Zum Inhalt der Seite

Glaubst du...

...mir?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Feuer

Ich sinke neben ihm ins Gras.

“Also, wir haben uns heute in Sessel verwandelt...Schau er, ich zeig dir, was du tun...“, will ich beginnen, doch er unterbricht mich abrupt. „Potter! Geh weg! Lass mich in Ruhe mit deinem Gefasel. Und wenn du dich über mich lustig machen willst, dann tu es gefälligst morgen!“ Er ist wütend, seine Stimme zittert. Er wird gleich in Tränen ausbrechen, ich weiß es. Ich kenne es von mir. „Krieg dich ein, Malfoy. Nichts ist passiert, okay?“, möchte ich sagen, doch ich höre einen unterdrückten Schluchzer seinerseits.

Oh nein, er weint. Was soll ich jetzt tun?

Etwas unbeholfen lege ich meine Hand auf seine Schulter. Ich kann mir denken, dass ich der Falsche bin, um ihm Trost zu spenden, doch ich bin der Einzige, der hier ist.

„Was ist los?“, frage ich, meine Stimme klingt mitfühlender, als ich glaubte. Er hebt den Kopf ein wenig, Tränen laufen über seine Wangen, doch er sieht immer noch zornig aus. „Potter...Du verstehst doch gar nichts! Weißt du, wie es ist, wenn dir alle den Rücken zuwenden? Obwohl sie dir versicherten, dass sie ewig auf deiner Seite stehen würden? Dich lieben? Das glaube ich nicht. Ihr seid doch...“ Er spuckt das Wort förmlich aus. „Loyal!“ Ich lache bitter auf. Solange sie keine Verräter sind...wie Snape. „Nein, aber ich weiß wie es ist, wenn dich niemand liebt, Malfoy. Wenn niemand mehr da ist, um dich auch nur anzulügen!“ Er schweigt einen Augenblick, sein Körper zittert. „Und? Was ist schlimmer?“ Das kann ich nicht beurteilen. Vielleicht hängt es von unserem Naturell ab. Wie weit wir von unseren Mitmenschen abhängig sind.

In diesem Moment kann ich einfach keinen Hass auf ihn verspüren. Es geht nicht. Weil er mit so klein und verletzlich vorkommt, wie ein Kind. Deswegen bin ich zu einer fast freundschaftlichen Geste fähig. „Willst du mit mir reden?“ Sein Blick wechselt in ungläubiges Erstaunen. „Mit dir? Warum? Wir hassen uns. Was soll das? Willst du dich über mich lustig machen?“ Ich schüttele den Kopf. „Ich bin nun mal der Einzige, der gerade da ist.“ Das ist es. Um uns liegen die Ländereien still, nur der Wind regt sich noch.

Und dann beginnt er zu erzählen.

Nachdem Snape Dumbledore getötet hat, flohen die beiden nach Schottland. Nicht nur er kannte sichere Verstecke, auch der Dunkle Lord hatte Mittel und Wege, sein treuen Anhänger zu schützen. Der ehemalige Lehrer für Zaubertränke war wütend. Sehr wütend auf Draco. Dass er diesen Auftrag nicht ausführen konnte. Dass der ganze Plan kaputt sei. Doch der Dunkle Lord verzieh Draco- er hatte ihm eine neue Rolle zugedacht, in der finalen Schlacht, wie er es nannte, die bald hatte folgen müssen. Die Lage hatte sich drastisch zugespitzt, nachdem ich die Schule verlassen hatte. Und so musste Draco lernen, grausam zu sein- Ein Schicksal, dass alle Todesser früher oder später ereilte.

Seine Eltern hatten einen gewissen Stolz ihm gegenüber empfunden, hatten sie ihm über Umwege mitgeteilt, und auch die Eltern seiner Freunde hatten ihm ihre Bewunderung oder ihren Hass ausgesprochen.

Und dann war der finale Angriff Voldemorts erfolgt, sein letzter Versuch, Harry und die anderen auszuschalten. Draco hatte ihm helfen sollen. Und er hatte alles erdenkliche getan...nur um an dem einen Abend, an dem auch ich um mein Leben focht, alles zu verlieren. Seine Eltern, seinen Herren, seine Freunde...Das er nicht in Askaban gelandet war, war ein reines Justizverbrechen.

Doch nun war er hier, fast sicher vor dem Mob, einer Verfolgung oder Verurteilung. Doch glücklich kann sich keiner von uns beiden nennen. Denn wir haben alles verloren, egal auf welcher Seite wir standen.

Im Moment ist Mitleid das einzige Gefühl, dass ich für ihn aufbringen kann. Es ist, als könnte ich fühlen, wie es ihm geht. Und kann ich es nicht? Ich habe auch niemanden mehr, der mir sagen könnte, was zu tun ist, der mich liebt.

Ich lege meine Hand auf seine Schulter, einfach um ihn wissen zu lassen, dass ich noch da bin. „Ich weiß es...“, murmele ich.

Doch er fährt hoch. “Gar nichts weißt du, Potter, denn du standest immer auf der richtigen Seite. Du wurdest immer bejubelt. Niemand hat dich je verachtet, weil du das getan hast, was dein Instinkt dir riet, was du für richtig hieltest. Das ist heuchlerisch!“

Seine Anschuldigungen verletzen mich. Ich kann verstehen, dass er mich hasst, aber kann er meinen Trost nicht annehmen, die Feindschaft kurz vergessen? Oder hat er Recht und ich weiß wirklich nichts? Das will ich nicht einsehen.

Ich gehe. Ohne ein weiteres Wort richte ich mich auf und mache mich auf den Rückweg zum Schloss. Er wird schon irgendwann mit dem rein werden. Wie ich es auch tun werde.

Nur wann?
 

Am nächsten Tag sieht die Welt nicht viel besser aus. Das Frühstück ist mir verhasst, doch ich bin viel zu hungrig, um es einfach ausfallen zu lassen. Außerdem sind meine Gedanken immer noch mit Malfoy beschäftigt. Und der richtigen Seite. Ist Voldemort wirklich nur der böse Machtgierige gewesen, für den wir ihn hielten? Oder war er einmal menschlich? Hat er jemals jemanden geliebt? Aufrichtig?

Die Prophezeiung sagt es nicht, aber sie ist auch nicht verbindlich.

War er jemals jemanden so nahe wie ich meinen Freunden? Oder war er immer so allein wie Malfoy, beobachtete die anderen, die glücklich lachten und ihre Späße trieben?

Ich wünsche mir, mehr zu wissen.
 

Kräuterkunde haben wir zusammen mit den Slytherins. Es ist, als könne ich die hasserfüllten Blicke spüren, die Malfoy mir zu wirft. Sie brennen Löcher in meinen Umhang. Ich pflege ein fleischfressendes Gänseblümchen (das nur deshalb für den Unterricht der siebten Klassen bestimmt ist, da es mit Vorliebe in Finger beißt). Doch dies ist nicht alles, was das Schicksal noch für mich bereithält.

„Ich möchte, dass Sie, bevor Sie ihren Abschluss machen, noch ein wenig Sinn für Gemeinschaftsgefühl und Verantwortung bekommen“, beginnt Professor Sprout am Ende der Stunde noch einmal. „Deshalb habe ich Ihnen diese Feuerspuckenden Mortempler mitgebracht. Ich bitte Sie, immer in Paaren zusammen zu gehen und sich einem dieser Exemplare anzunehmen. Maxwell, Glomm- Sie machen den Anfang!“ Es ist mir egal, mit wem ich zusammen gehen musste. Dieses Monster von einer Pflanze lässt einen alles vergessen, und bei seiner Pflege muss man aufpassen, dass man keinen lebensgefährlichen Verbrennungen davon trägt. Da werde ich noch ausreichend beschäftigt sein.

„Potter- Malfoy!“, tönt es da von vorne und ich frage mich auf einmal, ob es mir WIRKLICH egal war. Ich blicke zu ihm nach hinten. Er sieht aus, als wäre sein schlimmster Albtraum war geworden. Genauso fühle ich mich. Er ist das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann. Ich lasse mir ein Exemplar Mortempler in die Hand drücken und drängele mich nach hinten durch. Doch was soll ich jetzt sagen??

„Wann?“ Es ist besser, wenn ich mich auf so wenig Worte beschränke, wie mir möglich ist. Ich will auch gar nicht viel sagen, es ist schon viel zu viel geredet worden, gestern.

Er zuckt nur kurz die Schultern. „Du nimmst sie heute. Wir sehen uns nach dem Abendbrot am See, zum protokollieren.“

Das ist alles. Ich kann mich umdrehen und gehen, ohne das irgendein Verhältnis beschrieben oder ein Streit gesät werden kann. Anscheinend ist er nicht mehr darauf aus, einen Konflikt anzuzetteln, so wie früher.

Obwohl- wenn ich auf einem verlorenen Posten kämpfen würde, wollte ich auch unsichtbar sein.
 

Ich stelle die Pflanze auf das Fensterbrett im Schlafraum.
 

Ich will es hinter mir haben. Den restlichen Tag arbeite ich darauf hin, den Abend zu überleben und das Beste daraus zu machen. Meine Konzentration schwindet zusehends. Bald kann ich nichts mehr tun, nur ins Feuer starren, das im Gemeinschaftsraum brennt, und daran denken, was wohl passieren wird. Je länger ich über den gestrigen Tag nachdenke, desto mehr meine ich, Malfoy verstehen zu können. Die Grausamkeit und die Abscheulichkeit seines Herren sind mir durchaus noch bewusst, doch haben wir jemals daran gedacht, dass es ein 'danach' geben könnte? Das wir vielleicht unsere Zukunft verspielen, unser restliches Lebens mit einer Entscheidung, die wir aus dem Bauch heraus fällen? Haben wir überhaupt daran gedacht, dass es Überlebende geben könnte? Wenn auch nur wenige?

Das Übergehen zum Alltag ist unmöglich. Das habe ich schon gemerkt, als ich im Tropfenden Kessel saß, und versucht habe, Regelmäßigkeiten in mein Leben einzubauen. Schlafe um neun, gehe um zwölf einkaufen, iss um vier... Und es hat nichts gebracht, nicht konnte mich zumindest in Lethargie versetzen oder irgendwie zur Ruhe kommen lassen. Tagelang habe ich nur geweint. Und auch jetzt ist mir wieder danach, wenn ich daran denke, wie die sechs Jahre waren, die ich hier verbrachte, die Zeit, als ich noch ein Kind war, wo ich noch Illusionen von Liebe und Geborgenheit hatte, denen ich mich hingeben konnte.
 

Ich stehe auf, das hat keinen Sinn, ich kann nicht ewig in der Vergangenheit leben. Meine Existenz ist nicht beendet, ich habe noch viele Jahre Zeit, ich kann alles tun, was sie immer gewollt haben, ihre Träume leben...und sie niemals vergessen.

Die Abendluft ist kühl und die Brise duftet leicht süßlich.

Ich lasse mich ins Gras fallen und starre auf die Wasseroberfläche. Wird er bald kommen? Das Abendessen müsste doch.. ich will nicht ungeduldig sein, doch gegen meinen Willen bin ich es doch.

Es kostet mich einige Beherrschung, nicht auf und ab zu gehen

Ich will, dass es vorbei ist.

LOS!
 

„Potter. Tut mir Leid, dass ich spät bin.“ Es klang nicht im geringsten, als würde er es ernst meinen, aber da steht er, vor mir, eine Rolle Pergament und eine Feder in der Hand, neben mir regt sich die Mortempler, sie spuckt ein paar Funken in seine Richtung.

Er setzt sich mir gegenüber. „Wir bringen dies schnell hinter uns.“ Beidseitiges Einverständnis.

„Ach, und Potter? Es tut mir Leid, dass ich gestern so... unfair war. Das nächste mal werden wir uns richtig streiten.“

Und als ich daraufhin in seine Augen schaue, sehe ich... Aufrichtigkeit?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Attika
2008-07-28T22:51:23+00:00 29.07.2008 00:51
"das nächste mal werden wir uns richtig streiten"??..das is iwie..iwie is es ja cool..aba iwie au bekloppt*gg*
muss aba wieder sagen, wie toll du doch schreibst!!
Von:  Neville
2007-07-30T20:58:56+00:00 30.07.2007 22:58
oh gott...
is das schön...ich werde es mir ausdrucken xDD
Von:  PA
2007-06-27T20:22:47+00:00 27.06.2007 22:22
is voll cool geschrieben...könnte ewig weiterlesen, wenn du nich nur imma diese unpassenden unterbrechenungen machen würdest um ein neues kappi zu bigunnen, das brignt einem voll aus dem konzept^^ naja aba cih bin schon gespannt wies weitergeht^^ aba malfoy und "aufrichtigkeit" sowas gibs????o.O
Von:  Rejah
2007-06-22T15:53:27+00:00 22.06.2007 17:53
terve! -^.^-

ha, jetzt lese ich sogar eine ff von dir *muharhar*
und ich muss sagen, du hast wirklich talent dafür, dass sich jeder satz wie ein gedicht anhört *schmacht* aber es ist irgendwie anders, man (oder zumindest ich <___<) wollte immer weiter lesen und auf einmal ... ging es nicht mehr weiter! ;___;
und bis jetzt bist du sogar realistisch geblieben =3 bei den meisten draco/harry ffs geht es ja leider nach dem motto: 'ich liebe dich, du liebst mich, komm lass uns vögeln!' *räusper* ^^°
auf jeden fall bin ich gespannt wie's weitergeht ^^

LeCri

ps: *favo tu*
Von: abgemeldet
2007-06-18T12:34:19+00:00 18.06.2007 14:34
mhh. joah gar nicht schlecht
klingt echt interessant
bin gespannt wies weiter geht


Zurück