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I didn't hear you leave

von

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Beyond silence

Ich lag in meinem Bett und starrte an die Decke. Es war schon spät in der Nacht und mein erster Tag unter Menschen war zu Ende.
 

Ich habe es geschafft, dachte ich zufrieden. Ich hatte niemanden umgebracht. Was konnte ich mir mehr wünschen?
 

Ich fasste an meinen Hals. Es fühlte sich immer noch scheußlich an. Die Alte hatte mich praktisch gezwungen die extra für mich zubereitete Mahlzeit komplett aufzuessen. Und eben hatte ich alles wieder erbrochen. Ich würde nie wieder essen.
 

Und jetzt musste ich vorgeben zu schlafen. Eine sehr langweilige Angelegenheit. Ich horchte auf das Haus. Fast alle Menschen schliefen, die meisten hörte ich gleichmäßig atmen. Ich zählte, wie viele verschiedene Atem ich hören konnte, und kam zu dem Schluss, dass dreiundfünfzig Menschen im Hotel waren. Im Erdgeschoss, wo auch mein Zimmer lag, waren es dreizehn.
 

Dann hörte ich auf der oberen Etage zwei Menschen, zwei Frauen, leise miteinander reden. Mein Name fiel. Ich merkte, dass eine davon die Alte war.
 

„Ich muss unbedingt herausfinden, wer sie ist.“, sagte die Alte. Ihre Stimme klang kräftig und entschieden. Ich fragte mich, warum sie das wollte. Hatte sie eine Ahnung? Wenn ja, dann durfte ich nicht mehr lange hier bleiben. Oder litt ich unter Verfolgungswahn?
 

„Mach dich doch nicht verrückt.“, sagte die andere leicht ehrerbietig. Sie war jünger. „Es war nett von dir, ihr ein Zimmer zu überlassen. Aber wenn die Chefin wiederkommt, muss sie weg, das weißt du doch?!“
 

„Im Moment ist die Situation nicht zu ändern.“, die Alte zögerte. Sie dachte wohl nach.
 

„Und? Kennt sie die Cullens?“, fragte die Jüngere neugierig. „Sie erinnert mich so sehr an sie… aber ich kann nicht genau sagen, warum.“
 

„Nein.“, antwortete die Alte knapp. Das Gespräch war beendet.
 

Ich stand von meinem Bett auf und ging zum Fenster. Die Cullens.
 

Wer waren diese Leute?
 

Ich kannte den Namen, das war sicher. Und seid ich ihn gehört hatte, erinnerte ich mich wieder an mehr Dinge.
 

Vor meinen Augen sah ich ein altes anmutiges Haus, ein Zimmer –zweifellos ein Zimmer im Haus- mit einem wandgroßen Fenster und einer fantastischen Aussicht: einem gewundenen Fluss und ein unberührter Wald. Ich sah mehrere Autos: ein silbernes und ein schwarzes –ein silberner Volvo und ein schwarzer Mercedes, verriet mir mein Verstand. Verrückt, ich erinnerte mich an Automarken aber nicht an Personen, nicht an Familie, nicht an Freunde.
 

Ich sah weder neue Personen, noch erinnerte ich mich daran, in welcher Beziehung ich zu den Menschen stand, an die ich mich erinnern konnte. Wie das Mädchen mit den kurzen Haaren. Ich hatte auch keine neue Erinnerung von der Stimme.
 

Es war alles so frustrierend. Ich brauchte frische Luft, brauchte Zerstreuung und eine Ablenkung von dem verlockenden Menschengeruch.
 

Ich öffnete das Fenster, sprang in die Nacht und ging auf Erkundungen. Ich hatte das Gefühl, so körperlos zu sein wie ein Geist. Wie ein Schatten bewegte ich mich durch die kleine Stadt auf der Suche…
 

Auf der Suche nach was? Wie so oft konnte ich nicht sagen, was mich antrieb.
 

Ich stieg Mauern hinauf, ging über Dächer und an Zäunen entlang. Ich belauschte die Leute, wach und schlafend, hörte ihre Klagen, ihre Flüche und ihre Gebete.
 

Vor dem Morgengrauen ging ich zurück zum Hotel und schlich mich wieder in mein Zimmer. Als ich einen letzten Blick aus dem Fenster warf, sah ich am Horizont am Waldrand Schatten huschen. Ich kniff meine Augen zusammen, um vielleicht besser erkennen zu können, wer sie waren. Aber sie waren zu schnell.
 

Ich hatte den Tag über Menschen beobachtet. Ich tat es unbewusst, aber es lag in meiner Natur ihre Bewegungen zu erfassen, um den richtigen Zeitpunkt zum Angriff zu erkennen. Menschen bewegten sich langsam, träge und schwerfällig… diese Schatten waren jedenfalls keine Menschen.
 

Und dann waren sie auch schon verschwunden. Ich zog den Vorhang zu meinem Fenster zu. Was ich gesehen hatte war beunruhigend.
 

Ich legte mich wieder ins Bett und hörte, wie das Hotel um mich herum erwachte.
 


 

„Meine Enkeltochter –schade, dass du sie nicht kennen lernen wirst, sie studiert im Ausland weißt du? - war immer ganz verrückt nach Pfannkuchen! Du willst wirklich nichts?“, die Alte schob mir den Teller noch näher vors Gesicht.
 

Ich sah angewidert auf das Essen und hatte ein unangenehmes Kratzen im Hals, als ich an den Abend zuvor dachte. Ich hatte nicht das Bedürfnis mich wieder zu übergeben. Keine Pfannkuchen. Nein Danke.
 

Die Alte nahm den Teller zu sich und aß gedankenverloren mein Frühstück. „Katie, heißt sie –meine Enkeltochter-„
 

Mir war schon klar, dass sie wieder von ihrer Enkeltochter sprach – das tat sie schon, seid sie mich aus meinem Zimmer geklopft hat, um mich zum Frühstück zu zerren…
 

„Sie ist so ein bildschönes und liebes Mädchen...“, redete sie weiter.
 

Ich hörte ihr nicht mehr zu, sondern sah aus dem Fenster. Wir saßen im Speisesaal und die Wand zum Wald hin war eine komplette Fensterfront. Starker Regen prasselte laut gegen die Fenster.
 

Meine Gedanken schweiften kurz ab und ich dachte an Jake. Wie es ihm wohl ging? Es tat gut zu wissen, dass er sich geirrt hatte und ich doch unter Menschen leben konnte… Aber ich wollte nicht leichtsinnig sein, deshalb würde ich heute wieder auf die Jagd gehen.
 

Ich guckte wieder zur Alten und versuchte mich auf das zu konzentrieren, was sie erzählte, sie hatte offenbar das Thema gewechselt. „- denn wenn die Chefin wieder kommt, kannst du nicht hier bleiben, nicht ohne zu bezahlen und ich hab das Gefühl, dass du nicht sehr viel Geld hast, stimmt’s? Also, was hältst du von meiner Idee?“
 

„Welche Idee?“, fragte ich und sie sah mich leicht säuerlich an… jetzt wusste sie, dass ich ihr nicht zugehört hatte.
 

„Na, dass du hier arbeitest und dafür wohnen darfst!“
 

„Tut mir leid, aber –so nett das Angebot auch sein mag- ich kann es nicht annehmen.“ Ich konnte es mir nicht erlauben lange hier zu bleiben. Hier im Hotel.
 

Hier waren einfach zu viele Menschen… ich hatte Angst, dass ich mich irgendwann doch nicht unter Kontrolle hatte und jemanden tötete.
 

Und dann war noch die Sache mit der Alten, die zu neugierig war. Ich durfte nicht zulassen, dass sie Verdacht schöpfte. Dass sie erfuhr, dass etwas mit mir nicht stimmte.
 

„Natürlich kannst du das! Nur keine falsche Bescheidenheit. Ich hab mich mächtig für dich eingesetzt und-“
 

Ich unterbrach sie, „Nein, ich meine das wirklich Ernst. Ich kann nicht mehr lange bleiben…ich… Ich muss weiter.“
 

„Aber die Chefin kommt Morgen wieder!“, sprach sie alarmiert. Was wollte sie mir damit sagen? „Dann musst du noch heute das Hotel verlassen! Willst du das etwa?!“
 

Ja, ich wollte das Hotel verlassen…irgendwann. Aber doch nicht sofort! Morgen, Übermorgen oder vielleicht noch einen Tag danach, bis ich mir überlegt hatte, wohin ich gehen sollte…
 

Sie sah mich fragend, mit großen Augen an. Hatte ich eine andere Wahl?
 

„Dann…dann muss ich heute gehen.“, sagte ich langsam.
 

Ich erhob mich zögernd und wollte grade in mein Zimmer gehen, als sie versuchte meine Hand zu greifen. Ich wich ihr aus und drehte mich zu ihr um.
 

Sie beachtete meine reflexartige Reaktion nicht weiter „Du musst aber noch in mein Büro kommen und mir einen Brief unterzeichenen… Dass du hier warst und so… es geht um Versicherungen… Komm einfach später in mein Büro, an der Rezeption könnte sonst einer der Gäste mitkriegen, dass du hier umsonst gewohnt hast…“ Den letzten Satz hatte sie geflüstert.
 

Ich drehte mich wieder um und ging auf mein Zimmer.
 

Ich schloss die Tür und lehnte mich dagegen. Ich musste also gehen. Heute. Ich sah mich im Zimmer um.
 

Aber diesmal werde ich ein paar Sachen mitnehmen, dachte ich. Für die Reise.
 

Im Schrank fand ich eine kleine Tasche und packte alles ein, was ich gebrauchen konnte: sämtliche Anziehsachen, die die Alte mir geschenkt hatte –sie gehörten wohl ihrer Enkeltochter, aber passten dieser nicht mehr-, Schuhe und eine Bürste.
 

Ich nahm die Tasche und ging zur Tür. Wenn ich gehen musste, dann konnte ich das auch Gleich tun. Ich warf noch einen letzten Blick in das Zimmer, dann ging ich zur Rezeption.
 

„Geh in mein Büro“, rief mir die Alte zu und wies auf eine Tür, „ich komme gleich nach.“ Dann widmete sie sich wieder dem Gast zu.
 

Ich ging teilnahmslos ins Büro und sah mich um.
 

Auf dem Regal hinter dem Schreibtisch waren lauter Bilder von einem Mädchen –Katie nahm ich an.
 

Katie im Kindergarten.

Katie auf ihrer Kommunion.

Katie an ihrem ersten Schultag.

Katie an ihrem letzten Schultag.
 

Die Alte kam ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich zu. „Du musst nicht sofort gehen…Du kannst ruhig noch bis heute Abend bleiben…“
 

„Nein“, widersprach ich ihr, „Es ist besser so.“
 

Sie kramte aus ihrer Schreibtischschublade ein Formular und füllte es aus. Dann legte sie es vor mich auf den Tisch, damit ich es unterschrieb.
 

Aber ich hatte den Blick nicht von dem letzten Foto gewandt. Ich erkannte ein Gesicht darauf. Ich kannte ein Gesicht.
 

Die Alte folgte meinem Blick und nahm dann lächelnd das Abschlussbild in die Hand „Katies Abschlussfoto! Das ist meine kleine Katie!“ Sie zeigte mit dem Finger auf eine eher unscheinbare Person.
 

Eine andere Person interessierte mich viel mehr. Ein Engelsgesicht. „Wer ist das?“ Ich zeigte mit dem Finger drauf.
 

„Oh das! Ein wunderschönes Mädchen, nicht wahr? Das ist Alice Cullen.“
 

Alice Cullen.
 

Der Name hallte immer und immer wieder in meinem Kopf. Und dann sah ich sie in meinem Kopf vor mir stehen, nicht wie zuvor, nicht als Bild. Sondern lebendig.
 

„Du kommst doch wieder?“, sagte ich mit kleiner Stimme.

„Ich verspreche es – eine Stunde.“

Ich warf einen Blick auf die Uhr über dem Küchentisch. Alice lachte, beugte sich vor und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dann war sie verschwunden.

Ich holte tief Luft. Alice würde wiederkommen.
 

Ich grinste. Alice war nicht entweder eine Freundin oder Verwandte oder Schwester. Nein, Alice war alles gleichzeitig. Meine beste Freundin und meine Schwester. Wenn auch nicht leibliche.
 

Diese Erinnerung machte mich so glücklich. Endlich wusste ich, wer das Mädchen war. Endlich konnte ich mit einem kleinen Teil meiner Vergangenheit abschließen.
 

Ich blickte noch mal auf das Foto. Was wohl aus Alice geworden ist? Sie musste jetzt Ende vierzig sein…
 

Moment mal.
 

Aber die Alice auf dem Foto sah genauso aus, wie die Alice aus meiner Erinnerung. Kein Bisschen wie Ende vierzig. Das musste aber ein altes Foto sein. „Wie alt ist das Bild? Wann wurde es geschossen?“
 

Die Alte sah mich komisch an. Sie wunderte sich wohl über meinen Gesichtsaudruck. „Katies Abschluss war letztes Jahr. Sie ist noch nicht lange in Europa… ach ich vermisse sie schrecklich!“
 

EIN Jahr? Ein Jahr??
 

„Das kann nicht sein! Ich erinnere mich doch an Alice!“ Fast wäre mir rausgerutscht, dass meine Erinnerung 28 Jahre alt war.
 

„Du kennst die Cullens also? Dann seid ihr doch verwandt?“, die Alte war durcheinander. Na dann hatten wir ja was gemeinsam.
 

„Nein, ich… wir… ich“, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. „Wo ist sie jetzt? Alice?“
 

„Oh, sie ist auch nach Europe gegangen. Mit ihrem Freund!“, sie machte große Augen, als hätte sie mir von einem unglaublichen Skandal berichtet und erwartete, dass ich mich genauso empört darüber äußerte.
 

Aber ich war wie weggetreten. „Wo hat sie gewohnt?“, flüsterte ich. Reiß dich zusammen, zwang ich mich.
 

Die Alte überlegte lange. Ich hätte sie gerne angeschrieen, dass sie mir doch endlich antworten soll und dann sprach sie endlich. Aber es war nicht das, was ich hören wollte.
 

„Ehrlich gesagt…das weiß ich gar nicht genau! Das gibt’s doch nicht… Mein Gedächtnis ist auch nicht mehr das was es mal war…“
 

Ich nahm meine Tasche, die ich vorhin abgelegt hatte, wieder in die Hand und wollte schon raus rennen, als sie mich zurück rief „Warte! Du musst doch noch unterschreiben!“
 

Ich schnappte mir einen Stift vom Schreibtisch und unterschrieb schnell und automatisch:
 

Isabella Swan.
 

Isabella SWAN! Genau das war mein Name! Wie hatte ich ihn vergessen können?
 

Doch ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn ich musste los. Ich musste das Haus von Alice finden.
 

Ich musste herausfinden, ob die Abschlussfoto-Alice meine Alice war.
 

Und wenn es meine Alice war, dann musste ich herausfinden, warum sie erst letztes Jahr ihren Abschluss gemacht hatte.
 

Und warum sie nicht aussah wie Ende vierzig.



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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von:  jennalynn
2011-07-26T20:57:04+00:00 26.07.2011 22:57
Toll wirklich Toll.
Also Bella ist schon ein bisschen schwer von Begriff.
Gerade sie müsste doch am besten wissen, warum jemand immer gleich aussieht egal wie alt er ist. *lach*
Bin ich schon gespannt wie es weiter geht

LG
Von: abgemeldet
2007-07-11T23:34:19+00:00 12.07.2007 01:34
Ich muss sagen das es eine gute idee war sie auf etwas unterschreiben zu lassen müssen , da sie so aus eigenen reflex ihren Nachnamen geschrieben hat total geiler gedanken gang weiter soo ich lese dein Fanfic gern XD freu mich schon aufs nächste kap XD
Von:  Seze
2007-03-24T20:45:07+00:00 24.03.2007 21:45
klasse Fortsetzung... aber wenn Alice erst ein jahr weg ist und Bella aber schon 28 jahre dort is warum haben sie sich nie getroffen... aber ich hoffe Bella findet Alice bzw. weitere Antworten....

schnell weiter
Von: abgemeldet
2007-03-24T08:43:01+00:00 24.03.2007 09:43
hey^^
echt gemein von dir, dass du jetzt schon aufhörst
war echt ein supi kapi^^
und wenn sie alice trifft, dann ist edward wohl nicht mehr weit weg^^ ahhhh ich freu mich sooooooo.... schreib bitte schnell weiter
pai pai akino
Von: abgemeldet
2007-03-23T20:07:25+00:00 23.03.2007 21:07
wow,wieder ein spitzen kapi^^ will nur das sie endlich die cullens wiedertrifft...kanns schon gar nimma abwarten xD
Von: abgemeldet
2007-03-22T18:27:04+00:00 22.03.2007 19:27
yeah. es geht weiter.
und es ist toll (:
freu mich schon auf das nexte kapi!!
schreib schnell weiter =:)
mit süßen grüßen
Von: abgemeldet
2007-03-22T18:26:55+00:00 22.03.2007 19:26
yeah. es geht weiter.
und es ist toll (:
freu mich schon auf das nexte kapi!!
schreib schnell weiter =:)
mit süßen grüßen
Von:  Kilika
2007-03-22T18:11:28+00:00 22.03.2007 19:11
Wunderbares Kapi ich freue mich ganz doll auf das nächste.
Von:  angel90
2007-03-22T15:22:08+00:00 22.03.2007 16:22
tolles kap!!!
freu mich für sie, dass sie wieder eine erinnerung mehr hat und einen weiteren anhaltspunkt!
schreib schnell weiter!!!!

cucu deine angel
Von:  Lia_Rose
2007-03-22T15:15:54+00:00 22.03.2007 16:15
immer wenn es spannend wird...du bist gemein :p *lach*
Aber echt interessan, wie Bella sich erinnert! Weiter so ^^


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