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Fesseln der Liebe (?)

von

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Kapitel 19

Kurz darauf trafen die beiden ein. Aya und Jackin sahen etwas verwirrt aus, denn Ria hatte ihnen nicht mehr verraten, als dass sie ihnen etwas zu erzählen hatten. Noch immer hoffte da brünette Mädchen, dass es Shinri gut ging. Sie hatte schon längst keine Tränen mehr und sah müde und fertig aus.

Aya nahm wieder einmal neben Lucio auf der Längsseite der Couch Platz, während Ria und Jackin sich auf den kürzeren Teil setzten. Gespannt und nervös sahen Ayas rehbraune Augen von einer Person zur anderen. Was hatten sie ihnen zu erzählen?

Da Ria den Vorschlag gemacht hatte, begann auch sie mit der Erzählung. Es war schwer, die richtigen Worte zu finden, denn jeder normale Mensch würde sie danach für verrückt halten. Nur Auserwählte waren offen genug, um sie zu verstehen.

“Gut. Bevor ich es euch aber erzähle, müsst ihr mir versprechen, dass ihr niemanden etwas davon verratet. Ein einziges falsches Wort könnte euer und unser Todesurteil bedeuten.” Rias hellblaue Augen sahen Jackin und Aya eindringlich an. Die beiden nickten und begegneten den Blick mit ernster Miene.

“Die Geschichte unserer Familie reicht bereits über 1000 Jahre zurück. Unsere Vorfahren lebten damals noch friedlich neben den Menschen, bis sich die Menschheit sich gegen sie gewandt hatte. Unbekanntes macht ihnen Angst und bringt sie dazu, unüberlegt zu handeln. Aus diesem Grund mussten die Zomas ihr Heim verlassen und suchten Schutz in den Wäldern. Um ihr Volk vor feindlichen angriffen zu schütten, mussten sie sich mit der Natur vereinigen. Die drei stärksten Zomas nahmen sich je einen Beschützer des Waldes. Den Adler Warashi der Lüfte. Den Löwen Rayon der Erde und den Hai Saré des Wassers.

Seitdem sind sie ein Teil unseres Seins. Jeder von uns stammte einer dieser Blutlinien ab. Doch gleichzeitig zu dem Schutz kam auch eine Schwäche auf. Um zu überleben und uns fortzupflanzen brauchten wir die Nähe der Menschen. Es war eine Zwickmühle, in die wir geraten waren.”

Ria rieb sich die Stirn. Diese Geschichte lernte jeder Zoma von seinen Eltern. Es war etwas, dass sie nie vergessen durften, denn es war eins mit ihnen. Auch wenn Ria die ganze Erzählung hätte abkürzen können, wollte sie den beiden alles erzählen.

“Es war schwer, zu überleben, aber wir schafften es und dann, vor 600 Jahren, wurden wir mit einem Fluch belegt. Das ist der Fluch, der uns an euch bindet. Warui war zu dieser Zeit unser Oberhaupt. Sie hatte sich mit einem Menschen eingelassen und erwartete einen Jungen, der nach ihr das Amt übernehmen sollte. Warui war eine der wenigen, die sich mit den finsteren Mächten auskannte. Sie war eine Hexe und Wahrsagerin. Ihre Macht war groß, aber Warui wusste, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte. Um das Schicksal ihres Kindes und das der nächstgeborenen Zomas zu beschützten, legte sie einen Fluch über die Zomafamilie. Damit manipulierte sie das Schicksal und wies jedem neugeborenen Kind ab seinem 19. Lebensjahr den Weg zu dem Menschen, der für ihn auserwählt worden war.”

Ria schwieg erneut und betrachtete die beiden Auserwählten. Jackin und Aya wussten, dass damit auch das Zeichen gemeint war. Es war das, was Shinri mit ihr verband. Doch spürte sie es auch tief in ihrer Seele.

“Und was genau heißt das jetzt für die beiden, die zusammenfinden sollten?”, wollte Jackin wissen. Er hatte die ganze Zeit über geschwiegen und der Geschichte gelauscht, die so unwirklich erschien. Dennoch glaubte Jackin ihnen, wie auch Aya. Es war etwas in ihnen, dass ihnen sagte, dass es richtig war.

Dieses Mal antwortete der Älteste im Raum ihnen. Lucio kannte sich leider zu gut mit diesem Fluch aus und wollte ihnen nichts verschweigen. “Ab dem 19. Lebensjahr sind wir Zomas von den Menschen abhängig. Wir beginnen unsere Auserwählten zu suchen und lassen uns von unserem Zeichen leiten. Sollten wir es vermeiden in die Nähe der Menschen zu kommen, egal ob auserwählt oder nicht, lässt unsere Kraft immer mehr nach. Ohne Zuneigung und Zärtlichkeiten wird unsere Seele schwach und irgendwann verwandeln wir in das Tier, dass in unserem Blut fließt und verlieren unseren Verstand.

Dennoch müssen wir unseren Auserwählten suchen, denn nur mit ihnen können wir Kinder bekommen und wirklich glücklich werden. Ohne sie bleiben wir trotz der Nähe zu anderen Menschen immer Einsam.”

Aya blinzelte etwas verwirrt. “In die Tiere verwandeln? Was … hat es damit auf sich?” Sie wollte mehr über diese Tiere erfahren und über die Blutlinie. Sie konnte sich nichts darunter vorstellen. Zum Glück antwortete Kurai ihr sogleich: “Wir haben mit unseren Beschützern einen Bund geschlossen. Anfangs waren es nur Adler, Löwe und der Hai, doch mit der Zeit hatten sich immer mehr daraus entwickelt. Es gibt unterschiedliche Arten von Vögeln und Raubkatzen, oder auch Wölfe, wie ich einer bin. Dafür war der Hai bereits unter unseren Blutlinien ausgestorben und der Löwe und der Adler tauchen nur noch sehr, sehr selten auf. Tatsächlich ist Shinri der letztgeborene Adler. Wenn wir nicht stark genug sind, verwanden wir uns zwangsläufig in dieses Tier und sollten wir schon zu lange ohne Zuneigung leben, verlieren wir unseren Verstand, was so viel bedeutet, dass wir unsere menschliche Seite ablegen. Alle Gedanken und Erinnerungen und nur noch als das Tier, welches wir sind, leben.”

Aya wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Schweigend starrte sie Kurai an und überlegte. Die Geschichte war wirklich unglaublich. Eigentlich fast schon verrückt. Doch irgendwie passte sie zu Shinri. Er hatte ihr nie etwas erzählt, weil das ganze zu verzwickt war, um keinen Verdacht zu erwecken.

“Aber, wenn wir Auserwählten so gut für euch sein sollten, wieso dürft er es uns dann nicht erzählen? Schließlich leben wir ungern mit Leuten zusammen, von denen wir überhaupt nichts wissen”, fragte Jackin dann und unterbrach die vorherrschende Stille. Er glaubte ihnen auch. Ria würde ihm nie belügen. Nicht bei so etwas großen und es war zu sehr ausgefeilt, um wirklich eine Lüge zu sein.

Kurai unterdrückte ein Knurren, als er an Rashid denken musste. “Unser jetziges Oberhaupt hasst die Menschen. Er ist machtgierig und hat Shinris Vater umgebracht, nur um dessen Thron zu übernehmen. Seit dem geht alles nach seinem Kopf. Ihm ist egal, wie schwer es die Familie trifft, niemand darf sich gegen ihn stellen. So hat er auch das Gesetz erlassen, dass kein Mensch über sie bescheid wissen darf, angeblich um uns zu beschützen.” Erneut knurrte er und verkündete damit, dass er dessen Ansicht nicht teilte.

“Das bedeutet doch, dass Shinri der eigentliche Thronerbe ist. Wieso hat er ihm den Platz nicht streitig gemacht?”, meldete Jackin sich erneut zu Wort.

“Du hast recht, Jackin”, stimmte Lucio ihm bei. “Aber um unseren Onkel - das jetzige Oberhaupt - von seinem Thron zu stoßen, müsste Shinri ihn umbringen. Aber er lässt keinen an sich heran und umgibt sich mit unzähligen Wachen.” Lucio schien den Onkel ebenfalls zu hassen, denn seine dunkelgrünen Augen flackerten hasserfüllt. Keiner der Zomas in diesem Raum, war gut auf ihn zu sprechen und Aya konnte es verstehen.

“Könnte jemand anderes, außer Shinri, auch den Thron übernehmen?” Jackin sprach nicht aus, was er dachte. Wenn Shinri wirklich tot war, dann konnte er nicht gegen diesen Onkel antreten.

Ria schüttelte betrübt den Kopf. “Nein. Das Oberhaupt muss in der Blutlinie dieser Familie stehen, oder ein Adler sein. Aber da der Warashi eigentlich selten ist und nur in dieser Linie vorkommt, gibt es niemand anderen, der unserem Onkel den Platz streitig machen könnte.”

“Aber … wenn wir Shinri befreien?” Auf einmal blickten alle auf. Aya sah sie mit ernsten Augen an. Bevor man ihr erklären konnte, dass Shinri tot sei, begann sie erneut zu sprechen: “Shinri lebt noch! Das weiß ich ganz genau und sonst würdet ihr uns das alles nicht erzählen. Wäre die ganze Sache so aussichtslos, dann hättet ihr schon längst diesen Ort verlassen und hättet euch in der Stadt verschanzt, oder nicht? Ich weiß, dass er noch lebt, auch wenn ich nicht weiß, wo er ist. Ich kann ihn nicht spüren, aber … ich weiß es einfach.”

Sie konnte es ihnen nicht beschreiben. Es war einfach so ein Gefühl, dass sie hatte. Irgendetwas schien die Verbindung zu unterbrechen, aber es war nicht so, als wären sie überhaupt nicht mehr miteinander verbunden. Ja, sie war sich ganz sicher. Er war nicht tot!

Es war Kurai, der antwortete. Mit seiner kalten, rauen Stimme erklärte er: “Ja, er lebt noch. Er hat sich für dich geopfert und wurde entführt. Aber er wird schon bald nicht mehr der sein, den du so liebst.”

Ein kalter Schauer lief Aya den Rücken herunter, gefolgt von einer Gänsehaut. Seine Worte erschreckten sie, doch konnte sie sich darunter einiges vorstellen. Ohne die Nähe der Menschen würde er schon bald seinen Verstand verlieren. Danach wäre er ein einfacher Adler, nicht mehr ihr Shinri. Sie musste ihn helfen!

“Denk nicht einmal daran, ihm zur Hilfe zu eilen. Ich kann es in deinen Augen sehen, aber es wäre glatter Selbstmord. Der Ort, an dem er gefangen gehalten wird, birgt große Gefahren und es könnte bereits zu spät sein, wenn wir bei ihm ankommen. Das Risiko ist zu groß, als dass du als Mensch es tragen könntest.” Kurais Stimme war kalt, aber etwas Sorge lag dennoch in seinem Blick. Für ihn schien es hoffnungslos. Er kannte die Gefahren gut genug. Menschen hatten an diesen Ort nichts zu suchen.

Ayas Herz schmerzte fürchterlich. Sie verstand Kurais Anliegen, aber er schien nicht verstehen zu wollen, um was es hier ging. Etwas in ihr drängte sie dazu. Sie musste Shinri zurück bringen, es war noch nicht zu spät. Es unversucht zu lassen, was der größte Fehler. Was hatten sie denn zu verlieren?

Entschlossen stand sie auf und sah alle ernst an. “Vielleicht ist euch egal, was mit Shinri wird. Ich werde ihn aber nicht im Stich lassen! Entweder ihr helft mir, oder ich gehe ohne euch.”

“Du weißt doch gar nicht, wo er ist!”, fuhr Ria nun auf. Sie sah besorgt aus, schien Aya aber am besten verstehen zu können. Das blonde Mädchen, wollte sie nicht alleine lassen. Ihr lag Shinri ebenfalls am Herzen. “Ich werde dich begleiten.”

Während Aya das andere Mädchen dankbar musterte, sah Jackin für eine kurze Zeit verblüfft aus. Dann aber nickte er zustimmend. “Ich gehe mit euch mit. Schließlich muss jemand auf euch aufpassen.” Ria umarmte den blonden Jungen dankbar. Jetzt waren sie immerhin zu dritt.

Auf einmal stand Kurai auf und überragte Aya um zwei Köpfe. Er hatte etwas bedrohliches an sich, doch sein Blick bekündete Aya, wie viel Respekt er vor ihr hatte. “Da ich nichts zu verlieren habe, werde ich euch hinführen.”

“Aber … Lucio und du können nicht mitgehen. Ihr seid genauso gefährdet, euren Verstand zu verlieren. Ihr solltet euch nicht unnötig in Gefahr bringen.”

Obwohl Ria sich nur sorgen machte, sprach Kurais eiskalter Blick Bände. “Ich kann auf mich selber aufpassen, Ria. Ich habe nicht umsonst Jahrelang dagegen trainiert. Ich kann es lange genug aushalten. Aber Lucio. Du solltest wirklich hier bleiben. Vor allem für den Fall, dass uns jemand auf die Schliche kommt.”

Dankbar für all die Unterstützung, die Aya bekam, blickte sie jedem im Raum an. Es war das erste Mal, dass sie wieder lächeln konnte. Die Hoffnung, Shinri wieder zurück zu bringen, schenkte ihr Freude. Lachen würde sie aber erst können, wenn Shinri wieder bei ihr war.

Sie begannen sich für die Reise vorzubereiten. Ria packte Vorräte ein, damit sie auf dem Weg nicht verhungerten, aber mehr brauchten sie auch nicht. Luxusartikel waren unerwünscht, denn sie hielten sie nur unnötig auf. Shinris Gesundheit war ihnen w wichtiger, als Decken. Nach kürzester Zeit trafen sie sich im Gang vor der geschlossenen Haustür. Sie wollten keine Nacht mehr verschlafen und sich nicht unnötig aufhalten. Auch auf die Warnung hin, dass die Reise lange und ermüdend sein würde. Sie brauchten keinen Schlaf. Die Angst um Shinri würde sie antreiben.

Lucio blieb als einziger Zurück und wünschte den anderen viel Glück. Er bläute vor allem Aya ein, gut auf sich aufzupassen und sich gut um Shinri zu kümmern, sobald sie ihn endlich gefunden hatten. Die vier verabschiedeten sich von ihm und dem Haus und machten sich auf den Weg in den düsteren Wald, aus dem Aya erst vor kurzem gerettet worden war. Kurai bildete die Spitze und führte sie an. Jackin war der Letzte, um die Mädchen beschützen zu können, sollten sie von hinten angegriffen werden.

Auf dem Weg durch den Wald schwiegen sie sich an. Die Sorge bedrückte sie und sie konnten sich nicht davon befreien. Der Laub unter ihnen raschelte und die Blätter über ihnen wehten sanft im Wind mit.

Sie liefen eine Zeit lang, doch wussten sie nicht, wie lange genau. Der Himmel über ihnen errötete und die ersten Sonnenstrahlen trafen auf die Erde. Der Morgen begann und es war Samstag. Die Luft erwärmte sich um sie herum und der Wald begann sich zu regen. Vögel sangen und die Insekten schwirrten an den Bäumen vorbei. Es war ein Morgen, wie jeder andere. Nichts wies daraufhin, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Doch die vier konnten sich von dieser Idylle nicht ablenken lassen.

Kurai lief weiter und sprach kein Wort zu den anderen. Er schien nicht müde zu sein. Jackin und Ria dagegen schlürften nur noch schwach hinter ihm her. Es war wieder einige Zeit vergangen und die Sonne stand bereits hoch über ihnen, nur von den Wolken ab und an verdeckt.

Im Gegensatz zu den beiden war Aya munter, wie nie zuvor. Die lange Nacht, die sie Ohnmächtig gewesen war, hatte ihre Reserven wieder aufgetankt - egal, ob sie eine Nacht zuvor kein Auge zu bekommen hatte. Auch wenn sie müde gewesen wäre, ihre Entschlossenheit war stärker und trieb sie immer weiter an. Und nur aus dem Grund der Sorge liefen auch Jackin und Ria weiter.

Es vergingen weitere Stunden und noch immer war kein Ziel in Sicht. Außer Bäume und Himmel war nichts zu sehen, dass ihnen verkündet hätte, Shinri einen Schritt näher zu kommen. Doch Kurai meinte, sie kämen ihrem Ziel immer näher. Die Frage war nur, wie weit es bis dahin noch war. Näher kommen hieß noch lange nicht, dass sie gleich da sein würden.

Ria lief direkt neben Jackin. Sie hatte es nicht mehr zwischen den beiden jungen Männern ausgehalten und hatte sich zu ihrem Auserwählten gesellt. Mit einem erschlagenen Geschichtsausdruck hetzte sie den anderen beiden weiterhin hinterher. Jackin merkte, wie schwer es ihr fiel, mit ihnen mit zu halten und lächelte sie aufmunternd an. Er nahm ihre Hand und verschränkte seine mit ihren Fingern, denn er wusste, es würde ihr Kraft geben, weiter auszuhalten. Und tatsächlich sah sie danach glücklicher aus und lief mit einem munteren Blick weiter, Jackin die ganze Zeit festhaltend.

Auf einmal erschien Aya auf der anderen Seite von Jackin. “Und, könnt ihr noch?”, fragte sie und sah dabei beide an. Alle drei waren von der Reise verschwitzt und müde. “Passt schon und bei dir?”, meinte Jackin und Ria fühlte sich ausgeschlossen, da sie nicht zum Antworten kam.

“Ja, etwas müde, aber das schaffen wir bestimmt. Und du Ria?” Auf einmal erwachte ein leises Glücksgefühl in Ria, als Aya sie auf einmal mit ins Boot holte. Sie hatte das Gefühl, als wurde eine Brücke zwischen ihnen aufgebaut. Dankbar lächelte sie Aya an. Es war das erste Mal, dass sie Aya weder verachtete, noch auf ihr neidisch war. Wahrscheinlich wird das auch nie mehr der Fall sein.

“Danke, dass du mit uns nach Shinri suchst”, meinte Ria und sah Aya mit einem warmen Blick an. Bisher waren die beiden nicht wirklich miteinander ausgekommen, aber auch nur, wegen Jackin. Doch jetzt, nachdem Ria wusste, dass Aya ihr Jackin nicht wegnehmen wollte, musste sie auch nicht mehr grob ihr gegenüber werden. Der eigentliche Punkt, der sie aber dazu trieb, nicht mehr böse auf Aya zu sein, war Shinri. Dadurch, dass Aya sich für ihn einsetzte, wurde Ria erst bewusst, dass Aya Shinri wirklich mochte.

“Es tut mir leid, dass wir immer Streit hatten, Ria. Und es war auch dumm von mir, mich so falsch Shinri gegenüber zu verhalten”, begann Aya, aber Ria hob beschwichtigend die Hand. “Nein. Du hast dich Shinri gegenüber nur richtig verhalten. Zu ihm passt einfach kein liebes Mädchen, dass sich ihm einfach an den Hals wirft.”

Aya war auch Ria dankbar für ihre Worte. Sie berührten ihr Herz und brachten sie erneut dazu zu lächeln. Wenn sie Shinri befreit hatten, würde sie ihre Gefühle nie wieder leugnen. Das hatte er nicht verdient, denn er hatte für sie so viel aufgegeben und durchgestanden. Dieser Gedanke gab Aya erneute Kraft und sie folgte Kurai mit neuer Energie. Während Jackin und Ria Hände haltend hinter ihnen liefen, befand sich Aya direkt hinter dem ältesten unter ihnen. Hoffentlich kamen sie bald an.

Irgendwann, die Sonne stand noch immer am Himmel, begann aber schon langsam der Erde entgegen zu sinken, erreichten sie eine kleine Höhle. Jackin wusste sofort, wo sie waren. Nicht weit von hier befanden sich die Heißen Quellen. Es war die selbe Höhle, in der sie vor dem Unwetter Schutz gesucht hatten. Hier lag also ihr Ziel. Kurai blieb direkt vor dem Eingang stehen. Ria und Jackin ließen sich ermüdet auf dem harten Steinboden in der Höhle fallen, während Aya weiterhin neben Kurai stand. Sie waren alle atemlos und müde, doch Aya wollte am liebsten weiter, um so schnell wie möglich Shinri zu erreichen.

“Haben wir es geschafft? Sind wir hier richtig?”, fragte Jackin und schnaufte leicht. Ria kuschelte sich an ihn und blickte ebenfalls zu Kurai empor, der einzige, der den Weg kannte.

Kurai aber raubte ihnen ihre Hoffnung, auf eine kurze Reise. Mit ernster Miene erklärte er ihnen: “Wir sind richtig und haben es fürs erste, aber wir haben noch einen sehr langen Weg vor uns. Tief in der Höhle befindet sich das Portal, das uns zu den anderen Zomas bringt.

“Hab ich richtig gehört. Portal?” Aya sah ihn skeptisch an. Es klang ungewöhnlich, aber andererseits waren die Zomas selbst auch sehr unreal. Daher akzeptierte sie die Erklärung des älteren sofort. “Ja. Das Portal bringt und an einen anderen Ort, verborgen vor den Menschen. Dort verstecken sich die meisten Zomas. Mein eigenes Zuhause befindet sich ebenfalls dort. Eigentlich haben Menschen keinen Zutritt in diese Welt - laut Rashid, unserem Oberhaupt - aber das ist in dem Fall egal.”

“Ja, die Gesetzte haben wir sowieso schon gebrochen”, meinte Ria ihrerseits. “Gehen wir dann weiter? Oder können wir uns noch ausruhen?”

Aya wurde nervös bei dem Gedanken, hier und jetzt zu schlafen. Sie wollte zu Shinri. Ihre Seele rief nach ihm und sie würde wohl keine Ruhe finden, bevor sie ihn nicht bei sich wusste. Andererseits konnten sie Shinri schlecht zurück holen, wenn sie ausgelaugt und müde eintrafen.

“Schlaft. Noch haben wir etwas Zeit. Ich werde euch zeitig wecken.” Kurai klang bestimmend und Aya stellet sich nicht dagegen. Kurai wusste besser, als jeder andere, was auf sie wartete und wie viel Zeit sie noch hatten. Ria legte sich nieder auf den kalten Stein und bettete ihren Kopf auf Jackins Bein. Sie wollte den Kontakt zu ihm nicht verlieren. Mit ihm an seiner Seite könnte sie wohl überall einschlafen.

Aya nahm auf der gegenüberliegenden Wand Platz und lehnte sich an das kalte Gestein. Sie war müde, aber viel zu nervös um die Augen zu schließen. Jackin und Ria schienen schon zu schlafen. Sie atmeten beruhigend ein und aus und hatten die Augen fest geschlossen. Kurai stand noch immer am Höhleneingang und blickte in den Wald hinein. Die Sonne versank am Horizont bereits und verkündete das Ende dieses Tages. Doch noch immer konnte Aya nicht schlafen. Ihr Herz schlug vor Besorgnis schneller und sie wollte am liebsten sofort weiter gehen.

Als die Nacht hereinbrach, wand Kurai sich endlich der Höhle zu und betrat sie. Er bemerket sofort Ayas Augen, die ihn folgten. “Du solltest schlafen. Für die Reise, die noch vor uns liegt, wirst du einiges an Kraft brauchen.”

“Das weiß ich doch auch, aber ich kann nicht schlafen. Shinri ist irgendwo dort draußen. Ich …” Es brauchte nicht mehr Wörter, um Kurai begreiflich zu machen, was sie meinte. Obwohl er kaltherzig wirkte und seine Augen sie diabolisch ansahen, so schien er doch kein so schlechter Zoma zu sein, wie vielleicht erwartet. Er setzte sich direkt neben sie und sie spürte eine beruhigende Wärme von ihm ausgehen. “Lehn ich an mich an und schließe die Augen. Ich werde dir helfen, den Schlaf zu finden”, bot er ihr an.

Aya lehnte sich an der breiten Schulter des Zomas an, schloss aber nicht die Augen. Sie wollte noch nicht schlafen. Es brannten so viele Fragen in ihr, über das, was vor ihnen lag. Zu ihrer Verblüffung, war es Kurai, der ein Gespräch begann und sie dadurch vom Schlaf abhielt.

“Bereust du es, uns Zomas kennen gelernt zu haben?”

Aya sah betrübt auf den Steinboden zu ihren Füßen. Wenn sie Shinri nie kennen gelernt hätte, dann würde sie noch immer in ihrem ruhigen Leben stecken und nicht einmal ahnen, dass so etwas verrücktes auf sie wartete. Der Gedanke war verführerisch, wenn man bedachte, dass sie ihr Leben gerade aufs Spiel setzte. Doch sie bereute es nicht.

“Nein. Ich bereue es nicht. Vielleicht war der Start mit Shinri nicht gerade super und vielleicht habe ich ihn auch viel zu oft beleidigt und geschimpft. Ich war wirklich verärgert über ihn, aber in Wirklichkeit hatte ich ihn von Anfang an gemocht. Ohne ihn, wäre mir einiges entgangen und ich bin ihm dankbar dafür, dass er mich gefunden hat.” Sie lächelte leicht. “Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, dann würde ich nur eines anders machen. Ich würde ihn nicht versuchen zu vergraulen.”

Kurai lächelte und in seinen goldenen Augen lag Dankbarkeit. Anscheinend hatte Aya genau das richtige gesagt, die Wahrheit.

Da er wieder zu Schweigen begann, begann Aya ihrerseits ein Gespräch. “Was ist eigentlich im Wald passiert. Ich kann mich an diesen Jungen erinnern. Er sah Shinri verdammt ähnlich. Wer war das?” Sie hatte bisher noch keine Zeit gehabt, dies zu fragen, aber sie wollte es zu gerne wissen. Da sie nicht bei Bewusst sein war, hatte sie einiges verpasst. Kurai erzählte ihr alles. Davon, wie Shinri aufgetaucht war und sich geopfert hatte und erklärte ihr auch, dass der Feind Taiyo-Yoru hieß und Shinris kleiner Bruder war, der Blutlinie der Schlange.

Je mehr Aya mit ihm sprach, desto mehr hatte sie den Anschein, dass er überhaupt nicht so kalt war, wie er wirkte. Und als sie diese Frage endlich beantwortet hatte, drängte ihr eine weitere auf, die nichts mit Shinri zu tun hatte. Eine, die sie persönlich an Kurai stellte. “Was ist eigentlich mit deiner Auserwählten?”

“Ich … suche sie”, antwortete Kurai. In dem Moment wurde Aya klar, dass sie, während Kurai ihr half einzuschlafen, ihm auch etwas gutes Tat. Sie beschenkte ihn mit ihrer Nähe. Denn auch kleine Berührungen wie diese waren für Zomas wie ein kleines Geschenk.

“Wie alt bist du? Älter, als 19, nehme ich an?”

“22 Jahre”, antwortete Kurai knapp.

“Aber das heißt, dass du doch eigentlich wissen musst, wo deine Auserwählte ist. Wieso findest du sie nicht? Was hält dich auf? Du möchtest sie doch finden, hoffe ich.” Ayas rehbraune Augen waren nun auf ihn gerichtet, ohne dabei den Kontakt zu ihm zu verlieren.

Kurai nickte zustimmend. “Ich möchte sie finden. Rashid - unser Oberhaupt - lässt aber nach mir suchen. Wenn ich meine Auserwählte finde, wird er sie mir wohl wegnehmen.”

“Wieso sollte er?” Aya war lauter geworden, als gedacht. Schnell sah sie zu Jackin und Ria hinüber, aber beide schliefen noch immer noch. Dann wiederholte sie ihre Frage leiser und sah wieder zu Kurai hoch.

In den Augen des Zomas war zu lesen, dass er die Frage nur ungern beantworten wollte. Zuerst glaubte Aya sogar, er würde ihr nie antworten, als er dann doch sprach. “Ich habe noch vor meinem 19. Geburtstag einen schweren Fehler begannen. Ich habe versucht, Rashid umzubringen. Mein Versuch misslang und seitdem vertraut er mir nicht mehr. Er wollte mit mir sprechen, aber ich bin von Zuhause abgehauen und seitdem sucht er mich.” Aya schwieg eine Weile und sah Kurai mit stillem Mitgefühl an.

“Schlaf jetzt endlich. Wir können ein andermal weiter reden. Ruh dich aus.” Und Aya tat, was er sagte. Sie schloss die Augen und fiel kurz darauf in einen unruhigen Schlaf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mayuki
2008-11-16T17:54:11+00:00 16.11.2008 18:54
Mhoa irgendwie
könnt ich jetz vor freude und trauer losheulen.. voll süß geschrieben kann ich nur sagen.. x_x
freue mich schon aufs nächste kapi und hoffe das man "etwas" mehr erfährt was ich irgendwie bezweifle xDDDD
hdl :3 *kekz schenk* vlg deine Mayu ♥
Von:  Sakura-Jeanne
2008-11-15T19:26:18+00:00 15.11.2008 20:26
hamemr kapitel ich hofe das er es ihr erzählt und sie es werstädt


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