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A ninja's life 4

Vergangenes lässt sich nicht totschweigen
von

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Toshio

Uchiha Yuki hatte bisher einiges am Bildungssystem seines Heimatdorfes auszusetzen gehabt, wie zum Beispiel, dass nicht genug zwischen begabten und weniger begabten Schülern differenziert wurde, der Unterricht viel zu sehr auf letztere zugeschnitten und langatmig war, dabei auch noch viel zu theorielastig, wo es doch in der Praxis egal war, ob sie vorher die Wurfbahn und alle möglichen und unmöglichen Schwierigkeiten exakt berechnet hatten, solange das Kunai traf, dass die Klassen viel zu groß, die Klassenräume viel zu klein, die Lehrer viel zu alt und noch dazu mit ihren Schülern verwandt und die Geschichtsbücher zu ungenau waren, allerdings war es ihm bisher nicht aufgefallen, dass die Akademie in Konoha zu wenig am geographischen Verständnis ihrer Schüler arbeitete, eher im Gegenteil; seit er fünf war konnte er sämtliche Länder auf dem Kontinent auswendig und benennen, nicht zuletzt, weil seine charmante beste Freundin ihn beim Lernen damals im Alter von fünf Jahren jedes mal gehauen hatte, wenn er auch nur gezögert hatte, irgendein Land zu benennen.

Okay, zugegeben, dachte er sich, nicht jeder war mit fünf Jahren Yokos persönlicher Punchingball gewesen, aber spätestens als sie es mit sechs, sieben, und acht Jahren, ebenso wie vor zwei Wochen dreiundzwanzig Mal wiederholt hatten, sollte man eigentlich wissen, dass Suna nicht das große Land links oben auf der Karte war.

Eigentlich.

„Und, Yuki-kun, das hier, das ist Oto, oder?“, unterbrach seinen Monolog da das Mädchen vor ihm in der Bank, welches ihn anstrahlte und dabei ihre leicht überspitzten Eckzähne entblößte. Und auf Kaminari no Kuni zeigte.

„Ähm, nein.“, korrigierte er sie so freundlich er noch konnte. „Oto existiert nicht mehr und außerdem war es ein Dorf, und kein Land. Und das Land hieß Ta no Kuni. Das ist Kaminari no Kuni.“

„Mit Tsuchigakure?“, fragte das leicht katzenähnlich anmutende Mädchen weiterhin strahlen. „Und wieso nannten sie Oto denn nicht einfach Ta? Ich meine, Ame, Kusa und Taki liegen doch auch in Ame no Kuni, Kusa no Kuni und Taki no Kuni…“ Dabei deutete sie auf die drei Länder zwischen Tsuchi no Kuni und Kaze no Kuni.

„Iwagakure, du hohle Nuss.“, kam es da von Yoko, die ihren Stuhl zurückgekippt und die Füße auf dem Tisch hatte. „Echt jetzt, vier Jahre lang derselbe Scheiß und du kannst das immer noch nicht? Sag mal, hast du nicht nur das Aussehen von ´ner Katze sondern auch noch das Hirn?“

„Yoko, äh…“, wollte Yuki gerade halbherzig die Situation entschärfen, während die nicht so gut erzogene Seite von ihm ihr zujubelte. Aber Kasumi zuckte nur mit den Schultern.

„Du würdest dich wundern, wie klug Katzen eigentlich sind.“, erklärte sie Yoko leicht eingeschnappt. „Und entschuldige bitte, ich hab besseres zu tun, als in meiner Freizeit zu lernen, Streberin.“

„Er lernt. Ich schlage ihn nur immer.“, berichtigte Yoko sie gelassen und nickte zu Yuki, der das Bedürfnis unterdrückte, sich unter der Bank zu verziehen, als Kasumi gerade den Mund öffnete, um wahrscheinlich ein sehr unfreundlich, aber potenziell schwächeres Gegenargument zu liefern. Dazu kam es allerdings nicht, da plötzlich von hinten jemand Yoko neben ihm auf die Schulter tippte.

„Ähm, Yoko-san…“, fragte eine sehr unsicher wirkende Stimme hinter ihnen.

Was?“, fauchte Yoko, fuhr herum und sah direkt in das ratlose Gesicht von Hyuuga Jun, dem mehr oder weniger illegitimen Sohn von Hanabi und Konohamaru, der gegenwärtig so das ziemlich gedissteste Mitglied des Hyuugaclans darstellte, da er als einziger geborener Hyuuga seit dreiundzwanzig Generationen keine Byakugan besaß. Und außerdem ein wenig langsamer war, also, so vom Kopf her, aber das machte ja nichts. In der Akademie wurde ja jeder mitgezogen. Und wenn der Klassenlehrer dann noch der eigene Vater war… Ein Punkt, über den Yuki sich ständig aufregen konnte.

Yoko vollzog beim Anblick Juns allerdings immer eine merkwürdige Wandlung. „Oh, Jun-kun!“, gab sie nämlich mit ungewöhnlich hoher Stimme von sich und strich sich hastig die Haare hinter die Ohren, was absolut nichts bewirkte, da ihre hüftlange blonde Mähne eh immer machte, was sie wollte. „Was gibt’s?“

Und als Kasumi vor ihm verhalten zu kichern begann, hatte Yuki nicht nur das Bedürfnis, sich unter der Bank zu verstecken, sondern auch, sich die Ohren zuzuhalten. Das Gekichere war jetzt zwar nicht so schlimm, er hatte Schwestern, aber Yokos viel zu hohe Säuselstimme… Schrecklich.

„Kannst du mir helfen?“, wollte Jun nun wissen, etwas sicherer.

„Aber natürlich!“, versicherte Yoko ihm strahlend Kasumi hatte Schwierigkeiten, nicht vom Stuhl zu fallen. Yuki hatte Schwierigkeiten, nicht den Kopf auf die Tischplatte fallen zu lassen, bevor er sich darunter versteckte.

„Wo is’n hier eigentlich das Wasserland?“, fragte Jun da und hielt Yoko seine bunte Karte hin. Yuki wandte dem Trauerspiel nun den Rücken zu und schlug sich mit der Hand vor die Stirn, wofür Yoko ihn unterm Tisch trat, was er aber ignorierte. Ihr Strahlen hatte allerdings an Helligkeit verloren, als sie auf die blaue Ansammlung von Inseln im Südosten zeigte.

„Na, hier.“, meinte sie. „Ist doch auch angemalt und alles…“

„Ach so!“, leuchtete dies Jun ein. „Ich dachte, das wäre nur ´n Farbfleck auf der Karte… Dankeschön!“

Ein weiteres Mal schlug Yuki sich geräuschvoll auf die Stirn. Kasumi war in hysterisches Lachen ausgebrochen. Yoko warf den beiden einen schon viel normaleren, eventuell tödlichen Blick zu, bevor sie Jun wieder anstrahlte.

„Ach, kein Problem, Jun-kun!“, versicherte sie ihm.

„Und auch wenn du’s dir nie merken können wirst“, begann Yuki. „Macht doch nichts, dein Vater kriegt dich eh immer durch die Prüfungen…“

Dafür trat Yoko ihn gleich zweimal. Und doppelt so fest wie vorher, weswegen er sich die Freiheit nahm, zurück zu treten. Woraufhin sie ihn ein drittes Mal trat. In Folge dessen er lieber nicht auch nochmal trat. Und das alles so schnell unter den Tischen und ohne eine Änderung des Gesichtsausdrucks der beiden, dass die anderen Beteiligten nichts davon mitbekamen. Reine Routine mittlerweile.
 

~
 

Und da dies alles so routiniert war, hatte es auch keinerlei Auswirkungen auf die merkwürdige Freundschaft der beiden; nach der Schule gingen sie wie gewohnt in schweigender Übereinstimmung zusammen zu Yuki nach Hause, wie sie es fast jeden Tag taten. Es sei denn, Hinata hatte bei einem ihrer Jobs, die sie auch nun, wo eigentlich genug Geld für zwanzig Familien da war, nicht aufgeben wollte, warum auch immer, ausnahmsweise frei.

Was ziemlich selten vorkam. Heute zum Beispiel nicht.

Nun gingen die beiden also mehr oder weniger, na ja, also, eher weniger als weniger, vergnügt durch die immer noch nicht gerade warmen Straßen Konohas, hey, Ende Januar, und alles schien wie immer. Die Sonne schien… Nicht, wie sie das im Winter nun mal an sich hatte und die Vögel zwitscherten… Auch nicht. Wär auch irgendwie komisch gewesen.

Jedenfalls gingen die beiden zusammen nach Hause an einem absolut normalen Tag. So.

„Was findest du eigentlich an Jun so toll?“, platzte es da irgendwann aus Yuki heraus, so vollkommen gegen seinen nebenbei bemerkt neun Jahre alten Willen.

„Was?“, fragte Yoko verstört und funkelte ihn an. „Nichts, wieso?“

„Weil du immer so… Komisch bist, wenn er mit dir redet.“, erklärte Yuki, der beschloss, jetzt, wo er angefangen hatte, das Ganze auch durchzuziehen. Yoko schwieg eine Weile.

„Das ist… Kompliziert. Frag nicht weiter, Uchiha.“, meinte sie dann, was Yuki absolut schockte. Er hatte eigentlich erwartet, dass sie wütend werden und ihn schlagen würde, wie sie es sonst immer tat. Aber irgendwie machte ihm dieser ruhige, fast schon erwachsene Tonfall Angst… Ebenso wie die Tatsache, dass sie ihn tatsächlich beim Nachnamen genannt hatte. Bisher war er sich nie so ganz sicher gewesen, ob sie den überhaupt kannte… Na ja, so Art zumindest.

„Aber was…“, setzte er an, unterbrach sich jedoch beinahe sofort wieder, als er meinte, etwas im kahlen Gebüsch neben sich zu hören. Yoko erhob dabei die Hand und war drauf und dran, ihre Byakugan zu aktivieren, um nachzugucken, was dort im Gebüsch war, da hörten sie eine schwache Stimme keuchen.

„U… Chiha?“

Eine zerkratzte Hand kam aus dem Gebüsch, dann noch eine. Yuki warf Yoko einen unsicheren Blick zu, die die sich aus dem Gebüsch hervor kämpfenden Hände kritisch beäugte.

„Uchiha… Sasuke…", brachte der nun ebenfalls aus dem Gebüsch gekrochene Kopf mit schwarzen Haaren hervor.

„Das ist mein Vater.“, erzählte Yuki der Gestalt. „Was willst du von ihm?“

Aber Yoko ignorierte ihn, packte den Fremden beherzt am nun auch hervor lugenden Kragen und zog ihn aus dem Gebüsch, in der anderen Hand ein Kunai, welches sie ihm an die Kehle hielt.

„Wer bist du und wie kommst du hier rein?“, fragte sie ungnädig. „Überhaupt, hat deine Mutter nicht gerade erst durchgesetzt, dass wie Wachen hier verstärkt werden?“

Yuki zuckte mit den Schultern.

„Sei netter zu ihm, sieht ihn dir doch mal an.“, forderte er sie dann auf und deutete auf die zerkratzten und abgemagerten Arme, die schlapp an dem Jungen herunter hingen. Ansonsten schien er etwas älter als die beiden zu sein, hatte schwarze Haare, um die sich schon länger keiner mehr gekümmert hatte, so wie es aussah, und schwarze Augen mit dicken Rändern, die darauf hindeuteten, dass er schon mehrere Tage, wenn nicht gar Wochen, kaum geschlafen hatte.

„Muss… Uchiha Sasuke… Sprechen…“, brachte der Junge nun hervor, erstaunlich ruhig angesichts des Kunais an seiner Kehle.

„Sei du mal misstrauischer gegenüber Fremden, die aus Gebüschen kommen und deinen Vater sprechen wollen.“, erwiderte Yoko grantig und schüttelte den Jungen, um ihre Position zu verstärken.

„Sieh ihn dir doch mal an.“, forderte Yuki unbeeindruckt. „Erstens, er könnte irgendwie mit mir Verwandt sein, auch wenn ich ja keine Verwandte väterlicherseits mehr haben soll, aber hey, unbekannte Familienmitglieder tauchen ja gerade auf wie Schneeglöckchen, und zweitens, so mitgenommen und untrainiert wie der ist, kann der uns eh nichts tun.“

„Hn.“, machte Yoko und ließ ihr Kunai sinken, bevor sie den Jungen auf seine eigenen Füße stellte, was sie als schwierig erwies, da sie anderthalb Köpfe kleiner war. „Ich finde, wir sollten ihn irgendwelchen Wachen vorführen, oder so.“, meinte sie. „Oder der komischen, zusammen gekratzten Polizei, die wir haben.“

„Die meinem Vater gehört.“, erinnerte Yuki sie. „Also kann ich ihn genauso gut mit nach Hause nehmen, wo er sowieso ausgefragt werden wird.“

„Aber er könnte ein Spion sein.“, gab Yoko zu bedenken. „Oder ein Attentäter. Oder zumindest da, um nachts Attentäter in euer Haus zu lassen, die euch alle umbringen werden.“

„Oh, ja.“, sagte Yuki spöttisch. „Wobei ich wohl den Arbeitgeber wechseln würde, wenn der mich so aushungern lässt… Ähm, ja. Außerdem ist bei uns immer Tag der offenen Tür, fast so, wie in diesem Dorf, eine Tür aufzumachen ist also kein Grund, jemanden vorzuschicken. Außerdem glaub ich nicht, dass meine Eltern nur zum Spaß erzählt haben, sie gehören zu den besten Ninjas des Kontinents, um dann im Schlaf überfallen zu werden. Wäre schon so’n bisschen peinlich, oder?“

„Stimmt schon.“, gab Yoko zu. „Okay, wir nehmen dich mit.“, sagte sie dann zu dem fremden Jungen. „Aber ich warne dich; ein falscher Schritt und du bist tot. Und glaub ja nicht ich würde das nicht mitkriegen!“

Im nächsten Leben, nahm Yuki sich vor, würde er sich nettere Freunde suchen.
 

~
 

Sakura hatte alles andere als gute Laune.

Die Chuuninprüfung war in einer Woche. Alle im Allgemeinen und die Teilnehmer im Besonderen schienen diese Angelegenheit nicht gerade ernst zu nehmen. Außer ihr natürlich, weswegen sie es auch war, die die täglichen Trainingseinheiten auf dem Familieneigenen Trainingsplatz organisierte, während die anderen Senseis wohl wichtigeres zu tun hatten. Und zwar ihren organisatorischen und diplomatischen Pflichten nachzugehen. Nicht, dass sie wüsste, was es da so zu tun gäbe, aber das war die offizielle Entschuldigung Sasukes und Narutos Erklärung gewesen.

Und letztendlich konnte ihr das ja auch egal sein, solange sie nur wusste, wen sie wann wo und wie trainieren sollte.

Außerdem gaben die ganzen Genin im Haus eine wunderbare Haushaltshilfe ab…
 

Im Moment waren gerade mal wieder Aimi und Sayuri in der Küche und räumten diverse verwendete Verbände weg, während Sakura selbst das Essen kochte, nicht für die gesamte Meute, aber für einen Großteil davon. Dabei unterstützt wurde sie von Natsuki, die noch in derselben Nacht auf eine Mission aufbrechen würde.

„Wo bleiben eigentlich Yuki und Yoko?“, fragte Sakura die Allgemeingeit. „Die sind normalerweise schon längst da…“

„Mach dir keine Sorgen.“, riet Natsuki ihr. „Die beiden können schon auf sich aufpassen.“

„Oh, ja, das können sie.“, seufzte Sakura mit einem bedeutungsschwangeren Blick in aus den Küchenfenster auf den Trainingsplatz, wo sich gerade wieder jeder mit jedem stritt. „Schon ´ne Ahnung, was für eine Mission das heute wird?“

„Das Übliche.“, winkte Natsuki ab. „Suchen, warten, töten. Irgendeinen höheren Offizier in irgendeinem Schloss der irgendwem zu schnell aufgestiegen ist.“

„Wie cool!“, meinte Aimi, die nun zusammen mit Sayuri den Tisch deckte. Natsuki schmunzelte.

„Nein, das ist es nach dem dreitausendsten Mal schon nicht mehr. Ehrlich gesagt, mit der Zeit wird sowas langweilig. Ist genau wie mit der Uniform.“

„Wie mit der Uniform?“, fragte Aimi verwirrt. „Hä?“

„Die ist nur solange cool, bis man sie mal selbst anziehen muss.“, erklärte Natsuki ihr.

„Und sie verliert ihren Reiz schon mit der Unterwäsche.“, fügte Sakura hinzu und musste dann nostalgisch grinsen. „Ach ja, die Unterwäsche…“

Natsuki knuffte sie in die Seite.

„Nicht vor den Kindern.“

Aimi und Sayuri kicherten verhalten.

„Mama?“, tönte es da von der Haustür aus in die Küche. „Wir sind da! Und… Haben jemanden mitgebracht…“

„Wie schön.“, rief Sakura zurück. „Einen Schulfreund?“

„Nicht direkt.“, antwortete Yuki und trat in die Küche, den fremden Jungen hinter sich, der von Yoko mit einem Kunai auf Rückenhöhe angetrieben wurde. „Den… Haben wir auf dem Weg nach Hause gefunden. Und er möchte mit Papa sprechen.“

Verwirrt drehte Sakura sich um und erblickte den Jungen. Ihre Augen weiteten sich erst vor Entsetzen ob der zerkratzen, unterernährten und übermüdeten Gestalt und verengten sich dann misstrauisch.

Der Junge hatte schwarze Haare, schwarze Augen, war unnatürlich blass und wahrscheinlich ein Jahr älter als die Drillinge. Dann schüttelte sie den Kopf und eilte besorgt zu ihm hin.

„Oh je, was ist dir denn passiert?“, fragte sie und beugte sich ein wenig zu ihm runter, auch wenn er nicht so viel kleiner war als sie.

„Ich… Muss Uchiha Sasuke sprechen.“, antwortete der Junge matt. Sakura kniff die Lippen zusammen.

„Er ist noch nicht zu Hause, dürfte aber in etwa einer halben Stunde kommen. Ich bin seine Frau, alles was du ihm zu sagen hast, kannst du auch mir sagen.“

Der Junge schüttelte den Kopf.

„Ich muss nur mit Uchiha Sasuke sprechen.“

„Okay.“ Sakura richtete sich auf. „Aber deinen Namen kannst du mir wohl sagen, oder?“

„Toshio“, antwortete er, während er beharrlich auf den Boden starrte.

„Gut, Toshio.“, sagte sie geduldig. „Yuki hier wird dir jetzt den Weg ins Badezimmer zeigen, wo du erstmal ein heißes Bad nehmen wirst, das Wasser ist ganz frisch. Dann ziehst du dir neue Sachen an und kommst hierhin zum Essen, okay? Und dann wird Uchiha Sasuke da sein und mit dir sprechen können.“ Sie wandte sich an Yuki „Hol ihm Sachen von Tsuyoshi, die müssten ihm gerade noch passen. Und Yoko, ich weiß deine Besorgnis ja durchaus wertzuschätzen, aber hier drin ist es unnötig, dass du den armen Toshio bedrohst. Er ist untrainiert und unbewaffnet, okay?“

„Hn.“, machte Yoko. „Aber ich werd´ trotzdem ein Auge auf ihn haben.“

„Vorbildlich. Na los, Yuki, geh und kümmere dich um deinen Gast.“

Sobald die beiden Jungen die Küche verlassen hatten, blickte Natsuki Sakura schräg von der Seite an.

„Guck nicht so.“, verlangte Sakura. „Ich weiß auch, dass er einiges zu erklären haben wird, wenn er sich mal nach Hause bequemt.“

„Glaubst du das wirklich?“, fragte Natsuki. „Ich meine… Kannst du dir das echt vorstellen?“

„Nein.“, gab Sakura bitter zu. „Aber fällt dir eine bessere Erklärung ein?“

„Ja.“, erwiderte Natsuki prompt. „Und zwar, dass er nicht der einzige Mensch mit schwarzen Haaren und Augen auf dem gesamten Kontinent ist.“

„Ich weiß.“, erwiderte Sakura. „Aber was sollte der Junge sonst von ihm wollen?“

„Du solltest Kindern gegenüber misstrauischer sein.“, schlug Natsuki vor.

„Oh, bitte!“, lachte Sakura auf. „Was kann der Kleine denn schon tun, auf Yuki kollabieren?“

„Nachts die Türen für irgendwelche Attentäter öffnen. Oder irgendwelche Schlafgasbomben reinschmuggeln. Oder so.“, schlug Yoko vor.

„Hatte er sowas an seinem Körper?“, fragte Sakura.

„Nein.“

„Na also. Und vor Attentätern, denen man die Tür aufmachen muss, hab ich persönlich jetzt eher weniger Angst, und das solltest du auch haben.“, belehrte Sakura sie.

„Ich finde diese Theorien logischer als das, was du annimmst.“ , verteidigte Natsuki sie. Sakura zuckte mit den Schultern.

„Na ja, der Junge ist wahrscheinlich so dreizehn, vierzehn, oder? Da kann ich ihm eigentlich nichts übel nehmen…“

„Okay, dann lass mich mal ganz direkt sein.“, seufzte Natsuki und begann zu winken. „Hallo, hier.“

Sakura sah sie verständnislos an.

„Also, dein Vater war vor vierzehn Jahren definitiv schon tot.“, erinnerte sie sie perplex. Natsuki verdrehte die Augen.

„Ja, eben. Und?“

„Was und?“

„Wo komme ich her?“

Sakura starrte sie mit offenem Mund an.

„Oh mein Gott, ja!“, entfuhr es ihr. „Ich meine… Na ja, ich bitte dich. Glaubst du das wirklich? Die haben doch nie von sich hören lassen und wir wüssten theoretisch auch gar nichts von ihnen…“

„Hast du eine Ahnung, wovon die reden?“, wollte Aimi mit gesenkter Stimme von Sayuri wissen.

„Nein.“, antwortete Sayuri ebenso leise. „Aber sowas machen sie öfter.“

„Mama, kann ich baden?“, kam es dann von der Tür und Tsugumi kam herein, hinter sich Tsuyoshi und Hiro, der ebenfalls zum Essen blieb, und Hiroshi an der Hand.

„Nein, das Bad ist besetzt.“, antwortete Sakura und wandte sich nun wieder dem Herd zu. „Und wo kommst du denn her, Hiroshi?“

„Ich wollte mitspielen!“, erklärte dieser stolz. „Das sah so lustig aus!“

„Training ist kein Spiel.“, belehrte Sakura ihn nebenbei.

„Wohl!“, widersprach Hiroshi ihr strahlend. „Sagt Moegi-sensei immer!“

„Ja, aber nicht wenn die Großen trainieren.“, erklärte sie. „Und jetzt geht Hände waschen. Wo bleibt eigentlich Yuki?“

„Der ist bei dem Typen geblieben.“, erklärte Yoko.

„Bespannst du den gerade?“, wollte Aimi giggelnd wissen. Yoko sah sie abfällig an.

„Ich kann nur Chakrazirkulierungen sehen.“, stellte sie herablassend klar. „Egal. Yuki ist wohl da geblieben, falls der in der Wanne in Ohnmacht fallen sollte.“

„Wer?“, wollte Tsugumi aus dem kleinen Badezimmer an der Küche wissen, wo sie sich zum Hände waschen vorgedrängelt hatte.

„Ein Junge etwa in eurem Alter, der was ganz dringendes mit eurem Vater zu besprechen hat.“, erklärte Sakura in Kurzform.

„Sag nicht, uns wächst jetzt auch so´n älteres Geschwisterkind aus dem Boden!“, sagte Tsuyoshi und sah seine Mutter entsetzt an.

„Das steht noch zur Debatte.“, meinte diese steif. Natsuki verdrehte die Augen.

„Hört nicht auf sie, sie hat nur einen ihrer paranoiden Tage.“

„Oder Wochen.“, fügte Tsugumi hinzu. „Ich meine, ugh, dieses Examen ist entweder für Leute wie uns oder irgendwelche Totalversager, die’s beim ersten Mal nicht geschafft haben, oder?“

„Muss ich dir die Durchfallquote nochmal in Erinnerung rufen?“, stöhnte Sakura entnervt. „Nicht nur Totalversager fallen beim ersten Mal durch. Wenn ich da an mein erstes Chuuninexamen denke… Nicht nur, dass euer Vater und Naruto keine Totalversager waren, nein, die letzten Runden bestanden ausschließlich aus Erstteilnehmern, und verdammt nochmal jeder davon wäre stärker gewesen als ihr!“

„Und trotzdem war mein Papa der einzige, der bestanden hat.“, ergänzte Aimi. Sakura gluckste.

„Oh, ja, das. Auch wenn man das nicht so verallgemeinern kann, weil das Ganze mittendrin abgebrochen werden musste. Wer weiß warum?“

„Ich.“, kam es von Natsuki. Sakura ignorierte sie.

„Otokrieg.“, kam es von Yoko, deren Augen sich gerade zum ersten Mal seit einer ganzen Weile wieder bewegten. „Der erste. Das Ganze war auch nur ein Ablenkungsmanöver von Suna, um ungestört einfallen zu können. Hat ihnen nicht allzu viel gebracht.“

„Wo warst du da eigentlich?“, wollte dann Yuki wissen, der seinen Gast mit in die Küche schleifte. „Die Geschichtsbücher sagen nur was davon, dass Papa und Naruto Gaara-sama verfolgt haben und du mit Shikamaru-san hinterher bist. Shikamaru-san ist dann irgendwann zurückgeblieben. Und was ist mit dir?“

„Was ist mit Toshio?“, fragte Sakura zurück. „Ach, egal, leg ihn mal auf den Boden, ich kümmere mich drum. Holt ihr währenddessen das Essen vom Herd und tut schon mal allen auf? Und Aimi, musst du nicht eigentlich nach Hause?“

„Oh, Gott, ja!“, fiel es der Angesprochenen da auch ein. „Bis Morgen!“ Und sie war aus der Küche entschwunden.

Sakura kniete inzwischen neben Toshio.

„Kreislaufkollaps.“, stellte sie fest. „Hat sich aber schon wieder eingestellt. Natürlich, die Kombination von einem leeren Magen und heißem Wasser… Dumm von mir.“ Dann untersuchte sie ihn weiter, ohne ihn dafür ausziehen zu müssen, indem sie einfach Chakra durch seinen Körper fließen ließ. Dabei bemerkte sie neben zahllosen Kratzern und Schürfwunden und einem verstauchten Handgelenk auch einige kleinere Brandwunden. Interessant…

„Das ist unser Gast?“, wollte Tsugumi wissen.

„Sieht so aus. Yuki hat ihn gefunden.“, erklärte Sakura knapp.

„Und dass er mit uns verwandt ist steht noch zur Debatte?“, fragte Tsugumi ungläubig weiter. „Himmel, wenn wir ihn auf einem Familienfoto dazustellen und es in der Zeitung veröffentlichen würden, glaubst, du, er würde da irgendwem auffallen? Nein! Es würden sich nur weiter alle darüber aufregen, dass Hiroshi nicht ins Bild passt!“

„Hey!“, protestierte Hiroshi empört.

„Sie hat ja schon Recht…“, meinte Tsuyoshi dazu. „Ich meine, äh… Er könnte genauso gut ´n älterer Klon von Yuki sein. Oder von Satoshi. Oder Kaori. Oder ´ne jüngere Version von Papa. Oder…“

„Nein.“, widersprach Sakura. „Er sieht der Linie deines Vaters ähnlich, ja, aber du findest keine weiteren Verwandten, die genauso aussahen, außer vielleicht deine Oma. Und dafür kannst du dankbar sein…“ Während ihrer letzten Worte hob sie Toshio vom Boden auf und trug ihn rüber zur Couch. „Na los, fangt an, das Essen wird kalt.“

„Und du bist dir sicher, dass er nicht mit uns Verwandt ist?“, wollte Sayuri da von Natsuki wissen. Diese zuckte mit den Schultern.

„Sagen wir, es gibt einige Alternativen, die mir wahrscheinlicher erscheinen.“, wich sie der Frage aus. „Und dass er euer Halbbruder ist, kann ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschließen.“ Sie sah Sakura dabei wieder eindringlich von der Seite an. Diese zuckte mit den Schultern.

„Wie wäre es, wenn wir einfach auf Papa warten würden, bevor wir hier irgendwelche Theorien zusammen spinnen?“, schlug Yuki davor.

„Gute Idee.“, pflichtete Natsuki ihm bei und lächelte Sakura an. „Los, fang an, das Essen wird kalt.“
 

~
 

„Diplomatie ist scheiße!“, ertönte es zehn Minuten später erbost von der Tür, unmittelbar bevor ein sehr gestresst wirkender Sasuke im Eilschritt quer durch die Küche und in Richtung Schlafzimmer lief, um sich umzuziehen. „Die Botschafter aus Kiri sind heute gekommen, und wie die mich angegrinst haben… Ugh…“ Die Schlafzimmertür flog zu. Am Tisch herrschte Stille. Gut, dies war also definitiv nicht Sasukes Tag. Alle starrten in Richtung Tür, durch die Sasuke einige Minuten später wieder zurück eilte.

„Ernsthaft, vielleicht sollten wir lieber dich für die Chuuninexamen anleinen… Wieso starrt ihr mich alle so an?“

Als er sich nämlich an den Tisch setzen wollte, setzte er sich unvorbereitet den anklagenden Blicken seiner gesamten Familie aus. Die ihn einfach nur anstarrte und schwieg.

„Ich will nicht noch ein Geschwisterchen haben!“, jammerte Hiroshi dann los. „Es ist doch so schon viel zu voll hier!“

Jetzt war es an Sasuke, schweigend zu starren. In diesem Fall war Sakura Empfängerin des Starrens.

„Bitte was?“, fragte er sie und setzte sich lieber schon mal hin. Sakura biss sich auf die Lippen.

„Yuki hat heute auf dem Weg nach Hause jemanden gefunden.“, erklärte sie. „Etwa dreizehn, vierzehn Jahre alt, schwarze Haare, schwarze Augen und er muss ganz dringend mit dir sprechen. Und liegt auf der Couch um die Ecke.“

„Und… Ich glaubt, dass…“, begann Sasuke zu verstehen und sah Sakura dann empört an. „Bitte was?“

„Hab ich doch gesagt.“, stellte Natsuki fest. „Keine Sorge, Onkelchen. Sie hat nur einen ihrer paranoiden Tage. Und die Kinder damit angesteckt.“

„Aber er sieht doch wirklich wie ein Klon von uns aus!“, empörte sich Tsugumi.

„Wie auch immer.“, seufzte Sakura und stand auf. „Vielleicht sollten wir ihn wecken…“ Mit diesen Worten nahm sie eine Schale mit Reis vom Tisch und ging zur Couch rüber, Sasuke hinter ihr.

„Toshio-kun?“, sprach sie den Jungen an und rüttelte leicht an seinen Schultern. „Uchiha Sasuke ist jetzt da.“

„U..chiha Sasuke?“, murmelte der Junge, öffnete langsam die Augen und setzte sich auf.

„Ja, aber iss erstmal was.“, sagte Sakura, während Toshio sich aufsetzte.

„Nein!“, protestierte dieser „Ich muss-…“ Allerdings hatte Sakura da auch schon die erste Ladung Reis in seinen Mund verfrachtet.

„Was essen.“, beendete sie seinen Satz für ihn. „Was nützt denn was auch immer du ihm mitteilen musst, wenn du vorher wieder vor Hunger in Ohnmacht fällst? Schön kauen, runter schlucken und Mund auf.“

„Aber…!“, wagte Toshio zu protestieren, als sein Mund wieder einigermaßen leer war, aber Sakura ließ sich das nicht gefallen und schob eine weitere Ladung Reis in seinen Mund. Widerwillig kaute und schluckte er erneut, funkelte Sakura dafür aber an, als würde er ihr am liebsten den Kopf abreißen, oder ähnliches. Sakura deutete dies als gutes Zeichen.

„Brav so. Kannst du jetzt alleine essen oder soll ich dich weiter füttern? Sasuke wird dir eh nicht zuhören, bevor du aufgegessen hast!“ Sasuke sah das anscheinend nicht so eng, nickte aber einfach mal zustimmend im Hintergrund.

Grimmig nach Toshio Sakura die Reisschüssel aus der Hand und begann widerwillig zu essen. Zunächst nur langsam, dann allerdings schlang er den Reis hinunter, als hätte er seit Wochen nichts Vernünftiges mehr zu Essen gehabt. Was offensichtlich auch den Tatsachen entsprach.

„Soll ich ihm eine zweite Schüssel holen?“, fragte Sayuri vorsichtig, aber Sakura schüttelte den Kopf.

„Nein, wenn er jetzt zu viel auf einmal ist, wird‘ er’s eh nicht drin behalten können.“, erklärte sie.

„Kann ich jetzt mit Uchiha Sasuke sprechen?“, machte sich Toshio da wieder bemerkbar und drückte Sakura die leere Reisschale in die Hand. Sasuke trat zu ihm vor.

„Ja, kannst du.“, antwortete er. „Aber Sakura kommt mit. Alles, was du mir zu sagen hast, kann sie mithören.“

„Sasuke, das muss nicht… Ich meine… Sorry, ich…“, versuchte Sakura ihn zu beschwichtigen, aber Sasuke brachte sie mit einem Blick… Na ja, nicht zum Schweigen, aber zumindest dazu, seufzend mit den Augen zu rollen. Sasuke ging währenddessen aus dem Raum, Toshio folgte ihm. Sakura drehte sich noch kurz um.

„Tisch abräumen, abwaschen und ins Bett, alle!“, ordnete sie kurz an, dann folgte sie den beiden.
 

~

Sasuke hatte Toshio in ein komisches Zimmer geführt, welches Sakura genau zweimal im Jahr betrat, um dort Staub zu wischen. Es bestand aus nichts als Boden mit Sitzkissen und Schränken voller alter Dokumente, versiegelt, sodass die Kinder sie nicht lesen konnten. Sakura dummerweise auch nicht. Und Sasuke hatte daran kein Interesse.

Zu früheren Zeiten war dieses Zimmer wohl für öffentliche Anlässe, Empfänge und sowas benutzt worden, da man nicht gleich jeden Gast ins Wohnzimmer bitten wollte. Wäre bei manchen Gästen wohl auch komisch gekommen. Und als Sakura sich neben Sasuke und gegenüber von Toshio im Seiza auf den Boden setzte, konnte sie den Gedanken nicht unterdrücken, ob sie nicht vielleicht unangebracht angezogen waren. Sie war sogar fast kurz davor zu fragen, ob sie die formellen Kimonos holen sollte, allerdings schien Sasuke das ganze ernst zu nehmen und Toshio auch nichts Komisches an der Situation zu finden.

„Was wolltest du mir so wichtiges erzählen?“, fragte Sasuke. „Wer bist du überhaupt und wo kommst du her?“

Sakura beobachtete, wie Toshio den Rücke durchdrückte, aber den Kopf senkte und die Hände auf den Oberschenkeln zu Fäusten ballte.

„Ich… Stamme aus einer Familie in Mizu no Kuni.“, berichtete er dann mit brüchiger Stimme. „Ihr… Kennt diese Familie vielleicht noch…“

„Die, aus der wir Natsuki geholt haben.“, erkannte Sasuke.

„Und aus der deine Mutter stammte.“, ergänzte Sakura.

„Ja.“, bestätigte Toshio, ohne sie anzusehen. „Ich… Ich bin hier, weil…“

Er begann zu zittern und Sakura war sicher, dass er jeden Moment in Tränen ausbrechen würde und drauf und dran, zu ihm zu gehen und ihn in den Arm zu nehmen, aber Sasuke hielt sie auf und warf ihr einen merkwürdigen, warnenden Blick zu. Sie war gerade dabei, entsetzt zurück zu gucken und trotzdem aufstehen zu wollen, da begann Toshio, weiter zu sprechen.

„A-Als ich… Aufgewacht bin, da… Hat schon alles gebrannt! U-und, die Schreie… Gott, die Schreie… Und dann… War da meine Mutter, sie… Ist in mein Zimmer gerannt und hat mich rausgezerrt, und… Mir gesagt, ich soll nach Konoha und… Euch warnen…“

„Wovor?“, fragte Sakura entsetzt.

„Die… Die Männer, die das… Gemacht haben, das… Waren Ninjas.“ Er zitterte immer stärker. „U-Und… Sie hatten die… Erlaubnis dazu. Vom Mizukagen.“
 

~
 

„Natsuki! Komm bitte her, ich muss mit dir reden!“

Wie sie die letzte Viertelstunde überstanden hatte, wusste Sakura nicht. Es kam ihr alles sehr abgehackt vor. Sie erinnerte sich an Toshios Geschichte, daran, wie dieser dann weinend zusammengebrochen war, daran wie Sasuke den Raum verlassen hatte und wie sie Toshio in ein freies Gästezimmer transportiert hatte. Nun stand sie in der Wohnküche, wo Natsuki und die Kinder immer noch waren.

„Ist er unser neuer großer Bruder?“, rief Tsugumi ihr zu.

„Nein, das ist er nicht.“, antwortete Sakura matt. Sie stand unter Schock. Nicht im medizinischen Sinne, aber trotzdem. „Aber er wird trotzdem erstmal hier wohnen.“

Von ihrer Familie folgte auf diese Ansage ein stummes „Waaaaas?“ Sakura fuhr sich durch die Haare.

„Ihm ist etwas Schlimmes passiert, sagen wir so. Fragt nicht weiter danach, und sagen wir einfach, dass er nicht mehr nach Hause kann. Natsuki, kommst du bitte mit?“

Sie führte Natsuki aus der Küche und in das Zimmer mit den Schätzen des Clans, wo die ganzen Schwerter an der Wand hingen und woher sie ihre silberne Uchihakette hatte. Das lag näher an der Küche als irgendein Schlafzimmer.

„Was zur Hölle ist los?“, wollte Natsuki wissen. „Wieso kann er nicht nach Hause? Und was ist mit Sasuke?“

„Toshios Familie wurde umgebracht.“, erklärte Sakura in Kurzform. „Auf Yasumes Befehl hin. Toshio konnte aus mir schleierhaften Gründen entkommen.“

„Oh, Scheiße.“, kommentierte sie die Situation durchaus treffend.

„Exakt.“, stimmte Sakura ihr zu. „Könntest du die Kinder beruhigen? Ich weiß, du musst heute Abend noch weg und so, aber…“

„Wieso ist Toshio hierhin gekommen?“, wollte Natsuki dann noch wissen. „Und was hat Yasume mit seiner Familie zu tun?“

„Oh Gott, ach ja!“, fiel Sakura da ein. „Natsuki, das… Tut mir furchtbar leid… Aber, du hattest Recht. Toshio ist aus der Familie, aus der wir dich geholt haben.“

„Das erklärt einiges.“, gab Natsuki von sich.

„Ja…“ Sakura sah sie mitleidig an. „Ähm, also…“

„Die Kinder, ja.“, setzte Natsuki den Satz für sie fort. „Mach ich. Sasuke hat dich gerade nötiger.“
 

~
 

Sie fand Sasuke im Schlafzimmer. Dort saß er auf dem Bett, das Gesicht in den Händen vergraben, reglos. Vor ihm stand ein halb gepackter Rucksack. Sakura atmete tief durch um sich für das Kommende zu stärken. Dann ging sie entschlossen auf Sasuke zu und versuchte, seine Hände von seinem Gesicht zu ziehen.

„Sasuke, sieh mich an.“, verlangte sie ruhig. Langsam ließ Sasuke die Hände sinken und hob den Kopf. Sein Blick war leer. Ugh. Sakura fühlte sich schlagartig in die Vergangenheit zurückversetzt, aber glücklicherweise war sie keine planlose siebzehnjährige mehr, die nach seinem Problem erst suchen musste.

„Ich bin hier, Sasuke. Alles ist gut. Ich bin hier.“, sagte sie eindringlich. Das wichtigste war erstmal, zu ihm vorzudringen, ihn wieder rauszuziehen aus seinen eigenen Erinnerungen, die er jetzt so lange hatte unterdrücken können, dass sie fast angenommen hatte, dass er darüber hinweg war.

Das war Schwachsinn.

Er war nicht darüber hinweg, er würde es auch nie sein. Das hatte sie gewusst.

Und Yasume auch.

Sein Schmerz war noch da, seine Erinnerungen noch so klar, als wäre es gestern gewesen. Noch klarer, jetzt wo er Toshios Geschichte gehört hatte.

„Er wird dafür bezahlen…“, murmelte Sasuke abwesend.

„Ja, das wird er.“, stimmte Sakura ihm zu. „Aber nicht jetzt. Wenn du jetzt dahin rennst und ihn tötest, haben sie jedes Recht, uns anzugreifen und außerdem ist das genau das, was er will. Was er erwartet. Also bring uns nicht alle unnötig in Gefahr.“

Sasuke sah sie ungläubig an. Das war gut. Es waren wieder Emotionen in seinem Blick.

„Aber…“

„Nein, Sasuke. Kein Aber.“ Sie setzte sich neben ihn aufs Bett, ohne seine Hände loszulassen. „Das wichtigste ist jetzt, dass wir für Toshio da sind. Und für die Kinder. Das wird nicht leicht, aber wir schaffen das schon, okay?“

„Wo ist er?“, fragte Sasuke matt.

„In einem der Gästezimmer. Er schläft.“, erzählte Sakura. „Ich hab den Kindern gesagt, dass er erstmal hier wohnen wird und dass sie keine Fragen stellen sollen.“

„Gut.“, murmelte Sasuke und ließ den Kopf wieder sinken. Sakura legte die Arme um ihn und den Kopf auf seine Schulter.

„Es ist okay, Sasuke.“, wisperte sie weiter. „Ich bin hier. Alles wird gut.“

Normalerweise hätten sie beide diese Worte kindisch gefunden, aber in Momenten wie diesen war ihnen das egal. Denn auch wenn keiner von beiden es zugegeben hätte, es war genau das, was Sasuke brauchte.
 

~
 

Als Sakura am nächsten Morgen aufwachte, konnte sie sich nicht bewegen. Sasuke hatte sich im Schlaf an sie geklammert, wie er es schon seit Jahren nicht mehr getan hatte. Sie wusste natürlich, was das hieß; er hatte wieder Alpträume.

Noch ein Zeichen, dass sie nicht mehr die planlose Siebzehnjährige war; damals hatte sie dieses Verhalten von ihm ernsthaft süß gefunden.

Irgendwann war ihr dann aufgefallen, dass Sasuke immer, wenn sie morgens so aufwachten, schlecht geschlafen hatte, und irgendwann war es ihr dann tatsächlich gelungen, zu dem Schluss zu kommen, dass er Alpträume hatte.

Die waren seit den ersten Jahren ihrer Ehe viel, viel seltener geworden. Das letzte Mal, an das sie sich erinnern konnte, war schon über fünf Jahre her.

Aus den Zeiten, in denen dies noch häufiger vorgekommen war, hatte Sakura allerdings einige Möglichkeiten, freizukommen behalten.

Einerseits konnte sie sich einfach aus seinen Armen winden, andererseits konnte sie ihn aufwecken. Letzteres war ihr immer als schlechtere Möglichkeit in Erinnerung, da er ja so ein Morgenmuffel war und wenn er schon mal schlief, sollte sie ihn auch schlafen lassen. Mittlerweile fand sie es allerdings kontraproduktiv, ihn allein aufwachen zu lassen. Und so gerne sie auch noch liegen geblieben wäre, es gab auch noch andere, die sie jetzt brauchten.

Deswegen drehte sie sich um und küsste Sasuke sanft am Nacken.

„Sasuke?“, wisperte sie in sein er. Er rührte sich ein wenig und verzog missbilligend das Gesicht. Nun musste sie doch lächeln. „Guten Morgen.“, fuhr sie fort. „Lass uns aufstehen, okay?“

„Hnn.“, gab er von sich und öffnete die Augen. Sakura lächelte noch mehr und strich ihm über die Wange, bevor sie sich aufsetzte. Sasuke tat es ihr gleich, sah aber immer noch sehr verschlafen aus.

„Du kannst weiterschlafen, wenn du möchtest.“, bot sie ihm an, während sie die Beine aus dem Bett schwang. Sasuke schüttelte abwesend den Kopf, dann sah er sie aus halb geöffneten Augen an. Sie lächelte weiter. Ein unglaublich bekanntes Lächeln…

Er rückte an die Bettkante und umarmt sie etwa auf Hüfthöhe, das Gesicht in ihrem Bauch verbergend.

Sakura strich ihm durch die Haare.

Alles war gut, sie waren beide noch da.
 


 

~



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von:  Decken-Diebin
2012-04-15T20:03:32+00:00 15.04.2012 22:03
...ich hab das Kapitel gelesen! Ich hab's gelesen! GELESEEEEN!!!111einself *an Atemnot umfall*

*räusper*
So, ja, ein Hoch auf mein E-Book, ohne dass ich gar nicht dazu gekommen wäre... ich hab in den letzten Wochen dann mal eben ANL 1 bis 4 gelesen und bin jetzt soweit, dass ich dieses Kapitel durch habe... und whooo! Spannung!
Also erstmal muss ich ja sagen, dass ich deine Kinder irgendwie alle mag *_* Aber es ist schade, dass Kaori bisher nie auftauchte... ich hab das Gefühl, du hast sie irgendwann entwickelt und dann war's doch zu viel und blabla XD Na ja, kann ja sein, dass noch was mit ihr passiert, ich bin gespannt :D
Zum Kapitel direkt: Drama! Find ich gut, ich steh auf Drama... Als Toshio erstmal überhaupt aufgetaucht ist und alle überlegt haben, ob er auch ein Uchiha-Kind ist, dachte ich auch dran XD Aber dann fiel mir ein, dass Sasuke in dieser Zeit sowas nie gemacht hätte, soa!
Die Szene mit Sasuke und Sakura, in der sie schließlich alleine waren, war sooo süß... aber auch traurig. Dass er immer noch so ein Wrack ist ._.
Und jetzt geh ich schlafen und weiterlesen, juhu! XD
Von:  Enyxis
2012-01-21T12:45:42+00:00 21.01.2012 13:45
OH MAN.
In dem Punkt Geographisches Wissen bin ich genauso wie Yuki u_û Ich kann zb nicht verstehen wie denken kann das Oslo die Hauptstadt von der Schweiz ist (hat mal ein Mädchen aus meiner Klasse gemeint)
Und ehrlich gesagt: Die Karte der Naruto-Welt ist ya noch VIEL übersichtlicher als unsere europäische XD

>Ein weiteres Mal schlug Yuki sich geräuschvoll auf die Stirn. Kasumi war in hysterisches Lachen ausgebrochen. <
XDDDDDDDDD AAAAAHHHHH XDDDD Diese Kinder sind einfach nur genial XDDDD

Und Natsuki und Sakura XDDD Himmel... nach einer Ewigkeit, wo ich endlich mal weiter lese, hab ich schon fast vergessen wie genial die Dialoge sind XD
>„Sag nicht, uns wächst jetzt auch so´n älteres Geschwisterkind aus dem Boden!“, sagte Tsuyoshi und sah seine Mutter entsetzt an.<
Aaaahhhh, hilfe xD Lachkrampf.... Ich kann mir Tsuyoshis Blick echt supergut vorstellen XD

Bin mal gespannt, was mit diesem Toshio is O.o Immerhin.... Leute die halbtot im Gebüsch liegen...<.< das kann nichts gutes heißen...

>„Die… Die Männer, die das… Gemacht haben, das… Waren Ninjas.“ Er zitterte immer stärker. „U-Und… Sie hatten die… Erlaubnis dazu. Vom Mizukagen.“<
AAAARRRGH!!! YASUME! WIE WIR IHN HASSEN UND HASSEN! Ò____Ó

x.x Sasuke tut mir leid.... und der arme Toshio.....-__-* Mission: Kill Yasume beginnt!

Tja....O.o ich muss nich viel sagen XD
Ich hab mich total schlapp gelacht XD Bin auch richtig sauer (<.< killt Yasume, die Aubergine!) und SEHR gespannt *Q*
Un ich kann nur sagen: Ich krieg von deiner FF einfach nicht genug XD
Von:  Niua-chan
2011-04-30T09:33:01+00:00 30.04.2011 11:33
oohhh
das ist aber ein trauriges Kapitel armer Junge armer Sasuke
aber der Anfang war witzig^^
niua
Von:  GreenMarionette
2010-09-07T17:36:52+00:00 07.09.2010 19:36
Das Kapp war wirklich toll öö
Ich hab mir den arsch abgefreut als ich sah das es on ist..
nur hatte ich keine zeit es zu lesen .__.'
aber jetz.xD
Toshio, gott woher nimmst du bloß all diese namen her?xDD
aber irgendwo mag ich den kerl, der hat was öö
Yoko & yuki .. das auftretten war zu geil..
Geographie ist nicht jedermans sache.. uû
& dann noch das mit Sakura & Sasuke..
Der arme, aber niedlich wie Sakura sich um ihn kümmert *~*
aber hey ich fands kappi super..
& freue mich wieder riesig auf ein neuesxD
hdl Jen.
Von:  Miralana
2010-08-04T10:28:51+00:00 04.08.2010 12:28
So, jetzt aber.

Diese Geographie... musste das sein? Ich hab nämlich kein Wort verstanden. War ja schon immer schlecht darin. Aber irgendwie... Yuki ist okay, aber mit Yoko kann ich mich nicht anfreunden...

Und Toshio kann einem so Leid tun, wobei ich mich frage, was er in einem Gebüsch zu suchen hat? Wie ist er da hin gekommen?

Egal, ich weiß nicht was ich schreiben soll... und das scheiß Ding ist immer noch so kurz... Egal, besser als nur ein doofer Einzeiler. Bäh, man, das Kapitel war toll. Basta.

Und ich hab dein Bild schon fertig.
Von:  Linchan
2010-08-03T15:17:26+00:00 03.08.2010 17:17
yeah, ich habs auch geschafft!! YEAH, for the weitergehende story <33

Toshio ist süß >//////< ich meine, omg, der arme kerl, was für ein Opfer ó___O obwohl Sasuke auch n ziemliches opfer war da am ende xDDD *pattet ihn* aaw <3 ada drama war doch schön, ich fand es gut so >/////////< oll lieb <3

Yoko und Yuki sind eh cool xD ich fand die szene am anfang toll xDD und wie sie dann den armen toshio gefundne haben xDD und alle so geil debattiert haben wer er ist, blah, und alle dachten Sasuke hätte ein anderes kind xDDD die blicke müssen geil gewesen sein als er dann heimgekommen ist xDDD

Yasume ist The Plotmaker Of Doom xDD alta xD er ist so eil o____O' buahaha xDD

ficken, ich muss noch n b-day bild für dich machen xDDD
Von:  Chidorikun93
2010-08-03T07:36:44+00:00 03.08.2010 09:36
1.das kappi is echt gut
und 2. hasse ich den (un-)ehrenwerten Mizukagen (ich weiß das ist deine Absicht das ich den hasse aber egal)
und 3. RIP im gedenken an die armen Neben-Uchihas

Von:  fahnm
2010-08-02T22:42:56+00:00 03.08.2010 00:42
Klasse kapi!^^
Von:  xxx
2010-08-02T19:58:16+00:00 02.08.2010 21:58
hiii
ein spitzen kappi
schreib schnell weiter ^^

gruß xxx
Von:  victory
2010-08-02T19:26:02+00:00 02.08.2010 21:26
Ich fand Geographie schon immer scheiße und hab diesen Teil nur überflogen. Was mutest du mir hier nur zu? °-°'

Und Toshios Auftreten. Hm. Hätt ich mir... dramatischer? vorgestellt. xDD
Ich weiß nicht. ôo Der ist ja wirklich wie so'n Schneeglücklchen; BÄM! Und da ist er! xDD
Und kann nicht in ganzen Sätzen sprechen, aber laufen? o.o
Wow. xD
Ach ja! Yoko und Yuki rulen derbst! >__<

Immer wenn ich den Namen Natsuki lese, hab ich das Bedürfnis etwas Bestimmtes zu lesen... ûu Und du bist schuld! T__T

„Den… Haben wir auf dem Weg nach Hause gefunden."
VERDAMMT! Ich bin so am Feiern! xDD
Das ist einfach... so unglücklich unterhaltsam formuliert. xD
Fehlt nur noch das "Dürfen wir ihn behalten, Mama? *___*" xDD

Und was hast du denn? War doch Drama! :o
Hab doch gesagt, du stellst dich nur wieder an. ûu'


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