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Mosmian

von

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Ness

Genervt griff Vanessa nach ihrem Handy, als dieses begann freudig seine schönen Töne von sich zu geben. Mit verschlafenen Augen blickte sie auf den Bildschirm und schaltete den Wecker aus. //Ich will nicht..// dachte sie, wobei sie ein bemittleidendes Geräusch von sich gab. Doch warf sie dann doch die Decke beiseite und torkelte aus dem Bett. Sofort durchfuhr sie ein stechender Schmerz von ihrem linken Bein aus. Sie zog scharf die Luft ein und verlagerte ihr Gewicht auf ihr rechtes Bein. Dann testete sie kurz, was ihr Linkes aushalten würde und stellte fest, dass es nicht allzu schlimm war. Der Schmerz würde sicher bald verblassen. Draußen war es noch stock duster. Sie humpelte zu ihrem Lichtschalter, wobei sie versuchte nicht in den Spiegel zu blicken. Ihre Augen begannen zu brennen, als das grelle Licht in sie hineindrang. Doch dauerte es nicht lange, bis sie sich daran gewöhnt hatten. Sie hielt die Luft an und stellte sich schließlich vor den ganzkörper Spiegel. Ein erleichterter Seufzer entglitt ihr. Es war gar nicht so schlimm. Sie betastete einen faust großen blauen Fleck an ihrer Seite. //Scheinbar stammt er auch von einer Faust..// dachte sie, als sie ihn etwas näher betrachtete. Dann begann sie jegliche Gelenke zu bewegen und zu testen ob sie in Ordnung waren. Ab und an verspürte sie ein leichtes Stechen, doch nichts allzu tragisches. Das einzige, was sie wirklich störte war der riesige Bluterguss, der ihre rechte Wange zierte. Vorsichtig betastete sie ihn. //Der könnte ein Problem darstellen. Doch auch nicht wirklich eins, was nicht zu lösen wäre.// Sie zuckte kurz mit den Achseln, bevor sie sich ihr Handtuch schnappte und unter der Dusche verschwand.

Nachdem sie sich, darauf achtend nicht allzu viel freie Haut zu zeigen, angekleidet und gegessen hatte, kam es nun zum Schminken. Sie schminkte ihre Augen wie öfters nach solchen Nächten dick mit schwarzem Eyeliner. Doch bei dem Abdeck verharrte sie.

//Dieses Ding krieg ich nie genug bedeckt, ohne dass ich aussehe, als hätte ich die Nacht in einem Solarium verbracht..// dachte sie zweifelnd. Sie horchte kurz in sich hinein. Doch von dort schien es keine Regung mehr zu geben. Sie fuhr sich kurz durch das Haar und begann sich auf ihr Inneres zu konzentrieren. *Kiara?* Keine Reaktion. *Kiara? Bist du noch wach?* Sie konnte spüren, wie sich etwas in ihr regte. *Kiara.. Ich hab da ein kleines Problem mit meinem Ge-..* Noch bevor sie ganz ausgesprochen hatte, spürte sie ein leichtes Kitzeln an der rechten Wange, woraufhin der Fleck durch eine zarte Schicht von Magie verdeckt wurde. Man konnte ihn immer noch etwas sehen, wenn man genau hinsah, doch bis sie in der Schule angekommen war, würde er schon genug verheilt sein. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Doch verschwand es gleich wieder, als sich ihr Gesicht in Schmerzen verzog. Das sollte sie wahrscheinlich dann doch lieber unterlassen. Sie warf einen kurzem Blick auf die Uhr und schnappte sich dann schnell ihre Tasche, da sie nicht die S-Bahn verpassen wollte. Sie öffnete ihre Tür, als ihr Bruder gerade an dieser vorbei ging um sich auch auf den Weg zur S-Bahn zu machen. Etwas erschrocken sah er sie an. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch schloss er ihn gleich darauf wieder und lächelte sie nur leicht an. Auch sie gab ihm nur ein zaghaftest Lächeln zurück. Er hielt ihr die Tür auf und verließ dann nach ihr die Wohnung.
 

Die Striche auf ihrem Blatt begannen langsam Form anzunehmen. Doch gefiel es Vanessa nicht besonders. Neidisch lugte sie auf das Blattpapier ihrer Nachbarin, die gerade wieder dabei war ein halbes Kunstwerk zu erstellen. Seufzend legte die Dunkelblonde ihren Stift nieder und blickte wieder zu ihrer Englischlehrerin, die gerade dabei war ihnen ein neues Projekt vorzustellen.

//Dabei haben wir doch jetzt bald Sommerferien..// bemerkte Vanessa. Enttäuscht darüber, dass man nicht einmal jetzt mehr seine Ruhe von der Schule haben konnte. Kitty hob ihren Blick und sah ihre Sitznachbarin verwundert an. "Was hast du denn Ness?" flüsterte sie leise rüber. Ihr kurzes, glattes, braunes Haar fiel ihr ins Gesicht und sie strich es sich hinter das Ohr. Vanessa schielte zu ihr rüber und hob eine Augenbraue. "Keinen Bock auf dieses dumme Projekt.." gab sie genervt zurück. Doch als sie den Blick der Lehrerin bemerkten, verstummten sie beide und sagten nichts weiter, bis die Stunde zu ende war.

Als der Gong ertönte, erhob Vanessa sich von ihrem Platz und drängelte sich zum Ausgang durch. Genervt stellte sie fest, dass sie dort erst einmal wieder nicht weiter kommen würde. Mit einem mal rammte sie jemand von hinten. Sie musste sich einen Aufschrei des Schmerzes verkneifen.

//Scheinbar habe ich ein paar Prellungen und blaue Flecken da hinten übersehen..// dachte sie noch, bevor sie ihre Augen wieder öffnete und dem großen, blonden Mädchen, die Vera genannt wurde, nachblickte und eine Grimasse zog. //Blöde, ungeduldige Kuh!// fluchte sie innerlich. Sie verstand dieses Mädchen einfach nicht. Sie war immer so rücksichtslos auf ihr Umfeld. Als würde es niemand anderen geben. Ungewöhnlich sanft legte Kitty ihre Hand auf Ness' Schulter. Diese drehte sich um und sah ihrer Freundin an. "Wir haben jetzt Sport.." meinte diese nur mit einem deprimierten Gesichtsausdruck und verließ dann den Raum. Ness sah ihr nur ausdruckslos nach. Doch fluchte sie innerlich.

//Wie konnte ich nur diese verdammte Entschuldigung vergessen?!// Mit einem Seufzen drückte sie sich vom Türrahmen ab, gegen den sie von Vera gestoßen worden war. Sie schritt in Richtung der Toiletten um erneut einen Blick auf ihr Gesicht zu werfen. Sie betrat das Bad und atmete erleichter auf, als sie keinen blauen Fleck, der ihre rechte Wange zierte, im Spiegel erblicken konnte. Sie tastete leicht über die Stelle, wo sie sich erinnern konnte dass er war, um ihre Finger dann jedoch schnell wieder wegzuziehen. //So ein Mist, dass der Zauber den Schmerz nicht auch überdeckt..// Doch wusste sie nun auch, dass der Zauber nicht mehr lange halten würde, wenn sie nicht vorsichtig sein würde. Denn an der Stelle, die sie berührt hatte, konnte sie nun ein wenig Farbe von dem Fleck sehen - Sie war allein durch diese leichte Berührung durch den Zauber gebrochen. Sie schnappte ihre Tasche und verließ die Toiletten.
 

Es hatte etwas ihrer kleinen vorhandenen Menge an Schauspielkunst benötigt, doch war es ihr gelungen ihre Lehrerin zu überzeugen, dass sie auf Grund der Schmerzen, die auf die Menstruation einer Frau zurück zu führen waren, nicht in dem Zustand wäre um an dem Mädchenfußballspiel teilzunehmen. Sie hasste es dies zu tun. Vor allem, da sie diesen Vorwand dann nicht mehr benutzen konnte, wenn es tatsächlich so war. Nun saß sie hier am Rand, mit dem Kinn in die Hände gestützt und beobachtete das Theater, das die Mädchen bei der Jagd nach dem Ball veranstallteten. Sie schloss die Augen und ignorierte das wilde Geschrei und Gequieke. Sie versank in ihre Gedanken und Tagträume. Selbst als man laut "Vorsicht!" brüllte, reagierte Ness nicht. Erst als man schließlich ihren Namen rief, hob sie den Kopf - Gerade noch rechtzeitig um sicherzustellen, dass ihr Gesicht und der Ball Bekanntschaft schlossen. Als sie wieder etwas wahrnehmen konnte, hielt sie sich die Nase und lag mit den Beinen in die Höhe gestreckt, hinter der Bank, auf der sie bis eben noch gesessen hatte. Verzweifelt versuchte sie das Lachen der anderen und das verräterische Kitzeln ihrer Nase, welches nach noch mehr Tränenvergießen rief, zu vergessen, als ihr Hände entgegengestreckt wurde, um ihr wieder zurück auf die Bank zu helfen. Als die Dunkelblonde dafür die Hände aus dem Gesicht nahm, waren einige geschockte Stimmen zu hören. Es reichte schon aus in das Gesicht eines anderen Mädchens zu blicken um herauszufinden, was passiert war. //Der Zauber ist zerbrochen..// Die Lehrerin stürzte sich geradezu auf Vanessa. Sie packte sie am Arm und zerrte sie schon beinahe über die Bank rüber. "Alles in Ordnung? Wir brauchen unbedingt Eis für dein Gesicht!" Während sie die Worte sagte, zog sie die Dunkelblonde aus der Halle, in Richtung des Lehrerzimmers. Ness rang noch immer mit den Tränen und folgte ihr einfach. Es war ihr sowieso lieber, als wie wenn man ihr Fragen stellte oder das Ganze genauer betrachteten würde. Denn es würde sicher nicht unbemerkt bleiben, dass es unmöglich war, dass der Schuss in so einer kurzen Zeit den blauen Fleck verursacht hatte.
 

Mit der Entschuldigung, dass ihr von der Bekanntschaft übermäßig schwindelig war, hatte Ness sich vom restlichen Unterricht entschuldigen lassen und war nachhause gefahren. Als sie ihr Zimmer betrat, ließ sie ihre Tasche fallen und warf einen Blick in den Spiegel.

"Perfektes Timing um zu verschwinden.. Echt!" bemerkte sie genervt, als sie sah, dass der Bluterguss nun komplett verschwunden war. Mir einem Seufzer schmiss sie sich auf ihr Bett und blickte an die Decke. //Was ein beknackter Tag// dachte sie, als sie ihre Augen schloss.

Erschrocken zuckte sie hoch, als sie zum zweiten Mal an diesem Tag von dem lauten Läuten ihres Handys geweckt wurde. Jedoch war es diesmal ein Anruf. Verschlafen rollte sie sich aus ihrem Bett und torkelte leicht in die Richtung wo ihr Handy lag. Nur unfreiwillig nahm sie wahr, dass es bereits dunkel draußen und sie noch keiner geweckt hatte. Mit verschlafener Stimme nahm sie ab. "Hallo?" Für einen Moment herrschte Stille. Dann raschelte es etwas. "Ness? Ach na endlich! Ich dachte schon du nimmst gar nicht mehr ab. Hast du geschlafen?" Immer wieder öffnete Ness ihre Augen weit auf um aufzuwachen. Es dauerte einen Moment, bis sie die Stimme ihrer Freundin Julie erkannte. "Ja", gab sie nur verschlafen zurück. Wieder verstummte die Andere für einen Moment. "Naja, ist ja egal. Ich hab nur angerufen um dir zu sagen, dass ich die Tickets habe! Die Karten für das Konzert von The Virus." Plötzlich war Ness hellwach. Julie hatte sie vor ein paar Wochen gefragt, ob sie gemeinsam hingehen würden und Ness hatte mit einem unbegeistertem 'Na gut' geantwortet. Doch in Wahrheit freute sie sich. Sie mochte die Musik der Punkband, auch wenn sie es nicht gerne zu gab, da die Produzenten es doch sehr auf Kommerz abgesehen hatten. Und der Sänger gefiel ihr auch. Er war so mysteriös. Die quietsche Stimme ihrer Freundin riss sie aus ihren Gedanken. "Ness? Bist du noch da? Vergiss nicht. Das Konzert ist in drei Tagen! Ich möchte vorne sein, also lass uns nicht ganz so spät hingehen, bitte!", sagte sie. "Äh ja. Schreib mir einfach eine SMS in der steht wann und wo ich sein soll", antwortete Ness und legte auf. Sie hatte gar keinen Nerv sich jetzt mit Julie zu unterhalten. Sie war ein liebes Mädchen, doch war Ness noch zu verpennt um zu begreifen wie unhöflich es eigentlich gewesen ist, was sie gerade getan hatte. Mit einem Lächeln nahm sie sich einen Stift von ihrem Schreibtisch und lief auf ihren Wandkalender zu. Mit einem roten Marker umkreiste sie den 26. "In drei Tagen also..", gab sie leise von sich, wobei sie mit überkreuzten Armen auf ihren Kalender blickte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  BrokenPride
2008-10-14T14:29:57+00:00 14.10.2008 16:29
Also cih muss sagen dein Schreibstil gefällt mir wirklich gut.
Ich werd mir mal die anderen beiden Kappis durchlesen.
Das erste ist wirklich schon vielversprechend und interesse weckend.
Von:  avacairen
2008-10-06T15:55:29+00:00 06.10.2008 17:55
Aha. Klingt ineressant.^^
*auf jeden Fall weiterlesen werd*^^
Freu mich schon aufs nächste Kapi.^^
lg Kokoro1308


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