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Gut und Boese

Lehrling geklaut
von

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Das Buch

Dunkelheit und Wärme umhüllten Milio, als er den Keller betrat, um ein paar Dinge für Master Cade zu besorgen.

Ja, so albern es auch war, er musste seinen Befreier tatsächlich mit diesem Titel ansprechen, obwohl er sich am Anfang dagegen gewehrt hatte. Das beiläufig unterbreitete Angebot, ihn postwendend zurückzubringen, hatte seinem Widerstand jedoch schnell ein Ende gesetzt.

Seuftzend kämpfte er sich durch das Gestrüpp, von dem er hoffte, es nie bei Tageslicht sehen zu müssen-

dieses schleimige, wabbelige und gleichzeitig pflanzliche Etwas machte ihm schon jetzt genug Angst.

Obwohl...

Tageslicht wäre keine schlechte Idee...

Mit Tränen in den Augen umfasste er seine Nase, die soeben Bekanntschaft mit einem äußerst unfreundlichen Baum gemacht hatte, der eigendlich nichts in einem Keller zu suchen hatte.

Nachdem er über vier Körbe gestolpert , drei von ihnen umgestoßen hatte und gegen eine Wand gelaufen war, fand seine Nase endlich die Tür zum eigendlichen Kellerraum.

Allerdings musste er sich bald eine neue Suchmethode ausdenken, denn irgendwie hatte er das wage Gefühl, dass sein Riechorgan nicht mehr besonders viele Zusammenstöße überleben würde.

Auf seinen Meister fluchend, da dieser ihn hier heruntergeschickt hatte, betrat er nun ein große Halle, die vom Duft verschiedensten Kräuter erfüllt war.

Tief sog Milio diesen Geruch ein.

Er gefiel ihm.

Sehr sogar.

Leicht lächelnd tapste er durch die Dunkelheit und tastete nach einem kleinen Kristall, der von der Decke baumelte, um ihn dann in seiner Hand zu erwärmen.

Wie von Zauberhand lichtete sich der Schleier der Finsternis und Milio konnte die gigantischen Regale sehen, die sich anscheinend endlos durch den Raum, dessen Rückwand er nicht einmal erahnen konnte, hinzogen.

Immernoch war er fasziniert von der unglaublichen Vielzahl der Kräuter, Pülverchen, Säften, Wassern, Pasten, Pillen, den seltsamen Steinen und dem vielen Anderen, das er nichteinmal benennen konnte und was Cade ihm bei ihrem ersten Besuch gezeigt hatte, doch er musste sich nun von dem Anblick losreißen und ein paar Glasfläschchen herraussuche, etwas, das bei seinen lückenhaften Pflanzenkenntnissen sehr viel Zeit in Anspruch nahm.

Besorgt überlegte der Junge, wie er die zerbrechlichen Gefäße durch den dunklen Vorraum bringen sollte, ohne das ihnen oder seiner Nase etwas zustieß.

Ersteres Problem löste er damit, dass er die kleinen Behältnisse fest in seine Jacke wickelte und sie danach auf seinem Rücken befestigte. Seine Nase jedoch konnte er nicht schützen, und so ergab er sich hilflos seinem schmerzenden Schicksal.
 

Seit knapp einer Stunde loderten die silbernen Flammen in dem Kamin, und genausolange spiegelten sie sich in zwei silberblauen Seen wieder.

Kein einziges Mal hatte Cade geblinzelt, während er versuchte, das undurchdringliche zu durchdringen- natürlich erfolglos.

Doch zumindest wusste der verhältnismäßig junge Mann nun, dass es wirklich keine Möglichkeit dazu gab und konnte sich getrost anderen Dingen zuwenden-

beispielsweise der geröteten, etwas geplättet aussehenden Nase seines Schülers, die sich soeben neugierig durch dem Türspalt schob. Gleich darauf lugten zwei wachsame, braune Augen herrein, denen langsam das ebenfalls braune Wuschelhaar folgte.

"Milio."

Der Junge zuckte kurz zusammen, grinste ihn etwas schmerzverzerrte an und reichte seinem Meister dann ein paar Fläschchen.

"Wollt ihr kein Licht im Keller instalieren?"

Vorsichtig rieb er seine Nase und entlockte Cade so ein amüsiertes Lächeln, das allerdings schon nach dem Bruchteil einer Sekunde wieder verschwand.

"Nein. Vielleicht beeilst du dich ja etwas mehr mit dem lernen, wenn es dort unten dunkel bleibt."

Milio verzog genervt das Gesicht.

"Wenn der ehrenwerte Meister mir mal sagen würde, was ich lernen soll, könnte ich damit vielleicht anfangen.."

Trotzig starrte er seinen Lehrer an.

O h N e i n .

D a s w a r d e f i n i t i v n i c h t g u t g e w e s e n .

Cade starrte ihn schweigend mit seinen verflixt unheimlichen Augen an und fixierte ihn, Milio's Gefühl nach, mindestens zehn Minuten ohne sich auch nur einen Milimeter zu bewegen. Das Herz des Jungen tanzte Caramba, während irgendjemand seinen Kopf leergefegt hatte.

Als der Ältere dann endlich etwas sagte, erschrak der Junge sich fast zu Tode und stellte fest, dass es nur zwei Minuten gewesen waren, in denen er diesem Blick ausgesetzt gewesen war.

"Ich will dich lehren, mit den Essenzen der Natur umzugehen, will dir beibringen, einem Halbtoten das Leben zu schenken- und es den Lebenden zu rauben. Dann werde ich dir Dinge zeigen, die du noch nie zuvor gesehen hast und auch nie wieder woanders erblicken wirst. Doch bis es soweit ist, will ich, dass du still bist und Geduld hast."

Wie hypnotisiert starrte Milio ihn an, lauschte seiner ruhigen, sanften, keinen Widerspruch duldenen Stimme und nickte er wortlos.

Sein Meister lächelte erneut kurz und winkte ihn zu sich.

Während er sich gehorsam neben Cade stellte, jede seiner Bewegungen aufmerksam verfolgend und den Erklärungen lauschend, fragte er sich, ob es normal war, dass seine Hände so zitterten.
 

Gespannt beobachtete Milio, wie der dunkelhaarige Mann die Glaskaraffe prüfend gegen das Sonnenlicht hielt und das Farbenspiel der verschiedenen Blautönen beobachtete. Danach setzte dieser den Behälter vorsichtig wieder auf den Tisch und wandte seinen Blick dem Jungen zu, der, leicht zitternd, vor ihm stand.

Nach einer endlosen Ewigkeit von ungefähr einer Minute sagte Cade endlich etwas.

"Wie lange bist du jetzt hier?"

Och nö!

Jetzt begann ein Frage- und Antwortspiel von der Sorte, die er hasste:

War das jetzt eine rein rethorische Frage oder nicht?

Sollte er anworten?

Was sollte der Unsinn überhaupt?

Schließlich beschloss der verärgerte, angespannte junge Mann auf dieses Spiel einzugehen.

"Ich würde mal vermuten, gut fünf Wochen."

Anscheinend war das die richtige Antwort, denn sein Gegenüber verzog anerkennend die Gesichtsmuskeln.

Wie er es schaffte, dabei nicht zu lächeln, sollte Milio erst sehr, sehr viel später erfahren.

"Du bist gut geworden."

Bei diesem unerwarteten Lob schoss ihm das Blut in die Wangen; doch es sollte noch schlimmer kommen.

"Selbst dir hätte ich eine so enorme Lerngeschwindigkeit nicht zugetraut. Doch so können wir schneller zum nächsten Schritt übergehen."

Er machte eine bedeutungsvolle Pause, die dem Anderen definitiv zu lange dauerte.

"Und der wäre??"

Angespannt starrte er seinen Meister antwortheischend an.

"Nenn' mich Cade."

.......

Juhu.

Es war, als ein ein Ballon bis zum Äußersten aufgeblasen worden, bis die Spannung in dem jungen Mann unerträglich war, und nun habe jemand ihn zum Platzen gebracht.

Cade?

...

Nicht Meister?

Endlich war die Bedeutung dieser Worte zu Milio durchgesickert und ihm wurde bewusst, dass sich soeben die Beziehung zu seinen ehemaligen Meister änderte-

vielleicht würde er jetzt endlich erfahren, was eigendlich los war!

"Außerdem..."

Cade machte erneut eine Kunstpause, die sich für den braunhaarigen Jugendlichen beinahe ins endlose dehnte,

"Außerdem werde ich dich jetzt in das hier einweisen."

Er wies auf ein dickes Buch, dass auf dem Tisch lag.

Milio, der seine Neugierde nun nicht mehr zügeln konnte, beugte sich über den Tisch um den Titel zu entziffern-

sein Herz schlug wie wild, ein unbändiges, gespanntes Zittern wollte wieder Besitz von ihm ergreifen, dann setzten sich die Buchstaben vor seinen Augen zusammen.

Kochen für Anfänger.

Die Gesichtszüge des Jungen entgleisten und er starrte den Umschlag fassungslos an. Dann drehte er sich langsam zum Anderen um.

"Meis.... Cade?"

Das Gesicht des Mannes gab keinerlei Regung preis.

"Kochen?"

Milio's Stimme klang fast nocht entgeisteter als es sein Gesicht war und er schnappte sich das Buch, um es fassungslos in die Luft zu halten..

"Für Anfänger?"

"Lies es."

...
 

Na gut, gerne, es war doch klar, dass man ihn aus einem Hochsicherheitsgefängnis entführt hatte, um ihm das Kochen beizubringen.

Klaaaaaaaaaaaaaar.

Vollständig verständlich.

Wütend stapfte er hinaus auf den Flur und von da aus in sein Zimmer, wo er das Buch schwungvoll in eine Ecke pfefferte.

Dort blieb es den restlichen Abend und die darauffolgende Nacht liegen, die erste Seiten umgeschlagen, und hätte Milio genauer hingesehen, hätte er die Überschrift des zweiten Kapitels lesen können:

Elementarzaubersprüche ersten Grades

Doch er tat es vorerst nicht, und so war eine kleine, graue Maus diejenige, die in dieser Nacht lernte, wie man den Regen rief, damit allerdings nichts anfangen konnte, weil es ihr leider an den notwendigen sprachliche Fähigkeiten mangelte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2004-09-02T14:13:13+00:00 02.09.2004 16:13
Suuuper... die Geschichte hat sich auf eine wirklich interessante Weise entwickelt. Irgendwie hat man natürlich trotzdem ein riesiges Fragezeichen im Hinterkopf aber der Humor gefällt mir. Denn könntest du auf jeden Fall noch weiter ausbauen. Also ich bin mal gespannt was noch kommt!
Grüße
Die Reispfanne
Von: abgemeldet
2004-08-27T21:22:12+00:00 27.08.2004 23:22
jaa und das hat sie soeben auch^^

hab es schon viel eher gesehen, konnte aber noch nicht lesen. keine zeit hab weil ich packen muss, der koffer aba viiiiiiiiiiiiiiiel zu klein ist... aba das ist ne andere geschichte...

find ich aufjeden fall tolles kap (guuuuutes deutsch o_Ov)
kommt die maus irgendwann ma wieder und versteht nichts? ich fand die süß...

aba wirklich lustig... arme nase *eg
joa, dann schreib ma weita!!!^^


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