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Mosmian

von

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The Virus

Schweißgebadet schreckte der straßenköterblonde Junge aus dem Schlaf. Sein Atem war schwer, sein Shirt klebte an ihm und er zitterte am ganzen Körper. Er schloss noch einmal die Augen. Sofort hatte er wieder die schrecklichen Bilder vor Augen, weshalb er sie schnell wieder öffnete. Er blickte sich in seinem Hotelzimmer um, doch befand sich niemand außer ihm in dem Raum. Verstört rieb er sich über seine zitternden Arme. Er verstand es nicht. Verwirrt legte er seine Hand auf die Stirn und verkrallte sich in seinen Haaren. Wieso hatte er diesen Traum bloß jetzt? Wieso holte ihn diese Erinnerung jetzt wieder ein? Er legte sich erneut gestreckt auf die Matratze nieder und blickte an die Decke. Es dauerte noch eine Weile, bis seine Atmung wieder normal wurde, bis das Zittern nachlies und er das Gefühl hatte wieder stark genug zu sein um sich aus seinem Bett zu erheben.
 

Während er die Treppe hinunter lief, strich er sich immer wieder durch das Haar. Durch das Abtrocknen mit dem Handtuch standen sie jetzt einfach nur wild ab in alle Richtungen. Ein Seufzen entglitt seinen Lippen, als er es aufgab und die Tür, die in den Speisesaal führte, aufzog. Als er den Raum betrat, zog er die Blicke der bereits Anwesenden auf sich. Doch war es ein bestimmtes müdes Augenpaar dessen Blick er suchte und erwiderte. Erst als er sich gegenüber von ihnen an den Tisch setzte, senkte sein Gegenüber seinen Blick und wandte sich wieder seinem Essen zu, welches er jedoch nur hin und her zuschieben schien. Niemand sprach ihn an, denn es war allgemein bekannt, dass mit ihm, wie auch mit seinem Bruder, nicht sonderlich viel anzufangen war so früh am morgen. Also störte er sich nicht daran sondern genoss es, dass die anderen sogar versuchten ruhig zu sprechen. Er bediente sich an den Brötchen und dem Belag, der noch auf dem Tisch vorzufinden war. Er wirkte desinteressiert, jedoch blieb er sehr aufmerksam gegenüber dem Verhalten seines Bruders, der ihm gegenüber saß und immer noch nicht von seinem Müsli aß. Der Straßenköterblonde schenkte dem Ganzen allerdings bewusst keine Beachtung. Wenn Phil etwas zu sagen hatte, dann sollte er damit ruhig selber anfangen. Nur weil sie eineiige Zwillinge waren, hieß es noch lange nicht, dass er seine Gedanken lesen konnte. Auch wenn es ihm ab und an so vor kam, als könnte er es doch. Diesen Gedanken schüttelte er ganz schnell wieder ab und schielte zu seinem Bruder über den Tisch, während er in sein belegtes Brötchen biss. Dieser schielte scheinbar gelangweilt in seine Schüssel, doch war ihnen beiden klar, dass es ganz und gar nicht so war. Phil war bis zum aller letzten seiner Nerven mit etwas beschäftigt. Schließlich lies er endlich den Löffel fallen und lehnte sich mit einem Seufzen zurück. „Leon,“, der Schwarzhaarige richtete seinen Blick auf seinen Bruder, „ich würde gerne gleich mal mit dir über etwas sprechen.“, nach diesen Worten lehnte er sich wieder nach vorne und starrte in die Leere. Nun hatte er es sogar aufgegeben so zu tun als würde er versuchen zu essen. Der etwas Jüngere der beiden, reagierte nicht weiter auf diese Anmerkung. Es war nicht wirklich eine Frage oder Bitte des Älteren gewesen ihm zuzuhören, sondern mehr eine Ankündigung. Also brauchte Leon sich gar nicht die Mühe machen zu antworten, sondern aß einfach nur weiter gemütlich sein Brötchen.
 

Leon lies sich mit dem Rücken voraus auf das Wasserbett fallen. Das Wackeln dieser Matratzen hatte er schon immer als amüsant empfunden. Doch als nun sein Bruder sich neben ihn setzte, drohte er für einen Moment, tatsächlich sogar von den Wellen, die sich unter dem Material bildeten, hinuntergeworfen zu werden. Den kurzen Schock seines älteren Bruders komplett ignorierend, begann der Schwarzhaarige langsam an zu sprechen. Es war offensichtlich, dass er seine Gedanken nicht richtig in Worte zufassen wusste. Das beunruhigte den Älteren nur noch mehr. „Was hast du Phil?“, fragte er besorgt, wobei er sich auf die Seite drehte und mit dem Arm abstützte. Der Andere lies nur den Kopf hängen und holte tief Luft. „Ich kann es nicht erklären“, begann er, „Ich habe ein ganz seltsames Gefühl.“ Seine Augen richteten sich auf seinen Bruder. „Er hat ein ganz seltsames Gefühl. Er ist sich sicher, dass es bald soweit ist.“ Mit einem Mal richtete sich Leon auf. „Meinst du das ernst?“, fragte er fast schon geschockt. Er musste ein Zittern unterdrücken. War das der Grund für seinen Traum gewesen? Etwas irritiert sah der Jüngere ihn an. Er verstand nicht ganz warum er so extrem reagierte. Jedoch entschloss er sich dagegen zu fragen. Seine Gedanken waren jetzt schon viel zu durcheinander.
 

Der Dunkelblonde klimperte leicht auf seiner Gitarre, während er sein Gewicht von einem Fuß zum anderen bewegte. Gleichzeitig lauschte er halbherzig den Anweisungen für die bevorstehenden Auftritte, für die sie jetzt schon seit einiger Zeit Tag ein Tag aus probten.

"Ihr müsst euren Fans etwas bieten! Einen Auftritt, den sie nie vergessen werden!"

Der Junge warf einen etwas genervtem Blick zu dem Bassisten der Band, der so viel hieß wie: 'Immer das gleiche Geschwafel..'

Dennis kicherte etwas, als der Blick bei ihm ankam, wodurch die stille Bemerkung nicht unbemerkt blieb.

"Du brauchst gar nicht so zu gucken, Leon." kam es nun etwas gereizt von dem Tourmanager. "Du solltest wissen, dass das alles wichtig ist. Nicht alle eure Fans liegen euch zu Füßen, nur weil ihr mal süß lächelt."

Leon legte den Gurt seiner Gitarre auf seiner Schulter zurecht und rollte mit den Augen. "Natürlich weiß ich das, aber wir hören diese Anweisungen jetzt weiß Gott nicht zum ersten mal."

"Ich kann mir gut vorstellen, dass euch das ganze langsam zu den Ohren raus kommt,", sagte der Tourmanager mit einem mitfühlendem Seufzen, "doch es ist nun nicht mal mehr eine Woche, bis die Tour beginnt und wir sind einfach alle extrem nervös und aufgekratzt."

Phil wackelte nervös das Mikro in seiner Hand hin und her, während er dem Gespräch folgte. Als sein Zwillingsbruder ansetzte erneut seine Meinung über das ganze zu äußern, hob er die Hand und schloss mit einem Seufzer die Augen. "Lass es gut sein Leon. Er hat doch recht..", mit einem prüfendem Blick sah er zu ihm nach hinten. Dann wandt er sich an den Tourmanager. "Ich glaube, wir könnten mal eine Pause gebrauchen. Natürlich nur, wenn das in Ordnung geht.", fragte er ihn höflich, wobei er allerdings schon klar machte, dass ein 'Nein' nicht wirklich akzeptiert werden würde im Moment.

Kurz überlegte der Tourmanager, bevor er schließlich sein Einverständnis gab und mit der Hand wedelte, als würde er versuchen eine Fliege abzuwehren. "Nun verschwindet schon." Gab er dann doch noch von sich, während er sich von ihnen abwandt.

Die vier Bandmitglieder ließen sich das nicht zweimal sagen und es dauerte nicht lange, bis sie ihre Instrumente abgelegt und die Bühne verlassen hatten.
 

Im Bandraum, der dafür gedacht war, dass die Jungs sich mal in Ruhe zurückziehen konnten, legte Phil seinem Bruder die Hand auf die Schulter.

"Du solltest dich echt zusammenreißen." Sein Griff wurde fester, als Leon sich mit wütendem Blick zu ihm umdrehte.

"Ja, aber wenn die uns immer wie kleine, dumme Kinder behandeln, kann ich irgendwann auch nicht anders", fauchte er ihn an.

Eine hässliche kleine Falte wurde auf Phil's Stirn sichtbar, als er seine Augenbrauen verärgert zusammen zog. "Vielleicht würden sie uns ja nicht so behandeln, wenn du dich nicht so verhalten würdest.", gab er mit nicht weniger Druck in der Stimme zurück.

Leon's Gesicht lief vor Wut purpurrot an. Diese Bemerkung hatte seine Gedultsfäden zum reißen gebracht. Mit der Rechten holte er aus und boxte dem Jüngeren auf die Schulter. Es war nicht ungemein doll, doch Phil zuckte ungewöhnlich stark zusammen, zog eine Grimasse und stolperte zur Seite. Etwas verwundert sah Leon ihn an. Erst dann wurde ihm klar, was er getan hatte. Jegliche Wut war sofort von ihm.

"Phil.." seine Hände griffen nach vorne, um seinen Bruder zu halten, falls dieser es benötigte. "Es tut mir Leid.. Ich hab' nicht.." entschuldigend blickte er ihn an.

Doch der Andere sah ihn noch immer verärgert an. "Siehst du.. Du solltest nachdenken, bevor du handelst. Vielleicht würde das uns das ganze hier etwas erleichtern.", gab er schnippisch zurück. Phil's Hand lag auf seiner Schulter, als er sich auf einen der Sessel zu bewegte. Ohne ein weiteres Wort lies er sich auf dieses fallen.

Danny und Dennis sagten gar nichts. Sie versuchten das ganze einfach zu überhören und zu ignorieren, was ihnen natürlich nicht komplett gelang, allerdings gut genug, dass sie nicht mit hinein gezogen wurden. Doch was es mit der plötzlichen Stimmungswechsel ihres Gitarristen und der besonderen Gereiztheit der beiden Brüdern insgesamt auf hatte, fragten sich beide. Doch fragen taten sie trotzdem nicht.

In der Kabine war es ungewöhnlich still. Das Einziege, was man hören konnte, war Dennis' Kauen, während er einen Apfel aß. Niemand wollte etwas sagen. Phil pulte an seinen Fingernägeln, Danny war mit seinen Gedanken an einem Ort, den außer ihm wahrscheinlich keiner sonst kannte und Leon schwelgte in Schuldgefühlen. Ihm war klar, dass sein Bruder nicht weiterhin sauer sein würde und das er das ganze, was er vorhin gesagt hatte, nicht wirklich so extrem gemeint hatte, aber trotzdem ärgerte er sich selber über seine Dummheit. Im Grunde hatte Phil recht. Er sollte wirklich etwas öfter nachdenken, bevor er seiner Wut freien Lauf lies.

Keiner der Vier empfand das Schweigen als unangenehm, doch wagte auch keiner von ihnen die Stille zu durchbrechen. Als die Tür schließlich geöffnet wurde, wannten alle gleichzeitig den Blick in ihre Richtung. Stephan, ihr main Bodyguard, stand im Eingang und musterte die Jungs.

"Wieso ist es hier drin denn so still? Das ist ja geradezu unheimlich, wenn nicht einmal einer von euch am schwafeln ist.." bemerkte er etwas erstaunt, wobei er sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. Als jedoch keine Reaktion der Vier kam, stemmte er die Fäuste in die Seiten. „Also mal echt. Was ist mit euch los? Ihr habt heute Abend ein Konzert und ihr zieht Fratzen, als wenn euch gerade jemand gesagt hätte, dass keiner kommen würde.“ Es war kein Witz. Es war pure Kritik, die er so eben geäußert hatte und das war auch allen Vier klar. Unauffällig warf Leon einen Blick auf seinen Bruder. Es war offensichtlich, dass er sich noch immer mit dem Thema beschäftigte, über dass sie heute morgen gesprochen hatten. Auch ihn lies es nicht los. Was würde passieren, wenn sie tatsächlich auftauchen sollte. Es hatte auf ihn und Phil natürlich keinen direkten Einfluss, jedoch hatte sie beide, wie auch ihre Eltern schon früh nach der Offenbarung des Fluchs gemerkt, dass die Stimmung des Anderen mehr Einfluss auf Phils Stimmung hatte, als wie es nach den Erzählungen hätte sein sollen. Sonst hätte sein Bruder ihm gar nicht erst von diesem Gefühl heute Morgen erzählt. Es wäre ihm total egal gewesen. Falls er überhaupt davon gewusst hätte. Ein Seufzer entwich dem Dunkelblonden. Vor allem würde es niemals so weit kommen, dass sogar er mit hineingezogen werden würde. Oder gab es eine besondere Verbindung? Es war eine Frage, die er sich schon oft gestellt hatte, aber noch keine auch nur annähernd verständliche Antwort dazu gefunden hatte.

Das Trommeln von Dennis Sticks, riss den Dunkelblonden aus seinen Gedanken. „Stephan hat recht. Wir sollten mehr Stimmung machen!“, sagte der Drummer von 'The Virus', wobei er immer schneller auf dem Tisch einschlug und begann sich zu dem Beat zu bewegen. Auch Danny begann auf seinem imaginären Bass zu spielen. Das war früher ihr Lieblingsstück gewesen. Damals, als sie sich noch keine Instrumente hatten leisten können. Ein Lächeln breitete sich auf Leons Gesicht aus, als auch er begann auf seiner Luftgitarre zu spielen. Mit einem Mal sprang Phil auf und stellte sich auf seinen Sessel, wo er lauthals anfing zu singen. Es waren keine Worte, die aus seinem Munde kamen. Es waren einfach nur Töne. Fast schon Schreie. Sie alle Vier strahlten mit einem mal übers ganze Gesicht. Es war eine Erinnerung an alte Zeiten. Die Zeit ihres Anfangs.

Stephan stand nur am Rand und beobachtete das ganze mit verschränkten Armen. Doch auch auf seinen Lippen lag nun wieder ein Lächeln. „Chaoten“ war das Einzige, was ihm hier zu einfiel.



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