefer: „Sie können sich darauf verlassen, dass ich nur in Ihrem Sinn handeln werde.“

Der Inu no Taishou musterte den fremden Hundedämon mit unbekannter Herkunft, dessen Gesicht die langen silbernen Haare verbargen: „Das glaube ich Ihnen sogar,“ sagte er dann und rief einen Namen.

Sofort wurde die Tür beiseite geschoben und ein Dämon verneigte sich.

„Besorge passende Kleidung für diesen jungen Mann hier. Rot-weiß.“ Mit einem Lächeln zu dem Ermittler ergänzte er: „Wie gesagt, ich schätze die altmodische Art.“

Er bekam Seidenkleidung auf Kosten des Fürsten? Auch gut. „Danke, oyakata-sama. Darf ich Sie noch etwas fragen?“

Der Taishou wartete, bis die Tür wieder geschlossen war: „Nun?“

„Ich gelte offiziell als der Erzieher Ihres Sohnes?“

„Ja.“

„Wird....Inu Yasha...wissen, was meine eigentliche Aufgabe ist?“

Der Fürst schwieg einen Moment: „Ich werde es ihm nicht sagen. Aber es mag durchaus sein, dass Sie es für notwendig erachten. Er ist ein Halbdämon, aber ein intelligenter Junge. Vielleicht wird er es auch erraten.“

Ein Halbdämon, aber intelligent....Und so sagte es selbst der Vater. Zum ersten Mal bekam der junge Hundedämon eine Ahnung was das Leben zwischen den Arten bedeuten mochte. „Ich verstehe.“
 

Fast eine Viertelstunde herrschte Schweigen zwischen den Beiden, was jedoch keiner der Zwei als belastend empfand. Es gab nichts zu reden. Erst, als der Diener mit Kleidung zurückkehrte, nickte der Inu no Taishou: „Danke.“ Sobald der Dämon verschwunden war, befahl er seinem Besucher: „Ziehen Sie sich um.“

Das war eine klare Anweisung – aber bedeutete, sich vor einem Fremden ausziehen zu sollen. Sesshoumaru presste unwillkürlich die Kiefer aufeinander. Aber dann glaubte er zu verstehen. Das war der ranghöchste Hundedämon, ein Unterwerfungsverhalten war angebracht. Vermutlich wollte der Fürst wissen, wie treu er sich als Außenstehender zu ihm stellen würde, zumal, wenn er ihm seinen Sohn anvertraute. So zog er sich schweigend Jackett und Hemd ab, nahm die beiden Oberteile. Das ging ja noch.

Als er sich die Schuhe auszog, aufrichtete, um seinen Gürtel zu lösen, erhob sich der Fürst, stand und beobachtete ihn. Und der Jüngere begriff. Er hatte Recht gehabt. Es galt eine wortlose Unterwerfung, eine Loyalitätserklärung. So vor einem Anderen hatte er noch nie gekniet, niemals, schon gar nicht sich umgezogen. Aber das war wohl so unter Hundedämonen üblich....Dennoch. Es war eine gewisse Demütigung, die seinen Stolz verletzte. Aber zugleich sagte etwas in ihm, von dem er wusste, dass es das tierische Erbe war, dass es so gut sei. In seiner Hundeform hätte er sich rücklings vor dem Alpharüden zu Boden geworfen, dem die Kehle geboten – das hier war nur die Umsetzung in die Menschenform. Er durfte nicht vergessen, dass dies der Herr aller Hunde war, auch der seine. Er hatte nie zuvor einen Herrn anerkannt, anerkennen müssen, das machte es wohl schwieriger, aber er vermutete jetzt, dass der Fürst genau das ahnte und sichergehen wollte, dass er loyal war, ihn nicht betrügen wollte.

Die weiße Seide war kühl auf der Haut, seltsam angenehm. Ebenso, wie er plötzlich zufrieden damit war vor dem Inu no Taishou knien zu dürfen, dessen Hand auf seinem Haar zu spüren. Die ebenso wortlose Zusage ihn zu schützen. Sesshoumaru hatte seit frühen Kindertagen außer von Jaken und seinen Leuten nie Fürsorge besessen und er genoss die schweigende Anerkennung mit der Empfindung ein Stück Zuhause gefunden zu haben. Er war ein Hundedämon und der Herr aller Hunde hatte ihn aufgenommen. Merkwürdig, wie froh er im Moment war, wie gut es sich anfühlte seinem Taishou dienen zu dürfen.
 

Der Fürst nahm wieder Platz als sei nichts geschehen: „Wann möchten Sie mit dem Unterricht beginnen, Tantei?“

„Wie Sie wünschen.“

„Dann morgen. Sie werden hier einziehen, aber Ihre Mitarbeiter arbeiten weiter....“

„Ja, natürlich. - Verzeihung, oyakata-sama...“ Das war kein gewöhnlicher Kunde, das sollte er sich wirklich merken.

Über das Gesicht des Inu no Taishou huschte ein wahrlich heiteres Lächeln: „Ich habe fast das Gefühl, als ob Sie und Inu Yasha sich verstehen werden. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten. Er mag Lehrer nie sonderlich.“

Wieso nutzte das dumme Halbblut nicht jede Möglichkeit zu lernen, die sich ihm hier bot? Begriff der etwa gar nicht seine Lage? Dann war das wohl das Erste, was er ihm beibringen musste. Die Welt bestand nicht aus einem geschützten Leben unter Papas Pfote in einem Schloss. Denn auch, wenn es ein Vorwand war – er würde wie gewohnt gute Arbeit leisten. „Ich werde mich bemühen.“

„Davon bin ich überzeugt.“ Seltsam. Von allen Hundedämonen, die er je getroffen hatte, wirkte dieser Mann trotz aller Kühle am ehesten wie ein verirrter Welpe. Wo hatte der gelebt, was war mit ihm geschehen? Waren seine Eltern verstorben? Aber dann hätte doch er als Fürst informiert werden müssen. Vor vierhundert Jahren hatte schon Frieden geherrscht und es wäre seine Pflicht als Herr der Hunde gewesen sich um den Welpen zu kümmern. Gut. In Akumu mochten andere Sitten herrschen, aber er war eigentlich stets sicher gewesen, dass dort kein Hund je landen würde. Er sollte sich wohl einmal umhören lassen. Sollte er ihn nach seinem wahren Namen fragen? Myouga hatte gesagt, der sei geheim....aber wäre es möglich, dass der Junge ihn nicht mehr wusste? Dann wäre eine solche Frage mehr als taktlos. Nein. Er würde ihn Tantei nennen. Vielleicht bekam Inu Yasha mehr heraus. Halbdämon hin oder her – dieser Hundedämon würde sein Bestes geben, das wusste er nun. Ein wenig erinnerte der ihn an sich selbst in dem Alter – aber da war er bereits im Krieg gewesen, hatte versucht sich in der Rangordnung hochzuarbeiten, mit List, Intrigen, aber auch schierer Gewalt. Mehrere Menschenalter hatten die Kämpfe angedauert und danach war nichts mehr so gewesen wie es früher war. Dennoch waren die meisten Menschen mit der Dämonenherrschaft zufrieden – es gab kaum Verbrechen, keinen Krieg und bis auf gelegentliche Überfälle törichter Wurmdämonen keinen Ärger zwischen den Rassen. Außer, man ging zu weit über die unsichtbare Grenze, wie er es mit Izayoi getan hatte. Ihnen beiden war bewusst gewesen, dass es Schwierigkeiten geben würde und sie für sich in Kauf genommen – aber keiner von ihnen beiden hatte geglaubt, dass es hauptsächlich das Kind büßen würde. Hoffentlich würden sich diese Zwei verstehen. Inu Yasha täte es nur gut auch einmal einen dämonischen Freund zu bekommen. Er nickte ein wenig, ehe er erneut nach dem Diener rief: „Den Hauptmann.“

Nur eine Minute später kniete ein Hundedämon in militärischer Rüstung vor seinem Fürsten – sein Schwert wie es höflich war, vor der Tür liegen lassend. Er war überrascht, einen weiteren Dämon hier vorzufinden, aber natürlich wäre es undenkbar gewesen nachzufragen. Die Erklärung würde er sicher bekommen.

„Hauptmann, dies ist der neue Erzieher meines Sohnes.“

Der oberste Militär, wenn man vom Taishou absah, hätte sich fast verschluckt. Der Herr war ja stets recht erfindungsreich bei Strafen, aber was mochte dieser junge Mann angestellt haben, dass er als doch reinrassiger Dämon dieses Amt bei dem Bastard übernehmen sollte?

Der Fürst, der sich diesen Gedankengang ebenso vorstellen konnte wie Sesshoumaru, fuhr ruhig fort: „Er bekommt Zugang zu allen Räumen im Schloss, auch und gerade zu meinem Vorzimmer.“

Das war ein Vertrauensbeweis und der Ermittler verneigte sich sofort. Er sollte wirklich zusehen, dass er die Vorschusslorbeeren mit denen ihn der Taishou da bedachte auch verdiente.

Der Hauptmann hütete sich seine Überraschung zu zeigen: „Ja, oyakata-sama. Weitere Befehle?“

„Leite es weiter. Danke.“

Als sie wieder unter sich waren, deutete der Fürst auf die Aktentasche: „Die Kopien sind für mich.“

„Ja, oyakata-sama. Aber eben nur Kopien. Nach Abschluss des Falles erhalten Sie alles.“

„Ich werde es mir durchlesen und sie dann verbrennen.“

Sesshoumaru neigte zustimmend den Kopf. Ja, das war ein erfahrener und vorsichtiger Mann.

„Dann leeren Sie die Tasche. - Sie werden Ihren Anzug doch noch benötigen.“

Ja, natürlich. Erst jetzt fiel dem Jüngeren ein, dass es wohl wirklich ein wenig unpassend gewesen wäre, mit einem Bündel Kleidung unter dem Arm durch das Schloss zu wandern. Die neue Kleidung, weiß, mit rot an den Schultern bestickt, machte tatsächlich etwas her und er würde sie schon aus Höflichkeit in den nächsten Tagen hier tragen. Er sah wirklich wie ein junger Hundedämon von Stand aus. „Danke. - Wie und wann soll ich mich Ihrem Sohn vorstellen?“

„Seinen Sie morgen um neun hier in meinem Vorzimmer. Ich werde Sie ihm vorstellen.“ Inu Yasha wäre vermutlich sehr enttäuscht in seinem Alter noch einen Erzieher bekommen zu sollen, zumal einen Dämonen, da sollte er ihm zeigen, dass er ihn nicht abschob, nicht verachtete. Ihr Verhältnis war manchmal ein wenig schwierig, gerade auch weil er wusste, dass sich sein Junge Mühe gab und doch nie als Erbe anerkannt werden konnte, ja, in eine düstere Zukunft blickte. „Sie dürfen gehen.“

„Danke, oyakata-sama.“
 

Zurück in seinem Büro begegnete er einem strahlenden Lächeln: „Oh, Sesshoumaru-sama! So schön gekleidet.....“ Rin klang begeistert.

„Geschenkt. - Bring den Anzug in die Reinigung. Wenn der Auftrag vorbei ist, werde ich ihn wieder tragen.“

„Natürlich. - Jaken rief an, er habe so weit nichts über die Sieben herausgefunden, aber anscheinend gibt es Gerüchte, dass sie noch leben. Einige Leute, die mit ihrem Gerichtsverfahren zu tun hatten, wurden umgebracht.“

„Wie?“

„Unterschiedlich. Einige mit dem Schwert. Ich habe Ihnen die Notiz auf den Schreibtisch gelegt.“

„Ich werde einige Tage nicht hier sein sondern im Schloss. Du und Jaken solltet einen Passierschein erhalten, aber noch besitze ich keinen.“

Sie nickte nur. „Dann sollen wir Sie dort aufsuchen?“

Er gab keine Antwort und das Mädchen nahm es aus jahrelanger Erfahrung für ein Ja, bückte sich und öffnete die Aktentasche.

Inu Yasha

Es war kaum hell als der kleine Flohgeist in das Arbeitszimmer des Herrn eilte und sich verneigte.

„Nachricht aus Akumu.“ In der Stimme des Fürsten lag kein Zweifel. Er hatte diesem Auftrag Priorität gegeben.

„Ja, oyakata-sama. - Tantei ist anscheinend der einzige Hundedämon aus Akumu. Und nach allem, was meine Leute herausfinden konnten, wohl schon als Welpe dort gewesen. Keiner weiß, woher er kam – und, sagen wir es so, es fragte ihn dann auch keiner mehr. Jedenfalls wissen die Dämonen in Akumu offenbar alle, wer er ist, wenn man nach einem Hundedämon aus Akumu fragt. Sie nennen ihn nur „den Hund“, wohl auch ein Beweis dafür, dass es auch nie zuvor andere gab. Er hat anscheinend seine Welpenjahre bei einem Clan von Krötendämonen verbracht....“ Myouga bemerkte sehr wohl das unwillkürliche Zusammenziehen der Augen des Inu no Taishou: „Ja, er lernte da wohl kaum hundedämonisches Benehmen, aber das waren Dämonen, die mit Informationen handelten. Vermutlich kam er so an seine Kontakte und Interessen. Das war dann auch schon fast alles. Sie reden nicht einmal gegen Bezahlung über ihn, anscheinend aus gewisser Angst oder Respekt. Oh, dann hörte jemand noch von einer Kröte, er sei bei Bokuseno in Ausbildung gewesen, aber das halte ich doch für unwahrscheinlich. Der Baumgeist hätte Sie doch informiert.“

Der Herr aller Hunde legte nachdenklich die Hände auf die Oberschenkel: „Vielleicht auch nicht, wenn er nur an einen gewöhnlichen Welpen dachte. So ziemlich jeder Hundedämon war als Kind allein bei ihm, mich inklusive. Man kommt, hört zu und geht.“ Das würde jedoch erklären, warum der Fremde dennoch gewisse Manieren besaß. Er hatte sich nicht einmal bei der kleinen Prüfung nicht wie ein Hundedämon verhalten, sofort gewusst was er selbst verlangte – und sich gebeugt. „Schicke Bokuseno dennoch einen Boten, ob er sich an jemanden dieses Alters erinnert, und vor allem, wie dessen Name und Herkunft lautet. - Und hier, lass diesen Brief an die Dämonenjäger bringen. Sango soll ihn unverzüglich und diskret erhalten.“

Myouga nahm den für ihn großen, versiegelten Umschlag: „Darf ich fragen, ob Sie Tantei überwachen lassen wollen?“

„Es geht um meinen Sohn. Ich werde nie wieder nachlässig sein.“

In der Stimme des Fürsten lag eine solche Schärfe, dass sich der Flohgeist nur eilig fast bis zum Boden verbeugte, froh, den Brief bereits in den Händen zu haben. Vermutlich hatte allein das den Inu no Taishou soeben davon abgehalten, ihn für seine vorlaute und vor allem absolut überflüssige Bemerkung zwischen den Fingern zu quetschen. Ja, der Herr hatte bereits seinen ältesten Sohn verloren und meinte daran eine gewisse Mitschuld zu tragen, da würde er kaum seinen zweiten riskieren, Erbfähigkeit hin oder her.
 

Als der Fürst um neun aus seinem Arbeitszimmer trat, verneigten sich nicht nur die dortigen Mitarbeiter und Wachen, sondern auch der junge Hundedämon. Dieser trug, was der Taishou zufrieden zur Kenntnis nahm, die Kleidung, die er ihm geben hatte lassen, die weiße Hose, das rotbestickte Oberteil, eine weiße Schärpe. Also hatte der verstanden, was er schätzte – und nur tatsächlich keine solche Seidenkleidung besessen. Sie war auch teuer und er überreichte sie verdienten Diener oder Wachen oft als Geschenk, wenngleich in anderen Farben. Er winkte ein wenig: „Kommen Sie.“

Schweigend stand Sesshoumaru auf und folgte dem Schlossherrn durch scheinbar endlose Gänge, bemüht sie sich zu merken. Diener, Wachen, neigten vor dem Fürsten die Köpfe, die Krieger eindeutig weniger, um ja die Umgebung nicht aus den Augen zu verlieren. Einige neugierige Blicke trafen ihn, aber das war wohl nur verständlich. Keiner wusste, wer er war und was er hier sollte. Ein wenig erstaunt sah er, dass sie in den Park gingen, ehe er sich daran erinnerte, dass es geheißen hatte, der Bastard lebe abseits. Das würde seine eigene Aufgabe etwas über Naraku herauszufinden erschweren. Nun gut. Er musste sehen, was sich ergab. Dort war jedenfalls der Kampfplatz. Hm. Er besaß kein Schwert. Sollte er den Fürsten darauf ansprechen? Das war bestimmt auch schon wieder unhöflich. Vielleicht hatte der auch schon dafür gesorgt. Falls nicht, musste er eben mit dem Bastard erst einmal Nahkampf üben – wobei es zu bezweifeln stand, dass der das je gelernt hatte. Nun, er hatte nur wenig Zeit dem Halbblut wenigstens Überleben beizubringen.
 

Eine Menschenfrau, die vor einem größeren Haus fegte, verneigte sich vor dem seltenen Besuch.

„Das ist Frau Higurashi, die Haushälterin,“ erklärte der Fürst: „Und das ist der neue Erzieher für Inu Yasha.“

„Tantei,“ ergänzte Sesshoumaru eilig, was ja auch ein Name sein könnte. Menschen. An die musste er sich hier wohl gewöhnen. Nun ja, wer auch sonst sollte sich um diesen Bastard kümmern. Und es handelte sich nur um wenige Tage. Jedenfalls starrte ihn die Haushälterin nicht an, sondern lächelte kurz und freundlich und wartete dann auf eine Anweisung. Gut.

„Inu Yasha?“ erkundigte sich der Inu no Taishou.

„Er ist in seinem Arbeitszimmer.“

Also allein, dachte der junge Hundedämon. Er hatte da doch einen Schwertkampf gesehen mit einer Dämonenjägerin? Wo war die? Aber diese kam wohl nur her, wenn sie Stunden gab. Dämonenjäger waren da eigen, heirateten auch nur untereinander und lebten in einem kleinen abgegrenzten Stadtviertel. Er war mit ihnen soweit nie zusammengestoßen, also würde sie sich auch nicht an ihn erinnern können, etwas, was ihm bei Aufträgen durchaus schon passiert war.

Er folgte dem Inu no Taishou in das, ja, Schlösschen. Es war eindeutig menschlich eingerichtet, wenngleich auch mehr in dem Stil, der vor über hundert Jahren üblich gewesen war. Hatte das diese Frau getan, die die Mutter des Bastards gewesen war?
 

Der Fürst schob eine Tür beiseite und Sesshoumaru erkannte den rotgekleideten, weißhaarigen Jungen vom Kampfplatz am Fenster stehend und hinaus blickend.

„Inu Yasha,“ sagte der Inu no Taishou.

Der Angesprochene fuhr herum, sichtlich überrascht.

„Vater....?“ Dann erkannte er den zweiten Dämonen hinter diesem und korrigierte sich eilig mit einer höfischen Verneigung: „Mein Herr und Vater?“

Ah, dachte Sesshoumaru. Privatleben und wenn andere dabei sind. Interessant.

Inu Yasha dagegen war perplex. Sein Vater kam selten und gleich nie mit einem anderen Dämon, wenn man mal von dem Heiler absah, aber er selbst war ja eigentlich kaum krank. Ging es etwa um Tessaiga? Vater hatte ihm gesagt, dass er fleißig üben solle es zu tragen und zu halten, damit umzugehen, nach einer Woche würde dieser weitersehen. Die Woche war um. Sollte er etwa wirklich einen dämonischen Schwertlehrer erhalten? Das wagte er nicht zu glauben, nicht, nachdem er nur zu gut wusste wie die reinblütigen Dämonen über ihn dachten. Und das hier war auch noch ein Hundedämon, Vaters Elitetruppe.

„Ich habe Sangos Bericht erhalten, Inu Yasha,“ erklärte der Fürst denn auch ruhig, sich der Gedanken seines Jungen nur zu bewusst: „Sie ist ohne Zweifel fähig, aber um zu lernen mit Tessaiga wirklich umzugehen, darfst du dich nicht mit einem Menschen abgeben sondern sollst dich gegen die Kraft eines Hundedämonen stellen. Das hier ist Tantei. Er wird mit dir üben. Und dich auch ansonsten in, nun, nennen wir es, Dämonenkunde unterrichten. Ich habe ihn zu deinem Erzieher ernannt.“

Sesshoumaru bemerkte durchaus beides: erst die Freude über das neue Schwerttraining, dann das buchstäbliche Entsetzen bei dem Begriff Erzieher.

„Erzieher...“ brachte der scheinbar Sechzehnjährige heraus: „Sie...Sie meinen, er darf mich bestrafen?“ So naiv war Vater doch noch nie gewesen? Wenn ein Hundedämon quasi die fürstliche Genehmigung hatte ihn zu schlagen, würde der doch mit Freuden darauf eingehen, und ihm das Leben zur Hölle machen.

Die Antwort interessierte auch Sesshoumaru sehr.

Der Gedankengang des Halbdämonen war dem Fürsten nur zu klar: „Misshandeln, nein. - Natürlich wird es bei einer Schwertübung mit dämonischer Energie oder auch sonstigem Training nicht ohne Blessuren abgehen, genau darum sollst du dich ja auch gegen ihn stellen. Und er darf dir sagen, wann dein Benehmen nicht.....dämonenhaft ist. Deine Erzieher waren bislang alles Menschen.“ Ein wenig reuig fuhr er fort: „Ich habe eben zu wenig Zeit. Übe mit Tantei. Und alle sechs Wochen gegen mich, damit ich deine Forstschritte sehe.“

Da wusste jemand, wie er seinen Sohn locken konnte, das war allen Dreien im Raum klar. Der Mann, der sich Tantei nannte, war überrascht, dass der Bastard anscheinend Schwertkampf so liebte – und zudem den Ehrgeiz besaß gegen seinen Vater anzutreten. Das war wohl eindeutig das dämonische Blut.

Inu Yasha neigte auch sofort den Kopf. „Ja,“ sagte er nur: „Was...was ist mit Sango, mein Herr und Vater?“

„Sango, Miroku und Kagome bleiben bei dir. Dein Stundenplan wird nur erweitert. - Hast du noch Fragen?“

„Äh, nein, danke.“ Es blieben natürlich viele, aber die konnte er schwerlich fragen. Stundenplan erweitern? Das konnte alles Mögliche heißen, je nach dem, wie dieser Kerl gedachte mit ihm umzugehen. Immerhin gab es die klare Anweisung zum Schwertkampf, also musste er sich mit ihm mindestens einmal am Tag auf dem Kampfplatz zeigen. Wie nur hatte Vater den dazu bekommen hier mitzumachen? Befehl? Eher weniger, das hätte er früher schon machen können und nie getan, um den dämonischen Stolz und damit seine eigene Stellung zu wahren. Eine Strafe? Kaum. Das würde auch auf eine Sanktionierung für ihn hinauslaufen, da sich der Andere bestimmt an ihn halten würde. Sicher, der Fürst hatte ihn schon bestraft, aber Vater tat das nie ohne den Grund zu sagen, und was er sich von dieser Aktion versprach. Immerhin starrte ihn dieser...wie hieß er, Tantei? Dämlicher Name.. so an? Anders, nicht so verachtungsvoll, eher, ja, eher wie ein Käufer ein Auktionsstück: höflich-interessiert-sachlich. Was sollte das nur werden?

„Zeige ihm als erstes deinen Stundenplan, dann könnt ihr Termine ausmachen. - Und sorge dafür, dass Frau Higurashi ein Zimmer für deinen Erzieher zur Verfügung stellt.“

„Ja, mein Herr und Vater.“ Immerhin: Schwertkampf mit einem Dämon und dann regelmäßig mit Vater! Dieses Versprechen würde dieser bei aller Arbeit nicht brechen, da konnte man schon mal was in Kauf nehmen.

„Dann viel Spaß miteinander – und erfolgreiches Training, mein Sohn.“ Der Fürst ging. Erst draußen erlaubte er es sich ein Lächeln zu zeigen. Der arme Welpe war ein wenig überfahren worden, aber das würde schon gut gehen. Und war ja auch nur für eine gewisse Zeit. Vielleicht wäre der dann sogar enttäuscht wieder mit Sango üben zu sollen. Ihm fiel etwas ein, das er noch vergessen hatte, ehe er sich in die Staatsratssitzung begab, und wieder einmal über die Dämonen dort grübeln würde. Vor allem über Naraku, zu dem vorgeblich keine Spur führte, während er ihm scheinbar höflich zuhörte. Aber den hatte er Tantei überlassen – und diesen den Dämonenjägern und Myouga. Bei aller Leutseligkeit war der Taishou kein Narr.
 

Alleingelassen sahen sich die Beiden für einen langen Moment an, ehe Sesshoumaru erinnerte: „Dein Stundenplan.“

„Oh, ja.“ Der Halbdämon ließ sich in den Stuhl hinter seinem Schreibtisch fallen und zog einen Bogen Papier heraus. „Da, such dir was aus.“ Er warf es auf die Tischplatte. Er duzte alle seine Lehrer. Und so froh er war, einen dämonischen Trainer zu bekommen – er wollte das nicht an den Tag legen, sich nicht unterwürfig zeigen, um nicht die Vorurteile noch zu bestätigen.

„Das kann mühsam werden mit dir.“ Der junge Hundedämon bewegte sich nicht.

„Schön.“ Inu Yasha verschränkte die Hände hinter dem Kopf: „Dann verrate mir eines und ich mache mit: wie hat dich mein...der Fürst dazu bekommen mit mir zu üben?“

„Er fragte mich und ich sagte ja.“

Auf diese schlichte Erklärung war er nicht gekommen, aber da gab es sicher noch etwas: „Warum?“

„Weil ich schon immer einen Bastard über den Kampfplatz jagen wollte.“ Sesshoumaru bemerkte das gleiche Aufflackern in den Augen des Jungen vor ihm wie bei Rin, wenn er, in diesem Fall unbeabsichtigt, etwas sagte, was sie sehr verletzte, und ergänzte eilig: „Diese Antwort hast du doch erwartet, nicht wahr? - Ich habe dich mit der Dämonenjägerin und diesem großen Schwert üben gesehen.“ Da gab es anscheinend viele menschliche Empfindungen. Zu viele, wenn der Junge überleben sollte. Kein Wunder, dass der Fürst gern einen Dämonen hier sah, wenn auch nur vorübergehend. Und er würde seine Aufgaben, diese und die andere, zu dessen Zufriedenheit erfüllen, das hatte er ihm zum einen versprochen, zum anderen wäre es mehr als undankbar gegenüber dem Taishou das nicht zu tun, nachdem der ihn aufgenommen hatte.

Das war keine Lüge. Dämonen sagten vielleicht nicht die volle Wahrheit, aber sie logen nicht. Inu Yasha ließ die Hände sinken und entspannte sich, schob den Stundenplan über den Schreibtisch und drehte ihn um: „Hier.“ Vielleicht war der Kerl für einen Hundedämon doch ganz in Ordnung? Vater ja schließlich auch.

Viele Stunden, Kampftraining und Magie, aber auch Mathematik, Geschichte, Schreiben. „Trage mich für diesen Tag ein, bereits morgen.“

„Den ganzen Tag?“ fragte der Junge verwirrt zurück.

„Erst einmal ja. Nach einem Kampf gegen mich wirst du Ruhe brauchen.“

Eingebildet war der ja wohl gar nicht. Aber, na schön, er hatte gesagt, er mache mit: „Bitte. Aber du musst mit den Anderen reden, damit die ihre Stunden streichen. Die werden nämlich auch dafür bezahlt. Also, dämonisches Kampftraining. Gut. - Dann bitte ich mal Frau Higurashi dir ein Zimmer fertig zu machen.“ Der Halbdämon stand auf und wollte an seinem neuen Lehrer vorbeigehen.

Im nächsten Moment fand er sich an der Wand wieder, eine Klaue um die Kehle und ein, zugegeben recht hohes, Energielevel vor sich. Verwirrt starrte er in die ausdruckslosen Augen seines Angreifers, ehe er instinktiv die Finger an das ihn würgende Handgelenk legte und zudrückte.

Hm, der war nicht so schwach wie er vermutet hatte, dachte Sesshoumaru, und der Kleine schob immerhin keine Panik. Er sagte aber nur leise: „Lektion eins im dämonischen Kampftraining: man sieht einem Dämonen nicht an was er vorhat. Lektion zwei: ein Dämon ist schneller als du. Meistens.“ Wurmdämonen wohl nicht und vielleicht auch manches kleine Licht nicht. „Lektion drei: wenn du meine Hand von deinem Hals entfernen willst, solltest du etwas anderes unternehmen als diese Versuche eines Kleinkindes.“

„Keh,“ brachte der Halbdämon alles andere als begeistert über diesen unerwarteten Einstieg in die neuen Lektionen heraus: „Erstens habe ich mal gehört, man verletzt seine Lehrer nicht, und zweitens...wenn ich mit Sango übe...“

Da lag ein weiter Weg vor ihnen: „Ja, dann. Ein Menschenmädchen und ich. Du solltest den Unterschied kennen. - Hast du dir je Gedanken darüber gemacht, was passiert, wenn dein Vater stirbt?“

„Ja, klar. Dann guckt mich hier kein Schwein und kein Hund auch nur mehr mit dem Hinterteil an.“

„Folgerung?“

„Ich gehe zu den Dämonenjägern.“

Das war wirklich überraschend. Er hatte sich Gedanken gemacht. Nur – welche? „Grund? Dein...Kampftraining?“

Der Kerl regte ihn auf! „Auch und ich habe Freunde da. Da kann ich hin, während sich die ach so tollen Dämonen....“ Inu Yasha musste unter dem eisernen Griff nach Luft ringen: „Um die Nachfolge prügeln. Wer dann auch immer...an die Rolle kommt, wird mich sowieso verjagen.“

„Nein. Töten. - Und die Jäger müssten dich ausliefern, um ihre Privilegien und auch ihr Leben zu retten. Denk darüber nach. - Jetzt bestelle mir das Zimmer.“ Der Mann, der sich Tantei nannte, nahm die Klaue vom Hals seines neuen Schülers weg: „Und, wenn du zurück bist, zeige ich dir wie man die Hand entfernt.“
 

Als die Dämonenjäger und Kagome wie üblich gemeinsam zu ihren nächsten Stunden kamen, fanden sie den neuen Erzieher und Inu Yasha im Aufenthaltsraum. Ihr Freund machte eine ruhigen Eindruck, aber sie hätten schwören mögen, dass die dunklen Stellen an seinem Hals einen Griff darstellten.

„Hallo,“ sagte der Halbdämon jedoch gelassen: „Das ist Tantei, mein ...äh, Erzieher und Schwertkampflehrer.“

Sango nickte, das hatte sie schließlich schon durch den Brief des Fürsten ebenso erfahren, wie die Tatsache, dass sie und Miroku aufpassen sollten, dass der neue Lehrer Inu Yasha nicht misshandelte, aber auch keinen Verrat beging. „Ich bin Sango. Dann auf gute Zusammenarbeit, denn auch ich soll Kampftraining machen.“

„Ich werde ihm zunächst Nahkampf unterrichten,“ erwiderte der junge Hundedämon: „Schwertkampf dann nach dämonischer Art, mit Energie. Ich vermute, dass Ihnen das unmöglich ist.“

Höflich-abwartend, war der, dachte die Jägerin, erwiderte jedoch nur: „In der Tat. - Oh, das ist Miroku, auch ein Dämonenjäger.“

Das war ungewöhnlich, dass sich ein Mönch denen anschloss, aber gut, das ging ihn nichts an. So nickte Sesshoumaru dem nur zu.

Der keine Zwanzig zählende Mönch meinte: „Ich bin der Lehrer für Magie, Bannkreise, Läuterung und so etwas. Willkommen bei uns, Tantei.“

Dieser nickte erneut und wandte seinen Blick dem offenbar jüngsten Mädchen zu, vielleicht ein wenig älter als Rin. Das musste dann Kagome sein, die Mathematik und Geschichte übernahm. Wie waren diese jungen Leute denn an diese Lehrämter gekommen? Aber natürlich. Der Fürst hatte sie ausgewählt, weil sie zwar in den jeweiligen Bereichen etwas wussten, aber auch für seinen Sohn ein gewisses Rudel, Freunde, darstellen konnten. Und, vor allem wenn er so diese Kagome betrachtete, die ihn mehr als misstrauisch musterte, das war wohl geglückt.

Sie sagte allerdings nur: „Ich bin, das können Sie sich ja denken, Kagome.“ Sie war versucht gewesen den wie alle hier zu duzen, aber der hatte Sango gesiezt und wollte wohl keine Nähe mit Menschen. Schade. Naja, Dämon eben.

Sesshoumaru sah kurz in die Runde: „Ich werde morgen mit Inu Yasha einen Ausflug machen. Und will zukünftig diesen Tag allein für mich. Alle anderen Tagen stehen Ihnen zur vollen und freien Verfügung.“

Das war keine Bitte um Zusammenarbeit, das war praktisch ein Befehl. Aber jeder der Drei, wenn auch so jungen, Lehrer lebte seit Jahren in engem Kontakt mit gerade Hundedämonen und kannte deren Eigenarten, vor allem deren Arroganz in Bezug auf Menschen. So nickten sie nur.

Das bewog Inu Yasha dazu, zum ersten Mal zwischen den Arten vermittelnd, zu sagen: „Er hat vergessen den Grund zu erwähnen. Ich sei nach dem Training mit ihm so kaputt, dass ich zu nichts mehr fähig wäre.“ Und nach den ersten Kostproben vermutete er das auch – wobei er sich vorgenommen hatte bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit durchzuhalten.

„Kaputt oder verletzt?“ erkundigte sich Kagome prompt: „Ich hoffe doch, Sie denken daran, wem Sie Rechenschaft schulden, Tantei.“ Ein eigenartiger Name und sie beschloss, einmal im Internet zu recherchieren. Vielleicht stand was drin.

„Er hat da ganz Recht,“ erwiderte unerwarteterweise Sango: „Im Training kann man sich immer verletzen und du, Inu Yasha, hast noch nie nach Dämonenart jemandem gegenüber gestanden. Diese Angriffe können es in sich haben. Das kannst du nicht mit mir vergleichen.“

Immerhin verstand sie etwas von ihrem Gebiet, dachte Sesshoumaru. Und sie würde ihm nicht in die Quere kommen. Ob sie allerdings noch immer so hilfreich gewesen wäre, wenn sie gewusst hätte, dass der Ausflug morgen nach Akumu gehen sollte? Er bemerkte den finsteren Blick Kagomes. Anscheinend war die ihm gegenüber misstrauischer. Hatte sie etwa vom Taishou gesagt bekommen, dass er nicht sei, was er scheine? Sollte sie ihn beobachten? Dann musste er aufpassen. Wobei: die Ziele des Fürsten und die seinen deckten sich in Punkto Inu Yasha und in Punkto Naraku.

Akumu

Sesshoumaru betrachtete nur kurz sein neues Zimmer: „Danke, Frau Higurashi,“ sagte er dann zu der Haushälterin: „Ich möchte Sie noch etwas fragen.“ Diese Frau konnte er kaum duzen, sie war doch sozusagen älter als er und hier wohl die oberste Aufsicht – und womöglich nützlich.

„Natürlich, Tantei.“

„Wenn ich Besuch erhalten will...“

„Da kann ich Ihnen keinen Passierschein ausstellen. Sie sollten sich an das Vorzimmer des Fürsten wenden, oder an oyakata-sama selbst, wenn Sie ihm Bericht erstatten. Benötigen Sie noch etwas?“

„Ja. Morgen ein Auto für mich und Inu Yasha.“ Das war falsch herum, erkannte er dann. Zuerst sollte er wohl den Fürstensohn nennen, Bastard hin oder her.

Die Haushälterin schien nichts zu bemerken: „Ich werde veranlassen, dass es an Tor 3 für Sie bereit steht. Wann?“

„Um acht.“

„Sie selbst werden nichts zu essen wünschen.“

Nein, sicher nicht. Aber das erforderte keine Antwort.
 

Inu Yasha gab nur sich selbst zu ein wenig aufgeregt zu sein, als er frühstückte. Kagome, die als Tochter der Haushälterin hier auch wohnte, leistete ihm Gesellschaft.

„Ein wenig eigenartig, dein neuer Erzieher,“ meinte sie.

„Hundedämon, eben. Immerhin macht er das. Und ehrlich gesagt freue ich mich auf die Stunden. Und heute auf den Ausflug.“

„Glaube ich. Du warst lange nicht draußen, nicht wahr?“ Nun, sicher nicht, seit ihre Mutter hier arbeitete.

„Ach, Kagome....es geht eben nicht. Du weißt ja, dass Vater da besorgt ist.“ Selbst früher in Kindertagen, wenn Lehrer mit ihm Exkursionen machen hatten dürfen, war dies stets in Gegenwart sichtlich gelangweilter und missmutiger Leibwachen geschehen, wobei diese dennoch aufmerksam blieben. Er hatte nicht wissen wollen – und sie wohl auch nicht – was Vater mit ihnen getan hätte, wäre ihm etwas zugestoßen. Immerhin, seit es Fernsehen gab konnte er auch auf diese Art die Welt draußen sehen.

„Ich finde es trotzdem etwas ungerecht dich hier so einzusperren, nur weil dein Bruder...Halbbruder....ermordet wurde. Naja. Heute darfst du ja raus.“

„Ich bin mal neugierig, wohin mich dieser Idiot, ich meine, Tantei bringen wird.“

„Hat er dir gestern weh getan?“

„Nein, nicht richtig. Es waren nur die ersten Nahkampflektionen. Ich bin eben kein Mensch, Kagome.“

„Aber auch kein Dämon.“

„Glaubst du, das weiß ich nicht?“ fuhr er auf.

Sie lächelte abbittend: „Nein, ich meine...er passt schon auf?“

„Denk schon. - Mist, es ist gleich acht.“ Der Halbdämon wollte sicher nicht zu seinem ersten Ausflug seit hundert Jahren zu spät kommen und sprang eilig auf, sauste zum Eingang des Schlösschens. Wie er befürchtet hatte, stand dort schon sein Erzieher, auch, wenn er selbst das Wort quasi stets in Anführungszeichen dachte.

Sesshoumaru wandte sich um. „Noch rechtzeitig. Gehen wir.“
 

Obwohl Inu Yasha erstaunt war, dass der Hundedämon Autofahren konnte, so zeigte er es nicht. Dazu freute er sich zu sehr auf den Ausflug. Das Auto war relativ klein, aber das störte ihn nicht. Es war immerhin die erste Fahrt seines Lebens so fast allein durch die moderne Stadt. Er kannte diese Umgebung, abgesehen von dem altmodischen Viertel um den Palast, das sich bis auf die Autos und die Beleuchtung seit Jahrhunderten nicht verändert hatte, nur aus dem Fernsehen. Natürlich auch von den Erzählungen seiner Lehrer und den zwei oder drei Gelegenheiten, an denen ihn Vater mitgenommen hatte, zu einer Parade und irgendeiner schrecklich wichtigen Zeremonie... Daher starrte er erst einmal ausgiebig herum, bewunderte die vielen Menschen und wenigen Dämonen auf den Straßen, den Verkehr, die hohen, glitzernden Häuser....Wirklich, wie im Fernsehen. Erst, als sich sein Ausbilder geschickt immer weiter durch den Straßenverkehr schlängelte, erkundigte er sich: „Wohin fahren wir?“

„Dorthin, wo du landen wirst, wenn dein Vater stirbt.“

Der Fürstensohn blickte misstrauisch werdend seitwärts: „Sag mal, hat er dir etwa den Auftrag gegeben mir das dauernd unter die Nase zu reiben?“

„Mein Auftrag lautet dich in dämonischem Kampf und Denkweise zu unterrichten. Und das ist der wichtigste Punkt, damit du später am Leben bleiben kannst. - Wir fahren nach Akumu.“

Nach einem Moment Schweigen entfuhr es dem Halbdämon: „Bist du verrückt?“

Sesshoumaru warf einen Seitenblick auf seinen sichtlich entgeisterten Beifahrer: „Was denkst du?“

„Keh. Klar. Wenn mir was passiert, bringt dich mein Vater eigenhändig um. Und das weißt du. Aber Akumu ist, soweit ich gehört habe, nicht gerade der sicherste Platz der Stadt.“

„Der Stadt und aller westlichen Länder.“

„Und warum fahren wir dahin? Ja, du hast gesagt, da werde ich landen, aber wieso? Bei den Dämonenjägern komme ich bestimmt unter. Und warum sollte ein neuer Fürst daran interessiert sein mich zu töten? Ich bin nicht gerade die Nummer Eins der Erbfolge, wie du weißt.“

„Zweite Frage zuerst: für jeden neuen dämonischen Fürsten wäre es essentiell alle möglichen Bedrohungen auszuschalten. Und erbberechtigt oder nicht – du wärst ideal für potentielle Aufrührer, um sich hinter dir zu verstecken.“ Sesshoumaru sah auf die Straße: „Darum Akumu. Es wäre der einzige Ort im gesamten Fürstentum, wohin du könntest ohne dass dich der neue Herr findet. Aber das Überleben dort hängt allein von deinen Kampffähigkeiten ab. Und nein, das hat mir nicht der Taishou so gesagt. Ich bin dort aufgewachsen.“

Inu Yasha war mehr als überrascht. Das, was er über Akumu gehört hatte, war nicht gerade das Beste. Aber die Erklärung des Dämons neben ihm, warum darin seine einzige Chance läge, klang so schrecklich logisch, eben dämonenhaft. Ob Vater ihm darum den geschickt hatte, auch in Sorge um seine Zukunft? Er selbst hatte ja schon seit Ewigkeiten gewusst, dass die nicht sonderlich rosig werden würde, aber das klang immer schlimmer. Da blieb ihm nur eine Schlussfolgerung: „Und du willst mir zeigen wie übel es dort ist, damit ich wirklich kämpfen lerne.“

Er war nicht begriffsstutzig, konstatierte Sesshoumaru.
 

Der Halbdämon bemerkte, wie die Häuser einfacher wurden. Bald würden sie das Viertel erreichen, in dem keine Menschen mehr wohnten, ja, existieren konnten. „Hm. Irgendwelche Verhaltensweisen?“

Der dachte wirklich mit. „Ich werde durchfahren. An einer Stelle habe ich etwas zu erledigen. Falls dich da jemand anspricht, sage ihm nur...“ Der Mann, der sich Tantei nennen ließ, überlegte kurz: „Du bist der Bruder des Hundes. Dann werden sie dich in Ruhe lassen. Aber um nichts auf der Welt sage, dass du der Sohn des Fürsten bist.“

„Klar.“ Der Bruder des Hundes? Das klang eigen. War das irgendeine Bandenzugehörigkeit? Dieser Tantei hatte ja gesagt, er sei hier aufgewachsen und der hatte das ja anscheinend nicht nur überlebt, sondern es bis an den Fürstenhof geschafft. Der wusste vermutlich von was er redete. Er sah aus dem Fenster. Hier stand nichts mehr, eine wüste Ruinenlandschaft, aber vor ihnen entdeckte er wieder Häuser: „Das dort vorn ist Akumu? Ich dachte es mir eher so wie hier - Ruinen.“

„In Ruinen findet niemand Schutz oder Deckung. Die Banden halten ihre Häuser ordentlich. - Hier ist eher das....Übergangsfeld noch aus dem Großen Krieg, für das sich niemand verantwortlich fühlt. Weder der Fürst noch die Banden. Für beide eine neutrale Zone. Nur, falls sich jemand aus Akumu hier herauswagt, in die zivileren Stadtviertel, greift die fürstliche Polizei ein.“

Inu Yasha unterdrückte die Frage, die ihm auf der Zunge lag: wie bist du herausgekommen? Statt dessen meinte er: „Ich spüre die Energien. Viele Dämonen. Auch von recht hohem Stand.“

„Ja. Das sind die Bandenführer. Meist. Man muss stark sein – oder sehr schlau, um dort zu überleben. Es gilt das Recht des Stärkeren.“

Der Halbdämon dachte an die Energie, die er von seinem Erzieher bei dessen erster Attacke ausgehen spürte. Nun ja, der hatte dort überlebt. Dann jedoch schwieg er, denn das Auto wurde langsamer, erreichte die ersten Häuser Akumus. Wieder war er überrascht. Die Häuser wirkten ordentlich, ja, aber die Fenster waren zugemauert oder zumindest mit Holz verschlagen. Die Dämonen, die er auf der Straße sah, lehnten fast beiläufig neben den Türen der Häuser, waren jedoch mit Schwertern bewaffnet oder auch Messern. Sicher Wachen.

„Starr sie nicht an,“ befahl Sesshoumaru nur: „Sieh geradeaus.“ Er bemerkte, dass der Junge sich mehr als unwohl fühlte, aber genau das hatte er beabsichtigt. Er würde nicht viel Zeit haben um den zu unterrichten – da musste der sich anstrengen. Und sein Anschauungsunterricht heute sollte das bewerkstelligen.

Vor einem niedrigen Haus, das wie ein kleiner Laden aussah, hielt der Hundedämon: „Ich gehe hinein. Du bleibst im Auto.“

„Und...wenn ich was höre?“ Das klang zurückhaltend, war aber nichts desto trotz das Angebot mit zu gehen.

Ein wenig überrascht darüber meinte Sesshoumaru: „Du wirst nichts hören. Ich bin auch gleich wieder da.“ Er stieg aus. War der Bastard mutig oder war es die schiere Ahnungslosigkeit oder sogar das Vertrauen darauf, dass ihm als Fürstensohn nichts passieren würde? Das würde er selbst wohl noch herausfinden müssen.

Er stieß die Tür auf und trat ein.
 

Hinter der Theke sah ein Katzendämon auf und zuckte sichtlich zusammen: „Oh, Sie hier. Was verschafft mir denn die Ehre?“

Das klang zittrig und so meinte Sesshoumaru kühl: „Du weißt es, nicht wahr? Jaken zahlt gut.“

Er arbeitete seit Jahrhunderten für diesen, unter anderem natürlich – und das war Jakens Vollstrecker: „Ja, natürlich. Ich gebe mir auch stets Mühe seine Aufträge zu erfüllen.“

„Warum hast du dann noch nichts über die sieben Krieger herausgefunden, die man die Knochenbande nennt?“

„Es ist ungemein schwierig, glauben Sie mir. Die Kerle hocken die ganze Zeit da in dem Haus dieses Beraters. Und der und sie passen auf, das können Sie mir glauben. Ehrlich.“ Der Dämon bemerkte beunruhigt, dass sich sein unerwünschter Besuch näherte. „Ich habe schon vier Leute verloren! Diese Krieger fackeln nicht lange, die legen sie gleich um.“

„Mitten im Stadtzentrum.“ Sesshoumaru klang spöttisch.

Das genügte, um den Dämon in Panik zu versetzen: „Ja, ehrlich! Ich weiß nicht was passiert, aber die Leute verschwinden und werden nie wieder gesehen.“

„Du hast also vier Dämonen verloren.“

„Ja.“

„Und du vermutest nur sie seien tot. Können sie sich nicht abgesetzt haben oder übergelaufen sein?“

„Nein, sicher nicht. Ich meine, einer von ihnen war Ido, der hat doch auch schon für Jaken gearbeitet. Er war stets überaus zuverlässig.“

Hm. „Welchen Grund hast du ihnen für diese Überwachung genannt? Zufällig Jaken oder gar meinen Namen?“ Eiseskälte lag in der nur scheinbar ruhigen Frage.

„Nein.“ Der Dämon schluckte in gewisser Furcht: „Ich....keiner hier spricht Ihren Namen aus, ehrlich. Ich gab ihnen nur an, dass eine Überwachung nötig sei, weil jemand einbrechen will. Das war alles. Ich schwöre es Ihnen.“ Er wusste, was geschah, wenn der Hundedämon verärgert wurde. Bekam man nur beide Arme gebrochen konnte man das als Glückstag verbuchen. Viele von denen, die sich ihm in den Weg gestellt hatten, waren tot. Und jetzt, so munkelte man, arbeitete er nicht mehr in Akumu, sondern hatte sich fein rausgemacht – aber gefährlich war er immer noch.

„Dann belasse es dabei.“

„Ja, natürlich. Soll ich niemanden mehr ansetzen?“

„Nein. Du hast deine Unfähigkeit und die deiner Leute bereits genug unter Beweis gestellt.“ Also war das kein Weg. Er müsste Jaken und Rin informieren. Dann erst begriff er, was er von draußen hörte.

Zur Verwunderung – und unbedingten Erleichterung - des Katzendämons drehte er sich um und war im Nu aus dem Laden verschwunden.
 

Inu Yasha hatte sich ein wenig besorgt umgesehen, dann jedoch beschlossen den kurzen Moment hier abzuwarten. Es ging ihn sicher nichts an, was da Tantei in diesem Laden suchte. Und, irgendwie hatte er sowieso das Gefühl der Kerl sei gefährlich. Sicher, der spielte nicht in Vaters Liga - aber auch nicht weit darunter. Nun, umso besser, dachte er dann. Wenn er sich gegen ihn im Training halten konnte, wäre das ein Beweis wie weit er gekommen war, und würde seinen Vater doch sicher stolz auf ihn machen.

Er schrak zusammen, als die Wagentür neben ihm aufgerissen wurde. Zu unerfahren, um sich unverzüglich wehren zu können, fühlte er sich gepackt und auf die Straße gezogen, zu Boden geworfen. Sangos Kampftraining half ihm immerhin dabei sofort abzurollen und wieder zu stehen. Zwei Dämonen befanden sich vor ihm, er vermutete Wolfsdämonen, war sich jedoch nicht sicher. Sie sahen anders aus als die Wölfe, die er am Hofe gesehen hatte – bei seinen seltenen Auftritten dort.

„Ein junger Welpe mit einem schicken Auto. Das können wir gut gebrauchen.“

„Träumt weiter,“ fauchte er prompt.

„Oh, man versucht zu beißen. Erstaunlich für einen kleinen Hund...Nein, nicht mal das. Du bist ja nur ein jämmerlicher Halbdämon,“ meinte der Redeführer.

Und der Andere ergänzte: „Ich dachte immer, da gibt es nur diesen Bastard des Fürsten, aber auch gut. Auch so was zum spielen.“

Spielen? Das klang harmlos. Inu Yasha überlegte gerade, ob er denen trotzdem sagen solle, dass er der „Bruder des Hundes“ sei, als der Erste auf ihn zulief. Er hatte nie zuvor gegen zwei gleichzeitig anlaufende Gegner gekämpft, schon gar nicht mit vollblütigen Dämonen. Sie waren schnell und ihm wurde jäh bewusst, dass das tödlicher Ernst war – und er keine Zeit mehr für Erklärungen hatte. Er geriet in Panik. Instinkt übernahm für den Verstand und er schlug zum ersten Mal in seinem Leben blindlings mit der Klaue zu.

Einer der beiden Dämonen wurde buchstäblich erwischt. Er schrie auf, ehe er rücklings zu Boden stürzte, das Gesicht blutüberströmt. In dem gleichen Moment war der zweite Wolfsdämon bei Inu Yasha, packte den und warf ihn hart auf den Asphalt, noch ehe er herumfuhr und bemerkte, dass sein Partner tot war.

Mist, dachte der Halbdämon und rollte sich deutlich mühsamer als zuvor ab. Das gab es doch gar nicht. Was wollten die nur von ihm? Aber das hier war der wahre Alptraum, Akumu. Na schön, einen hatte er ja schon bewusstlos geschlagen, da würde er den Anderen im Verhältnis eins zu eins auch ….Er brach den Gedankengang ab, denn aus den Schatten einer Querstraße lösten sich weitere Gestalten, alles bewaffnete Wolfsdämonen, die sich mit eindeutigem Ziel ihm näherten.

Das war nicht gut.
 

„Kannst du nicht zuhören?“

Er wusste wem die kühle Stimme gehörte, wer sich nun neben ihn gestellt hatte. Erst jetzt wurde sein Kopf etwas klarer und er antwortete nur: „Das hättest du diesen Idioten vielleicht sagen sollen. Sie haben mich einfach aus dem Auto gerissen. Und dann war keine Zeit Erklärungen zu schwingen.“

„Welche Überraschung, der Herr Hund persönlich,“ meinte einer der Nähergekommenen, wohl der Anführer. „Was mischt du dich ein? Das geht dich gar nichts an. Dieser blödsinnige Bastard hat einen meiner Männer umgelegt.“

Sesshoumaru warf nun erst einen Blick auf den Toten. Oh, da lernte jemand schnell. Gut.

Auf Inu Yasha hatte der Satz eine ganz andere Wirkung. Erschreckt sah er auf die Leiche. Umgelegt, also getötet? Er hatte ihn doch nur bewusstlos geschlagen, oder? Er war doch nur ein Halbblut, ein Bastard, er konnte einem vollwertigen Dämon doch nie gefährlich werden...? Er hörte trotz seiner fast panisch zu nennenden Verwirrung, wie Tantei gelassen erwiderte:

„Ihr lasst ihn in Ruhe. Der Erste, der sich ihm nähert, legt sich mit mir an.“

Auch der eine Wolf, der zuvor den Halbdämon angegriffen hatte, war vorsichtshalber zurück zu seinem Rudel gewichen, dessen Anführer nun zwischen den Beiden hin und her sah. Sie hatten fast die gleiche Augenfarbe, die ähnlichen weißen Haare. Er hatte nie einen anderen Hundedämon gesehen. War das nur die Ähnlichkeit der Art oder....Nein, sie mussten Brüder, Halbbrüder, sein. Das würde auch erklären, warum sich Sesshoumaru eingemischt hatte. Der war nicht gerade für Nächstenliebe bekannt und schützte außer Jakens Kröten nie jemanden. Bis jetzt, hier und heute.

„Tantei“ war inzwischen klar geworden, dass es nicht gerade gut wäre, wenn einer der Wölfe seinen wahren Namen ausplaudern würde, da das seine Nachforschungen erschweren könnte. Inu Yasha würde dem Fürsten gewiss Bericht erstatten, dass er diesen quasi angelogen hatte. Er hatte nur die Hoffnung, dass dieser jämmerliche Abschaum zuvor die Wahrheit gesagt hatte, und man sich in Akumu noch immer scheute seinen Namen auszusprechen. So sagte er nur: „Steig ins Auto.“

Der Halbdämon gehorchte, nur zu froh, dem Anblick des Toten zu entkommen. Er spürte, dass er zitterte. Er hatte einen Dämon getötet, er...der Mischling....

Er hörte, dass Tantei ebenfalls einstieg, offenkundig unbehindert von den Wölfen.

Der startete und fuhr ab, aus dem Bandenviertel. Erst auf der anderen Seite des Ruinenfeldes bemerkte er, dass sein Begleiter überaus schweigsam aus dem Fenster starrte: „Du hast heute die Akumu-Lektion gelernt,“ sagte er: „Töte oder du wirst getötet.“

„Ich...werde jetzt bestraft,“ murmelte Inu Yasha.

Äh, was? Sesshoumaru sah wirklich überrascht beiseite. Er musste mal ein ernstes Wort mit den anderen drei Lehrern reden. Von welcher Welt erzählten sie dem Jungen eigentlich? „Wenn Dämonen unter sich kämpfen geht das niemanden etwas an. Und, solange es ein faires Duell ist, nicht einmal bei Hofe. Um wie viel weniger in Akumu.“ Er bemerkte, dass der Halbdämon noch immer sichtbar fassungslos auf seine eigene Hand blickte, an der noch der Geruch von Wolfsblut hing, und erklärte mit ihn selbst erstaunender Geduld: „Ja, du hast zum ersten Mal getötet. Das machen Dämonen.“

„Ich bin keiner.“

„Und kein Mensch. Willst du am Leben bleiben?“

Ja, natürlich. Inu Yasha holte tief Luft: „Wieso konnte ich ihn überhaupt...ich meine, das war doch ein Wolfsdämon...“

„Du warst stärker.“ Und er gab zu, dass ihn das nachdenklich stimmte. Schon bei der kurzen Rangelei mit seinem Pflegebefohlenen hatte er festgestellt, dass da ziemliche Kraft in dem schlummerte, die aber wohl nie richtig geweckt worden war. Nun ja, gegen menschliche Lehrer. Was konnte man da auch erwarten: „Übrigens: du solltest von diesem Ausflug niemandem erzählen. Schon gar nicht deinen...Lehrern.“ Und auch nicht dem Taishou.

Ja, dachte der noch immer etwas erschrockene Halbdämon. Dafür hätten seine Freunde kaum Verständnis. Es waren wohl wirklich zwei Welten.
 

So legte er sich nach der Rückkehr erst einmal zum Nachdenken ins Bett und wehrte selbst Kagome damit ab, er sei müde, ohne zu ahnen, dass sie das besorgt machte, so sehr, dass sie Sesshoumaru aufsuchte.

Dieser stand in seinem Zimmer und hörte sich ihre wütende Predigt über Überforderung eines Schützlings tatsächlich bis zum Ende an, ehe er schlicht sagte: „Du willst ihn also umbringen.“

Er duzte sie auch noch? Aber sie zwang sich zur Ruhe: „Er liegt im Bett, ist müde... Und was soll der Unsinn mit dem „Umbringen“?“

Hatten es die Menschen etwa wirklich nicht begriffen? Kam die Einstellung seines Schülers da her? „Was, glauben Sie, passiert nach dem Tode des Fürsten mit Inu Yasha?“

Sie sah ihn irritiert an: „Wieso? Wenn, dann passiert das doch in...Jahrhunderten.“

Für kurzlebige Menschenwesen anscheinend eine unendliche Zeit. „Aber es wird geschehen.“

„Ja, aber...dann lebt er eben hier oder geht zu den Dämonenjägern...“ Sie atmete tief durch: „Sie und auch der Fürst, glauben, dass er dann kämpfen muss? Aber er ist doch nicht der Erbe und....“

„Er kann sich dann nur noch selbst schützen.“

„Gegen wen denn? Kein Dämon nimmt ihn für voll....“

„Er ist nun einmal der Fürstensohn. Das genügt unter Dämonen.“ Das sollte doch jetzt wirklich reichen.

„Und Sie sollen ihn auf diese Zeit vorbereiten.“ Kagome biss sich auf die Lippen. „Schön. Ich verstehe. Entschuldigen Sie meinen Ausbruch, Tantei. Er ist mein Freund – und Menschen denken nicht in Jahrhunderten.“

Oh. Sie konnte ja etwas verstehen. „Dann sagen Sie das auch den anderen beiden Lehrern, wenn sie die gleichen Befürchtungen hegen. ICH bringe ihn sicher nicht um.“ Dann ersparte er sich weitere lästige Diskussionen.

„Ja, das werde ich tun. Auch...Inu Yasha?“

„Der weiß es.“

Und sein neuer Kampflehrer hatte es ihm gesagt, dachte das Menschenmädchen. „Oh, ehe ich es vergesse: oyakata-sama sandte Nachricht. Ehe Sie das erste Mal mit Inu Yasha Schwertkampf üben, sollen Sie bei Toutousai vorbeisehen. Er ist der Schmiedemeister des Fürsten und Sie sollen sich dort ein Schwert aussuchen, ausleihen,“ korrigierte sie sich dann.

Natürlich nur ausleihen. Dämonenschwerter waren teuer. Das wäre erst nächsten Mittwoch, dann könnte er bis dahin Jaken und Rin persönlich informieren und auch erfahren, was sie herausgebracht hatten.

Kampflehrer

Rin blickte lächelnd auf, als Sesshoumaru in das Büro kam. „Ich freue mich Sie zu sehen.“ Es gefiel ihr sehr, dass er jetzt so schöne, altmodische Seidenkleidung trug. Er sah damit fast wie ein Prinz aus.

„Jaken?“

„Er ist unterwegs, aber er wollte so gegen eins kommen.“

„Wie weit seid ihr?“ Er ging ohne Anhalten weiter in sein eigentliches Arbeitszimmer und stellte sich an das Fenster.

Sie kam ihm sofort nach: „Kurzbericht oder wollen Sie auch die Ausdrucke sehen?“

„Zunächst die Kurzfassung.“

„Die Knochenbande wurde im Norden hingerichtet, wie erwähnt, jedoch anscheinend nie begraben. Sie starben durch Hängen, da lässt sich einiges vertuschen. Ich habe ärztliche Berichte darüber ausgedruckt. Einige Beteiligte an ihrem Prozess, darunter Richter und Staatsanwalt wurden ermordet, zwischenzeitlich auch einige Zeugen. Laut Jakens Bildvergleich sind sie denen, die bei Naraku wohnen recht ähnlich, bis auf einen, der anscheinend operiert wurde. Er sieht nun recht...eigenartig aus. Man sollte vielleicht den Fürsten im Norden vor ihnen warnen.“

„Nicht unser Auftrag,“ korrigierte er.

„Natürlich, Sesshoumaru-sama. - Zu Naraku selbst: ich kann nichts finden, wie er an sein Geld kam oder auch an das besagte Grundstück. Offiziell ist er Makler. Das bedeutet ja, dass er einen soliden finanziellen Hintergrund vorweisen musste und ein unbescholtenes Leben, also, nicht vorbestraft sein kann.“

Das stimmte nicht ganz. Wenn er einen falschen Namen benutzte, falsche Papiere....Jaken kannte auch Leute, die mit so etwas handelten. Aber Naraku würde sich kaum an jemanden in Akumu gewandt haben. Damit machte er sich erpressbar, da in aller Regel dort zu viele Beobachter waren. Korrekter, jeder bewachte jeden, schon aus Selbstschutz. Nein, wenn dann hatte er sich an einen Außenseiter gewandt – und den anschließend beseitigt. Vorausgesetzt natürlich, alles hatte nicht doch noch seine Richtigkeit. Und ein Makler.... „Womit handelt er?“

„Ich bin mir nicht sicher, was das bedeutet, Sesshoumaru-sama. Er legt wohl die Gelder seiner Klienten an und erhält dafür Provision. Aber er ist anscheinend auch beteiligt an Fusionen. Es heißt, er kauft Aktien von Firmen, die fusionieren wollen, und verkauft diese an Interessenten. Ist das legal?“

„Soweit er kein Insiderwissen anwendet...Wenn die Fusion stattfindet, steigen deren Kurse und die Anleger machen guten Gewinn. Und wenn die Fusion nicht zustande kommt, verlieren die Anleger Geld, er vermutlich nicht. Aktienanlage. Noch etwas?“

„Er zog angeblich vor zweihundertfünfzig Jahren, ungefähr, aus dem nördlichen Fürstentum zu.“

„Angeblich?“

„Ich habe mich dort in die fürstliche Datenbank gehängt, was im Übrigen einfacher geht als hier, aber dort erscheint kein Naraku aus dieser Zeit oder früher, später allerdings auch nicht.“

„Wer sagt, dass er aus dem Norden kam?“

„Ein Zeitungsartikel, als er Berater des Fürsten wurde. Aber das kann natürlich auch schlicht von einem Gegner behauptet gewesen sein, denn es heißt in dem Artikel auch, dass der Fürst vorsichtiger sein sollte bei der Wahl der Berater, nur welche aus dem Westen nehmen sollte und so. Es klingt sehr...pathetisch.“

„Dennoch: die sieben Krieger stammen aus dem Norden, oder?“

„Ja, Sesshoumaru-sama.“

„Packe mir alle Ausdrucke in den Aktenordner.“ Er musste ihn in Ruhe lesen und er hoffte doch, dass sein hochrangiger Passierschein, unterschrieben vom Taishou selbst, ihn vor weiteren Durchsuchungen der Leibwachen schützen würde.
 

Kurz darauf kam Jaken. „Ah, Sesshoumaru-sama...Wie geht es Ihnen mit dem jämmerlichen Bastard?“

Im nächsten Augenblick lag er auf dem Boden und der Hundedämon sagte ruhig: „Mein Schüler heißt Inu Yasha.“

Jaken war für einen Augenblick zu benommen, dann verstand er: gleich, wie Sesshoumaru vorgestern noch über den geredet hatte, heute sah das anders aus. Mit irgendetwas hatte der Junge den Hundedämon zumindest überzeugt, dass sich die Lehre lohnte. „Äh, ja, natürlich, Inu Yasha.... Haben Sie schon Passierscheine für uns?“

„Natürlich nicht, Jaken,“ erwiderte Rin und stellte den Aktenkoffer auf den Schreibtisch: „Sonst hätte Sesshoumaru-sama sie doch schon her gelegt.“

Der blickte erneut zum Fenster: „Dein Bericht, Jaken.“

„Äh, ja. Wir kommen nicht weiter. Ich warte allerdings noch auf Nachricht von Mizo...“

„Den habe ich gestern aufgesucht.“

„Also auch nichts. Haben Sie den Auftrag zurückgezogen?“ Da der Hundedämon schwieg, was stets ein Ja bedeutete, fuhr der Ältere und deutlich Kleinere fort: „Mir gehen langsam die Ideen aus, wie wir noch an diesen Naraku herankommen, Sesshoumaru-sama. Ich kann nur sagen, dass er sich anscheinend sowohl gegen den Geheimdienst als auch gegen Verbrecher abgesichert hat. Das ist natürlich nicht verboten....“

Nein, praktisch alles, was man negativ über Naraku sagen konnte, war nicht verboten. Aber für Sesshoumaru stand fest, dass sich der Berater des Fürsten, wenn er denn makellos war, in einem Netz verfangen hatte, das nicht nur unglücklicher Zufall sein konnte. Es gab bloß zwei Lösungen: Entweder er war schuldig und hatte seine Belastungszeugen beseitigt, alle Beweise ebenso, oder er war unschuldig und diente jemandem als Sündenbock. Dafür hatte er selbst aber weder-noch einen Beweis und konnte daher schlecht dem Fürsten Bericht erstatten. Nein. Es musste einen anderen Weg geben. Leider sah er ihn noch nicht.

„Macht beide zwei Tage Pause,“ befahl er und erntete von beiden Mitarbeitern überraschte Blicke. Während eines laufenden Auftrages hatte Tantei sie noch nie abgezogen. „Sobald ich Passierscheine habe, werde ich sie euch bringen, dann sehen wir weiter. Rin, ein anderes Handy.“

Sie eilte schon bei ihrem Namen davon, wie er zufrieden feststellte. Nur ein Menschenmädchen, aber sie vermochte es immer seine Gedanken im Voraus zu ahnen. Und er benutzte nur Einmalhandys, aus Sicherheitsgründen.

„Äh, was haben Sie vor, Sesshoumaru-sama?“ erkundigte sich Jaken.

Der würde das nie schaffen, jahrhundertelange Bekanntschaft hin oder her, dachte der Hundedämon. „Ich gehe ins Schloss.“ Schon, um seinen Schüler ein wenig näher kennenzulernen, aber auch womöglich von den anderen Lehrern zu erfahren, wie man sich dort benahm und wie er Naraku unauffällig kennenlernen konnte.
 

So saß der dämonische Ausbilder am folgenden Nachmittag noch mit dem Halbdämon und den drei menschlichen Lehrern zusammen, was dieses Quartett zunächst ein wenig befangen machte. Da er aber schwieg und sie nicht weiter störte, gerieten sie rasch in ihre normale Unterhaltung. Dabei fand Sesshoumaru seinen Eindruck bestätigt: Inu Yasha hatte eindeutig zu viel Umgang mit Menschen gehabt. Er dachte wie einer, redete wie einer...aber, nach Akumu musste er ihm zubilligen, das er wohl wie ein Dämon kämpfen konnte. Und das war ja auch der Punkt, an dem er ihn ausbilden sollte. Er hatte Rins Unterlagen in sein Zimmer mitgenommen und dort nach dem Lesen im Verlauf des heutigen Vormittags mit einem Bannkreis im Schrank gegen Menschen gesichert. Höchstens dieser Miroku konnte sie da finden – aber das würde er selbst dann spüren. Leider hatte ihm das Lesen der Ausdrucke auch keinen Hinweis gegeben, wie man weiter kommen könnte...

Da der Begriff „Schwert“ fiel, sah er auf.

Inu Yasha blickte ihn fragend an: „Keh, ich hätte nicht gedacht einen Dämon mal beim Träumen zu erwischen. - Kagome sagt, du darfst dir ein Schwert bei Toutousai ausleihen. Machen wir das morgen, nach den Stunden?“

Da war jemand begierig nach Schwertern und Kampf, stellte der Hundedämon fest. Und der Schock des ersten Tötens, wenn auch aus Notwehr, schien überwunden. Nun, das waren dämonische Eigenheiten, für die man ihn nicht tadeln konnte. „Ja.“

„Da würde ich auch gern mitgehen,“ meinte Sango: „Toutousai arbeitet ja manchmal auch für uns Jäger, auf Befehl des Fürsten, natürlich, aber ich war noch nie in seiner Schmiede.“

Sesshoumaru sah eine Chance sich ein wenig sinnvoll zu betätigen bis ihm etwas in Bezug auf Naraku einfiel: „Dann kämpfen wir anschließend, Inu Yasha.“ Und da er bemerkte, dass er seiner eigenen Aussage, die anderen drei Lehrer könnten die Tage nach Belieben nutzen, zuwiderhandelte: „Ich muss das Schwert dann ausprobieren.“

Da alle Vier mit mehr, Inu Yasha, oder weniger, seine drei Freunde und Lehrer, Begeisterung nickten, galt die Sache als beschlossen.

Sesshoumaru nahm sich vor den Vormittag zu einem recht unauffälligen Spaziergang durch das Schloss zu nutzen, damit er sehen konnte, wo was lag. Sein Passierschein würde ihm das erlauben.
 

So führte am nächsten Nachmittag der Halbdämon seine vier Lehrer über das Schlossgelände. Wohlweislich hielten sich seine Freunde hinter dem Hundedämon, der wie selbstverständlich an der Seite des Fürstensohnes schritt. Sie kamen bald in den belebteren Schlossbereich und erkannten jenseits eines Hofes ein seltsames Gebäude, jedoch unverkennbar die Schmiede, denn ein großes Feuer befand sich dort und metallisches Klingen war zu hören.

Sesshoumaru vernahm allerdings auch noch etwas anderes. „Armseliger Hundeabschaum...“ Das konnte sich auf Inu Yasha oder auch auf ihn beziehen und er blieb stehen, wandte den Blick zu dem Dämonenkrieger, der dort Wache hielt, neben einem Kameraden wohl den Hof sichern sollte.

Der Halbdämon hatte es ebenfalls gehört – jedoch, zu gewöhnt an solche Sprüche wäre er weitergegangen, sah sich nun aber praktisch gezwungen auch stehen zu bleiben.

„Hast du etwas gesagt?“ erkundigte sich sein Ausbilder derweil eisig.

Der Krieger richtete sich auf: „Ja, ich sagte: armseliger Hundeabschaum. Ihr seid wirklich ein tolles Paar.“

Dieser jämmerliche Dämon war anscheinend sehr von sich eingenommen. „Du hast also auch mich gemeint.“

„Ja, ich habe auch dich gemeint, der sich mit einem Halbmenschen abgibt.“

Oh, dachte Inu Yasha, der sich nach seinem Erlebnis vor drei Tagen sicher war, dass der Wächter gleich bereuen würde diese Aussage gemacht zu haben. Hoffentlich erinnerte sich sein Kampflehrer daran, dass man keine Männer des Fürsten töten durfte. Die Wölfe da in Akumu hatten ja schon die Schwänze eingezogen als der bloß erschienen war – und die kannten ihn.

Der Mann, der sich Tantei nennen ließ, hob die rechte Hand und bewegte ein wenig die Finger. Es gab ein leises, knackendes Geräusch. Gleichzeitig ließ er sein normalerweise gesunkenes Energielevel auf den höchsten Stand ansteigen.

Der Kamerad des vorlauten Wächterdämons hielt es für klüger beiseite zu gehen. Man wollte ja nicht im Weg rumstehen, wenn es Ärger gab, für nichts und wieder nichts, nur weil der Kerl neben einem zu dumm war Gefahren zu erkennen.

Der Andere dagegen machte einige Schritte voran, um nicht die Wand im Rücken zu haben. Sein Überlegenheitsgefühl war soeben in dem Ausmaß gesunken, wie der Fremde seine Macht zeigte. Aber zurückgehen? Vor einem, der einem Halbblut diente? Niemals.

Im nächsten Moment riss er instinktiv den rechten Arm empor um sich zu schützen, noch ehe er gesehen hatte, dass dieser Lehrer vor ihm stand.

Der Schlag traf seinen Unterarm mit solcher Gewalt, dass er aufschrie, und selbst die Menschen in drei Meter Entfernung noch hörten wie der Knochen brach.

Sesshoumaru wich etwas zurück und musterte den Posten mit unbewegter Miene. Der würde einige Stunden, wenn nicht Tage benötigen, ehe er wieder ein Schwert in der Hand halten konnte. Genügte dem das? „Was wolltest du mir sagen?“

Das war die Forderung nach einer öffentlichen Entschuldigung.

Mit dem gewissen Mut der Verzweiflung griff der Posten an. Er diente einem Fürsten! Und das da war nichts als ein Angeber. So verdrängte er gewaltsam den Schmerz und lief vor, versuchte, die Kehle seines Gegners mit der unversehrten Linken zu umfassen.

Inu Yasha sah neugierig zu wie sein Kampfkunstlehrer das Handgelenk abfing und mit der Rechten umklammerte. Er kannte die Kraft dieser Finger inzwischen, wenn auch nur aus den ersten Lektionen, und ihm war klar, dass der Andere keine Chance hatte. Dieser Tantei hatte wirklich was drauf. Allerdings sollte er ihn wohl in der Tat bald darauf aufmerksam machen, dass der Kerl, gleich, wie vorlaut der sein mochte, unter Vaters Schutz stand. Das hier war nicht Akumu.

„Ich höre,“ sagte Sesshoumaru kalt, dem das durchaus bewusst war. Er gab den Unterlegenen nicht frei.

„Ich...entschuldigen Sie, Herr Lehrer....“ brachte der Dämon zähneknirschend hervor, aus Schmerz und Demütigung.

„Und mein Schüler.“

„Niemals!“ fuhr der Bedrohte auf: „Der Bast....“ Er brach nicht freiwillig ab. Mit der freien Hand hatte der Hundedämon gegen einen bestimmten Punkt seines linken Ellbogen geschlagen und damit den gesamten Unterarm gelähmt. Er starrte in die vollkommen ruhigen Augen seines Gegenübers. Der würde weitermachen, ihn buchstäblich Stück um Stück auseinandernehmen, ohne ihn jedoch zu töten. Und der würde deswegen keine schlaflosen Nächte bekommen. Er hatte schon Kriegern gegenüber gestanden – aber so jemandem noch nie. Er würgte daher nur hervor: „Entschuldigung....Inu Yasha-sama.....“ Das würde er sich von seinen Kameraden die nächsten Jahrhunderte anhören dürfen.

Sesshoumaru ließ ihn sofort los, sicher, dass sich diese kleine Machtdemonstration rasch im Schloss herumsprechen würde und sowohl ihn als auch das Halbblut erst einmal vor ähnlich dummen Sprüchen schützen würde. So trat er zu seinem Schüler und dessen anderen Lehrern, die ihn ebenso verdutzt anblickten wie der Rest der Dämonen hier. Er sagte jedoch nur: „Wir gehen.“
 

Natürlich war ein jäher Anstieg eines derartigen Energiezustandes dem Fürsten nicht verborgen geblieben. Es galt als unhöflich mit offen gezeigter Macht hier herumzulaufen und so hielt er selbst es auch. Daher sandte er Myouga zum Nachsehen.

Als der Bericht erstattete, endete er: „Der Hauptmann schickte den Dämon in die Quartiere zum Erholen.“

„Natürlich.“

„Das wird sich herumsprechen.“

„Durchaus.“

„Wer er ist....“

„Das wissen weder du noch ich, und ich glaube langsam er selbst ebenfalls nicht. Ein junger Mann mit solcher Macht muss einfach aus einer hochrangigen Familie stammen. Was hätte ihn schon als Welpen nach Akumu treiben sollen, wenn nicht die Tatsache, dass er Vollwaise war? Ich wüsste zwar niemanden, und auch keine Ursache, warum man ihn nicht zu mir gebracht hätte....“ Nachdenklich ergänzte der Fürst: „ Aber der Umstand, dass er auf einer derartigen Ebene liegt, wird ihn, und so doch auch Inu Yasha, vor ähnlichen Sprüchen schützen.“ Denn das war bedauerlicherweise etwas, das er nicht befehlen konnte. In seiner Gegenwart wagte natürlich niemand so etwas, aber er konnte nicht überall sein und schon gar nicht immer um seinen Sohn.

„Sie...Sie scheinen sicher, dass er keine Gefahr für Inu Yasha darstellt.“

„Myouga....“ Das klang nachsichtig: „Hätte er auch eine Entschuldigung für den Jungen fordern müssen?“

Das stimmte natürlich und bedeutete, dass er Inu Yasha zumindest für die Zeit seines Hierseins vor den üblichen Sticheleien schützen würde: „Nein. Ich lasse ihn dennoch weiterhin von einem Verwandten beobachten, oyakata-sama. Er war in der Stadt, aber das war ein Bürokomplex, ich vermute sein eigenes liegt dort.“

„Er hat noch immer einen anderen Auftrag von mir.“ Gut, wenn er wirklich an beiden arbeitete.

„Und Bokuseno kann sich nicht an ihn erinnern. Er muss woanders gewesen sein.“

„Hm. Behalte ihn weiter im Auge. Ich warte den Bericht der Dämonenjäger ab, ehe ich einen weiteren Zwischenstand von ihm fordere.“
 

Sesshoumaru, Inu Yasha und die drei Menschen betraten derweil die heiße Schmiede. Deren einziger Insasse legte behutsam das soeben polierte Schwert beiseite.

„Ah, ja, ich sehe schon, fremder Hund im Dorf...Äh...“ Er stand auf und musterte den Hundedämon: „Ein Schwert, sagte oyakata-sama. Na, dann such dir hier mal eines aus. Eine Klinge muss zu ihrem Besitzer passen und kann nicht vorgeschrieben werden.“ Er winkte ein wenig.

Sesshoumaru blickte sich um. Fünf Schwerter lehnten in einem Regal an der Wand, ein weiteres steckte abseits in einer Art Holzschemel. Von den Klingen, die gemeinsam dort lagen, schien ihn eine förmlich zu rufen. Sie war schmal, elegant und steckte in einer bearbeiteten Holzscheide mit golden schimmernden Rauten darauf. „Dieses.“ Er deutete darauf und war überrascht, sowohl den alten Schmied als auch Inu Yasha erschrecken zu sehen. „Ich habe freie Auswahl für die Ausleihe,“ erinnerte er. War das das Kostbarste?

„Äh, nicht ganz,“ erklärte Toutousai entschuldigend: „Ich hatte das vergessen, aber...Ich konnte ja nicht ahnen...Tenseiga kann und darf ich dir nicht geben. Wenn dich der Herr damit sieht schneidet er dich in Stücke. Niemand darf es auch nur berühren, außer mir, wenn ich es poliere.“

„Ich werde natürlich das Eigentum des Taishou nicht fordern.“ Da steckte doch etwas dahinter, eine Geschichte? Er würde wohl den Halbdämon fragen müssen. Hm. Er sah sich erneut um, und musterte noch einmal das Schwert, das abseits stand. Interessant.

„Au weia,“ murmelte der alte Schmied derweil zu Inu Yasha und dessen Freunden: „Der Kerl hat ja einen lebensgefährlichen Geschmack an Schwertern...“

„Was ist los?“ fragte der Fürstensohn irritiert zurück.

„Das ist Tokejin, das Schwert da. Es wurde von einem Schüler von mir geschmiedet, der hingerichtet wurde. Er hat Kinder dafür ermordet und die Klinge wird jetzt von deren rachsüchtigen Seelen beherrscht.“

„Darum, also“ sagte Sango: „Man spürt förmlich einen kalten Schauder über den Rücken laufen.“

„Ich kann sogar die dunkle Aura sehen,“ ergänzte Miroku.

„Ich auch,“ meinte Kagome, was wohl nur den Kampflehrer überraschte, der langsam zu dem Griff fasste. Die Anderen im Raum wussten, dass sie ebenfalls spirituelle Fähigkeiten besaß. „Und was für eine. Das wabert ja richtig,“ ergänzte sie.

„Warte, Hundejunge!!“ rief der Schmied eilig: „Das solltest du nicht anfassen, ehrlich. Tokejin hat noch jeden übernommen, der es führen wollte. Das gibt hier ein Blutbad. Und zuletzt wird dich der Herr umbringen müssen. Lass das!“

Mehr erstaunt, dass es jemand wagte ihn als Hundejunge zu bezeichnen, denn erschrocken, drehte sich Sesshoumaru um: „Oh, bitte. Für wen hältst du mich?“ Er umfasste den Griff und zog.

Der Schmied und die Anderen beobachteten ihn und das Schwert kritisch.

„Ach du je....“ Toutousai rang nach Luft: „Das ist ja ganz ein gefährlicher Kerl...“

„Das sehe ich auch so,“ hauchte Kagome nur mehr und erklärte für die Zwei, die es nicht sehen konnten: „Tokejins Aura zieht sich in das Schwert zurück, nein, wird von der Tanteis verdrängt.“

Miroku nickte: „Jetzt wundert es mich nicht mehr, dass der vorher mit dem Wächter so Schlitten fahren konnte. Das muss ein überaus mächtiger und selbstbewusster Dämon sein, selbst für einen Hundedämon.“

Sesshoumaru betrachtete nachdenklich die Klinge, ehe er sie in seinen weißen Seidengürtel schob: „Ich leihe mir also das Schwert, Toutousai, solange ich Inu Yasha trainiere. Dann erhältst du es zurück.“

„Äh ja, es gehört ja oyakata-sama,“ murmelte der alte Schmied. Was hätte er auch sonst dazu sagen können? Tokejin, das verfluchte Schwert, hatte seinen Meister gefunden. Und, dachte er, besser als Tenseiga war es allemal. Zumindest würde dieser Hundedämon länger leben. Der Herr war erbarmungslos, wenn es um Erinnerungen an seinen verstorbenen Erstgeborenen ging.

Sesshoumaru wandte den Kopf: „Dann hole dein Schwert, Inu Yasha. Ich möchte meines ausprobieren.“

Das ließ sich der Junge nicht zwei Mal sagen: „In fünf Minuten auf dem Kampfplatz,“ rief er und eilte davon.

Erstes Zusammentreffen

Sesshoumaru stand auf dem Kampfplatz und erwartete Inu Yasha. Die drei Menschen und anderen Dämonen, die ihn neugierig ansahen, waren ihm gleich. Er wunderte sich über sich selbst. Sicher, in Akumu hatte er dem Halbdämon gegen die Wölfe helfen müssen, damit der nicht draufging. Aber wieso hatte es ihn schon bei Jaken und erst recht jetzt bei diesem Wachposten gestört, was sie über den Fürstensohn redeten? Es wäre nicht notwendig gewesen, auch für den eine Entschuldigung zu verlangen. Und doch hatte er es getan.

Ihm war nicht bewusst, dass er eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem Halbdämonen und sich selbst erkannt hatte: jung, einsam und nur von schwachen, ja, Freunden, umgeben, inmitten einer feindlichen Umwelt.

Inu Yasha eilte heran, sein eigenes Schwert, Tessaiga an der Seite. Sein Kampflehrer hatte es bereits gezeigt bekommen, aber noch nie in Aktion. Der Halbdämon stellte sich ihm gegenüber und wartete auf eine Anweisung.

„Zieh, Inu Yasha.“

Zeitgleich nahm er auch Tokejin zu Hand. In der Tat, ein interessantes Schwert – aber er hatte es gemeistert und er würde damit umgehen können. Die langen Stunden in Akumu und sonst wo, die er selbst mit Kampftraining mit Dämonen verbracht hatte, waren gewiss nicht umsonst gewesen. Oha. Dieses Tessaiga war ja auch ein überaus mächtiges Schwert. Inu Yasha hatte gesagt, dass nur ein Halbdämon es führen könne, da der Griff eine Dämonenabwehr besaß, und er glaubte das. Der Fürst war kein Narr und würde solch eine mächtige Waffe nicht jedem x-beliebigen in die Hand drücken. Tokejin war ebenfalls kein einfaches Schwert, aber es würde sich nur über die Energie seines Besitzers manifestieren. Tessaiga dagegen war noch etwas anderes, das konnte er spüren, aber nicht, was.

„Zeig mir, was du gelernt hast.“

Ohne eine Antwort abzuwarten schoss der Hundedämon auf Inu Yasha zu – und fand sich pariert. Ah ja, der hatte ja auch schon gegen seinen Vater geübt, wie hatte er das vergessen können. Mal sehen, wie weit der Junge mithalten konnte. So drückte Sesshoumaru mit seinem Stahl gegen den anderen.

Inu Yasha hielt dagegen, musste sich immer mehr anstrengen. Verflixt, war der kräftig. Und er nahm sich nicht zurück wie Vater es stets tat. Das war hart. Er musste hier heraus, sonst hätte er sofort einen schlechten Eindruck gemacht. Mit einer Volte, die er von Sango gelernt hatte, drehte er abrupt seine große Klinge und entkam tatsächlich dem Druck, sprang zurück. Er musterte seinen Kampflehrer, der ohne ein Wort zu sagen nachsetzte. War der schnell. Im nächsten Moment schien sich Tokejin um Tessaiga zu schlingen – und seine Waffe flog in hohem Bogen davon. Noch ehe der Junge sein Erstaunen darüber und den gewissen Schmerz im geprellten Handgelenk verarbeitet hatte, lag kalter Stahl an seinem Hals.

„Du hast verloren,“ konstatierte Sesshoumaru, wich dann allerdings zurück, um seiner Aufgabe nachzukommen: „Hole dein Schwert und merke dir: die Tatsache, dass dir ein Zug geglückt ist, heißt nicht, dass du das Spiel gewonnen hast.“

Die Technik war nicht schlecht, allerdings hatte Sango mit dem Halbdämon wohl fast ausschließlich mit gewöhnlichen Schwertern geübt und nicht mit diesem riesig zu nennenden Tessaiga. Ein Kampf Stahl auf Stahl damit war sicher schwerer, die Klinge an sich besaß schon mehr Gewicht. Umso erstaunlicher, dass Inu Yasha sie tatsächlich mit einer Hand führen konnte. Nun, er würde sehen, wie lange das Halbblut das durchstehen konnte. Er wartete daher nur solange, bis ihm sein Schüler wieder gegenüberstand, ehe er erneut attackierte.
 

„Der arme Inu Yasha,“murmelte Kagome: „Das ist doch sicher sehr anstrengend.“

„Ja.“ Sango, die neben ihr stand, ließ die Augen nicht vom Kampfplatz: „Aber das muss ein Training ja auch sein. Und dieser Tantei versteht etwas vom Schwertkampf, das muss man ihm lassen.“

„Aber eine Pause...“

„Kagome – beides sind keine Menschen.“

Das stimmte, und so schwieg das Mädchen erst einmal.
 

Der Halbdämon hatte das Gefühl eine Ewigkeit sei vergangen. Er war müde, aber es war ihm großen Teils gelungen die Schwertangriffe zu parieren. Ganz schlecht konnte er also nicht sein. Warum wich Tantei zurück? War es vorbei? Er gab zu, dass das hier heute das härteste Training gewesen war, dem er je unterzogen worden war. Vater hielt sich zurück und Sango war, obgleich eine geübte Dämonenjägerin, eben doch ein Mensch. Was sollte das jetzt werden?
 

Sesshoumaru hielt Tokejin mit der Spitze gegen seinen Schüler und ließ seine Energie ansteigen. „Genug gespielt,“ sagte er.

Inu Yasha fasste Tessaiga unwillkürlich mit beiden Händen, sicher, dass jetzt eine Nummer härter kam. Dennoch wurde er überrascht, als hellleuchtend aus der Klinge dämonische Energie auf ihn zuschoss, ihn wie kleine Sicheln traf. Er wurde förmlich zurückgeschleudert und prallte hart auf den Sandboden auf, rollte sich hastig ab, um wieder zu stehen. Mist! Das hatte weh getan. Und ihm war dabei bewusst, dass ihn die Tatsache, dass sein rotes Gewand aus dem Haar von Feuerratten war, gegen die übelsten Auswirkungen geschützt hatte. „Was war das?“ erkundigte er sich.

„Sango.“

Diese verstand das zurecht als leise Kritik, da sie das niemals dem Jungen erklärt hatte: „Dämonische Energie. Im Kampf Dämon gegen Dämon wird auch diese Energie eingesetzt, wenn, dann zumeist über das Schwert.“

Dann sollte er also auch sein Schwert einsetzen, um sich zu schützen, dachte Inu Yasha. Nur, wie? War das eine von diesen tollen Eigenschaften Tessaigas, von denen der alte Schmied geredet hatte? Das half ihm gerade wenig, denn Tantei bereitete seinen nächsten Angriff vor, wieder seine Klinge so ruckartig auf ihn richtend. Ihm musste etwas einfallen, oder er würde sich ja komplett blamieren. Hm. Dämonische Energie besaß er auch. Wie, wenn er seine dagegen halten würde? Er hatte nie gelernt diese in das Schwert zu schicken, aber Toutousai hatte doch gesagt, dass nur jemand mit eben dieser Macht Tessaiga aktivieren könnte? War seine Energie dann automatisch drin? Ohne weiter nachzudenken, schlug er, als er erneut die Sicheln aus Tanteis Energie auf sich zurasen sah, mit seiner Klinge mitten hinein. Der Angriff wurde geblockt, zum Teil zurück gelenkt.

Sesshoumaru entkam seiner eigenen reflektierten Attacke mit einem Sprung. Nicht schlecht, dachte er. Keine Ahnung von gar nichts, aber einen Energieangriff abwehren können. Das war schwach gewesen, aber besser als nichts. Damit ließ sich arbeiten. Und er selbst sollte vorsichtiger sein. Das war immerhin der Sohn des Fürsten und irgendwo musste sich das edle Hundeblut ja auch in dem Halbdämonen befinden. So meinte er: „Fast, Inu Yasha. Aber das wird dir nicht mehr gelingen.“

Der Junge nahm es, wie es gemeint war: als Lob, aber auch als Ansage, dass es nun härter werden würde.
 

Kagome hielt den Atem an, als der Lehrer nun weitere, deutlich stärkere Energieangriffe startete. Als Inu Yasha einmal nahe bei ihr auf den Boden prallte, wollte sie schon hinlaufen: „Macht doch eine Pause....“

„Keh!“ Er stand auf: „Lass mich, Kagome. Da muss ich durch.“

„Aber ….“

Sie spürte Sangos Hand: „Lass ihn,“ meinte auch die Jägerin.

„Aber sieh doch, er ist verletzt, blutet...“

„Das passiert in einem Kampftraining. Und es geschieht auch in einem Kampf. Wenn man nicht geübt hat den Schmerz zu ertragen und weiterzumachen, könnte es in einem ernsten Duell tödlich enden. - Überdies,“ fuhr sie leiser fort „Sieh doch, wie viele Dämonenkrieger hier zusehen. Inu Yasha wird sich bestimmt nicht vor denen blamieren wollen.“

Das mochte ja alles stimmen, aber.....Kagome seufzte. Vielleicht sollte sie wirklich bedenken, dass er kein Mensch war? Sie hatte ihn bislang immer so gesehen, irgendwie, als Freund, als Spielgefährten. Aber natürlich war er viel älter als sie und nicht nur die Ohren auf dem Kopf unterschieden ihn von einem Menschen. „Du glaubst nicht, dass Tantei zu grob zu ihm ist?“

„Ich denke, dass der sich zurückhält. Und es wäre wohl beiden nicht recht, wenn du dich einmischst.“
 

Sesshoumaru musterte seinen Schüler, der sich gerade wieder aufrichtete. Blutspuren zeigten, dass er oft genug getroffen worden war, Feuerrattenhaar hin oder her, aber aufgeben kam für den wohl nicht in Betracht. Keine tadelnswerte Eigenschaft. Er selbst sollte jedoch nicht vergessen, dass das hier kein ernstes Duell sondern eine Schulstunde war, ehe er sich noch Ärger mit dem Fürsten einhandelte. Dessen Warnung war klar gewesen: „Genug für heute,“ sagte er daher. „In einer Stunde besprechen wir das.“

Der Halbdämon hätte nie laut zugegeben froh darüber zu sein. Er schob nur sein Schwert zurück in die Scheide. „Ja,“ erwiderte er gleichwohl, um doch höflich zu ergänzen: „Danke für die Lehrstunde.“ Immerhin sollte er nicht den einzigen Dämon verärgern, der sich bereit erklärt hatte mit ihm Schwertkampf zu üben. Außerdem – das war wirklich eine harte Lektion gewesen. Momentan tat ihm alles weh, aber das würde rasch vergehen. Er trat zu seinen Freunden: „Gehen wir.“
 

Eingedenk der Mahnungen wartete Kagome bis sie aus den belebten Schlossteilen waren: „Geht es, Inu Yasha? Tut es sehr weh?“

„Keh. Ich bin doch kein Mensch. Ich geh duschen, mich umziehen und das war es dann auch schon. Das ist bald weg. - Mach dir keine Sorgen,“ fügte er hinzu: „Echt. Das sieht schlimmer aus als es ist. Tantei ist, denke ich, ein guter Lehrer.“

„Ja.,“ erwiderte überraschend Miroku: „Er wusste genau, wann du wo schwächelst und setzte nicht nach, soweit ich sah. Er hat dich hart rangenommen, aber das soll er wohl auch.“ Mit einem Blick auf Kagome ergänzte er: „Es wäre sicher dem Fürsten nicht Recht, wenn der dämonische Schwertkampflehrer mit Inu Yasha Sandburgen baut. Dazu hat er ihn kaum eingestellt.“ Er hatte Recht, dachte er, als er Sangos anerkennendes Lächeln sah, das immer sein Herz so erwärmte. Es war selten, gab er zu.

„Wir haben doch Frieden,“ erwiderte Kagome prompt, ehe sie seufzte: „Ja, schon gut, in ferner Zukunft und so weiter...Aber du hast mir echt Leid getan, Inu Yasha.“

„Dann solltest du bei den nächsten Stunden nicht mehr zugucken.“ Der Fürstensohn fasste unwillkürlich an sein Schwert: „Das wird sicher härter. Ich habe heute nur eine einzige Attacke wirklich zurückgebracht. Das muss besser werden – und er wird mich herausfordern.“

Seine Freundin hörte das besorgt – aber ihr entging auch nicht der fast froh zu nennende Unterton. Waren Dämonen Masochisten?

Sango dagegen meinte: „Ja, da hast du Recht. Und so ist das auch die richtige Einstellung zu einem Kampftraining.“
 

Als Inu Yasha fast zwei Stunden später mit Tantei in sein Wohnzimmer kam, musterte Kagome ihn noch einmal. Er hatte geduscht, trug jetzt Jeans und T-Shirt, aber nichts zeigte mehr Verletzungen an. Hatte sie sich wirklich umsonst Sorgen gemacht? Ihre Mutter würde jetzt bestimmt die Feuerrattengarderobe waschen. Nähen musste man die so gut wie nie, das machte sie quasi von allein.

Der Halbdämon ließ sich mehr oder weniger fallen. Die Besprechung gerade war eine ernste Kritik gewesen, aber auch Tipps, wie er sich verbessern konnte. Das, wo sie beide nicht weiterwussten, war die Tatsache, wie er mit Tessaiga solche Angriffe zurückwerfen konnte. Wie hatte Tantei gemeint: Instinkt gut, Ausführung schlecht. Aber da half wohl nur üben. „Hallo....Na, wie sieht es aus? Stundenpläne für morgen gemacht?“ Immerhin war schon Abend und es wurde bald dunkel.

„Natürlich,“ meinte Miroku: „Wobei mir heute eines aufgefallen ist: Tantei, gegen Ihre Energie könnte man natürlich auch einen Bannkreis errichten. Aber ich wage zu bezweifeln, dass Inu Yasha das hinbekommt – He, nicht böse werden,“ wandte er sich an den Halbdämon, der bereits Luft holte: „Das ist Tatsache. Du bist nun mal auch mit der gleichen Energie ausgestattet und ein wirklich starker Bannkreis dieser Art könnte unabsehbare Folgen auf dich haben. Du wirst dich ja wohl kaum selbst läutern wollen, oder?“

Das stimmte und so zuckte Inu Yasha die Schultern: „Dann muss ich das eben mit Tessaiga hinbekommen.“

„Gegen meine Energie – ein Bannkreis?“ Das klang fast interessiert. Der Hundedämon musterte den Mönch: „Ich habe heute nicht alles gezeigt.“

„Natürlich nicht. Das werden Sie nur in einem finalen Kampf gegen einen wirklich ernst zu nehmenden Gegner.“ Miroku lächelte, als er das kurze, bestätigende Nicken sah: „Bitte, vergessen Sie nicht, dass wir alle seit Jahren mit Dämonen zusammenleben.“

Das stimmte natürlich, dachte Sesshoumaru. In Akumu gab es keine Menschen und bis auf Rin war seine Kenntnis dieser Art auf seltene, kurze Kontakte beschränkt. Er sollte aufmerksamer sein, was diese Drei hier vermochten. Immerhin schien der Mönch sicher, dass einer seiner Zauber ihn zumindest belästigen konnte. Was surrte da?

Kagome griff in ihre Jeanstasche und zog ihr Handy hervor, guckte: „Oh, nicht schon wieder eine SMS von diesem Hakudoshi...“ stöhnte sie.

„Du scheinst seine Aufmerksamkeit geweckt zu haben,“ lachte Sango: „Freu dich doch. Der Kerl ist ein Millionenerbe.“

„Keh,“ machte Inu Yasha leise aber nachdrücklich damit sein Missfallen demonstrierend.

Sesshoumaru richtete sich auf. Hakudoshi – das war doch der älteste Sohn dieses Naraku? Oder jemand mit dem gleichen Namen? Gab es hier etwa unerwartet eine Chance an den ranzukommen? So fragte er: „Wer ist das?“

Inu Yasha schien überrascht, antwortete jedoch: „Der älteste Sohn von einem Berater meines Vaters. Naraku. Sicher schon mal in der Zeitung gesehen.“

„Naraku? Ja, natürlich. Mich wundert nur...“ Der Hundedämon brach ab. Das wurde ein Hindernisrennen. Mit menschlichen Gefühlen kannte er sich nicht aus.

Kagome funkelte ihn auch prompt an: „Dass sich so jemand mit mir abgeben will?“

„Nein.“ Wie kam er da jetzt wieder heraus? „Dass der Sohn eines Beraters und dazu reich keine arrangierte Ehe erhält.“

„Oh,“ sagte das Menschenmädchen beruhigt: „Ja, das denke ich auch. Er will sich nur etwas amüsieren. Und dazu bin ich mir zu schade.“

„Du bist sowieso zu schade für Naraku und seine Brut,“ knurrte Inu Yasha: „Soll ich mit diesem Hakudoshi mal reden?“

„Lieber nicht,“ meinte Kagome sofort. „Naraku kann dich sowieso kaum leiden und wenn du seinen Sohn verprügelst gleich zweimal. Vergiss nicht, das ist ein Berater deines...des Fürsten.“

„Naraku mag dich nicht?“ erkundigte sich der Mann, der sich Tantei nennen ließ, interessiert.

„Nicht wirklich,“ gab der Halbdämon zu: „Sagen wir es so: wenn er mich mal sieht ist er freundlich: so Inu Yasha-sama hin, Inu Yasha-sama her. Aber er versucht zu verhindern, dass ich an den Hof komme, das hat mir Myouga gesagt. Und einmal ist dem guten Naraku etwas entwischt von wegen: er mag mein Gesicht nicht mehr sehen . Naja. Das ist für ihn schlimmer als für mich, er muss es ja ansehen. Und Vater reagiert nicht auf solche Versuche.“

„Noch,“ warnte Miroku: „Wenn du hingehst und Hakudoshi wegen Kagome verprügelst, könnte das anders aussehen.“

„Überdies wäre das nur ein Beispiel deiner mangelnden Selbstbeherrschung und sonst was als Halbdämon,“ fügte Sango hinzu: „Lass es lieber. Und lass es Kagome machen.“

Sie schienen nicht gerade Narakus Freunde, dachte Sesshoumaru: „Was habt ihr alle gegen den Berater?“

Sie starrten ihn alle vier an, ehe Sango langsam sagte: „Nichts.“

Er zog die Brauen zusammen. Sie log. Fürchteten sie den Berater? Beziehungsweise, dass er für den arbeiten würde? Dann hatte er die Chance hier, vollkommen unerwartet, eine Spur zu finden. So meinte er: „Ich diene allein meinem Taishou.“

Miroku zuckte die Schultern: „Schlau sind Sie, das muss man Ihnen lassen. Sag es, Sango.“

Die Dämonenjägerin sah kurz auf ihre im Schoss gefalteten Hände: „Es ist schon fast zwanzig Jahre her, da kam Naraku zu uns. Er...er hatte einen Auftrag. Ein Schloss würde von Wurmdämonen attackiert. Großvater und eine Gruppe unserer Leute ging hin – keiner kehrte zurück. Natürlich mag das Ganze ein Irrtum gewesen sein, aber alles deutete auf einen Hinterhalt. Und er legte uns den Köder. Seither sind wir vorsichtig in Bezug auf ihn.“

„Ich sehe keinen Grund die Dämonenjäger in einen Hinterhalt zu locken,“ gab Sesshoumaru zu.

Sie nickte: „Wenn man von der Tatsache absieht, dass es gut ein Drittel unserer Männer war. Und wir stets loyal zum Fürsten stehen.“

Darum wollten sie das verschweigen. Sie hegten den Verdacht, dass Naraku mit einem einfachen Trick eine treue, kampferprobte, wenngleich menschliche Gefolgschaft des Fürsten drastisch reduziert hatte. Das war nicht zu beweisen, also konnten sie diese Anklage kaum laut erheben. Aber zwanzig Jahre wären für einen Dämon keine Zeit. „Du, Inu Yasha, magst ihn nicht, weil er dich nicht mag.“

„Stimmt auffallend.“ Der Halbdämon setzte sich auf: „Und ich finde, es wäre an der Zeit, dass du, Tantei, uns sagst, warum du dich für Naraku interessierst.“

Mist! Der Ermittler ertappte sich dabei offenkundig das Quartett unterschätzt zu haben.

Kagome lächelte etwas zu sanft, um es harmlos scheinen zu lassen. „Angenommen, ich würde mich mit Hakudoshi verabreden...will ich wissen, warum.“

Er konnte sie dazu bringen sich zu verabreden, in Narakus Haus zu gelangen, was bislang weder Geheimdienst noch Leuten aus Akumu gelungen war..... Aber er konnte nicht seinen Klienten hinhängen.....Vielleicht wäre die halbe Wahrheit besser. Sie würden wissen, dass er nicht log. „Ihr habt wohl gehört, dass ich in Akumu aufwuchs.“ Sie nickten alle, also hatte Inu Yasha zumindest doch teilweise erzählt: „Aber nicht, wie ich dorthin kam.“ Er berichtete kurz von seinem Leben mit seiner Mutter, den gelegentlichen Besuchen seines Vaters und dann der abrupten, schrecklichen Wende ihres Todes und seiner Verschleppung: „Als ich vor kurzem ein neues Büro bezog, erkannte ich ein Haus wieder. Naraku lebt jetzt dort drin. Und ich will wissen, was damals passiert ist.“

„Und warum klingelst du nicht einfach und erklärst denen das und fragst nach?“ erkundigte sich Inu Yasha.

„Bitte,“ meinte Miroku: „Im besten Fall knallen sie ihm die Tür vor der Nase zu. Wenn Naraku tatsächlich darin verwickelt war, wird er alarmiert. Ist er unschuldig, ist er beleidigt und rennt zum Fürsten.“

„Das würde er wohl auch tun, wenn er schuldig ist,“ sagte Sango: „Ich verstehe Ihr Problem, Tantei. Darum auch Ihr Name? Tantei – Ermittler.“

„Ja,“ gab der Hundedämon zu: „Kagome, verabreden Sie sich mit Hakudoshi? Ich möchte nur wissen, wo die Familie vor zweihundertfünfzig Jahren wohnte – ehe sie in das Haus zog.“

„Und, wenn es geht, ob sie wissen, wer zuvor in dem Haus wohnte?“ fragte sie nur zurück.

„Kagome, lass das. Wenn Naraku drinhängt, kann das gefährlich werden.“ Inu Yasha griff nach ihrer Hand.

„Unsinn. Stell dir doch mal vor, du weißt nur, dass deine Mutter umgebracht wurde, weder deinen richtigen Namen noch, wer deine Eltern waren....Und Hakudoshi kann mir kaum etwas tun. Immerhin wissen einige Leute, dass ich bei ihm bin.“ Sie lächelte zum ersten Mal, seit sie sich kannten, Tantei warm an: „Ich mach es, für Sie.“

Gespräche

Sesshoumaru starrte das Menschenmädchen an. Diese Kagome hatte auf ihn bislang weniger den Eindruck gemacht ihn sympathisch zu finden – eher, wenn sie ihre Fähigkeiten unter Kontrolle hätte ihn läutern zu wollen. Warum also wollte sie „für ihn“ etwas tun?

Sango musterte ihn ihrerseits: „Mir will scheinen, Sie haben mehr gemacht, Tantei, als nur nicht bei Naraku zu klingeln. Sie sind überzeugt, dass da etwas nicht stimmt.“

Dämonenjäger. Und sie hatte natürlich in der Familie möglicherweise durch Naraku den Verlust erlitten. „Zwei...Bekannte meinerseits haben ermittelt.,“ gab er zu.

„Und?“ drängte Inu Yasha: „Anscheinend haben sie ja etwas herausgefunden, dass in die richtige – oder eher in die falsche Richtung geht.“

Tantei schwieg. Jahrzehnte, Jahrhunderte gelernte Disziplin forderten das von ihm. Aber: war hier vielleicht doch die Möglichkeit, die er gesucht hatte?

Miroku beugte sich vor: „Tantei - Ermittler. Sie suchen den Mörder Ihrer Mutter und den Mann, der Sie nach Akumu geschickt hat. Die Dämonenjäger suchen Beweise, ob Naraku sie bewusst in eine Falle lockte oder es wirklich nicht wusste. Schließen wir uns zusammen. Kagome trifft sich mit Hakudoshi und fragt harmlos nach. Und Sie sagen uns, was Sie herausgefunden haben. Wir bilden ein Einsatzgruppe. Ist Naraku unschuldig, macht es nichts. Ist er jedoch schuldig....“

Sesshoumaru dachte nach. Geheimdienst und seine eigenen Verbindungen hatten versagt. War gerade das, eine Gruppe von Außenseitern, die Chance? Mit ihnen würde kaum jemand rechnen, das war klar. Und womöglich hatte auch Naraku das übersehen. So meinte er langsam: „Gut. Einverstanden. Unter einer Bedingung. Ich leite die Gruppe.“ Er war der Erfahrenste.

Dämon, dachten die Menschen.

Inu Yasha seufzte: „Ja, schon klar, Herr Lehrer. Aber ich will Kagome eigentlich nicht in Gefahr bringen.“

„Sie ist nicht in Gefahr,“ erwiderte Sango: „Sie hat ein Treffen mit einem Anbeter. Fragt sie was....niemand wird sich wundern. Man plaudert bei solch einem Treffen, redet und will sich näher kennenlernen. Das ist alles.“

„So ist es.“ Der Mann, der sich Tantei nennen ließ, lehnte sich unmerklich entspannter zurück: „Am Samstag wirst du, Kagome, Bericht erstatten. Und, Inu Yasha, ich brauche bis dahin zwei Passierscheine. Dann können meine Bekannten auch her und erzählen, was sie herausgefunden haben. Dann sehen wir weiter.“

„Oh, der Halbdämon ist auch nützlich?“ murrte der Fürstensohn: „Ja, ich besorge sie dir.“

„Du bist womöglich noch ganz anders nützlich,“ meinte Sesshoumaru nur.

„Eines noch, Tantei.“ Miroku sah ihn ernst an: „Gruppenleiter in allen Ehren. Aber dann duzen wir uns alle.“ Ihm war nicht entgangen, dass der Hundedämon Kagome bereits geduzt hatte. Und er wollte klar machen, dass Menschen hier auch was zu sagen hatten.

„Einverstanden.“
 

So bat Inu Yasha um Audienz bei seinem Vater, die er auch umgehend bewilligt bekam. Als er vor dem Fürsten niederkniete, musterte der ihn, fragte jedoch nur: „Ein Problem oder ein Besuch?“

„Kein Problem, Vater,“ beteuerte der Halbdämon, der das zu Recht auf seinen neuen Lehrer bezog. „Ich bin sehr froh, dass Tantei mich trainiert. Es ist hart, aber das muss es wohl auch sein, damit ich viel lerne.“ Natürlich hatte Vater bereits von dem Ablauf der ersten Stunde gehört. „Ich wollte mich bei Ihnen bedanken.“

„Gut. Ich habe gehofft, dass du mit ihm auskommst.“

„Ja. Er ist eben...anders als die anderen Lehrer. Allerdings vermute ich, dass er auch noch keinen Schüler wie mich hatte. - Zu diesem Thema. Tantei möchte am Wochenende Besuch erhalten. Vielleicht könnten Sie ihm zwei Passierscheine ausstellen lassen?“

Der Inu no Taishou rief einen Diener und gab die Order weiter, ehe er wieder zu seinem Sohn blickte: „Deine Lehrer verstehen sich auch, Menschen und Hundedämon?“

„Ja.“ Inu Yasha sah gegen die höfische Regel auf und lächelte: „Wirklich, Vater. Es ist alles bestens. Machen Sie sich bitte keine Sorgen.“

„In diesem Fall....“ Der Fürst hätte nie zugegeben, dass ihn das erleichterte: „Wirst du eine Einladung zu dem Empfang in einer Woche erhalten. Du wirst dort mit mindestens einem Lehrer erscheinen, am besten mit Tantei.“ Der sollte schließlich Gelegenheit bekommen unauffällig Naraku kennen zu lernen. Trotz allem Privatleben verlor der Taishou nie sein eigentliches Ziel aus den Augen. Und er war zufrieden, dass der Mann, dem er zwei gleichzeitige Aufträge gegeben hatte, beide gleichermaßen sorgfältig erfüllte. Das besaß Seltenheitswert.

„Danke.“ Das passierte fast nie. Gewöhnlich sollte er abseits bleiben, aus gutem Grund.
 

Kagome klingelte ein wenig aufgeregt am Tor des vornehmen Anwesens. Durch die umgebende Mauer und das Tor wirkte das alles abweisend, man konnte nicht hineinsehen. Und, aber das hatte sie niemandem erzählt, es war doch ihre erste Einladung zu einem Jungen, oder eher jungen Mann nach Hause. Hakudoshi schien um die Achtzehn, Neunzehn zu sein, eher jünger, aber er war ein Dämon und da täuschte das. Sie musste ja nur an Tantei denken, für den zweihundertfünfzig Jahre gerade mal seine Jugend bedeuteten. Hoffentlich erfuhr sie hier und heute etwas, das ihm helfen würde das Rätsel seiner Vergangenheit zu lüften.

Das Tor wurde geöffnet und sie erkannte den jungen weißhaarigen Dämon, der sie anlächelte: „Hallo, Kagome. Komm nur.“

Sie betrat das Gelände: „Oh, ist das ein großer Garten,“ entfuhr es ihr. Nun, eher schon ein Park. Hinten befanden sich einige Männer, die sie für menschlich hielt, die wohl gerade mit dem Schwert übten. Sie hatte nur nie zuvor so ein langes Schwert gesehen, das aus einzelnen Gliedern bestand wie eine Kette – und dessen Reichweite offensichtlich enorm war.

„Ja, er ist ziemlich groß.“ Hakudoshi schloss das Tor: „Lass dich durch die nicht verunsichern. Das sind nur die Wachen meines Vaters. Sie üben.“

„Wachen, ach ja. Das muss man wohl haben. Im Schloss gibt es allerdings dämonische Wachen.“

„Das sind die Krieger des Fürsten, klar. Das hier sind Menschen. Jetzt komm mit. - Nervös?“

„Ein bisschen,“ gestand sie. Er hatte es gesehen, wozu leugnen. „Ich...naja, es ist das erste Mal.“

„Dann freut es mich, dass du zu mir kommst.“ Er begleitete sie in die Vorhalle des Hauses: „Warte bitte kurz hier. Ich frage schnell meinen Vater ob er dich kennenlernen will. Wenn nicht, gehen wir gleich hoch.“

Sie wurde unwillkürlich rot: „Ach nein, nicht in dein Zimmer....“

„Schön, dann hier drüben ins Esszimmer. Ich bin gleich wieder da.“ Hakudoshi war durchaus davon angetan, dass sie so zurückhaltend war. Aber natürlich, dachte er, ihre Mutter arbeitet bei Hofe, da will sie sich sicher keinen Patzer leisten. Und es sprach durchaus für sie, dass sie die Situation eher verlegen als begeistert aufnahm. Immerhin wusste sie doch, dass er der Sohn eines reichen und mächtigen Mannes war.

Kagome sah sich alleingelassen um. Das Haus war wirklich groß. Wenn Tantei hier gelebt hatte, musste seine Familie oder vielmehr seine Mutter sicher auch reich gewesen sein. Warum er dann wohl in Akumu gelandet war? Aber genau das wollte er ja herausfinden.

„Na, was haben wir denn da Schönes?“ sagte jemand und sie drehte sich um, in der Annahme, den Hausherrn vor sich zu sehen. Irritiert blickte sie auf einen Mann undefinierbaren Alters, der kaum ihre Größe erreichte. Vor seiner unteren Gesichtshälfte hatte er ein Tuch gespannt. Und er fasste sie an, wollte sie mit sich ziehen.

„Lassen Sie mich!“ protestierte sie sofort und versuchte sich loszureißen. Er roch eigenartig, fast wie eine ganze Apotheke. Sollte sie nach Hakudoshi rufen?

„Mukotsu!“ Dieser kam soeben wieder aus dem Arbeitszimmer seines Vaters: „Lass sofort meinen Gast los!“

Der Unbekannte gehorchte: „Ich dachte sie ist für mich, Hakudoshi....“ erklärte er und es klang fast entschuldigend.

Kagome spürte einen gewissen Schauder. Was war das denn für einer?

Hakudoshi ließ das kalt: „Verschwinde wieder in deiner Küche, Giftmischer!“ Als er mit Kagome allein war, lächelte er: „Entschuldige. Hat er dich sehr erschreckt? Er ist...der Apotheker meines Vaters. Und er...naja. Er fühlt sich manchmal einsam. Aber das gibt ihm noch lange nicht das Recht hier einfach Leute zu belästigen,“ erklärte er eilig: „Vater möchte dich nicht sehen.“ Nun ja, das war hoffentlich sehr freundlich umschrieben, dafür, dass Naraku gesagt hatte: ich will keines deiner Betthäschen kennenlernen, lass den Unsinn. Er war vorsichtig genug gewesen nicht darauf hinzuweisen, dass er in Kagome weit mehr als das sah. Vater suchte schließlich nach einer guten Partie für ihn und konnte ziemlich....böse werden. „Also komm, setzen wir uns. Meine Schwester wird uns Tee machen. Kagura führt den Haushalt.“

Das ergab die Gelegenheit die erste Frage zu stellen: „Oh, dann...hast du keine Mutter mehr?“

„Nein, sie ist schon lange tot.“

Das klang sehr gleichmütig, dachte sie. Ihr Vater war auch vor Jahren verstorben, aber deswegen erinnerte sie sich doch an ihn. Aber nun gut. Dämonen sahen das wohl anders. Aber sie wollte ja etwas herausbekommen, und so setzte sie sich, plauderte, erzählte auch ein wenig von sich, aber hütete sich davor zu viel zu reden, obgleich Hakudoshi sehr an Inu Yasha interessiert schien.
 

Samstag Vormittag kamen Rin und Jaken. Die drei Freunde und der Halbdämon waren ein wenig überrascht, dass Tanteis Computerspezialistin jünger war als sie, aber Kagome meinte nur:

„Wenn du willst kannst du dich hier bei mir mit einloggen. Hier ist der Zettel mit dem Code für das Netz.“

„Danke.“ Rin lächelte und setzte sich neben sie, klappte ihren Laptop hoch, während Jaken neben Sesshoumaru Platz nahm.

Dieser sah in die Runde: „Wir haben uns geeinigt, dass wir alle Naraku als Ziel haben. Bevor Rin zusammenfasst, was wir über ihn haben, erzählt Kagome von dem Besuch gestern.“

Die sah auf: „Im Prinzip ist es nicht viel, was ich herausgefunden habe, Tantei. - Sie haben menschliche Wachen, sechs sah ich im Garten üben, einer, ein gewisser Mukotsu, lief mir im Haus über den Weg. Er ist recht klein und riecht wie eine ganze Apotheke. Hakudoshi sagte, er sei der Apotheker seines Vaters, bezeichnete ihn aber auch als Giftmischer. Wobei, das sehen manche ja als Synonym. Kagura, die älteste Tochter, führt den Haushalt. Ich sah später auch die jüngeren Geschwister. Sie haben alle weiße Haare bis auf Kagura. Und, was mir auffiel, Hakudoshi sagte, seine Mutter sei schon lange tot, aber Akago, der Jüngste, ist noch ein Baby, das nicht laufen kann. Kanna, seine Schwester, trägt ihn. Aber sie sind Dämonen, da mag das anders sein. Ich fragte auch, wie lange sie schon da wohnen und Hakudoshi meinte, so lange er sich zurückerinnern kann. Das würde aber nicht zu den zweihundertfünfzig Jahren passen, oder?“ Sie sah zu dem Hundedämon, der ja bis zu diesem Zeitpunkt in dem Haus mit seiner Mutter gelebt hatte.

„Hast du Naraku gesehen?“fragte er nur.

„Nicht richtig, nur durch einen Türspalt, als Hakudoshi mich verabschiedete. Er scheint recht jung zu sein, ich hätte ihn als Mensch auf Mitte Zwanzig geschätzt, aber dann wäre er, selbst als Dämon, doch nicht viel älter als sein ältester Sohn...? - Oh, und Hakudoshi versuchte mich über Inu Yasha auszuhorchen, aber ich ging nicht so richtig darauf ein.“

„Menschen täuschen sich oft im Alter von Dämonen,“ warf Jaken ein: „Interessanter ist, dass Naraku dann seit fünf Jahren einen eigenen Apotheker hat. Da lässt sich einiges machen.“

Sesshoumaru nickte: „Rin.“

Diese sah auf: „Alles, was wir über Naraku wissen? Moment.“ Sie rief ihre Notizseite auf und begann vorzulesen: „Nach offiziellen Angaben wurde Naraku hier in der Stadt vor knapp tausend Jahren geboren. Ich konnte allerdings vor einem Zeitraum vor zweihundertfünfig Jahren seinen Namen nirgendwo finden, auch nicht aus den Zeiten nach dem Großen Krieg. Einer Zeitungsnachricht zufolge stamme er ursprünglich aus dem Norden, aber auch in den dortigen Datenbanken konnte ich nichts über ihn finden. Allerdings kommen die sieben Krieger, die bei ihm sind, aus dem Norden und wurden dort vor einigen Jahren wegen Morden und Brandstiftungen hingerichtet.“

„Dafür sahen sie mir ganz lebendig aus,“ meinte Kagome: „Sicher?“

„Bilder der Knochenbande und der sieben Wachen sind identisch. Übrigens war auch ein Mukotsu bei der Knochenbande. - Vor rund zweihundertfünfzig Jahren erst kann man Naraku hier nachverfolgen. Er war da schon ein reicher Mann und beantragte die Zulassung als Makler. Das bedeutet, er muss zuverlässig sein, das heißt er darf nicht im Gefängnis gesessen haben und er muss ordnungsgemäße finanzielle Verhältnisse nachweisen. Damit bekam er die Maklerlizenz. Eine Firma in dem Sinn hat er nicht, er arbeitet als einzelner Kaufmann, wie man das nennt. Er hat keinen Partner. Wenn ich das richtig verstanden habe, legt er Gelder seiner Kunden an und erhält dafür Provision. Aber er ist, laut Zeitungsberichten, auch an manchen Firmenzusammenschlüssen beteiligt, deren Aktien oder Wertpapiere er an Kleinanleger verkauft, bevor sie zustande kommen. In der Zeitung hieß es, es sei ein sehr risikobehaftetes Geschäft für die Anleger, da manche Firmen zwar im Gespräch sind aber eine Fusion nie zustande kommt. Naraku schließt für sich die Haftung aus. Das ist nicht gerade nett, aber legal.“

„Es sei denn,“ warf Miroku ein: „Er weiß, dass es gar keine Fusion geben wird, streut aber Gerüchte, verkauft die Papiere und streicht den Gewinn ein. Gibt es Hinweise dafür?“

„Nein,“ erwiderte Rin: „Seine vier Kinder sind auch erst ab diesem Zeitpunkt, also vor zweihundertfünfzig Jahren, nachzuvollziehen. Schulen oder so gab es keine. Eine Mutter dazu finde ich auch nicht, weder hier noch im Norden. Vor gut zweihundert Jahren wurde Naraku Berater des Fürsten, was er auch heute noch ist.“

„Keh,“ machte Inu Yasha: „Das verstehe ich nicht. Vater lässt doch seine Berater überprüfen. Da müsste doch rausgekommen sein, dass Naraku praktisch keine Vergangenheit hat.“

„Was nicht unbedingt verwunderlich ist,“ antwortete Jaken, bemüht, seine instinktive Abneigung gegen den Halbdämon zu unterdrücken, nachdem Sesshoumaru-sama deutlich gemacht hatte, dass er den Jungen schützen würde. „Der Große Krieg endete vor vierhundertfünfzig Jahren, währenddessen gingen allerlei Papiere verloren. Und so mancher Dämon, der gegen den Inu no Taishou gekämpft hatte, nutzte die allgemeine Amnestie um sich mit einem neuen Namen zu versehen. Ich glaube nicht, dass der Fürst daher die Vergangenheit seiner Berater so genau überprüfen lässt. - Und sonst ist mit Naraku ja alles in Ordnung.“

„Kleinigkeiten stimmen nicht,“ ergänzte Sesshoumaru: „Sie achten sehr auf Beobachter, Naraku überprüft, ob er beschattet wird, vor dem Zeitpunkt vor zweihundertfünfzig Jahren ist nichts zu finden. Verdächtig, ja. Aber kein Beweis.“

Sango beugte sich vor: „Die sieben Krieger stammen aus dem Norden und wurden anscheinend vor ihrer Hinrichtung bewahrt. Das macht natürlich den Mann verdächtig für den sie momentan arbeiten. Aber es ist wirklich kein Beweis. Es könnte auch Zufall sein und er gar nichts von ihrer Vergangenheit wissen. Die Tatsache, dass er Wachen hat, ist nur zu üblich. Das gehört zu gewissem Reichtum und Einfluss dazu. - Verlassen sie nie das Grundstück?“

„Doch, mit Hakudoshi,“ sagte Rin: „Am Wochenende, wenn Naraku selbst dort ist. Die Zwillinge bleiben nie allein...Moment.“ Sie sah zu Kagome: „Du hast doch vorher gesagt....“

Diese nickte: „Zwillinge sind das doch nie. Akago ist ein Baby, das getragen werden muss, und diese Kanna sieht eher aus wie....nun, bei einem Menschenmädchen würde ich sechs, sieben sagen.“

„Wieder etwas, das verdächtig ist – aber kein Beweis.“ Miroku sah zu seiner Nachbarin: „Sango, was hältst du davon, wenn wir morgen mal in der Gegend um Narakus Haus herumlungern? Vielleicht fahren die Krieger weg, wenn sie es nicht schon heute getan haben, und wir können ihnen unauffällig folgen.“

„Sie achten auf Beschatter,“ entgegnete die Dämonenjägerin, blickte aber zu Tantei: „Dennoch, wir wären vermutlich als Pärchen unauffälliger als ein einzelner Dämon, der ihnen folgt.“

Der nickte nachdenklich: „Jaken.“

Der kleine Krötendämon fuhr förmlich zusammen, ehe er wusste, was gemeint war: „Das Haus ist jedenfalls gesichert, also kein Einbruch möglich. Neben der Tatsache, dass da die sieben Krieger leben, liegt rund um das Grundstück auch noch eine sehr unsympathische Alarmanlage. Die reagiert auf Bewegung und auf Körperwärme. Zu allem Überfluss sind mehrere gute Bannkreise gelegt worden. Jemand wie ich würde dort prompt geläutert werden. - Strom, Wasser und so weiter laufen über unterirdische Rohre, aber es steht zu vermuten, dass auch diese ähnlich gesichert sind.“

„Ehe ich es vergesse,“ meinte Inu Yasha: „Am Mittwoch Abend sind wir beide, also du, Tantei, und ich, zu einem Empfang eingeladen, an dem auch Naraku teilnehmen wird. Da kannst du ihn dir dann ja angucken.“

Der Fürst dachte mit. „Du hast die Einladungen?“ fragte der Hundedämon nur.

„Noch nicht, aber die dürfte ich morgen bekommen.“

„Gut. - Jaken, wann fahren Hakudoshi und die Krieger meist weg?“

„Unterschiedlich, aber immer sehr früh,“ gab der Krötendämon zurück: „Wenn die Menschen, ich meine, die beiden Dämonenjäger sie da beschatten wollen.....sie sind sehr misstrauisch.“

„Wir passen auf,“ versprach Sango: „Und, ehrlich gesagt, wenn, dann werden sie wohl eher auf Profis achten, nicht auf Amateure. Gut, dann sind wir bei Sonnenaufgang dort. Wenn wir wissen, was sie machen, kommen wir wieder her. Ich werde ein Auto aus unserer Gemeinschaftsgarage nehmen. Dann können wir, falls es notwendig ist, auch mal ein anderes aussuchen und so.“

Sesshoumaru nickte. Das war gut mitgedacht. „Dann geht jetzt.“

Es war ein weiser Rat, denn die Nacht würde kurz sein. Momentan konnten sie noch einen Mittagsschlaf einlegen. So verabschiedeten sich die beiden Jäger und verschwanden.

Inu Yasha meinte derweil nachdenklich: „Naraku bewohnt doch jetzt das Haus, in dem du früher glaubst gewohnt zu haben.“

„Ja.“ Der Hundedämon war erstaunt, ohne es jedoch zu zeigen.

„Und das gehört jetzt Naraku.“

„Ja,“ antwortete Rin: „Und zuvor dem Fürsten, ich habe nachgesehen, als ich mich in die Datenbank...äh...eingeklinkt habe.“

„Und davor?“

„Das ist nicht eingescannt.“ Sie sah ihn an: „Die Unterlagen über die Grundstücke sind nur teilweise in der EDV, so bis dreihundert Jahre, je nach dem. Was meinst du?“

„Die eigentlichen Akten sind hier im Schloss. Die könnten wir uns ja mal ansehen. Vielleicht steht dann da auch der Name deiner Mutter, Tantei, oder deiner Eltern.“

Sesshoumaru nickte: „Du kannst in das Archiv? Das müsste doch verschlossen sein.“

„Komm schon.“ Der Halbdämon schüttelte etwas den Kopf. „Ich weiß ja, dass das alle gern vergessen, aber ich bin nun mal der Sohn des Fürsten. Und du mein Lehrer. Wir müssen eben so tun, als ob du mir da was zeigen oder beibringen willst.“

„Dann machen wir das jetzt gleich,“ entschied der Hundedämon: „Kagome, kannst du Zimmer für Rin und Jaken hier besorgen?“

„Ja,“ sagte die Tochter der Haushälterin: „Ich gehe gleich zu meiner Mutter. - Euch ist doch allen klar, dass Naraku auch unschuldig sein kann? Es gibt für alles, was wir bislang haben auch harmlose Erklärungen.“

„Ja,“ meinte Jaken: „Aber es ist nun einmal erwiesen, dass in seinem Haus Schwerverbrecher wohnen – und dass er ein Mann ohne Vergangenheit ist.“

Erste Erkenntnisse

Inu Yasha und Sesshoumaru waren tatsächlich ohne Schwierigkeiten an den Archivardämonen vorbeigekommen, mit dem Satz: „Ich will ihm das hier mal zeigen....“ des Lehrers.

Die Beiden musste nur kurz suchen, ehe sie durch das System der Grundstücksakten gekommen waren und hatten keine zehn Minuten später die fraglichen Hausurkunden in der Hand. Der Halbdämon schlug die Akte auf und las die letzte Zeile.

„Hier.“ Er legte es auf ein Tischchen: „Es gehört Naraku seit zweihunderfünfzig Jahren. Und davor besaß es mein...der Fürst.“

„Und nur der....“ Seit dem Großen Krieg, zumindest. Sesshoumaru starrte auf das Papier. Dann hatte seine Mutter oder seine Eltern das Haus nur gemietet? Aber in diesem Fall müsste in anderen Unterlagen des Fürsten etwas über sie zu finden sein, ein Name...

„Guck mal hier....“ Inu Yasha deutete auf einen alten Eintrag in einer anderen Spalte. „Das ist ja eigenartig.“

„Ich kenne mich mit diesen Grundstücksakten nicht aus, also hör auf in Rätseln zu sprechen.“ Der Hundedämon war ein wenig ungnädig. Er hatte sich doch recht viel von diesem Besuch im Archiv erhofft.

Der Fürstensohn konnte sich das denken und nahm es nicht übel: „Hier werden Belastungen eingetragen, also, wenn jemand das Grundstück verpfändet oder ein Darlehen darauf aufnimmt. Das kann eigentlich nur der Eigentümer.....Aber hier steht ein ganz anderer Name – überdies, Vater bräuchte sicher kein Darlehen.“

„Und welcher Name?“ fragte der Mann, der sich Tantei nennen ließ, nur kühl. Was gingen ihn die Finanzen des Taishou an? Nichts. Aber andererseits: es war merkwürdig.

„Onigumo. Da heißt es: Im Auftrag. Also scheint der eine Vollmacht besessen zu haben. Rin und Kagome können ja mal sehen, was sie zu dem Typen finden.“

„Onigumo.“ Diesen Namen kannte er nicht, aber was hieß das schon? Er konnte sich an vieles nicht erinnern. Und immerhin war es ein neues Puzzleteilchen. „Wann?“

„Vor zweihunderteinundfünfzig Jahren.“

Da hatte Mutter noch gelebt, falls seine Erinnerung richtig war und Jaken ihn nur Wochen nach seiner Ankunft in Akumu gefunden hatte. Es wäre jedoch nahe daran....Aber Sesshoumaru erwiderte nur: „Dieser Name sagt mir nichts.“

„Dann sollen die Mädchen ran.“
 

Fast zwei Stunden später saßen sie zu fünft in Inu Yashas Wohnzimmer. Jaken war ebenfalls dabei.

Rin nahm einen Zettel: „Ich habe einen Onigumo gefunden in der fraglichen Zeit. Zeitungen wurden ja manchmal eingescannt, wenn auch bei weitem nicht alle. Er hatte eine Firma. Genaueres ist so schwer zu sagen, aber es handelte sich bestimmt um eine Finanzfirma. Er machte Werbung, dass er vorher bei Banken gearbeitet hatte und sich auskenne. In den Wirtschaftsnachrichten tauchte er ab und an auf, einmal bekam er eine Auszeichnung als Aufsteiger des Jahres, dann jedoch nicht mehr.“

„Was kein Wunder ist. Mein Gebiet ist ja die Geschichte und ich habe da gesucht.“ Kagome nahm einen Ausdruck: „Laut Internet und meinen Büchern gilt er als der erfolgreichste Betrüger, der nach dem Großen Krieg im westlichen Fürstentum existierte. Seine Firma war ein einziger Schwindel. Er verkaufte Aktien und andere Wertpapiere, die entweder schon wertlos waren oder es dann wurden. Den Gewinn strich er ein. Anscheinend bekam er einige Opfer sogar so weit, dass sie ihre Grundstücke für ihn beliehen und so in den Bankrott getrieben wurden. Einer der Kleinanleger erstattete dann Strafanzeige wegen Betruges und die Staatsanwaltschaft ermittelte. Daraufhin räumte Onigumo seine Konten und ward nicht mehr gesehen.“

Rin zuckte die Schultern: „Er soll mehrere Millionen auf die Seite gebracht zu haben. Und damit konnte er gut untertauchen. Er scheint übrigens ein Dämon gewesen zu sein.“

„Aber, wieso soll der Kerl dann ein Grundstück beliehen haben, das ihm gar nicht gehört?“ fragte Inu Yasha. „Betrüger schön und gut, aber er musste doch damit rechnen, dass das auffliegt? Ich meine, das Haus gehörte Vater!“

Kagome betrachtete den Hundedämon: „Es könnte natürlich sein, dass er eine Vollmacht dafür hatte, sei es von deinem...vom Fürsten oder auch von deiner Mutter, Tantei. Vielleicht hat er ihr weisgemacht, dass es nur kurz sei und das große Geld dann käme?“

Und als sie es herausfand hat sie sich umgebracht, um der Schande, ihren Taishou betrogen zu haben zu entgehen, dachte Sesshoumaru. Nein. Soweit er sich an seine Mutter erinnern konnte, wäre die niemals einem Schwindler auf den Leim gegangen. Aber andererseits – es waren die Erinnerungen eines Kleinkindes. Und er wusste weder wie seine Mutter gestorben war, geschweige denn, wo ihr Grab sich befand.

Kagome bemerkte, dass er dazu nichts sagen wollte, und lenkte lieber ab: „Ich könnte am Montag dann in die Zeitung gehen und das Archiv zur damaligen Zeit durchstöbern. Eingescannt haben sie doch das Wenigste, zumal vor so langer Zeit. Nun ja, für Menschen. Sie sind dort sehr hilfsbereit. Ich musste mal für ein Referat etwas suchen, als ich noch zur Schule ging.“ Erst seit vergangenem Jahr arbeitete sie, wenn man das Unterrichten des Halbdämons so nannte.

„Ich komme mit,“ bot Rin an: „Da war ich noch nie und ich könnte etwas lernen. Das heißt...muss man da einen Ausweis vorlegen?“

„Ja. Also, musste ich das letzte Mal.“

„Dann lass es lieber,“ meinte Jaken: „Du kennst das Problem.“ Sie besaß keinen Ausweis, galt sie doch als tot.

Rin nickte nur: „Ich suche dann eben am Computer weiter nach Onigumo.“

„Ja.“ Sesshoumaru sah zu ihr: „Und einem Bild.“

Sie lächelte ihn na: „Ja, Se...Tantei-sama.“
 

Bei Sonnenaufgang saßen Miroku und Sango bereits im Auto und warteten. Sie hatten ein wenig suchen müssen, ehe sie einen Parkplatz gefunden hatten. Weniger, weil hier so viele Leute parkten, als vielmehr niemand. Offenkundig fuhr jeder auf sein Grundstück. Der junge Mönch saß am Steuer und hatte sich nun hinter einen dickeren Baum gestellt, in der Hoffnung, von Narakus Anwesen aus nicht so leicht entdeckt zu werden. Sango, die auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, sollte sich um die eigentliche Verfolgung kümmern. Er war der geübtere Fahrer, versuchte nun aber an dem Baum vorbei zu sehen.

Plötzlich zuckte er zusammen: „Runter!“ zischte er nur.

Die beiden Dämonenjäger machten sich so klein es ging, so dass der Wagen aus der Ferne betrachtet leer wirken musste.

„Was ist?“ fragte sie.

„Ein Mann kam aus dem Tor und sah sich um. Sie scheinen wirklich vorsichtig zu sein. Jetzt macht er wohl erst auf, so dass sie rausfahren können. Warte, ich guck mal nach....“ Er rutschte ein wenig um mit schräg gelegtem Kopf aus der Windschutzscheibe spähen zu können. „Ja, sie kommen. Der Kerl steigt auch ein.“ Er bückte sich wieder: „Ein dunkelgrüner Kleinbus mit verdunkelten Scheiben. Nun ja, sie sind ja auch wohl zu acht.“

„Wir müssen vorsichtig sein. Lass lieber immer mehrere Autos zwischen uns und denen. Das ist schwerer aber sicherer.“

„Gut. Also, ich achte auf den Verkehr und du auf den Kleinbus. - Das müssten sie gewesen sein.“ Er richtete sich auf: „Ja. Ich fahre los und wende.“

„Gut.“ Sango setzte sich ebenfalls auf und wandte den Kopf: „Alles klar, ich habe sie im Blick.“
 

Behutsam folgten die Dämonenjäger Narakus Leuten, dabei zur Vorsicht immer mehrere Autos zwischen sich und den Verfolgten lassend. Bald stellten sie fest, dass diese überflüssige Kreise fuhren und bekamen den unangenehmen Verdacht, dass Hakudoshi und Co darauf achteten, ob sie beschattet wurden.

Miroku seufzte: „Ich lasse mich zurückfallen und vergrößere den Abstand.“

„Und das im Stadtverkehr.“ Sango starrte geradeaus. „Gut, ich bemühe mich sie nicht zu verlieren. Vorsichtig sind sie. - Aber eines ist klar, wenn sie prüfen, ob sie Verfolger haben, dann rechnen sie mit welchen. Und welcher harmlose Zeitgenosse tut das schon?“

„Wie wahr. Aber du darfst nicht vergessen, dass sie, wenn das wirklich die Knochenbande aus dem Norden ist, Todesurteile auf sich laufen haben. Da ist man sicher gern vorsichtig.“

„Ich glaube, sie fahren auf die Autobahn.....Sie sind jetzt das dritte Mal abgebogen. Vielleicht fahren sie jetzt zu ihrem Ziel.“

„Das ist die Nordautobahn. Ob sie wieder in das nördliche Fürstentum wollen?“

„Eher weniger. Das sind doch einige Kilometer, da wären sie heute Abend nicht zurück. Und es hieß doch, dass sie nur am Wochenende weg fahren, wenn Naraku zu Hause ist. Heute ist Sonntag.“

„Ja. Ich bleib hier, das sind drei Autos dazwischen.“

„Gut.“ Sie entspannte sich etwas. Auf der Autobahn war es einfacher als im dichten Innenstadtverkehr den Kleinbus nicht aus den Augen zu verlieren.

So fuhren sie fast zwei Stunden, immer Richtung Norden, ehe die Verfolgten blinkten und die Autobahn verließen. Miroku tat das Gleiche, allerdings befanden sie sich nun direkt hinter dem Kleinbus.

„Mist,“ murmelte er: „Jetzt haben sie uns eindeutig gesehen.“

„Bieg rechts ab.“

Er gehorchte verwirrt, da der Bus links abbog: „Und jetzt?“

„Such einen hübschen, etwas versteckten Parkplatz. Nach links geht es in ein Industriegebiet. Entweder wollen sie da was – aber am Sonntag? - oder aber sie wollen überprüfen, ob sie Beschatter haben.“

„Raffiniert.“

„Ja, ein guter Trick.“

„Äh, auch, ich meinte allerdings dich.“

„Oh, danke.“ Sie lachte. „Ich habe es gerade noch gesehen.“

„Ich fahre da auf die Tankstelle.“

„Gut. - Ich möchte fast wetten, dass sie in den Park wollen.“

„Welchen Park? Oh, klar.“ Er entsann sich jetzt die Wegweiser zu einem Naturschutzgebiet gesehen zu haben. „Da können sie sozusagen in der Natur üben und müssen sich nicht zurückhalten wie im Garten.“
 

Er behielt Recht. Als sie abends müde zu Inu Yasha und den Anderen kamen, konnten sie berichten, dass die sieben Krieger trainiert hatten, Hakudoshi ebenfalls.

„Sie waren schön abseits, damit keiner etwas merkt. Nur kein Aufsehen erregen. Wobei ich wetten möchte, dass ein Störenfried das nicht überlebt.“ Sango seufzte: „Hakudoshi hat einen Stab, der eigentlich ganz harmlos aussieht. Aber er kann oben eine Klinge ausklappen, dann ist das mehr eine Sense. Es sah ganz danach aus, als ob er mit ihr umgehen kann. Vier der Krieger kämpften mit Schwertern, einer, wohl nach deiner Beschreibung, Kagome, Mukotsu, und noch einer, bastelten an etwas herum, das wir nicht genau identifizieren konnten. Wir hielten uns in großer Distanz. Aber ehe sie wieder zurückgingen, flog etwas in die Luft. Ich vermute, das war das.“

„Sie sind gefährlich,“ definierte Miroku: „Und ehrlich gesagt, nicht die Sorte Menschen, die ich mir in einen Haushalt mit Kindern holen würde. Da Hakudoshi aber mit ihnen unterwegs war, ist davon auszugehen, dass Naraku genau weiß, wer und was sie sind.“

„Wieder ein Punkt, der gegen ihn spricht,“ meinte Inu Yasha: „Wir haben übrigens etwas von einem Typen namens Onigumo gefunden.“ Er berichtete kurz und schloss: „Kagome geht morgen mal zur Zeitung, was damals alles so über ihn drinstand. Auf alle Fälle hatte er etwas mit dem Grundstück zu tun, in dem Tantei lebte. Und wir, also, Tantei und ich, treffen am Mittwoch auf Naraku.“

„Dann hast du morgen ganz normal Unterricht,“ sagte Sango: „Und wir treffen uns danach, so gegen sechzehn Uhr hier wieder. - Kagome, tauschen wir die Stunden? Dann kannst du schon um zehn in die Zeitung.“

„Ja, gern.“ Das Mädchen dachte kurz nach: „Das sollte reichen, damit ich bis sechzehn Uhr wieder hier bin.“
 

Nur kurz darauf waren Inu Yasha und Sesshoumaru allein im Wohnzimmer.

Der Halbdämon sah seitwärts: „Rin hat sich vorhin verplappert,“ stellte er fest. „Sie sagte nicht Tantei sondern fing etwas mit Se.. an. Du weißt also deinen richtigen Namen.“

„Ja.“ Da war leider jemand aufmerksam.

„Sag ihn mir,“ forderte Inu Yasha, zum Teil aus echter Neugier, zum Teil auch, um sich nicht wie ein kleines Kind behandeln zu lassen, nicht als Halbdämon, auch als gleichrangig dazustehen.

„Warum?“

„Warum nicht? Ich kann dich ja weiterhin Tantei nennen, wenn du Wert darauf legst.“

„Das wirst du auch.“

„Sei jetzt kein sturer Hund! Rin und wohl auch Jaken kennen ihn doch sowieso.“

Das war der Sohn des Fürsten und wenn der zu seinem Vater ging und das erzählte, musste er dem Taishou Rede und Antwort stehen. Er hatte wohl keine Wahl. „Du wirst mich nie damit anreden und es auch keinem anderen sagen. Auch nicht dem Fürsten.“

„Meinetwegen.“ Inu Yasha war zu neugierig, um nicht alles zu versprechen.

„Sesshoumaru.“ Er sah ein wenig irritiert, dass der Halbdämon blass wurde.

„Ach du Schande,“ hauchte der: „Na, ein Glück, dass Vater das nicht weiß.“

„Warum?“

Inu Yasha starrte ihn an: „Ich dachte, du weißt das und bist darum so geheimnisvoll mit deinem Namen.“

„Nein. Ich will nur verhindern, dass jemand mir zuvor kommt und seinerseits verhindert, dass ich etwas über meine Vergangenheit herausfinde. Was ist mit meinem Namen?“

„Ich...ich hatte mal einen Bruder. Nun ja, Halbbruder. Er hatte eine dämonische Mutter. Sie und Vater haben sich getrennt, aber er besuchte seinen Sohn und sie regelmäßig. Er hieß Sesshoumaru. Vater macht sich heute noch Vorwürfe, dass er nichts bemerkte, aber das war wohl unmöglich. Jedenfalls wurde die Hundedämonin wahnsinnig und hat ihren Sohn umgebracht. Er...naja, er war keine hundertfünfzig. - Wenn mein Vater deinen Namen hört, wird es ihm ziemlich zusetzen. Darum ist es wirklich besser, wenn wir ihn verschweigen.“

Sesshoumaru nickte nur, während er in Gedanken feststellte, dass der Junge anscheinend dazu neigte seinen Vater zu beschützen. Eigenartig. Eigentlich sollte es doch andersherum sein, zumal zwischen Dämonenfürst und Halbdämon. „Was wurde aus der Frau...?“ fragte er doch.

„Vater brachte es nicht fertig sie hinrichten zu lassen. Sie lebt im Schloss, abgetrennt und scharf bewacht. Aber sie ist nie wieder zu klarem Verstand gekommen. Genaueres weiß ich auch nicht. Vater redet selbst mit mir nicht darüber.“

Das erklärte aber auch, warum der Fürst so bedacht darauf war, dass sein zweiter, noch lebender Sohn möglichst das sichere Schloss nicht verließ, sich bemühte, den wenigstens zu schützen. Der verstorbene Junge musste dann ja der Erbe gewesen sein, den er heute so benötigte. Ob es das gewesen war, von dem der Taishou am See gesprochen hatte? Er wisse, wie schwer es sei die Vergangenheit hinter sich zu lassen? „Schweige,“ sagte er nur und Inu Yasha nickte.
 

Am folgenden Spätnachmittag trafen sich alle wieder im Wohnzimmer. Kagome legte Kopien auf den Tisch.

„Hier. Also Onigumo war ein Finanzbetrüger in großem Stil. Er machte sich an wohlhabende Leute heran und nahm die aus. Hier ist ein Bild von ihm, zwar nur aus der Zeitung, aber immerhin.“ Sie reichte es in die Runde. Unter Menschen hätte man ihn Mitte Vierzig geschätzt.

„Das war vor gut zweihundertfünfzig Jahren,“ sagte Sango: „Dann ist er jetzt gewiss älter – und kann damit nicht Naraku sein.“

„Denke ich auch,“ meinte Kagome: „Der sieht ja eher wie Mitte Zwanzig aus.“

„Das besagt nichts.“ Jaken bemerkte, dass sich alle Augen auf ihn richteten: „Es gibt durchaus Möglichkeiten für einen Dämon sein Äußeres zu verändern. Nicht legal, und nicht mit...gewöhnlicher Magie, aber wenn jemand auf der Flucht ist, wird er zu allen Mitteln greifen.“

„Es gibt keinen Beweis.“ Miroku lehnte sich zurück: „Dass der Eine mit dem Anderen identisch ist.“

„Dennoch.“ Sesshoumaru sah in die Runde: „Wir haben bislang einige Eigentümlichkeiten bei Naraku entdeckt, die weiteres Nachhaken erfordern. Da ist seine ungeklärte Biografie, die sieben Krieger.... Dazu kommen die Gerüchte Naraku stamme aus dem nördlichen Fürstentum, die Krieger waren ebenfalls dort. Und nicht zu vergessen verschwindet kurze Zeit bevor Naraku hier in der Stadt auftaucht ein betrügerischer Makler spurlos. Onigumo war im Norden?“ wandte er sich an Kagome.

„In der Zeitung stand nichts,“ erwiderte sie sofort. „Aber wenn jemand spurlos verschwinden will, wird er sein Ziel nicht verraten.“

„Und im Norden wird die Bürokratie sowieso lascher gehandhabt als hier,“ sagte Inu Yasha: „Drachen haben es nicht so mit Papierkram. Was allein schon durch die Tatsache bewiesen wird, dass es offenbar niemand bemerkt hat, dass die Hinrichtung der Knochenbande schief gelaufen ist.“

„Rin?“ fragte Sesshoumaru nur, aber das Mädchen wusste, was er hören wollte:

„Ich hatte einen Zeitungsbericht über die Hinrichtung gefunden. Sie starben durch Hängen, da kann man natürlich eher tricksen als wenn man ihnen den Kopf abschlägt. Aber dennoch müsste man zumindest den Henker und den Arzt bestechen.“

„Leben die noch?“ fragte Miroku sofort.

„Das weiß ich nicht,“ antwortete Rin: „Ich habe ihre Namen nicht.“

„Es sind doch Leute ermordet worden, die mit dem Prozess zu tun hatten,“ meinte Jaken: „Der Richter und der Ankläger....“

„Ja, und einige Zeugen,“ ergänzte sie: „Gute Idee. Ich suche, das habe ich zusammengeschrieben..Moment.“ Ihre Finger flogen über die Tastatur. „Da. Die Liste....Hm. Ja, der Henker ist jedenfalls mit dabei. Und jemand hat einen Doktortitel, aber ich weiß nicht, ob das ein Arzt ist.“

„Wenn ich wetten sollte, würde ich sagen, dass alle Zeugen beseitigt wurden, die an der Hinrichtung teilnahmen,“ sagte Miroku: „Man sollte die hiesige Polizei auf die Sieben hetzen.“

„Und Naraku?“ erkundigte sich Inu Yasha: „Der türmt doch, wenn er wirklich Dreck am Stecken hat. Tantei wird dann nie erfahren, was damals passiert ist.“

„Das ist wahr. Aber andererseits: wir können doch nicht Mörder frei hier herumlaufen lassen.“ Der Mönch blickte seitwärts: „Sango?“

„Naraku hat sie anscheinend unter Kontrolle,“ meinte die Jägerin: „Sonst würde er doch kaum seinen Sohn mit ihnen fahren lassen. Vorschlag: du und ich beobachten das Haus weiter und wenn sie am nächsten Wochenende wieder wegfahren, folgen wir ihnen erneut, aber in einem anderen Auto. Vielleicht fahren sie in das nördliche Fürstentum um ihre...Liste weiter abzuarbeiten. Dann könnten wir sie dort festsetzen lassen und Naraku wird nicht sofort alarmiert, dass sich hier im Westen etwas gegen ihn zusammenbraut.“

„Einverstanden,“ sagte der Hundedämon. Dieser Vorschlag hatte den Vorteil praktikabel zu sein. „Dann treffen wir uns Montag früh und tauschen uns aus, es sei denn etwas Wichtiges geschieht dazwischen, aber es ahben ja fast alle Mobeiltelefone. - Inu Yasha, dein Kampfunterricht wird von Mittwoch auf den Donnerstag verschoben, damit du abends zum Empfang kannst.“

„Das heißt, es wird das nächste Mal anstrengender?“ erkundigte sich der Fürstensohn nur: „Na, meinetwegen. Der Empfang am Mittwoch wird sicher wieder langweilig. Das war bislang jeder, an dem ich teilnehmen durfte.“

„Das kann er gar nicht werden,“ widersprach Kagome, die erst an einem hatte teilnehmen dürfen, bei dem sie Hakudoshi kennengelernt hatte. „Du sollst dir doch Naraku angucken und vielleicht mit ihm reden.“

„Wenn ich mit ihm rede muss ich auch mit Chiyou und Karasu und den anderen Beratern reden, da sie sich sonst beleidigt fühlen,“ wandte er ein.

„Du hast meine Unterstützung,“ versprach Sesshoumaru und wunderte sich, dass die Runde heiter wurde. Sogar Jaken grinste leicht.

Der Empfang

Inu Yasha wartete in seinem Wohnzimmer auf seinen Lehrer, Sesshoumaru oder Tantei. Er hatte für sich beschlossen, ihn selbst in Gedanken nur Tantei zu nennen, um sich nicht zu versprechen. Seinen Vater würde die schiere Erwähnung des Namens seines verstorbenen Sohnes bedrücken, das wusste er. Und er war doch, wenn man vielleicht von dem alten Myouga absah, der Einzige, der ihn ihm nicht den mächtigen Fürsten, den siegreichen Feldherrn, sah, sondern auch einen unglücklichen Mann, der seine Gefühle nie zeigen durfte. Das war eigentlich der Hauptgrund, der ihn trotz allem hier im Schloss hielt. Ein zweiter war Kagome, aber das gab er sich kaum selbst zu. Er trug das rote, altmodische Gewand aus Feuerrattenhaar. Zum einen galt auch für ihn das ungeschriebene Gesetz bei Hofe nicht in moderner Kleidung zu erscheinen, zum anderen mochte er es gern.

Er stand am Fenster und blickte hinaus, wandte sich aber um als er die Tür hörte. Er hatte keinen Schritt vernommen. Hundedämonen konnten wirklich lautlos gehen: „Ah, Tantei. Fertig?“ Der trug, wie immer hier jetzt, das Gewand, das der Fürst ihm geschenkt hatte: weite, weiße Hosen, ein weißes Oberteil mit roten Stickereien an Kragen und an Schulter, ein weißes Seidenband, das in einer weiten Schleife um die Taille fiel. Der Fürstensohn stutzte plötzlich. Seit Tagen trug der das und jetzt erst fiel es ihm auf.

Sesshoumaru sah unwillkürlich an sich hinunter, ehe er zu dem Halbdämon blickte: „Stimmt etwas nicht?“ Er wollte sich nicht bei seinem ersten Empfang vor dem Fürsten kompromittieren, war allerdings diese Kleidung kaum gewohnt.

„Nein, passt alles. Es ist nur....mein Vater muss dich ziemlich achten.“

„Weil er mir Kleidung gab? Er sagte, das mache er öfter, wenn einer hier arbeiten soll und keine Seidenkleidung besitzt.“

„Ja, schon. Aber dann meist in anderen Farben. Rot und weiß sind unsere ...nun ja, seine Hausfarben. Das dürfen nur Familienmitglieder tragen oder Leute, die...naja...“ Inu Yasha überlegte seine Formulierung: „Die es verdient haben. Die tragen die weiße Schleife, Familienmitglieder farbige. Wenn sie Dämonen sind, klar. Vielleicht, weil du mein Lehrer wurdest? Ich hatte ja nicht gerade viele Dämonen als Lehrer.“

„Keine.“ Sesshoumaru dachte kurz nach. Er sollte wirklich zusehen, dass er die beiden Aufträge erfüllte so rasch es ging. Wenn der Taishou ihn schon so schätzte, durfte er nicht versagen. Nicht nur, weil er dann auf künftige Aufträge hoffen konnte, sondern auch...wozu es leugnen. Der Alpha hatte ihn aufgenommen, jetzt musste er sich beweisen – oder er würde erneut draußen stehen.

„Auch wieder wahr. Gehen wir.“

„Du führst. Ich kenne den Weg nicht.“

Der Halbdämon grinste: „Für den Fall, dass du das für ein tolles Zugeständnis hältst: du bist mein Lehrer, nach dem Hofprotokoll einen Schritt hinter mir.“

„Noch so eine Bemerkung und morgen wirst du nach dem Training einen Heiler benötigen.“

Das war keine Drohung, eher eine Ansage, und der Schüler nickte: „Schon klar, Herr Lehrer. Also, komm.“
 

Als der Türsteher Inu Yasha und seinen Lehrer ankündigte, herrschte in dem gut gefüllten Saal kurz Schweigen. Es war nicht sonderlich häufig, dass der Fürst seinem Bastard erlaubte hier zu erscheinen. Die Verwunderung der Menschen und Dämonen im Raum stieg, als sie entdeckten, dass der ominöse Lehrer eindeutig ein reinblütiger Hundedämon war. Wie der wohl zu diesem Amt, das alles andere als eine Würde bedeutete, gekommen war? Einige Dämonen erkannten dann die Hausfarben des Fürsten und nach wenigen Minuten schon hatte sich der Saal darauf geeinigt, dass es sich um einen entfernten jungen Verwandten handeln musste, der sich mutmaßlich die Gunst des Fürsten erst verdienen musste. Damit schwand auch die Neugier auf den Unbekannten.

„Ah, Tantei,“ sagte jemand und da der Angesprochene ihn nicht sehen konnte, vermutete er zu Recht, dass derjenige auf seiner Schulter saß.

„Myouga,“ murmelte er.

„Naraku ist der Mann in blau, mit den langen schwarzen Haaren, am Fenster. Er unterhält sich soeben mit einem Dämon in rot, das ist ebenfalls ein Berater, Karasu. Ich vermute jedoch, er wird noch zu Inu Yasha kommen, also brauchen Sie sich ihm nicht nähern.“ Der Flohgeist verschwand ebenso lautlos wie er gekommen war.

Der Hundedämon sah seitwärts und erkannte mit gewisser Befriedigung, dass Inu Yasha den kurzen Besuch bemerkt hatte. Nein, dumm war der Junge wirklich nicht. Und trotz allem ein loyaler Sohn zu seinem Vater. Einige Leute im Saal begrüßten den Halbdämon auch, manche mit derart falscher Freundlichkeit, dass Sesshoumaru dessen Disziplin fast erstaunte. Einige freundliche Worte, dann gingen sie auch schon. Kein Wunder, dass Inu Yasha derartige Empfänge nicht schätzte.

Der Fürstensohn neigte eilig den Kopf und Sesshoumaru folgte dem Beispiel, als sie den Hausherrn vor sich erkannten.

„Mein Sohn, Tantei....ich hoffe, euch gefällt das bunte Treiben hier. Seht euch nur ein wenig um.“

„Danke für die Einladung, mein Herr und Vater,“ erwiderte der Halbdämon gesittet, wenngleich ein wenig überrascht, dass der Fürst auch Tantei geduzt hatte. Was lief da zwischen den Beiden?

Aber als er sich mit einem fragenden Blick an seinen Lehrer wenden wollte, begegnete er demselben. Anscheinend war es auch Tantei aufgefallen – aber der hatte ebenfalls keine Erklärung. Sie konnten nicht wissen, dass der Fürst die Gerüchte im Saal, Tantei sei ein entfernter Verwandter, bereits gehört hatte – und sich das zunutze machen wollte. Der Ermittler sollte Naraku überprüfen. Umso besser, wenn der an Familie und nicht an einen Auftrag dachte.
 

Keine zehn Minuten später trafen sie Naraku, der den Kopf ein bisschen vor dem Fürstensohn neigte, sichtlich der Höflichkeit zuliebe, weniger aus Achtung. Er musterte allerdings den Hundedämon neben dem genau, als er sagte: „Welch eine freudige Überraschung, Inu Yasha-sama. Sie sind ja so selten hier zu sehen. Ihre Schulungen nehmen Sie wohl sehr in Anspruch.“

„Auch dieses.“ Der Halbdämon musste sich zwingen freundlich zu bleiben. Das hier war ein Mann ohne Vergangenheit und sie wollten das Rätsel schon für Tantei lüften, der dies ja ebenfalls war. „Darf ich bekannt machen: Berater Naraku, mein Schwertkampflehrer Tantei.“

„Schwertkampf, natürlich.“ Der Berater lächelte: „Es gibt kaum bessere Fechter als Hundedämonen.“

Ein Kompliment, nichtssagend und höflich, dachte Sesshoumaru. Der Dämon vor ihm wirkte wie ein Mensch Mitte Zwanzig,. Wie war es möglich, dass der bereits einen vierhundert Jahre alten Sohn hatte, den man nach menschlichen Maßstäben auf neunzehn, zwanzig setzen müsste? War Hakudoshi adoptiert worden? Und logischerweise dann auch Kagura? Rin sollte sich einmal die Unterlagen des Jugendamtes ansehen. Aber er musste wohl antworten: „Das ist in der Tat der Fall.“

„Der Fürst weiß stets, wie er wen einzusetzen hat,“ meinte Naraku: „Und er findet selbst für...entfernte Verwandte eine passende Betätigung, nicht wahr?“

Dachten sie das von ihm? Das lag sicher an der Farbkombination, die ja Inu Yasha zuvor erwähnt hatte. Und er war plötzlich sicher, dass der Taishou bereits daran gedacht hatte, als er sie ihm zukommen ließ. Ein raffinierter alter Hund. „Oyakata-sama weiß es, da gebe ich Ihnen Recht, Berater.“

„Ihr ältester Sohn, Hakudoshi, ist doch auch schon mit der Schule fertig,“ meinte Inu Yasha: „Studiert er?“

„Das hat er ebenfalls schon hinter sich. Er arbeitet sich gerade in meine Firma ein, Inu Yasha-sama.“ Naraku lächelte gewinnend: „Ich bin entzückt, dass Sie sich den Namen meines Sohnes merkten.“

Der Halbdämon hatte etwas, das man eine Eingebung nennen konnte: „Es hat durchaus seine Vorteile, wenn man in die Firma seines Vaters einsteigen kann. Mir ist dieser Weg ja verwehrt...ich muss mir einen Arbeitgeber erst suchen.“

„Sollte ich das als Bewerbung ansehen, Inu Yasha-sama?“ Der Berater schien amüsiert: „Warum nicht....man müsste sehen. Natürlich müsste ich auch mit Hakudoshi reden und mit dem Fürsten. Aber es wäre tatsächlich eine überaus interessante Möglichkeit.“

Drei Sätze später wandte er sich einem anderen Gast zu und Sesshoumaru fand eine ruhige Ecke, um seinen Schützling zu fragen: „Bist du von allen Geistern verlassen? Du willst für den arbeiten?“

„Keh! Natürlich nicht. Aber gut, wenn er das denkt, oder? Ich meine, er denkt dann, das ich von ihm abhängig bin. Und er über mich eher an Vater herankommt.“

„Entweder es war eine geniale Idee oder sie hat alles ruiniert.“

„Ich bin für genial. - Übrigens: du wirst seit geraumer Zeit angestarrt. Und, wenn ich mich nicht irre, ist das Kagura, Narakus Tochter.“

Sesshoumaru drehte sich abrupt um – und ertappte die junge Dame, die sich jedoch eilig abwandte. Sie hatte die schwarzen Haare ihres Vaters, hochgesteckt. Warum besaßen ihre drei Geschwister eigentlich weiße? War deren Mutter eine Hundedämonin? Ihre Ohrringe besaßen das gleiche Rot wie ihre Augen. Wie gefordert trug sie einen Kimono, dazu sogar einen Fächer. Ob man über sie an Naraku herankommen könnte? So, wie es Kagome mit Hakudoshi getan hatte? Viele Fragen. Und, er gab zu, dass er sich selten bis nie an eine Frau oder ein Mädchen herangemacht hatte. Das lag ihm nicht, selbst bei Aufträgen.

Er wurde abgelenkt, denn ein Gong ertönte und es trat augenblicklich Schweigen ein. Alle Menschen und Dämonen wandten sich dem Fürsten zu, der sich nachlässig auf einen Hocker gesetzt hatte:

„Meine lieben Gäste, ich wünsche Ihnen allen einen angenehmen Abend. Ich vermute doch, dass wir uns in acht Wochen wiedersehen, denn ich möchte Sie alle heute bereits zu einem dann geplanten Staatsakt einladen. Wie Ihnen sicher allen bekannt ist, bin ich augenblicklich ohne erbberechtigten Nachfolger....“

Inu Yasha schloss kurz die Augen, als er alle Blicke sofort auf sich spürte. Es stimmte. Aber es schmerzte dennoch. Ein wenig überrascht fühlte er dämonische Energie nahe bei sich, hinter sich und wusste, dass Sesshoumaru ihn etwas von dem Interesse abschirmte. Nie zuvor war ein Dämon, wenn man von seinem Vater absah, so zu ihm gewesen. Er atmete durch und richtete sich auf, schaffte sogar ein etwas spöttisches Lächeln, was wiederum die Neugierigen wieder zum Fürsten blicken ließ.

Er war tapfer, gestand Sesshoumaru dem Jungen zu. Vielleicht wäre diese Lehreraufgabe wirklich keiner Diskussion würdig gewesen – aber er sah die ihm nur zu wohl bekannte Einsamkeit in feindlicher Umgebung, den Mut, den Stolz, den er selbst aufgebracht hatte. Halbdämon hin oder her, Inu Yasha war ihm irgendwie ähnlich.

Der Inu no Taishou fuhr langsam fort: „Aber bei diesem Staatsakt in acht Wochen werden Sie alle meinen offiziellen Nachfolger kennenlernen.“ Sein Blick glitt über vier seiner Berater, die zusammenstanden: „Nun, Sie kennen ihn alle bereits, er ist heute hier anwesend. Genug davon. - Nehmen Sie sich Getränke, plaudern Sie ein wenig.....“

„Acht Wochen....“ hauchte Inu Yasha. Und mit etwas Pech wäre Naraku der Thronfolger.

Acht Wochen, dachte Sesshoumaru. Das hieß, dass ihn sein Auftraggeber unter Druck gesetzt hatte. Er musste bis dahin etwas für oder gegen Naraku gefunden haben. Zwei Monate. Das war ein Nichts an Zeit. Oder, wäre es gar möglich.....Ja. Das setzte nicht nur ihn unter Druck sondern auch die Berater, die hofften, der Nachfolger zu werden. Sicher war er an Naraku dran, aber ebenso bestimmt überwachte der Geheimdienst auch die Anderen. Das bedeutete, der Taishou spekulierte darauf, dass sich unfähige oder auch verräterische Berater nun offenbaren würden. Ein wirklich raffinierter, alter und erfahrener Hund. Er konnte ihm nicht einmal böse sein, dass er auch nur eine Figur in dem Spiel um die Macht war. Der Taishou spielte es seit Jahrhunderten siegreich – das war wohl die richtige Methode. Und er konnte, sollte, musste davon lernen.
 

Als die Beiden nach dem Empfang zurück in das Schlösschen kamen, wartete Kagome in der Vorhalle auf sie.

„Wie ging es?“

„Keh.“ Inu Yasha wich ihr weiträumig aus und verschwand in seinem Schlafzimmer.

So sah sie zu dem Hundedämon: „So schlimm?“

„Morgen. - Sage den Anderen sie sollen um acht hier sein.“

Damit ließ auch er sie stehen. Ein wenig zornig machte sie kurz die Runde zu Rin und Jaken, ehe sie zum Handy griff und Sango anrief.

„Was war denn los?“ fragte die Dämonenjägerin.

„Keine Ahnung. Beide wollen anscheinend im Moment noch nicht drüber reden. Ich rufe dich später noch mal an. Ich versuche drüben etwas zu erfahren.“

„Gut.“ Sango musste in der Tat keine zwanzig Minuten warten, ehe sie das Neueste wusste: „In acht Wochen? Das ist knapp. Ich meine, der Geheimdienst sucht sicher und so...“

„Nicht am Telefon!“ zischte Kagome, die sich wie im Krimi vorkam. Aber im Endeffekt war es genau das ja auch. Und auch noch hochpolitisch, denn wenn sie Naraku etwas nachweisen konnten würde der doch als Nachfolger nie in Betracht kommen. „Kommt einfach her. Und danach sehe ich mir das Training unseres...Schülers an.“

„Bist du sicher? Das wird bestimmt hart.“

„Ich nehme mich zusammen. Mensch ist was anderes.“

„Kagome, Liebes....du nimmst dir vor dich zusammenzunehmen. Bleib dabei.....Denk an Inu Yasha.“

„Ja, ich weiß.“ Sie durfte ihn nicht vor den Dämonenkriegern blamieren, ihn als schwach darstellen.

„Versprochen.“

„Gut, Dann bis morgen um acht. Ich werde es schnell noch Miroku sagen.“ Und dazu, aber das verschwieg sie Kagome, musste sie nur aufsehen. Sie hatte ihn nach dem ersten Anruf kommen lassen.
 

So trafen sich am folgenden Morgen die sechs Verschwörer, denn genau das waren sie, wusste doch der Fürst nichts von ihrer Zusammenarbeit.

Inu Yasha erzählte kurz von der Ankündigung eines Thronfolgers in acht Wochen, aber auch von seinem Angebot für Naraku zu arbeiten.

„Das war doch wohl nicht dein Ernst?“ erkundigte sich Kagome sofort: „Wenn er wirklich so eigentümlich, also gefährlich, ist....“

„Nein, aber vielleicht sucht er Kontakt zu mir, ich meine, ich will auch mal was Sinnvolles tun.“

„Naja....“ dehnte Sango, um dann nüchtern fortzufahren: „Da wir heute sowieso keine Stunde bei dir haben, werden dann Miroku und ich uns abwechselnd zu Naraku hinstellen, damit wir ihn oder auch die sieben Krieger verfolgen können. Sobald wir etwas wissen, rufen wir dich an.“

„Gut,“ sagte der Hundedämon nur, obwohl das nicht an ihn gerichtet gewesen war. „Rin, das Jugendamt.“

„Ich werde es überprüfen. Nur die ältesten Kinder?“ Das Mädchen klappte bereits den Laptop auf.

„Ja. - Jaken.“ Der Krötendämon wandte sich sofort aufmerksam um. „Geh ins Büro und nimm Geld. Und suche alles über Onigumo.“

„Bis wann?“ Der Ältere sprang bereits auf.

„Samstag.“

„Ja, Se..Tantei-sama.“

„Und wir üben, Inu Yasha.“

Der Halbdämon erhob sich mit einem nur inneren Seufzen. Er konnte sich ausmalen, was passieren würde. Hoffentlich brauchte er nicht wirklich einen Heiler anschließend. Aber er meinte nur: „Und du nimmst dir dann Kagura vor? Sie machte ganz den Eindruck auf dich zu stehen.“

Sesshoumaru stand ebenfalls auf: „Nein. Kagome und Hakudoshi.....Es könnte Naraku auffallen, wenn sich zwei deiner Lehrer um seine Kinder bemühen.“

„Ich gehe am Samstag Abend, übermorgen, mit Hakudoshi ins Kino,“ fiel es Kagome noch ein: „Ich werde versuchen etwas über die Vergangenheit herauszufinden, aber da es nicht auffallen soll ist es schwer.....“

„Hauptsache, du knutscht ihn nicht,“ meinte der Fürstensohn aus eigenem Interesse mehr ehrlich als diplomatisch.

Sie starrte ihn finster an, ehe sie nur sagte: „Ich hoffe Tantei schickt dich so richtig schön zu Boden.“

„Keine Sorge,“ gab er zu, da er erkannte, dass sie böse war: „Das wird er machen. He, warum immer gleich so sauer? Ich meine, Hakudoshi führt dich doch nicht ins Kino aus um den Film anzugucken, so habe ich das zumindest gehört.“

„Im Fernsehen gesehen,“ korrigierte Miroku: „Nimm nicht alles wörtlich. - Also, bis Samstag Abend, oder so.“
 

Auf dem Kampfplatz stellten sich der Halbdämon und sein Lehrer einander gegenüber und nahmen langsam ihre Schwerter zur Hand.

Ohne ein Wort zu verlieren griff Sesshoumaru an. Er war schnell und Inu Yasha hatte Mühe den Hieb mit seiner Klinge zu parieren. Noch ehe er auch nur einen Schritt zurückweichen konnte erfolgte der nächste Angriff. Das wurde hart, erkannte er. Das war praktisch ein echtes Duell, ein Kampf auf Leben und Tod. Aber er wusste auch, dass er lernen musste damit umzugehen. Wenn Vater eines Tages starb, würden auf ihn viele derartige Kämpfe warten. Nur hoffentlich gegen einen schwächeren Kontrahenten. Er musste sich schon anstrengen auch nur eine Verteidigung aufrecht zu halten. Zu einer Gegenwehr fand er keine Zeit.
 

Kagome, die zusah, aber entsprechend ihrer Zusage sich bemühte keinen Kommentar abzugeben, schluckte trotzdem. Das sah beängstigend aus. Manche Angriffe oder Verteidigungen konnte sie nicht einmal sehen, dazu war das Tempo zu hoch. Es waren keine Menschen, das sagte sie sich vor. Dennoch presste sie die Lippen zusammen, als Inu Yasha in hohem Bogen rückwärts flog und hart auf den Sand des Kampfplatzes prallte. Und Tantei setzte sofort nach.

Noch aus dem Liegen wehrte Inu Yasha allerdings die Attacke ab, rollte beiseite und stand wieder, keuchend, sichtlich ermüdet. Hoffentlich wusste sein Lehrer, wann Schluss zu sein hatte.
 

Verdammt, dachte der Fürstensohn nur, als Sesshoumaru wieder ein Stück zurückwich, offenbar eine neue Taktik wählend. Das sah nicht gut aus. Zu mehr als abwehren kam er nicht. Und das machte kaum einen guten Eindruck. Immerhin hatte er bislang standgehalten und seine Verletzungen waren nicht der Rede wert. Aber was kam nun? Wieder so ein Energieangriff über Tokejin? Unwillkürlich umklammerte er Tessaiga fester. Dagegen gab es kaum ein Mittel. Und würde verflixt wehtun.

Der Halbdämon wurde prompt von der nächsten Attacke überrascht. Hatte er eben noch mit einem Fernangriff gerechnet, so tauchte sein Lehrer knapp vor ihm auf und schlug nicht mit der Klinge sondern der freien Hand, mit der Faust, zu, gegen seine Stirn, seine Nase zielend. Inu Yasha taumelte zurück, spürte sofort einen festen Griff am Arm.

„Du verlässt den Kampfplatz erst, wenn ich es erlaube!“

Der Halbdämon fühlte sich freigegeben, noch immer verwirrt, zum Teil durch den heftigen Schlag, zum Teil durch das Brennen in den Augen. Er konnte nichts mehr sehen. Was war das? Und, was kam jetzt? Er wäre doch jedem Angriff wehrlos ausgeliefert....

Da war Tantei, dachte er plötzlich. Er konnte ihn nicht sehen, aber seine Energie spüren, ja, förmlich riechen. Er war offenbar hochgesprungen, in die Luft, die sich nun an seiner Macht rieb, ja, eine Lücke bildete. Tessaiga ruckte in seiner Hand und plötzlich war er sicher, was er tun musste.

Ohne weiter nachzudenken ließ er seine Klinge in den Spalt zwischen den Energien schlagen, die Wunde im Wind, seinen Gegner vollständig ignorierend.

Er hörte ein lautes Grollen, Kagome schreien - und dann nichts mehr.

Er rieb sich über die Augen und versuchte tränenblind etwas zu erkennen. Der Kampfplatz sah unbenutzbar aus. Metertiefe Spalten waren in ihn hineingefräst worden. Sein Kampflehrer stand ein gutes Stück abseits, Kagome im Arm, die er wohl mitgerissen hatte um sie zu schützen, die Klinge quer vor sie haltend. Die wertvolle rot-weiße Seidenkleidung war am linken Ärmel und der Brust vollkommen zerfetzt, tiefe, blutende Kratzer zogen sich über den Oberkörper und die Schulter, den linken Oberarm.

Sesshoumaru ließ das Menschenmädchen frei und kam langsam näher. „Nicht schlecht,“ gab er zu. Man sollte den Jungen mit diesem Schwert in der Hand eindeutig nicht provozieren. Das war einer der mächtigsten Angriffe gewesen, die er je gesehen hatte, Kämpfe von Gangchefs mit eingeschlossen. Und er war ihm nur um Haaresbreite entwischt. Wann hatte er zuletzt bei einem Kampf auch nur solche Blessuren abbekommen?

„Er hat die Windnarbe gefunden.“ Inu Yasha und seine beiden Lehrer wandten die Köpfe zu Toutousai. Der alte Schmied nickte: „Du bist gar kein solcher Amateur wie ich dachte. Das ging ja schnell.“

Der Halbdämon lächelte etwas trotz der Schmerzen. Dann würde doch Vater stolz auf ihn sein.

Erschrecken

Der Fürst war in der Tat stolz auf seinen Sohn, sobald er die Neuigkeit hörte – und sehr zufrieden mit dessen Lehrer. Daher ließ er sowohl Sesshoumaru umgehend neue Kleidung bringen, denn dessen war bei dem Versuch der unerwarteten Windnarbe zu entkommen, zerrissen, als auch Inu Yasha eine Kette senden.

Der junge Halbdämon hielt sie derart versonnen in die Händen, dass Kagome, die bei Eintreffen des Boten ihre Strafpredigt abgebrochen hatte, nur fragte: „Was ist das?“ Fangzähne und Perlen sah eigentlich nicht so wertvoll aus, schien es jedoch zu sein

Er streifte sie sich über den Kopf. „Sie hat Mutter gehört, also, sie hat sie eigentlich für Vater gemacht gehabt und er hat sie bei sich behalten, auch, wenn er sie nie getragen hat. Sie soll irgendwie magische Fähigkeiten haben, aber keiner weiß so recht wie. Ich....vor langen Jahren wollte ich sie mal haben, aber Vater sagte zu mir, dass ich sie erst bekäme, wenn ich erwachsen geworden sei.“

„Oh.“

„Bist du immer noch sauer wegen der Windnarbe? Ich sagte dir doch, ich wusste nicht, was ich da mache.“

„Und ich sagte dir, dass man da eben vorsichtiger sein soll. Schön, Tantei, der Fürst, alle Dämonen die rumstanden, waren wohl beeindruckt, aber der Kampfplatz muss jetzt repariert werden und wenn Tantei nicht so schnell gewesen wäre, hättest du ihn ordentlich verletzt. Mich gleich dazu.“ Sie hatte den Hundedämon nicht einmal kommen gesehen, nur den festen Griff um ihre Taille gespürt – und einen Luftzug.

„Das gehört dazu.“ Der Kampflehrer war umgezogen wieder gekommen: „Du bist nur ein Mensch. Aber selbst unter euch wird bei Übungen der Andere verletzt. So halten es die Dämonenjäger.“ Hatte ihm Sango zumindest erzählt.

„Ja, ich weiß,“ seufzte sie: „Aber wir haben doch Frieden.“ Sie hob die Hand: „Ja, ich weiß, Dämonen und auch Halbdämonen leben länger und so.. „

„Hat Rin etwas herausgefunden?“

„Keine Ahnung, ich war ja mit draußen. Aber ich hole sie“, bot sie an. Irgendwie war es ihr ziemlich unangenehm, wenn Tantei sie so strafend ansah. Seine Augen blieben zwar goldfarben, ähnlich denen Inu Yashas, aber starr und es schienen förmlich Eissplitter darin zu tanzen. Nein, früher, vor dem Großen Krieg, als Dämonen Menschen jagten und fraßen, musste man sich als deren Opfer wohl so ähnlich gefühlt haben: vollkommen hilflos gegenüber dem stärkeren, ja, ranghöheren Geschöpf. Wie es sich dann wohl erst anfühlte, wenn einen der IFürst tadelte?

Rin kam sofort mit ihr mit, ihren unvermeidlichen Laptop dabei. Sie stellte ihn jedoch nur ab und meinte: „Nichts. Ich finde keine Herkunft von Kagura oder Hakudoshi. Ihre Namen tauchen weder hier beim Jugendamt oder im Waisenhaus auf, noch im Norden. Akago und Kanna aber auch nicht.“

„Das gibt es doch fast gar nicht,“ meldete sich Inu Yasha, der sich auf die Couch gesetzt hatte, froh, sich ein bisschen erholen zu können. Sicher, die Müdigkeit schwand und die Verletzungen heilten, aber ein wenig Sitzen tat ganz gut: „Er kann die Kinder doch nicht aus der Luft bekommen haben!“

„Das ist mir auch bewusst, Inu Yasha-sama,“ erwiderte das Mädchen: „Aber bedenke, dass ich auch als tot gelte, damit ich nicht im Waisenhaus lande, und es sicher keine Spuren von mir gibt.“

„Du könntest sie doch adoptieren, Tantei,“ schlug der Fürstensohn sofort vor, bemerkte dann dessen Blick und erkannte seinen Fehler. Daher korrigierte er umgehend auf das Erste, was ihm einfiel. Noch so eine Stunde wie heute würde er nicht brauchen – zumindest den ersten Teil. „Ja, klar, mit euren etwas...verschwommenen Biografien geht das nicht. Hat sich Jaken gemeldet?“

„Ja.“ Rin war froh, die Situation umschifft zu haben. Sesshoumaru-sama würde sie später gewiss darauf aufmerksam machen, dass sie solche Dinge nicht vor anderen erzählen sollte. Aber das war schwer, denn zum ersten Mal seit dem Tod ihres Vaters fühlte sie sich in einer warmherzigen Menschenrunde wirklich aufgenommen. Kagome und ihre Mutter vor allem waren so nett zu ihr. So fuhr sie eilig fort: „Er wollte heute Abend schon kommen. Er meinte, er habe genug über seine Zielperson. Mehr wollte er wohl am Handy nicht sagen.“

Ja, dachte der Mann, der sich Tantei nennen ließ: Jaken war zu lange in der Informationsbranche. Einem alten Fuchs legte man schwerer Schlingen, hieß es. Und das mochte gut auch bei Kröten stimmen. „Neuigkeiten von den Dämonenjägern?“

Kagome schüttelte den Kopf: „Aber, wenn sich Hakudoshi und die sieben Krieger an ihr Schema für das Training halten, fahren sie erst übermorgen. Und er geht mit mir anschließend ins Kino.“

„Oder die Sieben fahren allein.“ Inu Yasha blickte zu ihr: „Wenn sie in den Norden wollen, brauchen sie doch zwei Tage.“

„Wir werden sehen.“
 

Am Abend kam Jaken und zog einen Notizblock hervor, ehe er berichtete: „Dieser Onigumo ist hier unter kleinen Schwindlern so etwas wie der Held. Er griff Millionen ab und kam damit durch, naja, er verschwand mit dem Geld. Das Wie haben ja Kagome und Rin schon gefunden, so habe ich mich mehr auf seine Herkunft und sein Verschwinden konzentriert. Er stammte wohl hier aus der Stadt, nicht gerade wohlhabende dämonische Eltern, soll dann die Finger im Rotlichtmilieu gehabt haben, ehe er in das ungefährlichere Geschäft eines Anlagenbetrügers wechselte. Er scheint recht einnehmend und überzeugend gewesen zu sei, jedenfalls glaubten ihm seine Opfer, Menschen und Dämonen, reihenweise. Ein oder zwei Jahre vor....Ihrem Zwischenfall,“ wandte er sich an Sesshoumaru: „Und dem Tod Ihrer Mutter, verschwand er dann. Manche glauben, dass er in den Norden gegangen ist, andere sagen, dass er seinen Tod vortäuschte und heute hier unter anderem Namen und anderem Gesicht lebt, aber das eine schließt das andere nicht aus.“

„Er ist hier geboren, aufgewachsen, also sollte er sich hier im Westen, zumal in der Hauptstadt auch am Besten auskennen,“ meinte Kagome langsam: „Kann man sein Gesicht im Norden...ändern?“

„Es ist im Norden einfacher als hier unterzutauchen“ erwiderte der Fürstensohn: „Wie ich schon erwähnte, Drachen haben es nicht so mit Bürokratie. Außerdem leben dort weniger Menschen. Menschen machen Behörden mehr Arbeit,“ erläuterte er den Mädchen auf ihre fragenden Blicke: „Ein Dämon bleibt eigentlich Jahrhunderte gleich.“

„Immer wieder der Norden.“ Sesshoumaru stand auf und trat an das Fenster, blickte hinaus: „Hast du Kontakte dort, Jaken?“

„Wenige. Und die sind teuer. - Überdies müsste ich persönlich hin.“

„Dann tue es. Nimm alles Geld, was du zu brauchen glaubst.“ Im Notfall musste er dem Fürsten eine Spesenabrechnung schon vor Abschluss vorlegen – ein wenig peinlich, aber dann unumgänglich.

„Du kennst Drachen?“ erkundigte sich der Halbdämon ein wenig ungläubig bei dem alten Spion.

Jaken zuckte auch nur die Schultern: „Nein. Meine Bekannten sind etwas ungefährlicher.“ Bei Drachen wusste man nie ob sie Lust auf einen Schwatz oder Hunger hatten, auch, wenn der Herr des Nordens seinen Leuten gesagt hatte, dass sowohl die Menschen in seinem Gebiet als auch die aus anderen tabu seien. So hatte eine der Friedensvereinbarungen der mächtigen vier Fürsten gelautet. Er fragte allerdings: „Soll ich auch wegen der sieben Krieger suchen? Es wäre gut möglich, dass man hörte, ob sie entkommen sind. Schon aus Eigeninteresse behält man solche Leute im Auge.“

„Gut.“ Der Hundedämon wandte sich um: „Wann?“

„Das vermag ich nicht zu sagen. Ich werde mich beeilen.“ Und der Krötendämon eilte geschäftig davon.
 

Der Freitag verging ohne Neuigkeiten, nur, dass Kagome ihre Stunden für Sango und Miroku ausdehnte. Am sehr frühen Samstag Morgen erhielt sie allerdings einen Anruf, der sie zu Tantei eilen ließ. Auf ihr Klopfen hörte sie sofort Antwort und wusste eigentlich, ehe sie eintrat, dass er nicht geschlafen hatte. Der Hundedämon stand am Fenster, drehte sich nun aber um.

„Wer?“ fragte er nur.

„Sango. Sie haben ein Problem. Die sieben Krieger fuhren wieder in dem Kleinbus weg, aber dann kam auch Naraku mit Akago und Kanna, ein anderes Auto. Sie sind ihm jetzt einmal gefolgt, da die Sieben anscheinend ohne Hakudoshi in den Norden wollen. Wen sollen sie beschatten? Sie haben nur ein Auto. Es war reiner Zufall, dass Sango Miroku gerade ablösen wollte.“

Sesshoumaru verspürte etwas wie Zufriedenheit, dass ihn diese Menschenbande wirklich als Leiter der Gruppe ansah, dachte jedoch rasch nach. Die sieben Krieger hielten sich soweit an ihr Schema. Der Berater nicht. „Sie sollen an Naraku dranbleiben. Vielleicht ist es nur ein Familienausflug, aber er machte bislang keinen. Und du rufst später Hakudoshi an, ob es bei der Verabredung heute Abend bleibt.“

„Und die Krieger?“

„Ich werde Jaken informieren. Sag du Inu Yasha Bescheid.“ Er war erfahren genug als Ermittler, um zu wissen, dass Änderungen im Verhalten einer Zielperson stets etwas zu bedeuten hatten.
 

Als sich die Vier zum Frühstück trafen, sah Inu Yasha neugierig zu seiner Freundin: „Hat sich Sango noch einmal gemeldet?“

„Ja, aber es ist nichts. Naraku scheint einen längeren Ausflug machen zu wollen. Sie sind in die Berge gefahren und er ist mit den Kindern unterwegs. Sie folgen ihm möglichst weiträumig.“

„Blödsinn,“ sagte der Halbdämon.

„Was? Das sie ihm vorsichtig folgen?“ fauchte sie.

„Nein. Du hast doch gesagt, dass Kanna Akago tragen muss....Das sieht mir kaum nach einem kleinen Ausflug aus. Schön, sie ist eine Dämonin, aber das muss sie doch anstrengen.“

„Du hast Recht.“ Sesshoumaru, der wie immer nichts aß, sah kurz ins Nichts: „Kagome, schreibe ihnen, sie sollen überaus vorsichtig sein. Er hat irgendetwas vor.“
 

Sango las die SMS und meinte: „Sogar Tantei scheint das merkwürdig zu finden.“

„Es ist es ja. - Da, gehen wir rechts.“ Miroku hatte sich unterdessen auf seinem Handy den Lageplan hier am Bergmassiv angesehen. „Der Weg bleibt ein ganzes Stück parallel und wir können sie unauffällig beobachten. Danach müssen wir dann zwar querfeldein hinunter, aber vielleicht bekommen wir mit, warum das Mädchen ihren Bruder so tragen muss. Eigentlich könnte das auch der liebende Vater, oder?“

„Macht auf dich Naraku den Eindruck eines liebenden Vaters? Er hat mit ihnen nicht geredet, seit sie aus dem Auto ausgestiegen sind.“

„Ich habe keine Ahnung wie liebende Dämonenväter sind.“

„Denk doch an den Fürsten und Inu Yasha. Er redet wenig, aber er lässt nie einen Zweifel daran, dass er ihn gern hat.“

„Da unten sind sie....“ Der Mönch hauchte es unwillkürlich: „Er voraus, Kanna hinterdrein, ihren Bruder tragend. Das verstehe ich nicht ganz. Der Weg führt weiterhin den Bach da entlang, wird dann zur Schlucht und endet schließlich in einer Höhle. Soll das doch nur ein Ausflug werden?“

„Sie haben keine Sachen für ein Picknick dabei, aber das machen Dämonen wohl auch nicht. Gehen wir schneller, überholen sie und kommen dann von oben zu der Höhle. Dann können wir sie erwarten.“

„Gut. Laufen wir.“

Beide waren trainiert und gelangten in rascher Zeit ohne weiteren Aufenthalt zu einer Stelle, von der aus sie den Höhleneingang sehen konnten. Sie legten sich hinter eine mit Blaubeersträuchern bewachsene Erhöhung und spähten den Weg hinunter.

„Sagen wir es so,“ flüsterte Sango: „Hübsch einsam ist es hier.“

„Ja,“ gab der junge Mönch ebenso leise zurück: „Wären es nicht seine Kinder sondern ein Geschäftspartner, wäre ich an dessen Stelle sehr vorsichtig....“

„Hier hört einen garantiert niemand schreien. - Sie kommen!“

Die beiden Dämonenjäger senkten eilig die Köpfe.

Kurz darauf hörten sie zum ersten Mal Narakus Stimme. „Ein passender Platz, wie ich finde. Kanna, leg doch Akago ab. - Nun, mein Herz, wie gefällt es dir hier?“

Eine kindliche Stimme antwortete. „Mein Herz? Wie selten diese Anrede von dir kommt..“

„Und doch stimmt es. Wie wertvoll du bekanntlich über all die Jahre für mich warst. - Nun, sehen wir mal weiter. ..“

Die beiden Beobachter zuckten zusammen, als sie dämonische Energie rasch anwachsen fühlten. Das war die Macht Narakus? Nur, was plante er?

Sie hoben behutsam die Köpfe, versuchten, durch die Blaubeeren zu spähen – um sich erschreckt anzusehen. Sie kannten den Berater aus Bildern in der Zeitung, wussten natürlich auch, dass viele Dämonen zwar menschliche Form bevorzugten, aber auch eine andere annehmen konnten, die ihr wahres Ich widerspiegelte. So etwas jedoch hatten sie nie zuvor gesehen, und das mochte für ausgebildete Dämonenjäger etwas heißen. Noch immer war Narakus Oberkörper menschlich, trug er Arme, aber sein Unterleib hatte sich vollkommen verändert. Es waren riesige Tentakeln, unglaublich viele, die seinen Oberkörper in fast drei Meter Höhe gehoben hatten. Zum Glück lagen sie weiter oben am Hang und auch noch hinter einem kleinen Hügel, so dass er sie selbst so kaum entdecken konnte.

Er lächelte, das konnten die Dämonenjäger hören, als er meinte: „Kanna, gib mir doch mein Herz....“

Das Baby, Akago, schrie auf, die Beobachter zuckten unter dem Entsetzen in der Stimme zusammen: „Nein, das kannst du nicht machen! Du brauchst mich. Ich bin dein Herz...“

Zwei Tentakeln schlangen sich um den kleinen Körper: „Natürlich, mein Lieber. Und es wird Zeit, dich wieder zu mir zu nehmen.“

Sango konnte nicht anders. Sie begann zu zittern, als das Baby schreiend buchstäblich im Körper seines Vaters verschwand. Miroku bemerkte es und wusste, dass sie gleich laut werden würde. Es erging ihm ja nicht anders. Ohne weiter nachzudenken warf er sich auf sie, packte ihre Handgelenke und küsste sie, um sie beide daran zu hindern sich zu verraten. Sango wehrte sich energisch, noch immer in dem Gefühl der Panik, ehe sie sich entspannte. Sofort gab er sie frei.

„Leise!“ mahnte er und riskierte einen Blick zu dem fürstlichen Berater. Warum nur war er nicht überrascht, dass der allein dort wieder in menschlicher Form stand, ein wenig seinen Anzug und die Krawatte ordnete und den Weg zurückging?

„Kanna?“ flüsterte Sango: „Nein, sie auch?“

„Ich bin neugierig, wie er das Verschwinden der Kleinen erklären will.“

„Gar nicht.“ Die Dämonenjägerin setzte sich auf: „Ich bin mir nicht sicher, wie viele Leute von den beiden Jüngsten überhaupt wussten. Und jetzt behauptet er, wenn überhaupt wer fragt, er habe sie zu Verwandten geschickt, in eine Schule, irgendwie in den Norden, fertig. Erinnere dich dran, dass Inu Yasha sagte, dort sei die Bürokratie lässiger als hier. Und dass es Gerüchte gab, er stamme aus dem Norden. Aber was für ein Monster seine eigenen Kinder zu töten, ja, zu fressen.“

„Eher zu absorbieren Und das wundert mich. Gehen wir zum Auto. Wir müssen gut nachdenken.“

„Ja. - Ich sollte dir eigentlich eine Ohrfeige verpassen!“

„Wegen vorher? Ich sollte sagen, dass es mir Leid tut, aber das war die einzige Chance, die ich sah, um uns beide ruhig zu stellen. Glaub mir, ich hätte auch am liebsten losgebrüllt. Aber sich einem dämonischen Mörder in den Weg zu stellen gehört wohl kaum zu den Handlungen, die unsere Lebensversicherungen gut heißen würden.“

„Ich weiß.“ Sango seufzte: „Es war schon in Ordnung so.“

Er unterdrückte sein Lächeln. Er hatte sie sehr gern, aber das war der erste Kuss, den er von ihr bekam, und, soweit er wusste, würde es auch dabei bleiben. Sie schätzte ihn als Partner – nicht als Liebhaber. Umso wichtiger war es für ihn, dass sie nichts von seinen Gefühlen für sie mitbekam.
 

Zurück bei Inu Yasha berichteten sie den Vorfall diesem, Sesshoumaru und Rin. Kagome war bereits zu dem Treffen mit Hakudoshi unterwegs.

Miroku sagte nach einigen Minuten Schweigen: „Ich habe mir auf der Herfahrt einiges überlegt. Sango stimmte mir zu. So geht, Dämon hin oder her, doch kein Vater mit seinen Kindern um. Überdies glaube ich nicht, dass das überhaupt möglich wäre. Ich meine...absorbieren...?“ Er blickte zu Tantei. Der Hundedämon schüttelte fast unmerklich den Kopf und so fuhr der junge Mönch fort: „Dann bleibt eigentlich nur eine Möglichkeit übrig. Es sind keine echten Kinder sondern Abkömmlinge, Wesen, aus Magie erschaffen. Das ist dunkelste, schwärzeste Magie und meines Wissens in allen vier Fürstentümern bei Todesstrafe verboten.“

„Das klingt unheimlich.“ Rin schüttelte sich.

Sesshoumaru warf ihr einen raschen Blick zu, sagte jedoch nur: „Abkömmlinge. Er nannte Akago sein Herz?“

„Ja. Ich vermute, aber, das ist wirklich eine reine Vermutung, Tantei....“ Miroku seufzte etwas: „Er hat sein Herz aus seinem Körper entfernt und es in einen Abkömmling gelegt. Das würde erklären, warum er zumindest Akago erschaffen hat – und warum diesen als hilfloses Kleinkind. Sein Leben hing an dem Jungen. Und da wollte er wohl sicher gehen, dass der nichts gegen ihn unternehmen kann.“

„Das bedeutet, unserer Meinung nach,“ ergänzte Sango: „Dass er, als er herkam, womöglich vier Abkömmlinge benötigte, zu welchen Zwecken auch immer, und dieser Zweck nun zumindest für zwei erfüllt war. Nur, warum?“

„Keh.“ Inu Yasha richtete sich auf: „Na, einen Zweck wissen wir. Oder, glauben wir zu wissen,“ verbesserte er sich: „Wenn dieser Mistkerl sein Herz aus sich entfernte, hatte er etwas vor, das ihm leicht das Leben kosten konnte. Im Zweifel Hochverrat. Er würde hingerichtet – und würde dennoch überleben.“

Sesshoumaru nickte: „Und jetzt glaubt er sich vor dem Ziel. Der Fürst sagte in acht Wochen würde er seinen Nachfolger verkünden – dabei sah er ihn an.“

„Aber Vater sagte keinen Namen. Das wäre doch voreilig.“ Der Halbdämon blickte in die Runde: „Ich meine, es gibt doch so einige Berater und noch ein paar mehr Dämonen waren anwesend.“

„Ja, aber Selbstsicherheit kann manchmal auch zu Fehlern führen.“ Sango zitierte ihren Vater: „Überlege mal: er hat vielleicht zweihundert Jahre daran gearbeitet der neue Fürst zu werden. Und jetzt weiß er womöglich, er war ja immer sehr auf der Hut, dass er vom Geheimdienst überprüft wurde. Der Fürst macht solche Andeutungen.....“

„Was ist aber dann mit Kagome?“ erkundigte sich Rin: „Sie ist doch mit Hakudoshi unterwegs. Ist der dann auch ein Abkömmling?“

Inu Yasha fuhr förmlich auf: „Ja. Und wenn er den auch loswerden will....Wir müssen zu dem Kino!“

„Nein. Wenn Naraku auch ihn und Kagura loswerden wollte, hätte er sie heute zu dem kleinen Ausflug mitgenommen,“ beruhigte Sango: „Noch kann er sie brauchen. Aber die Frage ist wirklich, wie lange noch. Wir sollten den Fürsten informieren.“

Der Mann, der sich Tantei nennen ließ, schüttelte den Kopf: „Wir haben nichts in der Hand.“

„Aber wir haben gesehen...“ begann sie.

„Ihr habt es gesehen. Und er sagt, ihr habt euch geirrt. Aussage gegen Aussage. Ja, die Kinder sind verschwunden, aber er hat sicher eine gute Ausrede parat. Wir haben keinen einzigen Beweis, der nicht auf Aussagen beruht. - Kagome sollte sehen, dass sie Hakudoshi überzeugt, im ureigenen Interesse sich zu stellen und gegen Naraku auszusagen. Das wäre das Beste und Glaubhafteste, dann könnte wenigstens die fürstliche Polizei nach weiteren handfesten Beweisen suchen. Dämonenjäger gelten sicher als voreingenommen.“

„Kagome,“ murrte Inu Yasha unzufrieden: „Dann soll sie sich nochmal mit dem Kerl treffen?“

„Es mag dir nicht gefallen, aber es könnte ihm und Kagura das Leben retten.“ Miroku sah ihn an: „Und verhindern, dass Naraku der neue Fürst wird, dich und womöglich auch uns umbringt.“

Der Halbdämon blickte zu seinem Schwertkampflehrer.

Sesshoumaru nickte ein wenig: „Ihr fangt an das Denken von Dämonen zu begreifen.“

Naraku

Der fürstliche Berater setzte sein Auto auf die Auffahrt des Anwesens, ehe er mit der Fernbedienung das Tor schloss. Die sieben Krieger waren unterwegs im Norden, sicher auf ihrem privaten Rachefeldzug, den er ihnen erlaubte. Man musste zusehen, dass man seine Mitarbeiter bei Laune hielt. Das galt auch für Hakudoshi, der heute mit dieser Haushälterstochter im Kino war. Ein kurzes, flüchtiges Amüsement. Sollte der doch. Noch heute Abend würde der gute Hakudoshi wieder erfahren, warum man ihm, Naraku, bedingungslos gehorchen musste.

Zumal, wenn man sein Abkömmling war. Das hatten Akago und Kanna ja heute erlebt. Akago hatte seinen Sinn verloren. Als er selbst damals in den Westen zurückgekommen war, auf der Suche nach Macht, hatte er es für sicherer gehalten, sein Herz in einen Abkömmling zu stecken. Wenn man Hochverrat plante, sollte man auch ein Scheitern einrechnen.

Das hatte sich nun erledigt. Er war im engsten Beraterkreis des Fürsten, dieser schätzte ihn offenkundig und hatte sich, das hatte er selbst durchaus bemerkt, mit Hilfe seines Geheimdienstes über ihn erkundigt. Nun, da konnte nichts Negatives ausgegraben werden, da war er sicher. Und, als einer der vier engsten Berater gehörte er logischerweise auch zu dem engsten Nachfolgerkreis. Myouga kam dafür nicht in Frage, weder die Hundedämonen noch die anderen Fürsten würden einen derartigen Fürsten anerkennen. Shouga hatte sich durch eine Äußerung gegenüber Inu Yasha und dessen Lebensrecht selbst aus dem Rennen genommen. Blieben also nur noch er und Karasu. Und dessen Leben zu beenden würde für Mukotsu kein Problem darstellen. Die sieben Krieger waren durchaus sehr nützlich. In sieben Wochen wäre er der offizielle Nachfolger des Inu no Taishou und daran konnte niemand mehr rütteln. Der Inu no Taishou würde sein Gesicht verlieren, wenn er nach der öffentlichen Ankündigung keinen Thronfolger ernannte. Überdies war Naraku trotz aller Vorsicht eigentlich sicher, dass dessen Blick ihm gegolten hatte.

Er, ein verachteter Dämon, auf der höchsten Stufe der Macht. Er hatte es weit gebracht seit seinen mühsamen Anfängen. Und niemand, den er heute traf, wusste noch wer er war. Ein anderer Name, ein anderes Gesicht, eine andere Art – und niemand brachte ihn mehr mit Onigumo in Verbindung. Nur noch Kagura und Hakudoshi wussten, dass er es einst gewesen war, aber die würden heute wieder parieren. Und in naher Zukunft würde er auch sie nicht mehr benötigen. Die sieben Krieger auch nicht. Bankotsu und seine Männer waren zwar loyal, aber es war ein zu großes Risiko. Sie konnte erzählen, dass er sie vor der Hinrichtung bewahrt hatte und andere, schwerwiegendere, Dinge. Er musste sie los werden.

Hm.

Es war womöglich doch ein wenig voreilig gewesen auch Kanna zu absorbieren, aber er hatte sie in diesem Moment für nutzlos gehalten. Sicher, sie war ergeben, aber sie hatte den Seelenspiegel nicht so hinbekommen, wie er es verlangt hatte. Nur andere Orte zu sehen, nie den Fürsten beobachten oder gar belauschen zu können, hatte ihn nicht befriedigt. Nun gut, sie weilte in Ruhe wieder in ihm, das war jetzt eben so. Er hatte gelernt mit seinen Entscheidungen zu leben. Bedauern brachte nichts.

Hakudoshi und Kagura benötigte er – zumindest, solange die sieben Krieger noch existierten. Beide konnten kämpfen und bedauerlicherweise unterlag er immer noch gewissen Schwächemomenten, die die Krieger zwar nicht kennen sollten, aber es war besser, eine mehr oder weniger zuverlässige Wache bei sich zu haben.
 

Ursprünglich hatte er ja vorgehabt, den Fürsten durch eine Treuebekundung auf seine Seite zu ziehen, aber das war ja wohl nun nicht mehr nötig.

Oder?

Es konnte nicht schaden, würde Drachen ins Spiel bringen, ihn als Retter des Landes dastehen lassen, die sieben Krieger erledigen....

Ja. Karasu, dann die Drachen – und der Inu no Taishou kam an ihm als Erbe garantiert nicht mehr vorbei. War er erst einmal Thronfolger, würde er auch bald Fürst werden. Sicher, der Herr der Hunde war stark, aber es gab auch probate Mittel gegen zu starke Hunde. Danach waren Kagura und Hakudoshi fällig, um auch die letzten Zeugen zu beseitigen.

Diesen Plan sollte er sich noch einmal gut überlegen, ehe er Kontakt zu Ryuukossei aufnahm, dem jüngeren, ehrgeizigen Sohn des Fürsten des Nordlandes. Pläne mit Drachen waren stets ein wenig schwierig, mit Drachen im Allgemeinen. Tsubasa, der starke Herr dieses Volkes, schätzte überdies den Inu no Taishou und würde daher bestimmt keinen Krieg vom Zaun brechen wollen. Aber sein Jüngster war da impulsiver....

Naraku lehnte sich zurück und dachte lange nach.
 

Als er hörte, dass Hakudoshi zurückkehrte, rief er nach diesem und Kagura. Schweigend wartete er, bis seine Abkömmlinge vor ihm saßen, anscheinend nicht nervös. Hatten sie noch nichts mitbekommen? „Ich möchte euch beiden mitteilen, dass Kanna und Akago heute wieder zu mir eingegangen sind.“

Zu seiner Befriedigung erstarrte selbst Hakudoshi ein wenig, während Kagura hauchte: „Du hast sie....?“

„Ja. Es erschien mir an der Zeit mein Herz wieder zu mir zu nehmen. Keine Sorge, meine Lieben. Ihr seid nützlich. - Kagura, du wirst morgen in den Norden reisen und Kontakt zu Ryuukossei aufnehmen. Ich möchte wissen, wo der steckt und vielleicht mich mit ihm treffen. Hakudoshi, du sagst Mukotsu, dass ich ihn benötige.“

„Mach das nur selbst,“ erwiderte der nur scheinbar Zwanzigjährige, um eilig fortzufahren: „Bankotsu und seine Männer haben einen gewissen Stolz. Du bist ihr Auftraggeber und sie wollen auch mit dir reden. Ich bin nur ein Bote.“

„Da hast du doch tatsächlich Recht.“ Naraku seufzte in Gedanken. Er vergaß immer wieder wie empfindlich Personen sein konnten. Nun, als Fürst würde er darauf keine Rücksicht mehr nehmen müssen. „Ihr dürft dann gehen.“ Und nach dem Beispiel, dass er mit den anderen beiden Abkömmlingen gezeigt hatte, würden sie brav sein.
 

Erst im oberen Stock blickten sich die Beiden an.

Kagura war blass: „Er hat sie einfach so.....“

„Er ist unser Schöpfer,“ erwiderte Hakudoshi sachlich: „Aber mir ist klar, dass das auch auf uns wartet. Flucht....“

„Wäre sinnlos. Du weißt, dass er mein Herz hat. Ich käme nicht weit.“

„Glaubst du, ich? Er weiß stets, wo wir sind. Noch sind wir ihm nützlich, noch hat er seinen Plan nicht durchgeführt.“

„Das heißt,“ flüsterte Kagura: „Wenn er Fürst ist.....“

„Ja.“ Hakudoshi holte tief Atem: „Ich werde nachdenken, liebe Schwester. Aber wir haben nicht viele Möglichkeiten. Wir sind nur seine Abkömmlinge. - Wir wurden beide bei Hofe vorgestellt. Nach uns würde sich der Inu no Taishou erkundigen. Das ist unser Schutz einstweilen. Und das heißt auch, dass wir sicher sind, auch, wenn er Thronfolger ist. Erst, wenn Vater, Naraku, Fürst ist, sind wir fällig. Und bis dahin sollten wir einen Plan haben.“

Sie nickte.
 

Naraku verließ sein Arbeitszimmer. In der großzügigen Diele blieb er stehen und musterte wie immer zufrieden mit sich das elegante Haus, die geschmackvolle Einrichtung. Natürlich nicht die seine. Er wäre auch bereit gewesen in einer Höhle zu wohnen, aber er hatte durchaus begriffen, dass die Umgebung den Mann bei seinem Aufstieg unterstützte.

Langsam ging er in das Wohnzimmer.

Für einen Moment tauchte das Bild einer Frau, einer Dämonin, vor ihm auf. Hier hatte sie gesessen, so verzweifelt, ja, aufgelöst, wie er nie zuvor eine Dämonin, geschweige denn, eine Hundedämonin gesehen hatte. Damals hatte er erst begriffen, welche Macht man über eine Mutter bekam, wenn man ihr Kind bedrohte. Nun ja, die Sache war ein klein wenig aus dem Ruder gelaufen. Er hatte sich selbst hineingesteigert und das kleine Spiel wohl etwas zu weit getrieben, selbst, nachdem sie ihm unter seinem wahren Namen Vollmacht über ihr Vermögen erteilt hatte. Als er ihr vorgelogen hatte, wie ihr Sohn sterben würde, war sie schlicht durchgedreht, wahnsinnig geworden. Das passierte eben, wenn man zu emotional an eine Sache heranging. Immerhin hatte er sie nicht absorbieren können, wie er es eigentlich vorgehabt hatte – er wollte nicht seinen kühlen Intellekt riskieren.

Hakudoshi hatte den Kleinen unterdessen nach Akumu gebracht. Sicherheitshalber, um keinen Zeugen zu belassen. Manchmal bewunderte er seinen ..hm....Ältesten für dessen Ideen. Man hatte selbst kein Blut an den Händen, aber das Hundebaby würde dort sicher sterben. Kein Bandenmitglied zu sein bedeutete man war Freiwild in der Gegend und ein Kleinkind würde nie überleben.

Ersterer Punkt war wichtig, denn der Inu no Taishou war bedauerlicherweise kein Narr und stellte natürlich entsprechende Fragen. Und den anzulügen war überaus schwer. Das war ein gewiefter Taktiker mit einer feinen Nase.

Nun gut. Was er, Naraku, selbst als Berater dann in der folgenden Zeit erfahren konnte war, dass sich die Dämonin nie wieder erholt hatte und verrückt geblieben war. Aus diesem Grund war sie auch nicht hingerichtet worden, aber man schob ihr das Verschwinden, ja, den Tod, des Kleinen in die Schuhe. Angeblich hatte der Fürst sie lebendig einmauern lassen. Auch recht. Ihm selbst war wichtiger gewesen, dass irgendwer wohl schlau genug gewesen war, Onigumos Verbindungen zu ihr zu belegen, aber ihn, Naraku, nicht mit Onigumo in der Verbindung brachte. Sicherheit für ihn selbst war stets oberstes Gebot.

Darum jetzt auch mit Karasu die Entfernung des letzten Konkurrenten, dann die Beseitigung der Zeugen. Er musste noch einmal gut darüber nachdenken, aber sein Plan war eigentlich wasserdicht. Nur sieben Wochen und er hatte sein Ziel der letzten Jahrhunderte erreicht. Wer konnte schon so lange und perfekt einen Zweck über eine so lange Zeit verfolgen?

ER war einfach perfekt.
 

Als die sieben Krieger der Knochenbande am Sonntag Abend zurückkehrten, hatte der Berater seinen Plan soweit fertig. Als Bankotsu als deren Anführer und Mukotsu als der Apotheker ihm gegenüber saßen, seufzte er ein wenig theatralisch: „Es gäbe da einen Mann, einen Dämon, der so ein rechter Stein in meinem Weg ist....“

Bankotsu nickte nur knapp: „Und wir sollen ihn beseitigen? Nun, da Mukotsu hier ist, vermute ich, dass du an Gift, eine Krankheit, gedacht hast. Aber das wäre unter Umständen fatal.“

Naraku sah das anders, aber ihm war klar, dass man seine Verbündeten bei Laune halten musste Überdies war Bankotsu nicht nur der Stärkste sondern auch einer der Schlauesten der Sieben. Hatte er selbst womöglich etwas übersehen? „Nun?“

„Ein recht starker Dämon, vermute ich?“

„Schon älter, aber aus einer Vogelfamilie.“ Der Berater blickte zu dem Apotheker: „Ein Problem?“

„Nicht sehr,“ erwiderte Mukotsu; „Gegen meine Gifte helfen auch dämonische Kräfte weniger. Aber.....er wäre dann der dritte Mann, der dir im Weg steht und so stirbt. Das meinte Bankotsu. In weniger als fünf Jahren.“

„Wie schnell die Zeit vergeht....Euer Vorschlag?“

„Ein Unfall.“ Bankotsu zuckte die Schultern: „Ein Vogel, vielleicht auch aus dem Rat des Fürsten? Dachte ich es mir doch. Der macht doch bestimmt auch einmal einen Ausflug. Beschaffe uns den Termin und Jakotsu wird mit Freuden den Rest übernehmen.“

„Einverstanden.“ Noch durften die Sieben nicht misstrauisch werden. Das würde mit ihr letzter Auftrag werden: „Oh, ehe ich es vergesse: ich habe Kagura...äh, mit den Zwillingen....“ Bankotsu entwickelte manchmal eigenartige Ansichten von Ehre und Moral, aber würde so nicht nachfragen: „In den Norden geschickt. Wenn es möglich ist, möchte ich mich mit Ryuukossei, dem jüngeren Sohn des Drachenfürsten, treffen. Dazu wäre allerdings eure Anwesenheit von Nöten. Ich traue keinem Drachen.“

„Leibwächter, also?“ Bankotsu nickte: „Ja, wir werden auch mit einem Drachen fertig. Oder mit Zweien.“

„Zu viele werden es nicht sein,“ meinte der Berater unverzüglich. Nun, er hoffte auf so fünf bis sieben, aber wozu das ausplaudern. Danach sollten die Sieben erledigt sein und satte Drachen waren zufriedene Drachen. Überdies galt Ryuukossei als grausam – er würde ihm sowohl dieses siebenköpfige Geschenk wahrlich aus der Hand fressen, als auch die Spezialität, die er dann geplant hatte. Natürlich würde das für den Bastard des Fürsten nicht so gut enden, aber zur Sicherheit musste eben auch der Junge verschwinden, der noch das Blut des Inu no Taishou in sich trug. Das bedeutete faktisch allerdings, dass die Drachen an diesem neuen Kampflehrer vorbei mussten, da sollte er sie vorwarnen. Aber, das hatte er bereits alles bedacht. Und jetzt musste er nur noch den Terminkalender seines geschätzten Ratskollegen in die Finger bekommen, dann war Karasu schon so gut wie tot. Jakotsu hatte eine Schwäche für vieles Reden und langes Sterben seiner Opfer. Aber, da hatten die Beiden schon Recht: mit so einem grausamen Überfall würde ihn niemand in Verbindung bringen, zumal, wenn er zu diesem Zeitpunkt neben dem Inu no Taishou saß.
 

Sango und Miroku hatten nach ausgiebigen Gesprächen mit Inu Yasha, Kagome und dem Mann, der sich Tantei nennen ließ, eingesehen, dass sie zwar Augenzeugen geworden waren, wie Naraku seine angeblichen Kinder absorbiert hatte, aber nichts unternehmen konnten. Sicher, auf das Schaffen von Abkömmlingen stand der Tod, aber wer garantierte ihnen, dass er nicht die Zwei einfach wieder formen würde, wenn der Fürst nachfragte? Er konnte das sicher auch so machen, dass man sie für echte Dämonen halten musste.

„Dann sind Hakudoshi und Kagura auch in Gefahr,“ meinte Kagome: „Und sie werden das wissen. Vielleicht sagen sie gegen ihren Vater, ich meine, ihren Erschaffer aus?“

„Unwahrscheinlich,“ seufzte Miroku: „Er dürfte sie ziemlich an der Kandare haben. Und, wie ich schon sagte, wenn sie Schwierigkeiten machen, werden sie absorbiert und andere neu erschaffen. Wenn er schon so weit gegangen ist, wird er auch den Rest durchziehen. Sein Ziel dürfte die Thronfolge sein.“

„Da ist er aber nicht der Einzige,“ wandte Inu Yasha ein: „Sagen wir mal, außer mir so ziemlich jeder. Vater hat doch alle Berater schon überprüfen lassen. Karasu ist sicher auch dabei und dieser Chinou und ...naja, Myouga eher weniger.“

Sesshoumaru dachte nach. Er sollte Naraku überprüfen, so lautete sein Auftrag und sein Klient hatte schon viel dafür bezahlt. Aber diese ganzen Verdachtsmomente brachten nicht viel, das ließ sich alles wegerklären, eine unglückliche Anhäufung bestimmter Umstände, mehr nicht. Und Miroku hatte Recht: wenn Naraku wirklich der Mann war, der für die Macht über Leichen ging, würde er auch entsprechend neue Abkömmlinge erschaffen, gleich, ob es verboten war. Auch die Knochenbande hatte er ja vor der Hinrichtung bewahrt. Hm. „Die sieben Krieger.“

„Du meinst, verhaften und ausfragen?“ Kagome schüttelte den Kopf: „Ich weiß ja nur, was ich über sie las, und die Momente, in denen ich da einen von ihnen im Haus sah.....aber ich denke nicht, dass die plaudern. Sie haben nichts zu verlieren.“

„Dann müssen wir sie auf frischer Tat ertappen.“ Der Fürstensohn setzte sich auf: „Sango und Miroku, folgt denen doch das nächste Mal nach Norden. Wenn sie da wieder jemanden umlegen oder so....ruft die Polizei. Das hatten wir doch sowieso schon vor, ehe ihr Naraku folgtet.“

„Und ich gehe zum Haus,“ schlug Rin unerwartet vor, die erst vor wenigen Minuten dazugestoßen war und sich lautlos gesetzt hatte: „Ein Mädchen in meinem Alter, das auf einem Tablet spielt ist kaum verdächtig. Die Dämonenjäger haben sie dagegen ja schon gesehen, als sie ihnen folgten. Übrigens, Se...Tantei-sama, Jaken ist wieder zurück, wenn auch in Akumu. Er hat eine interessante Begegnung gehabt, allerdings nur einseitig. Er hat Kagura im Norden gesehen – nahe am Fürstenschloss, wie sie mit einem Drachen sprach.“

Sesshoumaru stutzte: „Die sieben Krieger stammen aus dem Norden, Naraku selbst war angeblich dort – was sucht sie?“

„Die Knochenbande wurde von Fürst Tsubasa zum Tode verurteilt, und der wird kaum seine Meinung geändert haben,“ sagte Kagome: „Das wird immer rätselhafter.“

„Keh,“ murmelte Inu Yasha: „Das sieht nach einem Komplott aus und Naraku ist der Hauptverdächtige. Ich gehe doch zu Vater und erzähle ihm alles.“

„Noch mal, das musste ich ja auch einsehen,“ betonte Miroku: „Alles sieht seltsam aus, aber er kann sicher alles gut erklären. Selbst die sieben Krieger. Sie halten den Mund und er gibt an, dass er nichts von ihrer Vergangenheit wusste...Beweise ihm das Gegenteil. Und du solltest am Besten wissen, dass dein Vater auf Beweise achtet. Außerdem....heute ist der letzte Dienstag des Monats.“

„Oh, ja.“ Der Halbdämon seufzte: „Ja, da sollte man ihn nicht mit wilden Vermutungen stören.“ Er bemerkte den fragenden Blick seines Schwertkampflehrers: „Es....an einem solchen Tag hat seine erste Frau ihren Sohn umgebracht....Vor, ja, zweihundertfünfzig Jahren, so ….Also, ich war zwar schon auf der Welt, aber ich kann mich daran nicht erinnern. Und dann hat mir ja auch kaum mehr jemand darüber etwas erzählt.“

Sesshoumaru nickte ein wenig. Jungs mit seinem Namen schienen keine gute Zeit gehabt zu haben. Ob sie beide wohl nach dem gleichen Vorbild benannt worden waren? Bestimmt ein großer Hundedämon. Ob der auch so viel Pech mit seiner Familie gehabt hatte? Wohl eher weniger.

„Dennoch,“ meinte Sango: „Es sollte den Fürsten interessieren, dass ein Berater Kontakte zu den Drachen sucht oder besitzt. Wieso hat das eigentlich nicht Myouga herausfinden können?“

„Jaken stehen andere Mittel zur Verfügung,“ erwiderte Rin sofort: „Und er ist unauffälliger in der Branche, schon seit langen Jahrhunderten. Er hat einen Namen. Und er arbeitet nicht für den Staat.“

„Außerdem ist das doch gleich,“ meinte Inu Yasha, froh, von dem trüben Thema um seinen Bruder ablenken zu können. Es belastete Vater heute noch, er glaubte wohl versagt zu haben, seinen Jungen nicht beschützt zu haben. Und darum machte es auch ihn selbst immer traurig. Ein guter Grund, Vater nicht allein zu lassen, gleich, ob er selbst woanders womöglich netter behandelt werden würde. „Fürst Tsubasa und Vater verstehen sich doch ganz gut. Naja. Nach wohl so dem einen oder anderen Duell während des Krieges. Und Tsubasa will sicher keinen neuen Krieg. Außerdem hat der doch Söhne, also kann sich Naraku nicht zwei der vier Fürstentümer unter den Nagel reißen.“

„Vorausgesetzt, dass er das überhaupt vorhat,“ warnte Miroku wieder: „Und auch, wenn er nur hofft der Thronfolger zu werden, wäre eine vorsichtige Anfrage bei den Nachbarn nicht schlecht. Drachen sind nun mal, auch, anders als Dämonen.“

Ja. Und da gab es irgendeinen Punkt den sie übersahen, dachte Sesshoumaru. Aber auch er konnte ihn nicht finden. „Gut. Rin bleibt am Samstag vor Narakus Haus – aber höchstens drei Stunden morgens, Sango und Miroku folgen den sieben Kriegern. Dann machen wir eine Besprechung. Und dann informieren ich....Inu Yasha und ich den Fürsten. Denn dann kommen wir auch so nicht mehr weiter. - Und, Inu Yasha: morgen um acht auf dem Kampfplatz.“

Der junge Halbdämon grinste, auch oder weil er wusste, was das für ihn heißen würde. Den Nachmittag würde er dann sicher wieder lieber in einem warmen Bad verbringen. Mittwoch war stets Kampftraining angesagt. Und, obwohl er schon viel an dämonischen Verhalten dazugelernt hatte, hatte er noch immer Probleme damit diese Energieangriffe zurückzuschicken oder wenigstens nicht so abzubekommen. Der alte Zausel von Schmied hatte nur gemeint, da sei schon was da, er solle nur suchen. Also suchte er – und das bedeutete leider, sich Tanteis Energie um die Ohren jagen zu lassen. Aber aufgeben kam nicht in Frage. Erstens sowieso nicht, zweitens für Vater und drittens für Tantei, der sich wirklich Mühe mit ihm gab und ihn auch wie...ja, wie einen Freund, aber Dämonen hatten so etwas weniger, naja, fast wie einen Bruder behandelte. Ohne freilich jedoch auf den Vorrang als Lehrer zu verzichten. Eigenartig, dass der den gleichen Namen wie sein verstorbener Bruder trug. Aber vielleicht war das eine Mode gewesen.

Rätselraten

Am folgenden Tag kam Jaken zu Inu Yashas Palais. Natürlich wollte er eigentlich Sesshoumaru Bericht erstatten, aber der winkte ab. Soviel hatte er doch hier schon gelernt, um zu wissen, dass der Fürstensohn enttäuscht wäre, das nicht aus erster Hand zu hören. Allerdings wies der Ermittler Kagome an, doch die Dämonenjäger und Rin, die sich wie üblich in ihrem Zimmer am Laptop vergnügte, später dann dazu zu holen. Nach dem heutigen Morgentraining sollte der Halbdämon gegen vier wieder fit sein.

So trafen sich die Sechs im Wohnzimmer und hörten sich den Bericht aus dem Norden an.

„Es war ein wenig schwierig unauffällig zu bleiben,“ gestand der Krötendämon als erstes: „Die Hauptstadt wimmelt vor Polizei und Truppen aller Arten, also, Drachen, Dämonen und Menschen. In der nächsten Woche heiratet der Thronfolger, also, der älteste Sohn Fürst Tsubasas, gleich drei Mal.“

„Wie bitte? Ist das bei Drachen so üblich?“ erkundigte sich Kagome sofort.

„Äh, nein. Aber um die Verbundenheit der Rassen zu zeigen soll er wohl eine Frau je einer Art heiraten. Natürlich wird ein Erbe nur von der Drachin stammen können, aber die anderen beiden Frauen sollen ebenfalls als Fürstengefährtinnen anerkannt sein. So eine Art verspäteter Friedensschluss. Aber anscheinend sind nicht alle Drachen damit glücklich, das erklärt das Polizeiaufgebot. Ich habe dennoch meine alten Kontakte aufgesucht. Wie ich Rin schon sagte, habe ich zufällig Kagura, also Narakus Tochter oder Abkömmling, in Palastnähe gesehen, wo sie sich mit einem Drachen unterhielt. Das ist natürlich nicht verboten, erschien mir aber dennoch auffällig. Jedenfalls konnte mir niemand bestätigen, dass Naraku je in der Hauptstadt war oder auch nur Verbindungen dorthin hatte. Auch glauben alle, dass die Hinrichtung der Knochenbande erfolgreich war. Gleich, ob sie das selbst inszeniert haben oder Naraku – es war perfekt. Fürst Tsubasa dürfte kaum wissen, dass sie noch am Leben sind. Und Ryuumaho, also, der Thronfolger, ist mit seinen Hochzeitsvorbereitungen sicher ausgelastet, zumal er daneben ja auch noch Kommandeur der Armee ist.“

„Hat Tsubasa nicht zwei Söhne?“ fragte Miroku.

„Ja, aber Ryuukossei ist der Jüngere, deutlich jünger, ich würde ihm hier das Alter von Inu Yasha-sama geben. Der hat noch keine offiziellen Aufgaben. Überdies, aber das sind nur Gerüchte, ist er noch recht kindlich, aufbrausend und kann weder Menschen noch Dämonen leiden.“

„Dann bleiben wir bei unserem Plan?“ fragte Sango Tantei.

Der nickte. Sie hatten nichts weiter in der Hand und allein die magere Information, dass Kagura bei den Drachen gewesen war, hatte schon viel Geld gekostet. Er musste auch an die Kasse seines Kunden denken. „Ja. Ihr beide folgt Samstag den Kriegern, Rin beobachtet für eine Weile, aber höchstens drei Stunden, das Haus. Sollte Naraku es verlassen, folgst du ihm. Jaken wird dich fahren. - Kagome, du suchst in den Zeitungen und im Internet alles, was wir über den Drachenfürsten und seine Söhne wissen, auch Klatsch und Tratsch.“

Sie nickte, froh, auch mal etwas anderes zu tun zu bekommen. Sie hatte schon gefürchtet, sie solle sich noch einmal mit Hakudoshi verabreden. Der war zwar nett, aber sie wollte nichts von ihm – und Inu Yasha reagierte definitiv eifersüchtig.

Der Fürstensohn schien auch zufrieden: „Und ich – oder wir?“ Immerhin hatten sie sich geeinigt, dass Tantei die Leitung hätte.

Der Hundedämon sah zu ihm: „Ich dachte, du hast ein Treffen mit deinem Vater. So, familiäre Erinnerungen?“

„Nein. Wenn ihn seine Arbeit nicht hindert, bleibt er an diesen Tagen allein. Und nächste Woche ist der Todestag, da ist es immer schwer.“

Sesshoumaru warf einen forschenden Blick auf den Halbdämon. Er verstand es nicht ganz, aber eindeutig war da der Sohn sehr loyal zu seinem Vater, Erbrecht hin oder her. Ob das wohl menschliche Zuneigung war? Er selbst hätte höchstens dem Herrn der Hunde gegenüber so empfunden, nie seinem unbekannten Vater, da war er sicher.
 

Samstag brachte eine Überraschung, denn Naraku und die Krieger verließen gemeinsam das Anwesen. Rin sprang sofort zu Miroku in das Auto.

„Das war doch noch nie?“ fragte sie, während sie sich auf der Rückbank anschnallte.

„Nein. Sonst war immer Hakudoshi dabei. Womöglich ist der Junge doch auch schon in Ungnade gefallen.“ Sangos Stimme zitterte ein wenig, da sie sich an die Absorption der Jüngeren erinnerte.

Miroku warf ihr einen raschen besorgten Blick zu, lenkte dann aber ab: „Pass mal lieber auf. Ich muss wieder ziemlichen Abstand lassen.“
 

Fast drei Stunden später meldete sich Rin per Handy bei Kagome: „Äh, wir müssen reden,“ sagte sie hastig: „Und versuche doch mal was über den Berg Hakurei herauszufinden. Hier sind wir und Miroku meinte, ihm sage das was.“ Sie legte auf.

Kagome seufzte. Das war ein sehr kurzes Gespräch gewesen, aber sie hatte von den drei Profis schon erfahren, dass man so Anrufe nur schwer mithören oder orten konnte. Ganz bestimmt wurde Rin gut in der Informationsbranche ausgebildet, auch, wenn es ihr nach wie vor sehr eigen vorkam, ein so junges Mädchen manchmal so viel älter wirken zu sehen. Das machte wohl der dämonische Umgang.

„Was ist?“

Sie fuhr herum. Noch immer hatte sie sich nicht daran gewöhnt, dass jemand hier mit im Haus war, der lautlos aus dem Nichts auftauchte: „Tantei! - Es war Rin, sie ist anscheinend mit Miroku und Sango zusammen am Berg Hakurei.“

„Jaken berichtete, dass Naraku und die Krieger gemeinsam wegfuhren.“ Nur darum war der wieder zurückgekommen.

„Das erklärt es. Ich suche mal, was ich dazu finden kann. Miroku meinte, er kenne den Berg.“

„Er liegt an der Grenze der Fürstentümer,“ erwiderte Sesshoumaru: „Es gab im Großen Krieg eine Schlacht, seither wohnt dort kein Mensch mehr.“

„Oh.“ Geschichte war ja eigentlich ihr Gebiet, dachte sie zerknirscht und fuhr eilig den Laptop hoch. Nur wenige Minuten später meinte sie: „Ja. Und da oben lag mal ein Kloster, das wohl bei der Schlacht zerstört wurde. Hier....die Landkarte.“

Er näherte sich nicht, wollte aber auch nicht zugeben, dass er so keine Karten lesen konnte: „Warte, bis sie zurück sind. Wo ist Inu Yasha?“

„Ich hoffe im Garten. Ich habe ihm Pflanzenbestimmung aufgegeben. Heilpflanzen,“ fügte sie hinzu, da sie annahm Dämonen würden eher nach Nützlichkeit als nach Schönheit gehen.

Der Halbdämon beim Blumen pflücken? DAS musste er sich ansehen. Schon, da seine Anwesenheit doch einige dumme Kommentare noch dümmerer Dämonen verhinderte. Eindeutig war den menschlichen Lehrern nicht immer klar, was für den Jungen nützlich oder überflüssig war. Wäre Inu Yasha je so schwer verletzt, dass er Heilkräuter benötigte, würde er schlicht sterben. Dämonische Selbstheilungskräfte überstiegen wohl das Fassungsvermögen der Menschen. Und die diesbezüglichen Fähigkeiten des Halbdämons waren recht beachtlich, das gab er gern zu. Vermutlich schlug da das fürstliche Blut durch. Außerdem war der Junge stur und hart im Nehmen, Eigenschaften, die Sesshoumaru wirklich gefielen. Natürlich würde er das keinem sagen.
 

Tatsächlich traf er den Halbdämon mit einem Bestimmungsbuch, einem Zettel mit Anweisungen und einem Korb im Garten. Der sah hoffnungsvoll auf: „Oh, Training?“

„Nein.“ Sesshoumaru warf einen Blick herum, aber offenbar bemühten sich die stets anwesenden Dämonenkrieger überall hin nur nicht zu ihm zu sehen. Es hatte sich folglich herumgesprochen, wie er auf Beleidigung zu reagieren pflegte. „Kagome sagte mir deine Aufgabe. - Nutzlos.“

„Wie meinen? Ich denke, es kann nur nützlich sein, wenn man sich mal heilen kann, wenn es so nicht funktioniert.“

„Hat es das je nicht?“

„Nein....Was meinst du?“

„Du wirst nie welche brauchen für dich. Entweder du heilst dich, wie ein Dämon, oder du stirbst.“

„Aber um Menschen zu helfen...“ Inu Yasha erkannte, dass das wohl keine richtige Antwort für einen Hundedämon gewesen war. Tantei sagte dann zwar nichts, aber er guckte einen so ähnlich an, wie Vater, wenn der einen tadelte: man kam sich wie der größte Idiot der Welt vor. „He,“ suchte er sich daher zu verteidigen: „Man weiß nie, was meine Zukunft bringt, oder?“

Das war wahr. Sesshoumaru wollte schon darauf antworten, als er eine helle Gestalt zwischen den Büschen entdeckte, die anscheinend angelegentlich um den Garten des Palais strich: „Wer ist das?“ erkundigte er sich leise. Der Unbekannte tat so auffällig unauffällig – aber er wäre ihm ohne seine Jugend in Akumu nie aufgefallen, in der es lebensnotwendig war zu wissen, wer einen beobachtete.

Der Halbdämon warf nur einen Blick hin und erkannte den Anderen sofort: „Hakudoshi, Narakus Sohn. Er amüsiert sich offensichtlich über mein Blumenpflücken.“

„Nein. Er beobachtet uns. Hoffentlich hat er Jaken nicht gesehen.“ Und außerdem...wäre es möglich? Nein, eigentlich nicht. Hakudoshi war doch höchstens so alt wie er selbst – und doch glaubte er sich an diese Hand zu erinnern, dieses helle Haar. So hatte der Mann ausgesehen, der ihn nach Akumu verschleppt hatte, ja ihm Blut abgenommen hatte. Nur: wer war das dann gewesen? Naraku etwa? Oder doch Hakudoshi? War der seit über zweihundert Jahren nicht älter geworden? Unmöglich, eigentlich, selbst für einen Dämon. Darüber musste er gut nachdenken, zumal die Anderen sicher Neuigkeiten mitbrachten. Und sie würden dann von ihm weitere Anweisungen erwarten. Er musste sich das durch den Kopf gehen lassen. „Mach weiter.“

Inu Yasha hob die Brauen: „Auch, wenn du es für nutzlos hältst?“

Das war es nicht, würde es jedenfalls Hakudoshi und damit Naraku davon ablenken, dass sich hier etwas zusammenbraute. „Ich rede deinen anderen Lehrern nicht hinein.“

„Schade,“ seufzte der Halbdämon, der sich lieber mit dem Schwert als mit Blumen beschäftigt hätte.
 

Es war schon spät am Abend als die Drei zurückkehrten und heißhungrig über das von Kagomes Mutter zubereitete Abendessen herfielen. Da auch Rin mit sichtlichem Appetit aß, wartete Sesshoumaru geduldig, bis abgeräumt war, ehe er sagte:

„Fangen wir bei dir an, Kagome. Etwas über die Drachen?“

„Fürst Tsubasa hat zwei Söhne von seiner Fürstin. Der Älteste ist Ryuumaho, der nächste Woche so groß heiraten soll. Er gilt als recht ernst, aber hat wohl nicht immer die Meinung seines Vaters.“

„Das ist so gewöhnlich,“ warf Jaken ein: „In jeder Familie aller Arten. Nur wird das bei einem Fürsten und seinem Thronfolger meist dadurch gemildert, dass sie beide ihr Land lieben.“

„Er galt jedenfalls als ziemlicher Frauenfreund, aber nie was Ernstes, bis jetzt gleich drei Ehefrauen,“ fuhr sie fort: „Der jüngere Sohn ist Ryuukossei. Der wird zurückgehalten, sei es, weil er einfach noch recht jung ist, sei es, weil er schon so Äußerungen wie: Menschen habe er nur zum Fressen gern, machte. Aber laut Zeitungen und Netz soll es ein paar junge Drachen geben, die diese Ansichten vertreten und von den Zeiten vor dem Großen Krieg schwärmen als Menschen fressen noch erlaubt war.“

„Na, das war es hier im Westen jedenfalls nie,“ sagte Inu Yasha prompt: „Und ich habe gehört, Vater sei ein paar Mal ganz ordentlich dazwischen gegangen.“

„Ein Grund, warum Kagura und damit Naraku zu einem der Fürstenfamilie Kontakt aufnehmen sollte?“ erkundigte sich Tantei.

Sie schüttelte den Kopf: „Vielleicht einfach eine Freundschaft mit einem normalen Drachen. Rin hat ja gemeint, dass Naraku angeblich aus dem Norden stamme, auch, wenn ihn da keiner kennt.“

Der Hundedämon schwieg, sah jedoch zu Sango.

Die verstand das richtig: „Wir drei folgten Naraku und den sieben Kriegern zum Berg Hakurei. Hakudoshi war nicht dabei.“

„Nein,“ antwortete der Halbdämon: „Der war stattdessen hier und schlich um mich rum.“

„Wieso denn das?“ fragten Sango und Kagome gleichzeitig, aber die Dämonenjägerin berichtete weiter:

„Wir konnten ja nicht zu nahe ran, diese Krieger sind wirklich sehr aufmerksam, aber sie wanderten mit Naraku, der trug übrigens Anzug, wie immer, wenn er nicht im Palast ist, zu der Stelle, wo wohl einst ein Gebäude war. Jedenfalls gab es da Ruinen und sie suchten etwas.“

„Ein Kloster,“ meinte Sesshoumaru: „Dann suchten sie wohl einen magischen Gegenstand?“

„Ja, vermutlich. Denn, wenn sie etwas fanden, riefen sie Naraku heran. Miroku hier konnte etwas spüren.“

„Etwas ziemlich Mächtiges,“ sagte der Mönch: „Ich bin mir nicht sicher, für was es sein könnte, aber Klöster hatten früher eher Schutz- als Angriffswaffen. Womöglich etwas für einen Bannkreis. Jedenfalls suchten und fanden sie etwas, das wir nicht entziffern konnten.“

„Drachen. Naraku, ein magischer Gegenstand und Inu Yasha-sama wird beobachtet.“ Jaken seufzte: „Aus meiner wirklich langen Erfahrung sage ich euch, dass sich da etwas zusammenbraut. Nur, was? Naraku kann doch nicht im Ernst davon ausgehen, dass er Inu Yasha an die Drachen ausliefern kann ohne dass das gewaltigen Ärger gibt. Und Fürst Tsubasa hält sich an den Frieden.“

„Wir vermuteten, dass Naraku Fürst im Westen werden will. Eine Art....Antrittsgeschenk?“ schlug Miroku vor.

„Na, vielen Dank,“ murrte der Halbdämon. „Sicher, Tantei hier hat mir schon gesagt, dass mich jeder neue Fürst umbringen will, aber doch nicht so....“

„Warum nicht.“ Der Hundedämon richtete sich auf: „Naraku ist sich ziemlich sicher Nachfolger zu werden. Alles, was er beseitigen muss, sind die Zeugen. Darum absorbiert er zwei seiner Abkömmlinge, die Anderen braucht er noch. Die sieben Krieger waren ihm bislang nützlich. Wie lange noch?“

„Ich verstehe,“ meinte Sango etwas entsetzt: „Die Krieger sind gefährlich für ihn, aber auch zu gefährlich, um sie einfach so umbringen zu können. Da kommen Drachen ins Spiel, vielleicht Ryuukossei und andere, die ebenso denken. Dem drachigen Fürstensohn passiert nichts – Tsubasa hat die Männer ja selbst zum Tode verurteilt und ist wohl nur froh, wenn das endlich klappt. Die Krieger weg, Spaß für Ryuukossei und Sicherheit für Naraku.“

„Es klingt logisch,“ sagte der Mann, der sich Tantei nennen ließ, brach jedoch ab, da Frau Higurashi herein sah.

„Verzeihung, Inu Yasha-sama, da ist ein Bote für dich gekommen. Es gibt wohl schlechte Neuigkeiten.“

Keine politischen, das war allen klar, denn von denen wurde er ferngehalten. So sprang er eilig auf und lief hinaus. War etwas mit Vater? Durch Naraku, gar? Die Anderen schwiegen, vom gleichen Gedanken bewegt.

Nur kurz darauf kam er wieder: „Schnell die Info, dann gehe ich zu meinem Vater. Karasu, sein Berater, hatte einen schweren Unfall. Er war ein Vogeldämon und anscheinend hat ihn eine Horde Vögel angegriffen oder so etwas. Jedenfalls ist er tot.“

„Er kam auch als Thronfolger in Betracht?“ erkundigte sich Jaken nur.

Inu Yasha nickte: „Aber es waren alle sieben Krieger am Berg Hakurei?“

„Solange wir sie verfolgten,“ gab Rin zu. „Danach, und auch davor, wissen wir es ja nicht.“

„Jetzt reicht es wirklich,“ knirschte der Fürstensohn. „Ich erzähle das Vater.“

„Warte den Todestag ab,“ riet Kagome: „Danach ist er doch immer recht...aufgeschlossen. Vielleicht hört er dann auch unsere wirren Erzählungen an.“

„Warte!“ Und dieses Wort Tanteis war ein Befehl.

„Ja, schon gut....“ Inu Yasha verschwand.
 

Zu seiner gewissen Überraschung wurde er in das Arbeitszimmer des Fürsten gebracht, wo vor dem Inu no Taishou bereits Chinou kniete, der für die Polizei zuständige Berater, der ihn nicht ausstehen konnte und ihm auch jetzt nur einen giftigen Blick zuwarf, als er sich vor dem Inu no Taishou verneigte und abseits setzte. Er hatte nicht herkommen sollen um zu reden, sondern um da zu sein – das einzige Familienmitglied, das Vater noch besaß. Er war nicht sonderlich überrasch, erst auf den zweiten Blick den Flohgeist Myouga zu entdecken, der nun in seinem Vortrag fortfuhr:

„Ich habe natürlich die Ärzte um Aufklärung gebeten, wie das hatte passieren können, ob es womöglich Tiere, Vögel, waren oder gar ein anderer Dämonenstamm den Frieden gebrochen hat. Aber nach dem, was mir gesagt wurde, könnte es sich um Paradiesvögel handeln. Die Verletzungen bestehen aus scharfen Schnitten wie Krallen. Und es sind sehr viele.....“

Die Tür wurde beiseite geschoben und Naraku kam herein, verneigte sich tief.

Inu Yasha musterte den Berater. Das schien ein betriebsamer Samstag für ihn gewesen zu sein. Hatte nicht Sango erwähnt, dass er Anzug getragen hatte, als sie das Kloster durchsuchten? Jetzt hatte er einen dunkelblauen Kimono an.

„Oyakata-sama....“

„Setze dich, Naraku. Du weißt, was geschehen ist?“ Die Stimme des Fürsten klang ruhig, aber sein Sohn und seine engsten Mitarbeiter hörten ein gewisses wehmütiges Gefühl heraus. In vier Tagen war der Todestag seines Erstgeborenen, da war er stets emotionaler als sonst. Und dann auch noch der gewaltsame Tod eines Beraters.....

„Der Bote teilte mir mit, dass Karasu bei einem Ausflug den Tod fand. Gibt es schon Neues?“ Naraku war höflich genug diese Frage nicht an den Fürsten zu richten sondern an den Geheimdienstleiter, ehe er kurz dem Halbdämonen im Eck zunickte.

Höflich war der Mistkerl ja, das gab Inu Yasha zu. Nur, warum fanden sich lauter so kleine Lücken bei dem? Waren ihre Vermutungen und Beobachtungen denn gar nichts wert? Ja, kein handfester Beweis, aber....

Myouga wiederholte kurz seinen Bericht: „Wie gesagt, es könnte sich um Paradiesvögel handeln. Gegen gewöhnliche Tiere wäre Karasu angekommen und ich wüsste auch nicht, dass ein Schwarm dämonischer Vögel so töricht wäre....“

„Sehr viele Verletzungen, also?“ erkundigte sich Naraku hörbar überrascht. Nun gut, er hatte ja gewusst, dass Jakotsu einen langsamen Tod seines Opfers bevorzugte, aber dass man dieses Werk gleich einer Horde Paradiesvögel zuordnen konnte.... „Dennoch. Man sollte sicher gehen und alles, auch den armen Toten, genau untersuchen, ehe oyakata-sama urteilt.“

„Natürlich,“ murrte Myouga ein wenig verärgert: „Wir arbeiten daran. Sie waren ja nicht zuhause, werter Kollege, sonst hätten Sie die Beweisführung übernehmen können.“

Das hatte sich Naraku eigentlich erhofft. Zu ungeschickt, dass man Karasu schon heute gefunden hatte. Nach Jakotsus Bericht hatte er eigentlich angenommen es handele sich um eine öde Gegend. Aber dieser dumme Krähenvogel von Berater hatte schon immer alles unternommen um ihn zu ärgern. So sagte er nur verbindlich: „Ich würde auch jetzt zu Diensten des Fürsten stehen. - Auch mein kleiner Ausflug heute stand mit meiner Tätigkeit an oyakata-sama in Verbindung.“

„Ich höre,“ erklärte der Inu no Taishou.

„Danke. - Wie Sie sicher wissen, oyakata-sama, haben wir im Großen Rat bereits mehrfach die Befürchtung geäußert, dass sich die Söhne des Drachenfürsten nicht an den Friedensvertrag halten. Gerade der Jüngere ist bereits durch...unpassende Bemerkungen aufgefallen. Da es dem Geheimdienst ja nicht gelingt, Leute in die unmittelbare Umgebung Ryukosseis zu schleusen...“

Myouga richtete sich zu seiner vollen Größe auf: „DAS gelang. Sie haben nur nicht überlebt.“

„Habe ich meine Tochter, Kagura....falls sich oyakata-sama erinnern möchte....in die Drachenhauptstadt geschickt. Sie ist ein recht intelligentes und redseliges Mädchen und hat Freundschaft mit einem von Ryuukosseis engsten Vertrauten schließen können. Ich habe mich heute mit ihr am Berg Hakurei getroffen und sie hat mir soweit Mitteilung erstattet. Mit Ihrer Genehmigung, oyakata-sama, möchte ich allerdings mit einem Bericht an Sie noch warten, bis die nächste Woche vorbei ist, und ich womöglich ein eigenes Treffen mit dem Informanten hatte. Er ist doch recht behutsam, was man ihm kaum verdenken kann. Eines jedoch glaubt Kagura bereits sagen zu können. Der Thronfolger steht Ihnen ganz im Sinne seines Vaters gegenüber und wird keinen neuen Großen Krieg planen. Was auch immer Ryuukossei allerdings vorhat...Er gilt als impulsiv und auch blutdürstig.“
 

Inu Yasha dachte, er höre nicht richtig. Waren denn all ihre Rückschlüsse und Vermutungen falsch? Hatte Tantei Recht, dass man auf einen wirklichen Beweis warten musste? War Naraku doch der Held der Geschichte und nicht der Bösewicht? Das musste er seinen Freunden, und ja, da zählte er auch Sesshoumaru alias Tantei dazu, unbedingt erzählen. Hoffentlich warteten sie, bis er von seinem Vater zurückkehrte.

Emotionen

Als Inu Yasha in seinem Palais zurück war und seinen Freunden berichtet hatte, herrschte für einen Moment tiefes Schweigen. Dann stand Sesshoumaru auf und ging zum Fenster um hinauszusehen, wie er es gern tat, wenn er überlegen wollte. Hinter ihm brach eine lebhafte Diskussion aus.

Alles drehte sich um die Frage: hatten sie sich geirrt? War alles, was so seltsam bei Naraku aussah nur das Ergebnis der Tatsache, dass er verdeckt für den Fürsten aufklärte?

Der Ermittler, der aus dem Fenster blickte, beantwortete das mit nein. Zum einen hatte sich der Berater in zu vielen Fäden verfangen um noch als harmlos zu gelten – zum zweiten, warum sollte der Fürst so viel Geld darin setzen ihn mit Narakus Überprüfung zu beauftragen? Irgendetwas stimmte da nicht. Nur was? Er hatte einen Auftrag zu erledigen und die Zeit lief ihm davon, In kaum sechs Wochen sollte der Thronfolger feststehen. Wie stünde er vor dem Fürsten da, wenn er versagte? Ruhig bleiben, ermahnte er sich. Nur nüchterne Überlegung nach dämonischer Art konnte ihm helfen, nicht das hektische Geplapper der drei Menschen und Inu Yashas. Rin und Jaken hielten wohlweislich den Mund. Sie wussten aus Erfahrung, dass er nachdenken wollte.
 

Er drehte sich um. Zu seiner gewissen Befriedigung schwiegen alle sofort und blickten ihn an. Er blieb stehen: „Wir haben nur eine Woche Zeit, denn zu diesem Zeitpunkt will Naraku dem Fürsten Bericht erstatten. Was auch immer in dieser Zeit mit den Drachen passieren soll, ist dann passiert. Rin: du setzt dich hin und versuchst dich noch einmal in Narakus Computer zu hacken. Egal wie, nur, er soll dich nicht zurückverfolgen können.“

„Ja,“ sagte sie nur: „Dann eher vom Büro aus?“

„Ja. Jaken, du bleibst zur Sicherung bei ihr. - Miroku, Sango, ihr geht zum Berg Hakurei und untersucht diese Klosterruinen. Vielleicht kann man irgendwie eine Ahnung bekommen, was sie dort gefunden haben. Am Besten am Mittwoch, den Tag habt ihr frei, so dass es niemandem auffallen dürfte. Inu Yasha und ich werden ausgeprägt genug trainieren, so dass keiner an euch denkt. - Kagome, du musst dich bis dahin noch mal mit Hakudoshi in Verbindung gesetzt haben. Kagura scheint ja bei den Drachen zu sein. Versuche ihn zu überzeugen, dass allein der Fürst ihm Schutz gegen seinen Vater geben kann. Ohne allerdings zu verraten, was wir wissen.“

Diese seufzte: „Das klingt schwierig. Aber schön, ich versuche es. Bis wann?“

„Spätestens nächsten Freitag, denn Naraku bat den Fürsten um eine Woche Frist.“

Inu Yasha hob die Hand: „Wenn ich dich richtig verstanden habe, willst du mit mir an unserem Übungstag so richtig kämpfen, so dass die Fetzen fliegen? Das wird ein wenig schwierig. Nicht wegen mir,“ ergänzte er eilig. „Aber, wenn ich mich nicht irre, ist an diesem Mittwoch Ruhe im Schloss angesagt. Du weißt, schon, der Todestag meines Bruders und so.“

„Umso besser. Dann wird das Fehlen der Dämonenjäger auch so niemandem auffallen.“ Er sah zu den Beiden.

Miroku nickte: „Ich bin fast sicher eine Spur zu finden. Selbst aus der Distanz war die Macht spürbar. Und, wie schon erwähnt, ich tippe eher auf einen Bannkreis oder so etwas. Ja, ein Bann gegen Dämonen – oder Drachen.“

„Findet es am Mittwoch.“ Sesshoumaru sah in die Runde. Er hatte Jaken schon oft Befehle erteilt, auch Rin, aber heute fühlte er sich zum ersten Mal seltsam zufrieden. Das war sein kleines Heer, seine Truppe, und sie würden ihm gehorchen, seine Strategie befolgen. Ob das alle Hundedämonen so empfanden? „Inu Yasha: was machst du gewöhnlich in der Woche um den Todestag?“

„Nichts. Also, an dem Tag selbst ruft mich Vater meist, oder eher, am Tag danach. In der Nacht ist er sehr seltsam....Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, was er da treibt. Ich weiß nur, er ist nicht in seinen Räumen und für niemanden zu sprechen. Für definitiv niemanden. Myouga entkam mal der Satz, wenn eine Kriegserklärung käme müsste er wohl das Heer führen.“

„Es gibt nur Gerüchte,“ bestätigte Kagome: „Die natürlich nicht stimmen. Aber es heißt, der Fürst gehe dann zu besonderen Gefangenen und am nächsten Tag käme der Heiler zu denen....Und man höre Schreie.“

„Blödsinn!“ fauchte der Fürstensohn prompt: „Dieses Gerede immer. Ich kenne doch meinen Vater. Und die paar Krieger, die da wachen, halten garantiert den Mund. Das sind Vaters treueste Leute. Naja,“ ergänzte er dann: „Genau so können solche Gerüchte ja auch entstehen....wenn keiner weiß, was er treibt.“

Nicht einmal sein Sohn. Sesshoumaru schwieg kurz: „Dann mach einfach das, was du immer tust. Es muss für jeden normal aussehen. Denke daran, dass Hakudoshi dich beobachtet hat und es womöglich wieder tut oder auch andere in Narakus Auftrag. Ich werde mich umsehen, ob dich wer verfolgt.“

„Ehrlich gesagt, das klingt gut.“ Der Halbdämon grinste: „Wenn man dich im Kreuz weiß, ist man beruhigt....“ Er brach ab. So deutlich, noch dazu vor versammelter Mannschaft, hatte er eigentlich nicht sagen wollen, dass er seinen Kampftrainer schätzte.

Der Hundedämon erwiderte auch nur: „Du dürftest der Einzige sein. Außer dem Taishou, natürlich. - Wir treffen uns nächsten Freitag nach dem Unterricht wieder hier. Bis dahin seid alle unauffällig.“ Er blickte zu Rin.

Diese nickte: „Natürlich. Ich werde irgendwie über Indien oder Deutschland gehen, damit niemand merkt, dass ich quasi vor der Haustür bin.“
 

Tatsächlich schien das Schloss bereits Dienstag förmlich einzuschlafen. Sesshoumaru, der das so nicht kannte, war ein wenig überrascht, denn alle schienen sich zu bemühen zwar ihre Arbeit zu tun, aber möglichst nicht anwesend zu sein. Inu Yasha hatte die Idee gehabt, er würde mit Kagome die Dämonenjäger nach Hakurei begleiten, und der Ermittler – und formelle Erzieher - hatte keinen Grund gesehen ihm das abzuschlagen. Sie würden morgens sehr früh also zu viert losfahren. Da würde schon nichts passieren, tröstete er sich, bei dem unwillkürlichen Gedanken, was wohl der Taishou dazu sagen würde, dass sein Sohn mit seinen Freunden an diesem Tag einen Ausflug machte statt um seinen Bruder zu trauern. Der Fürst musste davon ja nichts erfahren – außer, es gab derart gravierende Neuigkeiten, dass sie ihn unverzüglich informieren mussten. Aber Naraku hatte sicher nicht umsonst um diese eine Woche gebeten. Hatte er womöglich auch eingerechnet, dass der jährliche Todestag so begangen wurde? Hm. Zuzutrauen wäre es ihm. Aber Drachen? Nein Es konnte nur um die Beseitigung der Knochenbande gehen.
 

Er sah nachdenklich in den kleinen Hof, den der hiesige Palastteil umschloss, einen künstlich angelegten Garten mit kompliziert geschnittenen Büschen und arrangierten Steinen, der zum Meditieren einlud. Ganz anders als der Garten, in dem er mit Mutter gespielt hatte. Mit Mutter? Oder auch mit seinem Vater? Aus irgendeinem Grund stieg eine Erinnerung in ihm auf, die er nie zuvor gehabt hatte: zwei weiße, mächtige Körper neben ihm, die fast amüsiert zusahen, wie er seine ersten unbeholfenen Schritte auf der Wiese machte, erstaunt nach Bienen und Schmetterlingen Ausschau hielt.....eine Pfote, die ihn abhielt in den Teich zu fallen. Mutter oder Vater? Er hatte eigentlich immer angenommen, sein Vater habe sich praktisch nie um ihn gekümmert, nur Mutter. War das falsch gewesen?

Wenn er bedachte, dass der Fürst noch nach zweihundertfünfzig Jahren so um seinen Sohn trauerte...und, nein, das war nicht die Trauer um den Erben. Da hätte er schon längst versuchen können eine andere Frau zu nehmen, einen anderen Sohn zu zeugen. Dass er dazu fähig war, bewies nicht zuletzt Inu Yasha. Es musste die Trauer um dieses eine Kind sein. Und zum ersten Mal seit Jahrhunderten war er überzeugt, dass ihn sein Vater nie nach Akumu geschickt hätte, ihn nie verbannt hätte. Da war diese plötzlich aufsteigende Erinnerung an eine Pfote, nach der er schlagen durfte, einen Schwanz, den er haschen sollte....

Der Mann, der ihn fortbrachte, hatte behauptet, seine Mutter sei tot und sein Vater wolle nichts von ihm wissen. Zumindest letzteres war eine Lüge gewesen. Aber warum hatte der ihn nicht gesucht? War er etwa auch tot? Hatten beide Eltern sich das Leben genommen als sie erkannten, dass sie von diesem Onigumo hereingelegt worden waren? Selbstmord, um der Schande zu entgehen? Aber, warum hatten sie ihn nicht zum Fürsten bringen lassen? Der Taishou hätte ihn aufgenommen, da war er sicher. Zu erstaunt war der gewesen, dass ein Hundedämon in Akumu stranden könnte. Oder – noch ärger, hatten seine Eltern genau das geplant und nur der Bote hatte sie auch noch betrogen, ihren Welpen nicht zu dem Schutzherrn der Hunde sondern in die Hölle gebracht? Und, war dieser Bote Hakudoshi gewesen?

Er musste seine Energie gewaltsam unterdrücken.

Logisch bleiben, ermahnte er sich, nüchtern. Falls seine vage Erinnerung ihn nicht trog – und das war nicht sicher – war es Hakudoshi gewesen oder jemand, der ihm sehr ähnlich sah. Naraku vor dieser Zeit? Aber, wenn es Hakudoshi gewesen war und er sich in all der Zeit nicht verändert hatte, war das der Beweis, dass es sich um keinen echten Dämon sondern einen Abkömmling handelte. Und damit wäre Naraku reif für das Schwert. Diese Magie durfte nie angewendet werden.

Leider stand dann auch nur Aussage gegen Aussage, denn der Berater würde bestimmt zugesehen haben, dass er weder magische noch medizinische Beweise an seinen „Kindern“ hinterließ. Und alles, was er selbst bieten konnte, waren die Erinnerungen eines Welpen. Das würde doch der Taishou niemals als Beweis für ein Todesurteil gelten lassen.

Aber das war im Augenblick egal. Er sollte erst wieder darüber nachdenken, wenn die Anderen diese Klosterruinen untersucht hatten, Rin es womöglich doch noch schaffte in Narakus Computer einzudringen, kurz, weitere Informationen vorlagen. Jetzt war es zunächst wichtiger, dieses neue Gefühl zu spüren – die Gewissheit, die er zum ersten Mal seit Jahrhunderten hatte, dass sich seine beiden Eltern um ihn gekümmert hatten. Er hatte es wohl vergessen, weil sein Vater sicher weniger Zeit gehabt hatte – aber jetzt war ihm klar, dass es Erinnerungen an beide waren. Sie hätten ihn nicht im Stich lassen wollen, ihn nie nach Akumu senden wollen. Und allein das war die Nachforschungen wert gewesen.
 

Er stand noch lange in der niedergehenden Sonne und betrachtete den Garten ohne ihn zu wahrzunehmen, versuchte weitere Erinnerungen abzurufen, nachzudenken, wie Vater ausgesehen hatte. Aber es war einfach zu lange her.

Er war so in Gedanken, dass er den Schatten nicht bemerkte, der sich ihm näherte, den Blick auf sich nicht registrierte.

Erst, als jemand sagte: „Es ist allgemein üblich nach Einbruch der Dunkelheit diesen Ort zu verlassen,“ fuhr er herum und starrte für einen langen, viel zu langen, Moment den Herrn der Hunde an.

Hastig neigte er den Kopf: „Ich....bitte um Verzeihung, oyakata-sama...Ich habe vollständig vergessen, wo ich bin und wie spät es ist.“ Hier befand er sich im Privatbereich der Familie. Und gerade in dieser Nacht und dem folgenden Tag wollte der Fürst hier nicht einmal Wachen sehen, das hatte er mitbekommen. Darüber hinaus sagte die schneidende Schärfe im Tonfall etwas über den Zorn aus. „Ich gehe unverzüglich....“

„Nein.“

Irritiert hob der Mann, der sich Tantei nennen ließ, den Kopf, erkannte dann, dass er vermutlich dabei war sein ungebührliches Verhalten und die darauf folgende Strafe noch zu verschärfen, und ließ sich lieber auf ein Knie nieder, wartete mit gesenktem Haupt. Da war Zorn gewesen, Kälte, aber auch noch etwas anderes, das er nie zuvor bei einem Dämon oder auch Menschen gehört hatte. Nur eines war klar: das war der Fürst, der Herr aller Hunde – welches Urteil auch immer er sprechen würde, es würde passieren. Und wäre es auch ihn nach Akumu zurückzuschicken, ihn hinrichten zu lassen.....Warum nur empfand er diese ungewohnte Angst? Weil er diesen Mann auf irgendeine Weise respektierte, dachte er dann. Er wollte ihn nicht enttäuschen, gar verärgern. Nun, genau das hatte er wohl durch seine Gedankenlosigkeit getan. Ironie des Schicksals, dass die endliche Erinnerung an seinen Vater wohl jetzt schuld daran war, dass er den Vater, der um seinen Sohn trauerte, erzürnt hatte.

Der Fürst schien ruhiger als er fortfuhr: „Sehen Sie mich an, Tantei. Nein. Sehen Sie mir ins Gesicht,“ ergänzte er, da der Kniende nur höfisch-korrekt den Blick zu seiner Brust hob. „Dieses Zeichen auf der Stirn....woher haben Sie es?“ Er hatte es nie zuvor bemerkt, zum einen, weil er bei ihrem ersten Treffen den Unbekannten nicht offen hatte anstarren wollen, zum anderen, weil der danach stets höflich den Kopf geneigt hatte.

Irritiert erwiderte Sesshoumaru: „Ich....ich weiß nur, dass meine Mutter dies trug, oyakata-sama.“

Und der Junge war in Akumu aufgewachsen, wo ihm niemand gesagt hatte oder auch nur hätte sagen können, was das war. Der Inu no Taishou atmete tief durch. „Stehen Sie auf, Tantei. - Und begleiten Sie mich ein wenig. Ich gehe in dieser Nacht viel in den Gärten spazieren.“

Ein Ablehnen stand außer Frage – aber, dann kam jetzt keine Strafe?

Der Fürst fuhr fort: „Jeder Hundedämon hat bestimmte Zeichen im Gesicht und am Körper, damit sage ich Ihnen kaum etwas Neues. Gehen wir. - Dieser Sichelmond jedoch ist das Erbe einer bestimmten, sehr vornehmen, Familie unseres Volkes.“

Nebeneinander schritten sie durch den dunklen Palast, in den Park, vorbei an regungslosen Wachen, die durchaus aufmerksam beobachteten, dass sich der vorgebliche Schwertkampflehrer einen Schritt hinter dem Fürsten hielt, schweigend diesem zuhörte. Es ging wohl um die Erziehung des Bastards, dachten die Dämonen, auch, wenn man fast hätte annehmen können, da spazierten Vater und Sohn.

„Sie wissen nichts über Ihre Herkunft.“

„Nein, oyakata-sama. Nur, dass meine Mutter tot ist, und mein Vater ebenso, wie ich nun vermute.“

„Ihre Mutter hatte die Sichel – Ihr Vater auch?“

„Das weiß ich nicht, oyakata-sama.“

„Meine Gemahlin trägt es auch. Die Familie ist die vielleicht vornehmste unter allen Hundedämonen. Seit Jahrtausenden haben sie stets darauf geachtet nur die stärksten Partner zu wählen, um eines Tages den perfekten, den mächtigsten, aller Dämonen hervorzubringen. Wenn Sie, woran ich nicht zweifle, aus dieser Familie stammen, erklärt das Ihren Energiestatus.“ Und das silbrig glänzende Haar. Im Mondlicht war es ihm fast erschienen als sähe er dort seine dämonische Gemahlin, ihre zierliche Gestalt, ihre Perfektion. Für einen Augenblick hatte er ein liebevolles, ja, fast zärtliches Gefühl gegenüber diesem jungen Mann entdeckt, dann, erschrocken über sich selbst, den zur Rede gestellt. Er hatte daher wohl schärfer geklungen, als er gewollt hatte, denn Tantei war regelrecht unterwürfig geworden, etwas, das kaum zu diesem jungen Hund passte. „Nur, ich kann Ihnen kaum weiterhelfen Nach meinem Wissen gab es kein totes Elternpaar. Hätte ich es gewusst hätte ich Sie hergeholt.“ Das klang fast entschuldigend. Der Fürst atmete erneut tief durch: „Tantei, wissen Sie, was heute für eine Nacht ist?“

„Inu Yasha und andere deuteten an, dass morgen ein...Todestag ist.“

„Ja. Der meines erstgeborenen Sohnes. Und seine eigene Mutter hat ihn getötet. Ich möchte Sie etwas fragen.“

Fragen, nicht befehlen?

Der Taishou bemerkte den Blick: „Ich würde das nie jemandem befehlen. - Ich erzähle Ihnen, was damals geschah – und dann, was ich von Ihnen...möchte. Seit zweihundertfünfzig Jahren gehe ich in dieser Nacht zu einer Frau, die um ihren Sohn trauert. Sie weiß nicht mehr, was sie tat. Sie vermutet, dass ihr Sohn entführt wurde. Zweihundertfünfzig Jahre fragt sie mich, ob ich den Kleinen gefunden habe. Ich verneine. Und danach kann sie nur der Heiler beruhigen.“

Warum tat er sich das an? Warum hatte er die Frau nicht umgebracht? Aber der Fürst hatte gesagt, dass er ihm alles erzählen würde, was er ja selbst Inu Yasha nicht berichtet hatte. Die Frage lautete nur, was er dafür wollte.
 

Kagome sah zu Inu Yasha, der unruhig auf und ab ging: „Wartest du?“

„Nicht wirklich. Vater lässt mich normalerweise erst übermorgen rufen.“

„Aber?“ fragte sie vorsichtig.

„Ich weiß, dass er leidet,“ gestand er: „Auch, wenn wenige Menschen das über Dämonen glauben. Aber....Menschen bekommen häufiger Kinder als Dämonen und trauern auch um sie.“

„Dämonenkinder sind selten...ich gebe zu, ich habe kaum je eines gesehen.“

„Ja.“ Mit einem gewissen bitteren Lächeln ergänzte der Halbdämon: „Vater sagte mir einmal, der Junge wäre für ihn wie eine Erscheinung des Himmels gewesen. Ein Welpe, so kurz nach dem Krieg, wäre das Zeichen für eine bessere Zukunft....“

„Das klingt böse dir gegenüber,“ sagte sie sofort.

„Keh! - Vater und Mutter haben mir immer wieder beteuert, dass ich nur die Erfüllung ihrer Liebe war – und sie nicht im Traum daran gedacht hatten, dass andere das anders sehen würden. Nein, ich kann an meinen Eltern nicht zweifeln.“ Er setzte sich neben sie: „Ich meine....das können die wenigsten über ihre Eltern sagen. Dämonen, im Allgemeinen. Und auch mein...Halbbruder wohl kaum. Das war eine Pflichtehe. Erscheinung des Himmels, mag ja sein. Aber danach war die Ehe am Ende, sie waren getrennt, noch bevor Vater und meine Mutter zusammenkamen. Es ging offenbar nur um einen Sohn. Da sind mir meine Eltern wirklich lieber.“

Kagome seufzte: „Es ist wohl schwer, Dämon zu sein - und Fürst. Irgendwie sieht man immer nur die positiven Seiten, die Macht, dass sich alle Leute vor einem verneigen und so.“

Er sah sie an, ehe er leise sagte: „Ich habe mir manchmal ausgemalt, wie es wäre, wenn ich eben kein Bastard wäre sondern ein echter Hundedämon....und müsste das machen, das übernehmen.“

„Und das erschien dir nicht sonderlich verlockend.“

„Nein. Der Preis der Macht wäre mir zu hoch, wenn man das so sagen kann. Manchmal hat man ja keine Wahl und ist der Erstgeborene und so. Aber wenn ich denke, dass sich Naraku um den Job reißt....ich würde es nicht.“

Sie schwieg für einen Moment: „Ich fürchte,“ meinte sie dann: „Dass es genau das ist, warum er es nicht werden sollte. Wenn du verstehst, was ich meine.“

„Ja....schon...“ Er legte den Arm auf die Couch im ihrem Rücken, ohne sie jedoch zu berühren. Er wollte sie nicht ärgern oder verschrecken. Dann bemerkte er erstaunt, dass sie sich förmlich gegen ihn lehnte und legte seine Hand auf ihre Schulter: „Ich bin mir eigentlich immer sicherer, dass der Kerl ein Bösewicht ist. Aber wir müssen es beweisen.“

„Darum fahren wir ja auch morgen mit Sango und Miroku da raus.“ Es war schön, den Arm um sich zu spüren, irgendwie geschützt. Auch, wenn er natürlich der Fürstensohn war und ihr Schüler sozusagen und.....Was sollte es. „Inu Yasha....?“

„Ja?“

Sie legte ihren Kopf an seine Brust: „Ich bin froh, dass es mit dir ist, wie es ist. Und vielleicht können wir das Andere morgen beweisen.“

„Ja.“ Mehr wusste er nicht zu sagen, aber er legte beide Arme um sie und genoss ihren Duft.

Vergangenheit

Der Inu no Taishou blieb in der Nähe eines abseits gelegenen Traktes des Schlosses stehen. Sesshoumaru, der sich höflich hinter ihm hielt, erkannte in der Dunkelheit, dass die Fenster hier nicht wie gewöhnlich mit Holzgittern versehen waren, sondern aus Mauersteinen Gitter gelegt worden waren – unmöglich hinein zu blicken, wohl aber hinaus. Am Eingang entdeckte er Wachen, Hundedämonen, gleich sechs an der Zahl. War das der Trakt über den Gerüchte umliefen?

Der Fürst schien zu überlegen, ehe er sich abwandte und zu einem Wäldchen schritt, sich umsah, als wolle er überprüfen, dass keine Zuhörer in der Nähe standen: „Setzen Sie sich dort auf einen Stein...“

Der junge Hundedämon bemerkte nun die Steinreihe, die nebeneinander aufgeschichtet worden war, eindeutig zum Sitzen – nach moderner Art. Er zögerte etwas. Schließlich sollte man, soweit er wusste, nicht in Gegenwart des Fürsten sitzen, während der stand. Aber da der Taishou winkte, gehorchte er.

„Ich werde es Ihnen erzählen,“ sagte der Hundefürst langsam: „Zum einen, weil ich eben etwas von Ihnen möchte, zum zweiten, weil ich doch überzeugt bin mich auf Ihre Diskretion verlassen zu können.“

Und würde er reden, würden ihn alle Dämonen des Landes auf Befehl des Mannes vor ihm jagen, das war Sesshoumaru klar. Auch ein Untertauchen in Akumu wäre unmöglich, dazu wusste der Fürst sicher mittlerweile zu viel über ihn – und das Kopfgeld würde astronomisch. Überdies: er wollte nicht reden.

„Wie gesagt, meine Gemahlin stammt aus Ihrer Familie, das zeigt die Mondsichel. Und ich bin mir nach wie vor nicht sicher, wohin Sie dort gehören, denn so viele Familienmitglieder gab und gibt es nicht. Nun, wir werden sehen. - Es war in den Jahren des Großen Krieges, als sich auf allen Seiten herumsprach, dass es da eine sehr starke Dämonin gab, eine Hundedämonin. Jeder, der auf sich hielt, wollte sie zur Mutter seines Erben und warb um sie, eher, ließ werben. Es war Krieg. Niemand nannte sie bei ihrem Namen, jeder nur Kyokuchi – die Vollendung, die Perfektion für alles, was ein Hundedämon sein sollte. Nun, ich bewarb mich auch. Es gab und gibt nur sehr wenige Dämonen auf diesem Niveau, wie viel weniger weibliche. Sie wies jeden ab, was, das gebe ich zu, meine Eitelkeit reizte. Nach dem Ende des Krieges und der Gründung der vier Fürstentümer fragte ich sie erneut, nach einem langen, persönlichen Gespräch. Diesmal willigte sie ein.“

Sie hatte wohl nur die Wahl zwischen drei Fürsten gehabt, dachte der Zuhörer unwillkürlich. Drachen und Dämonen war ja wohl kaum geeignet für Nachwuchs. Und gerade für eine Hundedämonin musste die Aussicht mit dem Anführer ihres Volkes verbunden zu sein durchaus seinen Reiz haben.

„Ich möchte Sie nicht langweilen, Tantei, aber es ist mir wichtig, dass Sie sie verstehen. Sie wusste, dass sie die begehrteste Partie auf dem Heiratsmarkt war, aber sie wollte...nun, nicht nur deswegen geheiratet werden, damit jemand einen Erben bekommt. - Wie gesagt, es war die Zeit nach dem Krieg und es gab viel zu tun, viel aufzubauen. Sie übernahm die dämonische Seite, da sie Menschen nicht sehr schätzte, ich eben diese zusätzlich zu den politischen Dingen. Wir...wir haben gut zusammengearbeitet. Und als sie nach fünfzig Jahren schwanger wurde, erschien es mir wie ein Geschenk des Himmels, der Hinweis darauf, dass Frieden war und alles gut werden würde. Ich war wohl trotz allem ein wenig naiv.“

„Auch, wenn es ein Mädchen geworden wäre?“ erkundigte sich Sesshoumaru prompt, ärgerte sich dann, das war sicher unhöflich gewesen, wenn ihm der Fürst schon derart private Dinge anvertraute.

Der Inu no Taishou erwiderte jedoch ruhig: „Auch dann. Sie wissen ja, wie selten Welpen bei so einem langlebigen Volk wie dem unseren sind. Aber es wurde ein Junge. Wir nannten ihn Sesshoumaru....“

Es war irgendwie eigenartig, seinen Namen in solch einer Geschichte ausgesprochen zu hören, aber Inu Yasha hatte ihm ja bereits davon erzählt.

„Es.....es ging noch eine ganze Weile gut, aber ihr wurden die....nennen wir es, die gesellschaftlichen Verpflichtungen einer Fürstin zu viel. Sie stammte aus einem einsamen Schloss...So beschlossen wir uns vorläufig zu trennen, ein wenig Abstand zu gewinnen. Der Kleine blieb zunächst bei ihr. Ein solcher Welpe ist bei seiner Mutter gewöhnlich besser aufgehoben. Ich wollte ihn erst zu mir nehmen, wenn er ein wenig älter wäre. Nun ja, jeder Vater möchte wohl die Erziehung seines Sohnes, zumal seines Erben, selbst in die Hand nehmen. Hätte ich es nur gleich getan. - Sie bezogen ein Haus in der Stadt und ich besuchte sie eben ein Mal die Woche, um mich von den Fortschritten Sesshoumarus zu überzeugen. Bald nachdem traf ich Inu Yashas Mutter, die.....aber das ist eine andere Geschichte.“ Und ein anderer Hundedämon würde kaum verstehen, was er an Izayoi gesucht und gefunden hatte: „Meine Gemahlin hatte gesellschaftliche Kontakte zu anderen Dämonen, die nie bei Hofe gewesen waren und so wohl kaum davon ausgingen, dass sie die Fürstin war, das war so vereinbart. Noch heute frage ich mich, wie es möglich war, dass ich nichts bemerkte, nichts ahnte.... Die Dienstboten schworen mir später auch sie hätten kein Anzeichen gesehen.“ Und sie waren vor Angst vor ihm zusammengebrochen, keine Chance ihn zu belügen: „Aber sie schickte sie abends auch immer fort...“ Er nahm sich zusammen: „Als sie eines Morgens zur Arbeit erschienen, fanden sie sie in einem schrecklichen Zustand. Sie brachte immer nur heraus: Sesshoumaru, zerreißen, töten....und an ihrer Brust, ihrer Rechten trug sie Blut, eindeutig das Blut unseres Welpen. Ich wurde geholt, aber da war sie in eine Reaktionslosigkeit gefallen. Der Heiler erklärte mir, das sei eine Art Schockstarre. - Natürlich ließ ich den Kleinen überall suchen, aber weder im doch gesicherten Haus, noch im Garten, noch irgendwo fand sich eine Spur von ihm.“ Der Herr der Hunde atmete tief durch: „Es blieb nur die...grässlichste aller Möglichkeiten.“

Kein Wunder, dass das ihn heute noch beschäftigte, dachte der Zuhörer: nur, was hatte das mit ihm selbst zu tun?

„Ich ließ sie herbringen und einschließen, um einen weiteren Mord zu verhindern. Ich...ich wollte ihre Erklärung, ehe ich sie hinrichten ließ. Als sie mit Mitteln der Heiler aufwachte, stellte sich heraus, dass sie keine Erinnerung an das Vorgefallene hatte. Sie nahm an, dass man Sesshoumaru entführt hätte, man ihn verletzt hätte, um ihr das Blut als Beweis zu bringen, sorgte sich um ihn....und bat mich, ja, flehte mich an ihn zu suchen.“ Er betrachtete den Sitzenden: „Tantei, manche nannten es eine Schwäche – aber wie hätte ich jemanden hinrichten lassen können, um einer Tat willen, an die er sich nicht erinnern konnte, viel mehr noch, der sich Sorgen machte? In den vergangenen zweihundertfünfzig Jahren hat sie überdies sicher mehr gelitten als bei jedem Urteil, das ich hätte aussprechen können.“

Der Mann, der sich Tantei nennen ließ, erwiderte ehrlich: „Ich halte das für Gerechtigkeit.“ Darum also der gesonderte Trakt, die Wachen – und die Gerüchte. Und die Wahrheit dahinter war zumindest für die Betroffenen wohl schrecklicher. So fragte er nur: „Was kann ich für Sie tun, oyakata-sama?“

„Ich kam auf die Idee, als ich die Sichel auf Ihrer Stirn zuvor entdeckte. - Ich werde später wieder zu ihr gehen. Sie wird mich wieder fragen, ob ich Sesshoumaru gefunden habe. Und diesmal möchte ich nicht verneinen müssen.“

„Ich....ich soll mich als Ihren Sohn ausgeben?“ Was sollte er dazu sagen?

„Nur für heute Nacht.“ Der Fürst drehte sich um und schien durch die Dunkelheit nach dem Trakt zu sehen: „Sie sind stark genug, um sie abwehren zu können, falls sie Sie angreifen sollte. Obwohl ich es nicht glaube. Was auch immer damals vorgefallen ist, heute ist sie in einer Art Melancholie gefangen. Sie fragen sich, was ich beabsichtige? Ich hoffe, der Glaube ihren Sohn wieder zu haben, wird sie dazu bringen zu erwachen, sich daran zu erinnern was damals geschah.“ Sein Ton wurde hart: „Wenn ich es weiß, werde ich sie töten lassen. Aber ich will die Ursache wissen, warum sie meinen Sohn umbrachte und... fraß.“ Noch heute konnte er es nur mit einem Zittern in der gewöhnlich so ruhigen Stimme aussprechen.

Und den ihren, dachte der Jüngere. Das war ja eine heikle Lage, in die er gekommen war. Aber es gab nur eine Antwort. Das war der Taishou, der Fürst, der etwas von ihm wollte. Ärger noch, es war ein Vater, der um seinen Sohn, ja, seine Familie, sicher ebenso trauerte, wie er um seine eigene Vergangenheit. „Was soll ich beachten?“ erkundigte er sich nur.

Der Herr der Hunde wandte sich zu ihm: „Nichts weiter. Ihr Name ist Sesshoumaru. Ich werde nicht bei Ihnen und ihr bleiben, um sie nicht zu verwirren oder zu stören. Sie müssen selbst sehen, wie sie reagiert. Ich werde allerdings draußen warten, für den Fall, dass es doch zu einem ungeplanten Ereignis kommt. - Nun, Tantei, was immer auch geschieht: seien Sie meiner Dankbarkeit versichert. - Warten wir noch ein wenig. Ich gehe gewöhnlich kurz vor Sonnenaufgang zu ihr.“

Beide Hundedämonen verharrten schweigend.
 

Als sich der Fürst umdrehte, erhob sich Sesshoumaru unverzüglich und folgte. Wahrlich, eine heikle Lage. Aber er begriff nun auch, warum Inu Yasha so abgeschottet wurde, warum sich der Vater alle Mühe gab, wenigstens diesen einen Sohn jetzt und in Zukunft zu beschützen, ja, dazu auch einen dämonischen Lehrer suchte.

Falls die Wachen vor der Tür überrascht waren, dass der Inu no Taishou nicht allein kam, so zeigten sie es nicht. Sie waren unter den Elitekämpfern der Hundedämonen die treuesten, verschwiegensten aller. Darum erfüllten sie auch hier diesen Dienst. Nur einer bewegte sich, um die verschlossene Tür zu öffnen, den Blick auf einen beleuchteten Vorraum freizugeben, wo ein älterer Dämon in Kimono stand, der sein Erstaunen weniger verhehlte, sich aber nur vor dem Fürsten verneigte. Hinter ihnen wurde die Tür geschlossen.

„Wie geht es ihr, Jiro?“ erkundigte sich der Taishou.

„Sie erwartet Sie. - Die Zofe ist wie üblich fort.“

Sesshoumaru begriff, dass es sich um einen Heiler handeln musste.

Dieser ergänzte: „Ich habe das Beruhigungsmittel griffbereit, oyakata-sama.“

„Ich hoffe, dass sie es nicht benötigt.“ Der Fürst ging weiter, zu einer zweiten Tür, die ebenfalls einen Riegel trug, der nun aber frei hing.

Eigentlich waren die Riegel sinnlos, dachte der Gast prompt. Eine so starke Hundedämonin würde auch durch die Türen gehen oder eine Hauswand einreißen können. Nun gut. Er hätte es gekonnt. Er hielt sich eng hinter dem Taishou, erkannte, dass dieser einen Aufenthaltsraum betrat, der für ein Gefängnis wahrlich wohnlich eingerichtet war, soweit er das am Fürsten vorbei sehen konnte.

Eine müde, weibliche Stimme sagte: „Ich freue mich, dass Sie wieder gekommen sind, mein Gebieter...Ich warte immer sehnsüchtig auf diesen Tag. Haben Sie...ihn gefunden...?“

Sesshoumaru straffte sich unwillkürlich, als würde ein Kampf bevorstehen, als der Herr der Hunde weiter in den Raum trat und erwiderte: „Ja, meine Teure. - Komm, Sesshoumaru, und begrüße deine Mutter.“ Er wich beiseite, mindestens ebenso angespannt wie der junge Dämon, den er kaum kannte und dem er doch aus irgendeinem Grund vertraute.

Der gehorchte und ging am Fürsten vorbei – und erstarrte, als er die Hundedämonin in einem vornehmen Sessel erblickte, der fast an einen Thron erinnerte, und die ihn nun ansah. Er hatte nur vage Erinnerungen an seine Mutter, aber auch diese hatte die Boa so getragen, die langen weißen Haare so....Mühsam besann er sich auf seine Manieren und neigte den Kopf.

„Verehrte Mutter....“ Noch nie war es ihm so schwergefallen zwei Worte auszusprechen.

„Ich lasse euch beide allein,“ meinte der Fürst, beruhigt, dass sich der Fremde in das Schauspiel einfügte, zumal, als er seine Gemahlin sagen hörte:

„Oh, du bist aber groß geworden....Komm nur näher.....“

Er schloss die Tür von außen und versuchte nur zu hören, ob es einen Zwischenfall gab.

Sesshoumaru konnte nicht anders. Noch während er der Aufforderung gehorchte, überfiel ihn ein Schauder. Er erinnerte sich nicht an ihr Gesicht, aber sie hatte die Boa so getragen, diese schwarze Kette und das ebensolche Medaillon, das er nie hatte berühren dürfen... Der Geruch....Sein Name...Ohne weiter nachzudenken fiel er neben ihr auf die Knie, drückte sein Gesicht an ihre Boa, wie er es früher getan hatte: „Mama!“

„Sieh mich an,“ befahl sie, deutlich kühler, aber auch wacher als zuvor. Als er gehorchte, strich sie über seine Stirn, als wolle sie sich vergewissern, dass der Mond dort nicht aufgezeichnet war. „Dein Geruch....Ja. Du bist es. Du bist es wirklich. Wie konnte ich an ihm zweifeln. - Ich erinnere mich....“ Sie schien zu schaudern, eigentlich unmöglich für eine, zumal solch hochrangige, Dämonin: „Sie.. sie haben dich nicht getötet, wie sie es sagten, nicht verstümmelt....“

Eine Ahnung dessen, was damals geschehen war, stieg in dem wiedergefundenen Sohn auf: „Das haben sie Ihnen erzählt, Frau Mutter? - Mir haben sie gesagt Sie wären tot, als sie mich wegbrachten.“

„Wer?“

„Ich hoffte, das wüssten Sie.“

„Wo warst du denn nur in all den Jahren? Du bist groß geworden....Es ist wohl lange her.“

„Zweihundertfünfzig Jahre, Frau Mutter. - Sie brachten mich nach Akumu.“

„Du warst ein so kleiner Welpe. Und dann dorthin? Wie konntest du überleben? Nun, du hast gutes Blut in dir.“

„In der Tat.“ Zum ersten Mal seit langen Jahren lag der Stolz auf seine Herkunft in seiner Stimme. „Ich...ich denke, wir sollten es dem Fürsten sagen.“

„Ja, aber er weiß es doch?“

Unwillkürlich bemüht, seinen Taishou....nein, seinen Herrn und Vater zu decken, erwiderte Sesshoumaru höflich: „Er ahnte es, aber er war sich nicht sicher. Und ich konnte mich an ihn nicht erinnern, nur an Sie.“

„Ich verstehe. Ja, hole ihn nur. Ich denke inzwischen nach. Dann können wir ihm berichten, was geschah. - Du darfst gehen,“ fügte sie hinzu.

Wie damals, dachte er, als er sich erhob. Ja, eindeutig. Sie war wieder geistig anwesend. Er öffnete die Tür, glitt förmlich durch einen Spalt hinaus und meinte, da der Fürst ihn anblickte: „Es...es gab eine Überraschung, oyakata-sama. Sie hatten Recht.“

„Wovon reden Sie, Tantei?“

Das konnte jetzt schwierig werden: „Tantei ist, das wissen Sie, nur mein Tarnname. Ich heiße Sesshoumaru.“

Im nächsten Moment prallte er gegen die Wand. Damit hatte er zwar gerechnet, aber der Schlag eines so mächtigen, noch dazu zornigen, Dämons hatte es in sich. Hastig kniete er nieder. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, dass er den Geschmack von Blut im Mund hatte, oder gar vergeblichen Erklärungsversuchen, die wohl nur den Ärger weiter schüren würden, schob er seinen Ärmel hoch, drückte seine Krallen in den Unterarm, und riss ihn auf.

Der Fürst, der bereits nachsetzen wollte, blieb stehen, als dunkelrot und schwer das dämonische Blut austrat und ihm die Witterung in die Nase stieg. „Unmöglich.“ Er kannte schließlich den Geruch seines eigenen Blutes und das war diesem so ähnlich....

„Bitte, lassen Sie meine verehrte Mutter und mich Ihnen berichten, was damals geschah. Wir erinnern uns nun beide.“

Der Inu no Taishou schloss für einen Moment die Augen. War es möglich? Aber da war dieser Geruch, die Tatsache, dass es so wenig Welpen in einem Alter gab, ja, er selbst bei seinem ersten Anblick gedacht hatte, so müsse sein Sohn heute aussehen, die Stärke des Unbekannten, nicht zuletzt das Mal auf der Stirn, das so alles Erklärung fände. „Dann erwarte ich Ihren...deinen Bericht.“ Er warf einen Seitenblick auf den Heiler, aber Jiro bemühte sich sichtlich im Boden zu versinken, nicht anwesend zu sein.

Erleichtert, dass sich der Fürst wieder unter Kontrolle hatte, ja, zuhören wollte, öffnete Sesshoumaru die Tür und ließ ihn höflich zuerst eintreten, ehe er folgte.

Die Dame blickte wach und fast konzentriert zu den Beiden, ehe sie verbindlich den Kopf neigte, ohne jedoch aufzustehen, was sie auch kaum vermocht hätte: „Ich schulde Ihnen bleibend Dank, mein Gebieter, dass Sie mir gegen allen Anschein glaubten und ihn suchten. - Es war Onigumo.“

„Onigumo.“ Die Wiederholung des Namens durch den Herrn der Hunde klang wie ein Todesurteil.

„Onigumo?“ fragte Sesshoumaru dagegen irritiert.

„Du kennst ihn?“ kam es von beiden Eltern gleichzeitig, ehe der Taishou die Hand hob:

„Setzen wir uns, Sesshoumaru. Dann erzählen Sie, meine Teure, was geschah – und dann du, mein Sohn.“

Der so Angesprochene ließ sich förmlich fallen, weniger aus Gehorsam, als weil ihn zum ersten Mal in seinem Leben seine Beine nicht mehr tragen wollten. Mein Sohn. Einfach so. Er hatte Eltern, die ihrerseits all die Zeit um ihn getrauert hatten, um ihn gelitten hatten. Sogar einen Halbbruder. Inu Yasha wäre sicher überrascht. - Ja. Was war damals geschehen? Was hatte Onigumo damit zu tun? Und was Naraku?

Die Dame richtete sich etwas auf.

„Wie Sie wissen, oyakata-sama, waren wir überein gekommen, dass ich mit Sesshoumaru ein gewöhnliches Leben führe. Ich lernte einige Dämonen kennen, gesellschaftlich, versteht sich, die nichts über mich wussten, außer, dass ich einen gewissen....Reichtum mein eigen nennen durfte. Unter ihnen war auch Onigumo. Er verschwand dann, aber hatte mich auch nie weiter interessiert, obwohl er sich alle Mühe gab überaus beredsam zu sein. Er wollte mein Vermögensverwalter werden. Natürlich kam das nicht in Betracht. Eines Tages ließ er sich wieder bei mir melden. Ich war ein wenig erstaunt, denn er hatte sein Äußeres verändert, wirkte nun jünger. Er hatte einen jungen Mann dabei, den er mir vorstellte, aber ich erinnere mich nicht an seinen Namen. Er bat mich um eine Unterredung unter vier Augen und schlug vor, dass sein Sohn mit Sesshoumaru im Garten spielen könnte. Ich sah keine Gefahr und willigte ein.“ Sie holte tief Atem. „Die einzige Entscheidung meines Lebens, die ich bereue. - Er redete allerlei, es ging wieder um das Geld, ehe er plötzlich meinte, jetzt könnten wir ernsthaft verhandeln. Mein Welpe sei in seiner Gewalt und wenn ich ihn lebend wiedersehen wollte, müsse ich bezahlen. Ich wollte ihn natürlich angreifen, aber er meinte nur lächelnd, dass er das vorhergesehen habe. Käme er nicht zu seinen Leuten zurück, würden sie...“ Sie brach ab, nahm sich jedoch zusammen: „Er sagte die Wahrheit, ich wusste es. Und so setzte ich mich. Einige Zeit darauf kam jemand mit einem Päckchen, das abgegeben worden sei. Onigumo schlug mir vor es zu öffnen. Darin befand sich...Blut, das ich erkannte. Es war Sesshoumarus Blut.“

„Sie haben unterschrieben?“ fragte der Fürst nur, während Sesshoumaru endlich die Lösung dafür bekam, warum ihm sein Entführer eine Spritze in den Arm gejagt und ihm Blut abgenommen hatte.

„Ja. Einige Anweisungen. Aber er wollte mehr. Da ich mich nun weigerte, griff er zum Telefon und wählte, gab es mir dann, mit den Worten....nein, das sage ich nicht. Aber ich hörte die Schreie.“ Sie schwieg wieder eine Sekunde: „Es war wirklich der schrecklichste Augenblick meines Lebens. Ich unterschrieb, überschrieb ihm sogar das Haus, das mir doch gar nicht gehörte. Und dann, als ich ihm beteuerte, ich besäße nichts mehr, gab er seinen Leuten die Anweisung, meinen Welpen....zu verstümmeln, zu.....Ich hörte durch das Telefon die Schreie...“

Ihre Zuhörer pressten beide die Zähne zusammen. Das also war der Grund, warum sie trotz ihrer Schockstarre noch immer von „Sesshoumaru, zerfetzen...“ gesprochen hatte. Sie hatte bis zuletzt versucht jemanden zu informieren, ehe sie geistig und körperlich zusammenbrach.

„Benötigen Sie den Heiler, meine Teure?“ erkundigte sich der Taishou.

Sie atmete durch und musterte ihren Sohn: „Nein, danke, mein Gebieter. Jetzt weiß ich, dass er das log, dass alles erlogen war, bis auf die Tatsache, dass er unseren Welpen entführte. Nur, warum log er es mir vor?“

„Ich fürchte, verehrte Mutter, es bereitete ihm Freude Sie zu quälen. Zu schade, dass er tot ist.“ Sesshoumaru klang eisig.

„Er ist bereits tot?“ In der Stimme des Fürsten lag wirkliches Bedauern: „Nun, du solltest erzählen, was damals passierte. Und dann, woher du Onigumo kennst.“ So sachlich er auch blieb, so dankte er wortlos den anonymen Mächten, die ihm nicht nur seinen Sohn wieder geschenkt hatten, sondern auch noch in einem Mann, den er ohne jede Kenntnis der Blutsverwandtschaft schätzen gelernt hatte. Es hätte eines Hammers bedurft, um sein gewisses inneres Lächeln wegzuwischen.

Er ahnte nicht, dass ihn das Schicksal bereits bedauernd schwang.

Alarm

Inu Yasha und seine drei menschlichen Lehrer waren bereits weit vor dem Morgengrauen aufgebrochen, um zum Berg Hakurei zu fahren. Die Wachen hatten das Auto, das Sango fuhr, auch nur durchgewunken. Nur einer hatte nachgefragt, wohin es gehen solle, und Kagome hatte schlicht erwidert, sie führen auf eine Exkursion. Tantei wisse Bescheid. Sie vermutete doch schwer, dass dieser Name nach dem Auftritt mit dem vorlauten Wachposten ein Begriff war. Und sie hatte Recht.
 

So gelangte das Quartett bereits am frühen Morgen in den Ausläufern des Berges an. Berg war eigentlich der falsche Begriff, es handelte sich um ein erweitertes Plateau, mit Hügeln, tiefen Schluchten und einer Mittelpunkterhebung, eben dem Berg Hakurei an sich.

Sango parkte am Rand der kleinen, unbefestigten Straße, aus antrainierter Vorsicht jedoch hinter einigen Büschen, so dass das Auto nicht so ohne Weiteres ins Auge fiel: „Weiter geht es nur zu Fuß,“ sagte sie.

„Na, dann....“ Der Hanyou war bereits draußen und öffnete den Kofferraum, um Tessaiga samt Scheide herauszuholen. Gegen den Rat, also, eigentlich schon gegen die Anweisung seiner Lehrer hatte er es mitgenommen. Dann erst sah er sich um. „Dort, hinter dem Berg, liegt schon das nördliche Fürstentum,“ konstatierte er.

„Ja.“ Sango nahm die Karte, die ihr Mioku reichte und breitete sie auf der Motorhaube aus: „Hier ungefähr sind wir. - Da oben liegen die Ruinen des Klosters, wo Naraku und die Krieger so eifrig suchten. Wir haben sie von...hier aus...beobachtet. Jenseits der Schlucht.“

„Hier.“ Der Mönch deutete darauf: „Sie scheint sich durch das ganze Massiv zu ziehen.“

„Ja.“ Inu Yasha dachte kurz nach: „Zeig mal. Ja, das ist sie. Deswegen wurde da oben wohl auch das Kloster früher mal erbaut, als Schutz gegen Dracheneinfälle.“

„Das bedeutet, man kann durch diese Schlucht direkt in das nördliche Fürstentum? Dann sind dort sicher auch dämonische Wachen,“ meinte die Dämonenjägerin.

„Keh. Die Schlucht ist eng,“ erwiderte der Fürstensohn: „Und, so weit ich mich erinnere...ja, hier. Da ist die Grenze. Und hier ist eine Querschlucht, über die man nicht einfach hinüber kann. Naja, als Dämon oder Drache möglicherweise. Aber die Brücke dort ist vermutlich zerstört. Vielleicht sind Wachen da, vielleicht auch nicht. Das ist nicht unbedingt der Einmarschweg für eine Armee.“

„Eine Armee nicht. Aber man kann sich dort womöglich mit einem Drachen treffen.....“ dachte Miroku laut. „Wir sollten vorsichtig sein. Oben am Berg, bei den Klosterruinen, sind wir ebenso sichtbar wie es die Krieger und Naraku für uns waren.“

„Da hast du Recht.“ Sango lächelte ihn an: „Gehen wir. Und hoffen mal, dass Naraku, wenn er Böses plant, nicht ausgerechnet heute wählt. Immerhin erbat er vom Fürsten Frist bis nächstes Wochenende.“

„Was nur bedeutet, dass er seinen Plan bis dahin abgeschlossen haben will,“ erklärte der Mönch, nur zu froh um dieses so seltene Lächeln.

„Gehen wir,“ sagte Inu Yasha schlicht: „Und ich hoffe, dass ihr beide....“ Damit bezog er sich auf Kagome und Miroku, die über magische Fähigkeiten verfügten: „Doch zumindest rausfinden könnt, was da los war - oder für den Kerl so schrecklich interessant ist.“

Sie machten sich auf den Weg.
 

Nach einer kurzen Zeit war klar, dass Kagome mit dem Halbdämon und den durchtrainierten Dämonenjägern nicht mithalten konnte. Ohne ein Wort zu verlieren oder gar zu fragen, schwang sie sich Inu Yasha auf den Rücken. Sie klammerte sich überrascht fest, wollte aber auch nicht protestieren, zumal er eilig weiterlief und Miroku und Sango ohne Probleme diesem Tempo folgten.

So erreichten sie bald die Stelle, an der einst das Kloster gestanden und wohl über die Schlucht gewacht hatte. Der Fürstensohn ließ Kagome absteigen und sah sich um.

„Hier ist ja nicht mehr gerade viel los.“

„Das würde ich nicht sagen,“ gab sie zurück: „Oder, Miroku?“

„Ja, ich kann es auch spüren. Da liegt irgendwo eine ziemliche magische Macht. Ein Bannkreis – und ich möchte wetten, da vorn an der Schlucht.“

„Vorsicht!“ mahnte Sango: „Gehen wir lieber gebückt. Wir sind sonst recht weithin sichtbar hier auf dem Plateau.“

So gelangte das Quartett an den Rand der Ruinen und blickte vorsichtig in den tiefen Einschnitt.

„Ja, ein Bann,“ flüsterte der Mönch unwillkürlich. „Da braucht es keine dämonischen Wachen. Dort vorn, irgendwo, ist die Schlucht mit einem überaus starken Bannkreis verschlossen, durch den, da bin ich sicher, kein Drache kommen würde ohne geläutert zu werden.“

„Aber was suchten dann Naraku und seine Männer hier?“ fragte seine Partnerin zurück: „Den Bann aufheben, damit Ryuukossei in das westliche Fürstentum gelangen kann?“

„Nein, der Bann ist noch da,“ erwiderte er: „Oder, Kagome?“

„Ja, schon....“ Diese hatte ihre spirituellen Fähigkeiten noch bei weitem nicht so ausgebaut wie der Mönch: „Aber ich hätte das eher für einen Bann gehalten, der Dämonen abwehren soll. Obwohl....Drachen und Dämonen besitzen ja beide diese Energie.“

„Nicht ganz.“ Miroku dachte nach: „Was gegen Dämonen schützt, schützt nicht unbedingt gegen Drachen und umgekehrt.“

„Ist der Bann umgedreht worden?“ erkundigte sich Sango: „Das wäre dann eine Möglichkeit, was Naraku hier wollte. Irgendwo hier oben müsste der Kern des Zaubers liegen. Und er suchte ihn, nahm den Bann, der gegen Drachen schützt und kehrte ihn um, so dass er nun Dämonen blockiert, währenddessen Drachen hier durch können, gegebenenfalls verfolgende Dämonen aber nicht.“

„Das wäre Hochverrat,“ sagte Inu Yasha nüchtern: „Und da versteht Vater nun nicht im Mindesten Spaß. Genauso gut könnte der Kerl hingehen und versuchen Vater eigenhändig umzubringen....Aber, wir sind doch davon ausgegangen, Tantei ja auch, dass Naraku der neue Fürst werden will. Es wäre doch selten dämlich Überfälle auf sein neues Fürstentum zu planen.“

„Nicht auf das Fürstentum an sich,“ meinte Miroku: „Aber er will die sieben Krieger loswerden, dachten wir doch, und das mit Hilfe der Drachen. Dann darf Ryuukossei womöglich noch in die Hauptstadt spazieren und dich erledigen. Fertig. Anschließend dreht Naraku den Bann wieder um. Er ist der einzig in Frage kommende Thronfolger und...“ Er hob die Hände.

„Keh!“ machte der Fürstensohn: „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ein Drache oder meinetwegen auch fünf, hier mal so einfach durch spazieren, in die Hauptstadt gelangen ohne bemerkt zu werden?“

„Warum nicht?“ fragte Kagome nachdenklich: „Er hat große magische Fähigkeiten, kann hier Bannkreise manipulieren, kann Abkömmlinge erschaffen....warum sollte er keinen Bannkreis für die Drachen schaffen können, der sie quasi unsichtbar macht?“

„Weil da Hundedämonen sind,“ erklärte Inu Yasha: „Und die riechen sie.“

„Würde einer von den fürstlichen Wachen mit unsichtbaren Drachen rechnen oder nicht eher annehmen sich geirrt zu haben?“ gab Sango zurück. „Es muss einen Grund geben, warum du beobachtet wurdest, und die Tatsache, dass du der Sohn des Fürsten bist, reicht wohl kaum. Du bist irgendwie zum Ziel geworden.“

„Na, vielen Dank, aber auch,“ murrte der Angesprochene: „Trotzdem würde ich sagen, ihr sucht jetzt diesen Mittelpunkt des Bannkreises, damit man den wieder umdrehen kann. Nicht, dass hier doch noch Drachen durchkommen. Nicht wegen mir, an mir würden sie sich die Zähne ausbeißen,“ fuhr er selbstbewusst fort: „Ich habe Tessaiga, aber da hinten liegen doch Menschendörfer...“

Das war wahr und allen drei Menschen war bewusst, was sie über Ryuukossei gehört hatten.
 

Fast eine Stunde ergebnislosem Suchen später richtete sich der Halbdämon auf: „Mist!“ zischte er: „Macht euch klein, los! Da kommt ein Auto!“

Hastig hockten sich seine Freunde nieder. Kagome sah zu ihm, als er auf die Knie ging, sichtlich lauschte: „Wanderer oder Naraku?“

„Das ist nicht gerade eine Ausflugsgegend,“ wandte Sango ein: „Am letzten Wochenende war hier auch niemand sonst. Zum Glück habe ich das Auto etwas abseits gestellt...“

„Hoffentlich bemerken sie es nicht oder denken, es handele sich um Ausflügler,“ ergänzte Miroku: „Was hörst du, Inu Yasha?“

„Sie sind wohl näher gefahren als wir.....Aber jetzt klappen die Türen.“ Der Halbdämon richtete sich etwas auf und versuchte zu wittern: „Es sind jedenfalls Menschen, das kann ich riechen, und....naja....das könnte schon Naraku sein, aber sie sind noch ziemlich weit weg. - Wir können hier kaum weiter suchen.“

„Sie würden uns bemerken, ja,“ erwiderte Sango: „Musste er auch genau heute kommen! Aber, was machen wir jetzt?“

„Ich kann so deutlich den Mittelpunkt des Bannkreises spüren,“ sagte Miroku: „Er muss sich hier in unserer Nähe befinden, wenn auch vielleicht unter den Ruinen oder vergraben.....“

„Sie kommen auf die Schlucht zu,“ zischte der Fürstensohn: „Na, klasse.“

„Immerhin wollen sie nicht wieder hier hoch,“ murmelte Kagome: „Da säßen wir nett in der Patsche. - Ja, Sango...was machen wir jetzt? Zu schade, dass Tantei nicht hier ist....“

„Keh,“ machte Inu Yasha: „Du könntest mir auch ein bisschen vertrauen. Ja, wir haben gesagt, dass er den Anführer macht, aber er ist eben nicht hier.“

„Und du willst uns, deinen Lehrern, Anweisungen erteilen?“ fragte sie zurück.

„Nun ja, er ist immerhin der Sohn des Fürsten,“ meinte Miroku: „Was würde dein Vater jetzt anordnen?“

Alle anderen sahen ihn für einen Augenblick verdutzt an, dann blickten auch die Mädchen zu dem Halbdämonen, der leicht hektisch nachdachte:

Denken wie ein Dämon, beschwor sich Inu Yasha, das hatte Tantei ihm doch geraten: „Wir müssen Vater informieren, Todestag hin oder her, oder zumindest Myouga. Wenn hier wirklich heute Drachen aufkreuzen und gar in die Hauptstadt wollen, müssen schleunigst Krieger her. - Miroku, du bleibst hier oben, mit Sango als Schutz, und ihr zwei versucht diesen Mittelpunkt des Bannkreises zu finden, ihn so umzudrehen, wie er gehört oder ihn meinetwegen auch komplett zu vernichten. Dann können zwar die Drachen rein, aber das können sie sowieso. Vaters Leute können dann aber auch in die Schlucht. - Kagome, ich bringe dich zum Auto. Sango, gib ihr die Schlüssel.“ Er wurde leiser: „Sie kommen gleich in die Schlucht,“ erklärte er: „Und dann fährst du in die Hauptstadt....“

Kagome starrte ihn an, nahm jedoch automatisch die Schlüssel, die ihr die Dämonenjägerin reichte: „Ich habe keinen Führerschein, die Prüfung ist erst in zwei Wochen.“

„Los.“ Ohne weiteres Reden schwang er sie auf seinen Rücken. „Ich versuche am Auto Myouga mit dem Handy zu erreichen, aber du bist eine Augenzeugin hier. Das ist wichtig.“

„Aber du doch auch...“ wandte sie ein: „Naja, du hast auch keinen Führerschein....“

„Und keine Fahrstunde“, gab er unter dem Laufen zurück: „Außerdem habe ich etwas anderes hier zu erledigen.“
 

Zur gleichen Morgenstunde trat Kagura mit rot leuchtenden Augen in das Zimmer ihres sogenannten Bruders: „Also, komm, Hakudoshi, wir....“ Sie brach ab. Er teilte ihre Begeisterung nicht sondern blickte nachdenklich aus dem Fenster, wandte sich jetzt um. Da sie nur zu gut wusste, dass er nüchterner war als sie und ihre Emotionen, ja, klüger als sie, brach sie ab: „Aber...er ist doch mit den Kriegern weg....?“ Und sie waren ohne Aufsicht.

Er seufzte ein wenig: „Und, was gedachtest du zu tun, liebe Kagura?“

„Nun, zum Fürsten gehen, ihm alles sagen und....“

„Und dann lässt er unseren...hm...Vater hinrichten. Dann sind wir tot, nicht wahr? Wir sind Abkömmlinge. - Überdies, soweit ich weiß, kann heute niemand den Fürsten sprechen. Er hat immer einen speziellen Gedenktag an seinen verstorbenen Erstgeborenen. Falls, und das betone ich, liebe Schwester, falls es irgendeine Möglichkeit geben sollte uns von unserem Vater zu trennen.“

Kagura ließ sich in den zweiten Stuhl sinken: „Du meinst...gleich, was wir machen, es gibt keine Hoffnung?“

„Gäbe es eine, stünde ich schon im Palast. Aber wir sind an Naraku gebunden. Und ob er wegen Hochverrates stirbt oder uns nur so umbringen wird, sollte uns gleich sein.“

Die junge Dämonin suchte in den durch Angst verwirrten Gedanken nach Halt: „Keine Rache, Hakudoshi? Das hätte ich nicht von dir gedacht.“ Aber ihre Stimme zitterte.

„Wäre er doch nur morgen gefahren, dann könnten wir zum Fürsten und wenigstens uns so rächen, Vater würde nie Fürst.“ Hakudoshi schlug fast auf den Tisch: „Aber er weiß nur zu gut, welcher Tag heute ist, dass es keine Möglichkeit für jemanden innerhalb oder außerhalb des Palastes gibt, der ihn aufhalten kann. Und sind erst einmal die sieben Krieger beseitigt, der restliche heutige Plan erfolgreich....“

„Dann stirbt auch der Inu no Taishou,“ flüsterte Kagura: „Und, da er keinen Sohn mehr besitzt...“

„Ja. - Und dann wir. Aber eben erst dann Und jeder Tag zählt, nicht wahr?“ Hakudoshi seufzte ein wenig. Aber er hätte seiner besorgten Schwester nie gesagt, dass das wohl ein Ausgleich war, für einen kleinen Hundejungen voller Panik, den er nicht vergessen konnte. Damals hatte er über dessen Furcht gelacht – oh, wie gut er ihn heute verstehen konnte.
 

Unten am ihrem Auto angekommen, sie waren auch an dem geparkten Kleinbus vorbeigekommen, ließ Inu Yasha Kagome zu Boden: „Denk dran, es eilt. Strafzettel und so was trägt sicher mein Vater.“ Er zog sein Handy: „Ich rufe Myouga an, die Nummer habe ich....Vater oder Tantei haben ja da nichts....Verflixt, wieso geht der Idiot von Flohgeist nicht ran? Oder auch nur wer anders? Pennt der Geheimdienst? - Los, fahre. Und, weil ja heute der Todestag ist und Vater sicher nicht zu sprechen, sieh zu, dass du den alten Myouga erwischt. Der hat die Vollmacht Krieger zu dirigieren.“

Sie hatte die Autotür geöffnet, zögerte aber: „Und...wenn wir uns irren und gar keine Drachen da sind?“

Der Halbdämon warf den Kopf zurück: „Blödsinn! Glaubst du, Naraku geht mit den sieben Kriegern mal eben rein zufällig durch diese Schlucht, die genau in das andere Fürstentum führt, noch dazu an solch einem Tag? Und das nachdem er schon hier war und den Bannkreis manipuliert hat? Der kann erzählen, was er will – er handelt kaum in Vaters Sinn. Und jetzt fahre, los!“

Eingedenk seiner ernsten Stimmung startete sie vorsichtig und fuhr langsam an. Es war nicht nötig, dass einer der sieben Krieger zu ihr kam. Immerhin hatte auch Inu Yasha das Auto so weit entfernt noch wahrgenommen – und zumindest Naraku war ebenfalls ein Dämon.

Sie erreichte eine geteerte Straße und hielt kurz an, um sich zu orientieren, ehe sie das Navigationsgerät bediente und sich den Weg in die Hauptstadt angeben ließ. Dort kannte sie sich aus, sie würde zum Schloss finden. Dann fuhr sie los, so rasch sie sich auch nur traute. Inu Yasha hatte Recht, Tantei hatte Recht – Naraku war in keinem Fall der Held der Geschichte. Was ihr Halbdämon nur vorhatte? Aber dann konzentrierte sie sich lieber auf ihre mageren Fahrkünste.
 

Miroku und Sango hatten sich kurz angesehen, als der Fürstensohn mit seiner Last verschwunden war.

„So kenne ich ihn gar nicht,“ murmelte der Mönch: „Da schlägt wohl Papas Erbe durch....“

„Aber er hat Recht,“ erwiderte seine Partnerin. „Leise, sie sind schon in der Schlucht....Suchen wir weiter. Wo spürst du die Macht?“

Er nickte seitwärts und krabbelte mehr oder weniger dorthin. Leider befanden sich dort noch einige Ruinen, kaum kniehohe Mauerreste, die wohl einst den Grund des Klosters gebildet hatten, und er versuchte sich zu erinnern, wo genau die Krieger und Naraku gestanden hatten, als sie endlich das Gesuchte gefunden hatten. Von jenseits der Schlucht war das kaum genau zu erkennen gewesen, zumal sie beide sich wohlweislich versteckt gehalten hatten. Dann jedoch beschloss er, dass das gleich war. Er musste sich auf seine eigenen magischen Sinne verlassen, dem Ruf des Zaubers folgen. Dann würde er auch den Ursprung des mächtigen Bannkreises dort in er Schlucht finden.

Sango folgte ihm. Sie war eine trainierte, ausgebildete Dämonenjägerin, aber Bannkreise bilden oder zerstören hatte nie zu ihrem Repertoire gehört. Dazu musste man geboren sein. Sie blickte sich jedoch immer wieder sichernd um. Fall auch nur einer der sieben Krieger hier auftauchte, da machte sie sich keine Illusionen, waren sie geliefert. Der würde auf keine noch so harmlose Erklärung hören sondern versuchen sie umzubringen, rein aus Vorsicht. Es blieb dann nur zu hoffen, dass Inu Yasha rechtzeitig wieder hier wäre – aber, fiel ihr ein, hatte er nicht gesagt, er würde etwas anderes tun? Was denn?

Hoffentlich nicht das, was sie befürchtete, dachte sie dann und die Knochenbande selbst herausfordern. Nein. Das würde er doch nicht machen...

Sie brach ab, als sie bemerkte, dass ihr ihr Partner winkte, und kroch eilig zu ihm.

„Da....“ Er deutete in ein Loch in der Mauer, hinter dem sich eine zerborstene Holztreppe zeigte: „Da runter....“

„Sind sie da auch hinunter?“ fragt sie zweifelnd zurück.

„Wir haben nicht immer alle gesehen. Und sie waren gebückt....Ich bin sicher, dort unten ist die meiste Magie des ganzen Ortes.“

„Dann runter. Außerdem sind wir dann außer Sicht, falls doch noch jemand nachgucken kommt. Aber vorsichtig. Wir wissen nicht, was unten ist. Lass mich voran.“

Miroku wich etwas zurück. Er hätte sie ja gern beschützt und wäre zuerst hinabgestiegen, aber sie war nun einmal die bessere Kämpferin – und sein Augenblick würde kommen, wenn es um den Mittelpunkt des Bannkreises ging, der, da war er sicher, sich dort unten befand. Fast schon schmerzhaft spürte er die Magie bereits, ein Gefühl, das sich verstärkte, als er die eleganten Bewegungen der durchtrainierten Dämonenjägerin betrachtete, die sich an den zerstörten Holzstufen einigermaßen festhielt und hinab in das Dunkel hangelte.

„Komm,“ sagte sie nur kurz darauf.

Er folgte ihr weitaus mühsamer, was nur zum Teil an seinem Mönchsgewand lag, eher an der Tatsache, dass seine Phantasien über Sango von dem Bannkreis mit läuternden Wellen beantwortet worden waren. Es schmerzte und er bemühte sich zur Ruhe zurück zu finden. Die ehemals hier lebenden Mönche hatten wohl Wert auf keusche Gedanken gelegt, dachte er. Aber die waren auch kaum mit so einer hübschen Partnerin gesegnet gewesen.

Endlich erreichte er den Fuß der Treppe und sah sich um.

Sango deutete im matten Tageslicht nach links. Dort befand sich ein zweiter Keller: „Da?“

„Ja. Aber Vorsicht. Lass mich zuerst gehen. Da scheint noch ein Bannkreis gelegt worden zu sein, sicher von Naraku. Und der kann was.“

Wortlos wich sie beiseite, beobachtete nur, wie Miroku sich konzentrierte, dann bereits im Durchgang die Hände hob, in einer Art, die sie kannte. Da war ein Bann und er wollte ihn lösen.
 

Naraku blieb stehen, als der Anführer der sieben Krieger eng hinter ihm aufschloss: „Nun, was ist?“

„Suikotsu glaubt, dort oben sei jemand. An den Ruinen. Er meint, gewisse Magie zu spüren.“

„Er ist zuverlässig.“ In der Stimme des fürstlichen Beraters lag kein Zweifel.

„Ja.“

Narku nickte ein wenig. Auch er glaubte zu spüren, dass sein sichernder Bann dort gebrochen worden war. „Kurz vor uns führt ein steiler Weg nach oben. Geh du dort selbst hinauf, Bankotsu und kläre das.“

„Allein?“

„Schaffst du das nicht?“

Der Anführer der Knochenbande lächelte etwas: „Natürlich. Aber....“ Er hatte gelernt, dass man besser zu mehreren war.

„Ich kann dort vorn bereits Drachen spüren.“ Und danach war Ryuukossei nicht allein gekommen, Wunderbar. Das bedeutete, dass die sieben Krieger als Geschenk willkommen waren.

Bankotsu konnte als Mensch die Energien nicht wahrnehmen, nahm es jedoch als Hinweis auf seine Leibwächteraufgaben. „Gut, ich verstehe. Ich werde mich beeilen.“

„Dann gehen wir weiter. Oder ist noch etwas?“

„Nein. Die Schlucht hinter uns ist gerade und ein Verfolger würde auffallen. Überdies – wer sollte wissen, dass wir heute hier sind.“

„Eben. - Und im Schloss herrscht heute sowieso Ruhe. Ich glaube, nicht einmal der Geheimdienst arbeitet an diesem Tag, um nicht aus Versehen dem Fürsten in die Quere zu kommen.“ Naraku setzte sich in Bewegung. Er hatte durchaus schon erlebt, dass der Inu no Taishou einen unvorsichtigen Dämon, der eine nachteilige Bemerkung über seinen Erstgeborenen verloren hatte, säuberlich tranchiert hatte. Es war aber auch wirklich ein sehr törichter Dämon gewesen. Hühner sollten bei Hunden stets auf der Hut sein...
 

Inu Yasha rannte derweil auf die rechte Seite der Schlucht, während das ehemalige Kloster links auf der Höhe lag. Er dachte dankbar an einen Lehrer vor gut zweihundert Jahren. Dieser hatte Biologie und Geschichte und Geografie gelehrt und es, obgleich er natürlich ein Mensch gewesen war, verstanden, den lebhaften kleinen Halbdämonen dafür zu begeistern. Er hatte ihm Landkarten gezeigt, gesagt, wohin er kommen sollte, ihn dann irgendwo stehen lassen, um selbst mit einem Esel dorthin zu gelangen. Inu Yasha hatte eine bestimmte Zeit warten müssen, dann zu dem Treffpunkt laufen sollen. Seine selbstverständlich mitgekommenen Leibwächter hatten ihn nicht unterstützen dürfen, es auch nie auch nur versucht. Er hatte immer gewusst, dass am Treffpunkt sein Lehrer mit einem Picknick auf ihn wartete. Dann würde er ihm Geschichten erzählen.

So hatte der Fürstensohn nicht nur Karten lesen gelernt, sondern auch weite Teile des Fürstentums erforscht, die Geschichte und Geografie gehört. Jetzt hatte er die Karte der Schlucht unten am Auto gesehen und sie sich gemerkt.

Hier musste der Weg sein, den Miroku und Sango gestern genommen hatten, um die Krieger samt Naraku drüben beobachten zu können. Er war ziemlich zugewachsen und sicher war hier schon lange niemand mehr gegangen, aber das störte den Halbdämon nicht, als er mit weiten Sätzen dahinjagte. Er wusste, wo der Weg endete – an dem steilen Abfall der Querschlucht, die an der Grenze lag, und das gesamte Klammsystem in eine Art Kreuz verwandelte. Dort befand sich auch eine Brücke – oder hatte sich einst befunden. Dort müsste der Treffpunkt von Naraku und den Drachen liegen, falls ihre und Tanteis Vermutungen richtig gewesen waren. Natürlich würde er nur beobachten, warten, bis Vaters Krieger hier waren, aber wenn alles schief ging und sich wirklich Drachen in das westliche Fürstentum wagten, würde er sie stellen, aufhalten, bis sozusagen richtiges Militär da war. Tessaiga würde ihm da eine sichere Hilfe sein, wenn er sich an diese Windnarbe erinnerte. Selbst Sess...Tantei hatte sich darüber lobend geäußert.

Panik

Kagome raste förmlich über die Autobahn, schneller als sie es sich eigentlich zutraute, schneller, als es erlaubt war. Sie hoffte nur, dass diese auch in der Nähe der Hauptstadt so leer blieb. Sie würde mindestens drei Stunden benötigen, wusste der Himmel, was inzwischen am Berg Hakurei passieren würde. Schon mit Naraku und der Knochenbande war nicht zu spaßen, mit Drachen auch nicht, um wie viel weniger mit diesen alle als Kombo. Hoffentlich würde Inu Yasha keine Dummheiten begehen und im Alleingang versuchen die aufzuhalten, im blinden Vertrauen auf sein ach so tolles Schwert. Gegen diese Übermacht würde er scheitern.

Sie benötigte einen Moment, ehe sie die Sirene hörte und begriff, dass das Ordnungshüter war. Hastig verringerte sie das Tempo. Es wäre einfach zu dumm, würde ihr Auftrag ausgerechnet an einer Verkehrskontrolle scheitern und Naraku gewinnen.

Leider half ihr Stoßgebet nichts. Der Polizeiwagen mit zwei Dämonen darin setzte sich vor sie, winkte sie hinaus. Na, toll. Kagome seufzte. Was jetzt?
 

Miroku hatte Narakus Bannkreis beseitigt und trat vorsichtig in den zweiten Raum, den das Tageslicht kaum mehr erhellte. In der Düsternis blickte er sich um. Ja, hier musste der Mittelpunkt des Bannkreises des alten Klosters sein, der die Schlucht am Berg Hakurei eigentlich abriegeln sollte. Er fühlte sich ein wenig unwohl. So direkt nahe an der Quelle einer derartigen Macht war er nie zuvor gestanden. Nur, wo war sie? Was war sie? Gewöhnlich manifestierte sich so etwas in einem Gegenstand, aber in diesem alten Keller mit dem festgestampften Lehmboden und den Ziegelwänden war nichts zu erkennen. Wo? Naraku hatte es in den Händen gehalten und manipuliert, da war er doch sicher....

Sango trat heran. Unwillkürlich leise fragte sie: „Probleme?“

„Es muss hier sein, ein Gegenstand. Er ist so nahe, dass er mich schmerzt. Aber ich sehe hier nichts.“

„Die alten Mönche wollten doch diese Macht verborgen halten und versteckten den Mittelpunkt...in der Wand?“ schlug sie vor.

„Gute Idee.“ Er lächelte sie an: „Ich suche mal alles ab.“

„Ich helfe dir,“ bot die Jägerin sofort an: „Ich spüre zwar keine Magie, aber wenn ich etwas Lockeres bei den Ziegeln fühle, sage ich es dir.“

„Gut. Wir fangen dort gegenüber des Eingangs an und arbeiten uns dann getrennt nach rechts und links um den Raum zur Tür.“
 

Bankotsu betrat das Ruinenplateau fast ein wenig neugierig, wer hier oben sein könnte. Aber er konnte niemanden entdecken. Hatte sich sein Kampfbruder doch geirrt? Das passierte sehr selten. So schritt er weiter, sein geradezu riesiges Schwert nachlässig über die Schulter gelegt, sah sich sorgfältig in den Mauerresten um, ob sich dort jemand versteckte. Nichts. War dieser Unbekannte nur zufällig hier gewesen, hatte kurz die Ruine angesehen und war dann wieder im Wald verschwunden? Ein harmloser Wanderer? Möglich. Aber auch den sollte man zur Sicherheit umbringen. Jedoch konnte er ihm kaum zu weit folgen, lautete sein Auftrag doch Naraku gegen einen möglichen Drachenangriff zu schützen. Es gab jedoch noch eine Möglichkeit, wo sich jemand verbergen konnte – in dem alten Keller, den sie neulich freigelegt hatten, in dem sich das Zentrum diese Bannkreises befand. Das konnte man rasch klären. Er schritt nahezu vergnügt hinüber, ließ sein Schwert von der Schulter gleiten, als er vor dem Eingang stehen blieb.

Er hob seine schwere Klinge und ließ sie nur durch die Luft schlagen, aber eine glühend heiße Feuerlohe fuhr in den Keller. Nichts, was dort an Lebendigem unten war, konnte überleben, kein Mensch und so gut wie kein Dämon, nun ja, nur Feuerdämonen. Und die waren mehr als selten.

Jetzt konnte er zu seinem Auftraggeber zurückkehren und berichten, dass er das Plateau gesichert hatte.
 

Kagura blickte zu ihrem Bruder: „keine Hoffnung, also, Hakudoshi? - ER wird uns auch nie freilassen, nicht wahr?“

„Wohin sollten wir gehen, Schwester? - Oh, ich vergaß. Du erwähntest da einen Kampflehrer. Aber was sollte ein Hundedämon mit einer wie dir? Sie sind sehr stolz. Nicht, dass ich deine Sehnsucht nicht verstehe. Aber es ist nutzlos vor dem eigenen Schicksal davon laufen zu wollen. Und unser Schicksal heißt eben Naraku, tat es immer.“ Er strich sich resigniert durch die weißen Haare: „Auch ich würde lieber ein Leben mit Kagome irgendwo am Rande des Hofes führen, meinetwegen irgendwo im Land....“

Die Dämonin schloss kurz die roten Augen: „Keine Hoffnung für uns arme Wesen.“

„Wir sind nicht einmal das, Kagura: Wesen. Wir sind nichts als Abkömmlinge, denen durch ein gewisses Versehen erlaubt ist zu empfinden. Wenn es nicht war, um unser Leid zu vergrößern.“ Aber in Hakudoshis Stimme lag die Furcht eines jeden Geschöpfes vor seinem Ende.
 

Inu Yasha blieb stehen. Er sollte vorsichtig sein. Drachen griffen angeblich manchmal alles an, was nicht bei drei auf dem Baum war – und wenn er sich auch nur aus Versehen in das nördliche Fürstentum begab, konnte das Fürst Tsubasa als Kriegserklärung auslegen. Immerhin WAR er nun einmal der Sohn des Inu no Taishou.

So schritt er behutsam und möglichst lautlos weiter, blieb hinter einem dicken Baum stehen und versuchte sich zu orientieren. Ja, dort vorn war die Schluchtenkreuzung und die Brücke existierte noch. Auf der anderen Seite lag, wie auch auf dieser, ein quasi halber Talkessel, aus dem eine breitere Schlucht in das Nordreich führte. In dem Kessel drüben befanden sich drei Drachen. Er hatte nur selten welche zu Gesicht bekommen, noch nie sozusagen live, aber sie waren schon recht große Reptilien, das musste er zugeben. Und das kleine, maskenhafte, nahezu menschlich anmutende Gesicht auf ihrer Stirn war fast unheimlich.

Tantei und er hatten Recht gehabt. Drachen. Immerhin hatte er Kagome nicht umsonst in die Hauptstadt geschickt um Alarm zu schlagen. Noch befanden sie sich freilich auf ihrem Territorium, aber das mochte sich ändern. Und Dämonenkrieger waren da sicher nicht nutzlos .Er beobachtete die Reptilien genau. Sie warteten, eindeutig. Und er musste nicht drei Mal raten, um zu wissen auf wen.

Aber, Moment mal.

Ein Windstoß hatte seiner feinen Nase etwas zugetragen. Drei Drachen? Aber es war die Witterung mehrerer. Verbargen sich andere unter einem Bannkreis? Aber warum? Naraku sollte zauberkundig genug sein um sie trotzdem zu bemerken. Wussten sie das nicht? Oder...ja, Tantei hatte Recht. Das galt der Knochenbande. Sie würden nur drei Drachen sehen, als Menschen die Anderen nicht wahrnehmen.

Er wollte schon fast umdrehen um die zu warnen, als ihm bewusst wurde, dass er sich damit einem Kampf allein gegen...sechs oder sieben Drachen stellen musste, plus Naraku, der eine unbekannte Größe war. Nein. Er musste abwarten, bis die Krieger hier waren.

Nein, überhaupt. Er durfte nur im äußersten Notfall eingreifen, um den Westen gegen einen Drachenangriff zu schützen. Und immerhin, diese Knochenbande waren Schwerverbrecher, Mörder., eigentlich schon Tote...

Überdies: Kagome würde sicher drei Stunden brauchen um in die Hauptstadt zu gelangen, eine halbe Stunde, ehe sie Myouga erwischte, bis der Krieger schickte, ehe die hier waren....

Puh. Er musste wirklich abwarten, beschwor er sich. Er war der Einzige, der die Drachen auch nur aufhalten konnte, wenn sie tatsächlich nach Westen kamen. Taten sie das jedoch nicht und blieben im Norden, so hatte er auch kein Recht sie anzugreifen – damit würde er höchstens seinen Vater in den nächsten Großen Krieg treiben. Unnütz zu erwähnen, dass er das sicher nicht wollte. Er presste sich enger gegen den Baum, als er unten jemanden sagen hörte, in der Stille der Schlucht und für einen Halbdämon bis hier zu vernehmen:

„Auftrag erledigt, Berater. Dort oben lebt sicher niemand mehr.“

„Gut,“ erwiderte Naraku.
 

Inu Yashas Herzschlag setzte aus. Sango, Miroku....hatte dieser Mistkerl sie umgebracht? Nein. Das durfte einfach nicht passiert sein. Miroku hatte bestimmt einen Bannkreis gezogen.

Und wenn doch, sagte etwas in ihm: dann bist du schuld. Du allein. Du hast sie dort gelassen, du hast sie angewiesen den Mittelpunkt des Bannkreises zu suchen...

Ja, das hatte er. Und zum ersten Mal begriff er, wie schwer es sein konnte, ein Anführer, ein Befehlshaber zu sein. Ob das Vater auch immer so empfand und empfunden hatte? Während des Krieges hatte der so viele Tote zu verantworten gehabt, eigene Dämonen, andere und auch vielen Menschen.

Immerhin war Kagome in Sicherheit.

Und, erkannte er plötzlich, ohne Tanteis, nein, er sollte seinen Namen wenigstens bei sich denken, Sesshoumarus, Anweisungen zum dämonischen Denken, wäre er jetzt schon längst dort hinuntergerast, hätte versucht, gegen oder eher für die sieben Krieger zu kämpfen. Damit hätte er sich vermutlich eher in einem Missverständnis die und höchstens auch noch die Drachen auf den Hals gehetzt. Ja. Und dem Westen nur geschadet, Vater nur geschadet. Er musste abwarten, was passierte. Vielleicht konnte er zuhören, Narakus Plan erfahren. Er war der Einzige, dem das gelingen konnte. Und er musste Ruhe bewahren. Für Vater, für das Fürstentum, für Tantei, der sich doch solche Mühe mit ihm gegeben hatte, und auch für seine Freunde.
 

„Ah, der ehrenwerte Ryuukossei,“ hörte er Naraku sagen: „Wie ungemein erfreut ich bin, dass Sie so pünktlich zu unserem Treffen kommen.“

„Unerwartet?“ fragte eine tiefe Stimme fast spöttisch zurück: „Diese Seite der Schlucht befindet sich noch auf dem Gebiet der Drachen.“

Er redet nicht vom Gebiet seines Vaters, nicht vom nördlichen Fürstentum, dachte Inu Yasha. Jaken hat ja gesagt, dass der anders denkt, die Friedensverträge nicht anerkennen will.

„Ja. Und es war ausgemacht, dass ich zu Ihnen komme. - Nun, so werde ich über die Brücke gelangen. - Ich hoffe doch, meine sieben Krieger stören Sie nicht?“

„Aber nein. Das war doch besprochen, dass Sie in Begleitung kommen, werter Naraku.“

Irrte sich Inu Yasha oder lag Sarkasmus in der Stimme? Himmel, der Berater wollte sie doch nicht wirklich von den Drachen fressen lassen? Er umklammerte Tessaiga. Das hatten sie zwar vermutet, aber es war doch etwas anderes, das als Planspiel zu haben oder daneben stehen zu sollen.

„Dann erlauben Sie, dass ich über die Brücke komme.“

„Natürlich, lieber...äh...Berater des armseligen Inu no Taishou. Kommen Sie nur, und Ihr Ge...Ihre Begleiter.“

Für einen Moment herrschte Stille und der verborgene Halbdämon wollte schon um den Baum herum sehen, als ein Aufschrei zuhören war, dann Kampfgeräusche, Brüllen, und er Blut und Staub bis zu sich wittern konnte.

Nun, immerhin schienen sich die sieben Krieger nicht als willenlose Opfer gezeigt zu haben.

Dennoch...er musste hinunter, er musste ihnen helfen.

Die Hand an Tessaiga rannte er hinter dem alten Baum hervor, wollte in den Talkessel springen, wo jenseits der Schluchtenkreuzung offenbar ein heftiger Kampf tobte, Staub seinen Blick vernebelte, ehe er gerade noch im Hinabspringen etwas spürte.

Mit einem hastigen Überschlag in der Luft, einem Abdrücken an dem felsigen Steilabfall, und, das gab er sich erst Sekunden später zu, mehr Glück als Verstand, gelang es ihm, wieder oben zu landen.

Keuchend verbarg er sich erneut hinter dem Baum

Das war knapp gewesen.

Der Bannkreis funktionierte noch.

Und, wie sie es erwartet hatten, verhinderte dieser, dass jemand mit dämonischer Energie hindurch gelangte – um ein Haar wäre er selbst geläutert worden.

Nun ja, bei ihm als Halbdämonen hätte es wohl nur ausgemacht, dass er sich in einen Menschen verwandelt hätte. Zumindest hatten das Miroku, und andere Lehrer in Magie vor ihm, behauptet.

Aber dennoch. Als Mensch könnte er Tessaiga nicht führen, als Mensch wäre er den Drachen hilflos ausgeliefert gewesen.

Miroku und Sango hatten es also nicht geschafft, den Bannkreis zu verändern oder auch zu vernichten. Noch nicht? Oder hatte dieser Krieger sie wirklich....

Nein, Daran durfte er nicht denken. Oh, wie gern hätte er jetzt Tantei, Sesshoumaru, bei sich gehabt, den um Rat gefragt, dessen Stärke neben sich gespürt. Aber das ging eben nicht, Auch Vater war weit, und, da heute der Todestag war, würde auch niemand zu diesem vordringen können. Nein. Er musste hoffen, dass Kagome in die Hauptstadt gelangte und keinen Unfall dazwischen baute, hoffen, dass sie zu Myouga gelangen konnte und dem die Lage schilderte, dass dann, in Stunden, Krieger kamen. Immerhin würden Kagome und auch Tantei von ihren Mutmaßungen berichten können, Naraku würde nie Fürst werden. Das war schon einmal ein gewisser Trost.

Was sollte er jetzt nur machen? Die Rolle als hilfloser Zuschauer behagte ihm nicht. Aber eingreifen? Als Mensch? Unmöglich.

Sein Atem hatte sich ein wenig beruhigt und er sah vorsichtig hinunter.
 

Dort sah es wahrlich so aus, wie er sich ein Schlachtfeld vorstellte. Blut auf dem felsigen Untergrund, zerfetzte Tote, die er erst auf den zweiten Blick als Drachen erkennen konnte. Nein, die Krieger hatten sich nicht ohne Gegenwehr fressen lassen. Von den sechs Drachen, die es am Beginn gewesen waren, standen nun nur noch drei da, davon zwei verletzt. Einige Metallteile und etwas wie eine Holzplatte mit Rädern, einige Schwerter lagen ebenfalls noch herum. Naraku stand etwas abseits, scheinbar ungerührt, aber der heimliche Beobachter erkannte eine gewisse Angespanntheit. Doch ein wenig Sorge vor seinen neuen Partnern?

Der Größte der Drache, wohl Ryuukossei, sah seitwärts: „Werft die Überreste in die Schlucht.“

Während die andern Beiden gehorchten, kam der fürstliche Berater langsam näher: „In die Schlucht? Auch Ihre Drachenfreunde?“

„Natürlich. Sie müssen spurlos verschwinden. Glauben Sie etwa mein Vater wäre begeistert, dass ich drei seiner Drachen in den Tod führte? - Nun gut. Bislang haben Sie Wort gehalten. Jetzt bin ich wirklich neugierig, wie Sie mir den letzten Teil Ihres Geschenkes darbringen wollen.“

Naraku lächelte verbindlich: „Wie Ihnen ohne Zweifel bewusst ist, verehrter Ryuukossei, wird diese Schlucht durch einen Bannkreis gegen Drachen geschützt.“

„Natürlich. Der Hund ist vieles, aber kein Narr.“

„Ich habe mir erlaubt, diesen Bannkreis ein wenig zu verändern. Natürlich ihn nicht beseitigt, das könnte auffallen.“

Mit gewissem Interesse musterte der schuppige Fürstensohn den deutlich Kleineren: „Weiter.“

„Drachen können nun ungehindert hindurch. Allerdings keine Dämonen.“

Das kleine Gesicht an der Stirn des Drachen verzog sich zu einem breiten Grinsen: „Sie scheinen ein überaus einfallsreicher Mann zu sein, Naraku.“

„Ich müsste jetzt nur wissen, ob Sie allein in das westliche Fürstentum gehen wollen, oder mit Ihren Begleitern.“

„Wozu?“

„Ihnen ist doch sicher klar, dass Sie nicht in Ihrer jetzigen Form in die Hauptstadt gehen können....“ Naraku zuckte die Schultern: „Ein dauernden, sich mit Ihnen bewegenden, Unsichtbarkeitsbann aber kann ich nur für Sie legen, nicht für drei. Das ist weitaus schwieriger, als sich unter einem stetigen Bannkreis zu verbergen.“

„Hm. Das ist sicher wahr. Ich hörte, ein solcher Bann sei kein Zuckerschlecken. Außerdem dürfte auch die halbe Portion doch gerade für mich reichen.“ Ryuukossei lachte dröhnend auf.

Inu Yasha krallte die Hand um Tessaiga. Tatsächlich. Er bezweifelte nicht, dass sich das auf ihn bezog. Dieser Naraku wollte ihn wirklich mitten in seinem väterlichen Schloss auffressen lassen!

Der Drache sah unterdessen zu dem Berater: „Ich sehe nur immer noch nicht Ihren Vorteil, wenn ich den Bastard fresse. Mein unbestreitbares Vergnügen, aber....“

Naraku zuckte erneut die Schultern und blickte zu dem maskenhaften Gesicht auf: „Wie Ihnen ohne Zweifel gesagt wurde, gedenke ich der nächste Herr des westlichen Fürstentums zu werden. Der Inu no Taishou trauert am heutigen Tag nach Jahrhunderten noch immer um seinen Erstgeborenen....“

„Weichling,“ höhnte Ryuukossei prompt.

Der fürstliche Berater ignorierte die Unterbrechung: „Falls nun an eben diesem Tag auch sein zweiter Sohn sterben würde, noch dazu so...mitten in seinem Schloss, mitten im Herzen seines Fürstentums, so wäre das gewiss ein Schlag, von dem sich der Hund nie mehr erholen würde. Und ich hätte leichtes Spiel.“

„Ich sehe meine Auffassung über Ihren Ideenreichtum bestätigt, lieber Naraku.“ Ein kurzes Schnauben ließ seine beiden Begleiter verschwinden. Ryuukossei wartete ab, bis er sie außer Hörweite wusste, ehe er fortfuhr: „Wenn Sie der neue Fürst sind, werden Sie mir doch auch einige Ratschläge zukommen lassen, wie ich das ebenso schaffe.“

„Natürlich, verehrter Ryuukossei.“ Naraku verriet durch nichts, dass er ganz sicher nicht vorhatte, den impulsiven und naiven Jungen an die Stelle seines Vaters oder auch des jetzigen Thronfolgers zu lassen. Ein solcher Nachbar würde nur Ärger bedeuten. Und er wollte Fürst sein ohne Schwierigkeiten, ohne Kämpfe und andere lästige Dinge. Aber wozu das erwähnen. Noch musste er Ryuukossei bei Laune halten. „Dann erlauben Sie mir den Unsichtbarkeitsbann zu legen? Das dauert allerdings ein wenig.“

„Und Sie folgen mir?“ In der Stimme des Drachen lag jedoch keine Frage.

„Natürlich,“ bestätigte Naraku auch: „Nicht, dass ich Ihnen nicht zutraue den Kleinen zu erledigen, aber das Vergnügen möchte ich haben dabei zuzusehen, und zu erleben, wie der ach so mächtige Inu no Taishou zusammenbricht.“

Ryuukossei lachte auf. „Ich verstehe. Nun, dann machen Sie....“
 

Inu Yasha zitterte. Nicht vor Angst, eher vor Zorn und Aufregung. Das war ein so hinterhältiger Plan! Naraku kannte Vater ziemlich gut, das war offensichtlich. Und der Halbdämon bezweifelte nicht, dass der Berater Recht hatte. Es würde Vater arg treffen auch den zweiten Sohn zu verlieren, noch dazu mitten im Schloss, noch dazu an diesem Tag. Aber in einem war sich Inu Yasha sicher: Vater würde nie aufgeben, niemals zusammenbrechen, eher den Täter suchen. Und da ja trotz Unsichtbarkeit die Drachenwitterung da sein würde, gäbe es Krieg. Er würde doch nie Tsubasa abnehmen, dass der davon nichts gewusst hatte. Oder doch? Da waren Kagome und Tantei, die ihm da ja erzählen konnten, was sie vermuteten....

Ja. Aber davon wiederum wusste Naraku nichts. Er ahnte nicht, dass er die Zielperson eines Mannes war, der den Tod seiner Mutter, seine verlorene Kindheit, der Akumu an ihm rächen wollte, und der dieses Ergebnis entschlossen seit Jahrhunderten verfolgte. Na, so oder so würde der Berater noch sein blaues Wunder erleben. Er blickte wieder hinunter.
 

Naraku hatte sich mit Bedacht langsam dem Drachen genähert: „Ehe ich beginne, möchte ich Sie allerdings noch auf ein kleines Hindernis aufmerksam machen.“

„Die Schlosswachen?“ Das klang herablassend: „Was sie nicht sehen....“

„Könnten sie wittern, ja. Aber da ist die Disziplin vor, dass sie ihren Platz verlassen. Ein anderer kleiner Punkt. Bei dem Bastard lebt ein neuer Lehrer. Ein Hundedämon namens Tantei.“

„Muss der mich interessieren? Er wird mich wittern, aber nicht sehen. Und wie kämpft man gegen etwas Unsichtbares?“

„Er kann nicht nur gut mit dem Schwert umgehen sondern hat ein recht hohes Energielevel. Ihn sollten Sie auf jeden Fall auch beseitigen.“

„Ich werden jeden töten, der sich mir in den Weg stellt. Hund, Mensch oder was auch immer.“

„Eine bewundernswerte Einstellung.“

Na, dachte Inu Yasha wütend, da haben sich ja zwei gesucht und gefunden. Was nun? Er konnte doch nicht zulassen, dass ein unsichtbarer Drache mit Mordabsichten durch das westliche Fürstentum schlich. Aber da war der Bannkreis. Und als Mensch gegen einen Drachen würde er keine Sekunde durchhalten. Was sollte er nur machen? War dieses dämliche Riesenreptil erst einmal unsichtbar – wie sollte er dann selbst als Halbdämon gegen den kämpfen? Aber, wenn er jetzt dort hinunter sprang...

Er bemerkte, dass Naraku nun Zauber wand, offenkundig sehr sorgfältig sich konzentrierte und einen Bannkreis aufbaute.

Vater, dachte er: was soll ich nur machen?
 

Minute um Minute schlich dahin. Inu Yasha umklammerte den Griff seines Schwertes, während er nur zusehen konnte, wie der Bann gelegt wurde. Wie viel Zeit war schon vergangen? Kagome konnte doch noch nicht in der Hauptstadt sein....

Hoffnung

Kagome zitterte. Eine Polizeikontrolle. Sie besaß keinen Führerschein, hatte jedoch wichtige Nachrichten für den Fürsten...

Ein Dämon in Menschengestalt und in Polizeiuniform stieg aus dem Wagen und kam zu ihr.

Sie ließ die Scheibe hinunter.

„Sie fahren viel zu schnell, junge Dame. - Hm?“ Er sah zu seinem Kameraden, der ebenfalls ausstieg und etwas sagte, das Kagome nicht verstand. Der Polizist wandte ihr sich ihr wieder zu: „Eine Dämomenjägerin, also?“

Ach ja, dachte das Mädchen. Das Auto war auf die Dämonenjäger zugelassen. Vielleicht war das eine Chance. „Bitte,“ sagte sie: „Ich muss eilig in die Hauptstadt....Ich bringe Nachricht von Inu Yasha an seinen Vater, den Fürsten...es eilt...Drachen....“

Der Polizist, soweit sie das erkennen konnte, ein Katzendämon, runzelte förmlich die Stirn, ging dann jedoch zu seinem Kollegen und erzählte das: „Entweder, das ist die dümmste Ausrede für Schnellfahren, die ich je hörte, oder...“ Er brach ab, da sein Gegenüber nickte.

„Ja, oder. - Das Auto ist auf Dämonenjäger zugelassen, diese arbeiten stets für den Taishou, sind ihm treu ergeben. Wenn der Bastard wirklich durch diese an seinen Vater Nachricht sendet, dass Drachen an der Grenze des Fürstentums sind oder gar schon hier drin und diese Nachricht nicht ankommt....wegen uns, wohlgemerkt...“

Ja, das war seinem Kameraden klar. Kurz darauf trat er wieder zu der hypernervösen Kagome. Sie sah sich schon in Handschellen abgeführt, wegen Fahren ohne Führerscheins und so weiter verurteilt. „Steig aus, Mädchen. Mein Kollege ist ein Vogeldämon. Er wird dich schneller in die Hauptstadt bringen als du fahren könntest.“

„Äh, danke...“ Sie stieg irritiert aus, erkannte dann, dass sich der zweite Polizist in der Tat in einen geradezu riesigen Falken verwandelt hatte. Sie spürte Hände um ihre Taille, dann setzte sie der Katzendämon auf den Nacken des Vogels.

„Halte dich sehr gut fest,“ warnte er: „Wenn du runterfällst, wird dich niemand auffangen können.“

„Ja...“ Sie klammerte sich an die Federn vor sich: „Äh...wie lange...?“ Sie war schon fast eine Stunde unterwegs gewesen.

„Eine Stunde.“

„Danke.“ Das wäre viel schneller, als sie mit einem Auto hätte fahren können, und sie würde sicher im Palast ankommen. Dann keuchte sie nur noch auf, als sich die meterlangen Schwingen hinter ihr bewegten und der Falke abhob. Panisch klammerte sie sich an die Federn vor sich, schloss dann jedoch die tränenden Augen, als der Dämon immer rascher und steiler emporschoss. Kalt wehte der Wind und sie begann zu frieren, aber sie musste nur an Inu Yasha denken. Hoffentlich behielt der die Nerven, hoffentlich stellte er sich nicht den sieben Kriegern oder irgendwelchen Drachen oder....Er war doch so impulsiv und kein Dämon!
 

Als sie bemerkte, dass der Flug waagerecht wurde, riskierte sie blinzelnd einen Blick, schloss jedoch eilig wieder die Augen. Der Wind biss, und sie hatte weit unten die Landschaft entdecken können. Wahrlich, wenn sie hier hinunterfiel, wäre sie tot. So klammerte sie sich fest, mit den Händen in den Halsfedern, mit den Beinen um den Nacken des dämonischen Falken, und wagte auch nicht loszulassen, als die Kälte ihre Gliedmaßen steif werden ließ. Sie musste durchhalten.
 

Als der Falke im Palastgarten landete, eilten sofort Wachen herbei. Da einer Kagome als Lehrerin des Bastards erkannte, entspannten sie sich jedoch und zogen das halb bewusstlose Mädchen von dem Falken, der sich zurückverwandelte.

„Sie bringt Nachricht für den Fürsten. Sie sagte etwas von Drachen.....Und Inu Yasha.“

Die Wachen sahen sich an. Unmöglich, heute einen Boten zu dem Inu no Taishou zu bringen. Aber Drachen? Inu Yasha? Das klang wirklich mehr als wichtig. Aber, was sollten sie tun?

Kagome richtete sich mühsam auf: „Myouga,“ brachte sie mit blauen Lippen hervor. Hier unten war es direkt wieder warm. Sie sah zu dem Polizisten: „Danke....“

Er nickte nur.
 

So fand sich das Mädchen kurz darauf im Arbeitszimmer des winzigen Geheimdienstleiters und starrte den fast vorwurfsvoll an: „Warum gehen Sie nicht an Ihr Handy?“

„Kindchen, weißt du nicht, welcher Tag heute ist? Keine Nachricht darf zum Herrn. Das hat alles Zeit bis morgen, da rufe ich dann alle zurück. - Moment. Was ist passiert?“ Sie sah deutlich erschöpft aus.

„Wo ist Tantei....er kann es Ihnen genauer erklären.“ Sie sank einfach auf den Boden: „Am Berg Hakurei...Naraku und die Knochenbande...vermutlich Drachen und Inu Yasha ...Ich fürchte, er will sie aufhalten.“

„Inu Yasha gegen Drachen? Ach du liebe Güte!“ Der Flohgeist schlug alle vier Hände über dem Kopf zusammen. „Moment, ich lasse Tantei suchen.“ Er eilte hinaus und kehrte keine zehn Minuten später allein zurück, was Kagome Übles ahnen ließ. Myouga bestätigte ihre Vermutung: „Tantei wurde zuletzt gestern Abend gesehen, als er mit dem Herrn einen Spaziergang im Garten unternahm. Ungewöhnlich. Geradezu Aufsehen erregend. Normalerweise darf niemand zu ihm, mit ihm....Und weder der Herr noch Tantei sind bislang zurück von....von ihr.“

Sie stand auf: „Dann müssen wir dahin.“

„Kindchen, Kagome....Der Herr will niemanden sehen oder gar sprechen. Er bringt uns eher um.“

„Und was, glauben Sie, macht er mit uns, wenn Inu Yasha etwas zustößt?“

Er musterte sie. Sie sah wirklich müde aus, klapperte mit den Zähnen – nein, sie simulierte nicht. Überdies hatte er durchaus mitbekommen, dass die Lehrer und ihr halbdämonischer Schüler eher Freunde waren. So seufzte er: „Ja, ich weiß. Also schön, komm mit. Falls uns die Wachen durchlassen...“ Er sprang auf ihre Schulter: „Kennst du den hinteren Garten mit dem kleinen See?“

„Ich weiß, wo der ist, aber da war ich noch nie.“

„Geh dahin. - Ich hoffe nur dir ist klar, dass wir beide womöglich bald einen Kopf kürzer sind. Aber ja, sag nichts, Inu Yasha. Ja, auch das wäre das gleiche Ergebnis. Der Herr liebt seine Söhne....Ich habe nichts gesagt!“

„Das ist doch nicht schlimm...“

„Für einen Dämonenfürsten schon. - Halt, hier rechts.“
 

Kagome erreichte so bald darauf einen ihr bislang unbekannten Trakt und betrachtete erstaunt die sechs bewaffneten Hundedämonen davor.

Myouga sprang ab und eilte zu denen: „Ist der Herr noch...bei ihr?“

„Ja, aber wie du weißt, ist er nicht zu sprechen.“

Es war ein genialer Einfall, der den Flohgeist durchzuckte: „Ich suche den Lehrer, Tantei. Ist er noch da?“

Der Blick des Wächters glitt zu Kagome, auch diese eine Lehrerin. War etwas mit dem Bastard? „Ja, das stimmt.... - Nun, geh hinein. Es ist ja nur dein Leben.“

Der arme Flohgeist schluckte, aber folgte der Aufforderung. Wenn Inu Yasha umkam, würde der Herr kein Erbarmen mit den Schuldigen kennen. So oder so war er selbst erledigt. Er eilte an dem Heiler vorbei, blieb dann stehen: „Öffne!“

„Myouga?“ Jiro blickte zu Boden: „Bist du verrückt? Solange der Fürst dort bei ihr ist...“

„Dort ist auch der junge Hundedämon, oder?“

„Ja. Das ist sowieso eigenartig. Sie sind beide seit Stunden bei ihr. Und sie schreit nicht. - Nun gut. Es ist ja dein Leben.“ Der Heiler öffnete einen Spalt.

Myouga huschte hinein, irritiert darüber, dass die Dame ruhig auf ihrem Sessel saß, der Fürst und Tantei ihr gegenüber auf Kissen knieten. Eine fast familiäre Szene, obwohl etwas wie gewisse Spannung in der Luft lag.

„Vergebung, Herr,“ keuchte er: „Inu Yasha! - Kagome....“

Das lenkte den Blick gleich dreier Hundedämonen auf den Flohgeist.

Er warf sich zu Boden, ehe er mit dem Mut der Verzweiflung irgendwie noch hervorbrachte: „Tantei., Sie hatten Recht, Kagome kam her, Inu Yasha...Drachen...Naraku...“ Das waren wohl die letzten Worte in seinem Leben, denn ein vorsichtiger Blick nach oben zeigte ihm in gleich sechs goldenen Hundedämonenaugen Eissplitter.

Der Inu no Taishou atmete tief durch: „Ist sie hier?“

„Ja, oyakata-sama.“ Oh, den Göttern sei Dank, dass der Herr ruhig blieb.

„Hole sie herein. - Deine Vermutung scheint sich in der Tat zu bestätigen, Sesshoumaru.“ Und er hatte sie fast nicht glauben mögen, nicht willens, sich derart in einem Dämonen getäuscht zu haben, den er seinen Berater nannte. Aber dann war er sachlich geworden und schien damit richtig gehandelt zu haben.

Der Jüngere neigte respektvoll den Kopf, meinte jedoch: „Dann müssen wir unverzüglich zum Berg Hakurei, mein Herr und Vater.“

„Nicht ohne alle Informationen. Kagome machte sich nicht umsonst auf den Weg.“

Myouga war geradezu schockiert, eilte jedoch hinaus, um das Mädchen zu holen.
 

Die junge Lehrerin verneigte sich höflich vor dem Herrn der Hunde, ebenso vor der Frau, in der sie zu Recht die Fürstin vermutete, war allerdings mehr als verwundert, dass auch Tantei hier saß.

„Setze dich, du bist erschöpft,“ äußerte der Hundefürst gewohnt aufmerksam. „Und berichte.“

Sie gehorchte, schloss damit, dass Inu Yasha gesagt habe, er habe hier noch etwas zu erledigen. „Ich befürchte, oyakata-sama, dass er die Drachen aufhalten will...“

„Aber, als du fuhrst, hattet ihr noch keine gesehen“, hielt sich der Inu no Taishou wie immer an die Fakten.

„Nein, oyakata-sama.“ Sie schielte, da sie höflich den Kopf geneigt hielt, zu Tantei.

Dieser bemerkte es: „Darf ich reden, mein Herr und Vater?“

„Nicht notwendig. Du hast deine Meinung bereits dargelegt. Und ich gebe dir Recht, mein Sohn.“

Kagome konnte nicht anders. Sie riss ihren Kopf empor, starrte von dem Mann, der sich Tantei hatte nennen lassen, zu dem Herrn der westlichen Länder und zurück.

Myouga, der beschlossen hatte, dass er später alles erfahren würde, verneigte sich: „Soll ich Krieger zum Berg Hakurei schicken, oyakata-sama?“

„Zu langsam.“ Der Fürst erhob sich: „Inu Yasha wird nicht zögern, wenn tatsächlich Drachen dieses Fürstentum betreten, so gut kenne ich meinen Sohn.“

Ihm entging das winzige Zusammenzucken seiner Gemahlin. Aber, dachte diese dann schmerzlich: es wäre wahrlich unrealistisch anzunehmen, dass er nicht nur ihr geglaubt und ihr Leben verschont, ja, ihren Welpen gesucht hatte, sondern in all der Zeit kein einziges Mal den Bemühungen einer Anderen erlegen wäre. Er war einer der begehrtesten Männer weit und breit. Jedenfalls bedeutete der zweite Sohn keine Gefahr für den ihren und dessen Rechte, das hatte die Reaktion des Herrn der Hunde heute Nacht und auch zuvor bewiesen.

Der Taishou fuhr derweil fort: „Und er hat keine Chance gegen jemanden wie Ryuukossei, auch nicht mit der Windnarbe. Ich gehe selbst. Sesshoumaru, komm mit.“

„Vergebt, mein Gebieter,“ sagte die Dame sachlich werdend: „Wenn ich es wage, ungefragt das Wort zu ergreifen. Aber auch ich würde gern mitkommen. Ich kann bezeugen, dass es Naraku, Onigumo, war, der.....“ Sie brach ab.

Kagome und Myouga sahen verwundert, wie ein winziges Lächeln um den Mund des Inu no Taishou zuckte, aber es war ein kaltes Lächeln. „Sie sind wahrlich wieder Kyukochi, die Vollendung unseres Volkes. Ja. Kommen Sie. Er hat es zu einer Familiensache gemacht, nun soll er ernten, was er säte. Aber zunächst gehen wir zu Toutousai. - Myouga, bringe Kagome zu ihrer Mutter. Und ihr beide, was immer ihr hier hörtet, schweigt.“

Menschenmädchen und Flohgeist nickten eifrig. Die Fürstin war wieder in Gnaden aufgenommen? Und, noch spektakulärer: Tantei war in Wahrheit Sesshoumaru, der angeblich verstorbene Sohn? Aber was hatte Naraku damit zu tun? Nun, irgendwann würden sie es wohl erfahren. Aber erst einmal sollten sie wirklich den Mund halten.
 

Miroku und Sango hatten die Wände der zweiten Kammer abgetastet. Zu spät bemerkten sie die Feuerlohe, die in den Keller gejagt wurde. Hitze und Sauerstoffmangel nahmen ihnen den Atem, noch ehe die Flammen sie erreichten.

Miroku erwachte mühsam. Er rieb sich über die Stirn. Allein das tat weh Dann kam ihm die Erinnerung an das plötzliche Feuer. Was war das nur gewesen? Mühsam richtete er sich auf. Brandwunden schmerzten, für einen Moment verschwamm ihm wieder alles vor Augen. Aber da war...

„Sango?“

Die Dämonenjägerin lag auf der anderen Seite der Tür – bewusstlos oder tot? Er stand beschwerlich auf, ging hinüber und beugte sich bang über sie. Ihr Gesicht war schwarz gefärbt und er vermutete, dass auch er so aussah: „Sango!“ Er tastete nach ihrem Hals: „Sango! Alles in Ordnung?“ ergänzte er dann erleichtert, als er ihren Herzschlag spürte. Ihre Kleidung sah trotz des besonders widerstandsfähigen Stoffes arg mitgenommen aus, rußbefleckt und verkohlt.

Sie öffnete die Augen: „Das...das weiß ich noch nicht,“ brachte sie angestrengt hervor. „Was...was war das?“

„Kannst du aufstehen?“ Er bot ihr die Hand, durchaus ahnungslos, ob er sie halten könnte.

„Ich...ich denke....“ Sie ließ sich helfen, selbst noch ein wenig unsicher auf den Beinen, und suchte sich ab gedanklich ab: „Brandwunden...Ja, das Feuer. Woher kam das?“

„Wenn du mich fragst, einer der sieben Krieger. Wir wurden anscheinend bemerkt.“

„Und sie hatten bemerkenswert...wenig Skrupel jeden Verdächtigen umzulegen. Nett....“ Sie atmete durch. „Uns hat wohl nur die Tatsache gerettet, dass wir auf der Türseite waren.“ Nun ja, sie hatten beide Brandwunden, schmerzhaft, aber sie hatten überlebt. Das zählte.

Er nickte und sah sich in dem dämmerigen, schwarz verkohlten Raum um: „Oh. - Das war hilfreich.“ Er stolperte förmlich hinüber. Das Feuer hatte einen Ziegel gelockert. Dort, wo sie zuvor bereits gesucht hatten. „Ja.“ Er warf den verbrannten Stein zu Boden und zog eine rußige Schachtel heraus, bemüht den Schmerz zu vergessen. Die Zeit drängte: „Uh. Welche Macht.“ Vorsichtig legte er sie nieder und setzte sich daneben. „Ich werde öffnen und dann versuchen den Bann zu brechen. Umlenken kann ich ihn kaum, dazu müsste ich mehr Zeit haben, um mich zu erholen. Und wenn wir schon bemerkt worden sind, könnte es sein, dass sich auch Naraku mit seinem Plan beeilt. Dann sollten Dämonenkrieger hier durch können.“
 

Inu Yasha beobachtete mit gewissem Ingrimm, dass Naraku seinen Zauber fast beendet hatte. Die Gestalt des Drachen wurde zunehmend durchscheinender, bald wäre er vollständig verschwunden. Und dann...ja, wie sollte man einen Unsichtbaren bekämpfen oder auch nur aufhalten? Gleich. Wenn der Idiot dachte, er könne einfach so in die westlichen Länder spazieren, hatte er sich geschnitten. Der musste durch die Schlucht kommen, da half ihm auch die Unsichtbarkeit nichts. Und dann würde er ihn eben auf der anderen Seite, jenseits des Bannkreises, erwarten.

Der Halbdämon wollte sich gerade auf den Weg machen, als er doch noch entdeckte, dass Naraku zurückwich und der Drache wieder komplett sichtbar war. Neugierig geworden blieb er halten und blickte hinunter. Was war jetzt los?

Das fragte auch Ryukossei.

Naraku zuckte die Schultern: „Die Brücke. Sie ist zu schmal für den Bann...würde unter ihm brechen. Und Sie wollen doch wohl auch wieder zurück? - Bitte, gehen Sie hinüber, dann kann ich unverzüglich den Zauber wieder anlegen. Er ist jetzt fertig.“

„Dann bin ich schon in den westlichen Ländern.“

„Ja. Und da ist der Bannkreis, der angeblich gegen Drachen schützt und es nun nicht mehr tut. Keine Sorge, verehrter Ryuukossei.“

Der Drache schnaubte verächtlich, ehe sich der schlangenartige Leib über die Brücke wandte.

Mist, dachte Inu Yasha. Jetzt ist er in Vaters Fürstentum.

Erst dann begriff er, was er spürte. Es gab keinen Zauber mehr vor ihm, der ihn läutern würde. Miroku, Sango.....Sie hatten es geschafft, sie waren noch am Leben. Er fühlte wie ihn warme Dankbarkeit durchflutete, als er hinunter sprang, sich an den Beginn der Schlucht stellte und den Drachen vor sich musterte, der soeben den diesseitigen Talkessel erreicht hatte.

Der rollte sich zusammen und betrachtete ihn seinerseits. „Was haben wir denn da?“

„Du kannst hier nicht durch, Ryuukossei.“

„Ach?“ Das maskenhafte, menschliche Gesicht auf der Stirn des Drachen lachte: „Und wer sagt das?“

„Ich bin Inu Yasha, der Sohn des Inu no Taishou. Und ich sage dir, du wirst keinen Schritt weiter in den Westen machen.“ Er lege die Hand an Tessaiga., sehr wohl sehend, dass Naraku auf der nördlichen Seite blieb. Der hatte wohl keine Lust bei einem Duell zwischen den Fronten zu landen. „Du bist hier nicht eingeladen worden.“

„Na, das nenne ich mal eine echte, nette Überraschung, Kleiner. Du ersparst mir den Weg in die Hauptstadt. Aber ist es nicht ein wenig leichtsinnig von deinem Vater, seinen einzigen Sohn so allein und hilflos hier durch die Gegend laufen zu lassen? - Gleich. Ich werde dich fressen. Und es gibt nichts, was du dagegen tun kannst, Halbdämon.“

„Ach ja?“ Inu Yasha zog das sich rasch verbreitende Tessaiga.

Ryuukosssei schien nur noch mehr amüsiert: „Was für ein großer Zahnstocher. Glaubst du denn wirklich, das mir, einem der mächtigsten Drachen, dein Schwert etwas ausmachen würde? Meine Haut ist viel zu dick.“

„Dreh um und hau ab.“

„Erst, nachdem ich dich gefressen habe. Wie die Sieben vorher.“

„Und von was träumst du nachts? - Windnarbe!“ Er jagte sie los.

Als sich der Staub legte, zeigten sich Schrunden und Spalten in dem Talkessel – nur Ryuukossei stand oder eher lag unberührt da und lächelte.

„Habe ich es dir nicht gesagt, Kleiner? Du hast keine Chance. - Pass gut auf. Ich zeige dir jetzt mal, wie ein Drache angreift.“

Davon hatte Inu Yasha zugegeben keine Ahnung. Als der Fürstensohn aus dem Norden das schuppige Maul öffnete, rechnete er mit einem direkten Angriff, ähnlich, wie eine Schlange zubeißen würde. So wurde er vollkommen überrascht, als ein heller Ball aus Energie auf ihn zuschoss. Mit einem hastigen Seitensprung entkam er gerade noch. Aber einige Ausläufer streiften ihn und selbst durch sein Feuerrattengewand spürte er die Hitze. Das war nicht gut. Aber er konnte sich ja wohl auch kaum widerstandslos fressen lassen, in der Hoffnung Ryuukossei ginge dann brav nach Hause. Überdies, da würde nicht nur sein Ende Vater schwer treffen sondern auch die Schande des Wie. Nein. Er würde sich wehren, würde kämpfen. Vielleicht hatte Kagome inzwischen die Hauptstadt erreicht, vielleicht kamen Krieger....Er musste nur kämpfen und durchhalten. Und bis ihm etwas Besseres einfiel, sollte ihm die Windnarbe nicht gerade den Sieg bringen, aber doch diese zu groß geratene Eidechse daran hindern ihn zu fressen. So schlug er erneut mit Tessaiga auf der unsichtbaren Linie des Windes zu.

Immerhin hatte es diesmal den Erfolg, dass er einen einzigen, winzigen Riss in der gepanzerten Haut seines Gegners entdeckte. Mehr allerdings nicht.

Ryuukossei schüttelte ein wenig seinen mächtigen Kopf: „Ach herrje. Dumm wie ein Mensch und mit der halben Kraft eines Dämons. Na, das wird ja amüsant. Dann wollen wir dich mal ein wenig rennen lassen, Kleiner.....“

Er öffnete erneut sein Maul und ließ einen Energieball auf den Halbdämonen losschießen, fast unverzüglich gefolgt von einem zweiten.

Inu Yasha sah sich gezwungen, beiden auszuweichen, was mehr schlecht als recht gelang. Und die nächste Attacke kam hinterher.
 

Auch gut, dachte Naraku auf der anderen Seite der Querschlucht. So fand das Treffen der Beiden eben nicht in der Hauptstadt sondern hier statt. Das Ergebnis wäre das Gleiche. Der Bastard war tot. Er würde ehrlicherweise vor dem Fürsten beschwören können, dass er mit eigenen Augen gesehen hatte, wie Ryuukossei Inu Yasha gefressen hatte, das sollte doch auch genügen. Allerdings: wieso war das Halbblut hier? War er derjenige gewesen, den Suikotsu oben auf dem Ruinenplateau bemerkt hatte? Dann war es kein Wunder, dass Bankotsu nichts mehr gefunden hatte. Trotz all der Schwächen des Bastards war er dennoch deutlich schneller als ein Mensch und war wohl rechtzeitig geflohen.

Nun, diesmal hatte die Energieattacke voll getroffen. Ohne jedes Mitleid sah der fürstliche Berater zu, wie Inu Yasha zu Boden ging, sich nur mühsam wieder aufraffte, sein Schwert in der Hand. Auf dem roten Feuerrattengewand zeigten sich schwarze, verkohlte Stellen, auch das weiße Haar war angesengt worden. Das konnte nicht mehr allzu lange dauern. Oder doch, denn Ryuukossei schien es darauf anzulegen sein Spiel mit dem hilflosen Jungen zu treiben. Nicht, dass dessen Windnarbe ungefährlich gewesen wäre. Naraku hätte sich dieser nicht in den Weg stellen mögen. Aber genau deswegen hatte er ja den Drachen ins Spiel gebracht. Sachen, die gegen einen Dämon halfen, waren oft gegen Drachen nutzlos, allerdings auch umgekehrt. Hm. Wieder die Windnarbe. Dem Halbdämon schien nichts anderes einzufallen, oder er konnte nichts anderes. Dafür saß erneut die nächste Energiekugel Ryuukosseis. Wieder wurde Inu Yasha zurückgeschleudert, blieb diesmal jedoch für einen Augenblick regungslos liegen, vermutlich bewusstlos.

Der Drache musterte ihn: „Schon müde? Schade.“

„Keh!“ Der Halbdämon raffte sich auf. Die Brandverletzungen schmerzten, aber das konnte er ignorieren. Das war nichts anderes als die Wunden, die er im Training durch Tanteis Energieangriffe erlitten hatte. Und er war jetzt froh darum. So war er es gewohnt. „Du komisches Reptil weißt es nur noch nicht, aber ich bin ein....“ Er musste Luft holen: „Ein verdammt schlechter Verlierer!“ Er hob Tessaiga. Ihm war klar, dass ihm etwas anderes einfallen musste, wollte er sich nicht buchstäblich die Finger an diesen dämlichen Energiekugeln verbrennen, und irgendwann bewusstlos werden, irgendwann gefressen werden. Nur – was?

Familie

Naraku sah mit gewissem Amüsement zu, wie das Kesseltreiben auf der anderen Seite der Querschlucht ablief. Ja, eindeutig, Ryuukossei spielte mit dem Bastard des Inu no Taishou, hetzte den Jungen. Energiekugel um Energiekugel verließ das Maul des Drachen und der Halbdämon entkam immer knapper der tödlichen Energie. Er wurde müde, das verrieten die Bewegungen deutlich, aber eine gewisse Sturheit konnte man ihm nicht in Abrede stellen. Immer wieder versuchte er es mit der Windnarbe, natürlich vergeblich, aber das führte immerhin dazu, dass der Drache seine Angriffswellen unterbrechen musste und der Junge eine Atempause bekam oder zumindest wieder aufstehen konnte. Blut und Schmauchspuren zeigten sich auf dem roten Gewand.

Wie lange der wohl noch durchhalten konnte, ehe ihn der Sohn des Drachenfürsten auffressen konnte?

Oh. War es jetzt soweit?
 

Erneut hatte eine Kugel direkt getroffen und den Halbdämon zu Boden geschickt, der regungslos liegen blieb.

Ryuukossei musterte ihn. War es schon vorbei? Schade. Das kleine Spielchen hatte Spaß gemacht. Oder rappelte sich der Bastard noch einmal auf?

Inu Yasha war nicht bewusstlos geworden, aber er brauchte einfach einen Moment Ruhe vor den Attacken. Zum ersten Mal hatte er begriffen, dass er einen Fehler begangen hatte. Er hatte diese Energiekugeln als etwas drachenmäßiges angesehen, etwas, das er nicht kannte. Und genau da war er schief gewickelt gewesen. Das war nichts anderes als die Energie, die ihm auch Tantei regelmäßig um die Ohren gehauen hatte. Und da hatte er es doch einmal geschafft, die dem zurückzuschicken. Was hatte er da nur getan? Es war rein instinktiv gewesen...Tessaiga, ja. Und seine eigene dämonische Energie. Klar, er schickte sie ja auch mit der Windnarbe mit. Tantei war überrascht gewesen und hatte in der Besprechung später gesagt, die Instinkt gut, Ausführung schlecht. Aber das musste jetzt einfach klappen.

Mühsam rappelte er sich zum Stehen auf. Das war wirklich langsam hart. Müdigkeit und Schmerz wollten ihn dazu veranlassen einfach liegen zu bleiben, aber das kam ja wohl nicht in Betracht. Vater würde sowieso traurig sein, wenn er tot war, da sollte er wenigstens hören, dass er bis zu seinem letzten Atemzug nicht aufgegeben hatte, sich nicht wie ein Feigling in sein Schicksal ergeben hatte. Tantei, Sesshoumaru, sollte doch auch stolz auf seinen Schüler sein....Kagome, sie würde ihn sicher vermissen....Miroku, Sango....

„Na, so was,“ sagte Ryuukossei hörbar erheitert: „Na, dann wollen wir doch noch eine Runde spielen. Du kannst anscheinend eine Menge wegstecken.“

„Nicht nur das,“ keuchte Inu Yasha. Mist. Er konnte seinen Herzschlag hören und immer wieder erschienen schwarze Wolken vor seinen Augen. Er war wirklich ziemlich am Ende. Es würde nur noch eine Chance für ihn geben das hier zu seinen Gunsten zu beenden, und, wenn er in das riesige, mit spitzen Zähnen bewehrte Drachenmaul guckte, wusste er, dass er nicht schreiend dort drin enden wollte. Er fasste Tessaiga mit beiden Händen.
 

Der Drache öffnete wieder sein Maul, eine Energiekugel bildete sich und flog mit rasender Eile auf den Halbdämon zu, der diesmal nicht auswich, sondern im Gegenteil dem Angriff entgegen sprang. Dorthin, wo er die stärkste Macht der Attacke entdecken konnte, zielte er mit seiner Klinge. Die Erschütterung ließ seine müden Arme schmerzen. Instinktiv, ohne nachzudenken, riss er sein Schwert empor, wickelte mit einem Schwenk die Energie Ryuukosseis darum und legte alles in die folgende Windnarbe, was er noch in sich auftreiben konnte.

Es entstand eine Windhose aus wahrhaft mörderischer Dynamik, die sich blitzartig aufteilte und als Masse von kleinen Ablegern auf den vollkommen überraschten Drachen losschoss.

Ryuukossei begriff plötzlich, dass da seine eigene Macht plus der seines Gegners auf ihn zukam, aber er hatte weder die Zeit noch die Möglichkeit zu reagieren.
 

Inu Yasha ging keuchend auf die Knie, sich mit Tessaiga abstützend, wahrend er ein wenig schockiert die kleinen Häufchen betrachtete, die eben noch ein gigantisches Reptil gewesen waren. Er hatte tatsächlich gewonnen, er, der Halbdämon, der Bastard, gegen den Sohn des Drachenfürsten.

Die schwarzen Wolken vor seinen Augen wurden zu roten Schleiern, das Rauschen in seinen Ohren immer heftiger. Jetzt erst spürte er den Schmerz der Verletzungen in vollem Ausmaß, und ihm wurde bewusst, dass der Sieg wohl wirklich teuer erkauft worden war. Hoffentlich würde Vater stolz auf ihn sein, nicht zu traurig....
 

Durch die Flecken, die seinen Blick vernebelten, erkannte er eine dunkle, menschliche Gestalt auf sich zukommen. Naraku. Er wollte auf, aber seine Kraft war zu Ende.

Der Berater blieb vor ihm stehen. „Nicht schlecht,“ gab er zu. „Aber du machst es auch nicht mehr lange. Nun, so oder so ist mein Ziel erreicht. Du stirbst hier, jämmerlich, allein, und dein Vater wird nicht umhin können, mich zu seinem Nachfolger zu erklären.“

„Keh!“ Inu Yasha bemühte sich aufzustehen, aber es gelang ihm nicht mehr. Um ein Haar hätte er mit Tessaiga noch seinen letzten Halt verloren, da seine steif werdenden Finger es fast nicht mehr klammern konnten. „Du bist ein Vollidiot, Naraku,“ sagte er, möglichst laut und klar, in sich aufbäumendem Stolz. Nein, nicht zeigen, wie müde er war, wie erschöpft, wie nahe am.... „Sieh dir doch mal an, was ich hier getan habe....und ich bin nur der halbe Hund! Was, glaubst du, passiert, wenn du einem Ganzen begegnest...?“ Und dabei dachte er nicht an seinen Vater sondern an den Mann, der sich Tantei nennen ließ.

„Narr,“ meinte der Berater nur, der durchaus erkannte, dass sich die Augen des Jungen verschleierten, der Geist dahinter ebenso langsam erlosch, wie sich der Körper entspannte, und schließlich zu Boden fiel.
 

Aus den Augenwinkeln bemerkte er eine Bewegung und drehte sich um. Erschreckt begegnete er dem goldenen Blick des Fürsten. Hastig verneigte er sich: „Oyakata-sama.....Ich darf Ihnen zu Ihrem Sohn gratulieren....er hat es vermocht Ryuukossei zu besiegen. Wenngleich auch um den Preis seines Lebens...“ Wie kam der her? Was machte der hier? Jetzt erst entsann er sich dämonische Energie wahrgenommen zu haben, keine Minute zuvor. Aber er war zu abgelenkt gewesen, als dass ihm diese Tatsache richtig zu Bewusstsein gekommen wäre. Ein womöglich fataler Fehler.

„Ist das so.“ Der Inu no Taishou ließ ihn nicht aus den Augen, als er nur sagte: „Sesshoumaru.“ Er war zu spät gekommen, seinem armen, tapferen Jungen direkt zu helfen, aber nicht zu spät um etwas zu tun. Irgendwann musste er erfahren, wie es dem gelungen war Ryuukossei derart zuzurichten. Damit hätte er niemals gerechnet.

Sesshoumaru? Naraku verstand nicht. Das war doch der Name des toten Erstgeborenen? Aber der Hundedämon, der soeben in die Schlucht gesprungen kam, war doch Tantei, der Schwertkampflehrer? Er wollte sich jedoch auch nicht umdrehen, sehen, was der da mit dem Bastard tat. Was um aller Himmel willen hatte den Fürsten an ausgerechnet diesem einen Tag aus dem Schloss getrieben? Und noch dazu hierher? Wie kam er selbst jetzt hier möglichst heil wieder raus?

„Tenseiga?“ fragte Sesshoumaru nur, der das Schwert, das einst für ihn geschmiedet worden war, nun neben Tokejin an der Hüfte trug. Und da sein Vater nickte, zog er es, ohne den regungslosen, geschundenen Körper des Halbdämonen aus den Augen zu lassen, während der Inu no Taishou meinte:

„Du hast wirklich einen raffinierten Plan ausgeheckt, Naraku. Zu dumm, dass er entdeckt wurde. Die Sache mit den Abkömmlingen allein würde schon für ein Todesurteil reichen, dazu Drachen auf diese Seite der Schlucht zu bringen, um sie meinen Jüngsten fressen lassen zu wollen, die Tatsache, dass du die Knochenbande vor der Hinrichtung bewahrt hast und sie weiter hast morden lassen, Karasu zum Beispiel....“

Naraku starrte ihn sprachlos an. Das war ja....woher wusste der das? Der Geheimdienst war doch gescheitert? Er hatte sich doch so vorgesehen....?

„Nun, du begreifst selbst, dass du bereits so tot bist wie nur wer. - Aber ich möchte dir noch jemanden vorstellen, den du sicher wiedererkennen wirst.“

Der Berater blickte unwillkürlich seitwärts, als es auch der Fürst tat, und starrte fassungslos auf die Hundedämonin, die sich langsam näherte. Das war doch...SIE? Er hatte sie nie vergessen, die ach so stolze Frau, die sich in ein bettelndes, jammerndes Etwas verwandelt hatte, als er ihren Welpen bedrohte, ja, angeblich foltern und umbringen ließ, während ihn Hakudoshi in Wahrheit nach Akumu gebracht hatte. Was tat sie hier? Noch dazu mit dem Fürsten und diesem Schwertkampflehrer?

„Lange nicht gesehen, Onigumo,“ sagte sie.

Naraku wurde kalt. Eine der wenigen Personen, die ihn unter diesem Namen noch kannten, ja. Das wurde immer schlimmer. Flucht war so gut wie ausgeschlossen. Der Inu no Taishou stand zwischen ihm und der Brücke in den Norden. Käme er dorthin, dürfte ihm der Fürst nicht folgen, um keinen Krieg zu provozieren. Aus diesem Grund würde auch Fürst Tsubasa sich nicht für den Tod seines Sohnes rächen können oder auch nur wollen. Es gab in dem Friedensvertrag eindeutige Regeln, gerade für die Fürsten und deren Familien.

„Möchten Sie es ihm sagen, meine Teure, oder soll ich es tun?“ erkundigte sich der Inu no Taishou mit, wie sein Berater fand, übertriebener Höflichkeit.
 

Dann jedoch begriff Naraku. Meine Teure...die Anrede für eine geschätzte Ehefrau. Wenn aber diese Dämonin die Gemahlin des Fürsten war, dann war der Junge, der in Akumu gelandet war....Er fuhr instinktiv herum, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der angebliche Schwertkampflehrer Inu Yasha aufstehen half. Dieser wirkte noch ein wenig verwirrt, aber eindeutig lebendig.

„Es würde mir ein gewisses Vergnügen bereiten, mein Gebieter,“ erwiderte die Dame ruhig: „Onigumo....zweihundertfünfzig Jahre sind eine lange Zeit. Und ich bedauere wirklich zutiefst, dass du neben dem, was du unserem Sohn und uns angetan hast, auch noch Hochverrat begingst. Niemand wird die Geduld haben dich so lange leiden zu lassen wie du es verdient hättest.“

Er musste hier weg, irgendwie in den Norden, weg von dieser Hundefamilie, von denen jeder Einzelne mehr als genug Gründe hatte ihn umbringen zu wollen. Naraku sah nur eine Möglichkeit. Der Fürst, dieser Tantei, nein, Sesshoumaru, und Inu Yasha waren bewaffnet und er wusste, dass sie alle mit ihren Schwertern auch umgehen konnten. Aber die Fürstin war wehrlos. Sie als Geisel, über die Brücke und er war in Sicherheit....

Für einen Augenblick sahen alle zu dem Bastard – und Naraku nutzte seine Chance ohne zu zögern. Einen Arm um den Hals der Hundedame schlingend, zog er sie nahe zu sich, um vor Schwertangriffen sicher zu sein. „Ich gehe jetzt mit ihr über die Brücke,“ sagte er: „Und, wenn Sie nicht wollen, oyakata-sama, dass ihr der hübsche Hals gebrochen wird, sollten Sie nichts dagegen unternehmen.“ Sie selbst hatte ihm vor zweihundertfünfzig Jahren gezeigt, dass in dieser Familie der Beschützertrieb groß war. Er bemerkte, wie Sesshoumaru und Inu Yasha zu ihrem Vater blickten.

Der Fürst schüttelte ein wenig den Kopf: „Haltet euch da raus.“ Mit einem seltsamen Lächeln sah er seinem Berater in das Gesicht: „Du hast wirklich keine Ahnung von Frauen im Allgemeinen und Müttern im Besonderen.“

Was meinte er? In diesem Moment drehte sich die Hundedämonin in seinem Griff mit überraschender Kraft um. War sie nicht krank? Und dann sah er ihre Augen – und wusste, was der Inu no Taishou gemeint hatte. Zum Glück hatte er noch einen Reserveplan, dachte er noch, ehe er die Klaue der Dame in seine Brust eindringen spürte.
 

Die Fürstin drehte sich zu ihrem Gemahl, noch während sie ihre Hand sichtlich angewidert schüttelte um sie vom Blut zu befreien.

„Dann können wir gehen,“ konstatierte der Inu no Taishou befriedigt. Zurück musste er einen persönlichen Brief an Fürst Tsubasa verfassen, wenn ihm Inu Yasha erzählt hatte, was hier genau passiert war.

„Was....ist das?“ Der fassungslose Klang in der Stimme des jüngsten Familienmitgliedes ließ alle zu ihm blicken. Die drei Hundedämonen nahmen an, dass er nun erst sah und verstand, was er mit Ryuukossei angestellt hatte.

Mehr um ihn zu beruhigen, drehte sich der Vater um – und starrte auf dem Körper seines ehemaligen Beraters, aus dem sich wurmähnliche Gebilde schlängelten.

„Jämmerlich,“ kommentierte die Dame.

Der Inu no Taishou stimmte dem zwar zu, war jedoch zu gewöhnt an rasche Schlussfolgerungen und Befehle: „Sesshoumaru, stoße Naraku Tokejin ins Herz. Inu Yasha, töte die Wurmdämonen.“
 

Der Nachdruck in der Stimme veranlasste seine Söhne zu schleunigstem Gehorsam, eher, als es das Wort „rasch“ vermocht hätte, ohne, dass sie freilich begriffen, was hier passierte. Sicher, sie hatten den Berater durchaus für zauberkundig gehalten, aber was hatten diese erbärmlichen Wurmdämonen mit ihm zu tun? Hatten sie ihn etwa übernommen? Selbst dem Mann aus Akumu war eigentlich klar, dass das diese unterste Klasse aller Dämonen nicht vermochte. Oder doch? Er zog die Klinge aus dem Toten zurück und schwenkte sie unwillkürlich rasch um sie vom Blut zu reinigen – Blut, das jedoch gar nicht mehr vorhanden war. Während er Tokejin in seinen Gürtel schob sah er daher fragend zu seinem Vater.

Inu Yasha tat das Gleiche, nachdem eine Windnarbe die Würmer teilweise bereits aus dem Himmel geholt hatte, offensichtlich auf der Flucht. „Äh...Vater....?“

„Seht ihn euch an“, befahl dieser daher und wandte sich an seine Gemahlin: „Das ist nun Onigumo.“

Sie betrachtete den sichtlich gealterten Toten: „Ja.“

Da seine Jungs anscheinend noch immer nicht verstanden: „Onigumo muss sich, um aus dem Westen fliehen zu können, mit diesen Wurmdämonen eingelassen haben, ihnen seinen Körper überlassen haben. So entstand Naraku. Und daher wohl auch dessen doch ungewöhnliche magische Fähigkeiten. Kein Dämon, ein Sammelsurium von allerlei, hauptsächlich niederrangigen, Dämonen. Ich vermute jedoch, dass auch einige andere dabei waren, denn nur Würmer hätten das nicht einbringen können.“

„Und, was ist jetzt mit Hakudoshi und Kagura?“ erkundigte sich der Halbdämon: „Sie sind ja doch wohl seine Abkömmlinge...Können sie dafür bestraft werden? Ich meine, sie hatten ja keine Wahl....“

„Sie sind sicher tot. Mit dem Tod des Schöpfers sterben auch die Abkömmlinge.“
 

„Inu Yasha!“

Dieser Ruf einer weiblichen Stimme bewog die Familie sich umzusehen.

Sango und Miroku kamen angelaufen, so rasch sie es mit ihren Verletzungen vermochten, und bogen um die Ecke: „Tantei!“ entfuhr es ihnen zweistimmig, hörbar überrascht, ehe sie begriffen, wer da noch herumstand, und sich eilig vor dem Fürsten verneigten. Die Hundedämonin, die sie nie zuvor gesehen hatten, ignorierten sie.

„Oh, sie...sie haben den Bannkreis aufgehoben,“ erklärte der Halbdämon hastig, bemüht seine Freunde zu schützen: „Nur so konnte ich mich gegen Ryuukossei stellen.“

Der Inu no Taishou nickte ein wenig: „Ich erwarte euren Bericht ebenso wie den deinen, Inu Yasha. - Sesshoumaru...“ Er sah durchaus den verwirrten Blick der beiden Dämonenjäger auf den Mann, der sich Tantei hatte nennen lassen: „Inu Yasha, ihr fahrt mit ihnen im Auto zurück. Ihr habt euch viel zu erzählen. In der Hauptstadt kommt zu mir.“ Er drehte sich um: „Dann gehen wir, meine Teure.“

Das zurückbleibende Quartett wich instinktiv einige Schritte zurück, als sich der Fürst und seine Gemahlin in riesige, weiße Hunde verwandelten, wenngleich sie ein wenig kleiner als er, und mit einem gewaltigen Satz oben auf die Felsen sprangen, nur kurz darauf den Blicken entschwunden waren.

„Ja, ich denke, du hast so einiges zu erzählen, Tantei alias Sesshoumaru,“ meinte Inu Yasha dann unverzüglich: „Angefangen von der Tatsache, wieso ihr alle darauf kommt, dass du mein Halbbruder bist, wieso ich wieder lebe, und was das da gerade mit Naraku war.“

Der Angesprochene seufzte, wenn auch nur in Gedanken, als ihm klar wurde, dass genau darum sich sein Vater gedrückt hatte. Nun ja, dieser war der Taishou, der Fürst, und es war sein Recht, Unangenehmes anderen, zumal seinem ältesten Sohn, aufzuladen. Ihm wurde jedoch in diesem Moment ebenso bewusst, dass das Leben für ihn zukünftig ziemlich viele lästige Aufgaben bereit halten würde. Immerhin war er nun der älteste Fürstensohn, der nächste Anwärter auf den Thron. Und spätestens nach dem Staatsempfang in wenigen Wochen würden es alle wissen. Eine seiner Hauptaufgaben würde zunächst darin bestehen, sich auf die Welt eines Fürstenhofes einzulassen, in Akten einzuarbeiten – und, nicht zuletzt, seinen Vater zu entlasten.

Nun, was sollte es. Er hatte seine Lebensaufgabe aus Akumu erfüllt, den Mann gefunden, der ihn dorthin geschafft hatte, ja, seine Eltern beide lebend gefunden. Warum kein neues Problem angehen. Vor ihm lagen noch Jahrhunderte. So sagte er nur: „Im Auto.“ Er ging, nicht überrascht, dass sein Halbbruder sofort an seiner Seite war, wenngleich ein wenig verwundert, dass der nicht ganz auf seiner Höhe war. Aber dann verstand er. Höfisch erzogen hielt sich der jüngere Fürstensohn nun einen halben Schritt hinter dem Älteren, stumme Anerkennung seiner neuen Rolle als Thronerbe.
 

Miroku und Sango tauschten einen raschen Blick. Tantei war der angeblich verstorbene älteste Sohn des Fürsten? Das war eigentlich unglaublich – aber das würde seine Stärke erklären, und auch andere Dinge. Nun, auf die Erläuterungen waren sie wirklich neugierig. Immerhin würde dann Inu Yasha doch auch einen Bruder haben, zumal einen, der den Fürsten unterstützen würde – und womöglich hätte der dann auch mehr Zeit für seinen Jüngsten. Das klang mehr als gut für ihren Freund.
 

Das hoffte auch der Halbdämon. Eigentlich freute er sich darüber, dass Tantei jetzt länger bei ihm wäre, aber genau das würde nicht passieren. Ein Erbprinz müsste doch bestimmt auch viele Aufgaben wahrnehmen, so dass sie kaum mehr dazu kommen würden miteinander zu üben oder er ihn gar auszubilden. Schade. Er würde eher keinen anderen dämonischen Lehrer bekommen. Ob Vater dann mehr Zeit finden würde mit ihm Tessaiga auszuprobieren? Nach dem Kampf gegen den Drachen war er eigentlich sicher, dass da noch so einige Fähigkeiten in seiner Klinge schlummerten, die er nur in Aktion finden würde. Toutousai würde bestimmt den Mund halten, was es da noch so alles gab. Er warf einen Blick auf die Schwerter an Tanteis....nein, an der Hüfte seines Halbbruders. Tenseiga. Das war das Schwert, das für den hergestellt worden war und das niemand berühren durfte. Er hatte, als er aufgewacht war, gerade noch gesehen, dass Sesshoumaru das zurückgeschoben hatte. Welche Fähigkeiten hatte dieser alte Schmied da hineingezaubert? Es besiegte den Tod, anscheinend. Kein Wunder, dass Vater solchen Wert darauf gelegt hatte, dass es niemand anfasste. Das war schon...sagenhaft.

Plötzlich jedoch kam ihm eine andere Tatsache zu Bewusstsein. Er hatte jetzt einen Halbbruder, der der rechtmäßige Thronerbe war, der Vater unterstützen konnte und das auch sicher tun würde. Aber das war eben nicht alles.

Das war auch der Mann, der sich Tantei genannt hatte – und der gesagt hatte jeder neue, dämonische, Fürst würde, ihn als Sohn des Fürsten, sei er auch nur ein Halbblut, umbringen, um sicher zu gehen. Und gegen Tantei würde auch eine Flucht nach Akumu nicht helfen. Vaters Tod würde damit auch unwiderruflich seinen eigenen bedeuten – auf Befehl oder auch durch die Hand seines Bruders. Na toll.

Der Mann ohne Vergangenheit

Inu Yasha hörte auf der dreistündigen Rückfahrt ebenso gespannt wie seine Freunde zu, als Sesshoumaru darüber berichtete, wie er seine Eltern – und sie ihn - wiedererkannt hatte und was vor zweihundertfünfzig Jahren passiert war.

Miroku, der fuhr, erzählte dann, wie sie den Bannkreis beseitigt hatten, und, wie sie mit mehr Glück als Verstand den Feuerangriff eines der sieben Krieger überlebt hatten.

Als Letzter war der jüngere Fürstensohn an der Reihe und legte bemüht sachlich dar, wie die sieben Krieger gestorben waren, die Unterhaltung von Ryuukossei und Naraku, dessen persönlichen Unsichtbarkeitsbann – und der Kampf gegen den Drachen. Dabei versuchte er gegenüber seinem Schwertkampflehrer, nun ja, eigentlich Halbbruder, gut dazustehen, zu zeigen, dass er etwas gelernt hatte. Vielleicht würde der sich doch bereit erklären weiter mit ihm zu üben. Er hatte wirklich nichts gegen Sango, aber gegen einen Hundedämon anzutreten, noch dazu mit dieser Stärke, war schon etwas anderes. Und, wenn ihn der Kerl eines Tages umbringen wollte, sollte der zumindest wissen, dass er etwas wert war. Das würde er ihm in den nächsten Jahren demonstrieren. Er war nicht nur ein Halbblut, er war Inu Yasha, etwas wert und vielleicht eines Tages ein mit gewissem Bedauern ermordeter Halbbruder.

Der Mann, der sich Tantei hatte nennen lassen, nickte ein wenig: „Dir ist es also gelungen den Angriff zurückzuwerfen. Eine Rückschlagwelle....“

„Ja. Und ich bin sicher, dass Tessaiga noch einige Überraschungen auf Lager hat. Dieser dämliche Toutousai verrät einem ja nichts. Woher wusstest du eigentlich, was Tenseiga kann?“

„Vater. Er ging mit mir zu Toutosai und wir holten Tenseiga. - Warum sollte ich Naraku töten?“

Seltsamerweise verstanden sie sich auch ohne große Erklärungen: „Vater setzt sein Schwert so gut wie nie ein. Er sagt immer, dass es schwer zu kontrollieren sei und jeder neue Tote es stärker macht. Ich glaube seit den Schlachten vor vierhundert Jahren hat er es nie wieder richtig benutzt.“ Der Jüngere sah seitwärts: „Und außerdem...er dachte wohl, das sei deine Beute.“

Ja, das mochte stimmen. Immerhin hatte der Taishou, Vater, gewusst, dass er jahrhundertelang nach diesem Mann gesucht hatte. „Jedenfalls hast du dich im Schwertkampf verbessert.“

Inu Yasha entkam ein Grinsen: „Ich hatte einen guten Lehrer, einen Typen namens Tantei...“

Sesshoumaru nickte erneut, ohne erkennen zu geben, dass ihn das offene Lob freute. Schließlich war die Ehre eines Schülers auch immer die des Lehrers.
 

Nachdem alle dem Fürsten Bericht erstattet hatten, eilte der Halbdämon in sein Palais, sicher, dass Kagome auf ihn wartete. Tatsächlich saß sie blass und abgespannt in seinem Wohnzimmer und sprang auf, als sie ihn sah:

„Ist alles gut gegangen. Was bin ich froh! Sango und Miroku...?“

„Sie sind auch in Ordnung, ja. Wir mussten nur gerade noch Vater erzählen, was passiert war.“ Er legte die Hände auf ihre Schultern: „Und, wenn du es auch hören willst, solltest du dich wieder hinsetzen.“

„Oh, ja. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Und, so wie du aussiehst...das viele Blut....“ Aber sie gehorchte: „Du weißt inzwischen, dass Tantei....?“

„Ja, ich meine, ich wusste schon vorher, dass er Sesshoumaru heißt, aber ich dachte eigentlich, es sei Zufall.“ Er zog sich das Oberteil und das Hemd ab. Es stimmte schon, da war alles blutverschmiert, auch, wenn sein Körper selbst bereits wieder fast abgeheilt war. Das war noch schneller als sonst gegangen und er war nicht sicher, ob da nicht auch Tenseigas kleine Wunderwirkung mit eine Rolle spielte: „Also, die sieben Krieger sind tot....“ Er ließ sich neben sie auf die Couch sinken und erzählte.

Als er geendet hatte, sah er in seine Arme. Kagome hatte sich an ihn geschmiegt, anscheinend, ohne darauf zu achten, dass er kein Hemd trug, und andächtig zugehört, ohne ein Wort zu verlieren. Das überraschte ihn ein wenig, hatte er doch damit gerechnet, dass sie ihn tadeln würde, sich auf ein Duell mit Ryuukossei eingelassen zu haben. So fragte er, nicht so nüchtern, wie er es gern gehabt hätte, aber ihr Geruch so nahe bei sich, ihr Körper in seinen Armen... „Ich musste ihn einfach aufhalten, das verstehst du?“

„Ja, irgendwie war es mir klar. Darum habe ich mich ja auch so beeilt, Und der Polizist war sehr nett. Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist. Natürlich auch Sango oder Miroku,“ ergänzte sie hastig: „Und irgendwie ist es auch schön, dass dein Vater...ich meine, dass der Fürst jetzt einen Thronfolger hat, endlich seinen verlorenen Sohn wieder hat. Wir wissen ja alle, dass er darunter gelitten hat.“

„Ja. - Du, Kagome?“

„Ja?“ Sie sah zu ihm auf, ohne ihren Platz an seiner Brust zu verlassen. Sie war müde und er war so warm und weich und die Arme um sie so angenehm. Und noch vor Tagen, gar Wochen, hätte sie nie geglaubt, dass es möglich wäre, dass der Fürstensohn ein Menschenmädchen so halten könnte.

„Das hast du toll gemacht.“

„Was?“

„Na, Vater zu informieren.“

„Musste ich ja...ich dachte dauernd an dich und hoffte nur, dass du dich nicht gegen die sieben Krieger plus einige Drachen stellst.“

„Du hast dir große Sorgen gemacht, hm?“

„Ja, du Dummkopf. Irgendwie hänge ich an dir.“

„Das ist...toll...“ brachte er auf irgendeine Weise noch hervor, ehe er den Kopf neigte und zum ersten Mal in seinem Leben ein Mädchen küsste, unsicher ob sie ihm nicht eine Ohrfeige verpassen würde, oder wie er das überhaupt angehen sollte. Aber da sie die Arme um seinen Hals legte, war es wohl in Ordnung und so dachte er auch nicht weiter mehr nach.
 

Als Kagome viel später gegangen war, träumte Inu Yasha noch lange vor sich hin, selige Erinnerungen, aus denen er erst aufschreckte, als er hörte, dass Tantei, dass Sesshoumaru in seinem Zimmer war – anscheinend sollte der zumindest noch die paar Wochen bis zum Staatsempfang seine Deckung wahren. Da bot sich die spontane Gelegenheit für ein mehr oder weniger brüderliches Gespräch. Genauer, er wollte einfach wissen, ob er es mit Tantei oder Sesshoumaru in Zukunft zu tun hatte – oder, am ärgsten, mit beiden. So oder so war es besser, seinem Schicksal entgegenzutreten, sich nicht zu verstecken, das hatte ihm das Duell mit dem Drachenprinzen bewiesen.

Folglich ging er ohne weiter nachzudenken hinüber und klopfte höflich.

„Komm rein.“ Der Hundedämon stand am Fenster, drehte sich jedoch um: „Frage.“ Was sonst sollte den Jungen mitten in der Nacht in sein Zimmer treiben.

Woher wusste der, dass er ihn was fragen wollte? Der Jüngere schloss die Tür und atmete tief durch. Ja, er fühlte sich mies – aber, das war wohl nur zu verständlich. Wer hörte schon gern sein eigenes Todesurteil? Und, wie fragte man danach? Er betrachtete sein Gegenüber als würde er ihn zum ersten Mal sehen, dachte an die Szene in Akumu, als diese gesamte Gang zurückgewichen war, als sie seinen Halbbruder auch nur erkannten, an den Wächter....Das war mit Sicherheit nach Vater der gefährlichste Typ, der im Westen herumlief – und wohl auch in einigen andern Fürstentümern: „Tantei sagte zu mir, dass ein neuer Fürst in jedem Fall mich umbringen würde und ich daher nach Akumu fliehen sollte, falls Vater...wenn Vater tot ist. Akumu kann ich ja jetzt wohl streichen.“

„Ja.“

Das war so nüchtern, so sachlich....Für einen Moment wünschte sich Inu Yasha fast verzweifelt wieder Ryuukossei gegenüber zu stehen. Da könnte er sich wehren. Aber er stellte sich aufrecht hin und sah in das Gesicht seines neu gefundenen Bruders: „Gut, das zu wissen. Ich möchte dich nur um eines bitten, Sesshoumaru: mach es selbst.“

Dieser stutzte, begriff dann erst den Gedankengang. Der Junge hatte Courage, wahrhaftig: „Du hast die Lektionen, die dir Tantei gab, wirklich verstanden. Aber es hat sich etwas geändert.“

„Ach, und was? Hast du nicht gesagt, es wäre essentiell für jeden neuen Fürsten mich umzubringen, weil sich Verschwörer oder so was hinter mir verstecken könnten, Halbblut hin oder her?“

„In der Tat. Und das wäre so bei jedem – außer mir.“

„Schön, jetzt hast du mich mal wieder überrascht.“

„Jeder neue Fürst, sagte ich, und das stimmt. Jeder müsste zusehen, dass das Blut des verstorbenen Fürsten, Vaters Blut, von der Erde verschwindet. Nur: ich nicht. Ich bin sein Sohn, sein vollblütiger, ältester Sohn. Keine Verschwörung gegen mich, die sich hinter dir verstecken kann.“ Er spürte die Wärme, die in ihm aufstieg. Vater, Mutter – er hatte Eltern, er hatte einen mutigen, unerfahrenen kleinen Halbblutbruder, dem er noch eine Menge beibringen konnte und schlussendlich auch wollte. In den vergangenen Wochen hatte er gesehen, was da in dem steckte. Loyalität gegenüber Familienmitgliedern, Tapferkeit und anderes. Nicht einmal gegenüber sich selbst hätte er zugegeben, dass er auch die Einsamkeit gesehen hatte, den Stolz sich allein gegen die feindliche Umwelt zu stellen, die Ähnlichkeit mit seiner eigenen Kindheit in Akumu. Hm. Wie lief der denn eigentlich herum?

Inu Yasha atmete tief durch. Es stand für ihn außer Zweifel, dass der Hundedämon nie lügen würde. Nein. Das war die Zusage ihn am Leben zu lassen, falls er nicht wirklich Hochverrat beging. Aber – warum musterte ihn sein großer Bruder so eigenartig? Er spürte, wie er langsam errötete, als ihm klar wurde, dass er nur mit seiner Hose bekleidet war – und vermutlich der Duft von Kagome noch mehr als deutlich an ihm hing. Er war so in Gedanken versunken gewesen, hatte dann seine spontane Entscheidung getroffen herzukommen, dass er vergessen hatte sich ein T-Shirt oder etwas anderes überzuziehen oder gar zu duschen. Mehr um davon abzulenken fragte er: „Dann können wir morgen trainieren? Heute ist das ja irgendwie ausgefallen.....“

„Man sollte annehmen, dass du heute gegen Ryuukossei genügend gekämpft hast.“ Aber Sesshoumaru gab zu, dass ihm dieser Kampfeifer gefiel, schon gefallen hatte, seit er den Halbdämon kannte. Und kaum mehr Kratzer auf dessen Oberkörper verrieten das mörderische Duell. Selbstheilungskräfte besaß der Junge in der Tat. „Falls ich keinen anderen Befehl erhalte – morgen um acht auf dem Kampfplatz.“ Wie sich der freute....

„Ich werde da sein,“ versprach Inu Yasha auch nur: „Dann bis morgen.“ Er ging weitaus erleichterter als er den Raum betreten hatte, ja, überzeugt, dass das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft werden konnte.
 

Der Fürst saß lange in seinem Arbeitszimmer und dachte nach, ehe er mit eigener Hand den Brief an Fürst Tsubasa schrieb, ihm den Tod seines jüngsten Sohnes mitteilte, die Umstände, die dazu geführt hatten. Der Herr der Drachen wäre kaum entzückt, aber er war vernünftig genug, um zu wissen, dass Ryuukossei gegen die elementarsten Regeln des Friedensvertrages verstoßen hatte, und keinen Rachefeldzug zu starten. Andererseits wusste er selbst nur zu gut wie es sich anfühlte einen Sohn zu verlieren. Allerdings nun auch ihn wiederzubekommen, was Tsubasa versagt bleiben würde.
 

Kaum zwei Wochen nach diesen Ereignissen fand ein Staatsempfang statt, zu dem nicht nur die Botschafter der anderen Fürstentümer und die wichtigsten Männer und Frauen der Menschen und Dämonen des Westens geladen waren, sondern auch Inu Yasha. Es gab durchaus Gemurmel, als der Halbdämon sich auf den ihm zugewiesenen Platz in der ersten Reihe niederließ, aber da alle gehört hatten, heute solle der Thronfolger vorgestellt werden, nahmen sie an, dass es darum sei. Der Bastard sollte wohl wissen, wer ihm vorgezogen wurde – eine subtile Art ihm zu zeigen, wo sein Platz war.

Inu Yasha hätte es ihnen erklären können, aber er freute sich zu sehr auf die dummen Gesichter später. Für diese Leute alle gab es nur Tantei, einen Hundedämon, der dazu verdonnert worden war sein Kampflehrer zu sein – niemand ahnte bislang etwas. Nur Myouga und Chinou wussten es, natürlich auch seine menschlichen Lehrer. Sonst hatte Vater ausdrücklich Stillschweigen verlangt, nicht zuletzt, damit der Geheimdienst auch unter den anderen Beratern noch suchen konnte, wer sich Hoffnungen auf die Nachfolge machte. Chinou, der wahrlich bislang nicht durch Freundlichkeit gegenüber ihm als Bastard aufgefallen war, überschlug sich dagegen förmlich gegenüber Sesshoumaru. Heuchler, dachte der Halbdämon – aber der Mann, der sich Tantei hatte nennen lassen, kam aus einer Gegend, in der man auf so etwas nicht hereinfallen sollte, wollte man am Leben bleiben. Immerhin hatte das den Nebeneffekt, dass der Berater, der durchaus aufmerksam die neue Lage beobachtete, sich nun ihm gegenüber zurückhielt. Sesshoumaru trainierte jeden zweiten Tag mit seinem Halbbruder, wenn auch oft nur kurz, aber er tat es – und Chinou war ein zu erfahrener Höfling, um sich nicht anzupassen, dem Bastard zumindest in Gegenwart des Thronfolgers höflich zu begegnen. In Anwesenheit des Fürsten natürlich sowieso.

Der Junge neigte ebenso wie alle anderen den Kopf, als ein dumpfer Gongschlag die Ankunft des Inu no Taishou verriet. Dieser kam allein, blieb kurz vor seinem Hocker stehen und musterte die Menge, die hinten aufgestellten Fernsehkameras, die am Rand wartenden Fotografen, denen eine erstklassige Gelegenheit versprochen worden war.
 

„Ich freue mich, dass Sie alle so zahlreich meiner Einladung gefolgt sind,“ sagte der Fürst langsam: „Es gibt diverse Neuigkeiten. Wie einigen ohne Zweifel bereits aufgefallen ist, habe ich einen Berater weniger. Naraku wollte mich betrügen und ist nun tot.“ Ein Raunen ging durch die Anwesenden, aber niemand war wirklich überrascht. Der Herr hatte während des Großen Krieges und auch später stets schonungslos zugeschlagen, wenn jemand gegen seine Interessen handelte. Manche hätten Naraku für klüger gehalten, aber nun ja... Der Inu no Taishou wartete einen Moment, bis Schweigen herrschte, ehe er fortfuhr: „Und ich möchte Sie bitten, mit mir zusammen eine Dame zu begrüßen. Nach langer, schwerer Krankheit endlich genesen und die Zierde des heutigen Abends...Begrüßen Sie die Schönheit und Perfektion meiner Fürstin...“ Er streckte die Hand aus. Für einen winzigen Augenblick dachte er schmerzhaft an eine andere Frau, der eine solche Begrüßung stets versagt worden war, und ohne die heute die Familie nicht vollständig war. Aber er war zu nüchtern, um nicht von jeher gewusst zu haben, dass Izayoi ihn nur ein kurzes Stück auf seinem Weg begleiten könnte. Menschen waren flüchtige Momente in dem langen Leben eines Dämons.

Während die Dame scheinbar ungerührt von der Tür zu ihm schritt, bemerkte sie sehr wohl das hastige Tuscheln und Flüstern, die Überraschung praktisch aller Anwesenden. Und natürlich das unvermeidliche Blitzlichtgewitter. Etwas, das sie von ihren letzten öffentlichen Auftritten vor zweihundertfünfzig Jahren nicht kannte, auf das sie jedoch vorbereitet worden war. Die letzten Wochen hatte sie mit Lernen zugebracht, um auf den heutigen Stand zu kommen, weder ihren Gemahl noch gar ihren wiedergeschenkten Einzigen in eine peinliche Lage zu bringen. Sie wollte nie wieder ihre Pflicht zugunsten ihrer Bequemlichkeit versäumen. Zu teuer hatte sie für ihren Wunsch nach Abgeschiedenheit bezahlt. Und die öffentliche Begrüßung durch den Fürsten war mehr als höfisch-korrekt – das war mehr, als sie je erwartet hätte, nicht, nachdem sie von seiner intensiven, langjährigen Liaison mit Izayoi gehört hatte, der Mutter seines zweiten Sohnes. Seltsamerweise hatte es dennoch ihren Stolz befriedigt zu hören, dass sie von keiner anderen Dämonin ersetzt worden war, sondern von einem Wesen, das für einen Moment seine Bedürfnisse befriedigt hatte, aber nie von Dauer war. Sie sollte ihm zeigen dass sie das auch zu schätzen wusste. Sie würde nie vergessen, was er getan hatte, dass er ihr eine zweite Chance, ein zweites Leben, gegeben hatte. Alles, was sie erwidern konnte, war, fürderhin nicht mehr auf sich zu sehen sondern für ihn zu leben, für ihn, und ihren Sohn – und ja, auch für den Jüngsten, den sowohl ihr Taishou als auch ihr Einziger sehr zu schätzen schienen. Sie würde auf die Drei aufpassen, sie beschützen, so gut sie es eben vermochte. Und ER sah sie so an....Daher verneigte sie sich nicht zeremoniell, sondern ging demonstrativ höflich vor ihm in die Knie.

Der Inu no Taishou bot ihr galant die Hand, um ihr beim Aufstehen in dem schweren Kimono zu helfen, ehe er Platz nahm und sie sich rechts hinter seinen Hocker stellte. Als wieder Schweigen eingetreten war, fuhr er fort: „Und nun, meine Damen und Herren, möchte ich Ihnen meinen Thronfolger vorstellen. Nach langer Abwesenheit wieder am Hofe: begrüßen Sie mit mir und meiner Fürstin unseren Sohn Sesshoumaru.“

Für einen langen Augenblick hätte nicht nur ein Dämon eine Stecknadel fallen gehört. Jeder wusste doch, dass der Sohn tot war, vor Jahrhunderten gestorben, ja, es hatte sogar Gerüchte gegeben, dass die Fürstin ihn umgebracht hätte....Aber dann wäre sie doch kaum so ehrenhaft wieder aufgenommen worden? Und der junge Dämon, der soeben den Saal betrat – das war doch Tantei, der Schwertlehrer? Einige erkannten ihn. Allerdings trug er nun nicht nur das bisherige weiß-rote Gewand mit einer weißen Schleife, sondern mit einer blau-gelben, sichereres Zeichen, dass er zu der Fürstenfamilie gehörte. Überdies schlang sich um eine Schulter eine weiße Boa, auch dies ein Rangabzeichen der Hundedämonen, das sicher niemand unrechtmäßig tragen durfte. Er verneigte sich tief vor seinem Vater, dann deutlich weniger vor seiner Mutter, ehe er sich vor ihr, rechts zu Füßen des Fürsten auf das Podest kniete. Es war eine deutliche, altmodische Darbietung der Familie und ihres Zusammenhaltes, erwünscht und bedacht gezeigt.

„Ehe nun die Fotografen und Medien zu ihrem Recht kommen,“ ergänzte der Fürst: „Soll auch die Familie vollständig sein. Komm, Inu Yasha.“

Der Halbdämon, der vorgewarnt worden war, stand auf. Wie es sein großer Bruder vorgemacht hatte, verneigte er sich vor dem Fürsten, dann dessen Gemahlin – und ein drittes Mal vor dem Thronfolger. Beiden Halbbrüdern fiel es in diesem Moment schwer nicht amüsiert zu sein, aber keiner wollte ihren Vater unter den Augen der Öffentlichkeit und in einem solch wichtigen Moment das Gesicht verlieren lassen. Wie es ihm gesagt worden war, setzte sich Inu Yasha links zu Füßen seines Vaters.

Und dann kamen die Fotografen.

Für die empfindlichen Augen und Ohren der Hundedämonen und auch des Halbblüters war es eine harte Prüfung, aber ihnen war klar, dass das eben der Preis war, der für die Macht zu zahlen war – für die des Inu no Taishou und die künftige Sesshoumarus. Niemand würde nun an dessen Rolle als Thronfolger zweifeln können.

Inu Yasha suchte in der dicht gedrängten Menge seine Freunde, aber drei Menschen waren nur zu leicht zu übersehen, wenn Blitzlichter und strahlende Fernsehlampen einen blendeten. Na, egal. Sie würden auf ihn warten, vor allem Kagome. Sie würde immer auf ihn warten, das hatte sie ihm versprochen. Er freute sich darauf, sie wieder in den Arm nehmen zu können. Und, das plante er ganz fest sofort nach diesem dämlichen Empfang – sie hatte ihm versprochen dann etwas über Negligees zu erzählen. Er hatte keine Ahnung, warum sie dabei so niedlich rot geworden war, dass er sie küssen musste, aber es klang irgendwie....verheißungsvoll.
 

Am folgenden Tag bereits erhielt der nunmehrige Erbprinz eigene Räume im eigentlichen Schloss, ein Arbeitszimmer und private Gemächer. Aus gutem Grund gestattete der Fürst seinem Ältesten sich seine Mitarbeiter selbst aussuchen zu dürfen, nicht überrascht, dass ein Krötendämon und ein junges Menschenmädchen mit einem Laptop unter dem Arm den Vorzug erhielten. Sesshoumaru wusste das durchaus zu schätzen. Es gab viel, von dem er noch keine Ahnung hatte, aber so hatte er wenigstens Rin bei sich, Jaken, die ihn gut genug kannten um ihm nicht zu lästig zu fallen. Überdies hatte er mit dem Krötendämon noch immer Zugriff auf dessen Organisation und Wissen.

Sein Arbeitspensum war recht vollgepackt, wie er unverzüglich feststellen durfte, als er seine Räume bezogen hatte. Dennoch las er seinen ersten Arbeitspunkt des Tages mit etwas wie Amüsement: Training mit Inu Yasha. Nicht lange, aber doch jeden Tag. Vater sah es wohl gern, dass er dem Kleinen etwas beibrachte. Danach lautete die nächste Aufgabe: Besprechung mit dem Fürsten. Jeden Tag würde er seinen Vater sehen, mit ihm sprechen können, wohl später am Abend mit seiner Mutter. Er hatte sein Ziel erreicht, mehr als das, nicht nur Rache.

Er nahm Tokejin aus dem Ständer. Inu Yasha wartete sicher schon auf ihn.

Er wusste, dass sein Vater in ihm die Zukunft des Westens sah, Vater und auch alle anderen, Dämonen und Menschen. Er besaß keine Vergangenheit – nur eine Zukunft. Und wer konnte das schon von sich behaupten?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wenn Naraku im Spiel ist kann etws nciht stimmen...

Im nächsten Kapitel lernt ihr Tantei kennen, oder genauer, wie sein richtiger Name lautet: Sesshoumaru.

bye

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Im nächsten Kapitel erhält Tantei alias Sesshoumaru einen Auftrag - aber auch so wird es eine interessante Unterhaltung für beide Seiten.


bye

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Im nächsten Kapitel erstattet der Mann, der sich Tantei nennen lässt, vorläufigen Bericht – und erlebt nicht nur eine Überraschung. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Im nächsten Kapitel bekommt der Fürstensohn also einen neuen Erzieher und Kampflehrer. Wir werden sehen, mit welcher Begeisterung: Inu Yasha Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wogegen es mehr als fraglich ist, was der Taishou denken oder gar tun würde, wüsste er, dass der neue Erzieher seines Sohnes den als erstes nach Akumu bringt....den nicht zu Unrecht Alptraum genannten Teil der Stadt.

bye

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Armer Welpe.
Im nächsten Kapitel ermittelt Sesshoumaru alias Tantei in Sachen Naraku und beweist bei Hofe, warum er als Kampflehrer engagiert wurde.

bye

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel bietet dann auch ersfe treffen - in mancherlei Hinsicht.

bye

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein unerwartetes Teamwork, an das wohl niemand gedacht hätte, am wenigstens Naraku... Im nächsten Kapitel dreht sich alles um Gespräche und Kagome hat ein Rendez-vous.

bye

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Naraku hätte sich Kagome vielleicht doch ansehen sollen.
Inu Yasha hat eine Idee und die Dämonenjäger beschatten...
Die ungewöhnliche Zusammenarbeit bringt im nächsten Kapitel: erste Erkenntnisse


bye

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Da hat jemand keine Ahnung von Empfängen.
Für was üben Hakudoshi und die sieben Krieger?
Wer war Onigumo?
Das nächste Kapitel berichtet über den Empfang – und jemand macht einen überraschenden Zug, der einige Leute unter Druck setzt...

bye

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wir fassen zusammen: fast zwei Lehrer getötet, den Kampfplatz ruiniert – aber der Junge hofft, dass Papa mit ihm zufrieden ist...
Im nächsten Kapitel bringen die Ermittlungen des zusammengewürfelten Teams in Sachen Naraku: Erschrecken.

bye

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So kann man es auch sehen.
Im nächsten Kapitel wenden wir uns einmal Naraku, dessen Träumen und Hoffnungen zu.

bye

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Äh, ja, klar, Inu Yasha.
Die Ermittlungen stecken anscheinend in einer Sackgasse, während die Zeit läuft. Das nächste Kapitel heißt denn auch: Rätselraten – und bietet ein, zwei kleine Überraschungen für den Ermittler und sein Team.

bye
hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Interessante Neuigkeiten.
Allerdings sind einige der Hauptpersonen noch zusätzlich mit sich beschäftigt. Das nächste Kapitel bringt: Emotionen.
Bis dahin Frohe Weihnachten.

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Sesshoumaru erfährt im nächsten Kapitel mehr aus der Vergangenheit des Inu no Taishou und über das Schicksal von dessen Erstgeborenen. Ob der spontane Einfall des Fürsten genial oder wahnsinnig ist, wird sich zeigen.


Frohe Weihnachten

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Eine lange Nacht für drei Hundedämonen...
Im nächsten Kapitel werfen wir einen Blick auf Inu Yasha und seine Freunde, die sich schon weit vor Sonnenaufgang auf einen Ausflug begeben haben, um weitere Ermittlungen anzustellen: Alarm Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Naraku, sieben Krieger und Drachen - ein Halbdämon und drei menschen. Das nächste Kapitel bietet: Panik. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Nein, Kagome wurde von einer Polizeikontrolle angehalten, Sango und Miroku erlitten ein ungewisses Schicksal und der junge Halbdämon steht allein.
Der Taishou ist froh einen Sohn gefunden zu haben – womöglich verliert er auch einen.

hotep Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Gute Frage, kleiner Hund.

Ob der amüsierte Zuschauer eine Ahnung hat, dass er es zu einer Familiensache machte, schon vor langer Zeit? Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
...no comment.

Das letzte Kapitel heißt: der Mann ohne Vergangenheit Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war es nach schon wieder 21 Wochen mit dieser Geschichte.
Nächste Woche beginnt ein Krimi um den jugendlichen Shesshoumaru, in dem es diesmal nicht nur um einen Mord geht, sondern sich auch die Frage stellt: wie reagiert ein Sechzehnjähiger, der sich fast für allmächtig hält, wenn er mit einer Bestrafung umgehen mus: Auf den Hund gekommen.


bye

hotep Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (143)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11...14]
/ 14

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kerstin-san
2018-02-03T15:23:44+00:00 03.02.2018 16:23
Hallo,
 
schön zu sehen, dass sich die beiden auch als Brüder verstehen und sich so langsam in die neue Situation einfinden. Irgendwie herzig, dass sie sich so respektieren und Inuyasha immer noch ganz wild aufs Schwerttraining mit Sesshoumaru ist.
 
Die Szene zwischen Kagome und Inyuasha fand ich zuckersüß und das will was heißen, weil ich Kagome nicht sonderlich leiden kann, aber in deiner FF fand ich sie echt in Ordnung.
 
Generell ist der Epilog echt sehr rosarot, aber selbst das stört mich nicht. Einfach ein schönes, rundes Happy End für die gesamte Hundefamilie. Nur Kaguras Tod schmerzt mich ein wenig. Einfach so zu verlöschen, wenn Naraku stirbt ist hart...
 
Was mir noch auffiel: Ich hab den Titel der FF ganz am Anfang auf Sesshoumaru bezogen, dann in der Mitte gedacht, dass der auch wahnsinnig gut zu Naraku passen würde und jetzt im Epilog denkt Sesshoumaru von sich selbst, dass er ein Mann ohne Vergangenheit ist. Hm, da würde ich ihm aber widersprechen, weil er doch gerade jetzt weiß, wie seine Kindheit vor Akumu war und auch sein Leben in Akamu ein Teil seiner Vergangenheit ist.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von:  Hotepneith
03.02.2018 16:50
Du lieber Himmel, warst du fleisisig! Vielen Dank, für den Samstagnachmittag.

Wo fange ich da an? Am besten beim Ende.
Der Mann ohne Vergangenheit bezieht sich im Doppelsinn auf Sesshoumaru und Naraku, der ine, der ja zunächst tatsächlich keine hat, und der Andere, dem keine nachgewiesen werden kann.

Die Familienzusammenführung kam allen etwas zu schnell, ich habe daraus gelernt ( ist ja doch schon einige Jährchen her, dass ich das hier schrieb und Emotionen haben mir noch nei so gut gelegen...)

Kagura und Hakudoshi mussten sozusagen per Canon sterben - ja, ich gebe zu, dass hier einiges anders ist, abe,naja. Vielelicht mache ich es mal gut.
Kagome - mit der habe ich auch immer meine lieben Probleme, da ich sie als recht zickig empfinde. Ich habe in einer anderen Geschichte mal versucht mich ihr mehr anzunähern, aber ich fürchte, die reinen Brüdersachen liegen mir mehr als sie.

Nochmals vielen Dank für das langwierige und sehr gründliche Lesen einer doch schon älteren Geschichte.


Schöns Wochenende
hotep
Von:  Kerstin-san
2018-02-03T15:11:20+00:00 03.02.2018 16:11
Hallo,
 
huch, und schon ist der Kampf gegen den Drachen vorbei, ohne dass der Taishou irgendwas mitbekommen hat. Schade irgendwie, aber dafür ist ja noch Naraku da und dem steht wohl niemand wohlgesonnen gegenüber. Ich fand den Auftritt der Fürstin genial. Äußerlich kalt und beherrscht, aber innerlich von einer ungeheuren Wut erfüllt. Narakus Ende kommt dann sehr schnell, aber die Genugtuung der Fürstin kann man vollkommen nachvollziehen. Auch, dass Tenseiga zum Einsatz kam, um Inuyasha zu retten fand ich überzeugend.
 
Inuyasha glaubt jetzt nicht ernsthaft, dass Sesshoumaru ihn umlegen wird, sobald der Tashou das Zeitliche gesegnet hat? Du lieber Himmel.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2018-02-03T15:00:52+00:00 03.02.2018 16:00
Hallo,
 
enormes Glück für Kagome, dass die Polizei ihr ihre Geschichte glaubt und auch noch so hilfsbereit ist sie direkt ins Schloss zu eskortieren.
 
Und jetzt zieht die gesamte Familie gesammelt in den Kampf, yeah, dass gibt bestimmt ein furioses Finale. Mal schauen wie sich Inuyasha bis zum Eintreffen der anderen schlägt. Immerhin hat er es gerade nur mit einem Drachen zu tun.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2018-02-03T14:53:01+00:00 03.02.2018 15:53
Hallo,
 
ohhh, nicht so mutlos! Die beiden sollten sich mal zusammenreißen. Das Kagura nicht einfach türmen kann, weil Naraku ihr Herz irgendwo versteckt, okay, aber bei Hakudoshi das selbe? Und selbst wenn, dann sollten sie wenigstens probieren ihre Herzen zu finden und sich vom Acker machen. Besser als nichts zu machen.
 
Hmm, warum können Naraku und die Drachen Inuyasha eigentlich nicht wittern?
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2018-02-03T14:44:44+00:00 03.02.2018 15:44
Hallo,
 
was ein Glück, dass Kagome und Co ihre Exkursion genau zum richtigen Zeitpunkt unternehmen. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass Kagome rechtzeitig Alarm schlagen kann und Inuyasha die Drachen lange genug in Schach halten kann.
 
Hakudoshi ist ja recht mutlos, aber ich glaube nicht, dass Kagura einfach ihre Hände in den Schoß legen wird. Würde nicht zu ihr passen.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2018-02-03T14:35:27+00:00 03.02.2018 15:35
Hallo,
 
ich hab ja geahnt, dass der Taishou seiner Gefährtin Sesshoumaru als ihren verlorenen Sohn präsentieren will, was ich nach wie vor für ne ziemlich blöde Idee halte, aber als der Taishou Sesshoumaru von den dramatischen Ereignissen erzählt hab, musste ich einfach mitleiden. Das ist ganz grausam und erklärt auch, wofür Hakudoshi das Blut von Sesshoumaru brauchte.
 
Die Familienzusammenführung ging mir dann allerdings etwas zu schnell. Ich hätte nicht erwartet, dass sich Sesshoumarus Mutter so schnell davon überzeugen lässt, dass das wirklich ihr Sohn ist und dass Sesshoumaru im Gegenzug so schnell bereit ist zu glauben, dass das hier wirklich seine Mutter ist. Gerade weil er nur so wenige Erinnerungen an seine Kindheit hat und sich nicht sicher sein kann, dass die Erinnerungen, die in dem Moment auftauchen wirklich "echt" und nicht nur Wunschdenken sind. Sonderlich verwirrt oder geistig zerrüttet hat Sesshoumarus Mutter übrigens auch nicht gewirkt. Dafür fand ich die ablehnende Haltung des Taishous richtig gut. Muss dem wie ein Schlag ins Gesicht vorgekommen sein, als Sesshoumaru ihm das mal so eben sagt.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2018-02-03T14:20:57+00:00 03.02.2018 15:20
Hallo,
 
Mensch, Sesshoumaru tut mir echt leid. Er wirkt immer so taff, leidet aber merklich darunter, dass er nicht weiß, was vor 250 Jahren passiert ist und wo sein Vater abgeblieben ist. Ahhh und es müsste den beiden langsam klar werden, wer Sesshoumaru wirklich ist, aber damit rechnet von den beiden ja nun wirklich niemand! Trotzdem als Leser schlägt man da beide Hände über dem Kopf zusammen.
 
Pflichtehe des Taishous hin oder her, da waren eindeutig Gefühle mit im Spiel, sonst würde er sich nicht nach seiner Gefährtin zurücksehen und es würde ihn nicht so schmerzen, dass sie unter dem Verlust ihres Kindes so leidet. Ach man, 250 Jahre geht das schon. Man mag es sich gar nicht vorstellen.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2018-02-03T14:09:09+00:00 03.02.2018 15:09
Hallo,
 
hm, also so unnütz wie Sesshouamru finde ich das mit den Heilpflanzen jetzt nicht. Wie viele Male war Inuyasha im Manga schon außer Gefecht gesetzt und musste von Kaede und Kagome wieder aufgepäppelt werden? Und was ist mit dem Tag, wo Inuyasha wieder zu einem Mensch wird? Man kann ja nicht erwarten, dass er da immer topfit ist. Gut, vielleicht weiß Sesshoumaru das gar nicht, aber das einfach mal pauschal abzubügeln finde ich jetzt auch nicht so schlau.
 
Öhhh, Hakudoshi hat Sesshouamru Blut abgezapft, ehe er ihn ausgesetzt hat? Warum denn das?
 
Am Ende war ich ähnlich vor den Kopf geschlagen wie Inuyasha. Was brignt es Naraku die ganze Zeit zu observieren und einen vermeintlichen Komplott zu entschlüsseln, wenn er von sich aus alles ihn belastende anspricht und ganz genau erklären kann? Ganz schön frustrierend.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2018-02-03T13:58:03+00:00 03.02.2018 14:58
Hallo,
 
du hast Narakus gerissenes Wesen und seine Ränkeschmiederei wirklich wunderbar eingefangen. Endlich weiß man, was er plant. Gefällt mir persönlich besser, als wenn ich mir zwanig Kapitel lang den Kopf darüber zerbreche und am Ende doch daneben liege. Jetzt kann ich in aller Ruhe genießen, wie Sesshoumaru und Co ihm dazwischen funken wollen ;)
Ich versteh nur noch nicht so gnaz, was genau er damals mit Sesshoumarus Mutter zu tun hatte, aber das wird sich ja auch noch klären.
 
Oh je, ich hoffe wirklich, dass Kagura heil aus der Sache heraus kommt und nicht stirbt. Fände ich wirklich schade. Hakudoshi ist mir in deiner FF überraschend sympathisch und es passt, dass die beiden sich jetzt verbünden und ihr Leben nicht kampflos aufgeben wollen.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Kerstin-san
2018-02-03T13:46:20+00:00 03.02.2018 14:46
Hallo,
 
na so langsam kommt etwas Fahrt in die Sache, auch wenn ich mich frage, warum Naraku Akago und Kanna absorbiert hat. Ich meine Akago ist sein Herz und wenn der gegen ihn arbeiten würde, macht das natürlich Sinn, aber Kanna? Die ist ihm doch immer vollkommen gefügig gewesenn... Sehr rätselhaft.
 
Den Kuss zwischen Miroku und Sango fand ich leider ziemlich aufgesetzt. Wenn Miroku sie und sich wirklich nur davon abhalten wollte loszuschreien, hätte es dafür wohl geeignetere Methoden gegeben.
 
Liebe Grüße
Kerstin


Zurück