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Ima o Ikiro

KuroFay
von

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Unrestrained Desire

^_^ So, wie versprochen wieder ein etwas längeres Kapitel!

Danke euch allen für die lieben Kommentare >.< Das motiviert mich sogar an den sonnigen Tagen dazu mich vor den PC zu pflanzen und das Chapter zu überarbeiten ^_^
 

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„Es ist okay, ich verlange nicht, dass du...“ Kurogane ignorierte den Einwand, fuhr stattdessen mit seiner Erklärung weswegen er sich zu dieser frühen Stunde in einer derartigen Verfassung am Strand befunden hatte fort. Nun hatte er sich schon durchgerungen darüber zu reden, so lächerlich der Grund auch war, da wollte er es auch zuende bringen.
 

„Ich bin gestolpert... über ein Fischernetz... Die Wunde hat sich geöffnet und ich hatte nicht mehr genug Kraft um aufzustehen... Du hast sicher eine etwas aufregendere Erklärung erwartet, nicht so etwas... dämliches und lächerliches, oder?“ Mit absolut düsterer und angesäuerter Mine beobachtet der Ninja, wie sein Begleiter langsam das Gesicht verzog, anscheinend ein Lachen zu unterdrücken versuchte.
 

Er wusste ja selbst, dass es total lächerlich war, auch wenn ihm gestern, und auch jetzt noch, nicht unbedingt zum Lachen zumute war. Allerdings hob sich seine Laune doch etwas, als der Magier schließlich in schallendes Gelächter ausbrach, auch wenn sich dies nur minimal in seinem Gesicht zeigte. Der finstere Gesichtsausdruck verschwand schon aus reinem Prinzip nicht völlig.
 

Wenn seine unfreiwillige Badetour zumindest dazu gutgewesen war, Fay wieder einmal so richtig unbeschwert zum Lachen zu bringen, dann waren es die Quälereinen wirklich wert gewesen. Nach einigen gescheiterten Versuchen des Magiers seinen Lachkrampf wieder unter Kontrolle zu bringen, wurde es ihm dann allerdings doch zu bunt und ohne groß nachzudenken zog er Fay mit einem kräftigen Ruck eng an sich, eine Aktion von der er sich ziemlich sicher war, dass er das Lachen des Magiers damit zum Ersticken bringen konnte.
 

Und wie erwartet verstummte sein kleinerer Gegenüber sofort, das belustigte Glitzern in seinen Augen wich einem verwirrten, leicht verunsicherten Ausdruck. Allem Anschein nach fürchtete er, den Bogen mit seiner Reaktion wieder mal überspannt zu haben, und für einen kurzen Moment ließ er den Blonden auch in dem Glauben indem er schwieg. Eine kleine Rache für das Auslachen musste schließlich sein.
 

„Okay, ich hab’s verstanden, es war lächerlich! Streu nicht noch Salz... in die Wunde...“ Zum Satzende hin verzog der Krieger leicht das Gesicht, da seine verletzte Schulter ihn lautstark darauf hinwies, dass dieses Sprichwort keineswegs nur wörtlich zu nehmen war. Allerdings wurden seine leichten Schmerzen, zusammen mit dem Gedanken, was für ein Schwächling er doch war, sofort vertrieben.
 

„Hey~ Sucht euch ein Zimmer!“ Einige, wohl vom zu exzessiven Feiern am Vorabend noch betrunkene Typen stolperten johlend an ihnen vorbei, schienen sich bestens über den blöden Kommentar ihres Kumpanen zu amüsieren. Sofort löste der Blonde sich von ihm, wie eigentlich auch nicht anders zu erwarten und wandte sich irritiert um. Der nächste Fehler...
 

„Hut ab, bei dieser Schönheit könnte ich meine Finger wohl auch nicht für mich behalten! Hast du nicht Lust sie uns mal auszuleihen? Wir könnten dir auch ganz hübsche Mädels zum Tausch bieten!“ Der Betrunkene grinste den Ninja süffisant an, bekam in seinem Suff überhaupt nicht mit, wie sich dessen Augen zu Schlitzen verengten, er plötzlich von einem Augenblick auf den anderen eher einen wilden Bestie glich als einem Menschen.
 

Fay hingegen war dieser Wandel nicht entgangen, hatte er sich doch gleich nach diesen Worten zu dem Ninja umgewandt. Den Versuch des blonden Magiers ihn zu beruhigen indem er ihm sanft eine Hand auf den Arm legte registrierte er nur am Rande, war er doch schon viel zu wütend um sich durch diese Geste besänftigen zu lassen. Wie konnte er es wagen?! Dieser... Dieser...elende Bastard!

Mit einem tiefen, bedrohlichen Knurren, ein mörderisches Funkeln in den rotglühenden Augen, fasste Kurogane nach seinem Schwert, war aber noch soweit Herr über seine Sinne es nicht zu ziehen, sondern Souhi nur mit einer geschickten Geste von seinem Gürtel zu lösen und die Waffe samt Scheide dann in einem weiten eleganten Bogen zu schwingen und seinem Gegenüber gegen die Schläfe zu schmetterte.
 

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Aus seinen Augenwinkeln konnte Fay sehen, dass Kuroganes Hand sich angriffsbereit um den Griff seines Schwertes gelegt hatte, dass diese in Erwartung dem ihn betrunken angrinsenden Mann eine zu verpassen zitterte. Die Schnapsdrossel und seine Freunde nicht weiter beachtend, wandte er sich zu seinem Reisegefährten dessen rotglühenden Augen vor unterdrückter Wut blitzten, deutlich zeigten, dass er bereit war dem Störenfried in Rage die Strafe zu erteilen, die dieser verdiente.
 

Bevor der schwarzhaarige Krieger seinem erhitzten Gemüt allerdings nachgeben konnte, legte der Magier ihm beruhigend seine schmale Hand auf den Arm, versuchte ihn dadurch zur Vernunft zu bringen. Sie waren nur Gäste in diesem Land, sollten auf jeden Fall vermeiden aufzufallen. Eine Schlägerei, vor allem eine solche bei der der Gegner keinerlei Chance hatte, war das letzte was sie brauchen konnten. Nicht, dass er den ekelhaft nach Alkohol stinkenden Mann in Schutz nahm, doch sie konnten sich einen Ausraster seitens Kurogane im Moment einfach nicht leisten.
 

Dennoch, seine beschwichtigende Geste schien den Reisegefährten zwar davon abzuhalten dem Mann ohne nachzudenken sein Schwert in den Magen zu rammen, aber schaffe es nicht den Ninja daran zu hindern seine Rachepläne in die Tat umzusetzen. Ehe der Magier reagieren konnte hatte der Schwertkämpfer nach dem in der Scheide steckenden Souhi gefasst, packte dieses samt Hülle und schmetterte es ohne Rücksicht auf Verluste gegen die Schläfe des ihn völlig verduzt anblickenden Betrunkenen, den die Wucht des Schlages zu Boden fegte, wo er einen Augenblick lang verduzt liegen blieb bevor der Schmerz selbst in seinem alkoholisierten Zustand sein Gehirn erreichte, er laut aufstöhnte und sich die durch die raue Hülle des Schwertes aufgerissene Haut seiner Wange hielt. Seine Freunde wichen bei dem Anblick des sie mörderisch anfunkelnden Mannes entsetzt zurück, ließen den wimmernden Typen schließlich überaus kollegial zurück und ergriffen die Flucht.
 

Kurogane hatte Souhi bereits erneut erhoben, war noch immer in Wut und Rage, wollte das Schwert ein weiteres mal auf die am Boden liegende Gestalt sausen lassen, als Fay sich vor diesen warf, den zitternden Körper mit seinem eigenen schützte. Es war wohl nur der schnellen Reaktion des Reisegefährten zu verdanken, dass dieser es noch entsetzt schaffte den Schlag abzuschwächen, und den ihn mit großen Augen anblickenden Magier zu verfehlen. Der blonde Mann zuckte entsetzt zusammen als die nach wie vor in der Scheide steckenden Klinge des Schwertes an seinem Kopf vorbei zischte, konnte sogar den Luftzug spüren.
 

Entsetzt darüber, dass er wenn auch ungewollt anstelle seiner tatsächlichen Zielperson beinahe Fay erwischt hatte, ließ der Ninja den metallenen Gegenstand fallen und schüttelte fassungslos den Kopf. „Bist du verrückt?! Wieso beschützt du ihn?! Um ein Haar hätte ich dich getroffen! Bist du dir bewusst, dass ich dich beinahe erwischt hätte?“
 

Der regungslos hinter dem Magier verharrende Kerl war nun völlig vergessen, genauso unwichtig wie die neugierigen Blicke ihrer Umgebung. Besorgt ging der Kämpfer in die Knie, während er den blonden Freund schuldbewusst nach möglichen Verletzungen absuchte. Erleichterung zeigte sich in dem gebräunten Gesicht als er sich vergewissert hatte, dass Fay keinerlei Schäden davon getragen hatte.
 

Der Magier schenkte ihm ein schwaches Lächeln, zeigte damit, dass er in Ordnung war, er seinem Gegenüber mit dem hitzigen Gemüt nicht böse war und richtete sich auf. Erst jetzt bemerkte er die musternden, argwöhnischen Blicke ihrer Umgebung, sodass er sich wortlos bückte um Souhi aufzuheben, dieses seinem verwirrten Besitzer in die Hände drückte und den Ninja dann am Arm packte, und den verwirrten Krieger hinter sich herzog. Erst als er genügend Abstand zwischen sich und den, wie der Magier bei einem kurzen riskierenden Blick über die Schultern bemerkte, sich bereits wieder aufgerappelten jungen Mann, gebracht hatte, hielt er an. „Wieso hast du dich davon provozieren lassen? Ich habe dir doch gesagt, dass es okay ist... Sein Kommentar war mir egal... Begib dich doch nicht auf dieses Niveau, sondern ignorier solche Aussagen in Zukunft einfach...“
 

In den rotglühenden Augen waren noch immer Reste von Kuroganes Wut zu sehen, dennoch wirkte dieser nun eher schuldbewusst als weiterhin bereit jemanden niederzuschlagen. Als er bemerkte, dass der Blick seines Gegenübers erneut prüfend über sein Gesicht wanderte, schüttelte er nur ein weiteres mal lächelnd den Kopf. „Es ist nichts passiert... Mach dir keine Sorgen, ich bin okay!“ Sanft berührte er den Arm des Mann, der ihm mehr bedeutete als alles andere auf der Welt, in seinem Blick nun soviel Liebe wie man ohne Worte nur ausdrücken konnte.
 

„Ich danke dir, dass du bereit warst dich meinetwegen an ihm zu rächen... Aber es war nicht nötig... Diese Bemerkung war lächerlich, völlig unbedeutend...“ Der Ausdruck in seinen eisblauen Augen zeigte zwar deutlich, dass seine Worte nicht ganz der Wahrheit entsprachen, die Aussage des betrunkenen Mannes ihn nicht völlig kalt gelassen hatte, dennoch nickte Kurogane, wollte sich wohl nicht auf eine Diskussion einlassen. Er schien zu verstehen, dass er falsch gehandelt, mit seiner Überreaktion ihren Aufenthalt in dieser Welt beinahe gefährdet hätte. Ernst strich er dem blonden Magier eine Haarsträhne aus dem Gesicht, räusperte sich dann leise. „Wir sollten wirklich zurück ins Hotel...“
 

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Dass sein Schlag den besoffenen Kerl von den Füßen holte, war die mindeste Reaktion, die Kuroange erreichen hatte wollen. Hätte er sein Schwert nur ein kleines bisschen höher angesetzt, direkt die in den Schläfen verlaufenden Nervenbahnen getroffen, wäre der Angriff wohl nicht verhältnismäßig glimpflich ausgegangen.
 

Die anderen Betrunkenen erwiesen äußerst viel Teamgeist und Kampfeswillen, indem sie beim Anblick des vor Wut bebenden Ninjas sofort die Flucht ergriffen. Der Krieger schenkte dieser feigen Reaktion nur wenig Beachtung, konzentrierte sich stattdessen wieder auf seinen Gegner, oder besser auf sein Opfer, das sich mittlerweile wimmernd auf dem Boden rollte und seine Wange hielt, die vom Kontakt mit der rauen Schwertscheide ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden war und deren leicht bläuliche Verfärbung bereits zeigte welche schillernden Farben diese die nächsten Tage zieren würde.
 

Erneut hob er Souhi, um es erneut auf den wimmernden Mann niedersausen zu lassen, als sich der Magier plötzlich schützend vor diesen warf. Kurogane schaffte es nur aufgrund seiner guten Reflexe im allerletzten Moment, den mit voller Wuchte geführten Schlag etwas abzuschwächen, ihn leicht zur Seite zu lenken, sodass er den blonden Mann um Haaresschärfe verfehlte.
 

Mit entsetzt aufgerissenen Augen, die Wut fast zur Gänze vergessen, starrte Kurogane auf seinen Begleiter hinunter, ließ dann mit einem fassungslosen Kopfschütteln Souhi fallen, welches mit einem dumpfen Geräusch im Sand landete. „Bist du verrückt?! Wieso beschützt du ihn?! Um ein Haar hätte ich dich getroffen! Bist du dir bewusst, dass ich dich beinahe erwischt hätte?“ Ohne weiter auf die Leute um sich zu achten, die ihnen beiden und dem Geschehen argwöhnische Blicke zuwarfen, ging Kurogane in die Knie.
 

Sein Reisegefährte lächelte nur schwach, machte keinerlei Anstalten dem Ninja Vorwürfe zu machen, sondern zeigte damit, dass er in Ordnung war und richtet sich auf. Während sich der Schwertkämpfer nun ebenfalls erhob, registrierte er die Blicke der Umstehenden und erst jetzt wurde ihm bewusst, wie dumm es eigentlich gewesen war, sich provozieren zu lassen und Ärger zu riskieren.
 

Normalerweise war er doch immer so bedacht... Allerdings setzte sein Verstand anscheinend öfter aus, wenn es um den Fay ging. Dieser hatte sich gerade nach Souhi gebückt, drückte es nun dem etwas irritiert blinzelnden Ninja in die Hand, packte diesen dann am Arm und zog ihn ohne ein weiteres Wort vom Ort des Geschehens weg. Erst nach gut 500 Metern hielte er dann wieder an, und wandte sich an den schwarzhaarigen Mann. „Wieso hast du dich davon provozieren lassen? Ich habe dir doch gesagt, dass es okay ist... Sein Kommentar war mir egal... Begib dich doch nicht auf dieses Niveau, sondern ignorier solche Aussagen in Zukunft einfach...“
 

Natürlich war es kein Vorwurf, es klang nicht einmal wie einer, dennoch kam es dem Schwertkämpfer so vor. Und das schlimmste daran war wohl, dass sein kleinerer Gegenüber absolut recht hatte. Er selbst hatte doch gesagt, dass die Meinung der anderen Leute egal war und sie nicht zu interessieren brauchte. Und dann rastete er aufgrund einer dämlichen Bemerkung so aus...
 

Mit einem niedergeschlagene Seufzer richtete er seinen Blick erneut auf das Gesicht des Magiers, suchte dieses nach möglichen Wunden ab. „Es ist nichts passiert... Mach dir keine Sorgen, ich bin okay!“ Fay hatte seinen schuldbewussten Blick anscheinend bemerkt und schenkte ihm ein aufmunterndes und beruhigendes Lächeln, in den eisblauen Augen soviel Gefühl, dass Kurogane dazu weder etwas zu sagen, noch zu tun wusste.
 

Hatte der Blonde schon jemals so angesehen? Er konnte sich nicht daran erinnern... Und falls doch dann hatte der Magier es nicht bewusst und direkt getan. So viel Liebe war in dem unverdeckten Auge zu lesen, mehr, als man mit Worten auszudrücken vermochte und der Schwertkämpfer merkte zum ersten Mal seit langem, dass es genau die selben Gefühle waren, die ihn immer wieder dazu bewegt hatten in der Nähe des schlanken Mannes zu bleiben.
 

Es war ihm seit einiger Zeit bewusst gewesen, aber so richtig eingestanden hatte er es sich noch nie. „Ich danke dir, dass du bereit warst dich meinetwegen an ihm zu rächen... Aber es war nicht nötig... Diese Bemerkung war lächerlich, völlig unbedeutend...“ Gewisse Marotten schienen sich im Gegensatz dazu nicht so schnell zu ändern... Der Magier log schon wieder.
 

Die Bemerkung des jungen betrunkenen Mannes hatte ihn durchaus getroffen, das konnte der Ninja in seinen Augen lesen, auch wenn sein Gegenüber versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Daran würden sie also noch arbeiten müssen. Aber wie schon gesagt. >Vielleicht sollten sie einfach nur mehr acht geben, auf das, was sie schon hatten und daran festhalten auch wenn es gerade nicht so einfach war...<.
 

Es war wichtig, nicht sofort alles, oder zu viel zu verlangen, und irgendetwas krampfhaft Verändern erzielen zu wollen. Und immerhin wusste er die Zeichen zu lesen und hatte es gelernt den Blonden trotz der immer wiederkehrende Maske trotzdem zu verstehen. Mit ernstem Gesichtsausdruck hob der Ninja seine braungebrannte Hand und strich seinem Begleiter eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht, dann räusperte er sich leise. „Wir sollten wirklich zurück ins Hotel...“ Daraufhin nickte dieser nur kurz.
 

Den restlichen Weg über die Strandpromenade hinweg zu ihrem Hotel, der mehrere Minuten in Anspruch nahm, legten sie schweigend zurück, jeder in seine eigenen Gedanken versunken, und darauf achtend, ob nun bewusst oder unbewusst, sich nicht mehr zu berühren. Es war nicht unbedingt notwendig, erneut irgendeine Bemerkung von einem Passanten herauszufordern und Kuroganes Wut damit wieder anzufachen.
 

Als sie die Empfangshalle ihrer Unterkunft betraten wurden sie von der etwas ältern Frau, die gerade an der Rezeption herumwerkelte, argwöhnisch betrachtet. Der Morgen war zwar schon ein ganzes Stück wortgeschritten, allerdings waren alle notorischen Frühaufsteher schon zum Strand geschwärmt, während die etwas länger Schlafenden noch in ihren Betten lagen, weswegen die große Halle bis auf einige wenige Ausnahmen leer war. Da sie jeder einen Zimmerschlüssel mit der dazugehörigen Nummer von ihrem neuen Vorgesetzten bekommen hatten, beachteten sie die Rezeptionistin nicht, sondern wandten sich sofort der Treppe zu, und machten sich auf die Suche nach ihren Zimmern, die laut Schlüsselnummer irgendwo im dritten Stock zu finden waren.
 

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Auf seine Worte hin nickte Kurogane nur kurz, warf Fay noch einen letzten besorgten Blick zu bevor er sich in Bewegung setzte und sie beide endlich den Rückweg antraten. Mittlerweile hatte sich die Sonne bereits vollständig über den Horizont gewagt, stieg langsam aber stetig weiter den strahlend blauen Himmel hinauf. Die warmen Temperaturen, die bereits so früh am morgen herrschten ließen bereits jetzt erahnen wie heiß es in wenigen Stunden sein würde.
 

Schweigend legten sie den Weg zum Hotel zurück, beide darauf bedacht genügend Abstand zu halten um nicht erneut provozierende Bemerkungen herauszufordern. Die Wut des Ninjas schien zwar verraucht, aber wer wusste schon wie dieser auf eine weitere Beleidigung reagieren würde. Nach einigen Minuten Fußweg, in denen dem Magier ein weiteres mal schmerzhaft bewusst wurde, dass er am Vorabend eindeutig zuviel getrunken hatte und jeder einzelne Schritt ihm einen Stich durch den Kopf jagte, erreichten sie endlich ihr Ziel.
 

Erleichtert durchquerten sie den Vorgarten, in dem die Hotelangestellten gerade damit beschäftigt waren den Pool und die Liegen zu säubern, ignorierten die argwöhnischen Blicke der älteren Dame hinter der Rezeption, holten stattdessen beide ihre mit massiven Anhängern, auf denen die Zimmernummer eingraviert war, behängten Schlüssel heraus und betraten anschließend den Lift der sie in den dritten Stock bringen sollte.
 

Als sich die elektrischen Türen hinter ihnen schlossen, sie endlich einen Augenblick lang von den Blicken fremder Leute abgeschirmt waren, herrschte verlegenes Schweigen. Der Lift setzte sich mit einem leisen Ruck in Bewegung, ließ durch seine Geschwindigkeit deutlich erkennen, dass es sich dabei um ein etwas älteres Modell handelte. Da hätten sie den Weg ins dritte Stockwerk wohl zu Fuß bei weitem schneller zurück gelegt.
 

Abwartend lehnte der Magier sich gegen die aluminiumverkleidete Wand, hob dann seinen Blick und sah Kurogane das erste mal seit sie das Hotel betreten hatten direkt an.

Dieser erwiderte den eisblauen Blick nur wortlos, bevor er das bisschen Distanz, das sie in der engen Kabine voneinander trennte überwand, auf Fay zu trat, ihm einen Moment Zeit gab, damit dieser sich wehren konnte, falls er es wollte, sich dann zu dem blonden Mann hinunter beugte und ihn sanft auf die Lippen küsste.
 

Der Magier, der bereits damit gerechnet hatte und das kurze Zögern des schwarzhaarigen Reisegefährten sehr wohl registriert hatte, nahm dieses allerdings nicht als Anlass zur Flucht, schloss stattdessen die Augen, genoss diesen kurzen Moment der Zweisamkeit, das Gefühl von Nähe und die Wärme der Hand, die erst über seine Wange strich, sich dann in seine Haare vergrub.
 

Er öffnete seine Lippen leicht als der Ninja fordernd mit seiner Zunge über seine Lippen strich, zog ihn etwas näher an sich heran. Bevor sie den Kuss allerdings intensivieren konnten, verkündete ein leises „Pling“, dass sie das gewünschte Stockwerk erreicht hatten. Gerade noch rechtzeitig bevor die Türe sich öffnete lösten sich voneinander, nickten dem älteren Ehepaar das abwartend vor dem Lift stand zu während Fay sich verlegen durch das zerzauste blonde Haar strich. „Ist bereits ziemlich heiß draußen, was?“, bemerkte der weißhaarige Herr freundlich als sie die Liftkabine verließen, dieser seine geröteten Wangen glücklicherweise auf das warme Wetter schob.
 

Der Magier nickte nur kurz, verpasste Kurogane, dessen Lippen nun ein breites Grinsen zierte, einen Stoß in die Rippen und steuerte dann schleunigst den Gang an in dem ihre Zimmer lagen. „Ohja... es ist wirklich bereits ziemlich heiß, nicht?“, vernahm er, als er vor der Türe mit der richtigen Nummer hielt, plötzlich direkt neben seinem Ohr die raue Stimme des Kriegers, zuckte leicht zusammen als der warme Atem die empfindliche Haut streifte und wandte sich mit einer ruckartigen Bewegung zu diesem um.
 

Das amüsierte Grinsen strafte den gespielt unschuldigen Gesichtsausdruck seines Gegenübers Lügen.

Fay konnte nicht verhindern, dass sich seine Lippen zu einem Lächeln verzogen, hauchte dem ihn nun verwirrt anblickenden Krieger dann einen sanften Kuss auf den Mund, bevor er die bereits aufgeschlossene Zimmertüre öffnete. „Du hast recht... Es ist heiß...“, antwortete er mit betont rauer Stimme, bevor er dann grinsend sein Zimmer betrat, die Türe mit einem letzten lasziven Blick auf seinen verdatterten Reisegefährten schloss. Tja, da sollte noch jemand sagen, dass er nicht in der Lage war sich zu wehren.
 

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Mit einem absolut verdatterten Gesichtsausdruck stand Kurogane einen Augenblick nur wie bestellt und nicht abgeholt vor der Tür, die ihm gerade vor der Nase zugeschlagen worden war.
 

Hallo...? Das hatte er nun nicht erwartet, auch wenn sein provokantes, triezendes Verhalten es ja geradezu herausgefordert hatte. Da war es eigentlich nur verständlich, dass sich der Magier dafür revanchierte, und ihn einfach stehen ließ. Zumal sich der Schwarzhaarige auch nicht so wirklich sicher war, was er mit seinem Verhalten eigentlich bezwecken hatte wollen...
 

Einen Moment lang überlegte der Ninja, ob er anklopfen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Mit einem tiefen Seufzen wandte er sich ab und sah auf das Anhänger mit seiner Zimmernummer, registrierte nach einem kurzen Blick den Gang hinunter, dass es das Zimmer direkt neben dem Magier war. Nachdem er aufgeschlossen hatte, trat er ein, und sah sich desinteressiert um. Der Raum war bei weitem nicht so luxuriös, wie der der letzten Dimension, allerdings war das Hotel hier auch kein solcher Nobelschuppen, was dem Schwertkämpfer auch ganz recht war. Zuviel Bequemlichkeit war bekanntermaßen schlecht für Körper und Geist, viel Luxus führte nur zu Faulheit.
 

Außerdem war das hier absolut ausreichend. Das Zimmer war normal groß, an der linken Wand stand ein schlichtes Bett mit zurückgeschlagener Decke, neben der Tür ein großer, einfachgehaltenen Kleiderschrank mit einer Stange an der man Mäntel und Jacken aufhängen konnte und gegenüber in der Ecke ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Nur fraglich, wofür man in einem Einzelzimmer zwei Sitzangelegenheiten benötigte...
 

Direkt ihm gegenüberliegend, auf der anderen Seite des Zimmers führte eine große Glastüre auf einen Balkon, und selbst von Kuroganes momentanen Standpunkt aus war zu sehen, dass es von dort draußen einen atemberaubenden Blick hinaus aufs Meer gab. Ansonsten gab es im Zimmer noch eine dritte Tür, die der Ninja da er davon ausging, dass sie ins Badezimmer führte nun ansteuerte.
 

Zuerst wollte er sehen, ob es hier Verbandszeug gab, wenn nicht, dann musste er sich unten am Empfang etwas besorgen. Außerdem würde er mit Sicherheit ein Handtuch brauchen, um die Sauerei aufzuwischen, die es mit Sicherheit beim Desinfizieren seiner Wunde anrichten würde.
 

Auch im Badezimmer herrschte angenehme Schlichte. Überrascht richtet der Schwertkämpfer seinen rubinroten Blick auf die zweite Türe im Badezimmer, die in ein anderes Zimmer zu führen schien. Da Fays Unterkunft direkt neben seiner lag, wohl mit ziemlicher Sicherheit in das des Magiers.
 

Aber darüber konnte er sich später auch noch Gedanken machen, erst mal war der Verbandkasten wichtig, der in einer Ecke des Raumes, halb hinter der Duschvorhang verborgen an der Wand angebracht war. Schnell wurde er fündig und beförderte einige Verbände zu Tage und nach ein paar Minuten vergeblicher, von Flüchen begleiteter Suche schließlich auch ein paar Handtücher, die das Zimmermädchen scheinbar versehentlich >unter< die Bettdecke gelegt hatte.
 

Kurogane legte seine gesamte „Ausrüstung“ auf den Wachbeckenrand, zog sein schwarzes Hemd aus, und betrachtet die Wunde erst einmal argwöhnisch im Spiegel. Natürlich hatte er sich schon schlimmere Verletzungen zugezogen, allerdings hatte er da immer mehrere Tage zur Verfügung gehabt um sich davon zu erholen. An sich war sie zwar nicht unbedingt tief, aber bei seinem unfreiwilligen Übernachten am Strand hatte sich scheinbar das eine oder andere Sandkorn in die Wunde verirrt, sodass der Schwertkämpfer sich auf eine schmerzhafte Entzündung vorbereiten konnte, wenn er sie nicht bald desinfizierte.
 

Mit einem leisen Seufzend befeuchtete er das Handtuch, bevor er, ein schmerzgepeinigtes Keuchen unterdrückend, mit der Reinigung der Verletzung begann.
 

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Lächelnd schüttelte Fay den Kopf, fuhr sich mit einem Finger gedankenverloren über die noch immer leicht geröteten Lippen. Kaum zu glauben, wie schnell sich die Art und Weise wie sie miteinander umgingen geändert hatte. Gerade noch war er verzweifelt genug gewesen um seinem Leben ein Ende zu setzen, was ihm nun völlig unvorstellbar erschien, und in weite Ferne gerückt war.
 

Es war wohl genau diese Tatsache, die ihm bewusst gemacht hatte, wie schnell es zu Ende gehen konnte, dass sich jederzeit etwas ereignen konnte, das die zarten Bande zwischen ihnen wieder zum Einreißen bringen konnte. Er wollte nicht mehr darüber nachdenken was passieren konnte, sich nicht all die schrecklichen Dinge ausmalen die vielleicht noch vor ihnen lagen. Das Zusammentreffen mit Ashura war nun, da er Cardina versprochen hatte ihren Freund zu befreien, zu ihr zurück zu bringen, unausweichlich. Dennoch... er wollte die Zeit genießen bevor er entgültig auf den gefürchteten Herrscher traf.
 

Leise summend trat der Magier auf die verglaste Tür am Ende des Raumes zu, zog den das Sonnenlicht etwas dämpfende, weißen Stor beiseite damit die hellen Strahlen das spärlich aber gemütlich eingerichtete Zimmer durchfluten konnten. Der blonde Mann betätigte den eisernen Griff und drückte die beiden Flügel, die ohnehin beinahe wie von selbst aufschwangen, noch weiter auf trat dann hinaus und atmete die angenehm nach Meer riechende Luft ein.
 

Die Augen geschlossen genoss er einen Augenblick lang die kühle Brise. Nachdem er einige Minuten in dieser Position verhaart hatte, ließ er die Türe offen stehen, damit frische Luft in den doch etwas stickigen Raum gelangen konnte, trat dann auf die weitere Türe zu, öffnete diese und erkannte dahinter wie bereits vermutet das Badezimmer. Dem geschlossenen Zugang auf der anderen Seite entnahm er, dass Kuroganes Zimmer durch dieses mit seinem eigenen verbunden war.
 

Eine erfrischende Dusche war nach der durchzechten Nacht genau das was er gebrauchen konnte. Außerdem hatte er selbst jetzt, nachdem doch einige Zeit vergangen war, noch immer den Drang, seinen Körper, den Ashuras Untergebener mit seinen groben Händen beschmutzt hatte, rein zu waschen. Natürlich wusste er selbst, dass selbst das sauberste Wasser nicht in der Lage sein würde diese imaginären Spuren zu beseitigen, dennoch beruhigte ihn der Gedanke an eine ausgiebige Dusche.
 

Er verließ das Badezimmer wieder, schloss die Türe, damit diese nicht durch einen plötzlichen Windstoß laut zuknallen konnte, und schälte sich erst einmal aus der von Cardina an ihren Körper gezauberten Kleidung.

Nachdem er das auf dem Bett bereit gelegte weiße Handtuch um seine Hüften geschlungen hatte, und die auf dem Nachtisch vom Hotelpersonal hinterlegten kleinen Shampoo- und Duschgelproben mitgenommen hatte, öffnete er erneut ohne lange nachzudenken die ins Badezimmer führende Türe.
 

Überrascht zuckte er zusammen als er die wohlbekannte Gestalt Kuroganes erkannte, ließ entsetzt die Döschen in seiner Hand fallen als dieser ihm sein schmerzverzerrtes Gesicht zuwandte. Erst jetzt erkannt er, dass sich seine Wunde bei dem Versuch diese von Sand und Dreck zu befreien wieder geöffnet hatte.

Dickflüssig bahnte sich frisches Blut über die braungebrannte Haut, tropfte auf die Fliesen und befleckte deren strahlendweiße Farbe. „Geh raus... Ich bin sofort fertig...“, quetschte der Reisegefährte zwischen zusammengepressten Lippen hervor, deutete Fay mit seinen funkelnden Augen, dass er den Raum verlassen sollte, er nicht wollte, dass ihn jemand ihn diesem Zustand sah.
 

Er zögerte einen Augenblick, spürte augenblicklich wieder das unbändige Verlangen nach der roten Substanz, schaffte es aber dieses zu unterdrücken. Entschlossen schüttelte er den Kopf um ihn wieder frei zu bekommen. Mit wenigen Schritten war er bei dem Krieger angekommen, der seinen Blick ohne ein weiteres Wort wieder von ihm abgewandt hatte und sich nun wieder der Verletzung widmete, die er mit zusammengebissenen Zähnen mit seinem Handtuch abtupfte.
 

„Lass mich das machen... Du kommst selbst doch kaum rann...“ Widerstrebend, aber sich wohl im Klaren darüber, dass der blonde Mann die Verletzung schneller und besser von Schmutz und Sand befreien konnte, reichte der Schwertkämpfer ihm das Handtuch. Fay wandte sich einen Moment lang ab, atmete flach damit er nicht zuviel des verlockenden Geruchs einsog, bevor er sich daran machte die bereits leicht entzündete Haut zu reinigen.
 

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Eine Bewegung im Spiegel, die er flüchtig aus dem Augenwinkel wahr nahm, veranlasste ihn aufzusehen, sich herumzudrehen und er schaute direkt in das blasse Gesicht des Magiers dessen eisblaue Augen sich bei seinem Anblick entsetz weiteten.
 

Frisches Blut quoll aus der, durch den rauen Stoff des Handtuchs natürlich wieder geöffneten Wunde, bahnte sich dickflüssig und zäh einen Weg über seinen Oberkörper, bevor es auf Waschbecken und Fliesen tropfte, den sterilen Anblick des Raumes damit beträchtlich trübte. „
 

Geh raus... Ich bin sofort fertig...“, bat er den Magier mit gepresster Stimme. Er wollte nicht, dass jemand diesen schmerzgepeinigten Ausdruck in seinem Gesicht sah. Auch nicht der blonde Reisegefährte. In letzter Zeit hatte Fay ihn zwar schon mehrmals am Rande des Zusammenbruchs erlebt, allerdings änderte das die Tatsache nicht, dass er es hasste sich so vor anderen zu zeigen.
 

Ohne groß auf die Antwort seines Gegenübers zu warten, wandte er sich wieder ab, griff nach einem frischen Handtuch, während er sich mit der anderen Hand am Wachbeckenrand festklammerte, wobei seinen Fingerknöchel weiß hervortraten.
 

Seine eiserne Willensstärke half ihm auch hier und er schaffte es, ungeachtet der erneuten Schmerzenswelle, die durch seinen gesamten Körper brandete, die Wunde zu säubern. Allerdings wurde ihm schnell bewusst, dass er ohne Hilfe die Verletzung wohl kaum gänzlich von Schmutz und Sand befreien würde können, deswegen war er fast schon dankbar, als der Magier plötzlich an ihn herantrat und ihm das Handtuch aus den leicht zitternden Fingern zog.
 

„Lass mich das machen... Du kommst selbst doch kaum rann...“ Trotzdem ließ es der Schwertkämpfer nur widerwillig zu, dass Fay seinen Wunde säuberte. Allerdings ging der Magier so behutsam und vorsichtig vor, dass die Schmerzen durchaus erträglich waren, und der Krieger sich etwas entspannen konnte. Das Abnehmen der Schmerzen, ermöglichte ihm nun wieder eine bewusstere Wahrnehmung seiner Umgebung und sein erster rubinroter Blick galt seinen Gegenüber, der seltsam flach atmete.
 

Es dauerte aber nicht lange, bis ihm klar wurde, wieso. Wegen dem Blutgeruch. Der Blonde hatte schon beim letzten mal, als sie die Wunde versorgt hatten, beinahe die Beherrschung verloren. Wie viel Mühe musste es ihn da nun einige Zeit später kosten, sich zurückzuhalten?
 

Von einem Moment auf den anderen entschied er sich dazu, diesen endlich dazu zu bringen etwas von dem roten Lebenssaft zu trinken, notfalls auch mit Gewalt. Mit einer schnellen Bewegung fasste er um den schlanken Mann herum, sodass er den Arm auf dessen Taille legen konnte, und er dabei auch noch zusätzlich das Handtuch festhielt. Er verzog bei dieser ruckartigen Bewegung kurz das Gesicht, ließ sich aber sonst nicht weiter anmerken, wie schmerzhaft diese gewesen war.
 

So konnte er sich aber immerhin sicher sein, dass der Magier nicht so schnell abhauen würde, da er bei einer möglichen Flucht unbekleidet da stehen würde. Der Magier hielt augenblicklich in seinem Tun inne, sah stattdessen verwirrt und leicht beunruhigt zu dem schwarzhaarigen Krieger auf. „Was soll das den werden, wenn’s fertig ist?“
 

Der Blonde schien bemüht ein amüsiertes Lächeln auf seinen Züge zu legen, das allerdings kläglich scheiterte, und auch seinen Stimmer klang eher verunsichert als fröhlich. „Kurogane?“, hakte er nach, als er keine Antwort bekam, stattdessen nur aus undurchschaubaren rubinroten Augen gemustert wurde.
 

Auch wenn er immer noch nicht wusste, was sein Gegenüber vor hatte, klang er jetzt fast ängstlich, und er schien sich nicht sicher zu sein, ob er flüchten sollte, hatte wohl noch gar nicht registriert, dass er es gar nicht konnte. Der Ninja hob seine gesunde Hand an und strich über die Wunde, sodass an seinen Fingern einige Tropfen Blut hängen blieben.
 

Als er sie dann zu den Lippen des Magiers hob und sanft darüber strich, sie mit dem roten Lebenssaft benetzte, weitete sich dessen eisblaue Augen entsetzt und er versuchte sich aus Kuroganes Griff zu winden, stellte aber schnell fest, dass er in der Falle saß und erstarrte zur Salzsäule, sah den Ninja nur mit einem schwachen Kopfschütteln und einem Flehen in den Augen, dass dieser ihn doch gehen lassen möge an. „Keine Wiederrede.“, war alles was Kurogane darauf erwiderte, und sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass er der stummen Bitte nicht nachkommen würde.
 

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Selbst durch das flache Atmen hatte Fay Mühe den intensiven Blutgeruch zu ignorieren, ertappte sich dabei wie sein Blick immer wieder wie hypnotisiert an der roten Substanz hängen blieb, er in seinen tupfenden Bewegungen einen Augenblick inne hielt, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte.

Mehrere male benetzte er seine trockenen Lippen mit seiner Zunge und zwang sich seine Aufgabe so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Völlig konzentriert damit beschäftigt die Wunde zu säubern, ohne sich dabei von seinem Durst dazu verleiten zu lassen, sich einfach das kostbare Lebenselexir ohne Rücksicht auf Kuroganes Zustand zu verschaffen, bemerkte er den plötzliche Erkenntnis wiederspiegelnden Blick des Reisegefährten nicht.
 

Als sich der verletzte Arm des Kriegers ohne jegliche Vorwarnung um seine Taille legte, entfuhr Fay ein überraschtes Keuchen, bevor er seinen Kopf hob, seinen Gegenüber verwirrt und leicht beunruhigt ansah.

„Was soll das den werden, wenn’s fertig ist?“ Das Lachen das dieser Frage folgte, das eigentlich amüsiert klingen hätte sollen, wirkte stattdessen nervös und gezwungen.

„Kurogane?“ Es war mit Sicherheit keine Absicht gewesen, den schwarzhaarigen Schwertkämpfer anstatt einen der verhassten Spitznamen zu verwenden beim vollen Namen zu nennen. Er war ihm einfach so über die Lippen gekommen, wirkte auch nicht distanziert, sondern einfach nur verunsichert.
 

Doch selbst als Fay nachhakte reagierte der Schwertkämpfer nicht, erwiderte seinen nun beinähe ängstlichen Blick nur mit einem nicht deutbaren rotglühenden, bevor er seine andere, freie Hand hob, mit den Fingern sanft über die noch blutende Wunde strich, dabei den Griff um Fays Taille aber nicht lockerte. Verwirrt beobachtete der Magier wie einige Bluttropfen die Finger benetzten, und die eisblauen Augen weiteten sich entsetzt als er endlich realisierte was sein Gegenüber vorhatte.
 

Verzweifelt versuchte er sich aus dem Griff zu winden, bemerkte erst jetzt, dass Kurogane seinen verletzten Arm nicht nur um ihn geschlungen hatte um ihn festzuhalten. Zusätzlich hatte er seine Hand auf dem lose um seine Hüften geschlungene Handtuch platziert hatte. Selbst wenn es ihm also gelingen würde sich loszureissen, der weiße Stoff würde bestimmt in der Hand des Ninjas zurück bleiben.
 

Als der Magier realisierte, dass es keinen Ausweg gab, erstarrte er, formte mit seinen Lippen nur ein stummes „Nein“, schüttelte schwach den Kopf und hoffte, dass sein Gegenüber dem wortlosen Flehen nachkommen würde.

Dieser hatte seine blutbefleckten Finger jedoch bereits an die zusammengepressten Lippen des blonden Mannes gelegt, zeigte deutlich, dass er nicht gewillt war nachzugeben. Obwohl Fay bewusst war, dass der Krieger nur das beste für ihn wollte, er ihm nur helfen wollte seinen Durst zu stillen, wandte der Magier seinen Kopf zur Seite, versuchte erfolglos das aufsteigende Verlangen zu unterdrücken.
 

Der schwarzhaarige Reisegefährte schien aber nicht gewillt ihm diesen Fluchtversuch durchgehen zu lassen, legte seine Hand sanft an das blasse Kinn und drehte den Kopf des widerspenstigen Freund wieder in seine Richtung, hinterließ dabei mit seinen blutigen Fingern Spuren auf der blassen Haut. „Es ist okay... Trink einfach! Es war mein Preis an die Hexe dafür dich am Leben zu erhalten... Ich war bereit diesen zu zahlen und war mir der Konsequenzen bewusst! Also wehr dich nicht, sondern still deinen Durst!“
 

Erneut platzierte er seine Finger auf den nun bereits leicht geöffneten Lippen. Fay spürte wie sein Widerstand schwand, er nicht länger in der Lage war das unbändige Verlangen zu unterdrücken. Auch der Selbsthass den er verspürte als er zaghaft begann Kuroganes Finger von dem roten Lebenselexir zu säubern, und auch das Gefühl von Hilflosigkeit, sich in dieser Situation nicht unter Kontrolle zu haben, verschwanden, das einzige das nun zählte war, dass er seinen Durst stillen konnte.
 

Der vorher noch ängstliche und verunsicherte Ausdruck in seinen Augen war einem von unbändiger Gier und Verlangen gewichen. Er bemerkte weder wie sich die rotglühenden Ovale des Reisegefährten leicht weiteten als er dessen Finger sanft mit seiner rauen Zunge ableckte, dieser dann seinen Blick von dem blonden Mann abwandte, der mit halbgeschlossenen Augen und wie in Ekstase wirkend einen Finger nach dem anderen mit seinen Lippen umschloss.
 

Stattdessen starrte der schwarzhaarige Ninja die weißgeflieste Wand an und versuchte angestrengt die aufsteigenden unkeuschen Gedanken zu unterdrücken. Immer wieder strichen die weichen Lippen des Magiers über seine Haut, reinigten diese von jedem noch so kleinen Tropfen Blut, Berührungen die den Ninja fast in den Wahnsinn trieben.

Gerade als er erleichtert feststellte, dass Fay von seinen Fingern abgelassen hatte, er den noch immer um die Taille geschlungenen Arm zurück ziehen wollte, spürte er plötzlich einen stechenden Schmerz, merkte, dass der blonde Freund in seinem Blutrausch gefangen begonnen hatte sich das begehrte Blut direkt aus der frisch geöffneten Wunde zu holen.
 

Kurogane entfuhr ein leises Aufstöhnen als der Magier alles andere als sanft die Verletzung bearbeitete, in seiner Gier dabei sogar seine Zähne leicht in das verwundete Fleisch bohrte, schien es aber dennoch nicht zu wagen ihn am Trinken zu hindern. Er war selbst daran Schuld, er war bereit gewesen Yûkos Preis zu zahlen, nun musste er die Konsequenzen tragen, dennoch konnte er nicht verhindern dass er vor Schmerz zusammen zuckte als Fay damit fortfuhr sich unsanft zu verschaffen was er so verzweifelt begehrte. Ob es diese winzige Bewegung war, oder irgendetwas anderes, es war unwichtig, auf alle Fälle zuckte der Magier plötzlich zusammen, der dumpfe Ausdruck in seinen eisblauen Augen klärte sich auf und er stieß den verletzten Mann entsetzt von sich.
 

„Es ist okay... Trink einfach! Es war mein Preis an die Hexe dafür dich am Leben zu erhalten... Ich war bereit diesen zu zahlen und war mir der Konsequenzen bewusst! Also wehr dich nicht, sondern still deinen Durst!“
 

Ein bittender Unterton schwang in der tiefen Stimme Kuroganes mit, als er den Magier ansah, weiterhin nicht bereit war diesen los zu lassen, bevor er nicht endlich getrunken hatte. Die Lippen unter seinen Fingern waren mittlerweile nicht mehr so fast zusammengepresst sondern leicht geöffnet, und langsam legte sich über den entsetzten und verzweifelten Ausdruck in den eisblauen Augen ein andere. Für einen Moment spiegelte sich Hilflosigkeit darin, doch diese wich fast sofort unbändiger Gier und Verlangen.
 

Kuroganes glutrote Augen weiteten sch leicht, als er plötzlich die samtene feuchte Zunge des Reisegefährten an seinen Fingern spürte, musste den Blick nach einigen Augenblicken von dessen Gesicht abwenden, da dessen Gesichtsausdruck, und die halbgeschlossenen Augen, viel zu Phantasie anregend waren.
 

Dennoch, selbst der Anblick von einfachen, weißen Steinfliesen hinderten seine Gedanken nicht daran langsam in gefährliche Regionen abzudriften und die Gefühle, die der Magier bei ihm auslöste, indem er jeden seiner Finger mit den Lippen umschloss und gierig mit der Zunge von jedem noch so kleinen Blutstropfen reinigte, waren auch nicht gerade hilfreich. Unbewusst krallten sich seine Finger etwas tiefer in den weichen Stoff des Handtuchs, das nur lose um Fays Hüfte geschlungen war und er presste die Lippen fest aufeinander, damit ihm kein Keuchen oder gar Stöhnen entwich. Kurogane war bewusst, das sein Herz viel zu schnell schlug, und dass es für sie beide besser war, wenn sein Gegenüber seinen Durst schnellstmöglich stillte, da er sonst für absolut nichts mehr würde garantieren können, viel zu atemberaubend fühlte sich die raue, einen Finger umspielende Zunge an.
 

Als Fay dann endlich von ihm ab ließ, konnte der Schwarzhaarige nicht anders als erleichtert aufzuatmen, auch wenn er sofort feststellen musste, dass er eigentlich mehr von dieser sinnesraubenden Berührungen wollte. Gerade wollte er seinen Arm, mit dem er den Magier nach wie vor festhielt, sinken lassen, als plötzlich ein stechender Schmerz durch seinen Körper fuhr. Mit schmerzverzerrten Blick sah er wieder zu seinem Begleiter, stellte fest, das dieser wohl so sehr in seinem Blutrauch gefangen war, dass er noch nicht genug hatte, sich jetzt das kostbare, für ihn lebensnotwendige Elexir direkt aus der Wunde holte, wobei er alles andere als sanft vorging.
 

Gefangen in seiner Begierde schien er sein Handeln nicht mehr unter Kontrolle zu haben, grub sogar seinen spitzen Eckzähne leicht in das verletzte Fleisch. Kurogane konnte ein schmerzgepeinigtes Stöhnen nicht unterdrücken, dennoch brachte er es nicht fertig den Magier aus seiner Blutlust zu reissen. Immerhin hatte er ihn dazu gedrängt zu trinken, ihm gesagt dass es okay war und er sich keinen Kopf zu machen brauchte. Da würde er die Konsequenzen nun wohl oder übel tragen müssen.
 

Dennoch zuckte er leicht zusammen, als Fay sich erneut unsanft verschaffte, nach was sein Körper so verzweifelt verlangte. Und irgendwie reichte diese kurze, unüberlegte Bewegung aus um den Magier aus seinem tranceartigen Zustand zu reisen. Seine mittlerweile zur Gänze goldene Augen klärten sich von einer Sekunde auf die andere und weiten sich entsetzt, bevor er den Schwertkämpfer dann plötzlich hastig von sich stieß, der, überrascht von der plötzlichen Abwehrreaktion nicht besonders sanft gegen das Wachbecken taumelte.
 

Es vergingen Minuten, die dem Ninja wie Stunden vorkamen, in denen sie sich einfach nur anstarrte. Kurogane schaffte es irgendwann den Blick von seinem Gegenüber abzuwenden, sah stattdessen auf das weiße Handtuch, das er nach wie vor in der Hand hielt.
 

Erst nachdem die hastigen Schritte des anderen Mannes verklungen waren und eine Tür laut ins Schloss fiel, hob er seinen Kopf wieder und war keineswegs erstaunt jetzt allein in dem kleinen Raum zu sein. Sie stolperten wirklich von einer prekären Situation in die nächste... Nicht dass er sich über den Anblick, der sich ihm gerade geboten hatte beschweren würde...
 

Mit einem tiefen Seufzer legte der Ninja das saubere Handtuch beiseite, hob stattdessen die beiden blutbefleckten, die während der kurzen Auseinandersetzung auf dem Boden gelandet waren auf und säuberte den Rest seiner Verletzung, versuchte dabei so wenig wie möglich nachzudenken.
 

Zumindest ein gutes hatte Fays „Behandlung“ gehabt, die Blutung hatte endlich aufgehört, wodurch sich der Schwertkämpfer nach einigem Abtupfen eine der Mullbinden nehmen konnte, womit er sich provisorisch, und so gut es eben ohne Hilfe ging, verband. Dieser Teil des Verarztens tat weitaus weniger weh, auch wenn er mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache war und ab und an eine unbedachte Bewegung machte.
 

Schlussendlich konnte er das schwarze Hemd, das Cardina ihm an den Leib gezaubert hatte wieder überstreifen. Kurz ruhte seine Aufmerksamkeit auf der Türe, die erst vor wenigen Minuten überlaut hinter dem blonden Magier ins Schloss gefallen war, bevor er an diese herantrat und klopfte. „Hey? Was dagegen wenn ich reinkomme?“ Auf die Frage ob er sich mittlerweile etwas angezogen hatte, verzichtete der Ninja absichtlich.
 

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Einen Augenblick lang herrschte völliges Schweigen in dem kleinen Raum, das nur von den gedämpft durch die geöffnete Balkontüre klingenden Geräusche der Strandbesucher und seinem eigenen hektischen Atem durchbrochen wurde. Wortlos starrte Fay in die glutroten Augen seines Gegenübers, konnte kaum begreifen, dass er erneut die Beherrschung über seinen eigenen Körper verloren hatte, bevor ein kalter Windhauch durch die nur angelehnte Badezimmertüre wehte, er realisierte was er mit seiner unüberlegten Reaktion bewirkt hatte.
 

Entsetzt fiel sein Blick auf das weiße Handtuch in Kuroganes Arm, spürte wie seine Wangen sich röteten, stolperte dann ohne ein weiteres Wort aus dem weißgefliesten Raum. Lautstark knallte er die Türe hinter sich zu, packte die Bettdecke und zog sie sich über den völlig nackten Körper, bevor er sich darin eingehüllt auf der weichen Matratze niederließ, fassungslos durch die verglaste Balkontüre hinaus aufs Meer starrte ohne den atemberaubenden Ausblick wirklich zu erkennen.
 

Der Ninja hatte nur das Beste für ihn gewollt, versucht ihm zu helfen und das so verzweifelt gebrauchte Lebenselexir zu verschaffen, dennoch... Hatte der Krieger nicht gemerkt wie wenig Kontrolle er über sich selbst hatte sobald der kupferartige Geruch des Blutes ihm den Verstand vernebelte? Der Ninja war verletzt, damit sowieso nicht völlig bei Kräften, und trotzdem hatte er ihn gezwungen von der kostbaren Substanz zu trinken.
 

Seufzend verbarg der blonde Mann sein Gesicht in seinen Händen, kühlte damit seine glühenden Wangen, merkte dabei, dass sowohl an seinen Lippen als auch an seinem Kinn noch immer etwas der roten Flüssigkeit haftete. Mit dem Handrücken fuhr er sich angewidert von sich selbst über den Mund, richtete sich dann auf und trat auf das kleine Waschenbecken zu, das glücklicherweise zusätzlich zu dem im Badezimmer an der Wand angebracht worden war. Obwohl er es vermied in den Spiegel darüber zu sehen, er stattdessen stur ins Waschbecken starrte als er den Hahn auftrete und sich das Gesicht wusch, konnte er nicht vermeiden das sein Blick doch einen Moment lang über die spiegelnde Fläche huschte, zuckte entsetzt zurück als er merkte, dass seine weiße Haut noch immer blutbefleckt war, seine sonst eisblauen Augen nun eine leicht gelbliche Farbe angenommen hatte, die zwar nach und nach verblasste, bereits seiner ursprünglichen Nuance wich, aber dennoch noch deutlich erkennbar war.
 

Mit zitternden Händen schaffte er es schließlich die letzten Reste seines Blutrausches zu beseitigen, bevor er sich an die Wand lehnte, ins nichts starrend daran zu Boden rutschte, seine Beine anzog, und so zusammen gekauert sitzen blieb. Was war nur aus ihm geworden? Dass ihn Subarus Blut zu einem Vampir gemacht hatte, dem war er sich bewusst gewesen. Auch dass er von diesem Moment an Kurogane brauchen würde um weiterhin überleben zu können.
 

Aber dass er sich beim Anblick oder dem Geruch des roten Lebenselexirs in eine Marionette ohne eigenem Willen verwandelte, nicht mehr in der Lage war sein eigenes Handeln zu kontrollieren verstörte ihn. Der Ninja war verletzt gewesen, hatte Schmerzen gehabt, und er hatte sich trotzdem ohne Rücksicht auf Verluste genommen was er brauchte. Gut, in gewisser Hinsicht war der Reisegefährte selbst daran Schuld gewesen, aber das änderte nichts daran, dass er sich nicht beherrschen hatte können. Ein leises Klopfen riss ihn aus den Gedanken, und sein Kopf fuhr entsetzt zur Badezimmertüre herum als er erkannte dass das Geräusch von dort kam.
 

„Hey? Was dagegen wenn ich reinkomme?“ Keine Sekunde später war auch schon die leicht beunruhigt klingende Stimme des Kriegers zu hören, der geduldig auf eine Antwort wartend hinter der geschlossenen Türe verharrte. Fay atmete tief durch bevor er sich, die Decke nach wie vor um seinen schmalen Körper geschlungen aufrichtete. „Du kannst rein kommen...“ Er sah wie die Klinke nach unten gedrückt wurde, die Türe leise knarrend aufschwang, dann der Schwertkämpfer, der seine Wunde wohl notdürftig wieder verbunden und das schwarze Hemd darüber gezogen hatte, das Zimmer betrat. Sein Blick glitt suchend durch den Raum bevor er den Magier, der noch immer an Ort und Stelle neben dem Waschbecken stand, seinen Blick wieder dem Spiegel zu gewandt hatte, und bitter lächelnd das Abbild seiner selbst darin anstarrte.
 

Als Kurogane Anstalt machte auf ihn zuzukommen, fuhr er sofort herum, deutete seinem Gegenüber mit einem panischen Funkeln in dem noch immer nicht wieder völlig blauen Auge stehen zu bleiben.

„Nicht... Wer weiß was ich dir antue wenn du mir erneut zu nahe kommst...“

Dieser knöpfte nur wortlos sein Hemd auf, streifte die eine Seite von seinem Körper um dem Magier zu zeigen, dass er die Wunde bereits verbunden, er nichts zu befürchten hatte. Trotzdem wirkte Fay nicht völlig beruhigt, ließ nun aber zu, dass der Ninja auf ihn zu kam. „Was ist nur aus mir geworden...? Ich verhalte mich wie eine Bestie sobald ich dein Blut nur rieche..."
 

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„Du kannst rein kommen...“ Erleichtert atmete Kurogane aus, hatte er doch unbewusst darauf gewartet, dass der Magier ihn zurückweisen würde, er damit erneut die Mauer zwischen ihnen, die sie in den letzten Stunden so mühsam um ein paar Steine verkleinert hatten, aufbaute. Langsam öffnete der Ninja die Tür, sah sich suchend nach dem Blonden um. Dieser stand in einer Ecke des Raumes, seine schlanke Gestallt eingehüllt in seine Bettdecke und starrte sein Spiegelbild an.
 

Sein sonst von einem Lächeln geziertes, feingeschnittenes Gesicht wirkte bitter, und der Schwarzhaarige brauchte gar nicht zu fragen, was seinem kleineren Gegenüber im Kopf herumging. Kaum trat er jetzt einen Schritt auf diesen zu wirbelte er auch schon herum, das unverdeckte Auge panisch aufgerissen. „Nicht... Wer weiß was ich dir antue wenn du mir erneut zu nahe kommst...“ Wortlos öffnete der Ninja sein Hemd und streift es von der verletzten Schulter und zeigte dem Magier damit, das der Verband erneute Eskalationen mit ziemlicher Sicherheit verhindern würde, da das Blut nun nicht mehr zu sehen, und nur doch gedämpft zu Riechen war.
 

Als er sich diesmal in Bewegung setzte kam kein Protest, obwohl Fay nach wie vor nicht völlig überzeugt zu sein schien. „Was ist nur aus mir geworden...? Ich verhalte mich wie eine Bestie sobald ich dein Blut nur rieche..." Schwach mit dem Kopf schüttelnd trat Kurogane nun vollends an den Blonden heran, und achtete nicht auf dessen leichten Protest, als er seinen Arme lose um seine Taille legte, womit er ihm ohnehin die Möglichkeit ließ zu flüchten wenn er wollte.
 

„Dann solltest du wohl eher mir Vorwürfe machen und nicht dir selbst. Schließlich war ich es, der dir dieses Schicksal aufgezwungen hat. Ich habe gewusst, auf was ich mich einlasse, war mir über die Konsequenzen im Klaren, deswegen mach dich bitte nicht verrückt. Ich hab schon bei weitem schlimmere Schmerzen erleiden müssen, da macht mir so was kaum etwas aus... Zumal du es warst, der sie mir zugefügt hat...“
 

Sanft hob Kurogane seine Hand, strich erst über die blasse Wange des Magiers, bevor seine Finger höher wanderten, kurz neben dem, nun wieder eisblauen Auge verweilten und dann in die weichen platinblonden Haare fuhren. Der Ninja hatte mit Absicht beinahe jeden Satz mit „Ich“ begonnen, womit er unterstreichen wollte, dass die Schuld bei ihm selbst zu suchen war. Und auch mit der zarten Liebkosung wollte er zeigen, dass es ihm absolut nichts ausmachte, von dem Blonden verletzt zu werden. Es war ein notwendiges Ritual, dem er zugestimmt hatte.
 

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Fay zuckte zwar leicht zusammen als der schwarzhaarige Ninja seinen Arm um seine Taille legte, ließ die sanfte Berührung aber zu, merkte dass dieser nicht vor hatte ihn gegen seinen Willen festzuhalten.

„Dann solltest du wohl eher mir deswegen Vorwürfe machen und nicht dir selbst. Schließlich war ich es, der dir dieses Schicksal aufgezwungen hat. Ich habe gewusst, auf was ich mich einlasse, war mir über die Konsequenzen im Klaren, deswegen mach dich bitte nicht verrückt. Ich hab schon bei weitem schlimmere Schmerzen erleiden müssen, da macht mir so was kaum etwas aus... Zumal du es warst, der sie mir zugefügt hat...“

Der Magier blickte nur stumm in die rotglühenden Augen seines Gegenübers, wusste auf diese Worte hin nichts zu erwidern. Es war die Wahrheit, natürlich, Kurogane war im vollen Besitz seines geistigen Verstandes bereit gewesen diesen Preis zu bezahlen, dennoch hatte er ihm längst verziehen.
 

Natürlich hatte er dem Krieger zu Beginn Vorwürfe gemacht, ihm nicht mehr in die Augen sehen können, einfach nicht verstanden weswegen sich dieser über seinen Todeswunsch hinweg gesetzt und ihn gezwungen hatte weiterzuleben obwohl er sich selbst bereits aufgeben hatte. Er hatte dessen Reaktion und seinem verwirrten Blick angesehen, dass er selbst keine Ahnung hatte weswegen er bereit gewesen war so weit zu gehen um ihn zu retten, doch langsam war ihm klar geworden, dass das rote Band zwischen ihnen schon damals existiert hatte, wohl noch viel zarter, gerade erst geknüpft, aber es war vorhanden gewesen, hatte verhindert dass der Schwertkämpfer zuließ, dass er starb.
 

Fay spürte wie der Reisegefährte sanft den Arm hob, ihm zärtlich über die Wange strich, schließlich durch sein blondes Haar fuhr. Der Magier wollte erst den Kopf schütteln um ihm zu zeigen, dass er ihm keine Vorwürfe machte, entschloss sich dann aber dagegen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Kurogane diese Reaktion als Zurückweisung deutete war zu groß. „Vielleicht war es anfangs so...“, brach er stattdessen schließlich die Stille, weiterhin in dieser Position verharrend. „Vielleicht habe ich dich anfangs dafür gehasst... Aber mir ist bald gewusst geworden wie dankbar ich dir eigentlich sein muss... dafür, dass ich dir wichtig genug war, dass du bereit warst dich selbst zu opfern um mir zu helfen... Ich habe es nicht verstanden... Ich verstehe es jetzt noch nicht genau weswegen du so gehandelt hast, dennoch bin ich dir dankbar... Allerdings... musst du mir versprechen, dass du dich wehren wirst wenn ich das nächste Mal die Beherrschung verliere, dich wie eine wildgewordene Bestie anfalle... Dieses mal habe ich es noch rechtzeitig geschafft mich wieder unter Kontrolle zu bringen, aber wer weiß ob es nicht wieder geschieht? Vielleicht gelingt es mir dann nicht mehr...“
 

Fay brach ab und wandte seinen Blick zur Seite, zuckte überrascht zusammen, als Kurogane ihn plötzlich enger an sich zog, ihm beruhigend über den Rücken strich. „Ich kann mich nur wiederholen... Es macht mir kaum etwas aus wenn du es bist, der mir Schmerzen zufügt...“ Obwohl in die Worte des Schwarzhaarigen nicht sonderlich zufrieden stellten, es ihn störte, dass dieser seine Bitte völlig ignorierte, nicht darauf einging, schaffte es das zärtliche Lächeln das die Lippen des Ninjas umspielte ihn trotzdem etwas zu beruhigen.
 

„Ich hasse dieses Gefühl nicht mehr ich selbst zu sein... Erst zu erkennen was ich getan habe, wenn es bereits passiert ist...“, antwortete er schließlich leise, lehnte sich sanft gegen den muskulösen Körper des Kämpfers, atmete dessen Geruch tief ein, entspannte sich in seinen Armen zusehends, konnte aber nicht verhindern, dass weiterhin die abstrusesten Szenarien durch seinen Kopf geisterten. „Was wenn ich dein Leben dadurch gefährde? Wenn du dich erneut verletzt, und ich... ich...“ Kurogane schnitt die stammelnden Worte des Magiers ab indem er eine Hand an dessen Kinn platzierte, dieses sanft anhob, ihn damit zwang ihm in die Augen zu sehen.
 

„Das wird nicht passieren! Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen... und nimm es mir nicht übel, aber selbst wenn du nicht du selbst bist, glaube ich nicht dass du eine Chance gegen mich hast!“ Das gespielt selbstgefällige Grinsen schaffte es auch auf Fay Gesicht ein schwaches Lächeln zu zaubern, bevor er schließlich ein Nicken andeutete und sich dann von seinem Gegenüber löste. „Ich werde kurz duschen gehen... Danach sollten wir am besten mal nach den Kindern sehn...“ Mit diesen Worten zeigte er deutlich, dass er nicht weiter über das Thema reden wollte, er ohnehin nichts an seinem Zustand ändern konnte.
 

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Kurogane hatte die ganze Zeit über nur schweigend zugehört und mit jedem weiteren Wort des blonden Mannes in seinem Arm war sein sanftes Lächeln etwas breiter geworden. Es war ein absolut neuer Ton, dass Fay ihm für sein selbstsüchtiges und egoistisches Handeln dankbar war. Natürlich war der Schwertkämpfer nicht mehr unbedingt davon ausgegangen, dass er für seine Taten abgrundtief gehasst wurde, mit einem Danke hatte er aber trotzdem nicht gerechnet.

Nur die Bitte, er solle sich das nächste mal, wenn der Magier die Beherrschung verlor doch wehren, überhörte er einfach geflissentlich. Darüber musste sie sich ohnehin noch einmal unterhalten. Immerhin war es alles andere als gut, für keinen von ihnen, wenn der Blonde immer erst dann zum Trinken zu bewegen war, wenn es wirklich nicht mehr anders ging. Er würde mehr darauf acht, dem unfreiwilligen Vampir sein Blut öfter anbieten müssen, da er sich ziemlich sicher war, dass dieser auch in Zukunft nicht von sich selbst aus danach fordern würde.
 

Dieser sah gerade betreten zur Seite, und da es Kurogane überhaupt nicht gefiel, dass seinen Worte nicht ausreichten um ihn zu beruhigen, zog er ihn ohne Vorwarnung enger an sich, ließ seine Hand beruhigend über Fays Rücken wandern. „Ich kann mich nur wiederholen... Es macht mir kaum etwas aus wenn du es bist, der mir Schmerzen zufügt...“
 

Nach einigen Minuten des Schweigens brach die leise Stimme des Magiers den Raum, während er sich von selbst an den Schwarzhaarigen lehnte. „Ich hasse dieses Gefühl nicht mehr ich selbst zu sein... Erst zu erkennen was ich getan habe, wenn es bereits passiert ist... Was wenn ich dein Leben dadurch gefährde? Wenn du dich erneut verletzt, und ich... ich...“
 

Kurogane gebot dem verunsicherten Gestammel seines Gegenübers Einhalt indem er ihm sanft die Hand unters Kinn legte und ihn somit zwang ihm direkt in die Augen zu sehen. Die nächsten Worte des Ninjas wurden von einem breiten, leicht überheblichen Grinsen begleitet. „Das wird nicht passieren! Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen... und nimm es mir nicht übel, aber selbst wenn du nicht du selbst bist, glaube ich nicht dass du eine Chance gegen mich hast!“
 

Mit dieser Bemerkung schaffte er es endlich ein zartes Lächeln auf das blasse Gesicht des Blonden zu zaubern, wobei der Krieger den dezenten Hinweis seiner „Inneren Stimme“, dass er gestern Abend aufs gemeingefährlichste von einem alten Fischernetz ausgeknockt worden war, einfach einmal ignorierte. Solche Gedanken und Erinnerungen waren schlecht fürs Ego und gehörten verdrängt, oder besser noch, vergessen.
 

„Ich werde kurz duschen gehen... Danach sollten wir am besten mal nach den Kindern sehn...“ Nachdem Fay sich von ihm gelöst hatte, zeigte er mit diesen Worten deutlich an, dass er nicht mehr über das Thema und das gerade Geschehene reden wollte, und der Schwertkämpfer ließ ihm seinen Willen, machte sich aber eine gedankliche Notiz, dass er in nächster Zeit noch einmal darauf zurückkommen musste, möglichst bevor der Magier das nächste mal so verzweifelt nach Blut verlangte, dass er ihn wie ein ausgehungertes Tier anfiel.
 

„Nun, von mir aus.“, war dann auch seine schlichte Antwort, schließlich konnte er seinem Reisegefährten schlecht verbieten zu duschen. Und auch der Verschlag einmal nach der Prinzessin und ihrem Beschützer sehen, war nicht der schlechteste. Er wusste nicht genau was ihn zu dieser für ihn absolut untypischen Geste bewegte, aber einer Eingebung folgend beugte sich der Schwarzhaarig vor und gab dem Kleineren sanft einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich ohne ein weiteres Wort umdrehte und, nur mit einem Lächeln, das Zimmer verließ.
 

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Verwirrt blickte Fay dem schwarzhaarigen Reisegefährten nach, strich sich dann lächelnd über die Stirn auf der er noch immer dessen weiche Lippen zu spüren glaubte. Es war wirklich seltsam wie sehr der sonst so mürrische Ninja sich verändert hatte. Kurogane war ihm ähnlich gewesen, hatte zwar auf eine völlig andere Art und Weise eine Mauer zwischen sich und dem Rest der Gruppe aufgebaut, aber er hatte sich ebenfalls dahinter verschanzt, ihnen mit seinem genervten Gesichtsausdruck deutlich zu verstehen gegeben, dass er nur mit ihnen unterwegs war um sobald wie möglich wieder in seine eigene Welt zurück kehren zu können.
 

Doch nach und nach waren sie sich näher gekommen, es war so langsam gegangen, dass sie es selbst kaum gemerkt hatten, bis es plötzlich zu spät gewesen war, sie nicht mehr von einander loskamen. Fay zog die weiche Decke von seinen Schultern, legte sie auf dem Bett ab, trat dann in der kühlen Morgenluft leicht fröstelnd auf die Badezimmertüre zu, öffnete sie und bückte sich beim Eintreten erst einmal nach den hinuntergefallenen Duschgel- und Shampoo Döschen. Sobald er festgestellt hatte, dass der Krieger sein Handtuch in dem sterilen Raum zurück gelassen hatte zog der Magier den Duschvorgang beiseite, um sich dann unter dem Duschkopf zu platzieren und den Warmwasserhahn aufzudrehen. Es lag zwar noch ein leichter Blutgeruch in der Luft, dieser beeinflusste ihn aber, da er ohnehin gerade getrunken hatte und Kurogane die restlichen Spuren säuberlich beseitigt hatte nicht.
 

Entspannt schloss er die Augen als die ersten Tropfen auf seine Schultern prasselten, legte den Kopf leicht in den Nacken um die jegliche Verkrampfungen lösende Massage zu genießen. Das warme Wasser beruhigte ihn, schien im Moment wirklich in der Lage zu sein die Ereignisse der letzten Tage von ihm abwaschen zu können. Dass das höchstwahrscheinlich nicht an der Dusche, sondern daran lag, dass er sich endlich wieder besser mit dem Kämpfer verstand, sie sich nicht mehr behandelten wie Fremde, über diese Tatsache sah er großzügig hinweg. Als Fays Blick auf seine Hand fiel verzogen sich seine Lippen wie von selbst zu einem erneuten Lächeln als er bemerkte, dass der rote Faden wieder an Intensität zugenommen hatte, wieder stark und unzerstörbar wirkte. „Danke...“, wisperte er leise, drückte die mit Kurogane verbundene Hand an seine Brust, fühlte sich einfach nur froh und erleichtert.
 

Gerade als er seine Haare shampooniert, den Schaum wieder aus den blonden Haaren gewaschen hatte und damit begann das nach Pfirsich duftende Duschgel auf seiner blassen Haut zu verteilen, hörte er plötzlich wie es an der Türe klopfte, zuckte verwirrt zusammen und verharrte einen Moment lang bewegungslos.

„Tut mir leid, dass ich dich störe, aber kann ich kurz rein kommen? Die Frau von der Rezeption war gerade da, angeblich haben die Gäste die vor und die Zimmer bewohnt haben, irgendetwas im Bad vergessen.“ Man konnte der rauen Stimme deutlich anhören, dass es dem Reisegefährten alles andere als angenehm war den Magier zu unterbrechen, aber scheinbar hatte ihn die Empfangsdame ausdrücklich gebeten den vergessenen Gegenstand so schnell wie möglich zu bringen.
 

„Ist schon okay... Komm ruhig rein...“, überwand sich Fay schließlich. Was stellte er sich überhaupt so an? Der Duschvorhang schirmte ihn ohnehin vor Kuroganes Blicken ab, und zusätzlich war der Raum nun durch das warme Wasser in dichten Dunst gehüllt. Er fröstelte leicht als der Ninja die Türe öffnete, sein Eintreten von einem kühlen Lufthauch begleitet wurde.
 

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Kurogane hatte gerade sein Zimmer durchs Bad betreten und die Verbindungstür hinter sich geschlossen, wandte seine Aufmerksamkeit gerade der großen, verglasten Balkontüre zu, als es plötzlich an seiner Tür klopfte. Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete er seine Zimmertüre, als erwartete er, dass er sie mit bloßem Blick zum verschwinden bringen können, bevor er durch ein zweites, durchdringenderes Klopfen daran erinnert wurde, dass man Türen eigentlich öffnete, sollte jemand um Einlass bitten.
 

Also öffnete der Schwarzhaarige, mit seinem üblichen finsteren Gesichtsausdruck und blinzelte dann erst einmal überrascht. Zuerst war er überzeugt dass überhaupt niemand vor ihm stand, erst nachdem er seinen Blick um ungefähr einen Meter senkte starrte er in zwei durchdringend graue Augen, die ihn nur erneut verwirrt Blinzeln ließen. Vor ihm stand die Dame in den Mitfünfzigern, die ihn und den Magier beim Eintreten ins Hotel so argwöhnisch hinterm Tresen hervor gemustert hatte. „Guten Morgen.“, begrüßte sie ihn jetzt und wirkte dabei etwas angesäuert, darüber, dass gerade sie sich auf das gesellschaftliche Niveau herablassen musste, mit einem der Spätheimkehrer zu sprechen.
 

Sie erweckte sowieso den Eindruck als ob sie es nicht besonders guthieß, dass sie so spät oder besser früh hier aufgekreuzt waren, und in ihren Augen stand deutlich zu lesen, dass sie dem Schwertkämpfer einiges Unanständiges zutraute, was diesem allerdings nur ein trockenes Grinsen entlockte.
 

„Die Gäste, die vor ihnen diese Zimmer bewohnt haben, haben gerade angerufen, dass sie ein Handy im Badezimmer vergessen haben, das sie so schnell wie möglich abholen wollen.“ Kurogane schwieg einen Moment und sah mit Absicht über diese penetrante, rundliche Person hinweg, was ihm nicht besonders schwer fiel, aber die Rezeptionistin zur Weißglut trieb.
 

„Da werden sich die Herrschaften noch etwas gedulden müssen. Mein Begleitung steht gerade unter der Dusche.“ „Nun haben sie sich nicht so.“, war die augenrollende Erwiderung darauf. „Sie werden es ja wohl fertig bringen ins Bad zu gehen, während ihre Freundin duscht.“ Mit einem trockenen Räuspern sah der Schwarzhaarige in eine andere Richtung, um nicht den Kommentar abzugeben, dass Fay weder seine, noch überhaupt eine Frau war. Wie die alte Hexe auf diese Schlussfolgerung kam war ihm sowieso schleierhaften. Dass sie gemeinsam frühmorgens heim gekommen waren hatte doch wirklich rein gar nichts zu bedeuten, zumal sie sich ja nicht einmal das Zimmer teilten.

Allerdings hatten solche ältere Damen ihre Spitzel meist überall, weswegen es wohl gar nicht so abwegig war, dass eine ihrer Bekannten die Auseinandersetzung am Strand mitangesehen hatte.
 

„Also?“, wurde der Krieger von ihrer penetranten Stimme aus seinen Gedanken gerissen, was er mit einem genervten Seufzen quittierte. „Wenn sie sich kurz gedulden würden...“ Ohne eine eventuelle Erwiderung abzuwarten, machte er der Frau Rezeptzionistin die Tür vor der Nase zu und wandte sich zur Badtür um. Nach einem kurzen Zögern, in dem er sich fragte, warum er sich eigentlich so anstellte, klopfte er an. „Tut mir leid, dass ich dich störe, aber kann ich kurz rein kommen? Die Frau von der Rezeption war gerade da, angeblich haben die Gäste die vor und die Zimmer bewohnt haben, irgendetwas im Bad vergessen.“
 

Einen kurzen Moment war nur das melodische Rauschen der Dusche zu hören, nichts anderes. Als Kurogane sich gerade damit abfinden wollte, dass das Schweigen in diesem Fall wohl als Nein zu werten war, erklang dann doch die Stimme des Magiers. „Ist schon okay... Komm ruhig rein...“
 

Also trat der Schwarzhaarige ein, begleitet von einem kühlen Luftzug, der sich aber sofort in dem, in feuchten warmen Dunst gehüllten Raum verlor. Gegen die plötzliche Wärme die ihm entgegen schlug musste der Ninja kurz blinzeln, dann trat er vollends ein, schloss die Tür wieder hinter sich, damit die kühle Luft draußen blieb. Aufmerksam ließ er seine glutroten Augen durch den Raum schweifen, vermied dabei lediglich den Bereich, in dem sich die Dusche befand.
 

Er hatte heut schon genug, viel zu viel, von dem Magier gesehen, was seinem Verstand alles andere als gut getan hatte, weswegen er es für besser hielt seinen Blick auf alles andere zu richten, nur nicht auf die angedeutete Silhouette hinter dem Duschvorhang. Noch während diese Gedanken in seinem Kopf herumspukten, ertappte Kurogane sich allerdings schon dabei, dass sich sein Blick selbstständig machte, sich ganz automatisch seinen eigenen Weg gesucht hatten und jetzt an der schlanken Silhouette des Magiers festhing.
 

Der Ninja musste kurz die Augen schließen, um sich endlich von diesem Anblick losreißen zu können, konzentrierte sich dann mehr schlecht als recht auf seine eigentlich Aufgabe. Es dauerte auch nicht wirklich lange, bis er das mobile Telephon, das lediglich unter das Waschbecken gefallen war, entdeckte. Mit leicht angewidertem Gesichtsausdruck betrachtete er das kaum handgroße Gerät, das ihnen aufgrund seines weißen Rückencovers zuvor nicht aufgefallen war. Die Vorderseite hingegen war mit pinken Schnörkeln übersäht, allem Anschein nach das Handy einer Frau. „Gott... widerlich...“, brummte er genervt, bevor er noch ein letztes Mal zu dem hinter dem Duschvorhang verborgenen Magier sah. „Ich bin dann wieder draußen.“
 

+~+~+~+
 

Nervös fuhr Fay damit fort seine blasse Haut mit dem Duschgel einzuschäumen, ertappte sich dabei wie seine eisblauen Augen durch den milchigen Vorhang hindurch die Silhouette von Kurganes Körper suchten, konnte schemenhaft erkennen wie dieser sich bückte, wahrscheinlich um den gesuchten Gegenstand vom Boden aufzuheben.

„Gott... widerlich...“ Ein leichtes Lächeln stahl sich bei diesen Worten auf die Lippen des Magiers und er konnte sich bereits denken, dass das vergessene Ding, worum auch immer es sich handeln mochte, wohl für den Geschmack des Ninjas einige Schnörkel zuviel zierten.
 

„Ich bin dann wieder draußen.“ Der blonde Mann glaubte zu erkennen wie der Kämpfer seinen Blick in Richtung der Dusche richtete, spürte, obwohl er genau wusste, dass dieser ihn ebenso undeutlich sehen konnte wie er ihn, wie sich seine bereits durch das heiße Wasser erhitzten Wangen noch etwas deutlicher röteten. „Okay...“, antwortete er schließlich, da er das Gefühl hatte, dass der Krieger auf eine Reaktion wartete, konnte hören wie die Türe erneut geöffnet wurde, fühlte ein weiteres mal einen kalten Windhauch.
 

„Kurogane!“ Entsetzt biss sich Fay auf die Lippen, wusste selbst nicht genau was ihn dazu getrieben hatte den schwarzhaarigen Mann zurück zu rufen.

An der kalten Luft konnte der Magier deutlich erkennen, dass der Reisgefährte inne gehalten hatte, vermutete dass dieser sich verwirrt wieder in seine Richtung gewandt hatte. Einen Moment lang war nur das leise Prasseln des Wassers zu hören, bevor die dunkle Stimme des Ninjas diese durchbrach. „Ja?“ Geduldig schien dieser weiterhin auf eine Erklärung zu warten, während der blonde Mann sich im Stillen für dieses unüberlegte Handeln verfluchte. Was hatte er damit bezwecken wollen? Tja, was? „Ich... wollte... Ich... also...“, stotterte er hilflos, bevor er schließlich abbrach, konnte über sein eigenes Verhalten nur den Kopf schütteln. Wahrscheinlich war es der Restalkohol der seinen Verstand benebelte, oder die Nachwirkungen des Blutrausches die sich jetzt noch bemerkbar machten, anders konnte er sich sein Benehmen nicht erklären.
 

„Vielleicht solltest du gleich mal nach den Kindern schauen. Mittlerweile ist es doch schon einigermaßen spät geworden, sie sind bestimmt schon wach...“, versuchte er schließlich mit dieser schwachen Ausrede zu rechtfertigen weswegen er den schwarzhaarigen Freund zurück gehalten hatte. Erneut herrschte Stille in dem kleinen Raum, und Fay fröstelte leicht in der kalte Luft die noch immer durch die halb offenstehende Türe zog, während der Ninja abwartete ob diese lahme Antwort wirklich alles war was der Magier ihm zu sagen hatte. Als er aber keine Anstalt machte weiter zu sprechen, vernahm der blonde Mann ein leises Seufzen seitens Kurogane, bevor dieser schließlich mit einem gemurmelten „Ist gut...“ das Badezimmer verließ.
 

~tbc~



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  halfJack
2009-08-10T15:12:18+00:00 10.08.2009 17:12
Die Erklärung, die Kurogane ja bereits im letzten Kapitel für seinen Aufenthalt am Strand abgibt, hat die Situation ein weiteres Stück aufgelockert. Früher hätte der Ninja so etwas sicher nicht zugegeben, aber mittlerweile hat er sich sogar eingestanden, dass er die Neckereien von Fye und Mokona eigentlich genießt, weil sie ihm ein Stück Alltag schenken, fern von seiner brutalen Vergangenheit, die nur von Töten und Selbstverteidigung durchdrungen war. Im Manga hat er einmal ja auch gesagt, dass er Mokona vertraut. Auch wenn er sich ständig darüber aufregt, sind ihm mit Sicherheit alle seine Reisegefährten sehr wichtig geworden.
Das befreite Lachen von Fye zeigt dann auch, dass es diesem wieder besser geht, dass die Last auf seinen Schultern ein wenig an Gewicht verloren hat und er ein Stück des alltäglichen Glücks wieder zurückerlangen konnte, trotz seiner zurückliegenden Erfahrungen.

Das Kapitel gefiel mir sehr gut, nicht nur wegen der Entspannung zwischen den beiden, sondern vor allem wegen der "Spannung". *g*
Mal abgesehen davon, dass ihr weitere Annäherungen absichtlich hinauszögert, aber das ist auch ein Zeichen dafür, dass es in vielen Fällen gar nicht so einfach ist, körperliche Distanz zu überwinden. Wenigstens scheinen bei Fye nicht mehr die Ängste im Vordergrund zu stehen und seine Zuneigung zu überschatten, die er ja offensichtlich für Kurogane empfindet. Und auch bei dem Ninja kam die Erkenntnis seiner Zuneigung nicht mit einem Schlag. Er wurde sich ihr nach und nach erst bewusst, was sehr realistisch wirkt, aber gleichzeitig versucht er sich darüber noch ein wenig zu täuschen, um als Krieger nicht zu viele Emotionen zuzulassen, obwohl er sich auch dieser Tatsache bewusst ist. Alles sehr gut nachvollziehbar geschrieben.
Von:  Auriet
2008-07-31T11:57:18+00:00 31.07.2008 13:57
kyaaaaaa~ die story is echt toll^^
sorry das ich erst jetzt wieder ein kommi schreibe. habe es in den ersten kapis mit den acc von meinner sis gemacht. also nich wundern wenn dort mein name nich auftaucht hehe :)
aaaaalso, ich liebe dieses pairing einfach. kurofai is sooo süß ♥
die szene im bad war toll, hättest noch verlängern können hehe :)
ich warte dann also auf das nächste kapi. mach weiter so^^
viele grüße, chihaya
Von:  Nikaja
2008-06-30T22:07:27+00:00 01.07.2008 00:07
die geschichte ist echt mal der burner! ich sitze hier in australien und kaufe mir teuer internet zeit nur um deine geschichte weiterlesen zu koennen! ich liebe sie einfach!

ist nur boese von dir das du kurogane in der bad szene rausgehen lassen hast, anstatt es noch heisser werde zu lassen^^
Von:  cookie_monster
2008-06-15T14:27:29+00:00 15.06.2008 16:27
boaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa diese story is mal so böööööööööööööse geil das ich nicht gnug davon bekommen kann >DDDDD
ich bin neu fan von tsubasa geworden aber diese story is so geil das ich einfach es in my favos reinschmeissen muss.
ich liebe dieses pairring <3
bitte sag mir bescheid wenns weiter geht ja
und schreib schnell weiter

lg da lass z_r
Von: abgemeldet
2008-06-04T17:16:29+00:00 04.06.2008 19:16
Auch dieses Kapitel hat mir so richtig gut gefallen. :)
(Und verwundert es mich auch ein ganz kleines bisschen, weshalb Fay mit der augenklappe immer noch wirklich sehr weiblich erscheint...? xD )

Die Bad-szene war richtig gut. auch, wenn die beiden wahrscheinlich ziemlich angespannt waren, war das Kapitel für den Leser doch noch ziemlich "entspannend".

es schmerzt mir richtig und mein Gesicht zieht seltsam verzogene Züge, aber Kuroganes schmerzen sind so... schrecklich schmerzhaft beschrieben, dass ich es mir kaum noch vorstellen kann. aber ein Ninja kennt keinen schmerz...!
Von: abgemeldet
2008-05-28T21:28:38+00:00 28.05.2008 23:28
*mich _WhiteRose_ anschließ*
Ich weiß gar nicht wann ich gestern ins Bett gegangen bin. Naja aber wie man merkt, war ich gestern auch wieder kommischreibfaul *schäm*
Wenn ich müde bin, kann ich eben nicht mehr denken und dösel vor mich hin beim Lesen XDDDDD

Also schön aber jetzt mal zum Kapitel! XD
Diesmal gings ja richtig entspannt zu bei den beiden, obwohl ich nicht gedacht hätte, dass Kuro-tan wegen so einer Bemerkung gleich sein Schwert zieht. Typisch halt! ^^v
Aba die Bad-Szene!! *schmelz*
Den Anblick von Fye hätte ich auch gerne gesehn *hust* ^//////^
Warum sind die beiden auch nur so verstockt, verdammt! XDDD
Please more! >//<
Von: abgemeldet
2008-05-28T14:34:31+00:00 28.05.2008 16:34
Es muß mir auch immer mitten in der Nacht auffallen, daß es ein neues Kapitel gibt - egal, schlafen kann man noch wenn man tot ist.

Ich muß sagen, ich bin ja wirklich froh, daß die Sache am Strand doch nicht so schlimm eskaliert ist wie ich es mir wieder in meinen schlimmsten Alpträumen ausgemalt habe. Alles in allem war das Kapitel ja mal richtig entspannt - was man zwischen den beiden so entspannt nennen kann, denn so eine gewiße Spannung gibt's ja da immer noch... solange die beiden immer noch höllisch aupaßen müßen was sie tun und sagen dürfen.
Ich frag mich echt ob die mal ganz verschwindet bevor wieder irgendwas passiert woran ich gar nicht denken will (muß ich auch nicht, ich weiß es ja nicht *g*).

Also wirklich gute Arbeit.
Danke.
_WhiteRose_

PS.: An eine Sache muß ich immer wieder denken, das erste Mal als Fay als Engel aufgetreten ist und dann immer wieder wenn man ihn für eine für Frau hält: Sollte die Augenklappe ihn nicht (zumindest von vorn) ein bißchen männlicher machen?
Engel mit Augenklappe *g*
(Obwohl ich, während ich es lese, dann eigentlich auch immer wieder vergesse...)
Von:  Engelchen_Fynn
2008-05-28T10:08:23+00:00 28.05.2008 12:08
Mir hat das Kapitel sehr gut gefallen. ^^
Teilweise sehr süß. Die beiden sind schon ein schnuckeliges Paar, muss man ja sagen. ^_____^

Freu mich schon auf mehr. ^-^
Von:  CptJH
2008-05-28T09:25:03+00:00 28.05.2008 11:25
Mau!
Das Kapitel ist klasse!
Vor allem die Szene im Bad!!



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