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Chess

Das königliche Spiel
von

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Black Queen


 

Ich war immer dein Lieblingsspiel.

Und die ganze Welt ist deine hell erleuchtete Bühne.

Ich bin nur ein weiterer Statist in deinem Stück - der Narr.
 

Mein Name ist Black Queen und das ist mein Spiel.
 

“Ach verdammt!“, rief Matthew Freeman und raufte sich die Haare. Er saß seit geraumer Zeit vor seinem Computer und versuchte verzweifelt gegen der Person am anderen Ende zu gewinnen. Matthew, der sich eigentlich immer Matt nannte, hatte vor einigen Monaten mit diesem fesselnden Spiel begonnen und konnte nun nicht mehr aufhören. Er schien ein richtiges Naturtalent zu sein, was sogar seine Mutter, die ihrem Sohn alles zutraute, verblüffte. Das Spiel um das es sich handelte war Schach. Das königliche Spiel, das schon seit Jahrtausenden von den schlausten Köpfen gespielt wurde. Und nun war Matt an der Reihe. Er hatte sich in einem sehr bekannten online Schachspiel Tag für Tag hochgespielt und war nun auf der vorletzten Ebene. Er spielte wie besessen und gewann Spiel um Spiel doch nun stieß er zum ersten Mal an seine Grenzen. Seit Wochen spielte er gegen diese „Black Queen“ und es schien als sei sie unschlagbar. Sie hatte mittlerweile alle Ebenen gemeistert, wie ihr Profil zeigte, und konnte nun die anderen „Untalentierteren“ schikanieren. Es machte ihr auch sichtlich Spaß, denn im Chat, den man nebenbei führen konnte, machte sie sich ziemlich über Matt lustig.

„Er schwitze. Die schwarze Königin hatte ihn in die Ecke gedrängt. Er stellte sich immer wieder die Fragen nach seinem nächsten Schritt, erhielt aber von der Leere in seinem Kopf keine Antwort.“

Matt schüttelte den Kopf und grunzte. Was bildete die sich ein? Er begann wütend zu tippen:

„Was soll das? Ich hab noch nicht verloren!“

Einige Sekunden später erschien auf dem Bildschirm ihre Antwort:

„Und was ist, wenn ich dir sage, dass dein letzter Schritt tödlich war?“

„Was?“, murmelte er. „Kann gar nicht sein. Ist doch alles gut so…“ Und da sah er es. Die schwarze Königin hatte Recht.

„Langsam und würdevoll schritt die schwarze Königin durch ihr erobertetes Land und schaute sich um. Der Feind würde in wenigen Augenblicken zerstört werden und sie hätte das königliche Spiel gewonnen. Alle seine Beschützer waren gefallen und nun in ihrem Gefängnis. Es waren nur noch drei treue Bauern auf dem Kriegsfeld, die sich wacker gehalten hatten. Aber ohne König wären sie machtlos. Sie überlegte kurz, dann schritt sie auf den weißen König, dem die Schweißperlen die Stirn hinunterliefen, entgegen und hauchte ihm mit ihrer leisen eleganten Stimme ins Ohr: >Schach Matt!< “

Dann erschien auf dem Bildschirm ein großes „Loser“ und Matt stand auf. Zum 7. Mal in Folge hatte diese schwarze Königin gegen ihn gewonnen. Gerade als er sich ausloggen wollte hörte er noch mal den kleinen Ton wenn eine neue Chat-Nachricht bekam.

„Haben wir morgen wieder unser kleines Rendezvous um dieselbe Zeit?“

„Du meinst wohl dein kleines Kriegsspiel und deine Demütigungen!“, antwortete Matt eingeschnappt.

„Es tut mir leid, ich kann aber nicht verlieren. Ich hoffte du würdest mich endlich als erster besiegen!“

Was sollte denn dieses ‚ich kann nicht verlieren’ heißen?

„Schön, aber ich bin nun mal nicht schlau genug!“, schrieb Matt.

„Es tut mir leid. Trotzdem. Morgen?“

„Einverstanden.“

„Also dann, ich warte auf dich, mein kleines Geschenk!“

Und dann war sie offline. Geschenk, überlegte Matt und runzelte die Stirn. Was meinte sie damit?
 

Am nächsten Morgen in der Schule setzte er sich schwungvoll auf den Tisch von Caleb Osbone, der von allen nur Cal genannt wurde, und wäre fast umgefallen. Cal war Matts bester Freund und der beste Schüler. Er trug immer eine Nickelbrille – auch wenn er keine brauchte – und seine braun-blonden Haare fielen ihm ins Gesicht, was bei ihm den nervösen Tick auslöste mit seinem Kopf die Haare immer wieder aus seinem Gesicht zu vertreiben.

„Wie geht’s?“, fragte Matt und grinste.

„Selber wie geht’s! Wir sollten uns mal ein neuen ‚Guten Morgen’-Spruch einfall’n lassen.“, Cal runzelte die Stirn.

„Willst du damit andeuten ich sei so was von uncool, dass nur ich mit so einem uncoolen ‚Guten Morgen’-Spruch dich begrüßen kann?“

Matt und Cal funkelten sich an. Dann fingen sie beide an zu lachen. Es war schon immer so. Es machte ihnen Spaß sich ‚runter zu machen’. Die anderen aus der Klasse fanden dies zwar seltsam, aber in gewisser Weise lustig. Manchmal machten sie sogar heimliche Wetten wer denn die gefälschten Streitereien gewinnen würde.

„Also hört zu: ich habe gestern wieder gegen Black Queen verloren, aber…“

„Mein Gott, was soll das?“, unterbrach ihn Cal. „Du bist so besessen darauf gegen Black Queen zu gewinnen, dass du an gar nichts anderes mehr denken kannst. Ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass Lyana auf dich steht?“

„Lya?“, fragte Matt und staunte.

„Ja total! Sie ist praktisch fixiert auf dich. Und da allgemein bekannt ist, dass der kleine Matt auf intelligente Mädels steht, ackert sie sich sonst was ab um dir zu gefallen!“

„Spinner!“, sagte Matt und verwuschelte seine perfekt frisierten Haare. Sofort richtete Cal seine Haare wieder und stand auf. „Na gut. Lassen wir das mal. Was ist also mit Black Queen?“

„Sie nannte mich gestern ‚mein kleines Geschenk’. Verstehst du das?“

„Jop!“, grinste Cal.

„Wie?“

„Wie bin ich?“

„Schlau?“

„Falsch. Ich bin allwissend. Weshalb ich dir auch sagen kann, dass dein voller Name ‚Matthew’ die Bedeutung ‚Geschenk Gottes’ hat.“

„Ach so! Aber woher wusste sie, dass mein voller Name Matthew ist?“

„Es ist nicht schwer zu erraten, dass jemand, der sich Matt im Internet nennt, mit wahrem Namen Matthew heißt.“

„Stimmt, hast recht…“

„Still jetzt, setzt euch!“, schrie der Klassenlehrer als er in die aufgeregte Klasse eintrat. Hinter ihm lief ein kleines schwarzhaariges Mädchen. Ihre Haare waren glatt und sehr lang. Ihr Gesicht war bleich und müde. Was Matt allerdings besonders in die Augen stach, waren die warmen grünen Augen, die im großen Kontrast zu ihrer übrigen Erscheinung standen. Sie war sehr dünn. Das gelbe T-Shirt und dazu die lilanen Jeans zeugten eigentlich von einem sehr ausgefallenen und mutigen Kleidungsstil, was sich aber in ihrem feigen und ängstlichen Gesicht nicht im Geringsten widerspiegelte.

„So, jetzt mal ruhe.“, doch die Klasse reagierte nicht. Der Lehrer schrie lauter: „Ruhe!“ alle drehten sich um. Und plötzlich, als seinen es kleine Engel, denen gerade wieder einfiel, dass sie lieb sein mussten, setzten sich alle hin und schauten aufmerksam nach vorne. „Gut. Danke.“ Der Schein trog. Eigentlich wat Matts Klasse der Horror, aber der Klassenlehrer Flenn – wie er von allen, sogar seinen Kollegen, genannt wurde – hatte eine gute Methode gefunden die Klasse in Schach zu halten: Er gab ihnen straf arbeiten. Und wird die nicht machte riskierte viel. „Flenn ist der Direktor und hat nun mal viel Macht, man sieht ihm ja auch an, dass er diese nur zu gerne ausnutzt!“, pflegte Cal zu sagen, der ziemlich beeindruckt von „Prof. Dr. Dr. Flenn“ war (Cal war der einzige der ihn mit Titel ansprach).

„Ich möchte euch ein neues Mädchen vorstellen: Das hier ist Kyrilla Belial. Sie ist im gleichen Alter wie ihr und wird ab nun in unsere Klasse gehen. Sieh mal Kyrilla da hinten ist noch ein Platz frei!“

„Aber Flenn!“, nörgelte Matt, der genau neben dem Platz saß auf den Flenn gerade gezeigt hatte. „Hier sitzt doch normaler weise Tim!“

„Erstens: Für dich immer noch Herr Flenn. Zweitens kann sich Tim gerne wegsetzten.“, brummte Flenn – oh, natürlich Herr Flenn – und schaute Matt verärgert an. Nun meldete sich das Mädchen zum Ersten Mal zu Wort. Sie sprach aber so leise, dass sogar der Klassenlehrer Probleme hatte das kleine Stimmchen zu verstehen.

„Das macht doch aber keine Umstände!“, sagte Herr Flenn dann auf einmal Laut und das arme Mädchen lief rot an. „Klag nicht Matt, Kyrilla ist bestimmt ein nettes Mädchen!“

Kyrilla sagte etwas; nein, viel eher wisperte sie etwas.

„Rede bitte lauter.“, sagte Herr Flenn und machte sich schon auf den Weg zurück zu Lehrertisch. „Ich…“, Kyrilla lief noch roter an. Wer hätte gedacht, dass ein Mensch so rot werden konnte? „Ich möchte Kira genannt werden.“

Jetzt war die Klasse still. Man hätte sogar das nervtötende Surren einer Fliege hören können, wenn es denn eine in diesem Klassenraum gegeben hätte. Was aber nicht der Fall war.

„Also gut Kira.“, sagte Matt lächelte und stand auf. „Ich wollte wirklich nicht unhöflich sein. Setzt dich nun zu mir, ich erkläre dir später wie’s bei uns so abläuft.“

Ermutigt und ein wenig verdattert lächelte sie und ging auf ihren Platz neben Matt. Den stechend bösen Blick von hinten bemerkte sie nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MoonyWasHere
2011-05-17T17:41:10+00:00 17.05.2011 19:41
Uhh, das ist spannend! Ich will wissen, ob meine Spekulationen richtig sind, also schreib bitte schnell weiter *____*


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