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Wer hat's geschrieben?

Das dritte Jubiläum
von

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Von Grünem Tee und leeren Tassen

Die Schreiberin und ich hatten uns noch nie getroffen. Nun ja, um genau zu sein, hatte noch keines der Teammitglieder je einen Blick auf mich erhaschen können, auch, wenn einige dafür verantwortlich waren, dass es mich überhaupt gab.

Pünktlich um halb acht sitze ich im Internetcafé und blicke in das gepiercte Antlitz meiner Interviewpartnerin, die üblichen Höflichkeitsfloskeln sind bereits ausgetauscht, und jeder hat eine dampfende Tasse Tee vor sich stehen.

Das Klappern von vielen Tastaturen dringt an unsere Ohren; gemütliche Hektik liegt in der Luft.

„Nun, dann danke ich dir noch einmal herzlich dafür, dass du dich für diese kleine Fragerunde zur Verfügung stellst! Dann lass uns doch gleich mal starten: Wann und wieso hast du mit dem Geschichtenschreiben angefangen?“

Die Antwort kommt, mehr oder weniger, wie aus der Pistole geschossen. „Das ist eine extrem gute Frage, die aber leider Gottes nicht allzu leicht zu beantworten ist“, meine Gesprächspartnerin hält inne und lacht leicht verlegen auf. „Meine ersten kleinen Geschichten habe ich schon geschrieben, als ich kurz vor der Einschulung stand. Ich hatte mit vier Jahren lesen und schreiben gelernt und vertrat dann erst mal bis zur dritten Klasse die Ansicht, ich wolle später auf jeden Fall Kinderbuchautorin werden. Danach war ich mir nicht mehr sicher, ob ich Kinderbuchautorin oder Journalistin werden wollte, bis dann die Journalistin gewonnen hat und ich die Schreiberei aufgab.

Wieder angefangen habe ich, als ich vierzehn war und eine Freundin von mir meinte, ich solle es doch einfach nochmal probieren – „wenn ich das kann, kannst du das erst recht“. Ich habe dann an einem Wettbewerb teilgenommen und den vorletzten Platz belegt, eine herbe Enttäuschung war das.“

Erneut lacht sie auf, und nippt schlürfenderweise an ihrem Grünen Tee. „Bis dahin hatte mir jeder gesagt, meine Geschichten wären unglaublich toll und so weiter und so fort... naja, im Nachhinein gesehen war es ein Wunder, dass es nur der vorletzte Platz war, ich will die Einsendung gar nicht erst lesen müssen, die den letzten Platz belegte.“ Bei diesen Worten macht sich ein Schmunzeln auf ihren Gesichtszügen breit. „In ungefähr dem gleichen Zeitraum fand ich dann den Zirkel Patronizing Arts und irgendwie ergab es sich dann dadurch, dass ich nur noch von Autoren umgeben war, dass ich einfach nicht mehr aufhörte. Es verselbständigte sich irgendwie. Was auch daran lag, dass es mir schon immer leicht fiel, mit Sprache umzugehen, schätze ich.“

Schlussendlich zuckt sie mit den Schultern, teils gleichgültig, teils stolz.

Ich freue mich, denn ich kann es überhaupt nicht leiden, mit Bonsaiantworten abgespeist zu werden, doch werde ich hier damit hoffentlich keine allzu großen Probleme haben.

Auch ich widme mich mit Vergnügen meiner Tasse; ihre ist schon halb leer. Ich befürchte, dass wir uns gleich eine ganze Kanne voll ordern sollten.

„Nun weiß ich, wie du dazu gekommen bist. Aber was magst du besonders daran, zu schreiben?“

Dieses Mal muss sie dann doch kurz überlegen, bevor ich ihre Antwort bekomme.

„Es ist nicht mal so, dass ich etwas daran besonders mag. Es gehört einfach dazu. Ich will nicht behaupten, ich könnte nicht leben ohne zu schreiben, aber es ist einfach ein Teil von mir, der immer mal wieder zum Einsatz kommt. Das ist wie zu fragen „Was magst du besonders daran, Treppen zu steigen?“. Ich könnte auch überleben, ohne es zu tun, aber in manchen Situationen ist es einfach leichter, wenn ich es trotzdem mache. Und auch, wenn ich sehr lange nicht geschrieben habe, muss ich mich zwar immer mal wieder aufraffen, neu anzufangen, aber es ist nicht, dass ich sagen würde, okay, jetzt bin ich keine Hobbyautorin mehr.

Ich habe so lange geschrieben, dass es inzwischen einfach ein Teil meiner Persönlichkeit geworden ist.“

Ja, das klingt nicht nur plausibel, sondern bestätigt auch den Eindruck, den ich von ihr bisher immer hatte. Ich beginne, zunehmend Spaß an der Fragerei zu bekommen.

„Hast du irgendwelche Ziele für deine Schreiberei – gibt es irgendwas, was du dir aneignen oder was du erreichen willst?“

„Inzwischen nicht mehr. Früher wollte ich, wie jede Hobbyautorin, schätze ich, unbedingt meine eigenen Bücher veröffentlichen. Heute ist es mir wichtiger, dass es ein Ventil für Dinge ist, die ich sonst nicht ausdrücken könnte.“ Ein Lächeln überzieht ihre Lippen. „Und es hilft mir, mir über meine Welt und meine Umwelt klarer und bewusster zu werden.“

Mittlerweile scheint auch sie einen gewissen Spaß daran zu haben, denn die Antworten klingen immer genauer, kommen zwar nicht wie aus der Pistole geschossen, und doch muss ich nicht lange auf sie warten, als habe sie innerlich bereits mit genau diesen Fragen gerechnet und sich grob Antworten zurecht gelegt.

„Hast du in dieser Hinsicht irgendwelche Vorbilder, die dich beim Schreiben inspirieren?“, möchte ich wissen

„Inspirieren? Nein. Vorbilder? In gewisser Hinsicht schon.

Ich habe niemanden, von dem ich sage „so will ich mal werden“. Aber es gibt durchaus Menschen, die ich für das bewundere, was sie schaffen. Michael Ende. Cornelia Funke. Tolkien würde ich eher unter „beeindruckend“ verbuchen.

Es gibt noch viele Menschen mehr, aber das sind die, die mir spontan einfallen. Es gibt schließlich auch extrem viele gute Autoren... auch, wenn man das manchmal nicht so ganz meinen will.“

Während sie die letzten Worte spricht, schaut sie mit bedeutungsvoll hochgezogener Augenbraue auf ihre Hände.

„Welche Fähigkeiten schätzt du an einem Geschichtenerzähler besonders?“

„Dass er sich in Menschen hineinversetzen kann. Dass er Menschen schaffen kann, die genau so in der Realität stehen könnten. Dass seine Figuren so lebendig werden, dass sie von selbst zu laufen beginnen.

Außerdem, dass er Menschen begeistern kann, die er nie gesehen hat und die ihn unter Umständen auch noch nie gesehen haben. Und dass er jede Emotion aus dem Leser heraus kitzeln kann, die er nur heraus zu kitzeln versucht.“

„Welche Fähigkeiten beziehungsweise Eigenschaften sollte kein Geschichtenerzähler deiner Ansicht nach haben?“

„Keiner? Hm... er sollte nicht versuchen, die Macht und den Einfluss, die er hat, zu missbrauchen. Wie war das?“, nun grinst sie amüsiert. „Die Maxime des maximalen Glücks? Irgendeinen Namen hat das doch“, sie gestikuliert herum, als läge dieser in der Luft herum und würde nur darauf warten, wie reife Trauben gepflückt zu werden. „Es geht dabei darum, für so viele Menschen wie möglich so viel Glück beziehungsweise so viele Vorteile wie nur möglich zu ... verursachen. Kein schönes Wort in dem Zusammenhang, so sperrig und steril, aber du weißt was ich meine. Hoffe ich jedenfalls.“ Und wieder macht sich das Grinsen auf ihren Lippen breit – schön, dass sie trotz der unnatürlichen Gesprächsweise Spaß daran zu haben scheint! „Oder, wenn das nicht möglich ist, so wenig Negatives wie möglich auszulösen.

Wenn ein Autor mit dem Ziel schreibt, dass nach der Lektüre möglichst viele Menschen von der Brücke springen, sollte er sich lieber einweisen lassen als zum Stift zu greifen.“

Nachdenklich schaue ich auf die unvermeidliche Liste, auf der ich mir vermerkt habe, was ich gerne wissen würde; viel dürfte eigentlich nicht mehr kommen. Und ich bin gespannt, was sie mich gleich fragen wird. Dann also weiter im Text, umso schneller sind wir dann fertig!

„Wenn du spontan ein Zitat nennen solltest, das du sehr magst, welches wäre das?“

„Da gibt es viele“, lacht sie. Ist sie nun froh darüber, oder lacht sie eher aus Verlegenheit darüber, dass sie nicht weiß, was sie nehmen soll? „ Das merkt man ja, wenn man durch meinen Weblog stöbert. Aber spontan fällt mir der Spruch aus The Picture of Dorian Gray ein: „Women are wonderfully practical, murmured Lord Henry, we always tend to forget about marriage, and they always remind us“ – frei aus dem Gedächtnis zitiert. Oder auch „'Don't let's get carried away,' said Her Majesty. 'Though it is true one is eighty and this is a sort of birthday party. I suppose one of the few things to be said for it is that one has at least achieved an age at which one can die without people being shocked.'“

Aber wie gesagt, es sind alles in allem viel zu viele.“

„Ach, macht nichts, da haben wir doch schon mal ein paar! Hast du eigentlich ein Lieblingswort?“

Zunächst runzelt sie nachdenklich die Stirn. Ihre Teetasse ist übrigens leer. „Momentan fallen mir ehrlich gesagt nur die drei Lieblingswörter ein, die auf Spanisch meine absoluten Favoriten sind: paulatinamente, barbaridad und gilipollas. Im Deutschen müsste ich jetzt überlegen, da fiele mir spontan nichts ein.“

Der Tonfall, in dem sie diese Worte nennt, verrät mir, dass ich nicht unbedingt nachfragen will, was das denn nun bedeutet. Aber immerhin sind wir damit auch schon beim nächsten Thema angelangt:

„Du sprichst beziehungsweise verstehst ja mehrere verschiedene Sprachen. Wenn wir jetzt von der Verständlichkeit, vom Lesetempo und dem Angebot der Muttersprachlerautoren die dich interessieren, weg gehen, hast du eine Sprache, in der du am liebsten liest?“

„Nein. Jede Sprache hat ihre eigenen schönen Seiten, es gibt keine, die ich über eine andere stellen würde. Letzten Endes lese ich am liebsten auf Deutsch, weil ich da am schnellsten lese, am zweitliebsten auf Englisch und am drittliebsten auf Spanisch... was dann auch die Lesegeschwindigkeitsreihenfolge wäre.“ Daraufhin muss sie dann doch wieder lachen. „Französisch müsste ich mal wieder ausprobieren, da dürfte ich mich aber erst wieder reinlesen müssen.

Ansonsten lese ich vom Prinzip her am liebsten die Originale, weil Übersetzungen einfach nicht das gleiche Buch sind wie das Original. Sie sind extrem nah dran, aber letzten Endes sind es extrem nah am Original geschriebene Nacherzählungen.

Ein Grund mehr, noch mehr Sprachen zu lernen“, auch dieser Feststellung folgt ein Lachen – ich merke, dass ich mich in so fröhlicher Gesellschaft wirklich wohl fühle.

„Du hast nun die Möglichkeit, ein Buch zu empfehlen, dass deiner Ansicht nach alle, die diese Worte lesen, auch gelesen haben sollten. Welches nimmst du?“

Prompt wird sie jedoch wieder ernst. „Keins. Weil es erstens viel zu viele gute Bücher gibt und zweitens jeder Leser unterschiedlich ist. Wenn ich sage, dass „Der Schatten des Windes“ ein wunderbares Buch ist, dann mag das für mich stimmen, aber andere stehen da vielleicht davor und denken sich nur „das ist der größte Schrott, den ich je gelesen habe“. Wenn ich sage, dass Markus Zusak auch ein wundervoller Autor ist, dann mag das meine Meinung sein, aber der Nächste steht davor und hätte Lust, das Buch Seite für Seite erst genussvoll auseinanderzureißen und dann als Feueranzünder zu nehmen, um wenigstens ein kleines bisschen Spaß dran zu haben.“

Kurz, nur einen Augenaufschlag lang, hält sie inne und grinst verschmitzt. „Aber ihr könnt bei „Fahrenheit 451“ mal anfangen, wenn ihr wirklich einen Buchtipp haben wollt.“

Muahahah! So habe ich doch noch einen bekommen, das läuft ja wie geschmiert! „Wenn du schreibst, wie läuft das ab? Packt dich die Idee und lässt dich nicht mehr los, bis sie nieder geschrieben worden ist, oder konstruierst du eher? Und wie schreibst du am liebsten, am PC oder ganz klassisch auf Papier?“

„Oh, das kommt ganz drauf an. Meistens habe ich eher einen Eindruck, den ich festhalten will, ein Gefühl, einen Augenblick. Den versuche ich dann in meinen Kurzgeschichten umzusetzen und die Emotionen zu vermitteln, die ihn begleiten.

Längere Geschichten konstruiere ich halbherzig und spinne dann frei nach Schnauze weiter.

Was die Ideen angeht... nun, manches lässt mich nicht mehr los, bis es auf dem Papier steht. Dann kann es gut sein, dass es in mehreren Geschichten auftaucht. Ich habe immer so meine Passionen, die mich eine Weile begleiten, es wundert mich, dass das noch keinem so offen aufgefallen ist, dass er mich drauf angesprochen hat. Ich erinnere mich an keinen einzigen Kommentar, in dem steht „Hey, schon wieder eine Geschichte, in der du das Tanzen als Metapher benutzt – kannst du momentan denn nichts anderes?“. Oft erkenne ich eine Passion auch erst daran, dass ich über nichts anderes schreiben kann. Dann ertappe ich mich sozusagen auf frischer Tat“, ein Grinsen folgt diesen Worten.

„Kurzgeschichten schreibe ich meist eher auf Papier, die werden dann automatisch dichter und atmosphärischer, ich lasse mehr aus, das gar nicht nötig ist für die Handlung. Aber prinzipiell schreibe ich lieber am PC, es ist einfach unkomplizierter. Wenn eine Geschichte bei mir viele Tippfehler hat, hat sie viele Tippfehler, wenn sie wenige hat, ist das auch nicht weil ich drüber geschaut hätte, sondern weil ich eben einfach ... getippt habe. Ich korrigiere nicht. Ich bin, ganz arrogant gesagt, in der äußerst vorteilhaften Lage, einfach hochladen zu können – meine Rechtschreibung ist dann doch größtenteils tauglich genug“, bilde ich mir das nur ein, oder hat sie mir gerade zugezwinkert?

„Aber es gibt immer Ausnahmen zur Regel und in diesem Fall ist das auch eher ein „naja, im Schnitt läuft es meistens so ab“ als eine Regel. Es kommt auch oft vor, dass ich lange Geschichten auf Papier anfange, dass ich sie aus einer Szene entwickle, indem ich schaue, wie es weitergeht. Das einzige, was ich wirklich absolut nicht umgehen kann, sind meine Passionen. Die Biester sind wie Unkraut, man kann sie nicht vermeiden, man kann sie nur versuchen, irgendwie einzubauen. Oder eben gegen Windmühlen kämpfen. Wenn man versucht, sie auszureißen, kommen sie ja doch wieder.“

„Hast du einen Ort, an dem du besonders gern liest und schreibst, oder eine bestimmte Tageszeit, zu der es dir am besten gelingt?“

„Mein Schreibtisch bei Nacht. Spät abends bis nachts lässt es sich eben doch noch am allerbesten schreiben – warum auch immer.“ Wieder lacht sie auf. „Und da ist es auch fast egal, wie voll der Schreibtisch ist – erfahrungsgemäß reichen 10-20 cm^3 aus, auf denen weniger als 5cm Krimskrams liegen. Damit bin ich schon ... sagen wir...“, anstatt den Satz zu beenden, belässt sie es bei einem zufriedenen Schmunzeln.

„Hast du bestimmte Rituale dafür, oder hast du besondere Angewohnheiten?“

„Ich?“, die Gefragte reißt gespielt entsetzt die Augen auf. „Niemals!

Ich käme nie auf die Idee, so blöde Dinge anzufangen wie „Ich koche mir vorher eine Kanne Tee“. Oder „Ich brauche es ganz ruhig, maximal Musik“. Oder eben „bitte bei Nacht“.

Niemals nie!“

Ein leises Kichern kann ich mir dann doch beim besten Willen nicht verkneifen. Verschwörerisch grinsen wir uns an.

„Hast du eine Muse oder einen Gegenstand oder Gedanken, der dich besonders inspiriert?“

„Nein. Immer mal wieder Emotionseindrücke zu haben oder einfach ein flüchtiges Bild vor Augen, das ich umsetzen will, das reicht.

Oder geht es um so Sachen wie „übrigens, hier ist ein Abgabetermin, bis dahin und nicht länger hast du Zeit“?“, sie lacht wieder. „Darin bin ich Weltmeister, das klappt am allerbesten.“

„Wie bist du zu den Schreibziehern gekommen?“

„Über Polaris. ...glaube ich jedenfalls. Irgendwer hat das Ding doch angeschleppt...? Oder war ich das, die den Zirkel gefunden hat? Keine Ahnung, es ist zu lange her. Ich glaube, ich war fast von Anfang an dabei – also, wenn man den alten Zirkel mit einberechnet. Wenn man den neuen Zirkel ansieht, bin ich definitiv von Anfang an dabei.“

„Was wünscht du dir in Zukunft für die Schreibzieher?“

„Mehr Aktivität. Mehr Teilnahme an den Angeboten. Es ist unglaublich mühsam, so viel Zeit in die Planung und Umsetzung einer Aktion zu stecken, wenn man dann das Gefühl hat, dass es nicht ankommt.

Mich betrifft das ja momentan kaum mehr, weil ich zu viel Zeit für mein Studium aufwenden muss und dabei das Schreiben leider Gottes mehr oder weniger hinten runterfällt, aber auch ohne aktiv an der Planung mit teilzunehmen weiß ich, dass es frustrierend ist – und immer nur für die gleichen und gegen die gleichen Leute zu schreiben verliert nach und nach auch seinen Reiz.“

„Welche Aktion hat dir bisher am meisten Spaß gemacht?“

„Das kann ich so nicht sagen, weil wir schon so viele hatten und bisher keine einzige dabei war, die ich nicht mochte.

Aber ich glaube, auch wenn ich sie noch lange nicht durch habe, dass die 100-Themen-Herausforderung die Aktion ist, die mir bisher am besten gefallen hat.“

„Okay…“, fassungslos starre ich auf den Block, auf dem ich mir stichpunkthaft die Antworten fest halte, und auf dem auch meine Fragen stehen.

„Oh, wir haben‘s gleich! Gab es auch etwas, dass du absolut ungern gemacht hast und das du am liebsten nicht wiederholen würdest?“

„Nein, gar nicht. Ich bin nur am Überlegen, ob es eine gute Idee war, mich zur zirkelinternen Romanaktion zu melden... meine Charaktervorstellung ist immer noch nicht fertig und irgendwie kriege ich auch keinen Boden unter die Füße.“

Sie wirkt zerknirscht, man merkt, dass in dieser Hinsicht alles derzeit einfach nicht so will wie sie.

„Na, das wird schon. Jedenfalls danke ich dir für dieses Interview! Machen wir gleich mit deinen Fragen an mich weiter?“

Da sind wir uns recht einig, doch bevor es weiter gehen kann, muss noch dringend etwas erledigt werden: Wir bestellen eine große Kanne Tee, um unsere leeren Tassen zu füllen.

Auf dem Eiffelturm

„Was für ein Glück, dass wir uns einen Tag ausgesucht haben, an dem hier nicht so viel los ist“, meinte Frau M., als sie am Fuße des Eiffelturms angekommen war. Erst gestern war sie in Paris angekommen und hatte in einem Hotel in der Nähe eingecheckt. Heute war sie mit Frau L., einer bekannte Autorin, hier am Eiffelturm zu einem Interview verabredet.
 

Jetzt im Herbst war hier nicht mehr so viel los wie im Sommer, noch dazu war es unter der Woche und die meisten Leute arbeiteten ganz normal. Selbstverständlich arbeitete auch Frau M., deswegen war sie ja hier.

„Entschuldigen Sie die Verspätung“, atemlos kam Frau L. angelaufen. „Ich wurde in der Hotellobby aufgehalten.“ „Das macht doch nichts, ich stehe auch erst seit fünf Minuten hier“, beruhigte sie Frau M.
 

Frau L. lächelte und sah zum Eiffelturm hinauf. „Beeindruckend, wenn man so direkt davor steht, nicht wahr?“, meinte sie. „Ja, in der Tat“, stimmte ihr Frau M. zu.

„Also gut, lassen sie uns hochgehen“, sagte Frau L. schließlich und ging auf den Eingang zu. Frau M. folgte ihr. Am Eingang holten sie ihre reservierten Karten ab und gingen zum Fahrstuhl, mit dem sie in die zweite Etage fuhren, in der sie einen Fahrstuhl bestiegen, der sie in die dritte Etage brachte.

Dort angekommen genossen die beiden Frauen erst einmal die Aussicht. Nach einer Weile gingen sie in den überdachten Aussichtsraum und setzten sich auf eine Bank. Frau M. holte ihr Diktiergerät aus der Tasche und begann das Interview.

„Beginnen wir mit dem Interview“, erst jetzt schaltete Frau M. das Diktiergerät ein. „Ich befinde mich hier auf dem Eiffelturm im herbstlichen Paris und neben mir sitzt die bekannte Autorin L. Frau L., warum haben sie sich für den Eiffelturm in Paris für das Interview ausgesucht?“

Frau L. antwortete lächelnd: „Ich liebe Frankreich und Paris, da erschien mir dieser Ort ideal für ein Interview.“ Frau M. stimmte nickend zu ehe sie die nächste Frage stellte: „Erzählen sie ein bisschen von ihnen? Wie sieht ihr Leben zurzeit aus?“
 

Ihre Interviewpartnerin begann zu erzählen: „Nun, ich studiere derzeit Psychologie im dritten Semester.“ Ehe Frau M. fragen konnte, fuhr Frau L. fort: „Darauf gekommen bin ich, da wir es als Fach in der Schule hatten und mich die Psyche schon immer sehr interessiert hat.

Mein Freund blieb in meiner Heimatstadt, sodass ich jetzt eine Fernbeziehung mit vier bis fünf Stunden Zugfahrt dazwischen habe – gerade noch erträglich, aber eigentlich ist es schon sehr nervig – die Fernbeziehung, nicht der Freund. Ansonsten sieht mein Leben derzeit ganz gut aus; ich bin auch recht zufrieden.“
 

„Das mit der Fernbeziehung kann ich gut verstehen. Mich würde das auch nerven, wenn ich stundenlang mit dem Zug herum fahren müsste, nur damit ich meinen Freund sehen kann“, meinte Frau M. verständnisvoll und ging zur nächsten Frage über. „Was hat sie zum Schreiben gebracht? Warum schreiben sie?“

„Schreiben tue ich, seit ich schreiben kann“, erwiderte Frau L. „Ich hatte schon immer ein ausgeprägte Fantasie; die Schrift ist damit nur zu einer Fähigkeit geworden, diese auch festzuhalten. Schreiben ist für mich auch Entlastung, da ich vieles, was ich erlebe – bzw. was ich in den Nachrichten höre, was die Gesellschaft hervorbringt usw. – in meinen Werken verarbeite.“
 

„Haben sie ein Vorbild unter den Schriftstellern?“, kam auch schon die Frage von Frau M. und die Antwort von Frau L. ließ nicht lange auf sich warten:

„Mein größtes Vorbild ist mein Vater. Er schreibt schon immer und das sehr gut; er ist für mich der Inbegriff eines Schriftstellers und auch so, wie ich mir zu mindest einen guten Schriftsteller vorstelle: gebildet und sehr intellektuell. Auch wenn er noch nichts groß veröffentlicht hat, so ist er für mich der größte Schriftsteller, den ich kenne.“
 

„Das hört sich sehr interessant an, aber jetzt weiter im Text. Ohne was können sie nicht leben?“, Frau M. legte ein erstaunliches Tempo vor, sodass Frau L. nicht einmal Zeit blieb um sich zu wundern, also gab sie gleich eine Antwort:

„Ohne meine Familie. Sie sind immer für mich da und ich liebe und vergöttere sie einfach. Meine Eltern, die mich immer unterstützen und meine ältere Schwester, die auch immer da ist. Natürlich auch meine Tanten und Onkel, Cousinen und Oma… sie sind mir alle wichtig. Nicht zu vergessen auch meine Freunde, die immer da sind, wenn man sie braucht.“
 

„Ich finde es schön, dass ihre Familie und Freunde so hinter ihnen stehen, das hat auch nicht jeder“, sagte Frau M. und ihre Stimme klang etwas traurig dabei. Schließlich fuhr sie mit einer weiteren Frage fort: „Haben sie eine Lieblingsromanfigur oder eine Lieblingsserienfigur?“

„Ich habe eigentlich in jeder Serie – die ich kenne – eine Lieblingsfigur“, antwortete Frau L. „So richtig ‚lieben’ tue ich jedoch Sherlock Holmes von Arthur Conan Doyle, das ist wohl auch die einzige Figur, über die sich das bis jetzt über Jahre gehalten hat. Ansonsten fällt mir nichts ein… ich ändere meine Meinung was so was betrifft auch sehr schnell, je nachdem, was ich gerade lese/sehe.“
 

„Ja, das kenne ich. Es ist schwer sich auf eine Figur fest zu legen, wenn man so viele toll findet“, meinte Frau M. und stellt schon die nächste Frage: „Wie sieht es mit Zukunftsplänen aus? Was haben sie in ihrem Leben vor?“

„Als erstes möchte ich natürlich mein Studium abschließen und wenn möglich gleich eine Arbeitsstelle bekommen – wo genau, ob in einer Praxis oder z.B. in der Werbebranche, da bin ich mir noch nicht sicher. Dann möchte ich unbedingt eine Familie gründen und Kinder haben. Und reisen, die Welt sehen“, Frau L. sah etwas verlegen aus. „Ich bin da wohl sehr 08/15 in meinen Träumen, aber schlimm finde ich das nicht.“
 

„Ich auch nicht“, beruhigte Frau M. ihre Interviewpartnerin. „Im Gegenteil, bestimmt haben viele andere dieselben Träume und freuen sich darüber, dass eine prominente Person wie sie solche Träume hat. Kommen wir wieder zum Schreiben zurück. Haben sie bestimmte Gewohnheiten beim Schreiben?“

„Hm…“, Frau L. dachte ein paar Augenblicke nach, dann sagte sie: „Ich denke eigentlich nicht. Das kommt aber auch daher, dass ich einfach überall schreibe. Eine Gewohnheit kann es wohl nennen, dass ich immer einen Block und einen Stift mithabe. So kann ich meine Ideen sofort aufschreiben.“

Wie als hätte sie einen Gedankenblitz gehabt, sah sie Frau M. an und fuhr fort: „Ach doch: Ich stelle mir die Geschichte immer wie einen Film vor. Er läuft in meinem Kopf ab und ich versuche so detailliert wie möglich alles mit zu schreiben. Aber ob das jetzt zu ‚Gewohnheit’ zählt?“
 

„Ich denke schon“, Frau M. lächelte gutmütig. „Was hilft ihnen gegen Schreibblockaden?“

Frau L. erstarrte, schließlich sagte sie missmutig: „Leider gar nichts! Ich hab seit einem Jahr eine und nichts hilft dagegen. Alle Sätze sehen einfach falsch aus und mir gefällt nichts mehr, was ich zu Papier bringe, falls ich überhaupt etwas zu Papier bringe. Und alle Tipps, die ich bisher bekommen habe, helfen auch nicht…“
 

„Oha, das ist wirklich ein ernstes Problem“ stellt Frau M. erschrocken fest. „Noch schlimmer ist, dass ihnen gar nichts helfen will. Hoffentlich finden sie etwas das ihnen hilft ihre Schreibblockade zu überwinden. Ich wünsche ihnen viel Glück und Kraft dafür.“

„Danke“, Frau L. lächelte froh ob dieses Trostes und Frau M. wechselte das Thema: „Was inspiriert sie? Woher kommen ihre Ideen?“

Frau L. seufzte ehe sie antwortete: „Meine Ideen kommen von meinem Leben selbst, von der Gesellschaft und der Umgebung. Ich sehe die Welt und halte meistens nur kurze Augenblicke davon fest. Manchmal kann es passieren, dass mich Liedzeilen – nicht ganze Texte – oder auch einfach nur Personen von ihrem Aussehen her inspirieren.“
 

Sie sah noch etwas traurig aus, aber Frau M. lächelte sie aufmunternd an und stellte eine weitere Frage: „Welche drei Charaktereigenschaften beschreiben sie am treffendsten?“

„Oh, das ist eine schwere Frage…“, Frau L. runzelte nachdenklich die Stirn. „Wohl am ehesten: freundlich – ich versuche jedem stets freundlich zu begegnen – hilfsbereit – ich helfe, wenn ich kann – und lustig.“ Sie schmunzelte.
 

Frau M. war froh, dass ihre Interviewpartnerin wieder besser gelaunt war und hoffte, dass ihre nächste Frage zum Thema Schreiben die Autorin nicht wieder an ihre unsäglich Schreibblockade erinnerte: „Schreiben sie gerne über bestimmte Themen oder Genres? Welche sind das?“

„Eigentlich gibt es keine besonderen Genres“, Frau L. grinste, dieses Thema schien ihr zugefallen. „Ich versuche mich immer an allen. Allgemein schreibe ich nicht so gern Romanzen; allgemein nicht so gern Geschichten, wo es nur darum gehr, dass Charakter X mit Charakter Y zusammen kommt. Meine Version wäre wohl dann eher, dass Charakter y stirbt…“
 

„Stimmt auch wieder, das ist nicht nur ausgelutscht, sondern auch ziemlich langweilig. Na ja, letztlich ist es auch Geschmacksache“, Frau M. mochte Romanzen, die immer dieselbe Leier – X kommt mit Y zusammen nach einer ‚Tortenschlacht’ und alle sind Happy – enthielten, noch nie und fuhr fort: „Was bedeutet ‚Schreiben’ für sie?“

„Schreiben ist für mich das Tor zur Seele“, sagte Frau L. und man sah ihr an, dass das Schreiben für sie etwas erfüllendes sein musste. „Einfach eine Möglichkeit sich seine Erlebnisse von der Seele zu schreiben – nicht umsonst sollen oft Traumaopfer ihre Erlebnisse aufschreiben – aber auch eine Möglichkeit auf Missstände oder die Gesellschaft hinzuweisen. Und natürlich bedeutet es Spaß.“
 

„Spaß am Schreiben ist auch für mich das wichtigste“, stimmte Frau M. ihr zu und setzte das Interview fort: „So, jetzt kommen wir zur letzten Frage, dann sind wir hier fertig. Wie sieht es bei ihnen mit Fanfics aus? Würden sie welche schreiben?“

„Ich schreibe so was sehr ungern“, entgegnete Frau L. „Weil ich weiß, dass ich nie 100%ig den Charakter treffen kann – es ist eben nicht mein eigener, ich werde nie durchschauen, wie er wirklich gemeint ist, was sich derjenige wirklich dabei gedacht hat. Daher schreibe ich Fanfics eigentlich gar nicht. Außerdem sind die meisten Fanfics sowieso nur Verkuppelungszeug und so was mag ich – wie ich schon gesagt habe – sowieso nicht.“
 

„Stimmt“, pflichtete ihr Frau M. bei. „Das ist meistens so ein Zeug a la X trifft Y, ist ’ne Seite später mit ihm zusammen und hüpft im Absatz darunter mit ihm ins Bett. Das mag ich auch nicht.“ Beide mussten lachen. „Ich bedanke mich ganz herzlich bei ihnen Frau L. für das Interview“, fuhr Frau M. fort und Frau L. antwortete mit einem „Gern geschehen“. Endlich stellte Frau M. ihr Diktiergerät wieder aus und lud anschließend Frau L. zu einer Tasse Tee ein. Sie stiegen in den entsprechenden Etagen in die verschiedenen Fahrstühle und fuhren wieder hinunter. Unten angekommen verließen sie den Eiffelturm, um in einem Café in der näheren Umgebung bei einer Tasse Tee noch etwas zu plaudern.

...

„Hallo und herzlich willkommen bei Fragen, deren Antworten keiner wissen will!“

Schwungvoll und elegant stolziere ich in mein Studio und lasse mich vom Publikum bejubeln. Na ja... Zumindest wedelt das Publikum mit dem Schweif.

„Pünktchen, du sollst doch bellen, wenn ich in den Raum komme.“

Mein Dalmatinerwelpe legt nur den Kopf schief und sieht mich mit ihren großen Kulleraugen an. Ich sinke auf mein Bett und puste mir lustlos eine Strähne aus dem Gesicht. Schon seit ich denken kann, träume ich davon, eine Moderatorin zu werden. Leider hatte ich bis jetzt nicht viel Erfolg. Ich stehe lediglich vor meinem Camcorder und mein Publikum besteht aus dem kleinen Welpen, den mir meine Eltern zu meinem Geburtstag geschenkt haben. Aber eines Tages werde ich das alles hier hinter mit lassen. Dann werde ich beim Fernsehen sein und richtige Leute interviewen.
 

Das Publikum jubelt, als ich das riesige Studio betrete. Alle Kameras sind auf mich und meinen Gast gerichtet, als wir uns auf das große, rote Sofa setzen. Nur das Sofa ist jetzt hell erleuchtet. Alle Augen sind auf uns gerichtet. Ich sehe einfach umwerfend aus. Lange, hellblonde Haare, etwas gewellt. Dazu ein wunderschönes, rotes Kleid und viel Schmuck aus Gold natürlich.

„Also... Wie würdest du deinen Charakter beschreiben.“

„Nun, ich würde sagen ich bin sehr anhänglich und treu, romantisch, zielstrebig und manchmal auch ein bisschen verträumt.“

„Hast du auch negatives an dir? Ich meine, kein Mensch ist perfekt.“

„Tja, manchmal, da bin ich impulsiv und reizbar, und ab und an kann ich auch ziemlich chaotisch sein.“

„Wer ist auch nicht mal ab und an ein bisschen chaotisch?“

Ich streiche mir eine Strähne aus dem Gesicht und sehe auf meine Notizen.

„Und hast du irgendwelche besonderen Merkmale an dir?“

„Nicht wirklich. Mir ist jedenfalls bis jetzt noch keine aufgefallen.“

Ich setze ein wirklich süßes Lächeln auf.

„Das nenne ich mal bescheiden sein. Und was hast du so für Hobbys?“

„Ich schreibe und lese gerne. Dazu gehe ich anderen gerne Mal auf die Nerven. Außerdem liebe ich Briefe, Postkarten und Tee.“

Ich sehe lächelnd in die Kamera.

„Wow, also wenn ich mal andere Briefe bekomme als Rechnungen, muss ich mir das rot im Kalender anstreichen.“

Das Publikum lacht und ich wende mich wieder meinem Gast zu.

„Spielst du vielleicht ein Instrument oder hast du mal eins gespielt?“

„Ich habe mal Klarinette gespielt. Allerdings kann ich keine Noten lesen, also hab ich die Stücke immer auswendig gelernt. Aber dann kam die Pupertät dazwischen und ich hab aufgehört zu spielen. Vielleicht fang ich aber wieder an zu spielen. Ich kann mich allerdings noch nicht wirklich entscheiden welches Instrument ich jetzt lernen möchte. Schlagzeug oder Keyboard klingen nicht schlecht. Irgendwas in diese Richtung.“

„Wow... Ich kann nicht mal Flöte spielen.“

Ich bin etwas von mir selbst amüsiert.

„Was mich noch brennent interessieren würde ist, ob du Tagträume hast?“

„Oh ja, eigentlich den ganzen Tag über.“

„Und wovon träumst du so?“

„Alles mögliche. Mal träume ich davon was ich schon morgen erleben könnte. Dinge, die ich irgendwann mal schreiben werde. Ganz normale Wunschträume eben.“

„Tja, wer hat die nicht?“

Ich sehe nochmal auf meine Notizen, damit ich auch ja nichts vergesse.

„Und darf ich fragen was du beruflich machst?“

„Ich Arbeite als Kauffrau im Einzelhandel. Eigentlich könnte dieser Job ziemlich toll sein.“

„Eine letzte Frage hab ich noch an dich. Hast du zur Zeit einen großen, ganz besonderen Wunsch?“

„Oh ja, ich will meine Schreibliste abarbeiten und das noch dieses Jahr. Ein ganz besonders großer Wunsch wäre es mit meinen drei Brieffreundinnen Tee zu trinken.“

„Okay, das wars auch schon für heute. Vielen Dank das du hier gewesen bist.“
 

Ein lautes Bellen reißt mich aus meinem Tagtraum. Pünktchen steht angespannt auf der Fensterbank und starrt eine Katze an, die gerade durch unseren Vorgarten streift. Ich sehe sie etwas traurig an.

„Pünktchen, musstest du mich unbedingt aus diesem schönen Tagtraum reißen?“

Sie sieht mich nur fragend an. Klar, sie versteht ja auch nicht, was ich sage. Jedenfalls keine ganzen Sätze. Ich gehe selbst zum Fenster und sehe in die Ferne. Ich bin fest entschlossen dieses kleine Dorf so schnell wie möglich hinter mir zu lassen. Egal wie und egal was ich dafür tun muss.

Von Chai Latte und vielen Worten

Neugierig schaue ich auf die Uhr; ja, sie dürfte bald kommen. Um sicher zu gehen, dass ich auch richtig vorbereitet bin, werfe ich noch einen Blick auf den Tisch, der hier in der Mischung aus Bibliothek und Café steht: Der Schreibblock mit den Notizen für meine Fragen und ausreichend Platz für die Antworten liegt brav unter meinem Lieblingskugelschreiber, ganz so, wie es sein soll. Da hat sich in den letzten Sekunden, die zwischen dem nunmehr letzten und dem vorletzten Blick vergangen sind, nicht viel geändert.

Ich freue mich einfach, denn die Autorin, die ich heute zum gegenseitigen Interview treffe, habe ich auch live und in Farbe bereits gesehen. Damals, vor nicht allzu langer Zeit, haben wir uns gut verstanden, und ich sehe keinen Grund dafür, warum das heute anders sein sollte.

Gerade, als ich überlege, ob ich meine Taschenuhr noch einmal befragen sollte – warum musste ich eigentlich immer versehentlich zu früh kommen? – biegt sie um ein bücherbeladenes Regal und begrüßt mich mit einem verlegenen Lächeln.

Halt. So lange warte ich doch noch gar nicht? Nun muss ich doch noch einmal auf die Uhr schauen; ob sie wohl falsch geht?

„Ach was, ich bin auch immer zu früh!“, beruhigt sie mich. Na, das ist ja umso besser!

Bald schon haben wir die Begrüßung hinter uns gebracht, es uns auf den einfachen Plastikstühlen bequem gemacht und ich kann mit der ersten Frage noch loslegen. Interessiert stelle ich fest, dass ich diese Fragen früher oder später vielleicht so oder so gestellt hätte, Interviewaktion hin oder her.

„Wann hast du deine erste Geschichte geschrieben? Ungefähr?“

„Ähm…“, ein nervöses Lachen verlässt ihre Lippen. „Zählen Aufsätze in der Grundschule? Ansonsten kann ich mich an erste Fanfic-Versuche vor circa sechs Jahren erinnern. Auf die bin ich allerdings überhaupt nicht stolz...“

Nur schwer kann ich mir ein Kichern unterdrücken. Dieser letzte Satz kommt mir doch irgendwoher bekannt vor!

„Welche Form der Erzählung magst du am liebsten: Alles, was man in Büchern findet wie Kurzgeschichten, Drehbücher und Romane, Comics, Videospiele, Lieder oder Filme?“

„Ich denke, das wäre die traditionelle Büchervariante. Einfach, weil es, mal abgesehen von vielleicht noch Liedern, das erste ist, womit man als Kind vertraut wird. Zumindest war das bei mir so.

Von anderen Medien bin ich nicht abgeneigt, aber dort mangelt es meist an Erklärungen. Was zwar auch wieder Freiraum für eigene Interpretationen lässt, aber ich bleibe da lieber beim direktesten Weg.“

„Gibt es eigentlich ein Wort, das du besonders magst?“

„Ein Wort?“, sie hält kurz zum Grübeln inne. „Es gibt einige Adjektive, die mir sehr gut gefallen, oder Formulierungen, aber ein spezielles kann ich gerade wirklich nicht nennen. Ich denke, da solltest du besser eine Person fragen, die viele meiner Texte gelesen hat und weiß, welche bestimmten Worte sich dabei herauskristallisieren.“ Das Lächeln von eben weicht einem verschmitzten Grinsen.

„He, Moment!“, protestiere ich. „Ausweichen gilt nicht. Du wirst ja wohl irgendein Wort haben, das du besonders magst, oder?“

„Muss ich das denn erklären können?“

„Nur, wenn die Erklärung gerade griffbereit ist.“

„Dann nehme ich das Wort „Stern“.“

Ich frage mich, ob das wirklich ihr Lieblingswort ist, bin mir aber anhand gewisser Anzeichen in ihrer ehemaligen Internetpräsenz sicher, dass sie es auf jeden Fall mag.

„Na gut, dann weiter im Text. Auch, wenn ich persönlich diese Frage nach wie vor befremdlich finde: Stell dir vor, du begibst dich auf eine einsame Insel und kannst lediglich drei Bücher mitnehmen, die du dort nicht austauschen kannst, und mit denen du dich längere Zeit begnügen müsstest, welche wären das?“

„Nur drei Bücher? Und die muss ich vorher auch schon kennen?“, sie schaut mich recht unbegeistert an, und ich freue mich darüber, endlich jemanden gefunden zu haben, der diese Frage genau so toll findet, wie ich selbst es tue. „Eins kann ich dir aber gleich nennen. Das wäre „Die Göttliche Komödie“ von Dante Alighieri. Zumal ich das noch nicht fertig gelesen habe“, sie scheint sich ein wenig zu schämen, als sie das zugibt. „Dennoch hat mir das Buch schon öfter aus recht verzweifelten Situationen in meinem Kopf herausgeholfen.

Als zweites wäre meine Wahl wohl „The Little Stranger“ von Kate Waters. Das Buch kann mich schlagartig in seinen Bann ziehen, weil ich die Beschreibung der Atmosphäre unglaublich gelungen finde.

Meine dritte Wahl fällt dann auf Shinya Goikedas „Devil May Cry: Der Ursprung“. Sprachlich ist das nicht besonders ausgereift, aber Dante ist wie im Spiel auch so eine liebenswürdige Person, deren Charakter mir immer gute Laune beschert.

Revidierend stelle ich fest, dass alle Bücher Stimmungsmacher sind. Wie, glaube ich etwa, so schlechte Laune auf einer einsamen Insel zu bekommen?“, sie lacht, passend zum Thema, laut auf. „Wer weiß. Jedenfalls sind das die Bücher, die ich immer mal wieder gerne aufschlage.“

Ich nicke zustimmend, genau so und nicht anders würde ich auch an meine Titelauswahl heran gehen.

„Du bist ja kein „offizieller“ Schreibzieher, nimmst aber trotzdem hin und wieder an Aktionen teil. Hast du vor, das in Zukunft weiterhin so zu halten?“

„Wenn ich meine Kreativität auf einem bestimmten Level halten könnte, hätte ich mich wohl schon lange als Mitglied beworben…“, bei diesen Worten fasst sie sich leicht schuldbewusst an den Kopf.

„Ich beteilige mich immer gern, weshalb ich auch vorhabe, den Schreibziehern weiterhin meine Unterstützung anzubieten. Allerdings sage ich meist vorschnell zu und bemerke meistens erst zu spät, was ich mir da aufgeladen habe.

Mir gefallen die Aufgaben der Schreibzieher, die Ideen, die sie sich einfallen lassen. Zudem habe ich Bewunderung in alle Mitglieder, die dort konsequent mithalten können.“

„Was würdest du - schreiberisch gesehen, versteht sich - gerne einmal machen?“

„Oh-“, meine Frage wird mir mit erneutem Lachen quittiert. „Da habe ich die Ideen wohl gerade zu recht gelobt. An Einfallsreichtum mangelt es mir leider auch des Öfteren. Ich fand die Idee mit der sich fortsetzenden Geschichte beim Adventskalender sehr schön, bei sowas könnte ich mir vorstellen, wieder dabei zu sein. Oder aber auch nur eine Geschichte zu einem Bild erfinden. Wobei es da durchaus skurril zugehen dürfte“, und nun grinst sie zufrieden, als wäre das genau ihr Ding.

„Wenn du schreibst, wie machst du das? Tippst du direkt am PC oder schreibst du auf Papier vor? Ist es dann eher ein nach Lust und Laune Schreiben oder planst du vorher genau? Schreibst du am liebsten in Gesellschaft oder musst du dafür deine Ruhe haben, hast du vielleicht sogar einen Platz, der dich besonders inspiriert und an dem es dir besonders gut gelingt?“

„Schreiben geschieht bei mir ja relativ selten. Sofern man von Rollenspielen absieht, versteht sich. Früher habe ich es so gehandhabt, dass ich zuerst alles auf Papier vorschrieb und danach meine Ideen abgetippt habe. Irgendwann war mir das zu mühselig, weil ich während dem Schreiben noch so viel verändert habe, und da hat es dann mit dem direkten Tippen am PC angefangen. Dabei plane ich auch nicht, sondern schreibe direkt drauf los. Die Grundidee ist sozusagen von Anfang an da, der Rest entwickelt sich dann während dem Schreiben.“

Ihr Blick schweift nachdenklich ab, ein bedauerndes Lächeln zeigt sich. „Wahrscheinlich keine besonders effiziente Methode für mich, weil ich dann wirklich hartnäckig dran bleiben muss, damit sich etwas entwickelt. Da der Mensch von Natur aus faul ist, ist es mir meist zu mühsam, über die Grundidee hinauszudenken. So kommt es dann meist gar nicht dazu, dass ich mich überhaupt ran setze.“

Mittlerweile schafft es auch endlich eine Kellnerin an unseren Tisch; meine Interviewpartnerin bestellt aus purer Neugierde einen Chai Latte – na, da bin ich mal gespannt, wie der ihr schmecken wird – und ich bleibe bei meinem geliebten Grünen Tee.

Eine Spur Ernsthaftigkeit schleicht sich in ihre Stimme, als die Kellnerin fort ist, um sich um unsere Bestellungen zu kümmern, und die Hobbyautorin mit ihrer Antwort fortfahren kann.

„Während dem Schreiben brauche ich direkt um mich herum Ruhe. Wenn mir dabei jemand über die Schulter sieht, kriege ich gleich gar nichts hin. Allerdings brauche ich während dem Entwicklungsprozess, der bei mir ja während dem Schreiben stattfindet, ständig Bestätigung. Ich tippe also einen Abschnitt und zeige ihn der Person, auf deren Meinung ich bei dieser Geschichte am meisten Wert lege. Dabei kann ich dann auch nochmal Formulierungen überdenken.

Das lustige ist, dass es mir dabei nicht darum geht, dass besagte Person Verbesserungsvorschläge einbringt. Ich brauche einfach nur jemanden, der mir bestätigt, dass das okay ist, was ich gerade zusammenreime.

Ich brauche als Inspiration dementsprechend auch keinen besonderen Platz, sondern Personen, Ereignisse oder bereits vorliegende Songtexte oder Bilder. Da sowas meist auch am einfachsten durch den PC zu erreichen ist, bleibt mein Schreibtisch der beste Arbeitsplatz.“

Irgendwie kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen, denn für mich klingt es so, als würden wir auch in Zukunft noch lange zusammen arbeiten können, worauf ich mich jetzt schon sehr freue.

Doch – was ist das? Überrascht schaue ich auf meinen Block. Sind wir tatsächlich schon fertig?

„Oh, ich sehe gerade, dass es das schon war – na, das war ja gar nicht so schlimm!“, scherze ich und stelle erfreut fest, dass unsere Getränke eintrudeln. „Machen wir gleich mit deinen Fragen weiter?“

Ich schlürfe einen viel zu heißen Schluck Tee, und frage mich, was da nun auf mich zu kommt. Und ob so ein Chai Latte überhaupt schmeckt.

Interview mit einem Vampir Autor

Interview mit einem Vampir Autor
 

Es dauerte eine Weile, bis ich den Interviewort überhaupt gefunden hatte. Dafür hatte sich die Suche wirklich gelohnt: Eine kleine Bank idyllisch gelegen am Waldesrand mit einem wunderbaren Ausblick auf ein grünes Tal - viel zu grün als das es eigentlich wahr sein könnte - durch das sich verstohlen ein Fluss schlängelte. Von hier oben sah dieser aus wie eine Schlange, die sich wohl zur Ruhe gelegt hatte. An diesem wunderschönen Ort wartete schon meine Interviewgast, der vielleicht ebenso aufgeregt war wie ich, da es persönlich mein erstes Interview war - das gleich mit Verspätung begann.

„Entschuldige, dass ich so spät hier bin. Schön hast du es hier.“, meinte ich lächelnd.

„Kein Problem“, antwortete sie und bot mir sogleich einen Platz neben ihr an.

„Nun, fangen wir am besten gleich an. Wie bist du denn überhaupt zum Schreiben gekommen?“

Mein Gegenüber lächelte ein wenig in sich hinein, als erinnere sie sich an etwas Schönes.

„Vor etwa zwei Jahren habe ich angefangen mich ernsthaft mit dem Schreiben zu befassen.“, fing sie nach einer Weile an zu sprechen.

„Der Deutschunterricht im Abendgymnasium war so inspirierend, dass ich anfing Gedichte zu schreiben. Ich habe im Internet nach Informationen und Tipps zum Schreiben gesucht und gefunden, brauchbares und unbrauchbares.“ Sie lachte kurz auf und ergänzte nach einer kurzen Pause mit einem Zwinkern: „Geschichten an sich erfinde ich schon seit ich klein bin, aber mit dem Schreiben habe ich eine Möglichkeit gefunden, sie zu Papier zu bringen, also fing ich an zu ploten, Figuren zu entwickeln und eben zu schreiben.“

Ich nickte, versuchend alles so genau wie möglich mit zu protokollieren.

„Hast du ein Vorbild - im schriftstellerischen Sinne?“ Meine Partnerin überlegte und ich war wahrlich gespannt auf ihre Anwort.

„Ein Vorbild nicht direkt, aber es gibt Schriftsteller, die ich bewundere.“, meinte sie dann ausweichend, doch sie schien an meinem Blick zu merken, dass mir das nicht genügte und setze von sich aus fort.

„ J. R. R. Tolkien, weil er eine ganze Welt mit allem drum und dran erschaffen hat - siehe `Herr der Ringe`- “, sie machte eine Pause, da sie merkte, dass ich es zunächst aufschreiben wollte, wofür ich ihr einen dankbaren Blick schenkte, „ C. S. Lewis, weil er sogar mehrere Welten erschaffen hat- siehe `Die Chroniken von Narnia`- “, erneut eine Pause, „Johann Wolfgang von Goethe für seine vollendete Dichtkunst , z.B. Faust I, und Thomas Mann, denn sein Erzählstil und seine Sprache gehören zu den Besten.“ Sie lächelte triumphierend und ich blickte mir die Liste an.

„Da hast du dir ja sehr berühmte Schriftsteller herausgesucht.“, meinte ich lächelnd.

„Von Thomas Mann ist ja bekannt, dass ihn das Schreiben sehr anstrengte. Er saß oft nur zwei oder drei Stunden am Vormittag und brachte nicht mehr als eine Seite dabei zu Stande- zumindest wird das heute behauptet. Hast du denn bestimmte Rituale beim Schreiben?“ Mein Gegenüber lächelte- wobei es auch eher ein stummes Lachen hätte sein können. Ich war mir nicht sicher, ob es der kleinen Anekdote oder der Frage an sich galt.

„Rituale habe ich eher weniger.“, meinte sie dann und ich nickte. Sie fügte aber noch hinzu: „Eine Sache ist mir allerdings sehr wichtig: Ich lege alles, was ich zum Schreiben brauche, in einer bestimmten Anordnung um mich herum, weil ich im Chaos nicht arbeiten kann.“ Wir lachten beide kurz auf.

„Deine bevorzugten Schriftsteller sind ja nun keinem bestimmten Genre zuzuordnen. Wie ist das bei dir? Schreibst du ein bestimmtes Genre am liebsten?“ Sie schüttelte den Kopf.

„Nun ja, an bestimmte Themen binde ich mich nicht. Es gibt zwar Genre, in denen ich niemals schreiben werde, aber ansonsten lege ich mich nicht groß fest. Die nennenswerten sind Fantasy, Krimi, Romantik - ohne Kitsch -, Drama und im Bereich von Humor und Parodie werde ich noch einige Experimente machen. Drehbücher und Poesie gehören zu den Experimentierbereichen.“

„Experimente sind immer gut.“, sagte ich und freute mich über eine so passende Überleitung.

„Du hast hier bei Animexx nur Geschichten zur eigenen Serie gehörig veröffentlicht. Kannst du dir vorstellen, auch einmal Fanfics zu schreiben?“ Meine Partnerin nickte heftig.

„Klar kann ich mir das vorstellen, ich arbeite schließlich an einer. Ich bin zwar noch in der Planungsphase, aber ich bin schon so weit, dass ich den Anfang schreiben könnte, dafür steht der Plot schon.“

„Da kann man ja gespannt sein.“, meinte ich anerkennend.

„Nun, wir sind fast am Ende unseres kleinen Interviews, nur noch eine kleine Frage. Was bedeutet Schreiben für dich?“

Meine Interviewpartnerin ließ den Blick in die Ferne schweifen und dachte über diese Frage nach. Ich tat es ihr gleich und ließ ihr Zeit. Ein Vogel zwitscherte und nahm dem Ort die Stille, die vielleicht hätte entstehen können.

„Schreiben bedeutet für mich das Eintauchen in eine fremde Welt.“ Die Worte durchbrachen meine Gedanken und passten doch sehr perfekt zu diesem Ort, der so perfekt und damit so fremd wirkte. Ich blickte meine Interviewpartnerin an, doch ihr Blick schweifte weiter in der Ferne.

„Es ist Magie und ich bin die Hexe und mein Stift der Zauberstab, mit dem ich neue Welten erschaffe.

Es ist auch ein Experiment, das man immer wieder durchführt und das jedes Mal zu einem anderen Ergebnis führt.

Es ist der Schlüssel, der die Schleusen öffnet und die Gedanken fließen lässt.“

Ich nickte, sagte nichts und wir saßen noch eine Weile einfach da und blickten den Fluss an, hörten die Vögel, lauschten dem Rauschen des Windes durch die Blätter.

„Wirklich ein toller Abschluss für das Interview.“, meinte ich und stand auf. „Ich danke dir für dieses sehr interessante Gespräch- und diesen tollen Ausblick.“

Wir beide lachten, sahen zeitgleich noch einmal in die Ferne und ich verließ diesen zauberhaften Ort und ließ die Autorin allein, auch in der Hoffnung, dass sie vielleicht so auf noch einige Ideen für Geschichten kommen würde.

Schnurstracks ans Ende

Wenn ich mich jetzt nicht ran halte, verpasse ich sie. Ich werde keine einzige Frage stellen können, alle Aufregung wäre vollkommen umsonst. Also schieße ich wie eine Verrückte durch die Gänge, dabei muss ich auf meine Tasche aufpassen, in der mein Laptop steckt – zum Abtippen bin ich noch immer zu faul – und wünsche mir nachher ganz viel Zeit, um mir die Weihnachtsauslagen näher anzusehen. Wieso hatten wir uns nochmal im höchsten Kaufhaus verabredet? Der Ausblick kann ja ganz nett sein, nur ist es heute so nebelig, dass man wohl nichts wird sehen können. Mein Gesicht und die Haare sind noch feucht und meine Wangen sind sicher schon knallrot. Herrje, wenn ich endlich da bin, werde ich aussehen wie eine zerlodderte Irre. Nun, man kann sich jetzt drüber streiten, ob das gut oder schlecht für mich ist. Wie auch immer; endlich sehe ich die Rolltreppe! Und als ich mich vorsichtig auf eine der Stufen gestellt habe, kann ich beim Hinauffahren noch ein oder zwei Blicke in den Spiegel an den Seiten werfen (was absolut nicht hilft) – und vor allen Dingen Luft holen. Okay, sie wird da sitzen, nicht böse sein und ich werde sagen... werde sagen... Verdammt! Wenn ich doch nicht alles vergessen würde! Wie war der Name denn gleich? Oh nein, oh nein, er ist weg. Ich lasse den Kopf kurz hängen, die Schultern gleich mit und nehme mich dann mit einem Ruck zusammen: Alles wird gut gehen.

Ich erkenne sie sofort, was daran liegt, dass sie die einzige ist, die allein am Tisch sitzt und in meine Richtung starrt. Oh.
 

„Hallo“, sage ich, nervös winkend. Sie bleibt stumm, aber ich bilde mir ein, ein schiefes Lächeln sehen zu können. Das liegt entweder an meinem Auftritt, daran, dass sie mir schon verziehen hat und nachvollziehen kann, was in mir vorgeht oder an etwas, wovon ich keinen blassen Schimmer habe. Da ich keine Ahnung habe, was ich sonst sagen könnte, bitte ich sie um Entschuldigung und um einen Moment Geduld, bis mein Laptop hochgefahren ist und ich das Dokument mit den Fragen für das Interview des Schreibzieherjubiläums (schon das dritte) aufgerufen habe; dann fange ich sofort an.
 

Eine simple Frage für den Einstieg: „Wie fandest du zu Animexx?“

„Ich hab vor Jahren mal dämlich gegoogelt, weil mir langweilig war. Da war ich, glaube ich, sogar noch in der 5. oder 6. Klasse. Oder sogar noch früher.“ Ich bemerke ein leichtes Stirnrunzeln, doch gleich darauf wird das kleine Lächeln wieder sichtbar. „Angemeldet habe ich mich erst vor knapp 5 Jahren, weil meine Eltern davor einfach dagegen waren. Durch Animexx bin ich auch das erste Mal auf Animes aufmerksam geworden, obwohl ich da meinen ersten Anime schon längst gesehen hatte.“

Und somit ist klar, dass ich von uns beiden das Mexx'sche Küken bin, wenngleich ich doch einige Lebensjahre mehr auf dem Buckel habe. Solche Situationen finde ich doch überaus interessant. Da ich aber noch im ersten Jahr zu dem ein oder anderen Autorenzirkel fand, komme ich nicht umhin zu fragen, welcher Weg sie zu den Schreibziehern geführt hat und warum sie selbst überhaupt schreibt?

„Wie ich zu den Schreibziehern kam?“, entgegnet sie und ich nicke heftig, von meinem Laptop aufschauend. „Ich würde sagen, fast genauso wie ich zu Animexx kam. Mir war langweilig und ich hab einfach mal blöd geguckt, was es für Zirkel gab. Da hatte ich nicht mal geplant, mich bei einem einzutragen, aber Schreibzieher klang irgendwie interessant. Also hab ich mich erstmal blöd durch den Zirkel geklickt und mich dann entschlossen mich einzutragen.“

Das spricht doch für den Namen der Zirkels – obwohl es schon jeder verinnerlicht hat, so wie auch viele von sich als Mexxler sprechen. Doch ich sollte besser zuhören:

„Warum ich schreibe?“ Wieder nicke ich, diesmal aber beiläufig. „Eigentlich weiß ich das selbst nicht so genau. Ich hab immer so ein Kribbeln im Bauch und bin ganz aufgeregt, wenn ich meine kranken Fantasien in Worte banne. Vielleicht mach ich es deshalb immer wieder.“ Aus dem Augenwinkel bemerke ich ein leichtes Schulterzucken, während sie sich vorbeugt und in ihrem Glas rührt. Ah, was zu trinken wäre auch gut... nein, später. Erstmal fertig werden und vor allem die verlorene Zeit aufholen.

„Was würdest du am liebsten einmal schreiben?“ Vielleicht fällt mir auf diesem Wege noch etwas für die Vorsatzaktion ein, wo ich doch so gerne abgucke, nein, mich inspirieren lasse.

„Also zur Zeit schwirren mir so viele Träume und Ideen im Kopf rum, das ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Aber mein Lieblingsgenre ist Humor, deshalb schreibe ich dieses Genre gerne. Über welches Thema ich schreibe hängt immer davon ab von welchem Anime ich gerade geflasht bin.“ Vielleicht rührt das schiefe Grinsen daher?

Zwar werde ich neugierig, würde gerne ganz andere Fragen stellen, doch dann vergesse ich nachher noch, was wir hier eigentlich zu tun haben.

„Wie sieht dein Reallife aus?“, frage ich. „Schule, Arbeit, Privat...“, setze ich hinzu. Denn Animexx gehört ja auch zum realen Leben, es ist ein Hobby, oder nicht?

Die Antwort ist nicht das, was ich erhofft hatte: „Ich hab am 1. Juli offiziell die Schule abgeschlossen und bin seit 3 Jahren erfolglos auf der Suche nach einer Ausbildung. Jetzt sitze ich erst mal Zuhause und warte darauf, ob ich nicht doch noch dieses Jahr was bekomme.“ Schade, wirklich, aber ich drücke schon jetzt mal meine Daumen, was ich meinem Gesprächspartner auch verdeutliche.

Allerdings passt meine nächste Frage ziemlich gut zu diesem Thema: „Dein Berufswunsch als Kind? Oder auch mehrere?“, lese ich vor.

„Ich wollte schon immer Autorin werden. Einen Berufswunsch mit Erfolgsaussichten gab es nicht.“
 

„Wie steht es mit Literatur? Manga, Comic, Buch?“ Meine Notizen sind immer so stichpunktartig, aber ich fühle mich gerade auch nicht danach, etwas anderes daraus zu machen. Ob die Schreibzieher sie ihrem Traum wohl näher bringen können? In welcher Form auch immer.

„Ich lese gerne Bücher, auch von allen Genres. Ich lese sie aber nur, wenn die Story für mich interessant ist. Mangas hab ich ein paar, da bin ich aber erst vor kurzem auf den Geschmack gekommen. Gerne lesen tu ich sie aber.“

„Gibt es einen Chara aus oben genannten, den du besonders magst? Der dich inspiriert? Oder ist das dann doch eher ein Schriftsteller oder Zeichner? Und warum?“ Das ist jetzt doch nicht zu viel auf einmal? Fragend blicke ich knapp über meinen Bildschirm – jetzt ist ihr Blick nach draußen gerichtet, aber außer Nebel... vielleicht sieht sie sich auch selbst im Fenster? Schnell richte ich mich ein paar Zentimeter auf, als sie zu reden beginnt:

„Nun, da ich gerne mal von etwas geflasht bin, gibt es immer auch mal einen Chara den ich anhimmle. Zur Zeit ist es Tsubasa Otori aus Beyblade Metal Fusion. Er hat mich sowohl im Anime als auch im Manga gefesselt. Das kann sich bei mir aber auch schnell mal wieder ändern. Außerdem liebe ich Forte aus Megaman NT Warrior total. Das war die erste Mangareihe, die ich vervollständigt habe und bis jetzt auch die einzige.“ Gut, dass ich hier meine Fragen stehen habe – die beiden kenne ich gar nicht. Irgendwie schade.

Und schon kommen wir zu einem besonderen Thema, was immer wieder jeder schwer selbst beantworten kann: „Lasse dich über dich selbst aus. Was findest du toll, was stört dich?“

„Was mich stört?“ Das wiederholte Nicken kann ich einfach nicht stoppen, egal, wie sehr ich mich anstrenge. Sie greift neben sich, scheinbar hat sie eine Tasche dabei. Daraus zieht sie einen Zettel hervor und will ihn mir geben. Ist das eine Liste?

„Zumindest so ungefähr.“ Sie grinst und nimmt das Blatt wieder an sich. „Was mich am meisten stört ist, dass ich absolut kein Selbstvertrauen hab und egal was ich mache, ich kann keins aufbauen. Das einzige, was ich an mir mag ist, dass ich anderen zuhören kann. Also, wirklich zuhören, drauf eingehen. Eben so was. Das können nicht viele.“

Was macht sie denn alles, um daran zu arbeiten? Doch ich denke, mit diesem Problem steht sie absolut nicht allein da.

„Tiere, Umwelt, Natur“, lese ich meine nächsten Stichworte vor. „Zieht es dich hinaus? Verbindest du es mit einem Hobby, oder bist du nicht so naturverbunden?“

„Ich mag die Natur schon. Und alles was sie uns bietet. Aber ich muss ehrlich sagen, ich bin ein kleiner Stubenhocker“, antwortet sie und wieder kann ich sie verstehen.
 

Kurz stütze ich mein Kinn auf die Hand und grübele, wie ich nochmal auf diese Frage gekommen bin. Aber ich bin ja für fast alles offen, vermutlich habe ich wieder abgeschrieben?„Was trägst du am liebsten? Stylst du dich gern? Hast du einen Sinn für Mode, Accessoires?“

„Überhaupt nicht. Finde ich jedenfalls. Ich setze mir gerne meine eigenen Trends, aber anderen scheint das gar nicht zu gefallen“, antwortet sie.

Also ich kann an eigenen Trends nichts aussetzen und frage mich, ob dafür, wenn es doch einige nicht mögen, nicht doch ein bisschen Selbstvertrauen vorhanden sein muss.
 

Widmen wir uns noch einem persönlicherem Thema: „Deine Meinung zu Freundschaft, Familie, Real- oder Virtuallife, Knigge oder Manieren neu definiert?“

„Ich finde es wichtig anderen immer einen gewissen Grad an Respekt entgegen zu bringen. Genauso möchte ich diesen Respekt auch von anderen haben.“ Nickend tippe ich ihre Antwort ein. Wie viel habe ich denn noch? Es nähert sich dem Ende.

„Deine Lieblingstageszeit, Jahreszeit, Ort?“, frage ich laut und höre beinahe sofort folgende Aussage:

„Meine Lieblingstageszeit ist der späte Nachmittag. Da hat man alles erledigt und kann sich mit gutem Gewissen entspannen und machen was einem gefällt.“

Kurz warte ich ab, nicht dass ich ihr über den Mund fahre und womöglich ein wichtiges Detail auslasse. Gut, dann nur noch abschließend für die Schreibzieher: „Was gibt es, was wir unbedingt über dich wissen müssen, was dich zu dem Menschen macht, der du bist?“

„Puh, wie soll ich darauf antworten? Ich bin nicht anders als die Masse. Na ja, vielleicht ein bisschen verrückt, weil ich meine Lieblingsbilder meiner Lieblingsanimecharas ausdrucke und dann stundenlang anstarre während ich mich per Kopfhörer mit lauter Musik zudröhne. Anime OST, versteht sich. Und während ich das mache, fange ich an irgendwas zu träumen. Damit treibe ich meine Eltern zur Weißglut, weil ich so nie höre, wenn sie von unten rufen. Und weil immer die Farbpatrone vom Drucker leer ist.“
 

Der Kellner steht mit seiner Rechnung für meine Interviewpartnerin schon parat und plötzlich ist alles vorbei. Ich setze den letzten Punkt, schließe das Dokument – natürlich schreit Windows mich förmlich an, dass ich erst speichern muss – und verstaue mein geliebtes Gerät wieder. Wir verabschieden uns, denn durch den Nebel ist es draußen schon wieder stockduster. Als sie auf der Rolltreppe steht und nach unten fährt, vergrabe ich mein Gesicht in den Händen. Ich habe gar nicht nach ihrem Namen gefragt.

Von Gemüse und Bionade

Es ist frisch und kühl in der Sonne und ich trage einen meiner Wollmäntel, welchen ich eng um mich geschlungen habe. Dennoch ist heute ein wirklich wunderschöner Herbsttag. Die Blätter haben sich in den letzten Wochen bereits in verschiedenste Braun-, Gelb- und Rottöne verfärbt und sind zu Boden gefallen. Ich mag es, wenn unter jedem meiner Schritte das Laub knirscht und raschelt. Wenn ich heute nicht einen wichtigen Termin hätte, hätte ich mir vielleicht die Zeit genommen, in meinem Garten einen Laubhaufen anzuhäufen, und ihn dann wie ein Kind wieder zu zerlegen - zumindest könnte ich mir gut vorstellen, dass ich es machen würde - ich fragte mich, während ich kurz einen Blick auf meine Handyuhr warf, ob meine Interviewpartnerin den Herbst auch so genoss wie ich. Heute war ich im Auftrag der Schreibzieher unterwegs, um jemanden aus dem Zirkel auszufragen. Ich freute mich sehr darauf, da ich mich bereits im Internet ein wenig über sie schlau gemacht hatte. Selten hatte ich so ein gutes Gefühl bei einer „geschilderten“ Persönlichkeit wie bei dieser. Zumindest hatte sich ihr Steckbrief auf der Seite Animexx gut lesen lassen und deutete auf eine sehr interessante, vielseitige Person hin.

Wir wollen uns in einem kleinen Café am Ufer der Weser treffen, welches selbst für einen Touristen wie mich nicht so schwer zu finden ist. Bremen ist wirklich eine schöne Stadt. Ich muss sagen, ich war zwar noch nicht oft hier in der Gegend, aber es war mir bis jetzt jedes Mal ein Vergnügen. Am Café angekommen, checke ich nochmals die Uhrzeit, aber da muss ich mir keine Sorgen machen. Wie immer scheine ich überpünktlich zu sein, also setze ich mich auf einen freien Platz in der Sonne und bestelle mir einen Milchkaffee. Ich gähne müde auf, schließlich ist es doch ein weiter Weg bis hier her gewesen, und stundenlanges Zugfahren rädert einen gerne, wie man weiß. Ich musse nicht lange warten bis die zu Interviewende vor mir sitzt und mich freundlich begrüßt. Sie sieht genauso aus, wie ich sie mir vorgestellt habe.

„Schön, dass du dir Zeit nimmst. Es freut mich sehr dich kennen zu lernen! Ich nehme an, unter Zirkelmitgliedern ist man doch per du, oder?“, frage ich mit einem leichten Augenzwinkern. Sie nickt und gibt ebenfalls ihre Freude kund.
 

Nach ein wenig Smalltalk und einem Gespräch über Bremen fangen wir mit dem an, weswegen wir hier waren.

„Also schön“, sage ich, als ich aus meiner Handtasche, die sich auf meinem Schoß befindet, ein Diktiergerät heraus ziehe. Ich schalte das Gerät ein, spreche das heutige Datum hinein, den Ort, an dem wir uns befinden und den Namen meines Gegenübers. Dann lege ich es auf den Tisch und fange mit folgenden Worten an: „Meine erste Frage an dich wäre, wie bist du zum schreiben gekommen?“

Sie überlegt kurz. Aber die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. „Am Anfang stand die Fantasie, dann der Wunsch, das irgendwie zu kreieren, beides vermischte sich mit einem Stift, Papier und dem Rest einer Musikstunde, während dem die anderen noch die Klausur schrieben und ich schon fertig war und das war dann die Geburtsstunde meiner ersten Geschichte“, sagte sie mit einem Lächeln im Gesicht.

„Während einer Klausur also?“, frage ich nochmals nach, korrigierte dann aber, dass es nicht während der Klausur dazu kam, sondern direkt danach. Ich lache leicht. „Ein außergewöhnlicher Zeitpunkt. Dazu fällt mir eine gute Überschrift ein - Langeweile nach der Prüfung? Hier nicht“, scherze ich, nehme meinen Milchkaffee und lehne mich etwas zurück.

„Du kommst mir sehr vielseitig vor. Liege ich da richtig?“

Sie nickt mit einem Grinsen im Gesicht. „Ich würde sagen schon. Ich habe viele verschiedene Interessen. Und bevor die Fragerei nach Hobbys kommt, also schreiben tu ich gern. Weswegen du ja hier bist. Im Zeichnen bin ich gut, musikalisch angehaucht bin ich auch… Ach ja, und ich nähe wahnsinnig gern.“

„So stellt man sich einen Künstler vor“, füge ich mit Überraschung in der Stimme hinzu und nippe am Kaffee. „Das mit den Hobbys wäre dann wohl tatsächlich schon erledigt. Wie sieht es aber mit bestimmten Vorlieben oder Abneigungen aus. Ich habe bereits erfahren, dass du politisch engagiert bist?“

„Das würde ich nicht so ausdrücken. Ja, ich habe meine Meinung, und ich setzte mich auch für diese ein. Ich möchte das andere endlich ihre Augen öffnen und nicht immer nur weg sehen.“

Interessiert blicke ich auf. „Nicht immer nur weg sehen? Im Bezug auf?“ Frage ich mit hast.

„Im Bezug auf viele Themen, wie zum Beispiel Atomkraft oder G8. Ich finde es nicht okay dass die Menschen alles immer nur abtun oder über Dinge jammern, selbst aber nichts in die Hand nehmen. Mir tut es um die verschwendete Energie leid, die verpufft wird, so bald solche Leute den Mund auf tun.“

Beide fangen wir an zu lachen. Ja, das verstehe ich! Ich kenne eine Menge solcher Energiesauger, die nur reden, von Umweltschutz und Nächstenliebe, aber noch nie einen Bioladen von innen gesehen haben.

„Wahre Worte, leider sieht man viel zu oft einfach weg. Besonders, wenn man nicht selbst von einem Problem betroffen ist. Mein Nachbar ist für Atomkraft, aber neben seinem Haus will er keine Anlage stehen haben. Und da ist er nicht allein“, sage ich seufzend.

„Und, bist du auch ein Redenschwinger oder tust du auch etwas?“, frage ich, werde aber nur empört angesehen.

„Redenschwinger? Nein. Ich lebe sehr bewusst. Mir ist meine Umwelt sehr wohl wichtig, und ich möchte auch wirklich etwas tun“, bekomme ich als Antwort.

„Das ist sehr schön. Bewusster Umgang mit seiner Umwelt ist etwas, was nur wenige Menschen in ihrem Leben umsetzten können, denke ich mal.“

Ich luge kurz zu einem Spickzettel während die Bedienung ein frisches Glas Bionade auf den Tisch stellt. „Bei Abneigungen waren wir vorhin.“ Fange ich an, aber wie aus dem Ofen geschossen kommt schon eine Antwort von ihr: „Rechtsextreme. Sie sind einfach nur zum Lachen, besser gesagt zum heulen. Beschweren sich über Linksterrorismus und ignorieren einfach die Fakten, dass seit der Wiedervereinigung 1989 keiner mehr durch einen Linken sterben musste, aber durch Rechtextreme mehr als ca. 130 Menschen ihr Leben ließen. Wenn es im Geheimen nicht noch viel mehr sind.“

Dann hüstelt sie etwas und widmet sich ihrer Bionade. Lächelnd nehme ich noch einen Schluck des leckeren Kaffees. Das Interview ist in meinen Augen bis jetzt ein Erfolg.

„Weitere Abneigungen?“, frage ich kurz und bündig.

„Oh ja. Da währen zum einen Mädchen aus der Massenproduktion, also dummgehaltene Blondchen. Und vieles mehr. Aber ich denke mal nicht dass es noch einer Rede wert wäre.“

„Gut, gibt es eine bestimmte Richtung an Geschichten, in die du dich verguckt hast?“

„Hmmm… Die wahre Liebe habe ich noch nicht gefunden, aber ich will mich auch nicht fest fahren. Ich schreibe Horror, Fantasy, Abenteuer, und alles was das Herz begehrt. Nur auf Liebesgeschichten bin ich noch nicht gekommen. So Zeug wie Yaoi“, meint sie mit einem kurzen Grinsen.

„Ah, verstehe. Dann kann man also eher etwas Spannendes und Unromantisches erwarten.“

„Unromantisch hört sich etwas zu krass an. Aber spannend ist passend“, bessert sie aus. Ich nicke leicht und rücke das Diktiergerät etwas zurecht. Dann zücke ich nebenbei die Speisekarte und fange an, zu lesen, was es alles Gutes gibt. „Gangs oder Jugendkriminalität stand irgendwo als Anreiz, was man dir wichteln könnte. Schreibst du so was auch selbst?“, murmele ich.

„Ich lese es gerne, aber selbst geschrieben habe ich so etwas momentan nicht.“ Der Kellner, der anscheinend bemerkt hatte, dass ich in der Karte geschmökert hatte, gesellt sich so eben an unseren Tisch und wir bestellen etwas zu Essen.

„Noch kurz eine Frage, dann mache ich das Gerät hier aus. könnten wir nachher am Flussufer ein Foto von dir machen? Das würde ich vielleicht für den Artikel gebrauchen können“, frage ich, nachdem der Kellner, der zwischenzeitlich von dannen gezogen ist, mir und ihr eine Gemüseplatte bringt.

Wir reden noch lange und essen gemütlich im Sonnenschein. Die weiteren Gespräche nehme ich natürlich nicht weiter auf, aber ich merke mir jedes einzelne Wort. Ich bin mir sicher, dass es bestimmt ein ganz tolles Interview wird - wenn auch nicht unbedingt ein Typisches - aber mal ehrlich, wer liest heutzutage noch etwas Typisches?

Interview mit der Elite

Heathrow empfing mich mit seiner üblichen Betriebsamkeit. Der für seine Größe in aller Welt bekannte Flughafen war vollgestopft mit Menschen, die hektisch ihre Koffer hinter sich her zerrten, um von einer Schlange in die nächste zu kommen.

Ich seufzte und setzte mich in Bewegung Richtung Ausgang. Vor ein paar Monaten war ich noch Feuer und Flamme gewesen, als es darum ging, ein geschätztes Mitglied der Schreibzieher-Gemeinschaft zu interviewen. Es war keineswegs selbstverständlich, Zugang in den inneren Kreis zu bekommen. Seit die Schreibzieher vor drei Jahren eine international Einfluss nehmende Gemeinschaft geworden sind, bildeten ihre Mitglieder einen engen Zirkel, der von außen nur schwer einzusehen ist.

Doch als ich nun auf dem Weg zu den Taxis war, beschlich mich ein mulmiges Gefühl. Ob sie mir meine Fragen wohl beantworten wird? Aber jetzt konnte ich auch nicht mehr umkehren. Es wurden schon zu viele Dinge in die Wege geleitet, damit ich hier sein konnte, da konnte ich nicht einfach ohne Ergebnis nach Hause kommen. Ich stieg in eines der wartenden Taxen und nannte dem Fahrer die Adresse in einem Londoner Vorort. Der Mann war leicht untersetzt und lächelte freundlich.

Während der Fahrt entspannte ich mich ein wenig. So schlimm konnte es gar nicht werden. Bis jetzt war eigentlich noch nichts schief gegangen, die Vorbereitungen liefen problemlos und auch das Flugzeug war pünktlich gelandet. Ich blickte aus dem Fenster und sah den Menschen auf der Straße zu. Für diese Jahreszeit, es war Ende November, war es noch erstaunlich warm und sonnig. Dennoch waren die Straßen belebt von hingebungsvollen Weihnachtsvorbereitungen. Fassaden wurden geschmückt, Läden boten ihre Ware an und man bekam den Eindruck, dass es überall nach Orangen und Glühwein roch.
 

Leider sollte ich Recht behalten, was meine Befürchtung betraf, dass etwas schief gehen würde. Nach einigen Kilometern Fahrt verdichtete sich der Verkehr und kam bald ganz zum Erliegen. Etwas beschämt klopfte ich viel zu spät an die Tür des Hauses, vor dem mich das Taxi abgesetzt hatte. Eine Hausangestellte öffnete und bat mich herein.

"Willkommen, sie erwartet Sie bereits." Mit einer kurzen Verbeugung ging sie voran und führte mich auf direktem Weg zu meiner heutigen Gesprächspartnerin. Das Haus war keine kleine Hütte, aber es war auch keine Villa, wie ich schon befürchtet hatte. Sie saß in einem Wintergarten an einem kleinen Tischchen und hatte sich die Zeit des Wartens mit einem Buch vertrieben. Als ich eintrat klappte sie es sogleich zu und legte es weg.

"Bitte, setzen Sie sich doch." Sie deutete auf einen Stuhl ihr gegenüber und lächelte. Der erste Eindruck war durchaus sympathisch. Ihre Augen musterten mich mit einem jungen aufgeweckten Glitzern und sie strahlte diese ruhige Gelassenheit aus, die es einem gleich wohler ergehen ließ.

"Möchten Sie etwas trinken?" Auf dem Tisch zwischen uns standen neben Gläsern eine Karaffe Orangensaft und Wasser mit Zitronenscheiben.

"Äh, ja gerne." Ihr zu sagen, was ich gerne hätte vergaß ich in der Nervosität, aber sie gab ohne Weiteres etwas Saft in ein Glas und reichte es mir.

"Sie möchten mir also ein paar Fragen stellen? Nur zu, tun Sie sich keinen Zwang an, ich werde Ihnen mit bestem Wissen und Gewissen antworten."

Mein Kopf war wie leer gefegt. Mir fiel keine der zurechtgelegten Fragen ein und auch der Notizzettel in meiner Mappe war vergessen. Ich warf einen Blick auf das Buch und versuchte zu improvisieren.

"Was lesen Sie da gerade?" Ich spülte den aufkeimenden Kloß geschickt mit einem Schluck Saft hinunter.

"Das ist 'Die silbernen Ringe' von Henry Floss", sie griff nach dem Buch und reichte es mir. "Ein bisschen Fantasy und viel Action."

Ich las kurz den Klappentext und gab es ihr zurück. "Lesen Sie häufig aus diesem Genre? Es klingt sehr spannend, bevorzugen Sie so etwas oder darf es auch mal was ruhigeres sein?"

"Wenn es spannend und Action-geladen ist, kann ich meist nicht nein sagen", sie lachte kurz auf, "aber ich greife durchaus auch mal auf Alltagsgeschichten und Dramen zurück. Zwischendurch habe ich gelegentlich Lust auf was sanfteres, ist gut für's Gemüt."

Ich musste ebenfalls grinsen, es lief schon gar nicht so schlecht. Und die Frau mir gegenüber war wirklich die Ruhe selbst, das half mir sehr, mich selbst wieder zu beruhigen.

"Und wenn Sie schreiben, bedienen Sie sich aus denselben Genres?"

"Meistens, es kommt immer sehr auf meine derzeitige Stimmung an. Ich neige oft zu Dramen und Alltagsgeschichten, aber lustigerweise entwickeln sich auch immer mal wieder Romanzen, obwohl ich eigentlich gar nicht für so einen Schnickschnack zu haben bin. Momentan aber bediene ich mich vorwiegend an den Geschichten, die ich gelesen habe. Das heißt nicht, dass ich sie klaue, sondern viel mehr, dass ich sie fortführe. Manchmal sogar als Art Auftragsarbeit, wenn sich jemand eine bestimmte Geschichte wünscht."

"Das klingt interessant. Sie schreiben also für andere Fortsetzungen von Geschichten? Achten Sie dabei auf bestimmte Zeitepochen? Schreiben Sie zum Beispiel lieber altertümliche Geschichten oder eher Schicksale aus der Gegenwart?"

"Wenn ich mich in der Welt einer bereits vorhandenen Geschichte bewege ist das damit so gut wie vorgegeben, daran möchte ich auch nichts ändern. Ansonsten leben meine Figuren mit Vorliebe in der modernen Welt."

"Wo können Sie eigentlich am besten Schreiben? Wo fühlen Sie sich am wohlsten?"

"Ach, wechseln wir doch ins 'Du', dann ist es nicht mehr so steif. Bist du damit einverstanden?"

Es kam für mich völlig unerwartet, dass mir ein Schreibzieher das Du anbot. Einen Moment lang musste ich die Frage verarbeiten. Fast schon schüchtern stimmt ich dann jedoch schließlich zu.

"Sehr schön", ein Lächeln umspielte ihre Lippen, "Also, wo ich mich zum Schreiben am wohlsten fühle? Wenn ich konzentriert an einer Geschichte arbeiten will, ziehe ich mich in mein Arbeitszimmer zurück. Dort bin ich dann ungestört und kann in Ruhe schreiben." Meine Gesprächspartnerin schwieg einen Moment. "Möchtest du gerne sehen, wie meine Arbeitsumgebung aussieht?"

Jetzt war ich sprachlos und erwischte mich dabei, wie ich die Schreibzieherin anstarrte. Ich hatte mich doch noch kaum von der Frage davor erholt. Hatte ich sie gerade wirklich richtig verstanden?

"Sie, ähm, du würdest mir dein Allerheiligstes zeigen?"

Sie lächelte. "So kann man es auch ausdrücken, wenn du es als ein solches empfindest. Komm mit." Sie erhob sich und ich tat es ihr gleich. Nebeneinander gingen wir in schlenderndem Gang durch das Haus, eine Treppe hinauf.

"Wie bist du eigentlich darauf gekommen, dich in England niederzulassen?"

"Ich weiß es selbst nicht genau. Die Gemeinschaft hat uns die Möglichkeit gegeben, uns in jedem Land der Welt anzusiedeln. Die Insel fasziniert mich schon lange, sie hat mich sozusagen angezogen."

Wir kamen an eine Tür. Sachte drückte sie die Klinke hinunter und wir traten ein. Das Zimmer war keineswegs so großartig und außergewöhnlich, wie ich es mir vorgestellt hatte. Im Gegenteil, es war eher mit einer kleinen Kammer zu vergleichen, die über und über vollgestopft mit gesammeltem Zeug war. Das wichtigste Möbelstück war natürlich der Schreibtisch an der Wand rechts im Raum. Das Fenster befand sich genau an der gegenüberliegenden Wand, was mich ein wenig verwunderte. War es nicht angenehmer, im direkten Sonnenlicht zu schreiben? Auf dem Tisch befanden sich einige Stapel Papiere und verschiedene Büchlein, aus denen hier und da als Lesezeichen dienende Zettelchen ragten. Außerdem war die gesamte Ablage mit Stiften verschiedenster Arten übersät.

"Ich sehe, einen Computer hast du hier nicht, schreibst du alles mit Hand?"

"Ja, meistens. Manchmal tippe ich direkt auf der Tastatur, wenn es um einen Abgabetermin geht oder der Text letzten Endes eh digital vorliegen muss. Aber das mache ich dann nicht hier, hierher ziehe ich mich nur zurück, wenn ich den Stift über das Papier gleiten spüren möchte, der Computer steht in einem anderen Zimmer."

"Und welche Stifte verwendest du so zum Schreiben?"

"Kugelschreiber oder Füller. Das kommt ganz darauf an, ob ich nur eben etwas skizzieren möchte oder des Schreiben willens einen Stift in die Hand nehme. Dieser hier zum Beispiel", sie ging zu dem Tisch und nahm einen Füller in die Hand, "ist einer meiner Lieblinge. Ich verwende ihn nur, wenn ich mit viel Gefühl und Stil schreiben möchte."

Der Füller war wirklich wunderschön, bestimmt auch nicht billig. Sie legte ihn wieder zurück und wand sich mir zu.

"Möchtest du einen Tee?"

"Ja, sehr gerne."

Wir setzten uns auf das Sofa und die Hausangestellte brachte uns zwei Tassen Tee. Wir schwiegen eine Weile und genossen die Stille und das Aroma.

"So kann ich am besten arbeiten. Eine Tasse Tee und keine störenden Geräusche von draußen."

"Das stimmt, äußerst entspannend", ich schlürfte meinen Tee, "Du meintest vorher, du würdest nur am Computer schreiben, wenn du es digital bräuchtest, stellst du viele deiner Werke ins Internet?"

"Nein, eher wenig. Das Meiste behalte ich hier bei mir, als Übung oder weil ich es noch nicht reif für die Öffentlichkeit finde. Meistens sind es die wirklich selbst erfundenen Geschichten, die mir einfach so in den Sinn gekommen sind und noch auf Ausarbeitung warten."

"Wir haben bis jetzt nur über das Schreiben geredet. Das ist natürlich auch die Hauptsache bei den Schreibziehern, aber jetzt möchte ich wissen, ob du überhaupt noch etwas anderes machst, neben dem Schreiben?"

Sie lachte einmal herzhaft. Mittlerweile war unser Gespräch freundschaftlicher, sodass ich wusste, dass sie mir meine Frage nicht krumm genommen hatte. Ich lachte ebenfalls.

"Ja natürlich. Ich schwimme oft und spiele auch Tennis. Man muss sich ja auch bewegen, sonst versumpft man völlig im Haus. Manchmal muss ich einfach raus und den ganzen Geschichten entkommen. Ich singe auch sehr gerne. Das mache ich aber nur freizeitmäßig, also nichts professionelles."

"Das denke ich mir, mit dem ganzen Schreiben. Aber du scheinst gar nicht so zurückgezogen zu leben, wie man es von den Schreibziehern sonst gewohnt ist."

"Naja, Schreiben braucht halt seine Zeit und andere Menschen halten einen vom Arbeiten ab. Das ist so etwas wie ein natürlicher Weg, den wir einschlagen."

"Damit komme ich zu meiner letzten Frage, die Frage der Fragen", dass ich schon im Vorfeld Fragen vorbereitet hatte, hatte ich mittlerweile schon total vergessen, irgendwie hatte das Gespräch einfach seinen Lauf genommen, eins folgte dem anderen, "Wie erarbeitest du eine Geschichte? Wie baust du deinen Text auf, wie planst du? Hast du eine bestimmte Strategie?"

"Oh ja, immer wieder ein ernstes Thema. Es ist noch nicht allzu lange her, da habe ich noch jedes Mal einfach drauf los geschrieben. Mir kam eine Idee, ich nahm einen Stift und fing an zu schreiben. Doch dann habe ich mich einmal brutal bei einer Geschichte verhaspelt, dass ich gar nicht mehr wusste, wer nun was machen sollte. Seitdem erstelle ich immer ein Storyboard für meine Handlungen, das hilft ungemein. Natürlich flechte ich während des Schreibens immer noch weitere Ideen ein, aber das Grundgerüst bleibt erhalten. Ich spreche jetzt von meinen längeren Geschichten, so 20.000 Wörter aufwärts. Kurzgeschichten handhabe ich immer noch nach dem alten Prinzip. Die Szene und Handlung habe ich da meist schon im Kopf und schreibe nur alles nach der Reihe nieder."

"Vielen Dank für deine ehrlichen Antworten. Und den Tee. Du bist wirklich äußerst gastfreundlich."

"Es kommt auch nicht häufig vor, dass jemand um ein Gespräch bittet. Es hat mich sehr gefreut, ein wenig Zerstreuung vom Alltag zu finden. Wie bist du eigentlich hergekommen?"

"Oh, ich bin mit dem Taxi vom Flughafen hier."

"Das muss schrecklich gewesen sein, momentan sind zu jeder Tages- und Nachtzeit die Straßen völlig verstopft."

"Wem sagst du das?" Wir lachten.

"Lass mich dich zurück zum Flughafen bringen. Ich fahre dich gerne."

"Ach, ich möchte nicht, dass du unnötig Mühen auf dich nimmst, ich werde mich schon zurechtfinden."

"Aber ich bestehe darauf. Denke daran, ich muss hier auch mal herauskommen. Ich würde dich gerne noch ein Stück begleiten."

Zögerlich stimmte ich schließlich zu und sah mit Erstaunen die Freude, die ich damit meiner Gegenüber bereitete.

"Habe ich dir eigentlich schon den Garten gezeigt?"

So lernte ich, dass die Schreibzieher gar nicht so verschlossen waren, wie es allgemein verbreitet wird. Aber das muss ein Geheimnis bleiben, schließlich handelt es sich hier um die Elite.

"Möchtest du mit mir Bücher kaufen gehen?"

Ich bin ganz schön erleichtert, als ich meinen Teil des Denkens herumgebracht habe. Direkt frei zu formulieren fällt mir nicht gerade leicht. Ich hoffe, da geht es meiner Partnerin etwas anders, vielleicht hat sie sich mental ja schon auf potentielle Fragen vorbereitet.

Das Café, in welchem ich mit ihr getroffen habe, ist gemütlich eingerichtet und strahlt eine Art Wärme aus, die man bei den Temperaturen draußen dringend gebrauchen kann. Wir gönnen uns nach meiner Ausfrage-Runde erst einmal eine kleine Pause und machen uns an unseren Getränken zu schaffen, welche die Kellnerin gerade gebracht hat. Meine Interview-Partnerin wirkt auf den ersten Blick eher ruhig, doch vielleicht liegt es auch daran, dass sie gerade einfach ihren Tee genießt. Ich grinse und warte noch einen Moment, ehe ich meine Tasche zu Rate ziehe und Block und Bleistift zu Tage fördere.

Die Utensilien breite ich auf dem Tisch aus und sehe meine Gegenüber erwartungsvoll an. „Bereit?", frage ich noch einmal zur Sicherheit, worauf ich ein vielversprechendes Nicken erhalte. Mit leisem Klirren findet das Porzellan den Weg zurück auf die Untertasse. Als ich mir sicher bin, nun ihre volle Aufmerksamkeit zu haben, fange ich mit der ersten Frage an.

„Um einen groben Überblick über deine Karriere als Hobbyautorin zu erhalten - wie viele Geschichten hast du bis jetzt veröffentlicht?"

„Uff.." ist ihre erste Reaktion darauf. Sie schweigt einige Minuten. Meine Interview-Fragen sind mehr oder weniger auf den letzten Drücker entstanden, in der Nacht vor dem Treffen. Der Gedanke, ob sie überhaupt gut gewählt sind, schießt mir gerade wieder durch den Kopf, zusammen mit einigen Vorwürfen, dass ich die Fragen vielleicht hätte besser durchdenken sollen.

„Na super - du steigst gleich mit der schwierigsten Frage ein, was?" Da hat sie definitiv recht und auf ihr verlegenes Lachen antworte ich mit einem nicht minder verlegenen Lächeln. Nun ist es mir doch ein wenig peinlich, diesen direkten Einstieg gewählt zu haben.

„Hm, tut mir leid, das weiß ich gar nicht. Da war einiges in der Schülerzeitung, bei der ich eine Zeit lang mitgewirkt habe, und seit meiner Aktivität auf Animexx noch unzählige mehr. Und wenn man dann jede Kurzgeschichte der Sammlungen als einzelne Geschichte rechnen würde... nun, sagen wir einfach, es ist eine Menge, okay?

Wenn auch nicht unbedingt alles davon mehr auf meinem Account nachzulesen ist." Ihre Antwort ist dennoch präzise genug, dass ich mir ein Bild davon machen kann. Wie viele Geschichten es auch immer sein mögen - ich kann nicht anders, als sie bewundernd zu mustern. Doch dann entscheide ich, dass ich mit meinen Fragen nicht weiter herumtrödeln sollte.

„Hast du dich aus dem Grund, Leuten deine Gedanken mitzuteilen, auf Animexx

angemeldet?" Da man als Autor eine Plattform für sein Gedankengut sucht und ihre Präsenz auf Animexx durchaus nicht zu übersehen - oder viel eher überlesen ist, bin ich neugierig, ob das ihre damaligen Absichten waren, als sie sich bei dem Onlineclub abgemeldet hat. Doch anstatt meine Vermutung zu bestätigen, lacht sie wieder auf, als habe ich einen Witz gerissen.

„Nein, auf keinen Fall! Ich wollte lesen. Viel, viel lesen.

Ich habe mich vor meiner Anmeldung sicherlich ein halbes Jahr durch das Fanfictionarchiv gewühlt und mir Titel, die interessant klangen, auf einer langen Liste notiert. Dumm war dann nur, die Geschichten auch wieder zu finden.

Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie leicht es ist, einer auf Animexx angelegten Geschichte einen neuen Namen zu verpassen.

Irgendwann hab ich mich dann angemeldet und tierisch über die Funktion, Fanfictions zu favorisieren, gefreut, einige FFs kommentiert und nach ner Weile das Interesse daran verloren, um mich den Originalen und dann auch wieder verstärkt dem Selberschreiben zu widmen." Immer noch ein wenig eingeschüchtert höre ich ihr zu, muss dann aber auch lächeln. Mit Geschichten hat es eben doch zu tun. Und wenn es nicht um Schreiben geht, dann um Lesen. Es sieht ihr sehr ähnlich, muss ich feststellen.

„So war das also!", gebe ich noch einmal zur Antwort.

„Aber weiter im Text. Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die Geschichten, die starke Gefühle in einem selbst auslösen, nicht an die Öffentlichkeit bringen. Wie sieht es da mit dir aus? Gibt es Geschichten von dir, die dich tief berühren und die du nicht veröffentlicht hast?" Diesmal kommt ihre Antwort promt danach.

„Nein, eigentlich nicht", verkündet sie überzeugt. Aber dann scheint ihr noch etwas eingefallen zu sein und sie korrigiert ihre Aussage.

„Doch, Moment, schon: Diejenigen, die noch in meinem Kopf umher kreisen und darauf warten, von mir geschrieben zu werden.

Dafür weiß niemand so recht, was an den Geschichten, die mich berühren, dran ist, dass sie mich so berühren, wie sie es tun. Das schafft einen gewissen Ausgleich, finde ich." Da muss ich meiner Interview-Partnerin recht geben und ich nicke zustimmend. Ehe ich die nächste Frage stelle, notiere ich mir ihre Worte. Wer weiß, ob ich mit dem Gedanken nicht auch mal etwas wagen kann?

„Während du schreibst, brauchst du dabei eine Inspirationsquelle wie Musik im Hintergrund oder bist du so von deinen Ideen erfüllt, dass alles andere nur störend wäre?"

„Momentan bevorzuge ich die größtmögliche Stille, die ich irgendwie kriegen kann. Das Säuseln des Windes und Rauschen der Blätter ist neben dem Klackern der Tastatur so ziemlich das einzige, was ich vertrage." Ein wenig schuldbewusst verziehe ich das Gesicht. Über das Problem, was meine Interview-Partnerin und gleichzeitig auch Freundin so beiläufig erwähnt, weiß ich durchaus bescheid. Um davon abzulenken, stelle ich lieber gleich eine angenehmere, aber nicht minder interessante Frage.

„Hast du ein Lieblingsthema beim Schreiben?"

„Nein, nicht direkt. Dafür aber bestimmte Dinge, die ich immer wieder aufgreife. Gegenstände, besonders aber Spielzeuge, werden bei mir lebendig, und Tiere sprechen - und können vor allem auch grinsen!

Das bereits erwähnte Spielen des Windes mit Laub bringe ich auch oft ein, und möglichst viele Neologismen und Metaphern, ohne jedoch groß darüber nachzudenken." Ohne groß darüber nachzudenken - das gefällt mir. Um an Stilmittel anzuknüpfen, unterbreite ich ihr gleich meine nächste Frage.

„Was glaubst du selbst von dir, was du besonders gut herüberbringen kannst beim Erzählen?" Jeder Autor hat schließlich ein anderes Merkmal, was immer sehr gut in seinen - oder in diesem Fall ihren Werken herauszulesen ist. Was die Schreiberin jedoch selbst über sich denkt, hoffe ich gleich zu erfahren.

„Orts- und Umgebungsbeschreibungen. Oh, ich könnte Stunden lang einfach nur da sitzen und beschreiben!" Sie lächelt, beinahe schwärmerisch.

„Ich liebe es einfach", fügt sie mit ein wenig Nachdruck hinzu. Daran merke ich, dass sie wirklich voll und ganz davon überzeugt ist. Und dem kann ich nur zustimmen.
 

Ehe wir uns der letzten Frage widmen, schlürfen wir noch einmal an unseren Getränken, die wir während des Interviews mehr oder weniger unbeachtet gelassen haben. Angesichts dieser Tatsache hoffe ich, dass mir meine Partnerin auch nach dem Ausfragen noch ein wenig Gesellschaft zum Plaudern leistet.

„Gut. Hier ist deine finale Frage, dann war's das. Wie lange bist du schon bei den Schreibziehern und was für eine Position hast du dort?" Mit der Frage scheine ich sie wieder etwas stutzig gemacht zu haben. Da ich selbst kein Mitglied der Schreibzieher bin, weiß ich selbst nicht, welche Regelungen dort herrschen, doch bin ich sicher, dass meine Interview-Partnerin eine bedeutende Rolle für den Zirkel spielt.

„Tja, wie lange...? Ziemlich lange. Über drei Jahre, würde ich spontan sagen. Mit Zahlen habe ich es nicht so, aber ich denke, dass ich sagen darf, dass ich schon ziemlich lange dabei bin.

Und ich mache viel; vor allem Schreibkram und Organisationsarbeit. Das aktive Schreiben ist, was Zirkeldinge betrifft, in der letzten Zeit leider etwas eingeschlafen, aber ich denke, dass sich das bald wieder einspielen wird." Optimistisch beendet sie ihre Antwort. Ich wünsche ihr ebenfalls viel Glück damit und bin zuversichtlich, dass sich das ganze wieder einrenken wird.
 

Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Kaum zu glauben, wie schnell wir die Ausfragerei hinter uns gebracht haben. Dass wir im Grunde doch so viel Spaß dabei hatten, uns den doch des öfteren mal kniffligen Fragen des anderen zu stellen, hatte ich zu Anfangs nicht vermutet. Außerdem bin ich mir sicher, dass wir das ein oder andere über den Partner oder sogar uns selbst gelernt zu haben.

Grinsend winke ich die Kellnerin heran und bestelle nun doch noch ein Stück Kuchen. Die einzige Frage, die nun noch im Raum steht, ist, ob wir nachher noch ein paar Buchhandlungen abklappern werden.

Teehausgeplauder

Ein kleines Teehaus in einem japanischen Garten. Wir sitzen an einem kleinen Tisch, bewundern die Gartenbaukunst und trinken Tee aus Thermoskannen. Eigentlich soll ich ein Interview mit ihr führen, doch Eile hat noch nie etwas Gutes zustande gebracht. Nach einiger Zeit stummen Beobachtens beschließe ich, dass es nun so weit ist.

„Wollen wir anfangen?“, frage ich. Sie nimmt noch einen Schluck Tee, dann setzt sie die Tasse ab.

„Schieß los“, fordert sie mich auf.

„Eine ganz simple Frage: Wie und wann bist du eigentlich zum Schreiben gekommen?“

Sie nimmt sich einen Moment Zeit für die Antwort.

„Nun ja, ich habe schon immer viel und gerne gelesen. Und irgendwann juckt es einen dann in den Fingern, selbst mal so eine Geschichte zu verfassen, nicht?“ Ich nicke und lasse sie fortfahren: „Also habe ich es irgendwann einmal ausprobiert – obwohl mir erzählt wurde, ich könnte nicht schreiben. Und es klappt ja auch ganz gut mit dem Schreiben. Und vor allem macht es mir immer noch Freude.“

„Das ist ja auch wichtig. Ein Hobby, das keinen Spaß macht, ist ja auch kein richtiges Hobby“, stelle ich fest. „Wo wir gerade bei Hobbys sind: Was machst du neben dem Schreiben gerne?“

Ihre Antwort kommt prompt.

„Oh, ich nähe und bastele furchtbar gerne und viel. Außerdem engagiere ich mich ehrenamtlich bei Veranstaltungen. Für viel mehr, wenn wir jetzt mal vom Lesen und Schreiben absehen, fehlt mir dann aber doch die Zeit.“

„Und sonst so?“, frage ich, merke aber, dass die Frage viel zu allgemein und zusammenhangslos wirkt. Das mit dem Interviewen muss ich wirklich noch üben. „Ich meine, es gibt doch sicher noch andere Dinge über dich zu wissen, die interessant zu wissen sind. Nehmen wir … ähm … zum Beispiel Filme. Würdest du eher zu einem alten Film, vielleicht sogar in schwarz-weiß, oder zu einer neueren Produktion greifen?“

„Das ist immer vom Film abhängig. Ich kenne nur einen schwarz-weiß Film, aber es gibt schon ein paar alte Filme, die ich gerne sehe. Wenn auch eher aus Nostalgiegründen.“ Sie grinst. „Oder alte Disney-Filme, die sind auch toll. Die neueren können da einfach nicht mithalten.“

Ich beende meine kurze Notiz zu der Frage.

„Und wie sieht es mit neueren Filmen aus?“

„Da stehe ich generell auf actiongeladene und handlungsarme Specialeffekt gespickte Filme. Aber für Kultfilme werde ich auch ab und an zum Retro-Fan.“

Ihr Gesichtsausdruck hat etwas verschmitztes, was sie noch sympathischer wirken lässt. Ich möchte noch ein wenig mehr erfahren.

„Wie sieht es mit der Schule aus?“, möchte ich wissen, „Was sind oder waren deine Lieblingsfächer, und für was konntest du dich überhaupt nicht begeistern?“

Wieder muss sie nicht lange überlegen.

„Mein Lieblingsfach war immer Erdkunde“, antwortet sie und ich kann ihr ansehen, dass ihr wirklich viel daran liegt. Ansonsten mochte ich kein Fach wirklich gerne. Besonders doof fand ich aber Sport und Chemie.“

„Chemie war auch nicht meins“, gebe ich zu.

„Ich musste mich ja nur ein Jahr damit herumschlagen“, antwortet sie. Ich wünsche mir, dass es bei mir auch so gewesen wäre, gehe aber ohne weiteren Kommentar zur nächsten Frage über.

„Und gibt es ein bestimmtes Land, das du gerne einmal bereisen möchtest?“

Sie nickt.

„Schottland und Tibet möchte ich gerne einmal sehen, aber ganz oben auf meiner Liste steht momentan Japan.“

Ich finde, vor allem Tibet klingt interessant und vor allem außergewöhnlich – ich kenne niemand anderen, der dorthin reisen möchte.

„Eine letzte Frage zu dir, bevor wir uns wieder dem Schreiben zuwenden: Würdest du dich eher als Optimist, Realist oder Pessimist sehen?“

„Lass mich einen Moment überlegen“, bittet sie. Nach einer kurzen Weile des Schweigens erhebt sie ihre Stimme wieder. „Spontan würde ich sagen, ich bin ein Pessimist. Zumindest von der Tendenz her. Obwohl ich auch durchaus realistisch bin. Aber eher Pessimist.“

Nachdem ich mir ihre Antwort notiert habe, suche ich meine nächste Frage auf meinem Spickzettel.

„Wie versprochen, zurück zum Schreiben. Brauchst du eine bestimmte Umgebung, Musik oder Naschkram für den Entstehungsprozess?“

Sie schüttelt den Kopf.

„Eigentlich nicht. Musik kann durchaus für die richtige Stimmung sorgen, aber wirklich brauchen tue ich sie nicht. Allerdings brauche ich Zeit zum Schreiben, sich nur fünf Minuten hinzusetzen geht gar nicht. Und ich schreibe auch am Liebsten an einem Tisch, das hat aber nicht nur mit besserer Konzentration sondern auch etwas mit Bequemlichkeit zu tun.“

Ich nicke, es ist auch wirklich gut nachzuvollziehen.

„Und wie schreibst du?“, frage ich nach. „Direkt am Computer, klassisch mit Stift auf Papier oder mit der guten alten Schreibmaschine?“

„Meist direkt am Computer, dann spare ich mir das Abtippen“, antwortet sie und wir beide können uns ein Kichern nicht verkneifen. „Aber wenn ich nicht vorsätzlich etwas schreibe, dann muss ein Notizbuch herhalten. Da kann ich dann auch einfach mal so drin herumblättern, wenn mir danach ist.“

„Und vor allem gehen so keine Ideen verloren“, kann ich aus eigener Erfahrung mit Notizbüchern hinzufügen. „Passend zu den Ideen fällt mir gerade noch eine Frage ein: Benutzt du für deine Geschichten eigene Erfahrungen aus deinem Leben?“

Sie nickt vehement.

„Ich ziehe immer Parallelen ins richtige Leben. Ab und an schreibe ich auch meine eigenen Gefühle nieder. Natürlich kann nicht immer hundertprozentige Übereinstimmung hinbekommen, zum Beispiel bei High-Fantasy. Da modelliere ich die Erfahrungen dann so um, dass sie in meine Geschichte passen.“

„High-Fantasy?“, frage ich nach. „Darf ich dann davon ausgehen, dass Fantasy dein Lieblingsgenre ist?“

„Ja“, antwortet sie. „Das zieht mich auch bei Büchern am Meisten an. Obwohl ich manchmal auch sehr gefühlsduselig werde …“

„Wann passiert dir das?“, möchte ich wissen. Sie überlegt.

„Vor allem dann, wenn ich kürzere Geschichten schreibe.“

„Zwei Fragen noch“, stelle ich nach einem Blick auf meinen Zettel fest. „Empfehlungen und Warnungen bei Büchern. Welche Bücher kannst du empfehlen?“

Sie nimmt sich Zeit, trifft vermutlich im Kopf eine Vorauswahl.

„Eigentlich empfehle ich viele unbekannte Bücher, frei nach dem Motto „Das Leben ist zu kurz um schlechte Bücher zu lesen“. Beispielsweise die Night Angel Trilogie oder die Thursday Next- Reihe. Und …“, sie stockt, fasst sich an die Schläfe. „Einen Namen hatte ich gerade noch im Kopf, aber er will mir nicht einfallen.“

„Das macht nichts“, meine ich. „Wenn er sich doch wieder bemerkbar macht, kannst du ja einfach Bescheid sagen.“

Sie nickt erleichtert.

„Und gibt es Bücher, die du gar nicht magst?“

Prompter ist noch keine Antwort gekommen.

„Twilight. Ich bin einer der typischen Vertreter der Twilight-nicht-Möger. Oder besser gesagt, Vampirromanzen mag ich im Allgemeinen nicht, was nicht nur an Twilight, sondern auch an House of Night liegt. Ansonsten … Ken Follett kann meiner Meinung nach nicht wirklich schreiben. Vor allem Die Säulen der Erde fand ich langweilig.“

Sie verstummt, ich mache meine letzten Notizen. Wir beide haben unseren Tee ausgetrunken, passend zum Ende des Interviews.

„Das war’s schon“, sage ich. „Danke, dass du dir die Zeit für meine Fragen genommen hast.“

„Gern geschehen.“

Nachdem ich meine Notizen sicher verstaut habe erheben wir uns, um noch ein wenig den japanischen Garten zu bewundern. Als sie ihre Tasche anhebt, fällt mir etwas auf.

„Der Anhänger ist aber schön“, entschlüpfen die Worte meinem Mund, bevor ich überhaupt darüber nachdenken kann. Ihr Blick ruht liebevoll auf der ägyptischen Gottheit.

„Ja“, lächelt sie. „Mir gefällt er auch.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (21)
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Von:  TommyGunArts
2012-02-26T14:24:29+00:00 26.02.2012 15:24
Hallöchen :D

...
-> Die Punkte als Titel für diese Geschichte finde ich einerseits seltsam, aber andererseits auch neu und interessant. Es wird nichts ausgesagt, aber vielleicht stehen sie ja gerade für das Schweigen?

„Hallo und herzlich willkommen bei Fragen, deren Antworten keiner wissen will!“
-> Der Anfang gefällt mir gut. Fragen, deren Antwort keiner wissen will... Weil es uninteressant ist? Oder weil die Wahrheit niemand hören möchte? Jedenfalls ein gelungener Einstieg!

Aber eines Tages werde ich das alles hier hinter mit lassen.
-> mir

„Also... Wie würdest du deinen Charakter beschreiben.“
-> Da es eine Frage ist, wäre ein Fragezeichen am Satzende passender als der Punkt.

Mir ist jedenfalls bis jetzt noch keine aufgefallen.
-> keins

Ich kann mich allerdings noch nicht wirklich entscheiden welches Instrument ich jetzt lernen möchte.
-> Da fehlt ein Komma nach "entscheiden"

brennent
-> wenn ich mich nicht irre, dann muss es "brennend" heißen

Hach, wer hat soetwas nocht nicht erlebt? Das kennt wahrscheinlich jeder, dieses tagträumen. Jeder wünscht sich irgendetwas von ganzem Herzen, das er unbedingt erreichen möchte. Deshalb eine Geschichte, die man durchaus nachvollziehen kann ;)
Die Pünktchen als Titel leuchten mir allerdings nicht wirklich ein. Für ein Schweigen scheinen sie ja nicht zu stehen. Vielleicht soll es so etwas wie "Fortsetzung folgt" sein? Also aussagen, dass der Traum, den die Protagonistin hat, eines Tages vielleicht tatsächlich in Erfüllung geht?
Also mir gefällt's :D
lg
E. Ternity
~present for you~
Von: abgemeldet
2012-01-21T17:21:09+00:00 21.01.2012 18:21
Tag.
Das Letzte. Also das Ende der Rateinterviewrunde erreicht. Jetzt werde ich immer neugieriger, wer letztendlich dahinter steckte.

Teehausgeplauder
Bei den allerersten Kapiteln habe ich die Überschrift teilweise ignoriert, jetzt ist es schon so angewohnt... vielleicht behalte ich es bei? Dann kommt es zumindest nicht so schnell zu Verwechslungen. Tee. Eben schon Bücher. Hach. Apropos. Ich muss mir gleich noch einen Tee kochen. Aber erst wird gelesen.

doch Eile hat noch nie etwas Gutes zustande gebracht
Sag das nicht so laut. ;)

obwohl mir erzählt wurde, ich könnte nicht schreiben
Wow, nett. Warum machen Leute sowas immer?

Ich kenne nur einen schwarz-weiß Film
Sowas geht? Als ich noch... jünger war (sagen wir mal nicht klein) waren die Sonntagsfilme noch toll. Da habe ich dann Peter Alexander genossen. Und irgendwann Dr. Kildaire (vermutlich falsch geschrieben), das war eine Filmreihe, den Namen des Darstellers kenne ich nicht. Jedenfalls finde ich die Entwicklung furchtbar interessant. Ich bin eben doch älter, als ich mich fühle. ^^

Mein Lieblingsfach war immer Erdkunde
Cool. Verzeiht mir die immerwährenden Vergleiche, aber ich finde das amüsant. Ich bin eine totale Niete in dieser Beziehung – orientierungslos, ahnungslos. XD

Ansonsten mochte ich kein Fach wirklich gerne. Besonders doof fand ich aber Sport und Chemie.“
Vor „Ansonsten“ fehlen die Gänsefüßchen.

Und ich schreibe auch am Liebsten an einem Tisch,
Warum ist „liebsten“ hier groß geschrieben?
„Das zieht mich auch bei Büchern am Meisten an.
Und hier „meisten“?

Vor allem Die Säulen der Erde fand ich langweilig
Und dann hat sie es gelesen? Das Ding wäre mir zu dick dafür. ^^

Das Ende ist toll. Richtig toll. Das mag ich.
Jedenfalls tippe ich auf Laurel, die ausgefragt wurde und weiß gerade nicht weiter. Wer ist noch übrig? Erinnert mich beim nächsten mal daran, dass ich das Raten sein lasse.

Das Interview war sehr schön. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sich „antwortete sie“ und dergleichen häuften, aber das Gefühl war zu schwach, um es wirklich zu bemängeln. Es ließ sich gut lesen und besonders durch den Schluss wirkte es sehr lebendig.

Liebe Schreibziehergrüße,
Turna
Von: abgemeldet
2012-01-21T17:04:54+00:00 21.01.2012 18:04
Guten Nachmittag... Abend. Wie auch immer.

"Möchtest du mit mir Bücher kaufen gehen?"
Ja! Bitte. Aber ich kann erst im Mai... und....

Ich bin ganz schön erleichtert, als ich meinen Teil des Denkens herumgebracht habe.
Entschuldigung, aber: Was? Mir ist nicht ganz klar, worauf der Autor hier hinauswill.

Das Café, in welchem ich mit ihr getroffen habe,
Fehlt dort ein „mich“ zwischen ich und mit?

Wir gönnen uns nach meiner Ausfrage-Runde erst einmal eine kleine Pause und machen uns an unseren Getränken zu schaffen, welche die Kellnerin gerade gebracht hat.
Bei mir macht sich schon wieder Verwirrung breit. Vielleicht sollte ich doch nicht mehrere Kapitel hintereinander kommentieren. Egal, jetzt werden die letzten beiden noch gelesen.
Also, ich dieser Satz gibt mir eigentlich zu verstehen, dass das Interview schon gelaufen ist. Da bin ich ja mal gespannt, wie sich das Gespräch abgespielt hat und was du draus gezaubert hast.

Sie schweigt einige Minuten.
Ich will nicht sagen, dass es total abwegig ist, aber sind Minuten nicht doch etwas übertrieben? Momente, Augenblicke, Sekunden, ja, aber Minuten?

Ich habe mich vor meiner Anmeldung sicherlich ein halbes Jahr durch das Fanfictionarchiv gewühlt und mir Titel, die interessant klangen, auf einer langen Liste notiert.
Das erinnert mich an wen. ^^ Es war bei mir vielleicht kein halbes Jahr, aber eigentlich wollte ich mich gar nicht hier anmelden. Was mir da alles entgangen wäre!

Diesmal kommt ihre Antwort promt danach.
prombt?

Jeder Autor hat schließlich ein anderes Merkmal, was immer sehr gut in seinen - oder in diesem Fall ihren Werken herauszulesen ist. Was die Schreiberin jedoch selbst über sich denkt, hoffe ich gleich zu erfahren.
Ohne als Nörgler dastehen zu wollen. Ich finde das Interview bisher sehr solide. Der Ausdruck ist toll und überhaupt sind da kaum Dinge, die man bemängeln könnte. Nur ist mir das immer zu viel Erklärerei. Du musst deine Fragen nicht in der Form rechtfertigen oder auseinandernehmen. Ich glaube, es würde sich flüssiger lesen, ohne diese Beschreibungen dazwischen.

Oh, ich könnte Stunden lang einfach nur da sitzen und beschreiben!
stundenlang (?)

Aha, geschrieben wurde diese Fragerunde also von Amatsuki. Ist ja nicht schwer herauszufinden. Und ich tippe auf Eule? Aber... dann habe ich in einem vorhergehenden Kapitel daneben gelegen. Vermutlich bei allen. Was weiß ich denn schon. ^^

hatte ich zu Anfangs nicht vermutet.
zu Anfang – anfangs (eins von beiden, oder?)

Die einzige Frage, die nun noch im Raum steht, ist, ob wir nachher noch ein paar Buchhandlungen abklappern werden.
So findet der Titel doch noch seine Berechtigung. Ich nehme an, ihr wart noch in Buchhandlungen. ^^

Wie bereits gesagt, kann ich am Ausdruck und am Stil nicht groß meckern. Abgesehen von den Erklärungen, die aber dem Interview an sich nicht geschadet haben. Mir hat es gefallen und ich habe einiges erfahren.

Liebe Schreibziehergrüße,
Turna
Von: abgemeldet
2012-01-21T16:41:24+00:00 21.01.2012 17:41
Hallo.
Der nächste, bitte.

Interview mit der Elite
Wow, hochtrabend. Da bin ich ja mal gespannt, wer hier interviewt wird.

Okay, der Anfang ist an sich nicht schlecht, aber ich finde das klingt zu viel. Zumindest würde ich damit keine Werbung machen wollen, wenn du verstehst, was ich meine. Der Lexikoneintrag war da eine Spur netter. ;)

Taxen - Taxis? Weiß auch nicht. Ist das so ähnlich wie Pizzen?

Aber die Einleitung im Allgemeinen finde ich interessant. Ich würde zwar dort keinen Schreibzieher suchen, mag die Vorstellung aber trotzdem.
Und hier ist ein Siez-Kapitel. (Es kam aufgrund des vorigen Kapitels zu Spekulationen diesbezüglich.)

Das ist 'Die silbernen Ringe' von Henry Floss
Habe ich noch nie von gehört... * grübelt* Nur so nebenbei erwähnt...

Manchmal sogar als Art Auftragsarbeit, wenn sich jemand eine bestimmte Geschichte wünscht.
Das möchte ich auch mal probieren. Nicht das Schreiben, das Wünschen. Nichts wichteliges. Einfach weil ich neugierig bin, wie die Umsetzung wäre. Da fällt mir die Adoption im Zirkel ein...

Fast schon schüchtern stimmt ich dann jedoch schließlich zu.
stimmte?

Ich hatte mich doch noch kaum von der Frage davor erholt. Hatte ich sie gerade wirklich richtig verstanden?
Haben wir wirklich so ein einschüchterndes Mitglied? Ich muss mir die Liste mal angucken. XD

"Möchtest du einen Tee?"
Und alle trinken sie Tee. Wann habe ich das denn mal gehört? Muss letztens bei einer YouTuberin gewesen sein. Leseratten lieben auch Tee. Meistens. Ich gewinne immer mehr den Eindruck, dass es stimmt.

Aber du scheinst gar nicht so zurückgezogen zu leben, wie man es von den Schreibziehern sonst gewohnt ist.
Hier eröffnen sich mir ganz neue Horizonte. Bisher sind hier interessante Thesen aufgestellt worden.

Seitdem erstelle ich immer ein Storyboard für meine Handlungen, das hilft ungemein.
Darf ich mir was wünschen? Das möchte mir bitte mal jemand erklären. Ich komme mit ploten und Charakteren und dem ganzen Kram nicht zurecht. Entweder ich schreibe, oder ich lasse es. Und ich versuch solche Dinge zwar ab und zu, aber ich scheine da etwas grundlegend falsch zu machen. Klar, jeder findet im Prinzip seinen eigenen Weg, aber ich rede vom Grundsatz der Aufgabe.
Wie dem auch sei...

Zögerlich stimmte ich schließlich zu und sah mit Erstaunen die Freude, die ich damit meiner Gegenüber bereitete.
meinem Gegenüber

Teilweise wirkt das Interview etwas distanziert. Die letzten beiden Sätze machen übrigens fast alles wieder gut.
Mir fällt gerade niemand ein, der in England gewesen sein könnte... Das ist jetzt aber nicht... Ist es Anthropomorphismus? Vielleicht bin ich deswegen verwirrt. XD Man weiß es nicht.

Äh... Ausdruck fand ich angenehm, teilweise etwas sehr „hochtrabend“, aber dennoch gut zu lesen. Das war ein schönes Interview mit einem gelungenen Ausklang.

Liebe Schreibziehergrüße,
Turna
Von: abgemeldet
2012-01-21T16:17:30+00:00 21.01.2012 17:17
Hi.
Next one. Verzeihung, aber mir ist nicht nach irgendwelchen Begrüßungen und Einleitungen zumute. Vielleicht mache ich das nächsten Monat wieder, wenn der Wettbewerb ansteht – die Teilnehmer kennen mich ja noch nicht.

Von Gemüse und Bionade
Uh, da lebt wohl wer gesund. Oder so.

Dennoch ist heute ein wirklich wunderschöner Herbsttag.
Ha, interessant. Dieses Interview wurde eindeutig rechtzeitiger geführt. Im letzten Kapitel war von Weihnachtsauslagen die Rede. :)

Zumindest hatte sich ihr Steckbrief auf der Seite Animexx gut lesen lassen und deutete auf eine sehr interessante, vielseitige Person hin.
Das macht ja neugierig, den Steckbrief möchte ich auch sehen. ^^

Bremen ist wirklich eine schöne Stadt.
Oh, da fällt mir das Schnoorviertel ein. Wenn ich mal wieder dahin kommen sollte, halte ich mich länger dort auf.

Wie immer scheine ich überpünktlich zu sein, also setze ich mich auf einen freien Platz in der Sonne und bestelle mir einen Milchkaffee.
Mal abgesehen von der vorherrschenden Überpünktlichkeit in den bisherigen Kapiteln – zumindest ist das hängen geblieben – finde ich gerade den Tempus hier irgendwie... War nicht zuvor in Vergangenheitsform geschrieben worden?

Ich musse nicht lange warten bis die zu Interviewende vor mir sitzt und mich freundlich begrüßt.
Und das wird dann der daraus resultierende Salat sein. Denn hier heißt es „musse“ - was entweder musste oder muss heißen soll, aber ich bin mir über die gewählte Zeit gerade im Unklaren.

Sie sieht genauso aus, wie ich sie mir vorgestellt habe.
Das finde ich interessant. Ich bin nämlich recht schlecht darin, mir jemanden vorzustellen, äußerlich. Ich würde an jedem Schreibzieher vorbeigehen, dessen Bild ich nicht auswendig kenne – das sind dann höchstens zwei, und selbst da würde es mich nicht wundern, wenn ich sie einfach verpassen würde. ^^'

Ich nehme an, unter Zirkelmitgliedern ist man doch per du, oder?
Sherlockianisches Siezen hätte ich jetzt amüsant gefunden. Aber es gab schon ein Kapitel mit Frau L. Und Frau M. - jetzt weiß ich aber nicht, ob sich die beiden auch wirklich gesiezt haben? Hmmm.

Nach ein wenig Smalltalk und einem Gespräch über Bremen fangen wir mit dem an, weswegen wir hier waren.
Ich bin kein Experte in Zeitformen und -fehlern, aber hier stimmt irgendwas nicht. Wenn etwas komisch klingt, liegt man mit der Vermutung sogar oft richtig. Oder ich habe heute einen komischen Tag. Hach, ich gebe dem einfach noch eine Chance.

Meine erste Frage an dich wäre, wie bist du zum schreiben gekommen?
Wow, also so ein Diktiergerät kam auch schon vor. Am besten schaffe ich mir auch mal eines an. XD Heißt es nicht zum Schreiben? Also groß geschrieben.

Die „Geburtsstunde der ersten Geschichte“ klingt wie ein Rezept, das man mal ausprobiert haben sollte. :)

Interessiert blicke ich auf. „Nicht immer nur weg sehen? Im Bezug auf?“ Frage ich mit hast.
Am Ende würde das „Hast“ groß geschrieben werden müssen, glaube ich. Und ich finde, dass nach dem „auf“ vielleicht drei Punkte stehen könnten. Ist aber Geschmackssache, denke ich. Ich finde, glaube und denke, dass ich einfach weiter lese.

Hm, kriegen wir das Foto auch noch zu Gesicht? :)

Also es gab ein paar Dinge, die ich an diesem Interview nicht so rund empfand. Zum Beispiel die gewählte Zeitform und dass sie mich durcheinander gebracht hat. In der Mitte, ich glaub, es ging gerade um Abneigungen, wusste ich zwischenzeitlich nicht genau wer gesprochen hat – und bin mir dessen immer noch nicht sicher. Ansonsten sind mir keine groben Schnitzer aufgefallen.
Leider habe ich absolut keine Ahnung, wer hier wer sein könnte. Meine Güte, ich kenne den Zirkel gar nicht. Das war auch mal anders...

Liebe Schreibziehergrüße,
Turna
Von: abgemeldet
2012-01-21T15:25:51+00:00 21.01.2012 16:25
Hallo.
Weiter im Text...

Schnurstracks ans Ende
Da fragt man sich, ob man nicht am besten gleich den Schluss lesen soll. Jedenfalls habe ich es jetzt ganz eilig.

Und als ich mich vorsichtig auf eine der Stufen gestellt habe, ...
Ja, bei Rolltreppen bin ich auch vorsichtig, man könnte ja eine falsche Stufe erwischen oder gar zwei auf einmal. Ich wäre ein Kandidat dafür, hinzufallen.

Ich erkenne sie sofort, was daran liegt, dass sie die einzige ist, die allein am Tisch sitzt und in meine Richtung starrt. Oh.
Autsch. Könnte unangenehm sein. Kommt aber auch das Gegenüber an. Ich hasse es ja, zu spät zu kommen und deswegen passiert mir das im Grunde genommen nicht. Aber man kann eben nie gewisse Faktoren ausschließen. Nicht wahr?

Also hab ich mich erstmal blöd durch den Zirkel geklickt und mich dann entschlossen mich einzutragen.
Das ist wieder die Eigenart des Sprechers. Man übernimmt Zitate ja meist. Aber dreimal schon „blöd“ oder ähnliches... da könnte man dran arbeiten. Beim nächsten Mal also vielleicht fragen, ob du es ändern „darfst“.

so wie auch viele von sich als Mexxler sprechen.
Letztens gab es irgendwo einen Blog dazu, dass Animexxler oder Mexxler schon als Wort in einem Onlinewörterbuch stehen. Hm. Vielleicht finde ich es ja wieder.

Also zur Zeit schwirren mir so viele Träume und Ideen im Kopf rum, das ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.
Müsste hier ein „dass“ stehen?

...habe ich wieder abgeschrieben?„Was trägst du am liebsten? ...
Ich wollte nicht zuviel kopieren. Da fehlt jedenfalls ein Leerzeichen.

Ich habe gar nicht nach ihrem Namen gefragt.
Na herzlichen Glühstrumpf. Da kann ich ja jetzt gar nicht fragen, wer es denn nun ist. Anhand der Infos würde ich jedenfalls nicht wirklich darauf kommen. Hmmmmm...

Abgesehen von dem Tagtraum mit der Moderatorin und dem roten Sofa, endeten die anderen Kapitel mit einer Pause. Es war ja ein gegenseitiges interviewen. Hier ist ein Schlussstrich gezogen.
Im großen und ganzen hat mir das Kapitel lesetechnisch gefallen. Stilistisch fällt mir auf, dass dies nicht dein erstes Interview war.

Liebe Schreibziehergrüße,
Turna
Von: abgemeldet
2012-01-20T20:10:04+00:00 20.01.2012 21:10
Hallo.

Interview mit einem Vampir Autor
Gut, also... ich verstehe einen Wink, solange er von einem Zaunpfahl stammt, aber dennoch ist das aufgrund dessen, dass der Titel in der Übersicht nicht formuliert werden kann (so sieht es zumindest aus, oder?) etwas ungeschickt. Vielleicht hätte man lieber statt „Vampir“ die berühmten Punkte „...“ nehmen sollen? Weiß auch nicht, aber das stößt mir gerade auf.
Wir hatten eine AdM-Interviewreihe mit einem ähnlichen Titel... ach, moment, daher kam überhaupt die ganze Idee und so weiter. Wie dem auch sei.

Der erste Abschnitt wirkt auf mich angestrengt. Das mag vielleicht an der Zeitform liegen. Da bin ich mir nicht sicher. Und Fehler in dieser Rubrik (nennen wir heute alles mal anders) zu benennen, liegt mir erstrecht nicht. Aber es muss ja gesagt werden.

„Kein Problem“, antwortete sie und bot mir sogleich einen Platz neben ihr an.
Hier würde ich „neben sich“ schreiben. Klingt harmonischer.

„Vor etwa zwei Jahren habe ich angefangen mich ernsthaft mit dem Schreiben zu befassen.“, fing sie nach einer Weile an zu sprechen.
Der Punkt in der wörtlichen Rede ist falsch, er gehört da nicht hin. Ich glaube, wir hatten das letztens erst im Zirkel. Ausrufezeichen und dergleichen ja, aber kein Punkt. Der Satz hört auch ohne ihn auf. ;)

Thomas Mann, denn sein Erzählstil und seine Sprache gehören zu den Besten
Ernsthaft? Vielleicht muss ich an meinen Vorurteilen arbeiten. Eine Seite Thomas Mann und ich hatte schon keine Lust mehr. Hm. Aber C.S. Lewis und J.R.R. Tolkien (übrigens, müssen die Leerzeichen im Text sein?) kann ich schon verstehen.

„Von Thomas Mann ist ja bekannt, dass ihn das Schreiben sehr anstrengte. Er saß oft nur zwei oder drei Stunden am Vormittag und brachte nicht mehr als eine Seite dabei zu Stande- zumindest wird das heute behauptet. Hast du denn bestimmte Rituale beim Schreiben?“
Copy and paste ist toll. Das hier steht nur da um zu sagen, dass ich nicht ganz einordnen konnte, wer es eigentlich sagt. ^^

Ein Vogel zwitscherte und nahm dem Ort die Stille, die vielleicht hätte entstehen können.
Toll, toll, toll. Wirklich, den Satz mag ich. Muss ich das erklären können?

Die Worte durchbrachen meine Gedanken und passten doch sehr perfekt zu diesem Ort, der so perfekt und damit so fremd wirkte.
Mir ist das zu perfekt. Ich spiele auf die Wortwiederholung an.

Ich danke dir für dieses sehr interessante Gespräch-
Da fehlt ein Leerzeichen. ^^ Ein bisschen Kleinkram muss einfach sein.

Das Ende gefällt mir, also die Hoffnung auf Inspiration. Ich glaube, in Gegenwart geschrieben wäre der Text noch besser gewesen. Er war ganz nett. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich einen von euch beiden kenne... Wenn ich am Sonntag fertig bin, muss ich unbedingt herausfinden, wer wozu gehört.

Liebe Schreibziehergrüße,
Turna
Von: abgemeldet
2012-01-20T19:48:28+00:00 20.01.2012 20:48
Hallöchen.

Von Chai Latte und vielen Worten
Also ich gehe derzeit so oft am Milford Chai vorbei und überlege fieberhaft, ob er einen guten Chai Latte abgeben würde. Nachdem ich die Hafermilch Chai probiert habe... Dieser olle Chai-Trend, eigentlich finde ich das uncool, weil Chai ja im Prinzip Tee heißt. Hach. Kann ich mich nicht mit anfreunden. Aber trotzdem mag ich das Zeug. :)
Wo wir gerade bei vielen Worten waren... passt ja ganz gut. XD

...werfe ich noch einen Blick auf dem Tisch,...
den Tisch

Mischung aus Bibliothek und Café
DAS klingt toll, da bin ich mal einen kurzen Moment neidisch. Nein, den musst du mir gönnen. ;)

Der Schreiblock mit den Notizen
Passt eher zu Sido oder Seed oder Bushido, so ein Schreiblock und so. Vielleicht eher Schreibblock?

Von anderen Medien bin ich nicht abgeneigt,
Ich hatte es schon einmal in anderen Interviews gesagt: Wörtliche Rede und Regeln sind nicht zwingen. Trotzdem würde man doch eher das „von“ weglassen und ein „gegenüber“ einsetzen, oder?

„Ein Wort?“, sie hält kurz zum Grübeln inne
Die Formulierung wirkt irgendwie sehr kindlich. Was an sich nicht sowas schreckliches ist. Aber „sie hält inne und grübelt“ oder „sie hält inne, grübelnd“ finde ich dann doch etwas geschickter.

„Dann nehme ich das Wort „Stern“.“
Ist die Sache mit dem Stern ein Hinweis? Internetpräsenz und so... Hmm...

Sprachlich ist das nicht besonders ausgereift, aber Dante ist wie im Spiel auch so eine liebenswürdige Person, deren Charakter mir immer gute Laune beschert.
Moah, ich kenne ja nur den Anime, aber ich möchte gerne mal das Buch lesen. Nur so am Rande erwähnt... *hust *

Womit ich dann jetzt auch herausgefunden habe, wer hier interviewt wird. So viele inoffizielle Schreibzieher gibt es ja nicht. Das muss ja dann Amatsuki sein.

„Wenn ich meine Kreativität auf einem bestimmten Level halten könnte, hätte ich mich wohl schon lange als Mitglied beworben…“
Du würdest staunen, wie gut du in den Zirkel passt. Oh, das ist gar nicht so beleidigend gemeint, wie es klingt, ehrlich nicht. Aber mal im ernst: Einmal im Jahr ist doch schonmal was. ;) Und wenn man sich deine Statistik ansieht...
Haha, ich sollte aufhören, der Kommentar erreicht ja schließlich den Autoren... wer ist das eigentlich?

Oder aber auch nur eine Geschichte zu einem Bild erfinden.
Juhu! Wie passend. Aber ich will nicht zuviel verraten. Ich missbrauche das Kommentieren gerade ein wenig, oder? Macht aber nichts.

Mittlerweile schafft es auch endlich eine Kellnerin an unseren Tisch;
Ich liebe Sarkasmus. Hatte ich das schon erwähnt? Ist nicht eine meiner Stärken, aber ich finde es toll.

und ich bleibe bei meinem geliebten Grünen Tee.
Da ist es wieder. ^^ Ich trinke grünen Tee. Andere trinken Grünen Tee. Wie heißt das mit dem groß und klein schreiben und überhaupt? Ich bin zu faul dazu, in einem Grammatikbuch nachzuschlagen. Und ich fürchte, dass ich es mir sowieso nie werde merken können. Wie dem auch sei.

Ich tippe also einen Abschnitt und zeige ihn der Person, auf deren Meinung ich bei dieser Geschichte am meisten Wert lege.
Oh, das kenne ich. Und zu allem weiteren kann ich auch nur nicken.

Irgendwie hatte ich aus dem Gedächtnis die Tatsache gelöscht, dass sich alle gegenseitig interviewt haben. Auf eine Art ist es ganz nett, aber ich glaube trotzdem, dass es bei einer ähnlichen Aktion anders gemacht werden könnte.

Zurück zum Stein des Anstoßes: Das Kapitel ist solide. Es ist gut geschrieben, Fragen und Atmosphäre passen, die Interviewpartner haben sich offensichtlich verstanden. Hm, das gefällt mir sehr gut. Wenn ich raten muss, würde ich Laurel sagen, aber ich weiß es schlicht nicht wirklich. Der Stil ist immer so eine Sache, ich bin schlecht darin, etwas wieder zu erkennen und die Infos waren recht dürftig – also kaum vorhanden. ^^

Mach jedenfalls weiter so. Eine beliebte Phrase und die werde ich jawohl auch mal benutzen dürfen.

Liebe Schreibziehergrüße,
Turna

Von: abgemeldet
2012-01-20T19:17:07+00:00 20.01.2012 20:17
Hallo. ^^
Wollen wir doch mal sehen, ob ich heute noch ein paar Kapitel schaffe.

"..."
Kein Titel ist auch ein Titel. ;) Zugegeben, wie betitelt man am besten ein Interview?, ist nicht unbedingt eine Frage, die ich mir morgens beim Aufstehen stellen würde, aber es gibt dem Ganzen doch einen gewissen Wiedererkennungswert.

Uh, eine nette, schwung- und humorvolle Begrüßung. Jetzt ist meine Neugierde geweckt.

Und gleich darauf Zuversicht. Ja, das ist ein netter Einstieg.

Alle Kameras sind auf mich und meinen Gast gerichtet, als wir uns auf das große, rote Sofa setzen.
Das ist beinahe Klischee pur. Wie kommt das eigentlich? Die Sache mit dem Sofa... ach, halt. Das steht ja bei dir Zuhause und „alle Kameras“ sind ja im Prinzip nur der Camcorder. Interessant und verwirrend, wenn man gar nicht wirklich weiß, woran man denn jetzt eigentlich ist.

Ich sehe einfach umwerfend aus. Lange, hellblonde Haare, etwas gewellt.
Normalerweise würde ich hier den Punkt Oh-bitte erreichen, aber bisher habe ich noch Spaß daran.

Mir ist jedenfalls bis jetzt noch keine aufgefallen.
Jaja, ich habe schonmal gehört, dass ist der wörtlichen Rede die Regeln nicht so sehr gelten, aber es müsste trotzdem „sind jedenfalls“ heißen. Oder?

„Was mich noch brennent interessieren würde ist, ob du Tagträume hast?“
brennend?

Vielen Dank das du hier gewesen bist.
Okay, kann man nach „Dank“ ein Komma setzen und würde das „das“ dann ein „dass“ sein müssen? Auch ungeachtet des Kommas, wäre ein dass doch richtig, oder?

Okay. Der Fokus liegt hier doch sehr auf der Moderatorin, wenn man es denn so nennen kann. Es ist offensichtlich, wer hier interviewt wird. Wenn jemand im Zirkel mal mitgelesen hat, kann er das ganz schnell beantworten. Etwas detaillierter wäre aber schöner gewesen. Wie im ersten Kapitel, das war flüssig zu lesen. Hier ist es sehr kurz ausgefallen. Trotzdem muss ich sagen, dass ich die Idee und die Umsetzung gelungen finde, für die Hintergrundinfos, die dir zu Verfügung standen. Und da kann man auch den Fokus nachvollziehen.

Liebe Schreibziehergrüße,
Turna
Von: abgemeldet
2012-01-19T20:28:02+00:00 19.01.2012 21:28
Hi!

Weiter im Text. Ein Kapitel schaffe ich sicher noch. :)

Heute war sie mit Frau L., einer bekannte Autorin, hier am Eiffelturm zu einem Interview verabredet.
Also zunächst einmal finde ich die abgekürzten Namen unschön zu lesen. Erinnert mich gerade an die Bildzeitung. Macht ja nichts. Allerdings muss ich auch gerade an Herrn Em aus Zett denken, über den ich vor – es erscheint mir wie eine Ewigkeit – fast zwei Jahren mal geschrieben habe. Vielleicht hätten Frau Em und Frau El hier auch hübsch reingepasst? Keine Ahnung. Außerdem ist das eine Stilsache und Geschmacksfrage, denke ich mal.
Abgesehen davon: „bekannten Autorin“?

Jetzt im Herbst war hier nicht mehr so viel los wie im Sommer, noch dazu war es unter der Woche und die meisten Leute arbeiteten ganz normal.
Bei „war es unter der Woche“ hätte ich mit einem Anhang gerechnet. Und „ganz normal“ arbeiten hätte man vielleicht etwas ausschmücken können. Worauf will die Besserwisserin eigentlich hinaus, wirst du dich jetzt fragen. ;) Vielleicht würde das „und“ einfach durch ein „wo“ ausgetauscht werden können? „unter der Wiche, wo die meisten Leute arbeiten mussten“? Oder so in der Art, Jedenfalls zusammenhängender.

Ich bin gerade auf den Arbeitsplatz neidisch – nicht. XD Auf dem Eiffelturm? Irgendwann sehe ich das Teil noch... Jedenfalls frage ich mich gerade, ob ich was falsch verstanden habe.

„Das macht doch nichts, ich stehe auch erst seit fünf Minuten hier“, beruhigte sie Frau M.
Der Satz hat nichts, keine Bange. Ich hatte ihn nur als Hinweis kopiert. Normalerweise mache ich bei jeder neuen wörtlichen Rede – sofern sie denn von einer anderen Person ist – einen Zeilenumbruch.

Am Eingang holten sie ihre reservierten Karten ab und gingen zum Fahrstuhl, mit dem sie in die zweite Etage fuhren, in der sie einen Fahrstuhl bestiegen, der sie in die dritte Etage brachte.
Ist das Absicht? Also die Wortwiederholung? Vielleicht bin ich heute auch zu kritisch? Tut mir leid. Ich hatte einen recht langen Arbeitstag. :( Es soll nicht wie Rumgenörgel klingen.

Frau M. holte ihr Diktiergerät aus der Tasche und begann das Interview.
„Beginnen wir mit dem Interview“, erst jetzt schaltete Frau M. das Diktiergerät ein.

Wortwiederholung – diesmal ist es das Gerät.

...neben mir sitzt die bekannte Autorin L. Frau L., warum haben...
Wurde hier das „Frau“ beim ersten Mal vergessen, oder ist es eher wie bei L? Hach, weiß nicht.

Frau M. stimmte nickend zu ehe sie die nächste Frage stellte:
Müsste hier ein Komma nach „zu“ gesetzt werden?

Mein größtes Vorbild ist mein Vater. Er schreibt schon immer und das sehr gut;
Ich melde dezente Neugierde an und das damit verbundene Verlangen nach Auskunft – und Einblicken. XD

„Das hört sich sehr interessant an, aber jetzt weiter im Text. Ohne was können sie nicht leben?“
Den Übergang finde ich etwas aprubt. Gerade ging es um den Vater, den Schriftsteller, und dann heißt es „klingt ja interessant, aber machen wir weiter“, so als ob es nicht „wirklich“ interessant wäre. Drücke ich mich verständlich aus?

„Ich finde es schön, dass ihre Familie und Freunde so hinter ihnen stehen, das hat auch nicht jeder“, sagte Frau M. und ihre Stimme klang etwas traurig dabei.
Uh, klingt beinahe so, als hätte da wer schlechte Erfahrungen gemacht? Schade. Das meine ich ehrlich. Es ist wichtig zu wissen, dass es Menschen gibt, die hinter einem stehen.

Im Gegenteil, bestimmt haben viele andere dieselben Träume und freuen sich darüber, dass eine prominente Person wie sie solche Träume hat.
Ich gehe gerade mal davon aus, dass es hier etwas überspitzt ist. Oder muss man Frau L. wirklich kennen?

Er läuft in meinem Kopf ab und ich versuche so detailliert wie möglich alles mit zu schreiben
„mitzuschreiben“? Solche möglichen Wortzusammensetzungen habe ich in diesem Kapitel schon öfter gelesen. Ich bin da immer unsicher.

nicht wieder an ihre unsäglich Schreibblockade erinnerte: unsägliche

„Schreiben sie gerne über bestimmte Themen oder Genres? Welche sind das?“
Also ich persönlich würde ungern über ein Genre schreiben. Diese Frage finde ich etwas ungeschickt formuliert.
Nein, ich leider nicht an der Vorstellung, mein Interview wäre perfekt. Hach, ich will mich schon wieder rechtfertigen...

„Schreiben ist für mich das Tor zur Seele“ Diese Metapher mag ich. Nur nebenbei erwähnt.

Unten angekommen verließen sie den Eiffelturm, um in einem Café in der näheren Umgebung bei einer Tasse Tee noch etwas zu plaudern.
Die Vorstellung gefällt mir.

Im Übrigen habe ich nicht die leiseste Ahnung, wer hier geschrieben hat. Okay, ich habe keinen Plan.

Es waren interessante Dinge dabei, die ich auch gerne jemandem zuorden würde. Sherlock Holmes, die Sache mit dem schreibenden Vater usw. ^^

Liebe Schreibziehergrüße,
Turna


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