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Failed Dreams

Abenteuer Mittelerde
von

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Klassenfahrt

Kapitel Eins: Klassenfahrt
 

Ein großer, schwarzer Reisebus parkte auf dem Parkplatz des Aldi- Supermarktes. Gut zwanzig Eltern standen neben ihren Sprösslingen und deren Koffern. Ein beleibter Mann mit Hornbrille und einer quietschgelben Krawatte hielt ein Schwätzchen mit einer Frau, Anfang 30, die neben einem blonden Mädchen stand, welches seinen Koffer nervös hin- und herschob.

Heute war der Tag, auf den die Klasse 10b so sehnlichst erwartet hatte. In knapp fünf Minuten würde der Bus in Richtung Süden abfahren. Sicher, das Allgäu war gewiss kein beliebtes Ziel für Klassenfahrten, aber immerhin war das besser, als die Schulbank zu drücken.

„Hey, Rosa! Komm hierüber!“, rief eine Stimme laut. Das blonde Mädchen wandte den Kopf und erblickte ihre Freundinnen.

„Odette!“, erwiderte sie, froh über die Ablenkung, eiste sich von ihrem Lehrer und der Frau, die ihre Tante war, los. Mit wenigen Schritten erreichte Rosalie Odette, die neben Lucia stand und hektisch winkte.

„Morgen, Rosa.“, sagte Lucia mit einem Lächeln. Dafür, dass Lucia als Morgenmuffel bekannt war, war sie erstaunlich wach. Rosalie erwiderte das Lächeln und begann dann zum ersten Mal seit ihrer Ankunft ihre Umwelt bewusst wahrzunehmen.
 

Wenig später brummte der Bus über die Autobahn. Auch die restliche Clique hatte sich bei Odette, Lucia und Rosalie eingefunden. Jetzt saß Rosalie neben ihrer besten Freundin Sophia. Genau wie Odette und Lucia, Lesly und Kiana und Meggi und Diana.

Kiana saß am Fenster, hörte Musik und starrte auf die vorbeiziehende Landschaft. Irgendwie hatte sie gar keine gute Laune, obwohl sie nun für eine Woche keine anderen Lehrer außer Herrn Arens, dem Klassenlehrer und Herrn Gundlach, der üblicherweise Geschichte gab, sehen musste. Lesly, die neben ihrer Freundin saß, war in ein Buch vertieft und achtete gar nicht auf Kiana.

Regen prasselte gegen die Fensterscheiben, dunkle Wolken bedeckten den Himmel. Kianas Laune war mittlerweile im Keller. Lange Reisen waren ihr verhasst. Na ja, sie hätte sich mit Odette und Lucia, die hinter ihr saßen, unterhalten können, aber deren gute Laune war einfach unerträglich!

„Hey, Kiana, jetzt guck nicht so grimmig.“, meinte Lesly, ohne von ihrer Lektüre aufzusehen. Doch die Angesprochene wandte bloß den Kopf zur Seite. Sie war eben nicht in der Stimmung, um gut gelaunt zu tun.

„Was liest du da?“, fragte Sophia neugierig und lehnte sich über den Gang zu Lesly rüber. Diese hob den Kopf.

Lächelnd antwortete sie: „ ‚Die Nebelsängerin’ von Monika Felten.“

„Na, das passt ja, wo du selber so talentiert bist.“, feixte Odette, während sie den Kopf über die Lehne streckte.

„Nur kein Neid!“ Leslys Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. Ja, sie konnte wirklich gut singen und scheute keine öffentlichen Auftritte, aber eigentlich machte es sie doch leicht verlegen. Odette und Sophia begannen nun ein angeregtes Gespräch, was ziemlich laut wurde, da Odette nicht grade mit einem leisen Stimmchen gesegnet war. Lesly klappte ihr Buch zu, verstaute es im Rucksack und wandte sich Kiana zu. Sanft legte sie der Freundin eine Hand auf die Schulter. Sie schüttelte sie nicht ab. Kiana wandte sich zu Lesly um. Tränen glitzerten in ihren Augen. Erschrocken beugte Lesly sich näher zu dem Mädchen, dass ihre beste Freundin war.

„Süße, was ist los?“, flüsterte sie besorgt. Kiana öffnete den Mund, doch nur ein unterdrückter Schluchzer drang heraus. Lesly wusste, was die Freundin so quälte. Schon seit Längerem wurde die Blonde von unerklärlichen Kopfschmerzen heimgesucht. Ein Besuch beim Arzt hatte nichts erbracht, obwohl Kiana sich zahlreichen Tests unterzogen hatte. Es war nichts dabei rumgekommen.

„Es sind wieder die Kopfschmerzen, nicht wahr?“ Kiana nickte.

„Oh, Süße, ich wünschte, ich könnte was tun.“

„Sing!“, bat Kiana. Allein Leslys Gesang war in der Lage die Schmerzen zu lindern.

„Versuch aber einzuschlafen, ja?“

Wie ein kleines Kind nickte Kiana. Brav schloss sie die Augen und kuschelte sich in den Sitz, ihren Plüsch- Waschbären Silas fest an sich gepresst. Lesly begann leise eine Tonfolge zu singen. Es klang seltsam schwermütig und zugleich wundervoll tröstend. Die Wörter, welche Lesly so mühelos entschlüpften, waren elbischen Ursprungs. Die acht Freundinnen hatten einen HerrderRinge- Fanzirkel gegründet und lernten gemeinsam Elbisch. Lesly und Meggi waren dabei diejenigen, die am Fleißigsten lernten und über die größten Kenntnisse verfügten.

Wie immer gelang es den elbischen Worten den Schmerz zu vertreiben und Kiana einzuschläfern. Ihr verkniffener Gesichtsausdruck entspannte sich und ein leichtes Lächeln legte sich auf das Antlitz der jungen Frau.
 

Nach stundenlanger Fahrt erreichte der schwarze Reisebus schließlich sein Ziel: das Landschulheim am Forggensee. Die Schüler waren begeistert von der Aussicht, nicht länger still sitzen zu müssen, da es während der Fahrt strengstens untersagt gewesen war, den Sitzplatz zu verlassen. Ausnahme war ein Toilettengang.

Als das Gefährt zum Halten kam, erwachte Kiana aus ihrem Schlaf. Sie fühlte sich erheblich besser und um Einiges fitter. Das schlug sich auch in ihrem Gesichtsausdruck nieder. Sie lächelte nun vergnügt und konnte es kaum erwarten, auszupacken und das Zimmer zu inspizieren. Lesly freute sich, dass es ihrer Freundin nun besser ging und beide stellten wilde Vermutungen über den Zustand ihrer Unterkunft an.

Glücklich auf dem Vorplatz des Heimes gelandet, rief Herr Arens die aufgeregten Schüler zur Ordnung und verlas noch einmal die Zimmeraufteilung.

„Im Achterzimmer sind bei den Jungs: Valborel, Olivier, Müller, Daniel, Hausmann, Erik, Vogt, Carsten, Lorch, Dennis, Winkel, Jonas, Hermann, Sascha und Behl, Lars- Kristian. Bei den Mädchen: Sander, Odette, Winkler, Lucia, Grahl Rosalie, Schneider, Sophia Cora, Roth, Kiana, Metz, Margarethe, Schell Diana und Stanton, Lesly Gloria….“ Und so ging es noch eine Zeit lang weiter. Schließlich war es jedoch so weit und die Zimmer konnten bezogen werden. Odette stürmte mit Diana voran, während die sechs anderen sich nicht eilten. Das Zimmer gehörte ihnen doch schon, wozu sich abhetzen??? Doch weit gefehlt, ein brünettes Mädchen hatte sich vor der Zimmertür des Raums Nummer 12 platziert. Es war Sascha- Kristin Ginsberg. Odette verbarg ihre Genervtheit kaum.

„Komm schon, Sascha, mach den Weg frei! Das ist unser Zimmer.“

Die Brünette nickte sagte aber dann trotzig: „Ich kann nicht weggehen! Dorina und Steffi haben gesagt, ich solle zu euch Abschaum gehen!“

Odette war kurz davor eine Krise zu bekommen, als Lesly die Treppe hochkam und sofort roch, das etwas ganz und gar nicht stimmte.

„Was ist hier los?“, verlangte sie beinahe gebieterisch zu wissen. Sascha schrumpfte um ein paar Zentimeter. Vor Lesly hatte sie größten Respekt, wurde sie doch den Verdacht nicht los, dass die junge Deutsch- Engländerin sie nicht mochte. Und dem war tatsächlich so. Lesly fand, dass Sascha ein verwöhntes und verzogenes Gör sei und noch dazu eines mit Pferdetick!

Auch Odette wusste um Leslys Abneigung Sascha gegenüber und begann auch sofort zu dröhnen: „Sascha meinte Dorina und Steffi hätten ihr gesagt, sie solle zu uns ‚Abschaum’ kommen!“

Lesly zog eine Augenbraue hoch. Ihrem forschenden Blick wich Sascha- Kristin geschickt aus, indem sie betreten zu Boden guckte.

„Stimmt das?“, wollte nun Kiana wissen, die ein so weiches Herz hatte, dass es ihr wehtat zu sehen, wie die anderen Mädchen sich einen Spaß daraus machten, Sascha- Kristin zu veräppeln. Da sie früher selbst einmal Mobbing- Opfer gewesen war, konnte sie Sascha- Kristins Gefühle sehr gut nachvollziehen.

Sascha- Kristin nickte nur. Kiana war drauf und dran ihr ihren Schlafplatz anzubieten, als Herr Gundlach auftauchte und die Situation rettete.

„Probleme, meine Damen?“

„Geringfügig.“, sagte Lesly, „Sascha wollte grade gehen.“ Und tatsächlich zog die Brünette, wenn auch enttäuscht, Leine, so dass unsere acht Freundinnen in Ruhe ihr Zimmer beziehen konnten. Was natürlich keinesfalls ruhig ablief, da fast jedes der Mädchen oben schlafen wollte. Nur Kiana entschied sich sofort die untere Etage. Sie hatte Höhenangst und fand es außerdem bequemer, unten zu schlafen, vor allem, da die Stockbetten keine Leitern aufwiesen. Lesly lenkte schließlich auch ein, bestand aber darauf, die Betten zusammen zu schieben, so dass sie neben Kiana liegen konnte.
 

Nach dem Abendessen, das in einen großen, hellen Speisesaal stattgefunden hatte, durften die Schüler noch ein wenig die Gegend erkunden. Kiana beschloss, erst einmal den See zu besichtigen. Schwimmen war eines ihrer Steckenpferde, ebenso wie Kampfsport. Lesly und die anderen begleiteten die Freundin, denn auch sie waren Wasserratten, wenn auch nicht in dem Maße, wie Kiana es war.

Der See lag ruhig da. Die untergehende Sonne spiegelte sich glitzernd auf der Wasseroberfläche. Das Wasser an sich war so klar, dass man den Grund deutlich erkennen konnte. Große Felsbrocken säumten das Seeufer und luden zum Klettern ein, was Diana auch ausnutzte. Die Kleine mit den beiden braunen Zöpfen war ein lebhaftes, impulsives Mädchen, das Action liebte und selbst gern für welche sorgte. So war es kaum verwunderlich, dass sie ausrutschte und mit lautem Plumps und unter großem Gelächter in den See fiel.

„Das war wieder so typisch!“, lachte die ruhige Meggi, die wegen ihrer weißen Haare fast als aussätzig behandelt wurde. Ihre bleichen Wangen bekamen nun richtig Farbe und sie konnte sich vor lauter Lachen kaum halten.

„Sieh nur, was du angerichtet hast, Diana!“, schalt Odette die Freundin spaßeshalber, „jetzt hat Meggi wieder einen ihrer spektakulären Lachkrämpfe!“

Jedes weitere Wort erübrigte sich, da keines der Mädchen in der Lage war, etwas zu sagen, so heftig wurden sie von Gelächter geschüttelt. Sie veranstalteten natürlich einen Höllenlärm, was auch ihre Mitschüler auf den Plan rief, die wissen wollten, was so amüsant war. Und kaum sahen sie Diana quietschfidel im Nassen hocken und lachen, war es auch um deren Fassung geschehen. Die halbe Klasse stand am Seeufer und belachte sich.
 

Selbst beim Zubettgehen grinsten die acht Freundinnen noch über das Geschehene. Sie waren nicht umsonst als ‚die Katastrophenweiber’ bekannt! Im Gegenteil, manchmal machten sie ihrem Spitznamen zuviel Ehre.

„Gute Nacht, meine Süßen!“, zwitscherte Odette mit vornehmer Stimme, wie sie es immer zu tun pflegte, wenn sie alle zusammen irgendwo nächtigten. Und wie immer bekam sie ersticktes Gekicher und unwilliges Gegrunze zur Antwort. Dann löschte Lucia das Licht und Ruhe herrschte.

Die Fahrt war anstrengend gewesen und die Mädchen, mit Ausnahme Kianas, müde. So kam es, dass sieben schnell schliefen und eine über ihren Schlaf wachte, bis auch ihr die Augen zufielen.

Kapitel Zwei: Die Höhle

Kapitel Zwei: Die Höhle
 

Um halb Acht am nächsten Morgen fand sich die 10b zum Frühstück im Speisesaal ein. Die Mädchen aus dem Achterzimmer waren besonders munter, scheuten sie frühes Aufstehen nicht. Sie hatten es geschafft einen Tisch zu ergattern, mussten aber Sascha- Kristin am selben dulden. Die Brünette hatte sich einfach auf den noch freien Platz gesetzt und es war den Mädchen kaum möglich, sie zu vertreiben. Die Herren Gundlach und Arens hätten dies sicher nicht geduldet. Lesly machte also gute Miene zum bösen Spiel, sprach aber kein Wort mit dem unwillkommenen Zuwachs. Stattdessen beschränkte sie sich auf ein Gespräch mit Kiana.

„Und, wie hast du geschlafen, Süße?“

„Zuerst gar nicht, dann aber erstaunlich gut. Und Kopfschmerzen habe ich bisher auch keine.“

„Super!“, mischte Sophia sich ein, „dann können wir heute auf dem Ausflug die Sau rauslassen!“ Die anderen Mädchen nickten begeistert. Sie waren nicht nur als ‚Katastrophenweiber’, sondern auch als überaus lebhafte Bande bekannt. Sascha- Kristin warf ihren Tischgenossinnen hoffnungsvolle Blick zu, die aber von allen übergangen wurden. Sie konnten kein fünftes Rad am Wagen gebrauchen. Und schon keines, das 24 Stunden am Tag nur über Pferde sprach…

Nach Beendigung der Mahlzeit, ergriff der Klassenlehrer Herr Arens das Wort: „So, ihr Lieben, wir werden heute Schloss Neuschwanstein besichtigen, und ein wenig am Starnberger See entlang wandern.“ Allgemeines Stöhnen folgte als Reaktion. Herr Arens ließ sich jedoch nicht beirren.

„Aber ich werde euch gestatten in Kleingruppen ab drei Leutchen in der Gegend rumzulaufen.“ Das war eine gute Nachricht und veranlasste unsere ‚Katastrophenweiber’ zu einem Jubelausruf, der von Einigen mit Augenrollen quittiert wurde.

„Neuschwanstein ist ein sehr schönes Schloss!“, sagte Odette und lächelte verträumt. Sie stand auf diesen ganzen Renaissance- Kitsch. Und nur im Zusammenhang mit irgendwelchen Königshäusern oder geschichtlichen Ereignissen bekam Odette diesen träumerischen Gesichtsausdruck. Normalerweise war sie knallharte Realistin, was sie auch jeden spüren ließ, der es ihrer Meinung nach verdiente.
 

Und 32 Schüler quetschten sich in den schwarzen Reisebus. Ab ging’s nach Neuschwanstein.

„Wetten, dass da voll viele Japsen rumlaufen?“, tönte Odette. Und Diana stimmte ihr zu.

„Wie gut, dass ich blond bin! Japsen lieben es, Blondinen zu fotografieren!“

Kiana seufzte. Das hieße dann ja wohl, sie würde ebenfalls unfreiwillig zum Fotomodel abkommandiert… Kein angenehmer Gedanke!

Lesly spürte Kianas Verkrampftheit deutlich und legte ihr besänftigend eine Hand auf den Arm.

„Keine Sorge, Süße, diese Japaner werden es erst mal mit dem Kuschel- Tod aufnehmen müssen, ehe sie sich an dich ranwagen können!“ Lesly zwinkerte. Ja, ja der Kuschel- Tod war ein alter Insider zwischen Kiana und Lesly. Und die Erwähnung desselben verfehlte ihre Wirkung nicht. Ganz im Gegenteil. Kiana begann zu kichern und schließlich lauthals zu lachen. Auch sie bekam manchmal furchtbare Lachkrämpfe, die niemand zu stoppen wusste. Nebenbei steckten sie auch noch an, so dass innerhalb weniger Minuten der halbe Bus am Lachen war, ohne zu wissen, warum. Etwas, was Kiana nur noch mehr belustigte. Sie bekam vor Lachen kaum noch Luft, keuchte schließlich nur noch erbarmungswürdig. Und das Gelächter verebbte.
 

Nachdem Neuschwanstein zur Genüge erkundet war, durfte das junge Gemüse sich zurückziehen und die Umgebung erkunden. Ein Angebot, von dem die ‚Katastrophenweiber’ sofort Gebrauch machten. Sie schafften es sogar Sascha- Kristin abzuschütteln. Was die Laune der Anwesenden beträchtlich hob, denn die Brünette hatte sie während der Schlossbesichtigung regelrecht verfolgt und mit ihrem Gequatsche fast in den Wahnsinn getrieben. Besonders Lesly war furchtbar genervt gewesen und hätte Sascha- Kristin nur zu gerne das Maul gestopft. Nun waren sie sie ja los. Was ein Glück war. Für beide Seiten.

„Puh, noch länger hätte ich Saschas Gelaber nicht ertragen!“, meinte Odette. Die Anderen pflichteten ihr bei.

„So, und was machen wir jetzt?“, fragte Lucia, die immer praktisch dachte.

„Ganz einfach: Das, weshalb wir uns vom Acker gemacht haben: Rumlaufen und gucken, ob’s was Spannendes zu sehen gibt!“, grinste Diana breit, Meggi am Ärmel und bereit zu allen Schandtaten.

„Na dann, auf geht’s!“, kommandierte Odette und marschierte in den Wald, der das Schloss umgab.

„Bam, Marianne, bam!“, ließ Diana ihren Schlachtruf verlauten, während sie Odette hinterher eilte, die unglücklich dreinschauende Meggi am Schlafittchen. Kopf schüttelnd und grinsend folgten die anderen den drei Vorreiterinnen.
 

Sie streunten erst kurze Zeit umher, als Odette in plötzlichem Entzücken aufschrie.

„Ein Höhle! Mädels, ich hab ne Höhle gefunden!“

Sofort versammelten sich sieben aufgeregt dreinschauende Mädchen um die Blonde mit den verschmitzten blauen Augen. Sie zeigte auf den Höhleneingang, der hinter einem Vorhang aus Moos verborgen war.

„Willst du da echt rein?“ Rosalie sah skeptisch aus. Sie mochte Höhlen nicht sonderlich, sowie sie alle engen Räume verabscheute, da sie unter Platzangst litt. Odette grinste breit.

„Na logo!“, antwortete sie, „wir wollen schließlich was erleben, oder nicht?“ Herausfordernd sah sie in die Runde. Sie wusste genau, dass keine am Eingang warten würde, nicht ganz allein in einem fremden Wald an einem fremden Ort. Und sie hatte Recht. Nach einigem Hin und Her waren auch Rosalie und Lucia von dem Unternehmen überzeugt. Meggi hatte erstaunlicherweise sehr schnell zugestimmt. Üblicherweise durchdachte sie erst alles ganz genau, und wog sorgfältig das Für und Wider einer Sache ab, ehe sie ihre Entscheidung traf.

„Okay, wer geht zuerst rein?“, wollte nun Sophia wissen.

„Immer der, der fragt!“, erwiderte Kiana frech. Die milde Herbstluft und der warme Sonnenschein verursachten ihr gute Laune. Außerdem war sie von Kopfschmerzen verschont geblieben, was sie noch mal ein wenig glücklicher machte.

„Ich?“ Sophia war nicht scharf drauf. Wer wusste denn, was in der Höhle war?

„Tss, dann geh ich eben zuerst, Angsthäschen!“, meinte Kiana leichthin, trat auf den Eingang zu und verschwand hinter dem Moosbehang. Die anderen Mädchen hielten einige Sekunden den Atem an. Als aber nichts geschah, folgten sie Kiana eine nach der anderen in die Höhle.

Im Inneren war es stockduster.

„Hat einer mal Licht?“, wollte Lucia unbehaglich wissen. Sie hatte furchtbare Angst im Dunkeln.

„Ja, ich!“, verkündete Odette und schaltete eine Taschenlampe ein. Stolz sah sie in die Runde.

„Wozu hattest du die denn dabei?“, fragte Meggi skeptisch. Sie kannte den Übermut der Freundin nur zu gut. Und deren Schnapsideen ebenso.

„Och, komm schon, Meggi, sei nicht so misstrauisch! Ich hab mir gedacht, vielleicht kann ich sie brauchen…“ Odette klang beinahe ein bisschen beleidigt.

„Ist doch gut jetzt! Wir haben Licht.“, meinte Lesly und fügte dann hinzu: „Wollen wir die Höhle nun erforschen oder hier dumm rumstehen und diskutieren?“

„Ich kooperiere, sie diskutiert!“, erwiderte Odette empört und zeigte mit dem Finger auf Meggi. Allgemeines Stöhnen war die Folge. Wenn Odette einmal loslegte, war sie kaum noch zu bremsen. Eine ihrer unschönen Eigenschaften.

„Scheiß drauf, gehen wir!“, kommandierte Kiana und schob Odette vor sich her. Diese wollte zwar etwas erwidern, hielt aber dann doch lieber die Klappe. Sie liebte es ihre Freundinnen zu reizen, wusste aber auch, wann es an der Zeit war, den Mund zu halten.

Eine Weile marschierten die Mädchen schweigend durch die weitläufige Höhle. Plötzlich jedoch begann der Boden unter ihren Füßen zu beben.

„Verdammt! Was ist das?“ Panik lag in Rosalies Stimme.

„Keine Ahnung!“ – „Ein Erdebeben?“ – „In Bayern? Quatsch!“ – „Leute, die Höhle stürzt ein!“ Dieser letzte Satz ließ alle erstarren. Wenn das stimmte, dann waren sie so gut wie tot!

Steine fielen von der Decke. Einer von ihnen traf Kiana hart an der Schulter. Sie schrie vor Schmerz auf. Dann rieselten Dreck- und Gesteinsklumpen gleichermaßen von der Decke. Das Letzte was Kiana für eine lange Zeit hörte war ein ersticktes „Verdammte Scheiße!“ von Sophia. Danach herrschten nur noch Dunkelheit und Stille…

Mittelerde Oô

Kapitel Drei: Mittelerde? Oô
 

Ein Sonnenstrahl kitzelte Lucia. Sie nieste. Dann schlug sie die Augen auf. Die Helligkeit blendete sie. Sie blinzelte.

„Na, ausgeschlafen?“, hörte sie eine gütige Stimme fragen. Sie wandte den Kopf und erstarrte. Der kleine alte Mann, der ihr in einem Gartenstuhl gegenüber saß, sah aus wie Bilbo Beutlin! Aber… wie konnte das sein? Der Hobbit war reine Erfindung! Mehr nicht! Lucia versuchte ruhig zu bleiben, was ihr aber nur halb gelang.

„Ich nehme an, deine Träume waren nicht angenehm?“

Immer noch starrte Lucia den Hobbit an, wie ein Wundertier. Sie hob die Hand an ihre Stirn, um zu überprüfen, ob sie vielleicht Fieber hätte. Doch dem war nicht so… Dann kniff sie sich fest in den Unterarm.

„Aua, verdammt!“, fluchte sie. Der Schmerz war zu real. Es konnte also kein Traum sein!

Bilbo schmunzelte.

„Na komm, trink mit mir Tee, dann wird dein Geist sich sicherlich klären.“ Benommen nickte Lucia und ergriff die gut gefüllte Teetasse. Verwundert und doch seltsamerweise glücklich, nippte sie an dem heißen Getränk. Wärme durchströmte sie. Dankbar lächelte sie Bilbo an.
 

Irgendetwas war ganz und gar nicht so, wie es sollte. Das stand für Meggi fest. Die Luft war kühl, aber angenehm. Und sie hatte nicht diese beklommene Gefühl, dass sie sonst hatte, wenn sie in einem engen Raum war. Außerdem war es hinter ihren geschlossenen Liedern hell.

„Bin ich tot?“, fragte sie sich laut.

„Das will ich aber nicht hoffen!“, erwiderte ihr eine vergnügte Stimme. Mit einem Ruck öffnete Meggi ihre Augen. Wo war sie? Das war nicht die Höhle! Und die blonde Frau, die ihr gütig entgegenblickte, war verdammt noch mal Galadriel!

„Ich glaub, mich tritt ein Pferd!“, murmelte Meggi vollkommen verwirrt. Was tat Galadriel hier?

„Hält der Schlaf dich noch so sehr gefangen, Athanasia?“

„Atha- was?“, entfuhr es der Weißhaarigen.

„Mir scheint, du bist noch nicht recht wach, Liebe.“ Galadriel lächelte auf ihre unergründliche Art und Weise.

„Ich glaub auch…“ Meggi sah an sich herunter und hätte beinahe laut aufgeschrieen. Sie trug nicht ihr rotes Top mit der braunen Hose. Nein, ganz im Gegenteil: ein ellenlanges rotes Gewand, das ihre Figur umschmeichelte.

„Verdammt, wo bin ich hier gelandet? Hab ich jetzt schon Wahnvorstellungen?“ Sie sprach eindeutig mit sich selbst. Das hielt Galadriel jedoch nicht davon ab, ihren Senf dazuzugeben.

„Ich bitte dich, Tochter. Komm zu dir!“ Der gestrenge Ton verfehlte seine Wirkung nicht. Sofort hörte Meggi auf, sich mit ihrem veränderten Aussehen zu befassen. Stattdessen wandte sie sich Galadriel zu und antwortete; „Verzeih mir Mutter, ich bin noch etwas duselig vom Schlaf.“

„Ich verstehe… Dann, Liebe, mach einen kleinen Spaziergang, um den Kopf klar zu bekommen.“

„Natürlich, Herrin!“ Beflissen erhob Meggi sich und eilte von dannen.
 

Es war doch kaum zu glauben! Die Sonne schien hell vom Himmel und was tat Rosalie? Stand im Garten eines Hobbitgründstückes, das sie nur allzu gut kannte und dessen Erben sie über die Maßen verehrte. Neben ihr stand der gutmütige, aber auch missmutige Sam Gamdschie und fuhr sie an, wo sie denn mit ihren Gedanken wäre!

„Der Garten von Herr Bilbo und Herr Frodo muss zum Fest glänzen!“, schnauzte er und drückte Rosalie eine alte, abgenutzte Gartenschere in die Hand.

„So, und jetzt schneide die Grasränder!“, kommandierte Sam, der sich von dem perplexen Mädchen abwandte und wieder an seinen Rosenbüschen herumfuhrwerkte.

„Ich glaub, ich spinne!“, murmelte Rosalie.

„Ja, allmählich glaube ich das auch!“, war Sams knurrige Antwort. Um ihn nicht noch mehr zu erzürnen machte Rosalie sich schweigend an die Arbeit. Sie war noch nicht lang im Gange, als ein erstickter Aufschrei sie aus ihren Gedanken riss.

„Rosalie!“ Die Angesprochene hob den Kopf und erstarrte. Wenige Schritte vor ihr stand… Lucia. Mit wehendem, rotem Haar und in einem herrlichen, knielangen hell- und dunkelblauen Kleid steckend. Sie strahlte über das ganze Gesicht. Auch Rosalie lächelte. Wenigstens war sie in diesem Irrsinn nicht allein.

„Lucia! Schön dich zu sehen!“

„Ja, nicht wahr?“ Sprach’s trat auf Rosalie zu, nahm ihr die Schere aus der Hand und sagte dann an Sam gewandt: „Entschuldige, aber ich muss mir Rosalie kurz ausleihen.“

„Nur zu, Frau Lucia.“, murmelte der Gärtner, warf Rosalie aber einen äußerst übellaunigen Blick zu. Diese tat, als hätte sie Sams Unwillen nicht bemerkt. Stattdessen zog sie die Freundin hinter sich her.

„Du musst unbedingt Bilbo kennen lernen!“

„Aber… aber Lucia. Warte mal kurz!“

„Ach, was ist denn?“

„Niemand hat uns schief angesehen, als wir hier zu uns gekommen sind. Das bedeutet dann ja wohl, dass sie an unseren Anblick gewöhnt sein müssen!“

Lucia überlegte kurz.

„Du hast Recht, Rosa… Wenn wir ihnen suspekt beziehungsweise unbekannt wären, hätten sie uns kaum in Ruhe gelassen. Wie ich Sam kenne, hätte er dich verdroschen und schnellstmöglich von Beutelsend vertrieben.“

Rosalie nickte bedächtig. Das war einleuchtend.

„Mit Sam ist eben nicht gut Kirschen essen…“, beschwerte sie sich leise.

„Mit Frodo umso mehr.“, zwinkerte Lucia, die genau wusste, wie sehr ihre Freundin den brünetten Hobbit verehrte. Rosalie wurde rot, wie eine überreife Tomate.

„Sei still!“, zischte sie erbost, hoffend, dass Frodo weit weg wäre. Was ihr jedoch nicht vergönnt war. Denn besagter Hobbit bog so eben um die Hausecke, sah Rosalie und wurde ebenfalls leicht rot.

„Hallo, Frodo.“, grüßte Lucia freundlich und grinste breit. Frodo erwiderte das Lächeln, wirkte aber etwas verlegen. Lucia stieß Rosalie schmerzhaft den Ellbogen in die Seite.

„Los, sag was!“, murmelte sie der Freundin in Befehlston zu. Diese gehorchte prompt und sagte, wenn auch mit zittriger Stimme: „Hallo, Frodo. Schön dich zu sehen…“ Beide wurden noch röter und Rosalie wandte schließlich ihren Kopf in eine andere Richtung.

‚Wie peinlich!’, dachte sie voller Unbehagen. Was musste Frodo denn nun von ihr denken? Gewiss fand er sie schrecklich!
 

Sophia Cora Schneider hatte sich niemals darum Gedanken gemacht, was wäre, wenn sie den von ihr so verehrten Gandalf einmal träfe. Sie hatte ja auch niemals für möglich gehalten, dass es ihn gäbe. Er wurde zwar trefflich von Ian McKellen dargestellt, war an sich aber eine erfundene Persönlichkeit. Umso größer war der Schock, als Sophia sich aufrichtete, laut Gandalf war sie ihm vor die Füße gepurzelt, und in das bekannte, furchige Gesicht sah. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck und sie glaubte, letztendlich doch noch verrückt geworden zu sein. Was durch Gandalfs Lächeln und seine freundlichen Worte noch verstärkt wurde.

„Ist dir etwas geschehen, Mädchen?“, fragte er besorgt klingend. Er musterte die Brünette aufmerksam. Sophia errötete unter seinem Blick und stammelte irgendeinen Mist zusammen.

„Schon in Ordnung. Es gibt keinen Grund, sich so verzweifelt zu entschuldigen, meine Liebe.“

Zaghaft nickte Sophia.

„Wo kommst du denn her?“, wollte der Zauberer wissen.

„Aus…“ Sophia schluckte. Was sollte sie ihm nur sagen? Und wie ihre Kleidung erklären? Da jedoch merkte sie, dass ihre Beine erstaunlich kühl waren. Sie sah an sich herab und erschrak auf das Fürchterlichste. Sie trug nicht die Klamotten, die sie erwartet hatte. Stattdessen war sie in ein rosanes Kleid gehüllt, das ihre weiblichen Rundungen nur allzu sehr betonte. Von dem Schellentuch an ihrer Hüfte ganz zu schweigen. Doch ihr kam plötzlich zu Bewusstsein, dass sie wie eine Zigeunerin gekleidet war.

„Ich bin meinem Tross abhanden gekommen und habe mich verirrt.“, log Sophia rasch. Es war nicht ihre Art anderen einen Bären aufzubinden, aber was hätte sie sonst tun sollen? Ihm reinen Wein einschenken? Wohl kaum…

„Du wirkst auch leicht verstört.“, sagte nun Gandalf und fügte dann hinzu: „Ich bin auf dem Weg ins Auenland. Möchtest du mich begleiten?“ Und um einer entsetzten Ablehnung zuvorzukommen, erklärte er. „Du wärest dort sicher. Denn glaub mir, diese Gegend ist kaum der richtige Ort für ein junges Mädchen.“

Sophia nickte bloß. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Allein mit Gandalf, dem Grauen! Ob er ihr glaubte, wenn sie ihm von ihren Visionen erzählte?

Auch in Deutschland hatte sie Visionen gehabt… und was für welche! Egal, ob es sich um den Ausgang eines Fußballspieles, den Ausgang einer Mathearbeit oder eine Naturkatastrophe handelte, Sophia sah vieles. Das Meiste davon ungewollt. Doch die Visionen fielen über sie her ohne, dass sie etwas hätte tun können.

„Ich begleite Euch gerne.“, antwortete sie dann.

„Sehr schön.“, schmunzelte Gandalf, hielt ihr eine Hand hin und zog sie auf die Füße. Sophia folgte ihm zu seinem Karren.

Sie war also in Mittelerde… oder schien es wenigstens zu sein. Wo wohl die anderen gelandet waren? Und wenn sie nun ins Auenland davonmachte, würden die Mädels sie finden? Was, wenn nicht? Dies alles und noch Einiges mehr ging Sophia durch den Kopf, während Gandalf neben ihr von Gondor erzählte. Und dass er im Auenland einen alten Freund besuche, dessen Geburtstag war. Da wusste Sophia, dass es sich nur um Bilbo Beutlin handeln konnte…

Das wunderschöne Auenland

Kapitel Vier: Das wunderschöne Auenland
 

Der nächste Tag brach an. In Beutelsend drehte Lucia sich noch einmal genüsslich in ihrem Bett um. Es war wunderbar weich und obendrein noch so schön warm, dass sie es unmöglich verlassen konnte!

Doch bevor sie noch einmal einschlafen konnte, hämmerte jemand energisch an die Tür. Seufzend und fluchend stand Lucia auf. Sie war nicht umsonst als Morgenmuffel bekannt!

Mit übellaunigem Blick betrat sie das Esszimmer von Beutelsend. Bilbo und Frodo saßen dort an einem reich gedeckten Frühstückstisch. Der alte Hobbit kratzte mit einem Löffel in einer Eierschale herum, während er sich mit Frodo unterhielt und sich über die nervigen Verwandten beschwerten, die andauernd an die Tür pochten und irgendetwas von ihm wollten. Frodo hörte nur ruhig zu und sagte mit einem Lächeln: „Und du hast sie doch alle zu deinem Geburtstag eingeladen, Onkel Bilbo. Also, hör auf dich zu beschweren.“

„Ja. Ja, ich fürchte, du hast wieder einmal Recht, mein guter Junge.“, seufzte Bilbo. Er hob den Blick und bemerkte nun Lucia, die immer noch wie angewurzelt auf der Türschwelle stand.

„Guten Morgen, Lucia. Was guckst du so grimmig?“, begrüßte Bilbo die Rothaarige. Jetzt schenkte auch Frodo dem Mädchen seine Aufmerksamkeit.

„Irgendjemand hat mich äußerst unsanft aus den Federn geholt!“, empörte sie sich und warf Frodo einen giftigen Blick zu.

„Ich bin unschuldig!“, sagte er schnell. Lucias Blick machte ihm Angst. Er kannte doch seine Cousine! Sie konnte sehr ungemütlich werden, auch wenn sie meistens eher ruhig war.

„Frodo war es nicht und ich auch nicht.“, schaltete Bilbo sich ein und fügte hinzu: „Wenn du dich bei jemand beschweren willst, dann bitte bei Amelda Sackheim! Sie hat gemeint, uns schon am frühen Morgen mit ihrer Anwesenheit beehren zu müssen.“

Lucia wusste zwar nicht wer diese Amelda war, stöhnte aber genervt auf. Egal, ob sie die Frau kannte oder nicht, sie war von ihr gestört worden und das war etwas, was Lucia nicht verzieh. Und außerdem hatte diese Tussi nicht mal einen guten Grund gehabt!

Immer noch empört ließ Lucia sich am Tisch nieder und begann mit ihrem Frühstück, während sie sich angeregt mit Bilbo unterhielt, der durchblicken ließ, dass heute sein lang erwartetes Geburtstagsfest sei.

Keiner der Beiden bemerkte, dass Frodo leise aufstand und sich mit einem Buch in der Hand davon schlich. Er wollte dem Trubel entgehen und mit einer guten Lektüre entspannen. Aber das war in Beutelsend heute vollkommen unmöglich, also beschloss er, sich in seine geheime Oase zurückzuziehen. Ob Gandalf wohl heute käme?
 

„Odette!“, schallte es durch den Park des Anwesens der Tuks. Keine Antwort. Nicht einmal ein Piep.

„Odette!“, erklang es noch einmal. Immer noch kam kein Mucks.

„Oh, ich hasse es, wenn sie das tut!“, murmelte Pippin missmutig. Seine Cousine war ein reizendes Ding, aber ihm viel zu ähnlich. Auch sie liebte Streiche und vor allem liebte sie es, Pippin zum Narren zu halten. Etwas, was ihr leider oft gelang.

„Odette, wenn du nicht sofort antwortest, werde ich dein Festkleid in Schnipsel zerschneiden!“, drohte der blondgelockte Hobbit. Er wusste genau, dass ihr das Kleid heilig war. Sein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen.

Und siehe da: ein hellblonder Haarschopf schoss hinter einer Hecke hervor und stürzte sich auf Pippin.

„Wehe dir“, zischte Odette erbost. In ihren himmelblauen Augen funkelte es. Pippin liebte diesen Ausdruck in ihren Augen. Diese Wildheit. Und dieser Zorn. Diese Entschlossenheit. Er grinste nur und meinte dann lässig, ungeachtet der Tatsache, dass Odette auf ihm kniete und ihn zornig anblitzte: „Du bist einfach zu eitel, Odettechen. Was findest du bloß an dem hässlichen Fetzen?“

Der Kosename war ein fataler Fehler gewesen. Odette wurde leuchtend rot vor Wut und begann mit ihren Fäusten auf seinen Brustkorb einzuschlagen.

„Das- Kleid- ist- kein- Fetzen!“, stieß sie dabei hervor. Pippin ließ ihre Schläge über sich ergehen und konnte es sich nicht verkneifen, zu grinsen. Das war einfach zu köstlich!

Odette hätte ihn in diesem Moment am liebsten erwürgt. Wenn sie schon in Mittelerde herumturnen musste, dann bitte in angemessener Kleidung! Und der Teufel mochte wissen, wo Lucia und die anderen Mädels waren. Einfach schrecklich, wie Odette fand. Ja, sie lebte zwar bei den Tuks und war Pippin somit näher, als sie es sich jemals hatte träumen lassen, aber trotzdem sehnte sie sich nach ihren Freundinnen. Und ganz besonders nach Lucia!

Pippin merkte, dass Odette abgelenkt war, ergriff ihre Handgelenke und wälzte sich mit ihr den leichten Abhang herunter. Die Wiese war schön weich und Odettes erstaunter Ausdruck einfach unbezahlbar. Fassungslos starrte sie ihn an. Dieser Idiot! Warum tat er das?

Der verschmitzt grinsende Hobbit hatte selbst keine Ahnung, warum. Aber so mit ihr zu balgen und dabei ihre errötenden Wangen zu sehen, verursachte ihm ein angenehm flaues Gefühl in der Magengegend. Sein Herz klopfte schnell und er spürte, dass ihn eine große Wärme durchflutete.
 

Zur Mittagszeit passierten sie die Grenze zum Auenland. Gandalf summte eine Melodie vor sich hin, während Sophia die Umgebung betrachtete und ihren Gedanken nachhing. Wie seltsam, dass sie hier gelandet war… Es kam ihr unwirklich vor, aber auch wundervoll. Nicht einmal in ihren geheimsten Träumen hatte sie sich ausgemalt, einmal WIRKLICH hier zu sein!

„Ein Traum wird wahr…“, murmelte sie leise, mit einem verstohlenen Blick auf Gandalf. Dieser erwiderte ihn und fragte dann: „Wie meinen?“

Sophia wurde knallrot und sah schnell zur Seite, ehe sie stammelte, sie habe nur schon immer davon geträumt, das Auenland zu besuchen.

„Nun ja, ich bezweifle, dass dein Tross sich jemals hier her wagte. Zigeuner sind im Auenland kaum willkommen.“ Sophia nickte nur beipflichtend.

‚Zum Glück ist mir rechtzeitig was eingefallen! Wäre ja noch schöner…’, dachte sie, immer noch leicht rot mit einem Seitenblick auf Gandalf.

Plötzlich erklang das Geschrei von Raben. Unwillkürlich zuckte Sophia zusammen. Eine schwarze Wolke dieser Tiere erhob sich in die Lüfte und flog gen Süden. Das Mädchen zitterte. Raben waren ihr immer schon unheimlich gewesen. Sie rückte näher an Gandalf heran und machte sich so klein, wie irgend möglich.

„Hast du Angst?“, fragte dieser leicht belustigt. Raben machten ihr Angst, doch die Vorstellung, von einem Bären angegriffen zu werden ließ sie vollkommen kalt. Seltsames Mädel, diese Sophia…

Mittlerweile hatten sie den Fuß des Abhanges erreicht. Doch Pippin machte keinerlei Anstalten, sich von Odette zu lösen. Stattdessen sah er ihr tief in die hellen Augen, die nun leichte Nervosität ausstrahlten, aber auch Verlegenheit und Erwartung. Ob sie das auch fühlte, diese Wärme?

Und wie! Odette konnte kaum atmen. Was sah er sie nur so an? Mit diesem liebevollen- konnte sie es denn als solchen bezeichnen- Blick? Ihre Wangen färbten sich zartrot und sie schloss langsam ihre Augen, so dass nun nur noch ihre seidigen Wimpern zu sehen waren.

Pippin schluckte. Verdammt! Musste sie sich ihm denn auch noch so anbieten? Sie war seine Cousine! Da konnte er doch unmöglich… Er konnte sie doch nicht einfach… küssen?! Wenn sie das nun nicht wollte? Ihn wegstieß? Ihn verhöhnte? Nie gekannte Ängste machten dem lebenslustigen Hobbit zu schaffen. Aber wenn es ihr unangenehm wäre, hätte sie sich dann nicht längst von ihm befreit?

Bevor Peregrin Tuk zu einer Entscheidung gelangen konnte, ertönte ein lauter Ruf: „Hey, Pip, vernaschst du etwa dein Cousinchen?“

Sofort ließ er von Odette ab und wälzte sich neben sie. Verdammt, die Stimmung war dermaßen im Eimer! Musste Merry denn immer im ungünstigsten Augenblick auftauchen?

„Von wegen, Merry!“, brüllte Pippin zurück, erhob sich und schlenderte zu seinem Freund. Er ignorierte Odette bewusst. Hätte er sich noch einmal umgesehen, hätte er sicherlich bemerkt, dass ihre herrlichen blauen Augen voller Tränen standen.
 

Rosalie hatte sich mit der Ausrede verdrückt, dass Rosie Hüttinger sie gebeten habe, im ‚Grünen Drachen’ mitanzupacken. Sam liebte Rosie, warum sollte er an den Worten seiner Schwester zweifeln? Die war schließlich dick mit Rosie befreundet!

Doch die Blondine dachte gar nicht daran, Rosie zu besuchen. Stattdessen schlug sie den Weg in den Wald ein, ein Buch, das sich in ihrem Rucksack befunden hatte (der Jack-Wolfskin Rucksack hatte unter ihrem Bett im Haus der Gamdschies gelegen), unter den Arm geklemmt. Natürlich würde sie heute Abend auf das Fest gehen (um mit Frodo zu tanzen). ‚Falsch, um mich zu amüsieren!’, rief sie sich energisch in Erinnerung.

„Ach…“, seufzte sie, „wenn doch das alles nicht so kompliziert wäre!“ dann entdeckte sie ein gemütliches Plätzchen unter einem Baum und ließ sich dort nieder. Rosalie schlug das Buch auf („Der Erdbeerpflücker“ von Monika Feth) und vertiefte sich in die Geschichte.

„Muss Liebe schön sein!“, seufzte sie laut. Ein wehmütiges Lächeln lag auf ihren Zügen. Als sie gestern Frodo begegnet war, da hatte sie das gefühlt, was nur Adrian bisher in ihr auszulösen vermocht hatte. Ja, Adrian. Aber der war ja nun auf dem Wilnsdorfer Gymnasium. Und hatte Rosalie sowieso nie eines Blickes gewürdigt. Bis auf Sophia hatte sie auch niemand von ihren Ambitionen erzählt. Ach ja, Sophia.

„Du fehlst mir, Soso. Wo steckst du nur?“

„Soso?“, ertönte auf einmal eine Stimme. Rosalie hob den Blick und sah genau in Frodos tiefblaue Augen, die ihr freundlich entgegenstrahlten.

„Ist Soso dein Haustier?“, wollte Frodo dann wissen. Empört und energisch schüttelte Rosalie den Kopf und sagte dann, lauter und schärfer als beabsichtigt: „Soso ist meine beste Freundin!“

Frodo sah sie seltsam an.

„Ich dachte, dass sei Rosie?“, hakte er nach.

, Verdammt!’, dachte Rosalie. Sie biss sich auf die Lippe. In ihrem Hirn arbeitete es fieberhaft. Sie musste sich schnell eine gute Ausrede einfallen lassen!

„Ähm… Soso ist… äh… Rosies Spitzname!“, log sie rasch. Dummerweise konnte sie nicht lügen. Man konnte ihr sofort ansehen, dass sie nicht wahr sprach. Doch Frodo glaubte es unbesehen. Rosalie war furchtbar erleichtert. Das hätte auch noch gefehlt, dass Frodo sie der Lüge bezichtigte!

Das Fest bei Beutlins

Kapitel Fünf: Das Fest bei Beutlins
 

Der Abend zog herauf. Und das Fest war in vollem Gange. Unsere Freundinnen hatten sich mit großem Hurra begrüßt. Allerdings sahen sie Sophia schon etwas schief an. Denn die Gute Soso war die Einzige, die NICHT auf Hobbitgröße geschrumpft war. Trotzdem hatten sie viel Spaß. Vor allem ermunterte Soso Rosalie zum Tanzen (mit Frodo), auch wenn diese sich anfangs wehrte und sträubte. Schon bald jedoch fegten die Beiden glücklich über die Tanzfläche. Soso selbst tanzte mit Gandalf, wenn auch eher sporadisch.
 

Lucia und Odette hielten sich in der Nähe von Merry und Pippin. Odette hatte ihrer Freundin die ganze Sache mit Pippin natürlich brühwarm erzählt. Und Lucia war empört darüber, dass Merry einfach so gestört hatte.

„Dem wird ich was erzählen!“, keifte sie und marschierte zu den beiden Tunichtguten, die sich grade am Buffet den Bauch vollschlugen.

„Merriadoc Brandybock!“, fauchte Lucia. Wie ein Mann drehten Merry und Pippin sich um. Als sie Lucias zorniges Gesicht sahen, wurde ihnen gleichermaßen unbehaglich. Frodos Cousine konnte äußerst ungemütlich werden und keiner von Beiden war scharf darauf, Lucia vor die Flinte zu kommen. Deswegen verkrümelte Pippin sich auch eiligst, indem er Odette zum Tanzen aufforderte. Diese nahm natürlich dankend an. Schließlich liebte sie ihn, diesen unverbesserlichen Schelm Peregrin Tuk…
 

Merry sah sich eifrig nach einem Fluchtweg um, konnte allerdings unglücklicher weise keinen entdecken. Also musste er wohl oder übel Lucias Strafgericht über sich ergehen lassen. Das passte ihm ganz und gar nicht. Vor allem, da es ihm bisher gelungen war, sie nicht zu verärgern! Wer tat das schon, die verärgern, die man einmal zu heiraten gedachte?

Der blondgelockte Hobbit wurde rot. Warum musste Lucia auch nur so gut aussehen? Und so mutig sein? So forsch? Konnte sie nicht wie Rosalie sein? Ruhig und schüchtern? So dass man(n) wusste, woran man war?

Aber dann hätte er sie sicherlich nicht geliebt, denn grade ihre Widersprüchlichkeit reizte ihn. Dass sie in einem Moment lebhaft, im anderen ernst war.

‚Genau wie ich…’, dachte er. Überhaupt war sie sein kompletter Gegenpart. Sie war er nur als Frau. Ihm fiel auf, dass das bei Pippin und Odette auch so war.

‚Bei Frodo und Rosalie auch…’

„Merriadoc Brandybock!“, wiederholte Lucia. Ihrem Tonfall war anzuhören, dass sie vorhatte, Merry die Leviten zu lesen. Merry schluckte und machte sich auf das Schlimmste gefasst.

„Wie konntest du es wagen?“, zischte Lucia.

„Was wagen?“, fragte er. Er wusste grade nicht, was Lucia von ihm wollte. Sie nickte unwirsch zu Pippin und Odette hin und sagte dann streng: „Du hast den Kuss zwischen den Beiden vereitelt!“

Merry wurde rot. Stimmte ja! Er hatte aber einfach nicht widerstehen können!

„Wer weiß, ob Pippin sich noch mal traut!“, flüsterte Lucia, nun ganz nah an Merrys Ohr. Merry wurde abwechselnd heiß und kalt.

„Tut mir Leid!“, entschuldigte er sich, „Ich hatte nicht vor zu stören, aber ich konnte mich nicht zurückhalten.“

„Ja, leider!“, knurrte Lucia. Jetzt guckte Merry betreten.

„Zur Strafe musst du mit mir tanzen!“, fügte die Rothaarige dann feixend hinzu. Seufzend ergab Merry sich in sein Schicksal. Lucia war eine hervorragende Tänzerin, was man von Merry nun gar nicht behaupten konnte. Aber großzügigerweise sah die Rothaarige heute über dieses Manko hinweg. Sie war viel zu glücklich, um zu lästern. Seit jeher war Merry es, der ihr Herz hatte höher schlagen lassen.
 

Während nun alle vergnügt tanzten, sich ordentlich betranken oder anständig reinhauten, saß Sophia fast unbeteiligt auf einer Gartenbank. Tanzen war noch nie ihre Stärke gewesen. Fast wehmütig beobachtete sie ihre Freundinnen, die sich prächtig zu amüsieren schienen. Selbst Rosalie war so ausgelassen, wie nie. Sie lachte fast die ganze Zeit. Und dass Frodo mit ihr tanzte, ließ ihre Augen gleich noch heller strahlen. Auch ihre Wangen, die von einem zarten Rot überzogen waren, sahen viel gesünder aus, als sonst…

Sophia seufzte leise. So viel zum Thema Spaß haben. Ihre grün- braunen Augen verschleierten sich. Mit Schrecken musste Sophia feststellen, dass Tränen über ihre Wangen liefen. Warum tat es ihr so weh, zu sehen, dass ihre Freundinnen sich vergnügten? Sonst hatte sie das auch kaum gekümmert. Oder besser gesagt: da war sie die Vorreiterin gewesen. Weil es Spaß gewesen war, mit dem sie umgehen konnte…

Plötzlich legte ihr jemand eine Hand auf die Schulter. Sophia hob den Kopf, konnte aber nur verschwommen sehen.

„Soso!“ Das war Rosalies Stimme.

„Soso, was ist los?“, wollte die Freundin wissen. Doch Sophia konnte nicht sprechen. Ihr Mund war wie versiegelt. Zu schwer drückte der Kummer. Das Leid.

Rosalie sagte nichts, sie setzte sich einfach neben Sophia und umarmte sie.

„Bitte, Soso, sagst du mir was los ist?“, bat sie. Sophia nickte. Beide Mädchen wussten, es würde noch geraume Zeit dauern, ehe die Brünette wieder reden konnte, aber sie waren bereit so lange zu warten.

Das machte ihre Freundschaft aus. Sie waren immer füreinander da. Zu jeder Tageszeit. Und sie hatten sich immer alles erzählt. Jedes noch so kleine Geheimnis.
 

Während sich Rosalie um Sophia kümmerte, wurden die anderen Hobbits ruhig. Denn das Geburtstagskind wollte eine Rede halten. Natürlich waren die Gäste mäuschenstill. Üblicherweise lobte der Gefeierte die Geladenen, doch bei Bilbo Beutlin war das so eine Sache…

Er galt als seltsam. Nicht zuletzt weil er in seinen jüngeren Zeiten mit seltsamen Gesindel verkehrt hatte und dann Knall auf Fall verschwunden war. Und das für einen längeren Zeitraum, so dass man im Auenland glaubte, Bilbo sähe nun die Radieschen von unten wachsen. Dass er dann aus heiterem Himmel wieder aufgetaucht war, hatte einigen ganz und gar nicht gepasst. Seitdem war Bilbo Beutlin als exzentrisch verschrien. Und seiner Familie wurde anfangs mit Misstrauen begegnet. Mittlerweile erfreute Bilbo sich wieder großer Beliebtheit, nicht zuletzt dank seiner allgemein bekannten Großzügigkeit.

Doch die Rede übertraf alle Erwartungen. Bilbo benutzte zuerst die Phrasen, die man von jedem Gastgeber gewohnt war, doch dann kam der Hammer: Er brach ein Tabu. Zwar war Bilbo als seltsamer, alter Kauz bekannt, aber eine solche Frechheit hatte ihm dann doch niemand zugetraut.
 

Odette und Lucia hatten sich zu ihren Tanzpartner gesellt, um Bilbos Rede mitverfolgen zu können. Natürlich kannten sie jede einzelne Zeile auswendig, aber so live war das dann doch eine Erfahrung wert. Allerdings passten die Mädchen wie die Schießhunde auf, als Bilbo sich den Ring überstreifte und dann verschwand. Einfach so! Das Chaos war perfekt. Und das kam unseren Freundinnen zu Gute. So konnten sie sich ungehindert aus der Menge entfernen und nach Beutelsend schleichen. Denn das Gespräch zwischen Bilbo und Gandalf war auch etwas, was keine von beiden verpassen wollte!

Sie erreichten Beutelsend kurz nach Bilbo, kauerten sich in eine dunkle Ecke, von der aus sie gut beobachten konnten, ohne jedoch selbst gesehen zu werden. Lucia kannte sich irgendwie verdammt gut in dieser Hobbitvilla, und das war Beutelsend ja nun wirklich, aus.

Gespannt warteten sie darauf, dass Bilbo verschwände, Gandalf sich an den Kamin setzte und Frodo heim käme. Dann erst würde es wirklich interessant werden. Gandalf würde sich nämlich nach Minas Tirith aufmachen. Im Film hatten Lucia und Odette diese Szene an die 50 Mal gesehen. Aber nun existierte ja Sophia! Was würde Gandalf jetzt tun? Sie mitnehmen? Oder hier lassen? Andererseits… weshalb sollte er das tun? Minas Tirith war ja wirklich nicht gefährlich. Nicht für Sophia, die ,ihrem zierlichen Körperbau zum Trotz, früher mit Leidenschaft die Jungs aus den Parallelklassen verhauen hatte. Einmal hatte Sophia es sogar geschafft einem besonders gemeinen Kerl mit bloßen Fäusten die Nase zu brechen. Das war kein schöner Anblick gewesen…
 

Nach Bilbos Verschwinden hatte Frodo Mühe damit die anderen Gäste zu beruhigen. Erst als diese ziemlich laut zu lärmen begannen, bemerkten Rosalie und Sophia, das etwas im Gange war. Sie sahen sich kurz an. Beiden war klar, was sie da eben verpasst hatten.

„Mist!“, fluchte Sophia, „Jetzt wird Gandalf gleich nach Minas Tirith verschwinden! Rosa, wir müssen schnell nach Beutelsend!“ Rosalie nickte nur. Sie kannte ihre Freundin und wusste, wie sehr diese Gandalf verehrte. Zwar verschloss sich ihr der Grund, aber Sophia fand es auch seltsam, dass Rosalie Frodo so sehr mochte.

Rasch machten die Mädchen sich auf den Weg nach Beutelsend. Und das keine Sekunde zu früh. Frodo ging vor ihnen. Doch damit das alles besser wirkte, war es notwendig, dass Sophia vor ihm da war! Wie gut, dass Rosalie sämtliche Schleichwege durch den Garten der Beutlins kannte.

„Berufsrisiko.“, murmelte sie beinahe vergnügt, während sie ihrer Freundin voran schritt.

„Gleich sind wir an der Hintertür, von da an musst du einfach nur den Gang entlang gehen. Du kommst automatisch im Flur an.“, informierte Rosalie die Freundin. Sie würde nämlich schnell wieder zur Straße gehen, um Sophia ein wenig Zeit zu verschaffen. Das ging am Besten, wenn sie ein Schwätzchen mit Frodo hielt. Bei dem Gedanken daran wurde ihr ganz warm. Und sie war froh, als sie Sophia an der Hintertür abgeliefert hatte, so dass diese keine neugierigen Fragen stellen konnte.
 

Wie alle Türen im Auenland war auch die, die in den Garten führte zu niedrig für normale Menschen. Also musste Sophia sich wohl oder übel bücken, auch wenn ihr das ganz und gar nicht zusagte. Sie war nämlich mit 12 von einem Auto angefahren worden und hatte daher leichte Rückenprobleme. Sie schloss kurz die Augen, beeilte sich dann aber. Schließlich konnte Frodo jeden Moment durch die Tür kommen. Und Sophia wollte nicht riskieren, dass Gandalf einfach so verschwand.

„Nicht ohne mich!“, knurrte sie, legte noch einen Zahn zu und erreichte dann wohlbehalten den Flur. Daneben lag das Wohnzimmer. Und in genau diesem würde Gandalf Pfeife rauchend sitzen und über Bilbos Worte nachdenken. Sophia wusste, dass auch Gollum den Ring mit „Mein Schatz“ betitelt hatte. Doch Gandalf war so tief in Gedanken versunken, dass er das Mädchen nicht zur Kenntnis nahm. Sie ließ sich auf einem Stuhl in der Nähe nieder und wartete darauf, dass Frodo das Haus betrat.
 

„Frodo! Warte!“, erscholl es hinter dem braunhaarigen Hobbit. Er drehte sich um und sah Rosalie Gamdschie auf sich zu kommen. Sie schenkte ihm ein Lächeln und begann dann von Bilbos Verschwinden zu plappern. So sehr Frodo Rosalie mochte, wurde er doch das Gefühl nicht los, dass sie momentan nur mit ihm sprach, um ihn davon abzuhalten, Beutelsend zu betreten.

„Jedenfalls hat sich die Situation wieder beruhigt.“, schloss Rosalie.

„Ja, das war schon eine Aufregung, aber jetzt ist ja alles wieder in bester Ordnung.“, stimmte Frodo zu, trat durch das Gartentor und war bereits auf halbem Weg zur Haustüre seines Zuhauses, als Rosalie ihn noch einmal zurückrief.

„Gute Nacht, Frodo.“, sagte sie. Dann umarmte sie ihn spontan. Ehe er reagieren konnte, hatte sie sich von ihm losgelöst und war im Dunkel der Nacht verschwunden.

Unwirsch schüttelte Frodo den Kopf. Er sollte anderes im Kopf haben, als Sams Schwester. Auch wenn Rosalie ihn noch so sehr anzog, er wollte nicht seine Freundschaft mit Sam aufs Spiel setzen, nur wegen ihr. Frodo Beutlin ging keine unnötigen Risiken ein. Und das war definitiv eines!

Dann schob er den Gedanken an Rosalie beiseite und betrat sein Zuhause. Auf dem Boden des Flures stolperte er über Bilbos Ring. Rasch hob er ihn auf. Von seinem Onkel keine Spur…
 

Gandalf erschrak ziemlich, als er plötzlich Frodos Stimme hinter sich hörte. Doch er beherrschte seine Mimik so gut, dass es ihm nicht anzusehen war. Stattdessen lächelte er Frodo an und bemerkte vergnügt: „Bilbos Ring. Er hat ihn dir vermacht, so wie den Rest seines Besitzes. Beutelsend gehört jetzt dir.“

Frodo seufzte leise. Gandalf hielt ihm einen Briefumschlag entgegen und verstaute den Ring in ihm, dann versiegelte er das Ganze und beschwor Frodo den Ring geheimzuhalten.

Als Gandalf aufsprang, rührte auch Sophia sich.

„Ich komme mit!“, erklärte sie überaus energisch. Und Gandalf sah ihre Entschlossenheit, so dass er darauf verzichtete, ihr einen Einlauf zu verpassen.

„Warum wollt ihr schon wieder gehen? Ihr seit doch erst gekommen!“, protestierte Frodo.

„Es gibt Dinge, um die ich mich kümmern muss.“, sagte Gandalf hastig, legte dem jungen Hobbit eine Hand auf die Schulter und beschwor ihn nochmals, mit niemand über den Ring zu sprechen.

Sophia und Gandalf ließen einen vollkommen verwirrten und vom Donner gerührten Frodo zurück. Er starrte den beiden Menschen eine ganze Weile hinterher. Bis Lucia ihn ansprach.

„Frodo? Alles in Ordnung?“, wollte sie wissen. Odette hatte sich bereits wieder verabschiedet, nachdem Sophia und Gandalf verschwunden waren.

„Bitte?“, fragte er völlig neben der Spur. Lucia seufzte, wiederholte ihre Frage aber.

„Natürlich.“, antwortete Frodo pampig und zog sich dann zurück. Mit einem düsteren Gesichtsausdruck sah Lucia ihm hinterher. Nur weil Bilbo sich verpisst hatte, musste Frodo sich noch lang nicht anstellen, als hätte er seine Tage…

‚Kerls…’, dachte Lucia missmutig, beschloss dann aber, es für heute gut sein zu lassen und ebenfalls ins Bett zu gehen.

Mit Frodo unterwegs

Kapitel Sechs: Mit Frodo unterwegs
 

Gandalf legte ein ziemliches Tempo auf seinem braunen Pferdchen vor, so dass Sophia, die hinter ihm saß, Mühe hatte, sich gut genug festzuhalten. Reiten war nie eines ihrer Steckenpferde gewesen. Eigentlich verabscheute die große Brünette jede Art von Sport, außer vielleicht, wenn sie in Filmen vorkamen, denn Sophia war ein echter Film- Freak. Deswegen war sie mindestens einmal pro Woche im Kino zu finden. Vorausgesetzt es lief was Vernünftiges.

„Sport ist Mord und Schulsport ist Massenmord!“, murmelte Sophia, mit schmerzverzerrtem Gesicht, als Gandalf ihr nach einer kurzen Rast wieder auf das Pferd half. Er zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts. Nachdem der Zauberer sich ebenfalls auf den Rücken des Pferdes geschwungen hatte, fummelte Sophia mit einer Hand( mit der anderen hielt sie sich an Gandalf fest) ihren MP3- Player, der seltsamerweise in einer eingenähten Tasche ihres Gewandes gewesen war, heraus, stöpselte sich Pink ins Ohr und hörte voller Genugtuung ‚Runaway’. Es war eines ihrer Lieblingslieder. Überhaupt mochte Sophia Popmusik sehr gern. Und auch wenn alle Welt Britney Spears hasste, Sophia bemitleidete die ehemalige Pop- Prinzessin nur. Außerdem mochte sie die Lieder, was ja die Hauptsache war. Auch Kelly Clarkson, Sarah Connor und die Jungs und Mädels von HighSchoolMusical gaben sich ein Stelldichein auf Sophias MP3-Player. 2 GB voller Pop und Schlager entführten Sophia immer wieder in eine Welt voller Gefühle, die sie nie gekannt hatte. Eine Welt, in der das schlimmste, was einem passieren konnte, das leer werden des Akkus war, denn damit war dann das träumen unselig beendet. Und Sophia war gezwungen wieder auf den harten Boden der Tatsachen zu kommen. Sehr zu ihrem Leidwesen.

Sie seufzte.

„Was bekümmert dich, Sophia?“, fragte Gandalf teilnahmsvoll. Ihm war nicht entgangen, dass seine Begleiterin häufig in Gedanken in andere Welten abdriftete. Man merkte es an ihrem Gesichtsausdruck, der sich dann völlig entspannte. Schnell hatte der Zauberer herausbekommen, dass Sophia ihre Mutter im Alter von 8 Jahren verloren hatte. Es dauerte ihn, dass ein junges Mädchen mit ihrem Talent für das zweite Gesicht, schon in jungen Jahren einen derart großen Verlust hatte erleiden müssen. Nun, es war geschehen und ließ sich nicht rückgängig machen. Es nutzte nichts, sich weiter den Kopf darüber zu zerbrechen.

„Der Gedanke daran, dass es soviel gibt, dass ich nicht kenne und niemals kennenlernen werde.“, seufzte sie.

„Was veranlasst dich zu solch trübsinnigem Gedanken?“, bohrte der Zauberer. Sophia schwieg eine ganze Weile ehe sie antwortete: „Ich habe es selbst gesehen. Meine Visionen waren in der Hinsicht sehr deutlich.“ Einen Moment glaubte Sophia, dass Gandalf sie auslachen würde, aber dem war nicht so. Er schien eher interessiert. Und so unterhielten sich der Mann und das Mädchen für den Rest des Rittes in die Weiße Stadt nur über dieses eine Thema.
 

Im Auenland dagegen kehrte Ruhe ein, nach Bilbos spektakulärem Verschwinden. Rosalie, Lucia und Odette verbrachten ihre Tage mit Picknicks, Spaziergängen, Teekränzchen, tiefgründigen Gesprächen und im Falle Rosalies mit einer ordentlichen Portion Gartenarbeit. Doch sie beschwerte sich nicht. Schließlich ermöglichte ihr diese Plackerei (Gartenarbeit war tausendmal anstrengender, als Rosalie immer gedacht hatte) in Frodos Nähe zu sein. Mit ihm unterhielt sie sich über Literatur, wurde aber meist von Sam recht schnell wieder zur Arbeit abberufen. Der grimmige Gärtner passte auf Rosalie auf, wie ein Schießhund oder ein eifersüchtiger Liebhaber. Mittlerweile jedoch wusste Rosalie, dass sie in Mittelerde Sams Schwester war. Und da sie wusste, wie sehr ihr ‚Bruder’ seinen Freund und Herrn verehrte, vermutete Rosalie, dass Sam tatsächlich eifersüchtig war. allerdings auf sie, nicht auf Frodo. Mit ihren Freundinnen amüsierte sie sich königlich darüber. Zwar machte sie in Sachen Beziehung keine Fortschritte, aber das war bei Odette und Lucia auch nicht der Fall. Trotzdem arbeiteten die drei Schlachtpläne aus, nur um sie dann mit Seufzen und Stöhnen wieder zu verwerfen, da sie viel zu offensichtlich schienen.

Odette wohnte von Beutelsend und Gamdschies relativ weit weg, so dass sie, wenn sie sich mit den Mädels bei Frodo traf, ein schönes Stück Weg vor sich hatte. Pippin zog sie immer auf, wenn sie losging. Die Tuks verfügten nämlich über einen Karren, den man fast als Kutsche bezeichnen konnte und mit dem man sicherlich schneller in Hobbingen gewesen wäre. Doch Odette hatte hoheitsvoll erklärt, dass sie lieber laufe, das wäre gesünder und mache ihr obendrein mehr Spaß, als sich auf dem Kutschen- Karren durchschütteln zu lassen. Pippin zuckte bloß die Achseln und schubste Odette ‚aus Versehen’ in den Ententeich. Ihr Gekreisch war sogar bei Brandybocks zu vernehmen.

„Na warte, Peregrin Tuk! Wenn ich dich in die Finger kriege, kannst du was erleben!“, fauchte Odette. Rappelte sich hoch und watete aus dem Wasser auf den schelmisch grinsenden Hobbit zu. Pippin trat den strategischen Rückzug an, wobei er einen Zierstrauch übersah und der Länge nach hinschlug, was Odette dazu veranlasste in schadenfrohes Gelächter auszubrechen und Pippin ordentlich durchzukitzeln.
 

Alles in allem vergingen die Tage wie im Fluge und obwohl die Mädchen sich in Mittelerde eingewöhnten, brachte jeder neue Morgen etwas Aufregendes. Sogar in den ‚Grünen Drachen’ begeleiteten die Mädchen ihre Traumprinzen, auch wenn die der Meinung waren, dass sich das nicht gehörte. Sam verbot es Rosalie sogar ausdrücklich, doch sie war ja mit Rosie befreundet(das waren die drei wirklich! Sie hatten, um den Schein zu wahren, eine freundschaftliche Beziehung zu Rosie Hüttinger aufgebaut) und so gab Rosalie vor, mit Rosie quatschen zu wollen.

Gandalf und seine junge Begleiterin hatten mittlerweile Minas Tirith erreicht und während der Zauberer in den Chroniken der Stadt rumwühlte, besichtigte Sophia in aller Ruhe die Gassen. Einmal sah sie sogar die Brüder Boromir und Faramir. Zwar nur aus der Ferne, aber immerhin!

„Wenn Kiana doch jetzt hier wäre.“, lächelte sie wehmütig. Seit jeher hatte Kiana Boromir toll gefunden. Und dass trotz(oder vielleicht grade wegen?) seiner stolzen, selbstgerechten Art.

„Wer ist denn Kiana?“, sprach man Sophia an. Sie drehte sich um und sah sich Gandalf gegenüber. Er wirkte äußerst ernst. Das Mädchen schluckte.

„Ei… eine Freundin.“, sagte sie dann schwach. Gandalf zog eine Augenbraue hoch, ließ es jedoch dabei bewenden. Statt nachzuhaken sprach er ein ernsteres Thema an: „Wir müssen sofort Minas Tirith verlassen und ins Auenland zurückkehren!“

Sophia nickte. Ehe sie sich’s versah verplapperte sie sich.

„Wegen Frodo und dem Einen Ring, nicht wahr?“

„Woher weißt du davon?“, fragte Gandalf scharf. Jetzt war Sophia in Erklärungsnot. Sie konnte ihm schließlich schlecht sagen, dass dies hier nur eine Geschichte war, die sie in- und auswendig kannte. Sie kaute unsicher auf ihrer Lippe herum, dann kam ihr aber ein rettender Gedanke.

„Ich sah es in einer Vision.“, erklärte sie ruhig. Dank ihrer eisernen Selbstbeherrschung entgleisten ihre Gesichtszüge bei dieser dreisten Lüge nicht.

‚Schwein gehabt!’, seufzte sie innerlich erleichtert auf, als Gandalf ihre Ausrede wortlos schluckte.
 

Es war später Abend im Auenland. Frodo ging mit Lucia zusammen grade vom ‚Grünen Drachen’ nach Hause. Sie unterhielten sich über Sam und seine Zuneigung zu Rosie Hüttinger.

„Wenn du mich fragst, Frodo, dann sollte er sie einfach mal ansprechen. Die Gute mag ihn nämlich auch furchtbar gern.“, verriet Lucia mit einem verschwörerischen Lächeln, nur um dann hinzuzufügen: „Und du könntest mal einen Schritt in Rosalies Richtung tun!“ Frodo errötete heftig und leugnete, dass er mehr als Freundschaft für Sams ‚Schwester’ empfände. Doch Lucia hatte ihn durchschaut und zog ihn den Rest des Weges mit Rosalie auf. Wenn die beiden geahnt hätten, was sie daheim erwartete, dann hätte Lucia sicherlich bei ihren Freundinnen Alarm geschlagen. Schließlich verstand es sich von selbst im Ringkrieg mitzumischen, wenn man schon mal die Gelegenheit dazu hatte.

„Seltsam! Warum ist das Fenster offen?“, fragte Frodo laut in die Stille hinein.

„Ich hatte es vorhin jedenfalls zugemacht.“, meinte Lucia stirnrunzelnd. Dann jedoch erklärte sich das offene Fenster von selbst, denn Gandalf und Sophia tauchten aus den Schatten des Raumes auf.

„Ist er auch gut versteckt?“, war das erste, was Gandalf Frodo fragte. Dieser nickte und durchwühlte dann eine Holztruhe in einer Ecke des Wohnzimmers, bis er den Briefumschlag mit dem Ring fand. Kaum hielt er ihn in der Hand, riss Gandalf ihn ihm weg und warf das Papier ins knisternde Feuer.

„Aber was machst du da?“ Frodo klang leicht verzweifelt. Im Gegensatz zu Bilbo, seinem Onkel, war er mit den Marotten des Zauberers nicht so vertraut. Dann jedoch fesselte Gandalf die Aufmerksamkeit des Hobbits, indem er den Ring aus dem Feuer nahm und in Frodos ausgestreckte Hand legte.

„Siehst du irgendetwas?“, wollte er dann wissen. Frodo besah sich das Schmuckstück und schüttelte dann den Kopf, mit dem Kommentar, dass er nichts erkennen könne. Grade als der Zauberer erleichtert aufseufzen wollte, zerschlug Frodo seine Hoffnungen.

„Warte, jetzt sind dünne Linien darauf zu erkennen. Es sind elbische Buchstaben. Ich kann sie nicht lesen.“

„Das vermögen nur wenige. Es ist die dunkle Sprache Mordors, die ich hier nicht aussprechen will. Übersetzt in unsere Sprache heißt es etwa…“ Hier wurde Gandalf von Lucia und Sophia unterbrochen, die deklamierten: „ ‚Ein Ring sie zu knechten

Sie alle zu finden

Ins Dunkel zu treiben

Und ewig zu binden’“

Frodo und Gandalf starrten die Mädchen gleichermaßen verblüfft an. Die beiden waren verstummt und sahen beklommen vom Hobbit zum Zauberer und wieder zurück. Gandalf schüttelte kaum merklich den Kopf, dann jedoch sagte er an Frodo gewandt: „Dieser Ring ist der Eine Ring des Dunklen Herrschers Sauron.“ Hier fiel Lucia ein: „Ja, wissen wir. Er ist zwar besiegt worden, indem Isildur den Ring von seiner Hand abschnitt, aber dennoch lebt Saurons Geist weiter und baut seine Orkarmee, sowie die Festung von Barad Dûr erneut auf, um Mittelerde unter seine Knute zu bringen und alle abegfuckten, eventuell noch lebenden Nachkommen Isildurs zu killen.“ Und Sophia fügte hinzu: „Sauron braucht bloß diesen Ring, um Mittelerde in Finsternis zu stürzen. Und weil Gollum, das Mistvieh, seinen Folterern verraten hat, dass der liebe Onkel Bilbo den Ring hatte, sind die Nazgûl jetzt auf dem Weg hierher, um dein Lebenslicht auszupusten. Ergo musst du schnellstens von hier verschwinden, klar soweit?“

Frodo sah verständnislos von einem zum anderen. Gandalf schmunzelte. Es hatte fast den Anschein, als ahne er etwas, doch wenn dies der Fall war, verstand er es meisterhaft, dies nicht zu zeigen.

„Die Mädchen haben Recht, mein lieber Frodo. Du solltest dich also aus dem Auenland entfernen. Ich schlage vor, dass du dich nach Bree begibst. Wir treffen uns dort im Gasthaus ‚Zum Tänzelnden Pony’.“

„Aber… was machst du denn?“, wollte Frodo wissen.

„Ich werde den Obersten meines Ordens aufsuchen. Er ist weise und weiß sicherlich Rat.“

„Oh nein, nicht Saruman! Bitte nicht!“, stöhnte Sophia. Jetzt wurde Gandalfs Blick streng.

„Doch, Saruman. Und du, verehrte Sophia, bleibst bei Frodo und Lucia, um sicher zugehen, dass die beiden sicher in Bree ankommen!“

Mit einem Seufzer der Verzweifelung ergab Sophia sich in ihr Schicksal. Warum nur konnte sie Gandalf nicht vor Saruman bewahren? Dann aber fiel ihr ein, dass es so besser war, schließlich wusste die Gemeinschaft dann, dass Saruman sich Sauron angeschlossen hatte. Was war also das kleinere Übel?

Während Sophia noch grübelte, hatten Frodo und Lucia sich zum Aufbruch bereit gemacht. Gandalf gab ihnen einige letzte Instruktionen, hielt jedoch dann inne. Er hatte etwas gehört.

Er bedeutete den beiden Hablingen, sich geschlossen zu halten und trat auf das geöffnete Fenster zu. wieder erklang das Geräusch. Fast, als schnitte jemand Gras…

Mit einer raschen Bewegung seines Zauberstabes verpasste Gandalf dem Lauscher eine Kopfnuss, griff dann unter das Fenster und holte einen vollkommen verängstigten Samweis Gamdshee in die Hobbitvilla herein. Er legte den Gärtner auf Frodos Esstisch ab. Bevor Gandalf jedoch sein Verhör starten konnte, wurde seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt. Ein Hobbitmädel sprang durch das Fenster, eine Gartenschere in der Hand. Es war Sams ‚Schwester’ Rosalie. Ihre Wangen glühten rot. Sie warf Frodo einen entschuldigenden Blick zu, sprach dann aber zu Gandalf: „Wir kommen mit nach Bree, mein Bruder und ich! Frodo ist ohne Sam aufgeschmissen und Soso ohne mich!“

Sophia erwachte aus ihrer Abwesenheit und starrte ihre beste Freundin, wie eine Erscheinung an. Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. Jetzt würde offenbar, wer Soso war. Gandalf jedoch ging darauf nicht ein, er schmunzelte bloß.

„Da ihr darauf besteht und euch zum Lauschen unter dem Fenster platziert habt, werdet ihr Lucia, Frodo und Sophia nach Bree begleiten. Wenn ihr in einer großen Gruppe reist, könnte man meinen, ihr wäret ein paar Hobbits auf Landpartie. Sophia ausgenommen; sie ist ja ein Mensch.“

So war es denn beschlossene Sache und im Morgengrauen machte sich die Gruppe auf den Weg. Gandalf begleitete sie noch ein ganzes Stück, bis er sich von ihnen verabschiedete, nicht ohne noch einige Ermahnungen vom Stapel zu lassen, die die drei Freundinnen alle samt und sonders auswendig herbeten konnten. Diesmal jedoch unterließen sie es. Nicht, dass Gandalf misstrauisch wurde…

Zusammenstöße

Kapitel Sieben: Zusammenstöße
 

Die Gruppe um Frodo war noch nicht allzu weit vom Auenland entfernt, als sie sich durch ein Maisfeld quälten.

„Gehört das nicht Bauer Maggot?“, fragte Lucia scheinheilig. Sie wusste das natürlich, so wie ihre Freundinnen. Aber ein bisschen Show schadete nie. Sam jedenfalls zuckte bei den Worten des Mädchens zusammen.

„Ja, tut es.“, antwortete er deshalb leicht gezwungen. Und das beschwor wohl die Katastrophe herauf. Urplötzlich war es mit der Ruhe nämlich vorbei. Pippin und Merry, gefolgt von Odette, die Arme voller Gemüse, stürmten aus der einen Hälfte des Maisfeldes und stießen prompt mit Frodo und Rosalie zusammen.

„Was treibt ihr denn hier?“, wollte Odette verblüfft wissen.

„Ähm, in Bauer Maggots Maisfeld liegen und uns von deinen Kumpanen umrennen lassen?“, schlug Rosalie vor.

„Oh.“, machte Odette betroffen. Sie hatte gar nicht gewusst, dass dies der Fall war. Sie war nur wie üblich mit Merry und Pippin durch die Gegend gestrolcht.

„Oh.“, kam es nochmals von Odette, dann riss sie Pippin von Frodo runter und kommandierte: „Abflug! Maggot kommt hier gleich hin!“

Sofort rappelten auch Merry und Rosalie sich auf und die gesamte Gesellschaft verschwand, bis auf Sam, der fasziniert beobachtete, wie die Sense des Bauers über dem Mais tanzte.

„Sam!“, knurrte eine Stimme. Rosalie stand hinter ihm, machte kurzen Prozess und zog Sam einfach mit. Niemand der Hobbits hatte das Bedürfnis von Bauer Maggot Dresche zu beziehen. Nicht, wenn es sich vermeiden ließ…

Zu dumm, dass niemand darauf achtete, WOHIN sie rannten. Prompt erreichten sie den Abhang und kullerten einer nach dem anderen wie die dicken, fetten Pfannekuchen bis auf die Straße.

„Au, verdammt. Soso, nimm deine spitzen Knochen aus meinem Rücken!“, fluchte Lucia, die zwischen Frodo und Sophia eingekeilt war. Odette hatte da noch am meisten Glück gehabt; sie war auf Pippin gelandet, der sich nicht eben wenig freute, eine so fantastische Aussicht auf Odettes Dekolletee zu haben. Lange währte dieses Glück jedoch nicht, entdeckte Merry, nachdem er festgestellt hatte, dass er sich nichts gebrochen, dafür aber eine Möhre entzwei gehauen hatte, Pilze. Sofort sprang Odette auf, um sich mit Merry um die Köstlichkeit zu kloppen, woran Pippin sich ebenso tatkräftig beteiligte, wie auch Sam und Lucia. Sophia und Rosalie beobachten die Freundinnen mit belustigten Mienen. Nur Frodo schien sich ganz und gar nicht wohlzufühlen.

„Können wir nicht bitte von der Straße runter?“, fragte er unbehaglich.

Der Ton seiner Stimme erinnerte Rosalie daran, dass in Bälde der Nazgûl auftauchen würde.

‚Und wie sollen wir alle unter die verdammte Baumwurzel passen?’

„Runter von der Straße!“, kam es alarmiert von Frodo.

Sofort erwachte Rosalie aus ihrer Starre, riss Soso mit sich. Halb fallend, halb kletternd quetschten sich die Halblinge und Sophia unter die Baumwurzel. Atemlos und ängstlich wartete man ab, was wohl nun geschähe.

Und sie wurden nicht lange auf die Folter gespannt. Das Trappeln von Pferdehufen war zu hören. Instinktiv kauerten sich die Halblinge näher aneinander. Sophia spürte Gänsehaut auf ihren Armen.

Wo war Gandalf, wenn man ihn brauchte?

Doch sie kannte die Amtwort nur allzu gut. Mühsam verkniff sie sich einen leisen, wehleidigen Seufzer.
 

Das Pferd stoppte. Der schwere Atem des Tieres jagte Schauer über die Rücken der sich Versreckenden. Zwar wussten die Mädchen, dass ihnen nichts geschehen würde, dennoch...

Es war beängstigend. Die sonst so freche Odette war ganz still, klammerte sich an Pippin und hatte das Gesicht in seinem Hemd vergraben. Lucia hielt die Augen geschlossen, Stoßgebete gen Himmel sendend. Auch Rosalie fühlte sich beklommen. Sie griff ganz unwillkürlich nach Frodos Hand.

Der Schwarze Reiter stieg von seinem Pferd, schnüffelnd. Er konnte zwar nicht sehen, aber sein Geruchssinn war umso besser. Und wenn er eines riechen konnte, dann war das Furcht. An diesem Ort stank es grade zu danach...

Er legte die Hände auf die Rinde der Baumwurzel, das Holz quetschend und weiter schnuppernd. Der Geruch von Angst war jetzt ganz deutlich... Nur noch ein bisschen länger und er würde wissen, wo sie sich versteckten...

Doch soweit sollte es nicht kommen. Merry, der zwar Spaß daran hatte, Maggot auf die Palme zu bringen, zögerte nicht lange, sein Diebesgut zu opfern. Zumal er Insekten widerlich fand. Und er nicht wollte, dass die Mädchen aufkreischten, weil da ein paar Spinnenviecher über ihre Füße krabbelten( wobei ihm erst später auffiel, dass Sophia Schuhe trug). So warf er denn den Sack fort. Der Nazgûl hörte das Geräusch, sprang auf sein Pferd und war auf und davon, wie ein geölter Blitz.

Auch die Hobbits und Sophia verschwendeten keine weitere Sekunde. Sie rappelten sich auf, ihr Heil in der Flucht suchend.

„Was war denn das?“, wollte Pippin wissen, immer noch geschockt(wenn er auch Odettes Annäherung genossen hatte).

„Das Ding war auf der Suche nach etwas... Oder jemandem...“, fügte Merry hinzu, Frodo scharf anblickend.

Dieser gab sich einen Ruck. Es hatte ja doch keinen Sinn, es zu verleugnen.

„Sam, Lucia, Rosalie, Sophia und ich müssen schnellstmöglich nach Bree, ins Gasthaus ‚Zum tänzelnden Pony’.“

Merry brauchte nur wenige Augenblicke.

„Alles klar, schon verstanden. Bockenburger Fähre.“
 

Damit war also beschlossen, dass die Hobbits und Sophia von Merry, Pippin und Odette begleitet würden. Sie schafften es mit Ach und Krach nach Bree, wurden in Hobbitzimmern einquartiert und stellten sich dort zum ersten Mal eine bis dahin unwichtig erscheinende Frage...

Wo sind eig. die Anderen?

Kapitel Acht: Wo sind eig. die Anderen?
 

„Sag mal, Rosa.“, kam es von Sophia mitten im Abendessen, „wo sind eigentlich Meggi, Diana, Les und Kiana?“

Rosalie legte ihren Kopf schief, nur mit den Schultern zuckend...
 

Tatsache war, dass Meggi in Lothlorien aufgewacht war und herausgefunden hatte, dass sie hier die Tochter von Celeborn und Galadriel war(und damit Elronds Schwägerin). Mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt, dass man sie Athanasia ansprach und nur Elbisch geredet wurde. Dennoch fragte sie sich, wo ihre Freundinnen, und vor allem Diana, abgeblieben waren...
 

Diana Schell war ein lebenslustiges, kleingewachsenes Mädchen mit frechem Mundwerk und wildem Temperament. Sie glaubte nicht an Träume und Liebe auf den ersten Blick. Ihr Hirn war vollkommen rational. Doch als sie erwachte, das bärtige Gesicht eines Zwerges vor ihren Augen, kam sie nicht umhin, zu glauben, in einem Traum gelandet zu sein.

„Ah, wieder unter den Lebenden?“, ertönte die tiefe Bassstimme, die Diana nur allzu bekannt vorkam. Auch das Gesicht sagte ihr etwas, doch sie konnte sich auf das alles keinen Reim machen.

„Was ist passiert?“, fragte sie stattdessen.

Der Zwerg lachte brummelnd, ehe er ihr antwortete.

„Du hast dir ganz schön den Kopf angestoßen. Kein Wunder, wenn man gegen einen Ast rennt.“

Abrupt setzte Diana sich auf.

„Bitte was?“, fauchte sie, den Zwerg anfunkelnd. Dieser wich einige Zentimeter zurück, wollte er doch nicht von einer kleinwüchsigen Menschenfrau einen Kopf kürzer gemacht werden.

„Es ist, wie ich sagte. Auf der Flucht vor ein paar räudigen Orks bist du mit einem Baum kollidiert.“

„O...orks?“

Unglauben machte sich in Diana breit.

„Aber die gibt es doch nur in Mittelerde!“

„Rat mal, wo du bist!“, erwiderte der Zwerg sarkastisch.

„So ein Scheiß...“, murmelte Diana, an sich selbst gewandt, „wie kann ich denn in Mittelerde sein? Wir waren doch...“

Zu ihrem Unglück hatte der Zwerg verdammt gute Ohren(wie eben bei Zwergen üblich) und hielt nicht mit seiner Neugier über ihr, ihm sinnlos erscheinendes, Gebrabbel hinterm Berg.

„Ich weiß nicht, wovon du redest, aber sag mir lieber gleich alles. Und wenn das nicht die Wahrheit ist, dann gnade dir Illuvatar!“
 

Erfreulicher lief es dagegen für Lesly. Als sie erwachte, war sie allein. Aber der Ort kam ihr bekannt vor. So als hätte sie ihn schon tausendmal gesehen. Es war friedlich. Und hell. Hoffnungsfroh, erhaben, schön und beruhigend zugleich.

‚Ich kenne das alles hier. Das ist wie eine Erinnerung... Aus einem Traum... Oder wie ein Traum aus einem Traum.’

Sie erhob sich aus ihrem Bett, feststellend, dass sie in ein allzu kostbares Gewand aus cremefarbenem Samt gekleidet war. Ihre Augen erschienen ihr schärfer. So wie alle ihre Sinne. Sie trat zu dem weitläufigen, glaslosen Fenster. Der Ausblick verschlug ihr schier die Sprache. Goldene Blätter hingen an den Bäumen, wehten in der leichten Herbstbriese und die Sonne vergoldete den kleinen Flusslauf, sowie die Gebäude, die Lesly erkennen konnte. Ungläubig wandte sie sich um. Und sah sich einem Spiegel gegenüber. Ihre Augen wurden groß und kungelrund. Was war mit ihr geschehen?

Ihre Augen hatten noch immer dasselbe Blau, schienen aber weiser und älter. Ihr Haar war seidiger, schimmerte im Licht. Das Seltsamste und Erschreckendste an ihr waren jedoch die Ohren. Spitz waren sie, wie von einer Elbin.

Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.

‚Ich bin in Mittelerde. Ich bin eine Elbin. Und ich bin allein hier...’
 

Für Kiana kam es wohl am Dicksten. Denn als sie ihr Bewusstsein wiederfand, hing sie quer über einem Sattel, das Gesicht gegen die Flanke des Pferdes gedrückt.

„Himmel, Arsch und Zwirn!“, fluchte sie.

Das Pferd bewegte sich. Schnell. Zu schnell. Und der Reiter hatte nicht mal bemerkt, dass Kiana wach war. Noch nicht, jedenfalls.

Allerdings musste unsere blonder Dickkopf noch ein Weilchen warten, eher er von seinem ‚Leid’ befreit war.

„Ach, du bist ja schon wieder bei Bewusstsein!“

Kiana hob den Kopf, dem Mann, der sie eindringlich musterte, einen bitterbösen Blick zuwerfend.

„Blitzmerker!“, knurrte sie, nur um dann hinzuzufügen: „Wenn der Herr die Güte hätte, mich aus dieser absolut unbequemen Lage zu befreien?“

Beißender Sarkasmus sprach aus ihren Worten.

„Wenn ich es mir recht überlege, lasse ich dich lieber, wo du bist. Ungefährlicher für mich!“, meinte Monsieur völlig unbefangen, sogar grinsend.

„Wag es und ich bring dich auf der Stelle um, Hornochse!“, schimpfte Kiana, die es hasste, wenn man sie länger als unbedingt nötig warten ließ.

„Versuchs doch, Kleine!“

Damit hatte Monsieur leider die vollkommen falsche Wortwahl erwischt. Wenn es eins gab, was Kiana verabscheute, dann war es, wenn man sie ‚klein’ nannte. Darauf reagierte sie äußerst allergisch.

Keine zwei Minuten später hatte sie sich mit roher Gewalt aus ihrer unbequemen Lage befreit, rutschte vom Pferd und stürzte sich auf Monsieur, der so perplex war, dass er nicht mal dazu kam, sich zu wehren.

„Niemand nennt mich ungestraft, ‚klein’, kapiert?“, fauchte Kiana, ihn mit ihren Fäusten malträtierend.

Endlich kam Leben in den Mann und ehe unsere Wildfang sich versah, hatte er sie außer Gefecht gesetzt und presste sie gegen den Stamm eines Baumes.

„Und? Was willst du jetzt machen, ‚Kleine’?“

Reiner Zynismus sprach aus ihm und Kiana hasste sich dafür, dass sie nicht stark genug war, diesem Dreckskerl eine reinzuwürgen.

„Wer bist du überhaupt?“, fragte der Mann aus heiterem Himmel.

„Als wenn dich das was anginge!“, kam die pampige Antwort.

„Hey, immerhin hab ich dein wertloses Leben gerettet!“

Das ließ Kiana verstummen. Sie musterte den Mann misstrauisch, ihn zum ersten Mal richtig ansehend. Bis es ihr wie Schuppen von den Augen fiel.

„Boromir von Gondor...“, flüsterte sie leise, Unglauben in ihrer Stimme.

„So ist es.“
 

In Bree geschahen viel aufregendere Dinge. Frodo beging nämlich seine unvermeidliche Dummheit, was dazu führte, dass unsere Mädels Aragorn zu Gesicht bekamen(und natürlich wieder nicht den Mund halten konnten und direkt ausplauderten, dass sie wussten, dass er Isildurs Erbe war). Aragorn kam nicht umhin, den Mädchen gegenüber misstrauisch zu sein, ließ sich aber dazu überreden, die vier auf der Reise nach Bruchtal zu dulden...

Also doch Bruchtal

Kapitel Neun: Also doch Bruchtal
 

Nach weiteren unschönen Begegnungen, die vor allem Frodo übel mitspielten, gelangte die Gruppe um Aragorn endlich nach Bruchtal. Besonders Sam war aufgeregt, weil er doch unbedingt Elben sehen wollte! Seine ‚Schwester’ hingegen hatte nur ein einziges Ziel: zu Frodo zu kommen und sicherzugehen, dass es ihm gut ging.

‚Sterben kann er nicht. Sonst verliert ja alles seinen Sinn!’, betete Rosalie sich immer wieder vor. Trotzdem machte sie sich einfach unglaubliche Sorgen. Sophia bemerkte das natürlich. Um die Freundin zu trösten legte sie ihr einen Arm um die Schulter, was allerdings ziemlich seltsam war, da Rosalie ja nun Hobbitgröße hatte, Sophia aber nicht. Dennoch war die zierliche Verehrerin Frodos dankbar für die Anteilnahme. Auch Odette und Lucia tat es weh, Rosalie so zu sehen. Doch sie waren ebenso damit beschäftigt, Pippin und Merry näher zu kommen, was sich im Falle Pippins als etwas Schwieriger herausstellte, als geplant. Zwar war der junge Tuk frech wie Oscar und ein kleiner Draufgänger, doch wenn es um Gefühle ging, war er merkwürdig schüchtern. Das frustrierte Odette ungemein, die keine solche Hemmungen kannte, eben allein deshalb, weil sie wusste, dass sie, auch wenn Pippin sie abweisen sollte, immer noch einen Mann abbekäme. Sie sah dieses ganze Liebeszeug ziemlich locker. Und damit war sie die Einzige in der Gruppe, die Herzschmerz leicht wegsteckte. Was aber auch daran liegen konnte, dass Odette niemals ernsthaft verliebt gewesen war. Anderes erging es da Lucia. Sie verstand sich prächtig mit Merry. Und eben weil sie etwas leiser und sensibler war als ihre beste Freundin, merkte sie einfach, dass zwischen ihr und Merry definitiv etwas war. Dass sie beide dasselbe füreinander empfanden. Es bedurfte keiner großen Worte. Für Lucia war es ohnehin noch zu früh, um an eine ernsthafte Verbindung mit ihrem Traumprinzen zu denken. Lieber neckte sie ihn ein wenig und ließ sich von ihm viel über die Brandybock- Ländereien erzählen.
 

Kaum, dass die vier Mädchen mit ihren Gefährten Bruchtal erreicht hatten, hörten sie einen lauten Aufschrei.

„Mädels!“

Die Vier wandte sich um. Kiana kam auf sie zugestürzt und drückte jede von ihnen derart fest, dass ihnen die Luft wegblieb.

„Ich bin SO froh, euch zu sehen! Les ist auch hier, aber von Diana und Meggi keine Spur...“, sprudelte Kiana heraus, sah sich kurz verstohlen um und verkündete dann: „Ihr glaubt ja gar nicht, was für ein arroganter aufgeblasener Sack dieser Boromir ist!“

Die vier Anderen prusteten los. Bis auf Kiana hatten das alle schon vor langer Zeit geschnallt. Aber Kianas Schwärmerei für den Truchsessensohn war eben rosarot gewesen, wie in diesen amerikanischen Teenie- Filmen.

„Hast du das auch endlich begriffen?“, kam es lautstark von Odette, „Jeder weiß doch, dass Boromir ein aufgeblasener, egoistischer, narzisstischer, chauvinistischer, verwöhnter Fürstensohn ist!“

„Ach, ist das so?“, erklang es kühl hinter dem überschwänglichen Mädchen.

Odette drehte sich langsam, ganz langsam um und wurde kreidebleich.

„Verdammte Scheiße!“, entfuhr es ihr.

Boromir von Gondor stand ihr genau gegenüber und musterte sie mit eisigem Blick. Kiana, die schräg neben Odette stand, wurde leuchtendrot vor Scham und wäre am Liebsten im Erdboden versunken. Sie schluckte.

Jetzt aber trat Lucia hervor, die um Einiges mehr an Taktgefühl hatte, als Odette.

„Nehmt es ihr nicht übel, aber sie kann sich mit unpassenden Kommentaren nie zurückhalten. Wir sagen immer, dass sie in eine Kompanie Straßenräuber gehört mit ihrer frechen Art.“

Boromir blieb weiterhin ungnädig. Er ließ sich doch nicht von so einer halben Portion beleidigen!
 

Bevor die Situation eskalieren konnte, tauchte Lesly auf. Sie trug ein atemberaubendes Gewand aus blauem Samt, das sie außerordentlich gut kleidete. Ihre langen braunen Haare waren zu einem lockeren Zopf geflochten und fielen ihr über die linke Schulter. Mit einem breiten Lächeln trat sie zu den Mädchen.

„Ich freue mich so, euch zu sehen!“, sagte sie glücklich, zog Kiana an sich und drückte sie, obwohl diese ja schon etwas länger in Bruchtal weilte.

Boromir verzog sich beleidigt und überließ die Mädchen sich selbst. Auch die drei Hobbits und Aragorn waren längst verschwunden. Sam war so gleich an Frodos Bett geeilt, kurze Zeit später gefolgt von Rosalie, die es kaum noch ausgehalten hatte.

Der geheime Rat, der nicht geheim ist

Kapitel Zehn: Der geheime Rat, der nicht geheim ist
 

Die Herbsttage in Bruchtal waren für alle Anwesenden sehr angenehm. Sie bekamen neue Gewänder, was vor allem Kiana gefiel, die solche Kleider über alles liebte. Und natürlich kam sie nicht umhin, sich von Boromir ein paar Worte darüber anhören zu müssen. ‚Bauerntrampel’ war nur eine Beleidigung, die er ihr an den Kopf warf. Wenn er geglaubt hatte, sie würde darauf nichts erwidern, war er definitiv auf dem Holzweg. Kiana ließ sich nichts gefallen. Schon gar nicht von jemandem, für den sie hoffnungslos schwärmte. Ihn mit Verachtung zu strafen oder ihm freche Kommentare zu sagen, war für sie ein Schutzmechanismus, damit er auch ja nicht merkte, wie viel ihr an ihm lag. Und diese Taktik ging auf.

Boromir, der sie trotz ihrer kratzbürstigen Art mochte, verstand gar nicht, was er ihr eigentlich getan hatte. Na gut, er neckte sie ständig und gab Dinge über sie zum Besten, die nicht mal ansatzweise der Wahrheit entsprachen, dennoch... Konnte sie nicht einfach nur nett zu ihm sein?
 

Diana, die mittlerweile geschnallt hatte, dass sie wirklich in Mittelerde war, kam zwei Tage nach den anderen Mädchen in Bruchtal an, im Gefolge von Zwergen, darunter Gimli. Er hatte ihr, nachdem sie ihm erzählt hatte, dass sie nicht wüsste, wie sie hergekommen sei und dass garantiert Magie im Spiel war(schließlich glaubten die Bewohner Mittelerdes alle samt und sonders daran), berichtet, was sich genau zugetragen und wie sie sich die Beule an ihrer Stirn zugezogen hatte. Ansonsten verstand sie sich gut mit Gimli, da er doch ein umgänglicher Kerl war. Trotzdem war sie froh, als sie Bruchtal endlich erreichten, da sie doch hoffte, ihre Freundinnen mögen auch hier gelandet sein und sie wäre nicht allein in diesem Wahnsinn. Diana wurde nicht enttäuscht. Odette und Kiana rannten sie fast um und auch Rosalie und Lucia begrüßten die Freundin mit einer herzlichen Umarmung. Einzig Lesly fehlte. Vermutlich hatte sie mal wieder eine ihrer supertollen Unterhaltungen mit Mr. Herr von Bruchtal- Elrond- Ich spreche nur in Rätseln.

„Sagt mal, wo ist Meggi? Wenn ihr alle hier seid, wo ist dann sie?“, wollte Diana nach einer Weile wissen.

„Tut uns Leid, Di, aber wir haben auch keine Ahnung, wo sie stecken könnte.“, musste Lucia beichten.

„Mach dir keine Sorgen!“, trompetete Odette, „Meggi geht’s garantiert gut! Die kann auf sich aufpassen.“

Diana kam dennoch nicht umhin sich um ihre beste Freundin zu sorgen. Sie seufzte.

„Hey, kein Trübsal! Gleich fängt Elronds Rat an und da sollten wir definitiv dabei sein, wenn hier nicht schon Endstation für uns sein soll.“, meinte Kiana, die schon drauf und dran war zu verschwinden. Aus der Ferne noch mal einen Blick auf Boromir werfen. Auch wenn sie das ihren Freundinnen nie gestanden hätte.
 

Zu Beginn des Rates verhielten die Mädchen sich auch noch ruhig. Merry, Pippin und Sam leisteten ihnen Gesellschaft, da sie nicht geladen waren, im Gegensatz zu Frodo, der mal wieder eine Extrawurst gebraten bekam. Das fuchste vor allem Odette, die ein Zappelphilipp war und kaum eine Minute ordentlich still sitzen konnte. Pippin neben ihr erging es nicht gerade besser. Und durch ihre ständige Rumrutscherei hatten die anderen Versteckten Mühe, etwas vom Rat mitzubekommen.

„Jetzt hört mal auf!“, zischte Kiana erbost.

Soeben hatte Boromir angehoben zu sprechen. Und davon wollte sie nicht ein Wort verpassen, auch wenn sie wusste, dass er völligen Quatsch von sich gab. Beleidigt hielt Odette sich daran und kniff Pippin zur Strafe, obwohl der ja nun auch nichts dafür konnte.

Fast wäre es zu einer kleinen Schlägerei gekommen. Entdeckt wurden sie nur deswegen nicht, weil in jenem Moment der große Streit zwischen den Ratsmitgliedern ausbrach. Und zwar in einer Lautstärke, dass einem das Trommelfell hätte platzen können.

Schlussendlich aber tat Frodo seinen verhängnisvollen Schritt und bekam Zusicherungen von Gandalf, Aragorn, Legolas, Gimli und Boromir. Da war der Zeitpunkt gekommen ans Licht zu treten. Und genau das taten unsere Heldinnen und ihre drei Begleiter.

„Ohne uns geht’s nirgendwo hin!“, krähte Odette, Elronds Missfallen erregend. Doch bevor er verstimmt reagieren konnte, argumentierte Lesly oder besser Ireth ihn fast zu Tode.

„Na gut, dann soll es so sein!“, verkündete Elrond, immer noch angepisst, „Ihr haben sich nun 14 mutige Herzen versammelt, um diese Queste durchzustehen. Möge es ihnen gelingen!“

Der Aufbruch ins Abenteuer

Kapitel Elf: Der Aufbruch ins Abenteuer
 

Schon früh am nächsten Morgen trommelte man die Gefährten zusammen. Kiana, Odette, Lucia, Rosalie, Diana und Sophia hatte man mit Waffen ausgestattet, da sie keine gehabt hatten, als sie in Bruchtal angekommen waren. Nur Lesly war schon mit einem Bogen bedacht gewesen, was daran liegen mochte, dass sie eine Elbin war- zumindest hier in Mittelerde. Die Männer in der Runde, zumindest die Kampferprobten, fanden das nicht sonderlich witzig. Ihnen würde nämlich die undankbare Aufgabe zu fallen, den Neulingen den richtigen Umgang mit Waffen beizubringen. Kiana aber ließ das völlig kalt. Sie brannte darauf, sich mit Boromir zu messen, wohlwissend, dass er ihr haushoch überlegen war. Aber gerade dies stachelte sie an.
 

Bevor es endgültig losging, wurden die 14 noch von Elrond und seinem Hofstaat verabschiedet. Dass sowohl Aragorn und Arwen, als auch Elrond und Lesly kurz verschwanden, ließ nur einen Schluss zu: sie wollten sich privat verabschieden. In aller Ruhe. Ungestört. Und zwar nicht nur mit Worten. Bei diesem Gedanken musste Odette äußerst breit grinsen. Allerdings mussten die 12 verbliebenen Gefährten nicht lange auf die Rückkehr von Aragorn und Lesly warten. Der Abschied unter zwei Augen neigte sich rascher dem Ende zu, als gedacht. So kam es, dass Lesly mit einem weinendem und einem lachenden Auge Bruchtal verließ, Aragorn hingegen voller bitterer Gedanken, die Elrond enthielten und den Abendstern, der dem Waldläufer um den Hals baumelte.

Der erste Reiseabschnitt ging vergnüglich an den Gefährten vorüber. Kiana kabbelte sich mit Boromir und Legolas sich mit Gimli, wobei der Zwerg von Diana unterstützt wurde. Gandalf ging mit Sophia, Aragorn und Frodo an der Spitze. Dann folgten Sam, Rosalie und das Pony Lutz. Odette, Lucia , Pippin und Merry bildeten den Mittelteil der Gruppe, danach kamen die Streithähne und den Schluss bildete Lesly. Alles in allem verlief dieser Abschnitt nach Plan. Sie kamen schnell voran und fielen kaum auf, da sie sich durch Wälder schlugen, die außer den Elben niemand je betreten hatte. Vor allem der Zwerg fühlte sich angesichts dieser Tatsache nicht sonderlich wohl, fand sich aber recht schnell damit ab, was Diana Verdienst war, da sie Gimli kaum von der Seite wich und ihn mit Fragen über sein Zuhause bombardierte, die ihn derart beschäftigten, dass er völlig vergaß auf Legolas rumzuhacken.
 

Tatsächlich beschlossen die Kämpfer den Unbedarften endlich beizubringen, wie man oder eher frau mit einer Waffe umzugehen hatte. Vor allem Kiana legte einen geradezu krankhaften Ehrgeiz an den Tag und einen Lerneifer, der nicht nur Boromir überraschte, sondern auch Lesly. Sie kannte ihre Freundin sonst nicht so verbohrt. Allerdings trugen Kianas Bemühungen bald Früchte. Sie kämpfte ausgesprochen gut und es gelang ihr mühelos einen Übungskampf gegen ihre Freundinnen zu gewinnen. Nur an Boromir, da biss sie sich weiterhin die Zähne aus.

Wie auch immer, unsere Freunde wanderten weiter nach Süden und taten dabei ihr möglichstes, nicht gesehen zu werden. Eines schönen, sonnigen Tages machten sie auf einem Felsenplateau Rast. Sam kochte etwas Nettes, Frodo saß mit Rosalie neben ihm und beobachtete die Schwertkampfübungen von Merry und Pippin mit Boromir. Kiana unterhielt sich mit Lesly, Sophia saß bei Gandalf und Gimli. Legolas spähte umher, um zu prüfen, ob Feinde in der Nähe waren. Diana kletterte an den Findlingen herum und hatte so ihren Spaß, während Odette und Lucia Merry und Pippin lautstark bei ihrem Kämpfchen gegen Boromir anfeuerten. Die Stimmung war entspannt. Alle genossen die Pause.

Bis Legolas einen Wolkenfetzen bemerkte, der sich rasch näherte. Und dazu noch gegen den Wind. Als dieser ominöse Gegenstand näher kam, konnte der Elb erkennen, dass es sich um Krähen handelte, Späher. Sofort brach Geschäftigkeit aus im Lager. Sam löschte sein Feuer. Die Bündel wurden versteckt, Lutz ebenso und die Gefährten suchten Schutz im Gebüsch. Kiana allerdings war von den Krähen derart fasziniert, dass sie sich vom Anblick selbiger nicht losreißen konnte. Was beinahe ihrer aller Verhängnis geworden wäre, wenn nicht Boromir das Mädchen auf den Boden und in den Schutz der Büsche gezogen hätte.

Fürwahr, jetzt begann das Abenteuer spannend zu werden.

Und Streit gibt's doch!

Kapitel Zwölf: Und Streit gibt’s doch
 

Nach diesem Zwischenfall konnte kaum jemand mit einer tadelnden Bemerkung hinter dem Berg halten. Nur Lesly hielt den Mund. Sie wusste, wie sehr diese Worte ihre beste Freundin schmerzen mussten. Zumal Kiana äußerst empfindlich war, was sie jedoch kaum jemals eingestand. Nein, sie wollte nicht schwach sein. Natürlich tat es weh, zu wissen, dass sie beinahe alles verdorben hätte, aber sie ließ sich nichts anmerken, sondern biss die Zähne zusammen. Das tat sie immer, auch in ihrem alten Leben. Eine Zeit lang ging das auch gut, doch irgendwann kam unweigerlich der bekannte Tropfen, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. Und dann war Schluss mit lustig.

Noch ging es. Kiana redete sich ein, sie hätte es verdient. Und im Prinzip stimmte das sogar. Immerhin hätten diese Späher sie wirklich sehen können, womit das Schicksal der Beteiligten besiegelt gewesen wäre. Das Wissen, beinahe Schuld am Untergang Mittelerdes gewesen zu sein, belastete sie sehr und machte sie dünnhäutig. Jede Bemerkung, die an sie gerichtet wurde, schmerzte sie, auch wenn es um etwas völlig anderes ging. Lesly kam nicht umhin, sich Sorgen um Kiana zu machen. Ihre Freundin schwieg. Nicht einmal zu der Halbelbe sprach sie über das, was sie bedrückte. Und wenn Lesly versuchte, mit Kiana darüber zu sprechen, wich sie aus. Stattdessen lief sie schweigend am Ende des Zuges und überließ sich ganz ihren trübsinnigen Gedanken.
 

Das fiel natürlich auch allen anderen Anwesenden auf. Boromir, der sich mit bissigen Bemerkungen zurückgehalten hatte, fragte sich, warum das sonst so lebhafte Mädchen sich abkapselte, nicht mehr an Unterhaltungen teil nahm und freiwillig die erste Wache übernahm. Der Vorfall mit den Spähern musste Kiana sehr aus der Bahn geworfen haben, wenn sie sich so in sich selbst zurückzog. Boromir kannte dieses Verhalten von seinem jüngeren Bruder Faramir sehr gut, weswegen er recht bald die richtigen Schlüsse aus Kianas Benehmen zog. Er kam nicht umhin, sie zu bemitleiden. Die restlichen Gefährten staunten nicht schlecht, als Boromir sich zu Kiana gesellte, die immer noch am Schluss des Zuges marschierte, den Kopf gesenkt haltend und beständig in reuevolle Gedanken versunken. Zuerst versuchte der Truchsessensohn noch, eine Unterhaltung in Gang zu bringen, ließ es aber bald bleiben, als er merkte, dass Kiana ihm nicht zuhörte, ja, ihn nicht einmal ansah. Wie Faramir auch hatte sie sich von jedem Geschehen zurückgezogen. So wanderte Boromir schweigend an Kianas Seite und half ihr damit doch mehr, als er ahnte. Lesly, die zwar ihre beste Freundin am besten kannte, hatte dies nicht getan, weil sie geglaubt hatte, alles würde sich wieder einrenken, wenn man Kiana nur genügend Zeit ließ, das Geschehene zu verarbeiten, doch Lesly ahnte nicht, wie sehr es ihre Freundin nach Gesellschaft verlangte. In ihrer Clique setzte das allerdings voraus, dass man zu Gesprächen und Witzen aufgelegt war, aber Kiana konnte sich einfach nicht überwinden und ihre Trübsal hinter sich lassen, so dass die anderen Mädchen sich lieber zurückhielten.
 

Es war Abend und das Nachtlager war aufgeschlagen worden. Sam kochte das Abendessen, während Gandalf sich mit Aragorn und Sophia beriet, die Hobbits ihren Spaß hatten, Diana und Gimli sich gegenseitig zotige Witze erzählten und Lesly etwas zeichnete. Kiana hingegen hielt sich am Rand des Lagers auf. Sie saß auf dem harten Boden, hatte die Arme um ihre Knie geschlungen. Boromir, der in eine Unterhaltung mit Legolas verstrickt war, warf ihr unablässig Blicke zu, aber er näherte sich ihr nicht. So ging es bis Sam zum Essen rief. Kiana kam auch tatsächlich angetapert, nahm sich eine Schüssel und machte Anstalten, sich wieder zu entfernen. Gandalf, der ziemlich zornig gewesen war über Kianas Benehmen bei dem Zwischenfall mit den Krähen, bereute dies inzwischen zutiefst. Er erhob sich, auf seinen Stab gestützt, und rief sie an. Tatsächlich drehte das Mädchen sich um. Ihr Gesicht war vollkommen ausdruckslos, was vor allem ihre Freundinnen erschreckte. So hatten sie die Freundin noch nie zuvor gesehen.

„Bleib doch in unserem Kreis, Kiana.“, sagte der alte Zauberer sanft und versuchte es mit einem Lächeln. Einen Augenblick lang sah es tatsächlich so aus, als würde Kiana seiner Bitte folgen, dann aber schüttelte sie ganz langsam den Kopf.

„Nein, danke.“

Es waren die ersten Worte, die sie seit Tagen sprach. Ihre Stimme klang seltsam erstickt. Da sprang Odette, die es nicht länger aushielt, auf und rief laut und empört: „Spinnst du? Was soll dieser Quatsch mit dem Alleinsein? Wen willst du damit reizen?“

Stille. Atemlose Stille. Lesly und Boromir, ja sogar der unsensible Pippin, spürten, das Odette genau das Falsche getan hatte. Die Blonde merkte es gar nicht, sondern machte ihren Gefühlen weiter Luft.

„Setz dich gefälligst zu uns und sei kein elender Trauerkloß, Kiana!“, forderte Odette.

Kiana wurde bleich. Ihre Hände zitterten und die Holzschale entglitt ihrem Griff, fiel zu Boden und der Kanincheneintopf spritze über die gefrorene Erde.

„Das bin ich also für dich. Ein Trauerkloß, ja?“

Ihre Stimme klang gefährlich leise. Noch hielt sie den Blick gesenkt.

„Ja, klar!“, erwiderte Odette unverblümt, „Sicher, du hast Mist gebaut, aber das ist kein Grund, dich abzukapseln und mit einer Leidensmiene herumzulaufen wie Sascha Kristin!“

Das Maß war voll. Kiana hob den ruckartig den Kopf. In ihren Augen blitzte es.

„So. Das hältst du also von mir, Odette? Und du willst meine Freundin sein?“

Tränen sprangen in Kianas Augen, ganz gegen ihren Willen, doch aller Schmerz wollte nun hinaus. Sie schluchzte auf, dann rief sie laut und durchdringend: „Fein, wenn das so ist, dann braucht mich hier wohl keiner mehr!“

Kiana machte auf dem Absatz kehrt und rannte in die Dunkelheit davon. Zurück blieben die Gefährten und eine bedröppelte Odette.

„Ganz toll!“, knurrte Boromir, der sich erhoben hatte, als er an Odette vorbei ging und in die Richtung eilte, die Kiana eingeschlagen hatte. Ganz langsam drehte die Sünderin sich um. Die anderen sahen sie böse an. Es war klar, dass sie Odette die ganze Schuld gaben.

„Wirklich, das hättest du feinfühliger rüberbringen können!“, schalt Lesly. Sie nahm ihren Bogen.

„Ich gehe jetzt Kiana suchen. Wer hilft mir?“, fragte die hochgewachsene Elbe in die Runde.

Bis auf Pippin, Odette und Sam erklärten sich alle bereit. Sam argumentierte, dass Kiana sicherlich noch Eintopf haben wollte, wenn sie zurückkehrte und jemand zur Sicherheit ohnehin im Lager bleiben sollte. Pippin, der eigentlich hatte suchen wollen, meinte schließlich, dass mindestens drei zurückbleiben sollten. Zur Strafe für ihre harten Worte durfte Odette nicht mitkommen, um Kiana zurückzuholen.
 

Stille kehrte ein im Lager. Sam kümmerte sich hingebungsvoll um den Eintopf, ignorierte aber Odette völlig. Er hatte sie ohnehin noch nie so wirklich leiden können und nicht verstanden, wie seine Schwester Rosalie mit ihr befreundet sein konnte. Odette selbst war ein einziges Häufchen Elend. Betrübt stocherte sie mit einem Stöckchen im Feuer, während Pippin ihr erklärte, dass er fände sie hätte sich doch zu hart ausgedrückt. Wütend pfefferte Odette schließlich das Hölzchen ins Feuer und sprang auf.

„Du auch noch, Pip? Fein, dann kümmert euch doch alle um Kiana!“, fauchte sie, ehe sie es der Freundin gleichtat und ebenfalls das Lager verließ. Tränen rannen über ihre Wangen. Schon bereute Odette ihre Härte und die Wortwahl, aber man ließ sie ja keine Abbitte leisten! Alle hackten nun auf ihr herum! Wie ungerecht!

Pippin sah ihr verstört nach, dann wandte er sich an Sam: „Tut mir Leid, du musst wohl allein das Lager hüten!“

Dann preschte der Hobbit seiner Cousine nach, in der Hoffnung sie besänftigen zu können. Sam sah ihm nach und zuckte die Schultern. Die hatten heute alle einen Stich, befand er, weiter im Eintopf rührend.

Ein Kuss, ein Kuss

Kapitel Dreizehn: Ein Kuss, ein Kuss
 

Kiana hatte keine Ahnung, wo sie sich befand oder wie weit sie sich vom Lager entfernt hatte. Es interessierte sie auch gar nicht. Immer noch stürzten Tränen aus ihren grauen Augen und verschleierten ihre Sicht. Sie stolperte über einen Stein, schlug der Länge nach hin und blieb schließlich einfach liegen. Sie hatte keine Energie mehr, um weiter zu flüchten. Man mochte sie finden oder nicht. Sie war ohnehin in Ungnade gefallen und es würde keinem einfallen, nach ihr zu suchen oder sie gar zu vermissen. Immer tiefer verstrickte Kiana sich in diese unsinnigen Gedanken.

‚Und Boromir... Boromir wird mich am allerwenigsten vermissen!’, dachte sie voll Bitterkeit und Selbsthass.

„Es ist meine Schuld... Ich hätte nicht so frech sein müssen. Vielleicht hätte ich dann eine Chance gehabt.“, sagte Kiana heiser in die dunkle Stille.

Ganz in der Nähe blieb unvermittelt jemand stehen.
 

„Manchmal verdient Odette einfach links und rechts ein paar Ohrfeigen!“, grummelte Lesly, die sich mit Legolas auf die Suche gemacht hatte. Da sie beide Elben waren, hatten sie vielfach feinere Sinne als Menschen und würden aller Wahrscheinlichkeit nach mehr Erfolg bei der Suche haben, als alle anderen. Dennoch krampfte sich Leslys Herz beim Gedanken an Kiana zusammen. Sie hatte doch solche Angst im Dunkeln! Das konnte einfach nicht gut gehen. Legolas, der ihre Sorge spürte, legte Lesly sanft eine Hand auf die Schulter.

„Sei unbesorgt, Ireth, wir werden sie finden. Und es wird ihr gut gehen. Du würdest doch spüren, wenn sie versehrt wäre.“

„Ja, aber ich mache mir nichtsdestotrotz Sorgen. Kiana und ich kennen uns von Kindesbeinen an. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ihr etwas zustieße.“, erwiderte Lesly, plötzlich innehaltend. Sie lehnte sich an einen Findling, die Arme um sich geschlungen. Ihre hellblauen Augen trafen Legolas empfindlich. Er konnte es nicht ertragen, diesen Schmerz in ihnen zu sehen.

„Sei ohne Sorge. Wir finden sie schon!“

„Mir ist nicht aufgefallen, wie sehr sie gelitten hat!“, kam es heftig von Lesly.

Legolas hob schon zu einer beschwichtigenden Antwort an, als sein Gegenüber weiter gegen sich wetterte.

„Ich hätte für sie da sein müssen! Stattdessen habe ich sie allein gelassen, weil ich glaubte, damit das Richtige zu tun!“, klagte die Elbe nun.

Der Prinz von Düsterwald kam sich ziemlich nutzlos vor. Er konnte einfach keine Worte finden, die Lesly beruhigt hätten.

‚Wenn doch nur Elrond hier wäre! Er wüsste Ireth sicherlich ruhig zu stellen...’, dachte Legolas hilflos.
 

Schweigend suchten derweil Merry und Lucia. Sie hatten sich von Rosalie und Frodo getrennt, weil sie an einer Weggabelung angelangt waren und in beiden Richtungen hatten suchen wollen. Lucia mochte die Dunkelheit nicht wirklich. Sie fühlte sich dann immer unbehaglich. Ganz unbewusst griff sie nach Merrys Hand und hielt diese fest umklammert. Merry merkte dies wohl, ließ es aber geschehen, hatte er doch schon seit längerem nach einem Augenblick verlangt, in dem er Lucia näher kommen konnte. Bilbos kleine Nichte hatte es dem Brandybock angetan. Worüber er bei Pippin und Odette gelacht hatte, konnte er an sich nichts Komisches finden. Es belastete ihn sogar ein wenig, weil er fürchtete, alle könnten es wissen und machten sich heimlich über ihn lustig. Dies war natürlich nicht der Fall. Lucia wusste als Einzige, dass Merry sie mehr mochte, als er durchblicken ließ, so wie sie ganz sicher war, dass auch er sich ihrer unverbrüchlichen Zuneigung bewusst war. Dennoch drängte alles in Lucia darauf, ihm klipp und klar zu sagen, dass sie in ihn verliebt war. Und so die Vorsehung es wollte, mochte Kianas Flucht die Gelegenheit sein, welche Lucia sich ersehnt hatte, um endlich ehrlich zu Merry zu sein und allem Rätselraten ein Ende zu bereiten.

Ganz ähnlich erging es Rosalie, die sich jedoch nicht so weit vorwagte, wie Lucia. Um ihr kleines Geheimnis nicht preis zu geben, stolperte Rosalie lieber an Frodos Seite durch die Nacht, ohne seine Hand zu halten. Sie war schon immer vorsichtig gewesen in der Hinsicht. Warum sollte sie sich bloßstellen, wenn sie sich nicht ganz sicher war, dass Frodo ihre Gefühle erwiderte? Nein, Rosalie blieb immer auf der sicheren Seite, auch wenn dies bedeutete, Chancen zu verpassen, die sich ihr boten. So wie jetzt.
 

Wieder an anderer Stelle wanderten Aragorn, Gandalf und Sophia durch die Nacht. Sie waren wirklich nur mit Suchen beschäftigt, zumal Aragorn seine Liebste in Bruchtal hatte zurücklassen müssen. Ob für immer und ewig war fraglich, aber im Moment wollte der Erbe Isildurs sich keine Gedanken darüber machen. Sophia, die zwar Gandalf klasse fand, konnte nicht von sich behaupten, ihm näher kommen zu wollen. Nicht so, wie ihre Freundinnen diese Art von Nähe beschrieben. Es genügte ihr, neben ihm hergehen und sich mit ihm unterhalten zu dürfen. Gandalf war alt und weise, er wusste viel und er teilte dieses Wissen auch gern, so dass Sophia sich ganz sicher war, dass sie nur von seiner Gesellschaft profitieren konnte. Allerdings gab sie hin und wieder sich selbst gegenüber zu, dass sie Gandalf, wie sie ihn hier erlebte, anziehender fand, als in der Verfilmung oder den Büchern. Er war einfach ein wenig aufbrausender und das fand Sophia ganz erfrischend.

Auch Gandalf dachte über seine blutjunge Begleiterin nach. Er hatte sie wahrlich ins Herz geschlossen. Ihre ruhige, bedachte Art gefiel ihm, wie auch ihr Wissensdurst und die Bescheidenheit, mit der sie Dinge hinnahm. Wenn Sophia dann doch mal aus sich hinausging, übertrieb sie es nie und der Zauberer erinnerte sich nur allzu gern an das Fest bei Beutlins. An jenem Abend hatte er das Gefühl gehabt, wieder jung zu sein, als er mit Sophia tanzte und sich amüsierte. Ob es ihr wohl ähnlich ging?

‚Ach Unsinn!’, schalt Gandalf sich innerlich, ‚Sie sieht in mir einen Lehrmeister und eine Person, zu der sie aufblicken kann. Nicht mehr.’

‚Aber auch nicht weniger!’, fügte ein kleines, leises, aber sehr süffisantes Stimmchen hinzu. Gandalf seufzte. Es wurde Zeit, dass sie Kiana fanden und sich ausruhten. Er wollte schon in den folgenden Tagen den Pass des Caradhras überqueren. Und wenn sie noch länger zögerten, würde der Weg ihnen versperrt sein vom Schnee. Dann müssten sie zwangsläufig zur Pforte von Rohan, aber diese führte zu nah an Isengard vorbei, als dass sie diesen Weg gefahrlos hätten einschlagen können. Wieder seufzte Gandalf. Es war wirklich nicht einfach unbemerkt nach Mordor zu gelangen. Schon gar nicht, wenn man die Liebe im Gepäck hatte...

Mochten sich die Mädchen noch so sehr verstellen, Gandalf hatte sie längst alle durchschaut. Bis auf Sophia vielleicht. Und auch die Hobbits, Gimli und Boromir waren einfach zu enträtseln gewesen. Eigentlich hätte Gandalf sich freuen müssen, aber es rief ihm nur wieder ins Gedächtnis, wie alt er war und wie jung Sophia und...

‚Schluss jetzt!’, ermahnte er sich energisch, straffte die Schultern und ließ seinen Zauberstab ein bisschen mehr Licht spenden, damit keiner von ihnen fiel und sich am Ende noch etwas brach. Das würde die Gemeinschaft nun wirklich nur unnötig aufhalten!
 

Ein Ast knackte unter Gimlis schweren Füßen extrem laut, als der Zwerg ihn achtlos entzwei trat. Diana, die ihm etwas voraus gewesen war, wandte sich zu ihm um und knurrte etwas Unverständliches. Obwohl er ihr an Jahren weit überlegen war, zuckte Gimli doch zusammen und machte ein schuldbewusstes Gesicht. Noch nie hatte eine Frau es geschafft, ihn so empfinden zu lassen. Schon gar keine kleinwüchsige, menschliche. Zugegeben, mit Menschen hatte Gimli kaum jemals zu tun gehabt. Die meiste Zeit über war er mit Zwergen verquert. Und eben mit Gandalf und Bilbo, der seinen Vater Gloin besucht hatte, als Gimli noch ein Zwergenknirps gewesen war.

„Beweg deinen Hintern!“, zischelte ihm da Diana zu, die ungeduldig zu ihm sah und mit einem Fuß auf und abwippte. Offensichtlich war sie genervt.

Gimli konnte das gut verstehen. Eigentlich hatten sie beide nämlich vorgehabt, sich den Rest des Abends abstruse Geschichten zu erzählen. Allerdings hatte ihnen der Streit zwischen Odette und Kiana die Tour vermasselt, was vor allem Diana tierisch ärgerte.

„Ja, ja.“, gab Gimli zurück, während er zu ihr aufschloss.

Sie knuffte ihn.

„Was?“, wollte er wissen.

„’Ja, ja’ heißt so viel wie ‚Leck mich am Arsch’.“, belehrte Diana ihn.

Jetzt wusste er wenigstens, wofür er den Stoß kassiert hatte. Und er konnte den Elben mit diesem Ausspruch ärgern, was Gimli ganz besonders toll fand. Es war doch gut, dass Diana ihm über den Weg gelaufen war. Das Leben machte mit ihr gleich viel mehr Spaß. Sie hatten einfach dieselbe Art Humor und lagen in fast allen Dingen auf derselben Wellenlänge. Das fand man ganz selten, selbst bei Zwergenfrauen war es selten. Genau das war einer Gründe dafür, warum Gimli niemals geheiratet hatte. Andererseits war er für einen Zwerg noch verhältnismäßig jung und sein Volk überstürzte die Dinge nicht. Natürlich gab es Ausnahmen, aber zu denen gehörte Gimli nicht. Fast wäre er in Diana hineingerannt, die abrupt stehen geblieben war und atemlos das Schauspiel beobachtete, welches sich ihr bot. Gimli spähte hinter ihrem Rücken hervor und staunte selbst nicht schlecht. War das tatsächlich der Gondorianer, der die Flüchtige küsste?

Moment mal, küsste? Erst jetzt wurde ihm das ganze Ausmaß bewusst. Boromir küsste ein Mädchen, das ungefähr halb so alt war wie er und sie ließ es geschehen?

‚Beim Barte Wotans, dann habe ich vielleicht doch Chancen...’, überlegte der Zwerg, während er unauffällig zu Diana schielte.
 

Boromir küsste also Kiana. Aber wie war es dazu gekommen? Darum werdet ihr nicht geprellt.

Kiana führte so noch eine ganze Weile lang Selbstgespräche, nicht ahnend, dass man sie belauschte. Ihr ganzes Herzeleid klagte sie dem stummen Walde. Dass Boromir ihr zuhörte, konnte sie freilich nicht wissen. Und dass er vor allem bei den pikanteren Stellen gut die Ohren spitzte, hätte Kiana nur zu einer weiteren Flucht veranlasst, so denn sie um ihn als Lauscher gewusst hätte. Als sie schließlich verstummt war und sich mühsam aufgerappelt hatte, um zurück zum Lager zu gehen und sich für ihr kindisches Verhalten zu entschuldigen, vertrat man ihr den Weg. Aus dem Schatten der Bäume trat Boromir hervor und lächelte sie an. Er lächelte. Das war Kiana unbegreiflich. Er hätte wütend sein müssen!

„Da bist du ja!“, sagte er und seine Stimme klang nicht im Mindesten zornig.

Irritiert legte Kiana ihren Kopf zur Seite.

„Wir haben dich alle gesucht.“, fügte Boromir hinzu, „Und uns Sorgen gemacht. Oder ich zumindest.“

Jetzt wurde Kiana misstrauisch.

„Du bist nicht... sauer?“, fragte sie zaghaft, vorsichtshalber einen Schritt zurücktretend.

Boromir schüttelte den Kopf.

„Nein, bin ich nicht. Wieso wollte ich auch?“

„Weil ich fortgelaufen bin.“, antwortete Kiana ehrlich.

Der Mann tat einen Schritt auf sie zu. Dann noch einen. Als er direkt vor ihr stand, ergriff er ihre Oberarme, neigte seien Kopf und erstickte alle weiteren Einwände mit seinen Lippen. Völlig perplex ließ Kiana ihn gewähren, nur um festzustellen, dass er sie gerade küsste. In ihrem Inneren explodierte etwas und begierig schlang sie ihre Arme um Boromir, seinen Kuss innig erwidernd. So war das also...
 

Genau da lag der Hase im Pfeffer. Zumindest bei Odette und Pippin. Der Hobbit hatte seine Cousine recht schnell gefunden und sie dazu bewegt, ihn zurück zum Lager zu begleiten. Zuerst hatte Odette sich geweigert. Pippin hatte ihr noch mal genauestens auseinanderklamüsert, warum er reagiert hatte, wie er nun mal reagiert hatte. Schließlich hatte Odette sich besänftigt gezeigt und sich bereit erklärt, mit Pippin zu gehen. Forsch war dieser vorangeschritten, wobei er aber eine Baumwurzel übersehen und der Länge nach hingeschlagen war. Odette, die direkt hinter ihm gegangen war, purzelte über ihn und durch einen blöden Zufall sahen beide sich in genau derselben Lage wie an jenem Sommertag im Garten der Tuks. Nur, dass kein Merry auftauchen konnte um sie zu stören. Sie beide wussten es. Und als Pippin in Odettes blaue Augen sah, wusste er auch, dass er vielleicht nie wieder Gelegenheit bekommen könnte, wenn er jetzt nicht ihrer beider Drängen nachgab. Er schluckte. Es gab kaum etwas, was ihn jemals wahren Mut gekostete hatte. Doch seine Angebetete zu küssen, dass war schwer. Und es erforderte Mut. Aber nichtsdestotrotz senkte Pippin seine Lippen denen Odettes entgegen, bis nur noch ein Zentimeter zwischen ihnen war. Ein prüfender Blick in ihre Augen. Sie zeigten all das, was Pippin sich erhofft hatte, darin zu sehen. Dann überwand er sich und legte sanft seinen Mund auf ihren. Sie verschmolzen in einem unbeholfenen, dennoch traumhaften Kuss. Odette wusste später nicht zu sagen, was sie unterbrochen hatte, so gut war es gewesen.

Wohin du gehst werde ich dir folgen

Nachdem nun zwischen vier Gefährten alle Klarheiten beseitigt waren, konnte die Reise weitergehen. Beseelt von der Liebe verziehen Odette und Kiana sich ihre harten Worte und der Haussegen hing wieder gerade, sehr zur Erleichterung der restlichen Gefährten, die schon befürchtet hatten, keinen Meter ohne Zickerei zurücklegen zu können. Diese Sorge war also unbegründet. Das änderte allerdings nichts an der Aufteilung der Gruppe. Boromir und Kiana, die ihre Liebe nicht im geringsten verheimlichten, hielten sich weiter am Schluss, wo sie entweder Süßholz raspelten oder hin und wieder zurückblieben, um sich gegenseitig abzuknutschen, was bei Gimli und Diana zu Heiterkeitsausbrüchen in Form von wieherndem Gelächter führte. Gandalf konnte darüber nur die Stirn runzeln. Sobald sie den Ring vernichtet hatten, blieb den beiden Turteltauben Zeit genug, um zu heiraten und ein paar Kinder in die Welt zu setzen. Wirklich, diese öffentliche Zurschaustellung ihrer Gefühle ging bald sogar den genügsameren wie etwa Rosalie, Frodo und Sophia auf den Keks. Aber Boromir und seine Angebetete merkten nichts davon. Unverdrossen fuhren sie fort, sich zu benehmen wie liebeskranke Teenager. Zugegeben, Kiana war in dieser Altersgruppe, aber der Truchsessensohn zählte über 40 Jahre und er verhielt sich ganz im Widerspruch zu seinem Rang und seinem Alter. Dieses Mütchen kühlte sich erst etwas ab, als der Zwischenfall mit Frodo und dem Ring passierte...
 

Sie waren auf dem Weg zum Pass, der über den Caradhras führte, und der tiefe Schnee ging ihnen allen ziemlich auf die Nerven. Vor allem den Hobbits fiel es schwer, Schritt zu halten, da sie bis zur Hüfte einsanken. Dennoch beklagten sie sich nicht, sondern marschierten tapfer weiter, so gut sie eben konnten. Auch die normalgroßen Damen hatten so ihre Schwierigkeiten, zumal sie solcherlei Anstrengung nicht gewöhnt waren. Allerdings beschwerten sie sich nicht. Sie wollten ja nicht als schwach da stehen. Kiana hatte sich für ein Weilchen zu Lesly gesellt und Boromir sich selbst überlassen. Vergnügt, oder wenigstens so vergnügt wie man bei diesem Tiefschnee nur sein konnte, unterhielten die Freundinnen sich, lachten, scherzten und waren seit Längerem wieder ein Herz und eine Seele. Plötzlich jedoch blieben alle abrupt stehen. Die Mädchen ahnten, was passierte. Vor allem Kiana wünschte, es möge doch nicht geschehen, doch gewisse Dinge konnten nun mal nicht geändert werden. Frodo war ausgerutscht und zu Aragorns Füßen gelandet, wo er sich rasch aufrichtete, nur um dann panisch nach dem Ring zu tasten, der ihm bei seinem Sturz abhanden gekommen war. Voller Entsetzen musste Frodo feststellen, dass der Ring nicht mehr dort war, wo er hätte sein sollen. Mit seinen blauen Augen suchte der Hobbit die Umgebung ab, bis er das Kleinod ein Stück weiter oben am Hang im Schnee glitzern sah. Doch bevor er auch nur die kleinste Anstrengung unternehmen konnte, den Ring wieder an sich zu nehmen, trat Boromir auf den Plan. Der Truchsessensohn hob die Kette, an welcher sich das widrige Schmuckstück befand, auf und betrachtete es gedankenverloren. Gebannt beobachtete ihn der Rest der Gemeinschaft, mit Ausnahme von Aragorn und Frodo. Es war kein Geheimnis, dass Boromir sich beim Rat durch seinen Vorschlag, den Ring doch gegen Sauron einzusetzen, unbeliebt gemacht hatte. Und weiterhin wusste jedermann, dass der Gondorianer in seiner Selbstverliebtheit den Ring gern für sich beansprucht hätte. Am Besten wussten dies die Mädchen, da sie Bücher und Filme so häufig gelesen bzw. gesehen hatten, dass sie die komplette Lebensgeschichte eines jeden Gefährten herbeten konnten.

„Gib Frodo den Ring zurück, Boromir!“, verlangte Aragorn nun mit harter, lauter Stimme. Irritiert sah der Gondorianer auf. Es war ihm ganz deutlich anzusehen, dass er mit seinen Gedanken in völlig anderen Gestaden gewesen war. Aragorn, dem der Geduldsfaden zu reißen drohte, befahl Boromir erneut, den Ring Frodo auszuhändigen. Diesmal gehorchte Boromir tatsächlich, wuschelte dem Hobbit noch durchs Haar und versuchte, den Vorfall herunterzuspielen, in dem er sagte: „Mir ist es gleich.“

Dabei grinste er dümmlich, wandte sich um und knallte sich seinen Schild auf den Rücken. Aragorn nahm erst jetzt die Hand vom Griff seines Schwertes. Er war bereit gewesen, Frodo mit allen Mitteln zu verteidigen, wenn der Gondorianer sich uneinsichtig gezeigt hätte.

Als Boromir sich seiner Liebsten nähern wollte, benahm sie sich deutlich kühler. Ja, sie ließ ihn beinahe stehen. Kiana hatte, desillusioniert, wie sie nun einmal war, gehofft, durch ihre Anwesenheit möge der Ring keine Macht über Boromir haben. Doch sie war eines Besseren belehrt worden. Seine Schwäche beschämte sie. Genau deswegen zeigte sie ihm die kalte Schulter und Boromir, der gar nicht wusste, was er verbrochen hatte, schaute ganz schön bedröppelt drein. Es war unglaublich, aber Kianas Verhalten tat ihm tatsächlich weh.
 

Mitten auf dem Pass waren sie in einen heftigen Schneesturm geraten, der allen, bis auf Legolas und Lesly heftig zusetzte. Da sie Elben waren oder mindestens zur Hälfte, in Leslys Fall, konnten sie über die Schneedecke spazieren, ohne einzubrechen, was von Vorteil war für sie. Doch die restlichen Gefährten hatten ziemlich zu kämpfen, wie gern sie das auch geleugnet hätten. Legolas, der vorausgegangen war, während Lesly das Schlusslicht bildete, hielt plötzlich inne.

„Es sind grausame Stimmen in der Luft!“, verkündete er, Gandalf anblickend.

Dieser seufzte genervt.

„Das ist Saruman!“, brüllte er zurück, „Er versucht den Berg zum Einsturz zu bringen.“

Mit diesen Worten kämpfte der Zauberer sich an den Rand des Passes, um einen Gegenzauber zu wirken, der verhindern würde, dass Saruman sein Ziel erreichte. Allerdings war Saruman nicht umsonst der Oberste des Ordens der Istari. Er war weit mächtiger als Gandalf, zumal er sich schwarzer, böser Magie bediente, die der Graue niemals anwenden würde. Wie zur Bestätigung, dass Gandalf nicht stark genug war, krachte ein Blitz in die Bergspitze und jede Menge Gestein und Schnee donnerten auf die Gefährten hinab. Erschrocken drückten sie sich alle an die Felswand des Berges. Zwar wurden sie so vom Schlimmsten verschont, doch hatten sie Mühe sich aus dem Schnee heraus zu arbeiten, der sie bedeckt hatte und zu erdrücken suchte. Die Größeren halfen den Hobbits selbstverständlich und auch Diana buddelte Gimli aus, der ihr einen dankbaren Blick zuwarf, ansonsten aber kein Anzeichen von Dankbarkeit erkennen ließ. Es wurmte ihn, dass er nicht in der Lage gewesen war, dasselbe für sie zu tun, zumal Diana einen guten Kopf größer war als Gimli.

„Hier können wir nicht bleiben, Gandalf!“, ließ Aragorn sich vernehmen. Das wusste der Zauberer wohl auch, doch in seiner Sturheit hatte er nicht vor auch nur einen Zoll vom eingeschlagenen Weg abzuweichen. Dass er sich die Vorschläge für Alternativen anhörte, hatten die Gefährten vor allem Sophia zu verdanken, die sich schwach an Gandalf lehnte, eine Hand auf seinen Arm gelegt.

„Schlagen wir uns zur Pforte von Rohan durch und dann über die Westfold zu meiner Heimatstadt!“, schlug Boromir vor, den es erbärmlich fror und der sich nichts sehnlicher wünschte als daheim in Minas Tirith zu sein und die Beine hochzulegen.

„Das führt uns zu nah an Isengard heran!“, protestierte Aragorn, dem allerdings auch kein besserer Weg einfiel, wie er eingestehen musste.

„Lasst uns durch die Minen gehen!“, warf Gimli ein, „Mein Vetter Balin würde uns einen königlichen Empfang bereiten!“

Dieser Vorschlag erfüllte Gandalf, sowie die beiden Elben mit Entsetzen. Wie allgemein bekannt mochten Elben es nicht, unter Tage zu sein. Gandalf hingegen fürchtete Moria aus einem völlig anderen Beweggrund. Er wusste etwas, das Gimli nicht ahnte. Die Gemeinschaft sah den Zauberer abwartend an. Sie wollten seine Entscheidung hören, doch Gandalf zog sich ganz geschickt und ziemlich unfair aus der Affäre, indem er Frodo die Last der Entscheidung aufbürdete. Frodo, der unter der Erde aufgewachsen war, hatte kein Problem mit den Minen, so dass er in Kürze seinen Entschluss kund tat: „Wir werden durch die Minen gehen!“

Gandalf spürte, wie Sophias Hand sich im Ärmel seines Umhanges verkrampfte. Sie wusste etwas. Etwas Schmerzliches. Doch sie würde Gandalf überallhin folgen. Sogar in sein Verderben, welches, wie sie nur zu gut wusste, in Moria auf ihn wartete.

Ab durch Moria

Es dauerte praktisch ewig vom Caradhras wieder herunterzukommen und den Weg zu den Minen einzuschlagen. Die Gemeinschaft hüllte sich in mürrisches Schweigen, welches nur hin und wieder von Rosalies Niesen unterbrochen wurde. Die Arme hatte sich dort oben im Schneesturm erkältet. Besorgt hielten sich Frodo und Sam in ihrer Nähe auf. Dass Sophia, als ihre beste Freundin es nicht tat, nahm Rosalie ihr nicht übel, da ja auch sie wusste, dass Gandalf in Moria fallen würde. So wollte sie Sophia lieber noch ein bisschen mehr Zeit gewähren, die sie mit dem Zauberer verbringen konnte, ehe sie für einige Wochen ohne ihn auskommen musste. Rosalie wunderte sich allerdings, dass Sophia an ihrer Zuneigung für Gandalf festhielt. Er war schließlich alt.

‚Nein, uralt! Nur Elrond ist älter, aber der sieht wenigstens aus wie in seinen Vierzigern!’, dachte sie kopfschüttelnd.

Offensichtlich war Gandalf doch in der Lage gewesen, Sophia in sich verliebt zu machen, ohne es beabsichtigt zu haben. Denn Rosalie unterstellte ihm keinesfalls, dass er die, in seinen Augen sicherlich, kindischen Gefühle ihrer Freundin erwiderte. So war es zwar, aber das ahnten weder Sophia noch Rosalie. Letztere begnügte sich mit ein paar mitleidigen Gedanken, dieses Thema betreffend und genoß lieber die Fürsorge, die Frodo und Sam ihr angedeihen ließen. Wann immer sie rasteten, wurde Rosalie in eine Decke gepackt und bekam einen heißen Tee in die Hände gedrückt, den sie rasch schlürfte und sich dabei den Mund verbrühte. Aber daran war sie ja selbst Schuld.

„Geht es dir besser, Rosalie?“

Sie drehte sich nach dem Sprecher um. Frodo hatte sich hinter sie gehockt und sah sie erwartungsvoll an. Unwillkürlich musste sie lächeln. Dann nickte sie.

„Ja. Dank der Tees und der Decke fühle ich mich schon viel besser!“, versicherte sie, während sie einmal mehr einen Schluck aus der Schale nahm. Das war nur die halbe Wahrheit. Rosalie war immer schon etwas anfällig gewesen für Krankheiten, weswegen sie überallhin mit irgendwelche Pillen mitnahm.

‚Mann, was gäb ich jetzt für ne Paracetamol...’, dachte sie bei sich, während sie Frodo immer noch angrinste, wie ein Honigkuchenpferd, damit er ja nicht bemerken konnte, dass sie leichtes Fieber hatte.
 

Nach einer halben Ewigkeit erreichten sie endlich den Eingang zu den Minen. Die Mädchen murrten leise vor sich hin. Ihnen taten die Füße weh und sie sehnten sich nach einer Pause. Diese wurde ihnen tatsächlich gewährt, da Gandalf erst einmal dafür sorgen musste, dass der Mond hinter den Wolken hervorkam, damit das Tor nach Moria sichtbar wurde. Diana, die so ziemlich gar keine Geduld an den Tag legen konnte, wippte nervös von einem Fuß auf den anderen. Dann wandte sie sich an Gandalf und trug zum ersten Mal etwas Sinnvolles zum Weiterkommen der Gefährten bei.

„Ich weiß ja nicht, ob ihr’s schon wusstet, aber das ist ein Rätsel, ganz klar.“, verkündete Diana, baute sich neben Gandalf auf und meinte dann: „Sag mal das elbische Wort für ‚Freund’.“

Verwundert sahen die Gefährten, ausgenommen ihre Freundinnen Diana an. Gandalf aber, der so schnell wie möglich die Minen hinter sich bringen wollte, tat ihr den Gefallen.

Laut ließ er das Wort ‚Mellon’ verlauten. Daraufhin öffneten sich die Torflügel mit einem Knirschen. Hastig verzogen die Gefährten sich in die Mine. Dass Diana keine Lust auf eine lange Wartezeit gehabt hatte, war nur zu verständlich. Durch ihr Eingreifen verhinderte sie auch, dass Merry und Pippin das Wassermonster aufstörten, allerdings würde nun auch die Möglichkeit bestehen, sich doch noch zur Pforte von Rohan durchzuschlagen, sobald sie erst einmal erkannt hatten, dass dies keine Mine mehr war, sondern ein Grab. Allerdings musste die Vorhersehung wohl eine Hand im Spiel gehabt haben, da das Tor nach Moria nichtsdestotrotz einbrach und die Gefährten im Inneren des Berges gefangen waren.

„Na ganz toll.“, knurrte Lesly, die auch so schon nichts von der Welt unter Tage hielt. Jetzt, da sie eine Elbendame war, war es ihr nur noch unangenehmer.

„Gandalf, kannst du bitte Licht machen?“, bat Kiana mit leiser, sehr schüchterner Stimme. Sie hatte panische Angst im Dunkeln, hätte es aber nie zugegeben. Nur ihre Freundinnen wussten davon. Und Boromir, an den sie sich hilfesuchend klammerte, wie eine Ertrinkende.

„Sie hat Recht, Gandalf. Lieber möchte ich sehen, wenn ein Ork es auf mich abgesehen hat.“, pflichtete Legolas Kiana bei, obwohl er als Elb durchaus in der Lage war, im Dunkeln zu sehen.

„Gemach, gemach.“, antwortete Gandalf, der erst einmal den Leuchtkristall in seinem Stab befestigen musste, ehe er dem Wunsch seiner Gefährten nachkommen konnte. Gesagt, getan. Kaum zwei Minuten später flackerte ein heller Lichtschein auf im Dunkeln und ermöglichte es der Gemeinschaft, den Weg vor sich zu erkennen. Sophia, die sich zu Gandalf an die Spitze gesellt hatte, begann ihn planlos Löcher in den Bauch zu fragen. Panik stieg in ihr auf, da sie wusste, wie knapp bemessen die Zeit war, die sie noch mit Gandalf verbringen durfte, ehe er ein Raub der Flammen würde, um schließlich nach langem Todeskampf als Gandalf der Weiße zurückzukehren. Obwohl er dann immer noch Gandalf hieße, war nicht gesagt, dass er sich nicht verändern würde auf eine Art und Weise, die Sophia vielleicht nicht gefallen könnte. Sie hatte den Gandalf, den sie hier kennengelernt hatte in kurzer Zeit sehr liebgewonnen. Nicht einmal sein Alter stieß sie noch ab, obwohl sie zugeben musste, dass er ihr zumindest in den Filmen als Gandalf der Weiße vom Aussehen her besser gefallen hatte. Ein leiser Seufzer entfuhr ihr, was ihr einen fragenden Blick des Zauberers eintrug.

„Was ist, Sophia? Was beschwert dein Herz?“, forschte er nach.

Unwillkürlich lief sie rot an, dann aber nahm sie all ihren Mut zusammen: „Was ist dein Leibgericht?“

Irritiert, aber auch belustigt beantwortete Gandalf ihre Frage. Dieses kleine Spielchen hielten sie durch, bis sie an die Wegkreuzung kamen, wo der Zauberer nicht mehr weiterwusste. Die Rast tat allen gut. Vor allem aber Rosalie, die das Gefühl hatte, bald zusammenzubrechen. Kaum, dass verkündet worden war, dass sie hierbleiben würden, ließ die Blonde sich auf den Boden sinken. Dabei rollte sie ihren Mantel als Kissen zusammen, bettete ihr Haupt darauf und versuchte Trost im Schlaf zu finden. Sie bemerkte nicht, dass Frodo ihr die Satteldecke des Ponys Lutz überlegte und sie besorgt musterte. Auch merkte sie nicht, dass Sophia zu Frodos Gunsten ihren Platz an Gandalfs Seite aufgab, um nach der Freundin zu sehen. Sam, der versuchte, etwas zu kochen warf seiner Schwester immer wieder Blicke voller Bange zu, da er fürchtete, sie habe sich doch mehr als nur einen Schnupfen zugezogen. Es würde ihren Tod bedeuten, wenn sie ernsthaft krank würde.
 

Die restlichen Gefährten beschäftigten sich anderweitig. Kiana und Boromir feierten Versöhnung, indem sie sich aneinander kuschelten und leise miteinander flüsterten, Lesly unterhielt sich angeregt mit Aragorn und Legolas, während Diana und Gimli dasselbe taten. Merry, Pippin, Lucia und Odette hockten beieinander und wünschten sich ins schöne Auenland, wo sie wohl schon Vorbereitungen für das Weihnachtsfest getroffen hätten. Frodo bemerkte Gollum und begann sein Filmgespräch mit Gandalf. Während all der Zeit wich Sophia nicht von Rosalies Seite. Das Mädchen war in einen unruhigen Schlaf gefallen. Besorgt strich Sophia ihrer Freundin eine Haarsträhne aus der Stirn und erschrak, als sie die hohe Temperatur bemerkte. Sorgenvoll biss sie auf ihre Unterlippe. Was konnte sie nur tun? Wenn sie den anderen sagte, dass Rosalie krank war, würden sie noch länger hier verweilen. Das bedeutete, dass die ganze lästige Sache mit der Brücke von Khazad- dum sich nach hinten verschöbe, was nicht unbedingt das Schlechteste war. Die Orks allerdings konnten sie jederzeit aufspüren und dann war es aus mit Rosalie, da sie mit dem Fieber kaum in der Lage wäre, sich angemessen zu verteidigen. Somit fand Sophia sich in einem unangenehmen Dilemma wieder, aus dem sie keinen Ausweg sah, obwohl er fast direkt vor ihrer Nase hockte. Als sie auf des Rätsels Lösung kam, hätte sie sich am Liebsten geohrfeigt. Mit leiser Stimme rief sie nach Aragorn, der auch sofort zu ihr herüber ging und sich Sophias Sorge anhörte. Er befühlte Rosalies Stirn und nickte zustimmend.

„Sie hat hohes Fieber, in der Tat.“, bestätigte er Sophias schlimmste Vermutung.

„Was machen wir denn jetzt? Wir können sie weder mitnehmen noch hier lassen!“, klagte Sophia einen Tacken zu laut.

Sofort wandte sich alle Aufmerksamkeit Aragorn und dem Mädchen zu.

„Gibt es ein Problem?“, wollte Frodo wissen, der nun aufgestanden war und sich wieder Rosalie näherte. In seinen blauen Augen stand ganz deutlich Besorgnis geschrieben. Jetzt konnten sie es wohl nicht länger geheim halten, am Allerwenigsten Rosalie selbst, die in ihrem Fiebertraum leise wimmerte.

„Rosalie hat starkes Fieber.“, sagte Sophia schließlich kleinlaut. Tränen standen in ihren braun- grünen Augen. Gandalf, der drauf und dran gewesen war, zu verkünden, dass er den Weg wieder wisse, unterließ es.

„Dann müssen wir wohl warten, bis es ihr besser geht.“, erwiderte der Zauberer gelassen. Tief in seinem Inneren aber war er unglaublich beunruhigt. Er wusste zu gut, was in den Schlünden Morias auf sie wartete...

Gandalfs Sturz

So gern Gandalf Rosalie die Gnade völlig zu genesen auch gewährt hätte, sie mussten weiter. Das Fieber war zumindest so weit gesunken, dass das Mädchen wieder einigermaßen laufen konnte. Frodo, der sehr besorgt war um die Schwester seines besten Freundes erbot sich, sie zu stützen, was Rosalie natürlich annahm. Aber auch Sam wollte sein Scherflein beitragen und so wechselten die beiden Hobbits sich ab. Der Rest der Gemeinschaft sorgte für ein Tempo, welches Rosalie auch durchhalten konnte. Gandalf nämlich schlug zu Anfang eine extrem schnelle Gangart ein. Er wollte endlich raus aus diesen verfluchten Minen, ahnte er doch, dass vor dem Ende noch etwas Schreckliches geschehen würde. Sophia schien es ähnlich zu gehen, hielt sie sich doch auffällig nah bei ihm. Natürlich hatte sie das zuvor auch schon getan, jedoch hatte Gandalf nie erkannt, warum. Jetzt regte ihn das ein wenig zum Nachdenken an, wobei er sich aber jedwede Hoffnung verbat. Er wollte nicht mit gebrochenem Herzen das Ende antreten.

‚Ach, Unsinn! Närrischer, alter Mann!’, schalt er sich in Gedanken, während er die Gefährten zu der Großen Halle Morias führte. Er feixte vor sich hin. Ja, dieser Anblick allein lohnte es, Moria aufzusuchen.

„Ich glaube, wir können ein bisschen mehr Licht riskieren.“, sagte Gandalf zu den anderen hinter sich. Gesagt, getan.

„Ein wahrer Augenöffner, gar keine Frage.“, ließ Sam sich andächtig vernehmen. Selbst die geschwächte Rosalie, die momentan auf Frodo gestützt war, kam nicht umhin jede Menge Bewunderung aufzubringen für das Bauwerk der Zwerge.

„Unglaublich!“, staunte auch Diana und machte damit Gimli zum Glücklichsten aller Zwerge. Vor Stolz schwoll ihm die Brust, so dass er die Kammer, aus der ein gleißender Lichtstrahl drang, zuerst gar nicht wahrnahm. Stattdessen nickte er beifällig zu all den Bekundungen, die die Baukunst der Zwerge lobte. Sogar den Elben gingen die Augen über und das mochte etwas heißen, waren ihre Völker doch seit Langem zerstritten.

„Gehen wir weiter?“, fragte Lesly leise, die verhindern wollte, dass Gimli überhaupt auf die Schnapsidee kam, die Kammer mit Balins Grab aufzusuchen. Mit der kranken Rosalie im Gepäck war Lesly überhaupt nicht scharf darauf ihre Kampffertigkeiten unter Beweis zu stellen. Auch den anderen Mädchen ging es so. Keine von ihnen fühlte sich sicher genug, um gegen eine Horde Orks und einen Höhlentroll zu bestehen. Durch ihre Anwesenheit, hofften sie, veränderten sie das Geschehen genügend, damit dieser Teil der Geschichte übersprungen werden konnte, auch wenn dies bedeutete, dass Gandalf immer der Graue bleiben musste und niemals mächtiger als Saruman werden konnte. Davon ging eine unglaubliche Gefahr aus, das wussten die Mädchen, aber es war ihnen lieber, ohne Kampfeinsatz aus der ganzen Sache herauszukommen.
 

Manche Dinge jedoch konnten nicht verändert werden, so dass Gimli, nachdem er sich gebauchpinselt genug fühlte, doch die unselige Kammer entdeckte, in der der steinerne Sarkophag seines Vetters stand. Zwar wollte Diana ihn noch aufhalten, aber Gimli war schon losgesprintet. Schweren Herzens eilten die Gefährten hinterdrein, um den Zwerg kurz bemitleiden zu können und dann weiterzuziehen. Der Kummer, den Gimli empfand, als Gandalf die Grabinschrift vorlas ‚Hier liegt Balin, Herr von Moria’ traf auch die weniger zartbesaiteten Gefährten. Pippin wurde mit Gandalfs Stab und Hut betraut, sah sich aber neugierig um und lauschte gar nicht erst den Worten, die der Zauberer aus der Chronik der Minen vorlas. Stattdessen entdeckte er das spannende Skelett eines Zwerges, der am Rande eines Brunnens saß und ziemlich zahnlos grinste. Weil Pippin alles anfassen musste und nie nur mit den Augen betrachten, klemmte er sich kurzerhand Gandalfs Stab unter den Arm und berührte eine Spinnwebe, die an dem vermoderten Zwergen hing, woraufhin der morsche Knochen brach und es ein gar großes Getöse gab, als der Kopf des Gerippes in den Brunnenschacht fiel und dank dem Helm häufiger an die Steinwand schlug. Sofort war alle Aufmerksamkeit auf Pippin gerichtet, der kleinlaut und beschämt den Kopf eingezogen hatte in Erwartung einer heftigen Strafpredigt. Diese ließ tatsächlich nicht lange auf sich warten. Gandalf fauchte ihn an: „Närrischer Tuk! Wirf dich beim nächsten Mal selbst hinein, dann sind wir dich und deine Dummheit los!“

Doch auch dieser Dämpfer nutzte nichts. Ehe die Gefährten sich versahen, tat der Rest des Skeletts es dem Kopf nach und segelte mit ohrenbetäubendem Krach in den Brunnen hinab. Sie alle wussten, dass ihr Schicksal damit besiegelt war. Jeder Ork in ganz Moria musste diesen Lärm gehört haben, oder aber er war mindestens taubstumm, was kaum jemals vorkam. Gespannte Stille herrschte in der Grabkammer Balins. Dann ein tiefer, dröhnender Trommelschlag. Und noch einer. Gandalf schloss schicksalsergeben die Augen. Sie würden kämpfen müssen. Derweil war Boromir zu den hölzernen Torflügeln geeilt. Gerade als er sie schließen wollte surrte ein Pfeil knapp an seinem Kopf vorbei.

„Orks!“, bemerkte er übflüssigerweise, während er das Tor zuschlug und etwas zum Verrammeln suchte. Geistesgegenwärtig warf Legolas dem Mann aus Gondor ein paar Bardiken zu, mit denen das Tor geschlossen halten werden konnte.

„Sie haben einen Höhlentroll!“, verkündete Boromir die Hiobsbotschaft.

„Scheiße!“, fluchte Kiana gepflegt, als sie Aufstellung neben ihrem Liebsten bezog und ihr Schwert zückte, mehr oder weniger bereit, es mit echten Gegnern aufzunehmen. Die anderen Mädchen taten es ihr nach.

„Hobbits, ihr bleibt hinter Gandalf und Sophia!“, kommandierte Legolas, der seinen Bogen spannte und nur darauf brannte, sein Können mit dem Leslys zu messen. Sie hatte ebenfalls ihren Bogen bereitgemacht, den Pfeil schon auf der Sehne liegend. Gimli war auf Balins Sarg geklettert. Kampfeslustig schwang er seine Axt.

„Sollen sie nur kommen! Es gibt immer noch einen Zwerg in Moria, der nicht zu Staub zerfallen ist!“

„Noch nicht...“, murmelte Diana, die sich mit ihrem Schwert ein wenig unwohl fühlte, sich aber dennoch dicht neben Gimli hielt, der sie wenigstens einmal um Haupteslänge überragte, da sie nicht auf den Sarkophag des ehemaligen Herrn von Moria gekraxelt war.
 

Bevor die Orks das Tor durchbrachen sirrten drei Pfeile durch die Luft und fanden ihr Ziel, was drei widerwärtige Orks das Leben kostete. Dann aber brach die Hölle los. Scharen um Scharen von Bestien quollen durch das zersplitterte Tor, bereit alles Leben zu vernichten. Rosalie war in eine versteckte Ecke gerückt worden, wo sie an der Wand lehnte, mühsam das Schwert aufrecht haltend, mit dem sie in Bruchtal ausgestattet worden war. Sam, mit seiner Bratpfanne bewaffnet und Frodo, der Stich in der Hand hielt, waren bei ihr. Sie würden Rosalie verteidigen bis zum Letzten. Die anderen vier Hobbits hatten sich brav hinter Gandalf und Sophia gehalten. Auch sie wollten zeigen, dass sie trotz geringer Körpergröße durchaus in der Lage waren, auszuteilen.

Ehe die Gefährten recht wussten, wie ihnen geschah, war der Kampf schon mitten im Gange. Kiana brauchte zwar einige Anlaufzeit, was Boromir dazu zwang, sich häufiger mal in Gefahr zu bringen, doch sobald sie den Bogen raus hatte, metzelte sie drauflos wie in den Videospielen, die ihr Bruder und sie gemeinsam daheim gespielt hatten. Ork um Ork viel von ihrer Hand, doch die Übermacht war extrem. Zumal der Höhlentroll noch nicht richtig angefangen hatte mit dem Kämpfen.

„Wie war das noch gleich? ‚Der beißt nicht, der will nur spielen?’“, ertönte Dianas sarkastischer Kommentar, als sie Gimli ausweichen musste, der mit einem Hechtsprung vom Sarg Balins türmte, ehe die Keule des Trolls selbigen zerstörte.

„Du sagst es, Schwester!“, keuchte Odette, die vor einem Ork floh, der sie hartnäckig verfolgte und eine ihrer Locken abgerissen hatte. Pippin, der nun wirklich keinen Spaß verstand, wenn man seiner Angebeteten auch nur ein Haar krümmte, rannte wiederum dem Übeltäter hinterher und versuchte, ihn zur Strecke zu springen. Derweil gerieten die Drei in der Ecke in arge Bedrängnis, da die Orks Rosalies Schwäche gewittert hatten und diese zu ihrem Vorteil nutzen wollten. Frodo und Sam taten ihr Möglichstes, um die Kranke zu schützen, doch gegen zehn Orks auf einen Schlag kamen sie nicht an. Rosalie musste ihnen wohl oder übel helfen, obwohl sie das Gefühl hatte, jeden Moment ohnmächtig zu werden. Um dies zu verhindern schickte Lesly einen wahren Pfeilhagel los, wobei sie aber ihre eigene Deckung vernachlässigte und einen Schwertstreich kassierte, der ihr Wams zerfetzte und den Rest ihrer Kleidung mit Blut tränkte. Sie war keine Heulsuse, aber das war doch zuviel des Guten.

„Verdammt, das tut WEH!“, brüllte sie, ihren Bogen vergessend und das Schwert ziehend, das Elrond ihr verpasst hatte. Es ähnelte sehr demjenigen, welches Arwen besaß. Die Orks, die noch nie eine wütende Halbelbe zu Gesicht bekommen hatten, fiepten ziemlich eingeschüchtert, als ihre verletzte Gegnerin gnadenlos auf sie einhackte. Das lief überhaupt nicht so, wie sie es geplant hatten.
 

Andere Dinge liefen ebenfalls alles andere als nach Plan. Zum Beispiel gelang es dem Höhlentroll Frodo von Sam und Rosalie zu trennen und aufzuspießen wie einen wilden Eber. Daraufhin verpasste Legolas dem Untier ein paar saftige Pfeile, die es schließlich zu Fall brachten. Rosalie vergaß alle Vorsicht. Beinahe hätte sie ihr Schwert fallen gelassen. Sie wusste zwar, dass Frodo dank des Mithril- Kettenhemdes nichts geschehen war, dennoch wollte sie so schnell wie irgend möglich bei ihm sein. Ihr schwindelte, doch Rosalie ignorierte das. Und ihre Bemühungen machten sich bezahlt. Sie erreichte Frodo als Erste und konnte damit die erleichternde Nachricht überbringen: „Er lebt!“

Ungläubig musterte Aragorn ihn.

„Dieser Speerstoß hätte einen wilden Eber aufgespießt!“

Nur Gandalf grinste in sich hinein. Er hatte ja zuvor schon verlauten lassen, dass Thorin Frodos Onkel Bilbo einen Harnisch aus Mithril geschenkt hatte. Es war kein Wunder, dass dieses königliche Geschenk nun in den Besitz des jungen Beutlin übergegangen war, da Bilbo zu alt war, um noch großartig an irgendwelchen Schlachten teilzunehmen. Zwar hustete Frodo ein bisschen, dennoch gelang es ihm das Hemd aufzuknöpfen und sein kleines Geheimnis preiszugeben.

„Mithril!“, entfleuchte es Gimli ehrfürchtig, „Er steckt voller Überraschungen, der junge Herr Beutlin!“

Doch all zu lange konnten sie nicht mehr verweilen. Trotz dass der Höhlentroll besiegt war, sammelten sich Unmengen von Orks in der Großen Halle von Zwergenbinge, bereit, die Gefährten am Weiterkommen zu hindern. Rosalie ließ sich von Sam und Frodo helfen, während der Rest schon mal vorauseilte. Nicht zu früh, denn als sie die Orkscharen sahen, die sich ihnen entgegen stellen wollten, wären einige der Mädchen am Liebsten in Tränen ausgebrochen. Nicht nur Lesly hatte es erwischt. Auch Kiana, Odette, Lucia und Diana hatten Wunden zu beklagen. Nur Sophia und Rosalie waren wie durch ein Wunder verschont geblieben.

Mittlerweile hatten die Orks einen Ring um die Gefährten gebildet.

„Okay, das war’s dann wohl...“, murmelte Lucia leise, während sie nach Merrys Hand griff. Wenn sie schon sterben musste, dann wenigstens an der Seite des Mannes, den sie liebte. Allerdings hatte die Rothaarige eine Begebenheit völlig verdrängt: den Balrog nämlich. Kaum, dass auch nur der leichteste Feuerschein zu sehen war, quiekten die Orks ängstlich und traten den strategischen Rückzug an. Irritiert wurden sie dabei von den Gefährten gemustert, wobei aber die Hälfte schon wusste, was gleich geschehen würde.

„Was ist das für eine neue Teufelei?“, fragte Boromir Gandalf leise, aber laut genug, damit alle anderen ihn auch verstanden. Legolas hatte sorgenvoll die Stirn gerunzelt und war drauf und dran zu antworten, als der Zauberer beschloss, sein Wissen zu teilen.

„Ein Balrog, ein Dämon aus der Alten Welt. Dies ist ein Feind, gegen den ihr nichts auszurichten vermögt.“

Wie auf ein Stichwort hoppelte das Dreiergespann Frodo, Sam, Rosalie davon. Die anderen folgten ihnen auf dem Fuße. Nur Sophia bekam mit wie Gandalf Aragorn anwies: „Führe du sie weiter!“

„Aber...“, protestierte der Waldläufer, wurde allerdings vom Zauberer barsch unterbrochen: „Schwerter nützen hier nichts mehr! Die Brücke ist nah!“

Das stimmte. Man konnte die Brücke von Khazad- Dûm schon von weitem erkenne. Wie sie allerdings rechtzeitig dorthin gelangen sollten, blieb ihnen schleierhaft. Schon eilte man weiter. Diana, Odette und Lucia hatten Mühe hinterdrein zu kommen mit ihren kurzen Beinen. Das Orkpfeile hin und her flogen, vereinfachte die Sache nicht gerade. Zum Glück blieb die Katastrophe mit der Treppe aus, so dass wenigstens dort keine Verzögerung stattfand. Besonders Kiana war darüber erleichtert, da sie an akuter Höhenangst litt und die ganze wahnwitzige Aktion verabscheute. Natürlich hielt sie die Klappe und rannte weiter, da sie wirklich nicht scharf darauf war, das Abendessen des Balrogs zu werden. Nein, nein, der konnte sich schön mit Gandalf begnügen, fand Kiana.
 

Sie erreichten mit Hängen und Würgen die Brücke. Gandalf schickte sie alle hinüber. Als nur er allein noch übrig war, stellte er sich in der Mitte des wackligen, alten Teils auf und versperrte dem Balrog den Weg, was dieser überhaupt nicht toll fand. Nichtsdestotrotz packte das Vieh seine Flammenpeitsche aus und setzte einen Huf auf die Brücke, die bedenklich knarzte.

„Ich bin ein Diener der geheimen Flamme, Gebieter der Flamme von Anor. Das dunkle Feuer wird dir nichts nützen, Flamme von Ûdun!“, erklärte Gandalf mit zusammengebissenen Zähnen. Unbeeindruckt hob der Balrog seine mittlerweile zu Schwert umfunktionierte Peitsche und verpasste Gandalfs Schutzschild einen empfindlichen Kratzer. Der Zauberer zuckte zusammen, wich aber nicht einen Zoll von der Stelle.

„Du kannst nicht vorbei!“

Bei diesen Worten hob er sowohl Stab, als auch Schwert und versperrte dem Feuerdämon erfolgreich den Weg. Sophia, die sich in Legolas’ Arm verkrallt hatte und gegen den festen Griff des Elben ankämpfte, machte ihrer Verzweiflung lauthals Luft in dem sie rief: „Nein! Gandalf! Bitte nicht! Ich brauche dich!“

Doch es war zu spät. Der Balrog stürzte mit samt der Brücke ein. Gandalf, dem bei Sophias Worten warm ums Herz geworden war, hatte sich umgewandt und schenkte ihr ein breites Lächeln. Jedoch umwickelte die feurige Peitsche des Balrogs seinen Fuß und zog ihn mit sich in die Tiefe. Mit letzter Kraft hielt Gandalf sich an den Rest der Brücke fest. Einen langen Augenblick sah er nur seine Gefährten und insbesondere Sophia an, dann. „Flieht, ihr Narren!“

Und Gandalf ließ los.

Sophias gebrochenes Herz

Der Schmerz explodierte in ihrem Inneren wie ein wütender Vulkan, der ausbricht und Gestein und Lava überall herumspritzt. Sie fühlte sich an den Tag erinnert, an dem ihr Vater sie mitgenommen hatte ins Krankenhaus, wo sie ihre Mutter hatte sterben sehen. Damals war sie 7 Jahre alt gewesen und es hatte sie beinahe umgebracht vor Schmerz. Was jetzt in ihr tobte war den Gefühlen recht ähnlich, die sie empfunden hatte, als ihre Mutter für immer von ihr gegangen war. Sophia fühlte sich taub, benommen. Es war als hätte man ihr einen heftigen Schlag in den Magen verpasst. Gandalfs Verlust schmerzte sie so sehr, obwohl sie doch wusste, dass er wiederkommen würde, dass dies nicht das absolute Ende war. Etwas in ihr zerbrach gerade in alle Einzelteile und Sophia hatte den dummen Verdacht, dass es ihr Herz war. Ein erstickter Schluchzer entrang sich ihrer Kehle. Sie bemerkte kaum, wie Lesly sie am Ärmel packte und hinter sich her aus den Minen zog. Auch die Pfeile, von Orks auf der anderen Seite der Brücke abgefeuert, fielen Sophia nicht auf. Sie war völlig damit beschäftigt, nicht zusammenzubrechen. Tränen stürzten aus ihren Augen, verschleierten den Weg, den sie zu gehen hatte und erschwerten es ihr somit, anständig einen Fuß vor den anderen zu setzen.

Die restliche Gemeinschaft war ebenso erschüttert, doch waren sie in der Lage, dies besser zu kaschieren. Der so offen gezeigte Schmerz beschämte die anderen etwas, da sie fürchteten, nicht für trauernd genug gehalten zu werden. Da sorgten sie sich jedoch ohne Grund. Sophia war viel zu beschäftigt damit, sich vorzubeten, dass sie Gandalf in nicht allzu ferner Zukunft wieder sehen würde.
 

‚Warum tut es so weh? Ich weiß, dass ihm nichts geschehen wird!’, fragte sie sich, während sie den Gefährten hinterher stolperte. Die kurze Rast außerhalb der Minen war längst vorüber. Sie befanden sich auf direktem Wege nach Lorien. Sophia nahm am Rande war, dass sie das Schlusslicht bildete, aber wenn sie ehrlich war, war ihr das sogar lieber. So konnte sie in aller Ruhe ihren trübseligen Gedanken nachhängen und versuchen, sich aufzumuntern, obwohl es momentan nicht so aussah, als ob ihr gebrochenes Herz je wieder geheilt würde.

Während also Sophia ganz am Ende des Zuges marschierte, hatte wieder eine kleine Gruppenbildung stattgefunden. Diana und Gimli liefen neben Legolas und Lesly her, stumm wie Fische. Sie mochten nicht über Gandalfs Verlust sprechen. Kiana war bei Boromir, der sich die bewusstlos gewordene Rosalie über die Schulter geworfen hatte. Seinen Schild hatte der Gondorianer irgendwann beim Kampf eingebüßt. Voller Bange hielten Frodo und Sam sich hinter den ernüchterten Turteltauben auf. Die restlichen Hobbits, bestehend aus Pippin, Merry, Lucia und Odette, waren kaum schneller als Sophia, da der Kampf sie sehr erschöpft hatte und Aragorns Marschtempo nicht gerade dazu beitrug, dass sie sich von den Strapazen Morias erholten. Der Waldläufer gab den Weg vor; er rannte allen voraus. Zwar waren sie alle müde, aber auch nicht unbedingt scharf darauf, in ein weiteres Scharmützel mit Orks gezogen zu werden. Nein, nein, vom Kämpfen hatten sie erst mal gestrichen die Schnauze voll, wie Kiana so treffend murmelte.

Derweil sie zwar alle Aragorn folgten, kamen die Mädchen, mit Ausnahme von Rosalie, die ja bewusstlos war, nicht umhin, Sophias schwache Verfassung zu bemerken. Doch keine getraute sich, sich zu der Trauernden zu gesellen. Natürlich wussten sie alle, dass Sophia Gandalf bewundert hatte. Jedoch hatte keine geahnt, dass sie wirklich in ihn verliebt war. Nicht einmal die Betroffene selbst schien das bemerkt zu haben. Da Sophia ihnen aber selten Anlass zur Besorgnis gab, ließen sie sie ganz in Ruhe, wobei sie die Freundin dennoch bedauerten. Schließlich dauerte es noch ein ganzes Weilchen, ehe Gandalf Mittelerde wieder bevölkern würde. Bis dahin musste man ihr einfach Zeit lassen, den wenn auch kurzen, dennoch schmerzhaften Verlust zu verarbeiten. Schließlich wussten sie alle, dass Sophia bereits ihr Kreuz zu tragen hatte, was Todesfälle geliebter Menschen anbelangte. Zwar hatte nur Rosalie Sophias Mutter noch kennenlernen dürfen, da die beiden seit dem Kindergarten miteinander befreundet waren, trotzdem tat es den anderen Mädchen Leid. Hin und wieder kamen sie sich gar scheinheilig vor, weil sie nicht wussten, wie es war einen Elternteil zu verlieren. Rosalie selbst lebte bei ihrer Tante. Allerdings hatte sie das selbst entschieden, nachdem ihre eigentlichen Eltern sich hatten scheiden lassen. Ab und zu traf Rosalie ihre Mutter und ihren Vater getrennt, aber nicht allzu oft, da sie ihnen die Scheidung nie hatte verzeihen können. Manchmal musste Rosalie in den Ferien zu der Frau reisen, die sie geboren hatte, jedoch tat das Mädchen dies nur widerwillig, zumal ihre Mutter nach Österreich gezogen war und einen Landwirt geheiratet hatte. Wenn sie also für mehrere Wochen das Land verließ, musste sie auch Sophia und die restliche Clique zurücklassen, was sie am allermeisten hasste.
 

Als der Abend herauf dämmerte, erreichten sie die schützenden Bäume Loriens. Manch eine hätte vor Erleichterung am Liebsten aufgeschluchzt, doch verkniffen sie sich dies, um nicht unangenehm aufzufallen. Nur Diana wurde hibbelig. Sie war sich ganz sicher, dass sie Meggi bald wieder sehen würde. Da ihre beste Freundin äußerst gewandt gewesen war in der elbischen Sprache, gab es nur einen Ort noch, an dem Meggi sich aufhalten konnte, wenn schon nicht in Bruchtal, wie Lesly es getan hatte. Diana schlussfolgerte also aus diesen Überlegungen, dass Meggi in Lorien gelandet war und von dort aus nicht zum Rat gekommen war.

‚Galadriel ist bestimmt voll die strenge Mutter...’, überlegte Diana mit gesenktem Kopf.

Sie war arg verwundert, als sie ihren Blick wieder aufrichtete und sich einer Pfeilspitze gegenübersah. Den Teil hatte sie völlig verdrängt. Ein rascher Blick auf ihre Gefährten zeigte Diana, dass auch diese von Elben Loriens mit Pfeil und Bogen bedroht wurden.

„Unglaublich!“, schnaubte Kiana, die es nicht fassen konnte, dass sogar die bewusstlose Rosalie unter Beschuss stand. Nun ja, zumindest wurde ihr damit gedroht. Und was tat Sophia derweil?

Sie ließ stumm alles über sich ergehen. Nicht einmal die Tatsache, dass man ihr die Hände band, entlockte ihr eine Reaktion. Mit ihren Gedanken war sie weit fort. Das fiel natürlich auch Haldir auf, der den Wachtrupp anführte. Zuerst aber musste er Gimli ein bisschen ärgern.

„Der Zwerg atmet so laut, wir hätten ihn im Dunkeln erschießen können!“, frotzelte der blonde Elb mit einem ziemlich arroganten Unterton in der Stimme. Gimli knurrte etwas Unverständliches, doch Diana konnte sich kaum beherrschen ob dieser Frechheit. Wie um Haldir zu beweisen, dass er keine Ahnung hatte, umarmte sie den Zwerg spontan. Daraufhin lief Gimli leuchtend rot an und bekam frappierende Ähnlichkeit mit einer Tomate. Die Elben aus Lorien hingegen rümpften die Nasen. Niemand umarmte freiwillig einen Zwergen! Die waren vulgär und stanken zum Himmel. Das wusste doch jeder!

„Was wollt ihr hier?“, herrschte Haldir dann Aragorn an, der als ihr Anführer endlich mal dafür sorgen musste, dass die nervigen Pfeile aus den Blickfeldern der Gefährten schwanden.

„Bitte, gewährt uns Schutz nur heute Nacht.“, begann Aragorn, der Haldir schon von früher kannte und wusste, dass der Elb manchmal ein bisschen arg steif war. Vor allem gegenüber Fremden. Allein Legolas erwies Haldir Respekt, da er der Sohn Thranduils war. Auch Lesly schenkte Haldir eine Grimasse, die man als Lächeln deuten mochte, so denn man denn wollte.

Bevor der Wachhabende etwas sagte, ließ er den Blick mit deutlichem Missfallen über die restliche Gemeinschaft schweifen. An Rosalie blieb er schließlich hängen.

„Was ist denn mit dem Hobbitweib passiert?“, wollte er wissen.

Als Sam den Elben so abschätzig von seiner kleinen Schwester reden hörte, wurde er sauer. Beinahe wäre sein Temperament mit ihm durchgegangen. Doch zu ihrer aller Überraschung war es Sophia, die das Wort ergriff und schlussendlich verantwortlich war dafür, dass man sie tiefer in den Wald hinein führte.

„Wir versuchten vor einigen Tagen den Caradhras zu überqueren, da uns die Pforte von Rohan versperrt war, doch zwang der Berg uns in die Knie, so dass wir den Weg durch die Minen Morias wählen mussten. Als wir aber den Caradhras verließen, fing Rosalie sich eine heftige Erkältung ein. Schließlich bekam sie starkes Fieber. Trotzdem kämpfte sie an unserer Seite gegen die Orks von Moria. Ich fürchte, diese Anstrengung hat sie sehr erschöpft, so dass sie auf dem Weg nach draußen das Bewusstsein verlor. Ihr mögt abgeneigt sein, uns Quartier zu gewähren, Haldir von Lorien, doch bitte ich Euch inständig, wenn schon nicht unsere Gemeinschaft rasten darf unter dem Schutz der Galadriel und des Celeborn, so doch bitte meine liebste Freundin. Bitte, habt Erbarmen und zeigt Euch gnädig gegenüber einer, die ohne eigenes Zutun erkrankte. Wir werden Euch auch ganz bestimmt nicht zur Last fallen, nur bitte, rettet Rosalie. Ich flehe Euch an, Haldir!“

Und Sophia warf sich zu Füßen des hochmütigen Elben. Gerührt von dieser Leidenschaft und Sorge wurde das Herz Haldirs erweicht. Er ließ die Gefährten in Lorien bleiben und führte sie sogar in die Eingeweide des Waldes, wo Galadriel ihren Wohnsitz hatte...

In Galadriels Welt

Mittlerweile hatte man Boromir von der Last der bewusstlosen Rosalie befreit. Sie wurde nun wie eine Stoffpuppe von einem der Elben getragen. Das war ein Wandel zum Positiven, hatte der Gondorianer die zierliche Hobbitdame doch wie einen nassen Sack über den Rücken geworfen, während sie von den Ausläufern des Nebelgebirges nach Lorien geeilt waren. Erschreckend war viel mehr die Tatsache, dass Rosalie noch immer ohne Bewusstsein war. Frodo, der hin- und hergerissen war zwischen Trauer um Gandalf und Sorge um Sams Schwester, mühte sich, mit dem Elben Schritt zu halten, der Rosalie transportierte. Die restlichen Gefährten, ebenso erschöpft, wie erschüttert, hofften, dass es bis zum Wohnsitz der Herrin des Waldes nicht allzu weit war. Ihre Stoßgebete wurden erhört. Plötzlich blieb der ganze Zug stehen. Haldir, an der Spitze, deutete auf einen majestätischen Baum, von dem nur die Krone zu sehen war. Vor allem den Mädchen gingen die Augen über. Sie kannten zwar die Filmversion, aber in natura war das Ganze noch einen Tacken beeindruckender.

‚Zugegeben, Peter Jackson hat ganze Arbeit geleistet.’, fand Lesly, die als Halbelbe mit Haldir und den anderen Lorien- Elben gut Schritt halten konnte. Legolas, der bislang nur wenige Male in Lorien gewesen war und der Herrin des Waldes noch nie zuvor begegnet war, kam nicht umhin ein wenig Neid zu zeigen. Düsterwald, schön und gut, aber so beeindruckend war der Wohnsitz Thranduils auch wieder nicht, zumal es nur Lorien die Bäume mit den goldenen Blättern gab. Lothlorien war ein einzigartiger Wald, ebenso wie seine Bewohner unvergleichlich waren. Zwar waren die Unterschiede zwischen Elben aus Lorien und denen aus dem Waldlandreich nicht so gravierend, wie die zwischen denen aus Imladris und den anderen beiden Ländern, aber immer noch gut zu erkennen. Jedenfalls für das geübte Auge. Legolas war schon sehr gespannt darauf, endlich Galadriel kennenzulernen, von der er Vieles gehört hatte. Unter anderem, dass sie über nicht unerhebliche, magische Kräfte verfügte.
 

Nach dem sie endlich am Fuß des Baumes mit der riesigen Krone angekommen waren, wussten sie Gefährten, dass es nun nicht mehr lange dauern würde, ehe sie sich ausruhen konnten. Und sie sehnten sich danach. Vor allem die, die weniger gut zu Fuß waren wie etwa Odette und Pippin wollten die Beine hochlegen und nichts mehr tun müssen. Bevor es aber soweit war, waren sie gezwungen, die gewundene Treppe bis in die Spitze des Baumes zu erklimmen. Dort wurden sie bereits von der Herrin des Waldes, ihrem Mann Celeborn und ihrer Tochter Athanasia erwartet. Für die Mädchen und besonders Diana gestaltete sich die Ansprache Galadriels als Geduldsprobe, da sie Athanasia sofort als Meggi identifiziert hatten und es kaum abwarten konnten, mit ihr zu sprechen, sich über die Geschehnisse auszutauschen.

„16 sollten von Bruchtal aufbrechen, doch ich sehe nur 15. Wo ist Gandalf? Es verlangt mich sehr, mit ihm zu sprechen.“, erhob Celeborn seine Stimme.

Von den Gefährten kam keine Antwort. Stattdessen war es Galadriel, die ihrem Mann sagte: „Er ist gefallen. Durch Schatten und Feuer. Er verweilt nicht länger in dieser Welt.“

So, wie Galadriel es sagte, klang es poetisch, fast schon romantisch. Ihre Stimme war sogar noch hypnotischer als die, die die Mädchen aus den Filmen kannten. Daraufhin bedachte Celeborn seine Gemahlin mit einem seltsamen Blick, hielt sich aber geschlossen, denn nun wandte sie sich an die Gefährten.

„Eure Fahrt steht auf Messers Schneide. Geht nur um ein weniges fehl und sie wird scheitern, doch wenn die Gemeinschaft treu bleibt, werdet ihr Mittelerde nicht dem Untergang preisgeben. Heute Nacht müsst ihr euch um nichts sorgen. Rastet im Schatten dieser alten Bäume und befreit eure Herzen von allen dunklen Gedanken.“

Dabei sah sie Frodo an, der sich mehr als nur unbehaglich fühlte. Erst jetzt fiel der Herrin des Waldes die bewusstlose Hobbitfrau auf, die noch immer von einem der Wachelben gehalten wurde.

„Wie ich sehe, haben nicht alle von euch die Prüfung auf dem Caradhras wohl überstanden. Nun, sorgt euch nicht, meine Tochter wird sich des Mädchens annehmen.“, fuhr Galadriel fort. Sie nickte der hochgewachsenen Elbe mit den weißen, silbrig schimmernden Haaren zu.

„Wenn ihr mir folgen wollt, ich zeige euch nun euren Rastplatz.“, übernahm die Tochter die Regie von der Mutter.

Schweigend folgte die Gesellschaft Athanasia oder besser gesagt Meggi. Sie war unendlich froh, ihre Freundinnen hier zu sehen. Vor allem Diana hatte sie ganz extrem vermisst. Meggi hoffte, recht bald eine Gelegenheit zu bekommen, sich mit ihrer besten Freundin an ein ruhiges Örtchen zurückzuziehen und dort ein gemütlichen Plausch abzuhalten, wie sie es in der Realität auch immer taten, wenn irgendetwas Interessantes passiert war. Und dieses Mitmischen im Ringkrieg zählte auf jeden Fall zu den interessanten Dingen, das musste Meggi schon zugeben. Natürlich war ihr, neben den Mädchen, auch Legolas aufgefallen, den sie seit jeher mehr als nur anziehend gefunden hatte. Eigentlich war Thranduils Sohn der ausschlaggebende Grund dafür gewesen, dass Meggi sich ein Buch zum Elbisch lernen gekauft und wie eine Besessene gebüffelt hatte. Das Ergebnis konnte sich sehen oder eher hören lassen. Zusammen mit Lesly beherrschte Meggi die elbische Sprach am Besten aus der Gruppe, dabei war es völlig egal, ob es sich um Sindarin oder Quenya handelte. Sie sprach beides gleichermaßen gut. Diese Tatsache war für Meggi nur von Vorteil gewesen, als sie sich im Herzen Loriens wiedergefunden hatte. Zu Anfang war es ihr schwer gefallen, hier zu leben, so ganz allein, ohne Diana, aber mittlerweile fühlte Meggi sich in Loriens Wäldern sehr wohl. Allerdings war für sie eines sonnenklar. Jetzt, da sie ihre Freundinnen (und Legolas) wiedergefunden hatte, würde sie sich der Gemeinschaft anschließen. Schließlich hatten die anderen Mädchen längst die Gelegenheit gehabt, sich mit ein paar Orks herumzuschlagen und Meggi, die sonst eher pazifistisch eingestellt war, brannte darauf, ebenfalls in den Kampf zu ziehen.
 

Nachdem sie die Stufen, die sie zuvor erst hinaufgegangen waren, in umgekehrter Richtung bewältigt hatten, ließen sich zumindest die Hobbits, die noch bei Bewusstsein waren direkt auf ihre Schlafstätten fallen.

„Ich rühre mich heute kein Stück mehr!“, verkündete Odette mit schmerzverzerrtem Gesicht. Offenbar hatte sie sich eine Blase gelaufen, obwohl sie keine Schuhe trug, da das bei ihr als Hobbit nicht nötig war. Lachend, aber ebenfalls am Ende ihrer Kräfte tat Lucia es ihrer Freundin gleich.

„Bin ich froh, dass wir zum einen in Sicherheit sind und zum anderen Meggi gefunden haben.“, sagte sie, während sie sich an den Baumstamm lehnte. Merry und Pippin hatten derweil nach etwas zu Essen gefragt und würden es in Kürze auch bekommen. Kiana, die von Boromir dazu gezwungen wurde, sich mit ihm an einen ruhigen Ort zu verziehen zwecks Verbindens von Wunden, kam nicht umhin, sich über die geschenkte Zeit zu zweit zu freuen. Ihr graute schon vor dem Ende der Nacht. Sie würden Lorien verlassen müssen und auf dem Großen Fluss in Richtung des Rauros dümpeln, wo sie letztlich mit Boromirs Tod zu rechnen hatte. Kiana war nun klar, dass sie damit konfrontiert würde, den Truchsessensohn zu verlieren. Nachdem Gandalf in Moria gefallen war, obwohl die Mädchen jetzt Teil der Geschichte waren, hatte Kiana einsehen müssen, dass die ursprüngliche Storyline eingehalten werden würde, so sehr es ihr auch widerstreben mochte.

Lesly hatte sich zu Aragorn gesellt, der ihr ziemlich melancholisch erschien. Sie wollte ihn etwas aufmuntern, obwohl sie wusste, dass dies kein leichtes Unterfangen würde, zumal es ihr selbst nicht gerade Bestens ging. So sehr sie auch versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, Lesly vermisste Elrond schmerzlich, von dem sie niemals geglaubt hatte, dass er ihre Bewunderung erlauben, geschweige denn vorantreiben würde, so dass sie schlussendlich doch in ihn verliebt war. Und er, jedenfalls hatte sie das geglaubt, auch in sie. Als sie sich in Bruchtal voneinander verabschiedet hatten, hatte er nicht ‚Auf Wiedersehen’ gesagt, sondern ‚Lebe wohl’. Allein dieser kleine, aber feine Unterschied hatte Lesly gelehrt, vorsichtiger zu sein, wenn es darum ging, ihre Gefühle zu zeigen. Sie hatte zwar gewusst, dass Elrond ein ernsthafter Mann war, aber dass er sie so hängen ließ, nun, das war dann doch ein Schock gewesen. Geistesabwesend holte sie den Anhänger hervor, den er ihr so rasch nach ihrer Ankunft überreicht hatte. Sein Lächeln war so mysteriös gewesen, dass Lesly den Verdacht hatte, dass sie nicht bloß mit einer Kette beschenkt worden war, sondern das mehr dahinter steckte. Genau das sollte sie nun erfahren.

„Was hast du denn da?“, fragte Aragorn leise.

Erschrocken sah sie auf, dann aber lächelte sie.

„Elrond hat es mir gegeben, lange bevor wir aufgebrochen sind.“, sagte sie dann.

„Dann hat er dir ein königliches Geschenk gemacht, Ireth.“, gab Aragorn daraufhin zurück, „Ich glaube, von diesen Anhängern gibt es nur ein paar vereinzelte in ganz Mittelerde und nur die Elben wissen sie zu schmieden und mit dem rechten Zauber auszustatten.“

„Zauber?“

Jetzt war Leslys Neugier geweckt. Begierig hing sie an Aragorns Lippen, wollte sie doch unbedingt hinter das Geheimnis dieses Anhängers kommen. Belustigt sah der Dunedain, wie rasch er das Interesse der Halbelbe geweckt hatte. Ihr musste sehr viel an Elrond liegen, wenn sie um jeden Preis wissen wollte, was es mit dem Geschenk des Herrn von Bruchtal auf sich hatte.

„Ja, Zauber. Mittels dieses Anhängers kannst du Kontakt zu Elrond aufnehmen, wann immer du willst. Du wirst in eine Trance versetzt und dein Geist begibt sich auf eine Wanderung. Bevor die Elben damit begannen, Mittelerde den Rücken zu kehren, waren sie relativ verbreitet, allerdings legte sich das nach Ende des ersten Ringkrieges immer weiter, bis schließlich nur noch einige wenige Exemplare existieren. Du musst Elrond sehr, sehr viel bedeuten, wenn er dir ein so kostbares Geschenk macht, Ireth.“

Die Halbelbe machte große Augen. Dann aber brach ein Grinsen auf ihren Zügen aus. Sie umarmte Aragorn spontan, der diese Bekundung ihrer Dankbarkeit gelassen über sich ergehen ließ, dann aber beschloss Lesly das Geschenk auszutesten. Deswegen verließ sie den Waldläufer, um sich ein stilles Plätzchen zu suchen, an dem sie in aller Ruhe ihren Geist auf Wanderschaft schicken konnte.
 

Währenddessen kümmerte Meggi sich, wie Galadriel es angeordnet hatte, um Rosalie. Mit Legolas’ Hilfe hatte sie die Bewusstlose gut eingepackt und auf ein bequemes Lager gebettet. Danach hatte Meggi Wasser geholt und ein paar Kräuter, die ihr von der Herrin des Waldes mitgegeben worden waren, darin aufgelöst. Aus dem Sud würde ein bitter schmeckender Heiltrunk entstehen, in den Meggi ein paar Tropfen Honig geben wollte, um dem Getränk die Widerwärtigkeit ein wenig zu nehmen. Sie war furchtbar nervös, da weder Legolas, noch Frodo und Sam sie aus den Augen ließen. Meggi ahnte ja nicht, dass Rosalie hier in Mittelerde die Schwester des grimmigen Gärtners von Beutelsend war. So quälte sie denn die gesamte Zeit, in der sie sich um die Freundin bemühte, die Angst zu versagen. Als der Trank schließlich fertig war, musste er Rosalie nur noch eingeflößt werden. Frodo, der zwar Sams Sorge zu schätzen wusste, hatte seinen besten Freund davon geschickt, damit er aufhörte, über elbische Heilkunst zu lamentieren. Der Ringträger war in Bruchtal selbst mit den Arzneien der Elben in Berührung gekommen und sie hatten ihm das Leben gerettet. Daher erlaubte er nicht, dass so schlecht über etwas gesprochen wurde, was höchstwahrscheinlich wirkungsvoll genug war, um Rosalies Fieber zu mindern und ihr Kraft für die weitere Reise zu verschaffen. Denn wenn Frodo ganz ehrlich war, konnte er den Gedanken, sie zurückzulassen, nicht ertragen. Sie war ihm teuer geworden in all der Zeit, die er sie nun schon kannte. Nur noch Sam an seiner Seite zu haben, wäre ihm komisch vorgekommen.

„Jetzt müssen wir sie dazu bringen, das Gemisch zu schlucken.“, drang Meggis sanfte, aber besorgte Stimme zu Frodo durch. Dieser nickte und versuchte, Rosalie irgendwie in eine halbwegs sitzende Position zu bringen, so dass sie sich nicht verschlucken würde, wenn ihr die Arznei eingeflößt wurde. Legolas, der auch gern helfen wollte, faszinierte Galadriels Tochter ihn doch sehr, nahm Frodo die Fiebernde ab.

„Ich mach das schon.“, versicherte der Prinz aus Düsterwald. Er schenkte Meggi ein Lächeln und ermunterte sie: „Nur zu. Wir wollen doch, dass Rosalie rasch wieder auf den Beinen ist.“

Meggi nickte. Sie setzte eine kleinere Schale, die sie mitgebracht hatte, als sie die Gefährten zu ihrer Unterkunft führte, an Rosalies Lippen. Diese teilten sich auch tatsächlich und die Flüssigkeit rann in ihre Kehle. Das Spielchen wurde solange wiederholt, bis die Schale bis zur Neige gelehrt war. Zufrieden lehnte Meggi sich zurück.

„Nun bleibt uns nichts Anderes übrig, als abzuwarten und zu hoffen, dass die Medizin wirkt.“, sagte die junge Elbe, während sie sich anmutig erhob, „Ich schlage vor, du bewachst ihren Schlaf, Frodo. Sollte ihr Zustand sich verschlechtern, kannst du mich jederzeit aufsuchen.“

„Aber... wo werde ich Euch finden, Herrin?“, wollte der perplexe Hobbit wissen.

Meggi lächelte geheimnisvoll.

„Du wirst schon sehen.“

Dann nickte sie Legolas höflich zu.

„Ich wünsche Euch eine angenehme Nachtruhe, mein Prinz. Euer Verlust ist auch der meine.“

Bevor Legolas etwas erwidern konnte, hatte sie sich schon zurückgezogen. Verdattert sah er ihr nach. Dabei umspielte ein leichtes Lächeln seine Mundwinkel. Frodo sah mindestens genauso verwirrt aus, wie Legolas sich fühlte, doch wandte er sich lieber Rosalie zu. So bemerkte er nicht einmal, dass der Elb sich trollte, um ein wenig zu ruhen.
 

Tief in der Nacht als alle Gefährten schliefen beschloss die Herrin des Waldes den Ringträger auf eine Prüfung der besonderen Art zu stellen. Zu diesem Zweck wollte sie ihren Spiegel aufsuchen, der ihr half, Dinge zu sehen, die einst geschehen waren oder noch würden. Mit leisen Sohlen und barfüßig waren die Schritte Galadriels auf dem weichen Waldboden kaum zu hören. Frodo, der nicht schlafen konnte, wie so oft in letzter Zeit, brauchte daher nur seine Augen, um die Elbenhexe zu bemerken. Er beschloss ihr zu folgen. Irgendwie wurde er nicht recht schlau aus dieser Frau. Und er glaubte zu wissen, dass sie ihm helfen konnte mit der Bürde, die er trug. Also erhob Frodo sich leise von seinem Lager, bereit Galadriel zu folgen, wohin auch immer sie ging. Ganz so lange dauerte die Reise nicht. Die hochgewachsene Elbe hatte ja ein bestimmtes Ziel, welches ganz in der Nähe des Rastplatzes der Gefährten lag. Später mochte man behaupten, sie habe diesen Ort nicht ohne Grund gewählt. Jedenfalls folgte Frodo ihr bis zu dem Becken, der Galadriel als Spiegel diente.

„Ich wusste, dass du kommen würdest, Frodo Beutlin. Möchtest du in den Spiegel schauen?“, fragte sie an den jungen Hobbit gewandt, der noch nicht recht wusste, ob er wirklich hier sein wollte.

„Was werde ich sehen?“, stellte er die Gegenfrage.

Ein vergnügtes Lächeln umspielte Galadriels Züge, während sie auf das Becken zutrat um Wasser aus einer silbernen Kanne, die eigentlich zu filigran war, um als solche bezeichnet zu werden, in das Behältnis gab.

„Der Spiegel zeigt Vieles. Dinge, die waren, Dinge, sie sind und Dinge, die vielleicht einmal sein werden.“, erwiderte die Elbe geheimnisvoll.

Frodo wurde aus ihren kryptischen Worten nicht recht schlau, doch seine Neugier überwog bei weitem seine Furcht, so dass er sich vorsichtig der silbernen Schale auf ihrem Podest näherte, sich hinüberbeugte und hineinsah. Urplötzlich flackerten Bilder darin auf. Seine Gefährten wurden gezeigt, besonders Sam und Rosalie hervorgehoben. Dann wechselte die Szenerie. Frodo erblickte das Auenland, jedoch nicht so, wie er es kannte. Orks hatten nun die Überhand, die Hobbits wurden aneinander gekettet vorangetrieben wie Vieh. Sam strauchelte und einer der Orks bestrafte ihn dafür mit Peitschenhieben. Entsetzen erfüllte Frodo. Er wusste, dies würde geschehen, wenn er versagte. Wenn es ihm nicht gelänge, den Ring zu vernichten. Das lidlose, von Flammen umrandete Auge, welches der junge Hobbit zum ersten Mal im Gasthaus in Bree zu Gesicht bekommen hatte, verschlang die Szene. Rauch stieg auf von dem Becken. Der Ring hatte sich aus Frodos Hemd hervor gestohlen und baumelte nun genau über Saurons Auge. Mehr als entsetzt riss er ihn zurück, verlor dabei das Gleichgewicht und stürzte auf den weichen Waldboden. Sein Atem ging rasch und flach.

„Ich weiß, was du gesehen hast.“, ließ Galadriel sich vernehmen.

Frodo sah auf. Er hatte ganz vergessen, dass die Elbe noch da war.

„Denn ich habe dasselbe wahrgenommen. Du weißt, was auf dem Spiel steht, Frodo Beutlin.“

Während er ihr so zuhörte, kam ihm eine verrückte, ja, wahnsinnige Idee, aber er musste sie unbedingt ausprobieren. Er wollte nicht länger diese Bürde tragen müssen, wollte frei sein von alldem und sein Leben in vollen Zügen genießen, wie er es vorgehabt hatte. Also rappelte Frodo sich auf, nahm den Ring ab und hielt ihn Galadriel entgegen.

„Wenn Ihr den Ring haben wollt, dann könnt Ihr ihn haben. Ich gebe ihn Euch.“, sagte er mit gequältem Gesichtsausdruck.

Galadriel schaute drein, wie ein Kind an Weihnachten. Erregung durchfuhr sie.

„Ich leugne nicht, dass mein Herz sehr danach verlangt hat!“

Und ihre graziösen Finger streckten sich nach dem Ring aus. Ein sonderbares Licht erstrahlte um sie herum. Ihre vormals helle Gestalt wurde dunkel. Sie sah nun eher aus wie eine Hexe und ihre Stimme war donnernd und gefährlich geworden.

„Anstelle eines dunklen Herrschers, hättest du eine Königin. Nicht grausam, aber schön wie der Morgen. Tückisch wie die See! Alle sollen mich lieben und verzweifeln!“

Bumm, da zuckte Galadriel zusammen, als hätte man ihr einen heftigen Schlag verpasst. Sie kehrte zu ihrer vormals hellen Gestalt zurück. Ihr Atem ging stockend. Offensichtlich war sie von sich selbst entsetzt. Frodo, der ziemliche Angst bekommen hatte, sah die Elbe misstrauisch an. Langsam fing die Herrin des Waldes sich wieder. Sie schüttelte den Kopf, sah Frodo an, lächelte und sagte dann: „Ich werde diese Prüfung bestehen, in den Westen gehen und Galadriel bleiben.“

Frodo steckte den Ring zurück. Vielleicht war es ganz gut, dass die Elbe ihrem Verlangen nicht nachgegeben hatte. Allerdings war Frodo noch nicht bereit, zu gehen. Er musste erst noch ein paar Dinge loswerden.

„Wie soll ich das alles allein schaffen?“, jammerte er.

Ihm war nun klar geworden, dass er keinen seiner Gefährten solcher Gefahr aussetzen durfte.

Eine Weile lang schwieg Galadriel, dann beugte sie sich zu Frodo hinunter.

„Diese Aufgabe wurde für dich bestimmt, Frodo Beutlin. Und wenn du keinen Weg findest, findet ihn niemand. Einen Ring der Macht zu hüten bedeutet allein zu sein.“

Und sie entblößte ihre linke Hand, an dessen Ringfinger ein filigraner, weißer Ring glitzerte.

„Das ist Nenya. Ich besitze ihn schon lange.“

Frodo staunte nicht schlecht. Konnte das etwa einer der drei legendären Elbenringe sein, die Sauron geschmiedet hatte?
 

Den Kopf angefüllt mit den unterschiedlichsten Gedanken kehrte Frodo zurück zum Rasplatz der Gefährten. Er war plötzlich unendlich müde und sehnte sich danach, Ruhe und Trost im Schlaf zu finden. Vorsichtig, um niemanden zu wecken, bahnte er sich seinen Weg an Merry und Pippin, Lucia, Odette und Sam vorbei. Neben Rosalie kam er zum Stillstand. Einen langen Augenblick betrachtete er das bleiche Antlitz, umrahmt von goldenen Locken, dann musste er lächeln. Schließlich fand Frodo Quartier neben Sams Schwester. Kaum, dass sein Kopf das Kissen berührte, war er auch schon sanft entschlummert, nicht ahnend, wie viele große Prüfungen ihm noch bevorstanden.

Auf dem Großen Fluss

Am nächsten Morgen erwachten die Gefährten erfrischt und ausgeruht, bereit ihre Reise fortzusetzen und sich allen weiteren Abenteuern zu stellen, die auf ihrem Weg noch vor ihnen lagen. Zur allgemeinen Erleichterung ging es Rosalie bedeutend besser. Besonders Frodo freute sich darüber, der schon befürchtet hatte, Sams Schwester in Lorien zurücklassen zu müssen. Er hätte sie doch schmerzlich vermisst, wie er sich eingestehen musste. Deswegen war er umso erleichterter, als Athanasia alias Meggi verkündete, dass Rosalie vollständig genesen sei und nur ein wenig Schonung brauchte, damit sie ihre Kräfte allesamt wiedererhielte. Diese gute Nachricht versüßte den Gefährten den Abschied von Lorien und seiner Herrin doch erheblich. Natürlich trugen auch die zahlreichen Fresspakete und Geschenke dazu bei, wie etwa die Elbenmäntel. Besonders entzückt waren die 15 allerdings auch von den persönlichen Gaben, die Galadriel ihnen machte. Allgemein bekannt waren die, die die eigentlichen Gefährten absahnten, interessant wurde es bei den Mädchen, die sich schon häufiger überlegt hatten, was sie gern gehabt hätten, wenn die Herrin Loriens ihnen ein Geschenk machen sollte. Nachdem erst die Herren der Schöpfung reichlich beschenkt worden waren, war die Reihe an den Mädchen. Mit Kiana begann Galadriel ihren Marathon. Sie lächelte die blonde, junge Frau an, doch ihr Blick war schmerzlich.

„Du wirst bald verlieren, was dir am Wichtigsten auf der Welt ist. An deinem Blick erkenne ich, dass diese Nachricht dich nicht überrascht.“, sagte Galadriel leise, während sie Kiana einen Anhänger mit einem tränenförmigen Tropfen aus Mondstein um den Hals legte.

„Dieses Schmuckstück möge dir ein Trost sein und Rat geben, wenn du ihn benötigst. Bewahre ihn gut.“

Ehrfürchtig nickte Kiana, dann trat sie zurück und überließ Lesly Galadriels weisen Augen. Ein wenig wand Lesly sich unter dem prüfenden Blick der hohen Herrin. Sie mochte es nicht, so taxiert zu werden.

„Der Herr Elrond hat also erneut gewählt.“, ließ die Elbenfürstin sich vernehmen.

Lesly zuckte zusammen. Sie hatte beinahe vergessen, dass Celebrian ja Galadriels Tochter war und es der hohen Dame sicherlich nicht schmecken konnte, wenn ihr Schwiegersohn sich anderweitig umsah. Entgegen ihrer Befürchtung aber fand Galadriel freundliche Worte für Lesly: „Du beweist eine Menge Mut, mein Kind, doch Mut allein, so fürchte ich, wird dir nicht helfen, deinen Weg zu meistern. Du brauchst eine gute Freundin, damit du diesen Krieg überstehst, daher werde ich dir diese Klinge überlassen. Sie möge dir eine Hilfe sein, wenn alle anderen dich im Stich lassen.“

Mit diesen Worten überreichte Galadriel der jungen Frau vor sich ein elegantes Schwert, in dessen Griff einige elbische Wörter eingraviert waren. Mut, Hingabe, Ehre und Tapferkeit. Lesly sah es als Ansporn, diese Tugenden in sich zu vereinen, damit sie sich des wohl königlichen Geschenkes als würdig erwies.

Nach ihr kam die Reihe an Diana, die schon ungeduldig herumhibbelte. Sie wollte doch unbedingt wissen, was Galadriel für sie in petto hatte. tatsächlich zierte ein amüsiertes Lächeln die Züge der weisen Frau.

„Ich sehe schon, ungestüm, wie das Wasser. Aber auch für dich habe ich etwas, dass dir helfen wird, zu erkennen, was wirklich wichtig ist.“

Da machte Diana nun doch große Augen. Sie war eigentlich der Meinung gewesen, dass sie längst wusste, was zählte. Offensichtlich aber befand Galadriel sie für zu unreif. Ehe sie beleidigt sein konnte, legte die Elbe ihr einen Spiegel in die Hand. So uneitel und desinteressiert was Mode anbelangte, war Diana nicht wenig irritiert. Was sollte sie mit diesem Teil?

„Schau hinein, wenn du den Glauben an die Welt verlierst. Der Spiegel zeigt dir die Wahrheit.“, war alles, was Galadriel zu dem Thema zu sagen hatte.

Lucia war die Nächste. Für sie gestaltete sich das Intermezzo mit der Elbenherrin als kurz. Ihr wurde ein Elbenschwert geschenkt, da sie ihr voriges in Moria eingebüßt hatte. Einen guten Rat bekam Lucia dennoch mit auf den Weg, nämlich, nicht allzu bald Nägel mit Köpfen zu machen. Nachdenklich nickte die Rothaarige, während sie sich zu ihren bereits abgefertigten Gefährten begab, um darauf zu warten, dass die anderen auch fertig würden. Zu aller Überraschung, zumindest seitens der männlichen Gefährten, trat Meggi vor. Sie hatte beschlossen, ihre Freundinnen im Ringkrieg zu unterstützen, anstatt in Lorien behütet herum zu sitzen und die Hände in den Schoß zu legen.

„Deine Entscheidung sollte mich nicht überraschen, meine Tochter.“, sagte Galadriel leise, Legolas einen raschen, kaum merklichen Seitenblick zuwerfend, „Ich habe bereits geahnt, dass du dich der Gemeinschaft anschließen würdest und dennoch gehofft, uns würde dieser Abschied erspart. Dein Schicksal ist nicht klar. Ich fürchte um dich, Kind.“

„Mutter...“, hauchte Meggi gerührt, trat auf Galadriel zu und tat etwas sehr, sehr unelbenhaftes: sie umarmte die Herrin des Waldes vor aller Augen. Damit hatte wohl selbst die gute Frau nicht gerechnet, weswegen sie perplex drein sah und die Umarmung etwas unbeholfen erwiderte. Nach einer ganzen Weile schließlich löste Meggi sich von Galadriel.

„Wir werden uns wieder sehen, Mutter, das verspreche ich!“

Gerührt sah Galadriel ihr nach, ehe sie sich dem nächsten Mädchen widmete, nämlich Odette. Ihr schenkte die Herrin Loriens die Miniatur eines Schwans. Was es mit diesem auf sich hatte, dass müsse Odette schon selbst herausfinden, meinte Galadriel. Etwas verwirrt nickte die Blonde, gesellte sich dann aber zu ihren Freundinnen.

Für Rosalie gab es zwei Dolche der Noldor, die das Mädchen dankend annahm. Zu guter Letzt war Sophia an der Reihe. Galadriel legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Du hast bereits eine Menge Verluste erfahren, Kind, aber tröste dich, du wirst nicht nur leiden müssen.“

Dies sagte die Herrin des Waldes sehr sanft und fürsorglich, wenn auch eine gewisse Bestimmtheit in ihren Worten mitschwang. Sophia schluckte, nickte aber folgsam. Wie schon Kiana bekam auch Sophia ein Schmuckstück geschenkt, mit dem Unterschied, das ein Rosenquarz in der silbernen Fassung eingearbeitet war. Irgendwie strahlte das Ganze ein feines, kaum wahrnehmbares Leuchten aus.

„Damit deine Visionen gezielter werden.“, vertraute Galadriel ihr vergnügt an.

Dann hielt sie eine Abschiedsrede vor den Gefährten.
 

Kurz darauf befand man sich auf dem Großen Fluss in Richtung der Rauros- Fälle. Besonders die Hobbits waren froh, nicht mehr laufen zu müssen, obwohl sie Wasser nicht unbedingt mochten. Die wenigsten unter ihnen konnten schwimmen. Vor allem Sam waren die Boote mehr als suspekt, doch er enthielt sich jeglichen Kommentars. Stattdessen behielt er lieber Boromir im Auge, dem er so gar nicht traute, obwohl der Gondorianer momentan mit Kiana beschäftigt war. Sie alberten ein wenig herum, um die angespannte Stimmung aufzulockern, verstummten aber rasch wieder, als sie merkten, dass sie keiner der anderen auf diese Methode ansprang.

Von da an herrschte Schweigen. Nur die Geräusche der Natur waren zu hören. Ansonsten aber Stille. Einige, wie etwa Odette, Diana oder Kiana, mochten diese Ruhe ganz und gar nicht, aber Lesly war sie nur recht. So konnte sie noch mal in aller Ruhe rekapitulieren, was bei ihren Traumspaziergang in der vergangenen Nacht geschehen war. Wie Aragorn ihr erklärt hatte, war Elronds Anhänger ein Mittel, um Traumwanderungen zu unternehmen. Natürlich hatte Lesly nur ein Ziel gekannt: Bruchtal. Und somit auch Elrond, der ihr übrigens sehr amüsiert zu verstehen gegeben hatte, dass er sich bereits gefragt hatte, wann sie endlich hinter den Zweck des Anhängers käme. Darüber war Lesly nun nicht so glücklich gewesen, da sie zwar versucht hatte, sich durch das Silmarillion zu quälen, aber schlussendlich einfach gescheitert war, weil sich das Ganze ungefähr so las, wie die Stammbaumaufzählungen am Anfang der Bibel und somit komplett uninteressant und langweilig war. Woher hätte sie also wissen sollen, dass es solche dämlichen Anhänger überhaupt gab?

‚Aber an sich war das eine tolle Nacht...’, dachte die Elbe errötend, darauf achtend, dass es niemand mitbekam. Sie schaute in die dunklen Wasser des Flusses, der unter ihr dahin glitt. Sie hätte eine Menge dafür gegeben, wenn sie länger bei Elrond hätte verweilen können, was leider nicht möglich gewesen war. Der Herr von Bruchtal hatte ihr versichert, dass es ihre heilige Pflicht war, den Gefährten beizustehen, zumal bald ein weiterer von ihnen fallen würde. Zumindest hatten dies die Visionen des Elbenfürsten vorausgesagt. Und Lesly, die den Herrn der Ringe ja nun auswendig kannte, wusste genau, wer damit gemeint war. Boromirs Tod rückte stündlich näher.
 

Sie rasteten nur kurz und packten niemals all ihre Begleitgegenstände aus. Legolas, Meggi und Lesly wechselten sich bei der Wache ab, da sie elbischen Blutes waren und somit keines natürlichen Schlafes bedurfte. Wenigstens ein Vorteil, den die Mädchen sich hatten erschleichen können, als sie so unvermittelt in Mittelerde gelandet waren. Je näher die Rauros- Fälle rückten, desto nervöser wurde Kiana. Zum einen hatte sie Angst um Boromir. Sie wusste, dass er fallen würde. Zum anderen aber fürchtete sie, zu versagen, wenn es daran ging gegen die Uruk-Hai in die Schlacht zu ziehen. Orks waren ja schon schlimm, aber die Geschöpfe, die Saruman gezüchtet hatten, waren größer, stärker und weniger lichtempfindlich, was es schwierig machte, erfolgreich gegen sie zu bestehen. Nur zu gut wusste Kiana, aus welchem Grund die Uruk-Hai geschaffen worden waren: zur Vernichtung der menschlichen Rasse. Sie, als eine der Kleinsten in der Gruppe, war somit am Anfälligsten, wenn es daran ging, Opfer dieser Tötungsmaschinen zu werden. Zugegeben, ihre Freundinnen im Hobbitformat waren noch schlimmer dran, aber Kiana suhlte sich sehr gern in Selbstmitleid.

Noch auf dem Fluss bemerkte Legolas, dass etwas nicht stimmte. Durch die Bäume hindurch, die am Ufer standen, konnte er undeutlich Gestalten erkennen, die in raschem Tempo in Richtung der Rauros- Fälle unterwegs waren. Sein untrügliches Gespür für Gefahr warnte den Elbenprinz. Er behielt seine Sorge nicht für sich, sondern teilte sie Aragorn mit, der zugab, dass er wusste, dass sie verfolgt wurden, sie allerdings keine Zeit haben würden, den Uruks aus dem Weg zu gehen. Je länger sie zögerten desto schwieriger würde es nach Mordor zu gelangen. Nachdem Gandalf in Moria gefallen war, wollte Aragorn, der ja nun verantwortlich für die Gefährten war, kein weiteres Risiko eingehen. Er musste dafür sorgen, dass jeder Einzelne das Abenteuer möglichst unversehrt überstand. Vor allem in Hinblick auf die schwächliche Kondition der Hobbits. Sie waren nun mal keine Kämpfer und Gewaltmärsche trugen nicht unbedingt dazu bei, diesen Umstand zu ändern. Jedes Scharmützel kostete die Hobbits Kraft. Kraft, die sie brauchten, um in Mordor zu überleben. Es war die feindlichste Umgebung, die man sich für die Auenlandbewohner nur denken konnte. Die kleinen Kerle waren saftiges Grün, Wald und Wiesen gewohnt, nicht kargen Fels und totes Land.

‚Ich wünschte, Gandalf wäre noch bei uns.’, dachte Aragorn besorgt, während er sein Paddel ins Wasser tauchte, dabei den Blick über seine Gefährten schweifen lassend.
 

Als sie die riesigen Steinstatuen passierten, verschlug es zurecht allen den Atem. Vor allem aber den Mädchen, die zugeben mussten, dass Peter Jackson zwar großartige Arbeit geleistet hatte, die Argonaut im Original aber noch beeindruckender war.

„Wow.“, sprach Diana aus, was alle dachten.

(Wobei die Mittelerdler natürlich das Wort ‚Wow’ nicht kannten.)

„Allerdings.“, nahm Kiana den Faden auf. Ihr stand der Mund vor Staunen offen. Über dieses meisterliche Bauwerk vergaß sie ganz, dass in Kürze etwas Schreckliches passieren würde. Zum ersten Mal seit sie Lothlorien verlassen hatten, waren Kianas Gedanken frei von Schatten. Sie lächelte und Boromir, entzückt darüber, sagte leise zu ihr: „Warte nur, bis du Minas Tirith siehst. Meine Stadt hat Einiges zu bieten.“

„Das glaube ich gern.“, erwiderte Kiana, beinahe vergnügt klingend, „Ich kann es kaum erwarten die Weiße Stadt mit all ihren Wundern zu sehen.“

„Du wirst es nicht bereuen.“, versprach Boromir, der ja nicht ahnen konnte, dass er keine Gelegenheit mehr haben würde, seiner kleinen Geliebten Minas Tirith zu präsentieren. Sie durch kleine Gassen zu lotsen, ihr die Archive zu zeigen. Mit ihr den höchsten Turm zu erklimmen, sie den Ausblick auf die Felder des Pelennor genießen zu lassen. Nein, Boromir dachte nur daran, wie er seinen Vater überreden konnte, einer Heirat mit einer so jungen Frau, die noch dazu aus unbekannten Familienverhältnissen stammte, zuzustimmen. Das würde kein leichtes Unterfangen, denn Denethor war stur und stolz. In letzter Zeit verstand Boromir sich nicht recht mit dem Truchsess, was vor allem daran lag, wie unfair er sich gegenüber Faramir verhielt. Man mochte Boromir Vieles unterstellen, aber seinen Bruder, den liebte er über alles. Er hätte sein Leben gegeben um den Jüngeren zu schützen. Stolz und Eitelkeit waren in Boromir nicht so stark ausgeprägt, als dass er seinen kleinen Bruder verraten hätte. Das hatte er nie getan und das wollte er auch nie. Er hatte sich selbst geschworen, immer für Faramir da zu sein und ihm zu helfen, wann immer es erforderlich sein sollte.

So ähnlich ging es dem Gondorianer auch mit Kiana. Zwar war sie um ein Vielfaches jünger als er oder sein Bruder, aber an ihr war etwas, dass Boromir nicht genau erfassen konnte. Manchmal, da wirkte sie so viel älter als die eigentliche Spanne ihrer Jahre. Als ob sie von einer Weisheit beseelt wäre, die andere nicht hatten. Als ob sie Dinge gesehen hatte, die anderen verschlossen blieben. Er musste zugeben, dass er kaum etwas über Kiana wusste, was sie umso faszinierender machte. Hatte sie noch Familie? Zu gern hätte er gewusst, woher sie stammte, wie sie aufgewachsen war, wer ihre Eltern waren, aber zu seinem Leidwesen und seiner Verwunderung hatte die junge Frau nie ein Wort darüber verloren. Sie kannten sich kaum ein halbes Jahr, also nicht sehr lang, dennoch, war es zu viel verlangt, ein paar Informationen über das Mädchen zu haben, das einem am Herzen lag?

‚Selbst dann, wenn man ein alter, lüsterner Bock ist...’, dachte Boromir nicht ohne Wehmut.

„Wir machen hier Rast!“, riss Aragorns Stimme den Truchsessensohn aus seinen trübsinnigen Gedanken. Eilig erhob Boromir sich, um das Boot ans Ufer zu ziehen. Dabei achtete er kaum auf die anderen Insassen, so dass es ordentlich schaukelte und beinahe alle baden gegangen wären, was sie ihm, mit Ausnahme von Kiana, ziemlich übel nahmen. Normalerweise war Boromir doch kein Tollpatsch!

Eine verhängnisvolle Rast

Froh darüber, dass sie nicht länger in engen, schaukeligen Booten sitzen mussten, begannen die Gefährten ihr Gepäck am Ufer auszubreiten und sich häuslich niederzulassen, was nicht einfach war, weil steinig. Aber bis auf ein paar Beschwerden von einem gewissen Zwerg blieb alles relativ friedlich. Meggi, die ja in Lothlorien damit beauftragt gewesen war, sich um Rosalies Gesundheit zu bekümmern, nahm die Freundin in Hobbitgröße beiseite, maß ihre Temperatur und erkundigte sich gewissenhaft nach dem werten Befinden. Mit diesem stand es nicht gerade zum Besten, wie Rosalie zugeben musste. Dies lag jedoch keineswegs an ihrem Fieber, welches im Übrigen zurückgegangen war, so dass sie sich schon wieder recht menschlich fühlte, sondern wurde begründet durch Angst vor dem, was geschehen würde. Wie ihre Freundinnen wusste Rosalie nur zu gut, dass Boromir in Kürze von ihnen gehen würde und im Gegensatz zu Gandalf für immer fort wäre. Nicht der Tod des Truchsessensohns machte ihr Kummer, konnte sie ihn doch nicht recht leiden- nein, es war viel mehr Sorge um Frodo, der ja kurz vor dem tödlichen Zusammenstoß mit den Uruk-Hai frei herumstreifen würde auf der Suche nach einem Ausweg. Rosalie kannte die Geschichte in- und auswendig, so dass sie ganz genau wusste, dass Frodo in Lothlorien mit Galadriel nicht nur über die Bürde, welche der Ring darstellte, gesprochen hatte, sondern auch darüber, dass einen Ring der Macht zu besitzen bedeutete, vollkommen allein zu sein. Dieser Gedanke erschreckte Rosalie verständlicherweise, lag ihr doch eine Menge an Frodo.

‚Ich werde ihn nicht allein mit Sam gehen lassen.’, nahm sie sich vor, während ihr Angebeteter sich mit zuletzt genanntem über Lothlorien unterhielt. Rosalie behielt beide scharf im Auge.

‚Den anderen wäre ich nur ein Klotz am Bein, müsste ich mit ihnen weiterziehen. Nein, ich weiß, dass mein Platz an seiner Seite ist. Dort gehöre ich hin!’

Die Sicherheit, mit der sie das feststellte, erstaunte sie ziemlich, aber es nahm ihr auch etwas von ihrer Furcht. So gern sie ihre Freundinnen hatte, vor allem Sophia, sie hätte es nur schwer ertragen, zusehen zu müssen, wie sie alle ihr Glück fanden, während sie als Anhängsel hinterdrein stolperte, weil Sam und Frodo sie zurückgelassen hatten.

‚Ich bin mir sicher, dass er schon einen Plan ausheckt, aber uns gegenüber so tut, als könne er kein Wässerchen trüben.’, überlegte Rosalie mit gefurchter Stirn.
 

Lesly, die ja nun keinen Liebsten unter den Gefährten hatte, beriet sich derweil mit Aragorn über das weitere Vorgehen. Natürlich wusste sie, dass es nie dazu kommen würde, aber diesen Gedanken behielt sie wohlweislich für sich. Sicherlich war es unklug, Aragorn davon in Kenntnis zu setzen, dass sie praktisch die Zukunft kannte. Er würde ihr ohnehin nicht glauben, widerstrebte es ihm doch gänzlich, sich auf den Königsthron Gondors zu schwingen. Nein, für den Rest der Reise war Lesly gezwungen, überrascht zu tun, wann immer es Wendungen gab, die keiner erwartet hatte, wie etwa Gandalfs Rückkehr, die sich nicht allzu lange hinzog, wie die Brünette zumindest hoffte. Zum einen würde Sophia dann aufhören so eine saure Miene zu machen und zum anderen war Gandalf ein grandioser Zauberer. Er rettete einem immer den Arsch, auf gut Deutsch gesagt, und diese Tatsache war der einzige Grund dafür, warum noch alle Mädchen vollzählig waren. Ohne ihn als ihren Ratgeber und Beschützer wäre es schlecht bestellt gewesen um die ganze Gruppe im Allgemeinen, aber um die Mädchen im Besonderen.

Lesly seufzte.

„Was bedrückt dich?“, fragte Aragorn besorgt nach, dem natürlich nicht entgangen war, dass sein Gegenüber nicht gerade in Partystimmung war. Nicht, dass er vorgehabt hätte eine solche zu geben.

„Das hier.“, war Leslys wenig hilfreiche Antwort, während sie mit einer Geste die ganze Umgebung und die rastenden Gefährten einschloss.

Verständnislos sah Isildurs Erbe sie an. Lesly seufzte. Sie musste es ihm wohl oder übel erklären.

„Ich hab das Gefühl, das bald etwas Schreckliches passieren wird. Wir dürften nicht hier sein. Es wäre besser, wenn wir keine Rast einlegten, sondern sofort den Fluss überquerten.“. sagte sie dann mit leiser, aber dringlicher Stimme. Vielleicht konnte sie das Schicksal der Gemeinschaft noch wenden. Zwar machte sie sich keinen großen Hoffnungen, probieren konnte sie es jedoch.

‚Um Kianas Willen.’, dachte Lesly bei sich. Zudem wollte sie nicht, dass noch jemand sterben musste, auch wenn Kriege immer Opfer forderten.

Bedächtig nickte Aragorn. Schon wagte die Halbelbe zu hoffen, wurde allerdings enttäuscht, als der Waldläufer ihr ebenso leise und nicht weniger dringlich verklickerte, warum sie diesen Weg gehen mussten. Er wollte nicht riskieren, zu nahe an Minas Tirith vorbei zu kommen. Aragorn traute Boromir nämlich kein Stück. Sein Misstrauen war sogar berechtigt, jedenfalls zum momentanen Zeitpunkt. Während Lesly und der Waldläufer sich berieten und die anderen Gefährten, inklusive Kiana, sich ausruhten, hatte Boromir Frodo mit Argusaugen beobachtet, nur um festzustellen, dass der Ringträger sich zwischenzeitlich verdünnisierte- und zwar ohne auch nur irgendjemandem ein Sterbenswörtchen zu sagen. Für Boromir war das ganz klar die Chance, auf die er so lange gewartet hatte. Endlich konnte er dafür sorgen, dass der Ring einen rechtmäßigen Eigentümer bekam.

‚Mit diesem Kleinod werde ich das Schicksal meiner Stadt, ja sogar das von ganz Mittelerde, wenden!’, dachte der Gondorianer selbstzufrieden, während er dem Lager den Rücken kehrte unter dem Vorwand, Holz sammeln zu wollen. Wenn er das erst einmal geschafft hatte, würde sein Vater noch stolzer auf ihn sein. Und dann dürfte es ein Leichtes werden, Denethor die Zustimmung zu einer Heirat mit Kiana abzuschwatzen. Doch dazu brauchte er den verdammten Ring und den hatte nun mal Frodo. Andererseits würde es wohl nicht so schwer werden, dem Hobbit das Kleinod abzunehmen. Boromir war immerhin ein ausgewachsener Menschenmann und ein guter Kämpfer obendrein.

Mit dieser Einschätzung lag der Gute aber reichlich daneben, Frodo zeigte sich gewitzter, als der Gondorianer erwartet hatte und sehr zu seinem Missfallen, gelang es ihm nicht, den Ring an sich zu nehmen. Kaum, dass Frodo ihn verlassen hatte, schwand auch der verderbliche Einfluss des Ringes auf Boromir, so dass er wieder halbwegs klar denken konnte. Heftige Schuldgefühle wühlten nun in ihm. Wie hatte er nur auf diese unsinnige Idee kommen können? Jetzt war es definitiv zu spät...
 

„Wo ist eigentlich Frodo?“

Die mittlerweile wieder genesene Rosalie sah in die Runde. Ziemlich fragend, obwohl sie genau wusste, was sie gerade abspielen musste. Sofort wanderte Sams Blick zu Frodos verlassenem Lager. Ein mieses Gefühl bemächtigte sich seiner.

„Boromir ist auch fort!“, kam es alarmiert von Kiana, die auf der Stelle aufsprang.

„Ich geh ihn suchen!“, verkündete sie, griff panisch nach ihrem Schwert und war schon ihm Wald verschwunden, ehe jemand sie aufhalten konnte.

„Dann werde ich mich nach Frodo umsehen.“, ließ Aragorn sich verlauten, „Ihr wartet hier!“

Mit dieser Weisung an die Gefährten machte auch der Erbe Isildurs sich auf die Socken. Er musste Frodo unbedingt finden! Was, wenn Boromir es geschafft hatte, den Hobbit allein zu erwischen und ihm den Ring abzunehmen? Daran wollte Aragorn gar nicht erst denken. Ein viel zu schrecklicher Gedanken war das. Rasch verscheuchte der Dunedain selbigen. Man musste ja nicht immer den Teufel an die Wand malen.

Das dachte sich auch Kiana, die durch den Wald hetzte, als ob tausend Uruk-Hai ihr auf den Fersen wären.

'Ich muss ihn finden!', war der einzig klare Gedanken, welchen sie fassen konnte. Es war so unglaublich wichtig, Boromir noch einmal zu sehen, bevor er sie für immer und ewig verlassen konnte.

'Mir bleiben dann nur noch Erinnerungen an die Zeit mit ihm.', dachte Kiana wehmütig, während sie sich suchend umsah. Doch von dem, den sie suchte keine Spur.

„Ach verdammt!“, fluchte sie.

Zu ihrem Entsetzen spürte sie Tränen auf ihren Wangen. Sie wollte ihn nicht verlieren. Das durfte einfach nicht passieren!

Frustriert, dass ihre Suche ergebnislos geblieben war, ließ Kiana sich schließlich auf einer steinernen Brücke nieder. Ihre Beine baumelten knapp zwei Meter über dem Waldboden. Sie seufzte tief, während sie gedanklich noch einmal den Aufenthalt in Lorien Revue passieren ließ. Dass ihr dabei die Röte in die Wangen stieg, war nur natürlich. Schließlich war es das erste Mal gewesen, dass sie einem Mann erlaubt hatte, sie so zu sehen und zu berühren. Der ein oder andere Junge hatte das in ihrer Welt wohl schon gedurft, aber es war etwas völlig anderes, einen so erfahrenen Mann wie Boromir ans ich heranzulassen. Allerdings musste Kiana gestehen, dass sie es nicht bereut hatte. Ganz im Gegenteil. So viel Gefallen hatte sie noch nie am Zusammensein mit einem männlichen Wesen gefunden.

'Ob ich das Lesly erzählen soll?', überlegte sie, leise kichernd.

„Oh Gott, das wird so peinlich!“, murmelte Kiana, die eigentlich eher ungern über so intime Dinge sprach. Sie war da wirklich sehr gehemmt, einfach weil sie es peinlich fand, so etwas laut auszusprechen. Allerdings hatte sie weniger Hemmungen, bei ihren Freundinnen, insbesondere bei Lesly, nachzuhaken.
 

Irgendwann kam es dann, wie es kommen musste: Frodo wurde von Aragorn gefunden, der sich nicht am Plan des Hobbits störte, allein nach Mordor zu gehen. Mitten in diesen rührseligen Abschied platzten die Uruk-Hai, die Aragorn gehörig in Atem hielten. Zumindest solange, bis Legolas, Gimli, Lesly, Diana und Meggi auftauchten, um ihren Freund tatkräftig dabei zu unterstützen, möglichst viele der Ungeheuer ins Nirvana zu schicken.

Währenddessen hielten sich die Hobbits, mit Ausnahme von Sam und Rosalie versteckt. Als sie Frodo entdeckten, der sich an einen Baumstamm presste, um nicht von den Uruks entdeckt zu werden, wollten sie ihn unbedingt in ihrem Versteck haben. Odette und Lucia wussten zwar, dass es keinen Zweck hatte, doch es wäre seltsam rübergekommen, wenn sie sich nicht nach Kräften bemüht hätten, Frodo zu sich zu locken. Es war Merry, der als Erster aussprach, was eigentlich Sache war.

„Du willst allein weiter.“, stellte der Hobbit nüchtern fest.

Frodo antwortet nicht, noch nickte er. Er sagte einfach nichts, sondern warf Merry nur einen flehenden Blick zu. Dieser verstand binnen Sekunden und fällt eine Entscheidung. Wenn Frodo nicht mit ihnen weiterreisen wollte oder konnte, so sollte er doch zumindest ungehindert verschwinden können. Um das zu erreichen mussten Merry und die anderen drei zwar etwas unglaublich Dämliches tun, doch das war die Sache wohl wert. Also sprangen vier Hobbits aus ihrem Versteck, winkten den Uruks zu und lockten sie mit neckischen Rufen zu sich, nur um dann Hals über Kopf abzuhauen. Schließlich wussten Merry und Pippin nichts von dem Geheiß Sarumans. Und auch wenn Lucia und Odette Bescheid wussten, war es ihnen doch wichtiger, bei den beiden Jungs zu bleiben, als sich sofort abtransportieren zu lassen.

Mit einem Affenzahn rasten die Hobbits durch Unterholz, während Pippin euphorisiert krähte: „Es funktioniert, es funktioniert!“

„Das seh ich auch.“, schnauzte Merry, den Freund vor sich her schubsend, „Und jetzt lauf!“

Das taten sie denn auch und wären beinahe in Kiana reingerasselt, die völlig konsterniert auf ihrer Brücke saß und über die Ungerechtigkeit des Lebens nachsann. Allerdings hielt dieser Zustand nicht lange an, denn schon waren die fünf eingekesselt. Mit einem Seufzer zog Kiana ihr Schwert, bereit sich und ihre Freunde zu verteidigen.

'Und wer weiß, vielleicht kostet es ja mich mein Leben.', dachte sie. Das war ihr tausendmal lieber als Boromirs Tod. Doch dazu sollte es nicht kommen. Gerade als die Übermacht zu groß erschien, tauchte der Truchsessensohn als Retter in der Not auf. Er preschte regelrecht auf die Gruppe zu. Die Kleinen bemerkte er zunächst kaum. Allein Kiana war es, die er erblickt hatte und die er aus dieser misslichen Lage befreien wollte. Schließlich hatte er noch große Pläne und Kiana spielte eine nicht unerhebliche Rolle in selbigen. Da konnte er doch schlecht zulassen, dass ihr ein Leid geschah. Und schon kämpften die beiden Liebenden Rücken an Rücken ums Überleben und um das ihrer Freunde. Doch wie der Kampf nun ausging, das stand noch in den Sternen.

Boromirs Tod und der Zerfall der Gemeinschaft

Zunächst einmal war Kiana mehr als froh, Boromir an ihrer Seite zu haben, denn allein hätten die Uruks sie längst überwältigt gehabt. Und da sie ja nun zu zweit waren hegte die Blondine die leise Hoffnung, dass Boromirs Schicksal doch noch abgewendet werden könnte. Zwar war es immer noch anstrengend, sich gegen die Übermacht zur Wehr zu setzen, aber die Hobbits warfen ja tatkräftig Steine auf die Monster Sarumans. Wenn Boromir erstmal sein Horn blies würden die anderen gewiss schneller herbei eilen. Wenigstens wünschte Kiana sich das. Doch wie so oft sollten ihre Wünsche unbeachtet bleiben und nicht in Erfüllung gehen. Rasch mussten der Truchsessensohn, Kiana und die Hobbits erkennen, dass sie den Massen an Uruks nicht gewachsen waren. Kein Löwenmut konnte ihnen helfen, die Feinde zu überwältigen. Sie brauchten selbst Hilfe- und zwar dringend! Aus diesem Grund blies Boromir auch kräftig in sein Horn, während die sechs den Rückzug antraten, dabei immer noch eifrig kämpfend. Ihr Leben war ihnen allen schließlich teuer.

An anderer Stelle tobte der Kampf nicht minder heftig. Lesly und Legolas hatten Mühe, genug Pfeile aufzusparen. Zur Not konnte zumindest die Elbe noch mit einem Schwert mitmischen, Legolas aber war völlig auf die Fernkampfwaffe fixiert. Er war auch treffsicherer als seine Gefährtin. Meggi, die mit von der Partie war, kämpfte lieber mit einem Schwert, da sie sich nicht recht zutraute, einen Bogen spannen zu können obwohl sie ja hier in Mittelerde Galadriels Tochter war. Schon recht bald war die Zahl der Angreifer gehörig dezimiert. Zeitgleich ertönte das Horn Gondors und erinnerte daran, dass noch mehr Leute der Gemeinschaft angehörten und ebenso ein Recht auf Unterstützung hatten.

„Das Horn Gondors!“, rief Legolas laut und unnötigerweise, da alle Anwesenden es vernommen hatten.

„Boromir!“, kam es von Aragorn.

Er klang beinahe besorgt. Nur aus einem einzigen Grund blies man das Horn: wenn man Unterstützung brauchte! Also steckte der Truchsessensohn offensichtlich in der Bredouille. Sofort machte Isildurs Erbe sich auf den Weg. Er würde jedes Mitglied der Gemeinschaft unter Einsatz seines bescheidenen Lebens schützen- sogar den arroganten Sohn Denethors!

„Worauf warten wir noch?“, wollte Lesly atemlos wissen, „Er braucht Hilfe!“

'Und Kiana auch,', fügte sie in Gedanken hinzu. Dass ihre beste Freundin an Boromirs Seite war, daran zweifelte Lesly keine Sekunde. Sie kannte doch Kiana. Und vor allem wusste sie, dass das Ende nah war. Bis zum letzten würde die kleine Blondine hoffen und kämpfen, dass Boromirs Zeit noch nicht gekommen war.

'Sorgen wir dafür, dass sie selbst nicht zu Schaden kommt.', schoss es Lesly durch den Kopf, während sie mit den anderen den Hang hinabstürzte.
 

Unterwegs wurde die Gruppe von einigen, marodierenden Uruks aufgehalten, was dafür sorgte, dass vor allem die Mädchen nervös wurden. Vier von ihnen fehlten. Kiana, sowie Odette und Lucia vermutete man bei Boromir und Merry und Pippin. Allen Mädchen war sonnenklar, dass Rosalie niemals Frodo und Sam im Stich lassen würde. Dass sie also am Flussufer warten würde, verstand sich von selbst. Dennoch musste man ja den anderen dreien zur Hilfe eilen. Aus diesem Grund ließ Lesly irgendwann auch Kampf einfach Kampf sein. Zu groß war ihre Sorge um Kiana. Die Uruks, die ihr in den Weg sprangen, niedermähend kämpfte Lesly sich einen Weg frei.

Während all dieser Geschehnisse gerieten Boromir, Kiana und die Hobbits in arge Bedrängnis. Vor allem als Lurtz auftauchte, war es mit den Nerven vorbei. Kiana klammerte sich fast an Boromirs Arm, der nicht umhin kam, sich zu fragen, was auf einmal mit ihr los war. Vor allem, da Tränen in ihren Augen schimmerten.

„Was hast du?“, zischelte er ihr zu.

Doch Kiana war starr vor Angst. Sie bibberte regelrecht, jetzt erst Recht heulend. Genau das war für Lurtz die Chance, seinen ersten Pfeil abzufeuern, der sein Ziel auch fand. Erschrocken ließ Kiana Boromir wieder los, ihr Schwert packend.

„Du arschgefickter Wichser!“, brüllte sie den ziemlich unbeeindruckten Uruk an.

Odette und Lucia ließen bei dieser Wortwahl glatt ihre Kiesel fallen, die sie als Waffen in der Hand gehalten hatten. Sie wussten ja, dass Kiana manchmal ziemlich böse werden konnte und sich nicht immer fein ausdrückte, aber dass sie ein Fantasiewesen so beschimpfte? Dazu fiel einem nun wirklich nichts mehr ein. Diesen Umstand nutzten vier der Uruks, um sich die Hobbits zu schnappen. Ehe sie sich versahen, hingen sie schon über den ungewaschenen, stinkenden Schultern der Ungetüme. Zurück blieben Kiana und Boromir. Letzterer hatte mittlerweile einen weiteren Pfeil einstecken müssen, der ihm mehr als nur den Atem raubte. Tief in sich spürte der Truchsessensohn, dass seine Zeit gekommen war. Für ihn gab es keine Rettung mehr, keine Heilung. Er musste sich in sein Schicksal fügen, ob ihm das nun behagte oder nicht. Allerdings staunte er nicht schlecht, als er mitansehen musste, wie Kiana sich mit einem halb wütenden, halb verzweifelten Schrei auf Lurtz war und diesen mit ihrem Schwert zu traktieren versuchte. Diesen lachhaften Versuch wehrte der Uruk mühelos ab. Jedoch versuchte er nicht, Kiana zu töten. Stattdessen hob er sie hoch und warf sie einem vorbeikommenden Uruk zu, der mit Kiana dasselbe tat, was mit den Hobbits gemacht worden war.

„Lass mich runter, du stinkender Hurensohn!“, wetterte Kiana erbost, die wenig wirkungsvoll auf den Rücken des Unholds trommelte. Davon ließ das Wesen sich allerdings nicht beeindrucken. Viel mehr legte es an Tempo zu, um rasch seinen Kollegen zu folgen und die Beute in Isengard abzuliefern. Ein Schrei explodierte in Kianas Innerem, drängte nach draußen und ließ sogar den Uruk, der sie trug zusammenfahren.

„Boromir!“, schrie sie, ihn flehend und traurig zugleich ansehend, doch der Truchsessensohn konnte nichts machen.

Während Kiana sich immer weiter von ihm entfernte, musste sie mitansehen, wie der dritte und letzte Pfeil sein Ziel fand. Endlich ging Boromir zu Boden, den Tod erwartend. Dabei kreisten seine Gedanken einzig und allein um Kiana und die Hobbits, die er so schändlich im Stich gelassen hatte.
 

Bevor Lurtz seiner Beute endgültig den Gar aus machen konnte, erschien endlich Aragorn auf der Bildfläche, Lesly an seiner Seite. Während Isildurs Erbe sich mit dem Uruk herumschlug, kümmerte die Halbelbe sich um den Verwundeten. Beinahe mühelos, sehr zu ihrem eigenen Erstaunen, zog sie Boromir aus dem Mittelpunkt des Geschehens. Der Mann röchelte erbärmlich. Seine Schmerzen mussten unglaublich sein. Und trotzdem konnte er noch sprechen.

„Kiana...“, brachte er mit schwacher Stimme heraus, „Sie haben sie und die Kleinen...“

„Shht, nicht sprechen.“, ermahnte Lesly ihn sanft, während sie eine seiner Haarsträhnen aus seiner Stirn strich, sachte seine Schläfe streichelnd. Er würde sterben. Sie beide wussten das. Jetzt konnte Lesly nur noch dafür sorgen, dass Boromirs Scheiden so schmerzfrei und angenehm wie möglich vonstatten ging.

Endlich hatte Aragorn Lurtz unschädlich gemacht. Sofort eilte er an Leslys Seite, sie sogar beinahe wegstoßend. Er wollte die Pfeile aus Boromirs Brustkorb ziehen, doch der Truchsessensohn hielt ihn zurück.

„Lass...“, murmelte er.

Er hatte sich bereits mit seinem Schicksal abgefunden. Dann würde er hier eben sein Leben geben. Wenigstens konnte er vorher noch Abbitte leisten. Mit stockender Stimme berichtete er Aragorn, dass er versucht hatte, Frodo den Ring abzunehmen. Außerdem erkundigte er sich, ob es dem Hobbit gut ging, was der Waldläufer ihm versicherte.

„Dann hast du getan, was ich nicht konnte.“, sagte Boromir bedauernd.

Ja, er hatte viele Fehler, er war stolz und ein bisschen geltungssüchtig, aber er konnte auch zugeben, wenn er etwas nicht richtig gemacht hatte.

„Sie haben Kiana und die Kleinen. Ich konnte nichts machen.“, fügte Boromir hinzu, sich räuspernd. Um diese Sätze zu sagen, musste er seine letzten Kräfte mobilisieren.

„Rette sie.“

Eindringlich bohrten sich die grauen Augen des Gondorianers in die Aragorns. Dieser nickte bedächtig und versprach es. Einem Sterbenden sollte man schließlich den letzten Wunsch nicht verwehren. Dann drückte Aragorn auf Boromirs Wunsch hin, ihm sein Schwert in die Hand. Er wollte als Krieger sterben, so wie er aufgewachsen und gelebt hatte. Statt im hohen Alter in einem prächtigen Gemach starb Boromir, Denethors Sohn mitten in einem kalten, ungemütlichen Wald. Paradoxerweise störte ihn das nicht einmal besonders. Jetzt sehnte er sich nur noch danach, endlich Frieden zu finden.

Wieder sah Boromir Aragorn ernst an. Beinahe feierlich schon.

„Ich wäre dir gefolgt...“, begann er mit langsam brechender Stimme, „Mein Bruder.“

Er musste eine Pause machen, ehe er die nächsten Worte sprechen konnte: „Mein Hauptmann.“

Und wieder eine Unterbrechung, in der Boromir seine allerletzten Kräfte mobilisierte. Ein schwaches Lächeln zierte seine blutverschmierten Züge.

„Mein König.“

In diesem Moment spürte Lesly, wieso Kiana diesen Mann so gern gehabt hatte. Und es wunderte sie nicht mehr. Ja, er war ein Arschloch und arrogant, aber wenn es drauf ankam, konnte Boromir von Gondor auch sehr großzügig und ermutigend sein.

'Jetzt verstehe ich dich, Kiana.', dachte Lesly betrübt, während Boromir vor ihren Augen endgültig einschlief. Eine Träne rollte über ihre Wange und benetzte ihre Hände, die sie in ihrem Schoß gefaltet gehabt hatte.
 

Kurz darauf erreichten auch Gimli, Diana, Legolas, Meggi und Sophia den Ort des Geschehens. Ihnen allen war klar, dass der Truchsessensohn für immer von ihnen gegangen war. Gemeinsam berieten sie, wie sie ihn beerdigen wollten. Denn dass sie ihn nicht einfach hier liegen lassen würden, verstand sich von selbst.

Während diese Beratung stattfand, hatte Frodo längst den Fluss erreicht. Er kletterte in ein Boot, stieß sich vom Ufer ab und paddelte los. Möglichst schnell, damit Sam ihn nicht einholen konnte. Allerdings ahnte Frodo nicht, dass er einen blinden Passagier hatte. Rosalie, die gar nicht erst vom Lager weggegangen war, hatte sich unter einer Decke zusammengekauert. Dem jungen Herr Beutlin fiel sie nicht weiter auf. Er hatte es viel zu eilig, ans andere Ufer zu kommen, als dass er großartig darauf geachtet hätte, was in dem Boot so alles rumlag.

'Irgendwie tut es mir schon Leid, Sam und Rosa zurückzulassen.', dachte Frodo mit einem Seufzer. Er sah ziemlich unglücklich drein. Obwohl er wusste, dass es keine andere Lösung gab, bedauerte er, dass er völlig allein nach Mordor gehen musste. Vielleicht wäre ein bisschen Gesellschaft doch nicht so falsch gewesen...

'Ach Unsinn!', schalt er sich gedanklich, 'Du bist ein sentimentaler Narr, Frodo Beutlin!'

Da riss ihn ein lautes 'Herr Frodo' aus seinen Gedanken. Ruckartig wandte der brünette Hobbit seinen Kopf dem Ufer zu. Dort stand Sam und musterte ihn reichlich empört.

„Nein, diesmal nicht, Sam!“, kam Frodo dem Freund zuvor, damit er gar nicht erst auf dumme Ideen kam, „Ich muss nach Mordor!“

Aber da kannte er seinen Gärtner schlecht. So leicht ließ sich Samweis Gamdschie nicht abhängen.

„Natürlich gehst du dahin. Und ich komme mit dir!“, verkündete Sam stur, während er ins Wasser stapfte. In diesem Moment war es ihm ziemlich egal, dass er gar nicht schwimmen konnte. Frodo war ihm tausendmal wichtiger.

„Dass du ihn nicht aus den Augen verlierst, Samweis Gamdschie, hat Gandalf zu mir gesagt. Und das hab ich nicht vor!“

Frodo bekam ganz kugelrunde Augen. Dann aber merkte er, dass der Plan hinkte. Sam platschte immer tiefer ins Wasser.

„Sam!“, schrie Frodo entsetzt, „Du kannst nicht schwimmen!“

Doch zu spät. Kaum, dass der junge Beutlin das gesagt hatte, versank Sam vollends im Wasser. Er hatte den Boden unter den Füßen verloren.

'Verdammt!', ging es nun auch Rosalie durch den Kopf. Frodo derweil paddelte hastig zu der Stelle, an welcher sein bester Freund versunken war. Mit einer Hand griff er ins Wasser und bekam Sam tatsächlich zu fassen. Doch der stämmige Hobbit war zu schwer für Frodo allein. Da hielt Rosalie es nicht mehr länger aus. Sie warf die Decke beiseite und eilte an Frodos Seite, um ihn zu unterstützen. Dadurch schwankte allerdings das Boot bedenklich, doch das war Rosalie in dem Moment völlig egal.

Mit vereinten Kräften gelang es den beiden Hobbits, Sam in das Boot zu zerren, wo er eine ganze Weile nur hustete und spuckte, bevor er sprechen konnte. Jetzt erst bemerkte Frodo Rosalie bewusst.

„Was machst du denn hier?“, wollte er ziemlich pikiert wissen.

„Was hast du denn geglaubt?“, gab sie im selben Ton zurück, „Ich lasse dich und meinen unvernünftigen Bruder wohl kaum allein nach Mordor gehen!“

Sam runzelte die Stirn. Ihm wäre es ohnehin lieber gewesen, wenn seine Schwester ganz daheim geblieben wäre, doch was Sturheit anbelangte, konnte sie ihm fast das Wasser reichen. Also hielt er sich mit einem dummen Kommentar zurück. Stattdessen griff er nach einem Paddel. Die anderen beiden zuckten mit den Schultern und beschlossen, die Diskussion zu verschieben. Wichtig war jetzt, das andere Ufer zu erreichen, bevor der Rest der Gemeinschaft auf die Schnapsidee kommen konnte, ihnen folgen zu wollen. Man konnte ja nie wissen...
 

Wie auch in Buch und Film wurde Boromir in eines der verbliebenen zwei Boote gebettet, zusammen mit seinem Schwert und dem Horn. Dann ließ man es die Fälle des Rauros hinabstürzen.

'So geht Boromir, Denethors Sohn.', dachte Lesly traurig.

„Und jetzt?“, wollte Meggi wissen.

Ihr Blick lag auf Legolas, der damit beschäftigt war, das letzte Boot ins Wasser zu schieben.

„Schnell, Frodo, Sam und Rosalie haben bereits das andere Ufer erreicht!“, meinte er.

Doch niemand machte Anstalten, ihm helfen zu wollen. Oder in das Boot zu steigen. Verwirrt richtete Legolas sich wieder auf.

„Wir folgen ihnen nicht?“, fragte er Aragorn.

Dieser schüttelte nur den Kopf.

„Nein, wir passen doch gar nicht alle in das Boot, du Knalltüte.“, ließ Diana sich mit belegter Stimme vernehmen.

Das stimmte allerdings. Drei Leute hätten in dem Boot gut Platz gefunden, aber nicht sieben. Ironischerweise hatten sie das größte Boot, in welchem sieben Leute Platz gefunden hätten, dazu benutzt, Boromir den Rauros runterzuschicken. Jetzt konnten sie die Verfolgung Frodos nicht aufnehmen. Es sei denn, sie wollten schwimmen und das lag nun wirklich nicht im Interesse der Mädchen.

„Oh.“, sagte Legolas auf Dianas Bemerkung hin nur.

„Dann hat die Gemeinschaft also versagt?“, fragte Gimli, der ähnlich verschnupft klang wie Diana. Ihm war Boromirs Tod doch näher gegangen, als er zugeben wollte.

„Sieht so aus.“, murmelte Sophia bedrückt. Sie hatte sich an Lesly gelehnt, die einen Arm um sie gelegt hatte.

„Dann war all das hier umsonst?“, nahm Gimli den Faden wieder auf.

Doch Aragorn sah nicht so aus, als wolle er aufgeben und heimgehen. Er richtete seine Waffen. Nachdem er das erledigt hatte, verkündete er: „Ich werde Merry, Pippin, Lucia und Odette nicht der Folter und dem Tod überlassen!“

Da ging ein Ruck durch die verbliebene Gemeinschaft. Das würden sie auch nicht! Schließlich gehörten sie doch zusammen. Oder nicht?

„Lasst uns Orks jagen!“

Gimli grinste. Und auch Legolas konnte sich ein Lächeln abringen.

„Au ja!“, stimmte Diana zu.

„Nur leichtes Gepäck. Alles was wir nicht brauchen, bleibt hier!“, kommandierte Aragorn.

Wie ein Mann nickten die Anderen. Sie schnappten sich ihre Waffen und die Gaben Galadriels, dann folgten sie Isildurs Erben, der schon in den Wald verschwunden war. Zwar war ihre Gemeinschaft zerbrochen, doch das hieß nicht, dass sie kapitulieren mussten. Im Gegenteil. Jetzt erst Recht!

Einstweilige Rückkehr

Egal, wo die Mädchen sich befanden, ob mit Frodo und Sam auf dem Weg durch die Emyn Muil, ob auf dem Rücken eines stinkenden Uruk Hai oder an der Seite der drei verbliebenen Gefährten, für jede von ihnen war es an der Zeit aufzuwachen. Sie mussten heimkehren, auch wenn sie sich dagegen sträuben mochten. So schön und gleichzeitig schrecklich die Zeit auch gewesen sein mochte, sie war um. Und bis sie Mittelerde wiedersehen würden, musste noch ein wenig Zeit vergehen. Jetzt verlangte die Realität zurück, was sie so freigiebig und lange anderen Gefilden überlassen hatte.

Statt auf einem kargen Fels fand Rosalie sich mitten im Wald wieder, auf einer knatschroten Parkbank. Neben ihr saß Sophia, sich verwirrt umblickend.

„Ähm...“, machte die Brünette verständnislos.

„Frag mich nicht.“, war Rosalies Antwort darauf.

„Mädels!“

Der helle Aufschrei ließ die beiden gleichermaßen zusammenfahren. Das konnte ja nur Kiana sein! Und tatsächlich, mit Lesly an ihrer Seite peste sie den Waldweg entlang und auf Rosalie und Sophia zu.

„Wir sind zurück.“, stellte Lesly trocken fest.

„Allerdings.“, stimmte Sophia zu.

„War das nur ein Traum?“, fragte Rosalie, die Kiana ansah, dann aber stutze.

Um den Hals der Freundin lag das Schmuckstück, welches Galadriel dem Mädchen in Lothlorien geschenkt hatte.

„Gute Frage. Ich hoffe nicht.“, musste Sophia mit geröteten Wangen gestehen.

„Wo sind denn eigentlich die anderen?“

Lesly war praktisch veranlagt, weswegen es sie drängte, diese Frage zu ergründen.

„Gute Frage.“, wiederholte Sophia, die erleichtert feststellte, dass der Akku ihres MP3- Players wie durch ein Wunder wieder voll war.

„Sollen wir sie suchen gehen?“, schlug Kiana vor, die ganz unbewusst an dem tränenförmigen Mondstein rumspielte.

Rosalie nickte.

„Besser ist das wohl. Ich will keinen Anschiss bekommen.“

„Oh verdammt, wie spät ist es überhaupt?“, wollte Sophia wissen.

Die Lehrer hatten den Kleingruppen doch Uhrzeiten mitgegeben, zu denen sie sich wieder auf dem Busparkplatz vor Neuschwanstein einfinden sollten. Wenn sie zu spät waren, würde Herr Arens ihnen gehörig den Kopf waschen. Nicht, dass sie es anders verdient hätten. Dennoch, auf eine Strafpredigt war keine der vier scharf.

„Okay, dann gehen wir am Besten zum Treffpunkt zurück. Bestimmt sind die anderen dort.“, bestimmte Lesly, als sie nach Kianas Hand griff und sie mit sich zog.

„Was machen wir, wenn sie nicht da sind?“, fragte Sophia, die aber auch aufgestanden war und sich Lesly und Kiana anschloss.

„Ich würde sagen, darüber machen wir uns Gedanken, wenn es so weit ist.“, schlug Lesly vor und legte ein rasches Tempo vor.

„Klingt vernünftig.“, stimmte Rosalie zu, während sie den Freundinnen hinterhertrabte.
 

Zu ihrer maßlosen Erleichterung allerdings waren die anderen vier Mädchen längst anwesend. Lucia und Odette schnatterten wild durcheinander, während Meggi sich weitestgehend aus dem Gespräch hielt. Diana jedoch warf ständig das ein oder andere ein. Sie konnte einfach nicht anders. Sie war ja selbst ein Plappermaul und das, was sie erlebt hatten, war es definitiv wert, um darüber zu debattieren.

„Da haben wir ja nochmal Glück gehabt.“, ließ sich Rosalie erleichtert vernehmen.

„Allerdings.“, stimmte Kiana zu, die sich nah an Lesly drückte.

Kaum, dass Odette die restlichen Freundinnen erblickt hatte, war es mit der Ruhe vorbei. Wie ein Flummi hüpfte das blonde Energiebündel auf die Mädchen zu und krähte vergnügt: „Da seid ihr ja! Wir haben uns schon gefragt, wo ihr abgeblieben seid!“

„Nicht so laut!“, zischte Lesly, die es nicht leiden konnte, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.

„Leute, ihr wollt jawohl nicht behaupten, dass wir alle denselben bescheuerten Traum hatten!“, fiel Diana ein, die genausowenig wie Odette zu bremsen war, wenn sie einmal in Fahrt war.

„Das nicht.“, musste Lesly zugeben, „Aber deswegen muss uns ja nicht jeder zuhören!“

Da hatte die Halbengländerin allerdings Recht, weswegen Odette und Diana reichlich bedröppelt dreinschauten und sich deutlich ruhiger verhielten.

Als sie im Bus saßen, sie hatten sich die letzte Reihe erobern können, tuschelten sie über ihre Erlebnisse in Mittelerde. Dass Sascha Kristin sich auffällig in ihrer Nähe herumdrückte, bekümmerte sie nicht im Geringsten. Sie waren zu beschäftigt damit, das Geschehene zu rekapitulieren.

„Bruchtal war so unglaublich schön!“, meinte Lesly verträumt.

„Ich hab es gar nicht gesehen...“, ließ Meggi enttäuscht verlauten.

„Du hast wirklich was verpasst.“ - „Oh ja, definitiv.“- „Vor allem die Zickereien von Kiana und Mr Eingebildet.“- „Ey, pass auf, was du sagst, Zwergenknutscherin!“

Die Freundinnen sprachen wild durcheinander und brachten Meggi, die den Großteil des Abenteuers verpasst hatte, damit sehr zum Lachen. Es machte ihr gar nicht mehr so viel aus, jetzt, da sie Informationen aus erster Hand bekam. Und so, wie die anderen es erzählten, klang es spannend. Auch den Streit damals, kurz nach dem Zwischenfall mit den Spähern ließen sie nicht aus. Glühendrot gestand Kiana, dass sie und Boromir sich an diesem Abend zum ersten Mal geküsst hatten. Daraufhin fiel Lesly wieder ein, dass die beiden Turteltauben sich ja in Lorien zurückgezogen hatten. Ein Grinsen schlich sich auf ihre Züge. Sie nahm sich vor, am Abend, wenn die anderen alle schliefen, Kiana wegen dieser Sache genauer auf den Zahn zu fühlen. Meistens konnte sie es unterdrücken, aber Lesly war schon sehr neugierig.

'Ob sie mit Boromir geschlafen hat?', fragte sie sich, wurde dann aber selbst ziemlich rot, als sie an die Nacht dachte, die sie mit Elrond verbracht hatte.

Ihre drastische Gesichtsverfärbung bemerkte glücklicherweise nur Kiana, die es brennend interessierte, wie weit Lesly mit dem Herrn von Imladris gegangen war.

'Ich glaube nicht, dass Elrond mit ihr im Bett war. Dazu ist er echt nicht der Typ.'

Bei dem Gedanken schauderte es Kiana sogar. Das wollte sie sich lieber nicht zu ausgeschmückt vorstellen!
 

Der Tag verging schneller, als sie alle gedacht hätten. Vielleicht lag es daran, dass sie nach der Rückkehr in die Jugendherberge einen stillen Fleck aufsuchten, wo sie darüber nachrätselten, ob sie je zurückkehren würden. Noch war die Geschichte ja nicht beendet. Genau genommen begann das Abenteuer doch erst!

„Ich möchte doch so gern Minas Tirith sehen!“, hauchte Meggi, die sich auch mit dem Düsterwald zufrieden gegeben hätte, solange Legolas nur an ihrer Seite gewesen wäre.

„Da bist du echt nicht die Einzige.“, grinste Kiana, die zwar irgendwie immer noch traurig war, dass sie bei einer Rückkehr Boromir nicht wiedersehen würde, sich aber Mühe gab, nicht allzu missmutig dreinzuschauen. Sie wollte den Freundinnen den Abend nicht verderben.

„Glaub mir, die Weiße Stadt ist der Hammer!“, schwärmte Sophia, die als einzige dort gewesen war. Das war gemeinsam mit Gandalf gewesen, noch ganz zu Beginn der Reise.

„Mädels, wir müssen irgendwie versuchen, wieder zurückzukommen.“, sagte Odette ungewöhnlich ernst, weswegen alle Anwesenden nicht wagten, einen Mucks von sich zu geben. Stattdessen nickten sie alle zustimmend. Sie waren mit Odette definitiv einer Meinung. So ein Abenteuer konnte man doch nicht mittendrin einfach abbrechen! Das ging nicht. So beschlossen alle einhellig, dass sie nach Möglichkeiten suchen würden, die es ihnen erlaubten, zurück in Tolkiens fantastische Welt zu gelangen, wo neue Abenteuer und Gefahren sie erwarten würden. Und vielleicht sogar eine neue Liebe...

Das war mal ne Klassenfahrt!

Im Eifer des Gefechts hatte Lesly ganz vergessen, Kiana auf die Nacht in Lorien anzusprechen. Und auch in den folgenden Tagen kamen die beiden nicht dazu, das so dringende Gespräch über die Erfahrungen, die sie in Mittelerde gesammelt hatten, zu führen. Die beiden Lehrer Arens und Gundlach hatten für ein sehr ausfüllendes und ermüdendes Programm gesorgt, so dass die Mädchen abends meistens nur totmüde ins Bett fielen. Sogar am letzten Tag stand ein Mammutprogramm auf dem Plan, welches die gesamte Klasse am Liebsten boykottiert hätte.

„Ich dachte, Kinder quälen wäre verboten!“, ereiferte sich Odette, die zu allem ihren Senf dazugab, auch wenn man manchmal lieber gehabt hätte, dass sie ihren Mund hielt. Aber so war sie nun mal und nach den vielen Jahren der Freundschaft hatten die anderen Mädchen sich daran gewöhnt. Mittlerweile hatte jede von ihnen die ein oder andere Methode gefunden, um sich wenn nötig die Ohren zu verschließen, um von Odettes Geplapper verschont zu bleiben. Sogar Lucia tat das manchmal, wenn sie fand, dass es wirklich zu viel war.

Zum Abschluss hatten die Herren Arens und Gundlach befunden, dass eine Disco stattfinden dürfte. Dazu gab es in der Herberge einen Raum extra, der genau zu diesem Zweck diente. Freudig putzten die Klassenschnepfen dich heraus. Sogar die meisten Jungs legten sich ihres Aussehens wegen ins Zeug. Anwesenheit war keine Pflicht. Dennoch entschied sich der Großteil der Katastrophenweiber dafür, teilzunehmen. Sie durften ja sogar Bier trinken! Bei keinem anderen Lehrerduo wäre das erlaubt gewesen. Nicht, dass sie Schnapsdrosseln gewesen wären, aber so was musste man denn doch ausnutzen. Wer wusste denn, wann wieder eine solche Gelegenheit kam?

Während das Achterzimmer vor Geschäftigkeit brummte, blieb allein Kiana gelassen. Sie machte sich nicht viel aus solchen Veranstaltungen und auch der Alkohol konnte sie nicht locken. Deswegen lag sie einfach auf ihrem Bett und sah ihren Freundinnen zu, wie sie sich stylten. Das machte ihr fast noch mehr Spaß, als sich selbst aufzutakeln. Nur Lesly bemerkte als einzige, dass die Blondine nicht mal den Hauch des Anscheins machte, auf diese Fete zu gehen. Sie war mitten im Styling gewesen, doch als sie Kiana so gedankenverloren auf dem Bett liegen sah, hörte sie einfach auf. Stattdessen setzte sie sich zu ihr.

„Was ist los, Süße?“, fragte sie

Kiana lächelte leicht, wenn auch wehmütig.

„Ich werde nicht hingehen.“

„Wieso denn nicht?“, wollte Lesly daraufhin wissen.

Doch Kiana schüttelte nur den Kopf. Ansonsten war nichts aus ihr herauszubekommen. Lesly fragte sich, ob das mit dem Erlebnis in Mittelerde zu tun hatte. Mit Boromirs Tod. So wie sie ihre beste Freundin kannte, war das sogar sehr wahrscheinlich.

'Dann werde ich eben die Chance nutzen und sie fragen, was da in Lorien passiert ist, wenn die anderen auf der Feier sind.', nahm Lesly sich vor.
 

Genauso kam es denn auch. Zwar wunderten die anderen sechs Mädchen sich ein wenig, dass Kiana und Lesly nicht mitkommen wollten, akzeptierten es aber, ohne dumme Fragen zu stellen. Das würde schon so seine Gründe haben. Kaum, dass die anderen gegen halb Acht verschwunden waren, machten es sich die Verbliebenen auf ihren Betten gemütlich. Lesly hatte ihren iPod-Touch mit und ein bisschen Musik angemacht, damit sie ein wenig Untermalung hatten, falls ihnen die Worte ausgehen sollten. Irgendwo hatte Kiana ein paar Teelichter aufgetrieben, die sie ebenfalls angezündet hatten. Draußen war es fast dunkel und das flackernde Kerzenlicht zauberte eine heimelige Stimmung in den sonst eher nüchternen Raum.

„Also.“, begann Lesly mit einem Lächeln, „Was ist da in Lorien gelaufen?“

Sofort wurde Kiana knallrot.

„Ich weiß nicht, was du meinst.“, wich sie aus.

Doch so leicht brachte man Lesly Stanton nicht aus dem Konzept.

„Wir wissen alle, dass du mit Boromir ein paar Stunden wie vom Erboden verschluckt warst. Und jetzt will ich zu gern erfahren, was genau ihr eigentlich getrieben habt.“

Diese Unverblümtheit brachte Kiana nur noch mehr zum Erröten.

„Les!“, schimpfte sie, dann aber kam ihr ein Gedanke, der sie breiten grinsen ließ.

„Dann möchte ich aber auch ein paar Infos haben!“

Verwundert zog Lesly eine Augenbraue hoch. Zunächst verstand sie nicht einmal, was Kiana meinen konnte, doch dann dämmerte es ihr. Nach dem sie sich das Ganze durch den Kopf hatte gehen lassen, nickte sie aber.

„Okay, Deal. Info gegen Info.“, stimmte Lesly Kianas Vorschlag zu, nur um dann hinzuzufügen: „Also, ich warte...“

Ein Seufzer entfuhr Kiana.

„Was willst du wissen?“

„Sollte das nicht klar sein?“, konterte Lesly mit einem ziemlich dreckigen Grinsen.

Genervt verdrehte Kiana die Augen.

„Okay, okay. Irgendwann muss ich's ohnehin erzählen.“, grummelte sie, verschränkte aber die Arme vor der Brust.

„Habt ihr es getan?“

Lesly war so neugierig, dass sie einfach nicht mehr länger warten wollte. Die Frage war ihr genauso schnell über die Lippen gekommen, wie sie sie gern wieder zurückgenommen hätte. Manchmal konnte Kiana sehr empfindlich reagieren, wenn es um solche pikanten Geschichten ging. Und das mit Boromir mehr als nur Knutschen gelaufen war, konnte Lesly sich an einer Hand abzählen. Schließlich war der Mann über 40 gewesen und hatte in seiner Vergangenheit bestimmt die ein oder andere Dame vernascht.
 

Zu Leslys großer Überraschung aber schüttelte Kiana den Kopf.

„Nein, wir haben es nicht getan.“

Bei diesen Worten lief sie wieder knallrot an.

„Wieso nicht?“

Ihr Erstaunen konnte Lesly kaum verbergen, doch Kiana nahm es der Freundin nicht übel. Sie war ja selbst noch verwundert darüber. Dann aber erschien ein Lächeln auf ihren Zügen, das gleichzeitig irrsinnig glücklich und unbeschreiblich traurig war.

„Er hat gesagt, das würde er erst tun, wenn ich seine Ehefrau wäre.“, gestand Kiana sehr leise.

„Wow, alle Achtung!“, pfiff Lesly.

Sie hatte ja mit Einigem gerechnet, aber nicht damit. Sofort bekam Boromir ein paar Pluspunkte auf ihrer persönlichen Skala der Leute, die sie mochte bzw. scheiße fand.

„Das ist ja echt hochanständig von ihm.“, fügte sie nich hinzu, ehe ihr etwas anderes einfiel: „Was habt ihr denn sonst gemacht, wenn schon nicht das?“

Kiana lächelte wieder.

„Zunächst mal hat er meine Wunde versorgt, die ich mir in Moria zugezogen hatte. Danach haben wir...“

Hier brach Kiana ab. Sie schüttelte langsam ihren Kopf. Irgendetwas in ihr sträubte sich dagegen, über die magischen Stunden zu sprechen, die sie mit Boromir in Galadriels Wäldern verlebt hatte. Nicht einmal Lesly gegenüber wollte sie ein Wort darüber verlieren, aus Angst, diese Erlebnisse könnten ihren Glanz und ihre Schönheit einbüßen, sie sogar völlig verlieren. Das war das letzte, was Kiana wollte. Aus diesem Grund schüttelte sie auch den Kopf. Glücklicherweise verstand Lesly, was die Freundin damit ausdrücken wollte und fragte nicht weiter. Immerhin war ihre brennendste Frage nun beantwortet. Das ihr jetzt dasselbe Spielchen bevor stand, machte Lesly nichts aus. Sie hatte keine Probleme damit über Sex zu sprechen. Man konnte sogar sagen, dass sie von der ganzen Clique diejenige war mit der meisten Erfahrung. Also weihte sie Kiana detailreich in die Traumwanderung ein, welche sie nach Bruchtal und direkt in Elronds Arme geführt hatte.

Der Bericht zog sich eine ganze Weile hin und ehe die beiden sich versahen, war es schon zehn Uhr. Da früh am nächsten Morgen die Heimreise anstand, hatten die Lehrer ihren Schützlingen ein Zeitlimit gesetzt: halb elf. Damit auch ja alle genügend Schlaf bekamen.
 

Natürlich waren Odette und die anderen pünktlich auf dem Zimmer, aber Ruhe kehrte erst um halb Eins morgens ein. Schließlich mussten Lesly und Kiana ja mit Informationen über die Disco versorgt werden. Lächelnd lauschten die beiden Mädchen dem Bericht der anderen. Innerlich aber wünschte jede von ihnen, weit, weit fort zu sein. In einer völlig anderen Dimension. Einer Welt, die der ihren so fremd war und für sie doch so vertraut. Ja, sie sehnten sich mit jeder Faser ihres Herzens zurück nach Mittelerde. Sie spürten, dass sie noch eine Rolle zu spielen hatten, ehe das Ende nahte. Und wer immer sie auch auf diese wunderliche Reise geschickt hatte, er würde Sorge dafür tragen, dass sie zurückkehrten. Dessen waren alle acht Mädchen sich zu hundert Prozent sicher.

Als die Freundinnen am nächsten Morgen reichlich übernächtigt in den Bus stiegen war ihnen allen eines klar: das war eine unvergleichliche Klassenfahrt gewesen! Und genau das sprach Lucia aus. Die anderen brachen in munteres Lachen aus, hatten sie doch ein süßes Geheimnis zu wahren, von dem niemand anders etwas ahnte. Oh ja, das war mal eine Klassenfahrt! Man konnte nur hoffen, dass die zukünftigen Ausflüge ähnlich interessant würden. Und wer weiß, vielleicht geht ja der Wunsch der Mädchen in Erfüllung?



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Kommentare zu dieser Fanfic (26)
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Von:  Day_Dreamer
2011-01-08T02:59:58+00:00 08.01.2011 03:59
so ENDLICH habe ich mal weitergelesen btw jetzt alles gelesen ;)
Hat richtig Spaß gemacht.. auch wenn ich am Ende vielleicht ein bisschen enttäuscht war :(
Naya, sie mussten ja irgendwann zurück, von dahe rist es okay :)
Ich würde mich natürlich total über eine Fortsetzung freuen *_*
und ich frage mich auch, ob die dann einfach so verschwunden sind aus Mittelerde? So in Luft aufgelöst??
Wie auch immer xD
Sehr schön geschrieben und tolle Ideen ;)

liebe Grüße
Von:  nick100
2010-04-15T17:56:11+00:00 15.04.2010 19:56
endlich, es geht weiter! :D
ich hoffe ja mal für kiana, dass irgendein wunder bormir retten wird, aber das würde natürlich wiederum die ganze geschichte umkrempeln, dementsprechend... na ja, jedenfalls tolles kapitel! schreib schnell weiter, ja?

lg, deine nickiii<3
Von: abgemeldet
2010-02-22T17:33:12+00:00 22.02.2010 18:33
hey ich will dich nicht drängen und auch nicht hetzten doch bittttteeeeeeeeeeee
schreib schnell weiter!!!
über eine ens würde ich mich riesig freuen
lg, amu-lein
Von: abgemeldet
2010-01-31T15:18:01+00:00 31.01.2010 16:18
was kann ich da schon sagen auser supper-affen-geil =^.^=
hoffe du schreibst bald weiter.
lg, amu-lein
Von:  CarrieS
2010-01-10T15:35:53+00:00 10.01.2010 16:35
wieder ein sehr gutes Kapitel, auch wenn eigentlich nicht viel neues passiert. super geschrieben ^^
bin gespannt auf Leslys "Reise" und wenn sich die anderen endlich richtig mit Meggi unterhalten

lg

(man kann ja nicht immer so 'nen riesen Kommi schreiben xD)
Von: abgemeldet
2010-01-09T19:09:48+00:00 09.01.2010 20:09
echt ne klasse fanfic! aber als ich die charabeschreibung gelesen hab, sind mir fast die augen aus dem kopf gefallen. warum um himmels willen ist aragon 80-90 jahre alt? und warum machst du so nen großen altersunterschied zwischen den kerlen und den mädels (die sind scho ziemlich jung,oder)? ich hab keine ahnung wie alt aragon und co wirklich sind, aber das halte ich doch für etwas unglaubwürdig.
Von:  nick100
2010-01-09T12:18:34+00:00 09.01.2010 13:18
endlich, ein neues kapitel! wie schön! also für mich hört sich das ja an, als wäre legolas drauf und dran, fast blind vor liebe zu werden. xD hoffentlich kann er sich, als elbenprinz zusammenreißen. schreib schnell weiter!

lg, deine nickiii<3
Von: abgemeldet
2010-01-04T17:14:19+00:00 04.01.2010 18:14
hi ich finde deine ff super geil ich hoffe du schreibst auch schnell weiter ´
eigentlich lese ich keine herr der ringe ffs, aber da durch das ich letzte woche geräumt habe das ich in Mittelerde feststecke wollte ich mal schauen ob es noch andere wie mich gibt die in diese welt eintauchen möchten
noch eine frage das buch die nebelsängerin, hast du das auch gelesen?, des ist toll nicht =^.^=
also nochmal schreib so schnell weiter wie du kannst und behalt deinen schreibstiel der ist toll

lg, amu-lein
Von:  CarrieS
2010-01-01T19:25:08+00:00 01.01.2010 20:25
Erst mal: frohes neues Jahr :) zum Glück hab ich gestern etwas zu ausgelassen gefeiert, sodass ich mich heute den ganzen Tag im Bett erholt habe und per Labtop im Internet rumgestöbert bin. Sonst hätt ich deine FF bestimmt nie entdeckt.

Eigentlich schreckt es mich ja immer ab, wenn so viele eigene Charaktere hinzukommen. Deswegen hab ich erst gezögert, wurde dann aber doch neugierig, also habe ich mal angefangen zu lesen (wobei ich anfangs die Charabeschreibung immer mal wieder konsultieren musste, hauptsächlich bis ich endlich auswendig wusste, wer zu wem gehört xD)

Die neuen Charaktere als Teil der Familien einzubinden, find ich eine interessante Idee, die du sehr gut umgesetzt hast! Vielleicht etwas komisch, dass sich die Mädchen überhaupt keine Gedanken machen, wie und warum sie in Mittelerde gelandet sind (und ich hoffe, die Erklärung kommt irgendwann?), aber naja. Wäre mir wahrscheinlich auch egal, wenn ich dafür im Ringkrieg mitmischen dürfte xD
Etwas OOC lässt sich ja nie vermeiden, aber du hältst das wirklich in Grenzen. Nur bei Boromir fällt es ziemlich auf (öffentlich rumturteln? kann ich mir nur schwer vorstellen bei Boromir '^^)

Man könnte denken, es wäre langweilig die ganze Geschichte wie neu erzählt zu lesen, ist es aber nicht! Ich hab mir gerade vor 4 Tagen mit 'ner Freundin die ganze Trilogie aneinander angesehn, und ich frage mich dauernd beim Lesen 'wie hat sie diese Szene wohl umgeschrieben??'
Du hast wirklich einen tollen Schreibstil! Die Beschreibungen sind dir sehr gelungen. Nur ein paar Dinge wirken übertrieben (z.B. Sophias Trauer oder der Streit mit Kiana)

..So, ich glaube, jetzt hab ich alles gesagt was ich sagen wollte. Fazit: super Schreibstil, interessante Idee und gute Umsetzung, nur nicht übertreiben.
Von mir aus dürfen die Kapitel auch ruhig etwas länger sein ;) achja, ich bin auch gespannt auf das Ende, ob du die Mädels dann nach Hause schickst, oder ob sie bei ihren Liebsten bleiben dürfen. Schreib also bitte möglichst schnell weiter ^^

*FF zu Favoriten hinzufügt und im Auge behält*
Von:  nick100
2009-12-31T09:48:49+00:00 31.12.2009 10:48
o.O ehrlich gesagt muss ich jetzt mal sagen, dass ich enttäuscht von mexx bin. das hat jetzt... zwei oder sogar drei tage gedauert (hab nicht genau mitgezählt) und die haben es erst JETZT freigeschaltet... enttäuschend *kopfschüttel*
na ja, soviel also zu mexx xD... jetzt kommen wir zu deinem neuen kapitel. ;)
schade, dass meggi noch nicht vorkam, aber ich bin mir sicher, sie wird im nächsten kapitel auftauchen, nicht wahr? dass sophia so in ihrer trauer versinkt verstehe ich nicht ganz... ich meine, gandalf "lebt" doch noch, oder? irgendwie zumindest... okay, da wäre noch der vorfall mit ihrer mutter, der das alles noch verschlimmert, aber dennoch... na ja. schreib jedenfalls schnell weiter!

lg, deine nickiii<3

PS: mexx, beeilt euch diesmal bitte mit dem freischalten xD


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