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Fesseln der Liebe (?)

von

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Kapitel 5

Es herrschte Ruhe in Ayas Wohnung. Shinri hatte sich in das Bad verzogen und stand gerade unter der Dusche, während sie sich um das Essen kümmerte. Das Erlebnis, welches fast ihr Leben gekostet hätte, hatte sie bereits überwunden. Doch hatte sie es noch immer nicht geschafft, Shinri dafür zu danken.

Sie stellte einen Topf voll Wasser auf den Herd, während sie wieder ihren Gedanken nachhing. Wieso hatte Shinri sie nicht richtig geküsst? Und aus welchem Grund hatte er sich nichts gewünscht, wie Aya eigentlich vermutet hätte. Egal, aus welcher Sicht sie es betrachtete, nichts passte zusammen. Jetzt hatte sie einmal geglaubt, sie würde Shinri einigermaßen kennen und dann geschah so etwas.

Etwas verärgert begann sie sich um die Soße für die Spagetti zu kümmern. Sie dachte zurück an Shinris Lächeln. Es hatte sich ganz komisch angefühlt, als er ihr so nah war und sie so angesehen hatte. Sie fühlte sich fast schon … glücklich.

Aya schüttelte ihre Gedanken beiseite, wie sie es oft tat. Sie musste sich immer wieder ins Bewusstsein rufen, was Shinri eigentlich für ein gemeiner, fieser Idiot war, damit sie nicht in eine Nettigkeit verfiel, die dem Zoma Hoffnungen machen würde.

Während sie darauf wartete, dass die Nudeln und die Soße kochten, bereitete sie das Gemüse her. Sie schnitt eine Salatgurke in feine Scheibchen und ließ alle in eine Schüssel wandern. Wieder vertiefte sie sich in Überlegungen, welche nur um den schwarzhaarigen Jungen gingen.

“Autsch!” Aya schreckte je aus ihren Gedanken auf. Sie hatte sich wieder einmal zu tief in ihre Gedanken gleiten lassen und darüber hinaus vollkommen ihre Tätigkeit, die sie eben ausübte, vergessen. Sie hätte sich am liebsten als unglaublich dumm bezeichnet, wenn sie wenigstens Zeit dazu gehabt hätte.

Ungeschickt hatte sie sich in den Finger geschnitten. Das Blut verderbte das Gemüse und quoll immer weiter. Doch sie hatte keine Zeit, ihren Finger zu verbinden, da das Wasser der Nudel bereits kochte und ihre Soße ebenfalls darauf wartete, vom Herd genommen zu werden. Allen Anschein brachte es Unglück, nur über Shinri zu denken, schließlich wäre es nicht passiert, gäbe es ihn nicht.

Sie wusste nicht, mit was sie als erstes anfangen sollte. Die Nudel wollten ins Wasser, dass über den Topf hinaus spritzte und mit einem Zischen auf den Herdplatten landete. Sie konnte schlecht mit blutendem Finger die Nudeln ins Wasser schmeißen, denn sie wusste, dass Blut und Wasser eine geschmacklich ätzende Mischung war. Ein Teil des Salates war jetzt schon vernichtet durch das noch immer tropfende Rot. Und die Soße selbst prasselte auch schon über den Rand des kleinen Topfes hinaus.

Das Mädchen sah verzweifelt aus. Aber eigentlich war es nicht wirklich das Schlimmste, was passieren ihr passieren konnte. Es wäre dem Albtraum näher, wenn genau jetzt auch noch ihr Mitbewohner herein kommen würde. Nein! Sie musste es alleine bewältigen und schon wollte sie den Topf mit der Soße vom Herd nehmen.

“Braucht mein kleines Mädchen etwa Hilfe?”, meldete sich auf einmal eine bekannte Stimme nah hinter ihr. Plötzlich erschienen neben Aya zwei Hände und griffen nach den Nudeln. Geschickt ließ er sie in das kochende Wasser gleiten, bevor er kurz darauf die Hitze um die Hälfte kleiner schaltete. Das brünette Mädchen beobachtete ihn stumm und verfolgte jede seiner Bewegungen. Er handelte geschickt. Als er ihr den kleinen Topf abnahm, wanderte ihr Blick über seine Hände, die Arme hinauf und blieb dann plötzlich hängen. Ein gut gebauter Oberkörper zeigte sich ihr und nur ein weißes Handtuch, das er sich um die Hüfte geschlungen hatte, bedeckte den makellosen Körper.

Aya bemerkte, wie ihr die Hitze hinauf wanderte und ein Rot auf ihre Wangen zauberte. Bei dem Anblick, der sich ihr bot, wand sie schnell den Kopf ab. Wie bescheuert konnte sie nur sein, fluchte sie über sich selber. Das war Shinri, nicht Jackin, oder irgend ein anderer, Shinri! Der ist nicht gut für dich, Aya! Vergiss ihn! Lass ihn in Ruhe und starr ihn, verflixt noch mal, nicht so besessen an!

Nachdem das Essen fürs Erste gerettet worden war, wand sich Shinri nun an Aya. “Du blutest”, bemerkte er, als er die Hand sah. Aya versuchte den Finger zu verstecken und wollte ihm etwas, wie “das sehe ich selber” oder “auch schon bemerkt?!”, an den Kopf werfen, als sein plötzliches Handeln ihr die Stimme ersterben ließ.

Sanft griff er nach ihrer Hand und fuhr vorsichtig mit seiner Zunge über die blutende Stelle. Aya starrte ihn mit offenen Mund an. Es war ein eigenartiges Gefühl, das durch ihren Körper wanderte, und wieder einmal erschien eine schon bekannte Röte. Sie senkte den Blick. Shinri stand ihr im Weg und sie erblickte seinen entblößten Oberkörper direkt vor sich. Sie schloss ihre Augen. Nein! Sie wollte alles abschalten. Sie wollte ihn nicht sehen, ihn nicht spüren. Wieso war er ihr so nah? Wieso raste ihr Herz deswegen so?

Shinri hatte keinen blassen Schimmer, über was Aya sich gerade innerlich Gedanken machte. Er dachte auch nicht wirklich daran, sie deswegen auszufragen. Er wand sich von ihr ab und durchsuchte eine der Schubladen. Das Mädchen blieb stumm stehen und sah ihm zu. Als er sich von ihr gelöst hatte, wünschte sie sich, er würde wieder zurück kommen und ihr wieder so nahe sein. Doch diesen Wunsch schlug sie beiseite, wie schon viele andere zuvor auch. Dann kam er wieder zurück und sie merkte, wie sich wieder ihr Herz beschleunigte und in ihr das Verlangen aufkam, ihn nicht mehr von sich gehen zu lassen.

Während Shinri ein Pflaster auf die wunde Stelle klebte, bewunderte Aya die langen, gut gepflegten Finger des Zomas, die geschickt ihr Werk vollbrachten, das sie eben angefangen hatten. Schnell unterbrach sie sich aber in ihren eigenen Gedankengängen, die langsam immer mehr begannen verrückt zu spielen. Sie musste endlich aufhören, über Shinri zu grübeln. Schnell wand sie sich von ihm ab und versuchte ihr Hirn in eine andere Richtung zu lenken. In eine, in der nirgends ein Shinri von Bedeutung war.

“Danke”, nuschelte sie leise, wagte es aber nicht, ihm noch einmal in die Augen zu sehen. Um nicht wieder in eine derartige Lage gebracht zu werden, verschwand sie schnell aus der Küche und trottete langsam in ihr Wohnzimmer. Der Junge sah ihr schweigend hinterer, wand sich aber an den Herd zu und ließ sie wortlos gehen.

Dankbar für die Zeit alleine, ließ sich Aya auf die Couch fallen. Doch in diesen ruhigen Minuten hatte sie genauso wenig Frieden. Sofort begann ihr Kopf erneut zu rattern und wieder einmal ging es nur um eine bestimmte Person.

Was tat sie hier überhaupt? Sie wusste, sie hätte Shinri schon längst rausschmeißen müssen. Und jetzt? Sie hätte sich vorhin beinahe unabsichtlich selber umgebracht und musste von Glück reden, dass Shinri noch hier war. Natürlich wäre sie nie in solch eine Lage gekommen, wäre der Zoma nicht in ihr Leben getreten. Was hatte er hier überhaupt zu suchen? Wieso verschwand er nicht einfach wieder?! Seit er da war, ging ihr Leben einen ungewohnten Weg und er verwirrte sie mit jeder Minute immer mehr.

Sie wusste nicht, was sie von ihm halten sollte, was er überhaupt von ihr wollte. Sah

er in ihr eine Art Sklave? Eins stand auf jeden Fall fest, sie würde nie einer werden. Auch hatte sie keine Lust, mit ihm auf irgendeiner Weise zusammen zu kommen und doch konnte sie ihren Blick nicht abwenden und ihr Herzrasen beruhigen. Diese ansteigende Wärme, die sie jedes Mal in seiner Nähe verspürte, machte ihr Panik. Sie wollte, dass es aufhört, nur wurde ihr dieser Wunsch nicht erhört.

Sie stand kurz auf und nahm ihr Handy, das auf der Kommode im Gang ruhte. Danach setzte sie sich wieder auf das weiche Polster und tippte einige Worte auf das kleine Gerät. “Bist du sauer auf mich?”

Dies schickte sie dann ab und wartete auf eine Antwort, die einige Zeit lang auf sich warten ließ. Shinri blieb weiterhin fern vom Wohnzimmer. Er würde aber schon bald mit dem Kochen fertig sein. Denn ein verheißender Geruch juckte ihr in der Nase und bat sie, in die Küche zu kommen. Sie widerstand dem Gefühl.

Als sie dann eine Antwort erhielt, drückte sie eilig auf eine Taste, um somit die SMS aufzurufen. “Hör auf Jack zu belästigen. Hat keine Lust auf dich. Doofe Kuh. Viel Vergnügen mit Shinri. Jack ist nämlich mein!”

Eine Wut durchfuhr Aya, unbändiger als jeder Stier. Wie konnte es diese Person nur wagen ihr solch eine SMS zu schicken und dann auch noch von Jackins Handy aus! Ihr war klar, dass die Nachricht nie und nimmer von Jackin kam. Viel mehr war seine Stalkerin schuld. Ihr wurde in diesem Moment ganz anders und am liebsten wäre die Brünette ausgetickt und hätte einen Besuch bei Jackin unternommen, ohne sein Wissen.

Um den Zorn auf Ria etwas Luft zu lassen, warf Aya ihr Handy von sich. Zu gerne hätte sie ihre Wut damit in alle Winde verstreut, doch eine gewisse Person find das kleine Telefon geschickt auf. Die Wut vermehrte sich weiter. Trotzdem herrschte ein Schweigen, während sie ihn zornig anstarrte.

Shinri zeigte ihr ein freundliches Lächeln. Er schien keinen Ton zu ihrem Handy sagen zu wollen, dass er noch immer festhielt. “Essen ist fertig. Kommst du?” Als er diese Frage stellte, wusste Aya nicht zu antworten. Er lächelte unschuldig und die Hintergedanken, die sonst immer in seinem Kopf herumschwirrten, hatten sich verflüchtigt. Diese Art an ihm bekam sie das erste Mal zu Gesicht. Ihr gefiel es, Shinris Freundlichkeit zu erleben, sie gestand es sich aber nicht ein.

Schnell nickte sie ihm zu und stand schon auf. Wortlos durchquerten sie den kleinen Flur und betraten kurz darauf die Küche, aus der ein wohlriechender und verlockender Duft schwebte. Ihr Magen zog sich zusammen. Nun spürte auch sie, dass das Essen nicht fehl am Platz war.

Hungrig setzte sie sich an den kleinen, bereits gedeckten Tisch. Ihr neuer Mitbewohner nahm ihr gegenüber Platz. Im Schweigen vertieft, begannen sie das Mahl, auf das sich Aya freute - denn es roch verdammt köstlich. Dabei entging ihr aber, dass Shinri noch immer ihr Handy bei sich trug.

Genüsslich schluckte sie den ersten Bissen herunter und freute sie sich innerlich, wie noch nie. Es war einfach köstlich. So gut hatte sie seit langem nicht mehr gegessen, da sie seit Jahren für sich selber kochte. Wo hatte Shinri nur so gut kochen gelernt? Das hätte sie ihm nie zugetraut.

Glücklich und zufrieden stellte sie den Teller beiseite. Sie genoss den Nachgeschmack, der sich an ihren Gaumen heftete und hoffte, er würde nie mehr gehen. Shinri betrachtete sie still. Ein leises Lächeln lag auf seinen Lippen. Sie kannten sich nicht lange, doch Aya hatte noch nie zufriedener ausgesehen, als in diesem Augenblick. Vielleicht hatte sie sogar ganz vergessen, dass er sich ihr direkt gegenüber befand. Er schreckte sie nur zu gerne aus ihren nie endenden Gedankengängen, als er sie hoffnungsvoll fragte: “Und, hat es dir geschmeckt?”

Aya öffnete ihre Augen und schon sah sie sich wieder in den Tiefen seiner schwarzen Augen versunken. Noch immer fragte sie sich, weswegen diese solch eine außergewöhnliche Farbe besaßen, doch traute sie sich nicht, ihn direkt darauf anzusprechen. Vielleicht hatte dies einen uninteressanten Grund und er trug nur schwarze Kontaktlinsen? Dennoch vermag sie mit dieser Frage nicht die Tatsache zu verleugnen, dass ihr das Schwarz immer mehr gefiel, je länger sie sich darin vertiefte. Es schien, als fiele sie in einen tiefen Abgrund, der trotz der unheimlichen Dunkelheit, einen warmen Schutz bot.

Glücklich strahlend, wie er es nicht von ihr gewohnt war, stand sie auf. Ein “Ja” war das einzige Wort, das sie heraus brachte, und es reichte Shinri vollkommen. Denn obwohl es mit Kurzheit nicht übertroffen werden konnte, zeugte es von wahrer Zufriedenheit.

In diesem Moment wusste Shinri, Aya war glücklich. Ihr ging es in jenem Augenblick besser, als je zuvor. Er wusste, sein Handeln könnte ihre Gefühle sofort wieder ändern, trotzdem schaffte er es nicht, sich unter Kontrolle zu halten. Fast schon automatisch griff er ihrem Handgelenk. Sie war gerade dabei gewesen, ihren Teller zu nehmen, doch bevor sie sich versah, saß sie auf Shinris Schoß, seine Arme fest und doch anschmiegsam um ihren zierlichen Körper geschlungen.

Keine Sekunde später fand Ayas Herz wieder diesen schnellen, unendlich lauten Takt wieder, den sie immer wieder versuchte zu verdrängen.

“Was soll das?!”, schimpfte sie ihn. Ihre Zufriedenheit verschwand mit einem Mal und eine Peinlichkeit machte sich stattdessen in ihr breit. Sie hätte es wissen müssen!, tadelte sie sich selbst. Jetzt hatte sie sich ihm gegenüber freundlich verhalten und er machte sich sofort Hoffnungen.

Shinri wusste, dass Aya wütend war, aber es war ihm egal. Sein Kopf ruhte auf ihrer Schulter und er atmetet mit geschlossenen Augen ihren lieblichen Duft ein. Das Leben könnte so schön sein. Er genoss den Moment in ihrer nähe. Mit den Lippen berührte er ihre weichen Haare und unter seinem Arm spürte er ihren Herzschlag, der rasend schnell ging. Mit einem Mal wurde ihm alles klar und es machte ihn glücklicher, wie nie zuvor.

Ayas Gezeter ignorierend, hauchte er ihr einen zarten Kuss auf den Nacken und stand dann auf. Dass seine plötzliche Sanftheit sie erschütterte, entging ihm nicht, aber er wollte im Moment nichts dazu sagen. Am besten wäre es, wenn er schwieg, ansonsten würde er alles nur wieder kaputt machen.

“Ich gehe mich umziehen”, erklärte er nur kurz und wand Aya den Rücken zu. Das sein eigenes Herz genauso laut schlug, wie Ayas, konnte nur er alleine hören. Er brauchte dringend etwas Zeit, um über alles nachzudenken. Er brauchte Aya und er wollte sie auch, aber tat er genau das Richtige?

Aya starrte Shinri verblüfft hinterher. Sie fragte sich, was mit ihm los sei. Es war das erste Mal, dass er nichts auf ihre Worte entgegnete. Wieso war er auf einmal so sanft, wie ein Lamm, wenn er ihr doch immer vorkam, wie der böse Wolf?

Er verwirrte sie immer mehr. Sie wusste fast nichts von ihm und wahrscheinlich würde das für immer so bleiben. Aber er machte sie doch irgendwie neugierig und sie fragte sich wieder einmal, was sie beide eigentlich verband. Lag es wirklich nur an dem Zeichen? War er nur aus diesem Grund hier? Wer konnte ihr das alles erklären? Sie hätte zu gerne die Antworten auf ihre Fragen gewusst, aber es gab niemanden, der ihr das erklären wollte. Nicht einmal Shinri.

Um sich abzulenken, beschloss sie etwas anderes zu tun. Schließlich hatte sie noch ein Missverständnis aufzuklären.
 

Jackin lag rücklings auf dem Boden, seine Arme hinter seinem Kopf verschränkt, und starrte die Decke schweigend an. In seinem Kopf hingen noch immer Ayas Worte. Er suchte eine Antwort auf die Frage, ob Aya dies wirklich ernst gemeint hatte? Als er sich das fragte kam ihm auch wieder Shinri in den Sinn und sein Magen zog sich unwillkürlich zusammen. Wäre er ihnen nicht in die Quere gekommen, hätten sie sich aussprechen können. Zu gerne wüsste er jetzt, was dieser Zomas überhaupt wollte. Immer wieder verärgerte er Aya und gab eigenartige Sprüche zum Besten.

Aber egal, wie sehr er sich in solche Leute hineinversetzten wollte, es klappte nicht. Dieser Shinri war ihm zu wider, ein reines Geheimnis und ein fieser Kerl obendrein. Nur hatte Aya bis jetzt nicht einen ernsthaften Schritt unternommen, sich von ihm zu befreien. Vielleicht sollte er einfach die Polizei verständigen?

Während Jackin im Wohnzimmer lag, saß Ria in der Küche und schnitt Gemüse klein. Sie hatte sich, ebenso wie Shinri bei Aya, in Jackins Haus eingenistet. Natürlich hatte sie - im Gegensatz zu ihrem Cousin - gefragt. Dennoch kam es häufig vor, dass der Junge sie kaum beachtete und vor sich hin träumte, worüber sie sich mehr als aufregte. Wie sollte sie so jemals ein Gespräch mit ihm anfangen? Ein richtiges Gespräch?

Dennoch. Egal, wie sehr er sie ignorierte, sie würde diese Wohnung nicht verlassen. Auf Schritt und Tritt verfolgte sie den Wohnungsbesitzer und wartete auf eine Gelegenheit, die sich ihr vielleicht irgendwann bieten würde, damit sie ihm zeigen konnte, wie viel er ihr bedeutete.

Heute steckte Jackin noch tiefer in seinen Gedanken, als er es sonst immer tat. Sein Gesicht zog etwas betrübtes mit sich und am liebsten hätte sie ihn mit einem Kuss aufgeheitert. Sie traute sich aber nicht. Wäre es wirklich etwas aufheiterndes für ihn, wenn sie ihn plötzlich so überfiel. Wäre Shinri an ihrer Stelle gewesen und Aya Jackin, Shinri hätte nie gezögert. Aber sie hatte keine Lust, den Hass, den Jackin aufstaute, auf sich zu ziehen. Sie musste mit allen Mittel versuchen sein Herz zu gewinnen, ohne ihn auf irgendeiner Weise wütend zu machen, oder gar zu verletzten.

Sie grübelte aber nicht nur über sich und Jackin, sondern sorgte sich immer noch um Shinri. Erst kürzlich hatte Aya Jackin eine SMS geschrieben, dabei sollte sie den Jungen endlich in Frieden lassen. Sie hatte Shinri an ihrer Seite, also hatte sie kein Recht, anderen jungen Männern zu schreiben. Das war unfair gegenüber Shinri. Denn ihr Cousin würde es nie wagen, mit einem anderen Mädchen etwas zu unternehmen - Verwandte ausgeschlossen.

Auf einmal wurde sie aus ihren Grübeleien gerissen. Ein leises Lied drang an ihre Ohren. Ein schwarzes Handy lag auf dem Tisch und vibrierte in dem Takt zur Musik. Jemand schien Jackin anrufen zu wollen. Ohne den Besitzer zu fragen, nahm sie das Telefon in die Hand und meldete sich: “Ja, hier bei Jack?”

Schon erklang eine ihr bekannte Stimme, die Ria wütend anfauchte: “Hey! Was machst du bitte schön an Jacks Handy?! Gibt es ihm sofort zurück, du blöde Kuh!!” Ria konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Mit ihr hatte sie bereits gerechnet und es war eine wundervolle Gelegenheit, Aya zu zeigen, mit wem sie es eigentlich zu tun hatte. Niemand konnte ihr etwas befehlen, außer es war Jackin selbst. “Was denn? Ich darf doch noch an das Handy meines Freundes gehen. Jack wird schon nicht dagegen sein”, lachte Ria schelmisch.

Sofort zeigte sich die Wirkung ihrer Worte, denn Ayas Zorn wurde noch gewaltiger. Zu gerne wäre das andere Mädchen in diesem Moment am Ende der Leitung erschienen und damit Ria gegenüber gestanden, die sie dermaßen wütend machte, dass es schon an Wahnsinn grenzte.

“Ria, gib mir das Handy”, ermahnte eine bekannte Stimme sie und ihr Grinsen verstummte sogleich. Sie zuckte schuldbewusst zusammen. Oh nein, musste er denn gerade jetzt kommen? Sie seufzte und gab ihm sein Handy zurück. Nun sprach Jackin mit der Person an der anderen Leitung: “Hi, Aya! Ich wollte mit dir reden.”

“Jack! Ja, ich- Hey!! Shinri, lass das!”, schimpfte Aya verzweifelt. Am anderen Ende der Leitung war soeben Shinri in das Wohnzimmer gekommen, nur in Shorts gekleidet. Er hatte seinen Arm um Ayas Schulter gelegt und ihr geschickt das Handy abgenommen. Nun war er es, der sich Jackin zu wendete. “Guten Tag, Jackin.” Selbst der blonde Junge hörte in diesem Augenblick, dass Shinri ein fieses Grinsen aufgelegt hatte. Er unterdrückte die Wut, die in ihm hoch kroch. Wieso mussten sie die ganze Zeit unterbrochen werden? Hatten sie, als beste Freunde, kein Recht mehr, miteinander zu sprechen?!

“Ich würde dir raten, dass du uns lieber nie wieder störst”, schallte Shinris Stimme in Jackins Ohr. Kurz darauf quietschte Aya auf und wies ihm mit einem “Lass das!” zurecht. Shinri hatte sich nicht beherrschen können und ihr einen sanften Kuss auf ihren entblößten Hals gehaucht. Er verabschiedete sich mit einem “Sie gehört mir” von Jackin und schon legte er auf und ließ den Jungen in seiner Verzweiflung alleine zurück.

Immer wieder erklang das Besetztzeichen, während Jackin geistesabwesend nachdachte. Er hatte keinen Plan mehr. Wie sollte er vorgehen? Wie konnte er Aya helfen? Sie waren die besten Freunde und hatten keine Chance miteinander zu reden. Warum nervten diese beiden Zomas nur so sehr? Wieso?!

Ria betrachtete Jackin schweigend. Zu gerne hätte sie in seine Gedanken gesehen, ihn aufgemuntert. Wieso war er so verbissen darauf, Aya auf irgendeiner Weise zu erreichen. Shinri war genau der Richtige für das Mädchen, nur schien das noch niemand bemerkt zu haben. Es war an der Zeit ihn abzulenken.

Sanft schlangen sich ihre zarten Arme fast schon liebevoll um Jackins Taille. Ihr Kopf ruhte auf seinem Rücken und sie murmelte bittend, fast flehend: “Vergiss sie doch endlich, bitte. So können wir nie glücklich werden, wenn sie immer wieder zwischen uns steht.” Jackins Blick war geradeaus gerichtet und seine Gedanken schwebten noch immer bei Aya. “Jack, du darfst nie vergessen … Du gehörst doch zu mir.”

Vorsichtig schob sie das graue Shirt des Blonden ein Stück nach oben. Ihre Hand streifte nur zu gerne über seine weiche Haut. Ihre Finger legten sich auf eine Stelle, rechts neben seinen Bauchnabel, und fuhren immer wieder über das Zeichen, das sich dort versteckte. Die Buchstaben J und R mit kantigen Linien, die von der Mitte verschlungen wurden.

Jackin sah einen kurzen Moment hinab und musterte das ungewöhnliche Mal. Vorsichtig entwand er sich dann den Armen. “Ich gehe spazieren”, meinte er, verließ die Küche und zog sich seine Jacke und Schuhe an, bevor er in die Dunkelheit trat. Ria folgte ihm nicht. Sie blickte ihm nur schweigend hinterher. Betrübt lief sie dann in das Schlafzimmer und kam erst am Fenster zum stehen, von dort aus sie einen weiteren Blick auf Jackin werfen konnte, der schon bald in den Schatten der Bäume verschwand. Wieso mussten sie sich nur kennen? Aya und Jackin. Wieso mussten Shinris und Rias Gegenstücke sich nur so verdammt gut kennen? Es schmerzte unaufhörlich. Es brannte und stach.

Rias Hand legte sich auf die Stelle, an dem sie dasselbe Zeichen trug, wie auch Jackin. Es tat höllisch weh und es war keine Rettung in Sicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-08-11T14:10:43+00:00 11.08.2008 16:10
Also, was ihre Schusellichkeit angeht, erinnert Aya mich irgendwie an mich selbst! >.<
Wie's wohl endet?
Hoffentlich wird das nächste Kappi auch so witzig!!
Schreib schnell weiter!!
Ich will weiterlesen!! XD

Von:  Mayuki
2008-08-10T17:51:33+00:00 10.08.2008 19:51
oo Ja was ist mit Jackin ~ !
:3 Ach kriegst du schon gebacken wies Enden soll ~
*.* Meinetwegen kanns auch seeehr lange weiter gehen.. will irgendwie nicht das die Geschichte so schnell Endet.. QQ
Freu mich schon auf das nächste Kapitel ~ x3
Und mich wundert es auch sehr das Shinri plötzlich so nett ist..
Nya x_X abwarten irgendwann kommt die Auflösung xD!
Mach weiter so :3 hdgdl ~ *knuff* *wink* *verschwind* *-*


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