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Fesseln der Liebe (?)

von

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Kapitel 6

Sonntag Nachmittag saß Aya auf dem Boden ihres Schlafzimmers, ein kleiner Koffer lag auf ihrem Bett und sie durchsuchte ihre Kleiderkommode. Sie wühlte einige Kleidungen hervor, die sie die nächsten Tage benötigen konnte und steckte diese dann sorgfältig in den geräumigen Koffer.

Nein, sie hatte nicht vor hier auszuziehen, auch wenn es eine wundervolle Idee gewesen wäre. Obwohl, Shinri diese Wohnung alleine zu überlassen, während ihre Eltern weiterhin für ihn die Miete zahlten, das war auch nicht der Sinn der Sache. Wenn, dann müsste der Zoma von hier verschwinden! Aber für solch einen Anlass packte sie gewiss keine Koffer.

Der eigentliche Grund bestand darin, dass ihre Klasse beschlossen hatte einen kleinen Ausflug zu den Heißen Quellen zu unternehmen. Drei Tage, also zwei Übernachtungen, waren geplant. Für diese Zeitspanne packte sie alles ein, was sie vielleicht benötigen konnte. Einige Kleidungen für die Tage, Handtücher für die Quelle, ihre Seifen und Shampoos und restliche Kleinigkeiten.

Sie hoffte, dass sie Zeit finden würde, endlich mit Jackin Klartext reden zu können, ohne die Zomas im Genick zu haben, doch beiden ließen es sich nicht nehmen, ihre Klasse auf diesem Ausflug zu begleiten. Aya ärgerte sich jetzt bereits darüber, zeigte ihre Wut aber nicht ganz so offen, wie sonst immer. Die Tatsache, schon bald in den Heißen Quellen zu schwimmen, erfüllte sie mit großer Freude.

“Fertig”, meinte sie, als sie in ihr Wohnzimmer trat, in dem sich Shinri befand. Er war in den Hausaufgaben vertieft, die sie eigentlich auch machen müsste. Das brünette Mädchen nahm ihm Gegenüber auf dem Stuhl platz und sah ihm einige Zeit lang zu, wie sein Finger den Füller geschmeidig umschlossen, seine Hand elegant über das Heft glitt und irgendwelche Zahlen hinterließen. Erst, als er aufblickte, erhob sie wieder ihre Stimme: “Willst du eigentlich nichts einpacken?” Eine berechtigte Frage, fand sie, dennoch bekam sie wie immer keine normale Antwort. “Wieso, du kommst doch mit zu den Heißen Quellen, also hab ich alles, was ich brauche.”

Aya versuchte ihre aufkommende Verlegenheit zu überspielen, verschränkte ihre Arme und entgegnete ihm: “Was soll das denn schon wieder? So meinte ich das eigentlich nicht!” Normalerweise war es ein wundervoller Satz und jedes Mädchen hätte sich gefreut, wenn ihr Freund so etwas von sich gab, nur war Shinri nicht Ayas Freund. Sie war sein Eigentum, mehr auch nicht. Obwohl dieser Gedanke alleine sie bereits anwiderte.

Über diesen innerlichen Hass hinaus drängte sich nun eine Frage nach Vorne. Sie hätte zu gerne gewusst, wie er das immer tat. Jeden Tag trug er etwas anderes. Er war gut gepflegt und sie konnte nichts gegen sein Aussehen sagen, geschweige denn gegen den Kleidungsstil. Deswegen verwirrte es sie ungemein, dass sie noch nie einen Koffer entdeckt hatte, oder etwas Ähnliches. Woher bekam er diese ganzen Kleidungen? Ging er jedes Mal in der Früh extra Einkaufen und schmiss den Rest weg, oder was tat er?

Sie konnte sich nichts zusammenreimen, denn sie wusste fast nichts über den schwarzhaarigen Zoma. Er war ein lebendes Geheimnis. Sie hatte das Bedürfnis, mehr über ihn zu erfahren, trotzdem schwieg sie sich dem gegenüber aus. Schließlich hatte sie noch immer keine Lust, dass er sich irgendwelche Hoffnungen machte, wie sie es jedes Mal befürchtete.

Eine weitere Zeit lang beobachtete sie ihn schweigend. Er gab ihr keine weitere Antwort mehr und konzentrierte sich auf seine Hausaufgaben. Sie hätte ihm Stunden lang zusehen können, wollte ihn damit aber nicht auf dumme Gedanken bringen, also stand sie kurzerhand auf. Sollte er doch machen, was ihm beliebte.

Sie ging in ihr Schlafzimmer. Die Dunkelheit am Himmel zeigte ihr, dass die Nacht bereits angebrochen war. Sie wagte es nicht, noch einen Blick auf ihren Wecker zu verschwenden und ließ sich erschöpft auf das Bett fallen. Dafür, dass sie die Tage keine Schule hatte, fühlte sie sich ausgelaugter, denn je.

Shinri beanspruchte jede einzelne Nervenzelle, so sehr ärgerte sie sich jeden Tag. Nun war es aber Zeit, sich etwas Erholung zu gönnen. Müde schloss sie ihre Augen und kaum tat sie das, schlief sie auch schon ein. Sie hatte sich nicht umgezogen, sich nicht zugedeckt und auch die Tür stand einen Spalt weit offen, trotzdem hielt sie nichts auf in diesen süßen Schlummer zu fallen.
 

Shinri war schon bald mit seinen Hausaufgaben fertig und hob seinen Blick. Er hatte sich Samstag so sehr mit Aya beschäftigt, dass er darüber hinaus die Schule komplett vergessen hatte. Aya war den gestrigen Tag spazieren gegangen - wahrscheinlich um ihm zu entkommen, aber er hatte es sich nicht nehmen lassen, ihr zu folgen.

Wie er vermutet hatte, war sie auf den Weg zu Jackins Wohnung gewesen, aber der Junge war nicht Zuhause, also musste Aya wieder gehen - natürlich mit Shinri im Schlepptau. Im Park hatte der Zoma dann Ria und Jackin gesehen. Seine Cousine war wieder einmal an dem Arm des Jungen gehangen. Geschickt hatte er Aya abgelenkt, um die beiden nicht aufeinander treffen zu lassen. Leider hatte der Tag dann damit geendet, dass Aya in einen Teich geflogen war und Shinri sie - er tat es verdammt gerne - nach Hause tragen durfte. Sie hatte gezappelt, wie ein Fisch auf dem Trockenen, hatte aber keine Chance gegen den jungen Mann gehabt.

Dieser Tag lag leider bereits hinter ihnen. Dafür hatte er diesen Tag keine Zeit für sie gehabt, da er die Hausaufgaben machen musste. Eigentlich müsste er sich nicht so sehr in der Schule anstrengen, aber er wollte für Aya ein gutes Leben in dieser Welt, also musste er sich gute Noten ergattern. Zum Glück war der Unterricht der Menschen recht einfach zu verstehen - weshalb er sich fragte, warum Aya so viele Probleme damit hatte. Doch es störte ihn nicht, denn dann konnte er Zeit mit ihr verbringen, während er versuchte, ihr die ganzen Sachen zu erklären.

Zufrieden mit sich, steckte er die Hausaufgaben wieder in seinen kleinen Rucksack. Die nächsten Tage konnte er sich ganz auf Aya konzentrieren. Dass sich das Mädchen auf die Heißen Quellen freute, war ihm nicht entgangen. Vielleicht half ihm diese Freude weiter, um sie irgendwie zu überzeugen. Schließlich glaubte sie ihm noch immer nicht, was das Zeichen anbelangte. Leider konnte er ihr aber nichts genaueres erzählen, da es ihr Leben kosten konnte.

Ein kurzer Blick auf die Wohnzimmeruhr sagte ihm, dass es bereits auf Mitternacht zu ging. Er sah sich um, nach Aya suchend. Wahrscheinlich lag sie bereits im Bett, dachte er sich und erhob sich leise.

Die Lichter in der Wohnung waren fast alle aus, nur das Wohnzimmer bildete eine Ausnahme. Er tippte auf einen Lichtschalter, direkt neben der Tür, und der Flur erhellte sich sogleich. Leise schlimm er durch den Gang. Er blieb vor einer Tür stehen, die ihn fast schon magisch angezogen hatte. Keinen Moment musste er zögern, um zu wissen, dass sie hier war. Vorsichtig lugte er durch den offenen Spalt, durch den Licht in das düstere Zimmer fiel und Ayas schlafende Gestalt beschien. Sie schlief bereits.

Fast schon unmenschlich leise öffnete er die Tür und betrat das Schlafzimmer. Einige Zeit lang stand er still neben dem Bett. Seine dunklen Augen waren auf die schlummernde Person gerichtet und er musste sich eingestehen, dass sie verdammt süß aussah, wenn sie schlief. Unendlich süß und bezaubernd. Nicht so kratzbürstig, wie sie in Wirklichkeit war.

Sanft strich er über ihre Haare und genoss dieses Gefühl des Glückes. Unter der Berührung rührte sich das Mädchen und wand sich ihm zu. Ihre Augen blieben dennoch geschlossen. Sie schlief weiter, tief und fest, doch spürte sie seine Gegenwart, wie auch er ihre spürte. Es war etwas Tieferes, was sie beide verband. Nur wollte das Mädchen es einfach nicht eingestehen.

Shinri betrachtete das Bild. Die zersausten Haare, das lieblich schlafende Gesicht. Er nahm vorsichtig die Decke in die Hand, die bereits halb vom Bett unten lag, und umhüllte Aya damit. Dann beugte er sich ein Stück herab und hauchte einen liebevollen Kuss auf ihre Stirn. Erst danach wand er sich ab und war im Begriff zu gehen. Nur noch ein letztes Mal sah er zurück. Heute konnte das Fenster geschlossen bleiben, denn heute würde sie gut schlafen.

Leise trat er wieder nach draußen und schloss die Tür hinter sich. Er selbst legte sich auf der Couch nieder, um sich ebenfalls Ruhe zu gönnen. Es warteten stressige Tage auf ihn, die ihm vielleicht die Chance seines Lebens eröffneten.
 

Am nächsten Morgen, es war Montag und die Schule begann wieder, stand Aya bereits früh auf den Beinen. Seit sie Shinri kannte, hatte sie keinen Moment mehr verschlafen und irgendwie war sie auch froh drum. Hätte sie an dem heutigen Tage verschlafen, könnte sie die Reise zu den Quellen vergessen.

Zu ihrer Überraschung schlief Shinri noch, als sie schon das Frühstück herrichtete. Ihr Koffer war ebenfalls gepackt und nur noch wenige Stunden trennten sich von den Heißen Quellen. “Aufstehen”, trällerte sie durch das Wohnzimmer, während sie an Shinri vorbei lief, zwischen Couch und Wohnzimmertisch, um an das Fenster zu gelangen.

Auf einmal ergriff etwas ihr Bein und zog sie hinab. Sie verlor den Halt und landete direkt neben Shinri. Er schlag seine Arme um ihren Körper und drückte sie fest an sich. “Morgen”, murmelte er verschlafen. Sanft senkte er seinen Kopf hinab, die Augen noch immer fest verschlossen, und hauchte einen zarten Kuss auf Ayas Nacken. Eine Gänsehaut wanderte über den Körper des brünetten Mädchens. Sofort fing sie mit Fluchtversuchen an und schimpfte ihn laut. Wie immer beschleunigte sich ihr Herzschlag und die Röte ließ auch nicht lange auf sich warten.

Nicht lange und Shinri löste die Umklammerung. Aya sah ihn etwas verblüfft an. Damit hatte sie nicht gerechnet. Er hatte sie los gelassen, ohne irgendwelche dummen Kommentare von sich zu geben.

Schnell ging sie vor in Richtung Küche. Sie wollte ihm nicht noch eine Gelegenheit geben. Shinri setzte sich auf und streckte sich gähnend. Er versuchte, die Müdigkeit zu verdrängen, dann folgte er Aya. Sie setzten sich auf ihre Plätze und begannen mit dem Frühstück. Ayas Blick wanderte immer wieder in Shinris Richtung. Ihr Herz sprang noch immer Saltos, obwohl die Umarmung bereits aufgehört hatte. Sie berührten sich nicht einmal, dennoch stoppte diese Achterbahn nicht. Es war, als berührte er sie innerlich, tief in ihrer Seele.

Plötzlich trafen sich ihre Blicke. Sie spürte die aufsteigende Hitze in sich. Ihr war es peinlich, dabei erwischt worden zu sein, wie sie Shinri anstarrte. Er dachte jetzt bestimmt wieder falsch von ihr. Sie musste damit aufhören und unterbrach den Blickkontakt.

“Schmeckt es dir nicht?”, erklang dann Shinris Stimme nah an ihrem Ohr und wieder sprang ihr Herz einige Male um sich selbst. Der Junge hatte sich über den Tisch gebeugt und sah ihr tief in die braunen Augen. “Oder hast du keinen Appetit?” Aya war zu sehr damit beschäftigt gewesen, Shinri anzustarren und hatte darüber hinaus ganz vergessen mit dem Frühstücken anzufangen. Die beschmierten Brötchen lagen noch immer unberührt auf ihren Teller.

Schnell schüttelte sie den Kopf und fauchte ihn an: “Geht dich nichts an und jetzt setz dich wieder richtig hin!” Es machte sie nervös, ihn so nah bei sich zu haben. Doch zum Glück lehnte Shinri sich gleich darauf wieder zurück und ließ ihr ihren Platz. Leider konnte sie seine Blicke nicht abstellen. Während sie sich eines der beiden Brötchen schnappte, ruhten seine schwarzen Augen auf ihr.

Nach wenigen Stunden - Aya hatte ihr Essen so schnell es ging herunter geschlungen, um Shinri einen schlechten Eindruck zu übermitteln - betraten sie den Pausenhof ihrer Schule, in dem schon einige der Schüler warteten. Herr Heulsu selbst fehlte noch. Es war zehn vor neun und sie fuhren erst viertel nach ab. Also hatten noch genügend Zeit.

Shinri trug Ayas Koffer mit sich. Er hatte darauf bestanden und alle Versuche, den Koffer zurück zu bekommen, waren fehlgeschlagen. Aus diesem Grund hatte sie das aufgegeben und lief beleidigt neben ihm her. Als ob sie Hilfe nötig hätte!

Kurz nach ihnen kamen auch Jackin und Ria an. Das Mädchen hatte seltsamer Weise, genauso wie Shinri, kein Gepäck bei sich. Die Verwandten - Aya wusste noch immer nicht, wie sie miteinander verwandt waren - grüßten sich freundlich. Doch Ria schien immer noch gegen Aya zu sein und ignorierte sie beflissen. Aya ließ sich damit nicht ärgern, denn sie freute sich darüber, endlich ihre Ruhe zu haben. Zumindest von Rias Seiten. Shinri würde sie wohl nie ignorieren. Auch jetzt stand er wieder direkt neben ihr und zu ihrer Ärgernis musterte er Jackin besonders düster. Was hatte er gegen den liebevollen Jungen?

Jackin grüßte Aya mit Worten, doch leider ließen die beiden Zomas ihnen keine Möglichkeit, sich zu umarmen, wie sie es sonst immer taten. Ihre missbilligen Blicke sagten Aya, dass beide etwas dagegen hatten. Ria schien zu glauben, dass sie zu Jackin gehörte. War es vielleicht genauso, wie bei ihr und Shinri? Das wäre zu absurd!

“Wie geht es dir, Aya?”, wollte Jackin wissen, die Blicke nicht beachtend. Das gefragte Mädchen lächelte süß. Immerhin sprach er wieder mit ihr, obwohl sie etwas so dämliches gesagt hatte. Natürlich wollte sie ihm gerne antworten und am besten auch gleich das Missverständnis klären, aber Shinri machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Wie einige Male zuvor auch, schlang er seine Arme sanft um ihre Taille und zog sie zu sich. Zusätzlich dazu hauchte er ihr auch noch einen Kuss auf die Wange. Alles schien liebevoll vonstatten zu gehen, wäre nicht das Besitz ergreifende Funkeln in seinen Augen.

Wütend versuchte Aya sich von den Armen zu befreien, aber Shinris Griff war zu fest für sie. “Lass mich los! Sofort!”, fauchte sie ihn an, merkte aber gleich darauf, dass die Aufmerksamkeit aller Schüler auf sich gezogen hatte. Ihr entgingen auch nicht ihre eigenen Gefühle, die wie immer verrückt spielten.

Shinri hörte nicht auf sie und achtete auch nicht auf Jackins drohenden Blick. Sanft hauchte er einen Kuss auf Ayas brünette Haare und atmete ihren Duft erneut tief ein. Niemand würde es wagen, sie ihm wegzunehmen. Keiner hatte das Recht dazu. Vor allem nicht Jackin.

“Shinri! Nicht vor der Klasse!”, zischte Aya leise. Sie war zornig und verlegen zugleich. Der Zoma musste lächeln. Wenn sie nur wüsste, wie süß sie aussah, wenn sie sich aufregte. Er ließ sie nicht los. Jeder sollte wissen, dass sie ihm gehörte.

Ria, Shinris Cousine, grinste frech. Sie musterte die beiden. Genau so war es richtig, dachte sie sich. Nun hatte Aya wieder etwas, mit dem sie sich beschäftigen konnte und Shinri hatte die Nähe, die er brauchte.

Wie gewöhnlich hing Ria sich an Jackins Arm. Damit wollte sie ihn aufhalten und seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Es brachte niemanden etwas, wenn er zwischen Shinri und Aya funkelte. Am Besten war es, wenn Jackin und Aya sich so selten wie möglich sahen.

Die Schüler beobachteten Shinri und Aya, sowie auch Jackin und Ria. Sie versuchten sich nichts anmerken zu lassen, doch interessierten sie sich brennend dafür, vor allem aber die Mädchen. Sie zupften und zogen ab und zu an den Jacken der anderen und flüsterten ihnen etwas zu. Die Jungs schwiegen. Sie ließen ihre Blicke für sich sprechen. Ria gefiel dies. Sie wusste, nun dachte jeder der Klasse, sie und Jackin wären ein Paar. Die gleiche Vermutung hatten sie auch bei Shinri und Aya. Beiden sollte es schwer fallen, das Gegenteilige zu beweisen, schließlich stimmten die Vermutungen auf eine gewisse Art und Weise.

Doch irgendwann hatte jede Zeit ein Ende und Shinris Umarmung wurde unterbrochen, als der Lehrer endlich erschien. Herr Heulsu trieb die Schüler zusammen und erklärte ihnen einiges über die Regeln. Seine Klasse hörte ihm aufmerksam zu, auch wenn sie die Gerüchte nicht ganz vergaßen.

Zum Schluss wurden die Zimmer eingeteilt. Im Unterricht hatten sie keine Zeit gefunden, da sie mit dem Stoff hinterher hingen. Es gab nur Zweierzimmer und die ersten hatten ihre Paare schon gefunden. Shinri auch.

“Ich möchte gerne mit Aya ein Zimmer teilen”, verkündete er laut genug, dass es jeder hörte. Sollte es bislang nur ein Gerücht gewesen sein, so sagte sein Satz allen Schülern das, was sie bereits vermuteten.

Aya lief puderrot an und hinter ihm erklang leises Gekicher. Natürlich war sie sofort strickt dagegen, aber das Grinsen von Shinri schnürte ihr die Kehle zu und ließ die Wut weiter wachsen. Wie konnte er es nur wagen?!

Zum Glück war der Lehrer von diesem Vorschlag recht wenig angetan. Mit einem Seufzer erklärte er, dass er keine Mädchen und Jungen in ein Zimmer sperren wollte und durfte. Also wurde sein Plan zerstört. Aya freute sich darüber, doch die nächste Einteilung war genauso wenig nach ihrem Geschmack. Shinri schlug anstatt Aya nun Jackin vor. Der blonde Junge sah genauso verwirrt, wie das brünette Mädchen aus. Und zu guter Letzt schaffte Aya es sogar, mit Ria ein Zimmer zu ergattern. Sie hätte sich lieber ein Brett an den Kopf gehauen, doch war es immer noch besser, als bei Shinri sein zu müssen.

Sie seufzte theatralisch, aber niemand hörte es. Prost Mahlzeit, dachte sie sich, das konnte nämlich noch sehr lustig werden. Ob es gut ging? Sie hassten sich eigentlich, also war es eigentlich keine gute Zusammensetzung. Hoffentlich ließ Ria sie in Ruhe.

Alle Schüler stiegen in den Bus ein, der kurz darauf im Hof erschien. Herr Heulsu ging dabei die Liste durch, um die Anzahl zu überprüfen. Da nicht nur Aya sich auf die Quelle freute, stiegen die Schüler so schnell wie möglich ein. Jeder von ihnen wollte so schnell wie nur möglich ankommen.

Direkt vor Aya liefen einige Mädchen aus ihrer Klasse, deren Namen sie nicht wusste. Sie kannte eigentlich fast niemanden beim Namen, da sie auch recht wenig mit ihnen zu tun hatte. Eine von ihnen trug recht gewagte Kleidung. Minirock und Top. Sie warf ihre langen, roten Haare zurück und lachte mit ihren Freundinnen. Bevor sie einstieg, wand sie sich kurz um und ihr Blick erreichte Aya. Mit einem hochnäsigen Gesichtsausdruck, der sogar Ria übertraf, musterte sie das andere Mädchen. “Du sollst mit Shinri zusammen sein? Dass ich nicht lache”, meinte sie etwas gehässig und folgte dann den anderen hinein.

Verärgert folgte Aya ihr in den Bus. Sie hatte keine Zeit etwas zu erwidern und obwohl es gut war, dass jemand nicht der Meinung war, sie wären ein Paar, so ärgerten ihre Worte sie. Es klang so überheblich und fies. Aya fühlte sich persönlich beleidigt und hätte ihr am liebsten etwas entgegnet, doch kam sie nicht dazu. Das Mädchen verschwand und dafür tauchte Shinri hinter ihr auf.

“Hierhin”, meinte er und deutete auf zwei freie Plätze. Nur widerwillig nahm Aya Platz. Sie hatte keine Zeit, sich umzusehen, da sich hinter ihnen die Schüler stauten. Als sie sich auf den Fensterplatz setzte, nahm Shinri neben ihr Platz, was ihr noch weniger gefiel.

“Denk dir nichts, wegen der. Die mag dich nicht”, meinte Shinri zu Aya und schnallte sich an. Als ob seine Worte etwas halfen.

“Echt? Sie mag mich nicht? Als ob ich das nicht bemerkt hätte”, meinte Aya sarkastisch und schnallte sich ebenfalls an. Zu ihrer Überraschung lachte Shinri, anstatt irgendetwas fieses zu entgegnen.

“Sie scheint eifersüchtig zu sein. Aber keine Sorge, sie kann dir nicht das Wasser reichen.” Obwohl Shinris Worte sie hätten wütend machen sollen, schwieg sie. Egal, wie sehr seine Gegenwart sie manchmal ärgerte, so etwas hatte man noch nie zu ihr gesagt und ihr Herz erfreute sich daran.

So begann die Fahrt mit dem kleinen Reisebus. Der Lehrer hielt noch eine Durchsage, danach ließ er seinen Schülern die Ruhe, die sie benötigten. Immer wieder vernahm Aya ein Tuscheln ihrer Mitschüler, bei dem ihr sofort wieder Unwohl wurde. Und ab und an hörte sie sogar das Mädchen, wie sie die Gerüchte zu widerlegen versuchte. Anscheinend war sie wirklich eifersüchtig.

Immerhin ließ Shinri sie die Fahrt über in Ruhe. Als er so neben ihr saß, schweigend und der Musik seines Ipots lauschend, fühlte Aya sich das erste Mal nicht genervt von ihm. Sie genoss die Ruhe und die Gegenwart unbewusst.

Nach etwa sechs Stunden kamen sie auch endlich an. Von der langweiligen Fahr war Aya sichtlich müde und hätte sich am liebsten sofort aufs Ohr gehauen. Doch beim Anblick der Heißen Quellen sprudelte ihr Tatendrang wieder auf. Endlich konnte der Spaß beginnen. Zuerst mussten aber alle Schüler ihre Zimmer beziehen.

Aya und Ria trotteten in ihren gemeinsamen Schlafraum. “Ich hoffe, du schnarchst nicht beim Schlafen”, kam es von Ria, die sich ohne zu fragen auf eines der Betten, das ihr am besten gefiel, ihren Koffer verfrachtete. Die Schlafstätten waren aufgebaut, wie Stockbetten. Der Unterschied bestand darin, dass anstatt des oberen Bettes nur eine Holzplatte zu sehen war, auf die Ria ihren Koffer legte. Dann setzte sich das Mädchen auf die Matratze.

Das andere Mädchen staute wieder einmal Zorn auf. Ria hatte sich wirklich nicht verändert. Sie streckte ihr frech die Zunge entgegen und antwortete gehässig auf ihre Frage: “Ich glaube, ich werde heute ausnahmsweise nur für dich damit anfangen.” Sie tauschten zornige Blicke. Aya wand ihr dann endlich den Rücken zu und schob ihren Koffer auf die Matratze. Viel lieber wäre sie alleine in ein Zimmer, oder mit irgendeinem anderen Mädchen aus ihrer Klasse, aber nicht mit Ria!

Sie seufzte auf. Die Hölle auf Erden erwartete sie. Doch sie wollte sich nicht davon den Spaß verderben lassen und ein Grinsen huschte ihr über das Gesicht. Sie freute sich schon riesig auf das wundervolle, warme Wasser.

“Ich gehe auf jeden Fall in die Quellen”, verkündete Aya strahlend. Schnell öffnete sie ihren Koffer und zog sich die wichtigsten Sachen hervor. Ria antwortete nicht. Anscheinend hatte sie Aya nicht zugehört, oder ignorierte sie nur wieder. Aber das Mädchen ließ sich davon nicht verärgern. So war es sogar besser, schließlich hatte sie dann ihre Ruhe.

Mit einen großen Tuch und Shampoos bewaffnet verließ sie das Zimmer und ließ das blonde Mädchen alleine zurück. Heute sollte sie nichts ärgern. Es wäre doch Schade, den Tag nicht zu genießen. Nein, heute war ein perfekter Tag - alle anderen Sogen waren wie weggeblasen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mayuki
2008-08-12T16:39:34+00:00 12.08.2008 18:39
Ahw ich kann nur wieder sagen toll geschrieben >___<!!!
QQ Nyu freu mich wie immer aufs nächste Kapi ~!
Fraglich was alles auf den Ausflug passieren wird ^^ und ob sich Jackin und Aya endlich aussprechen können was ich echt bezweifle >-<
Nyu :3 lass dir Zeit!
hdsmdl~!
man liest oder schreibt sich im GB OO!
vlg deine Mayu~


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