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The Different Ways of Love

oder: Weil die Liebe verschiedene Wege geht... ShikaxTema//NaruxHina//NejixTen//SasuxSaku//InoxSai *Kapitel 33 on*
von

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Was man an Regentagen tun kann

Was man an Regentagen tun kann
 


 

Ein Tag nach Ferienbeginn regnete es immer noch. Die Welt war noch immer in eisige, nasse Schleier gehüllt, anstatt in eine weiße Puderzuckerdecke. Dabei würde doch schon am nächsten Tag Heiligabend sein und wer wünschte sich nicht ‚Weiße Weihnacht’? Aber dieses Jahr würde man wohl darauf verzichten müssen.

Shikamaru sah zum Fenster hinaus, sah dem Regen zu. Das war zwar nicht einmal halb so entspannend wie Wolken beobachten – Regen machte einfach zu viel Lärm –, aber er musste nehmen, was er kriegen konnte. Der Garten der Hyugas wurde förmlich überflutet von den Wassermassen, die da vom Himmel herunterstürzten, vom Grün des Rasens war nicht mehr viel zu erkennen und die sonst so blumigen Gärten erschienen genauso trist und grau, wie der Rest der Welt. Im Frühjahr würde sich das ändern, aber bis dahin musste er mit dieser einfarbigen Einöde Vorlieb nehmen. Trotzdem zog Shikamaru diesen Ort fast jedem anderen vor. Hier herrschte wundervollste Ruhe, die Stille wurde nur vom trommelnden Regen durchbrochen. Es war genau das, was Shikamaru brauchte. Wenn er nachdachte, wenn er Schach spielte oder – so wie jetzt – sich einfach nur ausruhte.

Freilich war das nicht immer und überall so. In den Trainingsräumen des Hauses war es sicher nicht so friedlich und still. Dort war Neji gerade und schlug vermutlich auf einen Boxsack ein, stemmte Gewichte oder machte sonst irgendetwas, um sich abzulenken. Und um seine Wut abzulassen. Denn Neji war wütend, da war sich Shikamaru sicher. Immerhin war er zu einem großen Teil für diese Wut verantwortlich. Dabei war es nur eine unscheinbare, kleine Frage gewesen. Eine Frage, die Neji bis aufs Blut gereizt hatte. Natürlich hatte er nicht irgendwie herumgeschrieen oder so etwas. Nejis Wut war eher… in seinem Inneren. So war Neji nun mal, er musste immer alles in sich hineinfressen. Er sprach nicht über so etwas Banales wie seine Gefühle, er ließ seine Wut stillschweigend ab.

Shikamaru lehnte sich mit der Stirn an die kalte Fensterscheibe und unterdrückte ein Seufzen. Schon war er von der Phase des Ausruhens in die unangenehmere Phase des Nachdenkens gerutscht.

Es war doch nur eine klitzekleine Frage gewesen, vollkommen harmlos. Aber Shikamaru hätte eigentlich wissen sollen, dass es dann doch nicht ganz so ohne Folgen ablaufen würde. War wirklich irgendwie klar gewesen. Und für so was dämliches riskierte er seinen Kopf. Obwohl… wenn er nicht nachgefragt hätte, hätte ihm jemand anderes den Kopf abgehackt. Und vermutlich würde dieser andere Jemand es wesentlich qualvoller machen, langsam und qualvoll und schrecklich.

Jetzt konnte Shikamaru das Seufzen wirklich nicht mehr unterdrücken. In was hatte er sich da nur reinmanövriert? Wie nervig.
 

Draufhauen, immer nur drauf. Und fester und stärker und härter. Immer drauf. Rechts, links. Rechts, links. Immer drauf. Frust ablassen. Wut ablassen. In stillschweigender Disziplin. Immer drauf, nicht nachlassen. Zeige kein Mitleid.

//Nicht nachlassen! Kein Mitleid zeigen! Zeige niemals deine Gefühle! Disziplin! Gehorsam! Absoluter Gehorsam. Absoluter…//

Ein Schrei. Nur ein Schrei. Was wäre an einem Schrei so schlimm? Was war daran eigentlich so schlimm? Nur einmal. Einmal nicht gehorsam sein. Einmal so sein, wie man wollte. Tun, was man wollte. Sein, wie man wollte. Nur ein einziges Mal. Einmal.

Faust. Faust. Kick. Kick. Faust. Kick.

Muskeln fingen zu schmerzen an. Wie lange schon? Noch nicht lange genug. Nie genug. Es ging immer noch mehr. Immer mehr. Immer besser. Nie gut genug. Niemals.

Weitermachen.

Warum war er eigentlich so ausgetickt? War doch ganz normal gewesen. Ganz normal. Und er… er drehte so ab. Warum? War doch ganz normal gewesen. Er durfte nicht noch einmal seine Beherrschung verlieren. Nicht noch einmal. Niemals wieder.

Es war doch eine ganz normale Frage gewesen.

Unverzeihlich. Sein Verhalten war unverzeihlich. Nie wieder durfte so etwas geschehen. Nie wieder.

Eine ganz gewöhnliche Frage. Er wollte sie eben sehen.

Warum eigentlich? War doch auch nur ein ganz gewöhnliches Mädchen. Etwas älter, als die anderen, aber trotzdem ganz normal. Was sah er bloß in ihr.

Eine Freundin. Eine gute Freundin. Nicht mehr? Natürlich. Lang lebe der Sarkasmus.

Vielleicht sollte er ihm diesen Gefallen tun. Immerhin waren sie Freunde. Beste Freunde.

Vielleicht würde es sich einrichten lassen.

Vielleicht… so lange er nicht der Familie begegnete. Nicht, wenn er dabei war. Das wäre so… demütigend.

Was sollte er denn tun?

Verdammt, was sollte er tun? Das Risiko eingehen? Er war sein bester Freund, es musste doch möglich sein… er würde es vermutlich sogar verstehen. Würde nur eine Braue hochziehen, leicht fragend. Würde sich alles selbst zusammenreimen können. Er würde nicht nachfragen. Würde nicht noch tiefer bohren, es noch unerträglicher machen.

Würde er nicht.

Warum also nicht? Was war denn dabei? Warum zögerte er dann noch?

Vielleicht weil…

„Verdammt!“, zischte Neji, schlug noch einmal auf den Boxsack ein, der erbebte.

Warum zögerte er noch? Was war schon dabei?
 

„Och, Mann!“

Ten Ten fluchte verzweifelt und warf wütend die Rolle mit dem Geschenkpapier in die andere Ecke des Zimmers. Gleich darauf folgten Geschenkband, Klebeband und eine Schere. Letzteres hätte sie lieber nicht werfen sollen. Mit einem hässlich dumpfen Domp blieb das Teil in der Türe stecken.

Ten Ten starrte die Schere ungläubig an, dann raufte sie sich die Haare, fiel auf den Bauch und trommelte mit beiden Fäusten auf den Boden ein. Es war doch zum Verrücktwerden. Einmal mehr entfuhr ihr ein Wutschrei.

Erst ein zaghaftes Klopfen ließ sie zur Besinnung kommen und Ten Ten schoss in die Höhe.

„Ten? Was ist los?“

„Warte! Nicht reinkommen! Bleib draußen!“, rief Ten Ten Richtung Tür und kramte dabei hastig in dem Kram auf dem Boden herum. Endlich hatte sie gefunden, was sie gesucht hatte und stolperte schnell Richtung Kleiderschrank, in den sie das Teil hineinpfefferte. Noch kurz die Haare glatt streichen, ruhig werden und Geschenkpapier und Co. vor sich drapieren. Alles ganz normal aussehen lassen und dann…

„Kannst jetzt reinkommen!“

Sakura steckte den Kopf ins Zimmer und sah sich stirnrunzelnd um, bevor sie eintrat.

„Alles in Ordnung bei dir?“, fragte sie misstrauisch.

„Klar! Natürlich! Was sollte schon sein? Ich packe nur grad Geschenke ein und du darfst deines natürlich noch nicht sehen!“, beteuerte Ten Ten.

„Ach so. Bist du nicht etwas spät dran?“, meinte Sakura.

„Na ja, ich…“, murmelte Ten Ten.

//Ich schieb das immer bis zum letzten Moment auf.//

Sakura beäugte die Dinge, die vor Ten Ten auf dem Boden verteilt lagen und umrahmt wurden von zusammengeknüllten Haufen Geschenkpapier. Dann fiel ihr Blick auf die, wieder geschlossene, Türe.

„Ähm… Ten? Warum steckt eine Schere in deiner Türe?“

„Ups“, machte Ten Ten und verfluchte sich selbst dafür. „Die hatte ich ganz vergessen.“

Auf Sakuras Gesicht schlich sich ein Grinsen und Ten Ten konnte förmlich sehen, wie es in ihrem Hirn Klick machte.

„Brauchst du zufällig Hilfe?“

„Nein!“ Es klang bissiger, als gewollt.

„Ach, komm schon, Ten Ten! Ist doch nichts dabei!“, versuchte Sakura, sie zu überzeugen.

„Saku, du verstehst das nicht“, seufzte Ten Ten verzweifelt.

„Dann erklär es mir.“

Ten Ten seufzte wieder und ließ sich wieder fallen, diesmal auf den Rücken.

„Sakuraaa! Das ist aber so erniedrigend!“

„Ach, Blödsinn! Du bist eben nur…“

„… eine Niete im Geschenke einpacken!“

„Ich hätte das jetzt nicht so drastisch ausgedrückt, aber… ja!“

„Du munterst mich echt auf“, murrte Ten Ten und richtete sich wieder auf. Ihr Gesichtsausdruck war noch düsterer als zuvor.

„Komm, ich helfe dir“, bot Sakura an. Ten Ten hob sofort abwehrend ihre Hände.

„Nein! Das ist meine Sache! Und es ist ja auch eigentlich gar nicht so schwer“, fügte sie noch hinzu. „Ich schaff das alleine.“

„Du benimmst dich wie ein kleines Kind!“, meinte Sakura.

„Aber du bist perfekt, oder wie?“

„Hab ich das gesagt?“

Missmutig starrte Ten Ten sie an, dann stand sie auf, ging zur Tür und zog mit einem Ruck die Schere aus dem Holz.

„Also gut“, sagte sie plötzlich. Du zeigst mir jetzt einmal wie das geht und dann mach ich es selber!“

Sakura zuckte mit den Schultern, dann griff sie sich das Geschenkpapier und wollte schon eines der Dinge vom Boden aufheben, als Ten Ten doch noch mal dazwischen ging.

„Nein! Das nicht!“

Erst ein wenig verwirrt sah Sakura auf das Ding in ihrer Hand, dann warf sie Ten Ten einen schiefen Blick zu. Sie richtete sich wieder auf und besah sich das Geschenk. Eine CD. Sakura kannte in ihrer Klasse genau fünf Leute, die die Band, die auf dem Cover abgebildet war, mochten. Und sie glaubte auch die Person zu kennen, der Ten Ten diese CD schenken wollte. Und sie wollte es verhindern.

„Ich glaube, ich schenke die hier Naruto“, sagte Sakura und klopfte kurz auf die Plastikhülle. „Der mag die doch auch. Unverständlich, wenn du mich fragst.“ Es sollte so unverfänglich, wie möglich klingen, aber genauso wenig konnte Sakura Ten Tens verzweifelten Blick ignorieren.

„Sakura…“

„Ten Ten! Mach dir nichts vor! Es wird nur noch mehr wehtun! Ich meine… ach, Herrgott! Er empfindet genauso viel für dich, wie für… wie für Tayuya! Du darfst nicht…“

„Sag mir nicht, was ich darf, Sakura!“, meinte Ten Ten energisch. Sie spürte, wie sie wütend wurde. „Du weißt nämlich gar nichts! Er war… er war da! Ende September ist er hergekommen. Er wollte nur die Geschichtshausaufgabe, aber… du hättest ihn sehen müssen, Sakura! Vollkommen durch den Wind und… anders. Einfach anders. Ich… Sakura, ich weiß es einfach!“

Sakura schüttelte den Kopf, suchte kurz nach den richtigen Worten.

„Du glaubst, es zu wissen. Du wünschst es dir. Und – nein, lass mich ausreden! Vielleicht hab ich ihn da nicht gesehen, vielleicht empfindet er für dich doch etwas mehr wie für Tayuya, aber es ist immer noch Neji! Immer noch Neji! Er wird sich nicht so schnell verändern, von heute auf morgen. Denk einfach mal darüber nach, Ten! Willst du einer Illusion hinterher rennen, nur für ein paar glückliche Augenblicke? Nur dafür?“

Sakura blickte noch einmal auf die CD in ihren Händen.

Ein wenig fassungslos war Ten Ten schon. Wie konnte sie…?

„Ich glaube, ich gehe jetzt besser“, meinte Sakura. Sie war schon fast an der Tür, als Ten Ten endlich ihre Sprache wieder fand.

„Du hast doch keine Ahnung, Sakura!“

Sakura drehte sich halbwegs zu ihr um und irgendwie sah sie auf einmal todunglücklich aus.

„Ich wünschte, es wäre so, Ten. Ruf mich, wenn ich dir doch noch helfen kann.“

Mit einem leisen Klicken fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
 

Sasuke sah… grün. Viel, wirklich viel grün. Und gold. Und rot. Alles glänzte und glitzerte und funkelte und leuchtete. Überall hingen Kugeln und Sterne und Lametta. Also, dieses Mal hatte er es wirklich übertrieben!

„Narutooo!!“, stöhnte Sasuke verzweifelt. In diesem Wirrwarr aus Weihnachtsschmuck konnte man ja nicht einmal mehr den Weihnachtsschmuck sehen! Geschweige denn den Übeltäter dieses Horrors hier.

„Sasuke…?“, kam es plötzlich ziemlich gedämpft von… irgendwoher.

„Naruto? Wo bist du? Ich meine… dein Weihnachtsfimmel war letztes Jahr schon schlimm,

aber dieses Mal sieht es aus, als wäre der Schlitten des Weihnachtsmannes explodiert!“, meinte Sasuke und sah sich dabei suchend um. Wo war Naruto?

„Na ja…“ Wieder klang es ziemlich gedämpft. „Ich glaub auch, dass es vielleicht etwas zu viel ist…“

„Etwas???“

Immer noch keine Spur seines besten Freundes.

„Sag mal… wo steckst du eigentlich? Naruto?“, rief Sasuke in den voll gestopften Raum hinein. Dann fiel ihm etwas auf.

„Du bist doch nicht etwa…“

„Wehe du lachst, Uchiha!“, drang es warnend an sein Ohr. „Aber hilf mir gefälligst!!!“

Sasuke konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Wie heißt das Zauberwort?“

„Uchiha!“

„Ich wusste gar nicht, dass ich nach einem Zauberwort benannt bin…“

„Uchihaaa… Bitte!“

„Na, geht doch“, meinte Sasuke und zog an der Tanne, die ebenfalls schon reich geschmückt war, jedoch am Boden lag. Als er dann einen Blick auf die Gestalt warf, die unter dem Weihnachtsbaum lag, konnte er das Lachen nicht mehr zurückhalten.

„Das… das ist das… das absolut blödeste, was ich je gesehen habe!“, brachte er noch heraus, bevor ihn ein Turnschuhbestückter Fuß am Schienbein traf.

„Autsch! Was soll das?“

„Ich hab gesagt, du sollst nicht lachen!“, knurrte Naruto. „Und jetzt hilf mir endlich!“ Bei jedem Wort spuckte er Tannennadeln aus.

„Tut mir leid“, meinte Sasuke. Dann: „Nein, tut es mir nicht, aber das…“ Er unterdrückte mit Mühe einen neuen Lachanfall, als er den Chaoskomödianten von langen Lamettaschlangen befreite. Sehr viel, viel, wirklich sehr viel Lametta. In Rot, Grün, Gold, Silber und Blau. Ein paar Christbaumkugeln hatten sich darin verfangen und fielen klirrend zu Boden und zerbrachen, als Sasuke das Glitzerzeug abwickelte.

„Schade, dass wir das nicht fotografiert haben. Zusammen mit den Tannennadeln sahst du aus wie ein zweiter Weihnachtsbaum. Die anderen hätten sich schlapp gelacht“, grinste Sasuke, als er Naruto endlich befreit hatte.

„Ein Wort und du bist so was von tot, Uchiha! Ich hab auch meinen Stolz!“, brummte Naruto und klopfte sich einige letzte Nadeln vom Pullover. Er sah so finster drein, dass Sasuke es ihm sogar abnahm.

„Was ist eigentlich passiert? Ich meine… würdest du vom Kommando der Weihnachtsschmuckhasser überwältigt, oder so?“

„Hahaha, sehr witzig“, meinte Naruto mit triefendem Sarkasmus. „Ich hab nur den Baum aufgestellt. Und dann sollte noch ein bisschen Lametta dran, aber die verpacken das immer so blöd und das wurde immer mehr und mehr und mehr und plötzlich hatte ich mich total verheddert und dann wollte ich mich befreien, aber ich bin gestolpert und dabei hab ich den Baum umgerissen und der natürlich voll auf mich drauf! Und aufstehen konnte ich dann nicht mehr und mir sind die ganze Zeit Nadeln im Mund gehängt und wenn ich versucht hab, sie auszuspucken, dann…“

Naruto wedelte wild mit beiden Armen in der Luft herum und redete und redete und redete. Gelegentlich musste er dann doch über sich selbst lachen. So war Naruto eben – er konnte einfach nicht lange sauer sein. Es war schon komisch, dass ausgerechnet er Sasukes bester Freund war. Dabei waren sie doch so unterschiedlich. Wie Feuer und Wasser eben. Aber gerade deshalb… gerade deswegen… konnte er sich keinen besseren besten Freund vorstellen. Wenn Naruto da war, dann war er anders. Gelöster, befreiter… fröhlicher. Fast ein anderer Mensch. Selbst mit Neji und Kiba und Shikamaru ging er nicht so um, wie mit Naruto.

//Beste Freunde. Auf ewig… oh Gott, jetzt werde ich auch noch sentimental…!//

Es war schon eigenartig abnormal. Aber mal ernsthaft: Was ist auf dieser Welt auch schon normal?

„…und ich hab echt gedacht, du kommst nie wieder! Und dann wäre ich ewig unter dieser blöden Tanne gelegen und ich wäre gestorben mit Tannennadeln im Maul! Kannst du dir das vorstellen? Und irgendwann hätten sie meine Leiche gefunden und aufgeschnitten und dann hätte der Befund gelautet: Das Opfer wurde von einem Weihnachtsbaum erschlagen. Oder: Das Opfer hat zuletzt Tannennadeln zu sich genommen. Kannst du dir das vorstellen? Kannst du das?“

Sasuke grinste kopfschüttelnd. „Nein, kann ich nicht. Ist vielleicht auch besser so. Sollen wir jetzt diesen gewalttätigen Baum mal wieder aufstellen? Oder hast du noch mehr Unfälle für heute geplant?“

Naruto streckte ihm – in typisch kindlicher Manier – die Zunge heraus. Und schon wenige Minuten später stand der Baum wieder.

„Schmücken?“, fragte Sasuke noch und hoffte auf eine befriedigende Antwort.

„Später“, meinte Naruto.

Das war nicht ganz die erhoffte Antwort, aber zumindest nahe dran.

„Jetzt reden wir mal Klartext.“

Das dagegen klang überhaupt nicht gut. Als Naruto das letzte Mal „Klartext“ hatte reden wollen, war das Ende vom Lied gewesen, dass Neji und er einen Satz hatten auswendig lernen müssen, der mit „Wir sind frauenverachtende Trottel“ begann.

Naruto setzte sich auf einen der Barhocker an der Theke und deutete demonstrativ auf den Stuhl neben sich. Seufzend leistete Sasuke dem Befehl Folge.

„Was ist?“ Reichlich genervt.

„Wo warst du?“

„Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?“

„Das soll heißen: Wo warst du? Während ich von der Tanne erschlagen wurde, meine ich.“

Das war unfair. Warum musste er die Sachen, die ihn nichts angingen auch immer sofort bemerken, wenn er doch volle drei Jahre gebraucht hatte, um zu kapieren, dass Hinata in ihn verschossen war.

„Ich war… einkaufen“, seufzte Sasuke geschlagen. Irgendwann würde Naruto es ohnehin herausbekommen.

Naruto schien mit dieser Antwort fast zufrieden.

„Echt? Sehr gut! Hast du das gekauft, was ich dir aufgeschrieben hatte?“

„Jaaa, habe ich. Obwohl ich immer noch nicht verstehe…“

„Solltest du aber. Mädchen mögen so was. Solltest du doch eigentlich am besten wissen, oder? Mr. Casanova?“

Sasuke seufzte wieder und vergrub das Gesicht in den Händen.

„Aber es ist für Haruno! Haruno! Warum ausgerechnet sie? Warum nicht… Yamanaka?“

Ungläubig stierte Naruto ihn an.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Bist du wirklich so ein Ignorant?“

„Gleichfalls“, knurrte Sasuke zurück, aber Naruto interessierte das nicht.

„Hier also die neuesten Nachrichten für Sasuke Uchiha, damit er nicht ganz so weltfremd bleibt: Ino ist mit Sai zusammen. Und zwar schon seit meinem Geburtstag! Das sind jetzt mehr als zwei Monate! Hast du das wirklich nicht mitbekommen?“

„Vielleicht verstecken sie es gut…?“

„Wie reden hier von Ino Yamanaka!“

„Schon gut, schon gut!“, murmelte Sasuke zähneknirschend. „Dann eben kein Geschenk für Yamanaka. Aber warum dann Haruno?“ Jetzt knallte sein Kopf ergeben auf die Platte der Theke. „Es ist Haruno!!“

„Eben.“

„Und was heißt das jetzt?“

Sasuke schielte Naruto von unten herauf an. Er bekam ein Grinsen zu Gesicht.

„Ihr zwei seid meine besten Freunde! Wäre ganz nett, wenn ihr euch vertragen könntet.“

Zweifelnd hob Sasuke eine Augenbraue. „Vertragen? Ich und Haruno?“

„Jaaa“, meinte Naruto und sein Grinsen wurde unangenehm breiter. „Oder auch mehr.“

Sasukes Blick wurde finsterer, gefährlich.

„Das einzige Mädchen auf dieser Schule, mit dem ich niemals auch nur in die Nähe eines Bettes kommen will, ist Sakura! Dass das klar ist!“

Narutos Grinsen wurde noch breiter, so fern das überhaupt möglich war. „Erstens: Wer hat den gleich mit Sex angefangen? Und zweitens: Warum nennst du sie ausgerechnet jetzt wieder Sakura?“

Ja, zum Teufel! Warum tat er das?
 

„Also gut. Wir gehen hin.“

Shikamaru hob eine Augenbraue, als Neji das so unvermittelt verkündete.

„Wo ist dabei der Haken?“, fragte er. So ganz traute er der Sache noch nicht.

„Nicht heute“, erklärte Neji sachlich.

Gut, damit konnte Shikamaru leben.

„Und wann dann?“

„Übermorgen. Zweiter Weihnachtsfeiertag.“

Das war in Ordnung. Fragte sich nur noch…

„Warum hast du deine Meinung geändert?“

Neji schmiss sich auf sein Bett und starrte unverwandt die Decke an. Es dauerte eine Weile, bis er sprach.

„Es… ist doch eigentlich nichts dabei, oder?“, fragte er, aber Shikamaru kam es so vor, als stellte er diese Frage sich selbst.

„Eigentlich nicht.“

„Es ist nur… ich war noch nie dort, wenn jemand bei mir war…“, murmelte Neji. „Ich wollte eigentlich nicht…“

„Schon gut“, unterbrach Shikamaru ihn. „Du musst nicht drüber reden. Sehen wir es mal als mein Weihnachtsgeschenk an, okay?“

Neji schloss die Augen und er lächelte ein klitzekleines bisschen. Fast unsichtbar. Erleichtert. „Sehen wir es als dein Weihnachtsgeschenk an“, wiederholte er.
 

Der Abend rückte immer näher. Es regnete zwar immer noch, aber bei Sakura kam trotzdem so langsam Weihnachtsstimmung auf. Sie backte Kekse, um die letzten Stunden noch sinnvoll zu bewältigen und dekorierte ein wenig das Haus. Der kleine Weihnachtsbaum, gerade ein Meter hoch, hatte schon am Morgen seinen Platz im Wohnzimmer auf einem niedrigen Tisch gefunden und war auch schon geschmückt. Es würde ein wunderschönes Weihnachten werden – wenn Ten Ten endlich zur Vernunft kam.

Ein wenig verstimmt schlug Sakura die Plätzchenform in die Teigfläche vor ihr und hackte dabei aus Versehen einem Teigrentier den flachen Kopf ab. Sie seufzte auf und beschloss, dass ein Keksrentier ohne Kopf nicht so schlimm sein würde und vielleicht würde eine ordentliche Portion Zuckerguss auch weiterhelfen können.

Aus dem Radio dudelte fröhliche Weihnachtsmusik, doch in diesem Moment war Sakura nicht mehr sonderlich gut gestimmt. Sie mochte Weihnachten. Das Fest der Liebe, des Beisammenseins und so weiter und so weiter… Natürlich waren diese Dinge auch wichtig, aber Sakura empfand es ein wenig anders. Nach dem Tod ihrer Eltern war sie eine gewisse Zeit lang an jedem wichtigen Fest in eine eigenartige Melancholie verfallen – und hatte versucht, diese unter einem Haufen Arbeit zu begraben. Natürlich hatte es sich nach und nach gebessert, aber ganz verschwunden war es noch immer nicht. Immerhin war sie erst seit etwa vier Jahren eine Waise.

Und seitdem sah sie Weihnachten einfach anders. Sie liebte es, das Glänzen in den Augen ihrer Freunde zu sehen, sie liebte die Lichter, die in dieser Zeit überall leuchteten, sie liebte das Gefühl, nicht allein zu sein.

Dabei war Sakura selbst nie allein gewesen, von Anfang an hatte sie Freunde gehabt. Freunde, die wussten, wie schlecht es ihr manchmal ging. Freunde, die für sie da waren oder sie auch in Ruhe ließen. Freunde, die nie eine Gegenleistung erwarteten. Wahre Freunde. Freunde wie Naruto.

Wieder seufzte Sakura und lauschte kurz dem Geträller aus dem Radio. Sie wusste, dass es auch in dieser Freundschaft mit Naruto Schwierigkeiten gegeben hatte. Meistens kleinere, aber manchmal gab es auch große Probleme, die nicht so leicht unter den Teppich zu kehren waren. Sakura erinnerte sich nur ungern daran. Besonders an ein Erlebnis während der vorletzten Sommerferien, das sie lieber wieder vergessen würde. Aber sie konnte es nun mal nicht ungeschehen machen. Es war passiert und sie musste damit leben, auch wenn es ihr selbst jetzt noch manchmal schwer fiel.

„Es ist jetzt siebzehn Uhr. Zeit für das Wetter. Noch immer schlechte Aussichten auf weiße Weihnachten. Im Süden des Landes…“

Sakura drehte genervt das Radio ab und warf einen flüchtigen Blick aus dem Fenster. Dass es mit weißer Weihnacht nichts wurde, das konnte sie selbst sehen.

Sie versuchte angestrengt, nicht wieder ihren trübsinnigen Gedanken nachzuhängen, holte ein Backblech mit Keksen aus dem Ofen und schon ein neues rein. Sie hatte wie so oft viel zu viel Teig gemacht. Sie nahm sich einen Keks und nickte zufrieden. Wenigstens schmeckten sie gut.

„Wenigstens etwas“, murmelte Sakura und begann damit, die Kekse mit klebrig süßem Zuckerguss einzupinseln. Dann noch ein paar Streusel darüber.

„Et voilà!“ Sakura grinste ihr ‚Kunstwerk’ an und klatschte in die Hände. „Das wäre geschafft. Ten wird sich zwar wieder beschweren, dass das alles viel zu ungesund ist, aber…“ Sakura stoppte. Jetzt redete sie schon mit sich selbst. Das war bei ihr meistens das Zeichen für ‚Du machst dir zu viele Gedanken um nichts!’.

Außerdem… Ten Ten würde nur etwas zum Meckern haben, wenn sie endlich aus ihrem Zimmer kam. Und das würde sie erst machen, wenn sie genug Gründe dafür – oder dagegen – gefunden hatte, dass sie Recht hatte.

„Dass mit Neji wird so langsam zu einer fixen Idee“, seufzte Sakura. Ihre Freundin sollte sich diesen Typen wirklich aus dem Kopf schlagen. Egal, was er gesagt oder wie er sich verhalten hatte – Neji blieb Neji. Einer der größten Aufreißer dieser Schule und er würde sich für Ten Ten garantiert nicht ändern. Genauso wenig wie Sasuke sich für irgendjemanden ändern würde.

Bei Naruto sah die Sache allerdings schon anders aus…

Sakura musste lächeln, als sie an das letzte Gespräch mit ihrem besten Freund zurückdachte. Die letzte Begebenheit, als sie allein gewesen waren und einfach nur geredet hatten. Das war erst eine Woche her. Wie Naruto geschwärmt hatte. Und geredet und geredet. Über dies und jenes und noch viel mehr unwichtigen Kram – besonders über Nudelsuppe und deren Zubereitung – und über Hinata. Jeder dritte Satz begann mit „Weiß Hinata eigentlich…?“ oder „Hat Hinata schon…?“ oder „Was macht Hinata…“. Naruto würde sich für Hinata ändern und irgendwie tat er das auch schon. Das war zurzeit das Gesprächsthema Nummer Eins.

Aber es gab schließlich auch noch Gesprächsthema Nummer zwei. Und das lautete: Sasuke. Besonders: Sasuke und Sakura.

Naruto musste immer wieder davon anfangen. Immer und immer wieder. Schon seit ihrem ersten Treffen versuchte er die Wogen zwischen seinen besten Freunden glätten, bislang ohne Erfolg. Sakura wusste, dass sie sich auf ihn verlassen konnte, dass er sie niemals enttäuschen würde, dass er immer für sie da sein würde. Egal, was auch geschah.
 

Im vorletzten Sommer
 

Die Ferien hatten gerade erst begonnen und Sakura langweilte sich schon schrecklich. Ihre Freundinnen waren alle im Urlaub, überall auf der Welt verteilt. Ino war in die Karibik abgedampft und hatte ihrer besten Freundin versprochen, für sie auch ein paar Typen aufzureißen. Brachte Sakura auch viel, wo sie doch im Internat festsaß. Ten Ten war irgendwo beim Wildwasserrafting in Italien und Hinata saß vermutlich in irgendeiner Ferienresidenz ihrer Familie in Frankreich.

Sakura konnte sich also auf einen langwierigen Sommer gefasst machen. Zumal sie noch nicht einmal jemanden zum Streiten hatte. Denn ausgerechnet in dieser ohnehin schon langweiligen Zeit hatte Sasuke Uchiha sich beim Skaten das Knie zertrümmert – wie, das wusste wohl nur der liebe Gott und der hütete sich genauso darüber zu sprechen, wie das unglückliche Opfer. Und Naruto wusste es anscheinend auch, denn er war dabei gewesen, aber über seine Lippen kam kein Sterbenswörtchen, anscheinend hatte Uchiha ihm mit Mord gedroht. Aber ein breites, wirklich sehr, sehr, sehr breites Grinsen hatte er sich doch nicht verkneifen können, als er Sakura davon erzählt hatte.

Also hieß es diesen Sommer: Sie und Naruto, so gut wie allein im Internat und das auch noch bei Dauerregen. Bedeutete: Endlose Langeweile und sehr viel nerviges, sinnfreies Gelaber, denn natürlich konnte Naruto seine Klappe mal wieder nicht halten.

Sakura hatte es sich bei sich zu Hause auf dem Sofa gemütlich gemacht und zappte durch sämtliche Programme.

„Talkshow, Talkshow, Gerichtsshow, Talkshow, Nachrichten, Soap, Kinderkram, wieder nix, nur Scheißdreck… und noch ne Talkshow… ARGH!!! Ich halte das nicht mehr aus! Sakura!“, flehte Naruto und beendete damit die Aufzählung der Sendungen, die gerade liefen.

„Was soll ich denn machen, Naruto? Bin ich der Wettergott?“, brummte Sakura und stierte in gelangweilter Trance auf den Bildschirm.

„Würde schon reichen, wenn du die Zeit vordrehen könntest“, murmelte Naruto verzweifelt und sah dabei demonstrativ auf die Uhr. „Nur zwei Wochen oder so, dann kommt wenigstens Sasuke wieder aus dem blöden Krankenhaus.“

„Ach? Und ich soll mich dann weiter langweilen, während du und Mister Superskater den leeren Campus unsicher macht?“, entgegnete Sakura und warf mit einem Kissen nach Naruto, der diesem so ungeschickt auswich, dass er vom Sofa fiel.

„Ich mein ja nur“, brummte er.

Sakura seufzte resigniert und heftete ihren Blick wieder auf die Mattscheibe.

„Werbung, na toll!“, rief sie dann und drückte entschlossen den roten Knopf, der das Aus für sämtliche grauenerregende Sendungen und schlecht synchronisierte Werbung bedeutete.

„Mir war noch nie so langweilig!“, stöhnte Naruto und lag nun flach auf dem Boden. „Noch nie in meinem ganzen Leben!“

„Das glaub ich nicht“, entgegnete Sakura zweifelnd. „Was machst du denn immer so mit Uchiha?“

Naruto sah sie unsicher grinsend an.

„Außer Skaten, meine ich“, fügte Sakura hinzu.

„Das willst du nicht wissen“, meinte Naruto nur.

Sakura kniff misstrauisch die Augen zusammen. „Was, wenn doch?“

„Du willst es zweihundertprozentig nicht wissen!“ Naruto schüttelte bestimmt den Kopf.

„Na ja.“ Jetzt grinste Sakura hinterhältig und ließ Naruto Schlimmes ahnen. „Ich hätte da so meine Mittel, es herauszufinden, wenn du es mir nicht freiwillig sagst!“

Naruto schluckte, schüttelte aber trotzdem weiter den Kopf. „Das sind… Männersachen.“

Sakura lachte auf. Dann wurde es plötzlich sehr still, nur der Regen, der gegen die Scheiben hämmerte, durchbrach das angespannte Schweigen.

Dann sprang Naruto plötzlich auf und wollte die Flucht ergreifen, doch Sakura war schneller. Sie war ebenfalls aufgesprungen und hatte sich mit einem Schrei auf Naruto gestürzt, der unter dem plötzlichen Gewicht einknickte und einigermaßen weich auf dem Wohnzimmerteppich landete. Sakura nagelte seine Handgelenke auf dem Boden fest, indem sie sie über seinem Kopf mit einer Hand festhielt.

„Sakura! Bitte nicht!“, flehte Naruto, doch ihr Griff war eisern, ihr Blick unbarmherzig.

Mit der freien Hand begann Sakura, Naruto zu kitzeln.

„Und? Rückst du jetzt endlich mit der Sprache raus?“, rief Sakura angriffslustig.

„Nie… niemals! Nicht in… tausend Jahren!“, keuchte Naruto, dem vor Lachen schon der Bauch weh tat.

„Ach ja? Ganz sicher?“, grinste Sakura und malträtierte ihn weiter.

„Ga-ganz… sicher!“, brachte Naruto hervor.

Gespielt entrüstet stemmte Sakura eine Hand in die Hüfte. „Das macht so ja überhaupt keinen Spaß!“

Naruto atmete schwer, grinste jedoch. „Wir könnten ja…“

Und plötzlich riss Naruto sich mit ungeahnter Kraft und los und schon kugelten er und Sakura durch den Raum, jeder immer bemüht, die Oberhand zu behalten.

Dann machte es RUMMS und nur wenige Wimpernschläge später folgte ein unangenehmes Klirren.

„Oh…“, machte Naruto und rieb sich den Hinterkopf, mit dem er heftig an einen Beistelltisch geknallt war. „Tut mir Leid, Sakura!“

Die Rosahaarige besah sich stumm den Schaden. Vor ihr lagen die Scherben einer Kristallvase verstreut, glänzten schwach im Licht, wie ein letztes, hoffnungsloses Aufbegehren nach Aufsehen.

„Das war…“, flüsterte Sakura und nahm eine der Scherben vorsichtig in die Hand.

„Sakura, ich…“

„Schon gut… Naruto… es ist… nichts…“ Aber ihrem besten Freund konnte sie nichts vormachen. Und sie wollte es auch gar nicht.

„Das war Mamas Vase… ihre Lieblingsvase… das einzige, was…“ Sakura schluchzte auf. „…kaputt…“, konnte sie noch herausbringen, dann sank sie an Narutos Schulter zusammen.

Etwas hilflos streichelte Naruto ihr über den Rücken und murmelte dabei irgendwelche beruhigenden Worte, einfach alles, was ihm so in den Sinn kam.

„Es… es tut mir wirklich leid, ich hätte nicht… das war meine Schuld… es ist… Bitte hör auf zu Weinen, Saku!“

Das Letzte, was Naruto erwartet hatte, war, dass Sakura auf ihn hörte, sich aufrichtete und sich mit einer heftigen Bewegung die Tränen vom Gesicht wischte.

„Ich werde nicht weinen! Es war nur eine Vase, es war nur eine Vase…!“, redete sie auf sich selbst ein und versuchte, das aufsteigende Brennen in ihren Augen zurückzuhalten.

„Es tut mir echt leid, Sakura!“, beteuerte Naruto noch einmal und wischte ihr mit dem Daumen eine letzte Träne von der Wange.

Blitz.

Es war, als hätte jemand die Zeit angehalten. Als hätte jemand alle Geräusche zum Schweigen gebracht, zum Verstummen, zum endlosen Nichtstun.

Sakura starrte nur in Narutos Augen und er starrte zurück. Blau und Grün, ein Farbenwirbel. Eine Verschmelzung. Die Berührung, eine sachte, kleine Geste, rein freundschaftlich. Ein einfacher Augenblick, geworden zur endlosen Sekunde aus Nichts und wieder Nichts. Die Hoffnung, ein vergangenes Gefühl, zurück blieb nur der Moment, eine Träne, eine Berührung, die sich entwickelte zu einem Kuss. Erst zart, zögernd, suchend. Dann fordernder, verlangender, begehrender. Auf der Suche nach der Erlösung aus dem endlosen Strom der Gedanken.

Wie weit reicht Unendlichkeit?

Auf dem Weg zu Vergessen, auf dem Pfad zu Verlieren. Fort waren Angst und Trauer, jegliches Gefühl glich einem Strom aus Sehnsucht, der auch nicht gestoppt werden konnte durch den leichten Damm der Lust, die sie umschlang.

Zwei Freunde, nur Freunde.

Denn in Wirklichkeit war doch alles nur ein Spiel, ein Traum, eine Idee im Herzen eines mutwilligen Autors, der bereit war, leiden zu lassen und erleiden zu lassen. Eine Geschichte. Mit oder ohne glücklichem Ende.

War dieser eine Moment aus zwiespältigen Gefühlen es wert, das fallen zu lassen, was sie wirklich brauchten? Die wahre Liebe zu finden, oft schwieriger, als von der Spitze eines hohen Berges mit bloßem Auge durch dichten Neben ins Tal zu blicken. Und dabei konnte es doch so einfach sein.

Unendlichkeit kann ewig gehen. Es geht über die Vorstellungskraft eines jeden hinaus.

Ein lautes Glockenläuten. Die gleiche Tonfolge, wie beim berühmten Big Ben in London tönte durch die atemlose Stille und ließ Naruto und Sakura auseinanderschrecken.

Hastig rappelte Naruto sich auf, wich Sakuras ebenso geschocktem Blick aus.

„Ich glaube, ich sollte besser gehen“, nuschelte er noch, dann eilte er aus dem Raum und nur wenige Minuten später hörte Sakura die Tür hinter ihm zufallen. Sie selbst saß immer noch wie erstarrt vor einem Scherbenhaufen. Irgendwie kam ihr das in diesem Moment furchtbar ironisch vor.
 

Und das kam es ihr auch heute noch.
 

Damals, als sie vor den Scherben des letzten Andenkens an ihre verstorbene Mutter gesessen hatte – und gleichzeitig vor den Scherben einer zerbrochenen Freundschaft.

Es hatte volle acht Wochen gedauert, bis die zwei ehemals besten Freunde wieder miteinander gesprochen hatten. Volle acht Wochen, in denen sich Sakura den Kopf darüber zerbrach, wie es nur so weit hatte kommen können. Wegen einem einzigen, verdammten Kuss.

Sie hatte niemandem davon erzählt, nicht einmal Ino und tatsächlich glaubte sie auch nicht, dass Naruto irgendwem etwas erzählt hatte. Bis heute wussten nur zwei Personen von dieser unglücklichen Verkettung von Missständen. Naruto und Sakura. Und dabei sollte es auch bleiben!

Die Situation hatte sich immerhin gebessert. Alles war wieder wie früher – nur Freunde, sonst nichts. Aber so nah, wie damals waren sie sich nie wieder gekommen und irgendwie vermieden sie es auch jetzt noch, allein in einem Raum zu sein, außer wenn es sein musste oder sie sicher waren, dass nichts geschehen würde.

Aber… trotzdem beschlich Sakura manchmal das Gefühl, dass da immer noch etwas zwischen ihnen in der Luft hing. Dieses Gefühl hatte sich seit dem beginnenden Konkurrenzkampf zwischen den Jungs auch noch verstärkt. Was, wenn Naruto…

Sakura schüttelte hastig den Kopf, um diese unsinnigen Gedanken zu vertreiben, aber sie würden wiederkommen, dessen war sie sich sicher. Schon zu oft waren sie wiedergekommen, in den unscheinbarsten Momenten, selbst jetzt, wo Naruto doch so offensichtlich Interesse an Hinata zeigte. Oder gerade deswegen?

In diesem Moment unterbrach das Klingeln der Haustürglocke Sakuras Gedankengänge und ließ sie zusammenzucken. Das hatte sie jetzt irgendwie unangenehm erinnert…

Da Ten Ten mit ziemlicher Sicherheit nicht öffnen würde, ging Sakura seufzend zur Tür, öffnete diese und…

Nichts. Oder besser: Niemand.

Niemand stand da draußen im Regen vor ihrer Haustür und verlangte nach Einlass. Sakura wollte schon stirnrunzelnd wieder die Tür hinter sich schließen und es als einem kindischen Streich abtun, als ihr etwas auffiel.

Auf der Matte am Boden vor der Tür lag ein Paket. Oder eher ein Päckchen. Sauber eingepackt in schlichtes, hellblaues Papier. Ohne Schleife oder sonst irgendeinen Schnickschnack. Sakura hob das Geschenk auf und sah den Zettel, der daran geklebt war.

Sakura stand darauf. Einfach nur ihr Name. Keine Anrede, kein Nachname. Und vor allem: kein Absender.

Sakura beschlich ein dumpfes Gefühl und sie wusste nicht, wie sie es einschätzen sollte.
 

************
 

Irgendwie habe ich einen Narren an Rückblicken gefressen.
 

Hier kam viel weniger vor, als ursprünglich geplant, das wird im nächsten Kapitel nachgeholt.
 

@Schrank, Sayuri_chan7 und alle anderen, die auf SasuxSaku warten: Da war das Kapitel vermutlich grad ne Abschreckung, was? *grins* Ich hoffe, ihr bleibt mir trotzdem weiterhin treu, denn die SasuxSaku-Zeit wird kommen… wenn auch nicht sooo bald. ^^
 

LG

inkheartop



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von:  Hangeng
2008-03-19T11:52:51+00:00 19.03.2008 12:52
hey wwei´t du was ich toll fnde? das das kap so lang war XD auch wenn jetzt nicht gerade sasu-saku vorkam, wir wissen das es kommen wird. ausserdem, was sich nekt das liebt sich, oder wie war das? fand das mit neji-ten voll tllig^^ hehe aber okay... die beiden werden sicherlich auch bald zusammen kommen... freue mich schon auf das nächste kapi^^ bis dahin, bekomm ich dann wieder ne ens? bis dahin, lG akii-chan
Von: abgemeldet
2008-03-17T23:12:59+00:00 18.03.2008 00:12
lass dir mit sasusaku ruhig zeit -.-"
aba wehe naruto tut hina irgendwie weh, weil er doch auf sakura scharf is, dann werde ich sie beide tötn *ernst meint* *sadistisch is* naja ich hab zwar noch keinen plan wie aba naja -.-
das kappi war wieda supa^^ tolle schreibweise^^ aba eins kapier ich jez net, was warn des für ne frage von shika? kams vllt im anderem kappi vor oda sow? ich vergess oft ma was ^^"
naja freu mich schon total aufs nächste kappi^^
bis denne
bussy chandiny
Von:  breathe
2008-03-17T22:47:13+00:00 17.03.2008 23:47
ohh wiieda sou eiin tolles kappii ..
iish liiebe diiese rückbländen <3³ ..
duu wiirst esht iimma bessa :) ..

alsou wäre liieb wenn duu wiieda ne ENS schiicken könntest?! ..

lq .. sternchen=) ..
Von:  puffi-sama
2008-03-17T21:25:57+00:00 17.03.2008 22:25
holla die waldfee.. wat nen geiles chap.. vor allem der rückblick.. echt genial.. also die idee an sich. musste ja iwie passiern oda?.. hoffe es geht bald weiter, schreib weiter so

cya die_gefallene
Von:  Tamatoshi
2008-03-17T19:36:30+00:00 17.03.2008 20:36
Juhuuuu, ich bin schon echt aufs nächste pitel gespannt! besonders was in diesem päckchen ist..^^

ich hoffe mal TenTen hört nicht auf Sakura und wird Neji trotzdem die Cd schenken, das wär echt gur^^
inzgesat ein echt geiles kapi!
dánke für die ENS

SCHRANK
Von:  Emelie
2008-03-17T18:53:09+00:00 17.03.2008 19:53
xD Boah,also der Einblick in Nejis Gedankenwelt war ja urkomisch xD
mal sehen von wem das Geschenk is... *grübel*
aber das zwischen Saku und Naru mal was gelaufen is, is doch kein Weltuntergang! Find ich zumindest -_-'
Okay,für die beiden warscheinlich net so toll *nick*
war natürlcih wieder nen super tolles Kapitel^-^
weiter so *knuddelz*
dat Emelie

Von: abgemeldet
2008-03-17T18:02:22+00:00 17.03.2008 19:02
subba kappi....au wenn ich noch auf die sasu saku zeit warten muss...^^
schreib weiter so!
bay Sayuri_chan7
Von:  Vertschl
2008-03-17T17:59:02+00:00 17.03.2008 18:59
Hey :)

Hm.. Scheint also doch mehr zwischen Sakura und Naruto gewesen zu sein..
>Die SasuSaku-Zeit wird kommen, wenn auch nicht bald< Dann müssen wir wohl oder übel warten bis sie kommt ^^
Das Päckchen.. kommt das von Sasuke? Oder doch nicht..?

Liebe Grüße,
Vertschl
Von:  death-angel
2008-03-17T17:23:00+00:00 17.03.2008 18:23
jep das kapi war wirklich supergenial!
fand die szene mit naru saku sooo süß *g*
hast du wirklich gut gemacht!
mach schnell weiter!
glg schnuckal
Von:  death-angel
2008-03-17T17:23:00+00:00 17.03.2008 18:23
jep das kapi war wirklich supergenial!
fand die szene mit naru saku sooo süß *g*
hast du wirklich gut gemacht!
mach schnell weiter!
glg schnuckal


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