Zum Inhalt der Seite

Der Mann ohne Vergangenheit

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Familie

Naraku sah mit gewissem Amüsement zu, wie das Kesseltreiben auf der anderen Seite der Querschlucht ablief. Ja, eindeutig, Ryuukossei spielte mit dem Bastard des Inu no Taishou, hetzte den Jungen. Energiekugel um Energiekugel verließ das Maul des Drachen und der Halbdämon entkam immer knapper der tödlichen Energie. Er wurde müde, das verrieten die Bewegungen deutlich, aber eine gewisse Sturheit konnte man ihm nicht in Abrede stellen. Immer wieder versuchte er es mit der Windnarbe, natürlich vergeblich, aber das führte immerhin dazu, dass der Drache seine Angriffswellen unterbrechen musste und der Junge eine Atempause bekam oder zumindest wieder aufstehen konnte. Blut und Schmauchspuren zeigten sich auf dem roten Gewand.

Wie lange der wohl noch durchhalten konnte, ehe ihn der Sohn des Drachenfürsten auffressen konnte?

Oh. War es jetzt soweit?
 

Erneut hatte eine Kugel direkt getroffen und den Halbdämon zu Boden geschickt, der regungslos liegen blieb.

Ryuukossei musterte ihn. War es schon vorbei? Schade. Das kleine Spielchen hatte Spaß gemacht. Oder rappelte sich der Bastard noch einmal auf?

Inu Yasha war nicht bewusstlos geworden, aber er brauchte einfach einen Moment Ruhe vor den Attacken. Zum ersten Mal hatte er begriffen, dass er einen Fehler begangen hatte. Er hatte diese Energiekugeln als etwas drachenmäßiges angesehen, etwas, das er nicht kannte. Und genau da war er schief gewickelt gewesen. Das war nichts anderes als die Energie, die ihm auch Tantei regelmäßig um die Ohren gehauen hatte. Und da hatte er es doch einmal geschafft, die dem zurückzuschicken. Was hatte er da nur getan? Es war rein instinktiv gewesen...Tessaiga, ja. Und seine eigene dämonische Energie. Klar, er schickte sie ja auch mit der Windnarbe mit. Tantei war überrascht gewesen und hatte in der Besprechung später gesagt, die Instinkt gut, Ausführung schlecht. Aber das musste jetzt einfach klappen.

Mühsam rappelte er sich zum Stehen auf. Das war wirklich langsam hart. Müdigkeit und Schmerz wollten ihn dazu veranlassen einfach liegen zu bleiben, aber das kam ja wohl nicht in Betracht. Vater würde sowieso traurig sein, wenn er tot war, da sollte er wenigstens hören, dass er bis zu seinem letzten Atemzug nicht aufgegeben hatte, sich nicht wie ein Feigling in sein Schicksal ergeben hatte. Tantei, Sesshoumaru, sollte doch auch stolz auf seinen Schüler sein....Kagome, sie würde ihn sicher vermissen....Miroku, Sango....

„Na, so was,“ sagte Ryuukossei hörbar erheitert: „Na, dann wollen wir doch noch eine Runde spielen. Du kannst anscheinend eine Menge wegstecken.“

„Nicht nur das,“ keuchte Inu Yasha. Mist. Er konnte seinen Herzschlag hören und immer wieder erschienen schwarze Wolken vor seinen Augen. Er war wirklich ziemlich am Ende. Es würde nur noch eine Chance für ihn geben das hier zu seinen Gunsten zu beenden, und, wenn er in das riesige, mit spitzen Zähnen bewehrte Drachenmaul guckte, wusste er, dass er nicht schreiend dort drin enden wollte. Er fasste Tessaiga mit beiden Händen.
 

Der Drache öffnete wieder sein Maul, eine Energiekugel bildete sich und flog mit rasender Eile auf den Halbdämon zu, der diesmal nicht auswich, sondern im Gegenteil dem Angriff entgegen sprang. Dorthin, wo er die stärkste Macht der Attacke entdecken konnte, zielte er mit seiner Klinge. Die Erschütterung ließ seine müden Arme schmerzen. Instinktiv, ohne nachzudenken, riss er sein Schwert empor, wickelte mit einem Schwenk die Energie Ryuukosseis darum und legte alles in die folgende Windnarbe, was er noch in sich auftreiben konnte.

Es entstand eine Windhose aus wahrhaft mörderischer Dynamik, die sich blitzartig aufteilte und als Masse von kleinen Ablegern auf den vollkommen überraschten Drachen losschoss.

Ryuukossei begriff plötzlich, dass da seine eigene Macht plus der seines Gegners auf ihn zukam, aber er hatte weder die Zeit noch die Möglichkeit zu reagieren.
 

Inu Yasha ging keuchend auf die Knie, sich mit Tessaiga abstützend, wahrend er ein wenig schockiert die kleinen Häufchen betrachtete, die eben noch ein gigantisches Reptil gewesen waren. Er hatte tatsächlich gewonnen, er, der Halbdämon, der Bastard, gegen den Sohn des Drachenfürsten.

Die schwarzen Wolken vor seinen Augen wurden zu roten Schleiern, das Rauschen in seinen Ohren immer heftiger. Jetzt erst spürte er den Schmerz der Verletzungen in vollem Ausmaß, und ihm wurde bewusst, dass der Sieg wohl wirklich teuer erkauft worden war. Hoffentlich würde Vater stolz auf ihn sein, nicht zu traurig....
 

Durch die Flecken, die seinen Blick vernebelten, erkannte er eine dunkle, menschliche Gestalt auf sich zukommen. Naraku. Er wollte auf, aber seine Kraft war zu Ende.

Der Berater blieb vor ihm stehen. „Nicht schlecht,“ gab er zu. „Aber du machst es auch nicht mehr lange. Nun, so oder so ist mein Ziel erreicht. Du stirbst hier, jämmerlich, allein, und dein Vater wird nicht umhin können, mich zu seinem Nachfolger zu erklären.“

„Keh!“ Inu Yasha bemühte sich aufzustehen, aber es gelang ihm nicht mehr. Um ein Haar hätte er mit Tessaiga noch seinen letzten Halt verloren, da seine steif werdenden Finger es fast nicht mehr klammern konnten. „Du bist ein Vollidiot, Naraku,“ sagte er, möglichst laut und klar, in sich aufbäumendem Stolz. Nein, nicht zeigen, wie müde er war, wie erschöpft, wie nahe am.... „Sieh dir doch mal an, was ich hier getan habe....und ich bin nur der halbe Hund! Was, glaubst du, passiert, wenn du einem Ganzen begegnest...?“ Und dabei dachte er nicht an seinen Vater sondern an den Mann, der sich Tantei nennen ließ.

„Narr,“ meinte der Berater nur, der durchaus erkannte, dass sich die Augen des Jungen verschleierten, der Geist dahinter ebenso langsam erlosch, wie sich der Körper entspannte, und schließlich zu Boden fiel.
 

Aus den Augenwinkeln bemerkte er eine Bewegung und drehte sich um. Erschreckt begegnete er dem goldenen Blick des Fürsten. Hastig verneigte er sich: „Oyakata-sama.....Ich darf Ihnen zu Ihrem Sohn gratulieren....er hat es vermocht Ryuukossei zu besiegen. Wenngleich auch um den Preis seines Lebens...“ Wie kam der her? Was machte der hier? Jetzt erst entsann er sich dämonische Energie wahrgenommen zu haben, keine Minute zuvor. Aber er war zu abgelenkt gewesen, als dass ihm diese Tatsache richtig zu Bewusstsein gekommen wäre. Ein womöglich fataler Fehler.

„Ist das so.“ Der Inu no Taishou ließ ihn nicht aus den Augen, als er nur sagte: „Sesshoumaru.“ Er war zu spät gekommen, seinem armen, tapferen Jungen direkt zu helfen, aber nicht zu spät um etwas zu tun. Irgendwann musste er erfahren, wie es dem gelungen war Ryuukossei derart zuzurichten. Damit hätte er niemals gerechnet.

Sesshoumaru? Naraku verstand nicht. Das war doch der Name des toten Erstgeborenen? Aber der Hundedämon, der soeben in die Schlucht gesprungen kam, war doch Tantei, der Schwertkampflehrer? Er wollte sich jedoch auch nicht umdrehen, sehen, was der da mit dem Bastard tat. Was um aller Himmel willen hatte den Fürsten an ausgerechnet diesem einen Tag aus dem Schloss getrieben? Und noch dazu hierher? Wie kam er selbst jetzt hier möglichst heil wieder raus?

„Tenseiga?“ fragte Sesshoumaru nur, der das Schwert, das einst für ihn geschmiedet worden war, nun neben Tokejin an der Hüfte trug. Und da sein Vater nickte, zog er es, ohne den regungslosen, geschundenen Körper des Halbdämonen aus den Augen zu lassen, während der Inu no Taishou meinte:

„Du hast wirklich einen raffinierten Plan ausgeheckt, Naraku. Zu dumm, dass er entdeckt wurde. Die Sache mit den Abkömmlingen allein würde schon für ein Todesurteil reichen, dazu Drachen auf diese Seite der Schlucht zu bringen, um sie meinen Jüngsten fressen lassen zu wollen, die Tatsache, dass du die Knochenbande vor der Hinrichtung bewahrt hast und sie weiter hast morden lassen, Karasu zum Beispiel....“

Naraku starrte ihn sprachlos an. Das war ja....woher wusste der das? Der Geheimdienst war doch gescheitert? Er hatte sich doch so vorgesehen....?

„Nun, du begreifst selbst, dass du bereits so tot bist wie nur wer. - Aber ich möchte dir noch jemanden vorstellen, den du sicher wiedererkennen wirst.“

Der Berater blickte unwillkürlich seitwärts, als es auch der Fürst tat, und starrte fassungslos auf die Hundedämonin, die sich langsam näherte. Das war doch...SIE? Er hatte sie nie vergessen, die ach so stolze Frau, die sich in ein bettelndes, jammerndes Etwas verwandelt hatte, als er ihren Welpen bedrohte, ja, angeblich foltern und umbringen ließ, während ihn Hakudoshi in Wahrheit nach Akumu gebracht hatte. Was tat sie hier? Noch dazu mit dem Fürsten und diesem Schwertkampflehrer?

„Lange nicht gesehen, Onigumo,“ sagte sie.

Naraku wurde kalt. Eine der wenigen Personen, die ihn unter diesem Namen noch kannten, ja. Das wurde immer schlimmer. Flucht war so gut wie ausgeschlossen. Der Inu no Taishou stand zwischen ihm und der Brücke in den Norden. Käme er dorthin, dürfte ihm der Fürst nicht folgen, um keinen Krieg zu provozieren. Aus diesem Grund würde auch Fürst Tsubasa sich nicht für den Tod seines Sohnes rächen können oder auch nur wollen. Es gab in dem Friedensvertrag eindeutige Regeln, gerade für die Fürsten und deren Familien.

„Möchten Sie es ihm sagen, meine Teure, oder soll ich es tun?“ erkundigte sich der Inu no Taishou mit, wie sein Berater fand, übertriebener Höflichkeit.
 

Dann jedoch begriff Naraku. Meine Teure...die Anrede für eine geschätzte Ehefrau. Wenn aber diese Dämonin die Gemahlin des Fürsten war, dann war der Junge, der in Akumu gelandet war....Er fuhr instinktiv herum, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der angebliche Schwertkampflehrer Inu Yasha aufstehen half. Dieser wirkte noch ein wenig verwirrt, aber eindeutig lebendig.

„Es würde mir ein gewisses Vergnügen bereiten, mein Gebieter,“ erwiderte die Dame ruhig: „Onigumo....zweihundertfünfzig Jahre sind eine lange Zeit. Und ich bedauere wirklich zutiefst, dass du neben dem, was du unserem Sohn und uns angetan hast, auch noch Hochverrat begingst. Niemand wird die Geduld haben dich so lange leiden zu lassen wie du es verdient hättest.“

Er musste hier weg, irgendwie in den Norden, weg von dieser Hundefamilie, von denen jeder Einzelne mehr als genug Gründe hatte ihn umbringen zu wollen. Naraku sah nur eine Möglichkeit. Der Fürst, dieser Tantei, nein, Sesshoumaru, und Inu Yasha waren bewaffnet und er wusste, dass sie alle mit ihren Schwertern auch umgehen konnten. Aber die Fürstin war wehrlos. Sie als Geisel, über die Brücke und er war in Sicherheit....

Für einen Augenblick sahen alle zu dem Bastard – und Naraku nutzte seine Chance ohne zu zögern. Einen Arm um den Hals der Hundedame schlingend, zog er sie nahe zu sich, um vor Schwertangriffen sicher zu sein. „Ich gehe jetzt mit ihr über die Brücke,“ sagte er: „Und, wenn Sie nicht wollen, oyakata-sama, dass ihr der hübsche Hals gebrochen wird, sollten Sie nichts dagegen unternehmen.“ Sie selbst hatte ihm vor zweihundertfünfzig Jahren gezeigt, dass in dieser Familie der Beschützertrieb groß war. Er bemerkte, wie Sesshoumaru und Inu Yasha zu ihrem Vater blickten.

Der Fürst schüttelte ein wenig den Kopf: „Haltet euch da raus.“ Mit einem seltsamen Lächeln sah er seinem Berater in das Gesicht: „Du hast wirklich keine Ahnung von Frauen im Allgemeinen und Müttern im Besonderen.“

Was meinte er? In diesem Moment drehte sich die Hundedämonin in seinem Griff mit überraschender Kraft um. War sie nicht krank? Und dann sah er ihre Augen – und wusste, was der Inu no Taishou gemeint hatte. Zum Glück hatte er noch einen Reserveplan, dachte er noch, ehe er die Klaue der Dame in seine Brust eindringen spürte.
 

Die Fürstin drehte sich zu ihrem Gemahl, noch während sie ihre Hand sichtlich angewidert schüttelte um sie vom Blut zu befreien.

„Dann können wir gehen,“ konstatierte der Inu no Taishou befriedigt. Zurück musste er einen persönlichen Brief an Fürst Tsubasa verfassen, wenn ihm Inu Yasha erzählt hatte, was hier genau passiert war.

„Was....ist das?“ Der fassungslose Klang in der Stimme des jüngsten Familienmitgliedes ließ alle zu ihm blicken. Die drei Hundedämonen nahmen an, dass er nun erst sah und verstand, was er mit Ryuukossei angestellt hatte.

Mehr um ihn zu beruhigen, drehte sich der Vater um – und starrte auf dem Körper seines ehemaligen Beraters, aus dem sich wurmähnliche Gebilde schlängelten.

„Jämmerlich,“ kommentierte die Dame.

Der Inu no Taishou stimmte dem zwar zu, war jedoch zu gewöhnt an rasche Schlussfolgerungen und Befehle: „Sesshoumaru, stoße Naraku Tokejin ins Herz. Inu Yasha, töte die Wurmdämonen.“
 

Der Nachdruck in der Stimme veranlasste seine Söhne zu schleunigstem Gehorsam, eher, als es das Wort „rasch“ vermocht hätte, ohne, dass sie freilich begriffen, was hier passierte. Sicher, sie hatten den Berater durchaus für zauberkundig gehalten, aber was hatten diese erbärmlichen Wurmdämonen mit ihm zu tun? Hatten sie ihn etwa übernommen? Selbst dem Mann aus Akumu war eigentlich klar, dass das diese unterste Klasse aller Dämonen nicht vermochte. Oder doch? Er zog die Klinge aus dem Toten zurück und schwenkte sie unwillkürlich rasch um sie vom Blut zu reinigen – Blut, das jedoch gar nicht mehr vorhanden war. Während er Tokejin in seinen Gürtel schob sah er daher fragend zu seinem Vater.

Inu Yasha tat das Gleiche, nachdem eine Windnarbe die Würmer teilweise bereits aus dem Himmel geholt hatte, offensichtlich auf der Flucht. „Äh...Vater....?“

„Seht ihn euch an“, befahl dieser daher und wandte sich an seine Gemahlin: „Das ist nun Onigumo.“

Sie betrachtete den sichtlich gealterten Toten: „Ja.“

Da seine Jungs anscheinend noch immer nicht verstanden: „Onigumo muss sich, um aus dem Westen fliehen zu können, mit diesen Wurmdämonen eingelassen haben, ihnen seinen Körper überlassen haben. So entstand Naraku. Und daher wohl auch dessen doch ungewöhnliche magische Fähigkeiten. Kein Dämon, ein Sammelsurium von allerlei, hauptsächlich niederrangigen, Dämonen. Ich vermute jedoch, dass auch einige andere dabei waren, denn nur Würmer hätten das nicht einbringen können.“

„Und, was ist jetzt mit Hakudoshi und Kagura?“ erkundigte sich der Halbdämon: „Sie sind ja doch wohl seine Abkömmlinge...Können sie dafür bestraft werden? Ich meine, sie hatten ja keine Wahl....“

„Sie sind sicher tot. Mit dem Tod des Schöpfers sterben auch die Abkömmlinge.“
 

„Inu Yasha!“

Dieser Ruf einer weiblichen Stimme bewog die Familie sich umzusehen.

Sango und Miroku kamen angelaufen, so rasch sie es mit ihren Verletzungen vermochten, und bogen um die Ecke: „Tantei!“ entfuhr es ihnen zweistimmig, hörbar überrascht, ehe sie begriffen, wer da noch herumstand, und sich eilig vor dem Fürsten verneigten. Die Hundedämonin, die sie nie zuvor gesehen hatten, ignorierten sie.

„Oh, sie...sie haben den Bannkreis aufgehoben,“ erklärte der Halbdämon hastig, bemüht seine Freunde zu schützen: „Nur so konnte ich mich gegen Ryuukossei stellen.“

Der Inu no Taishou nickte ein wenig: „Ich erwarte euren Bericht ebenso wie den deinen, Inu Yasha. - Sesshoumaru...“ Er sah durchaus den verwirrten Blick der beiden Dämonenjäger auf den Mann, der sich Tantei hatte nennen lassen: „Inu Yasha, ihr fahrt mit ihnen im Auto zurück. Ihr habt euch viel zu erzählen. In der Hauptstadt kommt zu mir.“ Er drehte sich um: „Dann gehen wir, meine Teure.“

Das zurückbleibende Quartett wich instinktiv einige Schritte zurück, als sich der Fürst und seine Gemahlin in riesige, weiße Hunde verwandelten, wenngleich sie ein wenig kleiner als er, und mit einem gewaltigen Satz oben auf die Felsen sprangen, nur kurz darauf den Blicken entschwunden waren.

„Ja, ich denke, du hast so einiges zu erzählen, Tantei alias Sesshoumaru,“ meinte Inu Yasha dann unverzüglich: „Angefangen von der Tatsache, wieso ihr alle darauf kommt, dass du mein Halbbruder bist, wieso ich wieder lebe, und was das da gerade mit Naraku war.“

Der Angesprochene seufzte, wenn auch nur in Gedanken, als ihm klar wurde, dass genau darum sich sein Vater gedrückt hatte. Nun ja, dieser war der Taishou, der Fürst, und es war sein Recht, Unangenehmes anderen, zumal seinem ältesten Sohn, aufzuladen. Ihm wurde jedoch in diesem Moment ebenso bewusst, dass das Leben für ihn zukünftig ziemlich viele lästige Aufgaben bereit halten würde. Immerhin war er nun der älteste Fürstensohn, der nächste Anwärter auf den Thron. Und spätestens nach dem Staatsempfang in wenigen Wochen würden es alle wissen. Eine seiner Hauptaufgaben würde zunächst darin bestehen, sich auf die Welt eines Fürstenhofes einzulassen, in Akten einzuarbeiten – und, nicht zuletzt, seinen Vater zu entlasten.

Nun, was sollte es. Er hatte seine Lebensaufgabe aus Akumu erfüllt, den Mann gefunden, der ihn dorthin geschafft hatte, ja, seine Eltern beide lebend gefunden. Warum kein neues Problem angehen. Vor ihm lagen noch Jahrhunderte. So sagte er nur: „Im Auto.“ Er ging, nicht überrascht, dass sein Halbbruder sofort an seiner Seite war, wenngleich ein wenig verwundert, dass der nicht ganz auf seiner Höhe war. Aber dann verstand er. Höfisch erzogen hielt sich der jüngere Fürstensohn nun einen halben Schritt hinter dem Älteren, stumme Anerkennung seiner neuen Rolle als Thronerbe.
 

Miroku und Sango tauschten einen raschen Blick. Tantei war der angeblich verstorbene älteste Sohn des Fürsten? Das war eigentlich unglaublich – aber das würde seine Stärke erklären, und auch andere Dinge. Nun, auf die Erläuterungen waren sie wirklich neugierig. Immerhin würde dann Inu Yasha doch auch einen Bruder haben, zumal einen, der den Fürsten unterstützen würde – und womöglich hätte der dann auch mehr Zeit für seinen Jüngsten. Das klang mehr als gut für ihren Freund.
 

Das hoffte auch der Halbdämon. Eigentlich freute er sich darüber, dass Tantei jetzt länger bei ihm wäre, aber genau das würde nicht passieren. Ein Erbprinz müsste doch bestimmt auch viele Aufgaben wahrnehmen, so dass sie kaum mehr dazu kommen würden miteinander zu üben oder er ihn gar auszubilden. Schade. Er würde eher keinen anderen dämonischen Lehrer bekommen. Ob Vater dann mehr Zeit finden würde mit ihm Tessaiga auszuprobieren? Nach dem Kampf gegen den Drachen war er eigentlich sicher, dass da noch so einige Fähigkeiten in seiner Klinge schlummerten, die er nur in Aktion finden würde. Toutousai würde bestimmt den Mund halten, was es da noch so alles gab. Er warf einen Blick auf die Schwerter an Tanteis....nein, an der Hüfte seines Halbbruders. Tenseiga. Das war das Schwert, das für den hergestellt worden war und das niemand berühren durfte. Er hatte, als er aufgewacht war, gerade noch gesehen, dass Sesshoumaru das zurückgeschoben hatte. Welche Fähigkeiten hatte dieser alte Schmied da hineingezaubert? Es besiegte den Tod, anscheinend. Kein Wunder, dass Vater solchen Wert darauf gelegt hatte, dass es niemand anfasste. Das war schon...sagenhaft.

Plötzlich jedoch kam ihm eine andere Tatsache zu Bewusstsein. Er hatte jetzt einen Halbbruder, der der rechtmäßige Thronerbe war, der Vater unterstützen konnte und das auch sicher tun würde. Aber das war eben nicht alles.

Das war auch der Mann, der sich Tantei genannt hatte – und der gesagt hatte jeder neue, dämonische, Fürst würde, ihn als Sohn des Fürsten, sei er auch nur ein Halbblut, umbringen, um sicher zu gehen. Und gegen Tantei würde auch eine Flucht nach Akumu nicht helfen. Vaters Tod würde damit auch unwiderruflich seinen eigenen bedeuten – auf Befehl oder auch durch die Hand seines Bruders. Na toll.


Nachwort zu diesem Kapitel:
...no comment.

Das letzte Kapitel heißt: der Mann ohne Vergangenheit Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kerstin-san
2018-02-03T15:11:20+00:00 03.02.2018 16:11
Hallo,
 
huch, und schon ist der Kampf gegen den Drachen vorbei, ohne dass der Taishou irgendwas mitbekommen hat. Schade irgendwie, aber dafür ist ja noch Naraku da und dem steht wohl niemand wohlgesonnen gegenüber. Ich fand den Auftritt der Fürstin genial. Äußerlich kalt und beherrscht, aber innerlich von einer ungeheuren Wut erfüllt. Narakus Ende kommt dann sehr schnell, aber die Genugtuung der Fürstin kann man vollkommen nachvollziehen. Auch, dass Tenseiga zum Einsatz kam, um Inuyasha zu retten fand ich überzeugend.
 
Inuyasha glaubt jetzt nicht ernsthaft, dass Sesshoumaru ihn umlegen wird, sobald der Tashou das Zeitliche gesegnet hat? Du lieber Himmel.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Minerva_Noctua
2015-10-23T10:36:14+00:00 23.10.2015 12:36
Das ging jetzt alles ziemlich schnell.
Ich sehe Inu Yasha eher als Berater als als Freiwild, wenn Sesshoumaru übernimmt.
Aber gut. Ich bin gespannt wie es ausgeht.

Liebe Grüße,

Minerva
Von: -Suhani-
2014-02-12T22:00:32+00:00 12.02.2014 23:00
Der Kampf selbst ist dem Original sehr ähnlich, aber das Ende hast du sehr schön abgeändert. Nicht, dass ich Inu Yasha den Tod wünsche (auch wenn einige das glauben), ich meine den Auftritt des Rests der Familie. Narakus Ende hättest du ein wenig in die Länge ziehen können, aber okay. Es war auch mal eine schöne Abwechslung, dass die Fürstin den Feind umgelegt hat und nicht die drei Herren mit vereinten Kräften.
Was iNu Yashas letzten Gedanken angeht … Ich glaube nicht, dass Sess seinen kleinen Bruder umbringen wird, wenn ihr Vater stirbt. Nein, durch die komplett umgeschriebene Vorgeschichte ist ja auch die Beziehung der beiden eine ganz andere. ^^
lg
Hani
Von:  Lyrael_White
2014-01-29T09:31:31+00:00 29.01.2014 10:31
Schöne Familienzusammenführung.
Tja da hat der gute Naraku nicht berechnet, WEN er da als Geisel gewählt hat. Die Dame ist bestimmt nicht nur wegen ihrem Aussehen zur Fürstgemahlin geworden.
Das Inu Yasha sich gleich so eine schwarze Zukunft ist irgendwie süss. Immerhin wurde es ihm ja lange genug eingetrichtert und gegen sein Bruder hilft ihm Akumu wirklich nichts.
Bin gespannt auf das letzte Kapitel
Von:  babs
2014-01-28T21:31:39+00:00 28.01.2014 22:31
Oh nein ich hoffe doch, dass Inu Yasha auch nach dem Tod seines Vaters weiterleben darf.
Sonst war das ein super Kapitel. Freu mich schon aufs Letzte. ^^
Gruß babs



Zurück