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Vertrauen ist alles

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Kapitel 16

Titel: Vertrauen ist alles

Teil: 16/18+Extrateil

Autor: schuchan, Tsugumi

E-Mail: Kamayima@gmx.de, jennyBreidenbach@yahoo.de

Fanfiction: Weiß Kreuz

Disclaimer: Die Jungs von Weiß Kreuz gehören leider nicht uns, auch wenn wir sie gerne behalten würden ^__^. Die Rechte liegen bei Kyoko Tsuchida und dem Projekt Weiß, und wir wollen mit der FF keinen Profit machen.

Rating: PG-16

Warnung: Angst, Lime, Lemon, Sap, Com

Pairing: Schuldig x Ken

Kommentar: Das soll einen Versuch eines RPGs darstellen und wir hoffen, dass es euch gefallen wird. Leider ist uns Schu etwas OOC geworden, aber ich hoffe, ihr stört euch nicht dran.
 

Eine kleine Info nur so am Rande. Die Rollenverteilung für diesen und die nächsten Teile, lautet:
 

schuchan: -Schuldig

-Omi

Tsugumi: -Ken

- Brad
 


 

Früh am nächsten Morgen erwachte Ken. Im Schlaf hatten sich beide etwas bewegt und er war etwas von dem anderen runtergerutscht. Verschlafen setzte er sich auf und blickte in das schlafende Gesicht unter ihm. <<Wie ein kleines Kind.>> dachte er mit einem Schmunzeln, strich dabei eine zerzauste, orangene Haarsträhne aus dem Gesicht. Wehmütig sah er dann zur Uhr. Tja, leider war die Nacht doch umgegangen. Die Zeit konnte man halt nicht festhalten, so sehr man es auch versuchte. Langsam wühlte er sich aus den Kissen und Decken, einerseits bemüht, Schu nicht zu wecken, andererseits sich schon eingestehend, dass er es wahrscheinlich nicht schaffen würde. Irgendwie hatte der andere einen sechsten Sinn für so etwas. Oder war es bei Schu nicht der siebente, wenn man die Telepathie hinzu rechnete? Eine interessante Frage...
 

//Das finde ich im Übrigen auch.// Verschlafen öffnete Schuldig seine Augen und sah Ken an, der gerade dabei war, aufzustehen. Mit einem Grinsen hielt der Deutsche diesen an der Hand fest, zog ihn mit einem kräftigen Ruck zurück ins Bett und etwas auf sich drauf, bevor er sich mit ihm drehte und Ken somit unter sich brachte. "Im Bett ist es viel gemütlicher."
 

<<Hab ich's doch gewusst!>> dachte Ken noch, ohne dass er sonderlich erschrak, als die Hand nach ihm griff und er zurückgezogen wurde. "Ja, im Bett ist es viel gemütlicher. Das ändert aber nichts daran, dass ich pünktlich im Laden stehen muss. Im übrigen einen Guten Morgen auch." Völlig unbeeindruckt zog er eine Augenbraue hoch. Er hob einen Finger und schnippte gegen eine Strähne, die dem anderen ins Gesicht hing.
 

"Na ja, nur gut, dass du im Stehen arbeiten kannst," antwortete Schuldig grinsend, während er sich etwas weiter hinunter beugte, einen Kuss auf Kens Nasenspitze hauchend. "Dir auch einen guten Morgen." Langsam ließ sich Schuldig auf den anderen sinken, seinen Kopf auf Kens Brust legend, während er gedankenverloren in den Raum blickte. Allein der Gedanke, Ken wieder los lassen zu müssen, behagte ihm überhaupt nicht.
 

Ken verzog das Gesicht. "Hey, du bist ganz schön fies, weißt du das?!" grummelte er ihn an. Aber einige Sekunden blieb er einfach still, griff mit einer Hand in den Haarschopf auf seiner Brust und kraulte ihn etwas. Jetzt zu gehen war eigentlich das letzte, was er wollte. Aber er musste realistisch bleiben, die Zeit hielt nicht an, auch wenn sie sich das noch so sehr wünschten. Darum meinte er mit einem Seufzen: "Komm schon, ich muss wirklich los. Außerdem bist du ganz schön schwer, Schu-chan." Er versuchte, den anderen etwas von sich weg zu schieben.
 

Seufzend richtete Schuldig sich auf. Er wusste, dass Ken Recht hatte, aber je mehr er daran dachte, den anderen gehen lassen zu müssen, umso mehr sträubte sich etwas in ihm dagegen. Schweigend stand er auf und setzte sich auf die Bettkante. Kurz betrachtete er seinen Arm, aber der Verband schien noch zu halten und durchgeblutet war er auch noch nicht. Genauso still ging er zu seinem Kleiderschrank und suchte für sich nach ein paar frischen Klamotten. <<Was ist nur los, Schuldig? So benimmst du dich doch auch nie. Ken wird wieder sonste was denken.>> Leise seufzend ließ er die Arme sinken, mit denen er in einem Fach im Schrank gesucht hatte. Irgendwie kam er sich (nicht das erste Mal) hilflos vor und dieses Gefühl machte ihm auf unbestimmte Weise Angst.
 

Mit hochgezogener Augenbraue blickte Ken Schuldig hinterher, wie er so ohne irgendetwas zu sagen aufstand und sich anzog. Im ersten Moment überkam ihn direkt wieder ein warnendes Gefühl, wie immer, wenn Schu sich ungewöhnlich verhielt. Aber er kämpfte es runter. <<Wenn du jetzt wegen jeder Kleinigkeit gleich Panik bekommst, kannst du dich besser gleich erhängen.>> Damit stand auch er auf und trat langsam an Schuldig heran, umarmte ihn von hinten, während dieser noch vor seinem Schrank stand. "Mir scheint, ich habe dich besser dressiert, als ich gedachte hatte. Du hörst ja neuerdings aufs Wort..." //...oder muss ich mir jetzt wieder Sorgen machen?//
 

Nur wie aus weiter Ferne nahm Schuldig wahr, dass Ken hinter ihn trat und ihn umarmte, fühlte die Wärme, die so viel Sicherheit versprechend von dem anderen Körper auf ihn überging. Und doch war es jetzt nicht richtig, wenn Ken ihm wieder so nahe war. Er spürte es, tief in sich drin. Den Drang, den anderen einfach irgendwo einzusperren, ihn nie wieder gehen zu lassen. <<So würde ihm nichts passieren. Wir wären zusammen und alles wäre gut.>> Leicht den Kopf schüttelnd löste sich Schuldig aus Kens Umarmung. "Du solltest jetzt besser gehen. Sonst kommst du noch zu spät," meinte er leise und betete insgeheim, dass der Jüngere einfach gehen würde. Er konnte sich selbst nicht mehr verstehen. Noch nie hatten ihn Gefühle so beeinflusst und genau das war es, wovor er solche Angst hatte. Dass er sich irgendwann nicht mehr unter Kontrolle hatte.
 

Jetzt war er wirklich etwas erstaunt über Schus Verhalten. Er wurde plötzlich wieder so verdammt abweisend. Aber noch immer kämpfte er gegen das unangenehme Gefühl an, das von seinem Magen ausging und langsam und kalt seine Brust hinauf kroch. Er wich ein paar Schritte zurück. "Du bist ein echter Morgenmuffel, was?" Das hatte witzig klingen sollen, aber das begleitende Lächeln wurde schief. Etwas nervös nestelte er an seiner Boxershorts herum, die er gestern vorm Schlafengehen wieder angezogen hatte. Er merkte deutlich, dass in dem anderen eine Veränderung vorging, es schien stark in ihm zu arbeiten. Ken schluckte. "Hey, sag doch, was los ist... Ich find das gar nicht so witzig, du hast doch irgendetwas!"
 

Nur mühsam konnte sich Schuldig beherrschen, Ken einfach am Arm zu packen und ihn aus seiner Wohnung zu werfen. Er wusste selbst nicht, woher dieses Gefühl auf einmal kam und Ken weh zu tun, war wirklich das letzte, was er wollte. Mühsam beherrscht drehte sich der Deutsche zu dem Jüngeren um, musterte diesen kurz, bevor er leise zu ihm sagte: "Du... solltest jetzt wirklich gehen, Ken. Es hat nichts mit dir zu tun, wirklich. Ich muss nur mal kurz alleine sein. ... Mir über einige Dinge klar werden." Das Zittern, welches seinen Körper befallen hatte, kaum unterdrücken könnend, drehte sich Schuldig wieder um.
 

"Sag mal, was soll das denn jetzt? Ich versteh gar nichts mehr!" Völlig perplex über diesen Stimmungsumschwung, der sich hier innerhalb weniger Sekunden vor seinen Augen vollzogen hatte, blickte Ken ihn an, rührte sich nicht vom Fleck. "Was habe ich denn gemacht? Worüber musst du nachdenken, habe ich wieder irgendetwas falsch gemacht?" Jetzt trat er doch einen Schritt vor, packte den anderen am Arm und sah ihn direkt an, bemerkte dabei, dass der andere tatsächlich zitterte.
 

Mit einem kräftigen Ruck entzog Schuldig Ken seinen Arm, entfernte sich ein paar Schritte weit von ihm, indem er um ihn herum Richtung Bett ging. "Nein, verdammt noch mal! Ich hab dir gesagt, dass es nicht an dir liegt. Ich will nur, dass du endlich gehst!" Schuldig schrie fast, obwohl er das eigentlich gar nicht wollte. Doch irgendwie musste er seiner Wut Platz machen. Seiner Wut auf sich selbst. Tief durchatmend, sah er den Jüngeren an, der irgendwie verloren vor dem Kleiderschrank stand. Und allein dieses Bild hätte beinahe gereicht, dass der Deutsche ihn am Arm gepackt und einfach irgendwo angekettet hätte, nur dass Ken ihn ja nie wieder verlassen würde. Du bist schwach geworden. Wegen so einem solche Verlustängste zu haben. Wirklich lustig! Schuldig konnte die kleine Stimme regelrecht lachen hören, ihn auslachen hören. Das Zittern ließ sich jetzt nicht mehr unterdrücken und am liebsten wäre er einfach davon gelaufen.
 

"Sag mal, spinnst du jetzt total?! Was habe ich denn plötzlich getan, dass du so wütend bist?" Fassungslos verfolgte Ken das Schauspiel, das sich ihm bot. Er bemerkte die aufwallende Wut des anderen, die seine Stimme laut werden ließ. Er verstand in diesem Augenblick einfach gar nichts mehr.
 

"Was los ist?!" Schuldig schrie nun wirklich, konnte seine eigenen Emotionen nicht mehr zurückhalten. "Das kann ich dir sagen. Verdammt! Ich will dir nicht wehtun, das ist los! Und wenn du noch länger bleibst, werde ich das tun!" Mühsam beherrscht ging Schuldig auf Ken zu, bis er auf einen Schritt an ihn ran getreten war. Versucht, nicht laut zu werden, sprach er leise zu Ken, während sich ein Grinsen in sein Gesicht schlich, das dem alten Grinsen ähnelte, ohne das er es bewusst wahrnahm. "Du willst also wissen, was los ist? Das kann ich dir sagen. Am liebsten würde ich dich irgendwo wegsperren, weit weg, wo niemand hinkommt und ich dich für mich alleine haben kann. Ganz alleine. Und wenn du nicht willst, dass ich das wirklich tue, dann solltest du jetzt wirklich gehen."
 

Vollkommen verwirrt blickte Ken den anderen an. "Was... ich verstehe nicht... wie kommst du so plötzlich auf solche Gedanken? Ich meine, vor einer Minute war noch alles in Ordnung und jetzt..." Er schüttelte fassungslos den Kopf. Was sagte Schu denn da? Er wollte ihn wegsperren?! <<Wieso wegsperren? Was meint er denn? Wieso spricht er so plötzlich von so etwas?>>
 

Nochmals tief durchatmend, trat Schuldig ganz an Ken ran, lehnte sich etwas vor und flüsterte schwer beherrscht in dessen Ohr: "Weil ich dich liebe, Ken. Und mir diese Sache allmählich zu viel wird. Ich halt das einfach nicht mehr aus, mit all den Gefühlen, die durch mich durchrauschen, wenn du nur in meiner Nähe bist. Ich ertrage es einfach nicht, so von ihnen beherrscht zu werden. Und deine Nähe macht das nicht gerade erträglicher. Also bitte ich dich, mir etwas Zeit zu geben, bis ich mir darüber wirklich im Klaren bin und dieses Chaos geordnet habe." Langsam lehnte er sich wieder zurück, sah in Kens Augen. "Geh. Bitte!" Dann drehte er sich um, ging zum Bett zurück und betete inständig, dass der Jüngere ihn endlich allein ließ. Denn sonst konnte er für nichts mehr garantieren.
 

Ken setzte erst an, etwas zu sagen, unterließ es dann aber. Stattdessen schwieg er einige Minuten. Dann setzte er sich in Bewegung, verließ ohne ein einziges Wort das Schlafzimmer. Wie benebelt nahm er wahr, wie er im Wohnzimmer seine Sachen zusammensuchte und sich mechanisch anzog. Schuldigs Worte wirbelten in seinem Kopf hin und her. Er verstand ihren Sinn, konnte diesen aber nicht nachvollziehen. Schuldig ertrug diese Gefühle nicht? Was hieß das denn? Schu hatte gesagt er liebte ihn... aber dennoch sollte er gehen oder genau genommen gerade deshalb. Er betrat den Flur, aber anstatt sofort zur Wohnungstür zu gehen, ging er noch mal ins Schlafzimmer, lehnte sich in den Türrahmen und sah Schu an. "Du kommst mit deinen Gefühlen nicht klar, weil ich in der Nähe bin. Du sagst, ich soll gehen. Ich gehe. Und dann? Was kommt dann? Willst du mich dann gar nicht mehr sehen. Oder treffen wir uns dann wieder mal, versöhnen uns wieder, schlafen miteinander und am nächsten Morgen erwartet mich die nächste Überraschung? Ich weiß nicht, wie lange ich das noch mitmachen kann..." Er wirkte verletzt. Schuldig liebte ihn und er ihn auch. Warum war selbst das ein Problem zwischen ihnen.
 

Als Ken das Schlafzimmer verließ, seufzte Schuldig leise auf. Er wusste, dass das passieren würde. Er hatte dem Menschen wehgetan, dem er nie wieder wehtun wollte. <<Ich mache eben wirklich nichts richtig. Wieder bin ich... schuld...>> Das Zittern seines Körpers nahm zu, während er den Geräuschen aus dem Wohnzimmer lauschte, hoffte, dass endlich die Wohnungstür zufallen würde. Doch nichts geschah. Stattdessen spürte er Kens Präsenz wieder näher kommen, konnte dessen verzweifelte Blicke ganz deutlich spüren. Die Worte waren so schmerzhaft für ihn wie für Ken, der sich genau so fühlte. Das konnte Schuldig genau über den noch offenen Link fühlen, den er wohlweislich auf seiner Seite geschlossen hatte, sodass Ken seine Gefühle nicht spürte. Doch jetzt konnte er nicht einmal mehr das. Sich auf das Bett setzend, verhinderte er, dass er auf dem Boden zu liegen kam. Seinen Kopf in seine Hände gestützt, ging ein Beben durch seinen Körper, welches einfach nicht wieder aufhören wollte. Er spürte selbst, wie die Barrieren sanken, wie die Gefühle immer mehr zu Ken durchdrangen, wie er selbst die Verzweiflung des Jüngeren immer stärker zu spüren bekam. Aber er konnte nichts für diesen Stimmungswechsel. All die Jahre war er nur zum Töten da gewesen. Er hatte nie wirkliche Gefühle erfahren. Weder von seiner Mutter, noch von irgendjemand anderem. Und Maria hatte er verraten. Damals dachte er, alle Gefühle wären mit ihr gestorben. Er hatte alles in sich vergraben, sich selbst damit geschützt. Und dann war Ken gekommen. Eine unschuldigere Seele hatte er noch nie getroffen. Nicht mit dieser schweren Bürde der Vergangenheit. Und dieser Jemand hatte ihm, der es am wenigsten verdiente, Gefühle entgegengebracht. Er hatte sie wieder in ihm geweckt. Und nun war sie wieder da. Die Angst, lähmende Angst, genau diesen zu verlieren. Er wollte nicht, dass sich alles noch einmal wiederholte. Er sah wieder die Bilder. Bilder, die er versucht hatte, zu unterdrücken, in sich selbst zu vergraben, die nie wieder an die Oberfläche hatten dringen sollen. Er sah es wieder, wie jemand durch seine Schuld starb. Jemanden, dem er nicht wehtun wollte, den er mochte, dem er Gefühle entgegenbrachte, die nicht Hass oder dergleichen waren. Nur war es diesmal Kens Gesicht, das er sah, der blutverschmierte braune Haarschopf, den er so liebte.
 

Die einzige Antwort, die Ken erhielt, waren nach einigen stummen Sekunden des Wartens wieder Schus Emotionen. Allerdings wieder anders als gestern. Hatte er gestern noch deutlich zu spüren bekommen, was der Telepath für ihn empfand, so war es jetzt das reinste Chaos, das ihm umfing. Trotz alldem konnte er die Zuneigung immer noch spüren, die selbst aus diesem Durcheinander noch vorhanden war. Er wusste einfach nicht, was er dazu sagen sollte. Konnte es sein, hing Schu so sehr an ihm, dass er jetzt gerade zu panische Angst bekam, ihn zu verlieren? Er konnte die Schuldgefühle so deutlich spüren, dass es ihm fast das Herz zerriss. Er merkte, wie der andre litt, konnte ihm aber offenbar nur helfen, in dem er jetzt wirklich ging. "Wenn du sagst, ich soll gehen, dann gehe ich. Nur eines noch, Schu: Sehen wir uns denn überhaupt wieder? Ich meine, wenn meine Anwesenheit das Problem ist, können wir dann überhaupt noch zusammen sein?" Seine Lippen waren taub, seine Stimme kühl. Irgendwie war alles nur noch taub. Mittlerweile war einfach zu viel zwischen ihnen geschehen. Er hatte nicht mehr die Kraft, jetzt einen Gefühlsausbruch zu kriegen. Er fühlte sich einfach nur taub.
 

Nur wie durch einen Schleier nahm Schuldig die Worte von Ken wahr. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, dem Wahnsinn, der ihn befallen hatte, nicht freien Lauf zu lassen. Er wusste, dass er unberechenbar in diesem Moment war und dennoch konnte er nichts dagegen tun. Es war, als wäre sein Geist in einer Barriere gefangen und um ihn herum tobten die Emotionen, drohten auszubrechen und alles zu vernichten, was ihnen im Weg stand. Und sein Geist konnte nichts dagegen machen, außer sich an irgendetwas zu klammern. Und wenn es nur Kens Worte waren. All seine letzte Kraft aufbringend, gelang es Schuldig, die Barrieren wieder zu errichten, den Gefühlslink zu schließen und sich von seiner ganzen Umgebung abzuschotten, während die Emotionen ausbrachen und ohne diese Barrieren wahrscheinlich Menschen gestorben wären. Einen lauten, mentalen Schrei ausstoßend, machte er all dem Platz, versuchte er somit, dem Chaos Herr zu werden. Und zum Glück schien es zu funktionieren. Er spürte, wie die gewaltige Welle abebbte, die ihn zu verschlingen gedroht hatte. Und endlich konnte er wieder einen klaren Gedanken fassen, auch wenn sich Schuldig sicher war, dass es noch lange nicht vorbei war. Irgendetwas in ihm sträubte sich dagegen, diese Gefühle anzunehmen und nur wenn er gegen seine Ängste wieder die Überhand hatte, würde es ihm gelingen, damit klarzukommen. Langsam ließ er die Hände sinken und hob den Kopf, sah Ken an, wie dieser immer noch in der Tür stand. "Wir sehen uns wieder. Ich brauche nur etwas Zeit zum Nachdenken. Denn, ich kann für nichts garantieren, wenn ich dich nicht wieder sehen könnte."
 

"Wenn du das sagst," kam die leise Antwort. Dann drehte er sich um, meinte dann aber noch über die Schulter: "Du brauchst mich nicht wegsperren, um mich für dich alleine zu haben. Und ich werde auch nicht einfach so verschwinden. Nicht, wenn du es nicht tust." Dann wandte er sich endgültig ab und durchschritt die Diele, griff sich seine Tasche und verließ dann die Wohnung, schloss die Tür, ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen. Er war selber etwas aufgewühlt, beruhigte sich aber mit dem Gedanken, dass Schu das hier nicht tat um ihn zu verletzen, sondern im Gegenteil. Außerdem wusste Ken, das er nicht der einzige war, der mit Verlustängsten zu kämpfen hatte. Nur hatte Schuldig einen anderen Weg, damit fertig zu werden als er, und das musste er akzeptieren.
 

Froh über Kens Worte musste Schuldig leicht lächeln. Er sah dem Jüngeren nach, wie dieser aus dem Zimmer ging. Und als wenig später das Klappen der Wohnungstür erklang, erlaubte er es sich, mit dem Rücken aufs Bett zu fallen und sich seiner Erschöpfung hinzugeben. Er rollte sich wie ein Embryo zusammen und schloss die Augen, immer darauf bedacht, gleichmäßig zu atmen, die Gefühle nicht wieder überkochen zu lassen. Am liebsten hätte er sich für diese Schwäche in den Hintern getreten. Doch nun war es einmal passiert und zu ändern war diese Tatsache einfach nicht mehr. Doch lange zum Nachdenken kam Schuldig nicht, denn der Barrierenaufbau hatte sehr an seinen Kräften gezehrt. Nur wie nebenbei nahm er wahr, dass etwas Warmes seinen Arm hinab floss, bevor ihn eine gnädige Dunkelheit einhüllte und die Ohnmacht ihn auffing.
 

Kurze Zeit später erreichte Ken das Koneko. Auf dem ganzen Heimweg hatte er gegrübelt, aber er war noch immer der Meinung, dass er richtig gehandelt hatte, die Wohnung zu verlassen. Schu wusste, was er tat... er musste einfach darauf vertrauen, dass er sich von alleine wieder in den Griff bekam. Aber jetzt hatte er erst mal andere Sorgen. Was würden die anderen sagen, weil er die ganze Nacht weg gewesen war? Vielleicht merkten sie es ja gar nicht erst... Schnell filzte er durch die Hintertür in die Wohnung, rannte in Rekordzeit in seine Zimmer und zog sich um und betrat keine zwei Minuten später den Laden, wo er auch schon auf Aya traf. "Gu-guten Morgen!" wünschte er mit möglichst unschuldigem Tonfall.
 

Aya drehte sich gerade von der Kasse weg, an der er gearbeitet hatte und verschränkte die Arme vor der Brust, während er Ken von oben bis unten musterte. "Aha, kommt der werte Herr auch mal wieder nach Hause."

Verlegen kratzte sich Ken am Kopf und murmelte was von "Tut mir leid, Chef." Daraufhin erhielt er erst mal eine mächtige Standpauke, von wegen Pflichtvernachlässigung usw. Ken ließ sie widerstandslos über sich ergehen und schließlich hatte er es überstanden und Aya verließ mit den Worten: "Dafür schiebst du 'ne Doppelschicht!" den Laden. Ken konnte echt von Glück reden, dass der Leader nicht weiter nachgefragt hatte. Eigentlich ungewöhnlich, aber ihm konnte es ja recht sein. Also machte er sich keine Gedanken darüber, sondern begann mit er Arbeit. Außerdem gab es andere Sachen, die ihn weitaus mehr beschäftigten. Zum Beispiel Schuldig.
 

Mit dröhnendem Kopf erwachte Schuldig irgendwann aus einem verwirrten Traum. Nach der Dunkelheit draußen zu schließen, musste es schon später Abend sein. Mühsam richtete er sich auf. Ein Blick auf seinen rechten Arm gab ihm die Bestätigung, woher die rötliche Farbe auf seinem Bett stammte. Als Schuldig aufstand, fühlte er sich wie gerädert und schaffte es geradeso ins Bad, wo er eigentlich nach dem Verbandskasten suchen wollte. Nur allmählich kamen die Erinnerungen wieder und als er ins Wohnzimmer trat und den Verbandskasten auf dem Tisch stehen sah, waren sie wieder voll da. Und am liebsten hätte sich Schuldig ganz gewaltig in den Arsch getreten. Seufzend ließ er sich auf die Couch fallen und begann damit, den durchbluteten Verband abzumachen, als die Kopfschmerzen für einige Sekunden unerträglich wurden und er die Präsenz seines Leaders im Kopf spürte. <<Der hat mir gerade noch gefehlt!>>
 

Brad saß verdrossen in seinem Büro am Schreibtisch. Was bildete sich dieser Telepath eigentlich ein? Einfach zu verschwinden und sich dann auch noch über sein ausdrückliches Verbot, Siberian nicht treffen, hinwegzusetzen! Zu spät hatte er eine Vision gehabt, in der er Schuldig und Ken zusammen in dessen Wohnung sah. Und Schu war so auf Ken fixiert gewesen, dass Brad ihn nicht hatte erreichen können. Dafür war er jetzt offenbar umso aufnahmefähiger. //Schuldig, verdammt noch mal! Bildest du dir ein, dass du einfach machen kannst, was du willst?! Du wirst innerhalb der nächsten halben Stunde hier antanzen oder ich vergesse mich!//
 

//Ja ,ja, schon gut. Reg dich ab.// Umständlich schaffte es Schuldig, sich wieder einen neuen Verband anzulegen, bevor er das Verbandszeug wegräumt und sich fertig anzog. Auf eine Konfrontation mit Crawford war er eigentlich überhaupt nicht scharf, aber eine große Wahl würde er wohl nicht haben. Zudem schwirrten ihm wieder alle möglichen Gedanken durch den Kopf und gerade an seinem heutigen Aussetzer hatte er noch arg zu knappern. Langsam steuerte er den Jaguar über Tokyos Straßen. Als er vor der Schwarz-Villa zum Stehen kam, war Schuldig gedanklich noch nicht viel weiter gekommen. <<Einfach alles ruhig über sich ergehen lassen. Ich brauch dringend Ruhe!>>
 

Ruhig wartete Brad in seinem Büro auf Schus Eintreffen. Eigentlich hätte er wissen müssen, das Schu nicht so einfach zu berechnen war und Schwierigkeiten machen würde. Das die beiden sich trafen, barg ungeahnte Risiken in sich. Und so sehr er es auch wollte, nicht mal er konnte alles voraussehen, wie sich jetzt schon des Öfteren gezeigt hatte. Aber er hatte ein verdammt schlechtes Gefühl, was diese Sache hier anbelangte... nicht, das er etwas Konkretes sah, es war mehr so etwas wie eine intuitive Vorahnung. Endlich hörte er die Wohnungstür schlagen. //Schuldig, hier her! Und zwar sofort!//
 

Seufzend sah Schuldig zur Treppe hinauf. Manchmal kam er sich wie ein Hund vor, den man hier- und dorthin schicken konnte und der wie auf Befehl gehorchte. Aber brav, wie er nun einmal war, kam er dem Befehl seines Leaders sofort nach und trottete die Treppe hoch zu dessen Büro. Nach einem kurzen Anklopfen trat er ein und sah Crawford hinter seinem wuchtigen Schreibtisch sitzen. Langsam schlurfend ging er zu einem der Sessel, die davor standen und ließ sich hineinfallen. "Mach's kurz, ok. Ich bin müde und muss nachdenken."
 

Brad zog eine Augenbraue hoch. So etwas hörte man selten aus Schuldigs Mund. "Ja, dass du nachdenken musst glaube ich dir. Und zwar über so einiges. Was zum Henker hast du dir dabei gedacht, einfach abzuhauen und Siberian zu treffen? Du weißt ganz genau, dass dies noch nicht der richtige Zeitpunkt ist! Mit deinem Verhalten gefährdest du nicht nur dich, sondern uns alle, ist dir das eigentlich bewusst?!" fuhr er ihn an. Er war wirklich ziemlich sauer. Er konnte es nicht leiden, wenn andere so impulsiv handelten...
 

Schuldig sah Brad müde an. Irgendwie hörte er das nicht zum ersten Mal und dennoch war es irgendwie anders. Anscheinend war Crawford wirklich besorgt um sie alle. Aber gefährdet hatte er sie ja wohl nicht. Sonst hätte das Orakel ihn doch bestimmt darauf hingewiesen. "Ich kann dir sagen, was ich mir dabei gedacht habe. Ich liebe diesen Kerl, so einfach ist das. Aber wahrscheinlich wirst du das nie wirklich verstehen. Ich kann's ja selber kaum verstehen." Während er sprach, war er immer leiser geworden und auch das erneute Geständnis seiner Gefühle brachte Schuldig nicht wirklich weiter. Er hatte immer noch Angst vor ihnen. Doch, er wusste, wenn er diese nicht bekämpfen würde können, hatte die Beziehung zwischen ihm und Ken keine Zukunft.
 

Dass Schuldig seine Gefühle so direkt aussprach, machte Brad nachdenklich. Das hätte er dem Telepathen wirklich nicht zugetraut. Und es war ja nicht so, als ob er diese Gefühle überhaupt nicht verstehen konnte... Darum sprach er nun mit ruhigerer, ein klein wenig freundlicheren Stimme: "Was ich verstehen kann oder nicht kannst du meine Sorge sein lassen. Was du allerdings verstehen musst, ist, dass ich nicht genau sagen kann, was passiert, wenn du Ken triffst. Wir haben diesmal sehr gravierend ins Schicksal eingegriffen, dass ist etwas anderes, als vorher zu sagen, was ein Angreifer in den nächsten zwei Sekunden machen wird, verstehst du? Ich kann nicht einkalkulieren, was alles geschehen kann, solange... solange wir ein Problem mit Bombay und Abyssinian haben."
 

Etwas verwundert, dass Brad nicht noch weiter an die Decke gegangen war, hörte Schuldig ihm aufmerksam zu. Er konnte sich schon vorstellen, was es hieß, in die Zukunft einzugreifen. Schließlich hatte er als Telepath mit solchen Schwierigkeiten auch Erfahrung. Nicht einmal Ken konnte sich vorstellen, was die 'Talentierten', wie sie auf der Akademie genannt worden waren, für Probleme mit ihren Kräften hatten, wenn sie sie einsetzen, obwohl Schuldig ihm schon viel darüber erzählt hatte. Und da war er wieder beim Thema. Der Junge würde ihn sein Lebtag nicht mehr in Frieden lassen. Schuldig musste über diesen Gedanken schmunzeln. Denn schließlich wollte er das auch gar nicht. Als Crawford geendet hatte, sah er diesen ruhig an, bevor er leise fragte: "War das alles?"
 

Der Schwarz-Leader seufzte. Es war klar, dass Schu nicht näher darauf eingehen, geschweige denn, sich entschuldigen würde. Darum meinte er nur kopfschüttelnd, während er sich in seinem Stuhl zurücklehnte: "Ich kann nur hoffen, dass der Sinn meiner Worte dich erreicht hat. Gerade weil du ihn 'liebst', solltest du vorsichtig sein und dich etwas mehr zurückhalten. Es dauert nicht mehr lange, aber reiß dich bitte zusammen, ja? Du kannst jetzt gehen."
 

Kurz musste Schuldig überlegen, was für Worte Brad eigentlich meinte und besonders was für einen Sinn. Er war wohl wirklich viel zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt und nicht mehr richtig aufnahmefähig für andere Dinge. Dennoch nickte er nur, bevor er aufstand und zur Tür ging, etwas verwundert darüber, dass er nicht mehr Ärger bekommen hatte. Immerhin hatte er gegen einen Befehl seines Leaders verstoßen. <<Glück im Unglück, würde ich sagen.>> Er wollte das Büro schon verlassen, als er stehen blieb und leicht den Kopf schüttelnd lächelte. "Entschuldige, Brad. Kommt nicht wieder vor." Dann verließ er das Büro und machte sich so schnell wie möglich auf in sein Zimmer, ging ohne Umschweife auf den Balkon und zündete sich eine Zigarette an. Langsam ließ er sich auf den kalten Boden sinken, während die Gedanken und Gefühle nur so durch ihn hindurchwirbelten und er versuchte, diese zu sortieren.
 

Ha, er hatte sich tatsächlich entschuldigt! Ausgerechnet er! Brad verschränkte kopfschüttelnd die Hände im Nacken und richtete den Blick an die Decke, als Schuldig gegangen war. Dieser Mensch hatte sich in den letzten Monaten so dermaßen verändert, es war fast schon unheimlich. Und das alles nur wegen Siberian... Er hatte selbst teilweise schon die Hoffnung für Schuldig aufgegeben. Er war geistig einfach zu stark mitgenommen worden und seine Fähigkeiten machten das Leben für ihn nicht gerade leichter. Und dann kam einfach so ein Junge daher und aus Mastermind wurde wieder ein halbwegs normal fühlender Mensch. Das dieser offenbar selber daran zu knacken hatte, leuchtete Brad ein. Er konnte nur hoffen, dass Schuldig sich in den Griff kriegen würde, zumindest gut genug, um das Kommende zu überstehen...
 


 

Nachdem er seine Schicht beendet hatte, ging Ken in die Küche und machte sich erst mal was zu essen. Er war allein in der Küche und so hatte er zum ersten Mal an diesem Tag wirklich Zeit nachzudenken. Die Sache von heute morgen lag ihm noch immer im Magen, aber er konnte es nun mal nicht ändern. Schuldig würde sich bestimmt bald wieder im Griff haben. Außerdem war die letzte Nacht so schön gewesen... viel zu schön, um jetzt Trübsal zu blasen. Bei dem Gedanken musste er lächeln. Er sollte sich besser einfach mal auf die positiven Dinge konzentrieren, statt immer nur das schlimmste zu denken. In diesem Moment kam Yohji herein.

"Ach ja, unser Ausreißer ist auch wieder da. Was grinst du denn so blöde vor dich hin?!"

"Tu ich ja gar nicht" wiegelte Ken ab, aber Yohji hatte bereits erraten, was der Grund dafür war. "Na, deinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen... man könnte glatt meinen, du hattest wieder ein kleines Tête-a-tête mit einem bestimmten Telepathen?!"
 

Die letzten Daten abspeichernd, lehnte sich Omi bequem in seinem Stuhl zurück. Ein Magenknurren holte ihn aus seinen Gedanken, die sich um seinen besten Freund Ken gedreht hatten. Omi hatte sich Sorgen um ihn gemacht. Nicht nur, dass es Ken anscheinend nicht sonderlich gut ging, woran wohl dieser verdammte Telepath Schuld war, er war auch noch die ganze Nacht weg gewesen. Omi hatte schon Angst gehabt, Ken hätte sich etwas angetan, war aber erleichtert gewesen, als er am Morgen wieder im Laden aufgetaucht war. Den Computer abschaltend, machte Omi anschließend das Licht aus und verließ sein Zimmer in Richtung Küche. Er wollte schon die Tür aufmachen, als er Yohjis Stimme vernahm. "...tête-a-tête mit einem bestimmten Telepathen..." Wie vom Blitz getroffen, blieb Omi stehen und starrte die Tür vor sich an, bevor er sie aufriss und in die Küche trat, Ken am Tisch sitzen sah und wie Yohji mit einem wissenden Lächeln diesen anblickte. "Das darf doch wohl nicht wahr sein?! Ken, was hast du dir dabei gedacht?!!"
 

Erschrocken blickte Ken auf, als er plötzlich Omi in der Tür stehen sah. "Ähm, Omi... also, ich muss dir das erklären. Es ist nicht so, dass ich mir das nicht überlegt hätte... ähm, es ist nur... ich..." <<So ein Mist, warum muss er das auch auf diese Art mitkriegen? Alles nur, weil Yohji es wieder laut aussprechen musste... Wir können nur von Glück reden, dass Aya wieder seine Schwester besucht... wenn er das hier mitbekäme, nicht auszudenken!>> Aber mit Omi war es schon schlimm genug... es war klar, das ihr Jüngster das nicht würde nachvollziehen können. Nicht, nachdem Ken wegen Schuldig die letzten Monate so fertig gewesen war. Und noch hatte Omi ja nicht gesagt, dass er es akzeptierte. Wie sollte er ihm das nur erklären?

Yohji machte sich in diesem Moment ähnliche Sorgen... Omi schien ziemlich aufgewühlt.
 

"Ken, sag mir, dass ich mich verhört habe!" Mühsam hielt sich Omi zurück, nicht laut zu werden. "Hast du immer noch nicht begriffen, dass er immer noch mit dir spielt?! Er wird dich wieder fallen lassen, so, wie er es gerade braucht. Das weißt du ganz genau! Man kann diesem... diesem... Kerl nicht trauen. ... Ken, ich mache mir doch nur Sorgen um dich. Bitte! Du musst das doch selber sehen. Der kann das nicht ernst meinen. Er ist ein Spieler!" War Omis Stimme am Anfang noch aggressiv gewesen, wechselte sie zu besorgt. Er machte sich wirklich Sorgen um seinen besten Freund. Schuldig war ein Spieler, ein Betrüger, er konnte es nicht ernst meinen, nie und nimmer. Da war sich Omi sicher!
 

Ken blickte verzweifelt um sich. Was sollte er zu diesen Vorwürfen nur sagen? Er hatte ja selbst lange genug daran gezweifelt. Und dass er Schu jetzt überhaupt über den Weg traute, konnte er nur auf seine Gefühle zurückführen, er hatte nichts Handfestes. Yohji bemerkte die Ratlosigkeit Kens und versuchte zu schlichten: "Beruhige dich doch bitte, Omi! Ken kann das bestimmt erklären, er hat seine Gründe..." Da legte Ken ihm eine Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf: "Danke Yohji. Aber ich muss dir leider sagen, dass ich nichts habe, um mich zu rechtfertigen. Ich weiß nicht, wie ich deine Argumente widerlegen kann, Omi. Du hast allen Grund, auf Schuldig sauer zu sein und jetzt auch auf mich. Aber es ist nun mal, wie es ist: Ich lieb ihn einfach. Ich kann es nicht ändern, ich kann meine Gefühle nicht ändern. Das ist alles, was ich dazu sagen kann... Es tut mir leid, Omi!"

"Ken..." Yohji sah sprachlos zu seinem Teamkameraden. Er hätte nicht erwartet, dass er so offen sprechen würde.
 

"Es tut dir also leid, ja?!" Mit verschränkten Armen stellte sich Omi vor Ken und sah ihn genau an. "Gut, denn mir tut es auch leid. Ich mache mir nur Sorgen um dich. Aber wenn du es immer noch nicht verstehen willst, bitte. Dann renn doch in dein Verderben! Lass dir doch von ihm wehtun. Anscheinend stehst du ja auf so was!" Omi konnte seine Aggression nicht mehr unterdrücken und schrie Ken geradezu an, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und eigentlich die Küche verlassen wollte, als die Tür nach innen geöffnet wurde und schmerzhaft mit Omis Kopf in Berührung kam. Dieser taumelte zurück und hielt sich die schmerzende Stirn, während Aya mit einem verwirrten Blick eintrat.

Er war gerade erst nach Hause gekommen und hatte Omi rumschreien hören. Also war er in Richtung Küche gegangen. "Wer steht auf was?" fragte er etwas verwirrt, während Omi nur ein leises "Aya!" heraus bekam.
 

Ken stockte fast der Atem und er spürte, wie sein Herz einen Aussetzer machte, als er ihren Leader im Türrahmen stehen sah. Omi und Yohji schienen für einen Moment ebenso perplex zu sein, doch Yohji hatte sich am ehesten wieder gefangen, immerhin war er der Schlagfertigste von ihnen. "Ähm, wer steht auf was? Ken steht auf... Extraschichten! Aber Omi machst sich Sorgen, dass Ken sich überarbeiten könnte. Aber unser Dickkopf will das ja nicht einsehen... tja, so ist er halt." Damit klopfte er Ken auf die Schulter, setzte ein Grinsen auf, was allerdings etwas schief wurde.

Ken brauchte etwas, um sich wieder zu fangen, versuchte dann aber, das Spiel mitzuspielen, betete im gleichen Moment, dass Omi sie nicht verraten würde. "Ja, ja, genau... so ist es. Wir haben nur eine wenig diskutiert, wir hatten keinen Streit oder so, nur eine kleine Meinungsverschiedenheit. Und in Zukunft werde ich kürzer treten, versprochen Chef!" stammelte er. <<Bitte Omi, verrat uns jetzt nicht.>> Dessen Worte von gerade hatte er noch gar nicht richtig verarbeitet.
 

Aya zog nur eine Augenbraue nach oben und sah seine Kollegen skeptisch an. "Aha," war alles, was er dazu zu sagen hatte, bevor er sich zum Kühlschrank umdrehte und sich etwas zu essen raus nahm. Den Kühlschrank zumachend, drehte er sich zu den anderen drei um, sah jeden nur kurz an, bevor er aus der Küche wieder verschwand. Den Kopf schüttelnd, machte er sich auf den Weg in sein Zimmer.

Omi hingegen kam gar nicht dazu, noch etwas zu sagen und sah seinem Leader nur verwirrt nach, wie dieser erst zum Kühlschrank ging und dann die Küche wieder verließ. Doch irgendetwas an Ayas Blick hatte ihn stutzig gemacht. <<Das bilde ich mir nur ein. Er hat bestimmt nichts gehört. Sonst hätte er was gesagt.>> Langsam bewegte sich Omi auch auf die Küchentür zu, drehte sich nochmals kurz zu Ken, bevor auch er die Küche verließ. Der Appetit war ihm vergangen. In seinem Zimmer angekommen, legte er sich sofort ins Bett und fiel nach einigen Minuten der Grübelei in einen traumlosen Schlaf.
 

Eine zeitlang schwiegen die beiden übrig gebliebenen. Dann blickte Yohji zu Ken. "Meinst du, Aya hat was mitbekommen?" "Vermutlich nicht, sonst hätte er weiter nachgefragt," antwortete Ken schwach. Er bekam zunehmend Angst, dass die ganze Sache ihm über den Kopf wuchs. Und Yohji fragte weiter: "Was willst du jetzt machen? Wegen Omi, meine ich. Er hat Grund, sauer zu sein. Ich erinnere mich nur an die Sache mit Ouka." Unwirsch drehte Ken sich zu ihm um und rief völlig entnervt: "Ich weiß, ich weiß das doch! Verdammt, was meinst du denn, was ich machen soll!? Ich weiß doch auch nicht weiter! Ich fühle mich, als hätte ich Omi verraten. Aber ich kann einfach nicht zurück, ich kann es nicht ändern, auch wenn ich es wollte!" Er atmete einmal tief ein und meinte dann etwas ruhiger: "Sag mal Yohji, warum akzeptierst du es eigentlich?" Yohji überlegt kurz. "Tja, vielleicht, weil ich dich noch nie so energisch bei einer Sache erlebt habe... ich merke, wie sehr du an ihm hängst. Wenn ich da an das Mädchen von damals denke, die Kleine, die nach Australien ging... Sie hast du auch gemocht, aber nicht genug, immerhin bist du ihr nicht gefolgt. Irgendwie bin ich mir ziemlich sicher, dass du es bei Schuldig tun würdest. Und wenn das nicht auf Gegenseitig beruht, nach allem was ihr bis jetzt erlebt habt, dann soll mich der Teufel holen." Mit geweiteten Augen hörte Ken Yohjis Ausführungen zu. Als er fertig war, schlich ein Lächeln sich auf seine Lippen. Manchmal erhielt man gerade von denjenigen Unterstützung, von denen man es am wenigsten erwartete. "Danke, Yohji."
 


 

Schuldig lag schon seit Stunden munter in seinem Bett. Hatte er überhaupt geschlafen? Oder hatte er nur nachgedacht? Schon seit drei Tagen nachgedacht? <<Und trotzdem bin ich noch nicht viel weiter... Ich weiß, dass ich ihn liebe... und doch... Warum tut er es? Warum liebt er mich? Ich hab ihm doch nichts zu bieten... außer einem miesen Charakter. Aber ich glaube nicht, dass Ken auf so was steht...>> Ein bitteres Lachen entrang sich Schuldigs Kehle. Seit drei Tagen hatte er sein Zimmer nicht mehr verlassen, außer zum Essen und ins Bad. Erstaunlicherweise hatte Crawford ihm keine Strafe aufgebrummt oder anders beansprucht. Aber das ständige Nachdenken hatte ihn auch nicht weiter gebracht. Müde drehte er sich auf die andere Seite, während er nach Kens Präsenz tastete und ein leises //Klopf, klopf.// verlauten ließ.
 

Auch Ken lag noch in seinem Bett. Das Wetter war trübe und außerdem hatten sie gestern eine Mission gehabt, darum hatte er heute nicht den Nerv, joggen zu gehen. Als er diesmal Schuldig in seinem Kopf hörte, erkannte er diesen aber sofort und schaute nicht erst verwirrt zur Tür wie das letztes Mal. //Aha, da bist du also wieder. Habe mich schon gefragt, wie lange es diesmal dauert, bis du dich meldest. Das weiß man bei dir ja nie so genau.// Es klang vorwurfsvoller, als es gemeint war. Darum bemühte Ken sich als nächstes, etwas sanfter zu klingen. //Wie geht's dir denn, hast du dich wieder im Griff?//
 

Ein leises Lachen konnte sich Schuldig nicht verkneifen, als Ken ihn so vorwurfsvoll begrüßte. Aber schließlich hatte der Junge auch recht. //Entschuldige. Ich hab gar nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen ist. Eigentlich hatte ich mich viel eher melden wollen.// Unruhig rollte sich der Deutsche wieder auf den Rücken und auf die andere Seite, bevor er doch aufstand und sich eine Zigarette anzündete. //Ich wollte mich auch noch mal entschuldigen wegen neulich. Ich hatte nicht vor, dich so anzuschreien, sorry. Weiß selber nicht, was in mich gefahren ist. Aber ob ich mich wieder wirklich im Griff habe... wer weiß...// Er deutete mental ein Schulterzucken an, welches seine Ratlosigkeit unterstreichen sollte, denn er war es wirklich, zumal er nicht sagen konnte, was passieren würde, wenn er Ken jetzt begegnen würde. //Kann ich dich was fragen?// fragte er vorsichtig nach.
 

//Ich glaube, ich habe mittlerweile schon aufgegeben, darauf zu hoffen, dass irgendetwas zwischen uns mal normal ablaufen könnte. Also brauchst du dich schon gar nicht mehr entschuldigen, allmählich gewöhne ich mich dran... Nein, im Ernst, ich bin froh, dass du dich wieder gemeldet hast und sonderlich böse bin ich auch nicht. Es ist nur, dass ich dein Verhalten noch immer nicht ganz nachvollziehen kann. Aber ich vertraue einfach darauf, dass du weißt, was du tust und die Sache so schnell wie möglich wieder in den Griff bekommst.// Ken blieb noch immer still im Bett liegen. Er hatte den Morgen frei und er würde einen Teufel tun, jetzt aufzustehen. Nicht bei diesem Wetter! //Nur zu, was möchtest du mich denn fragen?//
 

Schuldig war ganz froh, dass Ken ihm nicht böse war, aber wie er ihm sein Problem erklären konnte und ob er das überhaupt sollte, wusste er nicht. Schließlich besann er sich wieder auf seine Frage. <<Vielleicht komme ich so etwas weiter...>> Langsam ließ er sich auf den Boden neben seiner Balkontür nieder und sah hinaus auf den wolkenbehangenen Himmel. //Warum liebst du mich, Ken?// fragte er leise aber ernst.
 


 

~~~~~
 

Tja, armer Ken. Er hat's schon nicht einfach mit seinem Schu. Aber wir wollen ja auch noch etwas die Spannung erhalten. Was wird Ken wohl auf Schuldigs Frage hin antworten? Wie wird dieser auf die Antwort reagieren und... wird Schu seine Probleme überwinden und je mit Ken glücklich werden können? -> Wenn ihr das alles wissen wollt, schickt ein paar Kommis, dann kommt der nächste Teil ganz schnell on.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2004-03-05T21:56:52+00:00 05.03.2004 22:56
tja... da ich den letzten teil ja leider NICHT lesen konnte hab ich am anfang des kapitels erst mal nicht so durch geblickt Leider!! -.-
naja eure geschichte wird ja jetzt richtig tiefgründig, ist schön
bin gespannt wies weiter geht deshalb fang ich jetzt scho mal mit dem nächsten teil an zu lesen
cu sakurai (tenshi-engelchen)
Von:  Narinaru
2004-03-02T20:26:31+00:00 02.03.2004 21:26
^^supaaaa!bin mal wieder die ganze Zeit am lesen,und kann nicht aufhören!Eure story ist totla fesselnd*nein,nicht so...^^°*
Mehr davon!^^


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