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Failed Dreams

Abenteuer Mittelerde
von

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In Galadriels Welt

Mittlerweile hatte man Boromir von der Last der bewusstlosen Rosalie befreit. Sie wurde nun wie eine Stoffpuppe von einem der Elben getragen. Das war ein Wandel zum Positiven, hatte der Gondorianer die zierliche Hobbitdame doch wie einen nassen Sack über den Rücken geworfen, während sie von den Ausläufern des Nebelgebirges nach Lorien geeilt waren. Erschreckend war viel mehr die Tatsache, dass Rosalie noch immer ohne Bewusstsein war. Frodo, der hin- und hergerissen war zwischen Trauer um Gandalf und Sorge um Sams Schwester, mühte sich, mit dem Elben Schritt zu halten, der Rosalie transportierte. Die restlichen Gefährten, ebenso erschöpft, wie erschüttert, hofften, dass es bis zum Wohnsitz der Herrin des Waldes nicht allzu weit war. Ihre Stoßgebete wurden erhört. Plötzlich blieb der ganze Zug stehen. Haldir, an der Spitze, deutete auf einen majestätischen Baum, von dem nur die Krone zu sehen war. Vor allem den Mädchen gingen die Augen über. Sie kannten zwar die Filmversion, aber in natura war das Ganze noch einen Tacken beeindruckender.

‚Zugegeben, Peter Jackson hat ganze Arbeit geleistet.’, fand Lesly, die als Halbelbe mit Haldir und den anderen Lorien- Elben gut Schritt halten konnte. Legolas, der bislang nur wenige Male in Lorien gewesen war und der Herrin des Waldes noch nie zuvor begegnet war, kam nicht umhin ein wenig Neid zu zeigen. Düsterwald, schön und gut, aber so beeindruckend war der Wohnsitz Thranduils auch wieder nicht, zumal es nur Lorien die Bäume mit den goldenen Blättern gab. Lothlorien war ein einzigartiger Wald, ebenso wie seine Bewohner unvergleichlich waren. Zwar waren die Unterschiede zwischen Elben aus Lorien und denen aus dem Waldlandreich nicht so gravierend, wie die zwischen denen aus Imladris und den anderen beiden Ländern, aber immer noch gut zu erkennen. Jedenfalls für das geübte Auge. Legolas war schon sehr gespannt darauf, endlich Galadriel kennenzulernen, von der er Vieles gehört hatte. Unter anderem, dass sie über nicht unerhebliche, magische Kräfte verfügte.
 

Nach dem sie endlich am Fuß des Baumes mit der riesigen Krone angekommen waren, wussten sie Gefährten, dass es nun nicht mehr lange dauern würde, ehe sie sich ausruhen konnten. Und sie sehnten sich danach. Vor allem die, die weniger gut zu Fuß waren wie etwa Odette und Pippin wollten die Beine hochlegen und nichts mehr tun müssen. Bevor es aber soweit war, waren sie gezwungen, die gewundene Treppe bis in die Spitze des Baumes zu erklimmen. Dort wurden sie bereits von der Herrin des Waldes, ihrem Mann Celeborn und ihrer Tochter Athanasia erwartet. Für die Mädchen und besonders Diana gestaltete sich die Ansprache Galadriels als Geduldsprobe, da sie Athanasia sofort als Meggi identifiziert hatten und es kaum abwarten konnten, mit ihr zu sprechen, sich über die Geschehnisse auszutauschen.

„16 sollten von Bruchtal aufbrechen, doch ich sehe nur 15. Wo ist Gandalf? Es verlangt mich sehr, mit ihm zu sprechen.“, erhob Celeborn seine Stimme.

Von den Gefährten kam keine Antwort. Stattdessen war es Galadriel, die ihrem Mann sagte: „Er ist gefallen. Durch Schatten und Feuer. Er verweilt nicht länger in dieser Welt.“

So, wie Galadriel es sagte, klang es poetisch, fast schon romantisch. Ihre Stimme war sogar noch hypnotischer als die, die die Mädchen aus den Filmen kannten. Daraufhin bedachte Celeborn seine Gemahlin mit einem seltsamen Blick, hielt sich aber geschlossen, denn nun wandte sie sich an die Gefährten.

„Eure Fahrt steht auf Messers Schneide. Geht nur um ein weniges fehl und sie wird scheitern, doch wenn die Gemeinschaft treu bleibt, werdet ihr Mittelerde nicht dem Untergang preisgeben. Heute Nacht müsst ihr euch um nichts sorgen. Rastet im Schatten dieser alten Bäume und befreit eure Herzen von allen dunklen Gedanken.“

Dabei sah sie Frodo an, der sich mehr als nur unbehaglich fühlte. Erst jetzt fiel der Herrin des Waldes die bewusstlose Hobbitfrau auf, die noch immer von einem der Wachelben gehalten wurde.

„Wie ich sehe, haben nicht alle von euch die Prüfung auf dem Caradhras wohl überstanden. Nun, sorgt euch nicht, meine Tochter wird sich des Mädchens annehmen.“, fuhr Galadriel fort. Sie nickte der hochgewachsenen Elbe mit den weißen, silbrig schimmernden Haaren zu.

„Wenn ihr mir folgen wollt, ich zeige euch nun euren Rastplatz.“, übernahm die Tochter die Regie von der Mutter.

Schweigend folgte die Gesellschaft Athanasia oder besser gesagt Meggi. Sie war unendlich froh, ihre Freundinnen hier zu sehen. Vor allem Diana hatte sie ganz extrem vermisst. Meggi hoffte, recht bald eine Gelegenheit zu bekommen, sich mit ihrer besten Freundin an ein ruhiges Örtchen zurückzuziehen und dort ein gemütlichen Plausch abzuhalten, wie sie es in der Realität auch immer taten, wenn irgendetwas Interessantes passiert war. Und dieses Mitmischen im Ringkrieg zählte auf jeden Fall zu den interessanten Dingen, das musste Meggi schon zugeben. Natürlich war ihr, neben den Mädchen, auch Legolas aufgefallen, den sie seit jeher mehr als nur anziehend gefunden hatte. Eigentlich war Thranduils Sohn der ausschlaggebende Grund dafür gewesen, dass Meggi sich ein Buch zum Elbisch lernen gekauft und wie eine Besessene gebüffelt hatte. Das Ergebnis konnte sich sehen oder eher hören lassen. Zusammen mit Lesly beherrschte Meggi die elbische Sprach am Besten aus der Gruppe, dabei war es völlig egal, ob es sich um Sindarin oder Quenya handelte. Sie sprach beides gleichermaßen gut. Diese Tatsache war für Meggi nur von Vorteil gewesen, als sie sich im Herzen Loriens wiedergefunden hatte. Zu Anfang war es ihr schwer gefallen, hier zu leben, so ganz allein, ohne Diana, aber mittlerweile fühlte Meggi sich in Loriens Wäldern sehr wohl. Allerdings war für sie eines sonnenklar. Jetzt, da sie ihre Freundinnen (und Legolas) wiedergefunden hatte, würde sie sich der Gemeinschaft anschließen. Schließlich hatten die anderen Mädchen längst die Gelegenheit gehabt, sich mit ein paar Orks herumzuschlagen und Meggi, die sonst eher pazifistisch eingestellt war, brannte darauf, ebenfalls in den Kampf zu ziehen.
 

Nachdem sie die Stufen, die sie zuvor erst hinaufgegangen waren, in umgekehrter Richtung bewältigt hatten, ließen sich zumindest die Hobbits, die noch bei Bewusstsein waren direkt auf ihre Schlafstätten fallen.

„Ich rühre mich heute kein Stück mehr!“, verkündete Odette mit schmerzverzerrtem Gesicht. Offenbar hatte sie sich eine Blase gelaufen, obwohl sie keine Schuhe trug, da das bei ihr als Hobbit nicht nötig war. Lachend, aber ebenfalls am Ende ihrer Kräfte tat Lucia es ihrer Freundin gleich.

„Bin ich froh, dass wir zum einen in Sicherheit sind und zum anderen Meggi gefunden haben.“, sagte sie, während sie sich an den Baumstamm lehnte. Merry und Pippin hatten derweil nach etwas zu Essen gefragt und würden es in Kürze auch bekommen. Kiana, die von Boromir dazu gezwungen wurde, sich mit ihm an einen ruhigen Ort zu verziehen zwecks Verbindens von Wunden, kam nicht umhin, sich über die geschenkte Zeit zu zweit zu freuen. Ihr graute schon vor dem Ende der Nacht. Sie würden Lorien verlassen müssen und auf dem Großen Fluss in Richtung des Rauros dümpeln, wo sie letztlich mit Boromirs Tod zu rechnen hatte. Kiana war nun klar, dass sie damit konfrontiert würde, den Truchsessensohn zu verlieren. Nachdem Gandalf in Moria gefallen war, obwohl die Mädchen jetzt Teil der Geschichte waren, hatte Kiana einsehen müssen, dass die ursprüngliche Storyline eingehalten werden würde, so sehr es ihr auch widerstreben mochte.

Lesly hatte sich zu Aragorn gesellt, der ihr ziemlich melancholisch erschien. Sie wollte ihn etwas aufmuntern, obwohl sie wusste, dass dies kein leichtes Unterfangen würde, zumal es ihr selbst nicht gerade Bestens ging. So sehr sie auch versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, Lesly vermisste Elrond schmerzlich, von dem sie niemals geglaubt hatte, dass er ihre Bewunderung erlauben, geschweige denn vorantreiben würde, so dass sie schlussendlich doch in ihn verliebt war. Und er, jedenfalls hatte sie das geglaubt, auch in sie. Als sie sich in Bruchtal voneinander verabschiedet hatten, hatte er nicht ‚Auf Wiedersehen’ gesagt, sondern ‚Lebe wohl’. Allein dieser kleine, aber feine Unterschied hatte Lesly gelehrt, vorsichtiger zu sein, wenn es darum ging, ihre Gefühle zu zeigen. Sie hatte zwar gewusst, dass Elrond ein ernsthafter Mann war, aber dass er sie so hängen ließ, nun, das war dann doch ein Schock gewesen. Geistesabwesend holte sie den Anhänger hervor, den er ihr so rasch nach ihrer Ankunft überreicht hatte. Sein Lächeln war so mysteriös gewesen, dass Lesly den Verdacht hatte, dass sie nicht bloß mit einer Kette beschenkt worden war, sondern das mehr dahinter steckte. Genau das sollte sie nun erfahren.

„Was hast du denn da?“, fragte Aragorn leise.

Erschrocken sah sie auf, dann aber lächelte sie.

„Elrond hat es mir gegeben, lange bevor wir aufgebrochen sind.“, sagte sie dann.

„Dann hat er dir ein königliches Geschenk gemacht, Ireth.“, gab Aragorn daraufhin zurück, „Ich glaube, von diesen Anhängern gibt es nur ein paar vereinzelte in ganz Mittelerde und nur die Elben wissen sie zu schmieden und mit dem rechten Zauber auszustatten.“

„Zauber?“

Jetzt war Leslys Neugier geweckt. Begierig hing sie an Aragorns Lippen, wollte sie doch unbedingt hinter das Geheimnis dieses Anhängers kommen. Belustigt sah der Dunedain, wie rasch er das Interesse der Halbelbe geweckt hatte. Ihr musste sehr viel an Elrond liegen, wenn sie um jeden Preis wissen wollte, was es mit dem Geschenk des Herrn von Bruchtal auf sich hatte.

„Ja, Zauber. Mittels dieses Anhängers kannst du Kontakt zu Elrond aufnehmen, wann immer du willst. Du wirst in eine Trance versetzt und dein Geist begibt sich auf eine Wanderung. Bevor die Elben damit begannen, Mittelerde den Rücken zu kehren, waren sie relativ verbreitet, allerdings legte sich das nach Ende des ersten Ringkrieges immer weiter, bis schließlich nur noch einige wenige Exemplare existieren. Du musst Elrond sehr, sehr viel bedeuten, wenn er dir ein so kostbares Geschenk macht, Ireth.“

Die Halbelbe machte große Augen. Dann aber brach ein Grinsen auf ihren Zügen aus. Sie umarmte Aragorn spontan, der diese Bekundung ihrer Dankbarkeit gelassen über sich ergehen ließ, dann aber beschloss Lesly das Geschenk auszutesten. Deswegen verließ sie den Waldläufer, um sich ein stilles Plätzchen zu suchen, an dem sie in aller Ruhe ihren Geist auf Wanderschaft schicken konnte.
 

Währenddessen kümmerte Meggi sich, wie Galadriel es angeordnet hatte, um Rosalie. Mit Legolas’ Hilfe hatte sie die Bewusstlose gut eingepackt und auf ein bequemes Lager gebettet. Danach hatte Meggi Wasser geholt und ein paar Kräuter, die ihr von der Herrin des Waldes mitgegeben worden waren, darin aufgelöst. Aus dem Sud würde ein bitter schmeckender Heiltrunk entstehen, in den Meggi ein paar Tropfen Honig geben wollte, um dem Getränk die Widerwärtigkeit ein wenig zu nehmen. Sie war furchtbar nervös, da weder Legolas, noch Frodo und Sam sie aus den Augen ließen. Meggi ahnte ja nicht, dass Rosalie hier in Mittelerde die Schwester des grimmigen Gärtners von Beutelsend war. So quälte sie denn die gesamte Zeit, in der sie sich um die Freundin bemühte, die Angst zu versagen. Als der Trank schließlich fertig war, musste er Rosalie nur noch eingeflößt werden. Frodo, der zwar Sams Sorge zu schätzen wusste, hatte seinen besten Freund davon geschickt, damit er aufhörte, über elbische Heilkunst zu lamentieren. Der Ringträger war in Bruchtal selbst mit den Arzneien der Elben in Berührung gekommen und sie hatten ihm das Leben gerettet. Daher erlaubte er nicht, dass so schlecht über etwas gesprochen wurde, was höchstwahrscheinlich wirkungsvoll genug war, um Rosalies Fieber zu mindern und ihr Kraft für die weitere Reise zu verschaffen. Denn wenn Frodo ganz ehrlich war, konnte er den Gedanken, sie zurückzulassen, nicht ertragen. Sie war ihm teuer geworden in all der Zeit, die er sie nun schon kannte. Nur noch Sam an seiner Seite zu haben, wäre ihm komisch vorgekommen.

„Jetzt müssen wir sie dazu bringen, das Gemisch zu schlucken.“, drang Meggis sanfte, aber besorgte Stimme zu Frodo durch. Dieser nickte und versuchte, Rosalie irgendwie in eine halbwegs sitzende Position zu bringen, so dass sie sich nicht verschlucken würde, wenn ihr die Arznei eingeflößt wurde. Legolas, der auch gern helfen wollte, faszinierte Galadriels Tochter ihn doch sehr, nahm Frodo die Fiebernde ab.

„Ich mach das schon.“, versicherte der Prinz aus Düsterwald. Er schenkte Meggi ein Lächeln und ermunterte sie: „Nur zu. Wir wollen doch, dass Rosalie rasch wieder auf den Beinen ist.“

Meggi nickte. Sie setzte eine kleinere Schale, die sie mitgebracht hatte, als sie die Gefährten zu ihrer Unterkunft führte, an Rosalies Lippen. Diese teilten sich auch tatsächlich und die Flüssigkeit rann in ihre Kehle. Das Spielchen wurde solange wiederholt, bis die Schale bis zur Neige gelehrt war. Zufrieden lehnte Meggi sich zurück.

„Nun bleibt uns nichts Anderes übrig, als abzuwarten und zu hoffen, dass die Medizin wirkt.“, sagte die junge Elbe, während sie sich anmutig erhob, „Ich schlage vor, du bewachst ihren Schlaf, Frodo. Sollte ihr Zustand sich verschlechtern, kannst du mich jederzeit aufsuchen.“

„Aber... wo werde ich Euch finden, Herrin?“, wollte der perplexe Hobbit wissen.

Meggi lächelte geheimnisvoll.

„Du wirst schon sehen.“

Dann nickte sie Legolas höflich zu.

„Ich wünsche Euch eine angenehme Nachtruhe, mein Prinz. Euer Verlust ist auch der meine.“

Bevor Legolas etwas erwidern konnte, hatte sie sich schon zurückgezogen. Verdattert sah er ihr nach. Dabei umspielte ein leichtes Lächeln seine Mundwinkel. Frodo sah mindestens genauso verwirrt aus, wie Legolas sich fühlte, doch wandte er sich lieber Rosalie zu. So bemerkte er nicht einmal, dass der Elb sich trollte, um ein wenig zu ruhen.
 

Tief in der Nacht als alle Gefährten schliefen beschloss die Herrin des Waldes den Ringträger auf eine Prüfung der besonderen Art zu stellen. Zu diesem Zweck wollte sie ihren Spiegel aufsuchen, der ihr half, Dinge zu sehen, die einst geschehen waren oder noch würden. Mit leisen Sohlen und barfüßig waren die Schritte Galadriels auf dem weichen Waldboden kaum zu hören. Frodo, der nicht schlafen konnte, wie so oft in letzter Zeit, brauchte daher nur seine Augen, um die Elbenhexe zu bemerken. Er beschloss ihr zu folgen. Irgendwie wurde er nicht recht schlau aus dieser Frau. Und er glaubte zu wissen, dass sie ihm helfen konnte mit der Bürde, die er trug. Also erhob Frodo sich leise von seinem Lager, bereit Galadriel zu folgen, wohin auch immer sie ging. Ganz so lange dauerte die Reise nicht. Die hochgewachsene Elbe hatte ja ein bestimmtes Ziel, welches ganz in der Nähe des Rastplatzes der Gefährten lag. Später mochte man behaupten, sie habe diesen Ort nicht ohne Grund gewählt. Jedenfalls folgte Frodo ihr bis zu dem Becken, der Galadriel als Spiegel diente.

„Ich wusste, dass du kommen würdest, Frodo Beutlin. Möchtest du in den Spiegel schauen?“, fragte sie an den jungen Hobbit gewandt, der noch nicht recht wusste, ob er wirklich hier sein wollte.

„Was werde ich sehen?“, stellte er die Gegenfrage.

Ein vergnügtes Lächeln umspielte Galadriels Züge, während sie auf das Becken zutrat um Wasser aus einer silbernen Kanne, die eigentlich zu filigran war, um als solche bezeichnet zu werden, in das Behältnis gab.

„Der Spiegel zeigt Vieles. Dinge, die waren, Dinge, sie sind und Dinge, die vielleicht einmal sein werden.“, erwiderte die Elbe geheimnisvoll.

Frodo wurde aus ihren kryptischen Worten nicht recht schlau, doch seine Neugier überwog bei weitem seine Furcht, so dass er sich vorsichtig der silbernen Schale auf ihrem Podest näherte, sich hinüberbeugte und hineinsah. Urplötzlich flackerten Bilder darin auf. Seine Gefährten wurden gezeigt, besonders Sam und Rosalie hervorgehoben. Dann wechselte die Szenerie. Frodo erblickte das Auenland, jedoch nicht so, wie er es kannte. Orks hatten nun die Überhand, die Hobbits wurden aneinander gekettet vorangetrieben wie Vieh. Sam strauchelte und einer der Orks bestrafte ihn dafür mit Peitschenhieben. Entsetzen erfüllte Frodo. Er wusste, dies würde geschehen, wenn er versagte. Wenn es ihm nicht gelänge, den Ring zu vernichten. Das lidlose, von Flammen umrandete Auge, welches der junge Hobbit zum ersten Mal im Gasthaus in Bree zu Gesicht bekommen hatte, verschlang die Szene. Rauch stieg auf von dem Becken. Der Ring hatte sich aus Frodos Hemd hervor gestohlen und baumelte nun genau über Saurons Auge. Mehr als entsetzt riss er ihn zurück, verlor dabei das Gleichgewicht und stürzte auf den weichen Waldboden. Sein Atem ging rasch und flach.

„Ich weiß, was du gesehen hast.“, ließ Galadriel sich vernehmen.

Frodo sah auf. Er hatte ganz vergessen, dass die Elbe noch da war.

„Denn ich habe dasselbe wahrgenommen. Du weißt, was auf dem Spiel steht, Frodo Beutlin.“

Während er ihr so zuhörte, kam ihm eine verrückte, ja, wahnsinnige Idee, aber er musste sie unbedingt ausprobieren. Er wollte nicht länger diese Bürde tragen müssen, wollte frei sein von alldem und sein Leben in vollen Zügen genießen, wie er es vorgehabt hatte. Also rappelte Frodo sich auf, nahm den Ring ab und hielt ihn Galadriel entgegen.

„Wenn Ihr den Ring haben wollt, dann könnt Ihr ihn haben. Ich gebe ihn Euch.“, sagte er mit gequältem Gesichtsausdruck.

Galadriel schaute drein, wie ein Kind an Weihnachten. Erregung durchfuhr sie.

„Ich leugne nicht, dass mein Herz sehr danach verlangt hat!“

Und ihre graziösen Finger streckten sich nach dem Ring aus. Ein sonderbares Licht erstrahlte um sie herum. Ihre vormals helle Gestalt wurde dunkel. Sie sah nun eher aus wie eine Hexe und ihre Stimme war donnernd und gefährlich geworden.

„Anstelle eines dunklen Herrschers, hättest du eine Königin. Nicht grausam, aber schön wie der Morgen. Tückisch wie die See! Alle sollen mich lieben und verzweifeln!“

Bumm, da zuckte Galadriel zusammen, als hätte man ihr einen heftigen Schlag verpasst. Sie kehrte zu ihrer vormals hellen Gestalt zurück. Ihr Atem ging stockend. Offensichtlich war sie von sich selbst entsetzt. Frodo, der ziemliche Angst bekommen hatte, sah die Elbe misstrauisch an. Langsam fing die Herrin des Waldes sich wieder. Sie schüttelte den Kopf, sah Frodo an, lächelte und sagte dann: „Ich werde diese Prüfung bestehen, in den Westen gehen und Galadriel bleiben.“

Frodo steckte den Ring zurück. Vielleicht war es ganz gut, dass die Elbe ihrem Verlangen nicht nachgegeben hatte. Allerdings war Frodo noch nicht bereit, zu gehen. Er musste erst noch ein paar Dinge loswerden.

„Wie soll ich das alles allein schaffen?“, jammerte er.

Ihm war nun klar geworden, dass er keinen seiner Gefährten solcher Gefahr aussetzen durfte.

Eine Weile lang schwieg Galadriel, dann beugte sie sich zu Frodo hinunter.

„Diese Aufgabe wurde für dich bestimmt, Frodo Beutlin. Und wenn du keinen Weg findest, findet ihn niemand. Einen Ring der Macht zu hüten bedeutet allein zu sein.“

Und sie entblößte ihre linke Hand, an dessen Ringfinger ein filigraner, weißer Ring glitzerte.

„Das ist Nenya. Ich besitze ihn schon lange.“

Frodo staunte nicht schlecht. Konnte das etwa einer der drei legendären Elbenringe sein, die Sauron geschmiedet hatte?
 

Den Kopf angefüllt mit den unterschiedlichsten Gedanken kehrte Frodo zurück zum Rasplatz der Gefährten. Er war plötzlich unendlich müde und sehnte sich danach, Ruhe und Trost im Schlaf zu finden. Vorsichtig, um niemanden zu wecken, bahnte er sich seinen Weg an Merry und Pippin, Lucia, Odette und Sam vorbei. Neben Rosalie kam er zum Stillstand. Einen langen Augenblick betrachtete er das bleiche Antlitz, umrahmt von goldenen Locken, dann musste er lächeln. Schließlich fand Frodo Quartier neben Sams Schwester. Kaum, dass sein Kopf das Kissen berührte, war er auch schon sanft entschlummert, nicht ahnend, wie viele große Prüfungen ihm noch bevorstanden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2010-02-22T17:33:12+00:00 22.02.2010 18:33
hey ich will dich nicht drängen und auch nicht hetzten doch bittttteeeeeeeeeeee
schreib schnell weiter!!!
über eine ens würde ich mich riesig freuen
lg, amu-lein
Von: abgemeldet
2010-01-31T15:18:01+00:00 31.01.2010 16:18
was kann ich da schon sagen auser supper-affen-geil =^.^=
hoffe du schreibst bald weiter.
lg, amu-lein
Von:  CarrieS
2010-01-10T15:35:53+00:00 10.01.2010 16:35
wieder ein sehr gutes Kapitel, auch wenn eigentlich nicht viel neues passiert. super geschrieben ^^
bin gespannt auf Leslys "Reise" und wenn sich die anderen endlich richtig mit Meggi unterhalten

lg

(man kann ja nicht immer so 'nen riesen Kommi schreiben xD)
Von: abgemeldet
2010-01-09T19:09:48+00:00 09.01.2010 20:09
echt ne klasse fanfic! aber als ich die charabeschreibung gelesen hab, sind mir fast die augen aus dem kopf gefallen. warum um himmels willen ist aragon 80-90 jahre alt? und warum machst du so nen großen altersunterschied zwischen den kerlen und den mädels (die sind scho ziemlich jung,oder)? ich hab keine ahnung wie alt aragon und co wirklich sind, aber das halte ich doch für etwas unglaubwürdig.
Von:  nick100
2010-01-09T12:18:34+00:00 09.01.2010 13:18
endlich, ein neues kapitel! wie schön! also für mich hört sich das ja an, als wäre legolas drauf und dran, fast blind vor liebe zu werden. xD hoffentlich kann er sich, als elbenprinz zusammenreißen. schreib schnell weiter!

lg, deine nickiii<3


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