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Dragon - Drachen lieben gefährlich

von

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Kapitel 5

Kapitel 5:
 

Oh Gott, oh Gott, oh Gott!

Ich glaub es einfach nicht, dass ich wirklich zugesagt habe. Es kann doch nicht sein, dass ich mir eingeredet habe, dass Alec Jacobs wirklich an mir interessiert ist und wirklich mit mir ausgehen will. Das ist doch alles nur Hirngespinste. Wenn die Presse uns gemeinsam sieht, werde ich das Gespött der ganzen Welt. Dann wird bestimmt so was in der Zeitung stehen: Mauerblümchen denkt sie könnte es mit dem sexiest Man alive aufnehmen. Ist sie wirklich so dumm und denkt er würde sich für eine Möchtegernsängerin wie sie interessieren?

Und bestimmt hat er mich nur gefragt, weil ich so ein leichtes Opfer bin. Ich bin doch nur sein Spielzeug, mehr nicht. Verdammter Mist! Warum war meine große Klappe nur schneller wie mein Hirn? Das kann doch alles nicht wahr sein.

Gestern hatte Alec mich einfach stehen gelassen. Er meinte nur, dass er mich noch anrufen würde, um mir zu sagen, wo und wann wir uns trafen oder ob er mich holen kam, und war dann gegangen. Er hatte mir zwar noch ein Lächeln zugeworfen, wo mir die Knie weich geworden waren, aber ich musste mich zusammenreißen. Er war nur ein Mann, nur ein Mann mit dem ich essen gehe. Er ist nicht berühmt, er hat nicht viel Geld, er ist nicht der sexieste Junggeselle der Welt, nein das alles ist er nicht. Es wird ein wunderschönes Essen, wir lachen, unterhalten uns und vielleicht bekommt er einen kleinen Kuss auf die Wange, wenn er mich zurück ins Hotel gebracht hatte, aber mehr auch nicht. Ende.

„Oh mein Gott, was soll ich denn nur anziehen?“, raufte ich mir die Haare und sah an mir herunter, als ich vor dem Standspiegel neben dem Schrank stand. Nur in schwarzer Spitzenunterwäsche.

Wir waren gestern nach der Show sofort losgeflogen, weil wir einen langen Flug vor uns hatten und im Flugzeug konnte man auch schlafen. Das hatte Alec natürlich gewusst, der Wicht, sonst hätte er nicht heute für unser „Date“ ausgesucht. Er hatte genau gewusst, dass wir sofort nach Madrid fliegen würden. Schuft! Na ja, egal, ich musste jetzt erst einmal Ruhe bewahren und mir überlegen, was ich anziehen sollte.

Vielleicht ein kurzes Kleid?

Nein, zu billig.

Ein langes?

Nein, zu elegant.

Eine Hose?

Oh Gott, nein.

Cocktailkleid?

Ich hasse mein Leben!

Ich suchte noch mal in meinem Koffer und im Schrank, aber ich fand nichts, was Alec würdig war. Ich wollte gut aussehen, neben ihm muss ich einfach versuchen gut auszusehen. Ich wollte ihm würdig sein. Aber ich scheiterte. Verdammt.

„D, Schätzchen, bist du noch da?“, ertönte Nikos Stimme vor der Tür. Ich seufzte und bat ihn herein. Er sah mich an und schüttelte den Kopf. „Kleiderproblem?“ Ich nickte nur und ließ mich aufs Bett fallen.

„Ich weiß einfach nicht, was ihm gefallen würde“, murmelte ich leise. Klar hatten alle mitbekommen, dass ich mit Alec ausgehen würde. Basti fand das nicht so toll, aber ich konnte Alec nicht absagen, wie kam das denn? Er war unser Boss so zusagen und vielleicht war er ja so einer, der uns dann einfach die Konzerthallen strich, nur weil ich nicht mit ihm ausging. Oh Gott, nein, das wäre es noch. Dann wäre ich es schuld, dass wir nirgendwo mehr auftreten können. Nein, das kann ich nicht zulassen.

„Was ist mit dem kleinen Schwarzen, das passt immer.“ Ich seufzte. „Ah, so ist das. Du willst wunderschön für ihn aussehen.“ Sofort saß ich auf dem Bett und starrte Niko an.

„Nein, will ich nicht, aber das kleine Schwarze passt nicht zu mir, das weißt du ganz genau.“

„Das kleine Schwarze passt perfekt zu dir, D.“

„Nein, es ist klein! Ich will nicht wie eine Nutte aussehen. Ich möchte seriös aussehen.“ Er lachte und schüttelte den Kopf.

„Wie wäre es hiermit?“ Er holte hinter seinem Rücken ein Kleid hervor, was einfach nur wunderschön aussah. Es war Weinrot und nicht zu kurz aber auch nicht zu lang, mit Spagettiträgern. Ich grinste Niko an und zog das Kleid schnell an. Und ich hatte recht, es reichte mir bis knapp zu den Knien. Unter der Brust verliefen silberne Pailletten und der Brustbereich sah wie gewickelt aus. Ab dieser Pailletten fiel das Kleid einfach herunter, es bestand dort aus rotem, leicht durchsichtigem Stoff und darunter, damit man nichts sah, war noch mal roter Stoff. Es sah wunderschön aus. Es floss an meinem Körper herunter und fühlte sich super an. Niko stellte sich hinter mich und machte mir die Träger meines BHs ab, damit man diesen nicht erahnen konnte. Es war perfekt. Sofort drehte ich mich um und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Du bist wie immer meine Rettung“, grinste ich. Auch Niko lächelte.

„Dann hau ihn um, mit deinem Charm und deinem Lächeln.“ Ich wurde leicht rot und sah mich noch mal im Spiegel an. Jetzt fehlte nur noch ein bisschen Schminke und die passenden roten Pumps. Also trug ich etwas Maskara auf und auch etwas Kajal, mehr allerdings nicht. Ich wollte nicht wie ein bemaltes Püppchen aussehen. Niko protestierte, als ich aus dem Bad kam, aber ich ignorierte ihn einfach und suchte meine roten Pumps raus. Als ich sie gefunden hatte, schlüpfte ich schnell herein und machte dann eine schwarze Tasche fertig. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich keine rote Tasche. Also musste schwarz genügen. Niko war mit dem Endresultat nicht richtig zufrieden, wegen meiner Schminke, aber ich erklärte ihm, dass ich natürlich rüber kommen wollte. Ich wollte, dass Alec kein unnatürliches Püppchen gegenüber saß. Das hatte er dann gelten gelassen und ich konnte runter in die Lobby gehen, wo Jamie mich abholen sollte. Alec selber hatte leider noch etwas zutun und wollte mich dann in dem Restaurant treffen.

Ich stieg gerade aus dem Aufzug, als jemand rief, dass ich bitte den Aufzug aufhalten sollte. Ich sah mich um, als ich in der Türe stehen blieb und da kam auch schon Basti angerannt. Er blieb schlitternd vor mir stehen und fing an, zu blinzeln.

„D?“ Ich lachte.

„Ich sehe nicht anders aus, wie sonst, wenn wir essen gehen“, warf ich ihm vor.

„Stimmt“, murmelte Basti und musterte mich. „Du siehst wunderschön aus.“ Ich bedankte mich lächelnd und wir tauschten die Plätze. „Dann viel Spaß mit Mr. Jacobs.“

„Er wird mich schon nicht vergewaltigen, Basti.“

„Wer weiß.“ Ich schüttelte nur den Kopf, gab ihm noch schnell einen Kuss auf die Wange und ging dann auch. Basti seufzte hinter mir und dann gingen auch schon die Aufzugtüren zu.

„Dejna!“ Jamie stand in mitten der Lobby und winkte mir zu. Ich seufzte. Also geht es jetzt los. Man. Und ein Blick zur Tür sagte mir, dass es nicht leicht werden würde, weil da die Paparazzi schon auf mich warteten. Verdammt. Also morgen stehe ich wieder in der Zeitung und das mit der Schlagzeile: Das neue ungleiche Paar. Wie konnte Alec sich nur auf so eine einlassen.

Verdammt, verdammt, verdammt.

Ich ging auf Jamie zu, der mich unentwegt anlächelte. Jetzt bekam ich zweifel. War es wirklich gut, was ich an hatte? Aber ich konnte mich eigentlich immer auf Niko verlassen.

„Nicht gut?“, fragte ich und strich über den Rock meines Kleides.

„Doch, doch. Perfekt. Du siehst wunderschön aus. Alec wird es gefallen.“ Meine Augen weiteten sich. Was, wenn er doch nur das eine von mir wollte? Oh Gott, ich bin doch nur sein Püppchen.

Zusammen mit Jamie trat ich aus dem Hotel und stellte meine Ohren auf Durchzug. Ich wollte nicht hören, wie die Paparazzi sich wunderten, dass ich mit dem Assistenten von Alec Jacobs in die Limousine stieg. Nein, das musste ich wirklich nicht hören.

Zum Glück machte Jamie auch schon die Türe zu und ich hörte die Paparazzi nicht mehr. Das Blitzlicht strahlte durch die Fenster. Leicht drehte ich meinen Kopf auf die andere Seite. Nein, ein Foto bekamen sie nicht von mir … noch nicht.

Nachdem Jamie eingestiegen war, ließ er die Scheibe zwischen Fahrerkabine und Mitfahrerkabine herunter und drehte sich zu mir um.

„Wir fahren jetzt noch schnell zum Flughafen, um Alec abzuholen, ist das okay für dich?“, fragte er lächelnd. Ich nickte heftig. Er lächelte wieder und fuhr dann los; das Fenster ließ er unten.

Erst war es ruhig in dem riesigen Auto, aber dann fing Jamie an zu reden. Er erzählte mir, dass Alec noch in Paris zu tun gehabt hatte und deswegen jetzt erst landen würde und das ihm das total leid tun würde.

„Ich habe Alec gesagt, dass es sehr unhöflich ist, eine Dame warten zu lassen und das er wenigstens so nett sein sollte und dir absagen sollte oder wenigstens auf morgen verschieben, weil da hat er nur Mittags ein kleines Meeting hier in Madrid, aber nein, dieser sture Bock hört natürlich nicht auf mich.“ Ich blinzelte und sah durch das Fenster zu Jamie. Als er über Alec wütete fuchtelte er mit der rechten Hand hin und her und machte immer so eine merkwürdige Handbewegung, die mir allerdings sehr bekannt vorkam. Aber wo hatte ich sie schon mal gesehen? „Dieser Kerl, wirklich. Ich hab ihm gesagt: Alec, wenn du es dir mit Dejna verspielst, dann wirst du des Lebens nicht mehr glücklich.“ Und da machte er es schon wieder. Er drehte die Hand so schwungvoll zur Seite und da tauchte ein Bild von Niko vor meinem Inneren Auge auf. Er machte genau die gleiche Geste, wenn ihm ein Outfit nicht gefiel, was ich an hatte.

„Jamie?“, fragte ich über sein gebrabbel. Sofort hörte er auf zu reden und sah mich durch den Rückspiegel an.

„Was ist denn, Süße?“ Süße? Oh ja, definitiv ist er Schwul.

„Bist du schwul?“ Seine Augen weiteten sich, aber dann lachte er.

„Ja, sieht man mir das so an? Dabei bemüh ich mich immer nicht so rüber zu kommen, damit Alec nicht noch mehr im Rampenlicht steht“, lachte er und zwinkerte mir zu. Ich lachte nur und schüttelte den Kopf.

„Erst habe ich es nicht gemerkt, weil du wirklich nicht typisch Schwul bist, so wie Niko, aber wenn du dich aufregst merkt man es doch“, lächelte ich. Jamie konzentrierte sich wieder auf die Straße, lächelte aber dabei. Schon süß … vielleicht konnte ich Niko und Jamie zusammen bringen. Uhh, das wäre süß.

Wir fuhren zum Flughafen und dort zeigte Jamie einen Ausweis und wir konnten weiter bis zum Flugzeug fahren. Jamie hielt vor einem Privat Jet, der gerade die Tür öffneten. Im nächsten Moment tauchte auch schon Alec auf, in einen schwarzen Anzug gehüllt mit rotem Hemd. Er sah einfach zum anbeißen gut aus. Er kam die Treppe recht schnell runter und hielt sich sein Handy ans Ohr. Ein Wunder das er nicht die Treppe runter segelte, so schnell war er. Jamie war schon ausgestiegen und machte Alec die Türe auf.

„Ja, ich melde mich morgen, wenn ich wieder in London bin“, beendete Alec sein Gespräch und steckte sein Handy in seine Jackentasche. „Danke, Jamie.“ Dieser nickte nur und machte die Tür hinter Alec wieder zu. „Tut mir leid, dass es so umständlich gelaufen ist.“

„Kein Problem, die Arbeit geht natürlich vor“, lächelte ich und sah ihm ins Gesicht. Er war echt ein wunderschöner Mann. Und jetzt lächelte er mich auch noch an.

„Hallo erst einmal.“ Er erfasste meine Hand und drückte mir einen Kuss auf meinen Handrücken. Ich war mal wieder total perplex und starrte immer noch meine Hand an, die er schon losgelassen hatte. Das Gefühl seiner Lippen auf meiner Haut war immer noch da. Es war zwar nur ein kurzer Kuss gewesen, aber seine Lippen hatten sich so weich angefühlt und so warm.

„Hallo“, brachte ich dann endlich heraus und blinzelte leicht.

„War das zu viel für den Anfang?“, lachte er und lehnte sich in die Sitze zurück.

„Etwas vielleicht“, murmelte ich leise und tat es ihm nach. Ich war ein bisschen steif. Wie konnte ich auch locker sein, neben so einem Mann?

„Du siehst übrigens wunderschön aus.“ Das versetzte mir den nächsten Schlag. Er fand mich hübsch? Ich wurde leicht rot und bedankte mich leise.

Alec griff neben sich und zauberte eine Flasche Sekt hervor. Hatte die eben auch da gestanden? Oh man, ich war so aufgeregt gewesen, dass ich mir noch nicht mal alles angesehen hatte.

„Möchtest du ein Glas?“, fragte er und holte auch zwei Gläser heraus. Ich nahm dankend an und er schüttelte uns ein. „Dann prost.“ Er gab mir mein Glas und wir stießen an. Der Sekt rann mir die Kehle herunter und prickelte wunderbar. Hmm, lecker. Ich nahm sofort noch einen Schluck, damit ich lockerer wurde. „Ich hoffe, ich schüchter dich nicht ein.“ Und da verschluckte ich mich. Ich hustete und klopfte mir auf die Brust. Alec saß sofort etwas näher bei mir, nahm mir das Glas aus der Hand und schlug mir leicht auf den Rücken. „Alles okay?“

„Jaja“, röchelte ich und hielt mir die Hand vor den Mund. Oh Gott, wie peinlich. Also hatte er doch gemerkt, dass ich verkrampft war. Verdammt!

„Ich wusste ja nicht, dass dich meine Anwesenheit so aufregt“, lächelte er und aus Reflex boxte ich ihn gegen den Arm.

„Das stimmt gar nicht.“ Alec lachte wieder und rückte etwas von mir ab. „Ich bin ganz relaxt.“ Auf keinen Fall war ich relaxt.

Alec hob seine Hände und lächelte. Ich nahm mir mein Glas und trank es aus. Er ist nur ein gutaussehender Mann, mehr ist er nicht. Das muss mir nichts aus machen. Bei einem Mann zählt nicht nur das Aussehen, D. Er muss auch etwas im Kopf haben und er muss lustig sein. Genau, mal sehen ob er auch damit Punkten kann.
 

Alec hatte ein wunderschönes Restaurant ausgesucht, wo er natürlich Stammgast war, wenn er mal in Madrid war. Warum war das so klar?

Ein Kellner hatte uns in einen separaten Raum geführt, den Alec natürlich für uns reserviert hatte. Na ja, er persönlich bestimmt nicht, das hatte bestimmt Jamie für ihn gemacht, aber okay. Mal sehen, was das bringt.

Einen Pluspunkt hatte er allerdings sammeln können, er hatte mir den Stuhl zurecht gerückt und sich dann erst mir gegenüber hingesetzt.

„Was möchtest du denn trinken?“, fragte mich Alec. Ich sah noch in meine Karte und konnte mich nicht entscheiden.

„Du bist doch der Stammgast hier, was kannst du denn empfehlen?“, fragte ich lächelnd.

„Der Rotwein ist ganz gut.“

„Dann nehmen wir den doch.“ Er nickte und sah wieder in seine Karte. Ich beobachtete ihn noch eine Weile. Er saß gerade auf seinem Stuhl und sah sehr interessiert in seine Karte, dabei strich er sich mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand über die Lippen. Ich konnte mir gut vorstellen, wie seine Finger über meine Haut strichen. Genauso zärtlich, wie er jetzt seine Lippen liebkoste.

Bitte was? Was denke ich da bitte? Schluss jetzt.

Ich widmete mich wieder meiner Speisekarte.

Gleichzeitig sagten wir: „Ich nehme einen Salat und Paella, und du?“

Wir sahen uns in die Augen. Erst war es still, aber dann konnte ich nicht mehr und lachte los. Wie verrückt. Alec schüttelten auch den Kopf und lächelte.

„Das nenn ich mal verrückt“, lächelte er und ich nickte.

„Schon komisch.“

„Also Salat und Paella?“ Wieder nickte ich und Alec winkte den Kellner zu uns, der eh schon auf dem Weg zu uns war. Alec bestellte unser Essen und den Wein.

„Und dann hätten wir noch gerne eine Flasche Vega Sicilia Unico“, bestellte Alec. Der Kellner nickte.

„Den 1987 Jahrgang?“

„Bitte.“ Schnell schrieb sich der Kellner es auf und verschwand hastig.

Zu dem Salat würden wir kein Dressing bekommen, das war so üblich in Spanien. Dafür standen Öl, Essig, Salz und Pfeffer auf dem Tisch.

„Vega Sicilia Unico?“, fragte ich, so gut konnte ich kein Spanisch. Das Sprechen überließ ich immer Bastian.

„Der Einzigartige, einer der Klassiker unter den spanischen Weinen. Er wird dir schmecken.“ Da bin ich aber mal gespannt.

Jetzt brach Schweigen ein. Es war so ruhig zwischen uns, nur die leise Musik die im Hintergrund spielte, war zu hören.

„Also, wie war der Flug?“, fing Alec an. Es war total lustig, dass wir so unbeholfen hier saßen, dabei war ich mir total sicher, dass Alec eigentlich nicht so schüchtern sein konnte.

„Entspannend, ich hab geschlafen“, lachte ich. „Allerdings scheint mir, dass dein Flug nicht so gut lief.“

„Weil ich so neben der Spur bin? Das tut mir so leid, das hast du wirklich nicht verdient. Jamie hat mir schon die Hölle heiß gemacht, von wegen, dass ich dir das nicht an tun kann und das du was besseres verdient hast … und das stimmt ja auch.“ Ich schluckte und mein Unterkiefer klappte herunter. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Alec sah von seinem Teller auf und lachte. „Pass auf, gleich fliegt noch eine Fliege rein.“ Jetzt wurde ich rot und machte den Mund wieder zu.

„Tut mir leid“, murmelte ich leise, aber er winkte nur ab. Dann machte er den Mund auf und wollte etwas sagen, allerdings kam in dem Moment der Kellner mit dem Rotwein wieder. Ich seufzte und sah ihm zu, wie er erst mir und dann Alec Wein einschenkte. Der Kellner war sehr jung, bestimmt erst achtzehn oder zwanzig. Und ich wette er arbeitete noch nicht lange hier, da er sehr zittrig war, als er Alec den Wein einschenkte. Über seine Stirn lief Schweiß und ich sah die Weinflasche schon aus seinen Händen gleiten. Ich meine, Alec war überall auf der Welt berühmt und so wie es aussah, kannte der junge Mann ihn und war dadurch auch noch mal nervös.

Und nicht zu vergessen, dass er die Leadsängerin von Hits hier sitzen hatte.

Quatsch, ich mache ihn ganz bestimmt nicht so nervös.

Klar, ihr zwei im Doppelpack, das macht einen noch nervöser als sonst auch.

Quark mit Soße.

Und da passierte es. Dem Kellner rutschte die Flasche aus der Hand, allerdings fiel sie nicht auf den Boden, sondern nur auf den Tisch und floss dann geradewegs auf Alecs Anzug.

„Oh Gott, das tut mir so leid“, redete der junge Mann sofort drauf los. Er entschuldigte sich die ganze zeit und meinte, was für ein Tollpatsch er sei. Und jetzt werde ich dann auch wohl die richtige Natur von Alec Jacobs kennenlernen. Ich sah schon, wie er aufsprang und sich lautstark beschwerte, wie man nur so unkompetent sein konnte. So wie es alle reichen, verwöhnten Typen machten. Aber ich wurde positiv überrascht.

Alec nahm sich sofort die Flasche und stellte sie hin, dann nahm er sich eine Serviette und legte sie auf den Wein, der noch auf dem Tisch war und immer weiter auf seine Anzughose floss. Ich beobachtete, wie er sich eine weitere Serviette nahm und versuchte den Wein von seiner Hose zu wischen. Dabei blitze einer seiner Manschettenknöpfe auf. War das wirklich? … Waren das wirklich zwei Drachen? Das konnte nicht sein. Ich sah noch mal genauer hin, aber ich hatte recht. Auf seinen Manschettenknöpfen waren zwei Drachen abgebildet, die sich ansahen. Unglaublich und total … unwirklich. Drachen? Vielleicht mochte er Drachen ja. Kann ja sein, ich meine, jeder kann mögen was er will.

Aber Drachen?

„Hey, jetzt atmen Sie erst einmal ein und aus“, redete er auf den jungen und panisch gewordenen Mann ein. Der Kellner hatte Schnappatmungen bekommen und seine Augen mussten ihm auch gleich aus den Augenhöhlen fallen. „Alles okay. Nicht so schlimm.“ Alec sah dem Mann in die Augen und lächelte.

„Aber Ihre Hose ...“

„Kann man waschen oder neu kaufen, kein Problem. Könnten Sie mir denn noch einen Lappen holen gehen? Dann können wir das Missgeschick schnell wegwischen.“ Der junge Kellner nickte benommen und eilte sofort los. Okay, damit hatte ich nicht gerechnet. Bestimmt kam jetzt sein Ausbruch, aber auch auf den wartete ich vergeblich.

„Wow“, entfuhr es mir. Alec hatte den Wein noch etwas aufgewischt und hatte deswegen nicht auf mich geachtet, aber jetzt sah er auf und hielt in seiner Bewegung inne.

„Was ist wow?“

„Was?“ Hatte ich das wirklich laut gesagt? Verdammt, jetzt musste ich ihm gestehen, dass ich gedacht hätte, dass er genauso wäre wie alle Multimillionäre.

„Du hast gerade wow gesagt.“

„Achso, ähm … ja … habe ich, weil … ähm … weil ich gedacht hatte, das du ihn jetzt anschnauzen würdest“, murmelte ich leise. Bitte, lass ihn das nicht gehört haben.

„Ach, wie alle anderen, die meinen sie wären etwas besseres?“ Und schon wieder stand mir der Mund offen. Was war das für ein Mann? Der konnte doch gar nicht echt sein. Er war bestimmt auch nur ein Hirngespinst von mir, so musste es sein.

„Es ist schön jemanden zu treffen, der nicht so tickt“, hörte ich mich sagen. „Die gibt es selten.“

„Ja, sehe ich genauso.“ Der Kellner kam wieder und stolperte auf den Tisch zu. Alec war innerhalb ein paar Sekunden bei dem jungen Mann und hatte ihn gestützt, damit er nicht auf den Tisch fiel und noch mehr kaputt machte. „Alles okay? Machen Sie doch langsam, wir haben alle Zeit, okay?“ Der junge Mann nickte. „Okay, wie heißen Sie denn, wenn ich fragen darf?“ Er fing doch jetzt nicht wirklich einen kleinen Plausch mit dem Kellner an, oder doch?

„Jim, Mr. Jacobs. Jim ist mein Name.“

„Okay, Jim. Jetzt atme mal ein und aus und mach dich was locker.“ Alec lächelte Jim an und nahm ihm den Lappen aus der Hand, um den Wein aufzuwischen. Jim stand daneben und starrte nur vor sich her. „Jim, ein und aus atmen.“ Dieser zuckte zusammen und machte dann aber was Alec ihm gesagt hatte. Er atmete tief ein und dann wieder aus, das wiederholte er vier Mal. „Gut so. Alles wieder okay?“ Alec hatte den Wein aufgewischt und faltete nun den Lappen zusammen. Jim nickte. „Gut, dann würde ich gerne noch eine Flasche Wein bestellen und schreib die andere auch noch auf die Rechnung, okay?“

„Aber Mr. Jacobs, das war meine Schuld und ich ...“

„Egal, es ist nie passiert, okay?“ Wieder ein Nicken von Jim und schon war er weg. Alec setzte sich wieder hin und nahm einen Schluck von dem Wein, der in seinem Glas gelandet war. „Der ist wirklich super, der Wein.“ Jetzt konnte ich nicht mehr, ich musste anfangen zu lachen. Das war doch nicht wahr. Er machte einfach weiter, als wenn nichts gewesen wäre. Ich musste mir die Hand vor den Mund halten, damit ich nicht so laut lachte. „Was ist denn jetzt so witzig?“, fragte Alec und sah sich um. Ich schüttelte den Kopf und lächelte ihn jetzt an.

„Du bist unglaublich.“

„Danke, das weiß ich.“ Ich streckte ihm die Zunge raus.

„Und du bist sehr selbstverliebt.“

„Nur ein wenig.“ Wir lächelten und dann kam Jim auch wieder. Diesmal viel relaxter. Ganz in Ruhe machte er die Weinflasche auf und machte Alecs Glas voll. „Danke schön“, bedankte Alec sich lächelnd und Jim ließ uns wieder alleine. „Also, wo waren wir stehen geblieben?“ Ich probierte den Wein. In meinem Mund explodierte es und ich musste leicht stöhnen. Wow, der Wein war fantastisch.

„Wow, der Wein ist köstlich“, murmelte ich und nahm noch einen Schluck. Alec lächelte, erhob sein Glas. Ich tat es ihm gleich und nahm noch mal einen Schluck. Köstlich. „Ach, wir waren bei miserablen Flügen.“ Er lachte.

„Stimmt, Jamie hatte mir die Hölle heiß gemacht.“

„Ach ja, genau das hat mir am besten gefallen.“

„Das freut mich aber, dass ich dich erheitere.“

„Ja, vor allem, weil man sich das bei einem Mann wie dir gar nicht vorstellen kann.“

„So Männer wie mir?“

„Du weißt genau, was ich meine.“ Er lächelte und nahm noch einen Schluck von seinem Wein.

„Jaja, diese Vorurteile. Dann müsstest du ja auch eine Diva sein.“

„Ich? Auf keinen Fall, aber meine Kleider müssen immer perfekt sitzen und zu meinen Augen passen“, meinte ich und drehte den Kopf eingebildet zur Seite. Mit dieser Geste bekam ich Alec zum lachen. Ich lächelte auch und sah ihn an.

„Ich glaube, wir entsprechen nicht so dem Hören und Sagen.“

„Nein, das wäre ja langweilig.“

„Du sagst es, dann hätte ich dich ja auch nicht zum lachen bringen können.“

„Ja klar, du wolltest mich nur zum lachen bringen, dein Tagesziel erfüllt?“

„Noch nicht ganz, ein Kuss ist glaube ich noch drin.“

„Gut, dann weiß ich ja jetzt, was du nicht bekommst“, lachte ich und strich mir eine Strähne meines Haares aus dem Gesicht.

„Okay, dann muss ich mich wohl mit einem Lächeln zufrieden geben.“

„Du bist echt ein kleiner Schleimer.“

„Oh, das wusstest du noch nicht? Dabei hab ich doch der Presse gesagt, dass sie das unbedingt mit in meinen Steckbrief schreiben sollen.“ Okay, ich musste zugeben, lustig war er ja schon … ein wenig zumindest. „Okay, genug geflirtet, für mehr bist du noch nicht bereit“, lächelte er.

„Bin ich auch für, du haust mich ja richtig um“, lächelte auch ich und trank noch einen Schluck.

„Kann ich dir eine Frage stellen?“

„Ich glaube, deswegen sitzen wir doch hier, oder? Um uns kennen zu lernen.“

„Das wäre schön, ja.“

„Dann frag los.“

„Wie bist du eigentlich aufs singen gekommen?“ Okay, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Ich meine, meine Geschichte, wie ich zur Musik gekommen bin stand in den Zeitungen. „Ich weiß, wie McKnight dich gefunden hat, aber ich würde gerne wissen, was dich so dazu getrieben hat in einem Park laut vor dich hin zu singen.“

„Wenn ich ehrlich bin, weiß ich es auch nicht so genau. Als ich im Heim war, war die Musik das einzige was ich hatte. Als kleines Kind haben mir die Pfleger immer eine Spieluhr ans Bett gestellt und ich habe mich an die Melodie geklammert und als ich älter war kam es einfach. Ich denke, dass man mit Musik mehr ausdrücken kann, was man fühlt, als mit Worten, obwohl das totaler Schwachsinn ist, weil ein Liedtext sind ja auch nur Worte.“ Ich hatte beim Sprechen auf meine Hände gesehen, aber jetzt musste ich aufsehen und in seine Augen blicken, um zu sehen, wie er reagierte. Alec sah mich einfach nur an, studierte mit seinen blauen Augen meine Gesichtszüge. Sein Blick wanderte wieder zu mir und wir sahen uns in die Augen. Es war ein komisches Gefühl, aber irgendwie auch wieder nicht. Es war fast so, als könnte er in meine Seele schauen.

Und plötzlich war dieser intime Moment vorbei, als Jim mit unserem Salat herein platze. Wir sahen sofort zu ihm, um sicher zu sein, dass er nicht alles fallen lassen würde, aber Jim war nicht mehr der unsichere Mann von eben. Er stellte die Teller vor uns ab und ging wieder.

„Dann guten Hunger“, meinte Alec und wir nahmen das Besteck in die Hand. Ich wünschte ihm auch einen guten Hunger und machte mir ein Dressing aus Öl, Essig, Salz und Pfeffer.

„Und was ist mit dir? Wolltest du schon immer so ein großer Geschäftsmann sein?“, fragte ich nach einer Weile und steckte mir ein Salatblatt in den Mund. Alec schluckte und schüttelte den Kopf.

„Ich bin da hineingeboren und nach einiger Zeit gewöhnst du dich eben daran.“

„Was wolltest du denn werden?“

„Wenn ich ehrlich bin, habe ich darüber noch nie nachgedacht. Es stand immer schon fest, dass ich das Unternehmen weiter leiten soll.“

„Also hast du dir nie etwas anderes vorgestellt?“

„Nein, nie.“ Er lachte auf. „Ich bin mit dem Unternehmen gewachsen. Nach einiger Zeit hat es mir Spaß gemacht alles zu entscheiden und zu leiten und dann habe ich das Unternehmen noch ein bisschen ausgeweitet und das ist okay. Etwas anderes möchte ich nicht machen.“

„Das geht ja nicht jedem so, der in ein Familienbetrieb gesteckt wird.“

„Ich denke, das Geld macht es für mich attraktiv“, lachte er und ich musste auch lachen, weil ich genau wusste, dass er nur Spaß machte.

„Hast du noch Geschwister?“ So langsam machte er mich neugierig. In den Zeitungen stand nie etwas über seine Familie, nur über ihn und seine Begleitungen. „Außer es ist ein heikles Thema für dich.“

„Nein, nicht wirklich. Und ich bin dir Antworten schuldig, ich meine deine große Geschichte ist ja Weltweit bekannt.“

„Tja, ich wollte als Waise groß raus kommen“, lächelte ich.

„Ich finde es bewundernswert, wie du damit umgehst.“

„Ich mache das beste draus. Mein Leben im Heim war nicht schlecht und als ich dann zu den Collins gekommen bin, ging es nur noch besser weiter, warum sollte ich nicht glücklich damit sein?“

„Nein, das ist es nicht. Aber du weißt nichts, von deinen Eltern und doch gehst du so locker damit um.“

„Ich hab mich damit abgefunden.“

„Bemerkenswert und nein, ich habe keine Geschwister. Ein verwöhntes Einzelkind.“

„Dito“, lachte ich und auch Alec lächelte. Ich aß lächelnd meinen Salat weiter. „Also ist dein Vater gestorben oder hat er sich zurück gezogen und du leitest das Unternehmen jetzt alleine?“ Alec hielt kurz in seiner Bewegung inne und starrte auf seinen Salat herunter. „Alec?“, fragte ich vorsichtig, als er sich immer noch nicht bewegt hatte.

„Tut mir leid, ich war gerade … ähm … mein Vater ist gestorben, ja“, sagte er schnell und schob sie die Gabel mit dem letzten Salatblatt in den Mund. Schon komisch, seine Reaktion.

„Ist etwas passiert?“

„Was? Nein, es war einfach ein Unfall. Es wirft mich immer kurz zurück.“ Ich nickte und aß auch den letzten Bissen meines Salates. Dann würde ich auch nicht weiter nachfragen, ich wollte ja keine schlechte Stimmung aufkommen lassen.

„Und deine Mutter?“, schlug ich ein anderes Thema an.

„Der geht es gut“, lachte er jetzt. „Manchmal zu gut, glaube ich.“

„Typisch Mütter eben.“ Er nickte zustimmend. 



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Aibera
2014-01-29T23:50:06+00:00 30.01.2014 00:50
Ha! Drache! Da ist meine fantasy! ♥ Auch wenn es nur Manschettenknöpfe sind... Drache ist Drache ;) Ein schönes Kapitel und ich finde es erfrischend, wie schnell und wie gut sich die beiden verstehen. Und trotzdem.... immer mehr habe ich bei Alec ein seltsames Gefühl....unerklärlicher Weise...
Ein schönes Kapitel und ich freue mich auf die Fortsetzung^^ (und du musst nicht immer gleich alles raushauen was du hast =D)
lg
Aibera
Antwort von:  Ten-nii-san
30.01.2014 07:03
Haha warum hast du denn ein komisches Gefühl bei ihm?? Ist er wirklich zuuuuu perfekt? ?
Was meinst du mit raus hauen was ich hab? ?
Antwort von:  Aibera
30.01.2014 10:17
Drei Kapitel auf einmal raushauen ;)
Antwort von:  Ten-nii-san
30.01.2014 12:00
Die geschichte ist fertig warum soll ich nicht alles hoch stellen?? :-D
Antwort von:  Aibera
30.01.2014 17:36
Achso^^
Antwort von:  Aibera
30.01.2014 17:36
Achso^^
Antwort von:  Ten-nii-san
30.01.2014 19:28
Dachtest du sie wäre nicht fertig?
Eig hab ich das lieber erst schreiben und dann nach und nach hochladen weil ich weiß wie scheiße warten ist hehehe
Antwort von:  Aibera
30.01.2014 19:41
Dachte du hast nur einen Großteil fertig =) Aber schon alles fertig ♥ Is auch schön zu wissen^^
Antwort von:  Ten-nii-san
30.01.2014 20:48
also hochladen was das zeug hält?? hahaha


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