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I didn't hear you leave

von

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Requiem for a dream

„Nicht, dass es irgendwie wichtig wäre. Wenn du bei mir bleibst, brauche ich keinen Himmel.“

Langsam stand er auf, nahm mein Gesicht in seine Hände und schaute mir in die Augen. „Für immer“, schwor er, immer noch überwältigt.

„Mehr verlange ich nicht“, sagte ich und reckte mich auf die Zehenspitzen, damit ich meine Lippen auf seine drücken konnte.
 

„Isabella.“
 

Ich richtete mich ruckartig auf.
 

„Träumst du wieder?“, fragte die Stimme spöttisch.
 

„Vampire träumen nicht, Jake.“, antwortete ich trocken.
 

Er fuhr mit seiner Hand an seine Brust, wo einst sein Herz schlug. „Ich bin bestürzt!“, rief er sarkastisch. Ich rollte nur mit den Augen. „Was willst du?“
 

„Nichts Bestimmtes. Ich geh jagen und wollte dir bescheid sagen. Kommst du mit?“, seine Stimme klang fast hoffnungsvoll.
 

„Nein.“
 

„Es ist gegen unsere Natur keine Menschen zu töten. Wir töten, um zu überleben.“, informierte mich Jake.
 

Wir leben nicht. Wir haben keine Natur. Das hätte ich ihm gern gesagt, aber das war nicht nötig. Ich gab ihm keine Antwort und er erwartete auch keine von mir. Er wusste wie ich über das Vampir-Dasein dachte. Das ich es abstoßend und falsch fand. Uns sollte es nicht geben.
 

„Ich lebe länger als du und-“, sprach er näher kommend.
 

„Du lebst nicht, du …existierst nur.“, unterbrach ich ihn, doch er redete weiter ohne meinen Einwurf zu beachten.
 

„- ich kann dir sagen, dass es nur ungesund sein kann, sich von Tierblut zu ernähren… Obwohl ich deine honigbraunen Augen ja ganz süß finde…“, er fasste mein Kinn und drehte es nach links, nach rechts um mein Gesicht von allen Seiten betrachten zu können. Ich wies ihn nicht zurück. Es war mir gleich… Wie so viel in den letzten Jahren… In den letzen 28 Jahren.
 

Er wandte sich ab, „Wie auch immer…Falls du es dir anders überlegst. Du weist wo du mich findest.“ Er ging raus. Raus aus der mickrigen Hütte, die wir beide behausten.
 

Ich legte meinen Kopf verzweifelt in die Hände. „Erinnere dich! Erinnere dich doch!“, flüsterte ich mir zu. Es war so aussichtslos. Jake sagt, kaum ein Vampir erinnert sich an sein menschliches Leben.
 

Wenn es denn nur so wäre! Sich nicht erinnern….was für ein Geschenk!

Nein…ich war verflucht, denn ich konnte mich erinnern…aber nur an Fetzen, kleine Brocken, die mich in den Wahnsinn trieben.
 

Ich erinnerte mich an ein wunderschönes Mädchen mit kurzen dunklen Haaren und fühlte, dass sie mir einst viel bedeutet hatte…meine Schwester? Eine Verwandte? Eine Freundin? Ich wusste es nicht…
 

Dann sah ich einen Polizisten… und einen jungen gut aussehenden Arzt…wer waren sie?

Und schließlich meine liebste Erinnerung: Jemand verspricht mir für immer bei mir zu bleiben und küsst mich. Warum sehe ich nicht sein Gesicht? Ich höre nur seine Stimme…Ich spielte die Szene immer und immer wieder in meinem Kopf ab. Ich liebte diese Stimme. Habe ich sie auch als Mensch geliebt?
 

Diese letzte Erinnerung ist meine jüngste…vier Monate alt. Plötzlich war sie da, als wäre sie nie weg gewesen.
 

Ich richtete mich auf und sah mich in dem schäbigen Zimmer um und entdeckte in der Ecke einen alten dreckigen Spiegel.

Ein Spiegel… wann habe ich zuletzt mein Spiegelbild gesehen? Das muss Monate, wenn nicht Jahre, her sein! Ich stand auf und ging zum Spiegel und erkannte die Person nicht, die mich ansah.
 

Abgenutzte, löchrige, Kleidung, ungepflegtes verknotetes Haar, dreckige Hände und schmutziges Gesicht. Wahrscheinlich hätte ich geweint, wenn ich gekonnt hätte. Wie war es dazu gekommen? Wie konnte es dazu kommen?
 

Aber dann fiel mir die Antwort ein. Jake.
 

Jake machte sich nicht viel aus Kleidung.

Aus gepflegtem Äußeren.

Aus schönen Häusern.

Aus irgendwas.

Für ihn war nur eins wichtig: wie kommt er schnell an Blut ohne große Opfer bringen zu müssen.
 

Deshalb behausten wir auch dieses kleine Etwas…was man grade noch als Hütte bezeichnen konnte, mitten im Wald im Nirgendwo. Viele Menschen gab es hier nicht. Und wenn wir weiter ziehen, werden es noch viel weniger sein.
 

Aber das war Jake nicht wichtig. Er sagt, es müssen nicht viele sein, es müssen nur genug sein.
 

Und obwohl es mich anwiderte was er tat –Menschen töten- und obwohl er selbst mich anwiderte –weil er es tat-, war er alles was ich hatte.
 

Er war es, der mich gefunden hat.

Er war es, der mich bei sich aufnahm, zu sich nahm.

Er war es, der mich lehrte ein Vampir zu sein.

Er war es, der auf mich Acht gab.
 

Ich wollte ihn gern verlassen. Ich trank kein Menschenblut, ich konnte also unter Menschen sein. Oder vielleicht unter anderen Vampiren, die so dachten wie ich. Jake sagt, es gibt niemanden der so lebt wie ich. Jake sagt, ein Vampir kann nicht unter Menschen leben. Jake sagt, alleine wäre es nicht sicher für mich, alleine würde ich nicht klar kommen, ich sollte bei ihm bleiben.
 

Und so bleibe ich, denn ich glaube ihm.
 

Jake ist über 500 Jahre alt. Er wusste mehr als ich. Aus diesem Grunde war ich hier und bemitleidete mich selbst. Es ist erbärmlich.
 

Es sollte mehr geben. Selbst für einen Vampir. Es musste einfach mehr geben.
 

Ich trat aus der Hütte und atmete tief ein. Was für ein schöner Tag… ich lächelte. Wann habe ich zum letzten Mal gelächelt?
 

Jake hat Unrecht. Ich werde ihn verlassen…nach 28 Jahren. Ich kann sicher unter Menschen sein. Ich werde es versuchen. Ich werde alleine sein. Ich werde auf mich aufpassen, schließlich bin ich ein Vampir.
 

Es muss einfach mehr geben.
 

Und mein Lächeln erstarb.
 

Denn ich wusste, dass ich Jake nicht verlassen würde.

Ich ging zurück in die Hütte. Setzte mich auf die verschlissene Couch und dachte an die Stimme.
 

„Wenn du bei mir bleibst brauche ich keinen Himmel.“
 

Und wenn du bei mir wärst, bräuchte ich nicht Jake, dachte ich und schloss die Augen, um mich zu konzentrieren. Vielleicht würde mir mehr einfallen. Vielleicht würde ich mich an das Gesicht erinnern können. Oh bitte!
 

„Für immer“

The Past

Vor 28 Jahren
 

„Aaaaaargh“, brüllte jemand. Dann erkannte ich, dass es meine Stimme war, dass ich es war, die schrie. Ich konnte nicht aufhören, denn ich verbrannte. Mein Körper verbrannte.
 

„Es ist gut.“, versuchte mich eine Person sanft zu beruhigen. Es ist gut? Es ist gut? Diese Person musste verrückt sein. NICHTS war gut.
 

Dieser grausame Schmerz. So überwältigend. Ich würde sterben. Tod. Barmherziger Tod, wieso starb ich nicht? Wieso verlor ich nicht mein Bewusstsein? Ich hielt es nicht aus.
 

„Es vergeht. Es wird besser.“, sprach die Person. Tröstende Worte… ich brauchte keine tröstenden Worte, sondern Erlösung. Es sollte aufhören. Sofort.
 

„Hilf mir!“, flehte ich. Es soll aufhören, es soll aufhören, es soll aufhören. Bitte! Ich erlitt Qualen.
 

„Ich kann dir nicht helfen. Beruhige dich. Es wird aufhören.“, sagte die Person. Ich wollte ihr so gerne glauben. Aber das konnte ich nicht. Niemand kann solche Schmerzen überleben.
 

Ich wand und wälzte mich. Alles tat mir weh und niemand half mir, ich war verzweifelt.
 


 

Irgendwann… -waren es Stunden? Wohl eher Tage- später… ließ der Schmerz tatsächlich nach. Er wurde erträglicher. Die Person hatte Recht behalten. Obwohl sie mir nicht geholfen hatte, hatte sie mich wenigstens nicht angelogen.
 

Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch meine Lider fühlten sich an, als wären sie mit Blei gefüllt. Und als es mir endlich gelang, kniff ich sie sofort wieder zusammen. Es war so hell… die Sonne blendete mich.
 

Nein, das war nicht nur die Sonne, die mich geblendet hatte. Als sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnten, sah ich einen Mann wenige Schritte neben mir sitzen. Er funkelte. Seine Haut glitzerte in der Sonne.
 

Er wandte mir seinen Kopf zu und lächelte müde. „Du bist wach…“, stellte er erleichtert fest. „Das ist sehr gut. Ich möchte hier nicht länger verweilen, als unbedingt notwendig.“, seine Stimme klang belegt.
 

Ich versuchte meinen Kopf zu drehen, um beurteilen zu können wo ich war. Doch meine Schmerzen waren noch zu groß. Ich stöhnte auf.
 

„Ich weiß, dass du noch schwach bist und vielleicht Schmerzen hast, aber wir müssen hier weg. Es ist wichtig, dass wir hier so schnell wie möglich verschwinden.“, redete er auf mich ein.
 

Ganz langsam fanden mich meine Kräfte wieder. Ich konnte mich umsehen. Und ich erschrak. Was sich da vor meinen Augen ausbreitete war… ein Schlachtfeld!
 

Ich war mitten auf einem Waldhang, der durch den Kampf, der hier ausgefochten wurde, zur Lichtung geworden war. Überall lagen umgestürzte, ausgerissene Bäume. Zersplitterte Bäume. Alles war zerstört, zerschlagen, verwüstet. Allein an den Spuren konnte ich erkennen, dass hier gekämpft wurde. Und an dem Blut.
 

Blut… aber keine Leichen?
 

„Ich weiß nicht, was hier genau passiert ist. Ich war nur auf der Durchreise, als ich das Geschmetter gehört habe und erriet schnell wer hier gegen wen kämpfte, ich konnte es riechen. Vampire gegen Werwölfe…“, bei dem letzten Wort verzog er das Gesicht und betrachtete angewidert das Blut, das auch ich gesehen hatte.
 

„Als ich ankam, fand ich dich. Grade bei deiner Verwandlung. Und ich stelle mir nur eine Frage: Was hatte ein Mensch hier verloren?“, er sah mich fragend an.
 

Seine Worte drangen nur langsam bis zu meinem Verstand.
 

Er redete von Vampiren? Ein seltsam vertrautes Wort…

Von Werwölfen? Ich wunderte mich über meinem Gedanken, dass Werwölfe schlecht, gefährlich waren.

Was hatte er zum Schluss gesagt?

Meine Verwandlung? Was hatte das zu bedeuten?
 

Er stand auf und kam auf mich zu, „Du hast Durst.“, das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Der ich allerdings nichts entgegen zu bringen hatte, denn er hatte Recht.
 

Einen unbeschreiblichen Durst sogar.
 

Er hielt mir die Hand hin, um mir beim Aufstehen zu helfen. Ich nahm sie an. Seine Hand war so stark… aber ich erwiderte seinen Händedruck. Mich zu erheben fiel mir schwer, ich fühlte mich so schwach, aber gleichzeitig spürte ich eine unbändige Kraft in mir… ungewöhnlich. Ungewohnt.
 

„Wie heißt du?“, fragte er mich beiläufig.
 

„Isabella“, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen. Er zog seine Augenbrauen hoch.
 

„Und wer bist du?“, fragte er mich weiter.
 

Ich machte meinen Mund auf, um ihm zu antworten. Und schloss ihn wieder. Ich machte ihn wieder auf, um ihm zu sagen, dass ich… Nun ja, dass ich was? „Ich…“
 

„Erinnerst du dich an irgendwas?“, wollte er wissen.
 

Ich heiße Isabella. Und…ich konnte mich einfach nicht erinnern… Warum fragt er mich überhaupt aus? Er hat doch selbst gesehen, was für Schmerzen ich ertragen musste! Ist doch natürlich, dass man kurz überlegen muss!
 

Ich schüttelte wütend den Kopf.
 

„Du musst nicht gleich zornig werden…“, mahnte er mich.
 

„Ich bin nicht zornig!!“, donnerte ich ihm entgegen.
 

„Viele Vampire erinnern sich nicht an ihr Menschenleben. Ich erinnere mich auch nicht. Wenigstens kennst du deinen Namen, dann brauchen wir dir keinen auszudenken.“, erzählte er, ging an mir vorbei an den Rand der Lichtung, zu den Bäumen.
 

Als er an einer Baumreihe ankam drehte er sich nach mir um. „Hm? Wo bleibst du denn? Komm! Ich hab doch schon gesagt, dass wir hier verschwinden sollten.“
 

Ich sah ihn ungläubig an. Dachte er wirklich ich würde mit ihm irgendwohin gehen? Ha! Ich bin doch nicht von gestern.
 

Vielleicht erinnerte mich ja nicht an mich oder an mein Leben und vielleicht verstand ich nicht wie ich überleben konnte, nach dem ich doch verbrannt war und vielleicht hatte ich auch keinen Schimmer von dem was dieser Mann da erzählte, aber Eins wusste ich ganz sicher:
 

Geh nicht mit Fremden.
 

Der Mann hatte wohl meinen entschlossenen Gesichtsausdruck gesehen, denn er kam kopfschüttelnd wieder auf mich zu.
 

„Wo liegt dein Problem?“, fragte er mich leicht genervt.
 

„Ich kenne Sie nicht.“
 

Er stöhnte. „Das glaube ich ja nicht. Ich bin Jake. 30 Menschenjahre alt. 498 Vampirjahre-“
 

„Was soll das die ganze Zeit mit den Vampiren?!“, fragte ich genauso genervt, wie er es war.
 

„Das ist jetzt nicht dein Ernst!“, zischte er und packte mich fest am Oberarm. „Du kommst mit, hast du verstanden?! Ich hab keine Lust länger mein Leben für dich aufs Spiel zu setzten! Wenn die Werwölfe zurückkommen, dann-“
 

Ich entriss ihm meinen Arm und wunderte mich selbst über die Wuchtigkeit meiner Bewegung, die ihn fast zum Fallen brachte. Dabei hatte ich ihn genau verstanden. Ich sollte also ein Vampir sein. Ich sah an mir herab und bemerkte ich, dass auch ich in der Sonne glitzerte.
 

Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, dabei wusste ich gar nicht warum. Aber der Gedanke endlich ein Vampir zu sein, war sehr befriedigend.
 

Endlich? Warum endlich?
 

Verdammt war das lästig! Seine eigenen Gedanken nicht zu verstehen.
 

„Offenbar verstehst du mich doch.“, sagte er. Seine Miene entspannte sich. „Also gehen wir.“, und er wandte sich wieder um.
 

Ich hatte allerdings nicht das Verlangen mit ihm fort zu gehen. Und nicht, weil er natürlich immer noch ein Fremder war, oder weil ich immer noch nicht alles verstand, was er mir zu sagen versuchte, sondern einfach nur, weil ich hier bleiben sollte.
 

Mein Gefühl sagte mir, ich sollte hier warten. Worauf? Ich wusste es selbst nicht. Aber der Drang hier zu bleiben und auf etwas oder jemanden zu warten, war tausendfach größer, als der von hier zu verschwinden.
 

„Ich bleibe hier.“, sagte ich so entschlossen wie ich konnte.
 

„WAS?“, er drehte sich blitzschnell um.
 

„Ich finde, ich sollte hier bleiben. Ich warte.“, erzählte ich ihm in einem beiläufigem Tonfall.
 

„Und worauf, wenn ich fragen darf?“, fragte er gereizt. „Du bist noch so jung und hast noch nicht einmal deinen ersten Durst gelöscht. Ich frage dich also wie willst du dich einem Rudel Werwölfe stellen?“
 

Ich hatte darauf keine Antwort, und das wusste er. Aber ich musste hier bleiben und warten. Je länger ich darüber nachdachte, desto richtiger erschien mir meiner Entscheidung.
 

„Glaubst du vielleicht jemand wird dich abholen?“, er lachte laut. „Man hätte dich nicht alleine gelassen. Glaub mir. Vertrau mir. Ich war bei deiner Verwandlung dabei. Ich habe gesehen wie du gelitten hast“, seine Stimme war jetzt ernst und mitfühlend, „Ich habe dich nicht allein gelassen und dadurch mein eigenes Leben riskiert. Wenn ich dir was antun wollte, hätte ich es längst getan.“
 

Er war sehr schön. Aber das waren alle Vampire, verriet mir mein Verstand. Aber was er mir da sagte, konnte ich nicht von der Hand weisen. Ich zweifelte an meinem Entschluss hier bleiben zu wollen.
 

„Wieso willst du mich mitnehmen?“, fragte ich. Es interessierte mich wirklich.
 

„Ich…ich hab dich gefunden… Wir sind Gefährten. Verbunden, verstehst du“, erklärte er.
 

Nein, das waren wir nicht. Ohne Zweifel. Nicht mal eine kleine Wahrscheinlichkeit bestand. Ich wusste es ganz sicher. Es war unbestreitbar.
 

Ich sagte nichts dazu. Ich überdachte nur meine Chancen und Möglichkeiten. Ich konnte hier bleiben und warten. Im besten Fall würde jemand kommen oder etwas würde passieren, dass mein Warten erklären könnte. Im schlimmsten Fall würden die Werwölfe zurückkommen. Und nicht nur Jake war besorgt, was das anging.
 

Mein Instinkt riet mir zu gehen. Hauptsache weit weg von den Werwölfen.

Mein Gefühl sagte, ich sollte bleiben und warten.
 

Was sollte ich tun?
 

„Ich bringe dir bei, was du wissen musst und später kannst du immer noch gehen. Zurückkehren.“, er war ungeduldig.
 

Ich zögerte nur kurz. Dann nickte ich und ging mit ihm.
 

Ich würde zurückkehren. Ganz sicher.
 


 


 

Gegenwart
 

Jake kam in die Hütte rein und riss mich aus meinen Gedanken. Es waren so viele viele Jahre vergangen und ich war bei ihm geblieben.
 

Warum?
 

Warum war ich nie zurückgekehrt?
 

Ich hatte Angst. Angst, das Jake mal wieder Recht behalten würde und ich tatsächlich nicht ohne ihn auskäme.
 

Aber noch größere Angst hatte ich davor zurückzukehren und nichts zu finden. Nichts. Ich wollte die Hoffnung nicht verlieren. Ich wollte meinen Traum nicht aufgeben. Meine vielen Träume was hätte geschehen können, wenn ich nicht mit Jake gegangen wäre.
 

Ich hätte sterben können. Vielleicht hätten mich die Werwölfe gefunden und getötet. So schlimm war die Vorstellung gar nicht. Lieber war ich tot, als dieses Dasein zu fristen. Weiter als armselige Existenz zu überdauern. Unglücklich.
 

Jake lächelte mich an.
 

Glaubte Jake wirklich ich sei seine Gefährtin? Wir seien verbunden? Ich wusste, dass dem nicht so war, dass ich es nicht war. Jake spürte sicher auch, dass wir keine Gefährten sein konnten. Aber das war ihm egal.
 

Er war 498 Jahre alleine gewesen und dann kam ich… Er betrachtete mich eher als sein Eigentum. Er beschützte mich… wie einen wertvollen Schatz, eine Kostbarkeit.
 

Ich war dankbar, dass er auf mich Acht gab, aber ich war genauso stark wie er, ich könnte selbst auf mich aufpassen. Aber das war ihm auch egal.
 

In den ganzen 28 Jahren habe ich nie einen anderen Vampir gesehen. Jake hat es immer geschafft mich zu verstecken, mich fernzuhalten, wenn andere Vampire in der Nähe waren, sodass mich auch niemand je hätte sehen können.
 

„Isabella, ich mag es nicht, wenn du so verträumt bist.“, kritisierte er.
 

Ich mochte es nicht wie er meinen Namen sagte. So voller besitzerstolz.
 

Ich drehte mein Gesicht weg, „Dann sieh mich nicht an.“
 

„Gerade heute solltest du besonders gute Laune haben“, flüsterte er. Ich spürte seinen süßen Atem auf dem Gesicht.

„Und wenn ich keine gute Laune haben will?“, fragte ich. Mein Atem ging unregelmäßig.

Seine goldenen Augen glühten. „Zu schade.“
 

Ich erstarrte und saß fassungslos auf der Couch.
 

Das blieb nicht unbemerkt, „Und was hast du jetzt schon wieder?“, fragte Jake.
 

Ich schüttelte langsam den Kopf, um ihm eine Antwort zu geben. Eine Erinnerung! Und es war dieselbe Stimme, wie in meiner letzten.
 

Ich sprang auf.
 

Goldene Augen. Er hatte also goldene Augen. War das üblich bei Menschen? Ich wusste es nicht mehr.
 

„Jake, haben viele Menschen goldene Augen?“, fragte ich neugierig.
 

„Du weißt doch selbst, ich bin nie unter Menschen. Außer ich töte jemanden, um zu trinken, aber ich habe nie auf die Augenfarbe geachtet.", antwortete er nachdenklich, "Und das war auch schon so bevor du gekommen bist. Ich weiß es nicht.“
 

Ich nickte nur und lief nach draußen. Ich hatte nicht viel Zeit für mich. Wenn ich nicht bald zurückkäme, würde Jake nach mir suchen. Und mich finden. Er fand mich immer.
 

Aber einen kurzen Moment hatte ich für mich alleine und ich gab mich meinen Träumereien hin.
 

Ich wäre nicht mit Jake gegangen, damals. Ich hätte gewartet. Und jemand mit goldenen Augen wäre gekommen, um mich abzuholen.
 

Ich strahlte über das ganze Gesicht.
 

Ja, so wäre es gewesen. So hätte es sein können.
 

„Isabella? Wo bist du?“, ich hörte Jake kommen.
 

Aber so war es nicht.
 

„Zu schade.“

First light

Stimmen
 

Ideale und geliebte Stimmen derer,

Die gestorben sind, oder derer,

Die für uns verloren sind wie die Toten.

Oft sprechen sie in unseren Träumen,

Oft, in Gedanken versunken, hört sie der Geist.

Und mit ihrem Echo kehren für einen Augenblick

Die Geräusche der Urdichtung unseres Lebens zurück,

Wie Musik in der Nacht, die in der Ferne verklingt.

- Konstantinos Kavafis
 


 


 

First light
 


 

Jetzt waren Wochen vergangen und ich nahm meine Umwelt kaum noch war. Ich lebte in meinen Gedanken, in meinen Erinnerungen, einer Welt, die ich mir geschaffen hatte und nicht länger in der Realität.
 

„Isabella“, ich hörte meinen Namen sehr gedämpft, als würde jemand unter Wasser zu mir sprechen. Oder zumindest es versuchen.
 

Ich antwortete nicht, sondern starrte weiter aus dem Fenster, weiter in Gedanken. „Grade heute solltest du besonders gute Laune haben“
 

Jemand packte mich fest an der Schulter und schüttelte mich energisch. Widerwillig wandte ich den Blick ab und versuchte mich auf die Person zu konzentrieren. Ich sah wie Jake seinen Mund schnell bewegte, aber verstand kein Wort von dem was er sagte.

„Was ist los?“, fragte ich teilnahmslos.
 

„Genau! Du hast es auf den Punkt gebracht: Was ist los mit dir?!“, Jake sah besorgt aus. Aber das hatte keine Wirkung auf mich. Früher hatte ich ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn ich ihm Kummer oder Sorgen bereitete, aber das war längst vorbei. Es interessierte mich nicht mehr. Er interessierte mich nicht.
 

Ich drehte meinen Kopf zurück zum Fenster und versank wieder in meinen Erinnerungen. „Nicht, dass es irgendwie wichtig wäre.“ Jake war nicht irgendwie wichtig. Nur die Stimme war es, der mein Herz gehörte, die aus einem anderen Leben kam. Einem vergessenen Leben. Fast.
 

„Isabella!“, er schüttelte wieder meine Schulter.
 

„WAS ist?!“ Konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen?
 

„Du musst jagen gehen, deine Augen sind pechschwarz.“
 

Ich sah ihn unbewegt an. „Das geht dicht nichts an.“
 

„Mich geht ja sowieso nichts mehr was an! Du beachtest mich nicht, geschweige denn, dass du mit mir reden würdest. Was hast du? Vielleicht kann ich dir helfen?!“, fragte er verzweifelt, beinahe flehend.
 

Ich lachte auf, „Ha! Der allwissende Jake will mir helfen! Mach dich nicht lächerlich.“ Er sagte nichts, sondern sah mich nur an. Ich hielt seinen verletzten Blick nicht mehr aus.
 

„Weißt du was? Jagen ist gar keine schlechte Idee.“ Mit diesen Worten sprang ich auf und war schon zur Tür raus.
 

Wenigstens folgte er mir nicht, wenn ich jagte. Das Einzige, das ich ohne seine ständige Gegenwart tun konnte.
 

Ich lief mit voller Geschwindigkeit in den Wald, sodass die Bäume nur so an mir vorbei flogen. Kühle Waldluft peitschte mir ins Gesicht und ich fühlte mich endlich nicht mehr so… gefangen. Meine Wut über Jake ebbte langsam ab und ich versuchte mich auf das Jagen zu konzentrieren.
 

Ich glaubte nicht – im Gegensatz zu Jake – dass es ungesund war, sich so zu ernähren wie ich es tat. Aber es war auch nicht vollkommen befriedigend. Ich fühlte mich nie vollkommen satt, selbst wenn ich grade erst getrunken hatte. Ich dachte grade darüber nach, ob das wohl eine Auswirkung auf mein Verhalten hatte…
 

Als ich zu einer Lichtung kam. Vor mir erstreckte sich eine große Wiese. Diese Lichtung kannte ich noch gar nicht, fiel mir auf. Aber schließlich waren wir noch nicht lange hier und ich war noch nicht oft jagen. Bisher hatte ich mich nicht weit von der Hütte entfernt.
 

Ich mochte Waldlichtungen. Ich konnte gar nicht sagen warum, sicher etwas aus meinem Menschenleben.
 

Jake hatte mich auf einer Waldlichtung gefunden.
 

… Jake.
 

Jetzt wäre der perfekte Augenblick. Der perfekte Zeitpunkt ihn zu verlassen. Er würde erst Morgen mit der Suche nach mir beginnen und bis Morgen konnte ich schon weit weg sein. Wenn ich schnell genug war, schaffte er es nicht mich einzuholen. Ich wäre frei…
 

Ich dachte schon wieder daran Jake zu verlassen. Seit ich die Stimme hörte, hatte ich einen so mächtigen Drang, das zu tun, dass ich beinahe ständig daran dachte.
 

Sollte ich es tun, musste es jetzt sein.
 

Jake konnte mich nicht glücklich machen, es war ihm nicht gegeben, es sollte nicht sein. Er verschlimmerte alles nur.
 

Ihn wirklich verlassen?
 

Ich schritt in die Mitte der Lichtung. Ich musste eine Entscheidung fällen. So konnte ich einfach nicht mehr weiter leben. Existieren, verbesserte ich mich.
 

Ich wandte mich in die Richtung, aus der ich gekommen. Jake erwartete mich dort. Jake liebte mich… auf seine Weise. Auf eine Art, die ich oft nicht verstand. Eine sehr einengende, einnehmende Art. Dennoch liebte er mich. Ich tat einen Schritt, und noch einen, und noch einen.
 

Ich stand still, drehte mich um und versuchte es in die andere Richtung. Was erwartete mich dort? …die weite Welt, war mein erster Gedanke. Andere Vampire, Menschen... Es war leicht zu fasten, wenn man nicht in der Nähe von Menschen war… würde es mir schwer fallen? Zu schwer? Ein Schritt, noch ein Schritt und noch einer, und bevor ich merkte, dass ich mich entschieden hatte, war ich schon halb durch den ganzen Wald gelaufen.
 

Eine so große Freude ergriff mich, dass ich über das ganze Gesicht lachte. Ich rannte so schnell ich konnte. Ich war so glücklich, dass ich es getan hatte, Jake verlassen hatte, mich getraut hatte. Nichts würde mich aufhalten. Nichts vermochte mich jetzt noch aufzuhalten.
 

Einige Meilen später blieb ich abrupt stehen. Ich witterte ein Tier. Beute. Jake hatte Recht, ich hatte einen gewaltigen Durst!
 

Jake hatte wieder Recht… Ich sollte nicht an ihn denken, wenn ich ihn verließ.
 

Also, bevor ich auch nur in die Nähe von Menschen kam, sollte ich wohl satt sein, wenn nicht sogar übervoll. Sicher ist sicher.
 

Ich nährte mich meiner Beute. Es war ein Grizzlybär. Ich mochte Grizzlybärenblut gern. Der Bär hatte mich gesehen und beobachte mich. Ob er wohl wusste, dass er sterben wird? Ich entblößte meine Zähne und ging in die Hocke. Aus meiner Kehle drang ein tiefes Knurren. Der Bär war nicht sehr beeindruckt und brüllte laut.
 

Dann sprang ich auf ihn zu.
 

Ich stand am Rand des Waldes, geschützt in den Bäumen und sah auf ein Tal hinab. Im Tal war eine Stadt, umgeben von Bergen und Wäldern. Ich hatte einen Grizzlybären und zwei Raubkatzen getötet und sie bis auf den letzten Tropfen Blut ausgesaugt. Das musste wohl reichen.
 

Der Himmel war überzogen von Wolken, ich würde also nicht glitzern.
 

Ich entfernte mich langsam vom Wald und ging auf die Stadt zu. Ich war mir bewusst, dass ich schrecklich aussah – ich sah mein Spiegelbild noch klar und deutlich vor mir.
 

Bald würde ich die Stadt erreichen. Es war seltsam, an manche Dinge, was Menschen anging, konnte ich mich gar nicht erinnern. Wie zum Beispiel welche Augenfarbe Menschen haben. Und andere Sachen waren so selbstverständlich…
 

Ich steuerte auf ein Hotel zu, es war leicht abgelegen von der Stadt. Bis jetzt war ich noch keinem Menschen begegnet, aber der Geruch, der über der Stadt hing, war atemberaubend.
 

Ich trat ein und ging zur Rezeption. Rezeption, dachte ich stolz. Ich wusste wie die Empfangsstelle hieß! Eine sehr alte Frau saß dort und als sie mich sah, kam sie mit großen geschockten Augen auf mich zugelaufen. Ihre Augenfarbe hatte in trübes blau. Menschen hatten also blaue Augen? Alle?
 

„Ach du liebes Bisschen! Was ist denn mit dir passiert, Kleines? Was hat man dir angetan?!“, fragte sie ganz außer sich und fasste meine Hände. „Gott, du bist ja eisig kalt!“
 

Ich war fassungslos. Mit so viel Energie, von so einer alten Frau, hatte ich nicht gerechnet. Ich entzog ihr sofort meine Hände.
 

„Du bist verängstigt!“, interpretierte sie mein Verhalten.
 

„Ich…“, setzte ich an.
 

„Ja? Was möchtest du sagen, Spatz?“ Spatz? Ich hatte denkbar wenig mit einem Spatz gemeinsam…
 

„Ich habe mich im Wald verirrt und … seit Tagen…“, mir fiel nichts ein, ich hatte nicht damit gerechnet mein heruntergekommenes Aussehen rechtfertigen zu müssen.
 

„Das ist schrecklich! Du hast ja noch nicht einmal Schuhe!“
 

Ich blickte auf meine nackten Füße…
 

„Komm, folge mir. Was du erstmal brauchst ist ein warmes Bad, saubere Anziehsachen und was anständiges zu Essen!“, erklärte die lebhafte Alte. Ich wollte schon widersprechen, dass ich grade erst vom Jagen kam, doch bremste mich rechtzeitig.
 

Sie schloss eine Zimmertür auf und gab mir den Schlüssel mit den Worten „Da findest du alles, was du brauchst. Wir päppeln dich jetzt wieder auf, du armes Ding. Ich schick gleich jemanden rein, um dir frische Kleidung zu bringen. Unglaublich, so ein armes hilfloses junges Mädchen verläuft sich im Wald… Ich habe immer zu William gesagt, dass es nicht sicher ist…“, kopfschüttelnd ging sie zurück zur Rezeption und ließ mich verdutzt zurück.
 

So hatte ich mir das irgendwie nicht vorgestellt…
 

Ich sank tief in die Badewanne… hatte ich jemals so was Angenehmes erlebt? Ich schloss zufrieden die Augen. Dann hörte ich, wie sich die Tür zu meinem Schlafzimmer öffnete. Jemand kam rein. Und die Tür wurde wieder geschlossen. Der Mensch war wieder gegangen.
 

Menschen… sie rochen sehr appetitlich, aber es fiel mir nicht schwer mich zusammenzureißen. Wahrscheinlich weil ich keinen Hunger hatte.
 

Ich brauchte lange, bis ich vollständig sauber war und alle Blätter und Moosstücke erfolgreich aus meinen Haaren entfernt hatte.
 

Nach Stunden war ich fertig und ging in mein Zimmer. Mein Zimmer… das hörte sich sehr ungewohnt an. Auf dem Bett lagen sauber gefaltet Anziehsachen für mich. Ich zog mich an und die Sachen passten mir. Die Alte musste wohl ein gutes Auge für meine Kleidergröße haben.
 

Ich betrachtete mich im Spiegel, der im Zimmer hang. Die Verwandlung hätte nicht größer sein können.
 

Ich sah sauber und gepflegt aus. Und die Anziehsachen standen mir gut, stellte ich mit einem Lächeln fest. Ein knielanger brauner Rock und ein Pullover in beige. Auf dem Boden lag eine kleine Auswahl an Schuhen.
 

Ich musste wieder grinsen, meine Schuhgröße hatte die Alte wohl nicht erraten.
 

Ich bürstete mir ein letztes Mal meine langen braunen Haare und trat vor die Tür. Ich ging zurück in die Eingangshalle.
 

Auf meinem Weg begegnete ich wenigen Menschen, die mich mit großen Augen ansahen. Grüne Augen und braune Augen. Die Augenfarben unterschieden sich also doch.
 

Hatten sie Angst vor mir? Erkannten sie, dass ich ein Vampir war?
 

Auf halbem Weg kam mir die Alte entgegen gelaufen. „Och! Ich hatte dich ja fast nicht mehr wieder erkannt!“
 

Ich schmunzelte zufrieden. Dann betrachtete sie mich skeptisch. Ich zog meine Augenbrauen fragend nach oben.
 

„Du erinnerst mich an irgendjemanden… Deine blasse Haut… die goldenen Augen… du bist nicht zufällig mit den Cullens verwandt?“, fragte sie neugierig. Jetzt war sie es, die ihre Augenbrauen nach oben zog.

Beyond silence

Ich lag in meinem Bett und starrte an die Decke. Es war schon spät in der Nacht und mein erster Tag unter Menschen war zu Ende.
 

Ich habe es geschafft, dachte ich zufrieden. Ich hatte niemanden umgebracht. Was konnte ich mir mehr wünschen?
 

Ich fasste an meinen Hals. Es fühlte sich immer noch scheußlich an. Die Alte hatte mich praktisch gezwungen die extra für mich zubereitete Mahlzeit komplett aufzuessen. Und eben hatte ich alles wieder erbrochen. Ich würde nie wieder essen.
 

Und jetzt musste ich vorgeben zu schlafen. Eine sehr langweilige Angelegenheit. Ich horchte auf das Haus. Fast alle Menschen schliefen, die meisten hörte ich gleichmäßig atmen. Ich zählte, wie viele verschiedene Atem ich hören konnte, und kam zu dem Schluss, dass dreiundfünfzig Menschen im Hotel waren. Im Erdgeschoss, wo auch mein Zimmer lag, waren es dreizehn.
 

Dann hörte ich auf der oberen Etage zwei Menschen, zwei Frauen, leise miteinander reden. Mein Name fiel. Ich merkte, dass eine davon die Alte war.
 

„Ich muss unbedingt herausfinden, wer sie ist.“, sagte die Alte. Ihre Stimme klang kräftig und entschieden. Ich fragte mich, warum sie das wollte. Hatte sie eine Ahnung? Wenn ja, dann durfte ich nicht mehr lange hier bleiben. Oder litt ich unter Verfolgungswahn?
 

„Mach dich doch nicht verrückt.“, sagte die andere leicht ehrerbietig. Sie war jünger. „Es war nett von dir, ihr ein Zimmer zu überlassen. Aber wenn die Chefin wiederkommt, muss sie weg, das weißt du doch?!“
 

„Im Moment ist die Situation nicht zu ändern.“, die Alte zögerte. Sie dachte wohl nach.
 

„Und? Kennt sie die Cullens?“, fragte die Jüngere neugierig. „Sie erinnert mich so sehr an sie… aber ich kann nicht genau sagen, warum.“
 

„Nein.“, antwortete die Alte knapp. Das Gespräch war beendet.
 

Ich stand von meinem Bett auf und ging zum Fenster. Die Cullens.
 

Wer waren diese Leute?
 

Ich kannte den Namen, das war sicher. Und seid ich ihn gehört hatte, erinnerte ich mich wieder an mehr Dinge.
 

Vor meinen Augen sah ich ein altes anmutiges Haus, ein Zimmer –zweifellos ein Zimmer im Haus- mit einem wandgroßen Fenster und einer fantastischen Aussicht: einem gewundenen Fluss und ein unberührter Wald. Ich sah mehrere Autos: ein silbernes und ein schwarzes –ein silberner Volvo und ein schwarzer Mercedes, verriet mir mein Verstand. Verrückt, ich erinnerte mich an Automarken aber nicht an Personen, nicht an Familie, nicht an Freunde.
 

Ich sah weder neue Personen, noch erinnerte ich mich daran, in welcher Beziehung ich zu den Menschen stand, an die ich mich erinnern konnte. Wie das Mädchen mit den kurzen Haaren. Ich hatte auch keine neue Erinnerung von der Stimme.
 

Es war alles so frustrierend. Ich brauchte frische Luft, brauchte Zerstreuung und eine Ablenkung von dem verlockenden Menschengeruch.
 

Ich öffnete das Fenster, sprang in die Nacht und ging auf Erkundungen. Ich hatte das Gefühl, so körperlos zu sein wie ein Geist. Wie ein Schatten bewegte ich mich durch die kleine Stadt auf der Suche…
 

Auf der Suche nach was? Wie so oft konnte ich nicht sagen, was mich antrieb.
 

Ich stieg Mauern hinauf, ging über Dächer und an Zäunen entlang. Ich belauschte die Leute, wach und schlafend, hörte ihre Klagen, ihre Flüche und ihre Gebete.
 

Vor dem Morgengrauen ging ich zurück zum Hotel und schlich mich wieder in mein Zimmer. Als ich einen letzten Blick aus dem Fenster warf, sah ich am Horizont am Waldrand Schatten huschen. Ich kniff meine Augen zusammen, um vielleicht besser erkennen zu können, wer sie waren. Aber sie waren zu schnell.
 

Ich hatte den Tag über Menschen beobachtet. Ich tat es unbewusst, aber es lag in meiner Natur ihre Bewegungen zu erfassen, um den richtigen Zeitpunkt zum Angriff zu erkennen. Menschen bewegten sich langsam, träge und schwerfällig… diese Schatten waren jedenfalls keine Menschen.
 

Und dann waren sie auch schon verschwunden. Ich zog den Vorhang zu meinem Fenster zu. Was ich gesehen hatte war beunruhigend.
 

Ich legte mich wieder ins Bett und hörte, wie das Hotel um mich herum erwachte.
 


 

„Meine Enkeltochter –schade, dass du sie nicht kennen lernen wirst, sie studiert im Ausland weißt du? - war immer ganz verrückt nach Pfannkuchen! Du willst wirklich nichts?“, die Alte schob mir den Teller noch näher vors Gesicht.
 

Ich sah angewidert auf das Essen und hatte ein unangenehmes Kratzen im Hals, als ich an den Abend zuvor dachte. Ich hatte nicht das Bedürfnis mich wieder zu übergeben. Keine Pfannkuchen. Nein Danke.
 

Die Alte nahm den Teller zu sich und aß gedankenverloren mein Frühstück. „Katie, heißt sie –meine Enkeltochter-„
 

Mir war schon klar, dass sie wieder von ihrer Enkeltochter sprach – das tat sie schon, seid sie mich aus meinem Zimmer geklopft hat, um mich zum Frühstück zu zerren…
 

„Sie ist so ein bildschönes und liebes Mädchen...“, redete sie weiter.
 

Ich hörte ihr nicht mehr zu, sondern sah aus dem Fenster. Wir saßen im Speisesaal und die Wand zum Wald hin war eine komplette Fensterfront. Starker Regen prasselte laut gegen die Fenster.
 

Meine Gedanken schweiften kurz ab und ich dachte an Jake. Wie es ihm wohl ging? Es tat gut zu wissen, dass er sich geirrt hatte und ich doch unter Menschen leben konnte… Aber ich wollte nicht leichtsinnig sein, deshalb würde ich heute wieder auf die Jagd gehen.
 

Ich guckte wieder zur Alten und versuchte mich auf das zu konzentrieren, was sie erzählte, sie hatte offenbar das Thema gewechselt. „- denn wenn die Chefin wieder kommt, kannst du nicht hier bleiben, nicht ohne zu bezahlen und ich hab das Gefühl, dass du nicht sehr viel Geld hast, stimmt’s? Also, was hältst du von meiner Idee?“
 

„Welche Idee?“, fragte ich und sie sah mich leicht säuerlich an… jetzt wusste sie, dass ich ihr nicht zugehört hatte.
 

„Na, dass du hier arbeitest und dafür wohnen darfst!“
 

„Tut mir leid, aber –so nett das Angebot auch sein mag- ich kann es nicht annehmen.“ Ich konnte es mir nicht erlauben lange hier zu bleiben. Hier im Hotel.
 

Hier waren einfach zu viele Menschen… ich hatte Angst, dass ich mich irgendwann doch nicht unter Kontrolle hatte und jemanden tötete.
 

Und dann war noch die Sache mit der Alten, die zu neugierig war. Ich durfte nicht zulassen, dass sie Verdacht schöpfte. Dass sie erfuhr, dass etwas mit mir nicht stimmte.
 

„Natürlich kannst du das! Nur keine falsche Bescheidenheit. Ich hab mich mächtig für dich eingesetzt und-“
 

Ich unterbrach sie, „Nein, ich meine das wirklich Ernst. Ich kann nicht mehr lange bleiben…ich… Ich muss weiter.“
 

„Aber die Chefin kommt Morgen wieder!“, sprach sie alarmiert. Was wollte sie mir damit sagen? „Dann musst du noch heute das Hotel verlassen! Willst du das etwa?!“
 

Ja, ich wollte das Hotel verlassen…irgendwann. Aber doch nicht sofort! Morgen, Übermorgen oder vielleicht noch einen Tag danach, bis ich mir überlegt hatte, wohin ich gehen sollte…
 

Sie sah mich fragend, mit großen Augen an. Hatte ich eine andere Wahl?
 

„Dann…dann muss ich heute gehen.“, sagte ich langsam.
 

Ich erhob mich zögernd und wollte grade in mein Zimmer gehen, als sie versuchte meine Hand zu greifen. Ich wich ihr aus und drehte mich zu ihr um.
 

Sie beachtete meine reflexartige Reaktion nicht weiter „Du musst aber noch in mein Büro kommen und mir einen Brief unterzeichenen… Dass du hier warst und so… es geht um Versicherungen… Komm einfach später in mein Büro, an der Rezeption könnte sonst einer der Gäste mitkriegen, dass du hier umsonst gewohnt hast…“ Den letzten Satz hatte sie geflüstert.
 

Ich drehte mich wieder um und ging auf mein Zimmer.
 

Ich schloss die Tür und lehnte mich dagegen. Ich musste also gehen. Heute. Ich sah mich im Zimmer um.
 

Aber diesmal werde ich ein paar Sachen mitnehmen, dachte ich. Für die Reise.
 

Im Schrank fand ich eine kleine Tasche und packte alles ein, was ich gebrauchen konnte: sämtliche Anziehsachen, die die Alte mir geschenkt hatte –sie gehörten wohl ihrer Enkeltochter, aber passten dieser nicht mehr-, Schuhe und eine Bürste.
 

Ich nahm die Tasche und ging zur Tür. Wenn ich gehen musste, dann konnte ich das auch Gleich tun. Ich warf noch einen letzten Blick in das Zimmer, dann ging ich zur Rezeption.
 

„Geh in mein Büro“, rief mir die Alte zu und wies auf eine Tür, „ich komme gleich nach.“ Dann widmete sie sich wieder dem Gast zu.
 

Ich ging teilnahmslos ins Büro und sah mich um.
 

Auf dem Regal hinter dem Schreibtisch waren lauter Bilder von einem Mädchen –Katie nahm ich an.
 

Katie im Kindergarten.

Katie auf ihrer Kommunion.

Katie an ihrem ersten Schultag.

Katie an ihrem letzten Schultag.
 

Die Alte kam ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich zu. „Du musst nicht sofort gehen…Du kannst ruhig noch bis heute Abend bleiben…“
 

„Nein“, widersprach ich ihr, „Es ist besser so.“
 

Sie kramte aus ihrer Schreibtischschublade ein Formular und füllte es aus. Dann legte sie es vor mich auf den Tisch, damit ich es unterschrieb.
 

Aber ich hatte den Blick nicht von dem letzten Foto gewandt. Ich erkannte ein Gesicht darauf. Ich kannte ein Gesicht.
 

Die Alte folgte meinem Blick und nahm dann lächelnd das Abschlussbild in die Hand „Katies Abschlussfoto! Das ist meine kleine Katie!“ Sie zeigte mit dem Finger auf eine eher unscheinbare Person.
 

Eine andere Person interessierte mich viel mehr. Ein Engelsgesicht. „Wer ist das?“ Ich zeigte mit dem Finger drauf.
 

„Oh das! Ein wunderschönes Mädchen, nicht wahr? Das ist Alice Cullen.“
 

Alice Cullen.
 

Der Name hallte immer und immer wieder in meinem Kopf. Und dann sah ich sie in meinem Kopf vor mir stehen, nicht wie zuvor, nicht als Bild. Sondern lebendig.
 

„Du kommst doch wieder?“, sagte ich mit kleiner Stimme.

„Ich verspreche es – eine Stunde.“

Ich warf einen Blick auf die Uhr über dem Küchentisch. Alice lachte, beugte sich vor und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dann war sie verschwunden.

Ich holte tief Luft. Alice würde wiederkommen.
 

Ich grinste. Alice war nicht entweder eine Freundin oder Verwandte oder Schwester. Nein, Alice war alles gleichzeitig. Meine beste Freundin und meine Schwester. Wenn auch nicht leibliche.
 

Diese Erinnerung machte mich so glücklich. Endlich wusste ich, wer das Mädchen war. Endlich konnte ich mit einem kleinen Teil meiner Vergangenheit abschließen.
 

Ich blickte noch mal auf das Foto. Was wohl aus Alice geworden ist? Sie musste jetzt Ende vierzig sein…
 

Moment mal.
 

Aber die Alice auf dem Foto sah genauso aus, wie die Alice aus meiner Erinnerung. Kein Bisschen wie Ende vierzig. Das musste aber ein altes Foto sein. „Wie alt ist das Bild? Wann wurde es geschossen?“
 

Die Alte sah mich komisch an. Sie wunderte sich wohl über meinen Gesichtsaudruck. „Katies Abschluss war letztes Jahr. Sie ist noch nicht lange in Europa… ach ich vermisse sie schrecklich!“
 

EIN Jahr? Ein Jahr??
 

„Das kann nicht sein! Ich erinnere mich doch an Alice!“ Fast wäre mir rausgerutscht, dass meine Erinnerung 28 Jahre alt war.
 

„Du kennst die Cullens also? Dann seid ihr doch verwandt?“, die Alte war durcheinander. Na dann hatten wir ja was gemeinsam.
 

„Nein, ich… wir… ich“, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. „Wo ist sie jetzt? Alice?“
 

„Oh, sie ist auch nach Europe gegangen. Mit ihrem Freund!“, sie machte große Augen, als hätte sie mir von einem unglaublichen Skandal berichtet und erwartete, dass ich mich genauso empört darüber äußerte.
 

Aber ich war wie weggetreten. „Wo hat sie gewohnt?“, flüsterte ich. Reiß dich zusammen, zwang ich mich.
 

Die Alte überlegte lange. Ich hätte sie gerne angeschrieen, dass sie mir doch endlich antworten soll und dann sprach sie endlich. Aber es war nicht das, was ich hören wollte.
 

„Ehrlich gesagt…das weiß ich gar nicht genau! Das gibt’s doch nicht… Mein Gedächtnis ist auch nicht mehr das was es mal war…“
 

Ich nahm meine Tasche, die ich vorhin abgelegt hatte, wieder in die Hand und wollte schon raus rennen, als sie mich zurück rief „Warte! Du musst doch noch unterschreiben!“
 

Ich schnappte mir einen Stift vom Schreibtisch und unterschrieb schnell und automatisch:
 

Isabella Swan.
 

Isabella SWAN! Genau das war mein Name! Wie hatte ich ihn vergessen können?
 

Doch ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn ich musste los. Ich musste das Haus von Alice finden.
 

Ich musste herausfinden, ob die Abschlussfoto-Alice meine Alice war.
 

Und wenn es meine Alice war, dann musste ich herausfinden, warum sie erst letztes Jahr ihren Abschluss gemacht hatte.
 

Und warum sie nicht aussah wie Ende vierzig.

Quite alone

Ich saß auf einem Baumstumpf im Wald und stützte meinen Kopf auf meine Hände. Es regnete immer noch in Strömen. Das Sommerkleid, das ich anhatte –Katies Sommerkleid- entsprach vielleicht der Jahreszeit, aber bei weitem nicht dem Wetter.
 

So saß ich da, mit einem völlig durchnässten Kleid, das mir am Körper klebte und tropfnassen Haaren… ich fühlte mich elend.
 

Aber das lag nicht nur an meinem Zustand, sondern auch daran, dass ich keinen Erfolg bei meiner Suche hatte.
 

Ich habe Alice nicht gefunden. Ich habe ihr Haus nicht gefunden.
 

Es dämmerte langsam. Im Wald wurde es noch schneller dunkel. Wie konnte das passieren? Wie konnte ich es nicht finden?
 

Ich kickte meine Tasche weg und sie flog mit voller Wucht gegen einen Baum, der gefährlich schaukelte.
 

Als ich aus dem Hotel gelaufen bin –mitten in den Regenguss- war ich voller Zuversicht. Mit meinen Fähigkeiten als Vampir würde ich ihr Haus schnell finden…
 

Und jetzt saß ich hier. Fassungslos darüber, dass ich es nicht geschafft habe.
 

Jake hatte Recht, dachte ich wütend, alleine kam ich nicht klar. Ich fand ja noch nicht mal ein einfaches Haus!
 

Ich ließ meine ganze Wut an dem Baumstumpf aus, auf dem ich eben noch gesessen habe. Wenige Momente später war er nur noch Kleinholz, aber meine Wut war noch nicht verflogen.
 

Da hörte ich ein lautes Brummen in naher Ferne. Und quietschende Reifen, als ein Auto plötzlich zum Stehen kam.
 

Auf meinen Gehörsinn konnte ich mich wenigstens weiter verlassen, dachte ich bitter.
 

Ich bewegte mich langsam in die Richtung aus der das Geräusch kam, blieb aber in ausreichender Entfernung, damit mich niemand entdecken konnte.
 

Ein leuchtend roter BMW parkte dort und das wahrscheinlich schönste Mädchen der Welt stieg aus. Sie hatte lange blonde Haare und schimpfte über das Wetter, weil es ihre „Frisur ruiniert!“.
 

Trotz meiner Verwirrung trat ein schmunzeln auf mein Gesicht.
 

Ein großer Typ stieg aus dem Wagen und er lachte herzhaft über sie, was ihr gar nichts weiter ausmachte. Ich hatte fest damit gerechnet, dass sie ihn verprügeln würde. Aber das hätte sie wohl kaum geschafft, deswegen probierte sie es wahrscheinlich gar nicht erst.
 

Menschenfrauen sind so schwach!, dachte ich, Aber ihre Männer sind auch nicht viel stärker…
 

Die blasse Haut fiel mir nur unbewusst auf, denn ich staunte über das Haus.
 

Ein Haus mitten im Wald? Oder eher gesagt, am Rande des Waldes?
 

Es erinnerte mich ein bisschen an die Hütte von Jake und mir. Nur das es –außer das es auch im Wald war- nichts mit der mickrigen Hütte gemeinsam hatte. Dieses Haus war…riesig! Und so würdevoll.
 

Weil ich das Haus so bestaunte war mir gar nicht aufgefallen, dass ein weitere Typ aus dem Haus gekommen war, um beim Auspacken zu helfen.
 

„Nur noch ein ‚kleiner’ Rest im Kofferraum“, wies ihn der große an.
 

Dieses Haus erinnerte mich entfernt an das aus meiner Erinnerung…
 

Zerstreut schaute ich wieder zur Szene und erstarrte mit einem Mal. Jeder Muskel in meinem Körper und jede Faser spannte sich an. Ich fing an zu zittern.
 

Was war nur los mit mir? Ich konnte mir mein Verhalten nicht erklären.
 

Plötzlich hörte ich wieder die Stimme in meinem Kopf. „Wenn du bei mir bleibst brauche ich keinen Himmel.“
 

Er machte den Kofferraum auf und nahm sämtliche Tüten und Schachteln raus, um sie ins Haus zu tragen.
 

Der Regen war mir gar nicht mehr aufgefallen, ein Windstoß weckte mich aus meinem Trancezustand. Jetzt ärgerte ich mich auch über das Wetter, der Wind zerzauste meine Haare.
 

Plötzlich blieb der Junge stehen. Er drehte sich in meine Richtung. Er konnte mich nicht sehen, dessen war ich mir sicher. Er schloss die Augen und atmete tief ein. Dann lächelte er gedankenverloren.
 

Ich vergaß den Regen, ich vergaß den Wind. Ich war wie hypnotisiert. Der Regen durchnässte auch seine Anziehsachen, aber es schien ihm nichts weiter auszumachen.
 

Schließlich erstarb der Wind, meine Haare fielen mir lästig ins Gesicht und der Junge ging mit den Sachen aus dem Kofferraum ins Haus zurück. Ich atmete tief ein und da merkte ich erst, dass ich die ganze Zeit über die Luft angehalten hatte.
 

Nein, geh nicht!, hätte ich ihm gerne hinterher gerufen. Bitte!
 

Ich hatte die Hand nach ihm ausgestreckt, auch das war mir nicht aufgefallen. Ich senkte meine Hand wieder und ließ mich auf den matschigen Boden fallen.
 

Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen, doch in meinem Kopf war es zu chaotisch.
 

Obwohl ich diesen Jungen nur wenige Sekunden gesehen habe und ihn nicht kannte, wusste ich, dass er mir etwas bedeutete. Dass er mir so viel, so viel, mehr bedeutete, als Jake es jemals tat. Mit diesem Jungen würde ich weggehen. Überallhin. Ich hätte bei ihm nicht gezögert wie bei Jake.
 

Ich stand auf. Ich könnte doch einfach rüber gehen. Ich könnte doch einfach an die Tür klopfen und … an die Tür klopfen und was? Mich lächerlich machen?
 

Ich sah an mir herab. Ich sah mal wieder schrecklich aus. Das Kleid war nicht nur durchnässt, sondern auch voll mit Matsch und an vielen Stellen zerrissen. Ich hatte wohl bei meiner Zerstörungsaktion des Baumstumpfs nicht sehr auf das Kleid geachtet.
 

Dann kam mir wieder ins Bewusstsein, dass ich ein Vampir war. Noch nie hatte ich meinen Zustand so verflucht wie jetzt.
 

Ich konnte nicht rüber gehen und die Menschen in Gefahr bringen. So anziehend der Junge auch auf mich gewirkt hatte, ich war ein Vampir. Das durfte ich nie vergessen. Und dennoch wäre es fast geschehen.
 

Ich sollte auf die Jagd gehen. Um mich abzulenken.
 

Mich abzulenken von meiner erfolglosen Suche nach Alice und ihrer Vergangenheit. Vielleicht war meine Alice ja einfach nur die Mutter von der Abschlussfoto-Alice. Deshalb sahen sie sich so ähnlich. Wieso war ich nicht schon eher auf den Gedanken gekommen?
 

Ich konnte nicht sagen warum, aber meine Enttäuschung über meine Erkenntnis war grauenvoll.
 

Was hatte ich denn erwartet?
 

Ich sollte auf die Jagd gehen. Um mich abzulenken.
 

Mich abzulenken von einer gedankenlosen und impulsiven Zuneigung, die mich ergriffen hat, als ich den Jungen sah. Er war Mensch und ich Vampir. Das sprach gegen meine Zuneigung. Und es war genug, das dagegen sprach.
 

Diese Feststellung war noch schlimmer, als die Letzte.
 

Die Freiheit, die ich mir erhofft hatte, nachdem ich Jake verließ, hatte mich nie erreicht. Ich hatte nicht mehr entseelt und gleichgültig allem gegenüber sein wollen und hatte Jake verlassen, um endlich glücklich zu sein. Oder zumindest glücklicher.
 

Doch was war geschehen? Was war passiert? Ich war unglücklicher als zuvor.
 

Und schließlich musste ich erkennen, dass es nicht Jake war, der mich unglücklich machte. Sondern das ich es selbst war. Das ich selbst es immer gewesen bin.
 

Ich sollte auf die Jagd gehen. Um einen klaren Gedanken zu fassen.
 

Vielleicht sollte ich zu Jake zurückkehren.
 


 

Ich kniete vor dem toten Bären und wischte mir meinen blutigen Mund mit meinem Handrücken ab. Ich hatte meinen Durst gelöscht und würde jetzt vielleicht klarer denken können. Inzwischen war es Nacht geworden, ich stand auf und wandte mich von dem Bären ab, als meine Augen eine Bewegung erfassten.
 

Ich stand still und konzentrierte mich auf meine Sinne. Der Mond schien hell und erleichterte mir die Sicht. Doch da war nichts.
 

Langsam drehte ich mich um meine eigene Achse und mir fielen wieder die Schatten von letzter Nacht ein. Die ich letzte Nacht von meinem Fenster aus gesehen hatte. Und trotzdem war ich so leichtfertig in den Wald gegangen.
 

Meine eigene Gedankenlosigkeit machte mich wütend. Was, wenn andere Vampire hier waren? Würde ich sie erkennen? Außer Jake, hatte ich noch nie einen anderen Vampir gesehen.
 

Links von mir bewegte sich wieder etwas und mein Kopf schnellte um.
 

Und ungefähr zwanzig Meter von mir entfernt sah ich, was mich erschreckt hatte. Ich sah ihn. Den Jungen von eben.
 

Ich fuhr zusammen. Ihn schien es nicht weiter zu stören, dass ich neben einem toten Bären stand. Wieso läuft er denn nicht weg?, fragte ich mich kurz, doch dann vernebelten sich meine Gedanken und das Einzige was ich noch sehen und an das ich denken konnte, war er.
 

Er kam langsam näher und als uns nur noch zehn Schritte trennten blieb er stehen.
 

Wir standen beide nur da und sahen uns an.
 

Ich rechnete fest damit, dass er jeden Moment seine Beine in die Hand nehmen und weglaufen würde. Doch er tat es nicht.
 

Ich sah in sein Gesicht, und sein Gesichtsausdruck ängstigte mich. Der Ausdruck in seinen dunklen Augen ängstigte mich. Voller Schmerz, als würde allein mein Anblick ihm Kummer bereiten. Aber dann war da noch unterdrückte Wut.
 

Ich war der Vampir und schauderte vor der Wut eines Menschen.
 

Doch schließlich wich die Wut aus seinem Gesicht und eine so große Trauer trat an seiner Stelle, dass es mir das Herz brach.
 

„Bella?“, hörte ich ihn leise flüstern. Zu leise für Menschenohren, aber ich konnte ihn hören.
 

Es war seine Stimme. Ich erkannte sie, als hätte ich nie etwas anderes gehört. Es war die Stimme aus meinen Gedanken.
 

Ich wollte so gern etwas sagen. Aber ich wusste nicht was.
 

Er trat einen Schritt auf mich zu und sagte diesmal etwas lauter „Bella?“ In seiner Stimme lag so wenig Hoffnung.
 

Edward.
 

Ich schloss die Augen und drehte den Kopf weg. Mein Verstand wurde durchflutet von Erinnerungen. So vielen Erinnerungen. Ich hatte meinen ersten Schultag vor Augen. Ich saß neben ihm in Biologie. Ich sah uns zusammen an so vielen Orten. Ich sah so viele Bilder.
 

Und dann kam die Erkenntnis: Er war ein Vampir.
 

Er war auch ein Vampir, genau wie ich. Deshalb war ich nach meiner Verwandlung so glücklich gewesen, weil ich die Ewigkeit vor mir hatte. Die Ewigkeit mit ihm.
 

Doch so war es nicht gekommen. Er hatte mich damals alleine gelassen. Er war nicht zu mir zurückgekehrt.
 

Ich öffnete wieder die Augen. Er hatte sich nicht weiter genähert. Ich schüttelte langsam den Kopf.
 

Nein, ich war nicht Bella. Ich war nicht das Mädchen aus seiner Vergangenheit. Das Mädchen, das ihr Leben geopfert hatte, ihre Sterblichkeit. Für ihn.
 

„Nein“, sagte ich tonlos.
 

Doch dann näherte er sich mir trotzdem. Schritt für Schritt kam er auf mich zu. Ich konnte mich nicht bewegen und ehe ich es merkte legte er seine Arme um mich. Er zog mich fest an sich.
 

Wider meinen Willen schlang ich meine Arme ebenfalls um ihn. Ich durfte nicht zulassen, dass er mir das antat.
 

Wider meinen Willen schloss ich meine Augen. Wider meinen Willen wollte ich ihn nie wieder loslassen.
 

„Bitte verlass mich nicht“, seine Stimme war verzweifelt.
 

Ich ihn verlassen? Er hatte mich liegen lassen. Er hatte sich von mir abgewendet. Mein Körper verhärtete sich und ich wollte ihn von mir wegdrücken, aber zog mich nur noch fester an sich.
 

„Bitte, Bella, geh nicht.“
 

„Doch, das wird sie. Sie gehört zu mir.“ Ich öffnete die Augen und sah Jake wenige Schritte von mir stehen. Von uns stehen.
 

Ich hätte damit rechnen müssen. Natürlich würde mich Jake finden. Er fand mich schließlich immer.

Light and Shadow

Mein Blick war von dem eiskalten Wasser getrübt, aber seine Stimme war deutlicher denn je. Ich achtete nicht auf seine Worte und konzentrierte mich nur auf den Klang seiner Stimme. Warum sollte ich kämpfen, wenn ich doch so glücklich war? Selbst als meine Lunge nach mehr Luft schrie und meine Beine sich in der eisigen Kälte verkrampften, war ich glücklich. Ich hatte vergessen, wie wahres Glück sich anfühlte.
 

Glück. Das machte das Sterben einigermaßen erträglich…
 

„Bella!“
 

Ich ertrank.
 

„Was ist mit dir?“
 

Wieso reichte mir keiner die Hand und half mir? Und rettete mich vor dem Ertrinken? Es ist so kalt…
 

„Isabella, hör auf damit!“
 

„Schrei sie nicht an!“
 

Er hatte mich losgelassen. Er hatte sich aus der Umarmung getrennt. Warum?
 

„Ich kann mit ihr reden wie ich will! Was glaubst du eigentlich wer du bist?!“
 

Sobald er mich losgelassen hatte, war ich ins Wasser gefallen. Ich würde sterben. Ich sterbe.
 

Eine Hand griff brutal nach meiner Schulter und rüttelte mich.
 

Ich spürte Schmerz. Er kam aus der Schulter und verbreitete sich in meinem ganzen Körper. Ich stöhnte vor Schmerzen.
 

„Wenn du sie nicht sofort loslässt, bringe ich dich um.“ Keine Drohung, sondern eine Feststellung.
 

Ich wurde mit einem Stoß losgelassen und stolperte nach hinten. Der Nebel in meinem Kopf lichtete sich langsam.
 

Du wagst es mir zu drohen?“
 

Ich kannte die Stimme, die grade gesprochen hatte. Ich hatte sie noch nie so wütend gehört.
 

Ich hörte ein tiefes Knurren und öffnete schließlich die Augen. Und da sah ich sie stehen.
 

Edward und Jake. Kurz davor sich gegenseitig umzubringen.
 

„Hört sofort auf damit!“, ich versuchte all meine noch vorhandene Kraft in meine Stimme zu legen. Doch es war zwecklos. Keiner der Beiden beachtete mich.
 

Sie gingen fast gleichzeitig in die Hocke und bleckten ihre Zähne.
 

Ich war immer noch benommen von der Szene in meinem Kopf. Ich war fest davon überzeugt gewesen, dass ich sterben würde. Nur weil Edward mich losgelassen hatte. Das durfte nicht passieren. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es mich so mitnehmen würde. Das durfte ich nicht zulassen.
 

„Edward!“, schrie ich ihn an. Ich wusste, dass Jake niemals auf mich hören würde. „Ich sagte du sollst aufhören!!“
 

Aber nicht nur Edward, sondern auch Jake richtete sich wieder auf. Edward sah mich kurz geschockt und wütend an, dann wand er seinen Kopf zur Seite und knickte wissend.
 

Jake guckte triumphierend.
 

Erst als ich die Worte ausgesprochen hatte, wurde mir bewusst, was ich damit angerichtet habe. Sie glaubten ich hätte mich entschieden.
 

Ich hätte mich für Jake entschieden.
 

Das war so lächerlich. Wie konnte Edward nur glauben, dass ich mich jemals gegen ihn entscheiden würde?
 

„Wie siehst du nur aus Isabella?“, Jake blickte mich von oben bis unten an. Da war wieder dieser Besitzerstolz in seinen roten Augen.
 

Ich folgte seinem Blick und sah an mir herab. Ich hatte dem nichts entgegenzubringen. Ich bot einen erbärmlich Anblick, mit meinem zerfetzten Kleid.
 

„Wir müssen dir was zum Anziehen suchen. Komm, lass uns gehen.“ Jake machte Anstalten von hier zu verschwinden und ich war noch immer sprachlos.
 

Glaubte er wirklich ich würde so mir nichts dir nichts wieder mit ihm gehen? Jetzt, wo ich endlich Edward gefunden hatte?
 

„Bevor du gehst, will ich nur eine Frage von dir beantwortet haben.“, Edward sah mich ernst an. Ich musste mich auf die Wörter konzentrieren, um nicht bei dem Klang seiner Stimme dahin zu schmelzen. Diese Stimme war es, die mich seit einem knappen halben Jahr vor Sehnsucht in den Wahnsinn trieb.
 

„Warum?“, seine Stimme war so leise und verzweifelt. „Warum hast du mich damals verlassen? Warum verlässt du mich wieder?“
 

Mein Hals war wie zugeschnürt. Was redete er da?
 

„Wir sind Gefährten. Davon verstehst du nichts.“ Jake nahm meine Hand und zog mich fort.
 

Ich stolperte ihm hinterher. „Jake! Lass mich sofort los!“, rief ich. Sein Griff um mein Handgelenk war eisern. Ich drehte mich Hilfe suchend um.
 

Doch da stand niemand. Edward war verschwunden.
 

Nein. Nein nein nein nein nein. Das darf nicht passieren.
 

„JAKE!“, brüllte ich. Und er blieb tatsächlich stehen. Er drehte sich mit einem Gesichtsausdruck zu mir um, der mich erstarren ließ. Aus Angst.
 

„Wie kannst du es wagen!“, zischte er, „Dreckige Hure!“ Er verdrehte mir schmerzhaft mein Handgelenk.
 

„Was … tust du?“, keuchte ich.
 

„Was hast du denn?“, Jake war nicht er selbst. Er wird mich umbringen, dachte ich panisch. Aber warum sollte er? Er liebte mich doch?
 

„Haust ab, um dich mit deinen Freiern zu treffen, ist es nicht so?!“
 

Er war eifersüchtig! Er hatte gesehen, wie Edward und ich uns umarmt hatten.
 

Und mit einem Mal wurde auch ich wütend. Er hatte nicht das Recht eifersüchtig zu sein! Er hatte nicht das Recht mich mitzunehmen! Gegen meinen Willen. Und vor allem hatte er nicht das Recht so mit mir zu sprechen!
 

Ich entriss ihm meine Hand und trat ihm mit voller Kraft in den Bauch. Damit hatte er nicht gerechnet. Er flog gegen einen Baum, der dem Aufprall nicht standhielt und umstürzte.
 

„Ich komme nicht mit dir!“ schrie ich ihn an. „Ich bin nicht deine Gefährtin! Sondern Edwards. Schon immer gewesen. Und es sieht nicht danach aus, als würde es sich in den nächsten hundert Jahren ändern!“ Ich ging langsam auf ihn zu. Ich hatte ihm nicht sonderlich wehgetan.
 

Er lag auf dem Boden, seine Augen fassungslos auf mich gerichtet. Ich blieb vor ihm stehen.
 

„Jake.“, sagte ich ruhig, „Ich verlasse dich.“
 


 

Ich rannte durch den Wald. Hatte Jake mich soweit weg gebracht? Ich war vor Angst gelähmt, dass ich die Stelle nicht wieder finden würde. Ich wusste, dass es dumm war, schließlich war ich ein Vampir. Natürlich würde ich die Stelle wieder finden.
 

Und da sah ich auch schon den toten Bären liegen. Es kam mir vor, als wäre es Tage her, als ich ihn getötet hatte. Dabei waren seit dem erst wenige Stunden vergangen.
 

Ich blieb stehen. Und wohin war Edward gelaufen?
 

Ich könnte zum Haus gehen und fragen, ob Edward wieder nach Hause gegangen ist… Aber mein Gefühl sagte mir, dass das nicht der Fall war.
 

Ich wusste, dass Edward in der Nähe war, aber ich wusste nicht wo. Es machte mich wahnsinnig. Mein Atem kam stoßweise.
 

Beruhige dich Bella, redete ich mir zu.
 

Bella. Genau! DAS war mein Name. Nicht Isabella. Ich mochte es gar nicht Isabella genannt zu werden. Ich musste lächeln. Eine schöne Erkenntnis nach 28 Jahren.
 

Ich musste mich auf meine Sinne konzentrieren. Ich konnte Edward riechen. Was für ein wunderbarer Geruch! Ich folgte ihm durch den Wald.
 

Und kam zu einem kleinen See. Mehr ein Teich, als See.
 

Edward saß auf einem Stein am Ufer und blickte gedankenverloren ins Wasser. Der Mond spiegelte sich im Wasser und warf ein sanftes Licht auf ihn.
 

Jetzt wurde ich mir erst richtig bewusst wie sehr ich ihn liebte. Er war das Schönste, das ich je gesehen hatte. Ich könnte den Rest meines Daseins einfach nur hier stehen bleiben und ihn anschauen. Bis in alle Ewigkeit und ich wäre glücklich damit.
 

Ich sollte zu ihm gehen. Aber doch konnte ich mich nicht bewegen.
 

Natürlich blieb ich nicht unbemerkt. Edward sah neugierig auf und als er mich sah veränderte sich sein Gesichtsausdruck mit einem Mal.
 

Eben wirkte er nachdenklich, konzentriert. Jetzt standen ihm Kummer und Leid ins Gesicht geschrieben. Wieso verursachte ich diese trauervolle Stimmung?
 

Nur der Teich trennte uns jetzt. Doch schien er unüberwindbar.
 

„Du bist zurückgekommen?“, fragte er schließlich schwach.
 

Ich sah ihn nur an und nickte leicht.
 

„Warum?“ Er meinte die Frage wirklich ernst.
 

„Edward…“, flüsterte ich. Er wartete. „Wie kannst du nur glauben, ich könnte ohne dich leben?“
 

Diesmal hatte ich bewusst ’leben’ gesagt. Mit Edward hatte das Vampirleben einen Sinn. Mit Edward existiere man nicht einfach nur. Nein, man lebte.
 

Er blickte wieder ins Wasser. Meine Antwort hatte ihm offensichtlich nicht gefallen. Es war wie ein Schlag ins Gesicht.
 

Die Entfernung zwischen uns schien sich zu vergrößern.
 

„Jake liebt dich.“, sagte er trocken. Er hatte seine Gedanken gelesen.
 

„Ich weiß.“, antwortete ich, obwohl er mich nicht gefragt hatte. Aber ich liebe ihn nicht, ich liebe dich. Wieso konnte ich das nicht laut sagen?
 

Ich fragte mich grade, ob das jetzt wohl immer so laufen würde. Ob all die Fragen, die zwischen uns standen, nie gestellt und die Antworten nie gesagt würden.
 

„Dennoch bist du hier.“ Jetzt sah er wieder konzentriert und nachdenklich aus.
 

„Bei dir, Edward.“ Als er seinen Namen hörte blickte er wieder auf.
 

„Nein, du hast mich verlassen.“
 

Wieder ein Schlag. Seine Worte taten so weh. Sie waren schlimmer als jeder körperliche Schmerz, den Jake mir jemals hätte zufügen können.
 

„Nein, du hast mich liegen lassen.“, meine Stimme brach. Er sah mich verwirrt an. Dann wütend.
 

„Glaubst du das wirklich? All die Jahre glaubst du das? Du glaubst ich hätte dich liegen lassen? Ich hätte dich verlassen? Nachdem ich dich verwandelt habe?“, er war aufgesprungen und schrie mich an. Sein plötzlicher Wutausbruch erschreckte mich, ich konnte mich nicht bewegen, geschweige denn etwas erwidern.
 

Seine Augen funkelten mich zornig an. „Alice hat dich gesehen! Sie hatte eine Vision. Du bist mit ihm gegangen! Einem anderen Vampir. Du hast mich benutzt, damit ich dich verwandle und dann bist du abgehauen, um mit ihm glücklich zu sein!“
 

Mein Körper war wie betäubt. Hals abwärts konnte ich nichts mehr spüren. Das glaubte er jetzt doch nicht wirklich. Ich hätte ihn benutzt? Das hatte er jetzt doch nicht wirklich gesagt?!
 

Ich öffnete meinen Mund, doch ich brachte kein Wort heraus. Er starrte mich immer noch wutentbrannt an. „Warum bist du her gekommen? Wieso quälst du mich?“
 

Ich versuchte es noch einmal. „Hast…hast du grade gesagt ’um glücklich zu sein’? Du…Das glaubst du?“
 

Seine Wut legte sich nur leicht, als er meine entsetzte Stimme hörte. „Ich war sicher alles andere als glücklich!“ Ich wurde auch wütend. Erst stritt ich mich mit Jake und jetzt mit Edward… „Ich hab’s satt! Ich habe es so satt! Was willst du, Edward? Was willst du von mir hören? Sag es, denn ich bin bereit alles zuzugeben, was du willst! Du glaubst ich sei glücklich gewesen? Bitte! Die letzten 28 Jahre waren die SCHÖNSTEN IN MEINEM LEBEN!!“
 

Er biss die Zähne fest zusammen.
 

Ich sollte einfach umdrehen und weggehen, dachte ich. Aber meine Beine waren fest auf dem Boden verankert. Ich konnte sie nicht bewegen.
 

„Wo ist er? Wo ist Jake?“, fragte er bemüht um eine ruhige Stimme.
 

„Was? Keine Ahnung! Und es interessiert mich auch nicht! Was glaubst du eigentlich, warum ich Jake verlassen habe? Weil wir so ’glücklich miteinander’ waren?“
 

Meine Wut ebbte langsam ab. Wir hatten uns gestritten, wir hatten uns angeschrieen, aber letztendlich war der Teich immer noch zwischen uns und mit ihm alles andere das uns trennte.
 

Einer musste den ersten Schritt machen. Früher oder Später. Ich ahnte, dass ich es sein würde.
 

Als ich eben von Edward weggehen wollte haben sich meine Beine nicht bewegt. Aber auf ihn zuzugehen war kein Problem. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis ich den Teich umrundet und wenige Schritte vor Edward zum Stehen kam.
 

Meine größte Sorge bestand jetzt darin, dass er mich abweisen würde.
 

Meine größte Sorge bestand jetzt darin, dass wir es nicht schaffen würden. Das wir es nicht schaffen würden alles andere zu überwinden, das uns jetzt noch trennte.

Whisper of a thrill

Ich lächelte und streckte die Arme vor, als wollte ich einen Kopfsprung machen. Ich hielt das Gesicht in den Regen. Aber jahrelanges Schwimmen in öffentlichen Schwimmbädern hatten mich geprägt – beim ersten Mal immer mit den Füßen voraus. Ich beugte mich vor, ging in die Knie, um mehr Schwung zu bekommen…
 

Wir sprachen beide kein Wort.
 

Wir saßen an dem Teich, nur wenige Schritte von einander entfernt. Wir saßen da in vollkommenem Schweigen.
 

Edward beachtete mich nicht. Er duldete mich nur. Es war sehr entmutigend und schwer zu ertragen.
 

Aber was sollte ich machen? Also saß ich einfach da, statt darüber nachzudenken, und dachte dafür an meine neue Erinnerung: Ich war kurz davor von einer Klippe zu springen.
 

Und wenn ich daran dachte, spürte ich Zufriedenheit und Ruhe. Wie seltsam. Vielleicht sollte ich Edward danach fragen, vielleicht war er ja dabei gewesen. Vielleicht konnte er mir von mir selbst erzählen. Ich dachte darüber nach, was ich gerne alles über mich wissen wollte. Vielleicht etwas über meine Familie?
 

Nach einer Weile hatten wir noch immer nichts gesagt.
 

Mein Kopf wurde trüb und meine Gedanken abgerissen. Wie konnte ich es verdenken, dass er nicht mit mir reden wollte? Wahrscheinlich war ich selbst schuld. Ich hatte sicher etwas falsch gemacht. Ich würde es nicht wieder gut machen können.
 

Die Wolken türmten sich. Ich ahnte schon, dass es sicher bald wieder Regnen würde. Ob hier an diesem Ort auch mal die Sonne schien? Bis jetzt habe ich hier noch keine Sonne gesehen.

Aber ich war auch erst seit wenigen Tagen hier… wie viele waren es? Man verliert schnell das Zeitgefühl als Vampir. Waren es zwei Tage?
 

Ich warf einen Seitenblick auf Edward. Er hatte tiefe Schatten unter den Augen.
 

Am besten wäre es, ihn in Ruhe zu lassen. Das Beste wäre tatsächlich, ich würde mir was anderes zum Anziehen suchen. Dieses Etwas, das ich trug –das nur entfernt an ein Kleid erinnerte– würde wahrscheinlich nicht noch einen Regenguss überleben. Ich erinnerte mich, dass ich heute Mittag –Gott, das schien ewig her zu sein!– meine Tasche, mit den Anziehsachen, gegen einen Baum geschleudert hatte…und dort habe ich sie liegen gelassen. Das Beste wäre, ich würde sie holen und mich umziehen.
 

Aber ich ging nicht. Immer noch zogen Wolken über mich hinweg, metalldunkel. In der Ferne grollte Donner. Es wurde dunkel, denn der helle Mond, der sich eben noch im Teich widergespiegelt hatte, wurde jetzt von Wolken verdeckt.
 

Ein paar Regentropfen fielen auf das Wasser und auf die Steine um uns herum.
 

Zeit zu gehen, dachte ich. Aber ich konnte es nicht. Wieder hielt mich etwas hier. Etwas ließ mich bleiben, wo ich war.
 

Vielleicht würde ich die ganze restliche Nacht hier bleiben. Vielleicht würde ich am Morgen noch hier bleiben.
 

Bei Jake wäre ich jetzt im Trockenen in einer diesen kleinen Hütten. Er wäre wahrscheinlich grade vom Jagen zurück und würde mir Geschichten aus seiner Vergangenheit erzählen. Geschichten von seinem langen Vampirleben, das er geführt hatte, bevor er mich traf. Und er würde wild mit den Armen fuchteln, um seine Geschichten lebendig werden zu lassen.
 

Ich stand auf und schlang die Arme um meinen Oberkörper. Zu Hause. Ich hatte mich zu sehr an Jake gewöhnt. Ich kannte kein anderes Zu Hause, als das, das er mir bot.
 

Es war dumm gewesen, zu glauben, dass ich etwas Besseres verdient habe. Jake liebte mich. Er brauchte mich. Es war dumm gewesen, zu glauben, dass ich ein eigenes Leben hatte. Jake war vielleicht nicht mein Gefährte, aber wir waren miteinander verbunden… Schließlich haben wir so lange zusammen gelebt. Und er hatte mich gefunden.
 

Hier gab es nichts mehr für mich. Es war dumm von mir, auch nur zu denken, dass… dass…
 

„Bella.“ Edwards Stimme war nur leise.
 

Ich drehte mich langsam zu ihm um. Er war sehr nah, keine zwei Schritte entfernt. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er auch aufgestanden war. Es war das erste Mal, dass er meinen Namen aussprach, seit ich wieder zu ihm gekommen war.
 

„Geh nicht weg“, sagte er.
 

Ich stand da und starrte ihn an und brachte kein Wort heraus.
 

Er holte tief Luft. „Ich wünschte… ich wünschte, ich könnte loslassen. Ich wünschte, ich könnte es besser für dich machen. Aber ich weiß nicht, wie.“
 

Ich weiß nicht, was es war, das mich veranlasste, diesen einen Schritt vorwärts zu tun. Vielleicht das Zögern in seiner Stimme. Vielleicht war es nur die Erinnerung aus meinen Gedanken. Ich wusste nur, wenn ich ihn nicht berührte, würde ich in Stücke zerbrechen.
 

Und dann stieß ich mich von der Klippe.
 

Ich schloss die Augen, ging auf ihn zu, schlang die Arme um seine Taille und legte den Kopf an seine Brust.
 

Ja! Das Wort hallte mir durch den Kopf, als ich die Wasseroberfläche durchschnitt.
 

Edward war vollkommen reglos, dann legte er vorsichtig die Arme um mich, als wäre es etwas, das er nie zuvor getan hatte.
 

Wir standen eine Weile da, und es fühlte sich so gut an. So gut, als käme man nach langen Anstrengungen nach Hause zurück.
 

Bis ich seine Berührung wieder spürte, hatte ich nicht gewusst, wie sehr ich mich danach gesehnt hatte.
 

Ich kann nicht sagen, an welchem Punkt diese Umarmung, die als tröstliche begonnen hatte, zu etwas anderem wurde. Ich kann nicht sagen, was zuerst geschah, dass seine Lippen mein Augenlid berührten, meine Schläfe, meine Nasenspitze, meine Mundwinkel oder dass meine Hände sich um seinen Hals schlagen, meine Finger sich in sein Shirt stahlen, um über die kalte glatte Haut zu streichen.
 

Sobald seine Lippen meine berührt hatten, war es nicht mehr möglich, unsere Münder voneinander zu trennen und dieser Kuss war eine verzweifelte, gierige Begegnung von Lippen und Zähnen und Zungen, die uns atemlos ließ.
 

„Das können wir nicht tun“, murmelte Edward, als seine Hand über die Wölbung meiner Brust in dem verschlissenen Kleid fuhr.
 

„Still“, hauchte ich gegen seine Wange.
 

Ich öffnete meine Augen einen Spalt breit und dann sah ich hinter Edward in der Ferne viele kleine Lichter aufblinken.
 

Die Lichter bewegten sich.
 

Die Lichter bewegten sich langsam auf uns zu.
 

Es begann zu Regnen und binnen weniger Sekunden waren wir vollkommen durchnässt, merkten es aber kaum. Aber Edward bemerkte mein Erstarren.
 

„Was ist?“, er sah mich besorgt an. Dann trat ein Blick der Reue in sein Gesicht „Tut mir Leid, Bella. Ich bin zu weit gegangen. Es tut mir so schrecklich leid, Ich hätte nicht-“ Ich unterbrach ihn, indem ich seinen Kopf in meine Hände nahm und in die Richtung drehte, aus der die Lichter kamen.
 

„Was ist das?“, fragte ich.
 

Edward drehte sich komplett um. „Ich weiß nicht. Ich werde Carlisle fragen. Lass uns verschwinden“, antwortete er knapp und zog mich mit.
 

Carlisle. Ich sah vor mir das Bild des jungen gut aussehenden Arztes. Edwards Vater. Adoptivvater.
 

„Soll ich dich tragen?“, fragte er leicht schüchtern.
 

Hm? Wieso wollte er mich tragen?
 

„Ich denke ich kann alleine schnell genug laufen…“ Und ich rannte los. Mit voller Geschwindigkeit durch den Wald, durch den Regen.
 

Edward blieb nur kurz verdutzt stehen, ließ aber nicht lange auf sich warten und rannte ebenfalls los. Und schoss an mir vorbei. Er gab die Richtung vor. Schließlich kannte er den Weg.
 

Die Dunkelheit und der Regen beeinträchtigten mein Sehvermögen nur leicht. Aber Edward schien nicht sehr überzeugt. Immer wieder drehte er sich nach mir um. Dabei war ich keine 10 Meter hinter ihm.
 

Er kam natürlich vor mir an dem riesigen Anwesen an. Und stürzte zur Tür rein.
 

„Carlisle!“ Hörte ich ihn drinnen rufen.
 

Jetzt war ich nicht mehr hinter ihm. Ich war an der Stelle stehen geblieben, von der ich ihn beobachtet hatte. Vor Stunden erst. Soviel war seit dem geschehen.
 

Edward hatte mich mitgenommen. Zu sich nach Hause. Er hatte die Tür aufgelassen. Er erwartete mich.
 

Ich bewegte mich langsam auf das Haus zu. Ich hörte drinnen weitere Stimmen.
 

„Ist was passiert?“, eine atemlose Stimme. Seltsam vertraut.
 

„Wieso schreist du so?“, fragte jemand genervt. Das blonde Mädchen.
 

Jetzt war ich nur noch wenige Meter vom Haus entfernt. Da die Tür weit auf war, konnte ich sie alle sehen. Durch die Fenster fiel Licht auf die Veranda, aber niemand schien mich bemerkt zu haben.
 

„Da ist was im Wald.“, sagte Edward knapp.
 

Seine Stimme war ernst. Dieser Ton war mir inzwischen sehr vertraut…
 

Ich hatte kurz an Jake gedacht und daran, das mein Zu Hause bei ihm war. Wie sehr ich mich getäuscht hatte!
 

Edward war mein Zu Hause. Ich brauchte nur ihn. Nicht mehr und nicht weniger.
 

Ich sah seine Silhouette durch die Tür. Er war so vollkommen.
 

Innerlich seufzte ich tief. Selbst wenn er wieder mit mir sprach und wir uns berühren konnten… Unsere, meine, Vergangenheit stand immer noch zwischen uns. Er hatte mich gefragt, wie ich nur glauben konnte, dass er mich hätte einfach liegen lassen… Aber genau das hatte er getan.
 

Er hat gesagt, er glaubte ich sei glücklich mit Jake. Alice hätte es ihm gezeigt. Eine Vision…
 

Mir wurde klar, dass ich dringend mit Alice sprechen musste.
 

„Das muss der Suchtrupp sein.“, antwortete eine Frau. Esme, erinnerte ich mich. Ich kannte sie. „Der Chief hat uns angerufen. Ein Wanderer hat einen Rucksack mit Sachen gefunden und im Hotel gefragt, ob vielleicht einer der Gäste ihn vermisse. Auf dem Rucksack war das Hotel-Logo. Mrs. Donnelly hat ihn erkannt. Offensichtlich gehörte er einem Mädchen, dass sie kennt. Sie wird jetzt vermisst. Deshalb der Suchtrupp durch den Wald. Mrs. Donnelly sagte, das Mädchen habe sich schon mal im Wald verirrt. Der Chief wollte wissen, ob wir was gesehen haben.“ Sie erzählte die Geschichte den anderen. Das wusste ich. Edward hätte einfach ihre Gedanken lesen können, aber der Bericht interessierte die Anderen wohl auch.
 

Ich stand noch kurz in der Tür, dann trat ich ein.
 

Und alle Augenpaare richteten sich auf mich.

Colors of Remembrances

„Nur von einem Vampir kann ein Vampir getötet werden.“
 

„Nicht von einem Menschen?“
 

„Kein Mensch, kein Werkzeug, keine Maschine vermag es einen Vampir zu töten, der nicht getötet werden will.“
 

„Und was ist mit Werwölfen?“
 


 

Ich erinnerte mich an eine meine ersten Lektionen, die mir Jake beigebracht hatte. Für mich war er damals das schlauste Wesen auf der Welt gewesen. Gewesen. Meine Bewunderung hatte nicht lange angehalten.
 

Und jetzt war ich hier. Fünf Vampiren gegenüberstehend. Potentiellen Mördern.
 

Innerlich verkrampfte ich. Ich hatte auch Edward mitgezählt. Zu meinen Feinden gezählt.
 

Waren sie Feinde?
 

Ich schaute Edward an und sah, dass ich das alleine durchstehen musste. Durchstehen würde. Ich konnte nicht mit ihm rechnen. Eine Kälte breitete sich in meinem Inneren aus.
 

Ich spannte meine Muskeln an. Ich würde nicht kampflos aufgeben.
 

Es geschah in weniger als einer Sekunde, das Esme –die ich eben erst erkannt hatte- auf mich zugesprungen kam.
 

Aber es war kein Sprung zum Kampf, auf seine Beute zu. Nein… sie umarmte mich heftig.
 

Ich war geschockt! Eher ein anderer reagieren konnte, eher ich etwas sagen konnte, eher Edward mich vorstellen konnte, umarmte mich diese Frau, als wäre ich…jemand. Ein Teil ihrer Familie.
 

Als hätte sie mich erkannt. Als hätte sie mich vermisst. Als würde sie mich lieben.
 

Ich sah mit großen Augen über Esmes Schulter und sah die geschockten Gesichter der Anderen. Selbst Edward sah geschockt aus, als würde er mich zum ersten Mal sehen. Was sollte das?
 

„Bella Swan?!“, fragte Carlisle ungläubig.
 

Ich knickte nur hilflos. Es gelang mir schließlich mich von Esme zu lösen. Doch sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und sie strahlte über das ganze Gesicht. Dann küsste sie mich auf die Wange und umarmte mich wieder.
 

Als würde sie ein verloren geglaubtes Kind wieder finden.
 

Carlisle schaute Edward an und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen was er ihm gerade sagte.
 

Ich sah die anderen an, sie schienen alle in Gedanken auf Edward einreden zu wollen.
 

Besonders das blonde Mädchen. Sie sah wütend aus.
 

„Komm, Bella, ich bring dich nach oben. Wir suchen dir was zum Anziehen. Du kannst dich waschen.“, Esme zog mich am Arm mit sich. Ihre Kraft war unglaublich. Sie ist ja auch ein Vampir, rief ich mir wieder ins Gedächtnis.
 

Als wir in der Tür standen, drehte sie sich halb um, „Carlisle, rufst du bitte die Polizei an? Ich glaube wir haben das vermisste Mädchen gefunden, habe ich Recht?“, fragte sie mich, aber wartete die Antwort nicht ab, sondern schob mich durch die Tür. Schob mich die Treppe rauf. Schob mich den endloslangen Flur entlang. Schob mich durch ein Zimmer. Und endlich ins Bad.
 

Ich hatte gar nicht genug Zeit, um mir alles anzugucken und die Einrichtung zu betrachten. Esme hatte es offenbar eilig.
 

„Du siehst ja mitgenommen aus, Schatz.“ Sie kicherte, „Du glaubst gar nicht wie gut es tut, dich wieder zusehen!“
 

Ich hätte gern das Gleiche zu ihr gesagt, doch mehr als an den Namen erinnerte ich mich nicht.
 

Ich lächelte verlegen. „Ich… bin wohl nicht sehr sorgsam mit meinem Kleid umgegangen…“
 

„Du Tollpatsch! Das sieht dir natürlich ähnlich.“ Sie grinste und dann wies sie auf die Handtücher und das Shampoo. „Wir besorgen dir sofort was zum Anziehen. Ruf einfach, wenn du fertig bist. Aber lass dir schön Zeit.“
 

Dann ging sie aus dem Bad. Nur in der Tür blieb sie noch mal stehen und drehte sich um.
 

„Das ist Edwards Zimmer und Bad, aber ich denke nicht, dass er was dagegen hat.“, sie lächelte, „Früher hat es ihm ja auch nichts ausgemacht, seine Sachen mit dir zu teilen.“ Sie schloss die Tür und ich war alleine.
 

Wie knüpft man an, an ein früheres Leben?
 

Wo macht man weiter, wenn man sich nicht erinnert?
 

Wo macht man weiter, wenn man zu verstehen beginnt, dass man nicht mehr zurück kann?
 

Ich stand in der Dusche und das Wasser floss in Strömen auf mich herab. Ich lehnte mich an die Wand und ließ mich langsam herunter gleiten. Bis ich am Boden saß. Das heiße Wasser dampfte und vernebelte die Glastüren der Dusche. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und ließ es auf mein Gesicht rieseln.
 

Wie würde es weiter gehen?
 

Wie lange ich da saß, konnte ich nicht sagen. Irgendwann hörte ich jemanden gegen die Tür klopfen. „Bella? Alles in Ordnung?“ Es war Esme.
 

Ich wurde aus den Gedanken gerissen und kam wieder zu mir. „…Ja! Ich bin jetzt fertig!“, rief ich nach draußen. Dann machte ich den Wasserhahn aus, trat aus der Dusche und trocknete mich ab.
 

Ich sah das Stück Stoff, das ich vorhin noch getragen hatte, in der Ecke liegen und wickelte mir ein Handtuch um meinen Körper.
 

Als ich aus der Tür trat, sah ich in Esmes besorgtes Gesicht. Es war sicher anmaßend von mir, aber ich fragte sie trotzdem, „Ist was passiert?“
 

Ich konnte sehen, dass sie kurz überlegte, aber dann sagte sie es mir doch, „Carlisle hat eben mit der Polizei telefoniert… um Entwarnung zu geben. Die Polizei sagte ihm, dass sie –als sie auf der Suche nach dir waren– jemand anderen gefunden habe. Eine Gruppe von Wanderern. Tot… Sie… Bella…Edward hat gesagt, als er dich fand… du warst in Begleitung…“
 

„…Jake…“ Ich war nicht allzu überrascht. Das passte zu Jake. Trotzdem spannte sich mein Körper an. Ich ahnte, dass das noch nicht das Ende war.
 

„Bella, die Polizei hat…sie haben dich im Verdacht. Sie wussten ja, dass du auch im Wald warst...“
 

„Aber ihr habt doch gesagt, dass ich bei euch bin! Wie können sie denn da glauben? Wie hätte ich denn so schnell her kommen sollen?“ Schließlich wussten sie doch sicher nicht, dass ich ein Vampir bin.
 

„Carlisle hat es ihnen am Telefon erklärt, aber sie werden dich trotzdem verhören wollen. So ist das nun mal üblich.“
 

Das Leben unter Menschen war wohl doch nicht so einfach, wie ich mir das vorgestellt hatte.
 

„Ich komm gleich wieder, Bella. Warte hier kurz, ich wollte noch mal mit Carlisle sprechen.“, dann ging sie aus dem Zimmer.
 

Und ich war wieder allein. Ich hatte kurz überlegt, ob ich sie fragen sollte, wo Edward war. Aber hatte es mir anders überlegt. Ich wusste nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte.
 

Ich sah mich kurz im Zimmer um, als das blonde Mädchen mit einem Stapel Anziehsachen ins Zimmer kam.
 

„Hey Bella.“, sie klang leicht verlegen.
 

„…hey…“, ich hatte nicht die kleinste Erinnerung an sie.
 

„Ich…hab hier ein paar Kleider für dich zusammen gesucht.“ Es war wie eine Entschuldigung, auch wenn sie das Wort selbst nicht gebrauchte.
 

„Danke.“, sagte ich auch verlegen. Wieso sollte diese Person, diese Schönheit das Bedürfnis haben sich bei mir zu entschuldigen zu wollen? Wofür?
 

Sie legte die Sachen auf den Tisch vor der Couch. „Naja, für solange, bis wir dir Neue kaufen.“ Ihre Stimme klang jetzt fröhlicher. Als hätte sie geglaubt, ich würde ihr Geschenk nicht annehmen.
 

Ich lächelte schwach.
 

„Gut, dann werd ich mal wieder… gehen“ Als sie aus der Tür war blieb sie noch mal stehen. „Wenn du was brauchst, dann sag einfach bescheid.“
 

„Danke noch mal.“, sagte ich. Sie war wirklich nett. Schade, dass ich mich nicht an sie erinnern konnte.
 

Ich sah mir den Kleiderstapel gar nicht genau an, sondern zog einfach das Erstbeste raus. Aber ich musste zugeben, dass die Sachen sehr schön waren. Und sich gut auf der Haut anfühlten.
 

Ich legte mich auf die schwarze Ledercouch im Zimmer und wartete.
 

Worauf ich wartete, konnte ich nicht sagen. Ich hatte nur das Gefühl, dass ich das Zimmer nicht verlassen sollte. Nicht verlassen durfte. Als wäre ich gefangen.
 

Aber das war ich natürlich nicht.
 

Ich sah aus dem Fenster. Es war hell geworden. Die Nacht war mir so endlos vorgekommen, doch plötzlich schien die Zeit wieder ganz schnell zu laufen.
 

Er bewegte sich so lautlos, ich hatte ihn nicht gehört. Ein Seufzer schreckte mich auf. Ich blickte mich um und sah Edward in der Tür stehen. Den Kopf gegen den Türrahmen gelehnt. Er sah mich an.
 

„Tut mir leid, das hier ist dein Zimmer, nicht wahr? Esme hat mich hierhin geschickt… Oder besser gesagt verschleppt, ich-“
 

„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.“ Er trat ins Zimmer, ans Fenster und schaute raus. Ich wurde allein von seinen Bewegungen hypnotisiert.
 

Dann ging er zu seinem Schrank und schaute was nach. Er schien bemüht darum Abstand von mir zu halten. Dann wurde ihm erst bewusste das ein Haufen Klamotten auf seinem Tisch lagen. Er hob die Augenbrauen verwundert, „Rosalie?“ Er zeigte auf den Stapel. Rosalie, das konnte ja nur der Name des blonden Mädchens sein. Viele Frauen hatte ich sonst nicht gesehen.
 

„Ja.“, antwortete ich kurz, „Sie ist sehr nett, nicht wahr?“
 

Jetzt sah er mich überrascht an. Hatte ich was Falsches gesagt?
 

„…unglaublich…“, sagte er vor sich hinlächelnd und schüttelte den Kopf.
 

Zwischen uns herrschte ein unangenehmes peinliches Schweigen. Beide wussten wir, dass es andere –wichtigere– Dinge zu besprechen gab, als Rosalie und ihre Anziehsachen.
 

Aber es war… einfacher über belangloses zu reden.
 

„Edward, Esme hat mir gesagt, dass Jake-“, fing ich an, doch ich wurde unterbrochen.
 

„Benutz nie wieder meinen Namen im selben Satz mit seinem.“, zischte Edward finster. Seine Augen wurden pechschwarz.
 

Wow. Es schien noch komplizierter zu sein, als ich mir vorgestellt hatte. „Edward hier ist jetzt kein Platz für falschen Stolz!“, seufzte ich.
 

„Mein Stolz soll falsch sein?!“, fragte er wütend. Wir sprachen natürlich vollkommen aneinander vorbei.
 

„Was ich sagen wollte, ist doch nur, dass ich zum Verhör bestellt werde! Und ich wollte dich nur fragen, ob du weißt, wann!“, rief ich verzweifelt. Ich wollte nicht, dass es so war. Dass wir nicht miteinander sprechen konnten. Ich zog meine Beine an und legte meinen Kopf auf die Knie. Umarmte die Beine mit meinen Armen.
 

Kurze Zeit später setzte er sich neben mich auf die Couch. Dann berührten seine Finger leicht meinen Arm. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung. Ob ich wohl genauso traurig aussah wie er?
 

Er nahm meinen Arm und zog mich zu sich. Umarmte mich fest. „Tut mir leid, Bella.“
 

Es tat ihm wirklich leid. Ich hörte es in seiner Stimme.
 

Jetzt wäre wahrscheinlich der beste Zeitpunkt, um über Damals zu sprechen. Mit der Zeit würde sich doch alles klären. Und wir hatten die Ewigkeit zum Reden.
 

Vielleicht könnten wir das Rätsel lösen.

Vielleicht könnten wir anknüpfen. An das alte Leben.
 

Aber ich ahnte, dass das nicht passieren würde.
 

Manche Dinge kann auch die Zeit nicht heilen.

Manchen Schmerz, der zu tief sitzt.
 

Manche Dinge kann selbst die Ewigkeit nicht heilen.

Solitude

Ich lag in meinem Bett. Meinem eigenen Bett, in meinem eigenen Zimmer im Haus der Cullens.
 

Ich hörte wie es leise an meine Tür klopfte. Aber ich drehte mich zur Wand. Ich hatte nicht das Bedürfnis meine Tür zu öffnen. Ich wollte niemanden sehen. Ich wollte mit niemandem reden. Ich wollte einfach nur alleine sein.
 

Eigentlich mochte ich mein Zimmer. Ich warf einen Blick über meine Schulter. Den großen Schrank, in den ich Rosalies geschenkte Anziehsachen reingelegt hatte, den Spiegel, die cremfarbene Tapete, die geblümten Gardinen, der Ausblick aus meinem großen Fenster und natürlich mein Bett.
 

Es war so groß, dass drei Menschen bequem darin schlafen könnten.
 

Aber Vampire schlafen nicht. Trotzdem lag ich gern in dem Bett. Denn, obwohl ich nicht schlafen konnte, träumte ich.
 

Meine Erinnerungen wurden von Tag zu Tag mehr. Aber sie schienen mir unwirklich… Manche Erinnerungen waren so schön, dass ich nicht glauben konnte, dass sie wahr waren. Es war nicht die Erinnerung an sich, sondern das Gefühl mit dem ich die Erinnerung verband. Ich hatte eine neue Erinnerung von Edward.
 

„Es ist gut, jetzt kann dir nichts mehr passieren, es ist gut“, sagte er immer wieder. Er zog mich auf seinen Schoß und wickelte mich in den dicken Wollumhang, um mich vor seiner kalten Haut zu schützen.
 

In meinem Traum bin ich ihm so nah. Ich fühle mich geborgen und sicher. Ich spiele diese Erinnerung in letzter Zeit oft ab. Ein warmer Gedanke in der sonstigen Gefühlsleere.
 

Ich seufzte. Aber es war nur ein Traum. Eine Erinnerung aus alter Vergangenheit. Sie hatte nichts mit der Gegenwart gemein. Es fiel mir schwer, mir vorzustellen, dass Edward und ich früher richtig zusammen waren. Dass wir glücklich waren. Dass wir uns gegenseitig geliebt haben.
 

Ich wusste nichts von seiner Liebe zu mir. Ich zweifelte. Er ließ mich zweifeln. Das Gefühl nicht zurückgeliebt zu werden war grausam.
 

Es klopfte wieder. Nach kurzem Zögern entfernten sich die Schritte vor meiner Tür.
 

Ich wollte nicht die Gegenwart der Anderen. Ich wollte nicht ihre mitleidigen Blicke sehen.
 

Vor meinen Augen sah ich Carlisle stehen. Das muss jetzt eine Woche her sein. Oder waren es inzwischen zwei? An meinem ersten Tag, bat er mich um ein Gespräch. Er erzählte mir von den Polizisten, die bald ankommen würde, um mich zu befragen. Er sagte, er würde mich nicht alleine lassen. Er würde bei mir bleiben.
 

Aber wieso wollte Edward mich nicht unterstützen bei der Befragung?
 

Es schien, als könnte Carlisle mir die Frage in meinem Gesicht ablesen, „Edward wird separat befragt.“
 

Wir sprachen kurz meinen Text durch. Carlisle wollte nichts dem Zufall überlassen. „Wir müssen unsere Familie schützen. Wir dürfen ihnen keine Lücken bieten. Esme mag diesen Ort gern. Es wäre schade, wenn wir so bald wieder abreisen müssten.“
 

Ein schlechtes Gewissen plagte mich, denn ich war mir bewusst, dass ich ihnen Probleme bereitete. Dass es meine Schuld war, wenn sie abreisen müssten.
 

Ich sollte wohl lernen, mich besser zu beherrschen, dann könnte Carlisle nicht meine Gedanken erraten. „Du gehörst auch zur Familie, Bella. Das hast du immer getan. Dich zu schützen, steht jetzt an erster Stelle.“
 

Es berührte mich tief. Ich hatte jetzt eine Familie.
 

Aber letztendlich brauchte ich keine Familie, ich wollte nur mit Edward zusammen sein, doch offenbar war genau das mir versagt.
 

Wir sprachen noch kurz und als ich aufstand und gehen wollte, bremste er mich. „Bella. Da gibt es noch eine Sache.“
 

Ich sah ihn fragend an. Seine Stimme klang jetzt sehr beherrscht. „Edward hat mich gebeten, dir ein eigenes Zimmer in unserem Haus zuzuweisen.“
 

Ich spürte wie sich mein Körper betäubte und hörte eine Stimme sprechen, die so wenig meiner eigenen glich. „Das…ist in Ordnung. Zeigst du mir wo es ist?“
 

Ich hörte wieder Schritte vor meiner Tür. Erst als die Schritte vorbeigegangen waren und ich tief ausatmete, wurde mir bewusst, dass ich die Luft angehalten hatte.
 

Ich erinnere mich gut an die zwei Polizisten. Es sah aus, als hätten beide nur wenig geschlafen, sie waren schlecht gelaunt, hatten tiefe Ringe unter den Augen. Einer von ihnen war groß und blond. Der Andere das genaue Gegenteil: klein, braungebrannt und dunkelhaarig.
 

Ich erinnere mich, dass Carlisle meine Hand gehalten hatte, als mir die Fragen zu viel wurden. Als der Blonde mich wütend machte.
 

„Miss Swan, Sie können keine bevorzugte Behandlung erwarten, nur weil sie mit Dr. Cullen verwandt sind!“
 

Das habe ich doch gar nicht erwartet und noch nicht einmal daran gedacht. „Dessen bin ich mir durchaus bewusst.“
 

Carlisle flüsterte mir zu, ich sollte mich beruhigen, sie hatten nichts gegen mich in der Hand. Die Polizisten haben seine Worte nicht mitbekommen, geschweige denn gehört. Carlisle hatte zu schnell gesprochen für Menschenohren.
 

Ich erinnere mich daran, dass ich Angst hatte, ich würde ihnen wehtun, sie vielleicht sogar umbringen, weil ich schon länger nichts mehr getrunken hatte.
 

Jetzt hatte ich immer noch nicht getrunken. Seit Carlisle mir gesagt hatte, dass Edward nicht mit mir sein Zimmer teilen wollte, hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Ich war überhaupt nur einmal aus meinem Zimmer gekommen und das nur für das Polizeigespräch. Edward hatte sein Einzelgespräch. Das war wahrscheinlich gut so. Ich wollte ihn auch nicht sehen.
 

Nein, das stimmte nicht. Ich belog mich selbst. Natürlich wollte ich ihn sehen. Aber ich wollte nicht seinen unglücklichen Gesichtsausdruck sehen.
 

Endlich stand ich von meinem Bett auf und ging zu Spiegel. Meine Anziehsachen -Rosalies Anziehsachen- waren vom Liegen zerknittert.
 

Ich erinnere mich, wie sie am Tag nach dem Polizeiverhör in mein Zimmer gestürmt ist und mich mitnehmen wollte zum Einkaufen.
 

Ich erinnere mich, wie sie an meinem Handgelenk zog und nicht hören wollte, dass ich keine Lust hatte.
 

„Komm schon Bella! Du brauchst was Neues! Wir fahren in die nächste Großstadt, da finden wir auch Designerklamotten. Wir fahren immer in die Großstadt einkaufen. Emmett und Edward lassen wir zuhause, die verstehen sowieso nichts von Mode. Kennst du die neue Kollektion von Hugo Boss? Einfach unglaublich-“
 

„ROSALIE!“, schrie ich sie an, als sie mir immer noch nicht zuhören wollte. „Ich hab gesagt, ich fahre nicht mit! Lass mich doch einfach in Ruhe!“ Ich entriss ihr meine Hand und legte mich aufs Bett und drehte ihr den Rücken zu.
 

Ich dachte sie sei schon längst gegangen, aber dann hörte ich ihre Stimme, „Ich glaube, dass ihr das schaffen werdet. Nur Mut Bella, du hauchst ihm wieder Leben ein.“
 

Grade, als ich mich zu ihr umdrehen wollte, um ihr zu sagen, dass das rein gar nichts mit Edward zu tun hatte, war sie schon verschwunden. Und hatte die Tür hinter sich geschlossen.
 

Seit dem war die Tür zu geblieben.
 

Ich erinnere mich, dass Esme einmal an die Tür geklopft hatte. Sie machte sich Sorgen. Esme macht sich immer Sorgen, dachte ich.
 

„Bella?“, ich hörte ihre Stimme gedämpft durch die Tür. „Wir gehen jagen. Du solltest auch mitkommen. Komm mit.“
 

Ich antwortete ihr nicht. Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu, „Na, wir vermissen dich schon. Edward kommt auch mit!“
 

Das hatte sie gesagt, um mir einen zusätzlichen Anreiz zu bieten. Es hatte aber genau die gegenteilige Wirkung.
 

Edward wollte mich nicht. Er wollte mich nicht sehen. Und ich könnte es nicht ertragen in sein Gesicht zu blicken und Abneigung oder gar Verachtung in seinen Augen zu sehen.
 

„Ich komme nicht mit Esme.“, antwortete ich ihr kalt. Sie hatte noch lange versucht mich zu überreden, hatte versucht auf mich einzureden, aber ohne Erfolg.
 

Vom Spiegel ging ich zum Fenster. Ich sah mir den wolkenlosen blauen Himmel an. Die Sonne schien. So ein schöner Tag…
 

Rosalie und Emmett waren hinter dem Haus. Sie saßen auf der Terrasse auf zwei Stühlen und unterhielten sich angeregt. Sie glitzerten wunderschön in der Sonne. Rosalie fuchtelte mit ihrem Armen, damit ihre Geschichte noch dramatischer wirkte. Plötzlich sah ich Emmett laut auflachen. Er zog Rosalie zu sich und küsste sie.
 

Ich wand meinen Blick ab. Es schmerzte sie so zu sehen. So glücklich.
 

Wieder klopfte jemand an meine Tür.
 

Aber diesmal wartete derjenige nicht ab, bis ich antwortete und ihn abweisen konnte, sondern trat einfach ein.
 

Es war Edward. Er sah wütend aus.
 

„Bella, du kannst dich nicht einfach hier in deinem Zimmer einsperren.“
 

Seine Stimme klang vorwurfsvoll. Mir blieb der Atem weg. Ich hatte nicht damit gerechnet ihn zu sehen. Er war so perfekt. Sein atemberaubender Anblick, selbst wenn er wütend war, schmerzte mich.
 

Wieso wollte er mich nicht? Wieso wollte er mich nicht bei sich haben?
 

„Das mit der Polizei hat sich erledigt. Esme macht sich Sorgen um dich.“ Während er sprach warf er einen Blick durchs Zimmer. Er stand immer noch in der Tür.
 

Ich wollte ihm antworten, aber ich war wie gelähmt.
 

Er wandte seinen Blick wieder auf mich und runzelte die Stirn. „Du musst jagen gehen.“
 

Ich seufzte. War er deshalb her gekommen? Um mir Vorwürfe zu machen? Um mir vorzuschreiben, was ich tun sollte? Aber er war ja nicht einmal freiwillig gekommen, offensichtlich hatte Esme ihn geschickt.
 

Ich setzte mich wieder auf mein Bett und blickte auf den Boden. „Geh Edward.“
 

„Bella…“, fing er an. Ich drehte meinen Kopf und sah, dass etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Mein Bücherregal.
 

Er nahm sich ein Buch und blätterte darin herum. „Von wem hast du das?“
 

„Esme hat mir das Zimmer eingerichtet.“, antwortete ich. Er blätterte in „Romeo und Julia“. „Das ist mein Lieblingsbuch.“
 

„Ich weiß. Erinnerst du dich an dein Schulreferat?“ Nein, ich hatte nicht die leiseste Ahnung wovon er da sprach. Aber er erwartete keine Antwort von mir.
 

„Eine traurige Geschichte.“, sagte er leise. „Ebenso traurig wie unsere.“ Er legte das Buch wieder ins Regal.
 

„Edward…“ Ich stand von meinem Bett auf.
 

Wir standen beide still da und beobachteten uns gegenseitig. Jeder wartete darauf, dass der Andere was sagte.
 

Aber niemand sagte etwas. Warum konnten wir nicht reden?
 

Und dann ging Edward. Ohne ein weiteres Wort.
 

Und ich schloss meine Tür wieder.
 

Ich fühlte mich unendlich verzweifelt. Was sollte ich nur machen? Ich fühlte mich leer ohne ihn.
 

Ich trat wieder ans Fenster. Auf der Terrasse saßen jetzt nicht nur Rosalie und Emmett.
 

War sie schon länger da? Hatte ich sie eben einfach nur nicht gesehen?
 

Sobald ich ans Fenster trat, hob sie den Kopf und schaute mir direkt in die Augen. Sie schien nicht so verwirrt wie ich.
 

Es war Alice. Alice war da.
 

Sie zu sehen, gab mir Hoffnung.

Prelude

Während ich lief hörte ich ein Geräusch neben mir, ich wollte nicht zur Seite gucken, ich ahnte, wer das Geräusch verursacht hatte und es würde mein Gefühl nur bestätigen. Trotzdem tat ich es und wie befürchtet sah ich Alice, nur wenige Meter neben mir laufen. Sie hatte einen verzweifelten Gesichtsausdruck. Vermutlich hatte sie es grade eben gesehen. In einer ihrer Visionen. Ich wollte sie fragen, was genau passiert war, passieren würde, aber selbst dafür war jetzt keine Zeit.
 


 

Vor 7 Stunden
 


 

Ich sah aus meinem Fenster, lehnte meinen Kopf gegen den Fensterrahmen. Der Ausblick war so wunderschön, der Horizont glitzerte. Es könnte so schön sein. Es könnte perfekt sein.
 

„Hey Bella.“ Alice stand in meiner Tür, ein schwaches Lächeln auf den Lippen. Ich konnte nicht sprechen. Sie zu sehen, sie bei mir zu wissen, das Gefühl war… unbeschreiblich. Ich wusste, dass sie hier im Haus war. Schließlich hatte ich sie vor zwei Tagen im Garten gesehen… Sie war es, an die ich mich erinnern konnte! Wahrscheinlich hätte ich geweint, wenn ich könnte.
 

Langsam gingen wir auf einander zu, umarmten uns. Aber unsere Umarmung war zurückhaltend und…steif. Wir lösten uns wieder voneinander, „Du… du siehst gut aus.“, sie lächelte wieder.
 

Aber ihr Lächeln war falsch. Etwas stimmte nicht. „Danke.“, meine Stimme war dünn, ich benutzte sie sehr selten seit ich hier war.
 

Seufzend setzte sich Alice auf mein Bett, „Es tut gut deine Stimme zu hören.“ Sie seufzte wieder, „Du glaubst gar nicht, wie gut.“
 

Ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. Sollte ich mich zu ihr aufs Bett setzten? Sollte ich etwas sagen? Eines war sicher, ich wollte nicht mitten im Zimmer stehen bleiben. Also ging ich zum Fenster und setzte mich auf die Fensterbank.
 

„Du bist hier nicht gefangen, Bella, das weißt du doch, oder?“ Ich wandte ihr meinen Kopf zu und nickte stumm. Mein Verhalten schien ihr nicht zu gefallen. Sie runzelte ihre Stirn, „Du bist wütend auf mich.“, glaubte sie festgestellt zu haben.
 

Ich riss überrascht meine Augen auf, „Was? Ich… nein…Ich-“
 

„Aber was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen?“, Alice sprang vom Bett auf und stellte sich mir gegenüber. „Glaubst du, ich bereue es nicht?“, flüsterte sie.
 

„Wovon redest du da?!“, ich war total verwirrt.
 

„Gut, dann erzähl mir von ihm. Erzähl mir von Jake.“,
 

Auf einmal richtete ich mich auf. Ich sollte ihr von Jake erzählen?
 

„Er… Es…“, wo sollte ich denn beginnen?
 

„Erzähl mir den Anfang.“, bat sie.
 

Ich lächelte müde und sah wieder aus dem Fenster. „Der Anfang… Anfangs war es leicht. Jake ist alt, weißt du?“, ich sah sie kurz an und als sie nickte, blickte ich wieder aus dem Fenster, „Er war mein Lehrer, ich seine Schülerin. Unsere Rollen waren klar verteilt. Ich glaubte ihm… einfach alles! Er war –er ist– klug. Oder besser gesagt erfahren. Erst später… wurde es schwer…“
 

Ich hatte gehofft sie würde sagen, ich brauche nicht weiter zu reden. Aber das tat sie nicht.
 

„Warum? Was wurde schwer?“, drängte sie mich.
 

Ich sah die Bilder vor meinen Augen. Wie ich mich mit Jake stritt, wie wir uns anschrieen. „Irgendwann… waren wir nicht mehr Lehrer und Schülerin…wir waren gleichgestellt. Ebenbürtig. Und ihm gefiel nicht, wie ich über manche Dinge dachte.“ Ich sah ihr in die Augen und wusste, dass sie über manche Dinge genauso dachte wie ich. Ich sah es an ihren Augen.
 

„Du wolltest keine Menschen töten…“, folgerte sie. Ich nickte. „Wieso hast du ihn verlassen?“
 

„…wieso ich ihn verlassen habe… hm… ich wollte gar nicht mit ihm zusammenleben. Von Anfang an nicht. Es hatte sich aber so ergeben.“ Alice guckte gequält, aber unterbrach mich nicht. „Ich begann mich zu erinnern und irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus. Wenn ich es nicht an diesem einen Tag getan hätte, vielleicht hätte ich es dann nie getan. Oder vielleicht hätte ich es einfach an einem anderen Tag getan.“
 

Alice sah mich sehr konzentriert an. „Ich habe es Edward damals gesagt.“, begann sie. „Ich habe ihm gesagt, wenn er dich verwandelt, würdest du nicht mit ihm leben. Du würdest mit einem anderen Vampir mitgehen. Weggehen.“ Jetzt blickte sie aus dem Fenster. Aber mit ihren Gedanken war sie so weit weg. „Er hatte behauptet, ich würde lügen…obwohl ich ihm meine Visionen gezeigt habe…er wollte mir nicht glauben…“, Alice wurde immer leise. „Carlisle sagte, er konnte mir nicht glauben. Es war nicht seine Schuld, hat Carlisle gesagt… Wenn es nicht seine Schuld war, dann muss es meine sein.“, den letzten Satz hatte sie so leise gesprochen, dass es sogar mir schwer fiel, sie zu hören. Sie sah mir noch kurz in die Augen. „Du hast dich verändert Bella.“ Mit diesen Worten ging sie aus meinem Zimmer.
 

Vielleicht hatte sie recht. Vielleicht war es ihre Schuld.
 


 

Ich sah wieder zum Horizont. Den glitzernden Horizont, und bemerkte, dass es nicht der Horizont war, des glitzerte, sondern dass es ein Vampir war. Ein Vampir in der Sonne!
 

Ich kniff meine Augen zusammen, eine dumme menschliche Angewohnheit, ein Vampir kann natürlich auch so perfekt sehen. Es war Edward, den ich sah.
 

Ich sehnte mich so sehr nach ihm…
 

Es könnte so perfekt sein… ich könnte bei ihm sein. Warum konnte ich das nicht? Was sprach dagegen? Ich wollte es vergessen, ich wollte einfach nur dort sein. Am Horizont. Bei ihm.
 

Also ging ich.
 

Ich ging aus meinem Zimmer. Ich ging den Flur entlang, die Treppe runter, meine Gedanken hingen immer noch an dem, was ich grade zuvor gesehen hatte. Wie in Trance schlich ich aus dem Haus. Ja, ich hörte die Stimmen, die nach mir riefen. Aber sie waren Hintergrundgeräusche, die ich nicht weiter beachtete. Die ich nicht beachten brauchte.
 

Als ich im Garten war blieb ich kurz stehen und schloss meine Augen, nur für wenige Sekunden. Nur für wenige Sekunden genoss ich den Augenblick endlich draußen zu sein. Ich war so lange nicht mehr draußen gewesen. Jetzt erst wurde mir bewusst, wie sehr ich es vermisst hatte.
 

Der Weg war nicht so weit. Oder ich war so schnell… Ich hoffte nur, dass er es verstehen würde. Ich brauchte eine Auszeit. Ich wollte doch nur mit ihm reden. Etwas Zeit mit ihm verbringen. Bei ihm sein. War das zuviel verlangt? Ich würde es gleich erfahren.
 

Mit schnellen Schritten durchquerte ich die Wiese, auf der er lag. Er lag einfach nur da, glitzerte wundervoll und schaute in den Himmel.
 

Obwohl er mich hörte, bewegte er sich nicht. Er hielt mich weder auf, noch lud er mich ein, sich zu ihm zu setzen. Es war allein mir überlassen.
 

Wenige Meter vor ihm, verlangsamte ich meine Schritte, aber hielt nicht an. Ich dachte, wenn ich anhielte, dann schaffe ich es nicht. Mir einer einzigen Bewegung legte ich mich neben ihn. Unsere Köpfe, Arme, Körper waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Er sagte immer noch nichts. Ich hoffte wieder, dass er verstand, was ich hier wollte.
 

Nur kurz vergessen, dass wir uns gestritten hatten. Nur kurz vergessen, dass wir nicht miteinander sprachen. Ich wollte einfach nur kurz den Moment genießen. Neben ihm liegen und in den Himmel schauen. Das würde mir reichen.
 

„Was siehst du?“, fragte er leise.
 

Ich war überrascht, dass er sprach. Offensichtlich war er auch müde. Wir brauchten beide eine kurze Unterbrechung.
 

Ich überlegte, was er meinte, denn wir sahen doch das Gleiche? Den endlos weiten Himmel. Es war so leicht sich fallen zu lassen. Ich dachte an Alice, daran, was sie mir vorhin erzählt hatte. Ich musste lernen zwischen den Zeilen zu lesen. Was hatte Alice mir erzählt? Einen Satz konnte ich nicht vergessen. „Alice sagt, ich habe mich verändert.“, flüsterte ich. Erst als ich es aussprach merkte ich, wie sehr mich das bedrückte, beschäftigte.
 

Er neigte leicht seinen Kopf zu mir, sah aber weiter nach oben.
 

„Stimmt das?“, fragte ich, „Ich meine… ich bin ich. Ich bin nicht verändert… oder anders. Zumindest nicht, das ich wüsste. Ich erinnere mich nicht, Edward. Ich weiß nicht wer ich war, als Mensch. Erzähl es mir.“
 

Edward versteifte neben mir. Er reagierte nicht auf meine Bitte. „Was meinst du damit? Wie, du kannst dich nicht erinnern? Woran nicht?“, er sah immer noch in den Himmel, genauso wie ich. Offenbar fiel es uns leichter miteinander zu sprechen, wenn wir uns nicht ansehen mussten.
 

„Als ich damals aufgewacht bin, als Jake mich gefunden hat, ich konnte mich an nichts erinnern. Ich wusste nicht wer ich war, ich-“
 

„Wieso hast du mir das nicht eher gesagt?!“, unterbrach er mich und setzte sich ruckartig auf.
 

„Bitte, Edward. Lass uns nicht darüber sprechen. Nicht jetzt. Erzähl mir Dinge über mich. Bella – der Mensch.“, ich wollte nicht, dass unser Gespräch wieder ernst wurde… solange haben wir uns noch … nie unterhalten. Ich wollte das nicht kaputt machen. Ich hoffte er würde auf meine Frage eingehen.
 

Und tatsächlich legte er sich wieder hin und lachte leise. „Bella – der Mensch… nun ja, was soll ich dir erzählen? Du warst so… faszinierend! In deiner Gegenwart zu sein war ein Geschenk. Ich liebte es, wenn du rot wurdest, wenn ich dir ein Kompliment machte, ich liebte deinen Mut, deine Tollpatschigkeit, deinen Herzschlag zu hören, dich beim Schlafen zu beobachten… Du warst meine Sonne, mein Mond… du warst meine Welt, Bella.“ Er schaute in den Himmel, aber ich wusste, dass er mich vor Augen hatte. Aber nicht mich, die ich jetzt war und für immer sein werde. Nein er hatte mein menschliches Wesen vor Augen.
 

Konnte ich eifersüchtig auf mich selbst sein? Auf jemanden der ich war, der ich bin, aber gleichzeitig nie wieder sein werde?
 

„Ich habe mich wohl wirklich verändert.“, sagte ich trocken. Wieso konnte er mich jetzt nicht genauso lieben wie damals?
 

Er überlegte lange, ich dachte schon er würde nichts mehr sagen. „Nein…“ Nach einer kurzen Weile drehte er sich zu mir um, lehnte sich auf seinen Arm. „Die Umstände haben sich geändert. Du hast dich nur angepasst.“
 

„Ich bin nicht sie, Edward. Ich bin nicht das Mädchen, dass du beim Schlafen beobachtet hast.“
 

Er fasste mein Kinn und drehte meinen Kopf, damit ich ihn ansehen musste. „Allein in deiner Nähe zu sein ist berauschend.“ Als er lächelte, blieb mir die Luft weg. „Nein, Bella, nichts hat sich geändert.“ Er seufzte, beugte sich herab, um mich zu küssen.
 

Ich wollte, die Zeit bliebe stehen.
 

Aber das tat sie nicht und irgendwann, nach nur wenigen Sekunden unterbrach Edward den Kuss und setzte sich auf. Ich blieb noch etwas länger liegen. Die Augen weiter geschlossen und wartete, vielleicht würde er mich wieder küssen?
 

Schließlich öffnete ich wieder meine Augen und sah ihn. Als er bemerkte, dass ich die Augen wieder öffnete, stand er auf. „Können wir nicht noch etwas länger hier bleiben?“, fragte ich hoffend.
 

„Steh auf, Bella. Du hast dich lange genug ausgeruht.“, sagte er mit Nachdruck. Dunkel ahnte ich, dass er nicht nur unsere verbrachte Zeit hier auf der Wiese meinte. „Du gehst jagen!“
 

Natürlich hätte ich sagen können, dass er mir nicht zu befehlen hatte. Natürlich hätte ich mich widersetzten können. Aber letztendlich hatte er ja recht. Und als er es aussprach spürte ich einen gewaltigen Durst, der mir beinahe die Sinne raubte.
 

Ich lief in den Wald, ohne auf Edward zu achten. Ein Blick zurück zeigte, dass er mir nicht gefolgt war. Das war gut so, ich jagte gerne allein. Ich grinste glücklich, als ich auf ein Rudel Wölfe stieß.
 


 

Ich trank warmes Blut eines Wolfes und schloss genussvoll die Augen. Was für ein Tag! Ich versuchte alle Gedanken auszublenden, um nur an Edward denken zu können.
 

Ich riss meine Augen wieder auf.
 

Irgendetwas stimmte nicht, ich konnte es fühlen. Etwas war geschehen, in der Zeit, der ich gejagt hatte. So ein Gefühl hatte ich noch nie… ich war mir sicher, das etwas nicht stimmte, konnte aber nicht sagen was es war.
 

Die Zeit rannte mir davon. Ich wusste nicht wieso ich mir so sicher war, aber damit konnte ich mich jetzt nicht befassen, das war jetzt nicht wichtig. Ich stürmte los, mit der ganzen Geschwindigkeit, die ich aufbringen konnte. Obwohl die Bäume an mir vorbei schossen, war ich nicht schnell genug. Unterbewusst wusste ich, dass ich ihn nicht schnell genug erreichen würde. Panik ergriff mich.
 

Ich wusste nicht wohin ich lief. Wohin genau, ich folgte einem Instinkt, der mich trieb. Ich hoffte ich würde ihn finden.
 

Während ich lief hörte ich ein Geräusch neben mir, ich wollte nicht zur Seite gucken, ich ahnte, wer das Geräusch verursacht hatte und es würde mein Gefühl nur bestätigen. Trotzdem tat ich es und wie befürchtet sah ich Alice, nur wenige Meter neben mir laufen. Sie hatte einen verzweifelten Gesichtsausdruck. Vermutlich hatte sie es grade eben gesehen. In einer ihrer Visionen. Ich wollte sie gerne Fragen, was genau passiert war, passieren würde, aber selbst dafür war keine Zeit.
 

Wir liefen lange, ohne anzuhalten, ohne zu sprechen. Alle Energie war darauf ausgerichtet schnell genug anzukommen.
 

Und schließlich kamen wir an.
 

Diese Szene werde ich niemals vergessen können. Ich werde niemals sagen können, ob ich dankbar war für die Intuition, die mich angetrieben hat, hierher zu kommen.
 

Edward und Jake brachten sich gegenseitig um.

It doesn't hurt me

Ich ging durch den Flur.
 


 

Ich sah den Flur nicht. Ich sah die Bilder an den Wänden nicht. Ich sah das Holzkreuz, das an der Wand hing, nicht.
 


 

Ich blieb vor der Tür stehen. Ich wusste, dass ich nicht klopfen brauchte. Ich tat es dennoch.
 


 

„Herein.“, hörte ich seine Stimme sagen. Ich öffnete die Tür und trat auf ihn zu. Carlisle saß hinter seinem Schreibtisch und kam herum als er mich sah.
 

„Bella.“, sagte er mit einer so warmen Stimme. Ich schloss die Augen. Ich brauchte nichts weiter sagen. Wir beide wussten, wie diese Unterhaltung weiter gehen würde. Er würde mich fragen, wie es mir ginge und ich würde ihm nicht antworten.
 

Das war nicht die erste Unterhaltung. Und wir beide wussten, dass es nicht die Letzte sein würde.
 

Carlisle legte mir seine Hand auf die Schulter und führte mich sanft zu einem Stuhl. Er war immer sehr behutsam im Umgang mit mir.
 

„Wo waren wir stehen geblieben?“, fragte er mich, aber ich antwortete ihm nicht.
 

„Wo ist Edward?“, fragte ich ihn zögernd. Ich wusste seine Antwort, doch auch er wusste, dass ich nie aufhören würde zu fragen.
 

„Edward ist nicht bei uns, Bella.“, er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch.
 

„Alle sehen mich bemitleidenswert an.“
 

„Ich tue das nicht, Bella. Du bist nicht bemitleidenswert.“
 

Ich nickte stumm.
 

„Wann warst du das letzte Mal jagen?“
 

„Hat Esme gesagt, du sollst mich das fragen?“ Esme macht sich ständig Sorgen um mich. Sie sieht mich so an.
 

„Esme würde dich selber fragen, wenn sie es wissen wollte.“
 

Ich nickte stumm.
 

„Nein, ich frage, weil ich jagen gehen wollte. Später. Hast du Lust mitzukommen?“
 

Ich nickte stumm.
 

Carlisle lächelte ermutigend.
 

„Wo ist Edward?“, fragte ich zögernd. Ich wusste seine Antwort, doch auch er wusste, dass ich niemals aufhören würde zu fragen.
 

„Edward ist nicht bei uns, Bella.“
 

Ich ging durch den Flur.
 

Aber ich sah den Flur nicht.
 

Mit einem lauten Schrei fuhr ich hoch. Wo bin ich? Ich atmete schwer.
 

„Bella, alles in Ordnung?“, klang leicht die besorgte Stimme von Edward neben mir.
 

Oh Gott. Nur ein Traum. Nur ein Traum. Ich war schweißgebadet. Ich drehte mich wieder zu Edward um. „Edward! Oh Gott sei dank!“, ich beugte mich und küsste ihn und richtete mich wieder auf. „Oh Gott.“
 

„Seid wann bist du Gottesfürchtig?“, er grinste.
 

„Ich hatte einen schrecklichen Albtraum!“, er sollte aufhören zu grinsen „Ich bin im Flur und plötzlich Carlisle… und er sagt ‚Edward...’“ Doch je mehr ich versuchte mich an den Traum zu erinnern, desto mehr verblasste er. Wie so oft bei Träumen.
 

„Wie viel Uhr haben wir überhaupt?“ Ich warf einen Blick auf meinen Wecker: 04:30. „Wir haben erst halb fünf???!“
 

„Komm, du solltest noch etwas schlafen. Leg dich hin.“, er legte seinen Arm um mich und drückte mich mühelos aufs Bett zurück.
 

„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich wieder einschlafen kann? Heute ist der große Tag! Der GROßE Tag! Der große Tag!“
 

„Ich habe es nicht vergessen.“, sein Blick war nicht mehr so sorglos wie gerade noch zuvor. Aber das störte mich nicht. Ich warte schon so lange auf diesen Tag.
 

„Du kannst es dir immer noch überlegen.“, wandte er ein.
 

„Machst du Witze? Oder würdest du nicht so gerne die Ewigkeit mit mir verbringen?“, fragte ich scherzhaft, aber unterbewusst hatte ich schreckliche Angst davor, dass er jetzt „Nein, das möchte ich nicht so gerne“ antwortet. Am Morgen meiner Verwandlung.
 

Aber das tat er nicht. Er lehnte sich rüber und küsste mich auf die Wange. „Ich liebe dich. Ich möchte die Ewigkeit mit dir verbringen.“ Ich glaube er wusste, dass ich genau das jetzt von ihm brauchte.
 


 

„JAKE! Geh weg von ihm!“, schrie ich.
 


 

Edward sah mir beim Umziehen zu. Was uns früher unangenehm gewesen wäre, ist mittlerweile so selbstverständlich. Ich hatte mich schon fertig frisiert und geschminkt.
 

„Wie sehe ich aus?“, fragte ich strahlend. Heute war der Tag meiner Verwandlung. Endlich!
 

„Du verlangst eine objektive Meinung von mir?“, lachte Edward. „Du bist wunderschön.“
 


 

„Bella – was sollen wir machen?“, Alice klang verzweifelt. Aber ich hörte sie nicht mehr ich sprang auf die beiden zu und versuchte sie auseinander zu bringen. Ziemlich vergeblich.
 


 

„Wo ist Alice?“ Wir waren im Wohnzimmer der Cullens und warteten noch auf Rosalie und Emett. Jasper war da, aber Alice nicht. Edwards Blick verdunkelte sich.
 

„Alice kann nicht dabei sein.“, sagte er ernst.
 

„Was? Warum nicht? Das glaube ich dir nicht! ALICE? WO BIST DU??“, rief ich laut.
 

„Ich fürchte Alice ist wirklich aufgehalten worden. Sie wird es dir sicher später erklären.“, sagte Carlisle.
 


 

Alles brach über mir zusammen. Ich war maßlos überfordert. Was sollte ich nur tun? „Edward! Bitte! Hör doch auf… bitte. Hör doch auf.“, meine Stimme wurde immer schwächer.
 


 

„Edward. Die Werwölfe sind in der Nähe.“, warnte Carlisle. Edward nickte kaum merklich.
 

Ich fragte vorsichtig, „Ist alles in Ordnung?“
 

„Ja.“, antwortete Edward. Ich merkte wie er zunehmend nervöser wurde.
 

Oh Gott, bald würde er mich beißen. Oh Gott oh Gott oh Gott.
 


 

Wir standen uns gegenüber. Ich würde ihm nie verzeihen können was er getan hat. Wir sprachen nicht. Alice saß zusammengesunken auf dem Boden.
 

„Ich gehe fort.“
 

Ich nickte. Ich ging zu Alice, nahm sie am Ellbogen und zog sie auf die Füße. „Komm, Alice.“
 

Ich schaute mich nicht mehr um. Ich machte mich auf den Rückweg.
 


 

Edward beugte sich zu mir herunter. Und er biss zu. Plötzlich schien die Zeit stehen zu bleiben, so viel passierte gleichzeitig. Aber ich sah alles nur wir durch eine trübe Glasscheibe und hörte die Stimmen nur gedämpft.
 

Carlisle sprang vor und schrie „EDWARD! Hör auf! Sie halten sich nicht an die Abmachung!“ Sehr gedämpft.
 

Edward stieß mich von sich, ich fiel auf den Boden. Es tat nicht weh. Er schrie Carlisle und den Anderen Anweisungen zu.
 

Und ich sah die Werwölfe.
 

Edward sollte aufhören? Aber es war schon zu spät.
 

Sie gingen weg. Alle. Edward lotst sie weg, sagte ich mir. Edward sollte aber besser bei mir bleiben. Bleib besser, Edward, wollte ich sagen. Bleib. Aber ich konnte nicht sprechen. Ich verbrannte. Ich konnte mich nicht konzentrieren. Auf nichts konzentrieren. Nur der Schmerz. Ich brenne.
 


 

Ich ging durch den Flur.
 

Aber ich sah den Flur nicht.
 

Ich stützte Alice immer noch.
 

Ich sah nicht die Bilder. Ich sah nicht das Kreuz, das an der Wand hängt.
 

Ich konzentrierte mich auf ein Ziel.
 

Ich stand vor der Tür zu Carlisle’s Büro und klopfte an.
 

„Herein.“, hörte ich seine Stimme sagen. Er sprang geschockt auf, als er uns sah. Alice sah nicht gut aus.
 

„Was ist passiert? Wo ist Edward?“, er nahm mir Alice ab und setzte sie auf einen Stuhl.
 

„Edward ist nicht bei uns.“, antwortete ich ihm, wie in einem Traum. Das konnte doch nicht Wirklichkeit sein. Das war doch alles nicht wirklich passiert.
 

Er nickte stumm.

Into Dust

Stell dir vor du bist alleine.
 

In Ordnung.
 

Und? Was fühlst du? Wie geht es dir?
 

In Ordnung.
 

Wirklich?
 


 

„Ich geh heute zu Fuß.“, sagte ich zu Rosalie. Sie guckte mich überrascht, fast angewidert an.
 

„Was?“, fragte sie mich, „Warum das denn?“
 

„Mir ist danach.“, antwortete ich ihr, ohne großartige Erklärung. Sie zuckte nur mit den Schultern und ging aus dem Haus.
 

Ich ging durch die Küche und traf Esme. „Ich kann dich fahren, wenn du willst. Es regnet ohne Ende. Du wirst-“
 

„Mich erkälten?“, unterbrach ich sie und lachte sie an. Sie lächelte kopfschüttelnd und reichte mir einen Regenschirm. „Nimm den wenigstens mit.“
 

Und ich nahm ihn, ihr zuliebe. Und ich machte mich auf den Weg.
 

Zur Schule.
 

Seit einem Monat ging ich jetzt zur Schule. Gemeinsam mit Rosalie und Emmett. Kurz nachdem Edward gegangen ist, habe ich angefangen.
 

Es ist ganz in Ordnung.
 

Jetzt habe ich wenigstens tagsüber was zu tun. Es war Carlisle’s Idee und Esme war ganz begeistert. Ich mache es hauptsächlich ihr zuliebe.
 

Ich ging einen Umweg, am Hotel vorbei. Manchmal sah ich die Alte. Dann winkte sie mir euphorisch. So als ob es sie freuen würde mich zu sehen. Ich mochte den Gedanken.
 

Diesmal kam sie sogar aus dem Hotel raus und zeigte besorgt auf den Regenschirm, der an meiner Hand baumelte. „Kind, mach den Schirm lieber auf, du erkältest dich sonst böse…“
 

Ich lachte sie an, „Ist schon gut! Ich geh gerne im Regen!“, rief ich ihr zu und lief leichtfüßig an ihr vorbei und schwenkte den Schirm an meiner Seite.
 

Als ich an der Schule ankam, war ich vollkommen durchnässt, aber das machte mir nichts. Ich sah Rosalies Auto und ging auf sie zu. Sie sah ablehnend auf meine Anziehsachen. „Bella…Du kannst doch nicht so mit den schönen Sachen umgehen…“
 

„Ach“, winkte ich ab, „halb so wild. Dann müssen wir halt mal wieder einkaufen gehen.“ Damit hatte ich sie wieder für mich gewonnen und wir gingen zusammen zum Schulgebäude und ich hörte ihr nur mit halbem Ohr zu, wie sie über die Farben sprach, die mir überhaupt nicht standen…
 

„Was hast du jetzt?“, fragte sie mich und holte mich damit wieder zurück ins Gespräch.
 

„Ähm… Ich glaube Mathe.“, ich warf einen Blick auf meinen neuen Stundenplan, „Jap. Mathe.“
 

„Ich hab Englisch. Dann bis später.“ Sie winkte mir und ging den Gang in die andere Richtung.
 

„Guten Morgen, Miss Swan.“, begegnete mir ein Lehrer.
 

„Guten Morgen Mr. Jones!“, erwiderte ich freundlich. Ich hatte meinen Namen behalten. Trotzdem war ich jetzt schon seit einem Monat Carlisles und Esmes adoptierte Tochter. Sie hatten meine Bitte bereitwillig akzeptiert. Ich war trotzdem ein vollständiges Mitglied der Cullen Familie.
 


 

Der Lehrer schrieb Gleichungen an die Tafel und erklärte dabei seine Vorgehensweise. Ich hörte nicht zu, mein Blick schweifte aus dem Fenster und ich sah die verregnete Landschaft. Ich erinnerte mich plötzlich an den See. An den Teich hier in der Nähe. Im Wald.
 

Ich stützte meinen Kopf auf meiner Hand ab, mein Blick war weiter auf die Aussicht gerichtet.

Ich erinnerte mich an ihn. Wie konnte ich nicht? Wir haben uns geküsst an diesem See. Ich erinnerte mich an diesen Kuss, als spürte ich seine Lippen immer noch auf meinen.
 

„Miss Swan?“, fragte der Lehrer laut, seiner genervten Stimme nach zu urteilen war es nicht das erste Mal. Ich schüttelte kurz meinen Kopf, um meine Gedanken abzuschütteln und konzentrierte mich wieder auf den Unterricht.
 


 

In der Pause saßen wir immer zusammen. Rosalie, Emmett und ich. Und wir aßen nicht. Meistens unterhielten wir uns auch nicht. Doch diesmal unterbrach Rosalie unsere entspannte Stille. „Wisst ihr“, fing sie an, „Edward fehlt, denkt ihr nicht?“
 

Emmett hielt die Luft an. Nie war Edward ein Thema. Nicht zu Hause und schon gar nicht in der Schule. Ich wusste, dass obwohl sie „ihr“ gesagt hat, wollte sie wissen, ob nicht ich genauso dachte. Und obwohl ich heute, grade eben erst, im Klassenzimmer, im Unterricht, an ihn gedacht hatte. Nein, so dachte ich nicht. Und das sagte ich ihr auch.
 

Emmett schwieg. Rosalie drehte ihren Kopf zum Fenster, sagte aber nichts weiter.
 

Ich verbot ihnen nicht Kontakt mit Edward zu haben. Wenn sie keinen hatten war es ihre eigene Entscheidung. Oder Edwards. Ich mischte mich da nicht ein.
 

Ich wusste, dass Esme Kontakt mit ihm hielt. Wer könnte es ihr verübeln? Und ich wusste, dass Alice Kontakt mit ihm aufnehmen wollte, er es aber nicht zuließ. Was mit den Anderen war, davon hatte ich keine Ahnung. Und es interessierte mich auch nicht.
 

Und was mich anging?
 

Wir beide wussten von Anfang an, dass es nicht funktionieren würde. Und wir haben uns beide angelogen. Ich mich wahrscheinlich mehr als er.
 

Carlisle sagte mir, dass Edward sich sehr verändert hatte. Sie hatten es akzeptiert. Und sie hatten gehofft, dass ich es wieder rückgängig machen könnte. Naiv.
 


 

Und ein weiterer Schultag war zu Ende. Ich saß hinten in Rosalies Auto, auf dem Rückweg bin ich doch mit ihr gefahren. Sie wollte jetzt Emmett nach Hause bringen und mich sofort zum Einkaufen zwingen. Wie Emmett sich da rausreden konnte ist mir vollkommen schleierhaft, sonst muss er auch immer mit. Ich sollte ihn später mal fragen… Eine Ausrede könnte ja schließlich jeder Mal gebrauchen…
 

Piep. Piep. Piep. Piep.
 

Mein Handy, eine Sms. Ja, als Mitglied des Cullen Clans war man jederzeit und überall erreichbar.
 

„Wenn das Alice ist, dann kannst du ihr gleich sagen, dass wir erst später kommen.“, Rosalie warf einen Blick zu mir nach hinten.
 

„Okay, wie du wünschst…“, ich kramte mein Handy aus meiner Tasche und sah auf mein Display. Eine unbekannte Nummer?
 

Bella,

Esme hat mir die Nr gegeben.

Sei nicht wütend auf sie. Wir müssen uns treffen.

Erinnerst du dich an den See? Komm heute vorbei, ich warte auf dich.

Edward
 

Ich starrte fassungslos auf mein Handy. Plötzlich hörte ich Emmett, der mich offenbar beobachtet hatte, „Alles in Ordnung?“
 

Ich wandte mich ruckartig zu ihm und lächelte ihn an, „Ja klar.“, dann drehte ich mich zu Rosalie, „Du hattest Recht, es war Alice. Sie weiß, dass wir shoppen gehen… Hätten wir uns denken können… Und sie richtet dir aus, du sollst mich nicht zwingen das blaue Kleid zu kaufen! Rosalie? Hast du gehört? Kein blaues Kleid für miiiiich!“
 

Aber sie hatte das Radio schon während ich gesprochen habe auf volle Lautstärke gedreht und tat so, als würde sie mich nicht hören. Ich musste lachen.
 

Ich blickte noch mal auf die Sms. Heute also, ja?
 

„Rosalie?“, sie drehte das Radio wieder leiser, „Sollen wir nach dem Einkaufen noch ins Kino gehen? Im Moment laufen ganz gute Filme…“
 

„Das wird dann aber erst die Spätvorstellung, Bella. Vorher sind wir sicher nicht mit dem Einkaufen fertig…“, gab sie zu bedenken.
 

„Kein Problem, ist mir ganz recht. Emmett, sag Esme bescheid, dass wir erst… irgendwann sehr spät wieder kommen.“
 

Emmett nickte und stieg aus dem Auto. Rosalie ließ mich nach vorne kommen und fuhr sofort weiter.
 

Ich wendete meine Aufmerksamkeit noch mal auf mein Handy.

Klickte auf Weitere Funktionen.

Klickte auf SMS Löschen.

Wirklich Löschen?
 

Ja.
 


 

Stell dir vor du bist alleine.
 

Ich bin alleine.
 

Immer?
 

Ja.
 

Und wie geht es dir dabei? Wie fühlst du dich?
 

In Ordnung.

How it feels

Langsam, bewusst langsam, ging ich durch den Wald. Ich konzentrierte mich auf jeden einzelnen Schritt. Jeder Schritt, der mich ihm näher bringen würde. Ich blickte in den Himmel und sah eine sternenklare Nacht. Mir ging wieder die Unterhaltung durch den Kopf, die ich grade mit Alice geführt hatte.
 

Ich lag in meinem Bett, der Fußboden in meinem Zimmer war übersäht von zahlreichen Tüten, von meinem Einkauf mit Rosalie. Sie hatte vor nichts halt gemacht. Ich lächelte müde und starrte weiter an die Decke. Jetzt war es halb zwei in der Nacht. Wir waren noch ins Kino gegangen, in die Spätvorstellung.
 

Ich dachte nicht, dass Edward immer noch auf mich warte. Sicher hatte er schon aufgegeben. Ich bereute es irgendwie seine Nachricht gelöscht zu haben. Das war unser erster Kontakt gewesen, seit er weggegangen ist. Vielleicht hatte ich zu impulsiv reagiert?
 

Alice trat in mein Zimmer, bahnte sich einen Weg durch die Tüten und legte sich neben mich aufs Bett und starrte ebenfalls die Decke an. Seit der Sache, seit Edward Jake getötet hatte, waren wir noch mehr zusammen gewachsen.
 

„Du willst nicht zu ihm gehen?“ Natürlich wusste sie bescheid. Sie wusste immer bescheid.
 

„Alice“, sagte ich, bemüht ruhig zu bleiben, „Edward hat Jake umgebracht.“
 

„Du weißt, in meiner Vision habe ich sie kämpfen sehen. Ich kann dir nicht sagen, wer angegriffen hat. Es könnte genauso gut Jake gewesen sein…“
 

„Wieso hätte Jake das tun sollen?“ Und obwohl mir selbst der eine oder andere Grund eingefallen wäre, ich konnte nicht glauben, dass Jake so was getan hätte. Dazu kannte ich ihn zu gut.
 

„Weißt du“, seufzte Alice, „Wie schnell du doch bereit bist an Jakes Unschuld zu glauben. Du hast ihn doch verlassen. Du hast dich für Edward entschieden-“
 

„Deshalb wünsche ich ihm noch längst nicht den Tod!“, sagte ich laut und sprang vom Bett auf und sah wütend auf Alice hinab. „Jake war ein guter Vampir-“
 

„Jake hat Menschen getötet, Bella.“, unterbrach sie mich. „Nach all den Jahren, die ich Edward kenne…Und auch wenn du das nicht hören willst, ich bezweifle, dass er keinen Grund gehabt haben sollte, Jake zu töten.“
 

Ich schwieg dazu. Wir waren eben unterschiedlicher Meinungen.
 

„Und statt es raus finden zu wollen, redest du nicht mehr mit ihm?“, Alice war jetzt ebenfalls vom Bett aufgestanden und sah mir in die Augen. Sah meine Zweifel. Ich zweifelte an meinen eigenen Taten und Entscheidungen.
 

Ich versuchte mich zu verteidigen, „Es ist nicht so, dass ich nicht mit ihm reden würde, wir sprechen nicht miteinander. Das beruht auf Gegenseitigkeit.“
 

„Falsch.“, flüsterte Alice, „Er hat sich bei dir gemeldet.“
 

Ich wusste nicht was ich sagen sollte.
 

„Weißt du, Bella. Letztendlich ist es doch ganz einfach oder? Gehst du zu ihm oder gehst du nicht?“
 

Und als ich nicht antwortete, fragte sie, „Leugnest du deine Liebe?“
 


 

Und ich ging weiter durch den Wald, der See war nicht mehr weit. Es ist nicht so schwer wütend auf ihn zu sein, wenn man ihn nicht sieht. Wenn man keinen Kontakt zu ihm hat. Wenn man nicht mit ihm spricht.
 

Ich hatte Angst, dass ich in seiner Gegenwart nicht standhaft sein könnte. Ich hatte Angst, dass ich schwach war.
 

Doch als ich am See ankam, bestand meine einzige Angst darin, dass er nicht mehr da sein würde. Das ich zu spät kam.
 

„Setz dich.“ Dies war sehr leise gesprochen. Ich brauchte die Person nicht zu sehen, um zu wissen, von wem die Stimme kam.
 

Ich setzte mich hin und dann ließ sich Edward drei Schritte von mir entfernt im Schutz eines Baumes nieder. Er war bleich wie immer, seine Haut war weiß, sein Blick ernst. Er sah wunderbar aus. Er sah mich schweigend an und ich erwiderte seinen Blick und spürte, dass ich aufgehört hatte zu atmen.
 

„Was machst du hier?“, fragte ich ihn, während sich die Gedanken in meinem Kopf überschlugen.
 

Er ließ sich Zeit zu antworten und als er schließlich sprach war er vorsichtig. „Seltsam“, sagte er. „Ich dachte, ich hätte alle Antworten für alles, was du sagen könntest, bereit. Aber jetzt sind sie verschwunden.“
 

Ich hielt die Hände fest gefaltet, um nicht dem Drang nachzugeben, sie nach ihm auszustrecken. „Wieso wolltest du mich sprechen, Edward?“
 

Als ich seinen Namen sagte, schnellte sein Kopf nach oben und er sah mich an. Doch er antwortete mir nicht. „Du gehst zur Schule?“
 

Ich nickte nur, weil ich mir nicht sicher war, ob meine Stimme fest genug sein würde, um ihm antworten zu können.
 

„Ist das nicht zu gefährlich?“, fragte er skeptisch.
 

„Carlisle lässt mich jeden Tag jagen gehen. Ich denke auch wenn ich nicht jeden Tag jagte würde ich es schaffen. Aber ich stelle meine Willenskraft nicht unnötigerweise auf die Probe.“
 

Sein Blick wanderte durch den Wald. „Ich habe Jake getötet.“
 

Ich verkrampfte innerlich.
 

„Ich verlange keine Vergebung. Ich weiß nicht wie viel er dir bedeutet hat, aber ich sehe ein, dass es dumm von mir war eure Beziehung nach so vielen Jahren in Frage zu stellen.“
 

Es gelang mir, ihn nicht zu unterbrechen und ihn zu korrigieren. Es gelang mir, nicht die Hand auszustrecken und ihn zu berühren.
 

„Ich verlange nicht von dir, dass du mir glaubst, aber ich kann nicht… du solltest einfach wissen, was passiert ist. Ja, ich war es, der ihn aufgesucht hat. Und ich sehe ein, dass auch das dumm von mir war. Ich hätte es besser wissen müssen. Wie es ist dich zu verlieren. Ich hätte wissen müssen in welchem Zustand er sich befindet.“
 

Ich hörte wie er ausatmete und dann schwieg er eine Weile. In Gedanken war ich bei Jake und ich sah ihn vor meinen Augen, in dem Zustand in dem Edward ihn gefunden hat. Ich hätte Edward gerne gebeten aufzuhören. Ich wollte das nicht hören.
 

Aber genauso sehr wie ich wusste, dass er es aussprechen musste, wusste ich, dass ich das hören musste.
 

„Ich habe ihn gefragt, was damals geschehen ist, als er dich gefunden hat… Aber er… ich bezweifle, dass er mich überhaupt gehört hat.“ Edward sah mir wieder ins Gesicht, aber ich hielt seinem Blick nicht stand und starrte den See an. „Wenn du und Alice nicht gekommen wärt… Wenn deine Anwesenheit ihn nicht so sehr abgelenkt hätte…“ Er sprach nicht weiter. Er hatte genug gesagt.
 

Dann stand er auf und blickte in die entgegengesetzte Richtung aus der ich gekommen war. Ich stand ebenfalls auf. Ich streckte die Hand aus und er griff danach. Nun war er es, der meinem Blick auswich. Was mich anging, ich spürte seine Berührung in jeder Faser meines Körpers und musste mich ungeheuer anstrengen, ihn nicht auf der Stelle zu umarmen oder etwas zu sagen, das ihm klar machte, wie angestrengt ich mich beherrschte.
 

Er ließ meine Hand wieder los. Ich wandte mich ab und machte mich auf den Rückweg. Ein Blick nach hinten verriet mir, dass er schon verschwunden war.
 

Ich dachte über das nach, was ich grade erfahren hatte.
 

Jakes und Edwards Kampf ging also um Leben oder Tod. Und Jake hatte verloren.
 

Plötzlich blieb ich stehen, als mir etwas Schreckliches bewusst wurde.
 

Hätte Jake… hätte Jake Edward umgebracht… dann hätte ich ihn getötet. Egal, wie der Kampf zu Ende gegangen wäre… Jake wäre gestorben.
 

So oder so.
 


 

„Es macht dich nicht besser.“
 

„Was?“
 

„Du bist nicht gut. Du bist ein Vampir.“
 

„Jake, ich hab nicht die leiseste Ahnung wovon du da redest. Also wenn du mich nicht an deinem Gespräch beteiligen möchtest, dann werde ich mir das nicht länger anhören.“, sagte ich und wollte grade aus der Tür gehen.
 

„Du weißt was ich meine! Du glaubst du bist nicht schlecht? Nicht böse? Bitte. Aber du solltest wissen, dass du auch nicht gut bist!“, rief er mir hinterher. Ich war in der Tür stehen geblieben, um mir seine Worte anzuhören, hatte mich aber nicht umgedreht. Und ging jetzt weiter, ohne mich nach ihm umzudrehen.
 


 

Seltsam, dass ich mich grade jetzt daran erinnerte. Eins der Monolge, die ich mir damals von Jake anhören durfte, als ich aufgehört habe Menschenblut zu trinken. Er hat es nicht verstanden. Er hat mich nicht verstanden.
 

Ich ging durch den Wald, Schritt für Schritt, sehr langsam und still. Am See vorbei. Edward war nicht hier, aber das überraschte mich nicht. Ich wusste, ich würde ihn finden. Ich musste nur weiter gehen. Ich weiß nicht wie lange ich ging. Wie weit ich gegangen war. Der Weg war unbedeutend.
 

Ich sah ihn auf einem Felsen sitzen, er beobachtete den Himmel. Es graute schon, es war kurz vor Sonnenaufgang. Er hatte mir den Rücken zugekehrt. Er saß in Richtung Osten, erwartete den Sonnenaufgang. Er konnte so reglos dasitzen, als wäre er Teil der Felsen, die ihn umgaben. Als ich näher ging, fragte ich mich, worüber er wohl nachdachte. Er blickte hinauf in die Wolken als hoffte er, von dort eine Stimme zu vernehmen oder eine Vision zu erhalten. Er starrte hinauf, als gierte er nach Antworten.
 

Ich blieb wenige Schritte von ihm entfernt stehen und sah auch in den Himmel. Vielleicht würde ich ja auch Antworten kriegen, wenn ich es nur lange genug versuchte. Nach einer Weile warf ich einen Blick über die Schulter und erwartete, dass Edward immer noch reglos auf den Steinen saß. Aber nun stand er aufrecht und sah mich an.
 

Er regte sich nicht. Offensichtlich war es meine Aufgabe mir die richtigen Worte einfallen zu lassen. Ich war unsicher und schlang meine Arme um meinen Oberkörper, als müsste ich mich vor dem beißenden Wind schützen, den ich kaum spürte. Ich wollte grade auf Edward zugehen, doch er war schneller, er streckte die Arme aus, um mir seine Jacke um die Schultern zu legen. So viel für die Wahl der richtigen Worte. Ich konnte nicht atmen und erst recht nichts sagen, was irgendwie verständlich gewesen wäre. Die Jacke fiel zu Boden, Edward schlang die Arme um mich, ich umarmte ihn, und ich spürte seine Lippen auf meinen, in einem Kuss von solcher Süße…

Er legte die Hände auf meine Wangen, fuhr sanft mit dem Daumen über die Haut von Schläfe und Wange, als könnte er nicht ganz glauben, dass ich tatsächlich da war. Das Begehren in seinem Blick strafte die Zurückhaltung dieser Berührung Lügen.
 

„Edward…“, wie konnte ich in Worte fassen, was ich fühlte? Er hob die Jacke hoch und legte sie mir um die Schultern. „Glaubst du etwa mir ist kalt?“, lachte ich.
 

Er lachte auch und es war bei weitem das schönste Geräusch, dass ich je gehört hatte, „Lass mich doch im Glauben, die vor dem Wetter beschützen zu können.“
 

Ich nickte, und es fiel mir immer noch schwer, zu sprechen und zu atmen. „Ich brauche keinen Beschützer, ich brauche dich.“ Ich hatte es ausgesprochen. Die Worte, die schon hätten vor so langer Zeit ausgesprochen werden sollen. Edward küsste mich wieder und die Sonne ging auf.

One Step Closer

Jetzt waren Wochen vergangen und ich nahm meine Umwelt kaum noch war. Ich lebte in meinen Gedanken, in meinen Erinnerungen, einer Welt, die ich mir geschaffen hatte und nicht länger in der Realität.
 

„Isabella“, ich hörte meinen Namen sehr gedämpft, als würde jemand unter Wasser zu mir sprechen. Oder zumindest es versuchen.
 

Ich antwortete nicht, sondern starrte weiter aus dem Fenster, weiter in Gedanken. „Grade heute solltest du besonders gute Laune haben“
 

Jemand packte mich fest an der Schulter und schüttelte mich energisch. Widerwillig wandte ich den Blick ab und versuchte mich auf die Person zu konzentrieren. Ich sah wie Jake seinen Mund schnell bewegte, aber verstand kein Wort von dem was er sagte.

„Was ist los?“, fragte ich teilnahmslos.
 

„Genau! Du hast es auf den Punkt gebracht: Was ist los mit dir?!“, Jake sah besorgt aus. Aber das hatte keine Wirkung auf mich. Früher hatte ich ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn ich ihm Kummer oder Sorgen bereitete, aber das war längst vorbei. Es interessierte mich nicht mehr. Er interessierte mich nicht.
 

Ich drehte meinen Kopf zurück zum Fenster und versank wieder in meinen Erinnerungen. „Nicht, dass es irgendwie wichtig wäre.“ Jake war nicht irgendwie wichtig. Nur die Stimme war es, der mein Herz gehörte, die aus einem anderen Leben kam. Einem vergessenen Leben. Fast.
 

„Isabella!“, er schüttelte wieder meine Schulter.
 

„WAS ist?!“ Konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen?
 

„Du musst jagen gehen, deine Augen sind pechschwarz.“
 

Ich sah ihn unbewegt an. „Das geht dicht nichts an.“
 

„Mich geht ja sowieso nichts mehr was an! Du beachtest mich nicht, geschweige denn, dass du mit mir reden würdest. Was hast du? Vielleicht kann ich dir helfen?!“, fragte er verzweifelt, beinahe flehend.
 

Ich lachte auf, „Ha! Der allwissende Jake will mir helfen! Mach dich nicht lächerlich.“ Er sagte nichts, sondern sah mich nur an. Ich hielt seinen verletzten Blick nicht mehr aus.
 

„Weißt du was? Jagen ist gar keine schlechte Idee.“ Mit diesen Worten sprang ich auf und war schon zur Tür raus.
 

Wenigstens folgte er mir nicht, wenn ich jagte. Das Einzige, das ich ohne seine ständige Gegenwart tun konnte.
 

Ich lief mit voller Geschwindigkeit in den Wald, sodass die Bäume nur so an mir vorbei flogen. Kühle Waldluft peitschte mir ins Gesicht und ich fühlte mich endlich nicht mehr so… gefangen. Meine Wut über Jake ebbte langsam ab und ich versuchte mich auf das Jagen zu konzentrieren.
 

Ich glaubte nicht – im Gegensatz zu Jake – dass es ungesund war, sich so zu ernähren wie ich es tat. Aber es war auch nicht vollkommen befriedigend. Ich fühlte mich nie vollkommen satt, selbst wenn ich grade erst getrunken hatte. Ich dachte grade darüber nach, ob das wohl eine Auswirkung auf mein Verhalten hatte…
 

Als ich zu einer Lichtung kam. Vor mir erstreckte sich eine große Wiese. Diese Lichtung kannte ich noch gar nicht, fiel mir auf. Aber schließlich waren wir noch nicht lange hier und ich war noch nicht oft jagen. Bisher hatte ich mich nicht weit von der Hütte entfernt.
 

Ich mochte Waldlichtungen. Ich konnte gar nicht sagen warum, sicher etwas aus meinem Menschenleben.
 

Jake hatte mich auf einer Waldlichtung gefunden.
 

… Jake.
 

Jetzt wäre der perfekte Augenblick. Der perfekte Zeitpunkt ihn zu verlassen.
 

Ich lächelte über mich selbst. Was für eine verzweifelete mickrige Kreatur ich abgab. Nicht Jake machte sich lächerlich, sonder ich war es. Ich machte mich lächerlich. Wieso dachte ich dauernd daran ihn zu verlassen. Ich hatte ihm soviel zu verdanken. Alles.
 

Ich machte mich wieder auf den Weg nach Hause. Unterwegs werde ich ein Tier schlachten. Ich warf einen Blick über meine Schulter auf die Lichtung. Ich sollte meine Gedanken hier lassen. Das war ein schöner Ort, um sie zu begraben. Das war ein schöner Ort für die Stimmen in meinem Kopf.
 

Für seine Stimme. Nicht das es irgendwie wichtig wäre. Nicht das er irgendwie wichtig wäre, das seine Stimme irgendwie wichtig wäre. Nicht mehr. Vielleicht hätte meine Geschichte anders verlaufen können. Mein Leben, meine Existenz. Aber das tat sie nicht.
 

Ich hatte die Ewigkeit vor mir. Ich sollte nicht länger meinem Menschenleben nachhängen.
 

Ich musste mich befreien. Von Jake konnte ich mich nicht befreien, also musste ich es von ihm tun.
 

Für immer.



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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jennalynn
2011-07-26T22:47:53+00:00 27.07.2011 00:47
So ist das schön, so ist das richtig und so muss das sein.
Sehr schöne Geschichte, wirklich tolle Idee.
Mir hätte es gefallen, wenn sie ein bisschen länger und ausführlicher gewesen währe.

Großes Lob und liebe Grüße Alexandra
Von:  jennalynn
2011-07-26T22:35:05+00:00 27.07.2011 00:35
Man was macht Bella den sie soll zu ihm gehen und nicht shoppen und Kino, dass kann sie immer noch machen *grins*
Von:  jennalynn
2011-07-26T22:26:46+00:00 27.07.2011 00:26
Ok also naja echt schade du hast dir bei dem Kapitel bestimmt etwas gedacht nur rüber kommt es nicht. Es passt nicht rein es versaut die Geschichte
Von:  jennalynn
2011-07-26T22:17:55+00:00 27.07.2011 00:17
OH Gott wieder dieser verdammte HUND oh sorry jetzt ist er ja ein Vampir *grins*
Deine FF ist wirklich spannend
Von:  jennalynn
2011-07-26T22:02:34+00:00 27.07.2011 00:02
Man die beiden müssen dringend reden.
Gott sei Dank ist Alice da die wird das schon hin kriegen.

LG
Von:  jennalynn
2011-07-26T21:50:42+00:00 26.07.2011 23:50
Na toll jetzt ist auch noch die polizei hinter ihr her. Grosartig
Ich hoffe sie kann sich nun entlich mit Edward aussprechen und warum ist Rose so freundlich zu ihr auch eigenartig oder hat sie sich total geändert. Ich würde es schön finden Rose steht die freundliche Rolle viel besser als die arogante

LG Alexandra
Von:  jennalynn
2011-07-26T21:37:37+00:00 26.07.2011 23:37
WOW mehr kann ich einfach nicht sagen super Geschichte
Von:  jennalynn
2011-07-26T21:27:05+00:00 26.07.2011 23:27
Also irgendwie bin ich verwirrt.
Wie er hat sie gebissen und sie ist abgehauen????????
Ich dachte sie lag alleine auf der Lichtung??????????
Komisch Komisch naja einfach weiter lesen.
LG
Von:  jennalynn
2011-07-26T21:10:09+00:00 26.07.2011 23:10
Ich glaub das nicht, ich heule doch tatsächlich.
Man ich bin einfach viel zu emotional für solche FF.
Wirklich großes Lob, nun haben sie sich wieder gefunden und was will dieser scheiß Jake nun wieder der soll gehen verdammt.

LG
Von:  jennalynn
2011-07-26T20:57:04+00:00 26.07.2011 22:57
Toll wirklich Toll.
Also Bella ist schon ein bisschen schwer von Begriff.
Gerade sie müsste doch am besten wissen, warum jemand immer gleich aussieht egal wie alt er ist. *lach*
Bin ich schon gespannt wie es weiter geht

LG


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