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Everlasting Love

Fortsetzung zu 'Until I Found You'
von

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Rückfall

R ü c k f a l l

Wochen später. Das erst Mal seit langer Zeit, dass ich eben jene richtig erfasste, merkte, wie sie stetig in gleichbleibender Geschwindigkeit davon strich ... und nicht still stand.

Ich musste Sakura sehr dankbar dafür sein, dass sie versuchte, mich, wie soll ich sagen, zurückzuholen und mir den Weg zu zeigen. Dass sie versuchte, mich zurück in ihre Welt zu führen und mir zu helfen, die Tage zu überstehen. Es war nicht leicht. Weder für sie, noch für mich. Und ich konnte ihr meine Dankbarkeit nicht in dem Maße zeigen, wie ich es sollte, wie sie es verdiente.

Ich konnte sie überhaupt nicht zeigen.

Und auch, wenn sich die äußeren Umstände abermals für mich veränderten, ich fortan bei Sakura wohnte und Kiba sich seit dem nicht mehr bei mir meldete, ich ihn nicht einmal mehr sah ...

Innerlich blieb es gleich.

Und wenn ich keine Narben davon getragen hätte, von meiner Ehe mit ihm und der Gewalt, die er verursachte, weil ich ihn nicht lieben konnte, er es jedoch tat, dann hätte es sich für mich angefühlt, als hätte es die letzten vier Jahre gar nicht gegeben. Denn ich war wieder am Anfang. Mit mehr Narben, mehr Wunden und mehr Schmerzen, war niemals einen Schritt vorwärts gekommen, um zu begreifen, zu verstehen, zu verarbeiten ...

Es war immer noch gleich.
 

...
 

Ich ging durch die Straßen Konohas. Allein. Sie waren leer, wie ausgestorben. Keine Menschenseele. Die Stille war schön, wunderschön, ich genoss sie jedes Mal, denn ich hatte sie in der Zeit mit Kiba zu selten erlebt. Er war immer da gewesen, außer wenn er auf Mission gewesen war, und dann hatte ich für ihn gekocht, geputzt, aufgeräumt und all den Kram gemacht, den eine Hausfrau, eine Ehefrau, zur Aufgabe hatte – nur ihn geliebt hatte ich nicht, konnte ich nicht.

Die Aufgaben füllten den ganzen Tag aus und selten hatte ich nichts zu tun gehabt und wenn doch, suchte ich mir eine Beschäftigung, weil an ihn zu denken zu schmerzvoll war, weil ich es nicht ertragen konnte, ihn vor meinem innere Auge zu sehen, weil ich daran zu zerbrechen drohte.

Sie füllten den ganzen Tag aus und doch gab es, wenn ich ehrlich zu mir und allen anderen war, niemals eine einzige Sekunde, einen winzigen Augenblick, in der meine Gedanken, meine Gefühle nicht bei ihm waren ... und um ihn weinten. Denn offen zeigen, durfte ich meine Tränen nicht.

Eine kühle Luftbrise fuhr an mir vorbei und wirbelte meine Haare auf. Es war kalt. Ich spürte, wie die Kälte meinen Körper hochkroch, in meine Knochen fuhr und sich in jeder meiner Körperzellen festsetzte. Sie verschlang mich. Ich fröstelte. Im Sommer.

Ich presste meine Jacke ein wenig stärker an meinen Körper, hoffte, die Kälte würde dadurch nachlassen, und verschränkte meine Arme vor der Brust, wollte mir selbst Wärme geben.

Nutzlos.

Nur Du ...

Mein Blick fiel auf den Mond, ich sah voller Ehrfurcht zu ihm hinauf – er war voll, rund und klar. Ein bezaubernder Anblick, wie er in dieser klaren, sternengefüllten Nacht auf mich hinab schien. Ich hätte ... du hättest dich gefreut, weil sein faszinierendes Licht der Nacht etwas Malerisches, Geheimnisvolles gab.

Erinnerungen übermannten mich wie eine Flut aus längst vergangener Zeit, Träume wurden in mir wach. Aber ich konnte sie nicht sehen, die Kälte verbot es mir. Und doch dachte ich an dich – aber du warst genauso kalt. Du verbotest mir genauso meine Träume. Du ließest sie zerplatzen wie dünne, fragile Seifenblasen. Ließest mich zurück ohne ein Fünkchen Hoffnungen, ohne eine Chance zu überleben.

Wegen dir blieb eine Leere. Und sie engte mich ein, schnürte meine Brust zusammen. Es war wie Atmen ohne Luft, fühlte sich an wie Eis, das seine Wege in meine Lungen gefunden hatte und dort wie Feuer brannte. Eine Schwere machte sich in mir breit, hing an mir, klebte, beklemmte mein pochendes, schmerzendes Herz. Dumpf spürte ich den steten Schlag in meinem erhitzen Kopf und meine Gedanken fuhren Karussell, alles drehte sich viel zu schnell, immer im Kreis, hin und her ...

Warum musstest du mich verlassen? Warum konntest du nicht bei mir sein? Und warum quälte es mich nach wie vor, wurde immer schlimmer und ließ mir keine Ruhe? Mein Leben war ein einziger Scherbenhaufen und nichts konnte ihn wieder zusammenfügen. Niemand, außer dir hätte es geschafft.

Tränen verschleierten meinen Blick und ich konnte sie nicht aufhalten, konnte nicht verhindern, dass ich mitten auf der Straße meinen Gefühlen die Oberhand bot, ich es zuließ, dass sie mich überfielen und erdrückten, ich vor Augen all jener, die mir einen winzigen Moment ihrer Aufmerksamkeit schenkten, zusammenbrach und weinte, weinte, weinte, hemmungslos, als gäbe es keinen Morgen ...

Und in diesem Moment, in jenem Moment, als ich allein auf der Straße saß, weder Kiba noch Sakura in der Nähe waren, in diesem Moment hatte ich das Gefühl, als hätte ich dich noch einmal verloren. Und mein Herz zerbrach in tausende von abertausenden von Stücken, verstreut in meinem Körper, und es blutete und weinte, weinte zusammen mit mir, und am liebsten hätte ich den Schmerz hinaus geschrieen ...
 

...
 

...
 


 

Sakura hatte das Krankenhaus gerade erst verlassen, nachdem sie eine längere Arbeitsschicht hinter sich hatte. Eigentlich hätte sie schon vor etwa zwei Stunden zu hause sein und mit Hinata zusammen ein leckeres Abendessen zubereiten wollen, aber die Arbeit verbot es ihr. Es waren mehrere neue Shinobi heimgekehrt und jeder hatte mehr Verletzungen als der andere vorzuweisen. Es war ein einziges Desaster gewesen und hatte viel, viel Arbeit für die Dienst habenden Medic-Nins bedeutet. Und deshalb ging sie erst jetzt diesen Weg nach Hause, den sie in den vergangenen Jahren bereits viele, unzählige Male gegangen war. Ihre Gedanken schweiften ab und landeten bei Hinata und dem Anblick, der sich ihr geboten hatte, als sie Hinata am Morgen allein gelassen hatte. Sie war in ihrem Gästezimmer gewesen, hatte stumm auf dem Bett gesessen und gedankenverloren aus dem Fenster gestarrt. Sakura hatte ihr ein Frühstück bereitgestellt und ihr mitgeteilt, dass sie erst am späten Abend zurückkehren würde, sie dann allerdings ein gemeinsames Abendessen zubereiten könnten. Hinata hatte daraufhin nur genickt, kaum reagiert und nur weiterhin aus dem Fenster gestarrt. Und Sakura hatte in ihren Augen nichts als Leere sehen können ...

Nun fragte sie sich, ob es vielleicht falsch gewesen war, Hinata bereits jetzt wieder allein zu lassen. Sie lebte erst seit etwa einer Woche bei ihr, in der Sakura sich Urlaub genommen hatte um voll und ganz für sie da sein und ihr helfen zu können. Sie verstand, wie schwer diese Zeit für sie sein musste, sie hatte schon öfter mit misshandelten Frauen zusammengearbeitet, wenn diese ins Krankenhaus eingeliefert worden waren, und bei ihr kam ja noch erschwerend hinzu, dass sie den Tod Narutos in den vier Jahren, die er bereits her war, immer noch nicht einmal ansatzweise verkraftet hatte. Deshalb hatte Sakura ihr all ihre Zeit widmen wollen. Hinata war allein und brauchte nun eine starke Hand, die sie führte.

Auch, wenn sie sich manchmal fragte, ob sie die geeignetste Person dafür war.

Zumindest hatte sie das Gefühl, dass ihre Anwesenheit ihr in manchen Momenten – Momenten, in den sie nicht abwesend vor sich hinstarrte – half und den Mut gab, nicht aufzugeben. Ein warmes Lächeln legte sich auf ihre Lippen und gab ihr die Hoffnung, dass Hinata es mit ihrer Hilfe schaffen könnte, den Tod und die letzten vier Jahre zu verkraften. Sie war voller Zuversicht und Hoffnung, als ...
 

...
 

Das Schluchzen war schon einige Straßen vorher zu hören gewesen, doch sie hatte es nicht wahrgenommen, war in Gedanken viel zu sehr bei Hinata und ihrer Lage gewesen, und erkannte erst jetzt unterschwellig die Stimme eben jener, deren Schluchzen gelegentlich von schmerzerfüllten, gequälten Schreien unterbrochen wurde, als sie in die Straße bog und auf dem Boden die in sich zusammengekrümmte Hinata erblickte. Die junge Frau presste ihre Hände auf ihre Brust, ihre langen blauen Haare fielen ihr wirr über die Schultern und sie gab das Bild eines verletzten, verzweifelten, jungen Wesens ab.

Ihr Herz stockte einige Momente lang, nur um im nächsten Augenblick in rasender Geschwindigkeit gegen ihre Brust zu hämmern, und sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. Sie wusste nicht, was sie denken sollte, nicht, was sie tun sollte, und nicht, was sie sagen konnte. Der Anblick kam so abrupt, dass es ihr die Sprache verschlug, sie unfähig machte, sich zu bewegen. Nur Hinatas Tränen, die im gleichmäßigen Rhythmus auf die Straße fielen, nur die schluchzenden Geräusche, die laut und erbarmungslos erklangen, nur ihr Herz, das sich gerade schmerzlich zusammenzog, hielt sie davon ab, entsetzt laut loszuschreien. Sie hatte sich erschrocken und nicht damit gerechnet, ihre Freundin hier in diesem Zustand vorzufinden.

Einige Momente lang versuchte sie sich weitgehend zu beruhigen, die Schuldgefühle beiseite zu drängen, denn sie hatte ja gewusst, dass es zu früh gewesen war, um wieder arbeiten zu gehen, und ging dann langsam und zaghaft auf Hinata zu. Das letzte, was sie jetzt wollte, war, Hinata zu erschrecken oder zu verunsichern.

„Hinata?“, fragte sie leise und legte behutsam eine Hand auf ihre Schulter. Sie hatte in den vergangen Jahren bei der Arbeit als Medical Nin gelernt, dass man mit manchen Patienten so umgehen musste, als hätte man ein verletztes, verängstigtes Tier vor sich, das in jedem Moment ausbrechen und verschwinden könnte. In diesem Augenblick verhielt es sich mit Hinata genauso. Sie war so in ihre Gedankenwelt eingetaucht, dass sie, sobald sie wieder zurückkehrte, erschrocken aufspringen und fliehen könnte, und dann wusste niemand, wann und ob sie Hinata wieder sehen würde.
 

Hinata zuckte unter der Berührung stark zusammen und blickte ruckartig über ihre Schulter, wollte womöglich herausfinden, wer sie da unvermittelt angesprochen hatte. Als die junge Frau erkannte, dass es nur Sakura war, wandte sie ihren Blick wieder ab, wischte sich dabei mit dem Handrücken über ihre geschwollenen Augen. Sakura schluckte schwer, als sie Hinata wieder einmal so sah. Es war nicht so, dass sie Hinata in der vergangenen Zeit noch nicht hatte weinen sehen, das war es nicht. Es lag daran, dass sie mit jedem Mal, das sie es tat, all den Schmerz und all das Leid, das Hinata durchmachen musste, ein Stückchen mehr in ihrer Brust spürte. Es fühlte sich an, als bekäme sie mit jedem Mal, in dem sie und Hinata darüber sprachen oder sie einfach nur ihre Tränen sah, ein Stück weit mehr die Last des Herzens aufgebürdet, das Hinata zu tragen hatte. Sie wollte sie entlasten, ihr helfen und ihr beistehen, weil sie gewusst hatte, dass sie viel mehr zu leiden hatte, als ein einzelner Mensch ertragen konnte.

Doch erst jetzt begriff Sakura, wie sehr sie das alles mitnahm. Heute stand ein ganz anderer Mensch vor ihr als er es vor vier Jahren, vor seinem Tod, getan hatte. Hinata, wie sie sie kennengelernt hatte, war gestorben. Vor ihr stand eine andere Hinata, eine andere Persönlichkeit, in der Hülle der alten.

Sie würde alles daran setzen, um ihr altes Ich wieder zum Leben zu erwecken.

Wenn sie schon nicht ihn ...

Kopfschütteln. Das war unmöglich. Sie sollte sich allmählich angewöhnen, nicht ständig an das Unmögliche zu denken und sich ausschließlich auf Hinata konzentrieren. Niemand konnte ihn zurückbringen. Niemals, niemand.
 

Die leichten Bewegungen, als Hinata sich langsam erhob, rissen sie wieder aus ihren Gedanken. Als sie den traurigen Ausdruck auf ihrem Gesicht sah, legte sie eine ihrer Hände auf ihre Wangen.

„Hör zu, Hinata, es wird alles gut, ok? Ich verspreche es, wir werden es schaffen. Du musst nur aufhören zu weinen, ja? Du wirst sehen, wenn wir erst einmal zu Hause sind, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus! Ich habe dir immerhin heute Morgen versprochen, dass wir heute zusammen kochen. Du musst doch sicher total ausgehungert sein, oder? Hast du schon etwas gegessen? Also, ich habe einen Bärenhunger, du auch?“

Beinahe zufällig nahm Sakura ihre Hand von Hinatas Gesicht und legte sie dann in ihre hinein. Sie war sich durchaus darüber bewusst, dass sie völlig übergangslos angefangen hatte, über Bagatellen zu reden, beinahe sogar angefangen hatte, zu schwafeln, aber es erschien ihr fürs Erste die bessere Alternative zu sein. Reden konnten sie immer noch nachher über einem gemütlichen Abendessen und auch, wenn sie nicht wusste, wie es um Hinata stand, sie hatte wirklich einen Riesenhunger.
 

...
 


 

...
 


 

„Weißt du, worüber ich neulich nachgedacht habe?“ Sakura stellte die Frage beinahe beiläufig und doch konnte man deutlich erkennen, dass diese Frage mehr als Ernst gemeint war. Augenblicklich warf Hinata ihr einen kurzen, flüchtigen Blick zu, in ihm sichtlich Anzeichen von Unsicherheit und ein Stück weit Misstrauen zu erkennen. Vermutlich rührte letzteres noch von der Ehe mit Kiba und es würde nicht leicht werden, Hinata davon zu überzeugen, dass sie nicht mehr ständig auf der Hut sein musste.

„N-nein, was meinst du, Sakura-san?“, erwiderte Hinata vorsichtig und wandte sich gleich darauf wieder ihren Tako-yaki* zu, stocherte jedoch nur mit ihren Essstäbchen in ihnen herum. Sakura seufzte tief, als sie sie dabei beobachte, blickte ihr dann jedoch direkt ins Gesicht. Sie selbst hielt ihre Stäbchen ruhig in ihrer rechten Hand.

„Wir beide, du und ich, wir ...“, sie schluckte die aufkeimenden Tränen herunter, noch ehe sie ihre Augen erreichen konnten, „... wir beide haben unerträglichen Schmerz gespürt, als Naruto uns damals verlassen hat. Wir beide haben denselben Verlust erlitten und jeder von uns fühlte eine riesige, tiefe, klaffende Wunde, die sich über unseren ganzen Brustkorb zog. Und trotzdem waren wir immer allein. Wieso ... wieso haben wir nicht zusammen versucht, den Schmerz zu verarbeiten? Wieso hast du dich von mir abgesondert? Ich ... ich hätte für dich da sein können ... wir hätten den Schmerz gemeinsam bewältigen können ...“

Hinatas Kopf senkte sich ein wenig, sodass es Sakura unmöglich war, zu erkennen, was in ihr vorging. Sie konnte nicht sehen, was ihre Worte in ihr auslösten, welche Emotionen ihre Augen widerspiegelten. Doch sie war sich sicher, dass sie dasselbe fühlte wie sie. Tiefen Schmerz, Trauer, Verlust, Sehnsucht nach der vergangen Zeit, bevor er sie verlassen hatte, Leere, Hoffnungslosigkeit ...

Doch sie hatte verarbeitet, lange verdrängt, aber auch gelernt, damit umzugehen. Hinata war weit davon entfernt. Und allmählich fragte Sakura sich immer und immer wieder, wieso sie es nicht von Anfang an gemeinsam versucht hatten. Vielleicht wäre es niemals soweit gekommen, wenn sie ...

„Ich glaube, wenn wir es damals gemeinsam versucht hätten, dann wäre es niemals zu dieser Lage gekommen. Vielleicht ... wäre das alles mit Kiba gar nicht passiert ... sehr wahrscheinlich sogar ... und du wärest nicht mehr in diesem Loch, hättest deinen Lebensmut und Träu–“

„Nein ...“

„Bitte?“

Verwundert sah Sakura Hinata an, die sie soeben unterbrochen hatte und nun unverwandt ernst und ein wenig verärgert anstarrte. Sakuras Augen weiteten sich ein wenig, als sie diesen ungewohnten Ausdruck auf Hinatas Gesicht sah. In den letzten Jahren hatte man sie immer bedrückt, traurig und verletzt gesehen. Wieso ...

„D-das stimmt nicht ...“, wisperte sie leise, fast unhörbar und einen kurzen Moment lang fragte Sakura sich, ob sie sich diesen entschlossenen Gesichtsausdruck nur eingebildet hatte. Tränen bildeten sich in diesen fliederfarbenen, sanften Augen, fanden ihren Weg nach draußen und liefen ihr über ihre blassen Wangen. Die Entschlossenheit war gewichen, Schmerz geblieben.

„Was meinst du mit ‚das stimmt nicht‘?“

Hinata schwieg, legte beide ihrer Hände in ihren Schoss und man konnte deutlich erkennen, dass ihr Körper unter ihrem Leid erbebte, zitterte ... Sie verkrampfte.

„Hinata?“ Beruhigend sah Sakura sie an, rutschte dabei um den Tisch herum und legte ihre Arme um ihre Freundin. „Hinata, was meintest du?“

„T-träume ...“ Nur ein leises, kaum zu verstehendes Flüstern.

„Träume? Was meinst du mit ‚Träume‘?“ Besorgnis.

„E-es ... es ging nicht ... ich ... habe ... keine ...“

„Du hast keine Träume? Aber ... das stimmt doch nicht, du wolltest doch immer ...“

„Nein, nein, nein ... nein!“

Plötzlich sprang Hinata auf und stieß Sakura von sich weg. Sie taumelte ein wenig, rannte stolpernd ins Wohnzimmer und blieb dort einen kurzen Moment unschlüssig stehen, drehte sich dann jedoch um und rannte die Treppe hinauf, wo Sakura sie schließlich keuchend einholte.

„Hinata, warte, Mensch, was ist denn los mit dir? Erklär‘ es, bitte! Ich werde dir helfen, aber dafür musst du mit mir reden!“ Sie packte Hinata an den Schultern und drückte sanft zu, um ihr zu zeigen, dass sie da war und nicht fortgehen, sich erst recht nicht abwimmeln lassen würde. Hinata stand mit dem Rücken zu ihr und presste die Handflächen auf ihr Gesicht. Das Beben ihres Körpers zeigte ihr, dass sie hemmungslos weinte, und immer wieder hörte sie gedämpfte, schluchzende Geräusche. Sie ging einen Schritt auf sie zu und legte von hinten die Arme um ihre Freundin, lehnte ihre Stirn gegen ihren Rücken.
 

...
 

Es war wie damals. Damals hatte Hinata auf der Lichtung gestanden, hatte geschluchzt und geweint, geschrieen und gebetet und Sakura hatte sie von hinten umarmt, ihr Trost gespendet und gleichzeitig versucht, durch diese Geste selbst ein wenig ihres Schmerzes lindern zu können, und hatte ihre Stirn an ihre Schultern gelehnt, ihr Gesicht vergraben, geweint.

So viele Jahre waren seit dem vergangen und nichts hatte sich verändert.

Ihr Schmerz konnte sie immer noch von innen heraus zerfressen.
 

...
 


 

...
 

Keiner konnte sagen, wie lange sie so standen, doch irgendwann löste Hinata sich aus der Umarmung und wandte sich um, blickte Sakura direkt in die Augen. Ihre waren rotumrändert und leicht geschwollen. Sakura seufzte, lächelte sie dann mitfühlend an und nahm eine von Hinatas Händen in die ihre. Diese verstand die Aufforderung und begann das Gespräch dort, wo es vorhin endete:

„Selbst ... selbst ohne Kiba ... selbst ohne ihn ... hätte ich keine Träume mehr ... er hat sie mitgenommen.“ Sie hauchte bloß mit brüchiger, tränenerstickter Stimme und als sie fortfuhr, bildeten sich erneut Tränen in ihren Augen, die sie tapfer zurückzuhalten versuchte. „Meine einzigen Träume, die ich hatte ... die hatten alle ... mit ... Naruto-kun ... zu tun ... Ich wollte ... ihn heiraten ... Kinder kriegen ... ich ... liebe ihn so sehr ...“

Ohne ein einziges, weiteres Wort ging Sakura auf Hinata zu und ohne, dass diese es hätte verhindern können, umarmte sie sie, strich ihr liebevoll und verständnisvoll über den Rücken.

Sekunden, Minuten vergingen und keiner der beiden sprach ein Wort, hingen sie doch ihren eigenen Gedanken nach, genossen diesen Augenblick, in denen sich die beiden verletzten Seelen so nah waren, wie noch nie zuvor.

Dann, nach einer Weile, flüsterte Sakura leise: „Ich weiß, es ist schwer, aber meine Mutter sagte damals, als mein Vater starb und ich es nicht verkraften konnte: ‚Lass die Toten schlafen, und mach die Lebendigen glücklich*²‘. Vielleicht kannst du es, irgendwann, mit der Zeit, auch mal versuchen? Ich bin sicher, Naruto hätte es so gewollt.“
 


 


 

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* Tako-yaki -> Teigbällchen mit Oktopusstücken gefüllt

*² Zitat von Johann Christoph Friedrich von Schiller
 


 


 

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Ok, ich kann mit gutem Gewissen behaupten, dass das hier das letzte Kapitel ist, das zur 'Vorgeschichte' gehört. Ab dem nächsten geht es mit der eigentlichen Story weiter. :)
 

Über Kommentare würde ich mich natürlich sehr freuen.

Liebste Grüße.

Itsumi.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2010-04-21T13:09:11+00:00 21.04.2010 15:09
echt hammer geiles kapi
freu mich schon sehr aufs näcshte

i-wie bin ich kurz vorm heulen
Von:  Reverant89
2010-04-20T21:43:01+00:00 20.04.2010 23:43
Eine Geschichte soll Emotionen im Leser erwecken. Zumindest sagt man das.
Du hast es mit diesem Kapitel geschafft das ich mit Hinata mitleide, mitfühle und auch ein wenig mit den Tränen kämpfen musste. Dieses Kapitel ging mir ans Herz da auch ich vor einiger Zeit einen geliebten Menschen verloren habe und du die Verzweiflung und den Schmerz von Hinata sehr gut beschrieben hast. Das war bisher dein bestes Kapitel in Everlasting Love und dein Schreibstil mit den wechselden Perspektiven ist das beste was du machen konntest, lass dir nichts anderes einreden. So lange Rede, kurzer Sinn. Freue mich auf deine nächsten Kapitel und bin gespannt was du aus diesem super Start machen wirst.

Mfg Reverant
Von:  kleine1
2010-04-20T18:51:05+00:00 20.04.2010 20:51
das kapi ist echt super aber langsam wird es wirklich zeit das es mit der eigentlichen story weiter geht ^^
dennoch bin ich schon ganz aufgeregt wie es weiter geht ^^
lg kleine1
Von:  fahnm
2010-04-20T18:02:33+00:00 20.04.2010 20:02
Klasse kapi!^^
Bin schon aufs nächste gespannt!^^

mfg
fahnm


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