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Bei Mondschein...

von

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Like the deserts miss the rain

Es war einer der schönsten Frühlingstage des Jahres. Eine für diese Jahreszeit ungewöhnlich intensive Wärme füllte die Straßen Tokios. Die Farbenvielfalt der Wiesen färbte den sonst so eintönigen Berufsalltag. Dieser Samstag lächelte. So ziemlich alle Menschen lächelten an diesem Tag. Bis auf einen.

Er saß in seinem Stammcafé in der Stadt. Obwohl es so warm war, dass sich alle Gäste draußen aufhielten, beschloss er, sich im kühlen Inneren des Gebäudes zu verstecken. Man könnte meinen, er scheue das Sonnenlicht. Grimmig rührte er in seinem tiefschwarzen Kaffee. Schwarz- wie sein Haar. Trotz der vielen Versuche der jungen Kellnerin, ihn zum Lächeln zu bringen, blieb er kalt, der Mann in der eisernen Maske. Langsam stieg der Rauch des kochend heißen Kaffees auf und verband sich mit dem Qualm seiner Zigarette. Das tägliche Frühstück in diesem Café war eines ihrer Rituale geworden. Die Zusammenarbeit wurde enger, der Kontakt inniger. Doch an diesem Tag war alles anders. Stille lag so schwer im Raum, sodass man beinahe von ihr erdrückt werden könnte. Der junge Mann mit den giftgrünen Augen nahm einen Schluck von seinem Getränk , als er von der Vibration seines Handys gestört wurde.

Mühselig kramte er in der Tasche seines dunklen Mantels und entnahm ihr das Mobiltelefon.

„Akai.“

„Shuichi, ich bin es, Joanna. Ich wollte nur mal fragen, ob es irgendwelche Neuigkeiten über meinen Fall gibt. Jodie sagte zwar, dass sie sich melden wollte. Das hat sie allerdings nicht getan, seitdem ich hier gelandet bin“, ertönte die jugendliche Stimme seiner weiblichen Gesprächspartnerin.

„Es gibt nichts Neues“, antwortete er kurz und knapp.

„Okay... dann werde ich weiterhin wachsam bleiben.“

Er schwieg und eine peinliche Stille stand zwischen den Beiden.

„Na gut, dann werde ich mich wieder auf den Weg machen. Mach es gut. Ich melde mich, wenn es etwas Neues geben sollte“, verabschiedete sie sich und legte dann auf.

Joanna Varlet, die junge Studentin und FBI-Agentin, schaute enttäuscht auf das Display ihres Handys. Sie wusste nicht, was sie sich dabei gedacht hatte, ihn einfach anzurufen. Eigentlich wollte sie fragen, wie es ihm geht und was er macht, aber er hätte sie nur auf die Arbeit angesprochen. Wie sehr vermisste sie das gemeinsame Frühstück mit ihm in ihrem Stammcafé. Ihr Ritual. Doch das war die nächsten Tage nicht möglich. Es sei denn, sie würden einen Weg finden, 15 434 km zu überwinden. Joanna wurde auf eine Mission zum Big Apple geschickt. New York. Man vermutete ein weiteres Mitglied der Organisation dort. Er fiel dem FBI in einem Mordfall auf. Aus unerklärlichen Gründen kam er wieder frei, obwohl alle Indizien gegen ihn sprachen.

„ Es ist wichtig, dass wir herausfinden, wie weit das Netz der Organisation in den Staaten reicht und ob irgendwelche Politiker darin verwickelt sind“, das waren Jodies Worte.

Seit drei Tagen war die junge Frau in den Staaten, doch sie verspürte eine seltsame Einsamkeit. Sie vermisste ihn. Seine grimmigen Blicke. Seine grimmige Stimmung. Seine durchstechenden Augen. Alles.

Doch es ging nicht. Sie war keine Amateurin mehr und musste diese Mission professionell meistern. Es war der erste Auftrag, den sie alleine bewältigen sollte.

Ihr Apartment befand sich genau auf der anderen Seite des verdächtigen Gebäudes. Dort vermutete man den Wohnsitz des vermeintlichen Mitgliedes. Unauffällig beobachtete sie jeden seiner Schritte. Dank eines als Telefontechniker getarnten Agenten gelang es dem FBI, Wanzen in seinem Apartment zu installieren. Joanna hatte einen Tag zuvor dafür gesorgt, dass die Leitungen ausfielen. Dann kam der Undercover Agent ins Spiel. Doch seit Stunden tat sich nichts. Sie konnte sich einfach nicht konzentrieren. Ihre Gedanken waren bei dem vorigen Gespräch.

Wie konnte er nur so kalt sein? Warum hat er nicht gefragt, wie es ihr geht? Beide waren jetzt schon eine lange Zeit Partner und es kann doch nicht sein, dass sie ihm so egal war. Oder? Zweifel irrten in ihren Gedanken umher. Sie wünschte sich einfach, einmal im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit zu stehen und sei es nur in einem Satz. War es denn so schwer, zu fragen: „Wie geht es dir?“

Joanna wollte nur einmal das Gefühl haben, dass er wenigstens etwas an sie denkt.
 

Sie wusste gar nicht, wie Akai sich gerade in dem Café langweilte- so ganz ohne seine übliche Gesellschaft. Er würde es nie zugeben. Doch er vermisste ihre Gespräche und ihre Art, die Speisekarte des Tages zu lesen. Diese Gedanken würde er sofort im Keim ersticken. Es war jedoch so offensichtlich.
 

Nach weiteren Stunden der Observation rührte sich der Verdächtige endlich. Er verließ seine Wohnung. Langsam machte sich die junge Agentin bereit, ihm zu folgen. Der junge, in schwarz gekleidete Mann schlich in den Nebenstraßen New Yorks umher. Verdächtig machte er sich gewiss, aber das war nicht die Art eines Mitgliedes der Organisation. Solche Amateure würden sie sich nicht leisten. Seine Art, sich zu bewegen und um sich zu blicken, schrie schon förmlich: „Polizei, FBI, beobachtet mich. Ich bin kriminell“

Joanna war sich mittlerweile sicher, dass er kein Profi war und dass er lediglich einen starken Rücken besaß, der großen Einfluss auf kleine Polizisten hatte und seine Unschuld in dem Mordfall erkaufte. Die Aktion einfach abbrechen, konnte sie nicht. Sie folgte ihm, bis sie zu einer verlassenen Lagerhalle kam. Langsam und lautlos wagte sie einen Blick in die erhellte Höhle des Verbrechens. Kistenweise wurden weiße Tüten gestapelt. Drogen? Plötzlich kam ein muskelbepackter Riese gefährlich nah an die Tür, doch er sah sie nicht... wenn da nicht das fatale Klingeln ihres Handys gewesen wäre. Wie eine Katze, die gerade Beute witterte, drehte sich der Riese plötzlich um.

„Hey you, what are you doing here? Stop.“

Joanna lief so schnell sie konnte und schnappte sich ihre Waffe aus der Innentasche der Jacke. Gekonnt drehte sie sich um und schoss ihm ins Bein. Das Monster stürzte kreichend zu Boden. Das besorgte ihr den nötigen Vorsprung und sie rief an der nächsten Ecke die Polizei. Alleine hätte sie die Bande nicht inhaftieren können, zumal das nicht ihr Auftrag war. Etwas erschöpft, verschwand sie aus der Sichtweite der Polizei. Sie wollte nicht entdeckt werden, aus Angst, es könnten sich Journalisten in der Nähe bewegen.

Nach der Aufregung hatte sie ihr Handy vollkommen vergessen. Wer musste denn unbedingt in dieser heiklen Situation anrufen?

Sie sah auf ihr Display. „Jodie?“, murmelte sie leise. Eine SMS hatte sie auch hinterlassen.

„ Verdächtiger = kein Mitglied, Drogenbosse. Take care“

Joanna musste schmunzeln. Hätte sie diese Information ein paar Stunden früher bekommen, hätte sie sich den Adrenalinschub sparen können. Ohne zu fackeln, ging sie zu ihrem Apartment zurück.

Sie hatte gar keine Zeit, zu verschnaufen, da klingelte erneut ihr Handy. So langsam hatte sie genug von diesem Geräusch. Doch als sie las, wer da anrief, vergaß sie all ihre Gedanken und nahm einfach ab.

„Shuichi. Ist irgendetwas passiert?“, fragte sie abrupt.

„ Nein... aber ich soll von Jodie ausrichten, dass wir deinen Rückflug gebucht haben. Er geht morgen.“

„Schon so früh?“

„Willst du nicht mehr zurückkommen?“fragte er sarkastisch.

„Doch schon, aber dann muss ich noch schnell alles zusammenpacken.“

Kurze Stille. Nicht schon wieder!

„Wie geht es dir?“ murmelte er in seiner monotonen Stimmlage.

Joanna konnte es nicht fassen. Er kümmerte sich wirklich um sie.

„G... ganz gut“, stammelte sie überrascht.

„Pass auf dich auf“, fügte er hinzu und legte dann auf.

Ein breites Grinsen legte sich auf ihre Lippen. Zum ersten Mal hat er nicht nach der Arbeit gefragt.

Ihr war zum Singen zumute. „And I miss you... like the deserts miss the rain“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Varlet
2011-09-07T15:48:15+00:00 07.09.2011 17:48
*dich so was von lieb*
*.*
ich hab mich gerade ein weiteres Mal total in dich verliebt. Ich kenn die Geschichte ja jetzt schon eine Weile und du weißt ja schon, was ich davon halte. Und weißte was? es hat sich nichts verändert.
hach...die geschichte ist so toll.
alleine der anfang und dann die peinliche stille zwischen den beiden
das ist so...so hach so wunderbar, du weißt gar nicht, wie gut mir der Anfang gefällt und das was danach erst kam. Das war so toll geschrieben.
super find ich auch das akai langweilig ist, weil sie nicht da ist und wie sehr er ihre anwesenheit vermisst. Das kann ich mir richtig gut vorstellen, wahrscheinlich hat er sich so sehr an ihre Art gewöhnt, dass er sie deswegen vermisst. das ist so tollig

*lol* was ich auch total super fand war das mit dem Verdächtigen. Schade, dass es kein Orgi Mitglied war, aber es war lustig, dass sie dadurch einen Adrenalinschub bekam und Jodies Nachricht viel zu spät kam. Das nennt man dann wohl schlechtes Timing.
drogenboss= take care
*rofl*
zu genial
das war hammer, hammer
und noch mehr hummer äh hammer.
langsam kann ich nicht mehr, ich muss grinsen, weil ich es so genial finde. Richtig breit grinsen. Ich liebe das Kapitel auch, genau wie den Rest. Aber das Ende...das war auch schön. Akai hat ihr den Rückflug gebucht, das war so tollig, so als würde er sich freuen sie wiederzusehen.

Mir gefällt hier auch dein Schreibstil, und die ganzen Beschreibungen. Ich hab das gefühl ich wäre dabei, ich spür die komplette Stimmung und möchte eigentlich nur noch mehr davon lesen.
Vielen lieben Dank für das tolle Kapitel


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