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I didn't hear you leave

von

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Solitude

Ich lag in meinem Bett. Meinem eigenen Bett, in meinem eigenen Zimmer im Haus der Cullens.
 

Ich hörte wie es leise an meine Tür klopfte. Aber ich drehte mich zur Wand. Ich hatte nicht das Bedürfnis meine Tür zu öffnen. Ich wollte niemanden sehen. Ich wollte mit niemandem reden. Ich wollte einfach nur alleine sein.
 

Eigentlich mochte ich mein Zimmer. Ich warf einen Blick über meine Schulter. Den großen Schrank, in den ich Rosalies geschenkte Anziehsachen reingelegt hatte, den Spiegel, die cremfarbene Tapete, die geblümten Gardinen, der Ausblick aus meinem großen Fenster und natürlich mein Bett.
 

Es war so groß, dass drei Menschen bequem darin schlafen könnten.
 

Aber Vampire schlafen nicht. Trotzdem lag ich gern in dem Bett. Denn, obwohl ich nicht schlafen konnte, träumte ich.
 

Meine Erinnerungen wurden von Tag zu Tag mehr. Aber sie schienen mir unwirklich… Manche Erinnerungen waren so schön, dass ich nicht glauben konnte, dass sie wahr waren. Es war nicht die Erinnerung an sich, sondern das Gefühl mit dem ich die Erinnerung verband. Ich hatte eine neue Erinnerung von Edward.
 

„Es ist gut, jetzt kann dir nichts mehr passieren, es ist gut“, sagte er immer wieder. Er zog mich auf seinen Schoß und wickelte mich in den dicken Wollumhang, um mich vor seiner kalten Haut zu schützen.
 

In meinem Traum bin ich ihm so nah. Ich fühle mich geborgen und sicher. Ich spiele diese Erinnerung in letzter Zeit oft ab. Ein warmer Gedanke in der sonstigen Gefühlsleere.
 

Ich seufzte. Aber es war nur ein Traum. Eine Erinnerung aus alter Vergangenheit. Sie hatte nichts mit der Gegenwart gemein. Es fiel mir schwer, mir vorzustellen, dass Edward und ich früher richtig zusammen waren. Dass wir glücklich waren. Dass wir uns gegenseitig geliebt haben.
 

Ich wusste nichts von seiner Liebe zu mir. Ich zweifelte. Er ließ mich zweifeln. Das Gefühl nicht zurückgeliebt zu werden war grausam.
 

Es klopfte wieder. Nach kurzem Zögern entfernten sich die Schritte vor meiner Tür.
 

Ich wollte nicht die Gegenwart der Anderen. Ich wollte nicht ihre mitleidigen Blicke sehen.
 

Vor meinen Augen sah ich Carlisle stehen. Das muss jetzt eine Woche her sein. Oder waren es inzwischen zwei? An meinem ersten Tag, bat er mich um ein Gespräch. Er erzählte mir von den Polizisten, die bald ankommen würde, um mich zu befragen. Er sagte, er würde mich nicht alleine lassen. Er würde bei mir bleiben.
 

Aber wieso wollte Edward mich nicht unterstützen bei der Befragung?
 

Es schien, als könnte Carlisle mir die Frage in meinem Gesicht ablesen, „Edward wird separat befragt.“
 

Wir sprachen kurz meinen Text durch. Carlisle wollte nichts dem Zufall überlassen. „Wir müssen unsere Familie schützen. Wir dürfen ihnen keine Lücken bieten. Esme mag diesen Ort gern. Es wäre schade, wenn wir so bald wieder abreisen müssten.“
 

Ein schlechtes Gewissen plagte mich, denn ich war mir bewusst, dass ich ihnen Probleme bereitete. Dass es meine Schuld war, wenn sie abreisen müssten.
 

Ich sollte wohl lernen, mich besser zu beherrschen, dann könnte Carlisle nicht meine Gedanken erraten. „Du gehörst auch zur Familie, Bella. Das hast du immer getan. Dich zu schützen, steht jetzt an erster Stelle.“
 

Es berührte mich tief. Ich hatte jetzt eine Familie.
 

Aber letztendlich brauchte ich keine Familie, ich wollte nur mit Edward zusammen sein, doch offenbar war genau das mir versagt.
 

Wir sprachen noch kurz und als ich aufstand und gehen wollte, bremste er mich. „Bella. Da gibt es noch eine Sache.“
 

Ich sah ihn fragend an. Seine Stimme klang jetzt sehr beherrscht. „Edward hat mich gebeten, dir ein eigenes Zimmer in unserem Haus zuzuweisen.“
 

Ich spürte wie sich mein Körper betäubte und hörte eine Stimme sprechen, die so wenig meiner eigenen glich. „Das…ist in Ordnung. Zeigst du mir wo es ist?“
 

Ich hörte wieder Schritte vor meiner Tür. Erst als die Schritte vorbeigegangen waren und ich tief ausatmete, wurde mir bewusst, dass ich die Luft angehalten hatte.
 

Ich erinnere mich gut an die zwei Polizisten. Es sah aus, als hätten beide nur wenig geschlafen, sie waren schlecht gelaunt, hatten tiefe Ringe unter den Augen. Einer von ihnen war groß und blond. Der Andere das genaue Gegenteil: klein, braungebrannt und dunkelhaarig.
 

Ich erinnere mich, dass Carlisle meine Hand gehalten hatte, als mir die Fragen zu viel wurden. Als der Blonde mich wütend machte.
 

„Miss Swan, Sie können keine bevorzugte Behandlung erwarten, nur weil sie mit Dr. Cullen verwandt sind!“
 

Das habe ich doch gar nicht erwartet und noch nicht einmal daran gedacht. „Dessen bin ich mir durchaus bewusst.“
 

Carlisle flüsterte mir zu, ich sollte mich beruhigen, sie hatten nichts gegen mich in der Hand. Die Polizisten haben seine Worte nicht mitbekommen, geschweige denn gehört. Carlisle hatte zu schnell gesprochen für Menschenohren.
 

Ich erinnere mich daran, dass ich Angst hatte, ich würde ihnen wehtun, sie vielleicht sogar umbringen, weil ich schon länger nichts mehr getrunken hatte.
 

Jetzt hatte ich immer noch nicht getrunken. Seit Carlisle mir gesagt hatte, dass Edward nicht mit mir sein Zimmer teilen wollte, hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Ich war überhaupt nur einmal aus meinem Zimmer gekommen und das nur für das Polizeigespräch. Edward hatte sein Einzelgespräch. Das war wahrscheinlich gut so. Ich wollte ihn auch nicht sehen.
 

Nein, das stimmte nicht. Ich belog mich selbst. Natürlich wollte ich ihn sehen. Aber ich wollte nicht seinen unglücklichen Gesichtsausdruck sehen.
 

Endlich stand ich von meinem Bett auf und ging zu Spiegel. Meine Anziehsachen -Rosalies Anziehsachen- waren vom Liegen zerknittert.
 

Ich erinnere mich, wie sie am Tag nach dem Polizeiverhör in mein Zimmer gestürmt ist und mich mitnehmen wollte zum Einkaufen.
 

Ich erinnere mich, wie sie an meinem Handgelenk zog und nicht hören wollte, dass ich keine Lust hatte.
 

„Komm schon Bella! Du brauchst was Neues! Wir fahren in die nächste Großstadt, da finden wir auch Designerklamotten. Wir fahren immer in die Großstadt einkaufen. Emmett und Edward lassen wir zuhause, die verstehen sowieso nichts von Mode. Kennst du die neue Kollektion von Hugo Boss? Einfach unglaublich-“
 

„ROSALIE!“, schrie ich sie an, als sie mir immer noch nicht zuhören wollte. „Ich hab gesagt, ich fahre nicht mit! Lass mich doch einfach in Ruhe!“ Ich entriss ihr meine Hand und legte mich aufs Bett und drehte ihr den Rücken zu.
 

Ich dachte sie sei schon längst gegangen, aber dann hörte ich ihre Stimme, „Ich glaube, dass ihr das schaffen werdet. Nur Mut Bella, du hauchst ihm wieder Leben ein.“
 

Grade, als ich mich zu ihr umdrehen wollte, um ihr zu sagen, dass das rein gar nichts mit Edward zu tun hatte, war sie schon verschwunden. Und hatte die Tür hinter sich geschlossen.
 

Seit dem war die Tür zu geblieben.
 

Ich erinnere mich, dass Esme einmal an die Tür geklopft hatte. Sie machte sich Sorgen. Esme macht sich immer Sorgen, dachte ich.
 

„Bella?“, ich hörte ihre Stimme gedämpft durch die Tür. „Wir gehen jagen. Du solltest auch mitkommen. Komm mit.“
 

Ich antwortete ihr nicht. Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu, „Na, wir vermissen dich schon. Edward kommt auch mit!“
 

Das hatte sie gesagt, um mir einen zusätzlichen Anreiz zu bieten. Es hatte aber genau die gegenteilige Wirkung.
 

Edward wollte mich nicht. Er wollte mich nicht sehen. Und ich könnte es nicht ertragen in sein Gesicht zu blicken und Abneigung oder gar Verachtung in seinen Augen zu sehen.
 

„Ich komme nicht mit Esme.“, antwortete ich ihr kalt. Sie hatte noch lange versucht mich zu überreden, hatte versucht auf mich einzureden, aber ohne Erfolg.
 

Vom Spiegel ging ich zum Fenster. Ich sah mir den wolkenlosen blauen Himmel an. Die Sonne schien. So ein schöner Tag…
 

Rosalie und Emmett waren hinter dem Haus. Sie saßen auf der Terrasse auf zwei Stühlen und unterhielten sich angeregt. Sie glitzerten wunderschön in der Sonne. Rosalie fuchtelte mit ihrem Armen, damit ihre Geschichte noch dramatischer wirkte. Plötzlich sah ich Emmett laut auflachen. Er zog Rosalie zu sich und küsste sie.
 

Ich wand meinen Blick ab. Es schmerzte sie so zu sehen. So glücklich.
 

Wieder klopfte jemand an meine Tür.
 

Aber diesmal wartete derjenige nicht ab, bis ich antwortete und ihn abweisen konnte, sondern trat einfach ein.
 

Es war Edward. Er sah wütend aus.
 

„Bella, du kannst dich nicht einfach hier in deinem Zimmer einsperren.“
 

Seine Stimme klang vorwurfsvoll. Mir blieb der Atem weg. Ich hatte nicht damit gerechnet ihn zu sehen. Er war so perfekt. Sein atemberaubender Anblick, selbst wenn er wütend war, schmerzte mich.
 

Wieso wollte er mich nicht? Wieso wollte er mich nicht bei sich haben?
 

„Das mit der Polizei hat sich erledigt. Esme macht sich Sorgen um dich.“ Während er sprach warf er einen Blick durchs Zimmer. Er stand immer noch in der Tür.
 

Ich wollte ihm antworten, aber ich war wie gelähmt.
 

Er wandte seinen Blick wieder auf mich und runzelte die Stirn. „Du musst jagen gehen.“
 

Ich seufzte. War er deshalb her gekommen? Um mir Vorwürfe zu machen? Um mir vorzuschreiben, was ich tun sollte? Aber er war ja nicht einmal freiwillig gekommen, offensichtlich hatte Esme ihn geschickt.
 

Ich setzte mich wieder auf mein Bett und blickte auf den Boden. „Geh Edward.“
 

„Bella…“, fing er an. Ich drehte meinen Kopf und sah, dass etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Mein Bücherregal.
 

Er nahm sich ein Buch und blätterte darin herum. „Von wem hast du das?“
 

„Esme hat mir das Zimmer eingerichtet.“, antwortete ich. Er blätterte in „Romeo und Julia“. „Das ist mein Lieblingsbuch.“
 

„Ich weiß. Erinnerst du dich an dein Schulreferat?“ Nein, ich hatte nicht die leiseste Ahnung wovon er da sprach. Aber er erwartete keine Antwort von mir.
 

„Eine traurige Geschichte.“, sagte er leise. „Ebenso traurig wie unsere.“ Er legte das Buch wieder ins Regal.
 

„Edward…“ Ich stand von meinem Bett auf.
 

Wir standen beide still da und beobachteten uns gegenseitig. Jeder wartete darauf, dass der Andere was sagte.
 

Aber niemand sagte etwas. Warum konnten wir nicht reden?
 

Und dann ging Edward. Ohne ein weiteres Wort.
 

Und ich schloss meine Tür wieder.
 

Ich fühlte mich unendlich verzweifelt. Was sollte ich nur machen? Ich fühlte mich leer ohne ihn.
 

Ich trat wieder ans Fenster. Auf der Terrasse saßen jetzt nicht nur Rosalie und Emmett.
 

War sie schon länger da? Hatte ich sie eben einfach nur nicht gesehen?
 

Sobald ich ans Fenster trat, hob sie den Kopf und schaute mir direkt in die Augen. Sie schien nicht so verwirrt wie ich.
 

Es war Alice. Alice war da.
 

Sie zu sehen, gab mir Hoffnung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (22)
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Von:  jennalynn
2011-07-26T22:02:34+00:00 27.07.2011 00:02
Man die beiden müssen dringend reden.
Gott sei Dank ist Alice da die wird das schon hin kriegen.

LG
Von: abgemeldet
2007-08-13T18:12:38+00:00 13.08.2007 20:12
ich finde es toll wie du die passagen aus dem Buch mit reinbringst XD SUPER
dieses kap. ist echt toll und es reist einen immer mit wenn sie sich nah sind und dann wieder unnahbar *heul* schööön
Von:  Ivea
2007-05-28T15:38:32+00:00 28.05.2007 17:38
Ich halte es nicht mehr aus... Bitte schreib bald weiter... Total schönes Kapitel und mein Kommi kommt viel zu spät...
Von: abgemeldet
2007-05-17T20:41:17+00:00 17.05.2007 22:41
einfach genial!!! total interessant, weil es mal nen anderen inhalt und ne andere perspektive der dinge zeigt. schreib bidde ganz schnell weiter!!!! *vordiraufdiefall* un bidde lass sie sich aussprechen!!!!!
Von: abgemeldet
2007-05-17T12:15:26+00:00 17.05.2007 14:15
*seufzer*
hoffentlich schaffen sie es endlich miteinander zu reden
bitteee, bitte schreib schnell weiter
kann´s kaum erwarten
Von: abgemeldet
2007-05-13T17:17:12+00:00 13.05.2007 19:17
wow ganz schön traurig
bitteee bitte schreib weiter ist so spannend
Von:  Isayana
2007-05-10T11:21:59+00:00 10.05.2007 13:21
Geniale FF. ^^
Wunderschön geschrieben, richtig klasse zu lesen und die Stroyline gefällt mir mehr als sehr gut. xD
Hoffe du schreibst schnell weiter. ;)
Von:  Lady-Moon
2007-04-23T13:32:56+00:00 23.04.2007 15:32
*heul*

das is sooooo traurig!!!
die armen zwei *helfen will*
warum nur? warum zum henker sind die beiden nur so stur???? *wutanfall ´bekomm* das is doch zum mäuse melken!!! *g*
aber ich liebe so tramatische geschichten ^^

freu mich also schon aufs nächste kapi ^^

*knuddl*
la´moon
Von:  godricsal
2007-04-22T14:21:53+00:00 22.04.2007 16:21
Oi menno vertragen sich die beiden wieder? Bitte bitte lass sie wieder zusammen kommenO_O
Dein schreib stil gefällt mir^^Freu mich wenn es weiter geht.
Cu Sal
Von: abgemeldet
2007-04-22T12:16:35+00:00 22.04.2007 14:16
super gemacht weiter so
lg cat


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