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Neue (und alte) Abenteuer

Szenen, die es nicht in die Hauptfic geschafft haben
von

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Extrakapitel 24 - Der Jungbrunnen - Teil 3

Der Jungbrunnen – Teil 3

 

-Sanji-

Sie hatten es fast geschafft!

Bei Sonnenaufgang hatte Robin wie jeden Morgen ihre Gießkanne über den Marterpfahl entleert und bis auf den letzten Totenkopf floss nun aus allen Wasser hinaus. Nur noch wenige Stunden und dieser Fluch würde sich – hoffentlich – in Luft auflösen.

Und Sanji war da sehr dankbar für. Die ersten Tage war es vielleicht auch noch irgendwie lustig gewesen, aber mittlerweile war es nur anstrengend. Es gab so viele Ding, die im Kopf dieses Kükens noch nicht passiert waren, und es war echt schwierig, das immer im eigenen Hinterkopf zu halten.

Gerade, als der Dreikäsehoch festgestellt hatte, dass Robin auf Ohara gelebt hatte und ihr dann unbedingt von seinen Besuchen dorthin hatte erzählen müssen, war es schwierig gewesen, diese lockere Stimmung des Mittagessens aufrechtzuerhalten.

Außerdem war Sanji noch eine Sache aufgefallen. Er wusste nicht wirklich, wie er es beschreiben sollte, aber er musste immer wieder an Namis mahnende Worte denken und er hatte das Gefühl, als würde ihr Schwertkämpfer das alles nicht ganz so problemlos mitmachen, wie er vorgab.

„Hey“, murrte er und hielt Zorro das Geschirrtuch hin, „du hilfst.“

„Waa…?“ Zorro gähnte laut und mit aufgerissenem Maul.

„Nein, das erlaube ich nicht“, widersprach Falkenauge1/3 und sah Sanji herablassend an. Wirklich erstaunlich, wie gut er diesen Blick drauf hatte und dass er diese Worte tatsächlich ernst meinte. „Zorro wird jetzt mit mir…“

„Wann kapierst du endlich, dass du hier gar nichts zu kamellen hast“, murrte Zorro und packte den Schopf des geschrumpften Schwertmeisters, drückte ihn leicht hinunter. „Ich kann nicht den ganzen Tag deinen Babysitter spielen. Als Crewmitglied muss ich auch Arbeiten erledigen.“

Sanji verkniff sich einen Kommentar, merkte aber, wie sämtliche Anwesende – namentlich Brook, Robin und Lysop – sich ganz schnell auf die Lippen bissen und wegsahen, als hätten sie alle das Gleiche gedacht.

„Aber…“

„Nix aber. Ich hab dir schon gestern gesagt, dass du erstmal deine Rumpfhaltung verbessern musst, vorher machen wir gar nichts. Tausend Schwerthiebe mit Ausfallschritt, dann reden wir weiter.“

„Was?“ Fassungslos starrte der Dreikäsehoch ihn an. „Das ist doch totaler…“

„Brook, tust du mir den Gefallen und hältst ihn im Auge, für jeden durchschnittlich durchgeführten Schwerthieb macht er hundert Wiederholungen extra und für jede schlechte Ausführung, darf er tausendmal die Grundschritte wiederholen.“

„WAS?! Was bist du denn für ein Sklaventreiber?! Da werde ich ja Tage für brauchen.“

Im nächsten Moment beugte Zorro sich zum Bengel hinab, sein gefährliches Grinsen auf den Lippen. „Ich bin nicht dein Lehrmeister, Mini-Mihawk, du brauchst gar nichts tun.“ Dann richtete er sich wieder auf. „Aber wenn du gegen mich kämpfen willst, dann ziehst du es durch. Sollte für dich ja kein Problem sein, schließlich bist du doch so gut.“

„Dreckskerl!“

Stille

„Oh“, kam es dann von Robin, „vorsichtig, junger Herr, sonst entwickelst du dich noch zum waschechten Piraten.“

Mit einem leisen Lachen ging sie hinaus, gefolgt von den anderen, während Brook versuchte, das Küken zu beruhigen.

Endlich war es ruhig, während Zorro die Reste vom Tisch abräumte und danach anstandslos das Geschirrtuch nahm. Ungewöhnlich.

„Also? Was ist los?“

„Was?“ Überrascht starrte er Zorro an.

„Ach komm schon. Wir beide kennen diesen blöden Blick, den du immer drauf hast. Und du hast mich die letzten Tage nicht einmal angemotzt, dir zu helfen. Also lass es uns einfach hinter uns bringen. Ich traue Dulacre zu, dass er keine zehn Minuten braucht, um Brook loszuwerden.“

„Echt seltsam.“

„Hm?“ Zorro sah ihn fragend an.

„Gerade erinnerst du mich ein bisschen an Falkenauge. Er erkennt auch immer sofort, was man will, und fasst es so salopp zusammen, als wäre es offensichtlich.“

Zorro sah ihn überrascht an, ehe er mit seiner Arbeit fortfuhr.

„Na toll, jetzt färbt dieser Mistkerl also auch noch auf mich ab.“

„Naja, ein bisschen mehr Intelligenz kannst du dir ruhig abgucken“, neckte Sanji.

„Arsch“, kam die recht schwache Retour.

Für einen Moment war es ruhig zwischen ihnen.

„Wie geht’s dir? Kommst du zurecht?“

Sanji war sich sehr bewusst, dass dies nicht ihr üblicher Umgang war – zumindest nicht tagsüber, spät abends vor der Nachtwache oder früh morgens vorm Frühstück, wenn niemand es mitbekommen würde, war es vielleicht anders, aber gerade war es nun mal nach dem Frühstück – doch dieses Mal wollte er keine Spielchen spielen.

Zorro schwieg, ehe er leise seufzte: „Mann, ihr seid alle nervig. Solange heute Abend alles vorbei ist, müssen wir aus der Situation doch nicht ne größere Sache machen, als es ist.“

„Tja, du kennst uns“, versuchte Sanji es leicht hinzunehmen und hielt Zorro einen Teller hin. „Wir wissen nun mal zu gut, wie schnell aus Kleinigkeiten echt nervige Probleme werden können.“

„Wird es so oder so“, murrte Zorro trocken. „Was meinst du, wie anstrengend er sein wird, wenn all das hier vorbei ist.“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass er noch nervtötender werden kann, als er eh immer ist.“

„Du hast ja keine Ahnung.“

Wieder schwiegen sie.

„Also hältst du durch?“

„Solange ich muss, kennst mich doch.“

„Mhm, okay, dann hau ab und spiel den Babysitter. Ich mach den Rest allein.“

Zorro sah ihn überrascht an. „Bist du krank?“

Sanji trat ihn von der Seite. „Jetzt geh schon, eh ich es mir anders überlege.“

„Okay, okay.“ Abwinkend trocknete Zorro sich die Hände ab und ging dann.

„Hey, Koch.“

„Ja?“, mahnte er und sah zum anderen an der Tür.

„Danke.“

 

Sanji war eindeutig zu gutmütig. Es kam schonmal vor, dass er den Abwasch alleine machte, aber er hatte vergessen, wie viel Arbeit es war. So hatte er sich ziemlich viel seiner begrenzten Freizeit selbst verbaut.

Auf der anderen Seite war es das vielleicht wert gewesen, er war sich nicht sicher.

Gerade genoss er seine verdiente Pausenzigarette und beobachtete den Marimo dabei, wie er Kreise um seinen ehemaligen Lehrmeister zog, während dieser immer und immer wieder die gleiche Bewegung ausführte und Zorro ihn unablässig korrigierte. Er schien ein unnachgiebiger Lehrer zu sein. Man brauchte nur wenige Minuten, um zu verstehen, dass Zorro tatsächlich immer wieder die gleichen Anweisungen gab, jedes Mal, wenn das Küken die gleichen Fehler machte. Aber Sanji musste auch eingestehen, dass er das meiste davon nicht wirklich verstand und er sah auch nicht wirklich, was Zorro kritisierte, nicht, dass er wirklich drauf achtete.

Doch dann sah er den Unterschied. Zorro mahnte den Bengel zur Pause und machte die Bewegung dann so langsam vor, als wäre er von Foxys Slow Beam getroffen worden und da sah Sanji es tatsächlich. Es war nicht unbedingt, dass Falkenauge1/3 die Bewegungen unsauber oder falsch ausübte, es war eher, dass er dabei die Schwerpunkte falsch setzte. Als hätte er die Bewegung kopiert, ohne wirklich zu wissen, wie sie sich anfühlen sollte.

Schwertkämpfer waren wirklich eine seltsame Spezies.

Nun ja, was interessierte es Sanji. Kopfschüttelnd drückte er seine Zigarette aus und begab sich zurück in die Kombüse, um mit dem Mittagessen loszulegen.

Er war noch gar nicht lange dabei, als die Türe in seinem Rücken aufging.

„Einheit schon vorbei?“, fragte er kühl. „Wenn du dich drückst, wird der Marimo kein Erbarmen mit dir zeigen.“

„Er will, dass ich eine Pause mache und etwas trinke, tze“, schnalzte das Küken mit einem Hochmut, der fast schon beeindruckend war. „So langweilige Trainingsmethoden. Ich wette, ich komme heute wieder nicht zum Kämpfen.“

„Naja, aber sie scheinen notwendig zu sein. Wenn selbst einem Laien wie mir der Unterschied zwischen euren Bewegungen auffällt“, bemerkte Sanji und stellte dem anderen ein Glas Wasser hin, bemerkte die großen Augen des anderen.

„Ich bin halt noch ein Kind. Ich wachse noch, meine Muskeln wachsen noch, da kann noch nicht alles perfekt sein“, reagierte der andere sofort beleidigt, brachte Sanji zum Grinsen.

„Tja, und deshalb musst du trainieren, wenn du irgendwann unseren Marimo schlagen willst.“

„Ich könnte besser in einem Kampf trainieren.“

Sanji begutachtete den beleidigten Bengel.

„Naja, nimm’s nicht persönlich, aber ich würde dann eher auf den Schwertmeister wetten als auf den Lehrling.“ Die angepisste Miene des anderen war das nervige Babysitten absolut wert. „Außerdem würde der Marimo das nie machen, wenn er es nicht für das Beste halten würde. Schließlich gibt es niemanden hier an Bord, der so gerne kämpft wie er, insbesondere gegen gute Schwertkämpfer.“

„Meinst du damit mich?“

„Nein, eigentlich meinte ich…“ Sanji verstummte, war über diese großen Kinderaugen unaufmerksam geworden.

„Du meinst diesen anderen Schwertkämpfer.“ Und mit einem Mal war da eine verblüffende Ähnlichkeit mit Falkenauge. „Diesen Alten, der, der sich nicht mehr an Zorro erinnert.“

Sanji schluckte.

„Der Marimo hat dir von ihm erzählt?“, fragte er bemüht gelassen, während der andere ziemlich ernst klang. Es überraschte ihm nicht wirklich, dass Zorro irgendwann mal geplaudert hatte, viel mehr war er überrascht, dass der Bengel anscheinend noch nicht wusste, von wem Zorro ihm erzählt hatte.

„Hat er. Er sagte, dass er unbedingt nochmal gegen ihn kämpfen will und dass dieser Alte einst, vor meiner Zeit, der beste Schwertkämpfer der Welt gewesen sei.“ Dann sahen diese brennenden Augen ihn an und Sanji wurde heiß am Nacken, dieses Gespräch war heikel. „Er scheint ein toller Schwertkämpfer zu sein. Kennst du ihn?“

„Ein bisschen“, murmelte Sanji abwehrend und griff nach seiner Zigarettenschachtel. „Ziemlich arrogantes Arschloch, wenn du mich fragst, kann ihn wirklich nicht leiden, aber er ist auch ein verdammt guter Kämpfer, deutlich besser als du, Dreikäsehoch.“

Falkenauge1/3 streckte ihm die Zunge heraus, während Sanji sich eine Zigarette anzündete. Er würde dieses Gespräch wirklich gerne schnell abwiegeln, ehe es gefährlicher werden würde, aber wenn er zu auffällig handeln würde, könnte es dieser Besserwisser bemerken, während dieser wieder auf sein Glas starrte, ernst.

„Zorro scheint… es scheint ihn zu belasten, dass der Alte sich nicht an ihn erinnert. Sind sie Freunde?“

Sanji zögerte, doch entschied, dass nahe bei der Wahrheit bleiben der beste Weg zu lügen war. Außerdem war Zorro das Folgende nun selbst schuld, hätte ja nichts ausplappern müssen. „Hat er es dir nicht erzählt?“

„Was?“

„Na, wer dieser Mistkerl ist?“

„Nein, er…“

„Er hat Zorro ausgebildet.“

„Was?“ Das Küken sah ihn mit großen Augen an.

„Mhm, die Methoden, mit denen Zorro dich unterrichtet, sind die, mit denen der ehemalige beste Schwertkämpfer der Welt ihn damals unterrichtet hat, als unser Marimo noch ein blutiger Anfänger war.“ Er lächelte leicht, konnte sehen, wie der andere über diese Worte nachdachte, über die vergangenen Stunden und Tage. „Weißt du, dass der Marimo schon als kleines Kind davon geträumt hat, der beste Schwertkämpfer der Welt zu werden? Es war für ihn ziemlich besonders, seinen einstigen Lehrmeister zu besiegen. Dieser Typ ist zwar ein absoluter Arsch, aber ohne ihn… Er ist der Grund, warum Zorro dich heute so gut unterrichten kann, also vielleicht solltest du dich nicht ganz so sehr wie ein verwöhntes Rotzbalg aufführen, wenn ihr trainiert.“

„Wow“, murmelte der Bengel, wusste nicht mal, dass Sanji ihm seine eigene Geschichte erzählte. „Zorro sagte, ich kann ihn nicht kennen, weil ich zu jung bin, aber wie heißt er denn? Ich kann mir nicht vorstellen, noch nie von seinem Namen gehört zu haben.“

Oh, Scheiße!

„Ach, er hat viele Namen und Titel“, wich Sanji aus und nahm einen Zug seiner Zigarette. „Sagt dir Samurai oder Marinejäger was?“

„Marine… jäger?“ Einen Moment wirkte er fast ängstlich, während Sanji sich innerlich selbst für diese gute Ablenkung lobte. „Hört sich brutal an.“

„Oh, ist er auch“, murmelte Sanji und rollte mit den Augen bei den Gedanken an vergangene Ereignisse, „grausamer Mistkerl. Hat mir schon mehrmals mit dem Tode gedroht – und zwar ernsthaft – nur weil ich mit dem Marimo im Klinsch lag. Andere Menschen haben für ihn nicht besonders viel Wert, ein bisschen wie bei den Weltaristokraten. Er hasst es zwar, wenn man darauf hinweist, dass er ein Pirat ist, aber glaub mir, grausam genug ist er.“

Der Bengel verarbeitete Sanjis Worte – von denen er wusste, dass er sie bald bereuen würde, sollte der andere sich zurückverwandeln und weiterhin an alles erinnern – doch dann zuckte er zurück, als wäre er über seine Gedankengänge gestolpert und sah Sanji stutzig an.

„Aber wenn ihm doch andere Menschen so egal sind, was kümmert es ihn dann, wenn du und Zorro streitet?“

„Ach.“ Verlegen rieb Sanji sich den Nacken, das hatte er sich selbst eingebrockt. „Naja, sie sind nicht nur Rivalen, musst du wissen.“

„Ja, das hat Zorro gesagt, sie sind Kampf- und Trainingspartner.“

Etwas nervös lachte Sanji auf. „Naja, sie sind auch abseits davon Partner“, murmelte er und hatte das ganz sichere Gefühl, dass er nicht derjenige sein sollte, der dieses Gespräch mit ihrem Küken führen sollte.

„Was? Sorry, aber Zorro wirkt nicht gerade so helle, als dass er einen guten Geschäftspartner abgeben würde.“

„Nicht in diesem Sinne“, bemerkte Sanji verhalten und beobachtete, wie der Junge über seine Worte nachdachte und sie nach einigen Sekunden dann auch verstand, sein Gesicht vor Überforderung verzehrt.

„Aber… aber… ich dachte, der Typ ist steinalt?“, sah er nun Sanji zweifelnd an. „Und er… er war doch Zorros… Lehrmeister und… sie sind… Männer! Nichts davon gehört sich so! Es gibt feste Regeln, nach denen man…“

„Ja, frag mich nicht, was da zwischen den beiden läuft. Ist schon arg schräg das Ganze.“ Sanji zuckte mit den Schultern und beugte sich dann über den Tresen zu dem Bengel hinüber. „Aber deine ach so schönen Regeln gelten hier auf hoher See nicht, kapiert? Ich hab’s dir nicht gesagt, damit du irgendwen hier verurteilen kannst. Der Marimo hat warum auch immer entschieden, dir beim Training helfen zu wollen, obwohl er gerade in einer echt beschissenen Situation steckt. Also benimm dich, hörst du. Denn der Marimo ist unser Crewmitglied und wir passen aufeinander auf.“

Hochkonzentriert glitten die Falkenaugen auf ihn und jegliche Scham über das vergangene Gespräch war aus diesem kindlichen Gesicht geglitten.

„Vor ein paar Tagen warnte Zorro mich vor den klügeren Mitgliedern dieser Crew. Ich hätte nicht gedacht, dass er damit auch dich meint.“

„Hat er auch nicht“, bemerkte Sanji kühl und wandte sich wieder seiner Aufgabe zu. „Glaub mir, ich gehör nicht zu denen, vor denen du dich in Acht nehmen musst. Schließlich sage ich dir ganz offen, womit du es zu tun hast. Es gibt andere an Bord, die da weitaus gefährlicher sind als ich. Wenn du raus gehst, sag den anderen Bescheid, dass das Mittagessen so in einer Stunde fertig sein wird.“

Der andere schnaubte belustigt auf.

„Was? Denkst du, dass niemand hier an Bord es mit dem ach so aufgeblasenen Mihawk Junior aufnehmen könnte?“

„Wer weiß“, entgegnete der Bengel. „Aber es ist schon lustig, Zorros Warnung vor ein paar Tagen war fast identisch mit deiner. Ihr seid beide echt Vollidioten.“

Sanji entgegnete nichts, während der andere ging, er würde seine süße Rache haben, sollte der andere sich zurückverwandeln und an alles erinnern. Oh, er würde es genießen, den aufgeblasenen Falkenauge mit seinem eigenen Entsetzen über seine Partnerschaft aufzuziehen, dafür war er sogar bereit, sich in Lebensgefahr zu begeben.

 

-Zorro-

Es war spät. Die Sonne war schon untergegangen und bis auf das schwache Licht von der Bibliothek am Heck und der Laterne am Hauptmast war es dunkel.

Er hatte gerade dem Koch noch zugenickt, der mit seinen Aufräumarbeiten fertig war und sich nun auch in seine Koje begeben würde. Zorro vermutete, dass Jinbei in der Bibliothek war, da Robin früh hatte schlafen gehen wollen, aber er wusste es nicht wirklich. Er selbst würde nicht schlafen gehen, aber er würde auch nicht trainieren, so wie sonst. Dafür war er zu unkonzentriert und es fehlte ihm schlicht die Muße. Er wollte, dass es vorbei war, aber das war es nicht, und das war beschissen.

Er kam damit klar, dass Dulacre ein kleiner Bengel war, überraschend naiv und kindlich – er hatte immer gedacht, dieser Mistkerl wäre alt auf die Welt gekommen – schon recht stark, aber noch lange kein Gegner. Er kam damit klar, dass Dulacre sich nicht an ihn und das Vergangene erinnerte, er hatte seine Worte ernst gemeint, es war nicht gerade toll, aber es gab schlimmeres, er kam damit klar.

Aber womit er nicht klarkam, war diese Netz aus Halbwahrheiten und Lügen, welches sie gesponnen hatten. Egal, ob es irgendwann zusammenfallen würde oder nicht, ob Dulacre sich zurückverwandeln und erinnern würde oder nicht, Zorro mochte es nicht, mochte es wirklich nicht. Er mochte es nicht, Dulacre anzulügen, selbst zu dessen eigenen Schutz.

Also lehnte er hier an der Reling, in seinem Rücken das Sargboot und lauschte Yoru in den Tiefen des hölzernen Bauches. Seine eigenen Schwerter waren die vergangenen Tage verdächtig ruhig gewesen, selbst Josei – welches Zorro zur Sicherheit ebenfalls in den Bauch des Sargbootes gebracht hatte – aber gerade wäre es Zorro lieber, sie würden alle zetern und versuchen, Yoru zu überstimmen, aber so blieb er in dieser seltenen Ruhe auf diesem Schiff und beobachtete die Dunkelheit aus Meer und Nacht, nur Zorro, nur der Wind, die Wellen und Yoru.

Fast.

„Kein Wunder, dass du am Tag immer so viel pennst. Bist du ein Vampir oder warum bleibst du nachts immer auf?“

Zorro schenkte dem anderen ein Grinsen und konnte sehen, wie es den Bengel etwas einschüchterte.

„Sollten Kinder um diese Uhrzeit nicht längst pennen?“

Dulacre begutachtete ihn herablassend, ohne etwas zu entgegnen, zeigte deutlich seine Arroganz, fast deutlicher als die vergangenen Tage. Ob er immer noch sauer war, dass Zorro heute nicht gegen ihn gekämpft hatte? Ja, war er, natürlich.

„Wirst du morgen endlich nochmal gegen mich kämpfen?“, kam damit auch der Grund seiner Anwesenheit, während der Bengel an Zorro vorbeischritt und sich an der Treppe zum Bug niederließ.

„Keine Ahnung“, entgegnete Zorro und begutachtete das Sargboot. „Wahrscheinlich nicht.“

Wütend schnaubte Dulacre auf. „Warum?! Ich habe alles gemacht, was du wolltest und…“

„Ich mache das nicht, um dich zu ärgern“, seufzte Zorro auf, gar nicht in der Stimmung für diese Diskussion, die er doch schon so oft geführt hatte, aber nie von dieser Seite aus. „Glaub mir, ich verstehe dich, ich kämpfe auch lieber und lerne dabei deutlich schneller; Theorie liegt mir nicht. Aber die Qualität deiner Bewegungen, sowohl offensiv als auch defensiv, hängt sehr stark von deiner Laune ab und das musst du abstellen, sonst wird jeder Feind leichtes Spiel mit dir haben. Und wenn du das schon bei Trockenübungen nicht hinbekommst, wirst du im Kampf gegen Gegner wie mich erst recht nicht bestehen.“

„Tze“, schnalzte der andere so vertraut auf.

„Nervig, wenn ich Recht habe, nicht wahr?“, erinnerte Zorro sich an seine Ausbildung.

„Eher schockierend, wenn du mal nicht ganz wie ein Dummkopf klingst“, entgegnete Dulacre mit seiner gewohnten Arroganz.

„Und trotzdem willst du gegen diesen Dummkopf kämpfen“, meinte Zorro nur, nicht im Mindesten beleidigt.

Mit einem wortlosen Laut stimmte der andere ihm zu und dann schwiegen sie.

Er wusste nicht, was der andere noch von ihm wollte, der Bengel hatte seine Antwort bekommen, aber es war Zorro egal. Er hatte kein Interesse daran, ihn zu maßregeln, sollte er nicht ins Bett gehen wollen. Gleichzeitig fühlte Zorro sich auch nicht verpflichtet, mit ihm ein Gespräch zu führen. Er war nicht in der Stimmung dazu und genoss die Stille.

Irgendwann wurde die Welt noch etwas dunkler, als in der Bibliothek das Licht ausging, was etwas ungewöhnlich war, weil Jinbei doch schon mal gerne bis zum Morgengrauen aufblieb, aber es war angenehm, nur die Lampe des Hauptmastes und die Dunkelheit der Nacht.

„Sag mal, kann ich dich was fragen?“, zerbrach Dulacre die Stille und Zorro rollte innerlich sein Auge, war mittlerweile so sehr an diese Frage des anderen gewöhnt, dass er sich wunderte, was dieser Besserwisser denn bitte noch von ihm wissen können wollte. Gefühlt hatte er ihm alles erzählt, was Zorro überhaupt wusste. „Dieser alte Schwertkämpfer, der dich ausgebildet hat und sich nicht mehr an dich erinnern kann.“

„Was ist mit ihm?“

„Ich bin das, oder?“

Er sah den anderen an, der so ruhig zurücksah.

„Ich bin der Samurai, gegen den du gekämpft hast und der sich nicht mehr an dich erinnern kann, oder?“

Zorro öffnete und schloss den Mund, schluckte, begegnete diesem klaren Blick.

„Wie kommst du darauf? Du bist ein Kind.“

„Aber ich bin nicht dumm und ich mag es absolut nicht, wenn Erwachsene versuchen, mich anzulügen. Also sag mir die Wahrheit. Dieses Boot da, das ist meins, oder? Mit diesem Boot bin ich angekommen und deshalb haltet ihr daran fest. Und das Schwert da drinnen, welches die ganze Zeit schon nach mir ruft, ist auch meins, oder? Ich bin dieser beeindruckende Schwertkämpfer, der extra hierherkommt, nur um gegen dich zu kämpfen – schließlich bin ich bereits jetzt viel klüger und ein viel besserer Stratege als du - aber irgendetwas ist passiert und der Grund, warum Doktor Chopper mir Klamotten leiht, liegt daran, dass meine mir nicht mehr passen, oder? Weil ich jetzt ein Kind bin und mich an mein Erwachsenenleben nicht erinnern kann. Und der einzige Grund, warum du so nett zu mir bist, ist…“

„Nein“, unterbrach Zorro ihn und schüttelte leicht den Kopf, reckte ablehnend das Kinn, „bilde dir ja nichts ein. Ich bin zu dir nicht netter oder weniger nett als zu jedem anderen.“

Seufzend schloss er sein Auge und merkte, wie diese Enge in seiner Brust der letzten Tage sich langsam löste.

„Aber du hast Recht.“ Er sah den anderen an, dessen Augen mit jedem Wort größer worden. „Die Wahrheit ist, du bist nicht Mini-Mihawk, nicht Mihawk Junior oder was auch immer. Die anderen nennen dich Falkenauge, ich… nenne dich Dulacre.“

Tief atmete Dulacre ein. „Das heißt… ich bin… ich bin der alte Schwertkämpfer?“, fragte er nach, obwohl er es doch eben noch so selbstsicher gesagt hatte.

Zorro nickte.

„Was ein Glück.“ Erleichtert atmete Dulacre auf, schloss die Augen und lehnte sich nach vorne.

Zorro beobachtete ihn, etwas verwundert von dieser eher positiven Reaktion. „Irgendwie hatte ich mit etwas anderem gerechnet. Dachte du würdest total austicken.“

Das brachte den anderen zum Aufsehen. „Du wusstest, dass ich es herausfinden würde?“

Zorro seufzte, konnte aber ein Lächeln nicht verhindern. „Zumindest überrascht es mich nicht. Schließlich weiß ich, was für ein Besserwisser du bist. Allerdings kapier ich nicht, warum du dich so darüber freust.“

„Ist doch ganz klar“, meinte der andere und starrte seine Hände an. „Mein ganzes Leben konnte ich… alles, was ich will, ist, erwachsen werden und endlich mein eigenes Leben leben, meine eigenen Entscheidungen treffen, und jetzt sagst du mir, dass ich genau das getan habe? Das Boot sieht fast genauso aus, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Ich bin Schwertkämpfer, ich bin stark, ich habe mein eigenes Schwert und ich…!“

Er sprach nicht weiter und Zorro sagte nichts.

„Du sagtest, der alte Schwertkämpfer wäre der ehemalige beste Schwertkämpfer der Welt, gleichzeitig hätte er nie gegen meine Schwester gewonnen." Zorro schwieg. „Das bedeutet, meine Schwester muss gestorben sein, bevor ich stark genug wurde, sie zu besiegen."

Es war keine Frage.

„Ja, ich glaube, du warst 12 oder so, als sie starb."

Er wusste nicht, was jetzt passieren würde. Wusste nur, dass Dulacre aufgrund jenes Ereignisses damals seine Kontrolle verloren hatte.

„Ist sie im Kampf gefallen?", kam die monotone Frage.

„Ja."

„Was ist mit dem Sieger?"

„Mittlerweile vernichtend geschlagen."

„War ich es? Habe ich Rache genommen?"

„Nein, schließlich hattest du…"

„... ihr versprochen, niemals Rache zu üben, sollte jemand sie töten", flüsterte der andere.

Zorro schwieg und lange war es still.

„Irgendwie… hab ich mir das Erwachsenenleben anders vorgestellt“, sprach Dulacre nun weiter, viel zu ruhig nach der Euphorie vor wenigen Minuten. Aber Zorro blieb misstrauisch, hatte er doch mit einem Nervenzusammenbruch oder irgendetwas in die Richtung gerechnet. „Es scheint eher ein Albtraum zu sein als die Erfüllung all meiner Träume.“

Er erhob sich und atmete tief ein, schüttelte den Kopf.

„Meine Schwester soll tot sein, bevor sie erwachsen wurde, und das soll ich glauben? Anstatt eines Admirals soll ich ein verfolgter Pirat sein? Marinejäger soll man mich nennen? Und dann soll ich auch noch von einem Dummkopf besiegt worden sein, den ich mir selbst ausgebildet habe? Das ist doch alles ein schlechter Scherz“, motzte er nun los, wie es Zorro nur zu vertraut war. „Und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, soll ich das bisschen Würde, was mir geblieben ist, über Bord geworfen und mich meinem Schüler hingegeben haben? Einem Piraten? Einem Mann? Einem Volltrottel? Ich weiß gar nicht, was davon das Schlimmste ist – doch, du bist wirklich nicht klug, weißt du das? – und wenn das Ganze nicht so abstrus lächerlich wäre, so absolut abwegig, wäre ich überzeugt, dass all das nur eine dumme Lüge ist, mit der ihr euch über mich lustig macht.“

Zorro verschränkte die Arme und schüttelte langsam den Kopf. Das klang doch schon viel eher nach Dulacre.

„Aber ich würde wissen, wenn du lügst - anders als Sanji bist du furchtbar schlecht darin – und er ist ein viel besserer Lügner und würde sich nicht so etwas absolut Unglaubwürdiges ausdenken, also muss es die Wahrheit sein, oder?“ Laut atmete er aus, als hätte er das alles in einem Atemzug hinuntergespult, schnell genug gesprochen hatte er dafür. „Aber warum? Was soll das ganze? Vielleicht habe ich mich ja aus einem Grund zurück in ein Kind verwandelt, eine zweite Chance, um nicht so zu enden, wie diese erbärmliche Version von mir. Ja genau, das wird es sein. Das heißt, ich...“

„Bist du irgendwann mal fertig?“ Zorro sah den anderen an. „Du bist ein ziemlich arrogantes Arschloch, weißt du das?“

Der andere schnaubte auf.

„Willst du mir etwa sagen, dass ich dieser bedauernswerten Zukunft fröhlich entgegensehen soll? Darüber glücklich sein soll? Nichts, von dem, was ihr über diesen alten Schwertkämpfer - über mich – erzählt habt, klang in irgendeiner Form erbaulich. Dieser traurige Abklatsch eines Lebens wäre eine Beleidung für einen jeden Mihawk.“

„Ich will dir sagen, dass du ein arrogantes Arschloch bist“, murrte Zorro unbeeindruckt. „Weißt du, es stimmt schon, dass du ein paar harte Zeiten hinter dir hast, und du bist nun mal ein Mistkerl und triffst manchmal echt dumme Entscheidungen. Aber…“ Er zeigte ein leises Grinsen über das frustrierte Gesicht des anderen. „Ich glaube schon, dass du derzeit ganz glücklich bist.“

„Etwa wegen dir?“, schnaubte der andere sarkastisch. „Wer von uns beiden ist jetzt arrogant, Pirat?"

„Immer noch du", ließ Zorro sich nicht wirklich beeindrucken. „Ganz ehrlich, ich hab jetzt gar keinen Bock, deinen eigenen Lebenslauf vor dir zu rechtfertigen. Glaub mir oder glaub mir nicht, ändert ja eh nichts an der derzeitigen Situation."

„Das stimmt", murmelte der andere trotzig. „Wie lange hält dieser Fluch an? Wann bin ich wieder mein erwachsenes erbärmliches Ich?“

„Ich weiß es nicht. Siehst du den Marterpfahl da drüben? Der hat es ausgelöst. Eigentlich dachte ich, dass es heute Abend vorbei wäre, aber du bist immer noch ein Kind. Daher keine Ahnung.“

„Und deshalb habt ihr diese bescheuerte Schmierenkomödie abgezogen?"

Zorro nickte.

„Weil ihr mich für so schwach haltet."

"Nein", entgegnete er schlicht, „aber es ist nie einfach, von dem Tod eines geliebten Menschen zu erfahren, ganz gleich wie stark man ist."

Da konnte er es das erste Mal sehen. Die goldenen Augen schimmerten im Licht der Lampe. Doch hart atmete Dulacre ein und unterbrach, was auch immer sich da angebahnt hatte.

„Das bedeutet also, dass ich mich nicht zurückverwandle?"

„Kann sein", zuckte Zorro mit den Schultern. „Vielleicht hat Robin sich geirrt und die Totenköpfe waren ein Zeitlimit, innerhalb dessen wir den Fluch hätten brechen müssen."

„Und was dann?"

Zorro seufzte und wandte sich dem Meer zu.

„Dann liegt die Entscheidung bei dir, wie du deine zweite Chance leben möchtest. Nach Sasaki können wir dich nicht mal eben zurückbringen. Aber ich denke, wir könnten Jiroushin kontaktieren - er arbeitet bei der Marine - und vermutlich würden wir ein Treffen hinbekommen." Er warf einen Seitenblick auf den anderen. „Du könntest der Marine beitreten und Admiral werden, Ehre dem Namen Mihawk bringen."

„Unsinn, wenn man meinen Namen kennt, kennt man meine Geschichte, selbst wenn ich mich nicht mehr daran erinnere, und ansonsten würde es schwierig, mir mein rechtmäßiges Erbe einzuverleiben."

„Ach, da finden wir schon Mittel und Wege", bemerkte Zorro halbherzig. „Vielleicht hilft uns sogar dein Vater. Kann mir vorstellen, dass auch er sich über eine zweite Chance freuen würde."

Für einen Moment schwieg der andere.

„Warum schlägst du mir das vor?", fragte er dann äußerst misstrauisch. „Von allem, was ich weiß, bin ich dein… Partner und der Mensch, gegen den du mehr als alles andere kämpfen möchtest. Warum also solltest du zulassen, dass ich Soldat werde?“

Zorro hob eine Augenbraue an. „Weil es nicht meine Entscheidung ist? Du bist weder mein Partner noch der Schwertmeister, gegen den ich kämpfen will. Du bist das Kind, welches er einst war, und wenn du Recht hast, dass dies deine zweite Chance sein sollte, dann verdienst du, sie so zu nutzen, wie du es für richtig hältst.“

Dulacre starrte ihn mit großen Augen an.

„Das klingt ziemlich selbstlos von dir“, murmelte er, woraufhin Zorro nur mit den Schultern zuckte. „Ist das wirklich in Ordnung für dich?“

„Es ist was es ist, und ich kann es nicht ändern. Aber weder meine Erinnerungen noch meine Gefühle sind von deinen abhängig. Es ist schon in Ordnung und wenn du einen Weg einschlägst, der dich glücklich macht, tja…“ Er konnte ein Lächeln nicht verhindern. „…Dann macht mich das auch glücklich.“

Die Augen des anderen weiteten sich noch mehr.

„Und wer weiß, vielleicht wirst du in einigen Jahren dann so stark sein, dass du mich besiegen kannst. Wäre doch ein richtiger Spaß.“ Mit verschränkten Armen sah er aufs Meer hinaus. „Also, Mini-Mihawk, was möchtest du mit deiner zweiten Chance machen? Wo sollen wir dich hinbringen?“

Die Nacht war ruhig. Der Himmel war wolkenverhangen. Wie die letzten Tage schon. Zorro wusste nicht, ob sie wirklich die einzigen an Bord waren, die nicht schliefen, aber zumindest störte sie niemand. Morgen würde er Rechenschaft ablegen müssen, warum er diese blöde Schmierenkomödie nicht durchgehalten hatte. Aber morgen würden sie sich auch alle eingestehen müssen, dass sie nun ein neues Problem hatten, welches vielleicht aber auch gar keines war. Je nachdem, was Dulacre für eine Zukunft wollte.

„Das wurde ich noch nie von einem Erwachsenen gefragt“, sagte der andere nach langen Atemzügen. „Ich wurde noch nie gefragt, was ich mit meinem Leben machen möchte. Mein Weg wurde mir mit meinem Namen in die Wiege gelegt.“

„Naja, es gibt für alles ein erstes Mal. Also?“

„Ich… ich weiß es nicht wirklich. Ich wollte immer… zur Marine, um… Nein, eigentlich wollte ich nur, dass mein Vater… Huh, wie seltsam, so habe ich das noch nie gesehen.“

Zorro hob nur eine Augenbraue an, während der andere für Minuten vor sich hin murmelte.

„Ich habe eine Entscheidung getroffen.“

„Das ging schnell.“

„Sie ist ja auch ziemlich simpel.“

„Ach?“ Zorro sah zu Dulacre hinüber, der sachte nickte.

„Natürlich. Alles, was ich wirklich will, ist kämpfen, mit dem Schwerte. Aber… du bist ein Dummkopf und hast absolut keine Erfahrung – und kein Talent – im Unterrichten. Und dennoch, ohne meine Schwester, nur mit meinem Vater, der zwar als bester Lehrmeister der Marine gilt, aber doch so… schwach ist.“ Es war ein seltsames Gefühl, als Mihawk Dulacre, Bengel aus elitärem Hause, sich vor ihm verneigte. „Ich hasse Piraten und ich will nie einer werden, aber du bist meine beste Chance, der Schwertkämpfer zu werden, der ich werden will. Daher, auch wenn ich nicht der Mann bin, den du kennst, der dich kennt, sei meine zweite Chance, unterrichte mich.“

Es war ruhig bis auf den Wind und die Wellen.

„Bist du dir sicher? Wenn du mit Piraten wie uns unterwegs bist, wird man dich ebenfalls als Pirat abstempeln, ob du willst oder nicht. Und wir sind oft in Kämpfe verwickelt, es könnte also sein, dass du dem Tod schneller gegenüberstehst, als dir lieb ist.“

Zorro wandte sich dem anderen zu, der nun breit grinste, ein bisschen von dem Dulacre zeigte, den Zorro kannte.

„Ich habe entschieden, dass ich der beste Schwertkämpfer werden will, komme, was wolle, ganz gleich der Preis. Ich will so gut werden, dass meine Schwester stolz auf mich sein kann, so gut, dass meine erbärmliche Version, die dich kannte, nicht mehr als eine blasse Erinnerung ist.“ Dann zeigte Dulacre ein fast schon kindliches Strahlen. „Wer weiß, vielleicht erreiche ich sogar Perfektion.“

Zorro musste schmunzeln, denn dieses eine Mal war es keine Arroganz, sondern wohl das, was Zorro einen Traum nennen würde. Dann sah er zum Himmel. Ein Tropfen war ihm auf die Wange gefallen.

„Scheint, als hätte Nami wie immer Recht“, murmelte er, während es zu tröpfeln begann. „Wie sie vorhergesagt hat, beginnt endlich der Regen. Heißt morgen wird es wieder windiger.“

„Darüber freust du dich?“

Er begegnete dem Blick des Bengels, der sich selbst zu seinem Schüler ernannt hatte, ohne Zorro wirklich zu fragen.

„Wind bedeutet Schnelligkeit und Abenteuer in der Luft, und was wäre das Piratenleben ohne Abenteuer?“ Er wandte sich um und winkte dem anderen zu, ihm zu folgen, aus dem Tröpfeln wurde langsam ein richtiger Regen. „Na komm, es ist mitten in der Nacht. Ab ins Bett mit dir, bevor du noch klatschnass wirst.“

Sobald er den anderen ins Bett gebracht hatte, sollte er etwas trainieren gehen. Das, was auch immer in seinen Muskeln war, rauslassen.

„Was in Gottes Namen…?“

Zorro erstarrte. Zu seiner Linken vom Meer kam ein grünes Glimmen, als die Kerzen am Sargboot aufflammten. Innerhalb einer halben Sekunde begann sein Körper zu beben. So stand er da, hielt den Atem an und dann wandte er sich um.

Vor ihm stand Dulacre, starrte ihn perplex an, Choppers Kleidung nicht gerissen, aber seltsam verzerrt, so wie wenn Chopper seine Gestalt änderte.

„Was… was ist denn hier los, Lorenor?“

Seine Unterlippe zitterte, merkte kaum noch den Regen, als er auf den anderen zuging. Vor Dulacre blieb er stehen.

„Was…?“

„Auf welcher Insel hast du mich zwei Jahre trainiert?“

„Was? Kuraigana. Lorenor, was soll dies…?“

Tief atmete er ein und Dulacre unterbrach sich, als Zorro noch einen Schritt nach vorne machte und dann seine Stirn gegen Dulacres Brust schlug.

„Lorenor? Was…?“

„Ich werde dir gleich alles erklären“, murmelte er, ohne sich zu bewegen, „aber… gib mir einfach einen Moment. Die letzten Tage waren anstrengend.“

„In… in Ordnung“, kam es verwirrt von Dulacre. „Allerdings hast du wirklich eine Menge zu erklären. Angefangen mit dieser Kleidung.“

„Mhm“, machte Zorro nur, rührte sich nicht, wollte nicht nachdenken über das Warum, das Wie, das würde er alles Robin überlassen, und wer auch immer sonst darüber grübeln wollte. Er wollte einfach nur hier stehen.

„Dulacre?“

„Ja?.“

„Ich liebe dich.“

Dulacre lachte beinahe überrascht auf. „Was ist denn los, Lorenor? Hast du nicht selbst gesagt, dass diese Worte… ach so… oh… ich verstehe.“

Zorro reagierte nicht, und dann merkte er, wie Dulacre die Arme um ihn legte, ihn an sich drückte, seinen Hinterkopf hielt. Er blieb stehen, rührte sich nicht, während Dulacre ihn fest an sich drückte.

„Es tut mir leid“, flüsterte Dulacre und hielt ihn fest.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen alle miteinander,

die wichtigsten Fragen zuerst ;-)
1. Ja, nach einer kurzen Nacht Schlaf, erinnert Mihawk sich wieder
2. Ja, der Rest der Crew behält heimlich den Spitznamen "Küken" bei
3. Nein, Mihawk weiß nicht, was er an der ganzen Situation am schlimmsten findet, dass er Doktor Choppers Klamotten aufgetragen hat oder dass er sich tatsächlich dazu herabgelassen hat, den Smutje beim Vornamen zu nennen, aber die Crew amüsiert sich darüber köstlich.

Ich wünsche euch noch ein wunderschönes Wochenende Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: RuffysKreationen
2023-09-08T15:42:16+00:00 08.09.2023 17:42
Ich merke, hinterher haben noch alle ihren Spaß XD
Mini-Mihawk war wirklich süß! Einfach so schön kindlich und mit einem Traum!
Eine nette Nebenstory :D
Antwort von:  Sharry
23.09.2023 10:54
Danke dir^^
Ja, ich glaube im Nachhinein werden zumindest die Crewmitglieder (auf Kosten Mihawks) ihren Spaß haben, aber das haben sie sich nach der Woche Babysitten auch redlich verdient ;-)


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