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Dragon - Drachen lieben gefährlich

von

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Kapitel 49

Kapitel 49
 

Mein Traum war Ereignislos, es war eher ein sanftes Treiben, was mich entspannen ließ. Es war eine willkommene Abwechslung zu dem Fallen. Alecs Stimme hatte mich aus diesem Raum geholt, seine sanfte und raue Stimme, hatte mich aus dem Koma geholt. Das was ich mir so sehr gewünscht hatte. Er hatte mich einfach gerettet. Nicht nur vor Bec, sondern auch vor der Schwärze, die um mich herum gewesen war.

Jetzt allerdings erwachte ich aus dem Schlaf und musste mich erst einmal an das Licht, der Lampe gewöhnen. Ich blinzelte ein paar Mal und sah mich dann um. Ich lag in einem Krankenbett, in einem weißen Krankenhauszimmer. Mein größter Albtraum. Aber dann sah ich Alec, der neben meinem Bett saß und meine Hand hielt. Er ließ mich das alles vergessen, es war mir einfach egal, ob ich in einem Krankenhausbett lag, weil ich wusste, dass wenn er bei mir war, ich – egal ob ich den Krebs behalte oder auch nicht – mit ihm gegen alles kämpfen werde und er immer bei mir war.

Er hatte seine Arme auf meinen Bett verschränkt und seinen Kopf darauf gelegt, seine Augen waren geschlossen und auch seine Atmung ging ruhig. Er schlief, aber dabei ließ er nicht meine Hand los.

Leise ging die Türe auf und Jillian steckte den Kopf hinein. Ich lächelte sie an und sie kam sofort zu mir. Hinter ihr traten auch Jamie und Chad ins Zimmer.

„Du bist wach“, strahlte sie. „Wir haben uns total Sorgen um dich gemacht. Vor allem, Alec. Er hat kein bisschen geschlafen, geschweige denn gegessen. Er war die ganze Zeit an deiner Seite und ist nicht von ihr gewichen.“ Ich sah zu Alec und lächelte. In meinen Augenwinkeln bildeten sich Tränen und rollten dann über meine Wange. Wie konnte ich nur denken, dass er sich sofort Marina schnappte und mich verlassen würde? Wie konnte mir mein Gehirn so einen Unsinn erzählen? „Maus, alles in Ordnung.“ Jillian nahm meine andere Hand und drückte sie. „Es ist nichts passiert, ihm geht es gut.“ Ich schüttelte den Kopf.

„Als ich im Koma lag, hatte ich einen komischen Traum, Jillian. Ich hab geträumt, dass Alec mich sofort abschreiben würde und zurück zu Marina gehen würde … was eigentlich total bescheuert war.“ Ich schluchzte auf. Jillian nahm mich in den Arm und strich mir über den Rücken.

„Jetzt ist alles wieder in Ordnung. Du erholst dich wieder und auch die Kleine wird es schaffen.“ Die Kleine? Oh mein Gott! Ich drückte Jillian von mir und legte meine Hand auf meinen Bauch. Mein Baby! „Sie ist nicht mehr in deinem Bauch, Dejna. Ian musste sie herausholen, sonst hätten wir dich nicht retten können.“

„Aber sie … sie durfte doch kaum größer als … als keine Ahnung etwas gewesen sein.“ Sie biss sich auf die Lippe.

„Es ist ein bisschen komplizierter. Ian und ich hatten besprochen, dir noch nichts davon zu erzählen, weil es dich vielleicht verschrecken könnte.“

„Was? Worum geht es?“ Sie machte mir totale Angst.

„Also Drachenschwangerschaften sind anders. Es spielt sich alles ein bisschen anders ab, als bei normalen Geburten. Du merkst davon nichts, deswegen haben wir dir auch nichts erzählt. Also, wenn ein Kind gezeugt wird, dann entwickelt es sich erst in einem Ei.“

„Ei?“, kreischte ich leicht. Dadurch zuckte Alec leicht zusammen und wachte auf. Er rieb sich die Augen und sah uns dann an.

„Was ist denn hier los?“, fragte er und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare.

„Ich erkläre Dejna gerade eine Drachenschwangerschaft“, meinte Jillian.

„Ja, ein Ei wächst in meinem Bauch!“, rief ich aus. Alec verdrehte die Augen, dann stand er auf und küsste mich. Ich war sofort ruhig und vergaß für einen kleinen Augenblick, warum ich mich so aufregt hatte.

„Das war so klar“, seufzte Jillian.

Alec trennte sich langsam von mir und ich konnte nicht anders, als zu grinsen.

„Hey“, lächelte er. Ich wusste genau, warum er das getan hatte, damit ich mich nicht so aufregte … und es klappte perfekt.

„Hey“, lächelte auch ich.

„Hallo, hört auf damit“, mischte sich nun auch Jillian ein. „Das ist wichtig, Alec, also schaff deinen Astralkörper in die Cafeteria und iss etwas.“

„Jaja, ist ja gut“, meinte er nur und ging dann zur Tür.

„Dieser Drache! Manchmal treibt er mich zur Weißglut.“

„Kann ich gar nicht verstehen“, meinte ich und sah Alec nach. Jillian kniff mich in den Arm.

„Dir scheint es ja besser zu gehen.“

„Dein Sohn ist die beste Medizin, die ich bekommen kann“, schwärmte ich.

„Okay, das Morphium wirkt schon, du wirst ganz high.“ Ich kicherte, wie ein kleines Kind.

„Stimmt nicht.“

„Egal, kannst du mir bitte zuhören, das ist wichtig.“ Ich nickte und sah sie wieder an. Sie hatte ja Recht, hier ging es um mein Baby, aber wenn Alec ins Spiel kam, wurde ich einfach wieder zum Kind … aber vielleicht lag es wirklich an den Schmerzmitteln, die Ian mir gegeben hatte. Es musste daran liegen, weil ich kaum etwas spürte. „Also es entwickelt sich ein Ei in deinem Bauch, was das Baby schützen soll, es ist ja schließlich auch ein Drache. Allerdings löst sich die Schale nach einer bestimmten Zeit wieder auf und das Baby entwickelt sich normal, wie ein menschliches Baby auch, also merkst du eigentlich gar nicht, dass ein Ei in dir drin war. Das Problem was wir jetzt haben ist, dass Ian dich nicht operieren konnte, als das Ei noch in dir war, deswegen musste er es heraus holen.“

„Bitte was? Aber … kann es dann überhaupt noch überleben?“

„Das ist es ja gerade. So etwas war noch nie zuvor da gewesen. Ian versucht alles und im Moment geht es ihr richtig gut. Sie hat versucht, sich aus dem Ei zu befreien, aber Alec hat sie dazu gebracht, sich etwas zu entspannen. Du hättest dabei sein müssen. Sie hat richtig auf ihn reagiert, es war einfach unglaublich.“ Jillian redete und redete einfach weiter, dabei hörte ich gar nicht mehr richtig zu. Sie? Jillian sagte die ganze Zeit Sie.

„Ist es ein Mädchen?“, fragte ich benommen. Jillian grinste breit.

„Ja, allerdings konnte Ian das Geschlecht noch nicht richtig feststellen, aber er meinte es gibt Anzeichen, dass es ein Mädchen sei.“ Sie klatschte in die Hände. „Es wird ein Mädchen, das hab ich einfach im Gefühl. Oh Gott, ich kann mir Alec gar nicht mit einem kleinen Mädchen im Arm vorstellen.“ Schon wieder redete Jillian einfach weiter und ich hörte nicht zu. Ein Mädchen. Alec und ein Mädchen. Ich sah vor meinen inneren Auge ein Bild: Alec und eine achtzehn Jährige, die mit Minirock vor ihm stand und mit einem Jungen ausgehen wollte. Er würde sie nicht lassen, auf keinen Fall, er würde einen Aufstand machen und den Jungen erst einmal kennenlernen wollen und dann würde er sie nicht in einem Minirock gehen lassen. Diese Diskussion sah ich vor mir, als würde sie gerade echt passieren. Ein Mädchen. „Ihr werdet so wunderbare Eltern werden.“ Ich lächelte und nickte. Ja, davon gehe ich aus.

„Okay, also ist sie noch in einem Ei?“ Jillian nickte. „Und was ist, wenn sie schlüpft? Du hast gesagt, sie ist nur eine bestimmte Zeit in dem Ei.“

„Das wissen wir auch nicht wirklich. Alec konnte sie gestern vom Schlüpfen abhalten, weil es einfach noch zu früh war, aber wenn sie wirklich schlüpft, dann muss Ian sie operieren, damit sie auch lebensfähig ist. Wenn sie schlüpft ist sie ja noch nicht wirklich fertig, sage ich mal. Sie muss sich noch weiter entwickeln und deswegen müsste Ian sie operieren, um sicher zugehen, dass sie es auch wirklich schafft.“ Ich nickte. Meine arme kleine Maus. Sie musste all das durchstehen, nur wegen Bec. Nur weil er die Herrschaft über alles haben wollte. Ich wollte erst gar nicht wissen, was mit ihm passiert war. Nachdem er mir das Messer in den Bauch gerammt hatte, hatte ich nur noch wenig mitbekommen. Ich war nur froh, dass Alec nichts passiert war und das er uns ins Krankenhaus schaffen konnte. Vor allem wegen der Kleinen.

„Okay, also stehen die Chancen fünfzig fünfzig?“ Jillian nickte traurig.

„Aber ich bin mir sicher, dass sie es schafft. Wie gesagt, sie hat richtig auf Alec reagiert. Er hat das Ei angefasst und sofort ist sie ruhiger geworden. Gestern hatte sie versucht, die Schale weg zu treten und das konnten wir nicht zulassen, weil sie noch nicht so groß ist, aber zum Glück hatte sie aufgehört.“ Ich lächelte. Das war gut, es war gut, dass sie schon eine Beziehung zu Alec aufbauen konnte, vielleicht schafften wir es, dass sie das alles schaffte.

„Gibt es noch etwas, was ich wissen muss?“ Wenn Jillian schon mal dabei war, dann konnte sie mir alles erzählen. Sie seufzte und holte sich einen Stuhl. Oh, das würde etwas länger dauern.

Sie fing an zu erzählen, dass Alec es geschafft hatte, Bec zu töten und das auch sein Komplize, dieser Drago, tot war. Sie erzählte mir alles was passiert war, als ich weg gewesen war, dass der Rat angegriffen worden war und das der halbe Rat tot war. Reneé und Thomas lagen immer noch im Koma. Die einzigen denen nichts passiert war, waren Caleb und Katleen. Mira und Bec waren auch nicht betroffen gewesen, aber dadurch, dass Bec Mira selber umgebracht hatte und Bec von Alec umgebracht worden war, waren nur noch Caleb und Katleen übrig, wenn man vom schlimmsten ausging und Reneé und Thomas nicht mehr aufwachen würden. Der Rat war zersplittert, allerdings gab es Nachfolger, die vielleicht nicht geeignet waren, es aber jetzt sein mussten, anders würde die Anderswelt nicht weiter kommen. Das alles war so schrecklich und mir taten alle so leid.

Nachdem das gesackt war, erzählte Jillian von dem Wesen, was in Alec war. Sie erzählte mir eine alte Geschichte, von dem Ersten, der das Wesen bekämpft hatte. Vorher hatte dieses Wesen regiert, aber dann bezwang dieser Mann das Wesen und gründete den Rat, damit alles ausgeglichen war. Seitdem trauten sich die Auserwählten, sich gegen das Wesen zu behaupten und dadurch geriet es in Vergessenheit, weil allen klar war, wenn man dieses Wesen wieder herauskommen lassen würde, dass die Welt, die sie sich aufgebaut hatten, nicht mehr existieren würde. Aber Jillian erzählte mir diese Geschichte nicht nur, weil ich es wissen musste, sondern, weil es etwas mit meinem Baby zu tun hatte. Erst dachte ich, dass es etwas schlimmes sei, aber dann erzählte sie mir, dass die Kraft dieses Wesens, ihr wahrscheinlich das Leben gerettet hatte und das sie nur deswegen überleben wird, weil sie größere Heilungskräfte hatte, als ein normaler Drache, genauso wie Alec. Sie hatte mich beschützt. Und zum Glück war Ian sich sicher, dass es nichts schlimmes für mein Baby bedeutete, dass sie vielleicht so eine große Kraft hatte. Das einzige war eben nur, dass sie sich vielleicht ein bisschen schneller entwickelte, aber das fand ich nicht schlimm. Wenn sie dadurch gesund war, war mir alles egal.
 

Es vergingen drei Tage, in denen ich mich ausruhen sollte und einfach schlafen sollte … was ich auch machte. Man musste eigentlich meinen, wenn man im Koma lag, dass man genug geschlafen hatte, das war aber falsch. Man war richtig kaputt und der Körper musste sich auch erholen. Ian gab mir Medikamente, die extra für Anderswesen hergestellt wurden waren, damit ich mich schneller erholte. Zu meiner Kleinen durfte ich noch nicht, was ich sehr blöd fand, aber dafür hatte ich Alec immer geschickt, um nach ihr zu sehen. Er war auch immer brav gegangen.

In den drei Tagen hatte ich auch viel Besuch gehabt. Marina und Matt waren gekommen, auch Caleb hatte mal nach mir gesehen, was ich sehr seltsam gefunden hatte. Und dann hatten Alec und ich noch über Bastian reden müssen. Er hatte mir erzählt, dass er Basti etwas anlügen musste, was ich auch verstehen konnte. Ich war ihm deswegen nicht böse gewesen, aber wir mussten uns etwas einfallen lassen. Vor allem was mit der Kleinen war. Ich hatte Basti gestern angerufen gehabt und er hatte verlangt, dass er sofort zu mir kommen würde. Ich konnte ihm das nicht ausschlagen, also hatte Alec einen Flieger geschickt, um meine Freunde zu holen. Wir hatten dann einen Plan ausgearbeitet. Ich konnte ihnen noch nicht die Wahrheit sagen, mal davon abgesehen, ob ich es überhaupt jemals tun durfte. Ich würde Bastian sagen, dass das Baby immer noch in mir war und das es ihm gut ging. Wir würden weiter behaupten, dass Alec und ich einen Autounfall gehabt hatten. Das war einfach das logischste. Bis jetzt.

Jetzt lag ich in dem Krankenbett – wo auch sonst? -, allerdings lag auch Alec mit in dem Bett und ich hatte mich an ihn gekuschelt. Alec hatte einen Arm um mich geschlungen und streichelte meinen Rücken. Bis eben hatte ich noch geschlafen gehabt, aber jetzt unterhielt ich mich mit Alec. Er war heute Morgen noch mal bei unserer Kleinen gewesen. Zwar zwang ich ihn immer, aber über das Baby hatten wir noch nie richtig geredet. Es war einfach alles so schnell und so viel gewesen. Ich hatte Alecs Hemd ein bisschen aufgeknöpft und strich mit einem Finger über seine Brust. Seine Haut war so schön warm und sein Herz unter meinem Ohr klopfte auch schneller. Das war das schönste Geräusch, was ich je gehört hatte. Mein Herz schlug natürlich auch schneller, das tat es immer, wenn er bei mir war.

„Alec?“, flüsterte ich und sah meinen Finger zu, wie er weiter auf Alecs Brust malte. Ich wollte ihn nicht ansehen, bei dem Thema, was ich jetzt anschlagen wollte.

„Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragte er und kniff mich leicht in den Po.

„Wir haben noch nicht über die Kleine geredet.“ Er seufzte und legte seine Lippen an meine Stirn.

„Darüber müssen wir auch nicht reden, Dejna.“

„Doch, finde ich schon. Das alles kam so schnell, wir konnten uns nicht wirklich darauf einlassen und vor allem haben wir noch nicht mal über Kinder geredet. Wir wurden beide sehr überrollt.“

„Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie jetzt da ist, Dejna.“ Sanft hob er meinen Kopf an, sodass ich ihn ansah. Seine hellen blauen Augen sahen mich sanft an. „Ich liebe dich, Dejna. Und es ändert auch kein Baby daran. Die Kleine gehört jetzt zu uns, ob gewollt oder nicht. Okay?“ Es bildeten sich Tränen in meinen Augen. Das wollte ich von ihm hören. Ich weiß auch nicht, aber ich hatte dieses kleine Baby schon von Anfang an geliebt, auch wenn es plötzlich war. Ich hatte einfach Angst gehabt, dass Alec es nicht lieben würde … aber das tat er, das sah ich ihm an. Und das machte mich noch glücklicher.

Sanft küsste Alec mich. Ich war wirklich die glücklichste Frau der Welt. Also so fühlte ich mich. Ich hatte gerade überlebt, mein Traummann würde mich nicht verlassen und wir bekamen eine Tochter. Und von letzterem bin ich vollkommen überzeugt. Sie war meine Tochter, ich hatte einen Krebs bekämpft, also schaffte sie es auch zu überleben.

Im nächsten Moment klopfte jemand an der Tür an. Alec und ich lösten uns und Alec bat herein. Die Tür ging auf und meine ganzen Freunde traten hinein. Als ich sie sah, musste ich lächeln. Ich hatte sie wirklich vermisst.

„D, altes Haus, wie kannst du uns nur so einen Schrecken einjagen?“, fragte Flo. Ich lächelte nur.

„Es tut mir leid“, entschuldigte ich mich. Alec stand vom Bett auf und machte sein Hemd zu.

„Schön das ihr da seid“, meinte er und reichte Bastian seine Hand. Dieser sah erst zu der Hand von Alec und dann zu mir. Basti machte mir immer meine gute Laune zunichte. Ich funkelte ihn böse an. Er seufzte und nahm Alecs Hand an. „Ich hoffe, der Flug war angenehm.“

„Ja, danke, dass du uns so schnell holen kommen gelassen hast.“ Alec nickte bloß und sah mich dann an.

„Ich lasse euch alleine.“ Ich nickte, streckte aber noch mal meine Hand nach ihm aus. Er nahm meine Hand an und küsste meinen Handrücken. Ich wusste, dass er zu unserer Kleinen gehen würde, um zugucken, wie es ihr ging.

Als Alec draußen war, kamen die Jungs und die Mädels an mein Bett und fragten mich sofort aus, wie es mir ging, wie das alles nur passieren konnte und alles mögliche. Ich stoppte sie und erzählte dann einfach, dass Alec und ich Abends einen Autounfall gehabt hatten. Der Typ der uns rein gefahren war, war betrunken und unser Auto hätte sich ein paar mal überschlagen. Alle waren geschockt und sagten, dass sie nur froh waren, dass uns beiden nichts passiert war.

„Aber jetzt mal zu wichtigeren Sachen“, meinte Niko und zeigte mit einem seiner langen Zeigefinger auf mich. „Wann hattest du denn vor gehabt uns zu sagen, dass du Schwanger bist oder hattest du vor uns das durch die Zeitung zu sagen? Hää?“ Die anderen nickten zustimmend. Ich seufzte. Das hatte ich total vergessen. Die Paparazzi hatten ja Bastians und meinen Streit mitbekommen.

„Ich hatte es ja auch erst gewusst, als ich wieder bei euch in Miami gewesen war … und ich musste auch erst einmal damit zurecht kommen“, meinte ich und streckte ihm die Zunge raus. Dann legte ich meine Hand auf meinen Bauch und lächelte. „Aber auch dem Baby ist nichts passiert.“

„Zum Glück“, meinte Becca und kam zu mir. Auch Jade wollte sich mal meinen Bauch ansehen. Beide legten eine Hand auf meinen Bauch und beschwerten sich dann.

„Man merkt ja noch gar nichts“, meinte Jade. Ich lachte.

„Klar merkt man noch nichts. Ich bin doch gerade erst in der dritten Woche“, lachte ich. Oh man, wenn die wüssten. Da mussten Alec und ich uns auch noch etwas einfallen lassen. Wenn die Kleine sich wirklich schneller entwickelt, dann durften die anderen sie nicht sehen und das wird schwierig. Und vor allem wird es schwierig mit der Presse. Um die hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht, obwohl sie durch den Streit mit Bastian wussten, dass ich Schwanger war. Dadurch hatten ja auch die anderen davon erfahren. Da mussten wir uns wirklich etwas einfallen lassen.

Den ganzen restlichen Tag blieben sie noch bei mir im Zimmer und machten Späße. Es war schön sie um mich zu haben und einfach mal etwas abzuschalten. Mal nicht über die ganzen Geschehnisse nachzudenken. Einfach Spaß haben. Das tat mir richtig gut.

Alec hatte auch schon Zimmer für meine Freunde in einem Hotel besorgt, damit sie auch einen Schlafplatz hatten. Abends gingen sie dann wieder, sie mussten ja auch etwas essen und auch etwas schlafen. Sie verabschiedeten sich und waren dann auch schon weg. Aber ich war nicht alleine. Alec war vor einer halben Stunde zu uns gestoßen und hatte meine Hand gehalten.

„Wie geht es der Kleinen?“, fragte ich sofort, als die Tür hinter dem letzten geschlossen wurde.

„So weit ganz gut, allerdings wird sie immer ungeduldiger, hab ich das Gefühl. Sie reagiert zwar, wenn ich da bin, aber kaum höre ich auf, das Ei zu streicheln, fängt sie wieder an, gegen die Schale zu treten. Ich hab das Gefühl, dass sie zu dir will.“ Ich sah auf unsere Hände und seufzte. Ich würde sie auch gerne sehen. So sehr. Alec hob meine Hand an und küsste sie. „Willst du zu ihr?“ Ich nickte.

„Ich würde sie gerne sehen.“

„Du darfst aber nicht ausflippen. Sie ist noch in einem Ei drin.“ Ich sah Alec sofort an und bekam große Augen.

„Wir gehen zu ihr?“ Er lachte und küsste mich.

„Warte kurz.“ Ich nickte heftig und wartete. Alec verließ kurz das Zimmer und kam dann mit einem Rollstuhl wieder rein. Ich strahlte ihn an und klatschte in die Hände. Ich würde jetzt zu meiner Kleinen kommen. Ich freute mich, wie ein kleines Kind zu Weihnachten.

Alec half mir in den Rollstuhl und dann fuhr er mich zu meiner Kleinen. Wir fuhren in einen separaten Raum, wo nur meine Kleine lag. Wir waren hier in einem öffentlichen Krankenhaus, da konnte man nicht einfach ein Ei auf die Babystation legen. Das käme ein bisschen komisch rüber.

In dem Raum stand ein Brutkasten in dem ein Ei lag, eingewickelt in viele Decken. Oh mein Gott! Ein Ei! Ich glaub es nicht. Alec schob mich weiter an den Brutkasten und Ian, der bis eben noch an drei Monitoren gestanden hatte, machte den Brutkasten etwas kleiner, damit ich leichter hinein sehen konnte. Ein Ei, es war wirklich unglaublich. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass sich wirklich ein Ei in meinem Bauch entwickelt hatte. Na ja, aber ich meine es gab ja auch Drachen, Werwölfe, Vampire … da waren echte Eier auch normal.

Ich sah mir das Ei genauer an und musste lächeln. Es war natürlich eisblau, genau wie Alecs Augen oder seine Haut, wenn er ein Drache war. Das hätte ich ja eigentlich wissen müssen. Aber das Ei war noch so klein, vielleicht so groß wie ein Straußenei. Ich konnte mir nicht vorstellen, das da ein kleines Baby drin stecken konnte.

„Ist sie wirklich da drin?“, fragte ich und erschreckte mich leicht, als Ian lachte.

„Ja, sie ist da drin.“ Ich sah ihn an und da drehte er mir einen der drei Monitore zu, wo ich ein kleines Geschöpf erkennen konnte. Ich sah zwei kleine Beinchen, die austraten.

„Was macht sie da?“, fragte ich. Alec trat neben mich und steckte eine Hand in den Brutkasten.

„Hier, siehst du das?“, fragte er und zeigte auf einen Riss, der um das ganze Ei verlief. Ich nickte. „Sie tritt die ganze Zeit gegen die Schale, weil sie raus möchte.“

„Aber sie darf noch nicht raus, oder?“, fragte ich und sah wieder auf den Bildschirm. Das kleine Geschöpf hörte plötzlich auf, zu treten. Wie … ich sah zu dem Ei und lächelte sofort. Alec hatte seine Hand an dem Ei und streichelte es sanft. Er hatte wirklich Recht, er beruhigte sie so ein wenig. „Darf ich auch mal?“, fragte ich ein bisschen aufgeregt. Alec nickte und ich streckte langsam meine Hand in das zweite Loch. Ich atmete noch mal tief ein und aus und dann legte ich meine Hand auf die andere Seite des Eies. Ich hatte damit gerechnet, dass es kalt war, aber das war es auf keinen Fall. Die Schale war richtig warm, was wohl an den Decken lag. „Warum ist es so warm?“, fragte ich fasziniert.

„Unter den Decken sind Wärmelampen, die es von unten anstrahlen, damit es schön warm ist. Fast so, als wäre sie noch in deinem Bauch“, erklärte mir Alec. Ich lächelte ihn an und sah dann auf den Monitor.

„Ihr hattet Recht, sie wollte zu Dejna“, meinte Ian und zeigte auf meine Kleine. Sie entspannte sich jetzt total und es sah fast so aus, als würde sie mich ansehen. Man sah wirklich kaum etwas, aber ich hatte einfach das Gefühl. Ich hatte einfach das Gefühl, dass sie mit dieser Treterei nur Aufmerksamkeit haben wollte … und sie wollte einfach wissen, ob es mir gut ging.

„Hey, meine kleine Maus. Mir geht es gut und dir wird es auch gut gehen. Wir werden dich nicht so schnell loslassen“, lächelte ich und da viel mir sofort ein Name für sie ein. „Meine kleine Millea.“
 

Ich war noch lange bei Milea geblieben, hatte das Ei in dem sie drin steckte gestreichelt und mit ihr geredet. Alec war mit dem Namen auch einverstanden gewesen. Ich fand einfach, dass er zu ihr passte. Er war mir so plötzlich eingefallen, dass ich mich gar nicht entscheiden wollte. Und als ich sie so genannt hatte, hatte ich das Gefühl gehabt, dass ihr der Name auch gefallen hatte.

Alec hatte mir dann später, als wir wieder in meinem Zimmer waren, erzählt das der Name Milea Slawisch war und grob übersetzt die Liebe oder auch die Gnädige bedeutete. Ich hatte sofort gestrahlt. Wie gesagt, er passte zu ihr, das wusste ich jetzt schon.

Mir ging es auch schon viel besser, was ich nur den Medikamenten zu verdanken hatte, die Ian mir gegeben hatte, ohne sie, wäre ich bestimmt nicht so schnell wieder wach gewesen und hätte bestimmt auch meine kleine Milea noch nicht so schnell sehen können. Ich lief heute auch schon im Zimmer auf und ab, obwohl es Alec gar nicht gefiel, natürlich mit meinem Tropfständer in der Hand. Er meckerte immer herum und sagte, dass ich mich wieder hinlegen sollte, weil ich mich noch auskurieren musste, aber ich musste mich bewegen und konnte nicht still im Bett herum liegen. Allerdings wenn Alec sich mit mir hinlegen würde, wäre es eine andere Sache. … D, also echt jetzt, benehme dich mal, wir sind hier in einem Krankenhaus, da kannst du nicht einfach mit deinem Freund flirten. … Oh doch, das konnte ich und ich tat es auch. Ich grinste Alec die ganze Zeit an und tanzte extra vor seiner Nase herum, sodass ich ihn ein bisschen ärgerte, aber das mit ein bisschen … sagen wir mal sexynes. Es machte ihn wahnsinnig und das fand ich spitze.

Alec saß auf einem Stuhl und hatte sich zurück gelehnt. Auf meinem Bett lag eine Tüte mit etwas zu essen. Er wollte unbedingt das ich etwas anständiges esse, nicht den Krankenhausessen. Aber ich hatte einfach zu gute Laune und um ehrlich zu sein, wollte ich mich lieber mit ihm beschäftigen.

„Dejna bitte, du musst was essen“, meinte er. Ich pfiff einfach herum und drehte ihm den Rücken zu. Mir ging es einfach gut, ich hatte meine Kleine mal gesehen und sie liebte mich, ich hatte sie beruhigen können und das war das schönste Gefühl überhaupt. Na ja, also zu wissen, dass Alec mich liebte und keine andere war auch ein hammer geiles Gefühl.

Ich ärgerte ihn noch etwas, ging aber dann auf ihn zu und setzte mich auf seinen Schoß, genauso wie in Paris. Ich musste sofort daran denken. Dieser Morgen hatte so gut angefangen. Ich war das erste Mal mit ihm zusammen im Bett aufgewacht, was ich jetzt immer haben konnte. Wir haben zusammen gefrühstückt, was ich jetzt auch immer haben konnte. Ich war an diesem Morgen einfach überglücklich gewesen. Das Ende des Morgens vergesse ich jetzt mal.

„Du musst etwas essen“, meinte er.

„Ja, ich weiß, aber mir geht’s so gut“, grinste ich und küsste ihn. Alec erwiderte den Kuss und schlang seine Arme um mich.

„Jetzt isst du etwas“, flüsterte er an meinen Lippen. Ich lächelte und küsste ihn noch mal kurz.

„Ja, okay, Papa.“ Ich küsste ihn noch mal und angelte mir dann mein Essen vom Bett. Aufstehen würde ich auf keinen Fall.

„Muss ich dich jetzt wieder füttern?“ Ich grinste und nickte, wie ein kleines Kind. Alec lachte nur und holte die Sachen aus der Tüte raus. Es waren Fritten und ein Hamburger.

„Was anständiges, ja?“

„Halt die Klappe und iss“, sagte er und steckte mir eine Pommes in den Mund. Ich aß sie brave und ließ mich auch weiter von ihm füttern, bis alle Pommes weg waren. Den Hamburger aß ich alleine. Aber ich musste zugeben, dass ich die Sachen wirklich gebraucht hatte. Das Essen war so lecker, es war fast so wie ein Festmahl. Ich weiß, es waren nur Fritten und Hamburger, aber im Vergleich zu dem Fraß hier im Krankenhaus war das ein Festessen.

„Danke, Papa.“

„Du bist verrückt.“ Ich grinste und küsste ihn kurz.

„Ich weiß, aber deswegen liebst du mich doch so.“ Er zwickte mich in die Seite.

„Du bist frech.“

„Sag es.“ Ich zwickte ihn auch in den Bauch. „Komm, sag es.“ Er verdrehte die Augen und biss mir dann in die Unterlippe.

„Ich liebe dich.“ Ich strahlte und küsste ihn wieder. Sorry, aber ihn musste man küssen, immer und immer wieder. Meine Arme schlang ich um seinen Hals und streichelte seinen Nacken. Es war unbeschwert hier mit ihm zu sitzen, nach dieser unglaublichen letzten Tagen, in denen wir kämpfen mussten … seit wir uns eigentlich kannten, mussten wir kämpfen. Deswegen genoss ich es einfach, hier mit ihm herum zu albern und einfach nur seine Nähe zu spüren. Ich wollte gar nicht daran denken, dass ich das vielleicht nie mehr hätte spüren können und das verdankte ich nur meiner kleinen Milea, die jetzt selber um ihr Leben kämpfen musste. Und ich konnte ihr noch nicht einmal helfen.

„Willst du mir nicht auch sagen, dass du mich liebst?“, flüsterte Alec an meinen Lippen. Ich grinste und legte den Kopf schief.

„Will ich?“

„Du ...“ Er kitzelte mich und ich versuchte mich aus seinen Armen zu drücken, aber er war viel stärker als ich. Es kitzelte so, also musste ich laut lachen.

„Aufhören!“, lachte ich. „Gnade, bitte. Bitte.“ Ich bekam einen richtigen Lachflash.

„Sag es“, verlangte er und kitzelte mich immer weiter.

„Ja, ja, okay, aber hör auf.“ Alec grinste und hörte auf mich zu kitzeln. Ich musste erst einmal Luft holen, damit ich überhaupt reden konnte. Alec hob zur Warnung seine Hände.

„Ich benutze sie“, warnte er mich und ich musste kichern.

„Jaja. Ich liebe dich.“ Nachdem ich das gesagt hatte, fing er wieder an, mich zu kitzeln. „Alec“, lachte ich. Er kam näher und küsste mich; mit dem Kitzeln hörte er auf. Ich lächelte und erwiderte den Kuss. „Ich liebe dich“, sagte ich noch mal und noch mal und noch mal.

„Hmm, ja daran kann ich mich gewöhnen.“ Ich schlug ihn gegen die Brust und sah ihn böse an. Er wollte sich verteidigen, aber da wurde die Türe aufgerissen und Jillian platzte ins Zimmer. Sie sah gehetzt aus und keuchte.

„Milea“, hauchte sie. Mehr brauchten Alec und ich nicht. Wir standen auf und liefen los. Ich zog den Tropf einfach mit. Alec war schneller bei dem Raum, wo Milea lag. Er hielt mir die Tür auf und in Nullkommanichts waren wir an dem Brutkasten. Die Monitoren piepten und Ian machte hektisch den Brutkasten auf. Alec half ihm dabei, aber was sich da in dem Brutkasten abspielte, war erschreckend. Die Schale des Eies brach. Milea hörte einfach nicht auf, gegen die Schale zu treten und dadurch brach sie immer weiter. Gerade als die Zwei den Deckel des Brutkastens abnahmen, brach das Ei in zwei und zeigte ein winziges Wesen, was mit seinen winzigen Ärmchen und Beinchen strampelte.

„Milea“, hauchte ich und wollte sie in meinen Arm nehmen, aber Ian hielt mich auf.

„Geht! Ich muss jetzt schnell sein und wenn ihr mir im Weg seid, dann wird sie sterben“, sagte er und schob den Brutkasten los. Ich blieb wie angewurzelt stehen und konnte nur auf den Fleck starren, an dem Milea eben noch gestanden hatte.

Alec kam zu mir und packte mich an den Schultern.

„Schatz, sie wird es schaffen. Dejna, Dejna, sieh mich an.“ Ich schluckte und meine Augen flitzen hin und her. Ich konnte nicht fassen, dass es jetzt so schnell ging. Wenn Ian einen Fehler machte, war sie tot, sie würde sterben, wenn er es nicht schaffte. „Dejna!“ Ich sah in Alecs Gesicht und meine Augen wurden immer großer. Ich hatte so eine Angst um sie. „Schatz, sie schafft das, hast du gehört? Sie hat deine Gene, hörst du mir zu?“ Benommen nickte ich. „Sie schafft das, sie ist deine Tochter, also ist sie eine Kämpfernatur, okay? Ian wird ihr helfen und wir müssen an sie glauben, hast du gehört? Wir dürfen nicht vom schlimmsten ausgehen. Wir glauben an sie und dann schafft sie es auch.“ Wieder nickte ich. Er hatte Recht. Sie war unsere Tochter, sie hatte meine Kämpfernatur und Alecs Heilkräfte. Sie schaffte das, sie war meine Milea. Meine Tochter.
 


 

Stunden saßen wir schon vor dem OP und nichts passierte. Das einzige, was passierte war, dass immer mehr Leute in den OP liefen, aber niemand kam heraus, um uns Bescheid zusagen, wie es Milea ging. Dejna regte sich schon die ganze Zeit leise auf, dass sie doch nie im Leben überleben würde, dass Milea doch gerade mal so groß, wie ihre Hand sei. Sie glaubte nicht daran, dass dieses winzige Wesen überleben konnte, selbst in einer Welt, wo Drachen, Werwölfe, Vampire, Elfen, Feen, Elben, Wandler, Magier und Hexen existieren, könnte Milea nicht überleben. Es war einfach unmöglich.

Ich hatte sie kurz alleine gelassen, um ihr ein paar Schuhe zu holen, dadurch, dass wir eben so schnell los gelaufen waren, hatte sie sich keine Schuhe angezogen und langsam wurde es kalt auf dem Flur vor dem OP. Ich hatte Schuhe und noch eine Decke mitgebracht, aber als ich sie so zusammen gesunken auf dem Stuhl gesehen hatte, ließ ich einfach alles fallen und lief zu ihr. Sie schluchzte auf und weinte wohl schon eine Weile. Vor ihr kniete ich mich hin und hob sanft ihren Kopf an.

„Dejna“, hauchte ich und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. „Sie schafft das.“

„Wie kannst du dir da so sicher sein? Sie ist ein kleines Würmchen, Alec! Sie wird sterben und das alles ist nur deine Schuld!“, schrie sie mich an und stand auf. Ich sah zu Boden und ballte eine Hand, aber dann stand ich auf und legte meine Hand auf ihren Arm.

„Dejna ...“, fing ich an, aber sie ließ mich nicht ausreden und schlug auch meinen Arm weg.

„Nein! Lass mich in Ruhe. Sie müsste nicht da liegen und um ihr Leben kämpfen, sie hätte noch in mir sein sollen und sich sorglos entwickeln müssen.“ Ihre Augen waren schon rot von dem ganzen Weinen. „Du! Hättest du mich doch bloß nie am Strand geküsst! Wäre ich bloß nie in dich hinein gelaufen! Wie konnte ich nur so dumm sein und glauben können, dass du gut für mich wärst.“

„Dejna ...“

„Nein!“ Sie hob eine Hand. „Du bist das alles hier schuld, nur wegen dir passiert das alles hier. Das hier ist doch nicht meine Welt, sie ist geprägt von Hass, Gewalt, Opfern und Schmerz. Ich will das hier nicht mehr.“ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wusste, dass sie es nicht ernst meinte und das das alles nur aus Angst aus ihr heraus gesprudelt kam, aber ich wusste nicht, was ich tun sollte. Sollte ich sie einfach weiter reden lassen, damit sie sich mal alles von der Seele reden konnte? Vielleicht brauchte sie das ja mal und im Endeffekt hatte sie ja auch nicht Unrecht.

Ich hob auch meine Arme und ging einen Schritt auf sie zu. Sie wütete immer noch und warf mir Dinge an den Kopf, die ich mir erst gar nicht anhörte. Sie war verletzt und hatte einfach nur Angst um Milea und das verstand ich. Ich zeigte ihr das nicht wirklich, aber ich machte mir auch Sorgen, um Milea. Sie war meine Tochter, wie konnte ich mir da keine Sorgen machen? Dejna war alles was ich brauchte und ich wollte sie auch nicht verlieren. Klar, war es ein Schock gewesen, als ich erfahren hatte, dass Dejna schwanger war, aber so war es nun mal und wenn Milea das überlebte, und davon ging ich aus, würde ich versuchen, der beste Vater der ganzen Welt zu sein.

Dejna weinte immer weiter und schüttelte jetzt den Kopf, sodass ein paar Tränen durch die Luft flogen. Mit einem großen Schritt war ich bei ihr und schlang die Arme um sie, meine Lippen legte ich an ihren Kopf und hielt sie ganz fest an mich gedrückt. Sie wehrte sich nicht, dass einzige was sie machte war: weinen und mit ihren Fäusten auf meiner Brust zu trommeln. Sie wütete immer noch, aber das ließ ich zu.

Nach einiger Zeit hörte sie dann auf, lehnte sich an mich und weinte einfach weiter. Sie schluchzte laut und weinte mein Hemd voll, aber das war mir egal. Ich hielt sie einfach ganz fest und war für sie da.

Ich weiß nicht, wie lange wir hier standen und Dejna einfach nur weinte, aber irgendwann hörte sie dann auf und sah mit ihrem verheulten Gesicht zu mir auf. Ich sah ihr in ihre wunderschönen grünen Augen und wischte mit einer Hand die Tränen von den Wangen.

„Alles wieder okay?“, flüsterte ich. Sie nickte und zog die Nase hoch. Sanft strich ich ihr die Haare hinters Ohr und küsste dann sanft ein paar Tränen von ihrer Wange. „Ich liebe dich.“ Sie schüttelte den Kopf.

„Ich hab schreckliche Dinge gesagt“, hauchte sie; ich zuckte nur die Schultern.

„Das war okay. Das brauchtest du mal.“ Sie schüttelte den Kopf und lehnte ihn dann an meine Brust. Ich schlang wieder meine Arme um sie und hielt sie fest.

Nach einiger Zeit schob ich meine Arme unter ihre Kniekehlen und hob sie auf meine Arme, dann setzte ich mich auf den Stuhl. Dejna schlang ihre Arme um meinen Hals und vergrub ihr Gesicht in meiner Halsbeuge. So blieben wir die ganze Zeit sitzen. Ich hielt sie einfach fest und war für sie da. Zusammen würden wir das durchstehen. Irgendwann kamen dann auch Mom, Jamie, Chad und Sven dazu. Ich war nur froh gewesen, dass wir eben alleine gewesen waren, ich wusste echt nicht, wie Mom reagiert hätte. Dejna hatte in dem Moment keinen gebraucht, der sie auch angeschrien hätte. Sie hatte einfach jemanden gebraucht, der sich alles anhörte, was sie zu sagen hatte. Mom wäre wahrscheinlich ausgeflippt, wenn sie gehört hätte, dass Dejna mir die Schuld für das alles gab, was ich noch nicht einmal glaubte. Aber es war alles so stressig und da brauchte sie einfach jemanden, auf den sie das alles abwälzen konnte und dieser jemand würde ich immer für sie sein, wenn sie das brauchte.

„Hey, wie geht’s der Kleinen?“, ertönte Matts Stimme. Ich sah auf und sah dann auch Marina und Matt, die zu uns gestoßen waren. Ich zuckte die Schultern.

„Wir haben noch nichts gehört. Ian ist schon seit Stunden da drin und versucht, sie durch zu bekommen“, antwortete ich ihm.

„Können wir nichts machen?“

„Ich weiß es nicht. Ich würde alles tun.“

„Hilft selbst kein Blut von Vampiren?“, fragte Marina.

„Ich weiß es nicht. Ian hat noch keinen raus geschickt, um uns etwas zu sagen“, meinte Mom.

Genau in dem Moment kam jemand aus dem OP heraus; eine Krankenschwester. Dejna sah sofort auf, blieb aber auf meinem Schoß sitzen.

„Was ist?“, fragte Jamie sofort.

„Es sieht nicht gut aus“, meinte die Krankenschwester. Dejna vergrub sofort wieder ihren Kopf in meiner Halsbeuge.

„Ist es aussichtslos oder schafft Dr, Might es?“, fragte ich.

„Dr. Might tut was er kann.“ Ich nickte und bedankte mich bei der Schwester. Sie nickte bloß und ging dann wieder in den OP. Ich wusste, das Ian sein Bestes geben würde, aber man musste doch irgendetwas tun können. Ich musste doch irgendetwas machen können. Beim überlegen strich ich Dejna durchs Haar. Wenn ich ihr jetzt wieder sagen würde, dass alles gut gehen würde, dann würde sie vielleicht wieder ausflippen und das wollte ich nicht. Dejna schluchzte auf und ich drückte sie fest an mich.

„Sag mir, dass sie es schafft“, hauchte sie ganz leise. Ich küsste ihren Kopf und nickte.

„Sie schafft das, du bist ihre Mom, da kann sie es ja nur schaffen.“ Dejna zog die Nase hoch und ich spürte, wie sie leicht lächelte. „Jetzt sag du mir, dass du das auch glaubst.“ Sie sah auf und ich strich leicht über ihre Wange. „Sag es.“

„Okay“, nickte sie. „Sie schafft das.“ Ich strich ihr weiter über die Wange und küsste sie sanft auf die Lippen. Ich musste mir etwas einfallen lassen. Dejna durfte nicht auch noch Milea verlieren. Sie musste so viel durch machen. Ich wiegte sie hin und her und strich ihr über den Rücken.

Wir warteten noch weitere Stunden, in denen Dejna einschlief. Sie war einfach kaputt von dem ganze Weinen und das Warten war auch sehr Nervenaufreibend. Ich brachte sie in ihr Zimmer zurück und legte sie ins Bett.

„Ich bleibe bei ihr“, meinte Mom und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich bedankte mich bei ihr, dann küsste ich Dejna noch mal auf die Wange und ging aus dem Zimmer. Ich ging zurück zu dem OP, holte mir Kittel, Handschuhe, Mundschutz und eine Haube. So angezogen ging ich in den OP-Saal.

„Sir, Sie dürfen hier nicht rein“, hielt mich sofort eine Krankenschwester auf.

„Ich muss zu Dr. Might“, sagte ich nur.

„Lasst ihn durch“, hörte ich Ian rufen. Die Schwester seufzte und machte dann platz. Ich ging schnell weiter in den Saal hinein. Kurz vor dem OP-Tisch stoppte ich. Es war ein Riesen großer Tisch und was auf ihm lag, war ein kleines Geschöpf, mit tausenden von Schläuchen. Sie sah aus, wie ein Mensch. So sahen alle Drachenbabys aus. Unsere erste Verwandlung durchlaufen wir erst mit drei Jahren, bis dahin gibt es nur ein Anzeichen, dass es ein Drache und kein Mensch war. Das Ei im Mutterleib.

Ich schluckte und ging zu meiner Tochter. Ian werkelte irgendwo herum. Der Schweiß lief ihm schon über die Schläfen.

„Hilft gar nichts?“, fragte ich und sah auf meine kämpfende Tochter hinunter. Sie war so winzig.

„Ich hab Tränke von den Hexen und von den Magiern benutzt und auch Vampirblut, aber nichts hilft, Alec.“ Vorsichtig strich ich mit meinem Zeigefinger über das winzige Köpfchen von Milea. „Wenn ich nicht bald etwas finde, dann wird sie es nicht schaffen. Die Sachen helfen alle zwar, aber damit kommt sie nicht durch. Sie sind zu schwach.“ Schwach?

Meine Augen weiteten sich. Es war eine Vermutung und ich wusste nicht, ob es wirklich helfen würde, aber wir mussten es versuchen.

„Was ist mit Drachenblut?“ Ian sah mich sofort an.

„Drachenblut heilt keine anderen Leute, Alec. Das weißt du besser als ich. Es ist nicht so wie Vampirblut. Ich dachte wirklich, du hast Köpfchen.“ Er schüttelte den Kopf und drehte sich wieder um.

„Mein Blut, Ian.“ Er hielt in seiner Bewegung inne. Er hatte verstanden was ich meinte.

„Das Blut des Wesens“, meinte er und drehte sich langsam wieder zu mir. „Es ist kein normales Drachenblut … das … das ist brillant.“ Er winkte eine Schwester zu sich, mit der ich schnell in einen anderen OP ging, wo sie mir Blut abnahm. Hoffentlich klappte es.
 


 


 

Ich hatte gar nicht einschlafen wollen, aber ich war so kaputt gewesen, wegen der ganzen Sachen, die hier passierten, dass ich einfach in Alecs Armen eingeschlafen war. Die Wärme, die er ausstrahlte, hatte auch noch dazu beigetragen und seine fürsorgliche Art auch. Selbst nachdem ich ihn so beschimpft hatte, war er immer noch für mich da gewesen, hatte mich im Arm gehalten und hatte mir gut zugesprochen. Er wusste, dass ich es nicht ernst gemeint hatte. Er war auf keinen Fall wegen all dem Schuld. Er konnte doch auch am wenigsten dafür, dass Bec so durchgeknallt war. Und doch hatte ich es ihm an den Kopf geworfen. Ich hatte mich so mies gefühlt, nachdem ich das alles gesagt hatte und trotzdem hatte er mich in seinen Arm genommen und war für mich da gewesen. Dieser Mann war einfach unglaublich.

Nachdem ich aufgewacht war, war ich mit Jillian und Jamie alleine in meinem Zimmer gewesen. Ich hatte mich erst einmal erschrocken, dass ich nicht mehr vor dem OP saß, aber dann hatte Jillian mir gesagt, dass ich eingeschlafen war und Alec mich ins Bett gebracht hatte. Allerdings hatte ich nicht lange geschlafen, meinte Jillian. Vielleicht fünfzehn Minuten.

„Wo ist Alec?“, fragte ich und rieb mir die Augen, die leicht verklebt von meiner ganzen Heulerei waren.

„Ich denke, er ist zurück zum OP“, meinte sie nur. Ich nickte und schwang meine Beine aus dem Bett, aber in dem Moment ging die Zimmertüre auf und Alec kam herein. Ich blieb sitzen und sah ihn an. Wenn er hier war … dann bedeutete es nichts gutes.

„Sag mir nicht ...“, fing ich an, aber er schüttelte den Kopf.

„Ich wollte nach dir sehen. Ian ist noch dran und versucht alles.“ Ich nickte und war ein bisschen erleichtert. Aber da sah ich ein Pflaster an Alecs Arm.

„Was ist das?“

„Darüber wollte ich reden.“ Er kam zu mir und setzte sich neben mich, dann nahm er meine Hand. „Mir kam die Idee Milea mein Blut zu geben.“

„Was? Warum das denn?“ Jetzt verstand ich gar nichts mehr. „Drachenblut hilft doch keinem anderen. Ich verstehe deinen Gedankengang nicht.“

„Oh mein Gott!“, rief Jillian aus. „Das könnte funktionieren.“ Ich sah erst sie und dann wieder Alec an … und da ging auch bei mir die Glühbirne an. Das Wesen in Alec. Er heilte schnell, wegen diesem Wesen, das heißt auch, dass es kein Drache ist. Es weiß ja keiner genau, was es war, nur dass es in jedes beliebige Wesen hinein schlüpfen kann. Das war … brillant.

„Ich hab mir sofort Blut abnehmen lassen und Ian versucht jetzt alles, wie er es benutzen kann. Ich hoffe so sehr, dass es ihr hilft.“ Ich drückte seine Hand und lächelte leicht. Mit dieser Aktion bewies er mir, dass er Milea helfen wollte, dass er genauso sehr wollte, dass sie gesund wurde. Er akzeptierte sie als seine Tochter. Jetzt brauchte ich keine Zweifel mehr haben, dass er mich deswegen sitzen lassen würde. Er liebte Milea und er wollte diese Familie. Er wollte mich. „Sie wird wieder gesund, ich hab es im Gefühl.“

„Ja, ich jetzt auch“, nickte ich.

Den ganzen Tag warteten wir jetzt noch, dass Ian endlich mit einer positiven Nachricht kam. Aber es kam und kam und kam und kam nichts.

Inzwischen lagen Alec und ich wieder in meinem Bett, ich war an ihn gekuschelt und strich über seinen Bauch. Die anderen waren auch noch im Zimmer und unterhielten sich oder machten sonst etwas. Selbst Marina und Matt waren noch hier, weil sie wissen wollten, wie es Milea ging. Wir waren irgendwie eine große Familie. Obwohl ich noch nicht lange in ihren Leben war, sorgten sich alle um mich und wollten auch, dass es Milea gut geht. Selbst Marina interessierte es richtig, wie es der Kleinen ging und das überraschte mich richtig. Ich wusste, dass sie Alec noch liebte, das sah selbst ein Blinder mit einem Krückstock. Sie sah ihn immer so an und auch, wenn sie neben einander standen, versuchte sie immer, dass sie sich berührten. Deswegen fand ich es noch schöner, dass sie sich auch für Milea sorgte. Vielleicht nur um Alec zu imponieren, aber Tatsache war einfach, dass sie sich wirklich Sorgen machte.
 

Ich war wieder einmal eingeschlafen und merkte das erst, als Alec mich weckte. Ich war erst noch etwas verschlafen. Ich brauchte eine Zeit, bis ich wach war. Ich rieb mir durch die Augen und setzte mich auf. Alec lag nicht mehr neben mir, er stand neben meinem Bett.

„Ist was passiert?“, fragte ich und streckte mich.

„Ian hat uns gerufen“, meinte er. Ich dachte sofort an Milea und stand sofort auf meinen Beinen.

„Dann los, los, los!“, spornte ich alle an, schlüpfte in die Schuhe und war schon aus der Tür raus. Bitte, bitte lass es eine gute Nachricht sein. Noch eine schlechte kann ich nicht ertragen. Alecs Blut war stark, es musste Milea einfach helfen. Wenn nicht sein Blut, dann würde ihr nichts mehr helfen.

Ich spornte die anderen an, damit wir schnell am OP-Saal ankamen. Ich musste einfach wissen, was mit meiner Kleinen los war. Ian wartete schon auf uns.

„Bitte sag mir, dass es geklappt hat“, sagte ich sofort und dann schrie ich freudig auf, als Ian anfing zu lächeln. Ich sprang in seine Arme und sagte immer und immer wieder Danke. Ian drückte mich auch und dann lösten wir uns.

„Ich muss sagen, es war kritisch, wäre Alec nicht mit dieser wunderbaren Idee gekommen, wäre es glaube ich aus gewesen“, meinte Ian. Ich schnappte mir sofort Alecs Hand und drückte sie. „Ich hab sie noch an einem Sauerstoffgerät gelassen, weil sie noch schlecht Luft bekommt, aber das kommt jetzt in den nächsten Tagen und sie muss auch noch dringend im Brutkasten liegen bleiben.“ Ich nickte und sah Ian mit großen Augen an. „Willst du zu ihr?“

„Bitte“, quietschte ich. Ian lächelte nur und führte uns zu einem separaten Raum, wo Mileas Brutkasten stand. Ich ging sofort auf diesen zu und sah mir meine Kleine an. Es hatte sich nichts geändert. Sie war immer noch total winzig und jetzt sah man sie noch weniger, da man sie in etliche Decken eingewickelte hatte. Ich steckte eine Hand durch ein Loch, des Brutkastens und strich mit einem Zeigefinger über ihren kleinen Kopf.

„Du hast es geschafft, meine Süße. Jetzt musst du nur noch wachsen und dann können wir dich mit nach hause nehmen.“ Alec stellte sich hinter mich und schlang seine Arme um mich. Es fühlte sich so richtig an, zwar nicht, dass Milea hier so winzig in einem Brutkasten lag, aber die Vorstellung mit Alec dieses Kind groß zuziehen. Wir drei würden eine super Familie abgeben.

Jillian trat neben mich und sah sich Milea an, auch Matt und Marina sahen auf Milea hinab.

„Also wenn ich kein Patenonkel werde, bin ich sauer“, meinte Matt und sah uns an. Alec lachte und schüttelte den Kopf.

„Lasst sie sich erst einmal erholen und sich richtig entwickeln, dann könnt ihr euch für den Posten bewerben“, scherzte Alec.

„Ich bin Oma, das könnt ihr mir nicht wegnehmen“, grinste Jillian. Ich schüttelte nur den Kopf und strich weiter über Mileas Köpfchen. Ich liebe sie jetzt schon abgöttisch.



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