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Der Mann ohne Vergangenheit

von

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Emotionen

Als Inu Yasha in seinem Palais zurück war und seinen Freunden berichtet hatte, herrschte für einen Moment tiefes Schweigen. Dann stand Sesshoumaru auf und ging zum Fenster um hinauszusehen, wie er es gern tat, wenn er überlegen wollte. Hinter ihm brach eine lebhafte Diskussion aus.

Alles drehte sich um die Frage: hatten sie sich geirrt? War alles, was so seltsam bei Naraku aussah nur das Ergebnis der Tatsache, dass er verdeckt für den Fürsten aufklärte?

Der Ermittler, der aus dem Fenster blickte, beantwortete das mit nein. Zum einen hatte sich der Berater in zu vielen Fäden verfangen um noch als harmlos zu gelten – zum zweiten, warum sollte der Fürst so viel Geld darin setzen ihn mit Narakus Überprüfung zu beauftragen? Irgendetwas stimmte da nicht. Nur was? Er hatte einen Auftrag zu erledigen und die Zeit lief ihm davon, In kaum sechs Wochen sollte der Thronfolger feststehen. Wie stünde er vor dem Fürsten da, wenn er versagte? Ruhig bleiben, ermahnte er sich. Nur nüchterne Überlegung nach dämonischer Art konnte ihm helfen, nicht das hektische Geplapper der drei Menschen und Inu Yashas. Rin und Jaken hielten wohlweislich den Mund. Sie wussten aus Erfahrung, dass er nachdenken wollte.
 

Er drehte sich um. Zu seiner gewissen Befriedigung schwiegen alle sofort und blickten ihn an. Er blieb stehen: „Wir haben nur eine Woche Zeit, denn zu diesem Zeitpunkt will Naraku dem Fürsten Bericht erstatten. Was auch immer in dieser Zeit mit den Drachen passieren soll, ist dann passiert. Rin: du setzt dich hin und versuchst dich noch einmal in Narakus Computer zu hacken. Egal wie, nur, er soll dich nicht zurückverfolgen können.“

„Ja,“ sagte sie nur: „Dann eher vom Büro aus?“

„Ja. Jaken, du bleibst zur Sicherung bei ihr. - Miroku, Sango, ihr geht zum Berg Hakurei und untersucht diese Klosterruinen. Vielleicht kann man irgendwie eine Ahnung bekommen, was sie dort gefunden haben. Am Besten am Mittwoch, den Tag habt ihr frei, so dass es niemandem auffallen dürfte. Inu Yasha und ich werden ausgeprägt genug trainieren, so dass keiner an euch denkt. - Kagome, du musst dich bis dahin noch mal mit Hakudoshi in Verbindung gesetzt haben. Kagura scheint ja bei den Drachen zu sein. Versuche ihn zu überzeugen, dass allein der Fürst ihm Schutz gegen seinen Vater geben kann. Ohne allerdings zu verraten, was wir wissen.“

Diese seufzte: „Das klingt schwierig. Aber schön, ich versuche es. Bis wann?“

„Spätestens nächsten Freitag, denn Naraku bat den Fürsten um eine Woche Frist.“

Inu Yasha hob die Hand: „Wenn ich dich richtig verstanden habe, willst du mit mir an unserem Übungstag so richtig kämpfen, so dass die Fetzen fliegen? Das wird ein wenig schwierig. Nicht wegen mir,“ ergänzte er eilig. „Aber, wenn ich mich nicht irre, ist an diesem Mittwoch Ruhe im Schloss angesagt. Du weißt, schon, der Todestag meines Bruders und so.“

„Umso besser. Dann wird das Fehlen der Dämonenjäger auch so niemandem auffallen.“ Er sah zu den Beiden.

Miroku nickte: „Ich bin fast sicher eine Spur zu finden. Selbst aus der Distanz war die Macht spürbar. Und, wie schon erwähnt, ich tippe eher auf einen Bannkreis oder so etwas. Ja, ein Bann gegen Dämonen – oder Drachen.“

„Findet es am Mittwoch.“ Sesshoumaru sah in die Runde. Er hatte Jaken schon oft Befehle erteilt, auch Rin, aber heute fühlte er sich zum ersten Mal seltsam zufrieden. Das war sein kleines Heer, seine Truppe, und sie würden ihm gehorchen, seine Strategie befolgen. Ob das alle Hundedämonen so empfanden? „Inu Yasha: was machst du gewöhnlich in der Woche um den Todestag?“

„Nichts. Also, an dem Tag selbst ruft mich Vater meist, oder eher, am Tag danach. In der Nacht ist er sehr seltsam....Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, was er da treibt. Ich weiß nur, er ist nicht in seinen Räumen und für niemanden zu sprechen. Für definitiv niemanden. Myouga entkam mal der Satz, wenn eine Kriegserklärung käme müsste er wohl das Heer führen.“

„Es gibt nur Gerüchte,“ bestätigte Kagome: „Die natürlich nicht stimmen. Aber es heißt, der Fürst gehe dann zu besonderen Gefangenen und am nächsten Tag käme der Heiler zu denen....Und man höre Schreie.“

„Blödsinn!“ fauchte der Fürstensohn prompt: „Dieses Gerede immer. Ich kenne doch meinen Vater. Und die paar Krieger, die da wachen, halten garantiert den Mund. Das sind Vaters treueste Leute. Naja,“ ergänzte er dann: „Genau so können solche Gerüchte ja auch entstehen....wenn keiner weiß, was er treibt.“

Nicht einmal sein Sohn. Sesshoumaru schwieg kurz: „Dann mach einfach das, was du immer tust. Es muss für jeden normal aussehen. Denke daran, dass Hakudoshi dich beobachtet hat und es womöglich wieder tut oder auch andere in Narakus Auftrag. Ich werde mich umsehen, ob dich wer verfolgt.“

„Ehrlich gesagt, das klingt gut.“ Der Halbdämon grinste: „Wenn man dich im Kreuz weiß, ist man beruhigt....“ Er brach ab. So deutlich, noch dazu vor versammelter Mannschaft, hatte er eigentlich nicht sagen wollen, dass er seinen Kampftrainer schätzte.

Der Hundedämon erwiderte auch nur: „Du dürftest der Einzige sein. Außer dem Taishou, natürlich. - Wir treffen uns nächsten Freitag nach dem Unterricht wieder hier. Bis dahin seid alle unauffällig.“ Er blickte zu Rin.

Diese nickte: „Natürlich. Ich werde irgendwie über Indien oder Deutschland gehen, damit niemand merkt, dass ich quasi vor der Haustür bin.“
 

Tatsächlich schien das Schloss bereits Dienstag förmlich einzuschlafen. Sesshoumaru, der das so nicht kannte, war ein wenig überrascht, denn alle schienen sich zu bemühen zwar ihre Arbeit zu tun, aber möglichst nicht anwesend zu sein. Inu Yasha hatte die Idee gehabt, er würde mit Kagome die Dämonenjäger nach Hakurei begleiten, und der Ermittler – und formelle Erzieher - hatte keinen Grund gesehen ihm das abzuschlagen. Sie würden morgens sehr früh also zu viert losfahren. Da würde schon nichts passieren, tröstete er sich, bei dem unwillkürlichen Gedanken, was wohl der Taishou dazu sagen würde, dass sein Sohn mit seinen Freunden an diesem Tag einen Ausflug machte statt um seinen Bruder zu trauern. Der Fürst musste davon ja nichts erfahren – außer, es gab derart gravierende Neuigkeiten, dass sie ihn unverzüglich informieren mussten. Aber Naraku hatte sicher nicht umsonst um diese eine Woche gebeten. Hatte er womöglich auch eingerechnet, dass der jährliche Todestag so begangen wurde? Hm. Zuzutrauen wäre es ihm. Aber Drachen? Nein Es konnte nur um die Beseitigung der Knochenbande gehen.
 

Er sah nachdenklich in den kleinen Hof, den der hiesige Palastteil umschloss, einen künstlich angelegten Garten mit kompliziert geschnittenen Büschen und arrangierten Steinen, der zum Meditieren einlud. Ganz anders als der Garten, in dem er mit Mutter gespielt hatte. Mit Mutter? Oder auch mit seinem Vater? Aus irgendeinem Grund stieg eine Erinnerung in ihm auf, die er nie zuvor gehabt hatte: zwei weiße, mächtige Körper neben ihm, die fast amüsiert zusahen, wie er seine ersten unbeholfenen Schritte auf der Wiese machte, erstaunt nach Bienen und Schmetterlingen Ausschau hielt.....eine Pfote, die ihn abhielt in den Teich zu fallen. Mutter oder Vater? Er hatte eigentlich immer angenommen, sein Vater habe sich praktisch nie um ihn gekümmert, nur Mutter. War das falsch gewesen?

Wenn er bedachte, dass der Fürst noch nach zweihundertfünfzig Jahren so um seinen Sohn trauerte...und, nein, das war nicht die Trauer um den Erben. Da hätte er schon längst versuchen können eine andere Frau zu nehmen, einen anderen Sohn zu zeugen. Dass er dazu fähig war, bewies nicht zuletzt Inu Yasha. Es musste die Trauer um dieses eine Kind sein. Und zum ersten Mal seit Jahrhunderten war er überzeugt, dass ihn sein Vater nie nach Akumu geschickt hätte, ihn nie verbannt hätte. Da war diese plötzlich aufsteigende Erinnerung an eine Pfote, nach der er schlagen durfte, einen Schwanz, den er haschen sollte....

Der Mann, der ihn fortbrachte, hatte behauptet, seine Mutter sei tot und sein Vater wolle nichts von ihm wissen. Zumindest letzteres war eine Lüge gewesen. Aber warum hatte der ihn nicht gesucht? War er etwa auch tot? Hatten beide Eltern sich das Leben genommen als sie erkannten, dass sie von diesem Onigumo hereingelegt worden waren? Selbstmord, um der Schande zu entgehen? Aber, warum hatten sie ihn nicht zum Fürsten bringen lassen? Der Taishou hätte ihn aufgenommen, da war er sicher. Zu erstaunt war der gewesen, dass ein Hundedämon in Akumu stranden könnte. Oder – noch ärger, hatten seine Eltern genau das geplant und nur der Bote hatte sie auch noch betrogen, ihren Welpen nicht zu dem Schutzherrn der Hunde sondern in die Hölle gebracht? Und, war dieser Bote Hakudoshi gewesen?

Er musste seine Energie gewaltsam unterdrücken.

Logisch bleiben, ermahnte er sich, nüchtern. Falls seine vage Erinnerung ihn nicht trog – und das war nicht sicher – war es Hakudoshi gewesen oder jemand, der ihm sehr ähnlich sah. Naraku vor dieser Zeit? Aber, wenn es Hakudoshi gewesen war und er sich in all der Zeit nicht verändert hatte, war das der Beweis, dass es sich um keinen echten Dämon sondern einen Abkömmling handelte. Und damit wäre Naraku reif für das Schwert. Diese Magie durfte nie angewendet werden.

Leider stand dann auch nur Aussage gegen Aussage, denn der Berater würde bestimmt zugesehen haben, dass er weder magische noch medizinische Beweise an seinen „Kindern“ hinterließ. Und alles, was er selbst bieten konnte, waren die Erinnerungen eines Welpen. Das würde doch der Taishou niemals als Beweis für ein Todesurteil gelten lassen.

Aber das war im Augenblick egal. Er sollte erst wieder darüber nachdenken, wenn die Anderen diese Klosterruinen untersucht hatten, Rin es womöglich doch noch schaffte in Narakus Computer einzudringen, kurz, weitere Informationen vorlagen. Jetzt war es zunächst wichtiger, dieses neue Gefühl zu spüren – die Gewissheit, die er zum ersten Mal seit Jahrhunderten hatte, dass sich seine beiden Eltern um ihn gekümmert hatten. Er hatte es wohl vergessen, weil sein Vater sicher weniger Zeit gehabt hatte – aber jetzt war ihm klar, dass es Erinnerungen an beide waren. Sie hätten ihn nicht im Stich lassen wollen, ihn nie nach Akumu senden wollen. Und allein das war die Nachforschungen wert gewesen.
 

Er stand noch lange in der niedergehenden Sonne und betrachtete den Garten ohne ihn zu wahrzunehmen, versuchte weitere Erinnerungen abzurufen, nachzudenken, wie Vater ausgesehen hatte. Aber es war einfach zu lange her.

Er war so in Gedanken, dass er den Schatten nicht bemerkte, der sich ihm näherte, den Blick auf sich nicht registrierte.

Erst, als jemand sagte: „Es ist allgemein üblich nach Einbruch der Dunkelheit diesen Ort zu verlassen,“ fuhr er herum und starrte für einen langen, viel zu langen, Moment den Herrn der Hunde an.

Hastig neigte er den Kopf: „Ich....bitte um Verzeihung, oyakata-sama...Ich habe vollständig vergessen, wo ich bin und wie spät es ist.“ Hier befand er sich im Privatbereich der Familie. Und gerade in dieser Nacht und dem folgenden Tag wollte der Fürst hier nicht einmal Wachen sehen, das hatte er mitbekommen. Darüber hinaus sagte die schneidende Schärfe im Tonfall etwas über den Zorn aus. „Ich gehe unverzüglich....“

„Nein.“

Irritiert hob der Mann, der sich Tantei nennen ließ, den Kopf, erkannte dann, dass er vermutlich dabei war sein ungebührliches Verhalten und die darauf folgende Strafe noch zu verschärfen, und ließ sich lieber auf ein Knie nieder, wartete mit gesenktem Haupt. Da war Zorn gewesen, Kälte, aber auch noch etwas anderes, das er nie zuvor bei einem Dämon oder auch Menschen gehört hatte. Nur eines war klar: das war der Fürst, der Herr aller Hunde – welches Urteil auch immer er sprechen würde, es würde passieren. Und wäre es auch ihn nach Akumu zurückzuschicken, ihn hinrichten zu lassen.....Warum nur empfand er diese ungewohnte Angst? Weil er diesen Mann auf irgendeine Weise respektierte, dachte er dann. Er wollte ihn nicht enttäuschen, gar verärgern. Nun, genau das hatte er wohl durch seine Gedankenlosigkeit getan. Ironie des Schicksals, dass die endliche Erinnerung an seinen Vater wohl jetzt schuld daran war, dass er den Vater, der um seinen Sohn trauerte, erzürnt hatte.

Der Fürst schien ruhiger als er fortfuhr: „Sehen Sie mich an, Tantei. Nein. Sehen Sie mir ins Gesicht,“ ergänzte er, da der Kniende nur höfisch-korrekt den Blick zu seiner Brust hob. „Dieses Zeichen auf der Stirn....woher haben Sie es?“ Er hatte es nie zuvor bemerkt, zum einen, weil er bei ihrem ersten Treffen den Unbekannten nicht offen hatte anstarren wollen, zum anderen, weil der danach stets höflich den Kopf geneigt hatte.

Irritiert erwiderte Sesshoumaru: „Ich....ich weiß nur, dass meine Mutter dies trug, oyakata-sama.“

Und der Junge war in Akumu aufgewachsen, wo ihm niemand gesagt hatte oder auch nur hätte sagen können, was das war. Der Inu no Taishou atmete tief durch. „Stehen Sie auf, Tantei. - Und begleiten Sie mich ein wenig. Ich gehe in dieser Nacht viel in den Gärten spazieren.“

Ein Ablehnen stand außer Frage – aber, dann kam jetzt keine Strafe?

Der Fürst fuhr fort: „Jeder Hundedämon hat bestimmte Zeichen im Gesicht und am Körper, damit sage ich Ihnen kaum etwas Neues. Gehen wir. - Dieser Sichelmond jedoch ist das Erbe einer bestimmten, sehr vornehmen, Familie unseres Volkes.“

Nebeneinander schritten sie durch den dunklen Palast, in den Park, vorbei an regungslosen Wachen, die durchaus aufmerksam beobachteten, dass sich der vorgebliche Schwertkampflehrer einen Schritt hinter dem Fürsten hielt, schweigend diesem zuhörte. Es ging wohl um die Erziehung des Bastards, dachten die Dämonen, auch, wenn man fast hätte annehmen können, da spazierten Vater und Sohn.

„Sie wissen nichts über Ihre Herkunft.“

„Nein, oyakata-sama. Nur, dass meine Mutter tot ist, und mein Vater ebenso, wie ich nun vermute.“

„Ihre Mutter hatte die Sichel – Ihr Vater auch?“

„Das weiß ich nicht, oyakata-sama.“

„Meine Gemahlin trägt es auch. Die Familie ist die vielleicht vornehmste unter allen Hundedämonen. Seit Jahrtausenden haben sie stets darauf geachtet nur die stärksten Partner zu wählen, um eines Tages den perfekten, den mächtigsten, aller Dämonen hervorzubringen. Wenn Sie, woran ich nicht zweifle, aus dieser Familie stammen, erklärt das Ihren Energiestatus.“ Und das silbrig glänzende Haar. Im Mondlicht war es ihm fast erschienen als sähe er dort seine dämonische Gemahlin, ihre zierliche Gestalt, ihre Perfektion. Für einen Augenblick hatte er ein liebevolles, ja, fast zärtliches Gefühl gegenüber diesem jungen Mann entdeckt, dann, erschrocken über sich selbst, den zur Rede gestellt. Er hatte daher wohl schärfer geklungen, als er gewollt hatte, denn Tantei war regelrecht unterwürfig geworden, etwas, das kaum zu diesem jungen Hund passte. „Nur, ich kann Ihnen kaum weiterhelfen Nach meinem Wissen gab es kein totes Elternpaar. Hätte ich es gewusst hätte ich Sie hergeholt.“ Das klang fast entschuldigend. Der Fürst atmete erneut tief durch: „Tantei, wissen Sie, was heute für eine Nacht ist?“

„Inu Yasha und andere deuteten an, dass morgen ein...Todestag ist.“

„Ja. Der meines erstgeborenen Sohnes. Und seine eigene Mutter hat ihn getötet. Ich möchte Sie etwas fragen.“

Fragen, nicht befehlen?

Der Taishou bemerkte den Blick: „Ich würde das nie jemandem befehlen. - Ich erzähle Ihnen, was damals geschah – und dann, was ich von Ihnen...möchte. Seit zweihundertfünfzig Jahren gehe ich in dieser Nacht zu einer Frau, die um ihren Sohn trauert. Sie weiß nicht mehr, was sie tat. Sie vermutet, dass ihr Sohn entführt wurde. Zweihundertfünfzig Jahre fragt sie mich, ob ich den Kleinen gefunden habe. Ich verneine. Und danach kann sie nur der Heiler beruhigen.“

Warum tat er sich das an? Warum hatte er die Frau nicht umgebracht? Aber der Fürst hatte gesagt, dass er ihm alles erzählen würde, was er ja selbst Inu Yasha nicht berichtet hatte. Die Frage lautete nur, was er dafür wollte.
 

Kagome sah zu Inu Yasha, der unruhig auf und ab ging: „Wartest du?“

„Nicht wirklich. Vater lässt mich normalerweise erst übermorgen rufen.“

„Aber?“ fragte sie vorsichtig.

„Ich weiß, dass er leidet,“ gestand er: „Auch, wenn wenige Menschen das über Dämonen glauben. Aber....Menschen bekommen häufiger Kinder als Dämonen und trauern auch um sie.“

„Dämonenkinder sind selten...ich gebe zu, ich habe kaum je eines gesehen.“

„Ja.“ Mit einem gewissen bitteren Lächeln ergänzte der Halbdämon: „Vater sagte mir einmal, der Junge wäre für ihn wie eine Erscheinung des Himmels gewesen. Ein Welpe, so kurz nach dem Krieg, wäre das Zeichen für eine bessere Zukunft....“

„Das klingt böse dir gegenüber,“ sagte sie sofort.

„Keh! - Vater und Mutter haben mir immer wieder beteuert, dass ich nur die Erfüllung ihrer Liebe war – und sie nicht im Traum daran gedacht hatten, dass andere das anders sehen würden. Nein, ich kann an meinen Eltern nicht zweifeln.“ Er setzte sich neben sie: „Ich meine....das können die wenigsten über ihre Eltern sagen. Dämonen, im Allgemeinen. Und auch mein...Halbbruder wohl kaum. Das war eine Pflichtehe. Erscheinung des Himmels, mag ja sein. Aber danach war die Ehe am Ende, sie waren getrennt, noch bevor Vater und meine Mutter zusammenkamen. Es ging offenbar nur um einen Sohn. Da sind mir meine Eltern wirklich lieber.“

Kagome seufzte: „Es ist wohl schwer, Dämon zu sein - und Fürst. Irgendwie sieht man immer nur die positiven Seiten, die Macht, dass sich alle Leute vor einem verneigen und so.“

Er sah sie an, ehe er leise sagte: „Ich habe mir manchmal ausgemalt, wie es wäre, wenn ich eben kein Bastard wäre sondern ein echter Hundedämon....und müsste das machen, das übernehmen.“

„Und das erschien dir nicht sonderlich verlockend.“

„Nein. Der Preis der Macht wäre mir zu hoch, wenn man das so sagen kann. Manchmal hat man ja keine Wahl und ist der Erstgeborene und so. Aber wenn ich denke, dass sich Naraku um den Job reißt....ich würde es nicht.“

Sie schwieg für einen Moment: „Ich fürchte,“ meinte sie dann: „Dass es genau das ist, warum er es nicht werden sollte. Wenn du verstehst, was ich meine.“

„Ja....schon...“ Er legte den Arm auf die Couch im ihrem Rücken, ohne sie jedoch zu berühren. Er wollte sie nicht ärgern oder verschrecken. Dann bemerkte er erstaunt, dass sie sich förmlich gegen ihn lehnte und legte seine Hand auf ihre Schulter: „Ich bin mir eigentlich immer sicherer, dass der Kerl ein Bösewicht ist. Aber wir müssen es beweisen.“

„Darum fahren wir ja auch morgen mit Sango und Miroku da raus.“ Es war schön, den Arm um sich zu spüren, irgendwie geschützt. Auch, wenn er natürlich der Fürstensohn war und ihr Schüler sozusagen und.....Was sollte es. „Inu Yasha....?“

„Ja?“

Sie legte ihren Kopf an seine Brust: „Ich bin froh, dass es mit dir ist, wie es ist. Und vielleicht können wir das Andere morgen beweisen.“

„Ja.“ Mehr wusste er nicht zu sagen, aber er legte beide Arme um sie und genoss ihren Duft.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Sesshoumaru erfährt im nächsten Kapitel mehr aus der Vergangenheit des Inu no Taishou und über das Schicksal von dessen Erstgeborenen. Ob der spontane Einfall des Fürsten genial oder wahnsinnig ist, wird sich zeigen.


Frohe Weihnachten

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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Kerstin-san
2018-02-03T14:20:57+00:00 03.02.2018 15:20
Hallo,
 
Mensch, Sesshoumaru tut mir echt leid. Er wirkt immer so taff, leidet aber merklich darunter, dass er nicht weiß, was vor 250 Jahren passiert ist und wo sein Vater abgeblieben ist. Ahhh und es müsste den beiden langsam klar werden, wer Sesshoumaru wirklich ist, aber damit rechnet von den beiden ja nun wirklich niemand! Trotzdem als Leser schlägt man da beide Hände über dem Kopf zusammen.
 
Pflichtehe des Taishous hin oder her, da waren eindeutig Gefühle mit im Spiel, sonst würde er sich nicht nach seiner Gefährtin zurücksehen und es würde ihn nicht so schmerzen, dass sie unter dem Verlust ihres Kindes so leidet. Ach man, 250 Jahre geht das schon. Man mag es sich gar nicht vorstellen.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Minerva_Noctua
2015-10-16T06:48:58+00:00 16.10.2015 08:48
Da schafft Sesshoumaru emotionsmäßig die Kuh vom Eis und verabscheut seinen Vater nicht mehr und dann kommt der prompt.
Als der jedoch - zugegeben logischerweise - nicht an seinen Sohn denkt, war das dennoch so ein Kopf-auf-Tisch-Krach-Moment.
Herr je. Ich bin gespannt, wann beide die richtigen Fragen beginnen zu stellen.
Und ob es klug ist, die trauernde Mutter aufzusuchen, was ich vermute der Plan des Taishou ist. Nur das Ergebnis könnte anders sein als gedacht.

Liebe Grüße,

Minerva
Von: -Suhani-
2014-02-12T21:58:17+00:00 12.02.2014 22:58
Bin noch hibbeliger als vorher. Es wird ja beinahe rosa vor Gefühlen. Was mir natürlich gefällt. Besonders weil diese Gefühle so realistisch erscheinen. Und die Szene zwischen Inu Yasha und Kagome süß, aber nicht … klebrig ist.
Aber die haben ja immer noch weder Beweise gegen Naraku, noch eine Idee von der Wahrheit um den Ermittler. :/
Der Vorteil, wenn man eine abgeschlossene Story liest: Man muss nicht lange auf die Fortsetzung warten. ^^
lg
Hani
Von:  Cistus
2013-12-31T15:14:48+00:00 31.12.2013 16:14
Irgendwie ist es schon seltsam- Wir, die Leser wissen ja das Sesshoumaru der verlorene Sohn ist, aber es ist schon merkwürdig das keiner der Personen auch nur den Hauch einer Idee hat das es so ist. Es gibt so viele Paralelen in der Geschichte und so viele Widerspüche in den Berichten. Zum einen der Name, dann die Zeit in der Sess ausgesetzt wurde und der Sohn angeblich starb. Das Haus in dem Sess aufwuchs... warum stolpert da keiner drüber. Gut Inuyasha hat ja schon mal stutzt, aber nicht weiter nachgehakt. Das ist irgendwie wie Bline Kuh spielen, nur das hier offenbar alle die Augen verbunden haben und daher ständig aneinander vorbei rennen. Ich bin schon sehr neugierig wie sich das Auflösen wird.

Einen guten Rutsch und ein frohes neues Jahr
Cistus
Antwort von:  Hotepneith
01.01.2014 09:16
Danke, ich wünsche dir auch ein schones neues Jahr.

Ja, das ist seltsam, aber du weisst ja, wenn jeder mit einer vorgefassten meinung an etwas rangeht, kommt nichts Gescheites dabei raus, Und so sehen sie den Wald vor lauter Bäumen nciht - gerade der Taishou kennt ja nicht den richtigen Namen und ist - das kommt jetzt in dem Kapitel heute - mit gutem Grund überzeugt, dass sein Sohn tot ist.

hotep
Von:  Mimiteh
2013-12-26T23:41:20+00:00 27.12.2013 00:41
"...auch, wenn man fast hätte annehmen können, da spazierten Vater und Sohn." Das 'fast' und den Konjunktiv bitte streichen, meine Lieben^^ Die langsam häufiger auftretenden Assoziationen sind wirklich amüsant.
Ansonsten... in Sachen Naraku treten wir auf der Stelle, dafür geht Sess Familienforschung einen Schritt nach vorne. Na das wird noch Tratsch geben, wenn sich verbreitet, dass unser lieber Papi den vermeintlichen Kampflehrer in jener Nacht bei sich duldet...
Antwort von:  Hotepneith
28.12.2013 19:24
Danke für den Kommentar. Ja, es könnte tratsch geben...aber jedes Tuschlen verblasst hinter wirklichen....Skandalen oder mehr.

bye

hotep
Von:  Miyu-Moon
2013-12-26T16:50:59+00:00 26.12.2013 17:50
Der Einwurf mit Indien und Deutschland hat mich verwirrt. Bis jetzt ging ich davon aus, das wir uns in einer Zukunft des Inu Yasha-Unifersums befinden, in einer Paralellwelt wo das Land vielleicht einen japanischen Flair hat ( die Vermeidung japanischer Begriffe hat mich ja schon genug stutzig gemacht), aber das es eben nicht die Geographie der realen Welt gäbe. (oder von Kagomes Zeit.)

Hier wäre also eine Information mal angebracht. Bis wohin erstreckt sich das "Westreich" und wäre der "Norden" mit Hokkaido vergleichbar? Und wenn weder Japan als Nihon, Honshu oder die anderen Namen benannt wird, warum dann dieser plötzliche Bruch mit der Nennung von Indien und Deutschland? Warum da nicht einere antikeren/mittelalterlichen oder schwammigeren Namen verwenden? Mag seltsam erscheinen, das ich an diesem Detail festhalte, aber es hat mich ziemlich aus dem Lesen gerissen und richtig verwirrt. Deswegen bitte ich um baldige Klärung.
Antwort von:  Hotepneith
26.12.2013 19:20
Erst einmal danke für das Mitlesen und den Kommentar.

Ich habe nicht gedacht, dass dieser kleine Einwurf (der eine interne Anspielung für eine andere Leserin ist), so aus dem Lesefluss reisst.
Ja, im Prinzip ist es eine andere Welt und war nur als kleiner, interner Scherz gedacht. Wie gessagt, ich bedenke manchmal nicht, wie sorgfältig alle lesen^^"


Mea culpa

Noch schöne Feiertage

hotep
Von:  Lyndis
2013-12-25T22:09:34+00:00 25.12.2013 23:09
ein sehr sehr schönes kapitel und ich bedaure, dass es so kurz ist und ich erst im neuen jahr erfahre, wie es weitergeht^^

ich wette der taishou will sess bitten zu seiner frau zu gehen.. ob er wirklich will, dass er sich als ihr sohn aus gibt oder sich nur als familienmitglied zu erkennen geben will weiß ich noch nicht, aber am sinnvollsten ist ersteres...
ich bin echt mal gespannt^^
und auch, ob sess das mitmacht^^

hach.. ich bin hin und weg^^

dir auch nochmal frohe weihnachten^^


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