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Blutlinie

Wenn die Vergangenheit die Gegenwart in Blut ertränkt AxI
von

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Agonie

Stille und Dunkelheit.

Das war der erste Eindruck, den ihr ihre Sinne zutrugen.
 

Ein Gefühl der Schwerelosigkeit erfasste ihren Körper und brachte eine tiefe Zufriedenheit mit sich. Beinahe hatte sie das Gefühl körperlos durch die Unendlichkeit zu driften, ohne einen irdischen Körper zu existieren, sondern nur noch ihre Essenz – ihre Seele – zu sein.

Es war ein unglaubliches Gefühl, befreit von ihrem Körper zu sein, das Gefühl zu haben überall gleichzeitig zu sein und keine Grenzen mehr zu kennen.
 

Die Dunkelheit teilte sich, wich ein Stück zurück. In weiter Ferne konnte sie ein Licht erkennen, das auf sie zukam. Oder war sie es, die sich darauf zu bewegte? Sie wusste es nicht, doch es war auch egal.
 

`So wunderschön`, dachte sie bei sich und näherte sich weiter dem Licht an. Eine Stimme drang an ihre Ohren…nein. Sie besaß keine Ohren mehr. Die Stimme berührte ihre Seele. Sanft, verführerisch rief sie nach ihr und sie war bereit der Stimme zu folgen.
 

`Komm zu mir. Erfahre die Erlösung. Sei bei mir…`, flüsterte die Frauenstimme immer wieder. Seras kam dem Licht immer näher, folgte nur noch der Stimme, die so unendlich gütig und rein schien.
 

Das war es also? So war das Jenseits? Wie war sie gestorben? Seras konnte sich nicht erinnern und es war auch nicht mehr wichtig. Einzig die Liebe, die aus der Stimme sprach war noch von Bedeutung.
 

Sie war so nah, beinahe schon dort. Die Wärme des Lichtes hüllte ihren Körper ein, zog sie weiter ins Jenseits hinüber. Seras versuchte nicht dagegen an zu kämpfen. Sie gehörte hierher, zu dieser Stimme, in das Licht, ins Jenseits. Das wusste sie mit der stärksten Überzeugung, die sie jemals gefühlt hatte.

Gab es für Vampire überhaupt so etwas wie den Himmel, oder warteten die ewigen Qualen der Hölle auf sie? Machte das einen Unterschied, solange nur diese Stimme bei ihr blieb?

Sie würde jeden Schmerz des Höllenfeuers ertragen können, wenn sie nur dieser Stimme nahe sein könnte.
 

Der Schmerz kam unerwartet über sie, das Licht wurde schwächer. Erschrocken sah Seras sich um, doch da war nichts. Nur Dunkelheit um sie herum.

Wieder rollte eine Welle des Schmerzes heran, diesmal noch stärker als zuvor und riss sie mit sich, weg von dem Licht. Weg von der Stimme. Weit weg vom Jenseits.
 

Sie fühlte, wie ihre Seele wieder in die Realität zurückgeschleudert wurde und je näher sie dem Reich der Lebenden kam, desto schrecklicher wurden die Schmerzen. Sie wollte schreien, um sich treten, zurück in die Dunkelheit, doch es half nichts.
 

Unbarmherzig wurde sie zurück in ihren Körper gedrängt, fühlte wie ihr Körper krampfte, Blut spuckte, sich aufbäumte.

„Lasst mich sterben!“, dachte die junge Frau und war erstaunt, wie ihr Körper die dazu passenden Laute erzeugte.
 

„Reanimation war erfolgreich. Das war knapp, zu knapp. Wir sollten vorsichtiger vorgehen, wenn wir nicht alles verlieren wollen.“, vernahm sie eine kalte Stimme und versuchte die Augen zu öffnen.

Grelles Licht ließ sie zusammenzucken, doch Seras wollte sehen wo sie war, egal wie sehr es schmerzte. Was war mit ihr geschehen? Wo war sie so schwer verletzt worden, dass sie dem Jenseits so nahe gekommen war und wer kümmerte sich gerade um sie?
 

Langsam wurde ihr Blick klarer und sie sah einen Mann, der sich über sie beugte. Er war ihr unbekannt, aber eigentlich kannte sie doch jeden Mitarbeiter der Hellsing Organisation.

Der Mann schien Arzt zu sein, zumindest sah er so aus.

`Doktor Imago.`, schoss es ihr durch den Kopf. Woher kannte sie diesen Namen? Sie kannte niemanden, der so hieß und dennoch, sie wusste, dass der Mann so hieß.
 

„Machen sie exakt nach Plan weiter. Ich will keine Verzögerungen!“, vernahm sie eine entfernte Stimme, dessen Besitzer sie nicht sehen konnte, die ihr jedoch ebenso vertraut vorkam, wie der Name Imago.

Mit einem Mal überkam sie eine Welle aus Gefühlen. Gefühlen, die sie so intensiv wie in diesem Moment noch niemals erlebt hatte.

Verzweiflung, Hass, Abscheu und das Alles übertünchende Gefühl der Enttäuschung. Man hatte sie verraten, egal wo sie hier war und was hier auch immer geschehen mochte, sie war verraten worden. Von jemandem, dem sie vertraut hatte, jemandem dem sie stets zur Seite gestanden hatte.
 

„Phase drei-acht abgeschlossen Doktor Imago. Immunität gegen die 20%ige Lösung erreicht. Bereite nun Phase vier-acht vor….30%ige Lösung wird vorbereitet.“, sprach eine Frauenstimme aus der Entfernung.

Panik überfiel Seras, als sie es zu verstehen begann. Ihr Martyrium sollte also noch kein Ende haben. Es ging weiter und was auch immer ihre Seele vorhin bereits dem Jenseits nahe gebracht hatte, diesmal würde es noch schlimmer werden. Sie versuchte sich zu bewegen, versuchte irgendwie weg von diesem Arzt und dem Verräter zu kommen, weg von den Schmerzen, doch sie konnte sich nicht bewegen. Irgendetwas hielt sie fest, schnitt sich in ihre Haut, als sie dagegen ankämpfte und verbrannte ihr Fleisch.
 

„Wir überspringen diese Phase und gehen gleich zu sechs-acht vor. 50%ige Lösung vorbereiten Schwester.“, vernahm sie wieder die Stimme des Verräters und einen Moment lang glaubte sie selbst in Imagos Augen so etwas wie Unglauben zu sehen.
 

„Aber wir müssen Schritt für Schritt vorgehen Sir. Die Prozedur beansprucht die Physiologie bis an ihre Grenzen. Wir können nicht einfach die Phasen überspringen. Das könnte..“, begann er seine Zweifel in Worte zu fassen, wurde jedoch unterbrochen.
 

„Ich weiß wie viel ihnen daran liegt dieses Experiment erfolgreich durch zu führen, aber schließlich ist es meine Familie, die sie bezahlt. Also werden sie auch tun, was wir von ihnen verlangen!“, kam es herrisch und eine Tür wurde kurz darauf ins Schloss geschlagen. Noch einmal atmete der Arzt tief durch und nickte in die Richtung der Frauenstimme.
 

„50%ige Lösung bereit.“, kam es augenblicklich zurück. Noch einmal suchte Seras nach den Augen des Mannes neben sich und sah ihn einen Moment lange an.

„Bitte…ich habe keine Kraft mehr….ich kann nicht mehr….“, flüsterte sie mit letzter Kraft, doch der Arzt sah sie nur gleichgültig an. In seinen Augen war sie nur eine bessere Laborratte und nichts weiter.
 

Wieder kam der Schmerz, doch diesmal noch um ein vielfaches Stärker als beim letzten Mal. Ein Feuer breitete sich in ihr aus, verbrannte sie von innen heraus, zerstörte ihren Körper und ließ sie doch nicht sterben. Diesmal kam nicht die erlösende Dunkelheit, um sie zu retten.

Sie wollte schreien, ihrer unbändigen Wut und dem Schmerz Laute geben, doch sie war zu schwach dafür. Nur ein leises Wimmern kam über ihre Lippen und ein blutiges Rinnsal suchte sich seinen Weg aus ihrem Mundwinkel……………..
 


 

Mit einem gellenden Schrei fuhr Seras hoch, doch sie kam nicht weit. Etwas Schweres hielt sie zurück und Dunkelheit umgab sie.

Panisch schlug die Frau um sich, fühlte etwas Hartes und schlug mit aller Kraft darauf ein, als es auch schon unter der Wucht ihres ersten Hiebes zerbarst und klappernd zu Boden fiel.

Noch ehe sie sich wirklich bewusst wurde, wo sie war, war sie auch schon endgültig aufgesprungen und sah sich wie ein gehetztes Tier um.

Wo war sie hier? Was war passiert? Wo war Imago?
 

Nur langsam begriff Seras. Sie war in ihrer Kammer und sie war alleine. Kein Arzt, keine Schmerzen.

Keuchend fiel sie auf die Knie und schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn und hatte bereits ihre Haare erreicht.
 

Vorsichtig, beinahe ängstlich sah sie auf ihre Arme, an die Stellen, an denen sich zuvor ihre Fesseln eingebrannt hatten. Nichts war zu sehen, nur die blasse Haut, die feucht im Kerzenschein glänzte.

Ihr Blick fiel auf ihren Sarg, der in dutzende Teile zerlegt im ganzen Raum verteilt lag. In ihrer Panik musste sie ihn wohl tatsächlich zerschlagen haben.
 

`Mein Gott, was war das? Habe ich etwa geträumt?`, stellte sie sich selbst die Frage, die ihr auf der Seele brannte.

Es konnte nicht anders sein, nein, es musste einfach so sein. Noch immer konnte sie sich lebhaft an die Schmerzen erinnern, die sie durch gestanden hatte und nun, da sie in Sicherheit war, konnte Seras die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Schluchzend blieb sie am Boden sitzen, noch immer verfolgt von Imagos Augen, die sie kalt ansahen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schreiberliene
2009-10-11T12:34:05+00:00 11.10.2009 14:34
So,

mein Einworturteil über dieses Kapitel lautet:
Schön.

Sehr, sehr schön geschrieben, mit viel Stimmung auf den Bildschirm gebracht. Ich als Leser war richtig gefesselt und konnte die Gefühle deiner Protagonistin richtiggehend mitfühlen.
Dazu kommt, dass die Spannungskurve weiter steigt; der Aufbau deiner Geschichte sagt mir sehr zu.

Schön. Wie schon gesagt…

Ein paar Anmerkungen bleiben mir aber:
„Stille und Dunkelheit.
Das war der erste Eindruck, den ihr ihre Sinne zutrugen.“
Das warEN DIE ersteN EindrÜckE, dIE
„Einzig die Liebe, die aus der Stimme sprach war noch von Bedeutung.“

Entweder kein Komma oder ein zweites hinter „sprach“.

„und ein blutiges Rinnsal suchte sich seinen Weg aus ihrem Mundwinkel……………..“

Zu viele ………… . Drei tun es absolut.

Ansonsten freue ich mich auf mehr.

Alles Gute,

Anna [KFF]



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