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A ninja's life 4

Vergangenes lässt sich nicht totschweigen
von

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Flashback no Jutsu!

Konoha am 1.3.57
 

Das Schicksal von Kakashi Hatake, unschuldig irgendwann einmal als der schrecklichste Sensei aller Zeiten bezeichnet zu werden, wurde bereits festgelegt, als er noch das zarte Alter von vierzehn Jahren besaß. Und besiegelt wurde es, unter den unheimlichsten Umständen, die man sich nur vorstellen konnte, in Gegenwart von drei Legenden, drei weiteren, ungeborenen Legenden und einer Familie, da zwar in diesem Status nicht legendär war, allerdings sehr wohl in die Geschichte Konohas eingehen würde. Na gut, das so wie so.

Der unglückliche Tag war nämlich dieser, an dem der vierzehnjährige Kakashi auf die Feier zur Ernennung des vierten Hokagen eingeladen worden war, und, als sein einziger lebender Schüler, sogar an seinem Tisch sitzen durfte. An diesem saß der Mann, der sich seit diesem Tag Yondaime nennen durfte und mit wahrem Namen Namikaze Minato hieß, an der Kopfseite des Tisches, neben ihm eine missgelaunte, rothaarige Frau, die, wie noch am selben Tag verkündet worden war, schwanger war. Links von dem Paar saßen eine blonde Frau und ein weißhaariger Mann, die beide mehr Sake tranken als der Rest des Tisches zusammen und ein wenig niedergeschlagen wirkten. Rechts saß zunächst der verhältnismäßig junge Kakashi, neben ihm ein noch jüngerer Kandidat mit langen, schwarzen Haaren, ebenso schwarzen Augen und zwei merkwürdig ausgeprägten Falten im Gesicht. Und das mit zehn Jahren. Neben dem wiederum saß ein miesepetrig dreinschauender Mann mittleren Alters, der so aussah, als ob er am liebsten gar nicht hier wäre, Seite an Seite mit seiner ebenfalls schwangeren Ehefrau, Haare und Augen schwarz wie die ihres Sohnes, nur dass man ihr die Schwangerschaft bereits ansah. Des Weiteren wäre wohl eine hochschwangere, braunhaarige Frau erwähnenswert, die physisch einige Tische, psychisch wohl um Welten entfernt war und verweinte Augen hatte. Alles in Allem konnte man sagen, dass sich so gut wie alle genannten Personen im Nachhinein wünschen würden, an diesem Tag und zu dieser Zeit irgendwo anders gewesen zu sein. Vorausgesetzt natürlich, sie konnten sich überhaupt noch etwas wünschen, denn bis auf drei Ausnahmen würden alle Genannten innerhalb der nächsten sechzehn Jahre sterben. Tja, wie das Leben so spielte. Nun gut, in erster Linie kann man sagen, dass daran zwei, drei Personen schuld waren, von denen sogar ganze zwei anwesend waren. Zählten ungeborene Kinder dazu, konnte man die Anzahl sogar noch um eins erhöhen. Aber die zählten ja nicht, immerhin waren sie auch nicht unter den drei genannten Ausnahmen, zu den sie allerdings sehr wohl gehörten, denn wären sie innerhalb der nächsten sechzehn Jahre gestorben, dann würde die edle Verfasserin dieser Worte wohl auch nicht mehr unter den Lebenden weilen. Nun ja, aber darum geht es an dieser Stelle nicht, sondern darum, wie Minato Namikaze auf höchst charmante Weise und mit Beihilfe von Fugaku Uchiha das Schicksal aller anwesenden, oder auch nicht so ganz anwesenden, Personen bestimmte.

„Aaach…“, seufzte der neue Hokage auf, streckte sich und legte dabei einen Arm um die Schulter der Rothaarigen an seiner Seite. „Ich kann´s immer noch nicht fassen! Erst wird ich Hokage und dann auch noch Vater!“

„Gewöhn dich lieber dran.“, zischte anscheinend seine Partnerin angesäuert. „Ich hab nämlich auf fünf von diesen Streifen gepinkelt, echt jetzt, und sie sagen alle dasselbe!“ Ungerührt von dieser extrem liebevollen Aussage, wandte sich der neue Hokage an den Jungen neben sich.

„Und du wirst auf meinen Sohn aufpassen, okay?“

„Ich bin aber ANBU.“, widersprach der Angesprochene, den die Autorin im Folgenden liebevoll Kleinkashi nennen wird.

„Und woher willst du wissen, dass es ein Sohn wird?“, fragte der bereits erwähnte Fugaku Uchiha mürrisch.

„Pah!“, machte der neue Hokage, vor dem man einfach Respekt haben musste. „Ich weiß es einfach! Und Mikoto kriegt auch noch einen!“

„Nicht, dass ich was dagegen hätte…“, begann Fugaku erneut. „Aber wie kommst du zu dieser bestechenden Logik?“ Minato beugte sich zu ihm vor und senkte verschwörerisch die Stimme.

„Siehst du die schwangere Frau da am Nebentisch?“, flüsterte er und deutete höflicherweise mit dem Daumen auf sie. „Die Arme wurde von ihrem Mann verlassen, und die kriegt ´ne Tochter. Also müssen wir beide Söhne kriegen, ansonsten kommt das nicht hin und Kakashi kann sich nicht um alle drei kümmern…“

„Tz…“, machte Fugaku. „Na, wenn du das sagst…“

„Genau!“, bestätigte Minato glücklich. „Ich bin Hokage, ich hab Recht!“

„Sag mal, wieso lässt du mich nicht auf deinen Sohn aufpassen?“, fragte der weißhaarige Mann mit dem fünften Glas Sake vor sich verärgert.

„Weil ich gerne hätte, dass mein Dorf noch ein paar Jahre steht.“, erwiderte Minato gelassen. „Ich mein, okay, du und noch ein Schüler, könnte man verkraften, aber wenn Tsunade und die alte Schlange sich dazu auch noch einen anlachen würden… Oh Gott, Weltuntergang… Also, lass die Finger von meinem Sohn!“

„Pah!“, kam es von der genannten Dame. „Ich werde niemanden mehr ausbilden, da wett ich mit dir drum! Das ist mir viel zu frustrierend!“

„Und somit wäre ein weiteres Schicksal besiegelt…“, brummte Minato. „Also ehrlich, wie kannst du nur? Wir wissen doch beide, dass du deine Wetten immer verlierst!“ Anstatt zu antworten, kippte die Frau lieber ihr fünftes Glas Sake herunter.

„Schön und gut, aber zumindest was meinen Sohn angeht, musst du deine Pläne leider begraben.“, stellte Fugaku ungerührt klar. „Ich werde nämlich niemals zulassen, dass er, wenn es überhaupt ein er wird, mit jemandem in ein Team kommt, der eine so abscheuliche Haarfarbe hat, wie es das Kind dieser Frau wahrscheinlich haben wird…“

„Hast du was gegen ungewöhnliche Haarfarben?“, fauchte die rothaarige neben dem neuen Hokagen und sprang auf. Minato packte sie beschwichtigend am Arm.

„Kushina, Schätzchen, reg dich nicht auf, das ist nicht gut für das Baby!“, versuchte er sie zu beruhigen. „Außerdem ist Fugi so wie so nur ein oller, konservativer…“

„Nur weil ich an Traditionen festhalte und mich nicht von meiner Frau herumkommandieren lasse?“, fragte der liebevoll als Fugi Bezeichnete. Dabei entging ihm übrigens der zweifelnde Blick, den seine Ehefrau ihm zuwarf, ebenso wie das leise Hüsteln seines Sohnes.

„Genau!“, bestätigte Minato, während er Kushina zurück auf ihren Stuhl zwang. „Du und deine doofen Traditionen… dir gönn ich, was das angeht, beinahe einen so großen Reinfall wie diesem Hyuuga… Dessen Frau ist ja auch schwanger…“

„Ach ja?“, fragte Fugaku ungläubig.

„Na ja, offiziell noch nicht…“, gab Minato zu. „Aber glaub mir, sie ist es! Und es wäre doch gelacht, wenn wir deren Tochter nicht aus diesem blöden Clan da rausholen könnten… Obwohl ich´s dem Sohn seines Zwillingsbruders eher gönnen würde… Na ja, vielleicht mit dem nächsten Kind…“ Dabei strich er liebevoll über den flachen Bauch der immer noch recht gereizten Frau neben ihm, die das nicht gerade zu beruhigen schien.

„Ja, ja, spinn du nur weiter…“, meinte Fugaku abwertend. „Wir wissen ja so wie so alle, dass nichts davon zutreffen wird…“

„Pah!“, machte der sehr Ehrfurcht einflößende neue Hokage beleidigt. „Und allein für deine Ungläubigkeit wirst du mit all dem bestraft werden, was du verurteilt hast! Verlass dich drauf!“

„Ach?“, fragte Fugaku spöttisch. „Mit lauten, brutalen Frauen und schrecklichen Haarfarben in meinem Clan?“

„Na, wenn du schon vom Plural redest…“, schob Minato ein.

„Das wird niemals passieren, nur über meine Leiche.“, stellte Fugaku klar.

„Na, wenn du meinst…“, feixte Minato. „Ich kann auch gleich noch eins draufsetzen: Die gute Tsunade hier, hat ja soeben beschworen, dass sie irgendwann wieder eine Schülerin haben wird…“

„Sie hat nichts vom Geschlecht gesagt.“, widersprach Fugaku.

„…Und damit hat sie ja den von mir prophezeiten Weltuntergang angezettelt.“, führte Minato seinen Satz ungerührt zu Ende. „Tja, und da ich meinen Sohn dann doch lieber dem perversen Einsiedler…“

„Hey!“, kam es von der genannten Person, die soeben ihr siebtes Glas Sake geleert hatte.

„…anvertraue, wird deinem Sohn wohl nichts anderes übrig bleiben, als zur Schlange zu gehen, damit er nicht ganz so zurücksteht!“

„Tz…“, machte Fugaku. „Träum du nur weiter. Im Uchihaclan hat es nie und wird es auch niemals einen Verräter geben, stimmt´s, mein Sohn?“ Dabei sah er den zehnjährigen Jungen, der beinahe schon so viele Falten hatte wie er, auffordernd an.

„Natürlich, too-sama.“, kam es von ihm.
 

Zum damaligen Zeitpunkt hatte sich Kleinkashi allen Ernstes gefragt, wie man jemand so verrücktes wie seinen ehemaligen Sensei zum Hokage hatte ernennen können. Und damit hatte er wohl auch nicht so ganz allein gestanden. Erst viel, viel später begann er sich zu fragen, ob der Yondaime vielleicht hellseherische Fähigkeiten gehabt hatte. Aber dieses Geheimnis hatte er wohl mit ins Grab genommen. Er hatte ja nicht einmal miterlebt, wie all seine Vorhersagen eintrafen, außer was die Geschlechter der Ungeborenen anging, was von Fugaku nur als Zufall abgetan wurde. Ob er dies immer noch so ansah? Aber das konnte man ihn nicht mehr fragen, da er selbst knapp neun Jahre später ebenfalls das Zeitliche segnete. Ironischerweise wurden dadurch übrigens auch beide seiner Söhne zu Verrätern. Tja, Minato hatte zwar nicht hundert-, aber zumindest neunzigprozentig mit seinen Aussagen richtig gelegen. Somit machte auf Großkashi immer wieder seinen Sensei dafür verantwortlich, was passiert war. Die Toten ließen sich ja widerspruchslos beschuldigen, nur leider, leider wurde diese Methode nicht von allen akzeptiert. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich auch einunddreißig Jahre nach diesem Treffen darüber zu amüsieren, wie die Dinge sich entwickelt hatten.
 

Viel weniger amüsieren würde es ihn, wie sich die Dinge weiter entwickeln würden, aber dafür müssten wir uns erstmal auf einen ziemlich mühseligen Zeitsprung von dreißig bis einunddreißig Jahren begeben… Ziemlich umständlich, oder? Aber da die Verfasserin dieser Worte gern noch ein wenig weiter unter den Lebenden verweilen würde, lässt sie sich auch durch diese Unannehmlichkeiten nicht davon abhalten, ihren geschätzten Lesern diesen gefallen zu tun…
 

Timeskip no Jutsu!

Langeweile

Konohagakure am 31.3.88
 


 

Uchiha Sakura hatte schon immer gewusst, dass das Leben aus lauter Wendepunkten bestand. Na ja, vielleicht nicht immer, aber spätestens während ihres zwölften Lebensjahres hatte sie dies begriffen und hatte innerhalb der darauf folgenden sieben Jahre mehr Wendepunkte in ihrem Leben gehabt, als manche Leute es in ihrem gesamten Leben hatten. Es war ja schon fast erschreckend, wie sehr sich ihr Charakter innerhalb dieser kurzen Zeitspanne verändert hatte. Wer schaffte es schon, sich von einer nutzlosen, kindischen und albernen Heulsuse in eine nicht viel weniger unreife laute, zerstörerische und vor Allem wütende Furie und dann wieder in eine wesentlich erwachsenere, aber ebenso naiv wie sadistische junge Frau, wiederum in eine ziemlich ernste und unheimlich düstere Killerin und dann innerhalb einiger Monate in eine mehr oder weniger sanftmütige Mutter zu verwandeln? Sieben Jahre!

Nach diesen sieben Jahren hatte sie dann angenommen, dass ihrer „Karriere“ als Hausfrau und Mutter nichts mehr im Wege stand. Doch, wie sie nun nach ganzen zwölf Jahren einsah, hatte sie die Rechnung ohne sich gemacht. Denn irgendwie war ihr mal wieder verdammt langweilig, wie sie so, sehr symbolisch, neben Uzumaki Hinata und Hyuuga Tenten, alle drei bepackt mit Einkaufstüten, durch das nobelste Viertel Konohas schlenderte und mit ihnen über ihre Familien lästerte. Beziehungsweise, Hinata und Tenten jammerten sich gegenseitig vor, wie ähnlich ihre Söhne doch ihren Vätern wären.

„Ich meine, er ist dreizehn und immer noch Genin! Ist das nicht besorgniserregend?“, fragte Hinata verzweifelt. „Sogar seine kleine Schwester ist besser als er, und die ist fast vier Jahre jünger!“

„Ich gebe dir einen Tipp“, erwiderte Sakura ungerührt. „Geh dabei bloß nicht nach dem Alter, das deprimiert einen nur weiter…“

„Na, du hast gut Reden.“, stellte Tenten fest. „Du hast ja auch ´nen ganzen Stall voller hypertalentierter Kinder, die nur darauf warten, endlich Genin zu werden…“

„…Und bei denen ich froh wäre, wenn sie ihrem Vater auch nur ansatzweise ähneln würden.“, schloss Sakura den Satz. „Aber nein, von vier Söhnen kann man gerade mal einen mit seinem Vater vergleichen, der Rest ist… Alles andere als sasukeähnlich.“

„Was ja auch nicht unbedingt negativ ist.“, ergänzte Tenten. „Ich mein, wenn mein Sohn nicht so verdammt unterkühlt und arrogant wäre wie sein Vater, dann hätte ich ja Hoffnung, dass dieses kindische Uchiha vs. Hyuuga endlich mal aufhören würde, aber nein…“

„Das wird nie aufhören.“, prophezeite Sakura. „Egal, wie ähnlich oder unähnlich unsere Kinder ihren Vätern sind, die werden sich ewig bekriegen… Allerdings hoffentlich weiter nur auf dieser kindischen Ebene… Ich mein, nicht, dass ich nicht versucht hätte, Sasuke das auszureden, aber… Ich hab ja schon viel Einfluss auf ihn, aber seine Rivalität mit Neji kann ich definitiv nicht beeinflussen…“

„Dito.“, bemerkte Tenten. „Und das nur, weil die Clans ähnliche Kekkei Genkai haben… Und ihre Oberhäupter ähnliche Persönlichkeiten…“

„Wie kannst du nur wagen, das auszusprechen?“, fragte Sakura trocken. „Das ist doch verboten, wie du weißt… Die beiden sind sich kein bisschen ähnlich…“

„Ah, ja, wie konnte ich das nur vergessen.“, erwiderte Tenten ebenso trocken. „Verzeiht, Lady Uchiha…“

„Schon in Ordnung, Lady Hyuuga, nur wisst Ihr denn nicht, dass wir gar nicht miteinander reden dürfen, wenn wir uns schon so ansprechen?“

„Das trifft sich gut, ich muss so wie so hier abbiegen.“, stellte Tenten fest.

„Tja, und wir beide müssen in meinen Stall voller hypertalentierter Uchihas, weil unsere ebenso hypertalentierten Männer heute von ihrer Mission zurückkommen… Argh, ich will auch wieder Missionen haben…“, erzählte Sakura.

„Heute?“, fragte Tenten irritiert. „Aber die Mission sollte drei Tage dauern und sie sind gestern erst aufgebrochen…“

„Eben.“, erwiderte Sakura. „Was glaubst du, warum die Beiden andauernd ausgebucht sind? Weil sie Missionen viel schneller erledigen, als andere ANBU-Duos. Die müssen ja das Piffeldorf, das niemand kennt, indem sich aber das Opfer gerade aufhält, erstmal finden. Bei den Beiden ist das egal; solange sie wissen, ob das Dörfchen im Norden oder Süden Hi no Kunis liegt, finden sie´s sofort. Hatten ja ein halbes Jahr Zeit, um jedes Dorf an der Nord- oder Südgrenze abzugrasen… Also, an der Nordgrenze würd ich auch noch jedes Dorf finden…“

„Seid ihr ein wenig frustriert, Lady Uchiha?“, stichelte Tenten grinsend.

„Tja, sagen wir so…“, begann Sakura grimmig. „Tag für Tag bin ich im Krankenhaus und heile Shinobi, die auf ihrer Mission verletzt wurden. Und während ich dies tue, weiß ich ganz genau, dass ich nicht einmal einen Kratzer abbekommen hätte, hätte ich diese Mission ausgeführt…“

„Misses Legende wird ein wenig größenwahnsinnig.“, stellte Tenten grinsend fest.

„Du hast ja keine Ahnung, wie frustrierend es ist, jeden Tag entweder mehr oder weniger talentierte Shinobi zu heilen oder mir von Sasuke anzuhören, was für aufregende Missionen er demnächst hat…“, murmelte Sakura.

„Und was willst du dagegen tun?“, fragte Tenten. „Wieder in die ANBU einsteigen?“

„Oh nein, auf keinen Fall.“, stellte Sakura klar. „Diese Maske war ja fast ein Jahr lang quasi an mein Gesicht geklebt, und ich denke, ich hab auch genug Leute getötet, die ich nicht einmal kannte…“

„Soll das heißen, du willst jetzt nur noch Leute töten, die du kennst?“, fragte Tenten amüsiert. „Hinata, an deiner Stelle würd ich nicht mit ihr mitgehen…“

„Pah!“, machte Sakura. „So meinte ich das nicht…“

„Ach?“, kam es von Tenten. „Und wie dann?“

„Morgen sind Geninprüfungen.“, erzählte Sakura beiläufig.

„Ach ne. Kannst du dir vorstellen, dass ich das eventuell wissen könnte?“, fragte Tenten. „Ich mein, mein eigener Sohn macht da mit, also…“

„Also.“, wiederholte Sakura.

„Du willst Genins ausbilden?“, fragte Tenten ungläubig. „Ach du liebe Güte… Du?“

„Ja, ich.“, bestätigte Sakura.

„Weiß Sasuke schon von deinen Plänen?“, fragte Tenten skeptisch.

„Noch nicht, wieso?“, antwortete Sakura.

„Nun ja…“, begann Tenten. „Ich glaub nicht, dass er dich so ohne weiteres lassen wird… Nicht, dass das was zu bedeuten hätte, aber…“

„Stimmt, das glaube ich auch nicht.“, stimmte Sakura ihr zu. „Allerdings werd ich mir doch nichts von ihm vorschreiben lassen, wer bin ich denn?“

„Nun ja, in erster Linie seine Frau… Und, okay, es ist besser geworden, aber…“, begann Tenten wahrscheinlich einen ihrer Vorträge über mangelnde Emanzipation. Was bei dem einzigen weiblichen Mitglied eines legendären Trios natürlich immer gut kam. Nur heute nicht.

„Auch wenn das bei euch offiziell noch so sein muss, mein Clan ist da ein wenig fortschrittlicher… Und vor Allem kleiner. Trotzdem. In allererster Linie muss der mir jawohl dankbar sein, dass ich ihm diesen halben Kindergarten geboren habe… Und mehr als die Hälfte davon sind auch noch Jungs, was kann er sich da noch mehr wünschen?“

„Vielleicht, dass auch das Erstgeborene männlich wäre…“, schlug Tenten vor. Ja, das war auch nach nun fast zwölf Jahren immer noch die offizielle Bezeichnung; das Erstgeborene.

„Ist es doch! Zum Teil…“, erwiderte Sakura gereizt.

„Ja, aber das Allererste, was du zur Welt gebracht hast, war ein Mädchen, ich muss es wissen, ich hab´s immerhin aus dir raus gezogen…“, widersprach Tenten. Sakura verzog das Gesicht.

„Taktvoll wie immer, hm?“

„Wir reden schließlich über mein Lieblingsthema.“

„Was man ganz eindeutig an deiner Kinderzahl sehen kann.“

„Der Hyuugaclan muss ja auch nicht wieder belebt werden, er ist lebendig genug, und ein Erbe reicht.“

„Na, wenn du das sagst…“

„Ich muss jetzt so wie so endlich nach Hause, viel Glück mit deinen Berufswünschen, bis irgendwann!“ Mit diesen Worten bog Tenten nun endgültig ab und schlug den Weg in Richtung Hyuugaanwesen ein, während Sakura und Hinata weiter geradeaus gingen.

„Du willst wirklich Genins ausbilden?“, fragte Hinata nach einer Weile.

„Jep, will ich.“, bestätigte Sakura. „Ist aufregender als an der Akademie kleinen Kindern zu erklären, wie sie Chakra in Fische pumpen, ohne dass sie dabei entweder sofort draufgehen oder vor lauter Chakra explodieren und weniger umständlich, als sich tagtäglich in die ANBU-Uniform zu quetschen – was ich zwar zu Höchstzeiten komplett in weniger als fünf Minuten geschafft habe, aber ich will nicht mehr… Lauf du mal fast ein Jahr lang mit einer Maske auf dem Gesicht geklebt durch die halbe Welt…“ Das brachte Hinata zu einem verhaltenen Kichern. „Was?“, fragte Sakura gereizt. „Versuch du das Mal, das ist echt nicht gerade toll…“

„Schwanger durch die Gegend zu laufen und ständig erklären zu müssen, warum meine Augen weiß sind, war wohl auch nicht viel besser…“, erwiderte Hinata nur.

„Hey, du wirst schlagfertig!“, stellte Sakura grinsend fest. „Bravo!“

„Bei einer Tochter, die bereits im Alter von vier Jahren angefangen hat, die Leute in den Boden zu diskutieren, blieb mir auch nichts anderes übrig…“, erklärte Hinata seufzend. „Manchmal frag ich mich, warum sie immer so griesgrämig ist…“ Sakura gluckste.

„Ja, ich mich auch.“, gab sie zu. „Ich mein, okay, ich war auch mal so, aber bei mir kannte man wenigstens den Grund…“

„Allerdings…“, murmelte Hinata. „Sicher, dass unsere Töchter nicht einfach irgendwie vertauscht wurden?“

„Angesichts der Tatsache, dass sie beide was von beiden Elternteilen haben – ja. Und dann wurde noch die Tochter, von der du redest, zwei Jahre vor deiner geboren…“ Hinata kicherte.

„Ja, stimmt. Aber trotzdem… Sag mal, glaubst du wirklich, es ist okay, die Kinder alle bei Natsuki zu lassen?“

„Klar.“, meinte Sakura. „Natsuki hat damit kein Problem, und ihre Missionen führt sie ja nur bei Nacht aus… Außerdem ist sie seit ihrem zehnten Lebensjahr zum Babysitter ausgebildet worden, ohne sie hätten wir das alles nicht geschafft…“

„Und es ist auch okay, wenn ich meine Kinder manchmal bei euch lasse?“, fragte Hinata weiter.

„Zum tausendsten Mal, ja! Komm schon, ich hab doch schon so viele, eins mehr oder weniger fällt da gar nicht auf…“, scherzte Sakura.

„Äh… Zwei.“, berichtigte Hinata unsicher.

„Siehst du?“ Hinata lachte erneut.

„Aber glaubst du wirklich, dass Genin-Ausbilderin der richtige Beruf für dich ist?“, fragte sie.

„Ja, das glaube ich. Nicht so anstrengend wie ANBU, aber immer noch aufregender als an der Akademie zu unterrichten, oder so – und einfach normale Kunoichi sein kann ich auch nicht. Ich mein, spionieren kann ich mit meinem Status und dieser Haarfarbe vergessen und Aufträge in Gruppen zu erledigen ist unter meiner Würde. Mal abgesehen davon, dass ich dabei eh verrückt werden würde, weil ich nur mit Leuten arbeiten kann, die mir ebenbürtig sind – tja, das macht dann drei. Schlechte Karten, also was bleibt mir anderes übrig?“, erklärte Sakura.

„Ich glaube, du bist ein wenig arrogant geworden…“, murmelte Hinata, sehr leise, aber Sakura hörte es trotzdem.

„Weißt du was? Das glaube ich auch… Noch ein Grund, wieso ich unbedingt drei Blagen brauche, die mich in den Wahnsinn treiben.“, erwiderte Sakura gelassen.

„Dir ist schon klar, dass du dabei auch von deinen eigenen Kindern reden könntest?“, fragte Hinata vorsichtig.

„Jep. Aber die werden eher nicht alle in ein Team kommen…“, erwiderte Sakura.

„Wieso nicht? Es sind immerhin drei…“, gab Hinata zu bedenken.

„Ich weiß.“, kam es von Sakura. „Allerdings stehen die Chancen schlecht, die pösen, pösen und unterforderten Uchihakinder im Alter von elf Jahren schon Genins werden zu lassen – also werden sie´s wahrscheinlich erst nächstes Jahr und langweilen sich noch länger. Immer vorausgesetzt, Tsugumi hat bis dahin nicht die Akademie auseinander genommen… Yoko-chan würde ihr sicher dabei helfen, oder?“

„Oh ja, das würde sie.“, bestätigte Hinata. „Allerdings ist sie zwei Jahre jünger…“

„Und genau so unterfordert.“, fügte Sakura hinzu. „Hey, das könnte der Grund für ihr aggressives Verhalten sein!“

„Glaubst du das wirklich?“, fragte Hinata unsicher.

„Eigentlich nicht.“, gab Sakura zu. „Aber besser als gar keine Erklärung, hm?“

„Findest du?“

„Nein. Aber immerhin hatten wir ein Gesprächsthema…“ Jetzt standen die beiden nämlich vor dem Uchihaanwesen. Und das sah ein wenig anders aus, als damals, als nur drei Personen darin gelebt hatten. Und zwar wesentlich belebter; das fing schon beim Eingang an, die beiden violetten Vorhänge hingen nämlich schon seit Jahren wieder (während der dritten Schwangerschaft hatte es Sakura plötzlich überkommen und sie hatte den Eingang nicht mehr einladend genug gefunden…) und auch die Lampions waren meistens wieder in Betrieb (Anfall während der ersten Schwangerschaft). Im ganzen Haus lag kein Flöckchen Staub mehr, konnte daran liegen, dass so gut wie jedes Zimmer nun belegt war, und sogar der Garten sah wieder schön aus (während der zweiten Schwangerschaft hatte Sakura so lange gejammert, bis Sasuke sich mit mehr oder weniger Tatkräftiger Unterstützung von Natsuki und den nicht einmal zwei Jahre alten Erstgeborenen an die Arbeit gemacht hatte). Oh ja, Sakuras Schwangerschaften hatten immer und immer wieder Veränderungen an dem gesamten Anwesen gebracht. Nicht zu Letzt, weil gelegentlich ein neues Möbelstück angeschafft werden musste, welches definitiv nichts mit den Kindern zu tun hatte (Drei neue Küchentische, mindestens sieben Fensterscheiben und das Uchihazeichen auf der Wand, das Itachi mal zerstört hatte, war mittlerweile auch erneuert worden, da nebenbei die ganze Wand eingestürzt war… Der Wohnzimmertisch hatte auch dran glauben müssen… Beim Geschirr hatte Sasuke nach neun Tellern und fünfzehn Tassen mit dem Zählen aufgehört)… Doch davon wollen wir eigentlich gar nicht erst anfangen. Jedenfalls schritt Sakura nun wenig feierlich durch die Tür, wobei sie sich den rechten Vorhang weg hielt, unter dem Hinata ohne weiteres hindurch kam, sie war ja so klein.

„Wir sind wieder da!“, rief Sakura durchs Anwesen, sodass sie jeder hören konnte, wo auch immer er sich gerade befand; das war bei einer Großfamilie durchaus praktisch. Eben diese kam jetzt aus den Zimmern den Flur entlang gestürmt, vier schwarze, ein rosafarbener und zwei blonde Haarschöpfe liefen mehr oder weniger enthusiastisch auf ihre Mütter zu. Wobei sich speziell die beiden Blondschöpfe zurück hielten. Gut, neben einer der Schwarzhaarigen und dem Rosahaarigen sahen sie auch alle ziemlich alt aus. Ja, richtig gehört. Dem Rosahaarigen. Nachdem schon das Erstgeborene kein bisschen rosahaarig gewesen war, ebenso wenig wie das zweite und dritte Kind, hatte das Vierte die Haarfarbe der Mutter abbekommen. Und zu allem Übel war es auch noch ein Junge. Dieser, sein Name war übrigens Hiroshi und er war jetzt fünf Jahre alt, hatte damit allerdings kein Problem. Im Gegenteil, er fand es lustig, so ganz anders auszusehen als seine Geschwister. Sechs an der Zahl. Ja, Sasuke und Sakura hatten es auf sieben Kinder gebracht. Nette Zahl, wie sie fanden, auch wenn dies zuerst Naruto aufgefallen war. Hiroshi zumindest umarmte gerade die eine Hälfte seiner Mutter, er hing ziemlich an ihr, allerdings nicht so sehr wie das schwarzhaarige Mädchen, welches sich an die andere Hälfte klammerte. Und sie war ganze sechs Jahre älter.

Nun wäre es vielleicht an der Zeit, einmal näher auf ‚das Erstgeborene’ einzugehen, als ich es ohnehin schon getan habe. Letztendlich hatte nämlich keine der geäußerten Vermutungen zugestimmt. Es war nicht nur ein Kind gewesen, ebenso wenig wie vier oder sieben rosahaarige Söhne. Nein, es waren ‚nur’ drei Kinder gewesen. Die Erstgeborene, also die aller erste, war, wie schon erwähnt, ein Mädchen namens Tsugumi, welches vom Äußeren her eigentlich eher so aussah wie Natsuki, mittlerweile lange, schwarze Haare, schwarze Augen, langes, schmales Gesicht und dünne Haare. Im Moment lehnte sie recht lässig an der Wand und betrachtete ihre Geschwister, die sich an ihre Mutter klammerten, recht abwertend. Neben ihr stand der Zweitgeborene, ein Junge namens Tsuyoshi, der sich vom Äußeren her nur durch zwei Dinge von seinem Vater (mit elf/zwölf Jahren) unterschied; zum einen waren das die Haare, die vorne hoch standen anstatt hinten und zum anderen das linke Auge, das war nämlich grün. Und obwohl diese zweifarbigen Augen eher befremdlich wirkten, hatte er ungefähr denselben Effekt auf die Mädchen in seinem Alter, den sein Vater gehabt hatte. Das Problem war nur, dass ihm das irgendwie gefiel… Tja, und dann war da noch Sayuri, die Dritte, die sich gerade an ihre Mutter klammerte. Sie hatte ebenfalls recht lange, schwarze Haare, allerdings zwei grüne Augen. Nun ja, eigentlich sahen sich die Drillinge kein bisschen ähnlich, auch wenn sie schwarze Haare hatten; die von Tsugumi schimmerten bläulich, die von Tsuyoshi waren pechschwarz und die von Sayuri hatten einen bräunlichen Schimmer. Auch die Größe variierte; noch war Tsugumi am größten, danach kam Tsuyoshi, ganz knapp, während Sayuri einen guten Kopf kleiner war als die beiden und somit genauso groß wieder nächstjüngere Bruder. Das einzige, was die drei genau gleich hatten, waren drei Muttermale zwischen der linken Schulter und dem Hals, die Sasuke amüsant, Sakura eher beunruhigend fand. Das nächste Kind war dann ein Junge namens Yuki, neun Jahre alt und ebenfalls schwarz in schwarz, sowohl Haare und Augen als auch Kleidung. Und er war der erwähnte Sohn, der seinem Vater charakterlich noch ähnelte.

„Gut, dass ihr da seid!“, ertönte es vom anderen Ende des Flurs und Natsuki kam auf sie zugelaufen, den jüngsten Spross auf ihrem Arm, der anscheinend bis eben geschlafen hatte. „Ich muss nämlich jetzt los…“

„Vorsicht!“, warnte Sakura, doch da war es schon zu spät; der kleine Junge, Satoshi, war nun komplett wach und war auch gleich wieder seiner Lieblingsbeschäftigung nachgegangen; die Leute, die ihn trugen, in die Augen zu pieksen. Natsuki gab einen kurzen Schmerzenslaut von sich, welcher den Kleinen zum Lachen brachte, bevor sie ihn halb geblendet, an seine Mutter übergab, die einzige Person, die gegen seine Pieksattacken immun war; sie wurde nur gegen die hellgrüne Raute auf ihrer Stirn gepiekst. Und, nun ja, piekse war neben essen und schlafen auch so ungefähr das Einzige, was Satoshi tat, und dabei war er schon fast zwei. Sakura fand das ziemlich besorgniserregend, Sasuke wiederum eher komisch. Der hatte so wie so eine komische Art von Humor entwickelt. Vor Allem, was seine Kinder betraf. Streng genommen hatte er seit über zwölf Jahren abartig gute Laune, jetzt mal so insgesamt gesehen.

Das war bei Naruto genau umgekehrt; klar, er war anscheinend so fröhlich wie immer, aber verglichen mit vor zwölf Jahren war seine Stimmung ein wenig gedrückt, was nicht zuletzt daran lag, dass Hinata wohl nie ganz über den Ausschluss aus dem Hyuugaclan hinweg gekommen war und alles daran setzte, dass es ihrem Vater nicht auffiel, dass ihre finanzielle Situation alles andere als rosig war. Die Hochzeit war immer noch nicht komplett abbezahlt und es waren sogar noch neue Schulden an Sasuke und Sakura hinzugekommen, da alle vier Uzumakis immer gut angezogen sein mussten und alles, damit ja niemand auf die Idee kam, dass es ihnen nicht bestens gehen könnte. Denn diese Genugtuung konnte und wollte Hinata ihrem ehemaligen Clan nicht gönnen. Und das musste sie auch nicht, da Sasuke und Sakura ihnen gerne Geld liehen und es eigentlich auch nicht unbedingt zurückhaben wollten; immerhin ertranken sie fast darin, durch Sasukes und Natsukis ANBU-Missionen war das Vermögen von mehreren Millionen, von denen allerdings nicht einmal eine gebraucht wurde, angestiegen, ebenso wie dadurch, dass fünf Kinder zur Ninjaakademie gingen, was ja von der Regierung, immer noch Tsunade, gefördert wurde. Klar, Hiro und seine kleine Schwester Yoko, über die schon berichtet wurde, gingen auch zur Akademie, und Naruto war auch bei der ANBU und verdiente nicht schlechter als Naruto, genauso wie Hinata an der Akademie unterrichtete, seit Yoko ebenfalls dorthin ging, aber da sie stur ihre Schulden abbezahlten, war das Geld trotzdem knapp. So knapp, dass Sakura sich sogar schon einmal dazu erbarmt hatte, Tsunade zu fragen, wie viel sie denn verdiente und ob es nach achtzehn Jahren im Amt, ein neuer Rekord!, nicht an der Zeit wäre, einen neuen Hokagen zu ernennen. Auf solche gut gemeinten Ratschläge reagierte diese allerdings ein wenig empfindlich, Sakura machte sich so wie so Sorgen um ihre alte Meisterin; die war mittlerweile nämlich schon fast siebzig, schätzungsweise, ihr wahres Alter hielt sie geheim, ein wenig eigenbrötlerisch geworden, schloss sich öfter in ihrem Büro ein, und das nicht immer mit Jiraiya, und trank noch mehr als früher. Außerdem war sie weniger brutal. Aber, na gut, sie war halt alt geworden, so befremdlich sich das für Sakura auch anhörte, obwohl sie selbst wusste, dass sie auch nicht mehr das war, was man in Ninjakreisen als jung bezeichnen würde. Dreißig war schon ein stattliches Alter, die meisten Ninjas schafften es gerade mal so bis fünfundzwanzig, aber okay, sie war ja alles andere als normal. Und nicht mehr im Dienst. Oder auch noch nicht wieder. Je nachdem, wie erfolgreich ihre Unterhaltung mit Sasuke heute ablaufen würde…
 

„Was ist eigentlich aus Kaori-chan geworden?“, fragte Hinata, als sie etwa fünfzehn Minuten später mit Sakura und Sayuri, die immer gerne half, wo sie nur konnte, in der Küche stand und das Abendessen für elf Personen zubereitete. Wie Naruto schon vierzehn Jahre zuvor gewusst hatte, kochte sie wesentlich besser als Sakura, aber die hatte in der entscheidenden Phase ihres Lebens auch andere Prioritäten gehabt, als eine möglichst perfekte Hausfrau zu werden, was ihr nebenbei bemerkt auch nicht viel genützt hätte; ihre Familie brauchte eher eine harte Hand als außergewöhnlich gutes Essen, ansonsten wären sie nämlich schon längst alle im Chaos versunken. Auch wenn das im ersten Jahr mit den Drillingen durchaus so gewesen war („Drei? Wie drei? Das geht doch nicht! Ich hab doch nur zwei Brüste!“) und sie ohne Natsuki, die ja mächtig viel Freizeit aufgrund Unterforderung gehabt hatte und durchaus Talent als Babysitterin besaß, definitiv aufgeschmissen gewesen wären. Aber bisher hatten sich alle sieben Kinder prächtig entwickelt. Mehr oder weniger. Und so weit sie das wusste.

„Sie hat vor kurzem geschrieben, dass es ihr gut geht. Sie soll sogar eine der besten Maikos sein.“, erzählte Sakura von ihrer dritten Tochter und der Fünftgeborenen. Diese war nun sieben Jahre alt, hatte sich aber bereits mit fünf eine völlig andere Karriere ausgesucht, als der Rest des Clans; sie hatte sich zur Geisha ausbilden lassen wollen.
 

Flashback no Jutsu
 

„Also, mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass eine meiner Töchter ausgerechnet Geisha wird…“, brummte Sasuke, während er diese Angelegenheit mit Sakura, Natsuki und der kleinen Kaori selbst diskutierte. „Bist du dir auch wirklich sicher?“

„Ja, Too-sama.“, kam es von dem Mädchen, welches ebenfalls schwarze Haare und Augen hatte. Ihre Gesichtszüge, sofern man das in dem Alter schon so genau sagen konnte, waren allerdings eher die ihrer Mutter, was sie in gewisser Weise irgendwann sogar noch schöner als Natsuki oder Tsugumi machen würde.

„Hn…“, erwiderte Sasuke nur skeptisch.

„Merkwürdig…“, kam es von Natsuki, die eine Augenbraue hochgezogen hatte, was stets nichts Gutes verhieß. „Ihr habt nichts dagegen, eure Kinder zu Killern ausbilden zu lassen, sollten sie sich allerdings für eine ruhigere Karriere entscheiden, stellt ihr euch quer… Das soll mal ein rational denkender Mensch verstehen.“

„Das ist wahr.“, bestätigte Sakura, die der ganzen Sache nicht ganz so skeptisch gegenüber stand wie Sasuke, nicht zuletzt, weil ihre eigene Mutter eine Ausbildung zur Geisha angefangen hatte. „Eigentlich wäre es ja sogar eher beruhigend zu wissen, dass sie in einer der Geishaschulen in Hi no Kuni geht und dort sicher aufgehoben ist, oder?“

„Ja, schon“, gab Sasuke zu. „Aber ich meine, eine Geisha…“

„Ist eine Geisha und keine Oiran, Sasuke.“, beendete Sakura den Satz.

„Wo ist da der Unterschied?“, fragte Sasuke grimmig. Sakuras Augen verengten sich zu Schlitzen.

„Nun ja…“, fauchte sie. „In erster Linie lässt der sich wohl darin ausdrücken, dass meine Mutter sich zur Unterhaltungsdame hat ausbilden lassen, nicht zur Kurtisane…“

„Oh.“, machte Sasuke. Und da Kaori wirklich eisernen Willen zeigte und sich partout nicht mehr zu etwas Anderem überreden ließ, Natsuki und Sakura nun hundertprozentig hinter ihr standen und Sasuke den beiden auf einmal nichts entgegen zu setzen hatte, reiste sie schon wenige Wochen später ab, in eine größere Stadt im Norden Hi no Kunis, die beide Elternteile übrigens schon einmal besucht oder eher durchlaufen hatten, um dort die harte Ausbildung zur Geisha zu absolvieren, die es durchaus mit der eines Ninjas aufnehmen konnte.
 

Flashback no Jutsu – Ende
 

„Kommt Kaori-chan uns im Winter wieder besuchen?“, fragte Sayuri, während sie unheimlich geschickt Karotten schälte. Küchenarbeit machte ich nämlich, vollkommen im Gegensatz zu ihrer Mutter (und ihrer älteren Schwester) total Spaß und überhaupt half sie immer und überall, wo sie nur konnte. Dieses unglaubliche Gutmenschentum war für Sakura beinahe so befremdlich wie Tsugumis Starallüren, die sie gelegentlich hatte und mit Vorliebe an ihren Geschwistern auslebte. Sie war nämlich unheimlich talentiert und hätte die Akademie fast so früh wie Natsuki abschließen können, etwa mit neun Jahren oder so. Gut, da ging es Tsuyoshi und Sayuri auch nicht anders, aber die verhielten sich anders und nutzten die Unterforderung eher zu ihrem Vorteil, als sich darüber zu beschweren. Und Tsugumi war wohl nicht einmal der schwerste Fall, was Unterforderung anging; ihr jüngerer Bruder Yuki war jetzt schon mindestens genauso gut, ebenso wie seine schon oft erwähnte beste Freundin Yoko, die genauso alt war wie er und in dieselbe Klasse ging und in Sachen sich über Unterforderung aufregen noch eins draufsetzte. Gut, Yoko regte sich so wie so über alles und jeden auf, aber das hatten wir ja schon mal… Plötzlich hörte man die Schiebetür zum Anwesen aufgehen und zwei Paar schwerfällige Schritte in Richtung Wohnküche schlurfen.

„Sakura!“, rief Sasuke anstatt einer Begrüßung. „Wir haben ein Problem…“

„Ah ja?“, antwortete diese darauf und lehnte sich aus der Küchenzeile um den beiden Männern entgegen zu sehen. „Wie seht ihr denn aus?

„Tja, wir mussten in einem Gebüsch warten und Dobe konnte mal wieder nicht still halten und dann sind unsere Opfer auf uns aufmerksam geworden und haben uns mit Nadeln beworfen…“, berichtete Sasuke in Kurzform, während Sakura mit energischen Schritten auf ihn zugeeilt war und ihm vereinzelte Dornen aus der arg mitgenommenen Kleidung zupfte, während Hinata dasselbe bei Naruto machte.

„Und ihr habt euch einfach so treffen lassen? Tz… Uchihas und Nadeln, da haben wir´s mal wieder…“

„Ich heiß aber nicht Uchiha!“, widersprach Naruto, der ebenso zerkratzt und zerstochen war wie Sasuke, nicht besonders fatal verletzt, aber doch so, dass es unangenehm war und einzelne Blutströpfchen den Weg der beiden markierten.

„Das wäre ja auch noch schöner…“, brummte Sakura. „So geht das nicht, Jungs, zieht euch diese Gott verdammten Anzüge aus, ansonsten kann ich da mal gar nichts machen, Sayuri, würdest du bitte das Essen vom Herd nehmen?“

„N-natürlich…“, stammelte das Mädchen anscheinend ziemlich erschrocken von dem Anblick ihres Vaters und Narutos und tat wie ihr geheißen.

„Verdammt…“, brummte Sakura, während sie mehr oder weniger behutsam eine Dorne nach der anderen aus Sasukes Oberkörper pflückte. „Was versteckt ihr euch auch in Dornenbüschen? Was, wenn die giftig gewesen wären? Was, wenn die Nadeln giftig gewesen wären?“

„Dieses Kaff da war im Süden.“, brummte Sasuke und verzog das Gesicht aufgrund der eher weniger zärtlichen Behandlung. „Da gibt es nichts anderes als Dornenbüsche, in denen man sich verstecken kann… Im Norden hat man ja wenigstens die ganzen Reisfelder…“

„Ach ja, die Reisfelder.“, brummte Sakura. „Wie sehr ich sie doch nicht vermisse…“

„Schlechte Laune?“, fragte Sasuke und grinste ein wenig verzerrt. „Du bist so nostalgisch…“

„Ja, ich muss Nadeln aus dir rausziehen, das stimmt mich halt nostalgisch…“, erwiderte Sakura und erwiderte das Grinsen nun. „Eine Mistgabel hätte ich zwar besser gefunden, aber…“

„Geht das schon wieder los…“, brummte Sasuke, beugte sich runter und küsste sie kurz. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du das lassen sollst?“

„Mindestens genauso oft, wie du mir ausreden musst, dich mit der Zahl neun zu ärgern.“, erklärte Sakura nur. „Dein Oberkörper ist jetzt fertig, tut´s sonst noch irgendwo weh?“ Sasuke schüttelte den Kopf. „Wie wunderbar…“, fuhr Sakura mit ihrem Gemurmel fort, formte ein paar Handzeichen und legte ihre Handflächen sachte auf seinen Brustkorb, um die Einstichwunden zu heilen. Nach wenigen Sekunden war sie fertig. „So, Naruto, wenn du entnadelt bist, bist du jetzt auch mit der Komplettheilung dran…“

„Du bist aber wirklich schlecht gelaunt.“, fiel Naruto auf. „Was ist los? Bist du mal wieder schwanger, oder was?“

„Ne, eher nicht.“, erwiderte Sakura nur gereizt.

„Wäre aber doch wieder an der Zeit.“, stellte Naruto fest. „Ich, mein, Satoshi ist fast zwei…“

„Na und?“, fauchte sie. „Ich hab von Anfang an gesagt, sieben sind genug… Ist doch ´ne schöne Zahl und alles, sind ja sogar mehr Jungs als Mädchen, also… Wie auch immer.“ Mit diesen Worten nahm sie die Hände wieder von Narutos Brust. „Ihr beiden wischt jetzt mal schon euer Blut wieder auf, ich will nicht, dass das in den Boden einzieht oder so, danach können wir ESSEN!“ Das letzte Wort schrie sie, sodass man es durchs ganze Haus hören konnte und Naruto, der immer noch unmittelbar vor ihr stand, sich die Ohren zu hielt.
 

„Und? Hat man euch drei zur Geninprüfung zugelassen?“, fragte Sasuke während des Essens an seine Drillinge gewandt, die ja wie schon erwähnt erst elf waren und das Durchschnittsalter für diese Prüfung war ja auf zwölf hochgeschraubt worden – der einzige Grund, weswegen gerade er auch erst mit zwölf zum Genin geworden war. Hätten wir das auch mal geklärt. Und da er sich als Genin ja auch nicht so gerade besonders vorbildlich benommen hatte, hatte man das Alter auch nicht wider runter geschraubt. Tja, selbst Schuld, konnte man da nur sagen.

„Jep.“, kam es von Tsuyoshi. „Tsugumi hat sie so lange bedroht, bis sie nachgegeben haben.“

„Gut gemacht.“, kam es anerkennend von Sasuke.

„Tja, Natsuki-nee-san wirkt eben Wunder.“, erwiderte Tsugumi gelassen. Sie nannte Natsuki meistens Nee-san oder Nee-sama, während ihre Geschwister sie so ansprachen, und außerdem vergötterte sie ihre Cousine. Mehr noch als ihre Eltern.

„Stimmt, im Bedrohen war sie schon immer gut.“, erinnerte sich Sakura. „Man muss sich nur einmal Hiashi Hyuuga ansehen, der ihretwegen immer noch nur mit Sonnenbrille aus dem Haus geht…“ Allgemeines Lachen. Witze auf Kosten der Hyuugas, die auch noch so hießen, versteht sich, kamen immer gut.

„W-woraus besteht die Geninprüfung denn eigentlich?“, fragte Sayuri.

„Grundlagen.“, erklärte Sakura. „Henge no Jutsu, Bunshin no Jutsu, Kawarimi no Jutsu… So was halt.”

„Und gelegentlich schafft man es auch ganz ohne.“, ergänzte Sasuke. „Er zum Beispiel…“ Damit nickte er zu Naruto herüber, der gerade das Essen in sich hineinschaufelte. Obwohl es kein Ramen war.

„Fimmt.“, schmatzte dieser. „If bin beim dritten Mal noch wegen Bunfin no Futfu durfgefallen.“

„Und das würdest du noch heute tun, wenn man dir die Kagebunshin verbietet.“, stellte Sakura trocken fest. „Diese Prüfung ist also kein Grund, sich Sorgen zu machen. Das heißt, okay, wenn ihr wirklich keine Bunshin zu Stande kriegt, sollten wir uns schon Sorgen machen, aber ich denke mal, das ist nicht der Fall…“

„Und was passiert dann, wenn wir Genins sind?“, fragte Sayuri weiter.

„Na ja, ihr werdet in Dreierteams aufgeteilt und kriegt einen Jonin als Sensei…“, erklärte Sakura. „Mit dem erledigt ihr dann eure ersten Missionen, D-Rank-Dinger, wie zum Beispiel Haustiere einfangen oder so was… Und das kann dabei schon zur anspruchsvollen Aufgabe werden…“

„Dreierteams?“, fragte Tsugumi. „Heißt das, wir drei könnten in ein Team kommen?“

„Ich denke mal nicht.“, erklärte Sakura. „Zu meiner Zeit waren in den Geninteams nämlich immer zwei Jungs und ein Mädchen, also ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass sie euch zusammen packen…“

„Und du und Papa waren mit Naruto-san in einem Team, oder?“, fragte Sayuri weiter und errötete, weil schlagartig alle Blicke auf sie gerichtet waren.

„Imoto-chan, das war eine monumentalidiotische Frage.“, stellte Tsugumi fest.

„Na ja, sagen wir so, wären wir das nicht gewesen, dann… Hm… Wärt ihr mal zu aller erst alle nicht geboren worden.“, überlegte Sakura. „Allerdings muss man anmerken, dass wir nicht nur als Genins sondern auch als Chuunins und Jonins noch immer zusammen gepackt wurden, wir haben sogar mal zusammen als ANBUs gearbeitet…“

„Wieso?“, fragte Sayuri neugierig. Die Erwachsenen tauschten unsichere Blicke.

„Na ja… Weil wir drei halt so stark waren und auch immer noch sind, dass es gefährlich war, uns nicht zusammen zu packen, weil wir sonst größenwahnsinnig geworden wären…“, erklärte Sakura ausweichend. Welch wunderbare Halbwahrheit.

„Aha.“, machte Sayuri zufrieden, auch wenn Tsugumi, Tsuyoshi und Yuki alles andere als überzeugt aussahen. Vollkommen gegen Natsukis Ratschlag hatten Sasuke und Sakura sich nämlich dazu entschlossen, die wirklich spannenden Geschichten aus ihrer Vergangenheit erstmal für sich zu behalten, einer der Gründe, wieso die aktuellen Geschichtsbücher nicht verwendet wurden, weil dort speziell über den zweiten und dritten Otokrieg, genauso wie über die Nukesaison ein wenig zu viel drin stand, sodass diese erst nach dem Tod von drei gewissen Personen als Schulbücher benutzt werden sollten. Natsuki war da komplett gegen, immerhin hatte man ja an ihrem Beispiel gesehen, dass diese ganze Verheimlicherei nichts brachte, aber einen weiteren Versuch war es den beiden Wert gewesen.

„Und wer sind die Senseis, die wir dann kriegen?“, fragte Sayuri weiter.

„Also…“, begann Sakura, die hier ihre Chance witterte. „Das wissen wir noch nicht, aber vielleicht werde ich das ja.“

Einen Moment lang hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Und das kam in diesem Haus extrem selten vor. Also, dass man sie gehört hätte, nicht, dass eine fiel. Tat sie auch nicht. Tatsächlich war das erste Geräusch, das die Stille durchbrach, Sasuke, der sich verschluckt und nun einen Hustenanfall hatte. Sakura klopfte ihm unwirsch gegen den Rücken, was ihn zusätzlich noch auf den Tisch fallen ließ und seine Kinder zum Lachen brachte.

„Du willst was?”, schnaufte er nach einer Weile schließlich.

„Geninausbilderin werden.“, wiederholte Sakura gelassen. „Falls du es vergessen haben solltest, ich bin genauso Jonin wie du. Und angesichts des damaligen Examens eigentlich sogar noch mehr.“

„Ja, aber… Und was wird aus Satoshi?“, fragte Sasuke weiter.

„Dessen Ausbildung fängt doch demnächst an.“

„Erst, wenn er laufen kann.“

„Kann er doch, er will´s nur nicht.“

„Oh Gott…“

„Der wird dir da auch nicht helfen können.“ Doch Sasuke gab sich noch lange nicht geschlagen.

„Aber du bist doch total aus der Übung!“, behauptete er. „Ich mein, nach den ganzen Schwangerschaften und so…“

„Ja, Sasuke, die Schwangerschaften haben mich furchtbar geschwächt…“, säuselte sie und sah ihn dabei mitleidig an. Nur mal so am Rande bemerkt; während den ersten drei Geburten, die im Abstand von dreißig Minuten erfolgt waren und jeweils ungefähr eine Stunde gedauert hatten, hatte sie es geschafft, ihm drei Arme zu brechen (er hatte gesagt, sie solle sich festhalten, das hatte er dann davon, und der Arm, der bei Tsugumis Geburt hatte dran glauben müssen, war zu Sayuris Geburt wieder heil gewesen – danach allerdings nicht mehr…), bei der vierten Geburt war es dann nur noch ein Arm gewesen, bei der fünften hatte sie ihn immerhin noch vom Bett aus durch zwei Wände schlagen können, die sechste Geburt war blessurenlos abgelaufen (einer der Gründe, aus denen Sasuke über Hiroshis Haarfarbe lachen konnte – oder auch nicht…) und bei der siebten Geburt hatte sie ihm ‚nur’ das Blut in beiden Armen abgeschnürt. Und dies waren immer wieder die Zeitpunkte gewesen, an denen Sasuke festgestellt hatte, dass Tsunade ihre Kräfte definitiv nicht an eine Frau hätte weitergeben sollen, die noch Kinder kriegen würde. Das hatte sich diese übrigens auch so gedacht, während sie beobachtet hatte, wie Sasuke durch zwei Wände ihres Krankenhauses flog.

„Hast du schon vergessen, wie gefährlich das sein kann? Muss ich dich erst an unsere erste C-Rank-Mission erinnern?“, ließ er allerdings nicht locker.

„Oh, ja, Sasuke. Diese sieben Schwertmänner aus Kiri stellen auch total ein Problem für mich da, vor Allem, weil die vier, die davon noch leben könnten, mittlerweile wohl in Rente sind…“, erwiderte Sakura.

„Lass die sieben und das Schwert weg und wir haben das Problem.“, brummte Sasuke.

„Nein, da gibt es gewissen Vereinbarungen, die das eben nicht zum Problem machen würden.“, erinnerte Sakura ihn. „Außerdem brauche ich definitiv keinen Beschützer, wie ich dir ja bereits im Alter von vierzehn Jahren eindrucksvoll bewiesen habe…“

„Oh, ja, hast du, zu erkennen an dem roten Stirnband, welches du irgendwo hier versteckt hast…“, erwiderte Sasuke. Das war quasi der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Sakura schlug mit der Faust auf den Tisch, eine weitere Delle war das Resultat, und sprang auf.

„Schön!“, fauchte sie. „Wenn du mir nicht glaubst, dass ich mich immer noch selbst verteidigen kann, dann kämpf halt gegen mich! Wir sind nämlich immer noch gleichstark, ich bin genauso Jonin und vor allem Legende wie du!“

„Nichts da.“, widersprach Sasuke. „Gegen dich zu kämpfen wäre nicht fair, du bist doch total eingerostet…“

„ACH JA?“, keifte Sakura. „Du hast doch bloß Angst, gegen mich zu kämpfen, weil du gegen deine eigene Frau verlieren könntest! Seht gut her, Kinder, euer ach so toller Vater hat Angst davor, gegen eine schwache, eingerostete Frau anzutreten!“ Die Köpfe aller beteiligten sahen übrigens vom einem zum anderen, als wären sie beim Tennis.

„Schön!“, kam es nun auch von Sasuke und er erhob sich ebenfalls. „Wenn du unbedingt willst, bitte, kämpfen wir gegeneinander! Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!“

„Schön!“, fauchte Sakura zurück und stapfte au die Schiebetür nach draußen zu. „Jetzt, sofort, auf dem Trainingsplatz! Und Kinder, schaut gut zu, dabei könnt ihr noch was lernen!“ Damit sprang sie nach draußen, Sasuke folgte ihr, ebenso wie die ziemlich stumme Tischgemeinschaft.

„Wieso, hast du gesagt, haben die beiden geheiratet?“, zischte Yoko ihrem besten Freund Yuki zu, der neben ihr ging.

„Das frag ich mich auch manchmal.“
 


 


 


 


 

Ich bin langsam… Verdammt langsam… Aber es ist da! Muhahahahaha! Und ich bin immer noch nicht geheilt, eigentlich sollte der Kampf noch in dieses Kapitel kommen… Egal xD

Und nebenbei bemerkt, was ist in euch gefahren? 48 Kommentare für ein Kapitel? oO’’ Leute, ihr setzt mich ganz schön unter Druck xD
 

…nicht, dass ich was dagegen hätte…

Nötige Wiederholung

Es standen sich weiterhin zwei alte Kontrahenten gegenüber, nein, das war keine Anspielung auf die böse Zahl mit der Drei vorne, über die sich unser noch unangefochtener Hauptcharakter vor zwei Tagen ärgern durfte, sehr melodramatisch wehte der Wind und hätte mit den Haaren der beiden gespielt, die dazu momentan aber abgesehen von zwei Strähnen vorne zu kurz waren, die die beiden komischerweise schon von Anfang an so gehabt hatten, und ebenso melodramatisch standen die kompletten Familien Uchiha und Uzumaki, nur leider ohne Natsuki, am Rande des hauseigenen Trainingsplatzes, sahen zwischen den beiden hin und her, dachten sich ihren Teil dazu, und, soweit sie mit den Fähigkeiten der Kontrahenten vertraut waren, freuten sich auf einen guten Kampf, während die Autorin sich über einen über einhundert Wörter langen Satz freut, den sie unnötigerweise durch diese Zusatzinformation noch weiter streckt, und das nur, um sich selbst eine Freude zu bereiten und sich nicht nur als göttliche Gestalt in ihre Geschichten einzubringen, nicht, dass sie das nicht wäre, und die eigentlich furchtbar dramatische Stimmung zu ruinieren, nur um einen Rekord von zweihundert Wörtern in einem Satz zu brechen, was ihr zwar nicht so ganz gelingt, aber einhundertneunundneunzig Wörter sind doch schon mal ein Anfang. Und hey, das waren jetzt sogar zweihundert. Aber egal, das gehört nun mal ganz und gar nicht hier her. Jedenfalls standen Sasuke und Sakura sich gegenüber.

„Bevor wir anfangen…“, begann Sakura.

„…Willst du mich an unsere Sonderregeln erinnern.“, beendete Sasuke ihren Satz. „Keine Sorge, werde ich einhalten, immerhin bist du ja aus der Übung…“

„Nein, genau das wollte ich eben nicht sagen.“, widersprach Sakura. „Du darfst gerne Waffen und Ninjutsu gegen mich anwenden, allerdings nur mit zwei Einschränkungen: Keine Sharingan und keine Schlangen!“

„Du siehst also doch ein, dass du mir nicht gewachsen bist.“, stellte Sasuke herablassen fest. Sakura verengte die Augen und knurrte.

„Nein, das nicht.“, zischte sie. „Allerdings dient dieser Kampf doch nur dazu, dass du dich davon überzeugen kannst, dass ich es immer noch mit so ungefähr der Hälfte aller Ninjas da draußen auf einmal aufnehmen könnte, hm? Und gegenwärtig gibt es drei Personen, die das Sharingan besitzen und sieben, die es irgendwann mal besitzen könnten. Macht insgesamt zehn. Eine davon ist im Ruhestand, acht habe ich groß gezogen und mit der Zehnten bin ich verheiratet. Wie wahrscheinlich ist es also, dass ich jemals ernsthaft gegen jemanden kämpfen muss, der Sharingan besitzt, hm?“

„Alles klar. Sonst noch Wünsche?“, fragte Sasuke, immer noch verdammt herablassend.

„Ja…“, fuhr Sakura fort, drehte sich aber von ihm weg. „Naruto!“, blaffte sie diesen an. „Egal, wie stark in dir der Wunsch brennt, alte Zeiten wieder aufleben zu lassen, misch dich hier nicht ein, verstanden?“ Naruto schluckte angesichts des gruseligen Funkelns in Sakuras Augen, welches er das letzte Mal bei ihr gesehen hatte, als sie mitten in einem Treffen der drei zum ersten Mal Wehen gehabt hatte, und nickte hastig. Bloß nicht ins Visier ihrer unkontrollierbaren Wutanfälle geraten… Diesen Fehler hatte er in seinem Leben schon oft genug begangen. Eigentlich war es ein Wunder, dass Sasuke überhaupt noch lebte… Auch wenn seine Chancen, dies noch ein wenig länger zu tun, angesichts Sakuras beginnenden Wutanfalls, nicht sonderlich gut waren. Allerdings war er daran selbst Schuld, denn wenn einer Sakuras Temperament kannte, dann war er es wohl… Und das hatte sich auch in den letzten zwölf Jahren nicht geändert, im Gegenteil, es war sogar noch schlimmer geworden. Vor Allem während der Schwangerschaften…

„Ist das jetzt alles?“, fragte Sasuke herablassend.

„Wenn du nichts mehr zu sagen hast, ja.“, zischte Sakura zurück. Ihre alten Instinkte waren in ihr erwacht. Es war schwer zu beschreiben, aber sie verspürte keinerlei Hemmungen, gegen Sasuke zu kämpfen, Liebe ihres Lebens hin oder her, sie wollte ihn ja nicht töten, oder so. Genau genommen ging es nur darum, ihn aus dem Ring zu befördern, einer Kreisförmigen Fläche, auf der das Gras abgebrannt worden war. Katon Gokakyu no Jutsu. Was auch sonst. Vollkommen entgegen ihrer alten Gewohnheiten ließ sie sich sogar dazu herab, zuerst anzugreifen. Früher wäre das nicht vorgekommen, da hatten sie sich teilweise ganze fünfzehn Minuten gegenüber gestanden und auf den Angriff des jeweils anderen gewartet. Aber dies war ja nun mal so ganz und gar nicht früher und Sakura war auch schon sehr, sehr lange nicht mehr der Punchingball von Sasuke und Naruto, ganz im Gegensatz zu dem, was sie mit vierzehn Jahren den Beiden entgegen zu setzten gehabt hatte. Auch wenn sie sich damals noch so eben hatte einbilden können, dass sie ihnen ebenbürtig war. Oder so gut wie.

Nun ja, diese Illusion war nun verschwunden, sie wusste, dass sie, wenn es hart auf hart kam, immer die Schwächste von den Dreien sein würde, schon allein wegen diverser anatomischer Nachteile, die jede schnellere Bewegung ein wenig umständlich machten und noch dazu die Angewohnheit hatten, dabei weh zu tun, aber das machte nichts. Dies hier war nicht hart auf hart. Sasuke nahm sie ja nicht einmal ernst. Und das war der größte Fehler, den er machen konnte. Und das sollte er eigentlich auch wissen, immerhin wusste er doch auch, dass Sakura eine nicht zu verachtende Zahl ihrer Kämpfe nur gewonnen hatte, weil die meisten ihrer Gegner eine Frau, oder auch ein kleines Mädchen, mit rosa Haaren nicht ernst genommen hatten. Nun ja, gut sieben Achtel davon hatten fünf Minuten später das Zeitliche gesegnet, aber das passte nun auch wieder nicht hierher. Denn, wie gesagt, sie liebte ihn ja auch noch und wollte ihn nicht töten, sondern ihm nur eine Lektion erteilen. Außerdem wollte sie gar nicht daran denken, was aus ihnen werden würde, wenn sie vor den Augen ihrer Kinder deren Vater umbrachte. Autsch, das war jetzt gemein gewesen. Dabei griff sie eigentlich gerade an, rannte auf Sasuke zu, hob das linke Bein weit über ihren Kopf und ließ es auf die Erde niedersausen, wo sie einen Krater hinterließ, Sasuke allerdings nicht traf, da er gesprungen und dem Tritt somit entgangen war, und in der Luft eine Reihe von Shuriken nach ihr warf, denen sie allerdings beinahe schon lässig auswich, indem sie einige Rückwärtssalti machte, wogegen ihre anatomischen Nachteile allerdings schmerzend protestierten, doch wen interessierten die schon?

Nein, darauf gehen wir nicht näher ein. Haben wir auch gar keine Zeit zu, weil die Person, auf die wir da näher eingehen müssten, sich nun wieder auf dem Boden befand und ihr Schwert gezogen hatte. Trug sie, na ja, er, ja immer mit sich herum, abends legte er es sogar auf seinen Nachttisch. Gut, Sakura war da auch nicht besser, auch wenn sie ihr Schwert, was ja eigentlich auch seins war, nur in weiser Voraussicht bei sich hatte und nun ebenfalls zog. Oh, ja, Schwertkampf, toll. Sehr symbolisch. Und dramatisch. Nur leider ganz und gar nicht ihr Fachgebiet. Oder zumindest nicht gegen ihn, den Meister des Katanas, der mit Selbigem auch wesentlich mehr Erfahrung hatte als sie, die nur damit beschäftig war, seine Hiebe, die eine Wucht hatten, die ihr dabei fast das Handgelenk brachen, zu blocken und dabei zurück zu weichen. Verdammtes, altes Spiel. Nur wie konnte sie das beenden? Wusste sie nicht, bis Sasuke es schließlich schaffte, lasst die Erinnerungen hochleben, ihr das Schwert irgendwie aus der Hand zu schlagen, was sie dazu zwang, über ihn zu springen, hinter ihm auf dem Boden aufzukommen und zwei Kunai zu zücken, jeweils eins in jeder Hand, um seinem nächsten Schwerthieb auszuweichen, der natürlich auf dem Fuße folgte. Das brachte sie allerdings in die extrem günstige Lage, ihm mit dem Fuß unters Kinn treten zu könne, sodass er zurückgeschleudert wurde und dabei das Schwert losließ, welches sie achtlos aus dem Ring kickte. Allerdings hatte sie die Rechnung ohne ihr eigenes Schwert gemacht, welches er nun aufgehoben hatte und womit er sie angriff. Reichlich unbeholfen, mit Frauenschwertern war er noch nie so gut klar gekommen. Wäre ja auch noch schöner. Dementsprechend leicht wurde es nun, seinen Hieben auszuweichen. Und noch leichter war es, einfach auf die Schwertklinge zu springen, worauf Sakura elegant landete, weniger elegant ließ Sasuke das Schwert allerdings fallen, womit Sakura schon gerechnet hatte und sich auf ihn stürzte. Leider fand sie sich Sekunden später in einer Schlammpfütze wieder. Er führte ja nicht einfach nur eine einfache Tauschtechnik durch, bei der er sich in einen Holzscheit oder so verwandelte, nein, er musste gleich mit seinem Sondertraining angeben und sich in Schlamm verwandeln. Konnte ihr aber Recht sein, solange er nicht auch diese gruseligen Sachen mit seiner Zunge anstellte… Was ihr viel weniger Recht war, war allerdings, dass er erstens in der Luft über ihr war und nun zweitens Handzeichen formte und „Katon: Gokakyu no Jutsu!“ rief. Nun ja, was er konnte, konnte sie schon lange. Äh, nein, eigentlich nicht, im Gegenteil, aber trotzdem formte sie blitzschnell dieselben Handzeichen und schoss ebenfalls einen Feuerball ab, der zwar viel, viel kleiner war als Sasukes, aber seinen immerhin in fünf kleinere teilte, die sie allesamt nicht trafen.

„Seit wann kannst du das denn?“, zischte Sasuke erstaunt, als Sakura ebenfalls in die Luft gesprungen war und nun versuchte, ihn zu schlagen.

„Hmm… Überlegen wir mal…“, fauchte Sakura zurück, die immer noch wie eine Verrückte und blitzschnell auf ihn ein, oder auch an ihm vorbei, schlug. „Wie wär´s mit seit du es mir beigebracht hast?“ Der darauffolgende Schlag ihrerseits saß – wenn auch leider nur in einer weiteren Schlammpfütze. Komisch, dass Sasuke nur diese Standarttechniken verwendete, nicht, dass sie sich beschweren würde, aber wahrscheinlich wollte er diesen Kampf nur besonders lehrreich für seine Kinder gestalten. Denn gegen Sakura konnte man ja noch mit perfekten Grundlagen kämpfen, ohne Angst zu haben, dass sie ebendiese versaute, wie es ein gewisser Dritter im Bunde so an sich hatte, den wir allerdings auch unbehelligt lassen wollen. Er selbst hätte dagegen zwar etwas einzuwenden, er ist ja viel zu selten vorgekommen und überhaupt, wer war noch mal der eigentliche Hauptcharakter, doch, wie es nun mal sein Schicksal ist, war und sein wird, muss er sich auch in diesem Teil der Geschichte zurückhalten. Währenddessen ging der Kampf weiter, ein unglaublich schneller Schlagabtausch folgte dem nächsten, sodass nur noch eine Minderheit des Publikums dem Kampf folgen konnte.

„Gott, sind die schnell…“, murmelte Tsugumi zum Beispiel, die die Augen verengte, entweder um den Kampf besser beobachten zu können, oder im ihr Missfallen über ihre jüngere Schwester auszudrücken, die sich die Augen zuhielt – und dabei durch ihre Finger schlinste.

„Wer hätte gedacht, dass Mama so auf Zack ist…“, bemerkte Tsuyoshi, der die Augen ebenfalls verengt hatte, allerdings nur, um den Kampf zu beobachten, während er Sayuri mehr oder weniger beruhigend über den Rücken strich.

„Und dabei auch noch so gut zielen kann…“, kam es von Yuki, der vor den Drillingen saß und den Kampf angestrengt beobachtete.

„Hä?“, kam es einstimmig von seinen Geschwistern, abgesehen von Tsugumi.

„Hör auf dich wichtig zu machen!“, schnaubte sie nämlich nur. „Du kannst da genauso wenig erkennen wie wir!“

„Tz…“, ertönte es von Yuki.

„Ach, ihr könnt da nichts erkennen?“, fragte Naruto. „Wie süß. Fragt sich nur, wie lange noch…“ Dafür erntete er eine Menge missbilligende Blicke von den Kindern, die er gerade als süß bezeichnet hatte, die wohl schon sehr früh dieselbe Abneigung gegen dieses Wort entwickelt hatten, wie ihre Eltern, und schon beinahe genauso gut mit Blicken töten konnten. Okay, es waren nur drei, die diese Eigenschaften zeigten, Tsugumi, Tsuyoshi und Yuki, während Sayuri zu beschäftigt damit war, ihre Eltern nicht beim Kämpfen zu beobachten, Hiroshi es irgendwie mochte, süß genannt zu werden, und Satoshi noch zu jung war, um sich dagegen wehren zu können oder dürfen und lieber die Steinchen auf dem Boden piekte. Seine eigenen Kinder hielten sich übrigens schon prinzipiell aus dieser Unterhaltung heraus, Yoko saß neben Yuki auf dem Boden, Hiro stand bei den drei älteren und musste ganz dringend seine Kinnlade vom Boden aufheben. Hinata stand nur an Naruto gelehnt dar und betrachtete den Kampf besorgt.

„Sie werden sich doch nicht ernsthaft verletzen, oder?“, fragte sie vorsichtig, allerdings waren sofort sämtliche Blicke der Zuschauer auf sie gerichtet.

„Nö.“, stellte Naruto unbekümmert klar. „Die beiden verletzen sich nicht, echt jetzt, dafür müssten sie erstmal ernsthaft kämpfen…“

„Wie definierst du ernsthaft?“, fragte Hinata weiter.

„Nicht als das, was die beiden da veranstalten.“, erklärte Naruto, auch wenn er kurz über die Bedeutung des Fremdwortes hatte nachdenken müssen.

„Ich bewegt euch wirklich auf gruseligen Ebenen…“, murmelte Hinata.

„Das heißt, Mama und Papa können noch besser kämpfen als das?“, fragte Sayuri entsetzt, während sie weiter alles durch ihre Finger hindurch beobachtete.

„Jep, können sie.“, antwortete Naruto. „Ihr solltet euren Vater mal mit Sharingan aktiviert sehen, dann kann man gar nichts mehr erkennen…“

Die beiden Kämpfer machten währenddessen eine Pause, beide außer Atem. Doch wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass Sakura wesentlich mehr außer Atem war. Keiner der beiden hatte bisher einen Treffer landen können, sie waren unverletzt, hatten sich während des Kampfes nur zum Blocken von Attacken berührt, bla, bla. Oh ja, noch war der Kampf verdammt ausgeglichen. Eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Sakura, abgesehen von ein paar Trainingsstunden mit den Kindern, wirklich aus der Übung war. Aber ihr fiel der Kampf auch schwerer, was man daran erkennen konnte, dass sie generell die Langsamere und wesentlich erschöpfter war. Sie musste das hier schnell beenden, sehr schnell… Doch leider fiel ihr nichts zum schnellen Beenden des Kampfes ein. Argh, sie musste ganz dringend an ihren strategischen Fähigkeiten arbeiten! War auch verdammt dumm gewesen, ohne irgendwelche Vorbereitung in diesen Kampf zu ziehen… Wie dramatisch sich das anhörte. Sasukes überlegenes Grinsen war derweil viel weniger dramatisch. Aber es machte sie wütend. Strategie, Strategie, Strategie! Sie braucht gaaaaanz dringend eine… Wie hatte sie eigentlich das letzte Mal gegen ihn gewonnen?

Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein! Diesmal würde sie air und ehrlich gewinnen, jaah! Nicht, dass ihre etwas eigenwillige Methode von damals nicht fair gewesen wäre, aber… Strategie. Mist, immer noch keine da. Okay, letztes Mal hatte sie auch ohne gewonnen, aber… Nein! Weg! Böse Gedanken! Aus! Also, irgendwie kam ihr auch dieser Gedankengang merkwürdig bekannt vor…

„Was ist, kannst du nicht mehr?“, fragte Sasuke. Dieser Ton! Argh! Da hatte sie es selbst nach fast zwölf Jahren Ehe nicht geschafft, ihm den auszutreiben! Unglaublich! Das kam jetzt ganz oben auf ihre Prioritätenliste… Direkt nach diesem Kampf… Ach, scheiß auf Strategie, ohne musste es auch gehen.

„Seh ich so aus?“, erwiderte sie.

„Willst du darauf eine ehrliche Antwort haben?“

„Nein.“ Sie biss sich in den Finger.

„Was denn, ich darf kein Kuchiyose anwenden, du schon?“, fragte er skeptisch. „Das ist irgendwie unfair…“

„Keine Tiere.“, widersprach Sakura. „Das ist ein Unterschied…“ Sasuke zog die Augenbrauen hoch. „Hast sie schon vergessen, hm?“, fragte Sakura grinsend. „Kuchiyose: Sakura no Jutsu!“

Hatte er anscheinend wirklich, und sie ja auch fast, jedenfalls sah Sasuke sich nun ziemlich verwirrt in einem Wirbel von Kirschblüten um.

„Wie kitschig.“, kommentierte Tsugumi aus dem Publikum.

„Vielleicht.“, bestätigte Naruto. „Aber es hat Stil… Wenn ich nur wüsste, was das war…“ Daran wurde er prompt erinnert, als sich die Kirschblüten in unzerstörbare Fäden verwandelten und Sasuke einschnürten. Für ein paar Sekunden. Dann lagen sie nur noch in Schlamm.

„Du bist aber ganz schön langsam geworden…“, zischte Sasuke, der plötzlich hinter Sakura aufgetaucht war. Ironischerweise ziemlich schnell, drehte Sakura sich um und blockte einen Schlag mit den Unterarmen.

„Ach ja?“, fragte sie spöttisch, als Sasukes nächster Schlag auf einen Holzscheit traf und sie nun über ihm in der Luft war und Shuriken nach ihm warf. Er sprang allerdings ebenfalls in die Luft und begann, Handzeichen zu formen.

„Katon: Katana!“

Nostalgisch stimmende Kampftechniken Teil zwei. Dumm nur, dass sie das auch konnte.

„Katon: Katana!“, rief sie nämlich nun ebenfalls und die beiden stürmten mit brennenden Armen aufeinander zu. Sasuke blockte Sakuras ersten Hieb, in der Position verharrten sie eine Weile, bis Sakura mit dem rechten Fuß von hinten gegen seinen linken Knöchel trat und ihn somit von den Füßen riss, allerdings trat er ihr dabei in den Magen.

„Also, wenn er noch mehr Kinder haben will, sollte er da ein bisschen vorsichtiger sein…“, stellte Naruto fest.

„Bloß nicht.“, widersprach Tsugumi. „Sollen wir uns demnächst stapeln, oder was?“

„Ich glaub nicht, dass du das wirst verhindern können…“, erklärte Naruto ungerührt. „Obwohl, mit ein bisschen Glück haben sie´s gerade selbst verhindert, auch wenn das eher unwahrscheinlich ist… Wenn man bedenkt, wie oft eure Mutter schon in den Magen getreten worden ist, also…“

Sasuke hatte sich mittlerweile wieder vom Boden erhoben und einen Shuriken nach Sakura geworfen, die diesen allerdings mit einem Weiteren blockte und dann auf ihn zustürmte. Ihrem Schlag wich er allerdings lässig aus und schlug ihr mit der Hankante ins Rückrad, was sie dazu verleitete, einen Rückwärtssalto um seinen Arm zu machen und ihn dabei gegen den Hinterkopf zu treten, sodass er nach vorne fiel und sich in letzten Moment noch auf den Händen abstützen und einen Handstandüberschlag nach vorne machen konnte. Sakura drehte sich währenddessen um und warf ein Kunai nach ihm, welches er mit einem Shuriken blockte, mittlerweile waren die Feuerschwerter mal so nebenbei bemerkt verschwunden, bevor sie wieder auf ihn zustürmte. Allerdings hielt er ihre Faust fest und machte keinerlei Anstalten, diese wieder los zu lassen, weswegen sie ihr linkes Bein in die Höhe riss, um ihn gegens Kinn zu treten, allerdings wurde auch dieses Bein festgehalten, bevor es irgendwelchen Schaden anrichten konnte. Sakura verengte die Augen und knurrte, während Sasuke sie angrinste. Allerdings nicht lange, da sie ihn am Kragen packte, sie mit dem Bein abstieß, was noch auf dem Boden stand, ihm damit nun ebenfalls in den Magen trat und dabei eine merkwürdige Rolle in der Luft ausübte, bei der sie ihn mehrere Meter über ihren Kopf von sich weg schleudern konnte, sodass er fast aus dem Ring geflogen wäre, hätte er sich nicht noch im letzten Moment abgefangen und gleichzeitig noch einem Shuriken ausgewichen, der nun ins Publikum flog, welches extrem motiviert in Deckung ging.

„Willst du uns umbringen, oder was?“, keifte, wie sollte es auch anders sein, Tsugumi.

„Ist ja auch nicht so, dass du einem Shuriken ausweichen könntest, hm, Nee-san?“, kam es von Yuki, der vor ihr saß und sich nicht in der Schusslinie befunden hatte.

„Ach, halt doch die Klappe, du elender Wichtigtuer…“, brummte Tsugumi und stieß mit einem Knie gegen seinen Hinterkopf. Dafür drehte er sich blitzschnell um und schlug mit der Handkante gegen einen bestimmten Punkt an ihrem Knöchel, sodass ihr linkes Bein nachgab und sie halb einsackte.

„Hey, lasst das, vertragt euch!“, versuchte Naruto die beiden zu beschwichtigen und schob sie auseinander.

„Was hast du gemacht?“, keifte Tsugumi ihren Bruder an. „Ich kann meinen Fuß nicht mehr bewegen!“

„Ich weiß.“, erwiderte dieser nur gelassen. „Könnte dich vielleicht in Zukunft davon abhalten, dein Knie irgendwem gegen den Hinterkopf zu rammen…“

„Hört auf, beide.“, befahl Naruto nun, während Sasuke und Sakura weiter versuchten, aufeinander einzuschlagen.

„Zeig mal deinen Fuß her, Tsugumi-chan…“, verlangte Hinata und ging in die Hocke, während sie in weiser Voraussicht ihre Byakugan aktivierte. „Der Tenketsu ist zu…“, stellte sie stirnrunzelnd fest und warf Yuki einen überraschten Blick zu, bevor sie begann, mit dem Zeigefinger kreisförmig um Tsugumis Knöchel zu streichen. „So, das sollte reichen…“ Mit einem weiteren überraschten Blick auf Yuki ließ sie den Fuß von Tsugumi los, der plötzlich wieder funktionierte, und deaktivierte ihre Byakugan wieder. „Mach das nicht noch mal Yuki, du weißt ja nicht, was du damit anrichten kannst… Woher kannst du das überhaupt?“, fragte sie.

„Ach, die Positionen der Tenketsu hatten wir neulich in der Akademie und ich hab mit halt ´n paar gemerkt…“, erklärte Yuki.

„Ach so…“, machte Hinata beruhigt und wandte, wie alle anderen auch, ihre Aufmerksamkeit wieder dem Kampf zu, sodass ihr entging, wie ihre Tochter Yuki mit der Handkante zwischen die Rippen stieß und ihn böse anfunkelte.

Sakura und Sasuke machten mittlerweile eine kleine Verschnaufpause, sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und strich sich die Haare aus dem Gesicht, während er nur ein wenig aus der Puste war, nicht viel mehr als bei der letzten Pause. Verdammter Ausdauermangel. Verdammte nicht vorhandene Strategie. Verdammte Situation. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Argh! Das konnte ja wohl nicht angehen!

„Na, kannst du schon nicht mehr?“, fragte Sasuke mit dem verdammten Grinsen auf dem Gesicht. Also, das konnte nun auch nicht angehen… Sie knurrte nur, bevor sie wieder angriff und er ihren Schlag wie so oft mit Leichtigkeit abfangen konnte, nicht jedoch die dazugehörige, äußerst flinke Bewegung, mit der sie gegen sein Beine trat und ihn somit zumindest fast zu Fall brachte, bevor sie sich mit der freien Hand auf seiner Schulte abstürzte und eine Art Salto über ihn hinweg machte und ihm dabei die Hankante in den Nacken stieß, den Punkt, den sie hatte treffen wollen, allerdings knapp verfehlte, sodass es keine weitere Auswirkung als einen kurzen Schmerz auf ihn hatte und er sich, ohne dies zur Kenntnis zu nehmen, auch schon gleich schwungvoll umdrehte und sie genauso schwungvoll fast seitlich in den Bauch traf – fast, das sie im letzten Moment schützend einen Ellbogen dazwischen legte. Sie standen beide am Rande des Ringes und er ließ das Bein wieder sinken, um ein paar Mal zurück zu springen, damit er sich nicht mehr ganz so sehr in der Gefahrenzone befand. Was er aber irgendwie dennoch tat, da der Rand nun auf seiner anderen Seite aufgetaucht war, was auch Sakura nicht entging, als sie sich wieder auf ihn stürzte, er jedoch einfach zur Seite trat, sodass sie ihren Angriff durch einen Sprung abbremsen musste, indem sie sich auch noch drehte und dabei versuchte, ihn zu treten, allerdings tauchte er nur unter ihrem Bein hinweg und packte gleichzeitig das andere, um sie daran dann eine Armlänge von sich weg zu halten und dabei auch noch nach dem anderen Bein zu greifen. Leider waren ihre Arme wesentlich länger, als die fünfzehn Zentimeter, die er sie überragte, er war wirklich fast übermenschlich groß mit seinen eins neunzig, zumindest ihrer Meinung nach, und sie war schon größer als all ihr Freundinnen, sodass sie sich damit vom Boden abstoßen und ihn gleichzeitig auch noch unschön gegen die Brust treten konnte, sodass er mehrere Meter zurückflog, bis an den Rand des Ringes, weswegen sie, nachdem sie wieder Boden unter den Füßen hatte, auf ihn zustürmte, er lag flach auf dem Rücken und beobachtete sie skeptisch, als sie auf in zu rannte. Und dann, als sie es am wenigsten erwartete, schnellte er nach vorne, trat ihr gegen den Knöchel, ebenso wie sie es schon des Öfteren getan hatte, was sie dazu brachte, mitten beim Rennen vorne über zu fallen, was er noch damit verstärkte, dass er sie mit den Armen weiter nach vorne schleuderte, sodass sie aus dem Ring flog, allerdings nicht ohne dabei seine Haare festgehalten und ihn mit sich gezogen zu haben. Die Zuschauer drehten sich erstaunt um.

„Ist es… Vorbei?“, fragte Sayuri durch ihre Hände hindurch.

„Klar.“, antwortete Tsugumi. „Zumindest, wenn wir die Kinder eines Holzscheits und einer Schlammpfütze sind…“ Viel mehr lag nämlich nicht außerhalb des Ringes, dafür standen Sasuke und Sakura noch drinnen, beide hatten genau gleichzeitig die Tausch-Jutsu angewandt. Und nun war er sogar ein bisschen mehr ins Schwitzen geraten… Auch wenn es sie unheimlich ärgerte, dass sie ihn fast tagtäglich mehr schwitzen und auch wesentlich mehr aus der Puste sah… Sie wischte sich erneut den Schweiß von der Stirn. Und, oh mein Gott, er tat es ihr sogar gleich! Was für ein Triumph!

War sie schon so verzweifelt, dass sie sich über diese kleine Geste der Erschöpfung freuen musste?

Neiiiin! War sie garantiert nicht! Das wäre ja wohl noch schöner, einfach so halbwegs schon fast klein bei zu geben, obwohl sie immer noch gewinnen konnte… Jaah, konnte sie! Ganz bestimmt! Sie wusste nur noch nicht so ganz, wie sie das anstellen sollte… War sie ohne Strategie denn komplett aufgeschmissen? Das war ja nicht zum Aushalten! Sie kam sich richtig lächerlich vor, wie sie so dastand und komische Gedankengänge hatte. War doch eigentlich nur eine schlechte Angewohnheit von ihr, wenn sie nachts allein durch Niemandsland streifte… Jetzt auch schon mitten in Kämpfen? Uhm, gar nicht gut… Noch viel weniger gut war allerdings das immer noch vorhandene Grinsen, mit dem Sasuke den nächsten Angriff auf sie startete, dem sie so gerade ausweichen konnte, indem sie zur Seite sprang und ihm dabei mal die Handkante in den Rücken schlug, was er nicht einmal mit einem Salto wettmachte, sondern sich einfach treffen ließ… Oder auch nicht, da er sich in Schlamm auflöste und rechts von ihr wieder auftauchte, sie konnte gerade noch rechtzeitig seinen Schlag blocken. Und nun standen sie da, ein kleines Wettdrücken begann, bevor sie sich dazu entschied, ihr Glück ebenfalls mit einem Schlag zu versuchen, welcher von ihm allerdings ebenso geblockt wurde. Und das Wettdrücken ging weiter, auch wenn sie definitiv stärker drücken konnte als er… Wer hatte hier immerhin die Angewohnheit, Tische mit einem Hieb zu schrotten, hm?... Dann versuchte sie, ihm das rechte Knie in den Magen zu rammen, was allerdings misslang, da er einfach nur sein linkes hob, um sie davon abzuhalten. Nun kam zu dem Wettdrücken auch noch ein Balanceakt. Und die Versuchung wurde einfach zu groß, um es nicht wenigstens zu probieren… Was hatte sie schon zu verlieren? Ohne Vorwarnung schnellte ihr Kopf nach vorne und sie drückte ihre Lippen sacht gegen Sasukes. Dieser hatte, vergesslich wie er zwar eigentlich nicht war, aber sei´s drum, wohl alles außer das erwartet, sodass er seine Deckung für einige entscheidende Sekunden fallen ließ, in denen sie es schaffte, ihn mit drei blitzschnellen Schlägen und einem Tritt in den Magen aus dem Ring zu befördern.

„Wusst ich´s doch…“, murmelte, wie um dem Ganzen noch eins draufzusetzen, Naruto und schüttelte den Kopf. „Die sind echt unkreativ geworden…“

„Das war jetzt… Nicht deren Ernst, oder?“, fragte Tsugumi baff, während Sayuri neben ich verhalten kicherte und Yuki vor ihr sich die Hand gegen die Stirn schlug.

„Die spinnen doch…“

„Dass Papa sich so besiegen lässt…“, murmelte Sayuri.

„Dass Mama überhaupt auf die Idee kommt, ihn so zu besiegen…“, fügte Tsuyoshi hinzu.

„Genau dieselbe Show haben die schon vor fast fünfzehn Jahren abgezogen.“, berichtete Naruto. „Beim Joninexamen. Nur damals hat der Kampf nicht so lange gedauert…“

„Das haben sie bei ´ner offiziellen Prüfung abgezogen?“, fragte Tsugumi entgeistert. „Wie peinlich ist das denn!“

„Oh, ich würde meinen, das hier ist für ihn viel peinlicher, immerhin haben damals nur drei Personen zugeguckt…“, vermutete Naruto der grinsend das ziemlich grimmige, schwarze etwas am Boden außerhalb des Ringes betrachtete.

„Willst du ab jetzt… Etwa jeden… Kampf so gewinnen?“, brachte dieses, pardon, dieser, wir wollen ihn ja nicht noch weiter in seiner Männlichkeit verletzen (was angesichts der sechs Kinder im Hintergrund so wie so ziemlich schwer ist…), nach einigen Sekunden hervor.

„Nein…“, erwiderte Sakura, die wesentlich mehr außer Atem war. „Nur… Gegen dich… Weil du so blöd bist und… Immer wieder drauf reinfällst!“

„Tz…“, machte er nur und erhob sich. „Mach doch was du willst…“

„Das sehe ich dann mal als Erlaubnis an.“, meinte Sakura und grinste. „Nicht, dass ich die gebraucht hätte…“

„Tz…“
 

~--~
 

„Weißt du, du warst ´n ziemlich arrogantes Arschloch heute.“, bemerkte Sakura beiläufig, als sie am Abend im Bett lagen, die Kinder ebenso, und Naruto plus Familie gegangen war.

„Hn.“, kam es von Sasuke, der neben ihr lag und ihr den Rücken zugewandt hatte, während sie ein altes Medizinbuch las und zum Spaß die falschen Angaben mit einem roten Stift kommentierte.

„Gar kein gutes Vorbild für unsere Kinder, muss ich schon sagen…“, fuhr sie fort und schrieb ein paar wenig nette Worte an den Rand des Buches.

„Als ob du viel besser warst…“, brummte Sasuke, der seit ihrem Sieg herzlich wenig geredet hatte – er schmollte eben…

„Na ja, ich wette, dass sie zu abgeschreckt sind, um das jemals nachzuahmen…“, meinte Sakura bedenkenlos.

„Tz…“, kam es von ihrem Partner, der mal wieder die personifizierte Gesprächigkeit war.

„Und es hat mich ziemlich verletzt, dass du mich so unterschätzt hast…“, fuhr sie fort. „Zumindest am Anfang. Aber jetzt weiß ich ja, warum du das gemacht hast…“

„Hn.“, war die vielsagende Antwort.

„Und weißt du was?“ Sie grinste. „Erschlag mich für das Wort, aber irgendwie war das süß…“ Sasukes Körper versteifte sich neben ihr und er bekam plötzlich einen gewaltigen Hustenanfall, weswegen sie ihm unbedacht gegen den Rücken schlug. Leider war ihr Körper noch nicht so ganz aus dem Kampfmodus heraus, weswegen Sasuke komplett aus dem Bett flog. Knurrend stieg er wieder ein und wandte ihr nun endgültig den Rücken zu. Sie seufzte.

„Ach, hör doch auf zu schmollen…“, forderte sie, legte ihr Buch bei Seite und knipste nun auch ihre Nachttischlampe aus.

„Ich. Schmolle. Nicht.“, kam es zurück.

„Doch, tust du.“

„Nein.“

„Doch.“

„Nein.“

„Doch.“

„Tz…“

„Ha! Gewonnen!“

Das war definitiv die falsche Wortwahl… Sie seufzte erneut und schmiegte sich von hinten an ihn. „Ach Sasuke…“, wisperte sie in sein Ohr. „Wie oft denn noch, du brauchst keine Angst um mich zu haben, ich komme klar…“

„Tz… Hab ich ja gesehen…“, erwiderte er und drehte sich nun zu ihr um. Sie kicherte.

„Ich kämpfe halt mit allen Mitteln, wenn es sein muss.“, witzelte sie.

„Und genau das ist es ja…“, brummte er. „Du würdest alles tun, um jemanden zu retten, und genau das…“ Er brach ab.

„Macht dir Angst, verstehe.“, beendete sie seinen Satz und lächelte traurig. Böses Lächeln. Verbotenes Lächeln. Allerdings hatte es nicht mehr ganz denselben Effekt auf ihn. „Aber, Sasuke, ich hab dir doch ein Versprechen gegeben…“, erinnerte sie ihn. „Ich werde nicht so einfach wegsterben, keine Sorge…“

„Hn.“, kam es nur von ihm.

„Wenigstens bist du mittlerweile so erwachsen und kannst darüber reden…“, bemerkte sie. „Na ja, fast.“ Sie beugte sich vor und küsste ihn kurz.

„Versprich mir noch etwas.“, forderte er, ohne sie direkt anzusehen. „Wenn es wirklich… Hart auf hart kommen sollte, dann… Versuch, lieber dich zu retten, als irgendwen anders.“

„Das kann ich nicht versprechen.“, widersprach sie leise. „Aber ich kann versuchen, dass es gar nicht erst hart auf hart kommt, reicht das?“

„Hm…“, machte er nur, drehte sich auf den Rücken und zog sie zu sich.

„Sakura?“, kam es nach einer Weile von ihm.

„Hm?“, machte sie.

„Du hast eben leichtfertig gewettet.“

„Ja, und?“

„Da können wir uns ja auf was gefasst machen…“
 


 


 


 


 


 


 


 

Ich war schneller! Ich war schneller! Muhahahahaha! Äh… Ja. 14 Kommentare und wir haben die 100. Nach drei Kapiteln. Rekord, ich komme. Äh… Wie auch immer.

Ich denke mal, ihr wart durch die Bank alle von den Informationen im letzten Kapitel erschlagen. Und wisst ihr was? Das wollte ich so xD Ich liebe es halt, euch zu verwirren xDDD und ich verspreche euch, nach dem 10. Kapitel kommt keiner mehr von euch mit den Namen durcheinander, muhahahahaha xDDD

Alte Probleme neu entdeckt

Konohagakure – viele andere Schauplätze wird es auch nicht mehr geben – am 1.4.88
 

Ihren letzten Tag als Hausfrau, und nebenbei bemerkt auch ihren zwölften Hochzeitstag, verbrachte Sakura mit etwas sehr Löblichem: Hausarbeit. Im Moment spülte sie. Und dabei schimpfte sie gedanklich auf alles und jeden, eine alte Angewohnheit von ihr. Nicht, dass Sasuke und sie ihren Hochzeitstag je groß gefeiert hätten, nein, es gab wichtigere Daten. Vorgestern zum Beispiel, das vierzehnjährige Jubiläum von Sasukes extrem romantischer Liebeserklärung, oder der 11.2., der wurde allerdings meistens in einer größeren Gruppe gefeiert. Na ja, nicht direkt gefeiert, aber… Egal.

Im Moment stand sie also in der Küche und spülte, sehr romantisch, ebenso wie die Tatsache, dass Sasuke sich gegenwärtig auf einer Einzelmission befand, Naruto hatte eine streng geheime Einzelmission von Tsunade bekommen, die sich irgendwie in ihrem Büro abspielte, verbannt sofort die dreckigen Gedanken aus euren Köpfen, sodass man Sasuke allein in ein Piffeldorf im Norden Hi no Kunis geschickt hatte, welches er schon ziemlich, ziemlich oft betreten hatte. Folglich hatte er es sich erlauben können, zwei Stunden zu spät zu der Mission aufzubrechen, elender Morgenmuffel, und würde anstatt spät in der Nacht wohl schon am späten Nachmittag wiederkommen. Wohl ungefähr zur selben Zeit, wie die Kinder aus der Akademie kommen würden, hoffentlich größtenteils als Genins, auch wenn Sakura das keineswegs bezweifelte; alle drei hätten die Akademie schon letztes Jahr abschließen können, Tsugumi auf jeden Fall und Tsuyoshi vielleicht mal so gerade schon ein Jahr vorher. Übrigens zusammen mit Yuki. Allerdings hätte sie selbst einen siebenjährigen Genin ebenfalls für ein wenig heftig gehalten.

Es befanden sich außer Sakura nur noch zwei weitere Personen zu Hause; Natsuki, die sich auf eine Mission vorbereitete, und Satoshi, der schlief. Ja, schlief. Sie hatte es tatsächlich geschafft, einen zwei Jahre alten Sohn zu haben, der schlief. Freiwillig. Das hatten ihre anderen Söhne nicht getan… Und ihre Töchter schon überhaupt nicht. Nein, in diesem Alter waren sie ihr um die Beine gerannt, hatten sie mit Spielzeug beworfen und die Dreistigkeit besessen, den ganzen Tag mit ihr reden zu wollen, bis sie sich schließlich nur noch untereinander geärgert und umrundet hatten, nachdem sie gemerkt hatten, dass man dafür nicht ganz so böses angeguckt wurde und einen Keks mehr bekam. Ja, sie hatte so ihre Erziehungsmethoden gehabt, was sollte man auch machen, mit fünfundzwanzig und fünf Kindern. Von denen am Anfang zumindest eins extrem vernachlässigt worden wäre, hätten sie Natsuki nicht gehabt, obwohl sie mir zehn Jahren wohl auch noch mehr Kinde als sonst etwas gewesen war. Dafür aber ein extrem selbstständiges Kind, jaah. Und ein selbstloses noch dazu; kein einziges Mal hatte sie sich darüber beschwert, wenn sie auf ihre Cousins und Cousinen aufpassen oder im Haushalt helfen sollte. Ja, sie war schon fast ein Engel.

„Ich muss zwar gleich los, aber soll ich dir noch eben helfen?“ Sie war wirklich ein Engel. Ein Engel in ANBU-Uniform, der im Türrahmen stand und sie beinahe mitleidig ansah. Beinahe.

„Oh, ja, gerne, danke, Natsuki-cha… Tschuldigung.“, antwortete Sakura. Sie musste sich das chan ganz dringend abgewöhnen, es passte nicht mehr so wirklich zu einer zwanzigjährigen Auftragskillerin.

„Macht nichts.“, erwiderte Natsuki und begann, das schon gespülte Geschirr abzutrocknen. „Ich hab mich langsam dran gewöhnt…“

„Alles andere wäre ja auch ein wenig beunruhigend.“, stellte Sakura fest.

„Nicht halb so beunruhigend, wie es wirken muss, wenn Tsugumi und Sayuri mich auf offener Straße mit nee-chan ansprechen.“, bemerkte Natsuki. Sakura lachte.

„Sie hängen eben an dir, und da sie dich nicht einfach Natsuki-chan nennen können… Außerdem sehen sie dich ja als tolle, große Schwester an…“

„Jep, aber durch diesen Suffix hört es sich so an, als ob ich eure Tochter wäre, und na ja, das fänd ich für meinen Teil schon beunruhigend…“

„Hättest du was dagegen?“

„Nicht direkt, ich hätte nur was gegen eine zehnjährige Mutter… Immer vorausgesetzt, dass meine wirkliche Mutter ein wenig älter war…“

„Keine Sorge, war sie. Wahrscheinlich nur ein paar Jahre jünger als dein Vater…“

„…Der wiederum zehn Jahre älter war, als du. Ziemlich leicht zu rechnen, nicht wahr?“

„Oh, ja, wir sind wirklich alle praktisch geboren worden… Am besten wäre allerdings, wenn die Drillis auch erst zehn Jahre nach dir gekommen wären, und nicht nur neun… Das wäre so eine tolle Tradition geworden, hach…“

„…Selbst Schuld.“

„Ich liebe es, eine gute Gesprächspartnerin zu haben…“ Sakura seufzte und spülte ein wenig schneller.

„Hast du heute noch was vor?“, fragte Natsuki irritiert.

„Heute ist Mittwoch.“, erklärte Sakura.

„Ja, und?“

„Tz… Dass du das noch nicht weißt… Mittwochs ist doch immer Ramentag…“

„Ach ja, eure tollen Treffen… Das heißt, die Kinder müssen ohne Abendessen ins Bett?“

„Nein, Hinata kommt vorbei und kümmert sich darum, wir sind ja auch wieder da, wenn die Ersten ins Bett müssen…“

„Arme Hinata…“, gab Natsuki spitz zu bedenken.

„Ach, sie versteht das schon.“, behauptete Sakura. „Es ist ja auch nur ein Abend in der Woche und sie hat schon immer akzeptiert, dass es teaminterne Dinge gibt, bei denen sie nur stören würde… Oder, nein, sich überflüssig fühlen würde, genau. Sie weiß doch selber, dass sie Naruto wichtiger ist als Sasuke und ich zusammen…“

„Na, wenn du das sagst…“, murmelte Natsuki. „Sag mal, sollten die Kinder nicht bald aus der Akademie kommen? Es ist schon fast vier…“

„Vielleicht dauert die Geninprüfung ja länger.“, vermutete Sakura.

„Solltest du nicht hingehen und sie abholen?“, fragte Natsuki.

„Das haben sie mir verboten, ich bin ja so peinlich…“, erzählte Sakura.

„Du meinst, das hat Tsugumi dir verboten.“, berichtigte Natsuki amüsiert. „Und ich dachte, sie fände dich nur zusammen mit Sasuke peinlich…“

„Ich glaube, das hat sich gestern geändert.“, mutmaßte Sakura.

„Verständlich.“, meine Natsuki. „Musste das denn unbedingt sein?“

„Ja, musste es.“, stellte Sakura klar. „Du weißt genauso gut wie ich, dass ich ansonsten nicht gewonnen hätte…“

„Und du weißt genau so gut wie ich, dass er dich hat gewinnen lassen.“, sagte Natsuki beiläufig.

„Was?“

„Glaubst du, er würde sich heute noch von einem einfachen Kuss von dir so aus der Bahn werfen lassen?“

„Hat er ja nicht, er war einfach nur überrascht und hat in Folge dessen ein wenig verzögert reagiert, was mir genug Zeit gab, um ihn aus dem Ring zu befördern, das letzte Mal war es ganz anders…“

„Ach ja?“

„Ja, da war er nämlich völlig neben der Spur und ich hatte mehr Zeit, was gut war, weil ich seitdem um Einiges schneller geworden bin. Das gestern war eigentlich eher Glück, weißt du? Aber er hat mich definitiv nicht gewinnen lassen, glaub mir.“

„Woher willst du das wissen?“

„Ganz einfach: Der Kampf gestern diente nur dazu, mich davon abzuhalten, mich in Gefahr zu begeben, er hat nie geglaubt, dass ich zu schwach bin, das wäre ja auch noch schöner… Du kennst ihn doch und weißt, wie überbeschützerisch er sein kann… Deswegen würde es irgendwie nicht so ganz ins Konzept passen, wenn er mich gewinnen lässt, hm?“

„Ja, auch wieder wahr.“, gab Natsuki zu. „Und, ziehst du das mit dem Sensei jetzt durch?“

„Natürlich.“, antwortete Sakura gelassen. „Ich mein, schlimmer als unser Team geht´s ja nicht mehr, oder? Und wir sind ja auch so irgendwie klar gekommen…“

„Ja, so irgendwie.“, bestätigte Natsuki. „Mit kindischen Streitereien, systematischer Regeluntergrabung, Gemeinschaftsverrat und einer Revolution. Und da soll noch mal einer behaupten, schlimmer geht’s immer…“ Sakura lachte.

„Na, wenn du das so sehen willst… Aber, wir sind irgendwie miteinander zurrecht gekommen, oder? So mehr oder weniger…“

„Ja, so mehr oder weniger.“, bestätigte Natsuki. „Weswegen ihr euch mindestens einmal in der Woche du Dritt trefft und Narutos Kinder beinahe mehr Zeit hier als zu Hause verbringen…“

„So mehr oder weniger, sag ich doch.“, stimmte Sakura zu. Und wie bestellt ertönte just in diesem Moment ein Ruf durchs Haus:

„Sind zu Hause!“, dicht gefolgt von dem Getrappel von mindestens drei Elefantenherden (Elefanten?), die in die Küche gestürmt kamen und einem schwarzen Haarschopf, der sie auf Bauchhöhe und einem rosa Haarschopf, der sie auf Oberschenkelhöhe umarmte. Unter dem schwarzen Haarschopf blitzte ein Konohastirnband hervor.

„Hey!“, rief Sakura und legte Sayuri und Hiroshi jeweils eine Hand auf den Rücken, während gleichzeitig Tsugumi, Tsuyoshi, Yuki, Hiro und Yoko die Küche betraten. „Und? Wie war die Prüfung?“

„Siehst du doch.“, antwortete Tsugumi schnippisch und deutete auf das eigentliche Stirnband, welches sie in der Hand hielt, während Sayuri, Tsuyoshi und auch Hiro ihre auf der Stirn trugen. „Muss ich wirklich mit diesem Ding rumlaufen?“

„Na ja, solltest du zumindest.“, erklärte Sakura.

„Du, Papa und Naruto tragen auch keins!“, widersprach Tsugumi.

„Ja, aber das ist was anderes.“, erklärte Sakura. „Die beiden konnten einfach nicht mit ihren Stirnbändern umgehen und haben sie kaputt gemacht…“

„Du meinst, einmal hat Naruto Sasukes Stirnband kaputt gemacht und bei der Joninprüfung hast du die Köpfe der beiden zusammen geschlagen, sodass die Stirnbänder kaputt gegangen sind. Nicht zu vergessen, dass deins beim Chuuninexamen zertreten wurde…“, berichtigte Natsuki.

„Sag ich doch, die beiden konnten damit nicht umgehen.“, fuhr Sakura fort. „Und weil die beiden ohne eh viel besser aussehen, trag ich aus Solidarität auch keins mehr.“ Natsuki warf ihr von der Seite einen missbilligenden Blick zu. Wenn es nach ihr ginge, hätten Sasuke und Sakura ihren Kindern die Familiengeschichte nämlich schon als Gute-Nacht-Geschichte erzählt. Allerdings waren sie im Nachhinein darin übereingekommen, dass man den Kindern so lange wie möglich jegliche Details aus der Familiengeschichte verschweigen sollte, die etwas mit den Worten Massaker, Rache und Verrat zu tun hatten. Oder, um es einfach auszudrücken, die Kinder wussten so gut wie gar nichts, außer dass ihre Großeltern alle tot waren.

„Was habt ihr denn noch alles auf Prüfungen angestellt?“, fragte Tsugumi missbilligend.

„Och, eigentlich gar nicht so viel…“, erinnerte sich Sakura. „Immerhin waren wir anständig genug, um sie überhaupt zu machen… Na ja, das erste Chuuninexamen war auch wirklich noch hart…“ Ja, das traf wohl darauf zu, wenn man vom damaligen zweitgefährlichsten Nuke-Nin des Dorfes angegriffen und von dessen Gefolgsleuten beinahe getötet wurde, und nach einem Monat Schonzeit direkt im Krieg lag und sich mit einem Monster anlegen musste. Und da soll noch mal einer behaupten, dass Genins das langweiligste Leben unter den Ninjas führten. „Das Zweite konnte man dann schon so locker sehen, dass die dritte Runde eher zum Klären von persönlichen Problemen verwendet wurde…“ Man erinnere sich nur mal an die Show, die Naruto und Kiba damals abgezogen hatten. Oder an das, was Hinata sich geleistet hatte. Und letztendlich war dies irgendwie doch schon die erste Team 7 Parade gewesen… Okay, nicht zu vergleichen mit dem dritten Otokrieg, wo besagtes Team 7 ja unmittelbar an der Eliminierung des ersten Hauptgegners beteiligt war… Und an der des Zweiten wenige Tage später auch noch. So im Nachhinein hörte sich das schon irgendwie beängstigend an…

„Haben du und Papa da auch so ´nen peinliche Auftritt hingelegt?“, fragte Tsugumi düster.

„Beim zweiten Chuuninexamen? Nö.“, antwortete Sakura gelassen. Okay, je nach dem, wenn man es als peinlich definierte, wie sie sich im Wald angeschrien hatten… „Das wurde ja zumindest noch so halb ernst genommen. Das Joninexamen konnte man allerdings vergessen… Da ging´s auch eher lustig zu, weil wir die ganze Zeit herumgereist sind. Von Konoha nach Suna nach Kiri nach Konoha. Und die einzige Prüfung, die ich persönlich als schwer bezeichnen würde, war die in Suna, weil man auf so was nicht vorbereitet war… Sorry, darf euch nicht mehr erzählen, ansonsten wäre ja der Witz weg. Aber ihr müsst ja so wie so erst mal Chuunins werden, bevor ihr ans Joninexamen denken solltet… Aber jedenfalls haben wir drei das schon nicht mehr ernst genommen, im Gegenteil…“

„Ja, das wurde gestern schon erwähnt.“, bemerkte Tsugumi.

„Und die ANBU-Prüfung?“, fragte Sayuri, während sie Natsuki mit großen Augen musterte.

„Haben wir nie gemacht.“, berichtete Sakura. „Tsunade meinte, sie könne es nicht riskieren, dass wir noch eine Prüfung verarschen, also…“ Und hey, das war ja sogar halbwegs richtig. Dass sie eigentlich erst ANBU geworden waren, nachdem sie so wie so schon anderthalb Jahre Berufserfahrung im durch die Lande streifen und andere ANBUs töten hatte, musste man ja nicht unbedingt hinzufügen.

„Aber die sieht cool aus, die ANBU-Uniform!“, meinte Sayuri, die Natsuki immer noch bewundernd ansah.

„Ja, nicht wahr?“, bestätigte Sakura. „Aber warte mal, bis du sie anziehen musst, dann ist sie auf einmal gar nicht mehr cool. Jedes einzige Teil muss nämlich auf den Millimeter genau sitzen und wenn du sie länger aufhattest, sind diese Masken auch nicht mehr so toll… Von der Unterwäsche, die man da drunter tragen muss, ganz zu schweigen. Die ist das schlimmste überhaupt, fragt euren Vater, der steht damit auf Kriegsfuß…“

„Na, jetzt fang bloß nicht an, unseren Kindern dreckige Geschichten zu erzählen…“, verlangte der Genannte, der so eben die Küche betreten hatte und den zumindest zwei seiner Kinder sofort umarmten. „Alle Genin, wie ich sehe. Wow. Der erste Schritt zu einem viel zu langweiligen und gleichermaßen anstrengenden Leben…“

„Pah!“, machte Tsugumi. „Schlimmer als die Akademie kann´s nicht mehr werden!“

„Na, so würde ich an deiner Stelle nicht reden…“, bemerkte Sakura, die den nun wieder freien Sasuke zur Begrüßung küsste. „Wenn ich an meine Geninzeit denke… Aber okay, ich war auch mit zwei Ärgermagneten in einem Team, also…“

„Ihr wisst schon, dass ihr peinlich seid, oder?“, fragte Yuki beiläufig, in Anspielung auf die Tatsache, dass die beiden immer noch eng umschlungen in der Küche standen.

„Hm?“, kam es von Sakura. „Das nennst du peinlich? Fragt sich nur, wie lange noch…“

„Außerdem waren die beiden Mal viel peinlicher.“, ergänzte Natsuki. „So, ich muss jetzt los… Und ihr beide eigentlich auch, oder wollt ihr zu spät zu eurem tollen Treffen kommen?“
 

~-’’-~
 

„Wo warst du denn heute, Dope?“, fragte Sasuke halb genervt, während sie zu Dritt bei Ichiraku´s saßen, der Ramenstand wurde nun von dessen Tochter und deren zwei Kindern geleitet, nur mal so am Rande bemerkt, und Ramen aßen. „Nicht, dass ich dich vermisst hätte, mit dir hätte die Mission viel länger gedauert, aber so hätte ich wenigstens jemanden gehabt, den ich verarschen könnte…“

„Ja, Teme, ich liebe dich auch.“, erwiderte Naruto, der soeben seine erste Portion verschlungen und die zweite bestellt hatte.

„Und ich hab´s doch immer gewusst.“, fügte Sakura hinzu. „Noch besser; ich hab sogar ein Beweisfoto…“

„Also haben du und Ino doch noch das Archiv geplündert, super.“, murmelte Sasuke. „Während welcher Schwangerschaft war das?“

„Erste.“, erzählte Sakura. „Kurz, nachdem Ino erfahren hat, dass sie zwei Monate nach der Geburt von Shikkun wieder schwanger war…“

„Wie die das geschafft haben, würd ich auch gern wissen.“, murmelte Naruto.

„Willst du die medizinische Erklärung haben?“, fragte Sakura spöttisch und rührte mit den Stäbchen in ihrer Schüssel rum. „Oder erklärst du uns jetzt, was du heute bei Tsunade getrieben hast? Uh, ganz böse Wortwahl…“

„Och, eigentlich nichts.“, berichtete Naruto, in einem beiläufigen Ton, der keine Zweifel daran ließ, dass er etwas Weltbewegendes zu erzählen hatte... Uh, noch so ein böses Wort. „Ich war nur bei Tsunade-o-baa-chan und hab mit ihr eure Teams eingeteilt…“

Zum zweiten Mal in zwei Tagen hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Na ja, neben den Geräuschen, die aus der Küche des Standes kamen und dem Lärm auf der Straße hinter ihnen, aber… Ach, was soll´s. Zumindest hatte Sakura ihren Kopf schlagartig zu Naruto gedreht, während Sasuke Selbigen ziemlich angepisst betrachtete.

„Moment mal.“, verlangte Sakura. „Unsere Teams?“ Sie drehte den Kopf wieder Sasuke zu. „Sag mal, hat er gerade einen von seinen Blödheitsanfällen, oder kann es sein, dass du mir was verschwiegen hast?“ Dabei knurrte sie bedrohlich, wovon Sasuke sich jedoch nicht mehr beeindrucken ließ.

„Ich hab´s dir nicht verschwiegen, sondern nur nicht erzählt. Wieso auch. Du hast ja nicht gefragt…“, berichtigte er sie ungerührt.

„DU willst Genins ausbilden?“, fragte Sakura verstört. „Du kommst ja kaum mit deinen eigenen Kindern klar…“

„Ach ja?“, erwiderte Sasuke. „Wer hat sie denn nie losgelassen?“

„Ich hab sie aus mir rausgequetscht, da-!“, begann Sakura, doch Naruto platzte dazwischen.

„Keine solchen Diskussionen beim Essen, bitte.“, verlangte er.

Du halt dich mal ganz daraus!“, verlangte Sakura.

„Nö.“, erwiderte Naruto gelassen und schob seine zweite, leere Schale von sich. „Ich hab da außerdem ´ne Frage; wäre es nicht bald Zeit für euer nächstes Kind?“

„Pah!“, machte Sakura. „Sieben sind genug!“

„Und darauf hast du dich eingelassen?“, fragte Naruto an Sasuke gewandt und an Sakura vorbei.

„Früher oder später ist sie so wie so wieder schwanger, also…“, erklärte Sasuke gelassen.

„War ja klar…“, erwiderte Naruto grinsend. „Na ja, bisher ist bei euch ja mit jedem Kind alles glatt gelaufen, wieso solltet ihr da auch aufhören…“

„Pah!“, kam es abermals von Sakura. „Die ersten kommen doch erst jetzt in die kritische Phase, also…“

„Kritische Phase? Häh?“, fragte Naruto.

„Ja, kritische Phase.“, bestätigte Sakura. „Oder hat man uns mit zwölf Jahren angesehen, dass wir mal zu einem genialen Katastrophenteam werden?“

„Die Katastrophe schon.“, bemerkte Sasuke.

„Ja, die abgeschwächte Katastrophe eines Teams, welches sich hasst. Aber nichts von Wegen Verrat oder so, das kam erst ein paar Monate später…“, korrigierte Sakura.

„Also meinst du, dass eure Kinder jetzt erst schlimm werden?“, fragte Naruto.

„Nicht nur unsere…“, prophezeite Sakura düster. Naruto lachte bitter.

„Ach, weißt du, wenn es nach Hinata-chan geht, kann es gar nicht mehr schlimmer als Yoko-chan werden…“, murmelte Naruto.

„Will sie deswegen keine Kinder mehr?“, fragte Sakura. „Dabei finde ich Yoko-chan gar nicht so schlimm…“

„…Das war irgendwie klar, echt jetzt.“, bemerkte Naruto grinsend. Typisch, eben noch bedrückt und jetzt grinste er schon wieder.

„Aber egal. Sag mal, warum willst du eigentlich Genins ausbilden?“, fragte Sakura nun an Sasuke gewandt.

„Tz… Warum nicht?“, erwiderte dieser nur.

„Nun ja, bisher warst du nicht sonderlich begeistert von fremden Kindern…“, gab Sakura zu bedenken.

„Und du nicht einmal so wirklich von deinen eigenen.“, meinte Sasuke nur.

„Du wärst auch nicht so begeistert von ihnen, wenn du-!“, setzte Sakura wieder an.

„WAS sagte ich eben über die Gesprächsthemen beim Essen?“, brummte Naruto genervt.

„Was ist eigentlich mit dir? Bildest du jetzt auch Genins aus?“, fragte Sakura darauf hin an Naruto gewandt.

„Nö, wieso sollte ich?“, fragte dieser überrascht. Sakura holte zischend Luft.

„Bedeutet dir das Wort Solidarität irgendwas?“, fragte sie.

„Äh… Solida…Dingsbums?“, fragte Naruto. „Was war das doch gleich?“

„Das, was dir seit deinem vierzehnten Lebensjahr eingebläut wird? Der Grund, dass wir hier sitzen?“, fauchte Sakura und war kurz davor, aufzuspringen, doch Sasuke drückte sie mit sanfter Gewalt auf ihren Hocker zurück.

„Stell dir vor, er stellt sich nur blöd.“, erklärte er ihr beschwichtigend. So beschwichtigend, wie er eben konnte.

„Ach, das kann er mittlerweile auch?“, fragte Sakura missgelaunt.

„Ja, ich war auch überrascht.“, berichtete Sasuke. Sakura seufzte.

„Wir müssen schon ein schlimmes Team gewesen sein, hm? Ich mein, irgendwie ist jeder von uns mal auf jeden losgegangen…“, vermutete sie.

„Fällt dir früh auf.“, bemerkte Sasuke.

„Hoffentlich wird mein Team ruhiger…“, fügte sie hinzu. Dabei warf sie Naruto einen auffordernden Blick zu, der sich plötzlich gar nicht wohl in seiner Haut zu fühlen schien.

„Ich darf dazu nichts sagen.“, erklärte er nervös. „Staatsgeheimnis, bis morgen…“

„Jetzt mach mal bloß nicht einen auf Moralapostel.“, verlangte Sakura. „Außerdem sind wir in diesem Staat so weit oben, dass wir ein Recht darauf haben, solche Dinge frühzeitig zu erfahren!“

„Nö, seid ihr nicht.“, widersprach Naruto. „Dadurch, dass ihr beide Senseis seid, dürft ihr´s erst morgen erfahren, also schweige ich wie ein Grab, egal, welche von deinen Überzeugungsmethoden du benutzt. Nicht, dass du dich das trauen würdest, wenn Teme daneben sitzt, aber trotzdem…“

„Pah!“, machte Sakura. „Verräter!“

„Selber Verräter!“, erwiderte Naruto trotzig.

„Verräterin, wenn ich bitten darf!“, forderte Sakura. „Und dann erklär uns mal, warum du kein Geninausbilder wirst!“

„Wieso sollte ich?“, fragte Naruto erneut.

„Na, um die Linie nicht zu unterbrechen!“, erklärte Sakura.

„Die wurde schon dadurch unterbrochen, dass Tsunade immer noch Hokage ist und Kakashi den Job auch nicht mehr kriegen wird, immerhin ist er schon vierundvierzig…“, bemerkte Sasuke.

„Außerdem bin ich für den Posten ganz ungeeignet.“, fügte Naruto hinzu.

„Nicht ungeeigneter, als wir.“, behauptete Sakura und zog eine Augenbraue hoch. „Außerdem liebst du Kinder. Also, was ist der wahre Grund?“ Naruto ließ nervös die Augen von links nach rechts wandern, wie um zu sehen, ob jemand zuhörte.

„Na ja…“, begann er. „Also… Als ANBU verdient man besser, wisst ihr?“ Sakura seufzte.

„Hör auf, das mit den Schulden bei uns so eng zu sehen.“, forderte sie. „Tun wir auch nicht, ehrlich. Ihr müsst und nicht jeden einzelnen Ryo zurückzahlen…“

„Oh doch.“, widersprach Naruto. „Ihr werdet alles zurückkriegen, was ihr uns geliehen habt, echt jetzt. Es dauert nur ein bisschen, also…“

„Wir haben euch das Geld nicht geliehen, sondern geschenkt.“, berichtigte Sakura. „Wir wollen es nicht zurück, mal ganz abgesehen davon, dass wir gar nicht wissen, wie viel ihr uns eigentlich schulden würdet…“

„Wir wissen das aber.“, erklärte Naruto. „Hinata-chan schreibt das alles auf und wird nicht eher ruhen, bis wir euch alles zurückgezahlt haben, auch wenn das noch mehrere hundert Jahre dauern könnte, wenn wir nicht demnächst im Lotto (…) gewinnen…“ Darauf wollte Sakura wieder etwas erwidern, allerdings wurde sie von Sasuke aufgehalten, der ihr eine Hand auf die Schulter legte.

„Tz… Lass mal gut sein, du kennst ihn doch. Wenn der sich was in den Kopf gesetzt hat, dann kriegen wir das da auch nicht mehr raus. Außerdem sollten wir so wie so langsam nach Hause gehen…“
 

~--~
 

„So…“, machte Sakura, später am Abend, als sie im Bett lagen das Licht ausgeknipst hatten. „Du bist mir jetzt eine Erklärung schuldig!“ Mit diesen Worten rollte sie sich auf Sasuke, wie sie es immer noch tat, wenn sie eine ernsthafte Diskussion führen wollte, und sah ihn grimmig an.

„So?“, fragte er und zog eine Augenbraue hoch.

„Ja, so.“, erwiderte sie grimmig. „Warum willst du jetzt auf einmal auch Sensei werden?“

„Tz…“

„Nichts tz!“

„Hn.“

„Noch viel weniger hn!“

Pause.

„Hat nichts mit dir zu tun.“

„So?“

„Ja, so.“

„Womit dann?“ Sasuke stöhnte genervt.

„Denk mal scharf nach.“, forderte er. „Wenn ich nicht mehr als ANBU arbeite…“

„…Hat Naruto keinen vernünftigen Partner mehr.“, beendete Sakura den Satz.

„Und wenn Naruto keinen vernünftigen Partner mehr hat…“

„…Fängt er an sich zu langweilen.“, stellte Sakura fest. „Und wenn Naruto sich langweilt, wird er unausstehlich. Und wenn Naruto unausstehlich wird, fängt er an, seine Vorgesetzte zu nerven. Und wenn er Tsunade damit nervt, dass ihm langweilig ist…“

„…Wird Tsunade gar nichts anderes übrig beleiben, als abzudanken und den Posten Naruto zu überlassen.“, beendete Sasuke die Überlegungen. „Und um noch mal auf die Unterhaltung mit ihm eben einzugehen, ich glaube, ein Hokage verdient ein wenig mehr als ein ANBU…“ Sakura runzelte die Stirn.

„Meine Güte, du bist ja richtig gutmütig geworden, was ist nur mit dir passiert?“

„Tz…“ Sakura grinste und rutschte ein wenig höher.

„Aber ich könnte mich dran gewöhnen…“, wisperte sie, bevor sie sich herunterbeugte und ihn küsste.
 

~
 

„Das… Das darf doch nicht wahr sein!“, stammelte Sakura, während sie auf ihren Zettel starrte. „So… So ein Team würde viel besser zu ihm passen!“ Dabei deutete sie auf ihren rechten Nebenmann, der, zur Verwunderung Aller, Shikamaru war.

„Ja, ja, vielleicht.“, meinte Tsunade grimmig und mit Sakefahne. Über die Jahre war sie noch grimmiger geworden, als je zuvor. „Aber dann hättest du mir ihm tauschen müssen, und wir lassen Eltern aus Prinzip nicht ihre Kinder ausbilden…“

„Ja, das sieht man.“, bestätigte Sakura schnippisch, während sie auf Sasukes Zettel lugte. „Sind auch gar keine zwei von drei seiner Kinder da drauf, neiiin…“

„Das hat andere Gründe.“, behauptete Tsunade.

„Ach, und die wären?“, wollte Sakura wissen.

„Sharingan.“, antwortete Tsunade.

„Ach?“, fauchte Sakura. „Und Sayuri könnte keine haben, oder was?“

„Nun ja…“, begann Tsunade. „Also, sie hat deine Augen…“

„Die Wahrscheinlichkeit ist gering.“, fiel Sasuke ihr ins Wort. „Hab ich dir doch schon erklärt. Ich hab noch niemanden gesehen, der keine schwarzen Augen hatte und trotzdem Sharingan…“

„Genau.“, pflichtete Tsunade ihm bei, anscheinend erleichtert, dass er diese Erklärung übernommen hatte. „Und Kakashi war übrigens auch nur wegen seinem Sharingan euer Sensei…“

„Tsunade, das ist nicht wahr, und das weißt du.“, bemerkte Sakura schnippisch.

„Ach ja?“, fragte Tsunade skeptisch.

„Ja.“, bestätigte Sakura. „Streite es ruhig ab, aber es gibt da so diverse Dokumente im Familienarchiv über die Ernennung des vierten Hokagen…“

„Kann ich mich nicht dran erinnern, war besoffen.“, behauptete Tsunade.

„Das glaub ich dir sogar.“, sagte Sakura und schlinste dann auf den Zettel von Shikamarus Team. Plötzlich schlug ihre Stimmung wieder um. „Und wie kommst du dazu, meine Tochter mir Hyuuga Makoto in ein Team zu stecken?“

„War sonst keiner mehr übrig.“, behauptete Tsunade leichtfertig.

„Ah ja.“, kam es von Sakura, die sichtlich überzeugt von dieser bestechenden Logik war. „Und wieso konntest du ihn nicht einfach in mein Team packen?“

„Er hätte da nicht reingepasst.“

„Und wieso konntest du sie nicht in mein Team packen?“

„Hab ich dir eben erklärt.“

„Und wieso konnte ich nicht dieses Team übernehmen?“

„Wer von uns beiden sollte eigentlich an Alzheimer leiden? Und wieso bist du da so scharf drauf?“

„Ich habe meine Gründe!“

„Und die teilst du mir jetzt entweder mit, oder du hörst auf, deine Arbeit zu verweigern und gehst endlich!“

Und irgendwie schienen Sakuras Gründe so dringend geheim bleiben zu müssen, dass sie das Büro verließ und sich zu dem Treffpunkt auf dem Zettel begab, den Tsunade garantiert nur ausgewählt hatte, um sie zu ärgern. Diese sah ihr ein wenig verwundert nach.

„Schwanger?“, fragte Tsunade nach einer Weil an Sasuke gewandt. Dieser zuckte nur mit den Schultern und verließ ebenfalls das Büro, dicht gefolgt von Shikamaru.
 

~
 

„Na, da sieht aber jemand aus, als hätte er einen Scheißtag gehabt.“, bemerkte Sasuke am Abend, als er ins Schlafzimmer kam und Sakura noch komplett angezogen auf dem Bett lag, die Augen geschlossen hatte und sich die Schläfen massierte.

„Dieses Kompliment kann ich nur zurückgeben, viele Dank.“, murmelte sie, während sie die Augen einen Spalt breit öffnete und beobachtete, wie Sasuke, der irgendwie noch blasser war als sonst, seine Lederweste öffnete, eine ähnliche, wie er sie mit sechzehn getragen hatte, sie achtlos zu Boden fallen ließ, was er normalerweise nicht tat, weil dies neben seinem Schwert sein bestgehütetes, nicht lebendiges Heiligtum war, sich dann die Schuhe von den Füßen streifte, dicht gefolgt von seiner Hose, bevor er sich nur in Boxershorts neben Sakura ins Bett legte.

„Muntere mich auf und sag mit, wie grausam dein Team ist!“, verlangte Sakura, die ihn nur aus den Augenwinkeln betrachtet hatte und sich weiterhin die Schläfen massierte.

„Das Team an sich ist nicht wirklich grausam, sie können sogar ganz gut zusammen arbeiten, aber wie sie dies tun, gefällt mir nicht…“, berichtete Sasuke.

„Ach ja?“, fragte Sakura.

„Tsugumi sagt, Tsuyoshi und Shikkun gehorchen, weil Tsuyoshi weiß, wie hart Tsugumi zuschlagen kann und Shikkun seine Ruhe haben will.“, erklärte er.

„Wenigstens funktionieren sie einigermaßen!“, jammerte Sakura. „Mein Team tut das nicht!“

„Ach ja?“

„Ja! Ich mein, rate erstmal, wie sich die Söhne von Naruto und Kiba wohl verstehen…“

„Gar nicht?“

„Nein! Das ist ja das Schlimme!“ Sakura setzte sich auf. „Die beiden verstehen sich blendend! Ein Chaosduo! Und dazu dann noch Aimi!“

„Erzähl lieber von Anfang an.“, schlug Sasuke vor.

„Ich hab dich gewarnt…“
 

Flashback no Jutsu
 

„Also…“, begann Sakura, während sie an der Wand gegenüber einer gewissen Steinbank lehnte, die Tsunade als ihren Treffpunkt angegeben hatte. Die wollte sie wohl wirklich ärgern. „Das vorstellen können wir uns wohl sparen. Ihr kennt mich, ich kenne euch, ihr kennt euch.“ Sie ließ den Blick über ihre drei Schüler wandern. Das waren zum Einen Hiro, der wohl nicht weiter vorgestellt werden musste, immerhin ist er ja quasi Dienstältester, Inuzuka Kazuya, der seinem Vater bis aufs Haar glich, auch wenn dies etwas rötlicher war, eher wie das seiner Mutter, deren Augen er auch hatte, und die sich gelegentlich darüber beschwerte, dass ihm die Katzentechniken eher lagen als seiner Schwester, obwohl besagte Katzentechniken eher in der weiblichen Linie vererbt wurden (Ino nannte dies gerne Efrauzipation…), und Nara Aimi, Tochter von Shikamaru und Ino, nur elf Monate jünger als ihr Bruder, und dessen genaues Gegenteil. Sie hatte es nämlich geschafft, blonde Haare und blaue Augen zu haben, also ihrer Mutter bis auf die Frisur wie aus dem Gesicht geschnitten zu sehen, was ja Gentechnisch gesehen so mehr oder weniger ein Ding der Unmöglichkeit war, weswegen sie eine Art Sammelstelle für Witze darstellte; der gewöhnlichere davon war, dass Shikamarus Gene einfach zu faul gewesen sich noch einmal nach so kurzer Zeit durchzusetzen (Shikkun sah ihm ja wie aus dem Gesicht geschnitten…), der andere, den man nur machte, wenn keiner der Elternteile dabei war, oder auch, den Sasuke manchmal machte, wenn er mit Sakura allein war (ja, er erfand Witze…), war, dass Ino Shikamaru aus Rache mit Naruto betrogen hatte, was so einiges an Aimi erklären würde. Behauptete er. Sakura war zwar der Meinung, dass Aimi einfach nur komplett nach ihrer Mutter kam, aber das war ja egal…

„Wir werden jedenfalls mindestens ein halbes Jahr miteinander verbringen, wahrscheinlich auch länger, deswegen müssen wir wohl oder übel miteinander auskommen.“ Kunstpause. „Früher gab es an dieser Stelle einen Test mit einer Durchfallquote von sechsundsechzig Prozent, aber da es dieses Jahr nur neun neue Genins gibt, können wir uns den schenken.“ Kunstpause die zweite. „Das heißt allerdings, dass ich mir so einen Überblick über eure Fähigkeiten verschaffen muss. Also, wer möchte anfangen?“ Kunstpause die dritte. Doch als es keine Antwort gab, sah Sakura einfach mal auf. „Hört ihr mir überhaupt zu?“

„Was?“, kam es dreistimmig von ihren Schülern zurück, die sie alle drei entgeistert anstarrten. Das hieß, eigentlich waren es ja vier, wenn man Kazuyas Hund, Ranmaru, dazu zählte, der gerade von seinem Besitzer und Hiro gleichzeitig gekrault wurde, während Aimi ihm ein Blumenhalsband flocht.

„Hast du was gesagt?“, fragte Hiro nach einer Weile.

„Äh… Ja.“, antwortete Sakura leicht verärgert. „Und eigentlich erwarte ich, dass ihr mir zuhört, wenn ich rede.“

„Dann sag das doch gleich!“, forderte Hiro. „Was hast du denn gesagt?“ Großzügig, wie sie war, überging Sakura einfach mal den mangelnden Respekt in der Anrede, atmete tief ein und aus, bevor sie antwortete.

„Ich habe nach euren Fähigkeiten gefragt, damit ich unser weiteres Vorgehen besser planen kann.“, wiederholte sie.

„Ich hab Byakugan.“, sagte Hiro stolz.

„Ja, das sehe ich.“, bemerkte Sakura. „Kannst du sie auch benutzen?“

„Klar! Und ich kann Kage Bunshin, echt jetzt!“, fuhr er fort.

„Wieso überrascht mich das bloß nicht…“, murmelte Sakura. „Und wie sieht es mit dir aus, Kazuya?“

„Ich?“, fragte dieser. „Och, ich hab Ranmaru…“

„Ja, das sehe ich auch.“, bemerkte Sakura, ohne daran zu denken, dass dieser Ton ein wenig unangebracht für einen Sensei sein könnte. „Und sonst?“

„Kann ich ein paar Techniken von meiner Mama.“, erzählte der Junge, auch wenn ihm das irgendwie peinlich zu sein schien und der dabei seinen kleinen, schwarzen Hund ein wenig fester an sich drückte.

„Schön.“, meinte Sakura. „Und du, Aimi?“

„Ich?“, fragte das Mädchen strahlend. „Ich kann eigentlich keine besonderen Techniken, oder so…“

„Nicht einmal Shintenshin no Jutsu?“, fragte Sakura stirnrunzelnd.

„Nö.“, antwortete das Mädchen gelassen.

„Wolltest du das denn nie lernen?“, fragte Sakura weiter.

„Nö.“

„Und warum bist du dann Kunoichi geworden?“

„Na ja…“, begann Aimi, errötete und bekam einen Kicheranfall, der weitere Fragen mehr oder weniger unmöglich machte.
 

Flashback no Jutsu Ende
 

„Zwing mich nicht, noch mehr zu erzählen…“, verlangte Sakura.

„Okay…“, meinte Sasuke „Und wieso musste Aimi so lachen?“

„Tja, keine Ahnung.“, brummte Sakura. „Allerdings hat sie mich am Ende des Trainings gefragt, ob ich Tsuyoshi von ihr grüßen könnte…“

„Oh.“

„Oh.“, bestätigte Sakura und rollte sich auf den Bauch. „Ich sag dir, wir müssen unsere Töchter im Auge behalten!“

„Wieso?“, fragte Sasuke.

„Nun ja… Wie soll ich sagen…“, begann sie. „Statistisch gesehen werden drei von vier Ehen innerhalb der Teams geschlossen… Und bei drei von vier Ehen war sich zumindest ein Teil schon im Kindergarten sicher, wen er, nein, sie, mal heiraten würde!“ Sakura seufzte. „Und das Erniedrigenste daran ist, dass auf uns Beides zutrifft!“

„Okay…“, murmelte Sasuke. „Du denkst wirklich zu viel nach…“

„Ach ja?“, fragte Sakura niedergeschlagen.

„Ja.“, bestätigte Sasuke. „Aber wenn´s dich beruhigt; ich werde ein Auge auf Tsugumi haben…“

„Wie wunderbar.“, kam es von Sakura. „Obwohl ich mir um Sayuri eigentlich mehr Sorgen mache…“
 

~
 

Für das nächste Kapitel brauche ich ein wenig Hilfe: Gibt es jemanden unter euch, der Sächsisch spricht? Wenn ja, bitte bei mir melden!

Manches ändert sich nie, echt jetzt

…für die Richtigkeit jedes in diesem Kapitel vorkommenden Dialektes übernehme ich keine Haftung….
 

Konohagakure – zur Abwechslung mal – am 16.4.88
 

…They said our Teenagers scare the living shit out of me…
 

„Ich will nicht mehr!“, beschwerte sich Hiro, zwei Wochen nach seiner Ernennung zum Genin, als er mit dem Rest seines Teams auf dem Weg zu Tsunades Büro war. „Was machen wir heute? Wieder bei dir zu Hause putzen?“

Sakura war nämlich zu dem Entschluss gekommen, dass sie, wenn sie schon nur D-Missionen ausführen durften, wenigstens etwas machen könnten, was ihr selbst nützte. So bezahlte sie sich zwar irgendwie selbst, aber wenigstens hatte sie das riesige Anwesen nicht mehr ganz allein sauber zu halten. Jeden zweiten Tag gab es für die neuen Geninteams nämlich eine Mission, ansonsten wurde trainiert. Und zu trainieren gab es viel; in erster Linie die Ausdauer und Treffsicherheit ihrer Schützlinge musste Sakura dringend verbessern, bevor sie sich an irgendwas anderes wagen konnten. Von einigen Grundlagen mal ganz abgesehen; Hiro zum Beispiel hatte viele der Standarttechniken nämlich einfach nicht richtig gelernt, mit dem Argument, sein Vater hätte das auch nicht gemusst. Und davon hatten ihn selbst Sakuras Anmerkungen von wegen, Naruto könne mittlerweile sehr wohl auch normale Bunshin erschaffen, ebenso wie er die Entfesslungstechnik draufhatte und ein einigermaßen anständiges (oder auch nicht anständiges) Henge no Jutsu hinkriegen würde.

„Wozu brauch ich normale Bunshin? Ich kann Kage Bunshin! Das hat für die Prüfung gereicht, echt jetzt…“, hatte Hiro nur erwidert. Überhaupt hatte er die Angewohnheit, sie nicht ernst zu nehmen, ihr zu widersprechen und sich ähnliches zu leisten, wie es sein Vater genau in seinem Alter getan hatte. Außerdem gebrauchte er diese extrem nervige Phrase mindestens doppelt so oft, und das schon seit Jahren. Schon als Baby hatte er die Angewohnheit gehabt, seine unverständlichen Sätze mich ‚ejää!’ zu beenden. Und Sakura hatte noch gehofft, Hinata hätte ihrem Sohn wenigstens ein wenig Anstand beigebracht… Dabei war er so süß als Baby gewesen… Die Tatsache, dass er sie auch damals schon nicht hatte leiden können, verdrängte sie hierbei gerne.

Aimi war auch keinen deut besser. Sie war zwar gehorsam und konnte alle Standarttechniken, hatte beim Training allerdings Angst, ihr schönes Kleid kaputt oder schmutzig zu machen und war gelegentlich ein wenig abwesend, vor Allem, wenn sie im Uchihaanwesen putzten und sie aus irgendwelchen mysteriösen Umständen in Tsuyoshis Zimmer geraten war. Sakura wurde zudem das Gefühl nicht los, dass daraus ein paar Uchihashirts verschwunden waren…

Kazuya beschäftigte sich die meiste Zeit eher mit seinem Hund oder damit, zusammen mit Hiro Aimi zu ärgern, die darauf hin in Tränen ausbrach. Oh ja, Sakura war sich ziemlich sicher, dass Tsunade und Naruto dieses Team nur zugeteilt hatten, um sie zu ärgern. Definitiv! Schon allein der tägliche Treffpunkt, eine gewisse Bank an einer gewissen Straße mit der sie gewisse Erinnerungen verband, war gegen sie gerichtet! Der Staat hatte sich gegen sie verschworen! Höhere Mächte waren da am Werk! Ganz sicher!

„Ich will was Richtiges machen, echt jetzt!“, klagte Hiro weiter. „Gegen irgendwen kämpfen, oder so!“

„Vergiss es.“, riet ihm Sakura. „Bevor du gegen irgendjemanden richtig kämpfen wirst, lern erstmal, einen Shuriken richtig zu werfen…“

„Wozu?“, wollte Hiro beharrlich wissen. „Ich kann Kage Bunshin und hab Byakugan! Ich bin unbesiegbar, echt jetzt!“

„Und ich habe das komische Gefühl, dass du beides ein wenig überschätzt.“, bemerkte Sakura spöttisch. „Glaub mir, Byakugan sind gar nicht so toll…“

„Woher willst du das denn wissen?“, fragte Hiro patzig.

„Ich hab´s mit angesehen. Mehrmals.“, berichtete Sakura gelassen.

„Ach ja?“

„Jep. Ich hab deine Mutter und Neji oft genug kämpfen gesehen, um die Schwächen des Byakugan zu kennen. Klar, wenn man´s richtig benutzt, kann´s ganz schön gefährlich sein, aber da du mir ja nicht einmal genau erklären kannst, was ein Tenketsu ist…“

„Ist doch egal!“, behauptete Hiro. „Jedenfalls will ich ´ne bessere Mission haben, als bei dir zu Hause zu putzen oder irgendwelche Haustiere einzufangen oder so, echt jetzt!“

„Ach, ich find das gar nicht schlecht…“, bemerkte Aimi, wurde aber mit einem Blick von Hiro ruhig gestellt. Man konnte sagen, er hatte dieses Team im Griff. Besser als Sakura zumindest.

„Außerdem hat Papa mir erzählt, er hätte auch schon total lustige C-Missionen als Genin gehabt, echt jetzt!“

„Lustige C-Missionen als Genin?“, fragte Sakura. „Hm… Lass mich mal überlegen… Denn angesichts der Tatsache, dass ich deinen Vater Jahre lang auf so ziemlich jede Mission begleitet habe, müsste ich davon eigentlich was wissen… Nun ja, abgesehen von dieser sehr doofen Zeit nach unserem ersten Chuuninexamen, wo er meistens mit deiner Mutter und Kazuyas Vater losgeschickt wurde…“ Tsunade die elende Kupplerin, konnte man in Gedanken noch hinzufügen. „Oh, mir fällt da meine erste C-Mission ein. Die, in der wir einen alten Mann eskortieren sollten, uns mit Ninjas messen mussten, die viel zu stark für uns waren und eigentlich alle beinahe draufgegangen sind und am Ende noch nicht einmal ausreichend bezahlt wurden. Oh ja, das war lustig…“ Zwar nicht halb so lustig wie das Chuuninexamen danach, aber das musste sie ja niemandem auf die Nase binden. Aimi starrte sie entsetzt an. Kazuya war unter seinen roten Strichen ein wenig blasser geworden. Nur Hiro schien ungerührt.

„Abgesehen von der Unterbezahlung hört sich das doch gut an, echt jetzt!“, behauptete er.

„Tut mir Leid, aber ich will nicht wissen, was deine Mutter mit mir anstellen wird, wenn ich dich in die Arme von irgendwelchen Vielzuhoch-Rang-Kriminellen laufen lasse…“, erklärte Sakura und fragte sich, woher der Junge seinen komischen Sinn für Humor hatte.

„Also hast du doch Angst vor den Byakugan!“, behauptete Hiro triumphierend.

„Nein, eher vor ihrem Mutterinstinkt.“, erwiderte Sakura. „Nichts ist gefährlicher als eine Mutter, deren Kind verletzt wurde oder so. Und ganz speziell bei deiner Mutter würde da kein Stein mehr auf dem anderen bleiben…“ Irgendwie hatte sie noch ziemlich gut in Erinnerung, wie Hinata sie beim Chuuninexamen durch den Ring gejagt hat, nur weil sie irgendwie auf die absurde Idee gekommen war, dass Sakura sich ein wenig zu gut mit Naruto verstand, was vollkommen absurd war. Denn auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt auf ihrem Anti-Sasuke-Trip gewesen war, so derbe konnte sich ihr Männergeschmack doch gar nicht ändern, und das erst Recht nicht in so kurzer Zeit… Echt jetzt.

„Ach, ist doch auch egal, ich will ´ne richtige Mission, echt jetzt!“
 

Und wie sehr er das wollte zeigte sich, als er nach dem erhaltene einer weiteren D-Mission spontan einen Sitzstreik begann.

„Ich fang keine Haustiere mehr ein! Ich will was Richtiges machen! Was Nützliches! Was Aufregendes! Ihr nicht auch?“, fragte er an seine Teamkameraden gewandt.

„Ja!“, bestätigte Kazuya und setzte sich, unterstützt vom Bellen seines Hundes, neben Hiro auf den Boden.

„Also ich weiß nicht…“, murmelte Aimi, worauf hin Hiro und Kazuya sie sehr, sehr böse ansahen. „Okay! Okay! Ich will auch eine gefährlichere Mission!“, gab sie schließlich klein bei und setzte sich ordentlich auf den Boden, wobei sie allerdings ihr Kleid ein wenig anhob, es war ähnlich geschnitten wie das, was Sakura ihrerzeit getragen hatte, nur eben rosa und hellblau, und so nur ihre knielange Hose den Boden berührte. Triumphierend grinste Hiro nun auch Tsunade an.

„Wir gehen hier nicht weg, bevor du uns eine anständige Mission gegeben hast!“ Tsunade sah die drei Genins auf ihrem Teppich genauso missbilligend an wie deren Sensei es tat.

„Konntest du dein Team innerhalb dieser zwei Wochen nicht ein wenig besser erziehen?“, fragte Tsunade schließlich genervt.

„Ich hab´s ja versucht.“, erzählte Sakura genervter. „Aber die lassen sich von mir nicht erzählen…“

„Und wozu hab ich dir beigebracht, den Boden zu zertrümmern, wenn du´s nicht einsetzt, um dir Respekt zu verschaffen?“, wollte Tsunade wissen.

„Davon lassen die sich auch nicht beeindrucken…“, seufzte Sakura.

„Diese unverschämte Jugend, die hohe Kunst des Steine Zertrümmerns einfach nicht zu würdigen…“, bemerkte Tsunade. „Aber da ich meinen Teppich noch brauche und keine Lust auf Dauergesellschaft habe…“ Diese Aussage stand so ziemlich im Widerspruch mit dem Besucher, der sich über ihrem Fenster aufhielt und unbemerkt glaubte, „…Muss ich euch wohl oder übel eure erste C-Mission geben.“

„Sie sind noch nicht bereit dafür.“, widersprach Sakura.

„Das sieht aber irgendwie anders aus…“, bemerkte Tsunade. „Und habt ihr nicht auch eure erste C-Mission bekommen, weil Naruto ´n Aufstand veranstaltet hat?“

„Ja, haben wir, und für die waren wir auch nicht bereit.“, erklärte Sakura genervt. Immer noch.

„Ah, ich verstehe…“, kam es von Tsunade. „Noch eines deiner Traumata…“

„Das ist kein Trauma!“, widersprach Sakura erbost.

„Natürlich, natürlich…“, murmelte Tsunade, während sie sich durch ihre Unterlagen wühlte. „Ah, das hier ist doch was Schönes für euch. Ihr bringt einen älteren Mann und seine Tochter in ein Dorf an der nordöstlichen Grenze Hi no Kunis. Du weißt schon, an die Grenze des Landes direkt neben Ta no Kuni, je da gewesen?“

„Nein.“, fauchte Sakura. „Du weißt genau, dass ich nie östlicher als Ta no Kuni gewesen bin.“

„Ist ja schon gut…“, murmelte Tsunade, während sich die Genins wieder von ihrem Teppich erhoben.

„Eine Frage hab ich allerdings noch.“, sagte Sakura misstrauisch. „Könnte der Kerl sich ohne weiteres auch die Bezahlung einer B-Mission leisten?“

„Hm… Ja, ich glaub schon.“, meinte Tsunade und kontrollierte die Schriftrolle erneut, bevor sie sie an Sakura weitergab. Diese nahm sie seufzend entgegen und sah sie sich eine Weile an.

„Alles klar.“, meinte sie dann. „Tsunade, schick die Klienten in einer halben Stunde zum Nordtor. Ihr drei, ich bin so was von überhaupt nicht stolz auf euch, ihr geht nach Hause, packt ein paar Sachen zusammen, wir werden ungefähr vier Tage unterwegs sein, und kommt dann in einer halben Stunde ans Nordtor. Falls ihr nicht wissen solltet, wo das ist, das ist das Tor, ganz in der Nähe unseres Treffpunktes.“ Böser Blick an Tsunade. „Dann sehen wir weiter. Zischt ab!“
 

Eine halbe Stunde später hatten sich neben unserem neuen Lieblingsteam, keine Widerrede!, mit der Nummer 14 auch ein Mann im mittleren Alter und seine Tochter, beide hatten einen identischen Braunton als Haarfarbe und somit war die Ähnlichkeit nicht zu übersehen. Doch so ähnlich sich ihre Haarfarben waren, desto mehr unterschieden sich ihre Augen; der Vater hatte harte, mittel- bis dunkelgrüne Augen, während das Mädchen, welches Sakura grob auf elf, zwölf Jahre schätzte, ungewöhnlich milchige, dunkelblaue und traurige Augen hatte. Außerdem trug sie einen Verband um die Stirn.

„Guten Tag.“, begrüßte Sakura die beiden mit einem freundlichen Lächeln. „Sie sind unsere Auftragsgeber, die wir in ein Dorf an der Nordostgrenze bringen sollen?“

„Ja.“, antwortete der Mann knapp. „Gozaburo, mein Name. Und das ist meine Tochter Reiko.“

„Sehr erfreut.“, meinte Sakura lächelnd.

„Hast du keinen Nachnamen?“, fragte Hiro mit hochgezogenen Augenbrauen. Der Mann schnappte nach Luft.

„Wenn ich ihnen einen Tipp geben dürfte, ignorieren sie den Kleinen mit den komischen Augen einfach.“, riet Sakura. „Dann ärgern sie sich weitaus weniger.“

„Ich bin nicht klein!“, behauptete Hiro. Sakura sah ihn von oben herab an.

„Aber immer noch der Kleinste hier.“, stellte sie fest. Hiro brummte irgendwas Unverständliches. „Außerdem ist es gar nicht so ungewöhnlich, keinen Nachnamen zu haben. Tenten zum Beispiel hatte keinen, bevor sie geheiratet hat… Mal ganz abgesehen davon, dass man seine Auftraggeber nicht duzt. Ebenso wenig wie seinen Sensei oder das Dorfoberhaupt…“

„Machst du doch auch!“, rechtfertigte Hiro sich.

„Tja, aber ich kann es mir erlauben.“, erklärte Sakura. „Wie auch immer.“, sie wandte sich nun wieder ihren Klienten zu. „Hat das Dorf, in das wir sie eskortieren, sollen einen Namen?“

„Nein.“

„Werden sie irgendwie verfolgt oder so?“

„Nein.“

„Wie wunderbar.“, seufzte Sakura. „Trotzdem, Hiro, könntest du bitte stündlich mit deinen Byakugan die Gegend überprüfen, ob uns jemand folgt?“

„Klar.“, meinte dieser nur großspurig und gleich wieder in seinem Element. „Wieso hast du so Angst? Ich mein, wenn man dich mit meinem Papa in eine Schublade steckt, musst du doch mehr drauf haben, als deine Gegner zu küssen…“ Sakuras linke Augenbraue begann gereizt zu zucken.

„Das ist wohl wahr.“, stellte sie fest. „Allerdings wäre ich gerne vorgewarnt, wenn wir angegriffen werden, damit ihr euch in Sicherheit bringen könnt… Wie weit kannst du eigentlich mit deinen Byakugan gucken?“

„Keine Ahnung, woher soll ich das wissen?“, fragte Hiro patzig.

„Okay…“, kommentierte Sakura und verkniff sich den Kommentar, dass man bereits im Alter von vier Jahren lernte, Entfernungen bis auf den Zentimeter genau abzuschätzen und sowohl Hinata als auch Neji in seinem Alter sehr präzise Angaben zur Reichweite ihrer Byakugan machen konnten. Besagte Fähigkeit, Entfernungen abzuschätzen, war übrigens die Grundvoraussetzung für den korrekten Gebrauch von Kunai und Shuriken; denn aus der Entfernung des Ziels, dem Gegenwind, dem Gewicht des Wurfgeschosses (in guten Läden gab es Gewichtsangaben in Milligramm!) und dem Winkel, in dem man werfen musste, musste man die nötige Kraft für den Wurf berechnen. Oder sollte man zumindest. Allerdings peilten die meisten ihre Ziele lieber über den Daumen an, was dann zu denkbar schlechten Resultaten führte. Sie hatte das nie getan, sie konnte Flugbahnen und das alles schon berechnen, als sie auf die Akademie gekommen war, nur meistens nicht die nötige Kraft dazu aufbringen.

„Ach ja, da fällt mir ein, wir sollten uns vielleicht vorstellen.“, bemerkte Sakura und lächelte ihre Klienten ein wenig nervös an. Irgendwie mochte sie Verantwortung gar nicht, erst Recht nicht für jemanden wie Hiro. „Also, von links nach rechts, Uzumaki Hiro, Inuzuka Kazuya und Nara Aimi. Ach, und der Hund heißt Ranmaru.“, begann Sakura mit ihren Schülern. „Und mein Name ist Uchiha Sakura.“ Sie hatte sich angewöhnen müssen, ihren eigenen Namen immer zuletzt zu nennen. Aus einem verständlichen Grund.

„Was?“, keuchte das Mädchen und sah sie mit großen Augen an. „Die Uchiha Sakura?”

„Bisher habe ich jedenfalls noch keine andere getroffen.“, antwortete Sakura und lächelte freundlich. Sie hatte zwar eher geglaubt, dass der Mann auf diesen Namen reagieren würde, aber was soll´s. Das Mädchen hatte zwar garantiert nichts von dem großen, großen Mythos von Uchiha Sakura, die zu dieser zeit nicht einmal so hieß, mitbekommen, aber eventuell wurde ihre ach so dramatische Geschichte ja gelegentlich mal erzählt. Das war ihr zwar ein bisschen unangenehm, aber, sei´s drum. „Jedenfalls sollten wir uns dann mal auf den Weg machen, ich gedenke nicht, länger als vier Tage unterwegs zu sein…“, schlug sie schließlich vor und die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung.
 

~
 

„Dürfte ich fragen, was Sie in diesem namenlosen Dorf vorhaben?“, fragte Sakura, als sie nach einigen Stunden Wanderschaft, stets begleitet von Hiros und Kazuyas Gemecker (die konnten sich auch nie entscheiden…), ein Lager aufgeschlagen hatten. Hier in der Gegend gab es, wie sie sehr wohl wusste, keine Hotels, die genügend Platz für sie alle hätten. Oder auch nur seriös genug waren. Ja, sie kannte sich aus.

„Wir wohnen dort.“, antwortete Gozaburo knapp.

„Ach so.“, kam es von Sakura. „Und was zog Sie dann nach Konoha?“

„Meine Tochter hatte einen Unfall.“, berichtete er knapp. „Und in Konoha gab es die beste medizinische Versorgung.“

„Wenn Ihre Tochter immer noch einen Verband tragen muss, dann habe sie allerdings nicht die beste medizinische Versorgung erhalten, die wir zu bieten haben.“, stellte Sakura fest. Denn jeder, den sie bisher behandelt hatte, hatte hinterher keinen Verband mehr tragen müssen, sofern es denn eine normale Wunde oder ein Bruch oder sonst so etwas in der Art war. „Gestatten Sie, dass ich einen Blick unter den Verband werfe?“

„Verstehen Sie denn was davon?“, fragte der Mann missbilligend.

„Ja, das kann man so sagen.“, antwortete Sakura, ihr Lächeln war jetzt eines von der Sorte, bei der Naruto zum Beispiel das Weite gesucht hätte und Sasuke zumindest einen Schritt zurückgewichen wäre. „Ich habe unter der derzeitigen Hokage und besten Heilerin im Dorf gelernt, als ich jünger war, und sie mittlerweile auf so einigen Gebieten übertroffen.“ Irgendwie erniedrigend, dass man das als Sagengestalt noch erzählen musste…

„Too-sama, das ist doch Uchiha Sakura!“, bemerkte das Mädchen vorsichtig.

„Na und?“, fragte der Mann. „Ich sag dir, diese Geschichten sind alle übertrieben. Niemand schafft es, mit einem Fingerschnippen Steine zu zertrümmern oder mit einem Tritt den Boden aufzureißen…“

„Na, wenn Sie das sagen…“, murmelte Sakura und schnippte unauffällig hinter sich einen kleinen Krater in den Boden. „Darf ich mir die Verletzung Ihrer Tochter trotzdem einmal ansehen?“

„Ach, von mir aus…“, brummte der Mann und schubste seine Tochter in ihre Richtung. Sakura entfernte den Verband und sah sich eine übel aussehende Wunde an.

„Hmm…“, murmelte sie. „Du bist Kopfüber auf eine Klippe oder so etwas gefallen, nicht wahr?“ Das Mädchen nickte scheu. Sakura betrachtete sie stirnrunzelnd, bevor sie sachte eine Hand auf die Wunde legte und sie heilte. Der Vater des Mädchens betrachtete das grün leuchtende Chakra an ihren Händen missbilligend.

„Hat das keine Nebenwirkungen?“, fragte er.

„Ah, sie gehören zu den Naturheilern.“, stellte Sakura fest. Tenten hatte bei solchen Heilungsverfahren immer ähnliche Bedenken. „Aber keine Sorge; Generationen von Ninjas wurden schon so geheilt und sind trotzdem an etwas Anderem gestorben… Hiro?“

„Mhn?“, murmelte der Angesprochene, der sich zu Beginn des Lagers an einen Baum gelehnt und seitdem nicht mehr geredet hatte. Sein erster Wandertag war ihm wohl ein wenig zu anstrengend gewesen…

„Irgendwelche anderen Personen außer uns hier?“, fragte Sakura. Müde aktivierte der Junge seine Byakugan.

„Nö, ich seh keine, echt jetzt…“, murmelte er. „Können wir jetzt schlafen?“ Sakura seufzte.

„Lektion Nummer eins: Auf einer Mission schlafen nie alle, einer mindestens muss immer Wache halten. Und eigentlich hätte ich dich ja dafür vorgesehen, aber da du ja eh schon fast schläfst…“

„Ich schlafe nicht, echt jetzt!“, behauptete Hiro und gähnte.

„Noch nicht. Aber du schläfst garantiert gleich ein.“, stellte Sakura fest. „Aber mach du ruhig, ich übernehme die erste Wache…“ Und komischerweise konnte man keine zehn Minuten später Geschnarche aus der Richtung seines Baumes hören…

Sakura hatte ehrlich gesagt gar nicht vorgehabt, einen ihrer Schützlinge eine Wache übernehmen zu lassen, jedenfalls nicht, solange Reiko und Gozaburo noch bei ihnen waren, das wäre zu gefährlich gewesen. Und da sie aus Erfahrung wusste, dass sie eigentlich kaum Schlaf brauchte…
 

„Uchiha Sakura-sama?“, wisperte eine zarte Stimme, ungefähr eine Stunde später, als alle schliefen. Sakura drehte den Kopf, sie hatte sich etwas abseits des Lagers niedergelassen, um den Weg besser im Blick zu haben, und sah Reiko auf sie zukrauchen, vergeblich bemüht, keine Geräusche dabei zu machen.

„Ja?“, fragte sie und lächelte.

„Sind die Legenden über Euch wahr?“, fragte das Mädchen unverblümt. Sakura lachte leise.

„Ich würde sie nicht Legenden nennen, immerhin lebe ich noch, und Legende hört sich immer so alt an… Und deren Wahrheitsgehalt kommt ganz darauf an, was du von mir gehört hast.“

„Das, was Too-sama gesagt hat… Das könnt Ihr doch, oder?“, fragte das Mädchen weiter. Sakura zog eine Augenbraue hoch und schnipste beiläufig auf den Boden neben sich, sodass ein kleiner Krater entstand. Dem Mädchen stand der Mund offen.

„Und das war gerade mal ein Bruchteil von dem, was ich sonst noch alles mit einem Fingerschnippen anstellten könnte…“, gab Sakura ein wenig an.

„Und dieses Zeichen da auf Eurer Stirn… Das macht Euch unbesiegbar, oder?“ Sakura lachte erneut.

„Nein, aber damit kann ich im Kampf Wunden heilen, allerdings verkürzt es meine Lebensspanne…“, erklärte sie.

„Habt Ihr das schon einmal gemacht?“, fragte das Mädchen schwer beeindruckt.

„Bisher war es glücklicherweise nicht nötig und lass und hoffen, dass das so bleibt.“, antwortete Sakura.

„Und… Diese Heilkräfte…“, fuhr Reiko fort.

„Hab ich auch.“, erklärte sie überflüssigerweise. „Apropos… Diese Wunde, die du da hattest… Du bist absichtlich gefallen, oder? Nicht sehr tief, jedenfalls nicht tief genug, damit sich dein Körper dementsprechend drehen kann, also absichtlich.“ Reiko nickte bedrückt.

„Sagt es bitte nicht Too-sama…“, murmelte sie und Tränen bildeten sich in ihren Augen.

„Keine Sorge.“, versicherte Sakura. „Aber… Wieso hast du das gemacht?“ Reiko schluckte.

„Also, ich… Bin verlobt…“, murmelte sie.

„Wie alt bist du denn?“, fragte Sakura, ein klein wenig geschockt.

„Also, auch wenn ich nicht so aussehe… Fünfzehn.“

„Oh…“, kam es von Sakura. Selbst Sayuri hatte noch älter ausgesehen, als diese Mädchen, und das, obwohl sie eher wie acht als elf aussah. „Das ist… Früh.“

„Ja, und… Ich werde bald sechzehn, und dann… Muss ich heiraten.“, erzählte Reiko weiter.

„Deswegen weißt du so viel über mich…“, verstand Sakura. „Natürlich… Bei euch wurde diese bescheuerte Ordnung noch nicht abgeschafft, hm?“

„Nein.“, bestätigte das Mädchen betrübt. „Aber man erzählt sich Geschichten… Über Euch… Wart Ihr wirklich erst fünfzehn wie ich, als Ihr Euer Dorf verlassen habt?“

„Fünfzehn?“, fragte Sakura lachend. „Nein, nein, mit fünfzehn war ich noch in Suna und musste mich nach Hause kämpfen… Ich war siebzehn, als ich gegangen bin, seit genau zwei Tagen. 30.3.74. Und das war nicht einmal geplant, hatte streng genommen nichts mit dieser Heiratspolitik zu tun… Deswegen tut man mir eigentlich Unrecht, oder eher andere, weil ich bisher die Einzige bin, die so verehrt wurde… Aber wie auch immer. Mit siebzehn bin ich gegangen. Mit achtzehn zurückgekommen und mit neunzehn hab ich geheiratet. Und ich bin eigentlich nur meinem jetzigen Mann nachgelaufen, nicht aus irgendeiner Zwangsehe geflüchtet… Na ja, man kann sagen, davor, aber ansonsten…“ Sie deutete auf Hiro. „Seine Eltern, die waren durch eine Hochzeit getrennt und er ist genau genommen so etwas wie das Symbol des Aufstandes damals. Immerhin ist er nicht nur durch Ehebruch entstanden, nein, er wurde auch noch während dieser ganzen Aktion an dem Ort geboren, an dem wir uns sozusagen verkrochen hatten… Aber sag ihm davon nichts, ansonsten wird er noch größenwahnsinnig.“ Reiko lachte. Nun deutete Sakura auf Aimi. „Ihre Eltern waren richtige Trendverräter, sind direkt durchgebrannt und alles. Aber sie ist erst zwei Jahre nach dieser Aktion geboren worden…“ Ein Wunder, konnte man in Gedanken noch hinzusetzen. Sakura seufzte. „Allerdings bist du wohl nicht zum Weglaufen geeignet…“, stellte sie fest, Reiko nickte. „Aber bring dich nicht um. Vielleicht ist er ja gar nicht so schlimm. Und wenn doch…“ Sie begann in einer Tasche zu wühlen, bis sie einen kleinen Flakon mit durchsichtiger Flüssigkeit herausholte. „Dann schütte ihm das ins Glas, oder so. Ist ein Gift. Ich sag dir nicht, wie es funktioniert, aber man wird dir nichts nachweisen können. Halt aber bloß die Klappe, okay? Kommt nicht so gut, wenn es rauskommt, dass ich Gifte an kleine Mädchen verteile… Und jetzt geh schlafen. Versteck das Gift aber gut!“

„In Ordnung!“, sagte Reiko enthusiastisch und fügte sich den Anweisungen.
 

„Wie weit ist es noch?“, jammerte Hiro am nächsten Nachmittag, als sie den ganzen Tag durchgereist waren.

„Nicht mehr so weit.“, antwortete Sakura. „Aber weil du so langsam bist, kommen wir erst morgen an… Dafür müssen wir uns auf dem Rückweg beeilen, verstanden? Ihr solltet heute so wie so Ausdauertraining haben, das holen wir dann morgen nach…“

„Können wir nicht ´ne Nacht in diesem Dorf verbringen?“, fragte Aimi, der das ständige Laufen auch nicht zu gefallen schien. „Meine Füße fühlen sich an, als wäre Onkel Chouji drüber gelaufen…“

„Tja, noch ein Grund, die übernächste Nacht nicht in diesem Dorf zu verbringen.“, stellte Sakura fest. „Wenn deine Füße wehtun, ist das gut, und wenn wir rasten, tun sie hinterher nur noch mehr weh…“

„Menno!“, maulte Aimi und schob ihre Unterlippe vor. Zu Hause wirkte das immer, allerdings schien sie vergessen zu haben, dass Sakura ebenfalls Töchter hatte und gegen den Schmollmund schon seit Jahren abgehärtet war. Plötzlich hörte Sakura rechts vor sich ein Rascheln im Gebüsch, dicht gefolgt von dem Geräusch, welches ein Pfeil verursachte, wenn er flog…

„ACHTUNG!“, brüllte sie Hiro zu, der glücklicherweise noch rechtzeitig zur Seite sprang, sodass der Pfeil neben ihm in den Boden einschlug. „Byakugan an und sagen, wie viele da sind!“, befahl Sakura ihm auch gleich, während sie ihr Schwert zog, und eilte vor ihre Klienten.

„Niemand mehr!“, behauptete Hiro verdutzt. „Alle weg, oder so, echt jetzt…“ Sakura fluchte, steckte ihr Schwert wieder ein und zog den Pfeil aus dem Boden.

„W-wer könnte es denn auf Hiro abgesehen haben?“, fragte Aimi überrascht. Sakura lachte bitter.

„Wenn der Schütze es auf Hiro abgesehen hatte, kann er noch schlechter zielen als ihr, und das will schon was heißen. Nein, das ist eher eine Drohung. Ich weiß nur nicht genau, wem sie gilt, von wem sie kommt und so was alles.“ Sie wandte sich an Gozaburo. „Sie werden wirklich nicht verfolgt?“

„Nein, ganz bestimmt nicht.“, erwiderte dieser mürrisch.

„Okay…“, machte Sakura und besah sich den Pfeil näher. „Sind aber wahrscheinlich nur harmlose Straßenräuber oder so, die unser Geld klauen wollen. Und mit denen könnt sogar ihr drei es aufnehmen. Das wichtigste ist immer, den Klienten zu schützen, solange den beiden nichts passiert, ist es egal, was mit euch ist. Aber da ich ehrlich gesagt keine Lust habe, von euren Müttern ins Nirvana befördert zu werden, hört mir gut zu: Ungefähr neunundneunzig Prozent aller Zivilisten sind vollkommen machtlos ohne ihre Waffen. Also ist es in einem Kampf gegen einen Solchen immer wichtig, ihn zuerst zu entwaffnen. Das geht am besten, indem ihr versucht, die Hände zu treffen. Am besten mit einem Kunai oder den eigenen Handkanten. Wenn ihr das geschafft habt, ist es eigentlich ein Leichtes, so einen Stinknormalen Straßenräuber umzulegen. Es sei denn, ihr habt´s mit mehreren auf einmal zu tun, dann rennt am besten weg. Und hütet euch vor Mistgabeln!“

„Hä? Mistgabeln?“, fragte Hiro verdutzt.

„Ach, nicht so wichtig…“, murmelte Sakura. Dieser Kommentar war ihr einfach so rausgerutscht…

„Und, äh…“, kam es von einer extrem blassen Aimi. „Ist mit umlegen wirklich… Töten gemeint?“

„Du kannst dich auch töten lassen, wenn du vorher unterschreibst, dass ich nicht dran Schuld bin.“, meinte Sakura darauf. „Natürlich, Aimi, oder glaubst du ernsthaft, du hast zum Spaß zwanzig verschiedene Wege gelernt, einen Menschen zu töten?“

„Oh…“, murmelte diese kleinlaut. „Ach so… Ja…“ Sakura lächelte sie mitleidig an.

„Keine Sorge, meistens laufen sie weg, bevor man sie töten muss.“, beruhigte sie das Mädchen. „Und das an sich ist nur ein gut gesetzter Stich mit einem Kunai, ein bisschen Blut, das war´s dann auch schon… Denk einfach nicht drüber nach, das ist am besten in solchen Fällen. Oder denk daran, was sie alles mit dir machen können, wenn du sie am Leben lässt…“

„Okay…“, murmelte Aimi.

„Aber es steht ja noch nicht einmal fest, ob wir wirklich angegriffen werden.“, meinte Sakura munter und setzte sich nun wieder in Bewegung.

„Stimmt, deine Haarfarbe könnte sie vergraulen, echt jetzt.“, meinte Hiro. Sakura grinste ihn geheimnisvoll an.

„Du ahnst gar nicht, wie Recht du damit haben könntest…“
 

„Müde!“, verkündete Hiro wenige Stunden später und ließ sich auf den Boden fallen.

„Wir können jetzt noch nicht rasten!“, widersprach Sakura. „Wir müssen heute noch aus diesem Wald hier rauskommen, ansonsten reisen wir noch bis morgen Nachmittag!“

„Und was wäre daran so schlimm?“, fragte Gozaburo mürrisch. „Sie tun ja gerade so, als wäre es eine Zumutung, mit uns zu reisen!“ Sakura lag die Antwort ‚Ist es auch’ auf der Zunge, jedoch besann sie sich noch rechtzeitig etwas Besserem.

„Das ist es selbstverständlich nicht.“, behauptete sie. „Aber ich habe Mann und Kinder zu Hause und mir ist nicht ganz wohl dabei, fast eine Woche wegzubleiben…“

„Und wieso ist jemand wie Sie dann noch als Kunoichi tätig?“, fragte Gozaburo missbilligend.

„Zugegeben, der Job bringt einiges an Risiken mit sich.“, gab sie gelassen zu. „Allerdings muss ich auch noch erwähnen, dass diese für mich wesentlich geringer sind als für den durchschnittlichen Shinobi.“

„So?“, fragte Gozaburo abfällig. „Und wo ist dann das Problem, wenn wir hier rasten?“

„Ich verstehe Ihre Argumentation zwar nicht ganz, Verzeihung, aber wenn sie dies so wollen… Ich dachte nur, wir sollten nach dem Vorfall heute Nachmittag ein wenig vorsichtiger sein, nicht, dass wir am Ende noch in einen Kampf verwickelt werden, oder so…“ Irgendwie kriegte Sakura es nicht mehr hin, nicht herablassend mit ihrem Klienten zu sprechen. Denn hey, seiner Tochter zur Folge verkörperte er alles, wogegen ein Teil ihres Lebenswerkes sprach. Oh Gott, wie dramatisch sich das anhörte. Und unfreundlich war der auch noch. Also, die Klienten waren echt nicht mehr das, was sie mal waren…

Gegen die Rast sprach eigentlich auch wirklich nichts, außer der Tatsache, dass sie im Wald leichter angreifbar waren als auf offener Straße, dort wurden sie zwar schneller gesehen, Angreifer dafür aber auch. Und da die Kleinen mit einer Wache im Wald garantiert überfordert wären, wäre das nun schon die zweite schlaflose Nacht für sie in Folge, und das wäre gar nicht gut… Drei, vier Stunden braucht sie jeden zweiten Tag mindestens, ja, mindestens, und das war noch an ihrer besten Zeit gemessen; mittlerweile war sie sich ziemlich sicher, dass ihre Grenzen ein wenig woanders lagen, sonderlich jung war sie ja nicht mehr. Irgendwie deprimierend…

Viel deprimierender war allerdings die Tatsache, dass ihr selbst, kurz nachdem alle anderen nach wenigen Sekunden eingeschlafen waren, Moment, wenige Sekunde, also, so müde konnten die doch wirklich nicht sein, beinahe die Augen zufielen. Nein, das durfte doch nicht wahr sein! Sie war den ganzen Tag nur in normalem Spaziertempo gelaufen, früher hatte sie mit vier Stunden Schlaf in zwei Tagen durch die Bäume springen können! Es war doch nicht normal, so schnell müde zu sein, zumindest nicht für sie, sie hatte sieben Kinder groß gezogen, die ihr gelegentlich noch viel weniger Schlaf gegönnt hatten, sie durfte nicht einschlafen…

Durfte nicht… Irgendwas roch hier komisch… Und wieso war die Luft so lila? Plötzlich musste sie husten… Und ihre Lider wurden noch schwerer… Verdammt, warum hustete sie? Sie hasste Husten… Nicht einschlafen… Okay, sie hustete, schlief fast ein… Es roch komisch… Die Luft war lila… Lila… Luft war doch nicht lila… Nicht einschlafen… Da hatte doch was geraschelt… Dieser Husten wollte einfach nicht aufhören… Nicht einschlafen… Verdammt, sogar denken war… Schwierig… Nicht… Einschlafen…

Schwarz.
 

~
 

„Isch hob dir doch jesachd, du sollsd de Gejend ausbaldowern! Un wos mochst dü? Stapfsd da mit deene Kwadradlaadschn dursch de Wälder und könnesd von wer weeß wem geseehn weadön!“

„Ja, aber Scheff, ick hab doch nur dat jemacht, was sie mir jesacht haben!“

„Muss isch denn alles dreemal sache? Du solls de Glozzn off machen wenne duch´n Wald jehst! Wia müssen hier bleeben, bis unserö Aufdragsgebör hier sin´ un´ die Beude abholen! Und des könnde ´n bissschen schwierig werdön, wennde wie´n Elöfand dusch den Wald stapfsd und so de gesammte Aufmergsamkeet auf disch lengen dust!“

„Ja, aber Scheff, wer sollte uns denn hia schon finde? Ick meen, wia sind hia mitten in de Walachei und keene Menschenseele tut hier mal vorbeekommen!“

„Das inderessierd misch ned! Wia habön schdrigde Anweesungen und an die ham wa uns zu haldön! Un dasu gehörd, dass wa uns unauffällisch verhalden sollen! Und isch find es jar nischt unauffällisch, wennde da dursch de Wälder stabfst und ´n Raudau machs wie ´n ganses Badallion!“

Über diese interessante Unterhaltung hinweg konnte Sakura ihre Gedanken ordnen und weiter so tun, als würde sie schlafen. Das konnte sie immer noch gut. Und ihre geordneten Gedanken sagten ihr, dass sie auf hartem Steinboden, gefesselt an drei weitere Personen, saß, und sich mindestens zwei weitere Personen in dort befanden, wahrscheinlich in einer Höhle. Und irgendwie sprachen ihre Kidnapper komisch. Sehr komisch. Erinnerte sie irgendwie an was. Sie schlug die Augen auf und sah als erstes fünf Männer, vielleicht etwas älter als sie, schäbig gekleidet und mit improvisierten Waffen. Ein schlechter Bogen, ein paar billige Schwerter. Eine Mistgabel war leider nicht dabei, auch wenn die vollkommen ins Schema gepasst hätte. Als nächstes fiel ihr Blick auf ihre Klienten, die aneinander gefesselt an einer Höhlenwand lehnten und noch schliefen. Und danach auf einen wimmernden, zusammen geschnürten Hund am Boden vor ihnen. Nicht einmal vor Tieren machten die heut zu Tage noch halt, das hätte es früher nicht gegeben. Verdammt, sie musste ganz dringend aufhören, sich über ihre eigene Situation lustig zu machen. Sie war doch nicht Natsuki, die das ja so wie so immer hinkriegte. Äh, irgendwie die falschen Gedankengänge, wenn man als Sensei an seine Schüler gefesselt in einer Höhle sitzt und komisch von einer Hand voll Straßenräubern mittleren Alters angeguckt wird. Oder eher lüstern. Hach Gott. Jetzt wusste sie, wieso Sasuke nicht wollte, dass sie, in seinen Worten, Ausschnitte bis in die Kniekehlen trug. In Konoha guckte sie aber niemand so an. Na ja, in Konoha wusste auch jeder genaustens über die Mörderblicke ihres recht beschützerischen Zeitbomben-Ehemannes Bescheid… Oder auch nicht. Egal. Neben ihr regte sich etwas.

„W… Was is´n hier los?“, murmelte neben ihr verschlafen ihr Lieblingsschüler.

„Das, mein Lieber Hiro, ist deine erste Gefangennahme.“, berichtete Sakura zischend. „Herzlichen Glückwunsch!“

„WAS?“, kreischte Hiro. Er hatte den Mädchenschrei schon genauso gut drauf wie es sein Vater in seinem Alter getan hatte.

„AAAAAH!“, kreischte nun auch das weibliche Teammitglied, hinter Sakura. „Was, was, was… Wo bin ich hier?“

„Jeds hörd doch ma alle auf so rumzublägn!“, polterte der offensichtliche Anführer. „Ansonsden werden wa noch endegd!“

„Was is´n los?“, murmelte das letzte Teammitglied, welches anscheinend einen sehr festen Schlaf hatte, was so gar nicht mit den Veranlagungen seiner Eltern übereinstimmte.

„Was hier los is, wolld ihr wissen?“, fragte der Anführer. „Na, das hädded ihr wohl gern!“

„Ja, allerdings.“, bestätigte Sakura. Ihr war da gerade etwas eingefallen. „Was fällt euch ein, uns einfach gefangen zu nehmen? Habt ihr nicht auch der Göttin der Heilung, freien Liebe und schrecklichen Haarfarben ewige Treue geschworen?“ Zumindest hatte sie ihren Ruf unter Straßenräubern und Ähnlichem ungefähr so in Erinnerung. Manchmal hatten Reisende ihr sogar deswegen den ein oder anderen Gefallen getan, oder Straßenräuber für sie irgendwas besorgt, oder so…

„Wia? Nee.“, antwortete der Anführer. „Des warn de westlischän Bandidän. Wia, wia sin´ aber die östlischen Bandidän, das is wos ganz anderes!“

„Ja, das hört man irgendwie…“, murmelte Sakura. „Das beantwortet immer noch nicht meine Frage, was ihr mit uns vorhabt.“

„Gar nicks!“, behauptete ein anderer Bandit. „Wir folgen nur einem Auftrag!“

„Von wem?“, fragte Sakura weiter.

„Det sachen wa dir doch nisch!“, erwiderte der Anführer gereizt. „Det wirse schon früh genuch erfahren! Un zwoar, wenn unsa Aufdraggebör hier aufdauchen dut!“

„Du, Scheff?“, fragte ein weiterer der Banditen. „Wen von denen da will dea Aufdraggebör eigentlisch haben? Isch meen, können wa nisch vielleeschd…?“

„Keene Ahnung.“, antwortete der Anführer. „Wia sollden de Grubbe da endführe und mid denen hia warden, oder? Is da irgendwas von wejen, wen der denn nu haben will?“

„Ne, irjendwie nisch. Aber gönnen wir uns nicht eene von den schnuggelischen…“

„Ne, am Ende is des noch jegen die Anweesungen!“, riet der Anführer ab, wobei er allerdings einen ganz und gar nicht abgeneigten Blick über seine Gefangenen schweifen ließ. Sakura spürte Hiro neben sich schlucken.

„Also…“, begann er. „Wenn du es schaffst, uns alle hier lebend und jungfräulich rauszukriegen, dann hab ich Respekt vor dir.“ Sakura grinste.

„Also, lebend ist ja kein Problem…“, meinte sie. „Aber jungfräulich könnte schwierig werden…“

„W… Was?“, wimmerte Hiro neben ihr, während Aimi hinter ihr erstarrte.

„Ach, mach dir keine Sorgen, Hiro.“, beruhigte Sakura ihn. „Kleine, freche Jungen mit komischen Augen kommen eh immer zuletzt dran, also…“ Nun begann Aimi ebenfalls zu wimmern. Sakura verdrehte die Augen. „Mein Gott, das war ein Witz!“, brummte sie genervt. „Euch krieg ich schon noch sowohl lebend als auch jungfräulich hier raus, nur bei mit könnte es schwierig werden, mich auch nur irgendwo jungfräulich rauszukriegen… Ich mein, nach sieben Kindern…“

„Dich zähl ich doch nicht zu alle!“, fauchte Hiro aufgebracht.

„Ach, nicht?“, fragte Sakura. „Na, was für einen tollen Teamgeist du doch hast… Hat dein Vater dir nie erklärt, was Solidarität bedeutet?“

„Solida… Dingsbums?“, fragte Hiro verwirrt. Sakura seufzte.

„Alles klar, dann weiß ich schon, was ich euch als nächstes beibringe. Muss ich euch wohl auch aneinander ketten und nie mehr als zehn Meter voneinander entfernen lassen… Das schweißt zusammen, das könnt ihr mir glauben…“

„Oh, ja, nur gelegentlich ein wenig zu sehr, echt jetzt.“, bemerkte Hiro.

„Stimmt. Das ist mir bei euch aber egal.“, erklärte Sakura gelassen. Sie sollte wirklich wieder anfangen, solche Situationen ernst zu nehmen. Aber hey, es waren fünf Straßenräuber gegen sie, daran gab es eigentlich nichts ernstes, außer die Tatsache, dass sie gefesselt war, nicht wusste, wie viele Leute sie abholen kommen würden und außerdem fünf Personen beschützen musste. Aber sie hatte Herausforderungen schon immer gemocht. „Hiro, leih mir mal deine Hand.“

„Die brauch ich aber noch!“, protestierte dieser.

„Hach je, dann mach eben die andere Hälfte der Handzeichen, die ich gleich machen werde.“, zischte Sakura ihm zu, ohne dass ihre Entführer sie hören konnten. „Entfesselungstechnik, alles mit meinem Chakra, aber ich brauche deine Hand für die Handzeichen, mit einer Hand geht das nämlich nicht.“ Grummelnd leistete Hiro ihren Anweisungen Folge.

„Wieso hast du das eigentlich nicht schon früher gemacht?“, fragte er grummelnd.

„Weil ich versuchen wollte, herauszufinden, was die von uns wollen.“, erklärte Sakura, während sie zusammen mit Hiro ein paar simple Handzeichen formte. Wenige Sekunden später fielen die Fesseln.

„Beschützt die Klienten und befreit sie von ihren Fesseln.“, befahl Sakura zischend, während sie in ihrer Position verharrten. „Ich kümmere mich um den Rest.“

Und von da an ging alles furchtbar schnell. Sie standen synchron auf, die drei Genins stürmten auf die Klienten zu, nicht ohne dass Kazuya sich vorher noch seinen Hund griff, Sakura zog ihr Schwert und rammte es dem erstbesten Banditen in die Brust, schneller als dieser „Oh, gugge Mal!“, sagen konnte. Den Überraschungseffekt ausnutzend rammte Sakura auch noch einem weiteren Banditen das Schwert in den Magen, bevor die übrigen drei sich erhoben und sie mit ihren billigen, unausbalancierten und deswegen eigentlich nutzlosen Schwertern angriffen. Mit einer Hand am Schwertgriff blockte Sakura eines der Schwerter ab, während sie gleichzeitig einen weiteren Angriff dadurch stoppte, dass sie einem anderen Banditen mit der Handkante gegen das Handgelenk schlug, sodass dieser seine Waffe fallen ließ und Sakura gleichzeitig dem dritten hinter ihr in den Magen trat, sodass er quer durch die Höhle flog, gegen die Wand schlug und bei den Kindern liegen blieb, die sich einen Spaß daraus machten, ihn zu treten, anstatt die Klienten zu beschützen, wobei speziell Aimi ein paar sehr, sehr fiese Tritte anwandte. Aber all dies bekam Sakura nur am Rande mit, während sie sich einmal drehte, das Schwert dabei mit sich schwang und dabei beiden Banditen die Köpfe abschlug. Nur leicht außer Atem wandte sie sich um, rannte auf den Übrigen zu, der am Boden lag, halb bewusstlos, und immer noch von den drei Genins getreten wurde, bis sie sie schließlich erreichte und den Banditen am Kragen packte, zu sich hochzog und ihm das Schwert an die Kehle hielt.

„Wer sind eure Auftraggeber?“, zischte sie.

„Tja, dat wüsstesse wohl jerne, hm?“, fragte dieser und brachte sogar noch ein Grinsen zu Stande.

„Ja, allerdings.“, bestätigte sie sauer. „Für dich gibt es nämlich nur noch zwei Optionen; entweder sagst du mir, wer euch beauftragt hat und ich töte dich kurz und fast schmerzlos, oder du schweigst und ich lasse dich hier elendig und langwierig verrecken. Na, redest du?“

„Ne.“, erwiderte der Bandit. „Ick sterbe mit Ehre.“ Sakura verengte die Augen.

„Na dann, vie Spaß dabei…“ Mit diesen Worten ließ sie den Banditen fallen, nicht ohne ihm vorher noch ein X auf den Oberkörper zu ritzen, nicht tief genug, um sofort zu töten, aber gerade so, dass er in etwas zehn Minuten daran verblutet wäre.

„Igitt.“, kam es von Aimi, die den Blick von den Leichen abwandte.

„Was für eine Sauerei, echt jetzt.“, bemerkte Hiro, der reichlich blass um die Nase war.

„Kannst ja gerne hier sauber machen.“, schlug Sakura vor. „Wir müssen nur schnell weg von hier…“ Ihre Klienten hatten sich immer noch nicht von dem Schlafgas erholt, sodass sie sich Gozaburo schnappte und ihn auf ihren Rücken packte. „Einer von euch muss Reiko nehmen, wir bringen die beiden schnell dorthin, wo sie hinwollten und verschwinden dann wieder, allerdings nehmen wir einen Umweg. Immerhin wissen wir nicht, wer hier hinter wem her ist. Diese ominösen Auftraggeber könnten hinter unseren Klienten her sein, wäre nicht das erste Mal, dass Leute lügen, um weniger Geld für eine Mission zahlen zu müssen, oder hinter einem von uns.“

„Wer sollte denn jemanden von uns entführen wollen, oder so?“, fragte Aimi verwirrt, während sie Reiko auf Kazuyas Rücken lud.

„Keine Ahnung.“, log Sakura. „Ich denke nur, dass wir schnell hier verschwinden sollten…“ Also, genau genommen hatte sie eine Ahnung, wenn auch nur eine sehr, sehr vage… „Kommt ihr?“

„Aye, aye, Sensei!“, ertönte es dreistimmig. Sakura grinste. Das gefiel ihr schon besser…
 

~
 

„Wo kommst du denn her?“, stöhnte Sasuke genervt, zwei Tage später und mitten in der Nacht, als Sakura sich, erschöpft wie sonst was, ohne Rücksicht auf Verluste ins Bett geworfen hatte.

„Mission…“, murmelte sie, ebenso halb auf ihm liegend wie schlafend.

„Sollte die nicht nur vier Tage dauern?“, fragte Sasuke.

„Hn.“, machte Sakura. „Gab ein paar Probleme. Nette, komisch sprechende Straßenräuber, die uns im Auftrag von Unbekannt gefangen genommen haben. Konnte leider keine Mistgabel von dir grüßen. Na ja, nichts Besonderes, eigentlich. Echt jetzt…“
 

§
 

„Na sieh mal einer an.“ Wir befinden uns zwei Tage vor der obigen Szene am Ort des Fünfleichenmassakers. „Hat sie sich wohl wieder mal freigekämpft. Na ja, wen wundert´s. Allerdings hab ich langsam wirklich keinen Bock mehr, ihr hinterher zu rennen, aber tja, Anweisung ist Anweisung. Und die Hoffnung, dass er sie irgendwann mal aufgeben könnte, hab ich ja schon lange aufgegeben. Solltest du auch tun. Er benutzt dich eh nur. Der kommt nicht mehr von Pinky los, vergiss es. Wäre besser für dich.“ Einfühlsam, oder zumindest versuchte er es, legte der Sprecher, der einem bekannten Protagonisten recht ähnlich sah, seiner weiblichen Begleitung mit einer ähnlich auffälligen Haarfarbe die die Protagonistin, die man automatisch mit bereits erwähnten Protagonisten verband, eine Hand auf die Schulter, die allerdings sofort einfror. „Hey, du weißt doch, dass ich Recht habe. Da kannst du mich so böse angucken, wie du willst, Yuki…“
 


 

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Muhahahahahaha xD Jeder, der jetzt nicht weiß, wer der ominöse Auftraggeber und die beiden Personen am Ende sind, darf sich jetzt gehauen fühlen xD hey, da fällt mir ein, Tasamu braucht noch seine eigene Charakterbeschreibung ôo mal schauen… er hat zwar weniger Auftritte, aber streng genommen ist er genauso wichtig wie Yuki oO’ äh… die Yuki. Der Yuki is am Ende noch wichtiger als beide zusammen, also… *hust*

Jap, ich bin ziemlich früh im Plot angekommen ôo 4. Kapitel… ANL3 hatte ja von Anfang an einen ziemlich deutlichen Plot… Bei ANL2 war es auch Kapitel 4 oO’ aber bei ANL1 fingen die wirklich wichtigen Ereignisse erst im 5. Kapitel an… Und bei ANL5 wird der Plot beginnen, bevor ANL5 beginnt xD Ach, egal…

Jedenfalls, dies hier war das letzte Nostalgie-Kapitel. Im nächsten geht´s dann richtig los mit den Kiddis… Ne, eher nicht… Aber es passiert was Neues! Jaaah!

Dieses Kappi is irgendwie komisch ._. so lang… Und wenn das hier schon lang ist… Oh Gott, was kommt dann erst noch? oO’ Hilfe… Und hey, 60 Kommis bis zu den 200 xD und der 200. Kommentator darf sich ein Timeskip-Bild von einem der Kiddis wünschen… Hehe… Na, das ist doch was, oder? xD

Wir knobeln um den Kagen

Konohagakure am 20.5.88
 


 

Seit der mehr oder minder erfolgreichen C-Mission, ja, das war sie geblieben, waren ja immerhin nur Straßenräuber gewesen, die sie ja nicht einmal direkt angegriffen hatten, also nichts Ernstes, neiiin, es war auch kein Schlafgas benutzt worden, die Banditen hatten nicht im Auftrag von irgendwem gehandelt, der Osten war auch gar keine gefährliche Ecke und die Banditen an sich erinnerten auch nicht unmittelbar an diverse, unschöne Ereignisse in der Vergangenheit, damit ist jetzt nur indirekt die Mistgabel gemeint, oder so, war ja alles ganz harmlos, nicht besorgniserregend oder ähnliches, jedenfalls war seitdem etwa ein Monat vergangen, Sakuras Team war irgendwie nicht mehr ganz so scharf auf C-Missionen gewesen, tja, die ersten Leichen prägten eben, die konnten froh sein, nicht in einer der Kriegsphasen Genins gewesen zu sein, dann wären ihre Überlebenschancen gleich null gewesen, während die anderen beiden Teams sich so wie so nur mit D-Missionen beschäftigt hatten, abgesehen davon, dass Sasuke und sein Team, sprich, Tsugumi, Tsuyoshi und Shikkun, vorgestern zu ihrer ersten C-Mission aufgebrochen haben, ja, die drei hatten sich einigermaßen anständig verhalten bis dahin, zumindest nachdem sie die Geschichte von der Pseudo-C-Mission ohne besorgniserregende Ereignisse gehört hatten, vorher hatte Tsugumi ein wenig Terror gemacht, ihr wäre ja immer noch so langweilig, und eigentlich sollten sie heute schon von der Mission zurückkommen, aber hey, komische Sachen passieren ja andauernd auf irgendwelchen Missionen, und erst Recht, wenn man Pechmagneten dabei hatte.

Die Autorin möchte an dieser Stelle einschieben, dass der vorangegangene Satz zweihundertzweiunddreißig Wörter lang war, was ihren neuen Rekord darstellt.

Jedenfalls, Sakura hatte sehr, sehr früh festgestellt, dass sie von Pechmagneten umgeben war. Nach ihrer ersten C-Mission um genau zu sein. Auch wenn ihr die wirklichen Ausmaße dieses Problems erst aufgefallen, als sie dann mal geschnallt hatte, dass man sie in die Dauergesellschaft der Objekte der Begierde der beiden gefährlichsten und einzigen Nuke-Nins des Dorfes zusammen gesteckt hatte. Obwohl dies ja nur temporär gewesen war. Aber auch hinterher schienen Sasuke und Naruto das Pech nur so anzuziehen, und na ja, irgendwie hatten sie sie damit angesteckt. Und sollten die beiden diese Eigenschaft auch noch auf ihre Kinder übertragen haben, na dann, viel Spaß, wir sind alle dem Untergang geweiht.

Auch wenn Sakura, und das sprach gegen diese These, das Gefühl hatte, dass das Auftauchen der Banditen weniger mit Hiros geerbtem Pechmagneten zu tun hatte, als mit ihr und ein paar alten Bekannten.

Aber hey, wir wollen hier ja nicht den Teufel an die Wand malen.

Außerdem hatte Sakura andere Sorgen.

Sie stand nämlich, mal wieder, in der Küche und spülte, es war früher Abend, regnete ziemlich heftig, direkt vor der Spüle war ein Fenster, wieso auch immer, und irgendwie sollten Sasuke und sein Team schon längst von der Mission zurück sein.

Es ging nicht sonderlich weit weg, nicht einmal in die Nähe der Grenze, sondern nur die Hälfte der Strecke in Richtung Nordwesten. Außerdem sollten sie irgendwie eine größere Gruppe eskortieren oder so, sonderlich viel hatte Sasuke nicht erzählt, bevor er vorgestern losgezogen war, Tsugumi und Tsuyoshi waren zu beschäftigt mit packen gewesen, um irgendwas erzählen zu können. Immerhin hatten die beiden damit noch überhaupt keine Erfahrung und mussten noch nachdenken, was sie in ihre Rucksäcke packen mussten.

Sakura derweil musste nachdenken, wann sie das letzte Mal hatte nachdenken müssen, als sie einen Rucksack gepackt hatte. Wahrscheinlich damals, als sie zur Joninprüfung aufgebrochen war, da hatte sie ja keine Ahnung gehabt, was sie erwartete. Danach hatte Tsunade ja den Rucksack für sie gepackt und durch diesen Rucksack hatte sie fortan immer gewusst, was sie einpacken musste. Komisch, irgendwie. Aber wahr. In ihrer kurzen Zeit als ANBU hatte sie immer das Richtige dabei gehabt und später hatte sie manchmal, nein, sehr oft, vor Missionen Sasukes Rucksack gepackt, weil der elende Morgenmuffel ansonsten zu spät gekommen wäre. Er hatte zwar irgendwie was dagegen gehabt, dass sie andauernd in seinen Sachen rumgewühlt hatte, aber hey, sie waren so gut wie verheiratet gewesen und es war ja nicht so, dass er irgendwas zu verheimlichen hatte… Das hatte sie ihm zumindest immer unterstellt.

Sie grinste unbewusst. Jetzt machte sie sich schon über so etwas Gedanken, nur, um sich nicht sorgen zu müssen. Es war nämlich irgendwie gar nicht Sasuke-like zu spät von einer Mission zurück zu kommen…

„Mama?“, ertönte ein unverwechselbares zartes Stimmchen aus Richtung Tür.

„Was gibt’s, Sayuri?“, fragte Sakura und drehte sich halb um.

„Soll ich dir helfen?“

„Wenn du willst. Du kannst abtrocknen, ansonsten bin ich so wie so gleich fertig…“, schlug Sakura vor und rutschte ein wenig zur Seite, damit ihre Tochter sich neben sie stellen konnte. Manchmal war es schon was tolles, jemanden so hilfsbereites in der Familie zu haben, auch wenn Sakura sich ein wenig Sorgen um Sayuri machte; es war doch eigentlich nicht normal für eine Elfjährige, dermaßen oft und viel im Haushalt zu helfen, ohne, dass dies ihre Mission war, oder? Also, Tsugumi krümmte für so was freiwillig keinen Finger und Aimi machte sich nur nützlich, wenn es darum ging, irgendetwas in Tsuyoshis Zimmer zu machen… Bei den Jungs sah das ähnlich aus. Na ja, eigentlich genau so, Kazuya und Hiro beschwerten sich immer gleichermaßen über das Putzen im Uchihaanwesen, was allerdings die einzige D-Mission war, die Sakura ihnen nach der ein oder anderen Blamage bei anderen Leuten noch geben konnte.

Am meisten sorgte Sakura sich allerdings deswegen, weil Sayuri im Vergleich mit ihren Geschwistern immer die schwächlichste gewesen war; sie hatte als letztes Laufen gelernt, lief seit jeher am langsamsten, war nicht einmal halb so stark wie Tsugumi. Sie konnte nur gut zielen, nicht gut werfen, dazu fehlte ihr die Kraft, hatte einigermaßen gute Reflexe und war recht aufmerksam. All dies war zwar wichtig, aber wenn ihr Kraft und Ausdauer fehlten, konnte sie damit in einem Kampf keinen Blumenpott gewinnen.

Ein bitteres Lächeln stahl sich auf Sakuras Gesicht.

Es war selbstverständlich, dass alle ihre Kinder bereits von klein an Katon-Jutsus gelernt hatten, das war Sasuke irgendwie schon immer am wichtigsten gewesen, und da war Sayuri aufgefallen; sie hatte als erste den Dreh rausgehabt, wie sie ihr Chakra einsetzen musste und war somit ihren Geschwistern kurze Zeit vorausgewesen, bis diese den Dreh ebenfalls heraushatten und ohne großen Aufwand wesentlich mehr Feuer erzeugen konnten als sie. Und dieses Muster kam Sakura irgendwie bekannt vor… Und ließ sie davon ausgehen, dass Sayuri weniger Chakra besaß als ihre Geschwister. Wo sie das nur herhatte…

„Ich mache mir Sorgen…“, murmelte Sayuri plötzlich.

„Wieso?“, fragte Sakura überflüssigerweise.

„Nee-san und Nii-san sind in Gefahr.“, erklärte sie. „Ganz sicher. Das heißt, Papa ist auch in Gefahr.“

„Woher weißt du das?“, fragte Sakura überrascht, weil ihre Tochter sich soeben so sicher angehört hatte, wie nur selten.

„Ich… Weiß nicht. Ich spür das einfach.“, versuchte sie zu erklären. Sakura seufzte.

„Zerbrich dir nicht zu sehr den Kopf darüber.“, versuchte sie Sayuri zu beruhigen. „Wenn dein Vater in Lebensgefahr wäre, hätte mich schon längst zufälligerweise der Drang gepackt, ihm hinterher zu laufen und zu retten. Glaub mir, das funktioniert hundertprozentig.“

Ein weiteres bitteres Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. „Ich hab es zum Beispiel mal geschafft, durch mehrere Länder zu streifen und genau rechtzeitig anzukommen, als er schwer verletzt von einem Baum gefallen ist – vor meine Füße. Und als ich zwei Jahre in Suna gewesen bin, bin ich genau dann zurück gekommen, als er halbtot im Südwald herumgelegen hat und verblutet wäre, wäre ich auch nur ein paar Minuten später gekommen.“

„Aha.“, machte Sayuri und sah ihre Mutter bewundernd an. „Wieso musstest du durch mehrere Länder rennen?“

„Äh…“, machte Sakura, auf dem falschen Fuß erwischt. „Durch eine Verkettung mehr oder weniger unglücklicher Umstände, an die ich mich nicht mehr so wirklich erinnern kann…“ Guten Tag, liebe Halblüge, sind Sie auch mal wieder da? Lange nicht gesehen… „Ist schon lange her.“, schob Sakura noch nach.

„Ach so…“, murmelte Sayuri und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.

„Und, wie läuft es so mit deinem Team?“, fragte Sakura beiläufig. Ein weiterer Punkt, bei dem sie sich Sorgen um Sayuri machen musste; ihre Team. Das war nämlich irgendwie nicht so geeignet für jemanden wie sie…

„Oh, ist alles bestens.“, lächelte Sayuri, scheinbar glücklich. „Shikamaru-sensei ist zwar ziemlich streng und Makoto-kun und Shime-kun sind zwar beide viel stärker als ich, aber…“

„Ah, sind sie das?“, fragte Sakura, deren Stimme plötzlich einen bitteren Unterton bekommen hatte.

„Na ja, du weißt ja, wie gefährlich diese Insekten vom Aburameclan sind und Shime-kun hat auch noch richtig gefährliche Bienen in sich, aus dem Clan seiner Mutter…“, berichtete Sayuri. Für alle, die sich schon gewundert haben; der mysteriöse dritte Mann in ihrem Team war Aburame Shime, Sohn von Shino und einer Frau aus dem Kamizuruclan, einem Clan von Bienenbenutzern in Iwagakure, von denen Naruto ihr mal erzählt hatte. Dies war übrigens eine der wenigen Ehen, die die Revolution, das hörte sich irgendwie viel zu dramatisch an, überstanden hatte. „Und Makoto-kun ist halt… Makoto-kun.“, fuhr Sayuri fort. „Ich denke, nicht einmal Nee-san könnte es mit ihm aufnehmen…“ Sakura schnaubte.

„Lass dich von den beiden bloß nicht zu sehr einschüchtern.“, riet sie ihrer Tochter. „Und von deiner Schwester auch nicht. Irgendwann finden wir schon was für dich, indem du besser als alle anderen bist.“ Und irgendwie hatte Sakura auch schon eine dunkle Ahnung, was das sein könnte.

„A-Aber bitte nichts mit Kämpfen!“, forderte Sayuri. „Ich… Ich mag das nicht…“ Sakura lachte bitter.

„Ich fürchte, als Genin bleibt dir da vorher nichts anderes übrig. Wenn du das Chuuninexamen schaffst, sehen wir weiter…“

„D-Da muss man aber auch kämpfen, oder?“, fragte Sayuri.

„Ja, aber ich denke mal, mit ein bisschen Übung wird das nicht allzu schwer für dich.“, vermutete Sakura. „Also, als Team kommt ihr garantiert in die dritte Runde…“ Hatte bisher immerhin noch keinen Uchiha oder Hyuuga gegeben, der das beim ersten Mal nicht geschafft hatte und sie sah nicht ein, wieso sich das ändern sollte… „Und mit ein wenig Glück musst du den Kampf in der dritten Runde dann gar nicht mehr gewinnen, sondern nur durch taktische Fähigkeiten auffallen, also… Das wird schon.“ Und nun lächelte sie aufmunternd. Sayuri lächelte zurück, erleichtert, wie es schien. Eine Weile arbeiteten sie still weiter.

„Sakura-sensei!“, rief auf einmal eine ihr nur zu vertraute Stimme in die Küche.

„Was gibt´s, Hiro?“, fragte Sakura, ohne sich umzudrehen. Seit der C-Mission hatte Hiro sie so genannt. Duzen tat er sie zwar immer noch, aber das war doch wenigstens schon mal ein Fortschritt.

„Wann kommt Tsugumi-chan wieder?“, fragte Hiro gerade heraus. Sakura drehte sich halb um und zog eine Augenbraue hoch.

„Tsugumi-chan?“, wiederholte sie. Hiro drehte den Kopf weg und errötete ein wenig.

„Ja, und Tsuyoshi, ich mein, mir ist voll langweilig…“, fügte er hinzu. „Echt jetzt!“

„Ach so.“, meinte Sakura gedehnt. „Tja, also, eigentlich wollten sie heute zurückkommen, aber vielleicht sind sie langsamer als sonst, weil das Wetter so mies ist, oder so… Apropos. Hab ich dir nicht gesagt, du sollst mit Yuki und deiner Schwester trainieren?“

„Aber das ist voll ätzend, echt jetzt!“, beschwerte Hiro sich. „Die machen sich die ganze Zeit über mich lustig!“

„Ach?“, fragte Sakura. „Wieso das denn?“

„Weiß ich auch nicht, die haben voll keinen Respekt vor mir!“, erklärte Hiro.

„Und wieso nicht?“, fragte Sakura weiter.

„Na, weil die sich für so superstark halten!“, meinte Hiro aufgebracht.

„Dann beweis ihnen doch das Gegenteil.“, schlug Sakura vor.

„Versuche ich doch die ganze Zeit, aber die sind zu zweit gegen mich und haben noch dazu immer total viel Glück, irgendwie als ob die meine Bewegungen vorher sehen könnten, oder so, echt jetzt!“

„Und da gibst du einfach so auf?“, fragte Sakura. „Meine Güte, wenn die die ganze Zeit nur Glück haben, dann versuch´s doch so lange, bis du auch mal Glück hast!“

„Na, von mir aus…“, murmelte Hiro beleidigt, drehte sich um und ging. Seine Eltern waren nebenbei bemerkt arbeiten.

„Armer Hiro-kun.“, stellte Sayuri fest. „Mit Yuki und Yoko-chan gleichzeitig zu trainieren ist bestimmt frustrierend. Ich mein, gegen Yuki alleine kommt man ja schon kaum an…“ Sakura lachte erneut.

„Tut ihm ganz gut, mal ein wenig daran erinnert zu werden, dass er bei Weitem nicht der Beste ist.“, erklärte sie. „Und ja, Yuki und Yoko-chan auf einmal sind schon heftig. Wahrscheinlich noch heftiger als Tsugumi oder Makoto…“

„Unmöglich.“, behauptete Sayuri. „Die beiden sind doch viel jünger…“

„Und?“, fragte Sakura ungerührt. „Alter spielt bei Talent nur eine winzige Rolle, glaub mir.“

„Ach so…“, murmelte Sayuri. Sakura lächelte noch einmal aufmunternd.

„Aber manchmal kann man fehlendes Talent durch viel hartes Training wettmachen. Ich zum Beispiel, das einzige, wofür ich Talent hatte, war Chakrakontrolle. Und Theorie, aber das ist nebensächlich. Und heute… Na ja, das weißt du ja alles, zur Genüge.“ Sayuri lächelte noch einmal. Ja, sie wusste ziemlich gut, was ihre Mutter alles war. Oft genug hatte man sie auf der Straße angesprochen oder hinter ihrem Rücken darüber geflüstert. Könnte zwar auch irgendwas mit ihrem Vater oder dem Fächer auf besagtem Rücken zutun haben, aber das war nebensächlich.

Sayuri war bei den Drillingen übrigens die Einzige, die den Fächer auf der Rückseite ihres zitronengelben und hellgrünen Kleides trug; Tsugumi trug Ohrringe mit dem Zeichen, weil es so ganz und gar nicht zum orange ihres Oberteils passen wollte (Sasuke hatte übrigens fast einen Nervenzusammenbruch bekommen; seine Tochter trug freiwillig orange, ganz schlimm…) und Tsuyoshi trug es als Reißverschluss bei seiner Weste, die ganz eindeutig von seinem Vater abgeschaut, allerdings dunkelrot war. Eine weitere Farbe, zu der der Fächer nicht passte.

Aber damit hatte Sasuke ohne Nervenzusammenbruch leben können und es einfach auf die farbliche Orientierung von Sakura geschoben, die übrigens meistens ein dunkelrotes Oberteil trug (mit einen Ausschnitt bis in die Kniekehlen, wie zumindest Sasuke und Ino behaupteten, unabhängig voneinander) und folglich eher ihre Kette, die sie seitdem sie sie erhalten hatte nicht mehr abgelegt hatte. Nur wenn es sie mal überkam und sie eines ihrer schwarzen Oberteile anzog (ebenfalls mit Ausschnitt bis in die Kniekehlen) hatte sie den Fächer auf dem Rücken.

Die übrigen Uchihakinder trugen übrigens die normalen blauen oder schwarzen T-Shirts mit überdimensioniertem Kragen und Fächer auf dem Rücken, weil sie sich bisher nicht dagegen gewehrt hatten, das hatte nur ihre Mutter für sie getan, die diese Kragen einfach affig fand. Und gefährlich, immerhin hatte sie vor Jahren mal den einen oder anderen Trainingskampf wegen dieses Kragens gewonnen oder zu einem Unentschieden gemacht.

Okay, so gesehen waren die Dinger praktisch, aber trotzdem… Mittlerweile war sie übrigens mit Spülen fertig.

„Was für ein scheiß Wetter…“, murmelte sie und sah aus dem Fenster, während sie von Sekunde zu Sekunde besorgter wurde. „Sayuri, sei ein Schatz und mach schon mal das Badewasser heiß, okay? Und ruf bei der Gelegenheit auch alle rein…“

„Okay.“, antwortete Sayuri vergnügt und verließ die Küche, während Sakura schon mal anfing, das Essen zu kochen. Vorsichtshalber für acht Personen, falls Yoko und Hiro noch zum Essen bleiben würden und Sasuke mit Team rechtzeitig ankäme. Natsuki war auch noch auf einer Mission und wurde vor dem nächsten Tag nicht zurückerwartet, Hiroshi hatte eines von diesen Trainingsaktionen in der Vorakademie, oder auch Kindergarten genannt, die mehrere Tage dauerten

„Sind zu Hause!“, ertönte da plötzlich die Stimme eines mehr als miesepetrigen Sasukes durchs Anwesen.

„Na endlich!“, erwiderte Sakura, ließ alles stehen und liegen und eilte in den Flur. „Ich hab mir schon Sorgen – WIE SEHT IHR DENN AUS?“

„Nass, erschöpft, zerschnitten und blutig?“, mutmaßte Tsuyoshi. Und das traf es durchaus ziemlich gut.

„Ach du liebe Güte…“, murmelte Sakura, während sie Tsugumi und Shikkun, die beide ganz vorne standen, an den Armen packte und in die Wohnküche zog. „Was ist denn mit euch passiert?“

„Du hattest Recht.“, murmelte Tsugumi resigniert, auch wenn Sakura deutlich hören konnte, dass sie nur so tat. „Nadeln und Mistgabeln sind böse…“

„Jetzt sagt bloß nicht, dass… Ach du liebe Güte…“, schlussfolgerte Sakura und warf Sasuke einen entsetzten Blick zu.

„Tja, die Banditen mit Sprachfehler, die im Auftrag von Unbekannt handeln, sind wieder umtriebiger geworden.“, stellte Sasuke fest.

„Und wieso hast du dann kein Loch im Bauch?“, fragte Sakura, während sie Shikkun ohne Rücksicht auf Verluste die Reste seines Oberteils vom Körper streifte und eine Reihe von Schnittwunden heilte.

„Weil sie sich diesmal nicht nur auf mich beschränkt hatten.“, erklärte Sasuke.

„Und wieso ist Shikkun zuerst dran?“, fragte Tsuyoshi, der anscheinend am wenigsten Verletzungen hatte.

„Weil er nicht zur Familie gehört und seine Mutter mir ansonsten den Kopf abreißen wird…“, murmelte Sakura, die mittlerweile beim Rücken des Jungen angekommen war, der sich nicht großartig gewehrt hatte.

„Kaa-san kann zwar selbst heilen, aber okay… Und sie wird Ihnen eher für das Oberteil den Kopf abreißen.“, bemerkte Shikkun.

„Deine Mutter würde es aber nicht hinkriegen, dich komplett und ohne Narben zu heilen und das Oberteil war eh nicht mehr zu retten gewesen. Sollen wir´s bezahlen, oder so?“, fragte Sakura. „Und anstatt blöd rumzustehen und den Teppich einzusauen könntet ihr auch schon mal eure Oberteile ausziehen, verstanden?“, befahl sie den übrigen drei Verletzten, von denen einer dies schon getan hatte. Sasuke war ja mittlerweile so einigermaßen vertraut mit Sakuras Heilungsmethoden…

„Mama!“, empörte sich Tsugumi und krallte ihr Oberteil fest.

„Was ist?“, fragte Sakura. „Hast du nichts drunter, oder was?“

„Doch, aber… Ich kann doch nicht…“ Dabei wanderten Tsugumis Augen von Shikkun vor ihr rüber zu Hiro, der im Türrahmen stand und nun wesentlich interessierter als zuvor das Geschehen beobachtete. Sakura verdrehte die Augen.

„Komm einfach her und lass mich machen.“

Mit diesen Worten zog sie ihre älteste Tochter zu sich, platzierte eine Hand unter ihrem orangefarbenen Top, welches so wie so so gut wie komplett zerrissen war, und begann zu heilen, während sie rein aus Neugierde den Blick durch den Raum wandern und an Hiro hängenbleiben ließ, der irgendwie enttäuscht aussah… Und das im Alter von fast dreizehn Jahren. Tz…

„Wieso seid ihr von denen angegriffen worden und wir nicht?“, fragte Hiro neugierig, als Sakura begonnen hatte, Tsuyoshi zu heilen, Sasuke hatte zwar ein wenig mehr Verletzungen, konnte aber warten.

„Keine Ahnung.“, antwortete er.

„Und wieso hat Tsuyoshi am wenigsten Verletzungen?“, fragte Sakura, während sie nur einmal kurz über seine Arme strich.

„Keine Ahnung.“, wiederholte Sasuke. „Wahrscheinlich, weil er ein grünes Auge hat…“

„Und ein blaues.“, murmelte Sakura. „Yuki, wenn du schon nur da rumstehst und lästerst kannst du doch mal ein wenig Eis holen, oder?“

Yuki hatte zusammen mit Yoko mehr oder weniger unbemerkt den Raum betreten und sich flüsternd mit ihr unterhalten und dabei gelegentlich auf Tsugumi gezeigt. Nun verdrehte er die Augen und ging in die Küche, wo glücklicherweise noch nichts auf dem Herd stand. Währenddessen wandte sich Sakura Sasuke zu.

„Und wieso hast du es zugelassen, dass die drei so verletzt werden?“, fragte die missbilligend, während sie mit der Hand über sein Gesicht fuhr.

„Es waren ungefähr fünfzehn Banditen, die sich auf uns vier gestürzt haben, okay?“, erklärte Sasuke, während Sakura über seinen Oberkörper strich. Anscheinend hatte er wirklich sein Bestes gegeben, um die anderen drei zu schützen, denn ansonsten wäre er nicht einmal halb so schwer verletzt gewesen.

„Ah. Komisch. Bei uns waren´s nur fünf…“, bemerkte Sakura.

„Die euch nur entführen und nicht töten wollten.“, ergänzte Sasuke und hielt missbilligend ihre Hand fest, die sie garantiert mit Absicht so langsam über seinen Oberkörper wandern ließ.

„Du denkst anscheinend dasselbe darüber wie ich.“, stellte Sakura fest und schüttelte ihre Hand frei, um nun über seine Arme zu streichen und so die Schnitte und Einstiche zu heilen.

„Hn.“, war die vielsagende Antwort darauf.

„Aaaw, wieder beleidigt, weil ich dich zusammenflicken muss?“, fragte Sakura spöttisch und war nun mit der Heilung seiner Arme fertig, demzufolge waren ihre Hände auf seinen. „Musst du doch nicht beleidigt sein!“, fuhr sie fort und stellte sich auf die Zehenspitzen, was sie immer noch erniedrigend fand, und küsste ihn sanft. In jeder anderen Situation hätte er den Kuss wohl ein wenig… Äh… Enthusiastischer ist jetzt das falsche Wort… Zumindest anders erwidert. Und trotzdem reichte es schon aus, damit nach wenigen Sekunden von irgendwem ein verlegenes Räuspern zu hören war.

„Mama, Papa, muss das jetzt sein?“, fragte Tsugumi genervt, wie sie es immer tat, wenn ihre Eltern sich in ihrer Gegenwart auch nur berührten und Yuki ihr damit nicht zuvor kam. „Das ist peinlich!“

„Eigentlich solltest du dich langsam daran gewöhnt haben…“, bemerkte Sakura. Dann wandte sie sich Shikkun zu. „Und was machen wir jetzt mit dir? Eigentlich solltest du ja nach Hause, aber…“

„Du kannst ihn doch nicht alleine, in dem Regen und oben ohne nach Hause schicken!“, behauptete Tsugumi empört. „Ich mein, er wohnt am anderen Ende des Dorfes…“ Zum zweiten Mal an diesem Tag zog Sakura interessiert eine Augenbraue nach oben.

„Tsuyoshi, hol ihm mal eines von deinen Oberteilen. Ohne Fächer. Mit kommt irgendwie nicht so gut…“, befahl Sakura. Vor allem hatte sie so das Gefühl, dass ein Shirt mit Fächer hinten drauf bei Shikkun zu Hause nicht allzu lange überleben würde, dieser murmelte übrigens nur etwas, was sich irgendwie nach ‚lästig’ anhörte… „Aber stimmt, irgendwie hast du Recht, Tsugumi, seine Mutter wird mich umbringen, wenn ich ihn jetzt auch noch allein gehen lasse… Aber ich muss kochen…“ Nachdenklich sah Sakura in die Runde. Sasuke triefte immer noch und irgendwie wäre ihr nicht so ganz wohl dabei, eines ihrer Kinder mit zu schicken…

„Ich kann ihn doch nach Hause bringen!“, ertönte es aus dem Flur und wenige Sekunden später stand der Engel in ANBU-Uniform im Türrahmen.

„Natsuki?“, fragte Sakura überrascht. „Solltest du nicht erst morgen kommen? Ich hab jetzt gar nichts zu Essen für dich…“

„Macht nichts, ich hab schon gegessen.“, erzählte Natsuki, während sie sich die Schoner abstreifte.

„Ah ja?“, fragte Sakura interessiert. „Wo denn?“ Natsuki bis sich auf die Lippen.

„Bei einem Freund.“, antwortete sie knapp und im Nu lag die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf ihr. In all den Jahren, die Sakura sie nun schon kannte, war Natsuki niemals, aber auch wirklich niemals mit irgendwem liiert gewesen. Und das obwohl sie, wie es sich für eine Uchiha gehörte, mehrere Fanclubs und auch den ein oder anderen ernst zu nehmenden Verehrer hatte. Sasuke war schon ungeduldig geworden und hatte sie das ein oder andere Mal extrem taktvoll gefragt, ob sie sich nicht auch langsam mal am Wiederaufbau des Clans beteiligen wolle. Als kleine Anmerkung am Rande hatte er in ihrem Alter schon drei Kinder gehabt. Mindestens. Aber bisher hatte Natsuki sogar den Kontakt zu einem männlichen Individuum abgestritten…

„Bei einem männlichen Freund?“, fragte Sasuke nun, irgendwie sehr interessiert, was Sakura dazu brachte, auch die zweite Augenbraue zu heben.

Einerseits hatte Sasuke zwar irgendwie darauf gedrängt, dass Natsuki endlich mal einen Freund haben sollte, andererseits hatte Sakura keine Ahnung, wie er darauf wirklich reagieren würde. Wie war das doch gleich mit der komischen Angewohnheit von Männern, ihre jüngeren, weiblichen Familienmitgliedern vor so gut wie allem Männlichen schützen zu wollen? Also, nicht dass sie das je wirklich erlebt hätte, na gut, es hatte da schon die eine oder andere Szene gegeben, in der Neji Naruto ein wenig sehr verstimmt angestarrt hatte, als die Beziehung von Naruto und Hinata noch frisch gewesen war, war das wirklich schon über fünfzehn Jahre her?, und an Inos Vater, der es irgendwie auch immer versucht hatte, Ino von Jungs fernzuhalten, und hey, wie Sasuke mit seinem übernatürlich ausgeprägtem Beschützerinstinkt auf so was reagieren würde, wollte Sakura gar nicht erst wissen…

Auch wenn sie wohl nicht drum herum kam, immerhin gab es nicht nur Natsuki, sondern auch Tsugumi und Sayuri, die langsam in ein sehr gefährliches Alter kamen…

„Ja, bei einem männlichen Freund.“, bestätigte Natsuki, die anscheinend versuchte, ruhig zu bleiben.

„Kennen wir den?“, fragte Sasuke weiter. Sakura rollte mental die Augen. Hatte sie´s nicht kommen sehen?

„Nein. Ihr hattet nie viel mit zehn Jahre jüngeren Leuten zu tun, oder? Und falls du interessiert sein solltest, wir sind nur Freunde.“, erklärte Natsuki ein wenig genervt. „Wir hatten eine Mission zusammen, sind früher fertig geworden als erwartet und er hat mich halt zu sich nach Hause zum Essen eingeladen… Sonst nichts.“

„Ah…“, kam es von Sasuke, der ihr irgendwie nicht so ganz zu glauben schien.

„Lad ihn doch mal zu uns ein.“, schlug Sakura vor, die irgendwie die Situation… Na ja, nicht direkt retten, aber zumindest ein wenig entschärfen wollte.

„Lieber nicht.“, meinte Natsuki abwehrend. „Er hat keine Geschwister und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir ihn hier nicht ohne mehrere Traumata rauskriegen würden…“ Ja, irgendwie hatte Sakura dasselbe Gefühl, ohne den eventuell bald unglücklichen Herren zu kennen. Der würde nämlich nur mit einer auditiven Resorption der ultramaximalen Toleranzschwelle im Bereich der hypertransitiven Perkussionspneumatik (Ohrensausen), irgendwelchen anderen Ohrenleiden oder einem Rottrauma dieses Anwesen wieder verlassen können. Wer woran Schuld war, blieb abzuwarten. „Und soll ich Shikkun jetzt nach Hause bringen, oder nicht?“

Dieser trug mittlerweile ein dunkelrotes Shirt ohne Fächer, welches aber trotzdem höchstwahrscheinlich nicht lange überleben würde, und sah gelangweilt überall hin, nur nicht in Richtung Tsugumi, die ihn kritisch musterte und irgendwas von Wegen, rot stehe ihm so gar nicht, murmelte.

„Ja, sollst du und nimm ´nen Schirm mit.“, bestätigte Sakura. „Shikkun, grüß deine Mutter von mir und frag sie, ob wir das Shirt irgendwie bezahlen oder ersetzen sollen. Und erinnere deine Schwester daran, dass das Training trotz Regen morgen eine Stunde früher stattfindet, okay? Und ihr seid hier beide jederzeit willkommen…“ Solange ihr auch für die dabei auf sonderbare Weise abhanden kommenden Kleidungsstücke aufkommt, setzte sie in Gedanken hinzu und wandte sich wieder dem Essen zu, welches sie einfach auf den Arbeitsflächen hatte liegen lassen.

„Mama, ich will heute mal nichts mit Tomaten essen!“, beschwerte sich Tsugumi, die an ihr vorbei gelinst hatte.

„Wieso solltest du dir heute was zu essen wünschen dürfen?“, fragte Sakura ungerührt, während sie weiter Tomaten kleinschnitt. Das durften die Kinder nämlich eigentlich nur zu besonderen Ereignissen.

„Hmm… Vielleicht… Deswegen?“, vermutete Tsugumi, und als Sakura ihren Kopf zu ihr drehte, starrte sie in zwei rote Augen.

„Oh.“, machte sie einmal. „Oh!“, kam danach.

„Das sind doch Sharingan, oder?“, fragte Tsugumi ein wenig verunsichert, ja, sogar das konnte sie.

„Es ist rot, hat schwarze Zeichen drin… Tja, sieht so aus.“, stellte Sakura fest. „Ich bin beeindruckt…“

„Wieso hast du das nicht vorher gesagt?“, fragte Sasuke, der es sich schon mal am Tisch mehr oder weniger gemütlich gemacht hatte, mittlerweile auch wieder mit seiner heißgeliebten Lederweste.

„Ähm…“, murmelte Tsugumi und ihre Augen wanderten nach links, während man einen Hauch von rosa in ihrem Gesicht erkennen konnte. „Also… Ich dachte nur… Die Dinger sehen ja schon irgendwie gruselig aus…“

„Sie sehen nicht nur gruselig aus, sie sind es auch.“, erklärte Sakura, während sie die nun kleingeschnittenen Tomaten zusammen mit ziemlich viel Fleisch in eine Pfanne gab.

„Mama, ich will keine Tomaten!“, erinnerte Tsugumi. „Wieso müssen wir die jeden Tag essen?“ Sakura seufzte.

„Aus dem einfachen Grund, dass ich nur Dinge kochen kann, die irgendwie irgendwo Tomaten beinhalten.“, erklärte sie. „Liegt daran, dass ich, als meine Mutter angefangen hat, mir Kochen beizubringen, darauf bestanden habe, alles mit Tomaten kochen zu lernen.“ Sie räusperte sich. „Kannst ja mal Shikkun fragen, würde mich wundern, wenn´s bei ihm zu Hause anders aussehen würde. Wie auch immer. Als ich dann dazu gekommen bin, jeden Tag richtig zu kochen, wurde ich quasi dazu gezwungen, irgendwie alles tomatig zu machen. Das war auch der Hauptgrund, wieso Naruto meistens nicht hier gegessen hat… Und, nun ja, es ist schwer, sich das abzugewöhnen, außerdem müsste ich dann alles anders würzen und so weiter… Kannst dir ja zum Geburtstag was zu essen ohne Tomaten wünschen.“

„Ich mag aber Tomaten!“, widersprach Tsuyoshi. „Das ist unfair!“ Sakura verdrehte die Augen.

„Dann kriegt Tsugumi eben was anderes, aber heute nicht. Warte noch ein paar Monate, hm? Die letzten elf Jahre hast du ja auch mit Tomaten überstanden, oder?“

„Hn.“, machte Tsugumi beleidigt und trottete davon. „Ich geh mich umziehen…“
 

„Was können diese komischen Dinger jetzt eigentlich genau, außer, dass Nee-san aussieht wie auf einem schlechten Foto?“, fragte Yuki später beim Essen und wurde für diese Bemerkung von besagter Nee-san unter dem Tisch getreten.

„Bewegungen vorhersehen und Jutsus kopieren.“, erklärte Sasuke knapp. „Alles außer Kekkei Genkai.“

„Und später können die Dinger noch ganz andere, gruselige Dinge, die ihr am besten gar nicht erst lernt, wenn ihr sie mal habt.“, ergänzte Sakura.

„Wie kriegt man die denn?“, fragte Yuki weiter und wurde erneut getreten, diesmal allerdings von Yoko, die ihm einen wütenden und warnenden Blick zuwarf.

„Meistens, wenn man zum ersten Mal in Lebensgefahr gerät.“, erklärte Sasuke.

„Und wann normalerweise?“, fragte Yuki weiter. Sasuke zog eine Augenbraue hoch.

„Das ist ganz unterschiedlich…“, meinte er nur.

„Den Rekord hält derzeit Natsuki, sie hat ihre mit sechs bekommen.“, ergänzte Sakura. „Danach ihr Vater, der mit acht, wenn ich mich nicht irre.“ Keines der Kinder fragte da weiter nach, denn wenn sie etwas über Natsukis Vater wussten, dann war es, dass sie nicht danach fragen sollten. „Euer Vater hat sie mit zwölf bekommen. Tja, deine Tochter hat dich überholt.“, fügte sie an Sasuke gewandt hinzu. „Lass uns mal abwarten, wer das noch alles tut…“

„Tz…“, meinte Sasuke darauf. „Ich hatte meine Sharingan zwar erst mit zwölf, dafür aber in einem Jahr perfektioniert.“

Ein Husten ertönte aus Richtung Küchentür, zusammen mit einem schrägen Blick von Sakura.

„Ach, hallo Natsuki, auch wieder da?“, fragte sie an die Tür gewandt. „Möchtest du vielleicht ein Hustenbonbon.“

„Nein, danke.“, erwiderte Natsuki und setzte sich zu den anderen an den Tisch. „Nur einen Konjunktiv für seine letzte Aussage…“ Mittlerweile wusste sie nämlich von jedem kleineren und größeren Drama, bevor sie Konoha betreten hatte und auch von den Mangekyou Sharingan. Und, wie schon erwähnt, sie war eine eiserne Kämpferin für die Wahrheit, für die Sasuke und Sakura ihre sorglos aufgewachsenen Kinder aber noch ein wenig zu jung hielten. Fragende Blicke trafen nun die drei Erwachsenen im Raum, doch bevor sie erklären mussten, was ein Konjunktiv war, platzte plötzlich noch jemand an Natsuki vorbei in die Küche.

„Teme… Sakura-chan…“, begrüßte Naruto die Beiden außer Atem.

„Schon mal was von Klingeln oder Anklopfen gehört?“, fragte Sakura. „Ach, und wir essen gerade. Willst du was mit essen? Wenn nicht, dann warte wenigstens, bis Hiro und Yoko aufgegessen haben…“

„Nein!“, widersprach Naruto. „Keine Zeit! Tsunade-o-baa-chan will uns sprechen! Sofort!“

„Oh.“, kam es einstimmig, von Sakura und etwas leiser auch von Sasuke und die beiden erhoben sich automatisch.

„Wieso fühlt ihr euch bei ‚uns’ sofort angesprochen?“, fragte Tsugumi skeptisch und sah ihre Eltern an.

„Ist einfach so.“, erklärte Sakura. „Wenn er uns und Tsunade in einem Satz sagt, sind wir beide gemeint. Hat sich so eingebürgert. Stimmt doch auch, oder?“, fragte sie Naruto schließlich.

„Ja, ja, jetzt kommt!“, hetzte dieser. „Hiro-kun, Yoko-chan, eure Mutter kommt später, um euch abzuholen, okay? Bis dann!“

Und schon war er wieder weg. Sakura und Sasuke stürmten ihm hinterher, während sie einen eindeutigen Blick austauschten; wenn Naruto wegen etwas, was Tsunade mit ihnen vorhatte, so aus dem Häuschen war, gab es eigentlich nur eines, was kommen konnte…
 

/\
 

„Du bist dir sicher, dass du das tun willst?“

„Ja. Unsere Zeit ist vorbei, wir müssen Platz machen…“

„Ginge das nicht auch nur einfach durch deinen Rücktritt?“

„Nein. Du musst ja nicht mitmachen, wenn…“

„Du spinnst wohl.“

„Nicht mehr als du.“

„Wer von uns beiden plant denn…?“

„Unsere Zeit ist nun einmal vorbei! Sieh uns doch an, wir sind viel zu alt… Und bevor ich ungebraucht vor mich hin vegetiere…“

„Du musst doch noch nicht zurücktreten, dann braucht man dich noch und…“

„Doch, muss ich. Ich war schon viel zu lange Hokage, da kann ich ja irgendwie sogar froh sein, dass ich das Ende meiner Amtszeit selbst bestimme. Und heldenhaft auf dem Schlachtfeld zu sterben ist in diesen Zeiten äußerst schwierig geworden. Oder am Ende versage ich, wenn das Dorf mich braucht. Nein, danke. Konoha braucht einen neuen Hokagen.“

„Und was ist mit dem Krankenhaus? Du hättest immer noch…“

„Herrgott noch mal, das ist mir zu hektisch. Ich bin siebenundsechzig, auch wenn ich nicht so aussehe. Solltest du doch am besten wissen. Und ich bin müde. Da kann ich nicht mehr im Krankenhaus tätig sein… Außerdem ist doch für Ersatz gesorgt, also…“

„Du willst es also wirklich durchziehen?“

„Ja. Ich hab schon alles vorbereitet. Mach mit oder lass es bleiben… Sie kommen.“

In diesem Moment wurde das Büro von drei Personen gestürmt. Na gut, nur von einer, die anderen beiden kamen nur hinterher. Tsunade drehte sich aus der Umarmung von Jiraiya und vom Fenster weg und nahm hinter ihrem Schreibtisch platz.

„Da seid ihr ja endlich.“, bemerkte sie grimmig. „Wird auch Zeit.“

„Was gibt´s denn so wichtiges?“, fragte Naruto. Sasuke und Sakura tauschten wiederum Blicke aus.

„Ich will nicht mehr.“, sagte Tsunade gerade heraus. „Ich bin den Job Leid.“

„Hä?“, kam es von Naruto. Alle anderen Anwesenden seufzten.

„Ich trete zurück, ich gebe meinen Posten weiter und bla.“, erklärte Tsunade weiter.

„Echt jetzt?“, fragte Naruto. „An einen von uns?“

„Ne, Naruto, sie hat uns zum Spaß durchs halbe Dorf hetzen lassen.“, brummte Sakura, während sie Naruto mit einem ihrer Todesblicke bedachte.

„Würd ich ihr zutrauen…“, murmelte Sasuke.

„Tja, die Sache ist die.“, fuhr Tsunade fort. „Es gibt so ein paar bescheuerte Regeln die sagen, dass der nächste Hokage irgendwie die Mitanwärter in irgendeiner Sache besiegen muss, oder so…“

„Und wieso hat man sich da zumindest beim Yondaimen nicht mehr dran gehalten?“, platzte Sakura dazwischen. „Ich mein, kann sein, dass die Aufzeichnungen nicht so ganz stimmten, aber…“

„Was für Aufzeichnungen?“, fragte Sasuke.

„Na, die von deinem Vater. Fast so ähnlich wie Tagebücher. Hab ich die nie erwähnt?“, fragte Sakura verwirrt.

„Nein.“, war die schlichte Antwort.

„Ich hab dir nie von der extrem merkwürdigen, mir irgendwie bekannt vorkommenden und schon fast romantischen Freundschaft von deinem Vater und Narutos Vater erzählt?“, fragte Sakura weiter. Sie meinte doch, sich da an etwas erinnern zu können… Aber okay, sie war an diesem Tag erstens schwanger gewesen und hatte sich zweitens mit einer hysterischen und ebenfalls schwangeren Ino auseinander setzten müssen, die ein Foto von Itachi gefunden hatte („Gott, sieht der gut aus! Musste Sasuke den denn unbedingt töten? Hätten wir den nicht einfach einer narutorianischen hundertachtzig Grad Erleuchtung unterziehen und ihm somit jedes bisschen Bosheit austreiben können?“).

„Wie… Romantisch?“, fragte Naruto verstört, während er Sasuke panische Blicke zuwarf. „Wie können Freundschaften denn romantisch sein?“ Sakura lachte.

„Na, als ob ihr nicht der perfekte Beweis dafür wärt…“, meinte sie und grinste, während Sasuke und Naruto ganz, ganz langsam immer weiter von einander wegrutschten. „Aber das erkläre ich euch ein andermal…“, fügte sie noch hinzu, weil nun auch Tsunade so aussah, als würde sie ziemlich schnell ziemlich böse werden…

„Dankeschön.“, fauchte Tsunade. „Und um deine Ausgangsfrage zu beantworten; auf den Posten des vierten Hokagen gab es lustigerweise vier Anwärter; zwei wollten nicht, einer wurde kurz nachdem der Favorit verkündet wurde ein wenig wahnsinnig und noch dazu bei noch wahnsinnigeren Experimenten erwischt, da blieb nur noch der Favorit übrig, also.“

„Schön.“, kommentierte Sakura. „Es gibt drei Kandidaten und zwei wollen nicht. Und jetzt?“

„Interessiert mich das einen Scheißdreck.“, antwortete Tsunade grimmig. „Ihr müsst schon gegeneinander antreten, allerdings möglichst friedlich und ohne handgreiflich zu werden… Wenn das doch nötig ist, dann sucht euch ´nen schönen Ort weit weg, was weiß ich, ´n Wasserfall oder andere Denkmäler, die ihr verunstalten könnt, aber nicht hier, wo unschuldige Zivilisten in der Nähe sein könnten…“

„Schön, dass wir heute wieder alle in Erinnerungen schwelgen…“, brummte Sasuke.

„Jep, jetzt brauchen wir nur noch eine schöne, friedliche Disziplin in der wir uns messen können.“, stellte Sakura fest.

„Äh…“, machte Naruto. „Wir wär´s mir Schere-Stein-Papier?“ Tsunade klatschte sich die Hand vors Gesicht. „Was?“, empörte sich Naruto. „Das ist friedlich und so!“

„Ja, ja, von mir aus…“, brummte Tsunade. „Nur beeilt euch ein bisschen…“

Mehr oder weniger enthusiastisch wurde diesem Befehl Folge geleistet; Naruto war dabei der Einzige, auf den das Mehr zutraf. Und er war sogar so enthusiastisch, dass Sakura und sAsuke gar keine zeit hatten, sich stumm auf eine Strategie zu einigen, wie sie diesen Posten nicht übernehmen mussten. Denn hey, Mary-Sue-Wahrsageraugen mussten ja zu irgendwas gut sein, oder? Leider fing Naruto schon an zu zählen, bevor sie ihre stumme Diskussion zu Ende geführt hatten… Doch zum Glück war es so unentschieden, wie es nur sein konnte; Naruto hatte Stein, Sasuke Papier und Sakura Schere.

„Na, das war jetzt irgendwie unerwartet…“, brummte Jiraiya.

„Und wie.“, fügte Tsunade hinzu.

Nächste Runde; wieder hatte Naruto Stein, doch diesmal hatte Sasuke Schere und Sakura Papier. Passte auch irgendwie besser… In der Runde darauf hatten Sasuke und Sakura sich dann endlich durch winzige und vor Allem für Naruto, der das Ganze irgendwie ein wenig zu ernst nahm, unsichtbare Gesten so weit verständigt, dass Sakura schon mal wusste, was sie machen sollte, und das nur durch die Miene, die Sasuke zog. Demzufolge schied sie auch in der nächsten Runde aus, da sie Stein hatte, während die anderen beiden Papier hatten.

„Oh mein Gott, diese Spannung.“, bemerkte Tsunade beiläufig.

„Ich sterbe gleich, so spannend ist das.“, fügte Sakura hinzu. Naruto war wirklich ein wenig neben der Spur, wie es schien, ansonsten hätte er doch bemerken müssen, dass Sasukes Augen irgendwie ein wenig roter waren als sonst… Und er hätte sich auch nicht so unglaublich drüber gefreut, als er mit Schere gegen Sasuke gewann. Außerdem hätten ihn die mehr oder weniger, nein, das weniger lassen wir an dieser Stelle aus artistischen Gründen weg, zweifelnden Blicke aller anderen Anwesenden zumindest ein wenig allarmiert.

„Sasuke, ich glaube, wir haben Konoha soeben dem Untergang geweiht.“, stellte Sakura fest und lehnte sich dabei seitlich gegen den Angesprochenen.

„Stimmt.“, bestätigte Sasuke und legte ihr einen Arm um die Hüfte.. Naruto hörte plötzlich auf, sich zu freuen, und sah die beiden verwirrt an.

„Immerhin haben wir hier einen Hokagen, der selbst nach fast achtzehn Jahren immer noch nicht bemerkt, dass du bei so was schummelst.“, fuhr Sakura fort.

„Schummeln, hä?“, fragte Naruto. Ihm ging es heute wirklich nicht gut. „Aber ich hab doch gewonnen!“

„Eben.“, erklärte Sakura. „Sasuke hat deine Bewegungen vorausgesehen, eigentlich solltest du mittlerweile wissen, dass das Sharingan das kann, und darauf genau das gemacht, was verlieren würde. Und zwar, weil wir beide keinen Bock auf den Job haben. Ist allerdings irgendwie ziemlich peinlich für ´nen Hokagen, wenn er nicht einmal merkt, dass sein bester Freund und Trainingspartner seit achtzehn Jahren, dessen Fähigkeiten er eigentlich kennen müsste, ihn gewinnen lässt…“

„Naruto, ich glaube, sie plant, dich zu erpressen…“, stellte Tsunade beiläufig fest.

„Gut beobachtet.“, bestätigte Sakura und grinste.

„Und… Äh… Was willst du?“, fragte Naruto verwirrt.

„Plural bitte.“, forderte Sakura. „Denn wir wollen Mitbestimmungsrecht.“

„Wie meinst du das?“, fragte Naruto nun noch verwirrter. Sakura seufzte.

„Offiziell bist du der Kopf des ganzen Chaos hier, aber wir beide haben bei jeder deiner Endscheidungen das Recht, uns dazu zu äußern und dich dazu zu bringen, sie im Zweifelsfall zu ändern. Wenn wir beide absolut dagegen sind, ein bisschen Autorität lassen wir dir noch. Na ja, und ansonsten wollen wir halt wissen, was politisch so alles los ist. Klar soweit?“

„Kann ich mit leben.“, meinte Naruto und strahlte. „Ich kann´s immer noch nicht fassen… Ich bin Hokage!“

„Ja, toll.“, bestätigte Tsunade. „Das heißt, nein, eigentlich ist es nicht toll, Hokage zu sein. Viel zu viel Papierkram und so, aber ich denke mal, du wirst eine ruhigere Amtszeit haben, als ich… Ja, das sollte ein Vorwurf sein.“ Aber der war irgendwie ignoriert worden.

„Also… Den Hut kann ich ja übernehmen, den hatte sie eh nie auf… Aber was ist mit dem Mantel? Der ist mir wohl zu klein… Und der vom dritten Hokagen auch… Ich muss mir wohl ´nen neuen machen lassen… Argh, das ist bestimmt teuer…“, überlegte Naruto laut, wurde dafür aber zweimal auf den Hinterkopf geschlagen.

„Dope, du bist Hokage, da hat man einfach keine Geldsorgen mehr.“, brummte Sasuke.

„Außerdem haben wir noch den Mantel von deinem Vater im Familienbesitz… Na ja, nicht direkt Familienbesitz, wäre ja noch schöner, aber irgendwo im Anwesen hängt der noch.“, fügte Sakura hinzu.

„Gibt es eigentlich irgendwas von seinem Vater, was wir nicht haben?“, fragte Sasuke missbilligend.

„Kaum.“, antwortete Sakura. „Hättest du dir mal die ganzen Sachen in den beiden Räumen dafür angeguckt, wüsstest du, dass da so einiges ist, was irgendwie nicht so ganz…“ Sie wurde von einem Räuspern unterbrochen.

„Wenn ihr dann bitte gehen würdet? Die Details können wir morgen besprechen…“, murmelte Tsunade, ohne sie dabei anzusehen.

„D-Das hier ist jetzt aber mein Büro!“, widersprach Naruto. „Eigentlich hast du gar kein Recht mehr, mich hier rauszuwerfen, ich mein…“

„Offiziell bin ich noch Hokage.“, berichtigte Tsunade. „Außerdem habe ich die letzten siebzehn Jahre in diesem Büro verbracht, da darf ich mich doch wohl noch davon verabschieden…“

„Alles klar!“, meinte Naruto, immer noch strahlend. „Bis morgen dann!“

„Ach, und Sakura?“, rief Tsunade noch hinterher.

„Ja?“

„Jetzt, wo ich nichts mehr zu tun habe, könnten wir ja deine Abschlussprüfung nachholen…“, schlug sie vor und deutete auf das Siegel auf ihrer Stirn.

„Okay…“, meinte Sakura und zog besorgt eine Augenbraue hoch.

„Gut. Und jetzt verschwindet, vor morgen um sechs Uhr früh will ich hier niemanden mehr sehen…“

Nacheinander verließen die Drei das Büro, wobei Sakura als Letzte ging und ihrer ehemaligen Meisterin einen besorgten Blick zuwarf.
 

~-´`-~
 

„Ich bin Hokage, ich bin Hokage!“, trällerte Naruto, während sie sich auf den Heimweg machten.

„Ja, ich glaube, das wissen mittlerweile alle.“, brummte Sasuke.

„Wieso habt ihr mich eigentlich gewinnen lassen? Nur, weil ihr keinen Bock drauf habt?“, fragte Naruto ungerührt.

„Größtenteils.“, antwortete Sakura. „Wir beide haben mit unserem Kindergarten und unseren Teams, obwohl sich das bei ihm ja überschneidet, genug zu tun, da können wir uns nicht auch noch um den Rest des Dorfes kümmern.“

„Außerdem hast du dich doch schon mit den Worten ‚Ich heiße Naruto Uzumaki und werde Hokage’ vorgestellt. Wieso sollten wir das dann noch machen?“, fügte Sasuke hinzu.

„Ach, du erinnerst dich ja doch daran…“, zischte Sakura.

„Natürlich, aber keine alten Geschichten mehr, davon hatte ich heute schon genug.“, antwortete Sasuke.

„Ja, okay, aber… Den Traum hab ich doch schon vor Ewigkeiten aufgegeben…“, meinte Naruto, ohne auf die Zwischenzankerei einzugehen.

„Hach Gottchen, Naruto, wer von uns hat seinen damaligen Traum zwischenzeitlich nicht aufgegeben?“, fragte Sakura. „Ich mein, okay, ich hab damals nichts gesagt, aber was ich sagen wollte hatte bestimmt was mit Sasuke heiraten und gaaanz viele Kinder kriegen zu tun, was ich schon ein Jahr später in den Wind geschossen habe. Und tja, was daraus geworden ist, brauch ich ja wohl nicht zu erwähnen. Sasuke hier hatte ja sein erstes Ziel bereits mit vierzehn Jahren erreicht… Und das zweite hoffentlich auch zwischendurch mal aufgegeben. Hoffe ich für ihn.“ Dabei warf sie ihm einen giftigen Blick zu, woraufhin Sasuke nur die Augen verdrehte.

„Ja, also…“, begann Naruto. „Treffen wir uns morgen früh vor dem Büro? Ich mein, ihr seit ja quasi Mitbestimmer und euch verdanke ich das alles und…“

„Ist schon okay.“, meinte Sakura und legte ihm lächelnd eine Hand auf die Schulter. „Natürlich machen wir das. Nicht wahr, Sasuke?

„Hm.“, kam es von diesem, der ein wenig missbilligend auf Sakuras Hand stierte.

„Ja, also… Ich muss dann hier abbiegen und nach Hause… Zu Hinata-chan und den Kindern, feiern… Also… Bis Morgen dann!“, verabschiedete sich Naruto.

„Ja, bis Morgen, Hokage-sama.“, verabschiedete sich Sakura spöttisch und umarmte Naruto schnell.

„Hey, Sakura-chan, lass mich bloß schnell los, Teme guckt schon ganz eifersüchtig.“, grinste Naruto, bevor er dann endgültig verschwand.

„Aaaw…“, machte Sakura grinsend und wandte sich wieder Sasuke zu. „Bist du etwa eifersüchtig? Musst du nicht sein!“

„Tz…“, machte Sasuke, nahm aber statt nur ihrer Hand gleich ihren ganzen Arm und zog sie zu sich. Sakura kuschelte sich beim Laufen gegen seinen Oberkörper.

„Ich mache mir Sorgen…“, murmelte sie.

„Tsunade, huh?“, fragte Sasuke.

„Ja, sie war so komisch…“

„Hn…“
 

/\
 

„Du willst es wirklich durchziehen.“

„Wie oft denn noch.“

„Und du hast dich nicht einmal verabschiedet.“

„Besser so. Sakura sah schon misstrauisch genug aus...“

„Das ist Wahnsinn, was du vorhast.“

„Dann verschwinde doch einfach und lass mich in Ruhe.“

„Willst du das wirklich?“

„…Nein.“

„Also. Ich zieh das mit dir durch, wenn ich dich schon nicht aufhalten kann…“

„Ein Klappergerüst wie du und mich aufhalten? Pah…“

„Selber Klappergerüst!“

„Eben!“

Jiraiya seufzte tief.

„Du weißt, dass du das nicht machen musst…“

„Ich will aber. Und du weißt, dass du nicht mitmachen musst.“

„Jaah, du hast es gelegentlich mal erwähnt…“

„Siehst du? Ich krieg schon Alzheimer…“

„Das ist immer noch kein Grund, sich das Leben nehmen zu wollen!“

Tsunade seufzte, während sie eine Sakeähnliche Flüssigkeit in zwei Gläser schüttete.

„Heroischer als an Altersschwäche zu sterben. Außerdem muss jeder wissen, wann es Zeit ist, seiner Existenz ein Ende zu bereiten… Wir sind überflüssig, Jiraiya. Wir haben alles getan, was wir können…“

„Du bist wohl eine der ganz alten Schule… Und verrückt. Unglaublich verrückt. Aber…“ Er streckte eine Hand aus und strich über ihr Gesicht, welches nicht mehr von einem Genjutsu verjüngt war und somit einiges an Falten hatte. „Darum liebe ich dich ja sosehr…“

„Hör auf damit.“, forderte Tsunade mit brüchiger Stimme, während sie ihm einen Becher mit dampfender Flüssigkeit zuschob.

„Womit?“, fragte er und begutachtete die durchsichtige Flüssigkeit.

„Solche Sachen zu sagen, das… Das nützt auch nichts mehr!“, erklärte sie.

„Ich wollt´s auch nur mal gesagt haben.“, erklärte er. „Sag mal, schmeckt das Zeug?“

„Woher soll ich das wissen?“, erwiderte sie. „Es ist nicht so, als ob ich´s schon mal getrunken hätte…“ Sie erhob sich, er verstand und stand ebenfalls auf und legte einen Arm um ihre Taille.

„Auf drei…“, meinte sie und begann zu zählen, bevor sie beide die Becher an die Lippen hoben und tranken…
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Eigentlich wollte ich euch ja fröhliche Weihnachten wünschen, aber das wäre mir nach diesem Kapitel zu makaber vorgekommen... Wobei ich das Ende an sich makaber finde ~~' und bevor ihr alle kommt und fragt; das musste sein. Aus dem selben Grund, aus dem ich auch Lee und Sakuras Mutter getötet habe.

Oh, und weil ich es komisch finde, über tote Personen zu schreiben. Auch wenn Jiraiyas Ableben hier schon vor mehr als vier Monaten feststand...

Pläne (1)

Schluckend streckte Naruto eine zitternde Hand nach dem Türknauf vor sich aus, der ihm sein Büro öffnete. Ja, sein Büro. Sein Leben lang hatte er auf diesen Moment gewartet. Zwischendurch war es zwar aussichtslos gewesen, am Anfang war er sich beinahe selbst wie ein hoffnungsloser Träumer vorgekommen, aber nun hatte er es geschafft. Nicht ganz so, wie er es sich erhofft hatte, aber er hatte es geschafft. Endlich.

Und doch hatte er irgendwie eine ungute Vorahnung…

Er schluckte erneut und drehte sich halb um. Hinter ihm standen seine Frau und seine besten Freunde, ohne die er das garantiert nicht geschafft hätte. Hätte er definitiv nicht. Auch wenn es zwischendurch eben wegen dieser Personen schlecht für ihn ausgesehen hatte…

Aber das tat jetzt alles nichts mehr zur Sache.

Er war Hokage.

Das Büro gehörte ihm.

Das Dorf in gewisser Weise auch.

Er durfte den dazugehörigen Hut und Mantel tragen.

Und vor Allem; alle respektierten ihn und mussten nun wirklich zu ihm aufsehen.

Und trotzdem war er nicht hundertprozentig glücklich.

Irgendetwas bedrückte ihn, wie eine ungute Vorahnung.

Er schluckte ein drittes Mal, sah wieder hinter sich, drehte dann den Türknauf um und betrat das Büro.

Sein Büro.

Doch als er den ersten Schritt hinein machte, blieb er abrupt stehen und all seine Befürchtungen und Vorahnungen bewahrheiteten sich schlagartig aufgrund der am Boden liegenden Gestalten.

„Oh Gott…“, keuchte er. „S-Sakura-chan… Was…“

Die angesprochene lugte ihm über die Schulter.

„Oh Gott!“, keuchte sie und hastete an ihm vorbei, auf die reglosen Gestalten zu. „Oh Gott…“

Nun sahen auch Hinata und Sasuke in den Raum, Hinata keuchte ebenfalls entsetzt und schlug sich die Hände vor den Mund, während Sasuke nur die Augen aufriss und auf die leblosen Körper starrte…

„Sakura-chan… Was… Ist mit ihnen?“, fragte Naruto und trat näher. Sakura, am ganzen Körper zitternd, stand auf und sah ihn mit ausdruckslosen Augen an.

„Sie… Sie sind tot. Alle beide.“
 

~- ca. zwei Wochen später -~
 

Möglichst leise betrat Sakura ihr Schlafzimmer, ohne das Licht einzuschalten. Sie löste das Band, welches ihre mittlerweile wieder halblangen Haare zurückhielt und hängte ihren weißen Kittel neben das Fenster. Den Rest ihrer Kleidung, bis auf ihre Unterwäsche, warf sie einfach beiseite und schlüpfte ins Bett. „Wo warst du so lange?“, fragte Sasuke, der sich mehr oder weniger sofort zu ihr umgedreht hatte.

„Arbeiten.“, erwiderte sie nur müde. „Es ist halb vier.“ „Ich sag doch, arbeiten…“ Sie kuschelte sich an ihn. „Und jetzt will ich schlafen, okay? Gute Nacht…“ „Du arbeitest zu viel in letzter Zeit.“, stellte Sasuke fest. „Du stehst morgens um sechs Uhr auf und kommst zu den unmenschlichsten Zeiten nach Hause. Was machst du da so lange?“ Sakura stöhnte. „Weißt du doch.“

„Du schneidest Tsunade und Jiraiya auf und versuchst herauszufinden, mit welchem Gift sie sich getötet haben.“ „Genau. Und wie ich dir erzählt habe, ist das Gift ganz anders als alles, was mir bisher untergekommen ist.“ „Und wie lange brauchst du noch?“

Sakura seufzte.

„Dank deiner Hilfe weiß ich zumindest schon mal, was der Hauptbestandteil des Giftes war.“, berichtete sie und lächelte bitter. „Schlangengift.“

„Ah.“, kam es von Sasuke, der sehr darauf bedacht war, in so einer Situation nicht von mangelnder Kreativität zu reden. Ein wenig Taktgefühl besaß auch er, gelegentlich.

„Und jetzt, wo ich den Hauptbestandteil des Giftes kenne, dauert es nicht mehr lang, bis ich die komplette Rezeptur raus hab.“, fuhr Sakura fort, ein triumphierendes Lächeln auf ihrem müden Gesicht. „Ich hab schon so eine Idee; die Konsistenz des Giftes und der Zustand der Speiseröhre und des Magens der beiden erinnern mich ein wenig an den Schleim, den Katsuyu spucken kann… Du weißt schon, dieses Zeug, das alles wegätzt.“

„Hn.“

„Und wenn sich dieser Verdacht bestätigt hat, muss ich bei Naruto noch nach giftigen Kröten fragen, dann hab ich die Zusammensetzung des Giftes wahrscheinlich raus…“, erklärte Sakura und starrte an die Decke.

„Kann das nicht jemand anderes machen?“, fragte Sasuke mit zusammengezogenen Augenbrauen, während er sie missgelaunt betrachtete. Sie drehte den Kopf zu ihm und lächelte traurig. Ja, genau, das Lächeln.

„Erinnerst du dich an ihre letzten Worte an mich? Von wegen, wir müssten meine Abschlussprüfung nachholen?“

„Hn.“

„Das ist meine Abschlussprüfung. Nur ich kann das machen, niemand sonst. Und ich will das auch machen…“ Sie seufzte erneut. „Und wenn ich fertig bin, muss ich mit Shizune klären, wer das Krankenhaus übernimmt… Sie ist ja auch schon achtundvierzig… Na ja, wenigstens hat sie dann Zeit für’s Krankenhaus… Ich hab ja auch noch ein Team… Verdammt, wie lange hab ich mit denen nicht mehr trainiert? Scheiße… Und Hiroshi hat bald Geburtstag… Und du auch… Und die Drillinge… Und überhaupt…“

Sasuke betrachtete sie kritisch.

„Du übernimmst dich.“, stellte er fest.

„Quatsch!“, tat Sakura dies ab und lachte nervös. „Mir geht’s bestens, alles in Ordnung, ich hab halt nur viel zu tun…“

„Ah ja.“, kam es von Sasuke, der dabei den Blick über ihren Körper gleiten ließ, von den Ringen unter ihren Augen bis zu der deutlich schmaler gewordenen Taille. Sie schlief wenig, sie aß kaum noch und stand unter Dauerstress. Aber klar, ihr ging es gut. Genau wie Naruto, der irgendwie ganz ähnlich aussah. Also von Wegen Augenringe und dünner. Naruto hatte in den letzten beiden Wochen auch viel zu tun gehabt; tonnenweise Papierkram erledigen und nebenbei noch den Verlust zwei seiner vertrautesten Personen verkraften, aber er war da genauso wie Sakura und machte einfach weiter, ohne sich etwas anmerken zu lassen.

Früher hatte Sasuke diese Eigenschaft stillschweigend bewundert, mittlerweile war er allerdings zu dem Schluss gekommen, dass das irgendwie nicht gesund sein konnte.

Er erinnerte sich noch gut daran, wie Sakura sich benommen hatte, nachdem ihre Mutter gestorben war. Nämlich ungefähr genauso. Und er erinnerte sich mindestens genauso gut daran, dass sie damals die Angewohnheit gehabt hatte, andauernd zusammen zu brechen.

Gut, das alles war fast fünfzehn Jahre her und sie war nun auch einiges mehr an Stress und Ähnlichem gewohnt, aber wenn sie so weiter machte, würde das Nervenfieber von damals schneller zurückkehren, als sie blinzeln konnte.

Naruto war da auch nicht besser, er überarbeitete sich ebenfalls. Und beide versuchten vergebens, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie quasi ihren Elternersatz verloren hatten. Es stand nämlich außer Frage, dass Jiraiya für Naruto eine Vaterfigur gewesen war, und zwar mehr als Iruka oder Kakashi oder sonst wer; und Tsunade stand Sakura näher als ihre eigene Mutter, als diese noch gelebt hatte.

Und trotzdem nahm sich keiner der beiden Mal die Zeit, in Ruhe zu trauern.

Und das konnte, wie ihm nur wieder bewiesen wurde, nicht gesund sein.

„Du musst dir keine Sorgen um mich machen, ehrlich.“, versuchte Sakura ihn zu beruhigen und lächelte ihn wieder an.

„Tz…“, machte er nur.

„Solange ich was zu tun hab, ist alles in Ordnung…“, murmelte Sakura, zu müde, um sich Gedanken um die Bedeutungen dieses „tz“s zu machen, kuschelte sich wieder an ihn und schloss die Augen. Sasuke betrachtete sie weiterhin kritisch. Schließlich seufzte er leise und schlief ebenfalls ein.
 

~--~
 

Weitere zwei Wochen später
 


 

„Irgendwie ist das doof.“, stellte Hiroshi schmollend fest, während er an seinen schwarzen Klamotten zupfte.

„Was ist doof?“, fragte Natsuki, die vor ihm kniete und ihm die rosa Haare kämmte, während hinter ihr Sayuri und Tsugumi standen und sich gegenseitig Zöpfe flochten. Nicht ganz freiwillig.

„Na ja, ihr seht alle so böse aus, weil ihr ja alle ganz schwarz seid, und ich seh da irgendwie… Doof aus.“, erklärte der Kleine. Natsuki lachte.

„Tja, du bist eben herausragend.“, stellte sie fest und stand auf.

„Hä?“, kam es von dem Kleinen, der seine Cousine mit großen Augen anstarrte. „Was?“

„Sie meint, du bis anders.“, übersetzte Tsugumi genervt, während sie die widerspenstigen Haare ihrer Schwester zusammenband.

„Ach so…“, murmelte er Kleine und kratzte sich am Kopf.

„Eigentlich hat sie damit gemeint, du bist was Besonderes.“, ergänzte Sayuri und lächelte, während sie Tsugumis längere und vor Allem gehorsamere Haare flocht. Ihr Vater hatte gemeint, sie sollten sich die Haare flechten, wieso auch immer.

„Ist es eigentlich normal, dass diese Klamotten aussehen wie schwarz gefärbte Säcke?“, maulte Tsugumi und zupfte an ihrem schwarzen Kleid herum.

„Nun ja, wir gehen auf eine Beerdigung und nicht auf ein Volksfest, oder so.“, erklärte Natsuki. „Keine Sorge, du wirst nicht weiter auffallen, da sehen alle so aus.“

„Seid ihr fertig?“, fragte Yuki, der genervt den Kopf durch die Tür streckte. „Papa sagt, wir sollen uns jetzt am Ausgang treffen, wir gehen gleich los.“

„Ja, wir kommen sofort.“, meinte Natsuki, die jetzt Sayuris Haare übernahm.

„Wieso müssen wir uns für eine Beerdigung eigentlich so rausputzen?“, wollte Tsugumi als nächstes wissen.

„Wir putzen uns nicht raus, wir sehen nur anständig aus.“, erklärte Natsuki. „Wenn wir uns rausputzen würden, würdest du garantiert kein Kleid tragen, das aussieht, wie ein schwarz gefärbter Sack, oder?“

„Stimmt.“, antwortete Tsugumi, während sie Hiroshi aus dem Raum schubste. Natsuki und Sayuri, nun mit zwei fertig geflochtenen Zöpfen, folgten ihnen.
 

„Da seid ihr ja endlich!“, stellte Sasuke fest, der vor der Haustür stand, neben ihm Yuki und Tsuyoshi, der kritisch seine herunter gekämmten Haare betrachtete, und kämpfte mit Satoshi, der gar nicht begeistert davon war, dass Sasuke ihm die Hände festhielt und er ihn so nicht pieken konnte.

„Wo ist Mama?“, fragte Sayuri verwundert.

„Schon vorgegangen.“, erklärte Sasuke grimmig. „Sie und Naruto organisieren die Beerdigung ja…“ Er holte tief Luft. „Also, auf der Beerdigung habt ihr nichts weiter zu tun, als traurig auszusehen, eine weiße Rose vor dem Gedenkstein abzulegen und alle böse anzugucken, die darüber tuscheln, wie gut eure Mutter und Naruto doch zusammenpassen, verstanden?“

„Die passen doch gar nicht gut zusammen. Ich mein, schon allein die Haare und so…“, stellte Tsugumi fest.

„Mal ganz abgesehen davon, dass beiden schon relativ lange verheiratet sind, oder?“, fügte Sayuri hinzu.

„Eben drum.“, erklärte Sasuke grimmig. „Gegen dieses Hirngespinst, was vor Jahren mal aufgekommen ist, können diese winzigen Anhaltspunkte aber auch nichts mehr machen…“

„Wie sind die Leute denn da drauf gekommen?“, fragte Hiroshi mit großen Augen.

„Keine Ahnung.“, antwortete Sasuke knapp. „Benehmt euch gleich. Keine Sondertouren, eure Mutter hat so schon Stress genug…“

„Ist Mama krank?“, fragte Hiroshi plötzlich.

„Nein.“, antwortete Sasuke. „Nur überarbeitet. Aber wenn sie so weiter macht, wird sie bald krank…“

„Und was kann man gegen dieses überarbeitdingens machen?“, fragte Hiroshi weiter.

„Urlaub.“, brummte Sasuke. „Los, wir müssen jetzt gehen…“
 


 

Die Beerdigung fand nicht am Gedenkstein statt wie die des dritten Hokagen. Jiraiya und Tsunade waren immerhin nicht im Kampf gestorben.

Nichtsdestotrotz bekamen sie einen eigenen Gedenkstein; das war einer der Gründe gewesen, wieso es einen Monat gedauert hatte von ihrem Tod bis zu ihrer Beerdigung. Die Zusammensetzung des Giftes hatte Sakura nämlich schon vor knapp anderthalb Wochen herausgefunden, ebenso wie das Gegenmittel. Auch wenn das eigentlich überflüssig war, da es insgesamt nur drei Personen hab, die die Zutaten für dieses Gift besorgen konnten, von denen wiederum sie auch die Einzige war, die eine Ahnung hatte, wie man ein Gift mischte. Und irgendwie hatte sie nicht vor, dieses Gift je zu mischen.

Aber zurück zum Gedenkstein.

Man hatte einen Zettel von Tsunade gefunden, auf dem stand, dass sie eine Skulptur aus weißem Marmor haben wollte. Wieso auch immer.

Okay, weißer Marmor. Wieso nicht, das konnte man ja schnell besorgen. Einfach nur die nicht wirklich guten Kontakte zu Iwa spielen lassen, kein Problem.

Das Problem war nämlich gewesen, dass der Stein auch noch eine besondere Form haben sollte. Eine ganz besondere und vor allem symbolische Form.

Genauso symbolisch wie das Gift, mit dem sie sich getötet hatten.

„Immer wieder schön zu wissen, dass wir keinen eigenen Gedenkstein kriegen werden.“, murmelte Naruto, während er sich das zu einem Drittel vergrabene Kunstwerk ansah. „Das Einzige, was man für uns machen wird, ist wohl, die Schlange da unten auszugraben…“

„Ach, Quatsch.“, behauptete Sakura, die geistesabwesend an seinem Mantel herumzupfte. „Du hast dann so wie so deinen Kopf verewigt in dem Berg unter uns und wenn ich Lust hab, sorg ich dafür, dass wir einen Gedenkstein aus schwarzem Marmor kriegen, und zwar in Form von Fuchs, Wolf und Katze. Das ist zwar nicht so sonderlich taktvoll, aber hey, Tsunade hat auch auf die Schlange ganz unten bestanden, also…“ Naruto lachte traurig.

„Ja, hast wohl Recht.“ Er seufzte. „Wenigstens ist es gleich vorbei…“

Sakura seufzte ebenfalls.

„Ja, ist es wohl… Dann müssen wir uns nur noch um die Gewaltenteilung kümmern, ich mein, du willst das doch nicht alles allein übernehmen, oder?“

„Hm… Beim Verwaltungskram und so hilft mir ja Hinata-chan, die ist ja meine Sekretärin.“ Ein kleines Grinsen stahl sich kurz auf Narutos Gesicht. „Na ja, und du kümmerst die ja ums Krankenhaus und so…“

„Ne, das sollte Shizune machen.“, riet ihm Sakura. „Die Arme hat ja jetzt auch gar nichts mehr zu tun und sie kann das fast genauso gut wie ich… Außerdem muss ich mich um mein Team kümmern…“

„Ach, stimmt ja…“, murmelte Naruto. „Dann kann ich Teme sich ja auch gar nicht um die öffentliche Ordnung kümmern lassen…“

Sakura lachte verhalten.

„Sasuke als Polizist? Ich weiß nicht…“

„Na ja, sein Clan hat die Polizei immerhin erfunden.“, meinte Naruto nur. „Und ansonsten ist er doch auch immer so… Äh… Begeistert, was solche Sachen angeht, oder?“ Sakura lachte erneut.

„Trotzdem ist Sasuke die letzte Person, die ich zum Polizisten machen würde…“

„Lästert ihr über mich?“, fragte Sasuke, der soeben mit dem Rest der Familie angekommen war und offensichtlich auch Hinata plus Anhang unterwegs aufgegabelt hatte – nicht wörtlich genommen.

„Wir doch nicht.“, erwiderte Sakura und küsste ihn kurz auf die Wange, zu kurz, als dass sich keines ihrer Kinder beschweren konnte. Sasuke richtete sein Augenmerk derweil auf Naruto.

„Wie siehst du denn aus?“

Naruto grinste.

„Schick, oder? Die Trauerversion des Hokagemantels.“ Dementsprechend war der weiße Teil schwarz.

„Und du bist zum ersten Mal seit Wochen wieder rasiert.“, stellte Sasuke fest.

„Pah! Du hast gut reden! Du hast ja keine Ahnung, wie nervig das ist…“, behauptete Naruto beleidigt. „Sag mal, Sakura-chan, hat der eigentlich irgendwo sonst außer auf dem Kopf Haare?“

Sakura lachte.

„Kein Kommentar.“

„Ich dachte, das hier wäre eine Beerdigung?“, raunte Tsugumi über Sayuri hinweg, die puterrot angelaufen war und kicherte, Natsuki zu.

„Die kommt gerade…“, erwiderte Natsuki und deutete auf eine in Tränen aufgelöste Shizune, die den Berg hochkam und sich sofort Sakura um den Hals warf.

„W-Wie konnten sie das nur tun?“, schluchzte sie hemmungslos gegen Sakuras Schulter. „Wie konnten sie nur? Ich…“

Die ach so fröhlichen Masken von Naruto und Sakura zerbrachen augenblicklich, während Shizune weiter in Sakuras Schulter schluchzte. Sie waren beide erstarrt und blickten plötzlich extrem bekümmert drein. So plötzlich, dass selbst Sasuke überrascht war.

Dann wandte Naruto sich von dem Anblick ab und Sakura schluckte sichtlich und tätschelte Shizune den Hinterkopf.

Dabei hätte die Maske beinahe gehalten…
 

Die Beerdigung an sich verlief relativ normal, abgesehen von der Tatsache, dass Tsunade in einem Brief eine außergewöhnliche Zeremonie verlangt hatte. So wurden zum Beispiel zwei Urnen in sehr symbolischer Form und gefüllt mit ihrer und Jiraiyas Asche vor dem Gedenkstein vergraben, und zwar von Naruto und Sakura.

Sasuke, der aufgrund des großen familiären Anhangs relativ weit an der Seite stand, meinte sogar, eine Träne in Sakuras Gesicht gesehen zu haben. Zumindest wischte sie sich einige Male unwirsch über die Augen. Nachdem die beiden sich wieder in die Reihen der Anwesenden, erste Reihe und in der Mitte, begeben hatten, ging Shizune mit einem Strauß weißer Nelken nach vorne, alleine. Danach in einer Reihe der Rest der Anwesenden, jeder mit einer weißen Nelke, und nach Rangfolge geordnet. Zuerst die Führer bedeutender Clans, danach Jonin und ANBUs, und so weiter.

Am Ende war der viel zu aufwändige Gedenkstein kaum noch von dem Blumenmeer zu unterscheiden.
 

Sakura stand die ganze Zeremonie über ein wenig abwesend am Rande, mit Satoshi auf dem Arm, da sie die einzige war, die dabei nicht um ihre Augen fürchten musste. Ihr piekste er nur gegen die Raute. Sasuke, der ein wenig abseits von ihr stand, aufgrund der traditionellen Platzzuweisung, bla, bla, beobachtete sie kritisch.

„Ich glaube, ihr geht’s ganz schön dreckig.“, bemerkte Naruto, der plötzlich neben ihm auftauchte.

„Hn.“, war Sasukes Antwort darauf. Er war übrigens auch ein wenig genervt, weil er die missbilligenden Blicke einiger hatte ertragen müssen, die tatsächlich Anhänger der absurden Theorie waren, dass Sakura viel besser zu Naruto passte und sich durch die jüngsten Ereignisse nur noch bestätigt sahen.

„Wahrscheinlich auch noch dreckiger als mir…“, murmelte er weiter. „Immerhin musste sie die beiden aufschneiden und auseinander nehmen und alles…“

„Hn.“

„Und sie hat sich eindeutig überarbeitet.“

„Hn.“

„Sie bräuchte ganz dringend Ablenkung, jetzt, wo sie nichts mehr zu tun hat…“

„Hn.“

„Und sich um ihr Team kümmern wird das garantiert nicht besser machen, echt jetzt.“

„Hn.“

„…Du hast schon was geplant, oder?“

„Hm.“

„Aaaw, wie süß.“

„Halt die Klappe. Sag mir lieber, ob du deine Kinder für eine Woche entbehren kannst.“

Naruto schien ein paar Sekunden zu überlegen. Dann grinste er.

„Klar. Solange ich sie in einem Stück zurück kriege…“

„…Ich werd’s versuchen.“
 


 

~
 

„Sasuke, was ist das?“, fragte Sakura am Abend irritiert, als sie eine Schriftrolle begutachtete, die auf seinem Nachttisch lag.

„Was?“, fragte er, während er seine Beerdigungsklamotten zurück in den Schrank hängte. Sakura war gerade aus dem Badezimmer gekommen und trug anscheinend nur einen Bademantel.

„Na, diese Schriftrolle hier.“ Sie hielt besagten Gegenstand hoch.

„Ach, das…“, murmelte Sasuke.

„Hier steht was von wegen Ferienhaus…“, murmelte Sakura und las sich den Text auf der Rolle durch. „Ein Ferienhaus im Süden Hi no Kunis, an der Grenze zum Strudelland… Hat das dein Vater gekauft?... Es liegt am Meer, hat… Oh mein Gott… dreizehn Schlafzimmer, eine riesige Küche und ein Esszimmer, ein großes Wohnzimmer… Eine Bibliothek? Wieso ist da eine Bibliothek und hier nur dieses komische Archiv? Ach egal…“ Sie seufzte und sah zu Sasuke. „Bist du da als Kind oft gewesen, oder so?“, fragte sie mit einem traurigem Lächeln.

„Einmal, glaub ich.“, antwortete Sasuke ungerührt. „Kann mich nicht mehr erinnern…“

„Und wieso hast du die Schriftrolle rausgesucht?“, fragte Sakura weiter.

„Ach, mir ist das vor Kurzem wieder eingefallen.“, erklärte Sasuke. „Und da hab ich mal geguckt, ob ich mir das nicht eingebildet habe…“

„Aha…“, meinte Sakura und betrachtete weiter die Schriftrolle. „Hört sich ja ganz schön an, dieses Ferienhaus…“ Sie seufzte. „Muss toll sein, mal einfach so ohne Verpflichtungen woanders hin zu können…“

„Hn.“, machte er. Das lief perfekt.

„Gott, wann hab ich das letzte Mal das Meer gesehen?“, seufzte Sakura weiter. „…Oh, ja, stimmt. Joninexamen. Danach haben wir uns ja nicht mehr in Küstenregionen rumgetrieben…“ Sie lachte bitter. „Na ja, gibt ja auch immerhin nur ein Meer, und mitten drin liegt Kiri, also wäre das auch irgendwie unangebracht… Allerdings ist dieses Haus ja an einer Stelle, die recht weit weg von Kiri ist… Na ja, ist also ungefährlich… Offiziell ja sowieso, aber…“

„Sag doch einfach, dass du weg willst.“, schlug Sasuke vor und legte sich neben sie, während er sich innerlich beglückwünschte.

„Was? Ich? Nein!“, machte Sakura und setzte sich erschrocken auf. Sasuke verdrehte die Augen.

„Nicht so weg.“, erklärte er mit genervter Stimme. Sakura kicherte verhalten.

„An ein anderes weg denkt man bei dir aber nicht.“, bemerkte sie. „Außerdem geht das sowieso nicht, also…“

„Wieso nicht?“

Sakura hob den Kopf.

„Na ja… Wir können Naruto jetzt doch nicht alleine lassen, wir haben beide noch Teams, um die wir uns kümmern müssen und… Es geht halt einfach nicht…“

„Naruto kommt schon klar.“, behauptete Sasuke. „Immerhin unterstützt Hinata ihn ja als Sekretärin…“

Sakura lachte kurz.

„Ich glaub kaum, dass Naruto mit Hinata als Sekretärin großartig ans Arbeiten denken wird…“

„Die beiden sind doch Unschuldslämmer.“, widersprach Sasuke. „Und selbst wenn sich das ändern sollte; Hinata ist doch immer noch vernünftig, oder?“

„Ja, ist sie…“, murmelte Sakura. „Aber… Also… Wir haben unsere Teams schon so lange vernachlässigt und…“

„Nehmen wir sie doch einfach mit.“, schlug Sasuke vor. „Nur mit unseren Kindern wäre das so wie so unerträglich… Das gäb ja nur noch Streit.“

„Ja, stimmt.“, meinte Sakura und lachte. Sie wurde aber sofort wieder ernst. „Meinst du wirklich, das geht in Ordnung, wenn wir einfach so weggehen?“ Sasuke zuckte mit den Schultern.

„Ist ja nicht so, als würden wir mal wieder abhauen, oder?“

„Meinst du, das kauft dir einer ab?“

„Wenn ich dich und ´nen halben Kindergarten mitnehme?“

„Geiselnahme? Komische Aus-Frust-Darüber-dass-ich-nicht-Hokage-geworden-bin-nehm-ich-jetzt-Geiseln-ziehe-mich-zurück-und-baue-solange-meinen-Clan-auf-bis-ich-eine-Armee-zusammen-habe-um-Konoha-zu-stürzen-Aktion?“

„Was soll das denn heißen?“

„Wir ziehen uns an einen unbekannten Ort zurück und machen eine Uchihazucht auf, für die wir noch junges, neues Blut brauchen und deswegen so viele andere mitnehmen?“

„…War das ein Vorschlag?“

Sakura lachte entrüstet auf und piekste ihn in die Seite.

„Idiot!“

„Wer macht denn hier solche Andeutungen?“

„Das waren keine Andeutungen, sondern Prognosen!“

„…Aha.“

Sie verdrehte die Augen.

„Prognosen dafür, was die Leute denken werden!“

„Die Leute denken auch, dass du eine Affäre mit Naruto hast.“

„Das ist was ganz anderes!“

„Die Leute denken auch, dass wir alle ein Clan voller blutrünstiger Monster und tickender Zeitbomben sind.“

„Das ist auch was anderes!“

„Die Leute haben sich aber trotzdem nie in unsere Angelegenheiten eingemischt.“

„…“

„Mal abgesehen davon; seit wann kümmerst du dich um die Leute?“

Sakura sah ihn beinahe schon beunruhigt an.

„Dir scheint ja ziemlich viel daran zu liegen…“

„Wer will hier weg, du oder ich?“

„Wer hat denn damit angefangen?“

„Du.“

„Du hast aber diese Schriftrolle rausgesucht!“

„Weil ich mich an was erinnert habe.“

Sie verfielen in Schweigen. Dann seufzte Sakura ergeben.

„Okay, wir können’s ja versuchen… Aber höchstens eine Woche lang, verstanden?“

„Hn.“

„Tz…“, machte Sakura schließlich, schlüpfte beleidigt unter die Decke und kehrte Sasuke den Rücken zu, während dieser innerlich seinen nicht allzu hart erkämpften Sieg feierte, bevor er sich ebenfalls hinlegte und von hinten an sie kuschelte.
 


 


 

Uhm... Ja... Da bin ich wieder. Eigentlich sollte besagter Urlaub noch in dieses Kapitel, aber... Es ist Sommer in dem Kapitel. Und bei mir schneits. Und ich kann kein Sommerkapitel schreiben wenn es draußen schneit. Andersrum ist das kein Problem, das liegt aber daran, dass ich den Winter lieber mag als den Sommer « Egal.
 

Soo, mein neuer Minusrekord. Fast genau 3 Monate bis zu diesem Kapitel. Wow. Ich bin gut. Äh, ne, bin ich nicht. Egal.

Uhm, das war ja mal eine Art dürsteres Kapitel ôo und so kurz... Das sind ja kaum 3.000 Wörter... Wird wohl The shortest Chapter ever in dieses Teil uû aber egal... 3 Kommentare und wir schaffen die 200. Wow....

Vorbereitungen (2)

Leserhilfe: Alle Kinder, die mit i aufhören und nicht Aimi heißen, sind Uchihas. Alle Kinder, die mit o aufhören, haben Byakugan. Alle Kinder, die dann noch übrig bleiben, heißen Shikkun und Kazuya und dürften sich folglich von selbst erklären.

Bei Kazuya dürfte zusätzlich die Namensähnlichkeit mit dem Wort Katze helfen.

Makoto ist sowohl ein Männer-, als auch ein Frauenname. Man erinnere sich nur an W Juliet. Oh, das war gemein. Wer sich nicht ums verrecken merken kann, wer Makoto denn nun ist, denkt einfach an einen Anime, den wir einfach alle kennen, auch wenn’s peinlich ist, geht die Namensliste dieses Animes weiter durch und kommt dann auf den Namen Haruka. Hab ich das gerade wirklich geschrieben? Na ja, egal.

Wem das alles immer noch zu kompliziert ist, der öffnet sich jetzt in ´nem neuen Fenster oder ´nem neuen Tab die Charabeschreibungen, denn was die Namen angeht, werden dieses und das nächste Kapitel heftig.

Ach, und lasst euch nicht von den Tilden verwirren, ich hör jetzt mit den Zeichen aus ANL3 endgültig auf, hab mehr Charaktere als Sonderzeichen auf der Tastatur…
 

„Es war deine Idee!“

„Hn.“

„Es war von Anfang an alles deine Idee!“

„Hn.“

„Also schmoll jetzt gefälligst nicht!“

„Hn.“

Sehr zu Sakuras Überraschung war bisher alles an dem mehr oder weniger geplanten Urlaub glatt gelaufen. Nicht nur, dass Naruto kein Problem damit hatte, seine Kinder für eine Woche los zu sein (…), irgendwie war zumindest Ino auch recht angetan von der Idee gewesen (…). Und aus Prinzip hatten sie es auch geschafft, Kazuya mit zu nehmen. Teamwork und so. Seine Schwester hätten sie zwar auch gerne mitgenommen, die war aber gerade bei Verwandten. Damit hatte sich ihre Reisegruppe schon Mal auf elf Mitglieder vergrößert und nun waren Sasuke und Sakura gerade auf dem Weg, ihr zwölftes Mitglied zu holen.

„Du weißt selbst, dass ich nicht so viel von ihm halte…“

„Wieso machen wir das dann?“

„Aus Prinzip!“

„Ah ja…“

„Ist so! Ansonsten würden wir all unsere Ideale verraten!“

„…Ist dir klar, was du gerade gesagt hast?“

Sakura verdrehte die Augen.

„Nicht diese Ideale, sondern die, für die wir schon standen, als wir noch klein und unschuldig und abgesehen von dir auch noch unbescholten waren…“

„Die da wären?“

„Teamwork, Solidarität und so weiter.“

„Was ist dann mit diesem Aburame? Wieso nehmen wir den nicht mit?“

„Weil er nicht da ist. Clanmission, oder so.“

„Typisch.“

„Tja, wem sagst du das…“

Während dieser äußerst aufschlussreichen Diskussion hatten die beiden das Hyuugaanwesen erreicht, was eigentlich auch nur fünf Minuten Fußweg von ihrem eigenen entfernt war. Die großen, traditionellen Clans blieben ja gerne unter sich. Allen schon fast ein Jahrhundert andauernden, kindischen Rivalitäten, falls man es denn so nennen konnte, zum Trotz.

„Wieso sind wir eigentlich beide hier?“, knurrte Sasuke, während sie vor dem Tor standen und darauf warteten, dass jemand sich dazu bequemte, Selbiges zu öffnen.

„Du würdest es nur versauen und wolltest mich nicht alleine gehen lassen.“, erinnerte Sakura ihn, schon mal im Voraus genervt. Denn auch nach zwölf Jahren waren Zusammentreffen von Sasuke und Neji immer noch nur nervig.

„Ja, bitte?“, ertönte eine unbekannte, weibliche Stimme und durch den Guckschlitz in der Tür blickten sie zwei extrem auffällige, türkisfarbene Augen an.

„Wir würden gerne mit Hyuuga Neji und Tenten sprechen.“, antwortete Sakura ein wenig unsicher, wie sie das denn nun ausrücken sollte. Irgendwie war es komisch, so was offiziell zu machen…

„Ihre Namen?“, fragte die Frau weiter.

„Uchiha Sakura und Uchiha Sasuke.“, fuhr sie fort. Die türkisfarbenen Augen weiteten sich. Der Guckschlitz wurde zugeschlagen. Ein Schrei war zu hören.

„Äh…“, machte Sakura irritiert. „Sollten wir jetzt auf Verteidigungsposition gehen oder weglaufen oder so?“

„Letzteres.“, schlug Sasuke vor. Aber dazu kamen sie nicht, weil das Tor kurze Zeit später aufgerissen wurde.

„V-Verzeihung…“, keuchte die Frau mit den türkisfarbenen Augen, die nun auch sehr auffällige, lange, hellrote Haare hatte. „I-ich hatte nur nicht erwartet, euch jemals zu treffen, ich mein… Na ja, Ihr wohnt nur ein paar Häuser weiter und das noch im selben Dorf und seid ja auch noch mit den Hyuugas befreundet und alles, aber, na ja, es hat mich eben halt umgehauen und… Hehe, na ja… OH! Oh, ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt, Entschuldigung! Also, ich heiße Shinuhoshi Kisaki, vom Shinuhoshi-Clan, schon mal gehört? Na ja, wahrscheinlich nicht, wir sind recht unbekannt, Mittelstand, wissen sie? Auch wenn ich eigentlich nicht hier arbeiten müsste, aber na ja, irgendwie verdien ich hier mehr Geld als mit irgendwelchen Chuuninaufträgen, und, na ja, bei einer so großen Familie kann man ja jeden Ryo gebrauchen, das kennen Sie ja sicher… Nicht das sie das nötig hätten, natürlich, haha… Äh, ja…“

Sakura blinzelte. Und blinzelte noch mal. Und fragte sich allen Ernstes, wie ein einziger Mensch so schnell so viel auf einmal reden könnte. Das taten normalerweise nur Fangirls.

Oh…

„Ja, äh, das ist ja alles schön und gut, aber… Wir würden jetzt wirklich gerne mit Neji und Tenten sprechen…“, meinte Sakura dezent.

„Was?“, fragte Kisaki irritiert. „Oh, oh, ja, haha!“ Sie kratzte sich am Hinterkopf. „Ähm… Haben sie eine Audienz?“

„Äh… Nein.“, sagte Sakura langsam. „Brauchen wir eine?“

„Ach so… Oh, oh, nein, nein, nein… Das geht schon in Ordnung, denke ich, sie kennen sich ja privat… Haha, ja… Folgen Sie mir doch bitte…“

Kisaki führte sie durch ungefähr zehn Flure des Hyuugaanwesens, über einen Innenhof, durch eine Art Schleuse und dann in einen Garten, in dem nur ein kleines Haus stand.

„Wieso ist deren Anwesen eigentlich viel größer als unseres?“, murmelte Sakura Sasuke zu.

„Wir haben mehr Gebäude, die hier nur einen halben Wald. Schon die tausend leer stehenden Häusern vor unserem Anwesen vergessen?“, erwiderte Sasuke.

„Nein, aber… Verglichen mit dem hier sind die so deprimierend…“, bemerkte Sakura. „Ich mein, guck mal, Neji und Tenten wohnen direkt in einem Garten… Wenn ich da an unseren Garten denke…“

„Bei uns wird man im Sommer wenigstens nicht zerstochen.“

„Ja, aber auch erst, seitdem du den Gartenteich ausgemistet hast. Diese ganzen toten Fische haben da ja… Wie lange war das? Dreizehn Jahre oder so, vor sich hinvegetiert… Das war ja fast schon ´ne Suppe, die du da…“

„So, wir sind da.“, meinte Kisaki, die von ihrer gemurmelten Unterhaltung nichts mitbekommen hatte, mit einem strahlenden Lächeln und klopfte an die Tür.

„Ab jetzt kommen wir allein zurrecht.“, stellte Sasuke unwirsch klar und betrat das Haus, ohne auf ein Herein zu warten. Sakura lächelte Kisaki noch entschuldigend zu, dann folgte sie ihm.
 

„Oh, Herein.“, kam es von Tenten, die alleine am Kotatsu saß und in eine Schriftrolle vertieft war. „Dass man euch überhaupt in dieses Anwesen lässt, ist ja schon ein Wunder… Wie viele Leichen waren dafür notwendig?“

„Nur die einer zerstörten Fantasie.“, berichtete Sakura grinsend.

„Wie wunderbar. An welches Dienstmädchen seid ihr geraten?“

„Kisaki.“

„Ooh, Hardcore.“

„Ja… Ich glaube, ich hab grad das erste Fangirl meines Lebens getroffen…“

„Hattest du nicht mal einen ganzen Fanclub, so irgendwo zwischen Ta no Kuni und Kusa no Kuni?“

„Hast du schlechte Laune? Du bist irgendwie nostalgisch…“

„Nicht alle Leute werden nostalgisch, wenn sie schlecht gelaunt sind.“, stellte Tenten fest und streckte sich. „Und umgekehrt genauso wenig. Also, was führt euch hierher, in so feindliche Gefilde?“

„Feindlich ist gut.“, murmelte Sakura. „Wie schaffst du’s, hier zu leben? Ich komm mir hier so beobachtet vor…“

„Ha, ha.“, erwiderte Tenten. „Wie schaffst du es, in deinem halben Kindergarten zu überleben?“

„Gute Frage. Allerdings bist du eindeutig schlecht gelaunt.“

„Tja… Ich komme gerade aus dem Krankenhaus.“, berichtete Tenten.

„Oh… Wieso?“

„Supermama war nicht da. Deswegen wurde ihre Geburtshelferin gerufen.“

„Was war’s diesmal?“

„’Ne Geburt, was sonst. Ihr solltet wirklich mehr Geburtshelfer ausbilden.“

„Hab ich auch andauernd gesagt, ist aber nicht mein Zuständigkeitsbereich.“

„Ach nein? Wer übernimmt denn jetzt das Krankenhaus?“

„Shizune.“

„Nett von dir.“

„Ich hätte da eh keine Zeit für.“

„Ach nein? Oh, stimmt ja! Du hast ja auch noch einen Genin-Team, wie konnte ich das vergessen…“

„Ganz genau.“

Tenten streckte sich erneut, gähnte, und stand auf.

„Was führt euch jetzt eigentlich hierher?“, fragte sie. „Oder, halt, wartet, kann ich euch was anbieten?“

„Nein.“, antwortete Sasuke knapp, der sich neben der Tür gegen die Wand gelehnt hatte und Sakura einfach mal machen ließ. Diplomatie war nicht so ganz seine Stärke.

„Na dann… Nicht einmal Tee? Ich meine, bei solchen offiziellen Treffen trinkt man doch immer Tee…“, fuhr Tenten fort. „Nicht, dass dieses grüne Zeug sonderlich schmecken würde, aber…“

„Tenten, wir wollen wirklich nichts. Wir bleiben auch nicht lange.“, versuchte Sakura Tenten zu beruhigen.

„Ach, da kommst du mich zum ersten Mal in diesem Jahrzehnt hier besuchen und bleibst nicht lange? Jetzt bin ich aber echt enttäuscht… Vor Allem, nachdem ich heute deine Schicht übernehmen musste… Überhaupt ist das komisch, wir wohnen fünf Minuten Fußweg voneinander weg und sehen uns kaum…“

„Du meist fünf Minuten plus die zehn, die man vom Eingang bis hierhin braucht.“, berichtigte Sakura.

„Oh, ja, natürlich… Kisaki ist ja neu, sie muss ja noch nachdenken, wann sie wo abbiegen muss… Na ja, man gewöhnt sich dran…“, murmelte Tenten.

„Wie auch immer.“, beschloss Sakura, der der sehr entnervte Blick von Sasuke aufgefallen war. „Ähm… Bist du alleine hier?“

„Ja. Neji arbeitet noch und Makoto ist auf irgendeinem Hof und verprügelt seinen Cousin zweiten Grades. Oder, wie Hiashi-sama es zu nennen pflegt, er trainiert.“

„Armer Jun.“, bemerkte Sakura. „Yuki hat mir mal von ihm erzählt, sie gehen ja in eine Klasse… Er hat’s wirklich nicht leicht, was?“

„Tja.“, meinte Tenten. „So leicht, wie man’s eben hat, wenn man eines der einzigen Nicht-Weißaugen weit und breit ist…“

„Hey, er ist immerhin hier reingeboren worden, dass muss hart sein…“

„Wie du ja an deiner eigenen Tochter sehen kannst. Aber sie kann gut kochen, muss man ihr lassen. Setzt euch doch.“, forderte Tenten sie nun auf, als sie wieder am Kotatsu Platz nahm. „Weswegen auch immer ihr hier seid, bis Neji kommt könnte es noch eine Weile dauern…“

Sakura folgte ihrer Aufforderung, Sasuke blieb an der Wand stehen.

„Es steht noch nicht fest, dass Sayuri kein Sharingan hat!“, beharrte Sakura. „Ich mein, die Dinger aktivieren sich erst, wenn sie in Lebensgefahr ist und überhaupt wurde nie gesagt, dass das Sharingan was mit der Augenfarbe zutun hat!“

„Sakura, ich will dir ja nicht den Wind aus den Segeln nehmen, aber wenn sie die Augen dazu nicht hat, hat sie auch keine Sharingan. Und dazu gehören die Augäpfel, und wenn die nicht nur eine andere Farbe, sondern auch noch eine andere Form haben, wie das bei Sayuri der Fall ist, ist es seeehr unwahrscheinlich, dass sie jemals Sharingan kriegen sollte…“, stellte Tenten fest. „Nicht, dass ich davon ´ne Ahnung hätte, aber…“

„Es wurde nicht bewiesen, dass das Sharingan überhaupt etwas mit dem Rest des Auges zu tun hat.“, widersprach Sakura. „Es könnte genauso gut einfach eine Art Jutsu sein, das man mit dem Auge ausführen kann und wofür man ´n bestimmtes Gen braucht…“

„…Was ganz sicher mit der schwarzen Augenfarbe zu tun hat.“, beendete Tenten den Satz. „Stimmt’s, Sasuke?“

„Woher weißt du, dass Sayuri gut kochen kann?“, fragte dieser, anstatt ihre Frage zu beantworten. Tenten zuckte mit den Schultern.

„Hat Makoto mal erwähnt. Na ja, er hat eher mal was mitgebracht, was sie auf ´ner längeren Mission gemacht hat. Gebt’s doch zu, ihr lasst sie immer für euch das Essen kochen, hm?“

Sakura lachte, wenn auch eine Spur zu bitter um überzeugend zu wirken.

„Nein, nicht ganz.“, antwortete sie nur.

„Höre ich da einen Hauch Sorge in deiner Stimme?“, fragte Tenten nun amüsiert.

„Nein, wie kommst du nur darauf…“, murmelte Sakura.

„Ach, nur so. Ich dachte nur, dass du vielleicht auch das Gefühl haben könntest, dass sich so ein gewisses Schema wiederholen könnte…“, gab Tenten zu bedenken. Sakura seufzte.

„Okay, du hast Recht… Ja, schon. Aber na ja, bisher ist sie ja kein Fangirl, oder?“

„War ich auch nie.“, widersprach Tenten. „Mir war das zu blöd. Und ihr fehlt es wahrscheinlich nur an Selbstbewusstsein…“

„Oh, ich glaub allgemein nicht, dass sie irgendwie in Makoto verliebt sein könnte.“, meinte Sakura. „Sie benimmt sich nicht so, glaub mir.“ Tenten zuckte mit den Schultern.

„Wir werden sehen. Könnte aber lustig werden, oder?“

„Oh, ja, total…“, meinte Sakura und grinste gequält. „Ich freu mich schon…“

„Hört gefälligst auf, den Teufel an die Wand zu malen.“, knurrte Sasuke von der Tür aus. Sakura und Tenten zuckten synchron mit den Schultern.

„Wir gehen nur schon mal vom schlimmsten aus, damit wir keine bösen Überraschungen erleben.“, meinte Sakura.

„Touché“, kam es von Tenten. „Immer auf das Schlimmste vorbereitet sein. Nicht, das ich da großartig was dagegen hätte, aber ich mein ja nur… So aus Prinzip… Solidarität und so.“

„Fangt bloß nicht an, die beiden zu verkuppeln.“, warnte Sasuke.

„Ansonsten?“

Doch die Antwort wurde ihm erspart, da just in diesem Moment die Tür zu seiner Linken geöffnet wurde.

„Was machen die denn hier?“, fragte der soeben eingetretene Neji an Tenten gewandt, während er seine Gäste misstrauisch betrachtete.

„Tja, das weiß ich auch noch nicht so genau.“, antwortete Tenten. „Hallo, übrigens. Schön, dass du zu Hause bist. Wie war die Arbeit?“

Aber Neji schien nicht in der Stimmung zu sein, ihre Frage zu beantworten und warf lieber weiterhin einen missmutigen Blick auf Sasuke, der diesen erwiderte.

„Tja, jetzt wo er zumindest physisch anwesend ist, könntet ihr vielleicht mal mit der Sprache herausrücken.“, schlug Tenten an Sakura gewandt vor. „Was beschert uns die Ehre eures Besuchs?“

Sakura seufzte, warf einen missbilligenden Blick auf Sasuke und Neji, die beide an der Wand vor der Tür standen und sich immer noch böse anstarrten, und legte los:

„Also, wie ihr ja wissen müsstet, hatten wir in letzter Zeit recht viel um die Ohren. Und deswegen konnten wir uns auch nicht um unsere Teams kümmern…“

Sasuke hatte dazu nämlich auch keine Gelegenheit gehabt, er hatte sich erstens dazu bereiterklärt, Naruto vorübergehend dabei zu helfen, das Bildungssystem in Konoha aufrecht zu erhalten (der Tod einer Hokage, die sage und schreibe neunzehn Jahre im Dienst gewesen war, hatte das ganze Dorf mehr oder weniger traumatisiert, sodass irgendwie niemand mehr irgendwas alleine auf die Reihe gekriegt hatte… die Jugend war wirklich verweichlicht…), so anrüchig das den meisten auch vorgekommen war, und zweitens hatte er aufgrund von Sakuras Zwanzigstunden Tagen den kompletten Haushalt übernehmen müssen. Mit Natsuki natürlich. Na ja, und Sayuri, die ja auch immer half, okay, und mit seinem und Sakuras Geninteams, die ja nichts zu tun gehabt hatten.

„Und, nun ja, um diese Zeit wieder aufzuholen, haben wir beschlossen, mit unseren Teams eine Woche lang eine Art Trainingsreise zu unternehmen.“

„Eine Trainingsreise oder eine Trainingsreise?“, fragte Tenten grinsend.

„Und was haben wir damit zu tun?“, fragte Neji.

Sakura ließ sich jedoch nicht aus dem Konzept bringen.

„Und weil wir ja nicht nur Teams, sondern auch noch sieben Kinder haben, von denen wir uns um sechs kümmern müssen, die nicht alle in unseren Teams sind und von denen die meisten auch nicht alleine zu Hause bleiben können, haben wir beschlossen, die auch alle mitzunehmen.“, fuhr sie fort.

„Ich glaub, ich weiß, worauf du hinaus willst.“, meinte Tenten und grinste weiter.

„Und da ist auch schon der Knackpunkt; Sayuri würde in ihrem Team fehlen, welches zur Zeit ja so wie so nur aus zwei Personen besteht, und da wir sowieso alle anderen mitnehmen, dachten wir uns, nehmen wir Makoto doch auch mit.“, beendete Sakura ihre Rede. „Wenn ihr beiden nichts dagegen habt, natürlich…“

„Wohin mitnehmen?“, fragte Neji, der nun erstmals seinen Blick von Sasuke nahm, der allerdings nicht aufhörte, ihn missmutig anzustarren. Hach ja.

Sakura räusperte sich.

„Der Uchihaclan hat vor ewigen Zeiten, na ja, nicht ganz, ein Ferienhaus an der südlichen Grenze Hi no Kunis gekauft. Es ist groß genug für und alle, immerhin dreizehn Schlafzimmer von denen fünf Doppelbetten haben. Und da wir vorsehen, mit vierzehn Personen zu verreisen, kommt es auch genau so hin, dass jeder sein eigenes Bett kriegt. Die Verpflegung übernehmen wir für alle, alles andere auch, wir haben sogar schon den Trainingsplan erstellt…“ Auch wenn der eher aussah wie der einer Ferienfreizeit, aber hey, wo war da der Unterschied?

„Und wieso sollte er da mitkommen?“, fragte Neji weiter.

„Na ja…“, begann Sakura, ernsthaft ein wenig verstimmt. „Ich dachte nur. Er kapselt sich ja ansonsten so von allen ab und ich persönlich fände es schade, wenn sich unsere Kinder untereinander nie richtig kennen lernen würden… Ich meine… Was ist aus unserem Gemeinschaftsgefühl geworden?“

Neji schluckte. Sasuke grinste ein wenig. Tenten ein wenig sehr viel breiter. Und Sakura stemmte die Hände in die Hüften.

„Welche Gemeinschaftsgefühl?“, fragte Neji dann eiskalt und unglaublich mutig.

Tenten grinste noch breiter. Sakura zog eine Augenbraue hoch.

„Oooh, ich dachte nur.“, erwiderte sie. „Ich habe damals nämlich acht Personen gezählt, ebenso wie’s auch in jedem unzensierten Geschichtsbuch erwähnt wird, aber hey, ich kann mich auch verzählt haben…“

„Hast du.“, bestätigte Tenten. „Wir waren neun.“

„Babys zählen nicht. Und wenn, dann wären wir zehn.“

„Neuneinhalb.“

„Deal.“

„Wann geht’s los?“

„Übermorgen früh.“

„Ah, das geht ja. Kriegen wir hin. Alles klar, er wird da sein.“

Stille.

„Was?“, kam es von Neji, der den Sinn des letzten Satzes aufgrund seines Tempos erst jetzt verstanden hatte.

„Was?“, fragte auch Sasuke, der nun ebenfalls kapiert hatte, worum es ging.

„Was?“, fragten Sakura und Tenten vorwurfsvoll.

„Wann habt ihr das denn beschlossen?“, fragte Neji verärgert.

„Gerade eben, hast du nicht zugehört?“, antwortete Tenten gelassen.

„Hab ich da nicht auch noch ein Wörtchen mitzureden?“, wollte Neji wissen.

„Nö.“

„…Haben sie dich wieder ins Krankenhaus gerufen?“

„Ach, merkt man das?“

„Normalerweise bist du nicht ganz so unverschämt.“

„Ich bin nicht unverschämt!“

„Nein, gar nicht…“, stimmte Neji ihr zu und rührte sich nun erstmals von der Stelle, indem er begann, sich die Schoner von den Armen zu schnüren und gleichzeitig das Zimmer, welches als Küche und Wohnzimmer gleichzeitig fungierte, zu durchqueren. „Dann klär mal schön weiter die Details, während ich mich umziehe…“ Mit diesen Worten verschwand er in einem der drei Räume, zu denen der kleine Flur von der Wohnküche aus führte.

„Der gibt aber leicht auf…“, stellte Sakura überrascht fest. Tenten zuckte mit den Schultern.

„Er streitet sich halt nicht gerne.“

„Man merkt’s.“

Tenten gähnte nun und streckte sich.

„Also, ich brauch Einzelheiten; wann genau geht’s los, wo genau geht ihr hin, wie kommt ihr da hin, wann kommt ihr zurück, was macht ihr wo auch immer und ist es möglich, dass ich meinen Sohn auch als Ganzes wiederbekomme?“

„Genau losgehen tut’s übermorgen um halb sechs morgens, von unserem Anwesen aus.“, begann Sakura. „Wir gehen, wie gesagt, in den Süden Hi no Kunis, an die Grenze zu Uzu no Kuni, wo wir ein Ferienhaus besitzen mit genug Schlafzimmern für alle. Und wir werden laufen, das Gepäck wird von Vögeln transportiert, die Natsuki beschwören kann…“

„Natsuki kann Vögel beschwören?“, unterbrach Tenten sie interessiert. „Was für Vögel?“

Sakura zuckte mit den Schultern.

„Raben oder Krähen. Was weiß ich. Große, schwarze Vögel, deren Schriftrolle sie irgendwann in ihrem Zimmer gefunden hat… Könnte was mit ihrem Vater zu tun haben, oder so…“

„Aha… Na ja, Vögel könnten wir auch beisteuern, wenn wir schon nichts dafür zahlen müssen, dass unser Sohn auf einen Kurzurlaub geht… Er war zwar erst Anfang April mit bei den Ältesten, aber hey, die haben ihn garantiert derartig traumatisiert, dass ihm so’n Urlaub gut tun könnte…“

Der Hyuugaclan pflegte nämlich seine Ältesten Mitglieder, jenseits der siebzig, zu einem geheimen Ort zu bringen, wo sie nicht so in Gefahr waren und im Falle eines Falles nicht im Weg standen. Und einmal im Jahr machte sich der ganze Clan auf um die Ältesten zu besuchen und ihnen vom vergangenen Jahr zu berichten.

„Wir haben genug.“, sagte Sasuke aus Richtung Tür, neben der er immer noch stand, als ob es ihn verfluchen würde, wenn er auch nur einen Schritt weiter ins feindliche Territorium eindrang.

„Ja, ja, ich mein ja nur.“, meinte Tenten unbekümmert. „Wie lange wird die Reise ungefähr dauern?“

„Uff…“, kam es von Sakura. „Das ist ´ne gute Frage. Also, ich weiß, dass zwei Jonin, eine Chuunin und eine Genin für die Strecke einen halben Tag gebraucht haben und das waren die letzten, die je offiziell diesen Weg eingeschlagen haben…“

„Ich weiß nicht, wovon du redest…“, brummte Sasuke.

„Ja, ja, schon gut. Jedenfalls nehme ich an, dass wir mit ´ner Horde Genin und zwei kleinen Kindern ungefähr einen Tag brauchen werden, um dort anzukommen, wenn nicht länger. Na ja, das geht ja noch…“

„Du hast Yuki und Yoko vergessen.“, bemerkte Tenten. „Die beiden sind ja noch keine Genin…“

„Hmpf.“, machte Sakura. „Ich zweifle trotzdem nicht daran, dass sie das Tempo mithalten können werden…“

„So schlimm mit den beiden?“, fragte Tenten.

„Na ja, nicht direkt schlimm…“, meinte Sakura. „Nur ein bisschen komisch.“

„Na dann… Wann kommt ihr eigentlich zurück?“, setzte Tenten nun ihre Fragestunde fort.

„In mehr oder weniger genau einer Woche.“, erklärte Sakura. „Länger können wir das Dorf ja nicht mir Naruto alleine lassen…“

Tenten lachte.

„Okay… Und wozu genau macht ihr das doch gleich?“

„Training aufholen.“, antwortete Sakura. „Solidarität stärken. Und so weiter.“

„Nicht euer Trainingsstandart, oder?“, wollte Tenten nun besorgt wissen.

„Was meinst du damit?“

„Na ja… Also… Ich weiß ja nicht, was ihr beiden unter normalem Training versteht…“ Sie räusperte sich. „Ich meine, ihr habt mal ein knappes Jahr lang trainiert und kamt als die absoluten Kampfmaschinen auf Joninlevel zurück, obwohl du vorher gar nichts auf die Reihe gekriegt hast, so gesehen find ich’s ein wenig beunruhigend, wenn ihr von Training sprecht…“

„Ach so.“ Sakura lachte. „Keine Sorge, so hart werden wir sie nicht drannehmen. Na ja, zumindest werden sie wohl alle in einem Stück zurückkommen, also so gesehen…“

Tenten lachte.

„Na dann ist ja alles bestens. Ich werd mal sehen, ob ich ihn rausschmuggeln kann… Obwohl, Neji hat ja zugestimmt… Und notfalls bekleb ich Mako-chan einfach mit ganz vielen von diesen Siegeln…“

„Was für Siegel?“, fragte Sakura irritiert.

„Es gibt so Ofudas, die das, woran sie kleben, für Byakugan undurchsichtig machen.“, erklärte Tenten. „Jedes Bade- und Schlafzimmer hier ist mit denen beklebt. Na ja, Schlafzimmer erst ab ´nem bestimmten Alter…“

„Habt ihr’s dann bald?“, fragte Sasuke genervt aus Richtung Tür. Sakura und Tenten sahen ihn verständnislos an.

„Ihr seid also wirklich nur gekommen, um mir mein Kind wegzunehmen.“, stellte Tenten trocken fest.

„Schön gesagt.“, kommentierte Sakura. „Aber wenigstens künden wir uns an.“

„Das heißt bei euch doch nichts.“, erinnerte Tenten sie. „Und diese Formulierung hab ich erst heute im Krankenhaus gehört, als ich das Neugeborene zum Waschen weitergegeben habe…“

„Oh je.“, machte Sakura und erhob sich nun. „Wir müssen jetzt aber wirklich los, tut mir Leid…“

„Findet ihr den Weg zurück allein oder soll ich euch ´n Dienstmädchen rufen?“, wollte Tenten wissen.

„Ne, danke. Seine Superallmächtigenkopieraugen haben schon ´nen Sinn, weißt du?“, erklärte Sakura grinsend.

„Na dann. Wir sehen uns dann übermorgen früh. Wenn man mich nicht wieder an deiner Stelle ins Krankenhaus rufen sollte…“

„Keine Sorge, ich wird demnächst für neue Geburtshelfer sorgen und du wirst in deinem Leben keinen Kreissaal mehr betreten müssen.“, versprach Sakura grinsend.

„Kreissäle vielleicht nicht, aber hier im Haus werde ich zu jeder Geburt gerufen und du lässt das ja auch niemandem außer mir machen…“, widersprach Tenten.

„Tja, dumm nur, dass ich keine Kinder mehr kriegen werde.“, räumte Sakura ein. „Sieben sind genug.“

„Sagst du jetzt.“, ergänzte Tenten. „Tja, wir werden ja sehen, was draus wird…“

„Nichts.“, stellte Sakura klar, während sie schon halb von Sasuke zum Ausgang geschoben wurde. „Bis übermorgen dann!“

Tenten winkte nur.
 

~
 

„So, sind dann alle da?“, fragte Sakura zwei Tage später in den frühsten Morgenstunden, zu denen es auf Grund der Jahreszeit schon hell war, die Arme in die Hüften gestemmt den verschlafenen Haufen von Kindern und Ehemann, der vor dem Haus stand und geschlossen so aussah, als wäre er aus dem Bett gefallen.

„Physisch oder psychisch?“, fragte Tsugumi und unterdrückte gleichzeitig ein Gähnen.

„Solange ihr hören könnt und nicht vor Bäume lauft ist physisch alleine okay.“, erklärte Sakura während sie leise durchzählte. Es waren genau zwölf Schlafmützen, ein immer perfekt aussehender Hyuuga, der auch noch so hieß, und ein Hund. Nein, dreizehn Schlafmützen. Der Hund schlief auch noch. Na ja, fast.

Und dann war da noch Natsuki, die als ANBU noch viel abstrusere Arbeitszeiten als halb sechs Uhr morgens gewöhnt war, ein wenig abseits stand und Rucksäcke auf die Rücken und an die Krallen ihrer Vögel (Raben? Krähen?) schnürte. Sasuke war zwar eigentlich auch mal ANBU gewesen, hatte allerdings spezielle Arbeitszeiten bekommen. Er konnte sich sowas ja erlauben und war vor mindestens elf Uhr morgens eh zu nichts zu gebrauchen.

„Also…“, begann Sakura und besah sich noch mal die Schlafmützen vor sich von links nach rechts; Sasuke, den sie beinahe aus dem Bett hatte prügeln müssen, lehnte mit verschränkten Armen und geschlossenen Augen neben der Tür. Neben ihm stand der irgendwie immer wache Hiroshi, der seinen Vater unablässig ins Bein piekste und von seinem einzigen jüngeren Bruder, der auf dem Boden saß, unterstützt wurde, der zwar auch nicht ganz wach war, aber immerhin die Schienbeine seines Vaters mit Kieselsteinchen bewerfen konnte.

Daneben stand Tsugumi, den linken Ellbogen auf Sayuris Schulter abgestützt, die Augen zu schlitzen verengt und die ganze Zeit damit beschäftigt, nicht zu gähnen. Sayuri hatte den Kopf gegen ihren Ellbogen gelehnt und versuchte, ihre Augen vom Zufallen abzuhalten und gleichzeitig den beiden kleinen zuzuflüstern, ihren Vater in Ruhe zu lassen. Neben ihr stand Tsuyoshi, der sich ebenfalls gegen sie lehnte, sich allerdings an ihrem Kopf abstütze und schon wieder zu schlafen schien, während der Rest wenigstens den Anstand hatte, die Augen aufzuzwingen.

So auch Yuki und Yoko, die allein aus Gewohnheit vor Allen anderen nebeneinander saßen und weder Worte noch Blicke wechselten und trotzdem identische Gesichtsausdrücke hatten; beide sahen genau gleich müde und gleich genervt aus.

Das konnte eventuell daran liegen, dass sie genau vor Aimi und Shikkun saßen, erstere war auch zu dieser frühen Stunde und im praekomatösen Zustand nicht davon abzubringen, bei jedem Blick auf den einen halben Meter neben ihr stehenden Tsuyoshi ein leises Kichern hören zu lassen, was auch ihrem Bruder sichtlich zusetzte, der mit glasigem Blick auf ihrer anderen Seite stand, die Hände in den Taschen und starr gerade aus blickend.

Neben ihm auf dem Boden saß Hiro, dessen Kopf leicht Schlagseite nach vorne hatte, und Kazuya, dessen Kopf leicht Schlagseite nach hinten hatte und auf dessen Bauch sein Hund schlief.

Und dann war da noch Makoto, am Ende der Reihe, die Arme verschränkt, das Gesicht ohne jede Spur von Müdigkeit, dafür gleichgültig und genervt, falls das ging, die etwa brustlangen, dunkelbraunen Haare zu einem perfekten Pferdeschwanz gebunden und wirkte durch seine Professionalität nach nur wenigen Monaten als Ninja irgendwie noch unsympathischer.

„Wenn es von euch allen nicht zu viel verlangt ist, zuzuhören anstatt zu schlafen, würde ich jetzt gerne erklären, wie’s weitergeht.“, begann Sakura erneut. Alle schlafenden Augen richteten sich auf sie. „Wir brechen gleich auf, in Richtung Süden, zu Fuß, weswegen es günstig wäre, wenn ihr ungefähr jetzt aufwachen würdet.“

„Heiß es nich in Urlaub fahren?“, fragte Hiroshi, der dafür kurzzeitig von seinem Vater abließ.

„Na, du kannst dich ja nicht beschweren.“, brummte Tsugumi. „Du wirst getragen!“

„Och, menno…“, brummte Hiroshi und piekste weiter, um seinen Vater wach zu halten. Ganz selbstlos natürlich.

„Aber er hat Recht.“, meinte Tsuyoshi, auch wenn er dabei genau in Sayuris Ohr brummte. „Wieso laufen wir?“

„Weil das hier kein Urlaub, sondern eine Trainingsreise ist!“, erklärte Sakura. „Meine Güte, ihr seid aber auch verweichlicht…“

„Ich schieb’s auf schlechte Erziehung.“, brummte Tsugumi. Sakura überging diese Bemerkung.

„Wie auch immer. Jedenfalls laufen wir los und wenn wir ´n durchschnittliches Genintempo einhalten, sind wir etwa heute Abend da. Zurück laufen wir auch, in genau einer Woche. Während wir da sind, wird ein relativ straffes Trainingsprogramm durchgezogen, zusammen mit ein wenig Landeskunde. Und Geschichte.“ Ein Knurren von der linken Seite unterbrach sie. „Okay, nicht viel Geschichte, fast gar nicht.“, korrigierte Sakura und verdrehte die Augen. „Egal. Wenn wir da sind, werden erst die Zimmer verteilt und dann gibt’s Essen und dann geht’s ins Bett. Vielleicht erklären wir auch noch die Pläne für die nächsten Tage, mal schauen.“

„Können wir das nicht irgendwie umgekehrt machen?“, fragte Hiro verzweifelt. „Also, erst schlafen, dann Essen, dann ankommen?“

„Nein.“, stellte Sakura klar. „Stellt euch nicht so an. Ich bin in eurem Alter schon Nächte durchgereist…“

„Bist du?“, fragte Sasuke.

„Ja, die Mission in Suna.“, erinnerte ihn Sakura. „Wir sind um vier Uhr losgegangen und fast zwei Tage durchgereist. Außerdem…“ Und nun wandte sie sich wieder an die begeisterte Kinderschar vor sich. „Hat er hier es geschafft, in eurem Alter schwer verletzt innerhalb kürzester Zeit bis nach Ta no Kuni zu kommen, auch die Nacht durch… Mehrere Nächte, um genau zu sein…“

„…Nur dass ich nicht allzu schwer verletzt war.“, korrigierte Sasuke.

„Fall mir nicht in den Rücken!“, fauchte Sakura. Er zuckte nur mit den Schultern.

„Gibt’s irgendeine Ordnung, in der wir laufen sollten?“, mischte sich nun Shikkun ein, von dem Sakura bisher eigentlich geglaubt hatte, dass er mit offenen Augen geschlafen habe.

„Na ja…“, begann Sakura ein wenig aus dem Konzept gebracht. „Sasuke führt an, weil er als einziger den Weg kennt… Nicht, dass so ´ne Villa schwer zu finden wäre…“

„Eben.“, fuhr Shikkun fort. „Und, ohne Ihnen zu Nahe treten zu wollen, sie sind wahrscheinlich ein wenig langsamer. Und da wir eine recht durchwachsene Gruppe sind und ich nicht glaube, dass es in Ihrem Interesse ist, irgendwen von uns zu verlieren, sollten eigentlich Sie den Zug anführen und es danach der Geschwindigkeit nach aufsteigend weitergehen, sodass die langsamsten das Tempo vorgeben, oder?“

„Und die mit der wenigsten Ausdauer!“, ergänzte Tsugumi hastig. Sakura warf ihrer ältesten Tochter einen misstrauischen Blick zu, auf den hin diese nur den Kopf wegdrehte.

„Ja, das klingt plausibel.“, gab sie zu. „Und Shikkun, siez mich bitte nicht, da komm ich mir so alt vor.“ Der Angesprochene zuckte nur mit den Schultern. „Außerdem, bevor wir überhaupt in irgendeine Formation gehen, sollten wir erstmal hier rauskommen.“ Mit diesen Worten schritt sie auf die Versammlung vor sich zu, packte sich Satoshi, nicht ohne ihm die Steine aus den Händen zu winden, und setzte ihn in den Tragesack, den sie verkehrt herum trug, sodass ihr Rücken frei war. Sasuke bemerkte das selbst mit geschlossenen Augen, packte nun Hiroshi und setzte ihn sich auf die Schultern.

„Papa, deine Haare pieksen!“, jammerte der Rosahaarige.

„Hmpf.“, war die Antwort darauf. „Halt dich gut fest…“

Auch die anderen griffen nun nach ihren Rucksäcken mit dem Proviant für die Reise.

„Alles klar…“, murmelte Sakura und zählte noch einmal durch. Dreizehn aufbrechende und ein Hund. „Ganze Kompanie, abmarsch!“

Mit diesen Worten setzte sie sich in Bewegung.

„…Nimmst du das hier nicht ein wenig zu ernst?“, raunte Sasuke ihr zu.

„Ich doch nicht.“
 


 


 


 

Baah « wie kann man sich nur so verkalkulieren? Eigentlich gehört das hier noch zum letzten Kapitel und das nächste Kapitel auch noch, was aber garantiert über 15.000 Wörter geworden wäre uû deswegen zieht sich dieser doofe Trainingsurlaub (lustiges Wort) über 3 Kapitel hin » Hilfe…

Oh, und lasst und feiern, Mako hatte seinen ersten Auftritt!
 

Apropos; in ca. 25 Kommentaren übertreffen wir ANL1, juhuu, und guckt bei Gelegenheit doch mal in den Zirkel…

Durchführung (3)

Der Süden Hi no Kunis, später Nachmittag, halbe Strecke zwischen Konoha und dem Ferienhaus
 


 

(Die Leserhilfe des vorherigen Kapitels ist immer noch sinnvoll)
 

„Ganze Kompanie, HALT!“, schallte es durch den Wald mit den ungewöhnlich hohen Bäumen, durch den gegenwärtig eine Art halbe Schulklasse inklusive Lehrer plus Anhang zog. Ganz vorne war Sakura abrupt stehen geblieben und hatte den Arm ausgestreckt.

Es dauerte keine Minute, da standen auch schon alle mehr oder weniger neben ihr, denn so stark, dass sie besagte Schulklasse inklusive Lehrer plus Anhang tragen könnten, waren die Äste auch im Süden nicht.

„Was ist?“, fragte Kazuya, der auf einem Ast unter ihr stand und seinen Hund, der gerade Gefallen am rennen gefunden hatte, im Zaum halten musste. „Werden wir angegriffen?“

„Machen wir endlich ´ne Pause?“, jammerte Aimi von rechts über ihr.

„Oder essen wir was?“, wollte Hiro wissen, der neben Kazuya stand.

„Oder sind wir schon da~a?“, quakte Hiroshi, ganz hinten auf den Schultern seines Vaters.

„Nein!“, antworteten daraufhin alle aus einem Reflex, den sie sich über die letzten neun Stunden hinweg angewöhnt hatten. Na ja, zehneinhalb, wenn man das Mittagessen mitzählte.

Sakura ignorierte währenddessen sämtliche Fragen sowie Sasuke, der die Augen verdrehte, und deutete den anderen, ihr zu folgen, während sie vom Baum auf den Boden sprang. Als sich schließlich alle um sie herum versammelt hatten, verkündete sie:

„So, ich habe eben spontan beschlossen, früher mit dem Training anzufangen!“

Die Begeisterung schlug Wellen.

„Jetzt schon?“

„Ich dachte, wir machen Urlaub!“

„Meine Füße tun zu weh für Training!“

„Ich hab Hunger!“

„Ich bin zu müde!“

„Sind wir schon da~a?“

„NEIN!“

„Wie auch immer…“, setzte Sakura elegant ihren Vortrag fort. „Mir ist nämlich gerade aufgefallen, dass unser ganzes Trainingsprogramm für die nächste Woche auf einer Technik beruht, die ihr eventuell noch gar nicht könnt…“ Kunstpause, erstaunte Blicke, Augenverdrehen. „Und da die Gegend gerade günstig ist…“ Sie warf einen bedeutungsvollen Blick die Bäume hinauf.

„Dir ist schon klar, dass du damit nur unsere Ankunft hinauszögerst, oder?“, fragte Sasuke, der währenddessen die beiden jüngsten auf einen Baumstumpf setzte.

„Na ja, nicht wirklich, ich werd‘ ihnen allerhöchstens zwei Stunden Zeit geben…“, erklärte Sakura ausweichend.

„Das ist zu kurz.“, stellte Sasuke fest.

„Nun ja, für Normalsterbliche, die zumindest die Grundsätze der Chakrakontrolle gemeistert haben, sprich, es sich weder leisten können, viel zu viel abzugeben, weil sie ja Massen an Chakra haben, noch mehrere Chakraquellen in sich rumoren haben, sollte diese Frist zumindest ausreichen, um das Konzept zu verstehen…“

„…Nicht, dass es da groß was zu verstehen gäbe.“, ergänzte Sasuke. „Lauft den Baum hoch. Mehr muss man nicht verstehen.“

„Wenn man sich keine Gedanken über die Aufgabenstellung macht, weil einem sowieso alles zufliegt, vielleicht.“, erwiderte Sakura.

„Wem ist damals denn bitteschön was zugeflogen?“, fragte Sasuke. Sakura schnappte nach Luft.

„Dass ich es sofort konnte, liegt nur daran, dass ich hart dafür gearbeitet habe, das weißt du!“

„Und das hat länger als zwei Stunden gedauert, oder?“
 

„Wie lange kann das jetzt noch so weiter gehen?“, wisperte Aimi in Richtung Tsugumi und Tsuyoshi, die am nächsten standen.

„Irgendwas zwischen dreißig Sekunden und fünf Stunden.“, prophezeite Tsuyoshi.

„Und heute Abend liegen sie sich wieder in den Armen.“, ergänzte Tsugumi.

„Damit sie sich morgenfrüh auf’s Neue streiten können.“, setzte Tsuyoshi fort.

„Und irgendwann fangen sie dann an, darüber zu streiten, aus wessen Familie die Anlagen zu Mehrlingsgeburten kommen.“, fügte Tsugumi noch hinzu.

„Oder Mama setzt ihren Willen damit durch, dass sie Papa damit erpresst, wie oft sie ihm schon das Leben gerettet hat. Kommt auf’s Thema an.“, fiel Tsuyoshi noch ein.

„Wie oft denn?“, fragte Aimi weiter.

„Uff, keine Ahnung.“, murmelte Tsuyoshi. „Die Zahl schwankt zwischen sieben und zehn…“

„Ist wohl Auslegungssache.“, stellte Tsugumi fest. „Nur dass sie uns nichts darüber erzählen, ansonsten könnten wir uns ja auf eine Zahl festlegen…“

„Nicht einmal aufzählen tut einer von beiden.“, erinnerte sich Tsuyoshi. „Komisch, irgendwie.“
 

„Ach, gib’s doch zu, du willst nur wieder nostalgisch werden.“, warf Sasuke Sakura nun als letztes Argument vor.

„Und wenn schon. Bäume sind für sowas viel besser geeignet als Baumstämme.“, behauptete Sakura.

„Was kommt als nächstes? Soll ich vielleicht dafür sorgen, dass wir von irgendwem angegriffen werden, der eigentlich viel zu stark für uns ist?“, wollte Sasuke wissen.

„Wenn du jemanden findest, der für uns beide zu stark ist, ohne dabei etwas auslösen zu müssen, was irgendwie zwischen mittlerer Katastrophe und Weltuntergang schwankt, nur zu.“, antwortete Sakura. „Solltest du dir allerdings diese Suche ersparen wollen, lass mich einfach machen und pass auf die Kleinen auf.“ Dann wandte sie sich der mittlerweile nicht mehr ganz so gebannt lauschenden Truppe zu. „Wie ihr vielleicht anhand unserer Diskussion bemerkt habt…“

„…Habe ich noch nicht zugestimmt.“, fiel Sasuke ihr ins Wort.

„Oh, ach ja, und hör auf, mir in den Rücken zu fallen, wenn wir das hier gemeinsam durchziehen wollen, könnte dies nämlich ziemlich kontraproduktiv sein…“

„Du stehst doch drauf.“, unterstellte ihr Sasuke mittlerweile wieder grinsend, während er sich neben dem Baumstumpf, auf dem seine beiden jüngsten Söhne saßen, ins Gras setzte, um die Show zu genießen. Für die Bemerkung erntete er allerdings einen Blick von Sakura, der innerhalb der letzten fünfzehn Jahre ihrer Beziehung drei Bedeutungen bekommen hat; zum ersten wären da wer hat hier wem soundsoviel Mal das Leben gerettet? als letztes Argument, wenn sie etwas wollte (wahlweise auch garniert mit und ist wem vollkommen überflüssigerweise nachgelaufen und wer hat wem geholfen wie viele von wie vielen Lebenszielen zu erüllen?, aber auch nur, wenn’s ihr wirklich wichtig war), und sei ruhig, oder es wird zu anzüglich, beziehungsweise sei ruhig, oder wir begeben uns auf verbotenes Territorium und als letzte und nun zutreffende Bedeutung wenn du jetzt nicht ruhig bist, muss ich anfangen, dich auf sehr unfaire Art zu erpressen, die ich zwar selbst nicht einhalten kann, aber hey, bisher hat’s immer gewirkt, oh, und aussprechen kann ich’s auch nicht, weil die Unterhaltung ansonsten auf eine Ebene gebracht wird, die für die Kinder nicht geeignet ist….

Nach fünfzehn Jahren, die er diesen Blick nun schon kannte, konnte er Sasuke allerdings kaum noch etwas anhaben. Nun ja, in einer so unwichtigen Sache tat er trotzdem seinen Dienst…

„So.“, Sakura holte tief Luft. „Nachdem das nun geklärt ist, werdet ihr sicher herausgehört haben, dass ich vorhabe, euch jetzt vor der Ankunft beizubringen, wie man mit Chakra an Bäumen hochklettern kann.“ Kunstpause, erstaunte und zweifelnde Blicke. „Kann das zufälligerweise schon irgendwer von euch?“ Sie sah in die immer noch recht erstaunt dreinblickende Runde, lediglich Makoto und Sayuri hoben die Hände.

„Ach, dann hat Shikamaru euch das also schon beigebracht?“, stellte Sakura beinahe enttäuscht fest. Stummes Nicken war die Antwort. „Nun ja, dann könnt ihr es den anderen ja erst mal zeigen.“

Sayuri nickte eifrig, Makoto zeigte keinerlei Reaktion, abgesehen davon, dass er sich den Rucksack abstreifte und auf den nächsten Baum zuschlenderte, als hätte er alle Zeit der Welt. Nachdem Sayuri ihren Rucksack ordentlich neben dem Baumstumpf, an dem sich ihre jüngsten Brüder und ihr Vater aufhielten, abgelegt hatte, hastete sie ihm hinterher und lief, nun wesentlich langsamer, an einem Baum direkt neben ihm hoch. Als die beiden etwa gleichzeitig die Baumkrone erreichten, drehten sie sich ebenso synchron um und schauten, Sayuri fragend, Makoto teilnahmslos, nach unten.

„Sehr schön!“, rief Sakura hinauf und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie verärgert sie von dieser tadellosen Synchronperformance war. „Ihr könnt wieder runterkommen!“ Dann klatschte sie aufmunternd in die Hände und wandte sich den anderen zu. „Also, ihr habt’s jetzt alle gesehen. Das wichtigste dabei ist, konstant genau die richtige Menge an Chakra abzugeben, um euch am Baum halten zu können. Gebt ihr zu wenig Chakra in eure Fußsohlen, fallt ihr einfach so wieder runter, gebt ihr allerdings zu viel ab, werdet ihr vom Baumstamm weggestoßen. Noch Fragen?“

„Sollen wir beide auch dabei mitmachen?“, kam es von Yuki, der in Richtung Yoko nickte.

„Wenn ihr wollt.“, meinte Sakura schulterzuckend. „Das ist allerdings Geninniveau, also wundert euch nicht, wenn ihr’s nicht schafft…“ Dass die beiden theoretisch fast die Hälfte all ihrer anderen Schützlinge mühelos in die Tasche stecken konnten, hielt Sakura nicht für klug zu erwähnen. Wäre irgendwie kontraproduktiv.

„Ich auch!“, rief Hiroshi begeistert und sprang vom Baumstumpf.

„Nein, lieber nicht.“, meinte Sakura und hockte sich vor ihren zweitjüngsten Sohn. „Du kannst noch nicht so gut abdrehen, wenn du runterfällst und würdest dir dabei den Hals brechen. Und das kann selbst ich nicht mehr heilen.“

„Menno…“, maulte Hiroshi und zog einen Schmollmund. Sakura wuschelte ihm durch die rosa Haare.

„Üb lieber mit Papa noch ein bisschen Katon-jutsus.“, schlug sie vor. „Wenn Papa einverstanden ist, natürlich…“, fügte sie noch grinsend hinzu, während ‚Papa‘ die Schultern zuckte.

„So… Also, dann… Makoto, Sayuri, ihr habt ja nicht’s zu tun, also könnt ihr den anderen entweder helfen, oder machen, was ihr wollt, solange ihr in Sichtweite bleibt…“

Irgendwie ärgerte es Sakura noch mehr, die beiden zusammen ansprechen zu müssen, aber irgendwie wäre es komisch gekommen, wenn sie zu beiden einzeln dasselbe gesagt hätte…

„Und was steht ihr noch so rum?“, fragte sie nun an die immer noch teilnahmslos rumstehende Schulklasse. „Wir haben nur noch eine Stunde und fünfundvierzig Minuten, wenn wir im Ferienhaus ankommen wollen, bevor es dunkel wird!“
 

~
 

„Geht es dabei nicht eigentlich nur um Schwung?“, fragte Tsugumi genervt, als sie zwanzig Minuten später schon wieder nach gerade mal zwei Metern vom Baum abgestoßen wurde.

„Sah die Demonstration eben besonders schwungvoll aus?“, fragte Shikkun vom Baum neben ihr.

„Hab ich dich gefragt?“, zischte Tsugumi verärgert zurück.

„Na ja, er hat schon Recht.“, mischte Sakura sich nun ein. „Ich muss schon sagen, die Demonstration war ausgesprochen gut. Klar, am Anfang ist es einfacher, das ganze mit ein wenig Schwung anzugehen, aber prinzipiell hat das nichts damit zutun, wie gut du dein Chakra regulieren kannst…“

„Pah!“, machte Tsugumi, nahm erneut Anlauf und schaffte es diesmal sogar einen halben Meter höher, bevor sie zurückgestoßen wurde.

„Wenn ich dir einen Tipp geben darf;“, begann Sakura.

„Hm?“, gab Tsugumi nun von sich, sichtlich unzufrieden mit der Gesamtsituation.

„Du benutzt zu viel Chakra.“, erklärte Sakura. „Muss in der Familie liegen, dein Vater und Natsuki kriegen das auch nie auf Anhieb richtig hin… Nun ja, normalerweise fällt das auch nicht weiter auf, bei den Massen an Chakra, die ihr habt, aber hierbei… Versuch’s einfach mal mit weniger, okay?“

„Aber dann passiert doch das da!“, meinte Tsugumi verärgert und deutete auf Hiro, der gerade galant an seinem Baum runterrutschte.

„Nicht so wenig.“, seufzte Sakura. „Das muss wohl auch in der Familie liegen…“

„Eher nicht…“, kam es von Sayuri, die an einem unbenutzten Baum lehnte, die Knie an die Brust gezogen, und das Geschehen beobachtete. Sie deutete zu zwei Bäumen abseits von den anderen, an denen gegenwärtig Yuki und Yoko übten. Stirnrunzelnd beobachtete Sakura, wie die beiden auf halber Höhe plötzlich wieder absprangen, was gar nicht danach aussah, als ob sie plötzlich zu viel oder zu wenig Chakra abgaben, sondern entweder keines mehr hatten, oder die Kontrolle verloren, die sie eigentlich auch gar nicht haben dürften. Theoretisch zumindest.

„Na wunderbar…“, murmelte Sakura, bevor sie aus ihrem Rucksack ein Buch hervorholte und sich ebenfalls an einem unbenutzten Baum setzte und las.
 

~
 

„Hey, Aimi, das ist wirklich gut!“, rief Sakura etwa weitere zwanzig Minuten später, als sie den Blick über ihre Schützlinge wandern ließ. Aimi krabbelte gerade recht stockend den Baum hoch, Handflächen und Fußspitzen gegen den Stamm gepresst.

„Ah ja?“, fragte sie zweifelnd und rutschte dafür etwa einen halben Meter tiefer.

„Aber die schummelt doch!“, empörte sich Kazuya, der sich soeben vom Boden aufrappelte. Ranmaru hatte sich in sicherem Abstand auf den Boden gelegt und holte nun den am Morgen verpassten Schlaf nach.

„Ja ne, sie hält sich ja nicht fest!“, widersprach Tsuyoshi, der mit Abstand die besten Landungen hinlegte, da es ihn gar nicht mehr zu überraschen schien, wenn er plötzlich den Halt verlor oder zurückgestoßen wurde.

„Genau.“, bestätigte Sakura. „Eigentlich ist das ziemlich klug; wenn man nicht genug Chakra in die Füße kriegt, kann man auch einfach welches in die Hände tun…“

„…Also, eigentlich wollte ich mir nur nicht das Rückgrat brechen und das Gleichgewicht halten…“, murmelte Aimi kleinlaut, wofür sie noch einen Meter tiefer rutschte.

„Dann sag so was das nächste Mal nicht, wenn ich dich lobe.“, riet Sakura ihr schmunzelnd und sah sich nun nach den anderen um. Sasuke war mit Hiroshi irgendwo im Wald verschwunden, wahrscheinlich auf der Suche nach einer Wasserquelle, um mittlere Katastrophen während des Trainings zu verhindern. Satoshi hingegen saß auf dem Boden und malte Bilder in den Dreck. Neben Sachen oder Leute pieken und schlafen eine seiner Lieblingsbeschäftigungen.

Makoto saß einige Meter von der Gruppe entfernt auf dem Boden und meditierte, so in etwa nach dem Motto, ihr seht mich nicht, ich seh euch nicht.

Was ihn nur noch unsympathischer machte, wie Sakura fand. Wow. Demnächst musste sie Minuszahlen auf der Skala einführen.

Hiro und Kazuya lieferten sich mittlerweile Wettrennen ihre Bäume hoch, wobei Kazuya natürlich schneller war, sich Hiro aber irgendwie ein kleines bisschen länger am Baum halten konnte, bevor er runterfiel.

Yuki und Yoko saßen mittlerweile vor ihren Bäumen und schienen zu beraten, was sie denn nun falsch machen würden.

Tsugumi war auch nicht viel besser; sie kam mittlerweile zwar recht hoch, benutzte aber immer noch entschieden zu viel Chakra und wenn sie deswegen abgestoßen wurde, konnte sie es natürlich nicht lassen, jedes Mal mehrere Salti und Schrauben zu drehen. Für solche kleinen Kunststückchen hatte sie ein gewisses Talent, was wahrscheinlich ebenfalls in der Familie lag.

Shikkun allerdings versuchte es mittlerweile auf eine sehr eigenartige Methode; es sah so aus, als würde er auf einem Seil laufen, da er vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte, während er langsam den Baum hinauf schritt. Dabei hatte er auch noch die Arme zu beiden Seiten ausgestreckt und bot so einen ziemlich lustigen Anblick. Aber irgendwie schaffte er es, nicht runter zu fallen, oder Ähnliches.

„Was feierst du denn da?“, fragte Tsugumi bissig.

„Den Baum hochklettern.“, erwiderte Shikkun.

„Sieht eher aus wie hochtanzen, findest du nicht?“

„Immerhin komm ich überhaupt hoch.“

„Pah!“ Mit diesem Ausruf nahm Tsugumi erneut Anlauf, rannte den Baum hinauf, wurde aber nach wenigen Metern wieder abgestoßen. Allerdings nicht so weit weg wie vorher, sodass es ihr gelang, eine Hand an den Stamm zu kriegen, in der plötzlich genau die richtige Menge Chakra war. Ein paar Sekunden hing sie so, dann bekamen ihre Füße wieder Halt und sie rannte weiter. Anscheinend hatte sie den Bogen raus. Schwer atmend erreichte sie einen der obersten Äste.

„Erste!“, rief sie triumphierend zu den anderen hinunter.

„Nachmacherin!“, keifte Aimi, die ein paar Bäume entfernt immer noch ihre Vierfüßertechnik anwandte und für diesen empörten Ausruf mal wieder einen Meter tiefer rutschte.

„Pech!“, keifte Tsugumi zurück, mit sich und der Welt sichtlich zufrieden.

„Angeberin.“, stellte Shikkun trocken fest, der in eben diesem Moment ebenfalls die Spitze erreichte. Tsugumi streckte ihm die Zunge heraus.

„Gut gemacht, ihr beiden!“, lobte Sakura und ignorierte beflissentlich das kindische Benehmen der beiden. Dann sah sie in die Runde. Alle anderen waren wieder zu ihren Übungen zurückgekehrt, teilweise ein wenig verbissener als vorher. Aimi vor Allem; allerdings war sie ja auch vorher schon am nächsten drangewesen.

Tsuyoshi war jetzt aber auch wesentlich ernster bei der Sache. Er konnte die Chakramenge zwar noch nicht lang genug aufrecht erhalten, aber immerhin kam er fast nach oben. War doch auch schon mal was wert.

Yuki und Yoko hatten scheinbar frustriert aufgegeben und saßen weiterhin am Boden.

Hiro und Kazuya allerdings schienen überhaupt keine Fortschritte gemacht zu haben, hatten aber trotzdem den meisten Spaß mit ihren Spielereien. Na ja, nicht direkt Spielereien, aber ihr kleiner Wettbewerb war immer noch unangebracht.

„Okay…“, begann Sakura einen weiteren ihrer Lehrvorträge und schritt auf Hiro zu, der gerade eben wieder zu Boden gestürzt war, und hielt ihn an den Schultern fest. „Sayuri-chan, sei ein Schatz, komm rüber und hilf Kazuya ein bisschen, okay?“, rief sie ihrer zweiten Tochter zu. Diese sprang sofort auf die Füße und kam zu ihnen.

„Und wie?“, wollte sie wissen, während Kazuya Sakura mit einer Mischung aus Ärger und Verwunderung ansah.

„Ganz einfach.“, behauptete Sakura. „Lauf den Baum ein Stück rückwärts hoch, nimm seine Hände und geh langsam weiter, dabei erklärst du ihm das Ganze, okay?“

„Jawohl!“ Mit diesem Wort befolgte Sayuri die Anweisungen und nahm Kazuyas Hände, der nun wirklich verwirrt aussah.

„Und wir beide“, begann Sakura nun und grinste Hiro diabolisch an. „Werden jetzt auch ein bisschen Spaß haben.“

Hiro schluckte, während Sakura ihn umdrehte, unter den Armen packte und so in die Luft warf, dass seine Füße den Baum berührten.

„Lauf!“, befahl sie ihm, bevor sie es selbst tat, langsam, und ihn dabei vor sich herschob. Hiro stolperte dabei eher. „Komm schon, Chakra in die Füße, Tempo, Tempo, Tempo!“, forderte sie, während sie selbst immer schneller wurde und Hiro anfing, überrascht zu schreien. Sakura beließ es allerdings nicht dabei, einfach nur den Baum hochzulaufen und Hiro dabei vor sich her zu schieben, nein, auf halber Höhe sprang sie hinüber zum nächsten Baum, weswegen Aimi kreischend wieder mehrere Meter tiefer rutschte, allerdings sprang Sakura auch schon weiter, zum nächsten, wesentlich höheren Baum, lief dort ganz nach oben und unter einem der höchsten Äste entlang. Hiro schrie immer noch wie am Spieß, während sie kopfüber stehen blieben.

„Soooo…“, meinte Sakura nun mit boshafter Stimme. „Und jetzt lass ich los!“

„NEIN!“, rief Hiro und kniff die Augen zusammen, um sich, natürlich absolut gegen alle Anweisungen in sämtlichen Lehrbüchern, die er hätte lesen sollen, auf den harten Aufprall vorzubereiten, das Dumme war nur, dass er irgendwie nicht fiel, obwohl Sakura ihre Drohung wahrgemacht hatte.

„Na, geht doch!“, stellte Sakura zufrieden fest.

„Cool!“, rief Hiro begeistert, löste einen Fuß vom Ast, und fiel ab, allerdings schaffte Sakura es, ihm am Knöchel zu packen und gegen den Baum zu schleudern, vor er im Vierfüßerstand hängen blieb.

„NACHMACHER!“, keifte Aimi erneut, diesmal ohne noch tiefer zu rutschen.

„PE~ECH!“, keifte Hiro begeistert zurück.

„NACHMACHER!“, ertönte es zum zweiten Mal, diesmal von Tsugumi, die immer noch so selbstzufrieden auf ihrem Baum saß, als hätte sie soeben die Weltherrschaft an sich gerissen.

Sakura ließ sich währenddessen auf den Boden fallen und ließ wieder einmal den Blick durch die Runde schweifen. Satoshi war mittlerweile im Sitzen auf der Wiese eingeschlafen. Eines seiner Talente, abgesehen vom Zielen, in jeder x-beliebigen Position einschlafen.

Von wem er das wohl hatte…

„Tz, tz, tz…“, machte Sakura tadelnd. „Das ist gar nicht gut für’s Rückrat…“ Mit diesen Worten hob sie ihren Jüngsten behutsam auf und setzte sich mit ihm auf den Baumstumpf, ohne Satoshi dabei aufzuwecken. Von dort aus hatte sie einen perfekten Ausblick auf das Geschehen um sich herum; darauf, wie Tsugumi sich immer noch wie die Königin der Welt fühlte und irgendwas an Shikkun zu meckern hatte.

Darauf, wie Hiro nun von Baum zu Baum sprang, um sich an der Unterhaltung beteiligen zu können.

Darauf, wie Aimi bei dem Versuch, nun ebenfalls auf nur zwei Beinen den Baum hoch zu marschieren runter fiel und durch einen mehr oder weniger eleganten Rückwärtssalto verhinderte, dass sie sich das Genick brach.

Darauf, wie Tsuyoshi ebenfalls triumphierend die Spitze seines Baumes erreichte und seiner Schwester dabei einen überheblichen Blick zuwarf.

Am interessantesten war jedoch, wie Sayuri langsam rückwärts einen Baum hochlief und Kazuya an den Händen hinterher führte.

Während ihr das Ganze nichts auszumachen schien, war Kazuya mittlerweile hochrot angelaufen und schien sich gar nicht wohl in seiner Haut zu fühlen. Aber hey, immerhin bekam er’s jetzt hin.

Ein Seitenblick auf Makoto zeigte ihr übrigens, dass dieser absolut keine Regung gezeigt hatte und Sakura konnte sich nicht entscheiden, ob ihn das sympathischer machte.

„MAMA~A!“, ertönte plötzlich eine aufgeregte Kleinjungenstimme hinter ihr und Hiroshi kam begeistert auf sie zu gerannt.

„Hey!“, sagte Sakura und wuschelte dem Fünfjährigen durch die Haare. „Da seid ihr ja schon wieder!“

„Stell dir vor, Mama, ich kann jetzt schon ein so~o großes Katon-Jutsu!“, erzählte Hiroshi begeistert und breitete seine kurzen Arme aus.

„Wow.“, machte Sakura und wuschelte ihm durch die rosa Haare. „Dann kannst du das ja fast besser als ich!“ Was zwar nicht besonders schwer war, aber immer noch verdammt gut für einen Fünfjährigen.

„Hast du die alle gedopt, oder was ist los?“, wollte Sasuke wissen, der nicht ganz so enthusiastisch auf sie zukam. Wäre auch irgendwie komisch gewesen.

„Nein, das sind die Spuren durchschnittlicher Begabung.“, erklärte Sakura ein wenig Schadenfroh, da sie die Situation besser eingeschätzt hatte. „Weder eine derartig gute Chakrakontrolle, dass die ganze Prozedur innerhalb weniger Minuten abgehakt ist, noch so abartig viel Chakra, dass es in dem Alter für Normalbegabte unkontrollierbar wäre. Nicht, dass ich dich herabsetzen will, oder so…“

„Schon klar.“, kam es von Sasuke. „Was ist mit Yoko und Yuki?“

„Scheinen frustriert aufgegeben zu haben.“

„Und wie hast du’s wirklich hingekriegt, dass es ausnahmslos alle innerhalb von nicht einmal zwei Stunden gelernt haben?“

„Konkurrenzkampf. Tsugumi, die allen zeigen musste, wie toll sie ist und unbedingt erste sein musste und dadurch Aimi und Tsuyoshi motiviert hat, während sie selbst es gerade mal so vor Shikkun hingekriegt hat. Ganz knapp, versteht sich. Hiro musste ich erst Angst einjagen, bevor er’s hingekriegt hat und Kazuya würde gegenwärtig wohl alles tun, um aus dieser peinlichen Situation rauszukommen…“, erläuterte Sakura mit passenden Gesten.

„Aah.“, kommentierte Sasuke. „Ein klein wenig unfair, oder?“

„Wieso?“, fragte Sakura irritiert. „Hauptsache, sie lernen’s überhaupt, nicht wahr? Wie sonst sollen sie Stufe zwei hinkriegen?“

„Du gehst davon aus, dass sie’s alle hinkriegen werden?“, fragte Sasuke zweifelnd. Sakura zuckte mit den Schultern.

„Sie haben fünf Tage Zeit, oder? Und selbst Naruto hat’s damals in ein paar Stunden geschafft, bei dir war’s wohl learning by doing mit einer Prise Superallmächtigekopieraugen und ich war bei so was ja schon immer außer Konkurrenz…“, erinnerte Sakura.

„Wir waren aber durch die Bank disziplinierter. Und erwachsener.“, gab Sasuke zu bedenken. Sakura lachte.

„Du hörst dich so an, als wäre das was unglaublich positives…“, seufzte sie schließlich und senkte den Blick. „Eigentlich sollten wir doch froh sein, dass unsere Kinder so friedlich aufwachsen und wirklich Kinder sein können, oder? Ich mein’…“

„Ich weiß, was du meinst.“, unterbrach Sasuke sie. „Aber sollten wir das nicht langsam abbrechen? Wir können den Zeitplan sonst nicht einhalten.“

„Ach ja…“, Sakura schreckte auf. „SAMMELN!“, brüllte sie dann, was eigentlich überflüssig war, weil keiner der Angesprochenen weiter als zehn Meter Luftlinie von ihr entfernt war, aber hey, old habits die hard.
 

~
 

Etwa gegen acht Uhr abends erreichten sie das recht westliche aussehende Ferienhaus.

„Also:“, begann Sakura, die, zur Abwechslung mal, das Reden übernahm, und in die Runde sah; beinahe geschlossen waren sie alle unglaublich müde und hungrig und nicht gerade zurückhaltend, dies auch zu zeigen, abgesehen von Sasuke, der seine Form nun wieder gefunden hatte, den beiden Kleinen, die ja getragen worden waren, Makoto, der ja sowieso immer perfekt auszusehen hatte, und Tsugumi, die natürlich hinter nichts und niemandem zurückstehen durfte. „Das erste, was ihr gleich machen werdet, ist euch ein Zimmer suchen, wie ist mir egal. Es gibt dreizehn Schlafzimmer, davon haben fünf Doppelbetten. Heißt, jeder von euch hat sein eigenes Zimmer und wir beide teilen uns eins, deswegen lasst bitte ein Zimmer mit Doppelbett frei, okay? Ach, und Hiroshi und Satoshi kriegen auch jeweils eins, weil sie so unruhig schlafen… Ich werd in der Zwischenzeit Essen kochen, was nicht allzu lange dauern wird. Wenn’s fertig ist, mach ich mich bemerkbar. Euer Gepäck steht hinter den Glaswänden da drüben… Also, Abmarsch!“

Extremst begeistert bewegte sich der Mob um die Ecke, wobei Sayuri es übernommen hatte, Satoshi zu tragen, und als sie zurückkamen, murmelte Tsugumi: „Alle auf die Doppelbetten! Wir müssen noch mehr Geschwister verhindern…“

„Dann müssen aber zwei von euch in einem Bett schlafen.“, gab Sakura beiläufig zu bedenken. „Und da ich weder das Risiko eingehen werde, mit mehr Kindern nach Hause zu kommen, als ich mitgenommen habe, noch davon ausgehe, dass sich sonst jemand das Zimmer teilen will, kannst du diesen tollen Plan schon mal vergessen…“

Sayuri und Aimi, die zu beiden Seiten Tsugumis standen, liefen puterrot an und kicherten. Tsugumi aber sah ihre Mutter nur verärgert an.

„Sind wir dafür nicht noch ein bisschen jung?“, fauchte sie, konnte allerdings eine gewisse Röte in ihrem Gesicht nicht unterdrücken.

„Och, wenn du wüsstest, was mir in meinen siebzehn Jahren Berufserfahrung als Medic schon so alles untergekommen ist…“, flötete Sakura, während sie Vorräte in die Küche trug.

„Macht auch nichts.“, hörte sie Tsugumi dann auf der Treppe sagen. „Dann schlafen wir eben in Schichten und einer kann immer vor der Tür stehen, oder so… Das sollten wir auch zu Hause einführen…“

„Na, solange mit ‚in Schichten’ nacheinander und nicht übereinander gemeint ist, könnt ihr’s ja gerne versuchen…“, rief Sakura ihnen hinterher und meinte, schon wieder Gekichere zu hören.
 

„Wisst ihr was?“, fauchte Tsugumi den anderen beiden Mädchen zu. „Meine Sprüche kämen wesentlich cooler, wenn ihr aufhören würdet, rumzukichern!“

„Welche Sprüche?“, fragte Aimi spöttisch. „Eigentlich sprichst du nur leere Drohungen aus…“

„Das läuft doch aufs selbe hinaus!“, fuhr Tsugumi fort und begann schneller zu laufen.

„Wieso läufst du vor uns weg?“, fragte Aimi immer noch spöttisch, während sie hinterher hastete, Sayuri versuchte ebenfalls, Schritt zu halten.

Ich höre wie die Jungs momentan unten beratschlagen, die besten Zimmer einzunehmen, indem sie uns einfach über den Haufen rennen. Denn ich habe ein durchschnittliches Ninjaohr – was gibt’s da zu lachen?“, fauchte Tsugumi weiter und funkelte die sich vor Lachen krümmende Aimi an. Diese war allerdings zu beschäftigt damit, während des Lachens nach Luft zu schnappen, als dass sie hätte antworten können. Verärgert verdrehte Tsugumi die Augen und fixierte nun ihre Schwester.

„Findest du das auch so lustig?“

Sayuri konnte nur mit merkwürdig verkniffenem Mund den Kopf schütteln, bevor Tsugumi abermals die Augen verdrehte und sie am Handgelenk packte.

„Komm jetzt…“ Aimi ließen sie also auf der Treppe stehen. In diesem Moment ertönte es von unten:

„Das ist dumm, sinnlos, kindisch und sie können euch hören, also…“

„Drei, zwei, eins… LOS!“

Und daraufhin Fußgetrappel die Treppe hinauf, woraufhin Tsugumi ihre Schwester noch energischer die Treppe hinaufzog und auf die nächstbeste Zimmertür zu schubste, sodass sie nicht mehr mitbekamen, wie Hiro, Kazuya und Tsuyoshi im Gleichschritt die Treppe hochstürmten und dabei die immer noch lachende Aimi zur Seite schubsten, die geradewegs in die wartenden Arme ihres Bruders stürzte, der vorsichtshalber schon mal ihre Flugbahn berechnet hatte. Seine Mutter würde ihn umbringen, wenn er zuließ, dass Aimi sich auch nur einen Kratzer zuzog.

„Was war das denn?“, fragte sie schließlich verdattert, als oben mehrere Türen knallten.

„Das, was Tsugumi eben vorhergesagt hat?“, vermutete Shikkun und schob sie wieder auf die Füße, bevor er einem ebenso unbeteiligten Makoto die Treppe hoch folgte.

„Hast du etwa auch dieses… Ninjaohrdingens?“, fragte sie verstört.

„Nein.“, erwiderte Shikkun gelassen. „Ich hab nur mitgekriegt, wie sie mit ihrem überdurchschnittlichen Gehör angibt…“
 

~
 

„Der Tagesablauf wird meistens wie folgt aussehen; Aufstehen, Aufwärmtraining, Frühstück, Training, Mittagessen, Training, Abendessen, schlafen. Oder Training. Falls jemand ein Problem damit hat, soll er es für sich behalten.“, erklärte Sakura, nachdem sie mit dem Abendessen, bestehend aus aufgewärmten Reiscurry („Mann, ist das tomatig! Da fühlt man sich ja fast wie zu Hause, nicht wahr, Nii-san?“) und der Moralpredigt über kindische Aktionen fertig waren. „Ziel dieser Woche ist, die verlorene Zeit aufzuholen und euch Disziplin beizubringen, die selbst ich in eurem Alter schon hatte.“ Also im Sinne von tun, was einem gesagt wird. „So, und nun, nur um eure Aufmerksamkeit zu testen…“ Sie grinste diabolisch in die Runde von alles andere als aufmerksamen Gesichtern. „Wer kann mir sagen, was jetzt kommt?“

„Schlafen.“, ertönte es, wahrscheinlich eher weniger beabsichtigt von Hiro, der auf seinem Stuhl hin wie ein Schluck Wasser in der Kurve.

„Sehr gut. Und jetzt verschwindet!“
 

~
 

Am nächsten Tag um halb fünf Uhr morgens brach ein Inferno los.

„HOPP, HOPP, ALLE AUFSTEHEN! AUFSTEHEN, ANZIEHEN, RAUSKOMMEN! WER ALS LETZTER UNTEN IST, KRIEGT KEIN FRÜHSTÜCK!“

Unmittelbar nach diesen Worten erklang das schrille Läuten eines kleinen Gongs, der über den kompletten Schlafflur getragen wurde.

„WIR WERDEN ANGEGRIFFEN!“, kreischten Aimi, die als erste in ihrem pinken Nachthemd panisch über den Flur rannte und dabei Sakura mit ihrem Gong beflissentlich übersah. „HIIILFEEE!“

„JUHUUUUU!“, ertönte es aus einem anderen Zimmer, aus dem nun Hiroshi gestürmt kam, daran erkennbar, dass seine Haare etwa dieselbe Farbe hatten wie Aimis Nachthemd, die jetzt übrigens immer noch kreischend eine Zimmertür nach der anderen öffnete und dabei einige nicht mehr vollständig bekleidete Mitreisende erblickte, allerdings war sie zu schnell wieder weg, um dies mitzukriegen. Komischerweise als letztes erreichte sie das Zimmer ihres Bruders, der sich noch gar nicht gerührt hatte.

„NII-SAN! NII-SAN! WACH AUF!“, kreischte sie weiter und rüttelte ihn mehr oder weniger sanft wach.

„SAG MAL, SPINNST DU?“, schrie Tsugumi, die Aimi nachgestürmt war und nichts weiter als ein T-Shirt und Unterwäsche trug und jetzt hinter ihr in Shikkuns Zimmer trat und dabei die Tür zuknallte. Sakura sah ihnen ein wenig beunruhigt hinterher, gongte aber munter weiter, unterstützt von dem immer noch kreischend hin und her rennenden Hiroshi, der geschickt den Beinen derer auswich, die nun auch aus dem Koma erwacht waren und auf die beiden Badezimmer zu rannten, die gestern gerecht aufgeteilt worden waren; das eine mit den zwei Waschbecken, dem bodenlangen Spiegel und der kleinen Badewanne für die vier Mädchen, das wesentlich kleinere mit nur einem Waschbecken für die acht Jungs.

Gerade als ein verschlafener Yuki den Kopf aus seiner Zimmertür gestreckt und ein verschlafenes „Wir auch?“ gemurmelt hatte, flog Shikkuns Zimmertür auf und eine verheulte Aimi trat heraus, geschoben von Tsugumi, die den immer noch halbwegs schlafenden Shikkun am Kragen gepackt hatte und hinter sich her schleifte, bevor sie ihn unsanft vor dem Jungenbadezimmer ablud und Aimi weiter in ihr Badezimmer schob. Sobald auch diese Tür geknallt hatte, stand Shikkun gemächlich auf, schlenderte zurück in sein Zimmer, um gemütlich Anziehsachen herauszusuchen und sich hinten an die Schlange vor seinem Badezimmer anzustellen.

„Nein, nur wenn ihr wollt.“, beantwortete Sakura nun die Frage ihres vierten Kindes und hörte dabei auf zu gongen. „IN 10 MINUTEN KAMPFBEREIT UNTEN!“, gab sie nun noch zu Protokoll, bevor sie Hiroshi einfing. „Und du gehst wieder ins Bett oder machst sonst irgendwas, was Papa nicht weckt. Okay?“

„Och, menno…“, jammerte er, trollte sich aber, während Yuki im Nachbarzimmer verschwand, um die Lage mit Yoko zu besprechen und seine Mutter die Treppe herunter lief.
 

~
 

Zehn Minuten später stand Sakura allein unten. Eine Minute und dreißig Sekunden später kam Makoto die Treppe runter, alleine, und band sich im Gehen einen Pferdeschwanz.

Zwei Minuten danach kam Tsuyoshi, wenige Sekunden später Hiro und Kazuya.

Drei Minuten drauf kamen Yuki und Yoko.

Nach weiteren fünf Minuten kam Shikkun, angeschoben von Tsugumi, die diesmal Aimi hinter sich herzog, der Sayuri im Gehen die Haare machte. Als sie dann endlich alle unten versammelt waren und ein beinahe einstimmiges Magenknurren alle paar Minuten zu hören war, sah Sakura auf die Uhr und ging vor der verschlafenen Meute auf und ab.

„Elfeinhalb Minuten.“, verkündete sie. „Elfeinhalb Minuten seid ihr zu spät. Alle. Weil ihr eigentlich eine Gruppe sein solltet. Das heißt, wenn einer zu spät kommt, werden alle bestraft. Na ja, glücklicherweise wart ihr ja alle zu spät…“

Nun spaltete sich die Zuhörerschaft in zwei Lager, die einen sahen schuldbewusst drein, die anderen waren zu müde zum Protestieren.

„Jedenfalls wollte ich euch heute eigentlich leichter drannehmen als in den nächsten Tagen…“, fuhr Sakura fort. „Aber hey, vergessen wir das. Zum wach werden rennen jetzt alle zehn Runden ums und fünf Runden übers Haus. Wer als letztes fertig ist, darf sich morgen beliebt machen und den Weckdienst übernehmen, Abmarsch!“

„Wie soll das denn gehen?“, fragte Tsugumi patzig. „Fünf Runden übers Haus?“

„Du läufst auf der einen Seite hoch, auf der anderen Seite wieder runter. Ist doch logisch.“, brummte Shikkun und diesmal zog er sie mit sich, damit sie nicht protestieren und die ganze Prozedur noch verschlimmern konnte.

„Bingo. Und wer’s immer noch nicht verstanden hat, läuft einfach Shikkun her.“, bestätigte Sakura und trieb ihre Schäfchen nun nach draußen. Anscheinend hatte sie sich ja sehr unklar ausgedrückt, denn jetzt liefen ausnahmslos alle hinter Shikkun her. Nein, nicht ganz. Yuki und Yoko liefen jedes Mal wenn alle anderen die Wand hoch liefen, weiter und schlossen sich auf der anderen Seite des Hauses wieder der Reihe an. Und okay, nach drei Runden hielt Tsugumi es auch für nötig, Shikkun zu überholen, konnte ja nicht angehen, dass er vor ihr lief, was wiederum Tsuyoshi dazu veranlasste, ebenfalls die Führung zu übernehmen und nach kurzer Zeit darin ausartete, dass irgendwann jeder jeden überholte. Mit Ausnahme von Shikkun, der das ganze gelassen anging und am Ende nur noch hinterher trottete.
 

~
 

„Das ist aber ein… Ausgewogenes Frühstück.“, stellte Hiro fest, während er verdrossen in seiner Reisschale rumstocherte. Denn nachdem alle mit ihren Runden fertig waren und die Hälfte unbedingt hatte duschen wollen, hatte Sakura verkündet, fünfzehn Minuten und wer dann nicht am Tisch saß, bekam kein Frühstück. Daraufhin hatte das Recht des Lauteren gesiegt, sodass nur Tsugumi mit einem Handtuch um den Kopf am Tisch saß und Hiro und Kazuya noch ein wenig tropften.

„Reis und Fisch. Alles, was du bis heute Mittag brauchst.“, erklärte Sakura verstimmt. „Es wird Zeiten geben, in denen du weniger für den ganzen Tag kriegst und trotzdem voll einsatzfähig sein musst.“

„Aufmunternd.“, murmelte Hiro und aß ein wenig langsamer als vorher.

„Was machen wir eigentlich als nächstes?“, fragte Aimi, die ihren Reis schon aufgegessen hatte.

„Als nächstes gehen wir an den Strand und warten darauf, dass der werte Herr Uchiha sich auch mal aus seinem Bett bequemt.“, erklärte Sakura. „Oh, und nur, um dies nochmal zu unterstreichen; ihr werdet auch ins Wasser gehen, also Badesachen anziehen. Was wiederum die halbherzige Duschaktion von vorhin vollkommen sinnlos macht. Also, wer fertig ist mit Essen geht sich umziehen.“
 

Überraschender Weise wurde diese Aufforderung ganz ohne Murren befolgt. Nach nicht einmal einem halben Tag. Langsam konnte Sakura sich ernsthaft was auf ihre Fähigkeiten als Sensei einbilden…
 

~
 

…dachte sie selbstzufrieden, bis sie, als sie ihren Jüngsten aufweckte, als sie ihn in eine Minibadehose steckte, Geschrei durch die Zimmerdecke hörte. Und gepolter. Und es wurde lauter…

„Satoshi-chan, bleib schön hier sitzen und mach nichts, was ich nicht auch tun würde, okay? Mama muss gucken, was die da oben schon wieder feiern…“

Sie ging zwar nicht wirklich davon aus, dass Satoshi sie verstehen würde, er war zwei, aber zumindest war er der ruhigste und gesittetste Zweijährige, den sie je getroffen hatte. Und geboren, nebenbei bemerkt. All ihre anderen Kinder waren in dem Alter kreischend um ihre Beine gerannt und ein paar hatten auch fast zehn Jahre später noch nicht damit aufgehört. Mehr oder weniger.

Aber nein, alles was Satoshi tat, war das ein wenig zu staubige Sofa zu pieksen. Warum hatten nicht alle ihre Kinder so pflegeleicht sein können?

Sakura ging also die Treppe hoch, um nachzusehen, was ihre Schützlinge nun schon wieder anstellten. Vollkommen unerwarteter Weise kamen die Schreie und Poltergeräusche aus Tsugumis Zimmer.

„LASST MICH VERDAMMT NOCHMAL LOS!“, brüllte nun eine Stimme, die Sakura heute noch gar nicht gehört hatte.

„Aber das geht doch so nicht!“, erwiderte eine nur zu bekannte Stimme beinahe schon flehentlich und offenbar unter großer Anstrengung.

„Genau! Und jetzt stell dich nicht so an und halt still!“, fügte eine weitere, nur zu bekannte Stimme hinzu.

„Ähm… Aber wenn sie doch nicht will…“, meldete sich zufälligerweise auch eine vierte, recht selten gehörte Stimme zu Wort. Sakura atmete einmal tief ein, um sich auf Geschrei vorzubereiten, und betrat dann ohne weitere Umschweife das Zimmer.

„Okay, Mädels, wer unterzieht hier wen unter welchen Umständen welcher grausamen Foltermethoden und demoliert dabei die Einrichtung?“
 

Ausnahmslos alle vier Mädchen sahen sie mit offenen Mündern an. Und Sakura starrte ebenso verwundert zurück, nur dass sie es nicht zeigte.

Tsugumi und Aimi hatten Yoko an beiden Armen gepackt, die anscheinend versucht hatte, sich aus diesem Griff zu befreien, als hinge ihr Leben davon ab. Sayuri stand daneben und hatte mehrere Modelle von Badeanzügen und Bikinioberteilen in der Hand.

Tsugumi und Aimi trugen bereits ihre Bikinis, Sayuri ihren Badeanzug, doch Yoko stand oben ohne da. Was mit neun Jahren auch durchaus noch vertretbar war.

Aah, der Fall war klar.
 

Den kurzen Moment des Erstaunens nutzte Yoko nun aus, um sich aus den Griffen zu befreien und in Richtung Tür zu stürmen, die allerdings erfolgreich von Sakura blockiert wurde, die sie an den Schultern packte und somit an der Flucht hinderte.

„Na, na, keiner verlässt den Raum, bevor ich nicht in allen Einzelheiten weiß, was hier los ist.“, erklärte Sakura.

„Yoko will so schwimmen gehen!“, empörte sich Aimi. „Das geht doch nicht!“

„Das kann dir doch scheißegal sein!“, knurrte Yoko zurück.

„Stimmt auffallend, was hier geht und was nicht bestimme immer noch ich.“, bestätigte Sakura mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Also geht es, wenn sie jetzt rausgeht und aller Welt ihre Titten zeigt?“, fragte Tsugumi verächtlich.

Das hast du jetzt gesagt.“, erwiderte Sakura gelassen. „Yoko, gibt es irgendeinen besonderen Grund, der dich davon abhält, dir ein Oberteil anzuziehen?“

„So’n Bikinischeißding ist total unbequem.“, antwortete Yoko. „Und in so ´nem Badeanzug schwitz ich nur wie Sau. Außerdem bin ich erst neun…“

Sakura seufzte grinsend und fragte sich gleichzeitig, wo das Mädchen sein Vokabular herhatte. Von ihrer Mutter ganz sicher nicht, Hinata würde sich wohl nur nach dem Gedanken an derartige Ausdrucksweisen den Mund mit Seife auswaschen… Und Naruto benutzte solche Ausdrücke in der Regel auch nicht.

Na ja, solange sie nicht vulgär wurde und non-existente, zweibuchstabige Stilmittel an die Satzenden hing…

„Ja, da hast du voll und ganz Recht.“, bestätigte Sakura und erntete dafür schockierte Blicke von Tsugumi und Aimi. „Allerdings…“, fuhr sie fort und beugte sich nun zu Yoko runter. „…wird irgendwann der Tag kommen, an dem du sowas tragen musst, ansonsten könnte dich erstens alle Welt schräg angucken, zweitens könntest du die Aufmerksamkeit böser, böser Männer auf dich ziehen, die viiiel größer und stärker sind als du und drittens wird’s ohne noch unbequemer. Nun ja, und was zwei angeht, habe ich nebenbei bemerkt keine Ahnung, wie allein wir am Strand sein werden oder was hier für krumme Gestalten herumlaufen könnten, und angesichts der Tatsache, dass bei dir anscheinend schon eine gewisse Entwicklung eingesetzte hat, die darauf hindeutet, dass du die Tochter deiner Mutter seien könntest, würde ich doch subtil suggerieren, dass du dir eventuell einen dieser nicht zu verachtenden Einteiler schnappst und das bisschen Hitze ignorierst, da du später eventuell viel bekleideter an viel heißeren Orten viel schweißtreibendere Aktivitäten ausführen müssen wirst.“

„…Was genau hat sie jetzt gesagt?“, wisperte Aimi Sayuri zu.

„Dass wir alle Recht haben.“, zischte Tsugumi unaufgefordert zur Antwort.

„Na ja…“, wisperte Sayuri unsicher, wurde aber mit einem Blick seitens ihrer Schwester zum Schweigen gebracht.

„Ach ja…“, ergänzte Sakura noch amüsiert und senkte nun verschwörerisch die Stimme. „Mach dir nicht’s draus, dass die beiden da dich offenbar zwingen wollten, dir mehr anzuziehen. Meiner Ansicht nach spricht daraus nur der Neid, dass sie zwei Jahre älter sind als du und bei ihnen besagte Entwicklung nicht derartig außergewöhnlich ist wie bei dir.“

„Und jetzt?“, wisperte Aimi erneut.

„Wir sind flach.“, erklärte Tsugumi verärgert. Sakura richtete sich grinsend wieder auf.

„Stimmt, seid ihr auch. Aber falls es euch aufmuntern sollte, ich hatte mit vierzehn noch weniger als ihr jetzt… Oh, und die Dinger sind unpraktisch. Seeeehr unpraktisch…“ Mit diesen Worten ließ Sakura Yokos Schultern los und drehte sich um. „So, Mädels, ich lass euch jetzt wieder allein. Klärt alle weiteren Streitigkeiten bitte, ohne dass was dabei zu Bruch geht. Gliedmaßen eingeschlossen.“
 

~
 

Zwanzig Minuten später waren alle Kinder angemessen verpackt an den Strand transportiert worden, wo sie eine Verschnaufpause einlegten. Die das gesamte Programm darstellte, bis Sasuke sich dazu bequemte, aufzustehen, das Mittagessen zuzubereiten und es ihnen an den Strand zu bringen. Ja, Sasuke bereitete das Mittagessen zu. Richtig gelesen.

Kochen konnte er ja sowieso, wenn man sich nicht jeden Tag von Fertiggerichten und Ramen ernähren wollte, blieb das bei acht Jahren mehr oder weniger alleine leben nicht aus. Sakura hatte mit ihrem inoffiziellen Einzug damals auch nur das Kochen übernommen, weil sie es ein wenig besser konnte, es schaffte, in so gut wie alles irgendwie noch Tomaten reinzuhauen, ohne, dass es dadurch ungenießbar schmeckte (jahrelanger Übung, Selbstexperimenten und Kochstunden bei ihrer Mutter, die ohnehin alles immer nach irgendwelchen Sonderwünschen mit den exotischsten Zutaten hatte kochen können, ohne dabei jemanden zu vergiften, sei Dank), und weil es ihr außerdem weniger ausmachte. Genauso war es mit Teilen des restlichen Haushalts, auch wenn da noch dazu kam, dass Sasuke in den letzten Jahren meistens erst abends nach Hause gekommen war.

Aber ja, er konnte kochen. Und tat es sogar beinahe regelmäßig, nämlich in den letzten Jahren immer, wenn sie vor lauter Bauch den Herd nicht mehr hatte erreichen können. Was nichts weiter als die subtile Umschreibung einer fortgeschrittenen Schwangerschaft war.
 

Nun gut, die Kinder verhielten sich soweit friedlich. Sayuri und die beiden kleinen Jungs saßen ganz in ihrer Nähe und bauten Sandburgen. Und Kuchen. Und sonstige Dinge, die man aus Sand machen konnte.

Uhm, komischer Gedankengang…
 

Etwas weiter, kurz, bevor der Sand nass wurde, lagen Tsugumi, Tsuyoshi, Aimi, Shikkun, Hiro und Kazuya, allesamt auf Handtüchern. Tsugumi und Aimi hatten sich zu cool gefühlt, um ins Wasser zu gehen und sonnten sich lieber. Die Jungs waren einfach dabei geblieben. Immerhin waren sie auch cool.

Yuki und Yoko saßen, zur Abwechslung mal, ein wenig abseits von allen anderen und schienen, zur Abwechslung mal, Kriegsrat über irgendwas zu führen.

Und Makoto saß, zur Abwechslung mal, am anderen Ende im Schatten des Hügels hinter dem Strand, der viel zu hoch, steil, eckig und schief war, um Deich genannt werden zu können, und meditierte, zur Abwechslung mal.
 

Und somit hatte Sakura zum ersten Mal seit Wochen nichts zu tun.
 

Sie lag einfach nur da, abseits, wo sie alles im Blick hatte, bäuchlings auf einem Handtuch und starrte vor sich hin.

Sie hasste es, nichts zu tun zu haben. Eines ihrer Kindheitstraumata. Nichts tun. Nutzlos sein.

Nicht helfen zu können.
 

Und das war schon wieder eingetreten, wieder war eine ihr nahestehende Person verstorben, ohne, dass sie etwas dagegen hatte tun können. Die Tatsache, dass Tsunade sich umgebracht hatte, machte das auch nicht besser. Dass man schon Jahre vorher gewusst hatte, dass ihre Mutter bald sterben würde, hatte sie schließlich auch nicht getröstet.

Und je länger sie darüber nachdachte, desto mehr gab sie sich die Schuld dafür. Sie hatte och bemerkt, dass mit Tsunade etwas nicht stimmte, mittlerweile war sie sich sogar sicher, eine komische Flasche beim Schreibtisch gesehen zu haben, wieso, verdammt noch mal, war sie einfach mit den anderen mitgegangen, anstatt ihre Meisterin zur Rede zu stellen? Sie könnten beide noch leben, verdammt, wenn sie nur was getan hätte.
 

Sie biss sich auf die Lippen und ballte die Fäuste, als sie Tränen hochkommen spürte.

Verdammt, sie war kindisch. Sie konnte doch nicht jetzt vor den Kindern einfach losheulen, das wäre… Unverantwortlich.
 

Genauso unverantwortlich, wie es von Tsunade gewesen war, sich das Leben zu nehmen und sie alle im Stich zu lassen. Wenn sie schon nicht mehr Hokage sein wollte, hätte sie wenigstens Naruto noch in sein Amt einführen und die Leitung des Krankenhauses übernehmen können.
 

Und, Moment, streng genommen war es auch noch unverantwortlich von ihr selbst, dass sie Naruto in einer Chaossituation einfach so im Stich gelassen hatte. Hatten. Wie auch immer.

Nicht, dass im Moment sonderlich viel los wäre, die Chuuninprüfung war gerade vorbei, Joninprüfungen hatte es erst im Januar gegeben, Krieg oder Aussichten auf Selbigen gab es auch nicht. Keine Krankheitsepidemie, gegen die sie was hätte tun können, keine Ultrageheimvorhaben, die spezieller medizinischer Aufmerksamkeit bedurft hätte.
 

So gesehen war das Leben ganz schön langweilig geworden.
 

Alles, worüber man sich Sorgen machen konnte, waren, wie lange Naruto brauchen würde, bis das Dorf im Chaos versunken war, er musste sich halt erst in alle Systeme einfinden und die ANBU wurde auf drei, vier Mitglieder geschränkt, bis er alle Mitglieder und Teams kannte und korrekt befehligen konnte, und die merkwürdig umtriebig gewordenen Banditen.
 

Denn in wessen Auftrag genau sie damals entführt worden waren, wusste sie immer noch nicht.

Nun gut, es gab allerdings auch nicht allzu viele Möglichkeiten.
 

Verstimmt stierte sie über das Meer hinweg. Sie war sich zwar irgendwie sicher, dass sie viel zu weit im Süden waren, aber hey, wo Meer war, war auch Kiri.

Basta.
 

Sie begann nun, sich eine etwas über schulterlange Haarsträhne um den Finger zu wickeln. Im Herbst wäre ein neuer Zopf fällig. Ihre ‚Schutzgeldzahlung’ an Yasume. Ein Zopf, ein dreizeiliger Brief, ein Foto. Meistens glückliche Familienfotos, die extra dafür gemacht wurden, damit Mama einen alten Freund an sich erinnern konnte.

Diese Ausrede, die sie etwa jedes Jahr aufs Neue erfanden, war so makaber, dass Sakura schon fast darüber lachen musste.

Ja, ein alter Freund, das passte wunderbar.
 

Besagter alter Freund hatte ja lange nichts mehr von sich hören lassen, Kiri ging offenbar seinen eigenen Geschäften nach, weit, weit weg auf der Insel, so wie es sich gehörte. Ansonsten verhielten sie sich diplomatisch, auch wenn zu den anderen Ninjadörfern so gut wie kein Kontakt bestand, von Suna einmal abgesehen.
 

Sakura seufzte. Alles in Allem schien ihr dieser Urlaub echt nicht gut zu tun. Ihre Gedankengänge sprangen hin und her, als würde sie allein durch von Reisfeldern durchzogene Einöden reisen. Am besten auch noch nachts.
 

Dabei hatte sie doch eigentlich Dinge, um die sie sich hier und jetzt kümmern sollte, anstatt in Erinnerungen und Trauer zu versinken. Sie hatte eine ganze Horde undisziplinierter Kinder vor sich, deren Zusammenhalt auch noch zu wünschen übrig ließ.

Nun gut, sie machten momentan fast alles zusammen, außer Sayuri, die sich vorbildlich um ihre Geschwister kümmerte, und Makoto, der nichts mit dem Rest zu tun haben zu wollen schien.

Bald war der Negativbereich auf ihrer Beliebtheitsskala erreicht.
 

Aber wenigstens schien sich zwischen ihm und Sayuri nichts anzubahnen. Wäre ja auch noch schöner gewesen, tz. Sie sollte ihre Sorgen diesbezüglich eher auf Tsugumi lenken…
 

Plötzlich hörte sie Schritte neben sich, was an sich schon eine Schande war, und sah auf, nur um Sasuke zu sehen, der sie kritisch ansah.

„Ach, auch schon wach?“, fragte sie mit einem versuchten spöttischen Lächeln, welches allerdings recht schwach ausfiel, und richtete sich auf.

„Was ist’n mit dir los?“, fragte er zurück.

„Was meinst du?“, fragte sie nun irritiert und lächelte ihn nun verwirrt an. Sasuke stöhnte genervt.

„Seit wann hörst du mich nicht mehr kommen?“, stellte er dann die insgesamt vierte Frage.

„Weißt du, was du da gerade gesagt hast?“, erwiderte Sakura mit der fünften Frage und sah ihn schief an. Sasuke rollte mit den Augen.

Sakura.“

„Ja, ja, ist ja schon gut, tut mir Leid, ich war in Gedanken…“

„…Ah.“

Seufzend setzte sie sich nun hin und zog die Knie an die Brust.

„Sag mal, Sasuke… War es nicht irgendwie unverantwortlich von uns, das Dorf einfach so zu verlassen, wo doch gerade alles drunter und drüber geht und Naruto unsere Hilfe braucht?“

„Hast du darüber nachgedacht?“, startete er das Spiel von neuem.

„Ja, auch…“, beendete Sakura selbiges.

„Ah.“, kam es erneut von ihm.

„Also?“

Sasuke stöhnte und setzte sich neben sie, wobei er einen recht großen Picknickkorb neben sich abstellte.

„Wenn du’s genau wissen willst; er will uns gar nicht da haben.“, erklärte er.

„Was?“, fragte Sakura verwundert.

„Auf der Beerdigung hat er uns quasi rausgeschmissen, weißt du? Wollte uns loswerden…“

„Wieso das denn?“

Sasuke verdrehte nur wieder die Augen.

„Denk mal scharf nach.“

Zuerst zog sie die Augenbrauen nach oben und sah ihn fragen an, dann biss sie sich auf die Lippen und stützte ihr Kinn auf ihren Knien ab.

„Ich bin so blöd…“, seufzte sie dann. „Und so derartig verantwortungslos… Verdammt, die Kinder merken das doch, die zieht das doch nur mit runter… Und alle anderen auch, und…“

Ihr Gebrabbel wurde davon unterbrochen, dass Sasuke sie zu sich zog und einen Arm um sie legte.

„Hör auf damit.“, brummte er. „Ich hab dir da schon mal was zu gesagt und zwing mich nicht, es zu wiederholen.“

„Wann das denn?“, fragte sie erstaunt, während sie den Kopf gegen seine Brust lehnte.

„Denk mal scharf nach.“, wiederholte er grummelnd.
 

~Beliebiges-ANL2-Kapitel-6-Flashback-einsetzen~
 

„Danke, dass du mich daran erinnert hast.“, seufzte Sakura nun schmunzelnd. „Ich lache immer wieder gern darüber, wie dumm ich doch war…“

„Hn.“, war die Antwort darauf. Sakura lächelte nun wieder ihr ehrliches Lächeln.

„Aber danke, dass du dir Sorgen um mich machst…“, meinte sie dann noch, reckte sich ein wenig und küsste ihn.
 


 

„Gott, sie machen’s schon wieder!“, beschwerte sich Tsugumi. „Merken die eigentlich nicht, wie peinlich sie sind?“

„Findest du?“, fragte Aimi, die ein wenig peinlich berührt zu Sasuke und Sakura rüberschaute.

„Ja, verdammt! Das machen sie immer!“, empörte sich Tsugumi weiter und legte sich frustriert wieder auf ihr Handtuch, von welchem sie sich kurz zuvor aufgesetzt hatte, um sich umzuschauen. „Immer müssen sie vor allen anderen rumknutschen, das ist doch widerlich!“

„Wenigstens haben sie sich lieb.“, versuchte Hiro sie zu beschwichtigen.

„Pah!“, machte sie nur. „Ein wenig zu lieb, wenn du mich fragst, das nervt…“

„Tze…“, kam es nun von Shikkun, der eigentlich ganz außen bei der Handtuchkluft lag und eigentlich schlief.

„Was?“, fauchte Tsugumi.

„Nichts.“, erwiderte er gelassen.

„Dann halt die Klappe und schlaf verdammt nochmal weiter.“, brummte sie weiter und unterstrich jedes ihrer Worte damit, dass sie ihm mit dem Handrücken auf die Seite schlug.

„Na, so schläft er bestimmt nicht ein.“, stellte Tsuyoshi nebenbei fest, dem die Show seiner Eltern nichts auszumachen schien, wieso auch immer.

„Klappe!“, fauchte Tsugumi nun ihn an.

„Was willst du machen, mich mit Sand bewerfen?“, fragte ihr Drillingsbruder, komisches Wort, ungerührt zurück und ignorierte gekonnt Aimi, die kichernd seinen herablassenden Blick quittierte, und deutete dabei auf Tsugumis geballte Faust im besagten Sand. „Diabolisch, Schwesterchen…“

„Kazuya, sag du mal was!“, verlangte sie nun, bekam allerdings keine Reaktion, bevor sie den angesprochenen mit dem soeben in die Hand genommenen Sand bewarf und damit seinen Hund aufweckte.

„Was, wie, wo?“, fragte Kazuya, schreckte auf und sah sich verwirrt um. Alle anderen beäugten ihn schräg von der Seite, schließlich stöhnte Tsugumi genervt auf und ließ sich wieder aufs Handtuch fallen.

„Ich kann so nicht arbeiten!“
 


 

„Hat einer von euch Yuki und Yoko gesehen?“, fragte Sakura, als sich ein paar Minuten später alle anderen gesammelt hatten, um das Training fortzusetzen. Nur die beiden, die sich das letzte Mal, als sie nachgesehen hatte, noch ein wenig abseits sitzend befunden hatten, waren nicht zu sehen.

„Sollen wir sie suchen?“, fragte Aimi eifrig, was eventuell peripher mit ihrer Abneigung gegenüber des anstehenden Trainings zutun gehabt haben könnte.

„Nein, ich glaube, es reicht, wenn Hiro und Makoto sich schnell ein wenig umsehen.“, antwortete Sakura und sah die beiden Jungen dann nacheinander auffordernd an, was gar nicht so einfach war, da sie jeweils am anderen Ende des Mobs standen. Hiro sah erst mal ein wenig verpeilt aus, während Makoto schon seine Byakugan aktivierte, was zur Folge hatte, dass Aimi angewidert das Gesicht in den Händen vergrub, wie sie es auch jedesmal tat, wenn Hiro seine aktivierte. Irgendwie fand sie die heraustretenden Adern ekelig…

„Da hinten.“, meinte Makoto dann und deutete mit dem Daumen auf das deichige etwas hinter dem Strand, was viel zu hoch, steil, eckig und schief war, um ernsthaft Deich genannt werden zu können. „Und… Sie kämpfen.“, fügte er noch hinzu. Ausdruckslos.

Die Negativziffern kamen immer näher…
 


 

~
 

Uuuh, Spannung... Ähem, ja. Das ist es, was ihr nach einem halben Jahr Wartezeit kriegt. Ein unfertiges Kapitel. Tut mir Leid. Aber hey, wenigstens gibt's was zu lesen ûu 8.478 Wörter reichen ja für's erste, oder? XD
 

Nun ja, wahrscheinlich werde ich für den Rest des Urlaubs kein neues Kapitel mehr machen, sondern das nur hier hinzufügen und den Anfang des neuen makieren, oder so... Und da das dann wesentlich mehr als 5% Bearbeitungsquota sein werden, werden diejeingen, die gefavot haben, auch benachrichtigt ^^
 

Ansonsten, fröhliche Weihnachten, guten Rutsch, usw. etc. und was ihr sonst noch in letzter Zeit viel zu oft zu hören bekommt XD
 

Edit: Happy Birthday to me, Happy Birthday to me, 2 Jahre ANL und nur 9 Monate aktiv...

Vollendung (4)

[...]
 

„Hat einer von euch Yuki und Yoko gesehen?“, fragte Sakura, als sich ein paar Minuten später alle anderen gesammelt hatten, um das Training fortzusetzen. Nur die beiden, die sich das letzte Mal, als sie nachgesehen hatte, noch ein wenig abseits sitzend befunden hatten, waren nicht zu sehen.

„Sollen wir sie suchen?“, fragte Aimi eifrig, was eventuell peripher mit ihrer Abneigung gegenüber des anstehenden Trainings zutun gehabt haben könnte.

„Nein, ich glaube, es reicht, wenn Hiro und Makoto sich schnell ein wenig umsehen.“, antwortete Sakura und sah die beiden Jungen dann nacheinander auffordernd an, was gar nicht so einfach war, da sie jeweils am anderen Ende des Mobs standen. Hiro sah erst mal ein wenig verpeilt aus, während Makoto schon seine Byakugan aktivierte, was zur Folge hatte, dass Aimi angewidert das Gesicht in den Händen vergrub, wie sie es auch jedesmal tat, wenn Hiro seine aktivierte. Irgendwie fand sie die heraustretenden Adern ekelig…

„Da hinten.“, meinte Makoto dann und deutete mit dem Daumen auf das deichige etwas hinter dem Strand, was viel zu hoch, steil, eckig und schief war, um ernsthaft Deich genannt werden zu können. „Und… Sie kämpfen.“, fügte er noch hinzu. Ausdruckslos.

Die Negativziffern kamen immer näher…

„Präzise Aussage.“, sprach Tsugumi das aus, was Sakura gerne gesagt hätte, wäre sie nicht zu beschäftigt damit gewesen, über das deichige Etwas zu laufen und nach dem Rechten zu sehen, dicht gefolgt von allen anderen, versteht sich.

Sobald sie die beiden dann allerdings sehen konnten, hielt Sasuke sie plötzlich am Arm fest.

„Was?“, fragte sie verstört und deutete auf den scheinbar recht verbitterten Kampf der beiden; sie bewegten sich verglichen mit normalen Genins sehr schnell, für Akademieschüler im zarten Alter von neun Jahren sensationell schnell und folgten beide tadellos dem Bewegungsmuster, welches Sakura als Hinatas Kampfstil identifizierte; natürlich Hyuugaschule, allerdings kämpfte Hinata, zumindest verglichen mit Neji und Hanabi, etwas defensiver orientiert. War Sakura irgendwann mal aufgefallen.

„Sieh mal hin.“, forderte Sasuke sie auf. „Sie sind nicht ernst; Yoko hat nicht einmal ihre Byakugan aktiviert und treffen tun beide auch nicht richtig…“

„Ja, aber…“, widersprach Sakura besorgt. Auch die anderen Kinder, abgesehen von Hiroshi und Satoshi, die immer noch im Sand unten am Strand spielten, wirkten verwirrt. Ähm. Mehr oder weniger.

„Wenn sie’s hätte, hätten sie uns ja wohl bemerkt und aufgehört.“, vermutete Tsugumi patzig.

„Oder sie streiten sich ernsthaft und ihnen ist es egal, dass wir hier stehen und zugucken.“, widersprach Shikkun, der nur mäßig interessiert zuschaute.

„Halt die Klappe!“

„Woher kann Yuki das denn so gut?“, fragte Sayuri verwundert. „Ich meine, das ist doch Hyuugakampfstil…“

„Mhm. Das will ich auch rausfinden.“, erklärte Sasuke.

„Du meinst…“, begann Sakura, brach dann aber ab. „Das ist lächerlich! Er ist erst neun…“

„Das ist kein Argument.“, erwiderte Sasuke grimmig. „Itachi hatte seine mit acht. Natsuki sogar schon mit sechs…“

„Das waren doch Ausnahmefälle!“

„Eben.“

„Moment mal…“, verlangte Tsugumi. „Wovon genau redet ihr?“

„Sharingan?“, schlug Shikkun vor und wich gekonnt einem Handkantenschlag in die Seite aus.

„Dich hat niemand gefragt!“

„Sharingan.“, bestätigte Sasuke ungerührt. Anscheinend war er dieses Benehmen gewohnt. Nun ja, immerhin war er der Sensei der beiden… „Wie sonst sollte er einen fremden Kampfstil derartig perfekt draufhaben?“

„Aber wo soll er die so plötzlich herhaben?“, fragte Tsugumi verstört. „Meintet ihr nicht, dass man dafür erstmal in Lebensgefahr sein muss?“

Sasuke zuckte mit den Schultern

„Wenn man ohne Sharingan gegen jemanden kämpft, der die Hyuugaschule beherrscht, ist man das durchaus…“

„Da fällt mir ein…“, meldete sich nun Tsuyoshi zu Wort. „Als Mama und Papa gegeneinander gekämpft haben, wusste er da nicht plötzlich genau, wo du im Fuß einen Tenketsu hast, Nee-chan?“ Das Nee-chan benutzte er Tsugumi gegenüber nur, wenn er sie ärgern wollte, ansonsten sprach er sie ganz einfach mit Namen an.

„Das kann auch Zufall gewesen sein!“, behauptete Tsugumi eingeschnappt.

„Tja…“, kam es nun von Sasuke. „Gleich wissen wir mehr…“

Und schneller, als irgendeiner von ihnen gucken konnte, abgesehen von Tsugumi natürlich, aber die hatte ja ihre Sharingan nicht an, stand er plötzlich zwischen den beiden Kämpfenden und hielt beiden die Hände fest, die Yoko gerade zum Angriff, Yuki zur Verteidigung gehoben hatten.

„So.“, meinte er grimmig und sah vom Einen zur Anderen. „Was feiert ihr hier eigentlich?“
 

Die Reaktionen der Beiden waren sehr unterschiedlich. Während Yuki seinen Vater ehrfurchtsvoll anstarrte, zischte Yoko ihm hektisch etwas zu, was eine Mischung aus „Aus!“ und „Scheiße!“ zu sein schien. Als er nicht reagierte und nur weiter seinen Vater anstarrte, der Yoko interessiert musterte, trat sie ihm unauffällig gegens Schienbein, Darauf hin sah Sasuke wieder zu seinem Sohn, der nun den Blick abwandte.

„Yuki, guck mich an.“, forderte er. Yuki tat resigniert wie ihm geheißen, sodass Sasuke in ein Gesicht starren konnte, welches seinem eigenen beängstigend ähnlich sah. Nur etwa zwanzig Jahre jünger.

Keine Sharingan.

Er zog eine Augenbraue hoch.

„Schön.“, sagte er dann. „Und jetzt bitte mit Sharingan an.“

Yuki tat erneut wie ihm geheißen.

„Wir haben einen Gewinner,“, teilte Sasuke nun dem Rest der Gruppe mit, der nun auch bei den Dreien angekommen war, während Yuki schnell den Kopf wegdrehte und Yoko sich vor die Stirn schlug und ihn gleich nochmal trat.

„Oh nein…“, murmelte Sakura beunruhigt.

„Aber… Aber…“, stammelte Tsugumi. „Wie kann der die Dinger schon haben? Ich mein‘… Tsuyoshi und Sayuri haben sie doch auch noch nicht!“

„Ja, das würden wir wohl alle gerne wissen.“, stellte Sasuke fest. „Also?“

„Ähm…“, begann Yuki, der seinem Vater gegenüber immer schon recht kleinlaut und ehrfürchtig gewesen war, und sah unsicher zwischen ihm und Yoko hin und her.

„Ach, und kümmere dich nicht um die Morddrohungen, die sie gerade ausspricht; so schnell ihr beiden für euer Alter auch sein mögt, ein wenig schneller bin ich dann ja doch… Und alles andere kann deine Mutter heilen.“ Dabei warf er Sakura wesentlich unauffälliger, als Yoko dies zu tun pflegte, einen Blick zu, der sie dazu ermahnte, ihm nicht zu widersprechen. Was allerdings gar nicht nötig war, da Sakura gerade ein wenig zu entsetzt zu sein schien und etwas von „Buch“, „Tenten“ und „Böse“ vor sich hin murmelte.

„Na ja…“, meinte Yuki dann. „Also… uns beiden ist in der Akademie ja immer so langweilig und wir lernen da kaum was, also hatte Yoko irgendwann die Idee, dass wir zusammen trainieren können, also so richtig, mit Kämpfen und so und nicht mit Shuriken auf Strohpuppen werfen…“

„Wie lange geht das schon so?“, fragte Sasuke, noch bevor Sakura den Mund auftun und ihre Fragen stellen konnte.

„Ähm…“, machte Yuki und schien zu überlegen, wobei er es hartnäckig vermied, sich Yokos Mörderblick auszusetzen. „Zwei, drei Monate, oder so…“

„Mal was?“, schnaubte Sasuke ungläubig.

„..Zum Quadrat?“, schlug Yuki leise vor.*
 

Neun Monate?“, fragte Sakura nun entsetzt. „Und wieso habt ihr nie was davon erzählt?“

„Na, eben darum!“, fauchte Yoko nun. „Weil dann wieder alle sagen, oh nein, sie können was, sie sind böse!“

„Wer sagt sowas?“, fragte Sasuke scharf.

„Na, alle!“, fuhr Yoko erbost fort. „Die tu so, als wären wir Massenmörder oder sowas, nur weil wir gut sind! Was wäre dann, wenn wir ankommen und sagen, hey, wir langweilen uns, deswegen haben wir angefangen zu kämpfen! Da… Da würden die uns doch getrennt einsperren und steinigen! Und am Ende behandeln die uns dann alle wie Natsuki!“

„Woher weißt du denn, was steinigen ist?“, fragte Sakura entsetzt.

„Hat meine Mama mal erzählt.“

„Ah… Aber… Egal!“, rang Sakura nun wieder um Fassung. „Ihr hättet uns doch ruhig davon erzählen können, wir werden euch bestimmt nicht vom Trainieren abhalten, wenn ihr trainieren wollt… Im Gegenteil…“ Sie warf einen schnellen Blick über ihre Schützlinge. „Ich finde, das ist eine willkommene Abwechslung… Aber…“

„Die Sache mit den Sharingan habt ihr immer noch nicht erklärt!“, fiel Tsugumi ihr ins Wort. „Wieso hast du die schon?“

„Keine Ahnung!“, erwiderte Yuki patzig. „Nach ´n paar Trainingskämpfen waren die einfach… Da!“

„Sicher…“, schnarrte Tsugumi herablassend.

„Selbstschutzreflex.“, erklärte Sasuke knapp. „Und ohne wär’s viel früher rausgekommen, weil er dann andauernd mit verschlossenen Tenketsu nach Hause gekommen wäre…“

„Ich kann die Dinger auch wieder aufmachen…“, murmelte Yoko. „Hat Mama mir auch gezeigt…“

„Wieso bringt sie mir sowas nicht bei?“, fragte Hiro empört.

„Weil du nie zu Hause bist.“, erklärte Yoko zischend.

„Weiß Hinata denn von euren Trainingskämpfen?“, fragte Sakura stirnrunzelnd. Yoko prustete.

„Damit sie mich gar nicht mehr aus dem Haus lässt? Witzig…“

„Na ja, in diesem Fall ja nicht ganz unbegründet…“, gab Sakura zu bedenken. „Es ist schon recht gefährlich, was ihr hier macht…“

„Sie hat die ganze Zeit daneben gezielt.“, merkte Makoto an, während er Yoko mit einem Funken Anerkennung musterte. „Und er war recht langsam.“

„Ging ja auch nur um Technik!“, erklärte Yoko, weniger patzig, sobald sie Makotos Blick bemerkt hatte. „Also, im Zweifelsfall seh‘ ich ja sowieso wo ich hinschlagen muss und er sollte halt das Abwehren üben, und na ja, so langsam ist Yuki normalerweise ja auch nicht, sind nur halt immer noch fremde Bewegungsmuster, und…“, erklärte sie überschwänglich.

„Gefährlich ist es trotzdem.“, unterbrach Sakura sie. „Ich meine… Schön, ihr könnt gerne weiter trainieren, aber… Könntet ihr euch vielleicht jemanden suchen, der davon Ahnung hat und euch beaufsichtigen könnte…“

„Nun lass mal gut sein.“, unterbrach Sasuke sie. „Die beiden haben’s bisher ohne bemerkenswerte Blessuren geschafft und wo willst du bitteschön jemanden herkriegen, der sie beaufsichtigen kann?“

„Aber…“, wollte Sakura widersprechen, gab dann aber auf. „Also schön, macht weiter, wie ihr wollt. Aber bringt euch nicht um. Verstanden?“

Die beiden nickten.

„Gut…“, fuhr Sakura nun fort und raufte sich die Haare. „Also… Machen wir mit dem allgemeinen Training weiter?“, fragte sie dann an Sasuke gewandt. Dieser schien aber mit Yoko und Yuki noch nicht fertig zu sein.

„Könnt ihr eigentlich Wände hochlaufen und habt es gestern nur verschwiegen, um nicht talentiert zu wirken?“, fragte er an die beiden gewandt.

„Na ja…“, begann Yuki unsicher und warf Yoko einen fragenden Blick zu. „Also…“

„Mehr oder weniger.“, antwortete Yoko für ihn. „Also… Na ja, wir kommen schon einigermaßen hoch, aber… Na ja, nicht ganz halt.“

„Ja, das hab ich beobachtet.“, fiel Sakura ein. „Sah so aus, als würdet ihr mittendrin die Kontrolle verlieren… Die ihr eigentlich gar nicht haben dürftet, also… Reicht das, damit sie mitmachen können?“, fragte sie dann an Sasuke gewandt. Dieser zuckte mit den Achseln.

„Solange sie schwimmen können…“
 

~
 

„Also dann.“, begann Sakura ihren nächsten Lehrvortrag, als sie alle Teilnehmer direkt am Wasser versammelt hatten und Sasuke damit beschäftigt war, seine beiden jüngsten Söhne zu füttern, was er wesentlich besser konnte als Sakura, sobald es galt, den jüngsten Gemüse einzuflößen. Wenn Mama nämlich böse guckte und sich aufregte, war das lustig. Und laut. Und normal.

Wenn Papa böse guckte, war das komisch. Das kannte dann nämlich keiner, weil Papa seltener zu Hause war. Und wenn Papa einen mit Gemüse füttern wollte, war das viel seltener und viel unheimlicher und während man sich noch darüber wunderte, dass Papa einen mit Gemüse fütterte, fing man irgendwie an zu essen.

Oder so.

Oder einfach, weil Papa irgendwie mehr Autorität ausstrahlte als Mama.

„Vom Prinzip her ist diese Aufgabe in etwa genauso simpel wie die erste…“, fuhr Sakura fort.

„Wir sollen übers Wasser laufen.“, unterbrach Tsugumi sie. „Stimmt’s?“

„Nein, wie kommst du nur darauf?“, fragte Sakura verstimmt.

„Keine Ahnung. Könnte was mit deinen Worten eben, dem Gespräch mit Papa gestern und dem Meer vor uns zu tun haben.“, erwiderte Tsugumi.

„Oder damit, dass Shikkun das vor sich hin murmelt.“, ergänzte Tsuyoshi und kassierte dafür einen extremst unauffälligen Fußtritt von seiner Schwester.

„Und somit hätten wir den freiwilligen Tischdienst für heute Abend gefunden.“, stellte Sakura fest.

Tischdienst?“, fragte Tsugumi entsetzt.

„Später.“, winkte Sakura ab. „Ja, wie ihr mittlerweile wohl alle erraten haben könntet, besteht die zweite Trainingseinheit darin, dass ihr lernt, übers Wasser zu laufen. Was allerdings wesentlich schwieriger ist, als einfach einen Baum hochzulaufen, kann sich jemand denken warum?“

„Weil die Oberfläche nicht fest ist, sondern flüssig.“, antwortete Shikkun, bevor sonst wer den Mund auftun konnte.

„Stimmt genau.“, bestätigte Sakura. „Die Wasseroberfläche verändert ihre Struktur ständig, sodass ihr die abgesonderte Menge Chakra immer wieder neu regulieren müsst. Deswegen gehen Sasuke und ich auch nicht davon aus, dass ihr es heute schaffen werdet… Na ja, ehrlich gesagt ist es sozusagen das Wochenziel, dass ihr das einigermaßen hinkriegt und ihr werdet jeden Tag Gelegenheit zum Trainieren kriegen, keine Sorge. Also, nur für den Fall, Makoto, Sayuri, könnt ihr’s schon?“ Kopfschütteln. „Sehr schön, dann übernehme ich die Vorführung…“ Mit diesen Worten ging Sakura, die nebenbei bemerkt zusammen mit Sasuke als einzige keine Badesachen trug, auf das Wasser zu, um dann weiter darauf zu gehen.

„Hm…“, machte sie. „Mir fällt gerade auf, dass der Wellengang hier eine zusätzliche Schwierigkeit darstellt… Aber na ja, andererseits, wann werdet ihr schon stehende Gewässer überqueren müssen? Also los, ans Werk!“
 

Mit dieser Aufgabe taten sich wirklich durch die Bank alle Teilnehmer wesentlich schwerer als mit der Vorherigen. Logisch, irgendwie. Und außerdem waren sie zu Beginn alle gleichschlecht und gleichplanlos.

Sakura achtete bei dieser Aufgabe besonders auf Sayuri, weil sie bei ihr ja schon länger auf diverse, bekannte Talentstränge spekulierte, doch sie schien kein bisschen besser mit der Aufgabe klarzukommen, als alle anderen auch.
 

Und während sie nun alle gerade mal mit den Füßen ins Wasser, nicht drauf, gingen, tauchte Sasuke plötzlich hinter ihr auf, da die beiden kleinen Jungs ihre Mahlzeit nun beendet hatten, Satoshi schlafend auf einer Decke lag, und Hiroshi weiter an seiner Riesensandburg baute.

„Wochenziel?“, raunte Sasuke Sakura ins Ohr. „Das war so aber nicht abgesprochen…“

„Hast du nicht selbst gesagt, es ist arg unwahrscheinlich, dass es auch nur einer von ihnen heute Nachmittag hinkriegt?“, erwiderte Sakura.

„Das heißt, dein Optimismus von gestern ist verflogen?“

„Nicht direkt. Mein Realismus hat sich nur dazugesellt. Du hättest sie heute Morgen mal erleben müssen…“

„Oh, das habe ich. Zumindest den Lärm.“

„Sorry.“, murmelte Sakura, drehte den Kopf und küsste ihn entschuldigend auf die Wange.

„Macht nichts.“, erwiderte er. „Aber findest du nicht, dass du den Startpunkt des Trainings ein wenig unfair gewählt hast?“

„Meinst du das gestern oder die Tatsache, dass ich sie quasi direkt auf die Wellen zu rennen lasse?“

„Letzteres.“

Sakura zuckte mit den Schultern.

„Eigentlich sollten sie auf diese Schwierigkeit von selbst kommen, aber…“

„Dann wart‘ mit der Auflösung noch bis nach dem Essen.“

„Okay. Und wann gibt’s dann Mittagessen?“

„Sobald die ersten verzweifelt aufgeben?“

„Also jetzt?“

Sasuke ließ den Blick über die Teilnehmer schweifen; Tsugumi stapfte stur geradeaus immer tiefer ins Wasser. Wobei sie die Füße immer so hoch hob, dass sie sie eventuell auf der Wasseroberfläche hätte abstellten können.

Tsuyoshi, Hiro und Kazuya versuchten es mit einer wesentlich trockeneren, allerdings auch unpraktischeren Methode; sie gingen längs am Strand entlang, mit den Füßen immer ein bisschen im Wasser, allerdings war das immer weg, wenn sie die Füße hätten draufsetzen können.

Shikkun und Makoto saßen vor dem Wasser und schienen angestrengt zu überlegen, ebenso wie Yuki und Yoko, allerdings ein paar Meter weiter weg.

Sayuri und Aimi standen etwa bis zu den Schienbeinen im Wasser und versuchten vorerst nur aufs Wasser zu steigen, was anscheinend zumindest annähernd klappte, denn zumindest dauerte es ein paar Sekunden, bis sie wieder im Wasser versanken, mehr oder weniger, sobald sie gemeinsam ein Bein auf die Wasseroberflächen gestellt hatten.

„Ich bezweifle, dass die vier aufgegeben haben.“, erwiderte Sasuke nun. „Die überlegen eher, wie sie’s anstellten sollen…“

„Ganz was Neues.“, bemerkte Sakura. „Leute, die mit Köpfchen an solche Aufgaben gehen… Huch.“

Jetzt standen plötzlich auch Yuki und Yoko auf und liefen aufs Meer zu, Yuki vorne. Als sie dann ebenfalls etwa bis zu den Schienbeinen drinstanden, warf Yuki einen Blick zu Sayuri und Aimi, die gerade wieder einmal mit bemerkenswerter Verzögerung ins Wasser fielen. Mehr oder weniger. Dann setzte er zielsicher einen Fuß auf die Wasseroberfläche, dann noch einen, und blieb stehen.

„Wie hat er das denn jetzt hingekriegt?“, fragte Sakura verblüfft, dann sah sie, wie Yuki recht wackelig aufs Ufer zuging und Yoko hochzog. „Ah, okay, verstehe. Superallmächtigekopieraugen, schon klar. Aber… Wieso versucht Tsugumi das nicht auch?“

„Weil sie nicht kopieren kann.“, erklärte Sasuke. „Nennt sich einfaches und zweifaches Sharingan**, zu erkennen an den Flammen in den Augen. Tsugumi hat eine, Yuki zwei.“

„Ah, deswegen hast du ihm vorhin nicht geglaubt, dass er erst seit zwei Monaten trainiert.“, schlussfolgerte Sakura. „Aber… Hattest du nicht von Anfang an zwei Flammen in den Augen?“ Sasuke zuckte mit den Schultern.

„Ich war eben was Besonderes.“
 

~
 

„Wie zur Hölle macht ihr das?“, fragte Tsugumi entsetzt und starrte, als sie eine Viertelstunde später nass bis zum Bauch zurückkam und beobachtete, wie Yuki, der immer noch ein wenig wackelig war, mit Yoko übers Wasser lief, die dabei recht missmutig dreinblickte, da sie mehr von Yuki getragen wurde, als dass sie selbst lief, und wie Sayuri und Aimi mittlerweile zusammen ein paar Sekunden auf dem Wasser stehen konnten. Shikkun und Makoto waren irgendwie von der Bildfläche verschwunden und Tsuyoshi, Hiro und Kazuya versuchten nun, jeder für sich allein, Aimi und Sayuri nachzumachen, was allerdings nicht so klappte.

„Wir befolgen die Aufgabenstellung und erweitern sie ebenso krea- wie effektiv?“, antwortete Yuki mit schnarrender Stimmte.
 

„Was hat er gesagt?“, wisperte Aimi Sayuri zu.

„Na ja… Er meinte, dass wir das tun, was uns gesagt wird, aber anders, als es gesagt ist, um es zumindest so zu tun, wie es gemeint ist…“, übersetzte sie stirnrunzelnd.

„O… kay…“, meinte Aimi darauf. „Und… Wieso könnt ihr alle so schlau reden und Wörter benutzen, die ich gar nicht kenne?“

„Na ja, Mama und Papa reden halt immer so…“, erklärte Sayuri verlegen. „Und da… Kennen wir das gar nicht anders, weißt du?“

„Ach so…“
 

„Halt die Klappe, du Klugscheißer!“, fuhr Tsugumi ihren zweitjüngeren Bruder an. „Ihr schummelt doch alle!“

„Darüber lässt sich streiten.“, widersprach Sakura, die sich als Streitschlichterin zu ihnen aufs Wasser begeben hatte. „Gut, irgendwo ist es schon ungerecht von Yuki, seine Sharingan zu benutzen, was alle anderen ja nicht können, aber alle anderen machen’s schon alleine… Schaut mal da drüben!“ Sie zeigte zu ein paar Felsen etwas weiter im Wasser, von denen gerade zwei Gestalten, die man bei genauerem Hinsehen als Makoto und Shikkun identifizieren konnte, aufs Wasser stiegen, wobei sie sich vorsichtig an den Felsen festhielten.

„Was machen die denn da?“, fragte Hiro, der sich zusammen mit den anderen beiden Jungs nun auch dazu gesellt hatte.

„Offensichtlich haben sie die Falle in der Aufgabe entdeckt und sie effektiv umgangen.“, stellte Sakura schmunzelnd fest. „Was nichts anderes heißt, als dass sie kapiert haben, dass er hier ziemlich schwer ist, auf der Oberfläche zu laufen, wo die doch alle paar Sekunden aufs Neue verschwindet, während sie weiter draußen zumindest dableibt. Nicht direkt, wo sie ist, aber zumindest doch existent. Da ist es dann wesentlich einfacher, als hier vorne… Aber bevor ihr jetzt alle zu den beiden hinrennt, gibt es erstmal MITTAGESSEN!“ Das letzte Wort rief sie in erster Linie Makoto und Shikkun zu, sodass sich alle in ihrer Nähe die Ohren zuhielten.
 

Doch auch diese neuen Erkenntnisse ließen die meisten nicht besser werden; während diejenigen, die’s vorher schon einigermaßen hingekriegt haben, auf dem Wasser zu stehen, also nur Aimi und Sayuri, wenn sie Händchen hielten, es jetzt zumindest schafften, die ganze Zeit über sicher zu stehen, gingen allerdings unter, sobald sie die ersten Schritte wagten oder eine etwas größere Welle kam, kamen die anderen, die vorher so gut wie gar nichts auf die Reihe gekriegt hatten, wie so ziemlich alle anderen, jetzt zumindest zu ein paar Sekunden Standhaftigkeit. Yuki trug weiterhin Yoko durch die Gegend und bemerkte, verstand oder kümmerte sich nicht um die hämischen Kommentare, die Tsugumi dazu abgab, bevor sie selber unterging. Mehr oder weniger, denn schwimmen lernten Ninjas immerhin noch an der Akademie.
 

Gegen fünf Uhr ließ Sakura Sasuke dann mit den Kindern alleine und ging nur mit Satoshi auf dem Rücken, der immer noch schlief, zum Ferienhaus zurück, um das Abendessen vorzubereiten, nach welchem der erste Trainingstag auch vorüber war. Während des Abendessens waren alle recht schweigsam und einigen sah man direkt an, dass sie am liebsten ins Bett gefallen wären. Was die meisten dann nach einer weiteren Duschaktion durchaus taten.
 

~
 

Der nächste Tag begann dann ähnlich lärmig wie der letzt, allerdings fielen dabei weniger Leute aus dem Bett.

„Okay…“, murmelte Sakura, während sie auf die Uhr blickte, als gerade Tsugumi, Aimi und Sayuri als Schlusslichter die Treppe herunter kamen, wobei sie genau in der Reihenfolge liefen und der jeweiligen Vorderfrau im gehen einen Pferdeschanz banden. Sayuri trug bereits ihre üblichen zwei Zöpfe.

„Nur achteinhalb Minuten Verspätung, das könnte euch immer noch das Leben kosten, ist aber immerhin schon eine Verbesserung zum letzten Mal…“

Diese eigentlich aufmunternd gemeinten Worte bewirkten eher das Gegenteil, als sich die Zuhörerschaft wieder einmal in zwei Lager spaltete, diesmal in diejenigen, die ein wenig blass um die Nase wurden und leicht verängstigt wirkten und diejenigen, die so aussahen, als würde es ihnen äußerst schwer fallen, nicht die Augen zu verdrehen.

„Und zur Belohnung sind es heute dann nur siebeneinhalb Runden ums und drei Runden übers Haus. Also, ab mit euch!“
 

„Es sieht nach Regen aus…“, stelle Aimi resigniert fest, während sie ihre fünfte Runde ums Haus drehte und sich bereits japsend die Seite hielt. „Au…“

„Man, hast du ´ne Kondition.“, kommentierte Tsugumi, die kaum außer Atem war und nicht die Spur von Seitenstechen verspürte.

„Tut mir ja Leid, aber ich werd´ sobald ich Chuunin bin nur noch auf Spionage trainiert, da brauch ich nicht so viel… Kondidingens…“, erwiderte Aimi empört. Oder so empört wie man sich anhören kann, wenn man mit schmerzender Seite und vollkommen außer Atem ein Haus hochläuft.

„Es wird weniger wehtun, wenn du nicht redest und regelmäßiger atmest…“, riet Sayuri ihr von hinten, nicht ganz so frisch wie ihre Schwester, aber nur mit leicht beschleunigtem Atem.

„Was man in den ersten Tagen an der Akademie lernt.“, ergänzte Tsugumi und lief nun das Haus wieder runter. „Und ich hab´ nicht einmal aufgepasst…“

„Tut mir Leid, aber nicht jeder kann so ein Genie sein.“, japste Aimi.

„Nicht streiten!“, rief Sayuri dazwischen, bevor Tsugumi den Mund auftun konnte.

„Heul‘ nicht.“, brummte sie also nur und setzte sich von den beiden anderen Mädchen ab, indem sie Tsuyoshi vor sich überholte.
 

„Dann mal zum Plan für heute…“, kündigte Sakura an, während sie jedem ein Sandwich in die Hand drückte, welches das heutige Frühstück darstellte. „Üben, üben, üben. Zwischendurch gibt’s Mittagessen, aber danach geht ihr sofort wieder aufs Wasser, bis zum Abendessen. Und je nachdem, wie hell es danach noch ist, übt ihr dann weiter.“

„Abwechslungsreich.“, kommentierte, mal wieder, Tsugumi.

„Ich an deiner Stelle würde mich nicht beschweren.“, erwiderte Sakura gelassen. „Ich meine, du gehörst jetzt nicht gerade zu den Leuchten in dieser Disziplin…“

„Pah!“, machte Tsugumi beleidigt und stapfte zum Strand, allen anderen voran. Sakura grinste.

„Das… Hättest du nicht sagen sollen…“, murmelte Sayuri besorgt. „Jetzt ist Nee-san für den Rest des Tages beleidigt…“

„Umso besser.“, erklärte Sakura ihr gelassen. „Wenn sie beleidigt ist, heißt das, ich habe einen Nerv getroffen und ihren Ehrgeiz entflammt. Alles Taktik. Und Trainingspädagogik.“ Wovon sie zumindest mal gelesen hatte.
 

Aber das schien durchaus auszureichen. Innerhalb einer halben Stunde war Tsugumi ebenso standfest wie Sayuri und Aimi. Und Shikkun und Makoto, die den Dreh mittlerweile auch raushatten. Yoko konnte mittlerweile auch kurzzeitig alleine stehen, Tsuyoshi war ziemlich nah dran und Hiro und Kazuya auch nicht viel schlechter als er. Was Sakura für eine äußerst interessante Verteilung hielt. Von Sayuri hatte sie dies ja erwartet, ähem, Tsugumi und Shikkun waren bei der Baumhochlaufaktion schon recht gut gewesen und bei Makoto hatte sie mit ähnlichen Resultaten gerechnet, nur dass Aimi ebenfalls recht weit vorne lag überraschte sie.

Nun ja, konnte auch Sayuris guter Einfluss sein.

Und während sie alle gerade so schön dabei waren, von einigen gelegentlichen Wasserschlachten mal abgesehen, begann es plötzlich zu regnen.

„Oh je, oh je…“, jammerte Aimi, die vor Sayuri stand, jaah, stand, sie an beiden Händen hielt und gerade mit ihr im Gleichschritt rückwärst gehen wollte. „Ich glaube, ich fa-“ Doch zu spät, sie, und etliche andere um sie herum, war quasi eingebrochen und zog Sayuri mit sich.

„So wird das nichts mehr.“, stellte Shikkun fest, der sich an einem Felsen im Wasser festhielt, um nicht ebenfalls unterzugehen. „Die Regentropfen verändern die Wasseroberfläche permanent und schlagen ebenfalls Wellen, sodass es jetzt überhaupt keine regelmäßigen Strukturen gibt, der Wellengang war ja einigermaßen regelmäßig oder zumindest so, dass man sich drauf einstellen könnte.“

„Kluger Junge.“, spottete Tsugumi. „Wären wir ohne dich gar nicht drauf gekommen.“ Er zuckte die Schultern.

„Deswegen sag ich’s ja auch.“

„Sicher, dass ihr’s nicht hinkriegen werdet?“, fragte Sakura, die ebenfalls mitten auf dem Wasser stand und sie alle von Nahem beaufsichtigte, und blickte kurz zu Yuki hinüber, der sie permanent anstarrte, von dem Regen aber ebenso unbeeinflusst war wie sie. Was heißt hier aber, natürlich war er das. Den Dreh mit dem sehen und speichern hatte er noch nicht ganz raus, aber sehen und kopieren konnte er sie schon mal.

„Angesichts der Tatsache, dass neunzig Prozent von uns nur noch schwimmen, so ziemlich.“, erwiderte Shikkun und deutete quasi auf alle anderen, die keinen Felsen zum Festhalten gefunden hatten. Sakua seufzte.

„Zustände sind das hier… Na ja, gut, brechen wir ab und gehen nach Hause, den Rest des Tages üb‘ ich mit euch Theorie…“
 

Das hatte sie sich für den obligatorischen Regentag nämlich zurechtgelegt.

„Also dann, dies hier sind zwei Bögen aus Prüfungen, die ich selbst machen musste… Beziehungsweise meine Schriftliche Chuunin- und Joninprüfung, ich werde euch nicht sagen, was welche ist, aber die schwierigere“, die Chuuninprüfung, „Habe ich in sofern vereinfacht, dass ihr bei jeder Aufgabe einige Zusatzinformationen habt…“ Und den Geschichtsteil der Joninprüfung hatte sie zensiert. Um ihre Identität zu schützen. Und Teile der Familiengeschichte. Beide Prüfungsbögen hatte sie übrigens aus den Archiven entwendet, mit Narutos mehr oder weniger offiziellen Erlaubnis. Eigentlich hatte er ihr bei der Gelegenheit gleich eine Vollmacht über alles erteilt, was nach Papier aussah, denn sie las ja alte Aufzeichnungen… Gelegentlich. Während Schwangerschaften. Oder so.
 

Und da die beiden Fragebögen nach ihrer Überarbeitung/Zensur wirklich recht einfach waren, saß Sakura am Ende nur mit Hiro und Kazuya in einem stillen Zimmer und übte mit ihnen Theorie, während die anderen Kinder Freizeit hatten.
 

Auf diese Ankündigung hin verschwanden Yuki und Yoko draußen und waren nicht mehr gesehen, ebenso wie Makoto in seinem Zimmer verschwand und nicht mehr gesehen war, wahrscheinlich meditierte er mal wieder.

Was so ziemlich seine Dauerbeschäftigung war, wenn es darum ging, andere zu ignorieren.

Alle anderen, abgesehen von Satoshi, der noch schlief, Sasuke, der noch schlief, und Hiroshi, der wieder schlief, versammelten sich geschlossen im Wohnzimmer oder eher Salon unten in der Villa und starrten aus den überdimensionierten Fenstern auf das deichige Etwas, hinter welchem das Meer brauste. Was man aufgrund des extremst Vertrauen erweckendem deichigen Etwas nicht sehen konnte. Und da sie sich auch nicht großartig was zu sagen hatten, Tsugumi starrte missgelaunt aus dem Fenster, Tsuyoshi hatte den Kopf auf den Händen abgestützt und döste vor sich hin und ignorierte dabei Aimi, die ihn beobachtete, während Sayuri mit den Fingern Muster auf dem Tisch nachzog und Shikkun zu schlafen schien.

„Wir können an Wänden hoch und über Wasser laufen…“, murmelte Tsugumi schließlich und brach das Schweigen.

„Nein, wir können an Wänden hoch laufen und sollten auf Wasser laufen können.“, berichtigte Tsuyoshi sie. „Beachte den Konjunktiv.“

Gnädiger weise beugte Sayuri sich zu Aimi und erklärte ihr, was ein Konjunktiv war, während Tsugumi genervt aufstöhnte.

„Ja, ja, von mir aus. Aber… Könnte man dann nicht theoretisch auch in der Luft laufen?“

„Tun wir doch die ganze Zeit.“, erwiderte Tsuyoshi. „Überall um uns herum ist Luft, sprich, wir laufen drin herum.“

„Sie meinte, ob man auch vom Boden oder einer anderen Oberfläche entfernt durch Luft laufen könnte, also quasi fliegen, in Analogie dazu, dass wir theoretisch auch unabhängig von der Gravitationskraft über Substanzen der anderen beiden Aggregatzustände laufen können.“, berichtigte Shikkun, der nicht in der Stimmung für einen Schreikrampf von Tsugumi zu sein schien, ohne die Augen zu öffnen.

„Ach so!“, erkannte Tsuyoshi, über die geflüsterten Erklärungen von Sayuri an Aimi hinweg. „Na, dann sag das doch auch so, Nee-chan.“

„Wie auch immer.“, fuhr Shikkun fort. „Angesichts der Tatsache, dass es niemand tut, würde ich sagen, nein, es ist nicht möglich.“

„Und was wenn alle Anderen vor dir genau dasselbe gedacht haben?“, fragte Tsugumi. „Und es deswegen nicht einmal versucht haben? Hm?“

„Die Wahrscheinlichkeit, dass es bisher niemand gewagt haben soll, diese Gleichung aufzustellen und deren Durchführung zu versuchen, ist verschwindend gering.“, erklärte Shikkun ungerührt. „Außerdem fehlt es doch schon an der Grundvoraussetzung zum Laufen; einer Oberfläche.“

„Wieso geht’s mit Chakra dann auf dem Wasser?“, beharrte Tsugumi. „Woher willst du wissen, ob man das mit Chakra in der Luft nicht auch kann?“

„Das Chakra saugt einen an einer Oberfläche fest.“, konterte Shikkun. „Und die gibt in der Luft nicht. Und selbst wenn, denk doch mal nach, dann ist die doch quasi gemacht von Teilchen, die aneinanderpappen, und wenn die bei flüssigen Stoffen stetig verändert, wie wird das dann bei Gasen sein?“

„Bei Gasen verhalten sich diese Teilchen doch wie ein Haufen Welpen auf Ecstasy, oder?“, fragte Aimi und erntete dafür verdutzte Blicke und vereinzeltes Kichern. „Na ja…“, erklärte sie dann. „So hat meine Mama mir das mal erklärt, mit den Aggregatzuständen und so… Fest ist wie ein Haufen Welpen, wenn er schläft, bei Flüssig wuseln sie durcheinander und bewegen sich und bei Gasförmig sind sie auf Ecstasy und nur noch als Farbtupfen zu erkennen, so schnell bewegen sie sich…“

„Ino-san ist echt einfallsreich…“, bemerkte Sayuri andächtig.***

„Wie auch immer!“, unterbrach Tsugumi. „Jedenfalls könnte man diese Teilchen doch…“

„Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen diesen kleinsten Teilchen und Atomen?“, wollte Tsuyoshi nun wissen.

„Sind Atome nicht die Kerne von denen?“, fragte Aimi.

„Aber Atome haben doch auch noch Kerne!“, widersprach Tsugumi. „Was ist das Dingen dann? Der Kerneskern?“

„So wie bei Zellen!“, fiel Sayuri auf. „Die haben einen Zellkern, den Nucleus, und der hat noch ein Kernkörperchen, den Nucleolus!“ Als sie alle ansahen errötete sie. „Habe ich mal in einem von Mamas Büchern gelesen…“, erklärte sie dann.

„Lass die Finger davon.“, riet Tsugumi ihr. „Die liest eh nur Schund.“

„Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen Zellen und Atomen?“, fragte Aimi nun. „Oder zwischen Zellen und kleinsten Teilchen? Ich meine…“

„Zellen bestehen noch aus Zeugs.“, meinte Tsugumi.

„Wenn kleinste Teilchen Atome sind oder Atome die Kerne von kleinsten Teilchen, dann kommt die Erklärung nicht hin.“, widersprach Tsuyoshi.

„Na ja, aber vielleicht sind die Dinger in den Zellen aus kleinsten Teilchen, die aus Atomen sind, die aus diesen komischen Hüllen sind, die um einen Kern drum sind.“, vermutete Aimi. „Sodass das immer kleiner wird!“

„Dann besteht der Kern aber auch noch aus Zeugs, das auch nochmal aus Zeugs besteht, was auch aus Zeugs besteht, das auch noch nen Kern hat.“, merkte Shikkun an. „Ebenso wie der Abstand zwischen zwei Teilchen unendlich klein sein kann. Man kann’s immer wieder nochmal teilen und am Ende hat man einen Bruch, der so lang ist wie die Wurzel aus zwei oder Pi, also unendlich, und es geht immer noch weiter…“

„Das ist… Scheiße.“, bemerkte Aimi.

„Ebenso wie alles andere, was ihr hier redet.“, bestätigte ihr Bruder.

„Stimmt.“, pflichtete Tsugumi ihm bei. „Und außerdem geht’s doch um was ganz anderes…“

„Was auch totale Scheiße ist.“, unterbrach sie Shikkun. „Nein, hör mir zu, bevor du motzt; akzeptiere einfach, dass es nicht geht, und falls doch, dass wir’s offensichtlich weder können noch berechnen könnten. Oder willst du dir weiter dieses geballte Unwissen anhören?“, fragte er mir einem Grinsen. Tsugumi sah ihn ein wenig aus dem Konzept gebracht an.

„Hmpfh!“, machte sie dann und drehte den Kopf zur Seite.

„Aaaaw!“, machte Aimi hinter hervor gehaltener Hand. „Wie sü~üß…“

Das ignorierten beide einfach mal, während Sayuri hinter hervor gehaltener Hand kicherte und Tsuyoshi neugierig vom einen zur anderen sah.
 

~
 

Der nächste und schon vierte Tag der Reise, Halbzeit, war wieder trockener. Das hieß, zumindest regnete es nicht mehr, aber der Sand war noch nass. Zur Verwunderung aller kam der Weckallarm heute später und als, diesmal nur sagenhafte fünf Minuten verspätet, die drei Mädels unten ankamen, erwartete sie dort nicht nur Sakura, sondern auch noch Sasuke.

„Habt ihr Papa je so früh aufstehen sehen?“, raunte Tsuyoshi absichtlich direkt über Aimis Schulter hinweg zu Tsugumi und Sayuri. Die beiden schüttelten die Köpfe, während Aimi zwischen ihnen beinahe hyperventilierte.

„Jedenfalls nicht, wenn Mama und er im selben Bett geschlafen haben.“, stellte Tsugumi fest. „Aber na ja, vielleicht halten sie sich bei so viel Besuch zurück…“

„So, dann fangen wir heute mal mit den beiden Trainingseinheiten an, die Sasuke mit euch machen wird.“, begann Sakura, auch wenn es ihr komisch vorkam, ihn bei einer Horde von Kindern vor sich nicht Papa zu nennen. Oder euer Vater, auch wenn heute ein Papatag war. Noch.

„Das heißt, nachdem ihr euer Aufwärmtraining hattet.“, grenzte sie dann ein. „Und obwohl fünf Minuten immer noch fatal sind, weden’s heute nur fünf Runden drum und zwei Runden drüber. Und danach kommt ihr sofort runter zum Strand, damit wir weitermachen können.“

„Ohne Frühstück?“, jammerte Hiro entsetzt.

„Wirst du dann sehen.“, antwortete Sakura. „Und Abmarsch!“
 

Unten am Strand erwartete die Kinder ein recht ungewöhnlicher Anblick; nicht nur, dass Sasuke da war, nein, er und Sakura hatten neben den beiden jüngsten auch noch ein dutzend langer Holzstangen zum Strand befördert.

„Scheint so, als würden wir endlich was cooles lernen.“, prophezeite Tsuyoshi und betrachtete die Holzstangen grinsend.

„Was denn? Wie wir uns mit Holzstangen die Köpfe einhauen?“, schnaubte Tsugumi.

„Oder vielleicht wollen sie uns damit einfach nur aufspießen und braten…“, vermutete Kazuya.

„Nö, nicht vor dem letzten Abend.“, verkündete Sakura. „Aber das mit dem Köpfe einschlagen war schon nah dran. Weitere Vorschläge?“

„Das sind Schwertkampfstangen.“, warf Tsuyoshi ein, bevor irgendwer anders den Mund auftun konnte.

„Exakt. Und weil ich erst im Alter von vierzehneinhalb Jahren angefangen habe, Schwerter zu benutzen um mich durch Horden rebellierender Zivilisten zu kämpfen, wird Sasuke das Training mit euch übernehmen. Er meinte nämlich, eine recht ausführliche Ausbildung darin erhalten zu haben.“

Mit diesen Worten und einer spöttisch angedeuteten Verbeugung überließ sie Sasuke das Feld. Dieser brachte die Kinderschar mit nur einem Blick dazu, sich jeweils eine der Stangen zu nehmen und sich vor ihm aufzustellen.

„Macht einfach erstmal alles nach, was ich euch jetzt zeige.“, leitete er seine zehn Schüler an. „Zuerst, und das sollte automatisch gehen, da in einem echten Kampf kaum Zeit dazu sein wird, stellt ihr euch breitbeinig hin. Die Beine etwas mehr als schulterbreit auseinander, Fußspitzen etwa fünfundvierzig Grad nach außen. Das ist die optimale Position und es wäre am besten, wenn ihr sie im Kampf nie verlassen müsstet… Aber dazu später.“ Nun hielt er seine Schwertersatzstange an seinen rechten Oberschenkel. „Zunächst mal üben wir, wie man ein Schwert zieht, denn normalerweise steckt es zu Beginn eines Kampfes immer noch in der Scheide… Hört mit dem Gekicher auf.“

Und, wie Sakura entrüstet feststellte, bei ihm taten das auch noch alle.

„Normalerweise sollte man während man das Schwert zieht schon den ein oder anderen Gegner damit aufschlitzen, aber dazu später. Erst mal die Ausgangsposition. Schwert ziehen.“ Er hob seinen Schwertersatz an. „In Position.“ Er stellte sich breitbeinig hin. „Und Bereitschaftspose.“ Dabei ging er leicht in die Knie und hielt die Stange exakt mittig und leicht nach vorne geneigt. Sichtlich beeindruckt machten seine Schüler dies nach. Er sah kritisch die Reihe entlang. „Bleibt so stehen.“, befahl er dann, legte seine Stange neben sich auf den Boden und begann die Reihe entlang zu schreiten.

„Papa ist so cool!“, flüsterte Hiroshi, während er ein soeben von Sakura geschmiertes Marmeladenbrot aß.

„Allerdings…“, murmelte diese und beobachtete fasziniert, wie er gerade Sayuri half, die Stange höher zu halten, nur um weiterzugehen und bei Tsugumi den Winkel, in dem sie die Stange hielt, zu korrigieren, bevor er einen Fuß auf den Boden zwischen Aimis Beine stellte und ihren rechten Fuß von innen anstupste, sodass sie einen Ausfallschritt nach rechts tat und nun breitbeiniger dastand. Dann kam er zu Shikkun und bohrte ihm beifällig einen Finger in die Seite, woraufhin dieser zusammen zuckte. Sasuke schmunzelte.

„Die Pose heißt Bereitschaftspose, okay? Du könntest jederzeit angegriffen werden, ein wenig Muskelanspannung dürfte da nicht schaden.“ Dann ging er weiter. „Kazuya, Hände runter, Stange hoch. Das soll ein Schwert sein und kein Zahnstocher.“ Dann ging er weiter, an Hiro vorbei, der ihm verwundert hinterher starrte, da er steif und fest mit einer Korrektur gerechnet hatte, vorbei an Tsuyoshi, an dem er auch nichts zu mäkeln hatte, Yuki hatte geistesgegenwärtig seine Augen eingeschaltet und stand somit ebenso perfekt, Yoko musste nur ein wenig den Winkel verändern, in dem sie das Schwert hielt und Makoto war wohl auch perfekt so, wie er war.

Zur Abwechslung mal.

Ah, das hatten wir lange nicht mehr…
 

„Gut…“, meinte Sasuke schließlich und stellte sich wieder mit Stange in Bereitschaftspose vor seine Schüler. „Wie eben erwähnt heißt diese Pose Bereitschaftspose, da man von ihr aus quasi alles machen kann.“ Kunstpause. „Sei es nun sich gegen Hiebe zu verteidigen…“ Er vollführte einige Abwehrbewegungen. „Selbst welche auszuführen.“ Er schwang die Stange in einer flüssigen Bewegung auf fünf verschiedene Weisen, die interessante Muster in den Körper seines imaginären Gegners geritzt hätten. „In eine offensivere Haltung zu gehen…“ Er mit dem rechten Fuß einen Schritt zurück und hob die Stange nun über seinen Kopf, sodass diese leicht abwärtsgebeugt nach vorne deutete. „Oder das Schwert einzustecken und wegzurennen.“, beendete Sasuke seinen Vortrag. Einzelnes Kichern war zu hören.

„Mama, ich will noch ein Brot.“, maulte Hiroshi und zupfte Sakura am Ärmel, da diese weiterhin fasziniert Sasuke beobachtete, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. Auch wenn es irgendwie befremdlich war, sich vorzustellen, woher er das hatte…

„Ihr tut euch jetzt bitte jeweils zu zweit zusammen.“, fuhr Sasuke fort. „Und übt einfache Angriffs- und Abwehrhaltungen. Tsuyoshi, komm bitte zu mir.“ Tsuyoshi trat vor. „Bereitschaftspose.“, befahl Sasuke, Tsuyoshi befolgte die Anweisungen, offensichtlich tadellos. Dann hob Sasuke seinen Schwertersatz und schwang ihn von oben runter. Mehr aus Reflex tat Tsuyoshi einen Schritt zurück und blockte die Stange dabei, indem er seine eigene nach links kippte. Verhältnismäßig langsam versuchte Sasuke dies nun von links unten, woraufhin Tsuyoshi wieder mehr instinktiv wieder einen Schritt zurücktat und das Schwert nun rechts oben blockte. Sasuke schlug wiederum von rechts oben zu, diesmal ging Tsuyoshi schon bewusst einen Schritt zurück und blockte bereits auf halber Höhe, früher als vorher.

„Sehr gut.“, sagte Sasuke dann und wandte sich nun an die anderen. „Wie gesagt, ihr tut euch zu zweit zusammen und übt genau diese Bewegungsabläufe, indem ihr einmal von hier bis zu dem Felsen dort hinten lauft, vorwärts Angriff, rückwärts Verteidigung, und dann an dem Felsen zurückkommt und dabei wechselt.“

„Mama, Papa angucken kannst du auch später noch, ich will jetzt ein Brot!“, quängelte Hiroshi im Hintergrund und Sakura schreckte auf.

„Wie heißt das?“, fragte sie ihn streng. Schmollend schob Hiroshi die Unterlippe vor.

„Ich möchte bitte noch ein Brot.“, maulte er beleidigt.

„Braver Junge.“, lobte Sakura ihn und schmierte ein weiteres Marmeladenbrot. Satoshi lag neben ihnen auf der Decke und schlief. Sasuke kam nun zu ihnen und setzte sich neben Sakura, die ihn schief von der Seite ansah.

„Ich muss zugeben, ich bin beeindruckt.“, wisperte sie ihm zu. „Aber ich will nicht wissen, woher du sowas kannst…“

„Tja.“, erwiderte Sasuke ebenfalls mit gedämpfter Stimme. „Trotz seines unsäglichen Modegeschmacks, seines Make-ups, seines Schlangenfetischs und seiner Besessenheit mit talentierten Waisenjungen war Orochimaru halt doch noch ein guter Lehrer…“

„Sei bloß vorsichtig mit dem Namen…“, ermahnte Sakura ihn und warf einen besorgten Blick auf die mit ihren Stangen beschäftigten Schüler vor sich und dem sich seelig seinem Marmeladenbrot widmenden Hiroshi neben sich.

„Sayuri, nicht so zaghaft!“, rief Sasuke da plötzlich, der während ihrer kleinen Unterhaltung immer noch aufmerksam jeden Schritt seiner Schützlinge beobachtet hatte. „Und Aimi, so zaghaft, wie Sayuri zuschlägt, brauchst du nicht vor Angst immer zurück zu zucken. Kazuya, hör auf deine Stange wie einen Zahnstocher zu halten und Tsuyoshi damit pieksen zu wollen, Yoko, ein bisschen weniger aggressiv bitte, wir wollen die Stangen noch ein paar Jahre benutzen, und Hiro… Konzentrier dich einfach.“

Hiro schreckte dabei auf; aufgrund eines unglücklichen Zufalls trainierte er nämlich mit Tsugumi zusammen, Aimi war schneller bei Sayuri gewesen, als man hatte gucken können und noch während Tsugumi sich darüber ärgern konnte, hatten sich Shikkun und Makoto zusammen getan und Tsuyoshi war mit einem fiesen Grinsen zu Kazuya gegangen. Von Yuki und Yoko brauch man ja gar nicht erst anzufangen. So hatte Tsugumi sich grimmig zu ihm trollen müssen und nun war der gute Hiro ein wenig abgelenkt.

Sakura betrachtete dies mit hochgezogenen Augenbrauen und geschürzten Lippen.

„Oh-oh…“, machte sie dann.

„Du sagst es.“, murmelte Sasuke und betrachtete die beiden missbilligend.

„Glaubst du, da bahnt sich was an?“, fragte Sakura nun leise. Sasuke sah sie verstört an.

„Sie ist noch nicht einmal zwölf…“

„Na und?“, erwiderte Sakura gelassen. „Das ist ein höchst signifikantes Alter, wenn es darum geht, sich für den Rest seines Lebens festzulegen, erinnerst du dich? Ich sag‘ dir, wenn wir gut genug hingucken, können, wir einige interessante und wahrscheinlich sogar zutreffend Prognosen stellen…“

„Lieber nicht.“, murmelte Sasuke. Sakura lachte.

„Ja, sie werden ja so schnell groß…“

„Okay, stopp.“, rief Sasuke da und stand auf. „Hiro, du trainierst mit Makoto weiter. Und Tsuyoshi trainiert mit Yuki.“ Dies verkündete er mit einem solchen Nachdruck, dass jedem, der etwas erwidern wollte, das obligatorische ‚wieso?‘ im Hals stecken blieb. Und während Hiro noch leicht verunsichert zwischen Makoto, dem das ganze zur Abwechslung mal so ziemlich egal zu sein schien, und Sasuke hin und her, während alle anderen sich bereits neu zusammengefunden hatten und Tsugumi und Yoko bereits weitermachten.

Sakura hatte ihn ursprünglich auch nach dieser Änderung fragen wollen, allerdings bemerkte sie ein paar Minuten später, dass sich nun bei einigen das Tempo des Schlagabtauschs erheblich erhöht hatte. Sodass der erst leicht panische Hiro zum ersten Mal gleichauf mit Makoto und Tsuyoshi lag. Und Yuki. Wieso auch immer.

„Wusstest du das?“, fragte sie dann an Sasuke gewandt. Dieser nickte.

„Ist genetisch bedingt.“, erklärte er knapp.

„Was ist genetisch bedingt?“, fragte Tsugumi, die gerade zufällig in der Nähe gewesen war und auch die meisten anderen in Hörweite sahen nun auf. Sasuke stöhnte genervt und erhob sich nun.

„Na ja, dass manche teilweise besser sind als andere…“

„Ach ne.“, kam es von Kazuya, der mit halbem Ohr außerdem Sayuris an Aimi gerichteter Erklärung, was denn genetisch bedingt bedeute, gelauscht hatte. „Ganz was neues.“

„Ja, das hat dieses Mal allerdings mit mehr als nur den Augen oder dem von den Eltern mehr oder weniger erblichen Talent zu tun.“, erklärte Sasuke. „Denn vor langer, langer Zeit, als es noch keine Ninjas gab, niemand Chakra entdeckt hatte und wir alle noch unter den Daimyos gedient haben und Uchiha- und Hyuugaclan noch eine, allerdings schon sehr bedeutsame Familie waren, war der Schwertkampf das einzige, was die Menschen hatten, um sich zu verteidigen und so hat man über die Generationen gewisse… Experimente gemacht, was den optimalen Körperbau eines Schwertkämpfers angeht, keine Ahnung, wie genau das ausgesehen hat, und es interessiert mich auch nicht. Dem zur Folge jedenfalls dürfte es einigen von euch leichter fallen, ein Schwert zu führen, als anderen. Und die habe ich gerade mehr oder weniger zusammen gepackt, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Und jetzt macht weiter.“

„Aah.“, machte Sakura. „Verstehe… Ja, sowas hat er dir natürlich erzählt…“ Sasuke verdrehte die Augen.

„Ja, toll, was? Aber es stimmt doch.“, meinte er und deutete nun auf Tsuyoshi und Yuki, die ebenfalls ein sehr hohes Tempo hatten. „Die vier sehen allesamt so aus, als wären sie mit ´nem Schwert in der Hand geboren worden, während andere die Stangen nichtmal richtig halten können…“ Zur Bestätigung ließ Aimi gerade ihre Stange fallen.

„Mhm, ich weiß, was du meinst… Könnten die damals ihren Frauen auch den perfekten Körperbau zum Kinderkriegen angezüchtet haben?“, fragte Sakura interessiert. „Ich meine, gut, zumindest auf den Fotos, die ich kenne, war das bei deiner Mutter ja nicht so extrem, aber bei Hinata und Natsuki kann man doch durchaus von gebärfreudigen Becken sprechen… Außerdem sind sie beide eher klein und stämmig…“

„Kann schon sein.“, meinte Sasuke nur und zuckte die Schultern.
 

Etwa eine halbe Stunde später brachen sie das Schwertkampftraining dann ab, weil die ersten ob ihres rumorenden Magens protestierten, andere begannen, sich zu langweilen und Hiroshi ansonsten die gesamten Brot- und Marmeladenvorräte aufgefuttert hätte. Er aß immer so viel um möglichst schnell groß und stark zu werden. Jaah. Nach dem Essen schickte Sakura sie fieser Weise wieder aufs Wasser, während Sasuke sich dazu breitschlagen ließ, mit Hiroshi noch ein paar Katon-Jutus zu üben.

Die neusten Resultate waren, dass am Ende des Tages alle stehen konnten, sogar alleine, Tsugumi, Shikkun, Makoto, Yuki und Yoko erste Schritte geschafft hatten und Sayuri und Aimi zusammen sogar einmal eine beachtliche Strecke parallel zum Strand hingelegt hatten.
 

~
 

Der fünfte Tag war vom Wetter her nicht anders als der vierte, der Sand war immer noch nicht ganz trocken, was beste Voraussetzung für die nächste Trainingseinheit war, die wieder Sasuke durchführen sollte. Nachdem Sakura die Rede dazu gehalten hatte, versteht sich.

„Das, was wir heute machen, ist eher eine Art Überprüfung dessen, was ihr schon in der Akademie gelernt habt. Haben solltet. Es geht einfach um Beweglichkeit und sowas. Akrobatik, Kunststücke, was auch immer.“

„Und wieso macht Papa das mit uns?“, fragte Tsugumi. „Ich meine, das sieht doch bei Männern irgendwie… Schwul aus…“

„Tja.“, meinte Sakura und zuckte mit den Schultern. „Tut mir ja Leid, aber sobald ich anfange, auf den Händen zu gehen, seh‘ ich nichts mehr.“

Ein peinliches Schweigen trat ein, während die meisten leicht beschämt den Blick von ihr wandten.

„Ja, natürlich…“, murmelte Aimi dann peinlich berührt und räusperte sich. „Äh…“

Sakura verdrehte die Augen.

„Das war ein Witz, okay? Lachen, Leute, lachen!“ Dann seufzte sie. „Nein, eigentlich ist der Grund, dass er, zu meinen beschämen, bei sowas besser ist als ich. Ich war nie so der Flik-Flak-Typ. Und sonderlich schnell, wendig oder gelenkig bin ich auch nicht gerade… Na ja, wie auch immer.“
 

Diese Trainingseinheit stellte sich als vorhersehbar und größtenteils unnötig heraus. Niemand hatte sonderlich auffällige Defizite und Tsugumi war mit Abstand am besten. Auch wenn Kazuya schneller war als sie stand er kurioserweise nicht ganz so sicher. Und Aimi wäre auch ganz gut gewesen, wenn sie nicht so zimperlich gewesen wäre, sich die Hände schmutzig zu machen. Nachdem Sasuke sich von dem Können aller überzeugt hatte, wurden sie in zwei Gruppen eingeteilt; die einen ließen sich abwechselnd von Sasuke beim Schwertersatzstangenkampftraining im Einzelkampf die Handgelenke brechen, die anderen waren schon wieder auf dem Wasser. Diese Routine wurde auch am nächsten Tag fortgesetzt, zusammen mit den Runden ums und übers Haus, nur dass sie diesmal zwei Runden auf den Händen gehen mussten.
 

~
 

Am Ende ging Sakuras Rechnung übrigens auf; am Ende des Trainings konnten alle einigermaßen auf dem Wasser laufen und sie waren wesentlich disziplinierter. Was sich unter anderem darin äußerte, dass die Proteste minimal waren, als die gesamte Besatzung am letzten Tag mitten in der Nacht aus dem Bett geläutet und losgeschickt wurde. Die meisten fielen bei der Rückreise zwar fast von den Bäumen, aber hey. Wenigstens waren sie um punkt sechs Uhr morgens wieder in Konoha. Mit einem sehr interessanten Empfangskomitee.

„Ähm… Natsuki?“, fragte Sakura zaghaft, als sie ihre angeheiratete Nichte vor dem Anwesen erreichte, während die Kinder geschlossen an ihr vorbei ins Haus torkelten. Man hatte ihnen gesagt, dass sie schlafen durften, bis sie jemand abholte. Und Natsuki hatte sie pflichtbewusst vor dem Anwesen erwartet.

Nun ja, abgesehen davon, dass sie ein wenig neben sich stehend wirkte und Sakura sie noch nie mit einem derartig zerzausten Zopf gesehen hatte.

„Huhu, Natsuki-chan, alles in Ordnung?“, fragte Sakura weiter, während Sasuke sie verstimmt anstarrte.

„W-Was?“, brachte sie schließlich hervor. „Oh! Ah, ähm, ja, sorry, ich… Äh… Bin noch ein bisschen müde, ich hatte in den letzten Tagen nichts zu tun und bin es deswegen nicht mehr gewohnt so früh aufzustehen und, ja… Ähm… Alles so gelaufen wie geplant?“

„Sicher.“, meinte Sakura. „Wirklich alles okay? Du weißt, du kannst mir alles sagen und so…“

„Ja, alles bestens, guck nicht so.“, erwiderte Natsuki nun mit festerer Stimme und sah Sasuke feindselig an und griff demonstrativ nach einem der zu Boden geworfenen Rucksäcke, derer die mittlerweile schlafenden Teilnehmer des Urlaubs sich entledigt hatten, und trug ihn ins Haus. Sasuke und Sakura folgten ihr, vorerst nur mit ihren jüngsten Söhnen beladen, die beide einen großen Teil der Reise verschlafen hatten. Sasuke atmete während sie über den Flur in die Wohnküche gingen geräuschvoll durch die Nase ein.

„Solltet ihr nicht eigentlich zu Naruto gehen und eure Rückkehr melden?“, fragte Natsuki leise. „Um diese Uhrzeit ist er schon im Büro und fängt an, sich an den Papierkram von gestern zu erinnern, also…“

„Ja, das sollten wir wohl.“, meinte Sakura und warf den immer noch übertrieben an der Luft riechenden Sasuke einen missbilligenden Blick zu und zog ihn dann mit sich.
 

„Lass das.“, fuhr sie ihn an, sobald sie das Anwesen verlassen hatten.

„Sie hat definitiv eine Affäre.“, stellte Sasuke fest. Sakura verdrehte die Augen.

„Nicht so voreilig. Nur weil sie zerzaust und durcheinander um sechs Uhr morgens draußen steht heißt das noch lange nicht…“

„Sicher.“

„Sasuke, bitte, das ist Natsuki. Wir vertrauen Natsuki. Außerdem ist sie ein großes Mädchen und zwanzig Jahre alt und rein rechtlich gesehen geht es uns nichts an, was sie so treibt, also führ‘ dich bitte nicht so auf…“

„Hn.“
 

Vor der Tür zu Narutos neuem Büro angekommen klopfte Sakura und hörte daraufhin eine Kette von Geräuschen hinter der Tür, einen erschrockenen Aufschrei, hastiges rascheln von Stoff und einen Reißverschluss, der sehr schnell hochgezogen wurde.

„Äh… Ja?“, ertönte dann Narutos Stimme durch die Tür.

„Wir sind’s.“, erklärte Sakura. „Lässt du uns rein?“

„Ja, Moment…“ Und selbigen später schloss Naruto die Tür auf und stand vor ihnen. Oben ohne und mit nicht richtig sitzender Hose. Und einem verlegenen Grinsen auf dem Gesicht. „Mensch, ihr seid ja sogar pünktlich…“, stellte er fest und trat zur Seite, um seine besten Freunde einzulassen. Die dabei einen guten Blick auf Hinata hatte, die hastig einen recht dünnen, weißen Kimono verschloss und dann vom Schreibtisch aufstand und so aussah, als wolle sie am liebsten gleich im Boden versinken.

„Morgen, Hinata.“, begrüßte sie Sakura gelassen, nachdem sie einen Blick mit Sasuke getauscht hatte. „Ziemlich dicke Luft hier drinnen, ihr solltet mal lüften…“

„…Bevor die Ersten ankommen, um sich ihre Missionen abholen und danach überall rumerzählen, dass der neue Hokage nichts Besseres zu tun hat, als es vor Dienstbeginn mit seiner Frau im Büro zu treiben.“, ergänzte Sasuke, der an der Wand neben der Tür lehnte und ein Grinsen unterdrückte.

„Na, musst du grade sagen.“, erwiderte Naruto empört. „Wenn ich daran denke, wie oft ich euch beide schon aus irgendwelchen Wäschekammern im Krankenhaus fischen musste…“

„Tja, wir sagen ja auch nichts.“, stellte Sakura fest, die nun selbst von Fenster zu Fenster ging und diese öffnete. „Wir sorgen uns nur um deine Autorität, die unter solchen Gerüchten bestimmt zu leiden hätte…“

Während dieses Gesprächs wurde Hinata, die in der Mitte des Raumes stand und so aussah, als stünde sie kurz davor, zu kollabieren, beflissentlich ignoriert.

„Pffh, egal. Leben meine Kinder noch?“, fragte Naruto nun.

„Leben ja, ansprechbar gegenwärtig nicht.“, antwortete Sakura und hob nun die feinsäuberlich alphabetisch geordneten Akten vom Boden auf, die wohl umsichtig vom Schreibtisch entfernt worden waren. Wenigstens etwas. „Lass sie ein paar Stunden schlafen und dann kannst du sie abholen kommen. Oder eher Hinata.“

„Und jetzt habt ihr sie alle zu Kampfmaschinen ausgebildet?“, fragte Naruto amüsiert, während er sich sein Oberteil wieder anzog, welches über der Schreibtischstuhllehne hing.

„Nö, sie können nun ´n bisschen mehr nützliches Zeugs, sich beeilen und murren nicht mehr so viel, wenn man ihnen was sagt.“, erklärte Sakura.

„Na dann…“, murmelte Naruto. „Ich hab euch übrigens erst heute Abend erwartet, ich meine, hey, ihr hättet euch wenigstens ein wenig verspäten können, nur so um der guten, alten Zeiten Willen…“

„Damit du einen randalierenden Dorfrat beschwichtigen musst? Na, wenn du dich dazu freiwillig meldest…“

„Ne, lass mal.“, erwiderte Naruto nur. „Also, okay, ich werd‘ mit irgendwo aufschreiben, dass alle Teilnehmer qualifizitierter sind… Und Hinata-chan, kannst du die Kinder abholen? So, in der Mittagspause? Wenn’s euch allen Recht ist, natürlich…“

„Sicher doch.“, meinte Sakura. „Na ja, wir gehen dann. Wir müssen noch das Haus nach Natsukis geheimen Liebhaber durchsuchen…“

„Viel Spaß dabei.“, flötete Naruto ihnen mit einem wissenden Grinsen hinterher.
 

~
 

*= Uhum, jah. Ninjas lernen von Anfang an abartig viel Mathe, Physik und Chemie. Und Sport natürlich. Deswegen unterhalten sich zwölfjährige über meinen Gegenwärtigen Schulstoff, na ja, ansatzweise, und neunjährige wissen, was drei zum Quadrat ergibt.
 

**= Ja, es gibt wirklich drei Stufen von Sharingan. Die erste hat man vor Kurzem in einem Flashback gesehen. Und ansonsten Autorenwillkür.
 

***= Auch wenn Ino dies bestimmt ist, kommt der Spruch mit den Welpen auf Ecstasy eigentlich von meiner Physiklehrerin. Ernsthaft.
 

Erinnert mich daran, mit den Sternchen aufzuhören. Egal. Wow. Das waren gerade mal zwei Monate, nicht wahr? 8.574 Wörter in zwei Monaten. Netbooks sind toll.
 

Gut, und weil ich jetzt wieder weiß, wie befriedigend es ist, etwas zu Ende zu bringen, geht’s ab jetzt wohl schneller weiter… Yay.
 

PS: Ja, ihr erfahrt alle, was mit Natsuki ist. Ich sag aber nicht, wann

Fleißige Bienchen

Leserhilfe II: Wirklich wichtig sind nur die Uchiha-Drillinge (Tsugumi, Tsuyoshi, Sayuri), wobei Tsuyoshi weniger als die beiden Mädchen, Shikkun, seine jüngere Schwester Aimi, Hiro, den ihr eh alle kennt und Makoto. Makoto wie Sailor Jupiter. Sailor Jupiter hatte auch braune Haare. Genauso wie Sailor Uranus. Und die hieß mit Vornamen Haruka. Genau. Aber immer schön dran denken, Makoto ist männlich. Der Name ist unisex, genauso wie Ranma. Oder Yuki. Oder Megumi.
 

~ march on, worker bees, know your enemy…~
 

„Okay, also… Sind wir uns einig?“
 

Es waren mehrere Monate vergangen und in Konoha hatte sich alles wieder eingerenkt. Die Leute hatten aufgehört, über die potenzielle Gefahr ihres neuen Hokagen zu lästern, der mittlerweile sogar all seine ANBUs kannte, sodass auch die wieder arbeiteten.

Währenddessen allerdings hatte es Chuuninexamen gegeben, an denen die neuere Gruppe an Protagonisten, die ganz dringend einen Namen braucht, trotz extremst effektiver Sondertrainingseinheit nicht hatte teilnehmen dürfen. Was teilweise daran lag, dass sie entweder nicht reif oder nicht gut genug dafür waren, oder beides, oder daran, dass eine nicht zu verachtende Prozentzahl von ihnen überbesorgte Mütter mit schlechten Erfahrungen hatte. Ja, Plural. Beide Male.
 

Die zwei Männer, die vor Narutos Schreibtisch standen, nickten. Die Frau nicht.

„Du weißt, wie ich dazu stehe.“, brachte sie gepresst hervor.

„Ja, Sakura-chan, aber wenn wir uns alle nach deinen Traumas richten würden, würden wir uns alle nur noch tagsüber und bei Sonnenschein aus dem Haus trauen… Und… Keine Kinder mehr kriegen und… Verdursten, weil Regen böse ist, und…“, erklärte Naruto ihr mit leicht überheblichem Grinsen, bevor er leicht seufzte und sie verständnisvoll ansah. „Hey, komm schon, du wirst ein wenig paranoid auf deine alten Tage…“

Alte Tage?“, schnaubte Sakura entrüstet. „Ich bin nur…“

„…Sieben Monate älter als ich, ich weiß.“, unterbrach Naruto sie nun wieder grinsend, während Sasuke und Shikamaru einen Blick tauschten, woraufhin Shikamaru das Büro verließ. „Aber noch machen diese sieben Monate den Unterschied zwischen neunundzwanzig und dreißig aus…“

Sakura knurrte. Es war fast September, sodass Naruto nur noch zwei Monate lang keine drei als erste Ziffer seines Alters haben würde.

„Wenn du nicht mein Vorgesetzter wärst…“

„Tja.“, meinte Naruto nun schulterzuckend. „Bin ich aber. Hattest ja die letzten siebzehn Jahre Zeit, dich darauf vorzubereiten…“

„Und fast sieben davon warst du kleiner als ich.“, erinnerte sie ihn.

„Jup. Fast sieben und warst sind da besonders wichtig.“, stellte er fest und beugte sich vor, sodass er sich mit den Armen auf den Schreibtisch zwischen ihnen stützte. „Und überhaupt, was ist so schlimm daran, wenn drei deiner Kinder mal für’n paar Tage weg sind?“

„Die Tatsache, dass sie das ohne hochrangige Aufsichtsperson sind.“, erklärte Sakura ihm und verengte die Augen, während sie sich ebenfalls vorbeugte. „Schlechte Erfahrungen, wohoo.“

„Was hab ich dir doch gerade zu deiner Paranoia gesagt?“, erwiderte Naruto.

„Wer zum Teufel hat dir diese Begriffe beigebracht?“, lenkte Sakura ab. Naruto zuckte die Schultern, so gut es eben ging.

„Hinata-chan. Aber hey, lass mich ausreden, ich bin dein Vorgesetzter…“

„Na dann, schießt mal los, Hokage-sama…“

„Aaalso. Wenn Tsugumi, Tsuyoshi und Sayuri für etwa eine Woche nicht zu Hause sind, Hiroshis Klasse eine Art Exkursion mit Übernachtung macht und Yuki mal wieder bei uns schläft, wäre das doch eigentlich die perfekte Gelegenheit für euch beide, an Geschwisterchen Nummer acht zu arbeiten, oder?“

Sakura sah kurz so aus, als wollte sie ihm eine reinhauen. Dann grinste sie.

„Vielen Dank für das großzügige Angebot, aber ich glaube, es wäre fairer, wenn wir Yoko bei uns übernachten ließen und ihr mal die Gelegenheit bekommt, einen solchen Versuch außerhalb dieses Büros zu starten…”

„Aaw, das ist zu nett von dir, Sakura-chan, aber… Teme, was machst du da?“, unterbrach Naruto sich mitten im Satz und spähte mit Leichtigkeit über Sakuras Kopf hinweg zu Sasuke, der sich suchend umsehend im Büro umherlief.

„Lasst euch nicht stören, ich suche nur nach einem Reporter, der die neue Phase eurer Affäre gleich veröffentlichen kann.“, erklärte er sein Tun. Naruto und Sakura tauschten einen Blick, bevor sie beide grinsten.

„Aaaw, jetzt haben wir ihn eifersüchtig gemacht…“, stellte Sakura spöttisch fest.

„Tja, dann geht’s heute Nacht bei euch wohl richtig ab…“, ergänzte Naruto und kassierte dafür den überfälligen Schlag auf den Oberarm, den er allerdings geübt ignorierte. „Wie auch immer. Sorgt dafür, dass eure Drillis morgen anständig packen, sie haben immerhin großes vor. Und Sakura-chan, du wirst ihnen nicht heimlich folgen um zu überprüfen, ob sie alleine zurechtkommen, okay? Das sollten drei Geninteams in ihrem Alter schon tun. Und wenn du doch verschwindest, suspendiere ich dich für ein paar Wochen vom Dienst, verstanden?“

„Uuuh, jetzt habe ich aber Angst.“, machte Sakura. „Wir sind ja auch so~o abhängig davon, dass der halbe Haushalt berufstätig ist, weil wir ja so~o unglaublich wenig Geld haben. Mal ganz abgesehen davon, dass das Krankenhaus ohne mich so gut wie erledigt wäre.“

„Apropos, Geld.“, fiel Naruto da noch ein und er schob einen Umschlag über den Tisch auf sie zu. „Hier. Der Rest von dem, was wir euch schulden.“

Sasuke und Sakura tauschten einen unbehaglichen Blick.

„Behalt es.“, verlangte Sasuke schließlich.

„Nein, nein, das werde ich nicht.“, widersprach Naruto. „Ich brauch’s sowieso nicht mehr. Hey, ich bin Hokage, ich hab Geld. Und hiermit offiziell auch keine Schulden mehr.“

„Mal ganz abgesehen davon, dass du die offiziell nie hattest…“, begann Sakura und schob ihm den Umschlag wieder zurück. „Brauchen wir dieses Geld noch viel weniger als du. Hm… Behalt es. Aber dafür kriegst du nichts zum Geburtstag, wenn’s dich glücklich macht.“
 

~
 

„Mama, die Pfannkuchen sind angebrannt.“, war nicht ganz das, was eine siebenfache Mutter morgens über ihr Frühstück hören wollte. Erst recht nicht, wenn es halb sechs war und sie nur wenig geschlafen hatte.

„Dann mach dir demnächst deine eigenen, Mama ist beschäftigt…“, erwiderte das gekränkte Muttertier allerdings beiläufig, während es damit beschäftigt war, das jüngste Kind der Familie zu füttern und dem Zweitjüngsten gleichzeitig seinen Rucksack zu packen. Ersteres stellte sich als schwierig heraus, da entsprechendes Kind noch schlief. Mehr oder weniger. Auf jeden Fall wollte es nicht essen.

„Mama, ich glaube Satoshi-kun möchte lieber schlafen als essen…“, bemerkte Sayuri leise.

„Tz, verständlich, oder?“, maulte Tsugumi weiter. „Wieso genau müssen wir gleich alle so früh aufstehen und Papa darf mal wieder ausschlafen?“

„Weil ich Angst um das Haus haben muss, wenn ich euren Vater um diese Uhrzeit wecke.“, erklärte Sakura. „Hiroshi, wieso bist du noch nicht angezogen? Ich hab dir doch alles auf den Stuhl gelegt!“, rief sie dann ihren Zweitjüngsten zur Ordnung, der gerade in seinem grauen Schlafanzug in die Küche gerannt war.

„Ich will aber nich schon wieder so doofe, blaue Sachen anziehen!“, maulte dieser. Sakura verdrehte die Augen.

„Ich weiß, du magst die nicht besonders, aber deine ganzen roten Sachen sind in der Wäsche… Und ich schicke dich auf eine Exkursion, nicht auf eine Beerdigung, deswegen fallen die schwarzen auch weg. Und Grau sieht noch doofer aus.“

„Och menno…“, maulte Hiroshi und ging wieder.

„So.“, meinte Sakura dann, ließ von Satoshi ab und schloss Hiroshis Rucksack. „Und der nächste, der sich beschwert, darf seinen Lohn nicht behalten.“

„Was für Lohn?“, fragte Tsuyoshi. „Unseren sackt Papa doch immer ein…“

„…Zahlt ihn in die Familienkasse und berechnet daraus euer Taschengeld, genau.“, ergänzte Sakura.

„Das ist doch unfair!“, meinte Tsugumi dazu. „Ich meine, wir erarbeiten uns das Geld und…“

„…Lebt hier unter diesem Dach. Da könnt ihr auch was zum Budget beisteuern, okay? Außerdem ist es bei Geninteams eh so, dass die Senseis neunzig Prozent des Lohns verdienen…“ Nun machte Sakura eine grimmige Kunstpause. „Heute allerding erfahrt ihr zum ersten Mal den wahren Alltag eines Ninjas; früh aufstehen, Mission abholen und am besten sofort abhauen. Und ihr könnt am Ende sogar euren Lohn selbst einteilen, zumindest kann der Teamcaptain das…“

„Heißt das, wir drei machen zusammen eine Mission?“, fragte Tsuyoshi skeptisch.

„Ja, unter anderem…“, murmelte Sakura.

„Und wer noch? Und wer wird Teamcaptain?“, fragte Tsugumi wenig begeistert. Sakura zuckte mit den Schultern.

„Ich glaube, das entscheidet Narutos Laune.“, mutmaßte sie. Yuki schnaubte.

„Dann nimmt er bestimmt Hiro.“, mutmaßte er verächtlich.

„Nein, das glaube ich nicht.“, widersprach Sakura. „Erstmal ist Naruto niemand, der seine eigenen Kinder in solchen Situationen bevorzugen würde und zweitens hat er die Senseis gebeten, ihm Empfehlungen zu schreiben – in der Hiro nicht vorgekommen ist.“

„Wer denn dann? Aimi?“, fragte Tsugumi und lachte.

„Sei doch nicht so!“, protestierte Sayuri. „Aimi ist ein wirklich nettes Mädchen, u-und sie versucht…“

„Ja, schön, sie versucht.“, wiederholte Tsugumi ihre Schwester spöttisch. „Nur dumm, dass sie nichts zu Stande kriegt…“

„D-Das ist nicht wahr!“, widersprach Sayuri tapfer. „Sie… Na ja, sie…“

„Sie konnte immerhin vor dir auf Wasser laufen.“, stellte Tsuyoshi fest. Tsugumi sah ihn mit hochgehobenen Augenbrauen an.

„Oho, was war das denn?“, fragte sie spöttisch. Tsuyoshi erwiderte ihren Blick und zuckte mit den Schultern.

„Eine Tatsache?“ Sayuri kicherte.

„Jetzt kriegt euch mal wieder ein, vertragt euch, habt euch lieb.“, forderte Sakura. „Nein, auch Aimi hab‘ ich nicht vorgeschlagen, und Kazuya genauso wenig. Meine Empfehlung bestand darin, sich in den anderen Teams umzugucken. Was ich euch eigentlich gar nicht sagen würde, ach, Mist…“

„Und wen hat Papa vorgeschlagen?“, fragte Tsugumi nun. Sakura zuckte mit den Schultern.

„Weiß ich nicht. Ich muss seine Dokumente nicht auf Rechtschreibung überprüfen, wie eure, okay?“

„Das müsstest du bei uns auch nicht mehr machen, wir sind doch keine Babys.“, stellte Tsuyoshi fest.

„Was dich nicht davon abhält, ständig irgendwelche Striche zu vergessen.“, erwiderte Sakura gelassen, während sie anfing, Sayuris Zöpfe zu richten. „Und jetzt esst gefälligst auf, ihr müsst gleich los…“
 

~
 

Es war an diesem Tag, als Naruto begann, an der Zurechnungsfähigkeit seiner besten Freunde zu zweifeln. Ernsthaft. Immer jammerten die ihm vor, wie undiszipliniert ihre Genins doch alle waren, dass sie nie zuhörten und sich andauernd mit ihren eigenen, albernen Problemen beschäftigen würden. Und allein Shikamaru hätte ein anständiges Team.

Danach sah der höchst konzentriert wirkende Haufen zwölfjähriger vor ihm aber gar nicht aus. Die sahen ihn nämlich alle mucksmäuschenstill und erwartungsvoll an, als ob er irgendwas Großartiges zu verkünden hätte.

Wie überaus angenehm. Und diszipliniert.

Grinsend und nun äußerst motiviert fing er dann an, ihnen von der Mission zu erzählen.

„Also, auf eurer ersten unbeaufsichtigten Mission werdet ihr Erntehelfer machen!“, verkündete er ihnen, als hätten sie gerade allesamt im Lotto (…) gewonnen.

So sahen sie danach aber nicht aus.

„Was ist denn das für ´n Scheiß?“

„Ich dachte, wir machen was Cooles!“

„Wir sind Ninjas und keine Saisonarbeiter!“
 

Und plötzlich wusste Naruto, was seine besten Freunde gemeint hatten.
 

~
 

Zehn Minuten später standen alle neun Genins draußen vor dem Verwaltungsgebäude, wo sie sich alle eine Schriftrolle beugten, die Tsuyoshi bekommen hatte, weil er gerade am nächsten am Schreibtisch gestanden hatte, als Naruto plötzlich recht wortkarg wurde. Und nun versuchten sie gemeinschaftlich, die Schriftrolle zu entziffern.

„Also…“, begann Tsuyoshi, der als einziges gerade auf die krakeligen Schriftrollen sehen konnte. „Erstmal möchte ich anmerken, dass Mama in seinen Dokumenten mal die Rechtschreibung kontrollieren sollte…“

„Halt die Klappe und komm zum Wesentlichen.“, ertönte es von der Mehrheit der beteiligten.

„Ja, ja, ist ja gut, also…“ Er verengte die Augen angestrengt und las. „Ähm… Wir sollen… Für sieben Tage etwa packen…“

„Haben wir schon.“, erinnerte Tsugumi.

„Ehrlich?“, fragte Hiro verwirrt. „Mir hat Papa nichts gesagt, pah!“

„Und… Diese komischen Bauern, denen wir helfen sollen sind im Norden…“, fuhr Tsuyoshi fort.

„Wo auch sonst?“, schnaubte Tsugumi. „Kein Arsch ist freiwillig im Süden. Viel zu warm da.“

„Und was ist mit dem wirklich wichtigen Zeugs?“, fragte Hiro nun.

„Wirklich wichtiges Zeugs?“, wiederholte Tsuyoshi mit hochgezogenen Augenbrauen. „Was denn zum Beispiel?“

„Zum Beispiel, wer Teamcaptain wird!“, erklärte Kazuya begeistert.

„Ähm…“, murmelte Tsuyoshi und besah sich das Dokument näher. „Na ja, da steht, das sollen wir selbst entscheiden…“

„Nicht ernsthaft, oder?“, fragte Tsugumi empört. „Wie soll das denn gehen?“

„Na ja…“, meine Tsuyoshi grinsend. „Ich hab‘ die Rolle, ich werde Captain?“

„Du hast die Rolle, weil du am nächsten zum Schreibtisch gestanden hast.“, ergänzte Shikkun gelangweilt. „Und Naruto-sama mag uns offensichtlich nicht.“

„Wie kommst du nur darauf?“, fragte Tsugumi spöttisch, während Makoto im Hintergrund schnaubte.

„Na ja, ernsthaft, was meinst du… Meint ihr damit?“, fragte Aimi verunsichert und blickte zwischen ihrem Bruder, Tsugumi und Makoto hin und her. Die tauschten in fast schon gruseliger Einigkeit zweifelnde Blicke aus.

„Na, ist doch ganz einfach!“, begann Tsugumi dann und begann, hektisch hin und her zu rennen. „Von dieser Mission hängt unsere gesamte Karriere ab! Es sieht nicht nach viel aus, aber hier wird getestet, ob wir es schaffen, uns alleine und untereinander zu organisieren! Ich meine… Das… Ich bin mir nicht sicher, aber…“ Sie warf Shikkun und Makoto abermals Blicke zu. Diese Gruppierung fanden die anderen mittlerweile schon beängstigend, eine Art stummes Verständnis, das zwischen den dreien aufgebaut war.

„Das ist es, worauf es bei einem Chuunin ankommt.“, stellte Shikkun fest.

„Und was uns niemand zutraut.“, fügte Makoto hinzu.

„Genau!“, bestätigte Tsugumi und rannte weiter hektisch hin und her. „Sie haben uns die Chuuninprüfung nicht einmal versuchen lassen! Die halten uns für vollkommen ungeeignet, infantil und… Einfach… Schlecht! Alle! Deswegen, diese Mission sieht ja total einfach aus, aber… Wenn nicht alles perfekt abläuft, werden wir mit dieser dämlichen Art von Mission unser ganzes Leben verbringen müssen! Ich meine, wollt ihr auf ewig Unkraut jäten, Katzen einfangen oder Zäune streichen?“

Das konnten sie alle nur verneinen.

„Na also!“ Es war wirklich beeindruckend, wie Tsugumi es schaffte, hin und her zu rennen und trotzdem noch reden zu können. „Und wisst ihr was? Wir benehmen uns gerade genau so, wie es alle vorhergesehen haben! Wir schaffen es nicht einmal, ohne Umschweife einen Teamcaptain auszuwählen! Ich meine, dieses ‚Ich hab die Rolle, ich werde Captain‘ ist nur der Anfang eines ewig dauernden Streites! Ich meine, auf sowas könnten wir uns nie einigen… Denn… Wonach sollen wir denn da gehen? Die Hälfte von uns würde das gern machen!“ Während sie so vor sich hin blubberte, nahm Shikkun Tsuyoshi die Rolle ab und studierte sie eindringlich. „Und die andere Hälfte wäre allein deswegen schon besser für den Posten geeignet, und ich meine, wir müssen alles perfekt machen, um nicht als Genins zu versauern. Aber… Nun mal ehrlich… Wir könnten… Nach Alter gehen! Das wäre dann Hiro, mit einer Aufmerksamkeitsspanne von etwa drei Sekunden!“

„Hast du was gesagt?“, fragte Hiro, der sie mit glasigen Augen verfolgt hatte und nur aufgeschreckt war, weil er seinen Namen gehört hatte.

„Danke, Hiro, reicht schon.“, fuhr Tsugumi fort. „Schön. Dann gehen wir nach Erfahrung. Wer hat am meisten Missionen abgeschlossen? Shime, der seinen tollen Clanmissionen nachgegangen ist, während wir diesen sinnlosen Urlaub gemacht haben. Dumm nur, dass der nicht mit uns spricht! Wieso eigentlich?“

Shime, der Sohn von Shino, surprise, surprise, hatte sie tatsächlich alle beflissentlich ignoriert und seit sie aus dem sogenannten Urlaub zurückgekehrt waren, den er aufgrund einer Clanmission verpasst hatte.

„Er ist beleidigt, weil wir die tollsten Sachen immer ohne ihn machen.“, erklärte Sayuri bedrückt.

„Wie wunderbar. Somit scheidet er als Teamleader ebenfalls aus. Hm… Wonach könnte man noch gehen? Intelligenz. Yeeha. Dann kommt nur unser Herr ‚Ist-mir-egal‘ infrage. Na, Shikkun, Lust auf den Job?“, fragte sie süffisant und wandte sich an ihren Teamkameraden.

„Nicht im geringsten.“, erwiderte er, fuhr jedoch fort, bevor sie sich weiter aufregen konnte. „Allerdings ist das auch gar nicht nötig, da wir uns soeben geeinigt haben, nicht wahr?“ Er sah dabei in die größtenteils zustimmenden oder desinteressierten Gesichter, bevor er auf Tsugumi zu ging und ihr die Schriftrolle in die Hand drückte. „Herzlichen Glückwunsch zu deiner ersten Führungsposition.“

„Aber… Aber… Was?“, fragte Tsugumi entgeistert.

„Und alle anderen gehen jetzt packen, sofern sie das noch nicht haben. In zehn Minuten treffen wir uns am Nordtor.“, sagte Shikkun nun an die Gruppe gewandt, aus der sich nun Hiro, Kazuya, Shime und Makoto eilend entfernten, während die anderen direkt zum Nordtor gingen.

„Hey!“, fauchte Tsugumi empört, die sich nun wieder gesammelt hatte und erzürnt hinter ihm herlief. „Was gibst du hier Anweisung, wo du doch mich gerade zur Teamleiterin ernannt hast?“

Shikkun zuckte mit den Schultern.

„Ich dachte nur, wo du mich doch gerade als intelligenteste Person in der Gruppe bezeichnet hast, dass du das Denken sowieso mir überlassen würdest, Verzeihung.“, erklärte er gelassen.

„Du… Du… Du…!“, fauchte sie weiter und ignorierte die verwunderten und leicht spöttischen Blicke, die sie von den Gruppenmitgliedern um sie herum erntete.

„Ich, ich, ich?“, fragte Shikkun gelangweilt.

„Du… Hast das so geplant, nicht wahr?“, fragte sie dann leise. Er sah sie über die Schulter überrascht an.

„Wie kommst du nur darauf?“, wollte er dann grinsend wissen. Tsugumi schnaubte und überholte ihn, nicht, ohne ihn vorher nochmal anzurempeln, versteht sich.

„Also, irgendwie erinnern die beiden mich gerade sehr, sehr an Mama und Papa, dich auch?“, fragte Sayuri leise an ihren Bruder gewandt, während Aimi neben ich giggelte.

„Allerdings.“, stellte Tsuyoshi fest und sah kritisch zu den beiden hin.
 

~
 

Es war etwa eine Stunde schweigenden Reisens immer Tsugumi hinter später, als eben diese abrupt stehen blieb.

„Eins.“, sagte sie laut und deutlich.

„Zwei.“, kam es von Tsuyoshi, ungewöhnlich schnell und auch mehr aus Reflex.

„Drei…“, schloss sich Sayuri nur noch halb aus Reflex an und sah sich irritiert um.

„Vier.“, fuhr Shikkun geistesgegenwärtig fort und sah seine Schwester auffordernd an.

„…Fünf?“, fragte diese ein wenig irritiert.

„Sechs.“, warf Makoto ein, bevor es jemand anderes tun konnte.

„Sieben!“, beteiligte sich nun auch Hiro an der scheinbar sinnlosen Zählerei.

„Acht.“, trug nun Kazuya zu der Aktion bei.

Stille.

Tsugumi drehte sich hektisch auf ihrem Ast um.

„Wieso nur acht, verdammt? Wo ist Shime?“, wollte sie energisch wissen.

„Da drüben.“, meinte Tsuyoshi und deutete auf den Mantel mit Sonnenbrille, der bei der Gruppe stand, aber kein Wort gesagt hat.

„Er redet nicht mit uns, weißt du nicht mehr?“, ergänzte Sayuri bekümmert.

„So? Tut er das nicht?“, wollte Tsugumi mit hochgezogenen Augenbrauen wissen und stemmte die Hände in die Hüften.

„Offensichtlich.“, bestätigte Tsuyoshi.

„Na dann…“ Tsugumi sprang von ihrem Ast aus auf den nächstbesten, in Richtung des schweigenden Shime, der sich hinten gehalten hatte. „Dann wird es ihm wohl auch nichts ausmachen, dass wir ihn als Grund angeben, wenn wir diese Mission hier verbauen, ihn dafür verantwortlich dafür machen, dass wir noch ein halbes Jahr länger diese bescheuerten Arbeiten machen müssen und es wird ihm auch nichts ausmachen, dadurch den Gruppenhass auf sich zu ziehen, was?“ Sie sprang auf den nächsten Ast, unmittelbar vor ihm.

„Was hat sie vor?“, fragte Aimi an ihren Bruder gewandt, der neben ihr stand.

„Lass sie einfach machen, das ist ihre Mission.“, riet Shikkun ihr.

„Denn hey, neben dem Test, ob wir uns organisieren könne, ist diese Mission auch noch ein Test, ob wir auch halbwegs friedlich zusammen arbeiten können, immerhin ist unsere Elterngeneration ja von Teamwork und Solidarität und dem ganzen Zeugs besessen, nicht wahr?“

Shime zuckte… Na ja, vielleicht zuckte er schon mit der Wimper, das sah allerdings keiner, als Tsugumi nun zu ihm auf den Ast sprang und mit in die Hüften gestemmten Händen und einem fiesen, fiesen Grinsen im Gesicht auf ihn zu ging.

„Hm… Und wenn ich bedenke, dass du dich dagegen stellst, könnte ich mir gut vorstellen, dass entweder nur du, oder wir alle, bei unserer Rückkehr ungeheuer nervigen Disziplinarmaßnahmen unterworfen werden, die im schlimmsten Falle darin ausarten könnten, dass wir alle in die Akademie zurückversetzt werden, was wir wohl alle kein weiteres Jahr aushalten werden, wenn der werte Herr Aburame also nicht in der Stimmung für dies und den allgemeinen Gruppenhass ist, sollte er sich vielleicht dazu bequemen, seine gekränkte Eitelkeit einfach zum Wohle der Gruppe herunterzuschlucken und seinen Mund öffnen. Na, wie wär’s?“

Sehr passend knackten auf die stumme Aufforderung von Shikkun hin die meisten Jungen im Hintergrund nun mit den Faustknöcheln.

Stille.

„Neun.“
 

Zufrieden wandte sich Tsugumi von ihm ab.

„Sehr schön.“, verkündete sie nun an die Gruppe gewandt. „Merkt euch eure Nummern, wir wiederholen das jetzt alle halbe Stunde, damit ich weiß, dass ihr noch da seid.“

„Wie bist du darauf gekommen?“, fragte Aimi. „Und woher wusstest du, dass wir alle mitmachen würden?“

„Ganz einfach; Mama hat das früher immer mit uns gemacht, wenn wir mit der ganzen Familie weggegangen sind und das jüngste Familienmitglied, das selber lief, auch zählen konnte. Deswegen haben Tsuyoshi, Sayuri und ich auch zugeteilte Nummern und die beiden haben eher aus Reflex geantwortet…“, erzählte sie, während sie sich zurück an die Spitze des Zuges begab. „Und dass ihr alle mitmachen würdet, nun ja, so schwer zu kapieren ist das Prinzip ja auch nicht, oder? Und im Notfall hätte euch dieser intelligente Junge schon subtil dazu gebracht, mitzumachen…“

„Ach, lass das doch, du machst mich ganz verlegen.“, erwiderte Shikkun trocken.
 

~
 

Um etwa zwei Uhr nachmittags erreichten sie dann den auf der Schriftrolle vorgegebenen Zielort, wo ein alter Mann auf sie wartete., der auf einer Bank saß, die vor einer Hütte stand. Offenbar war er eingeschlafen, denn er schreckte hoch, als die neun vor ihm landeten.

„Ah… Seid ihr die Ninjas, die ich bestellt hatte?“, fragte er und blickte ein wenig verpeilt in die Runde. „Schön, schön… Ihr habt aber echt lange gebraucht…“

„Ja, verzeihen sie bitte, wir, ähm, hatten ein paar unbedeutende Uneinigkeiten.“, erklärte Tsugumi.

„Ja, schön, schön, also… Mein Name ist Hyakushou Noroi, und… Wer ist euer Teamcaptain?“, fuhr der alte Mann ungerührt fort.

„Das wäre dann wohl ich.“, antwortete Tsugumi und ruckte leicht mit dem Kopf. „Uchiha Tsugumi.“

„Ja, schön, Mädchen, aber wir haben jetzt keine Zeit für sowas.“, meinte der Alte und lächelte sie gnädig an. „Den Teamcaptain, bitte.“

Ich bin Teamcaptain!”, erboste sich Tsugumi und stampfte mit dem Fuß auf.

„Sei nicht albern, Mädchen, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!“, fauchte der Alte zurück. Tsugumi wollte schon etwas nicht sehr nettes erwidern, als sich plötzlich eine Hand auf ihre Schulter legte und sie mit sanfter Gewalt zurückgezogen wurde.

„Verzeihen Sie bitte, achten sie nicht auf sie.“, sagte nun Shikkun, der vorgetreten war und nun den alten Mann beschwichtige. „Sie macht sich gerne wichtig, wissen Sie? Das ist auch der Grund, aus dem wir so spät sind…“ Er verneigte sie entschuldigend, während Tsugumi, die nach ganz hinten durchgeschubst worden war, eigentlich wieder etwas erwidern wollte. Etwas noch viel weniger nettes als vorher. Allerdings schaffte sie das durch Makotos Hand auf ihrem Mund nicht wirklich.

„Halt einfach die Klappe. Halt verdammt nochmal die Klappe und lass ihn machen.“ , raunte dieser ihr zu.

„Ja, das dachte ich mir schon.“, antwortete der Alte Shikkun erleichtert. „Schön, schön… Wie heißt du, Junge?“

„Nara Shikkun.“, antwortete er und neigte abermals den Kopf.

„Schön, also, ich hab´ hier insgesamt zwei Aufgaben für euch.“, lenkte der Alte nun ein. „Einmal sollten vielleicht drei, vier von euch zu den Obstbäumen und dort Äpfel und Pflaumen pflücken… Die anderen helfen bei der Reisernte.“

„Jawohl.“, meinte Shikkun und neigte abermals den Kopf. „Sagen sie uns, wie wir wo hin kommen und wir sind in fünf Minuten bei der Arbeit.“

„Schön, schön.“, wiederholte der Alte seine offensichtlichen Lieblingsworte. „Die Reisfelder sind einfach den Hügel hier runter, die Obstbäume sind rechts und links von hier… Ein bisschen weit weg, das alles, aber ich dachte, ich treffe euch lieber hier als mitten auf den Feldern, wo ihr was kaputt machen könntet.“ Mit einem schiefen Grinsen sah er dabei in Tsugumis Richtung. Dumm nur, dass die halbe Gruppe vor ihr stand. „Jedenfalls, auf den Feldern und bei den Bäumen sind andere Arbeiter, die euch dann nähere Anweisungen geben. Schlafen werdet ihr in einer Scheune. Wir sprechen uns wieder, wenn ihr fertig seid.“ Mit diesen Worten ging der Alte in die Hütte hinter sich.
 

~
 

„Was sollte das?“, fauchte Tsugumi ärgerlich, als sie zu sechst allein auf einem der abgelegensten Teile des riesigen Reisfeldes waren und hinter Shikkun hergehen musste, der mit einer Sichel die Reispflanzen abschnitt, die sie dann aufsammeln und bündeln sollte. Wobei der einzige Grund, aus dem sie hinter ihm her rannte, wohl war, dass sie in ihm das beste Opfer für ihre Meckerattacke sah.

„Keine Ahnung, wovon du redest.“, meinte Shikkun unbeteiligt.

„Wieso ernennst du mich erst eigenmächtig zum Teamcaptain, um mir danach so eiskalt in den Rücken zu fallen?“, differenzierte sie ihre Aussage.

„Ich bin dir nicht in den Rücken gefallen.“, behauptete Shikkun nur ungerührt.

„Ah ja? Und was war das dann eben?“, schnaubte Tsugumi.
 

„Täusche ich mich, oder werden die beiden immer schneller?“, raunte Aimi Sayuri zu, die hinter Makoto und Tsuyoshi die Reispflanzen aufhoben und bündelten. Die anderen drei Jungs waren zum wesentlich spaßigeren Obstpflücken geschickt worden. Zumindest war das das Argument für Hiro und Kazuya gewesen, auch wenn Shime allein mit seinen Insekten schon gereicht hätte, aber hey.

„Ich glaube schon…“, antwortete Sayuri verblüfft. „Sie sind schon fast mit der Bahn fertig…“
 

„Eben habe ich uns allen die Mission gerettet.“, erklärte Shikkun.

„Und wie, wenn ich fragen darf?“

„Indem ich erstens dich davon abgehalten habe, diesen Idioten da zu erwürgen, zweitens diesen Idioten da beschwichtigt und drittens unser Ansehen gerettet habe.“

Darauf schwieg Tsugumi dann.

„Ähm, bitte was?“, fragte Aimi und sah zu Sayuri hinüber, die mit den Schultern zuckte. „Nii-chan!“, rief Aimi dann Shikkun zu. „Was genau meinst du damit?!“

„Er meint, dass der Typ von eben Tsugumi als Teamleiterin nicht akzeptiert hätte.“, brummte Makoto.

„Der redet ja mit uns.“, stellte Aimi erstmal fest und zeigte mit dem Finger auf Makoto. Sayuri kicherte.

„Ja, manchmal.“

„Aber was meint er denn damit?“, fragte Aimi weiter. Makoto stöhnte genervt, verdrehte die Augen und arbeitete weiter, sodass es Aimi, die hinter ihm war, schwerfiel, Schritt zu halten. „Der Opa kannte Tsugumi doch gar nicht!“

„Ja, aber auch, wenn es uns allen zu Hause so vorgelebt wird, ist es längst nicht überall so, dass Männer schon allein aus Prinzip unter der Fuchtel ihrer Frau stehen.“, erklärte Shikkun. „Und in popligen Zivilistendörfern wie diesem hier gehören Frauen noch in die Küche. Deswegen hätte der Typ weder Tsugumi, noch eine von euch beiden als Captain akzeptiert. Es ist schon fast zu viel verlangt, dass wir überhaupt Mädchen dabei haben…“

„Oh.“, machte Aimi darauf. „Was’n Arschloch…“
 

~
 

„Da seid ihr ja endlich!“, begrüßte Tsugumi einige Stunden und mehrere Reisfelder später Aimi und Sayuri, die als letzte die Schlafscheuen betraten, in der alle anderen bereits ziemlich geknickt wirkend um einen ziemlich großen Kochtopf herum saßen.

„Entschuldigung, wir haben uns verlaufen.“, erklärte Sayuri und lächelte entschuldigend.

„Das war vielleicht gruselig.“, schauderte Aimi. „Ich hab mich die ganze Zeit so beobachtet gefühlt…“

„Sei nicht albern.“, prustete Tsugumi. „Wer soll euch denn beim Reispflanzenwegbringen bespannen?“ Aimi zuckte mit den Schultern.

„War ja nur so ein Gefühl…“

„Viel wichtiger ist aber, wer kocht!“, platzte Hiro nun dazwischen.

„Hä?“, kam es von Aimi zurück.

„Na ja, die Leute hier wollten wohl freundlich sein und haben uns einen Topf voll Wasser, Reis und Paprika gegeben.“, erklärte Tsuyoshi und deutete auf den Topf in der Mitte. „Dumm nur, dass keiner von uns kochen kann…“

„Ich doch auch nicht!“, protestierte Aimi. Und alle Augen wandten sich Sayuri zu.

„Was?“, fragte diese überrascht und hob abwehrend die Hände. „Nein, ich… Ich kann das doch auch… Kaum…“

„Sei nicht albern.“, schnaubte Tsugumi. „Zu irgendwas müssen die Stunden, die du neben Mama am Herd verbracht hast, doch gut gewesen sein…“

„Na ja, aber… Ich meine…“

„Auf Missionen kochst du doch sonst auch immer für uns.“, erinnerte sie Shime.

„Ja, aber… Ihr sagt doch immer, wie scheußlich das schmeckt, und so…“, erwiderte Sayuri.

„Ja, und Shikamaru-sensei guckt uns dafür jedes Mal ziemlich böse an.“, erinnerte Shime sie.

„Na, das muss er doch auch, oder? Ich meine, es ist zwar wahr, was ihr sagt, aber…“, wand Sayuri sich weiter heraus.

„Wir haben es gegessen und leben noch.“, mischte sich nun auch Makoto ein. „Also.“

„Aber… Aber…“, stammelte Sayuri. Dann seufzte sie. „Ist gut, ich mach’s…“
 

~
 

Es war am letzten Tag, am aller, aller, aller letzten Tag, als etwas schief ging.

Dabei hatte der Tag so gut angefangen; nachdem sie die ersten Hälfte alle zusammen damit verbracht hatten, das überdimensionierte Reisfeld abzugrasen und den anderen Arbeitern dabei zuzuhören, was für einen Überschuss sie dieses Jahr doch hätten, waren die neun, die immer noch nach einem Gruppennamen suchen, irgendwie wesentlich motivierter als vorher zum Reisdreschen übergegangen. Draufhauen bis der Reis aus den Pflanzen fiel. Genau das Richtige also. Zumindest für die sechsundsechzig männlichen Prozent der Gruppe, die dreiunddreißig anderen durften Reisstroh bündeln und die Körner hinterher aufsammeln. Aber auch dies war ganz gut gelaufen, da Tsugumi mittlerweile eingesehen hatte, dass sie sich lieber nicht beschweren sollte.

Aimi hatte zwar die ganze Woche über gejammert, dass sie sich beobachtet fühlte, wurde aber allgemein beflissentlich ignoriert.

Bis zu dem Moment, in dem sie mit Tsugumi und Sayuri volle Reissäcke in die Scheune trug, als letzte an diesem Abend, es plötzlich ein hässliches Ritschen ertönte, dann ein Rieseln und als Aimi sich geschockt umdrehte, rieselte Sayuri dabei der übrige Inhalt ihres Reissackes ins Gesicht.

Doch bevor sie auch nur sehen konnte, was da mit ihrem Reissack passiert war, hatte Tsugumi das Kunai schon aus dem Boden gezogen und sich den Bäumen und Sträuchern auf der Anhöhe neben ihnen zugewandt.

„Zeigt euch, wir wissen, wo ihr seid!“, rief sie. Dabei hoffte sie, dass ihre Angreifer die zweifelnden Blicke, die Aimi und Sayuri tauschten, ignorierten. Glücklicherweise taten sie dies wohl, denn wenige Sekunden später standen drei Männer vor ihnen, in heruntergekommenen Sachen und ohne jeglichen Hinweis darauf, dass sie Ninjas sein könnten, allerdings sehr… Geprägt von augenscheinlich mehr Jahren Kampferfahrung, als die drei Mädchen zusammen alt waren.

„Was wollt ihr von uns?“, keifte Tsugumi sie unerschrocken an. „Wieso habt ihr uns die ganze Woche über beobachtet?“

Aimi besaß zumindest den Anstand, sich nur leise für sich darüber aufzuregen, dass man sie nicht ernst genommen hatte.

„Kann dir egal sein, Kleine.“, knurrte der in der Mitte stehende der drei. „Gebt uns einfach alles, was ihr habt, oder wir werden es uns gewaltsam nehmen!“

„Was?“, keuchte Sayuri entsetzt und schlug sich die Hände vor den Mund, wodurch sie ihren Reissack fallen ließ.

„Oh nein…“, wimmerte Aimi.

„Versuch’s doch!“, zischte Tsugumi und funkelte die Angreifer unerschrocken an. Diese grinsten.

„Aber wir können doch nicht…“, begann Sayuri, allerdings unterbrach ihre Schwester sie.

„Aimi, hol die anderen, sofort, Sayuri, du bleibst hier und unterstützt mich, verstanden?

„Ja, aber…“, warf Sayuri wieder ein, während Aimi gefügig wegrannte und Tsugumi sich auf den mittleren stürzte. „Aber…“

„Hör auf, Wurzeln zu schlagen und hilf mir!“, rief Tsugumi, während sie versuchte, den mittleren mit seinem eigenen Kunai zu treffen und gleichzeitig zu verhindern, dass einer der anderen beiden sie zu fassen kriegte.

„STOPP!“, kreischte Sayuri dann so laut, wie Tsugumi sie noch nie gehört hatte. Und so schrill, dass der dritte, der sie nun am Bein gefasst hatte, sie augenblicklich losließ, sodass sie sich ein paar Meter von den Angreifern entfernen konnte, bevor sie sie alle anglotzten.

„Was zum…?“, fragte Tsugumi gerade, da fing Sayuri an, hektisch auf und ab zu gehen und dabei mit den Armen zu rudern.

„Nee-san, wir… Wir können die doch nicht… Ich meine… Wenn sie doch nur was zu essen wollen!“, erklärte sie. Woraufhin sie alle beteiligten sehr, sehr verdutzt anstarrten. Nun aufgrund der Aufmerksamkeit ein wenig rot angelaufen, fuhr Sayuri fort. „Komm schon, wir geben ihnen einfach einen Sack voll Reis, dann haben sie was zu essen und es merkt doch keiner was, immer hin klagen doch schon alle über den Überschuss…“

„…Das ist nicht dein Ernst, oder?“, fragte Tsugumi verdutzt und zweifelte augenblicklich an der geistigen Gesundheit ihrer Schwester.

„Na ja, doch!“, schockte Sayuri sie erneut. „Ich meine… So müssen wir nicht kämpfen, und… Am Ende sind alle glücklich, und…“ Sie seufzte und wandte sich dann den ebenso verdutzt wirkenden… Männern zu. „Also… Wenn wir euch was von unserem Reis geben, versprecht ihr dann, uns in Ruhe zu lassen und hier niemanden mehr anzugreifen?“ Das ganze garnierte sie mit einem herzerwärmenden Lächeln, was so gar nicht in ihre Profession und zur aktuellen Situation passen wollte. Die drei Männer tauschten zweifelnde Blicke. Dann grinste der mittlere.

„Ist okay, Kleine. Gib du uns nur deinen Reis und wir lassen die anderen in Ruhe.“ Erleichtert seufzte Sayuri auf.

„Siehst du Nee-chan?“, fragte sie, während sie auf die Drei zu ging. „Es geht nicht immer alles nur mit kämpfen, und überhaupt, wir können doch niemanden verhungern lassen, und… KYAAAAH!“

Gerade, als sie die Hände mit dem Sack ausgestreckt hatte, um ihn dem Mittleren zu geben, hatte dieser sich blitzschnell nach vorn gebeugt und sie bewusstlos geschlagen, während der Rechte eine kleine Gasbombe auf Tsugumi warf, die durch den dichten Rauch nur noch erkennen konnte, wie die Drei mit Sayuri im Wald auf der Anhöhe vor ihnen verschwanden, bevor sie das Bewusstsein verlor.
 

~
 

Als sie Selbiges wiedererlangte, war das erste, was sie sah, ein gleichgültig bis leicht besorgt wirkendes Gesicht über sich, von unten.

„Ah, ich glaub, sie ist wach.“, ließ dann die dazugehörige Stimme verlauten. Mit einem Schrei sprang Tsugumi auf die Füße und zückte reflexartig ein Kunai. „Jep, eindeutig.“, ergänzte Shikkun seine Aussage.

„Was ist passiert?“, fragte sie und sah sich hektisch um. „Wo ist Sayuri?“

„Das wollten wir eigentlich von dir hören.“, erklärte Tsuyoshi. „Geht’s dir wieder einigermaßen?“

„Ja, ja, sicher…“, grummelte Tsugumi. „Verdammt, hat die sich doch einfach entführen lassen…“

„Von wem?“, fragte Shikkun nun und erhob sich vom Boden.

„Na, von den Typen, die uns die ganze Woche über beobachtet hatten!“ , erklärte sie erbost.

„Und wieso habt ihr mich die ganze Zeit für verrückt erklärt, wenn ich davon angefangen habe?“, wollte Aimi nun erbost wissen.

„Stumme Übereinkunft.“, erklärte Shikkun knapp. „Lasse den Feind nie wissen, dass du weißt, dass er dich beobachtete. Apropos, wo haben sie sie hingebracht?“

„Richtung Osten.“, erinnerte sich Tsugumi. „Haben sie gepackt, bewusstlos geschlagen, so ´ne Rauchbombe auf mich geworfen und sind verschwunden. Ärsche.“

„Ihr habt’s gehört, lange kann’s noch nicht her sein, vielleicht erwischen wir sie noch.“, erteilte Shikkun Makoto und Shime einen offenbar vorher abgesprochenen Befehl, denn die beiden eilten augenblicklich in Richtung Osten und blieben einige Meter von den anderen stehen.

„Was ist eigentlich mit mir passiert?“, wollte Tsugumi mit einem skeptischen Blick auf Shikkun wissen. „Das Letzte, was ich weiß, ist, dass überall Rauch war…“

„Schlafgas, glücklicherweise leicht dosiert.“, erklärte Shikkun. „Als wir gekommen sind, war es gerade verflogen und du hast hier rumgelegen. Für die letzten fünf Minuten.“

„Hab sie.“, informierte Makoto den Rest der Gruppe dann plötzlich.

„Ich auch.“, meinte Shime.

„Ich auch!“, rief Hiro, der offenbar in einem der Bäume auf der Anhöhe saß. Makoto sah kritisch zu ihm hoch.

„So weit kommst du nicht.“

„Wo~ohl!“, verlangte Hiro.

Wie weit?“, unterbrach Shikkun die beiden eilig.

„Eintausend zweiundsiebzig Meter nordöstlich.“, erklärte Makoto. „Sie haben irgendwo angehalten. Eine Hütte, oder so. Und sehen nicht so aus, als würden sie da nur verschnaufen. Wer auch immer das nach nicht einmal zwei Kilometern in fünfzehn Minuten muss.“

„Das sind keine Ninjas.“, erklärte Tsugumi.

„Sie haben mit einem Kunai geworfen!“, widersprach Aimi.

„Sie sahen aber nicht so aus.“, erwiderte Tsugumi. „Das können sie auch irgendwo gefunden und gedacht haben, hey, cool, damit werfen wir mal auf hohle Nüsse…“

„Oder sie wollten nicht für Ninjas gehalten werden.“, murmelte Shikkun. „Egal.“ Er wandte sich an Tsugumi. „Du befiehlst?“

„Hm…“, meinte sie und sah in die Runde. „Aimi, Hiro und Kazuya bleiben hier, bewachen das Lager und halten sich bereit. Hiro hält außerdem seine Augen auf uns. Wenn wir in einer Stunde nicht zurück sind, rennt Kazuya sofort nach Konoha und holt Verstärkung. Er ist der schnellste. Wir übrigen fünf gehen zu dieser Hütte, hauen denen gehörig eins in die Fresse und bringen diese Idiotin auf schnellstem Weg irgendwohin, wo sie sich nicht mehr entführen lassen kann. Nach Hause, oder so.“, beschloss sie.

„Wieso müssen wir mit?“, fragte Makoto. „Es ist viel sinnvoller, wenn ICH ein Auge auf euch hab. ICH kann nämlich tatsächlich so weit sehen.“

Tsugumi stemme die Arme in die Hüften und zog beide Augenbrauen hoch.

„Verstehe ich das richtig?“, fragte sie süffisant. „Du weigerst dich, deine Teamkameradin zu retten? Cool. Darf ich das so an meine Mutter weitergeben?“ Das schien Makoto nicht sonderlich zu beeindrucken, deswegen erläuterte sie ihre Worte ein wenig. „Damit sie sich furchtbar über euren mangelnden Teamgeist und die nonexistente… Solidarität in eurem Team aufregt, und… Eine lustige Regel einführt, von der sie mir mal erzählt hat, von Wegen, ihr drei müsst dann wirklich ALLES zusammen machen und dürft euch keine zehn Meter voneinander entfernen…“ Nun grinste sie ein wenig sadistisch. „Damit ihr dann in zwanzig Jahren alle drei genauso aufeinander hockt wie meine Eltern und Naruto-sama, also… Wenn du das im Sinn hast…“

„Das ist irgendwie unfair.“, meldete sich Shime zu Wort, dem die Vorstellung ungefähr genauso zu behagen schien wie Makoto, dessen rechte Augenbraue nun bedrohlich zuckte. Tsugumi zuckte mit den Schultern.

„Tja, DAS ist unsere Mutter… Stimmt’s?“

„Absolut.“, stimmte Tsuyoshi zu.

„Können wir dann? Die haben bestimmt nicht vor, sich in dieser Hütte häuslich einzurichten oder Sayuri auf eine Tasse Tee einzuladen…“, stellte Shikkun fest.

„Eeew.“, kam es von Aimi, aber da waren alle dafür auserkorenen auch schon in Richtung Hütte verschwunden.
 

~
 

„Vorschläge zur Vorgehensweise?“, fragte Tsugumi mit gedämpfter Stimme.

„Auf jeden Fall müssen wir sie überraschen und schnell überwältigen, damit sie keine ihrer bescheuerten Rauchbomben werfen können.“, stellte Tsuyoshi fest. „Shikkun könnte sie mit seiner tollen Technik festhalten…“

„Es ist dunkel.“, stellte dieser nur fest.

„Kluger Junge.“, spottete Tsugumi.

„Ohne Licht kein Schatten.“, fügte Shikkun hinzu.

„Was willst du uns damit mitteilen?“, wollte Tsuyoshi wissen.

„Dass er nutzlos ist und diese Runde aussetzen wird.“, erklärte Tsugumi.

„Charmant.“, kommentierte Shikkun diese, zugegeben richtige Aussage.

„Shime haut seine Insekten raus, beraubt sie all ihres Chakras und wir rennen ungehindert rein und holen Sayuri raus?“, war Tsuyoshis nächster Vorschlag.

„Ich kann nicht mehr.“, vereitelte Shime diesen. „Ich hab heute schon zu viel gemacht, kein Chakra mehr übrig.“

„Wozu hast du die eigentlich mitgenommen?“, schnaubte Tsuyoshi nun seine Schwester an.

„Shime hat seine Käfer immerhin noch dazu gekriegt, das Schloss dieses Dreckslochs anknabbern zu lassen, sodass wir leicht reinkommen und ich brauche jemanden mit halbwegs vertrauenswürdigen Gehirnzellen, um meine Taktik abzusegnen.“, erklärte Tsugumi.

„Wirklich charmant.“, stellte nun auch Tsuyoshi fest.

„Was willst du da groß an Taktik haben?“, schnaubte Makoto. „Wir drei rennen rein, jeder von uns schlägt einen zusammen, ihr schnappt euch Sayuri und wir gehen wieder. Sonst noch was?“

„Wir können ja losen, wer von euch welchen übernimmt.“, scherzte Shikkun.

„Was treiben die da drinnen überhaupt?“, fragte Tsugumi.

„Sitzen und labern.“, antwortete Makoto.

„Und Sayuri?“, wollte Tsuyoshi wissen.

„Sitzt bewusstlos an der Wand, die von uns aus links ist.“

„Wenn wir dich nicht hätten.“

„Gut, Vorschlag.“, begann Tsugumi nun. „Die drei nicht Nutzlosen von uns rennen rein, hauen die Typen zusammen, Shikkun rennt rein, schnappt sich Sayuri, haut mit Shime ab. Wir drei kommen dann nach.“

„Und wenn die Typen zu stark für euch sind?“, fragte Shikkun.

„Dann rennst du mit Sayuri weg und sagst Kazuya und Hiro, dass sie nachkommen sollen, während ihr anderen vier dann nach Konoha rennt und Bericht erstattet. Kannst du damit leben?“, erklärte Tsugumi.

„So gerade.“, erwiderte Shikkun grinsend.

„Okay, LOS!“, gab Tsugumi daraufhin das Signal und stürmte mit ihrem Bruder und Makoto wortwörtlich die Hütte, indem sie anständigerweise noch auf die Tür zu rannten, die Tsugumi kurzerhand eintrat und sich dann auf den Typen stürzte, der direkt vor ihr auf dem Boden saß, indem sie ihm das Knie unters Kinn rammte, als er sich gerade umgedreht hatte, sodass er nach hinten fiel und recht hart mit dem Kopf aufschlug. Erstaunlich schnell jedoch war er wieder auf den Füßen, und ohne, merkwürdig professionell, großartig darauf zu achten, dass auch seine Kameraden angegriffen wurden, startetet er gleich einen Gegenangriff auf Tsugumi, indem versuchte, sie zu schlagen, allerdings wich sie aus, genau dorthin, wo sein Knie schon darauf wartete, sie in den Magen zu rammen, woraufhin sie nach hinten fiel, einen Flickflack machte und sich, nun mit gezücktem Kunai, erneut auf ihren Gegner stürzte. Währenddessen bemerkte sie, wie Shikkun an ihr vorbeirannte und sich Sayuri schnappte. Das tat ihr Gegner auch und beschloss, sie nun zu ignorieren und sich lieber auf Shikkun zu stürzen, was nicht so ganz gelang, da Tsugumi bereits zum Sprung angesetzt hatte und so auf seinem Rücken landete, wo sie ihm noch schnell das Kunai in die Schulter rammte, bevor ihr Gegner sie, nun vor Schmerz laut aufstöhnend, packte und von sich warf, gleichzeitig aber in den Kampf von Tsuyoshi und einem seiner Kumpanen stolperte und sich somit noch einen weiteren schönen Schnitt im Gesicht zuzog, mit dem Tsuyoshi eigentlich auf den Bauch seines eigentlichen Gegner gezielt hatte. Nun reagierte er geistesgegenwärtig, indem er zwei mit Schnüren präparierte Kunai hervorholte und über das Knäul bestehend aus den leicht desorientierten beiden Gegnern warf, sodass die beiden am Boden fixiert waren.

Tsugumi war währenddessen mitten in Makotos Kampf geflogen, der sie rechtzeitig hatte kommen sehen und deswegen ausgewichen war, als sie im Flug einige ihrer Salti schlug, mit den Füßen gegen die Wand aufkam, wieder absprang und sich nun auf seinen Gegner stürzte, was so aussah, dass sie versuchte, wie eine Kanonenkugel auf ihn zuzuschießen und ihn ins Gesicht zu schlagen, allerdings fing dieser sie quasi ab und schleuderte sie nun auf Makoto, der ihren Arm zu fassen bekam und sie so wieder auf seinen Gegner warf, dem sie ein während der diversen Flüge gezücktes Kunai in die weiche Stelle zwischen Schulter und Schlüsselbein rammte, sodass auch er vor Schmerz aufschrie, ein wenig taumelte und praktischerweise auf seine Kollegen fiel.

Tsugumi stand währenddessen ein wenig verärgert zur Abwechslung mal wieder mit beiden Beinen auf dem Boden funkelte Makoto an.

„Ich bin kein Wurfgeschoss!“

„Dafür hast du aber ´ne ziemlich gute Figur gemacht.“, bemerkte Shikkun, der die immer noch bewusstlose Sayuri über die Schulter gelegt hatte. Tsuyoshi hatte sich währenddessen daran gemacht, auch den letzten ihrer drei Angreifer blitz zu verpacken.

„Wie geht’s ihr?“, fragte er nun besorgt.

„Scheint nur bewusstlos zu sein.“, meinte Shikkun. „Trotzdem sollten wir heute noch nach Hause; die drei hier werden nämlich nicht allein gewesen sein…“ Er wandte sich zum gehen und seine Teamkameraden taten es ihm gleich. „Oh.“, fiel ihm dann noch ein. „Nur so aus Anstand, wer euer Auftraggeber war, werdet ihr uns wohl nicht sagen, oder?“

Schweigen.

„Gut, dann werden wir die Hütte nach unserem Verlassen wohl abfackeln.“, stellte Shikkun fest. Der Untere in dem Gegnerhaufen lachte.

„Nicht schlecht, kleiner.“, stellte er anerkennend fest. „Aber nur so viel: Schöne Grüße aus Kiri!“
 

Und mit diesen Worten lösten sich alle drei ihrer Gegner in Wasser auf.
 

~
 

Muhahahahaha. Action. Toll, wa? Und das war sogar wichtig, einself!
 

Oh, und in den letzten 8 Tagen fanden sich unglaublicherweise ganze 3 Kommentare ein, die alle fest davon überzeugt waren, dass ich nicht mehr schreibe. Öhm. Gut, dass ich das auch nochmal erfahre XD
 

Ich versuche es jetzt mal mit Deadlines; das nächste Kapitel kommt so Ende Juni, Anfang Juli. Genau. Das ist vage genug und ich hab zwei Monate Zeit. Die Deadline für dieses Kapitel war in 4 Tagen. Man, bin ich gut
 

Und an alle, die im letzten Kapitel das „Tenten… Bücher… Böse…“ nicht verstanden haben; macht euch nix draus. Das ist so’n Insider von Linni und mir. Jo, ich hab dich auch lieb, einself.
 

…Irgendwie ist diese Pseudo-Kampfszene doof oO‘…

Formalitäten

Es ereignete sich normalerweise zu Beginn des Jahres, dass der oder die amtierende Hokage all die hohen Tiere des Dorfes, das hieß, alle praktizierenden Jonin und den Ältestenrat, zusammenrief und mit ihnen diverse Neuerungen zu Beginn des Jahres diskutierte.

Aus praktischen Gründen wie Platz und Nerven hatte es sich über die Jahre so entwickelt, dass aus jeder Familie nur ein Mitglied erscheinen durfte, im Idealfall natürlich das Oberhaupt.
 

Aufgrund diverser Änderungen im Regiment ereignete es sich allerdings ebenso, dass der neue, amtierende Hokage Ende September eine Versammlung einberief, einfach nur, um mal zu sehen, wie das so ist, denn wirklich viel zu besprechen gab es nicht, ganze fünf Punkte standen auf der Tagesordnung. Zwei davon eingereicht vom neubegründeten Verein überbesorgter Mütter, zwei weitere unter dem Leitgedanken „unser Dorf soll schöner werden“ und der letzte schließlich war eine reine Formalität.
 

Und so saßen sie alle da, in Narutos Büro, er selbst saß hinter seinem Schreibtisch, flankiert von seinen persönlichen Beratern. Etwas abseits hinter ihnen saß ein junger Mann, den Naruto stolz als seinen neuen Protokollführer vorgestellt hatte und vor ihnen allen, nach Familie und Rang geordnet, die übrigen Vertreter. Davon gab es allerdings so viele, dass neunzig Prozent der nicht liierten oder irgendwie in eine Familie mit Platzrecht eingebundenen Jonin hinten an der Wand standen. Seit Eröffnung der Sitzung waren fünfzehn Minuten vergangen, die man gewartet hatte, damit eventuelle Nachzügler nichts verpassten. Nicht, dass es sowas wie eine Anwesenheitsliste gegeben hätte, aber nur so aus Prinzip.

Nun jedoch gab Naruto seinem neuen Protokollführer ein Zeichen, auf welches hin er erstmal aufschreckte, bevor er schließlich verkündete:

„Hiermit erkläre ich die dreiundneunzigste Ratssitzung Konohagakures unter der Leitung des ehrenwerten Hokagen der sechsten Generation, Uzumaki Naruto-sama, für eröffnet.“

Naruto erhob sich. Zur Feier des Tages trug er sogar seinen Hut.

„Danke, äh… Yamamoto-kun, ist das okay so?“ Der junge Mann nickte. „Okay…“, fuhr Naruto dann fort. „Erstmal schön, dass ihr alle so zahlreich erschienen seid. Es steht zwar eigentlich nichts weiter wichtiges an, aber ich dachte, wir üben das hier schon mal für den Ernstfall…“ Somit wäre das Niveau der Sitzung auch geklärt. „Die Veranstaltung hier wird so ablaufen, wie jede andere auch, es wurden… Anträge gestellt.“ Hierbei warf er einen leicht säuerlichen Seitenblick auf Sakura, die links von ihm saß. „Die hier im Plenum diskutiert werden. Und ich hab‘ selbst noch ein paar Neuerungen zu verkünden. Noch Fragen zum Ablauf?“ Er strahlte in die Runde. Neji, der unerwarteter Weise einen mittigen Platz in der ersten Reihe hatte, direkt neben Natsuki übrigens, hob die Hand.

„Auf der Einladung stand, aus jeder Familie jeweils ein Mitglied.“, erinnerte er sich.

„Ja, und?“, fragte Naruto.

„Ich zähle drei Uchihas.“

Leises Gekicher im Hintergrund.

„Das liegt daran, dass meine Berater von dieser Familienreglung ausgenommen sind.“, antwortete Naruto gelassen. „Sonst noch was?“ Übermäßige Begeisterung. „Gut, Da…- äh, Yamamoto-kun, dann fangen wir mit dem ersten Punkt an.“

Wieder schien der junge Mann ein wenig abgelenkt, während er vorlas.

„Aufgrund einer recht… Eiligen Anfrage und wiederholter Belagerung aller Verantwortlichen steht heute als erstes zur Debatte: Die zeitnahen Vorkommnisse auf einer Mission, aufgeführt von Genins, die von vermeintlichen Ninjas aus Kirigakure… Sagen wir, unterbrochen wurde, ebenso wie diverse andere Vorkommnisse mit ähnlicher Handschrift. Der Antrag wurde gestellt von Uchiha Sakura-sama. Übernehmen Sie dann bitte.“ Er warf Sakura einen Auffordernden Blick zu, die sich erhob.

„Ist es wirklich nötig, eine solche Lappalie in einer offiziellen Versammlung zu besprechen?“, ertönte es aus den hinteren Reihen. Sakura lächelte bitter.

„Ich sehe es nicht als Lappalie an, wenn ein Mitglied meiner Familie grundlos entführt wird.“, erklärte sie. „Für alle, die den Sachverhalt noch nicht kennen;“ Und da dieser Fall durch sämtliche Instanzen, Räte und Kneipen gegangen war, waren dies wohl nicht viele. „Vor etwa zwei Wochen wurde eine Gruppe von Genin auf ihre erste, eigene Mission geschickt. Nichts großartiges, natürlich. Die ganze Mission über wurden sie beobachtet, am Ende ebenso angegriffen, von vermeintlichen Zivilisten, die allerdings mit einem Kunai geworfen haben. Besagte Zivilisten entführten während dieses Vorfalls meine Tochter und schafften sie in eine abgelegene Hütte etwa einen Kilometer von dem Austragungsort dieser Mission entfernt. Glücklicherweise gelang es den Kindern, meine Tochter zu befreien und bis auf einige Kratzer unbeschadet wieder nach Hause zu kommen. Wirklich besorgniserregend ist hierbei, dass sich diese Zivilisten nachdem sie überwältigt worden sind mit den Worten ‚Schöne Grüße aus Kiri‘ verabschiedeten und in Wasser auflösten, was eine bekannte Technik aus ebendiesem Ninjadorf ist. Des Weiteren kam es schon davor zu unschönen Vorfällen, die etwa nach demselben Schema abliefen, unter anderem gekennzeichnet von Übergriffen vermeintlicher Zivilisten auf Mitglieder meiner Familie, unter Anderem mich selbst, die Benutzung von Schlafgas, und das generelle Handeln im Auftrag von unbekannt. Ich persönlich und ehrlich gesagt auch viele meiner Bekannte, deren Kinder ebenfalls an diesen Vorfällen beteiligt waren, finden dies sehr besorgniserregend. Deswegen habe ich beantragt, diese Fälle vor dem Dorfrat zu diskutieren und über mögliche Konsequenzen nachzudenken. Vielen Dank.“ Sie setzte sich wieder.

„Und aus welchem Grund“, begann nun jemand aus dem Ältestenrat, der sich erhoben hatte. „Halten sie diese Vorfälle für miteinander verbunden und auf Kirigakure zurückzuführen? Immerhin waren es Zivilisten, wie sie selbst gesagt haben. Und die Leute, die ihre Tochter entführt haben, könnten auch Nuke-Nins gewesen sein.“

„Nun ja…“, begann Sakura wieder, während sie sich erhob. „Zunächst mal vertraue ich nie ganz darauf, dass Ninjas mit einem durchgestrichenen Stirnband aus Kiri tatsächlich Nuke-Nins sind. Erfahrungsgemäß. Zu oft wurde dieser Trick nämlich für… Ähnliche Unterfangen verwendet.“

„Zeugen?“, verlangte das Ratsmitglied von eben.

„Anwesend.“, kam es von Sasuke, der leicht genervt wirkte und sich nicht zu einer weiteren Erklärung erhob.

„Beweismittel?“, lautete die nächste Anforderung.

„Vorhanden.“, versicherte Sakura und holte ein Videoband hervor. „Eine, zugegeben recht alte Aufnahme auf der der heutige Mizukage zugibt, einst einige seiner Männer als Nuke-Nins getarnt auf mich und meinen Mann gehetzt zu haben.“

„Ist das zufälligerweise eine Aufnahme aus Ihrer recht… Bewegten Jugend?“, wollte der alte Mann nun wissen. „Und zeigt es Sie dabei, wie Sie eine Straftat begehen?“

Sakura stöhnte und verdrehte die Augen.

„Vielleicht eine, der ich vor Jahren freigesprochen wurde, ja, wieso?“

„Und wenn ihre Straftat von damals verjährt ist…“, begann der Ältere wieder.

„Anmerkung“, kam es von Daisuke. „Den Formalien zur Folge ist die sogenannte Straftat nicht verjährt sondern gar nicht mehr als Straftat gültig.“

„Ja, ja, schön, von mir aus.“, brummte der Alte sichtlich verärgert. „Trotzdem. Was auch immer er damals gestanden haben könnte, ist heute verjährt.“

„Ach, die passive Beteiligung an der Auslösung eines Krieges kann verjähren?“, schnaubte Sakura.

„Zeugen?“

„Anwesend.“

„Beweise?“

Sakura hielt erneut das Video hoch.

„Okay, okay, lasst das jetzt, alle beide!“, mischte sich Naruto ein und erhob sich. „Wir können nicht immer alles auf diese… ähm, unschönen Angelegenheiten in… Ferner Vergangenheit schieben, okay? Ich habe mir die Freiheit genommen, P… Ähm, dem Mizukagen natürlich, von diesem Vorfall zu schreiben und herauszufinden, ob er offiziell was damit zu tun haben will…“ Hierbei ertönte ein mehrstimmiges Schnauben. Naruto hob abwehrend die Hände. „Hey, ich weiß auch, dass er natürlich unter allen Umständen jegliche Schuld von sich weisen wird, aber hey, wir müssen ihn schon nach seiner Meinung fragen. Also, äh, Yamamoto-kun, lies mal vor, was er uns mitzuteilen hat.“

Das schien seinem Protokollführer nicht so zu gefallen.

„Nun…“, begann er zaghaft. „Ich fürchte, dieses Dokument ist nicht dazu geeignet, in einer öffentlichen Sitzung vorgelesen zu werden, aber sagen wir es mal so: Zunächst erklärt er, dass diese Ninjas wohl alte Nuke-Nins von ihm gewesen sein müssten, Aussteger, nicht stark genug um sich darum kümmern zu müssen. Immerhin haben sie sich ja von einem Haufen Genin verprügeln lassen. Dann macht er eine unschöne Anspielung und meint, dass, selbst wenn er seine eigenen Leute als Nuke-Nins getarnt hätte, dies erstens mittlerweile ein bisschen überbenutzt sein dürfte und diese dann zweiten auch nicht so dämlich wären, preiszugeben, wo sie denn herkommen.“

Zustimmendes Gemurmel im Saal. Sakura zog die Brauen zusammen.

„Und weiter?“, fragte sie. Der junge Mann räusperte sich.

„Des Weiteren, schreibt der Mizukage, dass… Nun ja… Sie selbst wohl, ähm, ein wenig besser auf ihre hübsche Familie aufpassen sollten, wenn die sich jetzt schon entführen lässt…“ Er räusperte sich. „Und dass er sich schon sehr auf Ihr nächstes Päckchen freut.“

Betretenes Schweigen erfüllte den Raum.

„Okay…“, begann Naruto dann erneut. „Nun gut, dann… Stelle ich fest, dass wir in dieser Sache nichts tun können und erkläre die Angelegenheit für been-… Ähm, ich meine für bis zu weiteren Vorfällen vertagt.“, ergänzte er schnell mit einem Seitenblick auf Sakura, die nicht so begeistert zu sein schien. „Ey, komm schon, Sakura-chan, du kannst mit deinen Traumas hier nicht den ganzen Betrieb aufhalten…“

„Traumata.“, berichtigte Sakura ihn auf allgemeinen Wunsch hin. Naruto überging dies und wandte sich an seinen Protokollführer.

„Daisu… Yamamoto-kun, den nächsten Punkt, bitte!“

Dieser sah erstmal ein wenig irritiert von seinen Unterlagen auf, räusperte sich dann und las vor.

„Als zweites auf der Tagesordnung steht der Antrag, etwas zur Verstärkung der Wachposten an den Toren und zur generellen allgemeinen öffentlichen Sicherheit zu tun. Der Antrag wurde erneut eingereicht von Uchiha Sakura-sama.“

Diese erhob sich wieder, just als jemand Unbekanntes „Was soll das denn jetzt?“ in den Raum rief. Diszipliniert, diese Herrschaften.

„Nun gut…“, begann sie, immer noch ein wenig aufgebracht ob des Briefes. „Dieser Antrag beruht auf einem Eindruck, den ich in meiner bewegten Jugend hatte. Damals schien es nämlich so, als könnten alle möglichen überaus bekannten Psychopathen in dieses Dorf hinein, um sich kleine Jungs zu klauen, und wenig später auch alles was Beine hatte ungehindert aus diesem Dorf raus spazieren. Immer, wenn ich dies Tsunade gegenüber angesprochen habe, hat sie mir nicht zugehört. Deswegen stelle ich nun endlich den Antrag, etwas für die Sicherheit dieses Dorfes zu tun.“

„Was natürlich gar nichts damit zu tun hat, dass sie sich nur um ihre Kinder sorgt.“, kam ein unschöner Zwischenruf.

„Noch so ein Spruch und ich degradiere dich!“, rief Naruto dem Unruhestifter zu. „Ich finde nämlich, dass Sakura-chan… Ähm… Uchiha Sakura-sama Recht hat! Denn irgendwie… Hat sie ja Recht, oder? Ich meine…“ Er wandte sich hilfesuchend an Sasuke, was an sich schon reichte, um allen Zuhörern klarzumachen, was genau er meinte. Sasuke grinste.

„Wenn ich mich jetzt dagegen ausspreche, werdet ihr mich steinigen, oder?“

Dieser Einwand wurde peinlich berührt übergangen und Naruto zog dabei freudestrahlend ein Dokument aus dem Stapel vor sich hervor.

„Ich habe mich mal schlau gemacht…“, begann er und fuhr mit dem Finger über das Dokument. „Also… Vor… fast dreißig Jahren, als wir noch im Krieg waren, war das Dorf eigentlich ziemlich gut gesichert, ähm… Hier sind nämlich die Anzahl der Leute, die im Wachdienst beschäftigt waren, also… Etwas später war der Krieg plötzlich zu Ende und es gab einen kleinen Einbruch… Und… Dann ist so lange nichts passiert, dass sich etwa sieben Jahre später wohl jemand dachte, hey, schaffen wir die einfach ab, die brauchen wir eh nicht mehr und seitdem… Gibt es nur noch so’n paar Jonin die die Tore bewachen… Und das ja nichtmals so besonders gut, nicht wahr?“

Als er den Kopf wieder hob, blickte er in leicht entsetzte Gesichter, ohne zu wissen, was er jetzt schon wieder falsch gemacht haben sollte. Sakura räusperte sich,

„Ja, danke, Naruto, für diese recht kreative Interpretation der Ereignisse…“ Jetzt fielen Naruto die leicht panischen Seitenblicke des Publikums auf Sasuke auf, der bestenfalls etwas genervt wirkte, und er schluckte.

„Ooops…“

Sakura hatte sich inzwischen das Blatt mit den Zahlen geschnappt und überprüfte dieses mit geschürzten Lippen.

„Irgendwie ergibt es keinen Sinn, dass immer nur zwei Leute ein Tor bewachen… Hier auf dem Video aus meiner bewegten Jugend liegen ganze sechs Leute rum, die ausgeschaltet werden mussten, bevor auch nur irgendwer rein oder raus konnte… Und die sind alle nicht aufgelistet…“

„Das ist komisch.“, meinte nun auch Naruto. „Ich weiß noch, dass wir damals nur zwei Leute da gefunden haben, die uns irgendwas erzählen konnten, na ja, und P… Ähm… Yasu… Nein, den Mizukagen, natürlich.“

Sakura wandte sich nun unsicher geworden an Sasuke.

„Es waren doch sechs, oder?“

„Damals schon.“, bestätigte dieser monoton. „Davor nicht.“

„Okay, okay, und wie sieht es mit Verbesserungsvorschlägen aus?“, ertönte es nun aus dem Publikum.

„Nun ja…“, begann Sakura. „Ich dachte, wir könnten vielleicht die Polizei wieder einführen…“

„Dann macht das doch!“, kam es aus den hinteren Reihen. „Das war schon immer Uchihasache!“

Zustimmendes Gemurmel.

„Cool, deswegen .lassen wir also seit Jahren alles in dieses Dorf rein und raus.“, erkannte Naruto. „Nur, weil sich alle zu fein sind, selbst was zu tun, anstatt darauf zu warten, bis genug Uchihas nachgezüchtet wurden… Ich meine… Gut, wir haben gerade zehn davon, von denen wär aber nur eine qualifiziert genug und die brauche ich gerade in der ANBU, also…“

„Ich kann die Polizei gerne wieder aufbauen.“, fiel Sasuke ihm ins Wort. „Zumindest sobald mein Team zu Chuunins geworden ist. Vorher können sich ja ein paar Freiwillige melden, damit wir den Betrieb wieder aufnehmen können… Zumindest sporadisch.“

„Ja, danke, T… Ähm… Uchiha Sasuke-sama. Also, alle Interessenten können sich ab morgen bei mir melden und ich trage sie dann in eine Liste ein, die entsprechend weitergereicht wird. Puuh… Also… Dritter Punkt heute?“

Der Protokollführer zeigte keine Reaktion und starrte weiter in die Zuhörerschaft.

„Yamamoto-kun?“, versuchte Naruto es noch einmal zaghaft.

„Oh, ja, äh, Verzeihung.“ Er räusperte sich verlegen. „Der dritte Punkt auf der Tagesordnung ist die Besprechung der Gewaltenteilung…“

„Ach, das ist unwichtig.“, winkte Naruto ab. „Ich bin das Gesetz, T… Uchiha Sasuke-sama macht bald die öffentliche Ordnung und Shizune hat das Krankenhaus, bis Sakura-cha… Ach, manno, Uchiha Sakura-sama mit ihren Genins durch ist und die Hälfte übernehmen kann… Um die Akademie kümmern sich dieselben Leute wie vorher und weil ich das Gesetz bin, gibt’s hier eh kein Gericht. Weiter!“

Eine, eher unbeabsichtigte Schweigeminute folgte.

„Gut…“, meinte dann der Protokollführer. „Dann… Kommen wir zu den neuen Feiertagen… Wenn sie das bitte durchgeben würden…“ Er reichte dem ganz rechts Sitzenden in der ersten Reihe einen Stapel Papiere. Naruto schien so eins schon zu haben, sodass Sasuke und Sakura über seine Schulter gucken mussten, um zu sehen, was er sich da schon wieder ausgedacht hatte. Bereits ziemlich weit oben auf der Liste erbleichte Sakura.

„Das… Ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“, fragte sie fassungslos. Naruto grinste.

„Do~och!“

„Hättest du uns beide, als deine Berater, davon nicht erstmal unterrichten müssen?“, fauchte Sakura nun. Naruto legte den Kopf schief.

„Hab ich doch…“
 

Flashback no Jutsu! Yay!
 

Naruto hatte das fruchtbar lustig gefunden, genau wie die Tatsache, dass an Sakuras Geburtstag ein Kirschblütenfest veranstaltet wurde.

„Wenn ich Hokage bin“, begann er, während er zusammen mit Sakura und Sasuke am Küchentisch des Uchihaanwesens saß und Kräutertee trank, „Dann werd ich an dem Tag auch so ein Fest einführen!“
 

Flashback no Jutsu Ende! Aaaaw!
 


 

„Hätte ich denn riechen können, dass du das ernst meinst?“, fragte Sakura entnervt. „Führ lieber Feiertage am Geburtstag deiner eigenen Frau ein…“

„Hab ich doch!“, maulte Naruto nun und deutete ans Ende der Liste. „Da, Weihnachten ist um einen Tag verlängert, siehst du?“

„Und was soll dieser Feiertag im Januar?“, fragte Sakura weiter.

„Das ist genau die Mitte zwischen den Tagen, an denen wir Oto gestürmt und die Akatsuki verhauen haben, erinnerst du dich?“, erklärte er stolz. „Ursprünglich wollte ich auch noch ein Sommerfest einführen, aber da sind die Chuuninexamen im Weg… Ähem.“ Er wandte sich nun an die gesamte Zuhörerschaft, die zwar eh schon alles mitgekriegt haben, aber hey. Formalitäten und so.

„Sonst noch jemand Fragen zu den neuen Feiertagen?“

„Wieso ist an deinem Geburtstag nichts?“, wollte Sakura wissen.

„Das wird ´n Zivilfest.“, erklärte Naruto knapp. „Sonst noch was? Nein? Okay, Daisuke, letzter Punkt bitte! Daisuke? Huhu! Yamamoto-kun!“

„Oh, ja, Verzeihung…“, schreckte der Protokollführer erneut auf. „Der letzte Punkt… Wieder eine sofort in Kraft tretende Neuerung des Hokagen; jede Familie hat mindestens zwei Bäume vor ihr Haus zu pflanzen.“

Ungläubige Protestrufe wurden laut, bis Naruto einmal mit der Hand auf den Tisch schlug, sich erhob und so alle zum Verstummen brachte. Offensichtlich überrascht von seinem Erfolg dauerte es ein paar Sekunden, bis er sich fasste und die Stimme erhob.

„Diese Neuerung ist sinnvoll!“, verkündete er. „Ich meine, wir sind das Dorf hinter den Blättern, nicht wahr? Seht ihr hier irgendwo übermäßig viele Blätter?“

„Es ist Herbst!“, ertönte aus den hinteren Reihen.

„Ist mir egal!“, erwiderte Naruto. „Im Frühling und Sommer sind hier auch nicht viel mehr! Ich meine, okay, wir sind umgeben von Wald, aber der ist nicht einmal so wirklich toll oder dicht…“

„Woran wir ja alle nicht unbeteiligt sind…“, bemerkte ein anonymer Anwesender.

„Egal! Zumindest wirkt unser Name irgendwie lächerlich, oder? Ich meine… Suna… Ist jetzt vielleicht nicht unter dem Sand versteckt, aber daraus gebaut, oder zumindest sieht es so aus, was weiß ich, und… Okay, in Iwa und Kumo war ich nicht, aber… Kiri! Kiri ist hinter Nebel versteckt! Und außerdem auch noch voll davon!“

„Also wollen wir Kiri jetzt alles nachmachen?“

„Klappe, oder ich degradiere dich wirklich!“ Naruto holte einmal tief Luft. „Wie auch immer. In meiner ebenfalls recht bewegten Jugend habe ich ziemlich viele Dörfer gesehen. Wie gesagt, Suna und Kiri werden ihrem Namen irgendwie gerecht. Taki ist hinter ´nem Wasserfall versteckt. In Kusa wächst das Gras ziemlich hoch. Und, ähm... Ach ja! Außerdem sind wir noch das Feuerland! Dabei ist es hier nicht einmal sonderlich heiß… Ich meine, Kaze no Kuni leidet ständig unter Sandstürmen und Mizu no Kuni besteht aus lauter Inseln, die genügend Wasser um sich rum haben, oh, und in Tsuchi no Kuni ist es ziemlich bergig. Kusa no Kuni ist voller Gras. Taki no Kuni hat zumindest einen Wasserfall. Und Ta no Kuni ist derartig voller Reisfelder, dass man Oto definitiv eher dazwischen hätte verstecken sollen als hinter Schall! Aber gut, wir wissen ja, wo die Idee mit dem passenden Namen wohl ursprünglich mal herkam… Versteht ihr, was ich meine?“

Allgemeine Sprachlosigkeit. Naruto deutete dies als Zustimmung.

„Schön! Und selbst wenn nicht, ich bin hier das Gesetz und wer innerhalb von drei Tagen keine zusätzlichen Bäume vor seinem Haus hat, wird eiskalt degradiert! Schönen Tag noch.“
 

Es dauerte eine Weile, bis wirklich alle begriffen hatten, dass sie jetzt am besten schnell in die Blumenläden des Dorfes rennen und Bäume kaufen sollten. Als sich der Raum schließlich geleert hatte, waren nur noch Naruto, Sakura, Sasuke und Natsuki übrig, die Letzteren damit beschäftigt waren, Körbe und Kisten zum Einkaufen so organisieren.

„Das hast du übrigens ziemlich gut gemacht.“, bemerkte Sakura beiläufig und wühlte in ihrer Hosentasche nach der Einkaufsliste. „Also, dafür, dass das deine erste Versammlung war….“

„Danke!“, meinte Naruto und grinste. „Hinata-chan hat mir geholfen, mich vorzubereiten… Na ja, und ansonsten haben sich ja auch alle benommen, oder?“

„Na, alle außer deinem Protokollführer.“, schnaubte Sasuke.

„Das stimmt allerdings.“, pflichtete Sakura ihm bei. „Ist der immer so abwesend?“

„Ne.“, antwortete Naruto. „Ich fand das auch komisch, normalerweise ist er viel konzentrierter und so… Na ja, hatte vielleicht nur ´nen schlechten Tag, oder so.“

„Oh, und dieses doofe Fest verzeih ich dir nie.“, fiel Sakura noch ein. Naruto zuckte mit den Schultern.

„Mir egal. Hat ja auch nur peripher was mit dir zu tun.“

„…Erinnere mich daran, Hinata zu lobpreisen, wenn ich sie das nächste Mal sehe…“, seufzte Sakura und wandte sich an Sasuke. „Okay, also, wie machen wir das jetzt? Natsuki und ich gehen einkaufen und du holst die Bäume?“ Sasuke zuckte mit den Schultern.

„Irgendwelche speziellen?“

Sakura überlegte kurz.

„Nö, Bäume halt. Die Dinger mit Blättern und nicht mit Nadeln, die sind hässlich.“

„Außerdem sind wir nicht das Dorf hinter den Nadeln.“, ergänzte Naruto.

„Ja, das sowieso.“ Sakura lachte. „Ich mag den Einfall übrigens. Hättest du zwar ruhig vorher mit uns besprechen können, aber hey, sei’s drum.“ Sie wandte sich nun wieder an ihre Familie. „Gehen wir dann? Natsuki?“

Diese schreckte anscheinend auf.

„Oh, ja, sicher… Ähm… Geh du schon mal vor, ich hab‘ noch was zu erledigen…“

„So?“, fragte Sakura und ignorierte den vielsagenden Blick von Sasuke. „Okay…“

„Ist nichts Wichtiges.“, beschwichtigte Natsuki sie noch. „Ehrlich nicht, ich komm dann mit der Tomatenkiste nach.“

„Alles klar, dann geh schon.“, meinte Sakura und sah Sasuke warnend aus den Augenwinkeln an. Natsuki verließ beinahe Fluchtartig mit einer Plastikkiste den Raum.

„Ja, ich weiß, dass da was faul ist und nein, wir werden ihr nicht hinterher spionieren.“, sagte Sakura dann zu Sasuke.

„Hn.“

Dann wandten sich beide an den unschuldig dreinblickenden Naruto.

„Hast du was damit zu tun?“, fragte Sasuke. Naruto zuckte nur mit den Schultern.

„Eher nicht, wieso?“ Er grinste. „Hauen jetzt die Vatergefühle ihr gegenüber bei dir durch und du willst sie von allem Männlichen fernhalten, bis sie zweiundvierzig ist?“

„So ähnlich.“, bestätigte Sakura kichernd. „Aber hey, das ist Natsuki. Natsuki ist zwanzig und kann machen, was sie will. Und wir vertrauen Natsuki, verstanden? Und jetzt geh Bäume kaufen!“
 

~
 

„Mama, ich hab Hunger!“, kam es mehr oder weniger einstimmig von allen sechs Kindern, die um den Küchentisch versammelt saßen.

„Tut mir ja Leid, aber solange Natsuki mit den Tomaten auf sich warten lässt, kann ich daran nichts ändern.“, entschuldigte Sakura sich, während sie den Rest ihrer Einkäufe in den Kühlschrank packte.

„Und wo ist Papa?“, wollte Tsuyoshi wissen.

„Bäume kaufen.“, berichtete Sakura knapp.

„Wozu brauchen wir mehr Bäume? Der ganze Garten ist voll davon!“, stellte Tsugumi fest. Sakura zuckte mit den Schultern.

„Narutos toller Plan; unser Dorf soll schöner werden. Und dem Namen angepasster.“

„Und wieso lässt du Papa die Bäume kaufen?“, fragte Tsugumi nun skeptisch. „Ich meine… Hat der überhaupt Ahnung davon?“

„Ist doch egal.“, behauptete Sakura. „Hauptsache Bäume. Was soll da schon passieren?“

„Sag das nochmal, nachdem du gesehen hast, was er da angeschleppt hat.“, kam es von der Küchentür, die soeben von der Tomatenkiste durchquert wurde. Und von Natsuki. Irgendwo dahinter.

„Natsuki-chan, ist alles in Ordnung?“, fragte Sakura besorgt und nahm ihr die Kiste ab. „Du siehst irgendwie… Niedergeschlagen aus.“

„Bitte?“, fragte diese verständnislos. „Ach, Quatsch, ist nichts. Mit geht’s bestens. Ich weiß aber nicht, ob es unserem Ansehen noch lange ebenso gehen wird, wenn ich mir so angucke, was mein Onkel angeschleppt hat…“

„Okay…“, meinte Sakura und sah sie skeptisch an. „Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst, oder?“

„Ja, sicher.“, erwiderte Natsuki und rollte mit den Augen. „Und du weißt nicht, was dein Gatte gerade in den Vorgarten pflanzen will und an deiner Stelle würde ich ihn daran hindern.“

Nun doch neugierig geworden verließ Sakura die Küche und trat, gefolgt von ihren beiden Töchtern, vor das Haus, wo Sasuke gerade mit einem Bollerwagen voll jungem raumübergreifenden Großgrüns, um endlich mal ein Synonym zu finden, ankam, dessen Inhalt Sakura kritisch beäugte und der die beiden Mädchen hinter ihr zum Lachen brachte.

„Ähm, Sasuke?“, begann sie vorsichtig. „Was sind das für Bäume?“ Dieser zuckte mit den Schultern.

„Bäume halt.“

„Ähm… Nein…“

„Doch, das sind definitiv Bäume.“

„Ja, gut, es sind Bäume, aber…“, ihre Stimme zitterte vor Anstrengung, nicht zu lachen. „Weißt du überhaupt, was für Bäume das sind?“

Sasuke zuckte abermals mit den Schultern.

„Bäume halt.“

„Na ja… Nein…“

„Ich hab‘ eh keine Ahnung von Baumarten, also…“

„Nun gut, ich weiß, aber…“ Sakura holte tief Luft. „Ich glaube diese Art von Bäumen solltest du schon kennen… Oder zumindest daran erraten können, dass unsere Töchter gerade versuchen, unauffällig vor Lachen zu sterben.“

„…“

„…“

„Oh.“

„Genau, oh.“

„Das… Sind Kirschbäume.“

„Erraten.“

„Rosa blühende Kirschbäume.“

„Exakt.“

„…“

„…“

„…Ich bringe Ino um…“

Sakura kicherte nun.

„Wieso, hat sie dir die Bäume angedreht?“

„Hm.“

„Na, da sieht man’s mal wieder, dass man ihr nicht trauen kann.“ Sakura fand die Gesamtsituation immer noch sehr erheiternd, während ihre Töchter sich langsam wieder einkriegten.

„Woher wisst ihr eigentlich sofort, was für Bäume das sind?“, fragte Sasuke, der sich scheinbar ziemlich verarscht vorkam. Von wem auch immer.

„Schatz, wir sind Kunoichis, wir haben mal Ikebana gelernt…“, erinnerte Sakura ihn. „Außerdem hieß meine beste Freundin, bis du aufgetaucht bist, Ino Yamanaka, und so heißt sie heute zwar nicht mehr so ganz, aber du weißt, was ich meine.

„Aber Mama, wenn Ino-san deine beste Freundin ist, was ist dann Hinata-san?“, fragte Sayuri verwundert.

„Das mit Hinata und mir ist eine Zweckgemeinschaft, weil unsere Männer sich so mögen.“, erklärte Sakura.

„Und was ist mit Tenten?“, wollte Tsugumi nun wissen. Sakura grinste.

„Tenten ist nicht meine beste Freundin, sie ist meine Seelenverwandte. Ah, keine Sorge.“, fügte sie dann noch hinzu. „Die Beziehungen von Erwachsenen sind immer so kompliziert.“

„Was machen wir jetzt mit den Kirschbäumen?“, fragte Sasuke. Sakura grinste und kam auf ihn zu.

„Es ist zwar irgendwo unglaublich kitschig und peinlich, aber die pflanzen wir jetzt trotzdem ein. Denn hey, so könnte man sich an mich erinnern, so, mehr als an die Ische mit den komischen Haaren, die als Gebärmaschine für den wiederaufgebauten Uchihaclan herhalten musste…“

Sasuke schnaubte.

„Naruto hat dir zur Ehren ein Fest eingeführt, was willst du mehr, um nicht in Vergessenheit zu geraten?“

„Hmm…“, begann sie lautstark zu überlegen. „Wie wäre es denn, wenn wir in dieses schmucke Clanabzeichen irgendwie ´n Kirschblütenblatt einbauen? So, einfach aus Prinzip, immerhin werden alle zukünftigen Uchihas ebenso mit mir verwandt sein… Immer vorausgesetzt dass Natsuki sich nicht von ihrer eventuellen Affäre schwängern lässt.“ Sie hielt kurz inne. „Und selbst dann hab´ ich selbst genug Kinder, die mehr oder weniger direkte Erben kriegen könnten, bevor ihre Kinder hier das Sagen haben. Also, was hältst du von meiner Idee?“

Sasuke sah so aus, als wollte er das lieber für sich behalten. So, aus Angst auf die Couch verbannt zu werden, oder Ähnliches. Sakura lachte.

„Hör auf, so geschockt zu gucken, ich mein´ das doch nicht ernst.“, beschwichtigte sie ihn grinsend und stellte sich auf Zehenspitzen. „Mir reicht es schon, dass all unsere Nachfahren tagtäglich lustige Kirschbäume vor der Nase haben werden.“ Mit diesen Worten beugte sie sich zusätzlich vor und küsste ihn kurz. Oder auch nicht so kurz.

„Mann, ihr seid echt viel zu peinlich!“, beschwerte sich Tsugumi, während Sayuri neben ihr beschämt kichernd wegsah. Ihre Eltern lösten sich wieder voneinander und Sakura sah sie spöttisch an.

„Schätzchen, unsere ganze Generation definiert sich durch Peinlichkeiten dieser Art. Gewöhn dich dran.“

„Was soll das denn schon wieder heißen?“, fragte Tsugumi leicht verärgert.

„Ach, nicht so wichtig.“, meinte Sakura nur und winkte ab.

„Schön. Kriegen wir dann endlich was zu essen?“
 

~
 

Wohoo. Sinnloses Laberkapitel mit unnötigen Details und in übermenschlichem Tempo. Nicht. Aber egal. Yasume hat mehr von sich gegeben als in ganz ANL3, und das ohne direkt vorgekommen zu sein. Wohoo.

Und die nächsten, hoffentlich genauso zügig entstehenden, Kapitel handeln alle vom Auftauchen lang ersehnter Personen. Yay.
 

PS: Das Wort ‚Bäume‘ kam in diesem Kapitel vierundzwanzig Mal vor.

Oh

„Mama, warum musst du uns von der Schule abholen? Wir sind doch keine Babys mehr!“, maulte Yuki Uchiha, während er mit seiner Mutter und seiner besten Freundin nach Hause ging.

„Mir war danach.“, antwortete seine Mutter lediglich.

„Hast du kein Team, um das du dich kümmern musst?“, maulte ihr zweiter Sohn allerdings ungerührt weiter.

„Na ja, doch, aber de trainieren gerade mit dem Team deines Vaters, also sollten sie beschäftigt sein.“, antwortete Sakura darauf desinteressiert.

„Du lässt dein Team einfach so fertig machen?“, schnaubte Yuki.

„Hey, solange sie sich nicht töten lassen, können sie dadurch nur besser werden.“, verteidigte Sakura dies.

„Na ja, oder ihre Motivation verlieren und gar nichts mehr tun.“, bemerkte Yoko.

„Du redest ja mit mir.“, bemerkte Sakura. Yoko zuckte mit den Achseln.

„Du kannst dich geehrt fühlen, Mama.“, bemerkte Yuki. „Sie redet echt nicht mit jedem, wenn’s nicht unbedingt sein muss.“

„Cool.“, erwiderte Sakura nur. „Und, was habt ihr heute so gemacht?“

„Uns gelangweilt.“, erklärte Yuki.

„Öfter mal was Neues. Hast du wenigstens ´ne Ahnung, was im Unterricht dran kam?“, fragte Sakura schmunzelnd.

„Wurfbahnberechnung.“, berichtete Yuki. „Einfach.“

„Haruno-san?“

„Fand ich auch immer.“, erzählte Sakura. „Dafür verfolgt dich dieses Zeugs bis in die Chuuninexamen… Und beim Joninexamen kam es glaub ich auch noch so peripher dran. Und selbst dann gibt’s noch Spezialisten, die immer noch lieber über den Daumen anpeilen…“

Daraufhin sahen die beiden Kinder sie entsetzt an.

„Gehört mein Vater dazu?“, fragte Yoko dann. Sakura zuckte mit den Schultern.

„Ich hab ihn nie gefragt. Aber er wirft generell eher selten mit Waffen. Vielleicht deswegen.“

„Haruno-san?“

„Wie hat er es denn dann so weit gebracht?“, fragte Yuki nun erstaunt. „In der Akademie tun immer alle so, als wäre es unglaublich wichtig, immer alles im perfekten Winkel an alle möglichen und unmöglichen Stellen werfen zu können…“

„Ist es ja auch.“, stimmte Sakura zu. „Jedenfalls wenn du den klassischen ANBU-Weg gehen willst. Den ist Naruto zwar auch gegangen, aber irgendwie nicht so klassisch. Ich meine…“ Sie schnaubte amüsiert. „In der ANBU geht es ja in erster Linie darum, Leute zu töten. Oder auszuspionieren. Oder zu verführen. Oder alles drei auf einmal. Und wenn’s mal nur ums töten geht, wäre es schon angebracht, wenn du das gezielt mit einem Kunai aus einer Dachnische bewerkstelligst, während das Opfer gerade schläft. In der Theorie.

Praktisch waren Naruto, dein Vater und ich zu unseren ANBU-Zeiten diesem Prinzip erhaben. Wenn wir jemanden töten wollten, haben wir an dessen Tür geklopft, ‚buh!‘ gerufen und er ist allein vor Angst schon tot umgefallen. Na ja, so ähnlich. Manchmal. Wenn wir nett waren, haben wir ihm auch in einer dunklen Gasse aufgelauert, dann ‚buh!‘ gerufen und ihn gnädigerweise auf irgendeine halbwegs ehrenvolle Art umgebracht. Ach ja, die guten, alten Zeiten…“

„…Haruno-san?“

„Mama?“, fragte Yuki nun und zupfte seiner Mutter am Ärmel. Was er auch nur tat, wenn gerade keines seiner Geschwister zu sehen war. Und ihn irgendwas beunruhigte.

„Was denn?“, fragte Sakura überrascht.

„Ich glaube, das Mädchen hinter uns will was von dir…“

„Bitte?“, machte Sakura nun verstört und drehte sich um. „Oh…“

Hinter ihnen stand ein etwa dreizehn Jahre altes Mädchen mit langen, halbhoch zurückgebundenen dunkelbraunen Haaren und stechenden, dunkelgrünen Augen. Und mit einem Sunastirnband um den Hals.

„OH!“, rief sie dann aus. „Oh mein Gott… Yoshiko-chan?“ Das Mädchen verzog ob des Suffixes angewidert das Gesicht. „Aaw, tut mir Leid, es ist nur… Du bist echt Yoshiko-chan?“

„Ähm… Ja, so ähnlich…“, antwortete das Mädchen leicht irritiert. „Also wissen Sie, wer ich bin…“

„Na ja…“, begann Sakura. „Deine Mutter hat mir Fotos von dir geschickt, bis du fünf warst… Mann, bist du groß geworden… Oh, sorry, jetzt vergraul ich dich noch komplett…“ Sie lachte nervös. „Also… Bist du auf Mission hier? Oder was…“

„Nein, ähm… Als eine Art… Austauschninja.“, erzählte das Mädchen, das offensichtlich Yoshiko hieß. „Und, tut mir ja wirklich Leid, dass ich Sie damit belästigen muss, aber… Ich habe mich ein wenig verirrt.“

„Ach, ach, ach was, keine Problem.“ Sakura lachte nervös und wandte sich an die beiden Kinder. „Ihr zwei findet auch allein nach Hause, oder? Ich muss Yoshiko-cha… Aaah, tut mir Leid, Yoshiko wegbringen… Okay? Und sagt den anderen, dass es heute später Essen gibt.“

„O…kay…“, machte Yuki, ein wenig überfordert mit der Situation, nahm Yoko an die Hand und zog sie mit sich, die sich allerdings gleich losriss und ihn dafür gegen die Brust schlug.

„So… Und… wo genau sollst du hin? Zu Naruto, dich registrieren lassen?“, fragte sie nun an das Mädchen gewandt.

„Ich denke schon.“, antewortete sie.

„Und… Wie geht es deiner Mutter so?“, fragte Sakura beiläufig, während die beiden nebeneinander her in Richtung Hokagegebäude gingen. Yoshiko zuckte mit den Schultern.

„Sie kommt schon zurecht.“

„Das ist schön…“, bemerkte Sakura, nicht ganz sicher, wie sie mit dem Mädchen umgehen sollte. Sie schien ja nicht sonderlich gesprächig zu sein und außerdem offensichtlich unzufrieden mit der Gesamtsituation. Außerdem wirkte sie viel erwachsene als ihre eigenen Kinder, auf wenn sie nur ein knappes Jahr älter war als die Drillinge und sogar ein paar Monate jünger als Hiro.

„Wieso haben Sie eben nicht reagiert?“, wollte Yoshiko schließlich wissen.

„Na ja…“, begann Sakura. „Du hast mich Haruno-san genannt, und mit Haruno-san hat mich schon seit ewigen Zeiten niemand mehr angesprochen… Hättest du Sakura-san oder Uchiha-san gesagt, hätte ich vielleicht gehört… Na ja, und auf Uchiha Sakura-sama, aber hey, ich bin da nicht so anspruchsvoll.“ Sie lachte schon wieder nervös.

„Meine Mutter meinte, Sie würden Ihren Namen behalten.“, stellte die Jüngere fest.

„Ja, das… Dachten viele.“ Sakuras Miene verfinsterte sich plötzlich. „Aber ich habe meine Gründe…“

„Tut mir Leid.“, sagte Yoshiko und verneigte sich im Gehen. „Das hätte ich nicht sagen sollen.“

„Ach was.“, winkte Sakura ab. „Passt schon. Ähm… Irgendwie ist diese Situation peinlich.“

Yoshiko gluckste.

„Ja, das stimmt.“, pflichtete sie Sakura bei.

„Aber egal, freut mich, dich mal kennen gelernt zu haben.“, stellte Sakura fest, als sie vor dem Verwaltungsgebäude ankamen.

„Ja, sicher, danke ebenso.“, schnaubte Yoshiko.

„Hey, nicht so verbittert, junge Dame, das gibt Falten.“, belehrte Sakura sie amüsiert, während sie die Stufen zu Narutos Büro erklommen.

„Nicht in meinem Alter.“, erwiderte Yoshiko ebenso amüsiert, bis sie dann vor der Tür zu Narutos Büro stehen blieben und Sakura klopfte.

„Ich bin’s!“

„Ah, Sakura-chan!“, begrüßte Naruto sie. „Perfektes Timing!“

In seinem Büro befanden sich nämlich gerade Sayuri und ihr Team, die von einer Mission zurück waren. Inklusive Sensei.

„Allerdings.“, stellte Sakura fest, allerdings galt ihr Blick weder Naruto, noch ihrer Tochter, sondern bereits erwähntem Sensei. „Fast schon gruselig, wie perfekt das Timing ist…“

„Hä?“, kam es aufschlussreich von Naruto.

„Tja, ich… Hab da wohl wen mitgebracht…“, begann sie zu erklären und Yoshiko trat hinter ihr ins Büro ein. Blieb aber wie angewurzelt stehen, als sie Shikamaru erblickte.

„Oh…“, machte sie überrascht und starrte ihren Vater an, der ebenso entgeistert zurückstarrte.

„Oh…“, kam es von Selbigem zurück.

„Oh.“, bestätigte Sakura den doppelseitigen Verdacht.

„Oh?“, fragte Naruto irritiert. „Oh?“

„Oh.“, sagte Sakura erneut und nickte.

„Oh!“, machte Naruto nun ungestüm und schlug sich die Hand vor den Mund.

„…Haben die’s bald?“, raunte Makoto Sayuri zu und zuckte gereizt mit den Augenbrauen.

„Weiß nicht…“, nuschelte Sayuri verunsichert.*

„Ähm, ja…“, begann dann Yoshiko und zog zwei Dokumente aus ihrem Rucksack. „Diese hier ist das offizielle Schreiben meines Onkels an Euch…“, sagte sie dann an Naruto gewandt und reichte ihm den wesentlich offizieller wirkenden Zettel.

„Austauschninja?“, fragte Naruto verblüfft, während er besagtes Dokument in Augenschein nahm. „Gibt es sowas überhaupt?“

„Das war mal der Renner, als deine Eltern jung waren.“, erzählte Sakura ihm. „Auch wenn es nur eine subtile Art war, sich die kleineren Dörfer einzuverleiben…“

„Hat dieser direkte Hinweis auf meine Eltern irgendeinen tieferen Sinn?“, wollte Naruto leicht verstimmt wissen.

„Alles, was ich sage, hat einen tieferen Sinn.“, stellte Sakura klar.

„Oh, bitte nicht…“, stöhnte Naruto ob dieser Aussage genervt. „Wenn du schon dauernd Anspielungen auf meine Eltern machen musst, warum erzählst du mir nicht einfach, was du damit meinst?“

„Tu ich noch irgendwann. Keine Sorge.“

„Ich hab noch was.“, mischte sich Yoshiko nun ein und reichte Shikamaru den zweiten Zettel. „Meine Mutter meinte… Ähm… Du? Solltest das lesen.“

Mit hochgezogenen Augenbrauen nahm Shikamaru das Dokument entgegen. Für seine Verhältnisse sah er übrigens ziemlich geschockt aus, aber hey, es kommt ja auch nicht jeden Tag vor, dass eine verlorene und bis auf ihre schiere Existenz unbekannte Tochter plötzlich vor einem steht. Nein, eigentlich hatte er nicht einmal gewusst, dass es überhaupt eine Tochter war.

Während er nun die Nachricht las, konnte man auf seinem Gesicht ein beeindruckendes Farbenspiel beobachten; zunächst wurde er irgendwie recht rot, nur damit danach schlagartig alle Farbe aus seinem Gesicht weichen konnte. Dann räusperte er sich verlegen.

„Nur fürs Protokoll, ich hätte dich auch bei mir aufgenommen, ohne, dass deine Mutter mich erpressen muss. Ein bisschen Anstand hab ich dann doch noch.“, stellte er klar.

„Wunderbar!“, ertönte es von Naruto, der somit effektiv Sakuras schnauben übertönte und von Yoshikos zweifelndem Blick ablenkte. „Dann muss ich mir über deine Unterkunft ja keine Sorgen mehr machen. Sollte dich irgendjemand ärgern, komm zu mir oder Sakura-chan, ansonsten pick ich dir in den nächsten Tagen ein paar nette Chuunins raus, mit denen du Missionen machen kannst… Ja… Alles Weitere soll dir dein Vater erklären… Und jetzt verschwindet allesamt, ich hab zu tun!“
 

~
 

Shikamaru und Yoshiko gingen schweigend zum Haus der Nara-Familie, beziehungsweise einem der beiden Häuser. Zu dem, in dem Shikamaru selbst wohnte. Plus Restfamilie. Ohne seine Eltern. So, jetzt haben wir’s.

„Ähm…“, begann Shikamaru nach ein paar Minuten Schweigen. „Ich… Sollte dir vielleicht vom Rest meiner Familie… Unserer Familie erzählen.“, fiel ihm ein. „Also… Von Ino weißt du ja sicher, und egal, was deine Mutter dir über sie erzählt hat, so schlimm ist sie nicht.“

„Meine Mutter hat nie schlecht über Ino-san gesprochen.“, stellte Yoshiko pikiert klar.

„Umso besser.“, meinte Shikamaru. „Dann sind da noch meine Kinder, Shikkun und Aimi… Also, deine Halbgeschwister… Sie sind beide nicht viel jünger als du, Shikkun ein paar Monate und Aimi etwa anderthalb Jahre…“

„Aha.“, machte Yoshiko daraufhin vielsagend. Und wieder herrschte peinliche Stille zwischen den beiden, wofür sie aber wohl auch dankbar waren.

Oder zumindest Yoshiko war dankbar, dass Shikamaru sich ihr gegenüber höflich-distanziert verhielt, da sie dies selbst tat und nicht wusste, wie sie ansonsten mit dem Mann umgehen sollte, der sie und ihre Mutter sitzen gelassen hatte.

Überhaupt, sie war gar nicht scharf darauf, hier zu sein. Ihre Mutter hatte aber darauf bestanden, dass sie ihren Vater wenigstens mal kennenlernte. Und eigentlich war es so gedacht, dass Yoshiko nun erst ein Jahr in Konoha blieb und dann zu der Jahreszeit dorthin zurückkehrte, die ihr am besten gefallen hatte. Wenn sie das nach dem ersten Pflichtjahr denn wollte.

Schließlich erreichten sie nach ganzen fünfzehn Minuten das recht kleine Haus.

„Ino?“, rief Shikamaru, sobald er und seine neu entdeckte Tochter den Flur betreten hatten.

„Ich bin oben!“, ertönte die Antwort darauf.

„Komm runter, wir haben… Besuch…“, rief Shikamaru zurück und wenige Sekunden später kam Ino mit frisch lackierten Fußnägeln die Treppe herunter getrippelt. Als ihr Blick jedoch auf das fremde Mädchen im Flur fiel, blieb sie abrupt stehen und ihre Gesichtszüge entgleisten.

„Oh…“, machte sie geschockt und sah Shikamaru entgeistert an. „Ist das…?“

„Meine andere Tochter, ja.“, bestätigte dieser. „Sie, ähm… Soll für ein Jahr hier bleiben.“

„Oh…“, wiederholte Ino. „Aber… Wir haben doch gar keinen Platz, und…“

„Wir haben ein Gästezimmer.“, erinnerte Shikamaru sie. „Notfalls teilt sie sich halt das Zimmer mit Aimi, ist ja nur für ein Jahr.“

„Aber hat Temari damals nicht… Ich meine…“, stammelte Ino und erinnerte sich an eine lustige Erklärung, die Shikamaru vor Jahren einmal hatte unterschreiben müssen.

Shikamaru zuckte mit den Schultern.

„Sie ist meine Tochter.“, erinnerte er seine Frau. „Und außerdem…“ Er reichte ihr den Zettel, den Temari ihm geschrieben hatte. Ino las ihn neugierig, wobei ihre Miene sich dabei sehr von seiner unterschied; erst sah sie skeptisch aus, danach empört und schließlich ungemein amüsiert. Dann, ein wenig gelassener, wandte sie sich nun zum ersten Mal direkt an Yoshiko.

„Also dann, ich bin die böse Frau, die dir damals deinen Vater weggenommen hat, Herrin über dieses Haus und tu dir nichts, wenn du mir auch nichts tust.“, stellte sie sich elegant vor. „Oh, und verzeih bitte meine taktlose Reaktion eben…“

„Passt schon.“, meinte Yoshiko und zuckte mit den Schultern. „Ich hab auch nicht erwartet, dass sie vor Freude mich zu sehen Luftsprünge machen würden.“

„Wie wunderbar.“, stellte Ino fest und grinste sie nun an. „Dann bist du wenigstens nicht mit falschen Hoffnungen hergekommen…“

„Das sowieso nicht.“, stellte Yoshiko ebenso grinsend klar.
 

~
 

An und für sich wurde Yoshiko im Allgemeinen von allen gut aufgenommen, alle behandelten sie ebenso höflich und distanziert wie sie alle behandelte. Sie arbeitete gut, machte keinen Ärger, half im Haushalt mit und trainierte mit ihren Geschwistern. Folglich mochten sie alle, wenn sie sie auch ein wenig sonderbar fanden, weil Yoshiko halt immer sehr distanziert blieb.

Mit einer Ausnahme.
 

~
 

„Sie ist so scheiße!“, jammerte Aimi Sayuri und Tsugumi vor, als die drei einen ihrer sogenannten Mädchennachmittage hatten. Die daraus bestanden, dass sie zusammen baden gingen.

„Ach ja?“, fragte Tsugumi skeptisch, während Sayuri sich geschockt die Hand vor den Mund schlug.

„So kannst du doch nicht von deiner Schwester reden!“, empörte sie sich.

„Ja, ist sie!“, erboste Aimi sich weiter.

„Na, da hab ich aber was ganz anderes gehört…“, stellte Tsugumi fest.

„Ja, sicher.“, fauchte Aimi. „Weil mein Bruder ja auch ganz hin und weg von ihr ist, regt dich das nicht auch auf?“

Bitte?“

„Ach, nichts…“

„Aber…“, versuchte Sayuri wieder auf das Thema zurückzukommen. „Was ist denn so schlimm an ihr?“

„Na, alles!“, regte Aimi sich nun weiter auf. „Sieh sie dir doch nur mal an!“

„Also, ich weiß gar nicht, was du hast, sie ist doch ziemlich hübsch…“, meinte Sayuri zaghaft.

„Eben!“, fuhr Aimi dazwischen. „Sie sieht toll aus! Als wäre sie schon erwachsen!“

„Sie ist ja auch anderthalb Jahre älter als du.“, stellte Tsugumi fest.

„Und woher weißt du das schon wieder so genau?“, fauchte Aimi sie an. Tsugumi zuckte mit den Schultern.

„Na, sie muss ja wohl etwa zur selben Zeit wie Hiro entstanden sein, oder?“

„Da! Hiro!“, regte sich Aimi nun weiter auf. „Der sieht ja auch nicht älter aus als wir, oder? Und er benimmt sich auch nicht so!“

„Das ist halt Hiro.“, erklärte Tsugumi genervt. „Der ist nun mal anders.“

„Na, du musst es ja wissen…“

Bitte?“

„Ach, nichts…“

„Aber du kannst sie doch nicht nur hassen, weil sie hübsch und älter ist.“, glaubte Sayuri und bemühte sich erneut um das Thema.

„Das ist es ja nicht nur!“, fuhr Aimi also fort. „Sie schleimt sich überall ein! Sie hockt den ganzen Tag rum und spielt Shogi mit meinem Vater und meinem Bruder, sie hilft meiner Mutter unglaublich viel im Haushalt, und überhaupt ist sie immer so scheiße freundlich zu allen!“

„…Ist das nicht eigentlich was Gutes?“, fragte Sayuri sehr verunsichert.

„Nein!“, fauchte Aimi sie an und spritzte zur Untermauerung ihrer Aussage mit Wasser. „Nicht, wenn man das nur macht, um mir die Familie zu klauen!“

„Aber…“, stammelte Sayuri nun wieder dazwischen. „Wieso sollte sie das tun?“

„Weil sie es auf mich abgesehen hat!“, behauptete Aimi und schlug nun ins Wasser. „Ernsthaft! Das merk‘ ich immer ganz doll, wenn sie mit mir trainiert! ‚Nein, das machst du falsch, guck!‘, ‚mach‘ das doch mal mit mehr Kraft‘, ‚Nein, der Winkel ist ganz anders!‘ und ‚Was, das kannst du noch nicht?‘ Wie ich sie doch hasse!“

„Aber…“, setzte Sayuri an, doch Tsugumi unterbrach sie.

„Gib’s auf, sie ist einfach nur eifersüchtig.“, belehrte sie ihre jüngere Schwester.

Bitte?

„Ach, nichts…“

„Oh…“, fiel Sayuri dazu nur ein.

„Egal, egal, egal, egal, egal!“, fuhr Aimi nun auf. „Eigentlich wollte ich euch ja um was bitten!“

„Ah ja?“, fragte Tsugumi skeptisch.

„Ja!“, antwortete Aimi entschlossen. „Und zwar wollte ich euch, als meine besten Freundinnen, bitten, nicht auch noch so nett zu ihr zu sein!“

„Aber… Das können wir doch nicht machen!“, widersprach Sayuri entsetzt.

„Wieso nicht?“, wollte Aimi wissen. „Seid ihr nun meine Freundinnen oder nicht?“

„Na ja…“, war Tsugumis Kommentar dazu.

„Doch, sicher, aber…“, setzte Sayuri an.

„Da! Seht ihr!“, rief Aimi nun aus und sprang auf. „Euch hat sie auch schon eingelullt!“ Mit diesen Worten stapfte sie aus dem Badebereich.

Bekümmert sah Sayuri ihr nach.

„Sollten wir ihr hinterher gehen?“, fragte sie an ihre Schwester gewandt. Diese seufzte und lehnte den Kopf zurück.

„Ach, Quatsch, die fängt sich schon wieder!“, behauptete Tsugumi gelassen.

„Aber…!“

„Nichts aber. Okay, sie ist eifersüchtig, aber, uhum, wenn wir jeden gemobbt hätten, dem unsere Eltern mehr Aufmerksamkeit als uns geschenkt haben, glaubst du, wir wären zu Hause noch genauso viele?“

„A-aber Nee-chan…“, setzte Sayuri an. „Das ist doch was ganz anderes…“

„Ach ja?“, fragte Tsugumi spöttisch. „Aimi hat eine neue Schwester bekommen und alle sind ganz aus dem Häuschen und kümmern sich um sie, sodass Prinzessin Aimi nicht mehr der Mittelpunkt des Universums ist. Wohoo. Jetzt tut sie mir aber Leid…“

„Aber es ist doch etwas ganz anderes, wenn sie eine ältere Schwester kriegt als wenn wir ein jüngeres Geschwisterchen kriegen!“, erwiderte Sayuri.

„Sicher ist es das, aber auch nur, weil wir das schon gewohnt sind.“, bestätigte Tsugumi. „Ich meine, keine von uns beiden hatte je beide Elternteile ganz für sich alleine, obwohl ich als Erste da war. Wir waren von Anfang an zu dritt, deswegen hatten wir auch nie sonderlich große Schwierigkeiten, wenn plötzlich noch ein Geschwisterchen aufgetaucht ist. Weißt du noch, was für einen Aufstand Hiroshi gemacht hat, als Mama plötzlich dick wurde und sich dann mehr um ihren Bauch gekümmert hat als um ihn? Und als Satoshi dann da war, man, hat der sich angestellt…“

„Oh, ja…“, erinnerte Sayuri sich. „Er hat ihn… Gebissen… Und… Von Mamas Schoß geschubst, und…“

„Genau.“, beendete Tsugumi die Flashbacks ihrer jüngeren Schwester. „Kaori hat sowas nicht gemacht, da war sie immer schon zu ruhig für. Und Yuki auch nicht. Und uns dreien war das herzlich egal, hey, ein Aufmerksamkeitsdieb mehr oder weniger, scheiß drauf. Und überhaupt, Aimi soll sich mal nicht so anstellen. Mein zwei Jahre jüngerer Bruder hat tollere Sharingan als ich, mein Drillingsbruder wird von meinem Papa mehr beachtet, weil er mehr Talent für Katonjutsus hat und meine Mama kümmert sich intensiv um meine Drillingsschwester, weil sie in ihr ihre eigenen Talente wiedererkennt, und beschwere ich mich? Nein!“

„Aber so ist das doch gar nicht…“, widersprach Sayuri. „Ich meine, so sehr kümmert Mama sich doch nicht um mich und Papa trainiert auch nicht extra mit Tsuyoshi und Yuki trainiert wenn überhaupt mit Yoko oder alleine…“

„Egal.“, unterbrach Tsugumi sie. „Ich bin trotzdem toller als ihr alle drei zusammen und um mich kümmert sich keiner.“

„Na ja, Natsuki hat sich früher viel um dich gekümmert…“, gab Sayuri zu bedenken.

„Oh, ja, toll, Natsuki.“ Tsugumi verdrehte die Augen. „Die hat in letzter Zeit auch keine Zeit mehr für mich, weil sie sich viel zu sehr mit ihrem unbekannten Freund beschäftigt…“

Nun begann Sayuri verhalten zu kichern.

„Ja, aber dafür kümmert sich Shikkun-kun doch sehr um dich, oder?“

„Pah!“, machte Tsugumi und bespritzte Sayuri dafür mit Wasser. „Und wenn schon, der ärgert mich doch eh immer nur…“

„Ja, aber er mag dich doch so gerne.“, erinnerte Sayuri sie. „Und du ihn doch auch, oder?“

„So ein Quatsch!“, erboste sich Tsugumi nun und spritzte abermals mit Wasser nach ihrer kichernden Schwester. „Wir sind allerhöchstens ganz gute Freunde, okay? Und hör auf so dämlich zu lachen!“

„Entschuldige bitte.“, sagte Sayuri und unterdrückte das kichern mit aller Kraft. „Ist schon okay, ich hab‘s verstanden…“

„Das hoffe ich auch für dich…“, schnaubte Tsugumi beleidigt und wandte sich ebenfalls zum Gehen.
 

~
 

„Mama! Satoshi hat mich an den Haaren gezogen!“, maulte Hiroshi ein paar Tage später und kam in die Küche zu seiner Mutter gerannt, die gerade das Abendessen vorbereitete.

„Dann lauf vor ihm weg, er kommt eh nicht hinterher.“, riet Sakura ihn. „Mama muss gerade kochen.“

„Aber er macht das immer, wenn ich mit ihm spielen soll!“, quengelte der Fünfjährige weiter. „Wieso darf ich nicht zurück ziehen?“

„Weil du schon groß bist und weißt, dass man sowas nicht macht.“, erklärte Sakura leicht genervt. „Kaori hat dich auch nie beißen dürfen, wenn du sie gebissen hast.“

„Wann kommt die eigentlich mal wieder?“, ließ sich der Kleine nun ablenken.

„Gegen Weihnachten.“, erzählte Sakura. „Letzt Woche ist ein Brief von ihr gekommen.“

„Und wieso darf sie nur an Weihnachten nach Hause?“, fragte Hiroshi weiter.

„Weil hier sonst zu viel Sonne ist und sie damit ihre Haut gefährden würde.“, erklärte Sakura. „Wenn man wie Kaori Geisha werden will, muss man nämlich ganz, ganz blass sein.“ Wenn man zu dunkle Haut hatte, half nämlich auch der Zentner Schminke nicht mehr viel.

„Ach so…“, nahm Hiroshi dies zur Kenntnis. „So wie man als Ninja ganz schnell sein muss?“

„Genau, ungefähr so.“, bestätigte Sakura und schnibbelte nun wieder in aller Seelenruhe die Tomaten fürs Essen weiter.

„Ich bin auch schon ganz schnell, Mama, guck!“, rief Hiroshi dann und rannte so schnell ihn seine Beinchen trugen von der Küche in den Flur, der zu dieser Jahreszeit allerdings sehr kalt war.

„Ganz toll, Schatz.“, lobte Sakura ihren Zweitjüngsten, nachdem sie ihm kurz über die Schulter zugesehen hatte. „Jetzt geh bitte wieder zu Satoshi und pass auf, dass er sich nicht mit irgendwelchen Kabeln erhängt.“

„Okay!“, flötete Hiroshi stolz und rannte wieder in Satoshis Zimmer, wobei er fast von einem offenbar flüchtenden Tsuyoshi umgerannt wurde.

„ICH BRINGDICH UM!“, ertönte es da noch über dem Flur und als Sakura sich umdrehte, sah sie gerade noch eine Schriftrolle an der Küchentür vorbeifliegen und hörte darauf eine Kette von Geräuschen, die darauf schließen lies, dass Tsuyoshi davon am Kopf getroffen worden war.

„I-Ich hab mir doch nur ein paar Kunais geborgt!“, verteidigte er sich.

Prompt flog die nächste Rolle auf ihn zu, allerdings fing Sakura diese vorher ab, denn wenn ihre beiden Ältesten Sachen nacheinander warfen, war das ein wenig bedenklicher als Haare Ziehen.

„Tja, das passiert, wenn du dir deine Kunais nicht selbst besorgst.“, stelle sie trocken fest und tippte Tsuyoshi mit der Schriftrolle auf den Kopf. „Die von deiner Schwester sind eh viel zu leicht für dich. Und TSUGUMI!“, wandte Sakura sich nun quer über den Flur an die Attentäterin. „KEINE WEITEREN LEICHEN IN DIESEM HAUS, VERSTANDEN?“

„Weitere Leichen?“, fragte Tsuyoshi irritiert. Sakura erstarrte kurz, räusperte sich dann und zog sich elegant aus der Affäre.

„Schatz, dieses Haus steht seit über hundert Jahren. Was glaubst du, wie viele Leute hier schon gestorben sind?“

„Mama! Ich will ihn umbringen!“, beschwerte Tsugumi sich nun in geringerer Lautstärke, als sie den Flur runter kam.

„Ja, das habe ich schon mitgekriegt.“, stellte Sakura fest. „Und das nur, weil er sich ein paar Kunais geliehen hat? Meine Güte, dann kauft er dir halt neue…“

Tsugumi atmete ein paar Mal tief ein und aus.

„Um an meine Kunais zu kommen musste er sich allerdings durch meine Unterwäsche wühlen.“, berichtete sie dann, wesentlich gefasster.

„Oh.“, war Sakuras geistreicher Kommentar hierzu. „Wieso versteckst du deine Kunais unter deiner Unterwäsche?“

„Damit er sie sich nicht immer wegnimmt!“, erklärte Tsugumi.

„Oh.“, wiederholte Sakura sich. „Okay, also, Tsugumi, schrei nicht immer so und töte nur mit meiner Erlaubnis. Und Tsuyoshi, kauf dir deine Kunais selbst und Finger weg von der Unterwäsche deiner Schwestern, glaub mir, bald werden da noch Dinge zu finden sein, die willst du gar nicht sehen…“ Seufzend fuhr sie sich mit der Hand über die Stirn. „Und wenn du schon gerade hier stehst, Tsuyoshi, hol deine andere Schwester doch bitte vom Training ab…“
 

~
 

Als Tsuyoshi den Trainingsplatz erreichte, auf dem er seine jüngere Schwester vermutete, bot sich ihm ein eher befremdliches Bild.

Sicher, dass seine Schwester tatsächlich dort war, war nicht allzu befremdlich. Auch, dass sie nicht allein war, hätte ihn nicht verwundern dürfen.

Was ihn allerdings verwunderte war, dass sich Hyuuga Makoto in aller Seelenruhe von Sayuri den Unterarm verbinden ließ.

„Oho.“, machte er und grinste gehässig. „Der ach so tolle Hyuuga lässt sich verletzen und ist nun auf die Hilfe meiner Schwester angewiesen? Dass ich das noch erleben darf!“

„Nii-san, sag doch sowas nicht!“, erschrak Sayuri, doch die beiden Jungs ignorierten sie. Eigentlich ignorierte Makoto beide Anwesenden, allerdings schenkte er Tsuyoshi einen herablassenden, teilnahmslosen Blick.

„Oh, und zu fein mit mir zu reden ist der Herr auch noch, was?“, schnaubte Tsuyoshi nun.

„Nii-san, lass ihn doch in Ruhe…“, mischte sich Sayuri erneut ein, doch Makoto unterbrach sie.

„Und was willst du hier, Uchiha?“, fragte er mit schnarrender Stimme. „Deine Schwester abholen, um zu zeigen, wie unselbstständig sie doch ist?“

Daraufhin sagte Sayuri nichts mehr. Verletzt zog sie ruckartig die Hände von seinem nun verbundenen Unterarm und starrte ihn an.

„Was beleidigst du meine Schwester?“, fuhr Tsuyoshi Makoto an. Dieser zog erst die Augenbrauen hoch und zuckte dann mit den Schultern.

„Ich meine ja nur.“, behauptete er. „Mit zwölf Jahren sollte sie langsam alleine nach Hause finden können, oder?“

Er achtete dabei gar nicht darauf, wie Sayuri neben ihm betrübt und verbittert zu Boden starrte und sich auf die, nun zitternde, Unterlippe biss.

„Pffh, natürlich findet sie auch alleine nach Hause, dass ich sie abhole nennt man nur Höflichkeit!“, erklärte Tsuyoshi. „Etwas, was man dir zu Hause wohl nicht beigebracht hat…“

„Du hast mich doch provoziert.“, erinnerte Makoto ihn herablassend. „Aber gut zu wissen, dass ihr zu Hause wenigstens irgendwas lernt.“

„Was soll das denn heißen?“, fragte Tsuyoshi irritiert.

Makoto grinste überheblich.

„Na, sind sie nicht viel zu beschäftig, die ganze Zeit rumzuvögeln und noch mehr von euch zu machen, um sich um euch zu kümmern?“

Das mussten alle Beteiligten erstmal sacken lassen. Und hätte Sayuri noch zugehört, hätte sie sich empört die Hand vor den Mund geschlagen. Hatte sie aber nicht. Zu sehr hatte sie noch mit Makotos Beleidigungen an sie zu kämpfen. Nicht dass sie sowas konnte; kämpfen. Da war sie ja viel zu unselbstständig für.

Tsuyoshi war es schließlich, der eine passende Antwort darauf fand:

„Tja, unsere Eltern führen halt ein intaktes Eheleben und machen ihre Kinder nicht nur, um schnell einen Erben zu zeugen, kann man das von deinen genauso sagen?“
 

Das Nächste, was zumindest Tsuyoshi und Sayuri wahrnahmen, war, dass Makoto unglaublich schnell aufgesprungen war und sich auf Tsuyoshi gestürzt hatte, na ja, nicht direkt, aber zumindest stand er plötzlich vor ihm, ihm ein Kunai an die Kehle haltend und eine Hand genau vor seiner Brust.

Einige Sekunden lang sprach niemand ein Wort, während Makoto Tsuyoshi hasserfüllt anstarrte. Dann normalisierte sich sein Gesichtsausdruck wieder, er ließ das Kunai und die andere Hand sinken und drehte sich um.

„Oh, hab ich da etwa ins Schwarze getroffen?“, stichelte Tsuyoshi, als Makoto ihm wieder den Rücken zuwandte

„Tsuyoshi!“, kreischte Sayuri warnend, da sie im Gegensatz zu ihrem Bruder wusste, wozu Makoto im wütenden Zustand fähig war.

„Was ist?“, sprach der Gewarnte allerdings nur ungerührt weiter. „Fühlst du dich wie ein Produkt? Wie ein Gegenstand, dessen einziger Grund zu leben es ist, euren tollen Clan weiterzuführen? Und traust du dich nicht, mich anzugreifen, weil sich das nicht so gehört? Na?“ Lachend wich er dem Kunai aus, welches Makoto nun nach ihm warf. „Oooh, und zielen kannst du auch nicht, na, wenn das deine Eltern wüss-…“ Überrascht fasste er nun nach dem Schnitt an seiner Wange, was ein Fehler war, da Makoto diesen Moment nutzte, um ihn glücklicherweise nur mit der bloßen Faust gegen die andere Wange zu schlagen, sodass Tsuyoshi einige Meter nach hinten flog und neben dem zuvor geworfenen Kunai aufkam, all dies begleitet von den entsetzten Schreien seiner Schwester im Hintergrund.

„Oh mein Gott, OH MEIN GOTT, LASST DAS!“ Sayuri war nun endgültig den Tränen nahe und konnte nur zusehen, wie Tsuyoshi das Kunai neben sich aufhob und zurück zu seinem Besitzer warf, der dieses mit der in Kampfposition ausgestreckten Hand lässig zur Seite schlug.

Tsuyoshi allerdings hatte sich schon erhoben und nun seinerseits ebenfalls eins seiner (oder Tsugumis?) Kunais gezückt und stürzte sich damit auf Makoto, der ihm erst das Kunai aus der Hand schlug und danach erst einige wenige seiner Tenketsu attackierte, bevor er ihn zur Seite schlug, sodass Tsuyoshi zum zweiten mal auf dem Boden saß. Er spuckte das Blut seiner aufgeplatzten Lippe aus dem Mund und dachte nach.

Im Nahkampf hatte er definitiv keine Chance gegen Makoto. Machte nichts. Mit Katon war er schon immer besser gewesen als mit Waffen oder Fäusten.

Er rappelte sich mit einigen Schwierigkeiten ob seiner versiegelten Tenketsu, zum Glück nicht sonderlich viele, auf und begann, Handzeichen zu formen.

„Katon: Housenka no Jutsu!“

Doch Makoto bedachte die Feuerbälle, die auf ihn zuflogen, nur mit einem müden Lächeln und begann, sich rasend schnell um sich selbst zu drehen; Kaiten. Tsuyoshi fluchte leise und spuckte erneut aus. Egal. Das konnte er unmöglich für immer durchhalten.

„HÖRT AUF DAMIT, SOFORT!“, kreischte Sayuri im Hintergrund. „BEVOR IHR EUCH ERNSTHAFT VERLETZT!“

Beide ignorierten sie.

Makoto hatte mit Kaiten aufgehört und sah Tsuyoshi herausfordernd an. Dieser hatte schon begonnen, neue Handzeichen zu formen.

„Katon: Gokakyu no Jutsu!“

Den Feuerball wehrte Makoto abermals mit Kaiten ab, allerdings hörte Tsuyoshi nie auf, weiter Feuer zu spucken, während er in einem Sicherheitsabstand um die blaue Kugel um Makoto herum rannte. Schließlich sprang er hoch in die Luft und feuerte von oben direkt auf Makoto.

An und für sich wäre das recht aussichtslos gewesen und er wäre nur mitten in Makoto reingefallen und hätte sich so seinen ausgesetzte, wenn Sayuri sich nicht genau diesen Moment ausgesucht hätte, um kreischend angerannt zu kommen.

„HÖRT AUF!“, wiederholte sie sich. „BITTE! Das bringt doch alles nichts, und-…“

Für einen winzigen Moment unterbrach Makoto sich und setzte sich deswegen den recht bemitleidenswerten Resten von Tsuyoshis Feuer aus, welches ihm allerdings nur unschöne Brandwunden an den Armen und Beinen zufügte.

Tsuyoshi währenddessen hätte eigentlich Kopfüber auf Makoto fallen müssen, allerdings schaffte er es mit Reflexen, von denen er bisher gar nicht gewusst hatte, dass er sie besaß, sich mit einem halbherzigen Handstandüberschlag von ihm weg zu bewegen, sodass sein Gesäß zum dritten Mal unangenehme Bekanntschaft mit dem Boden machte. Der kurze, abgefederte Stand gab Makoto allerdings genug Gelegenheit, ihm schnell noch einige weitere Tenketsu zuzuhauen.

„Oh mein Gott, oh mein Gott… Geht es?“, fragte Sayuri hektisch und sah von einem zum anderen. „Seid ihr jetzt endlich fertig und zu Vernunft gekommen und - !“

„Halt dich daraus.“, befahl Tsuyoshi ihr und warf nicht sonderlich hoffnungsvoll ein Kunai nach Makoto, welches er abfing und geringschätzig betrachtete.

„Das ist zu leicht.“, stellte er dann fest. „Was denn? Klaust du dir die Kunais von deinen Schwestern?“ Mit diesen Worten warf er es zurück an Tsuyoshi, der ob seiner nicht mehr ganz funktionierenden linken Körperhälfte einige Probleme hatte, diesem auszuweichen. Dann spuckte er erneut aus, zückte ein neues Kunai und humpelte mehr als er lief auf Makoto zu, dem es abgesehen von den Verbrennungen und der Tatsache, dass er recht außer Atem war ziemlich gut zu gehen schien. Auch wenn er Tsuyoshi nun etwas verwundert betrachtete.

„Oh.“, machte er dann. „Du kannst dich ehrlich noch bewegen, beeindruckend.“

„Ich geb dir gleich beeindruckend!“, keuchte Tsuyoshi und wollte gerade beschleunigen, um sich auf Makoto zu stürzen, der sich auch schon wieder in Verteidigungsposition befand, da geschahen mehrere Dinge auf einmal.

Als erstes schrie Sayuri noch einmal auf und wollte sich in später heroischer Manier zwischen die beiden werfen, als zweites erschien genau dort eine Rauchwolke und plötzlich stand Shikamaru zwischen den Kontrahenten.

„Sh-Shikamaru-sensei!“, brachte Sayuri als erste unglaublich erleichtert hervor.

„Das reicht jetzt.“, stellte dieser allerdings nur mit abschätzigem Blick auf die Kämpfenden fest. „Pffh, ich hätte euch für erwachsener gehalten, als aus dem nichts einen Kampf über irgendwelche Kleinigkeiten anzufangen. In eurem Alter sollte man seine Fähigkeiten wirklich besser einschätzen können.“ Er seufzte genervt und wandte sich an Sayuri. „Kannst du deinen Bruder alleine nach Hause schaffen? Ich kümmere mich dann um Makoto.“

„Ja, sicher, das geht schon…“, bestätigte Sayuri eifrig und schlang sich Tsuyoshis nicht mehr beweglichen Arm um die Schulter. „Gut, dass Sie gekommen sind, Sensei!“

„Pffh, ich hätte auch früher eingreifen können, aber ich hab nicht erwartet, dass sie ernsthaft aufeinander losgehen.“, antwortete Shikamaru und betrachtete die beiden abschätzig. „Wenn das eure Eltern erfahren…“
 

~
 

„Mama?“, war das erste, was Sayuri rief, während sie Tsuyoshi durch den Flur hievte. „Komm bitte schnell! Wir haben da ein… Problem!“

„Was ist denn, Schatz, was… Oh!“, war Sakuras Reaktion, als sie in den Flur trat.

„Er hat sich mit Makoto geprügelt!“, klagte Sayuri verzweifelt. „Und jetzt kann er seine ganze, linke Seite nicht mehr bewegen!“

„Ich kann noch alleine reden, danke…“, maulte Tsuyoshi, ging aber unter.

„HINATA? Wir haben ein Problem!“, rief seine Mutter nämlich über den Flur.

„Hinata-san ist hier?“, fragte Sayuri verwundert.

„Ja, sie holt Yoko und Hiro ab, ein Glück, dass sie zum Essen bleiben…“, erklärte Sakura und nahm ihrer Tochter nun den halbleblosen Körper ab. Als wäre er leicht wie eine Feder trug sie ihren Sohn in die Küche und setzte ihn dort auf einen Stuhl. Sayuri folgte ihnen irritiert.

„Was ist denn mit dem passiert?“, fragte Tsugumi und betrachtete ihren Bruder abschätzig.

„Er hat sich mit Makoto geprügelt!“, wiederholte Sayuri, immer noch ganz aufgelöst. „Einfach so!“

„Schön blöd.“, kommentierte Yuki dies.

„Gar nicht einfach so!“, wiedersprach Tsuyoshi empört. „Er hat dich beleidigt!“

„Und wie sieht Makoto jetzt aus?“, fragte Sasuke, der seinen Sohn mit einem merkwürdig stolz-verärgertem Blick betrachtete.

„Es ist ganz egal, wen er beleidigt hat, du sollst dich trotzdem nicht mit ihm prügeln.“, belehrte Sakura ihren Sohn, während sie nebenbei die zahlreichen Schürfwunden und den Schnitt an der Wange versorgte. „Ich meine, prügel dich von mir aus mit wem du willst, aber bitte nur mit Leuten, die die Finger von deinen Tenketsu lassen, das kann ich nämlich nicht heilen!“

„Soll ich’s dir zeigen?“, bot Hinata an, die währenddessen ihre Byakugan aktiviert hatte und diverse Punkte von Tsuyoshis linker Körperhälfte massierte.

„Ich hab ihn gegrillt!“, erzählte Tsuyoshi seinem Vater währenddessen stolz. „Ein Gokakyu no Jutsu hat ihn voll erwischt!“

„Na ja…“, meinte Sayuri dazu.

„Gut gemacht.“, war Sasukes Reaktion darauf.

„Sasuke!“, fuhr Sakura ihn an und unterbrach so ihre Unterhaltung mit Hinata.

„Nii-chan, mach das mit deinem Auge weg, das ist gruselig!“, jammerte Hiroshi, der allerdings von ausnahmslos allen ignoriert wurde.

„Was denn?“, fragte Sasuke.

„Mama kann das gar nicht lernen, dafür muss man die Tenketsu sehen können!“, belehrte Yuki inzwischen Hinata.

„Wir befürworten es nicht, wenn unsere Kinder sich mit Leuten prügeln, die ihnen Verletzungen zufügen können, die ich nicht heilen kann!“, belehrte Sakura ihren Mann.

„Nii-chan, dein Auge!“, jammerte Hiroshi weiter.

„Ja, aber sie kann auf einfach lernen, wo die Tenketsu sind, was anderes hast du ja auch nicht gemacht.“, diskutierte Hinata mit Yuki.

„Aber er hat doch nur seine Familienehre verteidigt!“, protestierte Sasuke.

„Makoto hat uns alle beleidigt!“, unterstützte Tsuyoshi dies.

„Ich hab die nicht auswendig gelernt, sondern kopiert, wo Yoko hinschlägt.“, widersprach Yuki nun Hinata.

„Nii-chan, mach endlich das Auge aus!“, jammerte Hiroshi, nach seinem bisher mäßigen Erfolg eine Oktave höher.

„Nein, Makoto hat mich beleidigt und du hast angefangen!“, widersprach Sayuri ungewöhnlich heftig.

„Und du fang gar nicht erst mit dieser Familienehre an!“, verlangte Sakura von Sasuke. „Das ist scheiße und bringt uns nur in Schwierigkeiten wie eine nicht mehr funktionierende Körperhälfte!“

„Mittlerweile funktioniert sie ja wieder…“, warf Hinata ein und stand nun auf.

„Mir egal, wer hat gewonnen?“, ignorierte Sasuke diese Vorwürfe.

„Niemand, Shikamaru-sensei ist rechtzeitig dazwischen gegangen.“, erzählte Sayuri.

„Noch so ein Spruch und du schläfst den Rest der Woche auf der Couch!“, mahnte Sakura Sasuke.

„Aber ich hätte noch lange weiter machen können!“, warf Tsuyoshi stolz ein.

„Es ist Sonntag.“, stellte Yuki nebenbei fest.

„Sicher hättest du das, wenn du mehr als eine Körperhälfte hättest bewegen können.“, stimmte Tsugumi ihrem Bruder zu.

„Unwichtiges Detail!“, ließ Sakura verlauten.

„Überhaupt, was hat Makoto denn so furchtbares gesagt, dass du so doof warst, dich mit ihm anzulegen?“, wollte Tsugumi von ihrem Bruder wissen.

„Tsuyoshi hat angefangen!“, erinnerte Sayuri.

„Gar nicht, er hat sich auf mich gestürzt!“, widersprach Tsuyoshi.

„Nachdem du ihn ganz furchtbar provoziert hast!“, ergänzte Sayuri ganz außer sich.

„Was regst du dich denn so auf?“, fragte Tsuyoshi empört. „Immerhin hat er dich beleidigt!“

„Tsuyoshi, du kannst dein Sharingan wieder ausmachen, war haben’s jetzt alle gesehen.“, warf Tsugumi ein und verdrehte die Augen.

„Eben!“, erboste sich Sayuri. „Er hat mich beleidigt, also hätte ich reagieren müssen!“

„Sharingan?“, fragte Sasuke und horchte nun wieder auf.

„Hast du aber nicht!“, erinnerte Tsuyoshi seine Schwester. „Deswegen hab ich es getan!“

„Ja, eins, das hat er die ganze Zeit an, keiner kümmert sich darum und Hiroshi macht es Angst.“, erzählte Tsugumi ihrem Vater und deutete dabei auf Tsuyoshis ehemals schwarzes Auge.

„Eben!“, kreischte Sayuri nur auf. „Ich hätte reagieren müssen, nicht du! Deswegen hat Makoto-kun doch recht, wenn er mich unselbstständig nennt! Ich kann nicht allein nach Hause gehen, ich kann mich nicht allein wehren, gar nichts kann ich alleine! Du lässt mir ja nie die Gelegenheit dazu!“ Nach diesen Worten rannte Sayuri aus dem Raum und man hörte wenige Sekunden später eine Tür knallen.

„Oh.“, machte Sakura darauf.

„Mama, der Witz wird alt.“, tadelte Tsugumi ihre Mutter schnaubend.

„Sakura, er hat Sharingan.“, machte Sasuke seine Frau nun auf Tsuyoshis Auge aufmerksam.

„Sasuke, Sayuri ist gerade vollkommen außer sich aus dem Zimmer gestürmt, verzeih bitte, wenn ich gerade andere Sorgen habe.“, erwiderte Sakura darauf. Sasuke schnaubte.

„Renn ihr jetzt bloß nicht nach.“

„Und wieso nicht? Ich meine, hey, Minderwertigkeitskomplexe, mein Spezialgebiet…“, fragte Sakura und lachte bitter.

„Wenn du ihr jetzt nachrennst, zeigst du nur, dass du sie nicht für selbstständig genug hältst, mit ihren Minderwertigkeitskomplexe alleine klarzukommen.“, erklärte Sasuke. „Lass sie sich ausheulen, immerhin ist sie dazu weggerannt.“

„Pffh, seit wann hast du denn Ahnung von sowas?“, fragte Sakura beleidigt. „Na, ist ja auch egal, wahrscheinlich hast du Recht.“ Sie schlinste nun einmal zu Tsuyoshis neuerworbenem roten Augen hinüber. „Und schmier dir das selbstgefällige Grinsen von der Backe!“

„Was denn?“, fragte Sasuke verständnislos. Sakura stöhnte und verdrehte die Augen.

„Ja, ja, schön, du hattest Recht, Sharingan scheint es nur geben zu können, wenn das Auge schwarz ist, ich hatte Unrecht, bla, bla… Und freunde dich schon mal mit der Couch an, sie wird dir für den Rest der Woche ein treuer Begleiter sein.“

„Es ist immer noch Sonntag.“, merkte Yuki erneut an, nur um von seiner Mutter wütend angefunkelt zu werden.

„Und das ist immer noch ein unwichtiges Detail!“ Mit diesen Worten stapfte Sakura zurück an den Herd und alle anderen lösten den Pulk um Tsuyoshi herum auf und verteilten sich wieder.

„Die machen sowas echt öfter, oder?“, brummte Yoko Yuki im weggehen zu. Dieser verdrehte genervt die Augen.

„Ja, ständig…“
 

~
 

„Bist du diese ominöse neue Schwester, die hier einfach aufgetaucht ist?“

Ein paar Tage später hatte Naruto Geburtstag. Und obwohl sein Geburtstag nicht zu den offiziellen neuen Feiertagen gehörte, gab es natürlich ein viel zu großes Fest, auf dem das ganze Dorf zu erscheinen hatte. Geschlossen und ohne Ausnahme.

Ganz nach Narutos Wünschen gab es also auch an jeder Ecke ein von Ichiraku ausgerichtetes Buffet, an dem man sich bedienen konnte. Ja, ein ganzes Dorf. An flüssigen Nahrungsmitteln.

Nein, da will man nicht wissen, wer das am Ende wieder aufzuräumen hatte. Irgendwelche Geninteams wahrscheinlich.

Wie auch immer.

Der oben genannte Satz war von Tsuyoshi gesprochen worden, der gegenwärtig an ebenso einem Buffet neben Yoshiko stand und vor Selbstbewusstsein nur so strotzte.

„Sieht so aus.“, erwiderte Yoshiko und betrachtete ihn geringschätzig. „Bist du dieser ominöse Typ, der sich letzten Sonntag mit diesem Hyuuga angelegt hat?“

„Oho, das ist bis zu dir vorgedrungen?“, amüsierte sich Tsuyoshi.

„Oh, ja, sicher. Aimi war ganz außer sich vor Sorge.“, erzählte Yoshiko schulterzuckend. Tsuyoshi schnaubte.

„Wieso das denn? Glaubt sie etwa, ich lasse mich so leicht fertig machen?“

„Also, eine nicht mehr funktionierende linke Körperhälfte, wie deine Schwester es beschrieben hat, hört sich schon nach so leicht fertig machen lassen an, wenn du mich fragst…“, bemerkte Yoshiko spöttisch.

„Pffh, ihr habt doch alle keine Ahnung, wie Makoto danach ausgesehen hat.“, maulte Tsuyoshi gespielt beleidigt.

„Leicht verbrannt, das hat deine Schwester auch noch erzählt.“, widersprach Yoshiko.

„Welche eigentlich?“, wollte Tsuyoshi nun wissen. Sayuri hatte seit jeher nicht mehr mit ihm geredet. Was bedenklich war, angesichts der Tatsache, wie sie ansonsten drauf war.

„Tsugumi, die lautere von beiden. Hat sich wohl einen Spaß daraus gemacht, Aimi zu beunruhigen…“

„Sieht ihr ähnlich.“, stellte Tsuyoshi fest. „Wo ist Aimi eigentlich?“

Ein merkwürdiges Grinsen stahl sich auf Yoshikos Gesicht.

„Noch zu Hause; ich glaube, sie will sich extra schick machen…“

„Für Naruto-samas Geburtstag?“, fragte Tsuyoshi ungläubig. „Wozu das denn?“ Nun sah Yoshiko ihn an, als wäre er irgendwie schwer von Begriff oder ähnliches.

„Na ja, sagen wir, zu diesem Anlass, aber ziemlich sicher nicht für Naruto-sama…“

„Na dann…“ Tsuyoshi überlegte kurz. „Und wo ist Shikkun?“

„Keine Ahnung.“, erwiderte Yoshiko. „Auch wenn es mir manchmal so vorkommt bin ich nicht deren Babysitter. Aber ich würde ihn ganz grob bei deiner lauten Schwester vermuten…“

„Nein, wieso nur…“, brummte Tsuyoshi missbilligend. „Na ja, äh… Und… Wie gefällt’s dir hier so?“

„Geht so.“, meinte Yoshiko achselzuckend. „Ihr seid irgendwie alle komisch. Ich meine, ich bin ja kaum älter… Na ja, fast ein Jahr älter als du zum Beispiel und schon Chuunin. Und das schon seit etwa einem Jahr. Und überhaupt seid ihr hier nicht sonderlich… Progressiv orientiert, was das Training angeht, oder?“

„Keine Ahnung.“, antwortete Tsuyoshi nur. „Kann sein. Allerdings könnten wir auch schon Chuunins sein, unsere Mütter wollten uns nur nicht an der Prüfung teilnehmen lassen.“

„Na dann…“, schnaubte Yoshiko.

„Hey! Mein Team hätte das locker geschafft, das kannst du ruhig glauben!“, erboste sich Tsuyoshi nun.

„Ach ja? Und das mit wie vielen funktionsfähigen Körperhälften?“, wollte Yoshiko amüsiert wissen.

„Du bist komisch.“, stellte Tsuyoshi fest. „Irgendwie ganz anders, als Aimi dich immer beschrieben hat…“

„Tja, sie mag mich halt nicht sonderlich.“, fiel Yoshiko dazu nur ein. „Und im Moment bringe ich mir bestimmt auch keine Sympathien ihrerseits ein…“

„Was?“, fragte Tsuyoshi, der den letzten Teil nicht ganz verstanden hatte.

„Ach nichts.“, antwortete Yoshiko hastig.
 

~
 

Aimi hatte sich an diesem Abend extra hübsch gemacht. Sie hatte sich die Haare zweimal mit der neusten und tollsten Blumenmischung gewaschen, die ihre Mutter erst am Morgen desselben Tages mitgebracht hatte. Aus Selbstherstellung, natürlich. Außerdem hatte sie sich auch die Haut mit einem dieser tollen Duftwässerchen eingerieben, was irgendwie gebrannt hatte, aber sie wollte ja möglichst schön sein. Da kam es auf sowas nicht an.

Außerdem trug sie ein neues Kleid, mitternachtsblau, welches sowohl ihre Augen, als auch den neuentdeckten Ansatz eines soon-to-be-Busens schön betonte. Und sie hatte sich sogar ein bisschen die Wimpern getuscht!
 

Wozu sie den ganzen Aufwand betrieb?

Nun ja, sie sah dieses allererste richtige offizielle Straßenfest als die Gelegenheit an, endlich mal Tsuyoshis ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Bei dem Gedanken daran kicherte sie leicht, während sie sich in sehr hübschen, aber furchtbar unbequemen Schuhen zum Fest quälte. Ihre unglaublich sauberen und glänzenden Haare wehten leicht im Wind und viele drehten sich nach ihr um, wieso auch immer, während sie über die Hauptstraße schritt und sich nach Tsuyoshi umsah.

Sie fühlte sich toll. Sie war wunderschön und dies würde ihr Abend werden, sie hatte das im Gefühl!
 

~
 

Dass sie dieses Gefühl dringend mal überprüfen lassen sollte, wurde ihr schlagartig bewusst, als sie Tsuyoshi schließlich auf einer der extra für diesen Anlass aufgestellten Bänke vorfand. Und er war nicht allein.

Neben ihm saß niemand geringeres als Yoshiko, die Yoshiko, die erst vor knapp zwei Wochen plötzlich bei ihr zu Hause aufgetaucht war und dort alle um ihren Finger gewickelt hatte. Die Yoshiko, die in allem, einfach allem, was sie tat einfach perfekt und somit viel, viel besser war, als Aimi selbst es jemals sein würde.

Die saß nun neben Uchiha Tsuyoshi auf einer Bank, aß mit ihm zusammen Ramen und lachte!

Hatte sie Yoshiko überhaupt schon mal lachen gesehen? Nein! Und ausgerechnet jetzt, wo sie mit Tsuyoshi zusammen war, tat sie es zum ersten Mal!

Überhaupt, was hatte sie mit Tsuyoshi zu schaffen? Wollte sie den ihr auch noch wegnehmen, oder was?

Ja, so musste es sein. Das wurde Aimi klar, als sie die beiden länger beobachtete. Nach ihren Eltern und ihrem Bruder wollte Yoshiko ihr jetzt auch noch Tsuyoshi wegnehmen. Und so wie die beiden sich da gerade amüsierten, schien ihr das ähnlich leicht zu gelingen.

Heiße Tränen stiegen Aimi hoch, als sie da stand und die zwei zusammen beobachtete.

Es war nicht so, dass sie sonderlich nah beieinander saßen, nein, im Gegenteil. Sie saßen eigentlich mit verhältnismäßig viel Abstand voneinander und keiner von beiden machte irgendwelche Anstalten, diesen zu überwinden, aber darum ging es Aimi auch gar nicht.

Fakt war, dass Yoshiko mit Tsuyoshi redete. Vertraut mit ihm redete. Als würden sie sich schon ewig kennen.

Dabei wusste Yoshiko doch, dass Aimi in ihn verliebt war, oder? Ja, das musste sie definitiv mitgekriegt haben…

Wahrscheinlich saß sie deswegen ausgerechnet wegen ihm, dachte sich Aimi verbittert. Ja, sicher. Sie wollte ihn ihr wegnehmen. Nein, wollte sie nicht, hatte sie schon, da war Aimi ganz sicher.

Denn alles, wozu sie es je mit Tsuyoshi gebracht hatte, waren ein paar belanglose Worte gewesen.

„Ich hasse dich…“, wimmerte Aimi und starrte dabei ihre Halbschwester an, die sie immer noch nicht bemerkt hatte, und die Tränen liefen ihr nun herab. „Ich hasse dich…“, wiederholte sie es unter Tränen lauter. Jetzt war es ihr eh egal, ob sie doof angestarrt wurde oder ob sie jemand hörte. Eigentlich war ihr alles egal. „Ich hasse dich, ich hasse dich, ICH HASSE DICH!“

Mit diesen Worten wandte sie sich um und rannte davon, ignorierte, wen sie dabei anrempelte und wie sehr ihre Füße ob der viel zu unbequemen, aber hübschen Schuhe schmerzten. Sie wollte nur noch weg.
 

„W-was war das denn?“, stammelte Tsuyoshi und starrte Aimi entgeistert hinterher. „Hat die mich gemeint?“

„Unwahrscheinlich.“, stellte Yoshiko mit zusammen gezogenen Augenbrauen fest. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mich gemeint hat.“

„Wieso?“, wollte Tsuyoshi als nächstes wissen. Yoshiko sah ihn erneut an, als hätte er nicht alle Tassen im Schrank.

„Du bist echt schwer von Begriff, kann das sein?“, fragte sie mit gepresster Stimme und strich sich die Haare aus dem Gesicht, ohne ihn anzusehen.

„Ja, so langsam glaub ich das auch.“, brummte Tsuyoshi verstimmt. „Was ist hier eigentlich los?“

„Nicht so wichtig.“, beschwichtige Yoshiko ihn halbherzig. „Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich…“ Ohne diesen Satz zu beenden eilte auch sie davon und ließ einen über die Maßen planlosen Tsuyoshi stehen.
 

~
 

Etwas entfernt von dem Tumult saßen fünf Frauen an einem Ramenstand. Einfach nur so, um mal wieder zu quatschen. Was sie ja sonst nie konnten.

„Und wo hast du deinen Kindergarten gelassen?“, wollte Ino von Sakura wissen, die neben ihr saß.

„Größtenteils bei Sasuke. Der bringt alles nach Hause, was weder Genin ist noch Yuki heißt.“, erklärte Sakura. „Und bevor ihr fragt, ja, er macht sowas. Ist ihm außerdem ganz recht, ´ne Zeit lang von dem Rummel hier wegzukommen.“

„Aber es ist doch Narutos Geburtstag!“, warf Ino ganz entrüstet ein. „Da kann er doch nicht einfach abhauen!“

„Putz dir dieses Grinsen von der Backe.“, riet Sakura ihr. „Hinata ist immerhin auch hier.“

„Ja, wohoo, und Tenten und Chiyo auch.“, stellte Ino fest. „Und?“

„Leuten, die dafür sorgen, dass vor meinem Anwesen demnächst rosa Kirschbäume blühen werden, erklär ich nichts mehr.“, brummte Sakura nun und stocherte in ihrer Schüssel rum.

„Bitte was?“, fragte Ino nun verständnislos.

„Tu nicht so. Ich weiß, dass du Sasuke diese Bäume angedreht hat.“, antwortete Sakura gelassen.

„Nein, hab ich nicht.“, widersprach Ino irritiert. „Ich hab gar nicht darauf geachtet, was er da gekauft hat, aber er schien zu wissen, was er wollte…“ Plötzlich kicherten abgesehen von Sakura alle völlig synchron.

„Könntet ihr das bitte lassen?“, fauchte diese. „Themenwechsel! Themenwechsel!“

„Aaaw, sie wird ja ganz rot…“, feixte Ino. „Was ein seltener Anblick…“

„Ino!“, ertönte es da plötzlich von hinter ihnen und die fünf Frauen drehten sich synchron um.

„Oh, Shika-Schatz, was machst du denn hier?“, fragte Ino verwundert.

„Wir haben ein Problem.“, erklärte Shikamaru nur monoton.

„Haben wir das?“, fragte Ino noch verwirrter. „Was ist denn passiert?“

„Aimi ist ausgerastet und weggerannt. Aber ich glaube nur nach Hause. Und Yoshiko ist auch abgehauen.“, berichtete Shikamaru knapp.

„Wieso das denn?“, fragte Ino nun entsetzt und sprang auf. Shikamaru zuckte mit den Schultern.

„Keine Ahnung. Aber es hatte was mit Tsuyoshi zu tun.“

Und während die beiden sich von der Gruppe entfernten, schlug Sakura sich mit der Hand vor die Stirn.

„Ich sollte ihn anleinen…“
 

~
 

„Wo willst du hin?“

„Als ob du das nicht wüsstest.“

„Dann wirst du für meine Beerdigung zahlen?“

„Kaa-san wird dich nicht umbringen.“

„Da wäre ich mir nicht so sicher.“

Die Szenerie war folgende; Yoshiko befand sich kurz vor dem Südtor Konohas und Shikamaru war dagegen gelehnt und hatte auf sie gewartet. Immerhin war er ein kluger Junge und hatte gewusst, dass sie erst einen Rucksack packen und dann verschwinden würde, sodass er genug Zeit hatte, um Ino zu informieren und sie dann aufzuhalten. Er seufzte und ging auf sie zu.

„Gibt es irgendeinen bestimmten Grund für dich abzuhauen, jenseits davon, dass Aimi dich nicht mag?“, fragte er.

„Nicht mögen ist sehr positiv ausgedrückt..“, schnaubte Yoshiko. „Ich mach ihr das Leben schwer und dadurch dir und Ino-san auch.“ Sie holte tief Luft. „Und überhaupt, das interessiert dich doch nicht. Kaa-san und ich sind dir doch egal.“

Shikamaru seufzte genervt.

„Nein, so ist das nicht.“, widersprach er dann. „Lass mich ausreden. Ja, ich habe deine Mutter verlassen. Und ja, ich wusste, dass sie schwanger war. Und ja, ich habe sie für Ino verlassen. Aber sie war mir dabei keine Sekunde lang egal.“

„Ach ja?“, fragte Yoshiko spöttisch. „Das widerspricht sich aber gewaltig…“

„Sie war mir nicht egal, Ino aber auch nicht.“, erklärte Shikamaru weiter. „Sagen wir, ich habe ihr eher zugetraut, allein klar zu kommen als Ino…“

„Und du hast Ino-san mehr geliebt als sie.“, ergänzte Yoshiko. „Schon klar.“

„Das auch.“, bestätigte Shikamaru. „Betonung auf dem mehr. Mehr oder weniger. Egal. Fakt ist, die war mir nie egal, du warst mir nie egal. Ich habe diese Erklärung damals unterschrieben, weil ich kein Recht hatte, es nicht zu tun. Und ich hatte auch nicht das Recht, irgendwie Kontakt mir dir anzufordern.“

„Und du hattest Angst davor, dass Kaa-san dich tötet, wenn du’s versuchst.“, ergänzte Yoshiko schmunzelnd.

„Ja, das auch.“, gab Shikamaru zu. „Egal, jedenfalls, ich hab dich gerne hier. Shikkun soweit ich weiß auch. Und Ino hat auch nichts gegen dich. Aimi ist nur gerade in einer schwierigen Phase, aber ich glaube, sie ist überstimmt.“

Yoshiko seufzte.

„Ja, okay, ich rette dir den Arsch und bleibe hier, schon gut.“

„Gut.“, meinte Shikamaru. „Und, ähm, behalt das bitte alles für dich.“

Daraufhin musste Yoshiko lachen.

„Ja, sicher…“, versicherte sie ihm und fügte dann mit einem spöttischen Grinsen hinzu: „Too-san…“

„Autsch.“
 

~
 

„Aimi?“, rief Ino durch das Haus, kaum dass sie es betreten hatte. „Bist du hier?“

Keine Antwort. Aber das entfernte Schluchzen reichte auch schon. Seufzend eilte Ino die Treppe hinauf und betrat ohne anzuklopfen das Zimmer ihrer Tochter. War auch gar kein Grund zum Klopfen da, immerhin stand die Tür offen.

„Oh mein Gott, Aimi, Schatz, was ist denn passiert?“, fragte Ino besorgt und ging auf Aimi zu, die an ihrem Schreibtisch saß und den Kopf in den Armen vergraben hatte.

„Geh weg.“, brachte diese nur hervor.

„Kann ich leider nicht, tut mir Leid.“, erklärte Ino. „Also los, erzähl schon. Was hat Tsuyoshi so schlimmes gemacht?“

„W-Was?“, fragte Aimi entsetzt und hob den Kopf. Ihre Augen waren geschwollen vom vielen Weinen und die Wimperntusche verlaufen. „W-Woher weißt du…?“

„Tut mir ja sehr Leid, aber ich war auch mal zwölf und unglücklich verliebt.“, belehrte Ino ihre Tochter.

„W-Was?“, wiederholte diese sich und drehte sich nun zu ihrer Mutter um. „Ehrlich?“

„Oh, ja…“, antwortete Ino und lächelte nostalgisch. „Ja, also, als ich so alt war wie du war ich noch in Sasuke verliebt…“

„Uchiha Sasuke?“, fragte Aimi entsetzt. „Sakura-senseis Sasuke?“

„Ja, genau der.“, bestätigte Ino lachend und strich ihrer Tochter sanft über den Kopf. „Aber keine Sorge, das habe ich ziemlich schnell wieder aufgegeben… Aber… Das mit deinem Vater war eine ganz andere Geschichte…“ Sie seufzte und sah nun aus dem Fenster. „Dass wir keine Bilderbuchromanze hatten, kannst dir ja denken. Hätten wir die gehabt, würde es Yoshiko nicht geben. Und daran siehst du auch, dass ich, was deinen Vater angeht, definitiv nicht die erste war…“ Nun lachte Ino erneut bitter. „Gut, ich kannte ihn von meiner Geburt an, wir haben schon gleichzeitig auf derselben Säuglingsstation gelegen, sind definitiv zusammen aufgewachsen, waren in einem Team und so weiter, aber… Egal. Ich war nicht die erste. Oder einzige.“ Sie seufzte erneut.

„Muss man im selben Team sein, um zusammen zu kommen?“, fragte Aimi nun leise. Ino lachte.

„Himmel, nein. Dann würden wir ja aussterben. Es ist einfacher, innerhalb eines Teams zusammen zu kommen, weil die nun mal sehr eng aneinander hocken, aber… Guck dir Naruto und Hinata an. Zum Beispiel. Außerdem…“ Sie grinste nun. „In deinem Fall wäre das mit Tsuyoshi sehr unschön. Inzest ist bah. Und ich habe das komische Gefühl, dass er damit nicht nur bei sich, sondern auch hier ein Familiendrama auslösen würde, ähm, nicht nur auf dich bezogen…“ Sie räusperte sich nun. „Egal, also, allgemeine Tipps, die ich dir geben kann, ähm… Bleib standhaft. Lass dich nicht davon abschütteln, wenn er mal mit ´ner anderen redet. Das heißt nicht, dass du ihn stalken sollst, Himmel, nein, aber… Bleib einfach dran. Sobald du merkst, dass zwischen euch etwas ist, ist da auch was. Und bei deinem Vater und mir hat es dazu gereicht, dass er meinetwegen seine schwangere Frau verlassen hat. Was ich nicht zum Nachmachen empfehlen würde. Ähem. Aber, nur so als Beispiel…“ Nun wandte sie sich zum Gehen. „Oh, und was ich dir noch sagen kann…“, fiel ihr dabei ein. „Männer mögen keine Frauen, die ihnen konstant das Gefühl geben, kleiner, schwächer, dümmer und jünger zu sein. Oder zumindest nicht in deinem Alter. Ich geh jetzt noch zu meinen Freundinnen aufs Fest, du kannst mitkommen, hierbleiben, sonst noch was. Aber wasch dir die Wimperntusche ab.“ Damit war sie schon auf dem Flur, bis sie nach wenigen Sekunden nochmal zurück kam.

„Ach, und Aimi?“, zog Ino die Aufmerksamkeit ihrer nun nicht mehr ganz so verzweifelt wirkenden Tochter auf sich. „Abgesehen von der Wimperntusche siehst du heute Abend toll aus.“
 

~
 

„Ino, da bist du ja wieder!“, wurde diese zehn Minuten später von ihren Freundinnen begrüßt.

„Was hat mein Sohn angestellt?“, wollte Sakura wissen. „Hat er sich in potenzielle Lebensgefahr gebracht? Herzen gebrochen? Leute beleidigt? Soll ich ihn zu Hause einsperren und nur noch an einer Leine ausführen?“

„Nicht ganz.“, antwortete Ino erschöpft und setzte sich wieder. „Aber bläu ihm ein, dass Mädchen ekelig sind, wenn sie nicht Aimi heißen. Das könnte meine Nerven retten. Und meine Würde.“

„Da gibt’s nicht mehr viel zu retten.“, stellte Tenten gelassen fest.

„Tenten, lass sie, ich kenn diese Stimmung.“, mischte sich Sakura ein. „Sie musste gerade eine Mutterrede halten und peinliche Details aus ihrer Vergangenheit auspacken, nicht wahr?“

„Jaah!“, stöhnte Ino und vergrub ihren Kopf in den Armen. „Gott, ist sowas scheiße…“

„Gewöhn dich dran.“, riet Sakura ihr. „Ich hab das mit Sayuri alle paar Wochen wieder…“

„Das ist so ätzend!“, maulte Ino weiter. „Ich meine, nicht dass ich nicht gerne Mutter wäre, aber bisher habe ich mich kaum so verhalten müssen, ich meine… So… Mütterlich! So ‚Ich weiß alles besser als du, weil ich Lebenserfahrung habe!‘-mäßig!“ Sie seufzte erneut. „Los, jammert auch mal. Das könnte mich aufmuntern!“

„Mein Sohn rennt durch die Gegend, beleidigt Leute, lässt sich verprügeln und bricht Mädchenherzen. Und stürzt seine Schwester in eine Persönlichkeitskrise. Oh, aber daran war Makoto natürlich nicht ganz unbeteiligt. Nächste.“, machte Sakura den Anfang.

„Seitdem seine Tochter aus erster Ehe bei uns aufgetaucht ist, hat mein Mann kaum noch Zeit für mich, na ja, doch, aber weniger als vorher, mein Familienleben ist in Gefahr und ich werde mütterlich“, wiederholte Ino sich. „Nächste.“

„Mein Sohn lässt sich beleidigen, verprügelt Leute und stürzt kleine Mädchen in Persönlichkeitskrisen.“, berichtete Tenten. „Und die Familie meines Mannes mobbt mich, ohne, dass er was dagegen tut. Nächste.“

„Kann er gar nicht.“, beruhigte Hinata sie bedrückt. „Ansonsten werdet ihr am Ende noch verstoßen, so wie ich. Und Naruto-kun hat auch keine Zeit mehr für mich, und wenn doch, will er immer nur Sex.“ Sie errötete. „Nächste.“

„Ich fühle mich von meinen Freundinnen ausgeschlossen, weil es in meinem Leben nichts gibt, worüber ich mich beschweren könnte.“, erzählte Chiho. „Meine Kinder benehmen sich, und auch wenn ich weiß, dass ich für meinen Mann auf ewig nur zweite Wahl sein werde, sehe ich nicht ein, mich darüber zu beschweren. Früher hat er mich nämlich fast komplett ignoriert. Und solange er das nicht wieder tut, bin ich zufrieden.“

Hinata, Ino und Tenten starrten sie verblüfft an.

„Die Einstellung gefällt mir irgendwie.“, bemerkte Sakura.

„Das heißt, wir sollen uns mit Dingen zufrieden geben, die uns nicht passen?“, fragte Ino verdutzt.

„Das hört sich so gar nicht nach dir an.“, stellte Tenten fest. Sakura seufzte.

„Ich weiß. Aber… Ich weiß auch nicht, irgendwie, also…“ Sie räusperte sich. „Ihr hattet doch die Wahl, oder? Tenten, du wusstest, die der Hyuugaclan drauf ist…“

„Ja, ich hatte total die Wahl.“, schnaubte Tenten. „Und die Wahrscheinlichkeit, dass ich je mit seinem Clan zu tun haben würde war in diesem Moment, in dem ich natürlich noch das für und wieder einer jeden Entscheidung habe abwiegen können, war auch groß genug, um in Betracht gezogen zu werden…“

„Okay, okay, sorry.“, entschuldigte Sakura sich. „Du warst in einer Ausnahmesituation, ja, sicher, okay. Aber davor und danach hätte dir das eigentlich klar sein müssen, oder? Ino, du wusstest sehr wohl von Yoshikos Existenz und damals hat es dich trotzdem nicht gestört und komm mir jetzt nicht damit an, dass du nicht damit gerechnet hast, dass sie je bei euch auftauchen wird. Zählt nicht. Und Hinata, du hast dir denken können, dass Naruto als Hokage sehr beschäftigt sein wird… Also…“

„So funktioniert das nicht, Sakura.“, widersprach Tenten ihr ruhig. „Ja, wir alle haben dies vorher gewusst, ja, uns allen geht es heute besser, aber nein, wir hatten definitiv keine Wahl. Na ja…“ Sie schielte zur Seite. „Ino hatte die.“

„Hör auf, mich zu dissen, nur weil meine Vergangenheit nicht so dramatisch ist wie deine!“, fauchte Ino.

„Hört auf, euch wegen uralter Streitereien anzuzicken.“, ging Sakura dazwischen. „Okay, vielleicht ist es nicht so einfach, wie ich sage… Ach, egal. Wir sollten aufhören, uns über unsere dramatischen Schicksale zu definieren.“ Sie lachte auf.

„Bin ich für.“, stimmte Chiho ihr hastig zu. „Sowas ist echt armselig…“
 

~
 

Ich glaube, wir sind jetzt endgültig in den Pärchen drin. Oh, ja, und wie.

Die Gespräche am Ende waren handlungsrelevant. Foreshadowing und so.

Der Kampf war nicht so random, wie er aussah. Ehrlich nicht. Der war wichtig, einself!
 

Dies ist das zweitlängste Kapitel, was ich je geschrieben und das längste, was ich je veröffentlicht habe. Jegliche Beschwerden bezüglich der maßlosen Länge bitte umgehend an Linni. Die ich ganz furchtbar lieb habe. Mindestens genauso lieb wie Schokopüppchen, damit die sich jetzt nicht gedisst fühlt. Na ja, aber eigentlich lieb ich ja eh alle, die das hier noch lesen… Uuuuuh, ich jammere schon wieder XDDDD
 

PS: ‚Oh‘ kam in diesem Kapitel 46 mal alleinstehend vor. Yay

Unwillkommen

Es war ein verheißungsvoller, grauer Nachmittag Anfang November.

Unser Augenmerk liegt zunächst auf einem alten Mann, der mit grimmiger Miene vor dem Nordtor Konohas stand und zu den Kagenköpfen hinaufblickte. Dann strich er sich grimmig eine Haarsträhne zurück unter seine Mütze, die, wie so ziemlich alles an seiner Kleidung, darauf schließen ließ, dass er aus wesentlich kälteren Gegenden stammte. Dann war sein innerer Kampf ausgefochten, die Neugier siegte, und er betrat zum ersten Mal seit einunddreißig Jahren wieder besagtes Dorf.
 

Dort sah er sich erstmal leicht desorientiert um. In den letzten einunddreißig Jahren hatte sich einiges getan, sodass er sich erst einmal orientieren musste. Aber wenigstens wurde er nicht von irgendwelchen unfreundlichen Typen mit komischen Augen aufgehalten. Das war ein Fortschritt.

Brachte ihn allerdings auch nicht weiter, da er ja immer noch nicht wusste, wonach genau er eigentlich suchte.

Da fiel ihm plötzlich ein kleines Wachhäuschen neben ihm auf, aus dem ihn zwei missgelaunt wirkende Frauen beobachteten.
 

Diese beiden unglücklichen Gestalten waren Ino und Tenten, die sich aufgrund der angekündigten Devise ‚Unser Dorf soll schöner, äääh… Sicherer werden!‘ als zwar nicht mehr aktive, aber dennoch fähige Ninjas dafür eingetragen hatten, tagsüber Wache zu halten und verdächtige Gestalten davon abzuhalten, das Dorf zu betreten. Und weil gerade die beiden sich ja so furchtbar lieb hatten, lief dieser Nachmittag für sie absolut wunderbar.

Und das obwohl dies die erste Gelegenheit für sie war, sich über die potenzielle Gefahr eines Besuchers du streiten. Und damit wollten sie auch gerade anfangen, als der alte Mann von selbst zu ihnen hinüber kam.

„Entschuldigen Sie bitte.“, sprach er die beiden an. „Kennen Sie sich hier einigermaßen aus?“

„Ich denke schon.“, antwortete Ino. Nachdem man dreißig (minus nullkommafünf) Jahre in ein und demselben Dorf gelebt hatte, sollte man dies wohl tun.

„Gut, ähm…“ Er räusperte sich verlegen. Diese Aktion war dumm, sinnlos und Zeitverschwendung. Aber jetzt war er schon mal hier. „Kennen Sie zufällig eine Fukada Sakura?“

„Fukada?“, fragte Ino. „Ne, nie gehört. Du?“, wandte sie sich an Tenten. Diese schüttelte den Kopf.

„Natürlich, natürlich…“, murmelte der Mann, mehr zu sich selbst. „Sicher, das sind Kunoichi, die kennen sie natürlich nicht… Obwohl… Was wenn…“ Er räusperte sich erneut. „Und… Wie sieht es mit einer… Haruno Sakura aus?“ Auf diese Frage hin schwiegen Ino und Tenten und warfen sich skeptische Blicke zu. Diese missdeutend fuhr der Alte fort. „Nicht in Ihrer Profession natürlich, Gott bewahre… Aber ich dachte… Na ja… Sie dürfte eigentlich nicht schwer zu übersehen sein, ähm… Normalerweise sollte sie rosa Haare haben…“

„Ist ja gut, ist ja gut, wir kennen sie.“, unterbrach Tenten den Alten behutsam.

„Und was genau wollen Sie von ihr?“, fragte Ino und musterte mit verengten Augen seinen unter der Mütze versteckten Haaransatz.

„Sie lebt?“, fragte der Alte erstmal überrascht.

„Gestern war sie noch ziemlich lebendig, ja.“, erinnerte sich Ino schnippisch.

„Und heute morgen schien sie auch noch kein Zombie zu sein.“, fügte Tenten hinzu, die langsam auch so eine Ahnung hatte, wen sie da vor sich hatte.

„Also wirklich…“, murmelte der alte Mann vor sich hin. „Gut, und wo kann ich sie finden?“

„Hören Sie...“, begann Tenten bemüht gefasst. „Ich glaube nicht, dass es so gut für Ihre Gesundheit wäre, wenn Sie sie aufsuchen würden…“

„Und wenn sie auch nur entfernt verwandt mit der Person sind, für die wir sie halten, würde es mich nicht wundern, wenn dabei auch noch einiges zu Bruch geht.“, ergänzte Ino unverblümt. „So im Sinne von Knochen, Häusern, dem ganzen Dorf…“

„Danke, ich kann ganz gut auf mich aufpassen.“, versicherte der Mann den beiden naserümpfend. „Und wo finde ich sie nun?“

„Na, im Uchihaanwesen.“, schnaubte Ino.

„Sollen wir sie hinbringen?“, bot Tenten an. „Ich wohne in der Gegend…“

„Du willst ja nur die Show sehen…“, murmelte Ino grimmig, während Tenten triumphierend grinste. Der alte Mann musterte sie währenddessen skeptisch.

„Nein, tun Sie nicht.“, stellte er dann nüchtern fest.

„Wie bitte?“, fragte Tenten verdutzt.

„Sie wohnen definitiv nicht in der Gegend.“, erklärte der Mann ihr. „Leute wie sie sind dort unerwünscht.“

„Ha, ha.“, machte Ino mit einem fiesen Grinsen an Tenten. Diese atmete tief durch.

„Entschuldigen sie vielmals, dass ich diese Karte ausspiele, aber mein Name ist Hyuuga Tenten und ich glaube, ich weiß besser als sie, wo ich wohne.“, brachte sie schließlich sehr gepresst hervor. Der Mann schnaubte.

„Sie sind doch keine Hyuuga!“

„Angeheiratet.“, erklärte Tenten.

„Ich wusste doch schon immer, dass dieser Clan vor die Hunde geht…“, stellte der alte Mann fest. „Egal, Uchihaanwesen, sagen Sie?“

„Ja.“, antworte Ino knapp und hielt Tenten unauffällig davon ab, sich auf den Alten zu stürzen und ein paar ihrer fiesesten Waffen in ihn zu versenken. Fies im Sinne mit Wiederhaken, Zacken, komischen Winkeln und für die verschiedensten Körperöffnungen gedacht. Und vergiftet. Sowieso. „Finden sie dort alleine hin?“

„Ja, ja, sicher.“, versicherte der alte Mann ihr. „Vielen Dank für Ihre… Hilfe.“ Damit wandte er sich ab und ging davon, während er sich eine unkooperative rosa Haarsträhne zurück unter die Mütze strich.

„Reg dich ab, Tenten.“, sagte Ino nun zu ihrer Irgendwiefreundin. „Wenn du willst, lass ich dich auch früher gehen, damit du dir ansehen kannst, was Sakura von ihm übrig gelassen hat. Denn wir haben ihn gerade definitiv in den sicheren…“

„…Und verdienten!“, fuhr Tenten dazwischen. Ino verdrehte die Augen.

„Und verdienten Tod geschickt, genau.“
 

~
 

Sakura hatte schlechte Laune.

So richtig schlechte.
 

Es war Samstag, folglich war es Putztag, und da es Putztag war, musste sie putzen.

In diesem Fall fegte sie das Laub vor dem Haus auf. Und sie mochte Fegen nicht. So gar nicht.

Nasses Laub war ekelig, man bekam davon Rückenschmerzen und morgen wäre das Stückchen Straße, was sie fegte, sowieso wieder voller Laub.

Und da soll nochmal einer behaupten, das Dorf hätte zu wenig Bäume..
 

Überhaupt sah sie gar nicht ein, wieso sie, die sie doch auch noch Abendessen würde kochen müssen, überhaupt beim Putzen mitmachen sollte... Wofür hatte sie denn sieben Kinder?

Dafür, dass die alle ständig auf Missionen waren und so unsinnigen Tätigkeiten nachgingen wie Geld verdienen?

Pffh...
 

Noch dazu wurde sie definitiv alt. In jüngeren Jahren hatte ihr das Fegen definitiv weniger Rückenschmerzen bereitet. Und sie hatte auch vollkommen beschwerdelos ihren langen, geflochtenen Zopf tragen können, sogar mit Jadering zum Leute Verhauen unten dran. Jetzt bekam sie davon Kopfschmerzen.
 

Ja, man konnte sagen, Sakuras Laune hatte ihren Tiefpunkt erreicht. Was ja an sich schon ein schlechtes Zeichen war. Oh. Ja...
 

Und weil sie gerade so in Gedanken vertieft war, bemerkte sie auch nicht, wie ein sehr irritiert wirkender, älterer Herr einige Meter von ihre entfernt zwischen all den verlassenen Uchihahäusern stehen geblieben war und sie anstarrte.

Das heißt, sie bemerkte es schon, aber etwas verspätet und auch nur, weil sie so unglaublich gute Instinkte hatte. Ha, ha.

Und gerade als sie sich aufrichten, lächeln und ihn fragen wollte, wie sie ihm denn helfen könne, erblickte sie die Haarsträhne, die unter seiner Mütze hervor gerutscht war.

Eine rosa Haarsträhne.

Heller als ihre eigenen, aber immer noch rosa.

Sie starrten sich einige Sekunden lang an.

„S-Sakura?", fragte der Mann dann schließlich, ziemlich dämlich wenn man bedachte, wie viele etwa dreißig Jahre alte Frauen mit rosa Haaren es im Uchihaviertel gab.

„Verschwinde.", war Sakuras liebenswerte Antwort darauf. Kurz, knapp, eindeutig. Garniert mit dem passenden Mörderblick, der selbst gestandene Dienstälteste ihrer Profession dazu verleitete, subtil das Weite zu suchen.

Leider fehlinterpretierte ihr Vater dies.

„Also bist du es wirklich!", rief er nämlich aus. „Du lebst tatsächlich und bist hier, ihr dachte schon, diese beiden Kunoichis hätten dich verwechselt... Was weiß ich wie die jungen Frauen sich hier die Haare färben."

„Verschwinde.", wiederholte Sakura sich. In ihrem Inneren brodelte es.

„Ist ja gut, ich weiß ja...", setzte ihr Vater an, wesentlich gelassener, als es ihr lieb war. Wenn sie schon so drauf war, sollte man gefälligst auch vor ihr erzittern. Dass er dies nicht tat, regte sie nur noch mehr auf. „Ich bin Schuld, ja... Daran, dass du... Dass du..." Er sammelte sich und sah sich bedauernd um. „Ich meine, mit meiner Unterstützung hättest du es als Kunoichi ja wenigstens versuchen können! Du wärst wohl nie wirklich gut geworden, aber... Immerhin müsstest du dann nicht als Putzfrau bei den Uchihas arbeiten!"

Daraufhin starrte Sakura ihn entgeistert an. Wie konnte er es wagen? Wie konnte er?

„Verschwinde!", fauchte sie ein drittes Mal. „Hau ab! Komm mir nie wieder unter die Augen! Fall von mir aus tot um, aber bring mich nicht dazu, einen wunderbar intakten Besenstil an dir zu verschwenden!"

„Aber...", warf der Mann nun ein. „Aber wie redest du denn mit mir? Ich bin doch..."

„Was bist du? Was bist du?", schrie Sakura, warf den Besenstil beiseite und packte ihren Vater nun am Kragen und hob ihn hoch. Im Alter war er wohl etwas kleiner geworden. „WAS BIST DU DENN AUßER DER MANN, DER EINE SCHWANGERE FRAU OHNE PERSPEKTIVEN ALLEIN ZURÜCKGELASSEN HAT? WAS BIST DU, AUßER MEIN ERZEUGR, DER DREIßIG JAHRE LANG NICHTS VON SICH HAT HÖREN LASSEN? WAS BIST DU, AUßER...-"

„Sakura!" Jemand packte sie an der Schulter. Mehr aus Reflex ließ sie ihren Vater fallen, drehte sich um und wollte der Person hinter sich einen ihrer Felsen zertrümmernden Kinnhaken verpassen, allerdings sah Sasuke den Schlag kommen und wich rechtzeitig aus, sie immer noch an den Schultern festhaltend. Einige Sekunden lang funkelten sie sich wütend an, da sah Sakura plötzlich über seine Schulter.
 

Im Eingang standen alle sechs Kinder, die gerade zu Hause waren, und starrten sie verängstigt an. Alle. Ausnahmslos. Sayuri hatte den weinenden Satoshi auf dem Arm und Hiroshi versteckte sich hinter Tsugumis Beinen, die ganz vorne stand.

Ach ja, fiel Sakura da ein. Ihre Kinder hatten sie nie richtig wütend erlebt, geschweige denn, wie sie auf Fremde losging. Was sie ja auch nicht so häufig tat.

Und da war noch etwas, was ihr auffiel; an sich wussten ihre Kinder doch auch gar nicht, wie wütend sie werden konnte. Und was sie da alles anstellen konnte. Sicher, sie hatten den Kampf mit Sasuke gesehen, aber was war das schon gewesen?

Und bei all ihren resoluten Erziehungsmethoden war es auch nie wirklich nötig gewesen, jemanden derartig laut anzubrüllen, wie sie es eben bei ihrem Vater getan hatte, kein Wunder also, dass die Kinder jetzt Angst vor ihr hatten…
 

Sie seufzte schwer und sah Sasuke nun resigniert an.

„Darf ich vorstellen? Dein Schwiegervater. Mach mit ihm, was du willst…“, sagte sie dann und eilte an ihm vorbei zu ihren Kindern, die fast synchron einen Schritt zurückwichen, bevor Sakura in die Knie ging, den immer noch heulenden Satoshi auf den Arm nahm und die verschüchterten Kinder anlächelte.

„Alle ist gut.“, sagte sie mit ruhiger Stimme. „Ich schrei schon nicht mehr…“

„Wer ist das?“, fragte Sayuri leise.

„Anscheinend unser Großvater mütterlicherseits.“, antwortete Tsugumi. „Sie hat ihn ihren Erzeuger genannt.“

„Ich dachte, der ist tot, wie der Rest unserer Großeltern.“, bemerkte Tsuyoshi beiläufig. Mittlerweile waren die Kinder wieder einigermaßen entspannt, wie Sakura peripher bemerkte.

„Ja, das hoffte ich auch.“, antwortete sie grimmig.

„Was hat der denn so schlimmes gemacht?“, wollte Hiroshi wissen, der sich hinten an Sakuras Hose festhielt. Sakura zögerte.

„Er… Hat deine Oma alleine gelassen, als sie mit mir schwanger war.“, erzählte sie dann. „Ganz einfach so. Und dann musste Oma mich alleine großziehen, wir hatten kaum Geld und sie konnte mir auch nicht dabei helfen, Ninja zu werden.“ Sie seufzte schwer. „Und überlegt mal, wie viel ihr können würdet, wenn Papa und ich euch nicht geholfen hätten, aber… Das ist nebensächlich. Er hat sich die ganzen dreißig Jahre kein einziges mal gemeldet, oder irgendwie Geld gezahlt oder überhaupt etwas gemacht, was mit seiner Frau und seiner Tochter zu tun hatte. Ich habe ihn eben zum ersten Mal gesehen. Und eure Oma… Hat… Das nie so ganz verkraftet, und… Ach, egal…“ Ihre Stimme war nun brüchiger geworden und sie ging schneller. Immerhin wartete ein Abendessen auf sie und sie konnte ihre Kinder doch nicht länger warten lassen…

Selbige beschlossen derweil stumm, ihre Mama lieber nicht mehr nach sowas zu fragen.
 

~
 

„Was war das denn?“, war derweil das erste, was der unerwünschte Erzeuger vor dem Anwesen von sich gab.

„Das war die harmlose Version ihrer wütenden Tochter.“, erklärte Sasuke. „Wenn ich das richtig verstanden habe.“

„Ja…“, antwortete der Ältere. „Das haben Sie wohl.“ Sasuke verzog die Mundwinkel spöttisch. War ja eigentlich auch nicht zu überhören gewesen.

Aus Höflichkeit half er seinem Schwiegervater auf die Beine, der sich den Rücken rieb.

„Ist alles okay?“, fragte Sasuke dann noch.

„Ja, sicher, kommen Sie erstmal in mein Alter… Ähem.“ Er sah sich irritiert um. „Sie schienen ziemlich vertraut eben, behandeln sie alle ihre Angestellten so?“

Bitte?“, schnaubte Sasuke amüsiert. „Angestellte?“

„Ja, sicher.“, begann Sakuras Vater, der sich dringend mal vorstellen sollte, und sah Sasuke irritiert an. „Immerhin hat sie hier gefegt und was sonst sollte jemand wie sie hier tun?“

Sasuke zuckte mit den Schultern.

„Keine Ahnung, aber letztes Mal, als ich nachgesehen habe, waren wir glaub ich verheiratet…“

„Moment!“, verlangte der Ältere nun und sah sich verwirrt um. „Ich befinde mich hier im Uchihaviertel, nicht wahr?“

„Nicht wirklich ein Viertel, aber ja.“, antwortete Sasuke, dessen Augenbrauen hochschnellten in der Erwartung eines nicht sonderlich erfreulichen Gespräches.

„Und, auch wenn es hier irgendwie sehr leer geworden ist, Sie sind ein Uchiha, nicht wahr?“, fuhr der rosahaarige Mann nun fort. Als Antwort deutete Sasuke auf den Reißverschluss seiner Weste, der die Form eines Uchihazeichens hatte. Spezialanfertigung. „Und seit wann genau heiraten Uchihas Zivilisten? Noch dazu Zivilisten mir rosa Haaren?“

Sasuke zuckte mit den Schultern.

„Die Zeiten ändern sich eben.“

„Ja, das sieht man irgendwie.“, bemerkte sein Schwiegervater. „Zu meiner Zeit hätte es hier definitiv nicht so ausgesehen…“

„Zu ihrer Zeit hätte man sie hier auch gar nicht erst reingelassen.“, ergänzte Sasuke, der eine Art inneren Kampf austrug. Einerseits wäre es definitiv nicht gut für ihn, Sakura, die Psyche ihrer Kinder und das Anwesen, wenn er sein Gegenüber hereinbitten würde. Andererseits war er Sakuras Vater. Sein Schwiegervater. Der Großvater ihrer Kinder…

„Haben Sie es weit bis nach Hause?“, fragte er um der höflichen Konversation Willen.

„Kann man wohl sagen.“, antwortete der immer noch namenlose Mann. „Ich komme aus Kumo.“

„Oh.“, machte Sasuke. Das war günstig. „Dann… Müsste ich sie ja eigentlich reinbitten…“

„Eigentlich schon.“, bestätigte der Rosahaarige. „Allerdings wird Sakura davon wohl nicht sonderlich begeister sein und wenn ich das alles richtig interpretiere, wäre es meiner Gesundheit auch nicht sonderlich zuträglich…“ Er blickte sich verstohlen um. „Ist sie wirklich Kunoichi?“

„Jonin.“, bestätigte Sasuke. „S-Rank. Beraterin des Hokagen. Die zweit- bis drittstärkste Person im Dorf, die stärkste Frau. Wahrscheinlich auf dem ganzen Kontinent, aber das haben wir nie ausprobiert.“

„Fühlen Sie sich da nicht von Ihrer Frau überschattet?“, fragte sein Schwiegervater irritiert. „Also, ich könnte das ja nicht…“ Sasuke schnaubte nur.

„Wie denn?“, wollte er wissen. „Wir sind so ziemlich gleichrangig.“ Außerdem war er berühmter. Nicht auf eine Art, auf die man stolz sein konnte, aber immerhin. „Ich denke übrigens, dass sie problemlos mit reinkommen können. Vor den Kindern wird sie Ihnen nichts antun und falls sie’s versucht, bin immer noch ich da.“

Nach diesem ungewöhnlichen Redeschwall, hey, besondere Situationen erfordern nun mal besondere Maßnahmen, drehte Sasuke sich einfach um und ging. Sein Schwiegervater folgte ihm unauffällig.

„Mein Name ist übrigens Haruno Fuji.“, stellte er sich vor. „Und ich kann mir nicht helfen, aber Sie erinnern mich an jemanden…“

„Ach ja?“, fragte Sasuke monoton.

„Ja… Ich kannte zwar nicht viele ihrer Familienmitglieder, aber den natürlich… Außerdem gehörte er zu denen, die mich nicht ins Dorf reinlassen wollten, ähm… Fu… Fuba… Fugu…“

„Uchiha Fugaku.“, half Sasuke ihm auf die Sprünge. „Mein Vater.“

„Ernsthaft?“, fragte Fuji nun höchst überrascht. „Na, dann haben Sie sich aber gut gehalten. Und die kurzen Haare stehen Ihnen auch viel besser…“

„Nein.“, unterbrach Sasuke ihn, dessen Stimmung sich nun dem allgemeinen Klima angepasst hatte. „Das war mein Bruder. Als ich geboren wurde, waren sie schon längst weg.“

„Oh.“, kommentierte Fuji dies. „Und… Was ist aus all diesen Leuten geworden?“

„Tot.“, erklärte Sasuke knapp.

„Ja, was auch sonst…“, murmelte Fuji mehr zu sich selbst. Mittlerweile waren sie an der Küchentür angekommen, von der aus sie einen guten Blick auf Sakura am Herd und sämtliche Kinder hatten, die lammfromm und ohne einen Laut von sich zu geben am Tisch saßen.

„Sakura?“, begann Sasuke. Seine Frau drehte sich um und verengte die Augen bedrohlich.

„Irgendwie hab ich das kommen sehen.“, stellte sie fest, während sie ihren Vater fixierte.

„Sakura, er ist den ganzen Weg von Kumo aus hier her gekommen.“, erwiderte Sasuke gelassen.

„Wie schön dass er dazu nach dreißig Jahren endlich mal die Zeit gefunden hat.“, antwortete Sakura und knallte dabei einen Stapel Teller auf den Tisch. Sayuri sprang sofort auf, um sie zu verteilen und Yuki eilte derweil zur Besteckschublade.

„Tsugumi, hol bitte noch einen Stuhl.“, trug Sakura ihrer Ältesten auf, die sich augenverdrehend fügte.

„Und er wird hier übernachten.“, fuhr Sasuke fort.

„Wie schön, dass du das alles schon beschlossen hast.“, kommentierte Sakura.

„Es ist immerhin mein Haus.“, rechtfertigte Sasuke sich, ohne den gelangweilten Tonfall zu ändern.

„Zur Hälfte. Und ich denke, die mit den freien Zimmern sollte…“, begann Sakura, aber Sasuke unterbrach sie.

„Nein, es gehört ganz mir. Da ihr Vater eindeutig darauf verzichtet hat, kann Natsuki nichts erben.“

„Woher wisst ihr denn, dass er darauf verzichtet hat?“, fragte Tsugumi, die mit dem zusätzlichen Stuhl zurückgekehrt war. „Habt ihr ihn vor seinem mysteriösen Ableben gefragt?“

„Sagen wir, er hat seine Absichten vorher sehr klar gemacht.“, speiste Sasuke dies ab.

„Aber…“, setzte Tsugumi an, doch Sakura unterbrach sie.

„Sei still, die Erwachsenen unterhalten sich.“

„Wieso eigentlich?“, fragte Sasuke. „Du scheinst dich ja damit abgefunden zu haben…“ Dabei beäugte der die Menge an Tellern, die auf dem Tisch standen.

„Meine gute Erziehung verbietet es mir auch, einen Gast abzuweisen.“, erklärte Sakura bissig und Fuji sah plötzlich sehr unbehaglich drein.

„Vielleicht sollte ich doch lieber…“, setzte er an, aber auch er durfte nicht ausreden.

„Nichts da.“, fuhr Sakura nämlich dazwischen und knallte eine Schale mit Reis auf den Tisch. „Wie gesagt, meine Erziehung.“

„Wie… Wie geht es ihr eigentlich?“, fragte Fuji nun leise.

„Tot.“, war Sakuras knappe Antwort. „Seit fünfzehn Jahren.“

„Oh…“, machte ihr Vater kleinlaut und sah zu Boden. „Und ich dachte, als Zivilistin wäre sie einigermaßen sicher…“

„Giftgas.“, erläuterte Sakura gepresst. „Gerade Zivilisten wurden davon getroffen.“

Fuji seufzte.

„Wo, ähm… Wo liegt sie begraben?“, fragte er.

„Was interessiert dich das?“, schnappte Sakura und stellte nun die Platte mit Fleisch auf dem Tisch ab, bevor sie sich setzte und Hiroshi schon mal das Fleisch klein… hackte.

„Ich kann Ihnen die Stelle morgen zeigen.“, bot Sasuke an, sie ignorierend.

„Danke.“, sagte Fuji

„Mama, ich möchte das Fleisch nicht trinken.“, erinnerte Hiroshi seine Mutter und besah traurig die sehr kleinen Stücke, die sie davon übrig gelassen hatte.

„Beschwer dich nicht.“, ermahnte seine Mutter ihn. „Yuki konnte in deinem Alter schon selber schneiden.“

„Ich auch!“, erboste Tsugumi sich.

„Von mir aus.“, erwiderte Sakura desinteressiert und begann nun, zu essen.

„Ihr seid Drillinge, oder?“, fragte Fuji derweil an Tsuyoshi gewandt, der neben ihm saß.

„Äh… Ja?“, antwortete Tsuyoshi, nicht sicher, wie er mit seinem Großvater umgehen sollte. Oder ob er überhaupt mit ihm reden durfte.

„Aber ihr seid die einzigen Mehrlinge, oder?“, fragte Fuji weiter. „Nicht, dass ihr nicht schon genug wärt, aber sowas ist bei uns in der Familie selten. Ich zum Beispiel habe zweimal Drillinge und einmal Zwillinge… Es war richtig ungewöhnlich, dass eure Mutter und ihr Bruder Einzelgeburten waren…“

„Du hast zehn Kinder?“, fragte Hiroshi mit vollem Mund, was man ihm in der angespannten Atmosphäre einfach durchgehen ließ.

„Mit wie vielen Frauen?“, schnaubte Sakura, ohne von ihrem Essen aufzusehen.

Peinliche Stille erfüllte den Raum.

„Die… Letzten acht alle mit derselben…“, antwortete Fuji zögerlich.

„Also hast du fröhlich deine schwangere Frau sitzen gelassen und dich direkt weiter vermehrt?“, fragte Sakura bissig.

„Nein, nein, so… War das nicht…“, widersprach er seiner Tochter.

„Haben die zehn Kinder alle rosa Haare?“, wollte Hiroshi wissen, der sowieso nicht verstand, worüber die Erwachsenen redeten.

„Nein, mein allererstes Kind, Shin, euer Onkel, hatte keine rosa Haare sondern braune, wie seine Mutter.“, antwortete Fuji mit einem traurigen Lächeln. „Aber der ist gestorben, lange bevor du auf der Welt warst.“

„Und haben deine Kinder auch schon Kinder?“, fragte der kleine weiter. „Die auch rosa Haare haben?“

„Na ja, sie haben nicht alle richtig rosa Haare.“, erzählte sein Opa. „Ein paar haben auch gemischte Haare, was eigentlich häufiger vorkommt als so rosa Haare wie deine.“ Er sah sich um. „Wenn ich genauer darüber nachdenke hätten die meisten von euch eigentlich eher lila als schwarze Haare haben müssen.“

Ein husten war zu hören, als Sakura sich an ihrem Reis verschluckte, während Sasuke seinen Schwiegervater für seine Verhältnisse entgeistert ansah.

„Stimmst du mir jetzt zu, dass wir nicht noch mehr Kinder brauchen?“, fragte Sakura, als sie sich erholt hatte. Sasuke nickte nur.

„Müssen wir das verstehen?“, fragte Tsugumi, die schon gar nicht mehr mit einer befriedigenden Antwort rechnete.

„Nein.“, kam es auch nur von ihrer Mutter. „Das einzige, was ihr müsst, ist den Tisch abräumen und ins Bett gehen.“

„Aber es ist gerade mal sieben Uhr!“, protestierte Tsuyoshi.

„Und bis ihr alle fertig seid, wird es mindestens zehn sein.“, ergänzte Sakura. „Also, husch, husch, macht hin!“
 

~
 

Es war nicht zehn, aber zumindest halb neun, als Sakura Hiroshi zum dritten Mal ins Bett gebracht hatte und sich nun zu ihrem Gatten und ihrem Vater zurück in die Küche gesellte.

„Das Gästezimmer ist fertig.“, berichtete sie, als sie auf den Herd zuschritt. „Das erste, wenn du durch diese Tür auf den Flur gehst.“ Dabei deutete sie auf eben die Tür, durch die sie gerade gekommen war, neben dem Herd und auf der anderen Seite des Raumes als die, die vom Eingang hineinführte. „Auch einen Kräutertee?“

„Gerne.“, war Fujis Antwort darauf. Je später es geworden war und je weniger Leute sich im Raum befunden hatten, desto unbehaglicher hatte er gewirkt. Da war auch Sasuke keine sonderlich große Hilfe gewesen, der in der Zwischenzeit still darüber debattiert hatte, ob er sein Bettzeug lieber gleich auf die Couch verlagern sollte oder nicht.

Wenige Minuten später stellte Sakura wenig liebevoll Becher mit dampfendem Kräutertee vor den beiden Männern ab und setzte sich auf den Stuhl neben Sasuke.

„Ich frage dich noch ein letztes Mal; was willst du hier?“, fragte sie dann an ihren Vater gewandt, der ihnen gegenüber saß.

„Ich… Weiß nicht so genau…“, murmelte dieser und starrte in seinen Becher. „Mich… Überkam einfach so der Impuls, nach dir zu suchen…“

„Oh, wie schmeichelhaft.“, schnaubte Sakura. „Und hast du den die letzten dreißig Jahre über mit dir selber ausdiskutiert oder dich einfach nur verlaufen?“

„Ich glaube… Ich sollte dir das vielleicht von Anfang an erklären.“, stellte Fuji fest.

„Ach, du willst mir deine Lebensgeschichte erzählen?“, prustete Sakura. „Na, das ist ja mal was Neues. Normalerweise kriegen die immer andere zu hören…“

„Ja, so kann man es sagen, meine Lebensgeschichte…“, murmelte Fuji nun wieder einmal mehr zu sich selbst. „Würdest du mich sie erzählen lassen?“, fragte er dann und sah Sakura zum ersten Mal in die Augen. Diese wandte den Blick ab.

„Beeil dich aber, ich muss morgen früh mit meinem Team trainieren.“, riet sie ihm mürrisch.

„Also… Ich… Schulde dir wohl eine Erklärung…“, begann er zaghaft.

„Dafür, dass du meine Mutter und mich sang- und klanglos im Stich gelassen hast? Oh, ja, allerdings. Und das auch nicht erst seit gestern.“

„Ja…“, seufzte er. „Ich… fange wohl besser ganz am Anfang an…“

„Das bietet sich bei solchen Gelegenheiten irgendwie an, ja.“

„Du… Machst es mir nicht gerade… Einfach.“

„Das hast du auch nicht verdient.“

„Hör dir erst seine Geschichte an, bevor du urteilst.“, mischte sich Sasuke nun ein.

„Oh, das halte ich gar nicht für nötig.“, schnappte Sakura. „Ich kenne die Geschichte; er lernt eine junge, hübsche Frau kennen, schwängert sie, obwohl sie in einer Branche arbeitet, in der das ein absolutes no-go ist, schleppt sie mit in das nächstbeste Ninjadorf, wovon sie absolut keine Ahnung hat und deswegen vollkommen auf ihn angewiesen ist und als ihm dann alles zu viel wird verschwindet er auf Nimmerwiedersehen und lässt seine vollkommen aufgeschmissene und innerlich zerbrochene Frau zurück, danke, das weiß ich alles schon.“

„Ja, das kann man so sagen…“, bestätigte Fuji und starrte betrübt in seine Teetasse. „Aber… Von meiner Seite aus… War noch ein wenig mehr dahinter.“

Sakura wollte gerade zu einer erneuten spitzen Bemerkung ansetzen, da bemerkte sie den Blick, den Sasuke ihr zuwarf, und begnügte sich damit, die Augen zu verdrehen.

Fuji nahm währenddessen einen Schluck Kräutertee, erstarrte plötzlich und starrte seine Tasse betrübt an. Dann seufzte er schwer und begann seine Erzählung.

„Also… Wie du ja sicher weißt, begann im Jahr siebzehn der große, Länderübergreifende Krieg…“

„Nein.“, fiel Sakura ihm ins Wort. „Der begann im Jahr sechsundvierzig.“

„Bitte?“, fragte Fuji verstört. „Das… Kann doch nicht sein, ich meine…“

„In Kumo ist die Zeitrechnung vielleicht anders.“, fuhr Sasuke dazwischen. „Wir rechnen hier ja von dem Jahr an, in dem Konoha gegründet wurde…“

„Ja, genau, Kumo ist jünger als Konoha.“, bestätigte Fuji hast. „Also… Zumindest brach halt Krieg aus… Und… So ziemlich am Anfang… Wurde das Anwesen meiner Familie angegriffen, alles stand in Flammen… Da… Bin ich geflogen, ich… Wollte weg von alledem… Deswegen… Bin ich durch Zivillistendörfer gezogen, und…“ Er seufzte schwer und nahm einen weiteren Schluck von dem Tee, der ihn eben offenbar erstaunt hatte. „Da habe ich dann deine Mutter kennengelernt.“ Er schmunzelte traurig. „Eigentlich war das eine furchtbar peinliche Geschichte, aber na ja…. Das… gehört nicht hierher.“ Er räusperte sich. „Also… Ich lernte also deine Mutter kennen… Und na ja, du kennst die Geschichte ja sicher, und als sie dann schwanger wurde, musste sie ihre Ausbildung abbrechen und hat dann in einem Hotel als Mädchen für alles, oder sowas in der Art, angefangen, bis ihr der Bauch zu sehr im Weg war… Ja… Ich habe natürlich auch gearbeitet, als Bauarbeiter, das kriegt man als Ninja ja noch einigermaßen hin… Also… Wir waren… Glücklich in dieser Stadt, bis schließlich… Auch sie niedergebrannt wurde und wir… Abermals ohne Heimat dastanden und uns ein neues Dorf suchen mussten. Deswegen… Reisten wir weiter bis nach Konoha… Auf dem Weg dorthin wurde dein Bruder geboren.“ Er machte eine kurze Pause und trank einen weiteren Schluck Tee. Seine Augen wurden mit der Zeit immer glasiger. „Ja… Zum Glück, kann man sagen, ansonsten hätten uns diese Männer… Äh… Wohl kaum in das Dorf reingelassen… Ja.“ Er holte tief Luft. „Und so lebten wir nun also hier, in Konoha, wo ich wieder als Ninja tätig sein konnte, ich behauptete einfach, aus einem vom Krieg gänzlich zerstörten, kleineren Dorf zu stammen… Konoha hatte sich im Krieg bisher einigermaßen neutral verhalten, war also einigermaßen sicher, bis… Suna angegriffen hat. Vollkommen aus dem Hinterhalt und unerwartet und unehrenvoll und alles. Mitten in der Nacht, die Zivillisten konnten gar nicht schnell genug fliehen… Und so… Ist dein Bruder… Mit nur sieben Jahren umgekommen.“ Er nahm einen weiteren Schluck Kräutertee, allerdings viel seinen beiden Gegenübern durch aus auf, dass seine Augen feucht und seine Stimme gebrechlicher geworden war. Schließlich fuhr er mit etwas festerer Stimme fort. „Das war… Wenige Tage nachdem deine Mutter herausgefunden hat, dass sie ein weiteres Kind erwartet… Dich… Und sie sagte, dass sie dich gerne eine Ninjaausbildung machen lassen würde, damit du… Dich später mal verteidigen kannst…“ Seine Stimme brach wieder und er stützte nun den Kopf mit den Händen auf dem Tisch ab. „Ich… Ich konnte das einfach nicht mehr, ich… Wollte nur noch weg, weg vom Ninjadasein, weg vom Krieg, weg von alledem… Deine Mutter… Konnte das nicht verstehen, und… Sie hätte auch die Flucht nicht geschafft… Und… Wenn… Wenn ich doch nur nicht… Wenn ich…“ Tränen rannen ihm nun übers Gesicht. „Sie… Megumi… Sie könnte noch leben!“ Er schluchzte weiter vor sich hin. Sasuke und Sakura verharrten reglos auf ihren Plätzen, Sasuke starrte ihn mit ausdruckslosem Gesicht an, Sakuras Blick war eine Spur härter geworden. So ließen sie ihn eine Weile vor sich hin schluchzen, bis er sich wieder einigermaßen gefasst hatte und fortfahren konnte.

„Kumo war mittlerweile aus dem Krieg ausgetreten, ich kehrte also zurück nach Hause… Einige meiner Familienmitglieder hatten das Feuer… Und… Den Rest des Krieges überlebt, bei ihnen kam ich unter… Und… Heiratete die Frau, die mir seit meiner Kindheit versprochen war, Meimi, wir… Sind glücklich, zusammen, aber…“ Seine Stimme zitterte erneut. „Du… Du musst wissen, dass ich… nie stolz darauf war, was ich getan habe. Nie. Und… Ich… Ich…“ Er hielt kurz inne, wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht und erhob sich. „Kann ich zu Bett gehen?“

„Wieso bist du hier?“, fragte Sakura unverblümt. „Wieso bist du hierher gekommen, wo du doch dachtest, ich sei tot?“

Überrascht hielt Fuji inne. Dann zog er etwas aus seiner Hosentasche.

„Man hat mir diesen Brief geschickt. Anonym. Keine Ahnung, wieso… Und… Da hat mich… Die Neugier gepackt… Gute Nacht.“ Damit verließ er die Küche, während Sakura fassungslos auf den Zettel in ihrer Hand starrte.
 

~
 

Ihre Tochter lebt. Sie ist in Konoha.
 

„Ich verstehe nicht, was er damit bezweckt!“, regte Sakura sich auf, wedelte mit dem Zettel in der Hand herum und lief im Schlafzimmer auf und ab.

„Was meinst du?“, fragte Sasuke, der auf dem Bett saß und gerade seine Weste ausgezogen hatte.

„Na, diesen Brief!“, erläuterte Sakura. „Ich meine, wieso verschickt er sowas?“

„Wer?“, wollte Sasuke wissen. Sakura stöhnte genervt auf, lief zu einem Schreibtisch in der Ecke hinüber, riss eine Schublade auf und pfefferte Sasuke einen weiteren Brief in den Schoß, der diesen stirnrunzelnd entfaltete. Und dann erbleichte.

„Das ist doch…?“

„Das Dokument, was uns bei der Dorfversammlung nicht vorgelesen wurde, genau.“, bestätigte Sakura grimmig.

„Wieso hast du das?“, wollte Sasuke wissen.

„Naruto hat mir eine Vollmacht über alle Aufzeichnungen des Dorfes erteilt und ich war neugierig.“, erklärte sie. „Aber das ist jetzt egal. Fakt ist, auf diesem Brief und diesem Zettel hier ist dieselbe Handschrift. Was sagt und das über denjenigen, der sie verfasst hat?“

„Yasume.“, antwortete Sasuke monoton.

„Genau!“, bestätigte Sakura. „Und das verstehe ich nicht! Wieso sollte er meinen Vater hierher schicken?“

Sasuke zuckte mit den Schultern.

„Vielleicht versucht er es jetzt auf die nette Tour…“

„Nachdem wir seit zwölf Jahren verheiratet sind und sieben Kinder haben? Wohl kaum!“, schnaubte Sakura. „Außerdem… Wenn es eins gibt, was ich über Yasume weiß, dann ist es, dass er weiß. Er weiß verdammt nochmal alles, er wird auch wissen, dass ich mich nicht darüber freuen würde, meinen Vater zu sehen!“

„Vielleicht will er dich einfach nur ärgern.“, war Sasukes nächster Vorschlag.

„So ein Quatsch!“, fauchte Sakura. „Er tut nichts ohne Grund! Ich sag dir, dieser Brief, diese Banditenangriffe auf uns, das alles hat irgendeinen bestimmten Hintergrund!“

„Sicher, er hat dich immer noch nicht aufgegeben.“, stellte Sasuke fest. „Und? Was kann er denn jetzt noch ausrichten?“

„Hm, keine Ahnung, lass mich überlegen…“, begann Sakura empört. „Vielleicht sowas wie unsere Kinder entführen?“

„Und wenn schon.“, schnaubte Sasuke. „Wenn er das macht, ist das eine offizielle Beleidigung, das bedeutet Krieg. Und so bescheuert wird er wohl nicht mehr sein.“

„Genauso wenig würde er so bescheuert sein, unsere Kinder offiziell zu entführen!“, fauchte Sakura. „Du hast doch gesehen, wie das mit Sayuri gelaufen ist, diese Typen hatten den Befehl zu sagen, dass sie aus Kiri kommen, damit er sich mit diesem entzückenden Schreiben aus der Schlinge ziehen kann!“

„Und was willst du machen?“, wollte Sasuke wissen. „Unsere Kinder einsperren, bis Yasume tot ist?“

„Natürlich nicht!“, antwortete Sakura. „Aber…“

„Na dann ist doch klar, was wir machen müssen.“, stellte Sasuke fest.

„Und was bitte?“, fauchte Sakura weiter.

„Dafür sorgen, dass sie sich nicht entführen lassen.“, erklärte er. Sie funkelten sich eine Weile über das Bett hinweg an, dann stöhne Sakura auf und ließ sich auf ihre Seite sinken.

„Weißt du…“, begann sie dann ruhiger. „Manchmal frage ich mich, woher gerade du deinen Optimismus nimmst. Auch wenn es mir darüber manchmal so vor kommt, als wäre dir das alles egal…“ Sie nahm den Jadering aus ihren Haaren und warf ihn auf den Schreibtisch. „Es freut mich also immer wieder zu sehen, dass du dir auch Gedanken darüber machst.“

„Rede nicht mit mir, als wärst du meine Erzieherin, oder so.“, brummte Sasuke unwirsch, während er seine Schlafhose anzog.

„So gefällst du mir fast besser.“, bemerkte Sakura und lachte leise.

„Hn.“

„Aber das, was du heute abgezogen hast, war wirklich nicht okay.“, fuhr sie ernster fort.

„Was willst du machen, mich auf den stillen Flur setzen?“, fragte Sasuke monoton.

„Hör auf, meine Erziehungsmethoden zu dissen.“, erwiderte Sakura in ebenso neutralem Ton. „Außerdem rede ich von meinem Vater.“ Sie war nun komplett umgezogen und schlug die Decke zurück. „Das war echt nicht nett von dir, mir gegenüber.“

„Hör auf, so zu reden.“, knurrte Sasuke und legte sich auf dem Rücken neben sie. „Außerdem solltest du nicht so hart zu ihm sein…“

„Ach, du hast ja keine Ahnung…“, brummte Sakura und drehte sich auf die Seite, ihm den Rücken kehrend. Sie ärgerte sich furchtbar darüber, dass sie nicht einmal mehr halb so wütend auf ihren Vater sein konnte, wie heute Mittag. Darüber, dass seine Geschichte tatsächlich etwas in ihr berührt hatte.

„Stimmt.“, antwortete Sasuke. „Ich würde mich freuen, wenn mein Vater plötzlich vor mir auftauchen würde.“

„Oh, woran liegt das nur…“, schnaubte Sakura nun wieder etwas wütender, aufgrund seines mangelnden Verständnisses. Und sie war lieber wütend, als Mitleid mit ihrem Vater zu haben. Das konnte sie besser.

Eine lange Pause trat ein.

„Ich… Kann ihn verstehen.“, sagte Sasuke dann leise. „Ich weiß, wie es ist, wenn einem alles über den Kopf wächst und man einfach nur… Weglaufen will.“

Sakura lachte bitter.

„Ja, das muss etwas grundliegend männliches sein.“, stellte sie fest. „Ich würde niemals, niemals einfach weglaufen, wenn ich Familie oder Verantwortung zurücklassen würde.“

Sie seufzte. „Ich kann ihm das einfach nicht verzeihen, Sasuke.“

„Er ist dein Vater.“, erinnerte er sie. „Der Großvater unserer Kinder.“

„Das weiß ich.“

„Versuch es wenigstens.“

Er legte von hinten einen Arm um sie und eine Woge der Dankbarkeit durchfuhr sie, dass er sie damit nicht allein ließ.
 

~
 

Am nächsten Morgen ging Fuji dann auch wieder; sein Ziel hatte er erreicht und sonderlich erwünscht war er auch nicht. Außerdem hatte er immerhin eine eigene Großfamilie, um die er sich vielleicht kümmern sollte. Wie versprochen wollte Sasuke im vorher noch zeigen, wo sie, na ja, eigentlich ja er selbst, Sakuras Mutter begraben hatten.

„Also dann…“, begann Fuji die peinlichen Abschiedsworte an seine Tochter. „Vielen Dank für die Gastfreundschaft…“

„Kein Grund zu danken.“, erwiderte Sakura abweisend mit Hiroshi auf dem Arm. Satoshi schlief noch und die anderen Kinder waren alle zum Training gegangen. „Wie gesagt, meine Erziehung.“

„Ja… Also…“ Er räusperte sich. „Ich… Würde mich freuen, dich und deine Familie wiederzusehen… Also… Ihr könnt… Immer zu uns nach Kumo kommen, wenn ihr denn… Wollt…“

„Vielen Dank.“, sagte Sakura steif und eher aus Höflichkeit.

„Also dann… Auf Wiedersehen… Vielleicht.“, beendete Fuji die peinliche Szene und neigte den Kopf leicht zum Abschied. Sakura tat es ihm gleich, allerdings immer noch mit demselben harten Gesichtsausdruck. Dann verschwand ihr Vater zusammen mit Sasuke langsam aus ihrem Blickfeld und sie wandte sich, mit dem ungewöhnlich stillen Hiroshi auf dem Arm, dem Eingang zu, um wieder rein zu gehen.

„Du, Mama?“, fragte dieser dann.

„Was denn, mein Schatz?“, fragte Sakura mit sanfterer Stimme, als es sonst üblich war.

„Gehen wir Opa jetzt mal besuchen?“, wollte der Kleine wissen. Sakura versteifte sich sofort wieder.

„Nein!“, stellte sie dann klar.

„Aber…“, setzte Hiroshi an.

„Nein!“, wiederholte seine Mutter und beschleunigte ihre Schritte.

Schmollend schob der Fünfjährige die Unterlippe vor.

So schnell würde er nicht aufgeben…
 

~
 

O_O omfg, es ist fertig oO‘
 

Ja, gut, soviel zu Sakuras gar nicht dramatisierten Familiengeschichte. Hust, hust. Und dabei hab ich noch gar nicht von ihrer liebreizenden Verwandtschaft angefangen…

Zu Hause bei den anderen Harunos (1)

Erst in ANL5 wichtige Anmerkung: So toll der Raikage auch sein mag, er ist alt. Und das schon im Manga, der ja 15 Jahre vor ANL spielt. Und weil wegen Coolness und so ist aktuelle Raikage Yugito, die Tante mit dem Zweischwänzigen Viech, welche ein paar Panels lang vor den sog. Unsterblichen weggerannt ist, allerdings dabei verantwortungsbewusster wirkte als Killerbee, das rappende, achtschwänzige Viech. Der ist allerdings ihr Berater, also das, was Sasuke und Sakura von Naruto sind. Und das, was im Manga Yamanaka- und Aburame-Typ von Danzou sind. Genau.
 


 

„Da bist du ja endlich.“

Mit diesen besonders herzlichen Worten begrüßte Sakura Natsuki, als diese am Nachmittag desselben Tages nach Hause kam.

„Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“, war Natsuki ebenso herzliche Antwort darauf.

„Opa war da!“, erzählte Hiroshi ihr strahlend, der sie, wie jeden Neuankömmling, den er seit mindestens einer Stunde kannte, auf Kniehöhe umarmt hatte. Natsuki sah ihn entgeistert an.

„Und mir haben sie immer gesagt, er wäre tot…“, stellte sie verstört fest und sah Sakura fassungslos an.

„Ja, das haben wir auch alle gehofft.“, erwiderte Sakura immer noch sehr herzlich.

„Bitte was?“, fragte Natsuki nun nach. „Ich hör wohl nicht richtig!“

„Ach, wieso denn nicht?“, erwiderte Sakura schnippisch. „Glaubst du, ich freue mich, nach dreißig Jahren die Person zu sehen, die meine Mutter in eine lebenslange Persönlichkeitskrise gestürzt hat?“

„Moment…“, verlangte Natsuki jetzt. „Oh, oh Gott, ach ja, du hast ja auch Eltern…“

„Dachtest du, wir reden von deinem Großvater?“, wollte Sakura wissen. „Oh, bitte, wenn der nicht tot wäre, käme ich mir ziemlich verarscht vor. Aber so richtig.“

„Und ich erst.“, antwortete Natsuki. „Dann hättet ihr mich völlig umsonst um mein Erbe betrogen.“

„Na, nicht so ganz, oder?“, schnaubte Sakura. „Ich meine, ob da jetzt einer mehr oder weniger tot ist…“ Sie fuhr sich fahrig durch die Haare. „Hör mal, könntest du für’n Stündchen auf Hiroshi und Satoshi aufpassen? Ich hab was zu erledigen…“
 

~
 

„Du hast eine Menge zu erklären.“, wurde Sakura von ihrer besten Freundin begrüßt, als sie ihren Blumenladen betrat.

„Ach ja?“, antwortete sie missgelaunt. „Was denn?“

„Wieso…“, begann Ino, krempelte sich die Ärmel hoch, stemmte die Hände in die Hüften und kam um den Tresen herum. „War dein Gatte heute Morgen bei mir und hat Blumen gekauft, die er dann vor dem Laden einem gewissen Mann mit rosa Haaren in die Hand gedrückt hat?“

„Hat er?“, fragte Sakura. „Arschloch…“

„Und noch viel mehr interessiert mich Folgendes.“, fuhr Ino fort. „Wieso war dieser rosahaarige Mann überhaupt noch am Leben?“

„Täusche ich mich oder hattest du schon mal was mit ihm zu tun?“, fragte Sakura skeptisch.

„Oh, ja, er hat Tenten und mir gestern den Tag… Etwas interessanter gemacht.“, erzählte Ino. „So im Sinne von dass ich sie nur damit beruhigen konnte, dass der Typ eh nie wieder lebend aus Konoha kommen würde, aber hey, kann es sein, dass du irgendwie was von deinem Temperament verloren hast?“

„Nein, nur von dem Bedürfnis, alles zu töten, was mir quer kommt.“, erklärte Sakura, wandte sich ab und schlenderte zwischen den Auslagen umher. „Mal ganz abgesehen davon, dass mein werter Gatte das Töten von Familienmitgliedern nicht gutheißt, ich meine Kinder nicht unnötig traumatisieren will, er die Anstrengung gar nicht wert ist und ich die Sauerei am Ende hätte wegmachen müssen…“

„Ah ja.“, kommentierte Ino dies. „Und… Was wollte er von dir? Er hat nämlich sehr direkt nach genau dir gefragt, weißt du?“

„Oh, sich davon überzeugen, dass ich tatsächlich noch lebe.“, erzählte Sakura und betrachtete nun eine Vase voller rosa Blumen näher. „Und mir seine Lebensgeschichte erzählen.“

„Und?“, fragte Ino und trat nun hinter ihre Freundin. „Irgendwelche neuen Erkenntnisse?“

„Er ist ein Arschloch.“, antwortete Sakura matt. „Und nah am Wasser gebaut. Und er bringt mein ganzes Familienleben durcheinander. Und er ist wieder verheiratet.“

„Hat er sich überhaupt je von deiner Mutter scheiden lassen?“, fragte Ino verblüfft. „Ich meine, so offiziell?“

„So offiziell ging das damals noch nicht.“, erinnerte Sakura sie. „Erinnerst du dich? Revolution und so?“

„Ja, da war was.“, erwiderte Ino munter. „Aber wie konnte er dann nochmal heiraten?“

„Ich glaub kaum, dass er groß herum posaunt haben wird, was er die letzten acht Jahre so getrieben hat, als er nach Hause gekommen ist.“, schnaubte Sakura.

„Na, dann wird er jetzt einiges zu erklären haben, was?“, stellte Ino schadenfroh fest. „Wo wohnt er überhaupt?“

„Kumo.“, antwortete Sakura monoton. „Zusammen mit seiner Frau und seinen acht weiteren Kindern.“

„Moment…“, verlangte Ino. „Acht weitere Kinder? Mit dir also neun?“

„Wie schön, dass du noch rechnen kannst.“, schnaubte Sakura. „Und jetzt noch meinen verstorbenen Bruder dazu und du hast sie alle.“

Zehn Kinder?“, fragte Ino entgeistert. „Himmel, und ich dachte ihr beide seid mit euren sieben schon verrückt, aber zehn?“

„Na , mir bekannt sind zehn.“, differenzierte Sakura. „Wer weiß, was er noch so alles in seiner Freizeit getrieben hat…“

„Na bravo.“, kommentierte Ino. „Und, hat er sonst noch was gesagt?“

„Dass wir ihn gerne besuchen kommen dürfen.“, schnaubte Sakura abfällig.

„Uuuh, mach das mal.“, riet Ino ihr. „Das könnte unglaublich lustig werden. Vor Allem für seine neue Frau.“

„Wir sollten echt mit sowas aufhören.“, schmunzelte Sakura. „Da fällt mir ein, mit deinem Familienleben alles in Ordnung?“

„Sicher, so sehr, wie meine Kinder gegenwärtig außer Haus sind.“, antwortete Ino achselzuckend. „Ihr nehmt sie ja ganz schön hart ran, was? Die Chuuninexamen sind doch erst wieder im Januar…“

„Eben.“, brummte Sakura. „Und gut, dass du mich daran erinnerst, ich muss dafür noch einiges vorbereiten…“

„Inwiefern?“, wollte Ino skeptisch wissen.

„Oh, du wirst schon sehen.“, winkte Sakura ab. „Und acht von diesen Kamelien, bitte.“

„Sträuße mit geraden Zahlen sehen aber scheiße aus.“, widersprach Ino.

„Es ist ja auch nicht nur einer.“, erwiderte Sakura. „Es sind zwei; einer mit fünf, einer mit drei.“

„Sag das doch.“, spottete Ino, suchte die hübschesten aus dem Strauß heraus und reichte sie Sakura.

„Was macht das?“, wollte diese wissen und kramte nach ihrem Geldbeutel. Ino überlegte kurz.

„Für psychisch arg mitgenommene beste Freundinnen geht’s heute mal aufs Haus.“

Sakura verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

„Danke, du mich auch.“
 

~
 

Das Grab von Sakuras Mutter war damals schlicht gehalten worden; ein Stein, auf dem jemand ihren Namen geritzt hatte und unter dem eine Urne begraben war, wie es im Feuerland nun einmal üblich war. Das ganze war in den am wenigsten lädierten Wäldern westlich des Dorfes an einem kleinen Fluss positioniert worden, der überwiegend für Zivillistengräber genutzt wurde.

Sakura kam hierher, so oft sie konnte, schaffte es aber meistens nicht öfter als einmal im Monat. Normalerweise kam sie hierher, legte einen kleinen Strauß Kamelien ab, einen großen hätte ihre Mutter nicht gewollt, und zündete ein Räucherstäbchen an, nachdem sie die Blätter oder wahlweise auch den Schnee vom Grabstein entfernt hatte.

Heute allerdings war das nicht mehr nötig, da der Grabstein völlig frei war.

Was angesichts der Tatsache, dass es November war und es schon im Dorf mehr Blätter als Boden gab, irgendwie sonderbar wirkte.

Als noch verstörender empfand Sakura allerdings das Bündel Immergrün, welches vor dem Stein lag. Als gute Kunoichi mit einem Gedächtnis für im Nachhinein unwichtige Details wusste sie natürlich, was Immergrün, oder auch Vinca, bedeutete; Erinnerung. Sie biss sich auf die Lippen.

Da hätte er genauso gut Vergiss mein nicht nehmen können, die hatte ihre Mutter immerhin lieber gemocht…

Sie seufzte tief, fuhr sich durch die Haare, schaffte es dann jedoch, ein Lächeln aufzusetzen.

„Hallo, Mama.“, begann sie. Anfangs war sie sich immer ein bisschen komisch vorgekommen, mit dem Grab ihrer Mutter zu sprechen, aber mittlerweile fand sie es eher befreiend. Nur heute nicht.

„Wie ich sehe… Hattest du heute schon Besuch, was?“ Sie seufzte. „Ja, er ist nach dreißig Jahren dann doch mal hierher gekommen… Du… Bist jetzt bestimmt sehr glücklich, nicht wahr? Ich weiß doch, wie gerne du ihn noch einmal sehen wolltest… Ja…“, sie fuhr sich beschämt durch die Haare. Zumindest durch die, die nicht in ihren Zopf gepasst hatten. „Es… Tut mir Leid. Ich weiß, ich hätte ihn vielleicht freundlicher aufnehmen sollen… Dir zu Liebe… Aber… Ich… Konnte einfach nicht…“ Sie senkte den Blick. „Ich… Kann ihm einfach nicht verzeihen, was er dir angetan hat…“ Sie kniete sich nun vor das Grab, legte den größeren Strauß Kamelien ab und pfriemelte ein Räucherstäbchen und Streichhölzer aus ihrer Tasche hervor. „Jedenfalls freue ich mich für dich, dass er wirklich hier war. Nun… Ich muss dann auch wieder gehen, die Drillis kommen bald vom Training und Yuki dürfte auch langsam Schulschluss haben…“ Sie erhob sich wieder. „Bis bald dann, Mama…“
 

~
 

Das zweite Grab, welches Sakura aufsuchte, war gänzlich anders. Auf dem Hügel oberhalb des Dorfes gelegen, mit prachtvollem Stein aus weißem Marmor, noch recht frisch und außerdem für zwei Leute gedacht. Und vor Allem wurde es häufiger besucht als das ihrer Mutter. Shizune kam jeden Tag her. Naruto alle paar Tage. Immerhin arbeitete er nur fünf Minuten Fußweg weit weg, da ließ sich das eher einrichten als für Sakura, die etwa so häufig hierher kam wie zu dem Grab ihrer Mutter, und nicht zu vergessen zahllose Dorfbewohner, die ihrer alten Hokage regelmäßig noch ihren Respekt zollen wollten.

Der Besuch hier fiel Sakura um einiges leichter; hier musste sie sich zumindest nicht verstellen.

„Stell dir vor“, begann sie, während sie vor dem Grabstein kniete und die Schnecke finster anstarrte. „Mein Vater hat es gewagt hier aufzutauchen. Einfach so. Um zu gucken ob ich tatsächlich noch lebe.“ Sie schnaubte ärgerlich. „Und er hat mich für eine Putzfrau gehalten, eine Putzfrau!“ Sie raufte sich die Haare. „Sei froh, dass wir deine Leiche verbrannt haben, ansonsten müsstest du dich jetzt wohl im Grabe rumdrehen… Entschuldige bitte. Jedenfalls… Kannst du dir das vorstellen? Er kommt vorbei, ohne Ankündigung, hält mich für eine Putzfrau, und Sasuke bittet ihn auch noch rein und lädt ihn dazu ein, bei uns zu übernachten! Ich meine, okay, sicher, er… Kann nicht verstehen, wie ich meinen eigenen Vater hasse kann, aber… Das sind doch vollkommen andere Umstände! Ach, ich krieg davon noch graue Haare! Na ja, oder auch nicht. Du hast immerhin dafür gesorgt, dass sie eh keiner sehen würde, aber… Egal! Und das tollste kommt ja erst noch; mein Vater hat uns zu sich nach Hause eingeladen! Das ist ja wohl die Höhe! Und jetzt ist zumindest Hiroshi von der Idee hin und weg, und du weißt ja, wenn der sich was in den Kopf gesetzt hat…“ Sie seufzte. Zögerte einen Moment. „Mein… Vater hat uns seine Lebensgeschichte erzählt.“, fuhr sie dann fort. „Und… Ich weiß, das ist bescheuert, und er ist immer noch ein absolutes Arschloch und egal, was ihm widerfahren ist, oder wie sehr er es jetzt bereut, es ist immer noch unverzeihlich, was er getan hat, aber… Wie er da so wie ein Häufchen Elend vor mir gesessen hat… Ich… Ich hatte fast… Mitleid mit ihm…“ Sie schwieg kurz, schüttelte dann energisch den Kopf und stand auf. „Fast! Und da siehst du mal, was aus mir geworden ist; was soll ich denn jetzt machen?“ Sie fuhr sich erneut durch die Haare. Oder eher den Pony. „Und das alles nur“, fuhr Sakura leicht säuerlich fort, „Weil du dir zu fein warst, einen wunderbaren, regulären Tod an Altersschwäche zu sterben! Das war so egoistisch von dir! Ehrlich! Und das nur wegen diesem bescheuerten Ehrgefühl deiner Generation, pah!“ Sie wandte sich energisch um. „Bis demnächst!“, verabschiedete sie sich aufgebracht und ging nun davon, den kleineren Strauß Kamelien und ein weiteres Räucherstäbchen am Grab ihrer ehemaligen Meisterin zurücklassend.
 

~
 

Dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war, wusste Sakura, sobald sie das Haus betreten hatte. Grund Nummer eins; es war ruhig. Zu ruhig für die Unmengen an Schuhen die im Eingang lagen und darauf hindeuteten, dass in der anscheinend doch recht langen Zeit, die sie an den Gräbern verbracht hatte, die gesamte Familie zu Hause eingetrudelt war. Grund Nummer zwei; die Schuhe standen in Reih und Glied, als wären sie hier beim Schuhmilitär. Was zwar eine lustige Vorstellung, aber unglaublich verdächtig war, da normalerweise jeder der hier ankam, seine Schuhe möglichst weit voneinander entfernt in irgendeine Ecke warf und dann so kunstvoll wie möglich über den dadurch entstandenen Berg hinwegsprang und gleichzeitig vor einer keifenden Sakura flüchtete. Grund Nummer drei; es roch nach Essen. Gekochtem Essen. Und ihr fiel spontan niemand außer sich selbst ein, der es freiwillig auf sich nehmen würde, für versammelte Mannschaft zu kochen. Sasuke konnte zwar, tat dies aus erziehungstechnischen Gründen äußerst selten, ob Natsuki dies auch konnte, wusste Sakura nicht so recht uns Sayuri würde sich das gar nicht erst trauen.

Sie wusste also ziemlich sicher, dass etwas in der Luft lag, als sie langsam über das kurze Stück Flur in die Wohnküche ging und hineinspähte.

Der Anblick war fast so schockierend wie der der Schuhe am Eingang. Dort saßen die Kinder, allesamt, ruhig und ordentlich am Tisch, mit lammfrommen Mienen, die weder ein Wässerchen trüben, noch einer Fliege was zu Leide tun konnten. Abgesehen von Natsuki, die mit verschränkten Armen und überkreuzten Beinen ebenfalls am Tisch saß und grimmig vor sich hin starrte, wie sie es immer Tat, wenn gerade wieder über die Familiengeschichte gelogen wurde.

Und Sasuke stand am Herd und produzierte etwas nach Essbarem Riechendes.

„Okay, wer seid ihr alle und was habt ihr mit meiner Familie gemacht?“, begrüßte Sakura alle Anwesenden skeptisch und sah in die Runde. „Ist das hier ein Genjutsu? Seid ihr alle Doppelgänger? Hat jemand euch allesamt einer Gehirnwäsche unterzogen? Haben wir schon den ersten April?“

Und schon allein die unbehaglichen Blicke, die ihre Kinder daraufhin austauschten, reichten, um ihr endgültig zu versichern, dass hier etwas sehr, sehr faul war.

„Dass ist ihre Art, Rücksicht auf dich zu nehmen.“, erklärte Natsuki ihr schnaubend und wurde dafür erstmal von allen Seiten entsetzt angestarrt. „Was denn?“, fragte sie dann und hob abwehrend die Hände. „Keine Sorge, ich verrate euren Plan schon nicht…“

„Was für ein Plan?“, wollte Sakura nun wissen und schätzte schnell die Situation ein; wenn hier etwas geplant wurde, dann steckten die Kinder auf jeden Fall mit drin. Und so wie es aussah, war Sasuke nicht nur daran beteiligt, sondern auch der Kopf des Ganzen. Und ihrer Verstimmung zur Folge war Natsuki dagegen, wodurch Sakura, egal was nun kommen mochte, zumindest schon mal eine Verbündete hatte.

Und sie hatte noch nicht einmal fertig gedacht, da ertönte auch schon die Antwort.

„Wir wollen so lange nichts mehr Essen, bis wir zu Opa gehen!“, platzte es nämlich aus Hiroshi heraus.

„Du Idiot!“, entfuhr es Tsugumi und sie versuchte, Hiroshi unterm Tisch zu treten, traf dabei allerdings ungefähr alle anderen, da seine Beine zu hoch über dem Boden baumelten.

„Außerdem gilt das doch erst ab morgen!“, erinnerte Tsuyoshi ihn.

Sakura rang in der Zwischenzeit um ihre Fassung und stierte ihren Mann finster an, der sich zur Unterhaltung nicht einmal umgedreht hatte.

„So, in den Hungerstreik wollt ihr also?“, fragte sie dann mit zuckersüßer Stimme. Die Kinder am Tisch erstarrten ängstlich, Hiroshi verschwand mit den Worten, er müsse ganz dringend aufs Klo und Natsuki rückte unauffällig ein wenig vom Tisch weg.

„Und wer hat euch auf diese unglaublich tolle Idee gebracht?“, wollte sie als nächstes wissen, hatte den Blick allerdings immer noch nicht von Sasukes Rücken gewandt. Na ja, irgendwie schon, da er sich jetzt umdrehte und eine Schüssel mit Reis auf den Tisch stellte.

„Guck nicht so, du machst den Kindern Angst.“, forderte er sie monoton auf und erwiderte den Blick.

„Wenn sie sich gegen mich verschwören, haben sie das auch verdient.“, stellte Sakura fest. „Dir kann ich ja leider keine Angst mehr machen.“

„Doch, könntest du.“, widersprach Natsuki ihr. „Und zwar mit jeder anderen Reaktion.“

„Schauspielern war noch nie meine Stärke.“, erwiderte Sakura darauf nur.

„Hör schon auf damit.“, forderte sie Sasuke nun auf und verschränkte die Arme. „Ich bin eh im Recht.“

Ach ja?“, fauchte Sakura und stemmte die Arme in die Hüften. Sayuri nahm sicherheitshalber den sehr desinteressierten Satoshi zu sich auf den Schoß, der allerdings eher damit beschäftigt war, seinen Teller zu pieken als Angst vor seinen Eltern zu haben, und hielt ihm die Ohren zu, was sie damit büßte, dass er nun in ihrem Gesicht rumpiekte.

„Ja, bin ich.“, erwiderte Sasuke gelassen. „Die Kinder wollen ihren Opa kennenlernen.“

„Nun, sie kennen ihn schon, er hat sich vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden hier vorgestellt.“, erwiderte Sakura.

„Du weißt, was ich meine.“

„Und es ist geschmacklos.“, steuerte Natsuki zur Auseinandersetzung bei.

„Danke, dass wenigstens du mich verstehst.“. sagte Sakura an Natsuki gewandt. Diese zuckte nur mit den Schultern.

„Hey, ich mochte dich eh immer schon lieber und außerdem würde ich auch nicht gerne was mit meinen Eltern zu tun haben…“

„Das ist was ganz anderes.“, meinte Sasuke an sie gewandt. „Außerdem sind sie beide tot.“

„Na ja, ihre Mutter nicht unbedingt, oder?“, gab Sakura zu bedenken.

„Ist mir egal, ich bin mein ganzes Leben ganz gut ohne sie ausgekommen und habe nicht das Bedürfnis, dies zu ändern.“, erklärte Natsuki. „Und dir dürfte es mit deinem Vater wohl genauso gehen.“

„Exakt.“, stimmte Sakura ihr zu, ohne auf die schamlos verglichenen Situationen einzugehen. „Für mich war es schon eine Zumutung, dass er überhaupt hier aufgetaucht ist, und jetzt wollt ihr mich da auch noch hin schleifen, damit ich mir ansehen kann, wie toll sein Leben doch ohne meine Mutter und mich geworden ist?“

Die übrig gebliebenen Kinder warfen sich über den Tisch bedrückte Blicke zu.

„Sakura, wenn du nicht mit willst, bitte, dann geh´ ich mit den Kindern halt allein da hin.“, erwiderte Sasuke. „Nur falls es dir nicht aufgefallen ist; die Einladung war in erster Linie an dich gerichtet, er ist deinetwegen hier aufgetaucht, etwas spät, ja, aber er war hier!“

„Und ich wünsche mir immer noch, er wäre nicht hier gewesen.“, knurrte Sakura. „Und ich werde meine Kinder garantiert nicht zu ihm schicken!“

„Aber sie wollen zu ihm!“, widersprach Sasuke weiterhin. „Sakura, er ist ein Teil ihrer Identität, willst du ihnen das wirklich vorenthalten?“

Ein freudloses Lachen ertönte am Tisch.

Das war jetzt heuchlerisch, Onkelchen.“, stellte Natsuki fest.

„In der Tat.“, bestätigte Sakura finster.

Sasuke verdrehte die Augen.

„Der Unterschied ist doch, dass dieser Teil ihrer Identität greifbar ist. Er war hier, verdammt!“, wich er aus.

„Oh, der andere Teil ist ebenso greifbar. Und war auch so ziemlich genau hier.“, bemerkte Natsuki bissig, allerdings so leise, dass wohl nur Sasuke sie gehört hatte.

„Der Unterschied wovon?“, fragte Tsugumi laut, wurde aber von ihrer Mutter übertönt.

„Na, eben!“, erboste diese sich. „Er war hier, sie haben ihn kennen gelernt, Kinder, das war euer Opa, der eure Oma hat sitzen lassen und sich fröhlich ein neues Leben in Kumo aufgebaut hat, yay, hätten wir den Teil eurer Identität geklärt, weiter im Text!“

Diese Ankündigung wurde von Sasuke mit störrischem Schweigen, Natsuki mit einem triumphierenden Grinsen und den Kindern mit verstohlenen und bedrückten Blicken aufgenommen.

Eine Weile sagte niemand etwas. Dann stand Sayuri auf, gab Satoshi an ihre Schwester weiter und ging scheu auf ihre Mutter zu, die immer noch mit in die Hüften gestemmten Armen vor dem Tisch stand.

„Mama?“, fragte sie leise.

„Was ist, Schatz?“, antwortete Sakura, unwirscher, als sie eigentlich wollte.

„Na ja…“, begann sie und sah auf ihre Füße. „Also… Wir wollten nicht, dass du dich so aufregst, aber… Papa hat schon Recht…“ Sie holte tief Luft. „Wir… wollten Opa schon gerne besuchen gehen… Weil… Na ja, er ist unser Opa, oder? Und… Papa hat… Recht, wir… Wollen gerne so viel über unsere… Identität erfahren, wie… Möglich…“ Fürs Protokoll; im Hintergrund ließ Natsuki ein Schnauben hören, welches, ein paar Volumeneinheiten höher, die Stimmung gekillt hätte. Allerdings ließ Sayuri sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen. „Und… Na ja, du hast doch gesehen, wie sehr Hiroshi sich gefreut hat, dass sein Opa dieselbe Haarfarbe hat, oder?“, fuhr sie nämlich, nun wesentlich sicherer, fort. „Ich meine, weißt du noch, wie er am Anfang in der Vorakademie gehänselt wurde, weil er rosa Haare hat? Bei dir sind sie ja irgendwie respekteinflößend, aber bei einem kleinen Jungen… Und… Es würde ihm doch gut tun, zu sehen, dass da noch mehr Jungs sind, die rosa Haare haben, oder? Und so wie Opa sich angehört hat… Mal ganz abgesehen davon…“

„Schon gut, schon gut…“, stöhnte Sakura und ließ sich auf den Stuhl vor ihr sinken, endgültig geschlagen, von Sayuris Argumentation und den Blicken, die sich die anderen Kinder währenddessen zuwarfen. Allerdings funkelte sie Sasuke dabei immer noch an.

„Aber zwischen uns beiden“, begann sie nun an ihn gerichtet. „Das war echt unfair, Schatz.“

Sasuke fielen bei diesem Kosenamen fast die Stäbchen aus der Hand. Von den weiblichen Wesen am Tisch, ja, inklusive Natsuki, ertönte ein Kichern.

„Och, was denn, Sasuke-kun?“, fragte Sakura mit ihrer zuckersüßen Stimme weiter. Wenn sie sich schon geschlagen gab, dann aber auch ehrenvoll. Na ja, so Art. „Dir ist schon klar, dass die Sache damit nicht erledigt ist, oder? Ich meine, du hast unsere Kinder gegen mich aufgestachelt, Hase, das kann ich doch so nicht auf mir sitzen lassen…“ Sie machte eine Kunstpause, während Sasuke sie finster anstierte, allerdings mit einer gewissen Verunsicherung in den Augen. Oh, diese Kosenamenanfälle hatte sie seit der dritten Schwangerschaft nicht mehr gehabt, das war ungut…

„Was willst du?“, fragte Sasuke, und nur, wenn man ihn schon so lange kannte und in so vielen Lebens- und Gemütslagen erlebt hatte, wie Sakura es in den zweiundzwanzig Jahren, die sie sich kannten, hatte, konnte man aus seinem Ton eben jene oben geschilderte Verunsicherung heraushören, die sich langsam in Panik verwandelte.

„Och, Schnuckel, ich will nur wissen, wie du dir das vorgestellt hast, weißt du?“, fuhr sie fort. „Ich meine, uhm, wir beide sind Senseis und werden hier gebraucht, und du hast uns den Scheiß eingebrockt, du kommst mit, außerdem sind bald Chuuninprüfungen, und auch wenn dein Team die ohne Probleme schaffen sollte, meins würde ich dafür gerne noch ein wenig trainieren, und überhaupt, braucht Naruto seine Berater nicht auch gelegentlich mal? Ich meine, unser wievielter Urlaub wird das dieses Jahr?“

„Alles schon erledigt.“, erwiderte Sasuke, der so aussah, als würde er gegen einen starken Würgreiz ankämpfen. „Naruto braucht uns in nächster Zeit nicht und fürs Training steckt er Shikkun in Shikamarus Team, während sich Kiba um deins kümmern wird.“

„Womit die wunderbare Ordnung à la ‚Eltern dürfen ihre Kinder nicht Unterrichten‘ sich nun endgültig verabschiedet.“, schnaubte Sakura. „Dann wirst du auch mit der beleidigten Ino reden und Hinata besänftigen, wenn sie ihre Kinder kaum noch sehen, Liebling?“

„Das macht Naruto.“, brachte Sasuke dazu heraus. „Der die Aktion vollkommen unterstützt.“

Sakura verengte die Augen. Ja, sicher. Naruto unterstützte das natürlich. Wenn sie abgelehnt hätte, wäre er wahrscheinlich auch nochmal vorbeigekommen und hätte auf sie eingeredet, ob er und Sasuke nun wussten, dass sie Sakuras Standpunkt eh niemals würden verstehen können oder nicht. Obwohl, vielleicht hätte Hinata ja den Anstand besessen, Naruto davon abzuhalten, die war immerhin auch nicht gerade auf gutem Fuß mit ihrem Vater…

„Und wie werden wir dahin kommen?“, wollte Sakura wissen. „Hast du wieder vor, die Kleinen einfach zu tragen, durch Gebirge, die um diese Jahreszeit verdammt kalt sein dürften? Außerdem ist Kumo wesentlich weiter weg als dieses Ferienhaus, äh… Schnuffel.“

„Langsam wird der Witz alt.“, schnaubte Sasuke.

„Oh.“, machte Sakura darauf hin und zuckte mit den Schultern.

„Mama!“, beschwerte Tsugumi sich. Sakura verdrehte die Augen.

„Ist ja schon gut, aber meine Frage ist damit immer noch nicht beantwortet.“, schnaubte sie nun beleidigt.

„Natsukis Vögel fliegen uns.“, erklärte Sasuke. „Haben wir schon geklärt.“

„Na ja, sowas ähnliches.“, meinte Natsuki schulterzuckend. „Falls sie dich überhaupt tragen werden, allerdings sind sie nicht sonderlich wählerisch…“

„Also bist du doch gegen mich?“, fragte Sakura, nicht einmal halb so empört, wie sie gerne wäre, allerdings war sie nach dieser gravierenden Niederlage nicht mehr dazu in der Stimmung, sich aufzuregen.

„Durchaus nicht, aber er meinte, wir sollten uns darum kümmern, nur für den Fall, dass du dich wirklich so leicht geschlagen gibst. Hey, ich hab da gegen gehalten, ich unterstütze dich also vollkommen.“, verteidigte sie sich.

„Ja, ja, danke.“, brummte Sakura und begann nun, mit einem Essstäbchen in der Schale vor sich rumzustochern, etwas, was sie ihren Kindern immer verboten hatte. „Aber lasst mir wenigstens ´ne Woche Zeit, bevor ich denen ´ne Botschaft schicke, okay? Alles andere kommt so erbärmlich rüber…“
 

~
 

Welch erbärmlichen Eindruck diese Nachricht auch immer gemacht haben musste, die Antwort war genau eine Woche später da. Überschwänglich und absolut Einladend, wodurch Sakuras letzte Hoffnung, ihre Irgendwie-Stiefmutter könnte etwas gegen diesen Besuch haben und ihn somit vereiteln, endgültig starb.

Und so kam es, dass Sakura sich Mitte Novembereines Abends im immer noch recht trostlosen Garten (allerdings mit siebzig Prozent weniger Unkraut und einer Menge Fischleichen weniger) wiederfand, wo sie Reisetaschen deponierte, damit sie am nächsten Morgen möglichst zügig abreisen konnten. Gleichzeitig ging sie selbige nochmal durch, um sicherzugehen, dass die Kinder kein unnützes Zeug mitnahmen. Geschenke für die Gastgeber, oder so.

„Tut mir echt Leid, dass du das mitmachen musst.“, versicherte Natsuki, die ihr dabei half, während Sasuke die Kinder ins Bett brachte. Oder es versuchte. „Ich hab echt mein Bestes versucht…“

„Weiß ich, danke.“, brummte Sakura, die sich mittlerweile mit der Situation abgefunden hatte. „Na ja, sind ja nur drei Tage…“

„Und tut mir auch Leid, dass ich nicht mitkommen kann.“, fügte Natsuki hinzu.

„Sollte es auch.“, schmunzelte Sakura. „Denn ich hätte sehr gut eine Person gebrauchen können, die nicht so auf Happy Family aus ist. Himmel, wird das morgen peinlich werden…“

„Allerdings.“, schnaubte Natsuki. „Tut mir wirklich Leid, aber die Mission morgen ist wirklich wichtig…“

„Macht ja nichts.“, beruhigte Sakura sie, während sie die dritte Pralinenschachtel aus Sayuris Tasche zog. „Ich hab schon Schlimmeres erlebt.“

„Ah ja?“, wollte Natsuki spöttisch wissen.

„Hey, als ich so alt war wie du, hatte ich schon vier Kriege, eine Revolution und eine Drillingsgeburt hinter mir, ich kann einiges ab.“, erinnerte Sakura sie und nahm gleichzeitig einen in Alufolie eingewickelten Trockenblumenstrauß aus Satoshis Rucksack, den der bestimmt nicht selbst da rein getan hatte.

„Angeberin.“, schnaubte Natsuki nur gespielt empört. „Dafür bin ich Teamleiterin bei der ANBU.“

„Klappt das mittlerweile eigentlich einigermaßen?“, fragte Sakura nun besorgt. „Mobben deine Teammitglieder dich nicht mehr?“

„Was?“, fragte Natsuki plötzlich hektisch. „Oh, nein, nein, das hab ich ihnen mittlerweile abgewöhnt.“ Fahrig fuhr sie sich durch die Haare.

„Sicher?“, fragte Sakura verblüfft über ihre vollkommen untypische Reaktion.

„Ja, ja, ganz sicher.“, antwortete Natsuki bestimmt und stellte Tsuyoshis durchsuchten Rucksack ab. „Darf ich die Pralinen behalten?“

„Nur zu.“, meinte Sakura und zuckte mit den Schultern. „Dann sind wir so weit fertig, oder?“

„Ja, glaub schon…“, murmelte Natsuki. „Und, äh…“

„Ja?“, drängte Sakura sie neugierig und trat ein wenig näher.

„Passt auf, wenn ihr über das Gebirge fliegt.“, riet Natsuki ihr allerdings nur. „Die… Sind um diese Jahreszeit schon sehr verschneit…“

Mit diesen Worten wandte sie sich ab und hatte es plötzlich sehr eilig, wegzukommen…
 

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Der Flug lief nur deshalb derartig ruhig ab, da sämtliche Reisende ein wenig zu viel Angst davor hatten, runter zu fallen, als dass sie viel getan oder gesagt hätten, ein Umstand den Sakura zutiefst genossen hatte und durch den ihre Laune sich beinahe gebessert hatte. Beinahe.

„Weißt du, wo wir lang müssen?“, fragte Tsugumi, die leicht grünlich im Gesicht als erste von einem der beiden Vögel gesprungen war. „Ich meine, so ‘n Dorf ist ziemlich groß, oder?“

„Frag mich nicht, ich war hier noch nie.“, stellte Sakura fest und betrachtete das Stadttor. Das geschlossene Stadttor, wohlbemerkt. Sie hatten sich dazu entschlossen, lieber davor zu landen, als mitten reinzufliegen, was eventuell nicht sonderlich gut aufgenommen worden wäre. „Ich kenne mich nur in Suna aus…“

„…Theoretisch.“, unterbrach Sasuke sie schmunzelnd.

„…weil ich zwei Jahre, na ja, so Art, da gelebt habe und in Kiri würde ich mich zurecht finden, da bin ich in meiner Jugend mehrere Male durchgerannt.“, berichtete Sakura und ignorierte Sasukes Einwurf. Was konnte sie denn dafür, dass in Suna alles gleich aussah? „Außerdem war ich noch in Kusa und Taki.“

„Können wir dann mal aufhören, Zeit zu schinden, und einfach mal… Ähm… Anklopfen?“, schlug Tsuyoshi vor und deutete auf das geschlossene Stadttor.

„Du meinst, an Stadttoren sollte man anklopfen?“, fragte Sakura amüsiert.

„Fällt dir was Besseres ein?“, wollte Sasuke wissen.

„Nicht wirklich.“, gab sie zu. „Ich bin die Dinger nicht gewöhnt, Konoha hat ja eins, aber das ist sowieso immer und für alle geöffnet…“

„Du lenkst ab.“, stellte Sasuke fest, trat vor und klopfte an.

„Glaubt ihr, das hört jemand?“, wollte Tsugumi dann wissen. „Ich meine, ist ´n ziemlich großes Tor, oder?“

„Und eigentlich wäre es sinnvoller, uns von den Türmen da zu beobachten.“, stellte Yuki fest und stierte das Tor hoch. „Und uns abzuschießen, falls wir gefährlich aussehen sollten. Tun wir aber wohl nicht.“ Letzteres stellte er nachträglich mit einem Blick auf seine beiden jüngeren Brüder fest, die sich gegenseitig mit Sand bewarfen. Na ja, Satoshi warf Sand auf Hiroshi, der johlend auswich, was bei einem motorisch nicht so wirklich fitten Zweijährigen jetzt auch nicht so schwer war.

Sämtliche Überlegungen wurden allerdings zunichte gemacht, als sich plötzlich, ungefähr auf Sasukes Augenhöhe, ein Guckloch im Tor öffnete.

„Wer da?“, fragte eine strenge Stimme.

„…Wir kommen in Frieden?“, schlug Sasuke eher als seinen Namen vor.

„Wer seid Ihr?“, wollte die strenge Stimme weiter wissen.

„Konoha Ninjas, die ihre Angehörigen besuchen wollen.“, beantwortete Sasuke die Frage nun anständig.

„Und Konoha Ninjas haben keine Namen?“, fragte die unzufriedene Stimme im Tor weiter.

„Uchiha Sasuke.“, erklärte Selbiger und verdrehte die Augen.

„Ihr seht nicht so aus, als könntet Ihr hier Verwandte haben.“, überlegte die Stimme. Sasuke verdrehte abermals die Augen.

„Hab ich auch nicht, aber meine Frau.“ Mit diesen Worten packte er eine unbeteiligt aussehende Sakura an den Oberarmen und schob sie vor sich.

„Ähm… Hi?“, begrüßte sie den vermutlichen Wächter unsicher.

„Oh.“, machte der. „Verstehe.“

Im Tor tat sich etwas, eine Glocke wurde geläutet und es öffnete sich, begleitet von den Geräuschen eines Menschen, der um sein Gleichgewicht rang.

„Okay, und nun?“, wollte Tsugumi wissen. Sakura schnaubte.

„Wir suchen nach einem Clan voller rosahaariger Leute, wie schwer kann das schon sein?“
 

Dies mochte eine durchaus wahre Aussage gewesen sein, hätten sie sich denn in Konoha befunden. Das taten sie aber bedauerlicherweise nicht, wie ihnen spätestens auffiel, nachdem sie durch die ersten paar Straßen hinter dem Stadttor auf eine relativ belebte Einkaufsstraße, oder so etwas ähnlichem, gestoßen waren.

Wohin man auch sah, es waren Menschen mit allen möglichen, nein, allen unmöglichen Haarfarben zu sehen; alle erdenklichen Töne an blau, rot und grün, etwas vereinzelter Farben wie orange und diverse Töne einer sehr hellen Farbe, die irgendwo zwischen rosa und lila stecken geblieben zu sein schien.

Hiroshi fand das schon mal ganz toll.

„Die sehen ja alle noch doofer aus als ich!“, freute er sich. „Guck mal, der da hat grüne Haare!“ Dabei zeigte er auf eine besonders betroffene Gestalt mit neongrünen Haaren.

„Shhh! Man zeigt nicht mit dem Finger auf Leute!“, ermahnte Sakura ihn und nahm ihn vorsichtshalber an die Hand. In Konoha tat sie das nur in besonders großen Menschenmengen; ansonsten würde er eh nicht weit kommen, immerhin war er recht bekannt.

„Ich sehe keine rosahaarigen Leute.“, stellte Tsuyoshi fest. „Nur mit so lila-pink…“

„Und alle starren uns an!“, wimmerte Sayuri und versuchte sich hinter ihrem Vater zu verstecken. Der von ihnen allen zwar am auffälligsten, angestarrt werden jedoch schon längst gewöhnt war.

„Vielleicht sollten wir jemanden nach dem Weg fragen?“, schlug Tsugumi vor. „Ich meine, Harunos sollen doch sehr bekannt sein…“

Allerdings wurde dieser Vorschlag vorher in den Hintergrund gedrängt, da plötzlich ein Junge, etwa im Alter der Drillinge, auf sie zugerannt kam, schlitternd vor ihnen abbremste, ein paar Sekunden um sein Gleichgewicht kämpfte und sich dann tief verbeugte.

„Uchiha-san?“, fragte er dabei atemlos.

„Ja?“, kam es von Sasuke und Sakura gleichzeitig.

„M-Mein Name ist Haruno Taji!“, stellte er sich, immer noch tief verbeugt vor. „Ich bin elf Jahre alt und Erbe des Haruno-Clans! Mein Vater gab mir den Auftrag, nach Euch zu suchen, und das habe ich getan! Ich tue was man mir sagt!“

„Ähm, ja… Gut gemacht.“, lobte Sakura den Jungen irgendwo zwischen Verwirrung, Entsetzen und Neid. Wieso waren ihre Kinder nicht so gehorsam?

Ach ja, progressive, nicht allzu militärische Erziehung, genau.

„U-und… Es wäre mir eine große Ehre, Euch zu unserem bescheidenen zu Hause zu geleiten!“, fuhr der Junge fort.

„Könntest du uns vorher vielleicht erstmal angucken?“, forderte Tsugumi mit in die Hüften gestemmten Armen.

„J-ja, natürlich!“, brachte der Junge hastig hervor und richtete sich ruckartig auf. „Verzeihung!“

„N-nicht doch…“, versuchte Sayuri ihn zu besänftigen, wurde aber von ihrer Schwester übertönt.

„Du bist aber auch gestraft fürs Leben, was?“, ließ sie nämlich glucksend vernehmen.

„Tsugumi, lass ihn, so auszusehen ist hier ganz normal.“, pfiff Sakura ihre Tochter zurück, deren überaus starke Muttergefühle und Mitleid für diesen armen, gedrillten Jungen temporär sogar ihre Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation verdrängt hatten.

Apropos Aussehen; hier muss man ein wenig in die Trickkiste der blumigen Sprache voller mehr oder weniger angebrachter Vergleiche greifen, um mit den zahlreichen Tönen an rosa die uns in diesem Kapitel noch begegnen werden mithalten zu können.

Beginnen wir bei Sakuras Haarfarbe. Die wird gemeinhin als Kaugummifarben bezeichnet. Ob das jetzt Wrigley’s Extra die pinken für Kinder mit dem Zahn unterm Sonnenschirm sind, die pinke Version dieser überlangen HubbaBubbas oder doch das Kaugummieis von der Eisdiele um die Ecke ist relativ egal.

Dieser Kaugummiton ist mehr rot als blau, ja, sowieso, rosa halt, und folglich auch mehr altrosa als knallpink.

Die Haarfarbe von Sakuras Vater war ungefähr so, wie die oben beschriebenen Kaugummis nach zwei Stunden dauerkauen und zu einem fürchterlich appetitlichen Brei verarbeitet aussahen. Mit achtundfünfzig ist man eben schon etwas in die Jahre gekommen.

Tajis Haare jedoch hatten einen ungünstigen Ton irgendwo zwischen Rosa und Lila. Zu rosa, um Flieder zu sein, zu lila, um der nun zur Genüge beschriebenen Kaugummiton zu sein.

Ebenso experimentell wirkte seine Augenfarbe, die irgendwo zwischen blau und grün stecken geblieben zu sein schien.

Aber kehren wir zurück zur Handlung.

Und die bestand gerade daraus, dass Taji leicht rot anlief und auf seine Füße starrte.

„Wolltest du uns nicht den Weg zu euch nach Hause zeigen?“, fragte Hiroshi, der schon mal aus Prinzip alles mit rosa Haaren umstandslos als Freunde akzeptierte. Nicht, dass Fünfjährige da sonderlich anspruchsvoll wären, aber sei’s drum.

„Oh, ja, ja, Verzeihung.“, stammelte der Junge nun und drehte sich zur Seite. „Folgen Sie mir bitte…“
 

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Ich weiß, ich weiß. Sie sind nicht da, nichts ist geschafft, und das letzte Kapitel ist 4 Monate her. ABER dies ist ja auch erst die erste Hälfte, und die zweite Hälfte ist schon zu 75% fertig, das ganze Dokument ist allerdings jetzt schon 10.168 Wörter lang und etwas so weit über 10.000 will ich auch keinem zumuten. Dafür wird die zweite Hälfte aber bestimmt noch dieses Jahr veröffentlicht! Ehrlich!

In diesem Sinne, eine frohe Vorweihnachtszeit... Und so.

Zu Hause bei den anderen Harunos (2)

Das Anwesen der Harunos war… Komisch.

Natürlich war es ähnlich aufgebaut wie das der Uchihas, allerdings ging deren Haupthaus einmal ganz um den Garten rum und hatte nur ein Erdgeschoss, welches durchgehend auf einer Veranda lag, die auch als Flur diente und im Winter verdammt kalt werden konnte. Denn Papierschiebetüren sind nicht so die idealen Isolationstüren.

Das Anwesen der Harunos hatte einen ersten Stock, was in Konoha fürchterlich unschicklich war. Gewiss, neunzig Prozent des Uchihaviertels bestanden aus Häusern mit erstem Stock, aber die waren ja auch nur für ausgesiedelte Kinder. Im gesamten Hyuugaanwesen gab es keinen einzigen ersten Stock.

Und das alles hatte Sakura schon zu bemängeln, als sie vom Haupthaus noch nicht mehr als besagten ersten Stock und die Mauer drum herum. Und die drei rosahaarigen Kinder die davor standen.

„Nii-san ist zu spät!“, krakelte das kleinste der drei Mädchen und begann, aufgeregt auf und ab zu hüpfen.

„Zu spät!“, wiederholte das zweitkleinste Mädchen, welches dem ersten so derartig ähnlich sah, dass es sich bei den beiden nur um Zwillinge handeln konnte.

„Shh, benehmt euch, wir haben Gäste!“, versuchte das etwas ältere Mädchen die beiden kleineren zu besänftigen, bevor sie sich vor den Gästen tief verneigte.

„Herzlich willkommen in unserem bescheidenen Anwesen.“, begrüßte sie sie.

„Das ist meine Zwillingsschwester Tami, zusammen mit unseren jüngeren Schwestern Sumi und Suki.“, stellte Taji die drei Mädchen vor, von denen sich die kleineren beiden nun auch widerwillig verneigten, bevor Taji und Tami das Tor öffneten.

Von innen war das Anwesen noch komischer. Der Garten, Hof oder was auch immer war nämlich vorne und das Haus drum herum gebaut, auch mit einer Veranda als Flur, die im unsäglichen ersten Stock fortgesetzt wurde.

Als die vier Kinder, deren Verwandtschaftsgrad zu Sakura sie immer noch nicht erläutert hatten, sie auf die Haustür, in der Mitte des Anwesens und auf der anderen Seite des Gartens lag, der allerdings auch relativ bescheiden ausfiel und sich vom einsamen Gartenteich plus bemalter Mauer plus vereinzelter Bäume im Uchihagarten nur durch die Steine unterschied, die den Weg zur Tür darstellten, und dadurch, dass an den Wänden das Harunozeichen, also der Kreis, zu sehen war, traten Sakuras Vater und eine Frau, anscheinend etwas jünger als er, aus besagter Haustür.

Die Haare der Frau waren, natürlich, auch rosa, allerdings eher Himbeerfarben, also mit einer Tendenz zu lila, mal wieder. Bisher war Sakura nie aufgefallen, wie fließend die Grenzen zwischen den beiden Farben eigentlich waren.

„Herzlich willkommen!“, begrüßte die Frau sie und verneigte sich. Auch Sakuras Vater verneigte sich.

„Freut mich, dass ihr da seid.“, sagte er.

„Mich nicht.“, presste Sakura hervor, deren Missbilligung der Situation mit dem Anblick ihres Vater schlagartig zurückgekehrt war.

„OPA!“, kreischte Hiroshi da aber auch schon und rannte auf seinen Großvater zu, um ihn auf Hüfthöhe zu umarmen.

„Hallo, Hiroshi.“, begrüßte dieser den Kleinen.

„Sind das deine Kinder?“, wollte dieser dann wissen und zeigte auf die vier Kinder, die sie begrüßt hatten.

„Man zeigt nicht…“, setzte Sakura an, allerdings antwortete ihr Vater, bevor man sie hören konnte, indem er lachte.

„Nein, das sind meine Enkel, meine Kinder sind drinnen.“, erklärte er schmunzelnd.

„Zumindest die, die wir auftreiben konnten.“, ergänzte die Frau mit den himbeerfarbenen Haaren und lächelte sie an, als könnte sie sich nichts schöneres vorstellen, als eine Heerschar von Kindern, die aus einem früheren Leben ihres Mannes heraus irgendwo mit ihnen verwandt waren zu empfangen. „Sobald sie nämlich mal erwachsen sind, entschwinden sie in alle Himmelsrichtungen, wartet mal ab.“ Sie zwinkerte. „Mein Name ist übrigens Haruno Meimi, Herrin des Hauses.“

Höflich neigte Sakura den Kopf und formulierte ihren Plan, alle in diesem Anwesen zu hassen zum zweiten Mal um; anstatt dass sie alle Anwesenden hasste außer den Kindern hasste sie nun nur noch ihren Vater. Vorerst zumindest.

„Sehr erfreut.“, meinte Sasuke und hörte sich dabei ungefähr so steif an, wie er erzogen worden war, während er aus seinem Rucksack einen leicht lädierten Blumenstrauß zog und ihn Meimi überreichte, die diesen freudig annahm und sie dann dazu einlud, ihr ins Haus zu folgen.

„Wie hast du den mitnehmen können?“, raunte Sakura ihrem Mann leicht verstimmt zu.

„Heute morgen eingepackt.“, antwortete dieser monoton.

„Darf ich mich dann wieder bei deiner neuen besten Freundin Ino bedanken gehen?“, spottete Sakura leise.

Was?“, zischte Sasuke empört. Oder so ähnlich. Sakura zuckte mit den Schultern.

„Na ja, so oft wie du in letzter Zeit bei ihr bist…“, spottete sie weiter.

„Ich ignorier dich jetzt.“, verkündete Sasuke, zutiefst beleidigt.

„Was immer du willst, Süßer.“, meinte Sakura dazu nur.

„Keine lasziven Spitznamen in der Öffentlichkeit!“, fauchte Tsugumi, die hinter ihnen lief, empört. Zur weiteren Debatte blieb allerdings keine Zeit, da sie nun den Flur betreten hatten, also den des richtigen Hauses, na ja, der Rundumterasse, und nun die nächste rosahaarigen Gestalten aus einer Tür traten, allerdings mit nicht gerade willkommen heißenden Gesichtsausdrücken.

„Das sind Akio und Sachi, unser Ältester und seine Frau.“, stellte Meimi die beiden vor, die währenddessen die unpassend aussehenden Neuankömmlinge kritisch musterten.

Akio sah ziemlich genau aus wie Sakura in männlich, auch wenn seine Haare einen Ticken dunkler und tendenziell etwas mehr in Richtung lila waren. Aber nur ein ganz kleines Bisschen.

Die Haare seiner Frau waren schon eher fliederfarben als rosa, ebenso wie ihre Augen irgendwo zwischen hellblau und hellgrün steckten, was keinen Zweifel daran ließ, dass sie die Mutter der vier Kinder war, die sie begrüßt hatten.

Zur Begrüßung neigten die beiden übrigens nur abschätzig die Köpfe, ein wenig, was so gar nicht zur sonst so herzlichen Art passen mochte, mit der die Uchihas bisher empfangen worden waren.

Allerdings war Sakura es gewohnt, nicht willkommen zu sein, und ehrlich gesagt war es ihr so auch lieber, ihre Grundsätze waren ob des überherzlichen Empfangs schon ins Wanken geraten. So aber lächelte sie ein zuckersüßes und gleichzeitig eiskaltes Lächeln, welches nur Leute, die sie kannten, als offenste Hassbekundung erkennen konnten, so wie Sasuke zum Beispiel, der sie unauffällig in die Seite stupste. So viel zu seiner Ignoranz, also.

Aber als eine offenbar geübte Gastgeberin rettete Meimi die Situation geschickt, indem sie sich dezent in den Anstarrwettbewerb schob und Sakura herzerwärmend anlächelte, die wirklich Probleme damit hatte, sie als die Frau anzusehen, die ihr Vater ihrer Mutter vorgezogen hatte. Halt, Moment, das machte ihn zum Arschloch, nicht sie, okay, alles wieder gut.

„Wollen wir nicht essen?“, fragte sie. „Nach der langen Reise müsst ihr doch bestimmt hungrig sein…“

„OH MEIN GOTT!“, schrie da eine weibliche Stimme vom anderen Ende des Flurs. „Sind sie das? Sind sie das?“

Das nächste, was Sakura sah, war ein Wirbel aus rosa Haaren, bevor sie etwas so stürmisch umarmte, dass sie Probleme hatte, sich auf den Beinen zu halten.

„Ich wusste es, ich wusste es!“, quietschte die Gestalt um ihren Hals und begann auch noch, auf und ab zu hüpfen. „Oh, ich wusste es!“

„Akemi, bitte.“, kam es schnarrend von Akio. Das offenbar Akemi heißende Etwas um Sakuras Hals löste sich nun von ihr, allerdings nur soweit, dass sie noch ihre Hände halten konnte, und streckte Akio die Zunge raus, ohne ihn zu kommentieren, bevor sie sich wieder Sakura zuwandte, die das Gefühl hatte, in einen Spiegel zu sehen.

Akemis Haare hatten exakt denselben Ton wie ihre, ebenso wie ihre Augen, und Akemi war exakt so geschminkt, wie sie es gewesen war, als sie noch durch die Lande geturnt war. So, mit dickem, dunkelroten Lippenstift und so.

Der einzige Unterschied waren ihre etwas, na ja, nicht wirklich gröberen, aber etwas bodenständigeren Gesichtszüge und ihre Lockenmähne, die Sakura erstmalig erahnen ließ, woher Sayuris Haare ihre Widerspenstigkeit hatten.

Akemi hüpfte mittlerweile strahlend weiter vor Sakura auf und ab, drehte sich nun aber um.

„Koto-chan? KOTO-CHAN! KOMM SCHNELL HER! Endlich ein Familienmitglied, für das ich mich nicht schämen muss!“, schrie sie ans andere Ende des Flurs.

Na, die Definition von schämen wollte Sakura gerne hören.

„Akemi, bedräng sie doch nicht so…“, mischte sich Meimi nun ein und schob das Mädchen sachte von Sakura weg. „Entschuldige bitte, Akemi, unsere älteste Tochter, ist manchmal ein wenig… Anhänglich.“

„Ja, das merkt man.“, murmelte Sakura lächelnd und mochte die Jüngere sofort. Irgendwie. Wahrscheinlich weil sie ihre Mutterinstinkte weckte, dabei musste Akemi in etwa genauso alt sein wie Natsuki…

„Ich komm ja schon, ich komm ja schon…“, ertönte es dann von der Tür, aus der Akemi gestürmt war und eine sehr eindeutig schwangere Frau trat heraus, gestützt von einem weiteren von Sakuras Brüdern, da er dieselbe Haarfarbe hatte wie Akemi. Dass die schwangere Frau nicht mir ihr verwandt war, konnte Sakura eindeutig an ihrer Haarfarbe erkennen; knallorange. Aber richtig knallig, knalliger als der Strampelanzug, in dem Naruto früher rumgelaufen war. Ernsthaft. „Tut mir ja Leid, dass ich nicht so enthusiastisch bin, aber ich fürchte, das könnte zu frühzeitigen Wehen führen…“

„Nach dem dritten Monat klappt das nicht mehr.“, erklärte Sakura, bevor sie sich stoppen konnte. Die orangehaarige Frau die offenbar Koto hieß grinste sie an.

„Vierter, auch wenn ich nicht so aussehe.“, erklärte sie und strich sich über den für den vierten Monat doch sehr, sehr ausgeprägten Bauch.

„Oh.“, machte Sakura dazu und ignorierte Tsugumis verdrehte Augen. „Wie viele?“

Sie kannte die Antwort schon bevor Koto sie geben konnte, da der rosahaarige Mann hinter ihr stöhnte.

„Keine Ahnung.“, lautete sie nämlich. „Aber ich könnte schwören, sie vermehren sich da drin…“

„Oh, das kenn ich.“, grinste Sakura. „Der Rekord bei den Drillingen lag bei dreiunddreißig…“

„AAAH!“, entfuhr es Akemi da plötzlich und sie stürzte sich auf Sasuke. Dachte Sakura zuerst, bis sie ihm dann Satoshi aus den Armen riss und ihn Koto zeigte.

„Guck mal, guck mal!“, quietschte sie dabei. „Ist der nicht süß? Diese großen, schwarzen Knopfaugen!“

„Ich würd ihn an deiner Stelle nicht so schütteln.“, riet Sakura ihr und befreite alarmiert ihren sehr geschockt wirkenden Sohn aus den Armen ihrer Halbschwester. „Er hat einen sensiblen Magen…“

„Oh mein Gott, das tut mir Leid!“, meinte Akemi bestürzt und tätschelte Satoshi die Wange. „Sorry, kleiner Mann!“

Der kleine Mann glubschte sie erstmal aus seinen Knopfaugen an, bevor er ihr in die Augen piekste.

„Autsch!“, rief Akemi, hielt seine Hand fest und richtete sich wieder auf. Um den nächsten Schreianfall zu kriegen. „Oh mein Gott, sind die alle süß! Was bist du, ein Zuchtgebiet für Models?“

Nun knuddelte sie alle anderen Kinder auch einmal durch, die darüber alle nicht sehr begeistert wirkten. Dann warf sie einen Blick auf Sasuke. „Oh, okay, verstehe. Daher die Modelgene.“

„Hm-mh.“, ertönte es da gekünstelt von der fliederhaargien Frau von Sakuras ältestem Bruder. „Könntet ihr diese angeregte Unterhaltung eventuell beim Essen weiterführen?“

Eine unglaubliche Unmutswelle stieg in Sakura hoch, während sie die pikiert wirkende, spindeldürre Gestalt, deren Name übrigens Sachi lautete, betrachtete, die sie naserümpfend beobachtete. Akemi streckte auch ihr die Zunge heraus.

„Ja, von mir aus.“, gab sie patzig zurück und zog Sakura an den Händen mit sich und fragte Selbige dann: „Darf ich dich Nee-chan nennen?“
 

~
 

Das Essen war besser als erwartet und zumindest den Kindern eine willkommene Abwechslung verglichen mit all dem tomatigen Zeug welches sie sonst zu essen bekamen.

Besser als erwartet war ja bisher eh alles gewesen, die Unterhaltung war nicht halb so peinlich, wie Sakura befürchtet hatte. Was größtenteils daran lag, dass Akemi so enthusiastisch auf alles reagierte, was sie oder Sasuke oder eines ihrer Kinder zu sagen hatte. Jeder undefinierbare Laut von Satoshi wurde angepriesen.

Auf der anderen Seite waren da Sakuras ältester lebender Bruder Akio und seine Frau, die als einzige am Tisch nicht sonderlich glücklich, sondern irgendwas zwischen beschämt, gelangweilt und entsetzt wirkten. Also genau wie die Art von Leuten, über die Tenten sich tagtäglich mehrere Stunden aufregen konnte und vor denen Sakura von ihrem Schwager bewahrt worden war. Oh, der war böse.

„Ihr seid also aus Konoha?“, stellte Sachi irgendwann die erste wirklich normale Frage des ganzen Essens. Akemi pausierte gerade um doch etwas von ihrem Essen zu sich zu nehmen.

„Ja.“, beantwortete Sasuke, der ganz offensichtlich mit Leuten wie ihr besser klarkam als mit Akemi. Dabei sollte er Fangirls mehr gewohnt sein… Ja, genau.

„Wie sind denn da die Standards?“, wollte sie dann wissen. „Man krieg hier oben ja so wenig mit… Iwa, ja, die lassen ständig was von sich hören, und das obwohl uns ein ganzes Meer von ihnen trennt, ebenso Kiri, aber die Südländer…“

„Oh, wir sind keine Südländer.“, berichtigte Sakura. „Klar, wir heißen Feuerland und diese Halbinsel ist auch wirklich sehr südlich, aber sobald man mal in Richtung Suna gewesen ist, weiß man, dass wir definitiv keine Südländer sind, dafür ist unser Klima viel zu erträglich…“

„Das einzige, was man hier so über Konoha hört“, überging Sachi Sakuras Erklärung gekonnt. „Ist dieser letzte große Krieg, von dem ich nur weiß, dass wir uns aus taktischen Gründen ergeben haben, aber das ist ja so lange her…“

„Wir haben in dem Krieg gekämpft.“, erinnerte Sakura sich. „Und taktisch ist gut, nachdem dann die Verstärkung aus Kiri endlich eingetroffen ist, ward ihr ziemlich in der Unterzahl…“

„Du hast im Krieg gekämpft?“, fragte Koto nun interessiert. „Oh mein Gott, und ich dachte, in der High Society ist es für Frauen schon eine Schande, auch nur ein Kunai halten zu können…“

„Ursprünglich bin ich ja auch nicht aus der High Society.“, erklärte Sakura mit einem freundlichen Lächeln in Richtung ihres Vaters und ignorierte dabei, wie Sachi die Nase rümpfte und Akio missbilligend den Mund verzog. „Aber Kunais sind auch nicht so meine Spezialität, ich ziehe im Kampf meine Fäuste vor.“

Sachi räusperte sich nun, als wäre dies ein unanständiges Thema beim Essen.

„Wie cool!“, meinte Akemi. „Welchen Rang hast du denn?“

Sakura lächelte zufrieden.

„Jonin. S-Rank.“, antwortete sie. „Ich könnte jetzt angeben und sagen, dass ich außerdem drittstärkste Person im Dorf und stärkste Frau bin, und er hier Nummer zwei, aber…“

Ja, angeben tat sie gerne. Tat irgendwie gut, angestarrt zu werden, so wie von Akemi, Koto oder deren Ehemann, der bisher noch kein Wort gesagt hatte. Und Sachis und Akios Kindern, die mit am Tisch saßen, aber noch kein Wort gesagt hatten. Merkwürdigerweise waren Sakuras Kinder ihrem Beispiel bisher gefolgt…

„Aber… Ähm…“, änderte er dies. Taiki hieß er übrigen. „Also, soweit ich weiß war deine Mutter doch… Na ja, keine Kunoichi, oder? Wie hast du es dann so weit gebracht?“

Die Anzahl der unangebrachten Gesprächsthemen, abzulesen an Sachis Gesicht, stieg hiermit auf zwei an. Meimi hielt es nun auch zum ersten Mal nötig, sich zu räuspern, ihr nahm Sakura das allerdings nicht übel, überging es trotzdem und beantwortete die Frage.

„Eigentlich wär ich auch nicht sonderlich weit gekommen.“ Sie schnaubte kurz. „Aber, nun ja, Tsunade hat mich ein wenig unter ihre Fittiche genommen…“

„Womit dann auch deine Standardfrage geklärt wäre, Schatz.“, meinte Akio an seine Frau gewandt.

Unangebrachtes Gesprächsthema Nummer drei. Diesmal zu erkennen daran, wie Sakura ihre Augen zu feindseligen Schlitzen verengte und Sasuke ihr vorsichtshalber eine Hand aufs Knie legte, da sie beide den gefährlichen Unterton in der Stimme des Mannes gehört hatten.

„Und was genau soll das bedeuten?“, fragte Sakura mit ihrer typischen zuckersüßen-du-wirst-gleich-einen-qualvollen-Tod-sterben-Stimme. Ihr Vater räusperte sich.

„Akio, vielleicht sollten wir…“, setzte er an, aber sein Sohn hörte nicht auf ihn.

„Na ja, das war doch die letzte Hokage, oder?“, wollte er wissen.

„M-Möchte jemand Nachtisch?“, fragte Meimi und erhob sich, um die Situation zu entschärfen.

„In der Tat.“, antwortete Sakura ihrem Bruder. „Und was genau soll das nun heißen?“

„Gerne, haben sie auch Popcorn?“, meinte Tsugumi an Meimi gewandt. „Das könnte interessant werden…“

„Nee-chan!“, empörte sich Sayuri und schlug die Hand vor den Mund.

„War das nicht die, die sich umgebracht hat?“, fuhr Akio seine Ausführungen fort.

„Ich glaub, ich hätte auch gerne Popcorn.“, schloss Yuki sich seiner Schwester an.

„Yuki-kun!“, empörte sich Sayuri erneut.

Soll heißen?“, zischte Sakura mit geballten Fäusten.

„Ich glaube, jetzt sollten wir um unser Leben rennen.“, stellte Koto fest.

„Wie kommst du denn darauf?“, fragte Akemi amüsiert. Koto zuckte mit den Schultern.

„Die panischen Kinder und dein Vater, der so aussieht, als würde gleich die Welt untergehen.“

„Na ja…“, fuhr Akio selbstgefällig fort. „Also, eine Hokage, die vor ihrer Verantwortung davon rennt, kann ja jetzt nicht so ein gutes Vorbild gewesen sein, und diese ganzen Mythen um, wie hießen sie doch gleich, Konohas legendäre Sannin?, sind wahrscheinlich eh alle übertrieben…“

„Oh nein…“, murmelte Fuji und rutschte unauffällig vom Tisch weg. Etwas, was alle Uchihakinder bereits getan hatten.

„Also, Akio, wirklich!“, ermahnte seine Mutter ihn entsetzt. „So redet man doch nicht mit Gästen!“

„Will jemand wetten, was zuerst zu Bruch geht?“, schlug Tsugumi vor.

„Du solltest das wirklich ernster nehmen!“, ermahnte Sayuri sie.

„Und daran gemessen, dass eure ach so tolle Hokage sich anscheinend dem Druck nicht mehr gewachsen sah, müssen die Standards bei euch ja ziemlich niedrig sein, wenn eine Zivilistin, die ihre Schülerin war, schon drittstärkste Person im Dorf ist…“, fuhr Akio fort, sich keiner Gefahr bewusst.

„Okay, mach mit ihm, was du willst.“, murmelte Sasuke und nahm seine Hand von Sakuras Knie. Diese war überraschend ruhig.

„So?“, fragte sie nur mit einem mittlerweile eiskalten ich-weiß-schon-zehn-besonders-schmerzvolle-wege-dich-zu-töten-Blick. „Wieso gehen wir dann nicht nach draußen und vergleichen unsere sogenannten Standards?“, schlug sie vor. Akio lachte.

„Ich schlage keine Frauen!“

„Umso besser, dann muss ich da ja gleich nicht drauf warten.“, fauchte Sakura und erhob sich. „Was ist nun?“

„Ich kämpfe nicht gegen dich.“, prustete Akio herablassend. „Das würde gegen all meine Prinzipien verstoßen!“

„Ach ja?“, fauchte Sakura. „Und es würde gegen all meine Prinzipien verstoßen, dich ungestraft davon kommen zu lassen, nachdem du es gewagt hast, meine Meisterin zu beleidigen!“

„Dann haben wir wohl ein Problem.“, stellte Akio fest und zuckte mit den Schultern.

„Ja, und zwar dass du zu feige bist, dich mit mir anzulegen!“, antwortete Sakura und schlug mit den Händen auf den Tisch, dass sämtliches Geschirr drauf klirrte. „Noch können wir das gesittet regeln, aber wenn du willst, dass ich vorher das Haus auseinandernehme… Den Schaden würden wir natürlich ersetzen.“, versicherte sie an Meimi gewandt, die das aber nicht wirklich zu beruhigen schien.

„Schön, du hast es nicht anders gewollt!“, erboste sich Akio und stand ebenfalls auf. „Tragen wir das draußen aus, wenn dir so viel daran liegt!“
 

~
 

„Bitte entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten.“, versuchte Sasuke die Gastgeber auf dem Weg nach draußen zu beschwichtigen. „Ich könnte zwar dazwischen gehen, aber dadurch würde nur noch mehr Schaden angerichtet… Seien sie lieber froh, dass Sakura nichts von Blutrache hält… Und ich wurde mit beleidigt, also…“

„Ich hoffe nur, Akio wird ihr nicht mehr tun, als nötig.“, jammerte Meimi. „Er war ja schon immer so ein guter Junge, mit zehn konnte er seine ersten Blitze werfen…“

Zehn?“, schnaubte Sasuke. „Na super…“

„Ja, er war immer der erste!“, erzählte Meimi weiter. „Bei allem! Und heute sitzt er im obersten Dorfrat und… Oh, hoffentlich tut er ihr nichts Ernstes!“

Sasuke warf Fuji über Meimis Kopf hinweg einen zweifelnden Blick zu. Dieser schien sich auch nicht so ganz im Klaren darüber zu sein, wer von den beiden nun stärker war.

Hinter den Erwachsenen liefen die Kinder, die anscheinend keine Ahnung hatten, ob sie miteinander reden durften und deswegen kollektiv die Klappe hielten, ein durchaus angenehmer Zustand. Popcorn hatte übrigens keiner von ihnen bekommen.
 

„Lady‘s first.“, spottete Akio, als er und Sakura sich auf einem weitläufigen Platz gegenüber standen. Beide hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, in irgendeine Form der verteidigenden Position zu gehen.

„Nein, danke.“, lehnte Sakura dies ab. „Deine Kinder schauen zu, du solltest wenigstens die Chance haben, etwas zu tun.“

„Komisch.“, meinte er. „Ich wollte gerade dasselbe sagen…“ Dann zückte er ein Kunai und stürmte auf sie zu, was tendenziell schon mal keine gute Art war, einen Kampf zu eröffnen. Und eigentlich hätte Sakura mehrere Billionen Möglichkeiten gewusst, dies eleganter zu parieren, als einfach auf der Stelle stehen zu bleiben und ihn zur Seite zu stoßen, was ihn tatsächlich aus dem Gleichgewicht brachte, aber ihr war nicht nach Bewegung zumute. Seine zweiten Angriff von der Seite wehrte sie ab, indem sie seinen Arm packte, das Kunai daraus wand und ihn dann einige Meter von sich weg schleuderte. Das Kunai warf sie auf den Boden vorm Publikum.

„Und genau das meinte ich.“, erklärte sie Akio, der sich aufrappelte. Sein Gleichgewichtssinn und die nicht sonderlich atemberaubende Geschwindigkeit ließen sie darauf schließen, dass diese Art von Kampf nicht sein Spezialgebiet war, immerhin schien er ja viel von sich zu halten. „Jetzt hast du ein wenig rumgehampelt und die Leute unterhalten, können wir dann mal Ernst machen?“

„Ich geb dir gleich ernst!“, fauchte er sie aus der Entfernung an. „Du willst also Ernst machen? Schön, sie hat es nicht anders gewollt!“

Mit diesen Worten krempelte er sich die Ärmel hoch und formte ein paar Handzeichen, bevor er in die Hände klatschte und konzentriert die Augen schloss, was Sakura jetzt auch nicht sonderlich vorteilhaft für einen Kampf fand, aber hey, sie würde sich nicht darüber beschweren, wenn er es ihr einfach machen wollte.

Dachte sie, bis seine Hände anfingen zu leuchten. Und generell wusste sie, dass leuchten in anderen Farben als grün nichts Gutes hieß. Im Gegenteil; im Alter von dreizehn Jahren war ihr nachdrücklich eingebläut worden, dass Leuchten böse und ein Grund war, abzuhauen. Oder Verstärkung zu rufen. Oder ihr Testament zu machen.

Das hatte sie im Moment aber nicht vor. Sie bleib auf derselben Stelle stehen, die sie bisher nicht verlassen hatte, und wartete ab, die ängstlichen Rufe der Zuschauer ignorierend.

Dieser Mann hatte ihre Meisterin beleidigt, ein Recht, was ihr allein vorbehalten war. Vor Allem was deren Freitod anging. Er konnte sie mit so viel Blitzen bewerfen wie er wollte, sie würde hier nicht abhauen, bevor sie ihm nicht mindestens zwei, drei Knochen gebrochen hatte. Untere Verhandlungsgrenze.

Dass sie die danach auch wieder heilen würde, war ja nebensächlich…

Mittlerweile leuchteten seine Hände nicht mehr undefiniert, sie blitzten. Alles klar soweit, Wolkendorf, Blitzland, Raiton. Irgendwie logisch.

Das war dann der Moment, in dem sie ein bisschen panisch wurde, denn, uhm, im Blitzland sollten sie diese Techniken doch eventuell so weit haben, dass man sie werfen kann, oder? Denn die Sache mit den Super-starken-glitzer-attacken-mit-denen-ich-einfach-auf-dich-zu-renne war ihrer Ansicht nach noch nie so praktikabel gewesen.

Aber was auch immer die wahre Spezialität ihres Bruders war, auch diese Technik war es wohl nicht, denn, ja, er tat genau das. Worauf sie mit dreizehn Jahren gedrillt worden war. Mensch mit leuchtender Hand rennt auf dich zu. Renn weg oder…

„Machen wir das hier doch bildungsfördernd.“, meinte sie an die Zuschauer unter zwanzig Jahren gewandt, während Akio mit seiner blitzenden Hand auf sie zugerannt kam. „Superstarke Attacken, die Hände leuchten lassen, die man dann aber nicht werfen kann, sind zwar superstark und irgendwie cool, aber…“ Hier unterbrach sie sich kurz, um sich ein wenig zur Seite zu beugen um der leuchtenden Hand zu entgehen und das passende Handgelenk zu packen. „Es ist unglaublich leicht, auszuweichen, und…“ sie knickte besagtes Handgelenk mit einem unschönen Knacken um. „…Man riskiert auch gleich noch die ganze Hand mit ihnen.“, fuhr sie über Akios Schmerzensschrei hinweg fort. Dann blockierte sie den anderen Arm, mit dem er nach ihr schlagen wollte, mit ihrem eigenen Arm und trat ihn unters Kinn. In einem richtigen Kampf wäre das Nasenbein eine bessere Alternative gewesen, allerdings wollte sie nicht riskieren, ihm Selbiges ins Hirn zu rammen, das wäre unschön gewesen. Und bei ihrer Familie wohl auch nicht sonderlich gut angekommen… Apropos, verwandt war sie mit ihm ja auch noch.

Weswegen sie sich entschied, den Kampf nun zu beenden, während er ein wenig sehr groggy versuchte, sich aufzurichten. Sie ging zügig auf ihn zu und hielt ihn am Boden, indem sie seinen Kopf mit dem Fuß, na ja, mit dem Absatz ihres Schuhs, runter drückte, sodass er auf dem Rücken lag. Dann grinste sie Akio diabolisch an.

„Und dies sollte dir eine Lehre sein, je wieder schlecht über Tsunade-sama oder Konoha im Allgemeinen zu reden.“, stellte sie kühl fest, nahm den Fuß von seiner Stirn und kniete sich neben ihn, bevor sie wenig fürsorglich sein gebrochenes Handgelenk ergriff und begann, es zu heilen.

Knochenbrüche waren schwieriger als einfache Schnittwunden, da Knochen, wie wir ja alle wissen, auch unter normalen Umständen wesentlich langsamer heilen als Fleisch. Bis vor einigen Jahrzehnten war es sogar fast unmöglich gewesen, Knochenbrüche mit Chakra zu heilen, damals hatte man die Muskulatur um die gebrochenen Knochen nur soweit verstärkt, dass der Bruch nicht mehr so wirklich behinderte. Und, oh Wunder, oh Wunder, Tsunade war eine der Ersten gewesen, die eine Technik dafür entwickelt hatte. Wahrscheinlich nicht die Erste, aber zumindest in Konoha, außerdem war Konoha auch ziemlich früh dabei gewesen, seine Heiler generell in dieser Technik zu unterweisen. Somit hätten wir auch mal einen kleinen Exkurs über Chakraheilkunde gehabt, um die Zeit zu überbrücken.

Mittlerweile war Sakura fertig mit der Heilung und ihr Bruder sprang auf und marschierte erhobenen Hauptes, ohne sie eines Blickes zu würdigen oder ein Wort des Dankes davon. Sobald er den Rest der Anwesenden erreicht hatte, schloss seine Frau sich ihm an, seine Kinder blieben aber und schauten dabei recht unbehaglich drein. Mit den Augen rollend erhob Sakura sich und stieß wieder zur Gruppe.

„Es tut mir sehr Leid.“, meinte sie dann an die Kinder gewandt. „Aber euer Vater hat jemanden beleidigt, der mir sehr, sehr wichtig ist, und das konnte ich nicht so stehen lassen, versteht ihr? Ehrensache, und so.“ Sie lächelte und wandte sich dann an Meimi. „Tut mir Leid, dir so viel Kummer und Umstände gemacht zu haben, aber du verstehst das sicher.“

„Nun ja…“ Meimi strich sich eine himbeerfarbene Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich… Halte diese Aktion für übertrieben, muss aber zugeben, dass Akio sie wohl provoziert hat…“

„Ach, Quatsch.“, meinte Akemi, die Sakura nun erst recht bewundernd anstarrte. „Er hat’s verdient und seinem Ego kann’s nur guttun!“

„Und sein Handgelenk ist auch wieder in Ordnung.“, versicherte Sakura. „Ich bin Medic-Nin.“ Dann sah sie ein wenig zweifelnd ihre eigenen Kinder an, die irgendwie gelangweilt wirkten. Na ja, abgesehen von Sayuri, die den ganzen Kampf mal wieder nur von zwischen ihren Fingern aus beobachtet hatte und äußert erleichter wirkte, dass er vorbei war. „Aber ich glaube, es wäre besser, wenn wir jetzt abreisen, ich will nicht noch mehr Unannehmlichkeiten verursachen… Außerdem könnte die Situation jetzt… Unangenehm werden.“

„Ja, das ist wohl wahr…“, murmelte Meimi nachdenklich. „Aber…“

„Bleibt wenigstens noch die Nacht.“, forderte Fuji da überraschend. Sakuras Augen verengten sich. „Nachdem ihr den ganzen weg hergeflogen seid, können wir euch doch unmöglich nachtsüber zurückfliegen lassen, da holt ihr euch ja alle den Tod.“

„Das stimmt allerdings.“, pflichtete Meimi ihm bei. „Ja, die Nacht könnt ihr ruhig noch hierbleiben, aber alles darüber hinaus wäre wohl nicht sehr ratsam…“

„Ach, wieso denn?“, wollte Akemi schnippisch wissen. „Akio ist jetzt erstmal eingeschnappter als sonst, na und? Das legt sich schon wieder…“

Sakura grinste.

„Vielleicht, aber wir würden nur die familiäre Balance stören, und sowas kann fatale Folgen haben.“, erklärte sie der Jüngeren gelassen. „Wenn du mal ´ne eigene Familie hast, wirst du verstehen, was ich meine…“
 

~
 

„An sich gibt es hier keine Balance, die ihr stören könntet.“, murmelte Akemi eine Viertelstunde später, als sie zusammen mit Sasuke, Sakura, Koto und deren Mann Taiki in der Küche abspülten. Die Kinder waren, alle zusammen, zu Bett gegangen, da es für Akios Kinder zweit gewesen war und Sakura ihre Kinder da nicht bevorzugen wollte. Und diese hatten sich sogar gefügt, weswegen sie sich eine virtuelle Notiz machte, häufiger andere Leute zu besuchen; ihre Kinder benahmen sich dabei vorbildlich. „Diese Familie ist eh schon ein Trümmerhaufen.“

„Ernsthaft?“, fragte Sakura überrascht. „Also, an sich habt ihr auf mich ziemlich harmonisch gewirkt…“

„Weil wir so wenige sind.“, erklärte Koto, die an sich nur auf einem Stuhl saß und den anderen zusah. Was ihr bei ihrem Babybauch auch keiner Vorhalten konnte. „Wenn alle da sind, oh, da geht’s ab…“

„Stimmt, er erwähnte was von acht Kindern…“, erinnerte Sakura sich. „Was ist mit den anderen fünf?“

Die drei Harunos tauschten betretene Blicke aus.

„Also…“, setzte Taiki dann an. „Meine beiden älteren Brüder, Subaru und Kageki, Akios Drillingsbrüder, sind mit ihren Frauen weggezogen. Kageki nur ein paar Häuser weiter, Subaru ans andere Ende der Stadt.“

„Oh, das war furchtbar!“, jammerte Akemi. „Subaru war immer mein Lieblingsbruder, er war der normalste! Aber er und Akio konnten sich auf den Tod nicht ausstehen… Na ja, und als er dann mit Kaya-chan zusammen gekommen ist… Und Kaya-chan war gerade mal fünfzehn…“

„Und nicht standesgemäß.“, erinnerte Koto sie. „Kaya war fünfzehn, nicht standesgemäß, grünhaarig und bedauerlicherweise auch noch schwanger.

„Unschön.“, stellte Sakura fest. „Ähm, nur so aus Interesse, wie alt war euer Bruder damals?“

„Zweiundzwanzig.“, erklärte Daiki. „Aber zu seiner Verteidigung, Kaya hatte im weisgemacht, sie sei neunzehn…“

„Oh je…“, seufzte Sakura. „Das war bestimmt spaßig… Ich hoffe nur, meine Töchter machen sowas nie…“

„Oh, ja, spaßig.“, schnaubte Koto. „Nicht einmal über mich hat sich Akio je so aufgeregt… Wobei er sich ja aus Prinzip über jeden aufregt, der nicht so Clanfanatisch ist wie er, dabei ist dieses Ehrenkonzept doch total alt…“

„Wurde er danach erzogen?“, mischte sich Sasuke nun unerwartet in das Gespräch ein.

„Na ja…“, überlegte Taiki. „Ich kann mir schon vorstellen, dass Kaa-sama es versucht hat, also, bei ihm zumindest, als Erben und so. Too-sama hat sich was das anging immer aus allem rausgehalten und wir anderen sind halt keine Erben und bei uns war dieses Repräsentative nicht so wichtig, und so lange wir uns nicht öffentlich total zum Affen machen…“

„Ihr solltet Akio nicht verurteilen.“, meinte Sasuke dann düster. „Wenn man diesen Ehrenkram erstmal eingebläut bekommen hat, ist es sehr schwer, dem wieder zu entkommen…“

„Ach ja!“, fiel Akemi darauf ein. „Too-sama meinte was von wegen, ihr wärt ja auch so ein toller, berühmter Clan und so…“ Sie sah sich verstohlen um. „Aber mal ernsthaft, Nee-chan, wie zur Hölle hast du es geschafft, da einzuheiraten?“

„Echt mal!“, pflichtete Koto bewundern bei. „Ich meine, Meimi ist schon Fujis Cousine dritten Grades, oder so, und Sachi stammt auch auf irgendeinem Zweig der Familienproduktion, weswegen sie bei mir und meinen Haaren oder auch bei Subaru und Kaya einen furchtbaren Aufstand gemacht haben!“

„Na ja…“, setzte Sakura an. „Also, ich denke mal, die Tatsache, dass sämtliche Familienmitglieder die zu dem Thema was zu sagen hätten, tot sind, hat das Ganze etwas vereinfacht…“ Sie räusperte sich mit nervösem Seitenblick auf Sasuke. „Unschönes Kapitel der Familiengeschichte.“

„Jede Familie sollte eins haben.“, stellte Koto schulterzuckend fest.

„Meine hat kaum was anderes.“, erwiderte Sakura. „Und ich denke, unser unschönstes Kapitel könnte Preise gewinnen, aber wechseln wir das Thema… Ich weiß jetzt von Akios Drillingsbrüdern, aber sollten hier nicht nochmal Drillinge sein?“

„Oh, die drei kleinen sind alle auf Mission.“, erklärte Akemi. „Zufälligerweise, natürlich. Hey, eine Frage, wirke ich wie eine älteste Tochter?“

„Na ja…“, überlegte Sakura, etwa zeitgleich damit, wie sie auf diese Frage gekommen war. „Also, wie meine eigene älteste Tochter wirkst du nicht…“

„Nein, ich meine wie das Klischee!“, erläuterte Akemi. „So, häuslich, verantwortungsbewusst, und so?“

„Nicht wirklich.“, gab Sakura zu. „Aber hey, mach dir nichts draus, an sich bin ich ja die Älteste, was?“ Dann wunderte sie sich kurz darüber, dass sie sowas sagte. Als würde sie die Situation so akzeptieren, nur, weil sie ihre jüngere Schwester, ihren Zwillingsbruder und dessen Frau mochte. Halt, Halbschwester. Immer dran denken, Halbgeschwister.

„Stimmt!“, freute Akemi sich nun. „Und den ganzen mütterlichen und verantwortungsbewussten Part hast du ja wohl abgedeckt…“

„Oh, ja.“, schnaubte Sakura. „Wobei ich es grundsätzlich ablehne, mütterlich zu sein. Das… Passt einfach nicht zu mir.“

„Aber du hast sechs Kinder.“, widersprach Koto. „Wie kriegt man das hin, ohne irgendwie wenigstens ein bisschen mütterlich dabei zu werden?“

„Sieben.“, berichtigte Sakura. „Meine dritte Tochter macht nur eine Geishaausbildung. Und glaub mir, das geht bestens…“

„Aber deine Kinder sind so gut erzogen!“, beharrte Koto, dann fiel ihr Blick auf Sasuke. „Oder macht er das alles?“

Sakura lachte.

„Himmel, nein, ich war elf Jahre lang ein echtes Heimchen und hab meinen Stall gehütet, aber beurteile sie bloß nicht nach dem, was du heute gesehen hast.“, riet sie ihrer… Halbschwägerin? „Sie haben sich nur am Riemen gerissen, weil sie bei Fremden sind…“

„Ich find’s voll dämlich, dass ihr morgen schon wieder abreist!“, stellte Akemi, mal wieder vollkommen außerhalb jeglichen Kontextes klar. „Ich meine, ihr bringt mal ein wenig Schwung in die Bude, scheiß drauf ob Akio angepisster ist als sonst oder nicht…“ Sie seufzte schwer. „Ich wünschte nur, sie würden mich ausziehen lassen… Dabei kann ich ja wohl mein eigenes Geld verdienen…“

„Wieso darfst du denn nicht ausziehen?“, fragte Sakura irritiert. „Und überhaupt, warst du nicht irgendwas mit sechsundzwanzig? Also, da wo wir herkommen ist man in diesem Alter volljährig…“

„Ich bin sechsundzwanzig und unverheiratet.“, erklärte Akemi mit einer Grimasse. „Nicht standesgemäß, und so. Keine Ahnung. Zumindest darf ich nichtmals ins Haus gegenüber ziehen, ohne meine Familie dabei zu entehren…“

„Dieses Ehrenkonzept ist aber auch wirklich unergründlich.“, stellte Sakura fest. Sasuke neben ihr schnaubte.

„Soll ich dir einen Crashkurs geben?“, fragte er. Sie sah ihn beunruhigt an.

„Ich glaube, wir sollten das Thema wechseln…“, stellte sie dann fest, denn die Liste mit Gesprächsthemen, die Sasuke nicht mochte, war für heute abgearbeitet. Doppelt. Und wenn er grad nicht so ernst, na ja, ernster als sonst, ähm, sagen wir einfach, verstimmt ausgesehen hätte, hätte sie sich jetzt einen neuen Spitznamen für ihn ausgedacht, Akemi, Koto und Taiki waren immerhin nicht gerade das Publikum, vor dem man seriös wirken musste.

„Ich möchte schlafen.“, verkündete Sasuke und erhob sich demonstrativ.

„Ah, ja, okay…“, meinte Akemi und konnte die Enttäuschung nicht ganz aus ihrer Stimme verbannen. Sie erhob sich mit ihm. „Dann zeig ich dir mal euer Zimmer…“

„Ich schließe mich ihm an.“, fügte Sakura hinzu. „Es ist spät und wir haben eine lange und anstrengende Reise vor uns… Hach ja…“
 

~
 

„Weißt du…“, begann Sakura, als sie und Sasuke allein in einem der Gästezimmer waren und sich umzogen. „Hättest du mich nicht hierher gezwungen, würde ich mich glatt bei dir entschuldigen.“

„Hn.“, gab Sasuke von sich und legte sich in den Futon, ihr den Rücken zukehrend.

„Ich meine, denk doch mal nach.“, verlangte sie ungerührt von ihm und kämmte ihre Haare. „Sosehr wie dir die Unterhaltung eben missfallen hat, sosehr missfällt mir der Aufenthalt hier…“

„Tz.“, war die besonders geistreiche Antwort darauf.

„Ist so!“, erboste Sakura sich. „Ich meine, klar, Akemi und Koto sind nett, aber… Diese ganze Situation… Ich will mit meinem Vater nichts zu tun haben, okay? Und da du mich hierher gezwungen hast, werde ich definitiv kein Mitleid mit dir haben, weil ich in irgendwelchen tief verborgenen Gefühlen herumgestochert haben könnte! Gute Nacht, äh… Knuffelhase!“

Mit diesen Worten legte sie sich ebenfalls in den Futon und kehrte ihm den Rücken zu. Ein paar Minuten lagen sie schweigend mehr oder weniger nebeneinander.

„Er ist ihr Großvater.“, verteidigte Sasuke sich schließlich.

„Das ist kein Argument.“, erwiderte Sakura verbissen. „Ich hatte mein ganzes Leben lang keinen Großvater und bin trotzdem klar gekommen, oder?“ Davon, ohne wie viele Familienmitglieder er mehr oder weniger klar gekommen war, wollte sie jetzt nicht schon wieder anfangen.

„Für mich schon.“, meinte Sasuke. Sakura zog die Augenbrauen zusammen.

„Du hattest doch bestenfalls auch nur einen Großvater…“, überlegte sie. „Und das wäre dann der Vater deines Vaters gewesen, und… Also…“ Sie überlegte weiter. „Der wurde in den Aufzeichnungen, die ich von deinem Vater gefunden habe nie erwähnt, nur deine Großmutter, und die war ja nicht gerade nett… Okay, das waren sie eigentlich alle nicht, aber…“

„Er schon.“, erzählte Sasuke knapp. Sakura holte tief Luft.

„Das heißt, hinter dieser ganzen Aktion steckt nichts anderes als Kindheitserinnerungen daran, wie toll dein Großvater doch war?“, fragte sie, ohne eine Antwort abzuwarten. „Ich meine, klar, du hast es definitiv nicht leicht gehabt, umringt von einer störrischen Familie, die jeden deiner Atemzüge mit deinem Bruder verglichen haben, aber… Sasuke…“ Er zeigte keinerlei Reaktion. Sie hatte auch keine erwartet. Denn, wie heute schon mehrmals bewiesen, er sprach nicht gerne über seine Kindheit. Was ihm auch so keiner verwehren konnte. Sakura setzte sich auf. „Und nach dieser Verschwörung mit den Kindern und den ganzen Scherereien die ich wegen dieser Aktion hier hatte und trotz des Hasses, den ich auf meinen Vater habe, hast du es nicht für nötig gehalten, mir das mal zu sagen?“

„Du hättest das nicht verstanden.“, murmelte Sasuke, allerdings konnte sie seiner Stimmlage und seiner Körperhaltung deutlich entnehmen, dass er sich nun doch endlich mal schuldig fühlte.

„Doch Sasuke.“, widersprach Sakura ihm. „Das hätte ich.“

Mit diesen Worten stand sie auf und verließ das Gästezimmer.
 

~
 

Aufgebracht stapfte Sakura über die Veranda des obersten Stockwerks. Sie hasste es, wenn Sasuke diese Phasen hatte, in denen er tausend Dinge plante, weil er sie so gelernt oder erfahren hatte und ihr nichts davon sagte. Klar, sie konnte nur zu gut verstehen, wenn er nicht über seine Familie oder sein früheres Leben reden wollte, aber er hatte sie immerhin auch in eine Ausnahmesituation gebracht, über die sie nicht gerne redete, gleiches Recht für alle, also.

Was genau sie jetzt vorhatte, wusste sie allerdings nicht. Sie brauchte erstmal ein wenig Abstand von Sasuke und frische Luft. Und musste sich wütend denken, um sich nicht selbst Vorwürfe zu machen, weil sie nicht daran gedacht hatte, dass Sasuke vielleicht sowas wie eine dramatische Vergangenheit mit seinem eigenen Großvater gehabt haben könnte, also, etwas, was das ganze noch dramatischer machte, na ja, so Art halt, wenn er schon so fixiert darauf war, dass seine Kinder ihren Großvater kennen lernten. Ja, normalerweise machte er selten einen solchen Aufstand wegen Dingen, die ihm nicht irgendwo unglaublich viel bedeuteten, und dass wusste sie doch auch.

Dann wiederum war es nicht ihre Schuld, wenn er den Mund nicht aufbekam. Hätte er ihr von seinem Großvater erzählt, hätte sie der ganzen Sache doch von Anfang an etwas offener gegenüber gestanden, also, im Sinne von zumindest versuchen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

Allerdings war Sasuke und über Gefühle reden so eine Sache. Er redete ja so schon kaum, also, mittlerweile ja immer ein bisschen mehr, aber trotzdem. Dass er nicht der Gesprächigste war und sie viel auf Unterschwelliges von ihm achten musste, hatte sie vorher gewusst. Und dass sie sich jetzt darüber aufregte war sie wie Hinata, die sich darüber beschwerte, dass Naruto nun Hokage war und keine Zeit mehr für sie hatte. Sie hatte es ja vorher gewusst.

Und irgendwie drehen sich ihre Gedanken und Prinzipien gerade im Kreis.

Sich selbst die Schuld zu geben und Sasukes Verschwiegenheit in solchen Dingen akzeptieren und sich dem anpassen war nicht gerade konsequent emanzipatorisch. Eine Beziehung mit Sasuke an sich war nie so wirklich konsequent emanzipatorisch gewesen. Allerdings hatten sich ihre Gefühle nie so wirklich um ihre Prinzipien geschert und ihre Liebe zu Sasuke war definitiv vorher da gewesen. Also, zumindest die von ganz am Anfang, auch wenn sie mittlerweile zu dem Schluss gekommen war, dass sie Sasuke an sich erst während ihrer Me woman, hear me roar-, beziehungsweise ihrer Ich-hasse-Sasuke-Phase richtig geliebt hatte. Und da hatten ihr ihre Prinzipien im Weg gestanden. Was jetzt so gesehen auch nicht schlecht war, weil ihre Prinzipien in diesem Fall eine Revolution ausgelöst hatten, aber… Wenn sie schon so argumentierte, konnte die ihre Wut auf Sasuke gleich vergessen. Und die auf ihren Vater auch. Denn egal, was die beiden jeweils getan hatten, am Ende war ja doch immer alles gut geworden. Ihr Leben war toll. Abgesehen vom momentanen Zustand, aber hey. Ansonsten könnte sie sich nicht vorstellen, dass irgendetwas besser gelaufen wäre, wenn ihr Vater bei ihr geblieben wäre.

Sicher, dann hätte er ihr vielleicht beigebracht, mit fünf Jahren ihre ersten Blitze zu werfen und sie wäre nicht mit der Grundeinstellung ach was, ich schaff das eh alles nicht an die Akademie gegangen, beziehungsweise hätte zumindest ein bisschen was nützliches gekonnt. Sie würde nicht soweit gehen und sagen, dass sie dann vielleicht hätte verhindern können, oder zumindest helfen können, zu verhindern, dass Sasuke sein Fluchmal bekam, oder dann anschließend vielleicht nicht direkt ihre Haare hätte opfern müssen, um sich gegen diese Ototypen verteidigen zu können, geschweige denn Inos Team auf den Plan rufen, oder Lee… Ja, genau. Das hätte sie mit ein paar ruligen Blitzattacken vielleicht verhindern können. Dass Lee ihr damals auf diesem Dach gegen Kisame hatte helfen und sein Leben lassen müssen.

So, da hatte sie´s . Ihr Vater war Schuld, dass Lee tot war. Na ja, und sie selbst. Und Kisame natürlich auch. Der vor Allem. Aber ihr Vater war mit schuld daran!
 

Die Tatsache, dass sie nie so gut wäre, wie sie jetzt war, wenn sie damals nicht so verdammt nutzlos gewesen wäre, ließ sie jetzt besser mal außer Acht. Denn Tsunade hätte sich nie ihrer angenommen, wenn sie es nicht so verdammt nötig gehabt hätte. Und überhaupt, diese Blitzattacken waren an sich ziemlich unpraktisch, da sie davon ausging, dass ihre Geschwister auch nicht mit endlosen Chakrareserven gesegnet waren. Wenn nämlich Leute mit schier unerschöpflichen Ressourcen oder angeborenem Über-Chakra unglaublich starke, leuchtende Attacken ausführten, war das so nicht weiter schlimm, wenn Leute wie sie ihr bisschen Chakra für an sich nicht so tolle und leicht abzuwehrende Attacken verschwendeten, war das furchtbar impraktikabel. Und hätte wahrscheinlich dazu geführt, dass sie bei jedem größeren Kampf oder Krieg irgendwann sinnlos am Boden gelegen hätte. Außerdem hätte sie nie in diesem Maße diverse Aufmerksamkeiten auf sich gezogen und Konoha hätte damals im Krieg wahrscheinlich auch noch Kiri gegenüber gestanden, und… Moment. Ihr Vater war also auch an Yasume schuld. Genau. Der fand sie ja nur so interessant, weil sie ja die Musterschülerin von Tsunade gewesen war und… Der war auch daran Schuld, dass sie jetzt hier war und sich sinnlose Gedanken machte und sauer auf Sasuke war. Na bravo.
 

Doch bevor sie sich an diesem Gedankenstrang weiter hangeln konnte, wurde sie angesprochen.

„Sakura-san?“

„Oh, Meimi-san!“ Sie drehte sich um und verneigte sich leicht vor der Älteren. „Verzeihen Sie bitte, habe ich Sie geweckt?“

„Nein, nein, ich konnte nicht schlafen.“, beschwichtige Meimi sie. „Und… Ich wollte noch mit Ihnen reden.“

„So?“, fragte Sakura irritiert. „Worüber denn?“

„Ich wollte mich entschuldigen.“, antwortete Meimi und verneigte sich. „Ich… Es war sehr unhöflich von mir, euch morgen wieder wegzuschicken…“

„Nein, war es nicht.“, widersprach Sakura ihr ein wenig bitter. „Ehrlich gesagt… Ich begrüße das nur. Ich wollte von Anfang an nicht herkommen, denn… Na, Sie verstehen das sicher. Diese ganze Situation ist furchtbar unangenehm, für Sie doch bestimmt auch, oder?“

„Oh, ja.“ Meimi lachte leise. „Ja, die Situation ist sehr unangenehm, ich meine… also…“

„Sie wissen nicht, wie sie mit der Frau umgehen sollen, die ihr Mann in früherer Ehe gezeugt hat, nicht wahr?“, half Sakura ihr auf die Sprünge. „Geht mir genauso. Ich weiß, dass Sie mir meinen Vater nicht weggenommen haben, sondern dass er allein die Schuld an seinem Verschwinden damals trägt, aber… Ich habe auch keine Ahnung, wie ich mit Ihnen umgehen soll.“ Sie seufzte. „Ehrlich gesagt war mir da Akios offene Feindseligkeit wesentlich lieber. Oder Akemis Herzlichkeit, auch wenn das irgendwie komisch war…“

„Ich war auch zuerst dagegen, dass ihr herkommt.“, erzählte Meimi. „Also, nicht dass ich etwas gegen Sie hätte, aber… Nun ja… Aber…“ Sie trat an die Brüstung der Veranda und sah in die Ferne. „Als mein Mann wiedergekommen ist, war ich achtzehn Jahre alt und hatte mir die letzten acht Jahre Sorgen um meinen Verlobten gemacht. Als er dann wiederkam war ich überglücklich, auch wenn natürlich merkte, dass er mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache war… Also, immer. Er war immer gut zu mir, ich liebe meinen Mann, aber da waren immer… Diese unerklärlichen Blicke in die Ferne, dieser mangelnde Enthusiasmus… Zuerst dachte ich ja, es läge an mir, aber dem war nicht so. Dreißig Jahre lang wusste ich mehr oder weniger, dass er in den sieben Jahren, die er verschollen gewesen war, etwas zurück gelassen hatte, ich wusste nur nie was. Und als dann… Dieser Brief kam…“ Sie stockte kurz und schluckte. „Ich habe ihn noch nie so enthusiastisch gesehen! Er war so darauf fixiert, Sie zu finden, es war… Beängstigend. Deswegen habe ich ihn auch gehen lassen, weil ich wusste, dass dieses ‚Was wäre, wenn…‘, welches ständig in seinem Gesicht geschrieben stand, nur noch penetranter geworden wäre, wenn er nicht diese Gelegenheit ergriffen hätte, mit seinem früheren Leben abzuschließen. Auch wenn mir klar war, dass Sie wahrscheinlich nichts von ihm wissen wollten.“ Sie schmunzelte nun. „Als er dann wiederkam, war er sehr wortkarg. Er erzählte kaum etwas, weswegen ich davon ausgegangen war, dass Sie ihn nicht sonderlich freundlich empfangen haben…“

„Oh, ja, allerdings…“, murmelte Sakura.

„Umso überraschter waren wir dann, als Ihr Brief hier ankam, dass Sie uns besuchen wollen. Fuji war… Wieder so unglaublich enthusiastisch. Deswegen konnte ich ihm das auch nicht ausschlagen, auch wenn mir… Nicht wohl dabei ist. Er wünscht sich so sehr Kontakt mit Ihnen…“

„Ja, mein Mann auch.“, brummte Sakura. Auch wenn Sasuke dazu bessere Gründe hatte…

„Deswegen… Erzähle ich ihnen das alles überhaupt.“, erklärte Meimi nun. „Ich weiß, es wirkt unpassend, aber… Auch wenn sie definitiv nicht gut auf Fuji zu sprechen sein werden, geben sie ihm bitte eine Chance. Ich weiß, ich habe kein Recht, so etwas zu fordern, aber… Bitte. Es müssen ja keine Monatlichen Besuche sein, aber so, ein Brief, oder zwei im Jahr… So zu Weihnachten…“

„Ist schon okay.“, versicherte Sakura ihr. „Ich glaube, das lässt sich einrichten…“

Meimi lächelte sie dankbar an.
 

~
 

„Tu gar nicht erst so, als würdest du schon schlafen.“, riet Sakura Sasuke, als sie das Gästezimmer wieder betrat. „Die Sache ist nicht ausgestanden und du kannst eh nicht schlafen, nachdem ich aus dem Zimmer renne. Das weißt du genauso gut wie ich. Und ich hab was zu verkünden.“

Mit diesen Worten kroch sie wieder zu ihm ins Bett. Er kehrte ihr weiterhin den Rücken zu.

„Es… Tut mir Leid, dass…“, hörte sie ihn nach einiger Zeit murmeln und ein Gefühl der Genugtuung breitete sich in ihr aus. Er entschuldigte sich viel zu selten.

„Das ist schön.“, meinte sie darauf nur und ersparte ihm so weiteres, auch wenn er das eigentlich nicht verdient hatte. „Hört mal, sosehr dir diese Sache hier auch am Herzen liegt, ich glaube, es wäre gar nicht gut, wenn wir öfter hierhin fliegen…“

„Hm.“, stimmte er ihr zu und drehte sie auf den Rücken. Sie rückte näher an ihn.

„Aber… Weil dir und den Kindern das hier so viel bedeutet, hab ich mir vorgenommen, dass wir hierhin schreiben, also, alle paar Monate mal…“ Sie fuhr sich durch die Haare. „Außerdem mag ich Akemi und Koto gerne und würde zu gerne wissen, was für eine Haarfarbe Kotos Kinder haben…“ Nun kuschelte sie sich an ihn und legte den Kopf auf seinem Brustkorb ab. Er fuhr ihr mit der Hand durch die Haare.

„Danke.“, murmelte er. Sie biss sich auf die Lippen.

„Verziehen hab ich dir das hier aber trotzdem noch nicht, mein Bussibärchen.“

Sie konnte quasi fühlen, wie sein Magen sich verkrampfte.
 

~
 

Die Abreise am nächsten morgen lief schweigsam ab. Natsukis Vögel, die in der Gegend geblieben waren, waren ihnen irgendwie bis zum Harunoanwesen gefolgt, sodass die Verabschiedung dort stattfand. Akio und seine Frau waren nicht erschienen. Ihre Kinder drucksten irgendwo im Hintergrund herum.

„Und dass du mir ja Fotos von deinen Kindern schickst.“, verlangte Sakura und strich Koto dabei über den Bauch.

„Und dass du ja von dir hören lässt!“, forderte Akemi, die gerade Sayuri knuddelte. Sakura zuckte mit den Schultern.

„Lässt sich wohl einrichten.“, meinte sie und zwinkerte Meimi dabei unauffällig zu. „Und jetzt lass meine Tochter los, die brauch ich noch.“

Der nächste in der Reihe war Fuji. Er und Saura standen sich zunächst schweigend gegenüber.

„Ähm, also…“, setzte er dann an. „Ich… Es…“ Er fuhr sich durch die Haare. „Schön, dass ihr hier wart.“

„Ja.“, meinte Sakura und schmunzelte ein wenig. „Ja, find ich auch.“

Und das war auch nur halbwegs gelogen.
 

~
 

Ähm, ja…

Frohe Weihnachten nachträglich, äh, frohes, neues Jahr und all die anderen tollen Sachen, die man gerade aus jeder Ecke hört. Und ein wunderbares Familien-Kitsch-Kapitel, nur um die Stimmung zu unterstreichen. Hmpfh.
 

Ich sitze gerade bei einer Freundin zu Hause, also werde ich nicht allzu schnell auf Kommentare etc. antworten können und das ist auch der Grund, aus dem die ENS ausfällt. Aber hey, ich sagte noch dieses Jahr, und es hat geklappt! Also, theoretisch... Ich war am 30.12. fertig, jaah!

Überbewertetes

Eine Hommage an all die Dinge, die Preteens anstellen könnten, es aber zumindest in meinem Leben nie getan haben. Aber das ist okay. Dramen hatten wir auch so genug ♥
 

Der Winter kam nach dem mehr oder weniger glorreichen Aufenthalt beim anderen Teil der Familie recht schnell. Gut, es war ohnehin schon Ende November gewesen, als sie aufgebrochen waren, aber trotzdem. Für Sakura kam das alles viel zu plötzlich.

Winter bedeutete nämlich, dass bald Chuuninexamen waren. Und Sasuke und Shikamaru wollten beide nicht noch ein halbes Jahr abwarten, um ihre Team dahin zu schicken. Das hätte Sakura nur peripher und mit sekundärer Relevanz tangieren können, wäre es ihrem eigenen Team egal gewesen. War es aber nicht. Hiro und Kazuya bestanden darauf, ebenfalls diesen Januar am Examen teilnehmen zu dürfen und Aimi schien das ganze sowieso egal zu sein.

Gut, streng genommen hätte Sakura auch das egal sein können, würden ihre in letzter Zeit unglaublich lästigen Prinzipien nicht von ihr verlangen, dass alle neun Mitglieder der immer noch namenslosen Neuprotagonistengruppe, die allerdings mittlerweile echt keinen Namen mehr braucht, am selben Chuuninexamen teilzunehmen hatten.

Prinzipien, pffh. Wer hatte die Dinger überhaupt erfunden und wozu sollten sie gut sein? War wahrscheinlich ihr Ersatz für sowas wie Stolz. Den sie zwar auch hatte, aber auf eine andere Art als ihr Gatte, zum Beispiel.
 

Wie auch immer; die Notwendigkeit, dass alle Mitglieder besagter Gruppe am kommenden Chuuninexamen teilnahmen, hatte Sakura ganz schön in die Bredouille gebracht. Sicher, Kazuya und Hiro würden sich da notfalls einfach durchhauen, das kriegten sie mittlerweile einigermaßen gebacken, aber Aimi war da so ein ganz anderes Thema…

Sayuri wahrscheinlich auch. Die konnte sich zwar durchaus wehren, wenn sie musste, meinte zumindest Shikamaru, aber das wollte sie meistens ja gar nicht. Sie war ein ziemlich friedlicher Mensch und deswegen definitiv in die falsche Branche geboren worden.

Allerdings hatte Sakura das komische Gefühl, dass man bei Sayuri noch einiges retten konnte…
 

Was uns dann auch direkt zur Einstiegsszene bringt: Sakura war mit Sayuri und Aimi allein in der Küche des Uchihaanwesens, während die jüngeren Kinder in der Akademie, die beiden älteren beim Training und Natsuki auf Mission waren. Und Sasuke irgendwas Politisches mit Naruto regeln. Oder ihm dabei helfen. Vielleicht war er damit auch schon fertig und half Shikamaru damit, die übrigen sieben Mitglieder des namenlosen Protagonistenteams, welches sich wunderbar dazu eignet, Wortanzahlen zu strecken, zu trainieren. Teamwork und so. Nicht, dass das während des wirklich schwierigen Teils des Examens so unglaublich wichtig wäre, aber hey… Man konnte nie vorsichtig genug sein und speziell Chuuninexamen stellten da noch eine ganz neue Ebene in Sakuras Traumata dar.
 

„Ich versteh immer noch nicht so ganz, warum wir hier sind.“, murmelte Aimi, die gerade übervorsichtig einen Verband um Sayuris Arm legte. „Ich meine, wieso lernen nur wir sowas hier? Weil ihr uns schon aufgegeben habt?“

„Im Gegenteil.“, versuchte Sakura sie zu beschwichtigen. „Wir haben euch nicht aufgegeben, ich möchte euch nur aus Sicherheitsgründen auch noch in eine andere Richtung ausbilden…“

„Weil wir mit dem Kämpfen nicht klar kommen, schon kapiert.“, grummelte Aimi.

„Das hat niemand gesagt.“, widersprach Sakura.

„Aber du meinst es so.“, beschuldigte Aimi sie niedergeschlagen. „Meine Mama meinte, heilen lernen nur die, die für alles andere zu doof sind. Und nicht einmal das lernen wir.“

„Danke.“, meinte Sakura mit einem schiefen Lächeln. „Richte deiner Mutter von mir aus, dass ich ihr ihre paar Heiltechniken auch nur aus Mitleid beigebracht habe, okay?

„Also… Ist das hier wirklich nur Mitleidstraining?“, mischte sich nun erstmals Sayuri in die Unterhaltung ein. Sakura seufzte.

„Nein, durchaus nicht. Nennt es meine Paranoia, aber ich werde zumindest mein Team nicht in diesen Wald, äh, in diese Prüfung lassen, ohne dass sich wenigstens einer daran erinnert, wie man Verbände legt.“, erklärte sie. „Zu lasch, übrigens.“, kommentierte sie dann Aimis Versuch.

„Was für ein Wald?“, wollte diese lieber wissen.

„Hab ich was von ´nem Wald gesagt?“, versuchte Sakura, sich aus der Affäre zu ziehen.

„Ja, hast du.“, bohrte Aimi weiter nach. „Nicht wahr, Sayuri?“

„Ich glaube schon…“, stimmte diese ihr zu.

„Naah, ihr müsst euch verhört haben.“, winkte Sakura ab. „Also, wie auch immer, ich will jemanden in meinem Team haben, der sie alle wieder zusammen flicken kann, und uhm, ganz ehrlich Aimi, würdest du sowas Hiro oder Kazuya überlassen?“

„Nein.“, gab Aimi zu, die ein wenig schmollte. „Und warum ist Sayuri dann auch hier?“

„Ich dachte, es könnte sie interessieren.“, erklärte Sakura ausweichend, was ihr aber keines der Mädchen abkaufte. Sayuri sah niedergeschlagen auf ihre mehr oder weniger verbundenen Hände.

„Shikamaru-sensei meinte, ich soll vielleicht was anderes als kämpfen suchen, nicht wahr?“, fragte sie leise. „Er hat natürlich Recht, aber…“

„Nein.“, widersprach Sakura nun wahrheitsgemäß. „Nein, dass du das hier auch mitmachst war allein meine Idee. Makoto und Shime sind nicht gerade die Sorte von Menschen, die mit dem Kopf voran in die nächste Gefahr rennen und sie können sich auch ohne großartige Verluste verteidigen, und du kannst das auch. Ich dachte nur, das hier könnte dir gefallen. Ich meine… Hast du nie darüber nachgedacht, mal Medic-Nin zu werden?“ Dies war das erste Mal, dass sie diese Hoffnung für ihre Tochter laut aussprach. Bisher hatten sowohl Sasuke als auch Sakura sich mit solchen Vorschlägen zurückgehalten, um ihre Kinder nicht unter Druck zu setzen, aber irgendwie schien es Sakura… Angebracht, das jetzt zu erwähnen. Sayuri sah sie wenig überzeugt an.

„Doch, schon…“, meinte sie zögerlich. „Aber… Na ja…“ Sie sah beschämt zur Seite. „Ich… Kann nicht gut Blut sehen, und…“

„Doch, kannst du.“, widersprach Sakura überrascht. „Ich kenne dich seit zwölf Jahren und in diesem Haushalt ist ständig jemand blutig… Und warst du nicht diejenige, die deinen halbbewegungslosen Bruder hierher geschleift hat? Und so ganz unblutig war der auch nicht, und außerdem…“

„Nein, nein!“, widersprach Sayuri nun heftiger. „Ich meine… Jedes Mal, wenn ich Blut sehe, dann… Gerate ich in Panik, und…“

„Ist doch gut.“, mischte sich Aimi nun ein. „Ich meine, jemand blutet und du wirst so panisch, dass du alles tust, damit er aufhört…“

Sakura gluckste.

„So kann man das natürlich auch sehen.“, gab sie zu. „Aber nun ja, weißt du… Wenn dir beim Anblick von Blut absolut wohl wäre, wär da auch was nicht ganz richtig. Ich selbst werde auch ein bisschen panisch, wenn ich jemanden bluten sehe… Na ja, es sei denn, ich bin dafür verantwortlich, dann ist das was anderes.“ Früher hatte sie dabei etwas wie Befriedigung gespürt, mittlerweile spürte sie dabei irgendwie gar nichts mehr. Aber das war jetzt Nebensache.

„Nein, ich… Ich glaube nicht, dass das was für mich wäre, und…“, stammelte Sayuri, als Sakura nach einem obligatorischen Kunai in ihrer Tasche griff. Sayuri wurde käsebleich. „W-Was hast du vor?“, stammelte sie.

„Unterrichten.“, antwortete Sakura und fuhr sich mit der Spitze des Kunais über den Unterarm, ohne dabei mit der Wimper zu zucken. Was allerdings trotz der Routine, die zumindest Schmerzen für sie geworden waren, Ninja, einself, immer noch einen großen Teil ihrer Willenskraft erforderte. Und ihres Verstandes, der sie erstmal beruhigen musste, dass sie sich sowieso selbst wieder heilen konnte. Der Schnitt war nicht tief und noch dazu auf der Oberseite des Unterarms, die Seite ohne Pulsadern. So weit waren sie dann doch noch nicht.

Ein Rinnsal Blut trat trotzdem hervor.

„Mama, das ist nicht witzig!“, sagte Sayuri mit schriller Stimme, während Aimi verblüfft starrend daneben saß.

„Dann tu was dagegen.“, forderte Sakura sie auf. Es rann immer mehr Blut aus dem Schnitt. Immer noch keine bedenkliche Menge, aber genug, um Sayuri ins Schwitzen zu bringen. Diese begann nun auch, schwer zu atmen, Aimi hilfesuchend anzublicken und zu schlucken. Nun begann Sakura ungeduldig mit den Fingern zu trommeln.

„Was soll ich denn machen?“, fragte Sayuri panisch und starrte auf den Schnitt. „Einfach nur verbinden?“

„Oh, du könntest auch versuchen, mit Chakra dranzugehen.“, ermunterte Sakura sie. „Ist gar nicht schwer, nur ein ganz kleines bisschen Chakra in die Hände und darauf konzentrieren, dass du heilen willst. Wobei… Egal, was du anstellst, ich werd’s eh wieder hinkriegen.“

Nun vollkommen mit den Nerven am Ende starrte Sayuri sie an. Dann schluckte sie erneut und hob zittrig die Hände an. Ein leichtes Glühen ging von ihnen aus, mehr blau als grün, doch während sich ihre Hände der Wunde näherten, wurde das Leuchten immer grüner. Kurz bevor sie die Haut berührte, blickte Sayuri auf und sah in das erwartungsvolle Gesicht ihrer Mutter. Dann wieder auf ihre türkis leuchtenden Hände, und Panik kam in ihr auf.

Nicht richtig angewandt war Chakra gefährlich. Unglaublich gefährlich. Sie könnte Gott weiß was mit ihrer Mutter anstellen, ihre Haut verbrennen, unter Strom setzen, sonstwas, und nur weil ihre Hände vielleicht entfernt grün leuchteten, hieß das noch lange nicht…

Blitzschnell zog sie die Hände wieder zu sich und griff nach dem Verbandszeug auf dem Tisch, um ihrer Mutter in bemerkenswertem Tempo einen ziemlich guten Verband umzulegen. Sobald sie fertig war, stand sie ohne ein Wort auf und ging, den Blick zu Boden gewandt.

Doch so leicht gab Sakura sich nicht geschlagen.

„Sayuri, bitte.“, verlangte sie mit härterer Stimme, als sie es normalerweise getan hätte. „Was soll das jetzt?“

„Ich… Du… Das…“, stammelte sie nur mit brüchiger Stimme, während sie im Türrahmen stand.

„Der Unterricht ist noch nicht beendet.“, fuhr Sakura fort. „Deswegen ist es dir noch nicht gestattet zu gehen. Wenn du nicht vor uns weinen willst, schön. Wieso auch immer du das tun solltest, immerhin hast du doch alles richtig gemacht. Nicht die Lösung mit den Bonuspunkten, aber die sicherere Variante. Auch wenn die du mit den Bonuspunkten wohl auch hättest schaffen können.“

„Aber…“, stammelte Sayuri. „Ich… Mach sowas bitte nicht mehr…“

„Was, sowas demonstrieren?“, fragte Sakura leicht amüsiert. „Na ja, tut mir ja Leid, normalerweise fängt man auch mit Fischen an, aber… Aufgrund von Terminknappheit war das nicht möglich. Beschwer dich bei deinem Vater.“ Seufzend löste sie den Verband um ihren mehr oder weniger verletzten Arm nun wieder und sah Sayuri dabei auffordernd an, die sich setzte und auf ihre Knie starrte.

„Mama… Lassen wir das lieber…“, murmelte sie resigniert. „Ich… Schaff das nicht, das ist mir… Zu viel Verantwortung.“

„Und wenn deine Teamkameraden blutend um dich herum liegen und du nichts machen kannst, ist das dann weniger Verantwortung?“, fragte Sakura sehr direkt zurück. Sayuri sah sie entsetzt an und sie seufzte. „Tut mir ja Leid, aber so sieht’s nun mal aus. Ich musste das auf die harte Tour lernen, als ich zu meinem ersten Chuuninexamen geschickt wurde.“ Sie seufzte erneut und sah aus dem Fenster. „Damals hat mein Team ziemlich für Aufsehen gesorgt und wir hatten ein lustiges Treffen mit so ziemlich allen anderen Teams unserer Altersklasse, weil wir nicht alleine mit unseren Gegnern fertig geworden sind…“ Sie erstarrte plötzlich, räusperte sich dann und wandte sich wieder dem Unterricht zu. „Wie auch immer; wie ich gerade gesagt habe, war es an sich ganz gut, dass du die sichere Variante gewählt hast. Allerdings hast du vorher etwas vergessen. Schnittwundenverursachende Gegenstände jeglicher Art könnten nämlich auch mit Gift getränkt sein. Was dieses Kunai soweit ich weiß aber nicht ist.“ Sie nahm es noch einmal genau unter die Lupe, während die beiden Mädchen sie einigermaßen verängstigt ansahen. „Ne, scheint sauber zu sein. Wie auch immer.“ Sakura tupfte nun ein wenig Blut mit dem Verband von ihrem Arm. „Wunden vor dem Verbinden oder Schließen zu reinigen schadet trotzdem nicht. Und wenn’s denn nur mit Spucke ist…“

„Eeew.“, machte Aimi und verzog angewidert das Gesicht. Sakura grinste.

„Ja, Medizin ist ekelig.“, bestätigte sie amüsiert. „Aber in diesem Fall hätte man einfach nur das Blut aus der Wunde saugen und ausspucken müssen. Auf jeden Fall ausspucken, ansonsten ist das ganze furchtbarst kontraproduktiv.“ Sakura tupfte sich weiter das immer noch hervortretende Blut vom Arm. „Ich würde euch ja eine anständige Technik zum entgiften beibringen, aber die ist schwierig, zeitaufwändig und gefährlich.“ Sie seufzte erneut. Langsam nervte dieser Schnitt wirklich. „Aimi, würdest du bitte dein Glück mit dem Heilen versuchen? Und keine Sorge, besser ihr verhunzt mir was hier an meinem nicht so sehr beanspruchten Arm, wo ich es selbst in Ordnung bringen kann, als später an einem eurer Teamkameraden.“

„Okay…“, meinte Aimi zurückhaltend und warf einen nervösen Seitenblick auf Sayuri, die weiter ihre Schuhe anstierte. Dann versuchte auch sie sich daran, ihre Hände grün leuchten zulassen, was allerdings nur in einem schwächlich flackernden Türkis endete. Nichts desto weniger legte sie die Hände vorsichtig auf den Schnitt, der langsam schon von selbst heilte, und er begann sich sehr, sehr, sehr langsam zu schließen.

„Na, das ist doch schon mal nicht schlecht für den Anfang.“, stellte Sakura zufrieden fest. „Wenn das hier ´ne ernsthafte Verletzung wäre, würde der Patient in der Zeit zwar verbluten, aber hey. Damit lässt sich arbeiten.“ Sie überlegte noch kurz. „Aber üb‘ zu Hause das mit den Verbänden nochmal. Das ist im Zweifelsfall nämlich die bessere Methode…“ Dann warf Sakura ihrer Tochter einen prüfenden Blick zu. „Möchtest du das mit dem Heilen nochmal probieren?“

„Nein.“, antwortete diese leise aber bestimmt. Sakura seufzte.

„Ich verstehe wirklich nicht, wovor du Angst hast.“, meinte sie leicht ungeduldig. „Du hast es doch eben gesehen, als Aimi es versucht hat, ist mir auch nichts passiert…“

Sayuri holte tief Luft. Ihre Stimme zitterte wieder.

„Aimi hat ja auch nicht von klein auf gelernt, wie man mit Chakra Feuer spuckt, oder?“, fragte sie verbissen. „Papa hat uns das erklärt, Chakra kann Elemente haben, oder sowas. Und… Deswegen ist sowas bei mir gefährlicher, ich… Könnte dich verbrennen, oder…“

„Gegen Verbrennungen hab ich was da.“, beruhigte Sakura sie leicht genervt. „Und selbst wenn du bleibende Brandnarben hinterlassen solltest, pffh, die sind auch nicht viel schwerer wegzukriegen als Schwangerschaftsstreifen, Falten oder graue Haare…“

„Aber sowas hast du doch gar nicht!“, meinte Aimi und sah Sakura verwirrt an. Diese grinste selbstgefällig.

„Eben.“

„Mama, ich möchte das wirklich nicht!“, fuhr Sayuri nun schrill auf und lief zügig und ohne noch jemanden anzuschauen aus dem Zimmer.

„Schön.“, erwiderte Sakura, nun auch ein wenig verstimmt. „Ich kann dir auch nicht helfen, wenn du nicht mit mir reden willst!“ Dann fiel ihr Blick auf Aimi, die Sayuri besorgt nachsah. „Mach dir keine Sorgen.“, versuchte sie ihre Schülerin zu beruhigen. „Sie fängt sich schon wieder. Ich glaube, sie steht nur unter Druck, mit ihren Geschwistern mithalten zu müssen, oder so… Was natürlich vollkommener Quatsch ist.“ Dafür hatte Sakura zwar keine konkreten Beweise, aber Sayuri wäre bestimmt nicht der erste Fall dieser Art. Sie seufzte noch einmal tief und fuhr sich durch die Haare. „Also okay, üben wir noch was an deinen Verbänden…“

„Ähm…“, setzte Aimi noch an. „Also, war diese Sache mit dem Wunden Desinfizieren angeht…“

„Nein, du musst nicht an jeder Wunde lutschen, die du siehst.“, beantwortete Sakura die noch nicht gestellte Frage schmunzelnd. „Ist sowieso nur ´ne Notfalllösung bei Vergiftungen. Die man übrigens am Geruch der Wunde, Verfärbung der Wundränder oder Zustand des Vergifteten feststellen kann. Nein, es wäre definitiv effizienter und viel weniger risikoreich für dich selbst, wenn du einfach immer ein Fläschchen Desinfektionsmittel und Wattebäusche bei dir hättest… Die du dir bitte selbst besorgst, ich darf dir da nicht helfen. Aber ich hab da im Medizinschrank im großen Badezimmer zufällig zwei Flaschen zu viel…“
 

~
 

„Sayuri?“, fragte Aimi Sayuris Zimmertür eine Viertelstunde später. Sie hörte ein kurzes, erschrockenes Wimmern, fahrige Bewegungen, bevor Sayuri mit brüchiger Stimme fragte:

„Ja, was ist?“

„Ähm…“, begann Aimi elegant. „Also, das Training ist vorbei und… Wir… Waren doch mit Tsugumi verabredet, weißt du nicht mehr? Zum Baden, und… Ich dachte nur… Na ja, du kannst natürlich auch gerne hierbleiben, wenn du… Dich nicht gut fühlst, und so… Also…“

Hinter Tür hörte sie daraufhin, wie Sayuri sich die Nase putzte, bevor sie den Schlüssel im Schloss drehte und lächelnd vor Aimi stand, als wäre nie etwas gewesen. Abgesehen von der leicht näselnden Stimme und den roten Augen. Also, rotgeweint, nichts Weiteres. Sharingan hatte sie ja nicht.

„Entschuldige bitte.“, bat Sayuri sie. „Natürlich komme ich mit.“

„Juhu!“, freute sich Aimi halbherzig, nicht sicher, wie sie mit Sayuri umgehen sollte. Bei ihr zu Hause überspielte nie jemand seine Gefühle. Abgesehen von Yoshiko vielleicht. Aber die interessierte sie nicht, die war doof. „Also… Ähm…“

„Darf ich mir vorher noch schnell das Gesicht waschen?“, fragte Sayuri und verbeugte sich leicht. Nun geriet Aimi erst Recht in Panik. Bei ihr zu Hause verbeugte sich auch keiner, wenn nicht gerade jemand besonders wichtiges… Nein, bei ihr zu Hause verbeugte sich keiner.

„Ja… Klar… Äh…“, brachte sie hervor.

„Vielen Dank.“, sagte Sayuri und verneigte sich schon wieder. „Ich beeile mich auch.“ Und sie eilte in eines der dreieinhalb Badezimmer.

„Und da will noch einer behaupten, man brauche Sharingan um ein Uchiha zu sein.“, witzelte Sakura, die mit einem bitteren Lächeln im Türrahmen stand und das Szenario unauffällig beobachtet hatte.

„W-Was meinst du damit?“, fragte Aimi nun absolut verloren. Sakura gluckste.

„Den Part mit dem Gefühle verbergen kriegt sie schon ganz gut hin.“, erklärte Sakura. „Sie benimmt sich gerade wie eine richtige Lady, weißt du? The show must go on und so.“ Nun seufzte sie. „Dumm nur, dass sie keine Lady sondern Kunoichi ist.“ Und die Alternative, in der ihr die Ladyskills von Nutzen sein könnten, gefiel zumindest ihren Eltern nicht sonderlich…

„O-kay…“, kam es dazu von Aimi. Das Wasserrauschen im Badezimmer hörte auf und Sakura zog sich subtil zurück. Und Aimi wurde klar, dass Unterschwelliges definitiv nicht ihr Ding war.
 

~
 

„Aloha!“, trällerte Aimi dem Rest der namenlosen Protagonistengruppe übertrieben fröhlich entgegen. Sayuri lief lächelnd neben ihr und sah nun auch so aus, als wäre nichts gewesen.

Die angesprochene Gruppe war nicht sonderlich begeistert. Zumindest die wenigen, die sie bemerkt hatten, es spielte sich nämlich auch bei den übrigen Protagonisten gerade ein kleines Drama ab. Shikamaru war offensichtlich schon nach Hause gegangen, ohne seinen Sohn, wieso auch immer, und hoffentlich nach seinem Entschwinden war ein merkwürdiger Streit ausgebrochen.

Eigentlich sah es so aus, als würden Hiro und Shikkun streiten und als sei Tsugumi zum schlichten dazwischen gegangen. Allerdings war es so, dass Tsugumi und Hiro das ganze Gestreite übernahmen und Shikkun desinteressiert daneben stand. Um die Streitenden herum saßen Makoto, der ihnen keinerlei Aufmerksamkeit schenkte und nur die Bandagen um seine Hände neu band, Shime, der mit verschränkten Armen das ganze beobachtete, allerdings eher so aussah, als würde er einen mäßig spannenden Film gucken (…), Kazuya, der Ranmaru kraulte und irgendwie vor sich hin grinste und Tsuyoshi, dessen Blick feindselig zwischen Shikkun und Hiro hin und her wanderte.

„Himmel nochmal, Hiro!“, empörte sich Tsugumi gerade Hände ringend. „Wie kann man nur so blöd sein?“

„Ja, genau, blöd.“, schnaubte er und stierte dabei Shikkun an. „Das ist auch alles, was ich bin, was?“

„Im Moment schon, ja!“, erwiderte Tsugumi. Sie kümmerten sich nicht um die Neuankömmlinge. An sich hatten eh nur Makoto und Kazuya das Auftauchen der Mädchen bemerkt, Kazuya indem er ihnen zu grinste und Makoto, indem er kurz zu ihnen rüber sah und mit den Augen rollte.

„Ich weiß, ich bin so blöd, dass ich nicht selbst weiß, was ich tun soll, was?“, regte sich Hiro weiter auf.

„Du spielst ihr nur in die Hände, indem du dich jetzt so anstellst.“, belehrte Shikkun ihn und verdrehte ebenfalls die Augen.

„Du sei mal ganz still!“, blaffe Hiro ihn nun an.

„Aber er hat doch Recht, verdammt!“, schnauzte Tsugumi ihn an. „Und weißt du auch wieso? Weil er hier derjenige mit dem überdimensionierten Hirn ist! Und wenn es eins gibt, was ich absolut hasse, dann sind es Leute, die ihren Platz nicht kennen!“ Mit diesen Worten wandte sie sich ab und marschierte schnurstracks auf ihre Schwester und Aimi zu, bei denen sie sich unterhakte, ein klares Zeichen ihres unbeständigen Gemütszustandes, und mit ihnen davon ging.
 

Die Herren der Schöpfung verblieben noch ein wenig so, Gott weiß, was die Hälfte von ihnen noch dort hielt. Schließlich warf Hiro sich stöhnend ins Gras.

„Was läuft zwischen euch beiden?“, fragte er dann grimmig an Shikkun gewandt.

„Wie witzig.“, schnaubte dieser. „Dasselbe wollte ich dich gerade fragen.“

„Ach ja?“, fauchte Hiro und setzte sich auf. „Wen verteidigt sie denn hier ständig, und so?“ Shikkun schnaubte.

„Und wieso würde sie sich so über dich aufregen, wenn du ihr egal wärst?“, fragte er.

„Meinst du das ehrlich?“, fragte Hiro, sichtlich besser gelaunt.

„Sie regt sich aber ständig auf.“, widersprach Tsuyoshi, der sich immer noch nicht entscheiden konnte, wen von den beiden er böser anstarren sollte.

„Klar, aber nie so unprovoziert.“, erklärte Shikkun. „Und theoretisch sollte es ihr auch egal sein, was mit Hiro ist, oder? Er ist ja nicht in ihrem Team…“

„Sie macht sich Sorgen um mich!“, freute Hiro sich nun und ließ jegliche Subtilität fallen. War auch nie so wirklich sein Ding gewesen.

„Freu dich nicht zu früh.“, riet ihm Tsuyoshi schnaubend und konzentrierte nun all seinen Missmut auf ihn. „Vielleicht hat sie auch nur jemanden gesucht, über den sie sich gerade aufregen konnte…“

Aber Hiro schien ihn nicht zu hören.

„Sie macht sich Sorgen um mich…“, murmelte er sich nur glückselig selbst zu. „Sie mag mich!“

„Was hast du da nur angerichtet?“, meinte Makoto an Shikkun gewandt, der nur abweisend mit den Schultern zuckte.

„Hey, glaubt ihr, ich schaff es, sie bald zu küssen?“, fragte Hiro dann und setzte sich wie von der Tarantel gestochen auf. Er erhielt darauf eine sehr einstimmige Reaktion. Kazuya begann, ihn auszulachen, während alle anderen Anwesenden ihn leicht angeekelt anstarrten, als hätte er den Verstand verloren.

„Wenn du massiv suizidgefährdet bist, nur zu.“, meinte Tsuyoshi schließlich dazu.

„Was hast du eigentlich?“, wollte Hiro nun wissen. „Wieso guckst du so böse?“

„Das nennt sich Schwesterkomplex.“, erklärte Shikkun ihm.

„Was du natürlich aus Erfahrung weißt.“, stichelte Tsuyoshi missgelaunt. Shikkun zuckte mit den Schultern.

„Im Gegensatz zu Tsugumi gibt Aimi einem auch ´nen Grund dazu.“

„Ich hab sowas nicht.“, stellte Hiro verwirrt fest. Shikkun schnaubte.

„Könnte daran liegen, dass deine Schwester noch viel weniger ‚Hilfe, beschütz mich!‘ schreit als Tsugumi… Womit wir dann im negativen Bereich wären.“

„Meine Schwester schreit zwar auch viel, aber irgendwie ganz andere Sachen…“, steuerte Kazuya nun mehr oder weniger hilfreich zur Konversation bei. „Und das immer so hoch, dass ich Kopfschmerzen davon kriege…“

„Egal!“, setzte sich Hiro nun, immer noch glücksselig, über die entbrannte Debatte hinweg. „Glaubt ihr nun, dass ich es schaffe, sie zu küssen, oder nicht?“

„Kommt drauf an.“, meinte Kazuya dazu grinsend. „Ist sie dabei wach und bei Sinnen?“

Das entlockte zumindest Tsuyoshi und Shikkun ein Prusten. Shime zeigte keinerlei Reaktion und Makoto verdrehte abermals die Augen.

„Hey!“, empörte sich Hiro.

„Was denn?“, wollte Shikkun wissen. „Meiner Meinung nach ist das eine berechtigte Frage…“

„Interessanter wäre, welche Variante ungesünder für ihn wäre.“, meinte nun Tsuyoshi.

„Ach, ihr seid ja bloß neidisch!“, schnaubte Hiro nun und ließ sich wieder aufs Gras fallen.

„Auf deinen gefährdeten Gesundheitszustand oder die Tatsache, dass dein Hirn anscheinend geschmolzen ist?“, wollte Makoto nun wissen.

„Darauf, dass ich demnächst ´ne Freundin habe, und ihr alle nicht!“, giftete Hiro ihn an.

„Ich dachte, wir waren nur bei Küssen.“, bemerkte Shikkun.

„Dann haben sich seine Chancen gerade ungefähr halbiert…“, ergänzte Tsuyoshi.

„Wie viel ist eigentlich die Hälfte von null?“, wollte Kazuya dazu wissen.

„Nicht definiert.“, erklärte Shikkun knapp.

„Hey!“, entfuhr es Hiro erneut. „Ihr nehmt das Ganze nicht ernst, kann das sein?“

„Oh nein, was hat uns nur verraten?“, wollte Shikkun nun wissen.

„Na, du kannst nur von dir selbst reden.“, prustete Tsuyoshi. „Ich bin hier todernst…“

„Womit wir wieder bei deinem Schwesterkomplex wären.“, stellte Shikkun fest. „Ein Wunder, dass du Sayuri keine Leine umgelegt hast…“

„Sowas Ähnliches.“, steuerte Makoto zu dieser Unterhaltung in Anspielung auf ihren mehr oder weniger glorreichen Kampf vor drei Kapiteln bei.

„Egal!“, versuchte Hiro dieser ebenso unangebrachten wie ungemütlichen und ungünstigen Debatte abermals ein Ende zu setzen. „Was ich eigentlich sagen wollte; meine Eltern sind in unserem Alter schon zusammen gewesen! Und seine auch, fast…“ Mit diesen Worten nickte er zu Makoto rüber. „Deswegen mein ich nur… Ist es nicht ´n bisschen peinlich, dass ich hier der einzige bin, der demnächst vielleicht ´ne Freundin hat?“

Diese Frage wurde mit ungläubiger Stille quittiert.

„Ich bin gerade erst zwölf geworden.“, verteidigte Tsuyoshi sich dann halbherzig. „Und meine Eltern sind erst mit siebzehn oder so zusammen gekommen…“

„Außerdem bist du älter als wir.“, ergänzte Kazuya. „Ist das für dich nicht viel peinlicher?“

„Wo sind wir hier, auf dem Fleischmarkt?“, wollte Makoto wissen. „Alles muss raus?“

„Und nur mal so“, merkte Shikkun an. „Nur, weil sie sich Sorgen um dich macht, heißt das noch lange nicht, dass sie in dich verliebt sein könnte…“

„Und du bist nur eifersüchtig, weil sie mich mehr mag als dich!“, behauptete Hiro nun.

„Das halt´ ich aber für’n Gerücht…“, gab Tsuyoshi leise von sich.

„Oh, ja, ich bin total eifersüchtig, du hast mich durchschaut.“, schnaubte Shikkun und verdrehte die Augen.

„Bist du auch!“, beharrte Hiro. „Ich seh‘ doch, wie du sie ständig anstarrst, und so!“

„Ach, Mist, ich bin entlarvt.“, gab Shikkun trocken von sich. „Ja Hiro, Tsugumi ist die große Liebe eines Lebens und ich diss dich nur die ganze Zeit, weil ich Angst habe, dass du sie mir wegnimmst, weil ich ja gegen jemanden wie dich niemals ankommen würde, ich geb’s ja zu.“

„HA!“, stieß Hiro nun triumphierend hervor. „Ich hab´s doch immer gewusst!“

Betretenes Schweigen folgte darauf.

„Oh. Mein. Gott.“, machte Tsuyoshi schließlich.

„Ist soviel Blödheit auf einmal überhaupt legal?“, wollte Makoto wissen.

„Sein Vater ist Hokage, der darf das.“, erklärte Kazuya dumpf.

„Das Konzept der Ironie ist auch vollkommen unter deiner Würde, was?“, wollte Shikkun nun wissen.

„Hä?“, war Hiros geistreiche Antwort darauf.

„Verwirr´ ihn nicht auch noch zusätzlich, sonst sitzen wir nächste Woche noch hier.“, riet Tsuyoshi ihm daraufhin.

„Ihr verarscht mich schon wieder.“, erkannte Hiro nun geistreich.

„Und das war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Intelligenteste, was du heute von dir gegeben hast.“, stellte Makoto fest.

„Ich bleib dabei.“, sagte Hiro nun schmollend. „Ihr seid alle nur neidisch. Wetten ihr werd‘ vor euch allen geküsst?“

„Hat deine Mutter dich nie geküsst?“, fragte Shikkun und erschauderte nun, verloren in der Erinnerung daran, wie lieb seine Mutter ihn gehabt hatte, bis er vor ihr wegrennen konnte.

„Nicht angebracht.“, erklärte Makoto dies kurz und knapp und wahrheitsgemäßer, als sich sonst jemand vorstellen konnte.

„Ich meine von einem Mädchen! Und so richtig!“, präzisierte Hiro sich, nicht auf Makoto achtend. „Und das werde ich garantiert vor euch allen hinkriegen, echt jetzt!“

Und somit hatte er zumindest Tsuyoshi, wo er ihn haben wollte.

„Pffh, weißt du eigentlich, wie viele Fangirls ich habe?“, fragte er nämlich beleidigt. „Wenn ich’s drauf anlegen würde, könnte ich zehn an jedem Finger haben…“

„Ach ja?“, bohrte Hiro nun nach. „Beweis‘ es mir!“

„Geh mal mit ihm durch die Straßen.“, schlug Shikkun vor. „Dann rechts und links gucken und schon weißt du genau, was er meint…“

„Nein, das mein ich doch nicht!“, wies Hiro dies ab. „Los, ich wette mit dir, dass ich trotzdem vor dir geküsst werde!“

„Na, von mir aus.“, schnaubte Tsuyoshi. „Ich werd‘ eh gewinnen, also…“

Shikkun und Makoto tauschten einen leicht angeekelten Blick.

„Das ist absolut peinlich und kindisch.“, stellte Makoto dann fest.

„Du bist ja auch bloß neidisch, weil du das nie im Leben schaffen wirst.“, behauptete Hiro grinsend.

„Ja, sicher.“, schnaubte Makoto.

„Also.“ Nun sah Hiro sich um. „Tsuyoshi macht mit… Kazuya, machst du auch mit? Wetten, wer als erster geküsst wird?“

Kazuya sah ihn zweifelnd an.

„Worum wetten wir?“, wollte er erstmal wissen. Hiro zuckte mit den Schultern.

„Der Gewinner kriegt das monatliche Taschengeld aller Verlierer?“

„Okay.“, meinte Kazuya dann. „Klingt cool.“

„Und das Niveau sinkt…“, murmelte Makoto leise.

„An sich hat es sich schon selbst begraben.“, berichtigte Shikkun augenrollend.

„Und ihr beiden.“, wandte sich Hiro nun wieder an den offensichtlich begeisterten Teil der Unterhaltung. „Macht ihr mit?“

„Wenn du mich vorher daran erinnerst, mein Hirn und meine Würde zu vergessen, gerne.“, schnaubte Shikkun.

„Mit deinem Taschengeld kann ich nichts anfangen.“, war Makotos Kommentar dazu. „Das krieg ich wöchentlich.“

„Ihr habt ja nur Angst, zu verlieren.“, meinte nun Tsuyoshi dazu. Makoto und Shikkun wechselten einen Blick. Und noch jemanden an die Front der Hirnamputierten verloren. Wie wunderbar.
 

~
 

„Ähm, bist du ansprechbar oder muss ich um mein Leben fürchten?“, wollte ungefähr zur selben Zeit Aimi von Tsugumi wissen, als sie gerade ins heiße Wasser gestiegen waren. Rückblickend hatte keine von ihnen auch nur den Hauch einer Ahnung, warum genau sie sich immer zum Baden trafen, aber hey. Immerhin machten sie überhaupt was zusammen und theoretisch bot sich sowas nach dem Training auch an… Praktisch hatten zumindest Tsugumi und Sayuri zu Hause eine Badewanne, die zwar nicht genauso groß, aber zumindest groß genug für zwei Leute und noch dazu wahrscheinlich hygienischer war. Wenn man davon ausging, das dort keine Leiche geruht hatte, aber… Na ja, beim Baden getötet? Äh… Wohl keines der Themen, über die man nachdenken sollte. Das war in diesem Fall sowieso überflüssig, da die Schwestern keinen blassen Schimmer davon hatten, dass in ihrem zu Hause je jemand eines unnatürlichen Todes gestorben war. Womit wir auch die obligatorische Itachianspielung pro Kapitel abgedeckt hätten. Hurra!

„Bist du ein unsäglicher Idiot, der seinen Platz weder erkennt, noch bereit ist, ihn zu akzeptieren?“, brummte Tsugumi, den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen.

„Ähm…“, setzte Aimi an und sah hilfesuchend zu Sayuri, die den Kopf schüttelte. „Nein?“

„Dann bin ich ansprechbar.“, antwortete Tsugumi auf die vorangegangene Frage. „Was willst du?“

„Was war denn eben los?“, fragte Aimi unverblümt. Sayuri hustete leicht peinlich berührt ob der Taktlosigkeit, die wir heute auch schon was öfters hatten, und Tsugumi stöhnte.

„Ach, nichts besonderes.“, meinte sie dann dumpf. „Wir haben in Gruppen trainiert, Hiro wollte unbedingt in meine und ich habe Shikkun lieber bei mir als beim Gegner. Dazu dann noch Makoto, damit er und Tsuyoshi sich nicht wieder an die Kehle springen. Und als Shikkun die Taktik erklärt hat, hat Hiro halt rumgezickt…“

„Oh, wieso nur…“, meinte Aimi dazu. Tsugumi verdrehte die Augen. Die geschlossenen Augen, wohlbemerkt.

„Nicht hilfreich.“, stellte sie brummend fest. „Was habt ihr eigentlich gemacht?“, wechselte sie dann das Thema und öffnete die Augen wieder, um von der Einen zur Anderen zu blicken.

„Ähm…“, machte Aimi, unangenehm berührt, und warf einen hastigen Blick auf Sayuri, die sich plötzlich ungemein für die Wasseroberfläche interessieren zu schien. „Nichts Besonderes… Nur so Heilerzeugs.“, erklärte sie dann ausweichend.

„Ah.“, machte Tsugumi und wandte sich Sayuri zu. „Und du hast es versaut?“

Aimi keuchte ob dieser Taktlosigkeit und sah Tsugumi entsetzte an, während Sayuri ihren Kopf senkte, sich auf die Lippen biss und nickte.

„W-woher weißt du das?“, fragte Aimi dann. Tsugumi zuckte mit den Schultern.

„Na ja, nach zwölf Jahren merk ich ihr das halt an.“, stellte die fest. „Sie hat so diese Ich-hab-schon-wieder-versagt-Aura, weißt du? Die hatte sie auch, als sie als letzte von uns Drillingen das Bunshin-Jutsu konnte. Oder als sie nach einem halben Jahr immer noch kein richtiges Gokakyu no Jutsu konnte. Oder als sie als einzige eine zwei im Kunaiwerfen hatte…“

Aimi, die in ihrem ganzen Leben gerade mal drei im Umgang mit Wurfwaffen gestanden hatte, begnügte sich damit, Tsugumi entgeistert anzusehen. Sayuri schien inzwischen zu versuchen, im Boden zu versinken. Was aufgrund ihrer Momentanen Lage darin endete, dass sie bis zur Nase im heißen Wasser untertauchte, aber hey, es erfüllte trotzdem den gewünschten Effekt. Tsugumi sah sie dabei missbilligend an.

„Hey, komm.“, meinte sie dann mehr oder weniger aufmunternd. „Du bist halt die schlechteste von uns Dreien, na und? Irgendwer muss das ja sein…“

Sayuri senkte nun endgültig den Blick, während Aimi sich über die unglaublich kontraproduktiven Motivationsmethoden Tsugumis wunderte. Und sollte Sayuri dies schon ihr ganzes Leben so kennen, wunderte sie sich auch nicht mehr, dass deren Selbstbewusstsein normalerweise so dermaßen im Keller war…

„Ähm…“, setzte Aimi deswegen halbherzig an. „Also… Das ist so ein bisschen unfair…“

„Ist es nicht.“, wisperte Sayuri, die dafür sogar ihren Mund über die Wasseroberfläche beförderte. „Sie… Hat ja Recht. Ich bin nun einmal die Schlechteste. Das… Macht mir nichts aus.“ Und sie lächelte Aimi an, auch wenn diese doch noch genug gesunden Menschenverstand besaß, dies nicht ernst zu nehmen. Aber gut, anscheinend würde sie bei dieser Debatte ja eh auf taube Ohren stoßen…
 

~
 

Die nächsten Wochen, und ja, auch Weihnachten, vergingen relativ ereignislos, es sein denn, man konnte es als Ereignis bezeichnen, dass in Konoha kein Schnee fiel. Was so jetzt seit Ewigkeiten nicht mehr vorgekommen war. Dafür waren schon leicht nördlichere Gefilde derartig eingeschneit, dass es unter Anderem Kaori, ja, der verlorenen Tochter, nicht möglich war, über Weihnachten oder Neujahr nach Hause zu kommen. Somit blieb der einzige Kontakt, den sie seit dem letzten Neujahr zu ihrer Familie gehabt hatte, auf einen kurzen Besuch Sasukes in der Vorweihnachtszeit beschränkt, der für seine Verhältnisse zumindest wild schimpfend zurückkehrte und alles verfluchte, von der unglaublich unkooperativen Leiterin des Hauses bis zu seiner Nachgiebigkeit vor mittlerweile schon zwei Jahren, was erheblich zur Trübung der Weihnachtsstimmung beitrug, die nicht einmal von einer überraschenden Videopräsentation seitens Ino aufgelockert wurde.

(Flashback no Jutsu: Genau dreizehn Jahre früher:

„Halt die Klappe.“, fauchte Sakura. „Das waren nie im Leben fünf Minuten.“

„Doch, es waren fünf Minuten!“ Ino ließ sich einfach nicht besänftigen. Seit dem Ende der Party hatte sie unausstehlich gute Laune. „Tenten, waren es fünf Minuten?“

„Es waren fünf Minuten.“, erwiderte Tenten gelassen.

„Chiho?“, fragte Ino weiter in die Runde.

„Fünf Minuten oder länger.“, bestätigte auch sie.

„Hinata?“

„Fünf Minuten.“

Damit war auch Sakuras letzte Hoffnung gestorben. Das heißt, nicht ganz…

„Ino, das mit der Videokamera war nicht dein ernst, oder?“, fragte sie noch zaghaft.

„Doch!“, meinte Ino und grinste. „Alles aufgenommen, das spielen wir irgendwann mal euren Kindern vor…“

Flashback no Jutsu Ende )
 

Umso enthusiastischer sah man deswegen einer ebenso besonderen wie neuen Festlichkeit entgegen; dem von Naruto neu eingeführten Weihnachtsfest, welches trotz der Proteste sämtlicher Instanzen von Wegen, zu viele Feiertage würden die Wirtschaftskraft des Dorfes schädigen, nicht hatte verhindert werden können.
 

An und für sich war dieser Tag mal als Gedenktag für einige Ereignisse gedacht gewesen, die etwa fünfzehn Jahre früher stattgefunden und die Beseitigung aller damals bekannten und gefährlichen Nuke-Nins beinhaltet hatte, als Sasuke sich aber aufgrund diverser vertraglicher Bindungen hatte weigern müssen, furchtbar symbolisch eine Schlange zu opfern, war man dazu übergegangen, es einfach wie an Narutos Geburtstag zu machen; das ganze Dorf auf dem Hauptplatz versammeln, ein hübsches Feuerchen in der Mitte anzünden, auf halbwegs formelle Kleidung bestehen und für genug zu essen sorgen, um sämtlichen negativen Stimmen das Maul zu stopfen.

Politik konnte ja so einfach sein.
 

Dieses wundertolle Winterfest stellte gleichzeitig für ein gewisses Klientel an Genin, hach, neue Umschreibungen sind schon was tolles, die erste wirkliche Gelegenheit da, an ihrer Wette zu arbeiten, da man sich ja ansonsten nur zum Training sah, was jetzt mit fünf potenziellen Mitstreitern nicht so wirklich stimmungsvoll war, oder zufällig auf der Straße. Und wenn man schon zu so feierlichen Tagen auf der Straße war, hatte man definitiv wichtigeres zu tun, als spontan rumzuknutschen. Zumindest in ihrem Alter noch.
 

„Ich weiß ja gar nicht, wozu ich mir das eigentlich antue.“, murrte Sakura verdrießlich, während sie ihrer jüngeren Anwesenden Tochter die Haare… Zähmte. Denn auch frisch gewaschen und mit mehreren Pflegeprodukten bearbeitet, hatten Sayuris Haare definitiv etwas dagegen, sich elegant hochstecken zu lassen.

„Weil du Naruto so gern hast.“, erinnerte Natsuki sie, die gerade Tsugumi in einen stilvollen, dunkelblauen Kimono einschnürte. Ihre Haare ließen übrigens widerstandslos alles mit sich machen.

„Ach ja, da war was…“, murmelte Sakura mit einer so eben herausgefallenen Haarklammer zwischen den Zähnen. Sie seufzte tief, als sich noch eine weitere verabschiedete. „Ich weiß wirklich nicht, woher du nur diese Haare haben kannst.“, teilte sie Sayuri dann mit. „Nicht einmal die deines Vaters sind derartig widerspenstig… Und auf Fotos sahen all deine anderen Verwandten auch nicht sonderlich zerzaust aus.“

„Vielleicht äußern sich in ihren Haaren ja Jahrhunderte der genetischen Unterdrückung.“, mutmaßte Natsuki amüsiert.

„Das glaub ich auch bald.“, murmelte Sakura resigniert und zupfte nun die verbliebenen Haarnadeln ebenfalls aus ihrem bisher hartnäckigsten Gegner. Na ja, so Art. „Schatz, ich glaube, wir müssen deine Haare offen lassen…“

„Ist das nicht furchtbar unpassend?“, fragte Tsugumi, die sich ansonsten auch reichlich verarscht vorgekommen wäre, da sie ihre Haare schon auf alle möglichen und unmöglichen Arten hochgesteckt bekommen hatte und davon nicht sonderlich begeistert gewesen war. Sakura zuckte mit den Schultern.

„Dann soll dein Vater halt dich nach vorne nehmen, wenn er seine Überlegenheit beweisen muss, ist mir doch egal.“, tat sie dies ab. „Sein Drang, zu beeindrucken, ist ja der einzige Grund, aus dem ich das überhaupt versucht habe…“ Sasuke hatte sehr eindringlich klar gemacht, dass das gesamte Dorf und vor Allem der gesamte Hyuuga-Clan anwesend sein würde und seine eigene, kleine (…) Familie deswegen so perfekt auszusehen hatte wie möglich. Was jetzt auch nicht so schwer war, da bis auf kleinere Ausnahmen ja eh alle Familienmitglieder einen auf perfekt geprügelten Genpool besaßen. Moment, nein, alle. Sakuras Genpool war ja offensichtlich auch Generationen lang poliert worden, so zur Hälfte zumindest. Sakura seufzte noch einmal tief und tätschelte Sayuri dann den Kopf. „Mach dir nichts draus, Schatz.“, riet sie ihr. „Offen sehen deine Haare ohnehin viel hübscher aus…“
 

~
 

Ein Tipp zum Besuch von Festivals mit einer größeren Gruppe von Personen; klare Regeln festlegen.

„Wir treffen uns alle um elf Uhr hier und zwar genau hier und genau um elf Uhr, verstanden?“, bellte Sakura über die Gruppe von Köpfen hinweg, die mit ihr Verwandt war.

„Ich kann aber die Uhr nicht!“, jammerte Hiroshi darauf prompt.

„Du bleibst ja auch bei uns.“, tat Sakura dies ab, was dem Kleinen gar nicht zu gefallen schien. „Bis dahin, macht was ihr wollt.“, sagte sie dann an ihre vier älteren Kinder gewandt, die alle in der Lage waren, die Uhr zu lesen, sich an Regeln zu halten und drei Stunden alleine auszukommen, ohne die Familie in missliche Lagen zu bringen. Theoretisch zumindest. Und ob die oben genannten Regeln auch für Natsuki galten sei einmal dahin gestellt. War immerhin schon bemerkenswert, dass sie den Rest ihrer Familie tatsächlich mit ihrer Anwesenheit beglückte, so viel wie sie nun arbeitete. Aber gut, als Captain eines ANBU-Teams hatte man’s schon nicht leicht…

„Sayuri-chan! Tsugumi!“, kreischte da plötzlich jemand hinter ihnen und kam auf die beiden Mädchen zugerannt. „Da seid ihr ja endlich!“, freute Aimi sich.

„Na, du bist ja enthusiastisch.“, stellte Tsugumi spöttisch fest. Aimi zuckte mit den Schultern.

„Jetzt hatte ich endlich nen Grund, von ihr wegzukommen.“, erklärte sie leise, sodass nur die beiden Mädchen sie hören konnten, und nickte zu ihrer Halbschwester rüber, die mit dem Rest ihrer Familie in einiger Entfernung stand und sich mit einer gestresst wirkenden Hinata unterhielt. Aimi seufzte schwer. „Kommt ihr mit zum Feuer? Da sind alle anderen auch.“ Dabei warf sie einen flüchtigen Blick zu Tsuyoshi, der etwas entfern von seinen Schwestern stand und sich nach seinen Freunden umsah, und errötete.

„Natürlich!“, meinte Sayuri und strahlte Aimi an. Tsugumi zuckte mit den Schultern und die drei Mädchen entfernten sich vom Rest der Uchihas. Tsuyoshi folgte ihnen kurze Zeit später.

„Ich kapier immer noch nicht, wieso wir dieses Fest mitten im Winter feiern müssen.“, beschwerte sich Aimi auf dem Weg zum großen… Na ja, nicht wirklich Lagerfeuer, also einfach nur Feuer, und rieb sich über die Arme. „Mir ist hier im Kimono viel zu kalt, und so…“

„Du trägst ja auch einen Yukata.“, belehrte Tsugumi sie. „Mit ´ner zusätzlichen Schicht drunter, okay, aber trotzdem… Würdest du derartige Ungetüme tragen wie wir, wäre dir auch nicht kalt.“ Sie selbst und Sayuri hatten heute übrigens schon mehrere Stunden damit verbracht, in ihre Kimonos eingeschnürt zu werden (von Natsuki, die dabei immer noch keine Gnade kannte), die aus dem Familienbestand kamen und definitiv nicht für den Sommer geeignet waren.

„Was genau feiern wir eigentlich?“, war Aimis nächste Frage, die von der Belehrung ablenken sollte.

„Das Ende des dritten Oto-Krieges.“, antwortete Tsugumi prompt. „Wieso auch immer wir für die Beseitigung dieses Piffeldorfes drei Kriege gebraucht haben…“

Sie hatten nun eine Gruppe von Baumstämmen am Feuer erreicht, auf denen die üblichen Mitglieder des namenlosen Protagonistenteams, ich mag diesen Ausdruck, versammelt saßen, abzüglich Makoto, der irgendwo mit dem Rest seiner Familie war und der sich über solch niederer Gesellschaft ohnehin erhaben sah, wie Tsuyoshi es ausdrückte.
 

Den Mädchen fiel im Laufe des Abends sehr schnell auf, dass die Stimmung irgendwie… Angespannt war. Im Sinne von, irgendwie waren zumindest Kazuya und Hiro wesentlich anhänglicher als sonst Tsuyoshi sprach sogar mit Aimi was diese gar nicht gut aufnahm und dauerhyperventilierte, und alle drei starrten sich die ganze Zeit unglaublich böse an. Shime war kurz anstandshalber aufgetaucht, ohne dass es jemand bemerkt hatte, und dann wieder gegangen, Shikkun war irgendwann einfach an seine Schwester gelehnt eingeschlafen und Makoto hatte sich nicht sehen lassen.

Da sie allerdings die ganze Zeit im Rudel herumsaßen und das ja nicht stimmungsvoll war, wurde es mit der Einlösung der Wette innerhalb der ersten zweieinhalb Stunden schon mal nichts.

Um halb elf gab sich denn der Hokage persönlich die Ehre, seinen Sohn aufzusuchen.

„Hiro?“, fragte er diesen von hinten, woraufhin der Angesprochene zusammenzuckte und sich erschrocken zu seinem Vater umdrehte.

„Was denn, Papa?“, fragte er, gekünstelt genervt klingend.

„Deine Mutter will, dass du zu ihr kommst. Und am besten deine Schwester mitbringst, wo auch immer sie sein mag…“, richtete Naruto ihm aus, sah dann in die Runde und grinste. „Hi!“

Ein wenig zurückhaltender murmelten die übrigen Genins ebenfalls etwas zur Begrüßung. Immerhin waren das diejenigen, die ihrem Hokage zumindest sowas ähnliches wie Respekt entgegenbrachten. Meistens.

„Okay…“, meinte Hiro zaghaft und warf einen schnellen Blick auf Tsugumi, bevor er sich auf die Lippe biss und ging. Shikkun, der das ganze durch halbgeöffnete Augenlider beobachtet hatte, verdrehte die Augen, was zumindest Tsugumi nicht entging.

„Ich geh mir was zu Trinken holen.“, murmelte Aimi da plötzlich und eilte davon. Wie von der Tarantel gestochen sprang darauf Tsuyoshi auf und murmelte etwas von nach seinen Eltern suchen, oder so. Sayuri sah Tsugumi verblüfft an. Diese zuckte mit den Schultern und fixierte nun Shikkun mit einem unglaublich bösen Blick, während Kazuya sich nervös durch die Haaren fuhr.

„Nee-chan!“, ertönte dann ein Jammern hinter ihnen.

„Hiroshi-chan!“, rief Sayuri überrascht aus. „Was machst du denn hier, du solltest doch bei Mama bleiben…“

„Ich hab sie verloren.“, behauptete der Kleine und verschränkte die Arme vor der Brust. „Kann ich bei euch bleiben?“

„Ne, du, lass mal…“, meinte Sayuri dazu nur und sah sich skeptisch in den nun gelichteten Reihen um. „Ich bring dich zurück zu Mama…“ Womit auch sie weg wäre. Kazuya begann nun, unruhig auf seinem Sitz hin und her zu rutschen. Tsugumi verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust und stierte ihn und Shikkun abwechselnd an.

„Ich äh… Such auch mal meine Eltern…“, verabschiedete Kazuya sich schließlich nach ein paar Minuten.

„Schön.“, machte eine ziemlich angepisste Tsugumi darauf und begann, Shikkun in die Seite zu pieksen, sobald Kazuya außer Hörweite war. „Was zur Hölle ist hier eigentlich los?“, fragte sie ihn dann. Shikkun stöhnte.

„Diese Idioten haben ´ne Wette laufen.“, erklärte er ihr dann. „Wer hier als erster geküsst wird, oder sowas. Hiros Idee. Der Gewinner kriegt das Taschengeld aller Teilnehmer und deswegen sind sie heute alle ein wenig… Dämlicher als sonst.“

„Ihr wettet?“, fragte Tsugumi skeptisch. „Um Küsse? Oh mein Gott…“

„Ja, Hiros Idee.“, erklärte Shikkun. „Weil er jetzt glaubt, dass du auf ihn stehst…“ Seine eigene Rolle dabei verschwieg er lieber.

„Was zur…?“, entfuhr es Tsugumi. „Wie verdammt nochmal kommt er denn auf sowas?“ Shikkun zuckte mit den Schultern.

„Und jetzt machen dein Bruder und Kazuya mit und haben versucht, uns in diese Schnapsidee auch noch reinzuziehen… Aber ich glaube, Kazuya hat zu viel Angst vor dir.“

„Deswegen ist er jetzt hinter Sayuri her?“, fragte Tsugumi verstimmt. „Schmeichelhaft.“ Shikkun zuckte mit den Schultern.

„Na ja, oder gerecht geteilt, oder?“, schlug er vor. „So hat jeder eine…“

„Oh Gott…“, stöhnte Tsugumi nun auf. „Wenn mein Bruder tatsächlich Aimi küsst… Oh, dann wirst du viel, viel Spaß mit ihr haben…“

„Ich muss mal kurz weg…“, murmelte Shikkun darauf und setzte an sich zu erheben, aber Tsugumi hielt ihn zurück.

„Warte noch.“, hielt sie ihn an und spähte über seinen Kopf hinweg. „Wie spät ist es gerade?“

„Viertel vor elf…“, antwortete er und sah sie verwirrt an. „Was ist denn?“ Sie sah ihn grimmig an.

„Hiro kommt gerade zurück.“, erklärte sie.

„Denk dran, du musst die Sauerei am Ende wegmachen.“, ermahnte Shikkun sie amüsiert. Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, das geht effizienter.“, erklärte sie ihm. Er sah sie noch einige Sekunden lang verwirrt an, bis Hiro schließlich so nah war, dass er sie sehen musste, und Tsugumi sich schnell vorbeugte und ihn flüchtig auf die Lippen küsste. Hiro blieb wie vom Blitz getroffen stehen und Shikkun ging es ganz ähnlich zu ergehen, bis Tsugumi sich von seinen Lippen weg und leicht vorbeugte. „Ich krieg die Hälfte von dem Geld.“, stellte sie dann klar, sprang auf und ging davon, nicht ohne Hiro dabei anzurempeln, der so aussah, als würde er zumindest am heutigen Abend nicht mehr aus seiner Versteinerung erwachen. Sobald sie an ihm vorbei war, grinste sie triumphierend. Treffer versenkt.
 

Eigentlich wollte sie ja zu ihrer Familie zurückgehen und dort ihren Bruder zusammenscheißen, dass er es wage, um so etwas unglaublich dämliches wie Küsse zu wetten, allerdings wurde sie auf dem Weg dorthin davon abgelenkt, dass sie eine recht hysterisch wirkende Aimi sah, die in die Baumgruppe hinter dem Platz des glorreichen Festes flüchtete. Gut, dann hatte sie jetzt offiziell noch einen Grund, ihren Bruder zusammen zu scheißen… Allerdings sagte ihr eine unschöne Stimme in ihrem Kopf, dass Aimi gerade Gesellschaft nötig hatte. Bescheuertes Gewissen.
 

~
 

Sayuri hatte derweil erfolgreich ihren kleinen Bruder zurückgebracht und wollte sich ob der fortschreitenden Stunde noch schnell von ihren Freunden verabschieden, allerdings fiel ihr auf dem Rückweg Makoto ins Auge, der ein wenig abseits von allen saß und mürrisch vor sich hin stierte.

„Makoto-kun!“, rief sie erfreut aus und ging zu ihm rüber. „Was machst du denn hier so ganz alleine?“

Makoto sah sie kurz genervt an und zuckte dann die Schultern.

„Dieses Fest langweilt mich.“

„Aha..“, machte Sayuri darauf und setzte sich unaufgefordert neben ihm auf den Baumstamm. „Wieso bist du dann nicht zu uns ans Feuer gekommen? Das war lustig!“

Makoto sah sie kurz an, als würde er an ihrer geistigen Anwesenheit zweifeln.

„Alles lustige von euch am Feuer kann ich auch sehr gut von hier aus beobachten, danke.“, erinnerte er sie.

„Was meinst du damit?“, fragte Sayuri neugierig und sah ihn groß an. Makoto schnaubte.

„Na, diese Idioten.“, antwortete er herablassend. „Ist dir nicht aufgefallen, dass sie sich heute… Anders verhalten als sonst?“

„Ein… Wenig, aber…“, setzte Sayuri an. „Du weißt, was los ist?“

„Hiro hat’s laut genug verkündet, dass ich mich wundere, dass nicht das ganze Dorf davon weiß.“, antwortete Makoto schnarrend. „Andererseits, vielleicht weiß es auch das ganze Dorf, aber man zieht es vor, diese derartige Niveaulosigkeit zu ignorieren…“ Er zuckte mit den Schultern. „Zumindest ist es unterhaltsam.“

„Ähm…“, machte Sayuri unsicher. „Und… Was genau meinst du damit, Makoto-kun?“

„Die Idioten haben gewettet.“, erzählte er ihr gleichgültig und Sayuri sparte es sich, zu fragen, wen er damit meinte; vor Shikkun und Shime hatte er nämlich noch sowas wie Respekt und würfe sie nicht so nennen. Und sie sparte es sich auch, ihm zu sagen, dass der Hiro, Kazuya und Tsuyoshi nicht als Idioten bezeichnen wollte, über diesen Impuls siegte ihre Neugierde.

„Und… Was haben sie gewettet?“, fragte sie weiter.

„Wer zuerst geküsst wird.“, antwortete Makoto, der an dieser Stelle reif genug war, nicht angeekelt auszusehen, sondern nur ob der Banalität dieser Angelegenheit die Miene verfinsterte. Sayuri kicherte nervös.

„Und du machst da nicht mit?“, fragte sie mit Mühe. Makoto sah sie erneut an, als würde er an ihrem Verstand zweifeln. Sie kicherte noch mehr. „Ich meine…“ Sie schnappte nach Luft. „Also… Mein Bruder… Und Vater… Würden an sich davon ausgehen, dass du da mitmachen würdest, schon alleine um… Wie sagen sie? Den Normalsterblichen deine Überlegenheit zu beweisen…“ Sie wurde nun wieder etwas ernster. „Aber weißt du, Makoto-kun?“, setzte sie an, immer noch leicht außer Atem. „Ich… Freu mich, dass du sowas nicht mitmachst.“ Sie lächelte ihn an. „Das zeigt nämlich, dass du gar nicht so schlimm bist, wie alle sagen…“ Makoto starrte sie an. Sayuri lächelte weiter, strich sich verlegen eine Haarsträhne aus dem Gesicht und erhob sich dann fahrig. „Also… Ich… Es ist schon spät…“ Sie sah auf die Uhr. „Viertel vor elf und ich… Sollte zu meiner Familie zurück, also…“

Doch Makoto hörte ihr nicht mehr zu, sondern spähte an ihr vorbei, wo er Kazuya sah, der in einiger Entfernung auf sie zu warten schien.

Sayuri hatte sich eigentlich schon zum gehen gewandt, da packte er sie sachte an der rechten Schulter, drehte sie zu sich herum und ehe sie realisiert hatte, was um sie geschah, hatte er sie auch schon kurz geküsst.

„Makoto-kun?“, fragte sie entgeistert und wich unwillkürlich zurück. „Was…?“ Dann folgte sie seinem Blick, der immer noch nicht ihr galt und sah noch gerade so, wie Kazuya in der Menge verschwand. Sie biss sich auf die Lippen und sah zu Boden. „Das… War nicht nett von dir.“, brachte sie dann hervor, drehte sich um und eilte davon.
 

~
 

Sakura erlebte kurze Zeit später nicht direkt den Schock ihres Lebens, allerdings den größten, den sie je in solchen Situationen erlebt hatte. Es war fünf nach elf und all ihre Kinder waren geschlossen pünktlich am vereinbarten Treffpunkt. Nur ihre beiden Mädchen nicht.

„Das gibt es doch gar nicht!“, jammerte sie und rannte auf der Stelle hin und her. „Ich meine, die beiden sind doch sonst immer so zuverlässig und…“

„Wie wär’s, wenn wir sie einfach suchen?“, schlug Sasuke vor, der einen schlafenden Hiroshi auf dem Arm und einen viel zu wachen Satoshi auf den Schultern hatte, wo er seinen Spaß mit Papas Haaren hatte. „So viele sind wir jetzt auch nicht…“ Es waren immerhin nur Yuki und Tsuyoshi momentan in der Lage, von ihren Beinen Gebrauch zu machen und beide sahen nicht so aus, als hätten sie das gerade unbedingt nötig.

„Sakura!“, ertönte dann Inos klagende Stimme hinter ihnen. „Hast du Aimi gesehen? Ich such sie schon überall…“

„Nein, sorry.“, antwortete Sakura darauf. „Meine Mädchen sind auch nicht hier…“

„Sie sind da drüben zwischen den Bäumen.“, meinte Hinata, die an sich nur näher gekommen war, um sich zu verabschieden. „Allerdings scheinen sie… Alle mehr oder weniger durch den Wind zu sein.“

Dass ihre Söhne sich in dieser Situation alle ein wenig abwandten und irgendwie verlegen aussahen, nahmen die Frauen zwar zur Kenntnis, maßen dem allerdings keine tiefere Bedeutung bei…
 

…Bis die beiden schließlich ihre Töchter zwischen den Bäumen fanden in einer sehr… Interessanten Konstellation.

Tsugumi rannte hin und her und schwadronierte, bei neues Lieblingswort, dabei erzürnt vor sich hin, Aimi saß auf dem Boden an einen Baum gelehnt und weinte sich die Augen aus und Sayuri saß daneben am Boden und begutachtete ihre Knie eindringlichst.

„Ach du liebe Güte.“, entfuhr es einer irritierten Sakura, während Ino zu Aimi eilte und sie in den Arm nahm. „Was ist denn hier passiert?“

Tsugumi ergriff die Gelegenheit beim Schopfe.

Hier ist gar nichts passiert, aber wisst ihr, was eure Söhne in ihrer Freizeit so anstellen?“ Gut, an sich war es ja ein wenig unfair von ihr, Shikkun da mit reinzuziehen, aber das war ihr in dem Moment so ziemlich egal. „Diese unsäglichen Idioten stellen bescheuerte Wetten darüber auf, wer als erstes geküsst wird! Was mir natürlich herzlichst egal ist, den beiden hier aber nicht, und überhaupt, haben die in ihrer Freizeit nichts Besseres zu tun, und…“

„ Das war mein erster Kuss!“, schluchzte Aimi sehr laut auf.

„Ach, mach dir nichts draus, Kleines…“, versuchte Ino sie zu beruhigen.

„Genau.“, unterstützte Sakura sie, die ein Grinsen nicht unterdrücken konnte. „Erste Küsse sind sowieso vollkommen überbewertet.“, erklärte sie ihren eigenen Töchtern näher, da Aimi keinerlei Intentionen zeigte, zuzuhören. „Fragt euren Vater…“

„Ist mir ja auch egal!“, behauptete Tsugumi. „Mir geht es hier ums Prinzip, und überhaupt, dass allerschlimmste ist ja, dass alle drei Küsse gleichzeitig stattgefunden haben!“, erläuterte sie ihr Problem näher. „So krieg ich ja nichtmals mein Geld!“

Sakura seufzte tief und grinste in sich hinein. Nun ja. Wenn sie daran dachte, was sie, oder eher die Jungs um sie herum, in diesem Alter so alles angestellt hatte… Konnte ja nur ein Schritt nach vorne sein. Oder so.
 

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Wobei rein theoretisch Shikkun gewonnen hätte, hätte er denn teilgenommen, da er als einziger geküsst wurde. Und… Das Ganze ist nicht ganz so random, wie es aussieht! Ehrlich!
 

Des weiteren möchte ich dieses Kapitel jemandem widmen, der zufällig heute Geburtstag hat ♥

Toshio

Uchiha Yuki hatte bisher einiges am Bildungssystem seines Heimatdorfes auszusetzen gehabt, wie zum Beispiel, dass nicht genug zwischen begabten und weniger begabten Schülern differenziert wurde, der Unterricht viel zu sehr auf letztere zugeschnitten und langatmig war, dabei auch noch viel zu theorielastig, wo es doch in der Praxis egal war, ob sie vorher die Wurfbahn und alle möglichen und unmöglichen Schwierigkeiten exakt berechnet hatten, solange das Kunai traf, dass die Klassen viel zu groß, die Klassenräume viel zu klein, die Lehrer viel zu alt und noch dazu mit ihren Schülern verwandt und die Geschichtsbücher zu ungenau waren, allerdings war es ihm bisher nicht aufgefallen, dass die Akademie in Konoha zu wenig am geographischen Verständnis ihrer Schüler arbeitete, eher im Gegenteil; seit er fünf war konnte er sämtliche Länder auf dem Kontinent auswendig und benennen, nicht zuletzt, weil seine charmante beste Freundin ihn beim Lernen damals im Alter von fünf Jahren jedes mal gehauen hatte, wenn er auch nur gezögert hatte, irgendein Land zu benennen.

Okay, zugegeben, dachte er sich, nicht jeder war mit fünf Jahren Yokos persönlicher Punchingball gewesen, aber spätestens als sie es mit sechs, sieben, und acht Jahren, ebenso wie vor zwei Wochen dreiundzwanzig Mal wiederholt hatten, sollte man eigentlich wissen, dass Suna nicht das große Land links oben auf der Karte war.

Eigentlich.

„Und, Yuki-kun, das hier, das ist Oto, oder?“, unterbrach seinen Monolog da das Mädchen vor ihm in der Bank, welches ihn anstrahlte und dabei ihre leicht überspitzten Eckzähne entblößte. Und auf Kaminari no Kuni zeigte.

„Ähm, nein.“, korrigierte er sie so freundlich er noch konnte. „Oto existiert nicht mehr und außerdem war es ein Dorf, und kein Land. Und das Land hieß Ta no Kuni. Das ist Kaminari no Kuni.“

„Mit Tsuchigakure?“, fragte das leicht katzenähnlich anmutende Mädchen weiterhin strahlen. „Und wieso nannten sie Oto denn nicht einfach Ta? Ich meine, Ame, Kusa und Taki liegen doch auch in Ame no Kuni, Kusa no Kuni und Taki no Kuni…“ Dabei deutete sie auf die drei Länder zwischen Tsuchi no Kuni und Kaze no Kuni.

„Iwagakure, du hohle Nuss.“, kam es da von Yoko, die ihren Stuhl zurückgekippt und die Füße auf dem Tisch hatte. „Echt jetzt, vier Jahre lang derselbe Scheiß und du kannst das immer noch nicht? Sag mal, hast du nicht nur das Aussehen von ´ner Katze sondern auch noch das Hirn?“

„Yoko, äh…“, wollte Yuki gerade halbherzig die Situation entschärfen, während die nicht so gut erzogene Seite von ihm ihr zujubelte. Aber Kasumi zuckte nur mit den Schultern.

„Du würdest dich wundern, wie klug Katzen eigentlich sind.“, erklärte sie Yoko leicht eingeschnappt. „Und entschuldige bitte, ich hab besseres zu tun, als in meiner Freizeit zu lernen, Streberin.“

„Er lernt. Ich schlage ihn nur immer.“, berichtigte Yoko sie gelassen und nickte zu Yuki, der das Bedürfnis unterdrückte, sich unter der Bank zu verziehen, als Kasumi gerade den Mund öffnete, um wahrscheinlich ein sehr unfreundlich, aber potenziell schwächeres Gegenargument zu liefern. Dazu kam es allerdings nicht, da plötzlich von hinten jemand Yoko neben ihm auf die Schulter tippte.

„Ähm, Yoko-san…“, fragte eine sehr unsicher wirkende Stimme hinter ihnen.

Was?“, fauchte Yoko, fuhr herum und sah direkt in das ratlose Gesicht von Hyuuga Jun, dem mehr oder weniger illegitimen Sohn von Hanabi und Konohamaru, der gegenwärtig so das ziemlich gedissteste Mitglied des Hyuugaclans darstellte, da er als einziger geborener Hyuuga seit dreiundzwanzig Generationen keine Byakugan besaß. Und außerdem ein wenig langsamer war, also, so vom Kopf her, aber das machte ja nichts. In der Akademie wurde ja jeder mitgezogen. Und wenn der Klassenlehrer dann noch der eigene Vater war… Ein Punkt, über den Yuki sich ständig aufregen konnte.

Yoko vollzog beim Anblick Juns allerdings immer eine merkwürdige Wandlung. „Oh, Jun-kun!“, gab sie nämlich mit ungewöhnlich hoher Stimme von sich und strich sich hastig die Haare hinter die Ohren, was absolut nichts bewirkte, da ihre hüftlange blonde Mähne eh immer machte, was sie wollte. „Was gibt’s?“

Und als Kasumi vor ihm verhalten zu kichern begann, hatte Yuki nicht nur das Bedürfnis, sich unter der Bank zu verstecken, sondern auch, sich die Ohren zuzuhalten. Das Gekichere war jetzt zwar nicht so schlimm, er hatte Schwestern, aber Yokos viel zu hohe Säuselstimme… Schrecklich.

„Kannst du mir helfen?“, wollte Jun nun wissen, etwas sicherer.

„Aber natürlich!“, versicherte Yoko ihm strahlend Kasumi hatte Schwierigkeiten, nicht vom Stuhl zu fallen. Yuki hatte Schwierigkeiten, nicht den Kopf auf die Tischplatte fallen zu lassen, bevor er sich darunter versteckte.

„Wo is’n hier eigentlich das Wasserland?“, fragte Jun da und hielt Yoko seine bunte Karte hin. Yuki wandte dem Trauerspiel nun den Rücken zu und schlug sich mit der Hand vor die Stirn, wofür Yoko ihn unterm Tisch trat, was er aber ignorierte. Ihr Strahlen hatte allerdings an Helligkeit verloren, als sie auf die blaue Ansammlung von Inseln im Südosten zeigte.

„Na, hier.“, meinte sie. „Ist doch auch angemalt und alles…“

„Ach so!“, leuchtete dies Jun ein. „Ich dachte, das wäre nur ´n Farbfleck auf der Karte… Dankeschön!“

Ein weiteres Mal schlug Yuki sich geräuschvoll auf die Stirn. Kasumi war in hysterisches Lachen ausgebrochen. Yoko warf den beiden einen schon viel normaleren, eventuell tödlichen Blick zu, bevor sie Jun wieder anstrahlte.

„Ach, kein Problem, Jun-kun!“, versicherte sie ihm.

„Und auch wenn du’s dir nie merken können wirst“, begann Yuki. „Macht doch nichts, dein Vater kriegt dich eh immer durch die Prüfungen…“

Dafür trat Yoko ihn gleich zweimal. Und doppelt so fest wie vorher, weswegen er sich die Freiheit nahm, zurück zu treten. Woraufhin sie ihn ein drittes Mal trat. In Folge dessen er lieber nicht auch nochmal trat. Und das alles so schnell unter den Tischen und ohne eine Änderung des Gesichtsausdrucks der beiden, dass die anderen Beteiligten nichts davon mitbekamen. Reine Routine mittlerweile.
 

~
 

Und da dies alles so routiniert war, hatte es auch keinerlei Auswirkungen auf die merkwürdige Freundschaft der beiden; nach der Schule gingen sie wie gewohnt in schweigender Übereinstimmung zusammen zu Yuki nach Hause, wie sie es fast jeden Tag taten. Es sei denn, Hinata hatte bei einem ihrer Jobs, die sie auch nun, wo eigentlich genug Geld für zwanzig Familien da war, nicht aufgeben wollte, warum auch immer, ausnahmsweise frei.

Was ziemlich selten vorkam. Heute zum Beispiel nicht.

Nun gingen die beiden also mehr oder weniger, na ja, also, eher weniger als weniger, vergnügt durch die immer noch nicht gerade warmen Straßen Konohas, hey, Ende Januar, und alles schien wie immer. Die Sonne schien… Nicht, wie sie das im Winter nun mal an sich hatte und die Vögel zwitscherten… Auch nicht. Wär auch irgendwie komisch gewesen.

Jedenfalls gingen die beiden zusammen nach Hause an einem absolut normalen Tag. So.

„Was findest du eigentlich an Jun so toll?“, platzte es da irgendwann aus Yuki heraus, so vollkommen gegen seinen nebenbei bemerkt neun Jahre alten Willen.

„Was?“, fragte Yoko verstört und funkelte ihn an. „Nichts, wieso?“

„Weil du immer so… Komisch bist, wenn er mit dir redet.“, erklärte Yuki, der beschloss, jetzt, wo er angefangen hatte, das Ganze auch durchzuziehen. Yoko schwieg eine Weile.

„Das ist… Kompliziert. Frag nicht weiter, Uchiha.“, meinte sie dann, was Yuki absolut schockte. Er hatte eigentlich erwartet, dass sie wütend werden und ihn schlagen würde, wie sie es sonst immer tat. Aber irgendwie machte ihm dieser ruhige, fast schon erwachsene Tonfall Angst… Ebenso wie die Tatsache, dass sie ihn tatsächlich beim Nachnamen genannt hatte. Bisher war er sich nie so ganz sicher gewesen, ob sie den überhaupt kannte… Na ja, so Art zumindest.

„Aber was…“, setzte er an, unterbrach sich jedoch beinahe sofort wieder, als er meinte, etwas im kahlen Gebüsch neben sich zu hören. Yoko erhob dabei die Hand und war drauf und dran, ihre Byakugan zu aktivieren, um nachzugucken, was dort im Gebüsch war, da hörten sie eine schwache Stimme keuchen.

„U… Chiha?“

Eine zerkratzte Hand kam aus dem Gebüsch, dann noch eine. Yuki warf Yoko einen unsicheren Blick zu, die die sich aus dem Gebüsch hervor kämpfenden Hände kritisch beäugte.

„Uchiha… Sasuke…", brachte der nun ebenfalls aus dem Gebüsch gekrochene Kopf mit schwarzen Haaren hervor.

„Das ist mein Vater.“, erzählte Yuki der Gestalt. „Was willst du von ihm?“

Aber Yoko ignorierte ihn, packte den Fremden beherzt am nun auch hervor lugenden Kragen und zog ihn aus dem Gebüsch, in der anderen Hand ein Kunai, welches sie ihm an die Kehle hielt.

„Wer bist du und wie kommst du hier rein?“, fragte sie ungnädig. „Überhaupt, hat deine Mutter nicht gerade erst durchgesetzt, dass wie Wachen hier verstärkt werden?“

Yuki zuckte mit den Schultern.

„Sei netter zu ihm, sieht ihn dir doch mal an.“, forderte er sie dann auf und deutete auf die zerkratzten und abgemagerten Arme, die schlapp an dem Jungen herunter hingen. Ansonsten schien er etwas älter als die beiden zu sein, hatte schwarze Haare, um die sich schon länger keiner mehr gekümmert hatte, so wie es aussah, und schwarze Augen mit dicken Rändern, die darauf hindeuteten, dass er schon mehrere Tage, wenn nicht gar Wochen, kaum geschlafen hatte.

„Muss… Uchiha Sasuke… Sprechen…“, brachte der Junge nun hervor, erstaunlich ruhig angesichts des Kunais an seiner Kehle.

„Sei du mal misstrauischer gegenüber Fremden, die aus Gebüschen kommen und deinen Vater sprechen wollen.“, erwiderte Yoko grantig und schüttelte den Jungen, um ihre Position zu verstärken.

„Sieh ihn dir doch mal an.“, forderte Yuki unbeeindruckt. „Erstens, er könnte irgendwie mit mir Verwandt sein, auch wenn ich ja keine Verwandte väterlicherseits mehr haben soll, aber hey, unbekannte Familienmitglieder tauchen ja gerade auf wie Schneeglöckchen, und zweitens, so mitgenommen und untrainiert wie der ist, kann der uns eh nichts tun.“

„Hn.“, machte Yoko und ließ ihr Kunai sinken, bevor sie den Jungen auf seine eigenen Füße stellte, was sie als schwierig erwies, da sie anderthalb Köpfe kleiner war. „Ich finde, wir sollten ihn irgendwelchen Wachen vorführen, oder so.“, meinte sie. „Oder der komischen, zusammen gekratzten Polizei, die wir haben.“

„Die meinem Vater gehört.“, erinnerte Yuki sie. „Also kann ich ihn genauso gut mit nach Hause nehmen, wo er sowieso ausgefragt werden wird.“

„Aber er könnte ein Spion sein.“, gab Yoko zu bedenken. „Oder ein Attentäter. Oder zumindest da, um nachts Attentäter in euer Haus zu lassen, die euch alle umbringen werden.“

„Oh, ja.“, sagte Yuki spöttisch. „Wobei ich wohl den Arbeitgeber wechseln würde, wenn der mich so aushungern lässt… Ähm, ja. Außerdem ist bei uns immer Tag der offenen Tür, fast so, wie in diesem Dorf, eine Tür aufzumachen ist also kein Grund, jemanden vorzuschicken. Außerdem glaub ich nicht, dass meine Eltern nur zum Spaß erzählt haben, sie gehören zu den besten Ninjas des Kontinents, um dann im Schlaf überfallen zu werden. Wäre schon so’n bisschen peinlich, oder?“

„Stimmt schon.“, gab Yoko zu. „Okay, wir nehmen dich mit.“, sagte sie dann zu dem fremden Jungen. „Aber ich warne dich; ein falscher Schritt und du bist tot. Und glaub ja nicht ich würde das nicht mitkriegen!“

Im nächsten Leben, nahm Yuki sich vor, würde er sich nettere Freunde suchen.
 

~
 

Sakura hatte alles andere als gute Laune.

Die Chuuninprüfung war in einer Woche. Alle im Allgemeinen und die Teilnehmer im Besonderen schienen diese Angelegenheit nicht gerade ernst zu nehmen. Außer ihr natürlich, weswegen sie es auch war, die die täglichen Trainingseinheiten auf dem Familieneigenen Trainingsplatz organisierte, während die anderen Senseis wohl wichtigeres zu tun hatten. Und zwar ihren organisatorischen und diplomatischen Pflichten nachzugehen. Nicht, dass sie wüsste, was es da so zu tun gäbe, aber das war die offizielle Entschuldigung Sasukes und Narutos Erklärung gewesen.

Und letztendlich konnte ihr das ja auch egal sein, solange sie nur wusste, wen sie wann wo und wie trainieren sollte.

Außerdem gaben die ganzen Genin im Haus eine wunderbare Haushaltshilfe ab…
 

Im Moment waren gerade mal wieder Aimi und Sayuri in der Küche und räumten diverse verwendete Verbände weg, während Sakura selbst das Essen kochte, nicht für die gesamte Meute, aber für einen Großteil davon. Dabei unterstützt wurde sie von Natsuki, die noch in derselben Nacht auf eine Mission aufbrechen würde.

„Wo bleiben eigentlich Yuki und Yoko?“, fragte Sakura die Allgemeingeit. „Die sind normalerweise schon längst da…“

„Mach dir keine Sorgen.“, riet Natsuki ihr. „Die beiden können schon auf sich aufpassen.“

„Oh, ja, das können sie.“, seufzte Sakura mit einem bedeutungsschwangeren Blick in aus den Küchenfenster auf den Trainingsplatz, wo sich gerade wieder jeder mit jedem stritt. „Schon ´ne Ahnung, was für eine Mission das heute wird?“

„Das Übliche.“, winkte Natsuki ab. „Suchen, warten, töten. Irgendeinen höheren Offizier in irgendeinem Schloss der irgendwem zu schnell aufgestiegen ist.“

„Wie cool!“, meinte Aimi, die nun zusammen mit Sayuri den Tisch deckte. Natsuki schmunzelte.

„Nein, das ist es nach dem dreitausendsten Mal schon nicht mehr. Ehrlich gesagt, mit der Zeit wird sowas langweilig. Ist genau wie mit der Uniform.“

„Wie mit der Uniform?“, fragte Aimi verwirrt. „Hä?“

„Die ist nur solange cool, bis man sie mal selbst anziehen muss.“, erklärte Natsuki ihr.

„Und sie verliert ihren Reiz schon mit der Unterwäsche.“, fügte Sakura hinzu und musste dann nostalgisch grinsen. „Ach ja, die Unterwäsche…“

Natsuki knuffte sie in die Seite.

„Nicht vor den Kindern.“

Aimi und Sayuri kicherten verhalten.

„Mama?“, tönte es da von der Haustür aus in die Küche. „Wir sind da! Und… Haben jemanden mitgebracht…“

„Wie schön.“, rief Sakura zurück. „Einen Schulfreund?“

„Nicht direkt.“, antwortete Yuki und trat in die Küche, den fremden Jungen hinter sich, der von Yoko mit einem Kunai auf Rückenhöhe angetrieben wurde. „Den… Haben wir auf dem Weg nach Hause gefunden. Und er möchte mit Papa sprechen.“

Verwirrt drehte Sakura sich um und erblickte den Jungen. Ihre Augen weiteten sich erst vor Entsetzen ob der zerkratzen, unterernährten und übermüdeten Gestalt und verengten sich dann misstrauisch.

Der Junge hatte schwarze Haare, schwarze Augen, war unnatürlich blass und wahrscheinlich ein Jahr älter als die Drillinge. Dann schüttelte sie den Kopf und eilte besorgt zu ihm hin.

„Oh je, was ist dir denn passiert?“, fragte sie und beugte sich ein wenig zu ihm runter, auch wenn er nicht so viel kleiner war als sie.

„Ich… Muss Uchiha Sasuke sprechen.“, antwortete der Junge matt. Sakura kniff die Lippen zusammen.

„Er ist noch nicht zu Hause, dürfte aber in etwa einer halben Stunde kommen. Ich bin seine Frau, alles was du ihm zu sagen hast, kannst du auch mir sagen.“

Der Junge schüttelte den Kopf.

„Ich muss nur mit Uchiha Sasuke sprechen.“

„Okay.“ Sakura richtete sich auf. „Aber deinen Namen kannst du mir wohl sagen, oder?“

„Toshio“, antwortete er, während er beharrlich auf den Boden starrte.

„Gut, Toshio.“, sagte sie geduldig. „Yuki hier wird dir jetzt den Weg ins Badezimmer zeigen, wo du erstmal ein heißes Bad nehmen wirst, das Wasser ist ganz frisch. Dann ziehst du dir neue Sachen an und kommst hierhin zum Essen, okay? Und dann wird Uchiha Sasuke da sein und mit dir sprechen können.“ Sie wandte sich an Yuki „Hol ihm Sachen von Tsuyoshi, die müssten ihm gerade noch passen. Und Yoko, ich weiß deine Besorgnis ja durchaus wertzuschätzen, aber hier drin ist es unnötig, dass du den armen Toshio bedrohst. Er ist untrainiert und unbewaffnet, okay?“

„Hn.“, machte Yoko. „Aber ich werd´ trotzdem ein Auge auf ihn haben.“

„Vorbildlich. Na los, Yuki, geh und kümmere dich um deinen Gast.“

Sobald die beiden Jungen die Küche verlassen hatten, blickte Natsuki Sakura schräg von der Seite an.

„Guck nicht so.“, verlangte Sakura. „Ich weiß auch, dass er einiges zu erklären haben wird, wenn er sich mal nach Hause bequemt.“

„Glaubst du das wirklich?“, fragte Natsuki. „Ich meine… Kannst du dir das echt vorstellen?“

„Nein.“, gab Sakura bitter zu. „Aber fällt dir eine bessere Erklärung ein?“

„Ja.“, erwiderte Natsuki prompt. „Und zwar, dass er nicht der einzige Mensch mit schwarzen Haaren und Augen auf dem gesamten Kontinent ist.“

„Ich weiß.“, erwiderte Sakura. „Aber was sollte der Junge sonst von ihm wollen?“

„Du solltest Kindern gegenüber misstrauischer sein.“, schlug Natsuki vor.

„Oh, bitte!“, lachte Sakura auf. „Was kann der Kleine denn schon tun, auf Yuki kollabieren?“

„Nachts die Türen für irgendwelche Attentäter öffnen. Oder irgendwelche Schlafgasbomben reinschmuggeln. Oder so.“, schlug Yoko vor.

„Hatte er sowas an seinem Körper?“, fragte Sakura.

„Nein.“

„Na also. Und vor Attentätern, denen man die Tür aufmachen muss, hab ich persönlich jetzt eher weniger Angst, und das solltest du auch haben.“, belehrte Sakura sie.

„Ich finde diese Theorien logischer als das, was du annimmst.“ , verteidigte Natsuki sie. Sakura zuckte mit den Schultern.

„Na ja, der Junge ist wahrscheinlich so dreizehn, vierzehn, oder? Da kann ich ihm eigentlich nichts übel nehmen…“

„Okay, dann lass mich mal ganz direkt sein.“, seufzte Natsuki und begann zu winken. „Hallo, hier.“

Sakura sah sie verständnislos an.

„Also, dein Vater war vor vierzehn Jahren definitiv schon tot.“, erinnerte sie sie perplex. Natsuki verdrehte die Augen.

„Ja, eben. Und?“

„Was und?“

„Wo komme ich her?“

Sakura starrte sie mit offenem Mund an.

„Oh mein Gott, ja!“, entfuhr es ihr. „Ich meine… Na ja, ich bitte dich. Glaubst du das wirklich? Die haben doch nie von sich hören lassen und wir wüssten theoretisch auch gar nichts von ihnen…“

„Hast du eine Ahnung, wovon die reden?“, wollte Aimi mit gesenkter Stimme von Sayuri wissen.

„Nein.“, antwortete Sayuri ebenso leise. „Aber sowas machen sie öfter.“

„Mama, kann ich baden?“, kam es dann von der Tür und Tsugumi kam herein, hinter sich Tsuyoshi und Hiro, der ebenfalls zum Essen blieb, und Hiroshi an der Hand.

„Nein, das Bad ist besetzt.“, antwortete Sakura und wandte sich nun wieder dem Herd zu. „Und wo kommst du denn her, Hiroshi?“

„Ich wollte mitspielen!“, erklärte dieser stolz. „Das sah so lustig aus!“

„Training ist kein Spiel.“, belehrte Sakura ihn nebenbei.

„Wohl!“, widersprach Hiroshi ihr strahlend. „Sagt Moegi-sensei immer!“

„Ja, aber nicht wenn die Großen trainieren.“, erklärte sie. „Und jetzt geht Hände waschen. Wo bleibt eigentlich Yuki?“

„Der ist bei dem Typen geblieben.“, erklärte Yoko.

„Bespannst du den gerade?“, wollte Aimi giggelnd wissen. Yoko sah sie abfällig an.

„Ich kann nur Chakrazirkulierungen sehen.“, stellte sie herablassend klar. „Egal. Yuki ist wohl da geblieben, falls der in der Wanne in Ohnmacht fallen sollte.“

„Wer?“, wollte Tsugumi aus dem kleinen Badezimmer an der Küche wissen, wo sie sich zum Hände waschen vorgedrängelt hatte.

„Ein Junge etwa in eurem Alter, der was ganz dringendes mit eurem Vater zu besprechen hat.“, erklärte Sakura in Kurzform.

„Sag nicht, uns wächst jetzt auch so´n älteres Geschwisterkind aus dem Boden!“, sagte Tsuyoshi und sah seine Mutter entsetzt an.

„Das steht noch zur Debatte.“, meinte diese steif. Natsuki verdrehte die Augen.

„Hört nicht auf sie, sie hat nur einen ihrer paranoiden Tage.“

„Oder Wochen.“, fügte Tsugumi hinzu. „Ich meine, ugh, dieses Examen ist entweder für Leute wie uns oder irgendwelche Totalversager, die’s beim ersten Mal nicht geschafft haben, oder?“

„Muss ich dir die Durchfallquote nochmal in Erinnerung rufen?“, stöhnte Sakura entnervt. „Nicht nur Totalversager fallen beim ersten Mal durch. Wenn ich da an mein erstes Chuuninexamen denke… Nicht nur, dass euer Vater und Naruto keine Totalversager waren, nein, die letzten Runden bestanden ausschließlich aus Erstteilnehmern, und verdammt nochmal jeder davon wäre stärker gewesen als ihr!“

„Und trotzdem war mein Papa der einzige, der bestanden hat.“, ergänzte Aimi. Sakura gluckste.

„Oh, ja, das. Auch wenn man das nicht so verallgemeinern kann, weil das Ganze mittendrin abgebrochen werden musste. Wer weiß warum?“

„Ich.“, kam es von Natsuki. Sakura ignorierte sie.

„Otokrieg.“, kam es von Yoko, deren Augen sich gerade zum ersten Mal seit einer ganzen Weile wieder bewegten. „Der erste. Das Ganze war auch nur ein Ablenkungsmanöver von Suna, um ungestört einfallen zu können. Hat ihnen nicht allzu viel gebracht.“

„Wo warst du da eigentlich?“, wollte dann Yuki wissen, der seinen Gast mit in die Küche schleifte. „Die Geschichtsbücher sagen nur was davon, dass Papa und Naruto Gaara-sama verfolgt haben und du mit Shikamaru-san hinterher bist. Shikamaru-san ist dann irgendwann zurückgeblieben. Und was ist mit dir?“

„Was ist mit Toshio?“, fragte Sakura zurück. „Ach, egal, leg ihn mal auf den Boden, ich kümmere mich drum. Holt ihr währenddessen das Essen vom Herd und tut schon mal allen auf? Und Aimi, musst du nicht eigentlich nach Hause?“

„Oh, Gott, ja!“, fiel es der Angesprochenen da auch ein. „Bis Morgen!“ Und sie war aus der Küche entschwunden.

Sakura kniete inzwischen neben Toshio.

„Kreislaufkollaps.“, stellte sie fest. „Hat sich aber schon wieder eingestellt. Natürlich, die Kombination von einem leeren Magen und heißem Wasser… Dumm von mir.“ Dann untersuchte sie ihn weiter, ohne ihn dafür ausziehen zu müssen, indem sie einfach Chakra durch seinen Körper fließen ließ. Dabei bemerkte sie neben zahllosen Kratzern und Schürfwunden und einem verstauchten Handgelenk auch einige kleinere Brandwunden. Interessant…

„Das ist unser Gast?“, wollte Tsugumi wissen.

„Sieht so aus. Yuki hat ihn gefunden.“, erklärte Sakura knapp.

„Und dass er mit uns verwandt ist steht noch zur Debatte?“, fragte Tsugumi ungläubig weiter. „Himmel, wenn wir ihn auf einem Familienfoto dazustellen und es in der Zeitung veröffentlichen würden, glaubst, du, er würde da irgendwem auffallen? Nein! Es würden sich nur weiter alle darüber aufregen, dass Hiroshi nicht ins Bild passt!“

„Hey!“, protestierte Hiroshi empört.

„Sie hat ja schon Recht…“, meinte Tsuyoshi dazu. „Ich meine, äh… Er könnte genauso gut ´n älterer Klon von Yuki sein. Oder von Satoshi. Oder Kaori. Oder ´ne jüngere Version von Papa. Oder…“

„Nein.“, widersprach Sakura. „Er sieht der Linie deines Vaters ähnlich, ja, aber du findest keine weiteren Verwandten, die genauso aussahen, außer vielleicht deine Oma. Und dafür kannst du dankbar sein…“ Während ihrer letzten Worte hob sie Toshio vom Boden auf und trug ihn rüber zur Couch. „Na los, fangt an, das Essen wird kalt.“

„Und du bist dir sicher, dass er nicht mit uns Verwandt ist?“, wollte Sayuri da von Natsuki wissen. Diese zuckte mit den Schultern.

„Sagen wir, es gibt einige Alternativen, die mir wahrscheinlicher erscheinen.“, wich sie der Frage aus. „Und dass er euer Halbbruder ist, kann ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschließen.“ Sie sah Sakura dabei wieder eindringlich von der Seite an. Diese zuckte mit den Schultern.

„Wie wäre es, wenn wir einfach auf Papa warten würden, bevor wir hier irgendwelche Theorien zusammen spinnen?“, schlug Yuki davor.

„Gute Idee.“, pflichtete Natsuki ihm bei und lächelte Sakura an. „Los, fang an, das Essen wird kalt.“
 

~
 

„Diplomatie ist scheiße!“, ertönte es zehn Minuten später erbost von der Tür, unmittelbar bevor ein sehr gestresst wirkender Sasuke im Eilschritt quer durch die Küche und in Richtung Schlafzimmer lief, um sich umzuziehen. „Die Botschafter aus Kiri sind heute gekommen, und wie die mich angegrinst haben… Ugh…“ Die Schlafzimmertür flog zu. Am Tisch herrschte Stille. Gut, dies war also definitiv nicht Sasukes Tag. Alle starrten in Richtung Tür, durch die Sasuke einige Minuten später wieder zurück eilte.

„Ernsthaft, vielleicht sollten wir lieber dich für die Chuuninexamen anleinen… Wieso starrt ihr mich alle so an?“

Als er sich nämlich an den Tisch setzen wollte, setzte er sich unvorbereitet den anklagenden Blicken seiner gesamten Familie aus. Die ihn einfach nur anstarrte und schwieg.

„Ich will nicht noch ein Geschwisterchen haben!“, jammerte Hiroshi dann los. „Es ist doch so schon viel zu voll hier!“

Jetzt war es an Sasuke, schweigend zu starren. In diesem Fall war Sakura Empfängerin des Starrens.

„Bitte was?“, fragte er sie und setzte sich lieber schon mal hin. Sakura biss sich auf die Lippen.

„Yuki hat heute auf dem Weg nach Hause jemanden gefunden.“, erklärte sie. „Etwa dreizehn, vierzehn Jahre alt, schwarze Haare, schwarze Augen und er muss ganz dringend mit dir sprechen. Und liegt auf der Couch um die Ecke.“

„Und… Ich glaubt, dass…“, begann Sasuke zu verstehen und sah Sakura dann empört an. „Bitte was?“

„Hab ich doch gesagt.“, stellte Natsuki fest. „Keine Sorge, Onkelchen. Sie hat nur einen ihrer paranoiden Tage. Und die Kinder damit angesteckt.“

„Aber er sieht doch wirklich wie ein Klon von uns aus!“, empörte sich Tsugumi.

„Wie auch immer.“, seufzte Sakura und stand auf. „Vielleicht sollten wir ihn wecken…“ Mit diesen Worten nahm sie eine Schale mit Reis vom Tisch und ging zur Couch rüber, Sasuke hinter ihr.

„Toshio-kun?“, sprach sie den Jungen an und rüttelte leicht an seinen Schultern. „Uchiha Sasuke ist jetzt da.“

„U..chiha Sasuke?“, murmelte der Junge, öffnete langsam die Augen und setzte sich auf.

„Ja, aber iss erstmal was.“, sagte Sakura, während Toshio sich aufsetzte.

„Nein!“, protestierte dieser „Ich muss-…“ Allerdings hatte Sakura da auch schon die erste Ladung Reis in seinen Mund verfrachtet.

„Was essen.“, beendete sie seinen Satz für ihn. „Was nützt denn was auch immer du ihm mitteilen musst, wenn du vorher wieder vor Hunger in Ohnmacht fällst? Schön kauen, runter schlucken und Mund auf.“

„Aber…!“, wagte Toshio zu protestieren, als sein Mund wieder einigermaßen leer war, aber Sakura ließ sich das nicht gefallen und schob eine weitere Ladung Reis in seinen Mund. Widerwillig kaute und schluckte er erneut, funkelte Sakura dafür aber an, als würde er ihr am liebsten den Kopf abreißen, oder ähnliches. Sakura deutete dies als gutes Zeichen.

„Brav so. Kannst du jetzt alleine essen oder soll ich dich weiter füttern? Sasuke wird dir eh nicht zuhören, bevor du aufgegessen hast!“ Sasuke sah das anscheinend nicht so eng, nickte aber einfach mal zustimmend im Hintergrund.

Grimmig nach Toshio Sakura die Reisschüssel aus der Hand und begann widerwillig zu essen. Zunächst nur langsam, dann allerdings schlang er den Reis hinunter, als hätte er seit Wochen nichts Vernünftiges mehr zu Essen gehabt. Was offensichtlich auch den Tatsachen entsprach.

„Soll ich ihm eine zweite Schüssel holen?“, fragte Sayuri vorsichtig, aber Sakura schüttelte den Kopf.

„Nein, wenn er jetzt zu viel auf einmal ist, wird‘ er’s eh nicht drin behalten können.“, erklärte sie.

„Kann ich jetzt mit Uchiha Sasuke sprechen?“, machte sich Toshio da wieder bemerkbar und drückte Sakura die leere Reisschale in die Hand. Sasuke trat zu ihm vor.

„Ja, kannst du.“, antwortete er. „Aber Sakura kommt mit. Alles, was du mir zu sagen hast, kann sie mithören.“

„Sasuke, das muss nicht… Ich meine… Sorry, ich…“, versuchte Sakura ihn zu beschwichtigen, aber Sasuke brachte sie mit einem Blick… Na ja, nicht zum Schweigen, aber zumindest dazu, seufzend mit den Augen zu rollen. Sasuke ging währenddessen aus dem Raum, Toshio folgte ihm. Sakura drehte sich noch kurz um.

„Tisch abräumen, abwaschen und ins Bett, alle!“, ordnete sie kurz an, dann folgte sie den beiden.
 

~

Sasuke hatte Toshio in ein komisches Zimmer geführt, welches Sakura genau zweimal im Jahr betrat, um dort Staub zu wischen. Es bestand aus nichts als Boden mit Sitzkissen und Schränken voller alter Dokumente, versiegelt, sodass die Kinder sie nicht lesen konnten. Sakura dummerweise auch nicht. Und Sasuke hatte daran kein Interesse.

Zu früheren Zeiten war dieses Zimmer wohl für öffentliche Anlässe, Empfänge und sowas benutzt worden, da man nicht gleich jeden Gast ins Wohnzimmer bitten wollte. Wäre bei manchen Gästen wohl auch komisch gekommen. Und als Sakura sich neben Sasuke und gegenüber von Toshio im Seiza auf den Boden setzte, konnte sie den Gedanken nicht unterdrücken, ob sie nicht vielleicht unangebracht angezogen waren. Sie war sogar fast kurz davor zu fragen, ob sie die formellen Kimonos holen sollte, allerdings schien Sasuke das ganze ernst zu nehmen und Toshio auch nichts Komisches an der Situation zu finden.

„Was wolltest du mir so wichtiges erzählen?“, fragte Sasuke. „Wer bist du überhaupt und wo kommst du her?“

Sakura beobachtete, wie Toshio den Rücke durchdrückte, aber den Kopf senkte und die Hände auf den Oberschenkeln zu Fäusten ballte.

„Ich… Stamme aus einer Familie in Mizu no Kuni.“, berichtete er dann mit brüchiger Stimme. „Ihr… Kennt diese Familie vielleicht noch…“

„Die, aus der wir Natsuki geholt haben.“, erkannte Sasuke.

„Und aus der deine Mutter stammte.“, ergänzte Sakura.

„Ja.“, bestätigte Toshio, ohne sie anzusehen. „Ich… Ich bin hier, weil…“

Er begann zu zittern und Sakura war sicher, dass er jeden Moment in Tränen ausbrechen würde und drauf und dran, zu ihm zu gehen und ihn in den Arm zu nehmen, aber Sasuke hielt sie auf und warf ihr einen merkwürdigen, warnenden Blick zu. Sie war gerade dabei, entsetzt zurück zu gucken und trotzdem aufstehen zu wollen, da begann Toshio, weiter zu sprechen.

„A-Als ich… Aufgewacht bin, da… Hat schon alles gebrannt! U-und, die Schreie… Gott, die Schreie… Und dann… War da meine Mutter, sie… Ist in mein Zimmer gerannt und hat mich rausgezerrt, und… Mir gesagt, ich soll nach Konoha und… Euch warnen…“

„Wovor?“, fragte Sakura entsetzt.

„Die… Die Männer, die das… Gemacht haben, das… Waren Ninjas.“ Er zitterte immer stärker. „U-Und… Sie hatten die… Erlaubnis dazu. Vom Mizukagen.“
 

~
 

„Natsuki! Komm bitte her, ich muss mit dir reden!“

Wie sie die letzte Viertelstunde überstanden hatte, wusste Sakura nicht. Es kam ihr alles sehr abgehackt vor. Sie erinnerte sich an Toshios Geschichte, daran, wie dieser dann weinend zusammengebrochen war, daran wie Sasuke den Raum verlassen hatte und wie sie Toshio in ein freies Gästezimmer transportiert hatte. Nun stand sie in der Wohnküche, wo Natsuki und die Kinder immer noch waren.

„Ist er unser neuer großer Bruder?“, rief Tsugumi ihr zu.

„Nein, das ist er nicht.“, antwortete Sakura matt. Sie stand unter Schock. Nicht im medizinischen Sinne, aber trotzdem. „Aber er wird trotzdem erstmal hier wohnen.“

Von ihrer Familie folgte auf diese Ansage ein stummes „Waaaaas?“ Sakura fuhr sich durch die Haare.

„Ihm ist etwas Schlimmes passiert, sagen wir so. Fragt nicht weiter danach, und sagen wir einfach, dass er nicht mehr nach Hause kann. Natsuki, kommst du bitte mit?“

Sie führte Natsuki aus der Küche und in das Zimmer mit den Schätzen des Clans, wo die ganzen Schwerter an der Wand hingen und woher sie ihre silberne Uchihakette hatte. Das lag näher an der Küche als irgendein Schlafzimmer.

„Was zur Hölle ist los?“, wollte Natsuki wissen. „Wieso kann er nicht nach Hause? Und was ist mit Sasuke?“

„Toshios Familie wurde umgebracht.“, erklärte Sakura in Kurzform. „Auf Yasumes Befehl hin. Toshio konnte aus mir schleierhaften Gründen entkommen.“

„Oh, Scheiße.“, kommentierte sie die Situation durchaus treffend.

„Exakt.“, stimmte Sakura ihr zu. „Könntest du die Kinder beruhigen? Ich weiß, du musst heute Abend noch weg und so, aber…“

„Wieso ist Toshio hierhin gekommen?“, wollte Natsuki dann noch wissen. „Und was hat Yasume mit seiner Familie zu tun?“

„Oh Gott, ach ja!“, fiel Sakura da ein. „Natsuki, das… Tut mir furchtbar leid… Aber, du hattest Recht. Toshio ist aus der Familie, aus der wir dich geholt haben.“

„Das erklärt einiges.“, gab Natsuki von sich.

„Ja…“ Sakura sah sie mitleidig an. „Ähm, also…“

„Die Kinder, ja.“, setzte Natsuki den Satz für sie fort. „Mach ich. Sasuke hat dich gerade nötiger.“
 

~
 

Sie fand Sasuke im Schlafzimmer. Dort saß er auf dem Bett, das Gesicht in den Händen vergraben, reglos. Vor ihm stand ein halb gepackter Rucksack. Sakura atmete tief durch um sich für das Kommende zu stärken. Dann ging sie entschlossen auf Sasuke zu und versuchte, seine Hände von seinem Gesicht zu ziehen.

„Sasuke, sieh mich an.“, verlangte sie ruhig. Langsam ließ Sasuke die Hände sinken und hob den Kopf. Sein Blick war leer. Ugh. Sakura fühlte sich schlagartig in die Vergangenheit zurückversetzt, aber glücklicherweise war sie keine planlose siebzehnjährige mehr, die nach seinem Problem erst suchen musste.

„Ich bin hier, Sasuke. Alles ist gut. Ich bin hier.“, sagte sie eindringlich. Das wichtigste war erstmal, zu ihm vorzudringen, ihn wieder rauszuziehen aus seinen eigenen Erinnerungen, die er jetzt so lange hatte unterdrücken können, dass sie fast angenommen hatte, dass er darüber hinweg war.

Das war Schwachsinn.

Er war nicht darüber hinweg, er würde es auch nie sein. Das hatte sie gewusst.

Und Yasume auch.

Sein Schmerz war noch da, seine Erinnerungen noch so klar, als wäre es gestern gewesen. Noch klarer, jetzt wo er Toshios Geschichte gehört hatte.

„Er wird dafür bezahlen…“, murmelte Sasuke abwesend.

„Ja, das wird er.“, stimmte Sakura ihm zu. „Aber nicht jetzt. Wenn du jetzt dahin rennst und ihn tötest, haben sie jedes Recht, uns anzugreifen und außerdem ist das genau das, was er will. Was er erwartet. Also bring uns nicht alle unnötig in Gefahr.“

Sasuke sah sie ungläubig an. Das war gut. Es waren wieder Emotionen in seinem Blick.

„Aber…“

„Nein, Sasuke. Kein Aber.“ Sie setzte sich neben ihn aufs Bett, ohne seine Hände loszulassen. „Das wichtigste ist jetzt, dass wir für Toshio da sind. Und für die Kinder. Das wird nicht leicht, aber wir schaffen das schon, okay?“

„Wo ist er?“, fragte Sasuke matt.

„In einem der Gästezimmer. Er schläft.“, erzählte Sakura. „Ich hab den Kindern gesagt, dass er erstmal hier wohnen wird und dass sie keine Fragen stellen sollen.“

„Gut.“, murmelte Sasuke und ließ den Kopf wieder sinken. Sakura legte die Arme um ihn und den Kopf auf seine Schulter.

„Es ist okay, Sasuke.“, wisperte sie weiter. „Ich bin hier. Alles wird gut.“

Normalerweise hätten sie beide diese Worte kindisch gefunden, aber in Momenten wie diesen war ihnen das egal. Denn auch wenn keiner von beiden es zugegeben hätte, es war genau das, was Sasuke brauchte.
 

~
 

Als Sakura am nächsten Morgen aufwachte, konnte sie sich nicht bewegen. Sasuke hatte sich im Schlaf an sie geklammert, wie er es schon seit Jahren nicht mehr getan hatte. Sie wusste natürlich, was das hieß; er hatte wieder Alpträume.

Noch ein Zeichen, dass sie nicht mehr die planlose Siebzehnjährige war; damals hatte sie dieses Verhalten von ihm ernsthaft süß gefunden.

Irgendwann war ihr dann aufgefallen, dass Sasuke immer, wenn sie morgens so aufwachten, schlecht geschlafen hatte, und irgendwann war es ihr dann tatsächlich gelungen, zu dem Schluss zu kommen, dass er Alpträume hatte.

Die waren seit den ersten Jahren ihrer Ehe viel, viel seltener geworden. Das letzte Mal, an das sie sich erinnern konnte, war schon über fünf Jahre her.

Aus den Zeiten, in denen dies noch häufiger vorgekommen war, hatte Sakura allerdings einige Möglichkeiten, freizukommen behalten.

Einerseits konnte sie sich einfach aus seinen Armen winden, andererseits konnte sie ihn aufwecken. Letzteres war ihr immer als schlechtere Möglichkeit in Erinnerung, da er ja so ein Morgenmuffel war und wenn er schon mal schlief, sollte sie ihn auch schlafen lassen. Mittlerweile fand sie es allerdings kontraproduktiv, ihn allein aufwachen zu lassen. Und so gerne sie auch noch liegen geblieben wäre, es gab auch noch andere, die sie jetzt brauchten.

Deswegen drehte sie sich um und küsste Sasuke sanft am Nacken.

„Sasuke?“, wisperte sie in sein er. Er rührte sich ein wenig und verzog missbilligend das Gesicht. Nun musste sie doch lächeln. „Guten Morgen.“, fuhr sie fort. „Lass uns aufstehen, okay?“

„Hnn.“, gab er von sich und öffnete die Augen. Sakura lächelte noch mehr und strich ihm über die Wange, bevor sie sich aufsetzte. Sasuke tat es ihr gleich, sah aber immer noch sehr verschlafen aus.

„Du kannst weiterschlafen, wenn du möchtest.“, bot sie ihm an, während sie die Beine aus dem Bett schwang. Sasuke schüttelte abwesend den Kopf, dann sah er sie aus halb geöffneten Augen an. Sie lächelte weiter. Ein unglaublich bekanntes Lächeln…

Er rückte an die Bettkante und umarmt sie etwa auf Hüfthöhe, das Gesicht in ihrem Bauch verbergend.

Sakura strich ihm durch die Haare.

Alles war gut, sie waren beide noch da.
 


 

~

Solidarität

Närrische Fragen,

Lass ich dich sagen,

Ich bin der Zweifel,

Der dich beschlich.
 

„Und traut niemandem, den ihr nicht kennt, keinen Älteren, keinen Ausländern, und sowieso nur euch selbst und seid vorsichtig, und…“, belehrte Sakura die weiterhin namenlose Protagonistengruppe, die mittlerweile endlich mal vor dem Gebäude stand, in dem die Chuuninprüfung stattfinden sollte. „Und haltet zusammen, bleibt auch nach Möglichkeit zusammen, und…“

„Mama!“, unterbrach Tsugumi sie genervt. „Das ist nur eine dumme Prüfung! Da werden wir schon nicht umkommen!“

„Hab ich dir nicht die Todesraten der letzten 30 Jahre gezeigt?“, fragte Sakura empört.

„Das waren dumme Ewig-Genins, die hier eh nur Kanonenfutter sind.“, meinte Tsugumi ihr erklären zu müssen. „Und wir sind alle kein Kanonenfutter, immerhin haben wir unsere Einzelmissionen auch fast ohne Kratzer überstanden, und so…“

„Abgesehen davon, dass dabei deine Schwester gekidnappt wurde.“, erinnerte Sakura sie mürrisch. „Und das Mal, wo ihr furchtbar zerkratzt und von Banditen angegriffen meinen Küchenteppich vollgeblutet habt, das…“

„Sowas gehört halt dazu!“, unterbrach Tsugumi sie erneut. „Und jetzt lass uns schon reingehen, wir kommen noch zu spät…“

„Gut.“, seufzte Sakura. „Denkt an meine Worte, haltet zusammen. Wir sehen uns nach der zweiten Runde wieder.“

Und die neun neuen Chuunins in spe betraten einer nach dem anderen das Gebäude, in welchem die erste Runde des Chuuninexmanes stattfinden sollte.
 

Seit Toshios Einzug in den Uchihahaushalt waren zwei Tage vergangen. Toshio hatte bisher kaum sein Zimmer verlassen und das Haus schon gar nicht, und noch waren sich Sasuke und Sakura auch nicht sicher, was sie mit ihm anfangen sollten. Aber wenn ihnen nichts mehr einfallen sollte, Babysitter konnten sie immer gebrauchen.

Die anderen Kinder hatten Toshios Präsenz schweigend geduldet, nicht einmal Hiroshi hatte unangenehme Fragen gestellt, auch wenn Sakura sich sicher war, dass der Frieden nicht lange halten würde. Denn irgendwann würden die Fragen kommen, und wenn es so weit war, würde ihr wunderschönes Kartenhäuschen aus konsequentem Nicht-Erzählen in sich zusammen brechen, um es mal formschön auszudrücken. Man konnte ihnen zwar nicht vorhalten, sie hätten ihre Kinder all die Jahre, in denen es hieß, dass sie an erster Stelle im Zweifelsfall das Dorf stellen sollten (wenn Sasuke den Vortrag hielt versprach er sich auffällig oft und wollte als erstes Familie sagen), angelogen, aber… Nun ja, sehr effizient verschwiegen, dass es die Familie mit der Treue zum Dorf an sich in der letzten Generation nicht so gehabt hatte. Ist schon ´ne Leistung, wenn die letzten zwei Mitglieder einer Generation es schafften, das Dorf dreimal zu verraten… Wie ernst man das dritte Mal nehmen konnte, sei einmal dahingestellt, immerhin war es damals ja in gewesen…

Ach, egal. Sie schüttelte unwirsch diese Gedanken aus ihrem Kopf und ging nun schnurstracks nach Hause. Früher oder später müssten sie den Kindern sowieso die Wahrheit erzählen, und wenn sie sich nun so sehr darauf fixierte, würde das wohl früher sein. Sie musst sich über etwas anderes Gedanken machen, so.

Natsuki war seit Toshios Auftauchen nicht mehr zu Hause gewesen…

Auch kein guter Gedanke, immerhin war sie auf einer Mission, und bisher war noch keine Meldung eingegangen, dass irgendwas schief gelaufen wäre, dafür hatte Konoha nämlich auch Einheiten, die diverse Punkte überwachten und immer über Missionen in ihren Bereichen in Kenntnis gesetzt wurden, sodass man im Fall der Fälle das Dorf schnell benachrichtigen konnte.

Egal, Natsuki, sie wollte über Natsuki nachdenken. Sasuke zur Folge sollte man sie ja schärfer im Auge behalten… Sakura sah das nicht so. Denn auch wenn sie plötzlich Anzeichen eines Soziallebens zeigte, war sie a) eine erwachsene Frau und b) war es bisher auch eher beunruhigend gewesen, dass sie keins hatte. Verständlich, klar, hier nun obligatorische Itachi-Referenz einfügen, was jetzt anders gemeint war als es sich anhört, aber immer noch traurig für sie und beunruhigend, was Sakuras und Sasukes Erziehungsmethoden anging. Sofern man denn davon ausgehen konnte, dass sie Natsuki erzogen hatten und nicht umgekehrt.
 

So in Gedanken versunken trottete Sakura nach Hause. Wobei sich ihre Gedanken im Kreis drehten, in dem Toshio und das Chuuninexamen gleich mehrere Plätze eingenommen hatten. Zusammen mit Sasuke, dessen emotionaler Zustand, das allgemeine außenpolitische Dilemma dieser Chunnunprüfungen, angeheizt durch Toshios Auftauchen… Und all die andere Sorgen, die sie sonst noch so hatte.

Als sie schließlich vor ihrem Anwesen ankam, kam Natsuki ihr aus der anderen Richtung entgegen.

„Ah, da bist du ja!“, begrüßte Sakura sie und raffte sich sogar zu einem halbwegs erfreuten Lächeln auf. „Ich hab mir schon Sorgen gemacht…“

„Tut mir Leid.“, murmelte Natsuki abwesend und strich sich die Haare zurück. „Die Mission hat… Unerwartet länger gedauert.“

„Ah, okay…“, nahm Sakura dies zur Kenntnis und betrat das Anwesen. Es war elf Uhr morgens; die Drillinge waren in der Prüfung, Yuki und Hiroshi in der Akademie und Satoshi hatte heute Trainingsgruppe; ja, auch Zweijährige wurden schon trainiert. Aber nur zweimal die Woche. Sasuke war mit Organisatorischem für die Prüfung beschäftigt, nicht zu vergessen Diplomatie, sodass neben ihr und Natsuki Toshio allein zu Hause geblieben war.

„Toshio?“, rief sie durchs Anwesen. „Ich bin wieder da!“

Keine Antwort.

Nicht, dass sie eine erwartet hätte…

Seufzend ging sie in die Küche und begann, etwas zu Essen für Toshio zuzubereiten. Nach der Reis-Eskapade am ersten Abend, die er tatsächlich nicht lange hatte drinbehalten können, hatte sie eine Art Stärkebrei für ihn besorgt, den er nun in regelmäßigen Abständen essen musste. Nicht zu viel, das würde seinen Magen nur überlasten, sondern häufig, um sich wieder an geregelte Mahlzeiten zu gewöhnen, mehr oder weniger halt. Außerdem waren in diesem Brei konzentriert Nährstoffe enthalten. Übrigens eine Erfindung von Tsunade, noch aus Kriegszeiten, wenn es kaum was zu essen gegeben hatte oder zahlreiche Einheiten vollkommen ausgehungert zurück gekehrt waren.

Mit dem fertigen Brei in einer Schüssel machte sie sich dann auf zu Toshios Gästezimmer und klopfte an.

„Essen!“, verkündete sie mit fröhlicher Stimme.

Keine Antwort.

Nicht, dass sie eine erwartet hätte…

Als sie den Raum betrat, fand sie Toshio auf dem Boden sitzend und versonnen ein Kunai anstarrend.

„Wo hast du das her?“, fragte sie mit scharfer Stimme. Er zuckte mit den Schultern. Okay, wahrscheinlich hatte wieder irgendjemand eins auf dem Flur oder Küchentisch liegen gelassen… In Momenten wie diesen war es gut, dass schon in Satoshis Trainingsgruppe den Kleinkindern beigebracht wurde, dass Messer an der spitzen Seite böse für einen sind. Und wenn man die andere Seite anfasst, böse für alle anderen.

Nur halbwegs beruhigt stellte Sakura die Schüssel mit dem ominösen Brei auf seinem Nachttisch ab und nahm die sich dort befindende, leere Schüssel an sich. Der Junge hatte zumindest gelernt, dass er ums Essen nicht herum kam. Als sie sich wieder zum Gehen wandte, bemerkte sie jedoch, dass er an der linken Hand blutete. Schneller, als er begreifen konnte, was geschah, kniete Sakura neben ihm.

„Oh Gott, was hast du gemacht?“, wollte sie wissen und sah sich seine Hand an.

„Mich geschnitten.“, nuschelte er kaum verständlich.

„Ja, das sehe ich.“, erwiderte sie und untersuchte den Schnitt auf Spuren von Gift. Gut, eigentlich benutzten nur sie und manchmal Sasuke Gifte an Kunais und ließen die dann meistens nicht rumliegen, aber trotzdem, sicher war sicher. Glücklicherweise konnte sie wirklich kein Gift finden und heilte den Schnitt schnell. Toshio starrte abwesend auf die sich schließende Wunde, das Kunai nun in der rechten Hand. Sakura biss sich auf die Lippen.

„Du hältst es falsch.“, belehrte sie ihn leise. Er sah sie verständnislos an. „Das Kunai, mein ich. Es ist ein Messer, klar, aber doch kein Buttermesser…“ Sie nahm ihm die Waffe ab. „Sieh mal; du hattest einen Finger oben auf der oberen Schneide. Nein, eigentlich ist es die Untere, aber das sei mal dahingestellt. So ein Kunai ist aber überall scharf, oben, unten, hinten, vorne, sogar diese Ecke in der Mitte ist noch scharf genug, um dir den Arm aufzureißen. Deswegen gib es ja auch diesen Griff.“ Nachdem sie ihm sämtliche gefährlichen Ecken des Kunais gezeigt hatte, nahm sie ihn nun wieder richtig in die Hand. „Den Griff hält man so, wenn man kämpfen oder zustechen möchte, zum Schneiden geht es auch.“ Nun nahm sie das Kunai aus der Faust und hielt es nur noch mit den Fingern. „Und so hält man es, wenn man werfen möchte.“

Toshio beobachtete sie abwesend, allerdings ließ sie sich davon nicht täuschen; sie wusste genau, dass er ihr genau zuhörte, aus welchen Gründen auch immer. Und dies war der Moment, in dem sich eine Idee in ihrem Kopf festsetzte. Sie gab ihm das Kunai zurück.

„Probier’s mal.“

Sie stand auf und ging zur Tür. Toshio starrte sie an, sie lächelte zurück.

„Los, versuch mal, mich damit zu treffen.“ Ungläubiges Starren. Sakura verdrehte die Augen. „Oh, bitte, ich trainiere mit den Dingern seit dreißig Jahren und kann fast alles heilen, mir passiert schon nichts.“

Sie wartete einige Augenblicke, die Toshio noch mit sich selbst zu hadern schien, bevor sie sich umdrehte und ging. Doch bevor sie die Tür wieder schließen konnte, flog das Kunai von hinten mehr oder weniger auf sie zu; es hätte sie nicht getroffen, da es zu sehr nach rechts flog, ein typischer Fehler von Linkshändern. Sie fing es dennoch ab, bevor es ein Loch in die Wand schlagen konnte.

„Nicht schlecht.“, lobte sie Toshio, ohne ihn anzusehen. „Aber du darfst nicht so früh loslassen. Wenn du willst, kann ich’s dir beibringen, wenn sich der ganze Trubel hier gelegt hat.“ Dann könnte er zwar auch jedes andere Mitglied des Haushaltes, Satoshi eingeschlossen, um Training in dem Bereich bitten, aber hey.
 

~
 

„Das… Das ist doch lächerlich!“, schnaubte Tsugumi einige Stunden später und starrte auf das Blatt, welches ihr ausgeteilt worden war. „Lächerlich!“

„Oh, ja, ‚kämpft um euer Leben‘. Furchtbar lächerlich.“, schnaubte Shikkun neben ihr.

„Nein, dass die da so einen Wirbel drum machen!“, präzisierte Tsugumi ihre Aussage. „Ich meine, wir sind Ninjas, hallo? Natürlich riskieren wir hier unser Leben… Und sieh dir das an, ein paar Vollpfeifen lassen sich davon sogar beeindrucken!“ Sie deutete auf ein Team aus Takigakure, welches soeben den Platz vorm Wald des Todes verließ, allerdings in die falsche Richtung.

„Und wieder drei weniger…“, murmelte währenddessen Aimi, nicht zu weit entfernt, aber auch nicht zu nah an Tsugumis Team stehend, und notierte sich etwas in ein kleines Notizbuch, welches sie in einem Rucksack bei sich hatte. Es hatte ihr zwar niemand direkt gesagt, was passieren würde, aber sie hatte sich aufgrund der allgemeinen Panikmache einfach mal auf alles vorbereitet. In diesem Notizbuch hatte sie sich bisher die Regeln zu jeder einzelnen Aufgabe aufgeschrieben, ebenso wie die Teilnehmerzahlen. Während der letzten Aufgabe war es schon sehr eng gewesen, da sage und schreibe 108 Teams an dem Examen teilnahmen, welches normalerweise nicht für mehr als 60 Teams ausgelegt war. Sakura hatte während einer Trainingseinheit erwähnt, dass an ihrem ersten Chuuninexamen 53 Teams teilgenommen hatten, von denen allerdings nur 26 weitergekommen waren, und das waren schon viele gewesen. Nun aber waren noch 52 Teams, na ja, 51 ohne das aus Taki, welches sich gerade entfernt hatte, übrig, was bedeutete, dass es nicht genug Eingänge in den Wald für jedes Team gab. Deswegen war die Bedenkzeit auf eine Stunde verlängert worden, damit es sich möglichst viele Teams anders überlegen konnten, denn bei den aktuellen Teilnehmern würden 7 Teams eine Stunde später starten, die sie dann am Ende auch mehr Zeit haben würden, allerdings direkt hinter einem anderen Team sein, was die ohnehin schon geringe individuelle Überlebenschance irgendwie nicht gerade anhob, wie Anko, die nun übrigens auch nicht mehr die jüngste war, es formschön ausgedrückt hatte.

Dummerweise ließ sich davon jetzt auch niemand mehr erschrecken. Die 153 Teilnehmer blieben, auch nach einer halben Stunde Bedenkzeit, und noch einer, begleitet von diversen Horrorvisionen.

„Okay… Okay.“, fasste Anko sich dann wieder, sehr, sehr verstimmt. „Da sonst keiner mehr gehen will, sind wir zu folgender Entscheidung gekommen; wir haben jetzt genau 51 Teams, und sollten diese wie durch ein Wunder nur halbiert werden, sind immer noch 75 Teilnehmer übrig, und das passt nicht… In unsere weitere Planung. Deswegen müsst ihr ab jetzt nicht nur zwei, sondern drei Schriftrollen finden, Himmel, Erde und… Alternativ, genau!“ Dabei hielt sie eine ganz normale Schriftrolle ohne Zeichen hoch, die die anwesenden Aufseher wahrscheinlich gerade eben zusammen getragen hatten. „Aber kommt bloß nicht auf die Idee, zu schummeln, indem ihr einfach eine eurer Schriftrollen als Alternativ ausgebt; auch wenn das nicht so geplant war, haben wir alle zusätzlichen Schriftrollen gekennzeichnet, macht euch also keine falschen Hoffnungen. Gut, wenn ihr alle ganz sicher seid, weiter machen zu wollen, dann rufen wir euch jetzt zur Rollenvergabe auf…“
 

~
 

Mit einer Tasche voller Alibi-Lebensmitteln eilte Sakura derweil durch den Wald in die Überwachungszentrale der Chuuninexamen, dort, wo gegenwärtig einige namenlose Chuunins und diverse wichtige Personen, also Sasuke und Naruto, gebannt auf Monitore starrten, die Bilder aus dem Wald des Todes zeigten.

„Hab ich was verpasst? Leben alle noch?“, fragte Sakura gehetzt, stellte ihre Alibifressalien auf einem Tisch in der Ecke ab und eilte neben Sasuke, um auf die Monitore zu spähen.

„Bist du gerade deswegen durch den ganzen Wald gerannt?“, stellte dieser eine Gegenfrage. Sakura zuckte mit den Schultern.

„War ganz leicht, bin auf nichts gestoßen und es sind ja auch nur zehn Kilometer… Aber… Wieso genau hab ich keinen der Teilnehmer gesehen? Ich meine, ich dachte es wären dieses Jahr besonders viele….“

„Einundfünfzig Teams.“, bestätigte Sasuke dies. „Sie haben den Anfang der Aufgabe verzögert, um ihnen Panik zu machen, hat aber nicht geklappt.“

„Sind unsere noch dabei?“, wollte Sakura als nächstes wissen. Sasuke nickte.

„Was machst du denn hier?“, fragte da Naruto, der soeben von der anderen Seite der Zentrale gekommen und in eine Schriftrolle vertieft war. „Du hast doch wohl nicht vor, die ganzen fünf Tage hier zu bleiben, oder?“

„Ach, Quatsch.“, winkte Sakura dies ab. „Ich hab noch Kinder zu Hause, weißt du?“

„Ach, echt?“, tat Naruto überrascht. „Ich dachte, du hast sie alle hier untergejubelt.“

„Ha, ha.“, machte Sakura trocken. „Was liest du da?“

„Teilnehmerlisten.“, antwortete Naruto ausweichend. „Nichts Besonderes…“

„Ach ja?“, fragte Sakura, die nun misstrauisch geworden war. „Darf ich mal sehen?“

„Da ist echt nichts Besonderes dran!“, behauptete Naruto und wich nun einen Schritt zurück.

„Dann kannst du sie mir ja zeigen.“, erwiderte Sakura, einen Arm in die Hüfte gestemmt, den anderen ausgestreckt. „Ich bitte dich, stell dich nicht so an! Die anderen gucken schon alle…“

Das war zwar ein unfaires Argument, aber unbestreitbar wahr. Und auch wenn Naruto sich normalerweise nicht darum scherte, was seine Untergebenen von ihm hielten, hatte Hinata ihm erst kürzlich einige Predigten über öffentliches Auftreten gehalten. Wovon Sakura wusste.

Zerknirscht überreichte er ihr die Rolle, welche sie ohne Umschweife öffnete und zu lesen begann. Ihre beiden… Wie sagt man, Teamkollegen? Exteamkollegen? Wie auch immer, Naruto und Sasuke betrachteten vorsichtig, respektive ausdruckslos, als würden sie eine Art Explosion erwarten. Sakuras Blick verdüsterte sich, ihre Augenbrauen trafen sich beinahe und sie biss sich auf die Lippen. Dann rollte sie das Dokument wieder zusammen, schloss die Augen und lehnte sich gegen die Wand.

Verwirrt starrte Naruto Sasuke an, der allerdings auch nicht mit dieser Reaktion gerechnet zu haben schien. Sakura atmete einige Male tief ein und aus, dann, immer noch mit geschlossenen Augen, begann sie, vor sich hin zu murmeln.

„Umtriebige Banditen greifen Mitglieder meiner Familie oder mich an, im Auftrag von Unbekannt, und nehmen dabei spezielle Rücksicht auf Kinder, die mir ähnlich sehen. Oder kidnappen mich und mein Team, und das hatte garantiert nichts mit unserem Klienten zu tun. Dann beobachten weitere Banditen, die sehr erpicht darauf sind, nicht als Ninjas zu gelten, eine Gruppe von Genin eine Woche lang auf ihrer Mission, entführen die Tochter, die mir am ähnlichsten sieht, und weisen so direkt auf Kirigakure hin, dass es für Yasume ein leichtes ist, alles abzustreiten. Danach taucht plötzlich mein Vater hier auf, bringt mein komplettes Familienleben durcheinander, und das nur, weil ihm ein Zettel darauf hingewiesen hat, dass ich noch lebe. Und der Zettel war in derselben Handschrift geschrieben wie die Briefe, die ich jedes halbe Jahr bekomme. Um unsere Situation ein wenig weiter zu dramatisieren taucht dann plötzlich noch ein entfernter Verwandter bei uns auf, dessen gesamte Familie vor seinen Augen getötet wurde, zufälligerweise im Auftrag des Mizukagen.“ Sie atmete tief durch. „Und nun nehmen an einem ohnehin schon überfüllten Chuuninexamen, an dem drei meiner Kinder teilnehmen, merkwürdigerweise ganze siebzehn Teams aus Kirigakure teil.“ Sakura öffnete die Augen und sah Naruto und Sasuke mit einem bitteren lächeln an. „Und all die Zeit wollten alle mir weis machen, ich sei egozentrisch und das alles wären nur dumme Zufälle.“

„Soweit würden wir nicht gehen.“, widersprach Sasuke ihr. „Aber: Wir haben keine Beweise.“

„Ja, eben!“, entrüstete sich Sakura nun. „Weil alles so unglaublich perfekt ausgelegt werden kann, dass es keine gibt! Allein das ist doch wohl schon Beweis genug!“

„Aber kein gültiger!“, widersprach Sasuke ihr. „Wir würden damit niemals durchkommen. Außerdem: Yasume hat bisher alles daran gesetzt, dass man ihm nichts nachweisen kann. Wieso bei allem was heilig ist sollte er eine öffentliche, internationale Veranstaltung dazu missbrauchen, endlich einen offenen Schritt zu tun?“

Sakura starrte ihn ungläubig an. Dann biss sie sich wieder verbittert auf die Lippen.

„Okay.“, meinte sie und trat an eines der Fenster, um in den verhassten, dunklen Wald zu blicken. „Okay, ich bin paranoid, Dankeschön.“

„Sakura-chan…“, unterbrach Naruto sie, gewillt, die Situation zu retten.

„Aber eines verspreche ich euch.“, fuhr sie ungerührt fort. „Egal, ob das alles Teil einer großen Verschwörung gegen meine Familie ist, oder nicht, dieses Chuuninexamen wird ein Schlachtfest.“

„Das wird es, Sakura-chan.“, stimmte Naruto ihr nüchtern zu. „Oh ja, das wird es.“
 

~
 

„Okay… Okay…“, begann Aimi, leicht verzweifelt, sobald das Tor hinter ihnen geschlossen war. „Jungs, also, ich glaube, das erste, was wir jetzt tun müssen, ist, eine Wasserquelle zu finden.“

„Okay!“, stimmte Hiro zu und knipste seine Byakugan an. Kazuya begann, vernehmlich in der Luft zu schnuppern.

„Ich hab was…“, murmelte Letzterer nach einigen Momenten. „Also, es scheint mehr so’n Tümpel zu sein, riecht sehr faulig, aber eindeutig nach Wasser.“

„Wo?“, wollte Hiro wissen. Kazuya zeigte nach Süd-Westen.

„Aber das kann nicht sein…“, murmelte Aimi und blätterte in ihrem Notizbuch. „Ich meine, da war doch ein Fluss, der durch die gesamte Arena verläuft, und… Okay, dann sind wir vielleicht an einer Stelle, wo der Fluss am weitesten weg ist, und zwar unter dem Turm, oder so… Hm… Das ist… Schlecht…“

„Deswegen sollten wir zu diesem Tümpel.“, meinte Kazuya. „Das ist die einzige Wasserquelle in der Nähe, und der muss ja auch Wasser von irgendwoher kriegen. Außerdem müssen wir sowieso von diesem Tor weg, ich meine, in einer Stunde können da schon andere durchkommen, und das wär nicht so gut…“

„Gut, dann lasst uns mal gehen.“, stimmte Aimi dem zu, nicht, weil sie überzeugt war, sondern weil sie sich definitiv bewegen mussten. Hiro schien inzwischen in seinen eigenen Gedanken versunken zu sein.

„Kommen wir innerhalb dieser Stunde nicht auch zum Turm? Ich meine, zehn Kilometer…“

„Ja, sollten wir schaffen.“, antwortete Kazuya ihm. „Und?“

„Na ja, da kommen dann doch die hin, die schon alle Rollen haben, oder?“, erklärte Hiro. „Und wenn wir die dann angreifen, haben wir auch alle Rollen, und so…“

„Also, äh…“, begann Aimi zaghaft. „Ich glaube nicht, dass jetzt schon jemand alle Rollen hat. Wir sind gerade mal fünf Minuten hier drin. Alle, die das jetzt machen, haben also dieselbe Idee wie wir. Und, na ja, halten sich für stark genug, um jedes mögliche Team besiegen zu können, und, na ja… Habt ihr die anderen Teilnehmer gesehen? Die sind doch alle doppelt so groß, alt und stark wie wir…“

„Ach, Quatsch!“, versuchte Hiro sie aufzumuntern. „Die schaffen wir schon, echt jetzt! Immerhin hab ich Byakugan!“

Angesichts der Tatsache, dass selbst seine drei Jahre jüngere Schwester diese besser einsetzten konnte als er, war Aimi nicht gerade beruhigt, verkniff sich diesen Kommentar allerdings.

„Ja, natürlich.“, bestätigte sie deswegen nur. „Aber trotzdem, wir sollten uns erstmal um Wasser kümmern. Also los, zum Tümpel!“

Die Sekunde, in denen die beiden Jungs lossprangen, nutzte Aimi allerdings noch, um mit Hilfe eines Tuches eine Handvoll Sporen hinter sich zu werfen, die beim Einatmen Lähmungserscheinungen hervorrufen konnten. Die hatte sie bei sich zu Hause gefunden, immerhin hatten Yamanakas ihren Blumenladen nicht nur zur Zierde. Und da hatte sie sich gedacht, nun, sicher ist sicher. Natürlich würde das eventuelle Team hinter ihnen davon nicht sofort gelähmt umkippen, aber ein gewisser Schaden in Reaktionszeiten und sowas war ja auch schon mal nicht schlecht… Gut, das Tuch, welches sie benutzen musste, damit das Ganze nicht an ihrer Hand kleben blieb, musste hier bleiben, aber nun ja. Wer rechnete schon mit so etwas?
 

~
 

„Kluges Mädchen.“, bemerkte ein Chuunin, der in der Aufsichtszentrale stationiert war und hinter Sakura stand, welche gerade ebendiese Szene beobachtete.

„Ja, solange sie das Zeug nicht selbst einatmet…“, brummte Sakura missgelaunt. „Und ich weiß nicht, wie vorsichtig sie damit sein wird. Gibt es dafür ein Gegenmittel?“

Der Chuunin, der übrigens entfernt mit Ino verwandt war, irgendein Großcousin siebenunddreißigsten Grades mütterlicherseits, oder so, und diese Sporen daher kannte, zuckte mit den Schultern.

„Wenn es das geben sollte, dann sitzt sie ja direkt an der Quelle. Aber in so geringen Mengen ist das eh nicht so fatal…“

Sakura schnaubte missbilligend. Ihr wäre es trotzdem lieber gewesen, Aimi hätte die Finger von solchen Mittelchen gelassen. Ja, sicher, sie waren unglaublich fies und unglaublich nützlich, aber das auch nur als Falle oder bei einem Attentat, nicht bei einer Überlebensaufgabe. Außerdem ging gerade mit Sporen schnell was schief; atmen mussten sie immerhin alle. Und gerade die Jungs in ihrem Team waren da ja nicht grade die Vorsichtigsten. Ach, das Ganze war zum Haare ausreißen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob es besser gewesen war, hier her zu kommen und dem Schlachtfest zuzusehen, als zu Hause zu bleiben und sich diese Szenen nur vorzustellen. Und dabei hatte es noch nicht einmal ein Zusammentreffen zweier Teams gegeben…

„Oh mein Gott, was ist denn da los?“, entfuhr es einem der Chuuninmitarbeiter ein paar Monitore von ihr entfernt. Sakura schreckte auf und rannte ohne Rücksicht auf Verluste zu ebendiesem Monitor hinüber und starrte darauf. Zu sehen war ein Genin-Team, welches sie nicht kannte, komplett bewusstlos, als sei es eben einfach aus dem Baum gekippt.

„Hier auch!“, kam es vom Mitarbeiter vor dem nächsten Monitor.

„Team 23 aus Kusagakure ist raus.“, verkündete dann jemand auf Sakuras anderer Seite. „Ein Teammitglied hat sich beim Sturz aus dem Baum das Genick gebrochen.“

„Was ein Idiot.“, kommentierte dies ein weiterer Chuunin. Sakura stellte währenddessen sicher, dass auch das andere Team ihr unbekannt war. Unbekannt war ihr jedoch nicht die Person in Mantel und Sonnenbrille, die nun auf diesem Monitor auftauchte…
 

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Zögerlich ging Sayuri angewidert auf den ihr am nächsten liegenden, bewusstlosen Körper zu. Natürlich hatte sie gewusst, was Shimes Insekten alles so mit dem Chakra eines Menschen anstellen können und sich damit arrangiert, aber das hier war eine Nummer zu krass für sie. Denn gerade ihr war das Team mit dem gebrochenen Genick zugefallen und sie konnte sich nur schwerfällig dazu durchringen, nun die Taschen des ausgeschiedenen Teams nach Schriftrollen und anderen nützlichen Gegenständen zu durchwühlen. Ugh. Gut, dass sie Ninja war, und keine Straßenbanditin…

Bewusstloser Ninja 1 hatte nichts bei sich, außer einem Regenschirm und einer Flasche, die nach näherer Betrachtung mit Sake gefüllt zu sein schien. Faszinierend. Und dabei sah er gar nicht so viel älter aus als Sayuri. Höchstens fünfzehn. Oder sechzehn. Ungeheuerlich.

Sie nahm die Flasche trotzdem an sich. Man könnte den Alkohol ja verkochen, oder ihn als Brandbeschleuniger benutzen…

Bewusstloser Ninja 2 daneben hatte bedauerlicherweise auch keine Schriftrolle bei sich. Dafür aber ein faszinierendes Arrangement an Kunais, die eigentlich viel zu leicht für ihn dafür aber genau richtig für Sayuri waren. Wer konnte dieser Einladung schon widerstehen?

Höchst angewidert wandte sie sich nun Leiche 1 zu. Und kam sich komisch vor, dass es ihr mehr ausmachte, einen Toten auszurauben, als einen Bewusstlosen. Der Unterschied war, abgesehen von dem faszinierend verdrehten Genick, gar nicht mal so groß; immerhin war auch dieser Körper noch warm. Und knackte sehr ekelig, als sie ihn drehte. Ugh. Jetzt bloß nicht die Kontrolle über den Magen verlieren, Makoto-kun konnte sie sehen und sie hatte nicht vor, sich Vorträge darüber anzuhören, dass sie für dieses Examen nicht geeignet war. Das wusste sie auch so schon.

Leiche 1 erwies sich ebenfalls als enttäuschend; sicher, sie hatte die Schriftrolle, aber es war nur eine Erdschriftrolle, die sie sowieso schon hatten. Das hieß, Shime hatte sie, und jeder, der es wagte, sie zu berühren, würde von seinen Insekten aufgegessen werden. Oder so ähnlich. Daran wollte sie nicht so gerne denken, immerhin konnte Makoto-kun sie ja sehen.

Und schneller, als sie ihn eigentlich sehen lassen wollte, verschwand sie von den bewusstlosen und toten Körpern und begab sich zurück zum Treffpunkt, wo ihre Teamkameraden schon auf sie warteten.

„Du hast lange gebraucht.“, begrüßte Makoto sie mit seiner gewohnten Herzlichkeit.

„Tut mir Leid.“, entschuldigte sie sich hastig. „War aber eh sinnlos, nur eine Erdschriftrolle.“

„Wir haben beide Alternativ.“, klärte Shime sie auf. Sayuri verzog das Gesicht.

„Dann müssen wir sowas ja nochmal machen…“
 

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Etwas weniger einfach lief es derweil für das Team um Tsugumi. Gegenwärtig befanden sie sich, eng aneinander gedrängt, im Gebüsch und betrachteten einen verzweifelten Kampf von nicht weniger als fünf verschiedenen Teams aus ebenso vielen Nationen gegeneinander.

„‘Nein, wir sollten erstmal eine Wasserquelle suchen, das ist das Wichtigste!‘!“, äffte Tsugumi gerade mit gedämpfter Stimme eine gewisse Person nach. „Toller Vorschlag, Nara, ganz ehrlich!“

„Sei still und lass mich nachdenken.“, brummte der Angesprochene und Nachgeäffte.

Die Situation war wirklich nicht gerade die Beste; mit unglaublicher Zielsicherheit war das unglückliche Team nämlich an exakt dem Tor eingelassen worden, welches direkt gegenüber der Flussgabel, also der am wasserreichsten Stelle der Arena lag. Folglich war dies ein Sammelpunkt für alle Teams, die auf der Suche nach Wasser waren oder einfach nur dem Strom folgten oder andere Teams abfangen wollten und somit schon in diesem frühen Stadium des Examens zum Schauplatz eines Gemetzels geworden. Die Tatsache, dass von jedem möglichen Eingang aus Teams hereingelassen worden waren und der Wald eine noch nie zuvor dagewesene Dichte an Feinden aufwies trug dazu auch nicht unmaßgeblich bei.

„Wir hatten ganz schön Glück, dass wir das mit dem Wasserlaufen gelernt haben, was?“, bemerkte Tsuyoshi, der gerade fasziniert beobachtete, wie ein Team aus Suna von einem einzigen Ninja aus Kirifertig gemacht wurde. Ein weiterer Kiri-Ninja beschäftigte sich mit einem Team ausTakigakure; beide Länder lagen am Wasser, somit war die Fähigkeit, übers Wasser laufen zu können, wohl obligatorisch. Nicht so offenbar in Suna, und auch ein weiteres Team aus Kusagakure, welches den Shinobi aus Takigakure vom Ufer aus mehr oder weniger durch Distanzwaffen in den Rücken fiel, schien nicht in der Lage, das Wasser zu betreten. Das dritte Mitglied des Teams aus Kiri erledigte gerade das letzte Mitglied eines Teams aus Kumogakure.

„Taktik: Wir warten bis die Kiri-Nins mit allen fertig sind, ich fange sie mit Kagemane und ihr macht sie fertig.“, schlug Shikkun vor.

„Wie unvorhersehbar.“, kommentierte Tsugumi dies.

„Fällt dir was Effizienteres ein?“, erwiderte er ungerührt. Tsugumi zuckte mit den Schultern. Und in der Tat wäre dieser Plan eine ausgezeichnete Möglichkeit gewesen, wenn nicht just in diesem Moment genau vor ihnen ein verspätet hereingelassenes Team aus Kumogakure aufgetaucht wäre und ein definitiv nicht für sein Berufsfeld geeigneter Hysteriker rief: „OH MEIN GOTT, SEHT EUCH DAS AN, WIR WERDEN ALLE STERBEN!“

Der ernüchternde Schlag seiner Teamkollegen kam zu spät; der nun freie Kirinin hatte seine Aufmerksamkeit den Neunankömmlingen zugewandt und rief: „Suiton: OtakinoJutsu!“

Das ohnehin schon durchweichte Flussbett hinter dem momentan favorisiertem Team erhob sich und schwappte als Welle auf sowohl benanntes Team als auch das recht unprofessionelle andere Team zu, wobei letzteres frontal erfasst, gegen mehrere Bäume geschleudert und mindestens ausgeknockt wurde. Die drei anwesenden Protagonisten hingegen waren rechtzeitig aufgesprungen um der Welle zu entgehen; Tsugumi und Tsuyoshi preschten sogleich nach vorne ins Getümmel, ohne einen wirklichen Plan zu haben, während Shikkun zu den drei ausgeknockten Kumonins lief, um sie ihrer Schriftrolle zu erleichtern.

Tsugumi rannte direkt auf die Takinins und ihren Kontrahenten zu, sprang über sie hinweg und stürzte sich auf das Team aus Kusagakure, welches sich bisher ja mehr oder weniger aus dem Kampf herausgehalten hatte, von dem gelegentlichen Kunai auf die Takinins mal abgesehen. Durch das Überraschungsmoment, welches sie mit ihrer üblichen Show an Salti und Schrauben erzielte, gelang es ihr, dem Mittleren ein Kunai in die Karotis zu werfen, sodass dieser mit einem fast schon komischen Blutschwall zu Boden ging. Sein Kamerad links von ihm will geschockt und angewidert hinten über, während sich die etwas älter wirkende Kunoichi lediglich das Blut aus dem Gesicht wischte und sich dann mit gezücktem Kurzschwert, unüblich für einen Genin, auf die sich noch im Flug befindende Tsugumi stürzte. Diese konnte nur bedingt ausweichen; ihre Schulter wurde gestreift und blutete ein wenig, dafür schaffte sie es aber, ein Kunai in die Taille ihrer Angreiferin zu rammen, welches allerdings keine lebenswichtigen Organe verletzt zu haben schien. Außerdem war sie nun davon abgelenkt, aus dem Wasser zu kommen, wie schon erwähnt, sie konnte nicht darauf laufen, deswegen wandte sich Tsugumi dem dritten Ninja aus Kusa zu, der verzweifelt seinen Gefährten in den Armen wog und von dem keine weitere Gefahr auszugehen schien. Sie schlug gegen seine Schläfe, sodass er in Ohnmacht fiel. Seine ältere Teamkollegin war währenddessen einem Wasserjutsu eines der Taki Ninjas zum Opfer gefallen, sodass nun nur noch die drei Kirininjas, zwei aus Taki und unser Protagonistenteam übrig waren.

Tsuyoshi hatte sich direkt auf den Kirininja gestürzt, der das Team aus Kumogakure erledigt hatte; dabei schien es ihnen noch nicht einmal um die Schriftrollen zu gehen. Und sehr schnell bemerkte er, dass diese Kirininjas eigentlich viel zu überqualifiziert für dieses Examen waren, aber okay, seine Mutter hatte mal erwähnt, dass manche Dörfer ihre Ninjas inoffiziell bereits wie Chuunin oder gar Jonin behandelten, bevor sie sie zu solchen Examen schickten, einfach nur, um interne Stärke zu demonstrieren.

Jedenfalls befand er sich im Schwertkampf mit der Kunoichi des Kiri-Teams, welche mit zwei überlangen Kunais auf ihn losgegangen war, welche er mehr schlecht als recht mit seinem eigenen Kurzschwert aus Papas Schatzkammer abwehrte. Er mochte Schwertkampf. Dummerweise war er darin noch Anfänger, auf jeden Fall verglichen mit seiner Gegnerin. Aber zwei Schwerter gegen eins war auch irgendwie unfair…

Außerdem was die Kunoichi um einiges schneller als er und drängte ihn immer weiter zurück. Als ihr dann gelang, einen nicht gerade angenehmen Schnitt an seinem Schwertarm zu landen, war es ihm genug. Mit einem Sprung zurück ging er nun zu seiner zweiten Leidenschaft über; Katon-Jutsus.

„Katon: GokakyunoJutsu!“

Das schien die Kunoichi tatsächlich zu überraschen; warum fiel ihm zuerst nicht ein, bis sie ebenfalls einen Satz nach hinten machte und rief:

„Suiton: Mizurappatta!“

Das Resultat war quasi dasselbe wie ein GokakyunoJustu; nur eben mit Wasser, welches seinen eigenen, stattlichen Feuerball in Dampf aufgehen ließ, aus welchem die Kunoichi direkt wieder auf ihn zusprang und am Hals erwischt hätte, wäre er nicht rechtzeitig ausgewichen und dabei unter Wasser geraten; seine Konzentration war am Ende. Er schwamm so schnell er konnte ans Ufer, überrascht, dass nichts ihn verfolgt. Als er sich schließlich an Land zog, der Schnitt an seinem Arm brannte wie Feuer, kam er direkt neben Shikkun zum stehen, der unbeteiligt zusah, wie Tsugumi gerade mit Hilfe des mittlerweile einzigen übrigen Takinins den ersten Kirinin zur Strecke brachte.

„Diese Kirininjas sind viel zu stark!“, schnaubte Tsuyoshi außer Atem und spuckte Wasser zurück in den Fluss. Shikkun brummte zustimmend.

„Hör zu, du musst wieder aufs Wasser.“, sagte er dann, während Tsugumi und der Takininja erheblich in Bedrängnis gerieten. Dies war das erste Mal seit dem Angriff der Banditen, dass Tsuyoshi seine Schwester verletzt sah; noch nicht allzu schwer, aber sie blutete aus mehreren Schnittwunden. „Lange hält Tsugumi das nicht mehr durch. Und ich habe einen Plan…“
 

~
 

„Was zur Hölle ist da los?!“, kreischte Sakura erbost auf, als der Monitor, auf dem sie eben noch zwei ihrer Kinder in einem Gemetzel beobachtet hatte, zu welchem Genins gar nicht in der Lage sein sollten, plötzlich nur noch grau zeigte.

„Wasserdampf.“, vermutete Sasuke neben ihr, der nicht einmal mehr ansatzweise so cool wirkte wie zu Beginn des Examens.

„Sind die denn verrückt?“, keifte Sakura weiter. „Die kommen aus dem Dorf hinter dem Nebel! Was machen sie da, denen noch mehr Heimvorteile verschaffen?“

Sakuras Hysterie wurde mittlerweile von einigen weiteren Anwesenden geteilt. Naruto hatte begonnen, in gleichmäßigen Schritten die Reihe von Monitoren abzulaufen und dabei seine Hände zu kneten und wirkte dabei so ruhig und gefasst, dass die meisten Leute, die ihn kannten, ihn Panik ausgebrochen wären.

„Wieso greifen wir eigentlich nicht ein?“, war Sakuras nächste Frage. „Seit wann ist es Sinn dieses Examens, möglichst viele Teilnehmer sterben zu lassen? War das nicht mal verboten?“

„Das war, als wir noch nicht mehr Teilnehmer als Tore hatten.“, erklärte Naruto in tiefer, ruhiger Stimme. Die Sakura definitiv nicht beruhigte. „Außerdem hat man am Anfang schon immer unterschrieben, dass man sterben könnte, oder?“

Sakura seufzte entnervt und ließ sich auf einen Stuhl fallen, das Gesicht in den Händen vergraben.

„In manchen Kulturkreisen galt es mal als barbarisch, Kinder in einer Arena einzuschließen und sie dabei zu beobachten, wie sie sich bis zum Tod bekämpfen.“, murmelte sie.

„Sakura, das hier ist was ganz anderes.“, brummte Sasuke neben ihr.

„Ach ja?“, fauchte sie ihn an. „Klar, es geht nicht ums töten, sondern ums Sammeln, aber irgendwie scheinen das alle zu vergessen. Oh, und wir lassen mehr als einen hier raus, schon klar. Sieht aber grad auch danach nicht aus, oder? Ach ja, und bevor ich’s vergesse, Liebesgeschichten helfen einem hier auch nicht, weil wir ja alle nicht eingreifen, da war was…“

„Außerdem ist die Teilnahme freiwillig.“, erinnerte Sasuke sie. „Und fester Bestandteil unseres Berufsbildes. Unsere Kinder sind dazu ausgebildet und werden nicht wahllos ausgelost. Und wir sind nun mal Ninjas, verdammt nochmal. Wir kämpfen halt auf Leben und Tod. Das haben wir getan, das haben unsere Eltern getan, und die Eltern unserer Eltern und deren Eltern auch. Und das werden auch unsere Kinder tun. Und deren Kinder. Und wiederum deren Kinder. Daran wirst du nichts ändern, Sakura.“

Sakura sah ihn verstört an.

„Ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn du solche Bücher liest…“, murmelte sie dann. Sasuke sah sie fragend an. Sie zuckte die Schultern. „Na ja, ich meine nur…“

„So fragil bin ich nicht.“, erinnerte er sie. Sie lächelte und strich ihm über den Arm.

„Stimmt, das bist du nicht. Tut mir Leid.“

„Da, der Dampf ist weg!“, rief einer der Chuunins und der kleine, friedliche Moment war zerstört, da Sakura sofort auf den Füßen und in der ersten Reihe vor dem Bildschirm war. Zu sehen war eine rot gefärbte Wasserfläche. Sie schlug sich die Hände vor dem Mund, bis sich ein schwarzer Haarschopf aus dem Wasser abhob und auf die Oberfläche stieg, zwei Schriftrollen in einer Hand. Es war Tsuyoshi. Wenige Augenblicke später wurde er von einer nicht minder nassen Tsugumi überholt, die drei Schriftrollen in den Armen trug.

„Oh mein Gott…“, murmelte Sakura und setzte sich wieder.

„Siehst du?“, fragte Sasuke sie schmunzelnd. „Die wissen sich schon zu helfen.“

„Ja.“, stimmte Sakura zu. „Aber ich hätte es trotzdem lieber, wenn sie erst etwas später in ihrem Leben hätten töten müssen.“

Hinter ihr machte jemand Striche für jedes Team, welches aufgrund eines Todesfalles ausgeschieden war auf eine Tafel.
 

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„Gebt uns eure Schriftrolle, oder die Kleine hier stirbt!“

Diese Worte wurden untermauert von dem Kunai, welches bereits einen kleinen, blutigen Schnitt in Aimis Kehle hinterlassen hatte. Außerdem sehr überzeugend war das Winseln Ranmarus am Boden und Kazuya, der wenige Meter von ihm entfernt lag und ebenfalls sehr mitgenommen aussah.

Ein nicht weniger mitgenommener Hiro stand in etwa gleicher Entfernung von beiden, den Regenschirm eines der Ame-Ninjas im Nacken, welche sie angegriffen hatten.

„Ich… Ich hab sie nicht!“, rief Hiro verzweifelt.

„So?“, fragte der Ninja, welcher Aimi bedrohte, spöttisch und presste das Kunai noch enger gegen ihre Kehle. „Verarsch uns nicht, Kleiner. Du bist der Sohn des Hokagen, natürlich hast du die Rolle!“

„Nein!“, beharrte Hiro auf der Wahrheit. „Lass Aimi los, du tötest sie ja gerade eh!“

Nein, ganz so schlimm war es dann doch noch nicht. Aber Blut aus Schnitten am Hals machten jeden mit anatomischem Halbfachwissen ein wenig nervös.

Aimi selbst übrigens auch; sie begann hektisch in einer ihrer Taschen zu wühlen, nicht etwa nach der Schriftrolle, die ohnehin Kazuya besaß, sondern nach irgendeiner Pflanzenmischung, mit der sie sich befreien konnte. Sie fand irgendeine Paste und schmierte sie blitzschnell ihrem Bedroher auf den

Kunaiarm. Dieser schrie auf und ließ sie los, als sein Arm plötzlich unschön zischte und dampfte. Augenblicklich nahm der andere Ame-Nin Hiro in einen Schwitzkasten, der ihm gut und gerne das Genick brechen könnte.

„Nicht angreifen!“, rief Aimi und hob sofort die Hände, wobei sie das Töpfchen mit der Paste und den Deckel mit dem Spachtel zum verteilen der Paste auf den Boden warf. „Ich hatte nur Angst um meine Luftröhre, okay?“ Sie trat langsam rückwärts auf Kazuya zu, die Angreifer nie aus den Augen lassend. Dann stieg sie über Kazuya drüber, entschuldigte sich mental dafür, kniete neben ihm nieder und begann, seine Taschen zu durchwühlen, bis sie ihre Himmelsschriftrolle gefunden hatte und HirosBedroher zuwarf.

„Okay?“, fragte sie zaghaft. „Keine Sorge wegen des Arms, der wird schon wieder, ein bisschen Wasser drauf und die Reizung sollte nachlassen. Lasst ihr uns jetzt gehen?“

Die drei Amenins, der Dritte hatte übrigens bei Ranmaru gekniet, der wohl irgendwie furchteinflößender gewirkt hatte als Kazuya, warfen sich einen Blick zu und sprangen dann unisono in die Bäume und verschwanden.

Sobald sie weg waren fiel Hiro auf die Knie und begann, auf den Boden einzuschlagen,

„Wir sind solche Versager!“, stieß er mit brüchiger Stimme hervor. Aimi hatte Kazuya inzwischen auf den Rücken gelegt und ihm die Jacke ausgezogen, um ihn besser verarzten zu können. An sich war er nicht sonderlich schwer verwundet; ein paar mittelschwere Schnittwunden hier und da, nichts, was sie nicht verbinden konnte. Er war im Eifer des Gefechts einfach ausgeknockt worden, regte sich jetzt aber wieder, als Aimi seine Wunden desinfizierte. Er lächelte sie schief an.

„Hey, wir leben ja noch.“, nuschelte er. Aimi lächelte, nun wie Hiro ebenfalls schluchzend, zurück.

„Na ja“, brachte sie hervor. „Für’s nächste Mal packe ich lieber ein paar Taktikbücher ein, was? Davon haben wir zu Hause ganz viele, mein Papa und Shikkun kritzeln darin gerne rum.“

„Ach was, nächstes Mal.“, winkte Kazuya ab. „Hey, wir haben unsere Schriftrolle verloren, und? Heißt doch nur, dass wir uns 3 neue holen müssen… Nicht wahr, Hiro?“

Hiro blickte vom Waldboden auf und sah ihn verdattert und verweint an. Dann grinste auch er.

„Stimmt, echt jetzt.“
 

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In der Chuuninexamenaufsichtsratbigbrotherkapitolsähnlichenstalkerzentrale bekam an von dieser Szene nichts mit; auf den meisten Bildschirmen wurden blutige Gefechte mehrerer Teams gleichzeitig verfolgt. Die Strichliste an der Wand war nun, da das Examen bereits sieben Stunden lang lief, um einiges gewachsen. Nur noch, und diese Aussage ist in Relation zu sehen, dreißig Teams waren vollständig am Leben.

Sakura beteiligte sich daran herzlich wenig; sie war zu sehr damit beschäftigt, zuzusehen, wie ihre andere Tochter, die die nicht bereits Einzweidrittel des Schriftrollensatzes besaß, sich mehr schlecht als recht gegen ein Team aus Iwagakure verteidigte; Shime war als Trumpf und Ass und Joker ausgefallen, da sie sich gezielt zuerst auf ihn gestürzt und ihn schnellstmöglich ausgeknockt hatten, bevor seine Insekten sonderlich großen Schaden hatten anrichten können.

Nun schlug sich Makoto auf dem Boden gegen alle drei Shinobi gleichzeitig, während Sayuri versuchte, Shime wiederzubeleben; was hätte sie auch sonst tun sollen? Einen Feuerball auf Makoto spucken? Eher nicht. In seinen Angriffsradius kommen, um ihm zu ‚helfen‘? Keine gute Idee.

Dummerweise war die konventionellste Art die ihr einfiel, um Shime aus seiner Ohnmacht zu erwecken, ihm einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf zu kippen. Leider war die einzige Flüssigkeit, die sie bei sich hatte, der Sake, den sie einem Bewusstlosen abgenommen hatte, und sie hatte so den Verdacht, dass der bei einem Zwölfjährigen nicht gerade zur Vitalität beitragen würde.

Sakura fuhr sich durchs Haar.

„Wie hoch ist die Chance, dass Makoto es schafft, alle drei auf einmal fertig zu machen?“, fragte sie Sasuke neben sich.

„Nicht hoch.“, war sein kontraproduktiver Beitrag zu diesem Thema.

„Danke, genau das wollte ich hören.“, brummte Sakura zurück. Sasuke hob die Augenbrauen.

„Sollte ich dich etwa anlügen?“
 

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Eine Woge der Erleichterung machte sich in Sayuri breit, als sie beobachtete, wie endlich einer der drei Shinobi, gegen die Makoto sich behaupten musste, zu Boden ging. Vielleicht waren sie doch noch nicht ganz verloren. Und Makoto schien sogar noch unverletzt zu sein!

Sie schluckte ihre Verzweiflungstränen runter und wandte sich wieder Shime zu, der keine Anstalten machte, aus der Ohnmacht zu erwachen. Das war nicht gut. Dabei hatte er nur einige Schläge auf den Kopf bekommen, bevor Makoto ihn hatte warnen könne, verdammt…

Puls hatte er. Atmen tat er. Bluten nicht. Augen waren normal. Keine komisch verdrehten Gliedmaßen. Somit fiel ihr absolut nichts zu tun ein, womit sie ihm helfen könnte. Und für Makoto konnte sie auch nichts tun. Verdammt…

Ein Stöhnen und das Zusammensacken eines Körpers im Hintergrund verrieten ihr, dass Makoto es tatsächlich geschafft hatte, einen zweiten Gegner niederzustrecken. Als sie daraufhin erleichter aufblickte und aufstehen wollte, sah sie zuerst die Spitze eines Kunais genau auf ihr Gesicht zufliegen. Wie in Zeitlupe bekam sie genau mit, wie es näher und näher kam, meinte, die Bewegung in der Luft spüren zu können, war wie gelähmt, sah ihr Leben an sich vorrüberziehen, verfluchte sich für ihre Nutzlosigkeit und dafür, dass Makoto-kun und Shime-kun nun ihretwegen ausscheiden würden…

Da tauchte plötzlich ein Handrücken in ihrem Sichtfeld auf, der das Kunai mit der vollen Handfläche abschirmte. Blut rann hinunter.

Dann war da plötzlich der letzte Iwanin, der sich auf Makoto stürzte, der sich von dem Kunai in seiner Hand nicht davon abhalten ließ, die Tenketsu seines Angreifers zu attackieren, doch der dadurch erzielte Erfolg wurde dadurch geschmälert, dass sein Gegner Zeit hatte, das Kunai in seiner Hand zu fassen und längs über seine Handfläche und Unterarm zu ziehen, sodass Makoto quasi zeitgleich mit ihm zu Boden ging.

Sayuri kreischte und versuchte Makoto zu stützen, dann sah sie sich seinen Arm an.

„Oh mein Gott…“, wisperte sie, die Verzweiflungstränen kehrten zurück und sie wusste, dass sie wahrscheinlich verloren waren.

Das Kunai steckte nicht nur in Makotos Unterarm. Es hatte mit verstörender Präzision vorher seine Pulsader der Länge nach aufgeschlitzt. Und wenn diese Wunde nicht sofort behandelt werden würde, würde Makoto innerhalb der nächsten Stunde verbluten.

„Okay, okay.“, fasste sie sich. „L-lass das Kunai drinstecken, zieh es auf keinen Fall raus, wir müssen desinfizieren…“

Vollkommen neben der Spur begann Sayuri, ihr Gepäck zu durchwühlen. Oh Gott. Sie hatte das Desinfektionsmittel zu Hause vergessen. Verdammt. Da fiel ihr Blick auf die Sakeflasche und mit dem Mut der Verzweiflung tränkte sie ein Taschentuch mit dem Alkohol und begann, Makotos Arm der Länge nach damit abzutupfen.

Makoto stöhnte und klammerte sich mit seinem unverletzten Arm an ihr fest, der Schmerz trieb ihm den Schweiß über das kalkweiße Gesicht.

„Es ist okay.“, versuchte sie ihn mit zitternder und viel zu hoher Stimme zu beruhigen. „Alles wird gut… Auch wenn das jetzt wehtut…“

Nun hatte sie zwei Möglichkeiten; sie konnte um das Kunai in seinem Arm herum einen Druckverband anlegen, den er so oder so innerhalb von 10 Minuten durchbluten würde, oder…

Sie könnte die Chakraheilung versuchen.

Nein, sie hatte keine Wahl. Sie traute es sich zwar nicht einmal ansatzweise zu, aber wenn so wie die Dinge gerade lagen, würde Makoto-kun ohnehin verbluten, egal was sie tat. Sie musste es wenigstens versuchen.

In heller Panik und ohne die Tränen zurückhalten zu können, legte sie die Hände auf seine Wunde. Ganz ruhig, schalt sie sich selbst. Jetzt einfach Chakra in die Hände pumpen…

Da fiel ihr ein, dass ihr Chakra feuerbasiert war. Ihre Katonjutsus waren nie sonderlich stark gewesen, aber die einzige Richtung, in die sich ihr Chakra hatte entwickeln können. Und wenn diese Feuerbasis nun zu Problemen führen konnte…

Zu spät. Ihre Hände leuchteten bereits, blau. Einige Sekunden geschah nichts, Makoto sah sie, das Gesicht immer noch vom Schmerz verzerrt, aus einem Auge fragend an, dann Schrie er in einer Mischung aus Schmerz und Todesangst auf.

Sein Arm stand, entlang der sakegetränkten Wunde, in Flammen.

„Nein!“, kreischte Sayuri, mindestens genauso panisch wie er. „Nein, nein, nein! Heile! Heile!“

Sie konnte nicht aufhören. Sie durfte nicht aufhören. Und wenn sie seinen Arm verbrannte, dann überlebte er wenigstens. Vielleicht würde ihre Mutter das hinkriegen können…

Makoto schien das ähnlich zu sehen, er machte keinerlei Anstalten, sich fortzubewegen. Der Geruch von Blut und verbranntem Fleisch füllte die Luft und Sayuris verstopfte Nase, die Tränen rannen ihr aus den geschlossenen Augen das Gesicht herunter.

„H-Hey…“, nuschelte Makoto mit brüchiger Stimmte.

„Es tut mit Leid!“, schrie Sayuri ihm ins Gesicht. „Es tut mir so Leid! Ich hätte das nicht versuchen sollen! Ich weiß, jetzt ist dein Arm total kaputt, aber… Du wärst verblutet! Es tut mit so Leid!“

Und ohne die Hände von der Wunde zu nehmen sank sie in sich zusammen und gab sich vollkommen den Tränen und der Verzweiflung hin.

„Hey!“, wiederholte Makoto, die Stimmte schwach, vor Schmerzen vollkommen außer Atem. „D-Du bist… Fertig…“

Sayuri blickte auf.

Die Flammen waren weg. Abgesehen vom Einstich des Kunais, welches immer noch in seinem Arm steckte, war die Wunde… Nun ja, geschlossen. Die Wundränder waren schwülstig, eine sehr dicke Narbe zog sich von seiner Handfläche über seinen Unterarm und alles war voller Brandblasen. Der Schmerz musste ihn fast umbringen.

Aber er blutete nicht mehr.

„M…Makoto-kun…“, begann sie. „D-das… Das wird jetzt… Nochmal sehr… Weh tun… Und…“

Wenn sie doch nur irgendwas gegen seine Schmerzen tun könnte…

Moment mal.

Ihre Hand schnellte wieder zu der Sakeflasche, die noch zur Hälfte gefüllt war.

„O-okay… Makoto-kun, das hört sich jetzt bestimmt verrückt an…“ Sprechen fiel ihr immer noch schwer. „A-aber… Es ist nicht halb so verrückt wie das eben!“ Sie hielt ihm die Sakeflasche hin. „Trink das! Das… Hilft gegen die Schmerzen. Bestimmt!“

Makoto hätte sie zweifelnd angesehen, allerdings waren die Schmerzen in seinem verbrannten Arm immer noch so extrem, dass er ehrlich gesagt alles gemacht hätte. Sich betrinken war da noch harmlos. So nahm er mit dem nicht verbrannten Arm die Flasche an sich und trank zwei große Schlucke.

„Das reicht! Das reicht…“ Sayuri nahm ihm fahrig die Flasche ab. „Sonst haben wir später nichts mehr… Also… Und jetzt…“ Jetzt musste sie das Kunai aus der Wunde entfernen und den Arm verbinden. Verband auf Brandwunden. Tolle Idee, sicher, aber mit ein wenig Glück wären sie eh bald hier raus und in diesem Turm in der Mitte würde es ja wohl Medics nehmen die was Seriöseres anstellen könnten…

Ach ja. Ihnen fehlte da noch eine Himmelsschriftrolle.

„Okay, Makoto-kun, ich verbinde dir jetzt den Arm und dann nehme ihn den Typen hier die Schriftrolle ab und dann… Suchen wir uns einen sicheren Ort zum auskurieren, okay?“, kündigte sie an. Langsam kehrte die Kontrolle über ihre Stimme zurück. Makoto antwortete nicht.
 

Zu ihrem Glück besaß das soeben gefallene Team eine Himmelsschriftrolle. Und so lud Sayuri sich den immer noch bewusstlosen Shime auf den Rücken und stützte Makoto ein wenig, dessen Schmerzen sich zwar gelindert zu haben schienen, der nun aber ein wenig wankte.

Wenn sie jetzt jemand angreifen würde, wären sie verloren.

Deswegen hatte Sayuri überlegt, dass sie einfach widerspruchslos eine Schriftrolle abgeben würde, immerhin hatten sie ja fünf.

„Hey…“, meinte Makoto da plötzlich neben ihr.

„Ja? Was ist, Makoto-kun?“, fragte Sayuri nervös. Makoto neben ihr… Kicherte.

Er kicherte.

Beinahe wäre der arme, bewusstlose Shime auf dem Waldboden gelandet.

„Du bist toll, weißt du das?“, lallte er. Abermals kam Shime sehr ins Schwanken.

„Äh… Danke, Makoto-kun, das ist sehr nett von dir, aber du solltest wirklich nicht…“, antwortete sie in einem Tonfall, mit dem sie normalerweise ihre kleinen Geschwister ansprach.

„Ich meine, du kannst ja nicht kämpfen, oder so.“, schränkte Makoto, sie missachtend, sein Kompliment schon ein. „Du bist fuu…uuurchtbar unselbstständig. Und feige. Und traust dir nichts zu, aber…“ Er stolperte auf eine Lichtung und um nicht zu fallen, verstärkte er seinen Griff um Sayuris Schulter. Da diese aber außerdem noch das Gewicht von Shime auf dem Rücken hatte und eh ein wenig neben der Spur war, ging das eher nach hinten los. Na ja, nach vorne. Wo Shime gerade von Sayuris Rücken rutschte, während diese mit dem Kinn auf Makotos Brust aufschlug. Was dieser furchtbar witzig zu finden schien, denn er begann schon wieder zu kichern.

„M-Makoto-kun!“, empörte sich Sayuri, während sie sich aufrichtete. Und errötete sofort auf jedem sichtbaren Stückchen Haut. Nun saß sie nämlich auch noch auf Makoto.

„Hey, das sieht gerade… Voll komisch aus!“, erklärte Makoto unter ihr sein Gekichere. „Hihi, du sitzt auf mir…“

„Ja, ne… Makoto-kun, das…“, stammelte Sayuri und versuchte hastig, aufzustehen, doch Makoto hielt sie am Oberschenkel fest.

„Psst…“, zischte er ihr zu. „Hörst du das?“

Sayuri hörte einiges. Den Wind in den Bäumen. Das Rascheln kleinerer Tiere. Das Zwitschern der Vögel. Ihr laut pochendes Herz. Makotos Atmen. Shimes Stöhnen, was darauf hindeutete, dass er nun aufwachte. Ein Kichern im Gebüsch vor ihnen. Und… über ihnen.

„Oh mein…“, stammelte sie. Makoto unter ihr hatte sich mittlerweile wohl auf seine Byakugan besonnen.

„Da sind welche!“, meinte er und zeigte auf die Äste über ihnen. „Und da!“ Dabei legte der den nicht verletzten Zeigearm auf den Boden hinter sich.

„OH mein Gott!“, kreischte schließlich ein Mädchen in dem Gebüsch. „Hat jemand einen Fotoapparat! Das ist zu köstlich!“ Und Aimi erhob sich, ihre Jungs im Schlepptau.

Relativ zeitgleich landete plötzlich Tsuyoshi neben Makoto und Sayuri, packte letztere am Arm und zog sie hoch. Dann sah er Makoto vernichtend an, welcher immer noch kicherte.

„Was hast du dem denn gegeben?“, wollte Tsugumi wissen, die auf ihrer anderen Seite auf dem Boden aufgekommen war. Shikkun kümmerte sich im Hintergrund um Shime.

„Sake. Gegen die Schmerzen.“, erklärte sie kleinlaut und kniete sich hin, um Makoto auf die Füße zu helfen. Dieser schubste sie weg.

„Verrat denen das doch nicht!“, fuhr er sie an. „Das sind unsere Feinde!“

„Nein, Makoto-kun…“, versuchte Sayuri ihn zu beschwichtigen. „Das sind meine Geschwister!“

„Aus feindliche Teams!“, erinnerte er sie und versuchte, sie aufzurappeln. Dabei stützte er sich allerdings sehr stark auf Sayuri ab. „Die wollen unsere Schriftrollen!“

„Schriftrollen?“, fragte Hiro ungläubig. „Ihr seid so verletzt und habt mehrere?“

„Cool, können wir die euch abnehmen?“, wollte Kazuya wissen. „Sieht nicht so aus, als ob ihr euch wehren könntet…“

„Wartet!“, hielt Sayuri diese Überlegung auf und begann, in ihrer Tasche herumzuwühlen. „Hier!“ Sie warf Kazuya eine Erdschriftrolle zu. Dann kramte sie in Makotos Hosentasche.

„Ey!“, maulte dieser. „Ziehst du mich gerade aus?“

Das Team um Kazuya verlor danach ein Mitglied, da Aimi, vollkommen unfähig sich zu wehren, vor Lachen zu Boden ging.

„Schhh, Makoto-kun, vertrau mir einfach…“, beschwichtigte Sayuri ihn und warf Kazuya nun auch eine Alternativschriftrolle zu.

„Das letzte Mal hast du meinen Arm verbrannt…“, erinnerte Makoto sie. „Oh, und mir damit das Leben gerettet. Okay.“

„Kannst du ihn öfter betrunken machen?“, fragte Tsugumi fasziniert. „Er ist so… Umgänglich.“

„Lieber nicht…“, murmelte Sayuri, während Makoto sich mit dem Kopf auf ihrer Schulter abstützte.

„Ich bin müde!“, jammerte er.

„Ist gut, Makoto-kun…“, vertröstete sie ihn. „So, das war alles, was wir haben!“

„Gar nicht.“, widersprach Hiro. „Shime hat noch mindestens drei Rollen. Auf ihn!“

„Spinnt ihr?“, fuhr Tsugumi ihn an. „Hallo? Seid ihr echt so armselig, dass ihr euch auf einen Betrunkenen und einen Bewusstlosen stürzt? Aus demselben Dorf? Und schon mal daran gedacht, was meine Mutter mit euch anstellen wird?“

„Oh.“ Letzteres schien Hiro zu überzeugen. „Aber wir brauchen noch eine Himmelsschriftrolle!“

„Shikkun, haben wir noch eine Himmelsschriftrolle?“, fragte Tsugumi nach hinten.

„Wir haben drei Alternativschriftrollen, drei Erdschriftrollen und nur eine Himmelsschriftrolle.“, gab er durch. „Nein!“

„Wo habt ihr die denn alle her?“, wollte Aimi wissen, die sich wieder eingekriegt hatte.

„Massenschlägerei.“, erklärte Tsuyoshi knapp. „Hey, lass das!“

Letzteres war an Makoto gerichtet, der nun einen Arm um Sayuris Taille geschlungen hatte, welche wie erstarrt und rot bis an die Haarwurzeln dastand. Nun musste auch Tsugumi kichern.

„Okay, Leute, machen wir einen Deal!“, schlug sie der Allgemeinheit vor. „Wir bleiben jetzt hier bis morgen früh, dann bringen wir unseren Schlucksprecht hier zum Turm und dann helfen wir euch, eure letzte Schriftrolle zu kriegen, okay?“

Die Allgemeinheit stimmte zu.
 

~
 

„Oh mein Gott…“, seufzte Sakura erleichtert und ließ sich wieder auf einen Stuhl sinken. „Sayuri… Oh mein Gott…“

Sasuke stierte währenddessen verstimmt darauf, wie der immer noch betrunkene Makoto Sayuris Schoß als Kopfkissen missbrauchte.

„Das hätte so unglaublich schief gehen können… Tapferes Mädchen… Oh mein Gott…“, jammerte sie weiter.

„Was war denn los? Wieso hat der Arm gebrannt?“, wollte Sasuke widerwillig wissen.

„Ihr Chakra basiert ja auf Feuer.“, erklärte Sakura ihm. „Also, es liegt ihr wahrscheinlich nicht wirklich, aber es ist ihre bisherige Prägung. Und weil sie den Unterschied zwischen heilendem und nicht heilendem Chakra nicht so wirklich gelernt hat, ging es halt nach hinten los…“ Sie seufzte nochmal schwer. „Dabei hatte ich ihr doch noch angeboten, das zu üben… Na ja, jedenfalls können wir von Glück reden, dass es nur so ein bisschen gebrannt hat. Und nicht wirklich schlimm. Chakrafeuer halt, hm?“

„Hm.“, machte Sasuke.

„Und Gott sei Dank sind sie alle vernünftig…“, murmelte Sakura. Dann wandte sie sich der Tafel mit der Strichliste zu und seufzte. „So viele Tote, und das schon am ersten Tag…“

„Morgen wird ruhiger.“, vermutete Sasuke. „Die Schwächsten sind raus und die Stärksten haben meistens ihre Schriftrollen. Und es sind viel, viel weniger…“

„Nicht, dass das besonders beruhigend wäre…“, murmelte Sakura. „Na ja, aber ich glaube, ich Rudel kommen sie besser klar… Ich geh dann nach Hause… Kommst du auch?“

„Nein.“, antwortete Sasuke. Er war in den letzten Tagen selten zu Hause gewesen. „Ich hab bis morgen Nachmittag Schicht.“

„Okay.“, murmelte Sakura und küsste ihn zum Abschied. „Pass auf dich auf, ja? Und schlaf ein wenig, wenn du kannst…“

„Hm.“, machte Sasuke, ohne Anstalten zu machen, sie loszulassen. Er würde sowieso nicht schlafen. Das wusste Sakura. Vielleicht war das auch besser so.

„Ich grüß zu Hause von dir.“, kündigte sie an, küsste ihn nochmal kurz und entwand sich seiner Umarmung. „Bis dann!“
 


 

Doch als Sakura das Fenster erreichte, durch welches sie ihren Weg durch den Wald beginnen wollte, geschahen mehrere Dinge auf einmal.

Zunächst gingen mit einem Knall sämtliche Lichter und Bildschirme auf einmal aus.

Dann strömte violettes Gas aus mehreren Stellen im Wald gleichzeitig, wie auf ein Signal hin.

Dann wurde eine ebensolche Gasbombe auch in der Zentrale losgelassen.

Ihre Sinne begaben sich in den Ruhezustand, der Nebel schien nicht nur den Raum zu füllen, sondern auch ihren Kopf, als Sakura langsam zu Boden ging.

Verdammt.

Schlafgas.

Das konnte nur eines bedeuten…
 


 

~
 

Das oben zitierte Lied ist Puppenspieler von Subway to Sally, und es wird uns in Zukunft noch häufiger begegnen. Weitere Informationen zu irgendwelchen Liedern gibt es momentan in meinem Weblog.
 

Und yay, noch drei-vier Kapitel ANL4! Wohooo!

Kulmination

Ich lass dich leiden,

werde mich weiden,

An deiner Sehnsucht

An deiner Lust
 

Da war eine Schulter in ihrer Magengegend.

Da sollte keine Schulter sein.

Alles, was gegenwärtig irgendwo bei ihr sein sollte, war ein Baum an ihrem Rücken und ein Kopf auf ihrem Schoß.

Der da eigentlich auch nicht sein sollte.

Aber wenn Makoto-kun schon mal so anhänglich war…

Die Schulter in ihrer Magengegend schaukelte. Und der Boden auch. Der war sowieso komisch, dieser Boden. Er war aus Stein. Und es war definitiv kein Badezimmer. In Konoha waren alle Böden aus Holz, außer denen in Badezimmern.

Und dann war die Luft auch noch so komisch… Irgendwie… Kalt und feucht und schwer… Diese Luft zu atmen war fast unmöglich. Es war fast so, als würde sie versuchen, ihre eigene Nebelwand einzuatmen. Für einen kurzen Moment fürchtete sie, zu ertrinken.

Dann blickte Sayuri auf und sah, dass die Schulter in ihrer Magengegend ihr gegenwärtiges Transportmittel darstellte, welches sie durch einen engen Flur trug, der nur spärlich beleuchtet war, und dass ihre Schwester hinter ihr auf dieselbe Weise getragen wurde. Auch Tsugumi schien gerade wieder zu sich zu kommen, doch hier zeigte sich in all seiner Deutlichkeit der Wesensunterschied zwischen ihr und ihrer Drillingsschwester; denn anstatt erstmal über Schultern und Böden zu sinnieren, ergriff Tsugumi sofort die Initiative.

„LASS MICH RUNTER, DU ARSCH!“, schrie sie ihren Träger an und begann, mit Händen und Füßen auf ihn einzuschlagen, was den stattlich gebauten jungen Mann relativ kalt zu lassen schien. Seine Reaktion bestand daraus, die Hand zu wechseln, mit welcher er Tsugumi festhielt, ein Taschentuch hervorzuziehen und es ihr ins Gesicht zu pressen. Tsugumi fiel sofort wieder in tiefen Schlaf.

Das erlosch dann auch den winzigsten Funken von Rebellion, der eventuell in Sayuri hätte auflodern können. Besser, sie würde sich ruhige verhalten und sich den Weg einprägen, den sie getragen wurde, und wohin, und wieso, und weshalb, und was überhaupt hier los war.

Aus ihrer bisherigen Erfahrung mit dem Ninjaleben hatte sie zumindest schon mal geschlussfolgert, dass sie gekidnappt worden war. War ja auch nicht ihr erstes Mal. Ebenso wenig wie ihr erstes Mal mit Schlafgas, dessen Nachwirkungen sie nun erfolgreich identifiziert hatte. Das erklärte auch, wieso ihr Bruder, der höchstwahrscheinlich von der Person vor ihrem eigenen Transportmenschen getragen wurde, noch nicht aufgewacht war; der war bisher noch nicht damit angegriffen worden.

Der Transportmensch vor ihr klopfte an eine Tür.

Nichts geschah, was die drei Transportmenschen nicht so wirklich zu stören schien.

Nach einer halben Minute wurde die Tür dann aufgeworfen, und eine Frau stürmte an ihnen vorbei. Sie hatte merkwürdig blaue Haare, trug einen fast durchsichtigen schwarzen Morgenmantel und darunter anscheinend aufreizende Dessous und als sie an ihnen vorbeiging, war Sayuri so, als würde die Luft plötzlich noch mehr abkühlen als ohnehin schon.

Außerdem merkte sie, wir ihr Transportmensch den Kopf drehte, um der Frau nachzusehen.

Dann setzte sich der Trott aus Transportmenschen in Bewegung und trugen sie in das Zimmer vor ihnen. Dort war die Luft nicht einmal annähernd so feucht wie auf diesem komischen Steinflur.

Die drei Entführten wurden in der Mitte des Zimmers auf dem Boden gesetzt und an den Händen zusammen gebunden, Rücken an Rücken an Rücken. Okay, Schulter an Schulter. Oder so ein Mittelding. Kreise zu dritt waren klein.

Dabei bekam Sayuri auch zum ersten Mal das Gesicht ihres Transportmenschen zu sehen, welches sie zutiefst verwirrte. Es war, als würde sie einem wohlgenährten, gepflegten und etwa viermal so alten Toshio ins Gesicht blicken. Der Typ hätte mit ihr verwandt sein können, wenn sie nicht gewusst hätte, dass ihre schwarzhaarige Familie irgendwie limitiert war.

Obwohl, ihre Mutter hatte auch gemeint, dass Toshio irgendwie mit ihnen verwandt war… Komisch.

Aber dieses Komisch war nichts im Gegensatz zu dem Raum, in welchem sie sich befanden.

Denn… Dieser Raum war falsch. Er war einfach nur… Falsch.

An den Wänden hingen, säuberlich immer abwechselnd, jeweils ein rosa Zopf, gefolgt von einem Foto, welches Sayuri sehr schnell als das jährliche Familienfoto identifizierte, welches sie jedes Jahr für einen alten Freund ihrer Mutter aufnehmen mussten. Und plötzlich ergab es auch Sinn, wieso ihre Mutter immer um diese Zeit zum Friseur ging und sich die Haare abschneiden ließ, welche sie das ganze Jahr über hatte wachsen lassen.

Unter dieser säuberlichen Reihe hingen jeweils ein Brief, welche mit Anmerkungen fast unleserlich gemacht worden war, und darunter eine Reihe von Klebezetteln, die Sayuri ebenso wenig entziffern konnte.

Wo zur Hölle waren sie nur gelandet?

„Ihr seid früh.“, stellte eine schnarrende Stimme im Hintergrund fest, bei deren Klang sich ihre Nackenhaare aufstellten und ihr eine Gänsehaut über die Arme kroch. Sie hatte keine Ahnung wieso, so bedrohlich klang die Stimme gar nicht, aber… Die Stimme gehörte zu diesem Zimmer. Diesem Zimmer mit den Zöpfen ihrer Mutter und den Familienfotos und den Kidnappings und dem Schlafgas und der ekeligen, schweren Luft und den Steinböden und den Transportmenschen.

Und wäre Sayuri nicht an diesem Tag schon derartig oft an die Grenzen ihres Vermögens, Panik zu empfinden, geraten und hätte sie sich nicht gerade von einem weiteren Angriff mit diesmal höher konzentriertem Schlafgas erholt, hätte sie geschrien.

Stattdessen saß sie reglos da, versuchte, möglichst viele Details aufzunehmen und keinen Laut von sich zu geben.

„Unerwarteter Rückenwind, Mizukage-sama.“, antwortete einer der Transportmenschen.

„Und die anderen?“

„Auf dem zweiten Schiff, Mizukage-sama.“, war die Antwort auf diese Frage. „Wir dachten, es sei wichtiger, die Ziele zuerst zu bringen.“

„Richtig. Ebenso wie es wichtig gewesen wäre, mich über diese erfreuliche Beschleunigung zu informieren.“

„Verzeihung, Mizukage-sama.“

„Wurden die Nachrichten versendet?“

„Noch nicht, Mizukage-sama.“

„Ich kenne meinen Titel, vielen Dank. Und willst du, dass morgen früh die ersten Kriegsflotten hier erscheinen?“

„Nein, Mizukage-sama.“

„Dann sorge dafür, dass die Nachrichten versendet werden, verstanden?“

„Jawohl, Mizukage-sama.“

„Ihr seid entlassen. Und haltet euch von Yuki fern; sie wirkte… Ein wenig verstimmt.“

„Jawohl, Mizukage-sama.“

Die Transportmenschen verließen den Raum, wobei Sayuri auffiel, dass ihr Transportmensch, den man auf eines dieser Familienfotos hätte dazustellen können, ohne großartig Aufmerksamkeit zu erregen, ihr zuzwinkerte. Die Tür wurde geschlossen. Eine fast unerträgliche Stille, in welcher sie nur den merkwürdig schweren Atem des Mizukagen hören konnte, legte sich über sie wie eine eiskalte Decke, die sie zu ersticken drohte. Dann setzte der Mizukage sich in Bewegung und schritt in ihr Sichtfeld, um sich auf seinem Bett niederzulassen, und Sayuri sah zum ersten Mal in das Gesicht des Mannes, der sie diese letzten Monate verfolgt hatte. Es war ein längliches, rattenartiges Gesicht, mit schmalen, eisblauen Augen und einem… Beunruhigend freundlichen Lächeln.

Des Weiteren fielen ihr die lila Haare nur entfernt auf, sie war nach dem Verwandtschaftsbesuch in Kumo da ein wenig abgehärtet, außerdem trug er lange graue Kleidung.

Und so saß er dann vor ihr, das Kinn mit dem Händen abgestützt, und sah sie an. Lächelte sie an.

„Guten Abend, Sayuri-chan.“, sagte er dann, nachdem er sie einige Minuten lang gemustert hatte. „Freut mich, dich endlich persönlich kennen zu lernen, mein Name ist Yasume. Oder auch Mizukage-sama, aber das mag ich nicht so. Ich würde dir ja die Umstände unseres Treffens näher erläutern, aber wir sollten damit warten, bis deine Geschwister auch wach sind. Dann muss ich nicht alles zweimal sagen.“

Dann lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, während Sayuri ihn, vollkommen gelähmt vor Angst und Entsetzen, einfach nur anstarren konnte.

„Oh, und übrigens.“, schien ihm da noch beiläufig einzufallen. „Du hast sehr schöne Augen.“
 

~
 

Es war ein Desaster.

„Liste der Vermissten?“, fragte Naruto einen seiner Chuunin.

„Alle Teilnehmer aus Kiri.“, antwortete der namenlose Statist. „Die Lebendigen, ebenso wie die Toten, die wir noch nicht geborgen hatten. Und natürlich die drei Uchiha-Kinder.“

„Natürlich.“, erwiderte Naruto. „Okay, du kannst gehen. Am besten direkt zu den Uchihas, um mir Bericht darüber zu erstatten, ob die Kleinen zu Hause noch alle da sind. Wegtreten.“

Innerhalb der letzten Stunde waren alle Kinder, und auch alle nicht mehr ganz so Kinder, auf dem Wald des Todes entfernt und die dortige Zentrale geräumt worden, gleichzeitig hatte man alle Aufnahmen sichergestellt. Dummerweise war jede einzelne Kamera ausgefallen, unmittelbar bevor diese Schlafgasbombe abgefeuert worden war, die alle Beteiligten ausgeknockt hatte. Und als wieder jemand zu sich gekommen war, hatten plötzlich Teilnehmer gefehlt. Komischerweise alle aus Kiri und die drei Uchiha-Kinder.

Und man musste kein Genie sein, um erahnen zu können, was geschehen war.

Es klopfte an der Tür.

„Herein.“, befahl Naruto, nun im Angesicht einer Krise im vollkommenen Autoritätsmodus.

Natsuki trat ein.

„Ich hab den armen Teufel nach Hause geschickt.“, teilte sie ihm mit. „Bei uns zu Hause sind noch alle da, und er wirkte, als könne er eine Pause gebrauchen.“

Naruto schnaubte.

„Der hat heute schon genug geschlafen.“, teilte er ihr mit. Natsuki zuckte mit den Schultern.

„Und den Rest seines Tages damit verbracht, Kinderleichen vom Waldboden zu kratzen, wenn man Sakura Glauben schenken darf.“

„Darf man in diesem Fall.“, stöhnte Naruto. „Bist du nur hier, um mir das zu sagen?“

„Eigentlich schon.“, bestätigte Natsuki. „Aber auf dem Weg hat mir jemand Post für dich zugesteckt. Sieht offiziell aus. Und aus Kiri.“

„Gib her!“, verlangte Naruto, sofort auf den Beinen. Natsuki reichte ihm den Brief und konnte sehr schön beobachten, wie Narutos Miene immer blasser und ungläubiger wurde.

„Oh mein Gott…“, murmelte er schließlich. „Das… Das ist doch lächerlich… Natsuki!“

„Anwesend.“

„Hol mir mal, äh, wie ist sein Deckname doch gleich? Du weißt schon, den Typen aus deinem Team…“

„Den nennst du im offiziellen Leben Yamamoto-kun und nicht Yurasu, aber ist okay. Wozu brauchst du ihn?“

Naruto streckte sich ausgiebig. „Damit er mir die ganzen politischen Fachbegriffe erklärt. Oh, und… Ich glaube, du möchtest auch Teme und Sakura-chan holen, und gib ihnen am besten vorher Beruhigungstabletten, die werden sie nötig haben.“ Er machte eine Pause. „Vielleicht sollte ich mir Stühle für dieses Büro anschaffen…“
 

~
 

„Das ist doch lächerlich!“, keifte die mittlerweile wieder zu sich gekommene Tsugumi. „Ich meine, verstehe ich das richtig, Sie haben unsere Familie quasi gestalkt…“

„Oh nein, Tsugumi-chan.“, widersprach Yasume ihr ungerührt. „Die Fotos hab ich ganz offiziell von eurer Mutter bekommen. Sehr nett von ihr, mich über eure Entwicklung auf dem Laufenden zu halten, findet ihr nicht auch?“

„Irgendwie ziemlich dumm, aber das meinte ich auch nicht.“, widersprach Tsugumi ihm ungerührt. „Was ich meinte waren diese komischen, geschmierten Banditen, die uns angegriffen oder entführt haben, oder die geschmierten Genins, die die Schlafgasbomben gezündet haben. Und das alles nur, um uns drei in die Finger zu kriegen, damit Sie uns gegen unsere Mutter austauschen können. Wissen Sie eigentlich, wie viele internationale Gesetze Sie dabei gebrochen haben? Die anderen vier Großmächte hätten jedes Recht, ganz Mizu no Kuni dem Erdboden gleichzumachen!“

Yasume erhob sich nun erstmals vom Bett und umrundete seine Gefangenen, um Tsugumi besser im Blick zu haben.

„Du bist deiner Mutter doch ähnlicher, als angenommen.“, stellte er fest. „Ich dachte ja erst, du wärst ein Abklatsch deines Cousinchens oder deines Vaters, aber… Du hast definitiv ihr loses Mundwerk. Und die Tendenz, wütend zu werden, wenn du eigentlich Angst hast.“

„Angst?“, schnarrte Tsugumi ihn an. „Vor einem armseligen Stalker, der seine politische Machtposition ausnutzt, um einer verheirateten Frau nachzustellen und das nicht einmal persönlich tut? Ha, ha.“

„Oh, ich bin so tief betroffen.“, erwiderte Yasume und fasste sich theatralisch an die Brust. „Aber jetzt mal ehrlich, Tsugumi-chan. All diese unbegründete Wut auf die Welt, die du in dir angestaut hast, kommt sehr nach deiner Mutter. Na ja, nicht direkt, aber dein Vater verzweifelt lieber, während deine Mutter alle anderen verzweifeln lässt. Aber um wieder auf deine Ausgangsfrage zurückzukommen…“ Er schritt nun quer durch den Raum zu einem der beiden Fenster und starrte hinaus in den Nebel. „Ich habe eine Strichliste über alle begangenen Gesetzesbrüche geführt, und meine Listen sind gründlich und ausführlich. Ebenso wie meine Recherche. Und dummerweise gibt es im internationalen Regelwerk, verabschiedet zuerst nach dem vorletzten Krieg der Großmächte und überarbeitet nach dem letzten vor bald sechzehn Jahren, immer noch die Klausel der… Internen Reglung.“ Er legte eine Kunstpause ein. „Und da diese Sache, die zu verstehen ihr viel zu jung seid, eine interne Angelegenheit zwischen Kiri und Konoha ist, und ich das allen Beteiligten mitgeteilt habe, riskiert jede Großmacht, die hier einmarschiert eine sofortige Kriegserklärung von allen anderen. Theoretisch. Praktisch glaube ich aber, dass Konoha auf meine Forderung eingehen wird und ihr schon sehr bald wieder zu Hause sein werdet.“

„Aber!“, widersprach Tsugumi prompt. „Ihre geschmierten Pseudo-Genins haben in dieser Prüfung zahlreiche Teilnehmer aus anderen Ländern getötet! Das werden die doch nicht einfach so hinnehmen!“

„Und wieso nicht?“, fragte Yasume mäßig interessiert. „Dafür sind diese Examen doch da; um die Starken von den Schwachen zu trennen. Da sind Todesfälle nun einmal nicht vermeidbar. Das ist nun mal das Leben eines Ninjas, gewöhn dich dran.“

„Erklären sie das den trauernden Familien.“, schlug Tsugumi vor. Yasume gluckste leise.

„Meine liebe Tsugumi, nicht jede Familie klammert sich so sehr an die Prinzipien der Ehre und Rache wie die deinige.“

„Bitte was?“, fragte Tsugumi verständnislos.

„Nicht wichtig.“, winkte Yasume ab. „Außerdem habe ich die Teilnehmerlisten überprüft; außer euch und euren Teamkameraden, die ja alle mehr oder weniger… Unverletzt geblieben sind…“ Dabei flackerte sein Blick wieder kurz zu Sayuri hinüber und kurz zeigte sich eine diebische Freude in seinem Gesicht, bis er wieder auf ernst und herablassend zurückschaltete. „…Gab es keinerlei Teilnehmer an diesen Examen, die irgendwie von politischer Bedeutung gewesen wären, ich bin also niemandem zu Nahe getreten. Außer euren Eltern, natürlich.“

Tsugumi sah ihn ungläubig an.

„Sie können doch nicht ernsthaft davon ausgehen, dass das alles so einfach sein wird.“, war ihr resigniertes Abschlussstatement. Yasume gluckste erneut.

„Ich kenne eure Mutter schon ewig. Ich weiß, wie sie bei sowas reagieren wird.“ Damit ging er zurück auf sein Bett, setzte sich und sah wieder Sayuri an, die es mittlerweile Leid war, angestarrt zu werden und den Blick abwandte. „Da fällt mir ein…“, setzte Yasume an, allerdings glaubte ihm mittlerweile niemand mehr seine spontanen Einfälle. „Ihr müsstet ja furchtbaren Hunger haben, nach so einem ganzen Tag und einer halben Nacht…“ Mit einem genüsslichen Grinsen ging er zu einer kleinen Luke in der Wand und zeigte den Kindern, oder eher Tsuyoshi, der als einziger mit der Vorderseite diesem Kasten zugewandt war, das dort integrierte Sprechrohr. Als er dann in besagtes Sprechrohr sprach, vibrierte seine Stimme quasi vor unterdrückter Freude.

„Kanako! Das Essen, bitte.“
 

~
 

„Nein!“, fuhr Sasuke sie an, und erhob dazu sogar das Gesicht von den Händen.

„Sasuke, doch!“, schrie Sakura zurück. Sie stand vor ihrem gemeinsamen Bett, auf welchem Sasuke saß, und raufte sich die Haare.

Seitdem sie herausgefunden hatten, dass ihre Kinder entführt worden waren, waren sie nach Hause gestürmt, nur um dort alles wie beim Alten vorzufinden. Alles andere wäre auch komisch gewesen; es war eine Sache, ein relativ offenes Examen zu manipulieren und innerhalb von etwa zwei Stunden, ja, das Schlafgas war diesmal extrem hochkonzentriert gewesen, und 45 Jugendliche plus 9 Leichen aus dem Wald zu entfernen, wenn man die entsprechende Mannstärke und Gasmasken hatte. Da auch noch unauffällig in ein ziemlich bekanntes Haus mitten im nun gut bewachten Dorf einzudringen und dort noch vier weitere Kinder zu stehlen eine ganz andere. Na ja, okay, wenn das ganz Dorf ebenfalls mit Schlafgasbomben attackiert worden wäre… Ach, egal. Darüber wollte Sakura nicht mehr nachdenken.

„Das ist eine Falle!“, stöhnte Sasuke, das Gesicht wieder in den Händen vergraben. „Er wird die Drillinge nicht rausgeben, und wenn wir dich zwanzigmal eintauschen!“

„Wenn er die Drillinge nicht rausrückt, verliert er seine Integrität!“, erinnerte Sakura ihn. „Dann ist seine ganze schöne interne Lösung hinüber und am nächsten Tag stehen die vereinten Truppen die üblichen Ninjagroßmächte vor seiner Tür!“

„Und wenn er den Treffpunkt in die Luft jagt?“, gab Sasuke zu bedenken.

„Dann hat er den Hokagen getötet.“, erwiderte Sakura. „Krieg.“

„Also willst du den Rest deines Lebens in Kiri verbringen?“, schnaubte Sasuke verzweifelt. „Ich meine, wenn du abhaust, Krieg.“

„Genau.“, antwortete Sakura. „Das ist der Plan.“

„Bitte was?“, fragte Sasuke verstört.

„Krieg.“, erwiderte Sakura. „Wir haben an sich alles auf unserer Seite. Hat Naruto dir nicht die Reaktionsbriefe der anderen Großmächte gezeigt? Sie sind alle neutral, aber das liegt daran, dass sie die Bedingungen nicht kennen.“

„Und wenn wir ihnen unsere tragische Familiengeschichte, Kapitel 3 erzählen, werden Iwa und Kumo uns plötzlich unterstützen?“, schnaubte Sasuke.

„Sasuke, wir haben ein uns bisher unbekanntes und ehrlich gesagt unabsichtliches und für uns viel zu traditionelles aber dennoch offizielles Bündnis mit Kumo, schon vergessen?“, erinnerte sie ihn.

„…Was?“, fragte Sasuke.

„Hallo, hier.“, antwortete Sakura. „Meine Familie ist aus Kumo, schon vergessen? Und wie ich herausgefunden habe, sitzt mein Arschlochbruder dort in der Regierung…“ Sie seufzte. „Kumo und Suna haben unter ihre Neutralitätserklärungen geschrieben, dass sie uns im Ernstfall unterstützen würden. Iwa wird natürlich jede Gelegenheit ergreifen, uns in den Rücken zu fallen, aber hey.“

„Du planst einen Krieg?“, fragte Sasuke ungläubig.

„Nicht direkt, der hat sich von selbst geplant.“, erwiderte Sakura schulterzuckend. „Alles was ich plane, ist nicht mehr vor Yasume wegzurennen. Das hier, die Überfälle, die Kidnappings und so weiter, muss enden. Früher oder später. Und im Moment haben wir einen politischen Vorteil, den wir nicht verspielen sollten.“

„Und du willst dich trotzdem eintauschen?“, war Sasukes nächster Einwand. Sakura sah ihn mit einem bitteren Lächeln an.

„Wem würdest du eher zutrauen, durch ein Kriegsgebiet in Sicherheit zu gelangen?“, fragte sie zurück. „Mir oder unseren unvorbereiteten Drillingen?“ Sie setzte sich neben Sasuke aufs Bett und legte den Kopf auf seine hängende Schulter. Er zog sie sofort an sich heran, sodass sie halb auf ihm saß, halb lag, und vergrub den Kopf nun in ihrer Halsbeuge.

„Ich kann das nicht…“, murmelte er, kaum hörbar. „Erst das mit Toshio, und jetzt… Ich kann das nicht…“

„Das ist sein Plan.“, wisperte Sakura und schlang ebenfalls die Arme um ihn. „Lass ihn nicht gewinnen.“
 

~
 

Diese Kanako, die der Mizukage gerufen hatte, war ungefähr genauso komisch wie der Rest des Raumes. Und sein Bewohner. Und… dieses ganze Land.

Sie war hochgewachsen und wirkte wie jemand, der sehr schnell sehr viel Gewicht verloren und wieder zugenommen hatte. Was nicht hieß, dass sie auch nur ein kleines bisschen übergewichtig war, sie war spindeldürr, aber… Sie schien mal dünner gewesen zu sein. Und ungesünder. Sie hatte diese fast-verhungert Ausstrahlung, die auch Toshio irgendwie hatte, nur halt länger her. Außerdem waren noch Spuren ehemaliger Schönheit, die allerdings von der fast-verhungert Ausstrahlung zu Nichte gemacht worden war. Oh, und dann war da noch dieser Blick der puren Verzweiflung, als ihre Augen auf Tsugumi fielen.

Aber vielleicht überinterpretierte Sayuri diese Frau auch einfach nur.

„Mizukage-sama.“, sagte sie mit zittriger Stimme und knickste leicht. „Das Essen für die Ziele.“

„Vielen Dank, Kanako.“, sagte Yasume glatt und erhob sich von seinem Bett. „Ich lasse sie kurz in deiner Obhut, sie sollten keine Probleme machen, immer hin sind sie aneinander gebunden. Ich habe noch ein wenig Papierkram zu erledigen, bitte kümmere dich doch um unsere Gäste.“

„Jawohl, Mizukage-sama.“ Die Frau knickste und hielt den Kopf gesenkt, während Yasume an ihr vorbei ging und den Raum verließ. Dann ließ sie sich auf die Knie nieder, das Tablett in ihren Händen zitterte gefährlich, sodass sie es auf den Boden stellte, und sah Tsugumi an, als könne sie ihren Augen nicht trauen.

„I-ihr seid… Seid ihr… Mit ihm…“, stammelte sie, und obwohl sie ihrer körperlichen Verfassung nach zu urteilen schon etwa Mitte vierzig zu sein, wirkte sie plötzlich sehr, sehr jung.

„Was und mit wem?“, fragte Tsugumi genervt.

„I… Itachi…“, wimmerte die Frau und hielt sich die zitternden Hände vor dem Mund.

„Unser Onkel, oder?“, fragte Tsuyoshi von der Seite, die Kanako am wenigsten sehen konnte. „Natsukis Vater?“

„Natsuki?!“, entfuhr ihr ein spitzer Schrei. „Oh… Oh… I-ihr kennt sie? W-wie geht es ihr? Sie muss doch jetzt schon… E-erwachsen sein, und… Ist… Ist was Anständiges aus ihr geworden? Und… Dann seid ihr… Ihr seid doch… Dieser Junge damals… Und dieses Mädchen, mit den rosa Haaren…“

„Ich glaube, das waren unsere Eltern.“, erklärte Sayuri sanft. „Und Natsuki-nee-chan geht’s gut, sie hat sogar ihr eigenes ANBU-Team, und…“

„Habt ihr auch die… Die Augen?“, fragte Kanako sehnsüchtig. „Diese… Wunderschönen roten Augen?“

„Ähm… Ja?“, antwortete Tsugumi, ob des Gefühlsausbruches der älteren Frau vollkommen verunsichert und aktivierte ihre Sharingan.

„Oh mein Gott… Oh mein Gott…“, wimmerte Kanako und brach nun endgültig zusammen. „W-wieso seid ihr hier? Was will er von euch?“

„Uns gegen unsere Mutter eintauschen.“, erklärte Sayuri, die mit der Situation um einiges besser umgehen konnte, als ihre Geschwister.

„So…“, wisperte Kanako. „So…“

Während sie danach die drei danach abwechselnd fütterte und auf Yasume wartete, sprach sie kein Wort mehr.
 

~
 

In Konoha fand währenddessen die dritte Krisensitzung innerhalb von sechsunddreißig Stunden statt. Diese Sitzungen hatten beunruhigende Ähnlichkeit mit der Vollversammlung im vergangenen September, nur dass der Versammlungsraum etwa halb so voll war; nur eine Handvoll vertrauenswürdiger Jonin war anwesend. Beinahe alle davon bekleideten einen militärischen Rang. Also, außer Ninja und Jonin, natürlich. Vorne im Raum saßen wieder Naruto und Sasuke und Sakura, zusammen mit seinem Protokollführer.

„Herzlich willkommen zur dritten Krisensitzung innerhalb der letzten sechsunddreißig Stunden.“, eröffnete Naruto die Runde sehr müde aussehender Zeitgenossen. „Unser Thema ist weiterhin der öffentliche Angriff des Mizukagen auf unser Dorf unter dem Antrag auf eine interne Angelegenheit. Fortschritt seit der letzten Sitzung: Uchiha Sakura-sama hat sich dazu entschieden, auf die Forderungen des Mizukagen einzugehen. Hast du das, Yamamoto-kun?“

„Ja.“, antwortete der Protokollführer, sehr in die Rolle auf seinem Schoß vertieft.

„Die Forderungen lauten wie folgt: Die Entführten Uchiha Tsugumi, Uchiha Tsuyoshi und Uchiha Sayuri werden freigelassen, unter der Bedingung, dass Uchiha Sakura-sama widerstandslos mit dem Mizukagen mitgeht.“

„Eine Unverschämtheit!“, keifte jemand aus den letzten Reihen. „Wir können auf seine Forderung doch nicht einfach eingehen, das ist eine Beleidigung! Und eine Falle, nicht zu vergessen!“

Naruto stöhnte.

„Klappe, oder…“

„Schon gut.“, fiel Sakura ihm beschwichtigend ins Wort und erhob sich. „Meine Herrschaften, natürlich sind diese Vorfälle im Allgemeinen und diese Forderungen im Besonderen eine Unverschämtheit, eine Beleidigung und es eigentlich gar nicht wert, überhaupt in Betracht gezogen zu werden.“ Sie holte tief Luft und begann, vor den Versammelten auf und ab zu schreiten. „Ich erinnere mich daran, wie ich Sie alle gewarnt habe, dass so etwas passieren würde, und als lächerlich abgetan wurde. Ich erinnere mich sehr gut. Und natürlich handelt es sich bei dieser Übergabe höchstwahrscheinlich um eine Art Falle, aber sollte dies so sein, hat der Mizukage endgültig seine Integrität verloren.“ Sie blieb nun stehen und wandte sich direkt der Menge zu. „Und ich persönlich habe es satt, vor dieser Konfrontation wegzulaufen. Ich weiß, es mag Ihnen allen als eine persönliche Angelegenheit erscheinen, und das war es auch, bis der Mizukage selbst beschlossen hat, es durch die Verfolgung und Entführung meiner Familie zu einer politischen Angelegenheit werden zu lassen. Und dessen sind nicht nur wir, sondern auch unsere Verbündeten in Sunagakure und Kumogakure sich bewusst. In ihren Neutralitätsschreiben teilten sie uns mit, dass sie im Ernstfall auf unserer Seite sein werden. Und deswegen ist mein Vorschlag, machen wir dies zu einem Ernstfall!“

Zustimmendes Gemurmel erhob.

„Verstehe ich das richtig?“, fragte jemand anderes aus den mittleren Reihen. „Wir machen einen Krieg daraus?“

„In der Tat.“, stimmte Sakura ihm zu. „Wir müssen endlich aufhören, stets vor dem Mizukage zu kuschen! Konoha ist bei dieser Angelegenheit im Recht! Und, ehrlich gesagt, können wir diese Beleidigung, unsere Chuuninexamen zu sabotieren und Ninjas aus unserem Dorf zu entführen, einfach auf uns sitzen lassen?“

Ablehnendes Gemurmel.

„Eben!“, stimmte Sakura dem Gemurmel zu. „Deswegen beantrage ich, sämtliche militärischen Einheiten zu mobilisieren und sobald der Austausch stattgefunden hat, einen Angriff auf Kiri zu starten und diese Angelegenheit ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen!“

„All unsere militärischen Einheiten mobilisieren?“, fragte einer der bisher vorgekommenen, namenlosen Statisten im Publikum. „Damit wir hier vollkommen schutzlos sind, wenn Iwa uns in den Rücken fällt?“

„Nicht ganz.“, erwiderte Sakura. „Dafür werden wir unauffällig Unterstützung aus Suna anfordern, welche sämtlichen Wege von Westen hierhin überwachen und das Dorf im Ernstfall verteidigen wird, während Unterstützung aus Kumo sowohl ihnen als auch uns an den beiden Fronten helfen wird.“

„Wann genau konnten sie das alles so ausplanen?“, fragte ein skeptischer Teilnehmer. Sakura zuckte mir den Schultern.

„Es hat sich von selbst so ergeben.“
 

~
 

„ALLE IN DIE KÜCHE! SOFORT!“, war Sakuras herzliche Begrüßung, sobald sie und ein sehr abwesender und deprimierter Sasuke zurück nach Hause kamen. Wenige Minuten später hatten sich alle Kinder, Satoshi auf Yukis Arm, die noch zu Hause waren, inklusive Hiro und Yoko, die immer bei Uchihas waren, wenn ihre Eltern dienstlich verhindert waren, so wie heute zum Beispiel, widerstandslos in der Küche eingefunden. Das Verschwinden ihrer Geschwister und die daraus resultierende, unterschwellige Gefahr hatten selbst die Kleinsten mitgekriegt.

Nur Toshio anscheinend nicht.

„TOSHIO, DAS BETRIFFT AUCH DICH!“, bellte Sakura über den Flur. Sicher, der Junge hatte es schwer und sollte nett behandelt werden, und alles, aber dies hier war gerade keine Situation zum nett sein. Toshio erschien trotzdem nicht. Sakura stöhnte. „Yuki, ich übertrage dir hiermit die ehrenvolle Aufgabe, Toshio mit dir zu schleifen, falls das passieren sollte, was ich euch gleich erzählen werde.“

„Okay.“, meinte Yuki skeptisch. „Was ist denn eigentlich passiert?“

„Genau!“, pflichtete Hiro ihm bei. „Wo sind Tsugumi-chan und die anderen? Wie sind sie aus dem Wald gekommen? Und überhaupt, was zu Hölle - ?“

Sakura seufzte tief.

„Das sind alles furchtbar politische Dinge, und je weniger ihr davon wisst, desto besser für euch.“, antwortete sie widerwillig. „Alles, was ihr wissen müsst, ist, dass wir sie demnächst zurückholen werden. Morgen, oder so. Da werden wir eine Zeit lang wegbleiben, und alles wird sehr unheimlich und sehr gefährlich hier werden. Und während wir weg sind, wird Hinata auf euch aufpassen, und ich will, dass ihr auf Hinata hört, egal, was passiert.“ Sie holte einmal tief Luft. „Und wenn Hinata euch sagt, dass ihr alles stehen und liegen lassen und ihr folgen sollt, dann, um Himmels Willen, tut ihr das, verstanden?“

„Das ist dann der Punkt, an dem ich Toshio mit mir schleifen soll?“, fragte Yuki, der aus diesen Worten wahrscheinlich das meiste verstanden hatte.

„Genau.“, bestätigte Sakura. „Habt ihr das alle verstanden?“

„Ja!“, flötete Hiroshi, den der Ernst der Lage mehr oder weniger kalt zu lassen schien.

„Gut.“, seufzte Sakura und fuhr sich durch die momentan halblangen Haare. „Dann werde ich mal nach Toshio sehen. Der braucht seine Ration an Stärkebrei…“

Doch als Sakura das Gästezimmer, welches Toshio in den letzten Tagen so gut wie nie verlassen hatte, betrat, fand sie es leer vor.

„Toshio?“, rief sie. „Toshio! Verdammt nochmal, wenn du irgendwo hier bist, mach dich sofort bemerkbar!“

Nichts geschah.

„Glaubst du, dass er auch entführt wurde?“, fragte Yuki, der in der Zimmertür aufgetaucht war.

„Was?“, fragte Sakura abwesend. „Nein, Yasume hat all das auf sich genommen, ihn aus Kiri wegzukriegen, da… Verdammt!“ Ihr war plötzlich eingefallen, dass sie gerade mit ihrem zweiten Sohn sprach.

„Yasume?“, fragte dieser interessiert. „Der Mizukage?“

„Nein.“, brummte Sakura resigniert.

„Mama, der einzige Mensch auf der Welt mit so einem Namen ist der Mizukage. Hab ich in der Schule gelernt.“, belehrte Yuki sie. „Was zur Hölle hat der Mizukage mit Toshio zu tun? Hat der seine Familie getötet? Und ist das auch der, der Sayuri und so entführt hat?“

„Yuki, nein.“, versuchte Sakura ihn von dieser Spur abzubringen. Verdammt, der Junge war klüger, als gut für ihn war.

„Ah, ach so.“, meinte er dann vorwurfsvoll und zog die Brauen hoch. „Dann erzähl ich dir auch nicht, dass Toshio genau das gemurmelt hat, als er euch vor drei Stunden nicht beim Streiten belauscht hat.“

Was?“, fragte Sakura entsetzt. „Er hat… Oh mein Gott… Dann… Dann ist er ja freiwillig abgehauen…“

„Oh, nein, Mama, natürlich nicht.“, widersprach Yuki ihr und ging beleidigt wieder.

Verdammt. Jetzt hatte sie nicht nur eine Entführung und den Gedanken an mehrere Stunden allein mit Yasume am Hals, sondern auch noch ein beleidigtes und ein entlaufenes Kind. Konnten diese ewigen Probleme nicht einfach mal aufhören?
 

~
 

„Und wer bist du?“, versuchte sich Tsuyoshi an seinem Talent als Spion, während er von dem Typen, der aussah als könnte er Toshios Vater sein, aus Sicherheitsgründen aufs Klo begleitet wurde.

„Ich bin nur ein unwichtiger, namenloser Handlanger.“, erwiderte dieser munter.

„Genauso unwichtig und namenlos wie dieses Dienstmädchen, das uns Essen bringt und zufällig die Mutter unserer Cousine ist?“, schnaubte Tsuyoshi ungläubig.

„Ja, genau so.“, antwortete der Begleitmensch.

„Aber dann hätte dieser Typ nicht so explizit nach dir verlangt.“, stellte Tsuyoshi fest. „Komm schon, du siehst aus wie mein Vater in alt. Und mit kürzeren Haaren. Und irgendwie… Männlicher. Also, kantiger, und so. Da muss was dahinter stecken.“

„Nein, eigentlich nicht.“, erwiderte der Begleitmensch gleichgültig. „Ich glaube, ich bin hier, um in dir den Eindruck zu erwecken, dass du mir vertrauen kannst, weil ich so aussehe, als wäre ich mit dir verwandt, oder so. Das haben wir mal mit deiner Mutter gemacht.“

„Ach, also bist du ehrlich nicht mit mir verwandt?“, fragte Tsuyoshi ungläubig. „Du bist nicht, was weiß ich, mein wahrer Vater, mein tot geglaubter Onkel, mein neuer, großer Bruder, halt, ne, du bist älter als mein Vater, dann vielleicht ein unbekannter, anderer Onkel, oder…“

„Na ja, ich glaube, ich bin sowas wie dein Großcousin zweiten Grades, oder so. Mütterlicherseits. Aber das bedeutet herzlich wenig, mit Toshio bei euch zu Hause bist du verwandter.“, überlegte er. „Der war, glaube ich, dein… Ähm… direkter Großcousin, oder sowas? Ach, was weiß ich.“

„Aber dann bist du doch auch mit Toshio verwandt, oder?“, fragte Tsuyoshi hartnäckig weiter. „Und mit seiner getöteten Familie, mit der dieser Typ hier definitiv auch was zu tun hatte?“

„Nicht wirklich.“, erwiderte der Begleitmensch amüsiert. „Also, sicher, ich bin mit denen verwandt, aber wenn du jetzt an mein schlechtes Gewissen appellieren möchtest, nö. Ich hatte mit Toshios Familie ziemlich wenig zu tun; mein Opa hat sich mal mit deinem Uropa, oder so, verkracht und seitdem lebt meine Familie weit, weit weg vom Hauptzweig. Na ja, so Art. Und an der Aktion, als deren Haus verbrannt und fast alle Flüchtlinge getötet wurden, war ich noch nicht einmal beteiligt…“

„Und wieso erzählst du mir das alles?“, fragte Tsuyoshi nun weiter. Sein Begleitmensch zuckte mit den Schultern.

„Weil ich diese subtilen Psychoattacken albern finde? Weil Yasume mir eh irgendwie aus dem Geist geht, was du niemandem sagen wirst, und wenn doch, streite ich es ab? Weil ich dich witzig finde? Was weiß ich denn.“ Er streckte Tsuyoshi die Hand hin. „Hi, ich bin Tasamu.“
 

„Okay, die Menschen hier sind komisch.“, war Tsugumis Feststellung insgesamt sechzig Stunden nach dem Abbruch der Chuuninexamen. Sie saßen mal wieder alleine mit Kanako, die gerade Sayuri fütterte, auf dem Boden in Yasumes Raum, der dringende Post bekommen hatte.

„Aber sie waren nett zu mir.“, erzählte Kanako. „Mizukage-sama hat mich damals von der Straße aufgelesen…“

„Ja, aber er wird nicht nett zu unserer Mutter sein, falls sie auf diesen Tausch eingehen wird.“ , stellte Tsuyoshi fest. „Jedenfalls soweit ich Tasamu da verstanden habe…“

„Ja…“, murmelte Kanako, leicht abwesend wie sie es häufiger war. „Und eure Eltern waren auch nett zu mir…“ Sie beugte sich vor, um einen neuen Bissen Reis in Sayuris Mund zu schieben, und ließ dabei unauffällig ein Messer in Tsugumis Hand gleiten. Dann lächelte sie glücklich. „Sag, Sayuri-chan, du musst nicht zufällig aufs Klo, oder?“
 

„Okay, was sollte das?“, fragte Tsuyoshi verwirrt, als Kanako und Sayuri den Raum verlassen hatten. „Und was machst du da?“

„Unsere Fesseln losschneiden.“, erklärte Tsugumi ihm. „Verdammt, sind diese Küchenmesser stumpf…“

„…Wo hast du das her?“, fragte Tsuyoshi verwirrt.

„Sag mal, hat dieses Schlafgas was an deinen Gehirnzellen beschädigt? Kanako hilft uns gerade, hier raus zu kommen!“, schnauzte Tsugumi ihn an, als sie ihre Fesseln endlich gelöst hatte und sich nun an seine machte Sayuri, extrem nervös, steckte den Kopf durch die Tür.

„Die Luft ist rein, und Kanako hat mir den Weg beschrieben.“, zischte sie ihren Geschwistern zu. „Beeilt euch!“

„Ja, ja.“, fauchte Tsugumi. „Dieses Messer ist viel zu stumpf… Ah, geht doch.“ Innerhalb von Sekunden waren die drei aus dem Zimmer und am Ende des Steinbodenflurs und durch die erste Tür, die Kanako Sayuri beschrieben hatte, als sie einen Schrei hörten.

„Kanako-san!“, entfuhr es Sayuri. „W-Wir können sie doch nicht alleine hier zurücklassen! Stellt euch vor, was sie ihr antun werden!“

„Sayuri, das wusste sie vorher.“, fauchte Tsugumi sie an. „Willst du, dass sie sich umsonst geopfert hat?“

„Nein, aber…“, warf Sayuri ein, doch Tsuyoshi schubste sie weiter.

„Yasume wird sie nicht umbringen.“, erklärte er ihr ungeduldig. „Oder glaubst du, er hat sie damals von der Straße aufgelesen, damit sie uns füttern kann? Er hat noch größere Pläne mit ihr. Und jetzt komm!“

Doch sie hatten nur ein paar Schritte getan, da kamen sie plötzlich keinen Schritt weiter.

„Dafür, dass du so meinst, Yasume so gut einschätzen zu können, bist du echt schrecklich naiv.“, meinte eine gelangweilte, weibliche Stimme aus einem Türrahmen. Während Tsugumi und Tsuyoshi sich hektisch nach der Stimme umsahen, sah Sayuri auf ihre Füße und ein Schrei entfuhr ihr.

„Oh mein Gott!“, schrie sie. „Unsere Füße sind eingefroren! W-Wisst ihr, was das bedeutet?“

„Wir können uns nicht bewegen?“, schlug Tsuyoshi vor.

„Nein!“, widersprach Sayuri mit schriller Stimme. „Das Blut in all unseren Gefäßen in den Füßen ist eingefroren, hat sich ausgedehnt und wird platzen und wir werden keine Füße mehr haben!“

„Okay, jetzt mal ganz ehrlich, seid ihr irgendwie zurückgeblieben, oder so?“, fragte die Stimme weiter. „Schon mal was von Chakraeis gehört? Oder davon, dass man mit Chakra solche Effekte kontrollieren kann? So wie du, Schätzchen, es bei diesem Typen im Wald mit dem Feuer gemacht hast; wäre das richtiges Feuer gewesen hätte er jetzt keinen Arm mehr. Oder Schulter, Torso, Abdomen, Beine, Kopf und Leben.“

„Du hast Makoto angezündet?“, fragte Tsuyoshi beeindruckt. „Wow…“

„Ich weiß nicht, ob es euch aufgefallen ist…“, knurrte Tsugumi. „Aber wir sind vor etwa sechzig Stunden gekidnappt worden und waren gerade dabei zu entkommen, bis uns diese ominöse Frau aus diesem Türrahmen eingefroren hat. Ach, und übrigens, es gibt kein Chakraeis.“

„Stimmt.“, stimmte die Frau ihr zu, und aus dem Türrahmen trat die blauhaarige Frau, die Sayuri bei ihrer Ankunft gesehen hatte. Diesmal allerdings ein wenig bekleideter. „Das hier ist auch kein Jutsu, es ist ein Kekkei Genkai. Wasser- und Windmanipulation auf einmal. Eure Füße leben also trotzdem noch.“

„Und du wirst sie gleich entfrieren, um uns zurück in den Raum zu schleifen und wieder zu fesseln?“, fragte Tsugumi, genervt davon, dass all dies viel zu langsam von Statten ging. Was war das nur für ein Kidnapping?

„Nein, wird sie nicht.“, eilte da plötzlich Yasume mit, der hinter ihnen auf dem Flur aufgetaucht war und eine Hand auf Sayuris Schulter gelegt hat. „Das heißt, ausfrieren wirst du sie wohl müssen, Yuki, aber ich glaube nicht, dass sie nochmal zurück in mein Zimmer müssen.“ Er hielt eine Schriftrolle hoch. „Konoha hat soeben den Bedingungen zugestimmt. Und dem Übergabeort.“
 

~
 

Währenddessen kämpfte Sakura damit, nicht in Tränen auszubrechen. Sie saß in einer Sänfte, einer Sänfte, und wurde durch den südöstliche Teil Hi no Kunis getragen. Dort, auf einem neutralen Flecken Erde, der früher mal eine unabhängige Bergwerksstadt gewesen war, sollte in einem alten Bürgermeistergebäude die Übergabe stattfinden. War ungefähr auf halber Strecke für beide Parteien.

Sollte es dort allerdings schon zum Kampf kommen, so sah Sakura einen ungünstigen Vorteil für Kiri; es hatte in diesem Teil des Landes seit Wochen durchgeregnet. Dementsprechend durchweicht war der Boden.

Das war ihr allerdings egal. Sie saß dort, in ihrer Sänfte, merkwürdig angezogen in irgendeinem Kleid, unter welchem sie relativ enge und kurze, aber kampftaugliche Kleidung trug, und Kunoichiunterwäsche. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie sich auch einen Keuschheitsgürtel umgetan und Sasuke den Schlüssel zur sicheren Aufbewahrung gegeben, aber den hätte man unter dem Kleid sehen können.

Sasuke war auch da. Auch er schien mit den Tränen, oder wenigstens dem nächsten Anfall von Depressionen zu kämpfen, während er sie an sich drückte und Sakura die Arme vor ihrem Bauch verschränkt hatte. So saßen sie da, in ihrer ganz eigenen Welt der Ängste und Traumata. Sasuke, konfrontiert mit der ultimativen Verlustangst, die stärker an Sakura gekoppelt war als an irgendeines seiner Kinder, so traurig das auch war, und Sakura, die innerliche gerade jeden Moment durchlebte, den sie mit Yasume in einem Raum verbracht hatte.

Sie trug auch wieder den goldenen Armreifen mit der Kirschblüte darauf, den er ihr vor sechzehn Jahren gegeben hatte. Die Uchihahalskette steckte in ihrem BH, die würde die umtun, sobald sie entkommen war.

Und entkommen durfte sie erst, sobald der Angriff auf Kiri gestartet worden war. Und das würde erst einige Stunden nach ihrer Ankunft dort geschehen.

Und sie hatte ja keine Ahnung, was Yasume in diesen Stunden mit ihr vorhatte…
 

In dem rathausähnlichen Übergabeort wartete schon ein alter Mann, anscheinend der Bürgermeister der verlassenen Bergbaustadt. Eng an Sasuke geschlungen ging Sakura an ihm vorbei, sie hatte gerade andere Sorgen, als nett zu Fremden, die sie eh nie wieder sehen würde zu sein. Trotzdem bekam sie entfernt mit, wie Naruto und der alte Mann Höflichkeiten austauschten und über das feuchte Wetter und die Gefahr von Erdrutschen fachsimpelten.

Sie waren in einer recht kleinen Gruppe gereist; ein paar Sänftenträger und hochrangige Vertreter des Dorfes, zu Repräsentativzwecken, wie die offizielle Erklärung lautete.

Inoffiziell bekleidete jeder dieser Vertreter einen militärischen Posten innerhalb des Dorfes und würde nach der Übergabe sofort zu seiner Einheit gehen und diese zum Marschieren bringen.

Sakuras Wahrnehmung war auf den Fleck Boden vor ihren Füßen konzentriert und auf Sasukes Nähe. Alles andere, die Angst, das kalte Metall des Armreifens an ihrem Oberarm und das unangenehme Drücken der Unterwäsche, in der sie mit 17 wesentlich besser ausgesehen hatte, blendete sie aus.

Denn sie fürchtete, ansonsten keinen Schritt mehr gehen zu können.

Als sie in den Raum geführt worden waren, fiel ihr Blick auf die Drillinge. Sie wirkten unverletzt, ein wenig geschockt, verstört und sehr, sehr müde. Sie hatten innerhalb dieser zweieinhalb Tage einfach zu viel durchmachen müssen.

Ein paar giftige Worte wurden gesprochen. Sie würde das tun. Für ihre Kinder. Es gab keinen anderen Weg. Und in ein paar Stunden wäre sie auch schon wieder frei. Nur ein paar Stunden…

Ein paar Stunden…

Ihre Kinder fielen ihm um den Hals, oder eher um den Bauch, oder was auch immer auf ihrer Höhe war, und Sakura bemerkte entfern, dass alle drei weinten. Bei Sayuri war dies ja nichts Außergewöhnliches, aber auch Tsuyoshi und Tsugumi vergrüben ihre tränenüberströmten Gesichter in ihrem Kleid. Sakura beugte sich zu ihnen runter.

„Es ist okay.“, wisperte sie und drückte alle drei noch einmal. „Alles ist okay, das wird schon.“ Dann ging sie einen weiteren Schritt vorwärts und sah Yasume direkt in seine schmalen, eisblauen Augen. Ausdruckslos, so ausdruckslos, wie sie konnte. Yasume kam auf sie zu. Er grinste sein überlegenes, raubtierartiges Grinsen, als er die Hand hob und ihr über die Wange strich.

„Da bist du ja… Pinky.“

Sakura kämpfte mit sich, nicht angewidert vor ihm zurück zu weichen und seinem Blick so emotionslos wie möglich Stand zu halten.

Eine Sekunde.

Zwei Sekunden.

Drei Sekunden.

Vier… Da ertönte plötzlich ein ohrenbetäubendes Krachen, plötzlich bebte alles und als Sakura ob dieser Zeichen der Gefahr aus ihrer Starre erwachte, war ihr so, als würde sich der Erdboden unter ihr auftun…
 

~
 

Ich habe keine Ahnung, was hier passiert ist. Dieses Kapitel wurde innerhalb von 3-4 Tagen geschrieben. Allein heute habe ich 4.100 Wörter geschrieben. Oh mein Gott.
 

Im nächsten Kapitel sind Sakura und Yasume zusammen in einer Höhle eingesperrt. Und ja, er behält seine Narben.

Retardation

Oder auch: Der Fehler im Plan
 

Werd mit dir spielen, keiner von vielen,

zieh ich an Fäden, führe dich vor.

Ich lass dich gehen, stehen und drehen,

ich bin der Spieler, du bist der Tor.
 

Es waren Momente wie diese, in denen Naruto sich fragte, ob die Welt ihn eigentlich hasste. Erstmal hatte er innerhalb dieses halben Jahres an der Macht mehr Scherereien gehabt, als Tsunade in den letzten zehn Jahren, gut, an diesen Scherereien war er meistens ziemlich beteiligt gewesen, und zweitens hatte er sich, zusammen mit all den anderen, einen so schönen Überraschungsangriff überlegt, nur damit Sakura und Purple… Ähm, der Mizukage, natürlich, mittendrin verschütt gehen konnten, was dazu führte, dass Teme, nein, Sasuke erstmal einen Nervenzusammenbruch erlitt und nicht mehr ansprechbar war.

Dass der auch immer alles so negativ sehen musste…

„Sie sind sich also ganz sicher?“, fragte Naruto erneut nach.

„Ja, ja!“, sagte der Bürgermeister des Bergbaudorfes sehr eifrig. Wahrscheinlich hatte er nach einem solchen Erdrutsch besseres zu tun, als sich an der Ninjapolitik zu beteiligen, aber hey. Prioritäten. „Direkt unter der ganzen Stadt verlaufen noch alte Schächte, und gerade unter dem Rathaus sind die ziemlich nah an der Oberfläche!“

Was für ein unglaublich bequemer Zufall.

„Also könnten die beiden noch am Leben sein?“, hakte Naruto weiter nach.

„Ja, ja!“, wiederholte der Alte sich. „Mit ein wenig Glück!“

„Na, wenn’s weiter nichts ist…“, murmelte Naruto und wandte sich dem Rest der Delegationen zu.

Die Leute aus Kiri waren zwar allesamt Arschlöcher, so aus Prinzip, aber eines musste man ihnen lassen; sie respektierten Autorität. Vor Allem gerade seine. Sie hatten nämlich ihm die Investigation bezüglich der Verschütteten überlassen und standen nun, fein säuberlich aufgereiht hinter ihm, neben der Delegation aus Konoha, die einfach mal zur Show genauso stramm dastand.

„Okay, ich denke, das habt ihr alle mitbekommen.“, teilte er seiner gewachsenen Gefolgschaft mit. Und abgesehen von Sasuke, der etwas entfernt auf irgendwelchen Felsen, Trümmern oder sonst was saß, hatten das auch alle mitbekommen. „Und während wir einen kleinen Rettungstrupp zusammenstellen, möchte ich, dass alle anderen von euch helfen, hier Ordnung zu schaffen. Mit unseren politischen Spielchen haben wir den Leuten hier schon genug Ärger gemacht.“

Ganz im Gegensatz zu seinen üblichen Erfahrungen wurde diese Anordnung schweigend hingenommen. Wow. Wenn diese Kirininjas nicht aus Prinzip alle Arschlöcher wären, hätte er ja eine Art Tauschprogramm einrichten können. Könnte der Disziplin nur guttun.

„Moment noch.“, erhob sich eine weibliche Stimme aus der Menge und eine blauhaarige Frau, von der Naruto schwören könnte, sie schon mal gesehen zu haben, trat hervor.

„Dich kenn ich doch…“, murmelte er und kratzte sich am Kopf.

„Yuki, Chuuninexamen 53.“, stellte sie sich genervt vor.

„…Ich bin erst 58 geboren.“, erwiderte Naruto verwirrt. Yuki verdrehte genervt die Augen.

„In Kiri ist die Zeitrechnung anders.“, erklärte sie knapp. „Egal. Dürfte ich fragen, wie Euer Rettungsteam aussehen soll?“

„Na ja…“, meinte Naruto und zuckte mit den Schultern. „Ich, Uchiha Sasuke, der Hyuuga, den wir mitgenommen haben… Mehr brauchen wir eigentlich nicht…“

„Ja, und ich befürchte da einen Interessenskonflikt.“, erklärte Yuki. „Unsere Dörfer… Vertragen sich nicht gerade gut. Und wenn Ihr jetzt in diese Minen herabsteigt, nur mit Begleitern aus Eurem Dorf, wäre es doch ein leichtes, Mizukage-sama zu töten und es wie einen Unfall aussehen zu lassen, nicht wahr?“

„Mist, stimmt… Wieso bin ich da nicht selbst drauf gekommen?“, ärgerte Naruto sich. Yuki hob die Augenbrauen.

„Ich will ja nichts sagen…“, setzte sie einen Tacken genervter an. „Aber das hat Eurer Situation irgendwie nicht gerade geholfen.“

„Ach, mir doch egal.“, tat Naruto dies ab. „Dann nehme ich halt einen von euch mit. Aber nicht dich, du machst alles so kalt…“ Er ließ seinen Blick über die Delegation aus Kiri streifen. „Du da!“, rief er schließlich und zeigte auf jemanden. „Du kommst mit, du wirkst so vertrauenswürdig!“

Dieser jemand zuckte mit den Schultern.

„Ja, das ist mein Job.“, stellte Tasamu dann fest.
 

Während Naruto nun Informationen darüber beschaffen ließ, durch welche Miene sie am besten unter das Rathaus kommen konnten, welcher Idiot untergrub eigentlich seine Administrationsgebäude? Oder sein ganzes Dorf im Allgemeinen?, wandte er sich dem nächstgrößten Problem zu.

Sasuke.

Der saß nämlich fernab von allen auf irgendwelchen Trümmern, das Gesicht in den Händen vergraben.

„Hey, Teme.“, sprach Naruto ihn, gewohnt sensibel, an.

Keine Reaktion.

Nicht, dass er eine erwartet hätte…

Seufzend kniete er sich vor Sasuke auf den Boden.

„Okay, ich weiß, das ist hart für dich.“, begann er die Konversation erneut. „Aber du musst dich zusammenreißen. Ich brauch dich gerade, okay?“

Keine Reaktion.

Verdammt…

„Sasuke!“, fuhr Naruto ihn nun an, ergriff seine Handgelenke und zog die Hände von seinem Gesicht. Sasuke sah ihn ausdruckslos an.

Verdammt.

Er kannte diesen Blick. Den hatte er das letzte Mal gesehen, als Sasuke, nachdem er seinen Bruder umgebracht hatte, vollkommen zusammengebrochen war. Sakura hatte davon damals nichts mitbekommen; erst war sie zu sauer auf Sasuke gewesen, um mit ihm zu sprechen, danach für zwei Jahre in Suna. Und in diesen zwei Jahren war Sasuke zu einem vollkommenen Wrack mutiert. Naruto hatte versucht, sich um ihn zu kümmern; dafür zu sorgen, dass er das Haus verließ, was zu essen bekam und nach einer Weile der Beobachtung nur beim Training spitze Gegenstände in die Hand bekam. Training war gut gewesen; da war Sasuke von passiv und vor sich hin vegetierend plötzlich zu wütend geworden. Auf alles. Auf sich. Auf was auch immer. Um danach wieder apathisch bei sich zu Hause rumzusitzen.

Etwa zeitgleich waren dann Expeditionen in Orochimarus Basis gestartet worden, bei denen Sasuke natürlich gebraucht worden war.

Zuerst war Naruto skeptisch gewesen, was zur Hölle das irgendwem und vor Allem Sasuke bringen sollte, aber dann hatten sie die Tagebücher gefunden. Die schienen Sasuke ungemein zu faszinieren, schon als sie sie nur entdeckt hatten. Daraufhin hatte Naruto es auf sich genommen, Tsunade so lange zu belagern, bis sie die Bücher Sasuke überließ, was so ziemlich jeder Idiot in Konoha als Sicherheitsrisiko ansah, aber hey, sie hatten Orochimaru doch schon einmal getötet, was sollte Sasuke ihnen da noch entgegensetzen könne, oder so?

Von da an hatte Sasuke nicht mehr apathisch in Ecken gesessen und Löcher in die Luft gestarrt. Er hatte apathisch in Ecken gesessen und gelesen. Zumindest so lange, bis Naruto die Bücher während einer Trainingseinheit geklaut und im Wald versteckt hatte. Natürlich hatte er Sasuke gesagt, wo, in einem seiner apathischen Momente, um nicht Gefahr zu laufen, attackiert zu werden. Allerdings hatte er Sasuke auch angewiesen, sie dort zu lassen; frische Luft hin und wieder konnte ihm nur gut tun.

Und was auch immer Sasuke in den Büchern suchte, Macht, Antworten, es gab ihm etwas zu tun. Plötzlich beschaffte er sich sein Essen wieder selbst, öffnete gelegentlich die Vorhänge in seiner Wohnung und erschien zum Training und zu Missionen, ohne abgeholt werden zu müssen. Nur mit dem Reden hatte er es immer noch nicht so. Oder mit dem nett sein. Und geistig anwesend außerhalb von Gefahrensituationen.

Bis Sakura zurückgekehrt war.

Das hörte sich jetzt erstmal kitschig an, aber… Es war so, da war Naruto sich ganz sicher. Sasuke hatte sich zwar vorher schon bemüht, nach Natsuki suchen gehen zu dürfen, aber irgendwie… Ach, egal. Deswegen war Naruto ja auch ein solcher Verfechter ihrer Beziehung geworden; immerhin taten sie einander irgendwie gut, oder so. Ino hatte er übrigens nichts davon erzählt, die hatte einfach so mitgemacht.

Er hatte überhaupt nie irgendwem erzählt, was er in dieser Zeit alles für Sasuke getan hatte. Sasuke hätte das nicht gewollt, und außerdem war er sich nicht mehr sicher, ob Sasuke sich überhaupt daran erinnerte. Mit der mentalen Anwesenheit hatte er es ja immerhin nicht so gehabt. Konnte ihm aber auch egal sein, jedenfalls war es Sasuke dann bis dieser Tasamu aufgetaucht eigentlich ziemlich gut gegangen. Verdächtig gut sogar. Fast schon komisch. Nicht, dass Naruto sich da beschweren wollte…

„Okay, Sasuke.“, begann er dann seinen neuen Versuch an einer aufmunternden Rede. „Ich weiß, das ist gerade hart für dich, aber… Sie ist noch nicht tot!“

„Sie wurde bei einem Erdrutsch verschüttet.“, erwiderte Sasuke monoton.

„Sie wurde in eine alte Miene geschüttet!“, berichtete Naruto. „Und wir gehen sie da jetzt raus holen, verstanden? Es besteht noch Hoffnung! Und solange das so ist, erlaube ich dir nicht, zusammen zu brechen, verstanden?“ Und damit zog er Sasuke auf die Füße und wandte sich zum Mob. „Okay, vertrauenswürdig aussehender Kiri-Typ! Mitkommen!“
 

~
 

Überraschenderweise war Sakura wirklich noch am Leben, wie ihr gerade auffiel.

Das Rumpeln und Beben und Fallen hatte aufgehört, und währenddessen hatte sie mehr aus Reflex einen Felsen quasi als eine Art schweres, kugelförmiges Schild mit einem Arm über sich gehalten, während sie sich gleichzeitig eine kleine Kuhle auf den nahenden Boden unter sich geschlagen hatte. Und ihren Schildfelsen konnte sie noch heben und nach vorne von sich wegrollen.

Dabei fiel von eben diesem Felsen Yasumes lebloser Körper. Das hieß, sie war sich nicht ganz sicher, ob er wirklich nicht lebte, dazu wirkte er zu unverletzt. Sie hatte gerade wichtigeres zu tun; ein Dankesgebet an Tsunade schicken, zum Beispiel, und sich vornehmen, für’s nächste Mal hübschere Blumen zu kaufen. Falls es ein nächstes Mal geben sollte.

Dann erstarrte sie und presste schnell jeweils eine Hand gegen ihre Brust und ihren Bauch und schickte kurz einige Wellen Chakra durch ihren Körper.

Okay, alles in Ordnung, ihnen ging es noch gut. Sakura hatte ein paar Kratzer, Prellungen und Schürfwunden, aber nichts Behinderndes oder Bedrohliches.

Ein zweites Dankesgebet an Tsunade. Das nächste Mal würden es die teuren Räucherstäbchen werden. Und vielleicht ein Schälchen Sake. Dummerweise hatten sie diese Aktion und ihre Hulk-Einlage mit den Felsen fast ihr ganzes Chakra gekostet.

Das war gut, dann musste sie sich nicht unbedingt um Yasume kümmern, der leider zu unverletzt aussah, als dass er hätte tot sein können.

Verdammt…

Sie sah sich zunächst einmal um, denn solange er bewusstlos war, und sie sah nicht ein, daran etwas zu ändern, stellte Yasume keine Gefahr für die dar. Okay, solange er sich nicht hinter politischen Intrigen und ihren Kindern verstecken konnte, tat er das sowieso nicht. Und beides schien hier unten eher selten vorzukommen.

Überhaupt, dieser Ort war komisch. Wie eine Art Gang, gerade hoch genug, um darin stehen zu können, mit Stützbalken an den Wänden. Einen Weg hinaus schien es nicht zu geben; in den Richtungen, in denen keine Wände mit Stützbalken waren, blockierten mehrere Felsblöcke den Weg, die eben erst dorthin gefallen sein schienen. Und so, wie die Decke aussah, geriet sie nicht gerade in Versuchung, sich den Weg freizuschlagen. Aber vielleicht freigraben…

Sie näherte sich einer dieser Felsaufschichtungen. Okay. Das war nur wie eine Mischung aus Jenga und Mikado in groß und lebensgefährlich, kein Ding. Einfach nur Steine finden, die nicht fest in der nicht vorhandenen Konstruktion integriert sind, und alles würde gut werden…

Sakura kniete sich hin und begann, mehrere kleine Steine zu entfernen, als ihr eine relative matte Stimme das Blut in den Adern gefrieren ließ.

„Lass das, Pinky, spar uns beiden den Atem.“

Sie drehte sich nicht um.

„Hättest du nicht einfach bewusstlos bleiben können?“, brachte sie dann hervor. Die Trance, in der sie hergekommen war, war wie verflogen. Sie hatte Angst vor Yasume gehabt, vor seiner Nähe, vor dem, was er mit ihr tun würde, hatte all die Momente durchlebt, in denen sie bisher mit ihm allein gewesen war… Dabei hatte sie etwas Entscheidendes vergessen.

Yasume war körperlich furchtbar, furchtbar schwach. Sie hatte zweimal gegen ihn gekämpft. Beide Male waren nicht gerade gut oder seinem Ruf zuträglich ausgegangen. Und jetzt, wo all seine politische Macht weit, weit über ihnen lag und wahrscheinlich nach ihnen suchte, konnte er ihr nichts anhaben. Er war sogar in Ohnmacht gefallen wie ein kleines, fragiles Mädchen. Okay, Steine, Erdrutsch und Kopf, und so, aber trotzdem…

Das hier war ihre Party.

„Nein, dann hättest du all unseren wertvollen Sauerstoff durch sinnlose Anstrengung verschwendet.“, stellte Yasume schnarrend fest. Okay, noch kein Versuch, sie einzulullen, traumatisieren oder sonst was mit ihr anzustellen. Seit zwei ganzen Sätzen.

„Wenn du dir solche Sorgen um unseren Sauerstoff machst, wieso hältst du dann nicht einfach die Klappe?“, schnappte sie zurück, immer noch ohne ihn anzusehen. „Außerdem hatte ich eigentlich vor, Luftlöcher zu machen. Irgendwie muss man diese Mienen ja belüftet haben.“

„Ja, aber es werden bereits Suchtrupps unterwegs sein, ohne Sauerstofflimitationen. Lass die die Arbeit machen, am Ende fällt uns noch die Decke auf den Kopf.“

„Ich wiederhole; das alles wäre effektiver, wenn du einfach die Klappe halten würdest.“

„Aber dann würdest du nicht auf mich hören.“

„Das tu ich auch so nicht.“

„Doch, du hast die Steine nicht mehr angerührt.“

Verärgert warf Sakura einen kleineren Stein über die Schulter nach ihm.

„Weißt du was?“, fragte sie denn erbost. „Wenn unser Sauerstoff doch so knapp ist, wieso nehme ich mir dann nicht einfach einen Stein, erschlag dich damit und lass es wie einen Unfall aussehen? Eine Win-Win Situation!“ Sie hielt kurz Inne. „…Wieso mach ich das eigentlich wirklich nicht? Nach alldem, was du mir angetan hast…“ Hier zitterte ihre Stimme kurz. Yasume lachte amüsiert.

„Na, ganz einfach.“, behauptete er. „Weil du zu neugierig bist, Pinky.“

Sakura fand dieses Konzept nicht einfach zu begreifen. Sie fand sich einfach nur dumm, ihren Plan nicht in die Tat umzusetzen, wollte das aber nicht zugeben.

„Och, na komm schon!“, forderte Yasume sie spöttisch auf. „Du bist doch ein kluges Mädchen!“

Ein kluges Mädchen Anfang dreißig mit sieben Kindern, um genau zu sein, aber das erwähnte Sakura an dieser Stelle lieber auch nicht. Sie musste ja Sauerstoff sparen…

„Ich bitte dich.“ Anscheinend war Yasume zu versessen darauf, loszuwerden, worauf sie kommen sollte, als auf eine Antwort zu warten. „Du, ich, allein in einer Miene, potenzielle Lebensgefahr. Was könnte jetzt möglicherweise geschehen?“

„Ich nehme einen dieser wunderbaren Felsbrocken und zerquetsche dich damit?“, schlug Sakura vor, brachte es aber aus ihr unerfindlichen Gründen nicht über sich, diesen Plan in die Tat umzusetzen. Yasume stellte im Moment keine Gefahr für sie dar. Und vielleicht war sie auch ein kleines bisschen neugierig…

„Unwahrscheinlich.“, tat Yasume dies ab. „Vor Allem, wenn ich dir jetzt sage, dass ich mit einem Jutsu meinen Leuten mitgeteilt habe, dass ich noch am Leben bin. Dann hast du einen politischen Mord und den darauf folgenden Vergeltungskrieg am Hals.“

„Und du erwartest, dass ich dir das glaube?“, verhöhnte Sakura ihn, immer noch darauf bedacht, nur die Felsen vor sich und auf gar keinen Fall Yasume anzusehen. Am Ende würde noch diese grundlose Panik in sie zurückkehren… „Mit was für einem Jutsu möchtest du das denn getan haben?“

„Erinnerst du dich noch an das kleine Etwas an meiner linken Schulter?“, antwortete er, offensichtlich höchstgradig amüsiert. Sakura erstarrte. Plötzlich schlich sich da eine andere Erinnerung in ihren Kopf, von ihnen beiden in einem dunklen Hinterzimmer in Kiri während eines Krieges, als sie bereit gewesen war, sich ihm vollkommen auszuliefern, um seine Unterstützung im Krieg zu sichern… Sie hörte ihn kichern. „Ja, natürlich tust du das. Nun, ursprünglich bekam das jeder Kirininja nur, um ihn an seine Loyalitäten zu erinnern, aber ich habe es weiterentwickelt.“ Hier legte er eine Kunstpause ein. „Und weißt du, was mich darauf gebracht hat? Deine Reaktion damals, als du das Mal gesehen hast.“

Sakura ballte die Fäuste und sammelt sich kurz, es kamen einfach zu viele Bilder aus ihrer Jugend in ihr hoch, von irgendwelchen Malen an irgendwelchen Hälsen oder Schultern und wer was damit anstellen konnte.

„Und, was ist deine tolle, neue Erfindung?“, fragte sie und bemühte sich dabei, möglichst spöttisch und verächtlich zu wirken. Er durfte einfach nicht bemerken, wie unglaublich verstörend dies auf die wirkte. Denn das war es doch, was er wollte. Sie durfte ihn nicht gewinnen lassen… „Verwandelt sich jetzt einer deiner Begleiter in ein geschminktes Monster und läuft Amok?“

„So stillos bin ich nicht.“, verneinte Yasume. „Meine Monster sind gänzlich ungeschminkt.“

„…Sollte das gerade witzig sein?“, fragte Sakura angewidert. Yasume kicherte erneut.

Ich fand’s witzig.“, bestätigte er. „Aber, um deine Frage zu beantworten, Pinky, nein, natürlich verwandelt sich gerade niemand in ein Monster. Zumindest nicht meinetwegen. Das wäre auch furchtbar verschwenderisch, findest du nicht? Jedenfalls, sagen wir, gibt dieses Siegel gelegentlich… Lebenszeichen von sich. Und nein, es fängt nicht an zu sprechen, atmen oder wegzulaufen. Es tut nur ein bisschen weh. Und da es mein Siegel ist, kann auch nur ich es aktivieren.“

„Irgendwo habe ich das schon mal gehört…“, murmelte Sakura, in Gedanken bei der umfangreichen Lektüre während einer ihrer Schwangerschaften.

„Ja, ich weiß, nicht sehr originell.“, räumte Yasume ein. „Aber effizient. Willst du mich immer noch umbringen?“

„Sicher.“, antwortete Sakura gelassen. „Willst du, falls wir hier rauskommen sollten, mich immer noch mitnehmen?“

„Sicher.“, wiederholte Yasume sie. „Aber mir fällt leider keine Frage ein, um die Kette fortzusetzen…“

Sakura schwieg eine Weile, dann stöhnte sie entnervt.

„Okay, ich weiß, ich werde diese Frage bereuen.“, setzte sie dann an. „Aber… Was soll das Ganze?“

„Was?“, fragte Yasume genüsslich. Anscheinend kamen sie zu dem Teil, auf den er die ganze Zeit gewartet hatte. „Kannst du das näher definieren?“

„Du bist Mizukage, verdammt nochmal!“, fauchte Sakura die Steine vor sich an. „Hast du nichts Besseres zu tun, als mich und meine Familie zu stalken und meine Kinder zu entführen, um sie dann in unorthodoxen außenpolitischen Manövern gegen mich einzutauschen?“

„Oh, ich habe einiges zu tun.“, versicherte Yasume ihr. „Du bist nur sowas wie mein Langzeitprojekt.“

„Ja, das habe ich auch schon bemerkt.“, brummte Sakura. „Aber… Wieso?“

Die Atmosphäre im Raum veränderte sich schlagartig. Plötzlich wirkte Yasume hinter ihr nicht mehr harmlos, sondern wie ein lauerndes, geiferndes Raubtier, welche gerade eine besonders blöde und saftige Gazelle betrachtete. Um sich auch mal einer relativ blumigen Metapher zu bedienen.

Sakura sah natürlich nichts, aber sie… Spürte das, in der Veränderung seiner Atmung, die sie hören konnte, und es verängstigte sie sosehr, dass sie sich beinahe zu ihm umgedreht hätte. Und als er dann sprach, war es mit solcher Intensität, dass ihr quasi das Blut in den Adern gefror.

„Weil du.. Der Fehler im Plan bist.“

Sakura brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder zu sammeln. Ihr war schlecht. Und schwindelig. Und vielleicht war an ihrer Sauerstoffnot doch etwas dran, denn plötzlich war ihr, als würde sie keine Luft mehr bekommen. Schließlich fragte sie, ohne das Zittern ihrer Stimme unterdrücken zu können:

„W-was meinst du? Was für ein Fehler? Welcher Plan?“

Yasume seufzte genüsslich und schien sich hinter ihr zurück zu lehnen.

„Nun, Pinky, das könnte etwas länger dauern.“, kündigte er an. „Warum machst du es dir nicht bequem?“ Als er keine Reaktion von ihr bekam, kicherte er nur mal wieder, bedrohlicher. „Gut, ich habe dich gewarnt. Also… Das alles begann… Ja… So ziemlich mit meiner Geburt. Wie du ja weißt, war ich der nächste Verwandte des Mizukagen und dementsprechend sein Erbe. An dieser Stelle brauchst du übrigens nicht wiederholen, dass das ja dem Prinzip des Kagen widersprechen würde, die Debatte hatten wir schon mal. Aber ich stimme dir zu, auf konventionelle Weise hätte ich den Posten bestimmt nicht bekommen.“ Hier legte er eine seiner vielen Kunstpausen ein. „Denn, wie du ja mehrmals festgestellt hast, zum Kämpfen bin ich nicht geeignet, das war uns allen schon sehr früh klar. Deswegen stattete mich mein Onkel mit meinem eigenen Netzwerk an Spionen aus. Das klingt vielleicht absurd, aber… Jedes Dorf hat welche in anderen Dörfern eingeschleust, wir sind Ninjas, verdammt nochmal. Spionage ist unser Job und nur die besten werden nicht entdeckt.“ Eine weitere Kunstpause. „Jedenfalls… Nun ja, ich war vielleicht vier Jahre alt, politische Intrigen interessierten mich nicht sonderlich. Ich fand es viel witziger, von meinen Spionen Informationen über das Privatleben der Bewohner aller Dörfer zu bekommen. Viel interessanter. Und besonders interessant waren da natürlich einerseits die Berichte von den Bijuus – vor allem von deinem Uzumaki und dem guten Gaara. Letzterer wäre wahrscheinlich interessanter gewesen, hätte ich da nicht eine bizarre Verstrickung in Uzumakis Vergangenheit entdeckt…“ Hier schien er zu grinsen. „Und zwar die sehr enge Verbindung, die seine Eltern zu ihren Lebzeiten zum… Uchiha-Clan hatten.“

Das… erschien Sakura irgendwo logisch. Also, nicht der Teil über kleinen Kindern mit Spionen, aber die interessante Verbindung zwischen Uzumakis und Uchihas… Hatte sie selbst schon oft nachschlagen wollen, immerhin saß sie ja direkt an der Quelle.

Was ihr jedoch Angst bereitete, war die fiebrige Begeisterung, mit der Yasume davon sprach. Als wäre es jahrelang seine einzige Beschäftigung gewesen, auf Informationen von seinen Spionen zu warten und sich daran zu freuen.

Moment mal…

„Ja, dieser Uchiha-Clan.“, seufzte er wehmütig. „Der war viel lustiger, bevor du eingeheiratet hast, weißt du? Als sie alle noch am Leben waren. Selten einen derartig dysfunktionalen Haufen gesehen. Ich meine, klar, eure Hyuugas sind mindestens genauso dysfunktional, aber die halten, oder vielmehr hielten, sich ja durch strenge Regeln und eiserne Disziplin zusammen, auf einer anderen Ebene als die Uchihas.“ Hier legte er schon wieder eine Kunstpause ein. „Ganz ehrlich, hätte ich Wetten abschließen müssen, wäre Itachi nicht mein Tipp darauf gewesen, wer zuerst alle anderen umbringt.“

Er sprach von Wetten dieser Art, als wäre er sie häufiger eingegangen und hätte sein halbes Leben damit verbracht.

Moment mal…

„Danach waren die Uchihas weniger spannend.“, stellte er bedauerlich fest. „Itachi reiste langweiliger weise sogar hier her, sodass ihn auszuspionieren noch einfacher wurde, aber auch langweilig. Mit neun fand ich diese Akatsuki-Typen noch nicht wirklich interessant, auch wenn ich natürlich ein wenig von ihnen wusste. Aber das wäre auf die Dauer zu anstrengend geworden, dachte ich mir damals. Gut, dass ihr sie so schnell erledigt habt, ansonsten hätte ich das wahrscheinlich furchtbar bereut… Wie auch immer.

Was mich brennend interessierte, war die weitere Entwicklung deines Uchihas, der ja im Gegensatz zu Uzumaki immer tiefer in seinem Hass und seinen Depressionen versank. Uzumaki schien da die gegenteilige Entwicklung zurückzulegen. Zumindest schienen die beiden quasi prädestiniert dazu, irgendwann mal nicht sonderlich friedlich aufeinander zu treffen. Na ja, und dann kamst du ins Spiel.“

Irgendwie schmeichelte Sakura es, dass sie wohl die ersten Jahre ihres Lebens so uninteressant gewesen war, dass Yasume sie erst bemerkte, als sie plötzlich zwischen seinen Lieblingsforschungsobjekten auftauchte. Denn so hörte es sich an, was er erzählte; als hätte er sein gesamtes Leben damit verbracht, Menschen als Forschungsobjekte auszuspionieren.

Moment mal…

„Hach, du warst ja so ein niedliches kleines Mädchen.“, erinnerte Yasume sich gerade selig. „So… einfältig. Und unwichtig… Ehrlich gesagt war ich nicht davon ausgegangen, dass du dein erstes Chuuninexamen überlebst. Aber das schien eh nur mehr Glück als Verstand gewesen zu sein… Ja… Aber durch dein Überleben war mein Interesse geweckt. Vor Allem, als du nach dem Krieg immer noch am Leben warst. Aber ich hatte angenommen, dass du spätestens nachdem Uchiha dann abgehauen ist an Wichtigkeit verlieren würdest. Immerhin waren von da an sowohl er als auch Uzumaki absolut außerhalb deiner Liga, also, noch mehr als sowieso schon. Wie weit konntest du es überhaupt bringen? So ganz ohne Shinobieltern… Ja, deine Familie väterlicherseits kannte ich damals auch noch nicht, die hätten ja auch unmöglich wichtig sein können, was dein Potenzial angeht, denn entweder hätte dein Vater mit seinem Abgang dann gewartet, um dich mitnehmen zu können oder du hättest in all den lebensbedrohlichen Situationen vielleicht mal dein Erbe gezeigt… Aber nein.“

Kunstpause.

„Weißt du?“, schob Yasume dann ein. „Du hast mich damals schon furchtbar geärgert, du hättest einfach nicht überleben sollen. Ich konnte mich doch nicht so geirrt haben; ich hatte jahrelang meine Wetten auf Todesopfer in Chuuninexamen gewonnen, und dann kamst du einfach so daher… Na ja, egal. Dummerweise hatte ich Tsunades Nostalgie unterschätzt und nicht erwartet, dass sie dich trainieren würde, oder gar dass du beim Training mithalten könntest… Oder dass du so… Verbittert werden könntest.“ Hier kicherte er. „Oh, ja, wie wunderbar verbissen du doch warst! Ganz ehrlich, ich hätte auch nicht erwartet, dass du mit der Einstellung weit kommst. Aber du hast Uchiha zurückgebracht. Das war der Moment, in dem du wirklich interessant wurdest… Und ich mich entschied, ins Geschehen einzugreifen. Denn, machen wir uns doch nichts vor, euer Dorf ist das einzige, welches sich an die Chuuninexamen hält, wenn es darum geht, Ninjas zu befördern. Ich hab dieses Examen bis heute nicht bestanden und bin trotzdem Mizukage…“

An dieser Stelle hätte Sakura gerne angemerkt, dass er auch bis heute nicht selbst kämpfen konnte, aber sie war noch zu entsetzt davon, sich vorzustellen, wie Yasume seine Kindheit verbracht haben musste. Von vorneherein als Versager abgestempelt und dazu verdammt, sich am Leben anderer zu ergötzen… Wenn er daran nicht so einen verdammten Spaß gehabt zu haben schien. Er hörte sich geradezu so an, als wäre dies das tollste gewesen, was er mit seinem Leben hätte anfangen können.

Moment mal…

„Oh, ich hatte mir das alles so schön zurecht gelegt…“, sinnierte Yasume währenddessen weiter. „Ja, ich hatten diesen Plan über mehrere Jahre ausgelegt, weißt du? Zunächst wollte ich mich dir als absolutes Arschloch vorstellen, so als eine Art kleine Erinnerung… Dann wollte ich dich eine Zeit lang in Ruhe lassen und plötzliches Interesse an dir zeigen. Die Wahrscheinlichkeit, dass du darauf anspringen würdest, wo du doch jahrelang immer zurückgewiesen wurdest und dich hinter deiner Bitterkeit versteckt hast, war ziemlich hoch, findest du nicht auch? Jahrhundertelang hatte diese Taktik funktioniert… Aber leider warst du ja anderweitig beschäftigt. Ehrlich gesagt habe ich dich sogar zweitweise aus den Augen verloren, als du dich in diesem Bürgerkrieg rumgetrieben hast… Ich habe beinahe gehofft, du seist darin umgekommen und ich hätte deine Wichtigkeit letztendlich doch überschätzt… Aber nein, auch das hat nicht funktioniert. Und dummerweise hat nicht einmal Uchiha es geschafft, sich in der Zeit umzubringen. Nein, noch schlimmer, plötzlich hat er seine Gefühle für dich entdeckt, ugh. Und du? Du konntest ja noch nicht einmal anders, als darauf anzuspringen! Ganz ehrlich, da war ich schwer enttäuscht von dir, ich hätte dich für fähig gehalten, in all den Jahren endlich über ihn hinweg zu sein, aber nein!“ Dem Geräusch nach zu urteilen schüttelte er sich an diesem Punkt angewidert. „Aber ich konnte ja nicht einfach aufgeben, dafür warst du viel zu interessant. Na ja, du weißt ja, was passiert ist, und nachdem du dich mir für dein Dorf ausgeliefert hättest, ohne dich wirklich auszuliefern, wurde mir klar, dass ich dich nur durch ganz bekommen kann, wenn ich deine Loyalitäten gegen dich ausspiele… Und mich Uchiha hat das ja auch wunderbar geklappt. Sobald es ihm ein wenig zu eng und zu politisch wurde ist er einfach abgehauen. Und, machen wir uns doch auch hier nichts vor, du weißt genauso gut wie ich, dass er das jederzeit wieder tun würde, oder?“

„Deswegen hast du Toshio geschickt.“, wisperte Sakura, irgendwo zwischen Entsetzen und Mitleid.

„Shush, wirst du wohl bis zum Ende der Geschichte warten!“, winkte Yasume verärgert ab. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Er schien in seiner Geschichte, gespickt mit seiner eigenen Genialität, oder zumindest dem, was er dafür hielt, vollkommen aufzugehen und unbedingt zu Ende erzählen zu wollen. Er hatte all seine Vorsicht aufgegeben und ergötzte sich daran, ihr all dies zu erzählen, als hätte er sein ganzes Leben lang darauf gewartet.

Moment mal…

„Jedenfalls hätte ich eigentlich erwartet, dass Uchihas bescheuert Flucht dich endlich von ihm losreißen würde, wo er dich doch geradezu dazu verdammt hatte, mich heiraten zu müssen. Aber nein. Du hingst immer noch deinen dummen Mädchenfantasien hinterher und musstest ihm unbedingt folgen. Ugh. Und dann hast du es auch noch geschafft, meiner Falle zu entgehen. Du verstehst doch, dass ich dich danach erst recht nicht mehr ausgeben konnte, oder? Du hast mir so viele meiner tollen Pläne durchkreuzt…“

Nein, das verstand Sakura ganz und gar nicht. Alles, was sie verstand, war, dass sie gerade ein erstklassiges Opfer einer traumatischen Kindheit vor sich hatte, der nie verstanden hatte, dass man mit Menschen nicht spielen sollte, und deswegen sein gesamtes Leben darauf ausgelegt hatte. Hätte all das vermieden werden können, wenn man in Kiri den Regeln gefolgt wäre und ihm eine anständige Kampfausbildung verpasst hätte? Oder wenn man ihm einfach ein Puppenhaus gekauft hätte?

Jetzt war es jedenfalls zu spät dafür…

„Aber… Aber wieso hast du es dann auch auf meine Familie abgesehen?“, fragte sie entsetzt. Schadensbegrenzung. Wenn sie ihm irgendwie klarmachen konnte, dass das sinnlos war…

„Na, ganz einfach.“, winkte Yasume ab. „Ich hab dir doch schon erklärt, dass ich dich am besten kriege, indem ich deine Loyalitäten und deine Traumata gegen dich ausspiele. Ich habe dich und deine Kinder von Banditen angreifen lassen, um dich an die guten alten Zeiten zu erinnern und dann alles so gedreht, dass niemand dich ernst genommen hat. Ich habe durch diesen kleinen Bengel Uchihas Traumata wieder aufleben lassen, und wenn du mich fragst, sitzt er gerade depressiv in einer Ecke rum, weil er dich für tot hält und überlegt, wie er sich am besten selbst umbringen kann. Dann habe ich mich an der Wurzel all deiner Traumata zu schaffen gemacht und ein Chuuninexamen manipuliert. Leider sind deine Kinder alle zu stark gewesen, um dabei zu sterben, aber wenigstens bei Sayuri-chan war es knapp. Und dann habe ich sie entführt und wahrscheinlich für den Rest ihres Lebens ebenfalls traumatisiert. So. Und jetzt mal ganz ehrlich, willst du wirklich in das Wrack deiner Familie zurück? Zu deinem psychisch labilen Mann, der an und für sich total dysfunktional ist? Zu deinen zahlreichen und traumatisierten Kindern, die ihr Leben niemals auf die Reihe kriegen werden? Und zu dem kleinen Toshio, mit dem du all deine Ängste um Uchiha wiederholen wirst? Oh, da fällt mir ein, deine Kinder kennen eure Familiengeschichte noch gar nicht, oder? Na dann wird es höchste Zeit. Vor allem jetzt, wo deine Drillinge nicht nur mich, sondern auch die Mutter deiner Nichte getroffen haben. Oh, das werden wunderbare, peinliche Fragen, glaubst du nicht auch?“

Sakura war von dieser Fülle an Informationen beinahe wie erschlagen und sah sich nicht in der Lage, all dies zu verarbeiten. Zumindest nicht sofort. Sie legte sich schon gerade eine passende Antwort zurecht, als Yasume, nun außer Atem vom vielen Reden, aber die Stimme voller Triumph, wieder zu sprechen begann.

„Soll ich dir was sagen? Nein, willst du nicht!“, behauptete er. „Es ist dir zu viel geworden, nicht wahr? Das erkenne ich schon daran, dass du widerstandslos zugestimmt hast, dich ausliefern zu lassen. Du hast nicht einmal versucht meine doch sehr instabilen politischen Brücke einzustürzen, nein, wenn du ehrlich bist, hast du dich doch schon ganz aufgegeben, nicht wahr? Irgendwo willst du doch weg von diesem Wrack von einer Familie, von dem ganzen Ärger, oder? Und genau das alles wärst du für immer los, wenn du einfach mit mir kämest!“

Diese Worte trafen Sakura. Sie trafen zutiefst, nicht, weil sie auch nur im Entferntesten daran gedacht hatte, freiwillig zu Yasume zu gehen, sondern weil sie wirklich gelegentlich gedacht hatte, wie schön es doch wäre, von diesem ganzen Ärger einfach wegzukommen.

Aber das konnte sie nicht. Sie hatte eine Familie, die sie brauchte.

Denn Yasume hatte Recht; sie war das Einzige, was ihre Familie zusammenhielt. Und deswegen durfte sie noch nicht einmal daran denken, sie im Stich zu lassen.

„Du irrst dich.“, stellte sie mit ruhiger Stimme fest. Yasume machte ihr keine Angst mehr. Er war ein Psychopath, sicher, aber ein friedlicher. Und ihr tun konnte er sowieso nichts, jetzt, wo sie ihn gerade so offen und verwundbar hatte. Sie stand auf und sah ihn zum ersten Mal, seit er wach war, offen an. Er starrte verwirrt zurück.

„Was meinst du damit?“, fragte er.

„Dass ich mich nicht widerstandslos ausgeliefert hätte.“, erklärte Sakura weiter. Yasume lachte, aber nicht sein gewöhnliches, überlegenes Lachen sondern irgendwie… Gequält. Und verunsichert.

„So ein Unsinn!“, behauptete er, mehr um sich selbst zu überzeugen. „Ich hab dich doch gesehen! Du warst vollkommen fertig, und dass du jetzt so lebendig bist, liegt am Adrenalin!“

„Nein.“, widersprach Sakura und begann, das Kleid, welches sie trug, auszuziehen und die, zugegeben sehr knappe, aber existente Kampfkleidung zu offenbaren. „Ich hatte niemals vor, bei dir zu bleiben, ich wollte nur meine Kinder retten.“ Vielleicht war es dumm, ihre Pläne ebenso offenzulegen wie er es eben getan hatte, aber… Es fühlte sich richtig an. Als wäre es genau dies, was sie tun musste, um den Krieg und die weitere Verfolgung ihrer Familie zu verhindern. Damit sie wieder einigermaßen friedlich leben konnte. „Du siehst, es ist nicht viel, aber es ist Kampfkleidung. In meinem Ausschnitt sind ein paar Kunai und Gifte versteckt. Unsere Delegation bestand aus führenden Militärs. Wir hatten den Angriff auf Kiri schon vollkommen geplant, mit Unterstützung. Es war gar nicht nötig, dies offiziell in die Wege zu leiten, Yasume. Es hat sich dank dir alles von selbst geplant.“ Hier legte sie eine Kunstpause ein, in der Yasume sie vollkommen entsetzt anstarrte. „Ich verstehe ja mittlerweile, wieso du meinen Vater zu mir geschickt hast, aber damit hast du dir selbst ins Bein geschossen… Denn so existiert ein wunderbares Bündnis zwischen Konoha und Kumo, und sie haben ihre Loyalität geschworen… Yasume, du wirst mich einfach niemals kriegen. Ich wollte nicht und werde meine Familie niemals aufgeben, das solltest du mitbekommen haben. Ja, es ist schwer, ja, vor Allem dank dir, aber trotzdem. Ich habe immer mit Schwierigkeiten gerechnet. Gib einfach auf.“ Sie sprach mit einer beruhigenden Stimme, als wolle sie ein kleines Kind trösten.

Und im Prinzip wollte sie das ja auch.

Yasume starrte sie weiter entsetzt an, dann begann er, verzweifelt zu lachen.

„Ja… Ich habe verloren… Genau…“, gluckste er.

„Genau. Du wirst mich niemals bekommen.“, unterstütze Sakura diese Einsicht. Doch Yasume sprach nicht weiter. Er lachte, und lachte, so verzweifelt, dass es ihr einerseits Angst machte, sie andererseits beinahe Mitleid für ihn empfand. Sie zu kriegen, oder zu brechen, oder wie auch immer, war sein Lebensziel gewesen. Und jetzt hatte sie ihm klar gemacht, dass sein ganzes Leben sinnlos war…

Wenn man es genau bedachte, war es ja höchst bemerkenswert, dass er trotz seiner Psychosen anscheinend ein ziemlich guter Mizukage zu sein schien; seine Leute mussten ihm ja folgen, wenn sie all seine verrückten Pläne umsetzten. Sakura wollte sich gar nicht vorstellen, was für eine tolle Persönlichkeit er hätte werden können, hätte man sich nur anständig um ihn gekümmert…

„Also… Gibst du endlich auf?“, fragte sie, nur um ganz sicher zu gehen. Yasume lachte weiter.

„Ja…“, brachte er hervor. „Ja… Es ist sinnlos…“

„Stimmt.“, meinte Sakura. „Absolut sinnlos. Wir brauchen nicht noch mehr Blutvergießen…“

Einige weitere Minuten vergingen, in denen sie zwischendurch Angst hatte, Yasume könne an seinem Lachen ersticken und sie hätte ihn somit doch umgebracht, aber als sie plötzlich ein Krachen hinter ihrer Wand hörte, lebte er zumindest noch. Sicherheitshalber ging sie ein paar Schritte zurück, da sie das komische Gefühl hatte, dies könnte ihr Rettungstrupp sein. Und richtige; wenige Sekunden später brach ein komisches, wässrig aussehendes Schwert durch den Stein und schnitt ein Loch hinein, und bei näherer Betrachtung fiel ihr auf, dass es sich dabei nicht um ein Schwert, sondern um einen Arm handelte. Und zwar als sich der dazugehörige Kopf durch das Loch streckte.

„Hab sie!“, verkündete Tasamu den Leuten hinter sich und wurde sofort zur Seite gestoßen und Sasuke stürzte durch den Eingang. Unfähig etwas zu sagen, starrte er Sakura an, die sich sofort in seine Arme warf.

„Alles ist gut…“, wisperte sie in sein er, als er sie so fest drückte, dass sie Angst hatte, er würde sie zerquetschen. „Es ist alles okay… Yasume wird uns nichts mehr tun…“

„Lebt er noch?“, fragte Tasamu, beinahe ein bisschen enttäuscht. „Ah, ja, er lacht… Wunderbar.“

„Hat er dir nicht über dieses komische Siegel Bescheid gegeben?“, fragte Sakura verwundert.

„Nö, das macht er nur bei Yuki.“, erklärte Tasamu knapp, während auch er in den Hohlraum stieg und Yasume vom Boden aufhob.

„Sasuke, lass uns hier verschwinden…“, wisperte Sakura in Sasukes Ohr, der immer noch keine Anstalten machte, sie loszulassen.

„Okay…“, raunte Sasuke, dessen Stimme ein wenig heiser war, als hätte er sie länger nicht mehr benutzt. Doch anstatt sie loszulassen, bückte er sich lediglich ein wenig und hob sie vom Boden auf, um sie aus der Höhle zu tragen.

„Hey…“, kicherte Sakura sanft. „Ich kann alleine laufen, weißt du?“

„Mit egal…“, erwiderte Sasuke abwesend.

Auf der anderen Seite des Durchbruchs erwarteten sie ein grinsender Naruto und ein schweigsamer Hyuuga, der sie anscheinend ausfindig gemacht hatte.

„Siehst du, hab ich doch gesagt!“, stellte er fest. „Die kriegt so schnell nichts kaputt, Teme!“

Sakura lachte erneut.

„Na, danke für dein Vertrauen.“, sagte sie spöttisch. „Und… Die ganze geplante Aktion ist abgeblasen.

„Aha?“, fragte Naruto. „Du bist nicht nur unkaputtbar, sondern auch noch diplomatisch veranlagt?“

„Nein.“, erklärte Sakura. „Ich kann nur gut mit Kindern.“

Tasamu, der einen relativ abwesenden Yasume stützte, gluckste amüsiert, und schien gerade etwas sagen zu wollen, als er etwas vor ihnen im Stollen erblickte.

„Oh…“, machte er daraufhin nur und begann, Yasume ein wenig zu schütteln.

Alle anderen folgten seinem Blick.

Ein weiteres Mal zerkratzt, immer noch unterernährt und vollkommen außer Atem stand Toshio vor ihnen. Ein Kunai in der Hand, und dem starren Blick seiner Augen nach zu urteilen auch nicht mehr ganz bei sich.

„Das… Ist er!“, brachte er hervor, und begann, mit erhobenem Kunai auf Yasume zu zu rennen. Er hielt es dabei falsch.

Von seinem plötzlichen Erscheinen vollkommen aus dem Konzept gebracht, dauerte es etwas, bis Sakura reagierte.

„Toshio, NEIN!“, kreischte sie entsetzt, aber da berührten ihre Füße bereits den Boden und Sasuke hatte sich auf den jüngeren gestürzt, um ihn festzuhalten.

„Lass das!“, zischte er ihm zu, doch Toshio wand sich mit Händen und Füßen gegen seinen Griff.

„Nein!“, kreischte er dabei. „Nein, ich kann nicht, ICH KANN NICHT!“ Seine Stimme brach und in vollkommener Hysterie fuhr er fort. „DU HAST DOCH KEINE AHNUNG! IHR HABT DOCH ALLE KEINE AHNUNG! ER HAT MEINE FAMILIE-!“ Doch bevor er den Satz zu Ende sprechen konnte, hatte Sasuke ihn mit einem gezielten Schlag ins Genick ohnmächtig geschlagen. Plötzlich war Sasuke derjenige, der außer Atem war und zitterte, doch er schaffte es, sich Toshio über die Schulter zu werfen. Sakura eilte zu ihm.

„Schon okay.“, versuchte Sasuke, sie grimmig zu beruhigen. Sakura schmiegte sich trotzdem an ihn, und sah zurück zu Tasamu, der verbittert einen mittlerweile wieder kichernden Yasume mit sich schleifte, und Naruto, der mit verschränkten Armen und krauser Stirn Toshios ohnmächtigen Körper betrachtete. „Nur schade, dass er es eigentlich hätte schaffen können…“

Damit hatte Sasuke Recht; Yasume wäre definitiv nicht in der Lage gewesen, sich zu verteidigen, so abwesend, wie er gerade war. Und Tasamu wirkte nicht, als hätte er ihn unter diesen Umständen verteidigt. Aber das wäre… schlecht gewesen.

Sie würden zu Hause einiges zu erklären haben…
 


 

~
 

Möp. Gewöhnt euch nicht an das Tempo. Das geht vorbei. Bestimmt.

Toshios Auftritt am Ende ist nicht ganz so random und unwahrscheinlich, wie man glauben mag. Erklärt er im nächsten Kapitel.

Und für diejenigen von euch, die ihn noch nicht kennen: Soll ich einen ItachixKanako-OS in den Outtakes posten?

Exposition

Anmerkung: Da ist eine 4 im Titel. Jegliche Kontinuitätsfehler bezüglich der Originalstory werden in Teil 1 und 2 begangen, als diese Stellen im Manga noch nicht angesprochen wurden. Und hey, Konsequenz heißt, auch Holzwege zu Ende zu gehen.
 

Auf dem Rückweg nach Konoha war die Sänfte etwas voller.

Diesmal befanden sich darin nämlich nicht nur Sasuke und Sakura, sondern auch noch die Drillinge, da man ihnen allen die Reise zu Fuß nicht hatte zumuten wollen. Und natürlich der bewusstlose Toshio. Wie der es geschafft hatte, ihnen unbemerkt zu folgen, stellte auch noch ein Rätsel dar… Allerdings interessierten die Drillinge irgendwie andere Fragen mehr.

„Mama, wer zur Hölle war der Kerl?“, verlangte Tsugumi zu wissen. „Ich meine, klar, Mizukage und so, aber… Woher kannte der dich? Und…“

„Ich sollte ihn mal heiraten.“, erklärte Sakura, der man ob ihrer spärlichen Bekleidung eine Decke hatte zukommen lassen und die sich an Sasuke lehnte, welcher nach der Episode mit Toshio wieder um einiges lebendiger wirkte, merkwürdigerweise.

„Und das musstest du nicht, weil?“, beharrte Tsugumi. „Ich meine, hallo, Mizukage?“

Weil, mein gutes Fräulein, wir in einer modernen Welt leben, in der man sich seinen Ehepartner frei aussuchen kann.“, erklärte Sakura gereizt. Ihr war klar, dass sie diese Unterhaltung früher oder später würde führen müssen, aber doch um Himmels Willen nicht jetzt.

„Und was hatte Natsukis Mutter bei ihm zu suchen?“, wollte Tsuyoshi wissen. „Also, außer uns zu füttern und zu verwirren…“

„Keine Ahnung.“, antwortete Sakura. „Das letzte Mal hab ich sie vor etwa sechzehn Jahren gesehen, und damals war sie halbtot und wir hielten es für besser, es dabei zu belassen… Warum auch immer.“

„Sie wäre auf unserer Mission wahrscheinlich eh umgekommen.“, unterstützte Sasuke sie. „Wir wurden am Ende angegriffen…“

„Stimmt.“, meinte Sakura erleichtert. „Und wir hatten noch andere Gründe, sie nicht mitzunehmen. Das… Erzählen wir euch irgendwann nochmal. Oh, und… Erwähnt sie bitte nicht Natsuki gegenüber, ich glaube, sie möchte davon lieber nichts wissen.“

„Aber es ist ihre Mutter!“, protestierte Tsugumi. „Wie kann sie sich dafür nicht interessieren?“

Sakura zuckte mit den Schultern.

„Ihre Mutter hat nicht den besten Lebenswandel hinter sich und sie unmittelbar nach der Geburt in ein Waisenhaus gegeben. Und von da ist sie zu der auch nicht sehr herzlichen Familie von Toshio gekommen.“, erklärte sie knapp.

„Und… Was war mit Natsuki-nee-sans Vater?“, wagte Sayuri leise zu fragen. Sakura stöhnte und Sasuke verkrampfte sich. Außerdem warf er einen finsteren Seitenblick auf Toshio, den die Drillinge allerdings noch nicht deuten konnten.

„Das… Erzählen wir euch später.“, ging Sakura dieser Frage zum wiederholten Male aus dem Weg. „Wie schon erwähnt, nicht jetzt.“

„Wow.“, gab Tsugumi von sich, verschränkte die Arme und zog beleidigt eine Augenbraue hoch. In diesem Moment hatte sie erschreckende Ähnlichkeit mit Yuki, wie Sakura ihn das letzte Mal gesehen hatte. Als sie ihm Informationen verweigert hatte und er deswegen beleidigt gewesen war. Oh. Vielleicht sollte sie sich da eine bessere Taktik überlegen… „Da wird man schon mal von einem absoluten Psycho gekidnappt und drei Tage lang festgehalten und ist anscheinend immer noch nicht traumatisiert genug, um ein paar Antworten zu bekommen.“

„Was soll das heißen?“, fragte Sakura scharf mit einem besorgten Seitenblick auf Sasuke, dessen Gesicht ausdruckslos war.

„Na, ganz einfach.“, behauptete Tsugumi. „Ihr werdet Toshio doch Antworten geben, oder? Weil er es ja verdient hat, nach allem was er durchmachen musste?“

„Ugh…“, machte Sakura und versuchte die aufkommenden Kopfschmerzen weg zu massieren. „Toshios gesamte Familie wurde von diesem Psycho getötet, vielleicht sollte man ihm mal sagen warum…“

„Siehst du, genau das mein ich!“, regte Tsugumi sich weiter auf. „Wir müssen mit dieser ewigen Geheimniskrämerei schon unser ganzes Leben lang klarkommen! Verdienen wir es nicht auch, zu wissen, was dieser Psycho von uns wollte?“

„Hat er euch das nicht erzählt?“, fragte Sakura dumpf. „Euch gegen mich eintauschen. Er ist seit Jahren schon mein persönlicher Stalker, und das hier war sein Masterplan. Vorher hat er uns alle emotional ein wenig aufgerüttelt, mit den geschmierten Banditen und den versuchten Kidnappings. Und ein wenig politischem Zeugs, was ihr nicht mitbekommen habt. Mit euch hatte das an sich nichts zu tun…“

„Und Natsukis Mutter?“, wollte Tsuyoshi wissen. „Die war dabei nur Deko, oder was?“

„An sich, ja.“, vermutete Sakura. „Um euch durcheinander zu bringen. Und ob es wirklich Natsukis wirkliche Mutter war, wissen wir auch nicht.“

Die Drillinge tauschten betretene Blicke.

„Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit…“, murmelte Tsugumi schließlich. „Und was ist mit ihrem Vater?“

„Okay, hör mal.“, sagte Sakura und sah Tsugumi nun direkt an, bemüht, sich zu beherrschen. „Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber da ihr eigentlich davon ausgegangen sein solltet, dass ich entweder verschleppt oder tot, für euch also unerreichbar sein sollte, hätte ich mir diese Szene irgendwie rührender vorgestellt, ihr nicht auch?“

Wieder tauschten die Drillinge betretene Blicke.

„Na ja.“, meinte Tsuyoshi schließlich. „Wir wären bestimmt emotionaler, wenn wir dich nicht heute schon zweimal nicht verloren hätten und du uns nicht wissentlich dadurch in Gefahr gebracht hast, dass du uns nichts erzählt hast…“

„Das reicht jetzt.“, mischte Sasuke sich zum ersten Mal mit autoritärer Stimme und strengem Blick ein. „Eure Mutter und ich entscheiden, wann ihr die ganze Geschichte zu hören kriegt, nicht ihr. Verstanden?“

Dem fügten sich die Drillinge widerwillig.
 

~
 

Die Ankunft zu Hause war relativ knapp ausgefallen; jedes Kind war einmal gedrückt und angewiesen worden, keine Fragen zu stellen (irgendwann würden sie schon alles erfahren, und so). Dann hatte man Toshio in seinem Bett abgelegt und Sayuri dazu gesetzt, die ihm sagen sollte, er solle doch bitte ins Konferenzzimmer kommen, sobald er aufgewacht sei. In diesem Konferenzzimmer hatte auch schon die erste Unterhaltung mit ihr stattgefunden und Sakura fand es immer noch reichlich albern, aber wenn er und Sasuke sich dadurch wohler fühlten…

Schienen sie dummerweise nicht. Wenn Sakura sich genau umsah, saß vor ihr ein kleines Häufchen Elend, welches es nicht schaffte, ihnen ins Gesicht zu sehen, und neben ihr ein größeres Häufchen Elend, welches dies allerdings besser verstecken konnte. Dies hier sollte also die große Enthüllung werden. Na ja, eher die kleine, immerhin war sie nur für Toshio. Die anderen Kinder wurden in der Zeit von Natsuki beschäftigt, um irgendwelche Aufstände zu verhindern, oder so.

Sasuke neben ihr starrte mit komplett neutralem Gesichtsausdruck auf Toshios gesenkten Kopf herab. Seit etwa drei Minuten. Toshio hatte die Fäuste auf dem Boden geballt und schien sich nicht ganz sicher zu sein, ob er lieber weinen oder auf Sasuke losstürmen wollte. Wahrscheinlich beides.

Sie gab den beiden noch zwei Minuten, bis sie irgendwas sagen würde, einfach nur um das hier hinter sich zu bringen. Diesen Gedanken schien Sasuke auch zu haben, denn plötzlich erhob er sich.

„Na los.“, sagte er mit teilnahmsloser und furchtbar, furchtbar neutraler Stimme zu Toshio. „Bringen wir’s hinter uns. Greif mich an.“

Toshio hörte auf zu zittern, schien seinen Ohren nicht zu trauen. Ungläubig hob er den Kopf leicht und sah Sasuke vor ihm stehen, die Beine leicht auseinander, die Arme einladend ausgestreckt. Auch Sakura konnte das irgendwie nicht glauben und sah ihn verstört an, doch er beachtete sie nicht.

Toshio schien noch einige Sekunden zu überlegen, bis er plötzlich auf die Füße sprang und mit einem verzweifelten Schrei begann, auf Sasuke loszustürmen und auf ihn einzuschlagen.

Dier ersten paar Schläge gegen seine Brust und Magengegend nahm Sasuke einfach hin, ohne sich auch nur von der Stelle zu bewegen. Dann machte er eine blitzschnelle Bewegung mit dem Fuß und Toshio fiel nach hinten über. Innerhalb von Sekunden hatte er sich jedoch wieder auf die Beine gerappelt und griff erneut an. Sasuke schubste ihn weg. Diesmal fiel Toshio einige Meter weiter nach hinten, und als er sich aufrappelte, um erneut anzugreifen, hatte er das Kunai in der Hand, mit welchem er auch schon Yasume angegriffen hatte. Wieso hatten sie nicht daran gedacht, es ihm abzunehmen?

Das schien Sasuke sich auch zu denken, als er sich zum ersten Mal vom Fleck bewegte und sich Toshio mit vorausgestrecktem Unterarm entgegen warf. Mit diesem Unterarm stieß er Toshio zurück, sodass selbiger quer durch den Raum flog und an der Wand aufschlug. Mit der anderen Hand nahm er ihm vorher das Kunai ab.

Toshio blieb am Boden liegen. Er war nicht bewusstlos, aber er keuchte schwer und ein kleines Rinnsal Blut lief ihm aus dem Mundwinkel. Sakura war kurz davor, aufzuspringen und nach weiteren Verletzungen zu gucken, doch Sasuke deutete ihr, zu bleiben wo sie war. Er hatte hier immerhin mehr Ahnung, was zu tun war.

„So.“, sagte er, immer noch so furchtbar neutral. „Fühlst du dich jetzt besser?“

Toshio starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Sakura ebenfalls, allerdings hob sie dabei lieber die Augenbrauen. Auch dieser Moment dauerte einige Sekunden, bevor Sasuke die Arme vor der Brust verschränkte und die Tür zur Veranda öffnete, um sich gegen den Türrahmen zu lehnen.

Toshio hatte sich inzwischen hingesetzt und starrte wieder zitternd zu Boden. Jetzt schien er sich sicher zu sein, lieber weinen zu wollen.

„Du…“, setzte er mit stockender Stimme an. „Du… Hast doch… Keine Ahnung!“

Sasuke überging dies und starrte einen Moment lang in den Garten hinaus.

„Du bist jetzt elf, oder?“, fragte er dann Toshio, ohne ihn anzusehen.

„Und?“, fragte Toshio aggressiv.

„Ich war acht.“, begann er dann, vollkommen ruhig und immer noch so furchtbar neutral seine Erzählung. „Acht Jahre alt, als ich zu spät nach Hause kam und die ganze Straße voller Leichen vorfand. Früher gehörte das ganze Viertel den Uchihas. Und alle waren sie auf offener Straße ermordet worden. Die Leichen meiner Eltern, die übrigens… Ziemlich genau hier im Zimmer lagen, waren noch warm. Und hinter ihnen stand mein Bruder, das blutige Schwert noch in der Hand. Und als ich ihn dann gefragt habe, was passiert ist, hat er das… Wörtlich genommen und mir mit einer… Technik des Sharingans im Detail gezeigt, wie er sie alle umgebracht hat. Meine Eltern hatte er sogar lange genug am Leben gelassen, damit ich ihre Körper noch zu Boden fallen höre, wenn ich nach Hause komme.“ Hier machte Sasuke eine Pause. Toshio starrte ihn mit aufgerissenem Mund und Augen an. Auch Sakura war entsetzt, sie kannte die Geschichte zwar, aber… Nicht von Sasuke selbst. Und er war noch nicht fertig.

„Dann hat er mich dazu aufgefordert, solange zu überleben, bis ich ihn umgebracht habe. Als ich das mit zwölf zum ersten Mal versucht habe, ganz ähnlich wie du gestern, und gerade eben irgendwie, hat er mir Handgelenk und Rippen gebrochen und mir das ganze Massaker nochmal gezeigt. Zweiundsiebzig Stunden lang. Nachdem er mir gesagt hat, dass ich es immer noch nicht wert bin, getötet zu werden und ich ihn noch nicht genug hasse.“ Nun wandte Sasuke sich von der Veranda ab und ging auf Toshio zu. „Deswegen glaube ich, dass ich sehr wohl Ahnung habe. Denn ich weiß, wie die Geschichte ausgeht.“ Er blieb vor Toshio stehen. „Was würdest du tun, um deine Familie rächen zu können?“

„Alles!“, brachte Toshio ohne zu zögern hervor. Sasuke nickte.

„Genau. Du würdest alles tun, vor nichts zurückschrecken und alles, was du noch hast, dafür aufgeben. Dabei wäre es dir egal, was mit dir selbst passiert. Und irgendwann, wenn du dein Ziel tatsächlich erreicht haben solltest, die Wahrscheinlichkeit, dass jemand, der bis zum Alter von 11 Jahren keinerlei Training erhalten hat, es tatschlich schaffen könnte, den Mizukage bei vollem Bewusstsein umzubringen, brauch ich dir wohl nicht vorzurechnen, stehst du dann vor den Trümmern, die du hinterlassen hast.“

„Aber ich hätte ihn doch umbringen können!“, widersprach Toshio. „Gestern hätte ich das geschafft!“

„Das ist wahr.“, gab Sasuke zu. „Und du hättest das ganze Dorf mithineingezogen. Und wärst legal auch nicht lebend aus der Höhle gekommen. Es gibt da sowas wie Retaliationsrecht.“

„Ist mir doch egal!“, kreischte Toshio außer sich. „Mir doch egal was aus diesem Dorf wird! Oder aus mir! Er hat…“

„…Deine Familie umgebracht, ja.“, unterbrach Sasuke ihn. „Und glaub mir, deine Mutter hat dich nicht aus diesem Feuer gerettet, damit du dein Leben so wegwirfst. Und sie hat dich hierhin geschickt, weil wir deine letzten lebenden Verwandten sind. Somit bist du Teil dieses Dorfes.“

„Da hab ich nie drum gebeten!“, erwiderte Toshio hysterisch.

„Ich auch nicht.“, fuhr Sasuke immer noch furchtbar ruhig und neutral fort. „Und ich habe ebenfalls alles weggeworfen, ohne auf die Konsequenzen zu achten. Und ich habe mein Ziel erreicht. Und lass mich dir eins sagen, als der Einzige, der dir das sagen kann: Das alles war es nicht wert. Man fühlt sich danach nicht besser. Im Gegenteil. Danach ist alles nur noch schlimmer.“

„MIR DOCH EGAL!“, kreischte Toshio erneut, sprang auf und rannte aus dem Zimmer. Sakura machte Anstalten, ihm zu folgen, doch Sasuke hielt sie auf.

„Lass ihn.“, meinte er nur unberührt. „Der kommt eh nicht weit.“

„Und wenn doch?“, fragte sie skeptisch. Sasuke zuckte mit den Schultern.

„Dann werden sie ihn am Dorftor abfangen und zu uns zurückbringen. Ist ja nicht zu verfehlen, wo er hingehört.“ Dann ging er zur geöffneten Tür zurück und sprach mit der Veranda.

„So, ihr da unten. Erstens konnte ich mich in eurem Alter besser verstecken. Und zweitens kommt rein, damit wird das hier zu Ende bringen.“

WAS?“, fragte Sakura scharf und starrte auf die Veranda, unter der nacheinander die Drillinge und Yuki hervorkamen.

„Kaa-san hat uns nicht bemerkt.“, stellte Yuki fest. Sasuke zuckte mit den Schultern.

„Die war ja auch nicht in eurer Nähe.“

„Du hast gewusst, dass sie da sind, und trotzdem weitergemacht?“, fuhr Sakura ihn entsetzt an. Sasuke zuckte mit den Schultern.

„Ich hatte keine Lust, es zweimal zu erzählen.“

Das brachte Sakura dazu, betreten zu schweigen.

„Also, nur mal so…“, setzte Tsugumi an. „Hab ich das richtig verstanden, unser toter Onkel, Natsukis Vater, hat die gesamte Familie umgebracht?“

„Ich weiß, das ist ein unglaublicher Schock für euch…“, setzte Sakura an, wurde aber unterbrochen.

„Nicht wirklich.“, meinte Tsuyoshi nämlich und zuckte mit den Schultern. „Also, ganz blöd sind wir ja nicht. Dass dieses ganze Viertel leersteht und keine Menschenseele von unserem ach so großen Clan mehr am Leben ist, konnte ja gar keine natürlichen Ursachen haben. Dass Papa lebt, sein Bruder nicht, Natsuki aber doch und ihre Mutter… Äh… Von der Straße aufgelesen wurde, deutet ja auch nicht gerade auf ein friedliches Ableben aller Beteiligten hin, oder? Und dass alle hinter Natsukis Rücken wispern, wie gefährlich sie doch ist…“

„Das machen sie bei uns auch.“, warf Tsugumi ein.

„Ja, sicher.“, stimmte Tsuyoshi ihr zu. „Aber wenn Natsuki ihm entgegen kommt, holt Hiashi Hyuuga eine Sonnenbrille aus der Tasche und rennt weg. Da muss schon was Heftiges vorgefallen sein…“

„Und du hast deinen Bruder getötet?“, lenkte Yuki das Gespräch wieder auf die ursprüngliche Bahn zurück. Sasuke nickte nur.

„Und… Das hast du wie genau angestellt?“, wollte Tsugumi wissen. „Ich meine, keine Ahnung, wie gut oder schlecht unsere Familie damals war, aber wenn er es geschafft hat, sie alle auf einmal zu töten… Wie alt warst du da? Zwanzig? War das noch vor unserer Geburt?“

„Dreizehn.“, antwortete Sasuke monoton und musste ob der verblüfften Gesichter seiner Kinder fast grinsen.

„…Heute bringen sie einem sowas nicht mehr bei.“, kommentierte Yuki dies nach einigen Sekunden lahm.

„Ja, das Wie-töte-ich-meinen-unsinnig-starken-Bruder-in-zwölf-Monaten?-Seminar ist heutzutage nicht mehr so in.“, erklärte Sasuke trocken.

„Also willst du’s wirklich zu Ende erzählen?“, fragte Sakura, einerseits nicht begeistert davon, andererseits unglaublich erleichtert, dass Sasuke Witze darüber machte. Dieser zuckte mit den Schultern.

„Wenn wir schon mal dabei sind…“

„Okay.“, akzeptierte Sakura dies. „Ich glaube, für den nächsten Teil brauchen wir ein wenig historisches Fachwissen. Los, Otokriege. Was wisst ihr?“

„Dass wir drei gebraucht haben, um dieses Piffeldorf platt zu machen?“, schlug Tsugumi vor.

„Die ersten beiden Male hat Oto angegriffen.“, widersprach Yuki ihr prompt. „Das allererste Mal sogar mit Suna.“

„Und das zweite Mal meiner Gasbombe vorher, genau.“, bestätigte Sakura. „Ähm, an den Folgen dieser Gasbombe ist übrigens meine Mutter gestorben. Wenn wir schon grad dabei sind, euch die toten Verwandten zu erklären.“ Ein nervöser Seitenblick auf Sasuke. „Okay, was noch?“

„Warte, war Oto nicht das Dorf, was von diesem… Orochi-dingens gegründet wurde?“, wollte Tsuyoshi wissen.

„Orochimaru, genau. Weiter?“, bestätigte Sakura. „Wisst ihr, wer genau das war?“

„Der Dritte von den ersten Sannin.“, sagte Tsugumi schnell, bevor Yuki den bereits geöffneten Mund nutzen konnte. „Was ich nie verstanden habe, wenn der doch rausgeflogen ist, wegen irgendwelcher bescheuerten Experimente und so, ein eigenes Dorf gegründet, Konoha damit angegriffen und den dritten Hokagen getötet hat, wieso genau hat man den Titel Sannin weiter gegeben? Ich meine, bei dir und Naruto-sama macht das ja irgendwie Sinn, ihr wart ja Schüler von den alten Sannin, aber…“

„Jaaah, hier stoßen wir dann auf den Kern der Sache.“, meinte Sakura halbwegs erfreut. Sie sah Sasuke erneut an. „Soll ich oder willst du?“ Sasuke zuckte mit den Schultern.

„Nur zu.“

„Okay…“, sagte Sakura und fuhr sich nervös durch die Haare. „Also, das ganze begann, zufälligerweise, während unserer eigenen ersten Chuuninexamen. In die sich Orochimaru eingeschlichen hatte, um eurem Vater hier ein gewisses… Fluchmal zu verpassen, welches ihm unglaublich tolle Kräfte verlieh, allerdings auf Kosten seiner Geistesgegenwart.“

„Nicht unbedingt.“, warf Sasuke ein. „Die Male, die du es gesehen hast, waren so, aber das war entweder direkt nachdem ich es bekommen hatte oder nachdem ich wieder aus Oto weg war.“

„Du warst in Oto?“, fragte Yuki entsetzt.

„Ja, dazu wollte ich gerade kommen.“, antwortete Sakura schnippisch. „Ähm, wie ihr ja vielleicht aus der Rede eben mitbekommen habt, war euer Vater damals sehr… Versessen darauf, seinen Bruder umzubringen. Und dazu war ihm, pardon, jedes Mittel Recht.“

„Okay…“, sagte Tsugumi langsam. „Dabei dachte ich immer, dieses Dorf würde mit Verrätern ein wenig… Strenger verfahren…“ Sakura begann zu kichern.

„Oh, warte erstmal ab. Aber ja, euer Vater hat aufgrund dieses Mals und der Macht, die ihm von Orochimaru versprochen worden war, das Dorf verlassen. Verraten. Aber nach etwa einem Jahr ist es uns gelungen, ihn wieder zurück zu holen, mit dem Versprechen von noch besserem Training…“

„…Was ich euch keine Sekunde lang abgenommen habe.“, warf Sasuke ein. „Ebenso wenig wie deine komische Gleichung, Tsunade sei stärker als Orochimaru. Ist sie vielleicht gewesen, als er seine Arme nicht benutzen konnte, aber…“

„Ach, sei still, ich erzähle hier.“, winkte Sakura ab und hielt eine Hand abwehrend in seine Richtung. „Also, nach etwa einem Jahr Spezialtraining unter Jiraiya in unserem Team und einer kurzen, zweiten Invasion von Oto, beschlossen wir, Oto zu eliminieren. Lief super. Bis wir dann nach Hause kamen und das Dorf von einer komischen Gruppe S-Rank Nuke-Nins besetzt war, die einen fürchterlichen Modegeschmack hatten und es auf Jinchuuriki abgesehen hatten. Ich habe keine Ahnung, wieso, was zu Hölle, und wer so dumm war, die ins Dorf zu lassen.“

„Oh, sie haben alle Wachen, die zurückgeblieben waren, wunderbar beseitigt.“, erklärte Sasuke. „S-Rank Nuke-Nin wird man nicht ganz ohne Aufwand, weißt du?“

„Nein. Wir haben den Titel geschenkt bekommen.“, erinnerte Sakura ihn.

„Ihr wart S-Rank Nuke-Nins?“, fragte Yuki verstört.

„Ja, gleich.“, winkte Sakura ab, der das Erzählen ihrer Kindheit und Jugend verboten viel Spaß zu machen schien. „Und ich glaube, dem Großteil dieser Typen ist der Titel auch geschenkt worden.“

„Ähm, nein.“, widersprach Sasuke ihr. Sakura sah ihn skeptisch an.

„Sasuke, wir haben jeden einzelnen von ihnen innerhalb eines Tages ohne große Verluste unschädlich machen können, wie stark können die schon gewesen sein?“

„Hießen die zufällig Akatsuki, oder so?“, fragte Tsuyoshi nun. „Also, von den Geschichten her…“

„Alles übertrieben.“, unterbrach Sakura ihn. „Ich meine… Okay, mein Kampf… Ja, gut, ich musste von… Einem Freund gerettet werden, der dabei starb, und euer Vater hätte es ohne meine Hilfe auch nicht geschafft, aber… Wir waren dreizehn, um Himmels willen! Das ist peinlich.“

„Stimmt. Also hat Papa seinen Bruder da getötet, der war doch Mitglied, oder?“, wollte Tsugumi wissen.

„Woher weißt du das?“, fragte Sasuke verblüfft. Tsugumi zuckte mit den Schultern.

„Der Nachname war zensiert und die Augen auf dem Bild nachträglich blau gefärbt worden. Hat nicht ganz geklappt, die waren irgendwie lila, und das Muster der Sharingan hat man trotzdem noch gesehen.“

„Ich muss mal ein ernstes Wörtchen mit der Zensurbehörde reden…“, murmelte Sakura. „Egal! Ja, euer Vater schaffte es so im Alter von dreizehn Jahren seinen Bruder zu töten.“

„Und wie seid ihr jetzt zu S-Rank Nuke-Nins geworden und trotzdem noch in diesem Dorf?“, beharrte Yuki.

„Gleich.“, tat Sakura diesen Einwand erneut ab. „Nach dieser Aktion, dank der wir übrigens das Winterfest haben, das liegt genau zwischen dem Otokrieg und der Invasion, bin ich erstmal für zwei Jahre ins Ausland gegangen, um in Suna Medic-Nins auszubilden, und als ich dann wiederkam, war hier der Teufel los.“

„Der letzte Krieg aller Großmächte?“, wollte Tsugumi wissen.

„Äh, nicht direkt. Der dauerte ja auch nur drei Tage, aber sagen wir, er hat der Lage nicht so ganz geholfen.“, antwortete Sakura. „Aber nein, als ich zurückkam, hatte ich, sowie alle anderen auch, das heiratsfähige Alter erreicht.“

„Und das war ein Problem, weil?“, konnte Tsuyoshi nicht verstehen.

Weil die Leute damals sehr fixiert auf vorteilhafte, politische Ehen waren.“, erklärte Sakura mit einem spöttischen Unterton.

„Soll das heißen, eure Ehe ist nicht politisch orientiert?“, fragte Tsugumi verblüfft.

Bitte?“, erwiderten Sakura und Sasuke empört. Tsugumi zuckte mit den Achseln.

„Okay, dass das ein tolles Bündnis zwischen Konoha und Kumo ausmacht, wusstet ihr ja auch erst seit Kurzem…“

Sasuke sah plötzlich besorgt aus.

„Du… hast gedacht, wir hätten aus politischen Gründen geheiratet?“, fragte er ernst.

„Na ja, nicht wirklich.“, winkte Tsugumi ab. „Dazu habt ihr euch zu ekelhaft lieb. Aber… Na ja, ihr seid doch sonst immer so… Vorbildlich und alles.“

„Und S-Rank Nuke-Nins.“, ergänzte Yuki bissig.

„Noch nicht ganz.“, kommentierte Sakura, doch auch Tsuyoshi hatte hier etwas hinzuzufügen.

„Also, ich dachte jetzt eigentlich, dass ihr geheiratet habt, damit Mama nicht an diesen Psycho verheiratet wird…“

„Äh…“, machte Sakura unschlüssig. „Also… Ehrlich gesagt haut mich das gerade um. Wie konntet ihr annehmen, dass unsere Ehe etwas anderes als eine Liebesheirat war? Äh, ist.“

Jetzt sahen sie alle vier Kinder verblüfft an.

„Weil… Ihr nie sowas erzählt habt?“, schlug Sayuri zaghaft vor. „Nie irgendwelche romantischen Geschichten vom Kennenlernen, oder irgendwelchen Verabredungen, oder Heiratsanträgen, oder…“

Jetzt begann Sakura echt, an sich zu zweifeln.

„Na, kein Wunder, kennen gelernt haben wir uns in der Akademie, Dates oder Heiratsanträge hatten wir nie.“, erklärte sie. „Wir… Haben da mehr so eine peinliche, dramatische und pubertäre Geschichte durchgemacht, die uns am Ende nichts anderes übrig ließ, als zu heiraten…“

„Das kann ich so bestätigen.“, stimmte Sasuke ihr zu. „Außerdem war das gerade in.“

„Okay, hör auf damit, du bist gruselig, wenn du Witze machst.“, warf Sakura ihm nun vor.

„Na, eben!“, mischte sich nun Tsugumi wieder ein. „Das hört sich halt alles nicht gerade episch verliebt an!“

„Episch verliebt?“, schnaubte Sakura und begann nun zu grinsen. „Du willst episch verliebt hören? Pass mal auf, ich geb‘ dir episch verliebt.“

„Oh Gott, bitte nicht.“, brummt Sasuke neben ihr und begann, sich die Schläfen zu massieren. Eine Reaktion, die seine Söhne offenbar geerbt hatten. Auch sie schienen nicht sehr erpicht auf die epische Liebesgeschichte ihrer Eltern zu sein. Doch Sakura hatte bereits Luft geholt und begann, mit gespielt-verträumter Stimme zu erzählen:

„Es war einmal ein süßes, kleines Mädchen, welches zwar herzlich wenig konnte und so gut wie gar kein Selbstbewusstsein hatte, aber das ist hier nebensächlich. Dieses Mädchen traf bereits an ihrem ersten Schultag die Liebe ihres Lebens; er war so ruhig und besonnen und still, im Gegensatz zu alle den anderen Jungs im Alter von sieben Jahren, der einzige, der sie in schriftlichen Prüfungen schlagen konnte und sah dabei noch so unglaublich süß aus!“ Hier unterbrach Sakura sich und ging mit der Stimme wieder zwei Oktaven runter. „Nein, ganz ehrlich, euer Vater mit acht war sehr, sehr süß. Einer der Gründe, aus denen ihr so viele seid. Wie auch immer… Jedenfalls war diesem Mädchen von Anfang an klar: Diesen Jungen würde sie einmal heiraten! Und als sie dann mit zwölf Jahren endlich zur Kunoichi wurde, und das auch noch im selben Team mit der Liebe ihres Lebens, ging einer ihrer größten Wünsche in Erfüllung!“

WAS?“, kreischte Tsugumi entsetzt auf. „Du… Du… Warst ein FANGIRL?“

„Shush, Mama redet gerade.“, wies Sakura sie zurecht.

„Und du warst mal mein Vorbild…“, murmelte Tsugumi resigniert.

„Ja, dazu komme ich noch.“, versicherte Sakura ihr schmunzelnd, bevor sie wieder in den Zuckermodus überging.

„Doch ihre Euphorie war leider nur von kurzer Dauer, da sie es irgendwie geschafft hatte, in ein Team zu geraten, welches in regelmäßigen Abständen beinahe starb. Und da sie aufgrund der Stunden, die sie in ihr Aussehen investiert hatte, und ihrem allgemein ungünstigen Zivilistenhintergrund nicht gerade gesegnet war, was ihre Kampffähigkeiten anging, konnte sie die ganze Zeit nur sinnlos daneben sitzen und sich gelegentlich um bewusstlose Körper kümmern. Mit… Umarmungen und feuchten Tüchern. Medic-Nins waren damals furchtbar out.“

„Medic-Nins sind immer out.“, unterbrach Tsugumi sie grinsend. Sakura zuckte mit den Schultern.

„Ja, leider. Irgendwie scheint es dem Dorfrat nicht in den Schädel zu gehen, dass unsere Verlustzahlen drastisch sinken würden, wenn wir einfach den Akademiekindern schon die Grundlagen… Na ja, ich arbeite dran.“

„Ist wahrscheinlich zur Populationskontrolle.“, vermutete Tsuyoshi. „Ich meine, gut, nicht alle kriegen so derartig viele Kinder wie ihr, aber…“

„Ist ja auch egal.“, unterbrach Sakura und stellte ihre Stimme wieder auf Zucker. „Während ihres ersten Chuuninexamens dann, kam das süße, kleine Mädchen dann zu der Erkenntnis, dass es sich vielleicht nicht gerade lohnte, ein Klotz am Bein ihrer Teamkollegen zu sein. Unter anderem, weil beide Teamkollegen gerade bewusstlos waren, ebenso wie der Mensch, der… Ihr zur Hilfe geeilt war, obwohl er herzlich wenig mit ihr zu tun hatte…“ Sie stockte kurz und atmete tief durch. In den letzten Jahren hatte sie sehr, sehr selten über Lee gesprochen und auch wenn es schon Jahre her war, tat es immer noch weh. „Doch sämtliche Vorsätze, die hatte, nachdem sie sich überdramatisiert die Haare abgeschnitten hatte…“

„Das hast du selbst gemacht?“, unterbrach Sasuke sie überrascht.

„Ähm, ja?“, antwortete Sakura. „Wusstest du das nicht? Ich meine, okay, du warst währenddessen bewusstlos, aber Ino hat es doch nochmal erwähnt, während unseres Vorentscheidungskampfes... Oh, da warst du ja auch bewusstlos... Äh..."

„Ich dachte immer, die Typen aus Oto hätten sie dir abgeschnitten.“, erklärte Sasuke. „Als eine kreative Art der Folter, oder so…“

„Das… erklärt einiges.“, stellte Sakura fest. Dann setzte sie wieder die Zuckerattitüde auf. „Episch romantischer Moment! Als euer Vater, pardon, der süße Junge, aus seiner Ohnmacht erwachte, unmittelbar nachdem diese bösen, bösen Otonins nicht nur eure Mama, sondern auch einige andere Teilnehmer des Examens, Ino und ihr Team, zum Beispiel, sehr, sehr übel zugerichtet hatten, aktivierte er zum ersten Mal sein Fluchmal, wie schon erwähnt auf Kosten seiner Geistesgegenwart, leuchtete lila und bekam komische, schwarze Tattoos, und sagte ‚Sakura… Wer hat dir das angetan?‘“

Sayuri quietschte auf, schlug sich aber schnell die Hände vor den Mund, als sie die ungläubigen Blicke ihrer Geschwister bemerkte.

„Ich glaub, ich will auch lieber die Geschichte mit den S-Rank Nuke-Nins hören.“, meinte Tsuyoshi, mit abgehackter Stimme als würde er sich gleich übergeben.

„Immer dran denken, ich war nicht bei Sinnen.“, versuchte Sasuke ihn zu beruhigen. „Ich erinnere mich da gar nicht mehr dran…“

„Und es ist ja auch irrelevant.“, stellte Sakura klar. „Deine Fluchmalseite mochte mich schon immer lieber als du damals. War ja auch nicht schwer. Und im Fledermaus-Dragqueen-Modus hättest du ein gutes Haustier abgegeben…“

„S-Rank Nuke-Nins?“, versuchte Yuki sie zurück aufs sein angestrebtes Thema zu bringen.

„Episch romantische Liebesgeschichte?“, forderte Sayuri hingegen begeistert.

„Ja, letzteres. Ansonsten kommen wir nicht zu den S-Rank Nuke-Nins.“, erfüllte Sakura ihr den Wunsch. Die drei anderen stöhnten auf.

„Also, nach diesem furchtbaren Wald geschah lange Zeit nichts, außer dass das Team sich ein wenig aufteilte, da das süße Mädchen es nicht in die letzte Runde des Chuuninexamens schaffte…“

„Meintest du nicht eben, dein Vorentscheidungskampf sei gegen Ino gewesen?“, unterbrach Tsugumi ungläubig. Sakura zuckte mit den Schultern.

„Zu meiner Verteidigung: Ich war echt schwach UND es war ein Unentschieden. Oh, und beim Joninexamen hab ich den Boden mit ihr aufgewischt. Wie auch immer.“ Transition zu Zuckermodus. „Von den Geistern, die ihn quälten und die er selbst nun schon genug ausgeführt hat, wurde der süße Junge schließlich dazu verleitet, das Dorf zu verlassen. Und auch die verzweifelte Liebeserklärung des Mädchens konnte daran nichts ändern. Im Gegenteil, er bedankte sich dafür, knockte sie aus und ließ sie mitten in der Nacht auf einer Bank zurück. Und verriet das Dorf. Zum ersten Mal.“

Entsetztes Schweigen erfüllte den Raum.

„Er hat was?“, fragte Tsugumi entsetzt.

„Er hat sich bedankt?“, quietschte Sayuri begeistert. „Wie romantisch!“

„Das wirst du mir auf meinem Sterbebett noch vorhalten, was?“, brummte Sasuke, der den Verdacht hegte, dass Sakura die Erzählung lediglich so aufgezogen hatten, nur um ihm diesen Moment wieder unter die Nase reiben zu können. Diese grinste ihn an.

„Ich werde es auf deinen Grabstein meißeln lassen, ja.“, bestätigte sie seine Befürchtungen.

„Okay, er hat dich ausgeknockt und auf eine Bank gelegt, und du hast ihn trotzdem noch irgendwann mal freiwillig geheiratet?“, ergänzte Tsugumi ihre vorherige Aussage.

„Hey, ich hätte sie auch auf dem Boden liegen lassen können!“, protestierte Sasuke. „Ein wenig Anerkennung, okay? Ich war nicht ganz so schlimm.“

„Die Bank war aus Stein.“, erinnerte Sakura ihn. „Und du hast dich bedankt. Für eine Liebeserklärung.“

„Egal, weiter!“, drängte Sayuri, die anscheinend nichts wirklich Verwerfliches daran finden konnte. Sakura nahm sich vor, diese Tendenz im Auge zu behalten.

„Nun ja, dieses Ereignis, zusammen mit der Tatsache, dass der Suchtrupp, der ihm hinterher geschickt wurde, mehr so in Einzelteilen zurückgebrach werden musste…“, setzte sie an, doch Sasuke unterbrach sie.

„Jetzt übertreibst du aber.“, meinte er nämlich. „Naruto war definitiv noch in einem Stück! Und alle anderen auch.“

„Na ja.“, sagte Sakura skeptisch. „Naruto sah aus wie eine Mumie vor lauter Verbandszeug. Chouji hätte tot sein müssen. Neji lag im Sterben. Kiba hatte diese fiese Wunde im Bauch. Und Shikamaru… Hatte einen gebrochenen Finger, okay. Aber der wäre auch gestorben, wenn der Rettungstrupp aus Suna nicht gewesen wäre.“

„Ähm, Thema?“, fragte Tsugumi, bevor dies in irgendeine Grundsatzdebatte ausartete.

„Jetzt bin ich aber vorerst mit dem Zucker fertig.“, schmollte Sakura.

„Gott sei Dank!“, stieß Tsuyoshi da aus.

„Kommen jetzt die S-Rank Nuke-Nins?“, fragte Yuki grimmig.

„Schade…“, nuschelte Sayuri.

Sakura räusperte sich.

„Nun ja, jedenfalls nahm das süße Mädchen diese traumatisierenden Ereignisse zum Anlass, nicht mehr so süß zu sein, die Haare kurz zu lassen, tatsächlich Hosen zu tragen und ein wenig zu trainieren, um ihre Nutzlosigkeit loszuwerden.“

„Wegen Papa.“, warf Tsugumi trocken ein. „Ernsthaft? Ich such mir ein neues Vorbild… Ist Natsuki-nee-san noch frei?“

„Natsuki-nee-san braucht noch eine Weile.“, schnaubte Sakura empört.

„Und der Psychokage?“, wollte Tsuyoshi wissen. „Kommt der nochmal vor?“

„Lass das bloß nicht Naruto hören.“, riet Sakura ihm. „Er hat schon genug Probleme, Yasume im öffentlichen Leben nicht als Purple Boy zu bezeichnen…“

„Purple Boy?“, fragte Tsugumi. „Wie einfallslos. Und das nur, weil er lila Haare hat?“

„Na ja. Und weil er mich Pinky nennt.“, erklärte Sakura schulterzuckend. „Egal. Ich war gerade bei dem Part, bei dem ich erträglich…er werde. Und wir in einer Gruppenaktion euren Vater zurückholen.“

„Wobei ich mehr oder weniger freiwillig mitgekommen bin.“, schob Sasuke ein. „Denn deine Argumente ergaben absolut keinen Sinn.“

„Ja, wie auch immer.“, winkte Sakura ungeduldig ab. „Jedenfalls war das süße, nicht mehr ganz so kleine Mädchen nun in ein komplett anderes extrem umgeschlagen. Sie gab sich burschikos, verbissen, karriereorientiert und hasste, hasste, hasste den mittlerweile auch nicht mehr wirklich süßen Jungen. Oh, und wie sie ihn hasste…“

„…Und wenige Jahre später heiratete.“, ergänzte Tsugumi. „Wow. Überzeugend. Das ist deine coole Seite? Meine Kindheit ist zerstört…“

„Na ja.“ Sakura hustete. „Das Hassen war auch eher Wunschdenken. Wollte ich gerne. Ging nicht wirklich. Aber hey, immerhin war ich gemein zu ihm…“

„Und ich war tief betroffen.“, bestätigte Sasuke trocken.

„Wäre ich an deiner Stelle auch gewesen nachdem ich dir… Warte…“, setzte Sakura an und begann zu zählen.

„Ja, du hast mir gelegentlich das Leben gerettet. Mach weiter, ich will hier nicht den ganzen Tag sitzen.“, unterbrach Sasuke sie.

„Pffh, von mir aus.“, schnaubte Sakura beleidigt und fuhr mit der Erzählung fort. „Also, ich war gemein zu eurem Vater und tat alles Erdenkliche, um stark und unabhängig zu wirken. Hey, ich hab während unseres Chuuninexamens das Team gerettet. Oh, und Yasume verhauen.“

„Ach, jetzt kommt der endlich mal vor?“, warf Tsuyoshi ein. „Wird’s jetzt spannender? Und vor Allemweniger peinlich?“

„Oh, die Peinlichkeiten haben noch gar nicht angefangen.“, ertönte es da von der Tür, in deren Rahmen nun Natsuki lehnte.

„Oh, hallo Natsuki-chan.“, begrüßte Sakura sie giftig. „Nett von dir, dass du auf die Kinder aufgepasst hast!“

Natsuki grinste.

„Die Kleinen liegen sicher verwahrt in ihren Betten. Den Großen hab ich abgefangen und ebenfalls ins Bett verfrachtet.“

„Na wenigstens etwas.“, brummte Sakura, fuhr sich durch die Haare und fuhr fort. „Wo war ich? Ach ja, genau. Also, nach unseren Chuuninexamen passierte der ganze langweilige Kram, ich rettete eurem Vater das Leben, half ihm dabei, Lebensziel Nummer eins abzuhaken, allerdings verpasste er es, sich dafür zu bedanken…“

„Vollkommen zu Recht.“, warf Sasuke trocken ein. „Das letzte Mal, dass ich mich bei dir bedankt hatte, hältst du mir immer noch vor.“

„Ich glaube, das Ausknocken und die Steinbank sind da die schwerwiegenderen Faktoren.“, bemerkte Tsugumi beiläufig.

„Dieses Nicht-Bedanken führte dann dazu, dass ich einige Zeit lang nicht mit eurem Vater sprach und eine Mission annahm, in Sunagakure Medic-Nins auszubilden.“, fuhr Sakura ungerührt fort und setzte wieder ihr strahlenstes Lächeln auf. „Doch bevor ich gehen konnte, fing mich euer Vater auf eine unglaublich klischeehafte Art und Weise ab, bedankte sich doch bei mir, ersparte mir aber glücklicherweise die Steinbank…“

„…Was sag ich?“, murrte Sasuke.“

„…Und verabschiedete mich mit den Worten ‚bleib bloß nicht zu lange weg, okay?‘.“

„AAAAAWW!“, entfuhr es Sayuri. Alle anderen starrten sie entgeistert an. „‘Tschuldigung…“, schob sie schnell hinterher und starrte auf ihre im Schoß gefalteten Hände.

„Und darauf hat sie nicht einmal gehört.“, führte Sasuke die Erzählung fort. „Sie blieb ganze zwei Jahre weg...“

„…Und kam genau rechtzeitig wieder, um dir erneut das Leben zu retten.“, ergänzte Sakura schnippisch. „Weil du dich von, wie viele waren es doch gleich? Zwanzig? unfähigen Otonins hattest überwältigen lassen.“

„Fünfundzwanzig.“, berichtigte Sasuke. „Und das war gänzlich unfair; ich durfte sie nicht blutig töten und…“

„Wieso das denn?“, fragte Sakura ungläubig.

„Wette mit Naruto.“, erklärte Sasuke. „Weißt du noch, wie er sich über die Sauerei in Oto aufgeregt hat?“

„Wäre es dann nicht sinniger gewesen, einfach deine schmucke Schlange zu beschwören und sie alle aufessen zu lassen?“, bohrte Sakura nach.

Sasuke zuckte mit den Schultern.

„Es war mir in dem Moment eh egal, also…“, merkte er an.

Eine peinliche Stille erfüllte den Raum, bis Sakura sie räusperte.

„Also, ja. Also, wie vorhin schon mal erwähnt, hatte unsere Generation zu der Zeit etwa das heiratsfähige Alter erreicht, was eine ziemliche Kettenreaktion auslöste und wovon ich erst auf meiner ersten Mission erfuhr.“

„Oh, jetzt bin ich dran, oder?“, fragte Natsuki vom Türrahmen.

„Ja, fast. Das war nämlich meine erste Mission; mit eurem Vater Natsuki aus Mizu no Kuni abholen. Genauer gesagt, von Toshios Familie.“, erzählte Sakura. „Doch da sich ein gewisser Jemand nicht um die Aufenthaltsgenehmigungen gekümmert hatte, wurden wir von dem von euch sehr betreffend betitelten Psychokagen von der Straße aufgelesen und über Nacht eingesperrt.“

„Und du hast mit ihm geflirtet.“, erinnerte Sasuke sie angewidert. „Ich wette, das hat uns diesen ganzen Schlamassel erst beschert…“

„Die Wette verlierst du.“, murmelte Sakura. „Ich erhielt in meiner Stunde unter der Erde mit ihm eine sehr ausführliche Beschreibung seiner Motive und ‚du hast damals mit mir geflirtet‘ gehörte nicht dazu…“

„Was denn?“, fragte Tsuyoshi, in der Hoffnung, das Thema zu wechseln.

„War es die Errungenschaft, es als S-Rank Nuke-Nin zu schaffen, wieder ins Dorf aufgenommen zu werden?“, versuchte Yuki erneut, sein Lieblingsthema anzuschneiden.

„Nein. Da fällt mir was ein!“, strahlte Sakura plötzlich und sah ihre Töchter an. „Wisst ihr noch, wie ich euch nach diesem furchtbar infantilen Kussdrama gesagt habe, dass erste Küsse nicht einmal ansatzweise so toll und wichtig sind, wie man meint? Was nicht heißt, dass das okay war!“, schob sie an Tsuyoshi gewandt ein.

„Ich dachte, du hast nur mit ihm geflirtet?“, fragte Tsugumi mit gedrückter Stimme.

„Ja, aber er hat uns ein Visum verschafft und wollte dafür entlohnt werden.“, bestätigte Sakura erschaudernd und Tsugumi würgte.

„Und er hat dir einen Heiratsantrag gemacht.“, erinnerte Sasuke sie monoton.

„Oh, ja, das.“, fiel Sakura nun auch wieder ein. „Das war der Anfang vom Ende, wenn ihr mich fragt… Oh, und dann besaß euer Vater die Güte, mir zu erzählen, dass von unserer Generation ganz viele vorteilhafte Ehen erwartet werden. Und wie vorteilhaft auszusehen hat, wurde anscheinend anhand eines Vier-Klassen-Systems erklärt, welches euren Vater nach ganz oben und mich nach ganz unten packte…“

„Oh!“, machte Sayuri da begeistert. „Und gegen dieses Klassensystem musstet ihr antreten, um heiraten zu können? Wie dramatisch!“

Natsuki schnaubte im Hintergrund. Sasuke schien eben dies nur knapp unterdrücken zu können. Alle anderen sahen sie entgeistert an.

„Na ja.“, meinte Sakura dann. „Dieses ganze Klassensystem verliert ein bisschen an Dramatik für uns, wenn man bedenkt, dass wir beide keinerlei Verwandtschaft zum Protestieren hatten.“

„Oh…“, machte Sayuri da enttäuscht. „Schade.“

„Ach, keine Sorge.“, winkte Sakura ab. „Wogegen wir angehen mussten war viel, viel epischer als sowas. Meiner Meinung, und der mittlerweile öffentlichen Meinung nach, lag der Fehler nämlich nicht bei den Klassen, sondern im System.“

„Und wieso musstet ihr alle heiraten und die ganzen Älteren vor euch nicht?“, wollte Tsuyoshi da wissen. „Ich meine, Tsunade und so waren nicht verheiratet. Und eure ganzen Senseis doch auch nicht… Von ein paar Ausnahmen mal abgesehen.“

„Ja, das habe ich mich auch mal gefragt…“, meinte Sakura. „Aber ich glaube, es wurde einfach so praktiziert, dass man eine Generation zum politisch Verheiraten und Kinder kriegen hatte und eine, die ohne Behinderungen ihren Job machte. Und wir waren leider erstere…“

„Wobei euch das hätte egal sein können.“, stellte Natsuki klar. „Das Einzige, was euch beiden im Weg stand, war eure eigene Dummheit.“

„Möchtest du nicht weiter erzählen?“, schlug Tsugumi vor. „Das wäre glaub ich weniger schmerzhaft für alle Beteiligten…“

„Oh, ich war an Allem, was sie euch sagen sollte, gänzlich unbeteiligt.“, wehrte Natsuki dieses Angebot ab, doch wie Sakura schien sie die Gelegenheit zu genießen, einmal ihre Meinung zu der Angelegenheit sagen zu können. „Ich war nur ein kleines Mädchen, welchem plötzlich gesagt wurde, ein komischer Mann, der… Genauso aussah wie alle anderen Personen in ihrem Leben auch, sei gekommen, um sie mitzunehmen. Dieser komische Mann hatte eine noch komischere Frau dabei, die so gar nicht aussah, wie alle anderen Personen in ihrem Leben, und wehrte sich auch noch vehement dagegen, eine von Takeshi-samas Töchtern zu heiraten. Blasphemie.“

„Eine von diesen Töchtern ist übrigens Toshios Mutter.“, schob Sakura ein. „Glaub ich. Und das waren die Nichten eurer Großmutter väterlicherseits.“

„Eeew…“, ertönte es von allen vier Kindern.

„Inzest ist böse.“, fügte Yuki noch hinzu. Sakura kicherte.

„Dann schaut euch eure Stammbäume niemals genauer an. Apropos…“, fiel ihr da noch ein. „Dieser Takeshi-Typ hat dir eiskalt ins Gesicht gelogen, Sasuke.“

„Ach ja?“, erwiderte Sasuke, der plötzlich ein wenig unbehaglich wirkte. „Wann denn?“

„Als er meinte, deine Mutter sei siebzehn gewesen, als dein Vater sie abgeholt habe.“, erzählte Sakura. „Das… Stimmt nicht so wirklich. So, gar nicht, eigentlich. Dann wäre dein Vater nämlich schon zweiundzwanzig gewesen, und für einen Erben aus gutem Hause gehörte es sich nicht, erst so spät zu heiraten… Nein, deine Mutter war damals elf.“

„EEEEW!“, entfuhr es den Kindern erneut.

„Pädophilie ist auch böse.“, stellte Sayuri fest.

„Ach, da kann ich euch beruhigen.“, winkte Sakura dies ab. „Wenn man so zwischen den Zeilen liest, wird einem doch sehr klar, dass euer Großvater sich damals nur für das jüngste Mädchen, welches ihm eigentlich nur pro forma vorgestellt worden war, entschieden hat, weil er einfach keinen Bock aufs Heiraten hatte. Hatte ich mit sechzehn auch nicht, aber aus anderen Gründen…“

„…Was dich nicht davon abgehalten hat, dich als Sasukes Verlobte auszugeben.“, kehrte Natsuki nun zu ihrem eigenen Erzählstrang zurück.

„Um ihn vor den drei Mädchen zu retten, die ihm aufgeschwatzt werden sollten.“, erinnerte Sakura sie. „Und um schneller nach Hause zu kommen!“

„Also, ihr müsst euch das so vorstellen:“, überging Natsuki dies. „Die beiden kommen da an, weigern sich, getrennt zu werden, verlangen sogar ein gemeinsames Schlafzimmer, während er hier all seine traditionell so vorgesehenen Verlobten abweist und am Ende küssen sie sich auch noch! In der Öffentlichkeit!“

Dafür erntete sie nur ein paar verwirrte Blicke.

„Das tun sie doch immer noch. Ständig.“, sagte Tsuyoshi nach einer Weile.

„Ja, sicher, jetzt und… Okay, damals auch schon, aber… Stellt euch mal vor, wie das auf ein kleines, siebenjähriges Mädchen wirken muss, welchem mehr oder weniger von Geburt an eingetrichtert wurde, dass Körperkontakt bäh und Küssen absolut obszön ist!“

„…Ich dachte, sowas lernen nur Hyuugas.“, bemerkte Yuki. Und wurde dafür von allen Seiten entsetzt angestarrt. „Ähm…?“

„Bitte was?“, fragte Tsugumi entsetzt nach, während alle anderen anscheinend schon ihre Schlüsse gezogen hatten.

„Was habt ihr denn?“, fragte Yuki verwirrt, dann erschien es auch ihm einzuleuchten. „Oh! Oh, oh… Eeew! Leute! Ich bin zehn!“

Betretenes Schweigen.

„Und außerdem würde Yoko sich an sowas eh nicht halten, glaub ich.“, fügte Yuki schließlich nach kurzer Denkpause hinzu.

„Hat Makoto ja auch nicht.“, erinnerte Tsuyoshi sich grinsend, woraufhin Sayuri neben ihm prompt sehr schnell sehr rot anlief. „Hey, ich glaub, er hat sogar damals was in die Richtung angedeutet…“

„Damals?“, schnaubte Tsugumi. „Das ist nicht mal einen Monat her!“

„Ja, hey.“, wehrte Tsuyoshi ab. „Es kommt mir halt länger vor, okay? Erstes Kidnapping meines Lebens, und so? Chuuninexamen? Da war was…“

„Und überhaupt!“, drehte Tsugumi nun auf. „Hieß es nicht, dass Makoto gar nicht mitgemacht hat? Genau wie Shikkun? Und dass ich deswegen nicht das mir zustehende Geld kriege?“

„Na, stimmt doch auch.“, antwortete Tsuyoshi patzig. „Außerdem wäre das mein Geld gewesen, weil ich als einziger mitgemacht habe und überhaupt, grenzt das nicht an Prostitution deinerseits?“

Für den Bruchteil einer Sekunde schien Tsugumi sehr, sehr böse werden zu wollen. Dann hob sie spöttisch die Augenbrauen.

„Und deinerseits nicht, oder was?“, fragte sie betont gelassen.

„Schon erbaulich, dass das das einzige ist, worüber ihr gerade reden wollt.“, stellte Sakura leicht irritiert fest.

„Oh, ihr könnt gerne weiter erzählen.“, forderte Yuki sie auf. „Aber nur, wenn wir langsam mal zu den S-Rank Nuke-Nins kommen.“

„Na ja, wenn wir jetzt schon bei Natsuki und knutschen sind, ist es nicht mehr lange…“, sinnierte Sakura. „Denn streng genommen fasst es das ganz gut zusammen; zwischendurch war noch Krieg und danach wollten alle politisch heiraten. Wir nicht.“

„Sekunde, Sekunde.“, verlangte Tsugumi. „Ich fürchte, ich habe den Übergang von ‚Ich mag dich nicht wirklich, tu aber so, als wär ich deine Verlobte‘ und ‚Oh mein Gott, lass uns heiraten!‘ nicht ganz mitbekommen.“

„Oh Gott, frag doch nicht auch noch extra nach!“, stöhnte Tsuyoshi auf. „Wir könnten schon längst fertig sein…“

„Ach, keine Sorge.“, winkte Sakura ab. „Mitgekriegt hab ich den auch nicht, bis es zu spät war.“

„Und ihr S-Rank Nuke-Nins wart?“, versuchte es Yuki erneut.

„Ehrlich gesagt, ja, stimmt.“, antwortete Sakura zur Erleichterung der männlichen Anwesenden.

„Ja, wenn man das ‚nooiiin, ich wohne nicht hier‘ und ‚uuuhm, das ganze Geknutsche hat nichts zu bedeuten‘ weglässt.“, schnaubte Natsuki.

„Ja, aber das tun wir jetzt einfach mal.“, beschloss Sakura. „Jedenfalls, ähm, führten diverse Entwicklungen schließlich dazu, dass euer Vater hier spontan beschloss, auf eine Trainingsreise zu gehen, seine bevorzugte Art, das Dorf zu verraten…“

„…Noch etwas, was ich mir auf ewig werde anhören müssen.“, schob Sasuke ein.

„…Und ließ mich somit allein mit der berauschenden Perspektive, den von euch so… Passend betitelten Psychokagen zu heiraten.“, beendete Sakura ihren Satz. „Wobei ich das verdient hatte, also, das zurückgelassen werden, in dem Fall. Einfach nur für meine Dummheit.“

„Und… Dann bist du hinterher?“, fragte Yuki desillusioniert. „Wegen sowas wart ihr S-Rank Nuke-Nins?“

„Hey, jetzt wird’s doch erst richtig spektakulär!“, empörte sich Sakura. „Ja, euer Vater ist abgehauen aus… Eifersucht?“

„Sowas Ähnliches.“, meinte Sasuke, der nicht davon ausging, dass ‚pure Mordlust‘ oder ‚Aggressionsprobleme, die zu internationalen Konflikten führen könnten‘ sonderlich pädagogisch wertvoll als sein Motiv gewesen wäre.

„Und ich bin dann hinterher aus Ablehnung gegenüber einer Hochzeit mit besagtem Psychokagen.“

„Das alles hättet ihr viel weniger melodramatisch mit ein bisschen Konversation regeln können!“, warf Tsugumi ein.

„Oh, ja…“, hustete Natsuki subtil im Hintergrund.

„Nicht so voreilig!“, verlangte Sakura jedoch. „Denn innerhalb einiger Wochen nach unserem Abgang hatte dieses Dorf, und, na ja, alle anderen auch, es geschafft, seine heiratsfähige Population größtenteils sehr unglücklich zu verheiraten.“ Sie begann, die für sie relevanten Fälle an den Händen abzuzählen. „Also, zunächst mal wurden Hinata und Neji verheiratet…“

„EEEEW!“, ertönte es im Chor von den Kindern.

„Inzest ist immer noch böse.“, ergänzte Tsuyoshi, der mittlerweile leicht grünlich angelaufen war.

„Ach, Cousin und Cousine ist okay.“, winkte Sakura ab. „Das kann dann immer noch zu hässlichen, rezessiven Erbkrankheiten führen, aber hey, die Quote für Missbildungen und Ähnliches ist geringer als…“

„Mag ja sein!“, unterbrach Tsugumi ihre Mutter angeekelt. „Aber waren Hinata-samas und Neji-sans Väter nicht, na ja, eineiige Zwillinge?“

„Kann sein.“, meinte Sakura und zuckte mit den Schultern. „Das sind Hyuugas, die sehen eh alle gleich aus…“

„Glashaus, Steine.“, murmelte Yuki, wurde aber übergangen.

„Das bedeutet dann aber, dass sie genetisch gesehen identisch waren!“, fuhr Tsugumi fort. „Womit dann Hinata-sama und Neji-san genetisch gesehen Halbgeschwister wären. Und das ist Inzest!“

„Daran werden wir denken, wenn wir das nächste Mal das Bedürfnis haben, Hiashi Hyuuga zu dissen.“, beschloss Sakura. „Gut, ähm. Und… Tenten war nach Suna verheiratet worden, auch wenn wir darüber besser nicht reden, und zwar an den Bruder von Yoshikos Mutter, die mit Shikamaru verheiratet worden war. Da kommt Yoshiko auch her.“

„Okay…“, murmelten die Kinder daraufhin.

„Jaha.“, fuhr Sakura fort. „Und weil die Situation so generell für alle ziemlich scheiße war, haben sich alle ein Beispiel an uns genommen und sind ebenfalls abgehauen!“

Dies schien die Kinder irgendwie nicht so sehr zu beeindrucken, wie Sakura es gerne gehabt hätte.

„Also, Moment mal…“, forderte Tsugumi nach einigen Sekunden. „Und… Es ist euch nie in den Sinn gekommen, euch einfach dagegen auszusprechen, am Altar nicht ja zu sagen oder einfach dieses Kastensystem zu eurem Vorteil zu nutzen?“

„Na ja, dagegen aussprechen und am Altar nicht ja sagen, hätte als politische Beleidigung gelten können, also…“, versuchte Sakura zu erklären.

„Wieso? Wenn’s doch eh alle Beteiligten scheiße fanden?“, unterstützte Tsuyoshi seine Schwester. „Ich mein, mit dem Abhauen hättet ihr auch einfach nur drohen können…“

„Und wie bitteschön?“, wollte Sakura nun leicht verärgert wissen. „Eine schriftliche Beschwerde einreichen und mit Konsequenzen drohen? Alle in einen großen Kreis setzen und schnell alle Möglichkeiten durchsprechen?“

„Das Dorftor besetzen.“, führte Tsugumi die Reihe fort. „Zwangshochzeiten boykottieren oder sowas. Oder, wie schon gesagt, das System ausnutzen.“

„Na, dann mach mal vor.“, schnaubte Sakura ungläubig.

Zu ihrer Aller Überraschung war es Natsuki, die sprach.

„Na, das ganze System beruht ja auf recht einfachen Prinzipien; große Clans, kleine Clans, Berühmtheiten, Restmüll. Mobilität war auch damals schon eher gegeben als ursprünglich beabsichtigt. Dann gehen noch die dorfinternen Forderungen über die dorfexternen. Und hinzukommt, dass es in dem ganzen System auch Menschen gab, die eventuell mit sich reden ließen. Gaara und Temari zum Beispiel.“

„Ja, das ist ja alle richtig, aber ein Großteil der damaligen Machthaber ließ eben nicht mit sich reden.“, gab Sakura gereizt zu bedenken.

„Na ja…“, meinte nun Sayuri. „Aber… Wenn doch… Also, wenn Temari-san mit sich reden ließ, wäre das doch geklärt gewesen…“

„Ja, natürlich.“, stimmte Sakura zu. „Aber das war von Anfang an die am wenigsten ernste Situation, weißt du?“

„Und nur ein Wort an Temari und Kankuro wäre auch weggeblieben.“, ergänzte Natsuki grimmig, als ob sie schon seit Jahren darauf gewartet hätte, dies einmal loszuwerden. Und wahrscheinlich war es ja auch so. „Damit hätten wir Tenten auch versorgt. Wunderbar. Ich könnte jetzt ja anmerken, dass jetzt ja auch einfach Sasuke Hinata hätte heiraten können und ihr alle hättet dann eine gemütliche Wohngemeinschaft aufgemacht, aber…“

„Also, das ist doch ein wenig… Unangebracht, findest du nicht?“, unterbrach Sakura sie nun.

„Aber es wäre möglich gewesen!“, widersprach Natsuki, für ihre Verhältnisse ziemlich erbost.

„Und viel weniger melodramatisch.“, pflichtete Tsugumi ihr bei.

„Und kein ansatzweise so peinlicher Grund, S-Rank Nuke-Nins zu werden.“, rundete Yuki die Argumentation ein wenig redundant ab.

„Aber trotzdem irgendwie… Schlechter, als die Dinge jetzt liegen.“, trumpfte Sakura auf. Sasuke räusperte sich neben ihr, schwieg aber für den Moment.

„Na, dann überlegen wir einfach mal weiter.“, schlug Natsuki vor. „Dein Hauptgrund, Sasuke zu folgen war ja, neben dem ganzen gefühlsduseligen Kram, dass du ansonsten nach Kiri verheiratet worden wärst, nicht wahr? Aber wärt ihr das Ganze mal ein wenig abgebrühter angegangen, hätte er gar nicht erst irgendeinen Grund gefunden, abzuhauen, da seine Anwesenheit, und seine privilegierte Position an der Spitze der sozialen Ordnung, plus diverse Sonderrechte weil wegen ausgestorbener Clan und so, von immenser, dorfinterner Bedeutung waren. Und er innerhalb eines Wimpernschlags sofort sämtliche Ansprüche an dich hätte durchsetzen können.“ Nun sprach sie zwar weiter zu Sakura, sah dabei aber Sasuke an. „Der Gesetzeslage nach übrigens auch heute noch, ohne deine Einwilligung zu benötigen, nebenbei bemerkt. Was er übrigens auch wusste, ich hab das Gesetzbuch gefunden, als ich umziehen musste.“

„So gesehen doch sehr nett von ihm, dass er von dem Gesetz keinen Gebrauch gemacht hat.“, stellte Sakura trocken fest, allerdings ein wenig überwältigt von Natsukis heftiger Reaktion auf diese Debatte.

„Und so im Nachhinein irgendwie dumm, oder?“, merkte Tsugumi an.

„Darf ich mal ganz salopp fragen, was genau euer Problem ist?“, mischte sich Sasuke ein. Er wirkte verärgert. „Dass wir euch zu peinlich waren? Wieso? Was hat das heute noch mit euch zu tun? Ihr wusstet bisher nichtmals davon.“

Nun tauschten die Kinder verunsicherte Blicke. Dass ihre Mutter sich aufregte, war ja normal. Aber ihr Vater… Und das auch noch bei einer solchen Kleinigkeit?

„Na ja…“, setzte Tsugumi nun zaghafter an. „Also… So wie sich das anhört… Wart ihr ja doch… Unnötig überdramatisch, oder?“

„Und?“, wollte Sasuke nun wissen. „Wie willst du bewerten können, was unnötig war? Die Situation war komplex, ja. Aber jetzt überlegt mal, wie die Gegenwart aussehen würde, wenn wir eure Vorschläge befolgt hätten. Würdet ihr da überhaupt existieren? Ich glaube nicht. Seid lieber froh, dass wir euch eine Existenz in solch stabilen Verhältnissen ermöglicht haben.“

Natsukis spöttisches schnauben wurde von Sayuris hysterischem Aufschrei übertönt.

„Stabile Verhältnisse?“, kiekste sie nämlich. „Papa, wir waren gerade mehrere Tage in der Gewalt von jemandem, der uns gegen unsere Mutter eintauschen wollte! Und d-das, nachdem er uns aus e-einem Wald entführt hat, i-indem… Kinder, so alt w-wie wir… Gestorben sind die F-fliegen!“ Sie vergrub das Gesicht schluchzend in den Händen.

Sasuke erhob sich nun und sah äußerst verbittert drein.

„Und an sich kannst du froh sein, dass das deine erste, traumatisierende Erfahrung ist. Aber anscheinend hast du ja nicht zugehört.“

Mit diesen Worten verließ er den Raum. Sayuri hatte nun endgültig die Beherrschung verloren und war in Tränen ausgebrochen, sodass Tsugumi sie unwillkürlich tröstete, ebenfalls geschockt von der plötzlichen Heftigkeit ihrs Vaters.

„Was war denn mit dem los?“, wollte Tsuyoshi verdattert wissen.

Natsuki wirkte amüsiert.

„Tja, das nennt man wohl einen Generationenkonflikt.“, gab sie spöttisch zum Besten. Sakura zog verärgert die Brauen zusammen.

„Natsuki, ich finde deine leichtfertige Einstellung in dieser Sache äußerst unangebracht.“, teilte sie ihr mit.

„Oh?“, machte Natsuki gespielt überrascht. „So? Und welch andere Einstellung würdest du vorschlagen?“

„Du könntest ein wenig respektvoller sein.“, meinte Sakura scharf.

„Ach?“, kam es von Natsuki zurück. „Tut mir furchtbar leid, wenn Respekt in dieser Angelegenheit nicht gerade meine Stärke ist. Ich glaube, den hat das neunjährige Mädchen verloren, das damals zurückgelassen wurde.“ Mit diesen Worten wirbelte sie auf dem Absatz herum, warf den Kopf in den Nacken und verließ das Zimmer über die Veranda, wo sie über die Gartenmauer entschwand. Sakura massierte sich die Schläfen.

„Ist jetzt denn wirklich der passende Moment, um sich pubertär an die Kehle zu springen?“, stöhnte sie.

„Was… War denn mit Papa los?“, wollte Tsugumi wissen, die immer noch die weinende Sayuri im Arm hielt.

Sakura biss sich auf die Lippen.

„Nun…“, begann sie. „Ich glaube, auch euch würde ein wenig… Ernsthaftigkeit in dieser Sache guttun. Ja, es stimmt, dass wir damals überstürzt und pubertär gehandelt haben. Aber ihr solltet euch nicht über das Ergebnis beschweren, beim besten Willen nicht. Sayuri, und für das, was vorgefallen ist, können wir nur… Bedingt etwas. Ja, das Examen war furchtbar, und viel blutrünstiger als normalerweise und ich bin da auch kein Fan von. Und ja, auch die Entführung hätte man vorhersehen können, aber auf mich hat niemand gehört. Und das steht hier auch nicht zur Debatte.“ Sie holte tief Luft. „Denn, wie ihr vielleicht dem Anfang dieses Gesprächs entnommen habt, hat euer Vater… Einiges durchgemacht. Einiges davon weiß und verstehe ich, aber ich glaube, das Ganze ist… Komplexer und Facettenreicher, als ihr es euch vorstellen könnt. Und wir haben in unserem doch recht bewegten Leben alles Mögliche getan, um euch ein… Angenehmeres Leben ermöglichen zu können. Ja, ich weiß, das kommt im Moment nicht sehr überzeugend. Aber es ist wahr. Und ich finde, davor solltet ihr schon ein wenig Respekt haben.“

Betreten sahen ihre Kinder zu Boden. Sakura seufzte.

„Euer Vater fängt sich schon wieder. Keine Sorge. Sprechen wir einfach nie wieder über die ganze Sache, okay? Wir reagieren empfindlich auf sowas…“

Mit diesen Worten erhob sie sich nun ebenfalls und verließ den Raum, um Sasuke zu folgen.
 

~
 

Sie fand ihn, wie so oft, in ihrem Schlafzimmer, auf dem Bett sitzend und den Kopf in den Händen vergraben. Sie schloss leise die Tür hinter sich und setzte sich neben ihn.

„So.“, begann sie nach einer Weile bedacht. „Hätten wir das auch hinter uns gebracht.“

Sasuke antwortete ihr nicht.

„Und hey, vielleicht haben wir nun auch Natsuki dazu gekriegt, endlich auszuziehen.“, überlegte sie amüsiert. „Ich hätte zwar nicht erwartet, dass sie uns das immer noch so übel nimmt, aber hey. Vielleicht ist das nur ein Anzeichen ihrer verspäteten Pubertät, hm?“

Immer noch keine Antwort. Sakura seufzte.

„Ach, Sasuke.“, meinte sie. „Sprich mit mir! Es ist alles gut, alles überstanden, hm?“ Sie tätschelte ihm ein wenig unbeholfen den Rücken. Gestern noch hatte sie ihn um einiges besser trösten können, aber da war die Situation auch für sie noch sehr ernst gewesen. Nun wollte sie dieses Kapitel einfach nur noch abschließen. Dennoch wurde ihr in solchen Momenten immer wieder schmerzlich bewusst, dass es Dinge gab, mit denen Sasuke niemals, niemals abschließen konnte. Natürlich war ihr das schon immer klar gewesen, aber… Über die Jahre war es besser geworden. Weniger Alpträume, die sie daran erkennen konnte, dass er sie am nächsten Morgen fest umklammert hielt, weniger apathisches vor sich hin Stieren, es fiel ihm wesentlich leichter, morgens aufzustehen und auch an Tagen, an denen er nichts zu tun hatte, wirkte er stets anwesend.

Aber die Tage seit Toshios Ankunft schienen ihm den Abgrund wieder aufgezeigt zu haben, von dem sie beide eigentlich dachten, dass er ihm entflohen war.

Ugh. Und jetzt dachte sie schon entsprechend dramatisch.

„Sie… Haben nichts ernstgenommen…“, murmelte Sasuke schließlich in seine Hände.

„Ja, das stimmt.“, antwortete Sakura erleichtert, dass er überhaupt was gesagt hatte. „Aber… Ich glaube, das ist… Na ja, gut.“ Sie seufzte. „Ich glaube, es ist gut, dass unsere Kinder in einem Umfeld aufwachsen, in dem sie einfach nicht verstehen können, was es eigentlich bedeutet, was… Dir passiert ist, oder Toshio passiert ist.“

„Sie nehmen es nicht ernst!“, widersprach Sasuke ihr vehement. „Sie nehmen nichts ernst!“

„Das können sie ja auch gar nicht!“, behauptete Sakura. „Weil sie kein Verständnis davon haben, was tot eigentlich bedeutet! Sicher, sie wissen, dass das so ungefähr ihre Karriere ist, Menschen töten, und man kann ja an Sayuri sehen, wie vorbereitet sie darauf waren, aber sie haben keine Ahnung, wie es ist, einen Menschen zu verlieren und das ist ganz gut so!“ Sie atmete tief durch. „Es ist gut, dass sie in einem Umfeld aufwachsen, in dem es nicht die Norm ist, ohne beide Elternteile aufzuwachsen. Dass sie nicht verstehen können, was eben das für Betroffene bedeutet, ist ein unangenehmer Nebeneffekt, aber… Das… Werden sie schon lernen, und…“ Ihre Stimme versagte. Ohne ein weiteres Wort zog sie Sasukes Arme von seinem Gesicht und warf sich ihm so überstürzt in die Arme, dass er hintenüber kippte und sie nun auf dem Bett lagen. Dort lagen sie dann eine Weile, die Sasuke über an die Decke starrte und Sakura sich an ihn klammerte.

„Sasuke, bitte… Wir sind beide noch da. Mit allem anderen werden wir fertig.“, wisperte Sakura schließlich gegen seine Brust.

„Sie sind so… Respektlos…“, murmelte Sasuke einige Minuten später. Sakura unterdrückte ein Lachen.

„Ich glaube, dass ist für normale Kinder in dem Alter normal.“, meinte sie. „Außerdem haben wir sie ja nicht dazu erzogen, bei jedem Wort von uns stramm zu stehen und zu salutieren, oder?“

„Hm.“, machte Sasuke.

„Und dass sie nicht verstehen können, wie wichtig es war, dass wir alles ebenso gemacht haben, wie wir es gemacht haben, kann ich auch nachvollziehen.“, fuhr sie fort. „Ich meine, wenn man mal in Betracht zieht, wie wir erzogen wurden, war das schon überstürzt und pubertär und alles… Quasi so als Reaktion darauf, hm? Außerdem ist es nicht so, dass ich in meiner Erzählung das alles sonderlich ernstgenommen habe…“ Sie seufzte. „Wahrscheinlich liegt das daran, dass Sarkasmus unsere Art ist, diese Dinge zu verarbeiten. Aber auch das können unsere Kinder nicht verstehen, weil sie bisher nichts zu verarbeiten hatten. Jetzt ist das anders, und dafür machen sie uns verantwortlich. Keine angenehme, oder angebrachte aber durchaus normale Reaktion.“

„Und was machen wir jetzt mit Toshio und Sayuri?“, wollte Sasuke ernüchtert wissen. Sakura zuckte mit den Schultern.

„Toshio sollten wir irgendwie beschäftigen. Ich hab ihn vor kurzem mit einem Kunai gefunden, welches er wie hypnotisiert anstarrte, und musste ihm erstmal beibringen, wie man es richtig hält, weil er sich schon ausversehen dran geschnitten hatte…“, erzählte sie.

„Ah.“, machte Sasuke da fast mit einem Anflug von Spott. „Er hat sich dran geschnitten, ausversehen, verstehe.“

Verstört hob Sakura den Kopf von seiner Brust.

„Du glaubst doch nicht etwa…?“, setzte sie an, doch Sasuke zuckte nur mit den Schultern.

„Vielleicht sollten wir versuchen, ihn auch ausbilden zu lassen.“, schlug er dann vor. „Dann hat er immerhin was zu tun und genug Leute um sich herum, die uns berichten können, falls er ungute Tendenzen aufweist.“

Sakura schnaubte.

„Ja, wir wissen ja, wie gut dieses System funktioniert.“, stellte sie fest. Sasuke Brust unter ihr bebte, als er ein Lachen unterdrückte.

„Na, ich hätte das damals nicht geschafft, wenn nicht ein paar Zufälle aufeinander getroffen wären. Ohne Sharingan und Orochimaru wär’s kompliziert geworden.“

„Das ist wahr.“, stimmte Sakura zu und schmiegte sich noch ein wenig enger an ihn. „Und was Sayuri angeht… Na ja, sobald sich der erste Schock gelegt hat, wird sie sich schon wieder fangen…“
 

~
 

Drama. Hass. Hass. Möp.
 

Im letzten Teil musste ich meine alte Tastatur wieder benutzen. Ihr wisst schon, die vom Anfang von ANL4 vor… 4 Jahren, oder so, die gerne ds, fs und Leerzeichen verschluckt. Man vergebe mir also.

Katastrophe

Do you ever feel out of place?

Like somehow you just don’t belong,

An no one understands you…
 

Am nächsten Morgen wachte Sakura pünktlich um kurz nach fünf auf. Es war eine schlechte Nacht gewesen; Sasuke hatte sich ewig im Bett herumgewälzt und zweimal hatte sie ihn ob seiner Alpträume wecken müssen. Nun allerdings lag er wie gewöhnlich hinter ihr, sie fest an sich gepresst. Und ihrer Übelkeit nach zu schließen auch nicht erst seit fünf Minuten.

Sie drehte sich, wie üblich in den letzten Tagen, falls sie mal tatsächlich zum Schlafen gekommen sein sollten, zu ihm um und weckte ihn sanft.

„Hey.“, begrüßte sie ihn lächelnd. „Ich muss jetzt aufstehen. Glaubst du, du kannst weiter schlafen?“

Sasuke machte ein paar unverständliche Geräusche, ließ sie jedoch los und drehte sich weg. Sakura seufzte.

„Keine Sorge, ich werde heute im Krankenhaus vorbeischauen und dir Schlaftabletten besorgen, die für den traumlosen Schlaf, die dir damals schon geholfen haben, okay?“

Die Antwort war ein weiteres Grunzen.

Gut, wenigstens wollte er das mit dem Schlafen versuchen.
 

~
 

Eine kurze Morgentoilette später trat Sakura im Morgenmantel in die Küche, wo sie eine halbwegs angenehme Überraschung erlebte; am Küchentisch saß Toshio. Das an sich war ganz gut, allerdings spielte er wieder mit einem Kunai.

„Morgen.“, begrüßte sie ihn. „Warum bist du nicht in deinem Bett?“

„Mein Bett?“, antwortete er dumpf, immer noch auf die Messer vor ihm fixiert, an oder mit denen er sich bisher immerhin noch nicht geschnitten hatte.

„Klar, das, in dem du die letzte Woche geschlafen hast.“, definierte Sakura genauer und aß gegen die Übelkeit erstmal eine Banane, während sie die Utensilien fürs Frühstück aus den Schränken holte.

„Ich bleib hier?“, fragte er als nächstes. Aha. Anscheinend hatte er erwartet, nach der Szene gestern rausgeschmissen zu werden. Merkwürdig.

„Sicher.“, bestätigte Sakura. „Wo willst du denn sonst hin? Ich würde es ja durchaus begrüßen, wenn wir in diesem Dorf endlich mal ein Waisenhaus hätten, aber selbst wenn, du gehörst zur Familie, egal, wie entfernt. Und hey, wir sind eh schon so viele, da fällt einer mehr oder weniger gar nicht auf. Und immerhin bist du schon stubenrein und scheinst dich auch einigermaßen selbst versorgen zu können.“ Anstatt sich auf die Lippe zu beißen, biss sie lieber in ihre Banane, während sie Toshios Stärkebrei anrührte. Dann fügte sie mit sanfterer Stimme hinzu: „Außerdem hat deine Mutter dich doch hergeschickt, oder? Sie hat uns also die Verantwortung für dich übertragen.“

Sie hörte ihn im Hintergrund schniefen und beschloss, ihm nicht nur ebenfalls die Schlaftabletten zu besorgen, sondern auch schon mal ein paar Antidepressiva zu horten. Man konnte ja nie wissen.
 

Toshio hatte gerade seinen Stärkebrei, zusammen mit seinem Heulkrampf, heruntergewürgt und Sakura schweigend das Rühren des Pfannkuchenteigs abgenommen, als Natsuki die Küche betrat.

„Morgen.“, begrüßte Sakura auch sie. „Du hast heute wieder eine Mission, oder?“

„Ja.“, antwortete Natsuki knapp. „Könnte länger dauern.“

„Dachte ich mir fast.“, meinte Sakura mit einem leisen Lächeln. „Hier hast du dein Bento für heute; einmal mit Garnelen und eingelegten Pflaumen und einmal mit Hühnchen, Möhren und ein bisschen Nudelsalat. Und ein Sandwich für jetzt. Viel Erfolg!“

„Dann verarbeitest du das Ganze durch Kochen?“, fragte Natsuki skeptisch. Sakura lächelte, vielleicht eine Spur gehässig.

„Nein, Natsuki, ich komme meinen mütterlichen Pflichten nach. Und weil du ja als erstes wegmusst, habe ich das Meiste gestern schon vorbereitet.“

„Aha.“, machte Natsuki, nicht sonderlich überzeugt. Sakuras Lächeln wurde eine Spur breiter. Und gehässiger.

„Wenn ich das ganze überhaupt noch verarbeiten müsste, würde ich das garantiert anders tun, als durch Kochen. Das würde mich nur in Versuchung führen, das Essen zu vergiften, glaubst du nicht auch?“

„Ach du liebe Güte.“, kam es nun von Natsuki, die ihre Lunchboxen in ihren Rucksack packte. „Und da soll noch mal jemand behaupten, die Massenmordtendenzen kämen von meiner Seite der Familie…“

Und nun ließ Sakura ein gekünsteltes, hohes Kichern hören.

„Nun, sagen wir, deine Seite der Familie ist nicht ganz unschuldig daran, dass ich diese Tendenzen entwickeln musste, hm?“, fragte sie. „Aber mit der Zeit lernt man, mit so etwas umzugehen. Wo kämen wir denn hin, wenn ich euch das immer noch vorwerfen würde?“

„Okay, okay, die Nachricht ist angekommen.“, teilte Natsuki ihr mit und hob abwehrend die Hände.

„Sehr schön.“, sagte Sakura, ihre Stimme sofort um einiges kühler. „Denn auch dir könnte ein wenig mehr Respekt durchaus guttun.“

„Was kommt als nächstes?“, wollte Natsuki wissen. „Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst…? Hey, der gehört nicht einmal dir. Und zur Hälfte eigentlich mir.“

„Nun ja.“, widersprach Sakura ihr. „Eigentlich hatten wir uns darauf geeinigt, dass sein Vater es sehr deutlich machte, dass er auf sein Erbe verzichten möchte, und alles was dir gehört, ist eine Abfindung, aber… Du gehst jetzt besser. Wir machen dem Jungen Angst.“

„Oh?“ Natsuki nahm nun zum ersten Mal Toshio im Raum wahr, der wie erstarrt aufgehört hatte, den Teig umzurühren und nun entsetzt in die Schüssel starrte. „Ach, Kleiner, mach dir nichts aus uns. Wir haben uns alle noch lieb! Und eine merkwürdige Art, das zu zeigen, aber hey, da gewöhnt man sich dran. Immerhin sind wir hier alle irgendwie Psycho- und Soziopathen, das liegt in der Familie! Bis dann!“

Und mit diesen Worten entschwand sie.
 

Äußerst verstimmt begann Sakura, Reis in verschiedene Bentoboxen zu füllen.

„Nimm sie bloß nicht zu ernst.“, riet sie Toshio. „Ich hab das komische Gefühl, sie muss gerade ihre rebellische Pubertät nachholen, die sie nie hatte. Na ja, kann daran liegen, dass das Haus immer zu voll war mit kleinen Kindern, als dass sie damit Aufmerksamkeit erregt hätte, aber hey. Ich hätte sie als erwachsener eingeschätzt.“ So schimpfte sie eine Weile vor sich hin, nahm Toshio zwischendurch den Pfannkuchenteig ab und bereitete Selbige zu, während sie Gemüse kleinschnitt. Zusätzlich aß sie die nun zweite Banane, auch wenn sie nicht mehr so genau wusste, warum die was gegen ihre Übelkeit tun sollten. Zumindest half es ihr, ihren nicht wirklich vorhandenen Mageninhalt drinnen zu behalten.

„Morgen.“, ertönte es da von der Tür aus. Yuki war aufgestanden. „Pfannkuchen?“, stellte er überrascht fest.

„Ja, für unser erstes Familienfrühstück seit Langem.“, erläuterte Sakura. „Bedien‘ dich.“

Yuki tat wie ihm geheißen und betrachtete sie dabei misstrauisch.

„Wieso isst du Bananen?“, wollte er dann wissen. „Du hasst die Dinger doch…“

„Ach, mir war danach.“, winkte Sakura ab. Verdammt, kluges Kind.

„Okay…“, machte Yuki und nahm sich ebenfalls eine Banane, um sie auf seinem Pfannkuchen zu verteilen. Toshio, der nun ohne eine Aufgabe herumsaß und immer noch das Kunai angestarrt hatte, welches Sakura ihm aus pädagogischen Gründen nicht weggenommen hatte, warf er hin und wieder misstrauische Blicke zu. Vielleicht hatte Yoko ja doch Recht gehabt und es wäre besser gewesen, ihn nicht mit nach Hause zu nehmen…

„Yuki, möchtest du was Süßes in deine Box?“, fragte Sakura ihn, 6 fertige Pfannkuchen und ebenso viele befüllte Boxen später.

„Damit Yoko mich auslacht? Nein danke.“, war Yukis pragmatische Antwort darauf. „Gib mir mehr Gemüse.“

„Na, wenn du meinst…“, amüsierte sich Sakura und fügte noch ein paar Kirschtomaten hinzu.
 

Als Tsugumi wenige Minuten später die Küche betrat, hatte Yuki sein Geschirr gerade weggeräumt und sich zu seinem morgendlichen Aufwärmtraining verabschiedet.

„Morgen.“, grüßte Tsugumi mürrisch, sie war keine Frühaufsteherin, zwang sich aber trotzdem immer so früh wie möglich aus dem Bett, zur Selbstdisziplinierung.

„Guten Morgen!“, flötete Sakura ihr entgegen. „Irgendwelche Extrawünsche für dein Bento?“

„Mehr Gemüse.“, meinte Tsugumi prompt, während sie sich, die Pfannkuchen keines Blickes würdigend, eine Schüssel und Müsli aus dem Schrank holte. Als sie selbiges schließlich mit Milch übergossen hatte und sich nun nach Früchten zum Reinschneiden umsah, betrachtete sie ihre Box, lila, wie die von Natsuki, kritisch. „Und mehr Garnelen. Lass dafür die Kekse weg.“

„Dachte ich mir.“, murmelte Sakura und packte die kleinen Kekse zusätzlich in Sayuris Lunchbox.

Tsugumi setzte sich währenddessen Toshio gegenüber, auf denselben Platz, auf dem zuvor Yuki gesessen hatte, und begann, ihr Müsli zu löffeln.

„Steht heute irgendwas für uns an, oder wieso kriegen wir alle schon mal Mittagessen?“, wollte sie wissen.

„Keine Ahnung.“, gab Sakura zu. „Aber ich werde heute fast den ganzen Tag weg sein, und ihr sollt ja nicht vom Fleisch fallen.“

„Und was wird aus dem Chuuninexamen? Ich meine, wird das wiederholt, oder so?“, fragte Tsugumi weiter.

„Keine Ahnung, Schätzchen. Ich bin nicht länger wieder hier als du.“, erwiderte Sakura und goss die vorletzte Kelle Teig in die Pfanne. „Aber Hinata wird bald hier sein, wahrscheinlich weiß sie was darüber. Sie ist ja glücklicherweise mit der Quelle verheiratet.“

„Wir sind mit der Quelle nach Hause gefahren.“, erinnerte Tsugumi sie trocken.

„Da hatte ich persönlich jetzt andere Sorgen.“, meinte Sakura ebenso trocken.

„Oh, stimmt, und Informationen vorzuhalten, die wir wenige Stunden später dann doch gekriegt haben.“, erinnerte sich Tsugumi triumphierend.

„Ja, und das habt ihr nur eurem Vater zu verdanken.“, stellte Sakura klar. „Wenn es nach mir ginge, hättet ihr erstmal ein wenig… Erwachsener werden sollen.“ Sie persönlich hatte sich nach ihrem ersten Chuuninexamen immerhin in einer Persönlichkeitskrise befunden. Nicht, dass die ihr damals schon allzu viel gebracht hätte, aber hey.

„Und wozu das Ganze?“, stöhnte Tsugumi genervt. „Ich wette mit dir, dass wir jede Art, auf die unser Onkel die Clanmitglieder umgebracht hat, innerhalb der ersten beiden Akademiejahre in allen Einzelheiten inklusive Vor- und Nachteile und ästhetischeren Varianten durchgekaut haben.“

„Eben.“, sagte Sakura. „Die Mechanik des Ganzen kennt ihr. Dummerweise seid ihr aber noch nicht reif genug, zu begreifen, was das auf emotionaler Ebene bedeutet.“ Während ihres Gespräches warfen sowohl Sakura als auch Tsugumi gelegentlich leicht beunruhigte Blicke auf Toshio, der aber gerade damit beschäftigt war, sein neustes Spielzeug im Licht zu drehen und die Reflektion der Lampe darin zu betrachten.

Ob das jetzt gut oder schlecht war, sei mal dahin gestellt.

„Na ja.“, nuschelte Tsugumi nach ausgiebiger Betrachtung Toshios nun doch etwas kleinlaut. „Ich glaube, wir gewinnen davon gerade einen recht… Lebensnahen Eindruck.“ Dann fügte sie, den Mund nun wieder voller Müsli, hinzu: „Und trotzdem. Das einzige, was wir uns von dem gestern nicht selbst hätten zusammenreimen können, war, wie peinlich ihr früher wart.“

Sakura seufzte.

„Okay, dann lass es mich so formulieren.“, schlug sie vor. „Wenn eure These aufgegangen wäre und wir durch Ausnutzen des Systems trotzdem in der jetzigen Konstellation geheiratet und Kinder gekriegt hätten, weißt du, was dann im Moment hier los wäre?“

„Alle würden dich ernster nehmen, wenn du Verschwörungen entdeckst?“, war Tsugumis erster Vorschlag. Sakura schnaubte.

„Nein, auch dann wäre ich noch eine hysterische, rosahaarige Frau mit Zivilistenhintergrund, die nur aus Glück und Titten ihre gesellschaftliche Position erreicht hat. Und damit meine ich Frau eures Vaters.“, widerlegte Sakura diese These.

„Aus Glück und Titten?“ Tsugumi lachte. „Das hört sich ja doch um einiges epischer an als Patronin aller Liebenden, oder so.“

Darüber musste auch Sakura schmunzeln.

„Egal, darauf wollte ich gar nicht hinaus.“, winkte sie ab. „Jedenfalls würden uns dann gerade deine und Sayuris potenzielle Ehemänner, in einer Altersspannweite zwischen minus ein paar Monaten und plus vierzig Jahren, das Haus einrennen, um was von eurem Talent abzukriegen, und so. Die meisten davon entweder gut zahlende Feudalherren oder hochrangige Ninjas aus anderen Dörfern, die gerne was vom Sharingan abhätten. Und irgendwann würde dann der erste mit Krieg drohen und hey, verabschiede dich von deiner Karriere und deiner Seele. Das Gesetz ist ja sogar dafür gewesen, sobald die Eltern zustimmten. Und hätten wir das nicht getan, hallo Bürgerkrieg.“

Tsugumi überlegte kurz.

„Dorfinterner Frieden über dorfexternen.“, war dann ihr Kontraargument. „Sayuri und ich, na ja, und Kaori am besten auch, suchen uns einfach jemanden hier im Dorf, der nett ist und höhere Ansprüche hat, mit dem wir dann eine Art Zweckbeziehung eingehen, oder sowas.“

Sakura schmunzelte.

„Das ist ja alles schön und gut.“, gab sie zu. „Aber ihr könnt dummerweise nicht alle Makoto heiraten.“

Tsugumi verschluckte sich an ihrem Müsli.

„Der wird ja wohl nicht der einzige mit höheren Ansprüchen sein!“, empörte sie sich. Sakura überlegte ebenfalls kurz.

„Hm, also… Lass mich überlegen… Ja, doch.“, musste sie ihrer Tochter leider mitteilen. „Vielleicht ein paar andere Hyuugas, die nicht in eurem Alter sind auch noch, aber…“

„Und was ist mit Hiro, oder so?“, ereiferte sich Tsugumi nun.

Sakura lachte fies.

„Hiro, meine Liebe, wäre dazu verpflichtet, sich eine Frau aus einem anderen Dorf zu nehmen und so unsere Relationen zu stärken. Yoshiko zum Beispiel. Das wäre optimal.“ Dann stutzte sie kurz. „Und er interessiert dich in diesem Kontext so, weil…?“

Bitte?“ Tsugumi verschluckte sich vor Empörung gleich nochmal. „Was möchtest du damit andeuten?“

„Hm, na ja…“, überlegte Sakura. „Sag du’s mir.“

Ich kann dir dazu rein gar nichts sagen.“, versuchte Tsugumi würdevoll hervorzubringen.

„Ach ja, stimmt ja…“, fiel Sakura nun ein, die eines ihrer fiesen, wissenden Mütterlächeln aufgesetzt hatte. „Sayuri meinte ja ohnehin, du wärst viiiel mehr an Shikkun interessiert. Morgen, übrigens!“, begrüßte sie Sayuri und Tsuyoshi, die nun auch endlich mal zum Frühstück erschienen.

„Du elende Verräterin!“, keifte Tsugumi nun ihre Schwester an und sprang auf. „Wie kommst du dazu, sowas zu erzählen?“

Sayuri starrte sie kurz ein wenig ungläubig bis hin zu mäßig beunruhigt an.

„Noch dazu ist das ÜBERHAUPT NICHT wahr!“, fügte Tsugumi dann noch hinzu.

„Oh, diese Überzeugungskraft.“, kommentierte Sakura dies vom Küchentisch aus. Sayuri wagte nun ein nervöses Kichern, Tsuyoshi lief leicht grünlich an und Toshio, unbeachtet von allen, hatte begonnen, Kerben in die Tischkante zu ritzen.

„Und ich habe dir schon mal gesagt“, setzte Tsugumi nun erneut an, vehement darum bemüht, ihre königlich amüsierte Mutter im Hintergrund zu ignorieren. „Shikkun und ich sind höchstens gute Freunde!“ Nach einer weiteren kurzen Pause fügte sie dann noch hinzu. „Und ich habe ihn nur geküsst, weil ich das Geld haben wollte!“

„Oh, du hast ihn geküsst?“, setzte Sakura nun noch eins drauf. „Ist ja interessant…“

Tsugumi sah kurz vollkommen außer sich zwischen ihrer Mutter, ihrer lachenden Schwester und ihrem ernsthaft krank aussehendem Bruder hin und her, bevor sie händeringend einen Laut der Verzweiflung ob dieser geballten Dummheit ausstieß und verschwand, nicht ohne ihre Geschwister dabei beide zu rammen.

„Nur mal so.“, meinte Tsuyoshi, der sich ein wenig groggy an seinen Platz setzte. „Wenn sie jetzt rausrennt und Yuki umbringt, bist du Schuld.“

„Och, der kann sich wehren.“, tat Sakura dies ab. „Pfannkuchen?“
 

Und fürwahr, wenige Minuten später betrat Yuki die Küche erneut, nun mit vollständig gepackter Schultasche und sehr verstört wirkend.

„Was zur Hölle habt ihr mit Tsugumi angestellt?“, wollte er wissen. Sayuri kicherte erneut.

„Och, sie nur ein wenig geärgert.“, erläuterte Sakura, die nun endlich ihren eigenen Pfannkuchen verspeiste. „Wieso? Läuft sie gerade Amok?“

„So ähnlich.“, berichtete Yuki. „Momentan ruiniert sie allerdings nur ihre Kunais, indem sie sie in die Gartenmauer wirft.“

„Die mit den Uchihazeichen drauf?“, fragte Sakura skeptisch. „Yikes. Lasst das bloß nicht euren Vater hören…“

„Wieso?“, fragte Tsuyoshi neugierig, den Mund voll mit seinem zweiten Pfannkuchen.

„Ähm, euer Onkel hat wohl kurz vor dem Massaker etwas ähnliches angestellt…“, erklärte Sakura. „Glaub ich zumindest.“

„Witzig.“, kommentierte Yuki dies. „Natsuki hat uns an diesen Wänden auch immer das Werfen von Kunais beigebracht.“

Sakura stöhnte.

„Ich hoffe ja, sie offenbart uns bald, wer ihr heimlicher Liebhaber ist und zieht aus.“, murmelte sie. „Wenn von euch irgendwer mit einundzwanzig noch zu Hause wohnt, weiß ich, dass ich was falsch gemacht habe…“

„Hast du Natsuki nicht auch schon erzogen?“, fragte Tsuyoshi nicht hilfreich.

„Hm, nein.“, überlegte Sakura. „Die kam schon furchtbar erwachsen und stubenrein zu uns, das einzige, was ich versucht habe, ihr anzuerziehen, war, mich nicht mehr mit Tante anzureden… Na ja. Hätte ich mir an sich auch sparen können.“

„Und dann habt ihr eure Revolution gestartet und sie alleine gelassen.“, führte Tsuyoshi die Geschichte fort. „Da wäre ich auch angepisst.“

„Sie war nicht alleine!“, entrüstete sich Sakura. „Tsunade hat sich um sie gekümmert.“

„Ach so?“, fragte Yuki verwundert. „Dafür hat sie aber nach Tsunade-samas Tod nicht sehr mitgenommen gewirkt…“

„Hm, stimmt…“, fiel Sakura da zum ersten Mal auf. „Merkwürdig…“

Doch bevor sie weiter über dieses Thema nachdenken konnte, betrat Hinata den Türrahmen zur Küche und blieb darin stehen, Yoko folgte ihr mit einigen Schritten Abstand.

„Guten Morgen!“, begrüßte Hinata die versammelten Uchihas mit einer Verbeugung. Dann lächelte sie Sakura an und verbeugte sich zusätzlich noch einmal vor ihr. „Ich bin froh, dass ihr alle wohlbehalten zurückgekommen seid.“

„Ja, danke.“, meinte Sakura, und verkniff es sich, Hinata darauf hinzuweisen, dass sie ihre Emotionen unter Kontrolle halten sollte, so viel Zuneigung wäre ihr ja ganz unangenehm.

„Naruto lässt ausrichten, dass die Drillinge um acht Uhr zu ihm ins Büro kommen sollen.“, fügte Hinata hinzu. „Es geht wohl um das Ergebnis des Chuuninexamens.“

„Cool.“, meinte Tsuyoshi dazu, als Zeichen seiner Kenntnisnahme.

„Und außerdem möchte Ino sich heute Abend mit uns treffen.“, verbreitete Hinata eine weitere Information, diesmal wieder an Sakura allein.

„Okay.“, meinte diese. „Der übliche Ort?“

„Ja.“, bestätigte Hinata. Dann verneigte sie sich und nickte Yuki zu, ihr zu folgen. Yoko, die die ganze Zeit hinter ihrer Mutter im Flur gestanden hatte, war zur Seite getreten, um Hinata einen gewissen Vorsprung zu gewähren, jedoch, wie Sakura sehr genau wusste, nicht aus Höflichkeit.

Generell fand sie die Beziehung von Hinata und Yoko äußerst… Merkwürdig, um es nett auszudrücken. Es war sehr offensichtlich, dass Yoko eigentlich so gut wie niemandem Respekt entgegen brachte, Sakura konnte sich da noch zu den Menschen zählen, die am höchsten in ihrer Gunst standen. Und besonders zu verabscheuen schien Yoko ihre Mutter.

Sakura hätte eine solche Feindseligkeit in ihrer Familie niemals geduldet. Natürlich, sie ärgerten sich alle ständig und gelegentlich, wie irgendwie im Moment, krachte es auch schon einmal heftiger, aber eine offene Feindschaft zwischen Familienmitgliedern kam überhaupt nicht infrage und wäre eine der seltenen Gelegenheiten, zu denen Sakura ernsthaft und mit all ihrer Macht als Elternteil eingegriffen hätte.

Aber sie konnte durchaus nachvollziehen, wie es bei Yoko zu diesem Verhalten gekommen war;

charakterlich schaffte es Yoko, mit ihrer unfreundlichen und handgreiflichen Art, gleichzeitig das Gegenteil beider Elternteile darzustellen. Dass sie sich dementsprechend unwohl zu Hause fühlte, war also nicht schwer nachzuvollziehen. Und während Sakura glaubte, dass Naruto dies ernsthafte Sorgen bereitete, war dieser viel zu selten zu Hause, um etwas dagegen tun zu können.

Hinata jedoch hatte eine recht… Kompromisslose Art, ihre Kinder zu erziehen. Für die sie an und für sich ja auch nichts konnte, sie kannte es ja selbst nicht anders. Von einer Familie, die einen bei der Rückkehr mit Steinen bewerfen wollte, konnte man da keine pädagogischen Meisterleistungen erwarten.

Und so wirkte die Beziehung zwischen Hinata und Yoko genau genommen wie die zwischen, nun ja, politischen Feinden; Yoko machte es sehr deutlich, was sie von ihrer Mutter hielt, beließ es allerdings bei bösen Blicken und gelegentlichen Bemerkungen, und Hinata tat so, als würde sie beides nicht bemerken und behandelte ihre Tochter mit kühler Höflichkeit.

Jedoch hatte Sakura im Moment irgendwie besseres zu tun, als sich über die Erziehungsmethoden ihrer Freundinnen Gedanken zu machen.

Kaum hatte Hinata mit Yuki und Yoko das Haus nämlich verlassen, hörte sie, wie sich auch die restlichen Familienmitglieder nun endlich rührten; Hiroshi rannte aufgeregt zwischen seinem Zimmer und dem Bad hin und her und beschwerte sich wieder einmal lautstark über seine heutige Garderobe, schwarz. Passte zur allgemeinen Stimmung.

Hätte Sakura gerade darauf geachtet, wäre ihr eventuell aufgefallen, wie Sayuri sich auf ihrem Stuhl verkrampfte und Toshio weiterhin Kerben in die Tischplatte ritzte, aber sie war wieder mit Bentos beschäftigt.

„Irgendwelche Sonderwünsche?“, fragte sie Sayuri und Tsuyoshi.

„Mehr Fleisch.“, war Tsuyoshis sofortige Antwort.

„Nein.“, hauchte Sayuri fast unhörbar.

„Okay.“, meinte Sakura und kam Tsuyoshis Wunsch nach. „Sayuri-chan, du hast Tsugumis Kekse bekommen, ist das okay?“

Doch ob das okay war erfuhr sie nicht mehr, da Sayuri in diesem Moment hektisch aufsprang und die Küche verließ. Verwundert sah Sakura sich um

„Was ist denn nun los?“, wollte sie wissen.

Sasuke, der mit Satoshi auf dem Arm im Türrahmen stand, stöhnte.

„Ich hab da so eine Ahnung…“
 

~
 

„Okay, also, hi erstmal.“, begrüßte Naruto formschön die in seinem Büro versammelten Genins. Das waren zum Einen die Teams der Drillinge und zum Anderen ein weiteres Team aus Konoha, welches schon etwas älter war. Er hatte ob des offiziellen Anlasses seinen Mantel angezogen und sogar den Hut aufgesetzt. Oder vielleicht hatte er das auch nur gemacht, um von seinen Augenringen abzulenken, die von mehreren Tagen außenpolitischer Turbulenzen zeugten.

„Nach dem recht… Unerwarteten Ausgang der zweiten Runde, haben wir Kages mehr oder weniger einstimmig beschlossen, dass Examen an dieser Stelle zu beenden.“, erklärte er die Situation. „Einerseits weil jetzt jeder gerne seine Schäfchen ins Trockene bringen wollte.“ Hierbei wanderten aller Augen kurz zu den Drillingen hinüber. „Andererseits aber auch, da wir alle der Ansicht waren, dass nach dem ohnehin schon erhöhten Schwierigkeitsgrad dieses Jahr gar keine weiteren Tests mehr nötig sind und wir somit alle Teams, die das Ziel der zweiten Runde erfüllt, also alle drei Schriftrollen eingesammelt haben, direkt befördern können. Ja, genau, herzlichen Glückwunsch.“

Diese Worte lösten jedoch nicht allzu große Begeisterung bei den Anwesenden aus.

„Nur mal so…“, setzte Tsugumi an. „Wie wäre es denn weitergegangen, wenn das Examen nicht abgebrochen worden wäre?“

„Na ja…“, meine Naruto. „Dann hätten wir alle Teilnehmer der dritten Runde, also alle, die es durch den Wald geschafft haben, in Einzelkämpfe geschickt um die Teilnehmerzahl nochmal zu halbieren, um euch dann einen Monat Vorbereitungszeit zu geben, bevor ihr in einem richtig großen Turnier kämpft, so vor allen Geldgebern und sowas.“

„Heißt das, wir hätten gegeneinander kämpfen müssen?“ , hakte Tsuyoshi nach. „Und das hätte unsere Mutter zugelassen.“

Naruto grinste ein wenig traurig.

„Ja, an dem Teil des Examens hatte sie immer besonders viel Spaß, das wäre also okay gewesen. Ich weiß nicht genau, was passiert wäre, wenn ihr innerhalb der Familie gegeneinander kämpfen müsstet, aber… Hey, darüber müssen wir uns ja jetzt keine Gedanken mehr machen, hm? Auch wenn du deiner Mutter ausrichten kannst, dass wir in Zukunft vielleicht häufiger auf sie hören sollten… Na ja, egal. Gute Arbeit, ihr alle, ich guck später mal, ob ich was für euch zu tun finde, bis dahin habt ihr frei. Auf Wiedersehen.“
 

~
 

„M-Makoto-kun?“, sprach Sayuri selbigen zaghaft an, als sie alle das Gebäude verlassen hatten und sich auf ihre eigenen Wege machten.

Makoto drehte sich um und warf ihr einen vernichtenden Blick zu, der sie zurückschrecken ließ.

„Also, ich, i-ich… Ich wollte nur fragen… W-wegen deinem Arm…“, stotterte sie und sah dabei auf den Boden, die Arme hinter dem Körper verschränkt. Makotos Arm war gegenwärtig dick bandagiert in einer Schlinge und verströmte einen recht bissigen Geruch.

„Blutvergiftung.“, teilte er ihr knapp mit. „Verbrennungen zweiten bis dritten Grades, außerdem fast noch eine Alkoholvergiftung. Wird nie ganz verheilen.“

„Oh mein Gott!“, schluchzte sie auf und schlug sich die Hände vor den Mund. „Das… Oh mein Gott, das tut mir so Leid, das wollte ich nicht, Makoto-kun, ich…“

„Tja.“, machte er bitter. „Nächstes Mal solltest du vielleicht mehr üben, bevor du irgendwelche komischen Techniken ausprobierst.“

Sayuri starrte ihn an, und er konnte sehen, wir sie mit den Tränen kämpfte. Dann wich sie einen Schritt zurück, bevor sie sich umdrehte und davon rannte.

Makoto biss sich auf die Lippen. Was er ihr nicht gesagt hatte, was, dass er wegen der Blutvergiftung zwei Tage lang bewusstlos gewesen war und das, was er von seinem Arm spüren konnte, sich anfühlte, als würde es immer noch brennen.

Er hatte ihr auch nicht gesagt, dass er sich an alles erinnern konnte, was er unter dem Einfluss von Sake gesagt und getan hatte und es ihm deswegen äußerst schwer fiel, auch nur irgendwen anzugucken. Und dass er sich nicht sicher war, ob er das, was er gesagt und getan hatte, auch so meinte.

Na ja, das war jetzt anscheinend eh egal. Es kam ihm irgendwie unwahrscheinlich vor, dass sie nochmal mit ihm reden würde, ohne in Tränen auszubrechen.

Aber letztendlich war es wahrscheinlich sogar besser so…
 

~
 

Schlaftabletten zu beschaffen, ohne dabei aufzufallen, sollte eigentlich nicht so einfach sein, dachte sich Sakura, als sie eine Schublade leerte. Und eigentlich sollte auch jemand hier sein, der ihr dabei auf die Finger schaut, damit sie auch ja keine illegalen Mengen oder Substanzen aus dem Krankenhaus entwendete.

Nun, die Menge der Substanz war auf jeden Fall illegal. Vor Allem ohne Rezept. Und die Substanz an sich war eigentlich auch illegal, ganz ohne Rezept. Und streng genommen war es auch illegal für sie, sich in dem Raum mit den illegalen Substanzen zu befinden, sie war immerhin Medic und keine Pharmazeutikerin. Streng genommen müsste sie sich selbst etwa zweimal verhaften und fünfmal vom Dienst suspendieren für das, was sie gerade tat.

Hach, es war schon schön, Teileigentümerin des Krankenhauses zu sein.

Von den Schlaftabletten ging sie zu den Antidepressiva. Auch und gerade die musste man eigentlich streng dosiert verabreichen und auch nicht ohne Rezept oder Gutachten oder sonst irgendwas.

Sasuke konnte sich kein Gutachten leisten. Psychische Labilität kam in Führungspositionen nicht so gut. Und das letzte, was Toshio gebrauchen konnte, waren noch mehr Gespräche über seine Erlebnisse mit irgendwelchen Gutachtern.

Gab es sowas wie medizinische Selbstjustiz? Wenn ja beging Sakura gerade genau das. Genauso wie Nepotismus und bestimmt noch ganz viele andere verabscheuungswürdige Dinge.

Und das einzige, worum sie sich gerade Sorgen machte, war, dass Toshio die Antidepressiva eventuell nicht vertragen könnte. Also nahm sie am besten ganz viele Verschiedene mit und sah zu, dass sie den Jungen immer unter Beobachtung hatte.

Welche Art Sasuke am besten vertrug, wusste sie ja.

Mehr oder weniger diskret ließ sie die Schächtelchen in ihre Tasche gleiten und verließ den Raum wieder. Sie hatte Shizune darum gebeten, genau heute und genau für diesen Zeitraum diskret niemanden dort zu haben. Und da für den Durchschnittsbürger der Staat nicht allzu transparent war, war die Auszubildende, die jetzt eigentlich ihre Schicht gehabt hätte, glücklich eine halbe Stunde früher abgezogen und hatte sich Theorien über wichtige Staatsangelegenheiten zusammengereimt.

Oh, das tat Sakura ja auch noch. Sie nutzte ihre politische Position aus. Wirklich kein guter Tag fürs Karma, heute.

Bemüht, möglichst unverdächtig und unauffällig zu wirken, was ab einer gewissen Prominenz in Verbindung mit rosa Haaren nicht gerade leicht war, kehrte Sakura in den allgemein zugänglichen Bereich des Krankenhauses zurück, genauer gesagt in ein Wartezimmer, in dem sie Toshio gelassen hatte. Denn irgendwo musste der ja auch bleiben und ihn den ganzen Tag alleine zu Hause zu lassen erschien nicht sonderlich empfehlenswert. Am Ende würde er noch das ganze Haus mit lustigen Kerben wie auf dem Küchentisch verzieren.

Dummerweise war Toshio nicht mehr da.

„Oh, scheiße…“, murmelte Sakura und sah sich hektisch um. Nirgendwo war eine Spur von ihm zu sehen. Sie hielt eine Krankenschwester am Arm fest. „Akemi, hast du den Jungen gesehen, mit dem ich hergekommen bin?“, fragte sie im Flüsterton. „Elf Jahre alt, schwarze Haare, sehr dünn und sehr blass?“

„Hm…“, machte das junge Mädchen nachdenklich. „Ich glaube, der ist in Richtung Medikamentenlager verschwunden.“

„Da komm ich gerade her!“, widersprach Sakura.

„Na, dann hat er nach Ihnen gesucht, was weiß ich!“ Akemi riss sich los. „Verzeihen sie bitte, ich habe zu tun!“

Fluchend drehte Sakura um und lief den langen Gang zurück. Hier gab es eigentlich nichts außer der im Moment nicht bewachten Medikamentenkammer… Na ja, Halle würde es eher treffen, und diverse Lagerräume… Sie versuchte ihr Glück beim erstbesten. Nichts, außer Verbandszeug und Wattebäusche, alles vorbildlich steril verpackt.

Der nächste Raum war voller Formulare und Schreibutensilien und dummerweise auch ohne Toshio.

Mist.

Der dritte Raum war voller chirurgischer Instrumente. Und die Tür war nur angelehnt.

Wie wunderbar.

„Toshio?“, rief Sakura, als sie den Raum betrat. „Bist du hier?“

Keine Antwort.

Nicht, dass sie eine erwartet hätte…
 

Sie fand Toshio an einem Regal gelehnt sitzen, in der einen Hand ein Skalpell, in der anderen… Konnte man kaum noch eine Hand erkennen.

„Oh Gott, was zur Hölle tust du da?“, kreischte Sakura und kniete sich zu Toshio auf den Boden, ihm das Skalpell entwindend, mit welchem er sich Muster in die rechte Hand und den rechten Unterarm geschnitten hatte. Alles nicht sonderlich tief, aber er blutete aus sehr vielen Schnitten und zu seinen Füßen hatte sich bereits eine Lache gebildet.

Fluchend legte Sakura die Hände auf den Arm und begann, die Schnitte zu heilen.

Gott sie Dank hatte er sich nichts ernsthaft kaputt gemacht; Nervenbahnen und Ähnliches waren noch erhalten und zu viel Blut hatte er auch noch nicht verloren.

„Was hast du dir dabei gedacht?“, fuhr sie ihn an. Toshio zuckte nur die Schultern und starrte seinen Arm fasziniert an.

Oh, großartig. So gesehen war es wohl herzlich egal, was für Antidepressiva sie ihm gab, solange er überhaupt welche bekam.

Sie brauchte etwa fünf Minuten, um den Arm wieder hinzukriegen, wollte sich aber gar nicht erst ausmalen, was geschehen wäre, wenn sie auch nur ein wenig später gekommen wäre.

Was hatte sie sich nur dabei gedacht, den Jungen unbeaufsichtigt zu lassen? Und dass auch noch in einem Krankenhaus! Umringt von so viel Tod und Leid und spitzen Objekten. Da musste er ja auf dumme Gedanken kommen…

Sie überließ es einer nicht allzu beschäftigten Krankenschwester, sich um die Beseitigung der Sauerei zu kümmern, oh, es war schon schön, Teileigentümerin des Krankenhauses zu sein, und zerrte Toshio mit sich nach Hause.

„Hör mal zu, Toshio.“, versuchte sie dann, auf ihn einzureden. „Tu sowas nicht, das bringt nichts. Du fühlst dich dadurch nicht besser, zumindest nicht langfristig, und sterben lassen wir dich sowieso nicht. Das… Dürfen wir gar nicht, immerhin…“ Sie biss sich auf die Lippen. Oh, oh. Die Übelkeit kehrte zurück. „Immerhin gehörst du jetzt zur Familie…“

„Da hab ich nicht drum gebeten.“, nuschelte Toshio.

„Nach deiner Meinung hat ja auch keiner gefragt.“, stellte Sakura fest. „Das hat deine Mutter so beschlossen. Und die hätte bestimmt nicht gewollt, dass du dich umbringst.“

Ob das überhaupt auch nur ansatzweise das richtige zu sagen war, wusste sie nicht. Sie hatte keine Ahnung, wie mit Toshio umzugehen war. Sie hatte ja auch keine Ahnung, wie genau sie damals Sasuke geholfen hatte. Witzig, sie hatte ja nicht einmal bemerkt, dass sie das getan hatte. Nur irgendwie glaubte sie nicht, dass sie mit Toshio nochmal solches Glück haben würde.

„Okay…“, murmelte sie dann und bugsierte Toshio auf einen Küchenstuhl. Der Rest der Familie war unterwegs, in der Akademie oder sonst wo. Sie holte ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser. Dann setzte sie es Toshio vor und begann, in ihrer Tasche zu wühlen, bis sie sowohl die Schlaftabletten als auch ein Antidepressivum hervorgezaubert hatte. Von beidem legte sie ihm eine halbe Tablette hin.

„Nimm die ein, dann geht es dir besser. Guck nicht so, mach es einfach.“, wies sie ihn an. Das konnte jetzt natürlich nicht die Lösung für all ihre Probleme sein, den Jungen unter Drogen zu setzen, wenn er schwierig wurde, aber im Moment tat sie ihm damit noch einen Gefallen.
 

Es hatte seinen Grund, dass die Tabletten so streng reguliert eingenommen werden mussten; keine drei Minuten nach der Einnahme lag Toshio mit dem Kopf auf der Tischplatte. Und es würde noch bis zum nächsten Morgen dauern, bis er wieder aufwachte.
 

~
 

Die nächste Banane verspeisend, richtete Sakura für die fast komplett versammelte Familie das Abendessen an; Gulasch. Sasuke, Natsuki und Toshio fehlten noch, aber zumindest Sasuke wurde erwartet.

Außerdem hatte sie das merkwürdige Gefühl, dass Sayuri nicht allzu anwesend war, ansonsten hätte sie ihr nämlich schon längst geholfen.

„Wieso isst du schon wieder Bananen?“, fragte Yuki misstrauisch.

„Zur Beruhigung.“, flunkerte Sakura. „War ein anstrengender Tag heute, fragt nicht weiter.“

„Das letzte Mal, dass du Bananen gegessen hast, war, als du mit Satoshi schwanger warst.“, stellte Tsugumi, ebenso misstrauisch fest. Sakura lachte freudlos.

„Ja, sag ich doch.“, meinte sie. „Zur Beruhigung.“

„Und wo ist Toshio?“, wollte Yuki weiter wissen.

„In seinem Bett.“, antwortete Sakura. „Fragt nicht weiter.“

„Hat wahrscheinlich was mit ihrer Beruhigung zu tun…“, mutmaßte Tsugumi halblaut. Sakura überging dies geflissentlich.

„Und ihr seid jetzt also Chuunin? Na, herzlichen Glückwunsch.“, versuchte sie, ein weniger verfängliches Gespräch einzuleiten.

„Ja, aber mehr so durch Zufall.“, meinte Tsuyoshi.

„Oh, ja.“, stimmte Tsugumi ihm zu. „Ich hätte zu gern noch dieses Turnier mitgemacht…“

„Hättest du nicht.“, widersprach Sakura ihr. „Die Ausscheidungskämpfe sind langweilig und das große Turnier viel zu sehr auf Show ausgerichtet.“

„Na, ist doch genau das richtige für mich.“, meinte Tsugumi. „Zu irgendwas müssen meine Akrobatikkunststückchen ja gut sein, hm?“

„Bestimmt.“, pflichtete Sakura ihr bei. „Aber die hätten dir eher weniger dabei geholfen, Chuunin zu werden. Die stehen da eher auf Zurückhaltung und überlegtes Handeln, und sowas.“

„Und wie habt ihr dass dann je geschafft?“, fragte Tsuyoshi skeptisch.

„Rohe Gewalt.“, erklärte Sakura unverblümt. „War beim Joninexamen so ähnlich. Auch wenn da noch eine gewisse Missachtung der Regeln hinzu kam. Aber macht euch keine Hoffnungen; das klappte nur bei uns, weil wir eben was Besonderes waren…“

„Und weil sie zu viel Angst davor hatten, was wir anstellen würden, wenn man uns nicht befördert hätte.“, ergänzte Sasuke aus dem Türrahmen.

„Papa!“, rief der sich ignoriert fühlende Hiroshi freudig auf und umarmte stürmisch sein Bein.

„Ja, das.“, bestätigte Sakura. „Gut, dass du da bist. Sag mir, dass dein Tag netter war als meiner.“

„Ging so.“, meinte Sasuke. „Wenn ich mich in meinem Leben noch einmal mit irgendwelchen Botschaftern rumschlagen muss…“

Seine beiden ältesten Kinder begannen zu kichern. Auch Sakura musste ein wenig grinsen.

„Was denn?“, fragte er verstört. Dann dämmerte es ihm. „Oh, haha, verstehe.“, meinte er dann, nicht amüsiert. „Schon klar, lasset die Amokwitze beginnen.“

„Ja, jetzt weißt du wenigstens, wie Natsuki sich damit fühlen muss.“, stellte Sakura fest und erhob sich, ohne sonderlich viel gegessen zu haben. „Ich bin jetzt jedenfalls weg. Ino hat ein spontanes Treffen angesetzt. Übernimmst du bitte?“

„Hm.“, machte Sasuke, bevor sie ihn im Vorbeigehen flüchtig küsste.

Sakura hatte sich gerade ihren Mantel übergezogen, da hörte sie, wie Sayuri in der Küche hektisch aufstand, murmelte, sie habe keinen Hunger, und in ihr Zimmer rannte.

Na, wunderbar.
 

~
 

„OH mein Gott, Sakura, es ist so toll, dich zu sehen!“, begrüßte sie Ino und umarmte sie stürmisch, als sie sich der Bar näherte, in der sie sich üblicherweise trafen.

„Ja, hi.“, war ihre, schon ein wenig geschmeichelte, Antwort darauf, und sie tätschelte Ino ein wenig den Hinterkopf.

„Das war alles so furchtbar!“, jammerte Ino weiter. „Alle waren so bedrückt, und ständig murmelte man was von wegen Krieg und Entführung, aber keiner konnte mir sagen, was jetzt eigentlich los war, und…“

„Was?“, unterbrach Sakura sie überrascht. „Du wusstest nicht, was los war? Wir hatten drei Krisensitzungen, in denen alles in allen Einzelheiten besprochen wurde!“

„Eben.“, meinte Ino schnippisch und ließ sie jetzt los. „Und wessen Mann sitzt hier als einziger nicht im Sicherheitsrat? Es hat schon einen Grund, aus dem man mich nicht mit ‚Lady‘ anredet…“

„Mich doch auch nicht…“, nuschelte Hinata, die mit Tenten im Hintergrund stand. Beide wirkten nicht sonderlich begeister vom Treffpunkt.

„Doch, Schätzchen.“, widersprach Ino ihr. „Du bist die First Lady. Aber ist ja auch egal, wollen wir reingehen?“

„Ist mit Sayuri alles in Ordnung?“, erkundigte sich Tenten, während sie sich durch den verqualmten Raum einen Platz in den hintersten Ecken suchten. Sakura wünschte sie prompt eine weitere Banane.

„Gute Frage, ich bin mir nicht sicher.“, antwortete sie und versuchte, möglichst wenig zu atmen. „Wieso?“

„Weil ich so den Verdacht habe, dass Makoto heute wenig nett zu ihr gewesen ist.“, meinte Tenten.

„Davon weiß ich nichts. Wie geht’s ihm eigentlich? Ich hätte mich ja persönlich um seinen Arm gekümmert, aber…“

„Ja, du warst anderwärtig beschäftigt.“, gestand Tenten ihr zu. „Nun, er war ein paar Tage Ohnmächtig, hatte sich eine fiese, fiese Blutvergiftung eingefangen, Sake ist wohl doch kein allzu gutes Desinfektionsmittel…“

„Vor Allem nicht, wenn er verbrannt wird.“, stimmte Sakura ihr zu. „Wobei nichts Keime besser abtötet, als Verbrennen. Dummerweise macht sich verbrannte Haut und der dadurch entstehende Kohlenstoff auch nicht gut in Wunden…“

„Ja, eben. Außerdem verträgt er wohl generell keinen Alkohol.“, fügte Tenten hinzu. „Na ja, aber ansonsten geht’s ihm wieder gut, er wird nur eine sehr hässliche Narbe behalten und vielleicht ein bisschen taub an der Stelle sein…“

„Oh, dagegen kann man was machen.“, winkte Sakura ab.

„Bestimmt. Und, na ja, so wie die Wunde aussieht… Er wäre ansonsten verblutet, oder?“, hakte Tenten nach.

„Ja, das wäre er wohl. Aber tu ihm einen Gefallen und halte ihn den Rest seines Lebens von Alkohol fern. Und von meiner Tochter. Aber das sage ich nur Sasuke zuliebe.“, riet Sakura ihr. Tenten lachte.

Ino, die bereits die Sitzecke erreicht hatte, wurde ungeduldig.

„Jetzt kommt schon her und weiht mich in all eure politischen Geheimnisse ein!“, forderte sie.

„Ich glaub, das wäre illegal.“, merkte Tenten an. Sakura lächelte gequält.

„Ja, und ich muss meinen autoritären Posten in unserer Militärdiktatur doch ernst nehmen, wo kämen wir denn sonst hin?“

„Sind wir für ´ne Diktatur nicht ein bisschen liberal?“, widersprach Ino und zog die Stirn kraus.

„Das System nicht.“, klärte Sakura sie auf. „Aber unsere Diktatoren.“

„Und vergiss nicht die Sonderverwaltungszonen.“, gab Tenten zu bedenken. „Du weißt schon, Bereiche, auf die unser Diktator laut Verfassung keinen Einfluss hat.“ Dann stutzte sie. „Haben Diktaturen überhaupt Verfassungen?“

„Fang mir ja nicht so an.“, forderte Sakura sie mit erhobenem Zeigefinger auf. „Wir sind hier nämlich die einzige Sonderverwaltungszone. Ihr Hyuugas habt nur solange gejammert, bis ihr auch mitspielen durftet!“

„Hört sich logisch an.“, meinte Ino. „Also seid ihr eigentlich alle Gesetzlose?“

„So gesehen, ja.“, gab Tenten zu. „Das erklärt, wie sich die Hyuugas die ganze Zeit so über Wasser halten konnten…“ Sie sah sich nervös um. „Das… Sollte ich nicht in der Öffentlichkeit sagen, oder?“

„Die Wahrscheinlichkeit, dass irgendjemand Bedeutsames dies an diesem Ort mitgekriegt hat, ist äußerst gering.“, beruhigte Hinata sie. „Aber nein, das solltest du nicht.“

„Wagt es ja nicht, meinen Kindern mitzuteilen, dass sie laut Gesetz zu Hause über dem Gesetz stehen.“, stöhnte Sakura. „Die Konsequenzen wären katastrophal…“

„Bist du zu Hause nicht das Gesetz?“, erinnerte Ino sie.

„Na ja, ja, Sasuke wäre das.“, gab Sakura zu. „Aber der ist nie da, also wäre ich sowas wie seine Exekutive. Und Judikative. Aber er müsste vorher noch eigene Gesetze verfassen, so, wie ich meine überkorrekten Kinder kenne…“

„Und wieso genau reden wir gerade über Politik?“, wollte Ino wissen.

„Du hast angefangen.“, erinnerte Tenten sie.

„Ach, stimmt.“, fiel ihr dann wieder ein. „Also, Stirni, wo warst du, was zur Hölle ist eigentlich genau passiert und was hatte Purple Boy damit zu tun?“

„Alles.“, berichtete Sakura knapp.

„Schön treffend formuliert.“, gratulierte Tenten ihr. „Bringt es genau auf den Punkt und lässt dich gar nicht mehr paranoid wirken.“

„Oh, nein, ich bin paranoid.“, widersprach Sakura ihr. „Jetzt erst recht. Und wisst ihr auch, warum? Weil ich verdammt nochmal Rechthatte!“

„Okay, ich sehe schon…“, meinte Ino besorgt. „Wir brauchen erstmal alle was zu trinken. Bedienung!“ Sie begann, hektisch mit der Hand zu wedeln.

„Sie machen das vollkommen falsch, Nara-san.“, stellte Tenten spöttisch und in nasalem Tonfall fest. Dabei reckte sie die Nase nach oben, sah auf sie alle herab, zog die Augenbrauen hoch und begann, um einiges würdevoller zu winken. Sakura kicherte.

„Lern man sowas in einem Haushalt voller Dienstboten?“, wollte sie wissen. „Verdammt, wieso haben wir eigentlich keine…“

„Mit Verlaub, Hyuuga Tenten-sama…“, meinte Ino nun, ähnlich gekünstelt. „Eure Methode scheint nicht wesentlich effizienter.“

Hinata, die leicht peinlich berührt wirkte, konnte sich das Elend nicht länger Ansehen, richtete sich zu ihrer eher verschwindenden vollen Größe auf und räusperte sich einmal. Dabei strahlte sie mehr Würde und Autorität aus, als es die anderen drei zusammen jemals zustande gebracht hätten.

Augenblicklich verstummten alle Gespräche in ihrer Umgebung und innerhalb von Sekunden standen drei Kellner an ihrem Tisch, die sich geradezu überschlugen, ihre Bestellung aufzunehmen. Zu Inos größter Enttäuschung war sie selbst die Einzige, die etwas Alkoholisches bestellte.

„Ich trinke keinen Alkohol in der Öffentlichkeit.“, belehrte Hinata sie, die ihren Würde-Modus immer noch nicht ganz wieder ausgeschaltet hatte.

„Ich darf, soweit ich weiß, keinen Alkohol in der Öffentlichkeit trinken.“, meinte Tenten dazu. „Was merkwürdig ist. Wenn ihr wüsstet, wie viele Familienrituale ein gemeinsames Besäufnis…“

„Aber das wisst ihr nicht und es geht, ehrlich gesagt, auch niemanden etwas an.“, unterbrach Hinata sie, bevor sie irgendwelche wohlbehüteten Familiengeheimnisse ausplaudern konnte.

„Och, wie langweilig.“, jammerte Ino. „Und was ist mit dir, Stirni? Wenn hier jemand einen Drink braucht, dann ja wohl du. Oder willst du jetzt genauso würdevoll werden, wie die beiden hier?“

„Das würde meinem Image zwar garantiert guttun, aber nein.“, antwortete Sakura. „Ich möchte es mir nur gar nicht erst angewöhnen, meine Sorgen wegzusaufen.“

„Ebenfalls eine sehr löbliche Einstellung.“, stellte Hinata fest. Dann wandte sie sich an Tenten. „Und auch, wenn du das Winken mittlerweile ganz passabel beherrschst, du bittest immer noch viel zu sehr um Bedienung. Jemand in der Position muss nicht bitten. Man hat dich einfach zu bedienen und sollte sich geehrt fühlen, von dir gerufen zu werden. Denn du hast besseres verdient, als Dienstboten, die sich bitten lassen.“

„Wow.“, machte Tenten daraufhin. „Und ich dachte immer, Dienstboten sollten einem das Leben leichter machen…“

Hinata kicherte mitleidig.

„Oh, mit dir sind sie noch großzügig, weil weder du noch Neji die richtige Erziehung genossen habt, aber glaube mir, in ein paar Jahren ist auch das vorbei und die hochrangigen Dienstboten werden sich weigern, Befehle entgegenzunehmen, die so unqualifiziert gegeben werden.“, belehrte sie sie.

„Gut, vielleicht doch keine Angestellten für uns.“, stellte Sakura trocken fest.

„Ach, ich vergaß.“, meinte Tenten. „Die Hyuugas: Wo selbst die Dienstboten noch Dienstboten haben.“

Sakura und Ino lachten, Hinata biss sich missbilligend auf die Lippen.

„Okay, egal!“, behauptete Ino dann. „Sakura, wärst du bitte so gütig, uns, oder na ja, mir armen, ahnungslosen Nichtpolitikergattin, mitzuteilen, was in den letzten Tagen so vor sich ging?“

„Nicht viel.“, winkte Sakura ab. „Das Chuuninexamen wurde sabotiert, meine Kinder entführt, ich dagegen ausgetauscht, dann bin ich plötzlich verschüttet worden, verbrachte etwa eine Stunde in trauter Zweisamkeit mit dem Initiator der ganzen Angelegenheit und durfte seitdem meinem Kindern unsere glorreiche Familiengeschichte erzählen.“

„Und der… Initiator des Ganzen war Purple Boy?“, hakte Ino nach.

„Wer sonst?“, wollte Tenten spöttisch wissen.

„Und du warst mit ihm alleine?“, wollte sie weiter wissen.

„Ja. Unter der Erde, während wir auf unsere Rettung warteten.“, berichtete Sakura.

„Und, da… Hat er irgendwas erzählt, oder so?“, fuhr Ino mit ihren Fragen fort.

„Och, nur das Übliche.“, winkte Sakura ab. „Seine ganze Lebensgeschichte, und sowas.“

„Cool.“, meinte Tenten dazu. „Und überhaupt nicht vorhersehbar. Und, irgendwas Interessantes dabei rumgekommen?“

„Oh, ja.“, murmelte Sakura missmutig. „Das alles hätte man vermeiden können, wenn man dem armen Jungen nur ein Puppenhaus gekauft hätte…“
 

~
 

Als Sakura nach Hause kam, schliefen bereits alle. Mit Natsuki war diese Nacht nicht zu rechnen. Zuerst überprüfte sie Toshios Tiefschlaf, dann sah sie nach den ganz kleinen und schließlich versuchte sie, nach Sayuri zu sehen, allerdings war deren Zimmertür abgeschlossen. Oh-oh.

Sakura klopfte leise.

„Sayuri?“, flüsterte sie gegen die Tür.

„E-es ist alles in Ordnung!“, ertönte ein leises Wimmern von der anderen Seite. „Wirklich! I-ich möchte nur ein bisschen alleine sein!“

„Es ist nach Mitternacht.“, erwiderte Sakura. „Wieso schläfst du noch nicht?“

„A-ach… Ich kann nicht einschlafen.“, meinte Sayuri ausweichend. „Aber es ist alles gut, g-ganz ehrlich!“

Sakura biss sich auf die Lippen, kam aber zu dem Entschluss, die Privatsphäre ihrer Tochter zu respektieren und zog sich nun in ihr eigenes Schlafzimmer zurück.

Sasuke war noch wach.

„Oh je…“, begrüßte Sakura ihn und setzte sich an seinen Bettrand. „Hab ich dir nicht die Schlaftabletten rausgelegt?“

Sasuke ignorierte diese Frage, zog sie an sich und küsste sie.

„Du hast ja gar nichts getrunken.“, stellte er verwundert fest. Sakura lächelte traurig.

„Ja, ich glaube, es wäre besser, wenn ich bei Sinnen bliebe…“, stellte sie fest.

„Hm.“, machte er und zog sie auf sich. Sakura schmiegte sich an ihn und vergrub ihr Gesicht in seinem Hals.

„Ist heute irgendetwas passiert?“, fragte er nach eine Weile. Sakura seufzte.

„Toshio hat… Na ja, ich weiß nicht, ob er sich direkt umbringen wollte, aber er hat sich die Hand aufgeschnitten… Mehrfach…“

„Hm.“, machte er, nicht sonderlich überrascht.

„Kannst du mir sagen, was ich dagegen machen soll?“, fragte sie, und fühlte sich dabei ein wenig sehr taktlos. „Ich meine, wie man ihm irgendwie helfen kann?“

Sasukes Brust hob uns senkte sich ruckartig, als würde er ein Lachen unterdrücken.

„Ablenkung.“, schlug er dann vor. „Wir sollten ihm irgendwas zu tun geben, ihn tagsüber so auslaugen, dass er abends gar nicht erst auf dumme Gedanken kommt.“

„Okay…“, meinte Sakura. „Hast du da eine Idee?“

„Ja. Ich kümmere mich da morgen drum.“, versprach er.

„Und was ist mit Sayuri?“, war Sakuras nächste Frage. Sasuke schnaubte.

„Die ist ein wenig mitgenommen, weil ich sie gestern so angefahren habe.“, sagte er bitter.

„Ich glaube, das ist es nicht. Also, zumindest nicht nur…“, mutmaßte Sakura. „Tenten deutete heute an, dass Makoto mit ihr geredet haben könnte…“

Sasuke knurrte.

„Dann hoff‘ mal für ihn mit, dass das nicht ihr Problem ist.“, schlug er vor. Sakura kicherte.

„Was soll nur werden, wenn unsere Töchter einmal erwachsen sind…“, murmelte sie vergnügt. Sie verkniff es sich mal, ihre morgendliche Auseinandersetzung mit Tsugumi zu erwähnen. Sasuke schnaubte.

„Was soll das denn heißen?“

„Ach, nichts…“, tat Sakura kichernd ab und strich ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Besorgt betrachtete sie seine tiefen Augenringe, auch wenn sie wusste, dass sie ohne diverse Jutsus auch nicht besser ausgesehen hätte. „Möchtest du nun Schlaftabletten?“

Er sah sie eine Weile an und ließ seine Hände von ihrem Rücken über ihre Taille bis zu ihrer Hüfte und wieder zurück gleiten, fuhr dann spielerisch durch ihre Haare und zog sie für einen weiteren Kuss zu sich herunter.

„Nein…“, wisperte er vorher gegen ihre Lippen.
 

~
 

Die neuen Chuunins hatten am nächsten Tag noch frei. Deswegen verabredeten sie sich zum gemeinschaftlichen Training. Nun ja, nein, zum gemeinschaftlichen Training kamen außer den Drillingen noch Shikkun, Aimi, Hiro und Kazuya, was sollten sich Shime und Makoto auch mit dem niederen Volke abgeben.

Nun ja, und Aimi hatte wenig Lust zum Trainieren und saß lieber mit Sayuri und ihrem Bruder auf der Veranda des Uchihaanwesens, wo sie heißen Tee tranken und den anderen vieren beim Sparring zuschauten.

„Ich find das ja so fies…“, murmelte sie vor sich hin. „Das wir als einzige nicht bestanden haben! Ich meine, okay, wir hatten ja auch nicht alle Schriftrollen, und die, die wir hatten, hatten wir von euch, aber… Ich meine… Solidarität, und so? Was erzählen die uns das immer, wenn sie’s am Ende nicht durchsetzen?“

„Ich fürchte, das Prinzip hat mit Beförderungen relativ wenig zu tun.“, gab Shikkun zu bedenken. „Unsere Elterngeneration wurde ja auch zu verschiedenen Zeitpunkten befördert…“

„Unser Papa als allererstes!“, bestätigte Aimi triumphierend. „Beim ersten Mal, direkt! Und beim zweiten Mal dann eure Eltern, und Hinata-sama und Neji-sama und Kiba-san…“

„Wollt ihr nicht mal mitmachen?“, fragte Hiro plötzlich die Verandafraktion. „Aimi, du vielleicht? Wir wollen im Juli schließlich auch weiterkommen!“

„Da nützt mir doch jetzt trainieren nichts!“, rief Aimi zurück. „Ich hab die letzten drei Monate nichts anderes gemacht und geholfen hat es nichts! Lass mich in Ruhe!“

„Pah! Ich werd‘ dich später dran erinnern!“, drohte er ihr sehr beängstigend an. „Und was ist mit dir?“

„Ich brauch eigentlich nicht mehr trainieren.“, behauptete Shikkun. „Ich mach jetzt demnächst eine Ausbildung zum Sonderjonin, Taktik und Diplomatie und werde dann irgendwas politisch-militärisches, wo ich den ganzen Tag rumsitzen kann und anderen Leuten zeigen, dass sie dumm sind.“

„Wie aufregend.“, spöttelte Hiro. „Wieso hast’n du dann überhaupt erst ´ne Ninjaausbildung angefangen?“

„Das ist die Voraussetzung für alles.“, teilte Shikkun ihm trocken mit. „Weißt du, Sonderjonin impliziert irgendwie, dass man vorher Genin und Chuunin gewesen sein muss.“

„Und zwar für einen Zeitraum von anderthalb Jahren mit einer gewissen Quote an erfolgreichen Missionen, um überhaupt in Betracht gezogen zu werden.“, ergänzte Tsugumi schnippisch. „So ganz aus dem Schneider bist du also nicht.“

Shikkun verdrehte die Augen und machte ein paar schnelle Handzeichen. Einzig und allein Tsugumi verstand schnell genug, was er vorhatte und wich auf einen nahen Baum aus, während alle anderen Trainierenden sich nicht mehr bewegen konnten ob eines sie fesselnden Schattens.

„Hab ich jetzt gewonnen?“, wollte Shikkun wissen. Da stürzte sich Tsugumi ohne Warnung aus dem Baum genau auf ihn zu, in der Luft konnte er sie auch nicht mit dem Schatten einfangen und außerdem ging alles viel zu schnell, warf ihn, inklusive zwei Teetassen, zu Boden, und Aimi kreischend von der Veranda, und hielt ihn ein Kunai an den Hals, während sie über ihm kniete.

„Ich glaube nicht.“, meinte Tsugumi und grinste triumphierend.

„Die Sauerei mit den Teetassen machst du aber weg.“, stellte Shikkun unbeeindruckt klar.

Aimi währenddessen kugelte sich vor Lachen.

„Oh mein Gott, wie süß!“, meinte sie nur. „Wieso hab ich nur keine Kamera?“

„Bitte was?“, fragte Tsugumi verstört und richtete sich auf, und erst jetzt bemerkte sie, dass sie a) quasi auf Shikkun lag, b) Sayuri knallrot angelaufen und zurückgewichen war, c) Hiro so aussah, als wolle er gleich irgendwen umbringen und d) Tsuyoshi erneut leicht grünlich angelaufen war und sich die Hand auf den Mund presste. Ziemlich schnell sprang sie auf die Füße und stürmte in die Küche, um einen Lappen gegen das Teechaos zu besorgen.

„Bild dir da bloß nichts drauf ein!“, fauchte Hiro Shikkun an, sobald Tsugumi außer Hörweite war. Shikkun setzte sich langsam auf und zog die Augenbrauen hoch.

„Worauf denn?“, stellte er sich dumm. Er wusste genau, was Hiro meinte, hielt es aber für um einiges amüsanter sich doof zu stellen.

„Das weißt du ganz genau!“, behauptete Hiro. Er war wohl doch nicht ganz so dumm, wie er aussah. „Das eben hatte überhaupt nichts zu bedeuten, verstanden?“

„Hat das irgendwer behauptet?“, wollte Shikkun nun wissen. Dabei ignorierte er den grünen Tsuyoshi, die sich immer noch vor Lachen kringelnde Aimi und die puterrote Sayuri lieber. Und diverse Hinweise seines eigenen Körpers, dass das jetzt so irgendwie für ihn anscheinend doch so ein bisschen was bedeutet hatte. Glücklicherweise wurde er nicht rot, Gott bewahre.

„Hiro, dir ist schon klar, dass du dich gerade lächerlich machst, oder?“, würgte Tsuyoshi schließlich hervor.

„Noch lächerlicher als damals mit der Kusssache?“, fragte Kazuya. „Geht das denn?“

Das brachte Aimi zum Verstummen, und Sayuri dazu, puterrot auf ihre Knie zu starren.

„Falls wir das nicht im Plenum ausdebattieren wollen, würde ich euch vorschlagen, das Ganze jetzt fallen zu lassen.“, riet Shikkun ihnen mit scharfer Stimme. „Sie kommt nämlich zurück.“

„Will ich überhaupt wissen, worüber ihr gerade redet?“, rief Tsugumi den Flur hinunter.

„Nein, willst du nicht.“, meinte Shikkun bestimmt. „Ganz sicher nicht.“

„Na schön.“, erwiderte Tsugumi und begann, den Tee aufzuwischen. Die Tassen waren glücklicherweise ganz geblieben.

„Was ist denn mit dir, Sayuri?“, fragte Hiro nun. „Willst du nicht mit trainieren?“

„Was?“, fragte Sayuri, wie aus einer Trance aufgeschreckt. „Ich? Ach, nein…“

„Ach, komm schon!“, mischte sich nun auch Tsuyoshi ein. „Training bringt dich bestimmt auf andere Gedanken, und so!“

Der warnende bis besorgte Blick, den Tsugumi ihm daraufhin zuwarf, fiel nur Shikkun auf. Sayuri umklammerte ihre Knie und biss sich auf die Lippen.

„Nein… B-bitte, ich will… Wirklich nicht…“, wimmerte sie.

„Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte Kazuya, der den Stimmungswechsel anscheinend mitbekommen hatte.

„J-ja doch!“, erhob Sayuri nun die Stimme. „M-mir geht’s gut! Lasst… Lasst mich einfach nur in Ruhe!“

Und mit diesen Worten sprang sie abermals hektisch auf und rannte davon, wahrscheinlich, um sich in ihrem Zimmer einzuschließen.

„War das meine Schuld?“, fragte Tsuyoshi und biss sich auf die Lippen.

„Ein wenig.“, meinte Tsugumi. „Aber sie ist jetzt schon länger so drauf, oder?“

„Seit wann denn?“, wollte Shikkun wissen. Tsugumi zuckte mit den Achseln.

„An sich, seit wir zurück sind. Aber ich glaube, sie ist noch von der Prüfung traumatisiert…“

„Ja, Makoto sah wirklich schlimm aus.“, sagte Aimi bekümmert. „Aber sowas hat sie auch schon vorher gemacht, als eure Mutter versucht hat, uns Heilen beizubringen und sie sich das nicht zugetraut hat… Oh…“

„Ja, stimmt, Makoto hatte Brandwunden, oder?“, fiel nun auch Hiro wieder ein.

„Ja, und ist ewig nicht aufgewacht, wegen ´ner Blutvergiftung oder so ´nem scheiß.“, ergänzte Kazuya. „Glaubt ihr, dass hat er ihr gesagt?“

„Zuzutrauen wär’s ihm.“, knurrte Tsuyoshi und machte Anstalten, davon zu stürmen.

„Bleib ja, wo du bist.“, riet Tsugumi ihm mit scharfer Stimme. „Du willst ihn ja wohl nicht dafür fertig machen, dass er ihr die Wahrheit sagt, oder?“

„Ja, aber…“, setzte Tsuyoshi an.

„Dann würdest du es so hinstellen, als sei sie zu infantil, mit ihren eigenen Fehlern umzugehen.“, erklärte Shikkun. „Du tust ihr dadurch echt keinen Gefallen. Das versucht Makoto euch übrigens auch schon seit längerem klar zu machen. Er… kann das nur nicht so gut artikulieren.“

„Na, der muss es ja wissen.“, knurrte Tsuyoshi erneut. Shikkun zuckte mit den Schultern.

„Er ist in ihrem Team. Und da er nicht mit ihr verwandt ist, glaub ich, dass er sie ein wenig… Unparteiischer bewerten kann.“

„Weil Makoto auch bekannt dafür ist, dass er andere Menschen gerne fair bewerten möchte.“, schnaubte Hiro nun. Shikkun zuckte abermals mit den Schultern.

„Ich find ja, dass ihr ihn nicht verurteilen solltet, nur weil er besser ist, als ihr…“, wagte er von sich zu geben. Nun war es an Tsugumi zu schnauben.

„Da bin ich mir nicht so sicher.“, meinte sie. „Und da das blöde Examen abgeblasen wurde, werde ich es auch nicht rausfinden. Das ist scheiße…“

Eine Weile sahen sie sich noch alle peinlich berührt an.

„Ich denke, wir gehen dann auch lieber für heute…“, meinte Shikkun dann und stand vom Boden auf.

„Ja, das wäre wohl besser…“, murmelte Tsugumi und warf einen besorgten Blick den Flur hinunter, dem Sayuri gerade entschwunden war.

„Okay, dann bis morgen!“, rief Hiro und nahm den unkonventionellen Weg über die Gartenmauer, Kazuya folgte ihm. Tsuyoshi nutzte die Gelegenheit, um sofort wieder im Haus zu verschwinden, wahrscheinlich, um nach Sayuri zu sehen. Shikkun stand noch ein wenig unschlüssig neben Tsugumi auf der Veranda, Aimi stand auf dem Boden und betrachtete die beiden mit hochgezogenen Augenbrauen. Shikkun räusperte sich nach einer Weile schließlich verlegen und drückte kurz Tsugumis Hand.

„Das wird schon wieder.“, versicherte er ihr, mehr oder weniger überzeugend und verließ dann ebenfalls die Veranda, um durch das Gartentor zu entschwinden. Seine Schwester folgte ihm. Tsugumi konnte hören, wie sie „Oh mein Gott, war das Süüüüß!“ kreischte, unmittelbar nachdem sie um die Ecke gebogen waren, machte sich daraus aber nicht viel.

Sie hatte gerade dringendere Probleme.
 

~
 

Die hatte Sasuke übrigens auch. Zeitgleich stand er vor einem recht heruntergekommenen, kleinen Einfamilienhaus, in dem die Person lebte, die er für Toshios Spezialtraining vorgesehen hatte. Eine Person, übrigens, zu der er lange keinen Kontakt mehr gehabt hatte.

Er biss sich auf die Lippen, wahrscheinlich eine Familienangewohnheit, und klingelte.

Und klingelte nochmal.

Als er die Hand zum dritten Mal gehoben hatte, wurde die Tür etwas überstürzt geöffnet und er fand sich seinem relativ leicht bekleideten ehemaligen Sensei gegenüber.

„Oh.“, machte der ein wenig enttäuscht. „Du bist das. Was verschafft mir denn die Ehre?“

Zusammentreffen waren in den letzten fünfzehn Jahren eher selten gewesen. Sakura hatte ihn in letzter Zeit öfter gesehen; bei irgendwelchen Elternabenden bezüglich Spezialprogrammen in der Akademie. Heh, Elternabende. Zu seiner Zeit hätte es sowas nicht gegeben…

„Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.“, rückte er sehr förmlich mit der Sprache raus.

„Nein, wir können Yuki nicht früher aus der Akademie lassen.“, lehnte Kakashi schon mal provisorisch ab. „Mir egal, dass er vor Langeweile fast Amok läuft. Oder na ja, eher seine Freundin. Da würde ich übrigens ein Auge drauf haben, ich glaube, sie würde ihn da mit reinziehen.“

„Es geht nicht um Yuki.“, stritt Sasuke ab. „Aber danke für den Tipp.“

„Immer gerne.“, meinte Kakashi. „Was dann? Beeil dich bitte, ich hab Besuch.“

„Aha.“, machte Sasuke dazu und schielte auf den nackten Oberkörper seines Senseis. „Gut. Hast du von dem Jungen gehört, der seit neustem bei uns wohnt?“

„Oh nein.“ Kakashi hob abwehrend die Hände. „Ich danke dir für dein unglaubliches Vertrauen, aber nein.“

„Bitte was?“, wollte Sasuke wissen.

„Kakashi, kommst du wieder nach oben?“, flötete da eine ihm vage bekannt vorkommende Frauenstimme die Treppe hinunter.

„Gleich!“, beschwichtigte Kakashi seinen Besuch. „Nein, ich werde mich nicht um den Jungen kümmern. Wenn er dann am Ende abhaut und irgendwelche politischen Morde begeht, bin ich wieder Schuld und herzlichen Dank, nochmal macht meine Karriere das nicht mit.“

„Deine Karriere besteht im Moment aus Sondertrainingsprogrammen für Kinder, die sich in der Akademie langweilen.“, erinnerte Sasuke ihn. „Und da du zu der seltenen Sorte von Ninjas über vierzig gehörst, die noch leben und arbeiten wollen, wird sich das, solange du nicht in Rente gehst, auch eher nicht ändern.“

Das durchschnittliche Rentenalter für Ninjas war in den letzten Jahren von Mitte dreißig auf Ende Vierzig gestiegen. Wenn man all jene in die Statistik miteinbezog, die vorher verstarben. Aber auch die Zahlen waren zurückgegangen!

„Okay, und wieso sollte ich mich nochmal absichtlich mit Problemfällen auseinandersetzen?“, wollte Kakashi wissen.

„Weil du damit Erfahrung hast?“, schlug Sasuke vor. „Toshio wir keine Probleme machen. Du sollt ihn nur tagsüber sosehr auslaugen, dass er zu Hause ins Bett fällt und nicht auf dumme Gedanken kommt.“

„Wie nach Kiri zu ziehen und seine Familie zu rächen?“, schlug Kakashi vor. „Nein, danke.“

„Nein, das haben wir ihm ausgeredet.“, versicherte Sasuke ihm.

„Heuchler.“, warf Kakashi ihm vor. Sasuke zuckte mit den Schultern.

„Wer sollte ihm sowas ausreden, wenn nicht ich?“, fragte er. „Egal. Nein, Toshios Probleme sind mehr autoaggressiv.“

„Wow.“, meinte Kakashi dazu. „Dann soll ich also einen Ninja ausbilden, den man von spitzen Gegenständen fernhalten sollte. Wenn’s weiter nichts ist.“

„Kakashi, beeil dich doch mal!“, rief derweil eine andere, ebenfalls entfernt bekannte Frauenstimme aus dem Inneren des Hauses.

„Ja, ja, ich komm gleich!“, rief er. Sasuke zog die Augenbrauen hoch.

„Solange du ihn vernünftig beaufsichtigst, wird er schon nichts anstellen.“, versuchte er, Kakashi zu beruhigen.

„Das sagen sie alle.“, erwiderte Kakashi ungerührt.

„Er ist besser erzogen als deine Akademiekinder.“, war Sasukes nächstes Argument. „Und du kannst ihm all deine exotischen, ausländischen Jutsus beibringen, ist mir egal.“

„Was kann er denn großartig lernen, wenn er jetzt erst anfängt?“, tat Kakashi dies ab.

„Dann bring ihm halt erstmal die Grundlagen bei.“, meinte Sasuke. „Soll ja Menschen geben, denen sowas hilft.“

„Lass das bloß deine Frau nicht hören.“, riet Kakashi ihm trocken. Sasuke zuckte mit den Schultern.

„Sakura weiß ganz gut, dass sie nicht gerade mit Talent gesegnet ist.“

„Wieso machst du das nicht selbst?“, wollte Kakashi nun wissen. „Immerhin hast du jetzt kein Team mehr.“

Sasuke biss sich auf die Lippen.

„Weil das für alle Beteiligten nicht gut wäre.“, wich er aus.

„Ah.“, machte Kakashi dazu. „Und was ist mit Shikamaru?“

„Der hat besseres zu tun.“, erklärte Sasuke. „Und ich halte ihn für diesen Job auf nicht gerade geeignet.“

„Na herzlichen Dank.“, sagte Kakashi. „Nein.“

„Hm.“, machte Sasuke. „Gut, dann halt nicht. Ich dachte, du hättest auf deine alten Tage Lust, vielleicht Privattutor zu werden. Ebisu ist damit immer ganz gut klargekommen.“ Er hob die Hand zum Abschied und drehte sich um. „Und außerdem weiß ich, dass die Akademie nicht gut zahlt. Von uns hättest du monatlich das Doppelte gekriegt...“ Er ging davon.

Kakashi hinter ihm stöhnte.

„Du bist scheiße, weißt du das?“

„Hab ich gelegentlich schonmal gehört.“, gab Sasuke zu. „Ich schick ihn dann morgen früh vorbei!“

„Aber ich bin für nichts verantwortlich, was er mit seinem Training anstellt, verstanden?“, rief Kakashi ihm noch hinterher.
 

~
 

Beim Abendessen fehlte Sayuri. Sie gab auch aufs Klopfen hin kein Lebenszeichen von sich.

Toshio hingegen leistete ihnen dieses Mal Gesellschaft. Und zum ersten Mal seit dem Tag seiner Ankunft nahm er sogar feste Nahrung zu sich; ein wenig Reis zu seinem Stärkebrei.

„Ist heute irgendwas passiert?“, fragte Sakura besorgt.

„Ähm…“, setzte Tsuyoshi an, der ganz klar sich selbst die Schuld an Allem gab.

„Wir haben heute trainiert.“, berichtete Tsugumi. „Sie wollte nicht mitmachen und hat sich deswegen wieder eingeschlossen.“ Sie biss sich auf die Lippen. „Ich glaube, sie hat das Ganze mit dem Wald nicht gut verkraftet…“

„Und Makoto hat sie voll fertig gemacht!“, empörte sich Tsuyoshi. „Nur, weil sie seinen Arm ein bisschen unorthodox geheilt hat!“

„Sie hat ihn in Brand gesteckt.“, berichtigte Tsugumi ihn. „Und weißt du was, das wusste sie auch schon vorher, sie war nämlich dabei.“

„Aber das ist Sayuri!“, fuhr Tsuyoshi fort. „Sie wollte doch nur helfen!“

„Natürlich, und das hat sie ja auch!“, erwiderte Tsugumi. „Aber Fakt ist, dass sie um einiges besser hätte helfen können, wenn sie es sich vorher zugetraut hätte, richtig Heilen zu lernen! Und das hat sie nicht! Und das weiß sie auch genauso gut wie wir alle!“

„Nicht streiten!“, jammerte Hiroshi auf.

„Heißt das, du findest es gut, dass sie sich so fertig macht?“, rief Tsuyoshi und sprang auf.

„Nein, das tu ich nicht!“, fauchte Tsugumi und sprang ebenfalls auf die Füße. „Aber weißt du was? Dass zeigt doch nur, dass Shikkun heute Recht hatte! Wenn sie mit ihren eigenen Fehlern nicht klar kommt, heißt das doch nur, dass wir sie immer viel zu sehr in Watte gepackt haben! Und wenn wir jetzt so weiter machen, wir sie nie auf eigenen Füßen stehen, und ja, damit tun wir ihr definitiv keinen Gefallen!“

„Oh, war ja klar, dass du deinem Shikkun-kun zustimmst!“, meinte Tsuyoshi spöttisch und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das reicht jetzt!“, donnerte Sasuke und schlug mit der Faust auf den Tisch. Die beiden Streithähne sahen ihn geschockt an. Hiroshi begann zu weinen. „Ins Bett jetzt, alle beide. Das letzte, was wir jetzt gebrauchen können, sind eure kindischen Streitereien.“

Tsugumi sah kurz so aus, als wolle sie widersprechen, aber dann fügten sich beide, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Wenn ihr Vater anfing, zu brüllen, war es besser, einfach aufzugeben.

„War das nötig?“, stöhnte Sakura, sobald sie die beiden Zimmertüren hatte zuschlagen hören und Hiroshi beruhigt hatte. Sasuke zuckte mit den Schultern.

„Mir hat man mal beigebracht, dass man sich am Esstisch benehmen sollte.“, stellte er fest. „Und hätte ich sie weitermachen lassen, wäre das Ganze ausgeartet.“

„Glaubst ihr, Sayuri hat das gehört?“, wollte Yuki wissen und sah besorgt aus.

„Oh, das hoffe ich.“, sagte Sasuke grimmig. „Ich glaube nämlich, dass Tsugumi durchaus Recht hat. Aber es darf ja nicht so wirken, als würde ich sie bevorzugen.“

„Ich glaube nicht, dass es so gut ist, wenn Sayuri das gehört hat…“, merkte Yuki zaghaft an. „Ich meine, ich glaube nicht, dass sie sich noch mehr Vorwürfe machen sollte…“

„Na ja…“, überlegte Sakura, Hiroshi immer noch auf dem Schoß. „Vielleicht motiviert sie das ja dazu, was an sich zu ändern…“
 

Es war ob dieser vagen Hoffnung, dass Sakura sich nach dem Essen Sayuris Zimmertür näherte.

„Sayuri-chan?“, fragte sie zaghaft.

Keine Antwort.

Nicht, dass sie eine… Oh, scheiße.

„Sayuri, hör mal.“, fuhr sie mit stärkerer Stimme fort. „Ich hab mal nachgedacht. Wenn du nicht willst, musst du nie wieder kämpfen. Gleich morgen kann ich dich mit ins Krankenhaus nehmen, und dann…“

„Nein!“, kam es durch die Zimmertür. „Lass mich in Ruhe!“

„Aber Sayuri!“ Sakura kämpfte mit ihrer Geduld. „So kann es doch nicht weitergehen. Du musst doch irgendwann wieder da rauskommen, und dann musst du doch was machen!“

„Nein.“, wiederholte sie störrisch. „Und heilen schon mal gar nicht!“

„Aber wieso denn nicht?“, hakte Sakura weiter nach. „Ich glaube, das liegt dir wirklich gut, und…“

Ein hysterisches Lachen war zu hören.

„Sag das mal Makoto-kun!“

„Makoto lebt noch!“, erinnerte Sakura sie, etwas aggressiver, als geplant. „Und das täte er nicht mehr, wenn du nicht so gehandelt hättest, wie du gehandelt hast!“

„Lass mich in Ruhe!“, rief Sayuri nur wieder, jetzt mit zitternder Stimme. „Ich will nicht!“

„Was willst du denn?“, rief Sakura zurück. „In deinem Zimmer bleiben, bis du verhungerst? Damit ist doch auch niemandem geholfen!“

Sie bekam keine Antwort.

„Sayuri?“, fragte Sakura nach. „Sayuri?! Mach die Tür auf!“

„Geh weg!“, war die Antwort darauf.

Sakura versuchte noch einige Minuten weiter, ihre Tochter davon zu überzeugen, ihr Zimmer zu verlassen, bekam jedoch keine Antwort mehr. Schließlich gab sie frustriert auf und ging zu Bett.
 

Dort fand sie Sasuke vor, der auf der Bettkante saß und vor sich hin stierte. Sie ließ sich seufzend neben ihn fallen.

„Ich fürchte, Sayuri fängt sich nicht wieder.“, stellte sie fest. Sasuke lachte bitter.

„Nein, wirklich nicht.“, stimmte er ihr zu.

„Ich versteh das nicht.“, fuhr Sakura fort und fuhr sich durch die Haare. „Was genau ist denn mit ihr los?“

„Na, wahrscheinlich genau das, was Tsugumi heute gesagt hat.“, meinte Sasuke. „Sayuri traut sich zu wenig zu und dachte deswegen immer, es wäre besser, sich zurückzuhalten. Und jetzt musste sie auf die harte Tour lernen, dass das nicht immer geht und ihre Taten, auch die ausbleibenden, Konsequenzen haben.“

„Aber wieso tut sie dann nichts?“, fragte Sakura händeringend. „Ich hab ihr eben angeboten, sie mit ins Krankenhaus zu nehmen und sie vernünftig ausbilden zu lassen, aber nein!“

„Sayuri ist nicht du.“, erklärte Sasuke kurzangebunden.

„Was?“, machte Sakura verständnislos.

„Sie ist nicht wie du.“, wiederholte Sasuke. „Wenn man dich zu sehr provoziert, schlägst du zu. Wenn man Sayuri provoziert, rennt sie weg. Für sie ist die logische Konsequenz, sich zurückzuziehen und keinem mehr mit ihrer Unfähigkeit zur Last zu fallen.“

„Aber das bringt doch nichts!“, empörte sich Sakura.

„Na und?“, fragte Sasuke. „Das tut für sie doch nichts zur Sache. Aber du musst aufhören, dich selbst in sie hinein zu projizieren. Das bringt nichts.“

„Und was meinst du dann, was wir tun sollen?“, wollte Sakura wissen und ließ sich aufs Bett fallen. Sasuke sah sie aus den Augenwinkeln an.

„Ich hab heute mit Kakashi geredet.“, wechselte er scheinbar das Thema.

„Schön.“, kommentierte Sakura dies kurzangebunden. „Kümmert er sich um Toshio?“

„Ja.“

„Und was hat das mit Sayuri zu tun?“, fragte Sakura skeptisch. Sasuke stöhnte und ließ sich ebenfalls auf das Bett fallen.

„Ich… Glaube Sayuri braucht ein wenig Abstand von allem.“, meinte er. Sakura lachte.

„Ach, wie kommst du nur…“ Dann unterbrach sie sich und richtete sich auf. „Nein!“, hauchte sie entsetzt. „Das… Das… Meinst du das ernst?“

Sasuke sah sie grimmig an.

„Ja, das tue ich.“, sagte er entschlossen.

„Das kannst du doch nicht machen!“, empörte Sakura sich. „Bitte nicht! Lass mich nicht alleine! Es muss doch einen anderen Weg geben!“

„Ich fürchte nicht.“, sagte Sasuke und richtete sich auch auf.

„Aber wenn überhaupt sollte doch wohl ich mit ihr weggehen!“, behauptete Sakura vehement. „Du muss dich doch um Toshio kümmern!“

„Nein, das ist ja der Fehler.“, stöhnte Sasuke. „Toshio ist auch nicht ich, wir sind grundverschieden. Und auch unsere Probleme sind ganz andere. Nein, lass mich ausreden; ich habe ihm das mit der Rache ausgeredet. Aber das ist nicht sein Problem; sein Problem ist, dass er den Überlebenswillen verloren hat. Und das hatte ich erst nach meiner Rache.“

„Aber wo ist denn da der Unterschied?“, fragte Sakura.

„Der Unterschied ist, dass ich mir meine Rache niemals hätte ausreden lassen.“, erklärte Sasuke. „Niemals. Und ich an seiner Stelle hätte höchstens so getan, als ob, und dann alles daran gesetzt, trotzdem stärker zu werden, anstatt anzufangen, mich aufzuschneiden. Aber eben diese Aufgabe fehlt ihm. Und ich denke, ihm ist am besten geholfen, wenn er in einer halbwegs funktionalen Familie lebt, die ihm zeigt, dass er wenigstens irgendwohin gehört. Und wenn wir uns gleichzeitig mit Sayuri beschäftigen müssen, kommen beide zu kurz.“

„Aber Sayuri hat doch gerade Angst vor dir!“, versuchte Sakura es mit ihrem letzten Argument.

„Eben.“, meinte Sasuke. „Und das geht nicht. Wir müssen aufhören, sie in Watte zu packen. Und während ich nicht glaube, dass direkte Konfrontation hilft, wird noch mehr Schonung ihr auch nicht guttun.“

Sakura war verzweifelt. Sie wusste, dass Sasuke Recht hatte. Das war das Problem. Sie sah ein, dass sein Vorhaben begründet war und wahrscheinlich auch die beste Lösung, aber… Sie wollte nicht, dass er sie und die Kinder allein ließ. Nicht schon wieder…
 

„Und mit Uchiha hat das ja auch wunderbar geklappt. Sobald es ihm ein wenig zu eng und zu politisch wurde ist er einfach abgehauen. Und, machen wir uns doch auch hier nichts vor, du weißt genauso gut wie ich, dass er das jederzeit wieder tun würde, oder?“
 

Sie vertrieb den Gedanken schnell wieder. Nein, Sasuke hatte Recht mit seinem Vorhaben. Er wollte nicht einfach vor der schweren Situation fliehen. Im Gegenteil; an sich würde er es sich nur noch schwerer machen… Und wenn er bereit war, dieses Opfer zu bringen, musste sie zu Gunsten ihrer Familie auch zurückstecken.

„Glaubst du, du wirst klarkommen?“, fragte sie leise. „Soll ich dir Tabletten mitgeben?“

„Nein.“, lehnte Sasuke dies ab, sichtlich erleichtert, dass sie anscheinend seinem Plan zugestimmt hatte. „Nein, ich denke, ich schaffe das schon. Und selbst wenn nicht – ich war jetzt die letzten Tage abwesend genug. Es kann doch nicht angehen, dass ich bei der kleinsten Schwierigkeit oder deiner Abwesenheit vollkommen die Kontrolle verliere.“ Sakura hatte zwar das Gefühl, dass er eher versuchte, sich selbst davon zu überzeugen als sie, aber sie hatte sich eben dazu entschlossen, ihm zu vertrauen.

„Kommst du denn so lange ohne mich klar?“, fragte Sasuke nach einer Weile. Sakura lachte traurig.

„Klar.“, meinte sie dann. „Unsere Kinder sind ja pflegeleicht. Und im Ernstfall hab ich ja immer noch Natsuki.“, winkte sie ab. „Wann willst du los?“

„Noch heute Nacht.“, meinte Sasuke. „So schnell wie möglich, denke ich. Es nützt doch keinem, wenn das Elend noch länger so weiter geht.“

„Stimmt.“, bestätigte Sakura dies. Dann kicherte sie. „Dann gehst du jetzt also wirklich auf eine Trainingsreise…“

Auch Sasuke musste schmunzeln und zog sie an sich.

„Ja, sieht so aus…“
 


 

~
 

So ein langes Kapitel. So viel zum passieren. So wenig Zeit. Gaaah.
 

Aber hey, jetzt noch ein Epilog, und wohoo! Dann hat sich’s!
 

Frohes Neues, und so, nebenbei. Ich bin gerade, wie eigentlich so, immer, um diese Zeit, bei Izusu-chan und deswegen wird es mit Antworten auf irgendwelche Kommentare etwas dauern. Aber hey.
 

Oh mein Gott, letztes Kapitel, Leute!

Peripetie

Das ist es. Das Ende. Vier Jahre hat es gedauert. Oder waren es fünf? Keine Ahnung, lange. Danke an alle, die solange durchgehalten haben.

Wie es weitergeht wird im Zirkel stehen. Ich kann also jedem nur empfehlen, dort einmal reinzugucken.
 

Als Sakura am nächsten Morgen aufwachte, war das Bett neben ihr leer. Sasukes Seite war schon kalt, dabei war es erst halb sechs Uhr morgens.

Sie wusste nicht genau, wann er gegangen war und hatte den leisen Verdacht, dass er mit seinen ominösen hypnotischen Sharinganfähigkeiten dabei nachgeholfen hatte, um es für sie einfacher zu machen, oder so.

Sie konnte nur hoffen, das das keine bisher… Unbekannten Nebeneffekte hatte. Aber bisher fühlte sie sich eigentlich ganz gut. Selbst ihre Übelkeit war nicht mehr so schlimm.

Ihr gefiel nur die kalte Hälfte des Bettes nicht.

Seufzend stand sie auf und warf sich einen Morgenmantel über, eigentlich noch viel zu müde zum Aufstehen. So gesehen musste sie Sasuke dankbar sein; hätte er sie nicht eingeschläfert, wäre sie wohl überhaupt nicht zum Schlafen gekommen.
 

Sayuris Zimmertür stand offen. Es schien nicht so, als sei sie mit Gewalt geöffnet worden, auch wenn Sakura sich nicht vorstellen konnte, dass Sasuke sie einfach so dort hinausgeredet haben könnte. Vielleicht gab es sowas wie einen Ersatzschlüssel. Vielleicht war Sasuke mir den Lektionen über das Knacken von Schlössern besser klargekommen als sie. Es hatte sich in ihrem Leben nie so die Gelegenheit geboten, herkömmliche Schlösser zu knacken, höchstens Siegel.

Sayuri schien bis auf ein paar Anziehsachen nicht viel mitgenommen zu haben. All ihre Kunais waren noch da, bis auf die, die sowieso in ihrer Notfalltasche waren.

Sakura überlegte kurz, wo die beiden jetzt wohl sein könnten, und musste schmunzeln.

So, wie sie Sasukes Kreativität bezüglich der Zielorte seine Trainingsreisen kannte…
 

Seufzend ging sie in die Küche und setzte Haferschleim für alle auf, während sie sich, weniger enthusiastisch als noch vor zwei Tagen, an die Bentos machte. Diesmal waren sie recht schnell fertig, da Sakura sie mit den Resten der letzten Tage befüllte. Dann stellte sie den großen Topf mit Haferschleim auf den Tisch, verschiedene Früchte, Zucker, Zimt und Kakaopulver dazu und begann, durch die Zimmer ihrer Kinder zu gehen, und sie zu einer Familienkrisensitzung zusammen zu rufen. Als letztes weckte sie die Kleinen, debattierte mit Hiroshi kurz die Wahl seiner Kleidung aus, immer noch schwarz, und machte Satoshi fertig, bevor sie den Rest ihrer Familie in der Küche schweigend beim Frühstück vorfand.

Dass dieser Rest aus vier Personen bestand, fand sie irgendwie deprimierend, auch wenn sie sich darüber freute, dass Toshio anstandslos mit aufgestanden war und sogar ein wenig Haferschleim aß.

„Sayuri ist weg!“, teilte Tsuyoshi ihr erbost mit, sobald sie mit Satoshi auf dem Arm die Küche betrat. „Einfach verschwunden! Was ist passiert? Haben diese Psychos aus Kiri sie mitgenommen? Ist sie abgehauen?“

„Nein.“, seufzte Sakura. „Nein, sie ist mit eurem Vater weg. Und sie werden erstmal eine Weile wegbleiben.“

„Wieso das denn?“, fragte Tsuyoshi entsetzt.

„Nun, eurer Schwester ging es in letzter Zeit ja nicht sonderlich gut…“, setzte Sakura überflüssigerweise an. Tsuyoshi warf Tsugumi einen erbosten Blick zu, den diese mit zusammen gepressten Lippen ignorierte.

„Und euer Vater und ich sind darin überein gekommen, dass ihr ein wenig Abstand guttun würde.“, beendete sie ihre Ausführungen schön knapp und überschaubar.

„Wie typisch.“, ertönte es von der Seite der Küche, die zur Haustür führte. „Das spannendste verpass‘ ich immer.“

„Oh, Natsuki, wie schön, dass du da bist.“, begrüßte Sakura sie, bemüht, dabei herzlicher zu klingen als beim letzten Mal, dass sie miteinander geredet hatten. „Möchtest du mit uns frühstücken?“

„Nein danke.“, lehnte Natsuki ab. „Ich hab... Unterwegs gegessen.“

„Aha.“, machte Sakura und versuchte, nicht allzu skeptisch zu klingen. „Schön. Wie auch immer; um ihr die Aufmerksamkeit schenken zu können, die sie dringend nötig hat, ist euer Vater also mit Sayuri vorerst verreist. Wohin weiß ich nicht, und wenn, würde ich es euch sowieso nicht sagen, damit ihr nicht auf dumme Gedanken kommt. Wegbleiben werden sie, solange es nötig ist. Noch Fragen?“

„Ist Makoto daran schuld?“, wollte Tsuyoshi als allererstes klären. Sakura warf ihm einen strengen Blick zu.

„Nein, ist er nicht.“, stellte sie klar. „Und du wirst ihn weder dafür verantwortlich machen, noch dich wieder mit ihm prügeln, ist das klar?“

„Sind wir daran schuld?“, fragte Tsugumi nun und ersparte Tsuyoshi somit eine Antwort.

„Nein.“, antwortete Sakura. „Daran ist niemand schuld und es bringt auch nichts, nach einem Sündenbock zu suchen.“

„Hätte es nicht vielleicht gereicht, wenn Sayuri ein Zivilistenleben versucht hätte?“, wollte Yuki nun wissen. „Ich meine, Ninja will sie ja offensichtlich nicht sein, und dann hätte sie ein ganz neues Umfeld. Ich glaube, die gehen mit zwölf auch alle noch zur Schule, oder so…“

Sakura seufzte erneut.

„Na ja…“, setzte sie an. „Das ging mit Kaori, aber… Kaori hatte bis dahin auch relativ wenig… Aufsehen erregt. Und außerdem ist sie ziemlich weit weg von hier.“ Dass diverse Menschen trotzdem genau wussten, wo sie war, war Sakura klar. Aber damit, Kaori aus ihrer Geishaschule zu klauen, konnte man ja keines ihrer Traumata erwecken. „Aber da Sayuri jetzt schon mal entführt wurde, ist es mir doch lieber, wenn sie lernt, sich… Effizienter zu verteidigen.“

„Aha.“, machte Yuki dazu.

„Und mit Papa ist alles okay?“, fragte Tsugumi nun vorsichtig. Sakura lächelte gequält.

„Ja, das ist es.“, behauptete sie. „Das Ganze war immerhin seine Idee… Natsuki, das habe ich genau gehört.“

Die Angesprochene hatte abfällig geschnaubt.

„Sorry.“, meinte sie, irgendwie nicht sonderlich überzeugend. „Ich versuche nur, meine Überraschung zu verbergen.“

Sakura funkelte sie an.

„So brauchst du gar nicht erst anfangen.“, warnte sie sie. „Wenn du nichts Produktives beitragen möchtest, geh in dein Zimmer und schlaf dich aus!“

„Ja, Tantchen.“, seufzte Natsuki, rollte mit den Augen und ging durch die Küche davon. Es herrschte Totenstille, bis sie ihre Zimmertür zugehen hörten.

„Wow.“, meinte Yuki dann. „Ich hätte fast erwartet, dass sie sie zuschlägt.“ Türen zu knallen war in seinen Augen so ziemlich das Infantilste, was ein Mensch tun konnte. Ganz besonders, wenn er schon über zwanzig war.

Sakura lachte leise.

„Ja, das hier ist wirklich nicht der günstigste Moment für sie, pubertär zu werden.“, stellte sie fest.

„Und, äh…“, setzte Tsugumi erneut an und tauschte einen besorgten Blick mit Yuki, bevor sie Sakura ebenso besorgt musterte. „Mit dir ist auch alles in Ordnung?“

„Ja, sicher.“, meinte Sakura. „Macht euch um mich keine Sorgen.“

„Und du hast… Nicht irgendwie ein Problem damit, dass Papa… Und natürlich auch Sayuri jetzt erstmal eine Weile weg sein werden?“, hakte Yuki ebenfalls äußerst vorsichtig nach. Sakura zog die Brauen hoch.

„Nein, habe ich nicht.“, stellte sie noch einmal klar. „Ich finde es ja sehr lieb von euch, dass ihr euch Sorgen um mich macht, aber das ist vollkommen unnötig. Mir geht es gut.“

„Okay, okay.“, sage Yuki und hob abwehrend die Hände.

„War ja nur so eine Idee.“, ergänzte Tsugumi.

Verdammt, ihre Kinder waren teilweise echt schlauer, als gut für sie war…
 

~
 

„Was zur Hölle ist bei euch passiert?“

Nach einer relativ fruchtlosen Trainingseinheit, diesmal nur mit ihrem alten Team, waren Tsugumi und Shikkun ungeplant allein zurückgeblieben. Und zwar, weil Tsuyoshi sich generell geweigert hatte, mehr als zwei bis drei zusammenhängende Wörter mit ihnen zu reden und nach ein wenig Sparring einfach abgehauen war. Tsugumi ballte die Hände zu Fäusten und sah ihm verbittert nach.

„Wir… Haben uns… Gestritten.“, begann sie dann ihre Erklärungen.

„Ging es um Sayuri?“, riet Shikkun äußerst präzise.

„Ja.“, bestätigte Tsugumi und sah nun zu Boden. „Wir haben beim Abendessen, äh, sehr laut… Diskutiert, was… Du gestern Nachmittag gesagt hast… Und… Na ja, heute morgen sind Sayuri und mein Vater weggegangen, auf eine… Trainingsreise, oder so, und…“

„Er macht dich dafür verantwortlich?“, beendete Shikkun ihre Ausführungen. „Und mich dann wohl auch.“

„Und Makoto, nicht zu vergessen.“, fügte Tsugumi hinzu. „Makoto ist eh immer an allem Schuld.“

„So schlimm ist er gar nicht.“, meinte Shikkun. „Nur nicht besonders… Äh… Gut mit Menschen.“

Das brachte Tsugumi zum Lachen.

„Ja, das stimmt wohl.“, gab sie zu.

„Außerdem will Tsuyoshi sich nur nicht selbst für alles die Schuld geben.“, vermutete Shikkun, bemüht, ein wenig, äh, fröhlicher zu klingen. „Denn ich bin mir ziemlich sicher, da gestern ins Schwarze getroffen zu haben. Ist ist Sayuri gegenüber immer viel zu beschützerisch. Ich meine, ich kann das mit dem Schwesterkomplex ja nachvollziehen, aber…“

„Er musste sie schon immer beschützen.“, erklärte Tsugumi dumpf. „Vor ihr selbst. Vor mir. Vor Kindern an der Akademie, die es lustig fanden, dass eine Uchiha keine schwarzen Augen hat. Und dass sie nicht so talentiert ist wie wir. Na ja, das fand ich auch immer lustig…“

Shikkun stöhnte auf.

„Gibst du etwa dir die Schuld an Sayuris Problemen?“, fragte er ungläubig.

„Na ja…“, sagte Tsugumi mit brüchiger Stimme. „Ich meine, ich war nie sonderlich nett zu ihr, und… Musste immer zeigen, dass ich besser bin und… Und ich finde ja auch, dass Makoto und du Recht habt! Ich meine, es ist ziemlich mies, dass Makoto ein wenig undankbar ob seines geretteten Lebens ist, aber…“

„Ach was.“, winkte Shikkun ab. „Ich glaube, trotz der Blutvergiftung und alldem würde ihm das alles weniger ausmachen, wenn wir ihn nicht auch noch betrunken erlebt hätten. Das hat dem Ganzen quasi die Krone aufgesetzt.“

„Ja, sicher, aber… Ich finde ja auch, dass Sayuri endlich lernen sollte, dass… Es auch Konsequenzen haben kann, wenn man sich aus Allem raushält, und so, und… Mich hat das eh immer genervt und das hab ich gestern auch fast so gesagt!“, brachte Tsugumi nun hervor. „Und… Na, das ist doch furchtbar, oder? Es ist ja fast so, als würde ich wollen dass es ihr so schlecht geht! Als ob ich mir das Ganze quasi gewünscht hätte!“

„Ugh.“, machte Shikkun. „Du gibst dir die Schuld an allem!“ Er trat unbehaglich von einen Fuß auf den anderen und betrachtete sie eine Weile, wie sie wie ein Häufchen Elend vor ihm stand. Dann stöhnte er leise auf, gab sich einen Ruck und nahm sie in die Arme. Ermutigt davon, dass sie ihn nicht sofort wegstieß, anschrie und verprügelte, begann er wieder, zu reden.

„Okay, jetzt hör mal.“, sagte er hastig, aus Angst, sie würde oben geschilderte Reaktion nachholen. „Ja, du bist nicht sonderlich nett und ja, du stellst gerne deine Überlegenheit unter Beweis. Aber hältst du Sayuri echt für so fragil, dass das sie so fertig gemacht haben könnte? Ich bitte dich! Das ganze Angelegenheit ist viel, viel komplexer, ich finde, dass sollten wir ihr zugestehen. Und du bist auch keine abgrundtief böse Ausgeburt der Hölle, oder sowas, nur, weil du im Gegensatz zu deinem Bruder einsehen kannst, dass Sayuri an ihren Problemen nicht ganz Unschuldig ist. Ich persönlich würde es ja an ihrer Stelle beleidigend finden, wenn man mein gesamtes Seelenheil davon abhängig machen würde, ob Makoto nett zu mir ist. Oder generell irgendwer. Und mir somit quasi einen eigenen Willen und jegliche Proaktivität aberkennen würde. Äh, egal. Und, na ja, schon allein, dass du dich schuldig dafür fühlst, dass du einsiehst, dass wir Recht haben und das Sayuri, obwohl es dich schon so lange nervt, nicht ins Gesicht gesagt hast, zeigt doch, dass du… Na ja… Äh, dich um sie sorgst? Rücksicht auf sie nimmst? Was weiß ich, such dir aus, was dir am besten gefällt…“

Okay, aufmunternde Reden zu halten war definitiv nicht seine Stärke. Vor Allem nicht, wenn er gerade Tsugumi an sich drückte, die bis eben noch beinahe zu heulen schien. Und die jetzt den Kopf gegen seine Brust gelehnt hatte. Verlegen tätschelte er ihr ein wenig den Rücken. Da waren ihm Situationen wie gestern, wo sie sich ja fast genauso nahe gewesen waren, um einiges lieber. Da hatte er immerhin so irgendwie die Kontrolle gehabt… Aber… Was sollte er nur anstellen, wenn sie jetzt wirklich anfangen würde, zu weinen?

„Das war erbärmlich.“, stellte sie in seine Brust murmelnd fest und hörte sich dabei an, als hätte sie einen Schnupfen.

„Stimmt.“, gab er zu und musste grinsen. „Ich hätte dazu noch deine äußerst charmante Art erwähnen sollen.“

Dafür schlug sie ihn halbherzig in die Seite, musste aber ein wenig hicksend lachen. Das war schon viel weniger beängstigend.

„Na ja, aber… Du solltest es besser wissen, als dir deswegen auch noch Vorwürfe zu machen.“, fügte er nochmal hinzu, nur um sicher zu gehen, dass dies auch angekommen war.

„Ja, ja, schon gut, ich hab’s verstanden.“, nuschelte Tsugumi, machte aber noch keinerlei Anstalten, sich von ihm zu entfernen. So blieben sie noch einige Momente so stehen, beide irgendwie unsicher, was gerade los war.

„Und wieso ist das so peinlich?“, wollte Tsugumi dann wissen. Shikkun gluckste.

„Keine Ahnung.“

„Ich möchte übrigens nochmal klarstellen, dass ich nicht geheult habe.“

„Natürlich nicht.“

„Gut.“, sagte Tsugumi schließlich und seufzte. „Du kannst mich jetzt loslassen.“

Dies tat er auch und sie traten einen Schritt auseinander. Dann begann Tsugumi, vollkommen uncharakteristisch zu kichern.

„Weißt du, was auch noch erbärmlich ist?“, fragte sie ihn amüsiert.

„Was?“, fragte er eher peinlich berührt.

„Wie rot du bist!“, erklärte sie ihm breit grinsend. Er grinste um einiges schmaler zurück.

„Bild‘ dir da bloß nichts drauf ein, ist ziemlich warm hier.“

„Es ist Januar.“

„Ich bin dick angezogen.“

„Natürlich.“

„Nur, um das mal klarzustellen.“

Sie standen noch ein paar Sekunden unschlüssig beieinander, bis Tsugumi wieder anfing, zu lachen.

„Mein Gott, was stellen wir uns an. Ist ja nicht zum Aushalten!“, brachte sie zwischen den Lachern hervor.

„Gut, dass das keiner gesehen hat.“, stimmte Shikkun ihm zu. „Ich will mir gar nicht vorstellen, was ich mir dann noch alles von meiner Schwester anhören müsste…“

Na ja, und Hiro würde ihn töten. Und Tsuyoshi wahrscheinlich auch noch. Wenn dem nicht wieder schlecht war.

„Die würde erstmal vor Aufregung kollabieren.“, beruhigte Tsugumi ihn. Dann schwiegen sie sich wieder ein Weile an, bis sie begann, diesmal um einiges gefasster leise zu lachen.

„Und weißt du, was auch erbärmlich ist?“, setzte sie ihre Fragekette von vor wenigen Minuten fort. „Dass es mir trotz dieser grottenschlechten Rede irgendwie besser geht.“

Er verbeugte sie spöttisch.

„Stets zu Diensten.“

Als er wieder hochkam, sah sie ihn mit schiefgelegtem Kopf abschätzend an.

„Was ist?“, fragte er.

„Hm…“, machte sie. „Ich bin mir nicht sicher, aber… Dich jetzt zu küssen wäre irgendwie suggestiv, oder?“

Um ein Haar hätte er sich verschluckt und sehr unpassend gehustet.

„Ziemlich suggestiv, ja.“, stellte er fest. Seine Kehle fühlte plötzlich sehr, sehr trocken an.

„Sehr, sehr suggestiv.“, stimmte sie ihm zu, kam aber trotzdem näher.

„Extrem suggestiv.“, pflichtete er ihr bei, ohne sich von der Stelle zu rühren.

„Viel zu suggestiv.“, führte sie die Reihe fort. Mittlerweile stand sie auf den Zehenspitzen.

„Stimmt.“, sagte er tonlos.

Sie sahen sich wieder eine Weile an, während der er sich ziemlich sicher war, dass sie das nicht tun würde. Und gerade als er sich auf den wahrscheinlich tätlichen Angriff vorbereiten wollte, der jetzt wahrscheinlich folgen würde, schloss sie sehr schnell das letzte bisschen Abstand zwischen ihren Lippen und küsste ihn. Schon wieder.

Doch bevor er darauf irgendwie reagieren konnte, hatte sie sich schon so schnell von ihm weggedreht, dass ihm ihre Haare ins Gesicht wehten und war einige Schritte von ihm entfernt. Dann drehte sie sich nochmal um und begann wieder, zu lachen.

„Du solltest dein Gesicht sehen!“, rief sie ihm zu, bevor sie endgültig davon lief.

Gut, dachte er sich. Er hatte jetzt mit einer Ohrfeige gerechnet, oder einem Knie in seiner Magengegend, aber hey. Er würde sich nicht beschweren.

Und außerdem war sie jetzt auch rot geworden.
 

~
 

Das Büro des Hokagen war ob einer privaten Krisensitzung, an der nur zwei Menschen teilnahmen, bis auf weiteres geschlossen. Der Hokage selber war gerade kurz davor, an seiner Entrüstung zu ersticken.

„Das hat er nicht wirklich, oder?“, brachte er nach einem ausgiebigen Hustenanfall hervor.

„Doch, das hat er.“, bestätigte Sakura ihre soeben erzählte Geschichte. Sie saßen beide auf Narutos Schreibtisch, konnte ja keiner sehen, und sie hatte soeben von Sasukes Trainingsreise erzählt.

„Heilige Scheiße…“, murmelte Naruto sehr unhokagehaft vor sich hin und ließ die Beine baumeln. „Aber, äh, hey, er hat es sogar, äh, vierzehn Jahre hier ausgehalten!“, setzte er hinzu. „Das ist ein neuer Rekord für ihn!“

Sakura sah ihn skeptisch an.

„Na, wenn das alles ist, was dir dazu einfällt…“, sagte sie leicht pikiert.

„Und hey!“, fuhr Naruto fort. „Er hat sogar einen Grund, abzuhauen, äh, auf Trainingsreise zu gehen!“

„Immer wieder erfrischend, wie du versuchst, der Situation etwas positives abzugewinnen.“, kommentierte Sakura spöttisch.

„Aaach, Sakura-chan!“, machte Naruto und tätschelte ihr den Rücken. „Soll ich ihm nachrennen, nur so, um der alten Zeiten Willen?“

Nun musste Sakura doch lachen.

„Nein, lass gut sein.“, sagte sie. „Kommt in deiner Position nicht gut.“

„Stimmt!“, fiel Naruto da ein. „Ich hab ja Menschen, die das für mich machen können! Soll ich ihm eine ANBU-Zelle hinterher schicken? Oder gleich alle?“

„Hm.“, machte Sakura. „Das könnte witzig werden. Wie groß ist die Gefahr, dass die alle als Schlangenfutter enden?“

„Verdammt!“, fluchte Naruto da erneut. Sakura stieß ihm mit dem Ellbogen in die Rippen.

„Hüte deine Zunge!“, ermahnte sie ihn dann mit erhobenem Zeigefinger. „Solche Sprache ist deiner Autorität nicht würdig!“

„Jetzt hörst du dich schon an wie Hinata-chan!“, maulte Naruto und rieb sich die Seite. „Oh, und ihr habt Kakashi dazu gebracht, Toshio zu trainieren.“

„Ja.“, bestätigte Sakura. „Er darf ihn jetzt drillen. Vorerst nicht ganz bis zur Ohnmacht, weil der Junge einfach noch nicht in der richtigen körperlichen Verfassung ist, aber danach so richtig. Und ich glaub, er hat Talent. Sasukes Mutter hat auch erst in seinem Alter mir dem Training angefangen und ist sogar Jonin geworden.“

„Ist ansonsten bei dir zu Hause alles okay?“, wollte Naruto nun wissen.

„Bis auf dass meine Kinder sich jetzt Sorgen um die geistige Verfassung ihres Vaters machen und an meiner ebenfalls zweifeln, ja, alles bestens.“, antwortete Sakura. „Ernsthaft, so wie Tsugumi und Yuki mich heute morgen ausgequetscht haben… Wirke ich so labil?“

„Du wirkst… Unausgeschlafen.“, beantwortete Naruto diese Frage so taktvoll wie er konnte. „Normalerweise hast du ja keine Augenringe, oder sowas…“

„Was sie scheinen durch?“, fragte Sakura entsetzt. „Oh nein!“

„Durch was?“, fragte Naruto verdattert.

„Erinnerst du dich an Tsunades permanentes Genjutsu?“, fragte nun wieder Sakura. „Der ultimative Geheimtipp gegen Falten, Augenringe und Schwangerschaftsstreifen.“

„Äh, cool?“, kommentierte Naruto dies zweifelnd. „Und wie siehst du ohne aus?“

„Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“, sagte Sakura, bevor sie die Illusion löste.

„…Oh.“, war Narutos Reaktion auf den Anblick. „Okay. Du siehst, äh, menschlicher aus.“

„Na, danke.“, schnaubte Sakura, bevor sie die Illusion wiederherstellte. Naruto sah sie zweifelnd an.

„Ist es Sinn der Sache, dass du jetzt leuchtest?“

„Ein bisschen.“, gab sie zu. „Nur keine Schwäche zeigen. Sind die Augenringe wieder weg?“

„Ja.“

Eine Weile schwiegen sie und saßen weiter nebeneinander. Sakura befürchtete im Hinterkopf, dass durch die halbe Stunde der Untätigkeit demnächst das gesamte Dorf zusammenbrechen würde, aber noch waren ihr ihre eigenen Probleme wichtiger. Und niemand war so gut darin, sie abzulenken, wie Naruto.

Der räusperte sich jetzt.

„Und du… Kommst damit klar?“, fragte er nochmal, in einem sehr konkreten Ton.

„Woher weißt du…?“, erwiderte Sakura verdattert. Dass ihren Kindern etwas an ihrem veränderten Verhalten auffiel, konnte sie ja akzeptieren, aber sie hatte Naruto bisher nur in Situationen gesehen, in denen sie nicht gerade im Mittelpunkt gestanden hatte, also wie zur Hölle konnte er etwas davon wissen?

„Hinata-chan.“, löste er das Rätsel. „Ihr ist dein Verhalten vorgestern aufgefallen und sie kann sowas sehen wenn sie will. Also. Kommst du damit klar?“

„Ja.“, seufzte Sakura, irgendwie erleichtert, dass es jetzt kein Geheimnis mehr war, und strich sich versonnen über den Bauch. „Ja, ich schaffe das schon…“
 


 


 

~ fin
 



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Von:  Decken-Diebin
2012-04-22T21:00:41+00:00 22.04.2012 23:00
Und schließlich schon der Epilog o.O ANL4 ging schnell vorbei, wenn mans in einem Ritt durchliest :D
Meiner Meinung nach ist Sakura trotzdem traurig, dass Sasuke und auch Sayuri weg ist... da kann sie sagen, was sie will, wer ist denn da nicht traurig?
In diesem Kapitel kriegt Tsugumi auch ein dickes Plus von mir zugeschrieben, weil sie sich so sehr um Sayuri sorgt ^.^ Vorher mochte ich sie nicht so sehr, aber das macht sie sympathisch. Und das mit Shikkun war sowieso süß (: <3
Und schließlich Sakuras Schwangerschaft... ich habs irgendwie auch geahnt, ich weiß nicht so recht, wieso, aber es ist so! :DDD Und jetzt will ich ANL5 lesen! XD

Von:  Decken-Diebin
2012-04-22T20:54:55+00:00 22.04.2012 22:54
Hier mochte ich zu allererst das Gespräch zwischen Natsuki und Sakura, während Toshio daneben saß und letzten Endes total verängstigt war xD Ich liebe diesen Humor bei den Uchihas :D
Und oooh, das Essen, das Sakura gemacht hat, das klang so lecker, haha XD Da kriegt man Hunger...
Dann folgte die Szene mit Sayuri und Makoto, die ich persönlich so traurig fand. Ich glaub, ich fühl zu sehr mit Sayuri mit, die tut mir so leid ._.
Oh, und dann Random-Poser-Auftritt für Hinata, die würdevoll die Kellner auf sich aufmerksam macht. Herz für Hinata, das fand ich cool! ♥
Und schließlich kündigt sich Sasukes und Sayuris Trainingsreise an... find ich sehr interessant, weil man das Gefühl hat, sie könnte danach wie Sakura werden... aber sie ist schließlich mit Sasuke unterwegs, das kann alles wenden xD
Von:  Decken-Diebin
2012-04-22T20:50:27+00:00 22.04.2012 22:50
So, jetzt komm ich endlich dazu den Rest zu kommentieren :D
Dieses Kapitel war sooo geil! XD Wie Sasuke und Sakura von ihrer Vergangenheit erzählt haben... herrlich amüsant xD Ich hatte sehr viel Spaß daran, zumal man ja weiß, was noch kommen muss und man freut sich da noch viel mehr auf die Reaktionen der Kinder xD
Ich hatte ja schon die ganze Zeit die Befürchtung, Yuki würde total enttäuscht oder eher geschockt sein, wenn er hört, warum die beiden S-Rank Nuke-nins waren xDD Und irgendwie bewahrheitete sich das ja :D
Sayuri war knuffig mit ihrem... ähm Süßheits-Rumgequietsche-Anfall... irgendwie doch ne kleine Sakura xD
Ohhh, und das mit dem Inzest da, da musst ich auch wirklich lachen :D Früherziehung, was ist gut und was ist böse xD
Zum Schluss hatten wir ja dann noch ein abschließendes Gespräch zwischen Sasuke und Sakura... gefiel mir auch gut, obwohl es so ein bisschen resignierend war, weil sie so respektlose Kinder haben :'D Und irgendwie war's ja dann wieder süß, wie sie sich überhaupt mal Gedanken über ihre Kinder und ihre Erziehung machen XDD Ich glaub, ich kling wie Sayuri... süß, knuffig, putzig... hm...
Von:  Decken-Diebin
2012-04-19T20:53:21+00:00 19.04.2012 22:53
Und noch mehr Drama... juhu :D
Yasume hat wirklich ein Knall, das ist schon krank... besonders, wie früh es sich ausgeprägt hat o.O Das muss man erst mal schaffen :'D
Oh, ich mochte diese Wiederholung von Sakuras Gedanken mit diesem "Moment mal...", da musste ich so grinsen jedes Mal xD
Zum Schluss gabs ja noch ne kurze süße Szene zwischen Sasuke und Sakura. Es ist sooo knuffig, dass er immer noch so konfus wird, wenn er sich um Sakura sorgt *___*
Das nächste Kapitel hab ich auch schon halb durch, hoho, tomorrow oder so kommt dann Fiedbeck!
Von:  Decken-Diebin
2012-04-19T20:39:45+00:00 19.04.2012 22:39
Nächste Notizen: "Krieg! Drama!"... ähm ja... ich bin so ausführlich in meinem Ausführungen XD Aber auf jeden Fall war's spannend und wuuuh, das mag ich ja :D
Sakuras Rede bei der Krisensitzung fand ich irgendwie richtig toll, ich mein, sie ist so ne Powerfrau... das braucht die Welt! :D
Ansonsten... ja, die Szene mit Kanako, die hat mir sehr gut gefallen (: Mir gefiel sie sehr gut... obwohl ich sie mir trotzdem sehr kränklich vorgestellt hab, gleichzeitig aber auch sehr liebevoll... und hach, es war traurig .__.'
Das Ende empfand ich dann als etwas angsteinflößend o.O XD Ich hatte das Gefühl, man wär so mitten im Geschehen drin, aber als wäre man stumm... gruselig! Aber sehr gut gemacht!
Von:  Decken-Diebin
2012-04-19T20:27:53+00:00 19.04.2012 22:27
Soo, mal schauen, was in meinem Notizbüchlein steht zu dem Kapitel... "süße Sayuri-Makoto-Szene"... äh ja XD Die waren wirklich knuffig, die Szene in dem Wald da... die war so: ooooh *_____*
Und danach war er betrunken, haha, das war so cool XD Ich hatte zwar vor meinem Geiste die ganze Zeit eher ein Bild von Neji... aber, hach, ich hab mich amüsiert XD
Ansonsten... "dramatisches Ende"? Ach so, ja, Drama, ich liebe Drama! :D Und da musst ich natürlich schnell weiter lesen und - argh, du bringst mich um meinen Schlaf XD
Von:  Decken-Diebin
2012-04-15T20:03:32+00:00 15.04.2012 22:03
...ich hab das Kapitel gelesen! Ich hab's gelesen! GELESEEEEN!!!111einself *an Atemnot umfall*

*räusper*
So, ja, ein Hoch auf mein E-Book, ohne dass ich gar nicht dazu gekommen wäre... ich hab in den letzten Wochen dann mal eben ANL 1 bis 4 gelesen und bin jetzt soweit, dass ich dieses Kapitel durch habe... und whooo! Spannung!
Also erstmal muss ich ja sagen, dass ich deine Kinder irgendwie alle mag *_* Aber es ist schade, dass Kaori bisher nie auftauchte... ich hab das Gefühl, du hast sie irgendwann entwickelt und dann war's doch zu viel und blabla XD Na ja, kann ja sein, dass noch was mit ihr passiert, ich bin gespannt :D
Zum Kapitel direkt: Drama! Find ich gut, ich steh auf Drama... Als Toshio erstmal überhaupt aufgetaucht ist und alle überlegt haben, ob er auch ein Uchiha-Kind ist, dachte ich auch dran XD Aber dann fiel mir ein, dass Sasuke in dieser Zeit sowas nie gemacht hätte, soa!
Die Szene mit Sasuke und Sakura, in der sie schließlich alleine waren, war sooo süß... aber auch traurig. Dass er immer noch so ein Wrack ist ._.
Und jetzt geh ich schlafen und weiterlesen, juhu! XD
Von:  Wicked1
2012-04-10T00:10:55+00:00 10.04.2012 02:10
Ich habe beinahe vergessen wie episch ANL doch ist. 4 war nicht ganz so spannend wie seine 3 Vorgänger, aber konnte immerhin durch die Komplexität der familiären Beziehungen punkten. Alleine die Dreiecksbeziehung zwischen Tsugumi, Shikkun und Hiro, wobei letzterer nur einseitig eine Rolle spielt, da sich ganz offensichtlich etwas zwischen den beiden Ersteren anbahnt. Dann noch Makoto und Sayuri, wobei diese mich ein wenig mit ihrer Passivität genervt hat. Hoffentlich kann Sasuke da was machen. Sie muss ja irgendeine Spezialität haben? Ihrem Selbstwertgefühl würde es in jedem Fall gut tun. Kakashi nimmt sich Toshio an und ansonsten gibt es schließlich fast keine Problemkinder mehr. Yuki und Yoko beschäftigen sich eh selbst und Hiroshi und Satoshi sind noch zu klein. Ich hoffe übrigens, dass Tsuyoshi sich weiter mit dem Schwertkampf auseinandersetzt. Wäre doch klasse, wenn er zu einem Könner in diesem Gebiet wird und Sasuke mächtig beeindrucken kann. Schließlich kommt er ein wenig zu kurz. Tsugumi geht so oder so ihren Weg. Wie die anderen Charaktere eigentlich auch. Außer Aimi vielleicht. Diese allerdings könnte vielleicht in Sakuras Fußstapfen treten und sich ein wenig mit Heilpraktiken auseinandersetzen. So könnte es ihr auch gelingen Tsuyoshi zu beeindrucken. Schließlich hat sie die Chunin-Prüfung nicht bestanden und wird somit noch nicht im Feld der Spionage ausgebildet. Ich meine, sie beherrt noch nicht mal die grundlegenden Techniken des Yamanaka-Clans, geschweige denn des Nara-clans. Und ich bin mir sicher, dass sie irgendwo Potenzial versteckt.
Und Sakura ist natürlich schwanger. Überraschung! Nein nicht wirklich...
Man konnte es sich denken, schließlich hast du unglaubliche viele Hinweise gegeben. ;)
Nun denn, ich werde mich dann also direkt ANL5 widmen, was bestimmt genauso gut wird wie seine Vorgänger.

Liebe Grüße
Sannori
Von: abgemeldet
2012-01-29T22:22:24+00:00 29.01.2012 23:22
Aahhh cool :D
Ha ne Woche gebraucht bis ich die FF durch hatte, aber ich fands cool :)
Tjaaa...mein Favo der Kids (die ich endlich nach dem 12 oder so Kapitel unterscheiden konnte-also wer wessen) ist definitiv Yoko, Yuki, Makoto, Sayuri und Shikkun. Aimi ist mir zu Ino-mäßig, Tsuyoshi zu...ehm...emotional, Hiro zu blöd und Satoshi irgendwie...nee...der oist aber auch erst zwei, Tsugumi zu wiedersprüchlich oder wie das heißt, Hiroshi ist aber cool fällt mir ein.
Naja, egal. Freu mich schon auf ANL5!!!!
Von:  Enyxis
2012-01-21T18:28:58+00:00 21.01.2012 19:28
>„Ist Makoto daran schuld?“, wollte Tsuyoshi als allererstes klären. Sakura warf ihm einen strengen Blick zu.<
XDDDD Tsuyoshi will Makoto auch immer kloppen XDDD

>„Gut, dass das keiner gesehen hat.“, stimmte Shikkun ihm zu. „Ich will mir gar nicht vorstellen, was ich mir dann noch alles von meiner Schwester anhören müsste…“
Na ja, und Hiro würde ihn töten. Und Tsuyoshi wahrscheinlich auch noch. Wenn dem nicht wieder schlecht war.<
Wunderbare Aussichten, was, Shikkun? ^^ XD
Himmel, die Kinder XD Tsugumi und Shikkun....das war voll niedlich XD

>„Heilige Scheiße…“, murmelte Naruto sehr unhokagehaft vor sich hin und ließ die Beine baumeln. „Aber, äh, hey, er hat es sogar, äh, vierzehn Jahre hier ausgehalten!“, setzte er hinzu. „Das ist ein neuer Rekord für ihn!“<
XDDDDDDD ZU genial XD

>„Ja.“, seufzte Sakura, irgendwie erleichtert, dass es jetzt kein Geheimnis mehr war, und strich sich versonnen über den Bauch. „Ja, ich schaffe das schon…“<
OH NEIN! NICHT SCHON WIEDER !!! *sich schlapplacht* ICH HAB`S GEAHNT!

ANL 4 War einfach nur genial. Soooo lustig und so witzig XDD
Freu mich so tierisch dolle auf ANL5 *__________*


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