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Dragon - Drachen lieben gefährlich

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Soo das ist das erste Mal, dass ich eine Gesichte rein stelle, die ich mir selber ausgedacht habe, die nichts mit Anime zutun hat ... ich hoffe es gefällt euch
eure Tema-Ten-chan Komplett anzeigen

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Kapitel 1

Kapitel 1:
 

„Aaaaah!“

Schweißgebadet saß ich auf meinem Bett und keuchte heftig. Schon wieder dieser Traum. Schon wieder Fieber. Schon wieder schwitzen. Schon wieder so viel Blut. Ich halte das nicht mehr aus, wenn der Traum nicht endlich verschwindet, werde ich keine ruhige Minute mehr schlafen können.

„Dejna!“ Die Zimmertür wurde aufgerissen und Basti stand besorgt im Zimmer. Er sah mit einem hektischen Blick von meinem Gesicht weiter bis zu meinen Händen, die ich ins Laken gekrallt hatte.

„Mir geht’s gut, Basti“, beruhigte ich ihn noch etwas außer Atem, durch den Schrei, der mich aus dem Schlaf gerissen hatte.

Bastian war ein eindrucksvoller Mann. Mit seinen 1,90 m machte er einem Türsteher Konkurrenz, allerdings hatte er nicht so viele Muskeln, aber das machte überhaupt nichts. Seine braunen Augen sahen besorgt aus, immer wenn ich nur die leisesten Anzeichen zeigte. Zeichen, dass der Krebs wieder vor der Tür stand. Ich hatte ihn doch bekämpft, also was machte er sich für Sorgen?

Vielleicht, weil du jede verdammte Nacht von dem selben Traum heimgesucht wirst? Indem du schreist, Blut spuckst, schwitzt, Fieber hast und vor Schmerzen schreist?

Das ist doch Schwachsinn. Ich hatte den Krebs besiegt, er war weg. Seit zwei Jahren war ich ihn los. Und ich hatte echt keine Lust mich noch mal mit ihm herumzuschlagen.

Basti kam zu mir ans Bett und setzte sich auf die Bettkante.

„Ist wirklich alles okay?“, fragte er noch mal nach und wischte mir mit einem Taschentuch den Angstschweiß von der Stirn. Ich nahm ihm wütend das Stück Papier weg und machte es selber.

„Ja, wenn ich sage, mir geht es gut, dann ist es auch so. Du musst dir nicht immer so schnell Sorgen machen, Basti.“ Er schüttelte nur den Kopf und stand wieder auf.

„Du bist so stur.“ Jetzt grinste ich wieder und streckte ihm die Zunge raus.

„Klar doch, sonst würde ich doch nicht weit kommen, oder?“ Er seufzte und verließ kopfschüttelnd mein Hotelzimmer.

Als die Tür zu war fiel ich seufzend in mein Bett zurück.

Die Uhrzeit meinte es auch nicht gut mit mir, denn wir hatten erst zwei Uhr Nachts. Soll ich noch mal versuchen zu schlafen oder mach ich weiter mit meinen Texten?

Definitiv zweitens.

Ich schwang meine Beine aus dem Bett und holte aus meiner Tasche Block und Stift. Die Musik lenkte mich ab und zum Glück konnte sie das auch. Zum Glück hatte ich Bastian gefunden, der mich zu der Sängerin gemacht hatte, die ich Heute war.

Als ich wieder in dem warmen Bett lag, lehnte ich mich an der Wand an und legte den Block auf meine Beine. Ich erinnerte mich noch gut an vor sieben Jahren, als Bastian mich „fand“. Bei dem Gedanken musste ich immer lachen. Ich hatte schon als kleines Kind gerne gesungen. Im Heim hatte ich immer an Festtagen singen müssen … okay ich wollte es ja auch, also gezwungen wurde ich nicht. Im Heim war es immer schön gewesen, mal davon abgesehen, dass ich nicht wusste wer meine Eltern waren. Ich wusste nur, dass man mich vor der Haustüre des Heims gefunden hatte. Allein und verlassen. Aber trotzdem war ich eine starke Frau geworden. Durch die Unterstützung meiner Pfleger, meiner Adoptiveltern und jetzt durch Basti und meiner Crew. Ich hatte nie ein schlechtes Leben gehabt, meine Adoptiveltern hatten mich geliebt und ich hatte sie auch geliebt. Und eines schönen Tages, als wir in New York Urlaub gemacht hatten, begegnete ich Basti. Ich war singend durch den Central Park gelaufen und auf einmal sprach mich dieser gutaussehende Typ von der Seite an. Er sah früher schon super aus. Mit seinen sanften braunen Augen und seinen braunen wuscheligen Haaren. Sie hatten ihm in allen Richtungen abgestanden und ich hatte mir erst gedacht, dass er nur nach dem Weg fragen wollte, weil er so hektisch auf mich gewirkt hatte, dabei war er nur so aufgeregt gewesen, weil er meine Stimme so unglaublich gefunden hatte. Und so kam es, dass ich mich einen Tag später mit ihm traf, etwas vorsang und einen Vertrag in der Tasche hatte.

Danach ging alles so schnell. Wir hatten ein Casting veranstaltet, damit ich meine eigene Band bekam. Es hatte auch nicht lange gedauert die Jungs zu finden. Phillip, Florian, der allerdings lieber Flo genannt werden wollte, und Davin waren mir von Anfang an sympathisch. Sie hatten mich zum lachen gebracht, bevor sie angefangen hatten uns etwas vorzuspielen. Nach einer Woche, die wir zur Probe zusammen gehockt hatten, waren wir so zusammengeschweißt, dass wir uns nicht mehr trennen wollten.

Und auch die anderen aus der Crew waren einfach nur genial. Nikolai, den ich nur Niko nannte, unser Stylist oder Alex unsere Make-Up Stylistin oder auch Jade unsere Choreographin. Alle waren meine neue Familie.

Lächelnd machte ich mich dann an die Arbeit. Ich musste ja auch etwas leisten.

Also neues Liedchen, dann komm doch mal her geflogen, damit unsere Fans uns auch erhalten bleiben.
 

Das Klopfen hörte ich erst gar nicht, als Basti sich in mein Zimmer schlich und mich weckte.

„Hey Schlafmütze, komm Frühstücken“, weckte er mich sanft und sofort machte ich meine Augen auf. Ich war echt wieder eingeschlafen. Zum Glück ohne Albtraum. Basti nahm mir den Block und den Stift ab, damit ich aufstehen konnte. „Mach dich fertig und komm dann runter, okay?“ Ich nickte nur und verschwand in meinem kleinen Bad, dass an mein Hotelzimmer grenzte.

Nach einer halben Stunde kam ich dann auch endlich unten am Speisesaal an, um ein Brötchen zu essen. Die anderen begrüßten mich Lautstark, sodass ich nur lachen konnte. Und schon war meine Laune wieder in Ordnung. Nach diesen endlosen Nächten in denen ich kaum Schlaf fand, waren meine Freunde immer für mich da und munterten mich wieder auf. Allein mit ihrer Art.

„Was steht denn heute an, Meister?“, fragte Flo und sah Basti an. Dieser hatte sich auf seinem Stuhl zurück gelehnt und schlürfte seinen schwarzen Kaffee. Iih, ich verstehe echt nicht wie er den schwarz trinken kann, ohne alles.

„Nachher haben wir noch einen Fernseher Auftritt und morgen geht es weiter in die nächste Stadt“, informierte er uns und ich freute mich schon. Ich liebe es mit dem Bus durch die Gegend zu fahren. Aber fliegen war auch nicht schlecht. Hihi.

„Wo geht’s denn hin?“, wollte Alex, unsere Make-Up Stylistin, wissen. Bastian sah mich an und lächelte. Ich schrie sofort auf.

„New York!“, rief ich. Er lachte sofort und schüttelte den Kopf. Nach New York kehrte ich immer gerne zurück. Da hatte mein Glück angefangen. Also doch kein Bus fahren, aber egal.

Ich zwängte mir noch ein Brötchen in meinen Magen und dann ging es auch schon weiter. Wir fuhren mit einem Kleinbus zu unserem Fernseher Auftritt. Dort wurden wir fertig gemacht und geschminkt. Niko stand die ganze Zeit neben uns und meckerte herum, wenn ihm nicht gefiel, was wir an hatten oder was wir anziehen sollten. Und auch Becca bestimmte mit, wie wir geschminkt werden sollten … also eher wie ich geschminkt werden sollte. Es war wie immer lustig. Basti ging mit uns noch mal den Text durch und schallte uns, was wir bloß nicht sagen sollten. Denn da gab es ein paar Sachen, die wir echt nicht noch mal ansprechen mussten. Zum Beispiel meine Krankheit, die ich schon lääääängst bekämpft hatte oder die Beziehung zwischen Basti und mir. Ja, ich war mal mit diesem wundervollen Mann zusammen gewesen. Er war mein erster Freund gewesen und es war wirklich schön mit ihm gewesen, aber als die Presse davon Wind bekommen hatte, waren Gerüchte ans Licht gekommen, die gar nicht wahr waren. Deswegen nennt man es ja GERÜCHTE! Ja,ja.

Von wegen, dass ich nur auf Geld aus wäre oder wir einfach eine Mogelpackung wären. Aber deswegen waren wir nicht mehr zusammen. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, aber Bastian war einfach nur ein guter Freund von mir, er war wie mein großer Bruder. Ich liebe ihn halt nur noch so, aber eine Beziehung wollte ich nicht mehr mit ihm.
 

Und schon wieder hatte ich eine grauenhafte Nacht, aber zum Glück mussten wir eh früh aufstehen, um nach New York zu fliegen.

Im Flieger hatten wir viel Spaß gehabt und als wir in New York gelandet waren, konnte ich einfach nicht mehr aufhören zu grinsen. Nachdem wir in unserem Hotel eingecheckt hatten, verabschiedete ich mich auch schon von den anderen. Ich musste mir was die Beine vertreten und wo ging das besser als im Central Park, mit Musik und meinen besten Laufschuhen. Ich steckte mir meine I-Pod Kopfhörer in die Ohren und joggte durch die Stadt zum Central Park. Es war entspannend ein bisschen zu laufen, nicht nur um fit zu bleiben, sondern auch, um den Kopf frei zu bekommen. Die Musik dröhnte mir in den Ohren und meine Schritte wurden immer schneller. Es kam immer darauf an, was ich gerade hörte, war es ein schnelles Lied, konnte ich richtig Gas geben, wenn es eher ruhiger war, lief ich auch entspannter.

Im Central Park ließ ich meinen Blick schweifen und nahm die Natur in mich auf. Ihr wisst gar nicht, wie entspannend so ein Stück „Wald“ sein kann. Wenn man nur unterwegs war, kein richtiges Zuhause hatte und nur auf Tour war. Aber das war mein Leben und ich liebte es. So hatte ich es mir vorgestellt, seit ich ein kleines Mädchen war. Ich wollte berühmt werden, als das kleine Waisenkind Dejna, die es vom Mädchen mit keinem Cent zu einer Millionärin geschafft hatte … und genau das hatte ich ja auch geschafft. Und dazu gefiel es mir auch noch immer auf Achse zu sein. Es war nicht so, dass ich sagen würde: ich will damit aufhören oder das es mich stresste. Nein, das war mein Leben.

Zwei ganze Stunden lief ich durch den Park und genoss die Sonne auf meiner blassen Haut, als plötzlich etwas blitze. Verdammt! Paparazzi.

Ich wollte umdrehen, aber da hatten mich die fünf Paparazzi schon entdeckt und kamen auf mich zu. Ach, Mist! Ich war gerade dabei, meinen I-Pod aus zu machen, da lief etwas an mir vorbei und schon war ich nur noch Zweitrangig.

„Mr. Jacobs! Mr. Jacobs. Bitte, nur eine Frage!“, riefen die Paparazzi dem Jogger hinterher.

Es war ein recht warmer Sommertag hier in New York und mein „Retter“ hatte dementsprechend nur ein schwarzes Muskelshirt und eine Shorts an. Aus seinen Ohren liefen Kabel und ich war mir hundertprozentig sicher, dass auch er Musik hörte. Allerdings drehte er leicht seinen Oberkörper zu den Paparazzi und lächelte sie an. Er ließ perfekte Zähne aufblitzen und strahlte in die Kamera, genau das was diese Schleimer wollten. Der Fremde lief einfach weiter und dann war es auch schon vorbei. Er lief aus dem Park und verschwand dann ganz aus meinem Blickfeld.

Ich starrte immer noch auf den Fleck, an dem er verschwunden war. Dieser Mr. Jacobs war echt ein beeindruckender Mann. Wie es ihn erst gar nicht interessiert hatte, dass die ganzen Paparazzi von ihm Fotos geschossen hatten. Schnell schüttelte ich den Kopf und machte mich so schnell es ging aus dem Staub … ohne das die Paparazzi mich sahen.

Zum Glück gelang mir das auch und ich kam ohne weitere Vorfälle im Hotel an.

Mr. Jacobs. Mr. Jacobs. Irgendwoher kannte ich doch den Namen. Ich überlegte schon eine ganze Weile. Im Aufzug zu meinem Zimmer, in der Dusche, beim anziehen und jetzt immer noch, als ich mich mit den anderen unten in der Lobby traf, um etwas essen zu gehen.

„D, alles okay bei dir?“, fragte mich Davin und seine grünen Augen sahen mich besorgt an. Wir waren schon mitten in der Stadt und ich hatte noch kein Wort gesagt, dabei machte ich eigentlich immer mit den Jungs Späße. Ich schüttelte den Kopf und sah ihn an.

„Nein, nein. Mir geht’s gut. Im Park eben haben mich nur Paparazzi entdeckt und dann kam auf einmal ein Mann an mir vorbei, der die Paparazzi abgelenkt hat“, erzählte ich. „Ich bin mir sicher, dass ich den Mann kenne. Sie haben ihn Mr. Jacobs genannt.“

„Oh, du meinst Alec Jacobs? Er ist letzte Woche zum sexiest Man gekürt worden und dazu ist er noch Jungesselle“, erklärte mir Becca und lächelte verträumt. „Er ist wirklich gutaussehend. Ein Leckerbissen.“ Ich sah Becca an und lächelte. Da hatte sie schon recht. Sein Gesicht hatten wirklich gut ausgesehen und jetzt wo Becca auch seinen Vornamen gesagt hatte, wusste ich wieder, wen sie meinte. Alec Jacobs war einer der Angesehensten Geschäftsmänner der Welt. Ihm gehörten viele Unternehmen … unter anderem besaß er auch Konzerthallen, die wir nutzen. Ich war ihm noch nie begegnet, aber in Zeitschriften hatte ich schon Bilder von ihm gesehen. Er war groß, aber jetzt wusste ich erst wir groß. Er musste um die zwei Meter groß sein und das dann auch noch vollgepackt mit Muskeln.

„Das ihr Frauen immer so schwärmen müsst“, beschwerte sich Basti. Ich lächelte und Becca und Jade kicherten.

„Das ist nun mal so, Herr Eisklotz“, mischte sich nun auch Niko ein. „So einen Mann muss man einfach nur an schmachten.“ Basti verdrehte die Augen. „Hey, du bist ja auch immer mit dabei, Schnuckelchen.“ Niko zwickte Bastian in die Wange und grinste fies. Oh man, ich liebe diesen Kerl. Schwule sind einfach nur klasse.

Unser Kleinbus, den wir uns immer mieteten, damit wir alle zusammen fahren konnten, hielt vor einem Restaurant und wir stiegen alle aus. Der Parkservice nahm die Schlüssel von Basti an und parkte unser Auto auf dem Parkplatz. Nikolai, Alex und Jade redeten noch weiter über Alec Jacobs. Ich hörte nur zu. Ich kannte den Mann nicht, allerdings sah er wirklich gut aus. Ich musste immer wieder an eben denken. An seine breite Schulter und die Muskel bepackten Arme und die langen muskulösen Beine.

Ich schüttelte den Kopf und widmete mich wieder wichtigeren Dingen. Zum Beispiel mir ein leckeres Essen auszusuchen. Ich saß zwischen Basti und Jade, die sich jetzt über unser letztes Musikvideo unterhielten. Jade hatte schon eine neue Choreo für ein weiteres Musikvideo. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, weil ich mich eher darauf konzentrieren wollte, was ich mir zu essen bestellte. Eigentlich hatte ich keinen Hunger, aber Basti würde mich anschnauzen, wenn ich nur einen Salat nahm oder eine Portion Fritten. Verdammt!

„Oder wenn wir endlich mal Heart aufnehmen würden. Die Kulisse ist in mein Hirn gebrannt“, hörte ich Jade sagen.

Heart. In dem Lied ging es um ein Mädchen, dass sich verliebt hatte und dann sterbenskrank wurde … Ich hatte das Lied geschrieben, als ich im Krankenhaus gegen den Krebs gekämpft hatte. Es war ein langsames Lied, dass jemanden zum nachdenken bringen sollte. Ich wollte nie ein Video dazu drehen, weil ich nicht wusste, wie man so etwas umsetzten sollte. Also drehte ich mich zu Jade und sah sie fragend an.

„Und wie willst du das anstellen?“, fragte ich sie. Sie grinste.

„Ich weiß auch nicht, wie ich darauf komme, aber eines Morgens, als ich aufgestanden war, war das Bild einfach da“, fing sie an. „Du auf einem Berg mit einem weißen Kleid was im Wind weht und dann singst du einfach. Dann gibt es noch zwei Schauspieler die, die Geschichte spielen und die Bilder werden einfach ab und zu eingeblendet.“ Ich sah wieder auf meine Speisekarte. „Oder nicht?“ Jetzt hörte sich Jades Stimme ein bisschen unsicher an, eben als sie ihre Idee präsentiert hatte, war ihre Stimme stark gewesen und sie war überzeugt, dass ihre Idee gut war … und das war sie auch. Einfach, aber gut.

„Doch, ich finde sie gut. So einfach hab ich nicht gedacht das es geht, aber das würde einfach zu dem Lied passen“, nickte ich. Jade atmete erleichtert aus und sah auch in ihre Karte.

„Hast du schon was gefunden?“, fragte mich Basti und legte seinen Arm auf meine Stuhllehne. Ich seufzte und schüttelte den Kopf.

Nach fünf weiteren Minuten hatte ich mich für Schweinemedaillons und Fritten entschieden. Ich würde es nicht ganz essen, aber ich hoffte, dass ich genug runter bekam, ohne ärger von Basti zu bekommen.

Als das Essen dann kam, widmete ich mich ganz meinen Schweinemedaillons und den Pommes. Die anderen redeten über das Konzert, was in zwei Tagen stattfinden sollte. Basti war der Meinung, dass wir noch üben sollten, aber die Jungs protestierten. Sie wollten sich die Stadt ansehen und ein bisschen ausspannen. Klar mussten wir eine Generalprobe machen, damit die Scheinwerfer und der Ton eingestellt werden konnten, aber wir Touren jetzt schon seit 3 Jahren. Ich glaube, so langsam wissen wir, wie es läuft. Aber Basti bestand darauf. Ich konnte nur den Kopf schütteln und zwängte mir das letzte Stück Schweinemedaillon in den Mund, die Pommes waren zum Glück schon aufgegessen. Allerdings war mir jetzt schlecht.

Basti ließ die Rechnung kommen und bezahlte dann, er gab ein großzügiges Trinkgeld und dann konnten wir auch gehen.

Vor der Tür des Restaurants stand schon unser Auto, dass einer der Bediensteten schon für uns geholt hatte.

Als wir durch die Tür traten, warteten die Paparazzi schon auf uns und machten tausende Fotos. Ich seufzte und stieg einfach ins Auto, die Fragen ignorierte ich. Die anderen taten es mir nach und stiegen schweigend ein. Im Auto wurde sich dann darüber aufgeregt, wie penetrant manche Journalisten waren. Ich sagte dazu nichts. Ich meine, sie machten ja auch nur ihre Arbeit, obwohl es manchmal echt nervte. Sie folgten einem ja auf Schritt und Tritt. Da konnte man nicht ein ruhiges Abendessen genießen, geschweige denn ein Date. Hab ich alles schon erlebt. Basti und ich konnten früher kein Date genießen. Es war gerade der Anfang für unsere Band gewesen und überall stand etwas über die Newcomer Band Hits. Und natürlich war unsere Beziehung ein weiteres gefundenes Fressen für die Presse.

Basti fuhr uns direkt zu unserer Konzerthalle. Wir parkten hinten und gingen dann hinein. Über der Tür prangte ein Schild.
 

Jacobs Company
 

Ich seufzte und lief Basti hinterher, bis wir auf der Bühne standen, die noch nicht richtig aufgebaut war. Unsere Leute waren seit heute Morgen dran und bauten alles auf. Es fehlten noch die Kulissen. Sofort bekam ich ein Lächeln im Gesicht. Ich liebte das alles hier. Das singen, das Performen, die glücklichen Gesichter meiner Fans, das Proben. Einfach alles.

„Sie sind ja schon fleißig“, ertönte hinter uns eine männliche Stimme, die mir bekannt vorkam. Basti und ich drehten uns um. Vor uns stand ein 1,90 großer Mann in einem Anzug. Seine kurzen braunen Haare standen wild von seinem Kopf ab, allerdings sah es nicht ungepflegt aus,eher sympathisch. Und seine dunkelblauen Augen sahen mich freundlich an. Jamie Taylor. Mr. Jacobs Rechte Hand. Wie gesagt, Mr. Jabobs hatte ich seit heute noch nie gesehen, da wir immer mit Jamie sprachen.

„Wir doch immer“, lächelte ich ihn an.

„Sieht gut aus. Ich wollte mich nur vergewissern, dass ihr alles habt.“ Ich nickte und sah mich um.

„Denke schon, wenn nicht melden wir uns.“ Jamie nickte und ging dann mit Basti hinter die Bühne. Geschäfte machen.

Kapitel 2

Kapitel 2
 

Die Musik verklang in der Halle, als die Jungs das Lied enden ließen.

„Gut gemacht“, rief Basti von ganz hinten der Konzerthalle. Ich ließ mich auf den Boden sinken und legte mein Mikro neben mich. Die Jungs alberten sofort herum und brachten ihre Instrumente an ihr Limit. Das machten sie immer und ich hörte immer gerne zu, weil dann bekam ich immer gute neue Ideen für ein neues Lied. Phillip hob seine Gitarre und spielte weiter und das so einen kranken Beat, der einem ein gutes Gefühl gab. Ich lachte und legte mich auf den Boden. Davin setzte mit seinem Schlagzeug ein und beide stachelten sich immer weiter hoch. Flo schüttelte nur den Kopf und haute auch in die Tasten seines Keyboards.

„Das gefällt mir!“, schrie ich über die Musik und klopfte im Takt auf dem Boden mit. Die Jungs grinsten und machten weiter. Ich liebe diese Jungs. Sie brachten mich einfach auf die besten Ideen.

Plötzlich hörten die Jungs auf zu spielen, weil Basti auf die Bühne kam, mit Begleitung.

„Hey, Jamie“, lächelte ich ihn an und stand vom Boden auf. „Was machst du denn hier?“

„Ich musste nochmal mit Bastian reden. Mr. Jacobs und ich müssen verreisen und daher kann ich euch in L.A. nicht zur Seite stehen.“ Ich nickte und ließ ihn mit Basti gehen. Alec Jacobs. Seit ich ihn gestern im Park gesehen hatte, war er mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ich hatte mich oft gefragt, warum er sich nie blicken ließ. Vielleicht hatte er ja zu viel zu tun.

Nach der Probe fuhren wir zurück ins Hotel, wo wir uns für das Abendessen umzogen. Wir gingen vor einem Konzert immer essen. Das machten wir schon seit 3 Jahren so.

Allerdings hatten wir noch etwas zeit und ich entschied mich noch was joggen zu gehen. Ich zog mir eine Laufhose und ein Top an, eine dünne Jacke schnallte ich mir um die Hüfte und stieg in meine Laufschuhe. Dann mal los.

Ich lief die gleich Strecke, wie gestern, zum Central Park und dann die gleiche Route. Sie war schön und friedlich, da es langsam dunkel wurde, waren nicht mehr so viele Leute unterwegs und ich hatte vielleicht ein bisschen Glück, dass mich die Paparazzi nicht fanden. Heute war ich ziemlich schnell durch, also entschied ich mich noch eine Runde zu starten. Es machte meinen Kopf frei und ich hoffte auch, dass ich, wenn ich genug lief auch Hunger bekam. Wenn ich jetzt an essen dachte, wurde mir schlecht.

Die Paparazzi traf ich nicht, aber sie lauerten mir vor dem Hotel auf. Erst sahen sie mich nicht, aber als ich auf die Tür zulief und der Portier mir die Tür aufhielt, knipsten sie ihre Fotos und stellten tausende von Fragen.

„Mrs. Collins, nur eine Frage, bitte gewähren Sie uns eine Frage“, riefen die Reporter. Ich seufzte und lächelte dem Portier zu, dann drehte ich mich um und schenkte den Paparazzi ein Lächeln. Mehr gab ich ihnen nicht. Ich drehte mich wieder um und ging ins Hotel. Meine Kopfhörer rollte ich zusammen und steckte sie gerade in meine Tasche, als ich aus dem Aufzug ausstieg und mit etwas hartem zusammen stieß. Ich stöhnte auf, als ich unsanft auf dem Boden aufkam.

„Verdammt, kannst du nicht … Dejna?“, ertönte eine vertraute Stimme.

„Jamie?“, fragte ich. Meine Augen waren noch geschlossen, doch als ich sie öffnete standen zwei Männer vor mir. Einmal Jamie und dann noch Alec. Alec Jacobs. 2 Meter groß, kurze schwarze Haare, eisblaue Augen, die mich jetzt musterten. Ich konnte nur in dieses Meer von blau sehen, deswegen bemerkte ich gar nicht, wie Mr. Jacobs mir seine Riesen Hand entgegen streckte, um mir auf zu helfen.

„Alles okay bei Ihnen, Miss Collins?“, frage seine raue Männerstimme. Ich schluckte und nahm seine Hand wahr.

„Ähm, ja … mir geht’s gut“, meinte ich und nahm seine Hand an, um aufzustehen. Seine Haut war warm und fühlte sich weich an.

„Es tut mir leid ...“, fing er an, aber ich schüttelte den Kopf und strich mir eine meiner Strähnen, die sich aus meinem hohen Pferdeschwanz gelöst hatte und jetzt nassgeschwitzt in meinem Gesicht hing, hinter mein Ohr.

„Nein, ich muss mich entschuldigen, ich hätte nach vorne schauen sollen“, unterbrach ich ihn und riskierte noch einen Blick in sein Gesicht. Er konnte nicht älter wie 20 sein. Sein Gesicht sah noch so jung aus und strahlte eine Stärke aus, die unglaublich war.

„Kein Problem, Hauptsache Ihnen ist nichts schlimmeres passiert, außer dieser Sturz.“ Ich lächelte.

„Das halte ich schon aus.“ Jetzt lächelte auch er und zeigte kleine Grübchen. Er verdiente wirklich den Titel sexiest Man. Aber das er noch Jungesselle sein sollte, konnte ich nicht verstehen. Er könnte jede Frau haben, die er wollte.

„Ich will euren Flirt nicht stören, aber wir müssen weiter, Alec“, meinte Jamie und lächelte mich an. Ich wurde rot und ging schnell an den beiden vorbei, damit sie in den Aufzug steigen konnten. Sie stiegen ein und Alec sah mich noch mal an.

„Unten stehen die Paparazzi, vielleicht nehmt ihr den Hinterausgang“, meinte ich und sah wieder in diese unglaublichen Augen.

„Danke, für den Tipp“, lächelte Mr. Jacobs und dann schlossen sich auch schon die Aufzugtüren.

„Bitte“, flüsterte ich. Wow.

Ich drehte mich um und ging weiter zu meinem Zimmer. Kaum hatte ich die Türe hinter mir zugemacht und den I-Pod auf mein Bett geschmissen, klopfte es schon an der Tür. Ich seufzte und machte sie auf. Basti stand vor meinem Zimmer, in seinem besten Anzug und Lackschuhen. Seine braunen Augen musterten mich von oben bis unten.

„Das ist nicht dein Ernst, Dejna.“ Ich seufzte schon wieder und ging in mein Bad.

„Ich war laufen und hab die Zeit vergessen“, meinte ich nur und zog mich aus, um schnell duschen zu gehen.

„Weißt du denn wenigstens, was du anziehst?“ Nein.

„Jaha.“

„Und warum liegt es noch nicht auf deinem Bett?“

„Weil ich beim Laufen nachgedacht hab, was ich anziehen kann.“ Jetzt seufzte Bastian. „Mach dir keine Sorgen, ich bin pünktlich fertig.“

Schnell nahm ich mir was Shampoo und massierte es in meine Haare ein, dann wusch ich schnell meinen Körper. Wenn ich wollte konnte ich in zehn Minuten geduscht sein.

Genau zehn Minuten später stand ich im Handtuch gewickelt vor meinem Schrank. Okay, Dejna, jetzt muss es so aussehen, als wenn ich genau wüsste, was ich anziehen wollte.

Und da stach es mir auch schon ins Auge. Ein weißes Cocktailkleid ohne Träger. Eine schwarze Blumen Ranke verlief an der Linken Seite vom Vorderen Saum, über die Brust zur Schulter und am Rücken wieder runter zum Saum. Dazu nahm ich mir noch meine schwarzen High Heels. Meine langen braunen Haare föhnte ich schnell und frisierte sie dann über meine rechte Schulter, damit man die Blumen Ranken, des Kleides, auch sehen konnte. Make-up benutze ich nicht. Ich trug nur ein bisschen Rouch auf den Wangen auf, schminkte meine Augen grün, passend zu meiner Augenfarbe, und trug noch etwas Maskara auf. Das reichte.

Als ich aus dem Bad kam, starrte Basti mich an und lächelte dann.

„Du bist wunderschön“, meinte er. Ich verdrehte die Augen und sah mich in dem Standspiegel an, der neben meinem Schrank stand. Das wunderschöne Kleid, schmiegte sich perfekt an meinen Körper an, der die richtigen Rundungen besaß … die er wieder besaß. Ich war sehr abgemagert, als ich Krebs gehabt hatte, aber ich hatte meinen Körper wieder unter Kontrolle und ihn wieder so hinbekommen, wie er sein sollte.

„Können wir?“, fragte mich Basti; ich nickte und nahm meine Tasche, um noch schnell mein Portmonee und mein Handy einzupacken, dann gingen wir aus meinem Zimmer und ich packte noch die Schlüsselkarte in meine Tasche.

Unten warteten schon die anderen auf uns, aber zu spät waren wir trotzdem nicht, deswegen streckte ich Bastian die Zunge raus. Er schüttelte nur den Kopf und wir traten raus, wo die Paparazzi schon auf uns warteten. Die Jungs grinsten in die Kamera und dann stiegen wir in eine Limousine ein. Und diesmal hatten wir auch einen Fahrer. Basti wollte ja auch was trinken.

An dem Restaurant warteten auch schon Paparazzi, aber ihre Aufmerksamkeit war nach drinnen gerichtet. Wir stiegen aus und gingen in das Nobelrestaurant … und da sah ich ihn. Alec Jacobs. Deswegen standen die Paparazzi da draußen. Sie wollten wissen, mit wem sich der sexiest Man und Jungesselle hier traf. Aber leider saßen bei ihm nur zwei Männer, also glaube ich nicht, dass sie heute noch eine Story bekamen.

Wir wurden zu unserem bestellten Tisch geführt und nahmen platz. Basti bestellte einen Wein und entließ den Kellner, der uns die Speisekarten holen sollte. Ach ja, essen. Ich hatte nach dem Laufen echt keinen großen Hunger.

„Habt ihr gesehen, wer da saß?“, fragte Becca und grinste über beide Ohren.

„In echt, sieht er noch besser aus, als auf Papier“, stimmte Jade zu. Ich schüttelte nur den Kopf, aber sie hatten recht.

Der Kellner kam mit dem Wein wieder und schenkte jedem ein. Ich saß neben Phillip und Jade und hatte einen perfekten Blick auf Alec Jacobs, allerdings hatte er auch einen perfekten Blick auf mich. Aber zum Glück hatte er noch nicht hoch gesehen. Er lehnte sich zurück und schlug die Beine in den Männersitz, in seiner rechten Hand hielt er sein Weinglas, dass, vermute ich mal, mit Rotwein gefüllt war, der roten Flüssigkeit in dem Glas zu folge. Er schwenkte es hin und her und unterhielt sich mit dem Mann, der ihm gegenüber saß.

Genau in dem Moment sah er an seinem Gesprächspartner vorbei zu uns. Ich bekam gerade meine Karte und versteckte meinen Kopf darin, damit er bloß nicht merkte, dass ich ihn angestarrt hatte.

Uh bitte, lass ihn nicht gesehen haben, dass ich zu ihm gesehen habe. Bitte, bitte, bitte.

Schnell suchte ich mir einen kleinen Salat als Vorspeise und einen Kartoffelauflauf als Hauptgang aus, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich das alles auch runter bekam. Zum Glück verwickelte Jade mich in ein Gespräch, damit ich nicht noch mal zu dem Adonis von Mann sehen musste.

Den Salat hatte ich aufgegessen, aber gerade kämpfte ich mit meinem Auflauf. Ich hatte noch nicht mal die Hälfte gegessen, als ich nicht mehr konnte.

„Stimmt etwas nicht?“, fragte Basti mich und sah auf meinen Auflauf.

„Was? Nein, nein, alles okay“, meinte ich und steckte mir eine Kartoffelscheibe in den Mund. Ich kotz gleich. Mit dem Wein spülte ich das Kartoffelstückchen herunter, aber dann verschluckte ich mich, als ich sah, wie Alec Jacobs von seinem Tisch aufstand und zu uns herüber kam. Seine Freunde oder was auch immer sie waren, waren schon längst gegangen.

„Er kommt rüber“, lächelte Jade und rutschte auf ihrem Stuhl hin und her.

„Hallo, alle zusammen“, begrüßte uns Jamie. „Hallo, Dejna.“ Ich hustete und hielt mir schnell die Serviette vor den Mund.

„Tut mir leid. Hallo, was für ein Zufall“, meinte ich, als ich wieder sprechen konnte.

„Das ist Mr. Jacobs, aber ihr werdet ihn bestimmt schon erkannt haben“, meinte Jamie an die anderen gerichtet. Meine Freunde begrüßten Mr. Jacobs und Bastian reichte ihm die Hand. Auch Mr. Jacobs begrüßte alle und nahm Bastians Hand an. Seine raue Stimme verursachte auf meiner Haut eine Gänsehaut.

„Wollen Sie sich zu uns setzten?“, fragte Basti höflich, so wie er natürlich immer war. Jamie wollte schon antworten, aber da nickte Mr. Jacobs schon und setzte sich zu uns. Jamie musste sich noch einen Stuhl holen gehen und setzte sich brav neben Mr. Jacobs. Dieser Mann war einfach unglaublich. Kaum hatte er sich gesetzt, waren alle leise geworden und sahen ihn an. Sofort kam ein Kellner angerannt und nahm die Bestellung von Mr. Jacobs an.

Innerhalb von den nächsten fünf Minuten, war der Kellner wieder da und stellte ein neues Weinglas vor Mr. Jacobs und schüttete Rotwein hinein. Mr. Jacobs bedankte sich und entließ den Kellner. Jamie trank nur eine Cola. Wahrscheinlich musste er fahren.

Jade und Becca bekamen ihr Grinsen nicht mehr aus den Gesichtern und dann passierte das, was passieren musste.

„Ich finde Sie total klasse“, platze es aus Jade heraus. Erst grinste sie weiter, aber dann bemerkte sie, dass sie ihre Gedanken laut ausgesprochen hatte und wurde rot. Erst sagte keiner etwas, aber dann musste Mr. Jacobs lachen und bedankte sich mit seiner rauen Stimme. Jade wurde immer kleiner auf ihrem Stuhl und blieb erst einmal leise.

„Es ist schön Sie mal persönlich kennen zu lernen“, meinte Basti und trank auch von seinem Wein. Ich konzentrierte mich auf meinen Auflauf, den ich immer noch essen musste. Das war besser, als in dieses gutaussehende Gesicht von Alec zu sehen. … Von Alec? Ich kenne diesen Mann nicht, was fällt mir ein ihn beim Vornamen zu nennen? Oh man!

Basti redete drauf los und wenn er einmal angefangen hatte, konnte man ihn nicht mehr stoppen. Dann redete er immer weiter und weiter und weiter. Aber anscheinend fand Mr. Jacobs das sehr unterhaltsam, weil er sich weiter mit Basti unterhielt. Alec hatte sich wieder zurück gelehnt und etwas zu Basti gedreht, so konnte ich ihn mir ansehen, ohne entdeckt zu werden. Sein Gesicht war wunderschön, ohne Makel. Seine Stirn war normal groß, seine Augen strahlten eisblau und verliehen ihm eine stärke, seine Wangenknochen waren markant, sein Kinn war leicht kantig, aber es passte zu seiner harten Ausstrahlung und dann seine roten Lippen. Sie waren leicht geschwungen, aber sie wirkten nicht hart, so wie sein Körper, wenn er mit seinen zwei Metern vor einem stand, sie waren liebevoll. Alec strahlte eine Stärke aus, mal davon abgesehen, dass er überall Muskeln hatte und so groß war. Er hatte einfach etwas an sich, dass ihn stark wirken ließ, so als wenn er schon mehrere hundert Jahre leben würde, dabei konnte er gerade mal 20 sein.

Aus den Augenwinkeln sah ich wie Jamie mich beobachtete. Schnell sah ich wieder auf meinen Auflauf und versuchte, mir noch ein Stück Kartoffel in den Mund zu schieben. Ich fing an, zu kauen und hätte das Stück am liebsten wieder ausgespuckt. Ich würgte es herunter und legte meine Gabel neben die Auflaufform.

„Du willst mir doch jetzt nicht sagen, dass du keinen Hunger mehr hast“, tadelte Bastis Stimme mich. Ich zuckte leicht zusammen und sah ihn an.

„Doch?“, fragte ich leise.

„Da war das Auge wohl hungriger, als der Magen“, lächelte Mr. Jacobs. Ich lächelte verkniffen.

„Kann sein.“ Er lächelte und zeigte sein Grübchen. Sie waren nicht tief, aber wenn er lächelte sah man sie und das machte sein Gesicht noch sympathischer und hübscher.

Kapitel 3

Kapitel 3
 

Den ganzen Abend saßen wir noch in dem Restaurant und unterhielten uns mit Mr. Jacobs und Jamie. Es war noch ein schöner Abend gewesen. Mr. Jacobs hatte am Ende unsere Rechnung übernommen. Bastian hatte sich erst dagegen gewehrt, aber Mr. Jacobs hatte einfach das Geld in den ledernen Umschlag gelegt, wo die Rechnung drin war und war aufgestanden. Die Jungs hatten sich sofort bedankt und auch Becca und Jade hatten geschwärmt.

Heute war das Konzert und die Jungs und ich machten uns gerade fertig. Wir wurden von Niko und Alex fertig gemacht. Ich trug heute eine Röhrenjeans, Stiefel mit leichtem Absatz, einem bauchfreies Top und dazu noch eine Strickjacke, damit es nicht zu kalt war. Die Jungs hatten alle Jeans und Shirts an. Ganz einfach, aber darin sahen sie einfach am Besten aus.

Alex schminkte mich nur leicht, weil ich nicht so der Fan vom schminken war und dann waren nur noch meine Haare zu machen. Sie machte mir leichte Locken in die Haare und machte mir dann eine Hochsteckfrisur, wo ein paar Strähnen aus der Frisur fielen.

Als wir fertig waren ging ich mit Jade noch mal die Choreo durch und sang mich noch ein bisschen ein. Die Jungs stimmten ihre Instrumente noch mal und ich nahm mir auch meine Gitarre und stimmte sie.

„Also von mir aus, kann es los gehen“, grinste ich und stellte meine Gitarre ab, damit sie auf die Bühne gebracht werden konnte.

Zu uns dröhnte schon das Gerede unsere Fans, die sich auf ihre Plätze setzten und stellten. Ich liebte es, wenn ich hören konnte, wie sie schon Stimmung machten.

„Hast du was gegessen?“, fragte mich Basti und sah mich streng an. Ich seufzte.

„Ich hab keinen Hunger, Basti.“

„Aber du musst etwas essen.“

„Aber wenn ich doch keinen Hunger habe, warum soll ich dann was essen?“ Er machte den Mund auf, machte ihn dann aber wieder zu und schüttelte den Kopf. Ich lächelte ihn an und gab ihm einen Kuss. „Mir passiert schon nichts, nur weil ich mal nicht esse.“

„Wenn du das sagst.“ Ich nickte wieder und machte noch ein paar Übungen für meine Stimme und dann ging es auch schon los.

Die ersten Touren hatten wir immer eine Vorband, die die Fans anstacheln und schon mal aufwärmen sollte, aber wir hatten so viele Schwierigkeiten mit diesen Bands gehabt, dass ich eine lange Diskussion mit Basti hatte und wir uns dann entschieden hatten, dass wir einfach ohne Vorband auftraten. Wir waren die einzige Band ohne Vorband und das brachte uns gute Kritiken, weil unsere Fans mehr von uns hatten und das natürlich auch besser fanden. So fingen wir langsam an und spielten auch mehr Lieder.

Also liefen wir auf die Bühne und fingen an zu klatschen und stachelten unsere Fans an mit zu klatschen. Ich sprang immer wieder auf und ab und klatschte über meinem Kopf mit den Händen. Wir hörten nicht auf, bis alle mitmachten. Ich musste sofort lachen, als die ganze Menschenmasse auf und ab sprang und klatschte, selbst die auf den Rängen.

„Geht´s euch gut, New York?“, schrie ich und nickte Flo zu, der anfing in die Tasten zu hauen. Die Menge schrie ein Ja, aber das war mir noch nicht genug. „Was? Ich kann euch nicht hören. Geht´s euch gut?“

„JAAA!“ Ich lachte ins Mikro und Davin schlug auf sein Schlagzeug an.

„Dann wollen wir doch mal anfangen.“

Die Menge rastete aus und sie wussten sofort, welches Lied wir spielten. Sie grölten alle mit und hatten alle ein Lächeln im Gesicht. Immer wenn ich das sah, wusste ich, dass ich meinen Job richtig machte.

Wir spielten die vier Stunden durch und machten nur eine kleine Pause, allerdings gingen wir dafür nicht von der Bühne. Wir blieben auf unseren Plätzen und ließen einen von unseren Leute herum gehen, die einem Fan dann ein Mikro hinhielt, damit der uns eine Frage stellen konnte. So etwas hatten wir noch nie gemacht, aber heute war mir irgendwie danach. Und wenn die Jungs einverstanden waren, würde ich das auch beibehalten. So konnten wir eine Bindung zu unseren Fans aufbauen und die bekamen ein ganz anderes Feeling bei einem Konzert.

Mit lautem Applaus wurden wir verabschiedet, nachdem wir noch vier Zugaben gespielt hatten. Mit einem Riesen Lächeln gingen wir vier von der Bühne. Basti stand mit verschränkten Armen vor mir.

„Jetzt sei nicht sauer, es hat doch alles geklappt und es war richtig super“, meinte ich und die Jungs stimmten mir zu.

„Es war echt der Hammer und die Fans haben es auch geliebt“, stimmte Flo zu.

„Es war nicht abgesprochen und ihr habt alles durcheinander geworfen … wir reden da morgen drüber, wie das jetzt immer ablaufen soll. Gute Show. Gute Idee“, meinte Basti und drehte sich um. Ich lächelte und klatschte bei meinen Jungs ein.

Wir gingen in unsere Umkleide und tranken erst mal etwas. Unsere Crew fing schon an, wieder alles abzubauen. So lief das immer. Erst wurde aufgebaut, dann spielen wir unser Konzert und dann wird wieder abgebaut, damit die ganzen Sachen weiter geflogen werden konnten, um sie in der nächsten Stadt wieder aufzubauen.

Nachdem wir uns abgeschminkt, also ich mich abgeschminkt, und umgezogen hatten, packten wir unsere Sachen zusammen und machten uns dann auch schon auf den Weg ins Hotel. Ich war müde und wollte nur noch ins Bett, obwohl ich genau wusste, dass dort meine Träume auf mich warteten. Aber das war mir egal, ich musste schlafen.

In meinem Hotelzimmer fiel ich aufs Bett und kickte nur noch meine Schuhe von meinen Füßen, um dann unter die Decke zu schlüpfen und ins Reich der Träume ab zutauchen.
 

Ich lag in einem Krankenbett, mit weißen Lacken, weißen Kissen, weißen Wänden. Es war alles so trist, so leer. Ich wollte aufstehen und aus dem Krankenhaus verschwinden. Mir ging es gut, ich musste nicht ins Krankenhaus. Das war bestimmt ein Irrtum. Bestimmt hatte Basti nur wieder überreagiert und mich, als ich schlief, ins Krankenhaus gebracht. Aber ich konnte mich nicht bewegen. Meine Hände waren an das Bett gefesselt, genauso wie meine Beine. Ich wollte nach Hilfe rufen, aber ich bekam keinen Ton heraus. Ich zerrte an den Bändern und wehrte mich dagegen. Ich wollte nicht hier sein. Ich hatte den Krebs besiegt, er war weg! Ich hatte ihn besiegt! Ich wollte es schreien, aber ich hatte keine Stimme. Ich wehte mich immer weiter, bis ich anfing zu schwitzen. Nein, nein, bitte nicht. Ich hatte ihn doch bekämpft. Ich wurde müde, so unendlich müde. Ich sackte in mich zusammen und dann schüttelte sich mein ganzer Körper. Meine Hände krampften sich zusammen und mein ganzer Körper krümmte sich auf dem kleinen Bett zusammen. Ich wollte schreien. Ich wollte um Hilfe schreien, aber es ging nicht. Und dann kam der Husten. Erst war es harmlos, aber die Schmerzen in meinem ganzen Körper machten es unmöglich mich richtig aus zu husten und dann war da das ganze Blut. Es kam alles aus meinem Mund, ich spuckte es aus, aber es kam immer mehr, bis ich erbrach. Aus meiner Nase rann Blut und färbte mein Krankenkleid rot. Ich sah mich um und jetzt war nichts mehr weiß. Jetzt war alles rot, rot und voller Blut …
 

Mit einem lauten Schrei erwachte ich aus diesem Albtraum. Ich atmete rasselnd und krallte mich ins Laken. Das war nur ein Traum.

„Nur ein Traum“, hauchte ich und sah mich zur Sicherheit um. Alles war normal, so normal wie es in einem Hotelzimmer nur sein konnte. Alles hatte eine Farbe, nicht nur weiß oder rot. Nein, der Schrank war braun, das Bett war auch aus Holz, die Wände waren weiß-blau gestrichen. Ich schluckte und stand schnell auf. Keine Fesseln. Und sprechen konnte ich auch.

Kaum das ich stand, wurde auch schon die Tür aufgerissen und Basti stand im Zimmer. Er war in einer Sekunde bei mir und tastete mich ab.

„Alles okay?“, fragte er panisch. Ich nickte.

„Nur ein Traum“, hauchte ich wieder und ließ mich gegen ihn sinken. Bastian nahm mich fest in den Arm und seufzte in mein Haar.

„Ich mach mir Sorgen, Dejna.“ Ich nickte.

„Es tut mir leid.“ Er schüttelte den Kopf.

„Dafür kannst du nichts. Komm, ich bleib bei dir.“ Er wollte mich zurück zum Bett drücken, aber ich schüttelte den Kopf.

„Basti, ich brauche eine Duschen. Ich kann jetzt nicht weiter schlafen.“

„Okay, ich bleibe aber hier.“ Ich stimmte zu und schleppte mich ins Bad. Schnell zog ich meine Klamotten aus und stieg unter die Dusche. Ich drehte den Hahn mit dem roten Punkt auf und ließ das heiße Wasser fünf Minuten auf mich herunter prasseln. Danach regelte ich das Wasser, damit es lauwarm war. Ich stütze mich mit beiden Armen an den Fliesen ab und ließ das Wasser einfach über mich regnen. Es war beruhigend, das leise Platschen des Wassers zu hören und zu spüren.

Ich wusste nicht, wie lange ich unter der Dusche war, aber als ich mich in ein Handtuch gewickelt hatte und zurück ins Zimmer kam, war Basti auf meinem Bett eingeschlafen. Ich lächelte und nahm mir was zum anziehen und legte mich neben ihn ins Bett. Vielleicht konnte ich ja doch noch ein bisschen schlafen. Ich nahm mir meinen I-Pod und hörte Musik, vielleicht hilft es ja. Meine Augen machte ich zu und konzentrierte mich nur auf die Musik. Leise summte ich mit und es dauerte nicht lange, bis ich wieder eingeschlafen war … ohne Albtraum.

Als ich dann am nächsten Morgen von Bastian geweckt wurde, wusste ich gar nicht mehr was ich geträumt hatte. Also war es nichts schlechtes gewesen. Zum Glück. Basti ließ mich alleine, damit ich mich anziehen konnte, er ging sich auch anziehen und dann trafen wir uns vor dem Aufzug, um Frühstücken zugehen.

Die Aufzugtüren gingen auf und wer kam uns entgegen? Jamie und Alec Jacobs.

„Oh, guten Morgen“, lächelte Basti und auch Jamie und Mr. Jacobs begrüßten uns. Wir tauschten die Plätze, sodass wir im Aufzug standen und die beiden davor.

„Ein super Konzert, gestern“, lächelte Mr. Jacobs und ging mit Jamie davon. Er hatte das Konzert gesehen? Wie das denn? Okay, ich konnte nicht alle sehen, von der Bühne aus, aber … vielleicht war er auch in einer Lounge gewesen … aber hätte Bastian dann nicht gewusst, dass er da gewesen war.

Ich drehte mich zu Basti.

„Nein, ich wusste auch nicht, dass er da gewesen ist“, meinte er, ohne das ich fragen musste. Ich seufzte.

Als wir im Speisesaal ankamen, waren die anderen schon da und machten einen heiden Lärm.

„Was ist denn hier los?“, fragte ich.

„Eine große Überraschung, am gestrigen Abend. Die Band Hits, die vor fünf Jahren ihren Durchbruch in New York hatte, bringt alle zum Staunen“, las Jade aus der Tageszeitung vor, sie grinste. „Nicht nur, dass sie keine Vorband haben, nein, diesmal verzichteten sie ganz auf eine Pause und unterhielten sich stattdessen mit ihren Fans. Nach der Show, sprachen wir mit Fans, die außer Rand und Band waren. Es war das beste Konzert, was ich je gesehen habe, meinte eine junge Frau und ihr Grinsen reichte ihr über das ganze Gesicht. Das nenn ich mal eine gelungene Show. Wir finden, dass es neuen Pepp in die Musikbranche bringt. So verbündet man sich mit seinen Fans.“ Die Jungs jubelten, als Jade endete. Ich lachte und schüttelte den Kopf. Wir setzten uns und fingen an, zu frühstücken. Die anderen redeten die ganze Zeit von der Show und den Zeitungsartikel. Ich aß mein Brötchen und trank dabei einen Kaffee.

„Wir müssen uns beraten wegen gestern“, unterbrach Basti die anderen. Ich seufzte und legte mein Messer auf meinen Teller.

„Das war doch eine geile Aktion. D und die Jungs haben das super gemacht. Alle reden schon davon“, meinte Becca. Niko nickte zustimmend.

„Wir setzten einen neuen Trend, so etwas ist super. Nicht nur, dass wir keine Vorband haben, nein, wir knüpfen auch an unsere Fans an. Ich fand es super!“, rief er aus und grinste. Ich lehnte mich zurück und schlürfte meinen Kaffee. Die anderen sagten Basti wie toll sie unsere Idee fanden und Davin konterte, dass selbst die Presse es gut fand. Dagegen konnte Basti einfach nichts mehr sagen. Er blieb still.

Ich dachte erst, er würde weiter mit uns diskutieren, aber nach fünf Minuten seufzte er und lehnte sich zurück.

„Ja, okay, dann machen wir es eben so“, meinte er. Ich grinste und die Jungs jubelten.

Wir frühstückten zu ende, danach gingen wir alle in unsere Zimmer und packten. Jetzt ging es weiter nach L.A.

Als ich fertig mit packen war, brachte ich meine Sachen nach unten, um auf die anderen zu warten.

„Macht ihr euch auf den Weg?“

Ich drehte mich um und vor mir stand Jamie. Er lächelte mich an und ich musste sofort zurück lächeln.

„Ja, wir fliegen gleich weiter nach L.A. Wo ist denn Mr. Jacobs?“

„Der kommt auch jetzt gleich. Wir müssen zurück nach London.“ London. Ich liebte London.

„Wohnt ihr da?“ Jamie grinste und nickte.

„Ich liebe London. Es ist eine wunderschöne Stadt.“ Ich nickte heftig.

„Ich auch, wir hatten leider noch nie die Gelegenheit dort zu spielen.“

„Vielleicht ändert sich das ja“, ertönte hinter uns eine raue Stimme. Ich bekam sofort Gänsehaut und wusste auch genau, zu wem diese unglaubliche Stimme gehörte. Ich drehte mich um und sah Mr. Jacobs in die Augen.

„Wie meinen Sie das denn?“, neckte ich ihn ein bisschen, dabei lächelte ich. Er tat es mir gleich.

„Du und Alec bitte“, meinte er, anstatt mir zu antworten und streckte mir seine Hand entgegen. Ich war ein bisschen perplex. Er hatte mir seinen Namen angeboten. Alec. Er hatte einen wunderschönen Namen. Ich nahm seine Hand an. Sie war warm und weich, wie beim letzten mal.

„Dejna“, sagte ich perplex.

„Dejna“, wiederholte er. Alec sprach meinen Namen langsam aus und wog ihn ab. Es hörte sich wunderbar aus seinem Mund an. „Ich werde mich bei Mr. McKnight melden, wegen der Konzerthalle in London“, lächelte er dann und ließ meine Hand los. Ich nickte nur und die zwei verabschiedeten sich. Ich winkte nur und sah Alec hinterher.

Plötzlich wurde ich angesprungen und es wurde laut. Niko war auf meinen Rücken gesprungen und auch die anderen kamen gerade an.

„Wo schaust du denn hin, Schätzchen?“, fragte er leise neben meinem Ohr.

„Was?“

„Auf wen du deine hübschen dunkelgrünen Augen geworfen hast?“

„Auf keinen!“, sagte ich lauter und drückte ihn von mir runter. Niko grinste. Er hatte Alec entdeckt, der von den Paparazzi umzingelt war.

„Alec Jacobs“, grinste er. Ich wurde sofort rot.

„Nein, das stimmt nicht.“

„Klar stimmt das. Du schaust ihm ja hinterher, wie so ein verliebter Dackel“, lachte er.

„Wem schaut Dejna nach wie ein Dackel?“, ertönte Bastis Stimme hinter uns. Ich machte große Augen und sah ihn an.

„Niemandem“, sagte ich sofort, Niko lachte nur.

Kapitel 4

Kapitel 4:
 

Nachdem wir in L.A. gelandet waren, waren wir sofort in unser Hotel gefahren und hatten ausgepackt. Unser Hotel hatte einen Fitnessraum in den ich mich, nachdem ich aus gepackt hatte, zurück gezogen hatte. Erst hatte ich mich auf das Laufband gestellt und war ein bisschen gelaufen, danach hatte ich einen Sandsack entdeckt und boxte nun auf diesen ein.

Wir hatten noch zwei Tage bis zum Auftritt und Basti hatte im Flugzeug alles noch mal durchgehen wollen. Er war immer noch nicht richtig davon überzeugt, dass wir die Konzerte neu gestalteten. Ich musste ihn irgendwie vom Gegenteil überzeugen, sonst würden wir immer diese Diskussion führen. Aber wie konnte ich ihn nur davon überzeugen, wenn nicht schon die Zeitung ihn umstimmen konnte?

„Wie lange willst du noch hier bleiben?“

Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen wer mich angesprochen hatte. Ich boxte einfach weiter.

„Ich kann dabei überlegen“, sagte ich. Basti kam um den Boxsack und lehnte sich an die Wand. „Und außerdem sei doch froh, ich halte mich fit.“

„Dafür isst du zu wenig. Ich mache mir Sorgen um dich, Dejna.“ Ich hörte auf zu boxen und sah ihn ausdruckslos an.

„Mir geht’s gut, Basti.“

„Du isst nichts mehr. Heute morgen nicht und gestern Abend nur ein wenig.“ Ich verdrehte die Augen und boxte weiter. „Dejna, wenn der Krebs ...“

„NEIN!“ Ich starrte Bastian an und schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe ihn bekämpft. Er ist nicht mehr da!“ Basti schluckte hart und kam zu mir. Er nahm meine Hände, die noch in den Boxhandschuhen steckten, in seine.

„D, ich weiß, dass es erschreckend ist, aber ...“

„Nein. Basti, mir geht es gut, wirklich.“ Er nickte nur und ließ meine Hände los. „Und jetzt hör auf mit dem Quatsch. Mir geht es gut und damit Basta.“ Wieder nickte er. „Und jetzt sag mir, warum du die Idee nicht gut findest, wie wir unsere Konzerte jetzt gestalten wollen.“

„Ich finde sie gut, aber … mir gefällt dein Zustand nicht.“ Ich verdrehte die Augen und zog die Handschuhe aus.

„Mein Zustand ist gut, Basti. Mir geht es gut, wie oft muss ich dir das noch sagen?“ Er seufzte mal wieder. Ich ging auf ihn zu und legte meine Hand auf seine Wange. „Bitte glaub mir, mir geht es gut und ich will nur, dass du dich daran gewöhnst, dass wir die Konzerte jetzt so gestalten werden wie in New York. Es war doch gut und es hat echt Spaß gemacht.“ Basti legte seine Hand auf meine an seiner Wange und streichelte meinen Handrücken.

„Okay, ich vertraue dir, aber Dejna, wenn es dir schlechter geht, musst du es mir sagen.“ Ich nickte.

„Versprochen.“

Zusammen gingen wir hoch in unsere Zimmer. Ich wollte duschen und mich ein bisschen entspannen. Basti hatte ja Recht gehabt, aber ich hatte den Krebs besiegt. Ich war geheilt.

Ich ließ Wasser in die Wanne laufen und setzte mich auf den Wannenrand, um zu warten. Dabei spielte ich mit meinen braunen Haaren. Was wäre … wenn … wenn Basti recht hatte und der Krebs wieder kommt? Dann werde ich ihn wieder bekämpfen ganz einfach. Beim ersten Mal hatte ich es auch geschafft, also schaffe ich es noch einmal.

Als die Wanne voll war, zog ich mich aus und legte mich in das warme Wasser. Ich seufzte wohlig auf, als das warme Wasser mich streichelte. Es war entspannend. Einfach mal herumliegen und nichts tun.
 

„D? D, bist du da?“, rief jemand. Langsam machte ich meine Augen auf und sah mich um. Ich war wohl in der Wanne eingeschlafen. „Dejna?“

„Ich bin in der Wanne, Basti“, rief ich und richtete mich auf. Schnell stand ich auf, angelte mir mein Handtuch und wickelte mich darin ein. Dann machte ich den Stöpsel raus und stieg aus der Wanne. An der Badezimmertür klopfte es. „Ich komme jetzt, Basti“, meinte ich nur.

„Kann ich rein kommen?“ Ich sah an mir runter und seufzte, dann stimmte ich zu. Basti kam herein und ich machte die Wanne trocken. „Du warst die ganze Zeit baden?“

„Ich bin eingeschlafen“, grinste ich und machte die Dusche auf.

„Wir wollten ins Kino fahren.“ Ich ließ das Handtuch, was um meinen Körper geschlungen war, fallen und stieg in die Dusche.

„Was wollt ihr denn gucken gehen?“, fragte ich und drehte das warme Wasser auf.

„Irgend so einen Liebesfilm, frag mich nicht wie er heißt.“ Ich lachte. Ja, so etwas behielt Basti nie. Auch früher, als ich mit ihm ins Kino gegangen war, wusste er nie, wie der Film hieß oder ließ mich einfach aussuchen. „Aber du hast noch was zeit, wir wollen erst nachher gehen. Erst was in die Stadt, was bummeln, wie Niko immer so schön sagt und dann heute Abend erst ins Kino.“

„Okay, wann treffen wir uns unten?“

„So in einer halben Stunde? Schaffst du das?“

„Klar.“

Wie gesagt, getan. Ich hatte mich schnell geduscht und hatte mich dann angezogen. Ein Jeansrock, ein blaues Top und eine blau weiß karierte Bluse, die ich nicht zumachte. Dazu nach meine Chucks und ich war fertig. Meine Haare hatte ich etwas trocken geföhnt, weil meine Haare die Angewohnheit hatten zu Monster Locken zu werden, wenn sie an der Sonne trockneten.

Den ganzen Tag liefen wir durch L.A. und ließen es uns gut gehen. Wir shoppten, aßen, tranken und hatten einfach Spaß. So gegen Abend, gingen wir noch eine Kleinigkeit essen, und bei mir war es wirklich eine Kleinigkeit; ich hatte einfach keinen Hunger, und dann ab ins Kino. Ich mochte es, mit den anderen ins Kino zu gehen, weil es dann einfach total lustig war. Wir machten Quatsch und bewarfen uns mit Popcorn. Davin und Phillip versuchten das Popcorn immer zu fangen, aber manchmal schafften sie es einfach nicht. Mal fiel das Popcorn auch in ihre Nasenlöcher. Wir anderen lachten uns total kaputt.

Jade und Becca hatten eine Komödie ausgesucht, die allerdings auch eine leichte Schnulze war. Der Film war ganz gut und richtig süß und auf jeden Fall lustig. Wir hatten echt viel Spaß. Und als wir dann lachend aus dem Kino kamen, machten die Jungs die lustigsten Szenen des Films nach, das war zum schreien komisch. Basti schüttelte nur den Kopf und kam neben mich, ich lächelte nur und sah den Jungs weiter zu.

Plötzlich nahm Basti meine Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. Ich dachte mir nichts dabei, also ließ ich meine Hand da wo sie war: in Bastis Hand. Die Jungs machten weiter Quatsch, bis wir an dem geliehenen Kleinbus ankamen und einstiegen. Zum Glück hatten uns keine Paparazzi gefunden, also konnten wir in Ruhe zum Hotel zurück fahren. Doch da standen sie vor der Tür. Ich seufzte und wir gingen schnell durch die Eingangstür des Hotels. Von links und rechts hörten wir Fragen und sahen Blitzlicht. Es war einfach anstrengend, diesen Leuten aus dem Weg zu gehen.

Den nächsten Tag verbrachten wir nur in der Konzerthalle, um alles einzustellen und zu Proben. Dabei machten wir natürlich auch Quatsch, allerdings rief Bastian uns diesmal zur Ordnung, weil wir alles bis heute Abend fertig machen mussten. Alte Spaßbremse.

Also probten wir den ganzen Tag und besprachen auch noch den Ablauf, der Show. Wegen den Pausen, damit auch genug Mikros bereit waren. Niko, Alex und Jade wollten herum gehen und die Mikros vor die Nasen der Fans halten. Ich fand das super, aber Basti war erst nicht begeistert. Aber nachdem ich ihm einen Kuss auf die Wange gegeben hatte und ihm gesagt hatte, dass alles gut werden würde, hatte er nachgegeben.

Jetzt wurden wir von Niko und Alex fertig gemacht und Jade ging danach noch mal mit uns die Choreo durch. Ich war richtig gut drauf und machte richtig gut mit, sodass wir am Ende der Choreo noch herum alberten. Danach sang ich mich ein und verlangte meiner Stimme richtig etwas ab.

Als ich endete, klatschte jemand. Ich drehte mich um und bekam große Augen. Das konnte nicht sein. Da stand wirklich Alec Jacobs vor mir … und klatschte … er klatschte wirklich.

„Also live hörst du dich noch besser an“, meinte er mit seiner rauen Stimme und lächelte.

„Ich … also … danke“, sagte ich perplex und wurde rot. „Aber Jamie sagte doch, dass ihr nach London müsst.“

„Musste ich auch, allerdings hat sich etwas verschoben und dann dachte ich mir, schau ich mal vorbei und seh mir deine Neue Show an.“ Unbewusst strich ich mir eine Strähne aus dem Gesicht.

„Also bleiben Sie … äh du?“

„Wenn ich darf.“

„Klar, ich kann dir doch nicht verbieten irgendwo hin zu gehen.“ Er lächelte.

„Mr. Jacobs, was machen Sie denn hier?“, ertönte Bastis Stimme hinter mir und schon stand er neben mir. Ich sah ihn an und erklärte ihm, warum Alec hier war. Sofort war Bastian Feuer und Flamme und meinte, dass er die Besten Plätze für Alec besorgen würde. „D, hast du was gegessen?“, fragte er mich noch, bevor er ging. Ich seufzte und sah ihn böse an. „Ich mache mir nur Sorgen.“, damit küsste er mich auf die Wange und verschwand wieder.

„Ist es ein Problem für dich, etwas zu essen? In New York hast du deinen Auflauf auch nicht gegessen“, meinte Alec und musterte mich von Kopf bis Fuß. Was …?

„Spionierst du mir nach?“, lachte ich. Seine Augen wanderten von meinem Bauch wieder hoch zu meinen Augen.

„Nein, das eher nicht, es ist mir nur wieder eingefallen.“

„Ich bin nicht Magersüchtig.“

„Nein, ganz und gar nicht.“ Ich blinzelte. Sollte das jetzt ein Kompliment sein oder etwa nicht? Ich wollte gerade fragen, als Basti wieder auftauchte und Alec mitnahm. Dann wurde ich auch schon gerufen und wir mussten auf die Bühne.

Mit lauten Gebrüll liefen die Jungs auf die Bühne und setzten sich sofort an ihre Instrumente. Ich schnappte mir das Mikro, was auf der Bühne stand.

„Seid ihr bereit für ein bisschen Party?“, rief ich und sah durch die Menschenmenge. Ich hatte schon von Basti gehört, dass das Konzert ausverkauft war, aber die Menschen zu sehen, ist wiederum etwas anderes. Es ist überwältigend. Die Masse schrie mir entgegen und ich lachte. „Dann wollen wir mal Anfangen.“ Ich gab den Jungs ein Zeichen und sie fingen an, zu spielen.

In der Pause setzte ich mich an den Bühnenrand und ließ die Füße baumeln. Alex, Jade und Niko gingen herum und suchten die Leute aus, die uns Fragen stellen durften und wir vier beantworteten alles. Wir hatten auch viel Spaß und es war echt angenehm. Es gab kein Gerangel, kein gezanke. Ich fand es richtig super.

„Bist du vergeben?“, fragte eine Frauenstimme. Ich zuckte leicht zusammen. Mit so einer Frage hatte ich wirklich nicht gewartet, weil die Presse und Klatschblätter über mein Privatleben doch soviel berichteten.

„Nein, zur Zeit nicht“, meinte ich und suchte die Frau, die mir diese Frage gestellt hatte. Als ich sie gefunden hatte, lächelte sie mich an.

„Entschuldige die Frage, aber es kann ja sein, dass du eine heimliche Beziehung führst.“ Ich lachte und schüttelte den Kopf.

„Nein, ich bin in keiner Beziehung und ich hoffe die Presse hat auch nichts der gleichen geschrieben.“

„Man hat dich mit jemandem gesehen!“, rief irgendwo eine Frauenstimme. Ich sah in die Richtung und bat mit einem Blick zu Niko, der in der Nähe stand, dass er bitte zu der Frau gehen sollte. Das machte er auch sofort.

„Man hat euch in New York mit Alec Jacobs gesehen“, informierte mich die Frau. Ich machte große Augen.

„Ja, das stimmt. Wir haben uns zufällig in einem Restaurant getroffen und dadurch, dass wir oft in seinen Konzerthallen spielen, haben wir uns noch etwas unterhalten“, schilderte ich die Situation, die ja auch genau so abgelaufen war. Obwohl Alec wirklich gut aussah und eine richtige Augenweide war. Oh Gott, er war doch auch hier! Oh man, wie peinlich. Was denkt er denn jetzt wohl über mich? Verdammt!

Zum Glück ging die Frau nicht weiter darauf ein und wir konnten weiter machen. Jetzt kamen nicht mehr so Fragen, zum Glück.

Nach der Show gingen wir mit Jubel von der Bühne. Wir hatten wieder vier Zugaben gegeben und hatten einfach viel Spaß gehabt. Jade stand hinter der Bühne und hielt mir ein Handtuch hin. Ich nahm es dankend an und wischte mir durchs Gesicht.

„Eine interessante Show.“ Ich sah auf, weil ich diese Stimme nur zu gut kannte. Alec.

„Ja, schon komisch, oder?“, sagte ich lächelnd und fühlte mich wie ein Idiot. Alec lächelte auch.

„Es tut mir leid, dass du jetzt auch ins Kreuzfeuer geraten bist.“ Meine Augen weiteten sich. „Über mich wird immer so etwas geschrieben, ich weiß auch nicht warum.“

„Vielleicht weil du ein gutaussehender Mann, Junggeselle und the sexiest Man alive bist?“ Er lachte und wir gingen zusammen in die Richtung meiner Umkleide.

„Also wäre es jetzt unpassend dich zu fragen, ob du Lust hast mit mir essen zu gehen?“, fragte er, als wir angekommen waren. Ich drehte mich sofort um und sah ihn mit großen Augen an. Hatte er das gerade wirklich gefragt? Hatte Alec mich gerade wirklich gefragt, ob ich mit ihm ausgehe?

„Bitte was?“, fragte ich total unintelligent. Allerdings schien es so, als ob es Alec amüsierte.

„Ich habe gefragt, ob es ungünstig wäre, dich zu fragen, ob du Lust hast mit mir Essen zu gehen.“ Mein Mund klappte auf, obwohl ich es nicht wollte. Ich stand wirklich hier, verschwitzt von der Show und Alec fragte mich nach einem Date. Ist das zu fassen? Sollte ich zusagen oder nicht? Ich meine, ich kenne den Mann nicht … aber er sieht so gut aus, ist voll mit Muskeln bepackt und hat einfach wundervolle Grübchen.

„Nein, es ist nicht ungünstig“, hörte ich mich sagen. Ich blinzelte. Was? Habe ich das gerade wirklich gesagt? Hatte ich ihm wirklich zugesagt? Das kann nicht sein … das … das habe ich nicht wirklich.

„Gut, dann sehen wir uns morgen Abend in Madrid.“

Kapitel 5

Kapitel 5:
 

Oh Gott, oh Gott, oh Gott!

Ich glaub es einfach nicht, dass ich wirklich zugesagt habe. Es kann doch nicht sein, dass ich mir eingeredet habe, dass Alec Jacobs wirklich an mir interessiert ist und wirklich mit mir ausgehen will. Das ist doch alles nur Hirngespinste. Wenn die Presse uns gemeinsam sieht, werde ich das Gespött der ganzen Welt. Dann wird bestimmt so was in der Zeitung stehen: Mauerblümchen denkt sie könnte es mit dem sexiest Man alive aufnehmen. Ist sie wirklich so dumm und denkt er würde sich für eine Möchtegernsängerin wie sie interessieren?

Und bestimmt hat er mich nur gefragt, weil ich so ein leichtes Opfer bin. Ich bin doch nur sein Spielzeug, mehr nicht. Verdammter Mist! Warum war meine große Klappe nur schneller wie mein Hirn? Das kann doch alles nicht wahr sein.

Gestern hatte Alec mich einfach stehen gelassen. Er meinte nur, dass er mich noch anrufen würde, um mir zu sagen, wo und wann wir uns trafen oder ob er mich holen kam, und war dann gegangen. Er hatte mir zwar noch ein Lächeln zugeworfen, wo mir die Knie weich geworden waren, aber ich musste mich zusammenreißen. Er war nur ein Mann, nur ein Mann mit dem ich essen gehe. Er ist nicht berühmt, er hat nicht viel Geld, er ist nicht der sexieste Junggeselle der Welt, nein das alles ist er nicht. Es wird ein wunderschönes Essen, wir lachen, unterhalten uns und vielleicht bekommt er einen kleinen Kuss auf die Wange, wenn er mich zurück ins Hotel gebracht hatte, aber mehr auch nicht. Ende.

„Oh mein Gott, was soll ich denn nur anziehen?“, raufte ich mir die Haare und sah an mir herunter, als ich vor dem Standspiegel neben dem Schrank stand. Nur in schwarzer Spitzenunterwäsche.

Wir waren gestern nach der Show sofort losgeflogen, weil wir einen langen Flug vor uns hatten und im Flugzeug konnte man auch schlafen. Das hatte Alec natürlich gewusst, der Wicht, sonst hätte er nicht heute für unser „Date“ ausgesucht. Er hatte genau gewusst, dass wir sofort nach Madrid fliegen würden. Schuft! Na ja, egal, ich musste jetzt erst einmal Ruhe bewahren und mir überlegen, was ich anziehen sollte.

Vielleicht ein kurzes Kleid?

Nein, zu billig.

Ein langes?

Nein, zu elegant.

Eine Hose?

Oh Gott, nein.

Cocktailkleid?

Ich hasse mein Leben!

Ich suchte noch mal in meinem Koffer und im Schrank, aber ich fand nichts, was Alec würdig war. Ich wollte gut aussehen, neben ihm muss ich einfach versuchen gut auszusehen. Ich wollte ihm würdig sein. Aber ich scheiterte. Verdammt.

„D, Schätzchen, bist du noch da?“, ertönte Nikos Stimme vor der Tür. Ich seufzte und bat ihn herein. Er sah mich an und schüttelte den Kopf. „Kleiderproblem?“ Ich nickte nur und ließ mich aufs Bett fallen.

„Ich weiß einfach nicht, was ihm gefallen würde“, murmelte ich leise. Klar hatten alle mitbekommen, dass ich mit Alec ausgehen würde. Basti fand das nicht so toll, aber ich konnte Alec nicht absagen, wie kam das denn? Er war unser Boss so zusagen und vielleicht war er ja so einer, der uns dann einfach die Konzerthallen strich, nur weil ich nicht mit ihm ausging. Oh Gott, nein, das wäre es noch. Dann wäre ich es schuld, dass wir nirgendwo mehr auftreten können. Nein, das kann ich nicht zulassen.

„Was ist mit dem kleinen Schwarzen, das passt immer.“ Ich seufzte. „Ah, so ist das. Du willst wunderschön für ihn aussehen.“ Sofort saß ich auf dem Bett und starrte Niko an.

„Nein, will ich nicht, aber das kleine Schwarze passt nicht zu mir, das weißt du ganz genau.“

„Das kleine Schwarze passt perfekt zu dir, D.“

„Nein, es ist klein! Ich will nicht wie eine Nutte aussehen. Ich möchte seriös aussehen.“ Er lachte und schüttelte den Kopf.

„Wie wäre es hiermit?“ Er holte hinter seinem Rücken ein Kleid hervor, was einfach nur wunderschön aussah. Es war Weinrot und nicht zu kurz aber auch nicht zu lang, mit Spagettiträgern. Ich grinste Niko an und zog das Kleid schnell an. Und ich hatte recht, es reichte mir bis knapp zu den Knien. Unter der Brust verliefen silberne Pailletten und der Brustbereich sah wie gewickelt aus. Ab dieser Pailletten fiel das Kleid einfach herunter, es bestand dort aus rotem, leicht durchsichtigem Stoff und darunter, damit man nichts sah, war noch mal roter Stoff. Es sah wunderschön aus. Es floss an meinem Körper herunter und fühlte sich super an. Niko stellte sich hinter mich und machte mir die Träger meines BHs ab, damit man diesen nicht erahnen konnte. Es war perfekt. Sofort drehte ich mich um und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Du bist wie immer meine Rettung“, grinste ich. Auch Niko lächelte.

„Dann hau ihn um, mit deinem Charm und deinem Lächeln.“ Ich wurde leicht rot und sah mich noch mal im Spiegel an. Jetzt fehlte nur noch ein bisschen Schminke und die passenden roten Pumps. Also trug ich etwas Maskara auf und auch etwas Kajal, mehr allerdings nicht. Ich wollte nicht wie ein bemaltes Püppchen aussehen. Niko protestierte, als ich aus dem Bad kam, aber ich ignorierte ihn einfach und suchte meine roten Pumps raus. Als ich sie gefunden hatte, schlüpfte ich schnell herein und machte dann eine schwarze Tasche fertig. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich keine rote Tasche. Also musste schwarz genügen. Niko war mit dem Endresultat nicht richtig zufrieden, wegen meiner Schminke, aber ich erklärte ihm, dass ich natürlich rüber kommen wollte. Ich wollte, dass Alec kein unnatürliches Püppchen gegenüber saß. Das hatte er dann gelten gelassen und ich konnte runter in die Lobby gehen, wo Jamie mich abholen sollte. Alec selber hatte leider noch etwas zutun und wollte mich dann in dem Restaurant treffen.

Ich stieg gerade aus dem Aufzug, als jemand rief, dass ich bitte den Aufzug aufhalten sollte. Ich sah mich um, als ich in der Türe stehen blieb und da kam auch schon Basti angerannt. Er blieb schlitternd vor mir stehen und fing an, zu blinzeln.

„D?“ Ich lachte.

„Ich sehe nicht anders aus, wie sonst, wenn wir essen gehen“, warf ich ihm vor.

„Stimmt“, murmelte Basti und musterte mich. „Du siehst wunderschön aus.“ Ich bedankte mich lächelnd und wir tauschten die Plätze. „Dann viel Spaß mit Mr. Jacobs.“

„Er wird mich schon nicht vergewaltigen, Basti.“

„Wer weiß.“ Ich schüttelte nur den Kopf, gab ihm noch schnell einen Kuss auf die Wange und ging dann auch. Basti seufzte hinter mir und dann gingen auch schon die Aufzugtüren zu.

„Dejna!“ Jamie stand in mitten der Lobby und winkte mir zu. Ich seufzte. Also geht es jetzt los. Man. Und ein Blick zur Tür sagte mir, dass es nicht leicht werden würde, weil da die Paparazzi schon auf mich warteten. Verdammt. Also morgen stehe ich wieder in der Zeitung und das mit der Schlagzeile: Das neue ungleiche Paar. Wie konnte Alec sich nur auf so eine einlassen.

Verdammt, verdammt, verdammt.

Ich ging auf Jamie zu, der mich unentwegt anlächelte. Jetzt bekam ich zweifel. War es wirklich gut, was ich an hatte? Aber ich konnte mich eigentlich immer auf Niko verlassen.

„Nicht gut?“, fragte ich und strich über den Rock meines Kleides.

„Doch, doch. Perfekt. Du siehst wunderschön aus. Alec wird es gefallen.“ Meine Augen weiteten sich. Was, wenn er doch nur das eine von mir wollte? Oh Gott, ich bin doch nur sein Püppchen.

Zusammen mit Jamie trat ich aus dem Hotel und stellte meine Ohren auf Durchzug. Ich wollte nicht hören, wie die Paparazzi sich wunderten, dass ich mit dem Assistenten von Alec Jacobs in die Limousine stieg. Nein, das musste ich wirklich nicht hören.

Zum Glück machte Jamie auch schon die Türe zu und ich hörte die Paparazzi nicht mehr. Das Blitzlicht strahlte durch die Fenster. Leicht drehte ich meinen Kopf auf die andere Seite. Nein, ein Foto bekamen sie nicht von mir … noch nicht.

Nachdem Jamie eingestiegen war, ließ er die Scheibe zwischen Fahrerkabine und Mitfahrerkabine herunter und drehte sich zu mir um.

„Wir fahren jetzt noch schnell zum Flughafen, um Alec abzuholen, ist das okay für dich?“, fragte er lächelnd. Ich nickte heftig. Er lächelte wieder und fuhr dann los; das Fenster ließ er unten.

Erst war es ruhig in dem riesigen Auto, aber dann fing Jamie an zu reden. Er erzählte mir, dass Alec noch in Paris zu tun gehabt hatte und deswegen jetzt erst landen würde und das ihm das total leid tun würde.

„Ich habe Alec gesagt, dass es sehr unhöflich ist, eine Dame warten zu lassen und das er wenigstens so nett sein sollte und dir absagen sollte oder wenigstens auf morgen verschieben, weil da hat er nur Mittags ein kleines Meeting hier in Madrid, aber nein, dieser sture Bock hört natürlich nicht auf mich.“ Ich blinzelte und sah durch das Fenster zu Jamie. Als er über Alec wütete fuchtelte er mit der rechten Hand hin und her und machte immer so eine merkwürdige Handbewegung, die mir allerdings sehr bekannt vorkam. Aber wo hatte ich sie schon mal gesehen? „Dieser Kerl, wirklich. Ich hab ihm gesagt: Alec, wenn du es dir mit Dejna verspielst, dann wirst du des Lebens nicht mehr glücklich.“ Und da machte er es schon wieder. Er drehte die Hand so schwungvoll zur Seite und da tauchte ein Bild von Niko vor meinem Inneren Auge auf. Er machte genau die gleiche Geste, wenn ihm ein Outfit nicht gefiel, was ich an hatte.

„Jamie?“, fragte ich über sein gebrabbel. Sofort hörte er auf zu reden und sah mich durch den Rückspiegel an.

„Was ist denn, Süße?“ Süße? Oh ja, definitiv ist er Schwul.

„Bist du schwul?“ Seine Augen weiteten sich, aber dann lachte er.

„Ja, sieht man mir das so an? Dabei bemüh ich mich immer nicht so rüber zu kommen, damit Alec nicht noch mehr im Rampenlicht steht“, lachte er und zwinkerte mir zu. Ich lachte nur und schüttelte den Kopf.

„Erst habe ich es nicht gemerkt, weil du wirklich nicht typisch Schwul bist, so wie Niko, aber wenn du dich aufregst merkt man es doch“, lächelte ich. Jamie konzentrierte sich wieder auf die Straße, lächelte aber dabei. Schon süß … vielleicht konnte ich Niko und Jamie zusammen bringen. Uhh, das wäre süß.

Wir fuhren zum Flughafen und dort zeigte Jamie einen Ausweis und wir konnten weiter bis zum Flugzeug fahren. Jamie hielt vor einem Privat Jet, der gerade die Tür öffneten. Im nächsten Moment tauchte auch schon Alec auf, in einen schwarzen Anzug gehüllt mit rotem Hemd. Er sah einfach zum anbeißen gut aus. Er kam die Treppe recht schnell runter und hielt sich sein Handy ans Ohr. Ein Wunder das er nicht die Treppe runter segelte, so schnell war er. Jamie war schon ausgestiegen und machte Alec die Türe auf.

„Ja, ich melde mich morgen, wenn ich wieder in London bin“, beendete Alec sein Gespräch und steckte sein Handy in seine Jackentasche. „Danke, Jamie.“ Dieser nickte nur und machte die Tür hinter Alec wieder zu. „Tut mir leid, dass es so umständlich gelaufen ist.“

„Kein Problem, die Arbeit geht natürlich vor“, lächelte ich und sah ihm ins Gesicht. Er war echt ein wunderschöner Mann. Und jetzt lächelte er mich auch noch an.

„Hallo erst einmal.“ Er erfasste meine Hand und drückte mir einen Kuss auf meinen Handrücken. Ich war mal wieder total perplex und starrte immer noch meine Hand an, die er schon losgelassen hatte. Das Gefühl seiner Lippen auf meiner Haut war immer noch da. Es war zwar nur ein kurzer Kuss gewesen, aber seine Lippen hatten sich so weich angefühlt und so warm.

„Hallo“, brachte ich dann endlich heraus und blinzelte leicht.

„War das zu viel für den Anfang?“, lachte er und lehnte sich in die Sitze zurück.

„Etwas vielleicht“, murmelte ich leise und tat es ihm nach. Ich war ein bisschen steif. Wie konnte ich auch locker sein, neben so einem Mann?

„Du siehst übrigens wunderschön aus.“ Das versetzte mir den nächsten Schlag. Er fand mich hübsch? Ich wurde leicht rot und bedankte mich leise.

Alec griff neben sich und zauberte eine Flasche Sekt hervor. Hatte die eben auch da gestanden? Oh man, ich war so aufgeregt gewesen, dass ich mir noch nicht mal alles angesehen hatte.

„Möchtest du ein Glas?“, fragte er und holte auch zwei Gläser heraus. Ich nahm dankend an und er schüttelte uns ein. „Dann prost.“ Er gab mir mein Glas und wir stießen an. Der Sekt rann mir die Kehle herunter und prickelte wunderbar. Hmm, lecker. Ich nahm sofort noch einen Schluck, damit ich lockerer wurde. „Ich hoffe, ich schüchter dich nicht ein.“ Und da verschluckte ich mich. Ich hustete und klopfte mir auf die Brust. Alec saß sofort etwas näher bei mir, nahm mir das Glas aus der Hand und schlug mir leicht auf den Rücken. „Alles okay?“

„Jaja“, röchelte ich und hielt mir die Hand vor den Mund. Oh Gott, wie peinlich. Also hatte er doch gemerkt, dass ich verkrampft war. Verdammt!

„Ich wusste ja nicht, dass dich meine Anwesenheit so aufregt“, lächelte er und aus Reflex boxte ich ihn gegen den Arm.

„Das stimmt gar nicht.“ Alec lachte wieder und rückte etwas von mir ab. „Ich bin ganz relaxt.“ Auf keinen Fall war ich relaxt.

Alec hob seine Hände und lächelte. Ich nahm mir mein Glas und trank es aus. Er ist nur ein gutaussehender Mann, mehr ist er nicht. Das muss mir nichts aus machen. Bei einem Mann zählt nicht nur das Aussehen, D. Er muss auch etwas im Kopf haben und er muss lustig sein. Genau, mal sehen ob er auch damit Punkten kann.
 

Alec hatte ein wunderschönes Restaurant ausgesucht, wo er natürlich Stammgast war, wenn er mal in Madrid war. Warum war das so klar?

Ein Kellner hatte uns in einen separaten Raum geführt, den Alec natürlich für uns reserviert hatte. Na ja, er persönlich bestimmt nicht, das hatte bestimmt Jamie für ihn gemacht, aber okay. Mal sehen, was das bringt.

Einen Pluspunkt hatte er allerdings sammeln können, er hatte mir den Stuhl zurecht gerückt und sich dann erst mir gegenüber hingesetzt.

„Was möchtest du denn trinken?“, fragte mich Alec. Ich sah noch in meine Karte und konnte mich nicht entscheiden.

„Du bist doch der Stammgast hier, was kannst du denn empfehlen?“, fragte ich lächelnd.

„Der Rotwein ist ganz gut.“

„Dann nehmen wir den doch.“ Er nickte und sah wieder in seine Karte. Ich beobachtete ihn noch eine Weile. Er saß gerade auf seinem Stuhl und sah sehr interessiert in seine Karte, dabei strich er sich mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand über die Lippen. Ich konnte mir gut vorstellen, wie seine Finger über meine Haut strichen. Genauso zärtlich, wie er jetzt seine Lippen liebkoste.

Bitte was? Was denke ich da bitte? Schluss jetzt.

Ich widmete mich wieder meiner Speisekarte.

Gleichzeitig sagten wir: „Ich nehme einen Salat und Paella, und du?“

Wir sahen uns in die Augen. Erst war es still, aber dann konnte ich nicht mehr und lachte los. Wie verrückt. Alec schüttelten auch den Kopf und lächelte.

„Das nenn ich mal verrückt“, lächelte er und ich nickte.

„Schon komisch.“

„Also Salat und Paella?“ Wieder nickte ich und Alec winkte den Kellner zu uns, der eh schon auf dem Weg zu uns war. Alec bestellte unser Essen und den Wein.

„Und dann hätten wir noch gerne eine Flasche Vega Sicilia Unico“, bestellte Alec. Der Kellner nickte.

„Den 1987 Jahrgang?“

„Bitte.“ Schnell schrieb sich der Kellner es auf und verschwand hastig.

Zu dem Salat würden wir kein Dressing bekommen, das war so üblich in Spanien. Dafür standen Öl, Essig, Salz und Pfeffer auf dem Tisch.

„Vega Sicilia Unico?“, fragte ich, so gut konnte ich kein Spanisch. Das Sprechen überließ ich immer Bastian.

„Der Einzigartige, einer der Klassiker unter den spanischen Weinen. Er wird dir schmecken.“ Da bin ich aber mal gespannt.

Jetzt brach Schweigen ein. Es war so ruhig zwischen uns, nur die leise Musik die im Hintergrund spielte, war zu hören.

„Also, wie war der Flug?“, fing Alec an. Es war total lustig, dass wir so unbeholfen hier saßen, dabei war ich mir total sicher, dass Alec eigentlich nicht so schüchtern sein konnte.

„Entspannend, ich hab geschlafen“, lachte ich. „Allerdings scheint mir, dass dein Flug nicht so gut lief.“

„Weil ich so neben der Spur bin? Das tut mir so leid, das hast du wirklich nicht verdient. Jamie hat mir schon die Hölle heiß gemacht, von wegen, dass ich dir das nicht an tun kann und das du was besseres verdient hast … und das stimmt ja auch.“ Ich schluckte und mein Unterkiefer klappte herunter. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Alec sah von seinem Teller auf und lachte. „Pass auf, gleich fliegt noch eine Fliege rein.“ Jetzt wurde ich rot und machte den Mund wieder zu.

„Tut mir leid“, murmelte ich leise, aber er winkte nur ab. Dann machte er den Mund auf und wollte etwas sagen, allerdings kam in dem Moment der Kellner mit dem Rotwein wieder. Ich seufzte und sah ihm zu, wie er erst mir und dann Alec Wein einschenkte. Der Kellner war sehr jung, bestimmt erst achtzehn oder zwanzig. Und ich wette er arbeitete noch nicht lange hier, da er sehr zittrig war, als er Alec den Wein einschenkte. Über seine Stirn lief Schweiß und ich sah die Weinflasche schon aus seinen Händen gleiten. Ich meine, Alec war überall auf der Welt berühmt und so wie es aussah, kannte der junge Mann ihn und war dadurch auch noch mal nervös.

Und nicht zu vergessen, dass er die Leadsängerin von Hits hier sitzen hatte.

Quatsch, ich mache ihn ganz bestimmt nicht so nervös.

Klar, ihr zwei im Doppelpack, das macht einen noch nervöser als sonst auch.

Quark mit Soße.

Und da passierte es. Dem Kellner rutschte die Flasche aus der Hand, allerdings fiel sie nicht auf den Boden, sondern nur auf den Tisch und floss dann geradewegs auf Alecs Anzug.

„Oh Gott, das tut mir so leid“, redete der junge Mann sofort drauf los. Er entschuldigte sich die ganze zeit und meinte, was für ein Tollpatsch er sei. Und jetzt werde ich dann auch wohl die richtige Natur von Alec Jacobs kennenlernen. Ich sah schon, wie er aufsprang und sich lautstark beschwerte, wie man nur so unkompetent sein konnte. So wie es alle reichen, verwöhnten Typen machten. Aber ich wurde positiv überrascht.

Alec nahm sich sofort die Flasche und stellte sie hin, dann nahm er sich eine Serviette und legte sie auf den Wein, der noch auf dem Tisch war und immer weiter auf seine Anzughose floss. Ich beobachtete, wie er sich eine weitere Serviette nahm und versuchte den Wein von seiner Hose zu wischen. Dabei blitze einer seiner Manschettenknöpfe auf. War das wirklich? … Waren das wirklich zwei Drachen? Das konnte nicht sein. Ich sah noch mal genauer hin, aber ich hatte recht. Auf seinen Manschettenknöpfen waren zwei Drachen abgebildet, die sich ansahen. Unglaublich und total … unwirklich. Drachen? Vielleicht mochte er Drachen ja. Kann ja sein, ich meine, jeder kann mögen was er will.

Aber Drachen?

„Hey, jetzt atmen Sie erst einmal ein und aus“, redete er auf den jungen und panisch gewordenen Mann ein. Der Kellner hatte Schnappatmungen bekommen und seine Augen mussten ihm auch gleich aus den Augenhöhlen fallen. „Alles okay. Nicht so schlimm.“ Alec sah dem Mann in die Augen und lächelte.

„Aber Ihre Hose ...“

„Kann man waschen oder neu kaufen, kein Problem. Könnten Sie mir denn noch einen Lappen holen gehen? Dann können wir das Missgeschick schnell wegwischen.“ Der junge Kellner nickte benommen und eilte sofort los. Okay, damit hatte ich nicht gerechnet. Bestimmt kam jetzt sein Ausbruch, aber auch auf den wartete ich vergeblich.

„Wow“, entfuhr es mir. Alec hatte den Wein noch etwas aufgewischt und hatte deswegen nicht auf mich geachtet, aber jetzt sah er auf und hielt in seiner Bewegung inne.

„Was ist wow?“

„Was?“ Hatte ich das wirklich laut gesagt? Verdammt, jetzt musste ich ihm gestehen, dass ich gedacht hätte, dass er genauso wäre wie alle Multimillionäre.

„Du hast gerade wow gesagt.“

„Achso, ähm … ja … habe ich, weil … ähm … weil ich gedacht hatte, das du ihn jetzt anschnauzen würdest“, murmelte ich leise. Bitte, lass ihn das nicht gehört haben.

„Ach, wie alle anderen, die meinen sie wären etwas besseres?“ Und schon wieder stand mir der Mund offen. Was war das für ein Mann? Der konnte doch gar nicht echt sein. Er war bestimmt auch nur ein Hirngespinst von mir, so musste es sein.

„Es ist schön jemanden zu treffen, der nicht so tickt“, hörte ich mich sagen. „Die gibt es selten.“

„Ja, sehe ich genauso.“ Der Kellner kam wieder und stolperte auf den Tisch zu. Alec war innerhalb ein paar Sekunden bei dem jungen Mann und hatte ihn gestützt, damit er nicht auf den Tisch fiel und noch mehr kaputt machte. „Alles okay? Machen Sie doch langsam, wir haben alle Zeit, okay?“ Der junge Mann nickte. „Okay, wie heißen Sie denn, wenn ich fragen darf?“ Er fing doch jetzt nicht wirklich einen kleinen Plausch mit dem Kellner an, oder doch?

„Jim, Mr. Jacobs. Jim ist mein Name.“

„Okay, Jim. Jetzt atme mal ein und aus und mach dich was locker.“ Alec lächelte Jim an und nahm ihm den Lappen aus der Hand, um den Wein aufzuwischen. Jim stand daneben und starrte nur vor sich her. „Jim, ein und aus atmen.“ Dieser zuckte zusammen und machte dann aber was Alec ihm gesagt hatte. Er atmete tief ein und dann wieder aus, das wiederholte er vier Mal. „Gut so. Alles wieder okay?“ Alec hatte den Wein aufgewischt und faltete nun den Lappen zusammen. Jim nickte. „Gut, dann würde ich gerne noch eine Flasche Wein bestellen und schreib die andere auch noch auf die Rechnung, okay?“

„Aber Mr. Jacobs, das war meine Schuld und ich ...“

„Egal, es ist nie passiert, okay?“ Wieder ein Nicken von Jim und schon war er weg. Alec setzte sich wieder hin und nahm einen Schluck von dem Wein, der in seinem Glas gelandet war. „Der ist wirklich super, der Wein.“ Jetzt konnte ich nicht mehr, ich musste anfangen zu lachen. Das war doch nicht wahr. Er machte einfach weiter, als wenn nichts gewesen wäre. Ich musste mir die Hand vor den Mund halten, damit ich nicht so laut lachte. „Was ist denn jetzt so witzig?“, fragte Alec und sah sich um. Ich schüttelte den Kopf und lächelte ihn jetzt an.

„Du bist unglaublich.“

„Danke, das weiß ich.“ Ich streckte ihm die Zunge raus.

„Und du bist sehr selbstverliebt.“

„Nur ein wenig.“ Wir lächelten und dann kam Jim auch wieder. Diesmal viel relaxter. Ganz in Ruhe machte er die Weinflasche auf und machte Alecs Glas voll. „Danke schön“, bedankte Alec sich lächelnd und Jim ließ uns wieder alleine. „Also, wo waren wir stehen geblieben?“ Ich probierte den Wein. In meinem Mund explodierte es und ich musste leicht stöhnen. Wow, der Wein war fantastisch.

„Wow, der Wein ist köstlich“, murmelte ich und nahm noch einen Schluck. Alec lächelte, erhob sein Glas. Ich tat es ihm gleich und nahm noch mal einen Schluck. Köstlich. „Ach, wir waren bei miserablen Flügen.“ Er lachte.

„Stimmt, Jamie hatte mir die Hölle heiß gemacht.“

„Ach ja, genau das hat mir am besten gefallen.“

„Das freut mich aber, dass ich dich erheitere.“

„Ja, vor allem, weil man sich das bei einem Mann wie dir gar nicht vorstellen kann.“

„So Männer wie mir?“

„Du weißt genau, was ich meine.“ Er lächelte und nahm noch einen Schluck von seinem Wein.

„Jaja, diese Vorurteile. Dann müsstest du ja auch eine Diva sein.“

„Ich? Auf keinen Fall, aber meine Kleider müssen immer perfekt sitzen und zu meinen Augen passen“, meinte ich und drehte den Kopf eingebildet zur Seite. Mit dieser Geste bekam ich Alec zum lachen. Ich lächelte auch und sah ihn an.

„Ich glaube, wir entsprechen nicht so dem Hören und Sagen.“

„Nein, das wäre ja langweilig.“

„Du sagst es, dann hätte ich dich ja auch nicht zum lachen bringen können.“

„Ja klar, du wolltest mich nur zum lachen bringen, dein Tagesziel erfüllt?“

„Noch nicht ganz, ein Kuss ist glaube ich noch drin.“

„Gut, dann weiß ich ja jetzt, was du nicht bekommst“, lachte ich und strich mir eine Strähne meines Haares aus dem Gesicht.

„Okay, dann muss ich mich wohl mit einem Lächeln zufrieden geben.“

„Du bist echt ein kleiner Schleimer.“

„Oh, das wusstest du noch nicht? Dabei hab ich doch der Presse gesagt, dass sie das unbedingt mit in meinen Steckbrief schreiben sollen.“ Okay, ich musste zugeben, lustig war er ja schon … ein wenig zumindest. „Okay, genug geflirtet, für mehr bist du noch nicht bereit“, lächelte er.

„Bin ich auch für, du haust mich ja richtig um“, lächelte auch ich und trank noch einen Schluck.

„Kann ich dir eine Frage stellen?“

„Ich glaube, deswegen sitzen wir doch hier, oder? Um uns kennen zu lernen.“

„Das wäre schön, ja.“

„Dann frag los.“

„Wie bist du eigentlich aufs singen gekommen?“ Okay, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Ich meine, meine Geschichte, wie ich zur Musik gekommen bin stand in den Zeitungen. „Ich weiß, wie McKnight dich gefunden hat, aber ich würde gerne wissen, was dich so dazu getrieben hat in einem Park laut vor dich hin zu singen.“

„Wenn ich ehrlich bin, weiß ich es auch nicht so genau. Als ich im Heim war, war die Musik das einzige was ich hatte. Als kleines Kind haben mir die Pfleger immer eine Spieluhr ans Bett gestellt und ich habe mich an die Melodie geklammert und als ich älter war kam es einfach. Ich denke, dass man mit Musik mehr ausdrücken kann, was man fühlt, als mit Worten, obwohl das totaler Schwachsinn ist, weil ein Liedtext sind ja auch nur Worte.“ Ich hatte beim Sprechen auf meine Hände gesehen, aber jetzt musste ich aufsehen und in seine Augen blicken, um zu sehen, wie er reagierte. Alec sah mich einfach nur an, studierte mit seinen blauen Augen meine Gesichtszüge. Sein Blick wanderte wieder zu mir und wir sahen uns in die Augen. Es war ein komisches Gefühl, aber irgendwie auch wieder nicht. Es war fast so, als könnte er in meine Seele schauen.

Und plötzlich war dieser intime Moment vorbei, als Jim mit unserem Salat herein platze. Wir sahen sofort zu ihm, um sicher zu sein, dass er nicht alles fallen lassen würde, aber Jim war nicht mehr der unsichere Mann von eben. Er stellte die Teller vor uns ab und ging wieder.

„Dann guten Hunger“, meinte Alec und wir nahmen das Besteck in die Hand. Ich wünschte ihm auch einen guten Hunger und machte mir ein Dressing aus Öl, Essig, Salz und Pfeffer.

„Und was ist mit dir? Wolltest du schon immer so ein großer Geschäftsmann sein?“, fragte ich nach einer Weile und steckte mir ein Salatblatt in den Mund. Alec schluckte und schüttelte den Kopf.

„Ich bin da hineingeboren und nach einiger Zeit gewöhnst du dich eben daran.“

„Was wolltest du denn werden?“

„Wenn ich ehrlich bin, habe ich darüber noch nie nachgedacht. Es stand immer schon fest, dass ich das Unternehmen weiter leiten soll.“

„Also hast du dir nie etwas anderes vorgestellt?“

„Nein, nie.“ Er lachte auf. „Ich bin mit dem Unternehmen gewachsen. Nach einiger Zeit hat es mir Spaß gemacht alles zu entscheiden und zu leiten und dann habe ich das Unternehmen noch ein bisschen ausgeweitet und das ist okay. Etwas anderes möchte ich nicht machen.“

„Das geht ja nicht jedem so, der in ein Familienbetrieb gesteckt wird.“

„Ich denke, das Geld macht es für mich attraktiv“, lachte er und ich musste auch lachen, weil ich genau wusste, dass er nur Spaß machte.

„Hast du noch Geschwister?“ So langsam machte er mich neugierig. In den Zeitungen stand nie etwas über seine Familie, nur über ihn und seine Begleitungen. „Außer es ist ein heikles Thema für dich.“

„Nein, nicht wirklich. Und ich bin dir Antworten schuldig, ich meine deine große Geschichte ist ja Weltweit bekannt.“

„Tja, ich wollte als Waise groß raus kommen“, lächelte ich.

„Ich finde es bewundernswert, wie du damit umgehst.“

„Ich mache das beste draus. Mein Leben im Heim war nicht schlecht und als ich dann zu den Collins gekommen bin, ging es nur noch besser weiter, warum sollte ich nicht glücklich damit sein?“

„Nein, das ist es nicht. Aber du weißt nichts, von deinen Eltern und doch gehst du so locker damit um.“

„Ich hab mich damit abgefunden.“

„Bemerkenswert und nein, ich habe keine Geschwister. Ein verwöhntes Einzelkind.“

„Dito“, lachte ich und auch Alec lächelte. Ich aß lächelnd meinen Salat weiter. „Also ist dein Vater gestorben oder hat er sich zurück gezogen und du leitest das Unternehmen jetzt alleine?“ Alec hielt kurz in seiner Bewegung inne und starrte auf seinen Salat herunter. „Alec?“, fragte ich vorsichtig, als er sich immer noch nicht bewegt hatte.

„Tut mir leid, ich war gerade … ähm … mein Vater ist gestorben, ja“, sagte er schnell und schob sie die Gabel mit dem letzten Salatblatt in den Mund. Schon komisch, seine Reaktion.

„Ist etwas passiert?“

„Was? Nein, es war einfach ein Unfall. Es wirft mich immer kurz zurück.“ Ich nickte und aß auch den letzten Bissen meines Salates. Dann würde ich auch nicht weiter nachfragen, ich wollte ja keine schlechte Stimmung aufkommen lassen.

„Und deine Mutter?“, schlug ich ein anderes Thema an.

„Der geht es gut“, lachte er jetzt. „Manchmal zu gut, glaube ich.“

„Typisch Mütter eben.“ Er nickte zustimmend. 

Kapitel 6

Kapitel 6:
 

Den ganzen Abend hatten wir noch geredet und die leckere Paella genossen. Alec und ich hatten zwei Weinflaschen geköpft und auch getrunken. Es war ein entspannter, lustiger Abend. Wir hatten uns Geschichten erzählt und uns kennengelernt. So stellte ich mir ein schönes Abendessen vor. Nicht nur, dass Alec auch noch total gut aussah, nein, mit ihm konnte man sich auch wirklich ernst unterhalten.

Jamie hatte uns dann irgendwann abgeholt und zum Hotel gebracht, allerdings waren die zwei nicht in unserem Hotel einquartiert, was sehr schade war.

Jamie parkte vor dem Hotel und Alec und ich stiegen aus. Alec bestand darauf mich noch bis hoch zu bringen.

„Deinen Kuss bekommst du trotzdem nicht“, lachte ich, als wir aus dem Aufzug stiegen und ich ihn zu meinem Zimmer führte. Schnell suchte ich meiner Tasche nach der Schlüsselkarte und blieb vor meiner Zimmertür stehen. Als ich sie dann gefunden hatte, drehte ich mich mit dem Rücken zur Tür und sah Alec an. Er stand genau vor mir und wirkte noch größer, als er ja eh schon war. Zwei Meter, voller Muskeln und dazu roch er auch noch gut. Sein Parfüm hatte so einen eigen Duft, den ich kaum beschreiben konnte. Es hatte etwas würziges an sich, aber auch etwas anderes. Er roch einfach nach Mann. Ich weiß, ich weiß, sehr wage und kaum nachvollziehbar, aber so war es einfach. Er roch einfach nach … Alec. Was war das nur für ein Parfüm? Sollte ich ihn fragen, aber da schoss es auch schon aus mir heraus.

„Was ist das für ein Parfüm?“, fragte ich und sah ihm dabei in die Augen; sah in dieses Meer aus blau.

„Parfüm?“ Oh Gott, Boden tu dich auf und versteck mich. Wie peinlich ist das denn?

„Egal, ich wollte eigentlich sagen, dass du gut riechst.“ Super, mach es noch schlimmer als es ist. Alec lachte und schüttelte den Kopf.

„Alles okay bei dir? Oder war der Wein zu viel?“

„Ich denke, das wird es sein.“

„Okay, zur Kenntnis genommen, dass du keinen Wein verträgst.“

„Das ist gar nicht wahr!“ Er lachte wieder und auch ich musste lächeln. „Danke für das Essen und den schönen Abend.“

„Danke auch dir, es tat gut mal vom dem Arbeitsstress weg zu kommen.“

„Dann viel Glück morgen, bei deinem Meeting.“

„Jamie, die alte Labertasche.“

„Ja, er hat so einige süße Sachen zu dir gesagt, als wir dich abgeholt haben.“

„Süße Sachen?“, fragte er und hob eine seiner schwarzen Augenbrauen. Ich kicherte. „Sag nicht, er hat mich wieder zum Himmel geschickt.“

„So in etwa.“ Alec verdrehte die Augen und wandte sich leicht ab.

„Ich wünsche dir eine gute Nacht, Dejna.“ Meinen Namen sprach er sanft aus und verpasste mir eine leichte Gänsehaut im Nacken. Dann nahm er meine Hand und drückte mir einen Kuss auf den Handrücken. Ich hielt kurz die Luft an. Was wenn er mich jetzt auch noch küsste … wollte ich das überhaupt?

Oh ja, das willst du.

Nein, das will ich nicht, ich kenne ihn ja noch nicht mal richtig.

Für einen Kuss muss man sich auch nicht lange kennen, ihr steigt ja nicht sofort in die Kiste.

Hallo, das erst recht nicht!

Also, lass dich küssen!

Ich weiß ja nicht. Ich kann doch nicht einfach sagen küss mich oder ihn geschweige denn zu mir ziehen und ihn küssen, obwohl ich gesagt hatte, dass er keinen Kuss bekommt.

Alec richtete sich wieder auf und wieder begegneten sich unsere Blicke. Oh Gott, bitte küss mich, bitte, bitte, bitte.

Er kam noch einen Schritt auf mich zu und ich sank gegen die Tür. Oh Gott, bitte.

„Ich würde dich gerne küssen“, flüsterte Alec mit seiner rauen Stimme und verursachte eine noch heftigere Gänsehaut in meinem Nacken.

Sag ja oder nicke, egal was, nur tu etwas!

Aber ich brachte nichts raus je näher Alec mit seinem Kopf kam. Sein Parfüm oder was auch immer es war, hing mir in der Nase und benebelte mir die Sinne. Ich schloss nur noch die Augen und wartete auf seine Lippen. Das war wohl das Zeichen, was Alec gebraucht hatte, denn plötzlich spürte ich seine Lippen auf meinen. Mein Körper reagierte instinktiv und drückte sich von der Tür ab, nur um sich gegen Alec zu drücken. Meine Hände machten sich selbstständig, ließen die Schlüsselkarte einfach zu Boden fallen und vergruben sich in Alecs schwarzem Haar. Auch seine Hände machten sich auf den Weg und legten sich auf meine Hüften und seine rechte Hand strich bis zu meinem Steißbein. Dort blieb sie auch liegen und drückte mich noch ein wenig mehr an sich. Nur ein kleiner Stups mit seiner Zunge gegen meine Lippen und ich öffnete sie bereitwillig. Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher und ich drückte mich immer mehr an seinen starken Körper. Verdammt, warum hatte ich nur die Schlüsselkarte fallen lassen? Ich bin so doof. Aber dann löste sich Alec von mir. Ich keuchte und hielt mich immer noch in seinen Haaren fest. Er schluckte und leckte sich schnell über die Lippen.

„Ich sollte jetzt gehen“, murmelte er. Was, warum? Ich schluckte, nickte und ließ ihn los. Wir sahen uns noch mal in die Augen, aber dann drehte Alec sich um und ging. Ich sackte gegen meine Zimmertür und seufzte.

„Verdammt“, hauchte ich und strich leicht mit meinen Fingerspitzen über die Lippen.

Ich stand bestimmt noch fünf Minuten so im Flur, bis mir bewusst wurde, dass ich noch an Ort und Stelle stand und auf den Fleck starrte, wo Alec eben noch gestanden hatte. Schnell hob ich die Schlüsselkarte auf und schloss die Tür auf. In dem Zimmer war es dunkel und ich schaltete erst mal das Licht ein. Sofort wurde es hell und ich kickte meine Schuhe neben dem Kleiderschrank aus.

Er hatte mich wirklich geküsst.

Und ist dann weggelaufen, auch gut.

Er ist nicht weggelaufen, er wollte nur nett sein.

Nett? Er hat dich stehen lassen. Abblitzen lassen. Vielleicht kannst du nicht gut küssen. Vielleicht legt er da viel Wert drauf.

Ach, halt die Klappe, ich kann küssen. Er ist nur gegangen, weil …

Weil du nicht sein Typ bist.

Nein, weil er ein Gentalman ist und nicht sofort mit einer Frau ins Bett steigt.

Haha, klar ist er so, nur du bist doch nicht das, was er sich vorgestellt hat und er wollte nur nett sein und dir ein bisschen die Hoffnung geben, dass du doch nicht so schlecht bist.

Ach, halt doch die Klappe.

Ich zog mich um und ließ mich aufs Bett fallen. Mal sehen, ob ich noch was von ihm höre.
 

Am nächsten Morgen kam ich gutgelaunt in den Speisesaal. Ich hatte super geschlafen, keine Albträume. Ich war entspannt und wollte nur noch in die Halle und singen.

„Ah, also ist Alec Jacobs ein Date wert“, lachte Becca. Ich streckte ihr die Zunge raus und setzte mich neben Basti.

„Und, wie war euer Date? Wie sah er aus? Sah er gut aus? Habt ihr euch geküsst?“, fragte Niko sofort los. „Wie fand er das Kleid? Hat er gesagt, dass du schön aussiehst? Wie war es verdammt noch mal?“ Ich ließ ihn einfach weiter reden und reden und reden. In der Zeit hatte ich mir ein Brötchen geschmiert und hatte auch schon angefangen zu essen. „Wenn er nichts zu dem Kleid gesagt hat, dann hat er aber ein Problem namens Niko. Du sahst rattenscharf in dem Kleid aus, also musste er dich auch küssen, wenn er dich auch nicht geküsst hat, dann hat er mich zwei mal am Hals“, wütete Niko. Er keuchte und wollte wieder ansetzten, aber ich nahm mir schnell ein Stück Gurke und steckte es ihm in den Mund.

„Bist du jetzt fertig?“, fragte ich und biss von meinem Brötchen ab. Niko funkelte mich an und fing auch an, die Gurke zu kauen.

„Aber du musst uns erzählen wie es war“, verlangte Jade. Ich seufzte und nahm einen Schluck von meinem Kaffee.

„Also gut. Es war schön und lustig, wir haben viel gelacht“, fing ich an. „Und ja, er hat gesagt, dass ich hübsch aussehe“, sagte ich schnell, als Niko wieder den Mund aufmachen wollte. „Wir haben lange geredet und auch viel gelacht und hatten ein leckeres Essen … was ich auch aufgegessen habe“, fügte ich mit einem Seitenblick zu Bastian hinzu. Er nickte und lehnte sich auch wieder zurück.

„Und habt ihr euch geküsst?“, fragten Becca und Jade wie aus einem Mund.

„Oder habt ihr es auf dem Rücksitz seiner Limo getrieben?“, grinste Phillip und spielte mit seinen Augenbrauen.

„Nein, wir haben es nicht auf der Rückbank von seiner Limo getrieben“, knurrte ich.

„Hat er dich denn jetzt geküsst?“, riefen die Mädels. Ich wurde rot und Niko schrie auf.

„Jaaaa, er hat sie geküsst“, rief er freudestrahlend aus. Neben mir verschluckte Basti sich an seinem Kaffee und spuckte ihn zurück in die Tasse.

„Lief da noch mehr?“, fragte er sofort. Ich verdrehte die Augen.

„Für was hältst du mich? Natürlich ist da nichts gelaufen“, regte ich mich auf. Bastian entspannte sich wieder und trank seinen Kaffee aus. Also wirklich. Ich steige doch nicht mit dem erst besten Mann in die Kiste, was denkt der denn von mir?

Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg in die Halle, um zu proben. Dort blühte ich voll auf, nahm mir eine Gitarre und spielte erst mal mit den Jungs. Wir spielten einfach drauf los. Es ergab einen total kranken Beat, aber er gefiel mir.

„Jungs, stopp stopp. Noch mal von vorne. Wir müssen das aufschreiben, das ist gut“, rief ich dazwischen und sofort wurde kurz aufgehört, damit ich mir meine Notenblätter holen konnte und mitschreiben konnte. Perfekt. Ich wusste auch schon, was das für ein Song werden sollte. Die Musik war sehr schnell und rockig und ich hatte mal wieder Lust auf einen Partysong.

Als wir die Noten aufgeschrieben hatten klatschte ich bei den Jungs ein und wir spielten die Melodie noch mal.

„Das hört sich aber schon mal super an“, ertönte hinter uns eine Stimme. Wir hörten auf zu spielen und Jamie kam näher zu uns. Ich lächelte ihn an und auch er lächelte mich an. „Hallo, Dejna.“

„Hallo, Jamie“, begrüßte ich ihn. Sollte ich nach Alec fragen? Wäre das aufdringlich? Vielleicht wollte er ja wirklich nichts mehr von mir hören. Dann sollte ich vielleicht nicht nach ihm fragen.

„Ist Mr. McKnight hinten?“ Ich wollte ihm antworten, doch das machten schon die Jungs für mich. Davin schlug auf sein Schlagzeug, Phillip spielte auf seiner Gitarre und Flo haute in die Tasten, dann sangen sie gleichzeitig ein Ja. Ich schüttelte nur den Kopf und Jamie verschwand nach hinten.

„Das war wohl nichts“, sang Davin weiter.

„Die arme D wurde versetzt“, sang Phillip.

„Dabei schwärmt sie ihrem Prinzen so hinterher“, endete Flo. Ich funkelte die drei an.

„Lasst uns weiter machen“, grummelte ich und drehte mich wieder um. Die Jungs lachten, machten aber dann weiter.

Nach einer Weile kamen Basti und Jamie wieder auf die Bühne. Sie redeten noch, aber trotzdem ließ ich die zwei nicht aus den Augen. Vielleicht hatte Jamie doch eine Nachricht für mich von Alec.

Gott, bist du paranoid. Du warst gerade ein mal mit dem Typen aus und schon schmachtest du ihm nach, wie so eine Verliebte.

Das stimmt nicht.

Doch.

Nein.

Doch.

Nein.

Jamie verabschiedete sich und wir machten weiter. Ich versuchte die ganze Zeit nicht mehr an Alec zu denken, denn eigentlich war es wirklich bescheuert, ich war jetzt ein mal mit ihm essen gewesen und klar hatte er viel zu tun. Also nicht verrückt machen.

Wir probten noch den ganzen Tag und stellten alles wichtige ein. Mikros, Licht, Verstärker, damit heute Abend alles perfekt war. Abends wurden wir dann in die Maske zu Niko und Becca gebracht, die uns für die Show fertig machten. Danach gingen wir noch mal alles mit Jade durch, wie immer halt, und dann konnte es auch schon los gehen.
 

Nach der Show freute ich mich total auf eine Dusche. Wir hatten viel geschwitzt und mein Körper sehnte sich nach einer schönen warmen Dusche.

„D, kommst du noch mit was essen?“, fragte mich Davin.

„Nein, könnt ihr mich nicht am Hotel raus lassen? Ich würde gerne duschen gehen und dann schlafen.“ Basti sah mich an. „Ich habe keinen Hunger, Basti, das ist nichts schlimmes.“ Er seufzte mal wieder und wir stiegen in den Kleinbus ein. Basti fuhr mich zum Hotel zurück. Ich lief schnell ins Hotel, weil die Paparazzi schon auf uns warteten.

„Miss Collins, wir haben Sie gestern mit Alec Jacobs gesehen. Sind Sie das neue Liebespaar?“

Ich hielt mir die Ohren zu und lief schnell ins Hotel. Verdammt, die sollen mich in Ruhe lassen. Auch in der Pause hatten alle nur wissen wollen, ob Alec und ich ein Paar waren. Basti wäre beinahe ausgeflippt. Ich lief an einem kleinen Tisch mit zwei Sesseln vorbei, als meine Augen auf die Zeitung trafen, die auf dem kleinen Tisch lag. Was zur … Schnell nahm ich mir die Zeitung. Auf der Titelseite prankte ein Bild von Alec und mir, wie wir in das Restaurant gingen und als Überschrift stand „Das neue Liebespaar. Alec Jacobs und Leadsängerin Dejna Collins. Hat sie den ewigen Junggesellen endlich geknackt?“ drüber.

Was um alles in der Welt? Was denken die sich eigentlich? Sofort knallte ich die Zeitung zurück auf den Tisch und raste zum Aufzug. Das ist doch nicht zufassen. Jetzt sind wir zwei Mal zusammen gesehen worden und schon macht man so einen großen Wirbel darum. Wenn wir uns öffentlich geküsst hätten, okay, aber das haben wir nicht. Man, manchmal übertreibt die Presse auch.

Ich kam wütend an meinem Zimmer an, knallte die Tür hinter mir zu und zog mich schnell aus. Ich hatte wirklich keine Lust mir noch mehr Gedanken über Alec und mir zu machen. Da war ja noch gar nichts. Wir hatten uns erst ein mal getroffen und haben uns auch nur geküsst, da war nichts bei. Und wenn er sich noch mal meldete, dann würde das auch so bleiben. Also von daher, war alles gut.

Ich wollte mich gerade ausziehen, aber dann hatte ich so ein Bedürfnis laufen zugehen. Diese Paparazzi und die Schlagzeile hatten mich so wütend gemacht, dass ich jetzt nicht still in der Dusche stehen konnte. Ich musste mich bewegen. Also zog ich mich schnell um, steckte mir meinen I-Pod ins Ohr und machte mich unten aus einem Hintereingang auf den Weg, um einfach durch Madrid zu laufen, einfach um den Kopf frei zu bekommen. Ich wollte nicht mehr an die Presse denken, die sich einfach irgendetwas ausdenken und kein bisschen auf die Leute achteten, die es betrafen. Nur Lügen und Hauptsache alle lesen es. Nein, wir scheren uns nicht, wie es den Betroffenen dabei ging.

Ich schüttelte den Kopf und lief um eine Ecke. Es gab nur einen Knall und schon stolperte ich in Richtung Straße.

„Dejna!“, rief jemand meinen Namen, aber ich bekam nichts mehr mit. Ich fiel auf die Straße und sah nur noch die Scheinwerfer, die vor mir auftauchten. Das Auto war zu schnell, um noch vor mir zu bremsen. Ich schloss die Augen und erwartete den Schmerz schon, aber anstatt dem Schmerz packte mich jemand am Arm und zog mich zurück auf den Gehweg. „Alles okay mit dir? Dejna, hörst du mich?“ Ich hörte die Männerstimme, dir mir eigentlich bekannt vorkommen sollte, aber mein Blick war immer noch auf das Auto gerichtet, was jetzt blitzschnell an uns vorbei raste. Ich wäre jetzt Matsch.

Jemand packte sanft mein Kinn und drehte meine Gesicht zu sich herum. Und da stand er, mein Retter. Alecs strahlend blauen Augen sahen mich besorgt an.

„Dejna, alles okay?“, wiederholte er und strich mir leicht über die Wange. Ich nickte.

„Danke“, krächzte ich und wurde von Alec nach unten gedrückt. Zusammen setzten wir uns auf den Boden. Aus Reflex wollte ich nach meinem I-Pod in meiner Tasche greifen, aber er war gar nicht mehr da. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich keine Musik mehr hörte, so unter Schock stand ich.

„Jamie ist auf dem Weg hier her“, meinte Alec und strich mir ein paar Einzelne Strähnen aus meinem Gesicht. Ich nickte und wurde von ihm an sich gezogen. Ein paar Minuten lehnte ich mich an ihn und beruhigte mich erst mal. Was für ein Schock. In dem einen Moment war alles okay, aber dann lag ich auf der Straße und wäre beinahe überfahren worden und dann … doch nicht. Dank Alec.

„Alles wieder okay?“, fragte er mich und küsste sanft meine Schläfe.

„Ja, hab mich beruhigt“, flüsterte ich. Vor uns hielt eine schwarze Limousine und Alec half mir auf zu stehen. Er half mir auch ins Auto, wo ich mich erst mal zurück lehnte und aufseufzte. „Was ist passiert?“, fragte ich nach einer Weile.

„Ich bin aus dem Restaurant gekommen und hab dich gesehen, wie du mit einem Typen zusammen gestoßen bist. Er hatte an der Ecke auf dich gewartet, nehme ich an, weil er schon da stand und plötzlich lief er los und schubste dich auf die Straße. Er hat sich deinen I-Pod geschnappt und ist weggelaufen.“ Ich nickte die ganze Zeit.

„Und du meinst, er hat auf mich gewartet?“

„So sah es auf jeden Fall aus.“ Alec hatte sich eine kleine Flasche Wasser genommen und ließ jetzt etwas Wasser auf ein Taschentuch träufeln, dann kam er näher zu mir und strich sanft über meine Schläfe. In dem Moment traf mich der Schmerz in den Schläfen.

„Au“, murmelte ich und fasste an die Stelle, wo Alec am tupfen war. „Was ist passiert?“

„Du bist mit dem Kopf leicht auf dem Boden aufgekommen, es ist nur eine leichte Platzwunde.“

„Au“, wiederholte ich.

„Wir bringen dich ins Krankenhaus, Süße“, hörte ich jetzt auch Jamie von vorne. Ich nickte wieder nur und sah Alec an. Es stand Sorge in seinen blauen Augen, als er mir das Blut von den Schläfen tupfte.

„Zum Glück warst du in der Nähe“, murmelte ich.

„Ja, zum Glück“, murmelte auch er.

Am Krankenhaus brachte Alec mich rein und redete auch mit der Krankenschwester, weil ich nicht so gut Spanisch konnte. Sie wehrte sich erst mich aufzunehmen, weil ich keinen Ausweis oder sonst etwas bei mir hatte, aber Alec konnte sie überzeugen, sodass ich zwanzig Minuten später auf einem Krankenbett lag und genäht wurde. Jamie hatte die Limousine geparkt und war und dann gefolgt.

„Soll ich jemanden für dich anrufen, Süße?“, fragte er.

„Ich weiß nicht, vielleicht sollte ich Basti Bescheid sagen“, meinte ich. Alec nickte Jamie zu und dieser ging telefonieren. Ich musste mein Gesicht nach rechts drehen, damit der Arzt problemlos an meine Schläfe kam und dadurch sah ich Alec an, der sich einen Stuhl genommen hatte und sich zu mir ans Bett gesetzt hatte. Er hatte wieder einen Anzug an, einen sehr schicken Anzug, wenn es mich nicht täuschte war er von Armani. Den Schnitt hatte ich schon mal gesehen … ja, bei Niko, er trug nur Armani.

Irgendwie trug Alec nur Anzüge. Ja natürlich trägt er nur Anzüge, wenn er nur auf Meetings geht, kann er ja schlecht im Schlafanzug auftauchen.

Jaja, ist ja gut.

„Danke noch mal“, sagte ich und sah Alec ins Gesicht. Er schüttelte nur den Kopf.

„Immer wieder.“ Er nahm meine Hand und drückte sie fest, seine Hand war so warm. Ich schloss die Augen und hoffte nur noch, dass der Arzt endlich fertig war. Zwar hatte er die Stelle betäubt, aber ich merkte schon, wenn er den Faden zog.

Nach gefühlten sechs Stunden war der Arzt endlich fertig und redete noch mit Alec. Dieser bedankte sich auf Spanisch und dann waren wir auch alleine … allerdings nicht für lange, weil plötzlich eine Horde Verrückter in die Notaufnahme gestürmt kamen. Basti war der Erste, der bei mir ankam. Er nahm sofort meine Hand und küsste meinen Handrücken.

„Alles okay? Jamie sagte nur, dass du im Krankenhaus liegst. Ist der Krebs wieder da? Was ist denn passiert?“, redete er drauf los.

„Mr McKnight, Dejna braucht jetzt Ruhe,ich schlage vor, wir gehen runter in die Cafeteria und da erkläre ich Ihnen was genau passiert ist“, schlug Alec vor und legte Basti eine Hand auf die Schulter. Bastian sah mich besorgt an. Ich nickte bloß und schloss die Augen. Ich war etwas erschöpft und wenn ich nur für eine Stunde Ruhe haben konnte, dann wollte ich die auch haben.

Ich wusste nicht, wie lange ich alleine gewesen war, aber geschlafen hatte ich nicht wirklich. Ich hatte einfach nur die Augen zu gemacht und etwas gedöst. Die Ruhe genossen und entspannt.

Aber irgendwann hatte sich jemand auf mein Bett gesetzt und meine Hand genommen. Ich hatte nicht lange gebraucht, um zu wissen, dass es Bastian war. Er benutzte seit Jahren das gleiche Parfüm von Joop!.

„Und, alles erzählt bekommen?“, fragte ich und machte langsam die Augen auf.

„Du hattest wirklich Glück, dass er in der Nähe war. Du wolltest doch duschen gehen und nicht noch etwas laufen gehen.“

„Ich weiß, aber in der Lobby hatte ich die Zeitung gesehen und es hat mich einfach so wütend gemacht, dass ich laufen gehen musste.“ Basti seufzte „Es tut mir leid.“

„Ich bin nur froh, dass es nur eine Platzwunde ist.“ Ich nickte. Ja, da war ich auch froh drüber. Basti drückte noch mal meine Hand und stand dann auf. „Mr. Jacobs holt gerade deine Entlassungspapiere und dann können wir auch los.“ Wieder ein Nicken von mir und Basti half mir auf zu stehen. Erst mal blieb ich etwas sitzen und ließ die Beine baumeln und als Alec dann mit den Papieren kam, stand ich auf.

„Geht es?“, fragte er und gab Bastian meine Papiere.

„Ja, besser als eben“, lächelte ich.

„Soll ich euch … ?“, fing Alec an, wurde aber von Bastian unterbrochen

„Nein, nicht nötig. Das schaffen wir schon alleine.“ Er stütze mich und führte mich an Alec vorbei.

„Basti, das war nicht nett“, schallte ich ihn.

„Das ist mir egal. Ich kann dich alleine zum Hotel zurück fahren, ich bin kein Baby. Nur weil ich keine Limousine habe, heißt das nicht, dass ich dich nicht sicher ins Hotel zurück bekomme.“ Okay, was war denn hier los? 

Kapitel 7

Kapitel 7
 

„Ah, guck mal, guck mal, guck mal!“, rief Niko durch den ganzen Speisesaal. Ich sah von meinem Müsli auf und erschrak bei dem Anblick von Niko. Er kam her gelaufen mit einem Strauß Margeriten in der Hand.

„Was ist das?“, fragte Bastian sofort. Niko grinste nur und gab mir den Strauß.

„Er ist von Alec“, grinste er und spielte mit den Augenbrauen. „Alec.“ Ich boxte Niko gegen den Arm und roch an den wunderschönen Margeriten. Es war kein großer Strauß, aber er war wunderschön. „Es war auch eine Karte dabei.“ Niko wedelte mit einer kleinen Karte hin und her. Ich schnappte sie mir sofort, klappte sie auf und sah eine geschwungene und saubere Handschrift.
 

Ich hoffe, dir geht es ein bisschen besser.

Ich bin nicht so gut im Blumen aussuchen, deswegen hab ich die Verkäuferin nach Blumen gefragt, die gute Besserung bestellen sollen. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich es nicht selber ausgesucht habe.

Alec
 

Ich bekam sofort ein Lächeln im Gesicht. Wie konnte man ihm denn böse sein?

„Ah! D, ist verliebt“, rief Niko aus. Ich sah ihn sofort an.

„Nein, bin ich nicht. Ich kenne Alec doch erst ein paar Tage“, protestierte ich. Niko kicherte nur und setzte sich zu uns. Ich sah mir noch mal die wunderschönen roten Margeriten an, sie rochen einfach wunderbar. Vorsichtig legte ich sie neben mich und aß mein Müsli weiter.

Nach dem Frühstück fuhren wir zum Flughafen, unsere Sachen hatten wir schon gepackt. Jetzt ging es weiter nach Italien. Aber wie konnte ich mich bei Alec für die Blumen bedanken? Basti!

Als wir im Flugzeug saßen, bat ich Bastian mir sein Handy zu geben. Erst wollte er nicht, irgendwie war er total komisch seit vorgestern.

„Ich will mich doch nur für die Blumen bedanken“, meinte ich und schnappte mir schnell das Handy aus seiner Hand. „Was ist denn bloß los mit dir?“

„Mir gefällt der Typ nicht, auch wenn er berühmt und alles ist. Außerdem schleimt er sich doch nur ein. Blumen, was soll das denn? Wie altmodisch.“

„Wie süß, Basti, du weißt gar nicht, wie man das Herz einer Frau schneller schlagen lässt“, meckerte Becca.

„Genau“, stimmte ich zu und suchte in Bastians Handy nach der Nummer von Jamie.

Tuuut.

Tuuut.

Tuuut.

„Jamie Taylor, was kann ich für Sie tun, Mr. McKnight?“, ertönte Jamies Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Hey, Jamie, ich bin es, Dejna. Ist Alec vielleicht in deiner Nähe? Ich würde mich gerne für seine Blumen bedanken.“

„Tut mir leid, Dejna, aber Alec ist in einer Besprechung. Ich werde ihm aber sagen, dass du angerufen hast. Soll er dann auf Mr. McKnights Handy zurück rufen?“ Ich wollte erst zustimmen, aber dann dachte ich, dass ich Jamie besser meine Handynummer gab, sonst würde ich mich nicht mehr bei Alec bedanken können. Und außerdem sagte meine innere Stimme mir, dass ich dann Alecs Handynummer hätte und ich auch so mal mit ihm schreiben könnte. Hehe.

„Nein, ich gebe dir meine durch.“ Gesagt, getan. Wir verabschiedeten uns und legten auf. Basti sah mich böse an, aber ich lächelte ihn nur an und lehnte mich dann in meinem Sitz zurück.

Meinem Kopf ging es zum Glück besser. Ich hatte aber gestern auch richtig Glück gehabt. Dafür hätte ich Alec Blumen schenken sollen und nicht umgekehrt. Aber welcher Mann bekommt schon gerne Blumen?

Keiner, also.

Kaum waren wir abgehoben, da wollte Basti auch schon wieder über die Tour reden. Wir hatten nur noch zwei Konzerte vor uns, bis wir einen Monat Pause machten. Wir hatten noch nicht wirklich entschieden wo wir hin wollten, aber die Jungs wollten auf jeden Fall zwei Wochen an den Strand. Mädels aufreißen, was denn sonst? Und ich wollte nach London und Paris. Wir hatten erst ein Mal in Paris gespielt und da hatte ich nicht wirklich viel von der Stadt gesehen. Die Jungs allerdings wollten nicht in die Stadt der Liebe. Aber Niko hielt zum Glück zu mir. Aber am Ende hatten wir nur beschlossen, dass wir erst mal zwei Wochen nach Miami fliegen würden und danach mal sehen. Ich war damit ja nicht wirklich einverstanden, aber ich hatte mich geschlagen gegeben.

Als wir in Rom gelandet waren, wurden wir erst mal von einer Hitzewelle begrüßt. An unserem Flugzeug stand schon unser Kleinbus, wo wir unsere Sachen einluden und dann zum Hotel fuhren.

Es lief wie immer ab. Wir checkten ein, gingen auf unsere Zimmer, packten aus und dann trafen wir uns wieder in der Lobby, um essen zu gehen. Aber diesmal gingen wir zufuß, weil wir ein Hotel mitten in Rom hatten und ich einfach keine Lust auf das stickige Auto hatte. Basti hielt nach einem Restaurant Ausschau; ich sah auf mein Handy, wo gerade eine Sms ankam. Ich lächelte sofort, weil ich hoffte, dass es eine Sms von Alec war. Und das war es auch.
 

Hey,

ich hoffe ihr seid gut in Rom angekommen.

Jamie sagte mir, dass du angerufen hattest, allerdings habe ich im Moment nicht so viel Zeit, deswegen wollte ich nachfragen, was so eine hübsche Frau, wie du von mir möchte.

Alec
 

Kleiner Schleimer. Aber ich musste trotzdem lächeln. Also schrieb ich ihm schnell zurück.
 

Hey,

ich wollte mich einfach nur bei dir für die Blumen bedanken.

Und vielleicht fragen, ob du auch hier in Rom zu tun hast.

Dejna
 

Ich wollte gerade auf „Senden“ drücken, aber da las ich mir noch mal meine Sms durch. Sollte ich das letzte wirklich schreiben? Nicht, dass ich ihm auf die Nerven ging. Aber ich bin eine moderne Frau, dass heißt, auch ich kann ihn um ein Date bitten … aber wollte ich überhaupt noch mal ein Date mit ihm?

Klar wollte ich noch ein Date mit ihm, ich wäre verrückt, wenn ich keins mit ihm wollte … aber wollte er auch noch eins mit mir? Also sollte ich ihm doch lieber den Vortritt lassen.

Schnell löschte ich den letzten Satz, sodass ich mich nur noch für die Blumen bedankte.

Gerade als wir uns in einem netten und kleinen Restaurant gesetzt hatten, klingelte mein Handy wieder. Alec.
 

Ich wollte einfach wissen, ob es dir besser geht.

Ich hab das Gefühl, dass McKnight mich nicht besonders mag.

Ruh dich noch etwas aus, bis morgen Abend, damit du deine Fans nicht enttäuscht.

Alec
 

Basti? Ach, um den musst du dir keine Sorgen machen, der dreht manchmal am Rad.

Und ich werde meine Fans schon nicht enttäuschen, ich bin Profi.

D
 

„Könntest du jetzt aufhören zu schreiben?“, fragte Basti etwas gereizt. Er hatte mir über die Schulter gesehen und mitgelesen, was ich geschrieben hatte. Hehe.

„Jaja, ich hör ja schon auf, Papa“, grinste ich und steckte das Handy in meine Hosentasche. Bastian bestellte für mich eine Pizza, damit ich endlich aß. Ich seufzte nur. Von der Pizza aß ich nur die Hälfte, ich hatte einfach keinen Hunger. Allen war das egal, außer Basti. Ich fragte mich echt, warum er so besessen darauf war, das ich aß. Männer.

Nach dem Essen gingen wir noch etwas durch die Stadt, aber auch nicht lange, weil ich langsam müde wurde und ins Bett wollte. Es war halt etwas anstrengend für mich, die letzten Tage. Die anderen verstanden das. Also gingen wir zurück zum Hotel. Die anderen wollten sich umziehen und dann noch was trinken gehen und ich ging einfach ins Bett. Ich fiel wie ein Stein ins Bett und schlief sofort ein.
 

Ich wachte wieder schweißgebadet auf und konnte mich nicht bewegen. Was …? Nein, nein, nicht schon wieder. Bitte nicht. Ich sah an meinen Armen herunter. Ich war wieder an ein Bett gefesselt. Die Fesseln schnitten in meine Handgelenke und ich wollte aufschreien … und diesmal konnte ich das auch. Ich schrie aus voller Kehle.

„Hilfe! Ich will hier raus, bitte, bitte lasst mich nicht hier“, schrie ich, aber so wie immer war keiner hier, keiner der mir helfen konnte oder wollte. Ich sah mich um, das gleiche weiße Zimmer, wie in jedem anderen Traum. Ich versuchte mich los zu strampeln, aber es klappte nicht, ich war zu schwach und ich wurde immer schwächer. Es dauerte nicht lange, da konnte ich nicht mehr und sackte keuchend in mich zusammen. Nicht, bitte nicht.

„Alec“, hauchte ich verzweifelt. „Bitte hilf mir.“

Plötzlich wurde es schwarz, alles wurde schwarz. Es gab kein Zimmer mehr und auch kein Bett auf dem ich lag … ich fiel in ein schwarzes Loch, was nicht enden wollte.
 

„ALEC!“, schrie ich aus voller Kehle und saß schweißgebadet in meinem Bett. Im Hotel. Kein Krankenhaus. Kein Weiß. Kein Schwarz. Kein Loch. Nur mein Hotelzimmer.

Die Tür wurde aufgerissen und Bastian stand nur in einer Jogginghose vor meinem Bett. Ich zitterte und krallte mich in mein Bett.

„D“, hauchte Basti. Ich wollte fragen, was los war, aber da spürte ich es schon selber. Mir lief etwas nasses am Mund herunter. Ich wischte es weg und sah dann geschockt auf meine Fingerspitzen. Sie waren rot.

„Nasenbluten?“, fragte ich leise. Basti war schnell ins Bad gelaufen und hatte mir ein Taschentuch geholt.

„Ich bringe dich ins Krankenhaus.“

„Nein, es ist doch nur Nasenbluten … Basti, ich … ich bin müde. Kann ich nicht versuchen, noch etwas zu schlafen?“

„Aber das Nasenbluten ...“ Ich hörte nicht mehr zu. Ich war nur noch müde, das Nasenbluten machte mir nichts mehr aus, jeder bekam mal Nasenbluten, aber ich hatte die Albträume satt und vor allem war ich total verwirrt, weil ich nach Alec gerufen hatte. Ich wollte versuchen, diesen Traum zu vergessen. Ich wollte nicht ins Krankenhaus, nicht schon wieder. „Okay, aber ich bleibe bei dir“, räumte Bastian ein. Ich nickte nur und legte mich wieder zurück. Augen zu, und bitte, bitte, bitte, lass mich ruhig schlafen.

Wieder wachte ich total geschafft auf, voll geschwitzt und mit Herzrasen. Nein, diese Nacht war wirklich die schlimmste seit langem. Basti hatte mich, nachdem ich noch zwei mal so aufgewacht war, in den Arm genommen, aber das hatte auch nicht wirklich geholfen. Das Ende vom Lied war, dass ich mit offenen Augen in Bastis Armen gelegen hatte und nur gehofft hatte, dass die Sonne aufging. Davon hatte ich Bastian natürlich nichts gesagt, weil ich nicht ins Krankenhaus wollte. Das war das letzte was ich wollte.

Jetzt saß ich auf der Bühne und sang mich etwas ein. Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche. Schnell fischte ich es heraus. Eine Sms von Alec. Er hatte mir heute schon drei Sms geschrieben, aber ich hatte auf keine geantwortet, weil ich einfach nicht damit umgehen konnte, dass ich nach ihm gerufen hatte. Basti hatte das zum Glück nicht mit bekommen oder verdrängt, es war mir nur egal. Ich musste erst mal herausbekommen, warum ich ausgerechnet nach Alec gerufen hatte. Ich musste mir dem Gefühl klar werden, was ich seit Tagen hatte, wenn ich an ihn dachte. Seit Madrid, seit unserem Date.

Ich machte die Sms auf und laß sie.
 

Dejna, ist etwas passiert? Alles okay bei dir?

Alec
 

Eigentlich war es ja süß, dass er sich so um mich Sorgte. Und sofort schoben sich meine Mundwinkel nach oben und ich lächelte. Vielleicht sollte ich ihm schreiben, dass es mir gut ging. Das schuldete ich ihm.
 

Hey,

tut mir leid, dass ich mich den ganzen Tag nicht gemeldet habe, wir hatten nur viel zu tun wegen dem Auftritt heute. Mir geht es gut, keine Sorge. Alles noch dran und der Kopf tut auch nicht mehr weh.

D
 

Schnell drückte ich auf „Senden“ damit ich bloß nichts mehr änderte. Das Handy legte ich auf die Bühne und stand auf. Die Jungs waren was essen gegangen und kamen gerade zurück. Davin schmiss mir ein Sandwich zu.

„Die sind echt lecker, wir dachten, wir bringen dir eins mit“, meinte er. Ich lächelte und bedankte mich. Das Sandwich legte ich neben mein Handy und dann probten wir weiter.

Erst als wir mit Proben fertig waren, holte ich mir das Sandwich und mein Handy, was blinkte. Eine Sms von Alec. Ich lächelte wieder und öffnete sie.
 

Kein Problem, ich dachte nur, es sei dir etwas passiert oder irgendetwas ist mit dem Kopf.

Wo spielt ihr das nächste Konzert?

Alec
 

Uh, wie süß.

Ach, willst du mir nach spionieren? Nur weil es nicht deine Konzerthallen sind?

Wir spielen in Athen. Das letzte Konzert vor der Pause. Und damit du nicht fragen musst, wir machen Urlaub in Miami.

D
 

Ich bin nicht süß, merk dir das.

Miami? Da kann man gut Urlaub machen.

Dann wünsche ich dir viel Spaß bei deinem Konzert.

Vielleicht hast du ja Lust mir morgen deinen Kopf zu zeigen, damit ich mich versichern kann, dass es dir wirklich gut geht.

Alec
 

Haha, wenn das mal nicht süß ist.

Soll das etwa eine Einladung zu einem Date werden, Mr. Jacobs.

Wenn es das sein sollte, dann geben Sie sich bitte ein bisschen mehr mühe, ich bin doch kein Mädchen von der Straße.

Miss Collins
 

Kein Mädchen von der Straße, das werde ich mir merken, Miss Collins.

Und ja, das sollte eine sehr lahme Einladung sein, wenn Sie noch einen Abend mit mir verbringen möchten.

Mr. Jacobs
 

Ich würde sehr gerne noch mal mit dir Ausgehen.

D
 

Schnell auf „Senden“, damit ich bloß keinen Rücktritt machte. Noch ein Date mit ihm. Ich grinste jetzt schon vor mich hin. Ja, noch ein Date mit Alec.

„Erde an D. Erde an D!“ Jemand fuchtelte vor meinem Gesicht herum. Ich zuckte zusammen und sah auf. Basti sah erst mich und dann das Handy an. „Schon wieder Alec?“

„Was hast du nur gegen ihn? Er hat dir nichts getan.“

„Gehst du wieder mit ihm aus?“

„Ja, wenn er mich fragt. Und wenn, warum sollte ich nicht? Er sieht gut aus, ist sympathisch und lustig, an ihm ist nichts mysteriös oder böse. Du bildest dir das nur ein, Basti.“ Damit ließ ich ihn stehen und ging nach hinten zu Niko. Er wuselte noch herum, weil er noch nicht genau wusste, was ich anziehen sollte, also sollte Becca mich schon mal fertig machen. Sie machte mir erst meine Haare, die sie aufdrehte. In der Zeit aß ich das mitgebrachte Sandwich von der Jungs und sie hatten recht gehabt. Es war mit Salat, Käse, Remoulade und Thunfisch belegt und es schmeckte einfach super.

Nachdem ich aufgegessen hatte, machte Becca mein Make-Up. Sie hielt es sehr schlicht, so wie immer. Ich fand, dass Make-Up abfärbte und man dann die orangen Farbe gar nicht mehr abbekam. Die ganzen Mädchen sahen nie braun, sondern orange aus. Und so wollte ich nicht aussehen, dann ging ich lieber in die Sonne, ließ mich ein bisschen braten und habe dann eine natürliche Bräune.

Als auch meine Make-Up fertig war, hatte Niko auch schon ein Outfit gefunden. Mit großem Tamtam zeigte er mir das Outfit. Es war eine Jeans Hotpan, ein Top und eine karierte Bluse, die ich offen lassen sollte. An meine Füße sollten Ballerinas. Mir gefiel es sofort, es war nicht zu aufgetakelt, aber auch nicht zu chillig. Einfach perfekt.

Die Jungs sahen aus wie immer. T-Shirt, Short oder Hose und Chucks. Typisch Jungs eben.

„Hast du was gegessen?“, fragte Basti mich kurz vor Anfang der Show.

„Ja, das Sandwich, was die Jungs mir mitgebracht haben. Ich werde schon nicht umkippen“, versprach ich Basti, gab ihm noch einen Kuss auf die Wange und machte mich noch mal locker.

Unsere Fans strömten schon in die Halle, wir konnten sie bis hier hinten hören. Ich lauschte diesem Geräusch immer gerne, weil es mir Kraft gab. Wenn sich meine Fans auf uns freuten, dann machte es noch mal mehr Spaß eine hammer Show zu liefern.

Jade zählte von drei runter. Bei Null liefen wir vier auf die Bühne und begrüßten unsere Fans lautstark.

Wir machten eine richtige Party auf der Bühne und in der Pause kamen natürlich wieder Fragen über Alec und wie es weiter ging, aber ich konnte ja nichts sagen. Ich meine, ich wusste ja auch nicht, wie es mit mir und ihm weiter ging.

Nach der Show fuhren wir ins Hotel und dort gönnte ich mir eine richtig heiße dusche, von zwei Stunden. Ich hatte total die Zeit vergessen und als ich aus der Dusche ausstieg, war alles beschlagen. Ich grinste nur und schmiss mich, in einen kuscheligen Hotelbademantel, auf mein Bett. Meine Augen schlossen sich von selber, aber da vibrierte neben meinem Kopf mein Handy. Alec. Ich grinste sofort und machte die Sms auf. Und ich hatte Recht.
 

Also ein Ja? Oder muss ich mit Kniefall vor dir niederknien, um dich auf ein Date einzuladen?

Alec
 

Haha, nein, so extrem muss es auch nicht sein … außer du machst es aus einem Heißluftballon aus.

D
 

Also jetzt wirst du aber unverschämt.

Also sagst du Ja?

Alec
 

Ja, wenn du mich schon so drängst.

Und was hast du vor?

D
 

Lass dich überraschen.

Ich werde dich morgen in Athen in eurem Hotel abholen.

Alec
 

Und was soll ich anziehen, wenn ich nicht weiß, wo es hingeht?

D
 

Von mir aus, musst du nichts tragen.

Alec
 

Sehr witzig. Aber nein danke.

Spuck schon aus. Du musst doch mit mir angeben können.

D
 

Meinst du nicht, die Paparazzi würden darauf stehen, wenn du nackt durch Athen läufst?

Zieh etwas bequemes an, normale Sachen. Wir werden schon nicht schick Essen gehen, davon hatte ich zur Zeit genug.

Alec
 

Doch, den Paparazzi würde es gefallen und ich wäre in allen Ländern auf der Titelseite. Das ist natürlich in deinem Sinne, nicht wahr, Mr. Jacobs, Sie böser Junge.

Okay, ich werde sehen, was ich finden kann

D
 

Ich freue mich schon.

Schlaft gut, Miss Collins.

Alec
 

Dieser Mann! Was hat er nur vor? 

Kapitel 8

Kapitel 8
 

Jetzt stand ich hier. In Athen.In der Lobby meines Hotels und wartete auf Alec Jocobs. Der schon zwanzig Minuten zu spät dran war. Ich hatte mal wieder drei Stunden gebraucht, um überhaupt ansatzweise zu wissen, was ich anziehen sollte. Am Ende hatte ein Mini Jeansrock, ein braunes Top und ein brauner offener Cardigan mit Achselshirt Armen gewonnen. Gerade als ich mich fertig angezogen hatte, ich hatte mir gerade die Chucks zugebunden, kam Niko in mein Zimmer. Er hatte irgendwie gespürt, dass ich ein Klamotten Problem hatte, aber als er mich sah, hatte er etwas gebrabbelt und war wieder gegangen. Also gefiel ihm wohl was ich an hatte. Sonst hätte er ja etwas gesagt. Meine Haare hatte ich einfach zu einem hohen Pferdeschanz zusammen gebunden und geschminkt hatte ich mich nicht.

Und jetzt wartete ich schon zwanzig Minuten auf Alec und er kam und kam und kam nicht. Vielleicht hat er doch nur mit mir gespielt. Verdammt, wenn ich doch nur auf ihn reingefallen bin, dann …

Plötzlich wurde es draußen lauter. Die Leute blieben stehen und die wenigen Paparazzi, die vor den Hoteltüren standen, drehten sich zu dem Neuankömmling um. Ich ging ein Stückchen näher und in meinem Blickfeld erschien eine Yamaha in Pech schwarz und roten Ledersitzen. Auf ihr saß ein großer Mann, der einen schwarzen Motorradhelm trug, auf dem ein Totenkopf prangte. Wow. Kein schlechter Auftritt. Mit einem Fuß trat der Fremde den Ständer der Yamaha zur Seite. Ich sah mir den Mann ein bisschen näher an. Er hatte dunkelblaue Designerjeans an, aber ich wusste nicht von wem, aber man sah sofort, dass es nur Designerjeans sein konnten, dann kam eine schwarze Motorradjacke, die nur eine Einzelanfertigung sein konnte, da sie dem Mann perfekt auf den Körper geschweißt war. Und man konnte schon erahnen, wie viele Muskeln, sich unter der Jacke versteckten. Mein Blick wanderte wieder zu dem Helm, mit dem Totenkopf und dann blieb mir die Luft weg. Der Fremde zog den Helm aus und schwarze Haare, Grübchen und strahlend blaue Augen kamen zum Vorschein. Alec!

Ich musste auflachen, klar das er so einen Auftritt hinlegt. Sofort schossen die Paparazzi Fotos von dem Adonis auf seinem modernen Ross. Ich ging Kopf schüttelnd raus.

„Das ist die Überraschung?“, fragte ich Alec, der mich jetzt angrinste.

„So in etwa.“ Er schwang sein muskulöses Bein von der Yamaha, um meinen Helm unter dem Sitz hervor zu holen. Mein Helm war nicht so atemberaubend, wie Alecs, aber das musste er ja auch nicht sein. Meiner war nur schwarz. Er half mir den Helm an zu ziehen und grinste dabei die ganze Zeit. Meine kleine Umhängetasche verstaute er unter dem Sitz und dann konnten wir auch schon aufsteigen. Alec stieg als erster auf und dann schwang ich mein Bein um die Maschine.

„Bist du überhaupt schon mal gefahren?“, fragte ich.

„Klar, wie kommst du darauf?“

„Weil du zwanzig Minuten zu spät bist!“ Er lachte und ließ den Motor aufheulen. Die Paparazzi schossen noch etliche Fotos von uns, aber dann rasten wir auch schon davon. Alec reihte sich in den Verkehr ein und gab dann Gas.

Erst machten wir eine kleine Tour durch Athen. Alec zeigte mir ein paar Sehenswürdigkeiten und fuhr mit mir auch etwas schneller über Landstraßen oder Autobahnen, dabei musste ich mich richtig fest an ihm festhalten. Der Wind bließ mir seinen unglaublichen Geruch in die Nase. Ein Hauch von einem Sommertag, wenn die Blumen in ihrer vollen Blüte standen und es einfach nach Sommer roch, so roch auch Alec, aber er hatte auch noch etwas eigenes an sich, etwas wo man sich Sicher fühlte, aber ich wusste nicht was.

Irgendwann parkten wir die Yamaha und spazierten durch die Stadt. Es war kein richtiges Date, wo man sich schick für machen musste, es war einfach ein Treffen, wo man Spaß haben konnte und sich einfach weiter kennenlernen konnte. Ich erzählte Alec von den ganzen Streichen, die ich mit den Kindern im Heim veranstaltet hatte und auch Alec erzählte mir Sachen aus seiner Kindheit. Gerade standen wir an einer Eisdiele an, um ein Eis zu holen.

„Matt und ich haben so viele Sachen gemacht. Sei es von anderen die Sachen verstecken, bis zum Kleiderfärben“, lachte er und reichte mir mein Eis.

„Kleiderfärben? Die Kleider deiner Mutter?“

„Nein, von einer Freundin, mit der Matt und ich groß geworden sind. Marina.“ Ah, Marina. Also noch einen Freund den ich mir merken musste. Matt, oder auch Matthew war Alecs bester Freund.

„Aber du kannst mir nicht sagen, dass ihr nur ihre Kleider gefärbt habt.“

„Nein, manchmal waren auch Mutters Kleider dabei.“

Mutter? Nannte man seine Mutter noch „Mutter“? Na ja, egal.

Wir gingen weiter durch die Straßen und schleckten unser Eis, erzählten uns Geschichten und lernten uns weiter kennen. Dabei schielte ich manchmal zu Alec rüber. Von der Seite sah er noch atemberaubender aus. Die Motorradjacke hatte er in der Yamaha gelassen und jetzt trug er ein blaues T-Shirt, was sich um seine Brust und um die muskulösen Oberarme spannte. Mein Blick wanderte an seinen Armen runter zu einem Armband, einem Lederarmband … und da waren sie wieder. Die zwei Drachen die sich ansahen. Was hatte das zu bedeuten? Sollte ich ihn mal darauf ansprechen? Oh ja, dann hast du einen Grund ihn anzufassen. Bitte, bitte.

„Was ist das für ein Armband?“, fragte ich und tippte leicht auf das Symbol mit den beiden Drachen, dann ließ ich meine Finger einfach weiter nach oben fahren, ein Stückchen über seine warme Haut. Alecs strahlend blaue Augen folgten meinen Fingern, er antwortete mir nicht. Als er wieder aufsah und mir in die Augen blickte, loderte sein Blick, wie ein Kaminfeuer. Ich schluckte und zog meine Hand zurück, dabei wollte ich seine warme Haut noch etwas streicheln.

„Das … das ist ein altes Familienerbstück“, antwortete er mir endlich.

„Drachen?“

„Ja, meine Vorfahren glaubten an alle möglichen Wesen.“ Alec sah wieder nach vorne und ging weiter. Ich folgte ihm.

„An Drachen und Hexen und Vampire und all so etwas?“, fragte ich ungläubig.

„Ja, an all so etwas.“

„Und Einhörner?“ Jetzt blieb er stehen und sah mich an.

„Einhörner?“ Ich lachte. Er hatte die Augenbrauen hochgezogen und sah mich jetzt ungläubig an.

„Ja, hätte ja sein können. Ich finde Einhörner schön.“

„Bist du dafür nicht etwas zu alt?“ Ich streckte ihm die Zunge raus und schleckte an meinem Eis weiter. Alec lachte ein raues Lachen und wir gingen weiter.

„Glaubst du an Drachen?“ Jetzt wurde er still.

„Ich glaube an Übernatürliche Kräfte, ja.“ Er sah mich an und suchte in meinem Blick nach irgendetwas, aber ich konnte nicht verstehen, wie man an so etwas glauben konnte. Das alles waren doch nur Märchen oder Hirngespinste von Leuten, die Romane schrieben. Fiction.

Damit war das Thema erledigt und wir gingen wieder zurück zu der Yamaha. Wir stiegen auf und Alec brachte uns raus aus der Stadt.

„Wo wollen wir hin?“, rief ich. Es wurde langsam immer später und gleich würde es auch anfangen dunkel zu werden.

„Lass dich doch mal überraschen.“ Ich seufzte und klammerte mich an seinen starken Körper. Alec steuerte die Yamaha immer weiter gen Sonnenuntergang. Es sah wunderschön aus. Diese orangen Halbkugel, die langsam unterging. Irgendwann bog Alec ab und wir kamen an einem kleinen Strand an.

„Ich hoffe doch, du willst mich nicht verführen“, meinte ich, nachdem wir abgestiegen sind. Alec lachte und schüttelte den Kopf.

„Das würde ich nie wagen.“

„Klar, du bist ein Mann. Du würdest es natürlich wagen.“ Er lächelte nur. Ich setzte mich in den Sand und zog meine Schuhe aus. Der Sand zwischen meinen Füßen kitzelte mich ein wenig, aber es war ein wunderschönes Gefühl. Alec setzte sich neben mich, zog die Beine an und schlang seine Arme um sie.

„Wie geht’s dem Kopf?“, fragte er nach einiger Zeit stille. Automatisch fasste ich mich an die Schläfe.

„Gut, schon seit Rom, aber danke.“ Ich lehnte mich an seine Schulter. Die Stadtrundfahrt hatte mich etwas erschöpft, aber ich wollte Alec nicht zeigen, dass ich müde wurde. Ich wollte noch mit ihm hier sitzen und den Sonnenuntergang genießen.

„Müde? Oder langweile ich dich?“

„Auf keinen Fall, die ganzen Konzerte nocken mich nur etwas aus, mehr nicht. Zum Glück haben wir bald Pause.“ Plötzlich lag Alecs Hand auf meiner Stirn.

„Du bist ja richtig heiß, Dejna.“

„Danke für das Kompliment“, lächelte ich und schloss die Augen.

„Nein, das meinte ich nicht. Du hast Fieber.“

„Quatsch, mir ist nur warm.“ Sanft hob Alec mein Kinn an und sah mir in die Augen.

„Ich bringe dich lieber zurück ins Hotel.“

„Nein, ich möchte noch nicht gehen.“ Ich sah in seine blauen Augen, die mich besorgt ansahen. „Mir geht es gut, Alec. Ich bin nur etwas müde, mehr nicht.“ Ich lächelte ihn an und dann nahm ich all meinen Mut zusammen und presste meine Lippen auf seine. Ich dachte erst, er würde mich wegdrücken, aber dann legte er seine Hand auf meine Hüfte und erwiderte meinen Kuss, der erst sehr schüchtern war, aber dann immer leidenschaftlicher wurde. Meine Hand vergrub ich wieder in seinen schwarzen, weichen Haaren.

Langsam lösten wir uns wieder und ich keuchte leicht. Mit meiner Zunge leckte ich mir über die Lippe. Er schmeckte nach einem guten rauchigem Whiskey. Auf einmal packte mich ein Verlangen, ihn einfach zu packen und noch mal zu küssen und genau das tat ich auch. Ich packte ihn am T-Shirt und zog ihn auf mich, meine Lippen drückte ich fest auf seine und lechzte nach dem Geschmack von rauchigem Whiskey. Alec ging auf mein Spiel ein und drückte mich runter in den Sand. Ich zog ihn immer weiter, bis er halb auf mir lag, bis ich seinen Körper auf meinem spürte. Ich wollte noch weiter gehen, meine Hände unter sein T-Shirt schieben und diese Muskeln nach malen, die sich immer so verführerisch abzeichneten, aber das Schicksal meinte es heute nicht gut mit mir. Denn es klingelten plötzlich zwei Handys. Alecs und meins. Und ich wusste genau, wer mich von meinem Date abhalten wollte.

Bastian. 

Kapitel 9

Kapitel 9
 

„Was ist, Basti?“, fragte ich unhöflich in mein Handy. Alec nahm auch ab und ich hörte noch, wie er Jamies Namen sagte, dann stand er auf und ging ein bisschen weiter weg. Ich seufzte.

„Du warst den ganzen Tag mit ihm zusammen, meinst du nicht, dass du auch mal ins Hotel zurück kommen solltest? Wir wollten zusammen Essen gehen.“ Ich vergrub mein Gesicht in meiner Hand und spinkste zu Alec, der auf und ab ging. Wenn ich daran dachte, das er gerade noch auf mir gelegen hatte und wir uns hemmungslos geküsst hatten, war das hier ein schlechter Scherz.

„Warum machst du so ein Drama daraus, Basti? Ich bin erwachsen, Alec wird mir schon nichts tun, auch wenn ich die ganze Nacht mit ihm zusammen bin.“

„Mir gefällt er nicht, D. Er hat zu viel Geld, zu viel Einfluss, als dass er das alles für eine Romanze mit dir aufgeben würde.“

„Also bin ich es nicht wert, dass er das alles aufgibt, oder wie soll ich das verstehen?“ Jetzt war ich sauer. Was bildet der sich denn ein?

„Nein, so meinte ich das nicht.“

„Wie dann? Meinst du nicht, dass wenn er mich nur ins Bett bekommen wollte, es nicht schon beim ersten Mal geschafft hätte? Basti, er ist 30 cm größer als ich und er wird auch definitiv stärker sein. Aber er hat noch nichts in der Richtung versucht, also bleib auf dem Teppich, mir passiert schon nichts.“

„Trotzdem gefällt er mir nicht.“

„Oh man, Basti. Es ist ja nicht so, dass er ein Drache wäre und mich gleich mit einem Bissen verschlingt. So etwas gibt es nicht. Ich bin in ein paar Stunden zurück. Geht ihr essen, macht euch noch einen schönen Abend, weil den werde ich auch haben“, meinte ich und legte auf, dann machte ich das Handy aus. Keine Störungen mehr. Ich sah zu Alec, der immer noch mit Jamie telefonierte. Mit einer Hand hielt er das Handy, was eindeutig zu klein für seine Riesen Hand war und mit der anderen fuhr er sich durch das schwarze Haar, was jetzt in alle Richtungen ab stand.

„Sag Ihnen, dass ich morgen pünktlich da sein werde. … Wenn sie wollen, dass ich da bin, dann werden sie es verschieben müssen, Jamie. … Ja, mache ich. Bis gleich“, damit legte Alec auf und seufzte. Ich tat es ihm gleich und stand auf. Das hieß wohl, dass wir zurück fuhren. „Es tut mir leid, aber die Sache ist wichtig.“

„Kein Problem“, lächelte ich. Wir zogen uns die Helme wieder auf und setzten uns aufs Motorrad.

Innerhalb von einer halben Stunde waren wir wieder am Hotel, diesmal brachte Alec mich nicht nach oben. Nachdem Alec meinen Helm verstaut hatte sah er mich an. Ich lächelte und ging dann an den Paparazzi vorbei ins Hotel. Hinter mir hörte ich noch, wie Alec wegfuhr. Das war ja mal was.

Gerade als ich auf den Knopf für den Aufzug gedrückt hatte, gingen auch schon die Türen auf und Basti sah mich an.

„Ich dachte, du wolltest noch auf deinem Date bleiben“, sagte er sofort. Ich streckte ihm nur die Zunge raus und stieg in den Aufzug.

„Alec musste auch weg, er hat einen wichtigen Anruf bekommen.“ Bastian zog die Augenbrauen hoch und guckte mich ungläubig an. „Dann glaub mir nicht.“ Wieder streckte ich ihm die Zunge raus und drückte auf das Stockwerk, wo sich mein Hotelzimmer befand. Basti stieg aus und ging Richtung Ausgang.

Als ich oben in meinem Zimmer war, ließ ich mich auf das Bett fallen und legte meinen Arm auf meine Stirn. Erst jetzt merkte ich, dass ich wirklich etwas warm war. Schnell stand ich auf und suchte im Bad nach meiner Kulturtasche, wo ich ein Fiebertermometer hatte, was man sich nur ins Ohr stecken musste und es dann die Temperatur maß. Als ich es gefunden hatte, machte ich es an und steckte es mir ins Ohr.

Nach ein paar Sekunden ertönte eine Frauenstimme: „Ihre Temperatur beträgt 38,7.“

„Nein, du spinnst doch“, motzte ich das Teil an und machte es noch mal.

„Ihre Temperatur beträgt 38,7.“ Das kann doch nicht wahr sein.

Das Messgerät steckte ich zurück in die Kulturtasche und ging wieder zurück ins Zimmer. Dort zog ich mich um und legte mich ins Bett. Am besten ich ignoriere das. Morgen ist wieder alles normal.
 

Ich wachte von alleine auf. Alles war normal. Mein Hotelzimmer war, wie ich es verlassen hatte und auch ich war normal. Kein Schweiß, kein Blut, kein Geschreie, kein Krankenhaus, keine Fesseln. Alles war normal.

Plötzlich ging die Tür meines Bades auf und ich traute meinen Augen nicht. Alec stand in dem Türrahmen … nur in Boxershort. Ich schluckte und musterte seinen perfekten Körper. Die Muskeln bedeckten wirklich seinen ganzen Körper, dicke Stränge verliefen über seine Arme und auch über seine langen Beine. Und sein Bauch, war ein einziges Sixpack. Seine leicht gebräunte Haut verführte mich einfach auf zu stehen und zu ihm zu gehen, einfach um ihn zu berühren.

„Gut geschlafen?“, riss mich seine raue Stimme aus den Gedanken. Ich sah hoch zu seinem markanten Gesicht und in seine strahlenden blauen Augen.

„Ich denke schon“, murmelte ich und schaute an mir herunter. Da bemerkte ich erst, dass mich nur die Decke bedeckte. Was? Ich presste die Decke an mich und verhüllte mich so. Mein Blick schnellte sofort zu Alec. Wir hatten doch nicht … oder doch? Aber warum erinnere ich mich nicht mehr daran?

Alec lächelte und kam auf mich zu. Ich konnte nur blinzeln und mich angestrengt zu erinnern, ob gestern doch noch etwas zwischen mir und Alec gewesen war. Aber ich konnte mich einfach nicht erinnern. Sollte ich es einfach so hinnehmen? Aber ich will ja schon wissen, wie es war.

„D, alles okay bei dir?“ Ich schreckte wieder hoch, als er mich am Arm berührte.

„Was?“

„Alles okay? Du bist so komisch.“ Ich schüttelte den Kopf.

„Mir geht’s gut. Alec? Haben wir wirklich …?“ Ich sah an mir herunter.

„Natürlich nicht.“ Er lachte auf. „Ich würde nie mit dir schlafen.“ Er lachte immer weiter und schüttelte den Kopf. „Zum Knutschen bist du ja ganz gut, aber nein, auf keinen Fall mein Typ.“ Er lachte immer weiter und immer lauter.

„Was?“, hauchte ich und presste die Decke noch weiter an mich. Alecs Lachen hörte gar nicht mehr auf, aber ich wollte, dass er aufhörte mich aus zu lachen. Ich hielt mir die Hände an die Ohren und schrie, dass er aufhören sollte, aber nichts passierte.
 

„AUFHÖREN!“, schrie ich aus voller Kehle und saß plötzlich in meinem Bett. Ich keuchte heftig, meine Hände lagen immer noch an meinen Ohren, aber es war kein Lachen mehr da, auch Alec war nicht mehr da. „Ein Traum“, flüsterte ich und nahm meine zitternden Hände von meinen Ohren. „Nur ein Traum, D. Es war nur ein Traum.“ Ich seufzte und versuchte, dass Zittern meiner Hände unter Kontrolle zu bekommen.

Irgendwann hörte es dann auf und ich konnte langsam aufstehen. Mir war warm … also bin ich das Fieber doch nicht los geworden. Dafür hatte mir dieses scheiß Fieber einen schrecklichen Traum beschert. Mit schnellen Schritten ging ich ins Bad und holte noch mal das Fieberthermometer heraus.

„Ihre Temperatur beträgt 38,2“, sagte die elektronische Frauenstimme.

„Wenigstens ist es etwas runter gegangen“, seufzte ich und setzte mich auf die Toilette. Was hatte ich da denn nur geträumt? Und was hatte Alec damit zu tun?

Kaum hatte ich seinen Namen gedacht, wurde mir noch ein bisschen wärmer und ich musste an gestern an dem Strand denken. Er hatte meinen Kuss erwidert, so egal kann ich ihm also doch nicht sein. Und es war schön gewesen. Ich wünschte, ich könnte ihn heute wieder sehen. Es war anders, wenn ich mit ihm zusammen war, da vergaß ich all den Stress.

Ein surren riss mich aus dem Gedanken und schnell lief ich zum Bett zurück, wo mein Handy auf dem Nachttisch lag. Eine Sms. Alec.

Und sofort war das Fieber vergessen und ich konnte nur noch grinsen. Schnell machte ich die Sms auf.
 

Hey,

ich wollte mich noch mal für gestern entschuldigen. Es war nicht geplant, dass ich so schnell weg musste. Ich hoffe, du gibst mir die Chance es noch mal zu versuchen.

Alec
 

Hey,

ja ich glaube, eine Chance kann ich dir noch geben. =)

Das darfst du aber nicht vermasseln.

D
 

Ich versuche es. Warum bist du denn schon wach?

Und was ist mit deinem Fieber?

Alec
 

Ich starrte die Sms bestimmt fünf Minuten an. Sollte ich ihm schreiben, dass das Fieber hoch war? Sollte ich ihm schreiben, dass ich einen echt komischen Traum von ihm gehabt habe? Nein, lieber nicht.
 

Ich konnte nicht mehr schlafen und bin jetzt in der Badewanne.

Und was für ein Fieber? Ich hatte kein Fieber, mir war gestern nur warm, weil es draußen so warm war. Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen.

D
 

Dann ist ja gut.

Ich muss jetzt weiter machen, ich wollte nur wissen, wie es dir geht.

Überanstreng dich nicht, du musst deine Fans heute Abend noch zum schreien bringen.

Alec
 

Kommst du nicht? Dabei hab ich dir extra Karten besorgt. =)

D
 

Pass auf was du sagst, ich werde da sein =)

Alec
 

Geh Arbeiten =)

D
 

Ich melde mich.

Alec
 

„Ja darauf freue ich mich jetzt schon“, flüsterte ich. Hmm, Badewanne. Das könnte ich wirklich machen.

Also ließ ich mir Wasser in die Wanne laufen und legte mich dann für drei Stunden ins Wasser.

Nach diesen drei Stunden, machte ich mich fertig und ging runter in den Speisesaal. Allerdings war nur Basti schon am Frühstücken, dann würden die anderen auch gleich kommen.

„Wow, du bist mal nicht die Letzte“, begrüßte Bastian mich. Ich streckte ihm die Zunge raus und setzte mich neben ihn. Basti schüttete mir Kaffee ein und ich tat noch etwas Zucker und Milch hinein.

„Wie war es gestern?“, fragte ich und nahm einen Schluck von dem noch heißen Kaffee.

„Ganz lustig. Mit den Jungs wird es ja nie langweilig.“ Ich lachte. Ja, das stimmte.

„Basti, können wir mal reden?“

„Worüber?“

„Über Alec.“ Basti stöhnte auf.

„Ich will nicht über den Typen reden. D, er mag ja Geld haben und gut aussehen, aber ich glaube nicht, dass er wirklich etwas von dir will. Was meinst du, warum er noch Junggeselle ist? Weil er kein Typ für eine Beziehung ist. Und du, du bist nicht der Typ für eine schnelle Nummer, du brauchst jemanden, der für dich da ist.“ Ich hatte angefangen in meinem Kaffee herum zu rühren, aber jetzt sah ich Basti an.

„Meinst du nicht, dass er nur noch Junggeselle ist, weil er nicht die richtige gefunden hat? Das wäre doch auch möglich.“

„D, er sieht gut aus, ihm werden sich die Frauen an den Hals schmeißen, er kann aus tausenden wählen. Er ist ein Mann, er wird lieber die tausend nehmen anstatt einer.“

„Das kann schon sein, aber so schätze ich ihn nicht ein.“

„D, du hast dich in ihn verliebt, dass sieht ein Blinder mit einem Krückstock, aber genau das vernebelt dir die Sicht auf diesen Typen.“ Ich senkte den Blick. Nein, so war Alec nicht. Das konnte ich mir nicht vorstellen.

Basti legte seine Hand auf meine und verschränkte unsere Finger. Ich sah erst auf unsere Hände und dann in Bastis sanfte, braunen Augen. … Und da sah ich es. Er war eifersüchtig. Klar, ging es ihm um meine Sicherheit, aber … nein. Schnell zog ich meine Hand weg.

„Basti“, hauchte ich. Er lachte auf und lehnte sich zurück.

„Ich will nicht, dass du dich mit ihm triffst, D. Ich … ich liebe dich immer noch, ich habe nie aufgehört dich zu lieben.“

Hatte ich das jetzt richtig verstanden? Basti liebte mich immer noch? Das kann doch nicht sein. Wir haben beide gesagt, dass es nichts mehr nützt, weil wir einfach zu sehr aufeinander gehockt haben, weil mir Tag und Nacht zusammen waren. Er hatte mir ins Gesicht gesehen und hatte mir gesagt, dass es nichts mehr bringt, dass es sich nur normal anfühlte, mit mir zusammen zu sein. Er war derjenige, der als erster gesagt hatte, dass es nichts mehr bringt! Und jetzt will er mir sagen, dass er nie aufgehört hat, mich zu lieben? Das kann er jemand anderem erzählen, aber nicht mir.

„Basti, du redest dir da nur etwas ein“, fing ich an, aber er schüttelte den Kopf.

„D, ich habe gesehen, dass du es nicht mehr ertragen kannst, aber du gibst nie auf, deswegen hab ich gesagt, dass es nichts mehr bringt. Ich wusste, dass du es noch Jahre lang aushalten würdest, auch wenn du keine Gefühle mehr für mich gehabt hättest.“

„Das ist nicht ...“

„Das ist wohl wahr. D, ich habe doch gesehen, wie du dich gequält hast. Du hast dem Druck nicht ausgehalten, den die Presse um uns gemacht hat. Und ich fand es einfach besser, dich gehen zu lassen, als dich fest zu halten, bis wir uns richtig in die Wollen bekommen hätten.“ Ich schüttelte den Kopf und sah in meine Tasse, wo mein verwirrter Blick sich spiegelte. „Ich will nur ehrlich zu dir sein, Dejna, und dich schützen. Der Typ kommt mir spanisch vor. Ich will nicht, dass du verletzt wirst.“

„Du willst ehrlich zu mir sein und lügst mich dann an, wenn es um deine Gefühle geht? Was bringt das denn bitte?“

„Dejna, bitte, ich ...“

„Guten Morgen, alle zusammen … huch, nur ihr seid ja da“, unterbrach eine mir wohl bekannte Stimme unser Gespräch. Niko kam gut gelaunt, wie jeden Morgen, zu uns und setzte sich Bastian gegenüber. Ich blinzelte und sah wieder in meinen Kaffee. Basti fuhr sich durch sein braunes Haar und ließ sich zurück fallen. „Was ist denn hier los? So eine trübe Stimmung?“

„Wir haben nur gerade über etwas wichtiges geredet“, lächelte ich Niko an und trank einen Schluck von meinem Kaffee.

„Uh, ging es um Alec? Basti hat gestern noch richtig über diesen Knackarsch gewütet. Er meinte, dass Alec ein Arsch sei, aber, Süße, sein Arsch ist wirklich nicht zu verachten. Das sind zwei kleine, stramme Äpfel in die ich gerne mal rein beißen würde.“ Niko zwinkerte mir zu, Basti stöhnte nur.

„Fängt das wieder an, ja? Habt ihr kein anderes Thema mehr? Muss sich immer alles um diesen Typen drehen?“, regte sich Basti auf.

„Wir können auch von deinem Knackarsch reden“, grinste Niko und spielte mit seinen Augenbrauen. Ich musste kichern. Niko schaffte es einfach immer, mich zum lachen zu bringen. Er und seine Schwuleart waren einfach super. Ich bin wirklich so froh, dass ich ihn kennengelernt hatte. „So, Schnuggelchen, widme du dich mal deinem Kaffee“, sagte er dann zu Basti und rückte näher zu mir. „Und du erzählst mir jetzt, was du und Herr Knackarsch gestern so getrieben habt.“

„Knackarsch gefällt mir“, lachte ich und lehnte mich auch mehr zu Niko. „Wir sind nur durch die Stadt gefahren … mit einer Yamaha. Wir sind Eisessen gegangen und danach sind wir noch an einen Strand gefahren und haben uns den Sonnenuntergang angesehen.“

„Und geknutscht, bitte sag mir, dass ihr geknutscht habt.“ Ich lachte und wurde leicht rot.

„Etwas“, murmelte ich.

„Yes, Baby. Jackpot! Du hast ihn an der Angel, Süße. Ich hoffe doch, du hast ihn zappeln gelassen.“ Jetzt bewegten sich meine Mundwinkel nach unten.

„Nein, konnte ich nicht richtig. Wir wurden gestört. Von Jamie und von Basti. Alec hatte zu einem wichtigen Termin gemusst und deswegen mussten wir auch wieder fahren.“

„Verdammt.“

„Aber er hat sich mit einer Sms entschuldigt und will sich mit einem neuen Date für dieses entschuldigen“, grinste ich und freute mich schon auf dieses Date. Niko grinste auch.

„Was für ein Mann.“

„Jetzt reicht es aber“, ging Basti dazwischen.

„Du bist ein Spielverderber, Bastian McKnight“, beschwerte sich Niko.

„Mir geht dieser Typ auf die Nerven, dazu kommt noch, dass ich denke, dass er nur mit Dejna spielt.“ Ich seufzte.

„Lass mich die Erfahrung machen, wenn er wirklich so ist, wie du denkst, dann werde ich auf den Mund fallen und du kannst sagen Hab ich dir doch gesagt, aber bis dahin, lass mich entscheiden, ob ich etwas mit ihm anfangen will, oder nicht“, regte ich mich auf und sah Basti böse an. Er ballte die Hände zu Fäusten und wollte etwas erwidern, aber in dem Moment kamen die anderen. Alle redeten durch einander und streiten wollten wir beide und nicht vor den anderen.

Nach dem Frühstück fuhren wir wieder zur Konzerthalle und da wiederholte sich dann alles. Proben, Einstellungen machen, Licht einstellen, Mikro einstellen, schminken, anziehen, noch mal aufwärmen, auf die Bühne stürmen, eine super Show abliefern, in der Pause Fragen beantworten und dann mit einem Riesigem Knall von der Bühne verschwinden.

Als wir dann wieder hinter der Bühne waren, fingen die Jungs an, zu singen. Sie freuten sich auf den Strand und die ganzen halb nackten Frauen, die sie abschleppen konnten. Sie tanzten rum und freuten sich wie kleine Kinder. Ich schüttelte nur den Kopf und zog mich wieder um. Niko war schon die ganzen Kleider am einpacken. Ich half ihm schnell. Alle freuten sich auf die Pause, vor allem die armen Techniker und Aufbauer, die noch mehr Stress als wir hatten. Sie mussten jeden Tag arbeiten. Abbauen, aufbauen, abbauen, aufbauen. Ihnen gönnte ich die Pause richtig.

Als Niko und ich fertig waren, fuhren wir mit den anderen zurück zum Hotel. Wir würden erst morgen früh los fliegen, jetzt hatten wir ja zeit. Ich gönnte mir noch eine heiße Dusche, aber dann ging ich auch ins Bett.
 

Am nächsten Morgen, wurde alles gepackt und dann ging es auch schon nach Miami. Mein Fieber war auch abgeklungen, zum Glück. Alec hatte sich auch schon gemeldet und wir hatten den ganzen Morgen geschrieben, was Bastian natürlich überhaupt nicht gefiel. Ich konnte gar nicht verstehen, wie er so einen Groll gegen Alec haben konnte. Er kennt ihn doch nicht und außerdem sollte man nie nach dem Aussehen gehen. Da hatte ja selbst Alec mich überrascht. Er war eben nicht so, wie die meisten Reichen Leute. Er war Bodenständig und normal. Nicht so wie Bastian dachte. Und außerdem, was dachte der sich nur dabei, mir vor zu werfen, ich sei verliebt, obwohl er es auch noch war … auch wenn er mich immer noch liebte, hatte er ja dann wohl doch die gleiche Brille wie ich auf. Und was konnte ich dafür, wenn wir Schluss gemacht hatten und ich mich neu verliebte … neu verliebte. Hatte ich mich wirklich in Alec verliebt? Ich meine … ich bin schon gerne in seiner Nähe und ja, er konnte super Küssen, aber reichte das aus? Anderseits lächelte ich immer, wenn nur sein Name fiel. Ja, vielleicht hatte ich mich wirklich in ihn verliebt.

Ich seufzte und nahm mir eine Zeitschrift von Niko, die er neben mich auf den Sitz gelegt hatte. Wir saßen jetzt schon fünf Stunden im Flugzeug, also hatten wir noch zwei Stunden vor uns. Zum Glück hatten wir unser eigenes Flugzeug und mussten nicht umsteigen oder so etwas. Ich zog meine Beine auf den Sitz und legte die Zeitschrift auf meine Beine. Auf dem Cover war eine bekannte Schauspielerin abgebildet, die ihre 10 Haartipps preisgegeben hat. Ich seufzte und schlug die Zeitschrift auf und blätterte durch. Auf Seite fünf war ein Gruppenfoto von den Jungs und mir und darunter stand ein Artikel, der über unsere neuen Shows berichtete. Die Reporter hatten viele Leute auf unseren Konterten gefragt, wie sie das neue Format fanden und alle fanden es erfrischend und gut. Niko hatte uns den Artikel sofort vorgelesen, als die Zeitschrift heraus gekommen war. Jetzt blätterte ich weiter. Auf den nächsten drei Seiten waren die Haartipps der Schauspielerin. Die blätterte ich einfach weiter. Auf der nächsten Seite blieb ich stehen. Dort prangte ein ganz Körper Foto von Alec. Er sah natürlich wieder super aus. Er trug wie immer einen Anzug, der mir sehr bekannt vor kam. Es war der Armani Anzug, den er getragen hatte, als ich diesen Unfall gehabt hatte. Also hatte er sich mit einem Reporter getroffen. Er stand mit verschränkten Armen da und schon wieder fielen mir die Manschettenknöpfe auf, mit den zwei Drachen, die sich ansahen. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass er an übernatürliches glaubte. Aber wenn er so erzogen worden ist, wie konnte er dann an etwas anderes glauben?

Leicht strich ich mit meinem Zeigefinger über seine Lippen, die zu einem Lächeln geformt waren. Neben seinem Bild war ein kleiner Steckbrief, den ich mir jetzt durchließ.
 

Name: Alec Jacobs

Alter: 29 Jahre alt

Augenfarbe: blau

Haarfarbe: schwarz

Mutter: Jillian Kira Jacobs

Vater: Chester Jacobs (tot)

Geschwister: Nein

Familienstand: ledig
 

Er ist 29 Jahre alt? Hmm, ja fünf Jahre unterschied kann ich gelten lassen.

Ich musste über meine Gedanken lachen. Was dachte ich da nur? Als wenn ich überlegen würde, ihn zu heiraten. Oh man.

Unter dem Steckbrief fing das Interview an. Erst wurden normale Fragen gestellt, von wegen: Wollen Sie das Unternehmen Ihres Vaters für immer übernehmen? Oder Wollen Sie das Unternehmen ausweiten? Und all so Fragen, über seine Arbeit. Aber dann stach mir eine Frage ins Auge.

Mr. Jacobs mal eine ganz persönliche Frage, sind Sie verliebt?

Ich schluckte. Wollte ich seine Antwort lesen?

Sei doch kein Angsthase, ließ sie.

Jaja, ist ja okay.

Verliebt? Nein, ich glaube nicht, dass ich verliebt bin. Zur Zeit gibt es eher nur die Arbeit für mich, allerdings kann ich nicht bestreiten, dass ich mich vielleicht irgendwann verlieben werde.

Okay, war das jetzt gut, oder nicht? Vielleicht beides. Ich meine, wer sagt, dass er von mir reden würde und ob er nicht doch noch jemand anderen hat. Vielleicht musste ich einfach abwarten, wie das mit uns weiter ging.

Die nächste Frage versetzte mir eine Gänsehaut.

Wir haben Sie jetzt zwei Mal mit der Leadsängerin von Hits gesehen, meinen Sie vielleicht sie mit dem bald verlieben?

Mir blieb der Atem stehen. Oh Gott steh mir bei. Bitte, bitte, verschone mein Herz.

Miss Collins und ich haben uns erst vor ein paar Tagen kennengelernt. Wir müssen uns erst besser kennenlernen, als das ich Spekulationen anstellen kann.

Gott, ist er sachlich. Er lässt ja wirklich keinen an sich ran. Spekulationen anstellen. Super. Aber ich meine, das war ja nach unserem ersten Date, klar verliebt man sich nicht sofort, das braucht zeit. Aber jetzt musste ich weiter lesen.

Also wollen Sie sie wieder treffen?

Boah, war der Reporte hartnäckig. Ich meine, wenn Alec wirklich nicht viel von sich preisgab, dann ist es klar, dass die Reporter so bohrten, wenn sie ihn mal befragen können.

(Jacobs lacht) Das wird aber jetzt sehr persönlich. Ich denke schon, dass ich sie wiedersehen werde.

Ich musste auch lachen. Es war schon komisch ihn so nüchtern von uns reden zu lesen, weil der Kuss den er mir am Abend zuvor gegeben hatte, war nicht gerade nichts gewesen. Aber okay, ich durfte mir darauf kein Urteil bilden.

„Was ließt du denn da schönes?“, fragte mich Jade und beugte sich über meinen Sitz. „Uh, Alec Jacobs.“ Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Niko meinte, er hat einen Apfelpopo.“ Ich sah nach oben und Jade lächelte. „Da würde ich auch gerne mal rein beißen, aber ich halte mich zurück, du hast den Vortritt, aber wenn er dich nicht haben sollte, aus irgend einem Grund, den es eigentlich nicht geben sollte, dann schnapp ich ihn mir.“ Ich lachte wieder.

„Ich schaffe schon, dass er sich in mich verliebt, also hör auf zu träumen“, grinste ich. Jade lachte und setzte sich wieder hin.

„Weißt du, wann das Interview war?“

„Ja, als ich den Unfall hatte“, murmelte ich.

„Ein Glück das er in der Nähe war und dann hat er auch noch ein Interview gehabt, wo er über dich ausgefragt worden ist. Ist das nicht Zufall?“

„Nein, ich denke eher Glück.“ Jade kicherte und ich sah mir noch mal das Bild von Alec an. Ich hatte das Gefühl, dass er irgendwas verbarg, jetzt nachdem Jade das gesagt hatte. Nur was verbarg er? 

Kapitel 10

Kapitel 10
 

Der erste Tag unserer Ferien war schon mal vorbei. Wir hatten nur im Flugzeug gesessen uns ein Auto ausgeliehen, waren in einem Hotel eingecheckt und hatten ausgepackt. Abends sind wir noch essen gegangen, aber das war es auch gewesen. Wir waren alle geschafft und brauchten erst mal etwas Ruhe, also verzogen wir uns alle auf unsere Zimmer. Ich hatte noch ein paar Mal mit Alec hin und her geschrieben, aber dann hatten wir auch aufhören müssen, weil er ein Meeting gehabt hatte. Leider. Aber ich wollte ja eh ins Bett gehen und schlafen, also hatte es gepasst.

Am nächsten Morgen war ich wieder schreiend aufgewacht. Es war immer das gleiche. Ich schwitze und mir war warm. Mein Atem ging keuchend und nach ein paar Atemzügen, hatte ich mich wieder zurück gelegt. Mir ging es gar nicht gut. Nachdem mein Fieber wieder runter gegangen war, hatte ich wirklich gehofft, es wäre gut gewesen, aber jetzt?

Bastian kam ins Zimmer und holte aus meiner Kulturtasche das Fieberthermometer.

„Ihre Temperatur beträgt 39,8“, sagte die elektronische Frauenstimme.

„Du bleibst im Bett“, sagte Basti streng. Ich erwiderte nichts, ich hatte echt keine Lust zu streiten und aufstehen, war wirklich das letzte was ich wollte. Ich wollte eigentlich schlafen, aber ich hatte Angst, wieder einen Albtraum zu haben. „Wir werden heute abwarten und wenn es morgen nicht besser ist, werde ich dich ins Krankenhaus schaffen, Dejna.“ Ich nickte bloß. Ich hatte nicht die Kraft ihm zu widersprechen. Langsam schloss ich die Augen und versuchte zu schlafen, auch wenn ich Angst hatte.

Basti legte mir einen feuchten und kalten Lappen auf die Stirn und setzte sich auf die Bettkante.

„Was mache ich nur mit dir?“, flüsterte er. Ich antwortete nicht, er redete bestimmt mit sich selber. Er brabbelte noch lange etwas vor sich her, aber ich bekam nichts mehr mit, weil ich einschlief.

Als ich das nächste Mal aufwachte, saß Bastian auf einem Stuhl neben meinem Bett. Er sah auf und reichte mir eine Flasche Wasser. Ich nahm sie mit leicht zitternden Händen an und trank einen Schluck. Ich wollte sie Basti wieder geben, aber er wollte das ich noch einen Schluck trank. Ich tat ihm den Gefallen und als er die Flasche wieder hatte legte ich mich wieder hin. Es dauerte nicht lange, da war ich wieder eingeschlafen.

Das ging den ganzen Tag so. Ich wachte auf, bekam was zutrinken oder eine Suppe und schlief dann wieder ein.

Irgendwann wurde ich wieder wach. Draußen war es schon dunkel und nur eine kleine Nachttischlampe war angeknipst, aber Basti war nicht mehr in meinem Zimmer. Leicht und langsam setzte ich mich auf und lehnte mich an die Wand zurück. Draußen ertönten Stimmen.

„Sie ist am schlafen, ich glaube nicht, dass sie jetzt Besuch möchte“, hörte ich Bastis Stimme. Mit wem redete er da? Ich schwang langsam meine Beine vom Bett, als ich die andere Stimme hörte.

„Ich möchte nur sehen, wie es ihr geht.“ Das war Alecs raue Stimme.

„Ich möchte aber nicht, dass Sie jetzt zu ihr gehen.“ Och Basti. Ich wollte aufstehen, aber ich war zu schwach.

„Alec?“, rief ich und hoffte, dass er mich hörte.

„Verdammt“, zischte Basti und im nächsten Moment öffnete sich die Tür und Alec füllte den Türrahmen aus.

„Hey“, lächelte ich und legte mich wieder zurück ins Bett. Alec war mit ein paar Schritten bei mir am Bett. Er trug wieder einen Anzug, wieder so ein Designerteil, aber das war mir gerade sehr egal. Ich war nur froh, dass ich sein Gesicht sehen konnte. Er setzte sich auf die Bettkante und legte eine seiner Hände auf meine Stirn.

„Wie viel Grad hat sie?“, fragte Alec Basti.

„39,8, schon den ganzen Tag“, seufzte der angesprochene.

„Warum bringen Sie sie nicht ins Krankenhaus?“

„Nicht ins Krankenhaus, bitte“, sagte ich sofort panisch. Alec sah mich wieder an.

„Dejna, du brauchst medizinische Hilfe.“

„Nein, ich will nicht wieder ins Krankenhaus. Ich will nicht wieder dahin.“

„Ich hab Ihnen gesagt, dass Sie besser nicht kommen sollten“, meinte Bastian jetzt ein bisschen gereizt, aber Alec ignorierte ihn. Er strich mir über die Wange und tupfte mir mit dem kalten Lappen den Schweiß von der Stirn.

„Was ist denn so schlimm am Krankenhaus?“, fragte er mich sanft. Ich schloss die Augen und lauschte seiner Stimme. Sie war beruhigend.

„Ich will nicht wieder gegen den Krebs kämpfen“, murmelte ich und schmiegte meine Wange in seine Hand.

„Dejna, aber wenn er wiederkommt, musst du ihn bekämpfen.“

„Ich will aber nicht mehr“, quengelte ich.

„Ich schätze dich aber nicht so ein, dass du schnell aufgibst. Du willst doch noch weiter Musik machen, oder?“ Jetzt machte ich die Augen auf und sah in das Meer aus blau.

„Schon, aber ich werde den Krebs nicht los, Alec.“

„Klar wirst du ihn los. Du hast doch genug Freunde, die hinter dir stehen, die dich unterstützen. Du musst es nur auch wollen.“ Er hatte ja Recht, aber ich hatte Angst vor den Schmerzen, Angst vor dem ganzen. Ich wollte das nicht noch ein mal durch machen müssen. „Versprochen, wir schaffen das.“ Ich nickte und machte wieder die Augen zu.

Wir, das hörte sich gut an.
 

Als ich das nächste Mal aufwachte, ging es mir schon etwas besser. Es war zwar Mitten in der Nacht, aber das war mir egal. Alec war nicht mehr hier, aber Bastian saß wieder auf dem Stuhl und war eingeschlafen. War Alec wirklich hier gewesen, oder hatte ich das wieder nur geträumt?

Wir schaffen das.

Bitte, lass das kein Traum gewesen sein.

Leise stand ich auf, schnappte mir was zum anziehen und machte mich schnell fertig. Ich wollte was essen, aber ich wollte Basti nicht wecken. Er war bestimmt die ganze Zeit aufgeblieben. Also schlich ich mich aus meinem Zimmer und schlurfte zum Aufzug. Eine Hand legte ich mir auf die Stirn. Zum Glück war ich nicht mehr so heiß und wenn es mir auch besser ging, dann hieß das ja auch, dass das Fieber ein bisschen abgeklungen ist.

Als ich unten ankam ging ich in den Speisesaal und wen entdeckte ich da?

Alec und Jamie. Sie saßen an einem Tisch und tranken Kaffee.

„Dejna!“ Jamie hatte mich entdeckt und war sofort aufgesprungen. Ich hob die Hand und ging zu den beiden. Alec machte mir auf der Bank platz und ich ließ mich darauf nieder.

„Was machst du hier unten? Du solltest im Bett liegen bleiben“, meckerte Alec mich an. Ich lächelte nur und lehnte mich leicht an seine Schulter.

„Ich hatte Hunger“, murmelte ich.

„Was willst du denn haben, Süße?“, fragte Jamie mich sanft.

„Ein Sandwich?“

„Ich besorg dir was leckeres.“ Damit war er auch schon verschwunden.

„Du hättest Bastian wecken sollen“, meinte Alec jetzt ein bisschen sanfter und legte einen Arm um mich, damit ich mich besser an ihn lehnen konnte.

„Ich musste mich etwas bewegen“, meinte ich nur und holte tief Luft. Sein außergewöhnlicher Duft stieg mir in die Nase. Ein wunderschöner Sommertag. Er roch einfach wunderbar. „Trägst du ein Parfüm?“ Ich spürte, wie er den Kopf schüttelte.

„Wie kommst du denn jetzt darauf?“

„Du riechst gut.“ Er lachte auf.

„Nein, ich trage kein Parfüm.“ Ich nickte.

„Ich auch nicht“, murmelte ich und schloss die Augen.

„Ja, ich weiß“, hörte ich ihn flüstern.

Keine Minute später kam Jamie mit meinem Sandwich wieder. Ich biss einmal rein und legte es dann zurück auf den Teller.

„Du isst aber noch weiter, oder?“, fragte mich Alec ein bisschen besorgt. Ich sah das Sandwich und dann ihn an. „Dejna, du musst wirklich mehr essen, du bist richtig abgemagert seid Madrid.“

„Was?“, fragte ich und sah an mir herunter. Mir war das gar nicht aufgefallen, aber jetzt wo er es sagte. Irgendwie … hatte ich eben schon gemerkt, das sich die Jogginghose fester ziehen musste, als sonst. Aber eben war mir das nicht so aufgefallen. Ich seufzte und lehnte mich zurück. „Er kommt wieder, oder?“, fragte ich leise, sodass nur Alec es hören konnte. Auch Alec seufzte.

„Ich glaube schon.“ Wieder seufzte ich, sah von meinen Händen zu meinem Sandwich und tat Alec den Gefallen. Ich nahm das Sandwich wieder in die Hand und aß es auf. „Und jetzt bring ich dich wieder hoch, du solltest dich noch etwas ausruhen.“ Ich nickte zustimmend und verabschiedete mich von Jamie. Er lächelte mich an und dann ging ich mit Alec zurück zum Aufzug.

Zurück in meinem Zimmer, war Basti immer noch am schlafen. Alec blieb im Türrahmen stehen. Ich drehte mich zu ihm um.

„Was ist?“, fragte ich.

„Ich komme lieber nicht mit rein.“ Er nickte zu Basti. Ich seufzte und drehte mich wieder um. „Dejna?“ Alec umfasste mein Handgelenk und ich drehte mich wieder zu ihm um. Er beugte sich zu mir und küsste sanft meine Lippen. „Bitte schlaf noch etwas und ruh dich aus“, flüsterte er, als er von mir abließ. Wieder nickte ich und ging zurück zum Bett. Als ich dann wieder eingekuschelt war, ging Alec wieder runter. Es war einfacher für ihn, wegen Bastian. Das konnte ich verstehen, Basti machte echt ein Drama daraus. Ich machte die Augen wieder zu und versuchte wieder ein zu schlafen. Und das konnte ich auch.

Irgendwann weckte Bastian mich, damit ich etwas aß. Aber eigentlich hatte ich keinen Hunger. Allerdings tat ich ihm den Gefallen und löffelte brav meine Suppe. Danach holte Basti noch mal das Thermometer und miss noch mal meine Temperatur.

„Ihre Temperatur beträgt 37“, sagte die elektronische Stimme.

„Fühlst du dich besser?“, fragte Basti mich.

„Ja, etwas.“ Er nickte und seufzte dann. „Mach dir keine Sorgen, bitte.“

„Klar, der Krebs kommt wieder und ich soll mir keine Sorgen machen? Du spinnst doch.“

„Bitte, ich will nicht, dass irgendwas anders wird. Ich will den Krebs wieder besiegen und dann weiter machen, als wäre nichts gewesen, aber das kann ich nicht alleine machen, Basti.“

„Du kannst aber nicht so tun, als wäre nichts passiert.“

„Ich bitte dich nur, mich zu unterstützen und mich nicht wie ein kleines Kind zu behandeln.“

„Ja, okay.“ Ich nickte und bedankte mich. „Wenn du versprichst, nicht mehr so viel auf Jacobs zu geben.“ Ich sah Basti ungläubig an.

„Bitte was? Das ist doch jetzt nicht dein Ernst.“

„Doch ist es, der Typ gefällt mir nicht, D. Und ich weiß nicht was er damit bezwecken will, dass er jetzt für dich da ist.“ Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und lehnte mich zurück.

„Basti, ich mag ihn, okay? Ich mag ihn wirklich und ich bitte dich das zu akzeptieren. Ich möchte nicht gegen dich ankämpfen, tu mir das nicht auch noch an.“ Er machte den Mund wieder auf und wollte etwas sagen, aber ich wollte es echt nicht hören. Klar wollte ich ihm nicht weh tun, aber er konnte mich doch nicht so erpressen. „Bitte, bitte versuch es. Für mich.“ Er seufzte und nickte.

„Okay, ich versuche es.“
 

Den ganzen nächsten Tag hatte Basti mich auch noch ins Bett verband. Mir ging es zwar etwas besser, aber das Fieber war noch nicht weg. Basti wollte es aber nicht drauf ankommen lassen. Ich wollte, wie gesagt, nicht mehr mit ihm streiten, also hatte ich alles getan, was er wollte. Ich trank, aß und schlief. Und zum Glück hatte ich keine Albträume. Alec war auch hoch gekommen, um nach mir zu sehen, allerdings musste er wieder los, zu einem Meeting. Er hatte mich nicht alleine lassen wollen, aber ich hatte ihn los geschickt. Ich wollte nicht, dass er wegen mir einen Termin verpasste. Mit Widerwillen war er gegangen, hatte mir aber versprochen, dass er sich beeilte und so schnell es ging wiederkam. Ich hatte gelächelt und dann hatte er mich wieder geküsst. Ganz sanft, aber es hatte gut getan. Danach hatte ich sofort zu Basti gesehen und er wäre beinahe explodiert.

Jetzt lag ich im Bett und laß eine Zeitschrift nach der anderen. Ich hatte hier keinen Fernseher und auch sonst hatte ich nichts, was ich machen könnte. Klar, kamen die anderen auch vorbei und redeten mit mir, aber ich wollte sie auch nicht verpflichten hier zu sitzen, obwohl sie draußen an den Strand gehen konnten. Also hatte ich sie alle, bevor sie überhaupt herein kamen, wieder weg geschickt. Sie streckten mir dann immer die Zunge raus und gingen wieder.

Als ich alle Zeitungen durch hatte, nahm ich mir einen Block und einen Stift und fing an, Songs zu schreiben. Ich hatte letztens schon eine gute Idee gehabt, als die Jungs und ich bei den Proben so rum gealbert hatten.

Ich wollte einen Partysong schreiben, über eine Frau, die die richtigen Fragen gestellt hatte. Und jetzt hatte ich eine ganz gute Idee. Sie sollte von einer Party wieder kommen und ihren Freunden erzählen, dass man manchmal einfach nur die richtigen Fragen stellen musste.

Als ich wieder an die Melodie dachte, sprudelte der Text einfach so aus mir raus. Der Stift flog über das Papier und ich konnte nicht mehr aufhören, zu schreiben. Ich brauchte nur eine Stunde für den ganzen Text. Ich schrieb das letzte Wort und die Tür ging auf. Basti brachte mir was zu essen und zu trinken.

„Ich hab einen neuen Song“, grinste ich ihn an und hielt den Block wie eine Trophäe in die Luft.

„Zeig her.“ Wir tauschten die Sachen, ich bekam das Sandwich und die Cola und er den Block. Basti setzte sich auf den Stuhl und ich zwängte mir das Sandwich rein. „Das ist gut. Habt ihr auch schon eine Melodie oder müssen wir noch daran arbeiten?“

„Nein, die Jungs und ich haben letztens rumgespinnt und haben eine super Melodie dafür kreiert. Davin müsste sie haben“, schmatzte ich. Er nickte und gab mir den Block wieder. Ich nahm einen Schluck Cola und spülte das Sandwich damit herunter. Basti nahm sich noch mal das Fieberthermometer und miss meine Temperatur.

„36,8. Es wird besser“, meinte Basti.

„Vielleicht hatte ich auch nur eine leichte Grippe, kann ja sein.“ Er nickte.

„Vielleicht.“

Plötzlich vibrierte mein Handy neben mir. Ich schnappte es mir sofort und lächelte. Alec.
 

Hey,

na wie geht es dir? Ich bin jetzt mit dem Meeting fertig und muss noch etwas erledigen, soll ich danach zu dir kommen?

Alec
 

Wenn du die Blicke von Basti aushältst, sehr gerne.

D
 

Ich beeile mich.

Alec
 

Ich laufe nicht weg.

D
 

Ich lächelte, als ich auf „senden“ drückte.

„Er schon wieder?“, fragte Basti.

„Er kommt gleich.“

„Dann gehe ich lieber.“ Ich streckte ihm die Zunge raus und verdrehte die Augen.

„Du machst es schlimmer als es ist.“ Dazu sagte er nichts.

Keine Stunde später, klopfe es an der Tür und Alec füllte den Türrahmen aus. Ich lächelte ihn an und legte Block und Stift zur Seite. Ich hatte versucht noch ein paar Texte zu schreiben. Ich hatte erst die Hälfte von einem neuen Lied geschafft.

„Hey, wie geht’s dem Fieber?“, fragte er und ich genoss den Klang seiner Stimme.

„Dem Fieber geht’s gut. Ist gesunken“, grinste ich.

„Das hört man doch gerne. Und wie fühlst du dich?“

„Besser, aber Basti hat mich ans Bett gefesselt.“

„Du musst mal raus, das tut dir nicht gut, die ganze Zeit hier im Zimmer zu sitzen.“

„Und was soll ich deiner Meinung nach machen?“

„Lass uns was spazieren gehen.“ Ich nickte lächelnd und stand auf. Schnell zog ich mir eine Hotpan, ein Top und einen Bolero an. Ich musste nur noch in meine Ballerinas steigen und dann konnten wir schon los.

Als wir aus dem Hotel raus waren und die Paparazzi los waren, führte Alec mich zum Strand, da unser Hotel recht nah am Meer lag. Wir gingen bis runter ans Meer. Dort zog ich meine Schuhe aus und lief ins Wasser, sodass nur meine Füße nass wurden. Es war ein befreiendes Gefühl. Ich drehte mich um und lächelte Alec an. Und da bemerkte ich, dass er gar nicht seinen Anzug an hatte. Er trug lässige Shorts und ein Poloshirt. Allerdings bemerkte ich wieder das Armband mit den beiden Drachen. Alec lächelte mich auch an und wir spazierten los, meine Füße ließ ich im Wasser.

„Hattest du überhaupt hier zu tun?“, fragte ich ihn nach einer Weile.

„Nein, nicht wirklich“, antwortete er ehrlich. „Ich hatte dich angerufen, gestern, aber Basti ist nur dran gegangen und hatte mir erzählt, dass es dir nicht gut ging. Ich hatte echt erwartet, dass er mich zur Sau machte und mir kein bisschen erzählen würde, warum du nicht ans Handy gehen würdest.“ Ich lachte.

„Ja, so ist er. Ich weiß auch nicht, aber er denkt du bist irgend ein Monster, was mich fressen will“, lachte ich und sah Alec an. Dieser stockte kurz, ging aber dann weiter.

„Monster?“

„Das hab ich jetzt nur gesagt“, lachte ich. „Aber er denkt, dass du nur mit mir spielst“, meinte ich jetzt ernst. Alec steckte seine Hände in seine Hosentaschen und trat einen kleinen Stein vor sich her. „Tust du es?“

„Nein, das würde ich nie.“ Jetzt sah er wieder auf und mir in die Augen. Seine strahlend blauen Augen verrieten ihn nicht. Er war aufrichtig, aber irgendwie war da ein aber.

„Aber?“

„Ich weiß nicht, ob es so gut wäre, wenn wir etwas miteinander anfangen würden.“ Wow, das war ehrlich.

„Dann bleiben wir Freunde. Ich hatte wirklich viel Spaß mit dir.“ Alec lachte auf.

„Nein, Freunde können wir auf keinen Fall sein.“ Ich blieb wie angewurzelt stehen.

„Was? Ich dachte, du würdest nicht mit mir spielen.“ Er schüttelte den Kopf und kam auf mich zu. Als er vor mir stand, hob er die Hand und legte sie mir auf die Wange.

„Tue ich auch nicht. Ich kann nur nicht mit dir befreundet sein, Dejna, weil ich immer mehr wollen würde“, hauchte er und küsste mich. Diesmal leidenschaftlicher. Ich packte in seine Haare und erwiderte den Kuss. Alecs andere Hand legte sich auf meine Hüfte und zogen mich näher an seinen Körper. Wir küssten uns immer wilder, aber dann lösten wir uns auch schon wieder. Ich keuchte heftig und starrte in seine blauen Augen. Er widersprach sich, warum tat er so etwas, wenn er doch … egal, ich wollte darüber nicht nachdenken. Ich wollte ihn wieder küssen. „Das hätte ich nicht tun sollen“, murmelte er und ließ mich los. Allerdings fing der Blitzhagel schon an.

Um uns herum mehrten sich die Paparazzi und riefen uns zu, dass sie noch ein Foto schießen wollten. Alec ging einen Schritt zurück und ging. Ich stand total perplex da, hatte meine Schuhe in der einen Hand und die andere auf meinem Mund.

„Miss Collins, Sie und Alec Jacobs, ist das was ernstes?“, fragten mich die Reporter, aber ich hörte sie nicht wirklich. Ich ging einfach durch sie durch, zurück zum Hotel. Wollte er, dass ich aus seinem Verhalten etwas heraus lese? Oder spielte er doch mit mir? Dieser Mann wurde immer mystischer. 

Kapitel 11

Kapitel 11

Alec:
 

„Was zum Teufel ist das?“

Die Tür wurde aufgerissen und knallte gegen die Wand.

„Passt du bitte auf, wir sind hier nur zu Besuch“, murmelte ich und rieb mir über die Augen.

„Du beschmutzt unser Ansehen. Wer zum Teufel ist dieses Mädchen? Und wie kommst du nur darauf sie in der Öffentlichkeit zu küssen? Alec, du hast einen Titel. Ein Junggeselle ist ein Mann, der alleine ist, der keine Frauen mitten auf der Straße küsst“, wütete meine Mutter. Ich machte den Mund auf, aber sie hob die Hand. „Oder Strand. Das ist mir schnuppe. Sieh dir an, was sie schreiben! Schon seit Wochen machst du so einen Mist.“ Langsam setzte ich mich im Bett auf und lehnte mich an die Wand. Sie schmiss mir die heutige Zeitung auf den Schoß, stöckelte dann in ihren Pumps zum Fenster und riss die Vorhänge auf. Ich kniff die Augen zusammen und stöhnte.

„Muss das sein?“

„Ließ es!“ Wieder ein Stöhnen von mir. Also nahm ich mir die Zeitung und schon auf der Titelseite prangte das Bild von mir und Dejna, wie wir uns küssten. Meine eine Hand auf ihrer Hüfte, ihre Hände in meinem Haar. Das Foto war von der Seite aufgenommen. Dejna hatte an dem Tag eine Hotpan, ein Top und einen Bolero getragen und auch wenn es total einfach war, sah sie darin unglaublich aus. „Du sollst den Artikel lesen und nicht das Mädel anschmachten!“, schallte meine Mutter.

„Manchmal frage ich mich wirklich, warum ich dich mitnehme.“

„Weil du mich liebst. Jetzt ließ schon.“

Ist da etwa jemand verliebt? Vor ein paar Tagen meinte unser gut aussehenster Junggeselle der Welt, dass für ihn nur die Arbeit zählte, nur was macht er mit der süßen Brünette in seinen Armen? Nach Arbeit sieht es nicht aus. Ist der Junggeselle Alec Jacobs etwa in Gefahr, seinen Titel zu verlieren?“, las ich vor. „Ist das wirklich nötig?“

„Ja. Ließ weiter.“ Sie stand vor dem Fenster und flechtete ihre blonden langen Haare erneut.

Die fünf Jahre jüngere Dejna Collins, Leadsängerin der Band Hits, sieht auch nicht danach aus, als wenn sie arbeiten würde. Wir sagen nur ein angenehmes zusammen arbeiten, der beiden. Nicht, dass sie nur die Konzerthallen gegen eine bestimmte Leistung bekommen.“ Ist das deren Ernst?

„Sie unterstellen dir, dass du mit dieser Kleinen schläfst, als wenn du ein Zuhälter wärst, der so etwas machen muss, um seine Geschäfte am laufen zu halten“, regte meine Mutter sich weiter auf.

Das Klopfen an der Tür rettete mich. Jamie kam langsam herein und lächelte mich aufmunternd an.

„Rette mich“, bat ich ihn und stand auf.

„Alec, das verbiete ich mir.“ Ich verdrehte die Augen und ging ins Bad. Jamie folgte mir.

„Das Meeting um eins wurde verschoben“, erzählte Jamie mir.

„Sag mir nicht, dass er abgesagt hat, wegen dem Zeitungsartikel.“ Jamie schwieg. „Spucks schon aus.“

„Doch, genau deswegen. Hör zu, Alec, ich weiß nicht was dich da getrieben hat und es geht mich auch nichts an, aber die Presse nimmt dich richtig ins Boxhorn.“

„Ja, ich hab es gelesen. Hat er das Meeting ganz gestrichen oder wirklich nur verschoben?“

„Verschoben. Sein Sekretär meinte, dass er nicht in dein Krieg mit der Presse hinein gezogen werden will.“ Ich nickte. Kann ich verstehen.

„Dann kannst du ja doch mit mir Essen gehen“, rief meine Mutter.

„Ich muss erst mit Dejna reden“, sagte ich leise zu Jamie.

„Du hast ihre Nummer.“ Ich funkelte ihn an und er verschwand schnell aus dem Bad. Eine kleine Rauchwolke stieg aus meiner Nase empor. Das gestaltete sich schwieriger als gedacht.

Ich machte mich schnell fertig und zog mich dann an. Den Anzug ließ ich heute liegen. Ich hatte echt keine Lust auf dieses Teil. Also zog ich einfach eine lässige Short und ein Shirt an.

„Wo willst du hin?“, fragte Mom und torckelte mir ins Vorzimmer hinterher.

„Ich muss das klar stellen gehen.“

„Alec, du bist ein Drache, du musst nichts klarstellen. Dafür hast du Leute, wie Jamie. Nichts böses gegen den süßen Kerl, aber lass ihn das erledigen.“

„Nein, ich muss das mit Dejna alleine klären, Mutter.“ Ich drehte mich zu ihr um und küsste sie auf die Wange. „Ich beeile mich.“ Sie legte mir eine Hand auf die Wange und schüttelte den Kopf.

„Du bist wie dein Vater, wenn er nur noch hier wäre. Alec, mach Schluss mit der Kleinen, sie gehört nicht in unsere Welt.“ Ich nickte nur und war dann aus der Suite.

In der Lobby grüßten mich alle möglichen Angestellten. Ich nickte nur und verließ das Hotel. Ich lief schnell Zufuß. Dejnas Hotel war nicht weit von meinem entfernt.

Innerhalb von zehn Minuten war ich an ihrem Hotel, wo sich die Paparazzi schon stapelten. Na super.

Der erste Reporter drehte sich schon nach mir um. Und sobald er meinen Namen ausgesprochen hatte, war es auch zu spät.

„Mr. Jacobs!“, rief er und alle drehten sich um. Ein Blitzhagel regnete auf mich herab. Es hilft ja alles nichts. Ich lief einfach schnell weiter und ins Hotel. In Windeseile lief ich zum Aufzug. Gerade so schaffte ich es noch hinein und zu meinem Glück war ich nicht alleine.

„Schöner Zeitungsartikel“, brummte McKnight neben mir. Ich seufzte.

„Das hab ich mir nicht ausgedacht“,meinte ich nur.

„Wollen Sie ihre Karriere ruinieren?“

„Das ist das letzte was ich will.“ Ich sah Bastian an, der mich schon die ganze zeit taxierte. „Ich bin genauso angeschwärzt worden.“

„Ja, das habe ich überlesen.“ Klar doch.

Die Aufzugtüren glitten auf und wir gingen zusammen zu Dejnas Hotelzimmer.

„Wenn Sie ihr wehtun, dann tue ich Ihnen weh“, drohte er mir und ging eine Tür weiter. Ich seufzte und klopfte vorsichtig an. Aus dem inneren kam nur ein Herein und ich trat ein. Dejna stand mit dem Rücken zu mir am Fenster. Sie war barfuß und hatte ein weißes wunderschönes Sommerkleid an, ihre braunen Haare flossen nur so an ihrem Rücken herab. Sie sah aus, wie ein Engel. Sie blieb noch ein paar Sekunden so stehen, bis ich die Türe zugemacht hatte. Dann drehte sie sich um und sah mich an.

„Das mit dem Artikel tut mir leid“, fing ich an. Wie sollte ich ihr denn erklären, dass ich ja auch nichts damit zutun hatte?

„Du kannst da auch nichts für“, seufzte sie nur, umfasste ihre Haare und band sie zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen.

„Stimmt schon, aber ich hätte ...“

„Mich nicht küssen dürfen?“, unterbrach sie mich. Oh doch, küssen wollte ich sie immer noch. Sie hatte so süß geschmeckt, wie Honig.

„Nein, das meinte ich nicht.“

„Was dann?“

„Ich hätte dich nicht in der Öffentlichkeit küssen sollen. Es war dumm von mir.“

„Also willst du dich so nicht mit mir zeigen?“

„Nein, das ist es auch nicht. Dejna, du weißt genau, was mein „Titel“ ist. Die Presse dreht immer durch, wenn ich mit einer Frau gesehen werden.“ Super, Alec, das hört sich echt gut an, mach weiter so.

„Ja, weiß ich.“ Super, komm streng dein Hirn an, Alec. „Und jetzt? Basti ist total ausgeflippt.“

„Ja, kann ich mir vorstellen. Ich glaube, er ist generell nicht gut auf mich zu sprechen.“

„Nein, nicht wirklich“, seufzte sie und kam auf mich zu. „Was ist das jetzt zwischen uns? Wenn ich deinen Titel als Junggeselle zerstöre, dann sollten wir aufhören uns zu treffen.“

„Dieser Titel ist doch der größte Mist überhaupt. Ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll, Dejna. Ich weiß nur, wenn wir Freunde sein sollten, werde ich immer mehr von dir wollen.“

„Mehr?“, flüsterte sie und blieb vor mir stehen. Ich schluckte hart, als mir ihr Duft in die Nase stieg. Sie roch wunderbar nach Yasmin. Und am liebsten hätte ich sie gepackt und sie wieder geküsst, nur um sie wieder zu schmecken. „Was meinst du mit mehr, Alec?“ Sofort stellten sich meine Nackenhaare auf. Sie sprach meinen Namen immer aus, als wäre es etwas verbotenes, was man nicht laut sagen durfte. Sie machte mich verrückt.

„Mehr von dir“, hörte ich mich flüstern und dann lag sie schon wieder in meinen Armen, meine Lippen auf ihren. Dejna stöhnte leicht unter meinen Lippen und umschlang meinen Hals. Sie erwiderte meinen harten Kuss und drückte ihren dünnen und schmächtigen Körper an meinen. Sie hatte so viel abgenommen, seit den letzten Tagen, dass ich richtig Angst hatte, sie anzufassen. Aber ich konnte nicht anders, als meine Hand wieder auf ihre Hüfte zu legen und sie noch ein bisschen mehr an mich zu drücken. Ich musste sie spüren, es war ein Bedürfnis, was ich stillen musste. Sie in meinen Armen zu halten, fühlte sich einfach richtig an.

Als wir uns lösten, hatte sie immer noch die Augen geschlossen. Aber als sie sie öffnete sah ich in dunkelgrüne Augen, die endlos schienen. Diesmal ließ ich sie nicht sofort los. Dejna hob die Hand und legte sie mir auf die Wange.

„Was machst du mit mir?“, hauchte sie. Ich lachte auf und schüttelt den Kopf.

„Was tust du mit mir?“

Es war gerade so normal, als mein Handy in meiner Hosentasche klingelte.

„Verdammt“, knurrte ich, ließ Dejna los und holte mein Handy raus. Jamie.

„Geh ran, ist okay.“ Ich nickte dankend und ging zum Fenster.

„Was gibt es Jamie?“, fragte ich, nachdem ich den Anruf entgegen genommen hatte.

„Mr. Mao, will sich doch mit dir treffen. In einer Stunde. Und Matt hat angerufen, du sollst ihn schnell zurück rufen. Soll ich Mr. Mao zusagen?“

Ich kniff mir mit Daumen und Zeigefinger in den Nasenrücken und drehte mich zu Dejna um. Sie stand immer noch da, wo ich sie los gelassen hatte. Ihre Hand war hoch zu ihrer Lippe gewandert, die sie jetzt nach zeichnete. Automatisch leckte ich mir über die Lippe. Verdammt, ich wollte hier bei ihr bleiben, mit ihr dieses Drama klären. Nur wie sollte ich etwas klären, was ich noch nicht mal in Worte fassen konnte? „Alec?“

„Ja, sag zu und das mit Matt klär ich gleich“, knurrte ich ins Handy und legte auf. Dann drehte ich mich zu Dejna um, diese lächelte mich an.

„Du musst wieder los, oder?“, fragte sie leicht enttäuscht.

„Leider. Können wir später reden und dann wirklich.Ich muss morgen zwar in Paris sein, aber Jamie kann dich abholen, wenn du das willst.“

„Noch ein Date?“

„Wenn du noch eins mit mir möchtest, gerne.“ Sie biss sich auf die Lippe.

„Ich weiß nicht, Alec.“ Ich lächelte, nahm vorsichtig ihre Hand und küsste ihren Handrücken.

„Du hast meine Nummer“, flüsterte ich an ihrer Hand. Dann beugte ich mich wieder hoch und ging zur Türe. Ich wusste, dass sie mich bestrafen wollte und mich erst mal zappeln lassen wollte. Ich würde warten.

Innerhalb von zehn Minuten war ich wieder in meiner Suite, um mich umzuziehen. Die Paparazzi hatte ich ausgeblendet, auch als sie mir gefolgt waren. Ich hatte ihnen nichts zu sagen und wenn sie lieber Sachen schrieben, wo sie keine Beweise hatten, dann konnte sie auch schreiben, dass ich vor einer Katze davon laufe. Hauptsache sie hatten eine gute Story.

„Alec, was ist mit dem Essen?“, meinte meine Mutter, als ich herein kam.

„Mao will mich jetzt doch sehen, ich muss dahin. Können wir das verschieben?“ Sie seufzte.

„Okay. Wie lief es bei der Kleinen?“

„Nenn sie bitte nicht so.“ Mutter saß mal wieder auf dem Sofa im Wohnzimmer der Suite und flechtete sich die blonden Haare. Mittlerweile reichten ihr ihre Haare bis zum Steißbein, aber schneiden lassen, wollte sie sie nicht.

„Wie soll ich sie denn sonst nennen? Deine Bettgeschichte?“ Ich verdrehte die Augen und holte einen der vielen Anzüge aus meinem Schrank. Schwarz und Hauptsache von einem Designer. Dieser war mal wieder von Armani. Eigentlich war es mir egal, was ich trug, aber wenn man einen anständigen Anzug haben wollte, musst man ihn Maßschneidern lassen oder einen Designerfummel tragen.

In Rekordzeit hatte ich mich angezogen und machte gerade den Knopf meines

Sakkos zu, als Jamie auch schon ins Zimmer kam. Er grinste mich an.

„In den Dingern siehst du echt scharf aus“, grinste er.

„Danke.“

„Was ist mit Dejna?“

„Weiß ich noch nicht wirklich. Wir müssen immer noch reden und irgendwie kommt immer etwas dazwischen.“

„Du magst sie wirklich.“

„Was nicht sein sollte“, ertönte die melodische Stimme meiner Mutter. „Alec, du darfst deine Zeit nicht noch länger mit den Falschen verschwenden, du musst dir endlich eine Gefährtin nehmen.“

„Mutter, wenn mein Leben davon abhängen würde, dann wäre ich, nur damit du endlich glücklich bist, verheiratet und hätte Kinder. Ich brauche kein Blut zum überleben wie Vampire.“ Ich lächelte sie an und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, als ich an ihr vorbei ging. „Jamie, können wir?“ Er nickte und ging aus der Suite. „Mach dir einen schönen Tag, bitte.“ Sie seufzte.

„Ja, okay.“

„Bis nachher.“

Vor dem Hotel lauerten schon wieder die Paparazzi, aber ich stieg einfach in die Limousine ein und fuhr mir durchs Gesicht.

„Du hast dich verliebt“, trällerte Jamie von vorne. Ich verdrehte die Augen. „Du küsst sie bei jeder Gelegenheit und ich wette, ihr habt noch nicht geredet, weil du wieder deine Hände nicht bei dir lassen konntest.“

„Was soll ich denn bitte deiner Meinung nach tuen? Sie ist einfach ...“

„Wunderschön? Süß? Lustig? Atemberaubend? Wundervoll?“ Ich funkelte Jamie durch den Rückspiegel an. „Sag schon ja.“

„Ja“, brummte ich. Jamie grinste vor sich her und ich seufzte.

„Ich glaub es nicht, er wird erwachsen“, sagte Jamie theatralisch.

„Also das ging jetzt zu weit.“ Er lachte und zwinkerte mir zu. Oh man. Ob das gut geht?
 

Mao war schon eine halbe Stunde weg, aber ich saß immer noch in dem Restaurant in dem wir uns getroffen hatten und trank ein Glas Wein. Mein erstes wohl bemerkt. Es war ein erstklassiger Chardonnay, aber irgendwie hatte ich noch keinen Schluck genommen. Ich hielt das Glas in der Hand und schwenkte den Weißwein hin und her.

Ich dachte an Dejna. War es klug so mit ihr umzugehen? Ich könnte nie ehrlich zu ihr sein, nicht was mich betrifft. Sie denkt ich sei 29 Jahre alt und ein Mensch. Ja, ein Mensch mit einem Knall, weil ich an „Übernatürliches“ glaubte. Das hatte ich wirklich super hinbekommen. Hätte ich mich vor sie stellen sollen und sagen sollen: Mein Name ist Alec Jacobs, ach und übrigens ich bin ein Werdrache und 550 Jahre alt, schön dich kennen zu lernen. Super Gesprächsstoff. Sie wäre schreiend vor mir weggelaufen … oder hätte mich ausgelacht. Das zweite wäre wohl wahrscheinlicher.

Aber sie war auch nicht eine der Frauen, mit denen ich sonst zu tun hatte. Sie war anders. Ich wollte sie kennenlernen, sie besser kennen wie sonst irgendjemanden. Ich wollte mit ihr gegen den Krebs kämpfen, wenn er wieder kam. Und doch konnte ich nicht. Eine Zukunft gab es nicht. Ich müsste sie nach ungefähr vierzig Jahren verlassen, weil sie einfach weiter altern würde und ich so bleiben würde, wie ich war. Egal, wie ich es mir ausmalte, es würde nicht passen. Ich würde sie immer anlügen.

Ich sah runter auf meine Hand und auf die Manschettenknöpfe. Mein Familienwappen. Mein Urururgroßvater hatte das Wappen vor tausenden von Jahren selber entworfen. Er hatte seine Frau über alles geliebt. Die zwei Drachen die sich ansahen, sollten sie darstellen und ihre ewige Liebe zueinander. Mutter versuchte mich schon seit ein paar Hundert Jahren dazu zu bringen, zu heiraten. Sie wollte nicht, dass ich alleine blieb und doch war ihr mein Titel als gut aussehender Junggeselle heilig.

„Sir, schmeckt Ihnen der Wein nicht?“, riss mich ein junger Mann aus den Gedanken. Ich sah erst ihn und dann das Weinglas in meiner Hand an.

„Nein, nein, der Wein ist perfekt. Ähm, könnte ich die Rechnung haben?“ Der junge Mann nickte und lief mit schnellen Schritten davon. Ich sah ihm hinterher und seufzte. Dann trank ich einen Schluck und stellte das Glas wieder auf den Tisch.

Nachdem ich gezahlt hatte, stand ich auf und ging hinaus. Jamie hatte ich weggeschickt. Ich brauchte was Zeit für mich und was passte besser, als ein Spaziergang zurück zum Hotel?

Ich ließ mir Zeit und schlenderte durch die Straßen. Vielleicht war es doch besser, wenn Dejna sich nicht mehr bei mir meldete. Das war für uns beide am Besten, aber eigentlich wollte ich das nicht. Oder sollte ich es einfach wagen und es versuchen? Versuchen zu hoffen, dass sie nie heraus findet, wer ich wirklich bin? Es zu riskieren, dass sie mich danach vielleicht für immer hasst? Oder ihr diese Gelegenheit schon früher geben?

Mein Handy vibrierte in meiner Sakkotasche und riss mich so aus meinen Überlegungen.

Jamie.

„Was ist denn jetzt schon wieder los?“, fragte ich.

„Alec, du musst sofort kommen. Jamie hatte einen Autounfall!“, schluchzte die Stimme meiner Mutter.

„Was? Wo seid ihr?“

„Im Krankenhaus.“

„Ich bin sofort da“, beruhigte ich sie. Ich legte auf und winkte mir ein Taxi heran. Der Fahrer schaute erst perplex, aber als ich ihn anschrie, er sollte zum Krankenhaus fahren, machte er weiter.

Keine zwanzig Minuten später war ich im Krankenhaus und ließ mich zu meiner Mutter führen, die in einem Wartesaal hin her lief.

„Alec!“, rief sie aus und kam auf mich zu. Ich nahm sie in den Arm und flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr.

„Alles okay. Weißt du was passiert ist?“ Sie schüttelte den Kopf.

„Sie haben nur angerufen, dass Jamie im Krankenhaus ist.“ Ich nickte und drückte sie noch mal.

„Es wird alles gut.“ Sie nickte und krallte sich in mein Hemd.

Kapitel 12

Kapitel 12
 

Wir warteten jetzt schon zwei Stunden und nichts passierte. Es kam kein Arzt, um uns schlechte geschweige denn gute Nachrichten zu berichten. Mom konnte nicht still sitzen und lief im Warteraum hin und her. Ich saß auf einem der ungemütlichen Stühlen und stütze mich auf meinen Knien ab.

„Mr. Jacobs?“, ertönte eine tiefe Stimme und Mom und ich sahen zu dem Mann, der auf uns zu trat. Es war ein Polizist, also setzte Mom ihren Lauf fort. Ich stand auf und ging zu dem Officer.

„Ja?“

„Kann ich Ihnen ein paar Fragen stellen?“

„Über den Unfall?“ Er nickte und wir setzten uns in eine Ecke. „Was ist überhaupt passiert?“

„Man hat Mr. Taylor von allen Seiten bedrängt, sodass er ausweichen musste, gegen die Leitplanke geschleudert wurde und mit der Limousine ins Schleudern geriet. Die Angreifer sind wohl noch weiter auf das Auto zugefahren, damit es sich ein paar mal überschlägt.“ Ich schluckte und fuhr mir durchs Gesicht.

„Aber warum?“ Der Oficer holte aus einer Mappe ein Bild raus und reichte es mir. Es war das Bild der Limousine, die wieder auf den Rädern stand. Auf der Frontscheibe stand mit roter Farbe: Wir bekommen dich noch, Alec Jacobs.

„Was ist das?“, fragte meine Mutter und stand schon hinter mir, bevor ich das Foto verstecken konnte. Sie holte tief Luft und hielt sich die Hand vor den Mund.

„Wir gehen davon aus, dass Sie eigentlich das Ziel dieser Truppe waren“, erklärte der Polizist sachte.

„Alec“, hauchte Mutter. Ich nahm ihre Hand und drückte sie.

„Alles okay“, sagte ich ruhig. „Würdest du noch mal nach Jamie fragen gehen?“

„Aber ...“

„Bitte“, unterbrach ich sie. Sie nickte und verschwand aus dem Warteraum. „Hat man gesehen, wer es war?“ Der Polizist schüttelte den Kopf.

„Die Leute die wir gefragt haben, sagten, dass alle Masken auf hatten.“ Ich nickte und sah mir noch mal das Bild an. „Mr. Jacobs, wir würden Ihnen gerne einen Sicherheitstrup zur Seite stellen.“

„Nein, nein, nicht nötig. Sie haben schon genug zu tun. Ich werde mich darum kümmern.“

„Aber Sie haben keine Ahnung, wer es auf Sie abgesehen haben könnte, oder?“, fragte mich der Oficer höflich. Ich schüttelte den Kopf. Keinen der für euch Menschen keine Gefahr wäre.

Meine Mutter kam wieder und der Oficer verabschiedete sich. Sie schaute sich nach dem Polizisten um und wartete, bis er weg war, bevor sie etwas sagte.

„Meinst du, das es jemand von uns gewesen ist?“

„Ich weiß es nicht, Mutter, aber irgendwas läuft hier.“

Schon seit Wochen passierten unseres Gleichen solche Unfälle … mit Toten. Der Rat würde erst in ein paar Tagen eine Versammlung haben, zu der ich auch eingeladen war. Es war ein Risiko sich zu treffen, denn der Rat bestand aus dem Angesehensten Männern und Frauen einer Spezies. Es war einfach Gefährlich für sie in so einer Zeit zusammen zu treffen und zu diskutieren, aber es musste sein.

„Wenn dein Vater noch hier wäre, dann wäre es nie so weit gekommen.“ Ich verdrehte die Augen und lehnte mich auf dem Stuhl zurück. „Und wenn du nicht abgelehnt hättest, dann hätten wir ...“

„Ich war zu jung, als Dad starb und um ehrlich zu sein, ich will mit dem ganzen nichts zu tun haben.“

„Du könntest etwas ändern, Alec.“ Ich schüttelte den Kopf und fuhr mir durchs Gesicht. „Dein Onkel hätte nie in den Rat gehen sollen, du weißt ganz genau, dass du, als Nachfolger deines Vaters, hättest gehen müssen.“

„Und doch sitzt Bec jetzt auf dem Stuhl, auf dem Vater gesessen hat. Mom, ich war 50 Jahre alt, als Dad starb, ich war nicht reif genug, um im Rat zu agieren. Wenn es wirklich so sein sollte, dass ich die Drachen vertreten soll, dann erst wenn Bec tot ist.“ Mom fluchte leise und fing wieder an, herum zu laufen. Ich schloss die Augen und kniff mir in den Nasenrücken.

Verdammt, Jamie. Ich hoffe, dass er es schafft.

Plötzlich klingelte mein Handy. Ich zuckte zusammen und auch Mom drehte sich zu mir um. Ich holte das Handy raus und sah auf den Display. Dejna.

„Wer ist das?“, fragte Mom mich. Ich seufzte und schüttelte den Kopf.

„Hey“, meldete ich mich.

„Huch, du hast aber lange gebraucht. Ist irgendwas passiert?“, ertönte Dejnas sanfte Stimme. Ich schloss die Augen und saugte ihre Stimme in mich auf. „Ich hab schon fünf Mal versucht dich an zu rufen, aber es ging immer nur die Mailbox dran.“

„Ich bin im Krankenhaus, hier hab ich nicht wirklich Empfang. Was ist den los?“

„Du bist im Krankenhaus?“, fragte sie etwas lauter. „Was ist passiert? Geht es dir gut?“ Ich musste lächeln. Sie machte sich also Sorgen um mich. Wie süß.

„Mir geht es gut. Jamie hatte einen Autounfall.“ Sie zog scharf die Luft ein.

„Geht es ihm gut?“

„Wissen wir noch nicht, er ist noch im OP.“

„Brauchst du Unterstützung? Soll ich vorbei kommen?“ Ich hörte, wie sie von irgendwas auf stand und hastig zur Tür lief.

„Nein, brauchst du nicht. Bleib wo du bist, okay?“ Sie blieb stehen.

„Ist denn jemand bei dir?“ Ich sah zu meiner Mutter, die immer noch wie eine Verrückte hin und her lief.

„Ja, ich bin nicht alleine.“

„Mir gefällt das nicht, Alec. Dir hätte auch etwas passieren können. Weißt du schon, wie es passiert ist? Du sahst doch nicht in dem Auto drin, oder? Sonst wärst du jetzt auch im Krankenhaus. Was ist wenn du eigentlich das Ziel … oh mein Gott.“

„D, mir geht es gut, okay. Alles ist gut und Jamie wird das auch packen.“

„Ich möchte gerne zu dir kommen.“ Wieder sah ich zu meiner Mutter, die jetzt stehen geblieben war, als ich Dejnas Spitznamen ausgesprochen hatte. Perfekt.

„Ja, okay.“

„Ich beeile mich“, damit legte sie auf und auch ich beendete den Anruf.

„Wer war das?“, fragte Mom. Wieder ein Mal kniff ich mir in den Nasenrücken und lehnte mich wieder zurück. „Alec!“

„Das war Dejna.“

„Die Kleine von heute Morgen?“ Ich nickte nur. Ich hatte jetzt wirklich keinen Nerv, mich mit ihr zu streiten. Vor allem um ein Thema, was sie eigentlich gar nichts an ging. Es war doch wohl meine Sache, mit wem ich mich traf oder mit wem ich was anfing.

Zehn Minuten später erschien Dejna in ihrem weißen Sommerkleid. Sie suchte mit ihren dunkelgrünen Augen nach mir und als sie mich fand kam sie sofort angelaufen. Sie hatte richtige Sorgenfalten auf ihrer Stirn. Ich stand auf und wäre beinahe umgekippt, als sie auf mich zugesteuert kam und mich umklammerte. Ich war total überrascht. Sie hatte kein Wort gesagt, war nur schnur stracks auf mich zu gekommen und hatte ihre Arme um mich geschlungen. Ihren Kopf vergrub sie an meiner Brust. Ich sah auf sie herunter und legte auch meine Arme um sie.

„Schon was neues von Jamie?“, fragte sie leise und sah zu mir auf.

„Nein, noch nicht.“ Mom räusperte sich und Dejna ließ mich sofort los. Ich konnte nur die Augen verdrehen. „Mom, das ist Dejna. Dejna, das ist meine Mutter Jillian“, machte ich die beiden bekannt. Mom musterte Dejna von Kopf bis Fuß.

„Hallo“, sagte sie dann nur.

„Hallo, schön Sie kennen zu lernen“, lächelte Dejna und streckte meiner Mutter die Hand entgegen. Diese nahm die Geste aber nicht an.

„Ignorier sie einfach“, meinte ich zu Dejna und schüttelte den Kopf. Mutter drehte sich nur wieder um und sah aus dem Fenster. Dejna nickte nur und wir setzten uns hin.

„Was genau ist denn passiert?“, fragte sie und sah mich besorgt an.

„Er wurde von der Straße gedrängt. Er wird schon wieder okay werden.“ Sie nickte und legte eine Hand auf meine, die auf meinem Knie lag. Es waren diese kleinen Gesten, die einfach gut taten. Ich sah erst zu unseren Händen und dann in ihr Gesicht. Ihre dunkelgrünen Augen studierten mein Gesicht, aber das war mir gerade egal. Ich wollte gerade anfangen, mir noch mal ihr wunderschönes Gesicht an zu sehen, als ein Arzt den Warteraum trat.

„Mr. Jacobs?“ Wir standen auf und ich nickte dem Arzt zu.

„Wie geht es Jamie?“

„Er ist außer Gefahr. Er wird jetzt in ein Zimmer gebracht.“

„Ist er wach?“, wollte Mutter sofort wissen. Der Arzt nickte.

„Sie können zu ihm.“ Mom nickte erleichtert und lief sofort los. Ich bedankte mich bei dem Arzt und folgte mit Dejna meiner Mutter. Sie war auch nicht mehr so angespannt.

Jamie hatte ein Einzelzimmer und als wir eintraten sah er sofort zu mir.

„Alec“, hauchte er und streckte seine Hand nach mir aus. Ich nahm sie an und drückte seine Hand fest.

„Was machst du auch für Sachen?“, fragte ich ihn. Er grinste nur.

„Ich bin nur so froh, dass du nicht in dem Auto saßt“, flüsterte er. Ich nickte und machte den Blick auf Dejna frei.

„Wir reden nachher.“ Er nickte und lächelte Dejna an. Sie kam sofort zu uns und nahm Jamies Hand. Sie plapperte sofort los, dass sie sich Sorgen gemacht hatte. Ich ging ein bisschen zur Seite und war einfach erleichtert, dass diese Idioten Jamie nicht noch mehr angetan hatten.

Kapitel 13

Kapitel 13
 

„Was sehen meine Augen denn da? Alec Jacobs und Dejna Collins, wie interessant. Also stimmt es, dass er etwas für die Kleine übrig hat.“

Alec und diese Kleine kamen gerade aus dem Krankenhaus und gingen auf ein wartendes Taxi zu. Interessant. Alec öffnete ihr die Türe und sagte dem Fahrer etwas. Vielleicht kam ich noch etwas näher ran, um zu hören, was sie sagen.

Unauffällig schlenderte ich ein bisschen weiter und lehnte mich an eine kleine Mauer, nicht weit weg von dem Taxi.

„Aber pass auf dich auf“, verlangte die Kleine.

„Mache ich.“

„Und melde dich“, stellte sie weiter klar. Wow, sie geht ja richtig ran. Alec stimmte ein und drückte sie leicht in das Taxi, aber Dejna drehte sich wieder zu ihm und … uh, das wird interessant. Sie küsste ihn wirklich auf die Lippen. Alec stand perplex da, als das Taxi weg fuhr, aber dann lächelte er und befühlte seine Lippen mit den Fingerspitzen.

„Das wird meinen Boss interessieren. Zwar bekomme ich etwas ärger, das wir Alec nicht erwischt hatten, aber wenn wir seine Süße in die Hände bekommen, dann wird das meinen Boss glücklicher schätzen“, grinste ich, steckte meine Hände in die Hosentaschen und ging.

Kapitel 14

Kapitel 14

Alec:
 

Als ich zurück ins Zimmer kam, nachdem ich Dejna zum Taxi gebracht hatte, saß Mom auf dem Krankenbett und redete mit Jamie. Er sah mich sofort an, als ich mir einen Stuhl nahm und mich an sein Bett setzte.

„Alles okay?“, fragte er mich.

„Du bist der, der hier im Krankenhaus liegt, frag mich das nicht.“

„Alec, um mich mach ich mir keine Sorgen. Sie wollten dich.“ Jetzt war ich noch neugieriger und sah Jamie an.

„Was ist passiert?“ Jamie schluckte und sah auf seine Hände. „Jamie, was haben sie noch getan?“

„Als ich mit der Limousine umgekippt bin, sind sie zu mir gekommen und haben mich aus dem Auto gezerrt, um zu sehen, ob du auch drin warst. Als sie gemerkt haben, dass ich alleine war, wollten sie von mir wissen, wo du bist.“ Mom zog die Luft ein.

„Jamie, du Idiot, warum hast du ihnen nicht gegeben was sie wollten?“, knurrte ich jetzt.

„Ich konnte dich nicht verraten, Alec.“ Ich stand ruckartig auf, sodass der Stuhl nach hinten umkippte. Ich lief zwei Mal auf und ab und blieb wieder vor dem Bett stehen. Jamie hatte zwei gebrochene Rippen, ein gebrochenes Bein, Prellungen überall am Körper und eine Platzwunde am Kopf. Die Inneren Blutungen, hatten die Ärzte behoben.

„Was von all dem ist durch den Unfall passiert?“, fragte ich und zeigte auf seinen Körper. Jamie sah mir nicht in die Augen. „Verdammt, Jamie!“

„Die … die Platzwunde.“ Ich fluchte und trat gegen den Stuhl. Mom zuckte zusammen. „Alec, sie wollen dich töten, ich konnte doch nicht zulassen, dass sie dich finden.“

„Sie hätten es nicht geschafft mich zu töten. Jetzt müssen wir gucken, wie wir dich hier raus bekommen, bevor die Ärzte merken, dass du auf wunderbare Weise, schneller gesund wirst, als ein normaler Mensch.“ Er nickte und ich ging raus an die Rezeption. In zwei Tagen wären Jamies Rippen wieder in Ordnung und in drei Tagen war auch sein Bein wieder benutzbar, das würde wirklich Fragen auf werfen.

Erst sagte mir die Schwester das sie so etwas nicht befürworten konnte. Ich bat sie einen Vorgesetzten zu holen, mit dem ich sprechen konnte. Natürlich hatten wir auch Leute die hier in Krankenhäusern arbeiteten. Sei es ein Drache, Werwolf, Vampir.

Keine fünf Minuten später erschien ein Oberarzt. Ein Werwolf. Er schickte die Schwester weg und lächelte mich an.

„Alec, was machst du denn hier?“, begrüßte mich mein Gegenüber.

„Hallo Ian“, begrüßte ich ihn zurück.

„Als ich gehört hab, dass Jamie eingeliefert wird, hab ich sofort übernommen.“

„Gut zu wissen.“

„War es wirklich wieder ein Anschlag?“ Ich nickte und erzählte ihm die Geschichte in Kurzform. „Verdammt, du solltest dich mit dem Rat zusammen tun, wenn sie es so öffentlich machen.“ Zusammen gingen wir in Richtung von Jamies Zimmer.

„Der Rat trifft sich in ein paar Tagen in Paris und hat mich eingeladen.“ Ian sah mich komisch an.

„Meinst du es hängt etwas damit zusammen? Ich meine, sie wollten dich doch im Rat haben, vielleicht gibt es da jemanden der das nicht will.“ Daran hatte ich noch gar nicht gedacht, weil ich schon vor Jahren klar gestellt hatte, dass ich nicht in den Rat eintreten wollte und würde.

„Das könnte sein“, stimmt ich zu.

„Hast du dich jetzt endlich entschieden, doch ein zu treten, oder was?“

„Nein, das macht es ja gerade so komisch.“ Ian stimmte mir zu.

Wir kamen bei Jamie an und Ian begrüßte meine Mutter mit einem Handkuss. Ian war ein guter Freund von mir und wir kannten uns schon Ewigkeiten. Er sah sich Jamie noch mal an und machte den Verband ab, den man um seinen Kopf geschlungen hatte. Die Platzwunde war schon verschwunden. Und auch die Prellungen waren verheilt.

„Gut, es verheilt schon. Ich geh dann schnell die Entlassungspapiere fertig machen“, meinte Ian und ging.

„Ich werde ein Taxi rufen“, meinte ich und Mom nickte.

Nachdem ich ein Taxi gerufen hatte, dauerte es nicht mehr lange, bis Mom mit Jamie, der in einem Rollstuhl saß, aus dem Krankenhaus kam. Das Taxi ließ auch nicht auf sich warten und kam fünf Minuten später auch an. Ich half Jamie ins Auto und setzte mich nach hinten, Mom neben mich. Sie hielt die Krücken für Jamie im Arm.

Die Fahrt zurück zum Hotel verlief ohne Komplikationen und wir konnten Jamie in Ruhe in die Suite bringen. Zum Glück waren gerade auch keine Paparazzi in der Nähe. Das ersparte uns Stress … und dumme Fragen. Oben brachten wir Jamie in sein Zimmer. Mom war total fürsorglich und deckte Jamie zu, legte ihm ein Kissen unter das gebrochene Bein und fragte ihn, ob er noch etwas brauchte. Er verneinte zwar, aber Mutter lief sofort zum Telefon und bestellte etwas zu essen und zu trinken.

„Ist sie schon immer so gewesen?“, fragte er mich. Ich lachte.

„Was meinst du, warum ich mir verbiete krank zu werden?“, lachte ich. Jamie lächelte auch und machte die Augen zu. „Ich werde dir was Ruhe verschaffen.“

„Danke“, flüsterte er und war dann auch schon eingeschlafen. Ich ging aus dem Zimmer und machte die Tür zu. Mom wollte gerade an mir vorbei, aber ich hielt sie an den Schultern fest.

„Lass ihn was schlafen. Die Heilung macht ihn schwach.“ Sie seufzte und nickte. Ich zog sie mit aufs Sofa, wo sie sich drauf fallen ließ und sich geschafft zurück legte.

„Als das Krankenhaus anrief ist mir das Herz stehen geblieben. Ich dachte, dir wäre etwas passiert“, flüsterte sie. „Du kannst nicht gehen ohne mir ein Enkelkind zu bescheren.“ Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Ich meine das Ernst, Alec. Ich will erst ein Enkelkind haben, dann kannst du gehen.“ Ich beugte mich vor und küsste ihre Wange.

„Hab verstanden. Ein Enkelkind.“ Sie schlug mich auf die Brust.

„Es können auch ruhig drei oder vier sein.“ Ich lachte und lehnte mich wieder zurück. „Du bist genauso wie dein Vater. Ich musste auch Jahrhunderte warten, bis dein Vater bereit war ein Baby zu bekommen.“

„Soll ich dir ein Kind besorgen?“ Wieder schlug sie mich.

„Ich möchte, dass du glücklich wirst … und mir Enkelkinder bescherst. Aber jede Frau, die ich dir vorstelle, ist nicht gut genug für meinen Sohn.“

„Mom“, seufzte ich.

„Marina war die perfekte Wahl und was macht mein gut erzogener Sohn? Taucht nicht zu seiner Hochzeit auf. Ich hätte dich und Matthew Köpfen können.“ Ich seufzte.

„Müssen wir das wieder durchgehen?“

„Ja, weil ich immer noch nicht verstehen kann, wie du Marina so hintergehen konntest.“

„Mom, wir beide wollten noch nicht heiraten, nur Marina war einfach nicht bereit, den Schritt zu gehen und sich gegen ihren Vater zu stellen.“ Mom seufzte auch.

„Was macht Marina eigentlich gerade?“

„Ich hab sie seit letztem Jahr nicht mehr gesehen.“

„Ach, stimmt ja. Da hattet ihr ja wieder Sex.“

„Mom!“, stöhnte ich. Sie kicherte nur und strich einen nicht vorhandenen Fusel von ihrer Hose.

„Du und deine Bettgeschichten.“

„Geht das wieder los“, stöhnte ich.

„Ich sag doch gar nichts. Aber wo wir gerade bei dem Thema sind.“ Ich schloss die Augen und erwartete schon das Schlimmste. „Was ist jetzt mit dieser Kleinen, die ins Krankenhaus gekommen ist?“ Ich wusste es. „Also ich muss ja sagen, dass du schon einen guten Geschmack hast, den hast du von deinem Vater.“

„Worauf willst du hinaus?“

„Ich will darauf hinaus, dass du nie ein Leben mit ihr haben wirst. Deine sonstigen Bettgeschichten liefen nie lange, aber dieses Mädchen ist anders.“ Wieder kniff ich mir in den Nasenrücken. „Du bemühst dich ihr zu gefallen. Sie fliegt zwar schon auf dich, aber trotzdem willst du ihr zeigen, dass du es ernst meinst.“

„Mom, wolltest du mal Psychotherapeutin werden oder was?“ Sie lachte und schüttelte den Kopf.

„Ich versuche mich nur zu erinnern, wann du mal verliebt warst.“ Auf so ein Gespräch hatte ich wirklich keine Lust. „Und ich bin mir sicher, das warst du nur ein Mal in deinem ganzen Leben.“ Sie lächelte mich an.

„Jaja, und doch habe ich die Liebe meines Lebens am Altar stehen gelassen. Können wir jetzt bitte von etwas anderem reden? Bitte.“ Sie lachte.

„Ja, okay.“

Kapitel 15

Kapitel 15

Dejna:
 

Ich lief jetzt schon geschlagene zwei Stunden durch mein Zimmer. In Gedanken nur bei Alec und Jamie. Alec hatte sich immer noch nicht gemeldet, dabei hatte er mir doch versprochen, sich zu melden. Aber vielleicht war ich nur über empfindlich. Allerdings war es jetzt schon Abend und ich hatte noch nichts von ihm gehört. Sollte ich ihm schreiben und fragen, wie es Jamie ging?

Mein Handy hielt ich schon in der Hand, damit ich schnell ran gehen konnte, wenn Alec anrief oder eine Sms schrieb. Och man, ich tu es einfach.
 

Hey du,

wie geht es euch? Bei Jamie alles in Ordnung? Ruht er sich auch aus?

D
 

Hey,

ja alles in Ordnung. Jamie ist nur noch am schlafen, aber ihm geht es gut. Du brauchst dir keine Sorgen machen.

Alec
 

Okay. Und was ist mir dir? Geht es dir gut?

D
 

Ja, mir geht es gut. Mach dir bitte keine Sorgen. Ich melde mich bei dir, wenn es etwas neues gibt.

Alec
 

Musst du nicht nach Paris fliegen? Was machst du dann mit Jamie?

D

Ich werde ihn mit einem Flieger nach Hause fliegen und dann nach Paris fliegen. Meine Mutter wird bei ihm bleiben. Ich hab alles im Griff =)

Alec
 

Okay, dann sollten wir unser Date auch verschieben. Du hast andere Sachen um die Ohren.

D
 

Ich überlegte mal wieder, ob ich ihm die Sms schicken sollte. Ich wollte mich mit ihm treffen, sehen das es ihm gut ging. So etwas nahm einen immer mit. Vor allem, weil ich nicht glaube, dass das alles nur ein Zufall war. Man hatte es sicher auf Alec abgesehen, aber das wollte ich ihm gegenüber nicht laut aussprechen.

Ich machte einfach die Augen zu und schickte die Sms ab. Und auf eine Antwort musste ich auch nicht lange warten.
 

Wenn du möchtest, können wir das machen, aber ich würde dich gerne sehen.

Alec
 

Mein Herz setzte für einen Moment aus. Er wollte mich sehen? Obwohl er so viel Stress hatte? Er wollte mich wirklich um sich haben. Genauso wie eben im Krankenhaus. Er hatte zwar gesagt, dass ich nicht kommen musste, aber als ich in seinen Armen gelegen hatte, hatte ich einfach gespürt, dass er mich bei sich haben wollte.
 

Ich will dich auch sehen.

D
 

Ich werde dir morgen ein Flugzeug schicken, dass dich abholt und zu mir nach Paris bringt. Ich muss mich jetzt um Jamie kümmern, aber ich melde mich, sobald ich in Paris bin.

Alec
 

Okay, aber bitte pass auf dich auf.

D
 

Versprochen

Alec
 

Ich drückte mein Handy an meine Brust und lächelte. Ich würde nach Paris fliegen. Nach Paris! Und das mit Alec.

Was zieh ich denn bloß an?

Sofort warf ich das Handy aufs Bett und machte meinen Kleiderschrank auf. Ich holte all meine Kleider aus dem Schrank und legte sie auf den Boden. Zwei Kleider sortierte ich sofort aus. Die konnte ich nicht noch mal anziehen, in denen hatte er mich schon gesehen. … Bitte was? Das war doch so was von egal. … Ach, egal.

Nach einander packte ich die Kleider wieder weg. Entweder gefiel es mir nicht, war zu kurz, zu lang oder einfach unpassend … bis auch noch das letzte Kleid wieder verschwand. Verdammt.

„Vielleicht kann Niko mir helfen“, sagte ich schnell und lief zu seinem Zimmer. Zum Glück war er da und öffnete mir die Tür. Ich lächelte ihn an.

„Was für ein Problem gibt es diesmal?“, fragte er.

„Ich brauche ein unglaubliches Kleid für morgen. Ich hab ein Date mit Alec und das in Paris.“ Niko viel die Kinnlade herunter.

„Ja, das ist ein Notfall.“ Er zog mich mit in sein Zimmer und ging zu seinem roll baren Kleiderschrank, wo alle möglichen Kleider für mich drin waren. Er machte den Wunderschrank auf und suchte sofort darin herum. Es dauerte nicht lange, bis er ein Kleid gefunden hatte.

„Du kannst jetzt mal endlich etwas wagen, okay?“

„Ich weiß nicht, Niko.“

„Du wirst umwerfend aussehen“, versprach er mir und legte das Kleid auf das Bett. Es war ein schwarzes Kleid ohne Träger. Oben rechts war eine rote Rose aus Stoff befestigt und sonst war das Kleid nur schwarz. Es würde mir bis Mitte der Oberschenkel gehen und laut Niko, wunderbar aussehen. Ich sah mir das Kleid näher an. Der Stoff war leicht durchsichtig und darunter war noch ein dickerer Stoff, sodass man durch den durchsichtigen Stoff noch ein bisschen mein Bein sah.

„Dann machen wir dir noch eine super Hochsteckfrisur und du ziehst noch rote Pumps an. Bitte sag ja, das ist perfekt.“ Er sah mich mit seinem Dackelblick an und ich gab nach. Niko jubelte und drückte das Kleid in meine Arme. „Sag mir Bescheid, wenn du dich fertig machst, dann schick ich Becca zu dir.“ Wieder ein Nicken von mir. Damit entließ Niko mich und ich war total aufgeregt auf morgen.
 


 

Paris ich komme.

Alec hatte sich heute morgen bei mir gemeldet und mir die Zeit gesagt, wann ich abgeholt werden sollte. Zur entsprechenden Zeit hatte ich dann Niko und Becca Bescheid gesagt, damit sie mir halfen mich fertig zu machen. Und ich musste sagen, ich sah richtig gut aus. Meine braunen Haare hatte Becca mit einer Spange hoch gesteckt und einzelne Strähnen mit einem Lockenstab zu Locken gemacht, die mir jetzt im Gesicht hingen oder einfach aus der Frisur gingen. Es sah kunstvoll aus. Dazu hatte Becca mich nur ein bisschen geschminkt. Nur Wimperntusche und Kajal und ein bisschen Lipglos, aber mehr auch nicht. Wie Niko gesagt hatte, hab ich mir rote Pumps angezogen und ich sah einfach nur wunderschön aus. Ich hoffe nur, Alec fand das auch.

Jetzt waren wir im Landeflug auf Paris.

Der Mann der mich abgeholt hatte, war mir natürlich unbekannt, aber es ging. Er redete nicht viel, er hatte mir nur seinen Namen gesagt und dass er mich nach Paris fliegen würde. Mr. Regali hieß er und mehr redeten wir auch nicht.

Ich war nur froh, wenn wir jetzt gelandet waren und ich Alec endlich wieder sah. … Endlich. Ich hatte ihn doch gestern gesehen, aber ich freute mich voll auf ihn und Paris. Hier in Paris war es schon dunkel, aber das machte mir nichts aus.

Nachdem wir gelandet waren, machte Mr. Regali die Tür auf und trat heraus. Ich folgte ihm und sah sofort einen weißen Lotus Esprit an dem ein gut aussehender Mann mit schwarzen Haaren und strahlend blauen Augen lehnte. Ich lächelte sofort, als ich in Alecs strahlend blaue Augen sah. Er lächelte auch und stieß sich von dem Lotus ab. Ich versuchte langsam und elegant die Treppen herunter zugehen und nicht zu stolpern … und zum Glück gelang mir das auch. Er trug wieder einen Designer Anzug, in dem er einfach super aussah. Ich ließ meinen Blick über seinen Körper gleiten und da viel mir auf, dass er heute nicht seine Manschettenknöpfe mit den beiden Drachen an hatte.

„Du siehst wunderschön aus“, machte Alec mir ein Kompliment. Ich wurde sofort rot und lächelte.

„Ist das dein Auto?“, fragte ich und strich über das Dach. Alec folgte mir mit seinen Augen und ich spürte, wie er mich immer noch musterte.

„Ja, ich hab es aus London her schiffen lassen.“

„Ein Lotus Esprit.“

„Du kennst dich mit Autos aus?“ Ich lachte und schüttelte den Kopf.

„Nein, nicht wirklich, aber mein Vater hatte so einen auch gehabt. Er war sehr stolz auf dieses Auto. Wir mussten deswegen vier Monate lang nur von Suppe leben.“

„Oh.“ Ich lachte und drehte mich wieder zu ihm um. „Wollen wir los?“ Ich nickte und Alec machte mir die Beifahrertür auf. Ich lächelte und setzte mich. Er machte die Türe zu und lief schnell um das Auto, um auch ein zu steigen. „Ich hoffe, Sven war nett zu dir“, fing er einen Plausch an und fuhr los.

„Sven? Ach, du meinst Mr. Regali. Ja, er hat zwar nicht mit mir geredet, aber es ging.“ Alec verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.

„Er hat es nicht so mit reden.“ Wir passierten eine Schranke, wo man Alec zu nickte und uns durchließ.

„Wo ist denn dein Familienwappen?“ Sein Blick wanderte nur kurz von der Straße zu mir. Ich lächelte ertappt.

„Ich weiß nicht, ich bin irgendwie nicht bei der Sache.“

„Ich finde das Wappen schön.“

„Danke.“

Alec fuhr uns durch die ganze Stadt bis zum Eiffelturm.

„Lust im Eiffelturm zu essen?“, fragte mich Alec und ich grinste ihn sofort an.

„Sehr, sehr gerne.“ Alec lächelte auch und suchte uns einen Parkplatz. Wir stiegen aus und Alec führte mich zu einem Aufzug, der uns bis hoch in die Spitze des Eiffelturms brachte. Oben angekommen hatten wir eine super Aussicht über Paris. Überall leuchteten Lichter, von den Häusern. Es war ein wunderschöner Anblick.

„Mr. Jacobs, Sie habe ich ja lange nicht mehr gesehen“, ertönte eine Stimme hinter uns. Alec kannte ja etliche Leute. Ich riss mich von dem Anblick los und drehte mich zu Alec. Er lächelte mich an und sah dann den Mann an der Rezeption an.

„Hallo Dominik, ja ich war lange nicht mehr in Paris“, begrüßte Alec den Mann. Dieser war etwas älter und seine Haare wurden auch langsam weiß, aber trotzdem machte er einen netten Eindruck.

„Der Tisch ist schon bereit“, lächelte er mich an und bedeutete uns, ihm zu folgen. Wir gingen ihm nach, bis zu einem kleinen Tisch für zwei Personen, der direkt am Fenster stand. „Kann ich euch schon mal was zu trinken besorgen?“

Alec rückte mir den Stuhl zurecht und ich setzte mich.

„Irgendeine Vorliebe?“, fragte er mich.

„Überrasch mich“, verlangte ich. Alec sah Dominik nur an, dieser nickte.

„Also das übliche“, meinte dieser nur und verschwand wieder. Alec setzte sich mir gegenüber und lehnte sich zurück.

„Wie geht es Jamie?“, fragte ich.

„Besser, er lässt sich zuhause bedienen, also ich denke schon, dass es ihm gut geht“, lachte Alec. Ich lächelte und beobachtete ihn. Er sah wirklich gut aus, in diesem Designer Anzug. Aber wenn ich ehrlich war, gefiel er mir auch sehr in seiner Freizeitkleidung. „Was ist? Hab ich irgendwo einen Fleck?“ Ich sah ihm jetzt wieder ins Gesicht und lachte.

„Nein, nein. Ich … ähm … ich hab dich nur etwas beobachtet“, sagte ich ertappt.

„So wie an dem ersten Abend.“

„Du meinst in New York?“, fragte ich verwirrt.

„Ja.“ Er lächelte über meine Reaktion.

„Du hast gemerkt, dass ich dich beobachte und hast nichts gesagt?“

„Was hätte ich denn sagen sollen?“

„Boah, bist du selbst verliebt“, lachte ich. Alec grinste auch. Er hatte verstanden, dass das nur ein Witz war.

„So hier ist das gute Stück“, meldete sich der Mann wieder und hatte eine alte Flasche Château Latour in der Hand. „Ein Château Latour, Jahrgang 1961. Eine unserer besten. Die habe ich extra für dich aufgehoben, Alec.“ Dieser lachte. „Ich weiß doch, wie gerne du einen guten Wein trinkst.“

„Danke Dominik“, bedankte sich Alec und Dominik schenkte uns ein. Ein jüngerer Mann kam jetzt auch dazu und stellte einen Weinkühler auf den Tisch, in den Dominik jetzt den Wein stellte.

„Kann ich noch etwas für unser Liebespaar tun?“ Ich blinzelte leicht und Alec lachte los. „Was denn?“

„Nichts, schon gut“, winkte Alec ab. Der jüngere neben Dominik gab uns die Karte und zog sich dann zurück. „Was kannst du heute denn empfehlen?“

„Also egal was ihr tut, nehmt keine Suppe. Ich weiß auch nicht, José versalzt die ganzen Suppen. Aber was er heute super hinbekommt ist das Ratatouille“, schlug Dominik uns vor.

„Schon mal ein gutes Ratatouille gegessen?“, fragte Alec mich. Ich biss mir verlegen auf die Lippe.

„Noch nie.“ Er lächelte und Dominik zückte sofort seinen Stift.

„Also zwei Mal das Ratatouille und als Vorspeise einen wunderbaren Salat, der wird Ihnen schmecken“, lächelte er mich an und schrieb alles schnell auf. „Und ich sehe schon, ein Nachtisch muss auch noch sein. Da lass ich José was süßes für euch zwei zaubern.“ Dominik grinste Alec an und ging dann. Dieser schüttelte nur lächelnd den Kopf und nahm sein Glas in die Hand.

„Auf einen schönen Abend“, meinte er und ich konnte nur lächeln.

„Ja, auf einen schönen Abend.“
 

„Jetzt probier schon“, lachte Alec und steckte sich ein Stück des umwerfend duftenden Ratatouille in den Mund. Ich sah ihm dabei zu und wartete erst einmal, ob er davon umkippte.

Plötzlich ließ Alec das Besteck fallen und krallte sich in den Tisch. Er röchelte und packte sich mit einer Hand an den Hals.

„Alec!“, rief ich und stand auf, um ihm zu helfen, aber er lachte nur und hielt sich die Hand vor den Mund. Ich machte den Mund auf und starrte ihn an. „Du Blödmann, ich dachte wirklich, du erstickst.“ Ich boxte ihn und setzte mich wieder hin. Alec lachte nur und legte sein Besteck wieder richtig hin.

„Jetzt probier schon. Es ist lecker, versprochen“, meinte er. Ich streckte ihm die Zunge raus und schnitt ein Stück ab. Dann führte ich es zum Mund. Ich kaute und schluckte runter. Und er hatte wirklich recht, es schmeckte köstlich. Alec lächelte nur und aß weiter. Ich streckte ihm noch mal die Zunge raus und aß dann auch weiter. Dann sah ich zu Alec. Wir hatten noch nicht über die Sachen gesprochen, die gestern passiert waren, oder generell was zwischen uns passiert war. Irgendwie wichen wir beide diesem Thema aus. Aber vielleicht sollte ich mir erst einmal klar werden, was ich wollte. Wollte ich das, was zwischen uns ist oder wollte ich mehr? Eins wusste ich. Ich wollte ihn nicht mehr verlieren, das war etwas, dessen ich mir tot sicher war. Und mit jeder Sekunde, die ich mit ihm zusammen war, war ich mir auch sicher, dass ich mich langsam in diesen Mann verliebte, auch wenn ich wenig von ihm wusste, wusste ich doch, dass ich mich zu ihm hingezogen fühlte. Ich hatte so einen Schrecken gehabt, als er sagte, er sei im Krankenhaus. Ich hatte Angst gehabt, dass ihm was schlimmes passiert sei. Und ich war so froh gewesen, als er gesagt hatte, es sei nur Jamie. Klar, hatte ich mir auch Sorgen um Jamie gemacht, aber im ersten Moment war ich nur froh, dass nicht Alec derjenige war, der im Krankenhaus lag.

„Worüber denkst du nach?“, holte Alec mich aus meinen Gedanken. Ich sah ihm in die Augen, die mich fragend ansahen. Okay, D, raus mit der Sprache.

„Ich hab über uns nachgedacht“, gestand ich und sah ihm fest in die Augen. Er seufzte und lehnte sich zurück, das Weinglas in seiner Hand.

„Ja, darüber hab ich auch schon nachgedacht“, gestand auch er.

„Und?“

„Ich mag dich echt sehr und ich weiß, je mehr Zeit ich mit dir verbringe, desto mehr werde ich dich wollen.“ Ich schluckte und meine Nackenhaare stellten sich auf.

„So geht es mir auch“, murmelte ich und sah auf meinen Teller hinab, der seit Tagen mal leer war.

„Ich weiß nur nicht, ob das so gut ist.“ Ich sah sofort auf und sah in seine strahlend blauen Augen.

„Und was machen wir jetzt?“

„Ich weiß nicht, ich möchte dich weiter sehen, das weiß ich mit Sicherheit.“ Ich nickte.

„Ich auch. Vielleicht machen wir einfach weiter und sehen, was passiert?“ Er nickte und nahm einen Schluck von seinem Wein.

„Hat es geschmeckt?“, fragte Dominik plötzlich. Ich sah ihn an und nickte.

„Es war wirklich köstlich“, lächelte ich. Er räumte ab und brachte das Geschirr weg. „Wie oft gehst du hier essen?“

„Nicht oft. Nur mein Vater ist oft hier gewesen, also sind wir immer hier essen gekommen. Dominik kennt mich seit ich ein Kind war.“

„Ihr seid immer von London hier rüber geflogen?“ Alec lachte und nickte.

„Ja, ich weiß hört sich komisch an, aber mein Vater liebte Paris, aber auch London.“ Ich lächelte und nahm auch noch einen Schluck von dem leckeren Wein.

Es dauerte nicht lange, dann war Dominik wieder da. Mit einem großen Eisbecher.

„Das ist unser Liebesbecher“, erklärte er uns und gab Alec und mir einen Löffel.

„Danke“, meinte Alec nur. Dominik grinste nur und verschwand dann wieder. „Ich hoffe, dir ist das nicht unangenehm.“

„Das er uns als Paar sieht?“, lachte ich.

„Joa, obwohl es mich nicht stören würde“, murmelte er und nahm sich einen Löffel Eis. Ich lachte und tat es ihm nach. Das Eis war mit kleinen Schokokugeln und kleinen Weingummi Herzen verziert. Ich nahm mir ein Herz und steckte es mir in den Mund.

„Deine Mutter schien ganz nett“, sagte ich so beiläufig wie es ging. Alec verschluckte sich an dem Eis und hustete.

„Bitte was? Das nennst du nett?“ Ich lachte und nahm mir etwas Eis.

„Ich sagte ja ganz nett.“ Alec schüttelte den Kopf.

„Also eigentlich müsste man meinen, sie hätte eine gute Erziehung genossen, dann hat sie die nicht gezeigt.“

„Vielleicht dachte sie ja, ich habe dich wirklich dazu angestachelt mit Sex zu handeln.“ Ich sah vorsichtig zu Alec, der mich verständnislos ansah. „Okay, okay“, hob ich die Hände. „Vielleicht war sie doch etwas … unhöflich?“

„Etwas ist gut, ja“, schüttelte er den Kopf. „Es tut mir leid, dass du mit in dieses Schlamassel gezogen wurdest.“

„Ich weiß, dass es nicht stimmt.“ Er nickte und nahm sich auch noch etwas Eis.

Den restlichen Abend wich Alec diesem Thema aus und lenkte mich immer mit etwas anderem ab. Ich konnte ja verstehen, dass er nicht gerne darüber redete, aber wir waren nun mal im Kreuzfeuer, der Presse und wenn wir uns weiter zeigten, dann würde noch mehr Mist behauptet. Aber ich ließ es ihm durch gehen.

Nachdem wir das Eis gegessen hatten, hatten wir noch ein wenig geredet, aber dann hatte Alec auch die Rechnung verlangt. Dominik hatte sie uns gebracht, in einem kleinen Büchlein in das nur Alec schauen durfte. Er legte das Geld in das Büchlein und gab es Dominik wieder. Dieser brachte uns noch zum Aufzug zurück und verabschiedete uns.

Als wir unten ankamen, schlug Alec noch einen Spaziergang vor. Ich willigte ein und ging los. Alec holte sein Handy raus und tippte schnell eine Sms. Warum wusste ich nicht, aber es war mir auch egal. Ich wollte jetzt einfach die Zeit mit ihm genießen. Ein leichter Wind kam auf und spielte mit meinem Kleid. Ich hielt es fest und schloss die Augen. Langsam wurde mir kalt, aber es war noch auszuhalten.

Plötzlich legte sich etwas auf meine Schultern. Ich sah neben mich zu Alec. Er hatte seine Anzugjacke ausgezogen und mir über die Schultern gelegt.

„Wenn es dir zu kalt wird musst du es sagen“, meinte er und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. Ich lächelte und zog die Jacke noch ein bisschen mehr über meine Schultern.

„Ich melde mich schon, aber danke“, lächelte ich und roch unmerklich an der Jacke. Sie roch nach ihm, nach einem wunderschönen Sommertag und dieser persönlichen Note, die ich einfach nicht ausmachen konnte. Er roch einfach stark und beschützend.

„Vendre des roses. Vendre des roses“, ertönte irgendwo vor uns eine Männerstimme. Er sprach Französisch und das war bestimmt nicht meine beste Sprache. Da tauchte der Mann auch schon auf, mit einem riesigen Strauß Rosen in der Hand. Er sah uns sofort und kam auf uns zu. „Voulez-vous acheter une rose pour la dame jolie ?“ Alec sah mich an, ich sah ihn an. Ich hatte keine Ahnung, was der Mann gesagt hatte, aber ich vermutete, dass er Alec eine Rose andrehen wollte.

„J'aurais volontiers l'un“, antwortete Alec und holte sein Portmonee heraus. Der Mann lächelte, fischte eine Rose heraus und sagte noch etwas zu Alec. Dieser bezahlte die Rose und nahm sie auch an. Der Mann bedankte sich und lief weiter. „S'il vous plaît, pour la dame jolie“, sagte er in einem perfekten Französisch und gab mir die Rose. Ich wurde leicht rot und nahm sie an.

„Danke, es wäre aber nett, wenn du mir noch sagen würdest, was du gesagt hast“, murmelte ich verlegen.

„Nene, reißt um die ganze Welt und kann kein bisschen Französisch.“ Ich streckte ihm die Zunge raus und roch an der Rose. Sie duftete wunderbar. „Ich sagte: Bitte, für die schöne Dame.“

„Schleimer“, lächelte ich, stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke schön.“

Wir gingen weiter durch Paris und ich saugte alles in mich auf. Obwohl es dunkel war, war es wunderschön.

„Was hältst du davon, wenn du hier bleibst? Dann zeig ich dir morgen die Stadt“, schlug Alec nach einiger Zeit vor. Ich sah ihn an und lächelte. Ich wollte schon, aber ich wusste nicht, ob es so gut wäre hier zu bleiben. Ich hatte Basti nicht Bescheid gesagt. Aber anderseits wollte ich noch etwas Zeit mit Alec verbringen.

„Ich weiß nicht, Basti würde sich bestimmt Sorgen machen“, meinte ich und sah auf den Boden.

„Du könntest ihm schreiben.“ Ich lächelte. Ich hatte so gehofft, dass er das sagte. Ich wollte nur sehen, ob ihm wirklich etwas daran lag, dass ich blieb.

„Und was soll ich morgen anziehen? Ich kann doch nicht in dem Kleid herum laufen.“

„Das bekomm ich schon hin.“ Ich lachte. Klar bekommt er das hin. Ich sah ihm in die Augen. Ich wollte unbedingt hier bei ihm bleiben. Also was spricht dagegen? Nichts.

„Okay“, nickte ich, holte mein Handy raus und schrieb Bastian, dass ich noch in Paris blieb. Ich hatte es die ganze Zeit auf Lautlos, damit uns auch bloß keiner störte. Und so ließ ich es jetzt auch. Das Handy verschwand wieder in meiner Tasche und wir konnten weiter gehen. „Also werde ich heute in einer Suite schlafen“, lächelte ich und Alec lachte.

„Wenn du magst.“ Ich nickte heftig. „Okay, also bleibst du nur, wegen der Suite.“

„Klar, was hast du denn gedacht?“ Wir lächelten und gingen weiter. Ich ging ein bisschen näher an Alec und beim gehen streiften sich unsere Hände. Es wurde langsam kälter und plötzlich legte Alec seinen Arm um mich und zog mich an sich.

„Ich hab Sven gebeten, mein Auto zu holen und uns später abzuholen, wenn es kalt ist, kann ich ihn anrufen und er kommt uns abholen.“

„Das wäre nett“, nickte ich. Alec holte sein Handy raus und rief schnell Mr. Regali an, aber seinen Arm ließ er immer noch um meine Schultern geschlungen. Ich lehnte mich etwas an ihn und genoss die Hitze, die er ausstrahlte.

„Er ist in fünf Minuten da.“ Ich nickte und roch an Alec. Hmm, er roch so gut.

„Ist dir gar nicht kalt?“, fragte ich und sah zu ihm auf.

„Nein, nicht wirklich.“ Er sah zu mir herunter und da war er wieder, dieser Moment, wo wir uns in die Augen sahen und einfach darin versanken. Alec beugte sich zu mir herunter und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss sofort und stieß mit meiner Zunge gegen seine. Unser Kuss wurde leidenschaftlich und wilder. Ich krallte mich wieder in seine Haare und kostete den Kuss voll aus. Ich vergaß alles um mich herum, es gab nur ihn und mich und diesen Kuss.

Doch plötzlich hupte jemand und wir schreckten auseinander. Ich keuchte und Alec fluchte leise. Hinter uns stand eine Limousine, in der Mr. Ragali saß. Ich schluckte. Wie peinlich. Sven stieg aus und hielt uns die Türe auf. Alec sah ihn an und ich meinte eine Rauchwolke aus seinen Nasenlöchern aufsteigen zu sehen … aber das konnte ja nicht möglich sein. Das ging gar nicht … oder doch? Ich schüttelte den Kopf und folgte Alec zum Auto. Er ließ mich zuerst einsteigen und sagte etwas zu Sven, aber in einer anderen Sprache. War es französisch? Ich verstand es auf jeden Fall nicht, weil Alec so schnell gesprochen hatte. Sven neigte nur den Kopf und schloss hinter Alec die Türe, dann war er auch schon wieder hinterm Steuer und fuhr uns ins Hotel.

„Tut mir leid“, meinte Alec und kniff sich in den Nasenrücken. Ich schluckte. Okay, wag es Dejna, mehr als dich zurückweisen kann er nicht.

Ich rückte näher zu Alec, legte ihm eine Hand auf den Oberschenkel und lächelte.

„Kein Problem.“ Alec sah von meiner Hand zu mir rauf.

„Tu das nicht“, meinte er dann.

„Warum?“

„Weil ich dann nicht aufhören kann.“ Ich biss mir auf die Lippen, beugte mich vor und küsste Alec wieder. Er erwiderte erst nicht, aber dann seufzte er, packte mich und zog mich auf seinen Schoß. Wir küssten uns wieder leidenschaftlich und ich hielt mich mit einer Hand in seinen Haaren und mit der anderen an seiner Schulter fest. Seine Hände lagen beide auf meiner Hüfte. Ich drückte mich weiter an ihn, um seinen starken Körper zu spüren. Aber da trennte Alec sich von mir und wir beide keuchten. In dem Moment schaltete Sven den Motor aus und wir hörten seine Türe, die zugeschlagen wurde. Ich wollte nicht noch mal so erwischt werden, also kletterte ich schnell von Alec runter und richtete mein Kleid. Unser Keuchen verriet uns, aber das war mir egal. Es war aufregend und es tat gut, es tat einfach gut, diesen Mann zu spüren, zu küssen. Dann öffnete Sven auch schon die Türe, mit gesenktem Blick. Er wollte Alec nicht mehr in die Augen sehen, hatte ich das Gefühl. 

Kapitel 16

Kapitel 16
 

Alec schloss die Suite auf und wir gingen hinein. Ich sah mir alles genau an. Wir standen jetzt in einem Wohnzimmer, mit einer Sofaecke, einem großen Tisch, wo hübsche Blumen in einer Vase standen und einem Flachbildfernseher. Alles war in rot, gelb gehalten. Die Sofas waren in einem wunderschönen Rot und sahen auch sehr einladend aus. Mir gegenüber war eine Fensterfront, vor die Sven jetzt rote Vorhänge zog. Links und rechts waren an jeder Wandseite noch zwei Türen, also insgesamt vier. Alec machte die zweite Tür zu meiner linken auf und ich sah kurz hinein. Es war ein Schlafzimmer mit einem Doppelbett, roten Lacken und schwarzen Kissen. Die erste Tür zu meiner linken stand schon offen, dort war das Bad. Ich sah kurz hinein. Es war ein Riesen Bad, aus schwarzem Marmor. Mit einer Badewanne und einer Dusche.

„Wow“, hauchte ich. Hinter mir ging eine Türe auf und ein sehr großer Mann trat aus einem weiteren Schlafzimmer heraus.

„Sir, Ihre Mutter hatte vor einer Stunde angerufen und Mr. Dowkin wollte wissen, ob Sie Morgen Abend bei der Versammlung dabei sind“, sagte der Typ mit einer sehr bedrohlichen Stimme. Sie war so tief und verursachte mir eine unangenehme Gänsehaut. Alec seufzte und kam wieder ins Wohnzimmer.

„Um meine Mutter kümmere ich mich selber. Kannst du Keith anrufen und sagen, dass ich Morgen Abend dabei bin?“ Der Mann nickte und ging zurück in das Zimmer. Ich schluckte und rieb mir die Arme. Der Typ war mir wirklich unangenehm. Sven neigte kurz den Kopf und nach einem Nicken von Alec verschwand er in die andere Tür. Also auch beides Schlafzimmer … aber wenn alles besetzt war … wo … Mein Blick viel auf das Schlafzimmer in das Alec eben gegangen war. Ich werde mit ihm? In dem Bett? Alleine?

„Dejna? Alles okay?“, erschrak mich Alec und legte seine Hand auf meine Schulter. „Ich werde hier auf dem Sofa schlafen, du brauchst keine Horror Vorstellungen bekommen, dass ich dich Nachts anfallen könnte“, lachte er und ging auf das Sofa zu. Er wollte auf dem Sofa schlafen? War das sein Ernst?

„Quatsch, du musst doch nicht auf dem Sofa schlafen“, meinte ich schnell. Alec drehte sich zu mir um und sofort wurde mir heiß, sein Blick verbrannte mich. Die Vorstellung mit ihm alleine in einem Bett zu liegen, war zu verlockend. Wie schlief er wohl? In Boxershort, wie in meinem Traum? Oder … vielleicht … nackt? Mir lief sofort ein Schauer über den Rücken. Verdammt, hör auf daran zu denken.

Mein Blick wanderte über Alecs Körper. Er trug jetzt nur noch seine Anzughose und das weiße Hemd, weil er mir ja die Jacke gegeben hatte. Er sah einfach super aus, egal was er trug. Ich biss mir auf die Lippe und bemerkte gar nicht, wie ich einen Schritt weiter auf ihn zu ging. Alec kam auch näher. Ich musste ihn anfassen, irgendwie kribbelten meine Finger und verlangten es von mir. Und dann war es mir egal. Ich ging auf ihn zu, packte ihn wieder am Hemd und küsste ihn. Alec erwiderte den Kuss und legte seine Hände wieder auf meine Hüften, dann drückte er mich in Richtung Schlafzimmer. Wir stießen an den Türrahmen und Alec löste sich von mir. Er keuchte und sein Atem traf auf meine Lippen.

„Wir sollten aufhören, ich möchte dir nicht zu nahe treten, Dejna. Weil wenn wir das nicht lassen, dann kann ich nicht aufhören“, hauchte er. Ich biss mir auf die Lippe und legte meine Hand in seinen Nacken.

„Ich will nicht aufhören“, flüsterte ich. Alec schloss die Augen.

„Sicher?“

„Ja, ich will dich.“ Mehr musste ich nicht sagen, denn er küsste mich wieder. Wilder und leidenschaftlicher. Alec drückte mich rückwärts ins Zimmer und kickte mit dem Fuß die Tür zu. Mit zittrigen Händen knöpfte ich sein Hemd auf und schälte seinen unglaublichen Körper aus dem Designerhemd. Meine Pumps kickte ich einfach zur Seite. Alec streifte seine Schuhe auch einfach ab und kickte sie weg. Schnell packte er den Saum meines Kleides und zog es mir über den Kopf aus. Dadurch mussten wir den Kuss lösen und ich hatte zeit ihn mir anzusehen und er sah unglaublich aus. Sein Oberkörper war voll mit starken Muskeln und einem nicht zu verachteten Sixpack. Seine Haut war leicht gebräunt und gab seinen unglaublichen Duft frei. Ich musste ihn einfach anfassen, also strich ich von seinen starken Schultern runter zu seiner Brust, bis runter zu seinem Sixpack. Alec sah mir zu und als wir wieder aufsahen, sah ich in strahlend blaue Augen. Oh Ja, das hier wollte ich nur zu sehr. Schnell küsste ich ihn wieder und drückte mich an ihn. Meine Finger tanzten über seine starken Arme, die mich jetzt packten und hoch hoben. Alec trug mich zum Bett und ließ mich sanft auf diesem wieder herunter. Meine Finger fanden wie von selbst die Knöpfe seiner Hose. Unser Kuss war leidenschaftlich und ich musste leise unter seinen Lippen stöhnen. Als Alec schnell seine Hose abstriff, kletterte ich weiter aufs Bett. Er kam schnell nach und schon lag ich unter ihm und streichelte über seine Armmuskeln. Für einen Moment blitze etwas blaues über Alecs Haut. Ich blinzelte und schaute genauer hin, aber da war nichts. Komisch, was war das?

Aber im nächsten Moment war dieser blaue Schimmer auch schon vergessen, da Alec mich küsste.
 

Hmm, war das schön warm. Ich kuschelte mich noch mehr an meine Wärmequelle und seufzte. Langsam machte ich die Augen auf und lächelte, als ich Alecs braune Brust vor mir sah. Sie senkte sich sanft auf und ab. Also schlief er noch. Ich kuschelte mich noch etwas an ihn und sah hoch zu seinem Gesicht. Sein Gesicht war entspannt und sah einfach wunderschön aus. Es schien, dass der ganze Stress, den er zur Zeit hatte einfach von ihm abgefallen sei. Seine Hand, die locker auf meiner Hüfte lag, bewegte sich und im nächsten Moment machte Alec auch schon seine Augen auf.

„Morgen“, murmelte er, holte seine Hand unter der Decke hervor und rieb sich durchs Haar. Seine Stimme war noch rauer als sonst.

„Morgen“, lächelte ich und strich sanft über seine Brust. Er lächelte auch, beugte sich etwas zu mir runter und küsste mich sanft. Sein anderer Arm, auf dem ich übrigens lag, bewegte sich auch, aber nur, um mich mit den Fingern über den nackten Rücken zu streicheln.

„Gut geschlafen?“, hauchte er an meinen Lippen.

„Ja, sehr gut sogar. Und du?“ Und das stimmte sogar. Ich hatte keinen Albtraum gehabt, ich konnte mich zwar nicht an meinen Traum erinnern, aber das hieß, dass ich nicht von Krankenhäusern und all dem Mist geträumt hatte.

„Kann mich nicht beschweren.“ Ich boxte ihn und Alec lachte. Er küsste mich noch mal und malte Ranken auf meinen Rücken. „Ich hab sehr gut geschlafen“, meinte er und küsste mich sofort noch mal. Ich lächelte und vertiefte den Kuss. Alec ging darauf ein und zog mich auf sich. Ich stützte mich neben seinem Kopf ab und meine Haare fielen Alec ins Gesicht. „Hmm, daran könnte ich mich gewöhnen“, murmelte er, als wir uns lösten. Ich lächelte und setzte mich auf, meine Haare strich ich mir hinter die Ohren. Alecs strahlend blaue Augen musterten meinen Körper. „Du musst mehr essen, Dejna“, murmelte er, als er leicht über meinen eingefallenen Bauch strich.

„Ich weiß, aber ich kann nicht“, murmelte ich und sah zur Seite. Sanft nahm er mein Kinn zwischen seine Finger und drehte meinen Kopf wieder zu sich.

„Vielleicht kann ich dich ja anders zum essen bringen“, grinste er, beugte sich hoch und küsste mich wieder. Dieser Typ! Ich lächelte und erwiderte den Kuss.

Als wir uns lösten legte Alec sich wieder zurück und strich mit seinen langen Fingern über meinen Bauch zu meiner Hüfte und zu einem komisch aussehenden Muttermal, was ich dort hatte. Ich sah seinen Fingern zu und als er an dem Muttermal ankam, erstarrte Alec. Aber mir viel das nicht wirklich auf.

„Das ist wirklich komisch, das Muttermal. Siehst du wie es aussieht? Ich hab das schon seit ich klein bin. Ich finde ja, es sieht sehr komisch aus. Ich war schon beim Hautarzt, aber der meinte nur, dass es ein ganz normales Muttermal sei“, erklärte ich Alec und sah ihn an, da bemerkte ich erst, dass er völlig erstarrt war. „Alec?“ Ich umfasste sein Gesicht mit beiden Händen. „Alec, was ist los?“ Ich küsste ihn sanft auf die Lippen. „Hey.“

Und erst dann zeigte er eine Reaktion. Er blinzelte heftig und sah mir dann in die Augen.

„Was?“, fragte er.

„Ich hab gesagt, dass ich das schon seit klein auf habe. Du hast so geguckt, als kennst du so etwas. Der Hautarzt meinte zu mir, dass es nicht gefährlich ist, also brauchst du dir keine Sorgen machen.“ Er nickte und strich leicht mit dem Finger über das Muttermal. Es war nicht rund, es hatte eine komische Form. Ich wusste aber nicht was es darstellen sollte. „Weißt du, wie das aussieht?“, fragte ich.

„Wie eine Flamme“, murmelte er. Ich sah noch mal zu meiner Hüfte und jetzt wo er es sagte, konnte ich es auch erkennen. Es sah wirklich aus wie eine Flamme, die loderte.

„Cool, daran hab ich gar nicht gedacht.“ Alec nickte und strich leicht über dieses seltsame Muttermal. „Hey, ist das jetzt auf einmal interessanter, als ich?“, fragte ich lächelnd und beugte mich zu ihm herunter. Alec blinzelte und schüttelte den Kopf.

„Natürlich nicht … es sieht nur komisch aus, deswegen“, meinte er und sah mich wieder an.

„Okay“, hauchte ich und küsste ihn wieder. Alec erwiderte und ich ließ meine Hände über seinen Bauch fahren.

Doch da kam die nächste Störung. Irgendjemand klopfte an die Tür. Ich seufzte und setzte mich wieder auf. Alec biss die Zähne zusammen und schloss genervt die Augen.

„Was ist?“, rief er. Die Tür wurde nicht geöffnet, es drang nur Svens Stimme durch diese.

„Ihre Mutter hat wieder angerufen, weil Sie sich gestern nicht mehr gemeldet haben. Chad ist unterwegs, um Miss Collins etwas zum anziehen zu holen und ich werde mich jetzt wieder auf den Weg zurück nach London machen, deswegen wollte ich fragen, ob Sie noch etwas brauchen. Achso und Frühstück steht auch schon bereit.“ Ich biss mir auf die Lippe und sah Alec an.

„Danke Sven. Ich werde meine Mutter jetzt sofort anrufen.“

„Okay. Dann … viel Spaß noch.“ Ich machte große Augen und mein Mund stand offen. Im nächsten Moment hörten wir die Türe und Alec lachte.

„Mach den Mund zu, sonst fliegen Fliegen rein“, meinte er und drückte meinen Unterkiefer wieder nach oben.

„Du willst mir nicht sagen, dass sie wissen, was wir letzte Nacht gemacht haben!“ Alec strich über meinen Oberschenkel, setzte sich auf und küsste mich.

„Du warst sehr laut“, murmelte er an meinen Lippen und ich wurde rot wie ein Feuerlöscher. Alec lachte wieder und drückte mich von seinem Schoß runter. Ich konnte dazu nichts sagen. Ich hatte gestern gar nicht mehr an die beiden gedacht, ich hatte nur noch Alec im Kopf gehabt, dass ich mir gar keine Sorgen gemacht hatte, dass mich irgendjemand hören könnte. Oh mein Gott, wie peinlich. „Jetzt mach kein Drama daraus.“ Ich sah ihn an und streckte seinem Rücken die Zunge raus, als er aufstand und mir einen perfekten Blick auf seinen Knackarsch gab. Er war ein Adonis, der aus Stein gemeißelt wurde und plötzlich zum Leben erweckt war. An ihm gab es kein Gramm Fett, nur starke, harte Muskeln. Alec ging zu einem großen alt aussehenden Schrank und holte aus einer Schublade eine neue Boxershort heraus. Dann noch eine Jogginghose und zwei T-Shirts. Das eine zog er an, das andere legte er aufs Bett. Als er fertig angezogen war, beugte er sich vor und hob etwas vom Boden auf. … Meine Spitzenunterwäsche. Ich wurde schon wieder rot. Alec sah mich an und lächelte.

„Solange Chad noch nicht wieder da ist, kannst du ja mein T-Shirt anziehen, das müsste einem Kleid gleichen.“ Ihm gefiel das, das merkte ich sofort. Ich krabbelte zu ihm und nahm ihm meine Unterwäsche aus der Hand. Alec lächelte, umfasste mein Kinn und küsste mich wieder. Ich hatte mich auf meine Knie gehockt, um ihm in die Augen sehen zu können. „Zieh dich an und komm etwas essen, bitte“, hauchte er an meinen Lippen. Wie konnte ich da schon nein sagen?

„Okay“, hauchte ich und biss ihm leicht in die Lippe. Er lächelte und ging schon mal ins Wohnzimmer. Ich schüttelte nur den Kopf, stand auf und schlüpfe in meine Unterhose, dann nahm ich mir sein T-Shirt und zog auch das an. Sein T-Shirt reichte mir knapp über den Po, aber es war ja eh keiner mehr hier, außer Alec und der hatte schon viel mehr von mir gesehen. Ich tapste Alec hinterher ins Wohnzimmer, wo auf dem großen Tisch schon das Frühstück stand … und das war nicht gerade wenig.

„Sven wusste nicht, was du gerne magst und hat einfach mal alles mögliche bestellt“, meinte Alec und hob einen Zettel hoch, wo wohl eine Nachricht von Sven drauf stand. Ich lächelte und band mir schnell meine Haare zusammen. Alec saß schon auf einem Stuhl und hatte sich einen Kaffee ein geschüttelt. Aber jetzt sah er zu mir und seine Augen musterten mich. „Daran könnte ich mich auch gewöhnen“, murmelte er. Ich lächelte, ging auf ihn zu und setzte mich auf seinen Schoß. „Definitiv.“ Ich lachte und küsste ihn.

„Was gibt es denn alles?“

„Du kannst Pfannkuchen, Pannecakes, Brötchen, Weckchen, Croissant oder Obstsalat haben.“

„Du stehst nicht zur Auswahl?“, grinste ich.

„Ich bin der Nachtisch.“ Ich lachte. „Möchtest du Kaffee?“ Ich nickte.

„Mit etwas Milch und Zucker bitte.“ Alec nickte, nahm sich eine Tasse und schüttelte mir etwas ein, dann kam noch der Zucker und die Milch rein. Ich nahm die Tasse an und rührte noch mal.

„Und was zu essen?“

„Werde ich heute bedient?“

„Ja, aber nur heute.“ Ich lächelte, nahm mir aber selber einen Pfannkuchen und beschmierte ihn mit Erdbeermarmelade, dann rollte ich ihn zusammen und biss rein. Alec lächelte und trank seinen Kaffee aus. Er machte sich ein Brötchen und als er fertig war malte er mit seinem Zeigefinger auf meinem Oberschenkel herum. Mit der anderen Hand aß er. Es war so normal mit ihm hier zu sitzen und zu frühstücken. „Achso, kannst du mir mal mein Handy geben?“, fragte er nach einer Weile. Sein Handy lag auf der anderen Seite des Tisches, wo ich leicht dran kam. Ich gab es ihm und trank einen Schluck von meinem Kaffee. Alec seufzte und wählte eine Nummer. Ich hörte das Tuuuten. Drei Mal, dann ging jemand dran. „Guten Morgen … Ja, habe ich gemacht. … Nein, ich war Essen. … Ja, mit Dejna. … Nein, natürlich nicht.“ Er verdrehte die Augen und ich wusste sofort, dass es seine Mom war. Ich lächelte und küsste seinen Mundwinkel. Ich aß noch ein Pfannkuchen mit Erdbeermarmelade und dann nahm ich mir noch etwas von dem echt lecker aussehenden Obstsalat. „Mutter, ich werde schon da sein. … Ja, ich weiß, dass es wichtig ist. … Ja, mache ich. … Okay, bis heute Abend.“ Er legte auf und seufzte.

„Mütter sind doch was schönes, oder?“, grinste ich. Alec sah mich böse an. Ich lachte nur und küsste ihn. Er umfasste meinen Hinterkopf und küsste mich etwas leidenschaftlicher.

Doch wir wurden wieder gestört, da es an der Tür klopfte, aber diesmal nicht so sachte, wie bei Sven. Diesmal hämmerte jemand regelrecht an die Suitetür.

„Alec, bist du da? Die Frau an der Rezeption hat gesagt, du seist hier“, ertönte eine Frauenstimme. Ich sah von der Tür zu Alec, der genervt die Augen geschlossen hatte. „Alec, Süßer, mach schon auf. Ich hab ein schönes Geschenk für dich, du musst es nur noch auspacken.“ Ein Geschenk? Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie dieses Geschenk aussehen würde. Ich stand von Alecs Schoß auf. „Alec, ich weiß das du da bist. Die Frau hat gesagt, du seist heute noch nicht gegangen.“ Alec stand auf.

„Einen Moment“, meinte er zu mir und lief zur Tür. Diese machte er nur ein Stück auf, aber die Frau davor drückte sie ganz auf, schlag ihre Arme um Alec und steckte ihm die Zunge in den Mund. Ah ja,wunderbar.

Alec drückte sie von sich.

„Missy, was machst du hier?“, fragte er etwas gereizt. Ich sah mir das Mädel an. Sie hatte nur einen langen Regenmantel und hohe Stiefel an. Ja, sie war sein Geschenk.

„Ich wollte zu dir. Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen und da dachte ich, wir könnten wieder was Spaß haben“, sie grinste. „Du bist doch alleine, oder?“ Sie drückte ihn weg und sah dann mich. Ihr Gesicht verzog sich. „Wer ist diese Kleine?“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Diese Missy, war definitiv zu stark geschminkt und das mit zu grellen Farben und ich wollte erst gar nicht wissen, was sie da unter dem Mantel trug.

„Das ist meine Freundin. Missy, ich will das du gehst. Jetzt!“, sagte Alec sauer.

„Du vögelst dieses kleine Ding? Ich sag dir, Süße, nach zwei drei Mal wird er dich fallen lassen. Menschen sind einfach zu uninteressant“, meinte diese Missy, drehte sich um und küsste Alecs Mundwinkel. „Ruf mich an, wenn du sie leid bist, du weißt, dass ich immer für dich bereit bin.“ Alec schloss nur die Augen und machte hinter ihr die Türe zu. Dann drehte er sich zu mir um, aber ich musste erst mal realisieren, was sie meinte. Sie war doch auch ein Mensch. 

Kapitel 17

Kapitel 17

Alec:
 

Dejna stand wie angewurzelt da und starrte vor sich hin. Verdammt, verdammt, verdammt!

„Wer war das?“, fragte Dejna jetzt und sah mich an.

„Sie war ...“, fing ich an, aber sie ließ mich nicht ausreden.

„Machst du das immer so? Bist du die Sorte Mann, die nur mit einer Frau schläft? Du … du … klar, machst du das so, warum war ich so blöd und hab das nicht gemerkt? Deswegen bist du noch Junggeselle. Es kam mir spanisch vor, dass so ein gut aussehender Mann noch keine Frau hat, aber jetzt … jetzt verstehe ich.“

„Dejna, so ist das nicht ...“, sagte ich und ging auf sie zu. Was rede ich hier? Klar war es so … aber bei ihr war es anders. Ich hatte nicht nur mit ihr schlafen wollen, verdammt.

„Klar und ich dachte, dir liegt etwas an mir, dabei ist das nur deine Masche.“

„Nein, so war es, das geb ich ja zu, aber jetzt nicht mehr. Nicht mit dir“, versuchte ich zu erklären, aber sie schüttelte nur den Kopf.

„Wie konnte ich nur auf dich reinfallen?“, flüsterte sie und eine Träne rann über ihre Wange.

„Dejna, bitte glaub mir.“

„Und warum sagte sie, dass es mit Menschen nicht interessant wäre, was hat das alles zu bedeuten?“ Ich schluckte und machte einen Schritt auf sie zu. „Nein! Fass mich nicht an“, schrie sie.

„Dejna, lass es mich erklären.“ In ihren Augenwinkeln bildeten sich schon Tränen. Es zerriss mich, sie so zu sehen.

„Was willst du mir denn erzählen? Deine ganzen Lügengeschichten? Du hast doch jetzt, was du wolltest.“

„Das ist nicht wahr.“ Ich überbrückte die letzten Meter und fasste sie an den Schultern. „Dejna, ich wollte nie so mit dir spielen. Ich hab versucht, dir zu sagen, dass ich mich von dir fernhalten wollte, aber ich konnte nicht, verstehst du? Du bist so anders, als alle Frauen denen ich begegnet bin, dir wollte ich beweisen, dass ich ein guter Kerl bin. Ich wollte dich beeindrucken. Mir ging es nie darum, dich ins Bett zu bekommen, bitte glaub mir das. Sieh mir in die Augen, bitte. Ich lüge nicht, bitte.“ Ich hob sanft ihren Kopf an und sah in ihre Augen. An ihren Wimpern hingen schon Tränen. „Ich wollte dir nie wehtun. Ich will nicht mit deinen Gefühlen spielen, das hatte ich nie vor. Ich wollte mich eigentlich von dir fernhalten, aber es ging nicht.“ Und jetzt wusste ich auch genau warum. Wegen diesem kleinen, süßen Muttermal an ihrer Hüfte. Sie war eine Gefährtin, eine Drachengefährtin. Sie schluchzte und ich wischte ihr die Tränen von den Wangen. „Bitte glaub mir. Missy … war eine von vielen Frauen, das stimmt und ja, so war ich früher, aber das ist vorbei.“

„Ich weiß nicht, ob ich damit leben kann“, hauchte sie. Ich nickte und ließ sie los.

„Okay, ich wette Chad taucht auch bald auf, mit neuen Klamotten für dich … ich werde dich dann zum Flughafen fahren … du kannst ja solange duschen gehen und dich etwas abreagieren.“ Ich trat einen Schritt zurück, um ihr nicht zu nahe zu treten. Sie nickte auch und schleppte sich ins Bad. Ich stand mit dem Rücken zum Bad und als sich die Türe schloss, schloss auch ich die Augen. Verdammt, ich hätte wissen müssen, dass es nicht so einfach war. Vor allem jetzt, wo ich wusste, wer sie wirklich war.

Im nächsten Moment ging die Suitetüre wieder auf und Chad kam herein. Ich sah den großen Mann, mit der Militärfrisur an. Er hielt zwei Tüten von Esprit in den Händen und sah lächerlich damit aus. Chad und Sven waren eigentlich für meine Sicherheit zuständig und jetzt hatte ich Chad auch noch schicken müssen, um für Dejna etwas zu anziehen zu holen. Zum Glück hatte ich ihm das aussuchen erspart.

„Tut mir leid“, meinte ich und setzte mich auf einen der zwei Sessel.

„Wenn es nicht wieder vorkommt“, brummte Chad.

„Ich hätte ja Jamie geschickt, aber Dejna darf noch nicht wissen, dass es ihm wieder gut geht.“

„Warum triffst du dich so oft mit ihr? Sie ist nur ein Mensch, du hast dir noch nie etwas so lange aus einer Frau gemacht.“

„Sie ist kein Mensch“, murmelte ich.

„So riecht sie aber.“ Ich nickte.

„Das tuen Drachengefährten auch.“ Chad klappte der Unterkiefer herunter und das passierte wahrlich nicht oft.

„Du willst mir gerade nicht wirklich sagen, dass sie eine Gefährtin ist?“

„Doch, das will ich dir damit sagen.“

„Wow. Na dann, werd ich wohl noch öfter Klamotten holen gehen.“

„Sie weiß es nicht, Chad. Und ich glaube nicht, dass ich der Richtige dafür bin, um ihr zu sagen, was sie ist, geschweige denn was wir sind.“

„Aber du magst die Kleine doch.“

„Missy ist gerade reingeschneit“, seufzte ich.

„Ich wusste hier riecht es nach Werwolf. Ich kann dieses Miststück nicht ausstehen. Ehrlich? Diese Frau war die verrückteste, die du abgeschleppt hattest.“ Ich lachte. „Was ist jetzt mit Dejna, wie bekommst du das hin? Wenn Missy hier gewesen ist, dann wird die Kleine dich sicher für einen Arsch halten.“ Ich sah ihn an, doch Chad hob nur die Hände. „Ich sag ja nur die Wahrheit, es ist ja nicht so, dass du mit den Herzen der ganzen Frauen gespielt hast, sie waren ja immer einverstanden, aber blöd kommt es schon rüber.“

„Ich weiß, ich weiß.“ Ich massierte mir die Schläfen und lehnte mich zurück.

„Kann ich noch etwas für dich tun?“

„Nein, außer deinen normalen Job.“

„Sicher?“

„Jaja, ich hab dich schon genug gedemütigt für heute.“

„Das ist wohl wahr. Die Alte, die du angeheuert hat, die für Dejna die Sachen aussuchen sollte, wollte mir noch weiß machen, das die Bhs irgendwas besitzen, aber ich hab ihr sofort gesagt, das ich die Sachen nur abhole.“ Ich lächelte. „Ich hab was gut bei dir, Alec.“

„Ich weiß. Alles was du willst.“

„Ich überleg mir noch was schönes, da kannst du Gift drauf nehmen.“ Ich lächelte und Chad ging in sein Zimmer. Ich blieb noch fünf Minuten in dem Sessel sitzen, aber dann rief ich den Zimmerservice, der den Frühstückstisch abräumen sollte.

Ich stand vor dem Tisch und seufzte. Gerade eben hatte ich noch gemütlich auf diesem Stuhl gesessen, mit Dejna auf dem Schoß und dachte mir nichts böses und jetzt? Jetzt stand ich hier und würde sie gleich zum Flugzeug bringen, obwohl ich den ganzen Tag noch mit ihr zusammen sein wollte, bis ich zu diesem Ratstreffen musste. So kann´s gehen.

Der Zimmerservice klopfte und ich machte ihm auf. Die junge Frau deutete eine kleine Verbeugung an, lächelte mich anschmachtend an und machte sich dann daran, den Tisch abzuräumen. Ich setzte mich wieder in den Sessel und massierte mir die Schläfen. Als sie weg war, schloss ich die Augen und konnte das Rauschen, der Dusche hören. Vor meinem inneren Auge sah ich, wie Dejna unter dem Wasserstrahl stand. Wie die Wassertropfen über ihren Rücken liefen, bis zu dem kleinen Muttermal an ihrer Hüfte, das sie als Drachengefährtin zeichnete. Dann hörte das Rauschen auf, dafür hörte ich das Rascheln des Handtuches und dann die Taps Geräusche, als sie über die Fliesen lief, mit ihren noch halb nassen Füßen.

Das nächste was ich hörte, gefiel mir gar nicht. Ihr Husten. Sie röchelte und ich stand sofort. Ich lief zum Bad und klopfte sachte an.

„Dejna, alles in Ordnung?“, fragte ich, aber ich bekam nur ein Husten zurück. Nein, bitte nicht, bitte. „Dejna!“ Wieder ein angestrengtes röcheln und dann lief sie zur Toilette. Scheppernd hörte ich den Klodeckel. Verdammt! „Ich komme rein“, rief ich. Chad kam aus seinem Zimmer, als ich ein paar Schritte zurück ging und die Tür eintrat. Dejna hockte in ein Handtuch gehüllt vor der Toilette und als ich bei ihr ankam, erbrach sie. Schnell packte ich ihre Haare und hielt sie fest, dann kniete ich mich neben sie und strich ihr beruhigend über den Rücken. Chad stand im Türrahmen. Ich schüttelte den Kopf, er nickte, hob die Tür hoch und bekam es irgendwie hin, dass die Tür wieder zu war, nur um Dejna die Privatsphäre zu geben, die sie jetzt brauchte. Sie hustete und übergab sich noch mal … mit Blut. Sie starrte in die Schüssel und fing dann an, zu zittern. Ich wartete kurz ab, ob sie sich noch mal übergab, erst dann nahm ich mir schnell einen Waschlappen, machte ihn mit warmen Wasser nass und drehte Dejna zu mir um. „Hey, sieh mich an“, bat ich sie sanft und hob ihr Kinn an. Ihre geweiteten Augen starrten mich an. „Alles okay. Wir bekommen das hin. Ich bin bei dir“, redete ich ruhig auf sie ein und machte dann ihren Mund sauber.

„Er ist wieder da, Alec“, hauchte sie. Ich nickte.

„Ich weiß, ich weiß, aber ich bin für dich da, hörst du? Wir werden dem Krebs in den Hintern treten und ihm sagen, dass er dich nicht bekommt, okay?“ Ich strich ihr sanft über die Wange. „Du schaffst das, du wirst ihn noch mal bekämpfen und los werden, davon bin ich überzeugt und du hast ganz viele Leute, die hinter dir stehen, okay?“ Sie reagierte nicht und ich wäre beinahe verrückt geworden, aber dann blinzelte sie und sah mir in die Augen. „Du schaffst das, du bist stark, der Krebs wird dir nichts mehr tun, du weißt doch jetzt, wie du ihn verjagen kannst. Er wird Angst vor dir haben.“ Sie nickte.

„Angst, ja. Ich werd ihm in den Arsch treten.“ Ich nickte lächelnd und küsste ihre Stirn.

„Ja, du wirst ihm in den Arsch treten.“ Ich half ihr auf und spülte dann ihr Erbrochenes ab. Dejna stützte sich auf der Anrichte, wo das Waschbecken eingelassen war ab und sah in den Spiegel. Ich ging schnell zur Tür und holte die Taschen, die Chad vor die Tür gestellt hatte. „Hier sind ein paar Sachen, vielleicht gefällt dir ja was. Lass dir Zeit und wenn du Hilfe brauchst, ruf einfach.“ Sie nickte und ich ging langsam raus. Im Wohnzimmer atmete ich erst mal aus.

„Geht´s ihr gut?“, fragte Chad.

„Ich hoffe es, ich hoffe es so sehr.“
 

Die Badezimmertür bewegte sich und Chad war sofort da, um sie für Dejna auf zu machen. Sie sah von Chad zu der Tür und dann zu mir. Ich hatte mich auf den Sessel gesetzt und stand jetzt auf. Dejna hielt die Tüten in der Hand und ich konnte sie nur ansehen. Sie hatte sich einen blauen Rock und ein schwarzes Top ausgesucht, dazu trug sie noch eine Strickjacke und an ihren Füßen trug sie blaue Ballerinas. Ihre Haare waren noch leicht nass.

„Alles okay?“, fragte ich und sie nickte. „Ich … ich geh nur schnell duschen und dann bring ich dich zum Flughafen“, meinte ich und ging an ihr vorbei, aber da packte sie mein Handgelenk und hielt mich auf.

„Alec“, hauchte sie und sah zu Boden. Ich sah sie an. Sie war etwas blass geworden. Sie hatte Angst, das wusste ich, das fühlte ich, aber ich wusste nicht, wie ich ihr anders die Angst wegen dem Krebs nehmen konnte.

„Ja, oder Chad fährt dich zum Flughafen, wenn du so schnell wie möglich weg möchtest.“

„Ich möchte nicht weg.“ Ich blinzelte.

„Nicht?“ Sie schüttelte den Kopf und sah mich endlich an. Ihre dunkelgrünen Augen funkelten, von Tränen, aber sie riss sich zusammen.

„Ich möchte noch nicht mit Basti darüber reden, was eben passiert ist.“ Ich nickte. Verständlich, er würde sie in ein Krankenhaus schleifen und das war das letzte, was sie wollte oder sogar brauchte. Klar musste sie so schnell es ging ins Krankenhaus, aber sie musste sich von dem Schock erst einmal erholen. „Und ich möchte … bei dir bleiben.“ Sie sollte behutsam daran geführt werden und nicht von allen umsorgt … was hatte sie gesagt? Ich sah sie an, in ihre Augen. Sie schluckte. „Ich möchte nicht gehen, ich möchte verstehen, warum die Frau hier war.“ Ich nickte und legte eine Hand auf ihre Wange.

„Ich möchte dir das auch erklären, weil es anders ist, als es eben aussah. Ich weiß, dass sagt jeder Mann zu seiner Verteidigung, aber so ist es.“ Ich atme tief ein und sah ihr nur in die Augen. In dieses wunderschöne dunkelgrün. „Ich hab schon mit etlichen Frauen geschlafen, weil ich einfach denke … das ich für eine Beziehung nicht geschaffen bin. Aber ich hab einer Frau nie das Herz gebrochen oder habe mit ihr gespielt. Alle Frauen wussten, was ich wollte und waren damit einverstanden. Ich hatte mit keiner von ihnen eine Beziehung, ich hab keine Ehen zerstört, nichts. Es war einfach nur Sex“, erklärte ich mich. Sie hörte mir zu und nickte am Ende. „Bei dir war das nie der Fall. Als ich dich fragte, ob du mit mir Essen gehen wolltest, da wollte ich dich kennenlernen. Ich wollte noch nicht so früh mit dir schlafen. Klar hat mein Körper andere Sachen gesagt, aber ich wollte nicht, dass du denkst, dass ich nur das von dir will. Das eben im Bett war schön, so etwas hatte ich nie mit diesen Frauen und das wollte ich auch nicht, aber ich wollte es mit dir. Es war schön dich in den Armen zu haben und aufzuwachen.“ Leicht strich ich über ihre Wange. Das war alles so schnulzig, aber es war die Wahrheit. Sie nickte und biss sich auf die Lippen.

„Küss mich, bitte“, hauchte sie. Ich war erst ein bisschen überrascht, aber noch mal musste sie mir das nicht sagen. Ich beugte mich vor und küsste sie sanft. Sie erwiderte den Kuss und legte ihre Hand auf meine, die auf ihrer Wange lag.

Als wir uns lösten, räusperte sich Chad hinter mir.

„Soll ich das Flugzeug jetzt Start klar machen oder nicht?“, fragte er. Ich strich sanft mit dem Daumen über Dejnas Lippe. Sie hatte wieder etwas röte im Gesicht, das gefiel mir definitiv besser.

„Du solltest zurück fliegen und dich ausruhen.“

„Ich möchte noch nicht zurück. Ich kann noch nicht mit Basti reden.“

„Dann tu es noch nicht, aber du bist immer noch etwas blass und ich würde ungern mit dir durch Paris laufen, in dem Zustand.“ Sie seufzte, stimmte aber dann doch zu. „Ich geh schnell duschen und dann bringe ich dich zum Flugzeug.“ Sie nickte lächelnd und setzte sich auf einen Sessel. Ich atmete noch mal tief ein und ging dann ins Bad. Chad verschwand in seinem Zimmer und machte alles für Dejnas Flug bereit.

Im Bad stieg mir sofort Dejnas süßer Duft in die Nase. Eben war mir der Duft, der im Bad hing, nicht aufgefallen, weil ich einfach panische Angst hatte, dass es Dejna nicht gut ging. Dieser wundervolle, süße Geruch von Yasmin. Ich sog die Luft in meine Nase und hätte noch Stunden hier stehen können, aber ich ermahnte mich und machte schnell weiter.

Als ich mir gerade die Haare auswusch, hörte ich wie jemand ganz sachte an den Türrahmen des Bades klopfte.

„Kann … kann ich mir schnell die Haare föhnen?“, fragte sie, als ich mich leicht zu ihr gedreht hatte. Das warme Wasser hatte zwar die Scheiben der Dusche beschlagen, aber ich konnte sie Schemenhaft erkennen.

„Klar“, meinte ich nur und wusch mich schnell weiter. Der Föhn ging an, aber ich bemerkte ihren Blick auf mir ruhen. Ich ignorierte das Gefühl und machte schnell weiter. Als ich dann das Wasser abstellte und aus der Dusche gehen wollte, stand Dejna schon mit einem Handtuch vor der Dusche und hielt es mir hin. Ich nahm es dankend an und sie verschwand aus dem Bad. Verdammt!

Schnell trocknete ich mich ab und ging, mit dem Handtuch um die Hüfte geschlungen, in mein Zimmer, um mir schnell was anzuziehen. Dejna hatte unsere Klamotten, von letzter Nacht schon aufgehoben und aufs Bett gelegt. In Rekordzeit hatte ich mir etwas zu anziehen heraus gesucht. Lässige Shorts, Poloshirt und eine Sweatshirtjacke. Dann brauchte ich nur noch in die Chucks zu steigen und ich war fertig. Meine Haare rubbelte ich nur noch mal schnell mit dem Handtuch trocken und trat dann aus dem Zimmer. Das Handtuch schmiss ich noch schnell in den Wäschekorb.

„Fertig?“, fragte ich und auch Chad kam aus seinem Zimmer. Er nickte mir zu und auch Dejna stand von dem Sofa auf.

„Ja“, lächelte sie und wir gingen gemeinsam aus der Suite. Sie ging etwas vor mir und Chad.

„Ich hab unten angerufen und Bescheid gesagt, dass die Türe vom Bad ausgehangen ist“, meinte Chad.

„Das wird lustig, wenn die Presse das erfährt“, murmelte ich und Chad grinste mich an.

„Vielleicht behaupten sie ja, dass du eine deiner Prostituierten da versteckt hast und sie ausgebrochen ist“, scherzte er. Ich sah ihn böse an, schüttelte dann aber den Kopf. „Sie werden das reparieren in der Zeit wo wir nicht da sind.“

„Danke.“

„Kein Problem, Domino.“ Chad verbeugte sich leicht und grinste. „Mit welchem Wagen sollen wir fahren?“ Bevor er noch irgendeinen Titel hinterher sagen konnte, sah ich ihn böse an.

„Nicht mit dem Lotus, du begleitest uns ja. Wir nehmen den Mercedes. Die Limo hat Sven heute morgen schon weggebracht oder?“ Chad nickte und ging dann etwas schneller vor zum Auto. Ich ging auch einen Schritt schneller, um mit Dejna auf einer Höhe zu sein.

„Du gehst sehr locker mit deinen Leuten um“, sagte sie, als ich bei ihr ankam.

„Ja, ich weiß, aber das ist mir lieber. Ich weiß, dass ich ihren Respekt habe, aber wenn es so ein angespanntes Verhältnis geben würde, dann würde man sich nicht wohl fühlen.“ Sie lächelte und nickte.

„Ich finde das gut. Ich mag Leute nicht, die ihre Angestellten wie Dreck behandeln.“ Ich stimmte ihr zu. „Trotzdem hab ich etwas Angst vor Chad.“ Ich lächelte.

„Chad ist eigentlich ganz nett, wenn man ihn kennt. Er ist ja auch eigentlich nur zu meinem Schutz da.“ Jetzt sah sie mich mit einem besorgten Blick an.

„Wegen dem Unfall?“ Ich nickte. „Das ist gut, dann bin ich beruhigt, dass du so einen Typen in deiner Nähe hast.“ Ich lachte und schüttelte den Kopf.

Wir kamen unten in der Lobby an. Als wir die durchquert hatten machte der Portier uns

die Tür auf. Chad stand mit dem Mercedes schon vor der Tür. Ich machte Dejna die Hintertür auf und ließ sie ein steigen. Dann ging ich um den Wagen und stieg auf der anderen Seite ein. Chad reihte sich in den Verkehr und brachte uns zum Flughafen.

Dejna quengelte, dass sie noch nicht gehen wollte … aber das musste sein. Gleich würde ich zu dem Ratstreffen gehen und darauf hatte ich echt keine Lust.

„Aber du setzte dich sofort ins Flugzeug, nach dem Meeting und kommst zu mir“, verlangte Dejna am Flugzeug.

„Ja, hab ich versprochen. Schreib mir, wenn du in Miami gelandet bist okay? Und schreib Bastian, dass du jetzt los fliegst.“ Sie nickte brav und ich holte aus meiner Hosentasche mein Portmonee. Ich gab ihr Geld, damit sie sich in Miami ein Taxi holen konnte. „Nehm bitte auch ein Taxi“, mahnte ich sie und wieder nickte sie nur.

„Jetzt komm ich mir wirklich vor wie eine Angestellte oder so“, lachte sie. Ich verzog das Gesicht und küsste sie sanft.

„Freundin würde ich vorziehen“, murmelte ich an ihren Lippen. Sie lächelte und küsste mich noch mal. „Bitte nehm dir in Miami ein Taxi“, sagte ich noch mal, als sie die Treppen zum Flugzeug hoch lief.

„Mache ich, versprochen.“

„Und schreib mir, wenn du gelandet bist.“

„Ja, Papa.“ Ich seufzte und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Bis gleich.“

„Bis gleich.“ Sie lächelte und war dann im Flugzeug. „Vertraust du dem Piloten genug, dass er sie heil nach Miami bringt?“, fragte ich Chad, als die Türen zugemacht wurden.

„Soll ich mit fliegen?“, fragte er.

„Das würde sie nicht zulassen, weil sie genau weiß, dass nur noch du da bist, der mich beschützen soll. Sag mir einfach nur, dass du dem Typen in dem Cockpit vertraust.“

„Klar. Jake ist ein guter Pilot und wenn was passieren sollte, kann er sie auch beschützen, was sehr unwahrscheinlich ist, in einem Flugzeug.“ Ich nickte und seufzte.

„Schreib ihm, dass er sie bis zum Taxi bringen soll. Ich bezahle ihm jede Summe die er haben will“, sagte ich noch und stieg in das Auto ein. Chad holte sein Handy raus und telefonierte noch schnell. Als er dann aufgelegt hatte, stieg er ein und fuhr zurück zum Hotel.

„Macht er“, bestätigte er mir nur. Ich nickte und bereitete mich schon mal seelisch auf den Rat vor.
 

Abends um sechs Uhr saß ich an einer riesigen Tafel, mit einem Wein in der Hand und wartete mit meiner Mutter und Chad auf den Rat. Meine Mutter hatte sich richtig aufgetackelt und saß in einem blauen Abendkleid neben mir. Ich hatte wieder einen maßgeschneiderten Anzug an, was konnte ich als Mann schon anderes tragen? Vielleicht hätte ich mir doch ein Kleid von Mutter ausleihen sollen.

„Warum bist du so angespannt, Alec?“, fragte Mutter mich und legte eine ihrer zarten Hände auf meinen Oberarm.

„Ich bin nicht angespannt. Ich möchte das hier nur endlich hinter mich bringen.“ Chad stand hinter mir an der Wand, so hatte er den ganzen Raum im Blick.

Der Rat bestand aus insgesamt neun Wesen. Einem Werwolf, einer Hexe, einer Fee, einem Vampir, einem Magier, einer Elbin, einem Wandler und einem Drachen. Diese Neun wurden auserwählt, um alle Wesen zu regieren und nur die Weisesten und fähigsten Wesen wurden Mitglied dieses Rates. Meist waren es die Nachkommen, derer die im Rat waren, die aus den mächtigsten Familien unserer Welt. Deswegen war ich auch eigentlich der Drache, der im Rat sitzen sollte, nachdem mein Vater gestorben war. Allerdings war ich gerade erst 50 Jahre alt gewesen, als mein Vater gestorben war und hatte somit keine Kenntnisse, wie es bei uns ablief. Jetzt allerdings, 500 Jahre später war ich geeignet, um dem Rat bei zu treten. Obwohl ich echt keine Lust drauf hatte.

Diese Treffen liefen immer geheim ab und an Orten, die so versteckt lagen, dass nur involvierte wussten, wo sie lagen.

Ich nahm noch einen Schluck von dem Wein, der uns serviert wurde, wohl ein Eigenanbau der Elfe des Rates, die hier in Paris lebte. Er hatte keinen bestimmten Namen und war für Menschen auch gar nicht zu kaufen.

Endlich gingen die Türen auf und neun Personen betraten den Raum. Mutter und ich standen auf und verbeugten uns vor dem Rat. Keith Dowkin hob die Hand und zeigte uns somit, dass wir uns setzten sollten. Er war ein großer Mann und sehr eindrucksvoll, ein Werwolf eben. Alle waren in kunstvollen Roben gekleidet, die üblich für den Rat waren.

„Es freut uns, dass ihr gekommen seid“, sagte Mira Mitsch. Sie lächelte erst meiner Mutter zu und dann mir. Ihre grauen Augen musterten mein Gesicht. „Du siehst mal wieder atemberaubend gut aus, Alec.“ Sie strich sich eine ihrer schwarzen Strähnen aus dem Gesicht. Auf ihrer Schulter, der Robe, prangte ein Symbol mit einem Stern. Ihr Wappen, ein Hexenwappen. Allerdings war Mira wunderschön und hässliche Warzen hatte sie auch keine.

„Danke, Mira, aber Ihr seht heute auch sehr hübsch aus“, gab ich das Kompliment zurück.

„Das Aussehen hat er nur von meinem Bruder geerbt“, lachte mein Onkel, der mir gegenüber saß. Bec lächelte mich an. Er ähnelte meinem Vater sehr. Sie hatten die gleichen schwarzen Haare und die gleichen eisblauen Augen, genau wie ich. Allerdings hatte ich die sanften Züge meiner Mutter geerbt. Bec und mein Vater sahen härter aus, hatten markantere Züge als ich. Bec hatte seine Haare wachsen lassen und trug sie offen; sie reichten ihm bis zu den Schultern.

„Die neue Frisur steht dir, Bec“, lächelte Mom ihn charmant an. Er lächelte nur dankend. „Aber gegen deine Haarpracht, Kira, kommt keiner an“, schnurrte er. Keiner nannte meine Mutter Kira, außer meinem Vater. Bec wusste das und trotzdem hatte er schon immer ihren Zweitnamen benutzt. Mutter lächelte nur und legte ihre Hände in ihren Schoß.

Als nächstes begrüßte uns Clea Camoran. Sie war eine Fee, aber ohne Flügel. Feen hatten sich nach einiger Zeit den Menschen angepasst. Sie besaßen zwar noch Flügel, konnten aber entscheiden, ob sie gesehen wurden oder nicht. Jetzt, unter uns, waren ihre Flügel sichtbar und schimmerten in einem leichten Gold.

Caleb Beckster war der Vampir des Rates. Seine Fänge waren ausgefahren und er strahlte eine Macht aus, die echt unheimlich war, wenn man ihn nicht kannte.

Katleen McSmith war eine Elfe. Elfen hatten sich genau wie Feen den Menschen angepasst. Katleens Flügel waren allerdings durchsichtig und glitzerten. Und Clara war im Verhältnis zu Katleen ziemlich klein. Clea war generell die kleinste im Raum.

Mac Swing war der Magier des Rates. Dann gab es noch Reneé Azur. Sie war die Elbin im Rat, ihre Spitzen Ohren hatte sie diesmal nicht hinter ihren Haaren versteckt. Die meisten Elben, die sich unter Menschen aufhielten versteckten die spitzen Ohren hinter ihren Haaren, oder holten sich Zaubersprüche von Magiern oder Hexen.

Der letzte war Thomas Kitt er war ein Wandler und konnte sich in jedes Wesen verwandeln, dass er schon mal gesehen hatte, außer in Menschen. Also er könnte jetzt nicht so aussehen wie ich und in meinem Namen irgendetwas anstellen. Er konnte sich nur in Tiere verwandeln.

In der Zwischenzeit hatten schon einige Elfen auch den Ratsmitgliedern etwas zutrinken hingestellt.

„Ich sehe, du hast dir also Schutz genommen“, fing Caleb an und nickte zu Chad.

„Ja, seit dem Unfall in Miami dachte ich, es könnte nicht schaden“, antwortete ich.

„Es ist schrecklich, was mit Jamie passiert ist. Geht es ihm gut?“, fragte Bec.

„Ja, er ist wieder ganz der alte und will wieder arbeiten“, lächelte Mom und legte eine Hand auf meine, die auf dem Tisch lag.

„Wir sind nur so froh, dass dir nichts schlimmeres passiert ist, Neffe“, wandte Bec sich an mich.

„Wir müssen endlich anfangen gegen diese verbrechen an zu gehen“, meinte Cleo und haute auf den Tisch. „So geht das nicht weiter. Gestern wurden zwei meiner Feen angegriffen.“

„Wir sollten ein Team zusammen stellen, aus den Fähigsten Leuten von uns allen, die Ermittlungen anstellen“, schlug Mac vor und erhielt von allen ein Nicken.

„Wir sollten später darüber reden. Wir haben Alec extra herbestellt, nicht damit er hier herum sitzt und uns beim Pläne schmieden zuhört“, meinte Reneé und lächelte mich an.

„Reneé hat recht, wir sollten das wesentliche erst einmal besprechen“, stimmte Keith auch zu. „Also, du weißt warum du hier bist?“ Ich sah zu Mom und dann zu Bec.

„Ich weiß warum ich hier bin, weil ich das Amt meines Vaters antreten soll, aber ich verstehe nicht, warum jetzt. Bec hat doch alles im Griff, oder nicht?“, meinte ich. Bec grinste und trank von seinem Wein.

„Das nenn ich doch mal eine Aussage“, meinte er.

„Alec, du müsstest auf diesem Platz sitzen und Bec hat dich nur vertreten, solange bis wir dich für würdig halten“, erklärte mir Mira.

„Das heißt, ich kann auch nicht aussteigen?“, fragte ich.

„Das ist das Erbe deines Vaters, Alec“, sagte Clea. Ich nickte.

„Allerdings gibt es da ein paar Richtlinien, die wir beachten müssen“, fing Keith an.

„Richtlinien?“, fragte ich und sah ihn an. Mom drückte meine Hand.

„Es geht darum, dass du für Erben sorgen musst“, meinte Thomas.

„Erben?“ Ich sah Mom an, diese lächelte nur.

„Ich hab dir gesagt, dass ich Enkelkinder möchte“, grinste sie. Ja, das war mal wieder klar.

„Ich versteh das nicht. Ihr habt auch nicht sofort Kinder bekommen.“

„Es muss nicht sofort sein“, räumte Katleen ein. „Aber es muss eine Frau da sein, damit wir uns sicher sind, dass ihr später einmal Kinder bekommt. Damit deine Kinder die Blutlinie weiter führen. Seit der Rat besteht sind die neun großen Familien die Standsäulen unserer Welt. Für die Werwölfe kann nur ein Dowkin in den Rat eintreten, bei euch Drachen muss es ein Jacobs sein.“ Super, jetzt musste ich mir echt auch noch um Nachwuchs Gedanken machen.

„Aber dann ist es doch egal, ob ich oder Bec im Rat sitzt. Er ist auch ein Jacobs“, warf ich ein.

„Da hat er Recht“, mischte sich Bec ein, aber keiner hörte ihm so richtig zu.

„Das ist wahr“, sagte Caleb, der Vampir, und sah mich direkt an. „Aber Bec hat dich nur vertreten. Dein Vater ist als Erbe deines Großvaters in den Rat getreten, weil er der Ältere war und auch das Köpfchen besaß und du bist nun sein Erbe.“

„Unsere Vorfahren haben es schon so gemacht, also führen wir es weiter“, erklärte Mac.

„Deswegen müssen wir auch dafür Sorgen, dass wir weitere Erben zur Welt bringen, die eines Tages unseren Platz einnehmen werden, um die nächste Generation mit der gleichen Weisheit zu leiten, wie wir es tun“, sprach Thomas weise aus.

„Das verstehe ich schon“, sagte ich, damit sie nicht noch weiter redeten. „Aber warum ausgerechnet ich?“

„Alec, das ist eine Ehre und vielleicht auch eine Pflicht, aber du gehörst nun mal hier her“, sagte Reneé.

„Du gehörst hier hin? Nur weil du auch schon mit ihm geschlafen hast“, meinte Bec und trank von seinem Wein. Reneé sah empört zu Bec hinüber. „Jaja, das war vor deiner Zeit im Rat.“

„Alec!“, rief Mutter aus und ich sank nur stöhnend zurück auf meinen Stuhl.

„Da war gar nichts gewesen“, meinte Reneé sofort.

„Ich liebe meinen Neffen, aber wir alle müssen doch auch einsehen, was er ist“, fing Bec an und ich sah ihn genau an. Er stand auf, mit seinem Glas Wein in der Hand und lief um den Tisch herum. „Mein Neffe kann einfach nicht die Finger von schönen Frauen lassen. Er ist kein Mann für eine Frau. Wer von euch Damen hatte noch keinen Sex mit dem großen und stattlichen: Alec Jacobs?“ Er schritt langsam hinter Mira her zu mir. „Hmm, traut sich keiner? Vielleicht zu schüchtern um zu zugeben, dass sie wenigstens schon mal einen richtig netten Traum mit unserem lieben Alec hatten?“

„Bec, das reicht!“, rief Caleb aus und stand auf.

„Ich sage nur die Wahrheit“, verteidigte Bec sich und stand hinter meinem Stuhl. Meine Muskeln spannten sich an, aber ich ließ mir nichts anmerken. „Einerseits ist er ja doch so wie mein Bruder. Chester war in seinen jungen Jahren auch sehr … wie soll man sagen … auf Frauen fixiert, bis unsere liebe Jillian ihn zur Vernunft gebracht hat.“ Meine Hände ballten sich von selbst. „Zum Glück geschah das, bevor Vater starb.“

„Es reicht jetzt“, sagte auch Keith und Bec schlenderte wieder auf seinen Platz zurück.

Bis Bec endlich wieder saß, war es still in dem Raum geblieben.

„Dieses Treffen sollte nicht dazu dienen aufzudecken, was Alec in seiner Freizeit tut“, fing Thomas an. „Wir sollten klären, wie wir mit den Todesfällen umgehen und wir wollten Alec berichten, dass wir vorsehen ihn in nächster Zeit in den Rat zu holen“, stellte er die Fakten fest. Alle nickten. „Also wir hoffen sehr, dass du verstehst, warum wir nur dich als rechtmäßigen Erben ansehen können. Wir selber haben es nicht bestimmt, unsere Vorfahren entschieden, dass unsere Familien die stärksten sind und das nur wir alle Wesen regieren können.“ Ich nickte und sah Thomas aufrichtig an.

„Also um die Erben brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Ich hab da so etwas in der Zeitung gelesen“, meinte Bec beiläufig.

„Diese Kleine Sängerin, stimmt. Davon habe ich auch gehört“, sagte Mac. „Allerdings die Zeitungsartikel sind schon hart.“

„Ich habe von ihr gehört, sie hatte doch mal Krebs“, meinte Clea. „Aber sie macht echt klasse Musik.“

„Sie ist aber doch ein Mensch“, warf Mira ein.

„Empfindest du etwas für diese Frau?“, übertönte Calebs Stimme das Gemurmel der anderen. Ich sah ihn an und wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte. Ich war meiner Gefühle zu Dejna nicht sicher.

„Das ist nichts ernstes“, meinte Mutter.

„Stopp“, sagte ich und sah sie an. „Darf ich entscheiden, ob das was ernstes ist oder nicht?“ Sie blinzelte und sah mich etwas geschockt an. Ich seufzte und drehte mich wieder zum Rat. „Ich weiß nicht, was es ist, aber ich empfinde etwas für Dejna. Und diese Gefühle sind mehr, wie nur Freundschaft, mehr kann ich noch nicht dazu sagen.“

„Sie ist eine Sängerin, meinst du, sie würde verstehen was du bist und zu was du fähig bist?“, fragte Mira. „Weiß sie überhaupt über dich Bescheid?“

„Nein, weiß sie nicht.“ Ich spürte, wie Chad sich etwas anspannte. Er dachte, ich würde sagen, dass Dejna eine Gefährtin sei, aber ich war mir nicht sicher, ob ich das wirklich schon preis geben sollte. Ich wollte nicht, dass sie über Dejna redeten, wie über eine Sache, die man besitzen konnten.

„Du brauchst eine Frau, die dich unterstützen kann, Alec“, meinte Reneé.

„Sehe ich genauso“, stimmte Mira zu.

„Es ist immer noch mein Leben, worüber ihr entscheidet“, sagte ich.

„Uh, das wird interessant. Welche Bettgefährtin setzt sich durch?“, meldete sich Bec wieder. Ich ignorierte ihn einfach.

„War das alles?“, fragte ich und stand auf. „Ihr solltet euch wichtigeren Sachen widmen, als mich in den Rat zu zerren. Wenn es die Tradition so will, werde ich Bec ablösen und dem Rat beitreten, aber was Dejna angeht, haltet ihr euch raus“, sagte ich.

„Alec“, mahnte mich meine Mutter. Caleb sah mich an und nickte.

„Gut, ihr könnt gehen“, sagte er und genau das machte ich auch. Mom und Chad folgten mir. 

Kapitel 18

Kapitel 18
 

„Wie lange kann es denn dauern ein paar lebsche Fotos zu entwickeln!“, schrie ich und haute auf den Tisch. In dem Moment kam auch schon einer meiner Spione angelaufen.

„Hier sind sie, hier sind sie“, rief er, stolperte und lag dann zu meinen Füßen. Die Hand streckte er nach oben, um mir die gemachten Fotos zu geben. „Das sind sie. Alec und das Mädchen, wie Sie wollten, Herr.“ Ich nahm ihm die Fotos ab und sah sie durch.

Das erste zeigte Alec, wie er dieses Mädchen in seinen Armen hielt. Dejna Collins. Sie war schon eine hübsche und so zerbrechlich.

Mein Mund verzog sich zu einem Lächeln. Das wird interessant. Die Nächsten Fotos zeigten, wie die beiden sich auf der Straße küssten. Mein Spion lag immer noch zu meinen Füßen und zitterte.

„Gute Arbeit“, sagte ich und trat an ihm vorbei. Er hob leicht den Kopf und lächelte. „Ich will dieses Mädchen. Sie ist der Schlüssel zu Alec und seinem kleinen Herzen, dass ich am liebsten in meiner Hand zerquetschen möchte.“

„Aber Herr, das geht nicht, Alec ist zu stark, das wissen ...“

„Halt die Schnauze! Wenn ich das Mädchen erst einmal habe, dann wird mir Alec sein Herz schon freiwillig in die Hand legen.“

„Aber warum, Herr?“

„Bist du wirklich so blöd oder tust du nur so?“, schrie ich ihn an. Er senkte wieder den Kopf auf den Boden und zitterte. „Idiot! Weil sie sein Herz besitzt. Ich werde sie vor seinen Augen sterben lassen und ihn dann wie eine Tomate zerquetschen.“ Ich lachte und schmiss die Bilder auf meinen Spion. 

Kapitel 19

Kapitel 19

Dejna:
 

Die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Als ich in Miami gelandet war, hatte mich der Pilot, ich wusste den Namen nicht mehr, bis zum Taxi gebracht und auch wirklich dafür gesorgt, dass ich einstieg. Das ging auf Alecs Kappe. Ich war erst voll perplex gewesen, als der Pilot zu mir kam und sehr unverständlich gesagt hatte, dass er mich zum Taxi bringen wollte, aber dann hatte ich nur gedacht, dass Alec einfach nur um mich besorgt war, wegen dem was morgens passiert war. Im Hotel hatte Basti dann auch schon auf mich gewartet und voll das Drama gemacht. Ich wusste ja, dass er Alec nicht wirklich leiden konnte, aber dass er immer über ihn herziehen musste? Er hatte sich aufgeregt, wie ich nur mir nichts dir nichts in Paris blieb und das mit einem Unbekannten. Wenn ich ihm erzähle, dass ich mit Alec geschlafen hatte, wird er noch einen Herzinfakt bekommen. Aber um ehrlich zu sein, wusste ich auch nicht, wie ich mit ihm umgehen sollte. Ich hatte so weiter gemacht, als sei nichts gewesen, aber … Basti hatte mir seine Liebe gestanden. Ich bin ehrlich, ich hatte es verdrängt, weil ich so geblendet von Alec war. Ich musste endlich mit Basti reden, aber ich wusste nicht wie. Und was das überhaupt bringen sollte. Wenn das zwischen Alec und mir jetzt wirklich immer ernster wurde, dann würde ich Bastian weh tun und das war das letzte was ich wollte. Er war mein großer Bruder, so fühlte es sich zumindest an. Ich wollte in seinem Arm liegen und ihm von dem unglaublichen Mann erzählen, in den ich mich gerade Hals über Kopf verliebte. Aber solange Basti noch Gefühle für mich hatte, würde ich gegen eine Wand laufen, die mir Alec schlecht redete.

Ich kuschelte mich in mein Bett und seufzte. Jetzt lag ich schon drei Stunden hier, hörte Musik und dachte über Alec, Bastian und mich nach. Heute morgen hatte so gut angefangen, als ich in Alecs Armen aufgewacht war. Ich hatte mich auf einen schönen Tag mit ihm gefreut. Stattdessen kam diese Missy hereingeplatzt und zeigte mir eine Seite von Alec, die ich noch nicht kannte. Klar hatte ich schon gewusst, dass er viele Frauen gehabt hatte, ich meine so wie er aussah, konnte er jede Frau haben. Diese Erkenntnis hatte mich zerrissen, aber als ich dann unter der Dusche gestanden hatte und Zeit für mich hatte, war mir klar geworden, dass ich einfach überreagiert hatte. Alec hatte von Anfang an nie mit mir gespielt. Er hatte mich ja so zu sagen, warnen wollen. Er hatte mir gesagt, dass wir besser nicht so weit gehen sollten, aber er hatte auch gesagt, dass er sich nicht von mir fernhalten konnte. Und ich war diejenige, die sich auf ihn eingelassen hatte, diejenige, die ihn angestachelt hatte so schnell mit mir zu schlafen. Ich hatte es ja auch gewollt, ich hatte ihn gewollt. Aber Tatsache war nun mal, dass der Krebs wieder zugeschlagen hatte und mich aus der Bahn warf. Er schlich sich langsam an und bald würde ich wieder kämpfen müssen.

Ich schloss die Augen und wollte etwas schlafen, als plötzlich mein Handy vibrierte. Schnell nahm ich es in die Hand und lächelte, als ich seinen Namen las. Alec.
 

Ich bin jetzt auf dem Weg zum Flughafen.

Wie geht es dir? Hat Basti wieder gewütet?

Alec
 

Ja, hat er und mit dir muss ich auch noch ein Hühnchen rupfen!

Wie kommst du auf die Idee mir einen Babysitter zu besorgen? Dafür gibt es ärger.

Und ja, mir geht es gut, vor allem jetzt.

D
 

Wie sieht die Strafe denn aus? Ich hoffe doch, dass du mir nicht zu sehr wehtun wirst.

Schlaf etwas, bitte. Ich melde mich, wenn ich in Miami gelandet bin.

Alec
 

Ja, hatte ich gerade vor, als du mich gestört hast. =)

D
 

Dann schlaf gut, bis gleich

Alec
 

Bis gleich.

D
 

Lächelnd legte ich das Handy auf meinen Nachtisch und kuschelte mich noch ein bisschen mehr in die Kissen. Mit dem Gedanken an Alec schlief ich ein.
 

Schreiend erwachte ich aus einem weiteren Albtraum. Ich krallte mich in die Laken und keuchte heftig. Das konnte doch nicht sein. Gestern hatte ich so gut geschlafen und jetzt? Der gleiche Traum, der gleiche Schrecken. Diese Angst, alleine zu sterben, ohne dass jemand da war, der mir half.

Aber da ging die Tür schon auf und Bastian stand in meinem Zimmer. Ich blinzelte und sah ihn an. Er lächelte, ging ins Bad, machte mir einen Waschlappen und kam dann zu mir ins Bett.

„Leg dich hin, alles ist okay“, sagte er leise und tupfte mir mit dem warmen Waschlappen den Schweiß von der Stirn. Ich nickte und legte mich zurück, in seine Arme. „Alles wird gut.“ Ich musste ihm von gestern erzählen, ich wollte ihn nicht anlügen. Ich konnte einfach nicht.

„Basti?“, flüsterte ich.

„Du musst nichts sagen, mach einfach noch mal die Augen zu und versuch noch eine Stunde zu schlafen.“ Ich schüttelte den Kopf und sah ihn an.

„Es ist schlimmer geworden. Gestern morgen, als ich noch mit Alec in Paris war, da … da habe ich Blut gebrochen“, erklärte ich ihm ganz leise und vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Er hörte für kurze Zeit auf zu atmen und war wie versteinert.

„War er bei dir?“, fragte er dann sofort, brachte mich auf Abstand und sah mir in die Augen. Seine braunen Augen funkelten vor Wut, aber diese Wut galt nicht mir. Nein, sie galt Alec.

„Ja, war er! Er hat mir geholfen, Basti. Meinst du er hätte mich alleine gelassen, wenn ich Hilfe brauche? Warum denkst du so schlecht von ihm?“ Ich riss mich aus seinen Armen los und stand auf. Das war doch nicht wirklich sein Ernst. Alec würde mich nie im Stich lassen, er war ja selbst nach Miami gekommen, nur weil ich Fieber hatte.

„Warum ich schlecht von ihm denke, D? Weil er nicht so ist, wie er dir vorspielt. Er sieht dich immer so an, als wenn er dich fressen wollte. Verdammt, er will dich doch nur ins Bett bekommen und dann lässt er dich fallen wie eine Kartoffel, vor allem jetzt, wenn der Krebs wirklich wieder da sein sollte“, regte er sich auf. Ich drehte mich zu ihm und funkelte Basti an.

„Er lässt mich nicht fallen wie eine heiße Kartoffel, er ist auf dem Weg hier hin, um mit uns ins Krankenhaus zu fahren. Und weißt du was? Ich hab gestern mit ihm geschlafen und es war schön. Er ist nicht so wie du denkst.“

„Du hast mit ihm geschlafen?“ Ich knurrte. Klar, dass er nur das mitbekommen hatte.

„Ja, habe ich und eigentlich hat es dich nichts zu interessieren, mit wem ich etwas habe und mit wem nicht. Alec ist anders, warum glaubst du mir nicht? Wenn er doch nur auf Sex aus war, warum ist er dann auf den Weg hier her? Warum bemüht er sich dann immer noch so um mich?“ Basti sah mich nur an, sagte kein Wort. Bestimmt fünf Minuten war zwischen uns Ruhe.

„Ich mag ihn einfach nicht, ich habe Angst, dass du wegen ihm in Schwierigkeiten kommst. Wenn du mit so einem Mann eine Beziehung anfängst, wirst du erst Recht in den Medien stehen. Jeder will sein Privatleben unter die Lupe nehmen, weil er es so sehr schützt, D. Du wirst dann von Paparazzi verfolgt werden und diesmal werden sie nicht locker lassen. Und wenn du in der Öffentlichkeit nur einen Fehler machst, dann ist es aus, mit deiner und auch mit seiner Karriere. Den Artikel, wo man ihn als Zuhälter beschrieben hat, nimmt doch keiner Ernst, Dejna. Sie wissen alle, dass er sauber ist, aber er ist ein Geheimnis, was die Presse lüften will und wenn du ins Spiel kommst, wirst du Teil des Geheimnisses sein.“

„Mir macht das nichts aus, Basti“, sagte ich jetzt ruhiger. „Basti … ich … ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt“, murmelte ich. Ich wollte es ihm nicht sagen, mir eigentlich auch noch nicht eingestehen, glaube ich zumindest, aber ich konnte nicht leugnen, dass Alec mich glücklich machte, dass mein Herz anfing schneller zu schlagen, wenn wir zusammen waren, wenn er mich küsste.

„Sicher?“ Er stand auf und kam zu mir. „D, vielleicht denkst du nur so, weil er aufregend ist und so gut aussieht. Ich will nur das beste für dich.“ Er legte seine Hände auf meine Wangen und strich sachte über sie. „Ich liebe dich und ich möchte, dass du glücklich bist. Wir zwei, wir gehen doch durch dick und dünn und haben bis jetzt alles gemeistert, warum kann das nicht weiter gehen? Nur wir zwei.“

„Oh Basti“, hauchte ich. Ich konnte ihm nicht so weh tun.

„Lass es uns noch mal versuchen, okay? Nur wir zwei. Wir fliegen dahin wo du möchtest, machen eine Auszeit von all dem hier und konzentrieren uns nur auf uns.“ Ich schüttelte den Kopf und sah ihm in seine sanften braunen Augen. Ich konnte nicht. Ich konnte ihm nicht weh tun, aber ich konnte auch nicht wieder mit ihm zusammen sein. Ich liebte ihn einfach nicht mehr und es tat so weh, dass er es einfach nicht verstand.

„Basti, ich ...“, fing ich an, aber er schüttelte den Kopf und küsste mich. Meine Augen weiteten sich und ich drückte ihn langsam weg. „Bitte, bitte zwing mich nicht zu entscheiden. Nicht jetzt schon und vor allem nicht jetzt, wo der Krebs wieder kommt. Ich brauche dich, aber ich brauche auch ihn. Ich liebe ihn.“

Also war es draußen.

Stille.

Schon seit fünf Minuten standen wir hier und schwiegen. Nachdem es endlich raus war, dass ich wirklich Gefühle für Alec hatte, war Basti neben der Rolle. Ich konnte einfach nicht begreifen, warum er das nicht verstehen konnte.

„Basti bitte. Du musst ihn besser kennenlernen. Er ist nicht so schlimm, wie du meinst“, versuchte ich auf ihn ein zu reden, aber er hob nur die Hand und drehte sich um.

„Ich werde es versuchen, nur weil ich dich nicht zwingen will zu entscheiden“, sagte er. „Aber verlang nicht von mir, dass ich ihn mag.“

„Okay“, flüsterte ich.

Im nächsten Moment klopfte es an der Tür, leise und sanft. Alec.

Basti starrte die Tür an und ich dachte schon er würde rufen, dass derjenige vor der Tür verschwinden sollte, aber das tat er nicht. Stattdessen ging er zur Tür machte sie auf und ging aus meinem Zimmer. Er rämpelte Alec an, der ihn verwirrt ansah.

„Alles in Ordnung?“, fragte Alec Basti, aber der gab keine Antwort.

„Was ist denn mit dem los?“, sagte eine weitere Stimme und da sah ich erst, dass Chad hinter Alec stand.

„Ihm geht es nicht gut“, sagte ich und trat zur Tür. „Kommt rein, bitte.“ Alec nickte und kam ins Zimmer. Chad allerdings sah Basti noch nach.

„Komm rein und lass ihn in Ruhe, er ist einfach nicht gut auf mich zu sprechen“, meinte Alec und sah Chad an.

„Einen guten Grund ein Auge auf ihn zu werfen“, grummelte Chad.

„Auf keinen Fall.“ Chad ließ die Schultern sinken und kam auch ins Zimmer. Jetzt mit diesen zwei großen Männern in meinem Zimmer, schrumpfte dieses. Alec kam zu mir und befühlte meine Stirn. „Geht es dir gut?“, fragte er besorgt. Ich schlang meine Arme um seine Taille. „Was ist passiert?“ Er schlang seine Arme auch um mich und drückte mich an sich.

„Ich hab ihm gesagt, dass ich Blut gespuckt habe und dann haben wir gestritten“, murmelte ich.

„Ist okay. Er bekommt sich wieder ein“, beruhigte er mich und küsste meinen Scheitel. Ich seufzte. „Lass ihn wüten, vielleicht braucht er das mal.“

„Ja, das kann er ja auch machen, aber er soll dich aus dem Spiel lassen.“ Wieder küsste er meinen Kopf.

„Lass ihn über mich herziehen, das ist okay.“ Ich sah zu ihm auf.

„Nein, das ist es nicht, Alec. Er kennt dich nicht und ich möchte nicht, dass er irgendetwas sagt, was nicht stimmt.“

„Du weißt ja, dass es nicht stimmt. Ich denke, Bastian braucht im Moment jemanden auf den er sauer sein kann. Ihr habt viel Stress und das nicht nur wegen der Tour, sondern auch, weil es dir immer schlechter geht.“ Er strich mir die Haare hinter die Ohren und lächelte. „Und ich glaube, er kommt nicht damit klar, dass du mit mir etwas machst. Er liebt dich noch.“ Meine Augen weiteten sich. Warum wusste er das? Warum hatte ich es nicht gesehen?

„Woher weißt du das?“

„Das sieht man, wenn er dich ansieht.“ Ich seufzte. „Jetzt denk nicht dran. Hast du Hunger?“

„Nein, nicht wirklich.“

„Gut, dann zieh dich an und wir gehen was essen.“ Ich funkelte Alec an, dieser lächelte nur und drückte mich zum Bad. „Bitte.“

„Ja okay, aber nur weil du es bist“, räumte ich ein und ging ins Bad. Alec und Chad wollten schon mal runter gehen. Ich hatte zugestimmt, weil dann konnte ich noch schnell duschen gehen und mich in Ruhe anziehen.

Zwanzig Minuten später saß ich mit Alec und Chad in der Limousine. Ich hatte mich für eine Hot-Pan, und ein T-Shit entschieden. Und ich war so froh, dass Alec auch wieder in Freizeitsachen herum lief. Die Anzüge waren ja ganz schön und er sah auch wirklich gut darin aus, aber seine Privaten Sachen hatten einfach etwas … persönliches an sich. Da sah man den lässigen Alec. Heute trug er eine blau karierte Bermuda und ein weißes Hemd mit kurzen Armen, dazu trug er noch weiße Sneaker aus Leinen. Natürlich alles Marken Sachen. An seinen Schuhen sah ich das Logo von Lacost. Ich rutschte etwas näher an Alec und nahm mir seine Hand. Ich brauchte jetzt seine Wärme und seine Stärke. Er verschränkte unsere Finger miteinander und drückte meine Hand, um mir zu zeigen, dass er da war.

„Alles okay?“, fragte er. Ich nickte.

„Ja, jetzt schon.“ Er sah mich an und sah mir in die Augen. In seinen strahlend blauen Augen lag irgendetwas, aber ich konnte nicht erahnen was es war. Ich wollte es auch nicht, es schien mich nichts an zu gehen. Also beugte ich mir vor und küsste ihn. Das hatte ich schon seit eben machen wollen, aber da war Chad da gewesen und eigentlich hatte ich ein bisschen Angst vor diesem Mann mit dem schwarzen Militärhaarschnitt. Er sah roh aus und einfach nur gefährlich. Sein Gesicht war hart und ich glaube, man überlegte es sich zwei mal, sich mit ihm anzulegen.

Alec erwiderte den Kuss. Ich genoss ihn und lehnte mich dann an Alecs Schulter.

Wir gingen in einem kleinen Bistro etwas frühstücken. Alec hatte mir einen lecker aussehenden Obstsalat bestellt, den ich dann doch aß. Es war nicht viel und dazu auch noch lecker, dass ich alles auf aß. Alec lächelte und lenkte mich etwas von meinen Gedanken ab. Denn die Angst vor dem Krankenhaus war immer noch da. Sie schwebte über mir und wartete nur darauf auf mich herunter zu rasen.

Wir bleiben eine ganze Stunde in dem kleinen Bistro sitzen und tranken noch gemütlich einen Kaffee. Ich hatte heute einen Latte Macchiato getrunken, da hatte ich heute mal Lust drauf. Den leckeren Schaum zu löffeln. Aber nach dieser Stunde ging es dann los. Ich hatte Bastian angerufen, damit er zum Krankenhaus kam. Ich musste es jetzt endlich hinter mich bringen. Es war ja nicht normal, dass ich Blut spuckte und eigentlich hätte ich sofort ins Krankenhaus gemusst … aber ich war Alec so dankbar, dass er mich nicht ins Krankenhaus geschleppt hatte. Jetzt ging ich aus freien Stücken. Allerdings umklammerte ich Alecs Hand so fest ich nur konnte, als wir ins Krankenhaus kamen. Bastian hatte schon auf uns gewartet.

Wir meldeten uns an und wurden dann ins Wartezimmer geschickt. Dank Alecs Verbindungen mussten wir nicht lange warten, bis die Ärzte mich in ein Einzelzimmer führten.

„Was kann ich denn für Sie tuen, Miss Collins? Ihr nächster Termin ist doch erst in zwei Wochen“, sagte Doktor Conner. Meine Krankenakte hatten alle Krankenhäuser in den Städten in denen wir spielten. Wenn wir eine Tour planten, dann gehörte dazu auch, alle Krankenhäuser zu informieren, wie es um mich stand und wann ich Termine hatte.

Ich schluckte und krallte mich in das Krankenbett.

„Dejna hat Blut erbrochen und zeigt auch wieder sämtliche Symptome“, sagte Bastian für mich. Ich nickte und sah auf meinen Schoß.

„Und was alles?“, fragte Doktor Conner und Basti zählte alles auf. Fieber, Schweißausbrüche, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, schnelle Gewichtsabnahme. „Und dann auch noch das Blut?“ Ich nickte nur. „Okay, ich werde ein paar Tests machen.“ Was anderes als einverstanden zu sein, konnte ich nicht. Der Tumor musste gefunden werden und das schnell, damit er sich nicht ausbreiten konnte. Aber dank Alec war ich in einem separaten Raum und musste nicht mit den anderen Patienten in der Notaufnahme sitzen.
 


 

Wir warteten jetzt schon eine Stunde und langsam wurde Bastian verrückt. Die ersten zwanzig Minuten hatte er leise auf seinem Stuhl gesessen und nichts gesagt. Er hatte Alec die ganze Zeit beobachtet, der neben meinem Bett lehnte und mit mir redete. Wir redeten über belanglose Dinge, zum Beispiel erzählte ich ihm, dass ich ein neues Lied geschrieben hatte und wie ich darauf gekommen war. Ich erzählte ihm, dass die Jungs einfach los gespielt hatten und irgendeinen kranken Beat erzeugt hatten.

Aber jetzt lief Bastian in dem Zimmer hin und her und wusste einfach nicht wohin mit sich. Er hatte einfach Angst um mich.

„Basti, komm doch zu uns und rede mit“, meinte ich und klopfte neben mich aufs Bett. Basti sah Alec an. Dieser sah ihn auch an.

„Nein, eher nicht“, meinte er und lief weiter auf und ab. Ich seufzte.

„Ich gehe einen Kaffee holen“, sagte Alec und sah Basti an. „Möchtest du auch etwas?“ Basti ignorierte ihn einfach. Alec nickte und wandte sich dann an mich. Ich wollte eine Cola haben. Wieder ein Nicken von Alec und er ging. Chad wollte ihm folgen, aber Alec hielt ihn auf. „Ich gehe nur Kaffee holen“, sagte er und Chad lehnte sich wieder an die Wand neben der Tür. Als die Tür hinter Alec zuging seufzte ich laut auf.

„Was fällt dem eigentlich ein“, murmelte Basti vor sich hin.

„Basti“, stöhnte ich und vergrub mein Gesicht in den Händen.

„Nein! Ich hätte mit dir hier sein sollen. Ich sorge für dich, D. Nicht er!“ Basti drehte sich um und zeigte auf die Tür. Er schrie fast.

„Alec will mir nur helfen und das weißt du auch. Du hast mir versprochen, dass du dich zurück hältst, das tust du aber nicht.“

„Ich hab dir gesagt, dass du nicht verlangen kannst, dass ich ihn mag. Vor allem nachdem du mit ihm geschlafen hast!“ Ich sah ihn mit großen Augen an und langsam bildeten sich Tränen in meinen Augenwinkeln.

„Ich wäre dafür, dass Sie jetzt mal an die frische Luft gehen und sich etwas beruhigen“, mischte Chad sich ein und trat auf Bastian zu.

„Fass mich nicht an!“, rief Basti und ging aus dem Zimmer. Ich sackte in mir zusammen und vergrub mein Gesicht in den Händen, die Tränen die in meinen Augen brannten, ließ ich einfach laufen.

„Er bekommt sich wieder ein“, sagte Chad plötzlich neben mir und legte mir sanft eine Hand auf den Rücken. Ich sah ihn an und zog die Nase hoch. Seine Gesichtszüge waren jetzt etwas sanfter. „Ich denke, dass es auch für ihn nicht leicht ist.“ Ich nickte und schluchzte.

„Danke“, hauchte ich und wischte mir die Tränen weg. Chad drehte sich um und nahm von einem Tisch die Kleenextücher. Er gab mir die Packung und ich putzte mir die Nase. „Alec kann froh sein, dich an seiner Seite zu haben.“ Chad hielt in seiner Bewegung inne.

„Ich kann froh sein, dass ich Alec habe“, murmelte Chad unverständlich. Ich sah ihn an.

„Wie meinst du das?“

„Was?“ Er sah mich erschrocken an. Ich wischte mir noch mal die Tränen weg.

„Ach nichts, schon gut.“ Chad nahm mir die Taschentücher ab und warf sie in einen Mülleimer. In dem Moment kam auch Alec wieder. Er sah erst mich und dann Chad an.

„Wo ist Bastian?“, fragte er.

„Der brauchte was frische Luft, das Warten hat ihn ein bisschen verrückt gemacht“, meinte Chad. Alec nickte und gab ihm einen Becher Kaffee. Mir brachte Alec die Cola. Ich lächelte ihn an. Er beugte sich zu mir runter und küsste eine Träne, die ich auf meiner Wange vergessen hatte weg. Ich schluckte, Alec lächelte mich nur an und lehnte sich wieder neben dem Bett an. 

Kapitel 20

Kapitel 20

Bastian:
 

„Was denkt sich dieser Typ eigentlich? Mich einfach raus schmeißen! Ich bin ein Freund von ihr und nicht der. Der wird doch nur bezahlt“, regte ich mich auf und lief vor dem Krankenhaus auf und ab. Ich kochte vor Wut. Das kann doch nicht sein, dass sie mehr auf die Meinung dieses Lackaffen zählt als auf meine. Ich war immer für sie da gewesen und hatte für sie gesorgt. Ich hatte sie groß raus gebracht und nicht dieser … dieser … argh!

„Aufgeblasenes Arschloch“, fluchte ich. „Alec ist ja so toll. Alec hier, Alec da.“

„Ach, Sie kennen ihn auch?“, sagte plötzlich jemand neben mir. Ich sah zu meiner Linken, da lehnte ein Mann mit einer Zigarette an einer kleinen Mauer, die um das Krankenhaus führte. „Ich kenne Alec Jacobs auch. Ein richtiges Arsch, oder?“ Er stieß den Rauch seiner Zigarette aus. Ich nickte.

„Da sagen Sie etwas.“

„Wollen Sie ihn los werden?“ Ich sah mich um und lehnte mich neben den Mann.

„Was sind Sie, ein Auftragskiller?“

„Nein, nicht wirklich, aber ich kenne viele Leute, die unter Alec leiden.“

„Was müsste ich dafür tun?“ Der Typ warf seine Zigarette auf den Boden und trat sie aus.

„Sie müssen mich nur anrufen, wenn er alleine ist oder Sie führen ihn irgendwohin, wo ich ihn mir schnappen kann.“

„Umsonst? Als ob sie, dass umsonst tun würden.“

„Sagen wir mal so, ich komme nicht so leicht an ihn ran und deswegen brauche ich Ihre Hilfe.“ Ich sah mich noch mal um, ob uns jemand beobachtete.

„Aber Sie bringen ihn nicht um, oder?“

„Auf keinen Fall, ich will ihm nur einen Denkzettel verpassen.“ Er hob zwei Finger und legte sie sich aufs Herz. „Das schwöre ich bei meinem Leben.“

„Ich will einfach nur, dass er aus meinem Leben verschwindet.“ Der Mann nickte.

„Haben wir einen Deal?“ Ich sah noch mal nach rechts und links. Der Mann streckte mir die Hand entgegen. „Und?“

„Ja“, sagte ich und schlug ein.

„Geben Sie mir ihr Handy.“ Ich tat es und er tippte schnell seine Nummer ein. „Schreiben Sie mir.“ Ich nickte und dann ging der Mann.

Kapitel 21

Kapitel 21

Dejna:
 

Wir hatten noch eine halbe Stunde gewartet, bis Doktor Conner wieder ins Zimmer kam. Basti hatte sich auch wieder beruhigt und war seit einer halben Stunde auch wieder bei uns gewesen. Aber irgendetwas hatte sich verändert. Er ignorierte Alec zwar immer noch, aber er murmelte nicht mehr vor sich hin. Er hatte brav auf dem Stuhl gesessen und hatte gewartet. Er war sogar an mein Krankenbett gerutscht und hatte meine Hand gehalten. Ich war nur froh, dass er endlich etwas vernünftiger geworden war.

Doktor Conner schloss die Türe hinter sich und sah noch mal in eine Akte. Ich schluckte noch mal bevor ich fragte.

„Und?“, fragte ich ganz schnell. Ich wollte nur noch hören, dass es so war, dass der Krebs wieder da war. Ich wollte nicht auf die Folter gespannt werden. Doktor Conner sah von der Akte auf und in meine Augen. „Er ist wieder da.“ Er atmete aus und schüttelte den Kopf.

„Nein, er ist nicht wieder da“, sagte er und wollte weiter reden, aber Basti sprang auf und redete ihm dazwischen.

„Aber sie hat doch die Symptome, sie haben nicht richtig nachgesehen, wir bilden uns das alles nicht ein“, rief Basti entsetzt. Seine Reaktion war ein bisschen übertrieben. Ich meine, es war ja gut, dass ich keinen Krebs hatte. Es kam so rüber als wenn er wollte, dass ich wieder Krebs hatte, aber ich wusste warum er das sagte. Es war unwahrscheinlich, dass ich nichts hatte, also musst es etwas schlimmeres sein.

„Ja, das habe ich auch nicht gesagt, Mr. McKnight. Ich habe nur gesagt, dass Miss Collins keinen Krebs mehr hat“, sagte Conner langsam.

„Und was hat sie dann?“, fragte Alec ein bisschen netter als Bastian. Conner schluckte.

„Miss Collins, Sie haben Leukämie.“ Es wurde totenstill in dem Krankenzimmer.

Das konnte nicht sein, das durfte einfach nicht wahr sein.

Und schon wieder spürte ich, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Es dauerte nicht lange, bis sie dann auch schon über mein Gesicht rollten. Wie konnte das passieren?

Doktor Conner fing an, zu erklären, wie wir weiter vorgehen würden, aber ich hörte nicht zu. Meine Welt brach gerade auseinander. Ich würde daran sterben und diesmal gab es keine Heilung, selbst Medikamente würden nicht helfen. Ja, sie würden mir ein paar Jahre geben, aber was dann?

„Stopp. Merken Sie nicht, dass sie gar nicht zuhört?“, durchbrach Alecs Stimme meine Gedanken. Ich sah ihn an, aber er sah total verschwommen aus, wegen meinen Tränen. „Können Sie nicht einfach später wieder kommen?“ Ich schloss die Augen und ließ den Tränen einfach freien lauf. Daran ändern konnte ich ja jetzt eh nichts mehr. Ich spürte noch, wie sich jemand aufs Bett setzte und mich in den Arm nahm. Es war Alec, weil mir im nächsten Moment sein feiner Geruch in die Nase stieg. Ich krallte mich sofort an ihm fest und weinte. „Es wird alles wieder gut“, flüsterte er in mein Ohr und küsste mich dahinter. Ich schluchzte und sah zu ihm auf. Alec wischte mit einem Taschentuch meine Tränen weg. „Wir alle schaffen das zusammen, okay? Du hast doch genug Freunde, die dich unterstützen.“

„Er hat Recht“, meinte jetzt auch Bastian. „Wir werden das schaffen. Wir werden uns anhören, wie Conner das Problem angehen will und dann werden wir dagegen ankämpfen. Wir werden dich nicht gehen lassen und mit dieser Einstellung werden wir auch gewinnen, aber wenn nur einer nicht an uns glaubt, dann müssen wir ihn vom Gegenteil überzeugen.“ Ich zog die Nase hoch und nickte.

„Ihr habt recht“, murmelte ich. Ich musste jetzt stark sein. Ich musste das durchziehen und nicht schwarz sehen. Ich hatte genug Leute um mich herum, die mir halfen und wenn … dann würde ich die letzten Jahre, die ich habe noch genießen.

Ich streckte eine Hand nach Basti aus. Er nahm sie an und küsste meinen Handrücken.

„Wir gegen den Rest der Welt“, sagte er. Ich nickte und weinte weiter. Ich konnte nicht aufhören. In mir war eine große Trauer und ich glaube, ich brauchte noch ein paar Tage, um wirklich zu realisieren, was gerade passiert war, aber jetzt musste ich die Arschbacken zusammen kneifen und mir anhören, was Conner zu sagen hatte. Ich musste gegen die Krankheit ankämpfen, auch wenn sie nicht zu besiegen war.

Chad kam wieder näher und bot mir wieder die Taschentücher an. Ich nahm mir ein paar und bedankte mich bei ihm.

„Bereit?“, fragte Alec mich. Ich schniefte noch mal in das Taschentuch und nickte dann. Chad ging raus und holte Conner wieder zurück.

Als er wieder vor dem Bett stand, sah er mich erst einmal an.

„Alles okay? Ich weiß, es ist ein Schock“, sagte er. Ich nickte.

„Ich möchte so schnell es geht hier raus, also bitte. Erzählen Sie mir schnell, was wir jetzt machen und am besten, so wenig wie möglich“, sagte ich und krallte mich in Alecs und Bastians Hände. Conner nickte und fing an.

Er erklärte mir, dass eine Strahltherapie gemacht werden musste. Den ganzen Medizinischenkram verstand ich gar nicht. Nach Strahlentherapie war ich ausgestiegen und hatte nicht mehr zugehört, dass war alles was ich wissen musste. Mehr war für mich nicht von Bedeutung. Für mich galt, so lange auszuhalten, wie es ging.

„Es kann sein, dass Sie mit weiteren Anfällen rechnen müssen“, endete er. Ich nickte. „Ich werde mich bei Ihnen melden, wann wir die Strahlungstherapie anfangen.“ Bastian nickte. „Wenn es Probleme gibt, dann kommt bitte zurück ins Krankenhaus.“ Wir nickten und ich ließ meine Schultern hängen. „Dann sollten Sie für in zwei Monaten einen Termin machen, wo immer sie dann sind, außer es wird schlimmer.“ Er verabschiedete sich und dann waren wir alleine.

Kaum war die Türe zu, fing ich an, zu zittern. Basti drückte meine Hand und ich sah ihn an.

„Wir schaffen das. Sag es!“, verlangte er. Ich nickte.

„Wir schaffen das“, wiederholte ich. Er nickte auch und küsste meine Stirn.

Wir schaffen das.
 

Nach dem Krankenhaus waren wir dann zurück ins Hotel gefahren. Den anderen hatten wir nichts davon erzählt, was passiert war und ich wollte es ihnen auch noch nicht sagen. Ich musste selber erst einmal damit klar kommen, da brauchte ich jetzt kein Mitleid von anderen.

Alec hatte sich ein Zimmer hier im Hotel besorgt, damit er immer in meiner Nähe war. Bastian war sofort verschwunden, als wir im Hotel angekommen waren. Er brauchte bestimmt auch etwas Zeit für sich. Aber ich wollte nicht alleine sein. Ich hatte Alec gebeten mit zu mir aufs Zimmer zu kommen und er hatte natürlich nicht Nein gesagt.

Jetzt lagen wir in meinem Bett. Ich hatte mich an Alec geschmiegt und meinen Kopf auf seine Brust gelegt. Seit ein paar Minuten hörte ich einfach seinem regelmäßigem Herzschlag zu. Es war beruhigend. Alec hatte einen Arm um mich geschlungen und seine Hand unter mein Shirt geschoben, um meinen Rücken zu streicheln. Chad hatte er weggeschickt, zum Glück. Ich wollte mit Alec alleine sein. Ruhe, das brauchte ich jetzt.

„Und was möchtest du jetzt machen?“, fragte mich Alec nach einiger Zeit. Ich zuckte die Schultern und malte auf seiner Brust herum. „Was hältst du davon, wenn wir morgen an den Strand gehen. Du solltest mit deinen Freunden wieder etwas unternehmen und dich etwas ablenken.“ Ich seufzte.

„Ja, das sollte ich“, stimmte ich zu. „Aber nur, wenn du mit kommst.“ Ich sah hoch zu ihm. Er strich mir über die Wange, beugte sich etwas zu mir herunter und küsste mich.

„Ich kann nicht“, flüsterte er an meinen Lippen.

„Was musst du denn machen?“

„Ich könnte nachkommen, aber ich weiß auch nicht, ob ich das schaffe. Jamie hat mir gemailt, dass ich noch ein wichtiges Treffen in New York habe.“ Ich seufzte wieder und küsste ihn noch mal.

„Okay, es sei dir verziehen, wenn du die Nacht bei mir bleibst.“ Er lächelte und küsste mich noch mal, diesmal länger.

„Okay, versprochen.“ Jetzt lächelte ich wieder und legte meinen Kopf wieder auf seine Brust. Seine Finger strichen immer weiter über meinen Rücken und ich genoss es total.

„Ich möchte mal nach Venedig“, sagte ich gedankenverloren. „Und nach London.“ Alec kniff mir leicht in den Po.

„Das wird doch jetzt keine Was ich vor meinem Tod noch alles machen möchte – Liste oder?“ Ich streckte ihm die Zunge raus und malte weiter auf seiner Brust herum.

„Doch, so in etwa, wenn ich mich schon damit abfinden muss, dann will ich noch etwas erleben.“ Für einen kurzen Moment hielt seine Hand auf meinem Rücken inne. „Und ich möchte das alles mit dir erleben, Alec.“

„Dejna“, hauchte er und ich bekam sofort eine Gänsehaut.

„Alec, wir müssen darüber reden.“ Ich setzte mich auf und sah ihn an.

„Jetzt?“

„Ja, jetzt. Ich fühle mich zu dir hingezogen und ich möchte so viel Zeit mit dir verbringen wie es nur geht.“ Er sah mir in die Augen.

„Dejna ...“ Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, bitte, Alec. Weich jetzt nicht aus. Bitte.“ Ich nahm seine Hand und legte sie mir auf die Brust, über mein Herz, dass wie wild schlug. Das tat es immer, wenn ich in seiner Nähe war. „Ich fühle mich gut bei dir. Ich muss lächeln, wenn du mir schreibst und ich kann es nie erwarten dich wieder zusehen, dich wieder zu küssen, dich wieder zu berühren. Ich hab mich noch nie so schnell verliebt, aber du … ich habe mich in dich verliebt, Alec.“ Ich legte alles auf eine Karte. Ich musste wissen, ob Alec das gleiche empfand.

Alec schloss die Augen und schüttelte den Kopf.

„Das geht nicht.“

„Wie das geht nicht?“ Er machte die Augen wieder auf und sah mir in die Augen. Seine strahlten und ich sah Verzweiflung darin.

„Ich fühle mich zu dir hingezogen, Dejna, daran gibt es nichts zusagen, ich … ich bin gerne bei dir. Ich mag es, wenn du lachst, wenn du glücklich bist und ich kann es auch nicht erwarten bei dir zu sein, um wieder dein Lächeln zu sehen … aber ich … ich bin glaub ich nicht das, was du dir so sehr wünschst.“

„Du bist alles was ich mir wünsche, Alec.“

„Es gibt Sachen, die du noch nicht über mich weißt.“

„Das ist mir egal, wirklich. Dann lerne ich die Sachen eben kennen. Alec, ich möchte mit dir zusammen sein.“

Kapitel 22

Kapitel 22

Alec:
 

Sie brachte mich um. Sie brachte mich wirklich um.

Sie saß hier mit mir auf ihrem Bett, hielt immer noch meine Hand an ihre Brust gepresst und gestand mir ihre Gefühle. Und ich Idiot stammel herum und sage ihr, dass ich nicht das bin, was sie sich wünschte? Was geht in meinem Kopf vor sich? Noch kitschiger konnte es ja nicht werden.

Alles was ich ihr gesagt hatte, stimmte. Ich liebte es, wenn sie lachte, das war das schönste Geräusch, was ich je gehört hatte. Und ihre Lippen schmeckten so wunderbar süß, sodass ich sie den ganzen Tag hätte küssen könnte. Aber ich konnte ihr nicht sagen, dass ich sie liebte … noch nicht und vor allem nicht mit tausenden Geheimnissen.

Ich entzog ihr meine Hand und sah ihr in die dunkelgrünen Augen, die mich erwartend ansahen.

„Ich möchte dich unterstützen und ja, ich möchte auch nicht, dass sich irgendetwas an dem ändert was wir haben.“

„Aber … hast du Gefühle für mich? Ich verlange nicht von dir, dass du sagst, dass du mich liebst, aber könntest du dir vorstellen, dich mit mir in der Öffentlichkeit sehen zu lassen?“

„Wenn du mit den Zeitungsartikeln zurecht kommst“, sagte ich. Sie lächelte und nickte.

„Ja, damit komme ich klar“, meinte sie, schlang ihre Arme um meinen Hals und küsste mich.

„Oh, Dejna“, hauchte ich an ihren Lippen und zog sie auf meinen Schoß. Sie brachte mich noch um.

Meine Arme schlang ich um sie und ließ meine Finger etwas unter ihr T-Shirt gleiten, um ihr Steißbein zu streicheln. Nach dem Kuss lehnte sie ihren Kopf an meine Schulter und strich mit einem Finger über meinen Hals.

„Es ist schön mit dir“, flüsterte sie. Und dabei wusste sie noch nicht mal, wer ich war, was ich war und vor allem, was sie war. Ich hatte die Lösung. Ich könnte ihre Ängste in Luft verwandeln, aber das hieß, dass sie auch ihre Freunde nach und nach verlieren würde. Sie war eine Drachengefährtin das hieß, dass sie sich mit einem Drachen vereinen konnte und unsterblich wurde … gesund wurde.

Dejna murmelte etwas, aber dann vernahm ich ihren regelmäßigen Atem. Ich seufzte und legte mich mit ihr hin. Ich strich ihr weiter über den Rücken und vergrub meine Nase in ihrem Haar, was so gut nach Yasmin roch.

Ich musste etwas tun. Ich konnte nicht zu sehen, wie sie sich selber kaputt machte, weil sie so eine Angst hatte zu sterben.

Langsam und vorsichtig drückte ich Dejna neben mich und stand auf. Ich deckte sie noch zu und küsste ihre Stirn. Auf dem Nachttisch lag ihr Block und ein Stift. Ich nahm mir beides und schrieb schnell eine Nachricht für sie. Ich weiß, ich hab versprochen zu bleiben und das tat ich auch, nur ich musste jetzt nachdenken und das ging nicht hier. Ich musste raus. Den Block legte ich neben sie und ging dann, nachdem ich meine Schuhe angezogen hatte, aus dem Zimmer.

„Ist sie am schlafen?“, ertönte Bastians Stimme. Ich sah neben mich und da kam er auf mich zu. Ich nickte.

„Ich lasse sie lieber in Ruhe schlafen“, sagte ich. Er nickte auch und ging an mir vorbei. Er zückte sein Handy und fing an, eine Sms zu schreiben.

„Hältst du das aus, ihr beim Sterben zu zusehen?“ Ich stockte und sah ihn an.

„Sie wird nicht sterben.“ Bastian nickte. „Wenn sie fragen sollte, ich bin spazieren, okay?“

„Klar, sag ich ihr.“ Ich nickte und machte mich dann auf den Weg nach unten.

Als ich aus dem Hotel raus war ging ich einfach los. Ich wusste nicht wohin, allerdings wollte ich nicht zum Strand. Das Hotel lag an diesem, aber ich ging weiter in die Stadt rein. Ich lief durch die Straßen, mit den Händen in den Hosentaschen.

Ich konnte ihr nicht einfach sagen, dass ich ein Drache war und sie Teil meiner Welt war. Sie würde ausrasten und weglaufen … oder sie würde mich auslachen und mir nicht glauben, dann musste ich mich in einen Drachen verwandeln und dann wäre sie spätestens weg. Das alles war nicht so leicht, vor allem glaube ich nicht, dass ich der Richtige für so etwas bin. Jamie könnte ihr das alles besser erklären, er hatte einen Draht zu ihr. Ich seufzte und schüttelte den Kopf.

Ich sah auf die andere Seite und dann ging alles so schnell. Im nächsten Moment ertönte ein Schuss und mich durchzuckte ein unendlicher Schmerz. Ich blieb stehen und sah an mir herunter. Langsam vergrößerte sich ein kleiner roter Punkt an meiner Brust zu einem großen. Ich hatte keine Zeit mehr irgendetwas zu tun. Das Blut wich rasend schnell aus meinem Körper und ich sackte in mich zusammen. Um mich herum brach Geschrei aus, aber das nahm ich nicht mehr so sehr war. Mein letzte Gedanke galt Dejna, bevor ich Ohnmächtig wurde.

Kapitel 23

Kapitel 23

Dejna:
 

Langsam wachte ich auf und tastete neben mir nach Alec, aber da war nichts. Ich saß augenblicklich im Bett und sah mich um. Aber Alec war nicht mehr hier, alles was ich fand, war mein Block, der neben mir lag. Ich nahm ihn hoch und erkannte Alecs geschwungene Handschrift sofort.
 

Hey kleine Schlafmütze,

ich wollte dich in Ruhe Schlafen lassen, ich hoffe, du bist nicht sauer, aber ich brauchte etwas frische Luft. Bin gleich wieder da. Nicht böse sein.
 

Ich strich sanft über seine geschwungene Handschrift. Ich hatte total vergessen, dass ihn das ganze auch mitnehmen konnte. So wie es aussah, bedeutete ich ihm etwas und leicht zu schlucken waren solche Diagnosen nie.

Langsam stand ich auf und holte tief Luft. Ich hatte ja auch eigentlich nicht einschlafen wollen, aber Alec hatte so gut gerochen, dass ich einfach die Augen zu gemacht hatte und eingeschlafen war.

Im nächsten Moment klopfte es an der Tür. Ich bekam sofort ein Lächeln im Gesicht. Alec.

Schnell lief ich zur Tür und machte sie auf, aber es war nicht Alec, es war Bastian. Er war Kalk weiß im Gesicht und zitterte.

„Basti?“, fragte ich und sah ihn an. An seinen Händen klebte Blut. „Scheiße, was ist passiert?“

„Ich wollte das nicht, wirklich nicht. Er hat gesagt, er tötet ihn nicht, ich hatte sein Wort“, murmelte er vor sich her. Ich schluckte und packte Basti an den Schultern.

„Basti, wer? Was ist los?“ Ich bekam Angst. Was hatte Bastian gemacht? Er sah von seinen Händen zu mir auf. Seine Augen waren weit aufgerissen.

„Alec. … Er … er ...“, fing Bastian an, wurde aber von lauten Schritten unterbrochen. Chad kam auf uns zu.

„Ist Alec am schlafen?“, fragte er mich und da war mir alles klar. Das gebrabbel von Basti … Alec … Nein.

„Basti, wo ist er?“, fragte ich und rüttelte ihn.

„Ich … er … Leute haben einen Krankenwagen gerufen … ich … ich hatte versucht die Blutung zu stoppen“, stammelte Basti. Chad brauchte nicht mehr zu wissen. Er fluchte und lief los. Ich ließ Basti los und lief Chad nach. Ich musste zu Alec. Er durfte nicht sterben, er durfte einfach nicht tot sein.

Als wir im Auto saßen raste Chad los, in Richtig Krankenhaus. Meine Hände zitterten und mir stiegen schon wieder Tränen in die Augen. Bitte, bitte, lass es ihm gut gehen. Bitte lass ihn nicht sterben. Bitte, oh Gott, bitte.

Quietschend hielten wir vor dem Krankenhaus und rasten hinein. Chads Gesicht war angespannt und er sah auch ziemlich sauer aus.

„Alec Jacobs“, knurrte er die Frau an der Rezeption an. Die Frau war erst einmal total perplex. „Ist Alec Jacobs eingeliefert worden?“ Sie nickte hektisch.

„Er … er ist im OP. Doktor Might operiert ihn gerade, aber es sah sehr schlecht aus. Mr. Jacobs blutete sehr und hatte auch schon viel Blut verloren. Ein Sanitäter sagte, dass er wohl schon einige Minuten an der Unfallstelle gelegen haben musste, bevor jemand auf die Idee kam, einen Krankenwagen zu rufen“, erzählte die Frau mit zittriger Stimme.

Er … er hatte schon da gelegen und keiner hatte ihm geholfen?

Ich taumelte zurück und knallte gegen eine Wand, die ich herunter rutschte. Er würde sterben, das überlebte doch keiner. Wenn er so viel Blut verloren hatte, dann konnte nur noch ein Wunder helfen. Die Tränen liefen jetzt schon wieder über meine Wangen und ich musste aufschluchzen.

„Bitte, warten Sie im Wartebereich“, sagte die Frau noch. Ich hörte nur, wie Chad knurrte. Er kam zu mir, hob mich hoch und trug mich in den Wartebereich. Er setzte mich auf einen Stuhl und holte ein Taschentuch.

„Du musst dich beruhigen“, sagte er etwas sanfter. Ich sah ihn verheult an.

„Er wird sterben“, hauchte ich. „Wie konnte das nur passieren? Warum hat er dich nicht geholt, als er raus ging, er wusste doch, dass man es auf ihn abgesehen hatte.“

„Ich weiß es auch nicht, Dejna.“ Er strich mir eine Strähne hinters Ohr. „Er brauchte vielleicht auch mal seine Ruhe.“ Ich zog die Nase hoch.

„Es war meine Schuld“, ertönte eine leise Stimme hinter uns. Chad drehte sich um und gab mir den Blick auf Basti frei. Chad sprang sofort auf und packte Basti am Kragen.

„Was hast du getan?“, knurrte Chad. Ich sprang auf.

„Chad, lass ihn los!“, schrie ich, aber er tat nicht, was ich gesagt hatte.

„Spuck es aus!“ Basti schluckte.

„Ein Mann … er sprach mich eben an“, fing Bastian an.

„Chad lass ihn runter, er kann ja kaum reden“, sagte ich lauter und boxte Chad gegen den Arm. Dieser knurrte nur und ließ Basti los. Dieser rieb sich den Hals, weil sein Shirt ihn dort eingeschnürt hatte.

„Jetzt rede“, grollte Chad und ich zuckte leicht zusammen. So machte er mir noch mehr Angst, aber ich wusste ja warum er so war. Er machte sich einfach auch Sorgen um Alec und es war seine Schuld, dass Alec jetzt im Krankenhaus lag.

Basti schluckte noch mal und sah mich an.

„Dieser Mann … ich war so sauer auf Alec … ich weiß, es war falsch von mir“, sagte Basti und sah wieder zu seinen Blut bedeckten Händen. „Der Mann hatte mich angesprochen, weil er mitbekommen hat, dass ich über Alec gewütet habe, er wollte mir helfen, Alec einen Denkzettel zu verpassen.“ Chad knurrte bestialisch. „Ich wollte doch nicht, dass Alec verletzt wird. Der Mann hat mir sein Wort gegeben. Ich hätte doch nicht wissen können, dass er ihn umbringen wollte.“ Mein Herz blieb für einen kurzen Moment stehen. Basti hatte mit einem von denen gesprochen? Wie konnte er nur so dumm sein und sich mit einem Fremden einlassen?

Chad ballte seine Hände zu Fäusten und knurrte.

„Idiot“, knurrte er. „Ich würde dich am liebsten windelweich prügeln, aber wenn Alec stirbt, wird es deine Schuld sein und diese Qual ist definitiv besser.“ Basti senkte den Kopf.

„Wie konntest du?“, fragte ich leise. Meine Tränen rollten über meine Wangen. „Du wusstest, was ich für ihn empfinde. Wie konntest du so dumm sein und einen Fremden vertrauen? Wie konntest du guten Gewissens diesem Typen sagen, wo Alec war? Ich habe das Gefühl, dass ich dich gar nicht mehr kenne.“ Ich schüttelte den Kopf und setzte mich wieder. Meine Tränen hörten gar nicht mehr auf. Ich hatte so Angst um Alec. Ich wollte jetzt nur noch zu ihm. Ich wollte sehen, dass er in diesem Krankenbett lag und mich anlächelte, dass er sagte, dass alles gut sei, dass es nur ein Kratzer war und er schnell wieder gesund war. Das wünschte ich mir mehr als alles andere. Bitte Alec.
 


 

Eine halbe Stunde verging, bis ein Arzt den Wartebereich betrat. Chad sah sofort auf.

„Ian“, sagte er und war sofort bei dem Mann im Kittel. Ich wischte mir über die Augen und stand auch auf. „Wie geht es ihm?“ Dieser Ian sah von Chad zu mir und dann wieder zu Chad.

„Er ist außer Gefahr. Es war knapp, Chad. Er hatte viel Blut verloren und die Kugel hat nur knapp sein Herz verfehlt. Der Schütze hatte ihn wirklich töten wollen.“ Ich schluckte und schluchzte auf.

„Können wir zu ihm? Bitte“, hauchte ich und hielt mir die Hand vor den Mund, damit mein Schluchzen nicht zu laut war. Der Arzt nickte und führte uns zu einem Zimmer. Er machte die Tür auf und gab den Blick auf Alec preis, der auf dem Krankenbett lag und schlief. Ich lief sofort zu dem Bett und nahm Alecs Hand fest in meine. Er war blass durch den Blutverlust und seine Haut war etwas kalt.

„Weiß sie es?“, hörte ich den Arzt flüstern.

„Nein“, antwortete Chad nur. Ich bedachte das Gespräch nicht, weil es mich nicht interessierte. Für mich zählte Alec, der friedlich schlief … so sah es zumindest aus. Ich hob seine kalte Hand an meine Lippen und küsste sie. „Besteht noch Gefahr?“, fragte Chad.

„Nein. Er wird sich erholen. Zum Glück.“ Ich sah auf und zu Ian. Er stand jetzt auf der anderen Seite des Bettes. „Lasst mich rufen, wenn er aufwacht.“ Ich nickte und sah dann wieder zu Alec.

Plötzlich berührte mich etwas am Bein. Ich drehte mich um und sah einen Stuhl. Chad hatte mir einen Stuhl hingestellt, auf den ich mich jetzt setzte und ganz nah ans Bett rutschte. Bitte wach schnell auf.

Ich verschränkte meine Arme auf dem Bett, ließ seine Hand aber nicht los. Bitte wach schnell auf.

Ich war eingeschlafen, aber als sich etwas in meiner Hand bewegte, wachte ich auf und sah auf.

„Mist, ich bin eingeschlafen“, murmelte ich und rieb mir die Augen. Als ich sie auf machte, sah ich in zwei blaue Augen, die noch sehr müde aussahen. „Alec“, hauchte ich und viel um seinen Hals.

„Hey“, hauchte er und schlang einen Arm um mich. Ich fing sofort an, zu weinen.

„Ich hatte so Angst um dich“, flüsterte ich und trennte mich von ihm. Er sah noch müde und geschafft aus, aber er war wach. Zum Glück. Er hob die Hand und wischte meine Tränen von den Wangen.

„Mir geht es gut“, sagte er leise und mit brüchiger Stimme. Man merkte ihm noch total an, dass es ihm noch nicht gut ging.

„Ach, Dornröschen ist aus dem Schlaf erwacht?“, hörte ich Chads Stimme, die ins Zimmer kam. Alec lächelte und ich setzte mich wieder auf meinen Stuhl. Ich schnappte mir sofort Alecs Hand und die würde ich so schnell nicht mehr los lassen. „Du Idiot“, beleidigte Chad ihn sofort.

„Ich hab nicht nachgedacht, Chad“, murmelte Alec und schloss erschöpft die Augen.

„Ja, nicht gerade deine Stärke.“

„Hört auf. Hauptsache ihm geht es besser“, schlichtete ich. Alec nickte und sah mich an. Ich war so froh, dass er endlich wach war. Chad ging wieder aus dem Zimmer, um Doktor Might zu holen. Langsam kehrte Alecs Farbe wieder in sein Gesicht und er sah nicht mehr so krank aus. Alec drückte meine Hand und ich sah ihm wieder in die Augen.

„Geht es dir gut?“, fragte er mich. Ich lachte auf.

„Du liegst hier und wurdest angeschossen, nicht ich, Alec. Ich bin nur unendlich froh, dass du es geschafft hast. Die Kugel hat knapp dein Herz verfehlt. Versprich mir, dass du nie mehr ohne Chad weggehst? Die dürfen nicht noch mal die Gelegenheit haben, dich zu treffen.“ Er nickte.

„Versprochen.“

Im nächsten Moment wurde es laut. Etwas kam ins Krankenzimmer gestürmt und war sofort an Alecs Seite. Jillian.

„Oh Gott, als Chad mich angerufen hatte, bin ich tausend Tode gestorben“, plapperte sie los und nahm sich Alecs andere Hand.

„Mom, bitte. Nicht so laut“, murmelte er und drückte ihre Hand.

„ja, stimmt. Entschuldige, aber ich hab mir trotzdem Sorgen gemacht. Warum gehst du auch ohne Chad aus dem Haus? Jamies Unfall hätte dir eine Lehre sein sollen, sie hatten es auf dich abgesehen, sie haben die Drohung dick und fett auf das Auto geschrieben, wie kannst du nur so leichtsinnig damit umgehen?“

„Mutter!“

„Drohung?“, fragte ich und sah ihn an. „Alec?“ Jillian sah mich an.

„Sie wusste es nicht und weiß es immer noch nicht?“ Alec seufzte.

„Was stand auf dem Auto?“, fragte ich jetzt etwas säuerlich. Jillian machte eine wegwerfende Handbewegung.

„Nicht wichtig“, sagte sie. „Alec geht es gut und jetzt wird er wohl so klug sein, nicht mehr ohne Chad aus dem Haus zu gehen.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ich erklär es dir später, bitte“, bat Alec mich und ich stimmt zu. Aber später würde er es mir erzählen müssen.

In dem Moment betraten drei Leute das Zimmer. Einmal Chad, dann Doktor Might und Jamie. Ich sah ihn an und war erleichtert, dass es ihm gut ging. Er winkte mir zu und ich winkte zurück. Jillian machte für Doktor Might platz, der sich Alec noch mal ansah. Er nickte.

„Sieht gut aus“, sagte er und sah dann mich an. Irgendwas hing im Raum, aber ich wusste nicht was es war. Irgendwas wurde vor mir verborgen. 

Kapitel 24

Kapitel 24

Alec:
 

Chad hatte es geschafft, dass Dejna von meiner Seite wich und etwas essen ging. Er blieb natürlich bei ihr.

„Wie willst du geheim halten, dass du spätestens morgen wieder okay bist?“, motze Mutter mich auch schon an. Ich seufzte und schloss die Augen. Selbst im Krankenhaus hatte man keine Ruhe. „Dieses Mädchen wird echt zum Problem.“

„Wird sie nicht“, sagte ich und sah sie sauer an. Mom machte große Augen.

„Wow, du hast wirklich Gefühle für die Kleine.“

„Nenn sie nicht immer so. Sie ist eine Gefährtin, okay?“ Ich rutschte etwas weiter runter und seufzte erneut.

„Sie ist was?“, rief sie aus. Jamie verschluckte sich an seiner Cola.

„Was?“, fragte auch er. Ich lächelte und sah zur Decke.

„Sie ist eine Drachengefährtin. Sie hat das Flammenmal auf der Hüfte“, erzählte ich. „Also könntest du jetzt endlich netter zu ihr sein? Geht das?“, fragte ich Mutter. Sie setzte sich auf einen Stuhl und nickte.

„Das ändert alles, Alec“, sagte Jamie freudig.

„Das ändert gar nichts.“

„Klar, du liebst sie.“

„Tue ich … nicht. Ich weiß nicht, ob ich sie liebe.“

„Klar, tust du es. Sieh dich doch an. Du lächelst, nur wenn du an sie denkst.“ Ich sah Jamie an. „Alec Jacobs ist verliebt.“ Ich verdrehte die Augen.

„Schluss jetzt. Du musst ihr erst einmal erzählen, wer sie ist“, mischte sich jetzt auch Mutter ein. Wieder seufzte ich.

„Ich kann das nicht“, meinte ich.

„Klar kannst du das“, sagte Jamie. „Sie wird das ganze verstehen. Sie liebt dich auch, dass sieht man und das wird sie dir bestimmt auch schon gesagt haben.“ Ja, das hatte sie. Mein Herz setzte einen Zahn zu und ich musste einfach bei dem Gedanken an sie, lächeln.

Es klopfte und alle Köpfe drehten sich zu dem Neuankömmling.

„Gut, sie ist weg“, meinte Ian und kam zu mir. „Ich muss mir die Wunde noch mal ansehen, Alec. Du heilst sehr schnell, das ist gut.“ Ich nickte und ließ ihn schauen. Ian schob meinen Kittel zur Seite und sah sich die Wunde an, die jetzt nur noch ein großer roter Fleck war. „Sieht gut aus. Keine Entzündung. Ich bin froh dass es so schnell heilt, aber ehrlich? Im OP sah das ganz anders aus,ich dachte ich verliere dich. Der Schütze versteht sein Handwerk.“

„Mich hat eine Frau gerettet, auf der anderen Straßenseite. Ich weiß auch nicht, warum ich hingesehen habe oder ob ich wirklich etwas gehört habe, auf jeden Fall hab ich gedacht, da wäre etwas, als ich dann ihre geweiteten Augen sah, traf mich auch schon die Kugel“, erzählte ich.

„Pures Glück“, meinte Ian und machte den Kittel wieder zurecht. Ich seufzte. Sieht wohl so aus. „Was ist mit dem Mädchen?“

„Sie ist Alecs Seelenverwandte“, meinte Jamie grinsend. Ich sah ihn nur böse an.

„Ich bekomm das schon hin“, sagte ich zu Ian. Dieser nickte.

„Am Besten ist es, wenn wir sagen, dass du wieder mit nach Hause kommst und das du da gepflegt wirst“, meinte Mutter und nahm meine Hand. „So ist es leichter für euch beide.“ Ja, das war vielleicht leichter, aber ich wollte sie nicht alleine lassen. Sie brauchte jemanden, der für sie da war und ich wollte derjenige sein, der sie im Arm hielt und mit ihr die Leukämie durchstand. Ich musste ihr die Wahrheit sagen, aber ich wusste noch nicht wie … oder wann.

„Ja, das ist wohl besser“, meinte ich.

Gerade als Ian die Tür auf machte, kamen Chad und Dejna wieder.

„Ich habe gegessen“, schwor sie mir sofort und Chad nickte. Ich lächelte.

„Wer sagt mir denn, dass du Chad nicht doch gedroht hast, wenn er nicht lügt?“, scherzte ich und bekam ein strahlendes Lächeln von Dejna. Ich hatte so gehofft, dass ich sie sehen würde, wenn ich aufwachen würde, denn das hieß, dass ich noch am leben war, dass ich noch etwas länger in ihrer Nähe sein konnte. Und als ich dann aufgewacht war, saß sie da. Den Kopf auf ihren Armen gestützt, die auf dem Bett lagen und meine Hand in ihrer. Ich hatte sie zehn Minuten lang beobachtet, bis ich dann leicht meine Finger bewegt hatte und sie davon aufwachte. Ich hatte einfach in ihre dunkelgrünen Augen sehen müssen. Und als sie mich dann angesprungen hatte und nur meinen Namen gesagt hatte, ging es mir gut.

„Wir werden Alec mit zurück nach London nehmen, damit er sich zuhause in Ruhe ausruhen kann“, sagte Mutter und holte mich zurück in die Realität. Sofort verschwand Dejnas Lächeln.

„Ja, klar. Dann hat er seine Ruhe, das ist besser, als das Krankenhaus“, stimmte sie zu. Ich nahm mir ihre Hand, ich musste sie einfach berühren. Sie sah mich an und lächelte leicht. „Aber du rufst an und in zwei Tagen komme ich dich besuchen“, stellte sie klar.

„Einverstanden“, sagte ich. Sie nickte zufrieden.

„Soll ich bleiben?“, fragte Chad und sah Dejna an. Ich war total perplex, was hatten die beiden denn jetzt am laufen?

„Nein, nein“, meinte Dejna nur und lächelte Chad an. „Ich schaff das schon. Bastian hat schon ein Taxi gerufen.“ Bastian war hier? Ach, bestimmt um Dejna vor mir zu schützen.

Chad verzog das Gesicht und stellte sich an die Wand. Was war denn hier los? Was hatte ich verpasst? „Dann gehe ich lieber, sonst fährt er noch ohne mich“, lächelte Dejna, beugte sich vor und küsste mich sanft. „Vergiss nicht mich anzurufen, sonst terrorisiere ich dich.“

„Ich melde mich, versprochen“, sagte ich und sie nickte. Dann verabschiedete sie sich von den anderen und war weg. Ich seufzte und plötzlich quietschte Mom neben mir.

„Mein kleiner Drache hat sich verliebt“, quietschte sie und alle lachten.

„Hey, Schluss jetzt“, rief ich. „Was läuft da zwischen dir und Dejna?“, wollte ich von Chad wissen und sah ihn an.

„Nichts.“

„Lüg mich nicht an!“ Er fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. „Spuck es aus. Mir egal, was du Dejna versprochen hast.“

„Alec, es ist nicht wichtig“, versuchte es Chad, aber ich schüttelte den Kopf.

„Sag es.“ Er knurrte und Rauch stieg aus seiner Nase.

„Bastian hat denen gesagt, wo du bist und das du alleine bist.“ Mutter zog die Luft ein und hielt sich die Hand vor den Mund.

„Er ist einer von denen?“ Er schüttelte den Kopf.

„Er wurde heute Morgen vor dem Krankenhaus angesprochen und weil du ihm ein Dorn im Auge warst, dachte er sich nichts dabei und hat dich verraten.“

„Weil er Dejna für sich will“, fluchte ich. Chad nickte. Verdammt.

„Er hat versucht, die Blutung zu stoppen, aber er war so unter Schock, dass er wieder zum Hotel kam, um Dejna bescheid zusagen, zu dem Zeitpunkt wusste ich schon, das etwas nicht stimmte, weil du nicht an dein Handy gegangen bist. Das es so scheiße stehen würde, hätte ich nicht gedacht. Bastian wollte nicht, dass du getötet wirst, er wollte dir einen Denkzettel verpassen. Auf jeden Fall hat dieser Scheißer jetzt richtig große Schuldgefühle und Dejna wird ihm auch nicht so schnell verzeihen, das gefällt mir besser, als dem Typen eine zu verpassen.“ Ich schüttelte den Kopf.

„Steck deine Wut irgendwo anders hin, nicht in Bastian“, sagte ich und setzte mich auf. „Ich will hier raus und ich muss was gegen die Typen in Erfahrung bringen. Wenn sie auf Bastian gestoßen sind, wird es nicht lange dauern, bis sie wissen, dass mir Dejna etwas bedeutet.“

„Alec, du solltest dich aber noch nicht anstrengen“, sagte Mutter sofort, als ich meine Beine aus dem Bett schwang. Ich nickte nur und nahm mir meine Hose, die über einem Stuhl hing. Schnell zog ich mich an. Mom hatte mir neue Sachen mitgebracht. Chad ging die Entlassungspapiere holen. Als wir die dann auch hatten, gingen wir auch.

Chad fuhr uns zum Flughafen, damit man mich nicht mehr im Hotel sah. Er würde noch mal zurück fahren und unsere Sachen holen, wir warteten im Flieger auf ihn.

Innerhalb einer halben Stunde war er wieder da. In der Zeit hatten wir auch die Starterlaubnis bekommen und konnten sofort los, als Chad ankam.

Allerdings bekam ich von dem allen nichts mehr mit, weil meine Gedanken sich um Dejna drehten. Ich war am hin und her überlegen, ob ich Chad doch nicht lieber in ihrer Nähe lassen sollte, ob sie alleine zurecht kam, vor allem mit Bastian. Aber als der Jet abhob, war eh alles zu spät.
 


 

„Seit ihr gut angekommen?“, fragte Dejna mich. Ich lag in meinem Bett und telefonierte mit ihr. Es war beruhigend ihre Stimmer zu hören. Mom hatte mich sofort ins Bett geschickt, als wir in London angekommen waren. Sie war jetzt unten in der Küche und beaufsichtigte meine Köche, die mir ein Festmahl zaubern sollten. Nach dem ganzen Mist, musste ich mich bei ihnen entschuldigen, dass meine Mutter so eine Furie war.

„Klar, dafür hat meine Mutter schon gesorgt“, meinte ich und Dejna lachte. Es war fast so wie Engelsstimmen, wenn sie lachte … ja, Alec, noch ein bisschen schnulziger ging es nicht mehr.

„Das glaub ich dir. Ich wäre gerne bei dir. Ich hab kein gutes Gefühl, dich alleine zu lassen.“ Ich lächelte.

„Ich bin nicht alleine, Dejna, aber ich mache mir Sorgen um dich.“

„Mir werden sie schon nichts tun.“

„Das glaube ich weniger. Wir sind oft genug zusammen gesehen worden und ...“ Jetzt hatte ich mich beinahe verplappert. Ich wollte nicht, dass sie wusste, dass ich wusste, was Bastian getan hatte. „... und es wäre mir lieber, wenn Chad bei dir geblieben wäre.“ Mal ganz davon abgesehen, dass ich sie am liebsten jetzt hier neben mir im Bett hätte.

„Dann komme ich einfach jetzt schon zu dir.“ Wenn das so einfach wäre. „Bitte lass mich kommen. Ich möchte bei dir sein.“

Die Tür ging auf und meine Mutter kam mit einem Tablett herein.

„Hallo Dejna!“, rief sie und ich blinzelte.

„War das deine Mutter?“, fragte Dejna.

„Ja, sie ist mal nett zu dir … es hat wohl etwas mit ihren Hormonen zu tun. Sie bedient mich sogar, dass hat sie nicht mehr getan, seit ich dreizehn war“, meinte ich. Dejna lachte wieder und ich musste auch lächeln.

„Sei bloß nett zu mir“, warnte mich Mutter. Ich lächelte nur und setzte mich auf. Mom stellte mir das Tablett auf den Schoß. „Das wird alles gegessen“, sagte sie und ging wieder.

„Alles? Was ist denn alles auf dem Tablett drauf?“, fragte Dejna.

„Zu viel“, meinte ich und sie lachte wieder.

Kapitel 25

Kapitel 25
 

„Du hast was?!“, schrie ich durchs Haus. Mein Spion kniete vor mir auf dem Boden und fing jetzt an, zu zittern.

„Aber ich dachte, das wäre gut“, sagte er leise.

„Ich will derjenige sein, der Alec tötet, hast du mich verstanden? Alec gehört mir, mir allein und keiner von euch Idioten hat ihn anzufassen.“ Der Spion nickte heftig.

Die Türen des Wohnzimmer öffneten sich und mein bester Spion betrat den Raum.

„Ist er tot?“, fragte ich ihn, aber zum Glück schüttelte er den Kopf.

„Ihm geht es gut, zu gut würde ich sagen. Er liegt noch nicht mal mehr im Krankenhaus“, gab er mir die Antwort die ich haben wollte. Ich nickte.

„Wie lange lag er im Krankenhaus?“

„Fünf Stunden, plus OP.“ Ich lachte.

„Unglaublich. Es ist nur logisch, dass sie ihn im Rat sehen wollen. So eine Kraft. Schade, dass ich ihn töten werde.“ Mein Spion verbeugte sich. „Ich will das Mädchen, verstanden? Ich will, dass du alles regelst und schaff mir diesen Nichtsnutz aus den Augen.“

„Aber Herr“, sagte der, der vor mir kniete. Ich beachtete ihn gar nicht mehr. Mein bester Spion packte den anderen und zerrte ihn heraus. Er wusste genau, was ihn erwartete, wer Scheiße baute, war hier nicht mehr willkommen.

Die Türe ging noch mal auf und mein Spion verbeugte sich.

„Noch etwas?“, fragte ich.

„Sie ist gerade auf dem Weg hier her nach London. Alec hat sie holen lassen“, informierte er mich. Ich lächelte. Das wird ja immer schöner.

„Sorge dafür, dass sie bald unser Gast wird.“

„Jawohl, Herr.“

Ich spürte schon Alecs Herz, dass ich in meinen Händen zerquetschte. Das wird ein Spaß.

Kapitel 26

Kapitel 26

Dejna:
 

„Das ist das Haus?“, fragte ich und stieg aus einem schwarzen Mercedes der A Klasse. Jamie hatte mich vom Flughafen abgeholt und mich zu Alec gefahren. Er hatte mir gesagt, dass das Haus wunderschön sei, aber jetzt stand ich vor einer Villa!

„Ja, okay. Villa“, grinste Jamie und trat neben mich. Meinen Koffer hatte er in der Hand. Das Haus sah sehr alt aus, aber wunderschön. Jamie stupste mich an und ging vor. Es führte ein Weg vom Bürgersteig bis zur Haustüre. Der Vorgarten war klein, aber voller hübscher Blumen. Ich folgte Jamie langsam und sah mir alles genau an. Weiter rechts war noch ein breiterer Weg, der zu einer Garage führte. Jamie schloss die Tür auf und trat ein. Jetzt stand ich auf weißem Stein in einer Eingangshalle. Vor mir war eine große Treppe, die in den ersten Stock führte. Sie war richtig breit und so wie es aussah, auch aus dem weißen Stein, der auf dem Boden lag.

„Das ist weißer Marmor“, sagte Jamie. „Jillian liebt diesen Stein und deswegen haben wir ihn einbauen lassen, als das Haus gebaut wurde.“ Ich nickte und sah mich weiter um. Oben an der Decke hing ein Kronleuchter, der einfach wunderschön war. Es gingen einzelne Kristalle herunter und tanzten herum. „Also oben sind die Schlafzimmer, acht Stück. Alle mit eigenem Badezimmer. Unten im Keller befindet sich ein Pool, ein kleiner Kinosaal und ein Kraftraum und natürlich auch ein Waschraum“, grinste Jamie. Ich lächelte auch und ging auf die Treppe zu. Wenn man links oder rechts an der Treppe vorbei ging, führte direkt unter der Treppe eine weitere Treppen hinunter in den Keller.

„Rechtsherum geht es zum Wohnzimmer und zu Alecs Arbeitszimmer. Links zur Bibliothek, Esszimmer und Küche“, erklärte Jamie mir weiter. Ich war total perplex. Aber ich meine, ich wusste, dass Alec Geld hatte und dass auch seine Eltern viel Geld gehabt hatten, aber das es so schön war, hätte ich mir nie träumen lassen. Die Eingangshalle war in weiß gehalten, damit es schön hell wirkte, aber wenn ich die Treppe hoch sah, sah ich auch die Wandfarbe des ersten Stocks, es war ein leichtes rot.

„Es ist wunderschön“, sagte ich. Jamie lächelte.

„Komm, ich bring dich zu Alec. Er ist immer noch ans Bett gefesselt, Jillian lässt ihn nicht aufstehen“, lachte Jamie und ging die Treppe hoch.

„Alec ans Bett gefesselt? Das will ich sehen, als wenn er wirklich die ganze Zeit im Bett liegen bleibt.“ Jamie lachte auch.

„Natürlich bleibt er nicht im Bett.“

Als wir oben angekommen waren, ging es einmal nach links und einmal nach rechts. Jamie ging nach rechts und ich folgte ihm. Es gab zwei Türen an der linken Wand und zwei an der rechten. Jamie nahm die erste linke Tür und trat ein. Ich holte tief Luft und ging ihm nach. Das Zimmer war recht groß, aber keiner war drin. Jamie ging zu einer Holztüre, aber ich merkte das gar nicht so richtig. Ich ging in das Zimmer und sah mich um. Die Wände waren in einem satten braun gestrichen, aber auch nur zwei Wände, die anderen waren weiß. Mir gegenüber war eine Fensterfront. Diese Wand und die gegenüber waren weiß. An der linken Wand war die Türe, an der Jamie klopfte. Das Badezimmer, aus dem ich Wasser hörte. Ich biss mir auf die Lippe und wandte mich sofort ab, sonst musste ich mir Alec unter der Duschen vorstellen und ich wusste genau, wie er unter der Dusche aussah. So wie in Paris. Ich wurde sofort rot und sah mir sein Doppelbett an. Es war schlicht und aus weißem Holz. Kein Geschnörkel oder so etwas, es war einfach ein weißer Kasten auf vier Füßen. Er stand dem Bad gegenüber, an einer braunen Wand. In der rechten Ecke stand ein weißer großer Kleiderschrank und daneben stand ein großer Spiegel. Neben dem Bett standen auch noch zwei Nachttische, auf dem einen stand eine Lampe, auf dem anderen ein Digitalwecker. Alec hatte keine Fotos irgendwo stehen oder irgendetwas persönliches, nichts. An der Wand, wo das Bad war, stand nur noch ein Schreibtisch mit Schreibkram drauf und vor der Fensterfront stand ein gemütlich aussehender brauner Sessel.

„Gut, dann lasse ich euch mal alleine“, meinte Jamie und lächelte mich an. Ich nickte und da war er auch schon aus dem Zimmer raus. Meinen Koffer hatte er neben die Tür gestellt. Ich drehte mich wieder zu dem Bett um. Es war ordentlich zusammen gelegt und eine schwarze Seidendecke lag darüber.

Ich hörte, wie die Türe des Bades aufging, aber ich drehte mich nicht um. Es wäre mein Untergang, wenn Alec nur in ein Handtuch gewickelt da stand.

„Wie war der Flug?“, ertönte seine Stimme. Ich hatte mich den ganzen Flug über auf ihn gefreut.

„Gut, ich hab ein bisschen geschlafen“, lächelte ich und drehte mich doch um. Alec stand da, in einer blauen Bermuda und einem blauen Shirt. Mit einem kleinen Handtuch rubbelte er seine kurzen schwarzen Haare trocken. „Und wie geht es dir?“, fragte ich und ging auf ihn zu.

„Besser.“

„Darfst du eigentlich schon duschen gehen?“, fragte ich, als ich bei ihm war und legte meine Hand auf seine Brust.

„Dejna, wir müssen reden“, sagte er jetzt ernster. Ich sah ihn an und bekam ein bisschen Angst. Verdammt, Chad hatte doch nicht seinen Mund halten können … aber es war ja auch seine Pflicht, Alec alles zu erzählen, was passiert war.

„Es tut mir leid, ich weiß auch nicht, was in Bastian gefahren ist, aber du darfst ihm nichts tun, Alec. Ich weiß, dass du hättest sterben können und das man so was melden muss, aber es ist Bastian und ...“, redete ich drauf los. Ich wollte noch weiter reden, aber Alec beugte sich zu mir und küsste mich. Ich seufzte und erwiderte den Kuss.

„Es geht nicht um Bastian. Ich werde ihn nicht melden und ich werde ihm auch nichts tun, Chad wird ihm auch nichts tun“, sagte er, als wir uns lösten. „Es geht um uns, Dejna.“ Mir fiel ein Stein vom Herzen, aber dann sah ich ihn komisch an.

„Wie um uns? Ich hab schon verstanden, dass du noch nicht bereit bist klar zu sagen, was du fühlst. Das ist okay.“ Bitte, bitte, hab mich nicht nur her fliegen lassen, nur um mir zu sagen, dass er mich nicht mehr sehen will. Bitte, bitte.

„Ja, darum geht es etwas. Dejna, du bedeutest mir viel und ...“, fing er an, wurde aber von dem Klopfen aufgehalten. „Was?“, fragte er genervt. Jamie steckte den Kopf ins Zimmer und lächelte entschuldigend.

„Besuch ist da“, sagte er. Alec sah ihn fragend an. „Dein Onkel.“ Alec seufzte genervt.

„Wir kommen jetzt.“ Jamie nickte und machte die Tür auf. Alec ging an den Schrank, neben dem seine Sneakers standen und zog diese an. „Wir reden gleich weiter, okay?“ Ich nickte und er seufzte mal wieder. „Willst du meinen Onkel kennenlernen?“

„Auch wenn es dir nicht gefällt, sehr gerne“, grinste ich. Alec lächelte, nahm meine Hand und zusammen gingen wir in die Eingangshalle. Dort stand ein großer Mann in einem blauen Nadelstreifenanzug. Er hatte die gleichen eisblauen Augen, wie Alec, die gleichen schwarzen Haare, wie Alec, nur dass er seine Haare offen trug, die ihm bis zu den Schultern gingen.

Als er uns bemerkte wandte er sich von Jillian ab, die bei ihm stand und lächelte uns an.

„Ich hab von der Sache in Miami gehört und musste sofort sehen, ob es dir auch gut geht“, meinte der Mann mit einer unangenehmen Stimme. Sie war irgendwie schleimig. Alec lächelte ihn an.

„Mir geht es wieder besser“, meinte Alec und legte mir seine Hand auf den Rücken. „Das ist Dejna Collins, aber du wirst sicher schon ein Lied von ihr gehört haben“, stellte Alec mich vor. Sein Onkel lächelte mich an, nahm meine Hand und küsste meinen Handrücken.

„Natürlich habe ich schon von ihr gehört. Wenn ich mich vorstellen darf? Ich bin Bec Jacobs, Alecs Onkel“, sagte er schleimig. Ich lächelte ihn an.

„Schön Sie kennen zu lernen“, sagte ich.

„Ganz auf meiner Seite, Dejna.“ Ich bekam eine unangenehme Gänsehaut, als er meinen Namen aussprach. Er sagte ihn langsam und so genüsslich, dass es mir eiskalt den Rücken herunter lief.

„Wollen wir nicht ins Wohnzimmer gehen?“, fragte Jillian. Wir nickten und folgten ihr nach links und ins erste Zimmer.

Das Wohnzimmer war in rot Tönen gestrichen und sah einfach nur gemütlich aus. Es hatte eine Sofaecke, die zu einem Kamin hinführte und direkt dahinter noch eine Sofaecke, die zu einem Fernseher zeigte. Vor dem Kamin lag noch ein kleiner Teppisch, der richtig flauschig aussah.

Wir setzten uns in die Sofaecke, die zum Kamin zeigte. Keine Minuten nachdem wir uns gesetzt hatten, kam schon eine junge Frau ins Zimmer und stellte Tassen, eine Kaffeekanne und eine Teekanne auf den Tisch.

„Danke, Mimi“, bedankte sich Jillian. Die Frau nickte und verschwand wieder. Jillian und Bec saßen in den beiden Sesseln, Alec und ich saßen auf dem Sofa. Alles hier war in rot gehalten und das machte es total gemütlich. „Also wolltest du nur nach Alec sehen oder gibt es noch einen anderen Grund, warum du uns besuchen kommst?“, fragte Jillian und schenkte sich Tee ein. Bec schenkte sie Kaffee ein. Alec fragte mich, was ich haben möchte und ich entschied mich für Tee. Er gab mir die Tasse und setzte sich mit seiner eigenen Tasse Kaffee wieder zurück. Ich rutschte ein bisschen näher zu ihm. Er legte seinen Arm auf die Sofalehne hinter mich. Ich wollte es nicht zu auffällig machen, weil ich noch nicht so richtig wusste, was genau Alec mir sagen wollte und ob er seinen Onkel überhaupt von mir erzählt hatte. Andererseits glaube ich schon, dass Bec das Foto von mir und Alec in Miami gesehen hatte. Trotzdem wollte ich nichts unüberlegtes tun.

„Ich wollte sehen, wie es Alec geht, weil er ja so wichtig für unsere Sache ist“, lächelte Bec und trank einen Schluck von seinem Kaffee. „Aber ich wollte auch nur mal sehen, wie es dir geht. Es ist bestimmt schlimm zu erfahren, dass dein eigener Sohn im Krankenhaus liegt, nach dem Unfall mit Jamie. Ich kann mich noch erinnern, als Chester und ich im Krankenhaus lagen. Es war schrecklich neben meinem sterbenden Bruder im Auto zu sein.“ Ich schluckte und verkrampfte mich etwas. Auch Jillian umfasste ihre Tasse etwas fester.

„Ja, es war ein Schock für mich, als Chad mich anrief, aber Alec geht es gut, das siehst du ja“, sagte Jillian gefasst und nahm auch einen Schluck von ihrem Tee. Was wollte dieser Typ?

„Du siehst ja, dass es uns gut geht“, meinte Alec und sah seinen Onkel an. „Und was unsere Sache betrifft, werde ich mich in den nächsten Tagen melden.“

„Natürlich wirst du das, aber kannst du nicht verstehen, dass ich mir wirklich Sorgen um dich gemacht habe?“

„Doch und ich finde es echt rührend, dass du mich besuchen kommst.“

„Aber eigentlich sollte Alec sich noch etwas ausruhen“, meinte Jillian und stellte ihre Tasse auf den Tisch. Bec sah mich an. „Dejna ist auch gerade erst gekommen und wird gleich wieder gehen. Sie ist mit ihrer Band hier.“ Ich nickte.

„Ich wollte nur nach Alec sehen“, stimmte ich zu.

„Kann ich Sie denn irgendwo mit hin nehmen?“, fragte Bec mich. Oh, jetzt wird es knifflig.

„Jamie bringt sie gleich zurück ins Hotel, du musst dir keine Umstände machen“, meinte Alec. Bec nickte und trank seinen Kaffee aus.

„Dann solltest du am besten schnell wieder ins Bett“, sagte er und stand auf. Wir taten es ihm nach und Jillian brachte ihn zur Türe. Erst als wir die Türe hörten drehte ich mich zu Alec um.

„Was war das denn?“, fragte ich. Alec setzte sich wieder auf das Sofa und fuhr sich durchs Haar.

„Es tut mir leid, das du das mit ansehen musstest“, sagte Jillian und kam zurück ins Wohnzimmer. Ich schüttelte den Kopf.

„Kein Problem, aber der Typ gefällt mir nicht.“

„Seit dem Tot meines Mannes ist Bec nicht mehr der selbe“, murmelte Jillian und setzte sich wieder. Ich biss mir auf die Lippe und setzte mich wieder neben Alec.

„Wie ist er denn gestorben?“, fragte ich vorsichtig. Jillian sah auf den Boden.

„Mein Vater und Bec wollten zu einem Treffen und sind alleine gefahren, mein Vater war nicht so der Typ, der Alkohol trank, deswegen sind sie alleine gefahren, ohne Chauffeur. Sie hatten einen Unfall und mein Vater wurde von dem zersplitternden Frontfenster erstochen. Es war mitten in der Nacht und fast keiner war auf der Straße, also starb er schon an der Unfallstelle, bevor überhaupt ein Krankenwagen eintreffen konnte. Bec hat davon nicht viel mitbekommen, weil er Ohnmächtig geworden war. Die Leute, die sie gerammt hatten, hatten sich natürlich aus dem Staub gemacht.“, erzählte Alec sachte. Ich hielt mir die Hand vor den Mund.

„Wie schrecklich“, hauchte ich. Ich hatte gewusst, dass sein Vater bei einem Autounfall gestorben war. Die Presse wusste das natürlich, also hatte ich auch davon gelesen, aber das es so schrecklich gewesen war, wusste ich nicht. Klar war es dann ein Schock für Jillian zu hören, dass Alec es vielleicht nicht geschafft hatte, weil keiner einen Krankenwagen geholt hatte.

Leise trat die Frau von eben in den Raum und räumte den Tisch ab. Jillian bedankte sich wieder bei ihr und stand dann auf.

„Chester hätte nicht gewollt, dass wir hier sitzen und Trübsal blasen“, sagte sie und lächelte mich an. „Wie findest du das Haus?“ Ich lächelte sie an.

„Es ist wunderschön, Mrs. Jacobs. Also das was ich bis jetzt gesehen habe.“

„Sag Jillian zu mir, wir werden ja bald eh eine große Familie sein“, lächelte sie, hielt sich aber dann die Hand vor den Mund. „Hehe, vergiss einfach, was ich gerade gesagt hab.“ Alec stöhnte und klatschte sich die Hand auf die Stirn. Ich sah ihn mit großen Augen an.

„Was meint sie damit?“, fragte ich. Er wollte mir doch keine Antrag machen, oder? Wir kannten uns doch gerade mal eine Woche oder so.

„Hehe, ich geh dann mal etwas lesen“, lächelte Jillian und war auch schon weg.

„Jetzt mach keine Panik, ich will dich nicht fragen, ob du mich heiraten willst. Wir kennen uns ja gerade erst eine Woche“, meinte Alec und sah mich an. Ich nickte und spannte mich nicht mehr so sehr an. „Es ist so, dass es einige Sachen über mich gibt, die du noch nicht weißt.“ Ich nickte.

„Aber das wirst du mir sagen?“ Alec biss die Zähne zusammen.

„Ich … werde es versuchen.“

„Aber du hast doch nicht etwa jemanden umgebracht, oder?“

„Nein, hab ich nicht.“ Ich nickte. „Also ...“, fing er an, aber er sollte es noch nicht erzählen. Jamie kam ins Zimmer und lächelte wieder entschuldigend.

„Es gibt ein Problem“, sagte er und biss sich auf die Lippe. Alec verdrehte die Augen und stand auf.

„Gleich“, sagte ich.

„Es tut mir leid.“ Er beugte sich zu mir runter und küsste meine Wange. Ich nickte und er ging.
 

Ich wartete jetzt schon eine ganze Stunde auf Alec. Ich hatte mir das Haus in Ruhe angesehen und fand es von Raum zu Raum schöner. Aber jetzt saß ich in Alecs Zimmer und wartete und wartete und wartete.

Mir war langweilig und Alec hatte mir vor zwanzig Minuten gesagt, dass es was wichtiges war und er unbedingt mit Jamie weg musste. Ich hatte ihn zum bleiben bewegen wollen, weil er gestern erst aus dem Krankenhaus gekommen war. Ihm konnte es noch nicht so gut gehen, wie er tat. Es war total Hirnverbrand, jetzt weg zu gehen, aber laut Alec war es kein Problem. Er würde mir alles erklären.

Aber ich hab keine Lust hier zu sitzen und auf ihn zu warten. Ich wollte die Zeit nutzen, die mir noch zur Verfügung blieb. Also nahm ich mir meinen Koffer, machte ihn auf und holte meine Laufhose, ein Shirt und meine Laufschuhe raus. Solange ich noch laufen konnte, würde ich es tuen und keiner würde mich aufhalten.

Als ich fertig angezogen war, ging ich runter und sah mich um. Zu meinem Glück kam gerade diese junge Frau von eben aus der Küche.

„Mimi, war das oder?“, fragte ich. Sie nickte.

„Was kann ich für Sie tun, Miss Collins?“, fragte sie.

„Kannst du nur Bescheid sagen, dass ich laufen bin?“ Sie nickte und verbeugte sich leicht. Ich lächelte und war dann auch schon aus der Tür. Ich lief den Weg vom Haus zum Bürgersteig und ließ meine Füße einfach entscheiden, wo es hin ging. Dadurch das ich mich hier nicht auskannte, war es sehr schön, mir alles anzusehen. Ich lief durch die ganzen Straßen.

Ich lief bestimmt schon eine Stunde, bis ich an einem Park ankam. Ich sah mich um und auf einem Schild stand Kensington Knightsbridge. Es war ein Richtungspfeil. Aber zum Glück standen an einem großen Tor ein paar Leute mit Schutzwesten. Ich lief zu einem von denen und fragte, ob in der Nähe ein Park war und ich hatte Glück. Ich musste nur durch das Tor rennen und noch ein Stück weiter und schon war ich im Hyde Park.

Ich lief weiter. Langsam wurde es dunkel, aber das kümmerte mich nicht wirklich. Ich lief einfach durch den Park. Ich lief manchmal auch ein bisschen langsamer und sah mir alles an. Dadurch merkte ich gar nicht, dass es schon richtig dunkel war. Ich sollte mich langsam auf den Weg machen. Also drehte ich um und lief in die Richtung aus der ich gekommen war.

Doch dann lief alles so schnell. Ich wurde von hinten gepackt und an den Haaren gezogen. Ich schrie auf, aber bevor ich noch mal nach Hilfe rufen konnte, wurde mir schon der Mund zugehalten. Aber ich rief trotzdem. Ich reif nach Alec. Ich zappelte rum und stieß dem Typen meinen Ellbogen in den Bauch. Er ließ mich los und ich konnte weg laufen, aber da stand noch ein Typ in den ich hinein lief.

„Du Idiot, du sollst sie festhalten“, fauchte der, der mich jetzt fest hielt.

„Alec!“, schrie ich, obwohl mich keiner hören konnte, vor allem nicht Alec.

„Ach halt die Klappe“, meinte der Typ, drehte mich um und hielt mir den Mund zu. Ich wehrte mich, aber er verdrehte mir den Arm und ich ging in die Knie. „Wo ist das Seil?“ Der andere Typ kam auf uns zu. Aber da ertönte ein lautes Grollen und der Typ drehte sich wieder um. „Scheiße, mach schneller.“ Nein, ich will nicht. Ich wehrte mich immer weiter.

Plötzlich wurde es heller und ich glaubte, einen Feuerstrahl zu sehen. Der Typ der mich festhielt nahm sich das Seil und befahl dem anderen etwas. Und dann traute ich meinen Augen nicht. Der Typ explodierte und vor uns stand nicht mehr ein Mann, nein, vor uns stand ein Drache. Ein echter DRACHE!!! Er brüllte und im nächsten Moment landete ein weiterer Drache vor uns. Ich wollte schreien, aber der Typ hielt mir immer noch den Mund zu und wollte mich gerade fesseln, als er weg geschleudert wurde. Ich keuchte und krabbelte etwas weg. Ich sah den Mann nicht, der sich den Typen schnappte und auf diesen einschlug. Aber irgendwann hörte ich nur noch ein Knacken und der Körper des Typen fiel zu Boden. Ich schrie auf und wollte aufstehen, aber da ertönte ein Schuss. Ich schrie auf und hielt mir das Bein. Der Schuss hatte mein Bein nur gestriffen und ich drückte meine Hand auf die Wunde.

„Dejna!“ Ich schluckte und sah auf. Der Mann der den Typen getötet hatte, hatte Alecs Stimme. War ich verrückt? Aber der Mann kam immer näher und dann sah ich ihn. Es war wirklich Alec. Seine strahlend blauen Augen würde ich immer erkennen.

„Alec?“, fragte ich. Er kam schneller auf mich zu und kniete sich neben mich.

„Alles okay?“, fragte er, nahm meine Hand weg und sah sich den Streifschuss an. „Er ist nicht tief, das wird wieder heilen.“ Ich bekam kein Wort raus, was ging hier ab? Hatte er die Drachen nicht gesehen, die sich jetzt bekämpften oder war ich paranoid oder sah Halluzinationen?

„Alec, da sind Drachen“, hauchte ich, aber da ging das Gebrüll los und Alec drehte sich um. Es waren noch zwei Drachen aufgetaucht, die den einen Drachen mit angriffen. Aber nicht der, der mir zur Hilfe geeilt war, nein, den griffen sie an. Ich sah, dass die vier Drachen die gleiche Farbe hatten. Sie waren grau, aber der andere Drache war blau. Ja, ich weiß, es hörte sich komisch an, aber er war wirklich blau. Kein starkes blau, aber es war blau.

„Scheiße“, fluchte Alec, als sich einer der grauen Drachen löste und auf uns zu kam. Ich blinzelte und sah mir den Drachen noch einmal an. Der grinste. Ich spinne, der grinste uns wirklich an. „Bleib hier sitzen und beweg dich kein Stück“, meinte Alec und stand auf.

„Spinnst du? Das sind Drachen, Alec. Gegen die kommst du nicht an“, rief ich über das Gebrüll der anderen Drachen. Das war doch verrückt, er lief in seinen Tot. „Alec!“, schrie ich, aber da passierte es. Alecs Körper explodierte und zum Vorschein kam ein Riesen großer eisblauer Drache. Er war doppelt so groß, wie die anderen. Es war unglaublich. Das konnte nicht sein. Der kleine graue Drache brüllte und sprang auf den großen zu. „Alec!“, schrie ich, aber er hob nur eine Klaue und haute den kleineren Drachen einfach weg. Die anderen hatten den blauen Drachen besiegt, der sich jetzt zurück in einen Menschen verwandelte … und ich erkannte sofort den Militärhaarschnitt. „Chad“, hauchte ich. Er bewegte sich nicht mehr. Oh nein, nein, nein, nein. Alec brüllte und die vier kleinen Drachen griffen ihn an. Er war stark, aber eins gegen vier war definitiv unfair. Sie bissen ihn, kratzten ihn, sodass Blut aus sämtlichen Wunden lief. Aber Alec teilte auch aus. Er packte den einen und biss ihm in den Hals, sodass es knackte, der Drache sich in einen Menschen verwandelte und zu Boden viel. Der nächste, der sich an Alec vorbei schleichen wollte, um an mich zukommen, wurde mit dem riesigen Schwanz weg geschleudert. Einem weiteren brach Alec das Genick mit den Klauen. Genau wie der andere, fiel er in seiner Menschengestalt zu Boden.

„Weg hier“, schrie der eine, der von Alecs Schwanz getroffen worden war. Der letzte Drache knurrte Alec an und flog dann davon. Ich konnte nur starren. Was hier gerade passiert war, konnte nicht real sein, aber ich schüttelte den Kopf und bekam mich wieder ein. Eins konnte ich mit Sicherheit sagen, dieser Drache musste Alec sein und der war schlimm verletzt. Ich stand auf und lief zu ihm. Von Angst war keine Rede. Dieser Drache hatte mich beschützt, er würde mir nichts tun, das wusste ich irgendwoher.

„Alec“, rief ich und lief zu dem riesigen Drachen, der schwer atmete. Er sah mich mit großen eisblauen Augen an und schnaufte. In meinem Augenwinkel, sah ich, wie Chads Körper sich bewegte. Er stand auf und kam zu uns. Ich sah sofort zu Boden, als ich merkte, dass er nackt war.

„Alec“, sagte er und ging näher auf den eisblauen Drachen zu. Dieser knurrte nur. „Verdammt, sie haben dich richtig erwischt. Dejna, du musst bei ihm bleiben. Ich muss Hilfe holen.“ Ich schluckte und nickte. „Verwandle dich bloß nicht zurück“, drohte er Alec. „Ja, ich weiß, dass du nicht so dumm bist.“ Was? Sie redeten miteinander? Wie das denn?

Ich ließ mich geschafft auf den Boden sinken, als Chad sich wieder in einen Drachen verwandelte und in die Luft empor stieg.

„Ich werde verrückt, ich werde wirklich verrückt“, murmelte ich. Alec schnaufte und sackte dann in sich zusammen. In Nullkommanichts stand ich und war bei ihm, ich blieb an dem großen Kopf stehen und setzte mich wieder hin. Seine großen, intelligenten Augen sahen mich an. Ich seufzte und wagte es, ihn an der Stirn zu berühren. Der große Drache schloss die Augen und seufzte. „Ja, ich bin wirklich verrückt“, sagte ich.

Du bist nicht verrückt, sagte Alecs Stimme. … Aber wie konnte das sein? Er konnte nicht sprechen, Drachen können nicht sprechen. Ich spreche in Gedanken mit dir, Dejna.

„Oh mein Gott“, keuchte ich und sah ihm wieder in die Augen. „Ist das wahr? Ist das alles wahr? Ich träume doch nicht, oder?“

Nein, du träumst nicht. Ich wünschte ich hätte es dir eben schon sagen können. Es tut mir so leid, dass du es so erfahren musstest, seine Stimme klang belegt und der Drache keuchte auch leicht.

„Geht es dir gut? Diese Wunden sind sie tief?“

Es geht, aber ich spüre schon, dass sie heilen.

„Heilen?“ Oh Gott, jetzt ging mir ein Licht auf. Deswegen ging es ihm schon so gut. Das konnte alles doch nicht wahr sein. Ich spinne, so etwas gibt es doch nicht. Aber irgendwie, machte mir das alles nichts aus. Klar, sagte ein Teil meines Körpers mir, ich sollte weg laufen, aber der andere Teil wusste genau, dass ich keine Angst haben brauchte.

Du brauchst auch keine Angst haben, ich werde dir nichts tun, Dejna. Und ja, weil ich ein Drache bin, heile ich schneller. Ich wollte dir alles in Ruhe erklären.

„Du kannst meine Gedanken lesen?“, fragte ich leicht hysterisch.

Jetzt, aber in Menschengestalt kann ich das nicht.

Mir viel ein Stein vom Herzen. Zum Glück. Ich strich weiter über seine Stirn, zwischen seine Augen und dann seine lange Schnauze entlang.

„Und das wolltest du mir sagen, dass du ein Drache bist?“

Ja, ich wollte dir alles erzählen. Es ist kein Zufall, dass wir uns getroffen haben, Dejna.

Er wollte weiter erzählen, aber da wirbelte schon Wind auf und Chad landete wieder neben uns. Er verwandelte sich in einen Menschen zurück und kam zu uns. Im nächsten Moment hörten wir Reifen die quietschten und dann kamen ein paar Leute angerannt.

„Jetzt kannst du dich zurück verwandeln“, meinte Chad und das tat Alec auch. In dem einen Moment, hatte ich noch einen Drachenkopf neben mir und im nächsten lag ein nackter Alec vor mir … der verdammt stark blutete. Dann geschah wieder alles so schnell. Alec wurde gepackt und weggeschleppt. Mir half Chad und dann gingen wir den anderen nach, zu einem Auto, was uns zu Alec nach Hause brachte.

Kapitel 27

Kapitel 27

Alec:
 

Mein Körper zitterte, aber ich merkte, wie sich eine Wunde nach der anderen schloss. Im Auto hatte Jamie schon gesessen und mir eine Decke über gelegt. Aber ich hatte Dejna gesucht. Als Drache waren die Schmerzen nicht so groß gewesen, aber jetzt in Menschengestalt bestand mein Körper nur noch aus Schmerzen. Jamie redete auf mich ein.

„Dejna“, hauchte ich.

„Ich bin hier“, sagte ihre melodische Stimme und dann nahm sie meine Hand. Ich bekam so halb mit, dass ich in der Limousine lag, aber als ich Dejnas Gesicht sah, war alles egal. „Wir bringen dich nach Hause, Alec.“ Ich nickte und schloss die Augen.

„Seine Wunden heilen“, erklärte Jamie. „Er hat jetzt große Schmerzen, aber die werden aufhören.“

„Aber eben hatte er noch nicht so heftige Schmerzen“, wandte Dejna ein.

„In seiner Drachengestalt macht ihm der Schmerz nicht so viel aus, das geht uns allen so, wenn wir allerdings wieder in unserer Menschengestalt sind, ist der Schmerz doppelt so hoch.“

„Wird er durch kommen?“

„Klar, die Wunden sind schon fast zu. In Gefahr war er zu keinem Zeitpunkt.“ Ich spürte Dejnas sanfte Finger, die durch mein Haar strichen, die andere Hand hielt immer noch die meine. Und dann lagen ihre Lippen auf meiner Stirn.

„Ich lasse dich nicht los, ich bleibe bei dir“, flüsterte sie und genau das hatte ich gebraucht.

Nur am Rande bekam ich mit, wie ich aus dem Auto gehoben wurde und dann ins Haus getragen wurde. Auch Moms auf keuchen, nahm ich nicht wirklich wahr. Das einzige was zählte war Dejna, die meine Hand hielt.

Und genau deswegen hatte ich auch nicht mitbekommen, wie ich eingeschlafen war.

Aber als ich aufwachte, lag ich in meinem Bett und neben mir lag Dejna. Sie strich sanft durch mein Haar und sah mir beim schlafen zu.

„Hey“, flüsterte sie und lächelte mich an. Das war das schönste, was ich je gesehen habe. „Wie geht es dir?“

„Besser“, hauchte ich und drehte meinen Kopf zu ihr. „Was ist mit deinem Bein?“

„Jamie hat es verbunden und es tut auch nicht mehr weh, aber du bist wichtiger.“

„Mir geht es gut, vor allem jetzt.“ Sie strich mir über die Wange. „Du kommst gut mit dem ganzen klar.“ Sie nickte und strich weiter über meine Wange.

„Ich weiß auch nicht, wie ich das schaffe. Ein Teil von mir will weglaufen, das muss ich zugeben, aber der andere Teil sagt, dass das irgendwie zu mir gehört.“

„Das tut es.“

„Das war es, was du mir sagen wolltest? Das ich dazu gehöre? Zu diesem Drachending.“ Ich verzog das Gesicht und setzte mich auf. Dejna tat es mir gleich und sah mich an.

„Ich wollte dir erklären, dass ich ein Drache bin und du eine Drachengefährtin.“

„Und was ist das jetzt?“

„Die Frau eines Drachen.“

„Ja, okay, hätte ich selber drauf kommen können. Das heißt, ich bin schon für jemanden reserviert oder was?“ Ich lächelte und schüttelte den Kopf.

„Nicht so wirklich, du hast immer noch deinen Kopf, Dejna. Es ist wahr, dass du zu einem Drachen gehörst, aber zu welchem kannst du dir aussuchen, aber das heißt nicht, dass du nur zu einem Drachen gehörst.“ Ich nahm ihre Hand und wiegte sie in meinen hin und her. „Du könntest dein Leben lang mit Bastian zusammen sein und keinem Drachen gehören. Allerdings würdest du immer das Gefühl haben, dass irgendetwas fehlt.“ Sie schluckte und sah mich an.

„Ich werde nicht mehr mit Bastian zusammen kommen“, sagte sie jetzt trotzig.

„Es war nur ein Beispiel.“

„Okay, also nur weil ich eine Drachengefährtin bin, finde ich dich so anziehend?“, fragte sie und ich war total perplex. Ich sah Dejna an. Sie lächelte und setzte sich auf meinen Schoß. „Das war ein Scherz.“ Ich schüttelte den Kopf.

„Aber du hast Recht. Es ist zwar nicht nur deswegen, aber dein Körper und auch dein Geist wissen zu wem du gehörst.“

„Und wie?“ Ich kämpfte gegen den Drang an, sie zu berühren. Ich konnte ihr auch einfach sagen, weswegen, aber ich musste sie einfach berühren. Deswegen schob ich ihr Shirt etwas nach oben und strich mit dem Zeigefinger über das kleine Flammen Muttermal an ihrer Hüfte.

„Deswegen. Es ist das Flammenmal. Es ist ein Erkennungszeichen, damit wir wissen, wer du bist.“

„Also wusstest du auch erst seit Paris, wer ich bin.“

„Seit Paris kann ich meine Finger nicht mehr von dir lassen“, flüsterte ich und streichelte ihre weiche Haut. Sie schluckte. „Seit Paris muss ich mir keine Ausreden mehr einfallen lassen, um dich auf Abstand zu halten.“

„Alec“, hauchte sie leise und legte ihre Hände auf meine nackte Brust. „Halt den Mund.“ Sie küsste mich hart auf den Mund. Ich erwiderte ihren Kuss und drückte sie an mich. Ihre Finger ließ sie über meine Brust fahren und als wir uns lösten keuchten wir beide. Ich konnte jetzt nicht reden, ich brauchte sie. Bevor ich etwas machen konnte, küsste Dejna mich wieder. Der Kuss wurde richtig leidenschaftlich. Ich packte den Saum ihres Shirts und zog es ihr schnell über den Kopf, danach küsste ich sie sofort wieder. Ihre Finger fuhren über meinen Körper und tasteten jeden Zentimeter ab. Das Shirt schmiss ich achtlos weg, packte Dejna an ihrem kleinen süßen Hintern und drehte uns, damit sie unter mir lag. Sie keuchte und strich von meiner Brust zu meinen Schultern. Wir hatten uns getrennt und jetzt versank ich in ihren grünen Augen. Aber ich riss mich los und küsste ihren Hals.

„Ich brauche dich jetzt“, flüsterte ich in ihr Ohr.

„Ja“, hauchte sie und ließ sich von mir ausziehen. Als sie dann endlich ausgezogen war, küsste ich mich bis zu ihrem Dekolleté. Meine Finger streichelten über ihre Beine und sie schloss die Augen. Langsam küsste ich mich weiter über ihren Bauch. Sie zog leicht die Beine an. Ich küsste sie bis zu ihrem Innenschenkel und knurrte leise. Dejna schnappte nach Luft, bekam eine Gänsehaut und krallte sich ins Laken. Dejnas Haut schmeckte unglaublich, sie war so süß, dass ich einfach noch mehr von ihr kosten wollte. Ich küsste ihre Hüfte und das kleine Flammenmal. Ich musste wieder knurren, diesmal besitzergreifender. Dejna stöhnte auf. Jetzt musste ich mich nicht zurück halten, ich musste den Drachen in mir, nicht mehr bezwingen. Und dieser konnte es nicht mehr aushalten. Ich küsste mich wieder zu ihr hoch, küsste sie drängend und drückte mit meinem Bein ihre auseinander. Ich hörte ihr Herz, dass anfing schneller zu schlagen und das war das schönste Geräusch, was ich je gehört hatte, mal abgesehen von ihrem Lachen.

„Alec“, flüsterte sie sehnsüchtig und krallte sich in meine Schultern. Sie drängte sich an meinen Körper. Durch mich ging ein zucken und meine Haut verwandelte sich in Schuppen. Dejna keuchte auf und strich über meine mit strahlend blauen Schuppen bedeckten Arme. „Das ist unglaublich“, flüsterte sie, grinste und biss mir in die Lippe. „Liebe mich, Drache.“ Das musste sie mir nicht zwei Mal sagen.

Ihre Beine schlang sie um meine Hüfte und mit einem Stoß war ich in ihr. Dejna stöhnte auf und schloss die Augen. Langsam bewegte ich mich in ihr und schloss genussvoll die Augen. Dejna klammerte sich an mich und stieß von unten mit. Ich wurde etwas schneller und zusammen fanden wir das richtige Tempo.

„Alec“, keuchte sie. Und dann war mein ganzer Körper voller Schuppen.
 

Ich lag auf der Seite und stützte mich auf meinen Ellbogen ab, den Kopf hatte ich in die Hand gestützt. Dejna lag neben mir auf dem Bauch, hatte den Kopf auf dem Kissen und die Arme unter diesem verschränkt. Mit einer Hand strich ich über ihren nackten Rücken.

„Und was stimmt jetzt alles, was du mir erzählt hast und was ist alles eine Lüge, die du einfach erzählen musstest?“, fragte sie und sah mich an.

„Alles ist wahr, außer der Tot meines Vaters.“

„Wie ist er denn gestorben?“

„Es war schon so, allerdings gab es früher noch keine Autos. Bec und mein Vater sind angefallen worden. Die Typen haben die Kutsche angefallen und haben sie gegen einen Baum gedrängt, dass die Kutsche zerbarst und meinen Vater pfählte. Den Kutscher hatten sie auch umgebracht und hatten dann das ganze Geld meines Vaters und von Bec gestohlen. Früher gab es so etwas wie Krankenwagen noch nicht. Bec war mit dem Kopf irgendwo gegen geknallt und war Ohnmächtig geworden, sonst hätte er meinem Vater helfen können.“

„Also hast du sie nur ein bisschen modernisiert“, murmelte sie. Ich nickte nur und schob die Decke von Dejnas Rücken, dann strich ich weiter über ihre seidenweiche Haut. „Es tut mir leid, Alec.“

„Ich versinke nicht in Trauer, nicht mehr.“ Sie nickte.

„Was heißt denn früher?“ Ich lächelte, beugte mich runter zu ihrem Ohr und biss leicht in es.

„Vor 500 Jahren“, flüsterte ich und beugte mich wieder zurück. Sie sah mich mit großen Augen an.

„Das ist nicht dein Ernst.“ Ich lachte.

„Doch, ich schätze schon.“

„Wie alt bist du denn dann?“

„550.“

„Ich habe mit einem alten Knacker geschlafen“, rief sie aus. Ich lachte und schüttelte den Kopf. Dejna lächelte. „550 Jahre alt. Wow, das ist viel.“

„Es hört sich nach viel an, aber das ist es nicht wirklich.“

„Hmm, ich glaube, du kannst mich noch mal küssen, dann merk ich vielleicht wie viel das ist“, lächelte sie. Ich schüttelte nur den Kopf und kam ihrer Forderung nach. „Hmm, ja okay, du hast Recht so lange ich das noch nicht.“ Ich lachte und küsste ihre Schulter. „Erzähl mir mehr“, flüsterte sie. „Was bedeutet das jetzt für mich?“

„Das bedeutet für dich, dass du dich entscheiden kannst.“

„Ob ich dich haben will? Dich und deinen Drachenschwanz?“

„So sieht es aus“, lächelte ich, schob die Decke noch ein bisschen weiter über ihre Hüfte und malte das Flammenmal nach. Dejna sah zu meinem Finger und lächelte.

„Was wäre, wenn ich mich für dich entscheide?“

„Wenn du dich für mich entscheidest, dann bist du unsterblich und gegen jede Krankheit immun.“ Ihre Augen weiteten sich.

„Du meinst, dann hätte ich doch keine Leukämie?“ Ich nickte. „Ich müsste mir nie wieder Sorgen machen, dass ich den Krebs wieder bekomme? Dann würden vielleicht auch die Träume aufhören.“ Ich nickte.

„Das alles heißt es.“

„Aber wie geht das?“

„Wenn sich ein Gefährtenpaar gefunden hat muss es ein Ritual durchführen. Der Drache brennt seinem Gefährten sein Wappen aufs Schulterblatt.“

„Brennt?“, fragte sie etwas ängstlich. Ich nickte und lachte.

„Es tut nicht weh, es passiert beim Sex und beide verspüren nur noch das Verlangen nach dem anderen“, erklärte ich und strich weiter über das Flammenmal. „Eine Beziehung zwischen einem Drachen und seinem Gefährten ist sehr sinnlich.“ Dejna drückte meine Hand weg und setzte sich auf mich, dadurch drehte ich mich auf meinen Rücken.

„Und was sagst du zu dem allen?“ Ich musterte ihren wunderschönen Körper, der auf mir saß. Obwohl sie immer noch recht dünn war, hatte sie die richtigen Rundungen an den richtigen Stellen. Ihre Brüste passten perfekt in meine Hände und ihre Haut war weich wie Samt.

„Was genau meinst du?“ Ich wollte es aus ihrem Mund hören, obwohl ich wusste, was genau sie von mir hören wollte.

„Ich möchte wissen, ob du mich haben willst“, flüsterte sie, beugte sich runter zu mir und biss mir spielerisch in die Lippe.

„Ja, für immer und ewig“, hauchte ich und küsste sie wieder. 

Kapitel 28

Kapitel 28
 

Ich saß in meinem Sessel und wartete auf meinen besten Spion. Ich hatte schon gehört, dass sie Dejna nicht geschnappt hatten. Man musste in diesem Haus eben immer alles selber machen.

Die Tür ging auf und mein Spion kam herein. Er kniete sich vor mich und hielt den Blick gesenkt.

„Wie ist es gelaufen?“, fragte ich und tippte auf der Sessellehne herum.

„Auftrag ausgeführt, allerdings haben wir Dejna nicht schnappen können“, antwortete er mir.

„Aber sie weiß jetzt, wer Alec ist?“ Er nickte.

„Alec kam mit einem seiner Bodyguards, um sie zu retten, nachdem ich ihm einen Brief ins Haus geschickt habe, dass wir sie holen kommen.“ Ich lächelte und fuhr mir mit dem Finger über die Lippe.

„Das ist gut, das nimmt Gestalt an. Wie viele haben sie getötet?“

„Zwei Herr.“

„Damit kann ich leben. Und du bereitest jetzt alles für den Rest vor, wir müssen langsam anfangen, die restlichen Ratsmitglieder mit Honig zu umwickeln. Ich will regieren und kein anderer, wenn es sein muss, werden sie sterben.“

„Jawohl, Herr.“ Er verbeugte sich tief und drehte sich dann um.

„Ach, und sag den anderen, dass keiner außer mir Dejna anfassen darf. Den Rest mache ich alleine. Alec und Dejna gehören mir.“

„Ja, Herr.“ Er verneigte sich noch mal und ging dann aus dem Raum.

Also Dejna es wird zeit, dass du mal zu Besuch kommst. 

Kapitel 29

Kapitel 29

Dejna:
 

Keuchend sackte ich auf Alecs Brust und lächelte. Wir beide waren verschwitzt und keuchten immer noch. Aber das war egal, ich war glücklich. Ich schmiegte mich an Alec und er schlang seine Arme um mich. Mit einer Hand angelte er sich die Decke und legte sie über uns, seine Finger strichen dann weiter über meinen Rücken.

„Das geht nicht“, sagte ich und hob den Kopf. „Wir können nicht fünf Minuten reden und dann wieder anfangen, übereinander herzufallen.“ Alec lachte und strich mir mit einer Hand die Haare aus dem Gesicht.

„Dann schlage ich vor, du ziehst dir etwas an, so kann ich nämlich nicht die Hände von dir lassen.“ Ich boxte ihn auf die Brust, aber er lachte nur. Ich lächelte. Ich mochte es, wenn er lachte. Es war so rauchig und bescherte mir eine angenehme Gänsehaut. „Und außerdem hast du mich gerade angefallen, also.“ Ich streckte ihm die Zunge raus. Alec beugte sich zu mir hoch und küsste mich. Ich biss ihm in die Lippe und grinste. Als ich ihn dann frei ließ, legte er sich wieder zurück.

„Gibt es noch etwas, was ich wissen muss?“, fragte ich und strich über einen kreisrunden roten Fleck auf Alecs Brust, um diesen war seine Haut weiß. Es war die Schusswunde. Eben war mir auch aufgefallen, dass er diese roten Flecke an verschiedenen Stellen hatte. Das waren bestimmt die ganzen Wunden, die ihm beigefügt worden waren.

„Es gibt so vieles, was du noch wissen musst“, meinte Alec und sah zu meiner Hand.

„Du heilst wirklich schnell“, murmelte ich. „Wie lange werden die Flecken noch zu sehen sein?“

„Zwei Tage oder auch weniger.“ Ich nickte, beugte mich runter und küsste den Fleck auf seiner Brust.

„Werde ich dann auch so schnell heilen?“

„Nicht so schnell, aber es vergrößert die Chance, dass du überlebst, wenn du angeschossen wirst, was auf keinen Fall passieren wird, weil ich dich beschützen werden.“ Ich lächelte und küsste ihn wieder. Er war so süß, das hätte ich echt nicht gedacht.

„Jetzt fühle ich mich noch sicherer in deinen Armen“, murmelte ich an seinen Lippen. Da fiel mir was ein, was mir die ganze Zeit im Auto im Kopf geschwirrt hatte. „Wie hast du mich eigentlich gefunden? Ich wusste ja selber nicht, wo ich hin laufe.“ Alec verkrampfte sich leicht und hielt in seiner Bewegung inne. Seine Finger hörten auch auf, meinen Rücken zu streicheln. Jetzt bekam ich auch Angst. „Alec, was ist passiert?“ Seine Hand auf meinem Rücken ballte sich zu einer Faust und in Alecs Augen loderte Wut. Ich schluckte.

„Ich hab einen Drohbrief bekommen. Sie waren dir die ganze Zeit auf den Fersen, Dejna. Den ganzen Tag, als du durch London gelaufen bist. Sie haben nur auf einen guten Moment gewartet.“ Ich schüttelte den Kopf.

„Ich … ich war eine Falle für dich“, sprach ich es aus. „Sie wissen von mir und sie wissen auch, was du für mich empfindest.“ Oh Gott. „Das heißt, dass ich die Zielscheibe bin.“

„Ich werde dich nie mehr alleine irgendwohin gehen lassen“, sagte er ernst. Es war komisch, ich musste Angst haben und das um mein Leben, aber das einzige was ich fühlte, war die Angst Alec zu verlieren.

„Aber du darfst auch nicht mehr ohne Chad weg gehen oder ohne irgendjemand anderen. Sie haben es auf dich abgesehen, Alec. Ich werde nur ein Mittel zum Zweck sein.“

„Du bist kein Mittel zum Zweck“, knurrte er sauer. Ich schluckte, aber mein Herz flatterte aufgeregt. Ich wusste, dass ich von Alec noch nicht die drei schönsten Worte verlangen konnte, die ich so gerne von ihm hören wollte, aber dieses Knurren und dieses besitzergreifende Verhalten von Alec zeigte mir, dass er mich liebte. Und das reichte mir für den Moment. Ich beugte mich zu ihm runter und küsste ihn. Meine Zunge strich über seine Lippen, damit er diese öffnete. Alec tat es und wir küssten uns leidenschaftlich. Als wir uns lösten lächelte ich Alec an.

„Alec, ich weiß, dass mir nichts passieren wird, außer vielleicht einem kleinen Streifschuss.“ Wieder knurrte er. „Aber mehr wird mir nicht geschehen, weil du da bist, aber ich kann dich nicht beschützen, deswegen will ich, dass du wirklich nicht alleine weg gehst.“ Alec sah mir in die Augen, legte seine große Hand auf meine Wange und strich sanft mit seinem Daumen über meine Lippe, die leicht geschwollen war, von unseren Küssen.

„Okay, versprochen. Ich gehe nicht ohne Sven oder Chad aus dem Haus.“ Ich lächelte. Damit war ich einverstanden. Alec zog mich wieder zu sich herunter und wollte mich küssen, als es an der Tür klopfte. Alec knurrte leise. Ich kicherte und küsste ihn schnell auf die Lippen. Dann ging ich schnell von ihm runter und legte mich neben ihn, die Decke zog ich über meine Brüste.

„Was ist?“, fragte Alec sauer. Die Tür ging langsam auf und Jamie lächelte uns entschuldigend an.

„Ich störe euch Turteltauben ja nur ungern, aber Alec du hast da ein paar Sachen zu erledigen“, lächelte er. Alec seufzte.

„Ja, ich komme jetzt.“

„Gut“, freute sich Jamie und verschwand wieder. Ich sah noch zur Türe, als Alec sich auf mich drehte und ich erschrocken aufschrie. Aber dann lächelte ich und schlang meine Arme um seinen Hals.

„Du gehst jetzt gleich duschen und dann runter in die Küche etwas essen“, verlangte er.

„Ja, Papa“, lächelte ich und küsste ihn.

„Ich meine das Ernst.“

„Ja, ich weiß.“ Er gab mir vier kurze küsse, aber ich zog ihn nach dem letzten noch mal zu mir runter und küsste ihn intensiver.

„Wir reden nachher weiter“, flüsterte er an meinen Lippen und stand dann auf. Ich seufzte und sah ihm nach. Oh Gott, er sah nackt noch besser aus, als wenn er etwas an hatte. Diese Muskeln überall auf seinem Körper, sei es auf seinem Bauch, seiner Brust, seine muskulösen und starken Beine oder Arme. Dazu kam dann auch noch sein wunderschönes und markantes Gesicht und dieser Knackarsch. Er war ein Gott, in allem was er tat.

Ich biss mir auf die Lippe und legte mich auf den Rücken. Verdammt. Eine Drachengefährtin also. Als ich in dem Park in dem Gras gesessen hatte und dieses Spektakel mit angesehen hatte, wusste ich nicht wirklich, was ich damit anfangen sollte. Aber unmöglich fand es mein Körper nicht, sonst wäre ich weggelaufen oder hätte den Drang gehabt, aber ich war sitzen geblieben und hatte zugesehen, wie Alec gegen andere Drachen kämpfte, nur um mich zu beschützen. Es war alles so surreal, aber dann doch nicht. Alles an mir fühlte sich gut in Alecs Armen, auch wenn er sich beim Sex halb in einen Drachen verwandelte. Es war unglaublich, wie weich seine Schuppen waren.

Ich wartete, bis Alec geduscht hatte. Nach ihm ging ich schnell duschen, aber als ich fertig war, war Alec schon weg. Ich zog mir eine Hot-Pan und ein Top an und ging dann runter und in die Küche. Diese war in zwei Teile aufgeteilt. Im hinteren Bereich, war der Arbeitsbereich, wo Alecs Köche arbeiteten. Durch eine Durchreiche war dieser Bereich vom vorderen Bereich abgetrennt, wo ein kleiner Tisch stand. Das Esszimmer hatte ich mir gestern auch schon angesehen und es war riesig, bestimmt wenn man Besuch hatte oder so, sonst aßen Alec und die anderen bestimmt hier in der Küche an dem kleinen Tisch.

Als ich in die Küche kam, saß Jillian schon an dem Tisch, hatte einen leeren Teller vor sich stehen und eine große Tasse, in der Hand hielt sie eine Zeitung.

„Morgen“, sagte ich und Jillian sah mich an.

„Oh, guten Morgen. Hat Jamie euch also doch gestört?“ Ich biss mir auf die Lippe und wurde leicht rot.

„Also nicht wirklich“, murmelte ich. Jillian lachte und nickte zu dem Stuhl ihr gegenüber.

„Setzt dich und iss etwas. Du kannst alles haben, worauf du Hunger hast.“ Ja, ich glaube, das war das Problem. Ich hatte keinen richtigen Hunger. Ich setzte mich auf den dargebotenen Stuhl. „Kaffee oder doch lieber Tee?“, fragte Jillian und faltete die Zeitung zusammen.

„Tee wäre mir gerade lieber“, meinte ich.

„Früchtetee oder irgendetwas anderes?“, ertönte eine Männer Stimme neben mir. Ich sah in den hinteren Teil der Küche. Einer der Köche stützte sich an der Abtrennung ab und sah mich an. Er lächelte mich nett an und ich fand ihn sofort sympathisch. Er hatte nur eine weiße Schürze um die Hüfte geschnallt, aber keinen Hut auf.

„Früchtetee bitte“, lächelte ich. Er nickte, holte eine Tasse und machte mir dann einen frisch aufgeschütteten Tee.

„Das ist Joe. Er macht die besten Omlets der Stadt“, meinte Jillian und lächelte.

„Jetzt übertreibst du, Jillian“, meinte Joe und lächelte. Jillian lachte und trank noch einen Schluck von ihrem Tee.

„Niemals.“

„Was möchten Sie denn essen, Miss Collins?“, fragte Joe mich. Ich fühlte mich plötzlich unbehaglich.

„Bitte nenn mich Dejna und lass das Sie weg“, bat ich. Joe nickte lachend und brachte mir meinen Tee. Er war nicht so groß wie Alec, das viel mir sofort auf. Eher normal groß.

„Joe macht auch einen leckeren Obstsalat“, meine Alecs Mutter.

„Oh, den würde ich gerne probieren“, lächelte ich.

„Zu Ihren Diensten“, meinte er und machte sich an die Arbeit.

„Hat Alec dir schon alles erzählt?“, fing Jillian einen Plausch an. Es war komisch so normal mit ihr zu reden, nachdem sie mich das erste Mal als wir uns gesehen hatten, so ignoriert hatte. „Oh, wie unhöflich von mir. Ich wollte mich noch entschuldigen“, lächelte sie verkniffen. „Unser erstes Treffen war nicht so schön, allerdings dachte ich ja auch, du seist nur ein Mensch. Weißt du, Alec hatte früher das Talent, sich irgendeine Frau zu nehmen, egal ob Mensch oder Anderswesen und es sah so aus, als wenn er sich in dich verliebt hätte und da ich dachte, du seist ein Mensch, wollte ich das nicht.“ Ich lachte. „Ich weiß, es ist nicht so nett. Eigentlich habe ich nichts gegen Menschen, ich meine, wir sind ja auch Menschen, nur halt besondere Menschen“, grinste sie.

„Kein Problem, ich weiß jetzt, was du meinst.“

„Gut, dann freue ich mich, dich in der Familie zu haben.“ Ich lächelte und musste an eben denken, als Alec gesagt hatte, dass er mich haben wollte.

Für immer und ewig.

„Also, was hat Alec dir denn schon alles erzählt?“, wollte Jillian wieder wissen.

„Alles was es mit Drachen zutun hat“, meinte ich. Sie lächelte.

„Oh ja, am besten ist das Ritual.“ Ich lächelte. „Zu mehr seid ihr noch nicht gekommen?“ Ich blinzelte und sah sie an. Sie lachte. „Das war wichtiger.“ Oh Gott, wie peinlich. Ich wurde sofort rot.

„War das bei dir auch so?“, fragte ich.

„Dass Chester und ich bei diesem Gespräch oft mit einander geschlafen haben?“ Ich nickte langsam und wurde noch ein bisschen roter. „Oh ja, aber ich muss sagen, mein Sohn hat sich wirklich im Griff. Allerdings war es bei Chester und mir auch anders. Es ist ja schon so lange her. Ich hatte Chester auf einem Ball kennengelernt. Er war der perfekte Gentleman gewesen und früher umwarb man ein Mädchen erst. Es dauerte ein ganzes Jahr in dem wir uns heimlich trafen, bis meine Eltern überhaupt zugestimmt hatten, dass ich mich mit Chester traf. Ich war im Heiratsfähigen Alter und meine Eltern hatten eigentlich einen anderen Mann für mich im Sinn.“ Sie lachte auf. „Irgendeinen Herzog, den ich auf keinen Fall heiraten wollte.“ Ich lächelte, eine wunderschöne Geschichte. „Irgendwann erzählte Chester mir, was er war und von diesem Tag an, hatte ich mich jeden Tag neu in diesen Mann verliebt. Wir verließen meine Eltern, nachdem ich mich entschlossen hatte seine Gefährtin zu werden. Dreihundert Jahre sind wir gereist in jedes Land, wir hatten gelebt, geliebt und unser Leben genossen, bis Chesters Vater starb und Chester in den Rat musste“, erzählte Jillian mir. Ich runzelte die Stirn.

„Rat?“

„Oh, hat Alec dir nichts davon erzählt?“, fragte sie verwundert, aber dann lächelte sie. „Wahrlich nicht sein Lieblings Thema. Ich sage mal so, unsere Regierung besteht aus Neun Wesen. Sie erlassen Gesetzte und sorgen dafür, dass wir friedlich mit den Menschen zusammen leben können. Der Rat besteht aus den neun Wesen, die hier auf der Erde leben. Hexen, Elfen, Feen, Elben, Werwölfen, Vampiren, Wandlern, Magier und Drachen. Von jedem Wesen ist ein Vertreter im Rat. Diese Neun gehören zu den mächtigsten Familien der Anderswelt“, erzählte sie mir und ich staunte nur. Wow.

„Aber wenn Chester in dem Rat war und sein Vater schon davor, dann müsste Alec doch auch im Rat sein“, meinte ich. Jillian nickte.

„Als Chester starb, war Alec erst 50 Jahre alt, ja, ich weiß, das ist für dich alt, aber für uns ist das gar nichts. Alec war noch nicht weise genug, um zu regieren, sage ich mal so, deswegen ist Bec eingesprungen.“

„Der böse Onkel?“ Jillian lachte.

„Der ist gut, aber Bec ist eigentlich gar nicht so böse, wie er gestern rüber kam. Er war jetzt 500 Jahre lang im Rat und jetzt soll er einfach durch Alec ersetzt werden, klar kratzt das ein bisschen an seinem Ego.“ Ich nickte.

Joe kam wieder zu uns und stellte mir eine Schüssel Obstsalat hin. Ich bedankte mich und probierte ein Stück. Ich stöhnte genussvoll und nahm mir noch einen Löffel.

„Das ist fantastisch“, stöhnte ich. Joe lachte und ging wieder in den hinteren Teil der Küche. In dem Obstsalat waren Erdbeeren, Birnen, Bananen, Äpfel, Pfirsiche, Orangen und Kirschen und die Soße war köstlich. Ich aß alles auf und trank danach von meinem Tee. „Was passierte denn, als Chester in den Rat musste?“, fragte ich und sah Jillian an.

„Jetzt hatte ich auch Pflichten und es war eine Umstellung. Wir waren Jahrhunderte nur gereist und hatten gelebt und jetzt hatten wir Verpflichtungen. Und dazu kam noch, dass wir einen Erben bringen mussten. Bec war zu der Zeit Singel und der Rat hat gerne eine Absicherung, dass auch immer einer von jedem Wesen im Rat war. Und weil Bec einfach nicht der Typ für eine Beziehung war, mussten wir sehen, dass wir einen Erben bekommen. Ich wusste, dass ich irgendwann ein Kind haben würde, aber ich muss ehrlich sein, haben wollte ich nie eins. Ich hatte mich oft mit Chester gestritten. Er war in dieser Familie geboren worden, für ihn war es selbstverständlich, aber ich war noch nicht bereit, auch wenn ich zu der Zeit schon dreihundert Jahre alt war. Dazu kommt noch, dass eine Drachengeburt nicht gerade ungefährlich ist.“

„Wie sie ist nicht ungefährlich?“

„Drachen sind wild, Dejna, und das zeigt sich auch in der Schwangerschaft und bei der Geburt. Es tut sehr weh und es ist auch sehr anstrengend.“ Uh, ich will kein Kind bekommen. Auf keinen Fall. … Aber wenn Alec und ich wirklich diesen Schritt gehen würden, dann würden auch wir vor dieser Entscheidung stehen. „Aber mach dir keine Sorgen, es kommt selten vor, dass die Mutter stirbt.“ Ich sah sie ängstlich an. Sie lachte nur und entschuldigte sich. „Ich hätte nicht davon anfangen sollen.“ Ich schüttelte den Kopf und atmete tief ein. Ich musste alles erfahren, damit ich mich hier zurecht fand und dazu gehörte auch das.

„Nein, schon gut. Ich muss da etwas aufgeschlossener dran gehen.“

„Du machst das aber schon ganz gut“, lächelte Jillian und legte ihre Hand auf meine, die auf dem Tisch lag. „Darf ich dir etwas sagen? Aber du darfst das nicht so persönlich nehmen.“ Was kam denn jetzt? Ich nickte und sie seufzte.

„Ich hab gelesen, dass du vor Jahren mit Krebs gekämpft hast und von Alec weiß ich, dass du zur Zeit ein paar Probleme hast.“ Ich schluckte. Hatte er mit ihr über die Leukämie geredet? „Er hat mir nichts gesagt, sowas würde er nicht machen. Aber versprich mir, dass du ihn nicht nur wählst, weil du dann gesund wirst. Ich weiß, dass es verlockend ist, nicht mehr gegen etwas anzukämpfen, aber wähle Alec und nicht die Möglichkeit gesund zu werden.“ Wenn jemand anderes an meiner Stelle gewesen wäre, dann wäre sie jetzt bestimmt bestürzt gewesen, aber nicht ich. Ich verstand Jillian. Sie wollte nur ihren Sohn beschützen und das war auch nur ihr gutes Recht.

„Es geht nur um Alec“, sagte ich. „Ich würde ihn auch wählen, wenn ich dann immer noch krank wäre, wenn er mich so will, dann würde ich sofort ja sagen. Darum geht es mir nicht, das kannst du mir glauben.“ Sie nickte und lächelte.

„Du bist wirklich besonders und ich bin froh, dass Alec dich gefunden hat.“ Ich lächelte und drückte ihre Hand. Ja, mit Jillian würde ich gut auskommen. Sie war nicht so eingebildet, wie ich am Anfang gedacht hatte.
 

„Guten Morgen“, ertönte eine raue Stimme und Jillian und ich sahen zur Wohnzimmertür. Wir hatten uns nach dem Frühstück unsere Tassen genommen und uns ins Wohnzimmer gesetzt, um weiter zu reden.

„Lässt du dich auch mal blicken?“, fragte Jillian und lächelte Alec an. Er lächelte auch, ging zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Und? Hast du sie mit deinen Geschichten unterhalten?“, fragte er und setzte sich neben mich aufs Sofa. Ich schlug ihn auf die Brust.

„Deine Mutter ist eine gute Geschichten Erzählerin. Ich mag die Geschichte, wie sich deine Eltern kennengelernt haben“, meinte ich und lehnte mich an Alec. Er legte einen Arm um mich und schob zwei Finger unter mein Shirt, um das Mal auf meiner Hüfte zu streicheln. Ich hatte meine Füße auf das Sofa gezogen und kuschelte mich jetzt in Alecs Arm.

„Romantisch, nicht wahr?“, fragte er und grinste seine Mutter an. Sie grinste zurück.

„Romantischer, als eure Geschichte“, stichelte sie ihren Sohn.

„Stimmt, ich bin in sein Leben gestolpert“, kicherte ich.

„Für die Zeit ist das sehr romantisch“, verteidigte Alec uns. Ich lächelte und küsste seinen Mundwinkel.

„Hast du diesem Großmaul wenigstens einen heißen Kaffee aufs Hemd geschüttet?“, fragte Jillian mich.

„Nein, leider nicht“, lachte ich. Alec schüttelte nur den Kopf und streichelte mich weiter.

„Jetzt halt mal. Unser Erstes Treffen war ja wohl romantisch“, meinte Alec jetzt. Ich lachte und erinnerte mich an dieses Treffen, in Anführungszeichen. „Ich hab sie vor den Paparazzi gerettet“, sagte er stolz und Jillian und ich mussten lachen. Aber er hatte Recht, da hatten wir zwar kein Wort miteinander geredet, aber ich hatte mich immer gefragt, ob er das extra gemacht hatte oder er einfach schneller gelaufen war, als ich.

„Also war es Absicht?“, fragte ich ihn und kniff ihn in den Arm.

„Okay, ich bin ehrlich, nicht so richtig, aber ich hab mir gedacht, dass ich damit vielleicht ein bisschen besser klar komme, wenn sie mir hinter her laufen, anstatt dir. Du warst so in deiner Welt versunken, als du durch den Park gelaufen bist, da wollte ich nicht, dass dich diese bösen Paparazzi aus dieser Welt rissen.“ Ich boxte ihn wieder.

„Du bist echt blöd, Drache.“ Alec lächelte nur und küsste mich. Jillian quietschte auf und grinste uns an, als wir uns lösten. Ich lächelte verlegten.

„Huch, wie die Zeit vergeht, ich muss los“, meinte sie und stand auf.

„Nimm Sven bitte mit“, sagte Alec jetzt ein bisschen besorgter. Jillian sah ihren Sohn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Bitte, ich möchte mir nicht auch noch Sorgen um dich machen.“ Sie seufzte und nickte.

„Okay, aber nur weil du es so lieb befohlen hast.“ Alec verdrehte die Augen und Jillian ging aus dem Zimmer. Ich lächelte, nahm mir seine Hand und verschränkte unsere Finger miteinander.

„So, was hat sie dir denn alles erzählt?“, fragte er und sah mich an.

„All das, was du mir noch nicht erzählt hast“, lächelte ich. „Sie hat mir von dem Rat erzählt und was du für eine Rolle darin spielst.“ Wieder seufzte er, zog meine Hand zu sich und küsste meinen Handrücken. „Willst du nicht in den Rat?“

„Nicht richtig, aber es ist meine Pflicht.“

„Wir schaffen das schon.“ Er nickte. Ich sah durch die offene Türe des Wohnzimmers, aber Jillian war nicht da. Als sie von Chester geredet hatte, hatte sie leicht glasige Augen bekommen, deswegen wollte ich sie nicht noch mal auf seinen Tod ansprechen. „Du musst mir aber noch eine Frage beantworten“, meinte ich und Alec sah mich an.

„Und was genau soll das sein?“

„Dein Vater ist jetzt 500 Jahre tot, aber deine Mutter ist immer noch da und immer noch so jung, macht das Mal das alles?“ Er nickte.

„Wenn sich ein Paar vereint, dann brennt der Drache seinem Gefährten ja das Familienwappen aufs Schulterblatt und das verschwindet nie. Es hält dich gesund und jung.“

„Aber man kann euch töten.“ Er nickte. „Okay.“

„Und darüber wollte ich auch mit dir reden.“ Ich schluckte.

„Übers töten? Jetzt sag mir nicht, ich muss mich von Blut ernähren oder so.“ Alec lachte.

„Ich bin ein Drache, kein Vampir. Nein, kein Blut und du musst auch nicht jagen gehen oder so. Ich möchte mit dir darüber reden,was es heißt, dich zu verbinden.“

„Mich mit dir zu verbinden“, korrigierte ich ihn. Alec sah mir in die Augen. Ich wollte, dass er es sagte.

„Ja, dich mit mir zu verbinden.“ Ich lächelte und küsste ihn sanft. Alec erwiderte den Kuss und es dauerte etwas, bis wir uns wieder lösten.

„Warum müssen wir darüber reden? Das ist doch klar.“

„Dejna, du wirst nicht altern, das heißt, dass deine Freunde älter werden und du nicht.“ Jetzt verstand ich erst was er damit meinte und auch, was Jillian gesagt hatte. Sie musste alles hinter sich lassen. Sie hatte ihre Familie aufgegeben, für Chester.

„Oh“, machte ich. „Daran hatte ich gar nicht gedacht.“ Alec löste seine Hand von meiner Hüfte und strich mir eine Strähne meines Haares hinters Ohr.

„Ich möchte dich zu nichts zwingen und dich auch nicht im Ungewissen lassen, deswegen reden wir darüber. Ich möchte zwar auch nicht, dass du entscheiden musst, aber anders geht es nicht. Wir müssen es nicht so machen, wie meine Mutter. Du bist noch jung und es dauert noch, bis du Falten bekommst“, lächelte er und strich mir mit dem Daumen über die Wange. Ich stupste ihn an. „Aber ich möchte, dass du weißt, auf was du dich einlässt.“ Ich nickte.

„Das ist okay und ich finde es schön, dass du so auf mich zu kommst.“

„Du bedeutest mir viel, Dejna.“ Ich lächelte und da viel mir auf, dass er mich noch nie bei meinem Spitznamen genannt hatte, aber das gefiel mir gerade so. Er sprach meinen Namen immer so schön aus und mit seiner rauen Stimme hörte es sich immer noch schöner an. Er sprach ihn wie ein Versprechen aus.

„Du bedeutest mir auch viel, Alec. Und deswegen weiß ich schon, worauf ich mich da einlasse.“ Ich lächelte ihn an und küsste ihn wieder. „Noch etwas zu besprechen?“

„Ja.“

„Und was?“, fragte ich und strich mit einem Finger über seinen Hals.

„Du musst zurück nach Miami.“ Ich stockte und sah ihm in die Augen.

„Was? Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.“

„Es ist nicht so, dass ich dich nicht hier bei mir haben möchte, aber ich muss auch wieder anfangen zu arbeiten und du solltest die Zeit, die dir noch bleibt, bei deinen Freunden bleiben und du solltest Bastian vergeben.“ Ich schüttelte den Kopf.

„Alec, das was er getan hat, das kann ich nicht einfach übersehen. Er hat dich verraten, obwohl ich ihm gesagt habe, dass du mir etwas bedeutest. Er war blind vor Wut auf dich, nur weil ich ihn nicht mehr liebe, aber er mich schon.“ Ich schüttelte wieder den Kopf. Das kann ich nicht.

„Mir geht es wieder gut, das ist das einzige was zählt. Bastian hat seine Schuld eingesehen, als er zu dir gekommen ist und dir gesagt hat, dass er einen Fehler gemacht hat.“

„Ich weiß nicht.“

„Bitte. Er ist euer Manager und du willst doch nicht mit dem Singen aufhören, oder?“

„Nein, eigentlich nicht“, seufzte ich.

„Tu es für mich“, bat er. Ich sah ihm in die strahlend blauen Augen.

„Okay, aber nur wenn du bei mir bleibst.“ Er schüttelte lächelnd den Kopf.

„Wir fliegen heute Abend zurück, zusammen. Aber ich muss dich in Miami raus schmeißen und nach New York fliegen. Den einen Tag musst du ohne mich aushalten, wenn ich die Sachen in New York geregelt habe, komme ich nach, versprochen.“

„Okay, einverstanden“, nickte ich und küsste Alec wieder.
 

Nachdem wir in Miami gelandet waren, waren Chad und ich ausgestiegen. Alec hatte mich gebeten Chad mit zunehmen, damit dieser auf mich aufpassen konnte. Nach der Sache in London hatte er wirklich richtige Angst um mich. Ich war nur froh gewesen, dass es Chad gewesen ist und nicht Sven. Dieser flog mit Jamie und Alec weiter nach New York. Chad hatte uns dann ein Auto besorgt. Ein schwarzer Mercedes der A Klasse.

Als wir dann im Hotel angekommen waren, war es Frühstück zeit. Chad nahm sich ein Einzelzimmer, was in meiner Nähe war und dann brachten wir noch schnell unsere Sachen in die Zimmer. Unten im Speisesaal hörte ich die Jungs schon vom weitem.

„D, altes Haus, dich haben wir aber lange nicht mehr gesehen“, grinste Davin mich an. Ich lachte und umarmte alle erst einmal, außer Bastian.

„Und? Wie waren die Flitterwochen mit Prinz Charming?“, fragte Jade.

„Ich hab ihnen erzählt, dass du zu Alec gegangen bist, um ein bisschen auszuspannen“, meinte Basti und ich nickte.

„Ist das was ernstes zwischen euch beiden?“, fragte Phillip und ließ seine Finger knacksen. „Wenn ja, dann muss ich ihn vorwarnen, weil wenn er dir weh tut, dann tuen wir ihm weh.“ Ich lachte.

„Ja, das ist was ernstes“, lächelte ich. „Er kommt morgen her, dann kannst du ihm das ja sagen.“ Es war wirklich schön wieder unter den Chaoten zu sein. Alec hatte Recht gehabt, ich brauchte sie. Klar war es mit Alec alleine auch sehr schön, aber ich hatte Freunde die mir viel bedeuteten und ich konnte sie nicht fallen lassen, nur weil ich jetzt einen unglaublichen Mann an meiner Seite hatte.

„Cool, das werde ich auch machen.“ Ich lachte.

„Wird er dann immer mit uns abhängen?“, wollte Flo wissen. Ich biss mir auf die Lippe und sah durch die Reihe.

„Wenn ihr nichts dagegen habt. Die Tage, die ich nicht da war, mussten Alec und ich einfach alleine sein, um uns wirklich klar zu werden, dass wir Gefühle für einander haben“, erklärte ich.

„Ja, natürlich. Und du musstest dich natürlich auch um ihn kümmern. Wir haben von dem Unfall gehört, den er hatte“, sagte Becca sanft. Ich sah Bastian an, dann sah ich wieder zu den anderen und nickte.

„Aber jetzt geht es ihm wieder gut und wenn es euch nichts ausmacht, würde ich ihn gerne bei uns haben, weil ich nicht so eine bin, die jetzt alles stehen und liegen lässt, nur weil sie jetzt einen Freund hat.“ Die anderen lachten.

„Nein, das bist du wirklich nicht“, meinte Phillip.

„Ich kann Alec ganz gut ausstehen, er ist wirklich cool“, sagte Davin. „Von mir aus, kann er immer dabei sein.“ Die anderen stimmten auch zu, nur Bastian enthielt sich.

„Hey, Stinkstiefel, sag auch was“, meinte Niko und stupste Basti an.

„Ich hab auch nichts dagegen“, meinte er dann. Niko nickte zufrieden.

„Wir wollen gleich an den Strand, kommst du auch mit?“, fragte Niko mich und ich nickte. Ja, Strand, Meer und Sonne konnte ich jetzt wirklich vertragen. Zum Glück war es auch nicht so weit bis zum Meer, hehe. Unser Hotel war ja direkt am Meer.

Ich holte mir etwas Müsli vom Buffet und frühstückte mit den anderen. Chad hatte sich ein paar Tische weiter hingesetzt. Das fand ich auch besser, ich musste die anderen erst langsam an die ganze Sache gewöhnen, mal davon abgesehen, dass ich ihnen nichts von Alec erzählen durfte.

Nach dem Frühstück gingen wir hoch und zogen uns um. Zum Glück hatte ich mir erst neulich einen neuen Bikini gekauft. Er war rot mit weißen Punkten. Das Bikinioberteil war trägerlos und die Bikinihose musste man an den Seiten zu schnüren. Als ich mich angezogen hatte nahm ich mir noch eine lilane Tunika, schlüpfte in meine Flip Flops und nahm mir eine Tasche, wo Sonnencreme, zwei Handtücher und meine Sonnenbrille drin waren. Mein Portmonee schmiss ich noch rein und traf mich dann unten mit den andern. Mit Chad hatte ich aus gemacht, dass er etwas später runter kam, damit man nicht dachte, dass er zu mir gehörte.

Am Strand standen ganz hinten Liegen, aber wir gingen an ihnen vorbei bis nach vorne ans Wasser. Dort breiteten wir unsere Handtücher aus und zogen auch die Sachen aus. Die Jungs liefen sofort ins Wasser, wir drei Mädels und Niko cremten uns erst einmal ein. Basti legte sich einfach auf sein Handtuch, setzte die Brille auf und legte sich hin.

„Kommst du mit ins Wasser?“, fragte Becca mich, aber ich schüttelte den Kopf.

„Ich sonne mich erst mal was, geht ihr ruhig“, meinte ich. Die drei nickten und liefen zu den Jungs ins Wasser. Ich seufzte, setzte meine Brille auf und setzte mich neben Basti.

„Soll Chad auf dich aufpassen?“, fragte Basti.

„Ja, weil Alec und ich beschlossen haben, dass wir uns in der Öffentlichkeit als Paar zeigen und er Angst um meine Sicherheit hat. Die Typen die dich angesprochen haben, wollen Alec töten und er möchte nicht, dass mir deswegen irgendetwas passiert.“

„Vernünftig.“

„Bist du noch in Kontakt mit denen?“ Ich sah ihn an und er schüttelte den Kopf.

„Ich hab das Handy eben weggeschmissen. Ich wollte es noch behalten, bis du wieder da bist, damit du mich noch erreichen kannst, aber jetzt bist du ja da. Ich muss dir noch meine neue Nummer geben.“ Ich nickte. „Ich wollte nicht, dass ihm etwas schlimmes passiert, D, das musst du mir glauben.“

„Ich kann nur nicht verstehen, wie du so etwas überhaupt tun konntest.“

„Dieser Typ hat mich in einem schwachen Moment erwischt ...“, fing er an und setzte sich auf.

„Achso, also wirst du jetzt immer nachgeben, wenn irgendwer etwas macht, was dich ärgert? Basti, was ist bloß los mit dir?“, fragte ich sauer. „Du kannst doch nicht Fremden deine Handynummer geben oder die Handynummer annehmen, die dir helfen wollen, jemandem eins auszuwischen.“

„D, ich weiß auch nicht, was mich da geritten hat, aber ich weiß, dass es nicht richtig war. Ich bin nur so froh, dass ihm nichts schlimmeres passiert ist.“

„Du kannst froh sein, dass Alec nicht sauer ist, deswegen, weil Chad wirklich gerne zuschlagen würde“, murmelte ich. „Ich kann das nicht verstehen. Ich hab mich hintergangen gefühlt, Basti.“ Er nickte.

„Es tut mir leid, Dejna, aber weißt du, wie ich mich fühle? Wir haben Schluss gemacht, weil die ganzen Anschuldigungen der Presse zu weit gingen, aber mit Alec wird es noch schlimmer werden, weil man über ihn nicht viel weiß. Ich hab nicht verstanden, wie du dich jetzt mit ihm abgeben kannst und nicht mit mir. Nur weil er Geld hat?“ Ich schüttelte den Kopf.

„Basti, wir haben uns nicht nur deswegen getrennt. Ich liebe dich. Am Anfang dachte ich, ich liebe dich so, wie ein Paar es tut, aber nach einiger Zeit ist mir klar geworden, dass ich dich wie einen Bruder liebe.“

„Mehr als sagen, dass es mir leid tut kann ich nicht, D. Ich werde nichts mehr sagen und ich werde auch netter zu Alec sein, aber rückgängig kann ich es nicht mehr machen, was ich sehr gerne machen würde.“ Ich nickte.

„Okay, aber bitte mach es auch.“ Ich beugte mich zu ihm rüber und küsste sein Wange.

„Versprochen.“ Ich lächelte und sah, dass Chad zum Strand kam. Er setzte sich auf eine Liege und zog sein Shirt aus. Und Leute ich muss echt sagen, zu verachten war Chad auch nicht. Ich gebe zu, dass wenn man ihn das erste Mal sieht, man wirklich Angst vor diesem großen Drachen hatte, weil er harte Gesichtszüge hatte und dann auch noch der Militärhaarschnitt, aber wenn man ihn kannte, war er nicht übel. Und was die Muskeln anging, machte er einem Bodybuilder Konkurrenz, allerdings sah es nicht so übertrieben bei ihm aus, weil er so groß war.

„Jetzt kommt, ihr Spaßbremsen“, rief Jade aus dem Wasser. Ich lächelte, stand auf, zog die Sonnenbrille aus und lief zu den anderen ins Wasser. Basti tat das gleiche und kam auch dazu. Ich lief schnell ins Wasser, bevor mich jemand nass machen konnte. Schnell tauchte ich unter und schwamm zu Phillip, um ihn ins Bein zu zwicken. Er sprang weg und ich tauchte wieder auf. Er funkelte mich an und machte mich nass. Ich schrie und lief schnell weg, aber er sprang schnell und schwamm mir nach. Phillip packte mich und wir gingen zusammen unter. Als wir wieder auftauchten, lachten wir.

Plötzlich bekam ich einen Wasserball gegen den Kopf. Davin grinste mich an. Ich funkelte ihn an und schmiss den Ball zurück. Dann bildeten wir einen Kreis und spielten Wasserball.

Den ganzen Tag machten wir nur Mist und hatten total viel Spaß. Mittags holten wir uns was zu essen und danach hatte ich noch Lust auf ein Eis gehabt. Alec hatte mir Nachmittags geschrieben, dass er so gegen sechs Uhr in Miami landen würde. Das hob meine Laune noch etwas mehr und ich machte nur noch Quatsch mit den Jungs.

Irgendwann lagen wir dann auf unseren Handtüchern und überlegten, was wir heute machen konnten. Die Jungs wollten Frauen aufreißen gehen, also entschieden wir uns, in einen Club zu gehen, davor wollten wir noch essen gehen. Also würden wir um sieben Uhr essen gehen und danach in einen Club gehen, damit Alec auch mit kommen konnte. Ich hatte ihm sofort geschrieben und er war einverstanden gewesen. 

Kapitel 30

Kapitel 30

Alec:
 

„Uh, ich war lange nicht mehr in einem Club“, freute Jamie sich, als wir zum Hotel fuhren. Dadurch das Dejna schon Bescheid gesagt hatte, was wir machen würden hatten Jamie und ich uns schon umgezogen, also mussten wir nur noch zu den anderen fahren und sie einladen. Den ganzen Tag über hatte ich mich auf heute Abend gefreut, ich hatte mich auf Dejna gefreut.

Jamie hatte extra die Limousine geholt, damit wir mit Flair vor dem Club hielten. Mir war es eigentlich egal gewesen, ich wollte einfach mal einen Abend ohne Geschäftsessen verbringen.

Als wir im Hotel ankamen, stieg ich aus und Jamie blieb im Wagen. Am Eingang standen wieder Paparazzi und fragen mich sofort aus. Klar kamen auch Fragen über Dejna, aber ich ignorierte sie einfach und ging einfach rein. Der Portier lächelte mich an und begrüßte mich. Ich nickte ihm zu und ging weiter in die Lobby.

„Alec, wir sind hier“, rief eine männliche Stimme nach mir. Ich drehte mich nach links zu einer Ecke, wo etliche Sitzmöglichkeiten standen. Nikolai winkte mir und ich ging zu der kleinen Gruppe, die sich versammelt hatten. Es waren noch nicht alle da. Nur Niko, Davin, Phillip und Flo saßen auf den Sesseln und warteten. „Die Mädels müssten auch gleich kommen und Bastian braucht immer so lange“, lachte Niko und informierte mich so. Ich nickte und begrüßte alle.

„Ich find es super, dass du jetzt mehr mit uns abhängst“, meinte Davin und lächelte. Phillip nickte, ballte aber dann die Hand zur Faust.

„Aber wenn du D weh tust, tuen wir dir weh“, drohte Phillip mir. Ich hob die Hände.

„Werde ich mir merken“, versprach ich.

„Der Mann gefällt mir.“ Ich lächelte und schlug bei ihm ein.

„Basti, hier her“, rief Niko und ich drehte mich um. Das könnte interessant werden. Bastian hatte uns entdeckt und kam jetzt zu uns. Mit einem Nicken begrüßte er die anderen.

„Hat was länger gedauert“, meinte er und lächelte. „Die Mädels werden auch gleich kommen, es gab wohl irgend ein Haar Problem bei Jade“, informierte er uns. Niko seufzte und sah sich Bastian an. Ich beobachtete Niko, der jetzt um Bastian herum ging. Dieser bekam das nicht mit oder ignorierte es einfach oder er war es gewohnt, sodass er nichts sagte. Ich wusste aber nicht, was Niko wollte. Bastian trug eine Jeans und ein Shirt, darüber eine schwarze Lederjacke. Ganz normal eben. „Bist du fertig, Niko?“, fragte er und vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen. Nikolai hob die Hände und trat neben Bastian.

„Sorry, ich wollte nur gucken, wie es aussieht. Viel Mühe hast du dir ja nicht gegeben. Ein Hemd sähe besser aus, so wie bei Alec.“

„Jetzt hab ich aber ein Shirt an“, meinte Bastian.

„Nicht streiten. Niko, Basti sieht in dem Shirt gut aus, das weißt du“, ertönte Dejnas sanfte Stimme. Niko streckte ihr die Zunge raus, aber sie lächelte nur. Hinter ihr waren auch Jade und Becca. Alle drei sahen wunderschön aus. Becca und Jade trugen Kleider nur Dejna trug eine hautenge schwarze Röhrenjeans, ein träherloses Top und eine kurze Jeansjacke. Sie war ein paar Zentimeter gewachsen, weil sie schwarze High Heels trug. Sie sah richtig heiß aus. Ihre Haare hatte sie hoch gesteckt und nur einzelne Strähnen von ihrem wunderschönen braunen Haar vielen in ihr Gesicht. Sie trug kaum Make-Up, nur ein bisschen Kajal, Wimperntusche und Lipgloss.

Dejna strahlte mich an und kam zu mir.

„Jamie wartet vor der Tür mit der Limousiene, wenn das okay für euch ist“, sagte ich und alle grinsten sofort.

„Klar ist das okay für uns“, meinte Davin, stand auf und schlug mir auf die Schulter.

„Limousine hört sich gut an“, meinte auch Phillip und ging zur Türe. Die anderen folgten ihm, aber ich blieb stehen und packte Dejna sanft am Handgelenk. Ich zog sie an mich und küsste sie. Dejna schlang sofort ihre Arme um meinen Hals und ich umschlang ihre Hüfte mit einem Arm. Als wir uns lösten keuchte Dejna und lächelte.

„Hallo“, flüsterte ich an ihren Lippen.

„Endlich“, hauchte sie und küsste mich noch mal. Ich drückte sie noch etwas näher an meinen Körper.

„Kommt ihr zwei Turteltauben?“, rief Niko und wir trennten uns. Dejna biss sich auf die Lippe und ließ ihre Hände auf meine Brust gleiten. „Es ist zwar süß euch beim knutschen zu zusehen, aber wir haben Hunger.“ Ich lächelte und Dejna wurde leicht rot. Ich nahm ihre Hand und zusammen gingen wir zu den anderen, die in die Limousine einstiegen. Niko grinste und stieß mich mit dem Ellbogen an. Er stieg ein und dann folgten Dejna und ich. Paparazzi ließen uns natürlich nicht in Ruhe einsteigen. Sie stellten Fragen, aber wir alle ignorierten sie. Das einzige was sie bekamen, waren Fotos.

Bastian hatte schon einen Tisch für uns bestellt und hatte Jamie auch schon das Restaurant genannt. Dieser fuhr auch sofort los, als ich die Tür hinter mir schloss.

„Also ich könnte mich daran gewöhnen in einer Limousine herum zu fahren“, grinste Davin und strich über die Ledersitze. Phillip und Florian stimmten ihm zu.

„Wie richtige Rockstars“, lachte Flo.

„Mit Champagner und süßen Jungs“, mischte sich auch Niko ein. „Ja, das würde mir gefallen.“ Dejna lachte und legte ihre Hand auf meinen Oberschenkel. „Doch, wir sollten uns eine zulegen.“

„Wir fahren doch jetzt immer mit Alec, dann brauchen wir die nicht selber zu zahlen“, sagte Phillip und grinste mich an. „Du hast dir den richtigen Mann ausgesucht, D. Etwas Luxus tut uns auch mal gut.“

„Tja, ich habe nur an euch gedacht“, lächelte sie und zwickte mich leicht in den Oberschenkel. Ich lächelte und legte meinen Arm um sie. Alle lachten und machten weiter Witze.

„Wo ist Chad?“, flüsterte ich in Dejnas Ohr.

„Ich hab ihm gesagt, dass Sven ihn jetzt abholen kommt, damit sie uns folgen können. Er weiß, wo wir essen gehen“, meinte sie und küsste meinen Mundwinkel. „Ich hab schon alles so gemacht, wie du befohlen hast“, grinste sie.

„Befohlen, ja?“ Sie grinste nur und lehnte sich an mich.

Als wir am Restaurant ankamen, stiegen wir aus und Jamie gab dem Parkservice die Schlüssel, damit dieser die Limousine parken konnte. Bastian ging vor und redete mit einem Kellner wegen unserem Tisch. Es waren noch keine Paparazzi hier, aber gerade als Dejna und ich durch die Tür gingen, hörte ich das Geklicke, der Kameras.

Eine junge Kellnerin brachte uns in einen angrenzenden Saal, wo sie einen großen Tisch vorbereitet hatte. Ich drehte mich um, da die Tür des Restaurants wieder auf ging. Es waren Sven und Chad, der letztere nickte mir zu und ich nickte zurück. Dejna zog an meiner Hand und ich folgte ihr zu unserem Platz. Wir setzten uns Niko und Bastian gegenüber, neben Dejna saß Jamie und neben mich setzte sich Jade.

„Was wollen wir denn trinken?“, fragte Becca und nahm die Karte entgegen, die sie von der jungen Kellnerin bekam. Als nächstes kam sie zwischen Jade und mich. Sie gab mir eine Karte und lächelte mich verträumt an. Ich hatte das gar nicht mitbekommen, ich wurde nur darauf aufmerksam, als Dejna mich mit ihrem Bein an stupste.

„Was?“, fragte ich und sah sie an.

„Nichts, nichts“, lächelte sie und nahm mir die Karte ab. Ich schüttelte nur den Kopf und lächelte. „Ich finde, Alec sollte uns einen richtig leckeren Wein aussuchen, er hat eine Nase dafür“, sagte Dejna jetzt lauter.

„Oh ja, Wein hört sich gut an“, meinte Jade neben mir.

„Ich nehm ein Bier“, meinte Flo und Phillip, Davin und Bastian stimmten zu.

„Ich trinke dann eine Cola“, sagte Jamie und lächelte. „Dann fahr ich euch nach Hause, wenn ihr besoffen seid.“ Die anderen streckten ihm die Zunge raus, aber Jamie lächelte nur.

„Oh, Mr. Jacobs, ich wusste gar nicht, dass Sie kommen“, ertönte hinter uns eine Frauenstimme. Alle sahen zu der Frau, die sich jetzt wieder neben mich und Jade stellte.

„Miss Sheen, schön Sie wieder zu sehen“, lächelte ich.

„Sind Sie schon bedient worden? Ich werde die schnellsten meiner Kellner zu Ihnen schicken.“ Ich lächelte nur.

„Wir sind gerade erst rein gekommen, machen Sie sich keine Umstände.“

„Nein, nein, das ist schon in Ordnung. Bekommen Sie wieder den Vega Sicilia Reserva Especial? Wir haben noch eine Flasche von 1994 hier.“

„Nein, heute nicht. Haben Sie noch eine Flasche Verite La Joie von 2007 da?“

„Ich werde sie holen lassen“, lächelte die Geschäftsführerin und legte eine Hand auf meine Schulter. Sie suchte Blickkontakt und schwang kurz ihre Hüfte, um meinen Blick auf ihren kurzen Rock zu lenken. Dejna hatte das auch gesehen und nahm sofort meine Hand in ihre.

„Schatz, wenn wir morgen deine Eltern besuchen, sollten wir dann nicht vorher noch einen Wein kaufen?“, fragte sie und ich sah sie an. Miss Sheen drehte sich zu einer ihrer Angestellten um und schickte die junge Frau, die eben auch schon angefangen hatte mit mir zu flirten, um den Wein zu holen.

„Geht es dir gut, Schatz?“, fragte ich sie und drückte ihre Hand.

„Wow, so eifersüchtig hab ich D noch nie erlebt“, lachte Davin.

„Ich bin nicht eifersüchtig“, sagte Dejna sofort. Ich lachte und küsste sie hinters Ohr.

„Darüber reden wir noch mal“, flüsterte ich. Sie kniff mich in die Hand.

Kapitel 31

Kapitel 31

Dejna:
 

Nein, ich bin nicht eifersüchtig, nein, ich sage nichts mehr, wenn die Kellnerin wieder anfängt mit Alec zu flirten. Nein D, du hältst dich zurück.

Aber muss die so eine knappe Hot-Pants tragen? Sieht die denn nicht, das Alec meine Hand hält? Stopp, aus, Platz! D, reiß dich doch mal zusammen. Wenn das Mädel meint mit Alec zu flirten, dann lass sie doch, er springt ja nicht darauf an, er ist einfach nur höflich mehr nicht. Genau, also durchatmen und locker bleiben.

Ich nahm mir mein Glas Wein und trank einen Schluck. Der Wein war wirklich wieder unglaublich lecker, das fanden auch Jade, Becca und Niko. Alec redete gerade mit Jade und ich beobachtete die beiden. Er sah heute wieder so gut aus. Er trug eine schwarze Jeans, ein weißes Hemd, dass er sich in die Hose gesteckt hatte und als Jacke hatte er eine schwarze Jeansjacke angehabt. Das Hemd hatte lange Arme, aber Alec hatte die Arme hochgekrempelt. Und da sah ich sein Armband mit seinem Familienwappen. Er trug es am rechten Handgelenk, an der Hand, die meine hielt oder eher die ich mir geschnappt hatte. Ich sah mir das Wappen noch einmal an. Zwei Drachen, die sich ansahen. Und das würde er mir in die Haut brennen? Also schön sah es ja schon aus. Ich muss Jillian mal beten mir ihres zu zeigen … oder ist das ungehobelt? Manno.

Alec drückte meine Hand und sah mich an.

„Und was isst du?“, fragte er und sah mit in die Karte rein, die vor mir auf dem Tisch lag. Um ehrlich zu sein hatte ich keinen Hunger. Er beugte sich zu mir und küsste leicht meine Schläfe. „Bestell dir wenigstens einen großen Salat“, bat er mich. Ich wusste ja, dass er sich Sorgen machte und deswegen bestellte ich mir auch etwas. Die Jungs verwickelten Alec in ein Gespräch und ich unterhielt mich mit Jamie. Er lächelte mich an und erzählte mir, dass er Niko sehr süß fand. Ich war sofort dabei und redete mit ihm über Niko. Ich hatte schon länger einen Freund für Niko suchen wollen, aber wenn wir auf Tour waren, war es sehr schwer eine Beziehung zu halten, wenn der anderen nicht bereit ist mit zu fliegen oder zu warten. Zum Glück fuhren wir gleich noch in einen Club, da konnte Jamie sich etwas an Niko ran machen. Hach, ich finde das toll.

Nach dem Essen bezahlte Alec, er hatte darauf bestanden. Ich wusste warum, weil der Wein bestimmt nicht billig gewesen war. Hehe. Dafür hatten die Jungs darauf bestanden, dass sie im Club eine Runde ausgaben. Zusammen verließen wir das Restaurant und entschieden uns erst im Auto in welchen Club wir fuhren. Nachdem wir uns entschieden hatten, schrieb Alec Chad oder Sven eine Sms mit der Adresse des Clubs.

„Meinst du denn, dass uns da etwas passiert?“, flüsterte ich Alec zu.

„In einem Club kannst du ganz schnell verschwinden“, flüsterte er zurück. Oh, daran hatte ich gar nicht gedacht. Vielleicht wäre es doch besser, wenn wir nicht mit fahren würden. Die Sicherheit von Alec ging einfach vor und für ihn ging meine Sicherheit natürlich vor. „Mach dir keine Sorgen, du musst einfach bei den anderen bleiben.“ Ich sah ihn an, aber Alec lächelte. „Du brauchst das jetzt.“ Ja, er hatte ja Recht, aber ein gutes Gefühl hatte ich dabei nicht. Zwar war es ein gutes Gefühl Alec, Sven und Chad in der Nähe zu wissen und Jamie war ja auch noch da. Vier Drachen, die auf mich aufpassten. Auf mich und natürlich auch auf meine Freunde. Diese Typen hatten Bastian schon angesprochen, wer sagt, dass sie nicht auch einen der anderen als Drohmittel benutzen würden. Da viel mir ein, wenn Sven auch hier war, wer passte auf Jillian auf?

„Wer ist eigentlich bei deiner Mutter in London?“, fragte ich Alec.

„Chris. Wirst du auch noch kennenlernen.“

„Ich hoffe, er macht seine Sache auch gut.“ Alec lächelte.

„Sie. Chris ist eine Frau.“ Ich machte große Augen.

„Eine Frau?“

„Jetzt sag nicht, du hast Vorurteile?“ Ich lachte.

„Auf keinen Fall, aber es wundert mich etwas. Aber du bist ja auch nicht wie die meisten Männer“, lächelte ich. „Finde ich gut, dann hat Jillian wenigstens jemanden zum reden.“ Alec schüttelte nur lächelnd den Kopf.

Nachdem wir die Limousine geparkt hatten gingen wir zu dem Club und befanden uns am Ende einer riesigen Schlange.

„Bitte sag, dass du Kontakte hast“, bettelte Phillip Alec an. Alec sah mich an, dann Bastian.

„Bitte“, sagte auch Davin. Alec nickte und wir gingen an der langen Schlange vorbei.

„Alec“, wurde Alec sofort von dem riesigen und mit Muskeln bepackten Türsteher begrüßt.

„Hey Mike“, begrüßte Alec zurück.

„Kommt rein, ich sag hinten Bescheid, dass ihr in die VIP- Lounge kommt.“

„Danke.“ Mike machte die Absperrung weg und ließ uns rein. Dann hörte ich noch, wie er in sein Walky Talky sprach.

„Wie cool“, grinste Flo. Wir gaben unsere Jacken und Taschen an der Umkleide ab und gingen dann eine Treppe hoch in den VIP Bereich. Es war schon richtig was los, unten auf der Tanzfläche tanzten schon viele Leute und hatten Spaß. Oben im VIP Bereich gab es auch eine Tanzfläche, die auch schon sehr besucht war. Auf uns kam sofort eine Kellnerin zu und zeigte auf eine Sitzecke.

„Ich bin gleich bei euch“, rief sie über die Musik. Alec nickte und führte uns zu der Sitzecke. Diese bestand aus einem kleinen Tisch, wo rundherum eine Bank war, davor standen noch ein paar kleine Hocker, aber die würden wir nicht brauchen, weil wir alle auf die Bank passten. Diese war aber sehr gemütlich, weil sie gepolstert war.

„Also wir nehmen jetzt immer Alec mit, wenn wir feiern gehen, da kommt man immer in die VIP- Lounge“, lachte Phillip und klopfte Alec auf die Schulter.

„Ja klar, wir nutzen ihn voll aus“, meinte ich und sah Phillip böse an.

„Hey, als Entschädigung hat er ja dich.“ Alle lachten und ich streckte ihm die Zunge raus.

Kaum hatten wir uns gesetzt kam auch schon die Kellnerin.

„Hey, ich bin Jenny und werd euch heute bedienen“, lächelte sie. Sie war echt hübsch und was ich noch besser fand, sie trug kein Make-Up. Ihre Lippen waren rot und ihre Augen waren dezent geschminkt. Ihre blonden Haare hatte sie gepflechtet und über ihre Schulter gelegt.

„Hey Jenny“, lächelte Phillip sie an und fing sofort an, zu flirten. Sie lächelte zurück.

„Hey Phillip“, grinste sie zurück und diesem klappte der Mund herunter. Sie lachte. „Ich finde eure Musik echt klasse.“ Ich lachte und bedankte mich. „Aber jetzt zurück zum Wesentlichen. Kann ich euch schon mal was bringen?“ Wir nickten und bestellten. Ich gönnte mir einen Sex on the beach.

„Hmm, lecker“, sagte Phillip, als Jenny ging und sah ihr auf den Hintern. Ich schüttelte nur den Kopf. „Hey, sie hat einen richtig süßen Po.“

„Da gucke ich nicht hin“, meinte ich und streckte ihm die Zunge raus.

„Aber Phillip hat recht, sie ist schon süß“, meinte Davin.

„Lass die Jungs schmachten, wir Mädels gehen tanzen“, meinte Becca nahm meine Hand und zog mich mit. Wir gingen erst einmal runter und schauten uns da um. Gerade als wir die Treppe herunter kamen, sah ich Chad und Sven. Chad schickte Sven hoch und er selber folgte uns Mädels. Er stellte sich in unsere Näher an die Tanzfläche. Er nickte mir zu und jetzt war ich ein bisschen beruhigter. Also drehte ich mich zu den Mädels und dann tanzten wir auch los. Die Musik dröhnte in den Ohren, aber das machte es noch besser. Wir sangen den Text mit und tanzten einfach ausgelassen.

Irgendwann gingen wir dann wieder zu den Jungs und tranken etwas. Diese unterhielten sich über Frauen. War ja klar. Frauen, Sport und Autos, das waren Männerthemen.

„Habt ihr den Typen eben gesehen, der gekommen ist, als wir auf die Tanzfläche gegangen sind?“, fragte Becca Jade und mich.

„Welchen der beiden? Du meinst die zwei großen oder? Der eine ist doch hier hoch gegangen“, meinte Jade. Meinten sie Sven und Chad?

„Der der auch bei uns an der Tanzfläche stand. Er hatte einen Militärhaarschnitt.“ Oh sie sprach wirklich von Chad. „Der war … wow“, flüsterte sie und grinste. Sie fand ihn wow? Ich hatte am Anfang Angst vor Chad gehabt. Hmm, vielleicht standen wir einfach auf verschiedene Arten.

„Stimmt, der hatte irgendwas“, stimmte Jade zu.

„Ich weiß ja nicht“, meinte ich und nahm noch einen Schluck von meinem Cocktail.

„Ach, du hast ja jetzt deinen Traumprinzen“, grinste Jade und stupste mich an. Ich streckte ihr die Zunge raus, lächelte aber danach wieder. Nein, keinen Prinzen. Ich hab den Drachen, hehe. Und diesen nahm ich jetzt zum tanzen mit.

Ich schnappte mir Alecs Hand und zog ihn mit.

„Nein, nicht tanzen, ich kann nicht tanzen, Dejna“, sagte er, als ich ihn die Treppe runter zog.

„Als ob du nicht tanzen könntest“, meinte ich und drehte mich zu ihm um. Alec stand da und sah mich gequält an. „Kein bisschen?“ Er verdrehte die Augen, zog mich mit einem Ruck an sich, aber mit dem Rücken zu ihm. Ich lächelte und fing an, meine Hüften zu bewegen. Ich drückte mich an Alecs Körper und bewegte mich um Takt mit. Alec legte seine Hände auf meine Hüften und bewegte sich auch mit dem Takt. Meine Arme schlang ich um seinen Hals.

Irgendwann kamen auch die anderen dazu und wir bildeten einen Kreis. Becca schnappte sich einfach Davin und tanzte ihn an. Auch Jade hatte sich Flo geschnappt. Ich sah zu Niko und Jamie rüber, die auch mit einander tanzten. Es war einfach total normal. Wir machten Witze und alle verstanden sich gut. Auch Basti taute auf und lächelte sich ein Mädchen an.
 

Ich war schon etwas länger wach, aber Alecs Körper war so schön warm gewesen, dass ich die Augen schloss und einfach seine Nähe genoss. Die Nacht war sehr angenehm gewesen, weil ich wieder in Ruhe schlafen konnte. Kein Albtraum, kein Schweiß, kein Blut, nichts. Wenn Alec bei mir war, konnte ich einfach in Ruhe schlafen und es auch genießen. Seit Tagen hatte ich nicht mehr schlecht geschlafen. Langsam machte ich die Augen wieder auf und strich mit meinen Fingern über Alecs nackte Brust. Seine Haut strahlte so eine Wärme aus, dass wir eigentlich keine Decke brauchten. Ich konnte mich einfach an ihn kuscheln und damit wäre mir schon warm genug. Ich lag in seinem Arm, den er um mich geschlungen hatte. Er selber lag auf dem Rücken mit meinem Kopf auf der Brust.

In dem Club hatten wir noch richtig gefeiert. Wir hatten einfach mal den ganzen Stress der letzten Wochen von uns getanzt. Und es war auch schön mal normal zu denken. Die letzten Tagen waren geprägt von bösen Gedanken und Machenschaften. Und ich glaube, dieser Abend hatte auch Alec sehr genossen. Ich hatte ihn ja zu tanzen gezwungen, obwohl er es nicht konnte und doch haben wir sehr eng miteinander getanzt und ich muss sagen, es wurde auch sehr heiß, hehe. Mit einem Lächeln auf den Lippen dachte ich an gestern, wie wir nah aneinander getanzt hatten und strich weiter über Alecs Brust.

Irgendwann drehte er seinen Kopf etwas zu mir und legte seine Lippen an meine Stirn.

„Morgen“, lächelte ich und küsste seine Brust.

„Morgen“, sagte er mit seiner rauen Stimme und strich mit den Fingerkuppen über meinen nackten Rücken. „Bist du schon lange wach?“

„Nicht richtig, ich wollte dich aber auch nicht wecken.“ Ich sah zu ihm auf. Alec hatte die Augen noch geschlossen.

„Hast du nicht“, flüsterte er und küsste mich. Ich lächelte und erwiderte den Kuss.

„Nein, nur nicht. Du hast ja noch nicht mal die Augen auf.“ Er lächelte und öffnete seine unglaublichen Augen. Ich lächelte auch und legte meinen Kopf wieder auf seine Brust. „Wir wollten heute wieder an den Strand gehen“, informierte ich Alec und küsste wieder seine Brust.

„Hmm, ja in der Sonne brutzeln hört sich gut an“,murmelte er. Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Aber vorher gehen wir duschen“, flüsterte Alec mir jetzt ins Ohr und zog mich auf sich. Ich kicherte und stütze mich auf seiner Brust ab.

„Hmm, ja. Heiß duschen“, lächelte ich verführerisch und küsste ihn. Alec umfasste meinen Po und setzte sich auf. Ich schlang meine Beine um seine Hüfte und Alec wollte aufstehen, aber da klopfte es an der Tür. Ich schloss die Augen und biss mir auf die Lippe. Alec knurrte leise.

„Warum haben die immer so ein schlechtes Timing?“, knurrte er, stand mit mir auf und legte mich wieder zurück ins Bett. Er sammelte seine und meine Sachen vom Boden auf und zog sich schnell eine Jogginghose an. Dann ging er zur Tür und machte sie auf. Ich hatte mich in das Lacken gewickelt und saß auf dem Bett. Ich erblickte Chads Militärhaarschnitt, als Alec die Tür auf machte. Chad sah ihn nicht an und sah zu Boden.

„Kann ich kurz rein kommen?“, fragte er, Alec machte die Tür noch ein bisschen weiter auf und Chad trat ein.

„Was gibt es?“, fragte Alec und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Deine Mutter hat angerufen. Der Rat hat beschlossen einen Ball zugeben, um Dejna kennenzulernen“, berichtete Chad.

„Was?“, fragte ich leicht hysterisch. „Wie können die von uns wissen?“ Chad griff hinter sich und holte eine Zeitung hervor.

„Druckfrisch“, meinte er und gab sie Alec. Dieser sah sich das Titelblatt an.

Alec Jacobs und Dejna Collins gesichtet. Sich küssend stand das neue Traumpaar gestern im Hotel der Leadsängerin von Hits. Der Titel des gut aussehenden Junggesellen kann Alec Jacobs jetzt abgeben. So wie es aussieht hat Dejna Collins den Kampf um sein Herz gewonnen“, laß Alec vor und drehte dann die Zeitung um, damit ich das Bild sah. Man sah mich in meinem Partyoutfit und Alec in der Lobby. Sie hatten uns wirklich durchs Fenster fotografiert, als Alec mich zurück gezogen hatte und mich geküsst hatte. „Damit wäre es also offiziell“, sagte Alec und legte die Zeitung aufs Bett.

„Und jetzt?“, fragte ich.

„Müssen wir zu diesem Ball gehen.“ Ich biss mir auf die Lippe.

„Ich war noch nie auf einem Ball“, gestand ich.

„Dann viel Spaß, wenn Mutter das hört wird sie dich mit zu ihrem Lieblingsschneider nehmen, damit er dir ein wunderschönes Ballkleid schneidert“, meinte Alec.

„Wann ist der Ball?“, fragte ich Chad.

„In drei Tagen“, meinte dieser. „Deswegen brauche ich eine Antwort, damit ich Bescheid sagen kann.“

„Wir können ja nicht Nein sagen … oder können wir?“, fragte ich sehnsüchtig. Ich hatte wirklich Angst auf einen Ball zu gehen. Was ist wenn ich irgendwas falsch mache? Was wenn ich hinfalle und mich alle aus lachen?

„Wir müssen zusagen“, meinte Alec und kniff sich in den Nasenrücken. Ich seufzte.

„Dann muss ich eben auf meine Füße achten“, sprach ich mir gut zu.

„Also ja?“, fragte Chad noch mal nach.

„Ja“, sagte auch Alec. „Und mach dann alles fertig, damit wir heute Abend fliegen können.“

„Wir verbrauchen wirklich viel Sprit“, murmelte ich. Alec lachte.

„Worüber du dir Sorgen machst“, schüttelte er den Kopf. Ich streckte ihm nur die Zunge raus. „Du gehst jetzt duschen und ich telefoniere“, meinte Alec, beugte sich zu mir runter und küsste mich. Ich nickte und wartete, bis Alec und Chad aus dem Zimmer gegangen waren. Alec hatte sich vorher noch ein Shirt angezogen.

Als sie dann draußen waren ging ich ins Bad und gönnte mir eine lange und heiße Dusche.

Ein Ball also. Ich musste also auf einen Ball voller Wesen, die mir noch total fremd waren, die aber zu meiner Welt gehörten. Daran musste man sich erst einmal gewöhnen. Ich stütze mich an den Fliesen ab und ließ das heiße Wasser einfach über meinen Rücken laufen. Meine Augen machte ich zu und genoss es.

Plötzlich schlangen sich zwei Arme um mich und ich schreckte zusammen. Ich drehte mich um und lächelte Alec an.

„Alles geklärt?“, fragte ich und schlang meine Arme um seinen Hals.

„Wenn du zu diesem Ball nicht ...“, fing Alec an, aber ich küsste ihn leidenschaftlich und stoppte ihn so.

„Irgendwann müssen wir es ganz offiziell machen. Besser früher als später“, flüsterte ich an seinen Lippen. „Außer du willst mich nicht.“ Alec knurrte tief und das war alles was ich brauchte. Ich küsste ihn noch mal, leidenschaftlicher. Er zog mich näher an sich und umfasste meinen Po.

„Ich will dich, Dejna, mehr als ich je etwas wollte“, flüsterte er.
 

Nachdem wir geduscht hatten, hatten wir uns für den Strand fertig gemacht. An diesem waren alle schon versammelt.

„Da kommen unsere Turteltauben ja“, meinte Niko und grinste uns an. Ich streckte ihm die Zunge raus und breitete mein Handtuch neben seinem aus. Niko widmete sich wieder Jamie, der neben ihm saß. Wir zogen uns aus und dann wurde Alec auch schon ins Wasser gerufen. Die Jungs hatten wirklich einen Narren an ihm gefressen. Zum Glück, ich hätte es wirklich nicht ertragen, wenn sie ihn nicht gemocht hätten. Alec lief zu ihnen ins Wasser und spielte mit ihnen Wasserball.

„Hmm, ohne Shirt sieht er ja noch besser aus“, schmunzelte Niko neben mir.

„Meiner“, drohte ich ihm.

„Jaja, schon gut. Er spielt ja eh nicht in meiner Liga.“

„Ja, er spielt in meiner“, lachte ich und stupste Niko an.

„Apropos Liga. Hast du schon Zeitung gelesen, Süße?“

„Ja, wir sind das neue Traumpaar.“

„Ich finde das süß, ihr zwei passt einfach zu einander“, mischte sich auch Jamie ein. „Alec braucht jemanden wie dich an seiner Seite. Er braucht mehr Spaß. Er ist viel ausgelassener, seit das mit dir angefangen hat.“ Ich sah zu den Jungs, die Alec richtig in die Mangel nahmen. Sie lachten alle und ich wusste ja selber, wie gut sie einen auf andere Gedanken bringen konnten.

„Ja, die Jungs sind einfach wunder Heiler“, meinte ich.

„Nicht nur dein Umfeld, Dejna. Du auch.“ Ich seufzte und stütze mich auf meine Ellbogen. „Du siehst übrigens richtig heiß in dem Bikini aus“, meinte Jamie und grinste.

„Nicht? Ich hab ihn gefunden und Dejna musste ihn sofort anziehen“, prahlte Niko. Ich hatte wieder den roten trägerlosen Bikini an mit den weißen Punkten. Sofort fingen die beiden an, über Mode zu reden. Ich hörte mit einem Ohr zu, legte mich zurück und döste ein wenig.

Irgendwann wurde ich dann nass gemacht. Ich schreckte hoch und sah den Übeltäter böse an. Es war Phillip gewesen. Er grinste nur und hielt eine kleine Flasche in der Hand, die mit Meerwasser gefüllt war, nehme ich mal an.

„Komm Schlafmütze, wir wollen was Volleyball spielen“, meinte er und machte meine Füße nass. Neben mir erhoben sich auch Niko und Jamie. Also stand ich auch auf und sprang auf Phillips Rücken.

„Nur wenn du mich trägst“, verlangte ich. Er lachte nur und trug mich zu einem Volleyballfeld, wo die anderen schon auf uns warteten. „Danke, mein edles Ross“, meinte ich und tätschelte Phillips Wange. Dieser wiehrte und alle anderen lachten. Wir teilten die Gruppen ein und spielten dann los. In meiner Gruppe waren Jamie, Becca, Davin und Bastian. Jade, Niko, Phillip, Flo und Alec waren unsere Gegner.

„Wir treten euch in den Hintern“, grinste Florian und machte den ersten Aufschlag. Der Volleyball flog auf mich zu. Ich sprang schnell hoch und schmetterte den Ball zurück auf ihre Seite. Jade war schnell da und pritschte den Ball wieder zu uns. Jamie sprang zum Ball, erwischte ihn aber nicht mehr und landete im Sand. Jade klatschte bei Flo ein und grinste uns siegessicher an.

„Wir zeigen es denen“, spornte ich uns an. Flo machte wieder den Aufschlag und diesmal bekam Jamie ihn und spielte ihn zu mir, damit ich ihn mit voller Karacho übers Netz schmetterte.

Wir spielten jetzt schon eine Stunde Volleyball und es stand unentschieden. So ging das schon die ganze Zeit. Sie machten einen Punkt, wir machten einen Punkt. Wir machten einen Punkt, sie machten einen Punkt. Und wir kamen einfach nicht zum Ende, aber andererseits machte es auch total Spaß. Wir stachelten uns gegenseitig an und beleidigten uns auch, aber wir alle wussten das es nur Spaß war.

„Okay Leute, wer den nächsten Punkt macht hat gewonnen. Ich brauche was zu trinken“, rief Bastian und alle waren einverstanden. Wir hatten Aufschlag und Bastian pfefferte den Ball rüber auf die andere Seite, dort nahm ihn Alec an und spielte zu Phillip, dieser schmetterte den Ball zu uns rüber. Becca sprang zum Ball und fiel zu Boden, aber sie pritschte den Ball hoch, damit Davin ihn wieder rüber schlagen konnte. Flo bekam den Ball auch nur so knapp, aber Phillip nahm ihn an und pritschte ihn zu Jade, diese schlug ihn zu Alec, der ihn dann auf unsere Seite schmetterte. Bastian warf sich zu Boden, bekam den Ball aber nicht mehr. Der Punkt ging an die anderen.

„Gewonnen!“, rief Jade und sprang auf Alecs Rücken. „Ha, das war klasse Jungs.“ Sie schlug ihm auf die Schulter. „Mit euch spiele ich immer in einer Mannschaft.“

„Gut, denn der Gewinner gibt ein Eis aus“, rief ich und lachte.

„Das glaubst auch nur du, der Verlierer gibt ein Eis aus.“

„Also ich bin auch mit einer Flasche Wasser zufrieden“, mischte sich Bastian ein und wir lachten. Zusammen gingen wir zurück zu unseren Sachen. Alec hatte Jade herunter gelassen und war zu mir gekommen. An unseren Sachen stürzte Bastian sich auf seine Tasche und holte schnell sein Wasser raus, was er auf Ex trank.

„Da ist aber einer durstig“, lachte Phillip. „Volleyball ist wohl nicht so dein Sport, oder alter Mann?“ 

Kapitel 32

Kapitel 32
 

Den Flug zurück nach London verpennte ich total. Irgendwie war ich voll müde, als wir im Jet saßen und dann bin ich einfach so in Alecs Armen eingeschlafen. Erst als er mich geweckt hatte, weil wir im Landeanflug waren, war mir bewusst, dass ich geschlafen hatte.

Bei Alec hatte Jillian mich sofort geschnappt und entführt. Alec hatte versucht, sie zu überzeugen, dass wir auch in einer Stunde shoppen gehen konnten, aber Jillian hatte ihren eigenen Kopf. Deswegen stand ich jetzt auch hier in einem Kleiderladen und hatte ein pompöses weißes Kleid an, das einfach nur schrecklich aussah. Es hatte grässliche Puffarme, die so dermaßen aufgeplustert waren, das sie mich an der Wange kratzten. Dazu war es auch noch zu lang für meine Größe und ich schwöre euch, es bestand nur aus Rüschen. Rüschen hier, Rüschen da, Rüschen überall. Dann kam noch, dass es einfach blöd geschnitten war, es hatte einen Saum am Bauch, der total einschnürte und mich so dick wirken ließ wobei ich wirklich kaum Speck auf den Rippen hatte, wegen dieser scheiß Leukämie.

Jillian umkreiste mich und sah sich alles genau an.

„Das ist nicht dein Ernst, willst du das ich euch blamiere? Ich sehe schrecklich in dem Kleid aus“, regte ich mich auf und stemmte meine Hände in die Hüfte. „Ich ziehe es jetzt aus.“ Damit drehte ich mich um und zog dieses grässliche Kleid aus. Dann zog ich das Kleid, was ich an gehabt hatte wieder an und ging barfuß durch den Laden.

Das hier war Jillians Schneiderin und sie hatten hier überall wunderschöne Kleider stehen, deswegen konnte ich wirklich nicht verstehen, wie Jillian mich in so ein schreckliches Kleid gesteckt hatte.

„Ja, okay du hast Recht, es war nicht das schönste Kleid“, meinte Jillian. Ich drehte mich zu ihr um.

„Nicht das schönste? Also ich finde ja, dass du hübsch aussiehst und auch einen super Klamotten Geschmack hast, aber das Kleid ging wirklich nicht.“ Jillian lächelte mich an und nickte.

„Gut, du hast bestanden.“

„Wie bestanden?“

„Ich wollte nur wissen, ob du eine von den Mädels bist, die einfach nur das anziehen, was man ihnen gibt oder ob du auch sagst, was dir gefällt und was nicht.“

„Kann ich dieses schreckliche Ding dann aus meinem Laden werfen?“, fragte Jillians Schneiderin. Diese lachte und nickte.

„Weg mit diesem schrecklichen Ding.“ Ich schüttelte nur den Kopf und zeigte auf Jillian.

„Du bist hinterhältig, aber ich freue mich schon zur Familie zu gehören.“ Jillian kam zu mir und umarmte mich.

„Ich freue mich auch, dich in der Familie zu haben.“ Ich schlang auch meine Arme um sie. „Also, dann suchen wir dir mal ein wunderschönes Kleid aus.“ Damit war ich einverstanden und sah mich weiter um. Es waren wirklich wunderschöne Kleider dabei, aber ich suchte nach etwas bestimmten. Jillian zeigte mir ein wunderschönes bodenlanges rotes Kleid, aber ich schüttelte den Kopf. Etliche Kleider folgten. Von schwarz bis zu zarten lachsrosa, aber keins davon hatte die Farbe, die ich wollte.

„Nach welcher Farbe suchen wir denn?“, fragte Jillians Schneiderin. Ich biss mir auf die Lippe und sah Jillian an.

„Ich suche nach einem blau, einem bestimmten blau“, sagte ich und beide Frauen bekamen große Augen.

„Was hat Alec dir dazu erzählt?“, fragte Jillian sofort und nahm meine Hände in ihre. Ich sah sie nur verwirrt an.

„Zu was?“

„Zu der Farbe? Du meinst, so ein strahlendes blau, wie Alecs Augen oder?“ Ich nickte, verstand aber immer noch nicht, was Alec damit zutun haben sollte oder geschweige denn, was er mir dazu gesagt haben könnte. „Er hat nichts von der Farbe der Familie gesagt?“

„Nein, ich dachte nur, es wäre schön, wenn ich ein Kleid tragen würde, was zu seinen Augen passen würde. Das es so etwas wie eine Kapitulation ist und ich mich euch wirklich nahe fühle. Aber warum macht ihr daraus so ein Drama?“

„Blau ist die Farbe unserer Familie, Dejna. Wenn ihr heiraten solltet, dann wäre es Tradition, dass du ein blaues Kleid tragen müsstest oder wenigstens blaue Elemente sollten in das Kleid eingearbeitet sein.“ Ich schüttelte den Kopf.

„So etwas hat Alec mir gar nicht erzählt.“

„Sie werden ausflippen, wenn sie sehen, dass sie sich schon so eingeordnet hat und ein blaues Kleid trägt“, mischte sich auch die Schneiderin ein. Jillian war leise geworden und sah mich an.

„Du bist unglaublich, Dejna Collins. Du hast keine Ahnung davon und doch sagst du Dinge, die du nicht wissen kannst“, murmelte Jillian. Ich biss mir auf die Lippe.

„Es hatte sich einfach richtig angefühlt nach einem Kleid zu suchen, dass blau ist“, gestand ich. Beide Frauen lächelten.

„Ich habe hinten ein wunderschönes blaues Kleid, ich gehe es holen“, meinte die Schneiderin und ging.

„Ich hätte das hier aufnehmen müssen, es ist ein Wunder. Bis zur Anerkennung durch den Rat dürfte dir eigentlich erst gesagt werden, welche Farbe die Familie trägt“, erklärte Jillian mir.

„Anerkennung?“, fragte ich hysterisch und sah sie mit großen Augen an. Jillian lachte und machte eine weg werfende Handbewegung.

„Sie werden dich lieben, Dejna.“ Ich verzog das Gesicht und ging zurück in die Umkleide. Ich zog schon mal das Kleid aus und dann kam auch schon das blaue Etwas in die Umkleide. Ich sah es mir noch nicht richtig an, ich wollte es erst einmal anziehen.

Als ich dann heraus trat, schnürte Jillians Schneiderin das Kleid hinten fest. Ich schluckte noch mal und trat dann vor den Spiegel. Erschrocken zog ich die Luft in meine Lungen und legte mir die Hand auf den Mund. Ich sah wunderschön aus. Das Kleid war trägerlos und bodenlang. Es war traumhaft und die Farbe war etwas dunkler, wie die von Alecs strahlend blauen Augen, aber so viel machte es nicht aus. Unter der Brust waren sieben Kreise aus weißen kleinen Edelsteinen angebracht und der Brustteil war ineinander verwoben. Der Rock fiel an meinem Körper herunter. Es war traumhaft.

„Die Haare solltet ihr auf eine Seite kämmen und sie dort befestigen, vielleicht eine schlichte Kette und fertig. Es sieht wunderschön aus“, meinte die Schneiderin.

„Ich bin der selben Meinung, es ist wie für dich gemacht“, meinte Jillian. Ich strich behutsam über den weichen Stoff des Kleides. „Wir nehmen es, da gibt es kein Aber mehr.“ Ich lächelte und nickte.

„Ja, es ist wirklich wunderschön“, stimmte ich zu. Ich blieb noch zehn Minuten stehen und betrachtete mich.

Nach diesen zehn Minuten ging ich mich wieder umziehen und die Schneiderin packte es in einen Kleiderhülle, damit nichts an das wunderschöne Kleid dran kam.

„Schreibst du es mir auf die Rechnung?“, fragte Jillian und die andere Frau nickte.

„Dann wünsche ich euch beiden viel Spaß auf dem Ball“, verabschiedete sie uns. Vorsichtig legte Jillian das Kleid in den Kofferraum und wir stiegen ein.

„Was schönes gefunden?“, fragte Jamie, der am Steuer saß.

„Oh ja, euch werden die Augen ausfallen“, grinste Jillian und ich lächelte nur.

Zurück in der Villa versteckte Jillian das Kleid in ihrem Zimmer. Alec sollte es noch nicht sehen. Sie redete die ganze Zeit davon, dass er Bauklötze staunen würde, wenn er mich morgen in dem Kleid sehen würde. Ja, auf seine Reaktion war ich auch gespannt.

Als ich in Alecs Zimmer kam, war es leer. Ich lauschte, aber auch im Bad war nichts zu hören. Also lief ich wieder runter ins Wohnzimmer, wo Jamie und Jillian auf dem Sofa saßen.

„Wo ist Alec hin?“, fragte ich und setzte mich zu den beiden auf einen Sessel.

„Achso, entschuldige. Er hatte noch etwas erledigen müssen und ist schnell in die Stadt gefahren, er müsste aber jetzt auch bald wieder kommen“, meinte Jamie und lächelte mich entschuldigend an. Ich winkte nur ab und fragte Jillian stattdessen, was sie anziehen würde. Sie beschrieb ein elegantes bodenlanges schwarzes Kleid, was sehr schlicht war. Keine Spielereien, nur schwarz. Es würde bestimmt gut an ihr aussehen. Die ganze Zeit überlegte ich, ob ich Jillian nach ihrem Mal fragen sollte. Ich hatte eigentlich noch ein paar Fragen, aber ich wusste nicht, ob ich das fragen konnte.

„Was liegt dir auf dem Herzen? Du kannst alles fragen, Süße“, meinte Jamie zu mir und trank von seinem Kaffee. Ich knabberte an meiner Lippe und sah Jillian an.

„Ich wette sie will das Mal sehen“, lächelte sie Jamie zu.

„Es ist ja auch wunderschön.“

„Könnte ich es denn mal sehen?“, fragte ich und spielte mit meinen Fingern herum. Jillian lachte, drehte sich um und zog ihr Shirt aus. Und da war es. Ich stand auf und kniete mich vor Jillian hin. Das gleiche Zeichen, wie auf Alecs Armband und Manchettenknöpfen. Die zwei Drachen, die sich ansahen. „Es sieht wirklich wunderschön aus. Hat es weh getan, als Chester es gemacht hat?“, fragte ich, als Jillian sich wieder anzog. Sie schüttelte den Kopf.

„Am Anfang kribbelt die Haut ein wenig, aber danach wollte ich nur noch, dass er mich berührte.“ Sie lächelte etwas trauriger und legte ihre Hand auf ihren Rücken.

„Tut mir leid, ich wollte nicht, dass du traurig wirst“, entschuldigte ich mich.

„Nein, nein. Du brauchst dich nicht entschuldigen. Ich denke gerne zurück, auch wenn es ein bisschen schmerzt. Chester war ein wunderbarer Mann gewesen. Ich wünschte nur, er hätte noch mitbekommen, wie Alec sich entwickelt hat.“ Sie seufzte. „Früher hatten sie sich nur in den Haaren, weil Alec die Frauen gewechselt hat, wie die Unterwäsche. Und vor allem war er sauer, weil er Marina am Altar stehen gelassen hatte.“ Jillian schüttelte den Kopf und ich verschluckte mich.

„Was?“, fragte ich geschockt. Den Namen hatte ich doch schon mal irgendwo gehört. Jillian und Jamie sahen mich an.

„Hat er noch nicht von Marina gesprochen? Sie ist oder war seine beste Freundin gewesen“, meinte Jillian. Und da wo sie es sagte, wusste ich wieder wer Marina war. Zwar hatte ich sie noch nicht kennengelernt, aber Alec hatte von ihr erzählt. Von ihr und Matt, seinem Besten Freund. „Nach Alecs Geburt haben wir uns hier in England niedergelassen und Alec hat Matthew und Marina kennengelernt. Marina und er waren Jahre lang ein Paar gewesen, das war seine erste und einzige Beziehung mit einer Frau, bis jetzt. Marinas Eltern und wir fanden, dass die beiden gut zusammen passten und haben beschlossen, dass sie heiraten würde. Marina ist etwas besonderes weißt du. Sie ist ein Drache und eine Gefährtin“, erzählte Jillian und lächelte dabei. „An ihrem Hochzeitstag war Alec nicht aufzufinden. Er und Matt hatten sich versteckt. Jahre später habe ich natürlich eingesehen, dass die zwei einfach zu jung waren. Marina konnte sich gegen ihren Vater nicht behaupten, aber Alec konnte es auf sich nehmen, dass Chester ihm diesen Schritt übel nahm.“ Sie seufzte. „Zwanzig Jahre waren die beiden im Streit und Alec kam nicht nach Hause. Zehn Jahre vor Chesters Tot hatten die beiden sich zum Glück wieder vertragen.“

„Mit wie vielen Jahren sollten Marina und Alec denn heiraten?“, fragte ich, als Jillian eine kleine Pause machte.

„Mit zwanzig“, antwortete mir Alecs raue Stimme. Wir sahen zur Wohnzimmertüre und da stand er. Er lehnte gelassen am Türrahmen.

„Wie lange stehst du schon da?“, wollte Jillian wissen.

„Seit Anfang der Geschichte.“ Jillian sah auf ihre Hände. „Es tut mir leid, dass du so darunter leiden musstest, dass Vater und ich in Streit gerieten.“ Sie schüttelte den Kopf.

„Wir haben etwas von dir und Marina verlangt, was einfach nicht fair war. Ich hatte mit 23 auch nicht heiraten wollen. Wäre dein Vater nicht aufgetaucht und hätte meine Eltern überzeugt, dann hätte ich diesen Herzog heiraten müssen.“ Alec kam zu uns und setzte sich auf die Armlehne meines Sessels.

„Das wichtigste ist doch, dass ihr zwei jetzt zusammen seid ohne Streit“, meinte ich und nahm Alecs Hand in meine. Beide nickten.

„Ich wollte euch auch gar nicht stören“, meinte Alec, beugte sich zu mir runter und küsste meine Stirn. „Jamie kommst du?“

„Wie kommen, warum?“, fragte dieser und sah Alec verwirrt an.

„Wir müssen noch was besorgen“, meinte Alec und stand auf.

„Achso, ja. Wir müssen noch etwas besorgen“, fiel es Jamie wohl wieder ein und die zwei machten sich wieder auf den Weg. Jillian schüttelte nur den Kopf und lehnte sich auf dem Sofa zurück.

Also hätte Alec beinahe schon mal geheiratet. Und wenn es so gewesen wäre, dann würde ich bestimmt auch nicht hier sitzen, weil Marina, so wie Jillian gesagt hatte, eine Gefährtin ist. Alec hätte sich niemals von ihr getrennt, wenn sie wirklich geheiratet hätten.

„Du musst dir keine Gedanken über die Vergangenheit machen“, meinte Jillian. „Wenn du dir den Kopf zerbrichst, was wäre wenn, dann bekommt ihr zwei nur Stress. Alec liebt dich und er hat auch keine Gefühle für Marina mehr, also brauchst du dir deswegen keine Gedanken machen.“

„Ja, du hast Recht“, murmelte ich. Sie stupste mich an und lächelte mich dann an.

„So jetzt habe ich mal eine Frage“, grinste sie und ich hatte schon Angst, was das wohl für eine Frage war. „Ich liebe es zu wissen, wo die anderen Gefährten ihre Flammenmale haben. Sagst du mir, wo du es hast?“ Jetzt war ich ein bisschen Buff, das hätte ich nicht erwartet.

Ich zog mein Kleid an meiner rechten Seite hoch und zeigte ihr das kleine Flammenmal auf meiner Hüfte.

„Oh, wie hübsch“, lächelte sie. „Also konnte Alec es erst sehen, als ihr miteinander geschlafen habt.“ Ich schluckte und wurde wieder rot. Ich glaube, daran werde ich mich nie gewöhnen. Jillian lachte. „Das muss dir nicht peinlich sein.“ Sie streckte ihre Hand aus und spreizte den Zeige- und Mittelfinger auseinander. „Bei mir ist es zwischen meinem Zeige- und Mittelfinger“, lächelte sie. Ich beugte mich zu ihr und sah es mir an. Und ja, da war die gleiche braune Flamme, wie ich sie auf meiner Hüfte hatte. „Ich liebe dieses kleine Ding. Immer wenn ich es ansehe, weiß ich, dass ich eine wunderschöne Zeit mit Chester hatte und das nur, weil ich dieses kleine Muttermal besitze.“ Ich lächelte und dachte sofort an Alec. Ja, ich war auch froh, dass ich dieses kleine Flammenmal hatte.
 

Jillian und ich hatten uns die ganze Zeit unterhalten, sie hatte mir von ihrer Hochzeit mit Chester erzählt und sie hatte mir auch ein bisschen die Angst vor dem Ball genommen, weil sie auch durch diesen musste. Früher war Chesters Vater noch im Rat gewesen und sie mussten diesen überzeugen, dass Jillian die beste Wahl für Chester war. Alec und ich hatten das Problem nicht. Wir mussten einfach nur gut aussehen und uns präsentieren. Sie hatte gesagt, dass der Rat nur sehen will, wie ich mich gebe und ob ich bereit war, Alec zu unterstützen. Und das war ich. Egal was es war, ich würde immer hinter ihm stehen.

Mimi hatte uns Tee gebracht und auch ein paar Kekse, von denen ich mir jetzt einen nahm. Die waren super lecker, mit kleinen Schokostückchen.

„Joe ist einfach ein super Koch, ich liebe es, wenn er anfängt zu backen. Da kommen einfach die leckersten Sachen bei raus“, grinste Jillian und nahm sich auch einen Keks. Ich stimmte ihr zu, weil die Kekse einfach unglaublich gut waren.

Sachte klopfte es am Türrahmen des Wohnzimmers. Ich sah auf und lächelte den Neuankömmling an.

„Und? Mit den Besorgungen fertig?“, fragte Jillian. Sie brauchte sich noch nicht einmal umdrehen, um zu wissen, wer da im Türrahmen lehnte.

„Ja, aber ich muss dir jetzt leider die Gesellschaft klauen“, lächelte Alec mich an.

„Das kannst du nicht tun“, sagte Jillian empört und drehte sich zu ihrem Sohn um. „Ich brauche Dejna noch, wir waren uns gerade am unterhalten.“

„Matt ist in der Stadt, wegen Morgen, wir wollen was essen gehen“, erklärte Alec sich. Jillian lächelte und nickte.

„Okay, dann nimm sie mit und stell ihr deinen besten Freund vor“, erlaubte sie. Alec verbeugte sich ergeben.

„Danke, oh große Mutter.“ Ich musste leise kichern und stand auf. Die zwei waren einfach so verrückt, aber das war gut. Sie hatten ein gutes Verhältnis zueinander. Alec nahm meine Hand und wir gingen hoch.

„Ich dachte, wir wollten was essen gehen“, fragte ich und sah zur Haustüre, an der wir vorbei gingen.

„Ja, wollen wir auch, aber London ist nicht so warm, wie Miami.“ Ich sah an mir herunter. Ich hatte noch das Kleid an und er hatte Recht. Als wir hier gelandet waren, war es schon etwas kälter gewesen und auch als ich mit Jillian das Kleid aussuchen war, aber die Sonne hatte geschienen und so hatte ich es nicht so sehr mitbekommen.

Also gingen wir in Alecs Zimmer und zogen uns schnell um. Ich nahm mir eine schwarze Röhrenjeans, eine grüne Tunika, die unter der Brust enger geschnürt war, damit die Brust besser zur Geltung kam und schwarze Stiefelletten. Ich hatte mir noch schnell die Haare zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden und nahm mir meine Lederjacke. Als ich fertig war drehte ich mich zu Alec um und lächelte. Er trug auch eine schwarze Jeans, aber keine Röhrenjeans. Wäre auch ein bisschen witzig. Darüber trug er wieder ein weißes Hemd, was er sich in die Hose gesteckt hatte und die Arme hochgekrempelt. Jetzt nahm er sich seine Jeansjacke und zog sie an.

„Fertig?“, fragte er und musterte mich. Ich stellte mich in Pose.

„Nimmst du mich so mit?“, fragte ich. Er grinste, packte meine Hand und zog mich in seinen Arm. Ich schlang meine Arme um ihn und kraulte seinen Nacken.

„Ja, so kann ich dich mit nehmen“, meinte er und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss nur zu gerne. Als wir uns lösten keuchte ich etwas, aber das war okay. Ich liebte es, wenn er mich so leidenschaftlich küsste. Ich nahm seine Hand und dann gingen wir runter. Alec rief, dass wir weg wären, aber Jillian hielt uns auf.

„Wo ist Chad? Ihr geht nicht ohne ihn“, sagte sie und sah Alec besorgt an. Dieser seufzte. „Chad!“, rief Jillian und schon hörten wir Schritte und Chad kam die große Treppe herunter.

„Was ist?“, fragte er und sah uns an. „Ihr wolltet doch nicht ohne mich gehen, oder?“ Er sah uns anklagend an. Ich hatte wirklich für einen Moment vergessen, dass wir jemanden mitnehmen mussten, aber das Alec so etwas vergessen würde, glaubte ich nicht.

„Aber wir fahren getrennt“, meinte Alec und Chad nickte. Er schnappte sich seine Jacke und wir gingen zusammen raus. Dann gingen wir rüber zu der riesigen Garage. Das Tor glitt auf und es standen vier Autos und zwei Motorräder in der Garage. Einmal stand die Limousine darin, der weiße Lotus Esprit, der Mercedes der A Klasse und noch ein rotes Cabrio. Das letzte gehörte bestimmt Jillian. Die beiden Motorräder waren beide schwarz, allerdings hatte das eine Totenköpfe auf dem Tank. Es war eine Yamaha. Ich lächelte und dachte an Athen zurück, als wir den ganzen Tag mit einer Yamaha herum gefahren waren.

Wir gingen aber jetzt zu Alecs Lotus. Er machte mir die Beifahrertür auf und ich konnte einsteigen, dann ging er zur Fahrerseite und stieg auch ein. Chad stieg in den Mercedes. Wir parkten aus und Alec raste sofort los. Ich legte meine Hand auf seinen Oberschenkel und strich leicht über die Muskelstränge seines Beines.

„Also lerne ich jetzt deinen besten Freund kennen?“, fragte ich und sah Alec an. Er lächelte.

„Ja, er war jetzt zwei Jahre in Dubai gewesen und hatte mich eben angerufen, als er gelandet ist.“

„Wohnt er auch immer noch hier in London?“

„Ja, wenn er Lust hat. Er hat hier ein Haus, aber Matt war schon immer einer von denen, die gerne Reisen.“

„Ist er auch Geschäftsmann, wie du?“ Alec lachte.

„Schon mal etwas von Bone Enterprise gehört?“ Ich überlegte und da fiel es mir ein.

„Du meinst aber nicht die große Spielefirma, oder doch?“ Bone Enterprise war eine richtig große Spielefirma, die schon sehr viele gute Spiele auf den Markt gebracht hat, allerdings war Bone Enterprise auch für etliche Elektrogeräte verantwortlich und sie stellten auch Instrumente her. Flo hatte uns mal eine ganze Stunde von einem Keyboard erzählt, dass er gesehen hatte und von so vielen anderen Instrumenten, dass er uns letztendlich in den Laden geschleift hatte und sich dieses Keyboard gekauft hatte. Und das war von Bone Enterprise.

„Doch, die meine ich. Die Spiele-, Elektro- und Instrumentenfirma Bone Enterprise.“

„Und dein Freund ist der Besitzer, dieser Firmen?“ Alec nickte.

„Matt liebt Spiele und Instrumente und dazu gehört auch Elektro, allerdings ist der Elektrohandel von seinem Vater noch geblieben.“ Ich nickte. Interessant.

Alec bog nach zwanzig Minuten auf einen Parkplatz von einem kleinen Imbiss ein. Wir stiegen aus und dann bog auch schon Chad auf den Parkplatz ein. Er nickte uns zu und suchte sich einen Parkplatz. Wir gingen schon mal in den kleinen Imbiss, in dem schon was los war. Kaum ein Platz war noch frei.

„Alec!“, rief uns schon jemand entgegen. Alec legte mir seine Hand auf den Rücken und drückte mich zu einem Tisch mitten im Raum. Und mich traf der Schlag, als ich den Mann sah, der uns winkte. Matt war ein sehr attraktiver Mann, groß mit wunderschönem blonden Haar, wo man am liebsten mal testen wollte, ob es wirklich so weich war, wie es aussah und so dunklen Augen, dass ich mich fragte, ob es wirklich schwarz als Augenfarbe gab. Matt hatte ein markanteres Gesicht, als Alec, aber nicht so markant wie das von Chad, was mir das erste Mal als ich ihn gesehen hatte, echt Angst eingejagt hatte, weil es so hart gewirkt hatte. „Oh Wow, wen hast du denn da mitgebracht?“, fragte er mit einer sehr melodischen Stimme. Sie war einfach angenehm, nicht zu laut, nicht zu leise, genau richtig. Alec wollte mich gerade vorstellen, da zeigte Matthew auf mich. „Nein, nein, nein, du weißt ja, wie selten ich Zeitungen lese, weil es mich wirklich nicht interessiert, was die über mich schreiben, aber als ich hörte, dass du dich mit Dejna Collins triffst, wollte ich es nicht glauben“, rief Matthew aus. Alec lachte nur. „Verdammt, ich liebe eure Musik“, redete er jetzt mit mir, nahm meine Hand in seine und schüttelte sie. „Ich hab alle drei Alben. Wunderbare Musik.“ Ich war sprachlos und schüttelte einfach nur seine Hand. „Hab ich zu viel gesagt?“, fragte er jetzt Alec.

„Lass ihr fünf Minuten, um sich wieder zu fassen“, meinte er und dann umarmten die zwei sich erst einmal. Ich ließ mich auf einen Stuhl nieder. Alec setzte sich neben mich und Matt setzte sich uns gegenüber. „Alles okay?“, fragte Alec mich und legte mir wieder seine Hand auf den Rücken. Ich schüttelte den Kopf und blinzelte.

„Ja, ja, alles in Ordnung. Entschuldigung“, sagte ich erst zu Alec und dann zu Matthew. Dieser lächelte nur.

„Kein Problem, ich war auch ein bisschen schnell“, meinte er und streckte noch mal seine Hand aus. Ich nahm sie an und lächelte ihn an. „Also, wenn ich mich vorstellen darf: Matthew Bone, die bessere Hälfte von Alec.“ Ich musste lachen.

„Dejna Collins, die andere bessere Hälfte von Alec.“ Matt blinzelte und lachte dann auf.

„Die Kleine gefällt mir.“ Alec lächelte und legte seinen Arm auf meine Stuhllehne.

„Erzähl, wie war es in Dubai?“, fing Alec einen Plausch an. „Du hast dich kaum gemeldet.“ Matthew zuckte die Schultern.

„Weißt du, ich hatte keine Hand frei“, grinste Matt. „Es war heiß in Dubai und ich meine beide Bedeutungen davon. Die Mädels da sind wunderbar.“ Ich schüttelte nur den Kopf. „Ich würde ja sagen, komm mal mit, aber du hast ja ne Leine bekommen.“ Er zwinkerte mir zu, damit ich wusste, dass er nur Spaß machte. Und ich musste echt sagen, Matt war mir sofort sympathisch. Er war das genaue Gegenteil von Alec und dann auch wieder nicht. Matt war lockerer, Alec dagegen war sehr auf seine Arbeit fixiert und ernster. Aber ich glaube, dass es mit dem Tod seines Vaters zutun hatte. Alec wollte einfach alles perfekt haben, um das Erbe seines Vaters zu schützen. Ich legte meine Hand auf Alecs Oberschenkel. „Aber jetzt mal zu ernsteren Themen. Geht es dir gut?“, fragte Matt und nickte zur Tür, die sich gerade öffnete. Das wusste ich, weil an der Tür eine kleine Klingel war, die jetzt läutete. „Ich hab von den Anschlägen gegen dich und Jamie gehört.“ Ich verkrampfte mich etwas und Alec legte mir beruhigend eine Hand auf meine, die auf seinem Oberschenkel lag.

„Mir geht es wieder gut, ja“, antwortete er und in dem Moment kam Chad an uns vorbei und setzte sich an einen Tisch, der etwas von uns entfernt war.

„Hast du schon angefangen, zu forschen?“ Alec nickte.

„Meine Leute sind dran, aber irgendwas läuft hier. Wir müssen alle vorsichtig sein.“

„Ja, ich weiß. Eben hab ich noch gehört, dass letzte Nacht die Tochter von Mac Swing getötet worden ist. Irgendwas schlimmes geht hier vor und es betrifft nicht nur uns Drachen.“

„Irgendwer will aufräumen“, stimmte Alec zu. Ich verschränkte unsere Finger und drückte Alecs Hand.

„Wer ist Mac Swing?“, fragte ich.

„Ihn wirst du morgen auch kennenlernen. Er ist im Rat. Ein Magier“, beantwortete Matthew meine Frage. Ich nickte. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum man Laute töten musste, um an seine Ziele zu kommen. So etwas war schrecklich und wir mussten diesen Typen oder dieses Wesen ganz schnell aufhalten, sonst würde das Morden noch weiter gehen.

Wieder erklang die Klingel an der Tür und im nächsten Moment ertönte eine wunderschöne Frauenstimme.

„Alec? Matty?“, fragte diese Stimme und wir drei drehten uns um.

„Marina“, rief Matt aus und stand auf. Vor uns stand eine Schönheit mit langem roten Haar und hellen braunen Augen. Sie war einfach wunderschön, anders konnte man diese Frau nicht beschreiben. Ihr Körper hatte an den richtigen Stellen Rundungen, die auch nicht zu groß waren. Sie hatte bestimmt die Maße 90 60 90. Sie trug enge Jeans, ein Top, was etwas Bauchfrei war und eine kurze Jeansjacke, dazu noch Pumps. Sie sah aus, wie eine Göttin die gerade auf die Erde gekommen war. Die Frau trug kaum Make-Up, nur ein bisschen Lidschatten und Wimperntusche.

Matt umarmte die Frau und da hatte ich erst begriffen, was er gesagt hatte. Das war Marina, die Marina, die Alec vor 530 Jahren heiraten sollte.

Alec stand auch auf und umarmte die wunderschöne Frau. Ich wusste nicht, ob ich auch aufstehen sollte oder einfach sitzen bleiben sollte. Nachdem Alec sie wieder losgelassen hatte, setzte er sich wieder. Matt holte noch einen Stuhl und sie setzte sich zu uns.

„Oh, Hallo. Ich bin Marina“, lächelte sie mich an und zeigte eine Reihe perfekter Zähne. Sie streckte mir die Hand entgegen. „Ich hab von euch gelesen, Alec. Und ich muss sagen, ich liebe deine Lieder, Dejna.“ Ich nahm ihre Hand an und schüttelte sie.

„Danke“, murmelte ich.

„Es ist echt ein Zufall, dass wir uns hier wieder sehen“, plapperte sie weiter und legte Alec eine Hand auf den Oberschenkel. Ich sah zu ihrer Hand und dann zu Alec, dem das gar nicht aufzufallen schien. Matt lachte.

„Ja, das stimmt“, meinte er und wandte sich zu mir. „Du weißt doch sicher schon von dem Hochzeitsspektakel vor 530 Jahren, oder?“, fragte er mich. Ich nickte und Alec nahm meine Hand.

„Fängst du wieder davon an?“, stöhnte Marina. „Matt kann es nie lassen, er ist nur eifersüchtig, dass ich Alec und nicht ihn heiraten sollte“, lachte sie und zwinkerte mir zu.

„Das ist wohl wahr, aber darum geht es nicht“, tat Matt die Sachen ganz locker ab und Alec schüttelte nur lachend den Kopf. „Ich wollte Dejna nur erklären, was du hier erzählst.“

„Früher war hier ein Park und als Matt und ich wieder nach London gekommen waren, nachdem wir nicht zur Hochzeit erschienen sind, haben wir Marina hier getroffen“, erklärte Alec mir.

„Und seitdem haben wir uns hier immer getroffen und da kam es uns nur zugute, als hier ein Imbiss hin gebaut wurde“, lachte Matt.

Im nächsten Moment kam eine Kellnerin, die ein bisschen Überfordert war. Sie sah von Matt zu Alec und wieder zurück. Sie wusste nicht, mit wem sie anfangen sollte zu flirten. Aber da sah sie die Hand von Marina auf Alec Oberschenkel und entschied sich für Matt, der natürlich darauf ansprang. Er lächelte sie charmant an und nahm die Speisekarte an. Alec schüttelte nur den Kopf und sah mit mir in die Karte.

„Hast du großen Hunger?“, fragte er mich leise. Ich seufzte. „Also nein, dann probier die Fritten. Die machen hier eine richtig leckere Soße, die auf die Fritten kommt.“

„Okay, dann nehm ich die“, lächelte ich. „Und dazu noch eine Cola.“ Er nickte und bestellte, nachdem Marina und Matt fertig waren. Er bestellte zwei Cola und eine große Portion von den Fritten. Das kann ja heute noch was werden.
 

Wir saßen jetzt schon eine Stunde hier in dem kleinen Imbiss und unterhielten uns mit Matthew und Marina. Na ja, eigentlich redeten die drei und ich hörte nur zu. Ich fühlte mich irgendwie fehl am Platz. Die drei waren so schön und jeder der rein kam sah erst einmal zu unserem Tisch. Und bestimmt dachten alle, was macht denn das Mauerblümchen da an dem Tisch?

„Auf Kuba war es einfach super“, fing Marina gerade an zu erzählen. Sie war nämlich die letzten Monate auf Kuba gewesen und hatte ein bisschen ausgespannt. Sie war die Tochter eines sehr reichen Mannes und musste selber nichts leisen. Sie wollte etwas, sie bekam es. Ich hörte nur mit einem Ohr zu und sah mich in dem kleinen Imbiss um.

Plötzlich bewegte sich mein Stuhl und ich wurde ein bisschen näher an Alec gezogen. Er küsste mich hinters Ohr.

„Tut mir leid, ich wusste nicht, dass sie kommt und das so ein kleines Wiedersehen wird“, flüsterte er mir ins Ohr. Ich lächelte ihn an und winkte ab.

„Kein Problem, es hört sich so an, als wenn ihr euch lange nicht mehr gesehen habt“, meinte ich und spielte mit der Gabel und der übriggebliebenen Soße herum. Die Pommes waren echt super lecker gewesen und die Soße erst. Es war ein Misch aus Majo und Curryketchup. Einfach köstlich.

„Noch Hunger?“

„Auf keinen Fall, ich platze gleich.“ Er lächelte und küsste mich noch mal hinters Ohr.

„Ist das niedlich, so hab ich Alec ja noch nie gesehen“, schmunzelte Marina und sah uns an. Ich wurde sofort rot. Wie sollte sie auch? Sie war die einzige Beziehung, die Alec gehabt hatte. Sie kannte nur die Seite, die ich jetzt genießen durfte. „Ich hab von eurem Kuss in dem Hotel gelesen. Wo war das noch mal?“, überlegte sie und tippte mit einem manikürten Finger auf ihrem Kinn herum. „Ach, ja, in Miami.“

„Wo du es gerade sagst, ich möchte die Geschichte auch hören, wie ihr euch über den Weg gelaufen seid. Ich weiß ja, dass Alec immer Jamie schickt, um mit den Leuten zu reden“, meinte jetzt auch Matt und sah uns an.

„In New York waren wir im gleichen Hotel und da hab ich nicht aufgepasst und hab ihn angerempelt. Nichts Welt bewegendes“, meinte ich nur.

„Ja doch Welt bewegend, sonst würdest du jetzt nicht hier sitzen“, grinste Matt. Marina hatte sich auf ihrem Stuhl zurück gelehnt und sah Alec an. Dieser lachte und lehnte sich auch zurück. „Er ist dir bestimmt voll auf die Nerven gegangen und dann hast du dich erbarmt und bist mit ihm Essen gegangen. Alec kann sehr nervend sein“, redete Matt weiter und grinste frech. Alec streckte ihm nur die Zunge raus.

„Wo du das gerade sagst, er hat sich wirklich aufgedrängt, immer kam er zu meinen Konzerten. Warum hast du mir das nicht früher gesagt?“, spielte ich Matts Spiel mit. Ihm fiel die Kinnlade herunter, aber dann haute er auf den Tisch und lachte.

„Ich liebe dieses Mädchen. Wo warst du nur die ganze Zeit?“ Ich lachte und bedankte mich. „Verkaufst du sie?“, fragte er jetzt Alec.

„Auf keinen Fall, ich bin beinahe wegen ihr gestorben, für die Schaden kannst du nicht auf kommen“, scherzte Alec auch mit. Ich boxte ihn.

„Blödmann Drache, du hättest mich ihnen ja einfach zum Fraß vorsetzten können“, meinte ich gespielt beleidigt und drehte den Kopf weg. Matt und Alec lachten.

„Zum Fraß? Was ist passiert?“, fragte Marina und sah Alec besorgt an.

„Beruhig dich, das war doch nur Spaß“, meinte Matt. „Oder?“ Jetzt sah auch Matt uns an.

„Nein, es ist nichts passiert“, meinte Alec. „Ihr braucht euch echt keine Sorgen zu machen.“ Sie nickten und beließen es dabei.

„Meine Mutter freut sich schon, dich zu sehen, Alec“, meinte Marina und legte ihm wieder eine Hand auf den Oberschenkel. „Und Vater meinte, dass es endlich an der Zeit wäre, dass du in den Rat eintrittst.“ Schleimerin.

„Mal sehen, wo es mich hinbringt“, meinte Alec nur und lehnte sich zurück.

Ich sah an Matt vorbei zu dem Platz, wo Chad saß, aber dieser saß nicht mehr dort. Ich wollte mich schon nach ihm umsehen, als er plötzlich neben mir stand. Ich erschreckte mich richtig.

„Ich störe euren Plausch nur sehr ungern“, fing er an. „Aber wir müssen zurück. Sven hat gerade angerufen, es hat jemand bei uns eingebrochen.“ Sofort standen alle.

„Was ist mit meiner Mutter?“, fragte Alec.

„Ihr geht es gut. Der Alarm ist sofort angesprungen und Sven konnte sich den Typen schnappen.“ Alec nickte.

„Fahrt ihr schon mal, wir kommen nach“, meinte Matt und rief die Kellnerin. Alec, Chad und ich gingen zu den Autos und dann rasten die beiden zurück zu der Villa. Und was wir da sahen, war nicht gerade hübsch. Im Vorgarten lagen kleine rote Dinge. Wir stiegen aus und dann sah ich was es war. Es waren Menschenteile, Innereien und überall klebte Blut. Ich schrie auf und drehte mich um. Alec nahm mich in den Arm und schützte mich vor dem Anblick.

„Was ist das?“, fragte ich und fing an, zu zittern.

„So wie es aussieht, der Typ, der eingebrochen ist“, murmelte Alec und drückte mich fest an sich. „Lass die Augen zu“, flüsterte er und ich presste meine Augen fest zusammen. Im nächsten Moment glitt Alecs Hand unter meine Kniekehlen und er hob mich hoch. Er trug mich bis ins Haus und ins Wohnzimmer, wo er mich auf dem Sofa wieder runter ließ. Ich zitterte immer noch wie Espenlaub und kniff die Augen immer noch zu. „Dejna“, flüsterte Alec und nahm mein Gesicht in seine Hände. „Hey, Süße, sieh mich an. Mach die Augen auf.“ Langsam tat ich, was er sagte und sah in strahlend blaue Augen. „Hey, alles ist okay.“ Er strich über meine Wange und küsste mich dann. Ich erwiderte den Kuss und hörte langsam auf, zu zittern.

„Alec!“ Wir lösten uns und Jillian kam ins Wohnzimmer gelaufen. Alec ignorierte seine Mutter für einen Moment.

„Alles okay?“ Ich nickte und rieb mir über die Beine. Alec zog mir die Stiefelletten aus und ich zog die Beine aufs Sofa, meine Arme schlang ich um sie. „Was ist passiert“, wollte er dann wissen, stand auf und drehte sich um. Chad und Sven standen auch im Raum. Und als ich Sven sah zog ich scharf die Luft ein. Seine linke Gesichtshälfte war verbrannt und hatte hässliche Eiterblasen.

„Ich hatte den kleinen Pisser geschnappt und wollte ihn ins Haus schaffen, um ihn zu befragen, da sah ich, dass er einen Bombengürtel trug. Ich hatte nicht mehr so viel Zeit, bevor der Gürtel hoch ging. Also hab ich den Typen gepackt und war mit ihm in den Vorgarten gesprungen“, erzählte Sven.

Im nächsten Moment ertönte ein weiterer Schrei. Marina. Dann hörten wir Schritte und auch Marina und Matt standen im Wohnzimmer.

„Hübscher Vorgarten, Alec“, meinte Matthew und zog eine leichenblasse Marina hinter sich her. Er drückte sie auf einen Sessel.

„Mimi, wir brauchen was zu trinken. Scotch“, rief Jillian. Es dauerte nicht lange, bis Mimi mit einem Tablett ins Zimmer kam und uns den Scotch brachte. Marina stürzte die braune Flüssigkeit mit einem Schluck runter, ich brauchte zwei Schlücke.

„War das der Einbrecher?“, fragte Marina und erhielt ein Nicken von Alec.

„Hat er irgendwas angestellt?“, wollte Alec wissen, aber Sven schüttelte den Kopf und ich sah mit an, wie eine Blase immer kleiner wurde und dann verschwand. Svens Gesicht heilte schon. Zum Glück.

„Schade, dass der Pisser tot ist, sonst hätten wir ihn befragen können“, ärgerte sich Chad.

„Egal, Hauptsache keinem ist was schlimmes passiert“, meinte Alec. Chad nickte. „Könnt ihr die Schweinerei draußen aufräumen?“ Wieder nickte Chad und er und Sven machten sich an die Arbeit.

„Das ist nicht normal. Du hast doch keinem etwas getan, oder?“, fragte Marina und sah Alec an. „Du musst mehr Sicherheitsleute einstellen, Alec. Du bist in Gefahr. Es ist doch offensichtlich, dass irgendjemand dich tot sehen will.“ Alec fuhr sich durchs Gesicht.

„Ich muss ein paar Anrufe machen“, sagte er und drehte sich zu mir um. Ich nickte.

„Ist okay, ich komme schon klar“, meinte ich. „Ich gehe ins Bett, ich glaube, mehr ertrage ich heute nicht.“ Er nickte und ging aus dem Zimmer. Oh Alec, wer wollte dich denn nur so schnell los werden? 

Kapitel 33

Kapitel 33
 

Alec:
 

Nichts. Das kann doch nicht wahr sein!

„Habt ihr was heraus bekommen?“, wollte Marina wissen, als ich zurück ins Wohnzimmer kam und mich aufs Sofa setzte. Sie stand von ihrem Sessel auf und kam zu mir aufs Sofa. Dejna war schon hoch gegangen. Sie war wirklich blass geworden, nachdem sie das Spektakel draußen gesehen hatte. Diesen Anblick hätte ich ihr am liebsten erspart.

„Nein, nichts. Es waren nur noch Überreste von dem Typen übrig.“ Mom kam ins Zimmer und setzte sich auf einen Sessel. „Ist Dejna am schlafen?“, fragte ich sie. Mom nickte.

„Das hat sie wirklich mit genommen“, meinte sie und nahm sich ein Glas und den Scotch. Auch Marina nahm sich ein neues Glas und schüttelte Scotch hinein, dann gab sie mir das Glas. Ich bedankte mich und schürzte die braune Flüssigkeit herunter. Marina schüttelte mir nach.

„Das sie schon bis hier hin vordringen heißt doch nur, dass sie Angst vor dir haben, Alec“, meinte Matt und setzte sich auf dem Sessel in den Männersitz. Ich lehnte mich zurück und kniff mir in die Nase.

„Ja, aber mir wäre es lieber, wenn sie nur mich angreifen würden. Aber so einfach wird es glaub ich nie sein“, murmelte ich und nahm noch einen Schluck von dem Scotch.

„Und was war euer Witz eben?“, wollte Marina wissen. „Ich glaube nämlich nicht, dass es ein Scherz gewesen sein sollte.“ Ich seufzte und massierte mir den Nacken. Ich war so angespannt und steif.

„Sie wollten Dejna entführen, aber sie hatten uns gewarnt“, fing Jamie an zu erzählen, aber ich hörte nicht weiter zu. Ich kannte die Geschichte, ich hatte sie erlebt. Ich dachte lieber, an gestern, als wir so viel Spaß in dem Club gehabt hatten, als ich mit Dejna getanzt hatte. Diese zwei Tage, oder eher der Abend und den einen Tag, hatten so gut getan. Ich hatte entspannen können und mir keine Sorgen machen müssen, sei es um die Firma oder um diese Typen, die wohl meinen tot wollten. Ich seufzte und legte mein Bein über das andere, damit ich im Männersitz saß. Den Scotch hatte ich auch schon wieder leer getrunken und Marina schenkte mir nach. Dann lehnte sie sich zurück und sah mich an.

„Du bist so verspannt, Alec“, murmelte sie und strich mir leicht durchs Haar.

„Hast du die Typen, die ihr im Hyde Park getötet habt untersuchen lassen?“, fragte Matt und sah mich ernst an. Ich nickte.

„Keine Brieftaschen und es gibt auch keine Akten mehr. Aussichtslos“, meinte ich und schloss die Augen. Ich habe selbst das alte Handy von Bastian untersuchen lassen, aber das Handy von dem Typen, der ihn angesprochen hatte, existierte auch nicht mehr. Chad hatte es sofort sicher gestellt, als er ein Gespräch zwischen Bastian und Dejna mitgehört hatte. Dejna hatte ich nichts davon gesagt, ich wollte nicht, dass sie sich unnötige Sorgen machte. Sie steckte schon mit beiden Beinen in der Scheiße, da musste sie nicht noch weiter sinken. Und außerdem sah ich ihr an, dass es sie ein bisschen überforderte, was hier alles passierte.

„Du brauchst mal Ruhe, Alec“, meinte Marina und strich mir weiter durchs Haar. Ich packte ihre Hand und stoppte sie.

„Bitte lass das“, bat ich sie und sah ihr in die hell braunen Augen, die sie von ihrem Vater geerbt hatte. Ich sah in ihren Augen, was sie empfand. Sie war einfach zu leicht zu lesen, schon immer. Genau in so einen Moment hatte ich ihr angesehen, dass sie noch nicht bereit war, zu heiraten. Ich hatte sie geliebt und früher war ich schon davon ausgegangen, dass Marina die Mutter meiner Kinder wird.

Aber jetzt hatte ich eine andere Marina vor mir sitzen. Sie war älter, reifer und sie wusste, was sie wollte. Und das war das, was sie schon immer gewollt hatte. Mich.

Aber jetzt wollte ich sie nicht mehr. Nachdem ich 200 Jahre auf sie gewartet hatte, dass sie bereit war, mit mir ihr ganzes Leben zu verbringen, wollte ich nicht mehr warten. Ich war es leid, immer von ihr zurückgewiesen zu werden. Und jetzt war Dejna in meinem Leben und der Unterschied war, dass sie mich wollte und ich wollte sie. Wenn das alles vorbei war, würde ich sie fragen. Ich würde nicht zögern und ein Ich brauche noch Zeit werde ich nicht akzeptieren.

Ich ließ Marinas Hand los und fuhr mir durchs Gesicht.

„Marina hat Recht, du siehst scheiße aus und du hast einfach zu viel um die Ohren“, meinte Matt. „Lass uns helfen. Ich werd mich auch ran setzten und zusammen finden wir diese Typen.“ Ich weiß nicht, ich wollte Matt nicht mit hinein ziehen. „Und ich dulde keine Widerrede. Du bist mein bester Freund, Alec, und wenn die was gegen dich haben, dann haben sie automatisch auch etwas gegen mich.“ Matt stand auf und haute die Faust auf seinen flache Hand. „Ich werde jetzt telefonieren gehen und meine Leute antanzen lassen. Wir müssen diese Typen finden.“ Damit ging er aus dem Wohnzimmer. Ich schüttelte nur den Kopf.

„Hitzkopf“, murmelte ich.

„Ich hab dich auch lieb, Alec“, rief er noch und ich lachte auf. Idiot.

Ich sah zu Mutter, die sich jetzt schon ihr achtes Glas Scotch machte.

„Mom, geh ins Bett, bitte. Das Trinken bringt auch nichts, nur einen Kater und der ist auch nicht hilfreich für Morgen Abend.“ Sie seufzte und stellte ihr Glas auf den Tisch.

„Du hast ja Recht“, meinte sie. Ich stand auf und zog sie auf die Beine.

„Oder nehm ein Bad.“ Sie nickte und küsste meine Wange.

„Bitte, tu nichts unüberlegtes, Alec. Ich will dich nicht auch noch verlieren.“

„Ich passe schon auf.“ Sie nickte und ich küsste noch mal ihre Stirn, bevor sie hoch ging. Ich setzte mich auf den Sessel, auf dem meine Mutter gesessen hatte, nahm mir ihr Glas und kippte den Scotch runter.

„Alec“, fing Marina an, aber ich hielt die Hand hoch und stoppte sie so. Dann machte ich mir noch ein Glas und stürzte es auch in einem runter. Bevor ich mir noch ein Glas ein schütteln konnte, nahm Marina sich die Flasche und stellte sie neben das Sofa auf den Boden. „Alec, du hast gerade deiner Mutter gesagt, dass es nichts bringt zu trinken.“ Ich seufzte und lehnte mich zurück. Marina kam zu mir und setzte sich auf meinen Schoß, so das sie mich ansehen konnte.

„Marina, bitte“, sagte ich und wollte sie von meinem Schoß drücken, aber sie nahm meine Hände verschränkte unsere Finger und pinnte meine Hände auf die Rückenlehne des Sesseln. Es huschte ein brauner Schimmer über ihre Haut und ihr Griff wurde stärker. Sie griff auf die Stärke des Drachen zurück.

„Hör mir zu“, verlangte sie. „Du bringst dieses Mädchen in Gefahr, Alec. Sie kann sich nicht wehren, geschweige denn dich beschützen, wenn es mal sein muss. Du weißt, dass nur wir zwei zusammen gehören, das wusstest du schon immer.“

„Hör auf damit.“ Ich drückte ihre Hände zurück und stand auf. Marina kam auf ihren Füßen auf und taumelte etwas zurück. „Du hast nie gewusst, was genau du wolltest. Nicht ich. Ich wusste immer, das du das einzige warst, was mir etwas bedeutet hat.“

„Das ist nicht wahr. Ich wusste immer was ich wollte, ich wollte immer nur dich.“

„Wenn du mich wolltest, warum hast du mich dann immer abgewiesen? Du wolltest nur das Gefühl haben, jemanden zu haben, aber binden wolltest du dich nie.“

„Jetzt aber. Alec, nachdem du vor 300 Jahren gegangen bist, als du mir sagtest, dass es endgültig vorbei war, habe ich erst begriffen, wie viel du mir bedeutest.“ Ich schüttelte den Kopf.

„Du willst nur das, was andere haben.“

„Das ist nicht wahr.“ Sie schüttelte auch den Kopf. „Seit wir uns kennengelernt haben, gab es nur dich, Alec.“ Ich sah ihr in die hell braunen Augen. „Ich liebe dich, Alec.“

„Und ich liebe Dejna.“

„Das ist nicht wirklich dein Ernst. Sie ist nur ein Lückenfüller, Alec, wie all die anderen Frauen. In deinem Inneren weißt du, dass nur ich die Richtige für dich bin.“

„Nein, nicht mehr.“ Ihre Augen wurde größer, aber dann stand sie vor mir und küsste mich. Ich drückte sie weg. „Hör auf.“ Aber sie schüttelte nur den Kopf.

„Küss mich, Alec. Küss mich und sag mir dann, dass du nicht doch noch Gefühle für mich hast.“

„Dafür brauche ich dich nicht küssen, Marina.“ Sie lächelte und sah an uns herunter.

„Ja? Denn dein Körper und dein Geist sagen etwas anderes.“ Ich hatte sie nur von mir gedrückt. Sie stand immer noch nah an meinem Körper und brauchte nur den Arm zu heben, um mich zu berühren. „Bestreite es nicht, Alec. Du bist verletzt, weil ich all die Jahre so ein Idiot war und nicht gemerkt habe, wie sehr ich dich liebe. Und dafür kannst du mich wirklich hassen, aber wir beide wissen, dass du das nicht tust.“ Sie hob die Hand und strich mit ihrem Zeigefinger über meine Unterlippe. „Küss mich.“  

Kapitel 34

Kapitel 34
 

Alec:
 

Nichts. Das kann doch nicht wahr sein!

„Habt ihr was heraus bekommen?“, wollte Marina wissen, als ich zurück ins Wohnzimmer kam und mich aufs Sofa setzte. Sie stand von ihrem Sessel auf und kam zu mir aufs Sofa. Dejna war schon hoch gegangen. Sie war wirklich blass geworden, nachdem sie das Spektakel draußen gesehen hatte. Diesen Anblick hätte ich ihr am liebsten erspart.

„Nein, nichts. Es waren nur noch Überreste von dem Typen übrig.“ Mom kam ins Zimmer und setzte sich auf einen Sessel. „Ist Dejna am schlafen?“, fragte ich sie. Mom nickte.

„Das hat sie wirklich mit genommen“, meinte sie und nahm sich ein Glas und den Scotch. Auch Marina nahm sich ein neues Glas und schüttelte Scotch hinein, dann gab sie mir das Glas. Ich bedankte mich und schürzte die braune Flüssigkeit herunter. Marina schüttelte mir nach.

„Das sie schon bis hier hin vordringen heißt doch nur, dass sie Angst vor dir haben, Alec“, meinte Matt und setzte sich auf dem Sessel in den Männersitz. Ich lehnte mich zurück und kniff mir in die Nase.

„Ja, aber mir wäre es lieber, wenn sie nur mich angreifen würden. Aber so einfach wird es glaub ich nie sein“, murmelte ich und nahm noch einen Schluck von dem Scotch.

„Und was war euer Witz eben?“, wollte Marina wissen. „Ich glaube nämlich nicht, dass es ein Scherz gewesen sein sollte.“ Ich seufzte und massierte mir den Nacken. Ich war so angespannt und steif.

„Sie wollten Dejna entführen, aber sie hatten uns gewarnt“, fing Jamie an zu erzählen, aber ich hörte nicht weiter zu. Ich kannte die Geschichte, ich hatte sie erlebt. Ich dachte lieber, an gestern, als wir so viel Spaß in dem Club gehabt hatten, als ich mit Dejna getanzt hatte. Diese zwei Tage, oder eher der Abend und den einen Tag, hatten so gut getan. Ich hatte entspannen können und mir keine Sorgen machen müssen, sei es um die Firma oder um diese Typen, die wohl meinen tot wollten. Ich seufzte und legte mein Bein über das andere, damit ich im Männersitz saß. Den Scotch hatte ich auch schon wieder leer getrunken und Marina schenkte mir nach. Dann lehnte sie sich zurück und sah mich an.

„Du bist so verspannt, Alec“, murmelte sie und strich mir leicht durchs Haar.

„Hast du die Typen, die ihr im Hyde Park getötet habt untersuchen lassen?“, fragte Matt und sah mich ernst an. Ich nickte.

„Keine Brieftaschen und es gibt auch keine Akten mehr. Aussichtslos“, meinte ich und schloss die Augen. Ich habe selbst das alte Handy von Bastian untersuchen lassen, aber das Handy von dem Typen, der ihn angesprochen hatte, existierte auch nicht mehr. Chad hatte es sofort sicher gestellt, als er ein Gespräch zwischen Bastian und Dejna mitgehört hatte. Dejna hatte ich nichts davon gesagt, ich wollte nicht, dass sie sich unnötige Sorgen machte. Sie steckte schon mit beiden Beinen in der Scheiße, da musste sie nicht noch weiter sinken. Und außerdem sah ich ihr an, dass es sie ein bisschen überforderte, was hier alles passierte.

„Du brauchst mal Ruhe, Alec“, meinte Marina und strich mir weiter durchs Haar. Ich packte ihre Hand und stoppte sie.

„Bitte lass das“, bat ich sie und sah ihr in die hell braunen Augen, die sie von ihrem Vater geerbt hatte. Ich sah in ihren Augen, was sie empfand. Sie war einfach zu leicht zu lesen, schon immer. Genau in so einen Moment hatte ich ihr angesehen, dass sie noch nicht bereit war, zu heiraten. Ich hatte sie geliebt und früher war ich schon davon ausgegangen, dass Marina die Mutter meiner Kinder wird.

Aber jetzt hatte ich eine andere Marina vor mir sitzen. Sie war älter, reifer und sie wusste, was sie wollte. Und das war das, was sie schon immer gewollt hatte. Mich.

Aber jetzt wollte ich sie nicht mehr. Nachdem ich 200 Jahre auf sie gewartet hatte, dass sie bereit war, mit mir ihr ganzes Leben zu verbringen, wollte ich nicht mehr warten. Ich war es leid, immer von ihr zurückgewiesen zu werden. Und jetzt war Dejna in meinem Leben und der Unterschied war, dass sie mich wollte und ich wollte sie. Wenn das alles vorbei war, würde ich sie fragen. Ich würde nicht zögern und ein Ich brauche noch Zeit werde ich nicht akzeptieren.

Ich ließ Marinas Hand los und fuhr mir durchs Gesicht.

„Marina hat Recht, du siehst scheiße aus und du hast einfach zu viel um die Ohren“, meinte Matt. „Lass uns helfen. Ich werd mich auch ran setzten und zusammen finden wir diese Typen.“ Ich weiß nicht, ich wollte Matt nicht mit hinein ziehen. „Und ich dulde keine Widerrede. Du bist mein bester Freund, Alec, und wenn die was gegen dich haben, dann haben sie automatisch auch etwas gegen mich.“ Matt stand auf und haute die Faust auf seinen flache Hand. „Ich werde jetzt telefonieren gehen und meine Leute antanzen lassen. Wir müssen diese Typen finden.“ Damit ging er aus dem Wohnzimmer. Ich schüttelte nur den Kopf.

„Hitzkopf“, murmelte ich.

„Ich hab dich auch lieb, Alec“, rief er noch und ich lachte auf. Idiot.

Ich sah zu Mutter, die sich jetzt schon ihr achtes Glas Scotch machte.

„Mom, geh ins Bett, bitte. Das Trinken bringt auch nichts, nur einen Kater und der ist auch nicht hilfreich für Morgen Abend.“ Sie seufzte und stellte ihr Glas auf den Tisch.

„Du hast ja Recht“, meinte sie. Ich stand auf und zog sie auf die Beine.

„Oder nehm ein Bad.“ Sie nickte und küsste meine Wange.

„Bitte, tu nichts unüberlegtes, Alec. Ich will dich nicht auch noch verlieren.“

„Ich passe schon auf.“ Sie nickte und ich küsste noch mal ihre Stirn, bevor sie hoch ging. Ich setzte mich auf den Sessel, auf dem meine Mutter gesessen hatte, nahm mir ihr Glas und kippte den Scotch runter.

„Alec“, fing Marina an, aber ich hielt die Hand hoch und stoppte sie so. Dann machte ich mir noch ein Glas und stürzte es auch in einem runter. Bevor ich mir noch ein Glas ein schütteln konnte, nahm Marina sich die Flasche und stellte sie neben das Sofa auf den Boden. „Alec, du hast gerade deiner Mutter gesagt, dass es nichts bringt zu trinken.“ Ich seufzte und lehnte mich zurück. Marina kam zu mir und setzte sich auf meinen Schoß, so das sie mich ansehen konnte.

„Marina, bitte“, sagte ich und wollte sie von meinem Schoß drücken, aber sie nahm meine Hände verschränkte unsere Finger und pinnte meine Hände auf die Rückenlehne des Sesseln. Es huschte ein brauner Schimmer über ihre Haut und ihr Griff wurde stärker. Sie griff auf die Stärke des Drachen zurück.

„Hör mir zu“, verlangte sie. „Du bringst dieses Mädchen in Gefahr, Alec. Sie kann sich nicht wehren, geschweige denn dich beschützen, wenn es mal sein muss. Du weißt, dass nur wir zwei zusammen gehören, das wusstest du schon immer.“

„Hör auf damit.“ Ich drückte ihre Hände zurück und stand auf. Marina kam auf ihren Füßen auf und taumelte etwas zurück. „Du hast nie gewusst, was genau du wolltest. Nicht ich. Ich wusste immer, das du das einzige warst, was mir etwas bedeutet hat.“

„Das ist nicht wahr. Ich wusste immer was ich wollte, ich wollte immer nur dich.“

„Wenn du mich wolltest, warum hast du mich dann immer abgewiesen? Du wolltest nur das Gefühl haben, jemanden zu haben, aber binden wolltest du dich nie.“

„Jetzt aber. Alec, nachdem du vor 300 Jahren gegangen bist, als du mir sagtest, dass es endgültig vorbei war, habe ich erst begriffen, wie viel du mir bedeutest.“ Ich schüttelte den Kopf.

„Du willst nur das, was andere haben.“

„Das ist nicht wahr.“ Sie schüttelte auch den Kopf. „Seit wir uns kennengelernt haben, gab es nur dich, Alec.“ Ich sah ihr in die hell braunen Augen. „Ich liebe dich, Alec.“

„Und ich liebe Dejna.“

„Das ist nicht wirklich dein Ernst. Sie ist nur ein Lückenfüller, Alec, wie all die anderen Frauen. In deinem Inneren weißt du, dass nur ich die Richtige für dich bin.“

„Nein, nicht mehr.“ Ihre Augen wurde größer, aber dann stand sie vor mir und küsste mich. Ich drückte sie weg. „Hör auf.“ Aber sie schüttelte nur den Kopf.

„Küss mich, Alec. Küss mich und sag mir dann, dass du nicht doch noch Gefühle für mich hast.“

„Dafür brauche ich dich nicht küssen, Marina.“ Sie lächelte und sah an uns herunter.

„Ja? Denn dein Körper und dein Geist sagen etwas anderes.“ Ich hatte sie nur von mir gedrückt. Sie stand immer noch nah an meinem Körper und brauchte nur den Arm zu heben, um mich zu berühren. „Bestreite es nicht, Alec. Du bist verletzt, weil ich all die Jahre so ein Idiot war und nicht gemerkt habe, wie sehr ich dich liebe. Und dafür kannst du mich wirklich hassen, aber wir beide wissen, dass du das nicht tust.“ Sie hob die Hand und strich mit ihrem Zeigefinger über meine Unterlippe. „Küss mich.“  

Kapitel 35

Kapitel 35

Dejna:
 

Meine letzte Nacht war sehr unruhig. Ich hatte zwar nicht meinen üblichen Albtraum, stattdessen hatte ich einen schrecklichen Traum über herumfliegende Organe, ganz viel Blut und einer Explosion. Mitten in der Nacht war ich hoch geschreckt und aus diesem schrecklichen Traum gerissen worden. In dem Moment war Alec ins Zimmer gekommen. Er hatte mich sofort besorgt angesehen und war zu mir gekommen. Er war dann auch ins Bett gekommen und ab da an, waren die Träume nicht mehr so schlimm. Ich träumte trotzdem noch von einer Explosion, aber die Organe und das ganze Blut war nicht mehr da.

Aber als ich wieder auf wachte, war Alec wieder nicht da. Der ganze Mist ging ihm wirklich unter die Haut. Ich wollte ihm etwas abnehmen, ich wollte für ihn da sein. Also stand ich auf, wusch mich schnell und zog mich an. Schnell lief ich die Treppe herunter und bog dann links ab, um in Alecs Büro zu kommen. Aber als ich in diesem ankam, war jemand ganz anderes in dem Raum.

„Oh, guten Morgen, Dejna“, lächelte mich die Person an. Diese wunderschöne und vollkommene Person. Marina.

Alecs Büro war sehr einfach gestaltet. Wenn man in den Raum hinein kam hatte man eine Sofaecke an der gegenüber liegenden Wand, wo Marina jetzt saß. Und direkt neben der Tür stand Alecs Mahagoni Schreibtisch. Er stand an keiner Wand, er stand frei im Raum und war eigentlich auch das Zentrum des Zimmers. Aber dieser erweckte nicht mein Interesse, sondern Marina. Sie saß auf dem Sofa, hatte die Beine überschlagen und hatte nur einen Seidenmorgenmantel an. Dadurch das sie die Beine überschlagen hatte, konnte man ihr perfektes Bein sehen. In der Hand hatte sie eine Tasse, wohl mit Kaffee gefüllt.

„Morgen“, lächelte ich. „Ähm, weißt du, wo Alec ist?“

„Eben war er noch hier“, meinte sie und strich sich über die Lippen. Unmerklich ballte ich eine Hand zur Faust und beobachtete ihren Finger. In mir zog sich etwas zusammen, aber ich zeigte es nicht offen.

„Also weißt du nicht, wo er ist?“

„Es hat jemand angerufen und dann ist er raus gegangen.“ Ich nickte und ging wieder aus dem Raum. Okay, D, einmal ein und aus atmen. Marina hat sich nur über die Lippe gestrichen, sinnlich über die Lippe gestrichen, das muss nicht zwingend heißen, dass Alec an ihren Lippen gewesen ist. An diesen roten und vollkommenen Lippen.

Ich schüttelte den Kopf. Das würde er mir nicht antun.

Ich ging in die Küche, wo Jillian und Chad an dem Tisch saßen und frühstückten.

„Guten Morgen“, begrüßte Jillian mich. „Alles okay bei dir?“ Sie sah auf meine geballte Hand. Ich folgte ihrem Blick und löste meine Hand dann.

„Ja, mir geht es gut“, lächelte ich. „Wisst ihr wo Alec ist?“

„Eben war er noch in seinem Büro.“ Ich nickte. Jetzt nicht mehr.

„Ja, da war ich gerade schon.“ Ich seufzte und setzte mich zu den beiden. Auf dem Tisch standen Pfannkuchen und alle möglichen Sachen, die man sich darauf schmieren konnte. Chad gab mir einen Teller und lächelte.

„Tee?“, fragte er. Ich schüttelte den Kopf.

„Dann Kaffee“, meinte Joe, kam zu uns und stellte mir eine Tasse hin, dann schüttelte er mir Kaffee ein. Ich bedankte mich und tat Zucker und Milch noch in den Kaffee, dann rührte ich.

„Alec wird nicht weit sein. Matt wollte gleich vorbei kommen, also wird er nicht weggefahren sein“, meinte Jillian. Ich nahm mir einen Pfannkuchen und beschmierte ihn mit Nutella.

Im nächsten Moment betrat jemand die Küche und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich sah auf und in Alecs strahlend blaue Augen.

„Morgen“, meinte er, beugte sie zu mir runter und küsste meine Wange.

„Morgen, wo warst du? Ich hab dich gesucht“, meinte ich.

„Ich war nur hinten im Garten, ich musste telefonieren. Ich werde Matt jetzt holen gehen. Wir haben durch die Blutanalyse von dem Typen von gestern eine Wohnung ausfindig machen können“, erzählte er uns. Chad stand sofort auf.

„Du gehst nicht alleine“, sagte er.

„Hatte ich nicht vor.“ Ich seufzte und sah Alec an. „Ich will mir das ganze nur mal ansehen“, versprach er mir. Ich nickte.

„Wenn du wieder da bist, müssen wir reden.“

„Mir passiert schon nichts.“ Er küsste mich auf den Scheitel und ging dann mit Chad. Wieder einmal seufzte ich.

„Was ist denn los?“, fragte mich Jillian, aber ich winkte nur ab.

„Und was machen wir jetzt, bis heute Abend?“, fragte ich. Ich wollte nicht hier herum sitzen und warten, bis Alec wieder da war, weil dann würde ich über ihn und Marina nachdenken und das war das letzte was ich wollte. Marina war nun mal perfekt und das war ich nicht. Sie kannte sich mehr mit dem allen hier aus und ich musste langsam daran gewöhnt werden. Klar, dass er sie vorzieht.

„Wir können ins Wellnesscenter fahren und uns verwöhnen lassen“, schlug Jillian vor. Ich stimmte zu, weil ich einfach nur hier raus wollte.

Also machten Jillian und ich uns nach dem Frühstück fertig und wurden dann von Jamie begleitet. Wir machten uns einen schönen Tag. Ich gönnte mir eine Mani- und Pediküre, eine Massage und eine Gesichtsreinigung. Und die Gedanken an Marina und Alec verbannte ich aus meinem Kopf. Immer wenn sie wieder in meinen Kopf drangen, hatte ich sie hinaus geprügelt.

Nachdem wir alles hinter uns hatten, bestand Jillian darauf alles zu bezahlen. Ich fand das nicht so gut, aber sie duldete keine Widerrede. Und auch als wir wieder zurück zur Villa fuhren, meinte sie, dass sie noch ihren Stylisten rufen würde, der uns die Haare machen würde und uns auch schminken würde, für den Ball. Sie hatte dann auch sofort ihr Handy gezückt und angerufen.

In der Villa war ich dann sofort duschen gegangen. Alec war noch nicht da gewesen und auch Marina war nicht mehr da. Sie hatte Jamie Bescheid gesagt, dass sie nach Hause fahren würde und sich auch fertig machen wollte. Er hatte sie natürlich gefahren.

Als ich aus dem Bad kam, ging die Zimmertüre auf und Alec stand im Türrahmen. Ich sah ihn an, wie er da stand. In einer Jeanshose und einem T-Shirt und der Jeansjacke. Er sah gut aus, so wie immer. Ich dahingegen stand in ein Handtuch eingewickelt da, das meinen zu dünnen Körper verdeckte. Ich schluckte und ging zu meiner Tasche, um mir etwas an zu ziehen.

„Alles okay?“, fragte Alecs raue Stimme. „Mom sagte mir, ihr hattet einen schönen Tag im Wellnesscenter.“ Ich nickte.

„Ja, es war schön.“

„Worüber wolltest du denn reden?“ Er machte die Türe zu und zog sich die Jacke aus. Ich blieb mit dem Rücken zu ihm stehen. Mittlerweile hatte ich schon Unterwäsche, eine Jogginghose und Shirt an.

„Liebst du Marina noch?“, fragte ich und drehte mich nicht um. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen.

„Wie kommst du denn darauf?“

„Weil es so aussieht.“ Ich drehte mich jetzt doch zu ihm um. „Ich bin doch nicht blöd, du solltest sie heiraten, Alec. Ihr ward bestimmt das süßeste Paar der Welt.“ Er schüttelte den Kopf.

„Dejna, das mit mir und Marina ist Vergangenheit“, versuchte er mir weiß zu machen.

„Sie ist bestimmt anderer Meinung. Sie ist hübscher als ich und ich kann es verstehen, wenn du immer noch Gefühle für sie hast, sie ist deine beste Freundin und ihr ward lange zusammen, aber bitte mach mir nichts vor.“ Er schluckte und sah mir in die Augen. In diesen tobte ein Sturm von Gefühlen.

Plötzlich ging die Tür auf und Marina tauchte im Türrahmen auf. Sie kam herein und stellte sich an Alecs Seite.

„Jamie möchte dich sprechen“, sagte sie zu ihm und umklammerte seinen Arm. „Und danke, dass ich hier bleiben darf. Meine Eltern kommen erst heute Abend wieder und ich fühle mich so alleine in dem großen Haus.“ Sie beugte sich vor und küsste seinen Mundwinkel. Alec und ich sahen uns nur an. Es war so surreal, was hier gerade passierte.

„Ich komme jetzt“, sagte Alec und zog seinen Arm aus Marinas Griff. Sie sah mich an und ging dann. „Ich habe keine Gefühle für Marina, nicht mehr und das habe ich ihr gesagt. Aber sie hat noch Gefühle für mich, ich weiß, dass es nicht leicht ist, das zu glauben, weil du denkst, dass Marina perfekt ist, aber du musst mir glauben, wenn ich dir sage, dass da nichts läuft.“

„Das sah gerade anders aus“, meinte ich.

„Ja, weil sie mit allen Mitteln versucht, mich davon zu überzeugen, dass ich sie immer noch liebe.“ Alec kam zu mir und nahm meine Hände in seine. „Ich liebe sie nicht mehr, Dejna.“ Ich schluckte und sah in seine Augen. Ich wollte die Wahrheit in ihnen lesen, aber im Moment war in Alec so viel los, dass ich es nicht erkennen konnte.

Wieder klopfte es und Jillian kam herein.

„Süße, wir müssen jetzt langsam weiter machen. Mein Stylist ist auch schon da“, meinte sie, kam zu uns und drückte mich in Richtung Türe. „Du mein Lieber machst dich auch mal langsam fertig“, sagte sie ihrem Sohn. Ich sah über meine Schulter zu Alec, der nur nickte. Jillian brachte mich in ihr Zimmer und drückte mich auf einen Stuhl. Ein Mann war schon in dem Zimmer und breitete seine ganzen Sachen auf Jillians Schminktisch aus, der auch einen Spiegel hatte. Der Mann drehte sich um und lächelte mich an.

„Ja, ich sehe es schon. Die Haare kommen auf die linke Seite. Geflochten. Perfekt.“ Ich verstand gar nichts und ließ den Typen einfach machen. Er föhnte erst meine Haare und dann kämmte er sie, sodass sie über meine linke Schulter fielen. Er fing an, sie zu flechten und fixierte dann alles mit Haarspray. Danach fing er an, mich zu schminken. Er benutzte ganz dezentes blau für meine Augen, dann noch etwas Wimperntusche und Lippenstift. Der Lidschatten war so dezent, dass man ihn kaum sah und auch der Lippenstift war ein leichtes rosa, dass meine Lippen etwas hervorhob. Er hatte mir erst Make-Up ins Gesicht schmieren wollen, aber ich hatte ihn sofort aufgehalten. Also benutzte er jetzt etwas Rouch, um meine Wangen etwas roter zu machen, damit ich nicht so blass aussah.

„Wunderschön“, sagte er, als er fertig war und ich sah mich um Spiegel an. Ich musste zugeben, dass ich wirklich hübsch aussah, aber richtige Lust hatte ich nicht mehr auf diesen Ball zu gehen. Ich wusste nicht, was hier los war und was das alles mit Marina zutun hatte und ob Alec wirklich Gefühle für mich hatte oder ich doch nur ein Spielzeug in seiner Sammlung war.

Kapitel 36

Kapitel 36
 

Das Telefon klingelte und klingelte und klingelte, bis endlich abgehoben wurde.

„Ja?“, fragte eine Frauenstimme, die mir sehr bekannt war. Mein bester Spion hatte eine Idee gehabt, der ich statt gegeben hatte.

„Wie läuft unser Plan?“, fragte mein Spion. Ich hatte verlangt, dass er nach dem Rechten sah und dass wir unsere neue Gespielin anrufen sollten. Ich blieb natürlich still und hörte dem Gespräch zu.

„Nicht so gut. Alec lässt sich nicht von mir einwickeln, ich habe Ihnen von Anfang an gesagt, dass er nichts mehr für mich empfindet“, sagte sie und ihre Stimme zitterte leicht. „Bitte, lassen Sie es gut sein. Alec ist kein schlechter Mensch, er hat nichts unrechtes getan“, flehte sie.

„Wenn du nicht tust, was ich sage, werde ich deine Eltern in Stücke reißen, hast du gehört? Bringe Alec dazu mit dir zugehen. Ich will ihn, wenn nicht, sind deine Eltern tot.“

„Alec hört nicht auf mich, versteht Ihr nicht? Er liebt Dejna.“

Ich langweilte mich. Dieses Mädchen langweilte mich. Der Plan hatte plausibel geklungen, aber jetzt, wo ich wusste, dass selbst Marina Smith nichts mehr gegen Alec in der Hand hatte, dass ich mir Dejna schnappen musste. Sie war der einzige Weg zu Alecs kleinen Herzen, dass ich unbedingt in meinen Händen zerquetschen musste. Genauso, wie das Herz seines Vaters. 

Kapitel 37

Kapitel 37

Dejna:
 

Jillian hatte mich, nachdem ich fertig war, in das nächste Zimmer geschickt, wo mein Kleid sein sollte. Und dort lag mein blauer Traum von einem Kleid auf dem Bett. Auf dem Boden standen Pumps in der gleichen Farbe. Ich seufzte und zog mich aus. Ich hatte eben eine meiner besten Bhs und Slips angezogen, beide aus Spitze.

Vorsichtig nahm ich das Kleid und stieg hinein. Ich zog es hoch und richtete alles, bevor ich versuchte, es alleine zuzuschnüren. Allerdings kam ich nicht weit.

Plötzlich wurden meine Hände sanft beiseite geschoben. Ich brauchte mich nicht umdrehen, um zu sehen wer es war. Allein die Sanftheit, wie er meine Hände weg gedrückt hatte, sprach für Alec. Und außerdem stieg mir sein wundervoller Geruch in die Nase. Ein frischer Sommermorgen.

„Du siehst wunderschön aus“, sagte er mit seiner wundervollen rauen Stimme.

„Ich hab die Farbe ausgesucht, ich weiß, dass es eure Farbe ist, aber deine Mutter hat kein Wort davon verloren. Ich hab es alleine ausgesucht.“

„Mir gefällt die Farbe.“ Er beugte sich vor und küsste meine freie Schulter. „Das zwischen Marina und mir ist vorbei, Dejna. Es gibt nur dich.“ Ich drehte mich zu ihm um.

„Wie kann ich mir da sicher sein, Alec? Sie liebt dich, ihr kennt euch schon so lange, ihr habt so eine schöne Geschichte zusammen, das kann man nicht weg werfen.“

„So ist es aber.“ Er strich mir eine lose Strähne aus dem Gesicht. „Ich habe 200 Jahre auf Marina gewartet, weil ich sie geliebt habe und sie an diesem Tag, wo wir hätten heiraten sollen, auch geheiratet hätte, aber sie war nicht bereit. Sie war ganze 200 Jahre nicht bereit für das was ich ihr geben wollte und jetzt, wo sie bereit dafür ist, bin ich es nicht.“ Er hatte 200 Jahre auf sie gewartet? Wie dumm war diese Frau eigentlich? Wie konnte man so einen Mann, wie ihn zurückweisen?

Alec griff in seine Anzugjacke und holte ein blaues Samtkästchen heraus. Er machte es auf und eine wunderschöne Kette strahlte mich an. Es war nur eine schwarze Schnur, an der ein länglicher Edelstein hing, der leicht schimmerte und das in einem strahlenden blau.

„Die ist wunderschön“, sagte ich und konnte die Augen nicht von diesem wunderschönen Stein nehmen, der genau so strahlte wie Alecs Augen.

„Es ist Brauch bei uns, dass man der Frau mit der man sich verbinden will, etwas schenkt, was die Farbe der Familie trägt. Ich wollte sie dir heute Abend geben, wenn der Ball vorbei ist.“ Ich sah auf und in Alecs Gesicht. „Ich liebe dich, Dejna.“

Ich bekam große Augen und starrte Alec an. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Hatte er gesagt, dass er mich LIEBT? Mein Herz raste und wollte mir aus der Brust springen, so ein Glücksgefühl hatte ich gerade in mir. Ich hätte am liebsten geschrien.

„Hast du das gerade wirklich gesagt?“, fragte ich lieber noch einmal nach. Alec lächelte, klappte die Schachtel wieder zu, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich.

„Ich liebe dich, Dejna Collins“, flüsterte er an meinen Lippen. Ich lächelte und küsste ihn noch mal. „Glaubst du mir jetzt, dass das mit Marina nichts war?“ Ich nickte und Alec küsste mich noch mal. Dann trennten wir uns und Alec legte mir die Schachtel in die Hand. „Anziehen solltest du sie noch nicht, das wäre zu auffällig. Dafür habe ich etwas anderes.“ Ich sah ihn an.

„Du überhäufst mich ja mit Geschenken.“ Er lächelte nur und holte eine weitere blaue Samtschachtel heraus. In dieser war eine weitere Kette. Ich musste lachen, als ich den Anhänger sah. Es war Alecs Familienwappen. Die zwei Drachen, die sich ansahen. „Du kannst entscheiden, ob du sie anziehen willst.“

„Ich möchte“, flüsterte ich und drehte mich um. Alec nahm die Kette heraus und legte sie mir an. Lächelnd strich ich über den Anhänger und drehte mich wieder zu Alec.

„Alec, du solltest doch unten warten“, ertönte Jillians Stimme. Wir sahen zur Tür und Jillian stemmte die Hände in die Hüfte. Dann sah sie allerdings meine Kette und kam auf mich zu. „Alec!“, rief sie aus und strich ehrfürchtig über die zwei Drachen. „Die ist wunderschön.“ Sie bewunderte sie noch etwas, aber dann drehte sie sich zu ihrem Sohn und scheuchte ihn aus dem Zimmer.

„Ich hab euch doch jetzt gesehen“, beschwerte er sich.

„Egal, verschwinde.“ Ich musste lachen, aber dann drehte ich mich um und sah in den Spiegel. Leicht strich ich über die beiden Drachen. Der Anhänger war Silber. Einfach wunderschön. „Dieser Drache.“ Jillian stand hinter mir und lächelte.

„Warum das? Durfte er das nicht?“, fragte ich und legte meine Hand auf die zwei Drachen. Die Kette würde ich jetzt nicht mehr ausziehen.

„Doch, aber es zeigt, wie sehr er dich liebt. Man verschenkt nicht einfach so, das Familienwappen.“ Sie sah auf ihre Finger, wo jetzt ein Ring steckte. Ihr goldener Ring war mir schon aufgefallen, ihr Ehering. Er war schmal und sehr schlicht, aber jetzt trug sie einen weiteren Ring davor. Er war ebenfalls in Gold gefasst und hatte eine Platte … auf der die beiden Drachen hinein gestanzt waren. Ich sah wieder zu Jillian, der eine Träne über die Wange lief. „Chester schenkte mir den Ring, nachdem er in den Rat eingetreten war. 300 Jahre nachdem wir zusammen gewesen sind. So etwas verschenken Drachen nicht leichtfertig.“ Ich sah wieder auf die Kette. Ein Liebesbeweis also.

Es war noch etwas Still, aber dann klatschte Jillian in die Hände und schaute noch mal nach meinem Kleid, ob Alec es auch richtig zugeschnürt hatte. Aber sie konnte nichts daran aussetzten. Schnell zog ich noch die Pumps an und dann gingen wir auch nach unten. Dort warteten die Männer schon. Alle hatten Anzüge an, aber jeder auf seine Weise. Chad und Sven gingen im Partnerlook. Sie hatten beide Nadelstreifenanzüge an. Chad in blau und Sven in schwarz, beide mit weißen Hemden. Jamie trug einen maßgeschneiderten Anzug, der auf seinen Körper geschneidert war und dazu ein rotes Hemd. Jamie war auch der einzige, der eine Krawatte trug. Und dann sah ich mir Alec noch mal an. Er hatte auch einen maßgeschneiderten Anzug an, allerdings trug er noch keine Jacke, sodass man seine Weste sah. Die Ärmel seines weißen Hemdes hatte er wieder hochgekrämpelt und auch die ersten drei Knöpfe des Hemdes waren offen. Er hatte eine Hand in der Hosentasche und die andere hielt seine Anzugjacke.

Als wir die Treppe herunter kamen sahen die vier zu uns. Alec lächelte mich an und ich musste sofort den Drachenanhänger anfassen.

„Wow, ihr beide seht wunderschön aus“, sagte Jamie. Wir bedankten uns. Alec küsste Jillians Wange, die ihn nur in die Wange kniff. Ich schmunzelte bei dieser Szene. Jillian sah umwerfend in ihrem schwarzen, schlichten Kleid aus. Ihre Haare waren kunstvoll nach oben gesteckt worden und sie wurde auch nur dezent geschminkt. Sie sah nicht älter, wie 23 aus. Was sie ja eigentlich auch war. Also mit 23 hatte sie aufgehört zu altern, wegen der Verbindung mit Chester. Sie war eine wunderschöne Frau und ich wette, sie hatte tausende Verehrer, aber sie blieb Chester treu und verband sich nicht noch einmal. … Ging das überhaupt? Keine Ahnung, Hauptsache war, dass sie Chester immer noch liebte, auch wenn er tot war und das fand ich so romantisch.

Wieder hörte man Stöckelschuhe, die die Treppe herunter kamen. Wir sahen alle zu dieser und ich staunte nicht schlecht. Marina war ein Traum in rot. Das lange Abendkleid schmiegte sich an ihren perfekten Körper und betonte jede Rundung. Die Träger des Kleides waren rote Blumenranken. Es sah atemberaubend aus.

Die ganze Zeit, als sie die Treppe herunter gekommen war, hatte sie Alec angesehen und auch er sah sie an. Mir gefiel das nicht. Ich sah mir Marina genau an. Am Anfang hatte ich gedacht, dass sie eine starke Frau war, eine bemerkenswerte Frau, aber sie hatte etwas an sich. Mir fiel auch wieder die Szene in Alecs Zimmer ein. Sie hatte sich an Alec geklammert und hatte so sehr versucht, eine Regung aus ihm heraus zu bekommen. Etwas stimmte nicht mit ihr. Irgendetwas war passiert und das versucht sie Alec mitzuteilen. 

Kapitel 38

Kapitel 38
 

Der Weg zum Ball verlief recht leise. Keiner sagte etwas, obwohl Mutter eine Flasche Champagner aufgemacht hatte, hing jeder seinen Gedanken nach. Vor allem ich.

Marina benahm sich so merkwürdig und ich wurde einfach nicht schlau aus ihr. Sie saß mir in der Limousine gegenüber, hatte die Hände in ihrem Schoß ineinander verschränkt und sah auf diese herab. Sie zitterte leicht. Aufgeregt kann sie nicht sein, es ging heute Abend nicht um sie. Sie war auch keine von diesen Frauen, die sich aufdrängten. Gestern war alles viel zu viel gewesen, als sie mich gedrängt hatte, sie zu küssen.

Ich beugte mich vor und nahm ihre Hand in meine. Sofort sah sie auf und mir in die Augen. Ihre hellbraunen Augen sahen mich an und sie zeigten Angst, Angst vor etwas, was ich noch nicht deuten konnte.

„Alles okay?“, fragte ich. Sie nickte bloß und sah wieder auf ihre Hände. Dejna legte eine Hand auf meinen Oberarm und ich setzte mich wieder zurück. Sie räusperte sich und lächelte.

„Von wem ist das Schloss denn, wo wir jetzt hinfahren?“, fragte sie und versuchte einen Plauderton anzuschlagen.

„Es gehörte Chesters Großeltern und Bec hat es zur Verfügung gestellt“, erklärte Jillian. „Chester und Bec haben sich nie um das Erbe gestritten. Sie haben nach dem Tod ihres Vaters entschieden, dass das Schloss immer in der Familie bleibt und alle es nutzen konnten.“ Dejna nickte und nahm meine Hand.

Das Schloss lag außerhalb von London und wir waren jetzt schon eine halbe Stunde unterwegs. Es war eben ein typisches altes Schloss, was nur wir für den Rat und seine Treffen benutzen.

Eine weitere halbe Stunde später waren wir angekommen und stiegen aus. Angestellte nahmen Sven die Autoschlüssel ab und parkten die Limousine. Wir gingen über einen roten Teppich zu den riesigen Flügeltüren, wo auch zwei Ratsangestellte standen, um uns diese zu öffnen. Dejna blieb stehen und staunte über das alte Gebäude. Für sie war das alles ja noch ganz neu. Ich nahm ihre Hand und verschränkte unsere Finger miteinander.

„Du wirst das Schloss noch öfter sehen, wenn du dich mit mir einlässt“, meinte ich und lächelte sie an.

„Das habe ich doch schon“, grinste sie und drückte meine Hand. „Und du kannst dich darauf einstellen, dass ich dein Geständnis öfter hören will, als diese zwei Mal eben.“ Ich schüttelte lachend den Kopf und zog sie in meinem Arm. Sie legte eine Hand auf meine Brust und lächelte mich ganz lieb an. „Kannst du es noch mal sagen?“ Ich lachte auf und küsste sie.

„Ich liebe dich“, flüsterte ich an ihren Lippen. Das brachte sie zum Strahlen.

„Kommt ihr zwei jetzt?“, rief Mom und wir gingen durch die Flügeltüren. Dejna hielt meine Hand ganz fest und sah ganz aufgeregt umher. Ich drückte wieder ihre Hand und lächelte sie aufmunternd an.

„Du brauchst keine Angst haben, sie werden dich lieben“, meinte ich.

„Meinst du wirklich?“

„Klar, wenn du nur du bist, dann kann dir keiner widerstehen.“ Sie küsste meine Wange und bedankte sich. Wir mussten durch einen langen Gang gehen, wo an den Wänden rechts und links Bilder von früheren Ratsmitgliedern hingen. Dejna sah sich um.

„Sind das Ratsmitglieder?“, fragte sie.

„Ja“, antwortete Mutter und blieb an einem Bild stehen, was nahe an der Doppeltür war, durch die wir jetzt mussten, um in den Ballsaal zu kommen. Dejna ließ meine Hand los und trat neben Mom. Das Bild zeigte einen Mann mit schwarzen Haaren und eisblauen Augen. Mein Vater. Ich war ihm fast wie aus dem Gesicht geschnitten. Wir hatten das gleiche kantige Kinn und auch die Haarfarbe und die Augen hatte ich von ihm geerbt.

„Chester Jacobs“, las Dejna vor. Unter jedem Bild war ein Namensschild. „Dein Mann?“

„Sieht man doch, oder?“, lachte Mom auf. Dejna lächelte auch und sah mich an. „Er ist Chester wie aus dem Gesicht geschnitten.“

Die Doppeltüren wurden auf gemacht.

„Dann mal los“, grinste Jamie und er, Sven und Chad gingen schon mal vor. Mom drückte Dejnas Hand und ging auch mit Marina hinein. Aber bevor letztere rein ging, sah sie mich noch mal an. Ich erwiderte ihren Blick. Sie nickte und ging rein. Ich musste unbedingt heraus bekommen, was mit ihr los war.

„Wollen wir?“, fragte ich und hielt Dejna meinen Arm hin. Sie sah sich immer noch das Bild meines Vaters an.

„Deine Mutter vermisst ihn sehr“, sagte sie und strich leicht über die Lippen meines Vaters.

„Sie hat ihn sehr geliebt, eher sie liebt ihn immer noch.“

„Ist das immer so?“

„In der Regel.“ Sie drehte sich zu mir um.

„Ich habe Marina nur in deinem Arbeitszimmer gesehen, in einem Morgenmantel und habe geglaubt, das da etwas zwischen euch ist.“ Ich sah auf den Boden und seufzte. „Ich liebe dich schon so sehr, dass ich so etwas merke.“

„Dann musst du ja wissen, dass ich genau so fühle. Ich verspreche dir, dass ich nur dich will und auch liebe. Ich kann nicht bestreiten, dass ich mal viel für Marina empfunden habe, aber jetzt bist du es mit der ich mein Leben verbringen will.“ Sie sah noch mal zu dem Bild meines Vaters und dann zu mir. Ich hielt ihr wieder meinen Arm hin. „Und jetzt wird gefeiert.“ Sie kam zu mir und hackte sich bei mir ein. Wir traten zusammen in den Saal und hinter uns wurde die Türe wieder zu gemacht.

Augenblicklich hörte die Musik auf zu spielen und alle Gäste drehten sich zu uns um. Dejna verkrampfte sich neben mir und krallte sich mit einer Hand in meinen Arm.

„Ist das die Kleine?“, flüsterte jemand.

„Ich habe ihre Musik gehört“ Ein anderer.

„Sie ist richtig gut.“ Jemand anderes.

„Was trägt sie denn da?“

„Das ist doch die Farbe der Jacobs.“ Wieder ein anderer.

„Macht die Musik wieder an, die Arme bekommt sonst noch einen Schrecken“, ertönte Becs Stimme und sofort fing die Musik wieder an, zu spielen. Dejna entspannte sich sofort, weil ein paar Leute sich wieder umdrehten und ihre Gespräche weiter führten.

Dejna und ich mussten noch eine große Treppe herunter gehen, wo auch wieder ein roten Teppich aus gerollt war. Dejna atmete noch mal ein und aus und dann konnten wir die Treppe herunter gehen. Am Fuße der Treppe standen die anderen und auch Bec.

„Cooler Auftritt“, grinste Matt, als wir unten ankamen. Er kam gerade zu uns, nahm Dejnas Hand und küsste sie. Dann sagte er auch Marina und Mom hallo. Als nächstes kam Bec. Er nahm auch Dejnas Hand und küsste sie.

„Schön das du kommen konntest“, meinte Bec und grinste sie an.

„Das ist doch meine Party“, meinte sie neckend. „Also danke.“

„Bitte, der Rat möchte dich sehr gerne kennenlernen.“ Bec drehte sich um und steuerte einen großen runden Tisch an, wo der Rat saß. Sechs Plätze waren noch frei. Einer gehörte Bec, die anderen waren für Dejna, Marina, Matt, Mom und mich. Wir folgten ihm und setzten uns. Mom begrüßte alle Ratsmitglieder und Dejna sah sich jeden genau an.

„Endlich lernen wir dich mal kennen“, lächelte Clea. „Ich bin Clea Camoran.“ Sie ließ ihre Flügel zwei Mal schnell hinter einander schlagen. Dejna starrte sie an und staunte nicht schlecht.

„Sie sind eine Fee“, meinte Dejna. „Sie sind wunderschön.“ Clea lachte und bedankte sich.

„Du machst immer so ein Drama daraus. Endlich. Alec und sie kennen sich doch gerade vielleicht mal zwei Wochen“, meinte Reneé und musterte Dejna etwas abfälliger. Dejna blieb freundlich und lächelte, aber ihre Finger knetete sie unter dem Tisch. Das war ein Zeichen, dass ihr das alles nicht wirklich gefiel. Ich griff nach ihrer Hand und drückte sie. Dejna sah mich erschrocken an, aber ich lächelte ihr nur aufmunternd zu.

„Und du bist zickig, was ist denn heute los mit dir?“, fragte Bec. „Dejna ist mit dem allen hier nicht vertraut, ihr solltet ein bisschen mitfühlender mit ihr sein.“ Wow, das hätte ich jetzt am wenigsten erwartet.

Es kam ein Kellner an den Tisch und fragte uns, was wir trinken wollten. Dejna sah mich bittend an und ich bestellte uns Wein.

„Vielleicht sollten wir uns ein bisschen aufteilen, damit die Kleine es leichter hat“, meinte Reneé und trank von ihrem Wein.

„Nein, nein. Ist schon okay, ich bekomme das schon hin“, lächelte Dejna und drückte meine Hand ein bisschen fester. Ich lächelte nur und rückte ein bisschen näher.

„Reneé bist du wieder mit dem falschen Fuß aufgestanden?“, neckte ich sie ein wenig.

„Alec, mein Schatz, im Hintergrund wird weiter gemordet und wir sitzen hier und feiern. Ich bin nicht gerade erfreut, dass wir das alles für einen Abend hinter uns lassen. Mac muss den Verlust seiner Tochter verkraften und doch sitzt er hier.“

„Das bedeutet aber nicht, dass du das arme Mädchen anschnauzen musst“, mischte sich auch Mac ein. Er sah Dejna an und entschuldigte sich für Reneés Verhalten.

„Wir haben von dem Anschlag gehört und es tut mir schrecklich leid“, sagte Dejna mitfühlend. Reneé ließ einen Laut ertönen und stand auf.

„Wir können uns ja mal nach der Reihe vorstellen, damit es nicht so steif wirkt“, schlug Clea vor und alle nickten. Ich drückte Dejnas Hand noch mal und stand dann auf. Sie sah mir erst nach, aber als der Rat anfing mit ihr zu reden, musste sie zuhören. Mir kam unser Kellner entgegen und ich nahm ihm mein Glas Wein ab, dann folgte ich Reneé bis raus in den Garten. Sie stand, in ihrem beigen bodenlangen Kleid auf der riesigen Terrasse, mit ihrem Weinglas in der einen und einer Zigarette in der anderen. Sie sah wie immer wunderschön aus. Ihr Kleid schmiegte sich an ihren Körper und gab all ihre Rundungen preis. Beige war die Farbe ihrer Familie und deswegen war sie verpflichtet, diese auch zu tragen.

Reneé versuchte sich die Zigarette anzuzünden, aber verschüttete dabei fast den Wein.

„Lass mich dir helfen“, meinte ich, nahm ihr das Feuerzeug ab und zündete ihr die Zigarette an.

„Danke“, murmelte sie und nahm einen großen Zug.

„Was ist los mit dir?“

„Ich wollte Dejna nicht so anmotzen.“ Sie nahm noch einen Zug.

„Ich denke nicht, dass sie dir das nachträgt.“

„Weiß sie von all deinen Affären?“

„Ja“, nickte ich.

„Also hört das jetzt auf?“

„Du weißt, dass ich das schon seit einer Weile nicht mehr mache.“

„Ja, du hast dich schon lange nicht mehr gemeldet.“ Sie nahm einen Schluck von ihrem Wein und ich tat es ihr gleich. „Seit Markus Tod warst du eine Stütze für mich.“ Markus war ihr Mann gewesen und war vor 100 Jahren gestorben. Reneé war schon immer der Meinung gewesen, dass er keinen Unfall gehabt hatte, sondern umgebracht wurde, aber keiner hatte ihr geglaubt. Und jetzt hörte das Morden gar nicht mehr auf. Ich hatte ihr geglaubt und hatte versucht etwas über den Unfall, den Markus gehabt hatte, heraus zu finden, aber Fehlanzeige. Ich hatte nichts herausfinden können.

„Du musst dir jemand andern suchen.“ Sie seufzte nur und trank ihren Wein aus. Die Zigarette schmiss sie auf den Boden und trat sie mit der Spitze ihres Pumps aus.

„Sieht wohl so aus“, stieß sie den letzten Rauch aus. „Aber ich habe Angst um dich, Alec.“

„Mir passiert nichts.“

„Die Umstände sind nicht gut und du stehst im Mittelpunkt.“

„Ich komme damit klar, Reneé.“

„Ich aber nicht. Und deine Mutter wird auch nicht damit klar kommen.“

„Du darfst dir nicht so Sorgen machen. Versuch ein bisschen Spaß zu haben, nur heute. Ich werde die Typen schon bekommen. Matt und ich sind dran und ich denke, ich habe auch noch eine neue Adresse zu der ich gehen kann.“ Sie drehte sich zu mir um und küsste meine Wange.

„Du bist ein großartiger Mann geworden, Alec. Dejna kann sich glücklich schätzen, dich zu haben.“ Ich neigte den Kopf etwas und bedankte mich. „Lass uns rein gehen. Sie braucht bestimmt deine Unterstützung und ich werde bestimmt nichts böses mehr sagen, obwohl es mir schon gegen den Strich geht, dass du mich nicht mehr Besuchen kommst, nur wegen ihr.“ Sie lächelte und strich über meine Wange. Ich schüttelte nur den Kopf und nahm ihr das Weinglas ab. Zusammen gingen wir wieder rein. Ich bestellte für Reneé noch einen Wein und setzte mich dann wieder neben Dejna, die sich mit Clea unterhielt.

„Oh Reneé, Dejna hat uns gerade die Geschichte von ihrem Kleid erzählt“, sagte Clea und nestelte an ihrem roten Kleid. Rot war die Farbe von Cleas Familie. Reneé lächelte und hörte sich die Geschichte noch mal von Clea an. Ich nahm einen Schluck von meinem Wein und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Dejna nahm sich sofort meine Hand und sah mich an.

„Sieh mich nicht so an, sie haben dich ja nicht aufgefressen“, lächelte ich sie an.

„Als Entschuldigung musst du etwas sagen“, verlangte sie und ich wusste genau, was sie von mir wollte. Ich lachte auf, beugte mich zu ihr und küsste sie hinters Ohr.

„Wie oft willst du noch hören, dass ich dich liebe?“, flüsterte ich.

„Noch oft, darauf kannst du dich einstellen.“

„Das ist doch mal ein Zeichen, findest du nicht?“, endete Clea und klatschte in die Hände. Reneé und ich sahen uns an.

„Blau steht dir auf jeden Fall“, meinte Reneé. Dejna bedankte sich und drückte meine Hand.

„Und die Kette ist auch sehr hübsch“, bemerkte Bec und sah auf Dejnas Dekolleté. Ihre Hand fuhr sofort zu den zwei Drachen. „Weißt du, von der Bedeutung?“ Dejna umklammerte den Anhänger und lächelte.

„Es ist ein Liebesbeweis“, antwortete sie.

„Meine Großeltern haben dieses Wappen geschaffen. Sie liebten sich so sehr, dass sie einen Beweis dafür schaffen wollten.“

„Es ist ungewöhnlich, dass es schon so früh geschenkt wird“, meinte Thomas und sah mich an.

„Ich fand, es passt“, sagte ich. „Dejna bedeutet mir viel und die letzten Tage haben mir das nur noch mehr verdeutlicht.“

„Ja, wir haben von dem Entführungsversuch gehört“, meinte Mac. „Ich bin froh, dass euch beiden nichts passiert ist. Nichts schlimmeres.“

„Aber wir müssen etwas dagegen tun. Wenn dieses Morden und diese Vorfalle nicht langsam aufhören, dann werden wir nicht mehr existieren“, sagte Bec und sah mich an. „Irgendjemand will hier aufräumen und ist mit unserer Regierung nicht einverstanden. Wir sollten wirklich endlich etwas unternehmen.“ Alle stimmten zu.
 


 

Nachdem Bec diese kleine Ansprache gehalten hatte, waren wir alle ein bisschen stiller geworden. Der Rat bestand aus wirklich unglaublichen Wesen. Hexen, Feen, Elben, Magiern, Wandlern, Vampiren, Werwölfen, Elfen. Und alle die hier am Tisch saßen, waren nett. Als Alec mit Reneé, der Elbin, weg gegangen war, hatte ich mich wirklich nett mit den anderen Ratsmitgliedern unterhalten. Wir hatten darüber geredet, wie Alec und ich uns getroffen hatten und wir hatten natürlich auch über das Kleid geredet. Alle redeten ja schon davon. Ich hatte mich hier sofort wohl gefühlt. Es war ja nun mal auch in meinen Genen. Ich war nicht normal, so wie ich es gedacht hatte. Ich war anders, ich war dafür bestimmt mit Alec zusammen zu sein. Und das wollte ich auch. Ich wollte ihn nicht mehr los lassen.

„Wo sind eigentlich deine Eltern, Marina?“, wollte Jillian dann wissen und sah diese an. „Ich hatte mich so gefreut deine Mutter wieder zu sehen.“ Marina versteifte sich kurz.

„Sie werden nicht kommen. Sie haben abgesagt. Sie sitzen in Marokko fest, der Jet ist kaputt und die neuen Teile müssen erst geliefert werden“, erzählte Marina schnell, aber für mich war es irgendwie zu schnell. Den anderen schien das zu genügen und jetzt redeten alle durch einander. Jillian redete mit Reneé und Katleen, der Elfe. Sie kannten sich ja alle und tauschten allerlei Sachen aus.

„Willst du mit mir tanzen?“, flüsterte mir plötzlich Alecs raue Stimme ins Ohr. Ich nickte und er stand auf. Er hielt mir seine Hand hin, ich nahm sie an und stand auf. Wir gingen auf die Tanzfläche und Alec drehte mich einmal. Ich lachte und fand mich dann an Alecs Brust wieder. Meine eine Hand lag in seiner und die andere legte ich auf seine Schulter. Seine Hand lag auf meiner Hüfte und dann wiegte er mich zur Musik hin und her.

„Und schlimm?“, fragte er mich.

„Es wird gerade angenehmer.“ Ich ließ meine Hand runter rutschen, sodass sie auf seiner Brust lag. „Sie sind alle sehr nett.“

„Jetzt noch, ja“, lachte er und drehte mich ein. Er gab mir einen Kuss auf die Schulter und drehte mich dann wieder aus. Am Ende stand ich wieder an seinen Körper gedrückt vor ihm. „Wenn heute vorbei ist, wirst du mich nicht mehr los.“

„Du sagst das immer so, willst du mich vielleicht los werden?“, stichelte ich ihn.

„Auf keinen Fall.“

„Gut, dann hoffe ich, dass dieser Abend schnell vorbei ist.“ Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste Alec. Es war ein kurzer Kuss, aber den hatte ich gebraucht.

So langsam trauten sich auch andere Paare auf die Tanzfläche. Auch die Damen aus dem Rat wollten tanzen und gesellten sich zu uns.

Irgendwann kam Matt zu uns und löste Alec ab. Dieser ging sich seine Mutter holen, die uns sehnsüchtig zugesehen hatte. Nach Matt tanzte ich noch mit Jamie und das war wirklich lustig gewesen. Er wirbelte mich herum und ich musste nur lachen. Alec war auch weiter gereicht worden, er tanzte jetzt mit Marina. Die Musik wurde etwas langsamer und auch Jamie und ich tanzten langsamer. Ich sah über seine Schulter zu Alec und Marina, die sich unterhielten.

„Du musst dir keine Sorgen machen“, meinte Jamie.

„Ich weiß, aber sie ist mir nicht geheuer, Jamie. Sie verbirgt etwas.“

„Alec wird schon herausfinde, was mit ihr los ist.“

„Hat er mit dir darüber gesprochen, was vorgefallen ist, gestern?“

„Nicht richtig, aber du brauchst dir keine Sorgen machen.“ Ich seufzte und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Jamie wiegte mich zum Takt hin und her. Es war einfach schön und beruhigend, nach dem ganzen Stress der letzten Tage, aber das sollte uns nicht gewehrt werden.

Denn plötzlich ertönten sechs Schüsse und alles geschah so schnell. Jamie stieß mich zur Seite und wurde von einer weiteren Kugel getroffen. Ich viel zu Boden und sah nur, wie er zu Boden viel. Ich sah mich um und sah einen Mann hinter Reneé, der mit einer Pistole auf sie zielte. Sofort war ich auf den Beinen und schubste sie zur Seite. Der Schuss ertönte und in mir breitete sich ein Schmerz aus. Ich sank zu Boden und sah an mir herunter. Langsam breitete sich ein dunkler Fleck an meinem Bauch aus. Ich presste meine Hand auf die Wunde und sah mich nach Alec um. Reneé kam zu mir.

„Dejna“, flüsterte sie und stützte mich, aber das nahm ich nicht mehr so war, weil ich zu Alec und Marina sah.

„Alec!“, schrie Marina und warnte ihn so vor dem Mann, der ihnen am nächsten stand. Er drückte den Abzug und so viele Sachen passierten auf einmal. Der Schuss ertönte, Alec schubste Marina beiseite und ich sah schon, wie Alec zu Boden ging, aber in letzter Sekunde schmiss Bec sich dazwischen und fing die Kugel ab. Dann kamen Sven, Chad und noch andere Wachen und schossen auf die drei Männer, die ins Schloss eingebrochen waren. Es ging ganz schnell, aber mir wurde langsam schwindlig. Meine Hand zitterte und ich drückte sie noch stärker auf die Wunde.

„Alec!“, schrie Reneé. Ich schloss für einen Moment die Augen und im nächsten war Alec bei mir und hielt mich im Arm.

„Wir brauchen einen Arzt“, sagte er zu Reneé, die jetzt sofort aufstand. „Dejna, sieh mich an.“ Er strich mir über die Wange und ich sah in dieses endlose blau seiner Augen. „Du musst durchhalten, okay?“

„Jamie“, flüsterte ich. Er nickte.

„Es wird alles gut. Chad ist bei ihm.“ Statt meiner Hand drückte Alec jetzt auf die Wunde. „Ich liebe dich, hörst du? Bleib wach, okay?“ Ich nickte, aber meine Augen fielen mir zu.
 

Langsam wurde ich wach und wollte mich aufsetzten, aber ich zuckte schmerzhaft zusammen. Meine Augen öffneten sich und ich sah mich um. Ich lag in einem Bett, in einem Himmelbett, in einem goldenen Himmelbett.

„Hey“, ertönte Alecs raue Stimme und ich sah neben mich.

„Was ist passiert?“, krächzte ich und räusperte mich. „Wo sind wir?“

„Wir sind noch im Schloss, das ist eines der Gemächer. Du bist Ohnmächtig geworden.“ Automatisch legte ich meine Hand auf meinen Bauch und sofort durchzuckte mich ein Schmerz. „Wie konntest du nur so dumm sein und dich in die Bahn der Kugel schieben? Dejna, wir sind noch nicht verbunden, du hättest sterben können.“ Seine Stimme war am Anfang leise gewesen, aber mit jedem Wort wurde sie lauter. Ich schluckte.

„Es tut mir leid, ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte. Er hätte Reneé umgebracht, wenn ich nichts getan hätte“, verteidigte ich mich. Alec warf die Hände in die Luft und lief vor dem Bett auf und ab. Ich stützte mich ab und setzte mich auf, auch wenn ich dann einen Schmerz verspürte. Ich lehnte mich zurück und sah Alec zu. „Was hätte ich denn sonst tuen sollen?“

„Reneé hätte eine größere Chance gehabt wieder zu heilen, du nicht! Ich hatte Angst um dich, Dejna!“ Ich wollte etwas erwidern, aber ich ließ es lieber. Ich sah ja, wie aufgewühlt Alec war. Er war ja auch nicht sauer, weil ich was gutes getan hatte, sondern nur, weil ich dabei hätte sterben können. Ich war nun einmal anfälliger, als alle anderen Wesen, weil ich noch nicht mit Alec verbunden war.

„Wie geht es Jamie?“, wechselte ich das Thema. Alec atmete einmal tief ein und aus, dann kam er zu mir und setzte sich aufs Bett.

„Ihm geht es gut. Er ist auch schon wieder auf den Beinen.“

„Und Bec? Er hat dich gerettet. Wie geht es ihm?“

„Mir geht es gut“, ertönte seine Stimme und ich bekam wieder eine unangenehme Gänsehaut. Wir sahen zum Türrahmen in dem Bec gelehnt stand. Er hielt sich den Bauch und kam nur langsam ins Zimmer.

„Du solltest dich ausruhen, deine Wunde ist noch nicht vollkommen geheilt“, meinte Alec und ging zu Bec. Er stütze ihn und half ihm sich hinzusetzten.

„Ich wollte nach Dejna sehen. Es machen sich alle große Sorgen um dich.“

„Mir geht es gut, ich habe zwar noch Schmerzen, aber es geht.“

„Wir sollten sie in ein Krankenhaus schaffen, Alec“, redete Bec jetzt mit Alec.

„Nein, kein Krankenhaus. Das wird ja noch zu meinem zweiten Zuhause“, protestierte ich.

„Ich bringe sie zu mir, da kann sie sich ausruhen.“

„Meinst du, da ist es sicher für sie? Kira hat mir erzählt, was gestern passiert ist.“

„Ich werde sie nicht alleine lassen.“ Bec nickte und stand wieder auf. Ihm ging es wirklich noch nicht so gut. Leicht strauchelnd verließ er das Zimmer. Alec sah ihm nach und sah dann zu Boden.

„Was ist?“, fragte ich und wollte ihn berühren, aber er stand so weit weg. Ich klopfte neben mich und Alec kam auch zu mir.

„Ich hätte nie gedacht, dass Bec sich vor mich stellen würde, um eine Kugel abzufangen. Ich weiß, dass er schon immer in den Rat wollte und das es ihm widerstrebt, dass ich ihn jetzt ablösen soll, aber dass er sich für mich eine Kugel fängt, hätte ich wirklich nicht gedacht.“

„Vielleicht ist er doch nicht so böse, wie wir alle dachten oder denken. Ich muss zugeben, dass ich bei ihm auch nicht gerade ein gutes Gefühl habe, aber wenn ihm nichts an dir liegen würde, dann hätte er die Kugel nicht mit seinem Körper gefangen.“ Er nickte und seufzte wieder.

Im nächsten Moment klopfte es wieder am Türrahmen und Ian Might stand darin. Er lächelte mich an, sah aber dann zu Alec.

„Ich wollte noch mal nach dir sehen“, meinte er und kam zu uns. Alec machte ihm Platz und stellte sich hinter ihn, damit er trotzdem noch alles im Blick hatte.

„War es sehr schlimm?“, fragte ich und vermied es, Alec anzusehen. Ich hatte Angst, dass er sauer wurde, weil ich einfach so leichtfertig mit meinem Leben umgegangen war. Eigentlich konnte ich ihn ja verstehen, aber ich hatte ja nur helfen wollen.

„Es ging, auf jeden Fall hattest du Glück“, meinte Ian nur und zog die Decke beiseite. Das Kleid hatten sie zerschneiden müssen, um mich richtig zu behandeln, deswegen lag ich nur in Unterwäsche in dem riesigen Bett. Ian machte den Verband ab und ich sah das erste mal die Wunde. Er hatte sie schon zugenäht und das sehr ordentlich. Jetzt sah er sie sich nur noch mal an, träufelte eine Flüssigkeit auf ein Wattepatt und tupfte die Schusswunde ab. Dann deckte er mich wieder zu und holte eine Spritze heraus. Allerdings konnte ich nicht sehen, was darin war.

„Jetzt ruh dich noch etwas aus, ich würde noch nichts anstrengendes machen. Drei vier Tage, vielleicht auch kürzer, dann wird es dir wieder besser gehen. Ich komme dann noch mal, um nachzusehen.“

„Danke Ian“, bedankte Alec sich und begleitete ihn noch bis zur Tür.

Wir blieben noch eine halbe Stunde hier, aber dann trug Alec mich auch zur Limousine, damit wir zu ihm in die Villa fahren konnten. Er hatte mich in eine Decke eingewickelt, damit ich nicht halb nackt in seinen Armen lag. Alle waren unten und warteten auf uns. Jamie stand auch am Auto und lächelte mich an. Ihm ging es gut, das sah man sofort. Alec setzte mich ins Auto und stieg dann auch ein. Die anderen stiegen auch ein und Jillian verabschiedete sich noch von Bec.

Ich hielt mir den Bauch und lehnte mich an Alec.

„Wenn dir etwas weh tut, dann musst du das sagen, okay?“, sagte er und küsste meine Schläfe. Ich nickte und sah aus dem Fenster.

„Wie konnten diese Typen eigentlich ins Schloss kommen?“, fragte Matt, der auch mit uns fuhr.

„Bec wird sich darum kümmern“, meinte Jillian. Alec sah sie an, sagte aber nichts. Ich sah zu Marina, die total ruhig blieb. Sie knetete ihre Hände und sah nur auf den Boden. Irgendwas hatte sie, irgendwas und ich musste wirklich herausfinden, was es war.

Kapitel 39

Kapitel 39
 

Nachdem ich Dejna nach oben ins Bett gebracht hatte und gewartet hatte, bis sie durch die Schmerzmittel wieder eingeschlafen war, ging ich nach unten ins Wohnzimmer, wo die anderen warteten. Es war schon mitten in der Nacht, aber das Ereignis hatte uns alle wach gemacht. Vor allem war mir Marinas Verhalten nach dem Anschlag aufgefallen. Sie hatte kaum noch geredet, hatte nur einmal nach Dejna gefragt und war sonst still. Und jetzt saß sie auch still in einem Sessel und starrte nur zu Boden. Ich legte meine Hand auf ihre Schulter und sie schreckte zusammen.

„Hey, alles in Ordnung?“, fragte ich und hob sanft ihren Kopf an, damit sie mich ansah. Sie nickte bloß, aber in ihren Augen hatten sich Tränen gebildet und auch ihr Blick sagte mir etwas anderes. Ich musste mit ihr reden, unbedingt. „Du musst schlafen gehen.“ Ich schob meine Arme unter sie und hob sie hoch. Sofort schlang sie ihre Arme um meinen Hals. Ich sagte kein Wort, erst als ich sie in das Zimmer gegenüber von meinem gebracht hatte. Ich setzte sie aufs Bett und kniete mich vor sie. „Was ist los mit dir?“

„Ich ...“, flüsterte sie, aber sprach nicht weiter.

„Marina, etwas stimmt doch nicht mit dir. Sag es mir, ich kann dir helfen.“ Sie schloss die Augen und die Tränen rollten über ihr schönes Gesicht.

„Ich kann nicht, Alec. Ich hab etwas sehr schreckliches gemacht, aber ich kann nicht mit dir darüber reden.“

„Du kannst mit mir über alles reden, Marina.“ Sanft strich ich die Tränen von ihren Wangen. „Ich liebe dich, du warst meine erste große Liebe und das wirst du auch immer bleiben. Ich bin immer für dich da und werde dir helfen.“ Sie schüttelte heftig den Kopf.

„Ich hab dich verraten, Alec. Du darfst mir nicht so vertrauen.“

„Du hast mich bestimmt nicht ohne Grund verraten.“ Sie schluchzte auf und brauchte erst einmal ein paar Minuten, um wieder sprechen zu können.

„Ich … ich kannte einen dieser Männer.“

„Woher?“

„Als ich gestern nach Hause kam, waren meine Eltern nicht da, sie hätten schon vor einer Woche zurück gewesen sein sollen. Aber dann fand ich eine Nachricht. Ich sollte mich mit jemandem treffen, wenn ich die zwei wiedersehen wollte. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also bin ich dahin gegangen.“ Sie schluchzte wieder auf und erzählte dann weiter. „Da war so ein Mann und dieser andere, der gestern da war. Sie sagten mir, dass ich dich dazu bringen soll, mit mir zu kommen vorher würde ich meine Eltern nicht wiedersehen.“ Deswegen war sie so aufdringlich gewesen. Das war so gar nicht sie gewesen. Sie hätte sofort akzeptiert, dass ich keine Gefühle mehr für sie gehabt hätte. „Alec, ich konnte nicht anders. Deswegen wussten sie auch, dass du nicht zuhause warst. Gestern. Es tut mir so leid.“ Sie weinte noch mehr, aber ich schüttelte den Kopf und nahm sie in den Arm.

„Sch, sch, alles ist okay. Wir holen deine Eltern zurück, das verspreche ich“, flüsterte ich und küsste ihren Kopf. Schnell setzte ich mich aufs Bett und hob Marina auf meinen Schoß. Sie weinte weiter und schluchzte ab und zu auf. Ich hielt sie einfach in meinem Arm und drückte sie an mich.

Zwanzig Minuten später hatte sie sich etwas beruhigt. Ich strich ihr die Tränen aus dem Gesicht und sah ihr in die Augen.

„Ich wollte das nicht tun“, flüsterte sie, aber ich schüttelte nur den Kopf.

„Ist okay. Wir schaffen das. Stehst du noch mit ihm in Kontakt?“ Sie nickte.

„Aber Alec, ich kann dich nicht ausliefern.“

„Ich mache das schon.“

„Nein, dein mache ich schon kenne ich und das wird nicht gut ausgehen. Du willst dich stellen, das sehe ich an deinem Blick, aber hast du mal an Jillian gedacht oder an Dejna? Oder an mich? Du kannst nicht einfach dahin gehen und dich stellen. Sie werden nicht zögern und schießen. Genau wie heute.“

„Lass das meine Sorge sein.“ Sie schlug mich auf die Brust und weitere Tränen rann über ihr Gesicht.

„Alec bitte. Das was ich sagte, war ernst gemeint, auch wenn ich dich sehr bedrängt habe. Ich liebe dich und ich möchte die Frau an deiner Seite sein. Ich will nicht, dass du stirbst oder dir etwas schlimmeres passiert.“

„Ich weiß“, meinte ich und strich die neuen Tränen weg. Sie drückte sich an mich und ich schlang meine Arme wieder um sie.

Es dauerte nicht lange, bis Marina sich wieder beruhigt hatte. Sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter und strich mit einer Hand über meine Brust.

„Versprich mir, dass du nichts unüberlegtes tust“, flüsterte sie. Ich presste meine Lippen an ihre Schläfe. „Versprich es mir.“

„Versprochen.“ Sie nickte und kuschelte sich an mich. Ich strich über ihren Rücken und schaukelte sie etwas hin und her, damit sie etwas schneller einschlief.

Das dauerte etwas, aber als sie dann endlich eingeschlafen war, legte ich sie vorsichtig ins Bett und deckte Marina zu. Dann schlich ich leise aus dem Zimmer und schloss die Tür.

„Scheiße“, seufzte ich und lehnte mich an die Tür. Nicht nur schlimm genug, dass diese Typen Bastian angesprochen hatten, der mich verraten hatte, was ja auch sein Recht war, wenn ich ihm das Mädchen stehle, aber das sie Marinas Eltern hatten und sie mit ihnen erpresste brachte das Fass zum überlaufen. Ich musste mir etwas überlegen und am besten so schnell es geht, weil wenn die Typen weitere Sachen von Marina verlangten, dann würde sie sich verplappern und dann war es vorbei. Und den anderen durfte ich auch nichts sagen. Weder Mom oder Dejna, noch Jamie, Matt, Chad und Sven. Schnelles Handeln war angesagt, das hieß ein Plan muss her.

Ich ging schnell wieder runter ins Wohnzimmer, wo die anderen sich den Kopf zerbrachen, wie diese drei Typen ins Schloss einbrechen konnten.

„Wir hätten Bec unsere Hilfe anbieten sollen“, verzweifelte Mom und fuhr sich durch die Haare. „Die Sicherheitsmaßnahmen waren einfach zu niedrig. Bec, dieser stolze Blödmann hätte doch um Hilfe fragen können.“

„Mom, bitte beruhige dich“, sagte ich und ging zu der kleinen Bar, die im Wohnzimmer stand. Ich nahm mir ein Glas und schüttete mir Whiskey hinein. Dann trank ich ihn mit einem Schluck aus.

„Geht es dir gut, Alec?“, fragte Matt und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich nickte, schüttelte mir noch ein Glas ein und drehte mich um.

„Ja, mir geht’s gut. Ich muss mich mit Dejna verbinden, damit sie nicht mehr in so einer großen Lebensgefahr schwebt, wenn sie mit mir unterwegs ist“, meinte ich und nahm einen Schluck von dem Whiskey.

„Alec, das sollte aber nicht ...“, fing Mutter an, aber ich hob die Hand.

„Ich mache es auch nicht nur aus diesem Grund. Ich liebe Dejna und das sollte euch allen jetzt klar sein, weil ich ihr nicht ohne Grund das Wappen geschenkt habe. Ich möchte sie an mich binden, um sie immer bei mir zu haben, aber auch, um sie ein bisschen unsterblich zu machen, damit ich nicht stunden lang an ihrem Bett stehen muss und hoffen muss, dass sie aufwacht, so wie ich es eben getan habe.“ Mom sah auf ihre Hände, die in ihrem Schoß lagen.

„Liebst du sie mehr, als du Marina geliebt hast?“, fragte Matt mich ernst.

„Ja“, sagte ich sofort und ohne zu überlegen. Alle sahen mich an. „Ich kann euch nicht sagen, woher ich das weiß, aber … es ist so.“ Ich sah Mom an, die nur nickte.

„Tu was du für Richtig hältst. Ich mag Dejna und sie ist auch die richtige Frau für dich“, meinte Mutter und Jamie nickte.

„Sie tut dir gut“, meinte er. Ich nickte und trank den Whiskey aus.
 

Dejna lag auf dem Rücken im Bett und hatte sich seit ich sie ins Bett gebracht hatte nicht bewegt. Eine Hand lag über der Decke auf ihrem Bauch.

Ich war die ganze Nacht wach gewesen und hatte über die ganzen Sachen nachgedacht, die geschehen waren. Ich hatte einfach nicht schlafen können. Das war alles zu viel und vor allem zog ich sämtliche Leute in meinem Umfeld mit in die Sache hinein. Anscheinend hatte jemand etwas gegen mich, aber hatte nicht den Mumm mich alleine anzugreifen. Aber wenn ich es alleine gegen ihn oder sie, wer auch immer etwas gegen mich hatte, würde ich nicht gewinnen. Ich müsste alleine gehen und dann wäre ich gefundenes Fressen. Aber ich muss etwas tun.

Ich schlich leise zum Bett und legte mich neben Dejna. Meinen Arm verschränkte ich hinter meinem Kopf und sah zur Decke. Irgendwie musste ich das stoppen, nur wie.

„Alec?“, flüsterte Dejnas sanfte Stimme neben mir. Ich drehte mich auf die Seite und stützte mich auf meinem Ellbogen ab.

„Hey“, flüsterte ich und strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht. Sie schloss wieder die Augen und kuschelte sich an mich. Ich hob einen Arm und nahm sie einfach in den Arm.

„Wo warst du?“

„Ich bin unten auf dem Sofa eingeschlafen“, murmelte ich und legte meine Lippen an ihre Schläfe. „Wie geht’s deinem Bauch?“

„Es geht.“

„Dann schlaf noch etwas.“ Sie nuschelte irgendetwas und war dann wieder eingeschlafen. Ich seufzte und schloss auch die Augen. Schlafen konnte ich allerdings immer noch nicht. In meinem Kopf schwirrten einfach zu viele Sachen herum. Es ging mir einfach nicht aus dem Kopf, wie ich es schaffen konnte, die Leute um mich herum zu schützen. Aber ich sollte mich jetzt um Dejna kümmern und nicht darum. Sie war mir im Moment wichtiger, als mein eigenes Leben. Ich musste sie unterstützen und für sie da sein. Sie wurde in meine Welt geworfen und musste jetzt mit der ganzen Sachen zurecht kommen. Und jetzt musste sie auch noch damit zurecht kommen, dass es jemand auf uns alle abgesehen hatte und das nur wegen mir.

Dejna bewegte sich in meinem Arm und ich sah zu ihr. Langsam öffnete sie wieder ihre Augen und sah mich an.

„Hey, kleine Schafmütze“, lächelte ich und strich ihr über die Wange.

Draußen war es schon länger hell, aber ich war einfach im Bett geblieben, hatte Dejna im Arm gehalten und hatte einfach an die Decke gestarrt. „Ian wird gleich vorbei kommen und sich deinen Bauch ansehen.“ Sie seufzte und versuchte sich auf zusetzten, ich half ihr dabei und setzte mich auch auf. Dejna legte ihre Hand auf ihren Bauch. Ich legte meine auf ihre und strich über diese. „Tut es weh?“

„Erstaunlicher Weise nicht mehr so sehr wie gestern.“ Sanft schob ich ihr T-Shirt und den Verband etwas hoch und sah mir die Wunde an. Ian hatte die Wunde genäht und es sah richtig gut aus. „Es sieht gut aus.“ Ich nickte.

„Es wird auch nicht schlimmer werden.“

Und im nächsten Moment hörten wir auch schon die Klingel. Ich küsste Dejnas Wange und stand auf. Ich zog mir noch schnell ein neues Hemd an und ging runter.

Als ich die Treppe herunter kam, war Mutter schon an der Tür gewesen und Ian stand schon in unserer Eingangshalle.

„Hey, Alec“, begrüßte er mich und wir reichten uns die Hände.

„Danke, dass du noch geblieben bist und dir Dejna noch mal ansiehst“, meinte ich und wir gingen sofort zu Dejna. Diese machte gerade ihr T-Shirt gerade und lächelte dann, als wir eintraten.

„Wie geht es dir, Dejna?“, fragte Ian und ging zu ihr ans Bett.

„Mir geht es gut. Wie hast du das geschafft?“ Ian bat sie, die Decke und das T-Shirt weg zuschrieben. Dejna tat es auch und er machte den Verband ab.

„Es sah echt schlecht für dich aus, aber wir alle würden nicht so lange leben, wenn wir nicht auch Wesen hätten, die Heilfähigkeiten hätten“, lächelte Ian. Dejna sah ein bisschen Verwirrt aus. „Das Blut von Vampiren ist heilend. Du weißt ja, dass Drachen sehr schnell heilen, aber sie können nicht andere damit heilen, das Blut eines Vampirs bekommt man allerdings schnell und zum Glück hilft es auch. Caleb gab mir sein Blut, damit ich dich retten konnte.“

„Caleb?“, fragte ich und Ian sah mich an. Ich war nicht dabei gewesen, als Ian Dejna behandelte, weil ich davor ausgeflippt war. Sie hatten sie in ein Schlafzimmer gebracht und deswegen hatte ich nicht wirklich mitbekommen, was passiert war. Ian nickte heftig und grinste mich an.

„Das hätte ich auch nicht gedacht, aber er hat sich angeboten.“

„Das Ratsmitglied Caleb Beckster?“, wollte Dejna jetzt auch genau wissen.

„Genau der“, grinste Ian. „Die Wunde sieht gut aus. In zwei Wochen werde ich noch mal wieder kommen und die Fäden ziehen.“ Dejna bedankte sich und sah dann zu ihrer Wunde. Ian stand auf und kam zu mir. „Du solltest dich vielleicht bei Caleb bedanken“, meinte er und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich seufzte und nickte. „Dann bis in zwei Wochen.“

Ich brachte Ian noch runter zur Tür und verabschiedete mich von ihm.

„Wie geht es Dejna?“, fragte Mom und kam gerade aus dem Wohnzimmer.

„Gut, Ian hat ihr etwas von Calebs Blut gegeben.“

„Caleb?“, fragte sie überrascht und bekam große Augen. Ich lachte, beugte mich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Du solltest dich bei ihm bedanken.“

„Werde ich.“ Ich sah mir Mom an und zog eine Augenbraue hoch. Sie trug ihr Reitoutfit. Schwarze Reiterhose und ein blaues Poloshirt. „Du willst doch nicht zum reiten, oder doch?“

„Klar will ich das. Früher sind dein Vater und ich immer ausgeritten und ich habe es immer genossen. Dabei kann ich sehr gut nachdenken und das ist wohl das Beste was ich gerade machen kann. Wir müssen etwas gegen diese Typen machen, sie hatten schon einmal die Gelegenheit dich zu töten, wir sollten endlich etwas dagegen tun.“

„Mom, bitte. Das sollte meine Sorge sein, nicht deine oder Dejnas oder Marinas.“

„Aber ich bin deine Mutter und ich muss mein kleines Drachenbaby beschützen.“ Sie kniff mir in die Wange und zog an ihr. Ich wollte etwas sagen, aber dadurch, dass sie meine Wange immer weiter ausdehnte, hörte sich mein Gesagtes wie Babygebrabbel an. „Was hast du gesagt?“, grinste sie mich an, weil sie genau wusste, dass ich nur wegen ihr so undeutlich gesprochen hatte. Gnädigerweise ließ sie dann meine Wange los und ich konnte wieder normal reden. Aber erst einmal massierte ich mir die Wange und streckte meiner Mutter – trotzig wohl bemerkt – die Zunge raus, sodass sie lachen musste.

„Ich wollte dich bitten, morgen erst reiten zu gehen. Dann könntest du Dejna und Marina mitnehmen. Dann kann ich mit Caleb reden und ein paar Sachen organisieren.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

„Jetzt hab ich schon die Sachen an. … Aber okay, ich verschiebe mein reiten.“ Ich küsste sie wieder auf die Wange. „Soll ich Joe bitten, euch Frühstück zu machen?“ Ich nickte und lief wieder hoch, um nach Marina zu sehen. Ich klopfte leicht an und machte die Türe dann auf. Aber keiner lag im Bett. Stattdessen ging die Tür des Badezimmers auf und Marina kam heraus.

„Hey, geht es dir gut?“, fragte ich.

„Ja, mein Anfall von gestern ist vorbei“, lächelte sie und sah so gut wie immer aus. Sie trug ein rotes Neckholderkleid, was sich perfekt an ihren Körper schmiegte. Sie strich den Rock des Kleides glatt und lächelte mich an.

„Das ist gut. Ich wollte dich fragen, ob ich die Handynummer haben kann.“ Sofort verschwand ihr Lächeln.

„Alec, ich bitte dich, tu das nicht.“

„Ich muss.“ Ich streckte die Hand aus und Marina zögerte. Es dauerte etwas, bis sie zu ihrer Tasche ging und ihr Handy heraus holte.

„Alec, ich halte das wirklich für keine gute Idee, wenn du den Typen hinterher schnüffelst. Die könnten dir etwas antun.“ Sie kam langsam auf mich zu und legte das Handy in meine Hand. „Ist das wirklich dein Ernst?“ Sie klang besorgt und ich wusste es zu schätzen, dass sie sich Sorgen machte, aber ich konnte nicht hier sein und einfach meine Augen vor der Tatsachen verschließen. Schnell nahm ich mein Handy raus und speicherte die Nummer ein.

„Du solltest es immer bei dir haben, wenn sie mal anrufen, damit sie nicht merken, dass du es mir gesagt hast.“ Ich drehte mich um und wollte gehen, aber Marina hielt mich am Handgelenk fest.

„Bitte, pass auf dich auf und mach keinen Alleingang, okay? Lass Chad und Sven nach den Typen suchen, mach es nicht alleine und nehm es bloß nicht auf die leichte Schulter.“

„Ich kann schon auf mich aufpassen“, lächelte ich und küsste ihre Wange.
 


 


 

Den ganzen gestrigen Tag lag ich nur im Bett und hatte mich ausgeruht. Mal davon abgesehen, dass Alec mich eh nicht aus dem Bett gelassen hätte, war ich nur am schlafen. Ich hatte viel Blut verloren und mein Körper musste auch etwas tun, ich konnte mich nicht auf Calebs Blut ausruhen. Und eigentlich fand ich es ganz gut, mal einen Tag nur im Bett zu bleiben. Ich spürte richtig, wie das alles mir zu viel wurde. Es war nicht nur die Tatsache, dass Alec ein Drache war, es war auch die Leukämie, die langsam durch meinen Körper schlich. Ich musste einfach einsehen, dass ich krank wurde.

„Dejna, bist du noch unter uns?“, schnipste Jillian vor meinem Gesicht herum. Ich erschreckte mich etwas und sah Jillian erschrocken an. „Wir sind da“, lächelte sie mich an und stieg aus der Limousine aus. Ich fuhr mir noch mal durchs Gesicht und folgte ihr dann.

Heute morgen hatte sie Alec und mich aus dem Bett geholt und mir ein Poloshirt und eine Reiterhose gegeben. Sie hatte mich von Alec gezerrt ohne das ich ihm richtig Tschüss sagen konnte. Und das hatte ich nicht gut gefunden.

Jetzt waren wir hier auf einem Reiterhof und Jillian führte mich und Marina zu den Stallungen. Ja, Marina hatte auch dran glauben müssen. Eigentlich fand ich es ja nicht schlimm mit Jillian etwas zu machen, ich verstand mich auch gut mit ihr, aber dass sie mich so von Alec weggerissen hatte, hatte ihr einen Minuspunkt eingebracht. Allerdings konnte ich ihr nicht lange sauer sein.

Wir waren auf einem großen Pferdehof und standen vor einem Tor, was offen stand. Ein großes Haus stand vor uns, das wie ein U verlief und mitten drin war ein kleiner Hof, wo schon andere Leute mit ihren Pferden standen. Ein Rappe wurde gerade an einer Pferdedusche abgespritzt und so wie es aussah gefiel es ihm. Er stand ganz relaxt da und ließ seinen Besitzer alles machen. Als der Besitzer uns bemerkte winkte er Jillian zu. Diese winkte zurück und führte uns zu einer Türe, wo sie ihre Tasche in einen Spinnt stellte.

„Ich muss gerade noch etwas klären. Du kannst Dejna ja schon mal zu den Weiden führen“, meinte Jillian an Marina gewandt. Diese nickte und wir zwei gingen zurück zu dem Tor und rechts an dem Haus vorbei. Vor uns erstreckte sich eine riesige Rasenfläche, die in kleinere Areale eingeteilt war.

„Kannst du reiten?“, machte Marina Smaltalke mit mir.

„Ein Mal war ich mit Bastian auf einem Reiterhof und bin zwei Stunden geritten, also ein Profi bin ich nicht“, meinte ich nur und sah mich um. Fast auf jeder Koppel standen Pferde, die gemütlich Gras fraßen oder herum tollten. Ich sah auch ein kleines Fohlen, dass fröhlich herum galoppierte.

„Dann solltest du Klee reiten. Sie ist ganz sanftmütig und leicht zu reiten.“ Ich sah von dem kleinen Fohlen, zu Marina.

„Hast du auch Pferde?“

„Ja, zwei Stück. Ich stell sie dir gleich alle vor.“ Ich nickte und sah mich wieder um.

Nach fünf Minuten kamen wir an einer etwas größeren Koppel an, auf der zehn Pferde standen. Drei davon konnte ich leicht bestimmen. Es waren Fjordpferde, diese beigen Pferde, die meistens eine weiße Stehmähne hatten, die dann auch noch immer mal wieder schwarze Strähnen hatte. Diese drei kamen nach einem Pfiff von Marina sofort hergelaufen. „Na ihr drei Süßen.“ Marina streichelte einen nach dem anderen. „Also das sind Laika, Lady und Lord“, stellte sie mir dir drei vor und ich streichelte sie.

„Wie hältst du sie auseinander?“, fragte ich verwundert, da für mich alle drei gleich aussahen. Marina lachte und zeigte auf die Mähnen der drei. „Laikas Mähne ist ein bisschen schwarzer. Lady hat nur ein bisschen schwarz in der Mähne und Lord ist eben etwas dazwischen.“ Ich lächelte und sah dann auch, was sie meinte. „Komm, lass uns rein gehen.“ Sie ging ein Stück weiter nach links und nahm ein Schloss in die Hand, wo sie einen Zahlenkombination drehen musste. Nachdem sie fertig war, machte sie das Schloss ab und machte das kleine Tor auf. Wir gingen rein und ich machte das Tor hinter mir wieder zu. Laika, Lady und Lord liefen uns hinter her, als wir in die Mitte der Koppel gingen. Lord lief neben mir und ich legte meine Hand auf seinen Hals und streichelte ihn beim Laufen. Man fühlte sich sofort gut. Ich weiß auch nicht, Tiere machten einfach, dass es einem gut ging. Ihre bloße Gegenwart ließ mich den ganzen Stress vergessen. Von hinten wurde ich angestubst. Es war Lady. Ich lächelte und streichelte über ihre Blesse. Jetzt bemerkten uns auch zwei andere Pferde.

„Welche zwei sind denn dir?“, fragte ich und streichelte Lady weiter.

„Lady ist mir. Meine Eltern und Jillian haben sie und die anderen beiden vom Schlachter gerettet. Ich hab mir Lady ausgesucht“, erklärte sie mir und streckte die Hand nach einem Fuchs aus. „Hallo meine Süße.“ Der Fuchs kam auf sie zu, stupste ihre Hand an und ließ sich dann streicheln. „Das ist Pretty, auch meine.“

„Was ist das für eine Rasse?“

„Sie ist ein Englisches Vollblut.“ Sie war wunderschön. Prettys Fuchsfell glänzte in der Sonne. Sie stand sicher und graziös vor Marina und war wie ein Ebenbild dieser. Sie waren beide so schön und passten perfekt zusammen.

Das zweite Pferd hatte die gleiche Statur wie Pretty, allerdings war dieses Pferd braun, komplett. Es gab keinen weißen Punkt. Aber es war wunderschön. Die Mähne war kurz geschnitten und ähnelte der von Laika, Lady und Lord. Ich wette, es war ein Hengst.

„Das ist Saphiro“, meinte Marina. „Jillians Schatz. Mit ihm hat sie schon einige Wettkämpfe gewonnen.“

„Hallo Saphiro“, begrüßte ich ihn und strich über seinen Kopf. Er neigte ihn mir hin und schnupperte an meiner Hose. „Ich hab nichts dabei, tut mir leid.“ Er schnaufte, ließ mich aber weiter streicheln.

Plötzlich schnauften auch Lady, Laika und Lord und dann galoppierten sie auch schon davon. Vom hinteren Teil der Kopplung kamen auch noch die anderen Pferde und galoppierten um uns herum. Saphiro und Pretty interessierte das überhaupt nicht. Sie drehten sich um und grasten weiter. Marina schüttelten den Kopf und ließ einen lauten Pfiff ertönen.

„Komm, ich stell dir mal Klee vor“, meinte sie und ging auf einen Rappe zu. Dieser galoppierte noch, aber dann wurde er langsamer und blieb dann vor uns stehen. Marina strich erst über die große weiße Blesse, die eine komische Form hatte und küsste das Pferd dann auf diese. „Das ist Klee. Sie ist ein Lettisches Warmblut.“

„Sie? Ich hatte gedacht es wäre ein Hengst.“

„Das denken alle, aber sie ist eine Stute.“ Ich hielt Klee meine Hand hin und sie schnupperte sofort los. Irgendwas an mir schien ihr wohl zu gefallen, da sie näher kam und ihren Kopf an meinen Körper drängte.

„Da haben sich aber zwei lieb“, ertönte Jillians Stimme hinter uns. Ich lachte und schlang meine Arme um Klees Hals.

„Sie ist zauberhaft“, meinte ich nur und küsste ihren Hals. Dann drehte ich mich um und Klee blieb neben mir stehen, sodass sie leicht ihren Kopf auf meiner Schulter abstützte. Jillian kam zu uns, gefolgt von Saphiro. „Darf ich raten, warum er Saphiro heißt?“, grinste ich. Natürlich hatte es etwas mit Chester zutun. Ein Saphir war blau und blau die Farbe von Chester und Alec. Jillian wurde leicht rot und streichelte über Saphiros Hals. In der anderen Hand hielt sie eine Möhre, die er sich sofort stibitzte. Sie gab mir auch eine, damit ich mit Klee Freundschaft schließen konnte. Obwohl ich das nicht mehr brauchte, Klee und ich verstanden uns sofort.

Nach zwei Möhren gingen wir zurück zu den kleinen Tor, wo Jillian drei Halfter mit Strick mitgebracht hatte. Wir legten die Halfter den drei Pferden an und führten sie zurück zu dem kleinen Hof. Jillian würde auf Saphiro reiten, Marina natürlich auf Pretty und ich auf Klee.

In dem Hof banden wir die drei an eine Stangen an, die an einer Hauswand montiert war und Jillian und Marina gingen die Putzkisten der drei holen. Jillian half mir dabei Klee sauber zu machen, weil ich noch nicht richtig wusste, was ich machen musste. Aber es war eigentlich ganz einfach. Bürste und Striegel und dann immer kreisende Bewegungen machen. Erst mit dem Striegel, damit man den Schmutz auflockerte dann mit der Bürste. Diese immer mal wieder an dem Striegel reiben, damit der Staub aus der Bürste kam und man den Dreck nicht wieder ins Fell rieb. Bei den Hufen half Jillian mir, aber Klee war total relaxt. Sie hob erst den vorderen linken Huf, dann den hinteren und dann das gleiche mit der rechten Seite. Kein Austreten, nichts. Marina hatte ja schon gesagt, dass sie sanftmütig war. Dann kämmte ich ihr noch die Mähne und den Schweif. Den Schweif bürstete man eigentlich nicht, brachte Marina mir bei. Dadurch würde man zu viele Haare heraus ziehen und dem Pferd weh tun. Eigentlich würde man sich den Schweif nehmen und ihn Haar für Haar per Hand trennen und den Dreck heraus ziehen.

Wir putzten die Pferde bestimmt eine ganze Stunde, bis sie richtig sauber waren.

Danach wurden Sattel und Zaumzeug geholt und gesattelt. Das überließ ich den Profis. Und dann ging es auch schon los. Aufsteigen immer auf welcher Seite?

Links, genau. Linker Fuß in den Steigbügel und dann Schwung nehmen und auf den Sattel. Und gaaaaanz wichtig, nicht in den Sattel fallen lassen, schön hinein gleiten.

„Das war super“, lobte Jillian mich und stieg auch auf. Marina lenkte Pretty aus dem Hof und dann nach rechts auf einen kleinen Wald zu. Na mal sehen, ob ich das schaffe.
 

Wir ritten schon zwei Stunden einfach umher und redeten einfach miteinander. Hier konnte man alles vergessen. Keiner von uns dreien redete von dem Ereignis auf dem Ball oder generell von den ganzen Anschlägen auf Alec. Es war einfach ein ganz normaler Tag zwischen drei Frauen, die redeten.

„Ja, ich weiß noch, als wir diesen einen Ball hatten und ich mein weißes Kleid aus dem Schrank holen wollte und es rot war. Diese zwei Idioten haben es in Rotebeetesaft getunkt“, erinnerte Marina sich. Wir sprachen von alten Zeiten und sofort kamen wir auf das Thema Jungs. Und natürlich waren Alecs und Matts Streiche witzig gewesen.

„Ich weiß noch, wie deine Mutter ausgeflippt ist“, lachte Jillian. Ich lächelte und strich Klee über den Hals. Sie war ganz ruhig und ich musste fast nichts machen. Sie lief alleine durch den Wald und kannte wohl auch den Weg, den wir liefen in und auswendig.

Marina und Jillian lachten und redeten weiter über diesen Tag. Ich sah mich um und ließ die Natur auf mich wirken. Es war zum Glück ein schöner Tag und auch recht warm. Und wenn die Sonne durch die Baumkronen schien war sie auf der Haut sogar angenehm warm. Wir ritten gerade auf einen Abzweig zu, wo wieder ein Sonnenstrahl auf uns wartete.

Plötzlich wurden die Pferde total unruhig und Jillian befahl mir die Zügel fest in die Hand zu nehmen und Klee in die andere Richtung zu lenken. Klee gehorchte und drehte sich mit mir. Ich beruhigte sie und strich ihr über den Hals. Leise flüsterte ich ihr Sachen zu, dann sah ich hinter mich, wo Marina und Jillian Pretty und Saphiro beruhigten. Und im nächsten Moment tauchte ein weiterer Reiter auf. Er galoppierte und blieb dann vor uns stehen.

„Hier seid ihr“, sagte der Neuankömmling und ich ließ die Schultern hängen. Es war nur Matt. Er saß auf einem schwarzen Friesen. Ein wunderschönes Pferd, so anmutig und elegant. Perfekt für Matt.

„Du hast die Pferde erschreckt, wir dachten echt das schlimmste“, warf Marina ihm vor. Aber Matt grinste nur und zwinkerte mir zu.

„Gehts dir gut? Ich hoffe, Klee hat dir nicht zu sehr Schwierigkeiten gemacht.“

„Nein, wir sind zurecht gekommen“, meinte ich und trieb Klee wieder zu den anderen. Doch da hörten wir wieder etwas, was auf uns zu kam, aber wesentlich langsamer als Matt. Ein Schimmel blieb neben Matt stehen, mit Sven als seinem Reiter.

„Ach, jetzt verstehe ich, warum du hier bist“, meinte Marina, stupste Pretty mit ihrem Fuß an und führte sie an Matt vorbei an der Abzweigung rechts. „Alec hat euch geschickt, damit ihr auf uns aufpasst.“ Matt streckt ihr die Zunge raus und stupste auch sein Pferd an.

„Er macht sich nur Sorgen, das kannst du ihm nicht verübeln und außerdem hatte ich auch mal wieder Lust auf einen Ausritt.“ Bei dem letzten Wort grinste er Marina an, die sofort rot wurde.

„Das ist echt nicht lustig, Matt!“ Ich sah die beiden an und runzelte die Stirn. Was war das denn? Marina gab Pretty einen stärkeren Stupps und trabte davon. Matt ihr hinterher. Ich und Jillian folgten ihnen langsam.

„Was lief denn da gerade ab?“, fragte ich Jillian leise. Diese lachte nur und schüttelte den Kopf.

„Es ging um früher. Die drei sind einmal zusammen ausgeritten und haben ein Wettrennen veranstaltet, allerdings waren Alec und Marina dann verschwunden. Du kannst dir ja sicher denken, warum.“ Ich wurde sofort rot und sah zur Seite. Sie hatten Matt also nur los werden wollen, um für sich zu sein. Eine gute Idee. Und deswegen war Marina auch rot geworden. Ich wette, Alec und sie haben sich an diesem Tag nicht nur geküsst. Jillian lachte nur. Sven folgte uns langsam und ich sah mir sein Pferd etwas genauer an. Es hatte die gleiche Statur, wie Saphiro und Pretty.

„Er ist auch ein Englisches Vollblut“, unterbrach Jillian meine Gedanken. „Silver Lining.“ Ich sah sie an.

„Das ist ein wunderschöner Name.“ Sie nickte. „Hat jeder eurer Angestellten ein eigenes Pferd?“ Wieder lachte sie und schüttelte den Kopf.

„Nein, Silver Lining gehört Alec und der Friese auf dem Matt sitzt ist meiner. Er heißt Titan. Mein Mann hatte Friesen geliebt, deswegen versuche ich immer einen in meiner Herde zu haben.“

„Aber hat Matt nicht sein eigenes Pferd?“

„Nein, nicht mehr. Als sein viertes Pferd gestorben war hatte er einfach keine Lust mehr gehabt auszureiten und er fand auch keine Zeit mehr dafür. Matt hatte sich schon früh dafür entschieden zu arbeiten. Ich weiß auch nicht, er ist irgendwie so ein Mensch, der nicht still halten kann.“ Sie lächelte und stieß Saphiro ihren Fuß in die Seite und trabte los. Sven schloss auf und ritt jetzt neben mir. Ich traute mich noch nicht etwas schneller zu reiten.

„Bist du schon mal geritten?“, fragte er mich.

„Ja, schon aber das ist schon was länger her.“

„Klee ist ganz sanft und eigentlich musst du nicht viel machen, weißt du denn, was man bei Trab machen muss?“

„Im Sattel auf und ab gehen, ich weiß.“

„Probier es. Klee wird dir schon dabei helfen.“

„Du bist aber heute gesprächig“, lächelte ich und meinte es nur so aus Spaß. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er lächeln würde oder generell dazu im Stande wäre, aber Sven belehrte mich eines besseren. Er lächelte mich auch an.

„Unser Start war nicht der Beste und das tut mir auch leid. Zu dem Zeitpunkt hatte ich nicht gewusst, dass du eine Gefährtin bist und um ehrlich zu sein, hat Alec sich schon oft mit Menschenfrauen eingelassen, aber nie war er so besessen von einer gewesen und das hat mir nicht so gepasst. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel.“

„Nein, mache ich natürlich nicht. Ich bin nur froh, dass du doch nicht so düster bist, wie du mir vorkamst.“ Er lächelte entschuldigend. Ich winkte nur ab und gab ein bisschen Druck auf Klees Bauch, damit sie anfing zu traben. Sie machte es auch. Erst ging sie ein bisschen schneller und dann trabte sie. Ich ging mit auf und ab. Klee schnaubte und ich lachte. Ich hatte total vergessen, wie viel Spaß reiten machte. Ich biss mir auf die Lippen und brachte Klee zum Galoppieren. Klee wiehrte und raste los. Ich lachte laut und raste erst an Jillian und dann an Marina vorbei.

„Los meine Süße, Matt bekommen wir auch noch ein.“ Sie schnaufte und wir galoppierten immer schneller. Matt bemerkte uns und stachelte Titan weiter an.

„Los mein Junge, wir lassen die zwei nicht vorbei“, rief er.

„Wir sind schneller!“, rief ich und spornte Klee noch mehr an.

Jetzt waren wir neben einander und hielten das Tempo. Matt sah zu mir und grinste.

„Ihr könnt nicht gewinnen.“

„Du siehst gleich, dass wir es doch können.“ Ich spornte Klee noch mal an. Sie schnaubte und wurde langsam immer schneller, bis wir vor Matt und Titan waren. „Friss unseren Staub, Matt“, lachte ich und ritt davon. Matt rief mir nach, aber er konnte mich und Klee nicht mehr einholen. Wir kamen aus dem Wald raus und kamen an weiteren Koppeln an. Ich ritt noch bis zur nächsten Koppel und blieb dann stehen. Klee lobte ich mit Streicheleinheiten und küsse sie auf den Hals.

„Super gemacht, Süße“, lobte ich sie und sie schnaubte zustimmen. Matt kam bei uns an und blieb auch mit Titan stehen.

„Wow, das Reiten liegt dir wohl im Blut.“ Ich bedankte mich.

„Ich hab total vergessen, wie es sich anfühlt zu galoppieren. Es ist ein wunderschönes Gefühl.“ Er nickte.

„Du hast Recht. Zum Glück kann ich immer hier her fahren und mir Alecs Pferde ausleihen“, lachte er. Jetzt kamen auch Marina, Jillian und Sven bei uns an.

„Wow, ihr seid ja abgegangen wie Schmitzs Katze“, meinte Jillian.

„Du kannst ja doch gut reiten“, sagte Marina erstaunt.

„Ich hab mich einfach nicht getraut, weil meine Reitstunden so lange her waren“, verteidigte ich mich.

„Dann würde ich mal sagen, der Verlierer gibt uns ein Eis aus“, lachte Marina und ritt schon los.

„Hey!“ Ich spornte Klee wieder an und ritt Marina hinter her. Die anderen folgten uns und es begann ein wildes Wettrennen. Erst war Marina erste, dann ich, dann holte Jillian auf und dann Sven. Matt kämpfte sich bis auf den zweiten Platz und wechselte sich immer mit mir ab. Mal überholte ich ihn, dann er mich wieder, aber dann kam Marina von hinten und zog an uns vorbei. Sie lachte und brachte ein bisschen Distanz zwischen uns. Ich kämpfte mich mit Klee an Matt vorbei, aber dann kam Jillian und holte schnell auf. Sie überbrückte die Distanz zwischen uns und Marina mit Leichtigkeit und war dann erste. Wir versuchten sie einzuholen, aber das klappte nicht. Sie und Saphiro waren einfach zu schnell. Ich versuchte es noch mal und spornte Klee an, wir kamen auch nah an Jillian heran, aber da passierte es. Etwas weiter vor uns krachte ein morscher Ast auf den Weg. Er war riesig, ein ganzer Hauptast, krachte einfach so von dem Baum. Ich zog die Zügel an und brachte Klee zum stehen.

„Jillian!“, schrie ich. Die anderen kamen neben mir zum stehen, aber Jillian ritt weiter auf den Ast zu. Sie pfiff einmal und dann sah ich schon, wie Jillian von Saphiro stürzte und dieser sich verletzte. Aber so passierte es nicht. Saphiro machte einen Satz und flog fast durch die Luft. Geschmeidig landete er hinter dem Ast und hielt dann an. Jillian drehte sich zu uns um und lachte. Mein Herz klopfte wie wild. Ich hatte echt Angst um sie gehabt.

„Also ehrlich, das sie immer so einen Auftritt hinlegen muss“, meinte Matt. Ich sah ihn ungläubig an.

„Jillian ist Weltmeisterin im Springreiten. Sie hat schon viele Preise gewonnen. Sie und Saphiro sind richtig gut“, erklärte mir Marina. Echt unglaublich. Sie hatte wirklich keine Minute Angst gehabt, als sie den Ast herunter stürzen sah. Unglaublich.

Jillian ritt ein Stück weiter und kam dann mit einem weiteren Sprung wieder zu uns.

„Wir sollten wieder zurück reiten, zu letzten Abzweigung“, meinte sie und wir alle stimmten zu. Diesmal machten wir aber kein Wettrennen. Wir ritten ganz gemütlich neben einander her und ich fragte Jillian aus, wie sie zum reiten gekommen ist. Sie erzählte mir, dass sie früher nicht wirklich viel davon gehalten hatte, aber nachdem sie Chester kennengelernt hatte, hatte sie sich immer mehr für Pferde interessiert.

„Irgendwie hat er mich weiblicher gemacht“, lachte sie. Ich sah sie an.

„Wie genau meinst du das?“

„Ich muss ehrlich zugeben, dass ich früher nicht viel davon gehalten hatte, viel Geld zu haben und auf Bälle zu gehen. Ich weiß auch nicht, ich wollte ich selbst sein und nicht hinter einem Mann stehen und einfach hübsch aussehen“, erklärte sie mir und sah gerade aus, als wenn sie sich erinnerte, wie es früher war. „Nach dem zweiten Treffen wollte ich ihm immer mehr gefallen und hatte wirklich gefallen an Bällen gefunden.“ Sie lächelte verträumt. „Weil ich dann mit ihm tanzen konnte“, kicherte sie, wie ein verliebter Teenager. Man musste sofort lächeln. Es war unglaublich, wie sehr sie Chester noch liebte, obwohl er schon ganze 500 Jahre tot war. „Aber na ja.“ Sie zuckte die Schultern und lächelte mich an. „Du wirst noch verstehen, was ich meine.“

„Aber es ist schon komisch, dass du es erst gehasst hast und es jetzt liebst, auf Bälle zu gehen.“

„Ich weiß. Früher, als ich noch jung war, war es einfach so, dass ich ich sein wollte und nicht von meinen Eltern dazu gezwungen werde zu heiraten oder ein Vorzeigeschild meiner Familie zu sein.“

„Und was war bei Chester anders?“, fragte ich, aber da begriff ich erst, wie sehr ich in ihr Privatleben abtauchte. „Oh tut mir leid, ich wollte nicht so graben.“ Sie machte nur eine wegwerfende Handbewegung.

„Ist doch kein Problem. Ich bin ein sehr gesprächiger Mensch.“

„Okay, dann erzähl es mir“, lächelte ich. „Wieso also?“

„Ich weiß auch nicht“, gestand sie lachend. „Als ich Chester kennenlernte waren die Bälle nicht mehr so langweilig und mit der Zeit machte es immer mehr Spaß. Und als ich dann älter wurde, machte es mir nichts mehr aus. Es war eben Chesters Welt und ich wollte zu ihm gehören. Und das hieß: Bälle, hübsch machen, lächelnd hinter meinem Mann stehen.“

„Genau das, was du nicht wolltest.“

„Ja, anfangs, aber ich bin älter geworden.“ Sie zuckte die Schultern. „Aber wie gesagt, du wirst das auch noch erleben. Wenn Alec in den Rat eintritt, dann wirst du neben ihm stehen, lächeln und hübsch aussehen.“

Hinter uns ertönten Hufe und Klee wurde ein bisschen unruhig. Ich hielt die Zügel fest in der Hand und sprach auf Klee ein, aber sie beruhigte sich nicht. Sie drehte sich um und dann sah ich, wer sie so unruhig werden ließ.

Alec.
 


 


 

„Klee, mein Schatz, ruhig“, sagte er und blieb neben uns stehen. Er streichelte über Klees Hals. Sie beruhigte sich sofort.

Alec saß anmutig auf einem Rappen, einem wunderschönen Rappen, mit Blesse und zwei weißen Fesseln, vom rechten Vorderbein und linken Hinterbein . Er war so perfekt für Alec. Aber dieser war auch nicht zu verachten. Alec trug eine schwarze Reiterhose und ein weißes Polohemd. Seine schwarzen Haare waren vom Wind zerzaust, aber das machte überhaupt nichts, er sah umwerfend aus.

Klee schnaufte und stand wieder still.

„Braves Mädchen“, lächelte Alec und sah dann seine Mutter an. „Und du, setzt ihr nicht so viele Flausen in den Kopf, sonst verlässt sie mich noch“, warf er Jillian vor. Diese stupste ihren Sohn nur an. Alec grinste und sah mich dann an. Er beugte sich zu mir, um mich zu küssen, aber ich hielt ihn vorher auf.

„Ich würde dich nicht deswegen verlassen“, lächelte ich und küsste ihn dann. Den Kuss vertiefte ich etwas.

„Hey, ihr Knutschtanten. Schluss jetzt“, ermahnte uns Jillian. Ich kicherte und Alec lächelte so ein wunderbares Lächeln. Er sah so glücklich aus und ich konnte nicht glauben, dass ich der Grund dafür war. Aber wenn ich ehrlich war … hatte ich das Gefühl es war so. Und das war wunderschön zu wissen, dass man jemanden glücklich machte und vor allem, wenn es auch noch ein so gut aussehender Mann war, wie Alec, der eigentlich jede haben könnte. Aber er hatte sich für mich entschieden und das machte mich zur glücklichsten Frau der Welt. Er brauchte mich nur anlächeln und ich vergaß alles, was um uns herum geschah. Ich vergaß, dass er in Gefahr war, dass ich in Gefahr war. Ich brauchte nur seine strahlend blauen Augen und sein wunderschönes Lächeln.

„Das ist ja ekelhaft mit euch beiden“, meinte Jillian, gab Alecs Rappen einen Klaps auf den Hintern. Alec reagierte schnell und nahm die Züge wieder in die Hand. Der Rappe stieg und rannte dann los.

„Ruhig Black“, beruhigte er den Rappen und bekam ihn sofort unter Kontrolle. Black beruhigte sich und Alec belohnte ihn mit einer Streicheleinheit an seinem Hals.

„Ups“, machte Jillian nur.

„Sei froh, dass er das von dir gewohnt ist.“

„Ja, er liebt es, wenn ich das mache.“ Ich schüttelte nur den Kopf.

„Ihr zwei seid echt schlimm“, meinte ich und stupste Klee an, damit sie weiter lief. Jillian kam auch mit und so trabten wir den anderen nach. Jillian fragte Alec, warum er auch hier sei und vor allem, warum er alleine hier sei. Er hatte nur geantwortet, dass seine Besorgungen nicht so lange gedauert hatten, wie er gedacht hatte und er zu uns stoßen wollte. Wegen Chad sagte er nichts, geschweige denn, warum er alleine war. Ich wusste, dass es ihm schwer fiel sich auf andere zu verlassen und er nutzte jede Kleinigkeit, um mal alleine irgendetwas zu unternehmen. Das wusste Jillian natürlich, deswegen fragte sie auch nicht weiter nach.

Als wir bei den anderen ankamen wurde Alec begrüßt und schon machten Matt und er ein Wettrennen. Alec gewann natürlich. Und so wie die anderen reagierten war das wohl früher auch schon so.

„Du bist einfach zu schlecht“, lachte Alec.

„Das ist unfair. Du warst doch bestimmt schon voll lange nicht mehr reiten“, beschwerte Matt sich.

„Wohl wahr, aber verlernt hab ich es nicht.“

„Idiot!“ Alec lachte nur.

Wir kamen an einer weiteren Kreuzung an, die anderen ritten einfach geradeaus weiter. Alec griff mir in die Zügel und lenkte mich nach rechts, wieder in Richtung Wald.

„Was machst du?“, fragte ich.

„Lass uns verschwinden. Schnell“, flüsterte er und galoppierte los. Ich schüttelte lächelnd den Kopf und galoppierte ihm hinterher.

„Alec, wo wollt ihr hin?“, schrie Jillian uns nach.

„Ich birng Dejna schon sicher nach Hause“, rief auch er und ritt einfach weiter. Ich ritt ihm einfach nach, bis wir im Wald ankamen. Dort wurde er langsamer und blieb mit Black stehen. Ich brachte Klee neben ihm zum stehen.

„Findest du, dass das eine gute Idee ist, alleine weg zu reiten?“, fragte ich Alec jetzt ernst. Ich wollte nicht, dass ihm wieder etwas passierte. Hinter den Bäumen konnte man sich super verstecken.

„Vertrau mir“, meinte er und ritt im Schritt weiter. Ich folgte ihm.

„Du kannst richtig gut reiten“, bemerkte ich und sah zu Alec herüber.

„Meine Mutter hat mir früh das Reiten beigebracht. Sie fand, dass ich reiten musste, weil man so am schnellsten eine Frau beeindruckte.“ Er zuckte gleichgültig mit den Schulter. „Ich hab eher mit meinem Aussehen gepunktet“, grinste er dann und ich stupste ihn.

„Du bist echt blöd.“

„Hmm, ich dachte, deswegen liebst du mich so.“ Ich lachte auf.

„Schatz, du sollst doch nicht denken, überlass das lieber deinem Pferd. Black hat den größeren Kopf“, grinste ich und spornte Klee an, zu galoppieren.

„Hey!“ Ich lachte noch mehr und trieb Klee noch mehr an. Alec war uns auf den Fersen. „Ich bekomm dich, Weib. Das sagst du nicht noch mal zu mir.“ Ich hörte seinen belustigten Unterton und lächelte.

Als ich dann mal nach hinten sah, war Alec schon fast neben mir. Mist! Ich spornte Klee noch mehr an und vergrößerte den Abstand zwischen Alec und mir. Klee war richtig schnell und es war wunderbar, den Wind zu spüren, der durch meine Haare fegte. Ich verlangsamte unser Tempo bis zum Schritt. Alec war schnell bei uns und drosselte auch sein Tempo. Wir kamen an einer weiteren Kreuzung an und ich wollte gerade aus weiter reiten, aber Alec pfiff und bog nach rechts ab. Ich lenkte Klee nach rechts und folgte ihm.

„Wo willst du eigentlich mit mir hin?“, fragte ich und war wieder neben ihm. Alec klappste Black auf die Flanke, um ihn zu loben.

„Weit weg von den anderen.“

„Halt stopp mal, also ich kenn deine Anmachversuche. Marina und Matt haben sich eben verplappert.“

„Ach ja?“ Er sah mich an und lächelte dieses wunderbare Lächeln, was mir die Knie weich werden ließ, zum Glück saß ich auf Klee, sonst wäre ich bestimmt weggeknickt.

„Ja, ich werde ganz bestimmt nicht irgendwo hier in dem Wald mit dir schlafen“, streckte ich ihm die Zunge raus, lächelte aber dann. Ich wusste, dass Alec nicht darauf aus war. Aber es machte mir Spaß mich mit ihm zu kabbeln.

„Du bist heute richtig frech. Ich glaube, das liegt an Calebs Blut. So frech kannst du gar nicht sein.“

„Das glaubst auch nur du.“

Wir ritten ein bisschen schweigend weiter, aber dann musste ich einfach fragen, was Black für eine Rasse war.

„Ein Hannoveraner. Mutter hatte ihn vor sechs Jahren als Fohlen ersteigert, seitdem zieh ich ihn groß, so in etwa.“ Ich lächelte.

„Deswegen kommst du so gut mit ihm klar.“ Und da viel mir wieder ein, dass Klee so aufgeregt war, als Alec aufgetaucht war. „Und was ist mit Klee?“ Alec lächelte.

„Dir entgeht nichts. Klee ist schon zwölf Jahre alt und ich hab sie auch aufgezogen. Ich weiß auch nicht, irgendwie hab ich es mit Pferden, was allerdings auch nur wegen meiner Mutter so gekommen ist. Sie hat immer versucht mich irgendwie in eine Richtung zu lenken.“

„Das hat ja auch geklappt, oder?“, lachte ich.

„Ja, bei einer Sache musste ich ihr ja nachgeben.“ Ich sah ihn an, weil ich dachte, da käme noch etwas, aber Alec redete nicht weiter. Er sah gerade aus und mehr brauchte ich nicht, um zu wissen, dass er natürlich eine Frau beeindrucken wollte. Und nicht nur irgendeine, sondern Marina.
 

Es war jetzt schon etwas stiller geworden zwischen uns. Ich sah auf die Zügel in meiner Hand. Ich meine, wenn er nicht mit mir reden wollte, war das okay. Vor allem wenn er mit mir nicht über seine ganzen Bettgeschichten reden wollte. Ich weiß ja auch, dass ihm das unangenehm ist und mir ist es ja erst Recht unangenehm. Alec war nun mal ein Klasse Typ, nicht nur von äußeren sondern auch innerlich. Ihn konnte man nur perfekt nennen. Er hatte gute Umgangsformen; sah gut aus; wusste, wie man einer Frau imponierte; wusste, wie er eine Frau zum schmelzen brachte; hatte ein unglaubliches Lächeln; besaß Charm; war witzig; war sexy und fürsorglich. So einen Mann wünscht sich doch eine Frau, mal von dem Geld abgesehen und seinem hohen Ansehen. Ich bin nicht so eine Frau, die Geld braucht, um Glücklich zu sein. Ich würde ihn auch lieben, wenn er nicht so viel verdienen würde. Und es ist mir ja auch egal, was er früher gemacht hatte. Ich merkte doch, dass er mich liebte, nur noch mich und das war das schönste Gefühl überhaupt.

„Tut mir leid“, holte er mich aus meinen Gedanken. „Marina ist nicht richtig dein Thema.“

„Aber es gehört zu dir und das ist okay“, meinte ich und sah ihn an. „Ich verstehe, dass du noch sehr an ihr hängst und wie könntest du auch nicht? Du wolltest sie heiraten und du hast sie geliebt, daran ist nichts verwerfliches. Ich bin diejenige, die ein bisschen überreagiert. Ich sollte nicht direkt alles schwarz sehen, aber … aber bei dir kann man einfach nicht anders.“ Ich lächelte. „Du könntest mich jede Minute verlassen, für irgendeine Frau. Du könntest jede haben.“

„Ich möchte aber nicht jede.“ Sofort schlug mein Herz höher. Er wusste bestimmt gar nicht, wie glücklich er mich mit dieser Aussage machte. Alec griff nach meinen Zügeln und zog Klee näher an Black, dann nahm er meine Hand und küsste sie. Ich lächelte ihn an und ritt dann weiter.

„Wo wollen wir denn hin?“, fragte ich.

„Lass dich überraschen.“

„Immer dieses überraschen lassen.“ Er lachte auf und stieß Black leicht in die Seite. Daraufhin lief Black los. Ich trieb Klee auch an und folgte Alec. Er ritt vor und ich ritt ihm einfach nach, bis wir an einer etwas größeren Wiese ankamen.

„Pfui, Alec, so im freien hätte ich nicht gedacht.“

„Was du immer denkst. Ich will vielleicht nur ein bisschen knutschen, mehr nicht.“

„Du bist echt schlimm.“ Er grinste nur sein sexy grinsen, wo seine Grübchen nur zu sehr zum Vorschein kamen.

„Jetzt lass es doch auf dich zu kommen.“ Er klopfte Black auf die Flanke und stieg dann mit Schwung ab. Er machte das alles mit einer Eleganz und Leichtigkeit, als wenn er Tag ein Tag aus nichts anderes machen würde. Aber so wie ich Jillian kannte, hatte sie Alec seit er klein war immer mit Pferden konfrontiert. Alec kam zu mir und sah so verdammt gut in seiner Reiterhose aus. Sie saß zwar eng an, aber das machte bei ihm gar nichts. Dadurch sah man seine trainierten Beine; seine muskulösen und starke Beine. Ich schluckte und hob mein Bein über Klees Kopf, sodass ich im Frauensattel saß. Alec legte seine Hände auf meine Hüften und ich rutschte in seine Arme. Meine Arme stütze ich auf seinen Schultern ab und Alec umschlang mich. Es war so, als wenn der hübsche Prinz seine Prinzessin von ihrem Ross gehoben hätte. Es war so schön. Ich musste einfach lächeln, dieser Moment war einfach wunderbar und ich fühlte mich schön und geliebt.

„Grinsebacke.“

„Lass mich doch.“ Er drehte uns und ich musste lachen.

„Ich liebe es, wenn du das tust.“

„Was tust?“, flüsterte ich und strich mit meinen Lippen über seine.

„Wenn du lächelst oder lachst“, hauchte er und küsste mich dann. Ich erwiderte den Kuss und vergrub meine Finger in seinen Haaren.

Als wir uns lösten ließ Alec mich wieder auf den Boden.

„Es ist so schön mit dir“, hauchte ich und küsste ihn noch mal, aber nicht lange, es war nur ein kurzer Kuss.

„Ja, das ist es.“ Er ließ mich los und strich mir mit den Fingern über die Wange.

„Und? Wo hast du diesmal die Champagnerflasche versteckt?“ Alec ließ mich ganz los und zeigte mit dem Finger auf mich.

„Du bist echt unfair.“ Ich lachte.

„Warum das denn?“ Er ging zurück zu einem Baum und holte hinter diesem einen Picknickkorb und eine Decke hervor. „Du bist ein kleiner Romantiker“, warf ich ihm vor. Er kam wieder und stellte die Sachen etwas entfernter hin. „Was ist mit den Pferden?“

„Die können wir grasen lassen.“ Alec kam wieder und zog Black die Trense aus. Dieser drückte dann seinen Kopf an Alec. Nachdem Alec ihn gestreichelt hatte, drehte er sich auch um und ging ein bisschen von uns weg, sich das leckerste Gras suchen. Er ging neben Klee, aber da fand er nichts leckeres also ging er weiter, bis zum Picknickkorb. „Black, nicht“, mahnte Alec ihn und sofort ging Black weiter. Klee stupste mich von hinten an und ich lächelte sie an.

„Soll ich dich auch befreien?“, fragte ich sie und sie stupste mich wieder an. Ich machte ihre Trense auf und zog sie ihr aus. Sie schnaubte und lief Black hinterher. Alec nahm mir die Trense aus der Hand und nahm sie mit zum Picknickkorb. Ich folgte ihm und half ihm dann, die Decke auszubreiten. Wir setzten uns hin und Alec packte ein paar Sachen raus. Trauben, Sandwichs, Erdbeeren mit Schokoglasur und Saft.

„Wow, kein Alkohol?“, fragte ich lachend.

„Nein, diesmal nicht. Mir ist aufgefallen, dass wir immer etwas trinken. Ich will ausprobieren, ob du mich nur im Suff ertragen kannst.“ Ich boxte ihn gegen die Schulter.

„Das ist nicht fair, du bringst mich doch immer zum trinken.“ Er lächelte und holte zwei Gläser heraus, dann schüttete er uns Saft ein und gab mir eines. „Worauf stoßen wir an?“

„Auf uns.“

„Damit bin ich einverstanden.“ Wir stießen an und nahmen dann einen Schluck. „Hmm, ja, vorzüglich. Wie alt ist dieser wunderbare Wein?“

„Ja, nicht wahr? Ich glaube 1950ger Jahrgang.“ Wir sahen uns an und mussten lachen. Ich hielt mir die Hand vor den Mund und lachte einfach drauf los. Ich bemerkte gar nicht, dass Alec schon aufgehört hatte zu lachen und mich jetzt beobachtete. Erst als ich mich wieder zu ihm drehte, sah ich, wie er mich beobachtete und lächelte.

„Was ist?“, fragte ich, als ich mich beruhigt hatte.

„Du bist wunderschön, wenn du lachst und ich höre das sehr gerne. Ich vergesse dann die ganzen Sachen um uns herum und kann nur noch daran denken, wie unglaublich du bist und wie sehr ich dich in meinem Leben brauche.“ Ich wurde sofort still. Es war so süß, was er sagte und das sollte nur für mich sein? Er brauchte mich in seinem Leben? Oh Gott, so etwas süßes hat noch niemand zu mir gesagt.

Ich blinzelte und sofort stiegen mir Tränen in die Augen. Alec rückte sofort näher und wischte mir über die Wange … eine Träne hatte sich schon aus meinen Augenwinkeln gestohlen.

„Weißt du eigentlich, was du mit deinen Worten mit mir anstellst?“, hauchte ich. Alec lächelte nur, beugte sich vor und küsste mich. Ich erwiderte natürlich. Wir küssten uns ein bisschen länger und als wir uns lösten strich mir Alec die nächsten Tränen von der Wange.

„Ich meine das alles ernst, Dejna. Alles was ich sage oder gesagt habe.“ Ich zog die Nase hoch und küsste ihn noch mal. Ich konnte ihn den ganzen Tag küssen.

Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, nahm ich mir eine Traube und wartete, bis mein Herz sich wieder beruhigt hatte. Aber darauf konnte ich lange warten. In Alecs Nähe hatte ich immer wildes Herzklopfen und wenn er dann auch noch so Liebesgeständnisse preisgab, war es um mich geschehen.

„Alles wieder okay?“, fragte er nach einer Weile, in der ich die ganzen Trauben auf aß. Ich lachte leicht auf.

„Ja, aber du bringst mich echt jeden Tag einem Herzinfarkt näher.“

„So schlimm?“, schmunzelte er.

„Nein, es ist schön.“ Er küsste meine Wange und stützte sich dann auf seinen Händen ab. Ich lehnte mich an ihn und schloss die Augen. „Ich dachte, ich sollte mit deiner Mutter und Marina den Tag verbringen“, wechselte ich etwas das Thema.

„Ja, eigentlich schon, aber ich hatte nichts mehr zutun und wollte dich sehen.“ Sofort bekam ich wieder ein Lächeln im Gesicht, was so schnell nicht weggehen würde. Alec küsste mich hinters Ohr.

Wir aßen noch alles auf. Erst waren die Sandwichs dran und danach die leckeren Erdbeeren mit Schokolade. Alec fütterte mich damit und als wir auch die gegessen hatten, hatte ich mich mit dem Kopf auf Alecs Bauch gelegt, sodass wir ein T bildeten. Er hatte mir durchs Haar gestrichen und wir hatten einfach geredet. Über alles mögliche. Es war einfach schön mit ihm hier zu liegen, die Zeit verstreichen zu lassen und einfach seine Nähe zu spüren.

Alec und ich lagen noch lange auf der Wiese, sahen den Pferden beim grasen zu und redeten. Aber seit ein paar Minuten lag ich auf Alec und wir küssten uns. Meine Hände lagen an seinem Hals und er hatte seine Hände unter mein T-Shirt geschoben und strich mir jetzt über den Rücken.

Ich löste mich von Alec, aber er biss mir in die Lippe. Ich lachte und löste mich endgültig von ihm.

„Wir sollten langsam wieder zu den anderen gehen“, meinte ich. Ich liebte es zwar mit Alec alleine zu sein, aber irgendwie, wollte ich mich auch nicht so von den anderen abkapseln.

„Die können noch etwas warten, oder willst du mich los werden?“ Ich boxte ihn leicht und küsste ihn noch mal kurz. Alec streichelte jetzt mein Steißbein. „Ich muss noch mit dir reden.“

„Oh, jetzt habe ich Angst“, lachte ich.

„Nein, es ist wirklich ernst.“ Ich lächelte und strich mit meinem Zeigefinger über Alecs Lippe. Ich wusste, worüber er mit mir reden wollte, wenn er schon so anfing, aber ich hatte keine Zweifel. Nicht wenn es um uns ging.

„Du brauchst mit mir nicht zu reden. Ich weiß, dass ich das hier will, alles was mit dir zutun hat. Und ich möchte unbedingt zu dir gehören.“

„Das bezweifle ich auch nicht und ich möchte auch, dass du bei mir bist und um ehrlich zu sein, ich werde dich auch nicht mehr her geben, aber es ist wichtig das wir ...“, fing Alec an, aber er wurde von lautem Geschrei unterbrochen. Wir hörten Pferde wiehren und dann war es auch mit unserer Zweisamkeit vorbei, denn die anderen kamen auf die Wiese geritten.

„Ach, hier steckt ihr“, meinte Matt, der bei uns stehen blieb. Alec seufzte und schloss die Augen. „Also ausgezogen haben sie sich noch nicht“, rief er über seine Schulter zu Marina. „Also brauchst dir keine Sorgen machen.“

„Matt!“, kreischte sie und wurde rot.

„Was macht ihr hier?“, fragte Alec, nachdem ich von ihm runter gegangen war und er sich aufgesetzt hatte.

„Wir haben euch gesucht“, meinte Jillian. „Und dann haben wir uns auf die Suche nach euch gemacht.“ Ich küsste Alecs Wange und stand dann auf. Er seufzte noch einmal und packte dann die Sachen wieder in den Korb. Sven nahm diesen an. Alec und ich zogen Klee und Black die Trensen wieder an und stiegen auch wieder auf, damit die anderen bloß nicht noch mehr redeten. Zusammen ritten wir alle zurück zum Stall, um dort die Pferde wieder zu striegeln und dann zurück auf die Koppel zu bringen.

Dort liefen sie zusammen auf die Koppel und galoppierten gemeinsam los. Sie wiehrten und jagten über die Wiese.

„Das ist das schönste daran. Am Ende zu sehen, wie sie alle zusammen spielen und ihr einfaches Leben genießen“, meinte Alec, der neben mir stand. Ich sah von den Pferden zu Alec, der diese lächelnd betrachtete. „Sie spielen immer, nachdem wir ausgeritten sind. Das ist so eine Angewohnheit von ihnen.“ Ich lächelte auch und wir sahen den Pferden noch etwas zu. Es war wirklich schön den Pferden zuzusehen, wie sie einfach ausgelassen umher liefen. Klee erhöhte ihr Tempo und schlug Hacken. Es sah total witzig aus und anscheinend hatte sie auch einen heiden Spaß dabei. Sie drehte noch ein zwei Runden, aber dann verlangsamte sie ihren Schritt und kam zu uns getrabt. Alec machte das Törchen wieder auf und ging auf Klee zu. Sie schnaufte und er schlang seine Arme um ihren Hals.

„Hey, mein Mädchen“, begrüßte Alec sie und streichelte sie. Wie zutraulich sie ihm gegenüber war. Auch als er eben zu uns gestoßen war, war sie so aus dem Häuschen gewesen.

„Ich kaufte Klee als keines Fohlen. Sie war kaum zwei Woche bei uns, da wurde sie krank und wir dachten sie würde sterben, aber Alec hat sich eine Woche lang mit ihr in einen Stall eingesperrt und hatte sie gepflegt. Deswegen nannte er sie auch Klee, wie Kleeblatt, weil sie eigentlich keine Chance hatte zu überleben“, meinte Jillian, die neben mich getreten war. „Seitdem muss er mindestens zehn Minuten mit ihr knuddeln, wenn er hier ist.“

„Lasst uns schon mal gehen“, meinte Matt und drehte sich schon zum gehen um. Marina und Jillian folgten ihm.

„Komm“, sagte Sven und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Geh mit den anderen, ich werde mit Alec nach kommen.“ Ich sah noch mal zu Alec, nickte dann und folgte den anderen.

Auf dem Weg zurück sah ich mir noch mal alles an. Es war so friedlich hier und ich konnte mir vorstellen öfter her zu kommen, um eine Stunde oder zwei auszureiten. Es war einfach entspannend, man konnte nachdenken und sich von der Natur inspirieren lassen. Vielleicht konnte ich hier auch einen guten Song schreiben. Ich merkte jetzt schon zum tausendsten Mal, dass die Natur mir einfach gut tat. Vielleicht hatte das ja auch was mit Alec zu tun, ich wusste es nicht, Tatsache war einfach, dass ich draußen besser nachdenken konnte, als in einem engen Raum.

Wir kamen schnell wieder an dem Hof an und dort wartete auch schon Jamie mit der Limousine auf uns.

„Ich liebe es so viel Geld zu haben“, meinte Matt und stieg in die Limo ein. „Limo fahren ist doch das Beste an der ganzen Sache, oder D?“ Ich erstreckte mich etwas, weil mich nur meine Freunde so nannten.

„Alles in Ordnung?“, fragte Jillian mich und ich nickte nur.

„Ich bin es nur noch nicht gewöhnt hier auch D genannt zu werden“, meinte ich nur und lächelte Matt an. „Alec nennt mich nie bei meinem Spitznamen.“

„Er hat dir ja auch noch keinen Kosenamen gegeben“, sagte Marina und betrachtete ihre Nägel. Nein, das hatte er auch noch nicht getan. Nur ein mal hatte er mich „Süße“ genannt, aber auch nur um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Als ich so verstört wegen dem Typen gewesen war, der sich selbst in die Luft gejagt hatte. Aber sonst nannte er mich nur Dejna.

Sollte mich das jetzt glücklich stimmen? Ich mochte es, wenn er meinen Namen aussprach, es war irgendwie ein Versprechen, wenn er ihn sagte. Er klang wunderschön, wenn er ihn mit seiner rauen Stimmer sagte oder flüsterte. Aber wie würde es nur sein, wenn er mich Schatz nennen würde oder Liebling. Ich brauchte nur daran zu denken und schon bekam ich eine Gänsehaut.

„Das kommt noch“, riss Matt mich aus meinen Gedanken. „Sie muss sich doch auch erst einmal an den ganzen Glamour und so gewöhnen.“ Er zwinkerte mir zu. „Ist doch okay, dass ich dich D nenne, oder?“

„Ja klar. Und ja, Limousine fahren ist mal etwas anderes“, grinste ich.

„Sag ich doch!“ Jillian schüttelte den Kopf und wir fuhren los.

Jamie saß am Steuer und brachte uns sicher zurück zum Haus. Fünf Minuten später trafen auch Sven und Alec zuhause ein. … Zuhause? Konnte ich das wirklich sagen? Zuhause?

Ich hatte schon lange kein zuhause mehr. Seit ich mit der Musik angefangen hatte, waren wir nur gereist und hatten nur in Hotelzimmern gewohnt. Ich hatte mich nirgendwo zuhause gefühlt, aber schlecht hatte ich mich auch nicht gefühlt, ich meine, ich liebe die Musik und es macht mir ziemlich Spaß zu reisen. Aber jetzt stand ich hier in Alecs Schlafzimmer und bezeichnete seine unglaubliche Villa als mein zuhause. Und das war es auch irgendwie. Bei Alec fühlte ich mich sicher und geborgen. Ich wollte das das hier mein Zuhause war. Ja, Zuhause.

„Alles okay?“, sprach Alec mich an. Ich drehte mich zu ihm um und lächelte ihn an.

„Ja, warum?“

„Weil du so verträumt guckst.“ Er lehnte im Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ich hab über uns nachgedacht, aber war nichts schlimmes. Ich fühle mich einfach hier wie zuhause.“ Er lächelte und kam ins Zimmer. „Du wolltest doch eben noch etwas mit mir besprechen.“

„Es geht um ...“, fing er an, aber plötzlich wurde mir schlecht. Es passierte plötzlich. Ich lief schnell ins Bad und übergab mich in die Toilette. Alec kam mir nach und strich mir über den Rücken. Ich hatte meine Augen fest zugekniffen, weil ich nicht schon wieder das ganze Blut sehen wollte, was aus meinem Körper geschossen kam. Ich wollte das ganze rot in der Toilette einfach nicht sehen.

„Alles okay?“, fragte Alec, als ich aufgehört hatte. Ich schüttelte den Kopf und hatte Angst, dass noch etwas kommen könnte. Er strich weiter über meinen Rücken und redete mir gut zu. Ich musste nicht mehr brechen, also drehte ich mich von der Toilette weg und lehnte mich an Alec. „Alles in Ordnung, es gab kein Blut.“ Er spülte ab, hob mich hoch und trug mich zum Waschbecken. Dort setzte er mich auf die Anrichte und machte einen Waschlappen nass, um mir den Mund abzuwaschen. Das machte er total liebevoll.

„Danke“, murmelte ich und sah zu Boden.

„Alles in Ordnung? Fühlst du dich schlecht?“ Er befühlte meine Stirn und schüttelte den Kopf. „Fieber hast du keins.“

„Zum Glück.“ Er nickte seufzend und schmiss den Waschlappen in die Wäsche. Zusammen gingen wir aus dem Bad und ich setzte mich aufs Bett.

„Wir müssen unbedingt über das Mal reden, Dejna.“

„Warum müssen wir das? Für mich gibt es da nichts mehr zu bereden. Ich will es“, redete ich drauf los und bedachte gar nicht, dass es ja sein könnte, dass Alec es nicht wollte. Ich blinzelte sofort und sah ihn an. „Oh … aber du willst es nicht.“

„Nein, so war das nicht gemeint. Ich will, dass du zu mir gehörst, Dejna, mehr als ich je etwas wollte. Aber ich möchte es so schnell wie möglich machen, damit die Leukämie keine Chance hat dich anzugreifen, also nicht so extrem.“

„Ich weiß, dass du um meine Sicherheit besorgt bist und das finde ich total süß, aber ich will auch, dass du weißt, dass ich mich nicht nur deswegen mit dir verbinden möchte.“

„Ja, das weiß ich.“ Alec kniete sich vor mich und küsste mich. Ich legte meine Hände auf seine Wangen und erwiderte den Kuss. Es war ein sanfter Kuss, einen mit voller liebe. „Ich liebe dich“, flüsterte er und das war alles was ich brauchte. Ich packte ihn am T-Shirt und zog ihn mit aufs Bett. Wir waren schon dabei, uns gegenseitig aus zuziehen, als es an der Tür klopfte. Alec stöhnte und stand blitzschnell auf. Er nahm sich sein Shirt, was ich ihm gerade erst ausgezogen hatte und zog es wieder an. Ich nahm mir auch mein T-Shirt und zog mich wieder an. Die Tür ging auf und Jamie trat herein.

„Ich hoffe, ich habe euch nicht gestört, aber es ist etwas mit Marina“, meinte er und sah Alec besorgt an.

„Was ist los?“, fragte dieser.

„Sie ist weg.“

Kapitel 40 und 41

Hey ihr =)

das hier ist eine Ausnahme und wahrscheinlich wird das noch ein paar mal passieren, weil ich einfach gewollt hatte, dass ein Kapitel etwas kürzer ist ... es ging mir dabei um die Dramatik, allerdings ist bei der Prüfung meines Kapitels eben aufgefallen, dass es zu wenige Worte sind und deswegen hab ich Kapitel 40 einfach zu Kapitel 41 gepackt =)
 


 

Kapitel 40
 

Ich  ging auf und ab und auf und ab. Verdammt, wann kommt diese blöde Kuh  endlich? Wenn ich meinen Boss nicht endlich etwas liefere, dann bin  ich tot genauso, wie die anderen Idioten, die einfach nur zu dumm für  diesen Job waren. Ich musste sie zur Vernunft bekommen, sodass sie  uns Alec ausliefert oder wenigstens Dejna. Wir mussten etwas gegen  Alec in der Hand haben.

Plötzlich  klingelte mein Telefon. Der Boss.

„Ja?“,  ging ich zögernd ran.

„Und?  Ist sie schon da?“, fragte mein Boss, einer der besten Spionen, die  ich je gesehen hatte. Ich schluckte.

„Nein,  noch nicht.“ Mein Boss fluchte. „Meinen Sie wirklich, sie würde  ihn verraten, nur wegen ihren Eltern? Sie wird ihm bestimmt davon  erzählt haben.“

„Halt  die Klappe. Wenn sie nicht kommt, dann fahr zu seiner Villa.“

„Und  dann?“

„Lass  dir etwas einfallen.“ Ich blinzelte und dann lachte mein Boss.  „Etwas gutes.“ 
 


 


 


 

Kapitel 41
 

Sie war einfach weg, ohne etwas zu sagen, ohne einen Brief zu hinterlassen. Sowas würde Marina nicht tuen. Ich kannte sie jetzt zwar erst seit ein paar Tagen, aber so schätzte ich sie auf keinen Fall ein. Alec raufte sich die Haare und lief in seinem Arbeitszimmer auf und ab.

„Wir müssen etwas tun“, meinte er und lief eine Spur in den Boden.

„Und was? Alec, du weißt noch nicht einmal wo sie hingegangen ist“, meinte ich und stand auf. Alec allerdings hob die Hand und hinderte mich so, zu ihm zu gehen. Er machte sich Sorgen um Marina, das war ja klar. Jemand hatte es auf ihn abgesehen und Marina war einfach eine gute Freundin, die man sehr gut als Erpressung benutzen konnte. Vor allem, wenn Alec noch mehr für sie empfand, als er zugab. Ich hoffte zwar, dass er sie nicht mehr liebte, aber das er gar keine Gefühle mehr für sie hatte, stimmte auch nicht. Sie kannten sich schon so lange, da hatte man einfach Gefühle für den jeweils anderen.

„Verdammt!“, schrie Alec und boxte gegen die Wand. Er hinterließ ein Loch in dieser. Ich zuckte erschrocken zusammen. „Ich hätte ihr das Handy abnehmen sollen“, murmelte er.

„Was für ein Handy, Alec?“, fragte Matt. Dieser antwortete aber nicht, ging weiter seine Strecke auf und ab. Matt packte ihn an den Schultern und zwang Alec ihn anzusehen. „Alec, was ist passiert?“

„Marina hat Kontakt mit den Typen, die mich tot sehen wollen.“ Mir blieb das Herz stehen. Marina steckte da mit hinter? Das konnte nicht sein. Sie liebte ihn so sehr, wie konnte sie ihn so hintergehen?

„Nein, du laberst Unsinn.“

„Ich wünschte es wäre so, Matt“, meinte Alec und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl. „Marina hat mir nach dem Ball erzählt, das ihre Eltern entführt worden sind und diese Typen haben sie erpresst. Sie sollte mich ihnen ausliefern, damit sie ihre Eltern wieder bekommt.“

„Und du glaubst, sie ist bei denen?“

„Bestimmt, was anderes kann ich mir nicht vorstellen.“ Ich schluckte hart. Wenn sie Marina schon um den Finger wickeln konnten, dann sind wir verloren. Wie konnte sie sich nur auf soetwas einlassen?

„Ich könnte versuchen sie zu orten“, meinte Chad. Alec stand von seinem Stuhl auf und ließ Chad an seinen Computer. Dieser hämmerte in die Tasten.

Es vergingen fünf Minuten.

Zehn.

Fünfzehn.

Und Chad fand und fand sie nicht, als plötzlich etwas klingelte. Alle sahen zu Chad, aber der schüttelte nur den Kopf. Es war nicht Chad, es war Alecs Handy, was auf dem Tisch lag. Chad reichte dieses Alec. Dieser ging sofort ran und meldete sich mit seinem Namen. Er hatte auch auf Lautsprecher gemacht, damit wir das Gespräch mithören konnten.

„Alec?“, fragte eine verängstigte Frauenstimme. „Ich habe etwas schreckliches gemacht.“ Marina!

„Hey, beruhige dich erst einmal“, versuchte Alec es sanft, weil Marina anfing zu weinen. „Wo bist du?“

„Ich sollte mich mit dem Typen treffen und ich bin einfach gegangen ohne dir Bescheid zu sagen.“

„Bist du bei ihm, Marina?“

„Ich kann nicht.“

„Wo bist du?“ Sie schluchzte eine Adresse. Chad stand sofort auf, um ein Auto aus der Garage zu holen. „Ich komme, beweg dich nicht.“

„Warte. Du musst alle aus dem Haus schaffen. Ich weiß nicht, was sie machen werden, wenn ich nicht komme.“

„Ich kümmer mich darum.“ Sie schluchzte wieder und Alec redete ihr noch mal gut zu, dass sie auch bloß da warten sollte und nicht weg gehen sollte. Sie stimmte zu und beide legten auf. Alec kam zu mir und küsste mich. „Ich werde mit Matt zu Marina fahren, du bleibst bei Chad, okay?“

„Willst du Sven nicht mitnehmen?“ Er schüttelte den Kopf und küsste mich noch mal. „Bitte pass auf dich auf.“

„Mache ich.“ Ich musste ihn noch mal küssen und dann ließ ich ihn gehen.

Chad und ich trommelten alle zusammen. Die Angestellten hatten frei und Jamie, Jillian, Chad, Sven und ich fuhren zusammen in ein Hotel. Dort konnte ich allerdings nicht ruhig sitzen bleiben. Ich hatte totale Angst um Alec. Was wenn das eine Falle gewesen war? Was wenn sie wieder auf ihn schossen? Diesmal war zwar Matt dabei, aber wer sagt denn, dass sie nicht auf beide schossen und beide dann ohne Hilfe starben. Dieses Bild wollte ich ganz bestimmt nicht in meinem Kopf haben. Deswegen versuchte ich, an etwas anderes zu denken, aber immer und immer wieder dachte ich an Alec. Er sollte sofort zu mir zurück kommen. Unversehrt, in einem Stück und ohne Kratzer.

Mittlerweile saß ich auf dem Bett und war in eine Decke eingehüllt. Die letzte Stunde musste ich fast alle zehn Minuten aufs Klo rennen und mich erbrechen. Das war einfach nicht mehr normal. Also hatten Jamie und Jillian mich ins Bett gesteckt und hatten mir verboten, mich zu bewegen. Was eigentlich dumm war, aber na ja.

Plötzlich ging Chads Handy. Es war Alec. Zum Glück ein Zeichen. Aber kein gutes. Sie hatten Marina gefunden. Zusammen geschlagen in einer Ecke. Was hatten diese Leute nur vor? Ich verstehe es nicht. Warum verprügelten sie ein Frau, dessen Eltern sie in Gewahrsam hatten? Das ergab doch alles keinen Sinn.

Sie brachten Marina ins Hotel zu uns, in das Zimmer neben an und ich sah Alec erst, als es draußen schon Stock dunkel war.

„Geht es ihr gut?“, fragte ich, stand vom Bett auf und schlang meine Arme besorgt um ihn. Leicht tastete ich ihn ab, um sicher zu sein, dass es ihm gut ging.

„Ja, sie heilt schon.“

„Das ist so schrecklich“, murmelte ich an seiner Brust. „Wieso machen die so etwas? Sie haben doch ihre Eltern oder etwa nicht? Warum müssen, sie sie auch noch schlagen?“

„Ich weiß es nicht, Dejna.“ Er legte seine Lippen auf meine Stirn und seufzte.
 

Am nächsten Morgen erwachte ich wieder mit einem flauen Gefühl im Magen und schon kniete ich wieder vor der Toilette und erbrach. Ich spürte Alec sofort neben mir. Er hielt mir einen nassen Waschlappen hin und spülte für mich ab. Es war immer noch kein Blut zu sehen, zum Glück.

„Ach, guten Morgen“, begrüßte uns Jillian. Ich drehte mich geschafft um und lehnte mich an der Wand an. „Hast du das öfter?“ Ich schüttelte den Kopf; Jillian nickte nur. „Chad und Sven sind eben wieder gekommen, sie haben sich die Villa angesehen, aber da war nichts, wir können also wieder zurück.“ Alec nickte und half mir auf. Wir gingen zurück ins Zimmer und machten es noch mal ordentlich, bevor wir wieder auscheckten.

Auf dem Weg zurück zur Villa überlegte ich, ob es nicht besser wäre, wenn ich zurück zu den anderen fliegen würde. Ich musste langsam wieder Songs schreiben, auch wenn es gerade im Moment nicht das beste war, war es doch ein Abstand von all dem. Alec konnte sich auf diese Typen konzentrieren und ich stand ihm nicht im Weg herum. Ich war ja eh keine große Hilfe für ihn, dann konnte ich ja meine Sache weiter machen und er versuchte die Typen zu fangen.

Zurück in der Villa gingen wir alle ins Wohnzimmer. Marina war auch dabei und setzte sich langsam auf einen Sessel. Sie heilte noch und konnte sich deswegen nicht so schnell bewegen. Die Typen hatten ihr zwei Rippen gebrochen und das brauchte ein zwei Tage, bis es wieder verheilt war. Das hatte mir Jamie erklärt.

„Was machen wir jetzt?“, fing ich das Gespräch an und lehnte mich an Alec. Wir saßen auf dem Sofa und ich kuschelte mich ganz eng an ihn. Meine Hand lag auf seinem Oberschenkel und sein Arm, war um meine Hüfte geschlungen. „Wir können doch nicht einfach auf den nächsten Anschlag warten.“

„Da hat Dejna Recht“, stimmte Matt mir zu.

„Und was sollen wir bitte machen? Die Typen haben herausbekommen, dass Marina uns gesteckt hat, dass sie Kontakt zu ihnen hat. Wir müssen auf ihren nächsten Schritt warten“, meinte Alec. „Etwas anderes können wir nicht machen.“

„Warten ist aber so langweilig.“ 

Kapitel 42

Kapitel 42
 

„Hat er die Wanzen angebracht?“, fragte ich und zerdrückte eine Cola Dose in meiner Hand. Ich saß auf meinem Sessel und vor mir kniete mein bester Spion.

„Ja, die Idee war gut, den Idioten glauben zu lassen, dass er irgendetwas richtig machen muss. In seiner Verzweiflung hat er Marina zusammen geschlagen, dass wird sie verwirren“, berichtete mir mein Spion.

„Gut, schalte die Wanzen ein, ich möchte wissen, was Alec als nächstes plant, damit ich ihm endlich sein kleines Herz heraus reißen kann und es in meiner Hand zerquetschen kann.“ Er nickte und stellte mir einen Lautsprecher auf den Schreibtisch.

„Warten ist aber so langweilig“, ertönte eine Stimme. Ah, Matthew Bone.

„Ich sollte vielleicht zurück nach Miami“, sagte Dejna mit ihrer sanften Stimme.

„Du solltest jetzt nicht von hier weg, das ist zu gefährlich.“

„Das kann ja sein, aber wir kommen hier nicht weiter und wenn ich zurück fliege, dann habt ihr mich schon mal aus den Füßen.“

„Auf keinen Fall“, mischte sich jetzt auch Alec ein. Hmm, so wie es aussieht liebt er die Kleine wirklich. Dann machte es noch mehr Spaß ihn zu vernichten.

„Was soll ich hier denn machen, Alec? Es wäre doch besser, wenn ihr euch auf diese Typen konzentriert und ich mich auf meine Musik.“ Uh, Ehekriese.

„Nein.“

„Alec, sie hat doch Recht. Hier kann sie nichts tun“, mischte sich nun auch Kira ein.

Es blieb für eine Weile still, aber dann gab Alec nach.

„Ja, okay. Aber du fliegst nicht alleine. Ich werde dir Chad nachschicken. Er muss erst noch etwas für mich besorgen und dann wird er dir nachfliegen.“

Sofort grinste ich. Das sind doch schöne Aussichten. Ich machte den Lautsprecher leiser und drehte mich zu meinem Spion.

„Schick deine Männer. Ich will die Kleine und kümmere dich um meine Gäste unten im Kerker, ich habe keine Verwendung mehr für sie“, befahl ich ihm. Er verbeugte sich und wollte gehen. „Achso, Drago, nimm du das in die Hand mit Dejna. Ich will diesmal keine Schwierigkeiten.“

„Ja, Meister.“ Er ging weiter zur Tür.

„Noch etwas.“

„Ja, Meister?“

„Leite die nächste Phase ein. Ich will endlich die alleinige Herrschaft über unsere Welt.“

„Jawohl Sir.“ 

Kapitel 43

Kapitel 43
 

Ich saß an meinem Schreibtisch und starrte auf meinen Laptop. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Mir schwirrte zu viel im Kopf herum. Erst einmal die Sache mit Marina, dann dieser Druck der auf mir lastet, wegen diesen Typen. Und jetzt auch noch Dejna. Ich hab echt kein gutes Gefühl bei der Sache, sie alleine zu lassen, aber ich brauchte Chad und Sven konnte ich nicht mit ihr mit schicken, weil ich weiß, dass sie sich nicht so gut mit ihm versteht, was eigentlich bescheuert war … es sollte hier um ihre Sicherheit gehen und nicht um ihre Vorlieben, welcher Bodyguard sie beschützt, aber ich wollte, dass sie wusste, dass ich ihr vertraute. Das musste ich einfach. Ich konnte sie nicht die ganze Zeit bewachen. Wenn ich das täte, würde ich sie aus meinen Armen treiben und das war das letzte was ich wollte. Ich wollte sie gesund und munter in meinen Armen halten und mein restliches Leben mit ihr verbringen. Und genau deswegen war ich noch unkonzentrierter. Wir hatten uns noch nicht verbunden und jetzt war sie noch anfälliger als sonst. Eine Kugel und schon ist sie tot. Ich hätte sie noch etwas länger hier behalten sollen. Ich hätte mich an sie binden sollen.

Das Klingeln der Haustüre riss mich aus meinen Gedanken. Irgendjemand machte die Türe auf und dann hallte ein hoher und erstickter Schrei durchs Haus. Ich sprang sofort auf und ging zur Haustüre. Ich kam gerade noch richtig, um Mimi aufzufangen, bevor sie zu Boden stürzte. Ich sprintete zu ihr und hielt sie in meinen Armen; sie war Ohnmächtig. Jetzt kamen auch die anderen und sahen dieses Massaker vor unserer Türe.

Dort lagen zwei tote Körper. Sie waren geschunden worden, überall waren lange und tiefe Wunden. Todesursache: eine tiefe Schnittwunde am Hals. Dieser Anblick war schon brutal, aber dann zu sehen, wer diese zwei Personen waren, raubte selbst mir den Atem.

„Oh mein Gott“, entkam es mir. Ich wollte mich herumdrehen und verhindern, dass die falsche Person es sah, aber da stand Marina schon neben mir. Ich hatte erwartet, dass sie schrie, aber sie blieb reglos und starrte die zwei misshandelten Körper an, die einmal ihre Eltern gewesen waren.

Sven nahm mir Mimi ab und ich stellte mich vor Marina, um die Leichen ihrer Eltern zu verdecken.

„Marina?“, fragte ich leise und legte meine Hände auf ihre Schultern. Sie war so reglos und das sie atmete sah ich auch nicht. Aber da schluckte sie, doch ihr Blick blieb ausdruckslos.

„Sie wissen es“, hauchte sie.

„Was war das für ein Lärm?“, ertönte die Stimme meiner Mutter, die aus der Küche kam.

„Bleib stehen“, meinte ich nur und drehte Marina um; ich drückte sie ins Wohnzimmer.

„Warum was ist ...“, fing sie an und da sah sie die zwei. „Charlie … Rosé ...“ Ich packte Mom und zog sie auch mit. Ich drückte beide aufs Sofa und kniete mich vor sie. „Wie konnte das passieren? Warum haben sie sie getötet?“, platzte es aus Mom heraus. Ich achtete einen Moment nicht auf sie. Meine Sorge war Marina. Sie war immer noch reglos und starrte einfach geradeaus. Plötzlich löste sich eine Träne aus ihren Augen. Ich strich sie weg und legte meine Hand auf ihre Wange.

„Dafür werden sie büßen, das schwöre ich dir“, versprach ich Marina. Ihre Lippen bebten und dann schloss sie die Augen. Tränen rannen über ihre Wange. Neben mir hörte ich Mom schlucken und dann hielt sie mir Taschentücher hin. Ich nahm mir eins und wischte Marina die Tränen weg.

Langsam kam Sven ins Zimmer.

„Ich habe sie erstmal in den Keller gebracht und dann hab ich die Leichenhalle angerufen. Sie kommen sie sofort abholen“, informierte er uns. Ich bedankte mich bei ihm und wischte Marina immer noch die Tränen weg. Sie nahm sich die Taschentücher und stand auf. Ich ließ sie alleine gehen, folgte ihr aber. Sie wollte bestimmt in ihr Zimmer und genau da ging sie auch hin. Sie legte sich aufs Bett und weinte dort weiter. Ich allerdings blieb im Türrahmen stehen. Das alles war meine Schuld. Es war ja schon offensichtlich, das diese Typen etwas gegen mich haben und das sie mein Umfeld mit hinein ziehen. Sie verletzten nicht direkt mich, sie verletzten die Personen um mich herum, damit ich mich schuldig fühle.

„Alec?“, hauchte Marina und zog meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Ich ging mit schnellen Schritten zu ihr ans Bett und legte mich neben sie. Sie brauchte mich jetzt und ich würde immer für sie da sein. Sie kuschelte sich sofort in meinen Arm und krallte sich in mein Hemd.

„Es tut mir so leid“, flüsterte ich in ihr Haar. Aber Marina schüttelte nur den Kopf.

Sie weinte jetzt schon eine halbe Stunde. Ich ließ sie einfach weinen und hielt sie in meinem Arm. Das brauchte sie jetzt einfach.

„Versprich mir, dass sie nicht umsonst gestorben sind“, hauchte sie dann plötzlich. Ich schloss die Augen und drückte sie fest an mich.

„Wir werden uns rächen, Marina. Ich werde diese Typen nicht ungeschoren davon kommen lassen, das verspreche ich dir.“ Sie sah auf und ich strich sanft die Tränen aus ihren Augenwinkeln.

„Aber bitte pass auch auf dich auf.“ Sie reckte den Hals und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss nicht und drückte Marina etwas von mir weg.

„Ich weiß, dass du das jetzt brauchst, aber ich kann das nicht, Marina.“ Sie nickte bloß und vergrub ihr Gesicht wieder in meinem Hemd.

Ich weiß nicht, wie lange ich noch mit Marina hier lag, bis sie von dem ganzen Weinen eingeschlafen war. Ich deckte sie zu und ging leise aus dem Zimmer. Dann sah ich auf mein Handy. Kein Anruf, keine Nachricht. Das war komisch. Ich hatte Dejna doch gebeten, dass sie mir schreib, wenn sie gelandet war. Ich sah auf die Uhr und bekam ein ungutes Gefühl im Bauch. Sie musste schon vor einer Stunde gelandet sein.

Sofort wählte ich ihre Nummer und wartete und wartete und wartete. Es kam nur dieses bescheuerte Tuuut und nach einer Weile meldete sich die Mailbox.

„Verdammt“, fluchte ich und lief schnell die Treppe herunter und in mein Büro. Doch als ich dort das Telefon abhob, klingelte mein Handy. Schnell sah ich drauf und atmete erleichtert aus. Dejna.

„Hey“, ging ich dran. „Wo warst du?“

„Entschuldige“, meinte sie und hörte sich etwas außer Atem an.

„Alles okay?“

„Es geht. Ich bin noch im Flugzeug. Ich musste mich gerade nur übergeben, deswegen konnte ich nicht ran gehen.“

„Ist jemand bei dir?“

„Der Pilot war bei mir. Er geht mir gerade etwas zu trinken holen.“

„Verdammt, ich hätte dich nicht alleine fliegen lassen sollen.“ Sie hörte sich geschafft und müde an. „Ich mache mich auf den Weg, ich lasse dich nicht mehr alleine.“

„Nein, bleib in London. Du musst diese Typen finden und dem ganzen Chaos endlich ein Ende machen.“ Sie hatte ja Recht und dabei wusste sie noch nicht mal von den neuen Toten.

„Dann schicke ich dir aber jemand anderen.“ Sie seufzte und stimmte dann nach fünf Minuten auch zu. Im Hintergrund sprach jemand mit ihr und wir legten auf. Ich hatte den Pilot vorher noch mal ans Handy bekommen und ihm befohlen, sie sicher ins Hotel zu bringen. Zum Glück hatte er keine Proteste gemacht und einfach meinen Befehl angenommen. Ich denke mal, dass Dejna auch nicht gerade gesund aussah und er es nicht verantworten konnte, dass ihr noch mehr passierte. Und darum war ich froh.

„War das Dejna?“, erschreckte mich meine Mutter. Ich drehte mich zu ihr um und sah sie an.

„Ja, sie hat sich wieder erbrochen.“

„Lass mich zu ihr fliegen, sie braucht eher eine Freundin zum reden, als einen großen Bodyguard wie Chad.“ Ich stöhnte und massierte mir den Nasenrücken. „Von mir aus kann ich Chad auch mitnehmen.“

„Ja, das wäre mir lieber.“

„Ich kümmer mich um alles, damit Chad und ich so schnell wie möglich los können.“ Ich nickte und setzte mich auf meinen Stuhl. Mom kam noch mal zu mir und küsste meine Stirn. „Wir bekommen diese Typen schon und Dejna wird nichts mehr passieren.“ Ich hoffe es.
 


 


 

Alec hatte mir gestern noch geschrieben, dass Jillian sich mit Chad auf den Weg machte, um zu mir zu kommen. Das war zwar keine gute Nachricht gewesen, aber anders ging es nicht. Ich wusste ja, dass er sich Sorgen um mich machte und das ich ein beliebtes Ziel geworden bin. Ich war nun einmal der Schlüssel zu Alecs Herz, wenn mir etwas passierte, würde er richtig ausrasten. Und ich glaube, dass wussten diese Typen auch. Aber eigentlich mussten sie sich nicht so anstrengen. Ich werde eh nicht mehr lange leben, so wie es aussah. Heute morgen hatte ich mich schon zwei Mal übergeben und jetzt saß ich schon wieder vor der Toilette und wischte mir den Mund ab. Gedankenverloren sah ich auf den Waschlappen und bekam einen Schrecken. Mein Herz setzte aus. Sonst war kein Blut mehr da gewesen, aber jetzt schimmerte ein roter Fleck auf dem Waschlappen. Ich befühlte meine Lippen und fühlte etwas nasses. Ich sah es mir an und meine Fingerspitzen waren rot. Sofort sprang ich auf und sah in de Spiegel. Ich hatte Nasenbluten. Verdammt! Schnell wischte ich es weg, aber es kam immer mehr. Immer und immer wieder wischte ich es weg, aber es kam immer und immer mehr aus meiner Nase.

Plötzlich klopfte es am Türrahmen und ich wirbelte herum, aber zum Glück war es nur Jillian, die im Türrahmen stand. Sie kam zu mir, nahm sich zwei Taschentücher und steckte sie mir dann in die Nase, dann spülte sie mein Erbrochenes weg und setzte mich auf die Toilette.

„Alles okay?“, fragte sie und ich nickte nur. „Du sahst gerade sehr geschockt aus.“

„Ich bin immer geschockt, wenn Blut ins Spiel kommt. Ich hab einfach schlechte Erfahrungen damit gemacht.“ Sie nickte und sah mich von oben bis unten an.

„Bitte flipp nicht aus, aber ich habe dir einen Arzttermin gemacht.“ Meine Augen wurden groß und ich sah sie verständnislos an.

„Warum hast du das getan?“ Ich stand auf und lief auf und ab. Ich wollte nicht schon wieder zum Arzt. Ich wollte nicht gesagt bekommen, dass die Leukämie fortgeschritten war. Das brauchte man mir nicht sagen, ich sah es ja.

„Dejna, hör mir zu.“ Sie packte mich wieder an den Schultern und zwang mich, sie anzusehen. „Am Anfang dachte ich auch, es wäre deine Leukämie, aber du übergibst dich nur morgens.“ Ich verstand nicht, was sie mir sagen wollte. „Ich glaube, du bist schwanger.“ Jetzt war ich Baff. Ich taumelte zurück und blinzelte Jillian an. Wie kam sie auf so einen Schwachsinn? „Bei mir hat das auch so Angefangen. Bei uns ist die Schwangerschaft etwas extremer, deswegen brichst du auch so viel und fühlst dich auch müde. Dadurch das du auch krank bist, wollte ich erst warten, aber ich bin mir sicher, dass es nichts mit deiner Leukämie zutun hat.“ Ich schüttelte den Kopf und fasste mir an die Schläfen.

„Ich bin nicht Schwanger“, meinte ich, aber da traf es mich wie einen Blitz. Mein erstes Mal mit Alec, in Paris … wir hatten verdammt noch mal nicht verhütet. Ich riss die Augen auf und sah Jillian an. „Das ist nicht dein Ernst.“

„Doch, deswegen habe ich Ian sofort angerufen, bevor wir los geflogen sind. Wir können gleich zu ihm fahren … wenn du das willst.“ Ich wollte nicht, auf keinen Fall. Ich will nicht wieder ins Krankenhaus … aber ich sollte. Ich sollte mir Gewissheit verschaffen, weil wenn Jillian Recht hatte, dann hatte es ja nichts mit der Leukämie zutun.

„Ja, okay“, gab ich nach. Sie lächelte.

„Es ist wirklich wichtig und Ian wird dich nur darauf untersuchen, wenn es nichts mit dem Baby zutun hat, kannst du dich entscheiden, ob er weiter forscht, ob es etwas mit der Leukämie zu tun hat.“ Damit war ich einverstanden. Aber ich musste noch eine Kleinigkeit wissen.

„Weiß Alec davon?“

„Nein, ich wollte, dass wir zwei Frauen das machen.“

„Deswegen wolltest du als „Aufpasserin“ zu mir.“ Sie nickte lächelnd.

„Wir müssen doch zusammen halten.“

Also zog ich mich an und ging dann runter zu den anderen Frühstücken. Sie hatten mich gestern herzlich willkommen, aber als sie sahen, dass es mir nicht gut ging, hatten sie mich in mein Zimmer gescheucht und mich auch nicht mehr heraus gelassen. Nach dem Frühstück hatte ich ihnen gesagt, dass ich noch etwas besorgen musste und hatte mich dann mit Jillian und Chad in der Lobby getroffen. Die Jungs waren echt enttäuscht gewesen, dass Alec nicht dabei gewesen war. Sie hatten echt einen Narren an ihm gefressen, aber das fand ich nicht schlimm, weil es für mich dann nicht so schwer war, mich für einen zu entscheiden. Bastian hatte zwar mit mir reden wollen, wegen den ganzen Anschlägen, aber jetzt stand erst einmal der Arztbesuch an und da konnte ich mich nicht auch noch auf die Gefühle von Basti konzentrieren.

Ich war total aufgeregt auf dem Weg zu Ian. Ich hatte einfach Angst. Ich meine, ich war schon alt genug für ein Kind, aber war ich auch bereit dafür? Ich hatte mir nie Gedanken um ein Kind gemacht und jetzt sollte es einfach so passieren? Und wie würde Alec reagieren? Wollte er Kinder? Was, wenn er keine wollte und mich deswegen auch nicht mehr wollte? Dann würde ich alleine mit einem Kind da stehen. Meine Karriere wäre vorbei und ich müsste zur Hausfrau werden. Allerdings könnte ich es ja auch abtreiben … nein, könnte ich nicht. Ich kann niemanden töten, vor allem kein kleines Baby, was noch nicht mal die Chance hatte zu leben. Und ob ich es dann zur Adoption frei geben kann, weiß ich auch nicht. Verdammt!

Als wir am Krankenhaus ankamen ging Jillian sofort zur Rezeption und meldete uns an. Die Krankenschwester führte uns sofort zu einem Behandlungsraum, wo ich mich auf die Liege setzten sollte.

„Dr. Might wird gleich bei Ihnen sein“, sagte sie und Jillian bedankte sich. Chad hatten wir im Wartezimmer zurück gelassen. Die ganze Zeit, die wir warten mussten tippte ich auf dem Bett herum und wippte mit meinen Beinen. Es war unerträglich hier zu sitzen und zu warten.

Doch nach fünf Minuten ging dann auch die Türe auf und Ian kam herein.

„Hallo, schön euch wieder zusehen“, begrüßte er uns und gab Jillian einen Handkuss. Dann hielt er still und zog die Luft ein. „Oh“, sagte er und sah mich an. Ich wurde sofort blass und bekam Angst.

„Stimmt etwas nicht?“, fragte ich mit zittriger Stimme.

„Nein, alles okay“, lächelte er. „Kannst du dich zurück legen und dein Shirt nur ein bisschen hoch schieben?“ Ich nickte und tat, was er gesagt hatte. Jillian stand von ihrem Stuhl auf und kam auf meine andere Seite. Als sie meine Hand genommen hatte, hielt sie die Luft an. Ian lachte.

„Was ist?“, fragte ich panisch. Ian legte mir eine Hand auf den Bauch und ich sah ganz genau hin.

„Mir ist gar nicht aufgefallen, dass du wieder zugenommen hast, Dejna“, meinte Jillian und grinste mich an. Meine Augen weiteten sich.

„Ich bin schwanger“, murmelte ich und legte meinen Kopf zurück.

„Richtig. Jillian hat mir gesagt, dass du dich schon übergibst. Hattest du auch schon Nasenbluten? Das ist bei Drachen eigentlich mit eines der ersten Anzeichen“, meinte Ian und sah mich an.

„Ja, heute morgen“, nickte ich und sah wieder zu meinem Bauch. Ich war zwar immer noch dünn und man sah auch noch meine Rippen, durch den ganzen Gewichtsverlust, aber mein Bauch wölbte sich leicht.

„Das ist ein gutes Zeichen, aber du hast dich glaub ich sehr erschreckt, oder?“ Ich nickte. „Okay, es ist auf jeden Fall nicht schlimm“, beruhigte er mich. „Du wirst dich noch ein paar Wochen übergeben, aber dann hört das alles auch auf. Weißt du schon etwas über Drachengeburten?“

„Nur das es anstrengend ist.“ Er nickte und rollte das Ultraschallgerät zu uns.

„Also Drachenschwangerschaften sind etwas anders, wie normale Schwangerschaften. Es geht wesentlich schneller. Es wird nicht mehr lange dauern, bis du einen dicken Bauch bekommst, allerdings können wir nicht ausrechnen, wann das Baby kommt, das macht es gerade so anstrengend. Das Baby kommt, wenn das Baby kommen will.“ Ich hörte aufmerksam zu, obwohl ich Jillian jeder Zeit fragen konnte. Ich wollte alles wissen und auch genau zuhören. Hier ging es um ein neues Lebewesen, dass in mir wuchs und ich wollte nicht, dass es eine schlechte Mutter hatte … obwohl ich wirklich überfordert mit dieser Situation war. Ich hatte die ganze Zeit Alec vor mir, wie er mich geschockt ansah und mir dann verklickerte, dass er mich verlassen würde. Aber ich konnte dem oder der Kleinen einfach nicht böse sein. Ich wollte einfach alles wissen.

Ian tat mir Gel auf den Bauch und nahm sich dann den Cursor, um einen Ultraschall zu machen. Er fuhr über meinen Bauch und drehte mir den Monitor, damit ich was sehen konnte.

„Hier“, meinte er und zeigte auf einen Fleck. Ich konnte zwar noch nichts erkennen, aber irgendwie spürte ich, dass da etwas war.

Ich bin also Schwanger.
 


 

Zwei Tage waren jetzt schon vergangen, seit ich mit Jillian bei Ian gewesen war und gesagt bekommen habe, dass ich Schwanger sei. Ich war immer noch total perplex und konnte es nicht fassen. Wie hatte ich nur ohne Schutz mit Alec schlafen können? Ich meine, jetzt weiß ich ja, dass er nie krank wird und so, aber wie Hirnverbrannt war ich, mich nicht zu schützen? Ich hatte einfach nur noch ihn im Kopf gehabt und mir keine Gedanken über Krankheiten gemacht. Sehr Hirnverbrannt.

Ich hatte Alec auch noch nichts von der Schwangerschaft gesagt, weil ich einfach immer noch Angst hatte, dass er ausrastete. Jillian hat mir zwar versprochen, dass er mich deswegen nicht verlassen würde, aber trotzdem machte ich mir Gedanken. Den anderen hatte ich auch noch nichts gesagt. Oh Gott, die würden ausrasten. Vor allem Bastian. Scheiße, wenn ich ihm das sage, werde ich ihm das Herz raus reißen. Und das war das letzte was ich wollte. Also hatte ich Jillian gebeten keinem etwas zu sagen. Sie hatte es mir versprochen und ich vertraute ihr. Wir hatten selbst Chad nichts genaues gesagt. Ich mochte ihn, aber wenn es brenzlich wird, dann würde er es Alec sagen und das konnte ich echt nicht gebrauchen. Ich musste das langsam mit Alec angehen. Ihn langsam daran führen. Wir hatten echt andere Probleme, als ein Kind. Allerdings werde ich dieses Kind jetzt mit meinem Leben beschützen. Ich wusste zwar noch nicht, wie genau das klappen soll, mit dem kleinen Geschöpf in mir, aber ich werde es nicht hergeben. Jetzt auf keinen Fall. Diese zwei Tage war ich nur im Bett gewesen und hatte über meinen Bauch gestrichen. Und irgendwie hatte ich jetzt schon eine Bindung zu dem oder der Kleinen. Es war komisch und doch so einfach. Und ich hatte sogar schon einen Wunsch, was es werden sollte. Ein Mädchen. Sofort bekam ich ein Lächelnd im Gesicht und musste mir Alec vorstellen, wie er mit der Kleinen im Garten spielte, wie sie ihn dazu zwang ihre Puppe zu sein, um ihn zu schminken. Oder wenn sie dann älter war, wie er auf Beschützer machte und sie mit keinem Jungen ausgehen ließ.

Saft strich ich über meinen Bauch, der in den zwei Tagen etwas dicker geworden war. Und dank diesem kleinen Geschöpf, konnte ich auch wieder essen. Ich hatte echt Kohldampf und Chad musste mir echt fast alle zwei Stunden war zu essen bringen.

Ein sanftes Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Schnell deckte ich meinen Bauch wieder zu und bat denjenigen, der vor der Tür stand herein. Es war Basti. Verdammt!

„Hey“, meinte ich nur und legte meine Hand schützend auf meinen Bauch.

„Wie geht es dir?“, fragte er und kam zu mir. Ich seufzte und schloss die Augen.

„Besser“, lächelte ich ihn dann an. Basti kam zu mir aufs Bett und legte sich neben mich.

„Warum bist du alleine hier?“ Ich boxte ihn leicht auf die Schulter und funkelte ihn böse an.

„Ich bin noch mit Alec zusammen, du brauchst erst gar nicht fragen. Er hat viel zu tun und deswegen bin ich wieder hier. Ich wollte eigentlich mit den Jungs ein paar Songs schreiben, aber dann bin ich ja etwas krank geworden.“

„Ich kann uns ein Studio für morgen besorgen.“ Ich nickte heftig.

„Das wäre super. Ich hab auch schon eine neue Idee für einen Song.“

„Ein Liebeslied?“

„Nicht richtig, es geht schon in die Richtung. Es geht um ein Mädchen, dass nicht wirklich weiß, wo sie hingehört.“ Basti sah mich skeptisch an, aber ich lachte nur. „Damit bin nicht ich gemeint. Mir geht es gut, Basti, und ich bin auch glücklich mit Alec, aber wenn ich nur über mich schreiben würde, dann wären das nur super gute Laune Songs und das wird auf Dauer langweilig.“ Er stimmte mir zu und küsste meine Schläfe.

„Ich bin froh, dass du wieder hier bist, ich hab es nicht gerne, wenn du alleine bei ihm bist.“ Ich seufzte genervt.

„Fängt das schon wieder an?“

„Nein, es geht nicht um ihn persönlich, D. Es geht darum, dass er in Gefahr ist und du mit darein gezogen wirst. Ich liebe dich und mache mir Sorgen um dich, wenn du in seiner Nähe bist.“

„Mir passiert nichts, wenn ich bei ihm bin. Wir haben Chad und Sven, sie passen auf mich auf.“ Er nickte und stand dann wieder auf. Reflexartig legte ich meine Hand auf die kleine Schusswunde, die mir auf dem Ball zugefügt worden war. Basti würde es nie verstehen, wo ich drin steckte. Er würde nicht an all das glauben, was jetzt zu meiner Welt gehörte. Aber wie konnte ich dann weiter machen? Wenn ich mich an Alec band, dann würde ich nicht altern, das heißt, ich müsste meine ganzen Freunde verlassen. Ich würde zusehen, wie sie alt wurden. Jetzt wurde mir erst die ganze Tragweite dieser Entscheidung klar. Ich hatte nur an Alec gedacht, wie schön es war mit ihm zusammen zu sein und wie es sein würde, wenn wir ewig zusammen wären, aber ich hatte keinen Gedanken an die anderen verloren. Ich würde sie alle verlieren. Aber wäre es einfacher, wenn sie wüssten, was jetzt meine Welt war? Würden sie es überhaupt glauben? War das überhaupt erlaubt? Ich meine, dafür gab es doch den Rat der Anderswelt, sie sorgten dafür, dass kein Sterbliches Wesen wusste, dass es uns gab. Vielleicht sollte ich mit Jillian oder mit Alec darüber reden. Wohl eher mit Jillian, ich wollte Alec nicht das Gefühl geben, dass ich nicht mehr mit ihm zusammen sein wollte, denn das wollte ich. Unbedingt, aber einfach so meine Freunde zurück lassen, konnte ich auch nicht.

Langsam stand ich auf und ging ins Bad. Mir wurde langsam übel, das war das erste Mal heute. Als ich dann im Bad ankam, spürte ich es richtig und übergab mich auch sofort in die Toilette. In dem Moment kam auch Jillian ins Zimmer und war bei mir. Sie hielt mir die Haare zurück und strich mir über den Rücken. Nachdem ich fertig war, spülte sie ab und gab mir einen Waschlappen, für meinen Mund und das Nasenbluten. Daran hatte ich mich in den zwei Tagen gewöhnt, weil ich jetzt wusste, dass es nichts mit der Leukämie zutun hatte. Was mir allerdings Sorgen bereitete war, wie sich meine Krankheit auf das Baby auswirkte. Deswegen musste ich dringend mit Alec reden, weil jetzt ging es nicht mehr nur noch um mich, sondern auch um unser Kind.

„Alles okay?“, fragte Jillian mich.

„Ja“, meinte ich nur und lehnte mich an die Wand.

„Wirklich alles okay?“

„Ich hatte die zwei Tage viel Zeit zum nachdenken und mir ist erst jetzt so richtig klar geworden, was es heißt, mich mit Alec zu verbinden.“

„Du willst mir doch jetzt nicht sagen, dass du es nicht mehr willst.“

„Nein, ich liebe Alec, das ist es nicht, aber ich kann mich nicht so einfach von meinen Freunden trennen. Aber andererseits, weiß ich nicht, ob dem Baby wegen meiner Krankheit etwas passiert, deswegen müssen Alec und ich ganz schnell dieses Ritual durchführen.“

„Aber du bist dir nicht sicher.“

„Nein“, seufzte ich. „Vor allem habe ich immer noch Angst vor Alecs Reaktion auf das Baby.“ Jillian schüttelte den Kopf und setzte sich neben mich.

„Er wird dich immer noch lieben und er wird auch das Baby lieben, davon bin ich überzeugt, Dejna. Er liebt dich wirklich sehr.“ Sie nahm meine Hand und drückte sie. Ich glaubte ihr ja, aber ich weiß auch nicht, ich hatte einfach ein schlechtes Gefühl. „Jetzt geh erst einmal duschen und dann gehen wir frühstücken und dann sieht die Welt auch schon ganz anders aus.“ Ich stimmte zu und machte, was sie gesagt hatte.

Nach dem Duschen gingen wir runter in den Speisesaal und frühstückten. Ich hatte den anderen schon gesagt, wer Jillian war und sie verstanden sich auf Anhieb gut. Deswegen war ich nur zu froh. Chad kam auch zu uns an den Tisch.

Chad kam auch zu uns an den Tisch und legte mir die Zeitung vor die Nase.

„Was steht denn jetzt schon wieder drin?“, fragte ich und sah sie mir an. Auf der Seite war ein Bild von Alec und mir. Es zeigte uns, wo wir uns mit Matt und Marina in London getroffen hatten und darüber stand die Überschrift: Sind sie noch zusammen?

„Ließ vor“, verlangte Becca. Ich seufzte und fing an, zu lesen.

Alec Jacobs und Dejna Collins, wo sind sie nur hin? Unser neues Liebespäarchen hat sich schon lange nicht mehr blicken lassen. Das letzte Mal sahen wir sie in London. Sind sie überhaupt noch zusammen?“

„Was für Idioten“, meinte Niko und haute auf den Tisch. „Nur weil ihr euch nicht zeigt, heißt das doch noch lange nicht, dass sie annehmen dürfen, dass ihr nicht mehr zusammen seid.“

„Lass sie doch schreiben was sie wollen“, meinte ich nur und zuckte die Schultern.

„D hat Recht, sollen sie doch schreiben was sie wollen. Wir, die es angehen, wissen doch, was los ist“, stimmte Flo mir zu. Aber ich hörte gar nicht zu. Was, wenn sie raus bekamen, dass ich schwanger war? Oh Gott, mein armes Baby. Sofort legte ich eine Hand auf meinen Bauch.

„Alles okay?“, fragte Basti mich und legte seine Hand auf meine. Meine Augen weiteten sich und ich sah ihn an. Basti sah mir auch in die Augen und ich sah sofort, dass er schon wusste, was los war. Ich drückte seine Hand weg und stand auf. „Dejna!“ Nein, nein, nein. Mit schnellen Schritten lief ich aus dem Speisesaal, in die Lobby und raus aus dem Hotel. An der Tür warteten schon die Paparazzi auf mich.

„Miss Collins, wo ist Mr. Jacobs?“

„Sind Sie noch zusammen?“

„Nehmen Sie sich eine Auszeit vom sexiest Man alive?“ Ich lief einfach weiter und ging nicht weiter auf die Fragen der Reporter ein.

„Dejna!“, rief Bastian mir nach, aber ich rannte einfach los. Ich war dumm zu glauben, dass Basti mich einfach in Ruhe lassen würde. Er lief mir nach und bekam mich auch schnell ein. Er packte mich am Arm und drehte mich zu sich um. „Was ist denn los mit dir?“, fragte er mich und hielt mich an den Schultern fest. „Wie konntest du dich von ihm schwängern lassen?“

„Bitte was?“ Ich sah ihn verständnislos an. „War das gerade dein Ernst? Das hast du gerade nicht wirklich gesagt!“

„Doch klar habe ich das gesagt“, schrie er mich fast an. Ich riss mich von ihm los und konnte ihn nur anstarren. „Wie konntest du nur so blöd sein und dich von ihm schwängern lassen? Mal davon abgesehen, wie du nur so dumm sein konntest nicht zu verhüten, was wenn er krank gewesen wäre?“

„Oh nein, auf keinen Fall, lass ich so mit mir reden“, schnauzte ich ihn an. „Hör auf damit. Es ist ja wohl meine Sache, was ich mache und was nicht!“

„Ja, aber dich schwängern lassen? Das passt einfach nicht zu dir und wo ist dein toller Prinz überhaupt? Ihr beide seid in Gefahr und er lässt dich und das Kind alleine, was ist das denn für ein Vater?“ Was hatte er da gesagt? Ich glaub es nicht, wie konnte er es wagen?

„Ich habe erst vor zwei Tagen erfahren, dass ich Schwanger bin. Alec wäre hier, wenn ich es ihm gesagt hätte. Es dreht sich nun mal nicht immer alles nur um dich, Basti.“

Plötzlich blitzte es und ich sah erschrocken neben uns. Die Paparazzi waren uns gefolgt und machten jetzt etliche Fotos von mir und Basti. „Danke und jetzt muss ich es ihm sagen, bevor er es von der Presse erfährt.“ Ich drehte mich um und ging davon. Die Reporter riefen mir noch hinter her, aber ich ging einfach weiter. Am Straßenrand hielt ich mir ein Taxi an und stieg ein.

Was fällt dem eigentlich ein? Tut so, als wäre ich sein Eigentum.

Ich schrie auf und sofort sahen sich ein paar Leute nach mir um. Nachdem ich mich in das Taxi gesetzt hatte, hatte ich dem Fahrer gesagt, er sollte mich ein bisschen herum fahren und mich irgendwo am Strand raus lassen. Das hatte er dann auch getan und jetzt lief ich am Strand, mit den Füßen im Wasser und meinen Schuhen in der Hand, entlang und regte mich über Bastian auf. Wegen ihm kam ich wieder in die Zeitung und wenn sich das alles noch weiter herumsprach, würden die Paparazzi mich noch mehr verfolgen, weil sie wissen wollten, wie es mit dem Baby aussah. Echt super, anstatt dieser Idiot mal nachdenkt. Nein, es muss natürlich alles nach seiner Nase gehen. Das hier war mein Leben und ich konnte machen, was ich wollte, keiner schrieb mir etwas vor.

„Blödmann“, murmelte ich und legte den Kopf in den Nacken, damit mir die Sonne ins Gesicht schien. Vielleicht war ich ja doch ein bisschen zu hart zu Basti gewesen, aber ich hatte auch Recht. Er wollte mich nur beschützen, das weiß ich ja, aber er kann nicht erwarten, dass ich still neben Alec sitzen werde und die brave Hausfrau spiele. So bin ich nicht, ich wollte eine gesunde Beziehung mit Alec führen und den Rest meines Lebens mit ihm verbringen. Ich wollte wirklich Kinder mit ihm und ich wollte ihn auch Heiraten, das war keine Frage, aber das alles ging zu schnell … und trotzdem wollte ich nichts daran ändern. Es war nun mal so und wenn es wirklich so sein sollte, dass Alec das Baby nicht wollte, dann würde wohl meine kleine Traumwelt platzen, denn dieses Baby war jetzt ein Teil von mir und niemand auf der Welt brachte mich dazu, dieses wunderschöne kleine Geschöpf umzubringen oder weg zugeben.

Langsam verließ ich den Strand und zog mir auf der Promenade die Schuhe wieder an. Danach sah ich noch mal über das Meer und erinnerte mich an den einen Tag, wo Alec mich richtig in der Öffentlichkeit geküsst hatte und dann das Chaos anfing. Seit dem Tag zerriss sich die Presse den Mund darum, etwas über uns zu schreiben. Nur weil Alec nicht nur mit mir befreundet sein konnte, obwohl er dachte, ich sei ein Mensch. Es war irgendwie romantisch gewesen, als er gesagt hatte, dass er sich von mir fernhalten musste, es aber nicht hinnehmen konnte, dass er nur mein Freund sein sollte.

Ich kann nur nicht mit dir befreundet sein, Dejna, weil ich immer mehr wollen würde, hallte seine Stimme in meinem Kopf wieder.

Es war ein unglaublicher Moment gewesen und als er mich dann geküsst hatte, hatte ich wirklich gedacht, das könnte was aus uns werden, aber dann kam die Presse dazwischen und es wurde ein bisschen komplizierter. Oh Gott, was wir seit diesem Tag erlebt hatten. Jamies Unfall, der Schuss auf Alec, Bastis Verrat, die Drachen, Drachengefährten, das Mal, Marina und Matt, der Typ der sich in die Luft gejagt hatte, der Ball, die Schießerei auf dem Ball und jetzt das Baby. Und was das letztere anging wusste ich noch nicht wirklich, wie ich es Alec erzählen sollte. Auch wenn Jillian mir gesagt hatte, dass Alec mich deswegen nicht verlassen würde, hatte ich trotzdem noch Angst, dass das etwas zwischen uns ändern könnte. Und das wollte ich auf keinen Fall.

„Ein wunderschöner Ausblick, oder?“, riss mich jemand aus meine Gedanken. Ich zuckte leicht zusammen und drehte mich zu dem Fremden um.

„Wie bitte?“

„Die Aussicht. Ich liebe das Meer. Sie nicht auch?“ Ich war total verwirrt, mich hatte noch nie jemand mitten auf der Straße angesprochen, außer Paparazzi natürlich. Und eigentlich dachte ich, dass das nur ältere Menschen machten, aber der Mann neben mir war noch sehr jung. Er war groß, hatte etwas längere braune Haare und trug Shorts und T-Shirt. Seine Augenfarbe konnte ich nicht erkennen, da er eine dunkle Sonnenbrille auf hatte. Er kam mir ein bisschen komisch vor, aber es war auch unhöflich ihm nicht zu antworten, also tat ich es.

„Ja, das Meer ist sehr erholsam, finde ich.“

„Es weckt Erinnerungen.“ Ich sah den Mann überrascht an. Er drehte auch seinen Kopf und lächelte mich an. „Wo die Liebe nicht überall hinfällt, nicht wahr?“ Sein lächeln verzog sich zu einem Grinsen. Mir wurde es flau im Magen und ich hatte ein ganz mieses Gefühl, aber ich hatte keine Chance mehr weg zulaufen. Es war zu spät.

Mich packte jemand von hinten und bevor ich schreien konnte, hielt mir der Fremde hinter mir ein Handtuch über Mund und Nase. Ich atmete hektisch ein und wurde langsam Ohnmächtig.

„Schlaf süß, Dejna.“

Kapitel 44

Kapitel 44
 

Ich saß jetzt schon zwei Stunden einfach nur vor meinem Pc und starrte den Monitor an. Marina wollte alleine sein, obwohl ich das nicht wirklich glaubte. Ihre Eltern waren schon im Leichenhaus und wurden für die Beerdigung fertig gemacht. Marina wollte nichts damit zutun haben, was auch sehr verständlich war. Mom hatte mir vor zwei Tagen eine Liste von den Besten Freunden der beiden gemailt, damit ich wenigstens eine kleine Beerdigung ausrichten konnte. Ich hatte sie auch gebeten Dejna noch nichts von den Todesfällen zu erzählen. Ich wusste nicht, wie sie damit umgehen würde. Als ich heute Morgen angerufen hatte, war Dejna noch am schlafen gewesen. Ich fand es schrecklich in solchen Zeiten von ihr getrennt zu sein, aber es ging nicht anders. Ich konnte sie nicht hier festhalten und sie von ihren Freunden trennen. Aber ich wusste, dass sie dort gut aufgehoben war, also konnte ich mich wieder den wesentlichen Sachen widmen. Die Freunde hatten alle schon zugesagt. Heute Abend würde die Beerdigung stattfinden. Ich hatte extra Abends ausgesucht, damit es im Stillen ablaufen konnte und wir ungestört waren.

„Wie viele haben zugesagt?“, ertönte Marinas Stimme hinter mir. Ich drehte mich mit meinem Stuhl um und sah sie an.

„Alle.“ Sie nickte und kam langsam zu mir. Sobald ich ihre Hand ergreifen konnte, zog ich sie auf meinen Schoß und schlag meine Arme um sie.

„Sie wollten eh nicht so eine große Beerdigung haben“, murmelte sie. Sanft küsste ich ihre Schläfe.

„Kann ich noch etwas für dich tun, Marina? Ich mache alles.“ Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.

„Würdest du auch Dejna verlassen?“ Ich schloss die Augen.

„Marina bitte.“

„Du hast mich gefragt, was ich brauche und das bist du, Alec.“

„Du weißt genau, wie ich das gemeint habe.“

„Ja, aber das ist das einzige, was ich gerade brauche. Dich und deine Liebe.“ Sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter und strich mit einem Finger über meinen Hals. „Dich, deine warme Haut, deine süßen Küsse, deine staken Arme, die mich ganz fest an sich pressen.“

„Marina, bitte.“ Sie sah zu mir auf und strich mit ihrem Zeigefinger über meine Unterlippe.

„Ich weiß, dass du denkst, dass ich dich jetzt hassen muss und das du Schuld für den Tot meiner Eltern bist, aber das stimmt nicht Alec. Dieser Typ, der sie umgebracht hat, der ist Schuld.“

„Ja, aber nur, weil er etwas gegen mich hat.“

„Er hat auch etwas gegen dich, aber es passieren auch andere Sachen in unserer Welt, Alec, dafür kannst du dir nicht die Schuld geben. Dieser Kerl will in unserer Welt aufräumen und dazu gehören auch alle anderen Wesen.“ Ich sah in ihre hellbraunen Augen. „Der einzigen, der du weh tust, ist Dejna.“ Ich schluckte, weil mich die Erkenntnis wie einen Schlag traf. Marina hatte ja Recht. Es ging nicht nur um mich, auch aus dem Rat hatten Leute Verluste zu verkraften, wie Mac. Diese ganze Sache ging nicht nur mich etwas an, diese Sache ging die ganze Anderswelt etwas an. Die einzige, die eigentlich noch gar nicht damit konfrontiert werden sollte, war Dejna … und nur wegen mir steckte sie bis zum Hals in der Scheiße.

Marina strich mir durchs Haar.

„Ich wollte das jetzt nicht so böse gesagt haben“, murmelte sie, aber ich schüttelte nur den Kopf.

„Du hast Recht, du musst dich nicht entschuldigen. Ich hätte Dejna aus der ganzen Sache raus halten sollen. Ich hätte sie auf Abstand halten sollen und erst nach der ganzen Sache mit ihr weiter machen sollen.“ Aber jetzt war es eh zu spät, wenn ich sie jetzt von mir stieß, dann würde ich sie verlieren. Für immer und das wollte ich nicht. Auf keinen Fall.

Es klopfte am Türrahmen und Marina und ich sahen zur Tür, in der Jamie stand.

„Ich hab alles vorbereitet für heute Abend“, sagte er und ich nickte.

„Danke Jamie.“

„Alles okay bei euch beiden?“

„Ja, alles okay“, meinte Marina und stand auf. Sie sah mich noch mal an und ging dann aus meinem Arbeitszimmer. Ich drehte mich wieder zu meinem PC um.

„Habe ich euch gestört?“, fragte Jamie nach einer Weile und seine Stimme war alles andere als freundlich. Ich drehte meine Kopf zu ihm und sah ihn verwirrt an.

„Was meinst du?“

„Ihr kommt euch ja wirklich nah.“

„Das hat nichts zu bedeuten.“

„Ach nein? Das hast du vor einem Jahr auch gesagt und Abends bist du dann wieder mit ihr im Bett gelandet.“

„Jamie, da läuft nichts.“ Damit drehte ich mich wieder um.

„Das sah gerade ganz anders aus.“

„Da wird nichts mehr passieren.“

„Wie vor einem Jahr“, damit drehte er sich um und ging. Meine Hand ballte sich automatisch zu einer Faust und mein Gesicht spiegelte sich in dem schwarzen Bild des Bildschirmschoners. Ich konnte mich noch gut an letztes Jahr erinnern. Wie ich Marina wieder getroffen hatte und mir die ganze Zeit eingeredet hatte, dass ich sie nicht an mich ran lassen würde. Sie hatte all die Jahre nur mit mir gespielt, ich hatte nicht gewusst, ob sie mich wirklich jemals geliebt hatte oder einfach nur einen gut aussehenden Mann gebraucht hatte, damit ihr Vater besänftigt wurde. Und ich hatte mich schon immer gut mit Charlie verstanden. Marina und ich hatten uns zufällig getroffen und hatten dann aus gemacht, abends etwas essen zu gehen. Jamie hatte mich vor ihr gewarnt und mich ermahnt nicht wieder etwas mit ihr anzufangen, aber … Marina war nun ein mal die Liebe meines Lebens gewesen. Ich hatte Jahrhunderte auf sie gewartet. Und auf Grund dessen, waren wir wieder im Bett gelandet. Nach dem Sex war ich mit ihr eingeschlafen und war auch noch zum Frühstück geblieben, was ich eigentlich nicht machte, aber es war Marina gewesen. Wir hatten noch im Bett gelegen, sie in meinem Arm. Sie war schon vor einem Jahr eine andere gewesen und sie hatte mich fast dazu gebracht, wieder mit ihr zusammen zu sein, aber ihr Vater kam dazwischen. Sie hatte abreisen müssen und hatte sich dann nicht mehr gemeldet. Da hatte ich angenommen, dass sie doch noch die alte Marina war. Und einerseits war sie es ja auch. Sie hatte sich nicht mehr gemeldet, bis ich sie mit Matt und Dejna im Bistro wieder gesehen hatte. Und jetzt fiel ich wieder auf sie rein? Nein, diesmal lasse ich mich nicht auf sie ein. Ich liebte Dejna und ich wusste, dass ich das mit ihr an meiner Seite schaffte. Dejna hatte noch nie so mit mir gespielt, wie Marina es immer getan hatte. Daran sollte ich mich fest halten, an Dejnas Liebe und an ihr Vertrauen mir gegenüber.

Ich stand auf und ging aus meinem Arbeitszimmer heraus. Ich musste Dejna anrufen und ihre Stimme hören. Sofort holte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und rief sie an.

Tuuut.

Tuuut.

Tuuut.

Geh ran, Dejna.

Sie ging nicht ran. Vielleicht hatte sie ja auch zutun. Ich seufzte und steckte das Handy zurück in meine Hosentasche. Ich hätte nur zu gerne ihre Stimme gehört, ihre sanfte und melodische Stimme, die mich wieder auf den Boden zurück holte.

Ich wollte gerade in die Küche gehen, als mein Handy klingelte. Es war zwar nur eine Sms, aber eine Sms von Dejna.
 

Hey,

tut mir leid, ich bin mit den Jungs unterwegs. Ich melde mich heute Abend bei dir.

D
 

Wie ich mir gedacht hatte. Sie wollte ja mit den Jungs neue Songs schreiben und brauchte natürlich Ruhe dabei. Deswegen schrieb ich ihr auch nicht zurück, damit ich sie nicht noch mehr störte.
 


 

Mein Schädel brummte höllisch. Verdammt, was war passiert? Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern.

Langsam machte ich meine Augen auf und sah nur schwarz. Wo war ich? Ich war doch am Strand gewesen … oh mein Gott … ich wurde entführt. Ich wollte um Hilfe schreien, aber ich hatte irgendwas im Mund. Meine Arme und Beine konnte ich auch nicht bewegen, weil sie an dem Stuhl auf dem ich saß gebunden waren. Meine Hände waren hinter dem Stuhlrücken zusammen gebunden. Mist, ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen. Ich hätte nicht mit diesen Typen reden sollen … aber was hätte das gebracht? Diese Leute waren zu zweit gewesen, ich hätte so oder so keine Chance gehabt.

Ich versuchte in der Dunkelheit irgendetwas sehen zu können, aber das klappte nicht. Ich sah nur schwarz, alles schwarz. Und ich muss zugeben, da war ich lieber in dem weißen, kalten Krankenzimmer meiner Träume als hier.

Plötzlich hörte ich Schritte und im nächsten Moment wurde ein Licht eingeschaltet.

„Na, Prinzessin, endlich wach?“, fragte mich eine Männerstimme. Ich erkannte sie sofort. Es war der Typ, der mich am Strand angesprochen hatte. Als sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, konnte ich ihn auch sehen. Diese braunen, langen Haare, die gleichen Shorts und das gleiche T-Shirt. Also war ich nicht lange Bewusstlos gewesen. Ich versuchte dem Typen eine Beleidigung an den Kopf zu werfen, aber man verstand kein Wort, durch den Knebel in meinem Mund. Er lachte nur und ging um mich herum. Hinter mir blieb er stehen. Ich hatte solche Angst, ich wollte eigentlich nur noch weg hier. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.

Plötzlich ertönte ein Klingelton, den ich sofort erkannte. Es war mein Handy. Scheiße!

Der Typ kam wieder vor mich und hielt mir mein Handy vor die Nase.

„Dein Romeo ruft an“, grinste er und ließ das Handy weiter klingeln. Alec, bitte, bitte hol mich hier raus. Bitte, bitte überleg. Wenn ich nicht ran gehe, bitte, bitte. Merke, dass ich weg bin.

Dann hörte es auf zu klingeln und der Typ sah sich mein Handy an. Ich schrie und zerrte an den Fesseln, aber nichts geschah.

„Dann wollen wir ihm doch mal schreiben, dass du gerade beschäftigt bist. Wir wollen ja noch nicht, dass Alec dich retten kommt, oder?“

„Doch!“, schrie ich, aber man verstand mich nicht. Er lachte nur und tippe eine Sms an Alec in mein Handy.

„Nur noch ein D hinter die Sms und er wird glauben das du es bist.“ Nein, nicht! „Gesendet.“ Meine Hoffnungen schwanden dahin. Wenn er Alec schrieb, dann würde dieser nie auf die Idee kommen, dass ich weg sein könnte. Ich wollte schon aufgeben, aber da viel mir Bastian und Jillian ein. Ich hatte doch noch eine Chance. Jillian würde Alec Bescheid sagen, wenn ich nicht nach dem Frühstück wieder auftauchte. Chad würde nach mir suchen. … Aber halt … sie wollten Alec. Das mussten die Typen sein, die Alec töten wollten. Aber warum wollten sie es noch ein bisschen weiter hinauszögern? … Vielleicht wollten sie ihn noch ein bisschen mehr Quälen. Ich durfte das nicht zulassen, ich musste hier irgendwie raus kommen.

Ich zog noch mal an meinen Fesseln, aber sie waren zu fest. Das Seil rieb an meiner Haut und schürfte sie auf. Damit kam ich auch nicht weiter.

„Raus hier!“, ertönte plötzlich eine weitere Stimme und ich zuckte zusammen. Diese Stimme war grässlich. Ich bekam sofort eine Gänsehaut und um ehrlich zu sein, wollte ich nicht wirklich wissen, wer zu dieser Stimme gehörte. Dieser Typ würde mir bestimmt etwas tun und das wird nicht gerade gewaltlos sein.

Der Typ vor mir hatte auch Angst vor dem anderen. Er wurde augenblicklich etwas kleiner und war sofort aus meinem Zimmer oder Zelle, was auch immer es war, verschwunden.

„Das Handy“, sagte die unheimliche Stimme wieder. Ich schluckte und versuchte es doch noch mal mit meinen Handfesseln. Schwere Schritte näherten sich mir und ich wollte nur noch hier weg, so eine Angst hatte ich. Keine Sekunde später stand der Typ vor mir.

Er war groß, vielleicht noch größer als Alec, und furchterregend. Er hatte keine Haare auf seinem Kopf, stattdessen schlängelte sich ein Drachentattoo über seinen kahlen Kopf. Seine Nase war krumm, wahrscheinlich hatte er sich schon öfter geschlagen und sie war das eine oder andere Mal gebrochen, was natürlich dafür sprach, dass er eher mit seinen Fäusten handelte. Auch der Rest seines Gesichtes war nicht wirklich freundlich. Überall waren Narben oder Brandnarben, die sich über sein Gesicht zogen und nicht nur da, sondern auch über seine Arme und seinen Hals. Er war einfach nur Angst einflößend. Seine braunen Augen brannten sich in meine, weil er mich so eindringlich ansah. Ich hatte Todesangst in seiner Nähe, so eine Angst hatte ich noch nie verspürt. Selbst nicht vor dem Krebs. Dieser Typ konnte mich bestimmt mit einer Hand zerquetschen. Seine schwarzen Springerstiefel haute er fest auf den Boden, als er ging, so machte er einem noch einmal mehr Angst. Und dazu war er noch in schwarz gekleidet. An seinem Gürtel hatte er einen Dolch und eine Pistole hängen, die auch nicht wirklich dazu beitrugen, dass ich mich besser fühlte.

„Ich sag dir jetzt, wie das ablaufen wird“, fing er an und holte aus einer Ecke einen weiteren Stuhl. „Du wirst mir ein bisschen über Alec erzählen und in ein oder zwei Tagen, werde ich ihn dann benachrichtigen, dass wir dich haben. Du wirst ein bisschen schreien und am Ende der ganzen Sache, wirst du sterben.“ Ich biss mir auf die Zunge. Ich musste echt aufpassen, was ich machte, dieser Typ wollte mich so oder so töten, ich musste dafür sorgen, dass ich lebend hier raus komme. Aber ich konnte auch nicht die liebe und brave Gefangene spielen. Ich musste das für Alec machen. Ich musste ihn beschützen. Also schüttelte ich heftig mit dem Kopf.

„Ich werde nicht sterben“, versuchte ich zu sagen, aber durch den Knebel kam einfach nichts aus meinem Mund heraus. Der Typ wollte gerade etwas sagen, als mein Handy ein zweites Mal klingelte. Er lächelte und stand auf.

„Du wirst Jillian jetzt sagen, dass du einem alten Bekannten begegnet bist und du dir den Tag heute frei nimmst, wenn du versuchst, ihr irgendetwas zu sagen, werde ich mir deinen kleinen Freund schnappen, der uns schon einmal zu Alec geführt hat.“ Meine Augen wurden groß. Sie hatten Basti immer noch im Visier. Verdammt. Der Typ stand auf und nahm mir den Knebel ab, ich holte erst mal tief Luft. Er nahm den Anruf entgegen und machte auf Lautsprecher.

„Dejna?“, ertönte Jillians Stimme. Ich wollte nach Hilfe schreien, aber das nützte mir überhaupt nichts.

„Hey Jillian“, antwortete ich ihr.

„Wo bist du? Bastian hat gesagt, ihr hättet euch ein bisschen gestritten und dann bist du los gerannt und in ein Taxi gestiegen.“ Ich schluckte und sah dem Typen in die Augen.

„Ich … ich bin erst zum Strand gegangen, um mich etwas ab zu reagieren und dann habe ich einen alten Bekannten getroffen, wir sind was trinken gegangen und wollen jetzt noch ins Kino. Wir bekommen das Tonstudio ja eh erst morgen, deswegen mache ich mir heute noch einen schönen Tag mit nem Freund.“ Ich hoffte, nur sie nahm mir das nicht ab. Bitte Jillian, bitte such mich.

„Achso. Und was soll ich Alec sagen, wenn er noch mal anruft?“

„Ja, dass ich nicht da bin oder das ich schlafe, ich will ja nicht, dass er eifersüchtig wird oder so.“ Der Typ grinste und zeigte mir mit der Hand, dass ich schneller machen sollte. Ich nickte nur. „War es das?“

„Bist du dir sicher, dass du so lange draußen bleiben willst?“

„Klar, ich kann schon auf mich aufpassen.“

„Ich meine das Baby, Dejna.“ Sofort rutschte mir das Herz in die Hose. Nein, bitte. Das Grinsen meines Entführers wurde noch größer und meine Angst wuchs noch mehr.

„Ich … ich passe schon auf. Wir wollen weiter, Jillian.“

„Okay, dann viel Spaß dir.“

„Danke.“ Damit legte sie auf und ich ballte meine Hände zu Fäusten.

„Schwanger bist du also auch noch“, lächelte er und stand auf; mein Handy verschwand in seiner Hosentasche.

„Bitte, ich flehe Sie an, tun sie mir nichts.“ Er kam auf mich zu und beugte sich leicht vor.

„Das geht leider nicht.“ Ich schluckte.

„Bitte, ich habe doch nichts damit zu tun. Egal was Alec getan hat, ich kenne ihn doch erst seit kurzem.“

„Und ich muss sagen, zum Glück kennst du ihn erst seit kurzem. Seitdem du da bist, ist es viel leichter an Alec heran zu kommen.“ Er packte grob mein Kinn und zwang mich in seine kalten braunen Augen zu sehen. „Dein Freund gab uns schließlich eine gute Möglichkeit Alec zu verwunden und du wirst sein Todesurteil sein.“

„Was hat er denn getan?“ Er zuckte die Schultern und ließ mich los.

„Das musst du meinen Chef fragen.“ Also war er gar nicht der Kopf der Bande, es gab noch einen der höher stand. Der Typ ging um mich herum und dann band er mir wieder den Knebel um. Ich schrie, aber es war zu spät und davon mal abgesehen, nütze das auch gar nichts. Hier gab es niemanden, der mich helfen konnte. 

Kapitel 45 und 46

Kapitel 45 
 

Ich saß gemütlich in meinem Sessel und wartete auf Drago. Er sollte mir die Kleine bringen, nur deswegen war ich aus London nach Miami gekommen. Und er ließ mich schon zwanzig Minuten warten.

Aber im nächsten Moment ging die Flügeltüre des Wohnzimmers auf und ich hörte seine schwarzen Springerstiefel.

„Wurde auch mal Zeit. Ich warte schon zwanzig Minuten.“ Er kniete sich vor mich, sodass ich auf seinen kahlen Kopf sehen konnte, wo ein Drache prangte.

„Es tut mir leid, ich musste nur Jillian davon überzeugen, dass sie nicht doch noch anfängt nach der Kleinen zu suchen.“ Ich nickte.

„Wie macht sich die Kleine?“

„Es geht, getan habe ich ihr noch nichts, wie befohlen.“

„Das ist gut. Wir müssen sie erst zurück nach London schaffen, damit sie in Alecs Nähe ist.“ Drago nickte. „Gibt es etwas neues?“ Er sah auf und lächelte.

„Sie ist von ihm schwanger.“ Sofort bekam ich ein Lächeln auf dem Gesicht.

„Ach nein. Weiß er es?“

„So wie es aussieht nicht.“

„Das wird ja immer besser.“ Drago neigte wieder seinen Kopf. „Ich werde mich erst einmal nicht zeigen, aber du kannst ja schon mal anfangen. Heute Abend geht der Flieger zurück. Ich will das sie die ganze Zeit schläft.“

„Wird gemacht, Sir.“ Drago stand auf und verschwand wieder.

„Ein Kind, oh Alec, es macht ja immer mehr Spaß, dich zu vernichten.“ 
 


 


 

Kapitel 46
 

Wir waren gerade auf dem Weg zurück in die Villa. Ich saß neben Marina und hielt ihre Hand. Sie hatte, seit wir aufgebrochen waren, kein Wort gesagt. Ich hatte die ganze Zeit ihre Hand gehalten und die Fragen der anderen beantwortet, weil Marina einfach nichts gesagt hatte. Sie wollte auch nichts auf der Beerdigung sagen. Es war einfach zu viel für sie. Und ich glaubte, sie gab sich auch die Schuld dafür, dass sie tot waren, obwohl sie mir weiß machen wollte, dass es nicht meine Schuld gewesen war, obwohl ich ihr gerne diese Last abgenommen hätte. Es wäre einfacher, wenn sie auf mich sauer war, als hier stumm zu sitzen und nichts zu tun.

Sanft strich ich mit dem Daumen über ihren Handrücken. Sie sah zu mir und ich zog sie wortlos in meinen Arm.

„Danke“, murmelte sie an meiner Schulter; ich nickte nur.

Als wir an der Villa ankamen, war Marina schon längst am schlafen. Also hob ich sie auf meine Arme und trug sie in ihr Zimmer. Dort legte ich sie ins Bett und deckte sie zu. Ein paar Minuten blieb ich stehen und sah auf ihr friedlich schlafendes Gesicht herunter. Früher war ich immer früher wach gewesen und hatte ihr beim Schlafen zugesehen, weil ich sie einfach wunderschön fand. Sie sah im Schlaf so friedlich und unbeschwert aus.

Ich schüttelte den Kopf, ging schnell zum Fenster und zog den Vorhang vor, dann wollte ich gehen, aber Marina gab einen Laut von sich, sodass ich mich noch mal nach ihr umdrehte.

„Geh nicht“, flüsterte sie. Vor einem Jahr wäre ich geblieben, davon war ich überzeugt, aber nicht heute. Ich wollte Dejna anrufen, ich brauchte sie jetzt. Und wäre Marina nicht hier, hätte ich mich sogar in den Flieger gesetzt und wäre nach Miami geflogen. Ich musste in ihr Gesicht sehen und sie einfach küssen … aber das ging nicht.

„Schlaf weiter, Marina. Ich werde nachher noch mal nach dir sehen“, sagte ich und schloss die Türe hinter mir.

Als ich dann in meinem Zimmer war, holte ich sofort mein Handy raus und hatte auch schon Dejnas Nummer eingetippt, aber da viel mir ein, dass sie vielleicht immer noch etwas mit den Jungs machte. Also wählte ich stattdessen Mutters Nummer. Diese ging auch nach dem vierten Tuut dran.

„Alec, mein Sohn, eine Überraschung. Ich dachte, du würdest eher Dejna anrufen, als mich“, fing sie sofort an mich zu sticheln.

„Ich hatte sie heute Morgen schon mal angerufen, aber sie hatte mir ne Sms geschrieben das sie beschäftigt sei, deswegen wollte ich dich erst einmal anrufen, ob du weißt, ob sie und die Jungs schon wieder da sind.“ Es wurde leise bei Mom. „Mom, alles okay?“

„Sie hat dir geschrieben, dass sie mit den Jungs unterwegs ist?“ Jetzt wurde ich auch stutzig.

„Ja, sie wollten doch neue Songs schreiben.“

„Sie bekommen das Tonstudio erst Morgen.“ Das war das letzte, was ich hören wollte.

„Mom, wo ist sie?“

„Ich hab sie seit heute Morgen nicht mehr gesehen. Sie hat mir erzählt, dass sie Streit mit Bastian hatte und dann etwas Auszeit gebraucht hatte. Am Strand hat sie dann einen alten Freund getroffen mit dem sie den ganzen Tag zusammen sein wollte.“ Ein alter Freund? Warum hatte sie mir dann nicht geschrieben das … Nein, nein, nein, raus aus meinen Gedanken. Dejna würde mich nicht betrügen, so jemand ist sie nicht. … Aber warum sagt sie mir, dass sie mit den Jungs unterwegs war, obwohl sie genau wusste, dass meine Mutter bei ihr in Miami war? Da passt doch was nicht zusammen. So dumm wäre Dejna nicht. Sie hätte nicht zwei Ausreden benutzt, sie hätte die gleiche Ausrede benutzt, um uns nicht auf dumme Gedanken zu bringen. Da stimmte etwas ganz und gar nicht.

„Wann hast du zuletzt mit ihr gesprochen?“, fragte ich Mom.

„Heute Morgen, als ich sie nach dem Frühstück angerufen habe. Sie sagte zu mir, dass sie den ganzen Tag mit diesem Typen zusammen blieb, sie wollten ins Kino glaub ich. Allerdings sollte ich dir auch nichts davon erzählen.“ Ich kniff mir in den Nasenrücken und schloss die Augen. Das passte doch alles nicht zusammen. „Alec, meinst du, sie betrügt dich? Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen, weil sie ja ...“, plapperte Mutter einfach drauf los, redete aber dann plötzlich nicht mehr weiter. Das ließ mich aufhorchen.

„Mom? Weil sie was?“

„Nichts, nichts. Das geht dich nichts an.“

„Mom, wenn es wichtig ist, musst du es mir sagen.“

„Nein, nein, also wichtig ist es schon, aber es kann noch etwas warten, bis du es erfährst.“ Das gefiel mir gar nicht, aber jetzt musste ich erst einmal überlegen, was es mit diese zwei Ausreden von Dejna zu tun hatte. „Meinst du ihr ist etwas passiert?“, sprach meine Mutter meine schlimmste Befürchtung aus, die ich noch nicht einmal gewagt habe zu denken.

„Ich weiß nicht“, gab ich zu und schloss die Augen. „Sag Chad er soll nach ihr suchen. Er soll versuchen in jedes Kino zu kommen, was er schafft und nach ihr fragen.“

„Okay, und was machst du?“

„Ich muss sie finden. Ich komme zu euch.“

„Alec … wenn ihr was zugestoßen ist, dann solltest du zuhause bleiben. Hier geht es immer noch um dich, sie wird nur ein Druckmittel sein.“

„Ja.“

„Ich werde mit Chad nach ihr suchen und dann melde ich mich noch mal.“

„Ja.“

„Tu nichts unüberlegtes.“ Ich legte auf und schmiss mein Handy auf mein Bett. Dann schrie ich auf, ballte meine Hand zu einer Faust und schlug gegen eine Wand. Ich schnaubte und Rauch stieg aus meiner Nase empor. Mein Körper hatte sich halb in einen Drachen verwandelt. Mein Drachenschwanz fegte Schränke bei Seite. In der Wand war ein riesiges Loch und meine Hand war zu einer riesigen Klaue geworden.

Die Türe wurde aufgeschlagen und Jamie stand sofort im Türrahmen, hinter ihm stand Sven.

„Alec?“, fragte Jamie langsam und leise. Ich ballte meine Klaue noch mehr und sah die beiden aus lodernden Augen an. „Ganz ruhig. Alles ist okay.“

„Jamie, geh zu Marina und bring sie nach unten“, befahl Sven und trat vor Jamie.

„Sven, er schafft das.“

„Das glaube ich eher weniger. Wir zwei werden nicht mit ihm fertig, wenn er sich noch weiter verwandelt.“

„Du musst mit ihm reden, Sven, nicht drauf schlagen und ihn auch nicht drängen, das hat beim letzten Mal auch nicht geholfen.“

„Ich weiß es, ich war auch dabei gewesen.“ Ich knurrte tief aus der Brust. „Jetzt mach schon.“ Jamie nickte und war dann auch verschwunden. „Alec, hörst du mich?“ Idiot, klar hörte ich ihn, aber um ehrlich zu sein, wollte ich ihn nicht hören. Ich wollte mich nur noch verwandeln und alles zerstören, was mir in den Weg kam.
 


 

Alec war schon zur Hälfte ein Drache, es dauerte nicht mehr lange, da würde er sich ganz verwandeln und das wäre nicht so gut, weil er einfach zu groß für das kleine Zimmer sein würde.

Ich konnte mich noch gut an das eine Mal erinnern, als ich gesehen hatte, wie Alec sich vor Wut in einen rasenden Drachen verwandelt hatte, der einfach alles und jeden zerstörte, was ihm in den Weg kam. Es war vor 500 Jahren gewesen, als Chester gestorben war. Ich war neu bei Alec eingestellt gewesen. Gerade mal einen Monat hatte ich mit Alec zu tun gehabt und hatte echt nicht damit gerechnet, dass er so blutrünstig werden konnte. Vor 500 Jahren war Chad hier gewesen und hatte Alec besänftigen können, allerdings hatte Alec das ganze Haus auseinander genommen. Und nach diesem Vorfall hatte man mir dann richtig erzählt, was mit Alec war. Er war nicht normal, das wusste ich seit diesem Tag an. Er war kein normaler Drache, er war der Drache. Bei uns in der Anderswelt gab es eine Prophezeiung, die besagt, dass es einen wahren Herrscher gab. Von Jahrhundert zu Jahrhundert wechselte er seine Gestalt. Vor 550 Jahren war es ein Werwolf gewesen. Als dieser gestorben war, hatte er sich eine neue Hülle gesucht und diese war Alec gewesen. Auf jeden Fall heißt es, dass dieses Wesen das mächtigste auf der Welt sei, allerdings war es auch unberechenbar. Wenn dieses Wesen aus einem ausbrach, dann war die Hülle verloren, tot, existierte nicht mehr.

Alec hatte noch nie richtig mit diesem Wesen kämpfen müssen, seit dem Tag an dem sein Vater gestorben war. Seitdem hatte er es eigentlich ganz gut im Griff … bis jetzt.

Alec stieß sich von der Wand ab und drehte sich zu mir. Ich schluckte und ballte eine Hand zur Faust. Ich musste ruhig mit ihm reden und ihn dazu bringen, sich nicht ganz zu verwandeln.

„Alec, es bringt doch nichts. Wenn du mir sagst, was los ist, dann kann ich mich daran setzten, okay?“ Er knurrte nur laut. „Ich weiß, du bist sauer und das ist auch verständlich, aber damit hilfst du keinem. Du musst bei klarem Verstand sein.“

„Alec!“, hallte Marinas Stimme durchs Haus und im nächsten Moment stand sie hinter mir im Türrahmen. Verdammt, Jamie! „Sven, lass mich zu ihm.“

„Er wird dich töten, Marina.“

„Er wird mir nichts tun.“ Sie wollte an mir vorbei gehen, aber ich hielt sie am Handgelenk fest.

„Das kann ich nicht zulassen. Er hat beim letzten Mal das ganze Haus zerstört, er wird nicht vor dir halt machen, Marina.“ Sie riss sich los und ging langsam auf Alec zu.

„Alec, du darfst dich nicht verwandeln, hörst du mich?“ Sie ging immer nur einen Schritt weiter. „Ich liebe dich, Alec, hörst du? Du darfst nicht zu diesem Wesen werden, das weißt du doch. Und willst du uns das antun? Willst du das Dejna antun?“ Wieder knurrte Alec laut und ging einen Schritt auf Marina zu. Sein riesiger Schwanz bewegte sich schon und ich sah, wie er Marina erfasste und an die Wand schleuderte. Ich packte sie und drückte sie nach hinten, bevor Alecs Schwanz sie erfassen konnte, allerdings erfasste er dann mich und ich wurde voller Wucht gegen die Wand geschleudert.

„Sven!“, rief Marina. Ich rutschte die Wand herunter und keuchte. Irgendwas hatte geknack, als ich gegen die Wand geschleudert wurde und das war irgendwas in meinem Rücken gewesen, aber das interessierte mich gerade nicht wirklich.

„Verschwinde, Marina“, knurrte ich und auch mir wuchs mein Drachenschwanz.

„Sven, du schaffst es nicht alleine gegen Alec.“

„Jetzt verschwinde endlich!“, knurrte ich sie an. Sie sah noch mal zu Alec, der sich aufbäumte. Es dauerte nicht mehr lange, bis er sich ganz verwandelte. Sie unterdrückte aufkommende Tränen und lief schnell aus dem Zimmer.

Ich rappelte mich schnell auf und fixierte Alec. Er stand vor der Fensterfront, das war meine einzige Möglichkeit. Also rannte ich auf ihn los, packte ihn und flog zusammen mit ihm durchs Fenster. Wir krachten durch die Scheibe und knallten unsanft im Garten auf. Alec knurrte laut und bestialisch. Ich sprang schnell von ihm herunter und stellte mich in Angriffsposition. Alec rappelte sich auch langsam auf und sah mich aus starrem Blick heraus an. Seine Augen waren nicht wie sonst eisblau. Diesmal waren sie gelb glühende Schlitze. Ich wusste, dass Alec auch einmal ausrasten konnte, aber so hatte ich ihn wie gesagt erst ein Mal erlebt und das noch nicht mal richtig. Man hatte mich vor 500 Jahren mit den anderen Angestellten in Sicherheit gebracht. Ich hatte noch nicht mit Alecs glühenden gelben Schlitzen zu tun gehabt. Wie sollte ich ihn nur besänftigt bekommen? Es half einfach nichts. Wenn ich es so machte, wie Chad vor 500 Jahren, dann würde ich verlieren. Ich konnte nicht gut reden, also musste ich es auf meine Art machen … die mich vielleicht mein Leben kosten würde. Dann wollen wir mal.

Ich schloss die Augen und verwandelte mich in einen Drachen.

„Verdammt, Sven. Was tust du da?“, ertönte Jamies Stimme hinter mir.

Ich versuche, ihn wieder zur Vernunft zu bekommen. Du weißt genauso gut wie ich, dass ich nicht reden kann, noch nie. Ich muss es so versuchen, sagte ich Jamie durch Gedanken.

„Aber bitte pass auf.“

Mache ich. Keine Sorge.

Alec hatte sich noch kein Stück bewegt, aber jetzt rappelte er sich auf und … lachte. Er fing an, zu lachen. Es war ein grässlicher Laut, den er von sich gab. Ich hoffte nur, dass Alec noch irgendwo dadrin war und wir ihn nicht schon längst verloren hatten.

Alec, du musst dagegen ankämpfen, hast du gehört? Marina ist noch hier, wenn du ausrastest, wird sie es nicht überleben. Du willst doch keinem etwas tun, das bist nicht du, versuchte ich in Gedanken auf ihn einzureden. Im nächsten Moment stand Alec in seiner vollen Drachengestalt vor mir und überragte mich. Er war bestimmt drei Mal größer als ich.

Ich bin stärker als du!, kreischte es in meinem Kopf. Ich verzog das Gesicht und kniff die Augen zusammen. Es war nicht Alec, der gerade gesprochen hatte. Es war das Wesen.

Sven, hilf mir!, schrie Alecs Stimme in meinem Kopf. Sofort hob ich den Kopf wieder und sah den riesigen Drachen vor mir an. Alec! Er war doch noch darin und er kämpfte gegen dieses Wesen an, nur wie konnte ich ihm helfen, es zu besiegen? Ich konnte nur eins tun und das war, es abzulenken. Also fackelte ich nicht mehr lange und lief auf den Drachen vor mir zu. Er fixierte mich sofort, aber ich rannte weiter und sprang kurz vor ihm in die Luft, nur um auf ihm zu landen und ihn zu Boden zu drücken. Ich benutzte all meine Kraft, um den Drachen unter mir fest zunageln und nicht los zulassen. Ich würde nicht zulassen, dass er Alec zerstörte. Der Drache wehrte sich heftig gegen meinen Griff, aber ich blieb stur auf ihm sitzen. Das war das einzige, was ich für Alec tun konnte. Ich wusste nichts, was ich sonst tun konnte.

Der Kampf gegen diesen großen Drachen wollte einfach nicht aufhören. Mir schwanden langsam die Kräfte, aber ich rief mir immer und immer wieder ins Gedächtnis, dass ich Alec retten musste. Es kam mir vor wie Stunden, Stunden die ich schon gegen eine ungeheure Kraft ankämpfte, als diese mich doch besiegte und weg schleuderte. Ich knallte gegen die Hauswand und rutschte geschafft an ihr herunter. Mein Blick war weiter auf Alec gerichtet, denn ich hatte die Befürchtung, dass sich der Drache aufsetzten würde und dann davon fliegen würde … aber das tat er nicht. Er krümmte sich auf dem Boden und schrie laut auf. Und im nächsten Moment verwandelte sich der Drache zurück in einen Menschen, in Alec. Dieser krümmte sich vor Schmerzen und krallte sich ins Gras. Ich verwandelte mich sofort zurück und lief zu ihm, aber eine Person war schneller wie ich. Marina.

Sie lief mit einer Decke auf Alecs nackten Körper zu und deckte ihn sofort zu. Sie kniete neben ihm und hielt seine Hand fest umschlossen. Ich war zu weit weg, um zuhören, was sie vor sich her flüsterte, aber das war mir gerade im Moment auch egal. In mir tobte auch ein Sturm von Schmerzen. Durch den Aufprall gegen die Wand, hatte ich mir zwei Rippen gebrochen. Ich sackte zu Boden und schloss schmerzhaft die Augen.

Plötzlich legte sich etwas um meine Schultern.

„Alles okay?“, fragte Jamie mich. Ich machte mühevoll die Augen wieder auf und sah ihn an.

„Ja, das wird wieder“, meinte ich nur. Er nickte und legte mir eine Hand auf die Schulter.

„Das hast du gut gemacht. Ich glaube, dass hat Alec mehr gebraucht, als jemand der auf ihn einredet.“ Ja, er hatte gegen das Wesen ankämpfen müssen und gewinnen müssen, sonst würde es immer und immer wieder aus ihm herausbrechen.

Jamie half mir auf zustehen und zusammen gingen wir zu Alec und Marina. Ich ließ mich neben Alec ins Gras fallen. Sein Gesicht war schmerzhaft verzerrt und er krallte sich in Marinas Hand. Diese strich mit ihrer freien Hand über seine Schläfe und durch sein Haar.

„Wird er wieder oder haben wir ihn verloren?“, schluchzte sie. Jamie kniete sich neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schultern.

„Wir haben ihn nicht verloren, Marina. Er hat es geschafft.“ Ja, er hatte es geschafft, wenn nicht, dann hätte ich mir das nie verziehen.
 


 


 

Ich war schon wieder betäubt worden, denn ich war nicht mehr in dieser kleinen Zelle, wo ich das erste mal aufgewacht war. Ich hatte mitbekommen, als dieser Typ, der mein Handy mitgenommen hatte, wieder gekommen war, um mich wohl irgendwohin zu bringen. Dieser Trottel, der mich mit entführt hatte, hatte seinen Namen gesagt und irgendwas von einem Flug geredet. Drago, so hieß der Typ mit der Glatze, war dann zu mir in die Zelle gekommen und hatte mich wieder mit einem Handtuch betäubt. Was mir jetzt wieder Kopfschmerzen bereitete.

Ich war schon etwas länger wach, sodass ich mir meine neue Zelle anschauen konnte. Diesmal saß ich in der Mitte eines Raumes, eines Schlafzimmers. Es war eigentlich ganz nett eingerichtet, es sah aus wie ein ganz normales Schlafzimmer. Mit Bett, Kleiderschrank, Schreibtisch und Kommode. Und trotzdem saß ich hier auf einem Stuhl gefesselt, diesmal waren meine Arme an den Lehnen des Stuhles gefesselt. Ich versuchte wieder, diese zu lösen, aber es war das gleiche, wie in der anderen Zelle. Das stramme Seil schabte mir nur meine Haut auf. Ach, und den Knebel hatte ich natürlich auch wieder im Mund, damit ich nicht herum schrie und die Nachbarn mich vielleicht hören konnten. Ich nahm an, dass wir schon Nachmittag hatten, da die Sonne durch ein Fenster, das hinter mir war, herein schien.

Ich musste mir irgendwie überlegen, wie ich hier raus kam. Ich musste mich und mein Baby in Sicherheit bringen. Und ich durfte ihnen erst Recht nicht Alec liefern. Ich musste verhindern, dass sie mich benutzten, um an Alec heran zukommen.

Ich versuchte den Stuhl etwas zu bewegen, aber das half auch nicht wirklich. Würde ich weiter wackeln, würde ich nur zur Seite fallen und das half mir erst Recht nicht weiter.

„Ist sie schon wach?“, hörte ich plötzlich jemanden vor der Tür fragen. Und nein, es war nicht irgendjemand, sondern Drago. Diese Stimme, sie verpasste mir immer und immer wieder eine unangenehme Gänsehaut.

„Ja, sie hat versucht sich mit dem Stuhl zu bewegen“, antwortete ihm ein Typ. Bitte was? Hängt der mit seinem Ohr an der Türe oder was?

Diese wurde allerdings jetzt geöffnet und Drago stampfte ins Zimmer, hinter ihm ging die Türe wieder zu. Ich sah ihn an und ballte meine Hände zu Fäusten. Er hielt wieder mein Handy in seiner Hand und spielte damit.

„Hast du schön geschlafen?“, fragte er mit seiner unangenehmen Stimme. Ich funkelte ihn nur an. „Ach, wir sind heute ein bisschen zickiger. Machst du dir keine Gedanken mehr um dein Kind?“ Nein, D, du springst da nicht drauf an, das will er nur. „Hmm, du gefällst mir. Ich hab nur ein Problem. Anscheinend wissen sie, dass du verschwunden bist, weil dein Romeo schon die ganze Zeit anruft und Nachrichten hinterlässt.“ Drago drückte eine Taste auf meinem Handy und spielte eine Voicemail ab.

„Dejna, bitte melde dich. Ich muss wissen, dass es dir gut geht“, ertönte Alecs Stimme aus dem Handy. Ich ballte meine Hände noch etwas mehr und biss mir auf die Zunge, damit ich nicht etwas unüberlegtes machte.

„Was für einen Hinweis hast du ihnen gegeben?“, fragte er mich, kam auf mich zu und riss mir den Knebel aus dem Mund. Ich schluckte und bekam noch mehr Angst vor diesem Typen.

„Ich … ich hab nichts gesagt. Ich schwöre.“ Drago beugte sich zu mir und stützte sich auf meinen Armen ab, die auf der Stuhllehne gefesselt waren. Er stützte sich mit seiner ganzen Kraft darauf und packte auch fest zu, sodass ich aufschrie. Er hätte mir die Arme brechen können, aber kurz davor ließ er mich los und drehte mir den Rücken zu.

„Und jetzt noch mal.“

„Ich weiß nicht, wie sie darauf gekommen sind. Ihr Freund hat eine Sms von meinem Handy an Alec geschickt, kurz bevor Sie gekommen sind“, rief ich schnell, aus Angst er könnte mir wieder wehtun. Sofort drehte er sich zu mir um und sah mich genau an. Dann suchte er in meinem Handy herum und fluchte. Ich schluckte. Drago stampfte zur Türe und rief etwas. Als nächstes hörte ich schnelle Schritte und dann stand auch schon der Typ in der Tür, der mich entführt hatte.

„Was ist das?“, fragte Drago sauer und der Mann vor ihm wurde immer kleiner.

„Er hat angerufen und ich dachte mir, damit er nicht nach ihr sucht schreibe ich ihm etwas“, verteidigte sich der Mann.

„Idiot!“ Was jetzt geschah raubte mir den Atem. Drago packte den Mann einfach am Kopf und brach ihm das Genick. Ich schrie vor Schreck auf. Der Mann fiel leblos zu Boden und bewegte sich nicht mehr. „Bringt ihn weg“, bellte Drago und schob die Leiche, mit Hilfe der Türe, aus dem Zimmer; die Türe machte er wieder zu. Jetzt hatte ich noch mehr Angst vor diesem Typen. Ich wollte nur so weit es ging von ihm weg, da wäre noch nicht mal ein riesiges Fußballfeld weit weg genug, wenn er auf der einen Seite stand und ich auf der anderen Seite. Ich presste meinen Rücken an die Rückenlehne des Stuhles, um weiter von diesem Mörder weg zu sein, aber es nützte nichts.

Im nächsten Moment klingelte wieder mein Handy.

„Hmm, Bastian. Was machen wir denn jetzt, Dejna? Weiter anlügen kannst du sie nicht.“

„Bitte, bitte lasst Bastian da raus“, flehte ich. Drago zeigte mir mein Handy und dann drückte er den Anruf weg.

„Gut, dann tut es mir leid“, meinte er und drehte sich um. Wie … was … was meinte er damit? „Wir müssen dich für das Treffen mit Alec fertig machen.“ Mir wich alle Farbe aus dem Gesicht. Er hatte ja schon gesagt, dass ich sterben werde, aber so schnell? Ich … ich konnte noch nicht sterben, ich musste Alec doch noch … das ging nicht. Ich wollte ihn noch einmal sehen. Verdammt, ich wollte noch nicht sterben.

Drago ging zur Tür und jemand mit einer Kamera kam ins Zimmer. Nein. Ich wehrte mich gegen meine Fesseln, aber es half alles nichts, ich war ihnen ausgeliefert und keiner wusste, wo ich war. Ich würde hier in diesem Zimmer sterben und mein kleines Baby hatte noch nicht einmal die Chance zu leben.

Kapitel 47

Kapitel 47
 

Ich rief sie jetzt schon zum zehnten Mal an, aber immer wurde ich weggedrückt. Irgendwas stimmte da nicht und das Sven, Jamie und Marina mich am Bett fest gekettet hatten, half mir auch nicht wirklich. Ich war nie alleine, sodass ich mal schnell aufstehen konnte, nein, ich musste im Bett liegen bleiben.

Ich hatte auch schon mit Mom telefoniert, die sich mit Basti zusammen getan hatte. Sie hatten in jedem Kino nach Dejna gefragt, aber keiner hatte sie gesehen. Und dadurch, dass sie bei keinem von uns dreien ans Telefon ging, war nur eine Bestätigung, dass ihr etwas passiert war. Mom war vollkommen ausgerastet, als sie gehört hatte, was mit mir passiert war und dazu kam noch, dass sie sich riesige Sorgen um Dejna machte. Ich wusste allerdings nicht warum. Also ich fand es schon gut, dass die zwei sich so gut verstanden, aber Mom schrie am Telefon immer herum und brabbelte immer irgendetwas vor sich her. Das war schon etwas merkwürdig, vor allem wenn ich sie danach fragte, sagte sie immer, dass ich nicht so Neugierig sein sollte. Da war irgendetwas und das machte mich noch hibbeliger. Ich musste Dejna finden, sofort.

Mom war auf dem Weg hier her, aber um ehrlich zu sein, wollte ich nicht auf sie warten. Ich hatte die Nummer von diesen Typen, wäre ich nicht ausgeflippt und hätte beinahe dieses Wesen freien lauf gelassen, dann hätte ich diese Typen angerufen und mich mit ihnen getroffen. Es gab keinen, der Dejna etwas tun wollte, nur diese Typen, die schon mal versucht hatten, mich mit ihr zu erpressen. Aber je länger ich darüber nachdachte, fiel mir auf, dass sie beim ersten Mal Dejna gar nicht wirklich haben wollten. Sonst hätten sie mir keinen Hinweis gegeben. Sie wollten mich verunsichern und sie wollten, dass ich beim zweiten Mal genau wusste, dass sie sie hatten. Das war das einzige Ziel gewesen.

Ich sah neben mich zu Marina, die auf einem Stuhl saß.

„Alles okay?“, fragte sie mich.

„Nein, nichts ist okay. Ich würde gerne aufstehen.“

„Alec du hast ...“

„Überlebt“, unterbrach ich sie. „Ich will nur aufstehen, Marina.“ Sie seufzte und nickte. Ich schwang meine Beine vom Bett und stand auf. Ich schwankte, aber dann ging es wieder. Ich hob die Hand, als Marina auf mich zukam. „Lass es. Ich würde gerne runter gehen und etwas essen.“ Sie nickte, lief mir aber hinter her, nur um aufzupassen, dass ich auch wirklich in die Küche ging.

Gerade als wir in der Eingangshalle ankamen kam Jamie aus meinem Büro gestürzt.

„Gut das du hier bist, Caleb ist am Telefon, es ist etwas schlimmes passiert“, sagte Jamie hastig. Ich ahne schreckliches. Wir folgten Jamie in mein Büro und ich ließ mich auf dem Stuhl nieder. Jamie stellte auf Lautsprecher und stellte sich dann etwas abseits hin.

„Caleb, was kann ich für dich tun?“, fragte ich.

„Was du für mich tun kannst? Wir sind angegriffen worden.“ Marina zog die Luft ein.

„Wann?“

„Gestern, als wir nach der Beerdigung von Charlie und Rosé zurück gefahren sind. Wir hatten noch ein Meeting und da ging das ganze Haus in die Luft.“

„Geht es allen gut?“, fragte ich und stand auf, meine Hände stütze ich auf dem Tisch ab.

„Keith, Clea und Mac sind tot. Samt Partner.“

„Oh mein Gott“, hauchte Marina und taumelte zurück. Ich ballte die Hände zu Fäusten.

„Was ist mit den anderen?“

„Reneé und Thomas liegen im Koma. Katleen, Mira, Bec und mir ist nichts passiert. Bec und Mira hingen in einem Stau fest. Sie waren erst gar nicht hier gewesen, als die Bombe hoch ging.“ Ich fluchte und stieß mich vom Tisch ab. Ich musste etwas herum gehen, um das zu verkraften.

„Wo seid ihr, Caleb?“

„Noch im Krankenhaus. Ian wird bald hier sein, ich hab ihn sofort angerufen.“ Ich fuhr mir durchs Gesicht.

„Ihr braucht Schutz, Caleb. Mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen und um ehrlich zu sein, glaube ich, es sind die gleichen Leute, die etwas gegen mich haben. Das kann kein Zufall sein.“

„Ich denke auch nicht mehr, dass es zwei verschiedene Sachen sind.“

„Ist mein Onkel auch noch im Krankenhaus?“

„Er hat darauf bestanden Mira nach Hause zu bringen, damit ihr nichts passiert.“

„Ich komme zu dir.“

„Nein, mach dir keine Umstände, Alec.“

„Das geht uns alle etwas an und wenn wir nicht schleunigst etwas gegen diese Leute tun, dann werden noch mehr sterben.“ Da stimmte Caleb mir zu.

„Aber du solltest nicht extra her kommen.“

„Stimmt, ich werde etwas anderes tun.“

„Nein“, meldete sich nun auch Marina. „Das kannst du nicht tun, Alec. Das ist viel zu gefährlich.“ Ich überhörte sie einfach und verabschiedete mich von Caleb. Auch als er noch etwas sagen wollte, beendete ich das Telefonat einfach. „Alec, das ist Selbstmord.“ Sie hielt mich am Arm fest.

„Anders geht es nicht, Marina. Der halbe Rat ist ausgeschaltet.“

„Ja, dann lass es von Leuten machen, die qualifizierter sind, als du.“

„Sie haben Dejna, da bin ich mir sicher und ich werde keinem Wachmann ihre Sicherheit anvertrauen, weil ich weiß, dass sie mich haben wollen.“

„Bitte“, flehte sie. „Tu es nicht.“ Ich riss mich von ihr los und ging aus dem Büro, als plötzlich mein Handy klingelte. Ich blieb stehen und holte es aus meiner Tasche. Es war eine MMS … von Dejna. Ich machte sie sofort auf und ein Video öffnete sich … und was ich sah, gefiel mir kein bisschen. Dejna saß gefesselt auf einem Stuhl, vor ihr ein großer Typ mit Glatze. Er stand mit dem Rücken zu der Kamera und dadurch starrte seine Drachentätowierung direkt in die Kamera. Und im nächsten Moment schlug er zu. Dejnas Kopf flog zur Seite und sie schrie auf. Erst schlug er immer zu und wartete dann ein wenig ab, aber je länger es dauerte, desto öfter und härter schlug er zu. Nach drei Minuten lief Dejna schon Blut aus der Nase. Sie flehte, dass der Typ aufhörte, aber er schlug weiter zu. Ein letzter Schlag und Dejna sackte in sich zusammen. Der Typ drehte sich um und kam auf die Kamera zu.

„Ich hoffe, dir hat gefallen, was du gesehen hast. Das hier war nämlich deine Einladung. Kommst du zu spät, dann wird sie sterben und nicht nur sie, sondern auch dein ungeborenes Kind“, grinste der Typ mit der Glatze. Ungeborenes Kind? … Da traf es mich wie ein Schlag: Moms Gebrabbel, die Sorge um Dejna. Schwanger … sie war schwanger.

„Alec komm nicht, komm nicht her!“, schrie Dejna von hinten und riss mich aus meinem Schock. Der Typ drehte sich um und schlug sie noch einmal, sodass sie mit dem gesamten Stuhl umfiel.

„Beeil dich lieber, sonst wird es zu spät sein.“ Damit war das Video zu ende. Dann vibrierte mein Handy ein weiteres Mal mit der Sms und der Adresse.

„Alec“, hauchte Marina und legte eine Hand auf meine Schulter. Aus Reflex schlug ich sie weg und knurrte bestialisch. „Alec, bitte.“

„Nein!“ Mit schnellen Schritten war ich oben in meinem Zimmer und zog mich an. Ich durfte keine Minute verlieren. Als ich angezogen war, war ich innerhalb von Sekunden wieder unten und aus der Tür raus.

„Alec, warte. Ich komme mit dir“, rief Sven aber ich hielt ihn auf.

„Ich muss da allein hin.“

„Das ist Unsinn, auch wenn du stark bist, du wirst gegen die alle nicht ankommen.“

„Bleib hier“, bellte ich und Sven blieb sofort stehen. Ich stieg in meinen Lotus und raste sofort los. Die Adresse war eine alte Lagerhalle, etwas außerhalb von London. Also brauchte ich etwas länger bis dahin. Allerdings drückte ich auf die Tube und scherte mich einen Dreck um Ampeln und sonst irgendetwas. Ich schlängelte mich durch die ganzen Autos und gab richtig Gas. Ich musste sie retten, ich musste sie da raus holen. Ich musste es schaffen!
 


 


 

Ich hing in dem Stuhl in dem Drago mich zurück gelassen hatte, nachdem er das Video für Alec gedreht hatte. Mir tat das ganze Gesicht weh und das Blut, was mir eben aus der Nase gelaufen war, war jetzt leicht getrocknet. Das einzig gute daran war, dass Drago mir nicht in den Bauch geschlagen hatte, weil ich nicht wusste, ob es dem Baby schon schadete. Er hatte mich nach dem Video wieder mit dem Stuhl aufgestellt.

Jetzt zuckte ich immer zusammen, wenn jemand vor der Tür ein Geräusch machte. Die Ungewissheit war schrecklich. Ich hatte immer Angst, dass Drago zurück kehrte und da weiter machte, wo er aufgehört hatte. Er hatte mir noch mal gesagt, dass er wieder kommen würde und dann war ich dran. Und Alec war auch schon auf dem Weg. Entweder war das gut, denn dann kam ich hier vielleicht unbeschadet raus oder es war schlecht und wir beide starben. Und jetzt wusste er von dem Baby. Ich hätte es ihm sagen müssen, das ist doch krank, von einem Entführer gesagt zu bekommen, dass die Freundin schwanger war. Es lief alles so schief, zwischen mir und Alec. Ich wollte jetzt einfach in unserem Bett aufwachen und einfach sagen können: es war nur ein Traum. Aber so war es nicht und das würde ich jetzt auch zu spüren bekommen.

Denn im nächsten Moment ging dir Türe auf und ich machte mich so klein ich nur konnte, auf meinem Stuhl.

„Jetzt geh´s ab zu deinem Romeo“, meinte Drago. Er blieb an der Tür stehen und ließ mich von einem seiner Lakaien holen. Dieser band mich von dem Stuhl ab und band mir sofort die Hände hinter den Rücken. Dann packte er mich am Arm und zerrte mich aus dem Zimmer. Drago schloss hinter mir die Türe und packte mich dann. Sein Lakai verbeugte sich und ging schon mal vor. Drago packte mich fester und warf mich dann über seine Schulter. Ich strampelte und wehrte mich, aber so wie es aussah, interessierte das Drago überhaupt nicht. Er trug mich einfach in den Keller und in die Garage, wo er mich dann in eine Limousine auf den Rücksitz warf. Ich stieg mir den Kopf und blieb einfach regungslos liegen. Vielleicht ließen sie mich dann in Ruhe. Ich sah nicht, wo wir hinfuhren und ich wusste auch nicht, wie lange wir fuhren, weil ich das Zeitgefühl verloren hatte. Ich wusste erst das wir da waren, als Drago ausstieg und mich wieder aus dem Auto zerrte. Diesmal durfte ich laufen und wurde nicht getragen. Dafür musste ich mit Dragos langen Schritten mithalten und das war gar nicht so einfach. Er hatte mich fest am Arm gepackt, sodass ich mich echt anstrengen musste, neben ihm zulaufen, sonst hätte er mich hinter sich her geschleift und mir bestimmt den Arm ausgekugelt.

Wir standen vor einer großen Lagerhalle in die Drago mich hinein schubste. Ich stolperte vorwärts, konnte mich aber noch fassen, aber was ich da sah raubte mir den Atem.

„Ach, Dejna, schön das du da bist“, lächelte mich Bec an. Ich konnte es nicht fassen, das er hier war. War er auch ein Gefangener? Aber danach sah es nicht aus. Er trug einen Designeranzug und sah nicht wirklich danach aus, als wenn er hier ohne seinen Willen war.

„Du warst das die ganze Zeit?“, fragte ich ungläubig. Das konnte nicht sein, er hatte Alec vor einer Kugel bewahrt, er hätte dabei sterben können.

„Wie leicht es ist, euch im Glauben zu lassen, ich sei kein Bösewicht. Ich musste mir nur eine Kugel für den kleinen süßes Alec einfangen und schon würde keiner auch nur daran denken, dass ich hinter der ganzen Sache stecke.“ Er lächelte und zog mir einen Stuhl heran, auf dem er gerade eben noch gesessen hatte. In der Lagerhalle stand nur ein Tisch, der für zwei Personen gedeckt war. Was total lächerlich aussah. „Nimm doch platz, meine Liebe.“ Drago stieß mich von hinten an und brachte mich dann zu dem Stuhl.

„Ist sie endlich da?“, ertönte nun eine weitere Stimme … eine Frauen Stimme, die mir auch sehr bekannt vorkam. Zum Eingang kam Mira herein. Die Hexe des Rates. Sie steckte mit Bec unter einer Decke? Das glaube ich nicht.

Bec streckte eine Hand nach ihr aus und lächelte.

„Euch muss ich ja nicht mehr vorstellen“, meinte er. Mira nahm seine Hand an und kam zu uns.

„Ihr habt das zusammen gemacht?“, fragte ich ungläubig. Ich hatte nicht gedacht, dass Mira so etwas hinterhältiges planen konnte. Bec lachte und setzte sich auf den anderen Stuhl.

„Mira gab mir nur ein paar ihrer Leute“, meinte er dann und nickte. Ich dachte erst, es sei nur eine Geste, aber dann begriff ich, dass es ein Zeichen für Drago gewesen war. Blitzschnell stand er hinter Mira und brach ihr das Genick. Ich schrie vor erschrecken auf und presste die Augen zusammen. „Schafft sie hier weg“, meinte Bec nur abfällig. Ich sah ihn sofort an. „Schau nicht so, meine Liebe. Für dich habe ich auch noch etwas schönes vorbereitet. Na ja, für dein Baby hab ich jetzt nichts, aber ich denke es wird mit dir sterben, also brauche ich mir keine Sorgen zu machen.“

„Warum tust du das? Alec ist dein Neffe.“ Bec schlug die Beine übereinander und betrachtete seine Fingernägel.

„Also läuft es doch so ab, wie in alten Filmen? Ich erzähle dir meine Leidensgeschichte, verplempere Zeit und verliere später?“ Er lachte auf und sah mich an. „Wir sind hier in keinem Liebesroman, wo der Held das Mädchen rettet und sie dann glücklich bis an ihr Lebensende zusammen sind.“

„Du wirst Alec nicht besiegen, er ist größer, als alle Drachen.“

„Weißt du überhaupt, was er ist?“

„Ein Drache, klar.“ Bec lachte wieder und stand auf. Er ging um den Tisch und blieb dann neben mir stehen.

„Arme, arme Dejna. Na ja, du bist ja noch nicht lange Teil unserer Welt. Lass es mich so sagen, in Alec schlummert eine Macht, die ich gerne haben möchte. Er ist kein gewöhnlicher Drache. Er ist ein viel mächtigeres Wesen, ein Urwesen, was unter uns weilt. Es wechselt immer den Besitzer, wenn dieser stirbt. Vor 550 Jahren war es in einem Werwolf und seit dessen Tod ist es in Alec. Dieses Wesen, könnte eigentlich über die ganze Anderswelt herrschen, aber die Zeiten haben sich geändert und man hat sich darauf geeinigt, dass die stärksten Familien einen Rat gründen und gemeinsam entscheiden. Sehr idiotisch, wenn du mich fragst und genau deswegen werde ich mir Alecs Stärke einverleiben und der Herrscher der Anderswelt werden … und vielleicht werde ich auch noch die Menschen unterwerfen, das mache ich glaube ich, aus einer Laune heraus.“ Er grinste. „Und dadurch, dass Alec diese Kraft besitzt, kam ich nie an ihn heran, aber dann bist du aufgetaucht und ich konnte endlich meinen Plan richtig in die Tat umsetzten. Du wirst dafür sorgen, dass er zerbricht. Also muss ich dir danken, dass du so süß bist, dass du Alecs kleines Herz aufgetaut hast. Selbst Marina konnte das nicht.“ Meine Augen wurden größer.

„Marina steckt auch dahinter?“

„Ach, das weißt du ja auch noch nicht“, lachte er. „Ich hatte ihre Eltern, aber nachdem Maidame Alec erzählen musste, dass wir sie erpressen, musste ich diese leider eliminieren.“ Oh mein Gott.

„Und Mira hast du im Glauben gelassen, dass ihr Partner seid, nur um sie auch zu töten, weil du auch den Rat und seine Familien beseitigen musst.“

„Du bist ein schlaues Köpfchen.“ Kranker Irrer. Er wird nie gegen Alec ankommen. Wenn Alec wirklich außergewöhnlich stark war, dann wird er nur noch stärker, wenn er sieht, was Bec mit mir tut … wenn Alec mich wirklich lieben sollte. Becs Plan konnte gar nicht aufgehen, wenn Alec sauer war, würde er zum Tier werden und noch stärker sein, als irgendetwas sonst … aber vielleicht war das auch der Plan. Vielleicht musste Alec so ausrasten, damit Bec ihm seine Kraft stehlen konnte. Ich musste mir etwas überlegen, wie ich das verhindern konnte. Ich konnte nicht zulassen, dass Alec von Bec getötet wird. Aber wie konnte ich das verhindern, wenn ich an einen Stuhl gefesselt war und sein Lockvogel war. Nur wegen mir tappt Alec in diese Falle und ich hatte keine Chance ihn zu warnen … was bestimmt auch nicht geklappt hätte, weil Alec mich so oder so retten würde. Es war also aussichtslos … und dabei hatte ich mich so langsam an den Gedanken gewöhnt mit Alec ein Kind zuhaben.

„Na dann, ich glaube, wir haben genug gewartet“, meinte Bec und stand auf. Auf dem gedeckten Tisch stand in der Mitte ein Tablett mit einer silbernen Haube, die Bec jetzt herunter nahm. „Das Essen ist serviert“, lächelte er. Ich sah auf das Tablett und sofort wurde ich nervös. Auf dem Tablett war eine Spritze mit einer rosa Flüssigkeit. „Darf ich dir vorstellen, dein Todesurteil. Es hat lange gebraucht, bis ich es fertig hatte. Es ist eigentlich auf Alecs Größe angelegt, aber meine Pläne haben sich dank dir ein bisschen geändert, also musst du mit einer Überdosis leben.“

„Das kannst du nicht tun.“

„Nein? Ich glaube schon.“ Er nahm sich die Spritze und spritze ein bisschen von der Flüssigkeit heraus. Ich zog an meinen Fesseln und wollte gerade aufstehen, aber Drago stand schon hinter mir und drückte mich zurück auf den Stuhl. Und das war nicht gerade sanft. Er drückte mich feste herunter und ich dachte, er würde mir die Schultern brechen.

„Nicht, bitte. Ich bin schwanger, du kannst doch kein ungeborenes Kind töten“, versuchte ich Bec davon abzuhalten, mir dieses Serum zu spritzen. Drago holte ein weiteres Seil hervor und band mich an dem Stuhl fest, das hieß aber nicht, dass ich mich nicht gegen ihn wehrte. Allerdings nütze das gar nichts. Er band mich fest, damit ich auf dem Stuhl sitzen blieb und er meine Arme, an den Stuhllehmen befestigen konnte. Meinen Arm drehte er so herum, sodass Bec perfekt an meinen Oberarm kam. Ich wurde immer hibbeliger, aber Drago packte nur meine Schulter und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Bec spielte jetzt auch nicht mehr mit der Spritze herum, sondern packte meinen Arm und stach sie mir in den Arm. Ich versuchte trotzdem, mich zu wehren, aber es nützte nichts. Bec injizierte mir das Serum. Ich spürte, wie die Flüssigkeit durch meine Adern floss, dann holte Bec die Nadel wieder aus meinem Arm heraus und warf sie auf den Tisch.

„Dir könnte in den nächsten Minuten etwas heiß werden und vielleicht auch schwindelig. Was noch, Drago?“ Dieser zuckte die Schultern. „Ich weiß es auch nicht mehr, für mich ist es ja nicht wichtig.“

„Mieses Schwein“, knurrte ich. Bec lachte nur und setzte sich auf seinen Stuhl.

„Mach sie los, ich glaube, jetzt wird sie keine Bedrohung mehr sein. Ich möchte sehen, wie sie sich gegen das Serum wehrt.“ Drago gehorchte sofort und machte mich von dem Stuhl los. Ich sah meine Chance, sprang auf und wollte weg rennen, aber da hatte ich die Rechnung ohne das Serum gemacht. Mir wurde sofort schwindelig und ich strauchelte etwas. Ich schloss die Augen und hoffte, dass mir nur schwindlig war, weil ich so schnell aufgestanden war, aber so war es nicht. Mein Körper fing an, zu zittern. Ich wollte, dass er aufhörte, aber das tat er nicht. Einen Schritt ging es gut, aber dann knickte ich ein und landete vor Becs Füßen. Mein Körper zitterte immer unkontrollierter.

Hör auf, bitte. Bitte, bitte, bitte! Aber all das Flehen half überhaupt nichts. Ich rappelte mich auf meine Knie auf, aber ich klappte sofort wieder zusammen.

Jetzt wurde mir auch langsam warm und ich fing an, zu schwitzen. Ich wollte vor Bec nicht am Boden liegen, aber ich konnte mich kaum bewegen oder ich hatte eher nicht die Kraft dazu, mich aufrecht zuhalten. Deswegen lag ich auf dem Rücken, vor Becs Füßen, und atmete schwer. Mein ganzer Körper wehrte sich gegen die Flüssigkeit, die Bec mir gespritzt hatte, aber ich hatte einfach keine Chance.

„Also so langsam könnte Alec ja auch auftauchen“, meinte Bec, stand auf und stupste mich mit seinem Fuß an. „Du siehst nicht gut aus, Dejna. Willst du vielleicht etwas trinken?“ Ich überhörte ihn einfach. Er würde mir eh nichts geben. „Oh stimmt, ich hatte vergessen, dass du ein schlaues Mädchen bist, du weißt, dass ich dir nichts geben würde.“ Ich hörte ihm nicht zu, weil die einzige Sorge galt meinem ungeborenen Kind und Alec. Ich war mir egal, aber ich wollte nicht, das beiden etwas passierte.
 

Ich lag jetzt schon länger auf dem Boden und versuchte einfach meine Atmung zu kontrollieren, aber es nützte alles nichts. Mein ganzer Körper sagte mir, dass es nicht mehr lange dauerte und dann war ich tot. Ich hatte von Anfang an keine Chance gehabt und trotzdem habe ich mich daran festgehalten, dass ich es vielleicht doch noch schaffte. Nicht nur, weil ich mit Alec noch etwas Zeit verbringen wollte, auch weil ich unserem Baby eine Chance geben wollte. Aber jetzt würde beides in weite ferne rücken … in ganz weite ferne. Ich hatte nur einen Wunsch, ich wollte Alec noch einmal in die Augen sehen, nur noch einmal.

„Hast du ihm auch sicher das Video geschickt?“, wurde Bec langsam ungeduldig. Drago wollte gerade antworten, da hörte man Autoreifen quietschen. Ich schloss erschöpft die Augen. Er war hier, er war hier. Ich driftete langsam dahin, aber da wurde ich geschlagen und sofort riss ich meine Augen auf. „Jetzt wird nicht geschlafen, Prinzessin“, meinte Dragos unheimliche Stimme nur und im nächsten Moment stand ich wieder auf meinen Füßen. Drago gab mich Bec, der mich schützend vor seinen Körper hielt. Meine Sicht war verschwommen und ich war sehr wackelig auf den Beinen, Bec musste mich richtig fest halten, damit ich nicht umkippte.

„Mal sehen, wie Alec wohl reagiert“, flüsterte Bec mir ins Ohr.

„Er wird dich töten“, keuchte ich, aber Bec lachte nur.

„Das werden wir mal sehen.“ Er gab mir einen Schubs und ich fiel vor ihm auf die Knie, dadurch, dass ich keine Kraft mehr hatte, knickte ich um und lag wieder auf dem Boden. Dieses Aufstehen und wieder hinfallen, machte mich total kaputt. Ich keuchte und rollte mich auf den Boden. Bec kniete sich neben mich.

Plötzlich wurde die Türe aufgerissen und Alec kam hinein gestürmt. Bec lächelte mich nur an.

„Dann lass uns anfangen“, flüsterte er so leise, dass nur ich es verstehen konnte. Ich wollte mir nicht den Kopf zerbrechen, was er vor hatte. Ich wollte nur noch Alec warnen. Aber dann ging das Schauspiel los. „Oh mein Gott, Alec. Zum Glück, du bist hier“, sagte Bec erleichtert und nahm meine Hand. Was? Das tat er doch jetzt nicht wirklich? Dieser hinterhältige …

„Bec? Was ist hier los?“, fragte Alec gereizt. Ich merkte an seiner Stimme, dass er auf Hundert achtzig war.

„Es … es war schrecklich. Gestern wurde ein Anschlag auf den Rat verübt. Mira und ich waren zum Glück nicht da gewesen, aber als ich sie nach Hause fahren wollte, wurden wir überfallen. Meine ganzen Bodyguards sind getötet worden. Wir sind hier her geschleppt worden und heute Morgen schafften sie dann auch noch Dejna her.“ Bec spielte Alec etwas vor … und ich musste sagen, das machte er nicht schlecht. Er gab seiner Stimme einen verletzten Ton und dabei tat er dann auch noch, als würde er sich um mich sorgen. Ich wollte Alec ein Zeichen geben, aber ich konnte mich kaum bewegen. Bec zeigte auf Miras Leiche und machte ein trauriges Gesicht.

„Du kanntest Mira, sie hatte versucht zu entkommen und dann haben sie sie einfach umgebracht“, erklärte Bec weiter. „Und Dejna … sie schafft es nicht mehr, Alec. Sie haben ihr irgendwas gegeben … ich hab keine Ahnung was es war, aber es hat sie sofort ausgenockt.“

„Warum seid ihr jetzt alleine?“, fragte Alec und kam zu uns. Er kniete sich hin und ich versuchte meine Hand zu heben, aber es klappte nicht. Ich musste ihm ein Zeichen geben, irgendetwas musste ich doch tun können.

„Alec“, keuchte ich angestrengt, aber für mehr hatte ich keine Kraft.

„Sie sind abgehauen, als sie dein Auto hörten. Ich hab sofort nach Dejna gesehen und nur gehofft, dass es jemand von uns ist und dann bist du herein gekommen.“ Bec spielte ein böses Spiel und er kam sogar damit durch. Ich konnte nichts tun, als steif da zuliegen und mir das Schauspiel an zugucken.

Hinter Alec sah ich einen Schatten. Drago! Nicht! Ich musste das verhindern.

„Hinter ...“, versuchte ich, aber Bec hielt mir den Mund zu … aber ich hatte es geschafft. Alec reagierte sofort. Er drehte sich um und packte Dragos Hand, in der ein Messer war. Dieses stoppte kurz vor Alecs Herzen.
 


 


 

Das war knapp. Ich wusste, das hier etwas faul war, aber ich hatte es nicht glauben wollen. Bec zu sehen, war ein Schock. Ich hatte ihm erst seine kleine Geschichte geglaubt, weil ich zu sehr auf Dejna fixiert gewesen war. Sie lag still und um Atem ringend auf dem Boden. Sie war leichenblass und zitterte an ihrem ganzen Körper. Ich hatte nur an sie denken können, als ich auf dem Weg hier her war … an sie und das Baby. Deswegen hatte ich sofort die Wölbung ihres kleinen Bauches gesehen. Ich hatte Bec erzählen lassen, weil es mir nur um Dejna ging, aber jetzt musste ich sie hier weg bringen. Denn das was Bec über dieses Serum gesagt hatte, war Wahr. Sie hatte etwas bekommen, er hatte ihr etwas gespritzt.

Aber jetzt musste ich erst einmal, diesen Typen los werden, der mir immer noch sein Messer an die Brust hielt. Ich konzentrierte mich und griff auf meine Drachenkraft zurück. Ich hatte schon längst gemerkt, dass auch er seine Kraft benutzte, aber ich war nun mal stärker als er. Also packte ich seine Hand fester und brach ihm das Handgelenk. Er gab keinen Mucks von sich; ließ das Messer einfach los und sprang nach hinten. Ich hielt jetzt das Messer in der Hand und wollte mich zu Bec umdrehen, aber er packte sich Dejna und hielt sie vor sich, wie ein Schutzschild.

„Ich hätte sie schon töten sollen, bevor du hier aufgetaucht bist, aber ich dachte mir, dass ich dich gerne noch etwas leiden sehen möchte … mit ihr zusammen, aber das wird wohl nichts“, meinte Bec und zuckte die Schultern.

„Was soll das Bec? Das alles hier ist doch vollkommener Schwachsinn“, meinte ich.

„Ist es das, Alec? Ich habe alles so geplant, vielleicht nicht alles von Anfang an, aber so in etwa.“

„Und wofür? Für den Platz im Rat? Und nur weil du ihn nicht haben konntest, bringst du jetzt alle um?“

„Es ging mir nicht nur um den Rat, Alec. Ich wollte das sein, was du bist. Erst kam mein Bruder mir in den Weg und dann du.“ Und erst jetzt dämmerte es mir. Das konnte nicht sein, es konnte doch nicht wahr sein. Bec hatte ihn umgebracht? „Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, meinem Bruder den Holzpflock ins Herz zu rammen und ihn dann kümmerlich daran sterben zu lassen. Es hat lange gedauert, bis er endlich den Geist aufgegeben hat.“

Das konnte ich nicht fassen, ich hatte Bec nicht immer gemocht, das muss ich zugeben, aber er war mein Onkel. So etwas hätte ich ihm nie zugetraut. Aber jetzt musste ich einen kühlen Kopf bewahren. Ich musste so schnell es ging handeln. Ich musste den Typen hinter mir ausschalten und dann Bec von Dejna weg bringen … und das wohl wichtigste war, ich musste Dejna in ein Krankenhaus bringen. Sie wurde immer blasser und immer schlapper in Becs Armen. Sie war am sterben und wenn ich nicht schnell machte, dann würde ich sie verlieren. Und genau das, brachte mich zum rasen. Aber ich konnte diesem Verlangen nicht nachgeben. Ich hatte mich gerade erst erholt, ich hatte gerade erst gegen das Wesen in mir gewonnen, da konnte ich es nicht einfach heraus lassen, vor allem, wenn Dejna in der Nähe war.

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich der Typ, den ich von dem Video wiedererkannt hatte, sich bewegte. Ich hatte eh schon einen Hass auf ihn, weil er Dejna geschlagen hatte. Ich würde ihm am liebsten die Kehle raus reißen und ihn jämmerlich ersticken lassen. Bei Bec war es nicht anders. Er hatte gewusst, das Dejna noch nicht lange von uns wusste und trotzdem brachte er unschuldige in seinen Plan mit ein. Und wofür das ganze? Um eine Kraft zu besitzen, die er nie bekommen wird.

„Du weißt, dass du das Wesen in mir nie bekommen kannst, Bec“, meinte ich und behielt seine Freund im Blick.

„Alec, ich habe jetzt 550 Jahre geforscht, um eine Lösung für dieses Problem zu finden. Ich werde den ganzen Rat vernichten und dann als alleiniger Herrscher über die Anderswelt regieren. Selbst die Menschen werde ich versklaven.“ Er grinste mich an und umfasste Dejnas Kinn. Ihre Augen flatterten und sie sah mich aus müden Augen an. „Und weißt du, warum ich mir so sicher bin? Weil ich nur Dejna brauche, um dich zu besiegen.“ Er drückte ihre Wangen zusammen und das machte mich noch wütender, als ich eh schon war. Er spielte mit ihr, denn sie war für ihn nur ein Mittel zum Zweck.

Die Wut in mir war Riesen groß und ich musste mich richtig anstrengen, nicht auszuflippen. Ich könnte Dejna dabei verletzten und das war das Letzte was ich wollte. Sie war schon vergiftet, da brauchte sie nicht noch mehr Wunden, die es ihr schwerer machten am Leben zu bleiben. Tatsache war aber, dass ich sie hier raus holen musste, so schnell es ging. Das Wesen in mir drängte mich, es heraus zulassen, aber ich war anderer Meinung. Ich hatte zwar das Messer dieses Typen, aber damit würde ich nichts ausreichen können.

Lass mich raus!

Nein! Du bist unberechenbar, du wirst alles töten, selbst Dejna und das kann ich nicht zulassen.

Lass mich helfen.

Du und helfen? Auf keinen Fall, eher sterbe ich.

Aber ich kann helfen.

Auf keinen Fall. Ich unterdrückte die Stimme in meinem Kopf. Ich musste einen anderen Weg finden, um Dejna hier heraus zu holen.

„Mir wird das hier zu langweilig“, meinte Bec und holte mich aus meinen Überlegungen heraus. Ich sah ihn sofort an und sah ein Messer aufblitzen … aber ich sah es zu spät. Kaum hatte ich einen Schritt nach vorne gemacht, hatte Bec schon ausgeholt und Dejna das Messer in den Bauch gerammt. Sie schrie auf. Dieses Geräusch zerriss mein Herz und sofort sah ich rot. Es gab keinen Widerstand mehr, ich wollte Bec nur noch töten und Dejna so schnell es ging in ein Krankenhaus bringen.

Jetzt passierte alles so schnell. Mein Körper explodierte und innerhalb von Sekunden war ich ein Drache. Sofort schleuderte ich Becs Komplizen mit meinem Schwanz gegen die Wand, sodass er Ohnmächtig wurde. Ich hatte ihn extra mit voller Wucht mit dem Kopf zuerst gegen die Wand geschleudert, damit er mich bloß nicht davon abhalten konnte Bec zu töten. Ich wollte ihm den Kopf abreißen, seine Gedärme überall verstreuen und am besten noch drauf treten.

„Na endlich“, hörte ich Bec wie durch einen Nebel sagen. Ich war nicht mehr ich selbst, denn das Wesen hatte die Kontrolle übernommen. Knurrend ging ich auf Bec und Dejna zu und dann hörte ich, was das Wesen vor hatte. Es wollte Dejna einfach wegschleudern. Das konnte ich nicht zulassen, aber ich hatte keine Kontrolle mehr. Es war Zwecklos. Sie würde diesen Sturz nicht überleben.

Und schon holte ich mit einer Klaue aus und schnappte mir Dejna … aber ich schleuderte sie nicht weg. Zwar packten wir sie etwas fester, aber nicht dass es ihr wehtun konnte. Das war unglaublich. Wir legten sie auf den Boden und fixierten dann Bec.

Können wir anfangen?

Auf jeden Fall!

Wir brüllten und dann holten wir aus; die Klauen waren ausgefahren. Wir erwischten Bec und schleuderten ihn gegen eine Wand. Langsam gingen wir auf ihn zu und machten uns bereit ihn mit unseren Krallen auf zureißen. Wir hatten ihm schon eine große Wunde im Gesicht zugefügt. Aber jetzt stand Bec wieder auf und verwandelte sich auch in einen Drachen. Er war nicht so eisblau wie ich, er war nur ein bisschen dunkler. Allerdings war er nicht so groß wie ich. Bec flog auf uns zu, aber wir schleuderten ihn einfach mit unserem Schwanz weg. Das Wesen und ich hatten die gleichen Ideen, deswegen war es nicht schwer, Bec zu verletzten. Wir arbeiteten zusammen und das war Becs Untergang.

Er rappelte sich wieder auf und sammelte dann Feuer in seiner Schnauze. Sofort breiteten wir unsere Flügel aus, um Dejna vor dem Feuer zu schützen.

„Alec“, hörte ich Dejna wispern. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit. Ich musste sie endlich zu einem Arzt bringen. Schnell!

Wird gemacht.

Ich ließ meine Flügel ausgebreitet, aber stürzte auf Bec zu. Wir gaben ihm noch nicht mal die Zeit sein Feuer zu speien. Wir packten ihn und wollten ihm den Hals brechen, aber er schlug zu und verletzte eine unserer Hände. Wir mussten ihn loslassen. Bec kam auf dem Boden auf und sprintete auf uns zu. Seine Schnauze riss er weit auf und biss uns dann in den Arm. Seine Zähne verhakten sich in unserem Fleisch und rissen es auf. Wir brüllten und schleuderten ihn weg. Bec lachte nur und spie dann sein Feuer in unser Gesicht. Sofort verbrannte die eine Hälfte unseres Gesichtes, aber wir hielten die Schmerzen aus. Ich konnte nur an Dejna denken. Ich hörte wie langsam ihr Atem ging und das spornte uns noch mehr an. Ich brüllte, packte Bec und riss ihn auseinander. Ich sah nur noch rot und es war mir egal, wie ich Bec tötete, Hauptsache er war es. Es war mir egal, wie ich es anstellte, Hauptsache es klappte.

Es war so, als wenn ich daneben stehen würde und zusehen würde, wie mein Drachenkörper Bec auseinander riss. Erste seine Arme und Beine, dann seinen Kopf. Es war wie ein Rausch und erst ein paar Minuten später war mir klar, was ich getan hatte. Das Wesen hatte mich überrannt und Bec einfach brutal getötet … so wie ich es eigentlich auch haben wollte … aber ohne es, hätte ich es nie gemacht. Langsam realisierte ich, was passiert war und starrte auf Becs Einzelteile vor mir. Ich war voll mit seinem Blut und ich schmeckte es auch ein bisschen in meinem Mund.

Aber es dauerte nicht lange, bis ich wieder klare Gedanken hatte. Ich musste Dejna hier weg bringen. Ich musste sie retten, das war das einzige, was ich tun wollte. Schnell verwandelte ich mich wieder zurück und lief zu Dejnas leblosen Körper. Ihre Atmung war noch flacher geworden und auch ihre Augen waren geschlossen. Ihre Haut war blass und lief schon leicht blau an. Ich musste sie hier weg bringen.

„Alec“, hauchte sie mit letzter Kraft.

„Ich bin hier, ich lasse dich nicht mehr alleine.“ Ich nahm ihre Hand und drückte sie. „Ich liebe dich, okay? Halte durch, ich bringe dich hier weg.“
 


 


 

Schon wieder Krankenhaus. Schon wieder warten. Schon wieder nicht wissen, wie es ihr geht.

Ich war jetzt schon zwei Stunden hier und wartete auf ein Ergebnis, dass es Dejna gut ging. Zum Glück war Ian da gewesen, als ich Jamie angerufen hatte. Er war gerade gelandet und war so schnell er konnte ins Krankenhaus gekommen. Er operierte sie jetzt schon zwei Stunden und ich konnte die ganze Zeit nur an sie und das Kind denken. Es war noch keiner zu uns gekommen und hatte uns irgendetwas gesagt. Wir warteten zwei Stunden ohne irgendeine Information. Selbst als eine Krankenschwester sich um mich gekümmert hatte. Mein halbes Gesicht war verbrannt, an meiner Seite hatte eine riesen Wunde geprangt und auch mein Arm war aufgerissen. Ich hatte darüber nicht wirklich nachgedacht, da ich nur an Dejna denken konnte. Ich hatte sie nur ins Krankenhaus bringen wollen und alles andere war egal gewesen. Bis die Krankenschwester zu mir gekommen war, um mich zu verarzten. Die Wunde an meiner Seite und auch die an meinem Arm hatte sie genäht, aber ich spürte schon, wie sie heilten. Mein Gesicht allerdings brauchte etwas länger und ich war mir auch nicht sicher, ob noch Brandnarben oder generell Narbem zurück blieben.

Mom lief im Warteraum hin und her, sie hatte schon fast eine Spur in den Boden gelaufen. Sven und Chad waren nicht hier, sie waren in der Lagerhalle und räumten auf. Ich hatte keine Sekunde mehr an Bec gedacht, es war unwichtig. Er würde keine Gefahr mehr für uns sein und deswegen konnte ich mich auf Dejna konzentrieren … auf Dejna und unser Baby.

Ich saß einfach nur auf einem der Stühle, vorgebeugt, auf meine Knie gestützt. Mein Gesicht hatte ich in meinen Händen vergraben und hoffte die ganze Zeit, dass Ian in den Warteraum kam und mir sagte, dass Dejna wach war und wieder gesund war. Ich würde mir das nie verzeihen, wenn sie tot war. Das alles war meine Schuld gewesen, ich hätte das mit ihr langsam angehen sollen und sie nicht sofort in der Öffentlichkeit küssen sollen, damit sie ins Kreuzfeuer geriet. Nur so hatte Bec von ihr erfahren … ich hätte mich ganz von ihr fernhalten sollen. Ich fuhr mir durchs Gesicht und verschränkte meine Finger in meinen Haaren. Sie musste wieder gesund werden, sie musste einfach.

Es verging noch eine weitere Stunde.

Und noch eine.

Und noch eine.

Es passierte einfach nichts. Und ich drehte hier fast schon durch. Inzwischen war ich auch schon aufgestanden und lief im Warteraum herum. Ich brauchte endlich ein Zeichen von ihr. Irgendeins, aber ich brauchte etwas. Meine Hände waren schon seit einer Stunde geballt, weil ich einfach so eine Wut in mir hatte. Ich musste irgendwo rein schlagen, aber ich hielt mich schon die ganze Zeit zurück. Ich konnte hier nicht alles kaputt machen. Aber langsam konnte ich es nicht mehr zurück halten.

„Alec?“, ertönte Moms Stimme und dann legte sie mir ihre zarte Hand auf die Schulter. „Sie schafft das.“

„Ja, ich hoffe es.“

Meine Fingerknochen knacksten schon, so fest drückte ich sie zusammen, damit ich bloß nichts kaputt schlug. Mom sah mich besorgt hat und strich federleicht über meine Wange. Die Verbrennung ging mit jeder weiteren Stunde weiter weg.

Wieder war eine halbe Stunde vergangen und wir hatten immer noch nichts von Dejna gehört. Ich war so wütend, dass ich Dejna weg geschickt hatte. Ich hätte mit ihr nach Miami fliegen sollen und auf sie aufpassen …

„Alec?“ Ian kam in den Warteraum und sofort waren meine Gedanken dahin. Ich ging mit schnellen Schritten auf ihn zu.

„Was ist? Geht es ihr gut?“, fragte ich schnell. Ian sah mich an und ich erwartete schon das schlimmste.

„Sie war schwer verletzt, Alec. Nicht nur das sie diese Stichwunde am Bauch hatte, sondern auch das Gift, was in ihrem Körper war. Es war wirklich kritisch.“

„Aber du hast es hinbekommen. Sag mir, dass du es hinbekommen hast!“, schrie ich ihn fast an. Mom legte mir eine Hand auf den Arm.

„Alec, bitte“, flüsterte sie.

„Ich musste ihr Blut austauschen, Alec, und sie dann in ein künstliches Koma versetzten. Jetzt müssen wir hoffen, dass sie das Blut annimmt und sich wieder erholt“, erklärte Ian langsam. Das hieß, ich musste noch weiter warten, bis sie aufwachte … und das würde sie, das musste sie.

„Was ist mit dem Baby?“, fragte Mom mit leicht zittriger Stimme. Ian seufzte und sah erst mich und dann Mom an.

„Ich versuche mein Bestes, Jillian. Ich hab mir noch mal die Ultraschallbilder angesehen, von vor drei Tagen. Es war eigentlich eindeutig gewesen“, fing er an, aber Mutter unterbrach ihn.

„Heißt das, sie war doch nicht schwanger?“

„Doch, aber das Baby war weiter entwickelter als ich angenommen hatte. Manchmal passiert es, dass man eine unentdeckte Schwangerschaft durchläuft. Dadurch, dass du gedacht hast, dass Dejna schwanger sein könnte, habe ich den Fötus erkennen können, allerdings war er schon viel größer als ich angenommen habe.“ Was?

„Warte, stopp mal. Was bedeutet das denn jetzt?“, fragte ich.

„Bei Drachen dauert es nicht lange, bis man Schwanger wird, es kann schon fünf Tagen nach dem Sex passieren und anscheinend war das bei euch der Fall. Allerdings bildete sich der Bauch nicht nach außen, sondern nach innen. Dejna hatte so viel Stress, seit sie dich kennt, dass sie es einfach verdrängt hat. So etwas kommt manchmal vor, davon mal abgesehen, das das Baby immer noch in seinem Ei ist.“ Oh man. Mir wird richtig schwindelig. Schwangerschaften waren nicht wirklich mein Thema, allerdings weiß ich, dass wenn ein Drache und sein Gefährte ein Baby haben wollen, das es normal gezeugt wird. Allerdings entwickelt sich das Kind nicht normal. Am Anfang war der Fötus in einem Ei, das sich innerhalb der Schwangerschaft auflöste und das Baby dann normal zur Welt kam. Mir war das alles zu kompliziert und ich hatte wirklich gehofft, dass ich dieses Wissen nicht abrufen musste.

„Was heißt das jetzt genau?“, fragte Mom.

„Ich musste das Ei mit einem Kaiserschnitt heraus holen, sonst hätte ich Dejna nicht operieren können und ihr auch nicht neues Blut geben können. Zudem kommt noch hinzu, dass sie Dejna vielleicht gerettet hat. Es war unglaublich, so etwas habe ich noch nie gesehen. Es kann sein, dass sie, dadurch das Alec das Wesen in sich trägt größere Heilungskräfte besitzt und sich auch schneller entwickelt, als andere Babys. Es ist noch nie vorgekommen, dass der Wirt des Wesens Kinder hatte. Ich hab sie in einen speziellen Brutkasten gelegt, damit sie in Ruhe schlüpfen kann, danach geht der Überlebenskampf weiter.“ Ich war total überfordert. Ich verstand gar nicht was Ian da sagte. Es war ja schon ein Schock für mich gewesen, dass Dejna überhaupt Schwanger war.

„Lebt es also?“

„Im Moment ja, aber sie ist noch nicht aus Lebensgefahr.“ Mom schrie auf.

„Du hast es schon wieder gesagt! Sie! Ist es ein Mädchen?“ Ian schüttelte den Kopf und lächelte leicht.

„Ja, ein Mädchen. Ich hab mit einem Spezialgerärt durch die Schale gesehen und schon leichte Entwicklungen gesehen. Ich kann nichts richtiges sagen, aber es sah aus, wie ein Mädchen.“ Mein Gehirn verabschiedete sich. Das war zu viel für mich. Langsam taumelte ich zurück und ließ mich auf ein Stuhl sinken. Das alles war doch surreal.

„Alles in Ordnung?“, fragte Ian mich. Mom setzte sich neben mich und nahm meine Hand.

„Ich glaube, er braucht etwas Zeit, um sich daran zu gewöhnen, dass er Vater ist“, grinste Mom. Das wars. Mir wurde schwarz vor Augen und ich kippte vom Stuhl.

Ich war Vater! 

Kapitel 48

Kapitel 48
 

Mein Kopf dröhnte so dermaßen und auch meine ganzen Glieder schmerzten, sodass ich mich kaum bewegen konnte. Meine Augen waren noch geschlossen, aber langsam machte ich sie auf und sah trotzdem nur Schwärze.

Was? Wo bin ich?

Um mich herum war nichts, einfach nur eine schwarze Leere. Ich schwebte einfach in der Luft und sah nichts.

„Hallo! Ist hier jemand?“, schrie ich, aber es war niemand hier. Ich war alleine.

Plötzlich ging ein Licht an und ich sah, dass ich in einem Zimmer schwebte. Durch die Tür kamen gerade Alec und … Marina und … sie küssten sich. Was … was war hier los? Warum küssten sie sich?

„Ich bin so froh, das Dejna tot ist“, sagte Marina plötzlich und ich erstarrte in der Luft. Was? Sie küssten sich wieder und Alec drückte Marina in Richtung des Sofas.

„Ja, sonst hätte ich dich immer noch weggestoßen“, stimmte auch Alec zu. Was? Das konnte nicht sein. Das … ich darf nicht tot sein … ich …

„Nein! Alec, bitte nicht“, flüsterte ich und musste zugucken, wie die beiden sich nach und nach auszogen. „NEIN!“, schrie ich und dann fiel ich. Ich fiel zu Boden, der unter mir brach und fiel in ein schwarzes Loch, was mich ganz verschluckte. Ich war wieder alleine und diesmal für immer. Alec liebte mich nicht, er liebte Marina. Immer noch.
 


 


 

Zwei Tage.

Zwei Tage saß ich jetzt schon an Dejnas Bett und wartete, dass sie endlich aufwachte. Ich hatte mich an ihr Bett gesetzt und ihre Hand nicht los gelassen. Mom war ihr auch nicht von der Seite gewichen. Sie nervte Ian auch die ganze Zeit, wie es der Kleinen ging. Sie war immer noch in dem Ei und nichts hatte sich geändert. Ian hatte extra Hexen, Magier und Vampire herrufen lassen, um alles zu versuchen, damit es die Kleine schafft, wenn sie endlich schlüpfte. Mutter redete immer davon, wenn es der Kleinen erst einmal gut ging und wir sie Dejna in den Arm legen würden, dass diese dann aufwachen würde. Mom war davon überzeugt, aber ich nicht so. Das ganze hatte nichts mit dem Baby zu tun, sondern mit dem Gift, was sie innerlich kaputt gemacht hat. Sie musste sich erholen und das konnte noch Wochen dauern. Tage, Wochen, Monate … oder vielleicht auch Jahre.

Die Tür ging auf und Mom drehte sich sofort um, vielleicht war es ja wieder Ian, aber es waren nur Sven und Chad.

„Wie geht es ihr?“, fragte Chad und trat neben mich.

„So wie immer“, meinte ich nur und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken. Ihre Haut war nicht mehr so bleich und zum Glück auch nicht mehr so kalt. Das war das einzig gute daran. Aber ich konnte nicht weiter warten. Ich wollte wieder in ihre dunkelgrüne Augen sehen, die immer so strahlten, wenn sie mich ansah. Ihre Stimme hören, wie sie meinen Namen aussprach. Sie musste einfach wieder aufwachen.

„Habt ihr Ian vielleicht zufällig getroffen?“, fragte Mom. Beide schüttelten den Kopf. „Ich hoffe, sie schafft es.“

„Beide werden es schaffen“, meinte Jamie. Er sagte nur kaum etwas. Ihm war Dejna sehr ans Herz gewachsen und deswegen nahm ihn das ganze auch sehr mit. Er kannte sie ja auch schon viel länger, als wir alle.
 

Es vergingen weitere Tage. Nach jedem weiteren Tag der verging, wurde ich ungeduldiger. Ich konnte einfach nicht mehr warten. Es konnte doch nicht sein, dass wir Hexen, Magier und Vampire hatten und die einfach nichts tun konnten. Ian sagte immer, dass sie ruhen musste. Aber war es nicht langsam mal an der Zeit, dass sie wieder aufwachte? Sie konnte mich doch nicht noch länger warten lassen. Ich hatte doch jetzt genug gewartet. Waren denn fünf Tage nicht genug? Die letzten fünf Tage waren der Horror für mich gewesen. Sie lag hier zwar und atmete, aber das hieß nicht, dass sie auch aufwachen würde. Sie könnte auch noch Jahre hier einfach liegen bleiben und nie wieder aufwachen können. Ich hatte keine Sicherheit, dass sie jemals wieder aufwachte.

Und was sollte ich Bastian sagen? Und den anderen?

Hey Leute, tut mir leid, aber Dejna liegt im Koma, weil mein rachsüchtiger Onkel die Herrschaft über alles haben wollte. Er wollte das mächtige Wesen in mir und hat sie deswegen entführt und ihr ein Serum verabreicht. Er dachte, er würde durch sie an mich heran kommen, weil ich ein Drache bin und sie meine Gefährtin.

Klar, sie würden auch alles verstehen. Bastian hatte auch schon angerufen, weil Dejna so plötzlich gegangen war, obwohl sie Lieder mit den Jungs aufnehmen wollte. Mutter hatte ihm gesagt, dass Dejna auf ihn sauer war und erst einmal eine Auszeit brauchte. Das hatte ihn fürs erste abgehalten zu schnüffeln. Aber gestern hatte er wieder angerufen und diesmal hatte ich nicht gewusst, was ich ihm sagen sollte. Ich war nicht ran gegangen, aber er würde es weiter versuchen. Ich konnte ihn nicht die ganze Zeit ignorieren … die Wahrheit sagen konnte ich aber auch nicht. Nur was sollte ich ihm sagen?

Das Klingeln eines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah hinter mich zu Jamie, der mein Handy aus seiner Tasche zog.

„Es ist Bastian“, meinte er. Mit einer Hand fuhr ich mir durchs Gesicht.

„Sag ihm irgendwas“, meinte ich.

„Okay.“ Er hob ab und stellte auf laut, damit ich auch mitbekam, was Bastian sagte.

„Alec?“, fragte Bastians Stimme.

„Nein, hier ist Jamie.“

„Wo ist Alec und vor allem wo ist Dejna? Ich habe gestern auch schon angerufen, aber keiner ist ran gegangen.“ Jamie sah mich an und seufzte dann.

„Es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Wir hatten vor zwei Tagen einen Autounfall.“ Also doch eine Lüge.

„Was?“, hauchte Bastian. „Was ist mit Dejna?“ Jamie schluckte.

„Sie wurde in ein künstliches Koma gelegt, damit sie sich erholen kann. Wie gesagt, es tut mir wirklich leid, dass ich mich nicht gemeldet habe, aber es war alles so verwirrend. Es war alles so viel. Nicht nur Dejna hat es schwer erwischt, sondern auch Alec, aber er ist gestern zum Glück aufgewacht.“ Also eine halb Wahrheit.

Bastian war still geworden und erst dachte ich, das er gleich auflegen würde, aber dann sagte er wieder etwas.

„Ist sie denn aus Lebensgefahr?“

„Ja, sie muss nur noch aufwachen.“

„Gut. Haltet ihr mich auf dem Laufenden?“

„Ja, auf jeden Fall.“

„Danke“, murmelte Bastian und legte dann auf.

„Ich wollte ihn nicht anlügen“, flüsterte Jamie und sah auf das Handy.

„Es war aber das Beste. Er weiß, dass es ihr nicht wirklich gut geht, damit reicht es … bis jetzt“, meinte ich und sah Dejna an. Sie war, wie die letzten fünf Tage, reglos. Es war fast so, als wenn sie schlafen würde.

Die Türe ging auf und Mom, Chad und Sven traten ins Zimmer. Chad kam zu mir und gab mir einen Kaffee.

„Alec, du solltest wirklich etwas essen gehen. Du hast in den fünf Tagen nur einen Riegel gegessen“, schallte Mutter mich, aber das war mir egal. Ich würde nicht von Dejnas Seite weichen. Nicht für so was belangloses wie Essen. Ich würde weiter ihre Hand halten und für sie da sein. Ich werde weiter Gebete sprechen und hoffen, dass sie endlich aufwacht. Und sie würde aufwachen, davon war ich überzeugt.
 


 


 

Ich viel immer noch. Um mich herum war immer noch alles schwarz und immer noch schwirrten mir Alec und Marina im Kopf herum. Wenn ich wirklich tot war, würde er wirklich wieder zu Marina zurück kehren? Das alles war doch nicht wahr. Alec würde so etwas nicht machen. Er hätte mich links liegen lassen können, als er Marina wieder gesehen hatte, aber er hatte sich für mich entschieden. Er wollte mich, er wollte sich mit mir verbinden. Deswegen musste ich auch hier raus kommen. Ich durfte nicht mehr fallen. Ich wollte nicht mehr schwarz sehen, ich wollte Alec sehen, wie er mich anlächelte und mir sagte, dass er mich liebte. Ich brauchte seine Stimme. Ich versuchte, nur an ihn zu denken, damit ich hier heraus kam, aber ich schaffte es einfach nicht. Ich konnte seine Stimme einfach nicht hören. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es immer und immer dunkler wurde, je länger ich viel. Der einzige, der mich hier raus holen konnte, war Alec … aber er würde nicht kommen.

Plötzlich knallte ich auf dem Boden auf und schrie. Selbst der Boden war schwarz. Ich blieb erst einmal liegen und stand dann langsam auf. Schwarz, alles schwarz, ich sah noch nicht einmal meine Hände. Langsam ging ich einen Schritt nach dem anderen gerade aus, aber es dauerte nicht lange, bis ich gegen eine Wand stieß. Das gleiche machte ich in alle Richtungen. Ich war in einem schwarzen Raum gefangen. Es gab keinen Ausweg.

Geschafft rutschte ich eine der schwarzen Wände herunter. Ich werde nie hier raus kommen. Ich war tot, dabei dachte ich immer, man würde ein weißes Licht sehen, wenn man starb … oder man würde wenigstens irgendwohin kommen, wo es schön war und nicht wo man verrückt wurde.

„Bitte steh auf, bitte. Du musst einfach deine Augen auf machen“, ertönte plötzlich eine Stimme. Ich sah mich um, aber ich sah niemanden. Und trotzdem war da, diese Stimme. „Dejna, bitte. Ich halte es nicht mehr aus hier zu warten, bis du wieder aufwachst.“ Die Stimme hörte sich traurig und verzweifelt an. „Lass mich nicht alleine. Ich liebe dich.“

Meine Augen weiteten sich.

„Alec“, hauchte ich.
 


 

Ich strich über Dejnas Handgelenk und malte kleine Ranken auf diesen. Ich hatte die ganze Nacht mit ihr geredet, sie gebeten wieder auf zustehen... aber nichts hat geholfen.

Mom, Jamie, Chad und Sven waren etwas essen gegangen und ich war alleine mit Dejna. Ich wollte, dass sie aufwachte, das wollte ich schon seit fünf Tagen. Aber nichts passierte. Rein gar nichts. Ian hatte eben noch mal nach ihr gesehen und meinte, dass es noch dauern könnte.

Ich hob Dejnas Hand an meine Lippen und küsste sie.

„Du musst aufstehen, hast du gehört? Ich liebe dich … ich brauche dich“, flüsterte ich und presste ihre Hand an meine Lippen.

Dir Tür ging wieder auf und Mom kam herein.

„Du musst etwas essen, Alec“, meinte sie und legte ihre Hände auf meine Schultern.

„Ich habe keinen Hunger.“

„Dann komm wenigstens mal mit, zu eurer Kleinen.“

„Ohne Dejna gehe ich nicht.“

„Aber vielleicht braucht sie ja deine Nähe.“

„Ich gehe nicht hier weg.“

„Okay“, sagte sie etwas niedergeschlagen und verließ wieder das Zimmer. Ich wusste, dass es nicht gerade nett gewesen war, aber ich konnte nicht von Dejnas Seite weichen. Es war meine Schuld, dass sie hier war und ich wollte einfach nur, dass sie aufwachte. Mehr wollte ich doch gar nicht. Ich wollte nur, dass sie ihre Augen aufmachte und mich aus ihren grünen Augen ansah.

Zwei Stunden starrte ich einfach nur auf ihr Gesicht, um vielleicht irgendeine Regung zu sehen … aber da war nichts. Sie bewegte keinen Muskel. Gab es denn wirklich nichts was ich tun konnte? Ich musste doch etwas …

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Jamie stand keuchend in ihr. Ich stand auf und sah ihn an.

„Du .. musst … schnell kommen“, keuchte er und stützte sich auf seinen Knien ab.

„Was ist passiert?“

„Das Ei … ähm Baby … ach, egal. Es hat Risse, Alec. Das dürfte nicht sein, sagt Ian. Du musst unbedingt kommen.“ Ich biss die Zähne zusammen und sah zu Dejna. Ich wollte nicht von ihrer Seite weichen … aber wenn sie aufwachte und herausfand, dass ich nicht zu unserem Baby gegangen war, wenn es Hilfe brauchte, dann würde sie mich noch mehr hassen. Ich seufzte, küsste Dejnas Handrücken noch mal und ließ ihre Hand dann los.

Jamie führte mich in einen separaten Raum, wo nur ein Brutkasten drin stand. Mom stand an diesem und sah auf ein blaues Ei herunter. Ian stand an einem Gerät, was mit dem Brutkasten verbunden war. Super, und was sollte ich hier?

Langsam ging ich auf Mutter zu und sah mir das Ei an. Es war noch winzig, vielleicht so groß, wie ein Straußenei. So hatte ich mir das ganz bestimmt nicht vorgestellt. Aber so groß hatte es ja noch nicht sein können, Dejna war ja kaum schwanger gewesen. Mom nahm meine Hand und drückte sie.

„Guck hier“, meinte sie und zeigte auf einen Riss, der schon fast um das ganze Ei herum ging.

„Das sieht nicht gut aus“, meinte ich und sah Ian an.

„Das ist es auch nicht“, meinte dieser.

„Kannst du da nichts gegen tun?“

„Leider nein.“ Er winkte mich zu sich. Ich trat neben ihn und sah auf den Monitor. Er hatte insgesamt drei da stehen. Einen, wo er die Werte des Babys messen konnte, einen für die Temperatur des Brutkastens und einen für einen Ultraschall. Er zeigte jetzt auf dieses mit dem Ultraschall. „Siehst du das?“ Ich sah noch etwas genauer hin und sah dann ein winziges Wesen, was sich bewegte. Das war unglaublich. Es war so klein und doch versuchte es, die Wände des Eies zu zertreten.

„Warum macht sie das? Es ist doch noch gar nicht so weit, oder doch?“ Ian schüttelte den Kopf.

„Nein, sie dürfte noch gar nicht so eine Kraft aufbringen. Es ist wirklich unglaublich. Ich kann mir nicht erklären, warum sie es macht. Aber wenn sie es wirklich schaffen sollte, dann besteht die Chance, dass sie überlebt nicht mehr so gut. Sie ist zu klein und ich weiß nicht, ob sie die Operationen dann noch übersteht.“

„Was ist, wenn sie Dejna sucht? Vielleicht spürt sie ja, dass sie nicht mehr da ist.“ Mom sah mich an und lächelte.

„Das könnte sein“, meinte sie. Ian zuckte nur die Schultern. Er wusste ja selber nicht, was genau zu tun war. Ich ging zu dem Brutkasten und steckte meine Hand in ein Loch, was extra dafür da war, um hinein zu greifen. Der Brutkasten war ein einfacher Kasten, wo es nur zwei Löcher waren, um hinein zugreifen. Darin lag das Ei umgeben von ganz vielen Decken, damit es auch schön warm gehalten wurde. Ich schluckte und legte dann meine Hand an die Seite des Eies, damit es etwas in meiner Hand lag.

„Alles wird gut, okay? Du wirst das schaffen, kleine Maus. Deine Mom und ich werden nicht zulassen, dass dir etwas passiert“, flüsterte ich und strich leicht über die Schale.

„Sie reagiert“, rief Ian aus. Ich sah ihn an, aber dann sah ich sofort wieder zu dem Ei. „Fantastisch. Sie hört auf, zu treten.“ Ich strich weiter über die Schale und redete etwas mit der Kleinen. Sie durfte nicht auch noch so kämpfen müssen. Ich weiß nicht, ob ich das ertragen könnte … und vor allem, ob ich es ertragen könnte, es Dejna zu sagen, wenn sie aufwachte.

Ich blieb noch eine ganze Stunde hier, um die Kleine zu beruhigen, damit sie sich mal entspannte und einfach … ja ein Baby sein konnte, dass sich einfach nur entwickeln musste. Sie musste stark für die Operation sein, die sie bewältigen musste, wenn sie endlich schlüpfte, denn ohne diese Operation würde sie nicht überleben. Ian hatte mir erklärt, warum sie operiert werden musste. Da sie nicht mehr im Mutterleib steckte, konnte sie auch nicht normal heranwachsen, da sie Nährstoffe nicht bekam, die für ihre Gesundheit nötig waren. Ian musste sie deswegen stützen und ihr alles mögliche verabreichen, sobald sie geschlüpft war. Im Moment hatte sie noch die Schale um sich, die sie noch mit Nährstoffen versorgte.

Nach dieser Stunde ging ich wieder zurück zu Dejna. Bei ihr hatte sich nichts verändert. Ich wünschte, dass meine bloße Anwesenheit ihr auch helfen könnte. Warum reagierte die Kleine auf mich, aber nicht Dejna? Ich würde alles tun, um sie wieder bei mir zu haben. Beide, gesund und munter, ohne diesen ganze Mist.

Ich führte Dejnas Hand wieder an meine Lippen und küsste ihren Handrücken.

„Wach auf, mein Schatz, bitte. Ich liebe dich.“

Plötzlich bewegten sich ihre Finger in meiner Hand. Ich sah sofort auf und in ihr Gesicht. Ihre Augenlider flatterten. Sie … sie wachte auf! Sofort drückte ich den Notfallknopf, damit eine Schwester oder Ian kam. Dejna wurde unruhiger und dann schlug sie die Augen auf. Sie versuchte zu atmen, aber der Schlauch in ihrem Hals hinderte sie daran. Im nächsten Moment war auch schon Ian im Zimmer, gefolgt von zwei Krankenschwestern. Eine drückte mich weg und dann ging alles so schnell. Sie musste Dejna von all den Kathetern befreien, also von all denen die sie nicht mehr brauchte. Der einzige, der blieb, war der an ihrer Hand, für den Tropf.

„Alec“, hörte ich sie wispern, als die Schwestern verschwanden und nur noch Ian da war, der nach ihren Werten sah. Ich war sofort an ihrer Seite und nahm ihre Hand.

„Ich bin hier“, sagte ich und strich über ihre Wange. Ihre Augen suchten mich und als sie mich gefunden hatte, sank sie etwas erleichtert in die Kissen.

„Ich hatte so Angst“, flüsterte sie kaum hörbar, aber ich verstand sie.

„Ich weiß, es tut mir so leid. Ich hätte besser auf dich aufpassen sollen.“ Sie schüttelte leicht den Kopf.

„Ich hatte Angst, nicht mehr auf zu wachen.“ Ich drückte ihre Hand und küsste sie sanft auf die Lippen.

„Du bist aufgewacht, das ist das einzige, was zählt.“

„Ich werde noch ein paar Medikamente holen gehen, damit sich ihr Zustand schnell verbessert“, meinte Ian und verließ dann das Zimmer. Dejna schloss erschöpft die Augen.

„Schlaf etwas, ich bleibe hier.“ Leicht nickte sie und war dann auch schon eingeschlafen.

Sie war wach … sie war wirklich wach. … Endlich. 

Kapitel 49

Kapitel 49
 

Mein Traum war Ereignislos, es war eher ein sanftes Treiben, was mich entspannen ließ. Es war eine willkommene Abwechslung zu dem Fallen. Alecs Stimme hatte mich aus diesem Raum geholt, seine sanfte und raue Stimme, hatte mich aus dem Koma geholt. Das was ich mir so sehr gewünscht hatte. Er hatte mich einfach gerettet. Nicht nur vor Bec, sondern auch vor der Schwärze, die um mich herum gewesen war.

Jetzt allerdings erwachte ich aus dem Schlaf und musste mich erst einmal an das Licht, der Lampe gewöhnen. Ich blinzelte ein paar Mal und sah mich dann um. Ich lag in einem Krankenbett, in einem weißen Krankenhauszimmer. Mein größter Albtraum. Aber dann sah ich Alec, der neben meinem Bett saß und meine Hand hielt. Er ließ mich das alles vergessen, es war mir einfach egal, ob ich in einem Krankenhausbett lag, weil ich wusste, dass wenn er bei mir war, ich – egal ob ich den Krebs behalte oder auch nicht – mit ihm gegen alles kämpfen werde und er immer bei mir war.

Er hatte seine Arme auf meinen Bett verschränkt und seinen Kopf darauf gelegt, seine Augen waren geschlossen und auch seine Atmung ging ruhig. Er schlief, aber dabei ließ er nicht meine Hand los.

Leise ging die Türe auf und Jillian steckte den Kopf hinein. Ich lächelte sie an und sie kam sofort zu mir. Hinter ihr traten auch Jamie und Chad ins Zimmer.

„Du bist wach“, strahlte sie. „Wir haben uns total Sorgen um dich gemacht. Vor allem, Alec. Er hat kein bisschen geschlafen, geschweige denn gegessen. Er war die ganze Zeit an deiner Seite und ist nicht von ihr gewichen.“ Ich sah zu Alec und lächelte. In meinen Augenwinkeln bildeten sich Tränen und rollten dann über meine Wange. Wie konnte ich nur denken, dass er sich sofort Marina schnappte und mich verlassen würde? Wie konnte mir mein Gehirn so einen Unsinn erzählen? „Maus, alles in Ordnung.“ Jillian nahm meine andere Hand und drückte sie. „Es ist nichts passiert, ihm geht es gut.“ Ich schüttelte den Kopf.

„Als ich im Koma lag, hatte ich einen komischen Traum, Jillian. Ich hab geträumt, dass Alec mich sofort abschreiben würde und zurück zu Marina gehen würde … was eigentlich total bescheuert war.“ Ich schluchzte auf. Jillian nahm mich in den Arm und strich mir über den Rücken.

„Jetzt ist alles wieder in Ordnung. Du erholst dich wieder und auch die Kleine wird es schaffen.“ Die Kleine? Oh mein Gott! Ich drückte Jillian von mir und legte meine Hand auf meinen Bauch. Mein Baby! „Sie ist nicht mehr in deinem Bauch, Dejna. Ian musste sie herausholen, sonst hätten wir dich nicht retten können.“

„Aber sie … sie durfte doch kaum größer als … als keine Ahnung etwas gewesen sein.“ Sie biss sich auf die Lippe.

„Es ist ein bisschen komplizierter. Ian und ich hatten besprochen, dir noch nichts davon zu erzählen, weil es dich vielleicht verschrecken könnte.“

„Was? Worum geht es?“ Sie machte mir totale Angst.

„Also Drachenschwangerschaften sind anders. Es spielt sich alles ein bisschen anders ab, als bei normalen Geburten. Du merkst davon nichts, deswegen haben wir dir auch nichts erzählt. Also, wenn ein Kind gezeugt wird, dann entwickelt es sich erst in einem Ei.“

„Ei?“, kreischte ich leicht. Dadurch zuckte Alec leicht zusammen und wachte auf. Er rieb sich die Augen und sah uns dann an.

„Was ist denn hier los?“, fragte er und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare.

„Ich erkläre Dejna gerade eine Drachenschwangerschaft“, meinte Jillian.

„Ja, ein Ei wächst in meinem Bauch!“, rief ich aus. Alec verdrehte die Augen, dann stand er auf und küsste mich. Ich war sofort ruhig und vergaß für einen kleinen Augenblick, warum ich mich so aufregt hatte.

„Das war so klar“, seufzte Jillian.

Alec trennte sich langsam von mir und ich konnte nicht anders, als zu grinsen.

„Hey“, lächelte er. Ich wusste genau, warum er das getan hatte, damit ich mich nicht so aufregte … und es klappte perfekt.

„Hey“, lächelte auch ich.

„Hallo, hört auf damit“, mischte sich nun auch Jillian ein. „Das ist wichtig, Alec, also schaff deinen Astralkörper in die Cafeteria und iss etwas.“

„Jaja, ist ja gut“, meinte er nur und ging dann zur Tür.

„Dieser Drache! Manchmal treibt er mich zur Weißglut.“

„Kann ich gar nicht verstehen“, meinte ich und sah Alec nach. Jillian kniff mich in den Arm.

„Dir scheint es ja besser zu gehen.“

„Dein Sohn ist die beste Medizin, die ich bekommen kann“, schwärmte ich.

„Okay, das Morphium wirkt schon, du wirst ganz high.“ Ich kicherte, wie ein kleines Kind.

„Stimmt nicht.“

„Egal, kannst du mir bitte zuhören, das ist wichtig.“ Ich nickte und sah sie wieder an. Sie hatte ja Recht, hier ging es um mein Baby, aber wenn Alec ins Spiel kam, wurde ich einfach wieder zum Kind … aber vielleicht lag es wirklich an den Schmerzmitteln, die Ian mir gegeben hatte. Es musste daran liegen, weil ich kaum etwas spürte. „Also es entwickelt sich ein Ei in deinem Bauch, was das Baby schützen soll, es ist ja schließlich auch ein Drache. Allerdings löst sich die Schale nach einer bestimmten Zeit wieder auf und das Baby entwickelt sich normal, wie ein menschliches Baby auch, also merkst du eigentlich gar nicht, dass ein Ei in dir drin war. Das Problem was wir jetzt haben ist, dass Ian dich nicht operieren konnte, als das Ei noch in dir war, deswegen musste er es heraus holen.“

„Bitte was? Aber … kann es dann überhaupt noch überleben?“

„Das ist es ja gerade. So etwas war noch nie zuvor da gewesen. Ian versucht alles und im Moment geht es ihr richtig gut. Sie hat versucht, sich aus dem Ei zu befreien, aber Alec hat sie dazu gebracht, sich etwas zu entspannen. Du hättest dabei sein müssen. Sie hat richtig auf ihn reagiert, es war einfach unglaublich.“ Jillian redete und redete einfach weiter, dabei hörte ich gar nicht mehr richtig zu. Sie? Jillian sagte die ganze Zeit Sie.

„Ist es ein Mädchen?“, fragte ich benommen. Jillian grinste breit.

„Ja, allerdings konnte Ian das Geschlecht noch nicht richtig feststellen, aber er meinte es gibt Anzeichen, dass es ein Mädchen sei.“ Sie klatschte in die Hände. „Es wird ein Mädchen, das hab ich einfach im Gefühl. Oh Gott, ich kann mir Alec gar nicht mit einem kleinen Mädchen im Arm vorstellen.“ Schon wieder redete Jillian einfach weiter und ich hörte nicht zu. Ein Mädchen. Alec und ein Mädchen. Ich sah vor meinen inneren Auge ein Bild: Alec und eine achtzehn Jährige, die mit Minirock vor ihm stand und mit einem Jungen ausgehen wollte. Er würde sie nicht lassen, auf keinen Fall, er würde einen Aufstand machen und den Jungen erst einmal kennenlernen wollen und dann würde er sie nicht in einem Minirock gehen lassen. Diese Diskussion sah ich vor mir, als würde sie gerade echt passieren. Ein Mädchen. „Ihr werdet so wunderbare Eltern werden.“ Ich lächelte und nickte. Ja, davon gehe ich aus.

„Okay, also ist sie noch in einem Ei?“ Jillian nickte. „Und was ist, wenn sie schlüpft? Du hast gesagt, sie ist nur eine bestimmte Zeit in dem Ei.“

„Das wissen wir auch nicht wirklich. Alec konnte sie gestern vom Schlüpfen abhalten, weil es einfach noch zu früh war, aber wenn sie wirklich schlüpft, dann muss Ian sie operieren, damit sie auch lebensfähig ist. Wenn sie schlüpft ist sie ja noch nicht wirklich fertig, sage ich mal. Sie muss sich noch weiter entwickeln und deswegen müsste Ian sie operieren, um sicher zugehen, dass sie es auch wirklich schafft.“ Ich nickte. Meine arme kleine Maus. Sie musste all das durchstehen, nur wegen Bec. Nur weil er die Herrschaft über alles haben wollte. Ich wollte erst gar nicht wissen, was mit ihm passiert war. Nachdem er mir das Messer in den Bauch gerammt hatte, hatte ich nur noch wenig mitbekommen. Ich war nur froh, dass Alec nichts passiert war und das er uns ins Krankenhaus schaffen konnte. Vor allem wegen der Kleinen.

„Okay, also stehen die Chancen fünfzig fünfzig?“ Jillian nickte traurig.

„Aber ich bin mir sicher, dass sie es schafft. Wie gesagt, sie hat richtig auf Alec reagiert. Er hat das Ei angefasst und sofort ist sie ruhiger geworden. Gestern hatte sie versucht, die Schale weg zu treten und das konnten wir nicht zulassen, weil sie noch nicht so groß ist, aber zum Glück hatte sie aufgehört.“ Ich lächelte. Das war gut, es war gut, dass sie schon eine Beziehung zu Alec aufbauen konnte, vielleicht schafften wir es, dass sie das alles schaffte.

„Gibt es noch etwas, was ich wissen muss?“ Wenn Jillian schon mal dabei war, dann konnte sie mir alles erzählen. Sie seufzte und holte sich einen Stuhl. Oh, das würde etwas länger dauern.

Sie fing an zu erzählen, dass Alec es geschafft hatte, Bec zu töten und das auch sein Komplize, dieser Drago, tot war. Sie erzählte mir alles was passiert war, als ich weg gewesen war, dass der Rat angegriffen worden war und das der halbe Rat tot war. Reneé und Thomas lagen immer noch im Koma. Die einzigen denen nichts passiert war, waren Caleb und Katleen. Mira und Bec waren auch nicht betroffen gewesen, aber dadurch, dass Bec Mira selber umgebracht hatte und Bec von Alec umgebracht worden war, waren nur noch Caleb und Katleen übrig, wenn man vom schlimmsten ausging und Reneé und Thomas nicht mehr aufwachen würden. Der Rat war zersplittert, allerdings gab es Nachfolger, die vielleicht nicht geeignet waren, es aber jetzt sein mussten, anders würde die Anderswelt nicht weiter kommen. Das alles war so schrecklich und mir taten alle so leid.

Nachdem das gesackt war, erzählte Jillian von dem Wesen, was in Alec war. Sie erzählte mir eine alte Geschichte, von dem Ersten, der das Wesen bekämpft hatte. Vorher hatte dieses Wesen regiert, aber dann bezwang dieser Mann das Wesen und gründete den Rat, damit alles ausgeglichen war. Seitdem trauten sich die Auserwählten, sich gegen das Wesen zu behaupten und dadurch geriet es in Vergessenheit, weil allen klar war, wenn man dieses Wesen wieder herauskommen lassen würde, dass die Welt, die sie sich aufgebaut hatten, nicht mehr existieren würde. Aber Jillian erzählte mir diese Geschichte nicht nur, weil ich es wissen musste, sondern, weil es etwas mit meinem Baby zu tun hatte. Erst dachte ich, dass es etwas schlimmes sei, aber dann erzählte sie mir, dass die Kraft dieses Wesens, ihr wahrscheinlich das Leben gerettet hatte und das sie nur deswegen überleben wird, weil sie größere Heilungskräfte hatte, als ein normaler Drache, genauso wie Alec. Sie hatte mich beschützt. Und zum Glück war Ian sich sicher, dass es nichts schlimmes für mein Baby bedeutete, dass sie vielleicht so eine große Kraft hatte. Das einzige war eben nur, dass sie sich vielleicht ein bisschen schneller entwickelte, aber das fand ich nicht schlimm. Wenn sie dadurch gesund war, war mir alles egal.
 

Es vergingen drei Tage, in denen ich mich ausruhen sollte und einfach schlafen sollte … was ich auch machte. Man musste eigentlich meinen, wenn man im Koma lag, dass man genug geschlafen hatte, das war aber falsch. Man war richtig kaputt und der Körper musste sich auch erholen. Ian gab mir Medikamente, die extra für Anderswesen hergestellt wurden waren, damit ich mich schneller erholte. Zu meiner Kleinen durfte ich noch nicht, was ich sehr blöd fand, aber dafür hatte ich Alec immer geschickt, um nach ihr zu sehen. Er war auch immer brav gegangen.

In den drei Tagen hatte ich auch viel Besuch gehabt. Marina und Matt waren gekommen, auch Caleb hatte mal nach mir gesehen, was ich sehr seltsam gefunden hatte. Und dann hatten Alec und ich noch über Bastian reden müssen. Er hatte mir erzählt, dass er Basti etwas anlügen musste, was ich auch verstehen konnte. Ich war ihm deswegen nicht böse gewesen, aber wir mussten uns etwas einfallen lassen. Vor allem was mit der Kleinen war. Ich hatte Basti gestern angerufen gehabt und er hatte verlangt, dass er sofort zu mir kommen würde. Ich konnte ihm das nicht ausschlagen, also hatte Alec einen Flieger geschickt, um meine Freunde zu holen. Wir hatten dann einen Plan ausgearbeitet. Ich konnte ihnen noch nicht die Wahrheit sagen, mal davon abgesehen, ob ich es überhaupt jemals tun durfte. Ich würde Bastian sagen, dass das Baby immer noch in mir war und das es ihm gut ging. Wir würden weiter behaupten, dass Alec und ich einen Autounfall gehabt hatten. Das war einfach das logischste. Bis jetzt.

Jetzt lag ich in dem Krankenbett – wo auch sonst? -, allerdings lag auch Alec mit in dem Bett und ich hatte mich an ihn gekuschelt. Alec hatte einen Arm um mich geschlungen und streichelte meinen Rücken. Bis eben hatte ich noch geschlafen gehabt, aber jetzt unterhielt ich mich mit Alec. Er war heute Morgen noch mal bei unserer Kleinen gewesen. Zwar zwang ich ihn immer, aber über das Baby hatten wir noch nie richtig geredet. Es war einfach alles so schnell und so viel gewesen. Ich hatte Alecs Hemd ein bisschen aufgeknöpft und strich mit einem Finger über seine Brust. Seine Haut war so schön warm und sein Herz unter meinem Ohr klopfte auch schneller. Das war das schönste Geräusch, was ich je gehört hatte. Mein Herz schlug natürlich auch schneller, das tat es immer, wenn er bei mir war.

„Alec?“, flüsterte ich und sah meinen Finger zu, wie er weiter auf Alecs Brust malte. Ich wollte ihn nicht ansehen, bei dem Thema, was ich jetzt anschlagen wollte.

„Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragte er und kniff mich leicht in den Po.

„Wir haben noch nicht über die Kleine geredet.“ Er seufzte und legte seine Lippen an meine Stirn.

„Darüber müssen wir auch nicht reden, Dejna.“

„Doch, finde ich schon. Das alles kam so schnell, wir konnten uns nicht wirklich darauf einlassen und vor allem haben wir noch nicht mal über Kinder geredet. Wir wurden beide sehr überrollt.“

„Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie jetzt da ist, Dejna.“ Sanft hob er meinen Kopf an, sodass ich ihn ansah. Seine hellen blauen Augen sahen mich sanft an. „Ich liebe dich, Dejna. Und es ändert auch kein Baby daran. Die Kleine gehört jetzt zu uns, ob gewollt oder nicht. Okay?“ Es bildeten sich Tränen in meinen Augen. Das wollte ich von ihm hören. Ich weiß auch nicht, aber ich hatte dieses kleine Baby schon von Anfang an geliebt, auch wenn es plötzlich war. Ich hatte einfach Angst gehabt, dass Alec es nicht lieben würde … aber das tat er, das sah ich ihm an. Und das machte mich noch glücklicher.

Sanft küsste Alec mich. Ich war wirklich die glücklichste Frau der Welt. Also so fühlte ich mich. Ich hatte gerade überlebt, mein Traummann würde mich nicht verlassen und wir bekamen eine Tochter. Und von letzterem bin ich vollkommen überzeugt. Sie war meine Tochter, ich hatte einen Krebs bekämpft, also schaffte sie es auch zu überleben.

Im nächsten Moment klopfte jemand an der Tür an. Alec und ich lösten uns und Alec bat herein. Die Tür ging auf und meine ganzen Freunde traten hinein. Als ich sie sah, musste ich lächeln. Ich hatte sie wirklich vermisst.

„D, altes Haus, wie kannst du uns nur so einen Schrecken einjagen?“, fragte Flo. Ich lächelte nur.

„Es tut mir leid“, entschuldigte ich mich. Alec stand vom Bett auf und machte sein Hemd zu.

„Schön das ihr da seid“, meinte er und reichte Bastian seine Hand. Dieser sah erst zu der Hand von Alec und dann zu mir. Basti machte mir immer meine gute Laune zunichte. Ich funkelte ihn böse an. Er seufzte und nahm Alecs Hand an. „Ich hoffe, der Flug war angenehm.“

„Ja, danke, dass du uns so schnell holen kommen gelassen hast.“ Alec nickte bloß und sah mich dann an.

„Ich lasse euch alleine.“ Ich nickte, streckte aber noch mal meine Hand nach ihm aus. Er nahm meine Hand an und küsste meinen Handrücken. Ich wusste, dass er zu unserer Kleinen gehen würde, um zugucken, wie es ihr ging.

Als Alec draußen war, kamen die Jungs und die Mädels an mein Bett und fragten mich sofort aus, wie es mir ging, wie das alles nur passieren konnte und alles mögliche. Ich stoppte sie und erzählte dann einfach, dass Alec und ich Abends einen Autounfall gehabt hatten. Der Typ der uns rein gefahren war, war betrunken und unser Auto hätte sich ein paar mal überschlagen. Alle waren geschockt und sagten, dass sie nur froh waren, dass uns beiden nichts passiert war.

„Aber jetzt mal zu wichtigeren Sachen“, meinte Niko und zeigte mit einem seiner langen Zeigefinger auf mich. „Wann hattest du denn vor gehabt uns zu sagen, dass du Schwanger bist oder hattest du vor uns das durch die Zeitung zu sagen? Hää?“ Die anderen nickten zustimmend. Ich seufzte. Das hatte ich total vergessen. Die Paparazzi hatten ja Bastians und meinen Streit mitbekommen.

„Ich hatte es ja auch erst gewusst, als ich wieder bei euch in Miami gewesen war … und ich musste auch erst einmal damit zurecht kommen“, meinte ich und streckte ihm die Zunge raus. Dann legte ich meine Hand auf meinen Bauch und lächelte. „Aber auch dem Baby ist nichts passiert.“

„Zum Glück“, meinte Becca und kam zu mir. Auch Jade wollte sich mal meinen Bauch ansehen. Beide legten eine Hand auf meinen Bauch und beschwerten sich dann.

„Man merkt ja noch gar nichts“, meinte Jade. Ich lachte.

„Klar merkt man noch nichts. Ich bin doch gerade erst in der dritten Woche“, lachte ich. Oh man, wenn die wüssten. Da mussten Alec und ich uns auch noch etwas einfallen lassen. Wenn die Kleine sich wirklich schneller entwickelt, dann durften die anderen sie nicht sehen und das wird schwierig. Und vor allem wird es schwierig mit der Presse. Um die hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht, obwohl sie durch den Streit mit Bastian wussten, dass ich Schwanger war. Dadurch hatten ja auch die anderen davon erfahren. Da mussten wir uns wirklich etwas einfallen lassen.

Den ganzen restlichen Tag blieben sie noch bei mir im Zimmer und machten Späße. Es war schön sie um mich zu haben und einfach mal etwas abzuschalten. Mal nicht über die ganzen Geschehnisse nachzudenken. Einfach Spaß haben. Das tat mir richtig gut.

Alec hatte auch schon Zimmer für meine Freunde in einem Hotel besorgt, damit sie auch einen Schlafplatz hatten. Abends gingen sie dann wieder, sie mussten ja auch etwas essen und auch etwas schlafen. Sie verabschiedeten sich und waren dann auch schon weg. Aber ich war nicht alleine. Alec war vor einer halben Stunde zu uns gestoßen und hatte meine Hand gehalten.

„Wie geht es der Kleinen?“, fragte ich sofort, als die Tür hinter dem letzten geschlossen wurde.

„So weit ganz gut, allerdings wird sie immer ungeduldiger, hab ich das Gefühl. Sie reagiert zwar, wenn ich da bin, aber kaum höre ich auf, das Ei zu streicheln, fängt sie wieder an, gegen die Schale zu treten. Ich hab das Gefühl, dass sie zu dir will.“ Ich sah auf unsere Hände und seufzte. Ich würde sie auch gerne sehen. So sehr. Alec hob meine Hand an und küsste sie. „Willst du zu ihr?“ Ich nickte.

„Ich würde sie gerne sehen.“

„Du darfst aber nicht ausflippen. Sie ist noch in einem Ei drin.“ Ich sah Alec sofort an und bekam große Augen.

„Wir gehen zu ihr?“ Er lachte und küsste mich.

„Warte kurz.“ Ich nickte heftig und wartete. Alec verließ kurz das Zimmer und kam dann mit einem Rollstuhl wieder rein. Ich strahlte ihn an und klatschte in die Hände. Ich würde jetzt zu meiner Kleinen kommen. Ich freute mich, wie ein kleines Kind zu Weihnachten.

Alec half mir in den Rollstuhl und dann fuhr er mich zu meiner Kleinen. Wir fuhren in einen separaten Raum, wo nur meine Kleine lag. Wir waren hier in einem öffentlichen Krankenhaus, da konnte man nicht einfach ein Ei auf die Babystation legen. Das käme ein bisschen komisch rüber.

In dem Raum stand ein Brutkasten in dem ein Ei lag, eingewickelt in viele Decken. Oh mein Gott! Ein Ei! Ich glaub es nicht. Alec schob mich weiter an den Brutkasten und Ian, der bis eben noch an drei Monitoren gestanden hatte, machte den Brutkasten etwas kleiner, damit ich leichter hinein sehen konnte. Ein Ei, es war wirklich unglaublich. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass sich wirklich ein Ei in meinem Bauch entwickelt hatte. Na ja, aber ich meine es gab ja auch Drachen, Werwölfe, Vampire … da waren echte Eier auch normal.

Ich sah mir das Ei genauer an und musste lächeln. Es war natürlich eisblau, genau wie Alecs Augen oder seine Haut, wenn er ein Drache war. Das hätte ich ja eigentlich wissen müssen. Aber das Ei war noch so klein, vielleicht so groß wie ein Straußenei. Ich konnte mir nicht vorstellen, das da ein kleines Baby drin stecken konnte.

„Ist sie wirklich da drin?“, fragte ich und erschreckte mich leicht, als Ian lachte.

„Ja, sie ist da drin.“ Ich sah ihn an und da drehte er mir einen der drei Monitore zu, wo ich ein kleines Geschöpf erkennen konnte. Ich sah zwei kleine Beinchen, die austraten.

„Was macht sie da?“, fragte ich. Alec trat neben mich und steckte eine Hand in den Brutkasten.

„Hier, siehst du das?“, fragte er und zeigte auf einen Riss, der um das ganze Ei verlief. Ich nickte. „Sie tritt die ganze Zeit gegen die Schale, weil sie raus möchte.“

„Aber sie darf noch nicht raus, oder?“, fragte ich und sah wieder auf den Bildschirm. Das kleine Geschöpf hörte plötzlich auf, zu treten. Wie … ich sah zu dem Ei und lächelte sofort. Alec hatte seine Hand an dem Ei und streichelte es sanft. Er hatte wirklich Recht, er beruhigte sie so ein wenig. „Darf ich auch mal?“, fragte ich ein bisschen aufgeregt. Alec nickte und ich streckte langsam meine Hand in das zweite Loch. Ich atmete noch mal tief ein und aus und dann legte ich meine Hand auf die andere Seite des Eies. Ich hatte damit gerechnet, dass es kalt war, aber das war es auf keinen Fall. Die Schale war richtig warm, was wohl an den Decken lag. „Warum ist es so warm?“, fragte ich fasziniert.

„Unter den Decken sind Wärmelampen, die es von unten anstrahlen, damit es schön warm ist. Fast so, als wäre sie noch in deinem Bauch“, erklärte mir Alec. Ich lächelte ihn an und sah dann auf den Monitor.

„Ihr hattet Recht, sie wollte zu Dejna“, meinte Ian und zeigte auf meine Kleine. Sie entspannte sich jetzt total und es sah fast so aus, als würde sie mich ansehen. Man sah wirklich kaum etwas, aber ich hatte einfach das Gefühl. Ich hatte einfach das Gefühl, dass sie mit dieser Treterei nur Aufmerksamkeit haben wollte … und sie wollte einfach wissen, ob es mir gut ging.

„Hey, meine kleine Maus. Mir geht es gut und dir wird es auch gut gehen. Wir werden dich nicht so schnell loslassen“, lächelte ich und da viel mir sofort ein Name für sie ein. „Meine kleine Millea.“
 

Ich war noch lange bei Milea geblieben, hatte das Ei in dem sie drin steckte gestreichelt und mit ihr geredet. Alec war mit dem Namen auch einverstanden gewesen. Ich fand einfach, dass er zu ihr passte. Er war mir so plötzlich eingefallen, dass ich mich gar nicht entscheiden wollte. Und als ich sie so genannt hatte, hatte ich das Gefühl gehabt, dass ihr der Name auch gefallen hatte.

Alec hatte mir dann später, als wir wieder in meinem Zimmer waren, erzählt das der Name Milea Slawisch war und grob übersetzt die Liebe oder auch die Gnädige bedeutete. Ich hatte sofort gestrahlt. Wie gesagt, er passte zu ihr, das wusste ich jetzt schon.

Mir ging es auch schon viel besser, was ich nur den Medikamenten zu verdanken hatte, die Ian mir gegeben hatte, ohne sie, wäre ich bestimmt nicht so schnell wieder wach gewesen und hätte bestimmt auch meine kleine Milea noch nicht so schnell sehen können. Ich lief heute auch schon im Zimmer auf und ab, obwohl es Alec gar nicht gefiel, natürlich mit meinem Tropfständer in der Hand. Er meckerte immer herum und sagte, dass ich mich wieder hinlegen sollte, weil ich mich noch auskurieren musste, aber ich musste mich bewegen und konnte nicht still im Bett herum liegen. Allerdings wenn Alec sich mit mir hinlegen würde, wäre es eine andere Sache. … D, also echt jetzt, benehme dich mal, wir sind hier in einem Krankenhaus, da kannst du nicht einfach mit deinem Freund flirten. … Oh doch, das konnte ich und ich tat es auch. Ich grinste Alec die ganze Zeit an und tanzte extra vor seiner Nase herum, sodass ich ihn ein bisschen ärgerte, aber das mit ein bisschen … sagen wir mal sexynes. Es machte ihn wahnsinnig und das fand ich spitze.

Alec saß auf einem Stuhl und hatte sich zurück gelehnt. Auf meinem Bett lag eine Tüte mit etwas zu essen. Er wollte unbedingt das ich etwas anständiges esse, nicht den Krankenhausessen. Aber ich hatte einfach zu gute Laune und um ehrlich zu sein, wollte ich mich lieber mit ihm beschäftigen.

„Dejna bitte, du musst was essen“, meinte er. Ich pfiff einfach herum und drehte ihm den Rücken zu. Mir ging es einfach gut, ich hatte meine Kleine mal gesehen und sie liebte mich, ich hatte sie beruhigen können und das war das schönste Gefühl überhaupt. Na ja, also zu wissen, dass Alec mich liebte und keine andere war auch ein hammer geiles Gefühl.

Ich ärgerte ihn noch etwas, ging aber dann auf ihn zu und setzte mich auf seinen Schoß, genauso wie in Paris. Ich musste sofort daran denken. Dieser Morgen hatte so gut angefangen. Ich war das erste Mal mit ihm zusammen im Bett aufgewacht, was ich jetzt immer haben konnte. Wir haben zusammen gefrühstückt, was ich jetzt auch immer haben konnte. Ich war an diesem Morgen einfach überglücklich gewesen. Das Ende des Morgens vergesse ich jetzt mal.

„Du musst etwas essen“, meinte er.

„Ja, ich weiß, aber mir geht’s so gut“, grinste ich und küsste ihn. Alec erwiderte den Kuss und schlang seine Arme um mich.

„Jetzt isst du etwas“, flüsterte er an meinen Lippen. Ich lächelte und küsste ihn noch mal kurz.

„Ja, okay, Papa.“ Ich küsste ihn noch mal und angelte mir dann mein Essen vom Bett. Aufstehen würde ich auf keinen Fall.

„Muss ich dich jetzt wieder füttern?“ Ich grinste und nickte, wie ein kleines Kind. Alec lachte nur und holte die Sachen aus der Tüte raus. Es waren Fritten und ein Hamburger.

„Was anständiges, ja?“

„Halt die Klappe und iss“, sagte er und steckte mir eine Pommes in den Mund. Ich aß sie brave und ließ mich auch weiter von ihm füttern, bis alle Pommes weg waren. Den Hamburger aß ich alleine. Aber ich musste zugeben, dass ich die Sachen wirklich gebraucht hatte. Das Essen war so lecker, es war fast so wie ein Festmahl. Ich weiß, es waren nur Fritten und Hamburger, aber im Vergleich zu dem Fraß hier im Krankenhaus war das ein Festessen.

„Danke, Papa.“

„Du bist verrückt.“ Ich grinste und küsste ihn kurz.

„Ich weiß, aber deswegen liebst du mich doch so.“ Er zwickte mich in die Seite.

„Du bist frech.“

„Sag es.“ Ich zwickte ihn auch in den Bauch. „Komm, sag es.“ Er verdrehte die Augen und biss mir dann in die Unterlippe.

„Ich liebe dich.“ Ich strahlte und küsste ihn wieder. Sorry, aber ihn musste man küssen, immer und immer wieder. Meine Arme schlang ich um seinen Hals und streichelte seinen Nacken. Es war unbeschwert hier mit ihm zu sitzen, nach dieser unglaublichen letzten Tagen, in denen wir kämpfen mussten … seit wir uns eigentlich kannten, mussten wir kämpfen. Deswegen genoss ich es einfach, hier mit ihm herum zu albern und einfach nur seine Nähe zu spüren. Ich wollte gar nicht daran denken, dass ich das vielleicht nie mehr hätte spüren können und das verdankte ich nur meiner kleinen Milea, die jetzt selber um ihr Leben kämpfen musste. Und ich konnte ihr noch nicht einmal helfen.

„Willst du mir nicht auch sagen, dass du mich liebst?“, flüsterte Alec an meinen Lippen. Ich grinste und legte den Kopf schief.

„Will ich?“

„Du ...“ Er kitzelte mich und ich versuchte mich aus seinen Armen zu drücken, aber er war viel stärker als ich. Es kitzelte so, also musste ich laut lachen.

„Aufhören!“, lachte ich. „Gnade, bitte. Bitte.“ Ich bekam einen richtigen Lachflash.

„Sag es“, verlangte er und kitzelte mich immer weiter.

„Ja, ja, okay, aber hör auf.“ Alec grinste und hörte auf mich zu kitzeln. Ich musste erst einmal Luft holen, damit ich überhaupt reden konnte. Alec hob zur Warnung seine Hände.

„Ich benutze sie“, warnte er mich und ich musste kichern.

„Jaja. Ich liebe dich.“ Nachdem ich das gesagt hatte, fing er wieder an, mich zu kitzeln. „Alec“, lachte ich. Er kam näher und küsste mich; mit dem Kitzeln hörte er auf. Ich lächelte und erwiderte den Kuss. „Ich liebe dich“, sagte ich noch mal und noch mal und noch mal.

„Hmm, ja daran kann ich mich gewöhnen.“ Ich schlug ihn gegen die Brust und sah ihn böse an. Er wollte sich verteidigen, aber da wurde die Türe aufgerissen und Jillian platzte ins Zimmer. Sie sah gehetzt aus und keuchte.

„Milea“, hauchte sie. Mehr brauchten Alec und ich nicht. Wir standen auf und liefen los. Ich zog den Tropf einfach mit. Alec war schneller bei dem Raum, wo Milea lag. Er hielt mir die Tür auf und in Nullkommanichts waren wir an dem Brutkasten. Die Monitoren piepten und Ian machte hektisch den Brutkasten auf. Alec half ihm dabei, aber was sich da in dem Brutkasten abspielte, war erschreckend. Die Schale des Eies brach. Milea hörte einfach nicht auf, gegen die Schale zu treten und dadurch brach sie immer weiter. Gerade als die Zwei den Deckel des Brutkastens abnahmen, brach das Ei in zwei und zeigte ein winziges Wesen, was mit seinen winzigen Ärmchen und Beinchen strampelte.

„Milea“, hauchte ich und wollte sie in meinen Arm nehmen, aber Ian hielt mich auf.

„Geht! Ich muss jetzt schnell sein und wenn ihr mir im Weg seid, dann wird sie sterben“, sagte er und schob den Brutkasten los. Ich blieb wie angewurzelt stehen und konnte nur auf den Fleck starren, an dem Milea eben noch gestanden hatte.

Alec kam zu mir und packte mich an den Schultern.

„Schatz, sie wird es schaffen. Dejna, Dejna, sieh mich an.“ Ich schluckte und meine Augen flitzen hin und her. Ich konnte nicht fassen, dass es jetzt so schnell ging. Wenn Ian einen Fehler machte, war sie tot, sie würde sterben, wenn er es nicht schaffte. „Dejna!“ Ich sah in Alecs Gesicht und meine Augen wurden immer großer. Ich hatte so eine Angst um sie. „Schatz, sie schafft das, hast du gehört? Sie hat deine Gene, hörst du mir zu?“ Benommen nickte ich. „Sie schafft das, sie ist deine Tochter, also ist sie eine Kämpfernatur, okay? Ian wird ihr helfen und wir müssen an sie glauben, hast du gehört? Wir dürfen nicht vom schlimmsten ausgehen. Wir glauben an sie und dann schafft sie es auch.“ Wieder nickte ich. Er hatte Recht. Sie war unsere Tochter, sie hatte meine Kämpfernatur und Alecs Heilkräfte. Sie schaffte das, sie war meine Milea. Meine Tochter.
 


 

Stunden saßen wir schon vor dem OP und nichts passierte. Das einzige, was passierte war, dass immer mehr Leute in den OP liefen, aber niemand kam heraus, um uns Bescheid zusagen, wie es Milea ging. Dejna regte sich schon die ganze Zeit leise auf, dass sie doch nie im Leben überleben würde, dass Milea doch gerade mal so groß, wie ihre Hand sei. Sie glaubte nicht daran, dass dieses winzige Wesen überleben konnte, selbst in einer Welt, wo Drachen, Werwölfe, Vampire, Elfen, Feen, Elben, Wandler, Magier und Hexen existieren, könnte Milea nicht überleben. Es war einfach unmöglich.

Ich hatte sie kurz alleine gelassen, um ihr ein paar Schuhe zu holen, dadurch, dass wir eben so schnell los gelaufen waren, hatte sie sich keine Schuhe angezogen und langsam wurde es kalt auf dem Flur vor dem OP. Ich hatte Schuhe und noch eine Decke mitgebracht, aber als ich sie so zusammen gesunken auf dem Stuhl gesehen hatte, ließ ich einfach alles fallen und lief zu ihr. Sie schluchzte auf und weinte wohl schon eine Weile. Vor ihr kniete ich mich hin und hob sanft ihren Kopf an.

„Dejna“, hauchte ich und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. „Sie schafft das.“

„Wie kannst du dir da so sicher sein? Sie ist ein kleines Würmchen, Alec! Sie wird sterben und das alles ist nur deine Schuld!“, schrie sie mich an und stand auf. Ich sah zu Boden und ballte eine Hand, aber dann stand ich auf und legte meine Hand auf ihren Arm.

„Dejna ...“, fing ich an, aber sie ließ mich nicht ausreden und schlug auch meinen Arm weg.

„Nein! Lass mich in Ruhe. Sie müsste nicht da liegen und um ihr Leben kämpfen, sie hätte noch in mir sein sollen und sich sorglos entwickeln müssen.“ Ihre Augen waren schon rot von dem ganzen Weinen. „Du! Hättest du mich doch bloß nie am Strand geküsst! Wäre ich bloß nie in dich hinein gelaufen! Wie konnte ich nur so dumm sein und glauben können, dass du gut für mich wärst.“

„Dejna ...“

„Nein!“ Sie hob eine Hand. „Du bist das alles hier schuld, nur wegen dir passiert das alles hier. Das hier ist doch nicht meine Welt, sie ist geprägt von Hass, Gewalt, Opfern und Schmerz. Ich will das hier nicht mehr.“ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wusste, dass sie es nicht ernst meinte und das das alles nur aus Angst aus ihr heraus gesprudelt kam, aber ich wusste nicht, was ich tun sollte. Sollte ich sie einfach weiter reden lassen, damit sie sich mal alles von der Seele reden konnte? Vielleicht brauchte sie das ja mal und im Endeffekt hatte sie ja auch nicht Unrecht.

Ich hob auch meine Arme und ging einen Schritt auf sie zu. Sie wütete immer noch und warf mir Dinge an den Kopf, die ich mir erst gar nicht anhörte. Sie war verletzt und hatte einfach nur Angst um Milea und das verstand ich. Ich zeigte ihr das nicht wirklich, aber ich machte mir auch Sorgen, um Milea. Sie war meine Tochter, wie konnte ich mir da keine Sorgen machen? Dejna war alles was ich brauchte und ich wollte sie auch nicht verlieren. Klar, war es ein Schock gewesen, als ich erfahren hatte, dass Dejna schwanger war, aber so war es nun mal und wenn Milea das überlebte, und davon ging ich aus, würde ich versuchen, der beste Vater der ganzen Welt zu sein.

Dejna weinte immer weiter und schüttelte jetzt den Kopf, sodass ein paar Tränen durch die Luft flogen. Mit einem großen Schritt war ich bei ihr und schlang die Arme um sie, meine Lippen legte ich an ihren Kopf und hielt sie ganz fest an mich gedrückt. Sie wehrte sich nicht, dass einzige was sie machte war: weinen und mit ihren Fäusten auf meiner Brust zu trommeln. Sie wütete immer noch, aber das ließ ich zu.

Nach einiger Zeit hörte sie dann auf, lehnte sich an mich und weinte einfach weiter. Sie schluchzte laut und weinte mein Hemd voll, aber das war mir egal. Ich hielt sie einfach ganz fest und war für sie da.

Ich weiß nicht, wie lange wir hier standen und Dejna einfach nur weinte, aber irgendwann hörte sie dann auf und sah mit ihrem verheulten Gesicht zu mir auf. Ich sah ihr in ihre wunderschönen grünen Augen und wischte mit einer Hand die Tränen von den Wangen.

„Alles wieder okay?“, flüsterte ich. Sie nickte und zog die Nase hoch. Sanft strich ich ihr die Haare hinters Ohr und küsste dann sanft ein paar Tränen von ihrer Wange. „Ich liebe dich.“ Sie schüttelte den Kopf.

„Ich hab schreckliche Dinge gesagt“, hauchte sie; ich zuckte nur die Schultern.

„Das war okay. Das brauchtest du mal.“ Sie schüttelte den Kopf und lehnte ihn dann an meine Brust. Ich schlang wieder meine Arme um sie und hielt sie fest.

Nach einiger Zeit schob ich meine Arme unter ihre Kniekehlen und hob sie auf meine Arme, dann setzte ich mich auf den Stuhl. Dejna schlang ihre Arme um meinen Hals und vergrub ihr Gesicht in meiner Halsbeuge. So blieben wir die ganze Zeit sitzen. Ich hielt sie einfach fest und war für sie da. Zusammen würden wir das durchstehen. Irgendwann kamen dann auch Mom, Jamie, Chad und Sven dazu. Ich war nur froh gewesen, dass wir eben alleine gewesen waren, ich wusste echt nicht, wie Mom reagiert hätte. Dejna hatte in dem Moment keinen gebraucht, der sie auch angeschrien hätte. Sie hatte einfach jemanden gebraucht, der sich alles anhörte, was sie zu sagen hatte. Mom wäre wahrscheinlich ausgeflippt, wenn sie gehört hätte, dass Dejna mir die Schuld für das alles gab, was ich noch nicht einmal glaubte. Aber es war alles so stressig und da brauchte sie einfach jemanden, auf den sie das alles abwälzen konnte und dieser jemand würde ich immer für sie sein, wenn sie das brauchte.

„Hey, wie geht’s der Kleinen?“, ertönte Matts Stimme. Ich sah auf und sah dann auch Marina und Matt, die zu uns gestoßen waren. Ich zuckte die Schultern.

„Wir haben noch nichts gehört. Ian ist schon seit Stunden da drin und versucht, sie durch zu bekommen“, antwortete ich ihm.

„Können wir nichts machen?“

„Ich weiß es nicht. Ich würde alles tun.“

„Hilft selbst kein Blut von Vampiren?“, fragte Marina.

„Ich weiß es nicht. Ian hat noch keinen raus geschickt, um uns etwas zu sagen“, meinte Mom.

Genau in dem Moment kam jemand aus dem OP heraus; eine Krankenschwester. Dejna sah sofort auf, blieb aber auf meinem Schoß sitzen.

„Was ist?“, fragte Jamie sofort.

„Es sieht nicht gut aus“, meinte die Krankenschwester. Dejna vergrub sofort wieder ihren Kopf in meiner Halsbeuge.

„Ist es aussichtslos oder schafft Dr, Might es?“, fragte ich.

„Dr. Might tut was er kann.“ Ich nickte und bedankte mich bei der Schwester. Sie nickte bloß und ging dann wieder in den OP. Ich wusste, das Ian sein Bestes geben würde, aber man musste doch irgendetwas tun können. Ich musste doch irgendetwas machen können. Beim überlegen strich ich Dejna durchs Haar. Wenn ich ihr jetzt wieder sagen würde, dass alles gut gehen würde, dann würde sie vielleicht wieder ausflippen und das wollte ich nicht. Dejna schluchzte auf und ich drückte sie fest an mich.

„Sag mir, dass sie es schafft“, hauchte sie ganz leise. Ich küsste ihren Kopf und nickte.

„Sie schafft das, du bist ihre Mom, da kann sie es ja nur schaffen.“ Dejna zog die Nase hoch und ich spürte, wie sie leicht lächelte. „Jetzt sag du mir, dass du das auch glaubst.“ Sie sah auf und ich strich leicht über ihre Wange. „Sag es.“

„Okay“, nickte sie. „Sie schafft das.“ Ich strich ihr weiter über die Wange und küsste sie sanft auf die Lippen. Ich musste mir etwas einfallen lassen. Dejna durfte nicht auch noch Milea verlieren. Sie musste so viel durch machen. Ich wiegte sie hin und her und strich ihr über den Rücken.

Wir warteten noch weitere Stunden, in denen Dejna einschlief. Sie war einfach kaputt von dem ganze Weinen und das Warten war auch sehr Nervenaufreibend. Ich brachte sie in ihr Zimmer zurück und legte sie ins Bett.

„Ich bleibe bei ihr“, meinte Mom und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich bedankte mich bei ihr, dann küsste ich Dejna noch mal auf die Wange und ging aus dem Zimmer. Ich ging zurück zu dem OP, holte mir Kittel, Handschuhe, Mundschutz und eine Haube. So angezogen ging ich in den OP-Saal.

„Sir, Sie dürfen hier nicht rein“, hielt mich sofort eine Krankenschwester auf.

„Ich muss zu Dr. Might“, sagte ich nur.

„Lasst ihn durch“, hörte ich Ian rufen. Die Schwester seufzte und machte dann platz. Ich ging schnell weiter in den Saal hinein. Kurz vor dem OP-Tisch stoppte ich. Es war ein Riesen großer Tisch und was auf ihm lag, war ein kleines Geschöpf, mit tausenden von Schläuchen. Sie sah aus, wie ein Mensch. So sahen alle Drachenbabys aus. Unsere erste Verwandlung durchlaufen wir erst mit drei Jahren, bis dahin gibt es nur ein Anzeichen, dass es ein Drache und kein Mensch war. Das Ei im Mutterleib.

Ich schluckte und ging zu meiner Tochter. Ian werkelte irgendwo herum. Der Schweiß lief ihm schon über die Schläfen.

„Hilft gar nichts?“, fragte ich und sah auf meine kämpfende Tochter hinunter. Sie war so winzig.

„Ich hab Tränke von den Hexen und von den Magiern benutzt und auch Vampirblut, aber nichts hilft, Alec.“ Vorsichtig strich ich mit meinem Zeigefinger über das winzige Köpfchen von Milea. „Wenn ich nicht bald etwas finde, dann wird sie es nicht schaffen. Die Sachen helfen alle zwar, aber damit kommt sie nicht durch. Sie sind zu schwach.“ Schwach?

Meine Augen weiteten sich. Es war eine Vermutung und ich wusste nicht, ob es wirklich helfen würde, aber wir mussten es versuchen.

„Was ist mit Drachenblut?“ Ian sah mich sofort an.

„Drachenblut heilt keine anderen Leute, Alec. Das weißt du besser als ich. Es ist nicht so wie Vampirblut. Ich dachte wirklich, du hast Köpfchen.“ Er schüttelte den Kopf und drehte sich wieder um.

„Mein Blut, Ian.“ Er hielt in seiner Bewegung inne. Er hatte verstanden was ich meinte.

„Das Blut des Wesens“, meinte er und drehte sich langsam wieder zu mir. „Es ist kein normales Drachenblut … das … das ist brillant.“ Er winkte eine Schwester zu sich, mit der ich schnell in einen anderen OP ging, wo sie mir Blut abnahm. Hoffentlich klappte es.
 


 


 

Ich hatte gar nicht einschlafen wollen, aber ich war so kaputt gewesen, wegen der ganzen Sachen, die hier passierten, dass ich einfach in Alecs Armen eingeschlafen war. Die Wärme, die er ausstrahlte, hatte auch noch dazu beigetragen und seine fürsorgliche Art auch. Selbst nachdem ich ihn so beschimpft hatte, war er immer noch für mich da gewesen, hatte mich im Arm gehalten und hatte mir gut zugesprochen. Er wusste, dass ich es nicht ernst gemeint hatte. Er war auf keinen Fall wegen all dem Schuld. Er konnte doch auch am wenigsten dafür, dass Bec so durchgeknallt war. Und doch hatte ich es ihm an den Kopf geworfen. Ich hatte mich so mies gefühlt, nachdem ich das alles gesagt hatte und trotzdem hatte er mich in seinen Arm genommen und war für mich da gewesen. Dieser Mann war einfach unglaublich.

Nachdem ich aufgewacht war, war ich mit Jillian und Jamie alleine in meinem Zimmer gewesen. Ich hatte mich erst einmal erschrocken, dass ich nicht mehr vor dem OP saß, aber dann hatte Jillian mir gesagt, dass ich eingeschlafen war und Alec mich ins Bett gebracht hatte. Allerdings hatte ich nicht lange geschlafen, meinte Jillian. Vielleicht fünfzehn Minuten.

„Wo ist Alec?“, fragte ich und rieb mir die Augen, die leicht verklebt von meiner ganzen Heulerei waren.

„Ich denke, er ist zurück zum OP“, meinte sie nur. Ich nickte und schwang meine Beine aus dem Bett, aber in dem Moment ging die Zimmertüre auf und Alec kam herein. Ich blieb sitzen und sah ihn an. Wenn er hier war … dann bedeutete es nichts gutes.

„Sag mir nicht ...“, fing ich an, aber er schüttelte den Kopf.

„Ich wollte nach dir sehen. Ian ist noch dran und versucht alles.“ Ich nickte und war ein bisschen erleichtert. Aber da sah ich ein Pflaster an Alecs Arm.

„Was ist das?“

„Darüber wollte ich reden.“ Er kam zu mir und setzte sich neben mich, dann nahm er meine Hand. „Mir kam die Idee Milea mein Blut zu geben.“

„Was? Warum das denn?“ Jetzt verstand ich gar nichts mehr. „Drachenblut hilft doch keinem anderen. Ich verstehe deinen Gedankengang nicht.“

„Oh mein Gott!“, rief Jillian aus. „Das könnte funktionieren.“ Ich sah erst sie und dann wieder Alec an … und da ging auch bei mir die Glühbirne an. Das Wesen in Alec. Er heilte schnell, wegen diesem Wesen, das heißt auch, dass es kein Drache ist. Es weiß ja keiner genau, was es war, nur dass es in jedes beliebige Wesen hinein schlüpfen kann. Das war … brillant.

„Ich hab mir sofort Blut abnehmen lassen und Ian versucht jetzt alles, wie er es benutzen kann. Ich hoffe so sehr, dass es ihr hilft.“ Ich drückte seine Hand und lächelte leicht. Mit dieser Aktion bewies er mir, dass er Milea helfen wollte, dass er genauso sehr wollte, dass sie gesund wurde. Er akzeptierte sie als seine Tochter. Jetzt brauchte ich keine Zweifel mehr haben, dass er mich deswegen sitzen lassen würde. Er liebte Milea und er wollte diese Familie. Er wollte mich. „Sie wird wieder gesund, ich hab es im Gefühl.“

„Ja, ich jetzt auch“, nickte ich.

Den ganzen Tag warteten wir jetzt noch, dass Ian endlich mit einer positiven Nachricht kam. Aber es kam und kam und kam und kam nichts.

Inzwischen lagen Alec und ich wieder in meinem Bett, ich war an ihn gekuschelt und strich über seinen Bauch. Die anderen waren auch noch im Zimmer und unterhielten sich oder machten sonst etwas. Selbst Marina und Matt waren noch hier, weil sie wissen wollten, wie es Milea ging. Wir waren irgendwie eine große Familie. Obwohl ich noch nicht lange in ihren Leben war, sorgten sich alle um mich und wollten auch, dass es Milea gut geht. Selbst Marina interessierte es richtig, wie es der Kleinen ging und das überraschte mich richtig. Ich wusste, dass sie Alec noch liebte, das sah selbst ein Blinder mit einem Krückstock. Sie sah ihn immer so an und auch, wenn sie neben einander standen, versuchte sie immer, dass sie sich berührten. Deswegen fand ich es noch schöner, dass sie sich auch für Milea sorgte. Vielleicht nur um Alec zu imponieren, aber Tatsache war einfach, dass sie sich wirklich Sorgen machte.
 

Ich war wieder einmal eingeschlafen und merkte das erst, als Alec mich weckte. Ich war erst noch etwas verschlafen. Ich brauchte eine Zeit, bis ich wach war. Ich rieb mir durch die Augen und setzte mich auf. Alec lag nicht mehr neben mir, er stand neben meinem Bett.

„Ist was passiert?“, fragte ich und streckte mich.

„Ian hat uns gerufen“, meinte er. Ich dachte sofort an Milea und stand sofort auf meinen Beinen.

„Dann los, los, los!“, spornte ich alle an, schlüpfte in die Schuhe und war schon aus der Tür raus. Bitte, bitte lass es eine gute Nachricht sein. Noch eine schlechte kann ich nicht ertragen. Alecs Blut war stark, es musste Milea einfach helfen. Wenn nicht sein Blut, dann würde ihr nichts mehr helfen.

Ich spornte die anderen an, damit wir schnell am OP-Saal ankamen. Ich musste einfach wissen, was mit meiner Kleinen los war. Ian wartete schon auf uns.

„Bitte sag mir, dass es geklappt hat“, sagte ich sofort und dann schrie ich freudig auf, als Ian anfing zu lächeln. Ich sprang in seine Arme und sagte immer und immer wieder Danke. Ian drückte mich auch und dann lösten wir uns.

„Ich muss sagen, es war kritisch, wäre Alec nicht mit dieser wunderbaren Idee gekommen, wäre es glaube ich aus gewesen“, meinte Ian. Ich schnappte mir sofort Alecs Hand und drückte sie. „Ich hab sie noch an einem Sauerstoffgerät gelassen, weil sie noch schlecht Luft bekommt, aber das kommt jetzt in den nächsten Tagen und sie muss auch noch dringend im Brutkasten liegen bleiben.“ Ich nickte und sah Ian mit großen Augen an. „Willst du zu ihr?“

„Bitte“, quietschte ich. Ian lächelte nur und führte uns zu einem separaten Raum, wo Mileas Brutkasten stand. Ich ging sofort auf diesen zu und sah mir meine Kleine an. Es hatte sich nichts geändert. Sie war immer noch total winzig und jetzt sah man sie noch weniger, da man sie in etliche Decken eingewickelte hatte. Ich steckte eine Hand durch ein Loch, des Brutkastens und strich mit einem Zeigefinger über ihren kleinen Kopf.

„Du hast es geschafft, meine Süße. Jetzt musst du nur noch wachsen und dann können wir dich mit nach hause nehmen.“ Alec stellte sich hinter mich und schlang seine Arme um mich. Es fühlte sich so richtig an, zwar nicht, dass Milea hier so winzig in einem Brutkasten lag, aber die Vorstellung mit Alec dieses Kind groß zuziehen. Wir drei würden eine super Familie abgeben.

Jillian trat neben mich und sah sich Milea an, auch Matt und Marina sahen auf Milea hinab.

„Also wenn ich kein Patenonkel werde, bin ich sauer“, meinte Matt und sah uns an. Alec lachte und schüttelte den Kopf.

„Lasst sie sich erst einmal erholen und sich richtig entwickeln, dann könnt ihr euch für den Posten bewerben“, scherzte Alec.

„Ich bin Oma, das könnt ihr mir nicht wegnehmen“, grinste Jillian. Ich schüttelte nur den Kopf und strich weiter über Mileas Köpfchen. Ich liebe sie jetzt schon abgöttisch.

Kapitel 50

Kapitel 50
 

Seit dem Tag, an dem Milea es endlich geschafft hatte, waren jetzt schon vier Wochen vergangen. Ich war nach zwei weiteren Tagen entlassen worden, aber Milea hatte noch bei Ian im Krankenhaus bleiben müssen. Den ganzen Tag hatte ich dann trotzdem noch im Krankenhaus verbracht, um einfach bei meiner Kleinen zu sein. Meistens war ich alleine mit Jillian im Krankenhaus gewesen, weil Alec sich langsam um den Rat kümmern musste. In diesem einen Monat war wirklich viel passiert. Vor zwei Wochen war dann auch endlich Thomas aus dem Koma aufgewacht und das alles nur, wegen Alec. Ian und er hatten sich überlegt, dass Alecs Blut vielleicht mehr bewirken konnte und deswegen hatte Ian herum geforscht und mithilfe von Alecs Blut ein neues Medikament erfunden, was sie auch sofort Thomas und Reneé gegeben hatten. Thomas war sofort darauf angeschlagen und war zwei Tage später, nachdem er es verabreicht bekommen hatte, aufgewacht. Reneé hatte länger gebraucht, aber zum Glück war sie dann auch vor zwei Tagen aufgewacht und erholte sich jetzt noch im Krankenhaus.

Caleb hatte sich nachdem Thomas aufgewacht war, sofort an die Nachfolger gewandt, damit der Rat wieder agieren konnte und allen Wesen auch erklärt werden konnte, dass sie wieder die Zügel in der Hand hielten. Das war sehr wichtig, weil es schon anfing, dass ein paar Leute sich beschwert hatten. Und deswegen musste etwas getan werden, damit die Ordnung in der Anderswelt wieder hergestellt war und deswegen sorgte Caleb für Ruhe. Allerdings hatte er Alecs Hilfe gebraucht, deswegen war dieser nicht oft mit mir bei Milea, was ihm selber nicht wirklich gefiel. Er hatte auch schon ein Zimmer – von den ganzen Gästezimmern – für Milea ausgesucht. Ich hatte es mir mal ansehen wollen, aber Alec hatte mich nicht hinein gelassen. Er hatte gesagt, dass er eine Überraschung hatte und ich es erst sehen werde, wenn auch Milea mit nach Hause konnte. So ein bisschen wusste ich schon, was er da veranstaltete. Ich hatte gesehen, wie er Farbeimer ins Zimmer geschleppt hatte. Ich fand das richtig süß von ihm. Er hätte auch einfach Maler holen können, aber nein für Milea nahm er selber einen Pinsel in die Hand und wollte ihr Zimmer renovieren. Wann er das alles machte? Nachts. Es war zur Zeit sehr selten, dass ich mit ihm zusammen einschlief, geschweige denn mit ihm aufwachte. Ich nahm ihm das nicht böse. Er hatte einfach viel zutun. Da war einmal der Rat, dann sein eigenes Unternehmen, Milea, Mileas Zimmer und dann mussten wir uns auch noch um tausend Dinge Gedanken machen. Mal davon abgesehen, dass wir immer noch nicht verbunden waren, war da die Frage, ob ich zu ihm nach London zog, falls ja, wie wir das mit meiner Band machten. Dann noch meine Freunde, sie wussten noch nichts von Milea und wenn ich ihnen nichts über die Anderswelt erzählen durfte, dann würden sie sie auch noch nicht sehen dürfen, weil ich ja eigentlich noch Schwanger war. Es war einfach alles zu viel gerade im Moment, deswegen war ich einfach froh, nur an Mileas Brutkasten zu sitzen und zu beobachten, wie sie wuchs.

Nach einem Monat, war sie schon richtig viel gewachsen, was total unglaublich war. Ian erklärte mir immer, dass es eigentlich nicht so schnell gehen würde, aber dadurch, dass sie so viel durch gemacht hatte, generell die Gene von Alec hatte und dann auch noch zusätzlich Blut von Alec bekommen hatte, würde es jetzt schnell gehen. Aber nicht von jetzt auf gleich. Klar brauchte sie neun Monate, um ein richtiges Baby zu werden, obwohl Drachenbabys in der Regel nur sechs bis acht Monate im Mutterleib blieben. Sie würde auch normal wachsen, also nicht schon mit acht so groß sein wie ich. Aber jetzt war sie schon so groß, dass ich sie im Arm halten konnte; sie war knapp so groß wie die Hälfte meines Unterarms.

Auch Marina und Matt kamen oft ins Krankenhaus, um mir Gesellschaft zu leisten und natürlich auch, um Milea auf den Arm zu nehmen. Matt war richtig niedlich, wenn er sie im Arm hielt. Er erzählte ihr dann immer Geschichten. Es war einfach super süß. Auch Jamie und Chad waren von Milea begeistert. Also eins wusste ich, Milea würde eine wunderbare Familie bekommen … und ich auch.

Ich stand an der Wand gelehnt im Zimmer und beobachtete Chad, Matt und Jamie, die um den Brutkasten herum standen und auf Milea herunter sahen. Sie brauchte keine Atemmaske mehr, seit vier Tagen. Das war wieder so ein weiterer Schritt zur Besserung gewesen und ich hatte mal wieder geweint, weil es langsam bergauf mit ihr ging. Die Jungs stritten sich darüber, wer denn der Patenonkel sein würde und fragten Milea dann auch immer, wen sie lieber haben wollte. Ich musste einfach lächeln und dem Spektakel einfach nur zusehen. Jillian und Marina amüsierte das Treiben der drei auch sehr.

In meiner Hose vibrierte es und schnell holte ich mein Handy heraus. Es war eine Sms von Alec. Damit hatte ich nicht gerechnet. Er war gestern ganz früh los gefahren, weil er ein Meeting in Tokio gehabt hatte, dabei hatte er gesagt, dass er vor Morgen nicht nach Hause kommen würde. Schnell öffnete ich die Sms und lächelte sofort. Zur Zeit nannte er mich bei jeder Gelegenheit Schatz und das fand ich einfach nur wunderschön.
 

Hey mein Schatz,

ich komme doch früher zurück. Werde mich gleich ins Flugzeug setzten und nach London zurück kommen. Ich hab mich extra beeilt, weil ich selber weiß, dass wir zur Zeit nicht viel Zeit zusammen verbracht haben, deswegen wollte ich fragen, ob du Lust hast, heute Abend mit mir aus zugehen. Nur wir zwei.

Alec
 

Ich bekam sofort ein Riesen großes Lächeln im Gesicht. Ich wusste doch, dass er das nicht extra machte, dass er so wenig zeit hatte, aber das er sich natürlich Gedanken deswegen machte und auch jetzt versuchte alles wieder in Ordnung zu bringen, war so süß. Ich schrieb schnell zurück.
 

Hey mein Drache,

du weißt genau, dass ich dir das nicht übel nehme und ja, ich würde sehr gerne mit dir heute Abend ausgehen. Ich brauche Zeit nur mit dir alleine.

D
 

Das höre ich gerne. Ich bin um sechs zuhause.

Ich freue mich schon auf dich.
 

Ich freue mich auch auf dich, mein Drache. =)
 

Lächelnd packte ich mein Handy wieder weg und sah dann in zwei dunkelbraune Augen. Jillian grinste mich an.

„Wer war das denn?“, fragte sie. Ich streckte ihr die Zunge raus.

„Du weißt genau, wer das war.“

„Klar, mein super Sohn, der dich zum Essen eingeladen hat.“ War klar, dass er das mit ihr geklärt hatte … damit sie sich nicht an uns dran hängte. Sie lächelte und drehte sich wieder zu den Jungs um. „Ihr habt das nach der ganzen Zeit mal verdient.“

Den ganzen Tag waren wir noch bei Milea, aber dann fuhren wir auch wieder nach Hause, damit ich mich fertig machen konnte. Ich ging erst duschen und dann stand ich in schwarzer Spitzenunterwäsche vor Alecs Schrank, wo ich meine Kleider hinein gehängt hatte, die die ich mitgenommen hatte. Allerdings hatte ich alle schon einmal angezogen und ich weiß auch nicht … ich wollte sie nicht noch mal anziehen, weil ich Alec überraschen wollte. Ich wollte ihm nicht das gleiche Kleid noch mal zeigen, nicht an einem so wichtigen Abend.

„Nichts zum anziehen?“ Ich drehte mich um und sah Jillian verzweifelt an.

„Nein, ich will nicht ein Kleid ein zweites mal anziehen.“ Sie lachte.

„So war ich auch, als ich mit Chester ausgegangen war. Ich wollte ihm immer ein neues Kleid zeigen.“

„Das ist bescheuert oder?“

„Ein bisschen“, lachte sie. „Aber als Alec mich gebeten hatte, euch alleine zulassen, habe ich sofort ein Kleid bestellt.“ Ich schüttelte nur den Kopf und ging zu ihr. Sie legte ein trägerloses, rotes Kleid aufs Bett. Es hatte ein Band um die Taillie in einem etwas dunklerem rot, als das restliche Kleid und sonst war es einfach total schlicht. Ich bedankte mich bei Jillian und zog das Kleid sofort an, dazu nahm ich mir schwarze Pumps an. Meine Haare kämmte ich auf eine Seite und flechtete sie mir. Dann nahm ich mir noch Alecs Kette, die mit dem Familienwappen und legte sie mir um. Ich schminkte mich ein bisschen, aber nicht viel. Nur ein bisschen Wimperntusche, Kajal und Rouche, damit ich ein bisschen Farbe im Gesicht hatte. Einen leichten Lipglos noch auf die Lippen und dann war ich fertig.

„Du siehst wunderschön aus“, lobte Jillian mich, als ich aus dem Bad kam. Wieder bedankte ich mich. „Alec ist eben auch schon gekommen. Ich hab ihn extra in ein anderen Zimmer verscheucht, damit du in Ruhe weiter machen konntest.“ Deswegen konnte ich nur den Kopf schütteln. Jillian war einfach super. Ich bedankte mich noch mal bei ihr. Schnell noch eine schwarze kleine Tasche gepackt, mit meinem Handy, Handcreme und all so etwas und dann nach unten.

Als ich die Treppe hinunter ging, wartete Alec schon auf mich, allerdings war er sich mit Chad am unterhalten. Ich hörte so leicht heraus, dass Chad ihn und mich nicht gerne alleine gehen lassen wollte, weil er immer noch befürchtete, dass uns etwas passieren konnte.

„Uns passiert schon nichts, Chad“, meinte ich und schwups hatte ich die Aufmerksamkeit der beiden Männer. Alec musterte mich von unten bis oben und lächelte breit. Ihm gefiel wohl was er sah und ich musste sagen, er gefiel mir auch sehr. Er hatte diesmal keinen traditionellen Anzug an. Er trug eine schwarze Jeans und ein Hemd, was er sich in die Hose gesteckt hatte, die Hemdarme waren auch hochgekrempelt. Er sah einfach gut aus. Klar waren Jeans und Hemd von irgendeinem Designer, aber das war mir total egal.

„Sie macht sich richtig gut“, grinste Chad mich an. „Für einen Menschen.“ Ich streckte ihm die Zunge raus. Ich wusste, dass er nur einen Witz machte, weil sie alle am Anfang ihre Zweifel mit mir gehabt hatten, weil ich ja nur ein „Mensch“ war – in Anführungszeichen.

„Hör nicht auf diesen Riesen“, meinte Alec und streckte ein Hand nach mir aus. An dieser trug er natürlich sein Armband mit dem Familienwappen. Ich nahm seine Hand an und verschränkte unsere Finger.

Wir fuhren mit Alecs Lotus zu einem recht kleinen Restaurant, wo wir in der hintersten Ecke einen Tisch hatten. Das Restaurant war sehr persönlich und war einfach gemütlich. Es war einfach heimatlich und nicht pompös. Man fühlte sich einfach gut. Im Hintergrund lief leise Musik, so leise damit man sich auch noch unterhalten konnte.

„Das Restaurant ist wunderschön. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt“, meinte ich, nachdem Alec mir den Stuhl zurecht gerückt hatte.

„Ich bin froh, dass es so etwas gibt, um ehrlich zu sein. So riesige Restaurants sind einfach zu laut, da kann man sich nicht so gut unterhalten und mindestens die halbe Nachbarschaft bekommt mit, was man zu bereden hat.“ Da hatte er wohl recht.

Eine etwas ältere Frau kam zu uns an den Tisch und fragte uns, was wir gerne zu trinken haben wollten. Sie hatte auch schon zwei Karten dabei, die sie auf den Tisch legte.

„Schönen guten Abend, Mr. Jacobs, was kann ich für Sie tun?“, fragte sie. Ich musste wieder lächeln. Es war ja klar, dass Alec in fast jedem Restaurant bekannt war … und trotzdem überraschte es mich manchmal.

„Wir nehmen eine Flasche Pinot noir“, bestellte Alec. Die Kellnerin nickte und verschwand wieder. So viel wusste ich jetzt auch über Weine, dass ich wusste, dass ein Pinot noir ein Blauburgunder war, also ein Rotwein.

„Kannst du etwas empfehlen?“, fragte ich Alec, als ich meine Karte aufschlug.

„Nein, nicht wirklich, aber ich würde vorschlagen, dass du aufisst“, neckte er mich.

„Du bist blöd, aber da das nach langem mal wieder ein Date ist, verzeihe ich dir“, neckte auch ich ihn. Es tat gut, ein bisschen herum zu albern.

Nach fünf Minuten hatte ich mich für ein Steak und Kartoffelscheiben entschieden, dazu einen kleinen Salat. Alec erklärte mir, dass Kartoffeln ein Hauptnahrungsmittel der Engländer sei und das es fast zu jeder Speise Kartoffeln gab, entweder aus dem Backofen oder mit Schale und Öl aus der Pfanne. Da war ich dann mal gespannt.

Als wir uns dann auch entschieden hatten, kam die Kellnerin wieder und schüttete uns den Wein ein. Die Flasche stellte sie, samt Kühlebehälter auf unseren Tisch. Dann bestellte Alec für uns und sie verschwand wieder. Wir nahmen unsere Gläser in die Hand und stießen an.

„Und über was reden wir jetzt?“, fragte ich lächelnd.

„Darüber, dass du in dem Kleid einfach wunderschön aussiehst.“ Mir schoss sofort die Röte in die Wangen und ich sah zur Seite. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Ich dachte wirklich, er würde ein ernstes Thema ansprechen. Es war ja nicht so, dass wir nicht einiges zu besprechen hatten.

„A) du bist ein Schleimer und b) wir müssen unbedingt über wichtigere Sachen reden.“ Alec lachte und nahm meine Hand über den Tisch.

„Ich weiß, aber ich wollte es dir noch mal gesagt haben, bevor wir hier streiten.“

„Wir werden ganz sicher nicht streiten, Alec, aber wir müssen endlich mal darüber reden, wie das jetzt laufen wird.“

„Von mir aus, kannst du bei mir einziehen und für immer bei mir bleiben.“ Ich kniff ihn in seine Hand.

„Ich meine das Ernst.“ Er hob seine freie Hand.

„Okay, okay. Ich hab da eine Idee, weil ich dich nicht mehr gehen lassen werde, müssen wir wohl alles nach London umwurschteln.“ Ich lächelte und drückte Alecs Hand. Ich würde auch nicht mehr von ihm weg gehen. Uns würde nur der Tot trennen. „Es gibt ein Tonstudio in der Nähe, was ich kaufen könnte, damit ihr alle hier arbeiten könntet, wenn du das möchtest.“ Und wie ich wollte. Ich liebte das Reisen und ich hatte mich ja auch dafür entschieden, aber seit ich Alec kannte, wollte ich auch einen Platz haben, dass ich mein Zuhause nennen konnte und dieses Zuhause war auf jeden Fall bei Alec.

„Wenn die Jungs damit einverstanden sind und auch damit einverstanden sind hier zu leben, finde ich es eine wunderbare Idee.“ Alec nickte und küsste meinen Handrücken.

„Ich muss ehrlich sein, ein Nein werde ich nicht akzeptieren.“ Ich lachte.

„Willst du sie dann hypnotisieren oder was?“

„Ja, wenn es sein muss.“

„Als ob du das kannst.“

„Dann lern ich es.“ Ich konnte einfach nicht anders, als zu lächeln. Langsam beugte ich mich zu Alec rüber und küsste ihn dann.

„Ich liebe dich. Danke.“ Wir küssten uns noch etwas länger, aber dann trennten wir uns wieder.

„Gut, wohnen und arbeiten schon mal abgehackt.“

„Kommen wir zur Wahrheit.“

„Wirklich? Das ist so ein blödes Thema.“

„Es ist wichtig. Ich weiß nicht, wie ich Milea vor den anderen verheimlichen soll. Ich kann jetzt nicht Neun Monate untertauchen und mich nicht bei ihnen melden. Sie wissen, dass ich angeblich Schwanger bin.“

„Ja, ich weiß.“

„Aber sagen kann ich es ihnen nicht?“ Ich sah Alec flehend an. Es wäre viel einfacher für mich, wenn ich es ihnen nur sagen könnte. Das ganze geheim halten würde eh irgendwann auffliegen und dann war es eh zu spät.

„Ich weiß nicht, Dejna.“

„Es wäre so einfach, dann müsste ich mich nicht verstellen. Und ich schwöre, dass sie auch den Mund halten werden.“ Alec küsste wieder meinen Handrücken.

„Ich muss darüber mit Caleb reden, so etwas kann ich nicht einfach so entscheiden.“

„Okay, damit bin ich einverstanden, aber was machen wir bis dahin?“

„Dann musst du wohl in den sauren Apfel beißen und so einen künstlichen Schwangerschaftsbauch tragen.“

„Das ist nicht dein Ernst.“

„Was anderes gibt es nicht.“

„Hallo, wozu habt ihr Magier und Hexen?“ Alec lachte.

„Ich dachte, du fällst darauf rein.“ Ich streckte ihm die Zunge raus. „Ich könnte einen Zauber besorgen, damit sie meinen zu sehen, dass du Schwanger bist.“ Ich nickte.

„Okay, also hängt das alles nur noch damit zusammen meinen Freunden den Vorschlag zu machen, hier zu leben und Caleb zu fragen, ob ich meinen Freunden sagen darf, dass du ein Drache bist.“

„Zusammengefasst ja.“

„Gut.“ Ich drückte Alecs Hand und nahm einen Schluck von dem Rotwein. Es war gut, mich mit Alec auszusprechen, auch wenn wir das alles hier jetzt durchzogen. Je schneller wir das Wichtige hinter uns hatten, desto schneller konnten wir herum albern und einfach den Abend genießen.

Im nächsten Moment kam auch schon die Kellnerin und brachte unser Essen. Wir wünschten uns einen guten Appetit und fingen an. Ich probierte eine von den Kartoffelscheiben und musste leicht aufstöhnen. Die waren einfach wunderbar. Sie waren schon gesalzen, aber nicht zu viel, einfach perfekt. Dazu waren sie auch noch mit ein paar Gewürzen gewürzt, sodass man einen leckeren Geschmack im Mund hatte.

„Gibt es noch etwas, über das du reden möchtest?“, fragte Alec. Ich schluckte die Kartoffelscheibe herunter und stocherte ein bisschen in dem Steak herum.

„Schon“, murmelte ich und sah dann auf. „Es geht um unsere Verbindung.“ Alec zog die Augenbrauen hoch.

„Also ich versuche ja schon nicht so altbacken zu reden, aber das war gerade echt komisch. Verbindung?“

„Du weißt genau, was ich meine.“ Er lächelte und nickte. „Ich möchte das, Alec. Ich möchte richtig zu dir gehören“, murmelte ich.

„Das möchte ich auch, aber deswegen musst du dir keine Gedanken machen.“ Ich sah ihn an und machte mir zum Ziel, dass Alec und ich uns diese Nacht noch verbanden. Ich wollte nichts sehnlicher, als mich mit ihm zu verbinden, um endlich richtig zu ihm zugehören. Ich wollte das gleiche Mal wie Jillian auf dem Schulterblatt tragen. Das Zeichen, was mich mit Alec verband. Sein Wappen.

Wir aßen weiter und unterhielten uns jetzt über alles mögliche. Die ganzen wichtigen Themen waren besprochen und so konnten wir den restlichen Abend einfach genießen und auch nicht mehr an die letzten Wochen denken, die einfach nur stressig und schrecklich waren.

Nach dem Essen waren wir noch etwas geblieben und hatten uns unterhalten. Es war nichts gezwungenes, es war einfach schön. Allerdings bat ich Alec noch ein bisschen spazieren zu gehen. Ich hatte den Salat, der nicht gerade klein gewesen war, und die große Portion Steak mit Kartoffelscheiben ganz aufgegessen und musste jetzt einfach etwas gehen. Ich merkte so langsam, wie mir schlecht wurde. Ich hatte ja eigentlich nicht alles aufessen wollen, aber seit dem Krankenhaus hatte ich auch nicht mehr viel gegessen und das was ich wegen Milea zugenommen hatte, war in dem Moment, als sie draußen gewesen war auch wieder weg gewesen. Und in diesem einen Monat hatte ich auch schon wieder abgenommen, weil ich einfach nichts essen konnte. Das Brechen hatte wieder angefangen und ich hielt es wirklich nicht mehr aus.

Alec führte mich durch die Straßen, die leicht beleuchtet waren bis zu einem etwas kleineren Park, wo wir auch hinein gingen.

„Geht es dir wirklich gut?“, fragte er nach einiger Zeit. Ich lachte und lehnte mich an ihn. Wir hatten Händchen gehalten, aber jetzt ließ er meine Hand los, um seinen Arm um meine Schulter zu schlingen.

„Ich hab zu viel gegessen“, gab ich zu und sah zu ihm auf. „Ich wollte nicht, dass gute Essen verschwenden. Es war wirklich lecker gewesen und außerdem muss ich zunehmen.“

„Aber du hättest dich nicht voll stopfen müssen.“ Ich packte ihn sanft an seinem Hemdkragen, zog ihn zu mir runter und küsste ihn.

„Es geht schon“, flüsterte ich. Alec schüttelte nur den Kopf und küsste mich noch mal.

Wir kamen an einer Bank an, zu der Alec mich steuerte. Ich setzte mich sofort, Alec blieb stehen. Ich sah ihn an und lächelte, dann klopfte ich neben mich.

„Versprich, nicht auszuflippen.“ Was? Ich zog eine Augenbraue hoch. Was hatte er vor. Langsam ging er vor mir auf die Knie und da machte es klick. Er wollte mir doch jetzt keinen Antrag machen … oder doch? Alec holte etwas aus seiner Jackentasche … und was war es? Ein blaues Samtkästchen. Nein, nein, nein, er tat es wirklich! Aaaaahh!!

„Sag einfach nichts, okay?“ Er machte das Kästchen auf und mich strahlte ein blauer Edelstein entgegen, der auf einem schmalen, silbernen Ring eingeschweißt war. „Hör mir einfach zu, ich brauche noch kein Ja und auch noch kein Nein, ich möchte nur, dass du weißt, was ich für dich empfinde und wie viel du mir bedeutest. Mir reicht es nicht einfach nur so zu wissen, dass du zu mir gehören willst, deswegen muss ich dich fragen, weil du alles für mich bist, Dejna. Diese fünf Tage an deinem Bett waren die schlimmsten fünf Tage für mich und ich möchte einfach, dass du weißt, dass ich dich mehr als alles andere auf der Welt liebe.“ Ich schluckte und schrie mich im Geiste selber an, dass ich bloß nicht anfangen sollte zu weinen, aber seine Worte waren einfach zu schön. Er holte den Ring aus dem Kästchen und steckte ihn mir an den Ringfinger meiner linken Hand.

„Darf ich dir trotzdem eine Antwort geben?“, flüsterte ich und da rollten dann doch ein paar Tränen über meine Wangen. Alec sah mir in die Augen und nickte. „Ja“, wisperte ich und legte meine Hände auf seine Wangen. „Es würde immer Ja heißen.“ Damit küsste ich ihn leidenschaftlich.
 


 

Es war schon spät, aber das scherte Alec und mich nicht. Küssend gingen wir die Treppe der Villa hoch. Als ich schon das zweite mal stolperte, knurrte Alec, packte mich und hob mich hoch. Ich schlang meine Beine um seine Hüften und küsste ihn leidenschaftlich weiter. Alec ging in unser Zimmer und schlug die Türe mit seinem Fuß zu. Wir lösten uns und Alec küsste meine Wange, meinen Hals und dann mein Dekolleté. Ich schloss die Augen und genoss seine warmen Lippen auf meiner Haut. Langsam ließ er mich wieder auf meine Füße. Ich kickte die Pumps aus und auch Alec streifte seine Schuhe ab. Dann zog Alec mich wieder an sich und küsste mich wieder. Er griff um mich und zog den Reißverschluss des Kleides auf. Seine Finger strichen über meinen Rücken und das Kleid glitt einfach so an meinem Körper herunter. Meine Zunge strich über seine Lippen und baten um Einlass, den er mir auch gewehrte. Wir küssten uns immer leidenschaftlich und langsam drückte Alec mich zum Bett. Meine Hände machten sich selbständig und knöpften schnell sein Hemd auf, was ich ihm dann langsam von den Schultern striff. Ich löste mich von seinen Lippen und küsste einen Weg über seine Wange zu seinem Hals und zu seiner Schulter, in die ich leicht biss. Alecs Haut verwandelte sich kurz in eisblaue Schuppen, aber das dauerte nicht lange an. Was ich sehr schade fand. Ich mochte es irgendwie, wenn er ein Drache war, da war er so majestätisch und stark. Meine Lippen liebkosten weiter seine Schulter, aber das war irgendwie nicht das gleiche, wie seine Lippen zu kosten. Also küsste ich ihn wieder auf die Lippen und meine Zunge forderte seine zu einem wilden Kampf heraus, den er annahm. Alec packte mich an der Hüfte und drückte mich immer weiter zum Bett. Meine Hände hatten sich auch schon wieder selbstständig gemacht und machten ihm nun die Hose auf. Sie war schnell ausgezogen, sodass Alec mich packen konnte und aufs Bett schmeißen konnte. Ich schrie kurz auf, als ich auf der weichen Matratze ankam. Alecs Augen funkelten und langsam kam er auf mich zu, wie ein Drache, der sich seine Beute ausgesucht hatte. Aber ich fühlte mich nicht so wie eine Beute, ich fühlte mich attraktiv und deswegen reckelte ich mich ein bisschen, um ihn ein bisschen aus der Fassung zu bringen. Und so wie Alec knurrte, klappte das auch ganz gut. Auch seine Haut verwandelte sich wieder in die eisblauen Schuppen und diesmal blieben sie. Er kam zu mir aufs Bett und kletterte über mich. Seine Lippen striffen nur leicht meine Haut, erst meine Beine, dann meinen Bauch, zwischen meinen Brüsten, mein Dekolleté und dann meine Schulter. Ich schluckte und schloss die Augen. Er biss leicht in meine Schulter und strich mit seiner Zunge über meine Haut.

„Tu es jetzt, bitte“, flüsterte ich. Gott, ich wollte endlich wissen, wie es sich anfühlte, wenn er mich kennzeichnete.

„Da ist aber jemand ungeduldig.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.

„Alec“, quengelte ich. Er lächelte und dann dauerte es auch nicht mehr lange, bis wir nackt auf dem Bett lagen.

Alec küsste mich und drang dann in mich ein. Ich stöhnte in den Kuss und krallte mich in seine Haare. Er bewegte sich in mir und küsste meine Schulter. Dann spürte ich seine Zunge auf meiner Haut, auf der Stelle, wo das Mal sein würde. Alec stieß weiter zu und ich keuchte. Gott, er war einfach hammer.

Und dann spürte ich ein stechen in meinem Schulterblatt. Es wurde leicht warm und dann spürte ich nur noch ein prickeln, was sich über meine Haut zog. Ich schloss die Augen und stöhnte auf. Ich klammerte mich an Alec und spürte, wie das angenehme Prickeln ein Muster auf meine Haut malte. Meine ganze Schulter prickelte und ich bekam Verlangen nach Alec. Ich stieß mit ihm und er wurde schneller.

„Alec“, keuchte ich. Und dann spürte ich die Schuppen unter mir. Überall waren Schuppen. Ich sah mir Alec an ... und er hatte auch wieder seinen Drachenschwanz, er war einfach riesig und knallte hinter uns auf den Boden, er reichte bestimmt bis zur Türe, aber das war mir egal. Ich wollte nur noch Alec spüren.

Er stieß heftiger zu und ich versank in unserer Leidenschaft. Es war so gut. Er war so gut. Und das pochen in meiner Schulter hörte auch nicht auf.
 

Langsam wurde ich wach und sah auf eine braungebrannte Männerbrust. Sofort lächelte ich und kuschelte mich noch etwas mehr in Alecs Arm. Die letzte Nacht war unglaublich gewesen. Wir hatten uns immer und immer wieder geliebt, bis wir nicht mehr konnten. Ich hatte einfach so ein Verlangen nach Alec gehabt, nachdem er mich gekennzeichnet hatte, dass ich meine Finger nicht mehr von ihm lassen konnte. Genau wie jetzt. Ich strich leicht über seine Brust und küsste sie dann auch. Alec brummte leise und legte seine Hand auf meine Hüfte. Seinen Arm hatte er mal wieder um mich geschlungen, sodass ich auf seinem Arm lag. Lächelnd sah ich zu ihm auf, als er gerade seine Augen öffnete.

„Hey“, hauchte er mit einer noch raueren Stimme als sonst.

„Morgen“, strahlte ich und küsste sanft sein markantes Kinn. „Gut geschlafen?“

„Das fragst du noch, nach letzter Nacht?“ Er kniff mich leicht in die Seite und biss mir in die Unterlippe. Nachdem wir uns ein zwei Mal geküsst hatten, legte Alec seinen Kopf wieder nach hinten und sah zur Decke. Ich sah auf meine linke Hand, wo ich immer noch meinen Verlobungsring trug und den würde ich immer tragen. Und bald, da war ich mir ganz sicher, würde auch noch ein Ehering dazu kommen. „Alles okay?“ Ich lächelte ihn an und nickte.

„Ja, total.“ Alec wollte sich aufsetzten, aber ich war schneller und kletterte schnell auf ihn. „Du wolltest jetzt doch wohl nicht aufstehen.“ Ich drückte Alec zurück auf seinen Rücken und stützte mich dann auf seiner Brust ab.

„Dejna, ich habe zu tun.“

„Du hast mich jetzt erst einmal zufrieden zu stellen. Wir sind jetzt verlobt, dass heißt, dass wir eine Partnerschaft führen und du dir auch etwas Zeit für mich nehmen musst.“ Ich lächelte und beugte mich zu ihm runter. Alec lachte und ich biss in seine Lippe.

„Mehr Zeit für dich nehmen?“

„Ja und zwar nur für mich“, hauchte ich und küsste Alec leidenschaftlich. Dieser schlang seine Arme um mich und streichelte mein Steißbein.

Als wir uns lösten lächelte ich breit. Ich war wirklich glücklich und so langsam bekam ich das Gefühl, dass alles gut werden würde. Wenn der Rat erst einmal wieder vollständig war und Milea ein bisschen größer, würden wir eine große und tolle Familie werden.

„Ich muss wirklich los“, flüsterte Alec an meinen Lippen. Ich seufzte und trennte mich ganz von ihm.

„Und was machst du als deine Entschuldigung?“, fragte ich beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Such dir etwas aus und ich mache es.“ Er küsste mich noch mal und drehte uns dann plötzlich. Ich schrie erschrocken auf; Alec lächelte. Dann küsste er mich noch mal und stand auf. Ich drehte mich auf die Seite und sah seinem Adoniskörper nach. Alec verschwand im Bad und ich viel zurück auf den Rücken. Das war so unfair, ich hatte noch etwas mit ihm kuscheln wollen, aber na ja, da konnte man nichts machen.

Langsam stand ich auch auf und holte mir Unterwäsche aus meiner Tasche. Als ich dann auch den BH zugemacht hatte, stellte ich mich vor den Spiegel und kämmte mir meine Haare mit den Fingern auf eine Seite, weil ich mir das Mal ansehen wollte, was Alec letzte Nacht in meine Haut gebrannt hatte. Er hatte mir zwar schon gesagt, dass es nur sein Familienwappen war, aber ich wollte es selber sehen. Und ja ich hatte es auch schon bei Jillian gesehen und trotzdem war es was anderes, es auf seiner eigenen Haut zu sehen.

Langsam drehte ich mich um und sah es mir an. Es sah haargenau so aus, wie meine Kette, mit dem Familienwappen. Allerdings konnte man nicht sagen, wie es auf meine Haut gekommen war. Die Umrisse waren zwar schwarz, dass man annehmen könnte, dass meine Haut an den Stellen verkohlt sein könnten, da die Umrisse schwarz waren, aber selbst danach sah es nicht aus, es sah wie eine Tätowierung aus. Und sie war wunderschön. Ich lächelte sofort. Ich glaube, das bekam ich heute nicht mehr aus meinem Gesicht, auch wenn ich Alec wieder den ganzen Tag nicht sehen würde. Ich drehte mich wieder um und betrachtete meinen Körper im Spiegel. Mein Bauch war immer noch eingefallen und an der Stelle wo Bec mich mit seinem Messer getroffen hatte, war noch ein kleiner Fleck, aber dieser würde nicht mehr lange da sein. Das zugenähte Anschussloch, war auf der anderen Seite meines Bauches. Ein weiterer weißer Streifen verlief senkrecht über meinen ganzen Bauch. Das war von meiner Operation, als Ian mir Milea als Ei aus dem Bauch nehmen musste. Dieser Streifen würde auch verschwinden. Dann sah ich weiter. Meine Beine und Arme waren nur noch Haut und Knochen, auch meine Brüste litten unter dem ganze Gewichtsverlust. Sie waren von Anfang an nie groß gewesen, vielleicht nur kleine Äpfel, aber jetzt waren sie noch nicht mal richtig straff. Jetzt erst merkte ich, wie mitgenommen mein Körper aussah … und doch hatte Alec sich in mich verliebt und schlief auch mit mir. Jetzt wo ich mich sah, konnte ich das gar nicht verstehen. Leicht strich ich über meinen Bauch. Wie konnte er sich nur in mich verlieben?

Plötzlich schlangen sich zwei starke Arme um mich und Alecs feiner Duft nach Mann kam mir in die Nase.

„Hör auf damit“, flüsterte er und küsste meinen Hals, dann meine Schulter und dann küsste er ganz sanft das Mal. Es war komisch, als er das Mal berührte, es war nicht erschreckend komisch, es war schön, weil ich irgendwie wusste, dass es auch so eine Art von Verbindung war. Es verband Alec und mich auf eine intensive Art, die ich bis gerade nicht begreifen konnte. Ich wusste, seit dem ersten Kuss vor meinem Hotelzimmer, dass Alec besonders war. Und dieses Mal machte mir erst richtig bewusst, dass wir zwei einfach zusammen gehörten. Ich spürte seinen Stolz und seine Liebe zu mir. Es war einfach nicht in Worte zu fassen, was ich für Alec empfand und das beste an der ganzen Sache war einfach, dass er genauso empfand.

„Aber es ist die Wahrheit.“

„Ist es nicht.“ Er küsste meinen Hals und strich zärtlich über meinen Bauch. „Ich liebe dich, egal wie du aussiehst.“ Ich sah Alec durch den Spiegel ins Gesicht. „Das ist die Wahrheit.“ Er lächelte noch mal und ging dann zum Schrank. Schleimer. Aber genau damit, machte er mich zur glücklichsten Frau der Welt.

Ich sah mich noch mal im Spiegel an und plötzlich knurrte mein Magen. Meine Augen weiteten sich und ich sah auf meinen Bauch hinunter. Mein Magen hatte geknurrt, er hatte wirklich geknurrt. Und wenn ich jetzt so über Essen nachdachte, hatte ich richtigen Hunger.

„Ich hab Hunger“, meinte ich dann auch laut. Alec lachte und schüttelte den Kopf. Ich lächelte nur und machte mich schnell fertig.

Nach dem ich geduscht und mich angezogen hatte, frühstückte ich noch schnell etwas, was Joe mir gezaubert hatte. Es waren Pfannkuchen und selbst gemachte Croissant. Von den Pfannkuchen aß ich zwei mit viel Nutella und von den Croissant aß ich drei, hehe. Sie waren auch super lecker. Nach dem Frühstück fuhren Jillian, Jamie und ich wieder zum Krankenhaus. Diesmal waren wir alleine mit Milea. Ich hielt sie lange in meinen Armen und sah einfach auf sie herab. Ich wollte Bastian von ihr erzählen, ich wollte, dass er und die anderen auch hier waren, um ihr Kraft zu geben, weil ich das Gefühl hatte, je mehr Leute hier waren, desto besser ging es ihr. Sie zog einfach von allen Kraft, weil sie wusste, dass sie geliebt wurde.

Für eine halbe Stunde war ich mit Milea alleine, als plötzlich die Tür aufging und Bastian in der Tür stand. Ich stand sofort auf und sah ihn mit großen Augen an.

„Basti“, hauchte ich. Er sah mich auch überrascht an, dann sah er zu dem kleinen Bündel in meinem Arm.

„Was ist hier los?“, fragte er. Ich sah zu Milea herunter und seufzte, dann ging ich auf Basti zu.

„Das ist Milea“, meinte ich zu ihm und strich ihr liebevoll über die Wange. „Meine Tochter.“

„Willst du mich verarschen, Dejna? Du hast vor einem Monat erst Bescheid gewusst und jetzt ist sie schon da?“ Bastians Stimme wurde etwas lauter.

„Bitte, sprich nicht so laut. Ich erkläre dir alles.“ Er schüttelte den Kopf und sah von Milea zu mir.

„Was ist hier verdammt noch mal los?“ Sachte legte ich Milea in den Brutkasten zurück und deckte sie wieder zu, damit ihr bloß nicht kalt wurde. „Dejna, ich will hören was hier los ist.“ Ich seufzte und sah noch etwas auf Milea herab. Ich wusste nicht, wie ich es ihm sagen konnte, ob er es überhaupt verstehen würde. Ich wusste noch, wie ich reagiert hatte, als Alec mir erzählt hatte, dass seine Großeltern wohl an Drachen geglaubt hatten. Basti würde es nicht so leicht aufnehmen, wie ich es getan hatte, weil er nicht zu dieser Welt gehörte. „Dejna!“ Er packte mich unsanft am Arm und drehte mich zu sich. Er drückte fest zu und tat mir weh.

„Basti, du tust mir weh“, sagte ich und versuchte seine Hand zu lösen, aber dadurch drückte er noch mehr zu. „Bitte.“ Ich sah ihm in die Augen und da ließ er mich los. Ich rieb mir den Arm und ging ein bisschen von Milea weg, damit ihr nichts passierte. Bastian folgte mir und drängte mich immer noch etwas zu sagen. „Es ist schwer zu erklären“, fing ich an.

„Schwer zu erklären? Ja, das sehe ich. Wie kann das sein?“ Ich zuckte die Schultern.

„Ich wollte nicht, dass du es erfährst, aber jetzt kann ich auch nichts daran ändern“, fing ich an. Ich würde es einfach so heraus sagen, anders ging es nicht. „Es gibt noch eine andere Welt, Basti. Eine Welt voller Wesen, die wir dachten, dass sie nur in Filmen existieren und ich gehöre zu ihnen.“

Stille. Bastian sah mich nur an.

„Geht es dir gut, Dejna? Ich glaube, dieser Typ hat dir eine Gehirnwäsche verpasst“, sagte er dann nach einiger Zeit. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ich hatte ja damit gerechnet, dass er mich auslachte, aber dass er Alec so etwas unterstellen würde, hätte ich wirklich nicht gedacht.

„Alec hat mich keiner Gehirnwäsche unterzogen.“

„Was dann? Dejna, Vampire und Werwölfe gibt es nicht.“

„Doch, sie gibt es. Genauso wie es Drachen gibt. Und genau aus dem Grund ist Milea auch schon geboren und nicht mehr in meinem Bauch. Es ist viel passiert und ich kann dir noch nicht alles erzählen, aber du musst mir einfach glauben.“ Basti schüttelte den Kopf.

„Du bist doch bekloppt.“ Er packte mich wieder am Arm und zog mich zu sich. „Ich hol dich hier raus, damit du Hilfe bekommst.“

„Nein, Bastian, lass mich los!“ Ich versuchte wieder seinen Griff zu lösen, aber er hielt mich einfach zu fest.

„Lass sie los, Bastian“, ertönte plötzlich eine raue Stimme. Ich sah zur Zimmertür, in der Alec stand. Er sah Bastian böse an und Rauch stieg aus seiner Nase empor. Oh, oh, nein das war nicht gut.

„Du! Was hast du mit ihr gemacht?“ Bastian kochte vor Wut, ließ mich los und ging auf Alec zu. „Ich werde nicht zulassen, dass du so mit ihr spielst. Was hast du ihr erzählt? Drachen? Vampire? Werwölfe?“

„Du solltest dich ein bisschen beruhigen.“

„Ich mich beruhigen? Ich zeig dir beruhigen, du aufgeblasenes Arschloch.“ Bastian ballte seine Hand und schlug zu.

Ich schloss aus Schreck die Augen, aber als nächstes hörte ich nur, Bastians Schmerzensschrei. Sofort machte ich meine Augen wieder auf und lief zu Bastian, der sich die Faust zwischen seine Beine gesteckt hatte.

„Verdammt“, keuchte er. Als nächstes krachte es neben uns und was ich da sah gefiel mir gar nicht. Es war Alecs riesiger Drachenschwanz. Ich sah zu ihm auf. Alec sah mir in die Augen und machte mit einem Stupps die Türe zu, damit keiner sah, was da zu unseren Füßen lag. Aus Alecs Nase lief ein bisschen Blut und seine Nase war leicht gekrümmt.

„Alles okay?“, fragte ich. Alec nickte nur und richtete sich seine Nase. Mit einem Knacks, war sie wieder an der Richtigen Stelle.

„Heilige Scheiße, was ist das?“, keuchte Bastian und sah zu Alecs Drachenschwanz. „Oh mein Gott.“ Bastis Beine knickten ein und er fiel gegen mich. Ich hatte Mühe ihn zu halten, also kam Alec schnell an meine Seite und nahm mir Basti ab.

„Geh Ian holen und ein Bett“, meinte Alec. Ich nickte und sah noch mal zu seinem Drachenschwanz, der einfach nicht verschwand. Dann lief ich schnell aus dem Zimmer und zur Rezeption. Ich bog gerade ab, da kam mir Ian auch schon entgegen. Ich lächelte ihn an und Ian wusste sofort, dass ich etwas von ihm wollte.

„Was ist los?“, fragte er.

„Ähm … ich brauche ein Bett. Bastian wollte mich besuchen kommen, weil er dachte, dass ich noch im Krankenhaus liege und hat mich dann mit Milea gesehen. Ich hab versucht es ihm zu erklären, aber er flippt aus, will mich mitnehmen, Alec taucht auf, Basti boxt Alec auf die Nase, Alecs Drachenschwanz kommt zum Vorschein und nun haben wir einen Bewusstlosen Bastian, dessen Hand wahrscheinlich gebrochen ist.“ Ian nickte.

„Ja, das seid so typisch ihr.“ Ich lächelte ihn entschuldigend an. „Ich besorg ein Bett und komme zu euch.“

„Danke.“

Ich ging schnell wieder zurück. Alec hatte Bastian solange auf den Stuhl gesetzt, sein Drachenschwanz lag immer noch auf dem Boden.

„Hast du ihn gefunden?“, fragte Alec und ich nickte nur.

„Was ist los?“, fragte ich und sah zu seinem Schwanz.

„Ich bin noch ein bisschen aufgeladen. Am liebsten hätte ich ihm echt eine verpasst.“ Das konnte ich verstehen und deswegen war ich auch nur froh, dass er sich so unter Kontrolle hatte. Alec schloss kurz die Augen und atmete tief ein und aus.

In dem Moment ging die Türe wieder auf und Ian schob ein Krankenhausbett ins Zimmer. Ich nahm ihm das Bett ab und stellte es neben Mileas Brutkasten.

„Oh, geht es dir gut?“, fragte Ian Alec sofort.

„Meine Nase ist schon wieder geheilt, danke der Nachfrage und ja mir geht es gut“, meinte Alec nur. Ich biss mir auf die Lippe und sah Alec an. Er stand an der Wand und schloss wieder die Augen. Seine Muskeln waren total angespannt und seine Hände zitterten leicht. Ian hob nur die Hände und trug Bastian auf das Bett.

„Ist alles okay bei ihm?“, fragte ich Ian leise, als er nach Basti sah.

„Ja, denke schon. Er ist nur aufgeladen. Das kann passieren. Das Wesen in ihm nutzt jede Gelegenheit, um aus ihm heraus zu kommen und so wie es aussah, fand Alec es nicht gerade prickelnd, dass Bastian den großen Macker mackieren wollte.“ Ich strich über meinen Arm. Es tat zwar nicht mehr weh, aber Bastian hatte mich schon grob angefasst. Ich meine, ich konnte es ja verstehen, er war sauer und da flippte er schon mal aus. „Geht es dir gut?“

„Ich möchte nur, dass Bastian weiß, was hier los ist. Ich möchte ihn aber nicht verlieren.“ Ian nickte.

„Das wird schon. Spätestens nach seiner Ohnmacht. Er weiß jetzt, dass du die Wahrheit gesagt hast, er wird etwas Zeit brauchen, aber verlieren wirst du ihn nicht.“ Ich bedankte mich bei Ian und sah dann zu Alec. Sein Drachenschwanz war verschwunden und auch das Zittern seiner Hände hatte aufgehört.

„Geht es wieder?“, fragte ich. Alec nickte nur.

„Tut mir leid, ich war nur so sauer, als ich gesehen hatte, wie er dich so gewaltsam gepackt hatte.“ Ian war schon längst gegangen und hatte uns alleine gelassen. Ich ging schnell auf Alec zu und schlang meine Arme um seinen Hals.

„Mir geht es gut. Bastian war nur ein bisschen verwirrt.“

„Ja, verwirrt. Galant ausgesprochen.“ Ich lächelte und küsste Alec liebevoll.

„Dein Schwanz hat mir gefallen“, kicherte ich und biss in seine Lippe.

„Ach ja?“ Ich lachte und nickte, dann küsste Alec mich.

Hinter uns brummte Bastian. Er wachte langsam wieder auf. Ich küsste Alec noch mal kurz und trennte mich dann von ihm. Bastian schlug die Augen auf und sah sich um.

„Alles okay?“, fragte ich ihn. Er nickte und setzte sich auf, dann sah er von mir zu Alec und dann zu dem Brutkasten mit Milea.

„Das habe ich doch alles nur geträumt oder?“

„Nein, es ist alles wahr, Basti. Ich weiß es ist schwer zu verstehen, aber es stimmt und ich kann auch verstehen, wenn du nichts mehr davon hören willst, das ist auch okay.“ Er nickte und schwang seine Beine von dem Bett. Er sah sich in dem Raum um und schüttelte den Kopf.

„Ich … ich brauche eine Auszeit … das alles kann einfach nicht wahr sein“, murmelte er. Ich wollte etwas sagen, aber Alec nahm meine Hand und drückte sie. Ich ließ es und ließ Bastian einfach gehen.

„Er wird sich melden.“ Ich seufzte. Ich hoffe. 

Epilog

Epilog
 

„Papa, Papa!“, ertönte es durch die ganze Villa. Ich lächelte sofort, als ich Mileas Stimme hörte. Sie war draußen im Garten und tollte wie immer herum.

Ich kam gerade aus der Küche mit einem Tablett voller selbstgemachter Keksen, von Joe, und Kaffee in der Hand und ging raus in den Garten.

Milea hopste auf der Wiese neben dem Pool herum, sie hatte ein Springseil in den Händen und sang dabei ein Springlied. Ihr Sommerkleid hüpfte immer auf und ab, genauso wie ihre zwei Zöpfe, die ich ihr heute Morgen geflochten hatte. Schuhe hatte sie keine an, sie meinte immer, dass sie mit Schuhen kein Seil springen konnte.

Immer mal wieder stoppte sie, um nach ihrem Vater zu rufen. Alec war in seinem Büro, weil er noch etwas wichtiges für die Arbeit erledigen musste, aber seine Tochter wollte ihm unbedingt etwas zeigen.

„Papa!“, schrie sie wieder.

„Milea, er kommt gleich“, meinte einer ihrer Patenonkel.

„Ich weiß, Onkel Basti, aber ich ärger ihn so gerne.“ Ich schüttelte nur den Kopf und stellte das Tablett auf den Gartentisch. Basti nahm sich sofort eine Tasse und schüttete sich Kaffee hinein. Schwarz wie immer. Wie ekelhaft.

„Papa!“, schrie Milea ein weiteres mal. Aber Alec antwortete immer noch nicht, also ließ sie ihr Seil fallen und flitze in doppelter Geschwindigkeit ins Haus. Ich hielt sofort die Servietten fest, die durch ihren verursachten Windstoß beinahe herunter geflogen waren … allerdings war ich es ja gewöhnt, also war es ein Reflex, nach den Servietten zu greifen. Auch Bastian griff nach ihnen, war aber zu langsam.

„Wie hältst du das aus?“, fragte er mich. Ich lachte nur. „So schnell würde ich nie reagieren.“

„Stimmt, bei dir wären sie jetzt überall verstreut“, lachte ich. Basti streckte mir die Zunge raus.

Im nächsten Moment kam Milea wieder, mit der selben Geschwindigkeit. Sie schnappte sich ihr Seil und hüpfte wieder los. Keine Minute später tauchte Alec auf der Terrasse auf. Milea grinste sofort und ließ ihr Seil wieder fallen.

„Was ist denn?“, fragte Alec und kam zu uns. Ich lächelte ihn an und schüttete ihm auch etwas Kaffee ein, zur Beruhigung.

„Ich muss euch was zeigen“, grinste sie und fing an, zu tanzen.

„Und was?“

„Ich dachte schon, du fragst nie.“ Ich schüttelte nur den Kopf. „Passt auf.“ Sie rieb sich die Hände und biss sich auf die Lippe. „Passt auf“, sagte sie wieder und dann sprang sie hoch. Sie explodierte in der Luft und wurde zu einem kleinen eisblauen Drachen. Sie flog über unsere Köpfe und brüllte leise. Es hörte sich total süß an, sie hatte noch nicht das Volumen von Alec, wenn er brüllte.

Ich bin ein Drache, sagte sie in unseren Köpfen. Ich musste lachen und schüttelte den Kopf.

„Super, mein Schatz, aber komm wieder runter, nicht das du deiner Oma noch irgendwas kaputt machst“, meinte Alec und streckte seine Arme nach ihr aus.

Mache ich nicht.

Sie brüllte ein weiteres Mal, aber diesmal kam Feuer mit heraus und schon war es geschehen.

Ich hatte eben ein bisschen Wäsche gemacht und sie draußen zum trocknen aufgehangen. Aber jetzt war sie am brennen. Alec schnappte sich sofort die Wäsche und warf sie auf den Boden, dann trat er drauf, um die Flammen zu löschen. Milea landete und legte sich zu meinen Füßen hin. Sie machte sich total klein und versteckte sich etwas hinter mir. Ich stützte meine Hände in die Hüfte und sah sie an.

Tut mir leid?

Ich schüttelte nur den Kopf, kniete mich hin und küsste sie auf den Kopf. Kinder.

Hey, das war nicht mit extra.

Ich lachte und stand wieder auf. Alec hatte die Wäsche zusammen getan und weggeschmissen, jetzt kam er mit einem Handtuch zu uns und legte es auf Milea. Diese verwandelte sich zurück und wickelte sich in das Handtuch.

„Tut mir leid, Papa“, sagte sie jetzt wehmütig.

„Kann mal passieren“, meinte Alec und hob sie auf seinen Arm. Hinter uns prustete Bastian los und lachte sich dann ganz kaputt.

„Das war der Hammer“, lachte er. Ich schüttelte nur den Kopf und trat ihn gegen sein Schienbein. „Oh, ähm, das macht man nicht, Milea“, versuchte er es jetzt wieder gut zu machen. Sie streckte ihm die Zunge raus und lächelte dann.

„Ich bin wieder zuhause!“, ertönte plötzlich Jillians Stimme. Sie kam zu uns in den Garten und stellte eine Tasche neben die Terrassentür. Sie hatte ihre Reitsachen an. „Oh, die Wäsche ist ja schon abgehangen. Dejna, weißt du, wo Mimi mein Kleid hingelegt hat?“ Ich sah Milea an, die verlegen lächelte und musste dann lachen.

„Nein, weiß ich nicht.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
So Leute ... das war es. Das war Dragon- Drachen lieben gefährlich. Ich hoffe es hat euch gefallen und ich konnte euch so dein bisschen eure Zeit versüßen =)

liebe Grüße
eure Tema-Ten-chan Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (19)
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Von:  Nanaa-Chan
2015-05-13T05:24:23+00:00 13.05.2015 07:24
Guuuuten Moooorgen *zuwink*
hab es endlich geschafft. .. hab deine Geschichte endlich fertig gelesen ... sie ist einfach nur wunderbar ... es hat mir auch viel Spaß gemacht sie zu lesen .... es war sehr abwechslungsreich und zim teil auch verwirrend ... zum bsp das mit Bec ... mir war von anfang an klar das er da hinter steckt aber als er sich dann vor Alec geworfen hat um die kugel abzufangen war ich verwirrt xD
Auch wie du alles beschrieben hast war klasse .... ich hoffe ich finde noch mehr so Geschichten von dir ;)



liebe grüße Nanaa-Chan


Antwort von:  Ten-nii-san
13.05.2015 21:41
Juhu wie süß. Ich danke dir, für alles was du geschrieben hast. Das tut einfach super gut, dass dir alles gefällt.
Das mit Bec war beabsichtigt, man will ja nicht immer den Bösewicht allen präsentieren :)
Ich hab noch ein paar Geschichten im Ärmel, aber ich muss mit das alles noch gut überlegen :)
Aber noch mal danke und es freut mich sehr, dass ich dir ein paar Tage versüßen konnte :)
Von:  Maeyria
2014-08-11T01:15:20+00:00 11.08.2014 03:15
Nachdem Du mich um 3 h und 12 min Schlaf gebracht hast, darfst Du Dir zum ausgleich mein Geschreibsel antun :P
Bisher gefällt es mir unglaublich gut :D
Is ist auch super geschrieben finde ich^^
Bin sehr gespannt wie es weitergeht :D
Mach weiter so^^
Antwort von:  Ten-nii-san
11.08.2014 21:25
Danke für dein Geschreibsel :-D ich freue mich immer wenn es anderen gefällt :-D
Die Geschichte ist ja schon fertig nur im Moment hab ich viel zutun und vergesse immer weiter hoch zu laden zudem kommt halt hinzu das ich die Geschichte überarbeite weil ich sie gerne veröffentlichen möchte ... hier hab ich sie rein gestellt um mal ein Feedback zu bekommen und wie gesagt ich freu mich sehr das es dir gefällt ... ich werde mich die tage noch mal ran setzten und weiter Hochladen damit ihr weiter lesen könnt :***
Von:  Nilson500
2014-04-23T18:36:52+00:00 23.04.2014 20:36
Sehr schöne Story hatte bis jetzt schon einen sehr guten Anfang .
Hoffe es geht in dem Maße weiter :-)
Antwort von:  Ten-nii-san
24.04.2014 00:47
Danke schön :-D freut mich das es dir gefällt und hoffe auch, dass es weiter gefällt :-D
Antwort von:  Nilson500
26.04.2014 16:50
Ja tut es :-D also weiter so :-)
Antwort von:  Ten-nii-san
27.04.2014 14:38
Dann ist ja gut =)
Von:  Aibera
2014-02-25T12:52:09+00:00 25.02.2014 13:52
>Damdamdaaaaam< Was verbirgt Alec? Schön geschriebenes Kapitel und ich ahnte ja schon, dass Basti irgendwie noch an Dejna hängt ^^
Tut mir leid wenn ich so 'unregelmäßig' lese, ich hab grad noch Semesterferien und bin nur am zocken und schlafen :D Aber ich lese gerne weiter - ist ja eine interessante Geschichte!
Bin ja auch mal gespannt, was es mit diesen Manschetten Knöpfen auf sich hat... Drachen =)
lg
Aibera
Antwort von:  Ten-nii-san
25.02.2014 15:17
stress dich bloß nicht =) ließ so viel du willst und kannst, ich drück dir schon nicht die Pistole auf die Brust und zwinge dich zu lesen =PP
also keine Sorge
aber ist trotzdem toll wieder was von dir zu hören =)
Von:  Aibera
2014-02-24T16:55:25+00:00 24.02.2014 17:55
Bastian ruft gleichzeitig bei Alec und bei Dejna an? :D
Aber war ja ein süßes Date, was die beide da hatten - nur dass Dejna krank geworden ist war vielleicht in Bezug auf das Date dann nicht so perfekt^^ 4
Schönes Kapitel, deswegen gleich mal weiterlesen .... ;)
lg
Aibera
Antwort von:  Ten-nii-san
24.02.2014 19:21
wo ruft Basto die zwei denn zur gleichenzeit an??? o.O
Antwort von:  Aibera
24.02.2014 23:08
hab ich so verstanden :D von wegen, zwei Handy klingeln - aber nur Bastian will das Date verhindern^^
Antwort von:  Ten-nii-san
25.02.2014 08:15
Haha achso dachte schon. .. nene von alec und dejna klingelt das Handy aber nur bei dejna ist basti dran ...
Von:  Aibera
2014-02-05T02:53:08+00:00 05.02.2014 03:53
Wieder was gelernt! Rote Margeriten =) Dachte, die Dinger gibts nur in weiß und -badam- wieder was neues gelernt. Schönes Kapitel, wobei ich Basti's offensichtliche Eifersucht noch nicht ganz nachvollziehen kann... die beiden waren doch schon zusammen und merkten dann, dass sie nur Freunde sind? Aber hey, Männer ändern ihre Meinung ^^ Und mich würde echt mal interessieren, was Basti sich davon erhofft, nach jeder Speise nachzufragen, ob Dejna genug gegessen hat =D
Süße Sms's - das fand ich irgendwie goldig ^.^
Freue mich aufs Weiterlesen und warte mit Spannung auf die Drachen....
lg
Aibera
Antwort von:  Ten-nii-san
05.02.2014 13:25
hahaha weiße fand ich zuuuuu langweilig haha
das mit dem lesen ist kein Problem, läuft ja nicht plötzlich weg. mach dir keinen Stress, das Lernen ist wichtiger, als eine Geschichte zu lesen =) das mit der Fürsorge kommt noch raus ... ist halt wichtig, dass er es fragt und ja ich weiß etwas übertrieben, aber so wollte ich Basti ein bisschen machen. zu fürsorglich, zu eifersüchtig zu viel eben ...
Von:  Aibera
2014-02-05T02:35:02+00:00 05.02.2014 03:35
Eifersucht ♥ Und ein kleiner Touch Twilight - rette das Mädchen vor dem nahenden Auto! ;) Pardon dass es so lange grad braucht bis ich zum lesen komme aber ich lerne jeden Tag.... 8-9 h und da kommt man zu nicht viel anderem^^
Schönes Kapitel und ich bin ja mal gespannt, wie sich das ganze zwischen Alec und Dejna entiwckelt... und zwischen Basti und Dejna (?) ^^
lg
Aibera
Antwort von:  Ten-nii-san
05.02.2014 14:04
stimmt ... jetzt wo du es sagst haha hab gar nicht mehr über Twilight nachgedacht .... sollte keine Anspielung darauf sein. Mag das nicht mehr so ... also Twilight
Von:  Aibera
2014-01-29T23:50:06+00:00 30.01.2014 00:50
Ha! Drache! Da ist meine fantasy! ♥ Auch wenn es nur Manschettenknöpfe sind... Drache ist Drache ;) Ein schönes Kapitel und ich finde es erfrischend, wie schnell und wie gut sich die beiden verstehen. Und trotzdem.... immer mehr habe ich bei Alec ein seltsames Gefühl....unerklärlicher Weise...
Ein schönes Kapitel und ich freue mich auf die Fortsetzung^^ (und du musst nicht immer gleich alles raushauen was du hast =D)
lg
Aibera
Antwort von:  Ten-nii-san
30.01.2014 07:03
Haha warum hast du denn ein komisches Gefühl bei ihm?? Ist er wirklich zuuuuu perfekt? ?
Was meinst du mit raus hauen was ich hab? ?
Antwort von:  Aibera
30.01.2014 10:17
Drei Kapitel auf einmal raushauen ;)
Antwort von:  Ten-nii-san
30.01.2014 12:00
Die geschichte ist fertig warum soll ich nicht alles hoch stellen?? :-D
Antwort von:  Aibera
30.01.2014 17:36
Achso^^
Antwort von:  Aibera
30.01.2014 17:36
Achso^^
Antwort von:  Ten-nii-san
30.01.2014 19:28
Dachtest du sie wäre nicht fertig?
Eig hab ich das lieber erst schreiben und dann nach und nach hochladen weil ich weiß wie scheiße warten ist hehehe
Antwort von:  Aibera
30.01.2014 19:41
Dachte du hast nur einen Großteil fertig =) Aber schon alles fertig ♥ Is auch schön zu wissen^^
Antwort von:  Ten-nii-san
30.01.2014 20:48
also hochladen was das zeug hält?? hahaha
Von:  Aibera
2014-01-29T23:38:02+00:00 30.01.2014 00:38
Jap, ich denke, ich habe mitbekommen: Sie - will - nichts - essen. =D Ein bisschen oft erwähnt aber da ich den Hintergrund noch nicht genau kenne, akzeptiere und schweige ich. Falls du es aber nur betonen willst... nach dem dritten Mal hat es jeder kapiert =D Aber interessant, dass Alec sich mit ihr treffen will ♥ Aber irgendwie.... traue ich dem Kerl nicht, keine Ahnung wieso. Vielleicht meine Aversion gegenüber perfekten Menschen? :D
Bis gleich - Kapitel 5 wartet schließlich^^
lg
Aibera
Von:  Aibera
2014-01-29T23:31:07+00:00 30.01.2014 00:31
Da passt man EINMAL nicht auf und du lädst DREI Kapitel hoch! :D Nenene... aber gut geschrieben - wobei mich ja insgeheim interessiert, WAS genau da abging mit dem Krebs und wie du auf dieses Thema gekommen bist... ich hoffe keine persönlichen Gründe! o.O Nun gut.... Als kleines Schmankerl fände ich es interessant, was genau für Musik die Band spielt (oder habe ich nur signifikante Hinweise überlesen?) aber das ist ja nicht weiter dramatisch oder wichtig.
Ich finde ihren Namen auch lustig, Dejna - kannte ich bis jetzt glaube ich noch nicht =)
Schönes Kapitel und - da ja noch zwei Kapitel warten - bis gleich
lg
Aibera


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