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How to be a woman

von

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# 09

„Du hast mir sehr geholfen.“ Neji stand auf und schüttelte Naruto die Hand. Er war den ganzen Vormittag bei seinem Freund gewesen, um mit ihm das Problem der Altersvorsorge zu diskutieren. Er konnte von der Farm gut leben, aber wenn er einen gesicherten Ruhestand haben wollte, musste er neue Sparverträge abschließen und alte Versicherungen umstellen. Naruto hatte ihm geholfen ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten.

„Allein hätte ich das nie geschafft“, versicherte Neji aufrichtig.

„Ist schon gut, alter Freund“, wehrte Naruto seinen Dank ab. „Jetzt, da wir alles unter Dach und Fach haben, kannst du beruhigt fahren. Ich freue mich für euch, dass es mit dem Urlaub doch noch geklappt hat. Das wird besonders Tenten gut tun.“

Neji nickte. „Noch einmal vielen Dank, dass du solange auf die Farm ziehst, um nach dem Rechten zu sehen. Hinata weiß zwar mit allem Bescheid, aber Tenten und ich hätten keine ruhige Minute, wenn sie alleine zurück bliebe. Übrigens…“

Neji runzelte die Stirn. Naruto merkte, dass ihm die Worte nicht leicht fielen. „Tenten macht sich Sorge um Hinata. Sie meint, ihr hättet gestritten. Auf alle Fälle ist Hinata in letzter zeit sehr niedergeschlagen. Natürlich hat sie auch finanzielle Sorgen. Dieser Rock Lee von der Bank sitzt ihr im Nacken. Als sie sich selbstständig gemacht hat, musste sie einen Kredit aufnehmen, um die Werkstatt einzurichten, das weißt du ja. Und jetzt… Um ehrlich zu sein, es ist genau das passiert, was ich schon immer gesagt habe. Hinata kann besser sein als jeder andere Mechaniker, aber Männer mögen einfach nicht, wenn Frauen an ihre Autos gehen.“

„Du meinst, Männer können sich nicht mit der Tatsache abfinden, dass manche Frauen von ihren Autos weit mehr verstehen, als sie selbst“, verbesserte Naruto ihn mit einem kleinen Lächeln.

Neji zuckte nur mit den Schultern. „Wenn du das nur Hinata klar machen könntest! Über das Thema kann man einfach nicht mit ihr reden, da geht sie ab wie ’ne Rakete. Normalerweise jedenfalls. In letzter Zeit ist sie ungewöhnlich ruhig geworden. Was macht übrigens der Unterricht?“

„Wir haben damit aufgehört. In gegenseitigem Einvernehmen.“ Naruto presste die Lippen aufeinander.

„Das hat Hinata auch gesagt.“

Neji enthielt sich eines Kommentars. Er und Naruto waren fast wie Brüder aufgewachsen, aber es gab Bereiche, in denen Naruto keinerlei Einmischung duldete. Neji akzeptierte das.

„Tenten lässt dir noch mitteilen, dass du natürlich jederzeit zum Essen herzlich eingeladen bist“, sagte er, als Naruto ihn zur Tür begleitete.

„Danke.“ Naruto nickte geistesabwesend. „Neji, wie steht es eigentlich mit Hinatas Werkstatt?“ fragte er dann unvermittelt.

„Ziemlich schlecht. Hinata kommt gerade so hin, weil sie bei uns Mietfrei wohnen kann. Ich habe ihr angeboten, sei in der Startphase finanziell zu unterstützen, aber du kennst sie ja. Sie lehnt alles kategorisch ab. Sie tut mir so leid. Sie hat schon wieder eine Kundin verloren, deren Mann ihr ein neues Auto gekauft hat. Der Händler hat gesagt, die Garantie würde nur gelten, wenn das Auto von einer Vertragswerkstatt gewartet wird. Die gleichen Probleme gibt es mit Unfallwagen. Hinata kann sie schnell und preiswert reparieren, bekommt aber nie einen Auftrag, weil die Versicherung ihre Werkstatt nicht anerkannt wird.“

Neji seufzte. „Hinata hat zu Tenten gesagt, dass sie einen neuen Versuch starten wolle, in einer großen Werkstatt eine Lehrstelle zu bekommen. Sie denkt sogar daran, wegzuziehen, wenn es hier nicht klappen sollte.“

„Wegziehen?“ Naruto atmete hörbar ein. „Warum denn das? Kiba kommt doch Ende der Woche zurück!“

„Ja“, bestätigte Neji. „Und der Häufigkeit seiner Anrufe in den letzten Tagen nach zu urteilen, haben wir uns geirrt. Es sieht ganz so aus, als würde ihm wirklich etwas an Hinata liegen.“

Glücklicherweise hatte Neji sich schon zum gehen gewendet, sodass er nicht sah, wie Naruto schmerzlich das Gesicht verzog.

Naruto war froh, als sich endlich die Tür hinter seinem Freund geschlossen hatte, und er allein war.

Warum quälte er sich so? Warum verkaufte er nicht einfach alles und wanderte aus? Irgendwohin, ans andere Ende der Welt, möglichst weit weg von Hinata. Aber dann schüttelte er den Kopf. Er konnte nicht einfach mit einer seit Generationen gepflegten Familientradition brechen, nur weil er nicht ertragen konnte, die geliebte Frau an der Seite eines anderen zu sehen. Es wäre ein Verrat an seinem Großonkel. Dieser hatte ihm vertraut und ihn zum Alleinerben eingesetzt, weil er ihn für einen Mann hielt, der den Besitz auch in Zukunft der Familie erhalten konnte.

Aber ein Herrenhaus, so altehrwürdig und beeindruckend es auch sein mochte, konnte nicht die geliebte Frau ersetzten.

Würde Hinata an ihn denken, wenn sie in Kibas Armen lag? Würde sie sich daran erinnern, wie es mit ihm gewesen war, wie sie sich ihm hingegeben hatte, wie leidenschaftlich, zärtlich und glücklich sie beide gewesen waren?

Warum quälte er sich mit diesen Gedanken? Er konnte an den Tatsachen nichts ändern. Schon seit Jahren wusste er, dass Hinata ihn nicht liebte. Aber warum verschwendete sie ihre Gefühle, verschenkte ihren Körper an einen Mann, der sie ganz offensichtlich weder liebte noch achtete? Und viel schlimmer noch, wieso hatte er, Naruto, nur auf diese Wahnsinnsidee kommen können, ihr dabei zu helfen? Was hatte ihn dazu getrieben, ihr zu zeigen, was für eine wundervolle Frau sie war?

Naruto musste sich eingestehen, dass er hier versagt hatte. Es war ihm nicht gelungen, sie davon zu überzeugen, dass Kiba ihrer nicht wert, dass er schwach und eitel war. Aber es gab andere Gebiete, auf denen er ihr helfen und sie beschützen konnte.

Er ging in die Bibliothek und rief seinen Verwalter an, um ihm einige Anweisungen zu geben. Dann wählte er die Nummer seines Rechtsanwalts. Beide Männer mussten denken, er hätte den Verstand verloren. Aber er würde alles in seiner Macht stehende tun, um Hinata wenigstens vor einem finanziellen Verlust zu bewahren.
 

Mit einer fahrigen Geste strich sich Hinata eine Strähne aus der Stirn. Sie trug ihr Haar jetzt fast immer offen, außer bei der Arbeit. Sie tat es mit einer Selbstverständlichkeit, mit der sie Make-up benutzte und nur noch gutsitzende Kleidung trug. Trotzdem, wenn sie sich im Spiegel betrachtete, wusste sie, dass die Änderung, die sie an sich wahrnahm, mehr als nur äußerlich war. Dank Naruto hatte sie ihre Weiblichkeit entdeckt. Aber nicht seine nützlichen Tipps und Hinweise hatten sie zur Frau reifen lasen, sondern die Liebe, die er in ihr geweckt hatte.

Hinata blickte Gedankenverloren in ihre Kaffeetasse. Die Tage waren schlimm genug. Nur mühsam konnte sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren, weil ihre Gedanken immer wieder zu Naruto schweiften. Aber die Nächte waren noch schlimmer. Sie vermisste Naruto so sehr. Ihre Sehnsucht spiegelte sich in ihren Träumen wider: Sie lag in Narutos Armen und wusste, dass sie ihn liebte und er sie. Dann wachte sie auf. Sie merkte, dass sie allein war, und Tränen liefen ihr übers Gesicht.

Diese Träume waren noch grausamer als die Tatsache, dass sie mit ihrer Werkstatt immer tiefer in die Miesen geriet. Die Hoffnung, ihrer Umwelt beweisen zu können, dass eine Frau ein noch viel besserer Automechaniker sein konnte, als ein Mann, hatte sich als Illusion erwiesen. Sie war mit ihrer Idee eines eigenen Unternehmens gescheitert. Und zwar ganz jämmerlich, wenn sie die vor ihr liegenden Zahlen betrachtete.

In drei Stunden wollte Rock Lee von der Bank kommen. Er wollte sich die Bücher ansehen und mit ihr besprechen, wie der Überziehungskredit, den man ihr als Starthilfe gewährt hatte, zurückgezahlt werden sollte. Sie wusste nicht, wie sie das schaffen sollte. Sie hatte keinerlei Rücklagen bilden können.

Hinata schluckte. Nicht, dass sie es nicht versucht hätte. Sie hatte alles in ihrer Macht stehende getan, um ihren Kundenstamm zu vergrößern. Aber vergebens. Die Zahlen sprachen ihre eigene Sprache, und Hinata wusste jetzt schon, was die Bank ihr sagen würde. Ihr Unternehmen war nicht rentabel. Selbst die Tatsache, dass sie keine Miete zahlen musste und keine Privatentnahmen machte, konnte daran nichts ändern. Hinata bestritt ihren Lebensunterhalt aus Ersparnissen und den Zinsen aus dem Vermögen ihrer Mutter, das sie zusammen mit ihren Brüdern geerbt hatte.

Tenten, die ihre Schwägerin schon seit geraumer Zeit beobachtet hatte, sagte mitfühlend: „Lass den kopf nicht hängen, Hinata. Rock Lee hat bestimmt Verständnis für deine Situation, immerhin hast du dich nach Kräften bemüht.“

„Trotzdem hatte es nicht gereicht. Dad hatte vielleicht doch Recht. Ich habe die Lage nicht richtig eingeschätzt.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Es wäre vielleicht wirklich besser gewesen, ich hätte studiert und mir einen ganz normalen Job gesucht. Einen Job, der für Frauen geeignet ist“, setzte sie bitter hinzu.

„Hinata…“ begann Tenten, doch Hinata wollte sich nicht trösten lassen.

„Es hilft alles nichts, Tenten. Rock Lee wird mir sage, dass ich mein Geld zum Fenster hinaus geworfen habe. Und er wird verhindern wollen, dass ich dasselbe mit dem Geld der Bank mache. Das ist nur Recht und billig, denn dafür wird er bezahlt.“

Tenten war voller Mitgefühl. „Vielleicht kann Neji…“

Doch Hinata schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Nein“, sagte sie bestimmt. „Dies ist mein Geschäft. Ich muss zusehen, wie ich Gewinn erwirtschaften kann, oder ich muss aufgeben. Das Problem ist auch nicht fehlendes Kapital, sondern mangelnde Aufträge. Neji hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Männer haben kein Vertrauen in weibliche Mechaniker.“

„Aber es gibt doch so viele Frauen, die Auto fahren“, widersprach Tenten.

„Ja, natürlich“, gab Hinata zu. „Aber es gibt nur einige, die über das Auto, das sie fahren, auch bestimmen dürfen. Und das ist es, was zählt.“

„Auf alle Fälle kommt Kiba bald zurück“, tröstete Tenten. „Und der Häufigkeit der Anrufe in letzter Zeit nach zu urteilen, vermisste er dich furchtbar.“

„Je weiter die Entfernung, desto größer die Liebe“, antwortete Hinata, ohne selbst daran zu glauben. Naruto, der keinen Steinwurf entfernt wohnte, war es, nach dem sie sich sehnte.

Hinata blickte au die Uhr. Auf die Minute pünktlich fuhr Rock Lee auf den hof und parkte sein Auto.

Neji hatte Hinata angeboten, den eigenen Termin abzusagen, um sie bei den Verhandlungen zu unterstützen. Doch sie hatte abgelehnt. Nicht in ihrer gewohnt aufbrausenden Art, sondern freundlich. „Vielen Dank für dein Angebot, Neji. Doch da muss ich alleine durch.“

Neji hatte nur sprachlos nicken können. Selbst ihm, in diesen Dingen sonst so unsensibel, war aufgefallen, wie grundlegend sich Hinata in den letzten Wochen verändert hatte. Das lag nicht nur daran, wie sie jetzt aussah oder sich kleidete. Sie war reifer geworden. Sie hatte die Ausstrahlung einer erwachsenen Frau.

Auch Rock Lee war überrascht, als er Hinata begrüßte. Sie war kaum wieder zu erkennen. Statt der ausgeblichenen, unförmigen Latzhose und dem geflickten Flanellhemd trug sie weiße Strechjeans und einen sommerlich ärmellosen Baumwollpulli. Diese neuen Sachen hatte sich Hinata von dem Geld gekauft, das sie von ihrem Vater und ihrer Tante zum Geburtstag bekommen hatte. Sie hatte im wahrsten Sinne des Wortes den letzten Cent ausgegeben, um ihr angekratztes Selbstbewusstsein mit diesem neuen Outfit aufzupolieren.

„Hinata, sie sehen bezaubernd aus.“ Rock Lee lächelte väterlich. Als es sie jedoch näher betrachtete, merkte er, dass er gelogen hatte. Hinata hatte sich verändert, benutzte Make-up und hatte sich hübsch angezogen. Es fiel ihm zum ersten Mal auf, dass sie eine ausnehmend schöne und attraktive Frau war. Aber sie sah nicht glücklich aus, ganz und gar nicht. Ganz im Gegenteil.

Er runzelte die Stirn. Ihr Gesicht verriet ihm, dass sie in einer Krise steckte. In einer Krise, die er als der Leiter der Kreditabteilung nur allzu gut kannte. Seine gute Laune sank. Er war in der stillen Hoffnung hierher gekommen, dass Hinata es geschafft hatte. Er hätte es ihr so sehr gewünscht. Er hatte ihren Mut bewundert, sich eine eigene Existenz aufzubauen und in eine Männerdomäne einzudringen. Außerdem kannte er Hinata schon von Kindheit an.

Nach einer halben Stunde hatten sich seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Rock Lee seufzte.

„Hinata“, begann er. „Es tut mir Leid, aber…“ Er verstummte, weil Hinata ihm nicht mehr zuhörte. Ein Auto war auf den Hof gefahren, und sie sah wie gebannt aus dem Fenster. Rock Lee folgte ihrem Blick und erkannte Naruto Uzumaki. Lee wusste natürlich, dass Naruto und Neji befreundet war. Naruto ging jedoch nicht ins Farmhaus, sondern kam auf die Werkstatt zu.

Als er das Tor öffnete, verdrückte sich Hinata in die hinterste Ecke ihrer Werkstatt. Sie suchte Schutz in dem schlechten Licht, das dort herrschte. Narutos Anblick hatte gereicht, sie völlig aus der Fassung zu bringen.

„Entschuldigung, dass ich so spät komme“, sagte Naruto. Hinata blickte ihn verständnislos an, als er seinen Aktenkoffer öffnete und einen Stapel Papiere herausnahm. „Leider bin ich mal wieder in den Stau vor der Baustelle geraten. Hinata, hier sind die Wartungsverträge. Es trifft sich gut, dass du gerade hier bist, Lee. Dann kannst du gleich Hinatas Unterschrift beglaubigen.“

Wartungsverträge? Was für Wartungsverträge? Noch ehe Hinata fragen konnte, kam Naruto mit den Unterlagen auf sie zu. Er trug heute einen eleganten dunklen Geschäftsanzug. Das Jackett stand offen und ließ den Blick auf sein weißes Hemd und die Krawatte frei, deren Farbe genau zu seinen Augen passte. Hinata war sofort klar, dass ihm diese Krawatte nur eine Frau geschenkt haben konnte – worin sie sich jedoch täuschte.

„Die Verträge gelten für den gesamten Maschinen park auf meinem Gut, einschließlich der Autos meines Verwalters. Die Bedingungen sind so, wie wir sie abgesprochen haben, Hinata, und die Laufzeit beträgt erst einmal fünf Jahre. Für diese Zeit bist du also für sämtliche Inspektionen und Reparaturen verantwortlich.“

Naruto blieb ganz ruhig und tat so, als bemerkte er weder Hinatas Verblüffung noch Lees Erleichterung.

„Für mein Privatauto müssen wir noch einen gesonderten Vertrag aufsetzen.“ Naruto blickte auf seine Uhr. „Es tut mir Leid, dass ich so wenig Zeit habe, aber ich muss zu einer Besprechung. Hinata, könntest du bitte gleich unterschreiben?“

Hinata blickte ihn sprachlos an. Wovon redete Naruto überhaupt? Er hatte nie auch nur mit einem Wort angedeutet, dass er ihr einen Wartungsvertrag anbieten wollte, weder für seine landwirtschaftlichen Geräte noch für die beiden Privatfahrzeuge. Sie musste träumen. Sie schloss die Augen. Wenn sie diese wieder öffnete, würde sie merken, dass ihre Phantasie ihr einen Streich gespielt hatte. Sie öffnete die Augen wieder: nichts hatte sich geändert.

„Naruto“, sagte sie mit etwas unsicherer Stimme. Aber noch bevor sie ihn fragen konnte, was, in aller Welt, das ganze Theater zu bedeuten habe, kam Rock Lee ihr zuvor.

„Naruto, verstehe ich richtig, dass du Hinata einen Exklusivvertrag für die Wartung deines gesamten Maschinenparks geben willst?“ fragte er aufgeregt.

Naruto zuckte die Schultern. „Sie hat das günstigste Angebot abgegeben, und ist obendrein der beste Mechaniker, den ich kenne. Übrigens, Hinata hat mir gegenüber erwähnt, dass sie momentan recht knapp an Barmitteln sei. Ich habe ihr vorgeschlagen, etwas Kapital in ihre Firma zu investieren, so dass der Bankkredit auf alle Fälle abgesichert ist.“

Rock Lee strahlte, als hätte er das große Los gezogen. Hinata konnte immer noch nicht begreifen, was hier eigentlich passierte.

„Wenn du hier bitte unterschreiben würdest.“ Naruto zeigte auf den Vertrag und reichte Hinata den Füllfederhalter. „Lee kann dann gegenzeichnen. Wenn ihr euch beeilt, komme ich vielleicht sogar noch pünktlich zu meinem Termin.“

Wie in Trance folgte Hinata Narutos Anweisung. Der Füller war noch warm von seiner Hand. Die Hand, die sie so zärtlich gestreichelt, so leidenschaftlich berührt hatte. Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie errötete. Durch eine kräftige Kopfbewegung erreichte sie, dass ihr das Haar ins Gesicht fiel. So konnten die Männer wenigstens nicht merken wie aufgewühlt sie war. Doch sie war überzeugt, dass Naruto sah, wie stark ihre Hand beim Schreiben zitterte.

Hinata hatte nicht die geringste Ahnung, was Naruto mit seinem Täuschungsmanöver bezweckte. Warum machte er der Bank etwas vor? Warum tat er so, als bestünde zwischen ihnen ein Vertragsverhältnis? Warum wiegte er Rock Lee in falscher Sicherheit? Hinata wusste, dass sie diese Fragen stellen sollte, aber sie fand nicht die Kraft dazu. Das hatte nichts mit ihrer beruflichen Karriere zu tun, die war für sie plötzlich zweitrangig geworden. Es hatte damit zu tun, dass sie Naruto liebte, und er sie ohne weiteres dazu bringen konnte, es zu gestehen. Sie sah sich in Gefahr, um seine Liebe zu betteln.

Rock Lee unterschrieb den Vertrag zufrieden lächelnd. Er war äußerst erleichtert, dass die Angelegenheit doch noch einen glücklichen Ausgang genommen hatte, nicht nur für Hinata, sondern natürlich auch für die Bank.

Naruto packte die Verträge wieder in seinen Aktenkoffer. Mit einem kurzen Blick in Hinatas Richtungverabschiedete er sich und verließ die Werkstatt.

„Warum haben Sie mir denn nicht gleich gesagt, dass Naruto Uzumaki Ihnen diesen dicken Auftrag gibt?“ fragte Lee und drehte sich zu Hinata um. Sie konnte nicht antworten. Sie konnte nur hilflos lächeln und sich bemühen, die Tränen wenigstens so lange zurück zu halten, bis er gegangen war.
 

Es dauerte eine ganze Weile, bis sich Hinata wieder einigermaßen gefasst hatte. Mit aller macht musste sie die Gedanken an Naruto verscheuchen. Naruto, der in seinem teuren dunklen Anzug so attraktiv, so männlich ausgesehen hatte. Naruto, der so völlig unerreichbar für sie war.

Hinata überlegte fieberhaft, was ihn wohl zu seinem ungewohnt großzügigen Verhalten veranlasst haben mochte. Wollte er ihr helfen, damit sie die Werkstatt behalten und den Traum von einer selbstständigen Existenz verwirklichen konnte? Oder hatte er etwas anderes im Sinn?

Plötzlich kam sie darauf: Naruto wollte ihr Schweigen erkaufen. Er übernahm ihre Schulden, damit sie den Mund hielt! Hatte er es nicht von Anfang an klargemacht, dass niemand von der gemeinsamen Nacht erfahren durfte?

Allein der Gedanke verursachte Hinata Unwohlsein. Naruto wollte sich also freikaufen. Er wollte sie auszahlen wie eine… Zu ihrer Übelkeit gesellten sich jetzt Wut und Empörung. Das würde sie ihm heimzahlen! Sollte er doch mit seinem verdammten Vertrag bleiben, wo der Pfeffer wächst!

Sie würde lieber in der Gosse verhungern, lieber ihre geliebte Werkstatt und obendrein ihre Unabhängigkeit opfern, als sich derart behandeln zu lassen! Wie konnte er das nur wagen? Für wen hielt er sich eigentlich?

War ihm das, was zwischen ihnen gewesen war, so unangenehm, dass er sich ihr Schweigen erkaufen musste? Waren ihm die Erinnerungen, die für sie die schönsten ihres Lebens waren, einfach nur peinlich? Hinata schluckte mühsam.

Sie hatte ihre Werkstatt mit hohem Einsatz aufgebaut. Der Entschluss, ihre ehrgeizigen Pläne endgültig aufzugeben, fiel ihr wirklich nicht leicht. Aber sie konnte Narutos Hilfe nicht annehmen, weil diese aus falschem Motiv angeboten wurde. Ihr Stolz ließ nicht zu, sich für Liebe bezahlen zu lassen.

Entschlossen nahm Hinata die Kundenliste zur Hand, die sie für die Unterredung mit Rock Lee vorbereitet hatte. Mit unsteten Fingern wählte sie die erste Nummer.

Zwei Stunden spätere hatte sie es geschafft. Jedem einzelnen Kunden hatte Hinata persönlich mitgeteilt, dass sie schließen werde. Jetzt musste sie nur noch die Konten auflösen und mit den restlichen Barmitteln und ihren privaten Ersparnissen den Kredit tilgen. Dann würde sie weitersehen.

Hinata straffte die Schultern. Für die Übergangszeit würde sie sich irgendeinen Job suchen, um dann ein Studium oder eine Berufsausbildung zu beginnen. Bestimmt würde sie eine weibliche Betätigung finden, mit der sie sich anfreunden konnte. Blicklos sah sie aus dem Werkstattfenster auf den Hof. Tränen liefen ihr über die Wangen.

Damals, als sie die Werkstatt eingerichtet hatte, war sie so voller Begeisterung gewesen. Sie hatte unerschütterlich an sich, aber auch an die Aufgeschlossenheit ihrer Mitmenschen geglaubt. Sie war felsenfest davon überzeugt gewesen, ihnen beweisen zu können, dass eine Frau ein ebenso guter Mechaniker sein konnte, wie ein Mann. Und sie, Hinata, war Spitze in diesem Beruf. Dran gab es nichts zu rütteln. Aber an männlicher Überheblichkeit und tief verwurzelten Vorurteilen gab es anscheinend gleichfalls nichts zu rütteln.

Sie würde es natürlich ihrer Familie mitteilen müssen. Zuerst Neji und Tenten, dann ihrem Vater. Vielleicht war es auch gut so, dass es jetzt passiert war, da Neji und Tenten ein Baby erwarteten. Es war der richtige Zeitpunkt, sich aus der familiären Bindung zu lösen und auf eigene Füße zu stellen. Erneut rannen die Tränen.

Bevor sie der Mut gänzlich verließ, nahm Hinata ihre Ausfertigung der Verträge, riss sie zweimal durch, steckte sie in einen Umschlag und adressierte ihn an Naruto. Er würde sich seinen Teil denken können. Genau wie auch sie keine Erklärung gebraucht hatte, um Narutos Handeln zu verstehen.
 

Was willst du tun?“ Neji war so erschüttert, dass er Hinata nur fassungslos anblicken konnte, als sie ihm und Tenten die Neuigkeit beim Abendessen eröffnete.

„Ich will es nicht tun, ich habe es bereits getan“, berichtigte Hinata ihren Bruder. Sie wagte es nicht, ihn dabei anzusehen. Sie tat so, als wäre sie mit dem Essen auf ihrem Teller beschäftigt.

Tenten, die hinter ihr stand, winkte ihrem Mann warnend zu. Auch sie war von Hinatas Entschluss tief betroffen. Aber nach einem Blick in das verzweifelte Gesicht ihrer Schwägerin hatte sie eingesehen, dass im Moment jede Diskussion sinnlos war.

„Es geht ihr alles sehr nahe“, meinte Tenten zu Neji, als sie alleine waren. Hinata hatte sich wieder in die Werkstatt zurückgezogen. Sie wollte ein Inventarverzeichnis anlegen, um die gesamte Einrichtung zum Verkauf anzubieten.

„Das kann man wohl sagen!“ Neji fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Ich verstehe wirklich nicht, weshalb sie so stur ist. Warum hat sie es nicht in aller Ruhe mit uns besprochen? Wir hätten bestimmt einen Weg gefunden.“

„Vielleicht wollte sie die Entscheidung allein fällen.“ Tenten blieb im Gegensatz zu ihrem Mann ganz ruhig.

„Aber diese unglückselige Werkstatt war doch ihr ein und alles!“ Neji war immer noch ganz durcheinander. „Es will mir einfach nicht in den Kopf, wieso sie plötzlich das Handtuch schmeißt!“

„Vielleicht hat sie entdeckt, dass es in ihrem Leben etwas wichtigeres gibt“, versuchte Tenten ihrem Mann auf die Sprünge zu helfen. Sie lebte Neji wirklich über alles, aber was weibliche Gefühlsregungen betraf, besonders die seiner Schwester, war er äußerst schwer von Begriff. Diese Tatsache wurde durch seine folgende Frage nachdrücklich unterstrichen.

„Du meinst, Kiba hat sie dazu gezwungen, die Werkstatt aufzugeben?“ Neji blickte sie verwirrt an. „Natürlich, er hat sich nie richtig damit anfreunden können, aber…“

„Kiba mag vielleicht bei ihrer Entscheidung eine Rolle gespielt haben, der wahre Grund liegt aber woanders.“

Neji schüttelte den Kopf. Was wollte Tenten denn damit sagen? Frauen! Niemand verstand, was in ihnen vorging.
 

Narutos Besprechung war sehr erfolgreich verlaufen. Er flog noch am selben Abend nach New York, um die Übernahme einer Firma vorzubereiten, in der er schon die Aktienmehrheit besaß. Während sein Jet den Atlantik überquerte, war zu Hause ein Brief für ihn unterwegs. In dem Postsack, der gerade auf das Förderband geworfen wurde, befand sich der Umschlag von Hinata. Der Vertrag, mit dessen Ausarbeitung er sich solche Mühe gegeben hatte und auf den er so stolz gewesen war, war nichtig. Er bestand nur noch aus Fetzen.
 

Hinata ist doof… und Naruto auch… Total bescheuert, alle beide… aber ich schreibe den Scheiß hier ja xDDDDDDDDD

Nebenbei bemerkt: Es wird noch ein langes Kapitel geben, in dem Kiba dann auch zum ersten und einzigen Male in dieser FF auftaucht… und zwei kurze, die erst ein ganzes werden sollten, aber…. Neeeee mehr, verrate ich noch nicht^^

LG K-Ryu



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Kommentare zu diesem Kapitel (30)
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Von: abgemeldet
2008-06-03T17:37:41+00:00 03.06.2008 19:37
Ich kann mich nur wiederholen was das mit Naruto&Hina-chan betrifft.-.-
Was jetz wohl passiert wenn Naruto weg is. -.°
Von: abgemeldet
2008-03-26T22:28:18+00:00 26.03.2008 23:28
Endlich geht es weiter!!! Hab jeden Tag nachgeguckt. Hinata ist wirklich doof. Naruto gibt sich solche Mühe mit dem Vertrag und Hinata macht´s kaputt. Schreib bitte schnell weiter. Schickst du mir bitte einen ENS, wenn es weitergeht?
Von: abgemeldet
2008-03-24T08:57:05+00:00 24.03.2008 09:57
wuhuuuuu^^
endlich isses weitergegangen und es war wie immer hervorragend und super toll :)
Schreibstil ist sehr gut, die story ist genial... was will man mehr
ich freu mich schon auf die fortsetztung

Murthag
Von: abgemeldet
2008-03-22T17:44:36+00:00 22.03.2008 18:44
Was machen die Beiden denn da -_-#
*kopfschüttel*
Beide lieben sich ja und trotzdem...
Naru will Hina Hilfe anbieten und sie versteht es falsch o____o

Und jz will Hina noch ihre Werkstatt aufgeben????
Hilfe! Ob aus ihnen noch was wird?

*sich beruhig*
Jedenfalls wieder einmal ein gelungenes Kapi ^^
Freue mich schon auf Kiba ^-^
und bin gespannt wie es weiter geht

Danke für die ENS ^^

Lg Maki
Von:  Tonja
2008-03-22T16:04:10+00:00 22.03.2008 17:04
*wütend auf Naruto und Hinata losgehen will*
WAS MACHT IHR BEIDE FÜR EIN S****?
*den Kopf schüttelt*
*sich dir zu wendet*
Das Kappi ist echt klasse.
Ich bin schon gespannt, was Naruto jetzt macht und was Hinata darauf antworten wird.
Bye Tonja
Von: abgemeldet
2008-03-22T13:16:28+00:00 22.03.2008 14:16
juhuu^^
schön dass es endlich weiter geht!
uiii - die beiden sind ja sooo dumm!!!
bitte bitte schreib schnell weiter^^

lg cicia
Von:  corva-chan
2008-03-22T13:01:16+00:00 22.03.2008 14:01
Das Kapietel ist wieder super.^^
Ich hab mich so gefreut, dass du endlich weiterschreibst. Ich freu mich schon auf das nächste Kapietel.
Von:  apple_
2008-03-21T21:14:25+00:00 21.03.2008 22:14
haii..
das chap is echt geil..
men die beiden checken echt nix -_-
freu mich schon aufs näcshte chap..
und dnake für die ens..

ps. hab meinen namen von _-JennY-_ in jennilicious geändert^^
Von:  narutofa
2008-03-21T14:40:26+00:00 21.03.2008 15:40
ein super kapitel ist nur dumm das naruto und hinata an einnander vorbei denken
Von:  Hangeng
2008-03-21T12:20:28+00:00 21.03.2008 13:20
nein wie geil... hach ich hab eben erst bemerkt das ich deine ff ja auf meiner favo hab^^ sorry, aber da mein pc ne ganze weile ziemlich gespinnt hat, hab ich bei freunden ffs rausgesucht und sie dann doch nich gelesen^^ aber jetzt hab ich deine gelesen^^ die ist ja sowas von cool^^ hätte eher ten den job als mechanikerin zugetraut^^ aber hiona steht ja auch etwas auf der leitung, nur ein klein wenig^^ auf jeden fall sehr schön^^ mach weiter so^^ bekomm ich dann beim nächsten mal auh ne ens?? muss nich aber dann denk ich auf jeden fall dran^^ hehe bis dahin, lg akii-chan

ps: hast echt nen schönen schreibstil^^ gefällt mir echt gut!!


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