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~*~ Kapitel 1 ~*~

„Durch die Zeit und alle Ewigkeit

uns're Macht bestehen bleibt,

auf das in hunderttausend Jahren

sie wieder entdecket waren

um die Welt zu retten

bei des Bösen Entstehungsstätten!“
 


 


 


 

Es war ein normaler Sommertag, die Art von Tagen die so normal im Sommer erscheinen, und doch eigentlich so abnormal waren, wie es nur möglich war.

Die Sonne strahlte unablässig vom strahlend blauen Himmel. Immer stickiger wurde es in dem großen schrägen Zimmer, in dem in diesem wunderschönen Moment rund 23 Jugendliche über Büchern und Heften brüteten. Doch durch die Hitze war es unerträglich geworden. Die Sonne, die ungehindert durch die acht riesigen Fenster im Zimmer scheinen konnte, brannte sich in die Haut. Viele ächzten und stöhnten gelegentlich unter den Schmerzen. Wiedererwarten war der Sommer doch noch schön geworden. Nun saßen die meisten mit starkem Sonnenbrand auf ihrem Stuhl und versuchten den kleinsten Rest von Schatten noch auszunutzen.

In diesem Moment summte eine Biene durch die offen stehenden Fenster. Sie schwirrte einige Kreise über die Köpfe und blieb dann stehen. Der eine Kopf unter ihr ließ die dazugehörige Hand nach ihr schlagen. Die Biene war natürlich schneller. Immer wieder geschah das gleiche, bis die Friedensbrecherin es Leid war und auf dem gleichen Weg wieder verschwand, auf dem sie auch gekommen war.

Plötzlich quietschte Kreide über die Tafel, brach ab und landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden.

Ein lautes Stöhnen durchlief die Reihen. die meisten hielten sich die Ohren zu.

Doch auch dieser Tumult hatte bald sein Ende gefunden und die Klasse beruhigte sich wieder und der Unterricht setzte sich fort. Und das genauso langweilig und träge wie zuvor.

All diese seltsamen Vorfälle bemerkte einer dieser jugendlichen Köpfe nicht. Er starrte in den Nacken eines Kopfes zwei Bänke vor ihm.

Dieser gehörte Konrad.

Konrad war ein großer, sportlicher Junge mit schwarzen Haaren und hübschen, intelligenten blauen Augen. Oft traf man ihn in seiner Clique. Er war in allen Fächern recht gut und war bei allen angesehen. Doch nicht nur das, fast alle Mädchen der Klasse waren in ihn verliebt. Er hätte sich getrost eine aussuchen können und gewiss hätte er keinen Korb bekommen.

Und während nun der Kopf den geliebten anderen anstarrte, zog der dazugehörige Arm auf dem Blatt seine Kreise.

Gerade in dem Moment wo Frau Ciento sich umdrehte passierte endlich das, was alle dreiundzwanzig Köpfe schon lange sehnsüchtig erwarteten.

Rrring.

Wie als hätte sie die flehenden Rufe gehört, schellte die Glocke durch die bedrückende Stille.

Rrring.

Wie auf ein geheimes Zeichen, sprangen alle auf – sie waren nach sechs Stunden Schule endlich erlöst.

Rrring.

Augenblicklich war der Raum leer.

Rrring.

Nur Marlené saß noch, einsam und verlassen, auf ihrem Platz.

Rrring.

Die Schule war ausgestorben, doch Marlené hatte nie etwas davon mitbekommen.

Rrring.

Sie war in Träume versunken über den angebeteten Konrad.

Rrring.

Marlené starrte immer noch auf den Fleck, an dem Konrad noch vor einer halben Minute gesessen hatte.

Rrring.

Ohne den leeren Fleck vor ihr aus den Augen zu lassen, packte Marlené ihre Sachen zusammen.

Rrring.

Langsam schlich Marlené durch die ausgestorbene Schule.

Rrring.

Nun war die Schule tatsächlich wie ausgestorben.

Nur das Klingeln der Glocke war noch zu hören. Das Wochenende hatte begonnen. Eine Woche noch, dann würden endlich die großen Sommerferien beginnen.

Wie lange hatte man sich nicht auf eben diese sechs Wochen gefreut? Es gab wohl keinen Schüler der diese Wochen nicht hasste.
 

Marlené spazierte langsam und träumend durch die Straßen. Die Sonne schien immer noch erbarmungslos vom Himmel. Marlené wusste jetzt schon, dass diese Ferien etwas Besonderes werden würden. Vielleicht würde sie mit ihren Freundinnen einen Ausflug an den See im nächsten Ort mach. Wenn sie Glück hatte, war vielleicht auch Konrad dort. Jeder zeltete mindestens einmal im Sommer für einige Tage an diesem See. Dennoch war die Chance sehr klein ihn zu sehen. Sie freute sich dennoch, vielleicht würden sie Spaß haben, man konnte das doch im Voraus nie wissen ... . Zögerlich holte sie ihren MP3 - Player aus ihrer Jackentasche und drückte die Play – Taste.

Sie hatte noch nicht die geringste Ahnung was sie am Wochenende machen solle. Wahrscheinlich würden ihre Freunde wieder Billardspielen oder in die Disco gehen. Marlené war jedoch noch nie ein Mensch gewesen, der sich besonders durchsetzten konnte. Ihr Talent als Redner funktionierte bei ihren Freundinnen nicht mehr. Die Lehrer und ihre Schulkameraden waren es ja gewohnt. Doch auf Fremde wirkten ihre Worte immer noch.

Doch Marlené hatte überhaupt keine Lust auf diese Beschäftigungstherapien, wie sie es so gerne nannte. Meistens stanken danach die Kleider und immerhin bekam sie vom Qualm der Zigaretten fürchterliche Kopfschmerzen! Wenn sie dann am Abend noch diese fürchterlich laute Musik hören musste, die gewöhnlich in Discotheken lief, da bekam sie jetzt bereits Gänsehaut. Wahrscheinlich würde es wohl ein so langweiliges Wochenende werden wie immer ... .
 

Sie bemerkte es zu spät. Ihr Rücken schlug gegen die Wand. Sie faste instinktiv nach ihrer Schulter.

"Ha, habt ihr Die gesehen?", schallend lachten die Jungs und liefen weiter.

Sie hatte eigentlich gewusst, das dass geschehen würde, geschahen ihr solche Dinge doch für gewöhnlich täglich. Und nur selten waren es andere als Jene.

Sie hatte gelernt damit zu leben. Es hätte sie wohl auch nicht gestört, wäre in der Gruppe lachender Jungen nicht auch Konrad gewesen! Immer wieder wollte sie, dass er sie nur eines Blickes würdigte. Doch er hatte nur Augen für die Mädchen, die ständig mit ihm zusammen waren. Marlené konnte sie nicht leiden und würde sich wohl nie so präsentieren wie die.

Traurig starrte sie ihnen hinterher. Es war verrückt. Sie würde wohl nie mit gesunden Knochen, ohne Prellung oder blauen Flecken nach Hause kommen.

Knall.

Wieder spürte Marlené wie sie mit dem Rücken ruckartig gegen eine Wand flog. Schmerzhaft rutschte sie die Wand hinunter. Mit verschleiertem Blick drehte sie den Kopf nach oben. Sie ahnte eigentlich schon wer da stand.

"Steh mir nie wieder im Weg rum!", ein großer, schwarzhaariger Junge stand vor Marlené.

Rico.

Wie Marlené es erwartet hatte.

Es gab niemanden den Marlené mehr gehasst hätte.

Dieser Kerl schmetterte sie mindestens jeden zweiten Tag an die Wand. Es tat mehr weh als bei den anderen und nur zu oft war sie durch ihn mit einem blauen Auge oder einer blutigen Nase zu Hause angekommen. Rico hatte wirklich Kraft.

Er wusste es wahrlich.

Er benutzte sie auch entsprechend. Er ließ es jeden spüren, den er nicht mochte, oder zumindest vorgab nicht zu mögen, oder der ihm einfach nicht gefiel oder der ihm eben im Weg herum stand. Er war wie jeder andere Kerl, dachte sich Marlené nur zu oft.

Marlené hatte auch damit umzugehen gelernt.

"Mann, lass mich doch einfach in Ruhe!", ihre Stimme zitterte und Tränen liefen über ihr Gesicht. Warum musste das immer ihr geschehen?

Natürlich klang das nicht überzeugend, das wusste auch Marlené. Doch was sollte sie machen.

Auch Rico hatte das gemerkt. Mit einem hämischen Lächeln auf den Lippen und einem überheblichen Gesichtsausdruck drehte er sich um und schritt davon. Beleidigt starrte ihm Marlené hinterher. Was dachte sich der Kerl?
 

Am Nachmittag meldete sich plötzlich Stefanie. Sie war eine gute Freundin und immer für Marlené da. Sie konnte sich darauf auf jeden Fall verlassen. Sie benachrichtigte sie, das sie heute noch einmal richtig trainieren wollten. Da ihre schulische Mädchen-Fußballmannschaft am kommenden Mittwoch ein Turnier, zwischen allen Schulen der Stadt, hatte.

Ein paar Jungs sahen ihnen zu. Sie lehnten an die Abgrenzungsstangen am Spielfeldrand.

Oft traten die Mädchen neben den Ball, verfehlten das Tor um viele Meter oder schossen den Ball an den Kopf einer Anderen. Es war ungewohnt das ihnen Jungen bei ihrem spielen zusahen.

Immer wenn ihnen ein Fehler geschah, mussten die Jungen lauter lachen. Es machte so keinen Spaß, aber es musste sein, niemand wusste das mehr als Kathleen. Sie verbrachte viel Zeit mit Sport und nichts war ihr als Freizeitbeschäftigung lieber. Oft schon hatte sie in der Schule die alljährlichen Sommer & Winter Sportfestspiele mit großem Vorsprung gewonnen. Bei keiner sportlichen Veranstaltung fehlte sie. Insgesamt besuchte sie wohl sieben sportliche Gruppen und war bei den meisten auch Mitglied.

Doch gerade Kathleen marschierte nach einer halben Stunde zornig zu ihnen hinüber.

"Seid Ruhig, oder ich hau euch den Schädel von den Schultern!"

Der Satz hatte, trotz Tonfall und Mimik, nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Die Jungs lachten noch lauter.

Eine schallende Ohrfeige traf den Ersten im Gesicht.

Ein Schmerzenslaut entfuhr diesem und schnell presste er seine Hand auf die rot gewordene Stelle in seinem Gesicht. Kathleen lachte zufrieden.

Überrascht drehte man sich zu ihr um und verzog verärgert die Gesichter. Sie hätten wohl nicht erwartet, dass Kathleen so stark sei. Doch selbst wenn, sie hatten sich schon nach einigen Sekunden wieder unter Kontrolle und das Entsetzen wich von ihren Gesichtern, so schnell, wie es gekommen war. Es machte purer Wut platz.

"Wollt ihr Ärger?"

Die Jungen hatten das gewollt. Sie wollten sich mit den Mädchen prügeln. Es kam ihnen natürlich gelegen, dass nun eine der Mädchen den Streit begann. Schnell traten die Mädchen hinter Kathleen Sie hatte gewusst das genau dass geschehen würde. Kathleen war immer so. Mit überraschenden Handlungen mussten sie immer rechnen, obwohl sie natürlich nicht mehr so überraschend kamen.

"Können wir das nicht lassen?"

Marlené mochte solche Art von Gewalt nicht. Immer weiter und schneller wich sie zurück.

"Komm jetzt auf der Stelle wieder zurück.", Kathleen funkelte sie immer zorniger an je weiter sie zurückwich.

Zaghaft schüttelte Marlené den Kopf. "Nein, ich mag nicht." "Hört ihr, die Erste hat schon wackelnde Knie. Wie lächerlich.", Kathleen schüttelte den Kopf. "Nehmt auf die blöde Kuh keine Rücksicht! Wir machen keinen Rückzieher." "Komm schon Kathleen, das ist doch total sinnlos! Hör einfach auf. Manchmal verliert nicht der, der aufgibt, sondern der, der kopflos in jede Gefahr hinein stürzt und sich der Konsequenzen nicht bewusst ist!", verstört schaute Kathleen sie an, schüttelte den Kopf und drehte sich wieder um. "Ich kenne das schon genug, mich bequatscht du nicht!"

Marlené schritt auf das Tor zu. Immer wieder hoffte sie, dass ihre Freundinnen auf sie hören würden, sich umdrehten und zur Not auch Kathleen allein stehen ließen. Sie gerieten immerhin immer wieder in Probleme, nur weil Kathleen sich nicht beherrschen konnte. Warum musste das heute schon wieder geschehen? Sie hatten doch wahrlich Besseres zu tun!
 

Traurig drehte sie sich um.

"Bitte, hört auf.", verzweifelt versuchte sie es noch einmal. Spielerisch beförderte sie den Ball vor ihr in ihre Hände und klemmte ihn zwischen ihren Arm und ihren Körper. Die Sonne stand genau im Rechten Winkel hinter ihr. Sie brach das Licht so gespenstisch, das alle ihre Hand hoben und in das Licht blinzelten.

"Nun hört schon auf! Wir werden am Mittwoch kläglich verlieren, wenn wir jetzt nicht endlich trainieren.", das wirkte auch, vor allem bei Manuela und Clarice. Augenblicklich rannten sie auf Marlené zu.

Das die Zwei gegangen waren sah Kathleen gar nicht gerne. Wenn Clarice und Manuela in sportlicher Hinsicht etwas nicht mehr tun wollten, dann machten oft auch die anderen nicht mehr mit.

"Ihr verfluchten Feiglinge! Kommt auf der Stelle zurück! Ich wünsche euch den Tod an den Hals!"

Auch die anderen wanden sich von Kathleen ab. Alleine stand sie den Jungs gegenüber.

"Dann muss ich es eben alleine zu Ende bringen" "Nein, Kathleen, tu das nicht, bitte."

Marlenés Worte waren nicht mehr als ein halblautes Flüstern und doch durchbohrten sie die Stille auf dem Fußballplatz wie ein Schuss in der Schießbude.

Doch genau in dem Moment als Kathleen sich umdrehen wollte, trat ein schwarzhaariger Junge auf den Platz.

"Was geht denn hier ab?", Rico, keiner mochte ihn wirklich von den Mädchen, deshalb traten sie plötzlich alle zurück und starrten ihn feindselig an.

"Wir wollen euch Mistkerlen mal zeigen, was wir drauf haben!"

Marlené musste zusehen, wie ihre Freunde einen unsinnigen Kampf anfingen, dessen Ende schon klar war, bevor er nur angefangen hatte!

Marlené hasste in solchen Momenten nichts mehr, als untätig da zu stehen, doch sie war eben so, ihre Natur verbot es ihr solche unsinnigen Dinge zu tun. Sie hatte in solchen Situationen nur zu oft schon einfach weggeblickt. Wie oft war es nur gewesen? Zehn, zwanzig oder gar dreißig Mal? Marlené hatte schon vor langer Zeit aufgehört zu zählen. Sie wollte etwas ändern, sollte es immer so bleiben? Sie wollte nicht immer die Schwache sein.

Sie tat, womit sie nie im Leben gerechnet hätte. Sie lief im Laufschritt auf die anderen zu. Immer wieder riss sie Zwei ineinander verkeilte auseinander und lies von keinem ab, bis er nicht allein auf einer Seite stand.

Immer wieder bekam sie Knuffe, Schubser und Schläge ab. Von Jungen und Mädchen.

Am Ende sah sie sich Kathleen und Rico gegenüber. Sie blickten sich gegenseitig in die Augen – hasserfüllt. Plötzlich stockte allen der Atem. Man sah es kaum kommen, doch jeder wusste schon bevor es richtig geschah was kommen würde. Alle, außer Kathleen.

Rico holte zum Schlag aus.

Einem Schlag, den bisher noch fast Niemand wirklich überlebt hatte und wenn, dann traute der sich nicht mehr aus dem Haus, oder musste gleich in die Klinik eingewiesen werden, weil derjenige Angst vor jeder plötzlichen Bewegung hatte.

Kathleen merkte nicht in welcher Gefahr sie schwebte. Wie in Stein gemeißelt stand sie da. Wütend blitzte sie Rico an. Es half ihr dennoch nicht. Ricos Arm sauste durch die Luft. Marlené sah keine Möglichkeiten mehr, sie sprang einfach nach Kathleen und riss sie so von den Beinen.

Doch dadurch traf sie die ganze Wucht des Schlages. Wie eine Gummipuppe schwang sie noch kurz nach hinten. Ein dünnes Blutgerinnsel lief über ihren Mund und ihr Gesicht wurde bleich. Leblos sackte sie auf dem Boden zusammen. Ein lauter Schlag ertönte als Marlené auf dem Boden aufschlug..

Ein erschrockenes Stöhnen ging durch die Runde. War es nicht die gleiche Marlené gewesen, die noch eben zurückgewichen war? Die immer wieder erklärt hatte, das eben diese Aktionen, wie sie eben eine begonnen hatte, im Grundsatz vollkommen sinnlos waren?

Rico sackte neben Marlené auf den Boden. Was hatte er nur getan?

Alle liefen in Panik davon. Sie hatten Angst, wenn man sie hier sah, mit der verletzten Marlené, sie würden wohl auf der Stelle von der Schule geschmissen werden. Ohne auch nur einen Finger zu krümmen ließen sie Rico allein. Der hingegen wurde, wohl zum ersten Mal in seinem Leben, traurig. Eine vereinzelte Träne lief über seine Wange. Vorsichtig nahm er das Mädchen in die Arme.

Eine Haarsträhne lag über den Augen des Mädchens. Leblos lag sie in den Armen des Jungen. Einen seltsamen Anblick ergab dieses Bild. Zwei, sich doch so fremde und verhasste Menschen, so nahe beieinander. Hätte man ihnen das noch vor einer Minute erzählt, sie hätten wohl darüber gelacht. Doch dem war nicht so ... . Rico sah auf die geschlossenen Augen des Mädchens hinab. Es war wohl besser, dass die anderen das was nun geschah nicht sahen ... .

~*~ Kapitel 2 ~*~

Erst vergingen Tage, Wochen und letztlich, ein ganzer Monat.

Das Zimmer des halb toten Mädchen war nie wirklich stark besucht gewesen, doch eine Gestalt war nie von ihrer Seite gewichen. In ihren Träumen hatte Marlené immer wieder Konrad über sich gesehen. Doch sollte das die Wahrheit sein?

Die anderen Mädchen hatten aus den Ereignissen an jenem Tag wirklich gelernt. Nur einen Tag hatte es gedauert, bis sie die Jungen aufsuchten und sich, zwar wortkarg, aber ehrlich, entschuldigten. Noch viel stürmischer hatten es die Jungen ihnen gleichgetan. Immer wieder kam das Gespräch auf Marlené. Niemand hatte glauben können, dass ausgerechnet sie sich in solch eine Menge stürzen würde, geschweige den die Kraft zu solchen Hieben hätte haben können.

Marlené jedoch hätte jedes Lob nicht mehr retten können. Sie lag mit einer Gehirnerschütterung und einigen Prellung im Krankenhaus.

Man mag jetzt denken: „Was? Nur? Hatte es nicht noch vor einer Seite gelautet, dass Rico Menschen totschlagen konnte?“, manchmal, ja, da konnte er das tun, doch hatte er Marlené noch rechtzeitig gesehen und seinen Schlag, so gut es eben noch möglich gewesen war, abgebremst.

Aus diesem Grund war sie noch recht glimpflich davon gekommen. Wenn man das so nennen wollte ... . Dieses Jahr würde SIE den Sommer gewiss nicht lange erleben ... .
 

Es war ein recht warmer Sommertag, Stefanie war gleich nach dem Mittagessen los gelaufen um Marlené zu besuchen.

Die Sommerferien hatten vor drei Wochen begonnen. Eigentlich hätte es etwas schönes sein sollen, doch für alle Beteiligten war es kein schöner Start in die Ferien geworden.

Am Anfang waren die Ärzte noch nicht sicher gewesen, ob Marlené es überleben würde. Der Schlag hatte sie genau an einem Punkt getroffen, wo es nur schwer möglich war, zu sagen, ob der Mensch noch überleben würde. Gerade diese Nachricht hatte noch einmal Leben in die stille Klasse gezaubert, auch wenn dieser Zauber eher von unschöner Natur war, nicht von angenehmer ... .

Nun war die Genesung bereits soweit fortgeschritten, dass Marlené wieder Umrisse vor sich sehen konnte, jedoch nicht mehr.
 

„Was wird mit ihr geschehen?“ „Ich habe keine Ahnung.“ Eine weitere Woche war vergangen, immer wieder war Marlené in die Notaufnahme verlegt worden.

Marlenés Genesung war stehen geblieben. Sie hatte sich seit einer Woche nicht gebessert. Ihre Mutter hatte es nie bemerkt und auch ihr Vater war nie auch nur einmal im Krankenhaus gewesen.

Rico schämte sich das er solche Sachen gemacht hatte. Er hätte an diesem Tag nicht an den Sportplatz kommen sollen. Er hatte gewusst, dass die anderen sich mit den Mädchen messen wollten. Weil sie ein für alle mal beweisen wollten, dass die Mädchen nicht die geringste Chance gegen sie hätten. Rico hatte es immer für eine schwachsinnige Idee gehalten, aber er wollte nicht alleine dastehen.

Er mochte die Einsamkeit so wenig wie Marlené, wenigstens ein was womit sie übereinstimmten.

Doch das tröstete wohl niemanden mehr ... . Rico saß jeden Tag am Bett des Mädchens. Er wartete auf eine Bewegung, wäre sie auch nur noch so klein gewesen. Doch er sollte vergebens warten.

Die Sommerferien hatte keines der Mädchen glücklich erlebt, sie waren schuld an allem was zurzeit geschah. Selbst an ihrem Geburtstag wollte Stefanie nicht feiern. Marlenés Eltern waren in dieser Zeit auf einer Geschäftsreise gewesen und hatten nichts von den Problemen zu Hause mitbekommen. Selbst der Stiefbruder von Marlené hatte eben diese besucht ... .

Was war nur in dem ruhigen Dorf St. Ceront geschehen? Lag es doch auf einem Berg, war es doch nie auffällig gewesen, war es doch nie besonders gewürdigt worden, war es nicht immer ein einfaches Dorf gewesen?
 

Es war noch ein Tag, dann würde die Schule erneut beginnen.

Marlenés Zustand hatte sich in den letzten Tagen wieder gebessert, nicht viel, aber immerhin ein bisschen.

Am ersten Schultag war die Klasse erneut still.

War es nicht Ironie, dass diese Klasse diese schlimmen Ereignisse erleben musste?

In ihrer ersten Stunde tauchte ein neuer Kopf auf, der Vierundzwanzigste.

Er gehörte zu einem Mädchen die, wie man später erfahren sollte, Hiray hieß.

Hiray wurde auf den freien Platz neben Konrad gesetzt und bekam deswegen viele böse Blicke zugeworfen. Niemand durfte sich neben ihn setzten, egal ob derjenige neu war oder nicht, es war eben einfach verboten.

In der fünften Stunde klingelte das Handy von Rico.

„Das Krankenhaus.“, murmelte er leise und doch hörte es auch gleich jeder. Möglichst unauffällig nahm er den Anruf an.

Es dauerte nur Sekunden, dann sprang Rico auf, ließ einfach alles liegen und stürmte auf die Tür zu.

„Was ist denn mit dem los?“, fragte Stefanie, „Es wird doch nichts mit Marlené geschehen sein?“, auch sie sprang auf und lief hinter Rico her.
 

Als beide bei Marlené angekommen waren, sahen sie das eben diese wieder bei Bewusstsein war und ruhig schlief. Gleichmäßige Atemzüge ließen ihre Brust sich heben und senken. Welch seltener Anblick. Rico sank am Bettende nieder. Wie lange hatte er auf diesen Augenblick gewartet und dann war er nicht dabei gewesen? Stefanie legte ihre Hand auf seine Schulter. „Mach dir nur keine Vorwürfe, das wird schon.“, sie ging.

Wenig später traf Stefanie die anderen Mädchen. Die Schule war gerade beendet und sie genossen die Sonne.

„Es geht ihr wieder gut, sie schläft und sie ist nicht mehr bewusstlos.“ Alle atmeten erleichtert auf.

Nur noch eine Woche dauerte es, dann konnte Marlené das Krankenhaus wieder verlassen.

Ihr erster Schultag erschien ihr schrecklich. Sie hatte sich ihren Platz nicht selber suchen dürfen, aus diesem Grund musste sie sich nun neben Rico sitzen. Und zu allem Überfluss saß da irgend so eine freche Göre neben ihrem so geliebten Konrad. Das war ja wohl der schrecklichste Start in das neue Schuljahr den man sich hätte denken können ... .

„Wie geht es dir?“, fragte Rico. Marlené hatte schon die ganze Zeit kein Wort mit ihm gewechselt.

„Ruhe dort hinten.“, rief Miss Grandul ihnen zu. Sofort war Rico ruhig. Frau Grandul war nicht gerade dafür bekannt, besonders nett und nachsichtig zu sein, sie war eher der Typ von Lehrer den die Schüler über alles hassten und wenn man solch einen Typ von Lehrer auch noch als Klassenlehrer hat, dann war das Jahr schon zum scheitern verurteilt bevor es überhaupt angefangen hatte.

„Gut, würdest mich wohl lieber tot als lebendig sehen, was?“, erschrocken schaute Rico sie an. „Nein.“

Wie es zu erwarten war, war das für die „geliebte“ Lehrerin zu viel. Sie schmiss ohne Verwarnung kurzerhand den Störenfried zur Tür hinaus und schlug sie eben diesem sogleich vor der Nase zu. Natürlich nicht ohne dabei dem Gekränkten einen abfälligen Blick zu zuwerfen.

Die Stunde schleppte sich dahin. Warum hatte Marlené nur dafür gesorgt das sie die Stunde allein verbringen musste? Naja, eigentlich war sie doch nicht schuldig oder? Rico hatte doch von allein angefangen zu reden. So verbrachte sie die Stunde mit Verwünschungen des Hinausgeflogenen und sich selbst, dass sie nicht hatte gesund sein können am ersten Schultag und das nicht sie nun neben dem geliebten Konrad sitzen konnte.

Als die Stunde vorüber war, eilten alle hinaus um zu ihrer nächsten Stunde zu kommen, die, wie auch der Rest des Tages, nur zäh vorbei ging. Wie wohltuend war da das Klingeln der Glocke nach ihrer letzten Stunde. Auch heute war der Zauber noch zu verspüren, innerhalb weniger Sekunden war das Schulhaus leer, nicht einmal Marlené war sitzen geblieben, weder in Trance noch bei Bewusstsein.

Leer, welche wohltuende Ruhe zog nun durch die Gänge. Einige Lehrer verließen noch das Gebäude, dann drehte sich der Schlüssel herum und die Schule war verschlossen, um am nächsten Tag, auf ein Neues, die Türen wieder zu öffnen.

Marlené war ruhig nach Hause geschlendert. Heute war wohl seit Jahren der erste Tag, an dem man sie gänzlich in Ruhe gelassen hatte. Was für eine Wohltat für ihre Knochen.

Den Nachmittag verbrachte Marlené am Schreibtisch. Sie hatte noch vieles aus der Zeit vor und nach den Ferien nachzuholen. Der Zettelberg erschlug sie regelrecht. Plötzlich klingelte das Telefon.

Wer konnte das sein? Schnell drückte sie auf den grünen Hörer.

„Hallo?“ „Hi, Marlené, ich bin's, Stefanie. Hast du Zeit? Ich wollt dich zu mir einladen. Lust?“ „Ja, aber ich müsste noch das ganze Schulzeug abschreiben.“ „Ich kann dir doch auch helfen.“ „Na gut, ich bring etwas mit. Bis gleich.“, schnell schob Marlené einige der Zettel und Hefter in ihre Tasche und ging los.

So verbrachte Marlené nun die nächste Woche. Immer wieder half ihr eine der acht Freundinnen. Als Marlené endlich fertig war, konnte sie seit langer Zeit zum ersten Mal wieder ihrer Leidenschaft nachgehen und einen Ball ins Tor schießen. Wie herrlich befreiend erschien ihr das nun. Die Luft roch frisch. Ein leichter Luftzug durch wirbelte ihr Haar. Langsam lief sie auf den Ball zu. Nahm ihn mit dem Fuß hoch und beförderte ihn wieder zurück in das andere Tor.

Als sie wieder zum Torschuss ansetzte stand plötzlich Rico vor ihr.

„Was willst du?“, Skepsis machte sich in Marlené breit. Was wollte gerade der hier? Doch sie sollte keine Antwort bekommen. „Wie lange bist du schon hier?“, wieder bekam sie keine Antwort und das sollte sich auch bei keiner anderen Frage ändern.

Als sich die Sonne langsam dem Horizont näherte und alles um Marlené in ein leicht rotes Licht tauchte drehte sich Marlené noch einmal um und schaute Rico, oder was immer das war, an.

Die Sonne durch schien seinen Körper. Marlené erschrak gänzlich und ein eisiger Schauer durch fuhr ihren Körper. Völlig erschüttert rannte sie weg. Was war hier geschehen? Das konnte nicht wahr sein!

Am nächsten Tag schaute sie Rico aus ängstlichen Augen an. „Was ist mit dir?“, fragte Rico vorsichtig. Er hatte nicht vergessen, was beim letzten Mal geschehen war. „Ist irgendetwas?“, Marlené konnte nicht antworten. Sie war nur noch in der Lage den Kopf zu schütteln.

Verwirrt schaute Rico in ihre Richtung. Was war nur geschehen. Welchen Fehler hatte er nun schon wieder gemacht?

Plötzlich weiteten sich seine Augen.

~*~ Kapitel 3 ~*~

„Was sollte das? Du kannst auch nie etwas richtig machen, was? Wie konntest du nur deine Kräfte nicht unter Kontrolle haben? Das ist eigentlich nicht zu verzeihen und ich müsste dich deiner Kräfte berauben, doch wir brauchen dich. Die Seele der Eynylias braucht dich. Ich weis definitiv nicht warum. Aber noch so ein Fehltritt und selbst das kann mich nicht mehr aufhalten!“ „Ja Meister. Ich werde definitiv keinen Fehler mehr machen und die Auserwählte finden.“ „Das will ich auch hoffen. Je länger du brauchst, umso schlimmer wird unsere Lage!“ „Ich weis. Ich habe auch schon einen Verdacht wer es sein könnte, ich muss jedoch den rechten Augenblick abwarten.“ „Warten? Wir haben keine Zeit!“, mit wehendem Umhang entfernte sich der Mann in die Dunkelheit. Ein leises Zischen war zu hören und beide Gestalten waren verschwunden. Wieder lag die Welt schwarz und still da.
 


 

„Was willst du hier?“, Rico war vor Marlenés Haustür erschienen. „Ich wollte dich doch nur mal so besuchen kommen.“ „Warum?“ „Sei doch nicht immer so frostig! Ich habe dir, doch noch gar nichts getan, oder?“ „Noch nichts getan? Rico, du hast mich schon manches Mal fast getötet. Nicht mal im Krankenhaus warst du!“ „Was, ich soll nicht im Krankenhaus gewesen sein? Aber -“ „Sei einfach ruhig und lass mich in Ruhe.“, langsam ging Rico wieder davon.

Marlené konnte diesen Besuch nicht verstehen, was wollte gerade dieser Schläger bei ihr zu Hause? Marlené ging wieder nach drinnen.

Rico wusste nicht mehr was er machen sollte. Hatte er Marlené so falsch eingeschätzt? Das konnte nicht sein. Er musst wohl noch viel Zeit investieren. Marlené war ihm ja aber doch zu wichtig als das er sie hätte vergessen können. Rico lief die Straße entlang. Sie verlief gerade, in einer halben Stunde würde er zu Hause sein. Die Sonne neigte sich zum Horizont. Die Welt lag rot unter ihr.

Doch Rico war nirgendwo mehr zu sehen.
 

„Was? Der hat dich besucht?“ „Ja, ich weis nicht, aber in letzter Zeit nervt der mich doch irgendwie gewaltig.“ „Und du weist nicht warum er da war?“ „Nein, ich weis es nicht. Aber aus irgendeinem Grund wollte er mich nur einfach mal so besuchen.“ „Wer das glaubt, wird selig. Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein, oder?“ „Doch, mein voller Ernst.“, auch Marlené Freundinnen waren verwirrt warum Rico Marlené in der letzten Zeit so beachtete und immer wieder in ein Gespräch verwickeln wollte.

Auf dem Pausenhof stach Marlené heute die Sonne erbarmungslos in die Augen. Sie stand allein an einer Seite. Die anderen hatten Sport und sie durfte die nächsten zwei Monate nicht teilnehmen und musste deswegen entweder vor oder in der Halle warten.

Die Sporthalle und der Schulkomplex waren zwar zwei eigenständige Gebäude, aber durch den Pausenhof direkt verbunden. Das Gymnasium und auch die angrenzende Halle waren auf dem neusten Stand.

Marlené hob die Hand vor die Augen. Die Sonne kannte heute wahrlich keine Gnade.

„So besser?“, Rico war vor sie getreten. „Was? Warum bist du nicht drinnen, bei den andern?“, sie nahm die Hand nach unten. „Weis ich nicht, aber der Lehrer hat mich hinaus geschickt um nach dir zu sehen.“, eine seiner Augenbrauen zuckte fast unmerklich nach oben. „Gerade dich?“ „Gerade mich, Marlené. Bitte, warte.“, Marlené hatte sich zur Seite gedreht und wollte gerade gehen, da hielt sie Rico am Arm fest. „Bitte. Ich bin doch nicht wirklich böse. Nun warte.“, Marlené hatte versucht sich loszureißen und sich auf die kleine Bank zu setzten. Letzteres hatte Rico zugelassen.

„Verdammt. Warum ist dir das so wichtig?“ „Weil du mir wichtig bist.“, Marlené musst anfangen zu lachen. „Nein. Ich meine das ernst. Und, ich war im Krankenhaus.“ „Nein, ich habe Konrad gesehen, aber dich nicht!“, verzweifelt klammerte sich Marlené an den Gedanken, das sie ich nicht irrte. Doch mit jeder vergangenen Sekunde merkte sie, das ihre Augen sie wohl betrügt hatten.

Langsam drehte sie sich zu Rico um. „Bitte, bitte verzeih mir. Ich habe meine Augen verschlossen, ich wollte das nicht du es warst. Ich glaube du weist, das alle Mädchen in unserer Klasse in den verliebt sind.“ „Könntest du wohl noch ein bisschen Platz für mich in deinem Herzen finden?“, erschrocken drehte Marlené sich zu Rico um. Aus purem Reflex heraus sprang sie auf und lief davon. Verlassen und einsam saß Rico auf der Bank. Und schon wieder verstand er Marlené nicht.
 

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Ursprünglich war der erste Teil ein eigenstädniges Kapitel, aber für Mexx zu kurz, deswegen hab ich einen Teil des nächsten kapitels dazu gepostet ^^

~*~ Kapitel 4 ~*~

„Wisst ihr was? Er hat mich gefragt, ob in mir wohl noch Platz neben Konrad für ihn sei!“, erschrocken rissen alle den Mund auf. So etwas hätte man doch Marlené nicht fragen können! Jeder wusste, das auch sie fast von ihrem Verlangen nach Konrad verzehrt wurde.

Der Tag, der so schön angefangen hatte, wandelte sich nun. Es regnete, als hätte man in den Wolken ein Loch gebohrt. Marlené saß vor ihrem Fenster und schaute hindurch. Was war in Ceront nur geschehen? All diese Ereignisse verwirrten Marlené.

Was war da gewesen?

Marlené hatte nur für kurze Zeit Rico vor ihrem Fenster schweben sehen. So dunkel es auch war, war sie dennoch sicher das sie ihn genau erkannt hatte. Wie verrückte konnte sie denn noch werden? Sie sah Rico nun in jeder Lebenslage, ob sie es wollte oder nicht. Was hatte das Gleichgewicht in ihrem Leben nur so durcheinander gerüttelt? Sie jedenfalls konnte es sich nicht erklären.

Marlené wachte am nächsten Tag schweißgebadet auf. Nicht mal in ihren Träumen hatte sie Ruhe vor Rico. Sie hatte geträumt vor einem gleißend hellem Licht zu stehen. Rico hatte Tränen in den Augen und hielt ihre hand fest. Sie hatte regelrecht die Schmerzen des Anderen gespürt. Dann war er in ihren Armen unter leisem stöhnen zusammengebrochen. Auch Marlené hatte Tränen in den Augen gehabt.

Das wiederum war zu viel für Marlené. Sie sackte wieder in ihre Kissen zurück. Langsam hob sie den Arm um auf ihren Funkwecker zu schauen.

Halb vier. Warum musste sie solche Sachen aber auch immer mitten in der Nacht träumen? Konnte sie nicht einfach wie jeder normale Mensch auch ruhig schlafen? Marlené hasste sich für solche Eigenheiten.

Kaltes Wasser spritzte in ihr Gesicht. Nichts anderes half noch das schlaftrunkene Mädchen wach zu bekommen.

Langsam schlenderte Marlené Viertel Acht los. Sie traf sich immer Dreiviertel Acht mit ihren Freundinnen vor der Schule. Sie mochte es eigentlich nicht, aber ein bisschen Beistand konnte wohl nicht schaden.

Doch zum ersten Mal hörte ihr an diesem Morgen keiner zu. Hiray. Sie erzählte den anderen ihre Geschichten, wie sie einst irgendwelche Jungs aufgerissen habe und alles was noch interessant war. Das brauchte Marlené nun am frühen Morgen wahrlich nicht. Sie dreht sich um und lief auf die Bank zu, auf der sie mit Rico gestern gesessen hatte. Vorsichtig strich sie mit den Fingerspitzen über die Stelle an der er gesessen hatte.

Eigentlich war er doch in Ordnung. Er war zwar nicht gerade Konrad, aber er war auf seine Weise interessant.

„Na, Probleme?“, Marlené musste ihren Kopf nur wenige Millimeter heben um Rico direkt in die Augen zu blicken.

Er war in Ordnung, aber er fiel Marlené doch zu häufig auf in den letzen Wochen.

„Ja.“ „Darf ich erfahren was los ist?“ „Naja, also, ich, nein. Ich kann nicht darüber reden.“

Plötzlich hören wie einige Jungen lachten. Sie hob den Kopf und sah Konrad und seine Clique. Mit dem Finger auf sie zeigend, liefen sie vorbei.

„Na toll.“, flüsterte Marlené. „Weist du was, wenn ich dich so sehr störe, dann wir es wohl besser sein wenn ich dich in Ruhe lasse.“, mit wütendem Blick stand er auf. „Für immer“ hing er in Gedanken noch hinten dran.

Hörbar atmete Marlené aus. „Nein, warte.“, sie selbst sprang auf und lief Rico regelrecht hinterher. Zum ersten Mal hielt sie ihn fest damit er nicht ging.

„Was?“, zischte er ärgerlich in ihre Richtung. Flehend blickte Marlené ihn an. „Es tut mir Leid.“. Rico hörte nicht zu. Er riss seinen Arm los und schleuderte dabei Marlené gegen die Wand. Marlené merkte in diesem Moment erst wirklich wie ungerecht sie sich verhalten hatte, was für ein Trottel sie gewesen war. Sie hatte es verdient das er das tat.

Plötzlich rannten ihr Freundinnen auf sie zu. „Dieser ...“, es fiel Stefanie einfach kein Name für Rico ein.

„Lasst ihn, es war gerechtfertigt.“, Marlené sprang hoch und lief in die Schule. Die nächste Unterrichtsstunde war eine Qual für Marlené, sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Rico hatte ihr den Kopf gänzlich verdreht. Möglichst unauffällig versuchte sie ihn zu beobachten. Die erste Stunde wohl, in der sie nicht einen Gedanken an Konrad verschwendete. Sie würde ihn doch eh nicht kriegen, er sah gut aus, jede wollte ihn haben, er würde sie nicht einmal erkennen, wenn sie sich ein riesiges Neonleuchtschild um den Kopf binden würde wo sein Name gestanden hätte.

Marlené verstand die Veränderung nicht die in ihr vorging. Es hatte schon seit zwei Jahren nicht einen andern Jungen neben Konrad gegeben und nun versuchte sie sogar ihn zu vergessen.

In der Mittagspause versammelten sich ihre Freundinnen wieder bei Hiray. Dieses Mädchen konnte sie mit jedem Moment weniger leiden.

„Rico.“, Marlené hatte Rico gesehen. Sie hofft das er ihr nun endlich vergeben würde. „Was willst du?“ „Ich, ich wollte mit dir reden. Bitte, hör mir zu.“ „Nein, ich bin es leid meine Zeit zu verschwenden. Ich bin von dir verhöhnt worden, du hast mich lächerlich gemacht und ich habe dir das nie übel genommen. Doch irgendwann, Marlené, das musst auch du verstehen, kann ich nicht mehr. Lass mich in Ruhe.“, mit diesen Worten drehte er sich um und ließ Marlené stehen.

Hatte er sich so in Marlené getäuscht? Das konnte fast nicht sein. Er war sich seiner so sicher gewesen. Marlené fing nun selbst an, an sich zu zweifeln. Früher war sie immer so selbstsicher gewesen, niemand hätte sie erschrecken können, geschweige denn so verwirren wie Rico.

Marlené lief die Stufen zu ihrem Schulgebäude hinauf. Sie war normalerweise noch nie zu früh wieder hineingegangen. Doch normalerweise war sie auch nicht so verwirrt und durcheinander.

„Hey, wo willst du hin? Hiray kennt echt tolle Geschichten, willst du sie dir nicht mal anhören?“, Stefanie war ihr hinterher gelaufen. Als Marlené sich umdrehte, sah sie auch Rico bei dem fremden Mädchen. „Nein, ganz sicher nicht.“, damit ging Marlené hinein und Stefanie zurück. Um Hiray hatte sich schon eine gewaltige Traube aus Schülern und Lehrern gebildet. Alle wollten wissen was sie schon erlebt hatte. Immerhin kam kaum einer aus der kleinen Stadt Ceront je wirklich weit hinaus.

Rrring.

Die Pause war beendet. Alle strömten hinein. Nur die Neue blieb kurz stehen. Wenn man sich anstrengte konnte man in diesem Moment ein hämisches und überlegenes Lächeln über ihr Gesicht huschen sehen. Doch es war keiner da um es zu sehen.

Rico starrte in dieser Stunde unablässig Hiray an. Marlené entbrannte vor Eifersucht. Man hätte einen Eber über ihrem Kopf braten können.

Auch Rico spürte das. Doch er hatte einen noch interessanteren Fund gemacht. Marlené war es nicht mehr wert einen Gedanken zu verschwenden. Sie war so anders, sie konnte ihm nicht helfen. Und doch hatte sie etwas, Rico konnte es sich nicht erklären, aber sie war nicht so normal wie er es dachte.

Marlené dachte währenddessen an etwas ganz anderes, sie überlegte, wie sie es schaffen könnte die gehasste Widersacherin auszuschalten. Doch die merkte nicht das in jenem Moment gleich eine ganze Klasse sich über sie den Kopf zerbrach.

Am Ende der letzten Stunde fing Marlené in Gedanken an die Minuten und Sekunden zu zählen. Immer wieder lugte sie auf Ricos Uhr. „Ist irgendetwas?“ „Nein, es tut mir Leid, ich wollte nur wissen wie spät es ist.“ „Deswegen schaust du aller fünf Sekunden auf meine Uhr?“, mit zweifelhaftem Blick musterte er Marlené „Es tut mir Leid, wenn es dich stört, dann höre ich auf.“, verlegen senkte Marlené ihren Kopf. „Nein, es ist nicht schlimm. Aber hör bitte trotzdem damit auf.“. Fünf Minuten später ertönte wieder der Klang der Schulglocke.

„Rico. Darf ich dich ein Stück begleiten.“, Rico drehte sich um. „Nein, ich laufe bereits nicht allein.“. Hinter ihm tauchte plötzlich Hiray auf.

Marlené konnte ich nicht mehr halten. Sie stürmte an den beiden vorbei. Sie hatte sich zwar bemüht einen gelassenen Ausdruck zu machen, doch Rico hatte ihre Gefühle gespürt. Auch das war eine Veränderung die er sich nicht erklären konnte. Hiray hingegen blickte ihn verwirrt an. „Habe ich etwas falsch gemacht?“, er schüttelte nur mit dem Kopf. Wenn er seine Informationen haben wollte, dann durfte nichts mehr schief gehen. Nichts, gar nichts.

Marlené wollte niemanden mehr sehen. Nicht einmal der Einladung von Stefanie kam sie nach. Stattdessen

setzte sie sich auf ihr Sofa und schaltete den Fernseher ein. Doch als sie merkte, dass kein vernünftiger Film lief, schaltete sie auf einen der zahlreichen Musiksender.

Es wurde ein verregneter Abend. Immer lauter prasselte der Regen gegen die Fensterscheiben. Marlené schloss, in Gedanken versunken, die Augen. Die Zeit verging immer schneller. Marlené merkte am Ende nicht einmal mehr wie sie eingeschlafen war.

Am Morgen war der Regenschauer vorbei. Marlené hatte schlecht geschlafen. Sie musste nicht einmal auf einen Wecker schauen um zu wissen, das es mitten in der Nacht war. Sie fragte sich, womit sie das verdient hatte. Krampfhaft versuchte sie erneut ein zu schlafen. Ihre Augen schlossen sich zwar, doch der Schlaf wollte nicht zurückkommen. Wieder ihrem Willen stand sie dann doch auf. Sie ging sich duschen und stand eine volle Stunde vor ihrem Spiegel, ohne auch nur das Geringste zu verändern. Sie wusste selbst, das es sinnlos war was sie tat, doch sie hatte doch sonst nichts zu tun. Warum nicht vor dem Spiegel stehen?

Als die Uhr endlich sieben schlug, sprang Marlené regelrecht vom Sofa hoch, zog ihre Jacke und ihre Schuhe an und machte sich auf den Weg in die Schule. Sie hoffte, dass ihr wenigstens heute jemand zuhören würde.

Als sie um die Ecke bog und der Hauptstraße folgte, entdeckte sie Rico. Schnell lief sie zu ihm. Doch als sie noch fünf Meter entfernt war blieb sie abrupt stehen. Was war das? Marlené sah neben ihm noch einen undeutlichen Schatten. Keinen gewöhnlichen, sondern einen, der in die Höhe ragte und eine deutliche Form hatte, obwohl er doch nur aus Rauch und Luft zu bestehen schien. Das war noch nicht das schlimmste, Rico redete mit diesem Schatten. Marlené blieb stehen. Sie folgte Rico, auch noch, als dieser um die Ecke bog und auch, als er schneller wurde. Gerade in dem Moment wo Marlené das Gefühl hatte, jener würde im nächsten Moment abheben und davon schweben, wagte sie erst ihn anzusprechen. Schon als sie nur Luft holte, um zu ihren Worten anzusetzen, sah sie eine Bewegung. Sie war undeutlich und Marlené hatte mehr das Gefühl sie sich eingebildet zu haben, doch sie war sicher real. „Hallo.“, leise und schüchtern hauchte sie die Worte hervor. „Was?“, Rico drehte sich um, „Was willst du denn hier?“, Marlené schaute sich zum ersten mal, seit langer Zeit, wieder um. Sie war in den Wald gelaufen. Sie hatte nie bemerkt welchen Weg sie eingeschlagen hatte, geschweige denn das sich ihre Umgebung verändert hatte. „Ich, ich weis es nicht. Ich ... .“, sie schüttelte verwirrt den Kopf und zuckte mit den Schultern. Sie wusste es wahrlich nicht. „Warum bist du mir gefolgt?“, Marlené merkte das man sie ertappt hatte. Als hätte Rico sie beim Kirschen stehlen erwischt, senkte sie den Kopf und zuckte erneut mit den Schultern. War es nur Neugier gewesen? Auch das wusste sie nicht wirklich. „Ich sollte dich wohl lieber zurück bringen.“, erschrocken weiteten sich Marlenés Augen. Rico drehte sich einen halben Kreis um die eigene Achse und schritt los – jedoch weit langsamer als noch zuvor.

„Machst du das öfter?“, Marlené bekam einen roten Kopf. Die beiden waren nach einigen Minuten in der Nähe der Stadt angekommen und schnell weiter zur Schule gelaufen. Es war bereit fünf Minuten vor Acht. So spät war Marlené noch nie zur Schule gekommen. „Nein, aber, ach, ich weis es nicht.“, Rico schaute sie an. Plötzlich verfinsterte sich sein Blick. „Mach das ja nie wieder. Es war wichtig.“, Marlené blickte ihn verwirrt an. „Was?“, sie verstand ihn nicht. Als sie weiterlaufen wollte, schlug Rico gewollt einen anderen Weg ein. Es war ein Umweg. Er würde sicher zu spät kommen.

Als Marlené nach der Schule erneut versuchte Rico anzusprechen, reagierte der verwirrend auf Marlené. Er bestritt, jemals mit ihr unterwegs gewesen zu sein und das sie nun wohl an Halluzinationen leiden müsse. Marlené fing tatsächlich an, an sich selbst zu zweifeln. Es war doch auch völlig verrückt was sie da erzählte, aber sie war sich doch so sicher gewesen. Rico schmunzelte sie nur an. „Mach dich doch bitte nicht lächerlich.“.

Auf dem Weg nach Hause liefen Marlené vereinzelte Tränen über die Wangen. Was war nur los? Marlené verstand sich selbst nicht mehr. Es begann zu regnen, vereinzelte Tropfen fielen auf ihre Nasenspitze. Auch dieses Mal sah sie auf ihrem Weg den Verwirrenden. Lange überlegte sie was sie tun sollte. Sie kam zu dem Entschluss, ihn nun gleich anzusprechen. Immerhin sah sie dieses mal keinen unheimlichen Schatten neben ihm.

„Hallo.“, Rico drehte sich nicht um. „Redest du nicht mit mir?“, Marlené war entsetzt, auf so eine völlige Abweisung zu treffen. Da erinnerte sie sich an den Abend auf dem Sportplatz. Sie versuchte ihn zu berühren.

Sie faste in einen leeren Raum. Dort befand sich Rico ganz bestimmt nicht. Marlené musste sich beherrschen nicht laut zu schreien. Schnell drehte sie sich um und rannte, so schnell sie konnte, davon.
 

Rico merkte in diesem Moment, irgendwo im Wald, wie irgendetwas ihn an der Schulter berührte. Er war verwirrt. Niemand war in seiner Nähe, niemand. Das spürte er. Er war sicher. Er konnte sonst nur zu zuverlässig sagen, ob jemand in seiner Nähe war. Wenn er sagte, dass jemand da war, dann stimmte das, immer. Er drehte sich langsam im Kreis. Er konnte ebenso gut niemanden sehen. Doch was war das dann gewesen. Es hatte sich angefühlt, als habe ihn jemand direkt gestochen oder mit spitzen Fingernägeln gekratzt. Das schaffte kein kleines Tier. „Versagt.“, grollte eine tiefe Stimme hinter ihm. „Die Zeit drängt und du stehst untätig im Wald herum. Was soll das?“, er hatte keine Zeit mehr um zu antworten, ein stechender Schmerz bohrte sich in seine Schulter. Unter Schreien brach er zusammen.
 

Auch Marlené spürte einen Schmerz in ihrer Schulter. Erschrocken drehte sie sich um. Es war niemand zu sehen. Auch kein Rico, der nicht da war und den sie dennoch sehen konnte, oder ein Schatten der verschwinden und Form annehmen konnte .

Sie setzte sich in ihren Sessel. Jedoch schreckte sie sofort wieder in die Höhe. Es tat ihr mit jeder Sekunde mehr weh. Sie hatte natürliche wie immer niemanden mit dem sie reden konnte. Doch, da war noch einer. Sofort zog sie wieder ihre Jeans, das hübsche rosa T-Shirt, Jacke und Schuhe an und stürmte durch die Tür. Sie wusste zwar wo Rico wohnte, war aber nicht sicher, ob er überhaupt dort anzutreffen sei. Sie hatte Glück. Die Tür öffnete sich. Doch nicht Rico, sondern seine Mutter hatte sie geöffnet. „Hallo. Wo ist Rico?“, die Frau sah verzweifelt aus. „Ich, ich weis es nicht. Er kam heut nicht einmal nach Hause.“, Marlené konnte sich das nicht erklären. „Ich versuche morgen mit ihm zu reden.“, die Frau schloss die Tür wieder. Marlené drehte sich um und ging langsam wieder nach Hause.

In dieser Nacht schlief sie zum ersten mal seit vielen wieder normal. Sie wachte nicht zu früh auf und hatte auch keine Alpträume. Sie schlief wie ein kleiner Engel. Am Morgen wurde sie von ihren Weckern geweckt und öffnete die Augen. Sie sah nur sehr schlecht. Erleichtert sank sie in die Kissen zurück. Endlich, sie war wieder normal. Sie machte sich für die Schule fertig, machte sich Schulbrot und Frühstück. Sie aß zum ersten mal wieder richtig.

Sie traf Rico nicht auf ihrem Schulweg. Noch bis fünf Minuten vor den Beginn des Unterrichts sah sie ihn nicht. Nur langsam schlich er die Stufen hinauf und den Gang entlang. Er sah schmutzig aus. Marlené wunderte sich, so wenig sie ihn auch beobachtet hatte, er war nie dreckig in die Schule gekommen. Als sie ihn in der ersten Stunde näher betrachtete, sah sie, das er an der Schulter einen blutroten Fleck hatte.

Die ganze Stunde starrte sie ihn an. Immer wieder schaute er verwirrt zu ihr hinüber. Aber erst nach der letzten Stunde sagte einer etwas. Alle Schüler waren gegangen. Doch Marlené hatte Rico zurück gehalten. Der hatte gereizt reagiert, war jedoch nach heftigem Widerstand dann doch stehen geblieben.

„Was willst du. Ich wollte noch mit Hiray nach Hause laufen.“, Marlené nahm darauf keine Rücksicht. Sie blickte ihm fest in die Augen. „Warum warst du gestern nicht zu Hause. Ich wollte dich besuchen.“, Rico wurde böse. „Was wolltest du?“ „Ich hatte Probleme. Meine Schulter hat mir weh getan. Und naja, ich sehe, wir haben wohl das gleiche Problem.“, Rico wurde wirklich böse. „Wenn du auf irgendetwas hinaus willst, sag es gleich.“ „Was hast du dort an deiner Schulter gemacht?“, Marlenés Gesichtsausdruck wandelte sich von forschend zu fürsorglich. „Lass mich in Ruhe. Das geht dich nichts an.“, Rico versuchte sich mit sanfter Gewalt an Marlené vorbei zu bewegen. Sie hielt ihn jedoch mit aller Kraft fest.

„Sei ehrlich, dir ist das gestern Abend um sechs zugefügt wurden.“, Ricos Augen weiteten sich. Doch nur für einen Atemzug.

Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle.

„Nein.“, Rico antwortete schnell. Er wollte nun nur noch aus dem Raum hinaus. Diese Antwort kam Marlené jedoch etwas zu plötzlich. Sie schüttelte vorsichtig den Kopf. „Warum? Du hast dich in letzter Zeit so verändert.“, Marlenés Augen flehten Rico regelrecht an. Doch der blieb stur. Sein Blick blieb frostig. Er wollte nicht mehr mit Marlené reden. Er war es leid. Er hob seinen Arm. Marlené, die mit aller Kraft versucht ihn festzuhalten, wurde in die Höhe gerissen. Ricos Augen leuchteten rot auf.

Marlené schrie als ginge es um ihr Leben. Rico schleuderte sie nach hinten. Marlené schlug unter lautem Tumult auf der Kante einer Bank auf. Diese brach zusammen und Marlené sackte langsam nach unten. Ein Schwall von Blut strömte über ihren Hinterkopf. Rico wurde in die Realität zurück gerissen. Er war schon wieder zu weit gegangen. Vorsichtig hob er Marlené auf. Mit einer Hand rief er eine kleine Schriftrolle. Sie war mit Runen bedeckt. Er lass sie langsam, aber deutlich, vor.
 

Der Raum wurde erst pechschwarz und dann feuerrot. Danach konnte man ein leises Zischen hören. Ein Blitz durchzuckte den Raum. Ein ovales Tor öffnete sich mitten im Raum. Seltsame Schriftzeichen standen darüber - „Tritt ein, doch sei gewarnt, hier liegt das Reich, was wohl dein Untergang werden wird, oder dein großer Aufstieg. Sei dir gewiss, man kann sein Schicksal ändern.“. Rico hatte die Zeichen nie entziffert. Dennoch schritt er ohne zu zögern hindurch. Das Tor verschwand in dem Atemzug, in dem Rico hindurch war.
 

Hinter der Tür verschwand ein Kopf, sein Gesicht war von Schatten überzogen, doch das hämische Grinsen war selbst so nicht zu übersehen.
 


 


 


 


 

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sry das es so lange gedauert hat, aber nun gehts hier doch mal weiter =D

~*~ Kapitel 5 ~*~

Auf der anderen Seite erwartete sie eine Ruine aus Stein. Ricos Tor hatte sie nach Äguna gebracht. Sie war nicht mehr als ein Dorf gewesen und sicher keine Stadt. Dort gab es keine Menschenseele mehr. Einst hatten hier wilde Stämme gewütet. Nun stand wohl kein Stein mehr auf dem anderen. Es war nichts weiter mehr, als ein Labyrinth.

Ein Blitz zuckte über den Himmel. Rico hob den Kopf. Lor. Ein großer und schlanker Junge. Seine Augen blickten forschend um sich.

„Hallo, mein Freund.“, Lor schaute ihn missmutig an. „Wenn Meister Gidin diesen Erdling sieht, wird er sicher sauer werden.“ „Ich weiß, Lor.“, dieser schlug ihn aus Spaß gegen die Schulter. „Warum hast du die mitgebracht?“ „Ich weiß es nicht.“, Rico atmete tief ein, „Ich hatte sie geschlagen und gegen einen Tisch geworfen.“, Lors Augen wurden sofort größer. „Wie konntest du das machen?“, Rico musste mit den Schultern zucken. „Lass uns lieber zu Gidin gehen, ich hoffe er kann ihr helfen.“ Lor und er gingen los.

Jeder Winkel in dieser Ruine schien gleich auszusehen. Die Beiden fanden sich auch nur zurecht, weil sie einst Pfeile an die Wände gemalt hatten. Als sie die Mitte des Areals erreicht hatten, stellten sie sich gegenüber, fasten sich an den Händen und murmelten einige, fast unverständliche Worte. Humo lis ge tride perin fado Übersetzt bedeutete das:

Gesehen hat unser Aug' doch schon, was hier verborgen liegt.

Ein Wirbelsturm schoss in die Höhe und verschlang die beiden Jungen.
 

„Ihr seid angekommen?“, ein schon in die Jahre gekommener Mann stand vor ihnen. Er hatte sie bereits erwartet, bevor sie angekommen waren. „Was ist das für ein halber Gnom?“, Rico legte Marlené vorsichtig auf den Boden. „Ich glaube sie ist die, welche ihr suchtet.“ „Die ist hässlich. Sie kann es nicht sein.“, Rico war beleidigt. Er hob Marlené wieder auf und trug sie in einen Nebenraum. Lor schüttelte den Kopf. „Seien sie nicht so streng. Ich glaube, er mag dieses Mädchen.“, nun war es an Gidin den Kopf zu schütteln. Beide liefen Rico nach.

Der Raum in dem sie sich nun befanden, ähnelte der Eingangshalle nicht im Geringsten. Die Eingangshalle war aus demselben Stein wie die Ruinen und hatte keinerlei Verzierung. Doch der, in dem sie waren, war sehr groß. Jeder Gegenstand im Raum war mit Gold verziert worden und in der Mitte stand ein Tisch aus Marmor, seine Kanten waren mit Mahagoni verziert.

Auf diesen Tisch hatte Rico das Mädchen gelegt. „Was ist mit dieser missratenen Kreatur.“, Ricos Blick bohrte ich regelrecht in Gidins Haut. „Ich habe sie angegriffen. Sie hatte die gleiche Wunde wie ich, wenn sie sich erinnern, sie haben mir die zugefügt. Und sie hat mich darauf angesprochen. Ich dachte irgendwann, das sie zu weit geht. Deswegen hab ich sie hoch gehoben und gegen einen Tisch geschleudert. Ich weiß nicht warum, aber sie wacht nicht mehr auf und ich mache mir Sorgen.“, Gidin musterte Rico. Was dachte der Junge sich nur immer?

Doch plötzlich fiel ihm etwas auf. „Junge, du sagst sie hätte die gleiche Wunde wie du?“, Rico atmete hörbar aus. „Ja, wie oft noch, sie - “, Gidin lies ihn nicht aussprechen. „Das kann nicht sein, nur Menschen wie du können eine solche Wunde überleben.“, nun war es an Rico verwirrt zu schauen. Er verstand nicht, was das nun bedeutete. War Marlené wie er? Zum ersten Mal, seit sie den Raum betreten hatten äußerte sich Lor. „Ich weiß nicht ob es wichtig ist, aber ... .“, Lor riss ein Stück des schmutzigen Leinenhemds, das er trug, aus. Darunter kam eine frische Wunde zum Vorschein. Leicht schwarz schimmerte das noch nicht lange vertrocknete Blut. “Ich war eigentlich deswegen gekommen.“, Gidins Entsetzen war unbeschreiblich. Alle Farbe aus seinem Gesicht wich und machte einem fahlen, blassen grau Platz. Seine Augen weiteten sich und sein Mund öffnete und schloss sich rasch hintereinander. „Nein, das kann nicht sein.“ „Brinun will es nicht zugeben, aber er hat das auch.“, Gidin hatte nun keine Kontrolle mehr über sich. Er verlor augenblicklich die Vernunft. Er schrie Lor, wild gestikulierend, an, er solle seinen Bruder holen. Es dulde keinen Aufschub und wenn er sich nicht beeile, würde er persönlich dafür Sorge tragen, das man ihm den Kopf von den Schultern schlage. Daraufhin rannte Lor hinaus.

Als er die Eingangshalle erreichte, trat er in dessen Mitte. Noch im selben Augenblick erschien der Wirbel erneut und sog Lor mit sich.

Gidin hingegen wandte sich an Rico.

„Junge, ich weiß, wir konnten uns nie richtig leiden. Ich kann es dir auch nicht verübeln. Bitte, las das Mädchen hier liegen, ich muss dir etwas Wichtiges erzählen.“, Rico blickte Gidin verwundert an. Was wollte dieser Greis nun von ihm?

Gidin führte ihn in einen Raum, der viel weiter hinten lag, als der, den er einst, vor einem halben Jahr, gesehen hatte. Er war wieder aus Stein, schmucklos und grau. Gidin hielt seine Hand an einen schwarzen Abdruck einer Hand. Doch war dieser so klein, das man ihn mit bloßem Auge wohl kaum erkannt hätte. Ein Lautes dröhnen erklang vor ihnen. Die Wand bewegte sich und gab einen Raum preis. Rico hatte das noch nie gesehen. Ehrfürchtig trat er hinein. Doch dieser Raum war nicht größer als fünf mal sechs Schritte, kaum genug Platz für beide um sich normal zu bewegen.

Er beinhaltete nicht mehr als ein Fenster ohne Vorhänge, auch sonst war dieser Raum so schmucklos wie der vorherige. Doch Gidin schien ein Geheimnis zu kennen. Gidin kniete auf sich auf den Boden und berührte ebenfalls eine der großen Steinplatten. Rico hörte nicht mehr als ein lautes Zischen. Doch plötzlich war eine Steinerne Treppe erschienen, wo eben noch Gidins Hand gelegen hatte. Rico war über dieses ausgeklügelte System verwundert. Kein Zimmer verfügte sonst über solche raffinierten Techniken. Sie gingen die Treppe hinauf. Doch nun kamen sie in einen Raum, der noch kleiner war als die beiden anderen. Er war genauso beschaffen wie die anderen, doch es schien hier wahrlich nicht mehr weiter zu gehen. Gidin blickte sich auch nur um. „Wo ist es nur?“, flüsterte er vor sich hin, „Es muss hier irgendwo sein.“, Rico verstand den alten Mann nicht mehr. Hier war nichts, jedenfalls nichts, das ihm aufgefallen wäre.

Immer schneller drehte sich Gidin um seine Achse. „Ha,“, schrie er, „da ist es ja.“, Gidin deutete auf einen winzigen grünen Fleck an der Wand.

Als er jenen berührte, begann sich der Raum unter ihren Füßen aufzulösen. Rico hatte das Gefühl, als wenn man ihn in ein Loch geworfen hätte.

Als er wieder klar denken und sehen konnte, befand er sich in einem riesigen Raum wider. Er war bis unter die Decke mit voll gestopften Bücherregalen gefüllt. Gidin lief lange Zeit nur an ihnen vorbei. Er war sich wohl nicht sicher welches der vielen Bücher das Richtige sei. Sie sahen doch alle gleich aus. Dicke und fast alle blau eingeschlagen. „Ich bin mir sicher, es muss einen grünen Einband haben, los Junge, nun hilf mir schon endlich.“, sagte Gidin in verärgertem Tonfall, als er merkte, das der andere ihm nicht half.

Rico drehte sich nur einmal beiläufig um. „Wie soll es denn eigentlich heißen, dieses tolle Buch?“ „Geschichte des Kenta - Landes.“, beantwortete er die Frage in einem genervten Tonfall. „Ich habe es.“, Gidin drehte sich erschrocken um. Errang seine Fassung jedoch schnell wieder und nahm das Buch aus dem Regal. Lange suchte er, Seite für Seite das Buch durch.

„Da steht es ja.“, Rico war es Leid geworden ihm zuzusehen und Schritt umher. Nun jedoch drehte er sich gelangweilt um. „Was?“, fragte er. „Unsere Geschichte. Du kennst die doch noch oder?“, Rico nickte, „Gut, hier steht es noch einmal geschrieben. Ich hatte dir nicht die ganze Wahrheit erzählt.“, Rico blickte ihn verwirrt an. “Und warum sagst du das nur mir?“, Gidin überging die spitze Bemerkung von Rico einfach. „Vor vielen Jahren kamen unsere Vorfahren hierher und versuchten hier zu leben. Die zerstörte Stadt unter uns wurde einst von ihnen mit Magie erschaffen. Sie lebten wie zuvor weiter, bis eines Tages einige wilde Stämme hier einfielen und alles zerstörten.“ „Ich weiß.“, unterbrach ihn Rico. „Doch woher waren sie einst gekommen? Warum gingen sie von dort? Die Antwort, mein junger Schüler? Sie flohen von hier. Sie flohen aus diesem Schloss. Sie mussten gehen um ihr Geheimnis zu wahren und um nicht getötet zu werden. Magier, mein Freund sind nicht unsterblich. Sie fürchteten einen dunklen Magier, der im Norden von Kenta lebte. Er schwor ihnen, das er sich eines Tages rächen würde.“ „Das ist mir egal.“, Rico wollte nicht mehr zuhören. Er wandte sich um. Gidin schüttelte den Kopf. „Hör es dir an, bitte.“, Rico drehte sich wieder um, setzte sich auf den Boden und hörte wieder willig zu. „Er hatte sie zwar vertrieben, doch er hatte noch nicht, wonach er sich so sehnte. Er wollte die Seele der Eynylias. Der Schutzheiligen der Grun - Magier. Sie beschützte sie immer. Doch eines Tages gelang es Erin, dem Magier, sich mit einem Stamm Wilder aus dem Norden zu verbünden. Er wusste, mit seiner Macht, seinem Wissen und ihrer Stärke würde er es schaffen. Es gelang ihm tatsächlich, er nahm der Eynylias das Leben und tötete fast alle Magier. Doch die Seele der Eynylias entkam. Der wahre Träger der Macht war ihm verwehrt geblieben. Er ließ alles nieder reißen um seiner Wut Ausdruck zu verleihen. Er ging auch wieder. Doch die Auswirkungen hatte nie jemand beseitigt. Es hatten drei Magier dieses Gemetzel überlebt. Der eine floh in die Berge, der andere in die Welt der Menschen, die du gesehen aus, er wollte Nichts weiter, als weg aus der Welt von Kenta. Der letzte versuchte sich hier eine Existenz aufzubauen. Er fand eine Frau und sie gebar ihm ein Kind. Er war der Träger seiner Magie, doch schon als das Kind vier Jahre alt war, tötete man den Magier, Korin, war sein Name. Seine Frau flüchtete mit dem Sohn in die andere Welt. Sie hatte alles über die Magier erfahren. Sie versprach es dem Sohn weiter zu geben und so geschah es dann auch.“, Rico war bei dem Namen Korin zusammen gezuckt. „Korin, fünfzig Generationen vor mir hatte in meiner Familie ein solcher Man gelebt.“, Gidin nickte. „Dieser Man war einer deines Blutes. Das stimmt. Du bist ein Nachfahre einer dieser Magier.“, als Rico sich umdrehte huschte ein böses Lächeln über Gidins Antlitz. Rico konnte es nicht verstehen. „Ich will gehen.“, Gidin hielt ihn fest.“Nein, du musst wissen, das bald der Tag kommt, an dem der Dunkle Magier, Erin, erneut zu einem vernichtenden Schlag ausholen will, er hat herausgefunden das es einige überlegt hatten und seine Gier nach der Seele ist noch nicht gestillt. Du musst sie finden und ich denke deine Freundin, sie ist die Tochter des zweiten Magiers, ihr werdet sie brauchen. Lor und sein Bruder sind die Nachfahren des dritten Magiers. Du musst ihnen diese Geschichte erzählen. Ich habe anderweitig zu tun. Ihr müsst aufbrechen und die Seele suchen.“, Ricos Schädel brummte. Er hatte nicht mehr klar denken können, seit Gidin ihm von Korin erzählt hatte. Gidin packte ihn einfach und zog ihn hinter sich her. „Wir müssen Vorkehrungen treffen. Beeile dich.“. Gidin führte ihn den Weg zurück durch den sie gekommen waren. Auch diesmal konnte sich Rico nicht erinnern wie er von dem Raum mit den vielen Büchern zu dem Raum mit der Treppe gekommen war.

Als sie hinab stiegen und durch die Wand getreten waren, verschwand beides.

In dem Raum wo sie Marlené zurückgelassen hatten standen neben ihr nun noch Lor und Brinun, dessen Bruder. Lor wirkte schmächtig neben seinem breitschultrigen Bruder. Brinun war sehr hoch gewachsen und hatte zottige und ungewaschene Haare. Lor achtete sehr auf sein Äußeres und war der Intelligentere, doch was Brinun an Intelligenz fehlte, hob er dreifach mit seinem Mut und seiner Stärke wieder auf. „Was sollen wir hier?“, fauchte dieser. „Nicht so wild, mein junger Schüler. Ihr werdet es sehr schnell erfahren. Folgt mit bitte.“, Gidin wand sich um. „Ach ja, bringt diesen Erdling mit.“, Rico warf ihm einen höchst wütenden Blick zu.

Als Gidin den Raum verlassen hatte, wendete sich Lor an Rico. „Sag mir, Freund, wo wart ihr und was soll das.“, die Art wie Lor das Wort Freund betonte gefiel Rico nicht, doch er antwortete ihm normal. „Ich werde dir später alles erklären, ich habe es selbst nicht verstanden und ich weiß auch nicht was er will. Bitte glaub mir.“, die beiden Brüder traten durch den Durchgang in den nächsten Raum. Rico selbst trug Marlené hinüber.

Der Raum durch den sie eigentlich eben gekommen waren, hatte das Aussehen wie die Eingangshalle gehabt, dieser nun, war geschmückt und mit seltsamen Runen gefüllt, die nicht nur an die Wände gemalt, sondern auch im Raum schwebten und die Statuen in den Händen hielten. Rico kannte diesen Raum nicht, doch zumindest Lor schien ihn zu erkennen. Brinun schien genauso verwirrt zu sein wie Rico. „Das ist der Ort, am dem junge Magier ihren Stab bekommen und ihr erstes Buch.“, flüsterte Lor. „Meine Herren, seid ruhig. Ihr müsst wissen, dieser Raum ist für alle zugänglich die es geschafft haben, in den hohen Stand eines Magiers. Ihr seid auserwählt. Ich möchte euch bitten, das ihr nun eine der Runen zu eurer Rechten, Linken oder vor euch auswählt.“,

Die drei betraten den Raum vor ihnen. Es war, als wäre eine unsichtbare, aber Blick undurchlässige Wand hinter ihnen erschienen.

Lor sah sich nur kurz um und entschied sich für ein leicht bläulich schimmerndes, unscheinbares und verstecktes Zeichen. Wohl jeder der anderen beiden hätte es übersehen. Brinun wählte eine Rune, die grün schimmerte und genauso klein war wie die, die Lor sich erwählt hatte.

Rico jedoch durchlief die Reihen. Immer wieder hielt er inne und betrachtete eines. Keines gefiel ihm. Als er an einer Rune vorbei lief, die dumpfes mattes gelbes Licht aussendete, leuchtete augenblicklich der Körper von Marlené in fast dem gleichen Gelb, doch ihr Gelb war so blendend, das Rico sie fast fallen lies. Neben den beiden erschien ein Stab und ein Buch. Rico spürte die Energie in ihnen pulsieren. Marlenés Hand schien sich von allein zu bewegen. Sie umfasste den Stab und nahm das Buch in die Andere, die Energie floss in sie, einen kurzen Moment bäumte sie sich auf und lag schon im nächsten wieder leblos da. Rico war erstaunt. Schnell lief er weiter, bis er ein dunkles rotes Zeichen sah, das ihm gefiel. Es glich völlig denen von Brinun und Lor. Auch in seiner Hand erschien ein Stab und ein Buch.

Als Rico zurück kam, hatten auch Lor und Brinun ihre Stäbe und Bücher.

„Ich denke wir sollte zurückkehren.“, meinte Lor. Brinun und Rico nickten zugleich. „Ach, keiner darf ihm sagen was für ein Zeichen wir gewählt haben. Ich weiß das es damit irgendetwas auf sich hat und er muss es nicht wissen. Denkt auch nicht an die Rune.“, Rico war erstaunt das Lor doch so viel über diesen Raum wusste. „In Ordnung.“, erwiderte Brinun.

„Da seit ihr ja wieder. Ich habe kein Recht mehr, euch Schüler zu nennen. Nun seid ihr Mager und ihr werdet rasch merken was das bedeutet. Sag mir nur, was waren das für Zeichen die ihr gewählt habt.“, Lor warfen den beiden Anderen rasch einen beschwörenden Blick zu. „Wir sagen es dir nicht.“, wie auf ein geheimes Zeichen hin hoben alle Drei ihren Stab, ließen ihn ruckartig wieder auf dem Boden aufschlagen und der Raum verschwand. Sie waren nun wieder in dem Schloss.

„Was werden wir nun tun?“, fragte Brinun. Lor wusste es nicht und zuckte mit den Schultern. „Ich denke der wird gleich auftauchen. Sag mal, Lor, warum sollte er das eigentlich nicht erfahren?“ „Ich habe ein komisches Gefühl wenn er in meine Nähe kommt.“, meinte Lor. Brinun nickte. Auch Rico musste sich eingestehen das es ihm nicht anders erging. Plötzlich tauchte hinter ihnen, wie aus dem Nichts, Gidin auf. „Wunderbar,“, schwärmte er, „ihr seid gut. Ich muss euch nun vorbereiten. Ihr habt eine lange Reise vor euch.“. Lor und Brinun schauten verwirrt in Ricos Richtung. Dieser Nickte nur, warf den beiden einen beschwichtigenden Blick zu und machte eine Geste, das sie ihm folgen sollen.

Gidin brachte sie in einen Raum, der bis an die Decke gefüllt war mit Brusthaarnischen, Helmen, Ringpanzern, Schulterpanzern, Bein- & Armschienen.

„Was sollen wir mit Kriegsausrüstung?“, Gidin schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht. Ihr benötigt nicht solch kompliziertes Kriegswerkzeug.“, er lachte und verließ den Raum. Rico drehte sich um. Auch er wusste nicht was Gidin vorhatte. Er schaute die beiden Anderen an und konnte nur mit den Schultern zucken. Im nächsten Raum stapelten sich Schwerter, Armbrüste und Bögen. Auch diesen Raum durchquerte Gidin ohne eine der Waffen an zu fassen.

Im letzten Raum jedoch hielt er inne. In jenem lagen vier einfache Kutten aus schwarzem Leinen. „Nehmt euch eine. Ach, für den Erdling ist auch eine. Ich komme gleich wieder.“, damit entfernte sich Gidin.

Brinun sah sich schnell um. In diesem Raum lag viel nützliches, Decken, Proviant und auch sonst so einige, ihm unbekannte, Gegenstände.

„So, Rico, nun erkläre uns endlich was wir hier machen!“, Rico nickte nur und begann ihnen dann dieselbe Geschichte zu erzählen die ihm Gidin erzählt hatte. Lor faszinierte diese, Brinun jedoch war sichtlich angespannt. „Wisst ihr was das bedeutet?“, Rico nickte. „Zuerst einmal bedeutet das, das ich jeder von uns sofort eines der Schwerter oder einen Bogen im Nebenzimmer holen muss.“ Lor und Brinun waren einverstanden.

Brinun nahm eine zweihändige Axt. Sie war aus einem leichten Material, es war eine Spezialität der Geru. Lor hingegen wählte einen Bogen mit magischen Runen. „Geschnitzt um zu schützten, geschnitzt um zu siegen, geschnitzt um des Friedens Willen.“, murmelte er ihre Bedeutung vor sich hin. Dies war eine Seltenheit von einem Naturvolk, den Horas. Rico wählte zwei doppelseitig geschliffene, arm lange Klingen aus Feru-Stahl. Einen härteren Stahl gab es in ganz Kenta nicht. Es wurde einst von den Brandil geschmiedet. Doch nachdem man dieses kleine Volk ausgelöscht hatte, wusste nun niemand mehr wie dieser Stahl hergestellt wird. Marlené wählte auch dieses Mal, wie durch Geisterhand, einen leichten Dolch, sowie ein Langschwert und einen Helm aus Jufin, dem Reich der Jufiner, einem Volk das auf den Ozeanen von Kenta lebte und das Festland nur zum plündern betrat. Rico, Lor und Brinun versteckten ihre Waffen vorerst unter ihrer Kutte. Marlenés Dolch versteckten sie in ihren Schuh, den Helm unter ihre Kapuze und das Schert auf ihrem Rücken.

„Lor, wenn er uns wirklich auf irgendeine Reise schicken will, sollten wir uns diesen Proviant, die Decken und das andere Gerümpel mitnehmen.“, meinte Brinun und Lor nickte.

Schnell verstauten sie alles. Gerade als sie fertig waren, betrat Gidin den Raum. Er schien nichts zu bemerken. „Ich denke, Rico hat euch nun in eure wahre Geschichte eingeweiht. Ihr seid also vorbereitet.“, Gidin schritt voran durch die Räume zurück durch die sie gekommen waren. Ihm fielen auch die leeren Plätze an den Wänden nicht auf. Rico war erstaunt das sie bereits so weit gekommen waren ohne das sie ihre Waffen hatten zurücklegen müssen. Als sie alle in der Eingangshalle versammelt waren, erschien der Wirbel und brachte sie zurück in die graue Stadt.

Sie hatte sich verändert. Es war Leben hier, doch man sah nicht mehr als graue Schatten. Das Leben hier war auf jeden Fall nicht von friedlicher Natur und nicht dafür bestimmt, Frieden zu verbreiten. Rico konnte ihre Anwesenheit so deutlich spüren, als wenn Eines neben ihm gestanden hätte. Er konnte seine plötzliche Panik nicht verstehen.

Doch auch das Aussehen hatte sich verändert. Die Pfeile die sie einst in bestimmte Richtungen gemalt hatten waren verschwunden. Die Stadt richtete sich langsam wieder auf.

Die vier jungen Magier und Gidin liefen in die Richtung der grünen Ebenen von Herasun. „Gidin, wo führst du uns hin?“, fragte Lor. Er runzelte seine Stirn. „Wir sind da. Ich wollte nur weit genug weg von der Stadt.“, auf der Stelle begann er Formeln und Runen zu murmeln. Rico und die Zwillinge warfen sich überraschte Blicke zu.

Es dauerte eine halbe Stunde bis das Ende des Murmeln in Sicht war. Der Himmel war bereits dunkel geworden und die Sonne neigte sich zum Horizont. Es war gespenstisch.

Gidin stand immer noch da wie am Anfang. Nur seine Arme wedelten kontinuierlich und immer schneller werdend durch die Luft.

„Was soll das nur werden?“, flüsterte Lor zu den anderen Beiden. „Ich weiß es nicht.“, meinte Brinun.

Plötzlich drehte sich Gidin zu ihnen um.

„Dieses Portal führt euch in die Welt der Eynylias. Beeilt euch, ihr habt nur noch vier Tage, oder unsere ganze Welt wird in Schutt und Trümmern liegen.“, Lor und Brinun traten sofort hindurch.

„Sei dir gewiss, wenn das eine Falle ist, wirst du nie wieder das Licht der Welt mit deinen eigenen Augen sehen.“, drohte Rico. Ein böser Blick traf Gidin. Doch auch Rico trat durch das Portal.
 

„Du wirst keine Zeit haben ... .“



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Vox_Noctem
2010-01-26T19:06:54+00:00 26.01.2010 20:06
*tief einatmet*
*verschluckt und zu husten beginnt*
'Tschuldigung ^^

Wow, das ist echt der Wahnsinn ...
Erstmal ein ganz großes Lob für die ganzen Namen der Völker :)
Man merkt langsam, dass sich das alles zuspitzt und das es auf ein Ziel hinausläuft :)
Uii 4Tage Zeit ... ich bin espannt, ob sie es schaffen ^^
Von:  Magic
2010-01-12T19:32:27+00:00 12.01.2010 20:32
Woah, jetzt wirds ja richtig übernatürlich :) bin mal neugierig was da an der schulter war und was hinter dem tor ist :>
Von:  Vox_Noctem
2010-01-12T15:31:49+00:00 12.01.2010 16:31
SUPER!
Kann ich da nur sagen. Das ist alles sehr schön geschrieben und auf jedenfall lesenswert.
Hach ... das mit Marlene und Rico ... und jetzt auch noch Hiray ... einfach toll :)
Ich freu mich auf jedefall schon auf die Fortsetzung
Von:  Magic
2009-12-18T12:57:14+00:00 18.12.2009 13:57
Voll süß wie Rico versucht zu ihr Kontakt zu kriegen! :3
Von:  Magic
2009-12-16T22:10:04+00:00 16.12.2009 23:10
Hey hey hey :D das wird ja richtig spannend! Gerade wos interessant wird ist das kapitel schon zuende ._.

ich finde aber, dass es im vergleich zum 1. Kapitel alles sehr viel schneller abgehandelt ist - was ich etwas schade finde!
Sie szenen sind teilweise etwas kurz und wenig ausgeschmückt. Es wäre interessant gewesen zu wissen, was Marlené eigentlich genau hatte - wenn sie einen ganzen Sommer im Koma lag (?) dann kann man ja eigentlich auch nicht so schnell wieder zur schule.. und was für herzlose eltern hat sie nur? ._.
und von Kathleen liest man da auch gar nix mehr.. die hätte sich doch wenigstens entschuldigen können, dass sie mit dem ganzen streit erst angefangen hat

aber ich bin sehr gespannt wie es weiter geht :D

Von:  Magic
2009-12-15T15:47:25+00:00 15.12.2009 16:47
*_* will wissen wie es weiter geht!!

du hast einen sehr schönen schreib/erzähl-stil!
man kann sich alles sehr gut bildlich vorstellen !!

weiter so!


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