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Glaubst du...

...mir?
von

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Abkühlen

„Gut. Ich freue mich schon.“ Was für ein makaberer Satz. Ich weiß das und trotzdem kann ich nicht umhin, das zu sagen, denn es bedeutet nichts weiter als ein Friedensangebot. 'Lass uns das hier schnell beenden!“, sollte es heißen. Bin ich einverstanden. Denn selbst wenn wir wollten, könnten wir niemals ein geregeltes Verhältnis haben, egal welcher Art. Dazu sind wir zu verschieden. Ich nehme mir eine Rolle Pergament, und beginne Malfoy zu berichten, wie die Mortempler sich heute verhalten hat, wie ich sie gepflegt habe. Und dann, zwischen Verwandlungshausaufgaben und dem Abendessen, fragt er mich: „Sie sind alle gestorben, oder?“ Ich blicke von meinem Protokoll auf. „Wer?“ Ich weiß, wen und was er meint, aber...vielleicht ist es nicht so... doch.

„Deine Freunde.“

Es ausgesprochen zu hören, beschließt es. Viele haben darüber gesprochen, seit es vorbei ist, doch keiner hat mich gefragt. Ich habe mich vor der Presse versteckt und niemanden an mich heran gelassen. Und jetzt, hier, an diesem wunderschönen Abend, spricht er es aus, und all der Schmerz, den ich seit Monaten zu verdrängen versuche, kommt zurück, so plötzlich und heftig, dass es mir die Tränen in die Augen treibt. Ich versuche, es zu unterdrücken... Wie peinlich, einfach so zu weinen, ohne Grund, vor dem Menschen, vor dem lebenden Menschen, den ich am meisten hasse... Doch es funktioniert nicht. Ich sitze da und vergrabe mein Gesicht in den Händen, damit er sie nicht sieht. Ich bemühe mich, meinen Körper ruhig zu halten, es nicht schlimmer zu machen, als es ohnehin schon ist. Er schweigt. Verlegen. Oder freut er sich heimlich, wieder einen kleinen Sieg über mich errungen zu haben?

Ich lege meine Aufzeichnungen zur Seite.

„Am besten leihst du sie mir, Potter“, sagt Malfoy plötzlich.

Und ich weiß noch nicht einmal warum. Will er noch mehr Triumph?

Doch dann spüre ich seine Hand auf meiner Schulter, die Geste, die ich gestern auch schon ausgeführt habe, ein einfaches: Ich bin da. Egal, was gerade gewesen ist. Lassen wir es beiseite und geben wir uns dem Augenblick hin. Ich weiß nicht, wann er es gelernt hat, aber es ist auf jeden Fall gut.

Ich wische die Tränen weg. „Entschuldigung. Ja, sie sind tot.“

Er wusste es schon vorher, wollte es nur noch einmal genau wissen. Hat ihn das letzte Jahr wirklich so verändert? Einen 'besseren' Menschen aus ihm gemacht? Ich kann es hoffen. Denn dann.... habe ich vielleicht noch ein wenig Ruhe in diesem Schuljahr, kann mich darauf vorbereiten, ein Leben zu leben, das ich nicht mehr will...

Er muss einsehen, da es taktlos war, zu fragen, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass es ihn stört.

Das ist in Ordnung. Ich mag ihn nicht, er mag mich nicht, eigentlich hassen wir uns. Was gerade passiert sind die Auswirkungen von etwas, dass wir beide nicht fähig sind , zu ertragen, und morgen wird alles wieder so sein wie vorher, morgen, wenn wir Zeit hatten, unsere Masken aus eisernem Schweigen zu reparieren. Dann können wir das hier vergessen. Und ich die Wunde heilen lassen, die er erneut wieder aufgerissen hat.

Ich gebe ihm das Blatt. „Morgen.“

Er nimmt es und macht Anstalten zu gehen. „Aber Potter?“ Wenn er etwas sagt, ist es endgültig. Eine Sache, die ich nicht sehr schätze.

„Du brauchst Freunde.“
 

Ich erwache, mit diesem Satz im Kopf.

Ja, ich brauche Freunde, aber letztendlich bin ich nicht daran interessiert, mich mit jemandem abzugeben, der mich wegen meiner Taten mag- bewundert... ich will niemanden, der mich bewundert, denn ich bin der, der am wenigsten getan hat. Ich bin einfach geboren worden, und war da. Das war es- Voldemort ist gestorben.

Zumindest kommt es mir jetzt so vor. Ich weiß, dass viel Schweiß, Tränen und Blut dahinter stecken, doch mein Verstand will dies gerade nicht wahrhaben.

Ich will mit niemandem befreundet sein, der noch lebt- Ich will sie zurück.

Wie kann es sein, dass ich nach Hogwarts zurückkehre und der Einzige mit dem ich rede ist mein Erzfeind, mein meist gehasster Draco Malfoy?

Auch wenn er sich sehr verändert zu haben scheint, ich kann ihn nicht leiden. Zu viel steht zwischen uns...

Doch er ist der Mensch, der mich am besten versteht. Genauso, wie ich ihn verstehe.

Das macht alles noch schlimmer.

Ich quäle mich aus dem Bett, am dritten Tag des Schuljahres schon unmotiviert.

Wunderbar. Ich liebe mein Leben. Warum beende ich es nicht einfach? Warum gehe ich ihnen nicht hinterher?

Weil ich zu feige bin? Weil auch ich irgendwo tief in meinem Unterbewusstsein denke, dass der Tod doch das Schlimmste ist, das mir passieren kann, wider besseren Wissens?

Der Tag vergeht. Der nächste Tag vergeht auch.

Sie beginnen, sich aneinander zu reihen, und ich beginne, zu funktionieren, und meine Gedanken auf meinen Alltag abzustimmmen. Sie hätten es nicht gewollt... dass ich mich aufgebe, wenn sie sterben...

Oder?
 

Die nächste Stunde Kräuterkunde kommt.

Ich gehe am Morgen hinunter zu den Gewächshäusern. Sieben Mal habe ich Malfoy die Zettel gegeben, um eine ähnliche Szenerie zu vermeiden. Sieben mal habe ich darüber nachgedacht, ob Menschen sich wirklich verändern können.

Die Rivalität und die Sticheleien zwischen uns scheint es auf einmal nicht mehr zu geben. Es gibt nur noch Schweigen und den Drang, schnellstmöglich zu gehen. Ihn nicht mehr zu sehen, den, der mich so an mich selbst erinnert.

Und irgendwie vermisse ich es. Im Moment ist es einfach nur bedrohlich.

Die meisten Schüler sind noch nicht da, so wie jeden Morgen. Ich vertiefe mich noch einmal in eine Schulbücher, was kann ich denn schon anderes zu tun?

„Potter.“ Macht sich da auf einmal eine Stimme bemerkbar. Eine Stimme, die uns allen sehr bekannt ist. Ich blicke auf. Vor mir steht der bekannteste Slytherin nach Tom Riddle. Er sieht mich an und hält mir die Blätter entgegen, die er von meinem Protokoll abgeschrieben hat. „Sieh das durch!“ Es dauert zwei Sekunden, bis die Botschaft zu mir durchgesickert. „Nein.“

Woher nimmt er die Vorstellung, ich würde auf sein Wort hin seiner Hausaufgaben korrigieren?

„Tu es. Du hast schließlich die Pflanze gehabt!“

„Genau deswegen werde ich es nicht tun! Bist du nicht einmal in der Lage, etwas richtig abzuschreiben, Malfoy?“ Das sieht er als Beleidigung. Gut, es war sicher kein Kompliment, doch...“Bei deiner grauenvollen, verkrüppelten Handschrift nicht, Potter...“ Warum erinnere ich mich jetzt an hunderte solche Momente? Spannungen zwischen Feinden, Menschen, die sich niemals werden mögen können, und man merkt es ihnen deutlich an.

Ich hätte Lust, die Blätter einfach der Mortempler ins Maul zu schieben, doch ich tue es nicht. Das würde uns nur unnötigen Ärger bekommen. Apropos Mortempler- die regt sich gerade, öffnet ihre Blütenblätter und sieht recht aggressiv aus. Als hätte sie- Hunger. Dabei habe ich sie doch mit Wurst gefüttert, als wir Frühstück hatten. Nicht gut. Malfoy scheint es nicht bemerkt zu haben.

Ein paar Schüler schauen aufmerksam in unsere Richtung, und ich lasse mich einige Sekunden von ihnen ablenken- da passiert es. Nicht dass es SO spektakulär wäre, doch es hat für mich ja ungeahnte Folgen. Also darf ich es ruhig ungewöhnlich stark hervorheben.

Die Mortempler spuckt Feuer- Und trifft Malfoys Hand. Nicht direkt, doch die Hitze ist so groß, dass er aufschreit, die Blätter fallen lässt und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Arm hält.

Ich reagiere geistesgegenwärtig, obwohl ich kaum zu einer klaren Wahrnehmung fähig bin und ziehe seine Hand in einen Eimer mit kaltem Wasser. Eigentlich sollten die Blumen damit gegossen werden. Doch das ist nun nebensächlich: Malfoy seufzt erleichtert, das Wasser scheint ihm gut zu tun. Jemand muss ihn in den Krankenflügel bringen. Ich sehe mich um. Die anderen Schüler haben sich bereits wieder abgewendet und kümmern sich nur um ihre eigenen Belange. Es scheint, als müsste ich diese Aufgabe übernehmen. Ich drücke ihm den Eimer in die andere Hand.

„Wir gehen zu Madame Pomfrey!“, sage ich und hoffe, dass er keine Widerrede leistet, doch-

„Mach dir nur keine Umstände, Potter.“

Das hat mir gerade noch gefehlt. Will man ihm helfen, faucht er einen an. Das macht mich wütend, doch ich besinne mich gerade noch rechtzeitig auf seine verbrannte Hand. „Egal. Komm mit.“ Dann fasse ich ihn am Arm und ziehe ihn zum Schloss zurück. Mein Projektpartner beginnt zu zetern, doch ich ignoriere ihm geflissentlich. Streiten können wir uns später immer noch. Schließlich sind wir noch ein ganzes Jahr hier, da sollte uns genug Zeit bleiben.

Vermutlich wird Professor Sprout es mir vergeben, wenn ich Malfoy wegen zu spät komme- oder auch nicht. Selbst die Lehrer scheinen ein Feindbild gegen den ehemaligen Todesser aufgebaut zu haben. Das stört mich. Sollten sie nicht eigentlich neutral sein? Gerade als Außenstehende, nie haben sie sich am Kampf gegen Voldemort beteiligt, also woher nehmen sie das Recht über IRGENDJEMANDEN zu urteilen? Es ist zumindest verwunderlich, dass ich Malfoy helfe- aber was solls. Da es niemand sonst tut... Und schließlich liegen Liebe und Hass ja nahe beieinander...

Doch das ist ein abwegiger Gedanke.

Wir erreichen das Schloss ohne eine größere Auseinandersetzung.

„Warum tust du das?“, fragt Malfoy, als wir durch das Eingangsportal schreiten. Was denkt er denn? „Soll ich dich jetzt da stehen lassen, mit einer Verbrennung fast dritten Grades?“ Mir ist bewusst, dass er mit solchen Angaben vermutlich wenig anfangen kann, doch er weiß wohl am Besten, wie sehr es schmerzt. „Nein, aber...“

„Glaubst du nicht, dass wir nachher noch genug Zeit haben, um uns über meine höchst ordentliche Handschrift zu streiten?“ Er knirscht mit den Zähnen.

„Es gibt Dinge, die wichtiger sind, als persönliche Empfindungen.“ Davon kann ich vermutlich ein Lied singen. Und ein Menschenleben ist es sowieso. Oder viele Menschenleben. Was sind schon die ganzen Menschen, die nun glücklich sind, auch wenn ich alles verloren habe? Letztendlich geht es nur um sie, und ich bin unwichtig. Und jetzt geht es um Draco... Malfoy. Was ich über ihn denke und für ihn fühle, ist unwichtig. Es geht darum, das er darüber zu urteilen, ob es gut war, dass die Mortempler ihn verbrlebt, und atmet und dass er es verdient hat, das es ihm gut geht. Es steht uns nicht zu annt hat oder nicht. Ich gehe mit ihm die Stufen zum ersten Stock hinauf. „Danke“, meine ich zu hören und ein warmer Schauer läuft mir über den Rücken. Ich mag dieses Wort. Es sagt mir, das das, was ich getan habe, nicht umsonst war. Ich schüttele den Kopf, nur um anzudeuten, dass es nicht der Rede wert ist. Ich glaube, ich würde ihm das Leben retten- obwohl- das sowieso. Schließlich habe ich darin ein wenig Übung.

Jetzt bin ich wütend.

Ich sollte mich lieber schnell wieder abregen.

Wir kommen an und Poppy- wie sie auch unter Schülern gerne genannt wird- eilt uns entgegen. „Mister Malfoy! Was ist geschehen?“ Ich schildere ihr die Sache kurz, nur weil ich denke, dass Draco-- Malfoy es bestimmt nicht wirklich mitbekommen hat.

Und ich sollte etwas dagegen tun, seine Gegenwart als 'normal' zu empfinden. Aber dieses nur nebenbei.

Sie gibt uns eine Tube mit einer Salbe. „Dr. Martens kühlstes Verbrennungsgel“, steht darauf.

„Ich muss leider sofort wieder los. Mister Potter, wenn sie Mister Malfoy dabei behilflich sein könnten, seine Hand ein zu cremen, wäre ich ihnen sehr verbunden...“ Damit eilt die Heilerin aus dem Raum. Warum eigentlich?

Noch eine Frage, die ich mir später stellen werde. Ich nehme ein Handtuch von irgendwoher und beginne, Malfoys Hand abzutrocknen. Warum ich das tue, weiß ich nicht, er könnt es eigentlich auch selbst. Er hat wahrscheinlich meinen Helferinstinkt geweckt- so bin ich halt. Gryffindor. Dann öffne ich die Tube und streiche das Gel vorsichtig auf die Haut. Vielleicht wirkt es ja schnell. Malfoys Finger sind feingliedrig. Klavierspielerhände. Doch ich denke, er weiß nicht einmal, was ein Klavier ist. Schade eigentlich. Er hätte bestimmt Talent.

Er lässt mich machen und sieht aus, als wäre er nicht unzufrieden mit der Lage. Versteh ihn einer. Erst macht er so ein Theater und dann schließt er die Augen und driftet ab.

Ich lächle. Er sieht gut aus, das muss ich ihm lassen. Und wenn er die Augen schließt, vollkommen entspannt ist, würde ich sogar soweit gehen zu behaupten, er sei schön. Zu einer anderen Zeit würde er in Mädchen ertrinken.

Ich denke, ich sollte jetzt wieder zu Kräuterkunde gehen. Malfoy wird einfach hier bleiben, bis die Salbe anfängt zu wirken. Doch als ich mich erheben will, öffnet er die Augen.

„Es klingt vielleicht etwas dämlich...aber...“, fängt er einen Satz an. Mir will nicht aufgehen, wie er endet und so frage ich: „Aber?“

„...Kannst du noch bleiben?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Attika
2008-07-29T14:34:22+00:00 29.07.2008 16:34
ahh..wie niedlich...
hach..und du schreibst ooo toll*schnurr*
Von:  Neville
2007-07-30T21:17:38+00:00 30.07.2007 23:17
>>Und schließlich liegen Liebe und Hass ja nahe beieinander...<<
Hast du das aus dem Douji: Die Kammer der Liebe ?
ich bin hier zuhause fast nur beim quietschen ^^
das mit den Klavierspielerhänden fand ich au toll !!
Von:  PA
2007-06-27T20:31:07+00:00 27.06.2007 22:31
nein wie geil, das ende is ja sweet wie er dann ncoh fragt "kannst du bleiben?", ich sehs richtig vor mir nein wie cool^^ du bsit ein geniale autorin^^
Von: abgemeldet
2007-06-27T14:16:29+00:00 27.06.2007 16:16
oh wie süüüß das ende is^^
echt super
schreib ganz schnell weiter
Von:  Flaming_Star
2007-06-26T20:33:48+00:00 26.06.2007 22:33
das ist genial!
bitte sag mir bescheid wenn du weiter schreibst!!

kizzal*


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