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Hundeyoukai: Drachenkrieg

Die vierte Staffel
von

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Die Prophezeiung der Drachen

Hier kommt der schon von einigen erwartete vierte Teil der Saga um den Hundeclan.
 

Was bisher geschah: Nach langen und harten Kämpfen und vielen Abenteuern ist der Streit zwischen den beiden Halbbrüdern des Westclans, Sesshoumaru und Inuyasha, beigelegt, ebenso der Streit zwischen dem Westclan und dem Südclan der Hundeyoukai. Auch Cousin Yuri wurde in die Familie aufgenommen, inklusive seiner etwas außergewöhnlichen Gefährtin, einer Katzenyoukai.Damit herrscht Frieden unten allen Youkai, denn kaum jemand wäre so selbstmörderisch, sich mit der Macht des vereinigten Hundeclans anzulegen. So hofft die Familie auf Frieden - und ahnt nicht, dass der Same des kommenden Unheils bereits vor fünfzig Jahren gelegt wurde...
 

1. Die Prophezeiung der Drachen
 

Der Morgen graute über dem mächtigen Gebirgsstock düster und unheildrohend. Zwei Gestalten wanderten auf einen kaum sichtbaren Pfad immer höher und tiefer in das Gebirge. Beide wirkten auf den ersten Blick menschlich, aber bei genauerem Hinsehen erkannte man auf ihrer Stirn eine kleine Maske, ein zweites Gesicht. Und das zeugte noch mehr als die Krallen an den Fingern von ihrer Un-Menschlichkeit. Sie waren Drachen. Der ältere Mann trug den Stab des Obersten Schamanen dieses Volkes. Der jüngere war mit einer Rüstung bekleidet, hatte ein Schwert an der Seite. Seine Kleidung war nicht sehr kostbar. Er wirkte eher wie ein gewöhnlicher Samurai. Aber um den Hals lag eine goldene Kette, deren Anhänger einen Drachen zeigte. Er war also der Anführer, der König der Drachen. Er blickte sich ein wenig neugierig um.

Der Schamane hatte es bemerkt: „Hier gibt es nicht viel zu sehen, Daiki-sama“, sagte er: „Aber das größte Geheimnis der Drachen soll ja auch unentdeckt bleiben.“

„Natürlich.“ Daiki war höflich: „Führt der Oberste Schamane jeden neuen König hierher?“

„Ja. Wie ich schon sagte, ist das immer das Erste, was ein neuer König zu Gesicht bekommt.“ Der Schamane atmete durch: „Zum Guten oder Schlechten für unser Volk.“

„Wieso zum Schlechten? Du sagtest etwas von einer Prophezeiung?“

„Voraussagen können auch gefährlich sein, Daiki-sama. Schon mancher König ließ sich verführen, die Prophezeiung auf sich und seine Regierung zu beziehen. Das ist das Problem mit Visionen und Vorhersagen. Sie sind gewiss wahr. Aber wann werden sie erfüllt? In Jahren, Jahrzehnten, Jahrhunderten?“ Der Schamane blieb stehen. Er musste ein wenig durchatmen: „Hier in den Bergen liegt jedenfalls das uralte Drachenheiligtum, die so genannte Drachenburg. Man sagt, dass der allererste Drache es schuf. Und hier befinden sich Steintafeln an den Wänden, die Prophezeiungen beinhalten. Viele von ihnen sind inzwischen eingetroffen, andere noch nicht. Ich werde Euch diejenigen zeigen, die noch nicht geschehen sind.“

Daiki sah ihn an: „Brauchst du eine Pause, Hayao-sama, unser Schamane? Hättest du nicht einen jüngeren Schamanen mit mir schicken können?“

„Nein, das muss ich selbst machen. Ich werde erst nach Eurem Regierungsantritt meinen Nachfolger in dies hier einweihen. So ist es Drachenbrauch.“ Der Schamane ging langsam weiter: „Nach der Überlieferung zeigen die Steintafeln alles, was je für das Drachenvolk wichtig gewesen war, ist oder sein wird. Sie erzählen von den vergangenen Tagen, von mächtigen Drachenkönigen, aber sie berichten auch von einem Tag, der die Drachen ins Unglück stürzen wird, und eine, die letzte Prophezeiung, berichtet, dass die Drachen sicher und in Frieden leben.“

„Du hast gesagt, dass schon Könige die Prophezeiung auf sich bezogen? Meinten sie dann, das Drachenvolk glücklich zu machen?“ Denn dies war auch seine Absicht.

„Ja. Euer ehrenwerter Vorgänger, der Vater Eurer Königin, wollte derjenige sein, der dafür sorgt, dass die Drachen in Frieden leben könnten. So beschloss er, gegen die Youkai vorzugehen, sie zu unterwerfen oder zu vernichten. Dann, so meinte er, würden die Drachen sicher sein. Menschen sind ja keine Gegner.“

„Ich verstehe. Diesen Krieg verlor er gegen den damaligen Anführer der Hunde.“

„Ja. Gegen das Höllenschwert des Inu no Taishou hatten die Drachen keine Chance.“

„Dieser Youkai ist doch auch schon tot.“ Daiki murmelte es, sah dann aber neugierig auf. Vor ihnen schien das schmale Tal zu enden, dem sie bislang gefolgt waren. Nur eine enge Spalte im Fels führte weiter.

Der Schamane nickte: „Ja, er ist tot. Aber er hatte Söhne. - Daiki-sama, folgt mir nun bitte.“ Er fasste in die Felsspalte.

Zur Verwunderung des jungen Drachenkönigs öffnete sich der Berg. Es war nur eine Täuschung gewesen, ein Bannkreis. Nun konnte man einen weiten Talkessel erkennen. Eine runde Halle erschien, vollkommen aus Felsen gebaut, von Moos überwachsen. Die Pforten waren ebenfalls aus Steinplatten.

Hayao ging darauf zu, schob ohne Mühe die Platten auf. Die Angeln waren gut geölt. Daiki folgte ihm.
 

Im Inneren der Halle herrschte Dunkelheit. Aber der Oberste Schamane entzündete geduldig die Fackeln, die sich an den Wänden befanden, nun steinerne Tafeln beleuchteten, die die Mauern bedeckten.

„Alles, was für Drachen wichtig war, ist und sein wird“, sagte er dabei andächtig: „Folgt mir, Daiki-sama. Hier sind die Prophezeiungen, die noch nicht eingetroffen sind.“

Beeindruckt ging der junge Drachenkönig mit. Diese ganze Halle war erhaben, zeugte auch von der uralten Macht der Drachen. „Zeigst du mir auch diese letzte Prophezeiung?“

„Wenn Ihr es wünscht. Aber, wie gesagt, das ist die letzte. Und es ist nie dazu gesagt worden, wann dies eintreten wird, “ warnte der alte Schamane. Jeder König wollte sie sehen, jeder Herrscher hoffte der zu sein, der das Drachenvolk in Frieden und Sicherheit führen würde. Er ging zu einer Tafel: „Lest diese hier und dann weiter nach rechts.“

Der Drachenkönig las: „Es wird eine große Schlacht verloren, doch die Rache bringt mehr Grauen und Schrecken…“ Er sah sich um: „Was soll das? Damit kann man ja nichts anfangen.“

„Nun, es sind Prophezeiungen, Daiki-sama. Sie sind nie so klar.“

Daiki hatte sich deutlichere Anweisungen erhofft, aber das konnte er nun nicht ändern. So las er weiter. Das mit diesem eigenartigen Juwel der Vier Seelen, ja, davon hatte er auch schon gehört, dass es erschienen war, verschwunden, nach fünfzig Jahren wieder aufgetaucht…Aber das brauchte Drachen nicht zu interessieren. „Und wo ist diese letzte Prophezeiung?“ fragte er nach einiger Zeit.

„Hier.“ Der Schamane stand vor einer Tafel: „Ich kenne sie auswendig. Der Tod, der Wind, die Blume und das Zwillingslicht werden der Drachen Fesseln brechen. Die Zeit des Friedens und der Wissenschaften beginnt.“

„Der Tod, der Wind, die Blume und das Zwillingslicht? Sind mit Zwillingslicht Augen gemeint?“

„Das weiß niemand. Ich fürchte, wir werden abwarten müssen, bis es eintrifft. Seht Euch nur noch um, Daiki-sama. Denn Ihr werdet nie wieder hierher kommen.“ Der Zauberpriester nickte leicht. Daiki war schon der dritte König, den er hierher begleitet hatte. Und er war eindeutig der jüngste Herr der Drachen seit langer Zeit. Hoffentlich würde sich das für das Drachenvolk nicht schlecht auswirken. Junge Drachen hatten häufig ein etwas überschäumendes Temperament, handelten, ehe sie überlegten, auch, wenn Daiki davon nichts erkennen ließ. Die Tochter des verstorbenen Königs hatte den neuen König mit Bedacht gewählt.
 

Der Drachenkönig war den gesamten Rückweg über sehr schweigsam. In seinem Schloss kleidete er sich um, unterzog sich den uralten Zeremonien seiner Amtseinführung. Dann erst wäre er der wahre Herr der Drachen der nördlichen Länder.

Er warf einen raschen Blick auf die Königin an seiner Seite. Sora war die einzige Tochter des letzten Königs, die geborene Königin, und durch die Heirat mit ihr war er nun der neue Gebieter der Drachen geworden. Sie war nicht gerade eine Schönheit, fand er, aber er hatte es von allen starken, jungen Drachen am besten verstanden, ihr zu gefallen, so dass sie ihn genommen hatte. Und solange die Thronfolge nicht gesichert war, würde er sie auch dringend an seiner Seite benötigen. Danach….Nun, danach würde er weitersehen. Sie war für seinen Geschmack ein wenig zu nüchtern, ein wenig zu intelligent und ihre Anwandlungen, was gut für die Drachen wäre, trieben ihn die Wände hoch, aber dies war der einzige Weg gewesen, König zu werden. Und genau das war sein Ziel gewesen. König zu sein, die Drachen zu ihrer alten Größe zu führen. Dafür hatte er intrigiert, gekämpft und Sora auf sich genommen. Drachen waren das älteste und mächtigste aller magischen Völker. Sie hatten ihr Glück verdient, die Herrschaft über alle anderen Völker und Rassen, ihre Wissenschaften, ihren Frieden. Und er war überlegen und klug genug, das zu schaffen, so, wie er es schon vermocht hatte, König zu werden. So viele junge, starke Drachen hatte er besiegen oder anders ausschalten müssen. Selbst seinen eigenen, älteren Bruder. Flüchtig dachte er daran, wie er den Obersten Schamanen auf das enorme magische Talent seines Bruders aufmerksam gemacht hatte. Dieser hatte prompt den Ruf zur Schamanenausbildung bekommen, hatte sich nicht weiter um Sora bewerben können.

Während er weiter den Ansprachen zu lauschen schien, wanderten seine Gedanken in ganz andere Richtungen.
 

Diese Prophezeiungen hatten schon Recht. Ein Krieg war verloren worden gegen die Youkai, ja. Wie hatte Hayao-sama gesagt: gegen das Höllenschwert des Herrn der Hunde seien die Drachen nicht angekommen? Wo war es nun? Der Zauberpriester hatte doch erwähnt, dass es Söhne gäbe. Welcher hatte gegenwärtig dieses Höllenschwert? Wer war augenblicklich der eigentliche Anführer der Youkai? Er würde sich Informationen beschaffen müssen. Nein, er, Daiki, würde sicher nicht den Fehler seines Vorgängers begehen, im Vertrauen auf eine solch unklare Prophezeiung einen Krieg vom Zaun zu brechen. Natürlich würde er gern die Rechnung begleichen, die Schmach der Niederlage rächen, aber nicht blind drauflosschlagen. Nein. Rache war ein Gericht, das nur kalt genossen schmeckte. Und laut der Prophezeiung würde die Rache Grauen bringen, das hatte er mit eigenen Augen gelesen. Ja, diese Youkai würden sehen, dass Drachen Furcht und Schrecken verbreiten würden.

Was war eigentlich aus der südlichen Drachenverwandtschaft geworden? Sie hatten keinen König, lebten jeder frei für sich, aber es könnte sich lohnen, auch dorthin Kontakte zu knüpfen. Er würde langsam vorgehen, sich keinen Fehler leisten. Zeit war etwas, dass ein so junger Drache wie er genügend hatte. Und dann würde er eines Tages derjenige ruhmreiche König sein, der die letzte Prophezeiung erfüllt hatte, der alle Drachen in Frieden und Sicherheit leben ließ, nur ihren Studien hingegeben. Er war überzeugt, dass er dazu geboren war.
 

„Was sagst du?“ Der Drachenkönig traute seinen Ohren kaum. Das war die irrwitzigste Neuigkeit über Youkai, die er seit seiner Amtseinführung gehört hatte. Und das waren nun fast fünfzig Jahre: „Wenn du dich irrst, werde ich dich eigenhändig…“

„Nein, Herr. Ich habe mit einem alten Flohgeist sprechen können, der es selbst gesehen hatte. Die beiden Söhne des damaligen Inu no Taishou haben das Höllenschwert eben dort versiegelt.“

Das war unglaublich. Daiki lehnte sich zurück. Wie konnten sie so dumm sein, die mächtigste Waffe, die die Welt je gesehen hatte, aus der Hand zu geben? Nun gut, es waren Youkai, was konnte man da schon erwarten. Aber dennoch…

Bedeutete das etwa, dass die Prophezeiung jetzt wirklich in Erfüllung gehen könnte? Die Drachen hatten den letzten großen Krieg gegen die Youkai nur wegen dieses Schwertes verloren, das hatte der Oberste Schamane gesagt. Wenn diese Waffe nun nicht mehr existierte, wäre der Kampf gegen die Youkai ein Kinderspiel. Vorsicht, ermahnte er sich. Andere Spione hatten ihm berichtet, dass die Hundefamilie sehr stark sei, beeindruckend stark sogar. Würde er diese Familie, diesen Clan ausgeschaltet haben, würden die anderen Youkai sich schon den Drachen unterwerfen. Menschen würden umso leichter folgen. Und das goldene Zeitalter der Drachen könnte anbrechen. Endlich Frieden, Sicherheit und in Ruhe Wissenschaften betreiben können.

Er sah auf: „Du kannst gehen.“ Er würde einen guten Plan machen, um die Hunde zu vernichten. Auf jeden Fall müsste er dafür sorgen, dass sie nicht gemeinsam handeln konnten. Und man sie getrennt vernichten konnte. Ablenkung, Täuschung….Er versank in Nachdenken.
 

Der Sommer war in das Mido-Gebirge eingezogen, aber die beiden bewaffneten Frauen, die sich dem Schloss des Herrn dieser Gegend näherten, beachteten die blühenden Wiesen um sie weniger als die beiden Hundeyoukai, die am Tor Wache standen, postwendend die Speere kreuzten. Sie erkannten in den Fremden sofort Katzenyoukai.

Die beiden hatten es bemerkt und blieben stehen: „Wir scheinen nicht erwünscht zu sein, nee-chan.“

„Wir werden sehen. Bitte, zügle dein Temperament. Wenn es dieser Yuri wirklich gewagt hat, den Friedensvertrag zu brechen, müssen wir dies zunächst einmal seinem Anführer, dem Herrn der Hunde selbst, sagen. Erst, wenn Sesshoumaru dann nichts unternimmt, liegt ein Kriegsgrund vor.“ Die ältere Schwester sah zu den Wachen: „Und noch haben sie uns nicht abgewiesen. Noch kann es auch eine normale Vorsichtsmassnahme sein.“

„Noch. - Fürchtest du dich vor einem Kampf gegen Hunde, nee-chan?“

„Ich bin nicht toll. Krieg mit Yuri ohne guten Grund - und das heißt, Beweis - bedeutet auch Krieg mit Sesshoumaru, mit Inuyasha und Akamaru. Das tue ich uns nicht ohne guten Anlass an. Die vier sind stark, allein. Und dazu noch Shiro und das Heer des Südens, womöglich auch andere Youkai, die sich dem Inu no taishou in den letzten Jahren unterworfen haben. Bedenke dies. Überdies ist Sesshoumaru sehr stolz. Er würde sicher jeden untergebenen Hund bestrafen, der einen Wortbruch hervorruft. Komm nun. Wir werden sehen.“ Die beiden gingen weiter, blieben vor den Wachen stehen, ehe die ältere Schwester sagte: „Mein Name ist Koura. Ich wünsche mit Prinz Yuri zu sprechen.“

„Wie heißt deine Begleiterin?“

„Tira. Sie ist meine jüngere Schwester.“

Die Wachen blickten sich an: „Die Namen waren anders. Ich werde den Herrn fragen.“

„Tu das.“ Und da der eine Wächter verschwand: „Welche Namen?“

„Es gibt eine Katzenfamilie, der Yuri-sama verboten hat, sich auf seinem Land auch nur sehen zu lassen.“

Die Besucherinnen wechselten einen raschen Blick, sagten aber nichts dazu. Erst einmal wollten sie wissen, wie sich der Hundeprinz zu ihrem Besuch stellte.

Kurz darauf kam der Wächter zurück, verneigte sich höflich: „Yuri-sama kennt Eure Namen und bittet Euch, seine Gäste zu sein.“ Der Verbeugung nach hatte ihm sein Herr auch den Rang der Besucherinnen gesagt.

Die beiden Katzenköniginnen gingen in das Schloss, wo ein Diener sich sofort vor ihnen verneigte: „Wenn ich Euch den Weg zeigen dürfte...“

„Natürlich“, erwiderte Koura und blickte zu ihrer Schwester: „Nun?“

„Es könnte eine Falle sein...“ Tira sah sich ein wenig besorgt um, konnte aber im Schloss keine Wachen feststellen. Dafür kamen sie an einem Innenhof vorbei, in dem es nach Rosen und Katzenminze nur so duftete. Für die Nasen von Katzen äußerst angenehm.

Der Diener öffnete die Tür, ließ die Gäste eintreten, Die beiden Ankömmlinge blickten sich rasch um. Auf dem Platz des Hausherrn saß Yuri, das war ihnen klar. Seine Ähnlichkeit mit seinen Cousins war kaum zu übersehen. Aber keine Wachen, keine sonstigen Besucher. Allerdings lehnte neben ihm sein Schwert an einem Ständer. Höflich neigten sie ein wenig den Kopf.

Er erwiderte dies: „Welche Überraschung, gleich zwei Katzenköniginnen bei mir begrüßen zu dürfen. Bitte nehmt Platz.“

Die Katzenyoukai folgten der Einladung. Koura zögerte einen Moment. Das Gerücht, das sie hergeführt hatte, kam ihr auf einmal so seltsam vor. Der Hundeprinz schien freundlich zu sein, nichts hier verriet eine Falle. Aber dennoch: „Ich bedauere, dass uns ein unangenehmer Grund herführt, Yuri.“

„Das bedauere ich dann auch, zumal ich nichts wüsste, was den Frieden zwischen uns stören könnte.“

„Nun, uns kamen Gerüchte zu Ohren, du würdest in diesem Schloss eine Katzenyoukai gefangen halten.“

Yuri starrte seine Besucherinnen an, ehe er sich zusammennahm: „Wo habt ihr das denn her? Kira?“

„Wer ist Kira?“

„Eine ziemlich dumme Katzenyoukai, der ich verbot, meine Länder zu betreten.“

„Oh.“ Die Königinnen tauschten einen raschen Blick. Sein Erstaunen, ja, seine Erheiterung, war ihnen nicht entgangen.

Yuri fuhr ernster fort: „Es ehrt euch, dass ihr euch um ein Mitglied eures Volkes sorgt. Aber es gibt nur eine einzige Katzenyoukai in diesem Schloss. Und diese ist meine Gefährtin.“

„Freiwillig?“ fragte Koura prompt: „Das kann ich nicht glauben. Noch nie hat es eine solche Verbindung…“

Die Tür der Halle wurde zur Seite gerissen. „Yuri-sama, sieh nur…Oh…“

Die Katzen fuhren herum, erkannten sofort ein Mitglied ihrer Art. Rasch prüften sie sie. Die Kleidung war die einer Prinzessin, und der Auftritt in das Arbeitszimmer des Schlossherrn wirkte auch nicht so, als sei sie verängstigt oder gezwungen hier.

„Myu-chan, wir haben Gäste“, sagte Yuri hastig: „Darf ich dir Koura und Tira vorstellen, Königinnen der Katzenyoukai.“

„Ja.“ Myu neigte höflich den Kopf, lief aber rasch zu ihrem Gefährten, ließ sich neben ihm nieder: „Wegen...wegen mir? Wollen sie mich zurück?“ Das klang ängstlich.

„Du brauchst dich nicht aufzuregen, Myu-chan.“ Er nahm ihre Hand: „Es wird nichts geschehen, das du nicht willst.“

Die Katzenköniginnen betrachteten die junge Prinzessin. Ganz offensichtlich hatte sie vor ihnen beiden mehr Angst als vor dem Hundeyoukai. So sagte Koura: „Wir hörten, Yuri würde dich gefangen halten. Darum kamen wir her.“

„Yuri-sama?“ Myu richtete sich auf, voller Empörung.

„Myu!“ sagte der eilig: „Bleibe ruhig. Sie wollten dich nur beschützen.“

„Oh.“ Sie regte sich sofort wieder ab.

Aber für einen Augenblick war da eine Energie aufgeflackert, die die beiden Besucherinnen irritiert hatte. Mächtige Magie, allerdings Menschenmagie. Die wäre jedoch stark genug gewesen, sogar ihnen beiden Probleme zu bereiten. Was war das nur für eine Katze? Aber sie saß da neben dem Hundeprinzen, hielt seine Hand und es war kaum zu übersehen, dass sie sich nur wegen ihm beruhigt hatte.

Koura meinte langsam: „Myu-Myu, ist wohl dein Name? Wenn du es wünschst, würden wir dich von hier wegholen und nach Hause bringen.“ Sie bemerkte, wie die junge Katze zusammenzuckte: „Aber nur, wenn du es wünschst. Ich breche keinen Krieg vom Zaun, wenn es keinen Grund gibt.“

„Es gibt keinen Grund“, beteuerte Myu sofort: „Ich bin gern hier. Und Yuri-sama ist mein Zuhause.“

Tira blickte zu ihrer Schwester: „Das ist eine unerwartete Situation, nee-chan.“

„Ja. - Können wir uns einen Moment allein besprechen, Yuri?“

„Selbstverständlich. – Myu-chan, wärst du so nett, die beiden Königinnen in deinen Garten zu führen?“

„Au ja.“ Sie sprang auf: „Das ist nämlich ein Katzengarten. Kommt nur. Yuri-sama ließ ihn eigens für mich anlegen. Es sind nur Pflanzen dort, die so gut riechen.“

Die Besucherinnen folgten ihr. Aber unterwegs fragte Koura: „Deine Katzenfamilie - ist das die, der Yuri befahl, von hier wegzubleiben?“

„Ja.“ Myu sah rasch zu ihr: „Sie wollten mich töten.“

„Darum. - Und er beschützt dich?“

„Ja.“ Myu zögerte einen Moment: „Er immer, auch Sesshoumaru-sama oder Shiro-sama haben das schon getan.“ Irgendwie hatte sie das Gefühl, den Hundeclan verteidigen zu müssen. Und es war schon nett, von den Katzenköniginnen, sich um sie Sorgen zu machen.

„Dann hast du interessante Beschützer. Warum tun sie das?“

„Sie sagten, weil ich zu Yuri gehöre, ein Rudelmitglied bin. Bitte, ich will keinen Krieg. Es ist so schön hier. Seht nur, den Garten.“

„Danke, Myu-Myu. Bitte, lass uns ein wenig allein reden.“

„Ich bin bei Yuri-sama!“ Die junge Katze hüpfte weg.
 

Es dauerte eine halbe Stunde, ehe die Besucherinnen wieder vor Yuri saßen. Myu hatte an seiner Seite Platz genommen und wirkte nun deutlich ruhiger.

„Wir waren ein wenig überrascht“, begann Koura. „Mit einer solchen Situation haben wir nicht gerechnet. Und wir möchten das, was für Myu-Myu am besten ist. Sie will bei dir bleiben, das entscheidet für uns das Ganze.“

Diese betrachtete die Katzenköniginnen: „ Ich danke euch, dass ihr euch Sorgen um mich gemacht habt. Das ist…so ungewohnt, von Katzen.“

Koura blickte zu Yuri: „Wie war der Name? Kira?“

„Ja.“ Er nahm an, dass Myus Mutter bald recht unangenehmen Besuch bekommen würde. Den beiden Königinnen war gewiss nicht entgangen, welche Art Magie Myu hatte. Und er konnte sich vorstellen, dass sie zum einen Erkundigungen einholen wollten, wer Myus Vater wäre, zum anderen sich verbitten würden, Gerüchte wie das über diese Gefangenschaft bei ihm in die Welt zu setzen.
 

Dennoch war er leicht überrascht, als sich nach zwei Tagen die Katzenköniginnen erneut bei ihm sehen ließen, darum baten, auch Myu an der Besprechung teilnehmen zu lassen.

„Wir möchten einen Vorschlag machen, der dieser einmaligen, oder vielleicht auch erstmaligen, Situation gerecht wird“, eröffnete Koura. „Wie du weißt, Yuri, haben wir vor einiger Zeit einen Friedensvertrag mit dem Inu no Taishou geschlossen, einen Nichtangriffspakt. Dabei soll es auch bleiben. Aber wir möchten mit Myu einen Beistandspakt schließen.“

„Das ist sehr nett von euch.“

„Yuri, hast du das verstanden? Der Beistandspakt geht nur über Myu. Wer immer sie angreift, hat auch Krieg mit den Katzen.“

„Das habe ich durchaus verstanden, Koura. Glaubst du wirklich, ich würde eure Hilfe benötigen? Nun, man weiß nie, was kommen mag. Aber: Myu ist nun ein Mitglied des Hundeclans und unterliegt diesem Recht.“

„Dessen bin ich mir bewusst. Gewöhnlich unterzeichnen weibliche Katzen ihre eigenen Verträge. Weibliche Hundeyoukai dürfen dies nicht. In diesem Fall würde ich daher vorschlagen, dass ihr beide unterschreibt, um den unterschiedlichen Gesetzen Folge zu leisten.“

„Damit wäre ich einverstanden.“ Er sah zu Myu: „Ich nehme an, du auch?“

„Ja, natürlich.“

„Gut.“ Die ältere der Katzenköniginnen betrachtete noch einmal ihre seltsame Artgenossin. Ihre Mutter hatte beteuert, Myu-Myu sei die Youkai mit der geringsten Dämonenenergie, die es je gegeben habe und sie wisse nicht, wer der Vater sei. Allerdings hätte Myu-Myu ihr gegenüber erwähnt, dass Izanagi-sama, der Schöpfergott höchstselbst, an ihr interessiert sei, mit ihr gar gesprochen habe. Was da wohl los gewesen war? Ob das der Grund war, warum der Hundeclan Myu aufgenommen hatte? Aber Koura wusste, dass sie eine solche neugierige Frage nicht stellen durfte. Das wäre kränkend gewesen für Myu und beleidigend für Yuri. Beides musste nicht sein.

Die junge Prinzessin legte ein wenig den Kopf schräg: „Während der Vertrag aufgesetzt wird, wollt ihr mit in den Katzengarten gehen? Ich habe da jetzt eine Schaukel bekommen.“

Tira starrte sie indigniert an: „Eine Schaukel?“

„Wir dürfen leider nicht schaukeln“, meinte die ältere Schwester schnell: „Königinnen schaukeln nicht.“

„Oh, schade. Aber kommt nur. Die Blumen blühen so schön…“ Sie sprang auf und die Gäste waren höflich genug, zu folgen.
 

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Yuri betätigt sich als Innenarchitekt und entwirft Gärten. Myu schaukelt. Was der Rest der Familie treibt, erfahrt ihr im nächsten Kapitel: Botschaften und andere Neuigkeiten.

Und was Phase Eins von Daikis Plan ist....
 

Wie immer gilt: wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Botschaften und andere Neuigkeiten

Ja, Daiki ist übereifrig, seinen Drachen das Beste zu tun. Sein Plan erreicht langsam Phase Eins.

Das nächste Kapitel führt euch in das Schloß im Westen.
 

2. Botschaften und andere Neuigkeiten
 

Im Schloss des Herrn der westlichen Gebiete saß der Fürst in seinem Arbeitszimmer, wie immer selbst hier mit Rüstung und Schwert. Sesshoumaru betrachtete seinen Minister mit leicht zusammengezogenen Augen, was den kleinen Krötendämon dazu brachte, sein Gesicht auf den Boden zu legen.

„Vergebt mir, Sesshoumaru-sama“, sagte er hastig: „Ich wünschte, ich hätte bessere Neuigkeiten für Euch.“

„Du bist dir also sicher, Jaken?“

„Ja, Sesshoumaru-sama.“

Dieser sah auf: „Wache!“ Das war nur etwas lauter, aber sofort schob der draußen kniende Diener die Tür auf, verneigte sich. „Hol die Fürstin zu mir.“

Der Dienstbote machte eine erneute Verbeugung, schloss die Tür wieder, ehe er aufstand. Zuerst war es ja vielen seltsam vorgekommen, dass der Herr der Hunde sich mit seiner Gefährtin zu besprechen pflegte, auch wenn selbstverständlich niemand gewagt hatte, etwas zu diesem Thema zu sagen. Aber bei Menschen oder auch unter Hundeyoukai war es unüblich, dass Frauen in der Politik mitreden durften. Andererseits sah das die Herrscherfamilie wohl anders. Auch der Fürst der südlichen Gebiete, Akamaru, der Zwillingsbruder von Shiro-sama, ließ seine Gefährtin oft in die Öffentlichkeit.
 

So kam Shiro rasch in das Arbeitszimmer ihres Gefährten, verneigte sich ehrerbietig, ehe sie sich ihm gegenüber niederließ. Jaken hatte den Raum inzwischen verlassen. Sie blickte zu Boden. Es wäre unhöflich gewesen, einen Fürsten anzusehen oder ihn anzusprechen und sie war zu streng erzogen worden, um eine derartige Taktlosigkeit zu begehen.

Sesshoumaru wusste dies: „Jaken berichtete mir gerade, dass Gama ermordet wurde.“ Die Einladung zu einem Gespräch.

Sie hob etwas erstaunt den Kopf: „Gama?“ Sie hatte schon in Abwesenheit des Fürsten die Regentschaft geführt, wusste, von wem er sprach. Gama war ein starker Youkai im Landesinneren, der in den Sümpfen dort herrschte. „Eine interne Sache der Froschdämonen? Nein, “ korrigierte sie sich sofort: „Das würde dich nicht so interessieren.“

„Drachen.“

Shiro dachte kurz nach: „Das ist dann wieder ein Nadelstich. In den letzten Jahren haben Drachen immer wieder einzelne herrschende Youkai angegriffen, auch manchmal Menschendörfer. Und das, obwohl es nach dem letzten Krieg eine so lange Zeit des Friedens gab.“ Sie hoffte, dass er nicht darauf zurückkommen würde, dass ihr Vater in diesem Krieg eine mehr als unrühmliche Rolle gespielt hatte, hatte er doch Sesshoumarus Vater, den damaligen Herrn der Hunde, an die Drachen verraten.

Er erinnerte sich sehr wohl, wollte sie aber nicht kränken. „Gut fünfhundert Jahre. Aber der Drachenherrscher, der gegen meinen Vater verlor, ist gestorben. Der jetzige König heißt Daiki. Er ist seit fünfzig Jahren König.“ Er sah, dass sie wieder zu Boden blickte, wohl nachdachte, und sagte: „Du darfst aufstehen, Shiro.“

Es war mehr als unhöflich, in Gegenwart des Fürsten zu stehen, solange dieser saß, aber er wusste, dass sie im Stehen besser nachdenken konnte.

„Danke, aite“, sagte sie auch und erhob sich, trat zum Fenster, blickte durch das Holzgeflecht hinaus.

Sesshoumaru wartete, sich bewusst, dass ein ebenbürtiger Verstand die Möglichkeiten abschätzte.

Langsam meinte sie: „Daiki ist seit fünfzig Jahren Drachenherrscher im Norden. Zunächst hatte sich nichts geändert, aber seit fünf Jahren kommt es immer wieder zu kleinen Provokationen. Nichts so Schlimmes, dass man den Drachen vorwerfen könnte, den Friedensvertrag zu brechen, aber lästig. Es ist davon auszugehen, dass Daiki damit einen Plan verfolgt. Die erste Zeit wird er gebraucht haben, um sich Informationen über...über dich zu beschaffen, Und nun versucht er wohl, dich dazu zu bringen, zu reagieren. Schlägst du jedoch zurück, sieht es für alle so aus, als hättest du den Vertrag gebrochen. Kann er so dumm sein, zu versuchen, einen Krieg zu provozieren? Was hätte er davon, außer Rache für den verlorenen Krieg vor fünfhundert Jahren? Aber Drachen sind immer sehr rachsüchtig, soweit ich hörte.“ Sie blickte noch immer aus dem Fenster: „Und natürlich könnte sein, dass er dir nicht traut.“

„Was meinst du?“

„Er könnte davon ausgehen, dass du einen Krieg mit den Drachen willst. Der Friedensvertrag wurde ja zwischen deinem Vater und dem seinen ausgehandelt.“

„Seinem Schwiegervater. Ich sehe keinen Grund mir zu misstrauen. Ich habe die Drachen nicht provoziert.“

„Vielleicht sucht er auch nur Ruhm und Ehre in einer Schlacht. Was willst du tun?“

„Keinen Krieg. Ein solcher zwischen Youkai und Drachen war immer ein sehr zweischneidiges Schwert.“ Er dachte nicht zuletzt an die harten Kämpfe, die er in seiner Jugend an Vaters Seite gegen Drachen gefochten hatte. „Aber man kann solche Provokationen auch nicht endlos hinnehmen, ohne sein Gesicht zu verlieren.“

Dessen war sich auch Shiro bewusst: „Eine deutliche Nachricht?“

„Ja, zuerst einmal. Komm wieder her.“ Sie gehorchte, ließ sich ihm gegenüber wieder nieder. So fuhr er fort: „Ja, eine Nachricht, einen Boten. Und dann sehen wir weiter. Hat Akamaru etwas erwähnt, dass es auch im Süden Probleme gibt?“

„Nein.- Allerdings erwähnt er in seinen Briefen selten Politik.“

„Das sollte er auch nicht. Aber vielleicht meint Daiki, er müsse nur gegen mich vorgehen.“

„Du bist der Herr der Hunde“, gab Shiro zu, fuhr langsamer fort: „Und es mag sein, dass er mitbekommen hat, dass es im südlichen Fürstentum noch immer ein stehendes Heer aus Youkai und Stahladlern gibt. Du hast dagegen nur die Wachen hier am Schloss.“

„Er wird doch nicht glauben, dass ich so schwach bin...“ Sesshoumaru brach ab. Das wäre natürlich eine Möglichkeit. Aber er hatte nie gehört, dass Daiki dumm sei. Nun gut. Er hatte sich auch nicht sonderlich für ihn interessiert.

„Nicht schwach, so dumm ist er sicher nicht.“ Shiro war seinem Gedankengang gefolgt: „Aber wenn er noch einen Hintergedanken hat?“

„Welchen meinst du?“

„Ich weiß es nicht. Hast du ihn je getroffen?“

„Nein.“ Der Herr der westlichen Länder nickte leicht: „Ich werde Spione schicken. Und eine Nachricht, dass ich nicht gewillt bin, Störungen des Friedens hinzunehmen. – Zu etwas anderem. Du hast einen Brief aus dem Mido-Gebirge bekommen?“

„Ja.“ Sie hatte den Unterton gehört. Aber er sollte wissen, dass sich Yuri nicht die Unhöflichkeit zu schulden kommen lassen würde, ihr und nicht dem Taishou zu schreiben. Freilich wusste sie, dass ihr Gefährte nicht vergessen hatte, wie sehr Yuri an ihr interessiert gewesen war. Aber nun hatte er doch Myu. Dennoch erklärte sie: „Myu meinte, ich solle sie besuchen. Yuri hat ihr wohl Zimmer einrichten lassen und einen eigenen Katzengarten, wie sie es nennt. Nach seinem eigenen Entwurf.“ Unwillkürlich lächelte sie ein wenig: „Und er hat ihr eine Schaukel aufstellen lassen.“

„Eine Schaukel.“ Sesshoumaru hätte fast den Kopf geschüttelt. „Aber dir scheint das zu gefallen?“

„Oh, nicht, dass ich eine möchte. Das ziemt sich sicher nicht. Aber…..Wir haben so lange Krieg gehabt, solange auch Fehden innerhalb der Familie. Und jetzt verbringt ein so starker Hundeyoukai wie Yuri seine Zeit damit, Räume, ja, einen Garten für eine Katze zu entwerfen. Und Myu schaukelt dort. Das ist für mich das Zeichen, wie wohltuend der Frieden ist.“ Sie zögerte ein wenig, da sie nicht als feig dastehen wollte: „Nicht, dass man nicht kampfbereit sein sollte.“

„Ich verstehe durchaus.“ Ja, es war ein langer Weg gewesen zum Frieden. Zuerst zwischen den Clans, dann zwischen ihm und Inuyasha, mit Yuri, allen anderen Youkai: „Schon wegen der Drachen. - Du darfst gehen, Shiro.“

Sie neigte höflich den Kopf und erhob sich sofort. Noch immer war sie froh, wenn er seine Gedanken mit ihr teilte, damit zeigte, dass sie in Wahrheit seine Gefährtin war.
 

Sie kehrte in ihr Zimmer zurück, setzte sich an die Wand, atmete tief durch. Sonderbarerweise war ihr ein wenig schwindlig, ein Gefühl, wie sie es nur nach harten Kämpfen kannte, wenn ihr Youki, ihre Dämonenenergie niedrig war, sie sich regenerieren musste. War sie etwa schon so verweichlicht? „Tamiko!“

Ihre Zofe kam sofort, kniete neben ihr nieder: „Shiro-sama?“ Sie war einst ihre Erzieherin gewesen, hatte sie nach ihrer Hochzeit an diesen Palast begleitet. Zwar hatte Shiro sie ihrer Schwägerin Miyaki ausgeliehen, aber seit zwei Jahren war sie wieder zurück. Die neue Fürstin im Süden war selbstbewusst und etikettesicher genug geworden.

„Bring mir Hakama und Haori und meine Rüstung. Ich werde trainieren.“

„Bei allem Respekt, Shiro-sama. Ist das Euer Ernst?“

Ihre Herrin sah sie überrascht an. Gerade Tamiko wusste, dass man einer Fürstin nur widersprach, wenn ihr Wunsch einem Befehl des Fürsten zuwiderlief. „Hat Sess…hat der Fürst befohlen, dass ich nicht trainieren sollte?“ Sie konnte sich keinen Grund vorstellen.

„Ihr solltet Euer Youki aufsparen.“

Shiro begriff nicht: „Wenn kein Verbot besteht, will ich trainieren. Hol meine Sachen!“

Tamiko senkte ein wenig lächelnd den Kopf: „Vergebt, Shiro-sama. Wenn es Euer Wunsch ist, werde ich gehorchen. Aber könnte es sein, dass Ihr…“ Sie zögerte ein wenig: „Dass Euch etwas entgangen ist?“

„Wovon redest du?“

„Ihr seid meist in Eurer Menschengestalt. Und da Ihr vorwiegend den Kimono einer Fürstin tragt, könnte es sein, dass es Euch entgangen ist, aber Ihr seid um die Taille runder geworden.“

„Ein Grund mehr, zu trainieren.“ Shiro erstarrte: „Du…du meinst… Das ist unmöglich!“

„Wäre es das? Soweit ich weiß, hat Euch der Fürst nicht vernachlässigt.“ Tamiko wusste, dass sie sich auf einem schmalen Pfad bewegte. Aber sie kannte Shiro seit diese ein Kleinkind gewesen war, war jahrelang ihre einzige Vertraute gewesen, hatte nach dem frühen Tod ihrer Mutter diese ersetzt.

Shiro rang nach Atem. „Nun gut, es wäre möglich.“

„Darum solltet Ihr Euer Youki für den Erben des Fürsten aufsparen. Ihr werdet es benötigen.“

„Tamiko, bist du sicher?“

„Ziemlich. Wenn Ihr wünscht, könnte ich Euch den Heiler schicken.“

„Nein“, kam es sofort: „Ich werde ein wenig abwarten, meinen Körper selbst beobachten. Und, Tamiko: kein Wort zu dem Fürsten!“

„Ihr wollt es ihm selbst sagen?“

„Ja.“ Und schon gar nicht gleich, solange es nur eine Vermutung einer alten Dienerin war. Natürlich war Shiro klar, dass die wichtigste Aufgabe einer Fürstin darin lag, einen Erben zur Welt zu bringen. Dafür wurde sie gegen teures Brautgeld eingekauft. Aber trotzdem war sie ein wenig überrascht, ja, schockiert. Sie winkte und die Zofe zog sich sofort zurück. Die junge Youkaifürstin schloss die Augen, lehnte den Kopf zurück an die Wand. Einen Welpen? Irgendwie hatte sie noch nicht damit gerechnet. Aber natürlich war es möglich. Dennoch, nach nur fünf Jahren? Für gewöhnlich dauerte das bei Youkai länger. Bei der Lebenserwartung, die sie hatten, musste man durchaus Jahrhunderte warten. Sie legte die Hände auf ihren Bauch. Irgendwie fehlte ihr ein wenig die Vorstellung, wie es wäre, da einen kleinen Welpen drin zu haben. Diese Nachricht musste sie erst einmal verarbeiten.
 

Gut vier Wochen später ließ Sesshoumaru seine Gefährtin wieder einmal in sein Arbeitszimmer rufen. Sie hatte ihm noch nichts von der Vermutung ihrer Zofe erzählt, obwohl sie langsam das Gefühl hatte, es könnte stimmen. Fast unmerklich hatte ihr Körper begonnen, sich zu verändern, und manchmal fühlte es sich an, als zapfe jemand ihre Energie an. Sie fühlte sich öfter schwach, benötigte Zeit, um ihr Youki wieder aufzufüllen. Sie kniete höflich vor dem Sitz des Fürsten nieder.

Sesshoumaru hielt einen Brief in der Hand. „Familienneuigkeiten.“

„Kommt Inuyasha zurück?“ Er war vor fünf Jahren nach einem heftigen und lautstarken Streit mit seiner Gefährtin Kagome in deren Zeit gegangen, damit diese dort ihre Ausbildung bekommen könnte. Seither hatten sie nichts von den beiden gehört. Aber nur Kagome und Inuyasha schafften es, durch den Knochenfressenden Brunnen und die Zeit zu reisen. Dann erst konnte sie den Geruch ihres Zwillingsbruders wahrnehmen. Auch ihre Sinnesfähigkeiten schwankten jetzt manchmal. „Akamaru?“

„Ja.“ Er sagte nichts zu ihrer Fehlleistung: „Dein Bruder bittet mich, dich in den Süden reisen zu lassen, um seiner Gefährtin bei der Geburt ihres ersten Kindes beizustehen. Eure Mutter lebt nicht mehr und Miyakis auch nicht. – Du hast ja allerdings vom Kinderbekommen keine Ahnung...“ Er bemerkte, wie sie den Kopf senkte: „Ich wollte dich nicht herabsetzen, Shiro.“ Er hatte sie nicht verletzen wollen, darauf hinweisen, dass sie noch nicht schwanger war, was ihrer Schwägerin offenkundig mühelos gelungen war.

„Danke, aite“, murmelte sie. Dass er sich für etwas entschuldigte, zu dem er jedes Recht gehabt hätte, verursachte ihr ein warmes Gefühl im Herzen. „Ich bitte dich, mich reisen zu lassen. Dann könnte ich lernen, was mir bald bevorsteht.“

Sesshoumaru stutzte, ehe er sagte: „Du meinst…?“

„Ja. Auch ich werde einen Welpen zur Welt bringen.“

„Dann wirst du nicht reisen. Du solltest dich schonen.“

„Ich kann mich im Schloss des Südens auch schonen. Bitte, Sesshoumaru-donno, erlaube es mir.“ Sie zögerte ein wenig, ehe sie meinte: „Ich...ich bin mir unsicher, was werden wird. Vielleicht kann ich von Miyaki lernen.“

„Wann ist es soweit?“

„Ich weiß es nicht. Tamiko sagte, das hänge davon ab, wie stark das Kind sein wird. Je mehr Youki es schon bei der Geburt hat, umso länger dauert eine Schwangerschaft.“

„Und wovon hängt die Stärke ab?“

„Die Macht des Vaters bei der Zeugung und das Youki der Mutter in der Schwangerschaft.“

Der Herr der westlichen Gebiete nickte beifällig: „Gut. Dann sorge dafür, dass es ein starker Junge wird.“

Shiro schluckte unmerklich. Was, wenn es ein Mädchen werden würde? Mädchen waren sehr selten bei Hundeyoukai und wertvolles Handelsgut für ihre Väter, aber natürlich war ein Erbe der Wunsch jedes Herrschers.

Sesshoumaru wusste dies ebenso wie die Tatsache, dass sie noch immer seine Verachtung fürchtete: „Wenn es ein starkes Mädchen ist, hätte ich auch nichts dagegen. Dann wird das nächste eben ein Junge. – Dennoch, Shiro: ist es wirklich dein Wunsch, in den Süden zu reisen?“

„Ja. – Ich könnte dann auf dem Rückweg mir auch dieses Menschendorf ansehen, wie heißt es doch gleich, bei dem angeblich Hundeyoukai den Tempel zerstört haben.“

„Gut. Du erwartest meinen Welpen, so sollen deine Wünsche nicht missachtet werden. Du darfst reisen.“

Sie verneigte sich höflich: „Ich danke dir. - Darf ich fragen, ob du etwas vom Drachenkönig des Nordens gehört hast?“

„Er antwortete nichtssagend. Natürlich wolle er nicht provozieren und er bedauere diese Zwischenfälle, würde die Schuldigen suchen lassen.“ Sesshoumaru zog ein wenig die Augen zusammen: „Es klingt nicht ernst gemeint. Wenn du bei Akamaru bist, frage ihn in einem persönlichen Gespräch, ob auch er solche Nadelstiche hat. Wenn ja, versucht uns Daiki in die Zange zu nehmen. Und ein Zweifrontenkrieg gegen Drachen wäre sehr schwer zu gewinnen.“ Er dachte kurz nach: „Aber vergewissere dich, dass euch niemand belauscht. Ich weiß, dass wir auch hier einen Spion der Drachen haben.“

„Weißt du, wer?“

„Ja.“ Er bemerkte ihre Verwunderung: „Nun, ein Spion, den ich kenne, ist nicht mehr gefährlich. Würde ich ihn töten, käme ein anderer, den ich nicht kenne.“

„Eine weise Entscheidung.“ Sie lächelte unwillkürlich.

„Wann willst du reisen?“

„Wenn du es erlaubst, so bald wie möglich.“

„Gut. Aber sobald Akamarus Welpe da ist, komm zurück. – Und du hast Recht, besuche das Dorf. Ich bin sicher, dass es sich um ein Missverständnis handelte, aber so etwas können die Hundeyoukai nicht auf sich sitzen lassen.“

„Dessen bin ich mir bewusst.“ Sie neigte ein wenig den Kopf: „Dann werde ich morgen in den Süden gehen.“

„Nimmst du Tamiko mit?“

„Ich denke nicht, dass das nötig ist. – Und sie war so lange im Süden. Dies hier ist doch ihr Zuhause.“ Sie wartete einen Moment. Da keine entgegengesetzte Anweisung kam, fuhr sie fort: „Danke, aite.“

„Du darfst gehen.“
 

Als er allein war, lehnte sich der Herr der westlichen Gebiete an die Wand. Eine überraschende Nachricht hatte seine Gefährtin da für ihn gehabt. Einen Erben, ja. Er gab zu, dass er ein wenig neidisch gewesen war, als Akamaru ihm mit diesem Brief mitgeteilt hatte, dass er bald Nachwuchs haben würde. Aber jetzt war ja alles in Ordnung. Und wenn Shiro bei Miyaki sehen könnte, wie solch eine Geburt ablief, wäre es sicher umso besser. Seine Gedanken wanderten ein wenig, ehe er sich zur Ordnung rief. So angenehm es war, wenn in der Familie alles gut lief - da war immer noch die Sache mit den Drachen. Daiki plante irgendetwas, dessen war er sich sicher. Nur was? Der Drachenkönig aus dem Norden müsste verrückt sein, einen Krieg vom Zaun zu brechen, ohne sich zuvor Informationen beschafft zu haben. Also wüsste Daiki sicher über ihn und Akamaru Bescheid, vermutlich auch über Yuri. Und er würde wissen, dass Inuyasha seit Jahren nicht mehr im Westen gewesen war. Vielleicht glaubte Daiki, dass dieser tot sei oder sich in jedem Fall nicht mehr um die Belange der Familie kümmerte. Zu schade, dass man Inuyasha nicht erreichen konnte. Im Kriegsfall wäre Tessaiga eine wichtige Hilfe. Er richtete sich auf: „Jaken!“

Dieser kam sofort herein, warf sich zu Boden: „Sesshoumaru-sama?“

„Such mir fünf Youkai, die in den Norden gehen sollen. Sie sollen unauffällig herausfinden, ob die Drachen dort um ihren König Daiki einen Krieg vorbereiten.“

„Ja, Sesshoumaru-sama. - Eine Frage hätte ich noch.“

„Und?“

„Ihr sagtet unauffällig. Dann sollten es keine Hundeyoukai sein?“

„Das wäre besser, ja. Geh.“

Der kleine Krötenyoukai gehorchte sofort.
 

Shiro verabschiedete sich am folgenden Morgen höflich von ihrem Gefährten: „Ich werde leider nicht auf einmal ins Schloss des Südens reisen können“, meinte sie allerdings: „Ich muss es auf zweimal machen. Das Portale-Erschaffen fordert viel Youki – und mir steht im Augenblick meines nicht voll zur Verfügung.“

Sesshoumaru nickte, warf einen unwillkürlichen Blick auf ihre Taille: „Er zieht dir jetzt schon soviel Youki ab?“

„Ja. Und Tamiko meint, es würde noch mehr werden.“

„Dann wird er stark.“ Der Herr der westlichen Gebiete klang zufrieden: „Ich wünsche dir schöne Tage im Schloss deines Bruders.“

„Danke, Sesshoumaru-donno.“ Sie verneigte sich ein wenig, ehe sie das Arbeitszimmer verließ.

Kurz darauf konnte er ihr aufflammendes Youki spüren, als sie ein Dimensionsportal erschuf, das sie rasch weit in den Süden bringen würde. Er blickte auf, als Jaken hereinkam: „Was ist?“

„Die...die Spione sind unterwegs, Sesshoumaru-sama. Sie wissen, dass sie nicht bemerkt werden sollen.“

„Gut.“ Hoffentlich würden sie ihm berichten können, dass die Drachen friedlich seien, er einfach zu misstrauisch war. Er erinnerte sich nur zu gut an den letzten Krieg gegen Drachen. Diese Kämpfe waren hart gewesen, und auch für ihn gefährlich. Natürlich war er da noch jung gewesen und inzwischen viel stärker geworden, aber dennoch: Krieg war die schlechteste Möglichkeit, zumal zwischen zwei so mächtigen, magischen Völkern. Daiki sollte das auch wissen.
 

*******************************************************
 

Ja, sollte er.

Aber der Hundeclan wird noch lernen müssen, dass es wenig nutzt, wenn man selbst den Frieden und Familienidyll geniessen will. Das nächste Kapitel heisst: "Im Schloss im Süden" und ihr erfahrt etwas über das Eheleben von Akamaru und Miyaki.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Im Schloss im Süden

Danke für eure netten Kommentare. Und da es fast alle wissen wollten: Nein, Kagome ist (noch?) nicht schwanger. Rin lebt im Frauentrakt bei Shiro und wird von deren Zofe Tamiko ausgebildet.

Jetzt ein wenig Familie:
 

3. Im Schloss des Südens
 

Im Schloss des Südens entdeckten die Youkai Shiro sofort. Viele kannten sie noch aus ihren Kindertagen und begrüßten ihre ehemalige Prinzessin freundlich.

Miyaki hatte ebenso wie Akamaru die Ankunft wahrgenommen und beide kamen in die Halle.

Shiro deutete eine leichte Verneigung gegenüber ihrem Bruder an. Immerhin war er der regierende Fürst.

„Willkommen, nee-chan“, sagte er: „Ich bin froh, dass der Taishou dich reisen ließ.“

Miyaki verbeugte sich etwas tiefer. Sie war hier die Fürstin, aber sie wusste, dass ihre Schwägerin die ranghöchste aller weiblichen Hundeyoukai war: „Ich freue mich auch, Shiro-sama“, sagte sie: „Es ist mir lieb, ein Familienmitglied hier zu haben.“

„Danke, Miyaki.“

„Kommt in mein Arbeitszimmer.“ Akamaru drehte ab. Sie mussten sich ja nicht vor den interessierten Dienern unterhalten.
 

Dort setzten sich die Zwillinge und Miyaki bemerkte zum ersten Mal bewusst, wie ähnlich sich die beiden waren.

Shiro sah kurz zu ihr: „Geht es dir gut, Miyaki?“

„Ja, danke. Ich hatte zuerst einige Probleme, aber nun freue ich mich fast, wenn ich meine Last loswerden kann.“ Sie lächelte ein wenig: „Auch, wenn ich trotzdem aufgeregt bin.“

„Das ist verständlich, Miyaki-ko“, meinte Akamaru sofort: „Ich denke, das ist beim ersten Kind immer so. – Wie geht es dir, nee-chan?“

„Es wird noch ein wenig dauern, bis ich soweit bin, wie Miyaki“, antwortete Shiro: „Aber auch ich erwarte einen Welpen.“

„Das ist schön“, sagte Miyaki aus ganzem Herzen.

„Der Taishou wird zufrieden sein“, erwiderte Akamaru: „Es freut mich für dich, meine Schwester.“

„Sind die Türen vor deinem Arbeitszimmer verschlossen?“ fragte Shiro: „Denn ich soll dich etwas fragen.“

„Ja. Niemand kann uns hier hören. Um was geht es?“

„Drachen.“ Sie bemerkte, wie ihr Zwillingsbruder leicht die Augen zusammenzog und berichtete rasch von den Nadelstichen, die seit fünf Jahren immer wieder erfolgten, zu provozieren schienen. „Und der Herr der Hunde möchte nun wissen, ob dies auch bei dir der Fall ist.“

„Und er schrieb keinen Brief, weil er Spione befürchtet?“

„Ja.“

„Ja, auch hier im Süden gibt es so etwas, seit ungefähr vier Jahren. Aber meine südlichen Drachenachbarn haben keinen König, bilden keinen Staat. Sie leben jeder mehr für sich. So nahm ich an, dass immer wieder der eine oder andere sich einen, sagen wir, deplazierten Spaß erlauben wollte. Aber wenn dies bei euch auch so ist….Daiki, meintest du?“

„Er ist seit fünfzig Jahren der Herr der Drachen im Norden.“

„Hm.“ Der Fürst der südlichen Gebiete dachte nach: „Ich werde Erkundigungen einziehen. Falls sich die südlichen Drachen vereint haben, womöglich mit Daiki zusammengetan haben, sieht die Sache wirklich nach Krieg aus. Und dann kann ich mir ihre Provokationen nicht mehr bieten lassen. Dann muss ich zuerst losschlagen, ehe Daiki dies gegen den Taishou tut. Ansonsten bekommen wir einen ausgewachsenen Zweifrontenkrieg.“ Er bemerkte, dass ihn seine Gefährtin besorgt ansah: „Keine Furcht, Miyaki. Du bist hier im Schloss in Sicherheit. Und ich werde das Heer auch nur schicken, wenn es unbedingt nötig ist. Ich suche nicht Ruhm in einer Schlacht.“

„Ich weiß, Akamaru-sama“, sagte sie sofort. „Verzeih. Ich...nun, Krieg gegen Drachen klingt gefährlich.“

„Ist er auch“, antwortete Shiro: „Darum wollen die Fürsten der Youkai das ja auch verhindern. - Danke, Akamaru. Sagst du mir, was deine Spione ermitteln konnten?“

„Natürlich. - Geht jetzt in den Garten oder den Frauentrakt. Ich werde Leute schicken.“

Die beiden jungen Damen gehorchten. Es war der Befehl eines Fürsten.
 

Im Garten sah Miyaki ein wenig schüchtern seitwärts. Sie war ein Mädchen aus der Provinz, das nur durch die Freundlichkeit des Fürsten ihren nunmehrigen Rang erreicht hatte. Aber sie war sich bewusst, dass ihre Schwägerin eine geborene Prinzessin war, nun die Gefährtin des Herrn aller Hunde und die Nummer eins der Rangliste der weiblichen Hundeyoukai. Sie vermutete, dass sie einen Kampf gegen Shiro keine Minute durchhalten würde. Abgesehen davon, dass sie keinerlei Ahnung von Schwertern hatte und Akamaru ihr erzählt hatte, seine Zwillingsschwester sei diesbezüglich besser als er selbst.

Shiro war zu gut erzogen, um bei ihrer Gastgeberin das Gefühl einer Verlegenheit aufkommen zu lassen: „ Mein Bruder sagte, du würdest sehr gut Flöte spielen können.“

„Oh, ja, Shiro-sama. Aber soweit ich weiß, interessiert dich das weniger?“

„Ich höre gern zu, ab und an. Aber ich spiele nicht selbst. Ich spiele nie.“

Miyaki musste lächeln: „Ja, dafür kannst du mit dem Schwert umgehen, was ich nicht kann.“ Aber sie nahm die Flöte, die sie stets dabei hatte, spielte einige Stücke vor.

Shiro musste zugeben, dass sie sehr gut war. Vermutlich war es das, was Akamaru so an ihr faszinierte. Überdies war sie wirklich eine Schönheit. Allerdings langweilte das Flötenspiel Shiro rasch. Sie hatte zwar gelernt, dass eine Fürstin sich mit Anmut langweilen können müsse, aber sie meinte dann: „Darf ich dich etwas fragen, Miyaki?“

Diese sah auf: „Natürlich, Shiro-sama.“

„War dir zu Anfang auch so leicht schwindelig, dein Youki so schwankend?“

„Oh ja. Der Heiler sagte zu mir, dass sei, weil der Welpe zunächst so viel Energie wie möglich abziehe. Aber, ich dachte, das sei nur bei mir so, weil ich doch recht schwach bin.“

„Das scheint dann immer so zu sein. Hört das auf?“

„Ja. Zwischenzeitlich ist er wohl groß genug. Er zieht noch immer Youki von mir, aber gleichmäßig und…“ Miyaki zögerte ein wenig, ehe sie meinte: „Ich denke, wir haben uns angepasst.“

„Weißt du, wann es soweit sein wird, bei dir?“

„Nicht genau. Aber es kann sich nur um eine oder zwei Wochen handeln, sagte der Heiler. Er meinte, es würde richtig losgehen, wenn ich gezwungen sein würde, mich zu verwandeln.“

„In Hundegestalt?“

„Ja.“

Shiro war überrascht, entgegnete jedoch: „Es klingt logisch. Hundeyoukai werden als Hunde geboren, heiraten in Hundegestalt und sterben auch so. Warum sollte die Mutter da nicht auch in Hundegestalt übergehen müssen, um den Welpen zur Welt zu bringen.“

„Ja, das stimmt. Aber…ach, warum sagt man Mädchen so wenig bei der Ausbildung?“

„Ich habe fast die gleiche Ausbildung bekommen, wie mein Zwillingsbruder. Und doch wurden mir solche Dinge nie gesagt.“

Die beiden Fürstinnen sahen sich an. Und sie verstanden sich in diesem Moment vollkommen.
 

Im Schloss der Drachen des Nordens saß Daiki auf seinem Thron. Er betrachtete den knienden Drachen vor ihm: „Und deine Spione sind sich sicher?“

„Ja, bei der Fürstin des Südens steht die Geburt kurz bevor, hörte ich. Dass ihre Schwägerin zu ihr kam, deutet auch daraufhin.“

„Ja. Gut. In diesem Fall ist Akamaru sicher abgelenkt, wird eher auf sein Haus sehen. Dann wollen wir dem Herrn des Südens doch eine kleine Überraschung bereiten. Oder auch zwei. - Und wie sieht es im Westen aus?“

„Nun, der Heiler wurde zur Fürstin gerufen, aber das kann natürlich allerlei Gründe haben, mein König. Die Tatsache, dass der Herr der Hunde sie reisen ließ, spricht eher dagegen, dass sie schwanger ist.“

„Wir wollen sicher gehen. Ich habe einen Plan gemacht, diese Hundeyoukai auf vier Ebenen anzugehen. Wichtig sind natürlich Sesshoumaru an erster Stelle und an zweiter Akamaru. Haben wir die Fürstentümer, werden sich die anderen, schwächeren Youkai sicher unterwerfen.“

„Verzeiht, mein König...“

„Was ist?“

„Habt Ihr diesen Prinzen vergessen?“

„Yuri? Nein. Aber auch er wird beschäftigt sein. Das ist ja das Schöne an meinem Plan. Sie werden alle beschäftigt sein. Und wenn Yuri von seinem lieben Cousin um Hilfe gebeten wird, im Süden ist, kann er Sesshoumaru nicht mehr helfen. Dieser Idiot von Hundeanführer hat ja nicht einmal ein stehendes Heer, das sich sogar der ach so friedfertige Akamaru leistet. Hält sich dieser Narr für so stark, es allein mit uns aufnehmen zu können? Nun, sein Leichtsinn wird uns nur zu statten kommen. – Geh. Und deine Spione sollen äußerst vorsichtig sein. Ich möchte nicht, dass durch die Dummheit eines einzelnen Drachen der gesamte Plan zu schanden wird.“

Der Drache verneigte sich noch einmal. Mit dem Wink des Königs war die Audienz beendet.
 

Das Schloss des Herrn der südlichen Länder lag in einem Berg. Seit Akamaru der Fürst geworden war, waren Fenster in die Bergwände geschlagen worden, das zuvor sehr dunkele Schloss wirkte nun heller. Allerdings war der junge Fürst zu klug gewesen, die natürlich vorgegebene Verteidigung abzuschaffen. Noch immer wäre es äußerst schwer, dieses Schloss zu erobern. Der Vater der Zwillinge, Fürst Uramaru, hatte gewusst, warum er eine solche Festung erbaute. Und auch, wenn Akamaru wenig von Krieg und Kämpfen hielt, so war er sich zu sehr bewusst, in welch kriegerischen Zeiten er lebte. So hatte er auch das Heer seines Vaters beibehalten, das aus Youkai und Stahladlern bestand.

Der Hauptmann, Kuro, kniete vor dem Fürsten nieder. Er hatte nur noch einen Arm. Den anderen hatte ihn vor sieben Jahren Kagome gekostet, als er auf Befehl des Fürsten Uramaru gegen dessen Zwillingskinder und den Westclan vorgehen sollte.

„Dein Bericht?“

„Ihr habt recht gehabt, Oyakata-sama. Ich habe einige Vogelyoukai geschickt, um unauffällig zu bleiben, wie Ihr es gewünscht hattet. Fast alle männlichen südlichen Drachen befinden sich nicht mehr an ihren üblichen Wohnorten. Sie scheinen sich irgendwo versammelt zu haben.“

„Daiki“, murmelte der Herr des Südens nachdenklich.

Kuro erkannte, dass es sich nicht ziemte, einen Fürsten um Erläuterung seiner Worte zu bitten. So sah er nur höflich zu Boden, überrascht, woher Akamaru-sama das gewusst haben könnte.

„Dein Befehl, Hauptmann: nimm alle dreihundert Youkai und Stahladler und ziehe mit ihnen in die Ebene von Omos. Von dort aus wird es euch möglich sein, die gesamte südliche Grenze abzudecken. Ich werde ein wenig später nachkommen.“

Kuro legte die Hand an die Brust, um seinen Gehorsam anzudeuten, war aber etwas überrascht. Er wusste, dass Akamaru - ebenso wie Shiro - schon in den Kriegen seines Vaters mitgekämpft hatte, doch seitdem er Fürst geworden war, hatte er stets das Heer allein losgeschickt. Nun gut, es hatte sich auch immer nur um kleinere Strafexpeditionen gehandelt. So verneigte er sich nur und ging.

Akamaru erhob sich. Den wachhabenden Diener vor der Tür fragt er, wo die beiden Fürstinnen seien.

„Sie waren zuvor im Garten, aber ich glaube, sie sind nun im Haus...“

„Hm. - Ich brauche einen Boten.“

„Zu den Fürstinnen?“

„Nein. Zu ihnen gehe ich. Der Bote soll dann auf die Dachterrasse kommen.“ Er konnte das Youki seiner Gefährtin und seiner Zwillingsschwester auf dem Weg nach oben wahrnehmen.
 

Shiro und Miyaki betraten über die schmale Treppe die Dachterrasse. Von hier aus hatte man einen schönen Ausblick auf die Ebene. Sie waren schweigsam gewesen und so hatte der Mann oben sie nicht bemerkt. Shiro entdeckte ihn sofort - und sie erkannte, dass er einen Spiegel in der Hand hatte, das Sonnenlicht einfing, um einen Strahl zu schicken. Ohne zu zögern richtete sie die Finger gegen ihn, sammelte ihr Youki darin. Der Mann musste spüren, welche Macht da auf einmal hinter ihm war, denn er fuhr herum. Sie ließ ihre Energie gegen ihn losjagen. Der Mann schrie ebenso auf wie Miyaki, ehe er zu Boden ging. Shiro trat zu ihm.

„Was ist?“ Akamaru war schnell geworden, als er gespürt hatte, wie das Youki seiner Schwester angestiegen war: „Shiro! Was hast du denn mit ihm gemacht? Alles in Ordnung, Miyaki-ko?“

„Danke“, flüsterte seine Gefährtin und hielt sich erschreckt an ihm fest.

Shiro bückte sich: „Er gab mit dem Spiegel gerade eine Nachricht weiter“, sagte sie: „Sieh her.“

Der Fürst kam heran: „Er hat das zweite Gesicht an seiner Stirn überschminkt gehabt. Ein Drache.“ Er sah sich um: „Anscheinend war er mit seiner Botschaft noch nicht fertig“, meinte er grimmig, da er auf den Bergen jenseits der Ebene ein Blinken von einem Spiegel bemerkte: „Dann hatten wir einen Spion hier.“ Er bückte sich und schleuderte den leblosen Körper in die Tiefe: „Er hat einen Unfall erlitten, als er auf dem Dach ausglitt. Das sagen wir gegenüber allen im Schloss“, erklärte er: „Soll Daiki darüber grübeln, was in Wahrheit passiert ist.“ Da er das entsetzte Gesicht seiner Gefährtin bemerkte, ging er wieder zu ihr: „Ich bedaure, dass du dies ansehen musstest, Miyaki.“

„Es geht schon“, murmelte die: „Ich…ich habe nur noch nie zuvor jemanden sterben sehen.“ Und sie war etwas entsetzt, wie kaltblütig ihre Schwägerin den Drachen getötet hatte.

„Es musste sein.“ Shiro war zu nüchtern, um sich weitere Gedanken zu machen: „Ich weiß nicht, was er mitteilen konnte und noch wollte, aber es wäre sicher gefährlich für uns geworden. Ich hoffe, er konnte nicht mitteilen, dass du Spione geschickt hast, Akamaru. Aber ich denke, er hat noch nicht lange gesendet. Mir schien, als habe er den Spiegel gerade erst zur Hand genommen.“

Der Bote kam herauf, verneigte sich höflich.

Akamaru sah seitwärts: „Geh zu Prinz Yuri ins Mido-Gebirge. Richte ihm aus, dass ich mein Heer gegen die Drachen im Süden halte und ihn um Hilfe bitte. Zuvor allerdings geh zum Inu no Taishou und sage ihm ebenfalls, dass ich das Heer gegen die Süddrachen in Bereitschaft versetzt habe. Und sage ihm, seine Besorgnis sei gerechtfertigt.“

„Ja, mein Fürst.“ Der Bote erschuf unverzüglich ein Dimensionsportal, durch das er verschwand.

„Also brachten deine Spione schlechte Nachrichten“, meinte Shiro.

„Ja, nee-chan. Die Drachen haben sich irgendwo versammelt. Ausgerechnet die Süddrachen, die sich für gewöhnlich untereinander spinnefeind sind. Jemand muss sie geeint haben, oder zumindest sie überredet haben, gemeinsam gegen mich vorzugehen.“

„Daiki.“

„Mit Sicherheit. Sie mögen zwar keinen Herrscher, aber wer weiß schon, mit was er sie bestechen oder überzeugen konnte.“

Die Zwillinge sahen sich an und Miyaki begriff, dass sie gerade miteinander kommunizierten, ohne zu sprechen. Sie mussten sich wirklich gut verstehen.

„Da ist noch etwas wichtiges“, meinte Shiro.

„Wichtig für später“, ergänzte ihr Bruder: „Aber das sollten wir mit dem Taishou besprechen.“

„Natürlich.“ Shiro machte einen Schritt zurück, ehe sie ihr Gleichgewicht wieder hatte.

„Was ist, nee-chan?“

„Der Youki-Angriff hat mich schon wieder ein wenig mitgenommen. Ich befürchte, dass ich nicht mitkämpfen kann, Akamaru.“

„Ich glaube auch nicht, dass der Taishou das zulassen würde, nee-chan. Eher würde er mich umbringen, wenn ich dir das erlauben würde. Schone dich.“

„Ich fürchte, mir bleibt nicht anderes übrig.“ Aber sie war nicht sehr begeistert davon.

Miyaki seufzte ein wenig: „So bist du sicher, dass es Krieg geben wird, Akamaru-sama? Ausgerechnet jetzt?“

„Keine Sorge, Miyaki-ko. Ich habe keine Lust, mit diesen Drachen herumzuspielen. Bis das Kind geboren wird, bin ich sicher zurück.“

„Yuri wird doch kommen?“

„Ich glaube schon.“

„Sicher“, meinte Shiro.

Akamaru nickte ein wenig: „Ja, doch, sicher. - Geht ein wenig, ihr zwei und ruht euch aus. Wenn Yuri da ist, werde ich euch zur Besprechung in mein Arbeitszimmer rufen lassen.“
 

In den Räumen der Fürstin lehnten sich die beiden an die Wand, nebeneinander.

„Shiro-sama..“

„Ja?“

„Ich...ich habe Angst vor dem Krieg. Du hast doch schon gekämpft, nicht wahr?“

„Ja.“

„Auch in einer Schlacht?“

„In mehreren.“

„Auch ...auch Akamaru-sama?“

„Ja. Und du brauchst dir um ihn keine Sorgen zu machen. Er ist nicht ohne Grund die Nummer vier der Rangordnung. Er kämpft nicht gern, das hat er noch nie, aber er hat eine gute Ausbildung bekommen. Und er ist stark.“

„Aber Drachen sind doch gefährlich?“

„Manche. Das ist wie bei Youkai. Es gibt schwächere und stärkere Drachen.“

„Wenn du nicht….wenn du keinen Welpen erwarten würdest, würdest du mitkämpfen?“

„Ja, natürlich.“

Miyaki seufzte ein wenig: „Du musst dich wundern, warum Akamaru-sama mich zu seiner Gefährtin wollte. Ich kann nicht kämpfen.“

„Nein.“ Shiro war zu höflich, um diese Vermutung zu bestätigen. Außerdem war das die Sache ihres Bruders, wen er zu seiner Fürstin machen wollte. Und sie hatte durchaus bemerkt, wie gern er seine Gefährtin hatte: „Du hast eben andere Eigenschaften, die ihn freuen.“

„Danke...“ Miyaki sah seitwärts: „Ich versuche, Künstler und Wissenschaftler zu fördern, so wie er es gern hat. Und es macht auch Spaß. Ich habe einen Zirkel hier, mit Dichtern, Menschen und Youkai. Sie vertragen sich alle sehr gut, wetteifern miteinander. Akamaru liebt es, abends mit den Wissenschaftlern zu diskutieren. Manchmal darf ich auch dabei sein. Sie reden dann immer über neue Geräte, manchmal für den Ackerbau, manchmal, um besser Sterne erkennen zu können…“

Mein kleiner Bruder, dachte Shiro leicht amüsiert, aber auch erfreut. Ihre Sache wäre das nicht gewesen, aber sie wusste, dass er sich solch ein Leben immer gewünscht hatte. Ihm lag mehr daran, bessere Bedingungen für menschliche Bauern zu schaffen, als Ruhm in einer Schlacht zu suchen. Und mit Miyaki hatte er eine Gefährtin gefunden, die ihm dabei zur Seite stand. „Ihr kümmert euch beide sehr um die Wissenschaften und Künste. Und Yuri plant Zimmer, Gärten und baut Schaukeln…Der Frieden hätte auch länger dauern können.“

„Oh ja, “ seufzte Miyaki, ehe sie aufsah: „Yuri plant Zimmer, Gärten? Und baut Schaukeln?“

„Für Myu.“

„Ja, das denke ich mir. – Wenn…ihr, wenn wir….“

„Wenn die Fürsten der Youkai, “ half Shiro unwillkürlich: „Gegen die Drachen gewinnen?“

„Ja. Dann ist doch sicher wieder sehr lange Frieden?“

„Dann wäre Frieden, wie es noch nie einen gab, solange Youkai existieren.“
 

Die beiden Fürstinnen blickten erst auf, als sie Youki spürten - sehr mächtiges Youki.

„Das ist Yuri?“ erkundigte sich Miyaki ein wenig erstaunt. Soweit sie wusste, wäre die Ankunft eines so starken Youkai mit offen gezeigtem, vollem Youki eine Provokation, Cousin hin oder her.

„Yuri und er…“ Shiro stand auf: „Sie alle?“

„Und? Oh, der Taishou?“

„Ja. - Komm, Miyaki. Der Bote wird uns gleich in das Arbeitszimmer holen.“

„Ja, du hast Recht.“ Ein wenig schwerfällig erhob sich die Schwägerin. Sie würde wirklich froh sein, wenn sie in einer Woche oder ein wenig mehr die Last ihres Kindes los wäre.

Beide erreichten die Haupthalle des Schlosses gleichzeitig mit den Besuchern, die Akamaru hereinführte. Ein bisschen erstaunt sah Shiro, dass Yuri Myu mitgebracht hatte. Er musste doch gewusst haben, dass Akamaru ihn um Hilfe zu einem Kriegszug bat? Und warum war Sesshoumaru hier, ließ sein Fürstentum vollkommen allein?

Der Herr der westlichen Gebiete betrachtete seine Gefährtin. Er konnte sich denken, dass sie überrascht war. „Kommt“, sagte er: „Wir haben einiges zu besprechen.“

„Zweifrontenkrieg?“ erkundigte sie sich nur.

„Noch nicht. Und das sollten wir auch vermeiden.“ Er sah zu Akamaru.

Dieser nickte: „Ja. Kommt in mein Arbeitszimmer.“

Shiro presste unmerklich die Lippen zusammen. Das sah so aus, als ob der Herr der Hunde die Lage für mehr als kritisch hielt. Und Akamaru diese Einschätzung teilte. Die Spione mussten düstere Neuigkeiten gebracht haben. Die Hundeyoukai befanden sich am Vorabend eines harten Kriegs.
 

**********************************************
 

Die Mädchen bekommen eindeutig zu wenige Biologieunterricht, so nach dem Motto: das weiß man doch.
 

Im nächsten Kapitel "Der Vorabend des Krieges" tagt der Familienrat - und Daiki führt den ersten Schlag.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, sobald ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet ist.
 

bye
 

hotep

Der Vorabend des Krieges

Die Familie hat sich, fast, vollständig versammelt um zu überlegen, wie man vorgehen könnte.

Aber Daiki hat einen guten Plan.
 

4. Der Vorabend des Krieges
 

Die Familie ließ sich in Akamarus Arbeitszimmer nieder. Höflich hatte der Fürst des Südens seinen Platz für den Herrn der Hunde geräumt, saß allerdings nun rechts von ihm. Viele Menschen und Youkai hätten sich gewundert, warum zu einer solchen Besprechung auch die Frauen eingeladen wurden, aber diese Familie sah das anders. Darum hatte auch Yuri Myu mitgebracht. Nach der Besprechung könnte sie wieder nach Hause. Zu einem eigentlichen Kampf mochte er seine kleine Katze nicht mitnehmen.

Sesshoumaru nickte leicht: „Berichte, was deine Spione erfahren haben, Akamaru.“ Immerhin war dieser zwar im Rang unter ihm, aber doch ein eigenständiger Fürst.

„Die Drachen des Südens haben ihre Wohnorte verlassen, fast die gesamte männliche Bevölkerung. Offenbar haben sie sich an einem geheim gehaltenen Ort versammelt. Und das ist mehr als ungewöhnlich. Sie haben nicht einmal einen gemeinsamen Anführer im Kriegsfall, da sie sich schon untereinander nicht leiden können. Sie sprechen kaum miteinander. Es muss also jemanden geben, der sie dazu hat bringen können. Und der Drachenherr des Nordens ist der Einzige, der mir einfällt, auch, wenn mir nicht klar ist, wie er sie überreden konnte. Das ist aber letztlich gleich. Ich habe mein Heer in die Ebene von Omos geschickt. Sie liegt ziemlich genau in der Mitte meiner Grenze zu den Drachen. Ich wollte bald folgen. – Falls du keine Einwände hast, Taishou, “ ergänzte er höflich.

„Nein. Das ist nur logisch. Überdies ist es dein Fürstentum. – Meine Spione konnten in Erfahrung bringen, dass Daiki bei seinem Schloss im Norden die Wachen verstärkt hat. Nun, wenn man bei dreihundert Drachen noch von einer Schlosswache ausgehen will. Aber das war seine Begründung. Trotzdem ist klar, dass er sich da ein Heer aufgebaut hat. Und ich bin sicher, dass er bald losschlagen will.“

„Sobald die Süddrachen mich angegriffen haben, ja.“ Akamaru dachte nach: „Seine Strategie ist unverkennbar. Er hat sich Verbündete gesucht, die mein Heer und mich hier im Süden binden, so dass du auf dich - und Yuri - allein gestellt wärst. Inuyasha ist ja nicht hier. Natürlich auch auf nee-chan, wenn sie nicht in anderen Umständen wäre.“

„Könnte er das wissen?“ erkundigte sich Shiro: „Und dieser Spion, den ich getötet habe: hat er berichtet, dass Miyaki schwanger ist? Dann könnte Daiki meinen, dass du abgelenkt bist, und das darum für einen geeigneten Zeitpunkt zum Angriff halten.“

„Ja, nee-chan, das wäre möglich.“

„Du hast einen Spion getötet?“ Sesshoumaru klang tadelnd.

„Verzeih“, sagte sie sofort: „Ich habe nicht vergessen, dass du meintest, ein erkannter Spion sein besser als ein toter. Aber er schickte mit einem Spiegel gerade Nachrichten. Ich wusste nicht, welche. So hatte er….einen Unfall.“

„Ob Daiki das glaubt?“

„Er mag glauben, was er will. Aber ich konnte nicht zulassen, dass er womöglich sendete, dass Akamaru das Heer aufrief.“

„Das stimmt.“ Der Herr der Hunde sah in die Runde. Er wusste, dass sein Schwager ein sehr guter Stratege war: „Ich teile deine Meinung, Akamaru. Er wollte dich und deine Leute hier im Süden binden, wohl dann auch im Norden losschlagen. Ehrlos, ohne Kriegserklärung, ohne Vorwarnung. Nun sind wir aber gewarnt. Und wir werden sehr schnell sein müssen. Greifen die Drachen hier im Süden an, müssen wir sie sofort anhalten und schlagen. So schlagen, dass sie sich nicht mehr in diesen Krieg einmischen wollen. Darum werden wir zu dritt zu deinem Heer gehen.“

Der Fürst des Südens nickte. Er würde mit Sicherheit nicht „nein“ sagen, wenn zwei der stärksten unter den Youkai auf seiner Seite kämpfen würden.

„Danach“, fuhr Sesshoumaru fort: „Wenden wir uns unverzüglich nach Nordwesten und fangen Daiki ab, ehe er Nachricht bekommt, dass er im Süden verloren hat, sich nochmals verstärken kann.“ Er warf einen Blick zu den drei Frauen: „Miyaki muss hier bleiben, aber, Shiro: trotz aller Probleme mit den Drachen sollten wir uns nicht auch noch Ungewissheiten mit Menschen leisten. Gehe in das Dorf, in dem angeblich Hundeyoukai den Tempel vernichtet haben und finde heraus, was war. Myu geht mit dir.“

Die Katzenyoukai sah überrascht auf: „Ich, Sesshoumaru-sama?“

Dieser antwortete nicht.

So erklärte Yuri: „Ein Tempel und Menschen, Myu-chan. Du bist die einzige lebende Youkai, die Menschenmagie beherrscht. Falls da Menschen gegen Menschen vorgegangen sind und dies nur uns in die Schuhe schieben wollten, kannst du das herausfinden. Waren es natürlich wirklich Hundeyoukai, wird Shiro das selbst regeln können.“

„Ja.“ Myu nickte ernsthaft. Sie wusste seit einigen Jahren erst, dass sie etwas Besonderes war. Der Schöpfergott höchstpersönlich hatte aus ihr eine Youkai gemacht, deren Dämonenenergie lächerlich schwach war, gerade zum Überleben reichte - und ihr gleichzeitig die Fähigkeiten einer starken menschlichen miko verliehen.

Miyaki sah sie ein wenig überrascht an. Sie kannte die junge Katze nur von wenigen gemeinsamen Tagen, aber sie fühlte sich ihr näher als Shiro, obwohl diese auch eine Hundeyoukai war. Miyaki und Myu waren nur aus Zufall, oder besser aus Liebe, in diese kriegerische Familie geraten. Und beide neigten mehr zu ängstlichen Reaktionen als zum Schwert ziehen. Dass Myu nun solch einen Auftrag für ihre Menschenmagie einfach hinnahm, kam für die junge Fürstin des Südclans ein wenig verblüffend. Aber natürlich wäre es unziemlich gewesen, einer Anweisung des Familienoberhauptes zu widersprechen.

Shiro sah zu ihrem Gefährten: „Wann sollen wir aufbrechen, Sesshoumaru-donno?“

„Sofort nach diesem Gespräch.“

„Wie du wünschst.“

Der Inu no Taishou sah seitwärts: „Yuri?“

Der Hundeprinz war angenehm berührt, dass auch seine Meinung gefragt wurde. „Ich teile Akamarus Einschätzung. Der erste Schlag wird hier im Süden erfolgen. Daiki scheint zu glauben, durch…nun, durch Miyakis fortgeschrittene Umstände sei Akamaru zerstreut und kann so leicht gebunden, wenn schon nicht besiegt werden. Zumal ohne Warnung. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass er allerdings gleichzeitig im Nordwesten zuschlägt? Falls er das gegen meine Ländereien im Osten tun würde, wäre das zum einen gegen die Rangfolge, zum anderen hat Myu einen Beistandspakt mit den Katzenyoukai. Er würde auf erhebliche Probleme stoßen. Und wenn er auch nur den Verstand einer Eidechse besitzt, weiß er von diesem Pakt.“ Er blickte zu dem Herrn der südlichen Gebiete.

Akamaru begriff plötzlich mit gewissem Stolz, dass seine Cousins in ihm den Strategieexperten der Familie sahen. „Ich vermute mal, die Wahrscheinlichkeit ist nicht sonderlich groß“, kam er auf Yuris eigentliche Frage zurück: „Wenn er im Nordwesten den ersten Schlag führen wollte, oder auch nur einen gleichzeitigen, hätte er seine Leute schon näher an die Grenze verlagert. Er hält uns ja für vollkommen ahnungslos. Solange also seine Drachen sich noch am Schloss befinden…“

„Dort waren sie gestern noch“, bestätigte Sesshoumaru. „Gut. Dann ist es beschlossen. Shiro, Myu, ihr geht zu diesem Dorf. Wir zum Heer.“ Die Familie erhob sich, verneigte sich höflich vor ihm. Er sah zur Fürstin der südlichen Gebiete. Irgendein unklarer Reflex trieb ihn dazu zu sagen: „Was immer auch geschieht, Miyaki: du gehörst zu dieser Familie. Sei stolz darauf. Und bringe einen gesunden Welpen zur Welt.“

Sie war froh, dass eine Youkai nicht rot werden konnte, verbeugte sich aber ehrerbietig: „Ich danke dir, Inu no Taishou“, brachte sie nur hervor. Er hatte ihr Glück für ihre Geburt gewünscht. Wie nett er doch war, auch wenn er oft so unnahbar wirkte.
 

Kurz darauf stand die Familie im Schlosshof. Miyaki wusste nicht so genau, wie sehr sie zeigen durfte, welche Sorgen sie sich machte, und warf einen raschen Blick zu ihrer Schwägerin. Shiro stand aufrecht vor ihrem Gefährten. Die beiden sahen sich nur an und schwiegen, ehe die Fürstin der westlichen Gebiete höflich den Kopf neigte, und sich ein wenig abwandte. Myu hatte weniger Selbstbeherrschung - oder Hemmungen. Sie hatte Yuris Hand genommen, sie an ihr Gesicht gelegt. Aber auch sie sagte nichts. Der Prinz strich kurz über ihre Wange, ehe er seine Hand zurückzog und fragend zum Herrn der Hunde blickte. Im gleichen Moment spürte Miyaki, wie Akamaru sie von hinten umarmte. Er hatte bemerkt, wie unsicher sie war:

„Pass gut auf dich und ihn auf“, sagte er leise, ehe er sie freigab.

Miyaki drehte sich um. Am liebsten hätte sie gesagt, dass sie Angst um ihn habe, er besser auf sich aufpassen solle, dass er doch hier bleiben solle. Aber das ziemte sich nicht, einmal überhaupt nicht, und schon gar nicht in dieser Familie. Nicht einmal Myu hatte einen Versuch unternommen, Yuri aufzuhalten - und dieser Krieg um das südliche Fürstentum ging den nun eigentlich wirklich kaum etwas an, sah man vom Familienzusammenhalt ab. Plötzlich begriff die junge Fürstin und zwang sich, zu ihrem Gefährten aufzusehen: „Ich werde dir keine Schande machen, Akamaru-sama“, murmelte sie.

Sie hatten alle zuvor gemeint, dass ein Kampf gegen Drachen hart werden würde. Und vor so einem Krieg konnte ein Mann keine Frau brauchen, die seine Gedanken besorgt nach Hause lenkte. Sie durfte doch nicht die Einzige sein, die schwach genug war, ihren Gefährten derart zu behindern. Auch so würde Akamaru sie sicher nicht vergessen, auch für sie und ihr Kind kämpfen. So zwang sie sich zu einem Lächeln. Sesshoumaru-sama hatte gesagt, sie gehöre zur Familie. Und das würde sie ihnen allen bewiesen.
 

Kurz darauf erschuf Shiro ein Dimensionsportal. Da sie durch ihre Schwangerschaft geschwächt war und zusätzlich Myu mitnehmen musste, würde sie drei Etappen benötigen, ehe sie das Dorf erreichte. Die männlichen Familienmitglieder taten sich leichter, zum Heer zu gelangen. Miyaki kehrte schweren Herzens in das Schloss zurück, wo nur wenige Wachen geblieben waren.
 

Shiro und Myu standen am niedergebrannten Tempel. Dieser lag in einem Wald, ein Stück außerhalb der Ortschaft. Menschen waren hier keine zu sehen. Die Hundefürstin witterte: „Feuer, Asche…sie haben die Spuren gründlich verwischt.“

„Ich spüre keine Menschenmagie, Shiro-sama.“ Die Katzenyoukai sah sich um: „Und doch ist Magie hier. Aber ich kenne sie nicht.“

„Keine Youkai?“ vergewisserte sich Shiro, die das auch nie angenommen hatte.

„Nein.“

„Aber kein Wunder, dass die Menschen das annahmen. Dieser Tempel wurde nicht nur geplündert. Er wurde systematisch zerstört. Ob das doch Menschen waren? Einfach Banditen? Mit solcher Wirkung? Aber welche Magie spürst du dann?“

„Es tut mir leid, Shiro-sama“, entschuldigte sich Myu sofort: „Aber ich kenne doch so vieles nicht.“

Die Fürstin unterdrückte ein Seufzen. Sie wusste, dass Myus Ausbildung miserabel gewesen war, ehe sich der Schöpfergott höchstpersönlich ihrer Magie angenommen hatte. Yuri mochte ihr inzwischen einiges erklärt haben, aber das reichte natürlich lange nicht. „Schon gut.“ Die kleine Katze konnte ja nichts dafür. Sie blickte sich um: „Aber trotzdem. Irgendetwas ist hier.“

„Ja…aber es ist…es ist….“ Im gleichen Moment wurde die Falle aktiviert. „Ein Bannkreis, Shiro-sama!“

Diese stöhnte unwillkürlich auf: „Und was für einer!“

„Was hast du? Ich spüre nichts?“

„Er...er drosselt mein Youki.“ Und das, wo das Kind in ihr schon soviel Energie abzog. Jemand wollte sie wehrlos machen. Darüber hinaus hatte er einen starken Youkai erwartet. Ja. Eine Falle. Und leider eine äußerst wirkungsvolle. Sie musste darum kämpfen, bei Verstand zu bleiben, sich nicht einfach hinfallen zu lassen, bewusstlos zu werden.

Myu dachte nicht weiter nach. Das war ein Angriff auf ein Familienmitglied, auf jemanden, der ihr das Leben gerettet hatte. Ihre eigene Magie flammte auf, bildete einen Bannkreis in dem anderen. Und ihr Zauber war der einer menschlichen miko. Der andere Kreis wurde abgehalten.

Shiro richtete sich erleichtert auf: „Danke, Myu-chan. Was ist hier los?“

„Das muss der Bannkreis einer dunklen menschlichen miko sein. Die Magie ist menschlichen Ursprungs, das kann ich jetzt so in direktem Kontakt fühlen, aber ganz anders.“ Die Katzenyoukai schloss die Augen, versuchte, zu spüren. Sie hatte so etwas noch nie erlebt und es war schwierig zu raten.

„Und da sind die Verursacher.“ Die Hundefürstin klang sachlich, auch, wenn sie sich ein Schwert gewünscht hätte.

Myu sah sofort wieder auf. Aus den Schatten des umgebenden Waldes traten drei Drachen und eine schwarz gekleidete, menschliche Gestalt.

Die schwarze miko nickte leicht: „Nicht schlecht. Zwei Youkai und bilden einen Bannkreis, um den jede menschliche weiße miko neidisch wäre. Aber wie lange könnt ihr solche für euch feindliche Magie aufrechterhalten? – Ergib dich, Fürstin des Westens. Dieses Katzenmädchen ist ja nutzlos.“

„Kch“, fauchte Myu unwillkürlich.

„Reg dich nicht auf, Myu!“ befahl Shiro sofort, die wusste, welche Magie in ihrer angeheirateten Verwandten steckte, wenn sie sich empörte.

„Greift diesen Bannkreis an. Sie werden ihn nicht lange aufrecht halten können, “ befahl die schwarze Miko den Drachen: „Tötet die Katze und nehmt die Hündin mit.“

Myu erblasste vor Zorn. Ihr Katzenschwanz wurde buschig: „Jetzt reicht es!“ Sie hob die Hand, die Handfläche gegen die Drachen ausgestreckt.

Shiro spürte, wie der schützende Bannkreis stärker wurde, zugleich aber auch, wie die schwarze miko den ihren intensivierte. Aber sie blieb ruhig. Auch eine noch so starke menschliche miko käme nie gegen die Fähigkeiten an, die Izanagi, der Schöpfergott, höchstpersönlich in Myu gesteckt hatte.

An Myus Handfläche erschien ein Leuchten, das die drei angreifenden Drachen ignorierten. Sie nahmen nur an, vor dem menschlichen Bannkreis auf der Hut sein zu müssen. Die Schockwelle aus reiner Energie, die sie traf und auf der Stelle läuterte, kam vollkommen unerwartet.

„Was…“ brachte die dunkle miko hervor. Aber sie begriff, dass sie hier auf eine absolut unerwartete Macht gestoßen war. Das würde Daiki-sama sicher interessieren. Zu schade, dass sie die Hundefürstin jetzt nicht mitnehmen konnte, aber immerhin hätte sie Neuigkeiten. Hoffentlich würde der Drachenherr sie nicht für ihre Unfähigkeit und den Tod dreier Drachen bestrafen. Aber selbst Daiki müsste einsehen, dass man nicht mit einer Youkai rechnen konnte, die Menschenmagie beherrschte. Warum auch immer diese Katze das konnte. So verschwand die miko rasch im Wald.
 

Myu entspannte sich: „Sie...sie haben uns angegriffen.“ Sie klang etwas verwirrt. Wenn ihre Magie sie übernahm, hatte sie noch immer Probleme, ihr Bewusstsein klar dabei zu halten. Früher hatte die Magie sie komplett übernehmen können. So war das schon viel besser zu kontrollieren. Zunächst Izanagi-sama selbst und dann Yuri hatten mit ihr dies geübt.

„Ja. Sie wollten mich fangen. Und das wäre ihnen auch gelungen, wenn du nicht dabei gewesen wärst. Danke, Myu-chan.“ Shiro dachte nach: „Nur, warum wollten mich die Drachen haben? Als Geisel gegen Sesshoumaru?“

„Würde er sein Fürstentum für dich aufgeben?“ erkundigte sich Myu schüchtern: „Ich weiß, Hundeyoukai schützen ihre Gefährtin.“

„Nicht um jeden Preis. Er ist der Herr der westlichen Länder. Das hat in jedem Fall Vorrang. Denn er ist mit seinem Land verbunden, seit seiner Geburt. Die Frage dürfte sein, ob Daiki das weiß. Er hat sich zwar Informationen beschafft, aber ob er alle Regeln der Youkai, zumal der Hundeyoukai, dabei in Erfahrung bringen konnte, wage ich zu bezweifeln. Wenn er davon ausgeht, eine Geisel….“ Shiro brach ab: „Miyaki!“

Myu starrte sie an: „Aber sie ist im Schloss, da sind Wachen.“

„Ja. Aber hier waren es schon drei Drachen und die miko, da sie wussten, ich bin die Stärkere von uns beiden. - Komm, wir müssen zurück zum Schloss und Miyaki warnen!“
 

Als die beiden am Schloss des Südens ankamen, herrschte dort heillose Verwirrung und Aufregung.

Shiro brauchte nicht nachfragen, was geschehen war: „Drachen?“

„Drei, Shiro-sama. Sie haben die Fürstin entführt, als sie auf dem Dach war!“ Der Haushofmeister warf sich vor ihr zu Boden.

Shiro dachte kurz nach, ehe sie den Kopf zu dem Anführer der Schlosswache drehte: „Hagane, treibt alle Diener, die in den letzten fünf Jahren neu hierher gekommen sind, auf diesen Vorplatz. Myu, du errichtest dann um sie einen Bannkreis. - Und, Hagane, schnell!“

Der Anführer der Wache kannte Shiro seit Jahrhunderten. Und wenn sie in dieser Laune war, war es am besten, einfach das zu tun, was sie wollte, gleich, wie eigenartig die Anweisung schien. Während er seinen Männern den Befehl weitergab, dachte er ein wenig besorgt, dass die Reaktion der Prinzessin, nein, der Fürstin, auf die Entführung ihrer Schwägerin vermutlich um Welten milder ausfiel, als das, was Akamaru-sama tun würde, bekäme er diese Nachricht. Schließlich wusste jeder im Schloss, welche Zuneigung der Fürst gegen seine Gefährtin zeigte. Hagane hoffte nur, dass er danach tot wäre. Er wagte zu bezweifeln, dass man das dann noch Leben nennen können würde. Er hatte einmal einen wirklichen Zornanfall beim Vater der Zwillinge gesehen. Und obwohl Akamaru-sama immer ausgeglichen und freundlich war, glaubte Hagane, dass auch in ihm jene schwarze Wut schlief. Shiro-sama war da nüchterner, mehr ohne Gefühle, so dass er es ihr nicht unterstellte.

„Äh, Shiro-sama“, begann Myu: „Weißt du, was passiert ist?“

„Ja. Es gibt noch einen Spion der Drachen hier. Er oder eher sie lockte Miyaki auf die Dachterrasse. Dies ist der einzige Ort im gesamten Schloss, wo man durch ein Portal landen kann, ohne sich durch das Labyrinth der Gänge schleichen zu müssen. Es wäre ein unwahrscheinlicher Zufall, dass sie genau zu einem Zeitpunkt dort spazieren gehen wollte, noch dazu allein, wenn Drachen dort waren.“ Instinktiv bemühte sie sich wieder, die junge Katze auszubilden. Myu schaute immer so verdutzt aus, dass sie sie unwillkürlich beschützen wollte.
 

So standen innerhalb kürzester Zeit einige Menschen und Youkai in Myus Bannkreis. Da sie alle mitbekommen hatten, dass die Fürstin entführt worden war, hatten sie sich nicht gewundert. Weigern hätte sich sowieso niemand können.

„Myu.“

„Shiro-sama?“

„Spürst du bei einem von ihnen die Drachenmagie?“ Für eine normale Youkai war es praktisch unmöglich, das Youki ihres Volkes von dem der Drachen zu unterscheiden.

„Nein. Also, sie fühlen sich alle anders an als die Drachen.“

„Dann ist es kein richtiger Drache, nur ein Verbündeter. Das wird schwieriger.“ Shiro zog leicht die Augen zusammen, ehe sie laut sagte: „Wie ihr alle erfahren habt, ist Miyaki-sama heimtückisch von Drachen entführt worden. Jemand von euch muss ihr den Spaziergang auf dem Dach angeraten haben, sie dorthin gelockt haben. Ich habe keine Zeit, herauszufinden, wer das war...“

„Nein!“ schrieen die Gefangenen durcheinander auf: „Verschont uns…Ich war es nicht!“

„Ich habe nicht die Absicht, euch umzubringen“, antwortete sie kalt: „Dann wärt ihr es nämlich schon.“ Da sofort wieder Ruhe herrschte, ergänzte sie: „Aber ich kann auch keinen Spion frei herumlaufen lassen. Ihr bleibt in diesem Bannkreis, bis der Fürst zurück ist.“

„Dann muss ich hier bleiben?“, fragte Myu: „Sonst kann ich ja den Bann nicht halten.“

„Ja. Ich muss zum Heer. Akamaru muss wissen, was geschehen ist. Und natürlich der Taishou.“

Sie bemerkte die Unruhe hinter sich, fühlte eine unerwartete Präsenz und drehte sich um. Sie benötigte ihre Haltung, als sie die beiden Neuankömmlinge erkannte.

„Shiro? Was, um alles auf der Welt, habt ihr denn jetzt schon wieder für Ärger?“
 

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Im nächsten Kapitel "Entführt" lernt Miyaki den König der Drachen kennen und erfährt, was er plant.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das nächste Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Entführt

Die arme Miyaki lernt Daiki kennen.
 

5. Entführt
 

Miyaki kam nur langsam wieder zu Bewusstsein. Sie lag auf einem harten Boden. War sie besinnungslos geworden? Youkai konnten doch gar nicht in Ohnmacht fallen? Etwas oder jemand schrie in der Nähe. Verwirrt wollte sie die Augen öffnen, aber die Lider waren noch zu schwer. Und dann fiel es ihr ein. Drachen. Zu dritt waren sie plötzlich auf dem Dach des Schlosses bei ihr gewesen und hatten Zettel auf sie geworfen, Bannzettel. Sie hatte Youki verloren. Verbunden mit dem Energieentzug durch das Kind war das wohl genug gewesen, um sie tatsächlich bewusstlos werden zu lassen.

Drachen. Sie spürte, wie sie ein Schauder überlief. Unwillkürlich fasste sie an ihren Bauch. Hatten sie ihrem Welpen etwas getan? Erleichtert konnte sie die Bewegung spüren.

„Ach, die Fürstin scheint ja aufzuwachen“, sagte eine Männerstimme: „Dein Glück, Cho. Dann will ich mal annehmen, dass dir diese Strafe genügt hat, für deine Unfähigkeit, mir ein zweites Familienmitglied zu bringen. Und drei meiner Drachen zu töten. Dazu hast du es gewagt, mich mit einer solchen dummen Lüge beschwichtigen zu wollen.“

„Ich beschwöre Euch, Daiki-sama...“ keuchte eine Frau: „Ich habe die Wahrheit gesagt, was diese Katzenyoukai angeht. Ich…“ Sie schrie wieder auf.

„Ich habe genug gehört.“

Daiki? Das war der Drachenkönig. Miyaki richtete sich langsam zum Sitzen auf, blickte sich um. Sie befand sich in einer großen Halle, vor einer dreistufigen Treppe, die zu einer Empore führte. Dort saß auf einem Hocker ein junger Mann. Auf den ersten Blick wirkte er menschlich, aber Miyaki erkannte rasch das zweite Gesicht auf der Stirn, das den Drachen verriet. Er senkte gerade seine Hand. Erschreckt betrachtete die junge Hundefürstin die schwarzgekleidete Frau ein Stück entfernt von ihr, die sich vor Schmerzen auf dem Hallenboden wälzte. Etwas zog an ihrem Hals und sie fasste hin. Dort lag ein Halsband, daran eine Leine. Sie erriet unschwer, wohin die Verbindung führte und blickte wieder zum Drachenherrscher. Tatsächlich hatte er eine Leine an seinem Hocker befestigt, zog nun ein wenig daran.

„Komm nur näher zu mir, meine Fürstin. Wir wollen uns doch einander vorstellen, nicht wahr?“ Daiki betrachtete kurz das erschreckte Gesicht seiner Gefangenen. Hatte er es sich doch gedacht. Sobald sie in Schwierigkeiten steckten, waren diese Hunde gar nicht mehr so arrogant. Seine Späher hatten da übertrieben, wie er es schon angenommen hatte. Er war der stärkste aller Drachen und natürlich waren solche Späher viel schwächer gewesen. Also auch leichter zu erschrecken. „Kannst du dir vorstellen, wer ich bin? Was ich bin?“

„Du bist Daiki, der König der nördlichen Drachen.“

„Gut getroffen. Woher weißt du das denn?“

„Ich sehe, dass du ein Drache bist. Und das hier ist ein Schloss. Und du sitzt auf dem Platz des Hausherrn.“ Sie hatte gerade noch rechtzeitig begriffen, dass sie nicht verraten durfte, dass die Familie von seinen Plänen wusste.

„Das stimmt. Ich dachte schon….Und wie heißt du?“

„Miyaki.“

„Ein recht hübscher Name für einen Hund. – Wie lange braucht dein Kind noch, um zur Welt zu kommen?“ Diese Frage wurde fast gemütlich gestellt.

Aber Miyaki legte instinktiv die Hände an ihren Bauch: „Es...es sind sicher noch eine oder zwei Wochen, sagte der Heiler.“

„Du brauchst keine Angst zu haben, teure Fürstin. Ich will nicht dein Leben. Nicht einmal das deines Kindes. Aber ich werde euch beide dem guten Akamaru erst zurückgeben, wenn er sich mir unterworfen hat, die südlichen Länder mir gehören.“

Die Hundefürstin dachte, sie höre nicht recht. Wusste Daiki denn nicht, dass Akamaru darauf niemals eingehen würde oder auch nur dürfte? Was zählte schon das Leben einer Frau, eines Kindes, im Gegenzug zu den Ländern, mit denen er verbunden war? Aber wenn sie das dem Drachenkönig sagte, würde er sie vielleicht töten lassen. Und der Taishou und Akamaru wollten doch die Drachen im Süden schlagen, und dann hierher kommen. Nein. Sie durfte das nicht sagen. Sie würden kommen und sie retten, da war sich Miyaki sicher. Sie gehörte zu einer Familie und die würde sie nicht im Stich lassen. So meinte sie langsam: „Dann wundert es mich nur, dass ihr nicht Shiro-sama auch geholt habt.“

„Du bist wirklich ein intelligentes Schätzchen. Ja, genau so sah mein Plan aus. Mit etwas Glück wäre sogar Sesshoumaru selbst zu dem Tempel gekommen, um zu sehen, was da los war. So tauchte sie auf. Und diese verblödete schwarze miko schafft es mit drei Drachen nicht, Shiro zu fangen!“

Also war sie entkommen. Miyaki atmete etwas auf. Das erklärte auch, was diese miko zuvor gesagt hatte, von einer Katzenyoukai. Myu war ja bei Shiro gewesen.

Daiki betrachtete sie: „Eines muss ich dem Hundeclan zugestehen: sie haben ein glückliches Händchen bei der Auswahl ihrer Gefährtinnen. Du bist wirklich ein hübscher Anblick.“ Und da er bemerkte, dass sie unwillkürlich abwehrend die Hände hob: „Keine Sorge. Solange du das da bei dir hast, bist du in dieser Hinsicht vor mir sicher. Danach…Ob es Akamaru freuen würde, wenn ich mich ein wenig auf seinem Eigentum herumtreibe?“ Ein feines, spöttisches Lächeln.

„Er würde dich umbringen!“ Sie war sich sicher.

„Oh, das werden wir sehen. Ich glaube nämlich nicht, dass er dazu noch kommen wird.“ Er beobachtete das unwillkürliche Zusammenzucken: „Ach, da scheint jemand seinen Gefährten zu mögen. Wie rührend.“

„Was...was hast du vor?“ Miyaki beschloss, lieber höflich zu sein. Noch wurde gewiss im Süden gekämpft und sie war dem Herrn der Drachen ausgeliefert: „Daiki-sama?“

„Ah, ja, so liebe ich das von einer Youkaifürstin. Und bald werden alle Youkai mich so anreden - oder sterben!“ Er betrachtete die schwarze miko, die sich langsam erholt hatte: „Auch wenn manche Mitarbeiter ein wenig minderbemittelt sind. Immerhin scheint das magische Halsband bei dir zu funktionieren.“

Magisch? Miyaki war noch nichts aufgefallen. Aber als sie genauer nachprüfte, stellte sie fest, dass das Halsband wie die Bannzettel zuvor, ihr Youki beschränkte. Nicht zu sehr, aber zusammen mit dem Kind hatte sie wohl nicht viel mehr zauberische Macht als eine Menschenfrau. „Wieso sterben? Was hast du gegen Youkai? Solange war doch schon Frieden…“ Sie verstand nicht.

Der Drachenkönig schien etwas überrascht, betrachtete sie noch einmal: „Du bist zu jung, um im letzten Krieg dabei gewesen zu sein, ja. Aber mich wundert, dass der Hundeclan, dass Sesshoumaru, nie vom Sieg seines Vaters über meinen Schwiegervater erzählte. Ich dachte, er sei stolz darauf?“

„Stolz auf einen Krieg?“ echote die Hundefürstin verblüfft: „Warum denn das? Und das muss schon so lange her sein.“

„Ach ja, der gute Akamaru. Ich nehme an, der „nette, freundliche junge Herr “ oder wie auch immer…“ Er grinste: „So wurde er mir jedenfalls beschrieben…hat dir erzählt, dass Krieg ungut ist, verachtenswert. Immerhin hat noch niemand je gehört, dass er sich auch nur in einem einzigen Duell geschlagen hätte. Was für ein beklagenswerter Fürst. Immerhin hat er ein Heer, hinter dem er sich verstecken kann.“

„Er versteckt sich nicht“, fauchte Miyaki prompt, begriff dann, dass sie nicht zuviel verraten durfte, sonst wäre die Familie in Gefahr und könnte sie nicht mehr retten: „Und was ist so schlimm daran, Frieden zu suchen?“

„Youkai!“ Das klang wie ein Schimpfwort - und war auch so gemeint. „Drachen vergessen nie, was man ihnen getan hat. Und diese Niederlage vor fünfhundert Jahren wird die letzte meines Volkes gewesen sein. Nach einer uralten Prophezeiung beginnt nach einer großen Schlacht endlich das Zeitalter des Friedens und der Sicherheit für die Drachen. Und eine andere sagt, dass die Rache Furcht und Schrecken bringen wird. Frieden, das kann natürlich nur bedeuten, dass Youkai weg sind. Wenn ihr unterworfen oder tot seid, kann das Goldene Zeitalter der Drachen anbrechen, nur noch Wissenschaft und Künste.“

„Aber es waren doch schon fünfhundert Jahre Frieden?“ fragte Miyaki verwirrt zurück: „Dann hat das Zeitalter des Friedens schon begonnen? Und was haben Wissenschaften oder Künste mit Youkai oder Drachen zu tun?“ Er warf Akamaru vor, dass der Wissenschaften fördere, dass das feig sei – und wollte das Gleiche für die Drachen?

Daiki musterte sie: „Nun, du bist nur eine Frau und wirst das nicht verstehen, aber Sesshoumaru wartet sicher nur auf einen günstigen Moment, um uns zu vernichten. Youkai sind mörderische und blutrünstige Bestien, das weiß jeder.“

„Was hätte der Taishou denn davon?“ Kein Youkai würde etwas tun, wovon er keinerlei Nutzen hätte.

„Ruhm und Ehre, du närrisches Ding. Jetzt halt den Mund.“

Miyaki gehorchte, da sie ihn nicht wütend auf sich machen wollte. Die schwarze miko sah immer noch recht leidend aus. Was immer Daiki mit dieser getan hatte, war äußerst schmerzhaft gewesen. Und sie wollte sich nicht überflüssigen Schmerzen aussetzen, schon um ihres Welpen willen. Solange sie dem Drachenkönig nicht verriet, dass sein Überraschungsangriff fehlgeschlagen war, konnte ihre Familie gewinnen. Und dann würden sie hierher kommen. Miyaki atmete tief durch. Sesshoumaru-sama hatte gesagt, dass sie ein Teil der Familie sei. Akamaru und er würden sie gewiss retten wollen. Alles, was sie tun musste, war, den Mund zu halten. Wie erbärmlich stünde sie sonst vor den anderen da.

Aber so ganz begriff sie immer noch nicht, was Daiki vorhatte. Was redete er da von einem Zeitalter des Friedens - wenn er genau diesen Frieden brach? Und was sollte dieser Unsinn mit einer Prophezeiung? Glaubten Drachen etwa an Prophezeiungen? Richtig und nicht nur als nette Sage, was vielleicht einmal sein könnte? Es war verwirrend. Überdies widersprach er sich selbst. Oder war es seiner Meinung nach nur für Drachen zulässig, Wissenschaft zu betreiben? Immerhin schien der Drachenkönig weder ihr noch ihrem Kind im Augenblick schaden zu wollen.

Sie sah sich in der Halle um. An den Wänden standen regelmäßigen Abständen Wachen. Auch zuhause hatte Akamaru eine Schlosswache, aber die war außerhalb und nicht im Schloss selbst. Was wollte Daiki damit beweisen? Oder fürchtete er ein Attentat? Hatte er Angst vor seinen eigenen Untertanen? Miyaki wusste, dass sie nicht die Ausbildung bekommen hatte, wie sie eine adelige Hundeyoukai erhielt, aber sie war nicht dumm. Sein Verhalten war mehr als merkwürdig. Selbst, wenn sie davon ausging, dass Drachen anders waren als Youkai, so konnte sie doch keinen rationalen Grund erkennen. Aber fragen konnte sie schlecht. Sie sah auf, als ein weiblicher Drache in die Halle kam, ohne zu zögern sich näherte, sie neugierig musterte.

„Eine Hundeyoukai“, sagte sie: „Daiki, mein Lieber, was hast du dir denn dabei gedacht? Willst du sie als Konkubine halten? Aber was soll diese Hundeleine?“

„Sora, sogar du solltest sehen, dass sie einen dicken Bauch hat“, gab der Drachenherrscher etwas genervt zurück: „Sie ist meine Geisel, die reizende Hundefürstin. Mehr nicht.“

Sora war also die Königin der Drachen, schloss Miyaki. Ob sie sie um Hilfe bitten sollte? Aber ihr Stolz hielt sie ab

Die Königin setzte sich nachlässig auf die Treppe: „Ich weiß noch immer nicht genau, was du vorhast, Daiki“, sagte sie, dabei geistesabwesend die schwarze miko betrachtend, die sich wieder hingekniet hatte: „Aber ich hoffe für alle Drachen, dass dein Plan klappt.“

„Natürlich. Vertrau mir. Die Prophezeiung ist so eindeutig. Es kann nichts daneben gehen. – Cho.“

Die schwarze miko sah zu ihm. Langsam verschwanden die Schmerzen. Warum nur hatte er ihr nicht geglaubt? Nun, gab sie zu, eine Katzenyoukai mit Menschenmagie war auch kaum zu glauben: „Daiki-sama?“

„Du bleibst hier und passt auf unseren Gast auf. – Sora, meine Liebe, komm mit. Ich werde dir offenbaren, was ich plane.“ Das Herrscherpaar verschwand.

Miyaki sah ihnen hinterher. Daiki mochte der König sein, aber anscheinend war bei Drachen auch die Königin wichtig. Musste sich Daiki möglicherweise vor ihr rechtfertigen? Das wäre interessant. Vielleicht könnte sie sich dann doch mit Sora unterhalten, sie bitten, sie gehen zu lassen. Obwohl - vielleicht wäre bis dahin schon die Schlacht im Süden entschieden und Akamaru würde hier herkommen. Sicher. Die Familie würde sie nicht im Stich lassen.

„Du bist sehr ruhig“, sagte Cho.

Die Fürstin wandte den Kopf zu ihr: „Was erwartest du? Daiki hat gesagt, er will mich und mein Kind am Leben lassen.“

Die schwarze miko lächelte: „Und du glaubst das?“

„Was hätte er denn von meinem Tod? Nichts.“

„Das ist wahr. Aber er hat nichts anderes versprochen, nicht wahr?“

„Was meinst du?“

„Er wird deinen Welpen am Leben lassen. Aber er kann und wird nicht zulassen, dass er sich je an ihm rächen können wird. Also wird er ihn blenden und dann seinem Vater zurückschicken.“ Cho sah, wie in die dunklen Augen der Hundeyoukai schieres Entsetzen trat: „Verstehst du nun?“

Miyaki legte unwillkürlich die Hände an ihren Bauch: „Warum…warum erzählst du mir das?“

„Ich wollte doch mal sehen, ob du so ruhig bist, weil du so selbstbeherrscht bist, oder so dumm, dass du keine Ahnung hast, wie Drachen sind.“

„Ich habe noch nie Drachen gesehen.“

Die dunkle miko lächelte verächtlich: „Dann lass dir sagen, dass sie mächtig sind. Und alles tun werden, um ihr Ziel zu erreichen. Und weißt du, worin der Unterschied zu euch Youkai besteht? Sie werden gewinnen. Ihr hättet sie ausrotten müssen, nachdem vor fünfhundert Jahren diese Schlacht für euch gewonnen wurde.“

„Aber warum? Man tötet doch nicht einfach wahllos.“

„Nicht wahllos. Aber ich hörte schon, dass Akamaru so ein friedfertiger Trottel sei. Offenkundig hat er sich da ja die passende Gefährtin ausgesucht.“ Cho nickte leicht: „Ich glaube fast, außer Sesshoumaru und Shiro gibt es keine Krieger in der Familie. Warum nur dulden die anderen Youkai solche Typen als Anführer? Bei den Drachen wäre das unmöglich. Daiki-sama ist stark und mächtig. Und er wird sicher die Drachen in eine glückliche Zukunft führen.“

„Aber du bist doch kein Drache. Was geht dich das an?“

„Miyaki, heißt du? Solche dämlichen Fragen können nur von einem Youkai kommen. Ich werde von ihm bezahlt. Und ich bin gern auf der Seite der Sieger.“

„Das...“ Die Hundefürstin brach ab. „Das ist feig“ hatte sie sagen wollen. Aber sie musste vorsichtig sein. Akamaru müsste im Süden gewinnen und dann kommen. Solange sollte sie nichts unternehmen, was ihre Entführer verärgern würde. Ihrem Welpen würde nichts geschehen. Es waren noch Tage, ehe die Geburt bevorstehen würde. Und bis dahin wäre die Familie hier. Alles würde gut werden.
 

Daiki war mit Sora in sein Arbeitszimmer gegangen, hatte sich umgedreht: „Kannst du deine persönliche Meinung nicht für dich behalten, bis wir allein sind?“

„Ich dachte, die Wachen seien loyal. Ich denke nicht, dass sie plaudern werden. Oder gar deine berühmte schwarze miko.“ Sora verriet die Verachtung, die sie Cho gegenüber empfand. „Oder fürchtest du, die reizende Hundedame könnte entkommen?“

„Nein. Cho hält sie im Bann.“ Plötzlich begriff der Drachenkönig: „Sora, ich bitte dich! Du wirst doch nicht auf Cho eifersüchtig sein?“

„Nun, sie verbringt mehr Zeit mit dir als ich.“

„Sie ist ein Mensch, nichts weiter als ein erbärmlicher Mensch, auch wenn ihre magischen Fähigkeiten nützlich sind.“ Er zwang sich, den Arm um sie zu legen: „Sora, bitte, Liebes. Ich bin mitten in der Vorbereitung auf einen grandiosen Sieg, der das Goldene Zeitalter der Drachen einläuten wird. Wie kommst du da nur auf die Idee, ich würde das gefährden, in dem ich ….Ja, was weiß ich.“

„Und die Hundeyoukai?“

„Sie ist meine Geisel.“ Er gab sie frei: „Leider war Cho zu dämlich, mir auch die Fürstin der westlichen Gebiete zu bringen. Aber so dürfte sich immerhin Akamaru unterwerfen. Wenn er die Schlacht gegen die südlichen Drachen überlebt.“

„Was hast du vor?“ fragte die Königin gespannt: „Du hast einen Doppelplan?“

„Mehrere Pläne sogar. Immer schön gestaffelt. Es kann nichts schief gehen. - Die Drachen im Süden waren schwer zu überzeugen, wie du weißt, aber ich habe es geschafft. Auch sie glauben nun an die letzte Prophezeiung. Den letzten Krieg der Drachen. Und den Beginn des Goldenen Zeitalters. Darum werden sie Akamaru angreifen. Er hat ein stehendes Heer, aber unvorbereitet wird er es kaum so schnell zusammenrufen oder wohin schicken können. Und selbst, falls er da gewinnen sollte…nun, dann habe ich noch immer seine Gefährtin und sein Kind. Er muss sich unterwerfen.“

„Ich sah, dass sie schwanger ist“, gab Sora zu: „Eine wertvolle Geisel, da hast du sicher recht, mein König. Ich hörte, bei den Hunden wird der Gefährte nie im Stich gelassen.“

„Genau dies. Und darum hätte ich ja auch gern Shiro gehabt, aber das hat eben nicht geklappt. Dennoch: Sesshoumaru hat kein Heer. Und nur er und Yuri und vermutlich auch Shiro gegen unsere, hm, Schlosswachen und mich selbst…Die drei sind stark, aber da haben sie keine Chance. Ich warte nur die Siegesbotschaft aus dem Süden ab, ehe ich mir die letzten drei Hunde hole.“

„Und falls Akamaru doch gewinnt, hast du die Fürstin.“

„Ja. Aber er wird nicht gewinnen. Er hat noch nie ein Duell geschlagen, wenn etwas zu erledigen war, hat er immer nur sein Heer geschickt, ohne selbst mitzugehen. Alle Berichte zeugen davon, dass er ein absolut friedlicher Trottel ist. Ich bitte dich, er hat Dichter in sein Schloss geladen, bezahlt Wissenschaftler dafür, die Ackergeräte menschlicher Bauern zu verbessern. Wäre er ein Drache und das Goldene Zeitalter angebrochen, würde ich es verstehen. Aber für einen Youkai?“

Sora hob überrascht die Brauen: „Er weiß schon, wo und in welcher Zeit er lebt?“

Daiki zuckte ein wenig die Schultern: „Ich denke, diese Hundefamilie ist dekadent, um nicht zu sagen, geistig ein wenig minderbemittelt. Mehr noch, als man das im Allgemeinen von diesen Youkai-Bestien behaupten kann. Alle Berichte, die ich bekam, deuten darauf hin. Akamaru kümmert sich lieber um menschliche Bauern, als um Macht, Ruhm und Erfolg. Sesshoumaru verzichtet darauf, ein Heer zu halten, leistet sich gerade mal ein paar Schlosswachen, als sei er überzeugt, alles allein regeln zu können Und Yuri hat buchstäblich das Verrückteste getan, was er tun konnte. Er hat eine Katzenyoukai geheiratet.“

„Eine Katze? Aber er ist doch ein Hundeyoukai?“

„Ja, er wird nie einen Erben bekommen. Wie schwachsinnig sie alle handeln. Gerade so, als ob sie ausgerottet werden wollen. Nun, ich bin ihnen dabei gern behilflich. Aber das zeigt ja schon, dass die Zeit der letzten Prophezeiung gekommen ist. Die Drachen werden siegen und es wird eine Zeit des Friedens und des Wohlstandes für uns anbrechen.“

Sora nickte langsam, ehe sie sagte: „Willst du alle töten?“

„Alle, die sich mir nicht unterwerfen. Aber die Fürsten und Yuri natürlich in jedem Fall, auch, wenn sie sich ergeben. Das Risiko wäre zu groß.“

„Und die Fürstinnen?“

„Argwöhnisch, Sora? Du bist meine Königin.“ Er lächelte ein wenig: „Die Hundefürstinnen? Ein kleines, kurzweiliges Spiel, vielleicht. Aber ich kann mich mit dem Gedanken nicht sonderlich anfreunden, eine Youkai im Arm zu haben.“ Das war gelogen, aber sie reagierte so schon eifersüchtig genug.

„Nun, zumindest die in der Halle sieht nicht gerade hässlich aus.“

„Das mag stimmen. Aber sie ist eine Youkai. Keine Drachin. Und auch wenn diese beiden Völker uralt sind und Magie besitzen - wir passen nicht zusammen.“

Sora atmete tief durch: „Ja. Entschuldige. Immerhin planst du ihre Vernichtung.“

„Genau. Und jetzt geh. Ich werde mein, unser, Heer ansehen, ob sie soweit kampfbereit sind. Denn auch, wenn es nur gegen drei Hunde gehen wird - sie sind gut und ich möchte nicht das Leben von mehr Drachen verlieren, als zwingend notwendig.“

„Damit beweist du, dass du ein guter Herr der Drachen bist.“ Sora verneigte sich höflich ein wenig, ehe sie das Zimmer verließ. Für einen Moment dachte sie noch an die Hundefürstin in der Halle. Aber Daiki hatte gewiss Recht. Die Zeit der letzten Prophezeiung war gekommen. Er war so sicher und er hatte sie doch selbst in dem alten Heiligtum der Drachen gesehen. Die Youkai würden unterliegen. Es konnte nichts schief gehen.
 

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Jemand sollte Sora sagen, dass ihr Angetrauter bereits zwei Fehler gemacht hat, von denen durchaus einer war, das er Inuyasha vergessen hat.Der Zweite war Miyakis Entführung, wie als erstes die Süddrachen fesstellen dürfen.

Das nächste Kapitel heisst: Der Zorn der Hunde.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Der Zorn der Hunde

Freut mich, dass ihr Sora mögt. Sie ist nett, klug, wenn auch in den falschen Typen verliebt.

Es geht weiter...
 

6. Der Zorn der Hunde
 

Kuro kniete höflich nieder, als er seinen Fürsten erkannte - und mit gewissem Erschrecken dazu den Herrn aller Hunde und Prinz Yuri. Das war noch nie geschehen, seit er das südliche Heer anführte.

„Dein Bericht, Kuro?“ fragte Akamaru, warf einen raschen Blick herum. Die Youkai hatten sich alle niedergekniet, die Stahladler neigten die Köpfe.

„Ich habe nochmals Vogelyoukai geschickt. Die Drachen haben sich an der Küste von Posama versammelt, direkt am Meer.“

„Das ist keine drei Stunden von hier.“

„Ja, mein Fürst.“

„Wie viele?“

„Gegen dreihundert.“

„Gut.“ Akamaru sah seitwärts. Immerhin war Sesshoumaru der Inu no Taishou, der Anführer der Hunde.

Dieser nickte leicht. „Es ist dein Heer - und dein Fürstentum.“ Er wollte seinen Schwager nicht vor dessen eigenem Militär herumkommandieren. Überdies war Akamaru ein brillanter Stratege.

„Danke. - Ich möchte nicht, dass zu viele Drachen umkommen, wenn es möglich ist. Wir fangen sie nur ab. Sie waren so lange ruhige Nachbarn. Ich weiß nicht, mit was Daiki sie überzeugen konnte, aber er ist der eigentliche Gegner. Ich vermute, dass sie nicht gemeinsam angreifen werden. Sie haben sich noch nie unter einem Fürsten oder Heerführer versammelt. Und wenn sie einzeln, ohne Strategie, vorgehen, sind sie zu besiegen. - Kuro, dein Befehl: Die Stahladler bleiben am Boden, bis die Drachen auf Sichtweite herangekommen sind. Dann übernehmen sie die erste Angriffswelle. Du wirst die Youkai teilen, die rechte und die linke Flanke so abdecken. Und wir drei bleiben hinter den Stahladlern in der Mitte.“

Kuro legte die Faust an seine Rüstung, um seinen Gehorsam zu zeigen, auch, wenn er gegen diesen Plan einige Einwände hatte. Aber niemand widersprach einem Fürsten.

Akamaru kannte ihn schon lange genug: „Sag deine Meinung.“

„Herr, ich zweifle nicht an Eurer Macht und Stärke - oder gar an der des Herrn aller Hunde…aber zu dritt? In der Mitte erfolgt gewöhnlich der schwerste Schlag.“

„Nicht in diesem Fall. Ich nehme an, dass sie keinen Befehlshaber haben. Jeder Drache läuft und kämpft für sich. Sie werden sich aufteilen.“

„Danke, Oyakata-sama.“ Kuro wusste, dass er schon weit gegangen war. Weitere Nachfragen wären unstatthaft. Und es mochte durchaus sein, dass der Fürst Recht hatte. Die Drachen des Südens konnten sich schon für gewöhnlich nicht leiden, sprachen spärlich miteinander. Es war kaum davon auszugehen, dass sie sich soweit geeinigt hatten, aus ihrer Mitte einen Anführer zu wählen. „Darf ich noch einmal Vögel ausschicken?“

„Du sollst sogar. Ich will wissen, wann die Drachen aufbrechen. Sie rechnen nicht damit, dass wir hier sind, rechnen nicht mit einer Schlacht. – Du kannst gehen.“

Während sich der Heerführer erhob und verschwand, um die Späher noch einmal loszuschicken, den Stahladlern Anweisung zu geben, blieben die drei Familienmitglieder beisammen stehen.

„Dreihundert Drachen, “ sagte Yuri: „Das ist nicht gerade ein Spaziergang, auch wenn sie vermutlich sich verzetteln werden, da hast du schon recht. Sie sind so zu schlagen.“

„Ich hoffe, dass sie uns in die Falle gehen. Wenn sie hier ahnungslos über die Ebene kommen, können sie uns nicht bemerken.“ Akamaru nickte seitwärts. Das Heer hatte sich niedergesetzt, die Stahladler waren am Boden: „Und die Eröffnung der Attacke durch hundert Stahladler ist auch für Drachen nicht ganz so einfach zu parieren. Der erste Angriff wird sie schwächen, verwirren, die ersten Toten ergeben. Dennoch. Ich möchte sie eigentlich ungern alle töten. Wer weiß schon, was Daiki ihnen erzählt hat.“

„Gegen dreihundert Drachen solltest du dir das besser noch einmal überlegen“, gab Yuri zurück: „Es ist doch besser, einer von denen stirbt, als einer von deinen Leuten oder gar von uns.“

„Natürlich.“ Akamaru warf sein rotes Haar über die Schulter zurück. Das wäre die erste Schlacht, an der er ohne seine Zwillingsschwester teilnehmen würde, die erste Schlacht auch, in der er der Befehlshaber war. Es war rücksichtsvoll von Sesshoumaru, nicht auf seinem Rang als Inu no Taishou zu bestehen, ihn als Fürsten dieses Landes anzuerkennen. Er hätte Shiro gern dabeigehabt, aber natürlich war das unmöglich. Er war der Fürst der südlichen Länder. Und er allein war für ihr Schicksal verantwortlich.
 

Die drei Hundeyoukai blieben schweigend, regungslos stehen, bis Kuro sich ihnen mit einer Verneigung näherte, niederkniete.

„Die Drachen brechen auf?“ fragte der Herr des Südens.

„Ja, Oyakata-sama. Ihr habt Recht gehabt. Sie bilden eine lockere Masse, die mehr nebeneinander hertrabt.“

„Gut. Teile die Youkai. Die Stahladler bleiben noch am Boden.“ Er deutete vor sich: „Dort, ungefähr fünfhundert Schritte vor uns. Und bleibt sitzen. Sie sollen uns nicht zu früh bemerken.“

„Ja, mein Fürst.“ Kuro erhob sich, um die Befehle auszuführen.

Sesshoumaru setzte sich auf den Boden und seine Cousins folgten diesem Beispiel. So würden die Drachen auch sie erst erkennen können, wenn sie schon in den Hinterhalt gelaufen waren.
 

Es dauerte eine Stunde, ehe die Wartenden das magische Potential der Drachen wahrnehmen konnten. Die Angreifer waren offenbar sicher, dass noch niemand sie bemerkt hatte, denn sie unterdrückten ihre Energie nicht. Akamaru schloss kurz die Augen, versuchte, die Entfernung abzuschätzen, ehe er geradeaus über die Ebene blickte. „Sie kommen“, sagte er leise und pfiff.

Sofort drehten die Stahladler die Köpfe zu ihm. Er hob ein wenig die flache Hand. Als er die ersten Drachen erkennen konnte, ließ er sie fallen. Sogleich hoben die Stahladler vom Boden ab, jagten in steilem Flug empor auf ihre gewöhnliche Angriffshöhe von dreißig Metern. Ohne weiteres Zögern nutzten sie ihre Kampffähigkeiten. An ihren Schwingen steckten statt gewöhnlicher Schwungfedern Spitzen aus Metall, die sie nach Wunsch abschießen konnten. Hunderte von Stahlpfeilen schossen auf die Drachen zu.

Als die Vordersten eine Warnung brüllten, war es schon zu spät. Die ersten Verletzen, Toten lagen am Boden.

Akamaru sprang auf, zog sein Schwert. Das führte dazu, dass nun auch sein Heer fortstürmte, die Drachen von den Flanken angriff. Und die Cousins folgten dem Herrn der südlichen Gebiete, als er nach vorn lief, wo sich die überraschten Drachen zu fangen versuchten, die ersten Nahkämpfe entbrannten. Die Stahladler zogen sich etwas zurück, um nicht durch einen unüberlegten Angriff die eigenen Leute zu verletzen.
 

Sesshoumaru kämpfte gegen zwei Drachen gleichzeitig. Sie hatten ihn erkannt und offenkundig hatte sich niemand einem Einzelduell stellen wollen. Auch gut. Er überlegte gerade, wie er sich diese zwei Lebensmüden vom Hals schaffen konnte, als er etwas Vertrautes witterte. Der Tod kam durch die Luft. Er sprang mit einem geschickten Überschlag nach hinten, als seine Gegner von dem überraschenden Angriff getötet wurden. Eine bekannte weißhaarige Gestalt mit rotem Gewand landete neben ihm.

„Deine Nase ist immer noch die beste. Nur du kannst die Windnarbe mitten im Kampf wahrnehmen“ sagte Inuyasha hastig: „Wo ist Akamaru? Wir müssen uns besprechen!“

„Das hat nicht Zeit bis nach der Schlacht?“

„Das weiß ich nicht. Zuhause ist einiges schief gelaufen.“

Sesshoumaru zog die Augen zusammen. So angenehm es war, dass Inuyasha - und damit Tessaiga - hierher gekommen war, um ihnen zu helfen, so alarmierend war dieser Satz. Dazu, dass es so wichtig sei, eine Kampfpause einzulegen.

„Da ist er!“ Inuyasha rannte los: „Ich hol ihn! Bring du Yuri mit!“

Auch Akamaru war mehr als verblüfft, nahm aber an, dass es wirklich wichtig sei und befahl Kuro, ihnen eine Atempause zu verschaffen. So trafen sich die Cousins hinter der Schlachtreihe.

„Also, ich hoffe es ist bedeutungsvoll, Inuyasha-sama“, sagte Akamaru etwas grimmig.

„Ja. Ich kam mit Kagome in den Westen, hörte, dass ihr hier Ärger mit den Drachen habt und ging zu dir, Akamaru. Dort herrschte helle Aufregung. Daiki hat Shiro und Myu überfallen lassen, aber Myu hat drei Drachen umgelegt.“

Yuri musste unwillkürlich lächeln. Seine kleine Katze!

„Aber“, fuhr der Hanyou fort: „Miyaki haben sie entführt.“

Der Herr der südlichen Länder erstarrte: „Daiki hat…Miyaki?“

„Ja.“

Im nächsten Moment bildete sich um Akamaru eine rote Energiewand, als sein volles Youki aufflammte. Unter seinem Zorn verzerrten sich seine grünen Wangenstreifen, verbreiterten sich, bis sie zu einem einzigen wurden. Seine Augen begannen rot zu leuchten. „Wie gemein kann er eigentlich sein“, knirschte er.

Seine Cousins starrten ihn leicht überrascht an. Noch nie hatten sie erlebt, dass er sein komplettes Youki abgerufen hätte, geschweige denn so in Rage geraten wäre. Aber sie verstanden ihn. Sie mussten nur daran denken, wie sie reagiert hätten, hätte Daiki Shiro, Myu oder Kagome.

„Jetzt reicht es mir wirklich mit diesen Drachen!“ Er fuhr herum: „Kuro!“

Der Heerführer hatte selbst im Kampf gespürt, wie die Energie seines Fürsten ausgebrochen war. Akamaru galt immer als nett, freundlich, ruhig. Jetzt erlebte er zum ersten Mal, dass er der Sohn seines Vaters war. Dessen Wutausbrüche waren legendär gewesen. Was hatte Inuyasha-sama nur für Nachrichten gebracht? Er setzte sich ein wenig aus dem Streit ab, um den Befehl hören zu können.

„Zieh die Leute ab!“

„Wie bitte?“ Er war so erstaunt, dass er vergaß, dass man seinem Fürsten nicht widersprach.

„Hörst du schlecht? Ihr sollt aufhören, mir im Weg zu stehen!“ Akamaru zog sein Schwert, ehe er einen Blick zu seinen Cousins warf: „Kommt ihr mit?“

„Klar“, sagte Inuyasha. Er musste nur dran denken, wie sauer er gewesen wäre, wenn Kagome von diesen blöden Drachen entführt worden wäre, noch dazu hochschwanger.

Auch Sesshoumaru und Yuri ließen nun ihrer vollen Energie freien Lauf, was sie zuvor vermieden hatten, um sich nicht unnütz zu verausgaben. Immerhin hatten sie ein Heer auf ihrer Seite gehabt.

Kuro hatte hastig Befehle gebrüllt. Als er die Youki fühlte, die sich da aufgebaut hatten, war er nur zu froh, aus dem Weg gehen zu können.

Akamaru stürmte los, vorbei an seinen fassungslosen Männern, sein Schwert bereits zum Schlag erhoben. Die Drachen hatten überrascht bemerkt, wie sich die Angreifer zurückgezogen hatten, bereits geglaubt, gewonnen zu haben. So kam diese Attacke vollkommen unerwartet. Die ersten hatten sich schon gesetzt, andere zum Gehen gewandt. Sie hatten keinen Anführer, keinen Plan, und so wandten sich zunächst nur die Vordersten gegen die vier offenbar verrückt gewordenen Youkai, die auf sie zuliefen.
 

Noch aus der Entfernung schlug Inuyasha das erste Mal auf der Linie der Windnarbe zu. Er würde die hinteren Drachen davon abhalten, sich zu nahe an Akamaru heranzuwagen. Dieser hatte inzwischen die ersten Drachenkrieger erreicht, wirbelte sein Schwert in blinder Wut herum. Nie zuvor hatte er verstanden, wie Shiro das meinte, wenn sie sagte, ihre Klinge sei ihr verlängerter Arm. Jetzt, wo er zum ersten Mal ohne den Kopf einzusetzen kämpfte, übernahmen der Instinkt, das jahrhundertelange Training die Führung.

Sesshoumaru und Yuri betrachteten ihren gewöhnlich netten, friedlichen Cousin für einen Augenblick, ehe sie ihre Schwerter mit ihrem Youki anfüllten, Energieangriffe losjagten.
 

„Das…das ist doch unser Fürst?“ fragte einer der Youkai Kuro mehr als fassungslos.

„Ja, das ist Akamaru-sama“, bestätigte dieser nur.

„Ich habe ihn noch nie in einem ernsten Kampf gesehen….Und die anderen….Diese Energien!“

„Ja. Weißt du jetzt, warum das die Top Vier der Hundehierarchie sind?“

Ein anderer kam hinzu: „Es ist sehr interessant, das mit anzusehen. Aber ich bin froh, nicht der Gegner zu sein. Die Drachen können ja kaum flüchten. Diese Attacke von Inuyasha-sama holt sie ein.“

„Ja. Sie haben alle unterschiedliche Attacken. Inuyasha-sama mehr auf Distanz, unser Herr den direkten Nahkampf und der Inu no Taishou und Yuri-sama wechseln die Entfernung mit Youki-Angriffen. Sie müssen einen wahnsinnig hohen Energieverbrauch haben. Dass sie das so durchhalten? Wie stark sind sie?“

„Ich weiß es nicht. Das kann man wohl nur als Gegner in einem Kampf feststellen. Und da lege ich keinen Wert drauf.“

Das hatten inzwischen auch die Drachen erfahren. Einigen war die Flucht gelungen, vor allem denen, die weit hinten geblieben waren. Andere ließen ihre Schwerter fallen, warfen sich zu Boden, um sich auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Es waren weniger die so deutlichen, tödlichen Angriffe, als vielmehr die Kälte und Präzision, mit der dieses Quartett die soviel zahlenmäßig überlegenere Truppe angriff, was die Drachen demoralisierte.
 

Sesshoumaru schob sein Schwert weg, Yuri und Inuyasha folgten diesem Beispiel. Akamaru atmete tief durch, als er plötzlich feststellte, dass keine Drachen mehr vor ihm standen. Sein Zorn schwand. Mühsam versuchte er sich zu fassen, seine gewöhnliche Selbstbeherrschung wieder zu bekommen. Erst auf den zweiten Blick bemerkte er, dass ungefähr fünfzig Drachen überlebt hatten, sich ergeben hatten. Über den Daumen gepeilt der gleichen Anzahl war die Flucht gelungen. Nun stellte er auch fest, dass seine Rüstung Beulen hatte, wo ihn die Gegner getroffen hatten, spürte Schnittwunden am linken Arm, Prellungen. Er schwenkte rasch sein Schwert, um die blutige Klinge zu säubern, ehe er es in die Scheide steckte.

„Alles in Ordnung?“ fragte Inuyasha, der am ehesten wusste, wie man sich nach solch einem Amoklauf fühlen konnte.

„In Ordnung kaum. Aber mir geht es besser.“ Der Fürst des Südens atmete tief durch, ehe er zu einem der vor ihm liegenden Drachen trat: „Wie wäre es, wenn mir einer von euch Idioten erklärt, was das sollte? Hier als komplettes Heer ohne Kriegserklärung einzumarschieren? Habt ihr gedacht, ich schlafe?“

Der Angesprochene drückte die Stirn ins Gras:„Akamaru-sama...“

„Weiter.“

„Daiki-sama…“

„Das wird mühsam. Weiter.“

„Er erzählte uns von der letzten Prophezeiung der Drachen. Nach einem Krieg würden wir alle in Frieden und Sicherheit leben können.“

Der rothaarige Youkaifürst stutzte, drehte ein wenig den Kopf zu seinen Cousins, die herangekommen waren: „Habt ihr schon einmal solch einen Schwachsinn gehört? Man macht einen Krieg um Frieden zu finden, wenn man schon Frieden hat. Kann es sein, dass Daiki, sagen wir, ein wenig verwirrt ist?“

„Was besagt denn die letzte Prophezeiung noch?“ erkundigte sich Yuri: „Heißt es da etwa, dass ihr Youkai bekämpfen müsst?“

„Daiki-sama...“ Der Drache wagte nicht, das Gesicht vom Boden zu heben, ebenso wie seine Artgenossen. Sie hatten in den vergangenen Minuten nur zu gut gesehen, was diese vier mit den anderen Drachen angestellt hatten. Ihr Leben war im Augenblick keine Wechselmünze mehr wert. Und das Hundequartett machte auch nicht den Eindruck, schlaflose Nächte zu haben, nur wenn sie den Rest von ihnen auch noch umbringen würden. „Nun, Daiki-sama erklärte uns, dass wir nur euch besiegen müssten, dann würden die anderen Youkai sich ihm unterwerfen. Und dann würde das letzte, das Goldene Zeitalter der Drachen anbrechen.“

„Keh“, machte Inuyasha: „Als ob das so einfach wäre, uns zu besiegen.“

Akamaru schüttelte leicht den Kopf: „Wir hatten schon sehr lange Frieden miteinander, nicht wahr? Und dann brecht ihr von heute auf gleich einen Krieg vom Zaun, nur weil es Daiki will? Die Drachen im Süden haben doch noch nie einen König geduldet. Was interessiert euch dann auf einmal der Drachenkönig aus dem Norden?“

„Wegen der Prophezeiung…es ist die letzte im…im alten Heiligtum. Die letzte Prophezeiung für die Drachen. Daiki-sama schwor uns zu, dass er sie mit eigenen Augen gesehen hat. Und dass dann das Goldene Zeitalter der Drachen anbrechen würde, in Frieden und für die Wissenschaften, wenn der letzte Krieg gewonnen sei.“

„Das könnte wirklich euer letzter Krieg werden, Dummköpfe. Wenn ich das so recht sehe, sind zwei Drittel von euch allein in diesem Kampf gestorben. Und das alles wegen einer Prophezeiung, von der man doch nie weiß, ob und wann sie wahr wird? – Was machen wir jetzt mit diesen Hohlköpfen, Taishou?“

„Es ist dein Fürstentum.“

Akamaru nickte ein wenig. Sein Zorn hatte sich abgeschwächt, auch, wenn die noch immer verbreiterten Streifen an seinen Wangen verrieten, dass er sich noch lange nicht beruhigt hatte. „Haut ab, ihr Idioten. Und lasst euch hier nicht mehr sehen. Ach ja. Und räumt auf. Ich will keine Drachen mehr in meinem Gebiet sehen, weder tot noch lebendig.“ Er wandte sich um: „Gehen wir ins Schloss zurück. Ich will wissen, was passiert ist.“

Kurz darauf fanden sich die Drachen allein auf der Ebene.
 

Die Familie traf sich im Arbeitszimmer des Fürsten. Yuri legte eine Hand auf die Schulter seiner Gefährtin: „Drei Drachen gegen dich? Schade, dass ich nicht dabei war.“

„Es war sehr kurz“, antwortete Shiro: „Sie war ein wenig wütend.“

Myu nickte etwas schuldbewusst: „Als diese schwarze miko sagte, sie sollen mich töten und Shiro-sama mitnehmen...nun, da wurde ich zornig.“

„Eine schwarze miko?“ Akamaru hatte zugehört: „Daiki hat eine schwarze miko, die für ihn arbeitet? Darum konnte er auch Miyaki entführen.“

„Ja.“ Inuyasha setzte sich: „Ich hab noch etwas vergessen. Kagome ist zu dem Drachenschloss. Sie wird versuchen, sich als Dienstmädchen oder so reinzuschleichen. Sie ist eine miko und kann Bannflüche oder anderes bestimmt verhindern.“ Das hatte sie zumindest gesagt, als sie diesen Vorschlag gemacht hatte. Und er hatte ihr kaum widersprechen können. Auch ohne Bannkette konnte sie recht überzeugend sein. Das hatte er in den vergangenen Jahren nur zu gut festgestellt. Shiro hatte nicht widersprochen, war sie doch gewohnt, dass der Mann entschied.

„Das ist gefährlich.“

„Ich habe ihr gesagt, dass ich nachkomme. Und Hiro hat für sie Portale erschaffen. Sie sollte also schon da sein.“

Akamaru atmete unmerklich auf. Dann wäre Miyaki nicht ganz allein. Und er würde auch schleunigst diesem Daiki einen Besuch abstatten.
 

Kuro hatte auf Befehl des Fürsten den Anführer der Schlosswachen gesucht: „Er will dich sprechen.“

„Das dachte ich mir.“ Hagane seufzte: „Wie hat er reagiert, als er das hörte?“

„Er ist explodiert. Nun, sein Youki. Und dann rief er uns zurück und die vier übernahmen das Drachenheer allein. - Du hättest sehen sollen, was sie angerichtet haben.“

„Auch Akamaru-sama?“

„Auch Akamaru-sama.“ Kuro warf seinem alten Freund einen Blick zu: „Ich würde sagen, du könntest Glück haben, dass er zuerst ungefähr fünfzig Drachen tötete, um sich ein wenig abzureagieren.“

„Fünfzig?“ Das war kaum zu glauben: „Der nette junge Herr?“

„Nun, da war er nicht sehr nett. Ich würde eher sagen, er war ein wenig außer sich, so wie einst sein Vater.“

„Ich kann ihn nur um Verzeihung bitten, ihn bitten, mir wenigstens einen ehrenhaften Selbstmord zu erlauben, damit ich ihm zeige, dass ich doch etwas wert bin.“ Hagane stutzte: „Das...ich spüre sein Youki.“

„Ja, er hat sich schon wieder runtergefahren. Alle.“

„Das nennst du schon beruhigt?“ Hagane schluckte. Aber er blieb tapfer vor der Tür des Arbeitszimmers stehen.

Als der Diener ihn angemeldet hatte, wagte er es jedoch nicht, auch nur auf Knien in das Zimmer zu rutschen. Er betete zu allen Göttern, dass der Fürst ihm wenigstens einen ehrenhaften Tod genehmigen würde, ihn nicht gleich in Einzelteile zerlegen würde. So legte er sich flach auf den Bauch, robbte so in das Zimmer. Die ganze Familie war da und das baute Hagane auch nicht auf.

„Oh, der Anführer meiner Wachen.“ Akamaru klang leicht zynisch. „Dein Bericht.“

Hagane blieb flach auf dem Boden liegen: „Es… es war mein Fehler, Herr. Ich hätte daran denken müssen, auch Wachen auf die Terrasse zu schicken. Es war allein mein Fehler. Bitte, straft nur mich und lasst die Männer am Leben.“ Da Schweigen herrschte, fuhr er fort: „Ich bitte Euch mir zu erlauben, Selbstmord zu begehen, um meine Ehre zu retten.“

„Du machst einen schwerwiegenden Fehler und dann soll ich dir das erlauben?“ Akamaru war angetan, dass sich Hagane selbst in solch einer kritischen Situation noch um seine Männer sorgte: „Nein. Kein Selbstmord. So einfach kommst du mir nicht davon.“

Der Hauptmann schluckte trocken. Das klang gar nicht gut.

Shiro sah zu ihrem Zwillingsbruder. Sie hatte ihn noch nie so wütend erlebt, aber anscheinend hatte er sich auf dem Schlachtfeld endlich einmal so stark gezeigt, wie er war. Sie hatte seine Youki-Explosion über die Verbindung, die die Zwillinge seit ihrer Geburt hatten, mitbekommen. Und sie wusste, was er vorhatte. Aber sie sah keinen Grund, die Sache für Hagane abzukürzen. Jeder musste bezahlen, wenn er etwas falsch machte, gegenüber dem Fürsten. Sie ebenso wie der Hauptmann.

„Deine Männer haben deinem Befehl gehorcht. Also sehe ich keinen Grund, sie zu bestrafen.“

Hagane atmete etwas auf. Natürlich hätte der Fürst das Recht gehabt, jeden einzelnen Mann seiner pflichtvergessenen Schlosswache zu töten oder töten zu lassen. „Danke, Akamaru-sama.“

„Du bleibst hier und bewachst die Diener, die meine Schwester hat festsetzen lassen. Lass auch nur einen Einzigen entkommen, bis ich wieder da bin und du wirst dir wünschen, ich würde dir Selbstmord erlauben.“ Er sah zu Sesshoumaru: „Ich würde gern Daiki einen kleinen Besuch abstatten.“

„Wir alle wohl.“ Der Inu no Taishou nickte: „Dein Heer und wir vier. Shiro und Myu bleiben hier.“

Seiner Gefährtin passte dieser Befehl nicht, aber sie wusste, dass sie nicht fähig wäre, einen Kampf gegen einen Drachen durchzuziehen. Noch immer schwankte ihr Youki extrem.
 

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Im nächsten Kapitel "Im Drachenschloss" erfahrt ihr, wie es Miyaki ergeht und was Kagome so erlebt. Daiki bekommt neue Nachrichten...
 

Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich auch eine Ens, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Im Drachenschloss

Akamaru hat auch ander Seiten, ja. Aber wer würde bei solch einer Kidnapping-Aktion auch ruhig bleiben? Das folgende Kapitel zeigt, wie es Miyaki und Kagome bei den Drachen ergeht, und wie Daiki auf die neusten Nachrichten reagiert...
 

7. Im Drachenschloss
 

Miyaki saß schweigend in der Halle des Drachenherrn. Das, was ihr die dunkle miko erzählt hatte, klang gar nicht gut für ihren Welpen, aber noch war ja Zeit. Ob im Süden alles in Ordnung war? War die Schlacht schon geschlagen worden und hatte Akamaru gesiegt? Hoffentlich war ihm nichts passiert. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er in einer richtigen Schlacht kämpfte. Immerhin hatte sie ihn nur äußerst selten mit einem Schwert auch nur trainieren sehen. Aber er hatte doch gesagt, dass er den Taishou und Yuri mitnehmen wollte. Die beiden würden gewiss ihm helfen, und soweit sie gehört hatte, waren das zwei der stärksten Youkai. Schade, dass Inuyasha nicht da wäre. Sie kannte ihn nur von den wenigen Tagen im Schloss des Westens, aber er war ihr immer nett und hilfsbereit erschienen. Eigentlich war die ganze Familie nett, wenn man sie näher kennen lernte. Shiro oder Sesshoumaru wirkten sehr kühl, aber so waren sie eben. Sie, Miyaki, konnte sich jedoch wirklich nicht beschweren. Sie waren immer freundlich zu ihr. Und das, obwohl sie nur ein einfaches Mädchen aus der Provinz gewesen war, ehe Akamaru-sama sie zu seiner Fürstin machte, und diese beiden schon so hoch geboren waren. Nein. Die Familie hielt zusammen. Alles würde gut werden, dachte sie und legte die Hände in ihrem Schoss aneinander. Alles würde gut werden.
 

Daiki kehrte zurück, betrachtete sie kurz: „So ruhig, Fürstin? Schweigsam? Hast du vielleicht Sorgen?“

Das verdiente eigentlich keine Antwort, aber sie wollte ihn nicht reizen. Noch konnte die Familie nicht da sein: „Du hast gesagt, dass du mich am Leben lässt.“

„Das ist wahr. – Und was deinen Gefährten betrifft…“ Er bemerkte, wie sie ruckartig den Kopf hob: „Tja, soweit ich hörte, haben einige südliche Drachen vor, in sein Gebiet einzufallen. Tragisch für ihn, nicht wahr?“

„Du hast sie dazu gebracht.“

„Stimmt. Du kannst ja wirklich denken. Miyaki, war dein Name, nicht wahr?“

„Ja. - Aber, Daiki-sama, ich verstehe einfach nicht, was du vom Krieg hast. Selbst, wenn es dir gelingen sollte, meinen Gefährten und den Taishou zu schlagen….was ändert sich dann?“

„Dann beginnt ein Goldes Zeitalter für die Drachen, wie es die Prophezeiung verheißt. Es wird nie wieder einen Krieg gegen uns geben, wir können uns in aller Ruhe unseren eigenen Sachen widmen. Drachen lieben Wissenschaften. Leider können wir uns nie unseren eigenen Dingen hingeben, weil uns blutrünstige Youkai immer angreifen. Aber nun ist ja die Zeit der Prophezeiung gekommen.“

Miyaki beschloss, lieber nichts mehr dazu zu sagen. Sie hätte es nicht benennen können, aber der fanatische Blick in seinen Augen jagte ihr Angst ein. Aus irgendeinem Grund war er von dieser Prophezeiung förmlich besessen. Und nichts, was sie tun oder sagen könnte, würde daran etwas ändern. So meinte sie nur: „Darf ich etwas zu trinken bekommen?“

„Natürlich. - Aber du überraschst mich. Ich dachte, Youkai nehmen nichts zu sich?“ Er setzte sich nachlässig auf seinen Platz.

„Ich benötige Wasser.“ Sie deutete vage auf ihren Bauch. Sie brauchte noch nichts, auch, wenn sie nicht so stark war, auf Dauer ohne Nahrung oder Wasser existieren zu können, aber sie wollte ausprobieren, wie weit die Gastfreundschaft ihres Entführers ging.

„Cho, schick um eine Dienerin.“ Daiki sah wieder zu seiner Gefangenen. In einem hatte Sora Recht. Sie war wirklich ein hübscher Anblick, zumindest in ihrer Menschenform. Wenn dieser Krieg gewonnen war, sollte er doch den Unmut seiner Königin riskieren und sich mal ein nettes Wochenende mit den beiden Hundefürstinnen machen. Soweit er gehört hatte, war Shiro nicht gerade hässlich, auch, wenn sie rote Haare hatte, ungewöhnlich für eine Youkai. Eher hatten das schon Drachen. Ihre Haarfarbe in Menschenform war seltener das Schwarz, das er selbst trug, zahlreicher schon rot und am häufigsten bläulich in allen Schattierungen. Komisch eigentlich. Ob es mal einen Drachen in der Hundefamilie gegeben hatte? Kaum, beschloss er dann. Mischungen aus Menschen und Youkai waren selten genug. Drachen und Menschen passierte nie. Aber Drachen und Youkai wäre noch unwahrscheinlicher. „Ich möchte doch nicht, dass mir jemand vorwirft, ich hätte dich schlecht behandelt. – Und jetzt warten wir beide nur noch auf die neuesten Nachrichten aus dem Süden. Dann geht es gegen Sesshoumaru. Gegen den - wie nennst du das, Taishou? - möchte ich zu gern selbst antreten.“

Er wird dich vermutlich umbringen, urteilte Miyaki prompt. Aber sie sagte: „Ich dachte, auch du hast ein Heer.“

„Ja. Aber das wird gegen Shiro und diesen Yuri eingesetzt. Nein, der Herr der Hunde soll durch meine Hand sterben. So ist es besser.“ Und er würde zur Legende. Daiki. Der stärkste und mächtigste aller Drachenkönige, der das Volk der Drachen in das Goldene Zeitalter führte.

„So stark bist du?“

„Natürlich. Wenn jemand nicht stark ist, kann er nicht Herr der Drachen werden.“

Miyaki konnte es nicht einschätzen. Aber Akamaru hatte ihr von dem sagenhaften Duell zwischen Yuri und Sesshoumaru erzählt und dabei gemeint, er hätte nie geglaubt, dass ein Youkai solche Energien besitzen könnte, wie es der Herr der Hunde dort gezeigt hatte. Sie nahm an, dass Daiki davon keine Ahnung hatte. Für gewöhnlich verbarg Sesshoumaru ja seine Macht. Wohl nur jemand, der bei diesem Duell zugesehen hatte, wusste, wie stark er in Wahrheit war.

Eine Dienerin im Kimono kam herein, kniete höflich vor dem Drachenkönig nieder, einen Becher und einen Krug mit Wasser auf einem Tablett haltend.

„Gib es ihr“, sagte Daiki: „Menschenmädchen.“ Er nickte seitwärts. Menschen waren wirklich sehr brauchbare Diener, zumal welche, die sich nie gegen einen Drachen stellen würden. Und billig dazu. Sie verlangten nur Unterkunft, genügend Nahrung und Kleidung, Dinge, die für Drachen kein Problem waren.

Die Dienerin stand auf, kniete sich vor der Hundefürstin nieder. Miyaki schloss für einen Moment die Augen, um deren frohes Aufleuchten zu verbergen.

Kagome.

Wenn Inuyashas Gefährtin überraschenderweise hier im Drachenschloss war, bedeutete das, dass auch Inuyasha nicht weit war. Dass die Familie nicht weit war. Hilfe da wäre. Soweit sie wusste, war Kagome zwar nur ein Mensch, aber ihre Fähigkeiten als miko seien herausragend, hatte ihr Akamaru erzählt. Und Kagome habe sogar einmal Shiro gegen einen Fluch geholfen. Sie zwang sich ruhig zu sagen: „Danke, Menschenmädchen.“

Kagome stellte das Tablett ab. Sie hatte sich zusammennehmen müssen, um nicht zu protestieren, als sie beim Hereinkommen gesehen hatte, dass der Drachenkönig Miyaki buchstäblich an eine Leine gelegt hatte. Aber sie hatte in den vergangenen Jahren auch Selbstbeherrschung dazu gewonnen. Sie war nicht mehr so aufbrausend, wie sie es mit fünfzehn gewesen war. So meinte sie nur: „Benötigt Ihr noch etwas?“

„Nein, danke. Im Moment nichts.“

Miyaki goss sich das Wasser ein, während ihre angeheiratete Schwägerin wieder den Saal verließ. „Kagome“, dachte sie. „Der einzige Mensch in der Familie und sie geht das Risiko ein, in das Drachenschloss zu kommen, um mir zu zeigen, dass Hilfe nicht weit ist.“ Nun gut, Shiro oder Myu wären von den Drachen sicher erkannt worden. Es war schon so am logischsten. Aber sie hätte nicht gedacht, dass ein Mensch so mutig wäre. Andererseits: Inuyasha wusste sicher, was sein Gefährtin konnte. Und vermutlich war Kagome auch in einem Kampf brauchbarer als sie selbst. Sie trank langsam das kühle Wasser, nicht, ohne zuvor daran geschnuppert zu haben.

Daiki hatte es bemerkt: „Nein, darin ist kein Gift. So misstrauisch, Hundefürstin? Ich sagte dir, ich will weder dein Leben noch das deines Welpen. Als Geiseln seid ihr nur lebendig wertvoll. Tot beläuft sich euer Wert auf Null.“

Das mochte stimmen, aber Miyaki war nicht sicher, was sonst noch darin an Gift oder Drogen sein konnte. So warf sie einen raschen Blick auf die schwarze miko, die ein Stück entfernt auf Befehle des Königs wartete.

Der Drachenkönig lachte: „Tatsächlich. Das wäre natürlich eine Idee. Wie unterhaltsam. Nein, im Augenblick wäre ich auch nicht daran interessiert, dich gefügig zu machen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, wobei du sicher klug genug bist, freiwillig zu kooperieren. Ich denke, wenn dein Kind da ist, werden wir beide uns ein paar angenehme Tage machen. Und natürlich auch Shiro. Mir wurde gesagt, sie sei schön. Stimmt das?“

„Ich glaube. Eine Frau kann eine andere schlecht beurteilen, Herr der Drachen.“ Miyaki versuchte sachlich zu bleiben. Aber das wäre natürlich ihr Schicksal, würden die Drachen diesen Krieg gewinnen. In diesem Fall bekäme der Sieger alles. Dennoch stellte sie fest, dass sie so leichtsinnig war, auf ein gutes Ende zu hoffen. Akamaru, Sesshoumaru, Yuri…sie alle waren so stark. Und sie wussten von Daikis Plan. Es würde alles gut werden.

„Also ist sie schön.“ Daiki sah zur schwarzen miko: „Oder, Cho?“

„Ich denke, für eine Hündin. Aber Ihr solltet nicht die Beute verteilen, ehe Ihr sie habt.“

„Weise Ratschläge.“

„Dafür bezahlt Ihr mich, Daiki-sama.“

Der König wollte noch etwas sagen, als das Tor der Halle aufgestoßen wurde. Ein Drache kam herein, mit Rüstung und Schwert, aber offenbar erschöpft. Er fiel vor seinem König auf die Knie.

„Was bringst du denn für Nachrichten?“ erkundigte sich Daiki leutselig, sicher, dass er aus dem Süden käme.

„Die...die Hunde, Herr.“

„Was ist mit ihnen?“

„Sie kommen. Sie haben unsere Grenze bei Michi überquert.“

„Und darum die Hektik? Sesshoumaru und Yuri oder ist auch Shiro dabei? Dann brauchen wir ihnen nicht so weit entgegengehen.“

Der Bote schüttelte den Kopf: „Ihr habt nicht verstanden. Alle.“

„Alle was?“

„Inuyasha und Akamaru sind dabei und das Heer aus dem Süden.“

Daiki starrte ihn an. Dieser Kerl musste sich irren. Oder ihn anlügen. Aber warum? Oder aber…

Das wäre eine Möglichkeit, an die er nicht gedacht hatte. War Akamaru durch die Entführung seiner Gefährtin so wütend gewesen, dass er sein Land sein Land sein ließ und auf einen Rachefeldzug gegangen war? In diesem Fall würden die südlichen Drachen auf überhaupt keinen Widerstand stoßen. Und dieses Fürstentum fiele den Drachen wie ein reifer Apfel in den Schoß. Konnte Akamaru so dumm gewesen sein? Aber nun gut, er kannte ja seinen, Daikis, Plan nicht. Und außerdem hatte noch nie jemand behauptet, der Fürst der südlichen Länder verstehe irgendetwas vom Krieg. Er war wohl einfach blindwütig geworden und einfach losgestürmt.

Komisch. Wie konnte man mit solch verqueren Auffassungen Herr eines Fürstentums auch nur werden, geschweige denn, es sein. Aber Akamaru hatte es ja geerbt. Daher, wohl.

Er richtete sich auf: „Nun, eigentlich ist es so sogar besser. So haben wir den ultimativen Schlag. Und die Drachen im Süden haben freie Bahn. Ruf alle Leute zusammen. Wir werden diesen unverschämten Hunden entgegengehen. – Sag mir, wenn das Heer soweit ist.“

Miyaki atmete auf. Also hatte die Familie im Süden gewonnen. Denn nur das konnte es bedeuten, dass auch Akamaru und sein Heer dabei waren. Inuyasha, ja, das hatte sie sich schon gedacht, seit sie Kagome hier entdeckt hatte. Und der Taishou und Yuri. Sie alle gemeinsam würden es doch schaffen die Drachen zu besiegen, sie hier herauszuholen.
 

Kagome versuchte unauffällig in der Nähe der Halle zu bleiben, allerdings nicht genau vor der Tür. Sie hatte die schwarze miko entdeckt, deren Kraft gespürt. Hoffentlich hatte diese sie nicht andersherum ebenso wahrgenommen, aber sie wusste, dass ihre magischen Fähigkeiten meist schliefen, nur dann deutlich wurden, wenn sie wütend war oder andere Emotionen hatte. Arme Miyaki, so mit einer Leine um den Hals dasitzen zu müssen. Immerhin hatte sie sie erkannt und wusste nun, dass ein Befreiungsversuch kommen würde. Kagome dachte kurz nach. Wenn die Schlacht im Süden geschlagen wäre, würde der Hundeclan hierher kommen. Sie zweifelte keinen Moment, dass es der Familie gelingen würde, zu gewinnen. Dafür hatte sie schon zu viele Kämpfe gesehen. Die meisten allerdings untereinander. Doch seit einigen Jahren war ja der Clan endlich vereint. Und diese gemeinschaftliche Macht wäre sehr schwer zu stoppen.
 

Sie hatte eigentlich vorgehabt, sich beim Haushofmeister der Drachen zu bewerben, als Dienerin einstellen zu lassen, aber rasch bemerkt, dass es in diesem Schloss vor Drachen und menschlichen Dienern nur so wimmelte. Und dass offenbar niemand in ihr eine Fremde erkannte. Sie war klug genug gewesen, sich in Akamarus Schloss einen Kimono überzuziehen. Für Drachen sahen wohl Menschen alle ziemlich gleich aus. Oder sie hatten ebenso wie diese selbst den Überblick verloren. Sicher waren hier weit über hundert Menschen, davon die meisten weibliches Personal. Sie entdeckte eine Nische, die von einem Wandteppich verdeckt wurde und verbarg sich dahinter. So blieb sie in der Nähe der Haupthalle, wurde nicht gesehen und konnte so auch nicht sonstwohin geschickt werden. Als sie den Befehl mit dem Wasser bekommen hatte, war sie zunächst auch besorgt gewesen. Aber da hatte sie offenbar Glück gehabt. Es war nicht nötig, dass sie es auf die Probe stellte.
 

Für einen Moment glitten ihre Gedanken in die Vergangenheit. Als sie den Vorschlag gemacht hatte, in das Drachenschloss zu gehen, war er ihr nur vernünftig vorgekommen. Weder Shiro noch Myu hätten das gekonnt, von Inuyasha ganz zu schweigen. Der hätte gern protestiert, das hatte sie ihm angesehen, aber die letzten fünf Jahre in der Zukunft hatten beide doch ruhiger gemacht, sie beide viel gelehrt. Sie selbst, weil sie ihre Schule abgeschlossen hatte, mit dem Studium begonnen hatte, älter geworden war. Und Inuyasha…Nun, da schuldete sie ihrer Mutter viel Dank. Es hatte nicht lange gedauert, bis der Hanyou sich beklagte, dass sie keine Zeit für ihn habe, er sich langweile. Was bei ihr zu dem prompten Kommentar geführt hatte, es sei schließlich sein Dickkopf gewesen mit in die Zukunft zu kommen. Der Streit war so heftig geworden, dass sie sich schon überlegt hatte, ihm die Bannkette wieder anzulegen. Und Inuyasha hatte wutentbrannt gesagt, er würde in die Vergangenheit zurückkehren, den Brunnen verschließen. Die Lautstärke hatte ihre Mutter in ihr Zimmer gebracht. Und diese hatte beide getrennt. Kagome wusste nicht, was sie Inuyasha gesagt hatte, aber ihr hatte sie erklärt, dass es unfair sei, dem Hanyou vorzuwerfen, wie sehr er sich langweile. Was hätte er auch tun sollen? In die Schule gehen? Schließlich war ihre Mutter auf eine geniale Idee gekommen. Der Higurashi-Schrein war schon recht verfallen. Aber für Reparaturen fehlte das Geld. Und nur jemand mit der Kraft eines Hanyou, so hatte sie Inuyasha erklärt, würde die Balken, das Holz, ausbessern können. Dieser hatte es getan. Und auch, wenn es für die Menschen gewohnheitsbedürftig gewesen war, dass er Schrauben mit einem Fingernagel statt einem Akkuschrauber hineindrehte - es war für ihn eine Aufgabe gewesen. Zuerst waren die Ergebnisse freilich dürftig gewesen, aber er hatte rasch gelernt, sich dann wirklich begeistert dieser Hilfsaktion angenommen. Da ihre Mutter sie darauf aufmerksam gemacht hatte, hatte sie ihn immer abends für seine Fortschritte gelobt. Und er war auch ruhiger geworden, hatte viel an Planung, an Ruhe und Konzentration gelernt. Sie selbst allerdings auch. Es war eigenartig, in ein Zuhause zu kommen, das sich jeden Tag im Aussehen verbesserte. Nein. Sie hatten sich aneinander angepasst, soweit es das jeweilige Temperament zuließ. Und Kagome wusste, dass sie ihrer Mutter dafür Dank sagen musste. Eine Ehe - und das war es ja, auch wenn es nur für Youkai galt- über Jahrhunderte hinweg war gewöhnungsbedürftig.
 

Sie wusste nicht, wie lange sie in der Nische stand, als Unruhe in den Gängen entstand. Sie erkannte dann die Stimme des Drachenkönigs:

„Ich gehe jetzt, Sora, meine Liebe. Unser Heer erwartet mich. Cho kümmert sich einstweilen um die Hundefürstin. Und sobald ich diese Hunde erledigt habe, wird mein Name in die Geschichte der Drachen eingehen.“

„Ja. Du erlaubst doch, Daiki, dass ich dir Glück wünsche.“

„Natürlich. Aber das werde ich nicht brauchen. Gegen dreihundert der besten Drachenkrieger und mich selbst haben sie keine Chance. Auch, wenn das gesamte Südheer dabei ist.“

„Täusch dich nicht“, dachte Kagome wütend und ballte die Fäuste. „Sie haben bereits im Süden gewonnen, sonst wären sie nicht schon hier.“

Für eine Weile herrschte Stille, ehe sie die Frau erneut hörte. Sora schien die Königin hier zu sein: „Schön, dass du auch hier bist, Hayao-sama, unser Schamane.“

„Wie könnte ich an einem solch schicksalhaften Tag nicht im Schloss sein, meine Königin?“ Der alte Mann klang ruhig. „Zumal ja alle anderen Drachen auch hierher befohlen wurden.“

„Ja, schicksalhaft. Ich wollte, ich könnte so sicher wie Daiki sein, dass alles nach seinem Plan läuft. Aber er sagte, alles geschehe, wie es nach der Prophezeiung geschehen soll. Nach der letzten Prophezeiung der Drachen.“

„Ich darf dir nichts über die Prophezeiung berichten.“

„Ich weiß. Aber was soll ich nur tun? Mein Gefühl rät mir zur Vorsicht. Aber Daiki ist so stark. Er ist klug und ich liebe ihn. Außerdem…“ Die Drachenkönigin schwieg für einen Augenblick: „Hayao-sama, du bist so alt und weise, bitte, sag mir, dass ich mich irre, dass ich ruhig sein kann.“

„Ich wollte, ich könnte das tun, meine Königin. Aber wie ich bereits dem König sagte, kann man erst wissen, dass eine Prophezeiung eingetroffen ist, wenn sie erfüllt ist. Und ich muss gestehen, dass ich ihn gewarnt habe, sich zu sehr darauf zu verlassen. Aber natürlich war er überlegt genug, Erkundigungen einzuziehen, Informationen über die Gegner zu sammeln. Mir schien, als ob er durchaus Behutsamkeit walten ließ, sich nicht so blindwütig in einen Krieg gegen die Youkai stürzte, wie Euer Vater das einst tat. Und immerhin hat der nunmehrige Inu no Taishou das Höllenschwert nicht mehr, das damals Euren Vater und sein Heer besiegte.“

„Ja, das weiß ich. Aber…“ Die Königin seufzte: „Er hat sie alle nie persönlich getroffen, sich nur auf die Berichte verlassen. Es ist Wissen aus zweiter Hand. Vielleicht ist es das, was mich so beunruhigt. Ich fürchte irgendeine unsichtbare Falle. Youkai sind ebenso raffiniert wie sie gnadenlos sind.“

„Du siehst wirklich sehr angespannt aus, Sora-sama. Es gibt eine Lösung.“

„Ich höre deinen Rat, o Schamane.“

„Schicke alle Menschen aus dem Schloss. Sie sollen sich weiter in den Norden zurückziehen. Gewinnt der König, können sie alle zurückkehren. Gewinnen aber die Youkai, können sie nicht gefressen werden.“

Gefressen? Kagome schluckte. Nahmen die Drachen etwa an, so hochrangige Youkai wie ihre angeheiratete Familie würden Menschen fressen? Vielleicht sogar Drachen? Was dachten sie denn noch alles über Youkai? Lag der Kriegsgrund nur in solchen Missverständnissen? Sie erinnerte sich, dass auch unter den Youkai Drachen nicht gerade den besten Ruf hatten. Und doch liebte Sora ihren Ehemann, schien besorgt um ihre Angestellten, ihr Volk.

„Das werde ich tun, ja. So kann ihnen nichts geschehen. Oder zumindest haben sie im Fall der Fälle bessere Chancen. Und die unbewaffneten Drachen, auch die Frauen und Kinder, werde ich ebenfalls versammeln. Auf der großen Wiese. Wenn Daiki gewinnt, können wir ihm dort einen triumphalen Empfang bereiten, dem neuen Helden des Drachenvolkes.“ In der Stimme der Königin lag Hoffnung.

„Und wenn nicht...“ Der alte Schamane zögerte: „Ich will es nicht hoffen, denn in diesem Fall wäre das das Ende unseres Volkes. Solche blutrünstigen Bestien wie Youkai werden sicher alle töten.“

„In diesem Fall werde ich versuchen, mit dem Anführer zu reden, um Gnade bitten. Ich bin die Königin und ich muss es dann wagen.“

„Ich werde mit dir kommen, meine Herrin…Sag mal, was hat Daiki-sama eigentlich mit der Hundefürstin gemacht? Ich spüre die dunkle Magie der miko.“

„Er sagte, Cho passe auf sie auf.“ Der Name der menschlichen miko klang aus dem Mund Soras wie eine Beleidigung.

„Nun, er wird es ihr wohl so befohlen haben.“
 

Die Stimmen verklangen. Kagome atmete etwas tiefer, blieb aber in ihrem Versteck. Sie hörte hastige Schritte, Menschen redeten, Drachen kamen vorbei. Anscheinend wurde tatsächlich das Schloss geräumt. Diese Drachenkönigin schien wirklich um ihr Volk und die Menschen besorgt zu sein. Und sie hatte wohl nicht den Fehler ihres Angetrauten begangen, sich blind auf irgendeine obskure Prophezeiung zu verlassen. Immerhin hatte ja sogar der Schamane gesagt, dass man das nicht tun sollte. Pech für Daiki, dass er es tat. Ob Sesshoumaru bei einem Sieg wirklich alle Drachen ausrotten würde? Kagome konnte sich an Zeiten erinnern, in denen sie ihm das zugetraut hätte. Aber inzwischen hatte sie auch andere Seiten an ihm kennen gelernt. Und zur Not würde Inuyasha auf ihn einreden. Die Menschen würden sie sowieso in Ruhe lassen. Sterbliche ging ein Krieg zwischen Youkai und Drachen nichts an.

Sie spürte auf einmal deutlich, wie die Energie der dunkeln miko anstieg. Irgendwie musste sie sie einsetzen. Und dann vernahm sie einen Laut aus der Halle, der es ihr eiskalt über den Rücken laufen ließ. Das panische, schmerzliche Winseln eines Hundes.
 

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Cho erfüllt den Befehl des Drachenkönigs. Arme Miyaki. Zum Glück ist Kagome in Reichweite.

Das nächste Kapitel heisst: "Die Kraft der Frauen".
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENSm wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet ist.
 

bye
 

hotep

Die Kraft der Frauen

Ja, arme Miyaki, das habt ihr richtig erkannt. Zum Glück ist Kagome da.
 

8. Die Kraft der Frauen
 

Kagome fuhr herum. Irgendetwas Schreckliches stellte diese schwarze miko in der Halle mit der Hundefürstin an. Was hatte dieser Schamane gesagt, Daiki habe ihr es sicher befohlen? Arme Miyaki! Kagome kannte ihre angeheiratete Verwandte kaum, aber sie war ihr in den wenigen Tagen als eine sehr sanftmütige und freundliche Youkai erschienen, ein wenig schüchtern auch. Sie musste ihr helfen.

Wenn sie nur Pfeil und Bogen hätte…

Sie ging aus ihrem Versteck, sah sich hastig um. Leider gab es hier nichts in dieser Richtung, überhaupt nichts. Aber sie musste ihr doch helfen. So lief sie in Richtung auf das Portal der Haupthalle, als ihr Blick auf einen Stock fiel, der am Boden lag. Besser als nichts wäre das alle mal. So hob sie ihn auf, eilte weiter. Die Pforten der Halle waren geöffnet und sie erstarrte, als sie das Bild vor sich erkannte.

Miyaki lag nun in ihrer wahren Gestalt am Boden, ein großer, brauner Hund mit kleinen spitzen Ohren, langem, weichen Schwanz. Immerhin hatte sie das Halsband nicht mehr um, war nicht mehr an der Leine. Sie winselte erneut, knurrte dann, versuchte, nach der schwarzen miko zu schnappen, die beide Hände auf den Bauch der Hundeyoukai gelegt hatte.

„Hör auf, du dummer Hund!“ sagte die: „Niemand, außer mir, kann dir helfen, deinen Welpen zur Welt zu bringen.“

Die Hundefürstin schien das zu begreifen, denn sie legte den Kopf wieder auf den Boden.

Welpe? Kagome zog die Augen zusammen. Bekam Miyaki hier etwa ihr Baby? Aber das hätte doch noch dauern sollen?

Die Erklärung folgte sofort: „Daiki-sama hatte schon recht. Sobald dein Gefährte sein Kind auf dem Schlachtfeld sehen wird, wird er sich ergeben. Darum habe ich ja auch mit diesem netten Fluch die Geburt ausgelöst.“

„Du Mistkröte!“ schrie Kagome auf, ohne zu überlegen.

Cho fuhr herum. Für sie war das eine Dienern, die sie gerade beleidigt hatte, und ohne nachzudenken schleuderte sie einen heftigen Fluch in die Richtung dieser unbotmäßigen Menschenfrau. Kagome reagierte ebenso instinktiv. Der Stab in ihrer Hand begann unter ihren eigenen Kräften zu leuchten. Cho erkannte in gewisser Überraschung, dass sie ebenfalls einer miko gegenüberstand. Dann realisierte sie, dass ihr Fluch einfach abgewehrt wurde. Nein, nicht einfach abgewehrt, dachte sie in jäher Panik: er wurde auf sie zurückgeschleudert. Mit einem Aufschrei stürzte die schwarze miko zu Boden. Kagome rannte zu ihr, stellte fest, dass sie bewusstlos war.

Beruhigt trat sie zu Miyaki, kniete neben dem Kopf nieder: „Du Arme, “ sagte sie und streichelte die Wange des Riesenhundes: „Aber ich bleibe hier bei dir, ja? Ich lass dich nicht allein, Miyaki. Und die anderen kämpfen schon dort draußen irgendwo. Ich bin sicher, Akamaru kommt, so schnell es geht. Er weiß ja, wo du bist. Jetzt entspann dich. Du kannst ganz ruhig sein. Alles wird gut.“ Sie wusste nicht, wie eine Geburt bei Hunden, geschweige denn bei Hundeyoukai, ablief. Aber ihr war klar, dass sie die arme Miyaki erst einmal beruhigen musste.

Diese entkrampfte sich ein wenig. Immerhin war es Kagome, ein Familienmitglied, nicht diese schreckliche Cho. Der Fluch, mit dem die schwarze miko die vorzeitige Geburt ausgelöst hatte, war so schmerzhaft gewesen. Es hatte sich angefühlt, als ob in ihr irgendetwas zerreißen würde. Aber das konnte sie Kagome nicht sagen. In dieser Gestalt konnte sie nicht reden. Sie würde sich erst wieder zurückverwandeln können, wäre das Kind zur Welt gekommen. Dem ungeachtet tat es so gut, die streichelnde Hand zu spüren. Ja, Kagome hatte recht. Akamaru würde kommen, so schnell es ging. Und die Familie würde doch sicher gewinnen.

„Alles wird gut“, beteuerte Kagome nochmals, ehe sie aufstand: „Ich bleibe da“, versicherte sie: „Aber zumindest bei Menschen braucht man Tücher, um das Neugeborene einzuwickeln…Ich nehme einfach den Vorhang da.“ Sie ging zur Wand, um einen der seidenen Wandvorhänge abzureißen. Miyaki ließ sie nicht aus den Augen. Als die Hundefürstin bemerkte, dass sie tatsächlich zurückkehrte, seufzte sie unwillkürlich auf.

Kagome hatte es gehört. „Ich bleibe ja da. Aber um ehrlich zu sein kann ich dir sonst recht wenig helfen...Ich war noch nie bei einer Youkaigeburt dabei.“

Miyaki schüttelte leicht den Kopf. Dafür musste sie sich doch nicht entschuldigen. Immerhin war sie da. Wieder schob sich der Schmerz wie eine Welle durch ihren Körper und sie versuchte, sich zu entspannen. Aber ihr fiel auf, dass sie Blut verlor. Viel Blut. Mit jeder einzelnen Wehe, die sie durchlebte. Das war nicht gut, nahm Miyaki an. Allein, sie wusste nicht, was sie dagegen tun sollte. Sie müsste es einfach hinter sich bringen, Akamarus Kind zur Welt bringen. Er würde kommen und alles würde gut werden.

Auch Kagome war aufgefallen, dass ihre angeheiratete Schwägerin mit jeder Wehe Blut verlor. War das bei Youkai normal? Sie wusste es nicht, aber sie wagte es zu bezweifeln. Ein giftiger Blick schoss in Richtung der regungslosen Cho. Was hatte die nur getan? Hoffentlich würde das Baby bald geboren werden. Ein solcher Blutverlust musste doch auch eine Youkai schwächen. Hoffentlich hielt Miyaki durch. Sie kniete wieder neben dem riesigen Kopf nieder, streichelte die Wange: „Bleib schön entspannt. Zumindest habe ich mir sagen lassen, dass dann bei Menschenfrauen die Geburt leichter wird.“

Miyaki versuchte, dem Rat zu folgen. Aber das Körpergefühl einer Youkai, ihr Wissen um ihre eigene Regeneration sagte ihr, dass es ein Wettlauf mit der Zeit wurde. Oder eher, mit dem Tod. Durch den Fluch war etwas in ihr zerrissen, das sie nicht heilen konnte. Nicht mitten in den Wehen. Und der Blutverlust würde sie schwächen. „Nein“, nahm sie sich vor. „Ich gebe nicht auf. Ich werde Akamaru seinen Welpen schenken. Ich darf nicht aufgeben.“

Sie wandte ein wenig den Kopf, um die Schnauze auf Kagomes Schoss zu legen. Immerhin war sie nicht ganz allein. Sie würde durchhalten. Akamaru würde kommen, die Familie war schon im Drachenreich. Sie würden kämpfen und dann kommen. Alles würde gut werden. Sie führten ihren Kampf und sie müsste den ihren führen.
 

Kagome streichelte weiter: „Das wird schon, Miyaki. Du darfst dich nur nicht aufregen. Dein Baby wird schon bald da sein, da bin ich mir sicher. Alles kommt in Ordnung.“ Sie lauschte, ob sie einen Laut von draußen hören konnte, aber das wäre wohl zuviel verlangt gewesen. Vorsichtig blickte sie wieder zu Cho, aber die war noch immer bewusstlos. Das schien ein recht heftiger Fluch gewesen zu sein. Nun, so hatte sie wenigstens mal ihre eigene Medizin zu schmecken bekommen. Sie empfand da kein Mitleid. Aber der Blick auf die schwarze miko hatte eine Idee in ihr wachgerufen.

„Miyaki, ich werde mal sehen, ob ich den Fluch, den sie auf dich gelegt hat, aufheben kann. Immerhin habe ich ja auch miko-Kräfte.“

Die Fürstin des Südens nahm ihre Schnauze weg und Kagome empfand das als Bejahung. Sie erhob sich, strich vorsichtig über den Hundeleib. Sie konnte etwas Dunkles spüren. Aber war das nun der Fluch der schwarzen miko oder gar Miyakis eigenes Youki? Immerhin war sie ja eine Youkai. Shiro war zwar einmal stark genug gewesen, sich von ihr quasi läutern zu lassen und das zu überstehen, damals, als Naraku sie verflucht hatte, aber Kagome wagte zu bezweifeln, dass Miyaki so mächtig war. Und falls Akamaru kam und sie seine Gefährtin auf dem Gewissen hatte...nun, das mochte sie sich lieber nicht vorstellen. So strich sie vorsichtig weiter, bemüht, ihre magischen Fähigkeiten nicht einzusetzen, ehe sie sicher war, den Fluch erwischt zu haben. Aber sie konnte nichts finden. Anscheinend hatte der Bann die Geburt ausgelöst, aber eben nur das. Sie konnte jetzt nicht mehr umgedreht werden oder der Zauber aufgehoben werden. Es half nichts. Das Kind würde nun zur Welt kommen. Sie konnte nur hoffen dass Miyaki stark genug dafür wäre, ausreichend lange durchhalten würde.
 

Die vier Cousins gingen nebeneinander in Richtung auf das Drachenschloss. Das Heer aus dem Süden folgte ihnen mit Respektsabstand. Seit der Schlacht gegen die Süddrachen - oder besser, deren Abschlachten durch dieses Quartett - war die Ehrfurcht vor der Hundefamilie noch einmal deutlich angestiegen.

Sesshoumaru wandte leicht den Kopf nach links, wo Akamaru ging: „Vorschläge?“

Der Herr der südlichen Gebiete stellte mit einer gewissen Dankbarkeit fest, dass er wirklich für den besten Strategen der Familie gehalten wurde: „Ich möchte, so rasch es geht, Miyaki finden. Irgendwie glaube ich, ihr volles Youki spüren zu können. Und das wäre schlecht. Sie ist keine starke Youkai. Und wenn ich es auf solche Distanz noch spüren kann, benötigt sie alles, was sie hat. Ich fürchte, sie bekommt das Kind.“ Er zögerte ein wenig: „Dreihundert Drachen hat Daiki als so genannte Schlosswache. Das sind mit Sicherheit ausgebildete Kämpfer. Ich werde da wohl durchmüssen.“

„Ich mache dir den Weg frei“, bot Inuyasha an, der rechts neben seinem Halbbruder war: „Ich möchte auch schleunigst in das Schloss. Kagome wird da sein.“

„Einverstanden.“ Der Inu no Taishou konnte sich vorstellen, wie die beiden empfanden. Überdies war es wichtig, den Drachen keine Geiseln zu lassen. Er konnte Miyakis Youki nicht spüren. Dazu musste man es wohl sehr gut kennen. Sie war wirklich nicht sonderlich stark. „Dann überlasse dein Heer Yuri, Akamaru.“

„Gern.“ Aber der Fürst des Südens und sein Cousin wechselten einen raschen Blick, ehe Yuri fragte:

„Natürlich kann ich die Männer befehligen, Taishou. Aber, wenn die Frage nicht zu vermessen ist: was hast du vor?“

„Daiki.“

Natürlich, das verstand auch der Rest der Familie. War der König tot, war das Drachenheer das geringere Problem. So wandte Akamaru leicht den Kopf: „Kuro!“

Sein Heerführer beeilte sich, vorzulaufen: „Oyakata-sama?“

„Ihr werdet Yuri folgen.“

Kuro stutzte ein wenig. Aber erstens war es unziemlich, einer Anweisung des Fürsten zu widersprechen, zweitens war Prinz Yuri auch nicht gerade einer der schwächeren Youkai und drittens…..nun, drittens würde Akamaru-sama schon wissen, was er wollte. Kuro legte keinen Wert auf einen erneuten Wutausbruch, mit sich als Opfer, womöglich. So sagte er nur höflich: „Ja, mein Fürst. - Eure Befehle, Yuri-sama?“

„Später. Wenn wir wissen, was die Drachen vorhaben.“ Der Hundeprinz nickte leicht. Er konnte natürlich ein Heer befehligen, das hatte mit zu seiner Ausbildung gehört. Überdies hatte auch er schon immer Wachen besessen.

„Wie Ihr wünscht.“ Kuro ließ sich zurückfallen, betrachtete die vier Cousins vor sich. Sie gingen noch immer locker, gleichmäßig, in einem seltsam koordinierten Rhythmus, nicht einer hatte die Hand am Schwert. Drei mit weißen Haaren, einer mit roten. Ob die Drachen wirklich einschätzen konnten, wen sie da zu sich eingeladen hatten?
 

Sora musterte die versammelten Drachen auf der Wiese vor der Westseite des Schlosses. Daiki hatte praktisch allen Drachen in seinem Reich befohlen, zum Palast zu kommen. Das war nun mit weit über zweitausend Drachen ein wenig überfüllt gewesen, aber er hatte seinen Triumph mit möglichst vielen teilen wollen. Selbst aus dem Süden waren einige Drachinnen gekommen. Aber die Königin spürte, wie sie bedenklich wurde. Daiki war so stark, ja. Wenn jedoch etwas an seinem Plan schief laufen würde: das hier war alles, bis auf wenige Ausnahmen, was es vom Volk der nördlichen Drachen gab. Würden die Youkai gewinnen und alle hier töten, gäbe es fast keine Drachen mehr. Vielleicht war es das, was sie so besorgt machte. Sie schüttelte sich ein wenig. Daiki war gut, er war stark und er wusste, was er wollte. Sie liebte ihn so sehr, auch wenn sie wusste, dass er dieses Gefühl nicht ebenso erwiderte. Aber er mochte sie auch gern und unter allen Bewerbern um ihre Hand war er der einzige gewesen, der sie umworben hatte. Nicht als zukünftige Königin, sondern sie selbst. Und trotz mancher Meinungsverschiedenheiten hatte sie auch nie angezweifelt, dass er das Beste für das Volk wollte. Freilich, seit er von dieser Prophezeiung erfahren hatte, war er nur auf diese aus gewesen. Und das machte sie ein wenig besorgt. Sie sah sich um. Als sie den Schamanen entdeckte, ging sie zu ihm.

Hayao blickte ihr entgegen: „Willst du, dass ich Zeichen deute, Sora-sama?“

„Das würdest du nicht tun, nicht wahr?“

„Nein.“ Er musterte sie: „Zeichen und Prophezeiungen sind immer sehr schwierig zu lesen und zu deuten. Und die Zukunft besteht aus den verschiedensten Fäden. Ich weiß nur eines. Wenn dieser Tag heute zu Ende geht, hat sich das Schicksal unseres Volkes entschieden.“

„Ja, ich weiß.“

„Du bist stark, meine Königin.“

„Danke, Hayao-sama.“ Aber das Gefühl der Sorge wollte nicht weichen.
 

Miyaki winselte leise. Sie war so müde, so erschöpft und hätte gern geschlafen, aber das war unmöglich. Kagome strich über ihre Schnauze:

„Ich gehe mal wieder zu deinem Bauch. Vielleicht hilft es dir, wenn ich den ein wenig massiere…“

Sie stand auf. Immerhin waren es einige Meter zum Gehen.

Die Hundefürstin entspannte sich erneut etwas. Sie war so froh, nicht allein sein zu müssen, oder gar diese schreckliche schwarze miko dabei zu haben. Cho lag noch immer bewusstlos in der Halle. Aber als Miyaki zu ihr guckte, erschrak sie fast. Bis dorthin war ihr Blut schon geflossen. Sie musste bereits sehr viel verloren haben. Darum war sie auch so müde. Aber das Kind…. Sie musste Akamarus Welpen zur Welt bringen. Er hatte sie, ein einfaches Mädchen aus der Provinz, zu seiner Gefährtin gemacht. Er hatte ihr vertraut, dass sie das bewerkstelligen würde. Sie musste es schaffen.

Sie spürte, wie Kagomes Hände vorsichtig über ihren Bauch strichen, Richtung Hinterbeine.

„Miyaki“, meinte das Mädchen aus der Zukunft: „Wie gesagt, ich kenne mich mit Youkaigeburten nicht gerade aus, aber ich denke, das Baby ist bald da. Ich…ich glaube, ich kann es schon sehen…“

Sie sagte nicht, dass sie mehr als besorgt war. Sie konnte spüren, dass die Youkai schon am Rande der Erschöpfung war, eher darüber hinaus. Dieser Blutverlust musste sie völlig fertig machen. Verdammt, was hatte Cho nur für einen Fluch verwendet? Irgendwie befürchtete Kagome, dass die Hundefürstin langsam verblutete. Es war nur die Frage, ob sie noch das Baby zur Welt bringen konnte, ehe sie daran starb. Mit leiser Panik fragte sich Kagome auf einmal, was sie in diesem Fall tun musste. Irgendwie sollte sie dann das Kind retten. Aber wie? Einfach mal den Bauch aufschneiden? Notkaiserschnitt oder wie man das nennen sollte? Sie hatte doch hier nichts zum Desinfizieren, nicht einmal etwas zum Schneiden.

Wo blieb eigentlich Akamaru? Oder Inuyasha? Nie waren die Männer da, wenn man sie mal brauchte.
 

Ein ganzes Stück vor dem Schloss hatten sich die so genannten Schlosswachen aufgebaut, das Heer der nördlichen Drachen. Daiki trat langsam vor die rund dreihundert Krieger, betrachtete sie: „Vor uns liegt eine wichtige Schlacht. Die Drachen im Süden können so direkt die südlichen Länder übernehmen. Wir hier müssen uns allerdings zur Wehr setzen. Die Youkai werden bald kommen. Ich hoffe, dass ihr tapfer kämpft. Ihr müsst immer daran denken, dass im Falle einer Niederlage nicht nur ihr tot wärt, sondern auch alle Drachen dort hinten im Schloss, wenn es den Youkai gelingt, durchzubrechen. Wir alle wissen ja, wie bestialisch Youkai sind, mordgierig. Ja, dass sie nicht einmal davor zurückschrecken, das Blut ihrer Opfer zu trinken, um so selbst stärker zu werden, ihre magischen Fähigkeiten zu erhöhen. Ich selbst werde mir Sesshoumaru vornehmen. Ist der Herr der Hunde tot, solltet ihr mit den anderen leichtes Spiel haben. Soweit ich von den Spionen hörte, ist auch dieser halbe Youkai, Inuyasha, dabei. Sein Schwert soll magische Fähigkeiten haben. Passt also darauf auf. Geht jetzt auf eure Plätze. Wenn diese Youkai hier auftauchen, werde ich unverzüglich Sesshoumaru fordern. Ihr übernehmt den Rest.“
 

Die vier Cousins blieben nebeneinander auf der Bodenwelle stehen, als sie vor sich das Drachenheer entdeckten, in Viererreihen aufgestellt zur Schlacht. Der einzelne Mann, der vor der ersten Reihe hielt, musste Daiki sein, der Drachenkönig. Das Heer des Südens kam heran, baute sich rechts und links neben dem Hundeclan auf, die Stahladler noch am Boden.

Inuyasha fasste nach Tessaiga: „Also schön, Akamaru, dann gehen wir mal mitten durch sie durch.“

„Warte!“ Sesshoumaru sah seitwärts: „Akamaru.“

Dieser begriff, dass er eine Taktik vorschlagen sollte: „Das überlasse ich Yuri, er hat meine Männer. Ich vertraue ihm.“

„Gut“, sagte der Inu no Taishou.

„Danke“, Yuri gleichzeitig. „Ich schlage vor, dass zunächst die Stahladler angreifen. Dann sind die Drachen sicher so abgelenkt, dass ihr ohne größere Probleme durchkommen könnt. Denn, Inuyasha-sama, dreihundert Drachen sind auch mit Tessaiga nicht so einfach zu besiegen. Diese hier sind nicht einzeln, planlos, kaum ausgebildet, wie die im Süden, sondern sie gehorchen Daiki, sind sicher seine besten Krieger. Und er hat ganz offensichtlich einen Plan. Wobei: Akamaru, du musst doch nicht durch die Drachen. Du kannst fliegen.“

„Das ist wahr. Aber Inuyasha nicht.“ Der Fürst der südlichen Gebiete hatte bislang nicht einmal daran gedacht, dass er auch über den Drachen hinwegkommen könnte.

„Und die Stahladler?“ Yuri bewies, dass sein Kopf frei war.

„Ja, die Stahladler.“ Akamaru wandte sich ein wenig. Gewöhnlich waren sie zu klein. Überdies war es in ihren Augen peinlich, jemanden zu tragen. Aber er würde die beiden Anführer fragen. So trat er zu den beiden größten Vögeln, die höflich die Köpfe neigten: „Ihr habt gehört, was los ist. Meine Gefährtin und mein Kind sind dort im Schloss der Drachen Inuyasha-sama und ich möchten seine Gefährtin und meine Familie dort herausholen. Ich kann über die Drachen fliegen, Inuyasha nicht. Wäre einer von euch beiden so überaus freundlich, den Prinzen zu tragen? Dann würden wir uns nicht durch das Drachenheer kämpfen müssen. So gewinnen wir Zeit, dass die Drachen nicht unsere Familien töten können.“ Die beiden Anführer der Stahladler blickten sich an, ehe das Männchen nickte.

„Ich übernehme Daiki.“ Sesshoumaru setzte sich langsam hügelabwärts in Bewegung: „Wartet, bis wir weg sind, dann tut, was ihr wollt.“

Yuri sah sich um: „Kuro!“

„Yuri-sama?“

„Siehst du dort hinten die Zuschauer, neben dem Schloss, die Drachen?“

„Ja, Yuri-sama. Das scheinen unbewaffnete Männer zu sein, Frauen, Kinder. Sicher weit über tausend an der Zahl“ Dann begriff Kuro: „Ihr wollt sie als Geiseln nehmen?“

„Ja. Wir haben im Süden zwei Drittel aller männlichen Drachen getötet.“

Akamaru, der wieder zurückgekehrt war, nickte: „Ich verstehe. Wenn das hier auch, womöglich extremer, passiert, wäre das gesamte Volk der Drachen zum Untergang verdammt. Sie haben so wenige Kinder. Großzügig von dir, daran zu denken. Allerdings sind das hier nur die Elitekrieger. Der Rest sitzt da hinten unbewaffnet.“

„Aber das wird nicht leicht“, wagte Kuro einzuwenden:„ Sie werden versuchen, ihre Familien zu beschützen.“

„Das denke ich auch.“ Yuri warf ihm einen kühlen Blick zu: „Aber dein Risiko ist auch nicht größer als meines.“

„Verzeiht meine Anmaßung, Yuri-sama“, beteuerte der Hauptmann sofort.

„Die Stahladler übernehmen die Einleitung, sobald der Taishou und der Drachenkönig im Duell sind. Zuerst einen direkten Angriff auf das Drachenheer, dann einen Scheinangriff auf die Zuschauer. Soweit ich gesehen habe, sind sie in der Lage genau zu zielen. Sie sollen nur ihre Pfeile um die unbewaffnete Menge setzen, als eine Art Bannkreis, aber niemanden töten. Und dann über den Zuschauern kreisen. Inuyasha-sama und euer Fürst werden zum Schloss fliegen, um die Geiseln herauszuholen. Beide gehen euch nichts an. Ihr folgt mir. Wir werden versuchen, quer durch die Drachen zu dringen, wenn auch schräg in die andere Richtung, um auch zu den Zuschauern zu gelangen. Dann sollte es uns gelingen den Kampf abzubrechen. Die Drachen sollten aufhören zu kämpfen, bis das Duell zwischen dem Taishou und Daiki entschieden ist.“

„Selbstverständlich werde ich Eurem Befehl gehorchen. Ich gebe den Stahladlern Bescheid. Wenn Ihr wollt, dass sie angreifen, hebt bitte Eure Rechte und lasst sie fallen.“ Das verabschiedende Nicken ließ ihn gehen. Diese Familie...Das Problem war nur, sie konnten sich diese Arroganz leisten.
 

Miyaki schloss müde die Augen. Kagome sah es besorgt: „ Halt noch ein bisschen durch. Du müsstest es spüren können. Vor dem Schloss sind Youkai. Sie kommen, Miyaki.“

Ja, dachte diese. Sie spürte sie. Mit einer gewaltigen Willensanstrengung raffte sie ihre verbliebenen Kräfte zusammen, fühlte, wie sich das Kind in ihr zu bewegen begann. Es wollte leben und das half ihr, als sich ihr Körper in einer letzten Anstrengung von seiner Last befreite.

Kagome fasste hastig mit dem seidenen Vorhang zu, als sie das überraschend kleine Etwas in einer Blase entdeckte. Vorsichtig befreite sie das kleine Hundebaby von der Umhüllung, ließ es atmen. „Es lebt, Miyaki“, sagte sie froh: „Und es ist ein Junge.“ Wie klein der war. Seine Mutter war ein mehrmetergroßer Hund und dieser Welpe maß gerade mal vielleicht fünfzig Zentimeter, ohne den weichen Schwanz. Aber natürlich hatte er ja auch im Körper seiner Mutter Platz finden müssen, als sie in Menschengestalt war. Vermutlich wäre die Geburt ohne den Fluch der schwarzen miko überhaupt kein Problem für eine Hundeyoukai gewesen. Sie bemerkte, wie die Hundefürstin den Kopf hob und eilte rasch nach vorne, damit Miyaki ihr Baby angucken konnte. „Sieh nur. Ich glaube, es ist ein sehr hübscher kleiner Welpe.“ Sie rubbelte ein wenig das dünne schwarze Fell trocken. Soweit sie sich erinnerte, waren auch Akamaru und Shiro in ihrer wahren Gestalt schwarzhaarig, mit grünen Augen. Das Baby hier hatte allerdings braune Augen, die sie fast an Teddybären erinnerten. Das kam wohl eindeutig von der Mutterseite.

Miyaki seufzte leise. Das Kind war da, es war ein Junge. Akamaru würde bald kommen. Schade nur, dass sie so müde war. Aber sie wollte noch eines tun, sich nochmals verwandeln, um ihren Sohn in die Arme nehmen zu können. Ihr Youki war schon sehr schwach, aber einmal wenigstens wollte sie ihn im Arm halten. Das würde vermutlich das Letzte sein, was sie je tun würde.
 

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Im nächsten Kapitel bekommt es Daiki also mit Sesshoumaru zu tun, Yuri darf ein Heer in eine Schlacht gegen dreihundert Elitekrieger führen und Inuyasha und Akamaaru suchen ihre Partnerinnen.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe dass das nächste Kapitel freigeschaltet wurde,
 

Lizard war so freundlich, zu diesem Kapitel ein Bild zu zeichnen.

http://animexx.4players.de/fanarts/output/?fa=811348&sort=thema&sort_def=122
 

bye
 

hotep

Der Kampf

Okay, ihr habt gewonnen. Ich bekenne mich eines üblen Cliffhangers für schuldig. Als kleine Sühne kommt hier schon das neue Kapitel.
 

9. Der Kampf
 

Daiki hatte in dem Youkai, der ihm langsam den Hügel abwärts entgegenkam, mit dem Fell über der Schulter und den langen weißen Haaren den Inu no Taishou vermutet. So näherte er sich ebenfalls: „Du bist Sesshoumaru?“ rief er: „Ich bin Daiki, der König der Drachen. Lass uns beide kämpfen.“

„Damit beweist du deinen Mut.“ Sesshoumaru blieb stehen, legte die Hand ans Schwert: „Wenn auch keinen Verstand.“

„Ich bin der König der letzten Prophezeiung. Und ich werde das Volk der Drachen in eine glorreiche Zukunft führen.“

Wieder diese Prophezeiung. Der Herr der westlichen Länder hätte fast den Kopf geschüttelt. Was hatten die Drachen nur damit?

Daiki ergänzte: „Nimm die Hand vom Schwert. Ich nehme an, du bist in deiner Hundeform am stärksten, ebenso wie ich als Drache. Und niemand soll sagen können, ich hätte dir keine faire Chance gelassen.“

„Dort drüben auf den Hügeln.“ Sesshoumaru nickte seitwärts.

Beide ließen ihre magischen Energien aufflammen, als sie sich verwandelten.
 

Yuri wartete, bis der riesige weiße Hund und der gewaltige Drache einige Sätze seitwärts gemacht hatten, bevor er die Rechte fallen ließ. Sofort hoben die hundert Stahladler vom Boden ab, gingen auf ihre Angriffshöhe.

„Stahladler!“ schrieen die Drachen, um sich gegenseitig zu warnen. Sie hatten gewusst, dass diese im Heer des Südens waren und so versuchten sie, die Stahlpfeile mit den Schwertern zu blockieren. Wie es Yuri geplant hatte, waren sie für den Moment kaum fähig einem anderen Angriff standzuhalten. Er sah zu Inuyasha. Er konnte dem Ranghöheren schlecht den Befehl zum losschlagen geben.

Aber der Hanyou hatte Tessaiga schon bereit: „Kaze no Kizu!“ schrie er, als er die Macht der Windnarbe mitten durch die Drachenarmee laufen ließ, um Yuri und dem Heer des Südens eine Schneise zu öffnen, ihr Durchkommen zu erleichtern. Im nächsten Moment fühlte er sich von dem männlichen Anführer der Stahladler an den Schultern gepackt und mit sich fortgetragen.

Meine armen Stahladler, dachte Akamaru unwillkürlich, als er ebenfalls losflog, ehe er erkannte, dass Inuyasha bei aller Eile noch gut gezielt hatte, die Energie am Boden gelassen hatte. Die Drachen hatten gerade ihre Klasse bewiesen. Trotz der Stahlpfeile waren die meisten der Macht der Windnarbe ausgewichen. Das waren wirklich Daikis beste Drachenkrieger. Der Herr der südlichen Länder legte Tempo zu. Er spürte Miyakis Youki, das immer schwächer wurde, und seine Besorgnis wuchs.
 

Daiki hatte mit einem Angriff durch die Stahladler gerechnet. Als er nun dem weißen Hund gegenüberstand, die Schreie hörte, wandte er nicht den Kopf. Im Augenblick mussten seine Männer ohne ihn durchhalten.

Aber plötzlich durchfuhr ihn ein eisiger Schauder, als er die außerordentliche Energie fühlen konnte, die über das Feld lief. Und was war gerufen worden? Kaze no kizu? Narbe des Windes? War das der Angriff mit diesem magischen Schwert des Hanyou, von dem er gehört hatte?

Der Wind?

Der riesige Drache erstarrte zur Salzsäule, als er plötzlich begriff.

Ja, er hatte Recht gehabt. Die Zeit der Prophezeiung war gekommen. Aber so ganz anders, als er es sich gedacht hatte.

Er hätte sich die Namen aus der Prophezeiung genauer ansehen müssen. Und die Namen seiner Gegner. Sesshoumaru, der perfekt tötet, der Angriff des Hanyou, der den Wind verwendete, Yuri, dessen Name Lilie bedeutete und Akamaru, der eine Zwillingsschwester hatte.

„Der Tod, der Wind, die Blume und das Zwillingslicht werden die Fesseln der Drachen brechen. Die Zeit des Friedens und der Wissenschaft beginnt.“ So lautete die uralte Prophezeiung.
 

Warum nur hatte er das übersehen? Wie blind war er gewesen?
 

Sesshoumaru knurrte ein wenig, um auf sich aufmerksam zu machen Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Drachenkönig vor Entsetzen über seinen Anblick so erstarrt war. Das hätte er wissen müssen. Und Daiki selbst war in Drachengestalt ja auch nicht gerade winzig.
 

Mühsam kehrte der Herr der Drachen in die Wirklichkeit zurück. Er hatte Sesshoumaru zum Kampf gefordert. Nun musste er das auch durchstehen. Aber wieso sollte nach diesem Kampf ein Zeitalter des Friedens anbrechen? Würde er doch gewinnen? Aber was bedeutete es, dass die vier Hunde die Fesseln der Drachen brechen würden? Was meinte diese alte Weissagung eigentlich? Gleichzeitig wurde er sich bewusst, dass er sich diese Fragen viel früher hätte stellen müssen.

Aber das war jetzt gleich. Die Prophezeiung war nun eingetroffen, und alles, was er tun konnte, war zu siegen. Mit einem hohen Sprung kam er auf den weißen Hund zu, seine Pranke erhoben, um zuzuschlagen. Sesshoumaru schaffte es gerade noch, auszuweichen. Daiki war schnell, dachte er, und stark. Das würde ein harter Kampf werden. Er fuhr herum, versuchte, den Drachen zu beißen. Der ätzenden Säure hätten auch die Schuppen eines Drachen nichts entgegenzusetzen.

Daiki peitschte sofort mit seinem Schwanz, um das zu verhindern, sprang im gleichen Moment vor, um erneut mit der Klaue zuzuschlagen.
 

Yuri gönnte sich einen kurzen Blick auf die beiden riesigen Körper, die sich ineinander verkeilten und alles um sich auf dem Hügel flach legten, ehe er sich in den Kampf gegen die Drachen stürzte. Akamarus Heer folgte ihm ohne das winzigste Zögern. Die Stahladler kreisten nun über den Zuschauern, nach dem sie dort den befohlenen zweiten Angriff geflogen waren. Das Drachenheer hatte entsetzt die Schreie hinter sich gehört. Noch ehe sie ganz begriffen hatten, kam nun die erneute Attacke von vorn, so dass sie sich nicht um die Unbeteiligten kümmern konnten. Der Hundeprinz füllte seine Klinge mit Youki, ehe er eine Angriffswelle aus der Distanz gegen die Drachen jagte, die sofort reagierten, ihrerseits mit Magie Abwehrmaßnahmen ergriffen. Daher schrie er im Vorwärtslaufen:

„Wir haben die Süddrachen vernichtend geschlagen. Ergebt euch, wenn ihr leben wollt!“ Nicht, dass er annahm, das es viel helfen würde, aber einen Versuch war es wert. „Und euren Familien wird nichts geschehen.“

Die Süddrachen geschlagen? Das war eine Information, die seinen Gegnern neu war. Aber das war ein Youkai. Also würde er doch sicher lügen. Und diese Stahladler hatten einfach die unbewaffneten Zuschauer angegriffen. Noch hatten die Drachenkrieger nicht gesehen, dass hinter ihnen niemand verletzt war. So formierte sich das Heer, versuchte, dem Angriff Widerstand entgegenzusetzen. Yuri führte die Attacke wie eine Keilspitze. Er selbst war an vorderster Stelle, etwas, das das Heer des Südens durchaus zu schätzen wusste. Sie alle hatten gesehen, über welche Macht er verfügte.
 

Die Drachen hinten auf der Wiese hatten entsetzt aufgeschrieen, als hunderte von Stahlpfeilen auf sie abgeschossen waren. Die ersten versuchten in Panik zu fliehen. Sora sprang auf. Wenn, dann müsste sie eine koordinierte Flucht planen. Sie war doch die Königin. Aber dann erkannte sie, was geschehen war: „Bleibt stehen!“ schrie sie, so laut sie konnte: „Keine Panik. Das war kein richtiger Angriff.“

„Kein Angriff, meine Königin?“ fragte der neben ihr stehende Drache erstaunt: „Wie nennst du das?“

„Sieh es dir an“, meinte sie hastig, ehe sie wieder rief, um ja gehört zu werden: „Das war eine Warnung, dass wir hier bleiben sollen. Bitte bleibt alle ruhig und hier stehen, oder besser, setzt euch! Wenn die Adler uns hätten töten wollen, gäbe es hier Verletzte und Tote. Aber soweit ich sehe, hat es niemanden getroffen. Ruhe! Das war nur eine Warnung!“

„Gehorcht der Königin!“ rief der Oberste Schamane.

Die Autorität dieser beiden war so groß, dass sich die Drachen auf der Wiese niederließen, sich vorsichtig umblickten. Die Mütter zogen ihre Kinder in den Arm. Aber bei sachlicher Betrachtung hatte die Königin Recht. Die Pfeile steckten rund um sie im Boden, niemand war auch nur verletzt worden. Das war mit Sicherheit eine Warnung gewesen. Nicht hat mehr, aber auch nicht weniger. Und die Adler kreisten über ihnen.

Hayao trat neben Sora: „Setzen wir uns auch, meine Königin. Du bist wirklich klug, dass du gleich gemerkt hast, was los ist.“

„Danke. Ich weiß nur nicht, was diese Youkai damit bezwecken. Mit einer solchen Geiselnahme die Schlacht beenden? Unsere Krieger werden sich nie ergeben, nicht solange Daiki kämpft!“

„Ja. Vielleicht….“ Der Schamane sah zu dem Heer: „Könnte es sein…?“

„Was meinst du?“

„Könnte es sein, dass die Youkai versuchen, den Kampf einzustellen, solange die beiden Könige kämpfen?“

„Aber warum sollten sie? Wenn Daiki den…den Herrn der Hunde besiegt hat, müssten sie sich ergeben. So hätten sie die Chance trotzdem zu gewinnen. Außerdem kämpfen doch Youkai um des Blutvergießens willen. Wir alle wissen doch, dass das mordgierige Bestien sind.“ Sora warf einen besorgten Blick seitwärts. Der riesige Drache und der gewaltige weiße Hund waren hinter den Hügel aus ihrem Blickfeld verschwunden, aber man konnte dumpfe Geräusche vernehmen, wenn haushohe Körper auf den Boden stürzten. „Und wir alle wissen, dass wir tot sind, wenn es den Youkai gelingt, hier zu gewinnen. Die Drachen aus dem Süden können uns nicht helfen.“ Sie stöhnte leicht auf, als sich ein harter Griff um ihren Arm spannte. Sie sah hastig zum Schamanen, dem sie nie solche Kraft zugetraut hätte. Dieser starrte in Richtung des Heeres.

Ein Youkai mit langen, weißen Haaren und vornehmer Rüstung war mit hohen, weiten Sprüngen durch die Linien der Drachen gedrungen. Seinen letzten Gegner schleuderte er förmlich weg, ehe er herumfuhr, seine Klinge mit seiner Energie auflud und mit einer weiteren Armbewegung in den Rücken des Drachenheeres jagte. Dann drehte er sich wieder herum, rannte zu den Zuschauern.

„Bleibt da sitzen!“ schrie er: „Ich habe keine Lust, Unbewaffnete zu töten. Aber wenn ihr zu fliehen versucht, gebe ich den Adlern den Befehl zum Angriff!“ Er drehte sich wieder um, wo inzwischen auch das Drachenheer gemerkt hatte, dass ausgerechnet einer aus dem Hundeclan bei ihren Familien war. Yuri lud seine Klinge erneut deutlich sichtbar mit seinem Youki auf: „Hört endlich auf zu kämpfen! Unterbrechen wir diesen Streit, bis wir wissen, ob unser Taishou oder euer König gewonnen hat. Wenn ihr weiterkämpft, wird es euch so ergehen, wie den Drachen im Süden!“

„Im Süden?“ fragte Sora, ehe sie sich bewusst wurde, dass sie mit einem Feind sprach. Dieser Hundeyoukai wandte ihnen noch immer den Rücken zu, als ob er völlig sorglos sei. Aber nun gut, da waren die Stahladler über ihnen.

Yuri drehte nicht den Kopf: „Nur hundert haben den Kampf überlebt“, erklärte er.

Einige Drachinnen aus dem Süden waren dabei, die klagend aufschrieen. Das war die verheerendste Niederlage seit unvordenklichen Zeiten. Und das bedeutete auch, dass nur ein Drittel aller männlichen Drachen im Süden noch am Leben war. Ein ungeheurer Schlag für die Bevölkerung. Hier im Norden war die Drachenbevölkerung viel größer, das Heer bestand nur aus einem Viertel der männlichen Drachen, oder nicht einmal dieses. Im Süden war jeder männliche Drache, fast jeder, mit in den Kampf gezogen.

Ein Drache drängte sich durch die anderen, als sie feststellten, dass die Youkai neben ihnen sich nur verteidigten, aber nicht angriffen, der Hundeyoukai da neben den Zivilisten stand. Und dessen Energie konnten auch die Drachen abschätzen. Würde er dieses Youki in die Menge der Unbewaffneten laufen lassen, wäre das ein Massaker.

„Sagst du die Wahrheit, Hundeyoukai?“

„Ich bin Yuri. Und ich lüge niemals.“

Mit diesem Namen konnte der Hauptmann der Drachen etwas anfangen: „Yuri…Du hast gegen Sesshoumaru bestanden?“

„Nun, ich habe verloren.“

„Aber überlebt.“

Interessant, dass die Sache mit dem Zweikampf bis hier die Runde gemacht hatte: „Also. Hören wir das Kämpfen auf. Ich empfände keinerlei Genugtuung dabei, diese Frauen und alten Drachen hier zu töten.“

„Und wenn unser König gewinnt, ergebt ihr euch.“

„Das werden wir dann sehen.“ Bis dahin waren auch Akamaru und Inuyasha wieder dabei. „Aber gewinnt der Inu no Taishou, habt ihr eurem Volk unsinnige Opfer erspart.“

„Er wird uns alle töten!“ rief der Hauptmann. „So ist es auch gleich, ob du gleich damit anfängst. Wir werden uns so teuer wie möglich verkaufen.“

„In der Tat?“ Yuri hob den Arm etwas, so dass jeder sehen konnte, wie die Klinge unter seiner Energie leuchtete: „Ich habe keine Ahnung, was ihr von Youkai haltet, aber es scheint nicht sehr viel zu sein. Lass dir eines gesagt sein: zwischen einem Wurmyoukai und einem Hundeyoukai ist der Unterschied größer, als zwischen dir und einer Eidechse.“ Er reckte noch ein wenig mehr den Arm empor. Die Zuschauer hinter ihm schrieen auf. Wenn er nun ihn senken würde, würde das gesamte Youki im Schwert in ihre Menge rasen, da waren sie sicher.

„Hör auf, Hauptmann!“ rief Sora: „Du bist einer der besten Krieger unseres Volkes. Aber du hast nicht das Recht über unseren Tod zu entscheiden.“

„Verzeih, meine Königin“, sagte der sofort: „Wie lautet dein Befehl?“

Sora brauchte nicht nachzudenken: „Yuri vom Hundeclan: schwöre mir zu, dass ihr nichts unternehmt, gegen das Volk der Drachen oder unser Heer, ehe nicht der Kampf zwischen Daiki und eurem Herrn entschieden ist, wenn sich unser Heer nun ergibt.“ Auch, wenn dieser Yuri ein außergewöhnlich friedliebender Youkai zu sein schien: er war einer der stärksten und gehörte der regierenden Familie an. So würde doch der Inu no Taishou vielleicht auf ihn hören, nicht alle Drachen ermorden, falls der schlimmste Fall eintreten würde?

„Ich gebe dir mein Wort, Drachenkönigin.“ Noch immer ließ Yuri weder den Blick vom Hauptmann, noch senkte er seinen Arm.

„In diesem Fall, Hauptmann, fügen wir uns dieser Erpressung. Sag deinen Leuten, sie sollen den Kampf einstellen. Jeder soll sich dorthin setzen, wo er gerade steht. - Das sollen auch deine Männer tun, Yuri vom Hundeclan.“

Dieser nickte: „Eine weise Entscheidung, Drachenkönigin.“ Er senkte den Arm, ließ sein Youki aus seinem Schwert.

So setzten sich beide Heere.
 

Yuri drehte sich zum ersten Mal um, betrachtete die Menge der Drachen. Anhand der Kleidung und der Richtung, aus der ihre Stimme gekommen war, hatte er rasch Sora entdeckt: „Dein Volk kann sich glücklich schätzen, eine so kluge Königin zu haben.“

„Du hast gesagt, du möchtest keine unsinnigen Opfer. Und du empfändest keine Genugtuung dabei, uns zu töten. – Ich hätte nicht gedacht, dass das ein Youkai je sagen würde.“

„Nun, es stimmt.“ Er schob das Schwert in den Gürtel: „Ich habe getötet, auch Drachen, im Kampf. Aber ich morde keine Unbewaffneten. Ich bin kein Metzger.“

„Wenn Daiki deinen Anführer besiegt hat, werde ich ihn bitten, dich zu verschonen.“

Yuri lächelte ein wenig: „Glaubst du das wirklich?“

„Spürst du nicht ihre Energien? Daiki ist nun stärker als dein Taishou.“

Natürlich konnte es der Hundeprinz ebenfalls spüren. Der Drachenkönig hatte gegenwärtig offenbar seine volle Macht abgerufen: „Das wird nicht reichen, wenn er nicht noch zulegen kann.“
 

Für einen Moment standen sich der Drache und der Hund gegenüber. Beide zeigten Verletzungen, Kratzwunden, Bissspuren. Dort, wo die Drachenkrallen durch das dichte Hundefell gekommen waren, rann Blut über die weißen Haare. Und dort, wo die scharfen Zähne mit der ätzenden Säure den Drachenpanzer durchdrungen hatten, schien leichter Dampf über den Schuppen zu liegen. Beide hatten bestätigt bekommen, was sie vermutet hatten. Der jeweilige Gegner war kein Narr, sondern erfahren in vielen Duellen auf Leben und Tod.

Daiki hatte eben alle seine magische Energie abgerufen. Der Kampf war härter, als er gedacht hatte. Er hätte nie angenommen, dass ein Youkai eine solche Energie besitzen könnte. Aber nun gut. Aus irgendeinem Grund musste Sesshoumaru ja der Anführer sein. Und er wusste, er müsste die Auseinandersetzung jetzt bald beenden.

Sesshoumaru hatte gespürt, dass sein Gegner noch einmal Stärke gesammelt hatte. Als dieser jetzt auf ihn zusprang wurde er dennoch überrascht. Der Angriff erfolgte nicht wie bislang von oben, sondern Daiki warf sich zu Boden, rollte gegen das einzige Vorderbein des Hundes, so dass er seitwärts zu Boden stürzte. Der Drachenkönig setzte sofort nach und eine bekrallte Vorderklaue zuckte hinab, um den Hals zu treffen. Aber der Herr der Hunde war zu schnell. Geschickt wandte er sich von den tödlichen Krallen weg, die sich in dem Fell verfingen, das schützend um seine Schulter lag. Einen Augenblick danach war Sesshoumaru auf den Beinen, sprang im gleichen Atemzug gegen den sich aufrichtenden schwarzen Drachen. Dieser stolperte nun seinerseits, brüllte vor Ärger auf, warf sich herum.

Wieder standen die zwei Widersacher einander gegenüber, begannen, sich wachsam zu umkreisen. Beiden war klar, dass nur einer von ihnen diesen Kampf überstehen würde.

Daiki spürte, dass sein Gegner noch immer soviel Energie wie zu Anfang des Duells besaß. Das war ja fast, als besäße dieser unerschöpfliches Youki, oder zumindest mehr als jeder andere. Er musste diesen Zweikampf jetzt abkürzen, rasch beenden, sonst würde er verlieren, weil er keine Energie mehr besaß. So ließ er sich nun angreifen, duckte sich, drehte sich geschickt vor dem tödlichen Gebiss weg, wandte sich - und wartete auf den Augenblick, in dem er selbst zuschlagen konnte. Plötzlich sprang er hoch empor, schien in der Luft zu schweben, ehe er sich mit heftigem Schwung auf den weißen Hund stürzte. Die Krallen schlugen zu.

Sesshoumaru war zu Boden gestoßen worden, drehte sich unverzüglich, stieß mit den Hinterbeinen den angreifenden Drachen mit aller Kraft von sich. Daiki prallte heftig auf die Erde. Er raffte sich sofort auf, aber er war nicht schnell genug. Der riesige weiße Hund kam mit aufgerissenem Maul gegen seine ungeschützte Kehle. Der Drachenkönig spürte, wie die Säure seine Schuppen verbrannte, als die Zähne erbarmungslos in seinen Hals gedrückt wurden. Meine Drachen, dachte er mit letzter Kraft. Ob jetzt die Prophezeiung in Erfüllung gehen würde?
 

Sesshoumaru schüttelte sich ein wenig, ehe er sich zurückverwandelte. Er konnte dem Drachenkönig Mut und Stärke nicht absprechen. Aber warum dieser von der letzten Prophezeiung so besessen gewesen war, konnte er nicht nachvollziehen. Er kehrte langsam über die verwüsteten Hügel zurück, blieb für einen Augenblick stehen, als er das Bild unter sich sah. Drachen und Youkai kämpften nicht, warteten offenbar auf den Ausgang des Duells der Anführer. Yuri stand neben den unbewaffneten Drachen, blickte nun zu ihm, ehe er einen Befehl schrie. Sofort standen die Youkai auf, das Drachenheer folgte deutlich langsamer. Der Hundefürst ging bedächtig hinüber. Bis er bei seinem Cousin war, waren die Drachenkrieger entwaffnet und saßen bei den anderen, das Heer aus dem Süden stand um sie. Yuri kam ihm ein wenig entgegen.

„Taishou“, sagte er und darin lag Anerkennung: „Akamaru und Inuyasha sind noch im Schloss.“
 

Akamaru stürmte blindlings voran. Er hatte mit gezogenem Schwert das Tor des Drachenschlosses aufgestoßen, auf Widerstand gefasst. Aber nur Schweigen war dort. Er hastete weiter, durch leere Gänge.

„Miyaki!“ schrie er: „Miyaki!“

Inuyasha verstand ihn nur zu gut. Er war ihm gefolgt. Kagome…sie musste hier doch auch irgendwo sein. Warum nur waren keine Drachen hier im Schloss? Waren sie alle etwa draußen als Zuschauer? Waren sich diese Idioten so sicher gewesen? „Kagome!“

Akamaru blieb stehen. Seine Nase hatte eine Witterung aufgefangen, die schlimmer war als alles was er sich vorgestellt hatte. Blut. Miyakis Blut. Und der Geruch war so intensiv…Was hatten sie mit seiner Gefährtin gemacht? Aber nun war es einfach, der Spur zu folgen.

Inuyasha war die Witterung ebenfalls in die Nase gestiegen. Wenn Miyaki so schwer verletzt war, war Kagome sicher bei ihr, zumal sonst niemand mehr hier zu sein schien.

Die beiden rannten, so schnell sie konnten, zur Haupthalle des Schlosses, erstarrten, als sie die riesige Blutlache dort entdeckten. Miyaki lag in Menschengestalt am Boden, gestützt von Kagome. Im Arm hielt sie ein in graue Seide gehülltes Bündel.

„Inuyasha! Akamaru!“ Kagome war erleichtert: „Ihr habt gewonnen!“

„Miyaki!“ Der Fürst aus dem Süden war schon heran, schob das Schwert weg, kniete neben ihr nieder: „Was haben sie mit dir gemacht?“

Sie schüttelte etwas den Kopf: „Ich…hier ist dein Sohn, Akamaru-sama.“

Fast unbewusst nahm er ihn: „Danke. - Kagome, was war hier los? Woher kommt das Blut?“

„Daiki hatte der schwarzen miko befohlen, die Geburt auszulösen, um dich mit deinem Welpen zu erpressen. Ich weiß nicht, welchen Fluch sie verwendet hat, aber offenbar hat sie damit Miyaki schwer verletzt.“ Sie bemerkte den Blick, den er auf die regungslose Cho warf: „Sie wollte auch mir einen Fluch aufhalsen, aber ich konnte ihn zurückschleudern. Sie hat ihn selbst abbekommen.“

„Gut.“ Er blickte beunruhigt zu seiner Gefährtin. Ihr Youki war so niedrig, ihr Blutverlust so hoch…Besorgt sah er, wie sie die Augen schloss. „Du Arme. - Kagome. Hier, nimm.“ Er drückte ihr den Welpen in die Arme. „Bring ihn aus dem Schloss. Sesshoumaru kämpft wohl noch gegen Daiki, aber Yuri und das Heer sollten auch da sein. Bitte, bring ihn in Sicherheit.“

Sie ließ Miyaki vorsichtig zu Boden gleiten, stand auf: „Aber…musst du ihm nicht einen Namen geben, wenn du ihn anerkennen willst?“

„Das hat Zeit“, meinte Inuyasha. „Komm jetzt. Ich möchte da draußen noch ein paar Drachen eine hinter die Ohren geben. Dieser Daiki ist echt das Letzte. So etwas Miyaki anzutun.“

„Sie hat Recht.“ Akamaru sah auf: „Ich will ihn anerkennen und so bekommt er auch einen Namen.“
 

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Die Taufe kommt im nächsten Kapitel: Tod und Leben.

Denn die Folgen einer solchen Schlacht sind manchmal für viele schmerzlich.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass ds neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Tod und Leben

Das ist mir auch noch nie passiert, dass ich mich zu unklar ausgedrückt habe...^^". Zur Klarstellung: Daiki ist bei dem Duell gestorben.

Aber eine solcher Krieg fordert auch noch ganz andere Opfer....

Katsu bedeutet auf japanisch: siegen.
 

10. Tod und Leben
 

Akamaru nickte leicht. „Er soll Katsumaru heißen, denn er wurde in einer siegreichen Schlacht geboren. Inuyasha, ich vertraue dir die beiden an, bring sie hinaus. Ich kümmere mich um Miyaki.“

Kagome nickte nur und lief los, ebenso Inuyasha. Beide verstanden, dass er jetzt mit ihr allein sein wollte.

Der Herr der südlichen Länder zog seine Gefährtin etwas empor.

Miyaki öffnete die Augen, drehte sich zu ihm. „Ich bin froh, dass ich ihn noch ansehen konnte“, flüsterte sie.

„Rede nicht solchen Unsinn, mein einziger Schatz.“ Akamaru hörte selbst, dass seine Stimme zitterte. Er musste nur den wahren See aus Blut hier in der Halle betrachten. „Ich trage dich nach Hause, zu einem Heiler. Es wird alles wieder gut.“ Aber er wusste, dass er log. Sie verblutete, ihr Youki war schon extrem gesunken. Und es gab nichts, was er dagegen hätte tun können. So nahm er sie nur fester in den Arm.

Sie schüttelte den Kopf. „Es tut nicht weh, Akamaru-sama“, meinte sie: „Und ich liege gut.“ Sie schmiegte sich an ihn wie ein müdes Kind: „Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist…“

Akamaru wollte etwas sagen, aber er brachte keinen Ton mehr heraus. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Wut auf die Drachen, Hass auf diese miko, die ihr das angetan hatte und Verzweiflung waren so stark, dass es ihm fast den Atem nahm. Er konnte spüren, wie ihre Energie schwankte, die Verwandlung vorbereitete und er wusste, was das bedeutete. Behutsam legte er seine Gefährtin zu Boden, als er ein Geräusch hörte und aufsah.

Cho hatte sich aufgerappelt. Als sie jetzt dem unheimlichen Ausdruck auf dem Gesicht des Youkaifürsten begegnete, schrie sie unwillkürlich auf, wandte sich zur Flucht. Sie rannte, so schnell sie konnte.

Mit einem einzigen Sprung war Akamaru bei ihr, schlug seine Klauen in sie.
 

Als er sich wieder umdrehte, hatte seine Gefährtin ihre wahre Gestalt angenommen, ihre Hundeform. Er machte den Satz zu ihrem Kopf. „Miyaki...“ Er kniete nieder, umarmte ihren Hals, suchte die Schlagader. Aber er konnte bereits kein Youki mehr spüren, auch keinen Herzschlag.

Er hob den Kopf. Seine volle Energie, eine Dynamik aus den Tiefen seiner Seele, loderte auf, als er aufsprang. Sein Schrei verklang in der heftigen Detonation, als sein ausbrechendes Youki das Drachenschloss in Schutt und Asche legte.
 

Vor dem Schloss hatten Sesshoumaru und Yuri mit gewisser Erleichterung Kagome mit dem Welpen im Arm gesehen. Aber sie berichtete hastig, dass durch die Machenschaften der schwarzen miko Miyaki wohl schwer verletzt sei. Und als sie jetzt alle Akamarus Youki spürten, das Schloss explodierte, konnten sie sich vorstellen, was passiert war. Inuyashas Hand krallte sich um Tessaiga. Aber er blickte zu seinem Halbbruder. Noch vor wenigen Jahren hätte er dessen Führerrolle selbst in einem Krieg kaum anerkannt. Aber er hatte dazugelernt. Und da dieser zu den Ruinen sah, tat er es auch.

Die Drachen erstarrten. Wie hatte ein einziger Youkai ein solches Gebäude in die Luft jagen können? Sora erblickte ein Baby in dem Arm dieser Menschenfrau, einen Hundewelpen, und sie konnte sich vorstellen, wessen Kind das war. Als sich der Staub der Explosionen legte, erkannten alle den Fürsten der südlichen Länder, der seine Gefährtin im Arm trug und aus den Ruinen trat. Seine Macht war groß genug gewesen, Miyaki wieder in Menschenform zu bringen, so dass er sie so tragen konnte. Aber die Art, wie der Kopf der Fürstin hing, der Kimono, der nur noch rot vom Blut war, machte auch der Drachenkönigin klar, dass diese wohl tot war. Und sie musste nicht hellsehen können, um zu wissen, dass das für ihr Volk und sie selbst nichts Gutes verhieß.

Akamaru kam zu seiner Familie, die ihn im Halbkreis erwartete.

„Sesshoumaru…“ sagte Inuyasha.

„Bitte, Sesshoumaru….“ ergänzte Kagome und streckte dem Herrn der westlichen Gebiete den kleinen Welpen entgegen: „Um seinetwillen.“ Sie hoffte, er würde an seinen eigenen, noch ungeborenen, denken.

Akamaru hatte es gehört, aber er verstand es nicht, konnte und wollte auch nichts mehr verstehen. Fast gleichsam erschöpft legte er Miyaki bei seiner Familie auf den Boden, kniete daneben nieder. Trauer und Wut bildeten eine seltsame Mischung in ihm. Und immer deutlicher wurde der Wunsch, seine Klauen in den nächstbesten Drachen zu drücken, den zu zerreißen, das Verlangen zu töten.

„Akamaru, aus dem Weg.“

Verstört sah er auf, bemerkte, dass der Herr der Hunde die Hand am Schwert hatte. Was war nur los? Aber trotz seiner Verwirrung erhob er sich, wich zur Seite. Die strenge höfische Erziehung half ihm dabei.

Das Heer des Südens trauerte um Miyaki. Niemand hätte auch nur ein böses Wort über die junge Fürstin finden können. Aber - was tat der Hundeclan nun? Was tat Sesshoumaru-sama?

Auch die Drachen beobachteten verdutzt, wie der Inu no Taishou ein Schwert zog, die Familie einen Kreis um die Tote bildete. Hatten die Hunde solche eigentümlichen Trauerrituale? Er schien die Klinge über dem regungslosen Körper zu schwenken, dann schob er das Schwert zurück.

„Danke, Sesshoumaru!“ sagten Inuyasha und Kagome wie aus einem Mund.

Der Fürst der südlichen Länder begriff nichts. Das war Tensaiga gewesen. Das Schwert, das nicht töten konnte. Aber was sollte das? Dann jedoch glaubte er, den Verstand zu verlieren. Seine Gefährtin schlug die Augen auf.

Er fiel neben ihr auf die Knie: „Miyaki...“ Vorsichtig, unsicher, ob er träume, zog er sie etwas empor.

„Ich…das Kind?“

„Er ist hier“, sagte Kagome rasch: „Es geht ihm gut.“ Sie bückte sich, drückte den Kleinen in den Arm seiner Mutter, ehe sie selbst neben ihr niederkniete.

Sesshoumaru wandte der Familienszene bereits wieder den Rücken zu. Da waren noch die restlichen Drachen. Er begegnete dem Blick des alten Schamanen. Hayao starrte ihn fassungslos an, dann redete er hastig mit der Königin.

„Er hat sie wieder ins Leben zurückgeholt! Hast du das gesehen? Sora, wir haben keine Wahl. Dieser Youkaifürst hat mehr Macht, größere Macht als jeder, von dem ich auch nur gehört habe. Er kann den Tod und das Leben geben.“

„Ich habe es gesehen“, murmelte Sora: „Ich werde versuchen, mit ihm zu reden. Immerhin leben wir noch.“ Sie warf einen Blick auf das Heer des Südens, das regungslos um ihre Drachen stand. Nur die Stahladler kreisten über ihnen.

„Ich komme mit dir, meine Königin.“ Hayao erhob sich, als sie das tat.

Der Anführer des Heeres schien sich ihnen in den Weg stellen zu wollen, ließ sie aber passieren. Er erkannte an der Kleidung, dass sie wohl die höchstrangigen der Drachen waren und nahm an, dass es um die Unterwerfung ging. Drei Meter vor Sesshoumaru knieten sich die beiden wieder nieder.

Yuri kam an die Seite seines Taishou. Sora warf einen Blick hinter die beiden, wo sich das Fürstenpaar aus dem Süden um seinen Nachwuchs kümmerte, die anderen beiden zusahen. Es war so eine idyllische Familienszene, hatte so gar nichts mit den Gerüchten über blutrünstige Youkai zu tun. Sie wagte doch zu hoffen, dass ihre Drachen diesen Tag überleben würden.

Leise sagte sie: „Der Tag ist Euer, Oyakata-sama.“ Herr und Fürst. Damit hatte sie zugegeben, dass die Drachen verloren hatten. Aber wie sollte sie weiter vorgehen? Ihr fiel nichts ein. So sagte sie das Erste, was ihr durch den Kopf ging: „Ich bin Sora, die Königin der Drachen. Ich bitte Euch, die Drachen zu verschonen, die noch am Leben sind. Ich…Ihr könnt mich als Geisel haben, um für sie zu bürgen.“ Sie sah etwas auf.

Yuri schüttelte ein wenig den Kopf: „Du wagst es, dem Taishou etwas anzubieten, was er sowieso schon besitzt?“

Sie war für einen Augenblick verwirrt, ehe sie begriff, dass der Hundeprinz Recht hatte. Sie gehörte Sesshoumaru, ebenso wie es alle Drachen taten. Auf Leben oder Tod oder was auch immer. „Verzeiht...daran dachte ich nicht, “ gab sie zu.

Der Schamane beschloss einzugreifen. Ganz offenbar war die Königin voll guten Willens, aber unerfahren in solchen Verhandlungen. Nun, dachte er ein wenig zynisch, er hatte auch noch nie um das Überleben des Volkes verhandelt. Aber wenn Sesshoumaru wirklich alle Drachen tot sehen wollte, hätte er schon längst den Befehl dazu erteilen können. „Oyakata-sama...“ meinte Hayao daher langsam: „Uns ist bewusst, dass Ihr nun unser Gebieter seid. Bitte sagt, was Ihr beschlossen habt.”

Akamaru kam heran: „Ich danke dir, Taishou. Ich wusste nicht, dass Tensaiga solche Macht besitzt.“ Er warf einen Blick auf die Drachenkönigin: „Die miko ist tot.“

„Cho?“

„Ich habe sie nicht nach ihrem Namen gefragt.“

„Verzeiht, Akamaru-sama“, sagte Sora hastig. Was konnte sie nur vorbringen? Wie verhandelte man mit so mächtigen - und desinteressierten - Gegenübern?

Auch Inuyasha trat nun neben seine Cousins, seinen Bruder, während Kagome sich um Miyaki und den Kleinen kümmerte.

Sesshoumaru betrachtete die Drachen, die ihn alle anstarrten, dann wanderte sein Blick zu den beiden vor ihm. Vor fünfhundert Jahren hatte der damalige Drachenkönig seinem Vater gesagt, dass er gewonnen hatte. Fünfhundert Jahre war Frieden gewesen. Für einen Augenblick stieg in ihm das Bild auf, wie Shiro vor Daiki knien würde, hätten die Drachen gewonnen. Was hatte der Schamane gesagt? Er solle sagen, was er beschlossen hatte? Er hatte noch gar nichts beschlossen. Die Drachen auszurotten empfand er als keine Lösung. Es war ein uraltes, magisches Volk und es erschien ihm wie ein Frevel, Izanagis Geschöpfe vom Erdboden zu tilgen. Aber nochmals Krieg sollte und durfte es nicht geben.

Er hatte eine Idee. Daiki und sein goldenes Zeitalter der Drachen. Die letzte Prophezeiung….Ja. Das wäre eine Lösung. Allerdings müsste man eine Sicherung einbauen. Die Drachen sollten keinen Krieg mehr gegen ihn führen können.

Hayao unterdrückte ein Seufzen. Diese vier Hunde sahen ihn und Sora einfach an. Aber er konnte unmöglich noch einmal nachfragen, was jetzt käme. Ganz offenkundig war der Herr der Hunde noch nicht mit seinen Überlegungen fertig.

„Schamane.“

„Oyakata-sama?“ Er verneigte sich.

„Wie ist dein Name?“

„Hayao.“

„Setze unverzüglich einen Vertrag auf. Ich nehme Sora mit mir, als meine Nebenfrau.“ Er bemerkte den raschen Seitenblick, den Akamaru auf ihn warf. Natürlich dachte dieser an seine Zwillingsschwester. Aber er sagte nichts. Das Recht Konkubinen zu haben stand jedem Fürsten zu. Und der Herr der Hunde hatte Miyaki gerade wieder ins Leben geholt.

Sora schluckte. Aber sie wusste, dass sie keine Wahl hatte. Und wenn damit das Drachenvolk überleben durfte, hatte sie kein Recht, sich zu weigern. Nun, sie hatte keine Möglichkeit sich zu weigern. Er hätte sie auch einfach so mitnehmen können. Mit Vertrag und als offizielle Nebenfrau war ihr immerhin ein angemessener Unterhalt zugebilligt, ein legitimer Rang. So senkte sie nur den Kopf: „Ich...ich fühle mich geehrt...“ Jahrhundertelange höfische Erziehung bot ihr Halt in dieser Lage.

Der Schamane nickte: „Ich setze den Vertrag sofort auf, Oyakata-sama. Wünscht Ihr besondere Bedingungen?“

„Nein. Ich werde euch dann unterrichten lassen, was genau mit euch geschehen soll.“

Hayao erhob sich hastig und kehrte zu den Drachen zurück, wo seine Tasche lag. Zum Glück hatte er dort Schreibutensilien dabei. Aus dem Schloss hätte man kaum mehr etwas holen können. Die Youkiexplosion, die der Fürst aus dem Süden da hingelegt hatte, war zu gewaltig gewesen.

Sora blieb, wo sie war. Aber sie betrachtete den Inu no Taishou, als ob sie ihn zum ersten Mal sah. Bislang war er ein Youkai für sie gewesen, mächtig und schreckenerregend, dazu der Sieger dieses Krieges, der Mörder Daikis, vielleicht der Mörder ihres ganzen Volkes. Jetzt, da sie wusste, dass sie mit ihm verheiratet werden würde, sah sie in ihm eine einzelne Person, einen jungen Mann. Er sah anders aus als ein Drache, war aber nicht so eine Schreckgestalt, wie sie noch heute früh angenommen hätte. Seine Hand hatte ebenso Krallen, wie die eines Drachen in Menschenform und sie schauderte bei dem Gedanken, dass sie sie berühren würde. Fast zögernd blickte sie zu den beiden Frauen. Die Hundefürstin mit dem Welpen im Arm, der Herr des Südens, der so offenkundig um seine Gefährtin getrauert hatte….Waren Youkai doch nicht solche eiskalten, brutalen, blutdürstigen Monster, wie es immer hieß? Als ihr Blick auf den Hanyou fiel, schien es ihr, als betrachte er sie ein wenig mitleidig. Konnte sich ein Youkai überhaupt vorstellen, wie sie sich gerade fühlte?

Inuyasha konnte es, aber er wusste auch, dass sie so oder so eine Geisel war, um die Drachen ruhig zu stellen. So bekam sie immerhin einen gewissen Rang. Sesshoumaru schien den Krieg beenden zu wollen, aber nicht die Drachen demütigen, in dem er ihre Königin in ein einfaches Dienstmädchen verwandelte. Er drehte sich um, ging wieder zu Kagome und Miyaki. „Ist alles in Ordnung?“

„Ja, danke.“ Miyaki lehnte ein wenig müde an Kagome, sah aber glücklich auf den Welpen: „Ich glaube, er wird recht stark werden.“

„Sag mal, Inuyasha, habe ich da gerade richtig gehört? Sesshoumaru will diese Drachenkönigin heiraten? Was soll das denn? Er hat doch Shiro!“ Kagome redete leise, klang aber zornig.

„Er will sie als Geisel haben.“

„Das könnte er auch anders machen. Schön, Mittelalter und so, aber...“ Das Mädchen aus der Neuzeit holte tief Luft: „Also, ich weiß, was ich dir erzählen würde, kämst du mit einer Nebenfrau daher.“

Inuyasha musste grinsen: „Ja, dann würdest du eine gewisse Kette wieder in Aktion bringen, oder? Mein armer Rücken. Aber das ist etwas anderes. Es ist sicher nur einfach so, damit sie einen gewissen Rang hat. Immerhin war sie die Königin der Drachen. Ich glaube nicht, dass er mit ihr…na, du weißt schon.“

„Trotzdem.“

„Es ist sein Recht.“ Miyaki sah sie an: „Ich bin mir auch bewusst, dass Akamaru-sama das jederzeit tun könnte. Mehrere Frauen zu haben ist doch keine Sache der Moral, sondern der Macht und des Reichtums.“

„Mittelalter!“ Kagome seufzte. Erst seit 1870 waren solche Ehen in Japan verboten worden. Bei Menschen. „Ich weiß, ich weiß. Aber in fünfhundert Jahren sieht das eben anders aus. Andererseits kann ich mir auch vorstellen, dass es für diese Königin nicht gerade einfach ist, vom Sieger übernommen zu werden.“

„Hätte Daiki gewonnen, wäre uns das Gleiche passiert“, erinnerte Miyaki: „Er sagte schon, dass er dann mit mir und Shiro…Er wusste ja nicht, dass du auch da bist. Und er hätte uns kaum geheiratet.“

„Einfach toll. Ihr meint also, dass das das beste Angebot war, das Sesshoumaru machen konnte? Na, hoffentlich sieht das Shiro auch so.“
 

Der Herr der Hunde sandte einen Youkai mit der Nachricht, dass sie gewonnen hätten und Miyaki einen Jungen habe, in das Schloss des Südens, mit dem Befehl, Shiro und Myu sollten unverzüglich in den Westen heimkehren.
 

Hayao kehrte mit dem Vertrag zurück, kniete höflich nieder, ehe er ihn hinstreckte. Yuri nahm ihn und gab ihm dem Fürsten der westlichen Gebiete weiter.

Sesshoumaru warf einen kurzen Blick darauf: „Einverstanden. Das Heer bleibt einstweilen hier, bis ich entschieden habe, was mit dem Drachenvolk geschehen soll. Hayao, du bist der Schamane. Dir wird es sicher gelingen, dein Volk soweit zu beruhigen.“

„Wie Ihr wünscht, Oyakata-sama. Darf ich Euch etwas fragen?“ Und da der Kopf leicht geneigt wurde: „Darf ich…darf ich meinem Volk sagen, dass ihr genaues Schicksal noch unbekannt sein mag, sie aber am Leben bleiben dürfen?“

„Ja.“

Hayao und Sora atmeten auf. Die Königin meinte leise: „Ich…bevor ich mit Euch gehe…ich sollte mir noch Kleidung…“

„Ich fürchte, aus dem Schloss etwas zu holen, dürfte ein Problem sein“, meinte Akamaru, der das ja zerstört hatte.

„Ich bin durchaus in der Lage, meiner Konkubine angemessene Kleidung zu besorgen.“

Sora wusste, dass das ein Tadel war: „Verzeiht. Es lag mir fern, Euch beleidigen zu wollen.“

„Gehen wir.“
 

Shiro und Myu warteten vor dem Schloss im Westen ein wenig unruhig. Sie waren beide sehr neugierig auf Miyakis Welpen. Es war das erste Baby in der Familie seit Inuyashas Geburt und den hatte ja keiner von ihnen als Neugeborenen gesehen. Überdies war er ein Hanyou. Als sie spürten, wie Portale geöffnet wurden, drehten sie sich um. Beide waren mehr als froh, Akamaru mit Miyaki und etwas Kleinem im Arm zu sehen.

Myu machte einen Satz hinüber, Shiro kam etwas langsamer nach.

„Ein Erbe, wie schön für dich, mein Bruder“, sagte sie höflich, ehe sie zu ihrer Schwägerin sah: „Dir geht es gut, Miyaki?“

„Ja, wieder. Seht her. Er heißt Katsumaru.“ Sie zeigte stolz den kleinen Welpen. Erst in sechs Wochen würde er genug Youki besitzen, dass man ihn zum ersten Mal in seine Menschenform überleiten konnte.

„Shiro.“

Die Angesprochene drehte sich hastig um, verneigte sich. Sie hatte vollkommen übersehen, dass ihr Gefährte ebenfalls angekommen war. Und wer war die blauhaarige Frau neben ihm? Eine Drachin?

„Das ist Sora, die Königin der Drachen. Und meine Nebenfrau.“

Shiro war zu selbstbeherrscht, um ihren Schock zu zeigen. Für einen Augenblick hatte sie jedoch das Gefühl, etwas steche durch ihr Herz, ehe ihre nüchterne Logik wieder einsetzte. Erstens war es sein Recht, eine Konkubine zu nehmen, ihr Vater hatte es auch getan. Zweitens war das die Drachenkönigin und sicher eine wertvolle Geisel. Drittens hatte er ihr einen gewissen Rang geben müssen, um nicht die Drachen zu beleidigen, in den nächsten Krieg zu treiben. So sah sie zu Sora, die sie nervös musterte. Nun, im umgekehrten Fall, wäre sie selbst zu den Drachen verschleppt worden, wäre sie ebenso unruhig gewesen. Dementsprechend wandte Shiro den Kopf: „Haushofmeister, besorge ein Zimmer in meinem Trakt für die Konkubine des Fürsten. - Tamiko, sorge dafür, dass sie eine Zofe bekommt und angemessene Kleidung. Und zeige ihr, wo das Bad ist, falls sie baden will.“

Der Haushofmeister eilte heran, verneigte sich vor der Drachin: „Wenn Ihr mir folgen würdet...“

Sesshoumaru wartete, bis Sora weg war, ehe er zu seiner Gefährtin trat, ihr die Hand auf die Schulter legte: „Deine Selbstbeherrschung ist wirklich bemerkenswert. Aber du hast völlig Recht, meine Fürstin. Komm in mein Arbeitszimmer. Wir müssen uns beraten.“ Er wandte den Kopf.

Inuyasha und Kagome waren von Yuri mitgebracht worden, der gerade von Myu freudig begrüßt wurde: „Yuri-sama, ich freue mich, dass dir nichts passiert ist! Hast du Miyakis Baby gesehen? So ein süßer, winziger Welpe. Ich wollte, ich könnte auch einen haben.“

Inuyasha hatte nur mit einem halben Ohr zugehört und meinte prompt zuvorkommend: „Ich kann dir ja gern dabei helfen.“

Im nächsten Moment stand Yuri dicht vor ihm: „Das wirst du ganz sicher nicht tun!“

„Äh? Was?“

„Nein, das wird er nicht tun“, ergänzte Kagome und funkelte ihren Gefährten an.

Erst jetzt begriff Inuyasha, was er da gesagt hatte und erklärte hastig: „Nein, das …so meinte ich das doch nicht. Vergesst es!“

„Kommt“, sagte der Schlossherr und nahm seine Hand von Shiro, die erleichtert war, dass ihre Vermutung richtig gewesen war. Die Drachenkönigin sollte wohl wirklich nur als Unterpfand dienen, dass die Drachen sich ruhig verhielten. Sie war neugierig, was dort geschehen war, wie die Kämpfe abgelaufen waren. Und natürlich, was jetzt mit den Drachen werden sollte.
 

Der Haushofmeister hatte der neuen Frau des Fürsten ein Zimmer gezeigt, das Tamiko mit ihr betrat: „Falls du irgendetwas benötigst, Sora-sama, sage es mir. Ich werde dir Rin schicken, sie soll deine Zofe sein, dir Kleidung mitbringen. Sie wird dir dann auch das Bad zeigen.“

Die Drachin nickte nur. Sie hätte keinen Ton mehr herausgebracht. Als sie allein war, ließ sie sich zu Boden sinken. Zum ersten Mal gab ihre Anspannung nach, und sie erfasste das volle Ausmaß der Katastrophe, die sie heute getroffen hatte. Daiki! Sie konnte nicht verhindern, dass große, grüne Tränen über ihr Gesicht liefen. Daiki, ihr geliebter Daiki, war tot. Und sie mit seinem Mörder verheiratet, ein Opfer, um wenigstens das Drachenvolk am Leben zu lassen. Wie sollte sie das nur durchhalten? Oh, Daiki, dachte sie, warum nur warst du so auf diese Prophezeiung aus? Frieden für die Drachen? Nun, vielleicht mag es jetzt so kommen, aber um welchen Preis. Du bist tot und ich….Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht.
 

*****************************************************
 

Arme Sora, zumal sie immer noch nicht sicher ist, dass sie nicht als Haupspeise beim Abendessen endet.

Das nächste Kapitel : Die letzte Prophezeiung berichtet von der Entscheidung des Hundeclans über die Drachen.
 

Wer so nett ist, mir einen Komentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Die letzte Prophezeiung

Sora hat einiges vor sich....
 

11. Die letzte Prophezeiung
 

Die Drachenkönigin nahm sich mühsam zusammen. Sie war das Opfer, ja. Aber das Volk der Drachen würde überleben können. Und das war schon einmal viel wert. Damit musste sie zufrieden sein.

Sie sah auf, als die Tür beiseite geschoben wurde. Ein jugendliches Menschenmädchen kam herein, Kleidung über dem Arm, kniete nieder: „Sora-sama, ich bin Rin. Ich soll Euch zur Hand gehen.“

Ein Mensch. Wollten sie die Youkai beleidigen? Oder hatte das einen anderen Grund? „Hast du denn schon einmal als Zofe gearbeitet?“

„Ja, bislang war ich bei Shiro-sama.“

Bei Shiro? Die Fürstin schickte ihre eigene Zofe ihrer Rivalin? Ob dieses Menschenmädchen sie ausspionieren sollte? Vergiften sollte? Sora nahm sich vor, achtsam zu sein, auch, wenn das vielleicht siebzehnjährige Mädchen sie freundlich ansah: „Dann…dann möchte ich baden.“

„Natürlich. Kommt Ihr bitte? Das hier sind Kimono. Tamiko sagte, sie dürften Euch passen.“
 

Sora beruhigte sich im heißen Wasser.

Die Youkai behandelten sie bislang nicht unfreundlich. Aber nun gut, sie war hier ja doch die Nebenfrau des Fürsten. Zwar keine Königin mehr, aber immerhin. Und ihr war klar, dass sie im Rang unter der Gefährtin des Fürsten war. Wenn Shiro etwas wollte, müsste sie gehorchen. Sie konnte nur hoffen, dass diese nicht zornig oder eifersüchtig wäre. Im umgekehrten Fall, hätte Daiki gewonnen, wäre sie sicher ärgerlich gewesen, wenn er sich mit den Hundefürstinnen vergnügt hätte. Allerdings, gab Sora zu, bestand ein großer Unterschied. Sesshoumaru hatte sie nicht einfach mitgenommen, wie es Daiki getan hätte, sie nicht einmal als Dienerin eingestuft, sondern ihr einen offiziellen Rang gegeben. Sie musste eben versuchen, das Beste aus ihrer Lage zu machen. Immerhin war ihr Volk gerettet, konnte überleben.

Sie richtete sich etwas auf, als die Tür beiseite geschoben wurde. Das Menschenmädchen kam herein: „Verzeiht die Störung, Sora-sama, aber Ihr sollt in das Zimmer der Fürstengefährtin kommen.“

Das ging ja schon gut los, dachte die Drachin. Nicht einmal baden durfte sie in Ruhe.

Das Mädchen mochte sehen, dass sie zögerte, denn es ergänzte: „Befehl von Sesshoumaru-sama. Soll ich Euch helfen?“

„Ich komme dem Befehl des Fürsten unverzüglich nach.“ Sora bemühte sich um Sachlichkeit, auch, wenn sie ein seltsames Gefühl bekommen hatte. Sie hatte damit gerechnet, dass er sie in sein Schlafzimmer befehlen würde - wie es bei Drachen üblich wäre - oder aber sie in ihrem Zimmer aufsuchen würde. Aber die Räume der Gefährtin für die erste Nacht mit einer Konkubine auszuwählen erschien ihr irgendwie unpassend. Oder war das unter Youkai so üblich? Sollte so gezeigt werden, wer welchen Rang unter den Frauen einnahm? Sie trocknete sich ab, bürstete ihr Haar. Immerhin war das doch ihre Hochzeitsnacht und irgendwie wollte sie hübsch aussehen.

Sie erwartete, dass ihre neue Zofe, diese Rin, ihr den Kimono reichen würde, aber die sah nur in Nichts. So nahm sie ihn. Das Mädchen zuckte so zusammen, dass sie ihr nicht böse sein konnte: „Hast du geträumt?“

„Oh, ja, verzeiht, Sora-sama.“ Rin wurde sehr verlegen: „Ich…ich habe gerade vom Garten geträumt.“

Die Drachenkönigin kannte solche Reaktionen von den menschlichen Dienerinnen aus ihrem heimatlichen Schloss und neckte unwillkürlich: „Vom Garten oder vom Gärtner?“

Rin wurde glühend rot.

Sora verstand und wandte sich mit gewissem Lächeln ab.
 

Die Drachin wurde zu den Räumen der Fürstin geführt. Shiro saß an der Wand, blickte aber auf. Sora verneigte sich höflich. Sie wusste, dass sie auf das Wohlwollen der Gefährtin angewiesen war, sollte ihr Leben auch nur einigermaßen ruhig sein. Gewöhnlich wurde die Hauptfrau aus dynastischen Erwägungen gewählt, die Nebenfrauen eher aus Zuneigung und das schützte die Konkubinen vor der Gefährtin. Aber in diesem Fall?

„Setz dich dort an die Wand, Sora, mir gegenüber“, meinte Shiro. „Er wird gleich kommen.“ Sie wusste, was die Familie - und natürlich Sesshoumaru - beschlossen hatten, aber es wäre unziemlich gewesen, dem Fürsten vorzugreifen. Sie sah allerdings, dass die Drachin aufgeregt, nervös war. Verständlich. Sie konnte sich ausmalen, wie sie sich gefühlt hätte, wäre sie zu Daiki befohlen worden. Etwas wie weibliches Zusammengehörigkeitsgefühl ließ sie sagen: „Du brauchst dich nicht aufzuregen, Sora. Es wird nicht so furchtbar, wie du denkst.“

„Danke, Shiro-sama.“ Die Drachin verwendete absichtlich die Höflichkeitsanrede. Shiro schien sie freundlich behandeln zu wollen und wenn es nach ihr ginge, sollte es auch dabei bleiben. „Ich bin mir bewusst, dass am Ende eines solchen Krieges der Sieger alles bekommt. Auch die Frauen.“

„Ja.“ Shiro musterte sie: „Aber ich bin mir sicher, mein Schicksal im umgedrehten Fall wäre…unwürdiger.“

„Daiki hätte Euch nie zu seiner Frau gemacht, Euch keinen offiziellen Rang gegeben, ja.“ Sora sah zu Boden.

„Nicht nur das.“ Aber Shiro wusste, dass sie nicht mehr sagen durfte.
 

Die Tür wurde beiseite geschoben und Sesshoumaru trat ein. Ihm entging das unwillkürliche Zusammenzucken der Drachin nicht, ehe sie sich verbeugte. Shiro neigte etwas den Kopf. Beide Frauen beachteten ihren Rangunterschied. Er ging quer durch den Raum, ließ sich dort nieder.

„Sora, was das Volk der Drachen betrifft, habe ich eine Entscheidung getroffen.“ Sie hielt unwillkürlich den Atem an. „Im Südwesten von hier liegen die Inseln von Le-chan-po. Dort leben nur wenige Menschen, keine Youkai. Die Inseln stehen unter dem Schutz von Izanagi selbst. Dort kann das Volk der Drachen abgeschieden unter Bannkreisen in Frieden seinen Wissenschaften nachgehen. Die Menschen dort sind an Magie gewöhnt.“

„Das goldene Zeitalter der Drachen…“ murmelte Sora schmerzlich, ehe sie sich zusammennahm: „Das ist sehr wohlwollend von Euch, Oyakata-sama. Darf ich...darf ich fragen, welcher Youkai Euer Stellvertreter sein wird, die Drachen beherrschen wird?“

„Kein Youkai. Ich sagte doch, das Volk der Drachen. Aber im Laufe der letzten Jahrtausende haben immer wieder Drachenkönige Krieg gegen Youkai geführt. Das soll nicht mehr vorkommen. Nie wieder soll es Krieg geben zwischen unseren Völkern. Darum wird es nur noch eine Drachenkönigin geben. Dich, Sora.“

Sie starrte ihn an, ehe sie sich auf die Grundregeln der Höflichkeit besann und den Kopf neigte. „Ihr…Ihr meint, ich darf zurück zu meinem Volk?“ Das war kaum zu fassen.

„Ja.“

„Aber…verzeiht, Sesshoumaru-sama…ich dachte…Nebenfrau...?“ Sie fand keine Worte.

„Ja. Und daher bist du mir zu Treue und Gehorsam verpflichtet.“

Das stimmte. Sora atmete tief durch. Das klang viel besser als alles, was sie befürchtet hatte. „Euer Wille soll geschehen. Ihr seid der Gebieter. Aber...darf ich Euch eine Frage stellen?“ Da er schwieg, fuhr sie fort: „Auch Drachen leben nicht ewig. Wenn ich…wenn ich sterbe, wer soll dann die Drachen regieren? Ich glaube nicht, dass ich ein Kind von Euch empfangen kann.“

„Nein. Drache und Youkai würde niemals gehen. Aber ich habe nicht den Wunsch, grausam zu dir zu sein. Du bist meine Konkubine, aber du darfst dir jeden Drachen als Liebhaber nehmen, den du willst. Deine älteste Tochter wird eines Tages die neue Königin sein. Und sie wird wieder die Nebenfrau des Inu no Taishou sein. Meine oder die meines Sohnes. Das ist die Bedingung.“

„Wie Ihr befehlt.“ Sie hätte nicht geglaubt, zu ihren Drachen zurückzukönnen, dass diese in Frieden und Sicherheit weiterexistieren könnten. Und seine Genehmigung, sich einen Drachen als Liebhaber zu suchen….Seltsamerweise fühlte sie sich dadurch fast beleidigt. Aber auch Daiki hatte ja schon gesagt, dass er nur ungern eine Youkai in den Arm nehmen würde. Umgekehrt war das wohl ebenso.

„Komm zu mir.“

Panik stieg in ihr auf. Sie hatte gerade eben noch geglaubt, er wolle nicht….

Sie wollte gehorchen, wusste, dass sie keine Wahl hatte, aber sie konnte nicht. Ihre Beine versagten ihren Dienst und sie spürte, wie sie zu zittern begann.

Beide Hundeyoukai konnten ihren Angstzustand wittern. Shiro erfasste die Furcht, die Verzweiflung der Drachenfrau nur zu gut. Als sie den verständnislosen Blick ihres Gefährten bemerkte, empfand sie schlichte Wut. Männer! Für einen Augenblick trennte sie ein tiefer Graben von ihm. Glaubte er etwa wirklich, nur weil er politisch großzügig mit den Drachen umgegangen war, diesen eine sichere Zukunft bot, hätte Sora vergessen, dass er heute ihren Gefährten getötet hatte? Oder auch nur, dass er für sie ein Fremder war, ein Kriegsgegner? Sie selbst wusste, wie sie sich gefühlt hätte, hätte im umgekehrten Fall der Drachenkönig ihr einen solchen Befehl erteilt.

Sesshoumaru bemerkte den geradezu giftigen Blick, den Shiro auf ihn warf und verstand noch weniger. Was hatten die beiden denn nur? Er hatte doch absolut alles getan, um den Drachen entgegen zu kommen. Dann erst begriff er. Die beiden nahmen doch nicht wirklich an, er wolle … „Sora, komm zu mir, “ wiederholte er: „Du brauchst keine Angst zu haben.“

Die Drachenkönigin wusste, dass sie gehorchen musste. Immerhin hatte er sie noch nicht bestraft. Mühsam erhob sie sich. Aber ihre Beine zitterten.

„Du hältst Youkai immer noch für Monster, nicht wahr? Aber trotz allem, was du dir ausmalst - ich habe nicht die Absicht, die du mir offenbar unterstellst.“ Er sah, wie beide Frauen aufatmeten. „Knie neben mir nieder. Du bist meine Konkubine und diese Tatsache soll sowohl dir als auch jedem Drachen, der dich umarmt, klar sein. So werde ich dir mein Zeichen geben. Es wird wehtun, ein wenig, aber das ist alles.“

Sora gehorchte. Das war nur zu verständlich, wenn er sie zu ihrem Volk zurückkehren ließ, dieses auf eigene Inseln schickte. Aber sie schloss unwillkürlich die Augen, als er die Hand hob, diese seltsam grünlich leuchtete. Und dann spürte sie seine Finger unter ihrem Kimono, an der linken Schulter. Es brannte wie Feuer und sie stöhnte auf. Die Hand wurde zurückgezogen.

„Du darfst in dein Zimmer zurückgehen, Sora.“

Sie öffnete die Augen: „Danke, Sesshoumaru-sama.“ Sie zog den Kimono zurecht. Dort würde sie auch nachsehen, was er da getan hatte. Sie verbeugte sich höflich noch einmal vor ihm, ehe sie aufstand, sich vor Shiro verneigte und erleichtert das Zimmer verließ.

„Danke“, sagte die Hundefürstin.

„Dachtest du wirklich, ich fände Gefallen an einer Drachin?“

„Du bist der Herr. Und ich ..“ Sie brach ab. Sie hatte ihm sagen wollen, dass ihr Vater nach gewonnenen Kriegen ziemlich wahllos unter den Frauen der Besiegten genommen hatte, was immer er fand. Aber ihr Vater war ein Verräter gewesen, und Sesshoumaru hatte ihr schon einmal gesagt, sie solle ihn nie mit ihrem Vater vergleichen. So änderte sie um: „Ich hätte es verstanden. Sie ist eine schöne Frau, glaube ich.“

„Wo du meinen Erben trägst, ich bitte dich, Shiro.“ Er erhob sich: „Ich bringe sie morgen zu den Drachen zurück. Sie sollten in der Lage sein, Bannkreise um die Inseln von Le-chan-po zu bauen.“

„Ja. Das mit diesen Inseln war ein guter Einfall von Myu.“

„Wenn er von Myu war. Möglicherweise hatte Izanagi selbst seine Hand im Spiel. Sie ist sein wahres Geschöpf - und es ist seine Insel.“ Er ging.
 

Shiro lehnte sich zurück und dachte über das lange Gespräch nach, dass die Familie zuvor im Arbeitszimmer des Fürsten geführt hatte. Sie hatten sich alle im Kreis versammelt, sogar der kleine Katsumaru war im Arm seiner Mutter dabei gewesen.

Sesshoumaru hatte begonnen: „Wie ihr wisst, habe ich Sora zu meiner Nebenfrau gemacht. Aus zwei Gründen. Zum einen ist sie so an mich gebunden, aber die Drachen fühlen sich zum anderen nicht gedemütigt. Die Frage lautet natürlich nun, was tun wir mit den Drachen.“

„Wenn du sie umbringen wolltest, wären sie schon tot“, sagte Inuyasha prompt: „Also hast du dir doch schon etwas dabei gedacht.“

„Ja. Es erscheint mir unziemlich, sie auszurotten. Sie sind eine uralte, magische Rasse, wie auch Youkai. Und obwohl es immer wieder zu Kämpfen, ja, Kriegen kam, scheinen wir uns doch recht ähnlich zu sein. Daiki wollte eigentlich nur uns besiegen, um ein Goldenes Zeitalter für die Drachen zu schaffen, seinem eigenen Volk den Frieden zu sichern. Warum er sich dabei so sehr auf diese Prophezeiung verließ, ist mir zwar ein Rätsel, aber er tat es. Und anscheinend waren genug Drachen seiner Meinung, dass sogar im Süden sie ihm folgten. Das bedeutet für mich, wenn diese letzte Prophezeiung erfüllt ist, werden die Drachen nie wieder einen Krieg führen.“

„Und wie stellst du dir das vor, Taishou?“ erkundigte sich Yuri: „Die Drachen leben im Norden und im Süden, sind untereinander schon aufgeteilt, mit unterschiedlichen Lebensgewohnheiten.“

„Man könnte sie zusammensiedeln“, meinte Akamaru: „Wir haben im Süden sehr viele der männlichen Drachen getötet. So oder so werden sich die Drachinnen auch im Norden nach Gefährten umsehen müssen, wollen sie Nachwuchs. Und Kinder sind bei Drachen eine sehr seltene Sache.“

„Du hast Recht.“ Der Herr der Hunde nickte leicht: „Ich will die beiden Drachenvölker vereinen. Und damit sie wirklich ihre Prophezeiung erfüllt sehen, werde ich ihnen vorschlagen, dass wir zusammenarbeiten. Um das gesamte Drachenreich sollen Bannkreise errichtet werden, aus der Magie der Drachen und der Youkai.“ Sein Blick glitt seitwärts, zu Myu und Kagome: „Und der Menschen. Niemand soll mehr ohne die Genehmigung der Drachen - und die meine - in das Drachenreich kommen können.“

„Eine gute Idee, Sesshoumaru-donno.“ Wie stets bei offiziellen Gelegenheiten verwendete Shiro diese Anrede: „Wenn die Drachen annehmen, ihr Goldenes Zeitalter sei angebrochen, die letzte Prophezeiung erfüllt, wird das Drachenvolk selbst gegen einen Krieg sein, gleich, welcher König dann herrscht. Oder ob dieser Krieg will.“

„Das ist natürlich das Risiko“, sagte Yuri: „Es könnte unter den Drachen jemand geben, der so umnachtet ist, dass er für die vergangenen Tage Rache will.“

„Aus diesem Grund werde ich Sora zurückschicken.“ Er bemerkte die irritierten Blicke der Familie: „Sie machte auf mich einen sehr nüchternen Eindruck und ist zudem als meine Nebenfrau zusätzlich zu Gehorsam und Treue verpflichtet.“

Shiro nickte leicht, als sie nun vollkommen seinen Plan begriff. Zum Glück hatte sie so sachlich auf die Ankunft der Drachenkönigin reagiert, sich nicht in seinen Augen als inkompetente Närrin dargestellt.

Akamaru sah kurz seitwärts, zu seiner Gefährtin und seinem Sohn, ehe er meinte: „Aber wo kann das goldene Reich der Drachen entstehen? In ihren angestammten Gebieten kaum, wenn wir die beiden Völker zusammenführen wollen. Siedeln wir sie in unseren eigenen Territorien an, könnte das auch gewisse Rachegefühle am Leben halten. So hätten sie ständig vor Augen, wer ihre eigentlichen Herrscher sind. Selbst, wenn Sora offiziell die Königin ist.“

„Le-chan-po.“

Unwillkürlich blickte die gesamte Familie zu Myu. Die junge Katzenyoukai wurde verlegen, nahm absichtslos Yuris Hand. Aber sie fuhr fort:

„Diese Inseln liegen weit ab. Und dort gibt es ja fast keine Youkai mehr, nachdem dieser Magier, dieser Dai Oya dort herrschte. Andererseits sind die Menschen dort doch durch ihn an Magie gewöhnt.“ Und da ihr noch immer alle aufmerksam zuhörten: „Und, soweit Yuri-sama mir erzählt hat, sind diese Inseln Izanagi-sama geweiht und er hat dort einen Tempel. Das kann die Drachen doch nicht beleidigen.“

„Das ist wahr.“ Sesshoumaru nickte unmerklich.

„Eine gute Lösung. Die tausend Drachen oder wie viele es noch immer sind, werden dort leben können.“ Akamaru dachte kurz nach: „Und da Drachen mit Menschen nicht in Feindschaft leben, dürfte es auch die Menschen nicht stören.“

„Eher weniger.“ Yuri entzog seine Hand sanft seiner Gefährtin: „Ein sehr guter Vorschlag, Myu-chan. Im Gegenteil. Nach ihren Erfahrungen mit Dai Oya und dessen Steuereintreibern sollten die Menschen von Le-chan-po dem Himmel danken, wenn sie nun mit Drachen leben, die sie zum einen gewiss beschützen werden, falls es doch einmal zu Piratenüberfällen kommt, zum anderen aber keinerlei Steuern von ihnen wollen.“

„So sei es.“

Nach dieser Entscheidung des Inu no Taishou drehte sich das Gespräch um die Möglichkeit, die sicheren Bannkreise um die Inseln legen zu können.
 

Sora betrachtete in ihrem Zimmer ihre linke Schulter. Deutlich, eingebrannt, zeigte sich dort der Abdruck einer Hand. Sesshoumaru hatte sie als sein Eigentum gekennzeichnet, eine verständliche Vorsichtsmassnahme, wenn er sie wieder gehen ließ, sie nicht weiter als Geisel behalten wollte. Warum auch immer er so entschieden hatte, warum auch immer die Youkai die Drachen in Frieden leben lassen wollten, auf eigenen Inseln…sie begriff es nicht. Das passte überhaupt nicht mit dem zusammen, was sie stets über die blutrünstigen, wilden Youkai gehört hatte. Aber dazu passte ebenso wenig die Trauer des Herrn des Südens über den Verlust seiner Gefährtin, die Freude der gesamten Familie über den kleinen Welpen.

Waren es etwa immer alles nur Vorurteile gewesen? Was hatten eigentlich die Youkai ihrerseits von Drachen gehalten? Ihr war nicht entgangen, dass sie alle die Drachen mit gewisser Vorsicht behandelt hatten. Liefen vielleicht auch bei den Youkai Gerüchte über die Drachen um? Seltsam. Hatte es zwischen den beiden uralten magischen Rassen immer nur Krieg gegeben, um solcher Missverständnisse willen? Es stimmte schon, dass sie nie miteinander groß geredet hatten. Zumindest hatte sie noch nie davon gehört.

Und jetzt war sie mit einem Youkai verheiratet. Nicht mit irgendeinem, sondern mit dem Anführer. Und sie gab sich zu, dass das besser abgelaufen war, als sie in ihren kühnsten Träumen zu hoffen gewagt hätte.
 

Der Oberste Schamane der Drachen betrachtete sein Volk, dass nur einigermaßen ruhig in der Umkreisung durch das Heer des Südens saß. Natürlich waren sie alle erleichtert, dass sie am Leben bleiben sollten, aber ein so gründlich verlorener Krieg war nicht gerade aufmunternd. Und niemand wusste, wie es der Königin ergehen mochte. Sora genoss einen sehr guten Ruf, jeder Drache im Norden erkannte ihre Autorität an, und sie alle machten sich Sorgen, wie die erbarmungslosen Youkai mit ihr umgehen würden. Und natürlich, was über sie selbst beschlossen werden würde.

Hayao fuhr herum, als er die Ankunft einer mächtigen Aura spüren konnte. Er war kaum im Zweifel, wer da kam. Zu seiner gewissen Überraschung brachte der Inu no Taishou auch zwei weibliche Wesen mit. Eines davon erkannte er erleichtert. Er trat näher, ohne dass die Youkai aus dem Süden ihn hinderten, verneigte sich höflich: „Oyakata-sama…“ Er kniete nieder, wie es sich ziemte, nicht jedoch, ohne einen etwas besorgten Blick auf seine Königin zu werfen. Sie schien unverletzt, ruhig.

Sora bemerkte den Blick und nickte ein wenig lächelnd.

Der Schamane war beruhigt. Das sah weder so aus, als würde das weitere Leben für die Drachen unerträglich sein, noch dass man ihr etwas Arges angetan hätte.

Sesshoumaru sagte sachlich: „Meine Entscheidung für das Volk der Drachen lautet: die beiden Völker werden gemeinsam auf die Inseln von Le-chan-po gebracht. Dort gibt es nur äußerst wenige Youkai, wenn überhaupt noch, und wenige Menschen. Dort kann das Volk der Drachen vor der Welt verborgen hinter Bannkreisen seinen Wissenschaften in Frieden nachgehen. Sora wird dir erklären, wie das genau ablaufen soll.“

Hayao sah ein wenig verwundert zu seiner Königin, richtete seine Aufmerksamkeit aber wieder hastig auf den Herrn der Hunde, da dieser fortfuhr:

„Solche Bannkreise zu erschaffen vermögen sowohl Youkai als auch Drachen. Um das Drachenvolk auch in Zukunft unbehelligt vor Menschen zu lassen, soll Myu mit euch gehen, bis die Bannkreise errichtet sind. Ihre Magie ist die der Menschen und so sollte es in Verbindung mit deiner Magie und der deines Volkes möglich sein, das Drachenvolk sicher leben zu lassen.“

Jetzt war der Schamane endgültig verwirrt. Zögernd blickte er zu der jungen Katzenyoukai, die ein wenig verlegen schien: „Oyakata-sama, “ brachte er hervor: „Ich möchte um aller Himmel willen Euch nicht kritisieren, aber….aber Myu-hime ist doch ein Mitglied Eurer Familie. Wollt Ihr sie wirklich mit uns schicken?“

„Auch Sora ist ein Mitglied meiner Familie und ich schicke sie mit euch. Und was Myu betrifft…Myu, zerstöre dort die Ruinen des Schlosses.“

Die junge Katzenyoukai begriff nicht so ganz, aber sie hob die Hand, setzte die zerstörerische Energie frei, die ihr Izanagi-sama verliehen hatte.

Nicht nur Hayao rang nach Luft, als die Ruinen zerschmettert wurden. Und er erkannte, dass diese kleine Youkai Menschenmagie in ungeahntem Ausmaß besaß. Ja, doch. Damit würde er in der Lage sein, gemeinsam mit den anderen Schamanen sichere Bannkreise zu erschaffen. Und zugleich hatte der Inu no Taishou damit zeigen lassen, dass man seine Verwandte besser in Ruhe lassen sollte, die Drachen sie nicht ihrerseits als Geisel nehmen konnten. Aber Moment. Was hatte er da gesagt? Sora würde ebenfalls mit den Drachen gehen? Er sah fragend zu seiner Königin.

Diese nickte: „Der Befehl des Herrn der Youkai lautet, dass ich weiterhin die Königin der Drachen bin, mit euch nach Le-chan-po kann.“

„Sag das deinem Volk!“ befahl Sesshoumaru knapp.

Hayao gehorchte sofort. Das klang alles fast zu schön, um wahr zu sein. Das Goldene Zeitalter der Drachen würde anbrechen, sie in Ruhe hinter Bannkreisen leben können, sogar unter der Herrschaft ihrer eigenen, geborenen Königin. Endlich würde Frieden sein. Ob Daiki-sama das wohl so gewollt hatte? Hatte er noch erkannt, dass er selbst zwar sterben müsste, aber das Volk der Drachen in Sicherheit war? Wie er es gewollt hätte, würde Daiki-sama in die Drachenlegenden eingehen, als der König, der für das Volk der Drachen das Goldene Zeitalter eröffnet hatte.

Sesshoumaru drehte sich ein wenig, legte die Hand unter Soras Kinn, um sie zu zwingen, ihn anzusehen: „Dann geh mit deinen Drachen. Wenn die Bannkreise errichtet sind, soll Myu unverzüglich zurückkehren.“

„Wie Ihr befehlt, Sesshoumaru-sama.“ Sora erkannte, dass er sie küssen wollte, zuckte unwillkürlich zurück.

„Es ist unziemlich, mich vor deinen Drachen in Verlegenheit zu bringen“, kam prompt der Tadel.

Das stimmte und so schloss sie die Augen, spürte nur kurz, fast sanft, seine Lippen auf den ihren. Mit dieser Geste demonstrierte er vor allen Drachen noch einmal ihren eigenen Rang als seine Nebenfrau. Ein kleiner Preis, für den Beginn des Goldenen Zeitalters.
 

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So wäre also alles in Ordnung?

Aber Yuri wird Recht behalten. Im nächsten Kapitel: Zukunftspläne, wird sich erweisen, dass die von jemandem ganz anders aussehen, als von allen anderen.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, schicke ich, wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Zukunftspläne

Es ging euch zu einfach?

Wer sagt denn, dass Daiki mit seiner Meinung recht hatte und er tatsächlich der mächtigste aller Drachen war? Da gibt es noch jemand anderen, dem er aus dem Weg ging.

Aber jeder hat so seine Pläne für die Zukunft...
 

12. Zukunftspläne
 

Auf den Inseln von Le-chan-po standen zwei junge Frauen im Garten des Schlosses, das vor wenigen Jahren von Dai Oya für sich erbaut worden war. Nun war dies seit vierzehn Tagen der Sitz der Drachenkönigin. Sora blickte seitwärts zu ihrem Gast.

„Ich hörte von Hayao-sama, dass ihr mit den Bannkreisen schon recht weit seid, Myu-hime.“

Die junge Katzenyoukai nickte: „Ja. Es geht sehr gut. Ich muss nicht einmal alle meine Magie benutzen. Die Schamanen der Drachen sind sehr mächtig.“

„Natürlich“, sagte die Drachenkönigin prompt, ehe sie fortfuhr: „Immerhin hatte Sesshoumaru-sama damit recht, dass sich die Menschen hier mit uns abfinden werden.“

„Sie wären Idioten, täten sie es nicht“, erwiderte Myu sofort: „Yuri-sama hat mir erzählt, dass dieser Dai Oya sehr hohe Steuern eintrieb und ein böser Magier war. Ihr verlangt von den Menschen keine Steuern.“

„Nein. Und nachdem sie erst begriffen hatten, dass Drachen keine Menschen fressen….“ Sora dachte an die ersten panischen Reaktionen: „Inzwischen haben die Kinder der Menschen bereits herausgefunden, dass sie mit unseren Kindern spielen können. Immerhin können schon kleine Drachen in ihrer wahren Gestalt fliegen. Ich glaube, in wenigen Jahren haben die Menschen vergessen, dass wir zuvor hier nicht lebten. Menschen leben so kurz und vergessen noch eher.“

„Ja. - Sora-sama, ich habe gehört, es leben jetzt sogar Drachen auf der Wilden Insel, wo nie zuvor jemand wohnte.“ Immerhin war sie selbst dort gestrandet gewesen, als Yuri, Sesshoumaru und Shiro sie gefunden hatten.

„Die Drachen aus dem Süden, ja. Sie leben lieber jeder für sich und so hatten sie am meisten Platz.“ Die Drachenkönigin nickte leicht: „Es wird wirklich Frieden sein. Ich hoffe inständig, diesmal für immer.“

„Bestimmt“, versicherte Myu: „Yuri-sama sagte das.“

„Er ist aber nicht der Herr der Youkai.“

„Du bist mit dem Taishou verheiratet und vertraust ihm nicht?“

Sora überlegte kurz, wie sie das einem Familienmitglied sagen sollte: „Ich habe ihn nur sehr wenig gesehen.“ Mehr ging selbst die Prinzessin nichts an.

Myu wies herum: „Diese Insel, diese Bannkreise werden euch schützen. Und die Familie hat sogar immer mich beschützt, als Katze, ehe ich die Gefährtin von Yuri-sama wurde. Hundeyoukai schützen, aber sie vernichten nicht.“

Das klang so überzeugt, dass die Drachenkönigin ihr Glauben schenkte. „Ich wollte weder den Fürsten noch deine Familie beleidigen. Ich…nun, wir Drachen sind uns bewusst, dass das auch anders hätte ausgehen können. Und so wird unser Leben ruhig sein, endlich nur noch unsere Wissenschaften uns beschäftigen.“

„Was sind denn so Drachenwissenschaften?“ Myu war neugierig.

„Wetterkunde, schon wegen dem Fliegen. Und natürlich magische Fähigkeiten zu verbessern, Bannkreise zu erschaffen. Aber auch die Lehre der Elemente.“

„Was ist das?“ Davon hatte sie doch schon einmal etwas gehört? Aber im Moment fiel es ihr nicht ein.

„Es gibt fünf Elemente. Erde, Feuer, Metall, Holz und das Wasser. Sie gehören zusammen, sind aber auch getrennt. Sie beeinflussen sich gegenseitig, sind anders und doch ähnlich. Das ist das größte Rätsel und beschäftigt die Gelehrten meines Volkes schon seit sehr langer Zeit. – Was haben denn Youkai für Wissenschaften?“

„Yuri-sama beschäftigt sich mit dem Bergbau. In dem Gebirge gibt es viele Bodenschätze und Menschen nutzen sie. Und er hat mir einen wunderschönen Garten geplant und anlegen lassen. Akamaru-sama und Miyaki beschäftigen sich mit Dichtern und sie wollen die Lage für die menschlichen Bauern verbessern.“ Myu dachte nach: „Akamaru-sama hat sogar sich von Kagome eine Sense aus ihrer Zeit mitbringen lassen.“

„Aus ihrer Zeit?“

„Oh.“ Hätte sie das nicht sagen dürfen? Aber sie ergänzte rasch: „Kagome ist die Gefährtin von Inuyasha.“

„Ja, das habe ich mitbekommen. Also beschäftigen sich Youkai mehr damit, was nützlich ist, auch für die Menschen? Erstaunlich. Das hätte ich ...“ Sora brach ab. Sie konnte einer Youkai doch nicht sagen, dass sie bis vor wenigen Tagen in Wesen ihrer Art nur blutdürstige Monster gesehen hatte. So änderte sie um: „Und was ist dein Interesse?“

„Ich weiß nicht.“ Myu zuckte ein wenig die Schultern: „Ich bin noch nicht sehr lange Prinzessin, weißt du. Ich muss noch sehr viel darüber lernen. Danach werde ich sehen, was ich mag.“
 

Kagome suchte Rat bei ihrer Schwägerin. Ein bisschen zögernd ließ sie sich nieder. Wenn Shiro den kostbaren Kimono einer Fürstin trug, fühlte sich das Mädchen aus der Neuzeit immer ein wenig an den Rangunterschied erinnert. Trug Shiro Männerkleidung und Schwert, empfand sie sich eher als gleichrangig. Aber das war wohl im Augenblick unmöglich. Selbst der weite Kimono verbarg kaum noch, dass Shiro in anderen Umständen war. Seltsam. Kagome lächelte ein wenig. Vor fünf Jahren, oder sechs, hätte sie sich nicht vorstellen können, dass Sesshoumaru je verheiratet wäre, Vater werden würde, ein richtiger Fürst sei. Oder gar sie mit Inuyasha verheiratet wäre, zumindest nach dem Gesetz der Hundeyoukai.

Als er es ihr gebeichtet hatte, hätte sie ihn am liebsten zu Boden befördert. Da sie ihm die Kette abgenommen hatte, war das nicht gegangen und er hatte ihr dann erklärt, dass das ja nur unter den Hundeyoukai im Mittelalter zählen würde. Er habe da nicht dran gedacht…und das hatte sie ihm auch abgenommen. Sie selbst hatte da ja schließlich auch nicht weiter nachgedacht, obwohl sie von der Sache mit Sesshoumaru und Shiro her hätte wissen müssen, wie man unter Hundeyoukai heiratet. Und irgendwie fand sie es auch gut so.

Die Hundefürstin betrachtete sie. „Was hast du, Kagome?“

„Ich möchte dich etwas fragen. Du...du hast doch eine sehr gute Ausbildung bekommen, als Prinzessin der Hundeyoukai. Hast du je gehört, was passiert, wenn….wenn ein Hanyou ein Kind bekommt?“

„Nein. Es gibt nur sehr wenige Hanyou und von denen bleibt kaum einer am Leben. Und ich hörte nie, dass einer dann noch einen Gefährten fand, Kinder bekam.“ Sie musterte ihre Schwägerin: „Angst davor?“

„Ein wenig schon. Ich weiß nicht, wie das mit der Magie ist. Weißt du, ich bin ja mit den Kräften einer miko ausgestattet. Aber das Youki von Inuyasha ist eben dunkle Energie. Kann ich überhaupt ein Kind von ihm bekommen?“

„Das wirst du ausprobieren müssen. Aber ich denke, dass das nichts macht. Ich kenne deine Stärke als Priesterin, Kagome. Du darfst jedoch nicht vergessen, dass von Inuyashas Seite ja auch Menschenblut hinzukommt. Ein Kind von euch beiden wäre zu dreiviertel ein Mensch. Das Youki wäre sicher schon recht schwach und verdünnt. Rechne eher damit, dass das Kind wie ein gewöhnlicher sterblicher Mensch wird. Vielleicht etwas stärker, mit einer etwas höheren Lebenserwartung.“ Shiro dachte nach: „Oder mit einer stärkeren miko-Kraft, wenn sich die Magie verändert. Das wäre auch möglich. Aber letzten Endes kann das nur die Zukunft zeigen. - Was hast du nun vor? Bleibst du hier oder kehrst du in deine Zeit zurück? Du bist Inuyashas Gefährtin und es wäre deine Pflicht, an seiner Seite zu sein.“

„Ja, das ist das Recht der Hundeyoukai. Aber ich bin keine. – Ich möchte in meine Zeit zurück, meine Ausbildung abschließen.“ Erklärend fügte sie hinzu: „Ich habe begonnen, Medizin zu studieren. Heilkunde wird auch den Menschen und Youkai hier dann helfen. Und ich möchte Inuyasha auch in meiner Zeit, bei meiner Familie heiraten. Nach menschlicher Sitte.“

„Ist das anders?“

„Ja. Es ist eine Feier, bei der die gesamte Familie teilnimmt. Nicht nur das Paar selbst.“

„Ich dachte immer, Menschen hätten eine Eigenheit namens Schamgefühl.“

„Oh.“ Kagome wurde rot: „Nein, nicht…dabei. Die Feier ist öffentlich, danach zieht sich das Brautpaar allein zurück. Ich würde euch da gern auch dabei haben. Aber ihr könnt ja nicht durch den Brunnen und die Zeit reisen.“

„Nein.“ Aber Shiro lächelte ein wenig, ungewöhnlich bei ihr.

„Was meinst du?“

„Du vergisst die unterschiedliche Lebenserwartung. In fünfhundert Jahren bin ich noch keine alte Frau.“

„Oh….Natürlich. Wie alt wärst du denn da? Wenn man das nach Menschenmaßstäben umrechnen kann?“

„Wie alt wäre ich jetzt nach menschlichen Maßstäben?“

„Ich weiß nicht. Anfang Zwanzig, vielleicht. Ein bisschen älter als ich. Aber so hast du ja auch schon vor sechs Jahren ausgesehen, als wir uns kennen lernten.“ Und sie selbst war inzwischen erwachsen geworden.

„Dann würdest du mich in fünfhundert Jahren Mitte Dreißig schätzen.“

„Wow!“ entfuhr es Kagome, nicht sehr prinzessinenmäßig, aber sie hatte sich noch immer nicht so ganz an ihre Rolle hier gewöhnt. „Also kann ich euch einfach in meiner Zeit einladen und ihr kommt.“

„Ja. Inuyasha muss dir dann nur sagen, wie du uns die Einladungen zukommen lassen kannst.“

„Was meinst du?“

„Ich darf darüber nicht sprechen.“

„Oh, hat Sesshoumaru einen Plan?“

„Der Taishou hat einen Plan.“ Das klang tadelnd.

„Entschuldige. Ich vergesse immer die mittelalterlichen Höflichkeitsregeln.“ Und sie konnte nicht so ganz vergessen, dass er sie schon hatte töten wollen. Schön, inzwischen hatte sich sehr viel geändert, aber trotzdem. Das jedoch konnte sie ja schlecht ausgerechnet seiner Gefährtin sagen. Immerhin hatten Sesshoumaru und Shiro auch schon auf Leben und Tod miteinander gekämpft und waren nun verheiratet. So fuhr sie lieber fort: „Ich werde euch gern einladen. Und immerhin habt ihr jetzt auch ein ruhiges Leben vor euch, oder? Die Drachen sind weg, mit den anderen Youkai ist Frieden, innerhalb der Familie sowieso…“

„Ich hoffe es. Aber man weiß nie.“ Unwillkürlich legte Shiro sich die Hand auf den Bauch: „Aber zunächst einmal wird er zur Welt kommen.“

„Er?“

„Oder sie. Aber ich hoffe natürlich auf einen Erben.“

„Natürlich.“ Diesmal dachte Kagome an das Mittelalter: „Außerdem sind Mädchen sowieso recht selten unter Youkai, oder?“

„Unter Hundeyoukai, ja. Das ist verschieden, je nach Art.“
 

Yuri lehnte an einem Baum im Garten, sah aber auf, als sich jemand zu ihm setzte: „Guten Morgen.“ Akamaru und Inuyasha nickten nur. So fuhr er fort: „Ich dachte über den Vorschlag des Taishou nach. Wenn wir auch unsere Gebiete unter Bannkreise tun…“

„Ja.“ Der Hanyou zuckte die Schultern: „Ich persönlich finde das einen sehr …dämlichen Vorschlag. Was sollen denn die Menschen machen? Und was sollen vor allem Menschen so wie Kagome oder Miroku machen, die magische Fähigkeiten haben? Sie wären dann unter lauter normalen Menschen.“

„Ist Kagome denn das in ihrer Zeit nicht wirklich?“ fragte Akamaru zurück.

Inuyasha starrte ihn an: „Du meinst…?“

„Ja. Wir sollten einfach sie fragen. Zumal sie doch in ihrer Epoche sicher auch Landkarten haben oder ähnliche Zeichnungen. Dann würden wir gleich sehen, ob unsere Gebiete verschwunden sind oder nicht.“

„Das ist ein ausgezeichneter Einfall.“ Yuri nickte: „Natürlich würde es nicht einfach sein, man müsste sehr viel berücksichtigen, aber es könnte schon gehen. Immerhin hat der Taishou das auch nur als Vorschlag gebracht, nicht als Befehl.“

„Und dann wären Youkai und die Menschen getrennt? Aber was wollt ihr mit den Menschen machen, die schon in euren Gebiete leben? Rauswerfen?“ Der Hanyou fand die Idee mit den getrennten Welten nicht so gut.

„Nein. Die Menschen können wohnen bleiben. Sie alle wissen dann ja auch, wer oder was wir sind. Aber sie wären dann natürlich auch vor den Youkai sicher. Überdies sind diese Bannkreise ja nicht unüberwindlich. Nur ein Schutz. Für beide Seiten.“ Der Herr der südlichen Länder nickte leicht: „Aber warten wir auf Kagome.“

„Wo ist sie eigentlich?“ fragte Inuyasha.

„Ich weiß es nicht. Vielleicht im Frauentrakt. Miyaki wollte auch zu Shiro, wenn sie Katsumaru versorgt hat. - Was ist, Yuri? Denkst du an Myu?“

„Ja“, gab der Hundeprinz zu: „Sie ist immerhin da allein unter den ganzen Drachen.“

„Ich glaube nicht, dass Sora oder dieser Schamane ihr Wort brechen.“

„Außerdem“, ergänzte Inuyasha: „Wenn sie sie wirklich ärgern, dürfte eher diese gesamte Insel in die Luft fliegen, als dass ihr jemand etwas tun kann.“

Das stimmte natürlich alles. Aber Yuri stellte fest, dass er seine kleine Katze einfach vermisste.
 

Myu saß auf dem Dach des Schlosses. Sie hatte sich einen schönen Platz gesucht, von dem aus sie den vollen Mond betrachten konnte. Schlaf benötigte sie keinen, aber sie liebte es, hoch oben zu sitzen und den Vollmond anzugucken. Yuri-sama hatte ihr versprochen, mit ihr einmal hinauf zugehen, auf den höchsten Berg des Mido-Gebirges. Das würde bestimmt sehr schön werden. Sie musste ein wenig kichern. Sie hatte einmal gehört, dass Hunde bei Vollmond singen würden. Ob sie ihm das vorschlagen sollte? Schon allein, um zu sehen, wie er reagieren würde?

Eine Bewegung unter ihr ließ sie hinabblicken.

Irgendein Instinkt riet ihr, sich kleiner zu machen, hinter der Verzierung der Dachbalken zu verbergen. Ihre Katzenaugen waren gut genug, um im Vollmondlicht zwei Drachen zu entdecken. Einen kannte sie. Er war der Stellvertreter Hayaos, der an Rang und Macht zweite der Drachenschamanen. Sein Name war Tsuko. Er hatte ebenfalls mit an den Bannkreisen gearbeitet. Den anderen Drachen hatte sie noch nie gesehen, aber er war nicht bewaffnet. Seiner Kleidung nach könnte er ein Gelehrter sein, aber sicher kein Zauberpriester. Er verneigte sich höflich vor dem Schamanen, überreichte ihm eine Rolle.

„Das ist, was Ihr gewünscht habt, Tsuko-sama. Benötigt Ihr das auch für die Bannkreise?“

„Ich benötige es.“

Myu stutzte. Sie waren doch mit den Bannkreisen heute fertig geworden? Morgen sollte ein Drache sie wieder nach Hause bringen? Aber dann fiel ihr auf, dass Tsuko nicht gesagt hatte, dass er diese Schriftrolle für Bannkreise brauchte, sondern nur, dass er sie benötige. Der Mann verneigte sich wieder und ging.

Der Schamane sah sich um, blickte sogar hinauf. Aber die kleine Katzenyoukai war hinter dem Holz verborgen. Überdies sahen Drachen in der Dunkelheit schlechter als Katzen. Myu konnte so genau erkennen, dass er die Schriftrolle öffnete.

„Ja. Das ist es. Du zerstörst den Pfad, den du gehst, die Macht der Erde bist du. Du spendest Leben und vernichtest, die Macht des Wasser bist du…“ Er nickte und schob die Rolle wieder zusammen, ehe er sie in seinen Ärmel steckte und verschwand.

Myu richtete sich vorsichtig auf. In mancher Hinsicht ging es sie natürlich nichts an, wenn ein Drachenschamane irgendeine Schriftrolle las, sie zu irgendetwas benötigte. Aber wieso machte er es so heimlich und in der Nacht? Die Drachen pflegten sich zu Einbruch der Dunkelheit in ihre Zimmer zurückzuziehen und erst bei Tagesanbruch wieder zu erscheinen. Ach, warum war Yuri-sama nicht hier? Er würde es ihr bestimmt erklären, ihr sagen, dass alles harmlos sei. Aber leider war ihr Gefährte nicht da. Ob sie diesen Zwischenfall Hayao-sama berichten sollte? Der Oberste Schamane hatte auf sie einen sehr netten Eindruck gemacht. Vielleicht würde der sie beruhigen. Denn irgendwie hatte sie eine ungute Vorahnung bekommen.

Lautlos, wie es nur eine Katze konnte, verschwand sie vom Dach. Sie wusste, wo die Räume des Obersten Schamanen lagen. Vorsichtig klopfte sie. Er würde kaum schlafen, aber natürlich war es schrecklich unhöflich.

Hayao öffnete kurz darauf. Erstaunt sah er, wer ihn zu so unpassender Zeit aufsuchte: „Myu-hime? Ist etwas mit dem Bannkreis?“

„Verzeih, Hayao-sama….ich...kann ich dich kurz sprechen?“

„Natürlich. - Komm.“

Sie betrat sein Zimmer schüchtern. Offenbar hatte er geschrieben, denn Schreibfeder und Tinte lagen auf einer Matte. „Ich...ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Ich saß auf dem Dach, um den Vollmond anzusehen. Und vielleicht irre ich mich auch, und es ist alles in Ordnung...“

„Bitte, nehmt Platz, Prinzessin.“

Die äußerst höfliche Bitte bewirkte, dass sie sich etwas beruhigte, Platz nahm: „Danke.“

„Ihr habt also etwas gesehen, das Euch beunruhigt hat.“ Er blieb so ehrerbietig, um sie weiter zu beruhigen. Youkai waren ihm fremd, aber er erkannte, dass sie nervös war.

„Ja.“ Sie erzählte, dass Tsuko eine Schriftrolle bekommen hatte, berichtete von den seltsamen Sätzen, die er gesagt hatte. Der Oberste Drachenschamane hörte zu, ohne zu unterbrechen. „Es klingt so dumm“, schloss sie: „Aber…“

„Nein. Es war gut, dass Ihr es mir gesagt habt, Myu-hime. So werde ich ein Auge auf Tsuko halten. Mehr wird nicht nötig sein. Ihr könnt unbesorgt morgen zurück zum Herrn der westlichen Länder reisen.“

„Danke, Hayao-sama.“ Myu stand auf und ging erleichtert.

Der alte Schamane starrte ihr hinterher. Tsuko. Der ältere Bruder des verstorbenen Daiki. Einer der stärksten jungen Drachen. Und seine angeborene Magie war so mächtig, dass Tsuko bereits rasch zum zweithöchsten Schamanen aller Drachen aufgestiegen war. Und der hatte nun das in der Bibliothek versiegelte Buch der fünf Drachendämonen? Er müsste es der Königin sagen. Und sie müssten ein Auge auf Tsuko halten. Es wäre gut möglich, dass der einen Irrsinn vorhatte. Obwohl: kein Drache, schon gar kein Schamane wäre doch so verrückt, die fünf legendären Drachendämonen erwecken zu wollen.
 

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Zumindest sollte man das annehmen.
 

Im nächsten Kapitel: Töchter und Söhne erfährt Sesshoumaru aber zunächst einmal, dass es sehr nervenaufreibend sein kann, das Familienoberhaupt zu sein.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Töchter und Söhne

Der Krieg scheint zu Ende. Aber wenn man ein Clan-Chef ist, hat man nie Pause...

Ein bisschen Familienangelegenheiten, ehe man sich wieder mit Drachen beschäftigen muss.

Und, wie einige schon bemerkt habe: Rin wird erwachsen....
 

13. Töchter und Söhne
 

Rin lief eilig hinüber in den Privatgarten des Fürsten. Da Shiro ihr erlaubt hatte, wegzugehen, wollte sie rasch Aki besuchen, den Sohn des Gärtners hier im Schloss. Diese beiden Menschen arbeiteten schon seit Jahren für den Fürsten der westlichen Länder.

Rin mochte Aki sehr gern. Sie war nun siebzehn Jahre alt geworden und er war zwei Jahre älter. Sie liebte sein Wesen, seine Art zu singen oder zu pfeifen, wenn er die Blumen pflanzte oder pflegte und er mochte sie auch, da war sie sich sicher.

In seiner Gegenwart fühlte sie sich wohl. Nicht so wohl wie in Gegenwart Sesshoumaru-samas, aber anders, irgendwie. Dennoch hatte sie weder Sesshoumaru-sama noch Shiro-sama je von ihm erzählt. Ihr war nicht so recht klar, warum. Andererseits wusste Sesshoumaru-sama doch immer, was sie tat.
 

Aki stand bei einem neu angelegten Azaleenbeet und rechte pfeifend feine weiße Kiesel unter die kleinen Büsche. Wie immer war er mit frohem Herzen bei der Arbeit. Er sah auf, als sie heranlief. „Guten Tag, Rin. Hat dir die Fürstin frei gegeben?“ Er wusste, dass sie als zweite Zofe dort arbeitete.

„Ja.“ Sie ließ sich neben ihm nieder: „Ich habe gesagt, dass ich in den Garten möchte. Und da sie nichts benötigt…“ Sie betrachtete seine Arbeit: „Das sieht hübsch aus, die weißen Kiesel zwischen den Azaleen.“

„Ja, nicht wahr?“ Stolz betrachtete er sein Werk: „Das wird gerade im Frühling sehr schön blühen. Der Fürst wünschte einen Bereich zum Meditieren. Ich möchte dort noch einen Sandkasten machen, in dem er dann seine Wellen selbst setzen kann.“

„Das hast du gut gemacht“, sagte sie aus voller Überzeugung: „Ich bin sicher, dass das Sesshoumaru-sama gefallen wird.“

„Ich hoffe es.“ Ein wenig unheimlich war es ihm immer noch, ausgerechnet für einen Youkaifürsten zu arbeiten, auch, wenn die Bezahlung gut war und kein Youkai im Schloss etwas gegen die menschlichen Diener unternahm. „Was ich dich schon lange fragen wollte, Rin: lebt dein Vater eigentlich auch hier im Schloss?“

„Nein.“ Sie sah sofort ein wenig traurig aus: „Meine Familie wurde von Banditen ermordet, als ich noch ganz klein war. Ich erinnere mich praktisch gar nicht mehr an sie.“

„Oh, das tut mir leid.“ Aki dachte kurz nach, ehe er seinen Mut zusammennahm: „Ich mag dich sehr gern, Rin, weißt du das? Willst du vielleicht meine Frau werden?“

Sie starrte ihn etwas überrascht an. Aber insgeheim hatte sie sich das erhofft. Und so könnte sie auch bei Sesshoumaru-sama, in seinem Schloss bleiben. Sie könnte bei den beiden sein, bei denen sie sich wohl fühlte. Das wäre wunderbar: „Ja, Aki“, sagte sie: „Doch, das möchte ich.“

„Dann…darf ich dich dann küssen? Und dann werde ich deinen Vormund um deine Hand bitten.“ Wenn sie keinen Vater mehr hatte, musste sie doch einen Vormund haben. So war das bei Menschen und, soweit er wusste, sogar auch bei den Hundeyoukai.

„Ja.“

Sie strahlte ihn so an, dass Aki zum ersten Mal die Arme um sie legte und sich den ersehnten Kuss holte.
 

Der Gärtner Hiwatari, Akis Vater, hatte das vom anderen Ende des Gartens aus beobachtet. Entsetzt ließ er seinen Spaten fallen und eilte zu seinem Sohn. Rin verschwand gerade hastig, da ihr eingefallen war, dass sie ja bei Tamiko noch Unterricht bekommen sollte, wie man näht.

Aki blickte freudig zu seinem Vater - und stutzte, als er dessen schreckensbleiches Gesicht sah: „Vater?“ fragte er verwirrt

.„Du…du Unglückseliger!“ keuchte der alte Gärtner.

„Aber nein. Ich bin der Glücklichste aller Sterblichen. Sie hat meinen Heiratsantrag angenommen.“

„Flieh, mein Sohn! Flieh, ehe es zu spät ist, an das andere Ende der Welt!“

Aki war so verwirrt über diese Reaktion, dass er für einen Augenblick glaubte, Rin sei eine Youkai. Aber das war doch unmöglich. So meinte er vorsichtig:„Vater, verzeih…ich verstehe nicht. Sie ist ein Mensch und...“

„Sie ist das Mündel des Fürsten! Das Mündel von Sesshoumaru-sama!“

Aki wurde blass. In jedem menschlichen Schloss war die Liaison zwischen dem Mündel eines Fürsten und einem einfachen Gärtner schon verboten, würde streng geahndet. Was würde erst ein Youkaifürst tun? Aber wenn er floh - was drohte seiner armen Rin? Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie von einem solchen Verbot gewusst hatte, aber das würde sie nicht vor Strafe schützen. Und der Fürst wusste bestimmt gleich, was sie getan hatten. Einem Hundeyoukai blieb nichts verborgen. Langsam stand er auf.

„Ja, mein Sohn, flieh. Ich werde, wenn jemand fragt, sagen, dass du in Familienangelegenheiten unterwegs bist.“

„Nein, Vater. Ich werde nicht fliehen. Eine solche Lüge könnte leicht dir Bestrafung einbringen. Du weißt selbst, dass man sagt, der Fürst erkenne jede Lüge. Und was würde aus Rin, wenn ich fliehe? Nein. Es gibt nur eine Möglichkeit, ehrenhaft aus dieser Sache herauszukommen.“ Er wischte sich die Hände ab: „Ich werde genau das tun, was ich Rin versprochen habe. Ich werde ihren Vormund um ihre Hand bitten.“

„Das ist dein Tod, mein Sohn!“

„Vermutlich.“ Aki schluckte: „Aber ich will nicht schuld sein, wenn du stirbst. Oder Rin, nur weil ich zu feige war. Bitte, mach nicht solch ein entsetztes Gesicht, Vater. Du hast mir doch beigebracht, wie wichtig es sei, immer ehrenhaft zu handeln. Und immerhin ist sie ein Mensch. Vielleicht hat der Fürst Mitleid.“ Das klang nun selbst in seinen Ohren eigenartig. Youkai und Mitleid. „Und er bestraft zumindest sie nicht. - Ich gehe zu unserem Haus, ziehe mich um. Und dann werde ich tun, was ich tun muss.“

„Aki, mein einziger Sohn…“ Aber Hiwatari wusste, dass Aki sich nicht vom seinem Weg abbringen lassen würde. Er selbst hatte es ihm so beigebracht.
 

Aki zog sich sein Sonntagsgewand an. So mochte sich ein Verbrecher fühlen, ehe er zur Hinrichtung ging, dachte er. Aber er musste Rin beschützen. Sie hatte ihm nie gesagt, dass sie das Mündel des Fürsten wäre. Womöglich hatte sie gar nichts davon gewusst. Sie hatte ja erzählt, dass ihre Familie ermordet worden war, als sie noch sehr klein war. Wenn sie seither schon bei der Fürstin war, hatte sie vielleicht nie daran gedacht, wer eigentlich ihr Vormund wäre. Vielleicht würde der Herr sie nicht bestrafen - und ihn wenigstens nicht umbringen. Allerdings würde der Gebieter sie ganz gewiss an einen menschlichen Fürsten verheiraten wollen. Aki presste ein wenig die Zähne zusammen, wenn er daran dachte, wie seine kleine, strahlende Rin an irgendeinen Fürsten verkauft werden würde. Der wäre sicher alt, hässlich und schrecklich grausam. Aber daran würde er kaum etwas ändern können. Alles, was er noch tun konnte, wäre, sie vor Strafe zu schützen. Er musste sich eben damit entschuldigen, dass er nicht gewusst hatte, dass sie ein Fürstenmündel war - und erklären, dass Rin es entweder vergessen hatte oder auch nicht gewusst hatte. Sie dachte nie über so etwas nach, dass hatte er schon längst mitbekommen. Sie war wie ein heiterer Sonnenstrahl, ein schöner Schmetterling, der durch das Leben flog. Und er hatte eigentlich gehofft, sie würde sein Leben erwärmen, erhellen. Nun sah es allerdings eher so aus, als sei das bald zu Ende.
 

Er musste im Vorzimmer warten. Während die vier vor ihm der Reihe nach Audienz erhielten, spürte er, wie seine Nervosität anstieg. Aber nun gab es kein Zurück mehr.

Jaken kam heran: „Du bist dran, Aki!“

Der junge Gärtner schluckte noch einmal. Er musste sich zwingen, an Rin zu denken, ehe er in das Arbeitszimmer des Herrn der westlichen Länder ging, sich sofort höflich zu Boden warf. Er wusste, dass er vor Angst schweißgebadet war.

Sesshoumaru-sama saß da, Inuyasha-sama daneben, und beide hatten für einen Moment bei seinem Eintritt gestutzt. Das Warum konnte Aki sich vorstellen, arbeitete er doch schon fünf Jahre in einem Hundeyoukai-Schloss.

„Was ist mit Rin?“ fragte der Fürst auch prompt.

„Ich….Oyakata-sama….ich möchte Euch um ihre Hand bitten.“ Aki war sicher, dass das der letzte Satz in seinem Leben sein würde. Gleich würde ihn der Herr in der Luft zerreißen.

„Gratuliere“, sagte Inuyasha prompt: „Direkt unter Sesshoumarus Nase etwas mit Rin anzufangen, hat auch noch keiner geschafft.“

Aki wurde klar, dass es noch etwas gegeben hatte, was an seiner Situation zu verschlimmern gewesen war.

„Geh, Inuyasha.“

Dieser warf seinem Halbbruder einen Blick zu, durchaus nicht sicher, ob er nicht um des Gärtners willen besser dableiben sollte.

„Und schick Rin her.“

Da ging der Hanyou. Immerhin sah das nicht so aus, als ob Sesshoumaru den unglückseligen Gärtner töten wollte. Das erledigte sein Halbbruder immer schnell und ohne Zögern.
 

Aki traute sich nicht, sich zu bewegen. Zwar lebte er noch. Aber warum befahl der Fürst nun Rin her? Wollte er sie beide zusammen bestrafen? Er wusste nicht genau, welche Strafe auf eine solch unerlaubte Liebe stand, aber schon unter Menschen galt so etwas als eine Sache, das einen Denkzettel verdiente, wenn man sich aus seiner Stellung herauswagte. So ließ er die Stirn am Boden, wartete.
 

Rin kam herein. Sie lebte nun schon lange genug in einem Schloss, um sich höflich hinzuknien: „Sesshoumaru-sama?“

„Rin. Du kennst ihn.“

„Aber ja. Aki ist doch Euer Gärtner. Aki, hast du gefragt….du kannst dich doch aufrichten. Das ist doch Sesshoumaru-sama.“

Dieser Satz beruhigte den Gärtner kein bisschen, verriet er ihm doch, in welchem engen Verhältnis Rin zu dem Fürsten stand. Und dass sie das anscheinend für völlig normal hielt. Kein Wunder, dass sie nie daran gedacht hatte, ihm zu sagen, dass sie das Mündel des Herrn sei. Sie hatte keine Ahnung, was das bedeutete.

„Er will dich heiraten.“ Sesshoumaru betrachtete das Menschenmädchen.

„Ja.“ Sie nickte eifrig: „Ist das nicht schön?“

„Er hat dich geküsst.“

„Ja.“ Zum ersten Mal stutzte sie: „War das nicht recht? Aber ich habe es ihm doch erst erlaubt, nachdem wir verlobt waren…“

„Geh, Rin.“

Sie guckte ihn an, ehe sie aufstand: „Ja, Sesshoumaru-sama. Auf Wiedersehen, Aki!“ Sie ging hinaus.

Auf Wiedersehen, dachte der junge Gärtner seufzend, der daran zu zweifeln wagte.

„Sie ist mein Mündel. Weißt du, wie hoch gewöhnlich das Brautgeld für eine Prinzessin ist?“

„Nein, Oyakata-sama.“ Es wäre auch egal. Er konnte kein Brautgeld bezahlen. So würde Rin also doch an irgendeinen reichen Fürsten verkauft werden, selbst, wenn er am Leben bleiben würde. Und aus seinem eigenen Leben würde alle Sonne verschwunden sein.

„Richte dich auf.“

Aki gehorchte, betrachtete aber angestrengt den Boden. Es wäre unhöflich gewesen, den Fürsten anzublicken.

Sesshoumaru musterte ihn. „Weißt du, wie lange es dauern kann, bis ein Mensch stirbt?“

„Nein, Herr.“ Aki brachte es kaum heraus. Aber er fuhr tapfer fort: „Bitte, Ihr habt die Macht und das Recht zu tun, was Euch gut erscheint, Oyakata-sama. Aber ich flehe Euch an, lasst es nicht Rin entgelten.“

„Du willst sie schützen.“

Der junge Gärtner konnte den Unterton nicht deuten. Aber er wusste auch nicht, was er dazu sagen sollte. So schwieg er.

„Aki.“ Und das klang wie ein Urteilsspruch: „Du solltest dir über eines klar sein: wenn Rin je um deinetwillen eine einzige Träne weint, werde ich dich zur Verantwortung ziehen.“

„Natürlich, Oyakata-sama.“ Der junge Mannn holte tief Luft. Das hatte ja so geklungen, als ob….

„Die Frage, ob Rin nach eurer Heirat weiterhin als Zofe arbeiten kann, überlasse ich der Fürstin.“

„Danke, Sesshoumaru-sama...ich danke Euch vielmals. Ich schwöre Euch, Ihr werdet es nie bereuen, mir Euer Mündel anvertraut zu haben!“ brach es aus Aki heraus.

„Wenn du versagst, bist du der Einzige, der etwas bereut.“

„Ich habe verstanden, Oyakata-sama.“

„Dann geh.“
 

Erleichtert gehorchte Aki. Mit wie viel Angst hatte er dieses Zimmer betreten und wie glücklich war er nun.

In der Vorhalle wartete Rin: „Aki?“

„Er hat es erlaubt“, sagte er freudestrahlend.

Sie lächelte: „Natürlich. Sesshoumaru-sama ist so gut!“

Der Gärtner stutzte ein wenig, meinte aber: „Und ob du weiterhin Zofe sein darfst, soll die Fürstin entscheiden.“

„Dann werde ich Shiro-sama gleich fragen. Wann…wann meinst du denn, dass wir heiraten?“

„Wann du willst.“

„So schnell wie möglich!“ Sie legte ihm die Arme um den Hals: „Ich frage rasch Shiro-sama. Bist du dann im Garten?“

„Ja, natürlich. Aber ich muss mich erst wieder umziehen.“

„Ich beeile mich.“ Sie ließ ihn los und rannte rasch weg.

„Du hast Glück gehabt“, sagte jemand.

Aki fuhr herum, verneigte sich hastig: „Inuyasha-sama.“

Der Hanyou betrachtete ihn: „Ich nehme an, du weißt, was du tun musst, wenn du am Leben bleiben willst?“

„Ja. Aber ich will sowieso nur, dass Rin glücklich ist.“

„Dann ist es gut. – Weißt du, was unter Menschen passiert, interessiert meinen lieben Bruder so gut wie nicht. Aber wenn Rin etwas stört, dann stört es auch ihn.“

„Dessen bin ich mir bewusst. Ich denke, sie ist wirklich eine Art Tochter, nicht wahr?“

„Sieh es, wie du willst.“ Inuyasha hatte nicht das Gefühl, als ob es seinem Halbbruder gefallen würde, würde er über ihn reden. Aber er hatte den Gärtner noch etwas warnen wollen. Obwohl, der schien schon zu wissen, auf was er sich da eingelassen hatte. Und er entsann sich, dass Aki im Garten immer fröhlich, immer guter Laune war. So gesehen würden die beiden hervorragend zueinander passen.
 

Gewisse Hektik ließ die beiden sich umsehen.

„Was ist?“ fragte der Hanyou eine Dienerin.

„Die Fürstin….sie bekommt das Kind, mein Prinz!“

„Ich sage meinem Bruder Bescheid.“ Das war ja ein turbulenter Morgen, heute Morgen. Aber der Hanyou grinste. Er liebte es, wenn andere Leute in Betriebsamkeit verfielen, vor allem, wenn es sich um seinen ach so kühlen Halbbruder handelte.
 

So kam Sesshoumaru kurz darauf zu Shiro. Wie allgemein üblich unter Hundeyoukai hatte sie in ihrer wahren Gestalt, als großer, schwarzer Hund, geboren, sich aber bereits wieder zurückverwandelt. Solche Geburten waren gewöhnlich nicht schwierig oder langwierig, war der Welpe doch klein genug, um auch in den Körper der Mutter in menschlicher Gestalt zu passen. Als mehrmetergroßer Hund war das so kein Problem.

Die Frauen um sie gingen höflich in die Knie, als der Fürst das Zimmer betrat. Shiro lehnte an der Wand, neigte nur den Kopf. Sie fühlte sich noch ein wenig matt. Der Youki-Entzug hatte ihr doch zu schaffen gemacht.

Aber sie drückte das Bündel, das sie im Arm hielt, ihrer Zofe in die Hände. Wie es der Brauch verlangte, legte es Tamiko vor dem Fürsten auf den Boden, schlug die Decken zurück.

Ein wenig erstaunt betrachtete Sesshoumaru die beiden kleinen Welpen. „Das sind Zwillinge“, sagte er unwillkürlich.

„Einen Erben, Oyakata-sama, und eine kleine Prinzessin.“ Tamiko klang fast etwas tadelnd, ohne freilich die Unverschämtheit zu besitzen, das tatsächlich zu sein.

Er konnte sich denken, was die strenge alte Dienerin störte. Das war nicht das Erste, was man von einem frischgebackenen Vater erwartete. So musterte er noch einmal die Kleinen. Beide hatten weißes Fell, aber der Junge hatte bernsteinfarbene Augen, das Mädchen die grünen ihrer Mutter. Erst in sechs Wochen würde man die Welpen zum ersten Mal in ihre Menschenform überleiten können. Aber er war sicher, dass beide weiße Haare bekommen würden. Sie sahen gesund aus und er konnte bei beiden ein Youki spüren, das viel versprechend war. So bückte er sich, hob sie auf, wie es der Brauch verlangte, als Zeichen, dass er sie als seine Kinder annehmen würde. Somit verpflichtete er sich auch, für sie zu sorgen. Hätte er dies nicht getan, wären die Kinder sofort getötet worden, ohne je in den Clan aufgenommen worden zu sein, da sie namenlos geblieben wären. Sie hätten nie existiert.

Shiro atmete unwillkürlich etwas auf. Sie hatte befürchtet, er könne einen Fehler finden.

Er sah zu ihr: „Wie geht es dir?“

„Ich werde mich bald erholt haben. – Darf ich fragen, ob du dir Namen überlegt hast?“

„Ja. Sein Name soll Arashi sein. Und der ihre Seiko.“ Arashi, der Sturm, Seiko, die Blüte.

„Das sind schöne Namen. Und Seiko…..“ Ja, Seiko war der Name ihrer gemeinsamen Großmutter gewesen. Es war nett von ihm, dass er so daran erinnerte, dass sie eine Familie waren. „Ich danke dir, Sesshoumaru-donno.“

Er nickte leicht, ehe er die Kinder in die Arme der Kinderfrau gab: „Kümmert euch gut um die Fürstin und die Kinder“, befahl er den Frauen, ehe er, wie es korrekt war, wieder das Zimmer verließ.

„Arashi und Seiko“, wiederholte Shiro erleichtert. Die wichtigste Aufgabe einer Fürstin hatte sie bestanden.
 

Einige Tage später war die gesamte Familie versammelt, um die Welpen anzusehen, Geschenke zu bringen. Kagome hatte aus ihrer Zeit Spielzeug mitgebracht, eine bunte Spieluhr, die auch bei dem kleinen Katsumaru auf große Begeisterung stieß.

Miyaki wünschte daher: „Könntest du ihm auch so etwas mitbringen, Kagome? Selbstverständlich würde ich Akamaru-sama bitten, dir die Kosten zu erstatten.“

„Das ist nicht nötig.“ Seit der Geburt des Kleinen, die sie zusammen erlebt hatten, verstanden sich die beiden recht gut. „Ich bringe es dir gern mit.“

„Danke.“

Akamaru hatte unterdessen sich seine Nichte und seinen Neffen angesehen: „Sie werden beide die weißen Haare des Westclans bekommen, nee-chan.“

Seine Zwillingsschwester nickte: „Ja, aber das ist ja nicht weiter schlimm. Immerhin hat Seiko meine, unsere, grünen Augen.“

„Seiko, also, unsere Großmutter, hatte ebenfalls grüne Augen, “ erklärte Sesshoumaru: „Schon darum passte der Name.“

„Sie wird sicher stark werden.“ Der Herr der südlichen Länder sah seitwärts: „Und sie hätte das passende Alter für Katsumaru.“

„Das ist wahr.“

„Wie viel willst du für sie, Taishou?“

„Das könnten wir mit dem Brautgeld deiner Schwester verrechnen. - Soweit ich weiß, wurde nie mehr als die erste Rate an euren Vater bezahlt. Danach war ja Fehde.“

„Ihr wollt die Babies miteinander verloben?“ erkundigte sich Kagome: „Und alles, was euch dazu einfällt, ist der Preis?!“

„Was passt dir daran nicht?“ fragte Shiro verwundert: „So haben sie lange genug Zeit, sich aneinander zu gewöhnen. Wenn sie dann heiraten, kennen sie sich ihr Leben lang, haben die gleiche Ausbildung bekommen und können gut miteinander auskommen.“

Kagome erinnerte sich gerade noch rechtzeitig, dass sie im Mittelalter war: „Ich meinte etwas anderes. Du und Ses…der Taishou, ihr seid schon Cousin und Cousine, habt gemeinsame Großeltern. Und jetzt soll eure Tochter wieder ihren Cousin heiraten? Ich meine, wäre frisches Blut nicht besser für die Familie?“

„Miyaki brachte frisches Blut“, sagte Akamaru: „Auch unser Vater.“

„Und so schlecht ist unsere Linie nicht.“ Shiros Satz klang tadelnd.

Kagome wurde etwas rot: „Entschuldigt. Ich vergesse manchmal, dass ihr keine Menschen seid.“

Inuyasha musste grinsen: „Das hältst du für ein Kompliment, oder? Youkai sehen das anders.“

Aber das war auch ihr klar. Zum Glück achtete die Familie wieder mehr auf die beiden Welpen.
 

**************************
 

Zwillinge, also. Jetzt ist Shiro wieder fit.
 

Das nächste Kapitel heisst: Neue Schwierigkeiten. Und der Verursacher, Tsuko, ist neu in der Chara-Beschreibung.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem werde ich eine Info-ENS schicken, wen ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Neue Schwierigkeiten

Nach ein wenig Ruhe gibt es erneut Ärger. Und dabei war die Familie der Meinung, nichts mehr befürchten zu müssen....
 

14. Neue Schwierigkeiten
 

Inuyasha langweilte sich.

Kagome war in ihre Zeit zurückgegangen, um weiter studieren zu können. Er wollte sie immer wieder besuchen, aber auf Dauer konnte er sich ein Leben in der Zukunft nicht mehr vorstellen. Die letzten fünf Jahre hatten ihm gereicht. Schon, weil er seine Ohren verstecken musste, aber auch, weil Kagome viel lernen musste. So ganz verstand er nicht, warum das wichtiger war als er, aber ihm war klar, dass er sich damit abfinden musste. Und Arbeit für ihn, auch nur Beschäftigung, gab es nicht mehr, der Higurashi-Schrein war von ihm komplett renoviert worden.

So vertrieb er sich die Zeit mit Sango und Miroku, die beide in einem viertel Jahr ein Kind erwarteten und sehr glücklich darüber waren. Und er hoffte mit ihnen, dass sich Kagome eines Tages entschließen könnte, ganz ins Mittelalter zurückzukehren. Aber der Zeitplan war klar. Erst das Studium und dann die „richtige Hochzeit“, wie sie es nannte, mit ihrer Familie, in ihrer Zeit. Danach würde man weitersehen. Für einen Hanyou war die Aussicht noch ein Jahr warten zu müssen, nicht sonderlich lang, aber Inuyasha war nicht gerade der geduldigste Charakter. Er langweilte sich bereits nach wenigen Wochen massiv, auch, wenn er mit seinen kleinen Neffen und Nichte spielte, selbst die alte Kaede und Shippou besuchte.
 

Sesshoumaru kannte ihn gut genug: „Inuyasha.“

Der fuhr herum. Er hatte gerade die beiden Kleinen zum Einschlafen gebracht: „Was ist?“

„Nicht nur du brauchst Abwechslung.“

„Was meinst du?“

„Was hältst du von einem Trainingskampf zwischen uns in den Bergen?“

Der Hanyou musste grinsen: „Du meinst, ein Unentschieden langt diesmal?“

„Das setzt voraus, dass du mithalten kannst.“

„Du kannst nur gegen mich verlieren, schon vergessen?“ Aber Inuyasha atmete auf. So als Prinz in der Gegend herumzuhängen war einfach nichts für ihn: „Wann?“

„Morgen.“

„Wieso nicht heute?“

„Mein lieber, ungeduldiger Bruder, im Gegensatz zu dir habe ich Arbeit, die erledigt werden muss.“

Oh, da war aber jemand sehr ernsthaft geworden, dachte der Jüngere prompt. Immerhin hatte Sesshoumaru sein Fürstentum über Jahre vollkommen ignoriert, sei es wegen der Jagd nach Tessaiga oder nach Naraku. Aber er meinte nur: „Schon gut. Treffen wir uns bei Sonnenaufgang vor dem Schloss?“

„Ja.“ Der Herr der westlichen Länder ging. Auch ihm würde es einmal wieder Spaß machen, gegen diesen hitzköpfigen Bruder zu kämpfen. Einfach so, nicht um das Leben oder weil Krieg war. Und es war wirklich nicht mehr viel zu erledigen. Myu hatte versichert, dass Sora und Hayao ihre Drachen unter Kontrolle hatten, zu froh, dass das Goldene Zeitalter tatsächlich angebrochen sei.
 

So waren die Halbbrüder bereits zwei Stunden nach Sonnenaufgang in einer abgelegenen Bergregion. Hier würden sie sich austoben können, ohne dass etwas Schwerwiegendes zu Bruch ging.

Inuyasha zog Tessaiga: „Na, dann…“

Sesshoumaru ließ sein Youki ansteigen, als er ebenfalls zum Schwert griff: „Auf einen guten Kampf. Und versuch, zu denken.“

„He!“ Aber der Jüngere verstand das richtig als Einladung und griff unverzüglich an.
 

Stundenlang trieben sie sich über die Berghänge. Beiden genossen es einmal, wieder einen Kampf gegeneinander zu haben, ohne dass das eigene Leben in Gefahr gewesen wäre. Endlich hörten sie auf, setzten sich auf eine Wiese.

Inuyasha ließ sich zurück ins Gras fallen: „Mann, tut das gut. Das hat richtig Spaß gemacht.“

Der Fürst der westlichen Gebiete schwieg. Aber er empfand ebenso. Und er spürte eine seltsame Zufriedenheit in sich, dass das sein kleiner Halbbruder war, dass die Familie einig war. Und dass er es letztendlich geschafft hatte, etwas zu erreichen, dass seinem Vater immer verwehrt geblieben war.

Im gleichen Moment warnte ein Instinkt die Halbbrüder und sie sprangen synchron auf, beide bereits im Begriff wieder zu ziehen. Aber es war schon zu spät. Sie konnten noch spüren, wie etwas wie ein unsichtbares Netz über sie geworfen wurde, ehe sie beide das Bewusstsein verloren.
 

Inuyasha hatte das Gefühl, jemand habe ihm fest auf den Kopf geschlagen. Mühsam registrierte er, dass er stand, eher hing. Seine Arme waren neben, über ihm angebunden. „Was…“ brachte er hervor, noch unfähig, die Augen zu öffnen.

„Wach langsam auf“, hörte er die ruhige Stimme seines älteren Bruders. „Es besteht keine unmittelbare Gefahr.“

Das klang zwar ein wenig tröstlich, aber wenn er hier angebunden war und Sesshoumaru da war - warum band er ihn nicht los? War er etwa auch gefangen? So versuchte der Hanyou, die Augen zu öffnen. Was er da erblickte, erfreute ihn in keinster Weise. Es war ein Talkessel, umrahmt von schroffen, steilen Wänden. Er war an eine Steinsäule gebunden worden. Ein Blick zur Seite verriet ihm, dass auch Sesshoumaru so gefesselt worden war, nur zwei Meter neben ihm war. Aber das beeindruckendste an dieser gesamten Szenerie war wohl der mit Lava gefüllte See knapp vier Meter vor ihnen. Er sah sich weiter um, konnte aber niemanden entdecken: „Was soll das?“

„Eine sehr gute Frage.“ Der Herr der westlichen Gebiete klang gelassen, auch, wenn er alles andere als begeistert über diese Situation war: „Und, da dir das wohl entgangen ist: die Fesseln, die uns halten sind aus reiner Elementmagie.“

„Das heißt, du kannst sie auch nicht loswerden?“

„Korrekt. Jemand muss es geschafft haben, Elemente zu verknüpfen, zu beschwören. Und aus dieser Vereinigung entstehen solche Bande.“

„Und wie können wir sie wieder los werden?“

„Man müsste einen Elementargeist nach dem anderen bekämpfen und besiegen. Dann löst sich jeweils dessen Bann.“

„Oh, da hat ja jemand Ahnung. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Youkai so schlau sein kann.“

Die Halbbrüder guckten sich nach dem Ursprung der Stimme um, aber das war in ihrer Lage schwer. Der Unsichtbare fuhr fort: „Nun, es muss natürlich einen Grund geben, warum du der Anführer der Youkai bist. Wie überaus nett von euch, euch gegenseitig so zu bekämpfen, dass ihr zu müde wart, den Bann zu bemerken. Eigentlich hatte ich ja diese Steine für deine Kinder vorgesehen, Hundefürst.“

Sesshoumaru zuckte unmerklich zusammen. Wer war der Kerl? Und was wollte er? Woher wusste er von den Kindern? Immerhin wäre es besser, dass er und Inuyasha hier waren, als seine beiden Welpen. Sie konnten sich wehren, sobald sie eine Chance bekamen.

Inuyasha hatte derweil die Antwort übernommen: „Keh! Was musst du für ein Feigling sein, auch nur in Erwägung zu ziehen, kleine Kinder gefangen zu nehmen!“

Der Unsichtbare schwieg einen Moment: „Oh, die beiden wären mir egal. Jetzt habe ich euch und das ist sogar besser, denn euer Youki ist stark. Ich wollte sie nur, weil ich annahm, damit dem Herrn der Youkai einen Schlag zuzufügen. Eine kleine Revanche für eine gewisse Niederlage.“ Er löste sich aus den Schatten der schwarzen Steilwand und trat in das Blickfeld seiner Gefangenen.

Beide starrten die dunkelhaarige Gestalt an. Sie erkannten einen Drachen in der schwarzen Kleidung eines Schamanen.

„Das ist Verrat!“ fauchte Inuyasha prompt: „Sora hat einen Friedensvertrag...“

„Ach, Hundeprinz! Glaubst du im Ernst, dass mich das interessiert? Ich bin Tsuko. Und ich hätte der neue König der Drachen werden sollen. Das wäre mir zugestanden.“

„Du bist Daikis Bruder.“ Sesshoumaru nickte unmerklich, als er den Geruch einordnen konnte: „Und ein Schamane der Drachen.“

„Ja. – Weißt du auch, was ich nun tun will?“

„Du hast die Elementmagie geöffnet. Das war leichtsinnig von dir. Und du hast gesagt, du brauchst zwei Opfer mit starkem Youki.“ Der Hundefürst sagte es ruhig. Er musste versuchen, herauszufinden, wo sie waren. Und er musste versuchen, Zeit zu schinden. Früher oder später würde zu Hause auffallen, dass er und Inuyasha nicht von ihrem Kampf zurückgekehrt waren. Nun, vielleicht nahm die Familie auch nur an, dass sie ihr Training ausdehnten, aber daran wollte er im Augenblick nicht denken. „Aber dennoch. Deine Königin hat einen Frieden mit mir geschlossen. Und alle Drachen haben dem zu gehorchen. Weiß Sora, was du hier tust?“

„Sie wird es erst erfahren, wenn mein Plan geglückt ist. Dann bin ich der mächtigste aller Drachen. Stark, wie Daiki, und mit der Macht eines Drachenschamanen. Und nichts und niemand wird mir widerstehen können.“

„Daiki war stark.“

„Und du hast ihn ermordet!“

„Es war ein ehrlicher Kampf.“

Tsuko schüttelte etwas den Kopf: „Ich muss mich nicht mit dir streiten.“

„Du brichst den Frieden zwischen Youkai und Drachen, brichst den Schwur deiner Königin. Überdies hast du Elementgeister beschworen. Das tust du nicht aus Rache für Daiki.“

„In der Tat. Langsam verstehe ich, warum du der Herr der Youkai bist. Ich wollte König werden, ich war auch der ältere, der bessere. Aber mein magisches Talent hat mich zum Schamanen gemacht, Daiki freie Bahn gelassen, während ich in der Ausbildung festsaß. Er bekam Sora, obwohl ich der passendere Ehemann, der bessere König gewesen wäre. Und dann wollte er das Goldene Zeitalter der Drachen einführen, durch einen glanzvollen, militärischen Sieg über die Youkai. Natürlich ging das schief.“

Die Halbbrüder wechselten einen Blick. Sie waren gewiss die Letzten, die nicht verstanden, dass Brüder auch Rivalen sein konnten, aber das hörte sich schon nach etwas anderem an.

Tsuko fuhr fort: „Mir war von Anfang an klar, dass man euch anders erledigen muss. Kämpfen können Youkai. – Ein Gutes hatte die Schamanenausbildung. Ich bekam so Zugang zu den Büchern über Elementmagie, für die sich niemand interessierte, sogar zu den verbotenen, habe nun über fünfzig Jahre gelernt. Ich werde vier der fünf Elemente und meine Magie mit eurer Hilfe zusammenfügen. Und dann wird meine Macht unbegrenzt sein. Ich werde die Drachen und die Youkai bezwingen, die Menschen ebenso….Ich werde ein guter Herrscher sein. Besser als Daiki.“

Ja, dachte Sesshoumaru unwillkürlich. Die meisten Wesen reden gern über ihre Taten - und das hatte Tsuko gewiss weder mit Hayao noch mit Sora, geschweige denn Daiki tun können.

„Wie bescheuert bist du eigentlich?“ fragte Inuyasha dazwischen: „Ich meine, mit Magie und so habe ich es nicht, da kann ich nicht mitreden. Aber insgesamt hört sich dein Plan ja noch dämlicher an als Daikis dauerndes Gerede von einer Prophezeiung.“

„Nicht ganz.“ Da dieser Satz bewirkte, dass sowohl der Hanyou als auch der Drache zu ihm sahen, fuhr Sesshoumaru fort: „Daiki wollte das Goldene Zeitalter der Drachen einläuten, für das Volk der Drachen. Und er setzte alles ein um dieses Ziel zu erreichen, auch sein eigenes Leben, in letztlich fairem Kampf. Tsuko will die Macht für sich allein, dazu vier der fünf Elemente mit Magie verbinden. Falls das gelingt, ist er wirklich praktisch unbesiegbar. Aber das hat noch niemand geschafft, drei oder vier, geschweige denn alle fünf Elemente zusammenzufügen.“

„Ja, es ist noch nie jemandem gelungen, vier Drachendämonen von Erde, Feuer, Metall und Wasser zu beschwören. Außer mir. Auf das Holz habe ich verzichtet. Ich brauche kein lebendes Element, da ich es mit meiner Magie ersetzen werde. Ich bin dann das fünfte Element. Du kennst dich ganz gut in den Grundlagen der Elementmagie aus, Hundefürst.“ Der Drache sah sich um: „Bald bricht die Nacht herein. Morgen, wenn die Sonne aufgeht, werde ich die vier Elementargeister erneut bei mir beschwören. Und unsere Macht wird sich vereinen.“

Er verschwand.

„Glaubst du wirklich, dass sein Plan klappen könnte?“ erkundigte sich Inuyasha: „Ich habe keine Ahnung von Magie.“

„Wenn es so funktioniert, wie er es plant, ist er das mächtigste Wesen, was je auf der Erde herumlief.“

„Na, toll. Aber er scheint noch Zeit zu brauchen. Immerhin sagte er was von morgen.“

„Elementmagie ist sehr rätselhaft. Tsuko wird Beschwörungen machen wollen. Und er wird irgendetwas tun, das unser Youki auf ihn überträgt oder sonst etwas auslöst.“

„Verdammt! Und wir können nichts tun?“

„Nein.“

„Tessaiga…das rote Tessaiga könnte doch…“ Aber der Hanyou brach ab. Tessaiga hing an seiner Hüfte, aber es hätte genauso gut Meilen entfernt sein können. Er versuchte, die Fesseln zu zerreißen, aber das brachte nichts. Natürlich nicht. Immerhin stand Sesshoumaru hier auch so herum. „Die Familie“, sagte er daher: „Sie werden uns hier nicht hängen lassen.“

„Halt den Mund.“

„Keh! Was glaubst du…“ Aber Inuyasha unterbrach sich erneut. Vielleicht wollte sein großer Bruder in Ruhe nachdenken, wie sie hier wegkämen.

Sesshoumaru dachte tatsächlich nach. Er sah keine Chance, sich selbst zu befreien. Und nach allem, was er von Elementmagie wusste, was das der riskanteste Zweig der Magie, noch gefährlicher als Wettermagie. Wenn Tsuko es gewagt und geschafft hatte, vier Elementgeister zu rufen, musste er ein sehr guter Magier und Schamane sein, mächtig auch in seinem Youki, das er vor ihnen verborgen hatte. Wann würde Shiro ihren Gefährten vermissen? Sie wusste, dass er mit Inuyasha einen Trainingskampf bestreiten wollte. Wenn sie nun nicht zur Abenddämmerung zurück wären: dachte sie an Gefahr? Oder nahm sie nicht eher an, sie beide hätten sich in Jugendtage zurückversetzt gefühlt und kosteten ihr Duell weidlich aus? Zu schade, dass er nicht mit ihr ebenso über ihr Youki verbunden war, wie sie und ihr Zwillingsbruder. Aber warum eigentlich nicht? Er hatte es noch nie versucht, Aber warum sollte nicht wenigstens eine Andeutung der Verbindung möglich sein? Immerhin war er nicht gerade der schwächste aller Youkai. Er schloss die Augen, versuchte sich seine Gefährtin vorzustellen. Wo würde sie im Moment sein, was tun?
 

Shiro zuckte zusammen. Irgendetwas berührte ihren Geist, das sie so noch nie gespürt hatte. Es war fast, als sei dies Akamaru, aber die Verbindung zu ihrem Zwillingsbruder war anders, viel stärker. Waren sie nahe beieinander, konnten sie die Gefühle des jeweils anderen mitfühlen. Aber das war so ähnlich…

Sesshoumaru! Versuchte ihr Gefährte, sie zu erreichen? Aber warum? War etwas geschehen? Er hatte doch nur mit Inuyasha trainieren wollen? Sie fuhr herum: „Ist der Fürst oder Prinz Inuyasha schon zurück?“

Die Dienerin eilte hinaus. Kurz darauf kam sie mit der Nachricht zurück, dass keiner der beiden da sei, allerdings auch niemand etwas von ihnen gehört habe.

Shiro sah hinaus. Die Abenddämmerung hatte begonnen. Was war geschehen? Dass etwas passiert war, daran zweifelte sie nicht: „Ich brauche zwei Boten, rasch. Und du gehst zu Prinzessin Kagome und bittest sie, unverzüglich in das Arbeitszimmer des Fürsten zu kommen.“ Zum Glück war Kagome heute aus ihrer Zeit gekommen, und war prompt ein wenig ärgerlich gewesen, dass Inuyasha nicht da war. Der Ton in der Stimme der Fürstin genügte, dass sich die Dienerin beeilte.

Daher warfen sich auch keine fünf Minuten später zwei Boten vor Shiro nieder: „Geht jeweils zu meinem Bruder Akamaru in den Süden und zu Prinz Yuri in das Mido-Gebirge. Sie und ihre Gefährtinnen sollen sofort herkommen. Ich fürchte, um uns ist ein Verrat im Gange.“
 

Diese Botschaften brachten die gesamten erwachsenen Familienmitglieder in kürzester Zeit in das Arbeitszimmer des Herrn der westlichen Länder. Kagome sah fragend zu Shiro. Was war denn nun schon wieder los? Inuyasha war nicht zurück. War ihm etwas zugestoßen?

Die Hundefürstin sah sich um: „Danke, dass ihr so rasch gekommen seid.“

„Nun, deine Nachricht war besorgniserregend, nee-chan.“ Akamaru nickte unmerklich: „Und dass der Taishou und Inuyasha fehlen, verstärkt meine Sorge. Was ist passiert?“

„Das weiß ich nicht. Die beiden wollten heute früh zu einem Trainingskampf im Gebirge aufbrechen. Sie sind bislang nicht zurück.“

„Vielleicht machte ihnen der Kampf einfach Spaß?“ schlug Yuri vor.

„Dafür“, fuhr Shiro ruhig fort, ohne sich von dem unziemlichen Einwand stören zu lassen: „Hatte ich das Gefühl, als ob jemand mit mir Verbindung suche. - Du weißt, was ich meine, Akamaru.“

„Ja. Und ich war es nicht. Aber dann kann es nur dein Gefährte, also, der Taishou gewesen sein. Warum sollte er dich erreichen wollen, wenn er auch herkommen könnte.“

„Das ist meine Befürchtung. Ich möchte euch daher bitten, gemeinsam mit mir nach ihnen zu suchen. Miyaki, wärst du so nett, meine Welpen in das Schloss im Süden mitzunehmen? Dort ist ja immerhin das Heer.“

„Ich komme natürlich auch mit“, sagte Kagome. „Niemand tut Inuyasha etwas an und ich stehe einfach daneben.“

„Das dachte ich mir. Ich würde auch gern Myu dabei haben.“ Und da sie bemerkte, dass Yuri zum Sprechen ansetzte: „Bitte, Yuri. Menschenmagie könnte hilfreich sein. Wer auch immer etwas gegen den Taishou und Inuyasha unternahm, rechnete womöglich mit Youkai aber nicht mit Kagome und Myu.“

„Ich verstehe.“ Außerdem war das trotz der Höflichkeit ganz klar ein Befehl gewesen. Und der Geheiß Sesshoumarus lautete, dass seine Gefährtin seine Stellvertreterin war. „Du weißt ungefähr, wo sie trainieren wollten?“

„Ja.“ Sie hatte sich bereits in Kampfkleidung zu der Besprechung begeben. Als sie nun aufstand, fasste sie Daketsaiga, schob es sich in den Gürtel.

Der Rest der Familie folgte.
 

Der Oberste Drachenschamane kam zu Sora: „Meine Königin?“

„Was ist? Du siehst besorgt aus, Hayao-sama“

„Ich bin es auch. Tsuko ist verschwunden. Wir können ihn auf den gesamten Inseln von Le-chan-po nicht mehr finden. Und mit ihm ist das uralte Buch der Elementmagie verschwunden.“

„Oh nein.“ Die Drachenkönigin legte die Hand an die Wange: „Er...er wird doch keine Dummheit begehen?“

„Ich fürchte, genau darum hat er sich das Buch geholt und darum ist er gegangen, Sora-sama.“

Die Königin setzte sich, als ihr der volle Sinn der Worte klar wurde: „Aber, er müsste verrückt geworden sein. Wenn er ein Attentat auf Sesshoumaru-sama unternimmt, bricht er den neuen Friedensvertrag. Dann… dann hätten die Youkai das Recht, alle Drachen zu töten.“

„Ich unterstelle einmal, er nimmt an, so stark zu sein, dass er die Elementmagie, ja, die Drachendämonen, beherrschen kann. Und dass er dann gegen den Fürsten der westlichen Länder vorgeht.“

„Das wäre schrecklich, selbst, wenn er gewinnt.“ Die Königin nahm sich zusammen: „Dann wäre er mächtig, zu mächtig. Das Buch ist nicht ohne Grund versiegelt. Wer war so närrisch, es ihm zu geben, damit unser Goldenes Zeitalter zu riskieren?“

„Mayo, der Bibliothekar. Ich habe mit ihm gesprochen. Tsuko gab ihm gegenüber an, es zu benötigen, um die Bannkreise sicherer zu machen. Er berief sich auf deinen Befehl. Und den meinen.“

„Es ist mir zwar peinlich, aber wir müssen sofort einen Boten an Sesshoumaru-sama schicken, ihn warnen. Nur so können wir vielleicht verhindern, dass er uns mit Tsuko bestraft, falls er erneut gewinnt.“

„Falls. Ich muss gestehen, meine Königin, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, was Youkai gegen Elementmagie ausrichten können. Ich weiß nur, dass ich nichts tun könnte. Und du auch nicht. Und auch sonst keiner der Drachen, nicht einmal alle Schamanen zusammen. Niemand hat sich je so tief in diese Materie begeben wie Tsuko. Nun weiß ich auch, warum er das tat.“

„Um der Drachen willen müssen wir den Boten schicken.“

„Ja, das sicher.“
 

Der Bote der Drachen erreichte das Schloss im Westen, nur, um zu erfahren, dass etwas geschehen war, der gesamte Hundeclan aufgebrochen sei. „Zu spät“, dachte er und hinterließ seinen Brief. Er wusste, dass die Königin pflichtgemäß den Herrn der westlichen Länder vor einer Gefahr hatte warnen wollen und so beeilte er sich, zu dem neuen Zuhause der Drachen zurückzukehren, Bericht zu erstatten.
 

Die Drachenkönigin presste die Lippen zusammen. Ein wenig hilfesuchend sah sie zu ihrem Obersten Schamanen: „Was nun, Hayao-sama? Anscheinend hat Tsuko bereits etwas unternommen, denn ich könnte mir sonst keinen Grund vorstellen, warum der gesamte Clan der Hundeyoukai sich im Schloss des Westens versammelt hat, das nun verlassen hat.“

„Wir haben zu spät reagiert“, gestand Hayao: „Als Myu-hime mir das mit Tsuko sagte, hätte ich schon genau auf ihn aufpassen müssen. Aber ich nahm einfach nicht an, dass er so…so verrückt wäre, das tatsächlich durchzuziehen. Ich kenne ihn kaum noch. Seit dieser Magier aus China bei uns war, hatte sich Tsuko von mir ferngehalten. In jedem Fall, Sora-sama: uns sind die Hände gebunden Weder du noch ich geschweige denn ein anderer Drache beherrschen wirklich Elementmagie. Und keiner von uns hat es je gewagt, sich so tief in die verbotenen Bereiche dieser Magie hineinzuknien, wie es anscheinend Tsuko getan hat. Ich befürchte, das ist nun eine Sache, die der Hundeclan allein ausmachen muss.“

Wie auch immer dies geschehen sollte.
 

******************************************************
 

Und das von Leuten, die gegenüber Myu behauptet hatten, sich in Elementmagie auszukennen? Wie gut ist Tsuko? Oder besser: wie gefährlich?
 

Wer mag: ich habe einen Fanart-Wettbewerb aufgemacht zum Thema Hundeyoukai.
 


 

Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie immer, eine ENS, sobald ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschlatet wurde.
 

bye
 

hotep

Das erste Zusammentreffen

Tsuko hat sich gut vorbereitet. Und seine neuen Verbündeten sind ein Problem.
 

15. Das erste Zusammentreffen
 

Die vier Youkai und die junge Menschenfrau erreichten durch Dimensionsportale das Gebirge. Yuri nahm Myu mit und Shiro Kagome. Sorgfältig witterten die drei Hundeyoukai.

„Sie haben hier gekämpft.“ Kagome deutete auf die tiefen Scharten im Boden: „Das ist die Macht von Tessaiga.“

„Ja, sie waren beide hier. Und da scheint noch alles in Ordnung gewesen zu sein.“ Shiro prüfte erneut die Luft: „Dann sind sie dort hinunter, diesen Abhang.“

Sie folgten der Spur bis zu einer Bergwiese.

„Hier ist es aus.“ Yuri blickte sich um: „Als ob sie sich in Luft aufgelöst hätten. Du hast recht gehabt, Shiro-sama.“

Die offizielle Anrede. Sie war für einen Moment überrascht, ehe sie begriff, dass er so anerkannte, dass sie im Moment die Stellvertreterin des Taishou war. „Aber was ist nur geschehen? Das sieht nicht nach einem Kampf aus.“

„Da ist etwas.“ Kagome versuchte angestrengt etwas zu erfassen. Da sie bemerkte, wie die drei Youkai sie irritiert anguckten, fuhr sie fort: „Es ist…ein wenig leuchtend, wie ein Netz. Aber ich kann es kaum erkennen.“

„Nun, wir gar nicht.“ Akamaru kam näher: „Magie?“

„Ja. Aber ich kann nicht sagen, was.“

„Ich sehe es auch!“ Die Katzenyoukai stand neben Kagome: „Ja, wie ein leuchtendes Netz. Aber es verblasst auch. Bald wird es gar nicht mehr zu erkennen sein.“

„Wenn ihr beide es sehen könnt, ist das doch sicher Menschenmagie.“ Yuri blickte sich um: „Aber Menschen? Und ihnen gelingt es, den Taishou und Inuyasha einfach so mitzunehmen?“

„Keine Menschenmagie, Yuri-sama.“ Myu dachte nach: „Das fühlt sich anders an.“

„Ich weiß, was du meinst.“ Kagome überlegte ebenfalls: „Das ist eine Art Magie, die ich noch nie gesehen oder gefühlt habe.“

„Und wir können sie nicht wahrnehmen?“ Akamaru sah zu seiner Schwester: „Nee-chan, da gibt es nicht viele Arten. Immerhin sind wir Youkai.“

„Ich habe so eine Magie schon einmal gefühlt“, sagte Myu langsam: „Aber nicht so….schwach. Als Izanagi-sama so freundlich war, mich auszubilden. Der Herr allen Lebens hat auch solche Magie.“

„Genki?“ Yuri starrte seine Gefährtin an: „Du musst dich irren, Myu-chan. Wir könnten Genki wahrnehmen.“

„Nein, nicht die Götterenergie, die alle Götter haben, auch Tsuki. Das ist etwas anderes, das nur Izanagi-sama hat.“

„Dann haben wir ein ernstes Problem.“ Shiro sagte es ruhig.

„Warum?“ fragte Kagome sofort: „So stark? Zu stark?“

„Was Myu meint, kann nur Elementmagie sein. Und nur wenige haben es gewagt, sich damit genauer zu beschäftigen. Es ist gefährlich, die Macht der Elemente zu rufen. Für denjenigen selbst, aber auch für die Umgebung.“

„Jemand hat es dann aber offenbar getan.“ Yuri nickte zu Myu: „Sie weiß, wovon sie redet.“

„Davon bin ich überzeugt“, sprang Akamaru sofort seiner Zwillingsschwester bei: „Aber nee-chan hat in einem Recht: das wird ein Problem. Denn gegen Elementmagie können auch so starke Youkai wie wir wenig ausrichten.“

„Ich?“ fragte Kagome sofort: „Läutern?“

„Nein. Die Elemente sind ja nicht aus den unterschiedlichen Magien der Welt, helle oder dunkele. Sie sind einfach.“

„Wir müssen es versuchen. Oder wollt ihr euren…den Taishou und Inuyasha hängen lassen?“

„Nein, natürlich nicht.“

„Da ist ein Faden!“ Myus Satz passte überhaupt nicht und so sahen alle rasch zu der kleinen Katzenyoukai.

„Ja, aber ich kann ihn nicht mehr so richtig erkennen“, bestätigte Kagome.

„Folgen wir ihm!“

Shiros Befehl bewirkte, dass Myu zu dem Faden lief, den sie noch sehen konnte. Die anderen folgten rasch, wobei Akamaru freundlich genug war, Kagome hochzuheben und mit sich zu tragen.
 

Sie folgten der Spur, die mittlerweile auch die menschliche miko nicht mehr sehen konnte, durch die Nacht über die Berge. Myu blieb stehen, als sie die Spitze eines hohen Berges erreicht hatte. Yuri war sofort neben ihr:

„Hast du die Spur verloren, Myu-chan?“

„Nein, Yuri-sama. Sie hört nur dort vorne auf.“

„Wo?“ Der Hundeprinz versuchte in der Dunkelheit vor sich etwas zu erkennen.

„Sie führt hinunter in das Tal, dann hört sie auf.“

„Dort hinten sind Feuerberge.“ Shiro nickte: „In diese Richtung?“

„Es scheint so, aber warum hört der Faden da auf, Shiro-sama?“ Die junge Katzenyoukai guckte empor.

Der Fürst der südlichen Länder hatte Kagome abgesetzt. Diese schaute in das Tal: „Da ist ein Bannkreis.“

„Ja“, bestätigten die Zwillinge wie aus einem Mund. Shiro fuhr fort: „Ein starker, mächtiger Bannkreis gegen Youkai.“

„Aber mit Youki erschaffen“, ergänzte ihr Bruder: „Du müsstest ihn läutern können, Kagome.“

„Dann müssen wir aber noch näher ran. Ich bin zwar besser geworden, was das Zielen betrifft, aber das ist zu weit. Überhaupt: wir müssen dem Faden folgen, ehe Myu ihn gar nicht mehr sieht.“ Sie wurde sich bewusst, dass sie gerade hochrangigen Youkai Befehle erteilt hatte und murmelte: „Entschuldigung.“

Akamaru fasste sie: „Du hast recht. Wir müssen uns beeilen.“ Die Notwendigkeit war wichtiger als Höflichkeit. Und außerdem war sie die Gefährtin von Inuyasha, damit die Nummer Zwei der weiblichen Rangliste, auch, wenn ihr das anscheinend noch nicht zu Bewusstsein gekommen war.

Yuri hob Myu auf, um so schneller sein zu können. Die drei Hundeyoukai sprangen mit weiten, sicheren Sprüngen durch die Nacht hinab in das Tal.

Erst kurz vor dem Bannkreis setzten die Youkai ihre Passagiere ab.

Kagome fasste nach Pfeil und Bogen: „Das ist ein starkes Youki“, sagte sie: „Wer auch immer den Bannkreis errichtet hat, ist nicht gerade schwach. Könnte das Sess…der Taishou gewesen sein?“

„Nein“ erwiderte Shiro sofort: „Das würde ich spüren. Überdies gäbe es keinen Grund dazu.“

„Es war ein Drache.“ Myu sah zu ihrem Gefährten: „Ganz bestimmt. Ich habe das kennen gelernt, als ich mit Hayao-sama und seinen Schamanen die Bannkreise um die Inseln von Le-chan-po legte.“

Yuri presste unmerklich die Lippen zusammen: „Die Drachen brechen den Frieden schon nach so kurzer Zeit?“

„Sora kaum.“ Akamaru sah interessiert zu, wie Kagome ihren Pfeil abschoss, der hell aufleuchtete.

„Sora gewiss nicht.“ Da war sich die Gefährtin des Herrn der Hunde sicher: „Sie war viel zu erleichtert, dass die Drachen in Sicherheit leben können.“

Der Bannkreis fiel in sich zusammen, als habe er nie existiert. Die drei Hundeyoukai hatten schon einmal erlebt, welche Macht Kagomes Pfeile besaßen, aber Myu hatte das zum ersten Mal gesehen. Und sie war beeindruckt. Natürlich war Menschenmagie auch eine ihrer Formen der Magie, dafür hatte der Schöpfergott persönlich gesorgt. Aber das ein einfacher Mensch….nein, korrigierte sie sich sofort. Kagome war gewiss kein einfacher Mensch, wenn sie in dieser Familie war.

„Weiter!“ befahl Shiro. Wer auch immer diesen Bannkreis errichtet hatte, würde rasch bemerken, dass er zerstört worden war. Und gewiss nicht tatenlos zusehen, wie sie weitergingen.

So fassten ihr Zwillingsbruder und Yuri wieder nach den langsameren Familienmitgliedern, ehe die Hundeyoukai erneut losliefen. Die selbst für Myu kaum mehr sichtbare Spur führte in Richtung auf die Vulkane, immer weiter nach Norden.
 

Die Dunkelheit der Nacht war für die Augen der Hundeyoukai kein Problem, zumal immer öfter Lavaströme den Horizont erhellten, der Schimmer der entfernten Ausbrüche. Kagome dachte bei sich, dass dies der Ort war, der dem am ähnlichsten kam, was man im Allgemeinen unter Hölle verstand, von allen, die sie je gesehen hatten.

Yuri, der nach Myus Anweisungen voranlief, erstarrte und setzte seine Gefährtin hastig ab. Shiro sprang neben die beiden und Akamaru tat das gleiche, ließ Kagome zuvor hinter sich zu Boden. Die junge miko war nur kurz erstaunt, ehe sie das Hindernis bemerkte. Vor den vier Youkai und ihr hatten sich vier Personen aufgebaut, die sie so sicher noch nie gesehen hatte. In dem rötlichen Licht zeigten sich zwei weibliche und zwei männliche Wesen. Eines, das vor Shiro war, war silberig glänzend, aber man erkannte dennoch weibliche Formen. Vor Akamaru stand ein Mann. Sie hatte so etwas Ähnliches einmal gesehen. Damals war es ein Wanderer gewesen, ein Wesen, das aus Stein bestand. Der hier war nicht schwarz, besaß aber auch eine rissige Haut, etwa wie Lehmboden im Sommer. Seine Form war menschenähnlich, und doch wies er weder Haare noch Augenlider auf, keine Ohren, keine Nase. Die Frau vor Myu war ebenfalls menschenähnlich, aber ihre Haare, ihr Unterleib schienen nur aus Flammen zu bestehen. Und das offenbar männliche Wesen vor Yuri war durchsichtig, aber die Wellen, die über diesen hinwegliefen, machten klar, dass er wohl aus Wasser war. Vier Elemente, vier Elementargeister. Das musste das sein, was Shiro gemeint hatte. Und sie hatten gesagt, dass auch so starke Youkai wie sie dagegen Probleme hätten.

„Das Empfangskomitee“, sagte Yuri und legte die Hand an sein Schwert.

Shiro sah sich nicht um: „Kagome, bleib hinter uns, bis die Kämpfe begonnen haben. Dann lauf weiter in die Richtung, in die wir wollten. Dort sind sicher der Taishou und Inuyasha. Sag ihnen, was los ist, falls sie es noch nicht wissen. Und tue für sie, was du kannst.“

Die miko wollte schon sagen, dass das gefährlich für sie werden würde, aber sie wollte sich nicht blamieren. Selbst Myu schien entspannt da zustehen. So meinte sie nur: „Ja.“

Yuri warf einen raschen Blick seitwärts und sah beruhigt, wie gelassen seine Gefährtin war. Das mochte daran liegen, dass sie nicht wusste, wie hart man sich gegen ein Element sogar als Youkai tat, zum anderen hoffte er, dass Izanagi-sama sie beschützen würde. Er selbst würde es nicht können.
 

Shiro betrachtete den weiblichen Elementargeist vor sich, ehe sie nach rechts nickte. Diese sagte nur: „Du gegen mich, Youkai? Weißt du, was ich bin? Kein Youkai kann gegen uns gewinnen.“

„Das werden wir sehen. Ich bin Shiro.“

„Mein Name ist Hai.“ Sie schien seitwärts zu gleiten, in ziemlich hohem Tempo.

Das würde in der Tat nicht einfach werden, gegen das Element des Metalls. Aber Shiro sah keinen Grund schon vor Beginn eines Kampfes aufzugeben und machte einen weiten Satz nach rechts.

Der Wassergeist betrachtete Yuri: „Ich bin Soryu. Gehen wir nach links. Keiner von euch wird an uns vorbeikommen.“

„Ich bin Yuri. - Warum stellt ihr euch uns entgegen?“

„Der uns rief will es. Und morgen werden wir Vollendung erlangen. Komm.“ Die beiden verschwanden nach links.

Die Frau aus Feuer betrachtete die kleine Katzenyoukai vor sich: „Du bist noch fast ein Kind. Aber wer sich mit dem Hundeclan einlässt, muss auch sein Schicksal teilen. Ich bin Natsumi. Und du wirst in meinen Flammen verglühen.“

Myu legte ein wenig den Kopf schief: „Du bist der Elementargeist des Feuers, Natsumi?“

„Ja. Wie heißt du? Damit ich weiß, wen ich getötet habe.“

„Myu. Aber du wirst mich nicht töten. Ich kenne deine Magie.“

„So ein Unsinn. Kein Youkai kann einen Elementgeist besiegen. Die Drachen nennen uns sogar Drachendämonen. Wir sind stark und mächtig. Komm nur, Kleine. Ich verspreche dir auch, dass du nicht lange leiden wirst.“

Myu folgte dem Feuergeist.
 

Akamaru sah ihr kurz nach. Ob sie wirklich wusste, was da auf sie zukam? Aber er blickte zu dem Geschöpf vor sich, dessen Haut wie zerrissene Felsplatten wirkten: „Du bist also der Elementargeist der Erde? Mein Name ist Akamaru.“

„Meiner Sabaku.“ Die tiefe Stimme war bedächtig.

„Deine Freunde haben Recht. Es ist für einen Youkai sehr schwer, gegen ein Element zu kämpfen.“

„Ja.“

„Es könnte lange dauern. Und mit einem Unentschieden enden.“

„Ja.“

„Wozu also Kraft verschwenden?“

„Das ist wahr. - Hast du einen Vorschlag?“

„Wir entscheiden unseren Streit anders. Gewinne ich, kann ich weiter gehen und den Taishou und Inuyasha suchen. Gewinnst du, bleibe ich hier.“

„Gut.“ Sabaku setzte sich: „Dann spielen wir. Kannst du Go?“

„Ja.“ Akamaru nahm ihm gegenüber Platz. Mit gewisser Überraschung sah er, wie der Erdgeist aus seiner Hose ein Reise- Go-Spiel zog: „Du kannst weiß haben.“

„Losen wir. Du bemühst dich um Gerechtigkeit, Akamaru vom Hundeclan.“ Sabaku schüttete die Steine aus: „Das ist gut. Gewinnst du, werde ich mein Siegel um deine Freunde lösen.“
 

Hai und Shiro blieben voreinander stehen. Dann streckte der weibliche Elementargeist die Rechte aus. Aus ihrer Hand wuchs eine Spitze, dann eine Klinge, bis sie schließlich ein Schwert in der Hand hatte. Die Hundefürstin zog Daketsaiga. Ein Schwertkampf gegen den Geist des Metalls? Das würde kein Spaziergang werden. Aber irgendjemand hatte ihren Gefährten entführt und diese Geister gerufen. Sie würde nicht versagen.

Hai wartete einen Moment, ehe sie das Schwert in der Hand ihrer Gegnerin anblickte, sich konzentrierte. Diese Youkai war wohl leicht verrückt. Oder sie wusste nicht, dass sie das Metall war. Sie würde durch ihre eigene Klinge sterben. Hais Gedanken glitten auf dem Stahl entlang. Oh, das war ein Meisterschwert. Wie schön. Im gleichen Moment erkannte sie, dass Shiro wusste, was sie vorhatte. Die Klinge füllte sich mit Youki, um ihre Gedanken abzuwehren. Das würde aber nicht reichen. Hai spürte weiter in dem Schwert – und prallte zurück. Da war nicht nur Youki drin, da war auch mächtige Magie mit hinein geschmiedet worden. Das Schwert hatte einen eigenen Willen. Und solange es die rechtmäßige Besitzerin in der Hand hielt, konnte sie es nicht übernehmen. Nun gut, dachte der Metallgeist. Dann eben Schwertkampf der traditionellen Art..

Sie sah auf, begegnete dem grünen Blick der Youkai: „Du hast ein sehr interessantes Schwert.“

„Ja. Und offenbar kannst du es nicht übernehmen.“

„Klug bist du. Mal sehen, was dir deine Trainer so beigebracht haben.“ Hai machte einen weiten Sprung nach vorne, schlug zu. Stahl knirschte auf Stahl, als die Hundeyoukai Daketsaiga empor riss, abwehrte. Shiro war zu erfahren in solchen Kämpfen, um sich nicht sofort weiterzudrehen, so zu verhindern, dass die Gegnerin ihr Handgelenk fassen konnte. Sie duckte sich etwas ab und drückte im Sprung nach oben die Klinge des Metallgeistes zurück. Sie spürte dabei nur zu deutlich, dass Hais Schwert angefüllt mit dem Willen seiner Herrin war. Das würde schwer werden, dauern.

Die Hundefürstin landete, drehte sich um, griff nun ihrerseits an. Ihre Klinge schoss in direktem Stoss auf Hai zu. Diese schaffte es mit einer raschen Seitendrehung, der Spitze auszuweichen, schlug aber ohne weiteres Zögern gegen Daketsaiga. Um ein Haar hätte Shiro ihre Waffe verloren. Nur ihre Kampferfahrung rettete sie, das sichere Wissen, niemals das Schwert loslassen zu dürfen. Sie sprang zurück, um ihre Finger wieder fester um den Griff zu legen. Diesen Sekundenbruchteil nutzte ihre Gegnerin ohne Zögern, als sie erneut ihre Waffe auf die Youkai niedersausen ließ. Der Hieb wurde schnell und kraftvoll geführt. Shiro sah keine Chance, ihn abzuwehren und ließ sich zu Boden fallen, rollte ab. Sie stand bereits wieder, ehe Hai völlig durchgezogen hatte, herumfuhr, um nun ihrerseits den nächsten Angriff abzuwehren.
 

Yuri hatte rasch festgestellt, dass ein Duell gegen das Element Wasser mehr als eine Tücke hatte. Griff er mit dem Schwert, mit oder ohne Youki an, zerteilte sich sein Gegner einfach, um wieder zusammenzufließen. Soryu seinerseits benutzte kein Schwert, aber er wandte die unterschiedlichen Varianten von Wasser an. Mal musste Yuri einen Beschuss aus Eiskugeln abwehren, mal kochendem Dampf ausweichen. Es war anstrengend und obwohl er wusste, dass er stark war - das war ein harter Kampf, bei dem kein Ende abzusehen war. Und der Elementargeist machte auch nicht den Eindruck, müde zu werden. Das konnte dauern. Und Yuri wurde klar, dass er im besten Fall auf ein Unentschieden hoffen konnte. Aber eher würde er müde werden, ehe er Soryu besiegen konnte. Das war ihm allerdings bewusst gewesen. Er konnte nur hoffen, dass Shiro oder Akamaru mit ihren Gegnern mehr Glück hatten und ihm zu Hilfe kommen würden. Was der Feuergeist inzwischen mit seiner kleinen Katze anstellen würde - Yuri wagte nicht einmal daran zu denken. Im günstigsten Fall gelang es Myu, sich unter ihrem mächtigen Bannkreis zu verschanzen. Aber er hatte keine Ahnung, ob das einen Elementgeist aufhalten würde. Warum nur hatte Shiro darauf bestanden, dass Myu mitkommen sollte. Wenn ihr etwas passierte…

Er hörte lieber auf zu denken, als er in einem Schwall Wasser zu ertrinken drohte und rasch empor springen musste.
 

Myu betrachtete die Feuerfrau vor sich ein wenig neugierig. Sie hatte noch nie einen Elementargeist gesehen und fand es eigen, dass Natsumis Haare brannten, sie aber nicht verbrannten, dass der gesamte Unterleib ebenfalls aus Flammen zu bestehen schien.

„Was ist, Kleine?“ erkundigte sich Natsumi ein wenig irritiert. Sie hätte angenommen, dass die Youkai Angst hatte. Aber die schien so ruhig. Wusste sie etwa nicht, wem sie hier gegenüberstand?

„Das Element des Feuers.“ Myu dachte angestrengt nach: „Ach ja, jetzt weiß ich es. Das mit den Elementen hat er mir ja erklärt. Das hatte ich ganz vergessen!“

„Wer: er? Ach, egal, was auch immer dir dein Papa erzählt hat. Du wirst jetzt sterben.“ Natsumi hob die Hände. Flammen schossen auf die junge Katzenyoukai zu.
 

Kagome war dem Befehl der Hundefürstin gefolgt und losgelaufen. Selbst für Menschenaugen boten die entfernten Vulkane einigermaßen Dämmerlicht. Aber sie musste vorsichtig sein. Der Boden hier war von Rissen durchzogen und sie nahm an, dass auch hier darunter schon vulkanische Aktivitäten waren. Sie hatte keine Lust plötzlich in Lava zu landen oder von irgendwelchen Schwefeldämpfen eingehüllt zu werden. Das wäre tödlich für sie. Hoffentlich würde sie Inuyasha finden, hoffentlich war ihm nichts passiert. Und hoffentlich würden die vier Youkai sich gegen diese Elementargeister solange halten können, bis Inuyasha und Sesshoumaru ihnen helfen konnten. Das müsste doch einfach klappen. Und wer auch immer der Mistkerl war, der diese Elemente beschworen hatte - sie würde ihm schon zeigen, dass niemand ungestraft ihren Hanyou entführte. Der würde einen Pfeil in sein Hinterteil bekommen, mit aller Magie, die ihr zur Verfügung stand. Mit den besten Grüssen von Kagome.

Aber zunächst einmal müsste sie die Hundebrüder finden. Und der Rest der Familie müsste überleben.
 

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Akamaru spielt Go, Shiro und Yuri kämpfen mit dem Schwert. Und was macht Myu?
 

Das nächste Kapitel heisst: Youkai und Elementgeister.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wei gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet ist.
 

bye
 

hotep

Youkai und Elementgeister

Freut mich, dass euch die Idee, Akamaru Go spielen zu lassen zusagte. Da ich dieses Spiel leider nicht kann, konnte ich das nicht ausführlicher beschreiben. Aber auch so passiert einiges.
 

16. Youkai und Elementgeister
 

Shiro machte einen gewaltigen Satz zurück. Der Kampf gegen Hai, den weiblichen Elementgeist des Metalls, war hart und anstrengend, zumal in diesem roten Dämmerlicht der Nacht auf den Vulkanfeldern. Aber aufgeben, ihren Gefährten im Stich lassen, stand vollkommen außer Frage. Sie hob ihr Schwert ein wenig. Stahl auf Stahl konnte sie unmöglich gewinnen. Sie müsste etwas anderes versuchen. Mal sehen, wie Hai mit einem vollen Youki-Angriff zurande kam. Im schlimmsten Fall machte er ihr nichts aus. Dann müsste eben der Kampf Klinge auf Klinge weitergehen. Hoffentlich hielten sich die anderen gegen die Elementargeister besser.
 

Akamaru betrachtete nachdenklich das Tableau mit den Go-Plättchen vor sich. Der Erdgeist Sabaku war wirklich kein schlechter Spieler und der Fürst der südlichen Länder hatte sich schon lange nicht mehr in einem Spiel so gefordert gesehen. Aber wenn er Sesshoumaru und Inuyasha retten wollte, müsste er hier gewinnen, weiterkommen. Er legte wieder einen schwarzen Stein.

„Nicht schlecht“, brummte der Erdgeist. „Du bringst den Vogel ins Nest.“

Aber noch hatte der Youkai nicht gewonnen.
 

Yuri stellte fest, dass er langsam müde wurde. Der Kampf gegen den Wassergeist Soryu war nicht nur hart, sondern auch nervend. Ein Gegner, den man nicht verletzen konnte, der aber einem selbst zwischen Eis und Dampf alles um die Ohren jagte, was das Wasser nur aufbringen konnte…Er fühlte, wie wieder Sorge in ihm aufstieg. Er war stark, ja. Und er steckte in Problemen. Aber wie hielt sich seine kleine Katze gegen das Feuer?
 

Myu riss intuitiv beide Arme empor, als die Flammen Natsumis auf sie zuschossen. Im gleichen Moment erweckte ihr Überlebensinstinkt jene andere Magie in ihr. Es war nicht der Bannkreis aus Menschenmagie, mit dem sie sich vor Youkai-Angriffen schützte. Gegen Feuer hätte das nichts geholfen. Aber in ihr steckte ein Teil der Macht des Schöpfergottes selbst. Und Izanagi hatte diese Magie so gewählt, dass Myu in allen selbst für ihn denkbaren Lebenslagen vollkommen unbewusst damit umgehen konnte. Von ihren Armen bis zum Boden entstand für Sekundenbruchteile eine Wand aus Feuer, die Natsumis einfach verschluckte. Sowohl der Elementargeist als auch die Katzenyoukai starrten ein wenig ungläubig hin, als der Angriff buchstäblich verpuffte.

„Du willst mich wirklich umbringen?“ fragte Myu dann etwas empört. Bislang hatte sie das für einen miesen Scherz gehalten: „Dabei habe ich dir nichts getan!“

„Wie auch immer so eine erbärmlich schwache Youkai das hinbekommen hat: ich werde dich umbringen!“ Natsumi hob erneut die Arme.

„Erbärmlich schwach?“ Diesen Satz hatte Myu etwas zu oft in ihrem Leben gehört. Ein wutentbranntes Fauchen drang aus der Kehle der jungen Youkai. Ihr Schwanz war buschig geworden und die angelegten Ohren verrieten ihren Zorn. Ohne weiter nachzudenken, welche Magie in ihr war, was sie tun sollte, riss sie die Hand empor.

Gegen die zerstörerische Macht Izanagis war der Feuergeist machtlos.

Myu starrte auf die Stelle, an der Natsumi eben noch gewesen war. Jetzt war da gar nichts mehr. Hatte sie gewonnen?

Sie drehte sich hastig um. Wo war Yuri-sama? Wo waren die anderen?
 

„Interessant.“

Inuyasha drehte den Kopf: „Was ist interessant?“ Das war auch eines der Dinge, in denen sich sein lieber Bruder wohl nie verändern würde: „Hallo, Sesshoumaru?“

Der Herr der westlichen Länder wusste, dass es der Hanyou unmöglich spüren oder gar erkennen konnte. So erklärte er: „Unsere Fesseln.“

„Ich merke nichts. Was meinst du?“

„Sie sind aus vier Elementen zusammengefügt worden. Eines fehlt. Jemand muss also einen Elementargeist vernichtet haben.“

„Sie kommen.“ Der Hanyou atmete etwas auf. Nicht, dass er daran gezweifelt hätte, aber immerhin hatten ja sowohl Sesshoumaru als auch dieser Drache so getan, dass nichts und niemand einen Elementargeist, oder wie das Tsuko genannt hatte, einen Drachendämonen schlagen könnte.

„Sie kommen.“ Shiro musste es also gespürt haben - und richtig gedeutet haben. Und ganz sicher waren Akamaru und Yuri auch dabei. Aber wer von ihnen hatte es vermocht, einen Elementargeist zu töten?

„Eine wirklich interessante Familie.“ Aus den Schatten erschien der Drachenschamane: „Sie sind ziemlich loyal zu dir, Hundefürst.“

„Im Gegensatz zu dir halten wir uns an unser Wort!“ fauchte Inuyasha prompt.

Tsuko wandte sich zu ihm. „Und immer noch mit dem Mund vorneweg! Hat dir die Aussicht, morgen zu meiner Machtentfaltung beitragen zu sollen, noch nicht das Schweigen gelehrt, Halbblut?“ Er hatte erst bei den Versuchen, die Macht des Youki zu analysieren, festgestellt, dass das gar kein Youkai war.

„Ja, ich bin ein Hanyou. Aber wenn dich das stört, kannst du mich ja gern gehen lassen.“

„Oh, daran dachte ich weniger.“ Tsuko tat die zwei Schritte zu dem jüngeren der Halbbrüder, hob ein wenig die Hand und verpasste Inuyasha eine schallende Ohrfeige.

„Keh!“ machte der nur.

Sesshoumaru fand es an der Zeit, Informationen zu bekommen: „Was ist so interessant an meiner Familie?“

„Ihre Loyalität?“ Tsuko blickte wieder zu dem Youkai, von dem er sich genügend Energie erhoffte, um die ultimative Macht zu bekommen: „Sie haben schneller gemerkt, dass ihr fehlt, als ich es gedacht hätte. Überdies sind ihre Fähigkeiten bemerkenswert. Sie konnten die Spur bis zum Bannkreis verfolgen, diesen sogar zerstören. Und ich hatte meinen Bannkreis gegen mächtige Youkai errichtet.“

Kagome, dachte Inuyasha prompt. Aber was um aller Welt machte sie im Mittelalter? Hatte sie sich Zeit genommen, ihn einmal in der Woche zu besuchen? Und genau dann musste so etwas passieren, genau dann war er nicht da. Sie würde ganz schön sauer sein.

„Dass Hundeyoukai Spuren verfolgen können, sollte dich eigentlich nicht wundern.“ Sesshoumaru klang gelassen. Aber auch er hatte den Schluss gezogen, dass da andere Magie eingesetzt worden war. Kagome oder Myu? Gegen einen Bannkreis war die miko vermutlich besser - aber woher hatte sie gewusst, dass sie kommen sollte?

Tsuko trat vor ihn: „Darüber hätte ich mich auch nicht gewundert. Aber ihr wurdet von meinen Drachendämonen gefangen. Wie verfolgt selbst ein Hund eine Spur, die man nicht wittern kann?“

„Ich werde sie gern fragen, wenn sie hier sind.“ Inuyasha sah nun erst recht keinen Grund klein bei zu geben.

Der Drachenschamane wollte etwas sagen, als er zusammenzuckte, sich dann umdrehte: „Sabaku? Was machst du denn hier? Habt ihr gewonnen?“

„Ich habe das Spiel verloren.“ Der Elementargeist der Erde kam heran: „Und darum muss ich mein Wort einlösen.“ Ohne Tsuko weiter zu beachten, trat er zu Inuyasha, berührte dessen Fesseln, kam dann an dem Drachen vorbei zu Sesshoumaru.

Tsuko rang nach Luft: „Was tust du da? Du nimmst deinen Bann von den Gefangenen?“

„Das war der Spieleinsatz. Und der Youkai hat gewonnen.“

„Ich verbiete dir, deinen Bann zu lösen! Sabaku! Ich habe dich gerufen. Hast du schon vergessen, was wir morgen erreichen wollen?“

„Nein. Ich vergesse nie etwas. Ich bin die Erde. Und du kannst mir nichts verbieten. Wie ich versprach, werde ich mich morgen mit dir vereinen, unsere Macht vereinen. Aber ich versprach auch dem Youkai am Ende des Spieles die gleichen Wirkungen hervorzurufen, als ob er mich besiegt hätte.“

„Ach, und wer war der Youkai?“ Tsuko zügelte seine Wut. Noch hatte er die Elemente nicht in sich aufgenommen, noch hatten sie eigenes Bewusstsein, eigenen Willen.

„Er nannte sich Akamaru. Sehr guter Go-Spieler.“

Die Halbbrüder tauschten einen Blick. Akamaru war der Stratege der Familie, dass hätten beide gewusst. Dass er vermutlich ein guter Go-Spieler war, nun ja. Aber wer außer ihm wäre auf die Idee gekommen, einen Elementargeist dadurch auszuschalten, dass man ihn nicht mit dem Schwert, sondern mit Go bekämpft?

Der Drachenschamane nickte erbittert. Akamaru. Das hieß also wirklich, dass da eine Befreiungsaktion angelaufen war. Er bemerkte, dass sich der Elementargeist auflösen wollte: „Eines noch. Noch eine Fessel wurde gelöst. Dieses Element muss ebenfalls besiegt worden sein.“

„Ja. So muss es sein.“

„Weißt du, wer fehlt?“

„Natsumi. Das Feuer wurde gelöscht.“ Sabaku verschwand.

Tsuko murmelte einen Fluch, der aus längst vergangenen Zeiten stammte. Das Feuer? Ausgerechnet das Element des Feuers war tatsächlich besiegt worden? Nun gut, auch mit den anderen dreien würde er immer noch genügend Macht besitzen, aber, das war ärgerlich. Mehr als ärgerlich. Und besorgniserregend. Welcher Youkai konnte sich gegen einen Drachendämonen nicht nur halten, sondern ihn sogar besiegen? Akamaru war gegen den Erdgeist angetreten und war auf die Idee gekommen, mit dem Verstand zu kämpfen. Aber wer hatte das Feuer besiegt? Yuri oder Shiro? Und warum waren die anderen daneben gestanden? Metall und Wasser? Oder hatten die auch gekämpft? Was war da los? Aber er hatte keine Zeit sich darum zu kümmern. Im Osten begann der Horizont heller zu werden. Die Sonne würde bald aufgehen. Und er musste die Zeremonie vorbereiten. Wenn Sabaku schon hier war…hm. Er musste den Plan ein wenig ändern. Ohne das Feuer waren es sowieso keine fünf Elemente mehr. Und wenn dieser Hundeclan schon so nahe war, hatte er keine Zeit mehr, noch das Element Holz aufzurufen. Es musste eben auch so gehen, anders gehen. Er müsste eine zweite Verteidigungslinie aufstellen, dann zusehen, dass er die Zeremonie feierte, die Vereinigung vollzog. Danach erst würde er seine Gefangenen töten, ihr Youki übernehmen können.

Er wandte sich ab. Ein wenig ärgerlich war es in der Tat. Dieser Hundeclan schaffte es, ihn, Tsuko, unter Zeitdruck zu setzen. Aber dafür würden sie schon bald bezahlen. Vielleicht könnte er auch einen der drei noch bekommen. Es war ja egal, ob Akamaru, Yuri oder Shiro. Sie alle waren stark. Zunächst einmal jedoch müsste er die magischen Handlungen mit den Drachendämonen vorbereiten. Und die Sonne ging schon auf.
 

Shiro spürte, wie ihr Arm zu zittern begann. Sie wurde müde und der Geist des Metalls nicht. Das war schon äußerst lästig. Überdies hatte Hai ihre Taktik geändert. Sie kämpfte nicht mehr nur Stahl auf Stahl, sondern versuchte immer wieder, der Youkai das Schwert aus der Hand zu schlagen, zu winden. Shiro wusste, dass ihr Handgelenk schon mehrfach geprellt worden war, aber sie zwang sich, den Schmerz zu ignorieren. Wenn es Hai gelang, ihr Daketsaiga zu nehmen, war sie verloren. Im gleichen Moment würde der Geist des Metalls dieses Schwert übernehmen. Und es ihr vermutlich auf den Hals hetzen.

Ihre Gegnerin machte einen eleganten Überschlag zurück: „Tja, Shiro vom Hundeclan. Es war nett, ein wenig mit dir zu plaudern. Aber die Sonne geht auf.“ Hai verschwand im Nichts.

Die Hundeyoukai blieb für einen langen Moment regungslos und abwehrbereit stehen, erwartete einen Trick. Als sie begriff, dass Hai wirklich verschwunden war, ließ sie ihr Schwert sinken, atmete tief durch, vollkommen erschöpft.

„Nee-chan!“ Akamaru kam besorgt herangelaufen: „Hast du gewonnen?“ Er hatte spüren können, wie weit das Youki seiner Zwillingsschwester schon abgesunken war.

„Nenne es Unentschieden.“ Sie schob mit zitternder Hand ihr Schwert zurück: „Ist bei dir alles in Ordnung, Akamaru?“

„Ja. Ich habe den Erdgeist Sabaku besiegt.“ Und da er den ungläubigen Blick bemerkte: „Im Go.“

„Ihr habt...Go gespielt?“

„Ja. Er ist sehr gut. Und eigentlich ein netter Kerl.“

„Akamaru!“ Shiro schüttelte den Kopf, zu müde, um sich noch zu wundern. Außerdem wusste sie ja, welche Eigenheiten ihr Zwillingsbruder an den Tag legte. Überdies war nur eines wichtig: ein Elementargeist war besiegt worden. „Wo sind die anderen?“

„Kagome ist weitergelaufen, wie du es gesagt hattest. - Yuri ist wohl dort hinten irgendwo. Myu sollte auch in dieser Richtung zu finden sein. Immerhin spüre ich beide noch. Aber Yuri scheint Probleme zu haben. Gehen wir dorthin.“
 

Myu lief in die Richtung, in der sie ihren Gefährten fühlen konnte. Hoffentlich ging es ihm gut. Sie blieb stehen, als sie in dem Dämmerlicht vor sich das Duell entdeckte. Die junge Katzenyoukai presste ein wenig die Lippen zusammen. Sie kannte Yuri sehr gut und sie wusste, dass er sich nur verteidigte. Etwas anderes blieb ihm wohl auch kaum übrig, wenn man sah, dass er von einem ganzen Hagel aus Eisklumpen beworfen wurde. Das war so gemein! Sie wollte schon hinlaufen, wollte…sie wusste nicht, was, als sie zu ihrem Erstaunen beobachtete, wie der Wassergeist plötzlich verschwand.

Der Hundeprinz schien verwirrt, dann ließ er sich auf ein Knie sinken, noch immer das Schwert in der Hand, erschöpft.

„Yuri-sama!“ Sie rannte hin.

Yuri erkannte erleichtert, dass es ihr gut ging: „Myu-chan.“ Er schob das Schwert weg, als sie ihm auch schon um den Hals fiel.

„Du lebst…Yuri-sama, ich habe mir solche Sorgen gemacht!“

„Ist dieser Feuergeist auch einfach verschwunden? Anscheinend müssen sie zurück, wenn die Sonne aufgeht.“ Er schob sie behutsam von sich, stand ein wenig mühsam auf.

„Ja, Natsumi ist einfach verschwunden, aber schon vorher. Ich...na ja…ich wurde ein wenig wütend.“ Sie klang ein bisschen schuldbewusst. Der Hundeclan legte immer so großen Wert auf Selbstbeherrschung.

Yuri wusste, welche Kräfte in ihr steckten, wenn ihre negativen Gefühle zu groß wurden und starrte sie an: „Du meinst, sie ist nicht freiwillig gegangen, sondern du hast sie...?“ Das war unglaublich.

„Ich denke schon.“

„Du bist einmalig, Myu-chan.“ Und das war absolut ehrlich gemeint.
 

Die Zwillinge kamen heran, ein wenig erleichtert, dass auch Myu nichts geschehen war. Als diese berichtete, dass sie den Feuergeist getötet hatte, starrten sie sie allerdings an. Man konnte einen Elementargeist nicht in dem Sinn töten, aber man konnte ihn wieder zu seinem Element schicken, ohne Gedanken und Bewusstsein.

Shiro fing sich am schnellsten: „Das bedeutet also, Feuer ist zerstört, die Erde geschlagen. Mit einer Partie Go.“ Sie hätte fast noch einmal den Kopf geschüttelt, aber das ziemte sich sicher nicht. „Kagome ist schon voran. Dann sehen wir zu, dass wir sie einholen.“ Sie blickte zu Yuri: „Der Kampf gegen ein Element ist schwer.“

„Ja.“ Beide wussten, wovon der andere sprach. Sie hatten immerhin durchgehalten. Und sie waren beide müde, ihr Youki war in dem langen, harten Kampf deutlich gesunken. Sie würden zusehen müssen, dass sie sich auf dem weiteren Weg irgendwie regenerieren konnten. Es würde kaum das letzte Mal sein, dass sie auf die Elementargeister gestoßen waren. Und der, der sie gerufen hatte, war mit Sicherheit auch noch dort irgendwo. Im Augenblick waren beide kaum mehr kampffähig. Falls sie zu schnell auf neue Gegner träfen, würden Akamaru und Myu das allein übernehmen müssen. Aber die beiden Vermissten waren dort. Und sie müssten sie finden.

So machten sich die vier Youkai auf den Weg.
 

Kagome wanderte noch immer über die zerklüfteten Lavafelder. Aber sie war langsamer geworden, müder. Außerdem war es nicht sonderlich angenehm, allein durch die Nacht zu laufen, dauernd Feuereruptionen zu sehen, Geysire zu treffen. Und zu wissen, dass dort irgendwo vorne ein Drache saß, der Elementgeister rufen konnte. Aber da vorne war eben auch Inuyasha und sie wollte und würde ihn nicht im Stich lassen. Hoffentlich schafften es die vier anderen Familienmitglieder, gegen diese Geister durchzuhalten, zu bestehen. Dass sie sie immer noch nicht eingeholt hatten, machte die junge miko besorgt. Sie sah sich erneut um. Im Osten wurde es heller, die Sonne würde bald aufgehen. Immerhin etwas. Tageslicht konnte sie brauchen. Mit gewissem Seufzen machte sie sich wieder auf den Weg. Schon einige Jahre war sie nicht mehr so lange zu Fuß gewandert, noch dazu auf so schwierigem Boden. Und früher, als sie noch das Juwel der vier Seelen gesucht hatten, hatte oft genug Inuyasha sie getragen, wenn sie müde wurde. Inuyasha. Hoffentlich war ihm nichts passiert.

Kurz darauf blieb sie stehen. Vor ihren Füssen öffnete sich ein Tal in dem schwarzen Lavagestein. Sie entdeckte als erstes den See aus glutflüssigem Gestein, ehe sie am anderen Ufer die beiden Gefangenen erkannte. Sie waren am Leben! Langjährige Erfahrung bewog Kagome, sich noch einmal umzusehen. Aber kein Monster war zu erkennen. So begann sie langsam mit dem Abstieg in das Tal. Ohne Weg und bei der steilen Wand war das schwierig. Aber sie hatte sie gefunden. Und jetzt müsste sie zusehen, dass sie sie befreien konnte.
 

Inuyasha hob den Kopf: „Kagome!“ kommentierte er die vertraute Witterung.

Kagome, dachte Sesshoumaru. Das hatte er sich schon gedacht. Aber wo waren die anderen? Kämpften sie noch und hatten sie nur vorangeschickt? War Shiro etwas geschehen?

Die miko lief um den glühenden See herum, zu ihnen. Sie versuchte, die Hitze zu ignorieren. Den Halbbrüdern machte das sicher weniger aus.

„Inuyasha!“ Sie war heran: „Alles in Ordnung? Wie kann ich die Fesseln aufmachen?“

„Gar nicht“, sagte der Herr der westlichen Länder: „Aber nur noch ein Element weniger und ich kann sie lösen.“

Der Hanyou ergänzte rasch: „Ja, alles in Ordnung. Außer, dass uns so ein dämlicher Drache opfern will und wir mit irgendwelchen Elementen gefesselt wurden. Immerhin kam der Erdgeist schon mal vorbei, löste seinen Bann, weil er gegen Akamaru verloren hat...“

„Dann hat wenigstens schon einer gewonnen?“ Sie atmete auf.

„Wer hat gegen das Feuer gekämpft?“ erkundigte sich Sesshoumaru.

„Myu.“ Kagome sah zu ihm: „Soll das heißen, dass sie auch gewonnen hat?“

Offenkundig, dachte der Hundefürst. Myu. Natürlich. Sie und ihre eigenartigen magischen Fähigkeiten. Anscheinend hatte Izanagi auch Elementmagie verwendet. Aber: „Und Metall und Wasser?“

„Shiro hat den Metallgeist übernommen und Yuri das Wasser. Shiro befahl mir, schon voranzugehen und euch zu erzählen, was los ist. Aber ich weiß nicht, ob sie gewonnen haben.“

„Nein, denke ich mal.“ Inuyasha tat es so sehr, dass er die Stirn in Falten legte: „Sonst müssten doch die anderen beiden Bänder auch weg sein. Und Sesshoumaru und dieser Tsuko haben ja gesagt, dass auch starke Youkai kaum gegen einen solchen Geist gewinnen können. Na ja, Akamaru hat es wohl geschafft.“

„Er kämpfte nicht mit dem Schwert“, erinnerte sein Halbbruder. Seine Sorge um seine Gefährtin stieg. Durch den heißen Lavasee vor ihm war es ihm auch unmöglich, irgendetwas außer in seiner nächsten Umgebung zu riechen. Selbst Kagome hatte er erst bemerkt, als sie in dieses Tal hinuntergeklettert kam.
 

Die Morgendämmerung zeigte den vier Youkai den Weg. Die drei Hunde konnten wittern, wo Kagome entlang gegangen war, und da sie ein höheres Tempo anschlugen, waren sie sicher, sie bald eingeholt zu haben.

Sie blieben stehen, als sich vor ihnen zwei bekannte Gestalten bildeten. Hai, der weibliche Metallgeist und Soryu, der Elementargeist des Wassers.

„Ihr solltest besser umdrehen“, sagte Soryu: „Wir haben nicht viel Zeit. Würdet ihr mit uns erneut kämpfen, würden wir euch rasch töten. Ihr beide..“ Er sah zu Yuri und Shiro: „Seid sowieso noch müde durch die Kämpfe zuvor. Euer Youki ist noch sehr niedrig. Du hast zwar Sabaku geschlagen, aber nicht im Duell. Und Tsuko-sama sagte, dass du kein Kämpfer bist.“

„Tsuko also“, antwortete Akamaru. Wer auch immer dieser Drache war, er konnte zumindest nicht an der Schlacht im Süden teilgenommen haben. „Kennst du ihn, Myu-chan?“

„Ja, er ist der zweite Schamane der Drachen.“ Die kleine Katzenyoukai dachte kurz nach: „Er hat das Buch über die Elementmagie der Drachen gestohlen.“

„Von einem Dieb lasst ihr euch rumkommandieren?“ fragte Yuri prompt und betrachtete die beiden Elementargeister von oben bis unten. „Wo ist eigentlich Sabaku?“

„Er soll Tsuko-sama helfen, die Verwandlung vorzubereiten.“ Hai merkte, dass sie zuviel redete: „Also, Shiro, auf ein Neues? Oder willst du umdrehen?“

„Ich werde nicht umdrehen“, sagte die Hundefürstin prompt, die sich noch nie im Leben einem anderen als ihrem Gefährten ergeben hatte: „Aber ihr solltet uns besser durchlassen, sonst ergeht es euch wie Natsumi.“

„Ja, die arme Natsumi.“ Soryu betrachtete nachdenklich Myu: „Wie auch immer diese Kleine das hinbekommen hat, Tsuko-sama war nicht begeistert. Und damit es keinen Fehler mehr gibt…“ Er hatte sich nicht bewegt. Ohne warnende Anzeichen schoss ein Eiszapfen auf die junge Katzenyoukai los.
 

Yuri reagierte instinktiv. Unverzüglich ließ er sich seitwärts fallen, zwischen das Eis und seine Gefährtin. Der Eiszapfen bohrte sich in seine Rüstung, drang in seine Brust ein. Er brachte nur noch etwas wie ein Keuchen heraus, ehe er aufprallte.

„Yuri-sama!“ schrie Myu auf, warf sich neben ihm zu Boden.

Er blickte zu ihr auf. Als ihn das Eis berührt hatte, hatte er gewusst, was ihm drohte. Das war nicht nur eine Verletzung, die er einfach heilen könnte, da war Magie dabei. Und es würde verwünscht schwer werden, das zu überleben, zumal mit solch niedrigem Youki. Aber seine kleine Katze sollte sich keine Sorgen machen: „Es ist in Ordnung, Myu-chan...“ brachte er hervor.

Dann sah er nur noch, wie die Welt um ihn dunkel wurde.
 

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Immerhin hat die Familie Tsuko schon mal etwas in Zeitnot gebracht. Aber ob das genügt? Immerhin hat er offenbar noch einen Plan B in der Tasche. Das nächste Kapitel heisst: Trennung und Vereinigung.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Trennung und Vereinigung

Ihr könntet Recht haben, dass Myu Attacken auf ihren Gefährten nicht so gern sieht....
 

17. Trennung und Vereinigung
 

„Yuri-sama!“ weinte Myu. Eine der Eigenschaften, die sie zu einer äußerst ungewöhnlichen Youkai machten. Vorsichtig berührte sie sein Gesicht. War er bewusstlos? Oder gar tot? Und es war ihre Schuld. Er hatte sie doch beschützt.

„Nun gut. Einer weniger, “ kommentierte Soryu: „Was für ein Idiot.“
 

Im gleichen Moment schien die Luft rund um die kleine Katzenyoukai zu flimmern.

Shiro spürte etwas, das sie schon zweimal so gefühlt hatte, und warf sich flach zu Boden, baute ihr gesamtes noch vorhandenes Youki als Schutzschild auf. Akamaru sah es verwundert, aber er tat es unverzüglich seiner Zwillingsschwester nach. Shiro handelte nie unüberlegt. Er blieb jedoch instinktiv nahe bei ihr, sie so mit seinem eigenen, vollen Youki mit schützend.

Myu sprang auf. Ihre zurückgelegten Ohren, ihr buschiger Schwanz verrieten ihre Erbitterung, ihre Wut. Sie war noch nie in ihrem gesamten Leben so außer sich gewesen. Und die in ihr wohnende Magie folgte ihren zerstörerischen Gefühlen. Sie riss die Hände hoch, verschränkte sie. Tränenblind zielte sie in die Richtung des Wassergeistes, der überrascht bemerkte, dass da eine ihm nur zu bekannte Magieform aufflammte. Elementmagie, aber aller fünf Elemente gleichzeitig. Das war unglaublich. Niemand hatte das so, außer den Schöpfergöttern selbst! Und was ….

Das war das Letzte, was er dachte.
 

Hai hatte im gleichen Moment, als sie gesehen hatte, wie sich diese starken Youkai in Deckung warfen, einen weiten Satz zurück gemacht, sich selbst in Sicherheit gebracht. Jetzt entschied sie, dass es Zeit war, zu verschwinden. Und sie müsste Tsuko-sama sagen, was da ablief.
 

Myu zitterte, als sie sich wieder neben ihren Gefährten kniete: „Yuri-sama…“

Die Zwillinge standen auf und kamen heran. Akamaru war etwas von der Wucht dieser Attacke überrascht worden. Shiro musste das schon einmal so erlebt haben, da sie unverzüglich in Deckung gegangen war.

Die Katzenyoukai sah auf: „Shiro-sama… ich spüre kein Youki mehr!“ brachte sie heraus.

„Ich auch nicht.“ Die Hundefürstin sah auf ihren Cousin: „Dieser Eiszapfen scheint auch Magie beinhaltet zu haben.“

Akamaru ließ sich auf ein Knie nieder: „Lass mich mal sehen, Myu-chan.“

Sie gehorchte sofort, in der Hoffnung, der Fürst der südlichen Länder könne noch irgendetwas bewirken. Immerhin war er doch auch so stark, und noch nicht durch einen Kampf geschwächt.
 

Kagome stand ein wenig ratlos zwischen den Halbbrüdern. Schön, sie hatte sie gefunden, aber anscheinend konnte sie ihnen nicht weiter helfen. Falls allerdings dieser Drache aufkreuzen sollte, wüsste sie schon, was sie tun würde. Drachen waren wie Youkai Wesen, die Youki besaßen. Also konnte sie ihn läutern.

„Drei.“

Das vollkommen unerwartete Wort Sesshoumarus ließ sie zu ihm blicken. Er schloss kurz die Augen. Sie konnte spüren, wie sein Youki anstieg. Und dann lösten sich die Fesseln um seine Handgelenke.

„Was meinst du denn schon…oh.“ Inuyasha brach ab.

„Der dritte Bann wurde gebrochen?“ erkundigte sich Kagome.

Der Hundefürst sparte sich die Antwort und kam herüber, befreite seinen Halbbruder.

„Das heißt, noch ein Elementargeist hat verloren?“ fragte der: „Der müsste aber erledigt worden sein.“

Vermutlich. Und das bedeutete Myu, denn kein Youkai konnte einen Elementargeist schlagen. Nun, nicht in einem Kampf. Akamaru hatte bewiesen, dass es im Go möglich war. Aber wie mochte es Shiro und Yuri ergehen? „Kommt.“

Inuyasha schwang sich seine Gefährtin auf den Rücken, ehe er seinem Halbbruder mit langen Sprüngen aus dem Talkessel folgte.
 

Shiro fuhr herum, als sie spürte, wer sich näherte: „Aite“, sagte sie, im Moment zu erleichtert, um die offizielle Anrede zu benutzen. Auch Inuyasha und Kagome waren gesund und munter.

Sesshoumaru blieb stehen, sah zu Yuri, neben dem Akamaru und Myu knieten. Immerhin war seiner Gefährtin nichts geschehen, auch, wenn sie offenbar einen harten Kampf hinter sich hatte, müde war. Unwillkürlich legte er die Hand an Tensaiga, das blieb jedoch still. Also konnte er Yuri damit nicht helfen.

Akamaru sah auf: „Schön, dass euch beiden nichts geschehen ist. - Yuri ist noch am Leben, aber er ist durch den Kampf zuvor recht geschwächt.“

„Wenigstens etwas.“ Inuyasha ließ Kagome hinunter: „Dann müssen wir ihn nach Hause bringen, oder?“

„Ja. Was ist passiert?“ erkundigte sich der Herr aller Hunde.

Shiro lieferte einen kurzen Bericht und schloss: „Myu hat damit die Elementgeister von Feuer und Wasser ausgeschaltet. Kann dieser Tsuko sie wieder beschwören?“

„Nicht so schnell“, antwortete Akamaru: „Das braucht bestimmt Zeit. Das sind doch schwierige magische Dinge, Zeremonien.“

„Das denke ich auch.“ Sesshoumaru nickte leicht: „Und er sagte, dass er die Vereinigungszeremonie für heute vorgesehen hat.“

„Dafür wollte er uns ja haben. Das kann er jetzt vergessen.“ Inuyasha war sich sicher: „Dann bringt ihr Yuri nach Hause und wir suchen diesen Tsuko und erledigen ihn.“

„Ich komme natürlich mit“, sagte Kagome.

„Unsinn. Du gehst nach Hause. Das wird doch gefährlich. Das ist ein Drache.“

„Na und? Ich war immerhin schon in einem Drachenschloss, schon vergessen?“

Akamaru stand auf: „Was ist deine Meinung, Taishou?“ Das ließ die beiden Streithähne schweigen. Es hatte Zeiten gegeben, in denen sie so etwas fröhlich ignoriert hatten, aber die vergangenen Jahre und Abenteuer waren an allen Familienmitgliedern nicht spurlos vorübergegangen.

Der Inu no Taishou sagte langsam: „Tsuko hat die Zeremonie eingeleitet und wird sie auch zum Ende bringen müssen. Also wird er sich mit den beiden Elementen vereinen, die noch da sind, Erde und Metall. Sein eigenes Youki müsste dazu ausreichen. Damit ist er schwächer, als er es vorhatte, aber dennoch stark und gefährlich. Shiro, du bringst Yuri weg.“ Ihr Youki war zu schwach, als dass sie noch einen solchen Kampf hätte durchstehen können. Da er allerdings wusste, wie sehr sie seine Verachtung fürchtete, ergänzte er: „In das Schloss im Süden. Tsuko erwähnte, dass er ursprünglich meine, unsere Welpen wollte. Sie brauchen Schutz.“

Sie nickte, froh, dass er das so sagte. Natürlich war ihr bewusst, dass sie keinen weiteren Kampf gegen einen Elementargeist durchstehen konnte. Sie musste sich regenerieren.

„Kagome, du gehst mit ihnen.“

„Warum sollte ich…?“ begann die, brach aber ab. Klar. Wenn dieser Drache auf die Idee kommen sollte, Shiro und Yuri zu überfallen, brauchte die Hundeyoukai im Augenblick Hilfe. Sie würde Yuri tragen müssen und war wohl noch immer nicht wieder fit. Und da war sie, Kagome, sicher die beste Wahl. Außerdem, erinnerte sich die junge miko, war es unziemlich, einer Anweisung des Familienchefs zu widersprechen. Immerhin war das hier Mittelalter und ihre angeheiratete Youkai-Verwandtschaft war bekanntermaßen ehrpusselig.

„Inuyasha, Myu, ihr kommt mit mir.“ Das war die beste Lösung. Myu konnte gegen die Elementmagie etwas ausrichten und Inuyasha hatte mit Tessaiga auch etwas gegen Bannkreise zu Hand. „ Akamaru?“

Der war angenehm überrascht, dass der Taishou ihm mit dieser Frage wieder bestätigte, dass er ihn für den besten Taktiker der Familie hielt: „Ich komme mit dir. Wenn wir Tsuko suchen, werden wir auch den Raum finden müssen, in dem er seine Zeremonie durchführen will. Vielleicht ist es mir dann möglich, die Vereinigung zu erklären, gar rückgängig zu machen.“

„Kannst du die Drachenschrift lesen?“ Shiro klang verwundert. Das hatten sie nie gelernt.

„Ja. Ich habe mich damit beschäftigt.“

Seine Schwester nickte leicht. Natürlich. Er las schon immer gern alles, was ihm in die Finger fiel. Warum nicht auch andere Schriften.

„So sei es.“

Die Familie trennte sich.
 

Myu wandte noch einmal den Kopf, sah besorgt zu, wie Shiro vorsichtig Yuri aufhob. Am liebsten wäre sie mitgegangen, aber da war der Befehl Sesshoumaru-samas und außerdem war ihr klar, dass sie die Einzige war, die gegen so einen Elementargeist bestehen konnte, warum auch immer.

„Der wird schon wieder“, tröstete Inuyasha prompt: „Yuri ist doch nicht irgendwer. Und im Süden gibt es auch gute Heiler.“

Die Katzenyoukai seufzte ein wenig. Hoffentlich stimmte das auch. Aber da der Fürst der südlichen Länder neben ihr ging, wäre es wohl sehr unhöflich gewesen, etwas Kritisches dazu zu sagen.

Akamaru hatte noch einmal nachgedacht „Ich verstehe von Elementmagie nur das, was wir in unserer Jugend lernten, Taishou. Aber wenn ich das so recht überblicke, hat es Tsuko geschafft, vier Geister aus vier Elementen zu beschwören. Holz hat er entweder nicht beschwören können oder wollen.“

„Wollen. Er sagte, er ersetze es durch sich, seine Magie.“ Sesshoumaru sah sich nicht um.

„Das könnte der Grund sein, warum er es geschafft hat, vier zu beschwören. Soweit ich weiß, hat das noch niemand. Allerdings waren die Versuche immer auf fünf Elemente aus. - Und er wollte dein, euer Youki, um damit seine magische Macht zu erhöhen.“

„Er ist sowieso bestimmt nicht gerade ein Schwächling“, sagte Inuyasha: „Aber worauf willst du hinaus?“

„Um solche Beschwörungen durchführen zu können, brauchte er einen ruhigen Raum. Und das konnte er mit Sicherheit weder unter den Augen von Hayao und Sora noch unter den Augen von Daiki tun. Er muss hier irgendwo einen Raum haben, eine Höhle oder so etwas. Dort könnte er jetzt auch sein, die Zeremonie durchführen wollen, um wenigstens Erde und Metall mit sich zu verschmelzen.“

„Du meinst, er hat sich irgendwo verkrochen, um diese Zeremonie ungestört durchführen zu können. Immerhin hat er jetzt nur noch zwei der vier Elemente zur Verfügung.“ Inuyasha legte unwillkürlich die Hand an sein Schwert: „Dann ist er ja wohl kaum so mächtig, wie er das vorhatte. Also können wir ihn besiegen.“

„Verzeih, wenn ich dir widerspreche, Inuyasha-sama. Nee-chan und Yuri taten sich schon gegen ein Element sehr schwer. Zwei sind sicher noch problematischer. Und dazu kommt die Macht des Drachen selbst.“

„Keh! Wir sind ja auch nicht gerade harmlos, oder?“

„Nein“, gab Akamaru zu: „Wir sind vermutlich das Gefährlichste, was hier herumläuft. Mit der Ausnahme eines gewissen Drachen.“

Myu seufzte etwas: „Warum macht er das nur?“

„Er will mächtig werden.“

„Aber er ist doch schon der zweite Schamane der Drachen. Und wenn Hayao-sama aufhört, wird er der Oberste Schamane werden.“

„Das reicht ihm wohl nicht.“

„Das verstehe ich nicht.“
 

Sesshoumaru blieb stehen. Unter ihnen lag der Talkessel, in dem sie gefangen gewesen waren. Er sprang hinunter. Die anderen folgten ihm, auch, als er zu der Felswand ging, von der aus Tsuko stets bei ihnen erschienen war. Möglicherweise befand sich dort der Eingang zu einer Höhle, in der er seine Rituale durchzog. In einem teilte der Herr der Hunde die Einschätzung seines Schwagers: Tsuko hatte mit Sicherheit schon länger diesen Plan gehabt. Elementmagie war schwer zu lernen, und auch, wenn sich die Drachen mehr mit der Lehre von den Elementen beschäftigten als Youkai, so dauerte es gewiss Jahrhunderte, um so tief in diese Materie einzusteigen, dass man Elementargeister beschwören konnte. Also hatte er einen Raum benötigt, um in Ruhe lernen zu können, in aller Stille seine Versuche zu machen. Und es gab gewiss einen guten Grund, warum Tsuko genau hier in dieser Vulkanlandschaft sie angebunden hatte, seine Beschwörung machen wollte.

Die Felswand sah steil und abweisend aus. Aber Sesshoumaru erkannte das vage Flimmern eines Bannkreises.

„Myu.“

„Sesshoumaru-sama?“ Sie kam heran, sah zu ihm auf.

„Erinnerst du dich an Le-chan-po, als uns die Stahladler angriffen?“

„Ja.“ Sie wurde etwas verlegen. Ihre Magie war damals ungezügelt erwacht, hatte die drei Hundeyoukai fast auch noch in Probleme gebracht. Wenn der Taishou nicht ihre Magie mit seiner eigenen unterstützt hätte, hätte es für die drei auch tödlich enden können.

„Wenn wir Tsuko treffen: Inuyasha, greif ihn mit Tessaiga an.“

„Klar doch“, sagte der: „Aber meinst du, dass das reicht?“

„Nein. Nicht, wenn er schon die Elemente aufgenommen hat. Myu greift ihn ebenfalls an, aber die Elemente.“

Akamaru nickte: „Ich verstehe, Taishou. Wenn er die Zeremonie durchgeführt hat, ist er ein Wesen, das im Wesentlichen aus drei Einzelteilen besteht. Und du willst ihn auseinander nehmen.“

„Ja.“ Sesshoumaru sah zu Myu: „Ich werde dir helfen.“

„Danke“, meinte sie unwillkürlich. Das klang wirklich nach einem sehr harten Kampf. Hoffentlich würde sie das schaffen. Aber sie musste sich ja nur daran erinnern, dass Yuri-sama…Sie hörte lieber auf, an ihren Gefährten zu denken, da sie prompt spürte, wie ihre Magie anstieg.

„Mein Befehl, Taishou?“ erkundigte sich Akamaru.

„Das wirst du selbst sehen.“ Sein Schwager war der Stratege der Familie. Er würde schon wissen, was zu tun wäre. Ohne weiteres Zögern machte er den Schritt durch den Bannkreis.
 

Erstaunt blieben die drei Youkai und der Hanyou stehen. Verborgen hinter dem Bannkreis befand sich eine kleine Höhle, die eindeutig als Studierzimmer eingerichtet war. Verschiedene Bücher lagen neben einer Matte, Feder, Papier. An einer Höhlenwand war ein Stück weißer Stoff gespannt, auf dem Zeichen standen, die nur Akamaru lesen konnte. Drachenschrift. Und der Raum war leer.

„Der Vogel ist ausgeflogen“, sagte Inuyasha und sah sich noch einmal um: „Einfach weg.“

„Er hat ein Dimensionsportal benutzt.“ Akamaru konnte es noch spüren: „Und er kann noch nicht lange weg sein. Hoffentlich ist er nicht in den Süden gegangen.“

„Wir gehen hinterher“, entschied Sesshoumaru: „Was tust du, Akamaru?“

„Ich werde mir die Bücher hier mal ansehen. Wenn Tsuko daraus gelernt hat, könnte auch darin stehen, wie man diese Verschmelzung mit den Elementen rückgängig macht. Das würde die Sache vereinfachen. Falls ihr mich braucht, werde ich nachkommen. Ebenso, falls Shiro meine Hilfe braucht, weil er im Süden auftaucht. Das kann ich gewiss über unsere Verbindung spüren.“

„Ich verstehe.“ Das war eine gute Idee. Akamaru konnte auf diese Art beiden Gruppen helfen, auch vielleicht einen Weg finden, wie man die Vereinigung zerlegen konnte. Dass sie stattgefunden hatte, war klar, sonst wäre Tsuko noch hier gewesen. Aber wohin war er gegangen? Mit gewisser Sorge dachte Sesshoumaru an die Welpen. Sie waren bei Miyaki im Süden unter dem Schutz des Heeres, aber weder Shiro geschweige denn Yuri waren bei einem Kampf momentan eine Hilfe. Und die Youkai des Heeres und die Stahladler hätten keine Chance gegen einen starken Drachen mit Elementmagie. Kagome könnte versuchen, ihn zu läutern. Nun, sie würden sehen, wohin er gegangen war: „Inuyasha, Myu.“ Er öffnete ein Dimensionsportal der Ausrichtung, wie sie es noch gespürt hatten, als sie die Höhle betreten hatten. Seine Macht war groß genug, Inuyasha und Myu mitzunehmen, wohin auch immer Tsuko gegangen war.
 

Der Drachenschamane war alles andere als begeistert gewesen, als Hai mit der Nachricht zu ihm zurückgekommen war, dass auch der Geist des Wassers wieder zu dem Element zurückgeschickt worden war, aus dem er entstanden war. Er hatte damit nur noch zwei Elementgeister, zwei Drachendämonen, zur Hand. Und seine Gefangenen, von denen er sich genug Youki erhofft hatte, um die magische Vereinigung später mit den restlichen Elementen vollziehen zu können, waren auch weg. Er musste zusehen, zu retten, was zu retten war.

Immerhin war ihm langsam klar geworden, warum der Hundeclan anscheinend ohne nennenswerte Probleme sowohl das Heer der Süddrachen, als auch die Drachen im Norden unter seinem Halbbruder Daiki besiegen konnten. Diese Familie war wirklich bemerkenswert. Überdies würden sie sich nun gewiss auf seine Fährte setzen. Soweit er wusste, konnte es kein Fürst der Youkai leiden, würde er gefangen genommen werden. Immerhin müssten sowohl Shiro als auch Yuri ermattet sein, zu müde, um schon wieder kämpfen zu können. Überdies hatte Hai doch gesagt, dass der Hundeprinz schwer verletzt sei, möglicherweise sogar tot. Das wäre doch schon einmal etwas.
 

Sabaku, der Elementgeist der Erde und Hai, der Elementgeist des Metalls stellten sich auf seine Anweisung auf die magischen Zeichen, die er auf den Boden seines Arbeitszimmers gezeichnet hatte. Für einen flüchtigen Moment dachte Tsuko daran, dass er sie eigentlich betrog. Er hatte ihnen die Vereinigung vorgeschlagen, nachdem er sie beschworen hatte. Aus gewisser Dankbarkeit für ihr Erscheinen in körperlicher Form und mit der Hoffnung auf mehr Macht, hatten alle Drachendämonen, wie sie von den Drachen genannt wurden, zugestimmt. Er hatte ihnen nur die Kleinigkeit unterschlagen, dass sie nicht, wie sie dachten, ein eigenes Bewusstsein behalten würden, sondern in ihm, von ihm unterdrückt, existieren würden. Er würde ihre Macht bekommen, und sie hätten keinen Willen mehr, wohl auch kein eigenes Bewusstsein mehr. Aber er sah keinen Grund, ihnen das zu sagen. Das würde die Sache nur unnütz verkomplizieren.

„Seid ihr bereit, Sabaku, Hai?“

„Ja, Tsuko-sama.“ Beide schlossen die Augen, als der Drachenschamane ein helles Pulver auf die magischen Zeichen streute, ehe er selbst in die Mitte des so entstandenen Kreises trat.

Er murmelte die uralten Formeln, die er im verbotenen Buch der Elementmagie gefunden und verändert hatte. Niemand außer ihm war je so tief in diese Zauber eingedrungen, niemand außer ihm hatte es je vermocht, Drachendämonen zu beschwören. Er empfand ein wildes Triumphgefühl, als er sah, wie sich die beiden Gestalten neben ihm auflösten, er spürte, wie sich in seinem Inneren eine Hitze ausbreitete, eine Magie, wie er sie noch nie so gefühlt hatte. Und dann atmete er tief durch, als er merkte, dass er nun über drei verschiedene Formen der Magie verfügen konnte.

Er besaß nun Youki, wie es jeder Drache besaß, wenn auch nicht in seiner Stärke, die Elementmagie des Metalls und die der Erde. Und auch, wenn Feuer und Wasser fehlten – er war gewiss der mächtigste, der fähigste Magier den die Drachen je hervorgebracht hatten. Aber dennoch. Ihm war klar, dass die Hunde kommen würden. Und sein Studierzimmer wäre sicher ein unpassender Ort für einen Kampf. Ohne Gegenwehr würden sie sich gewiss nicht geschlagen geben. Nein. Er müsste seine kostbaren Bücher schützen und sich einen geeigneten Ort für den Kampf aussuchen. Wer würde wohl kommen? Gewiss Sesshoumaru und Inuyasha, die ihm die Gefangennahme übel nehmen würden. Die beiden waren stark, allein und schon gar zusammen. Er hatte interessiert ihren Trainingskampf betrachtet. Aber sie wären sicher nicht nur zu zweit. Yuri war auszuschließen, Shiro wohl auch. Akamaru eher. Ja, der Fürst des Südens würde wohl mitkommen, obwohl er ja nicht gerade als Kämpfer bekannt war. Immerhin hatte er einen Weg gefunden, Sabaku, den Erdgeist zu schlagen, wenn auch albernerweise im Go. Schön. Tsuko dachte erneut nach. Erde und Metall….Ja, und sicher würden sie diese andere Youkai mitbringen. Hai hatte doch gesagt, dass sie das Wasser und das Feuer besiegt hatte, auch, wenn sie so harmlos aussähe. Das war irgendwie Unsinn. Kein Youkai konnte mal eben Drachendämonen besiegen. Sie war wohlmöglich gar keine Youkai, auch, wenn sie zum Hundeclan gehörte. Aber was sollte sie sonst sein? Gleich, entschied der Drachenschamane dann. Er würde sie erwarten. Und ihnen mit den vereinigten Mächten der Erde und des Metalls und der Drachen einen äußerst heißen Empfang bereiten.
 

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Im nächsten Kapitel heisst es dann ein Drache mit zwei Elementen gegen die Hundebrüder und eine kleine Katze.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet ist.
 

Euch allen frohe Weihnachten!
 

hotep

Elementmagie

In diesem Kapitel lernen sich ein paar Leute besser kennnen....
 

18. Elementmagie
 

Die Hundehalbbrüder und die kleine Katzenyoukai erschienen aus dem Nichts und blickten sich sofort um, auf der Suche nach Tsuko. Sie waren dem Drachenschamanen durch das Portal gefolgt. Er musste hier sein, irgendwo. Um sie waren kahle Berghänge, felsige Spitzen und ganz sicher auch Täler und Schluchten. Tsuko besaß nun die Macht des Erdgeistes. Das war gewiss ein passender Aufenthaltsort für ihn.

Inuyasha zog Tessaiga: „Tsuko!“ schrie er: „Du durchgeknallte Eidechse! Zeig dich!“

Sesshoumaru musterte dagegen aufmerksam den Berghang über ihnen. Er rechnete nicht mit einem Schwertkampf. Der Schamane verfügte über die Macht von zwei Elementen und er hatte bei Shiro und Yuri gesehen, wie erschöpft sie durch den Kampf gegen nur eines gewesen waren. Als er bemerkte, wie einzelne Steine in Bewegung kamen, fasste er nach Myu, sprang mit ihr empor, auf die andere Seite des Hanges. Auch Inuyasha entkam der Steinlawine ohne Probleme.

„Das ist unfair!“ murrte er: „Was soll das?“

„Das ist Elementmagie“, sagte Tsuko amüsiert.

Die beiden Youkai und der Hanyou sahen seitwärts. Er sah noch immer fast menschenähnlich aus, trug noch immer die Kleidung eines Drachenschamanen, aber dennoch hatte sich etwas geändert. Und das bezog sich nicht nur auf seine eigenartig rissig und grau, metallisch gewordene Haut.

„Myu?“ erkundigte sich der Herr der Hunde.

Sie war für einen Augenblick verwirrt, aber dann sagte sie: „Ja, Elementmagie. Er muss beide in sich aufgenommen haben.“ Sie konnte Erde und Metall bei ihm spüren: „Aber …was ist mit ihnen passiert?“

„Das fragt die Richtige.“ Der Schamane betrachtete sie: „Du bist also die Kleine, vor der mich Hai warnte? Du hast zwei Drachendämonen ausgeschaltet, sie wieder in ihr Element zurückgeschickt?“

„Du hast sie einfach in dich aufgenommen. Und ich glaube nicht, dass sie das wollten.“

„Sie haben sich freiwillig mit mir vereint, Kleine.“ Er bemerkte, wie der Hanyou sein Schwert hob: „Das kann doch unmöglich dein Ernst sein, Inuyasha. Selbst Shiro und Yuri sahen gegen nur ein Element nicht sonderlich gut aus. Ich habe nun zwei. Und ich bin nicht gerade ein schwacher Drache.“ Er ließ seine Tarnung fallen, zeigte nun offen seine volle magische Macht. Und die war leider recht beachtlich.

Inuyasha erkannte das, aber die Tatsache, dass sein Gegner stärker sei, hatte ihn noch nie gestört: „Und? Dann erledige ich eben ein Element nach dem anderen, ehe ich dich schlage.“

„Armer Hund. Versuche es. - Selbst der Fürst scheint Angst zu haben.“

Sesshoumaru reagierte nicht auf die Beleidigung. Er versuchte, die drei Mächte in dem Schamanen zu sortieren, einzuordnen, eine Strategie herauszufinden. Das würde schwer werden.

Tsuko hob leicht lächelnd die Hand: „Aber bitte: auf geht es!“

Im gleichen Moment zitterte die Erde unter den Youkai, der Berghang geriet ins Rutschen. Erneut brachten sich die Halbbrüder - und Myu mit einem Sprung in Sicherheit. Inuyasha landete und fuhr sofort herum. Die Tatsache, dass der Drache nun sein Youki zeigte, machte es ihm leichter, die Windnarbe zu finden: „Kaze no Kizu!“

Tsuko entkam der Macht Tessaigas mit einem Sprung. Nicht schlecht, dachte er, als er erneut eine Steinlawine losließ. Dieses Schwert beherrschte den Wind. Das war keine Elementmagie, aber nicht desto trotz für einen Drachen gefährlich. Falls er einen direkten Treffer mit dem voll funktionstüchtigen Schwert abbekam, konnte es ihn verletzen. Aber er beherrschte doch nun auch das Metall? So versuchte er, die Klinge zu erfühlen, zu übernehmen, stellte aber rasch fest, dass da eine Magie mit eingeschmiedet worden war, die er so nicht kannte, nicht übernehmen konnte. So weit, so schlecht. Gegen die Macht der Erde konnten doch die Youkai bestimmt nichts ausrichten. Er suchte im Boden tief unter sich nach feurigem Gestein, als er eine Spalte aufriss.

Die beiden Youkai und der Hanyou sahen sich erneut zu einem weiten Sprung gezwungen. Inuyasha schlug allerdings noch während der Landung erneut auf der Linie der Windnarbe zu. Er war wirklich nicht sonderlich gut auf diesen Drachen zu sprechen. Tsuko schützte sich vor der Wucht des Angriffs durch eine Bewegung mit den Händen. Scheinbar geschah erst nichts, aber als die Windnarbe ihn fast erreichte, erschien plötzlich ein Schild aus Stahl vor ihm. Damit hatte er eindeutig gezeigt, dass er das Element des Metalls zur Verfügung hatte. Sesshoumaru zog ebenfalls. Inuyasha konnte allein unmöglich gegen den Drachenschamanen bestehen. Überdies ging der Letztere sofort wieder zum Angriff über, jagte Steine auf seine Gegner, während gleichzeitig die Erde unter ihren Füssen zu beben begann. Der Herr der westlichen Gebiete machte einen weiten Satz, um seitlich neben Tsuko zu kommen, als er sah, dass sein Halbbruder erneut direkt von vorn attackierte. Der Drache würde seinen Verteidigungsschild nur in eine Richtung aufbauen können.

Das war auch dem Schamanen gerade bewusst geworden und er machte einen weiten Sprung, ein Stück höher den Berg hinauf, so der Zange entkommend, die auch für ihn leicht tödlich hätte enden können. Er musste eindeutig härter zuschlagen, wurde ihm klar. Er hatte die beiden Hundebrüder unterschätzt. Und was war überhaupt mit dieser kleinen Youkai, warum tat die nichts? Sie trug auch kein Schwert. Und doch hatte der Drachendämon des Metalls vor ihr gewarnt. Er sollte sie besser nicht aus den Augen lassen. Mit raschen Armbewegungen brachte er erneut die Erde zum Beben. Geröll löste sich auf den Hängen und stürzte ins Tal, während gleichzeitig sich der Boden öffnete, Fontänen aus roter Lava erschienen. Die Halbbrüder schafften es dennoch, einen fast gleichzeitigen Angriff loszulassen, dem Tsuko seinerseits nur mit Mühe entkommen konnte. Während er dessen ungeachtet heil landete, hatte er beschlossen, anders vorzugehen. Das erste Ziel musste die Kleine sein. Hai hatte gewiss nicht ohne Grund gewarnt. So richtete er die Hand mit zwei ruckartigen Bewegungen auf die Katzenyoukai.
 

Myu machte einen entsetzten Satz zurück, als fast unmittelbar neben ihr die Erde aufbrach und feurige Gluten emporschossen. Dieser Tsuko war wirklich gefährlich. Und sie war sich nicht sicher, ob da nicht in ihm noch die Elementgeister waren. Sie spürte die Magie der beiden ...also müssten sie doch noch da sein? Vielleicht sogar noch bei Bewusstsein? Aber das würde doch der Schamane sicher nicht zulassen, dass sie eigene Gedanken hatten. Sie dachte angestrengt nach.

„Myu!“

Sie stellte erschreckt fest, dass der Taishou sie gerade mit seinem Schwert gegen eine Steinlawine von oben beschützt hatte. Sie musste sich wirklich besser konzentrieren. Er hatte doch gesagt, sie solle mit ihrer eigenen Elementmagie diesen Schamanen in die Enge treiben. So hob sie die Hand….und ließ sie wieder sinken. Sie konnte Tsuko nicht angreifen. Er war zwar der Gegner, er hatte den Befehl gegeben, die Hundebrüder gefangen zu nehmen, er hatte den Elementgeister befohlen, gegen sie zu kämpfen, sie zu töten. Aber in ihm waren doch noch die anderen beiden Elementgeister gefangen. Sie konnte sie doch nicht einfach so….

„Was ist?“ erkundigte sich Sesshoumaru etwas unwillig. Warum tat sie nicht, was er angeordnet hatte?

„Verzeih, Sesshoumaru-sama“, sagte sie: „Aber wenn ich ihn angreife, mit Elementmagie angreife, zerstöre ich bestimmt auch Sabaku und Hai. Ich bin sicher, dass sie noch in ihm stecken.“

„Diese Skrupel hattest du nicht, als du Feuer und Wasser in ihr Element zurückgeschickt hast.“

„Natsumi wollte mich töten, hat mich angegriffen. Und Soryu hat Yuri-sama...“ Hier brach sie lieber ab: „Aber die anderen beiden haben mir nichts getan. Ich...ich kann das einfach nicht tun. Sie sind doch auch ein Teil Izanagi-samas. Und damit von mir“

„Könntet ihr später eine Pause machen?“ fragte Inuyasha etwas keuchend, der bislang ohne Unterbrechung Angriffe auf den Drachenschamanen geschlagen hatte, um den zu beschäftigen: „Hallo?“

Ein Erdbeben zwang die drei wieder zu weiten Sprüngen. Während Sesshoumaru Myu packte, mit sich trug, sagte er: „Du greifst ihn also nicht an?“

„Verzeih, Sesshoumaru-sama. Ich kann es nicht erklären, aber es wäre falsch.“ Sie landete am gegenüberliegenden Berghang.

„Da hat sie Recht.“

Der Herr der Hunde fuhr herum, als er das Youki spürte, erkannte dann erst seinen Schwager: „Akamaru?“

Dieser nickte hastig: „Myu, spürst du noch die beiden Elementgeister in ihm?“

„Ja, deswegen.“

„Gut. Du bleibst jetzt hier stehen und konzentrierst dich auf die beiden Elementgeister, die du zurückgeschickt hast. Wenn ich die Schriften richtig interpretiert habe, müsstest du die beiden Geister, die du zerstört hast, auch wieder beschwören können. Dann sind Feuer und Wasser auf unserer Seite.“

Sesshoumaru sah keinen Grund an der Taktik seines Schwagers zu zweifeln. Mit zwei Elementen auf ihrer Seite würden sie sich auch gegen Tsuko und seine beiden leichter tun: „Dann lenken wir Tsuko von Myu ab.“

„Du und Inuyasha, Taishou. Ich möchte versuchen, zu Sabaku Kontakt aufzunehmen. Wenn Myu Recht hat und er noch in dem Schamanen steckt, könnte ich möglicherweise sein Bewusstsein wecken.“

„Gut.“ Ohne weiteres Wort sprang der Hundefürst in einem weiten Satz über die aufgerissene Erde. Seine Klinge schimmerte blau unter seinem Youki, als er einen Angriff auf den Drachenschamanen jagte, der gerade einer neuen Attacke Inuyashas ausgewichen war und nun feststellte, dass er wieder beide Halbbrüder gegen sich hatte.

Das war ärgerlich. Aber er war zu klug, um nicht zu wissen, dass es unter Umständen zwar lebensgefährlich für ihn war, gegen die Hundebrüder zu stehen, es aber ebenso tödlich sein konnte, was auch immer diese Kleine und der Herr der südlichen Länder jetzt planten. Aber da er gerade wieder dem Angriff des Hanyou ausweichen musste, hatte er kaum Zeit, darüber nachzudenken, wieso Akamaru plötzlich aufgetaucht war, woher, und was er nun hier vorhatte.

Das reichte langsam. Er musste diese Hundefamilie erledigen, je eher, desto besser. Und da Metall wohl nicht das Element der Wahl gegen die magischen Klingen der Halbbrüder war, sie auch gegen einfache Erdbeben und Lava bestehen konnten, suchte er nun die volle Macht der Erde.
 

Myu hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie Elementgeister beschwören sollte. Aber da Akamaru gesagt hatte, sie solle sich auf die beiden konzentrieren, die sie wieder zu ihren Elementen zurückgeschickt hatte, tat sie das. Sie versuchte, sie sich vorzustellen, wie sie ausgesehen hatten, wie sie geredet hatten. Es kam ihr zwar ein bisschen eigenartig vor, aber was sollte es. Immerhin versuchte der Herr der südlichen Gebiete inzwischen ja auch, die anderen beiden Elementgeister aus dem Drachenschamanen zu befreien. Dann wären die doch gerettet, in Sicherheit.

Akamaru konzentrierte sich ebenfalls, wollte sich den Erdgeist vorzustellen, Sabaku, wie er gegen ihn Go gespielt hatte. Gleichzeitig sagte er leise die Beschwörungsformel vor sich hin, die er in dem Drachenbuch gefunden hatte: „Fünf sind sie, fünf sind sie. Du zerstörst den Pfad, den du gehst, die Macht der Erde bist du. Höre mich. - Sabaku. Die Macht der Erde bist du. Du allein. Niemand sonst.“ Er sammelte all seine eigenen magischen Fähigkeiten, richtete sie auf den Drachenschamanen.

Tsuko bemerkte sehr schnell, dass sein Zauber, die volle Macht der Erde aufzurufen, gestört wurde. Das durfte doch nicht wahr sein! Mit einem hastigen Überschlag entkam er dem Angriff des Herrn der Hunde. Wer oder was….das mussten diese Kleine oder Akamaru sein. Woher kannten sie Elementmagie? Was trieben sie da? Fast wäre er in Inuyashas Angriff gesprungen, schaffte es gerade noch, der Windnarbe auszuweichen. Musste er hier etwa gegen vier gleichzeitig kämpfen, die seine drei Mächte getrennt angriffen? War das das Geheimnis des Erfolgs dieses Clans? Zusammenarbeit? Aber woher sollte Akamaru oder gar so eine junge Katzenyoukai Elementmagie können? Solche Ausbildung erhielten doch nur die Drachen? Und das nie so weitgehend, wie er es sich angelernt hatte?

Aber dann beschloss er, solche Überlegungen auf später zu verschieben. Erst einmal müsste er die beiden Brüder vom Westclan besiegen. Die dauernden Attacken waren auch für ihn gefährlich. Mit der Macht des Elements Metall rief er sich ein Schwert in die Hand. Warum auch immer einer der anderen beiden es mit Elementmagie versuchte - niemand verstand mehr davon, als er. Und niemand würde sein Wissen, seine Macht je übertrumpfen können. Gut. Jetzt würde er erst einmal zum Angriff übergehen, sich diese Brüder vom Hals schaffen. Und das ging am besten klassisch, Schwert gegen Schwerter. Als erstes wäre der vorlaute Hanyou dran, da der sicher der Schwächere von beiden war.

Seine Klinge glühte fast golden unter seinem Youki, als eine harte Armbewegung einen vollen Energieangriff gegen Inuyasha jagte. Dieser versuchte nicht, auszuweichen, wie es der Drachenschamane vermutet hatte. Stattdessen rannte er der Attacke entgegen, sein Schwert schwingend: „Bakuryuuha!“

Tsuko verstand mit gewissem Entsetzen, dass sein eigener Angriff übernommen wurde, langsam gegen ihn zurückgedrückt wurde. Verflixt! Das war die Macht des Hanyou? Wirklich. Kein Wunder, dass sich der gute Daiki gegen diesen Hundeclan so hart getan hatte. Er sah sich gezwungen, seiner eigenen Attacke auszuweichen, deren Gewicht sich noch durch die Stärke des Hanyou erhöht hatte. Und im gleichen Moment bemerkte er, wie der Hundefürst ebenfalls seitwärts gegen ihn kam. Der Drache schaffte es gerade noch, dem Hauptangriff zu entgehen, aber sein linker Arm wurde getroffen. Blut spritzte und Tsuko presste die Zähne zusammen. Um sich eine Pause zu verschaffen, schlug er fast ohne Nachzudenken zwei Angriffe gegen die Halbbrüder, einen dritten gegen die beiden anderen dort drüben auf dem Berghang.

Inuyasha bemerkte es. Weder Myu noch Akamaru konnten sich verteidigen, da sie irgendwie etwas mit den Elementen anstellen wollten, das war ihm klar. So sprang er dazwischen, versuchte, diesen Angriff abzufangen. Die Wucht des Aufpralls ließ ihn nach hinten fliegen, den Abhang hinabrutschen, ehe er verletzt liegen blieb. Tsuko wagte nicht, sich darüber zu freuen. Noch hatte er lange nicht gewonnen. Er wandte den Blick lieber zu Sesshoumaru, der gerade vor ihm landete und riss seine Klinge empor. Stahl knirschte auf Stahl, als die Schwerter aufeinander trafen. Der Schamane war vorsichtig geworden und hatte seine Verteidigung, den Schild aus Metall, bereits aufgerufen. Das war sein Glück, denn die Druckwellen des Schwertes des Herrn der Hunde hätten ihn sonst schwer verletzt. Er drückte dagegen, setzte Kraft gegen Kraft. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie Inuyasha sich wieder aufrappelte. Das durfte doch nicht wahr sein! Wieso konnte er eigentlich im Augenblick nicht mehr das Element der Erde aufrufen? Was lief da schief? Ein rascher Blick hinüber zu den anderen beiden Youkai zeigte ihm, dass neben der kleinen Katze etwas zu flimmern begann. Konnte es möglich sein…?
 

Myu war etwas erstaunt, als sie neben sich die Magie der Elemente spürte und sah auf. Neben ihr waren zwei Geister erschienen, die sie in dieser Art schon einmal gesehen hatte, auch, wenn diese nun ein wenig andere Gesichtszüge besaßen. Ein weiblicher Elementargeist für das Feuer und ein männlicher für das Wasser.

„Du hast uns wieder gerufen. Warum?“

Das war eine gute Frage, dachte die junge Katzenyoukai und sah ein wenig hilfesuchend zu Akamaru. „Was sollen sie tun?“ erkundigte sie sich.

„Moment.“ Der Fürst der südlichen Gebiete war mit seiner Meditation noch nicht fertig. Er hatte es geschafft, Sabakus Geist in dem des Drachen zu finden, zu berühren, aber er hatte ihn nicht voll wecken können. Allerdings schien das bereits genügt zu haben, dass Tsuko Probleme bekam. Die Steinlawinen und die Erdbeben hatten aufgehört. Und das ganz sicher nicht, weil der Schamane aufgeben wollte, auch, wenn es so aussah, als ob er sich gegen die beiden stärksten der Hundeyoukai ernsthaft schwer tat. Aber Akamaru sah da keinen Grund, nachzugeben. So versuchte er erneut, Sabaku zu erreichen, auch diesen anderen Elementgeist, gegen den Shiro gekämpft hatte. Wie war doch gleich der Name gewesen? Hai?

Myu nickte ein bisschen, ehe sie fast entschuldigend zu den Elementgeistern sagte: „Er versucht, Sabaku und Hai zu retten.“

„Diese Namen sagen mir etwas“, erklärte der Geist des Feuers: „Ich erinnere mich an sie. Und an dich. Du hast mich, als ich Natsumi war, wieder in das Feuer zurückgeschickt. Du beherrschst die Elementmagie, obwohl du ein Youkai bist.“

„Beherrschen, ach nein. Davon verstehe ich zu wenig, “ erklärte die Katzenyoukai offen.

„Hm“, machte der Geist des Wassers: „Ich war Soryu und du hast mich zurückgeschickt, ich kann mich ebenfalls erinnern. Und es ist nett, dass ihr versucht, Sabaku und Hai zu retten. Der Schamane hat uns betrogen.“

„Ja, er sprach von Vereinigung und meinte Herrschaft.“ Der weibliche Elementgeist nickte: „Und was hast du mit uns vor? Und mit den anderen beiden?“

„Das weiß ich nicht. Ich denke aber, der Taishou wird nur diesen Tsuko wollen. Er hat ihn überfallen lassen, den Frieden gebrochen.“

Myu stutzte ein wenig. Wieso nur hatte sie das Gefühl, dass da etwas nicht stimmen würde? Bei ihr standen das Feuer und das Wasser, Akamaru-sama kümmerte sich um die Erde und das Metall…Natürlich. Es waren doch fünf Elemente. Nur dann war es eine Einheit. Das Holz fehlte. Hatte das dieser Drache nicht gewusst? Oder hatte er es vergessen? Das war eigentlich egal. Wie würde wohl ein Elementgeist des Holzes aussehen? Wie ein Baumgeist? Ein sprechender Baum? Sie versuchte es sich vorzustellen. Ein Stamm mit einem Gesicht, Wurzeln als Beine…das würde bestimmt hübsch aussehen. Sie konzentrierte sich wieder.
 

Der Drachenschamane machte einen weiten Satz quer über das Tal, versuchte, die Höhe des Berges zu erreichen. Seine Energie begann zu erlahmen. Verdammt, waren diese Halbbrüder stark. Und was auch immer die anderen beiden da taten - sie verhinderten inzwischen mit Erfolg, dass er seine Elementmagie einsetzen konnte. Zu allem Überfluss war es ihnen gelungen, zwei Drachendämonen zu beschwören, die nun neben dieser Kleinen standen. Beherrschte die etwa Elementmagie? Das war doch unmöglich. Das war nichts als eine kleine Youkai! Oder hatte Hai ihn darum so vor ihr gewarnt? Gleich. Falls sie auf die Idee kommen sollte, diese beiden Drachendämonen gegen ihn zu hetzen, würde er in tödlichen Schwierigkeiten stecken. Er hatte überhaupt nichts, um sie und die Halbbrüder abzuwehren.

Es half alles nichts. Er musste zugeben, dass er diese Schlacht verloren hatte. Der Hundeclan war wirklich nicht ohne. Er hatte sich da böse verschätzt. Nun konnte er nur zusehen, dass er sich in Sicherheit brachte. Seine Strategie müsste neu entwickelt werden. Zu den Drachen konnte er nicht zurück, das war ihm klar, und die Youkai würden ihn suchen…

Er wehrte einen Angriff Inuyashas ab, der aus der Distanz mit Tessaiga zugeschlagen hatte. Gleichzeitig stöhnte er auf, als er spürte, wie sich etwas aus ihm entfernte. Es war ein kurzer, aber intensiver Schmerz. Er begriff, was geschehen war. Irgendwie war es den Youkai gelungen, die beiden Drachendämonen in ihm zu wecken, sie aus seinem Bann zu befreien. Woher auch immer diese Macht kam. Ein Blick zu Akamaru und Myu zeigte es ihm. Neben der Katzenyoukai befanden sich nun drei Drachendämonen. Sie hatte es geschafft, ein drittes Element zu beschwören, das Holz. Und zwei weitere flimmernde Gestalten mussten Erde und Metalls ein, die sie ihm geraubt hatte, die sich nun bei ihr materialisierten. Es half alles nichts. Er musste sich retten. Zum Glück kannte er noch einen Trick, den außer ihm gewiss niemand konnte. Im Stillen dankte er dem alten chinesischen Magier, der vor fast vierzig Jahren Daiki besucht hatte, mit dem er sich lange ausgetauscht hatte. Und der ihm diesen wertvollen Stein als Geschenk für den Notfall gegeben hatte. Er zog ihn hervor, spürte die fremde Energie in ihm. Im gleichen Moment verschwamm alles um ihn.
 

Tsuko verschwand vor den Augen seiner Gegner.

„Verdammt!“ schrie Inuyasha: „Wo ist der Mistkerl hin?“

„Weg.“ Sesshoumaru schob bereits sein Schwert zurück. Das war kein Dimensionsportal gewesen, sondern etwas anderes, das er nicht kannte und auch nicht nachspüren konnte. So sprang er hinüber, wo sich die fünf Elementgeister um Myu versammelt hatten.

Diese sah erleichtert zu ihm: „Dir ist nichts geschehen, Sesshoumaru-sama.“ Und ergänzte sofort höflich, da der ebenfalls kam: „Und dir auch nicht, Inuyasha-sama.“

„Alle fünf Elemente.“ Der Herr der westlichen Gebiete war manchmal wirklich erstaunt, was da so alles in ihr steckte.

„Ja.“ Sie wies um sich.

Der Geist der Erde trat neben Akamaru: „Du hast mich geweckt.“

„Ich hoffte, dass es so gehen würde. Ich hatte nur sehr wenig Zeit, um das Elementmagiebuch der Drachen zu überfliegen.“

„Und was nun?“ fragte Hai: „Tsuko hat uns gerufen, um sich mit uns zu vereinen, eher, uns zu unterwerfen. Was hast du nun vor, Youkai?“

Myu zuckte ein wenig die Schultern: „Ich weiß nicht. Wollt ihr wieder in eure Elemente zurück?“

„Wir sind Geister, aber wir hängen am Leben.“ Etwas wie ein Lächeln lag in der Stimme des Feuers: „Hast du keine Aufgabe für uns?“

„Ihr seid fünf Elemente. Gemeinsam seid ihr perfekt ausgeglichen?“ erkundigte sich Akamaru langsam.

„Ja.“ Sabaku blickte ihn an: „Was meinst du?“

„Bannkreise, die ihr mit erschafft und…oder auch absichert, sind gewiss sicher.“

„Gewiss“, sagten die fünf wie aus einem Mund.

„Ich verstehe“, meinte Sesshoumaru: „Eine gute Idee. Dann kommt ihr fünf mit. Wir werden euch eine Aufgabe geben.“

Die Elementgeister sahen zu Myu. In ihren Augen war sie die Herrin. Diese nickte: „Ja, dann kommt. Das wird euch bestimmt Spaß machen. Es gibt so viele Bannkreise zu machen, am Meer, in den Bergen, überall.“

„Wir werden da sein“, sagte Sabaku: „Ruf uns.“ Die Geister verschwanden.

Myu seufzte ein wenig: „Darf ich gehen, Sesshoumaru-sama? Ich mache mir Sorgen um Yuri-sama.“

„Wir gehen alle.“

Im Schloss im Süden würde man weitersehen.
 

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Im nächsten Kapitel: Ehegespräche, erfahrt ihr, wie es um Yuri steht und was die Pläne für die Zukunft sind.
 

Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Ehegespräche

Nach der Aufregung haben sich eigentlich alle eine Atempause verdient.
 

19. Ehegespräche
 

Shiro waren die beiden Dimensionsportale nicht entgangen, mit denen sowohl Sesshoumaru und Inuyasha als auch Akamaru und Myu erschienen waren und sie beeilte sich, in den Hof zu kommen.

Kagome bemerkte sie und rannte hinterher. „Inuyasha! Alles in Ordnung?“ Sie umhalste ihn.

„Ja, klar doch.“ Der Hanyou erwiderte die Umarmung: „Aber der Mistkerl ist getürmt. Immerhin haben wir die Elementgeister. Myu hat sie, “ ergänzte er ehrlich.

„Myu?“ Shiro sah kurz zu ihrem Gefährten, dann zu der Katzenyoukai: „Yuri wird gesund.“ Sie war sicher, dass das die angeheiratete Cousine am meisten interessieren würde.

„Danke!“ Die hastete schon los.

Shiro drehte sich wieder zu Sesshoumaru. Aber ihr Zwillingsbruder lieferte stattdessen die Aufklärung: „Tsuko hatte zwei Elementgeister in sich aufgenommen, die ich wecken konnte. Und Myu hat drei andere beschwören können. Sie ist schon etwas Besonderes. Tsuko ist daraufhin verschwunden, wir wissen nicht, wie und wohin. Aber die Geister gehorchen nun Myu. Wir können sie bei den Bannkreisen einsetzen.“

„Diese sind dann unzerstörbar.“

„Ja, nee-chan. Das sollte so sein.“ Der Hausherr sah seitwärts: „Ruhen wir uns aus, ehe wir uns besprechen, Taishou?“

Sesshoumaru nickte leicht. Auch er wollte mit seiner Gefährtin in Ruhe sprechen, nach seinen Welpen sehen.
 

Myu hatte zweimal fragen müssen, ehe sie das Gästezimmer fand, in dem Yuri untergebracht worden war. Ein wenig vorsichtig ging sie hinein. Ob er schon wach war? Er lag auf einer Matte, bis zum Bauch zugedeckt. Um seine Brust befand sich ein weißer Verband. Erleichtert sah sie, dass er den Kopf zur Tür drehte: „Yuri-sama!“ Sie rannte hin, fiel neben ihm auf die Knie: „Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“ Sie umarmte ihn vorsichtig.

Er schob sie behutsam zurück: „Ich bin in Ordnung, Myu-chan. Aber dir ist auch nichts passiert?“

„Nein. Ich habe es sogar geschafft, Elementgeister zu beschwören. Ich habe sie mitgebracht.“

„Bitte?“ Dem Hundeprinzen war nicht sonderlich wohl bei dieser Vorstellung.

„Sie sind nett. Sie sollen uns bei den Bannkreisen helfen. Weißt du, sie sagten, sie brauchen eine Aufgabe.“

„Ich glaube, du solltest mir das Ganze erzählen.“ Yuri hatte das Gefühl, etwas Wichtiges verpasst zu haben.

„Gern. Ich habe zwei Geister beschworen, die ich vorher zerstört hatte. Akamaru-sama sagte, das solle ich tun, das würde ich können. Und dann hab ich noch einen einfach so beschwören können, das Holz. Dann kamen die anderen beiden frei von dem Drachen. Die gehorchen mir auch. Das sei sehr gut, hat Akamaru-sama gesagt, das habe noch niemand geschafft, nicht einmal ein Drache.“

„Vielleicht solltest du am Anfang anfangen, Myu-chan. Ich weiß einiges nicht.“

„Oh, natürlich. Entschuldige, Yuri-sama. Shiro-sama und Prinzessin Kagome sollten dich nach Hause bringen. Und ich ging mit dem Taishou, Inuyasha-sama und Akamaru-sama .Wir kamen in ein Tal, dort fanden wir ein Arbeitszimmer von diesem Schamanen. Akamaru-sama blieb da und wir drei, also der Taishou, Inuyasha-sama und ich gingen durch ein Dimensionsportal…“
 

Akamaru traf auf dem Weg in den Frauentrakt den Obersten seiner Heiler. Dieser verneigte sich tief vor ihm: „Oyakata-sama…“

„Was ist?“

„Dürfte ich Euch einen Moment sprechen?“

Das klang irgendwie nicht gut, beschloss der Hundefürst. Immerhin kam der Heiler gerade aus Miyakis Räumen. War etwas mit ihr oder mit Katsumaru? Miyaki war nicht erschienen, ihn zu begrüßen, obwohl sie doch bestimmt bemerkt hatte, dass sie zurück waren. „Komm in mein Zimmer.“

Dort ließ sich der Schlossherr nieder, während sich der Heiler höflich hinkniete, zu Boden blickte.

„Ich höre.“

„Ich….wie Ihr wünschtet, habe ich die Fürstin gründlich untersucht. Sie hat sich soweit von der Entführung und der Geburt des Prinzen erholt.“ Der Heiler überlegte, wie er das nun Folgende sagen sollte: „Aber der Fluch, dem Miyaki-sama ausgesetzt war, war sehr stark und hat sie schwer verletzt.“

„Dessen bin ich mir bewusst. Darum solltest du sie ja untersuchen.“

„Miyaki-sama…Ich bitte Euch, Herr, das nicht misszuverstehen…die Fürstin ist reizend und ich…“

„Rede endlich!“ Unwillkürlich spannte Akamaru seine Hand an.

„Sie ist keine sehr starke Youkai. Jemand mit Euren Kräften oder denen von Shiro-sama wäre gewiss besser mit diesem Fluch klargekommen, hätte sich regenerieren können. So aber ist ein Schaden geblieben. Die Fürstin wird keine Kinder mehr bekommen können.“ Der Heiler wartete auf die Reaktion des Herrn, in der Hoffnung, dass er für nichts bestraft werden würde, für das er nichts könnte. Überdies könnte sich der Fürst ja jede Menge Nebenfrauen nehmen.

„Hast du es der Fürstin gesagt?“ Akamaru klang kalt.

„Ja, Oyakata-sama. Ich dachte, es sei ihr Recht…“ Der Heiler brach unter dem eisigen Blick lieber ab.

„Das Denken überlass mir.“ Seine arme Miyaki. Er konnte sich vorstellen, dass sie einen Schock bekommen hatte. Hoffentlich hatte sie nicht angenommen, er wolle sie verstoßen oder so etwas. „Wie hat es die Fürstin aufgenommen?“

„Sehr gefasst. – Shiro-sama war bei ihr.“

Akamaru atmete etwas auf. Shiro würde Miyaki doch hoffentlich beruhigt haben. Obwohl - seine Schwester war zur Begrüßung gekommen, seine Gefährtin nicht. Er stand auf: „Verschwinde.“ In jedem Fall müsste er nach ihr sehen.
 

Miyaki saß in ihrem Zimmer, ihr Kind im Arm. Sie hatte, nachdem der Heiler den Raum verlassen hatte, kaum aussprechen können, was sie dachte: „Er wird mich verstoßen.“

„Nein.“ Shiro konnte sich ausmalen, wie sie sich selbst bei einer solchen Nachricht gefühlt hätte: „Er ist Akamaru. - Überdies: du bist die Mutter des Erstgeborenen, des Erben. Das kann dir niemand streitig machen.“

Niemand, nein. Aber andere Frauen würden in den Frauentrakt einziehen, andere Kinder würden zur Welt kommen. Und sie würde einsam sein. Sicher, als Mutter des Erben standen ihr gewisse Rechte zu, als Gefährtin des Fürsten ebenso, aber was nützte das alles, wenn Akamaru-sama sie nicht mehr beachten würde, nichts mehr von ihr wissen wollte. Sie hatte ihn nicht begrüßen können, nicht vor den Augen der gesamten Familie ihre Unfähigkeit ausbreiten können.

„So habe ich mir das vorgestellt.“

Sie schrak zusammen, verneigte sich höflich vor ihrem Gefährten: „Akamaru-sama…ich…“

„Der Heiler hat es mir gesagt.“ Er ließ sich an ihrer Seite nieder: „Das war gewiss ein Schrecken für dich.“ Er betrachtete seinen Welpen, der in Menschenform schon dunkle Haare und braune Augen zeigte: „Hat Shiro dich nicht beruhigen können?“

„Sie…sie war sehr nett“, gab Miyaki zu: „Sie meinte, du wirst mich nicht ….wegschicken.“

„Natürlich nicht.“ Unwillkürlich legte er den Arm um sie, drückte sie an sich: „Du solltest ein wenig Vertrauen zu mir haben, Miyaki-ko.“

„Verzeih, ich…ich wollte dich nicht beleidigen. Bitte, was hast du nun vor?“ Der Arm um sie gab ihr Hoffnung, aber ihre Angst war noch immer zu groß.

„Wir werden uns besprechen. Tsuko ist entkommen, aber wir haben nun die fünf Elementgeister auf unserer Seite. Besser, Myu hat sie, denn offenbar betrachten sie sie als Herrin. - Aber das meintest du nicht, oder? Was ich mit dir vorhabe? Du bist meine Fürstin und die Mutter meines Erben.“

„Danke“, sagte sie unwillkürlich. Das hatte sie nicht unbedingt gemeint. Aber immerhin blieben ihr ihr Rang - und ihr Sohn. Sie war sich bewusst, dass er ihr Katsumaru jederzeit wegnehmen konnte, ihn selbst erziehen konnte.

Akamaru drehte ihr Gesicht zu sich: „Hör auf, so verzagt drein zu sehen, Miyaki. Es wird sich nichts ändern. Gar nichts.“

„Aber du wirst doch andere Kinder…“ Sie konnte nicht weiterreden.

Er küsste sie sanft: „Yuri hat Myu zu seiner Gefährtin gemacht, obwohl ihm klar war, dass er nie Kinder von ihr haben wird. Und ich habe einen Erben, von dir.“ Er gab sie frei, sah auf den kleinen Katsumaru: „Ich mag ihn, nicht zuletzt, weil er dein Sohn ist. Kinder einer anderen Mutter würden von mir gewiss nicht die gleiche Beachtung erfahren. Und das wäre ungerecht diesen Kindern gegenüber. - Jetzt komm mit in mein Arbeitszimmer. Soweit ich weiß, wird Yuri aufstehen und ebenfalls an der Besprechung teilnehmen.“ Er erhob sich.

Erleichtert stand die junge Fürstin auf: „Wie kam Myu denn an Elementargeister?“

„Gute Frage. Zwei hätte ich mir gedacht, weil sie sie auch zuvor zerstört hatte. Wie sie dann an Holz kam, ist mir ein Rätsel. Und warum die anderen beiden sie anerkennen, obwohl Tsuko sie beschworen hatte...“ Akamaru zuckte ein wenig die Schultern: „Elementmagie ist nicht gerade mein Spezialgebiet. Drachen interessieren sich dafür viel mehr als Youkai. Vielleicht kann es uns Hayao erklären, der Oberste Drachenschamane.“

Vor der Tür wartete Hagane, der Anführer der Wachen. Da er Miyakis Entführung nicht verhindert hatte, hatte ihm Akamaru aufgetragen, sich von nun an um Katsumaru zu kümmern, ihn zu begleiten, zu beschützen und auszubilden. Hagane war sich im Klaren darüber, dass dem Erben des Fürsten nicht die geringste Kleinigkeit zustoßen durfte. Er verneigte sich vor dem Fürstenpaar, nahm Miyaki den Kleinen ab.
 

„Beabsichtigst du, Tsuko zu jagen?“ erkundigte sich Shiro. Sie hielt Seiko und Arashi auf dem Schoß, beide in der Hundegestalt.

„Nein. Das lohnt sich nicht.“ Sesshoumaru stellte fest, dass es ein seltsam angenehmes Gefühl war, die Gefährtin, die Welpen so vor sich zu sehen. Dafür lohnte es sich in der Tat zu kämpfen. „Ob sich mein verehrter Vater über diesen Gedankengang amüsieren würde?“ dachte er gleichzeitig.

„Er könnte erneut Elementargeister beschwören, angreifen.“ Unwillkürlich blickte sie auf die beiden Kleinen.

„Nein. Alle fünf Elemente wurden bereits beschworen, sind personifiziert.“

„Du hast Recht. Verzeih. Daran hatte ich nicht gedacht.“ Sie hatte sich für Elementmagie nie sonderlich interessiert. Nun, für die meisten magischen Formen nicht. Aber ihr Vater, ihre Lehrer waren streng gewesen und so hatte sie es eben doch gelernt, vieles aber in der Zwischenzeit vergessen. „Dann ist er ein starker Drache, der sich bei den Drachen jedoch nicht mehr sehen lassen kann. Sora und Hayao würden ihn ausliefern. Und allein kann er nicht allzu viel ausrichten. Wir müssen uns dennoch vorsehen.“

Sesshoumaru sparte sich die Antwort. Das war nur logisch.
 

Kagome betrachtete Inuyasha: „Wenn dieser Drachenschamane jetzt weg ist…besteht dann noch Gefahr?“

„Ich weiß nicht. Aber da wir ja alle zu einer dieser berühmten Familienbesprechungen kommen sollen, werden wir es da hören.“

„Wenn nichts mehr los ist…Ich habe meine Prüfungen ja nun hinter mir, muss nur noch auf das Ergebnis warten. Vielleicht noch in die mündliche…Danach könnten wir doch eine richtige Verlobung feiern.“

„Verlobung?“

„Ja, so einen großen Empfang.“ Sie schloss kurz die Augen: „Wo sich die beiden Familien treffen, sich vorstellen, Geschenke austauschen und so.“

„Kagome…“

Sie funkelte ihn an: „Du hast mir eine richtige Hochzeit versprochen!“

„Ja, schon. Natürlich. Aber…na ja. Erstens leben unsere Familien fünfhundert Jahre auseinander. Niemand außer uns kann durch den Brunnen.“

„Shiro sagte, das geht. Sie sind ja alle nicht so alt, in fünfhundert Jahren. Wir machen das doch in meiner Zeit. Wir müssen sie eben dann da einladen. Sie meinte, das ginge dann schon.“

„Und zweitens. Wir können keine Verlobung feiern. Nach dem Hundeyoukai- Recht sind wir doch sowieso schon verheiratet.“

„Du hast es mir versprochen!“

„Eine Hochzeit, ja.“

„Wovor willst du dich drücken? Oder was ist los?“ Bekam er jetzt etwa kalte Füße und wollte sie sitzen lassen?

„Ich will mich nicht drücken. Aber ...oder besser: wie läuft denn die Hochzeit in deiner Zeit ab? Ich meine, von den Vorbereitungen her? Sesshoumaru hat mich schon gefragt, was deine Familie eigentlich als Brautpreis verlangt hat.“ Er hatte ihn ersetzen wollen, eine großzügige Geste, die den jüngeren Halbbruder fast sprachlos gemacht hatte.

„Brautpreis? Hält er mich für eine Kuh...“ Sie brach ab. Natürlich. Brautpreis. Für Shiro war bezahlt worden, für die kleine Seiko, für Miyaki. Das war hier wohl so üblich. „Das…man tauscht Geschenke aus. Man kauft keine Braut.“

Inuyasha seufzte: „Mal sehen, ob ich ihm das erklären kann, ohne dass er beleidigt ist.“

„Wieso sollte er beleidigt sein?“

„Kein Brautpreis bedeutet, dass die Familie der Braut froh ist, sie loszuwerden. Er könnte auf die Idee kommen, sich an deiner Familie rächen zu wollen.“

„Oh!“ Kagome stellte sich das ungern vor: „Dann rede ich mit Shiro, sie wird das sicher eher verstehen.“ Und sie würde doch wohl ihren Gefährten zurückhalten können.

Das wagte Inuyasha zu bezweifeln.

„Naja….“ Sie dachte nach: „Also, keine Verlobung, weil es sonst Mord und Totschlag gibt? Aber die Hochzeit findet statt! Ich will ein weißes Kleid. Und einen Schleier.“

„Einen weißen Kimono, dachte ich. Wie heißt das? Shiromuko?“

„In meiner Zeit kann man auch ein weißes Kleid anziehen, wie in Amerika oder so.“ Sie zögerte. „Oder wäre das auch schon wieder in den Augen deiner komplizierten Familie falsch?“ Sie wollte ihn ja nicht gerade in einen Krieg treiben.

„Vielleicht. Das weiß ich nicht. Und dann?“

„Dann könnte mein Opa die Zeremonie machen, in unserem Schrein. Da fällt dann auch deine...deine Familie nicht so auf. – Wer würde denn da alles kommen?“

„Du meinst, wen wir einladen müssen?“

„Ja, Sesshoumaru und Shiro, klar. Akamaru und Miyaki? Und Yuri und Myu. Oder?“

„Ja, schon. Sango und Miroku geht nicht.“

„Leider. – Hat Sango schon das Baby?“

„Ich war letzte Woche bei ihnen, da noch nicht. Und jetzt war ich beschäftigt.“

„Schon klar. Dann gehen wir sie besuchen, wenn die Besprechung hier erledigt ist. Wen könnten wir noch einladen? Kouga?“

„Keh!“ Inuyashas Meinung zu diesem Thema war klar,

„Schon gut“, entgegnete Kagome. Das würde sie einstweilen nicht mehr erwähnen, aber aufgeschoben war nicht aufgehoben. „Shippou.“

„Die kleine Nervensäge? Der ist bei Kaede doch gut abgestellt.“

„Er ist in fünfhundert Jahren doch auch viel älter.“

„Ja, meinetwegen.“ Er hatte das Funkeln bemerkt: „Schon gut.“ Und so schlimm war Shippou auch nicht.

Kagome überlegte: „Müssen wir auch Sora einladen? Immerhin ist sie doch auch mit Sesshoumaru verheiratet, oder? Du liebe Güte, das wird kompliziert. Jetzt verstehe ich, warum manche Leute einen Hochzeitsplaner haben. Aber der würde bei uns ja durchdrehen, mit Youkai und so und verschiedenen Zeitebenen.“

„Sora? Könnte sein. Ich werde den Haushofmeister fragen. Der Typ sollte so etwas wissen.“ Einen Vorteil bot das Dasein als Prinz.

„Gute Idee. Das mach mal.“ Er wollte also schon sie auch in ihrer Zeit heiraten, das beruhigte sie. Sie hatte schon ein wenig daran zu zweifeln gewagt. Aber eine Hundeyoukai-Hochzeit war eben nicht romantisch oder prunkvoll. Nun ja…romantisch schon. Aber sie wollte doch einmal im weißen Kleid, wie eine Prinzessin aussehen. Obwohl, eine Prinzessin war sie hier ja schon. Zumindest sprachen die Youkai sie so an. Sie bemerkte, das er den Kopf leicht drehte: „Was ist?“

„Sie gehen alle ins Arbeitszimmer.“

„Dann müssen wir auch?“ Sie stand schon auf: „Mal hören, was jetzt schon wieder ist. Ehrlich, ich wusste ja, dann man nicht nur einen Mann heiratet, sondern auch seine Familie. Aber deine ist wirklich anstrengend.“ Aber sie lächelte. Denn im Verhältnis zu den Bedingungen, die noch vor sechs Jahren gewesen waren, war die Eintracht wirklich erholsam zu nennen.
 

Myu betrachtete besorgt, wie mühsam sich Yuri anzog, aber sie schwieg. Sie wollte ihn nicht beleidigen. Und sie wusste inzwischen nur zu gut, welchen Stolz, welches Ehrgefühl Hundeyoukai besaßen. Er ließ Rüstung und Schwert liegen. Das schwere Metall hätte ihn noch zu sehr geschmerzt.

„Wir können gehen, Myu-chan.“

„Gut. – Was ich noch fragen wollt, Yuri-sama, kannst du Elementmagie?“

„Nein. In unserer Ausbildung haben wir davon gehört, aber das war auch alles. Youkai beherrschen so etwas nicht. Gewöhnlich nicht. Aber du bist eben eine ungewöhnliche kleine Katze.“

„Ich weiß.“ Das klang allerdings eher bedrückt.

Unwillkürlich legte er den Arm um sie: „Sonst wärst du auch nicht bei mir, nicht wahr? Komm, gehen wir. Ich möchte wirklich wissen, was wir jetzt mit Tsuko oder den Elementgeistern anfangen sollen. Im Zweifel hat Akamaru wieder einen Plan.“

Myu lächelte ihn dankbar an. Ja, das stimmte. Wäre sie eine gewöhnliche Katzenyoukai, wäre sie nie zu ihm gekommen. Und das wäre wirklich schade gewesen. Sie liebte ihn so sehr. „Ja, gehen wir.“
 

Als sie das Arbeitszimmer des Fürsten der südlichen Länder erreicht hatten, wartete bereits die restliche Familie auf sie. Yuri ließ sich noch ein wenig mühsam nieder. Sein Youki hatte sich zwar schon deutlich regeneriert, aber die Wundheilung dauerte. Die Magie, die der Elementgeist des Wassers verwendet hatte, machte ihm zu schaffen. Schon aus diesem Grund wusste er nicht, ob er froh darüber sein sollte oder eher besorgt, dass seine Gefährtin offenbar fünf neue Diener bekommen hatte. Wie er Myu kannte, würde sie ihn demnächst bitten, irgendwelche Hütten auf seinem Grund für Elementgeister zu bauen, damit die ein Zuhause hätten. Und er konnte ihr so schlecht etwas abschlagen.

Sesshoumaru saß auf dem Platz des Hausherrn, den ihn Akamaru höflich abgetreten hatte. Immerhin war er der Inu no Taishou, der Herr der Hundeyoukai, aber auch der Gebieter eigentlich aller Youkai, auf dem Weg über Sora auch der Herrscher über die Drachen. In der Mitte der Runde lag eine Landkarte, die das gesamte Land und die Inseln zeigte, die Japan hatte. Auch die Inseln von Le-chan-po waren nun eingezeichnet worden.

„Kagome.“

Diese sah auf: „Ja?“ Irgendetwas in seinem Blick ließ sie ergänzen: „Taishou?“ Sesshoumaru-sama hätte sie nie über die Lippen gebracht.

„Kannst du die Form auf diese Karte zeichnen, die Länder, die in deiner Epoche Japan ausmachen?“

„Ich...ich denke.“ Sie hätte in Erdkunde besser aufpassen sollen. Aber sie nahm die Feder, die ihr Inuyasha reichte und betrachtete die Karte. Erstaunt blickte sie auf: „Das...das ist doch nicht Japan?“

„Das ist Japan“, erklärte Akamaru: „So, wie es heute ist. Mit unseren Bereichen. Da du so erstaunt bist, will mir scheinen, dass da einige Gebiete fehlen, nicht wahr?“

„Ja, schon. Also…hier, im Osten ist doch Meer….“ Sie deutete es an: „Und hier…östlich der Inseln von Ryukyu…da ist auch Meer und sonst nichts, na ja, einige Inseln. Insgesamt ist das Meer zwischen Japan und Korea viel größer. Ungefähr bis hierher. Die Inseln von Le-chan-po kennen wir...kennen die Menschen in meiner Zeit ja sowieso nicht mehr, weil sie unter den Bannkreisen liegen.“ Sie erstarrte: „Moment mal.“

„Du hast es erfasst.“ Sesshoumaru nickte leicht.

Akamaru musterte noch mal die Karte: „Also sind in deiner Epoche das Mido-Gebirge, mein Fürstentum und die westlichen Länder aus dem Blick der Menschen verschwunden. Folglich haben wir in deiner Epoche schon die Bannkreise errichtet und gesichert.“

„Aber das bedeutet ja, dass Japan nur noch ein Restbestand ist!“ Sie starrte auf die Karte: „Ihr...ihr wollt den Menschen nur ein Drittel des Landes lassen?“

„Nun, den Menschen außerhalb unserer Bereiche. Die bei uns leben können natürlich hier bleiben. Dafür sind alle Menschen vor Youkai-Angriffen geschützt.“

Das mochte stimmen. Und es würde erklären, warum in ihrer Zeit keine Dämonen durch Tokio liefen. Aber ganz wohl war ihr nicht bei dem Gedanken: „Wie sollen diese Bannkreise denn aussehen? So wie die von Le-chan-po? Aber der technische Fortschritt wird das auffliegen lassen. Was wollt ihr gegen Satelliten machen?“

„Was ist das?“ fragte der Herr der Hunde prompt.

„Äh…“ Gut. Wie erklärte man das einem mittelalterlichen Fürsten, noch dazu einem Youkai?

„Menschliche Technik ist sinnlos“, sagte Akamaru. Und da alle zu ihm blickten: „Menschen sind Izanagis Geschöpfe. Sie können nur Dinge erschaffen, die in ihnen liegen. Die existieren. Und das sind nun einmal die fünf Elemente. Legen wir die Bannkreise mit der Magie von Youkai und Drachen an und aller fünf Elemente, lassen sie durch die Elementgeister abschirmen – welche menschliche Technik soll durch das Gleichgewicht der Elemente kommen, selbst wenn unsere Magie sich eines Tages als zu einseitig erweisen sollte.“

„Du wirst es schon wissen.“ Kagome betrachtete noch einmal die Karte. Außerdem war es wohl schon so geschehen, lange, bevor sie geboren wurde. Dieses Zeitreisen brachte einen ganz durcheinander.

„Vielleicht sollten wir noch Hayao-sama fragen?“ erkundigte sich Myu. Und da die Familie sie ansah: „Er ist doch der Oberste Drachenschamane. Und wenn jemand Elemente kennt, dann er.“

„Gut.“ Sesshoumaru nickte: „Ich werde ihn rufen lassen. Überdies ist es besser, wenn auch die Magie der Drachen mit in den Bannkreisen steckt. Ihr könnt gehen.“
 


 

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Da planen einige Leute bis weit in die Zukunft. Aber ob das alles so klappt? Im nächsten Kapitel gibt es Neuigkeiten von ganz verschiedenen Drachen, allerdings auch Neuigkeiten für diese.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu schreiben, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Bannkreise

Ihr freut euch auf die Hochzeit von Kagome und Inuyasha in der Moderne? Das wird aber noch ein wenig dauern. Erst einmal gibt es Neuigkeiten für und von Drachen...
 

20. Bannkreise
 

Der Herr der westlichen Gebiete saß in seinem Arbeitszimmer, als Jaken, sein engster Mitarbeiter hereinkam, sich zu Boden warf: „Sesshoumaru-sama...die Drachen sind da.“

„Bring sie herein.“ Sein Erstaunen lag nicht in seiner Stimme. Er hatte einen Boten zu Hayao geschickt, um den Obersten Drachenschamanen zu sprechen. Wen hatte der nun mitgebracht? Aber das Rätsel löste sich rasch, als Sora, die Drachenkönigin, sich ebenfalls vor ihm niederkniete, verneigte. „Welch unerwartetes Vergnügen“, sagte er höflich. Immerhin war sie seine offizielle Nebenfrau. „Ich habe deine Warnung bekommen.“

„Leider zu spät, nicht wahr, Sesshoumaru-sama?“ Sora sah ein wenig schuldbewusst zu Boden: „Wir konnten nicht damit rechnen, dass Tsuko tatsächlich den Frieden brechen will.“

„Dürfen wir fragen, was aus ihm geworden ist, Oyakata-sama?“ ergänzte der Oberste Schamane: „Und wie es Euch gelang, ihn zu besiegen, obwohl er Elementmagie beherrschen konnte? Das Buch der Drachen über Elementmagie stahl?“

„Das könnt ihr wieder mitnehmen. - Tsuko ist entkommen.“

„Ihr verfolgt ihn nicht?“ fragte die Königin überrascht.

„Ich tue nie etwas, worin ich keinen Sinn sehe.“

„Verzeiht, ich...ich verstehe nicht.“

„Ich nehme an, der Fürst meint, dass Tsuko ohne das Buch keine Elementmagie beherrscht, meine Königin.“ Hayao blickte ein wenig auf: „Aber, verzeiht, wenn ich das so sage, Oyakata-sama….das ist ein wenig voreilig. Tsuko mag die genauen Zaubersprüche nicht auswendig kennen, aber wenn es ihm schon einmal gelang, Drachendämonen, oder, wie Youkai sagen, Elementgeister zu beschwören, wird es ihm wieder gelingen. Das geht mit jedem Mal einfacher.“

„Nicht, wenn sie schon existieren.“ Sesshoumaru sah den Widerspruch nach, da der Einwand berechtigt war. Die Drachen wussten einiges noch nicht. „Und alle fünf gehorchen Prinzessin Myu.“

Hayao blieb fast der Mund offen stehen: „Prinzessin Myu?“ Das war unglaublich. Und alle fünf? Das hatte noch nie ein Wesen geschafft. Schön, die kleine Katzenyoukai verfügte über mächtige Magie, Menschenmagie, aber wie hatte sie das denn hinbekommen?

„Ich nehme an, sie wird dir erzählen, was geschehen ist“, ergänzte der Hundefürst

Hayao hoffte es. Das musste wirklich eine einmalige Sensation sein. Und dazu noch kein Drache, der sich jahrhundertelang mit Elementmagie beschäftigt hatte, sondern eine Youkai? Das war unglaublich, faszinierend…Ob er dennoch dem Herrn der Hunde sagen sollte, dass Elementmagie auch anders eingesetzt werden konnte? Aber was sollte Tsuko schon ausrichten? Er war allein, konnte sich weder bei den Youkai noch bei Drachen sehen lassen. Wozu im wahrsten Sinne des Wortes schlafende Hunde wecken?

Sora neigte etwas den Kopf: „Ich danke Euch in jedem Fall, Sesshoumaru-sama, dass Ihr Euren Zorn nicht an den Drachen auf Le-chan-po auslasst.“

„Ich war nicht zornig.“

Sie sah überrascht auf, ehe sie begriff. Er hatte Tsuko und seinen Versuch, ihn anzugreifen, nicht für voll genommen. So sagte sie langsam: „Ihr wünscht nun Drachenmagie auch für Bannkreise um Eure Länder?“

„Ja. Die Drachenmagie wird die Youkaimagie und die Elementmagie verbinden. Danach können die Elementgeister auch die Bannkreise um die Inseln von Le-chan-po verstärken.“ Er nickte zu Hayao: „Du solltest mit Prinzessin Myu und Prinzessin Kagome reden, ebenso mit Fürst Akamaru. Gemeinsam werdet ihr die Bannkreise erschaffen.“

Das war eine klare Verabschiedung und der alte Drachenschamane verneigte sich: „Ich danke Euch, Oyakata-sama. Ich werde Euer Vertrauen nicht enttäuschen.“

Sora verneigte sich ebenfalls, sicher, das auch sie verabschiedet worden war: „Bitte, dürfte ich Euch noch kurz unter vier Augen sprechen, Sesshoumaru-sama?“

„Ja.“ Immerhin war sie mit ihm verheiratet.

Die Königin wartete, bis Hayao den Raum verlassen hatte, die Tür geschlossen hatte, ehe sie leise sagte: „Ich…ich bin verpflichtet, Euch mitzuteilen, dass ich schwanger bin.“

Der Hundefürst hob überrascht den Kopf. Sie konnte es nicht von ihm sein. Und von einem anderen Drachen, so rasch…. „Daiki?“ Das war die einzige logische Schlussfolgerung.

„Ja.“ Sora zögerte. Sie wollte es nicht aussprechen, aber da er schwieg, meinte sie: „Ich werde Eurem Befehl gehorchen. Soll ich das Kind töten?“

Jetzt erst verstand er ihr Problem. Natürlich. Das Kind eines Feindes am Leben zu lassen, wäre ungewöhnlich. Niemand holte sich schließlich den Rächer ins Haus. Aber hier lag die Sache doch wohl anders. „Es ändert nichts an unserer Vereinbarung, wer der Vater ist. Ich sagte, deine älteste Tochter wird die Drachenkönigin und die Nebenfrau meines Sohnes. Dabei bleibt es.“

„Und, wenn es ein Junge wird?“ Sie war jedoch schon einmal erleichtert.

„Er wird nie der König der Drachen werden, nicht wahr? Und es ist deine Sache, ihn zu erziehen.“

„Ich danke für Euer Vertrauen, Sesshoumaru-sama. Ich werde Euch nicht enttäuschen.“ Sie verneigte sich höflich. Warum nur hatte sie immer geglaubt, Youkai seien blutrünstige Bestien ohne Verstand?
 

Hayao ließ sich nieder. Diener hatten Kissen im Kreis angeordnet und er setzte sich neben Myu. Der Fürst aus dem Süden war ebenfalls gekommen und diese menschliche miko, Prinzessin Kagome. Yuri und Inuyasha waren ebenfalls dabei, hatten sich jedoch entfernt an die Wand gesetzt. Sie verstanden nichts von Bannkreisen, verspürten aber beide keine Lust, ihre Gefährtinnen allein mit einem Drachen zu lassen, auch, wenn Hayao alt und ein Schamane war und sie ihn als durchaus vernünftig erlebt hatten. Überdies wäre Akamaru dabei, aber das war ihnen gleich.

Der Herr der südlichen Gebiete breitete die Karte aus: „Dies sind alle Länder. Kagome hat bereits eingezeichnet, wie groß der Anteil ist, den die Menschen in ihrer Epoche besitzen. Also müssen wir alle diese Länder hier und hier… “ Er deutete auf die Karte: „Ebenso das gesamte Gebiet um das Mido-Gebirge, mit Bannkreisen umgeben.“

„Das ist aufwendig“, murmelte Hayao: „Es kostet Zeit, aber ist natürlich zu schaffen. Zumal, wenn Prinzessin Myu die Drachendämonen, die Elementgeister, rufen kann, um uns zu helfen.“

„Ich sehe trotzdem ein Problem.“ Kagome starrte auf die Landkarte: „Ich meine, in meiner Zeit ist Japan nur so groß, wie ich es eingezeichnet habe, also scheint es ja funktioniert zu haben. Aber erstens: wie kann etwas schon passiert sein, was noch gar nicht geschehen ist? Wenn ihr wisst, was ich meine? Und zum zweiten: guckt euch mal die Wege an. Selbst, wenn hier ein Bannkreis liegt, der den Leuten vortäuscht, ihr Dorf liegt am Meer, obwohl in Wirklichkeit noch das komplette westliche Fürstentum dazwischen liegt….werden sich die Leute nicht wundern, dass sie solange zum Strand brauchen? Tage?“

„Zum einen: du selbst reist durch die Zeit. Wer kann schon beurteilen, was es für Geheimnisse dabei gibt?“ Akamaru zuckte leicht die Schultern: „Aber da es bei dir geschehen IST, werden wir es auch schaffen. Und das andere…ja, das ist ein Einwand. Wir würden die Bannkreise so legen müssen, dass eine Art Tunnel, ein Portal, entsteht, die Menschen gar nicht bemerken, dass sie solch eine weite Strecke zurücklegen. Ob das die Elementgeister können?“ Er sah zu dem Drachenschamanen. Immerhin sollte der am meisten von Elementmagie verstehen.

Hayao schüttelte den Kopf: „Nein. Drachendämonen oder Elementgeister, wie ihr sie nennt, haben nichts mit der Zeit zu tun. Aber Menschen sind, verzeiht, Prinzessin Kagome, doch recht unmagische Geschöpfe. Man müsste eine Art Zeitportal, ein Dimensionsportal, erschaffen. Nur, wie?“

„Mein großer Bruder!“ Myu strahlte auf: „Ich werde ihn rufen.“

Hayao war ein wenig irritiert. Wieso sollte ein Katzenyoukai das hinbekommen?

Akamaru stutzte ebenfalls, ehe ihm einfiel, wen sie meinte: „Dann tu das, wenn du es kannst.“

„Onii-sama kommt sicher!“ Sie schloss die Augen, konzentrierte sich.

Kurz darauf spürte, wer konnte, eine neue Energie im Raum. Der Drachenschamane war sicher, sich zu irren. Das war Genki, Götterenergie. Wer kam da? Und was hatte er mit einer Katzenyoukai zu schaffen?

Myu sprang auf: „Ich wusste es! Onii-sama!“ Sie flog dem jungen Mann förmlich in die Arme.

Ihr Gefährte hob ein wenig befremdet die Brauen, stand aber nur höflich auf. Inuyasha folgte dem Beispiel.

Hayao starrte den Neuankömmling an. Lange schwarze Haare, ein langer, kostbarer Kimono, eine Mondsichel auf der Stirn, ähnlich der, die Sesshoumaru besaß. Aber dies war eindeutig ein Gott. Und es konnte sich nur um Tsuki, den Herrn des Mondes und der Zeit handeln. Warum aber um alles auf der Welt bezeichnete eine Katzenyoukai einen Gott als älteren Bruder? Woher kannte sie ihn überhaupt? Aber da sich die Hundefamilie höflich verneigte, tat er es auch.

Tsuki schob die kleine Katze von sich: „Noch immer so stürmisch, Myu-chan? Schön, euch wieder zu sehen. Oh, ein Drache? Ein Schamane. Um was geht es denn?“

„Nimm bitte Platz, Tsuki-sama“, erwiderte Akamaru: „Es geht um Bannkreise. Und ein Zeitproblem.“

„Das dachte ich mir.“ Der Gott setzte sich.

Hayao musste sich zwingen, ihn nicht anzustarren. Der Hundeclan verfügte offenbar über mehr wie ausgezeichnete Verbindungen. Kein Wunder, dass Daiki und Tsuko an ihnen gescheitert waren. Moment mal. Wenn Myu ihn als älteren Bruder bezeichnete…wohl Halbbruder. Tsukis Eltern waren Izanagi und Izanami, die Schöpfergötter selbst. Und da Izanami in der Unterwelt weilte, musste der Vater dieser kleinen Katze….Daher ihre magischen Fähigkeiten. Der Schamane schluckte etwas. Dagegen kam natürlich kein anderer an. Und die schiere Vorstellung, was aus den Drachen geworden wäre, hätte jemand von ihnen Prinzessin Myu etwas angetan…

Tsuki warf ihm einen raschen Blick zu: „Wieder da, Schamane?“

„Oh, verzeiht, Tsuki-sama. Ich...ich war nur überrascht, Euch hier zu sehen.“ Peinlich, dass man seine Gedankenverlorenheit so bemerkt hatte.

„Und so dachten wir“, fuhr Akamaru seine Darlegung unbeeindruckt fort: „Dass man vielleicht eine Art Zeittunnel durch die Bannkreise legen könnte. Die Menschen sollen ja denken, dass sie am Meeresufer leben, auch, wenn tatsächlich unsere Gebiete noch dazwischen liegen. Wäre dies möglich?“

„Hm. Natürlich. Aber wozu?“

„Menschen sind nicht dumm, aber neugierig“, sagte Kagome sofort: „Sie würden sich wundern und versuchen, herauszufinden, was los ist, warum es diese optische Täuschung gibt. Natürlich, “ ergänzte sie hastig: „Können sie kaum eure Magie erreichen. Aber…“

„In deiner Zeit ist das also das Land der Menschen, umgeben von Meer. Hm. Hauptsächlich drei große Inseln, Gebirge. Da fehlen wirklich genau eure Gebiete.“ Tsuki nickte leicht: „Nun gut. Dann errichtet die Bannkreise. Das dürften dann sowieso sehr mächtige sein. Und ich werde meinen Anteil dazutun. Kein Mensch wird bemerken, dass er in Wirklichkeit vier Tagesreisen zurücklegen muss, obwohl er das Meer nur wenige Schritte vor seiner Tür zu haben scheint.“

„Danke, onii-sama“, sagte Myu: „Das wird doch dann bestimmt gut gehen.“

„Bestimmt, Myu-chan. Ich hörte, du hast Elementmagie erfolgreich verwendet?“

„Ja. Die Elementgeister sagen, ich könne sie rufen. Sie sollen uns bei der Errichtung und so helfen, der Bannkreise, meine ich.“

Tsuki erhob sich: „Dann habt ihr gute Wächter. Vater war stolz auf dich, Myu-chan. Bis dann.“ Er verschwand.

Die Katzenyoukai strahlte und sah zu ihrem Gefährten: „Hast du das gehört, Yuri-sama?“

„Natürlich.“ Er setzte sich wieder.

„Gut.“ Akamaru blickte in die Runde: „Ich würde vorschlagen, dass wir sofort anfangen. Es wird doch einige Zeit dauern, nicht wahr, Hayao-sama? Ihr habt es auf Le-chan-po ja schon ausprobiert.“

„Wir benötigten zwei Wochen, mit Hilfe von Prinzessin Myu. Wenn ich den Umfang dieser Bannkreise so abschätze, werden es gewiss Monate werden.“ Der Drachenschamane sah auf die Karte: „Zumal ja diesmal auch noch Elementmagie hinzugefügt werden soll. Beginnen wir am besten gleich hier, im westlichen Fürstentum.“

Der Herr der südlichen Gebiete nickte. Das bedeutete allerdings auch, dass er Miyaki allein nach Hause schicken müsste, während er mithalf, die Bannkreise zu errichten. Nicht, dass er ihr nicht die Regentschaft zutraute, aber er würde sie und seinen Sohn vermissen. Aber das war eben so. Wenn die Bannkreise um sein eigenes Fürstentum gelegt würden, könnte er dafür bei ihnen sein.

Kagome warf einen Blick seitwärts: „Braucht ihr mich dann auch dazu?“

„Ich glaube nicht, Myu kann sicher auch allein die Menschenmagie hinzufügen. Warum?“

„Auch auf die Gefahr hin, dass es sich für euch ziemlich dämlich anhört: ich möchte unsere Hochzeit in der Zukunft vorbereiten.“ Sie lächelte Inuyasha an.

Der gab das Lächeln zurück, hütete sich aber, ihr zu sagen, dass der Haushofmeister, den er wegen der Einladungsliste gefragt hatte, seither hektisch alle Verzeichnisse durchwühlte. Es hatte schon lange keine Hochzeitsfeier mehr gegeben, in der Familie, da Sesshoumaru und Shiro, aber anscheinend auch Vater darauf verzichtet hatten, ein Fest zu geben, beide Familien offiziell einander vorzustellen. Und was der Fürst davor getan hatte, immerhin ihr aller gemeinsamer Großvater, versuchte der Haushofmeister herauszufinden. Aber anscheinend waren da die Unterlagen schon vernichtet worden. Nun gut, das war vermutlich auch schon einige Jahrhunderte her, oder eher Jahrtausende. Bis in vierhundert Jahren würde doch der gute Haushofmeister etwas herausgefunden haben. Kein Grund, Kagome nervös zu machen. Sie wollte ein schönes Fest, und sie würde es bekommen.
 

Monate vergingen mit der Arbeit an den Bannkreisen, aber schlussendlich waren die Gebiete aus den Augen der meisten nichtmagischen Menschen verschwunden. Dank Tsukis Zeitportalen würden sie es auch niemals merken. Die Elementgeister würden dafür sorgen, dass auch künftig keine technische Errungenschaft der Menschen ausreichen würde, die Bannkreise zu durchdringen. So wäre der Frieden doch endgültig gesichert.

Aber irren ist nicht nur menschlich….
 

Der Bote der Drachen ließ sich höflich vor dem Herrn der westlichen Länder nieder.

„Botschaft von deiner Königin?“ fragte Sesshoumaru.

„Ja, Herr. Meine Königin hat einen Jungen zur Welt gebracht und bittet Euch, ihm einen Namen zu geben.“

Für einen Augenblick war er überrascht, ehe ihm einfiel, dass er als der Ehemann der Königin offiziell als Vormund des Kindes gelten würde, auch, wenn dies ein vollbürtiger Drache war. „Hakai.“ Zerstörung.

Der Drache hätte fast aufgesehen, sagte aber nur: „Ein mächtiger Name.“ Sie hatten schon überlegt, ob die Youkai dem jungen Prinzen einen verächtlichen Namen geben würden.

„Er wird stark werden. – Sage Sora, dass ich in fünf Tagen zu ihr kommen werde, so dass sie mir den Drachenprinzen vorstellen kann.“ Der Bote verneigte sich und ging, denn das war eine klare Verabschiedung gewesen.

Jaken sah vorsichtig in das Zimmer: „Sesshoumaru-sama?“

„Bitte die Fürstin zu mir.“ Als Shiro vor ihm kniete, sagte er: „Sora hat einen Sohn bekommen. Ich habe ihm den Namen Hakai gegeben und werde ihn mir in fünf Tagen ansehen.“

Sie nickte. Immerhin war das vor dem Gesetz sein Sohn, oder besser, sein Mündel: „Darf ich der Drachenkönigin ein Geschenk machen?“ Immerhin auf seine Kosten, da sie ja kein eigenes Geld besaß.

„Das ist großzügig von dir. Natürlich. – Aber darum habe ich dich nicht zu mir gebeten. Ich möchte, dass die Kinder bei dir bleiben, bis sie alt genug sind, um die Ausbildung und das Training beginnen zu können.“ Und da sie aufsah: „Dir hat es ja auch nicht geschadet, mit einem Schwert umzugehen, nicht wahr? So soll dies Seiko auch lernen.“

„Danke.“ Sie neigte den Kopf. Sie hatte es erhofft, aber natürlich wäre es unziemlich gewesen, so etwas vorzuschlagen. Und es freute sie, dass er ihr die Kinder ließ, sie nicht an Erzieher gab oder bei sich behalten wollte, wie er dies zumindest mit Arashi tun könnte. „Ich bin froh, dass du mir vertraust.“

Er betrachtete ihren Nacken. Der Kimono verbarg ihre Figur vollständig. Umso reizvoller war es, die perfekte Linie ihres Halsansatzes zu verfolgen, sich daran zu erinnern, was dort alles verhüllt war. „Ich würde eher an mir selbst zweifeln.“

Und da das natürlich absolut unwahrscheinlich war, lächelte Shiro ein wenig: „Aite…“

„Ich frage mich, wann du mir vertrauen wirst, meine Fürstin. - Jetzt komm zu mir. Ich möchte mich an dir erfreuen.“ Zu sehen, wie ihre Selbstbeherrschung in seiner Umarmung zerbrach, schenkte ihm stets ein Gefühl der Allmacht.
 

Miyaki ließ sich unter ihrem Lieblingsbaum nieder, lehnte sich zurück. Morgen käme Akamaru von seiner Reise zurück. Er hatte noch mitgeholfen, die Bannkreise um Le-chan-po zu verstärken, so dass nun auch die Drachen in Sicherheit wären. Sie blickte zu den Blüten über sich auf. Ja. Schon morgen würden sie zu zweit hier sein, sie würde Flöte spielen, er seinen Kopf auf ihrem Schoss haben. Sie liebte es, wenn er so lag, die Augen geschlossen, vollkommen entspannt, nur ihrem Spiel zuhörend. Natürlich würde sie es nie wagen, ihm das zu sagen, aber für sie sah er dann wie ein kleiner Junge aus. Und sie empfand das Bedürfnis, ihn beschützen zu wollen.
 

Myu blickte nachdenklich von ihrem Balkon auf das Mido-Gebirge.

„Was ist?“ Yuri kam zu ihr: „Denkst du an die Elementargeister?“

„Oh, nein. Sie sind froh, eine Aufgabe bekommen zu haben. Und diese ganzen Bannkreise zu bewachen ist gewiss sehr schwer.“

Er sah sie an: „Du hast doch etwas, Myu-chan. Was ist es?“

„Eigentlich ist es nichts.“

„Kleine Katze, versuche nicht mich anzulügen. Du hast doch Kummer.“

Sie seufzte. Er war immer so freundlich zu ihr: „Ich möchte dich nicht anlügen, Yuri-sama. Und ich werde es auch nicht tun. Aber.. .Nun, wir haben jetzt doch sicher Frieden. Und nach dem, was Kagome sagte, wird es auch bis zumindest in ihre Epoche so bleiben. Shiro-sama und Miyaki haben Welpen bekommen….und…und…“

„Und dir ist nun so richtig bewusst geworden, dass wir keine bekommen können. Ist es das?“

„Ja.“

„Ich habe dir gesagt, dass ich damit leben kann.“ Yuri stutzte: „Aber kannst du es nicht?“

„Doch.“ Sie hatte sich damit abgefunden: „Ich dachte nur….das Gebiet hier um das Mido-Gebirge liegt nun auch unter Bannkreisen. Da ist mir klar geworden, wie groß deine Ländereien eigentlich sind. Und dass du doch gewiss auch einen Erben gern hättest. Und… ich dachte...ich meine…“ Sie nahm ihren Mut zusammen: „Wenn du ein Kind von einer Hundeyoukai haben möchtest, eine Nebenfrau haben möchtest, solltest du auf mich keine Rücksicht nehmen. Ich würde dich nur bitten, dass ich das Kind dann aufziehen darf.“

„Myu!“ Yuri starrte sie an: „Vergiss es. Das ist ein wirklich großherziges Angebot, aber ich werde es nicht annehmen. Ich will und werde dir keinen Kummer bereiten.“ Und er konnte sich vorstellen, dass ein solches Kind ihr nur zu deutlich machen würde, jeden Tag, dass es eben nicht ihr eigenes wäre. Er legte den Arm um sie: „Nein. Es ist, wie es ist. Und wie ich es gesagt habe. Ich werde niemals mein eigenes Wort zurücknehmen. Darum zerbreche dir nicht deinen hübschen Kopf.“

Sie schmiegte sich an ihn. Irgendwie war sie froh, dass er nicht auf einem Erben bestand, aber andererseits….Nun, sie waren Hund und Katze. Wie hätte es auch gehen sollen. Sie spürte, wie seine Hand sie zärtlich zu liebkosen begann: „Yuri-sama…“

„Was hältst du davon, wenn wir hineingehen, Myu-chan?“ Er ließ seine Fangzähne über ihr Ohr streifen.

Sie überlief ein wohliger Schauder Da hielt sie sehr viel davon.
 

Weit im Westen von China sah ein Magier von seiner Arbeit auf, als jemand mit höflicher Verneigung sein Laboratorium betrat: „Tsuko, welche Überraschung. Ich sehe allerdings keine Elementgeister bei dir. Hast du versagt?“

„Nein. Mir ist es gelungen, vier der fünf Elemente zu beschwören. Aber sie wurden mir abgenommen.“ Der Drachenschamane blickte zu Boden: „Nur dank deines Steines, wie nanntest du es… Transportschlüssels… konnte ich entkommen.“

Der Magier drehte sich abrupt vollständig um: „Vier Elemente? Und du wurdest besiegt?“

„Sie waren zu viele Youkai. Und ich hatte sie unterschätzt.“ Das war peinlich, das zugeben zu müssen, aber er brauchte Hilfe: „Ich möchte dich bitten, hilf mir, sie zu besiegen, meine Rache zu erhalten. Und ich werde unverzüglich die Drachendämonen beschwören können. Du selbst hast gesagt, dass niemand so talentiert sei wie ich, ehrenwerter Meister.“

„Ich habe dir bereits geholfen. Und ohne meine spezielle Transportmagie wäre dir weder die Flucht gelungen noch du hier.“ Der Magier dachte nach: „Vier Elemente, sagtest du? Nun gut. Angenommen, ich helfe dir noch einmal. Was bekomme ich dafür?“

„Eine junge Katzenyoukai mit Menschenmagie, die auch Elementmagie beherrscht.“ Tsuko lächelte, als sein Mentor interessiert nickte.
 

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Die Familie plant für friedliche kommende Jahrhunderte. Aber man sollte einen frei herumlaufenden Drachen nie unterschätzen. Oder seinen "alten Freund".
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich wie gewohnt eine ENS, wenn ich sehe, dass das nächste Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Zu den Schwarzen Bergen

Freut mich, dass ihr Myu ein Baby gönnen würdet. Sie wünscht sich so sehr eines. Aber zunächst einmal geht es in die letzte Runde des Drachenkrieges.
 

21. Zu den schwarzen Bergen
 

Die Dämonenjägerin nahm das Baby der jungen Katzenyoukai ab: „Ich danke dir, Myu-sama“, sagte Sango mit einer höflichen Verneigung: „Dass du auf unser Kind aufgepasst hast.“

„Ach, das habe ich doch gern getan.“ Myu betrachtete ein wenig wehmütig den kleinen Menschenjungen: „Yuri-sama musste sowieso in den Bergwerken nach etwas sehen. So hat sich nur mein Rückweg ins Mido-Gebirge ein bisschen verzögert.“

„Danke,“ wiederholte Sango. Sie und Miroku waren beim Grab von dessen Vater gewesen und hatten ein kaum fünf Monate altes Kind nicht mitnehmen wollen, zumal es schon abgestillt war. So war Sango in das Schloss im Westen gegangen, um dort möglicherweise Kagome zu finden, diese zu bitten, den Babysitter zu spielen. Zu ihrer gewissen Überraschung hatte sie dort Myu als Besuch bei Shiro angetroffen. Und die junge Katzenyoukai hatte sich geradezu aufgedrängt. Nun, ein solches Angebot lehnte man nicht ab. Myu war schließlich nicht irgendwer. Sie schien den Kleinen auch wirklich gut betreut zu haben, war die drei Tage sogar bei der alten Kaede wohnen geblieben. „Darf ich dir dann eine gute Heimreise wünschen?“

„Ja, natürlich.“ Myu drehte sich um: „Danke, Kaede-sama, dass ich bei dir wohnen durfte.“

„Nicht der Rede wert.“ Die alte Priesterin war herangekommen: „Es war sehr interessant. Myu-sama. Komm gut nach Hause.“ Und da die Katzenyoukai nickte und wegging, sah sie zu der Dämonenjägerin: „Sie ist ein reizendes Geschöpf. Wie sie mit deinem Kleinen und Shippou gespielt hat…“

„Sie ist Izanagis Geschöpf. Aber sie ist wirklich sehr kinderfreundlich, da hast du Recht, Kaede-sama. Miroku ist schon vorgegangen. Ich glaube, ihn hat diese Reise doch etwas betroffen gemacht. Er ist ja nun das schwarze Loch los, aber die Tatsache, dass sein Vater, sein Großvater daran gestorben sind…“

„Ich verstehe. Aber er wird sich fangen.“

„Ja, sicher. Ich bringe Shoden zu seinem Vater. Das dürfte das Beste sein. Danach…ich lasse ihn lieber allein, im Moment.“ Es dauerte keine zehn Minuten, dann war die Dämonenjägerin zurück. Auf den ersten Blick erkannte sie, dass die Priesterin beunruhigt war, sogar Bogen und Pfeile ergriffen hatte. Das hätte nicht mehr vorkommen sollen. Immerhin hatte Sesshoumaru versprochen, sie zu schützen. Von Inuyasha ganz zu schweigen. Und da gab es doch diese neuen Bannkreise: „Was hast du, Kaede-sama?“

Die alte Priesterin musterte den Wald: „Ich weiß es nicht. Irgendetwas war da, eine Magie, die ich nie zuvor gespürt habe.“

„Könnte das von Myu sein? Nicht, dass sie in Schwierigkeiten steckt? Ich möchte nicht wissen, was Yuri mit uns macht, wenn seiner Gefährtin etwas zustößt, nur, weil sie unser Kind gehütet hat.“ Aber wer, um alles auf der Welt, hätte Myu etwas antun können oder auch nur wollen?

„Ich denke nicht. Aber du hast Recht. Der Hundeclan kann sehr unfreundlich werden, wenn einem ihrer Mitglieder etwas zugestoßen ist. Komm, gehen wir lieber nachsehen. Du hast doch gesagt, dass sie Teile von Izanagi-samas Magie beherrscht?“

„Ich weiß nur, was Kagome mir erzählte. Sie beherrscht Elementmagie.“

„Dann war es das womöglich. Komm nur, rasch.“

Die Priesterin und die Dämonenjägerin eilten los: „Kirara!“ schrie Sango nur noch nach ihrer Katze.
 

Myu war mehr hüpfend durch den Wald gelaufen. Sie dachte an keine Gefahr. Alle Gebiete, über die die Hundefamilie regierte, waren seit neuestem unter Bannkreisen versteckt und kein Youkai wäre lebensmüde genug, sich mit dem Clan anzulegen. Auch mit den Drachen herrschte Frieden und die fünf Elementgeister selbst hüteten die Bannkreise. Sie überlegte sich daher lieber, ob Yuri heute Abend rechtzeitig zurück im Schloss im Mido-Gebirge sein würde. Sie vermisste ihn schon wieder. Vielleicht sollte sie ihm vorschlagen, das nächste Mal mit ihm zu gehen, die Bergwerke zu inspizieren? Immerhin gehorchte ihr der Geist des Elementes Erde, ebenso wie seine Kollegen. Aber dann beschloss sie, das lieber sein zu lassen. Wie alle Hunde war auch Yuri extrem stolz und sie wollte ihn wirklich nicht kränken. Falls er Hilfe brauchen würde, würde er schon nachfragen, oder zumindest es deutlich machen.

Sie stutzte, als auf einer Wiese vor ihr etwas in der Sonne blinkte. Ein zweiter Blick verriet ihr, dass da ein Ding golden schimmerte. Gold? Mitten auf einer Wiese? Sie guckte genauer hin: das war eine Maus. Tatsächlich. Dort lag eine kleine, goldene Maus. Was war das denn? Ein Spielzeug, das jemandem gehörte? Sie sah sich nochmals um, konnte aber niemanden entdecken. Auch ihre Youkai-Sinne verrieten keinen anderen Dämon im Umkreis. Eigenartig. Aber es war eine Maus und sie war eine Katze. So machte sie den Sprung hinüber, betrachtete das Spielzeug noch einmal. Was sollte es. Das hatte wohl jemand verloren. So bückte sie sich und fasste die Maus. Im gleichen Augenblick spürte sie eine Magie, wie sie sie nie zuvor gefühlt hatte, und das, obwohl sie Izanagis eigenes Geschöpf war. Die Wiese verschwamm vor ihren Augen und sie begriff gerade noch, dass sie in eine Falle gelaufen war. Das Letzte, was sie bewusst wahrnahm, war eine tiefe Stimme, die sagte:

„Siehst du, ich wusste, dass keine Katze einem Spielzeug widerstehen kann.“
 

Minuten später erreichten Sango und Kaede den Ort.

„Hier war Magie“, keuchte die Priesterin. Obwohl sie auf der Katze geritten war - sie war zu alt für solche Abenteuer: „Hier war es.“

„Hier ist ein Fußabdruck…das könnte von Myu sein.“ Sango bückte sich: „Ja, man sieht, da ist das Gras ein wenig zusammengedrückt. Sie ist hier gewesen, sprang dann…aber wohin?“ Sie musste ein wenig suchen: „Hier ist sie gelandet, gestanden. Und dann? Dann kann ich keine Spur mehr finden. Ach du liebe Güte! Wie soll ich das Yuri erklären?“

Kaede dachte hastig nach: „Gar nicht. Geh sofort in das Schloss im Westen. Mit ein bisschen Glück ist Inuyasha da, der kann dir dann bei der Suche helfen. Vielleicht ist gar nichts weiter passiert, sie hat nur gespielt oder so etwas. Machen wir bloß nicht Yuri scheu, ehe wir wissen, was los ist.“ Ein wütender Youkaiprinz wäre schon schlimm genug, aber Yuris Rachefeldzug würde mit Sicherheit auch den Rest der Familie auf den Plan rufen. Und selbst, wenn Inuyasha die Menschen dann schützen wollte…das würde mehr als hart werden.
 

Sango glitt im Schlosshof von ihrer Katze: „Warte hier“, meinte sie eilig, ehe sie einen Youkai ansprach: „Wo ist Inuyasha?“

„Inuyasha-sama“, betonte der herablassend, erkannte dann aber eine von den menschlichen Begleitern des Prinzen. Und dieser hatte schon deutlich gemacht, dass er seine Freunde schützen wollte: „Er trainiert drüben….“

Die Dämonenjägerin rannte schon los. „Inuyasha!“

Der sprang zurück, senkte sein Schwert: „Machen wir Pause“, meinte er zu seinem Gegner, ehe er den Kopf wandte: „Sango?“ Wieso war die denn so aufgeregt? Was war passiert? Es konnte doch gar nichts mehr Schlimmes vorfallen.

„Komm bitte mit, sofort! Bitte, es ist wichtig.“ Sie hatte wirklich nicht die Absicht, vor den Youkai-Kriegern zu reden.

„Ja, schon gut. Aber dann sagst du, was los ist?“ Der Hanyou drehte den Kopf: „Macht allein weiter.“ Als die beiden auf Kirara saßen, erklärte er noch: „Mein lieber Herr Bruder will, dass ich die Krieger trainiere, was sagst du dazu? - Was ist denn jetzt schon wieder passiert?“

Sango sah sich nicht um, als ihre Katze aufflog: „Myu hatte doch auf Shoden aufgepasst. Und jetzt wollte sie nach Hause. Sie ist verschwunden.“

„Myu? Myu?!“ Inuyasha überlegte kurz, ob das ein schlechter Witz sein sollte. Aber Sango machte gewöhnlich keine: „Wir reden hier schon von der Katze mit allerlei Magie?“

„Ja, ich verstehe es ja auch nicht. Aber vielleicht kannst du eine Spur finden, wir sie finden, ehe ich das Yuri beichten muss.“

„Na, der wäre beglückt, schon klar. Aber trotzdem. Ich meine, Myu darf den Mondgott mit „großer Bruder“ anreden. Und ..“ Er deutete nach oben: „Die Sonne scheint und hat doch bestimmt auch ein Auge auf die kleine Schwester. Also?“

„Ich sagte schon, dass ich das nicht verstehe. Hier, auf der Lichtung habe ich noch ihre Spur gesehen.“ Sie ließ Kirara landen: „Findest du etwas?“ Beide stiegen ab.

Der Hanyou bückte sich, suchte die Witterung im Gras: „Doch, ja, Hier war sie. Und dann….machte sie einen Satz hierher und….ja so ein Mist! Diese durchgeknallte Eidechse! Wir hätten ihn erledigen sollen.“ Unwillkürlich fasste er nach seinem Schwert.

„Was meinst du? Drachen? Aber ich dachte, wir haben Frieden?“

„Haben wir ja wohl auch. Sango, geh zum Brunnen, falls Kagome doch schon kommt. Ich muss ins Schloss zurück, Sesshoumaru Bescheid geben. Soll er das dann Yuri sagen. Das hat immerhin den Vorteil, dass der ihn nicht umlegen wird.“

Sango zog diese Variante einem eigenen Bericht wirklich vor.
 

Im Schloss im Westen saß der Hausherr in seinem Arbeitszimmer, wie immer selbst hier mit Rüstung und bewaffnet. Drei ältere Youkai knieten vor ihm, berichteten, wie die Menschen und die Youkai mit den neuen Bannkreisen zu Rande kamen. Der Redeführer brach ab, als von außerhalb des Raumes Lärm zu hören war.

Jemand schrie: „Halt du dich da raus, Jaken!“ Dann war ein Krachen zu hören, als ob etwas gegen die Wand flog.

Sesshoumaru richtete sich auf. Im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen und sein ungestümer Halbbruder kam herein. Der Fürst der westlichen Gebiete wusste, dass der Hanyou nicht viel von höfischer Etikette hielt, aber ein solcher Auftritt war denn doch etwas zu stürmisch, als das nichts vorgefallen wäre: „Inuyasha?“

„Tsuko!“

Im nächsten Moment stand der Herr der Hunde: „Wo?“

„Bei Kaedes Dorf. Ich habe das gleiche Portal gewittert, durch das er uns entkommen ist. Und zu allem Überfluss scheint er Myu zu haben.“

„Myu?“

„Ich weiß, das klingt unwahrscheinlich, aber ihre Spur endet genau dort, bei diesem Portal.“

„Zeig mir das. – Schickt sofort Boten zu Prinz Yuri, Fürst Akamaru, sie sollen herkommen. Und auch die Fürstin soll unverzüglich in mein Arbeitszimmer kommen.“
 

Nur eine halbe Stunde später waren alle männlichen Familienmitglieder und Shiro versammelt. Yuri wirkte ruhig, als er zum Schlossherrn blickte:

„Dein Bote sagte, Myu-chan sei verschwunden?“

„Ja. Sie war bei Inuyashas Menschenfreunden, dann ging sie in den Wald. Ihre Spur endet an einem Portal, wie das, durch das uns Tsuko entkam.“

„Also muss das Tsuko gewesen sein“, sagte Akamaru nachdenklich: „Denn gleich zwei Magier, die ein solches, uns unbekanntes, Portal erschaffen können, und sich mit uns anlegen wollen, wären des Zufalls zuviel.“

„Aber wieso sollte sich Myu-chan nicht gewehrt haben? Ihr Bannkreis ist aus mächtiger Menschenmagie. Und auch ein Drache käme nicht so einfach durch.“ Yuri hoffte offenbar immer noch auf ein Missverständnis.

„Es war eine Falle.“

Die Youkai und der Hanyou wandten sich überrascht um, neigten dann höflich den Kopf vor dem Mondgott.

Tsuki kam heran, ließ sich im Kreis nieder: „Es ging schnell, sehr schnell, wurde mir gesagt. Myu-chan ging durch den Wald, als sie etwas fand. Und im gleichen Moment, in dem sie das berührte, wurde ein Portal erschaffen, durch das sie verschwand. Diese Art von Transportmagie schafft den, der den entsprechenden Auslöser berührt, unverzüglich zu einem vorher bestimmten Punkt.“ Er warf einen forschenden Blick auf Yuri, der die rechte Hand am Schwert hatte. Zum Glück besaß der Hundeprinz genügend Selbstbeherrschung, sich erst den Bericht anzuhören: „Ich wurde beauftragt, euch folgendes mitzuteilen: Diese Art Transport-Portale zu erschaffen, kostet viel Energie. Jedes Wesen, dass genug Youki oder Genki besitzt, kann Dimensionsportale erschaffen, was deutlich weniger kräfteraubend ist. Wer auch immer das Portal erschaffen hat, scheint weder Youki noch Genki zu besitzen, sonst hätte er es anders gemacht. Es muss ein sehr mächtiger, aber noch deutlich menschlicher Magier sein. Und er muss auch schon Tsuko geholfen haben, euch zu entkommen. Vor langen Jahren war ein Magier aus China bei den Drachen, der sich mit Tsuko angefreundet hat. Der Oberste Drachenschamane, dieser Hayao, könnte euch noch mehr darüber berichten. Die Chancen stehen allerdings gut, dass sich Tsuko zu diesem geflüchtet hat, der ihm nun hilft.“

„Und wo ist dieser Magier?“ Yuri klang nur kalt.

„Das ist ein Problem. In jedem Fall: Myu befindet sich im Moment an keinem Ort, den die Sonne bescheint. Wir haben sie schon gesucht. Und Gerüchten zufolge lebt ein mächtiger Magier weit im Westen, in einem Gebirge, das man die Schwarzen Berge nennt. Ich würde vorschlagen, dass ihr dort anfangt. Unsere Kontakte nach China sind nicht sonderlich gut, aber wenn sich etwas Neues ergibt, könnte ich euch das mitteilen.“

„Ich werde sofort aufbrechen.“ Nur die strikte höfische Erziehung ließ Yuri noch zu Sesshoumaru blicken: „Wenn du keine Einwände hast, Taishou.“

„Du bleibst in Japan, mein Junge“, kam von hinten ein überraschender Einwurf.

Erstaunt sahen der Gott, der Hanyou und die Youkai auf, um höflich rasch in die Knie zu gleiten.

Izanagi, der Schöpfer allen Lebens und gerade auch Myus, trat aus den Schatten: „Yuri, du musst hier bleiben.“ Und da er den unwillkürlichen Ausdruck des Unwillens erkennen konnte: „Wir wissen nicht, warum sie Myu entführt haben. Aber sie besitzt mächtige Fähigkeiten. Falls ihre Entführer sie besessen machen, ihre Energien gegen dieses Land lenken wollen, bist du der Einzige, der versuchen kann, sie zurück zu sich selbst zu bringen. Myu hat dir gegenüber eine sehr starke Tötungshemmung. Sonst müsste ich sie in diesem Fall vernichten.“

Es war mehr als freundlich, einen Befehl zu erklären. Widerspruch war unmöglich. So neigte Yuri den Kopf: „Ich bleibe.“ Es passte ihm zwar nicht, aber der Herr allen Lebens hatte sicher Recht.

„Ich werde Myu suchen.“ Sesshoumaru sah ein wenig auf, ob auch dagegen Einwände kamen. Niemand entführte ein Mitglied seiner Familie, ohne dafür zu bezahlen. Und falls sich das noch nicht bis China herumgesprochen hatte, war das für diesen Magier und Tsuko Pech.

„Gut. Dann sucht sie und bringt sie wieder.“ Izanagi verschwand ebenso lautlos, wie er gekommen war.

Der Mondgott ließ sich wieder bequemer nieder, wie auch die anderen: „Du solltest nicht allein gehen“, meinte er nur.

„Ich gehe mit.“ Inuyasha nickte etwas. Immerhin war Myu bei Sango gewesen, als das passiert war, und irgendwie fühlte er sich verantwortlich.

„Shiro.“

„Sesshoumaru-donno?“ erwiderte sie höflich, wartete auf ihre Anweisung.

„Komm mit.“

Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sesshoumaru wollte sie bei dieser Rettungsmission bei sich haben? Es war nur logisch, wenn Yuri hier bleiben musste. Immerhin war sie eine gute Kriegerin. Aber es freute sie: „Wie du befiehlst.“ Flüchtig dachte sie an die kleinen Welpen. Aber die Pflicht gegen dem Clan, dem Ehemann, dem Familienoberhaupt war wichtiger, zumal sich gewiss Miyaki um sie kümmern würde.

Der Mondgott legte eine Münze vor sich: „Hier. Wenn ihr aufbrechen wollt, erschafft Dimensionsportale. Ich werde euch unterstützen, so dass ihr rasch nach China gelangen werdet. Die Stadt, in der ihr euch dann befindet, ist eine menschliche Handelsstadt. Auch viele Händler aus diesem Land sind dort. Geht in den Tempel des Chinju. Wenn ihr diese Münze auf seine Truhe legt, wird er euch mehr Informationen über die Gegend geben können, über den Weg zu dem Schwarzen Gebirge.“ Er stand auf: „Ich kann verstehen, Yuri, dass du lieber selbst nach deiner Gefährtin suchen würdest. Aber die Sicherheit aller hat Vorrang.“

„Das habe ich verstanden.“ Der Hundeprinz klang ein wenig unwillig.

Sesshoumaru sah in die Runde: „Akamaru, nimm unsere Welpen mit in den Süden. Yuri, übernimm die Verwaltung und den Schutz des westlichen Fürstentums, bis wir wieder da sind.“

Beide nickten nur.

„Geh dich umziehen, Shiro. Wir brechen unverzüglich auf.“ Der Herr der westlichen Gebiete erhob sich. So folgte der Rest der Familie.
 

Inuyasha wartete vor dem Schloss, sah aber auf, als er eine vertraute Witterung bemerkte. Auf Kirara kamen Sango und Kagome heran.

Seine Gefährtin sprang ab: „Hallo, Sango sagte mir schon, dass es wieder Ärger mit diesem Drachenschamanen gibt. Arme kleine Myu. Was macht ihr?“

„Sesshoumaru und ich, und Shiro, gehen nach China. Dort soll ein Magier leben, der solche Portale erschaffen kann. Tsuko dürfte bei ihm sein. Und Myu auch.“

„Ich komme mit.“

„Nein.“

„Ach, und wieso nicht? Glaubst du etwa, ich sitze hier, drehe Däumchen und warte brav auf dich?“ Die junge miko stemmte die Arme in die Seiten.

„Das ist zu gefährlich.“

„Shiro geht schließlich auch mit. Und das, obwohl sie die kleinen Welpen hier hat. Schon das beweist doch, dass es nicht so gefährlich wird.“

„Das beweist eher das Gegenteil. Ihre Kampftechnik ist Abwehr. Und wenn Sesshoumaru das dabei haben will, hält er die Aktion durchaus für riskant. Komm schon, Kagome. Sieh ein, dass das zu gefährlich ist. Du bist doch nur…“ Er brach lieber ab.

„Manchmal weckst du in mir die Sehnsucht nach einer gewissen Bannkette“, fauchte seine Gefährtin: „Du weißt genau, dass ich eine gute miko bin. Und meine Pfeile manches ausrichten können.“

„Das ist wahr.“ Der Hundefürst war herangekommen.

Die beiden Streithähne drehten sich um und Kagome beschloss, einen Appell an den älteren Bruder zu richten: „Also komme ich mit.“

„Das ist zu gefährlich, Kagome“, gab Inuyasha nicht auf.

„Sie kann nützlich sein.“ Sesshoumaru wandte etwas den Kopf, da Shiro den Hof betrat, in Rüstung und ihr Schwert an der Seite.

Der Hanyou stöhnte leise. Das war ja toll, wenn seine Gefährtin und sein Herr Halbbruder mal der gleichen Ansicht waren. Allerdings war das so selten, dass er sich fragte, ob sie nicht vielleicht Recht hatten: „Na schön, dann hol dir noch Pfeile und Bogen. Brauchst du auch etwas zu essen?“

„Liegt alles am Brunnen.“ Sie lächelte ihn freundlich an: „Komm, holen wir es schnell.“ Sie war noch nie in China gewesen, schon gar nicht im Mittelalter. Und so gefährlich würde es schon nicht werden. Immerhin war Inuyasha bei ihr, und auch Sesshoumaru und Shiro waren ja schließlich nicht gerade schwach.

Der Hanyou schwang sie sich auf den Rücken und rannte los: „Wir sind gleich wieder da, Sesshoumaru!“ schrie er noch.

Yuri kam in den Hof. Auch, wenn er Izanagis Befehl nicht zuwiderhandeln konnte, wollte er sich wenigstens verabschieden.

Shiro sah zu ihm: „So kann ich meine Schuld bei dir bezahlen“, meinte sie.

Er wusste, was sie andeuten wollte. Als die Piraten sie nach Le-chan-po verschleppt hatten, hatte er sie mit Sesshoumaru dort herausgeholt. So nickte er leicht: „Gute Jagd, Taishou, Shiro-sama.“ Wohin auch immer diese führen mochte, wo auch immer im Augenblick seine kleine Katze stecken mochte. Hoffentlich ging es ihr gut. Dieser Tsuko hatte auf ihn nicht den Eindruck gemacht, ein besonders liebenswürdiger Drache zu sein. Und der fremde Magier war sowieso eine unbekannte Größe. Es hatte bestimmt einen Grund, warum sie ausgerechnet Myu entführt hatten. Welchen, daran mochte Yuri gar nicht denken.
 

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Wo Myu steckt, welchen Plan Tsuko hat - und welchen Plan der Magier, erfahrt ihr im nächsten Kapitel: Im Spiegelkäfig.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, schicke ich wie immer, eine ENS, sobald ich sehe, dass das Kapitel freigeschaltet wurde.

Im Spiegelkäfig

Ja, arme Myu. Oder armer Tsuko? Oder armer Magier. Ihr könnt euch aussuchen, wer euch am meisten Leid tut. Denn manchmal ist nicht alles so, wie es zu sein scheint.
 

22. Im Spiegelkäfig
 

Myu hatte das Gefühl, aus tiefem Wasser aufzutauchen. Mühsam öffnete sie die Augen - und zuckte unwillkürlich zurück, als sie in andere Augen blickte. Erst im zweiten Moment erkannte sie, dass sie selbst das war. Sie hatte in einen Spiegel gesehen. Was sollte das? Wo war sie? Sie erinnerte sich daran, durch den Wald gelaufen zu sein. Ja, sie hatte sich von Sango verabschiedet und wollte nach Hause. Und da war diese Maus gewesen, aus Gold. Und ein Portal. Es war eine Falle gewesen. Aber wer? Und warum? Sie setzte sich auf, guckte sich etwas besorgt um.

Verwirrt erkannte sie, dass sie in einem kleinen Raum saß, der nur aus Spiegeln bestand. Sogar Decke und Boden gaben ausschließlich ihr Bild wieder. Das war unheimlich, und die junge Katzenyoukai spürte, wie Angst in ihr aufstieg. Und damit ihre Magie. Ohne weiter nachzudenken, hob sie die Hand, ließ der Energie in ihr freien Lauf.

Wären es gewöhnliche Spiegel gewesen, wären sie zersplittert. Aber der sie geschaffen hatte, hatte genau gewusst, wen er hier gefangen halten wollte, und sich entsprechend abgesichert. So wurde die Macht zurückgeworfen, raste auf Myu zu, die nur erschreckt hingucken konnte, ehe sie der eigene Angriff traf. Es war ihre Magie und so konnte sie sie nicht so schnell verletzen, aber es tat genug weh. Mit einem leisen Klagelaut rieb sie sich den schmerzenden Arm.

„Wie temperamentvoll“, sagte jemand.

Sie sah sich um. Es war unheimlich, das eigene Bild überall zu erblicken „Wo bist du?“ fragte sie: „Und wer bist du?“

„Hast du mich vergessen?“ Das klang fast spöttisch: „Kein halbes Jahr vergeht und schon vergisst du?“

Plötzlich erkannte sie die Stimme: „Du bist Tsuko…“ Sie wollte eigentlich höflich Tsuko-sama sagen, aber doch nicht bei jemandem, der schon Yuri-sama hatte angreifen lassen, sie hier wohl entführt hatte.

„Stimmt. Geht ja doch. Nun, ich will meine Rache an deinem Hundeclan. Und damit ich sie bekomme, habe ich dich herbringen müssen. Mein Freund suchte jemanden, der Elementmagie beherrscht.“

„So wie du auch?“ Myu wunderte sich: „Außerdem beherrsche ich sie ja gar nicht richtig?“ Das tat doch wohl nur ein Schöpfergott. Rache an der Familie klang allerdings nicht so gut. Was hatte er nur vor?

„So wie ich auch, “ wiederholte Tsuko bissig: „Wenn du mir nicht die Drachendämonen weggenommen hättest.“

„Du warst nicht nett zu ihnen.“ Und außerdem hatte er immerhin versucht, Yuri-sama umbringen zu lassen.

„Man ist nicht nett zu Werkzeugen, kleine Katze. Aber das wirst du schon noch feststellen, wenn dich mein Freund ein wenig …behandelt.“

„Geh, Tsuko“, sagte ein anderer Mann: „Wenn du deine Rache willst, solltest du zusehen, dass du endlich die Sprüche der Drachenelementmagie aus deinem Kopf auf Papier bringst.“

„Ich erinnere mich nur langsam. Es war eben sehr viel, was in dem Buch stand.“

„Umso wichtiger ist es, das du dir Mühe gibst, mein Schüler.“

Schüler? Myu hörte, wie Schritte verklangen, eine Tür klappte und versuchte, sich erneut umzusehen, etwas außerhalb dieser Kammer zu erkennen. Aber da waren nur Spiegel.

Der Fremde sagte: „Du bist also eine Youkai, die Elementmagie beherrschen kann. Und du besitzt Menschenmagie. Was für eine ungewöhnliche, reizvolle Mischung. Wie du bereits feststellen durftest, ist dieser Spiegelkäfig auf dich ausgelegt. Mit keiner Magieart kannst du diese Spiegel zerstören.“

„Was willst du von mir?“ fragte Myu und legte unwillkürlich die Arme um sich. Das war furchterregend, nur das eigene Bild zu sehen, nicht zu wissen, mit wem man redete. „Ach, Yuri-sama…“ dachte sie: „Wo bin ich nur gelandet? Und wo bist du?“

„In gewisser Hinsicht, deine Magie kennen lernen. Und später dann dich. Du wirst mit mir zusammenarbeiten, mir bei meinen Forschungen nützlich sein.“

„Und wenn ich nicht will?“

„Du wirst dich fügen, da bin ich sicher. Früher oder später wirst du Hunger bekommen, Durst. Das zähmt. – Und am Ende, werde ich das große Experiment versuchen. Es müsste interessant sein, mit dir ein Kind zu bekommen.“

Myu hätte ihn gerne angestarrt. War dieser Fremde verrückt? Da sie sich allerdings nur selbst in die Augen sah, meinte sie: „Aber ich habe doch schon einen Gefährten.“

„Das interessiert mich nicht. Ich werde morgen wieder kommen. Und dann sehen wir weiter.“

Sie hörte, dass er ging. Da ihr diese Spiegel Angst einjagten, sie aber keine erneute Reflexion einer Magieattacke riskieren wollte, schloss sie die Augen, zog die Beine an. Das klang gar nicht gut, beschloss sie dann. Tsuko und dieser unbekannte Verrückte…und sie hier eingeschlossen, ohne Möglichkeit, etwas unternehmen zu können? Yuri-sama würde sie bestimmt vermissen, sie bestimmt suchen. Ja, die Familie würde sie nicht im Stich lassen, da war sie sicher. Aber ob sie sie hier finden würden? Anscheinend war dieses Versteck gut mit Magie abgesichert. Sie konnte etwas um sich spüren. Nein, das klang alles gar nicht gut.

Ganz ruhig bleiben, dachte sie. Sie musste sich beherrschen, durfte nicht in Panik verfallen, oder ihre Magie würde ausbrechen, durch die Spiegel sie selbst verletzen. Yuri-sama und die Familie würden sie nicht im Stich lassen. Und immerhin….da gab es auch noch die Götter, die an ihr interessiert waren, darunter Izanagi-sama selbst. Nein. Sie würden sie suchen, sie würden sie finden. Alles, was sie tun musste, war abzuwarten. Aber sie wusste auch, dass der Unbekannte Recht hatte. Es waren sicher noch Tage, aber irgendwann müsste sie Nahrung zu sich nehmen, essen, aber vor allem trinken. Ihr Youki war zu schwach, als dass sie es länger als ein gewöhnlicher Mensch ausgehalten hätte. Und so, wie ihr Entführer das gesagt hatte, würde sie erst etwas erhalten, wenn sie ihm entgegenkommen würde.

„Denk an Shiro-.sama“, beschwor sie sich. Die Piraten hatten sie entführt und sie hatte nicht aufgegeben. „Zeig ihr, dass du das auch schaffst, zeig es der Familie, dass sie zu Recht so nett zu dir sind. Und zeig Yuri-sama, dass er stolz auf dich sein darf.“

Aber sie umschlang ihre angezogenen Beine mit den Armen, legte den Kopf auf die Knie. Eine kleine Katze fühlte sich schrecklich einsam und hilflos.
 

Die Gruppe, die durch die lebhafte Handelsstadt wanderte, erregte kaum Aufsehen. Allerdings wichen die meisten ihnen aus. Das Paar, das voranging, war eindeutig kriegerisch, trug Rüstung und Schwert. Und die Händler konnten abschätzen, dass die Bekleidung, die Waffen Vermögen wert sein mussten. Das Paar dahinter war ebenfalls bewaffnet, wirkte dagegen einfacher angezogen. Zumal die Bekleidung der jungen Frau mit Pfeil und Bogen war sehr ungewöhnlich. Und der junge Mann trug eine Tasche auf dem Rücken. Das waren wohl die Diener.

Sesshoumaru blieb stehen, sah sich etwas um: „Kagome.“

„Äh, ja?“ Sie hatte mitgewollt, also sollte sie auch mitarbeiten: „Was willst du?“

„Der Tempel von Chinju.“

„Ja, ich erkundige mich schon.“ Klar, der Herr Hundefürst würde doch keine gewöhnlichen Menschen nach dem Weg fragen. Er würde sich wohl nie ändern. So ging sie zu einem Händler am Straßenrand, wie viele hier Japaner: „Verzeihung…wir suchen den Tempel von Chinju.“

„Dort, die dritte Strasse. Dann habt ihr wohl eine lange Reise vor euch?“

„Ja, danke.“ Sie drehte um.

Kurz darauf standen sie vor dem Tempel, der eindeutig von den japanischen Kaufleuten erbaut worden war. Aber auch andere Händler schienen hier ein- und auszugehen, zu opfern. Ohne zu zögern betraten die führenden Hundeyoukai das Areal. Der Bannkreis war für sie kein Hindernis. Inuyasha nahm ihn nicht einmal wahr. Kagome konnte die spirituelle Reinheit fühlen, aber sie sah keinen Grund, etwas zu sagen, was ihr sicher bloß von Schwager und Schwägerin so eigenartige Blicke eingetragen hätte.

Ein gelb gekleideter Priester in der Halle des Tempels zuckte unwillkürlich zusammen, als er bemerkte, wer sich näherte. Sesshoumaru ignorierte ihn, legte die Münze, die er vom Mondgott erhalten hatte, auf die Truhe.

Kurz darauf erschien eine dunkle Wolke aus dem Behälter und eine tiefe Stimme sagte: „Was für ungewöhnlicher Besuch. Schon seit Ewigkeiten habe ich keine solche Nachricht mehr bekommen. Wie kann ich euch helfen?“

Der Priester starrte erstaunt hin. Waren das etwa gar keine Dämonen, dass sich Chinju-sama so mit ihnen unterhalten wollte?

Sesshoumaru sah zu seiner Gefährtin. Shiro fragte darum: „Im weit entfernten Westen soll ein mächtiger Magier wohnen, in den Schwarzen Bergen. Wir haben ihn im Verdacht, ein Familienmitglied entführt zu haben. Was kannst du uns dazu sagen?“

„Ein mächtiger Magier, in den Schwarzen Bergen? Ja, ich erinnere mich. Händler kommen zu mir, ehe sie reisen und wenn sie wiederkommen. Sie opfern, bitten um Schutz. Nur wenige waren so weit entfernt, aber manche berichteten von einem Magier, der in der Einsamkeit der Berge hause. Sie nannten ihn Kakon, aber das ist kaum sein Name. Der Weg zu ihm ist weit und gefährlich. Hm. Ein Familienmitglied, sagtet ihr. Nun, ihr müsst von hier aus immer nach Westen gehen. Die menschlichen Händler folgen einem Weg, den man die Seidenstrasse nennt. Und sie meiden alle Gebiete, die zu große Gefahren aufweisen. Ihr werdet wohl den direkten Weg nehmen wollen. Aber dort lauern viele Schwierigkeiten. Selbst für jemanden wie euch.“ Chinju schwieg einen Augenblick: „Geht von hier nach Westen. Dann gelangt ihr in ein Tiefland, wo vielerlei Lebewesen wohnen, nicht alle freundlich. Danach müsst ihr durch die Hungersteppe wandern. An deren Ende liegt ein großes buddhistisches Kloster, wo auch alle menschlichen Händler noch einmal einkehren. Das ist das letzte sichere Haus, ehe es in die Einsamkeit der Einöden geht. Dort gibt es weder Menschen noch Dämonen noch irgendetwas anderes, das euch freundlich gesonnen sein wird. Wenn ihr dort durch alle Gefahren gelangt seid…nun, dann liegt die Wüste ohne Wiederkehr vor euch. Habt ihr auch diese überlebt, seht ihr die Schwarzen Berge vor euch.“

„Kakon“, wiederholte Shiro: „Wurzel allen Übels. Nein, das wird der Name sein, den ihm die Händler geben.“

„Verzeih, edle Dame…das mit den Gefahren hast du schon gehört?“ Chinju fragte vorsichtshalber noch einmal nach.

„Ja.“ Sie sah zu ihrem Gefährten.

„Dieser Magier….Beherrscht er Elementmagie?“ erkundigte sich Sesshoumaru.

„Davon habe ich nie gehört, edler Herr. Aber einen Gefallen werde ich euch noch tun.“ Eine weitere schwarze Dunstwolke drang aus der Truhe, hüllte die vier ein, während Chinju erklärte: „Ich verleihe euch meine Gabe der Sprache. Ihr werdet auf eurer Reise die Sprache der Leute, Menschen und Youkai, verstehen und sprechen. Verlasst ihr allerdings dieses Land, so fällt sie an mich zurück.“ Der Nebel zog sich wieder zurück.

Sesshoumaru nickte leicht: „Gehen wir.“

Als die vier Besucher den Tempel verlassen hatten, wagte es der Priester zu der Truhe zu treten. Die Münze, die sie mitgebracht hatten, war noch dort: „Diese Münze…was mag das bedeuten?“ Er rechnete nicht mit einer Antwort, und zuckte zusammen, als der Gott entgegnete:

„Sie kamen in höchstem Auftrag. Ich musste ihnen helfen.“
 

Inuyasha sah seitwärts: „Magst du noch etwas essen, Kagome?“

„Nein, ich habe zuhause noch etwas gehabt. Danke. – Diese Namen klingen ja abenteuerlich. Hungersteppe, Wüste ohne Wiederkehr.“

„Ich habe dir doch gesagt, dass du zuhause bleiben sollst.“

„Ich habe keine Angst. Ich finde nur die Namen eigenartig, “ fauchte sie sofort, nahm sich dann aber zusammen. In Gegenwart der zwei so hochrangigen Hundeyoukai wollte sie sich und ihre Art schließlich nicht blamieren: „Und dieser Kakon...Vermutlich nennt man ihn nur so. Welche Eltern wären schon so verrückt, ihr Kind als „Wurzel allen Übels“ zu bezeichnen? Man sucht doch hübsche Namen...“ Sie brach ab, da ihr einfiel, was der Name ihres Schwagers bedeutete, und ergänzte hastig: „Bei Menschen.“

„Ja, bei Menschen.“ Der Hanyou grinste etwas. Da hatte sie gerade noch die Kurve bekommen. Aber er gab zu, dass die Wegbeschreibung schon mal nicht sehr anheimelnd klang. Allerdings war das vollkommen egal. Irgendwo in den Schwarzen Bergen saß die arme kleine Myu fest. Und sie wollten und würden sie da herausholen.
 

Die junge Katzenyoukai hatte inzwischen begriffen, dass Hunger und Durst bei weitem nicht ihr größtes Problem sein würden. Sobald sie die Augen öffnete, sah sie nichts außer ihrem eigenen Bild, und das gewiss fünfzigfach. Sie fühlte sich dann beobachtet, auch, wenn das natürlich Unsinn war. Aber es zerrte an den Nerven. Allerdings war es ebenso schwer, dauernd die Augen geschlossen zu halten. Seitdem der Unbekannte gegangen war, hatten ihre empfindlichen Ohren kein noch so winziges Geräusch mehr vernehmen können. Sie konnte nichts sehen, nichts hören, hatte nur einen geringen Raum zur Bewegung, und ihr wurde bewusst, dass das eine sehr infame Möglichkeit war, ihren Verstand anzugreifen, ihren Willen zu betäuben, ja, zu brechen. Und genau das hatte der Fremde doch vor, so, wie er das gesagt hatte. Was sollte sie nur tun? Sie müsste sich doch wehren können, um länger durchzuhalten, auf die Familie warten zu können. Irgendwie müsste sie sich ablenken, an etwas anderes denken, damit ihr Wunsch, die Augen zu öffnen geringer wurde. Gedichte, vielleicht. Oder auch Magiesprüche? Alles, was sie je gelernt hatte, müsste ihr nun helfen. So setzte sie sich ein bisschen bequemer hin, ließ aber die Augen zu, als sie begann, ein Lied vor sich hinzumurmeln, das sie gehört hatte.
 

Tsuko sah auf, als der Magier sein Zimmer betrat: „Ich verstehe nicht so ganz, was du von der Kleinen willst.“ Er saß auf einer Matte vor dem Feuer, schrieb eifrig, wie die Papiere vor ihm zeigten. Der Drache trug noch immer die Kleidung eines Schamanen seines Volkes. Sein Gastgeber hatte sich in ein bodenlanges Gewand gehüllt, dessen Kapuze sein Gesicht stets im Schatten bleiben ließ, zumal hier im Halbdunkel des unterirdischen Raumes. Am besten konnte man die Hände des Magiers erkennen, die ruhigen Hände eines entschlossenen Mannes.

„Elementmagie ist einer der rätselhaftesten Zweige der Magie, wie du wissen solltest. Und außer euch Drachen hat sich kein Volk damit genauer befasst. Genauer, den japanischen. Hier in China wissen sie nur sehr wenig darüber.“ Er ließ sich nieder: „Ich habe dir schon vor Jahrzehnten gesagt, dass du vermutlich der talentierteste unter allen Drachen bist, was diesen Zweig angeht. Ich wollte und will mehr darüber lernen, alles wissen.“

Um diese Macht schlussendlich selbst einsetzen zu können. Aber das musste er dem Drachenschamanen ja nicht unbedingt erzählen. Dieser war wütend, wollte seine Rache an den Youkai bekommen, um die Herrschaft in Japan antreten zu können. Solange er dies glaubte, annahm, mit seiner Hilfe die Macht zu erlangen, solange würde Tsuko auch alles aufschreiben, was er sich aus dem geheimen Buch der Drachen über Elementmagie angelesen hatte. Danach war der gute Drache nun nutzlos. Die junge Katzenyoukai war die viel verheißungsvollere Marionette, zumal mit ihrer Mischung aus Elementmagie, Youki und Menschenmagie. Er hatte noch nie von einem Wesen gehört, das dieses Durcheinander besaß. Und mit ihr konnte man auch als zauberkundiger Mensch einige Dinge tun, die mit einem männlichen Drachen sicher kaum gegangen wären. Auch das waren durchaus reizvolle Aussichten.

Der Magier blickte auf die Notizen: „Du bist schon weit fortgeschritten.“

„Ja, langsam komme ich wieder hinein. Aber das Buch enthält so viel….Das mag noch dauern. Diese Myu kann aus deinem Spiegelkäfig nicht entkommen?“

„Nein. Es sei denn, sie will Selbstmord begehen. Aber selbst dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie sich nur verletzt. Überdies werden irgendwann ihre Nerven versagen, sie verzweifelt sein. Sie wird sich mir dann unterwerfen wollen, freiwillig, sozusagen, weil ihr gar nichts anderes mehr übrig bleibt. Und dann werde ich mit den Versuchen beginnen.“

Tsuko nickte, mit einem Mal froh, dass sein alter Freund diese Versuche nicht an ihm starten wollte. „Wenn du Hilfe brauchst, sag es nur.“

„Das werde ich.“ Der Magier lächelte ein wenig. Der Drachenschamane brauchte nicht zu wissen, dass er zu diesem Zeitpunkt wohl bereits unter der Erde liegen würde. Er konnte und wollte keine Konkurrenz dulden, sei es in China oder in Japan oder sonst wo. Schon, als er den jungen Drachen damals auf die Fährte der Elementmagie setzte, hatte er gewusst, dass er ihn eines Tages töten würde, sobald dieser seinen Zweck erfüllt hatte. Er plante stets äußerst langfristig, ohne sich allerdings von kurzfristigen Entwicklungen überraschen zu lassen. Er rechnete immer mit alternativen Entwicklungen, baute sie ein. „Wenn du etwas von mir willst – ich bin in meinem Laboratorium.“

„Danke.“ Tsuko neigte höflich den Kopf, als sein Gastgeber das Zimmer verließ. Für einen Moment dachte er an seine, in so greifbare Nähe gerückten, Wunschträume. Vier Drachendämonen zu beschwören war noch niemandem gelungen, das hatte ihm der Magier bestätigt. Er war so nahe daran gewesen, alles zu beherrschen. Und dann waren diese Hundeyoukai und vor allem diese Myu gekommen, hatten ihm die Elementgeister abspenstig gemacht. Ohne die Katze war der Hundeclan gegen erneut beschworene Elemente hilflos. Und Myu würde zu diesem Zeitpunkt schon als kleine Laborkatze geendet haben. Das war eine wunderschöne Zukunftsaussicht. Diesmal konnte nichts mehr schief gehen. Und er wäre endlich der Herr der Drachen, Herr der Youkai und Menschen, wie es ihm zustand, als der stärkste, magischste aller Drachen. Was für ein Glück, dass er vor Jahrzehnten diesen Magier aus China kennen gelernt hatte, sich seiner Führung anvertraut hatte. Schön, er gab zu, dass das nicht der ehrliche Weg war, der einem so starken Drachen wie ihm gebührte. Das wäre ein offenes Duell gegen Sesshoumaru gewesen. Aber Daiki hatte ja bewiesen, dass das lebensgefährlich wäre. Und außerdem….diese Hunde waren einfach zu viele. So rechtfertigte er vor sich selbst sein Vorgehen.

Dennoch konnte er die Stimme in sich nicht zum Verstummen bringen, die ihm sagte, dass er nicht nur einen Fehler begangen hatte.
 

Der Magier ging in sein Laboratorium. Kleine, dunkle zweibeinige Wesen huschten erschreckt in die Ecken des Raumes, als er hereinkam, verneigten sich tief vor ihrem Meister. Er beachtete sie nicht, als er zu einem Wasserbecken trat, das zwischen zwei Fackeln stand. Wie alle seine Räume befand sich auch sein Laboratorium unter der Erde. Er hatte schon immer gewusst, dass man manche Dinge besser außerhalb der Sicht aller anderen Wesen tun sollte, ein Grund, warum er noch immer am Leben war. Er warf einen Blick in das Wasser, betrachtete auf diese Art seine Gefangene im Spiegelkäfig, ohne dass diese es bemerken konnte. Sie saß da, hatte die Augen geschlossen. Ja, das war vernünftig, aus ihrer Sicht. Aber wie lange würde sie das so durchhalten? Irgendwann würde sie doch gucken wollen, auch Hunger, Durst bekommen. Soweit er wusste, mussten auch Youkai Nahrung zu sich nehmen, außer denen, die zu mächtig waren, sich noch auf derartige Art regenerieren zu müssen. Aber solche waren äußerst selten. Diese junge Katzenyoukai gehörte sicher nicht dazu. Wie es wohl ihre Familie geschafft hatte, Tsuko so in die Enge zu treiben, dass er flüchten musste? Er hatte zwar den Bericht des Drachenschamanen gehört, aber das konnte er nicht glauben. Gegen einen so starken Drachen, zumal mit Elementmagie, konnten doch Youkai dieses Rangstufe nichts ausrichten? Es sei denn, da wartete noch eine Überraschung auf ihn.

Er war neugierig, was die Versuche an der kleinen Katze ergeben würden. Er müsste nur aufpassen, sie nicht zu sehr zu beschädigen, damit sie sich regenerieren könnte. Soweit er wusste, hatte es schon ein paar Mal Kreuzungen zwischen Youkai und Menschen gegeben. Hanyou, nannte man das, in Japan, wenn er sich richtig entsann. Da sie Menschenmagie besaß, war vielleicht auch unter ihren Vorfahren einer gewesen. Es dürfte ein interessantes Experiment werden, ein Kind mit ihr zu zeugen. Mit leisem Lachen wandte er sich ab, um zu dem Arbeitstisch zu gehen, wo seine chemischen Versuche ihn bereits erwarteten.
 

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Das nächste Kapitel heisst: die Jagd beginnt.

Nach der Beschreibung des Schutzgottes scheint der Weg länger zu sein, als es für Myus Gesundheit zuträglich wäre. Aber wer glaubt schon, dass die vier Verfolger wirklich die gesamte Strecke gemütlich zu Fuß gehen?
 

Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Die Jagd beginnt

Es freut mich, dass ihr alle so an Myu hängt. Die kleine Katze hat es im Augenblick auch nicht sonderlich einfach. Und ihr Rettungskommando muss sich erst aneinander und chinesische Gegebenheiten gewöhnen.
 

23. Die Jagd beginnt
 

Kagome hätte um ein Haar geseufzt, aber sie wollte ungern demonstrieren, wie schwach Menschen waren. Allerdings begann sie müde zu werden. Seit Stunden waren sie nun schon gewandert, aus der Handelsstadt hinaus, zunächst eine belebte Strasse entlang, vorbei an Bauerndörfern und Marktflecken. Nun wurde das Land anscheinend weniger fruchtbar, die Reisfelder hörten auf. Stattdessen gab es immer dichtere Wäldchen.

Inuyasha warf ihr einen raschen Blick zu: „Ich glaube, du solltest mal was trinken.“

Sie war froh, dass er das so formulierte: „Ja, eine Pause wäre bald nett“, meinte sie jedoch ehrlich, mit einem bezeichnenden Nicken auf die vorangehenden Hundeyoukai. Dabei fiel ihr zum ersten Mal bewusst auf, dass Shiro nie direkt neben ihrem Gefährten war, sondern stets den höfischen Schritt zurück. Die Hundefürstin schien das vollkommen automatisch zu machen, ebenso, wie sie bei jeder Geste Sesshoumarus aus den Augenwinkeln aufpasste, ob ein Befehl für sie käme. Vielleicht sollte sie Shiro einfach einmal fragen, warum sie so, ja, so untertänig war, in Gegenwart ihres Angetrauten. Sobald sie allein war, zeigte sie doch, dass sie durchaus denken konnte, ja, das Fürstentum verwalten konnte. Schön, es war Mittelalter und die Frauen hatten sich unterzuordnen, aber wenn sie das mit Miyaki und Akamaru verglich, von Myu und Yuri ganz zu schweigen, schien das Verhältnis dieser beiden vor ihr doch deutlich strikter. Aber dann dachte Kagome daran, dass es vielleicht für ihre Schwägerin eine ungebührliche Frage wäre. Und soweit sie wusste, hätte sie dann nicht nur Shiro, sondern auch Sesshoumaru am Hals. Inuyasha würde ihr zwar sicher helfen, aber Streit innerhalb einer Rettungstruppe wäre bestimmt nicht im Sinn der entführten armen Katzenyoukai. Nein, da sollte sie besser den Mund halten. Vielleicht könnte sie anders fragen, anders vorgehen, um ihre Neugier zu befriedigen.

Sesshoumaru hatte sich nicht umgedreht, bewies aber zehn Minuten später, dass er das kurze Gespräch gehört hatte, als er am Rand eines Wäldchens stehen blieb. Inuyasha ließ den Rucksack auf den Boden gleiten und Kagome setzte sich erleichtert, um rasch zu essen, zu trinken. Sie wusste nicht, wie lange die Youkai Pause machen würden, oder eher der Taishou, denn die Fürstin hatte gewiss keine eigene Meinung dazu.

Der wandte den anderen den Rücken zu: „Dort ist ein Teich, Shiro.“

Die Hundefürstin stutzte nur kurz: „Soll ich versuchen, im Wasser Myu zu finden?“ Da ihr Gefährte keine Antwort gab, ging sie hinüber, setzte sich. Eine ihrer magischen Fähigkeiten war es, Bilder im Wasser beschwören zu können. Allerdings schaffte sie es nur, wenn sie genau wusste, wen sie wo suchen sollte. Myus Youki war nicht sonderlich stark und sie selbst hatte keine Ahnung, wo genau die Schwarzen Berge waren, aber einen Versuch war es gewiss wert. So hob sie die Hände, konzentrierte sich.

Kagome sah interessiert zu. Sie konnte fühlen, wie das Youki Shiros rasch anstieg, spürte, die dunkle Macht der Hundefürstin.

Dann blickte diese auf: „Ich kann Myu so nicht finden, Sesshoumaru-donno.“ Wie immer, wenn sie nicht zu zweit waren, verwendete sie diese Anrede: „Aber direkt im Westen spüre ich etwas wie einen Schatten in der Magie, der meine Fähigkeiten behindert.“

„Ein Bannkreis?“ fragte Inuyasha prompt: „Den könnte ich mit Tessaiga erledigen.“

„Kein Bannkreis. Es ist etwas anderes. Möglicherweise das Echo der Macht dieses Magiers, den die Menschen Kakon nennen.“

„Dann wäre er aber äußerst mächtig, wenn du ihn schon aus dieser Distanz wahrnehmen kannst“, meinte Kagome: „Allerdings hast du ja auch recht weitreichende Fähigkeiten.“ Sie entsann sich nur zu gut, wie sie einmal direkt mit Shiros vollem Youki in Kontakt gekommen war.

Sesshoumaru drehte sich um, sah in den Westen. Ein Schatten in der Magie? Ein so mächtiger Magier? Er selbst konnte noch nichts davon wahrnehmen, aber es gab keinen Grund an den Fähigkeiten seiner Gefährtin zu zweifeln. Sie konnte sehr weit entfernt noch etwas über das Wasser entdecken, falls es dort ebenfalls Wasser gab. Und in den Schwarzen Bergen sollte es vorhanden sein, wie in jedem Gebirge. Die Frage war nur, ob dieser Magier umgekehrt über ähnliche Fähigkeiten verfügte. Falls dem so war, musste man ihn nicht unbedingt darauf hinweisen, dass sich starke Youkai näherten. Obwohl, noch würde ihr Youki in dem von anderen Wesen verborgen sein. Dennoch wäre es gewiss besser, achtsam zu sein. Er unterdrückte seine Energie, konnte sofort fühlen, dass Shiro es ihm gleichtat. Immerhin waren sie bereits vorsichtig genug gewesen, einstweilen keine weiteren Portale mehr zu erschaffen. Er sah sich um. Kagome hatte den Rucksack wieder eingeräumt. Er hatte ihr erlaubt, mitzukommen, weil sie nützlich sein konnte. Nun musste er sich eben damit abfinden, dass sie nur ein Mensch war, Pausen benötigte. Früher oder später würde sie so erschöpft sein, dass sie Schlaf brauchte. Das war so, und er verlor keinen weiteren Gedanken daran, sondern setzte sich in Bewegung. Im nächsten Augenblick erstarrte er.

Inuyasha bemerkte verwundert, wie auch Kagome fast erschreckt aufsah. Er war der Einzige der vier Reisenden, dem nichts von dem seltsamen Schatten auffiel, der über das Land, über sie zu huschen schien.

„Er hat mich bemerkt“, konstatierte Shiro. Wie gut, dass der Herr der westlichen Gebiete sofort seine Energie unterdrückt hatte - und sie ebenfalls.

Die miko sah zu ihr: „Du hast auf diese Distanz einen Schatten in der Magie wahrgenommen – und er soll bemerkt haben, dass du versuchst, zu ihm zu sehen? Dann muss er aber gut sein.“

„Ja.“ Die Hundefürstin trat zu ihrem Gefährten: „Und er muss ebenfalls die Fähigkeit besitzen, über Wasser in die Weite zu sehen.“ Das war die einzig mögliche Schlussfolgerung: „Aber er konnte uns nicht finden, da wir das Youki unterdrückt haben. Dennoch mag er nun auf der Hut sein.“

„Wir werden sehen.“ Sesshoumaru ging weiter.

Die anderen folgten sofort.
 

Die Vier wanderten schon stundenlang durch den immer dichter werdenden Wald. Zunächst hatte es noch kleine Lichtungen gegeben, mit Gras und Blumen. Jetzt wurde es immer schwerer, einen Weg durch das Buschwerk zwischen den Bäumen zu finden. Fast mannshohe Bambuspflanzen, durchwachsen von immer häufiger werdenden, nicht gerade kleineren Farnen, verstellten den Weg. Sie gingen nun hintereinander, die Halbbrüder zuvorderst und zuletzt. Das Gelände wurde immer sumpfiger und Sesshoumaru sah sich gezwungen, daran zu denken, dass weder Inuyasha noch Kagome fliegen konnten, er festeren Boden suchen musste. Überdies konnte er wittern, dass die menschliche miko müde wurde, ohne freilich etwas zu sagen.

Als er trockene Erde erkannte, eine Art Insel in der immer morastiger werdenden Welt dieses Waldes, blieb er halten, sah zum Himmel auf, soweit der durch die dichten Baumkronen zu erkennen war. Es wurde Nacht.

Kagome versuchte nicht zu zeigen, wie froh sie war, sich hinsetzen zu können, etwas essen zu können. Inuyasha konnte sich das allerdings denken. Sie hatte mitgewollt und hatte nun keine Lust zu zeigen, wie viel schwächer sie war als die Youkai. Aber das war natürlich Unsinn. Er blickte sich um: „Irgendwie sieht es hier mit Feuermachen schlecht aus.“ Trockenes Holz war in diesem feuchten Wald eine echte Mangelware.

„Schade“, sagte Kagome nur und nahm einen Schluck aus der Wasserflasche. Sie hatte noch einige Sachen, die man auch kalt essen konnte, dabei. Warme Nudeln wären allerdings schön gewesen. Die Feuchtigkeit dieses Waldes war langsam durch die Kleidung gedrungen, schien sich auf der Haut förmlich festzukrallen. Selbst ihr Schlafsack fühlte sich klamm an. Aber sie hatte in ihrem Leben schon unangenehmere Situationen erlebt. So schlüpfte sie in ihn. Sie nahm an, dass sie hier die Nacht verbringen würden. Das war direkt nett von Sesshoumaru, dass er Rücksicht auf sie nahm. Und dass er ihr überhaupt gestattet hatte, mitzukommen. Es fragte sich, was er dafür von ihr erwartete. Hoffentlich nichts Unmögliches. Sie legte sich nieder, war rasch eingeschlafen.
 

„Shiro.“ Der Hundefürst nickte zu der miko.

Seine Gefährtin war ein wenig erstaunt, ließ sich aber neben Kagome nieder. Warum sollte sie auf einmal auf sie aufpassen? So versuchte Shiro zu wittern. Was war ihrem Gefährten aufgefallen, das ihr entgangen war? Aber sie roch nur entfernt Sumpf, einen deutlicheren Gestank nicht allzu weit weg. Zu ihrer Überraschung war plötzlich auch Inuyasha angespannt. War ihre Nase etwa schlechter als die eines Hanyou? Das konnte sie denn doch nicht glauben. Dann verstand sie, dass das, was der nähere schlechte Geruch war, ein Lebewesen sein musste, jemand, der sich lautlos anschlich.

„Inuyasha.“ Sesshoumaru machte eine kaum sichtbare Handbewegung seitwärts.

Sein jüngerer Halbbruder wollte unwillkürlich zuerst dagegen protestieren, herumkommandiert zu werden, als der Ältere schon sein Schwert zog, in Richtung auf den Unbekannten lief. Das gesamte Manöver wirkte weder auf Shiro noch auf Inuyasha nach Ernst und da begriffen beide. Der Hanyou hörte, wie etwas oder eher jemand in dem dichten Buschwerk aufschrie, bemerkte das hastige Rascheln, als der Unbekannte flüchten wollte. Mit einem Satz sprang er in diese Richtung, griff hin, fasste in Kleidung und hob eine kleine, zappelnde Gestalt empor.

„Na, was haben wir denn da?“ Er konnte eine zweibeinige Form mit einem dicken Schwanz erkennen, die sich offenbar von Kopf bis Fuß im Sumpf gewälzt hatte.

Sesshoumaru war wieder bei den Frauen, seine Waffe bereits an der Hüfte: „Halt ihn fest.“

„Klar doch.“ Inuyasha machte den Sprung zurück, betrachtete dann sein Opfer: „Der Kerl stinkt ja wie ein ganzer Sumpf.“

„Lasst mich sofort los!“ brachte der Gefangene endlich hervor: „Mein Volk würde mich blutig rächen!“

„Ach ja? Wer bist du und warum schleichst du dich hier einfach so an?“ erkundigte sich der Hanyou und hob ihn hoch, um in die Augen sehen zu können: „Und was bist du eigentlich? Ein Eichhörnchen?“

„Ich bin ein Mitglied des mächtigen Stammes der Eichhorndämonen von Lingxi! Und jetzt lass mich endlich los, du Monster. Wenn du mich frisst, wird das dein Tod sein.“

„Fressen? Na, ich weiß nicht.“ Inuyasha schüttelte sich bei dieser Vorstellung: „Da würde wohl auch ein Bad nicht viel helfen.“

„Dein Volk lebt hier.“ Sesshoumaru trat näher: „Und ihr wolltet wissen, wer wir sind?“

„Ja.“ Der Gefangene war ein wenig erleichtert, anscheinend eine Stimme der Vernunft zu hören: „Jetzt lasst mich endlich los.“

„Warum sollte ich?“ Inuyasha hielt ihn noch immer in der Luft schwebend: „Du schleichst dich an, drohst mir…“

Kagome war wach, setzte sich nun auf: „Das ist ja ein Eichhörnchen? Lass es doch los, Inuyasha. So klein wie er ist, tut der doch sicher nichts.“

„Ich bin nicht klein!“ protestierte der Dämon prompt: „Und wie kannst du, ein hirnloser, hergelaufener Mensch, es wagen, meine Kampffähigkeiten…“ Er brach ab, da sich die Klauen in seinem Rücken fester krallten.

„Hör besser auf, sie zu beleidigen“, kam es von Inuyasha: „Sonst kriegst du mehr Ärger als du verkraften kannst.“

„Kampffähigkeiten“, wiederholte Sesshoumaru: „Der mächtige Stamm der Eichhorndämonen. Und doch ist deine Energie nicht bemerkenswert.“

„Also, ich bin der stärkste Krieger meines Stammes. Und mit meiner Energie packe ich euch alle zusammen in die Tasche. Mensch und so schwache Dämonen….“ Der kleine Eichhorndämon warf trotz seiner unbequemen Haltung den Kopf fast stolz in den Nacken.

„Wenn jemand keine Ahnung hat, sollte er den Mund halten“, kommentierte der Hanyou und schüttelte seinen Gefangenen ein wenig.

„Inuyasha!“ protestierte seine Gefährtin: „Der ist doch viel kleiner als du.“

„Größe besagt nichts“, kam es tadelnd von Shiro neben ihr: „Das solltest du wissen.“

„Aber das ist doch nur ein Eichhörnchen…die tun nichts.“ Kagome bemerkte gerade noch, wie die Hundefürstin amüsiert schien und ergänzte lieber rasch: „Was meinst du?“

„Eichhörnchen sind durchaus Raubtiere. Gehe nie nach dem Äußeren. Und zu viele von einer Sorte können lästig sein.“ Immerhin war das die Gefährtin ihres Schwagers.

Lästig, nicht gefährlich, dachte die junge miko prompt. Aber das würde nie jemand vom Hundeclan zugeben.

Sesshoumaru musterte den Eichhornkrieger, ehe er beschloss, dieser sinnlosen Diskussion ein Ende zu setzen. Er ließ sein Youki kurz aufflammen.

Der Gefangene erstarrte im Griff des Hanyou. Das war kein hergelaufener, verirrter Dämon….das war...das war….ihm fiel nichts ein. Eine solche Energie hatte er nie zuvor wahrgenommen. Schön, das eine war sicher ein Mensch, aber was waren die anderen beiden, auch der, in dessen Hand er hing, denn nur für Dämonen? War deren Macht ebenfalls so gut verborgen? „Ich…Verzeiht, Herr“, brachte er daher hervor: „Edle Herren und Damen...ich…mir war nicht bewusst, dass ich Euch lästig falle. Wachen bemerkten nur, dass Ihr Euch direkt unserem Kobel nähert und ich sollte Euch überprüfen.“

„Kobel.“

„Das ist unser Zuhause, das Zuhause meines ganzen Volkes. Ich meine…“

„Ich habe keinerlei Interesse an euch.“

Eine gute Nachricht, dachte der kleine Dämon erleichtert: „Dann…dann lasst Ihr mich frei?“

„Was liegt hier im Westen?“

„Unser Kobel….“

„Und danach?“

„Der Wald geht immer weiter.“ Wollten die Fremden nur nach Westen? Das konnten sie herzlich gern: „Soll ich Euch vielleicht führen?“ Hauptsache, sie waren nicht am Kobel, gar an den Jungen interessiert.

„Weiter.“

„Ja, der Wald...also, er bleibt zunächst noch so sumpfig, wird dann aber trockener, weil da Berge aufsteigen. Dann endet er. Und wir gehen nie über die Berge. Wir leben im Wald.“

„Dann führe uns morgen früh.“ Der Hundefürst wandte sich um. Das wäre eine Möglichkeit, nicht weiter von den Eichhorndämonen belästigt zu werden. Und diese schienen hier im Wald das Sagen zu haben, sonst wäre dieser kleine Dämon nicht so von sich überzeugt gewesen.

„Äh ja…“ brachte der hervor.

Inuyasha hob ihn erneut hoch: „Wie heißt du eigentlich?“

„Lingxi.“

„Hast du nicht gesagt, euer Volk heißt so?“

„Ja, eben.“ Lingxi klang mehr als überrascht.

Kagome begriff eher: „Heißt ihr alle gleich?“

„Natürlich.“

„Wie unheimlich übersichtlich.“ Aber der Hanyou ließ ihn zu Boden: „Dann bleib schön hier.“

„Ja...“ Lingxi hatte keine Lust herausfinden zu müssen, was diese Fremden mit ihm oder dem Kobel seines Volkes machen würden, wenn er auch nur versuchte, zu verschwinden. Die dämonische Energie des Anführers war schlichtweg atemberaubend gewesen. Er putzte sich ein wenig den Morast ab. Er hatte sich zuvor im Sumpf gewälzt gehabt, um sich unauffälliger anschleichen zu können. Nun, das hatte ihm hier wohl nichts geholfen.

Kagome legte sich wieder hin, sicher, dass ihr Schlaf weiterhin bewacht wurde.
 

Am folgenden Morgen packte die junge miko ihren Schlafsack zusammen. Lingxi sah ihr dabei erstaunt zu. Was Menschen so mit sich herumschleppten… Er hatte nur sehr selten ein Exemplar dieser Spezies zu Gesicht bekommen, vermieden diese doch gewöhnlich den sumpfigen Wald. Kagome trank, ehe sie zu ihm sah.

„Lingxi, kommen wir bald an einen Bach oder so etwas mit frischem Wasser?“

„Bald nicht. Das dauert.“ Er wusste nicht, wie schnell diese Gruppe unterwegs war.

Mit gewissem Seufzen beschloss sie, sich den Rest Wasser aufzuheben. Das war eben so. Allerdings war sie sicher, dass ihr Inuyasha sagen würde, könnte er trinkbares Wasser riechen.

Sesshoumaru wandte sich nach Westen: „Gehen wir.“

Der kleine Eichhorndämon eilte sofort zu ihm, sicher, dass er die Führung übernehmen sollte.
 

Tsuko ließ die Feder sinken. Was hatte der Magier zuvor gesagt? Drachen in Japan hätten sich mit Elementmagie beschäftigt, die in China nicht? Eigenartig. Warum hätten sie das nicht tun sollen? Nun gut, sie waren nicht vereint, hatten keinen König, lebten mehr einsam in ihren Gebieten. Aber soweit er gehört hatte, beschützten sie ihr jeweiliges Territorium. Und das ohne Elementmagie? Wie sollte das gehen? Oder hatten sie sich nur soweit damit beschäftigt, dass sie eben ihren Küstenabschnitt, ihr Tal schützen konnten? Sie hatten keinen König. Hm. Er sah in das Feuer. Er war der stärkste aller Drachen in Japan, zumal mit seiner Elementmagie und als ausgebildeter Schamane. Wäre er das hier wohl auch?
 

Myu presste sich erschreckt die Hände an die empfindlichen Ohren. Der gesamte Spiegelkäfig um sie vibrierte auf einmal in einer qualvollen Lautstärke. Das tat so weh! Und sie spürte, wie ihre Magie erwachte, um sie zu schützen. Sie konnte es nicht mehr verhindern, obwohl sie wusste, was gleich geschehen würde.

Der Magier sah ein wenig überrascht, wie ihre Macht ausbrach, prompt von den Spiegeln reflektiert wurde, sie selbst verletzte. Sie lag nun zusammengekrümmt, weinend auf dem Boden. Er ließ die Schwingung anhalten. Was war denn jetzt passiert? Er hatte, zugegeben, ihr Schmerzen zufügen wollen, nicht zu viele, um ihren Willen zu brechen, damit sie ihn unterstützte. Aber das sah nun so aus, als ob sie gar nicht in der Lage wäre, die Magie, die sie so alle in sich hatte, zu beherrschen. Sie war kaum Masochist genug, sich bewusst selbst derart zu verletzen. War sie zwar Elementmagierin, hatte das aber nie gelernt, wie Tsuko oder auch andere Drachen? Hm. Dann könnte, ja, müsste er anders vorgehen. Vielleicht sollte er ein wenig den Verständnisvollen spielen. Bei Tsuko hatte das ja auch damals geklappt. So sehr, dass ihm dieser heute noch vertraute. Oder auch eine Mischung aus Lob und Strafe. Katzen waren schwer zu dressieren, soweit er wusste, aber das würde er schon hinbekommen. Er musste nur seine Strategie ein wenig anpassen.

Myu benötigte einen Moment, um mitzubekommen, dass die Schwingungen aufgehört hatten, Ruhe herrschte. Immerhin etwas. Mühsam raffte sie sich zum Sitzen auf. Aus den Spiegeln um sie sah ihr ihr verweintes Gesicht entgegen. Ärgerlich rieb sie sich die Augen. Sie wollte doch nicht so schwach sein, müsste sich zusammennehmen. Aber es hatte so wehgetan. Auf was würde dieser Magier denn noch verfallen? Wo war nur Yuri-sama und wo war die Familie?
 

Der Wald wurde trockener, die Luft kühler, als das Tiefland langsam in die ersten Hügel überging. Lingxi blieb stehen, deutete nach rechts:

„Dort ist ein See.“

Kagome, der das galt, sagte: „Danke. Dann fülle ich schnell meine Flaschen auf.“ Sie nahm aus dem Rucksack rasch die drei Flaschen, wollte schon los, bemerkte dann, dass ihr Gefährte mitkommen wollte: „Ich bin gleich wieder da, Inuyasha. Kein Problem.“ Sie konnte zwischen den Bäumen schon Wasser glitzern sehen. See mochte hochgestochen sein, aber es war ein größerer Teich. Und sie war doch wohl in der Lage, allein Wasser nachzufüllen. Inuyasha übertrieb einfach manchmal mit seiner Beschützerwut.

So kniete sie nieder, füllte die Flaschen auf. Sie war bei der letzten, als ihr eine Bewegung neben ihr auffiel. Sie sah sich um. Hinter einem umgestürzten Baumstamm hatten sich zwei Gebilde emporgereckt, die wie Antennen aussahen. Neugierig stand sie auf, wollte schon nachsehen gehen, als sich der Besitzer dieser Antennen lautlos aufrichtete. Sie erkannte ein gewiss mehrmeterlanges Lebewesen mit Panzer und unheimlich vielen Beinen, das sich auf den gefallenen Baumriesen schob. Grosse Greifzangen ragten ihr entgegen. Es war noch immer nichts zu hören, als der riesige Tausendfüssler auf sie zuschoss.
 

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Das nächste Kapitel heisst dann: Unfreundliche Begegnungen. Und das bezieht sich nicht nur auf Tausendfüssler...
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe,dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Unfreundliche Begegnungen

Ja, der Magier könnte ein Problem bekommen...

Danke in jedem Fall für eure Kommentare. Ihr nähert euch der 900. Wahnsinn. Ich möchte euch dafür auch gern wieder eine Kurzgeschichte präsentieren, an der ich zur Zeit arbeite: Shiros Abschlussprüfung.Und falls jemand denkt, er hätte Probleme wegen Abi und Co...^^"
 

Aber zunächst einmal wenden wir uns der Rettungstruppe zu:
 

24. Unfreundliche Begegnungen
 

Kagome stolperte instinktiv rückwärts, als der dämonische Tausendfüssler mit überraschender Geschwindigkeit auf sie zuschoss. Unwillkürlich schrie sie auf. Sie hatte ihren Bogen, ihre Pfeile bei den anderen gelassen. Gegen ein solches Monster von der Länge eines Lastwagens war sie im Moment hilflos.

Im nächsten Augenblick bemerkte sie, wie ihr Angreifer erstarrte, dann zerfetzt zu Boden fiel. Etwas legte sich um sie. Erst da erkannte sie die vertraute rote Kleidung.

„Bist du in Ordnung, Kagome?“ erkundigte sich Inuyasha.

„Ja, danke...“ Er musste äußerst schnell geworden sein: „Tut mir leid. Ich war wohl unaufmerksam.“

„Ich hab dir ja gesagt, dass du nicht immer alleine gehen sollst.“ Er ließ sie los: „ Mach schon weiter.“

„Du sollst mich nicht immer herumkommandieren!“ Aber sie füllte die letzte Flasche. So war der Rucksack zwar wieder ein Stück schwerer, allerdings ging es ja nun in die Berge und sie hatte keine Ahnung, ob sie da bald wieder Wasser finden würden.

Der kleine Eichhorndämon war beeindruckt. Als die Menschenfrau aufgeschrieen hatte, hatten zwei seiner drei Begleiter nicht reagiert. Nur dieser Rotgekleidete war mit einem einzigen Satz durch die Bäume gesprungen, hatte eigentlich bloß eine Handbewegung gemacht, etwas geschrieen wie „sakontesu…“ Und der Tausendfüssler war tot gewesen. Lingxi wusste nur zu gut, wie gefährlich diese Sorte Dämonen war. Schon manches Mal waren unvorsichtige Mitglieder seines Stammes ihr Opfer geworden, mit ein Grund, warum sein Stamm so viele Krieger besaß. Und diese Fremden war so stark…Umso günstiger war es wohl, dass er sich bereit erklärt hatte, sie zu führen, sie nicht zu verärgern.
 

Als Inuyasha und Kagome zurückgekehrt waren, die Flaschen verstaut hatten, ging Sesshoumaru unverzüglich weiter. Er wollte keine Zeit verlieren. Die Tatsache, dass sie keine Portale erschaffen konnten, wollten sie nicht den Magier auf sich aufmerksam machen, war verdrießlich genug. Er hoffte, dass sich dazu eine Möglichkeit ergeben würde, wenn sie auf Wesen mit starkem Youki treffen würden, oder wie immer man dämonische Energie hierzulande nannte. Solche sollte es doch auch in China geben.

Lingxi blieb stehen, deutete voran: „Dort endet der Wald, das Gebiet meines Stammes. Weiter gehen wir nie. Es gibt dort keine Bäume mehr.“ Er hoffte, dass das genügen würde, er die Erlaubnis bekäme, zu gehen. Ohne Genehmigung zu versuchen zu verschwinden, käme wohl einem Selbstmord gleich.

„Was kommt dann?“ fragte Inuyasha: „Berge?“

„Ja.“

„Wohnen da auch noch solche Dämonen?“

„Ich…ich war da nie. Möglich, vielleicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe nur gehört, die Gegend dahinter nennen Menschen die Hungersteppe.“

„Da leben also Menschen?“ Das war ein bisschen mühsam, dieses Interview.

„Ich weiß es nicht.“

„Lingxi“, kam es von Sesshoumaru.

Der Eichhorndämon sah zu ihm auf: „Ja?“ Er schluckte unwillkürlich.

„Geh.“

Das ließ sich der Kleine nicht zweimal sagen. Mit einem Satz war er auf einem Baum, sprang weiter, in Richtung auf den sicheren Kobel.

„Der hatte ganz schön Angst“, kommentierte der Hanyou diese rasche Flucht.

„Verständlich, oder?“ meinte Kagome: „Ich meine, er konnte doch bestimmt abschätzen, wie stark ihr alle seid.“ Sie ging weiter, machte den Schritt neben Shiro: „Darf ich dich etwas fragen….“ Sie überlegte kurz, dann wählte sie doch die familiäre Anrede, allerdings respektvoll: „Nee-sama?“

Die Hundefürstin war ein wenig überrascht. Ihre Schwägerin hatte sie noch nie so angesprochen. Für einen Augenblick war es ihr auch zuwider, von einem Menschen als verehrte Schwester angeredet zu werden, aber dann sagte sie sich, dass Kagome wohl etwas Vertrauliches von ihr wollte. „Was ist?“

Inuyasha bemerkte, dass die beiden Frauen miteinander sprachen und sah keinen Grund, hinter ihnen herzugehen. So sprang er neben seinen Halbbruder. Der schwieg zwar, sagte aber auch nichts dagegen, dass er an seiner Seite ging.

„Mir ist erst auf dieser Reise aufgefallen, dass du immer einen Schritt hinter Sesshoumaru gehst. Ich kenne mich mit dem höfischen Zeremoniell nicht so aus, wie du weißt. Ist das, weil er der Fürst ist oder weil er dein Gefährte ist?“ Kagome war stolz auf diese Formulierung. Sie hatte wirklich keine Lust, sich mit Shiro anzulegen. Aber sie war neugierig.

„Beides“, antwortete die Hundeyoukai sofort: „Er ist ranghöher.“

„Aber du bist die Erste der weiblichen Rangliste.“

„Ja.“

„Dennoch bist du nicht gleichrangig mit dem Ersten der männlichen Rangliste.“

„Nein. Nicht unter Hundeyoukai.“

„Bei Katzen ist das anders?“

„Zum Beispiel.“ Shiro sah seitwärts: „Warum fragst du? Du bist Inuyashas Gefährtin und es ist deine Pflicht, ihn zu respektieren.“

„Ja, natürlich.“ So klang das wirklich nicht schlimm. Überdies war dies auch die Tradition unter Menschen. Allerdings kaum so bedingungslos, wie ihre Schwägerin das praktizierte. Aber sie sollte jetzt wohl besser einstweilen nicht mehr nachhaken: „Danke.“ Sie sah empor. Der Höhenrücken stieg sanft an und im Licht der sinkenden Sonne erkannte sie, dass dort wirklich kein einziger Baum mehr stand. Aber es würde bald dunkel werden. Hier am Berg zu übernachten war nicht sonderlich anheimelnd. Der Wind war aufgefrischt. „Eine Höhle oder so wäre nett. Ich glaube, es fängt bald an zu regnen.“

„Ja, möglich.“ Inuyasha drehte den Kopf: „Es riecht danach.“

„Beeilen wir uns.“ Der Hundefürst sah seitwärts.

Sein Halbbruder verstand die Aufforderung: „Komm her, Kagome. Ich werde dich tragen.“ Diese gehorchte, stieg auf seinen Rücken. So kamen sie in der Tat schneller voran, dachte sie noch, als der Hanyou und die beiden Youkai schon mit weiten Sprüngen den Hang empor eilten.
 

Bereits kurz nach Einbruch der Dämmerung erreichten die Reisenden auf diese Weise die Ebene jenseits des Bergrückens. Kleine Wäldchen wuchsen dort, dehnten sich den Hang empor. Aber die guten Nasen verrieten, dass es in der Ferne keine Bäume mehr gab, nur Gras. Das musste die Steppe sein, von der sie gehört hatten. Inuyasha ließ Kagome absteigen, nahm allerdings den Rucksack, witterte.

„Irgendetwas riecht hier komisch“, sagte er: „Ich kenne den Geruch, aber ich kann mich nicht erinnern.“

„Du auch?“ Sesshoumaru war überrascht, da es ihm ähnlich ging. Und die Gelegenheiten, wo sie zu zweit in Abenteuern gewesen waren, waren so häufig nicht. Überdies war er sicher, diese Witterung in seiner Jugend gerochen zu haben – und da war er wirklich nicht mit dem Hanyou unterwegs gewesen.

Shiro hob den Kopf: „Ich kenne diesen Geruch nicht, da bin ich sicher. Aber da ist jemand. Ein Wesen mit dämonischer Aura.“

Kagome fasste nach ihrem Bogen: „Kommt es näher?“

„Nein“, sagte ihr Gefährte: „Ja, doch, das ist ein Dämon. Aber der ist von einer Sorte, wie ich sie schon einmal getroffen hatte.“

Sesshoumaru war ein wenig erstaunt, meinte dann: „Du hast gegen chinesische Dämonen gekämpft?“

„Ja. Der Typ wollte Tessaiga klauen, angeblich um die Welt zu regieren. Wie hieß er…?“

„Menoumaru“, antwortete Kagome prompt: „Und er wollte die Macht seines Vaters haben, der Huga oder so ähnlich hieß.“

„Hyouga“, sagte Sesshoumaru. Daher kannte er den Geruch. Vater hatte Hyouga damals besiegt. Er selbst war noch sehr jung gewesen. Und Inuyasha hatte dessen Sohn geschlagen? Das hätte er sich eigentlich denken können.

Shiro sah zu ihm: „Kampf?“

„Wir haben ein Ziel.“ Und die Rettung Myus stand höher, als ein unnötiger Kampf gegen einen solchen Schmetterlingsdämon.

Sie nickte leicht. Allerdings schnupperte sie noch einmal, um sich den Geruch einzuprägen. Im gleichen Moment legte sie die Hand an ihren Schwertgriff. Denn es waren auf einmal zwei Quellen der Witterung. Und diese näherten sich rasch.
 

Weit entfernt im Osten stand Yuri auf einem Bergvorsprung, blickte in die untergehende Sonne. Seine Selbstbeherrschung war groß genug, dass er am Tage die Verwaltung routiniert leiten konnte. Aber abends, nachts vermisste er Myu, stieg die Sorge um sie. Natürlich wusste er, dass er Sesshoumaru, Inuyasha, Shiro und sogar Kagome vertrauen konnte, dass sie gewiss alles tun würden, um ihm seine kleine Katze heil zurückzubringen, aber er fühlte sich, als ob ein Teil von ihm fehlen würde. Und er hatte ein schlechtes Gewissen. Schließlich hatte er ihr versprochen, dass sie nie wieder Kummer, Sorgen haben sollte. Er würde sie beschützen. Und da hatte er gründlich versagt. Wenn sie zurückkam, würde er sie nie wieder allein lassen. Hoffentlich ging es ihr gut, hoffentlich lebte sie überhaupt noch. Seine Hand ballte sich unwillkürlich, wenn er daran dachte, wie er seine Finger um die Kehle dieses Drachens legen würde, der ihr das angetan hatte. „Meine arme, kleine Katze…“
 

„Tatsächlich. Japanische Dämonen in dieser Gegend?“ Die kühle, spöttische Stimme gehörte zu einem jungen Mann, der aus den Schatten des Wäldchens trat. Kagome hatte bei der herrschenden Dunkelheit Schwierigkeiten, ihn zu erkennen, aber er war eindeutig ein Dämon. Und er trug ein Schwert.

„Nicht nur irgendwelche Dämonen, mein Bruder“, kam die Antwort von der anderen Seite: „Das sind Hundedämonen. Nein, Hundeyoukai, nennt man das ja wohl.“

„Zwillinge“, sagte Shiro prompt. Die beiden sahen sich wie ein Spiegelbild ähnlich.

„Und? Was wollt Ihr?“ fragte der Hanyou, von einem zum anderen sehend.

„Euch umbringen.“ Der erste der dämonischen Zwillinge schien fast überrascht: „Hundeyoukai haben immerhin zwei Familienmitglieder getötet.“

„Ach, dann kennt ihr diesen Menoumaru?“

Die fremden Brüder legten synchron die Hände an die Waffen: „Du hast ihn gekannt?“

„Umgelegt“, korrigierte Inuyasha kurzerhand: „Und wenn ihr nicht abhaut, wird es euch ähnlich ergehen.“

„Du bist ein dummer Hund. Deine Begleiter haben ihre Energien versteckt, du kannst das wohl nicht einmal. So haben wir euch gefunden. Und ihr habt keine Chance gegen uns.“

„Ach ja?“ Inuyasha sah sich um, guckte, wo Kagome war, ehe er Tessaiga zog: „Du kannst es ja gern ausprobieren.“

„Das werden wir tun.“ Der erste Zwilling nahm ebenfalls sein Schwert zur Hand: „Du kannst sicher sein, dass mir danach dieses Menschenmädchen in mehr als einer Hinsicht schmecken wird.“ Er hatte den Blick bemerkt.

„Keh!“ machte der Hanyou leise: „Und von was träumst du noch? - Geh zurück, Kagome!“

Diese gehorchte, fasste dennoch nach ihrem Bogen. Diesen Menoumaru hatten sie nur zu zweit besiegen können. Allerdings wollte sie ihren Gefährten auch nicht unbedingt vor seinem Halbbruder blamieren. So ließ sie die Hand sinken. Sie könnte auch später noch eingreifen.

Inuyasha hob sein Schwert: „Auch nur eine Sekunde lang zu glauben, ihr könnt gewinnen, ist nichts als ein Irrtum. Ein tödlicher.“ Er rannte los.

Sesshoumaru hatte unterdessen den anderen Dämon gemustert. Dieser nickte leicht: „Du gegen mich? Und deine hübsche Frau gehört dann mir? Wie ungemein albern, sie ein Schwert tragen zu lassen. Jeder weiß doch, dass Frauen nicht kämpfen können.“

Shiro blieb unbewegt stehen. Aber sie hoffte inständig, dass ihr Gefährte ihr den Kampf erlauben würde. Dann würde sie diesem arroganten Kerl zeigen, was für sie „Nicht-Kämpfen-Können“ hieß.

Sesshoumaru legte die Hand an sein Schwert. Da der chinesische Dämon unverzüglich zog, tat auch er es. Die Dunkelheit war für ihn kein Hindernis, offenkundig auch für die Zwillinge nicht. Und Inuyasha schlug sowieso auf der unsichtbaren Linie der Windnarbe zu, sobald er die Energie seines Gegners wittern konnte. Die Einzige mit Sichtproblemen, wäre Kagome. Aber das war die Angelegenheit seines jüngeren Halbbruders.

Shiro hatte zu ihrem gewissen Bedauern bemerkt, dass sie nicht kämpfen sollte, und wich zu ihrer Schwägerin zurück: „Inuyasha hat bereits solch einen Dämon bekriegt?“

„Ja. Der hatte die Macht seines Vaters übernommen. Wir haben ihn dann gemeinsam geschafft. Also, ich mit einem Pfeil und Inuyasha gleichzeitig mit einem kaze no kizu. Menoumaru sammelte Energie in einem Splitter des Juwels der vier Seelen. Aber das gibt es ja nicht mehr in dieser Welt.“ Worüber sie mehr als froh war.

„Ich verstehe.“ Also waren sie starke Dämonen, aber sollten für die beiden Halbbrüder kein großes Hindernis sein. Sie beobachtete kurz Inuyasha, der anscheinend versuchte, im direkten Angriff, Klinge auf Klinge, Erfolg zu haben. Seine Schwerttechnik hatte sich deutlich verbessert, seit sie ihn das erste Mal bei der Skelettinsel gesehen hatte. Und selbst da war es ihm schon gelungen, Akamaru im Duell zu schlagen. Sein Gegner hatte offensichtlich Mühe, Tessaigas Klinge zu parieren, wenigstens teilweise selbst anzugreifen. Hoffentlich wurde Inuyasha nicht leichtsinnig, nahm an, schon gewonnen zu haben. Diese Dämonen waren gut, das sah sie. Aber wichtiger für sie war, was ihr Gefährte tat. So wandte sie den Kopf.

Sesshoumaru und der chinesische Dämon waren langsam aufeinander zugegangen. Unerwartet flirrte die Klinge des Fremden empor, schlug zu. Stahl knirschte auf Stahl, als der Hundefürst parierte, sich drehend zurücksprang, seinerseits angriff, diesmal mit Youki. Shiro war sicher, dass für die vier Kämpfer im Augenblick die Welt um sie versunken war, nichts mehr existierte, außer des jeweiligen Gegners Schwert und Energie, die in der Nacht Funken sprühen ließ, wenn die Attacke danebenging.

Der chinesische Dämon schlug unerwartet seitlich zu, gegen Sesshoumarus Hals zielend. Um den Dornen von dessen Rüstung auszuweichen, musste er von schräg oben kommen. Der Hundeyoukai riss sein Schwert empor, um die Klinge seines Gegners weiter emporzudrücken, über seinen Kopf. Damit wäre dieser für kurze Zeit schutzlos, bis auf die Rüstung. Der Schmetterlingsdämon realisierte diesen Plan und drückte zurück, versuchte, den Angriff doch noch umzulenken. Seine Schneide glitt an Sesshoumarus Schwert entlang, streifte dabei dessen Unterarm, ehe beide auseinander sprangen. Shiro bemerkte, dass der Stoff zerrissen war, ein Kratzer entstanden war. Aber das war kein Kampf, der durch eine Schramme beendet werden würde. Überdies waren die Selbstheilungskräfte ihres Gefährten groß genug, um ihn fast unverzüglich wieder zu heilen. Dieser Fremde griff erneut an, war dauernd in der Offensive. Anscheinend versuchte er so durch die Deckung zu gelangen, Sesshoumaru schwer zu verwunden. Aber seine Attacken prallten immer wieder auf eine abwehrende Klinge, verteidigendes Youki. Und Shiro konnte wittern, dass der Dämon müde wurde. Er würde rasch anfangen, Fehler zu machen. Sie hätte fast die Schultern gezuckt. Was legte er sich auch mit dem Herrn der Hunde an.

Kagome beobachtete den Kampf zwischen Inuyasha und seinem Gegner, soweit sie ihn erkennen konnte. Es hatte zu nieseln begonnen und die Wolken ließen kein Mondlicht durch. Ihre menschlichen Augen waren zu schwach, um dem Kampf unter den Bäumen nun weiter entfernt verfolgen zu können. Sie erfasste nur das weiße Haar ihres Gefährten in der Dunkelheit, hörte seine Stimme, als er wieder angriff, diesmal mit der Windnarbe.

Sie wollte ihn schon rufen, als sie eine Hand auf der Schulter spürte. Erstaunt sah sie zu Shiro: „Was ist?“

„Lenke ihn nicht ab.“ Sie gab sie frei.

„Ich…kannst du ihn sehen?“

„Ja. Er ist jetzt dauernd im Angriff. Und sein Gegner wird der Windnarbe nicht mehr lange ausweichen können.“

„Ist Inuyasha verletzt?“

„Ein wenig.“

Was auch immer die Hundeyoukai unter „ein wenig“ verstehen mochte, dachte Kagome prompt. Vermutlich alles, was nicht unmittelbar zum Tode führte. „Ich würde ihm gern helfen.“

Shiro schüttelte den Kopf: „Uns wurde nicht erlaubt zu kämpfen.“

„Aber du möchtest doch auch, oder?“

„Es ziemt sich nicht, der Anweisung des Gefährten zu widersprechen.“

„Du bist eben als Prinzessin geboren worden“, entschuldigte sich Kagome, mit dem sicheren Gefühl gerade ein Fettnäpfchen erwischt zu haben: „Irgendwie merkt man das schon.“ In gewisser Neugier fuhr sie fort: „Die Ausbildung war sicher langweilig und hart.“

„Sehr hart.“

Etwas in Shiros Stimme ließ ihre Schwägerin aufhorchen. Aber da war es wohl besser, nichts zu sagen. Kagomes Neugier war allerdings nur noch mehr geweckt worden. Wie war die Jugend dieser Youkai verlaufen? Das klang weniger nach: „was wünschen Hoheit“, sondern eher nach knallhartem Drill. Nun gut, sie hatte den Vater der Hundezwillinge ja nur kurz gesehen, ehe Inuyasha ihn getötet hatte, aber sie hatte ihn alles andere als sympathisch gefunden. Lag da der Grund, warum Shiro so überaus gehorsam gegenüber ihrem Gefährten war? Aber dann atmete sie auf. Mehrere Bäume stürzten krachend um. Ganz offenkundig hatte Inuyasha endlich die volle Macht Tessaigas eingesetzt. Und er kam auch schon zurück:

„Was für ein Vollidiot. Alles in Ordnung, Kagome?“

„Ja, danke. War er so stark?“

„Naja…schon nicht schlecht. Aber dieser Menoumaru hatte mehr drauf.“

„Er hatte auch einen Juwelensplitter.“

„Stimmt. - Sag mal, Shiro, wieso spielt Sesshoumaru denn immer noch mit dem Kerl da rum?“

Die Hundefürstin antwortete nicht. Das war auch ihr ein Rätsel.
 

Sesshoumaru hätte ihnen die Frage beantworten können. Er wollte austesten, wie stark hierzulande die Dämonen waren, daraus ableiten, wie mächtig der Magier sein mochte. So hatte er nur langsam seine Energie erhöht, nur zögernd mehr Tempo eingesetzt. Immerhin hatte sein Gegner ihm einen Kratzer zufügen können, wenn auch nur aus Versehen. Und jetzt erkannte er deutlich, dass dieser am Rande seiner Fähigkeiten war. Etwas wie ein Lächeln glitt um seinen Mund.

Inuyasha hatte es gesehen und bückte sich, nahm schon mal den Rucksack, was Kagome verwirrte:

„Willst du nicht auf deinen Bruder warten?“

„Der kommt gleich.“

Sie blickte hinüber, erkannte gerade noch, wie der chinesische Dämon zu Boden ging, während der Hundefürst sein Schwert schon zurückschob: „Woher hast du das gewusst?“

„Wenn der mal lächelt, hat er gewonnen.“

Shiro war zu selbstbeherrscht, um ihre Amüsement zu zeigen. Da kannte jemand seinen Halbbruder wohl doch ganz gut. Und sie entsann sich Situationen, die alles andere als Kampf gewesen waren, in denen ihr Gefährte so gezeigt hatte, dass sie besiegt war. Dem ungeachtet blickte sie zu ihm: „Bleiben wir hier, Sesshoumaru-donno?“

Kagome war zwar müde, und sie hätte gern unter einem Baum vor dem Regen Schutz gefunden, aber immerhin lagen hier zwei Tote in der Gegend. So meinte sie: „Eine Höhle, vielleicht?“ Es war ein wenig mühsam, immer daran zu denken, dass schon Vorschläge zu machen unhöflich war.

„Nimm sie mit, Shiro.“ Er selbst trat zu Inuyasha. Mit einem Dimensionsportal würden sie rasch vorankommen. Und da hier diese dämonischen Brüder gewesen waren, würde man die Pforten denen zurechnen.
 

Nur wenige Sekunden später befanden sich die vier Reisenden fast am entgegengesetzten Ende in der Hungersteppe. Die Youkai und der Hanyou witterten sorgfältig. Entfernt waren Menschen, auch Tiere konnten sie feststellen, aber weder dämonische Energie noch eine unmittelbare Gefahr.

Kagome sah zu Inuyasha: „Dann können wir Feuer machen? Ich habe Hunger.“ Immerhin regnete es hier nicht mehr.

„Ja. Ramen?“ erkundigte er sich mit gewisser Vorfreude.

„Du willst also auch etwas? – Oh…hier ist kein Holz.“ Sie hätte fast geseufzt. Wieder würde es keine warme Mahlzeit für sie geben.

„Keine Angst.“ Der Hanyou grinste: „Im Rucksack ist was. Nicht viel, aber zum Kochen sollte es reichen.“ Er hatte es eingesteckt, während sie die Flaschen nachgefüllt hatte.

„Oh, das ist wirklich toll, dass du daran gedacht hast!“ Erleichtert suchte sie nach den Ästchen, nach einem Feuerzeug. Kurz darauf brannte ein kleines Feuer und sie kochte Wasser, um die Trockennudeln aufgießen zu können. Dann sah sie auf. Ein Stück entfernt stand Sesshoumaru, blickte in die Weiten der Steppe. Fast entgegengesetzt war Shiro. Auch sie musterte das Land. Hielten sie etwa Wache? Oder waren sie einfach genervt von der erneuten Pause, weil ein Mensch essen, schlafen musste? Aber dafür konnte sie nun wirklich nichts. Sie gab sich sowieso solche Mühe mitzuhalten, wenig Pausen zu benötigen.

Inuyasha schnüffelte an einer Packung: „Das hier? Kekse?“

„Das wartet.“ Sie nahm sie ihm weg: „Erst mal kommen jetzt die Ramen für uns beide.“

„Fein.“ Er drehte sich ein bisschen um, prüfte noch einmal die Luft: „Hier sieht’s ja wirklich friedlich aus. Und riecht so gut…“ Er stutzte, witterte erneut: „Shiro…?“

Im nächsten Augenblick stand sein Halbbruder neben ihm: „Lass die Finger von ihr!“ knurrte er wie in alten Tagen.

Der Hanyou grinste: „He, ich bin selbst verheiratet. Keine Panik.“

Sesshoumaru war schon weiter gegangen, zu seiner Gefährtin. Nur Momente später waren die Youkai in der Nacht verschwunden.

Kagome war ein wenig irritiert: „Habe ich gerade etwas verpasst?“

„Nein, die Ramen sind gleich fertig. - Ach, wegen Shiro? Sie ist läufig.“

„Oh“, war alles, was die junge miko noch hervorbrachte.
 

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Äh..nun ja...nützlich ist alles, was die Kampfmoral stärkt.
 

Das nächste Kapitel: Erkenntnisse, wendet sich dann Myu, Tsuko und einem gewissen Magier zu. Und auf so manche Erkenntnis hätte mancher verzichten können....
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, bekommt, von mir, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet ist.
 

bye
 

hotep

Erkenntnisse

Während der Rettungstrupp sich langsam nähert, steckt Myu in Schwierigkeiten. Und Tsuko bekommt seine Erleuchtung....
 

25. Erkenntnisse
 

Kagome erwachte, als Inuyasha vorsichtig den Arm unter ihr wegzog, sich aufsetzte. Die ersten Strahlen der Morgensonne drangen über den Horizont der Steppe. Die junge miko erkannte, dass Sesshoumaru und Shiro zurückkehrten. Und was immer das Fürstenpaar in der Nacht getan hatte, die Art, wie sie kamen, verriet, dass sie sich nahe gewesen waren. Sie hielten nicht gerade Händchen, aber das würden Youkai wohl nie. Der Abstand zwischen ihnen war allerdings deutlich geringer als gestern, obwohl Shiro den gewohnten Schritt zurück war. Nun ja.

Kagome wurde unwillkürlich etwas rot, als die beiden leicht die Köpfe hoben. Vermutlich konnten sie wittern, dass auch Inuyasha und sie die Zweisamkeit genutzt hatten. Um ihre Verlegenheit zu verbergen, packte sie hastig ein.

„Gehen wir?“ fragte der Hanyou: „Oder schafft ihr noch mal solche Portale?“

„Wir nähern uns bereits dem Ende der Steppe“, entgegnete Shiro, da sie nicht annahm, der Herr der Hunde würde auf diese Frage antworten wollen: „Danach kommt nur noch die Wüste ohne Wiederkehr, dann die Schwarzen Berge. Der Magier würde uns bemerken. Hier leben keine Dämonen, die Portale erschaffen können. Er könnte abschätzen, welche Macht wir haben.“

„Schon klar.“ Er nahm den Rucksack auf: „Und die ganze schöne Überraschung wäre im Eimer. Aber ein einfaches Nein hätte auch gereicht, Shiro.“ Dieser dämliche Drache und der anscheinend ebenso bescheuerte Magier würden demnächst lernen müssen, dass man ihn und seine Familie besser in Ruhe lassen sollte: „Hier, nimm, Kagome.“ Er gab ihr den Rucksack

„Wieso ich?“ Aber sie tat es, fühlte sich dann auf seinen Rücken geschwungen.

„So geht’s schneller. Und ich denke mal, Myu dürfte es recht sein, wenn wir uns beeilen.“ Dem konnten auch die beiden Hundeyoukai nicht widersprechen. Sie waren schon vier Tage unterwegs. In denen konnte eine Menge geschehen sein.
 

Kagome sah sich fast erschrocken um, als Inuyasha sie absetzte. Sie hatte einen derartigen Boden noch nie gesehen. Er war dunkel, rissig, wie getrockneter Schlamm, besaß aber eher fast die Konsistenz von Teer. Vereinzelt ragten abgestorbene Strünke von Pflanzen aus Spalten. Gras wuchs hier keines mehr, kein Lebewesen war zu entdecken. Das ganze Land machte den Eindruck einer trostlosen Ödnis. Und weiter nach Westen sah es noch ärger aus. Die Strahlen der untergehenden Sonne trafen dort auf eine weiße Fläche. Es wirkte wie Eis, Eisschollen, eigentlich, aber das war doch hier unmöglich.

„Salz!“ Inuyasha trat neben sie: „Das da hinten ist Salz.“

„Eine Salzwüste? Davon habe ich schon einmal gehört.“ Sie sah zu ihm auf. Die Fernsehsendung hatte sie zwar fasziniert, aber das als Hindernis vor sich zu haben, war doch etwas anderes.

Der Hanyou zuckte die Schultern: „Keine Ahnung. Aber da scheint auch Wasser zu sein. Oder?“ Diese Anfrage galt seinem Halbbruder.

„Ein Salzsumpf“, bestätigte Shiro an dessen Stelle: „Und er ist so breit, dass wir ihm nicht leicht ausweichen können.“

„Nicht mal mit einem Portal?“

„Wir würden dem Magier damit sagen, wer und wo wir sind.“ Das Thema hatten sie doch schon gehabt.

„Tja.“ Inuyasha schob sich die Hände in die Ärmel: „Dann müssen wir uns zu Fuß beeilen.“

„Wegen Myu.“

„Wegen mir.“ Und da er sah, dass seine Schwägerin nicht verstand: „Es wird Neumond.“

Sesshoumaru betrachtete das Land vor sich. Also würden sie ab Sonnenuntergang zwei Menschen dabei haben, zweimal Gepäck in diesem Gelände. Er oder auch Shiro könnten darüber schweben, die anderen mitnehmen, aber das kostete Youki. Und würde wohl den Magier alarmieren. Schließlich schien der recht gut zu sein. Außerdem hatte er eine Geisel. Er dürfte Myu kaum bereits getötet haben. Es wäre unlogisch, sie zunächst so weit zu entführen, und dann doch gleich zu ermorden. „Wir gehen auf dem Salz hintereinander, Shiro zuerst.“

Seine Gefährtin nickte. Das war eine logische Entscheidung.

„Wieso?“ fragte Kagome prompt, erinnerte sich dann an das Mittelalter und sah zu Inuyasha: „Was meint er?“

„Sie können beide hochfliegen, falls einer durch die Kruste durchbricht. Und Shiro ist leichter.“ Also würde ein Weg, den die Youkai gegangen wären, wohl auch Menschen tragen. Ärgerlich, dass er in dieser Nacht zu einem Menschen werden würde, aber immerhin besser, als wenn das passieren würde, wenn er dem Magier gegenüberstand. Den würde er zu gern selbst übernehmen, nicht seinem Halbbruder überlassen.

Kagome nickte. Überdies würde Shiro doch bestimmt wittern, falls die Salzdecke zu dünn wurde.
 

Myu lag matt in dem Spiegelkäfig. Sie hatte zuerst versucht, viel zu schlafen, aber das ging nicht mehr. Sie hatte Durst bekommen, Hunger, freilich, wie schon angekündigt, hatte sie nichts erhalten. Ihre Lippen waren rissig geworden und ihre Zunge schien am Gaumen zu kleben. Wie lange könnte sie so noch durchhalten? Warum nur gab er ihr nichts?

„Nun, kleine Katze?“ Der erste Besuch seit Stunden oder gar Tagen.

Unwillkürlich setzte sie sich auf, versuchte, den Magier zu erkennen. Da das an den Spiegeln scheiterte, meinte sie nur: „Bitte, gib mir Wasser.“ Ihre Stimme klang heiser. Das Sprechen schmerzte.

„Du bekommst Wasser, wenn du mir einen Gefallen tust.“ Er klang fast freundlich: „Nichts sonderlich Schwieriges, für jemand mit deinen magischen Fähigkeiten. Lass Feuer aus deiner Hand wachsen.“

„Was?“

„Du beherrscht doch die Elementmagie des Feuers. Also. Ich will Feuer in deiner Hand sehen. Und du bekommst Wasser.“

„Aber…das kann ich nicht.“ Sie war am Verzweifeln. Sie benötigte dringend Wasser. Wie sollte sie es bekommen, wenn er etwas Unmögliches dafür haben wollte? „Bitte…“

„Du kannst den Elementgeist des Feuers beschwören, aber kein Feuer? Komm, das glaubt dir niemand.“

Sie hob ein wenig die Hand, starrte hilflos darauf: „Wie soll ich das denn machen?“

Der Magier stutzte. Sie war matt durch den Nahrungsentzug und sie brauchte Wasser. Warum tat sie denn dann so, als ob sie das nicht könne? Hatte sie etwa wirklich keine Ahnung? Nicht einmal von dieser einfachsten Form der Elementmagie? „Hebe deine Hand waagerecht empor.“ Und da sie gehorchte: „Und jetzt nimm die Feuermagie in dir, versuche sie auf deiner Handfläche zu sammeln.“ Er hatte gelesen, wie es ging, aber er konnte das zu seinem Bedauern nicht selbst so erreichen. Sie versuchte es immerhin. Hm. „So ist es brav“, sagte er daher: „Konzentriere dich. Wenn du es geschafft hast, bekommst du Wasser.“

Was sollte sie schon tun? Myu war klar, dass sie ohne Wasser bald sterben würde. Und sie musste doch warten. Yuri-sama würde kommen, die Familie würde kommen. So bemühte sie sich, ihren müden Geist auf das Verlangte zu richten. Zu ihrem eigenen Erstaunen flackerte kurz darauf eine Flamme auf ihrer Handfläche, ohne sie zu verletzen. Allerdings ging sie rasch wieder aus.

Der Magier nickte. Das war zwar nicht das gewesen, was er eigentlich erwartet hatte, aber bei einer Dressur kam es vor allem auch darauf an, kleine Fortschritte zu belohnen, den Gehorsam an sich. So nahm er einen Krug mit Wasser, klappte einen Spiegel beiseite, stellte ihn rasch hinein, um die Öffnung wieder zu verschließen. „Siehst du, Myu, wir können doch gut miteinander auskommen“, sagte er: „Und ich werde dir eben beibringen, wie du mit den Elementen in dir umgehen kannst. Ich habe das theoretische Wissen aus dem Drachenbuch, du die praktische Macht. Und mit deiner Hilfe werde ich lernen, diese Macht einzusetzen.“
 

Tsuko hatte eben den Raum betreten wollen, war nun erstarrt, zog sich lautlos einige Schritte in den düstern Gang zurück, kaum fassend, was er da gehört hatte. Sein alter Mentor hatte das Wissen aus dem Drachenbuch? Das konnte sich nur auf das beziehen, was er selbst notierte, aufschrieb, das Wissen aus dem Verbotenen Drachenbuch der Elementmagie. Aber das konnte er doch gar nicht gelesen habe? Die Notizen waren in seinem, Tsukos, Zimmer, magisch versiegelt, und er hatte es wohlweislich in Drachenschrift geschrieben. Und außerdem…was wollte der damit? Nur Drachen beherrschten doch Elementmagie? Nun gut, auch diese Myu? Aber das war letztendlich zweitrangig. Er musste überprüfen, ob sich der Magier tatsächlich geheimes Wissen der Drachen angeeignet hatte.

Auf dem Weg in das Studierzimmer dachte Tsuko noch einmal nach. Es war eine Sache, sich seinen rechtmäßigen Platz unter den Drachen und Youkai holen zu wollen, und dabei über Soras Friedensschwur hinwegzugehen. Immerhin war sie nur eine Frau und es hatte noch nie eine weibliche Drachenkönigin gegeben. Aber es war eine ganz andere Sache, das geheime Drachenwissen, das nie einem anderen Volk gehören sollte, einem magischen Menschen zu verraten, das Drachenvolk zu verraten. Hatte er etwa unbewusst genau das getan? Er hatte diesem Magier vertraut, der ihm damals darauf aufmerksam gemacht hatte, zu Recht, dass er wohl der Drache sei, der in Bezug auf Elementmagie am weitesten kommen könnte. Zum ersten Mal fragte er sich nun, weshalb ein Mensch, selbst ein solcher ungewöhnlicher Mensch, davon gewusst haben könnte, warum er an ihm interessiert gewesen war.

Auch bei dieser Katze war er so hinter ihrer Elementmagie hier…
 

Tsuko betrachtete vorsichtig den Eingang zu dem Studierzimmer, konnte aber keine Zaubersprüche erkennen. Nun, das besagte nichts, das hatte er lernen müssen. Wenn er etwas nicht kannte, konnte er es auch nicht entdecken. Aber er musste hinein, musste einfach sehen, ob er zum Verräter an seinem Volk geworden war. So öffnete er die Tür, ging hinein. Er war erst einmal hier gewesen, aber er entsann sich der Unmengen Bücher, Zettel. Auf einem Tischchen lag ein ganzer Stapel. Und darüber schwebte eine schwarze Feder. Der Drachenschamane rang nach Atem. Sein Mentor hatte ihm einmal stolz erzählt, dass er eine Zauberfeder erschaffen habe, die Übersetzungen mache, so dass er nie in die Büchereien anderer Länder reisen müsse. Hatte er mit Hilfe dieser Feder etwa das Drachenbuch übersetzt, soweit er, Tsuko, es schon geschrieben hatte? Er ging hin. Diese Schriftzeichen waren ihm unbekannt, aber eigentlich hatte er keinen Zweifel. Dennoch blätterte er vorsichtig in dem Geschriebenen. Bei einer Formel fand er, was er suchte. Dies war eine reine Erdformel der Drachen, um einen unterirdischen Bau magisch erhalten zu können. Er selbst hatte sein Studierzimmer so gesichert gehabt. Die Höhlen des Magiers hier waren es bislang nicht.

Ohne weiter nachzudenken, fasste er den Stoß Papiere, warf ihn ins Feuer. Dann eilte er in sein Zimmer. Er musste seine eigenen Unterlagen, seine eigenen Schriften ebenfalls vernichten. Niemand war es erlaubt, an Drachenwissen kommen.

Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Hatte er den schlimmsten Fehler gemacht, den ein Drache nur begehen konnte? In diesem Fall…nein, in jedem Fall musste er hier weg. Der Magier hatte zwar nun die Katze, aber da diese ganz offenkundig keine Formeln der Elementmagie kannte, würde sie ihm ohne das Drachenbuch nicht weiterhelfen können. Schlecht für Myu, aber gut für das Volk der Drachen. Vielleicht sogar für die Youkai.
 

Als Tsuko seine mühsam geschriebenen Papiere in der Feuerschale in Asche vergehen sah, atmete er auf. Ja, es konnte nur einen Grund geben, warum ein Mensch, sei er auch ein Magier, alle magischen Informationen aller anderen Völker sammelte. Er wollte Macht. Das war etwas, was er selbst durchaus nachvollziehen konnte. Aber dennoch hätte er sich selbst nie soweit erniedrigt, andere zu manipulieren, aus ihnen Verräter an ihren Völkern zu machen. Mit gewissem Stolz dachte er daran, dass er sich immerhin den Youkai zu einem Kampf gestellt hatte. Nun gut, er hatte gedacht gewinnen zu können, aber er hatte nicht versucht, Sesshoumaru dazu zu bekommen, Verrat an den Youkai zu begehen. Nein, das war wirklich unter allem, was er kannte.

Zum ersten Mal erfasste er, dass der Hundeclan nach Myus Entführung kaum die Hände in den Schoss gelegt hatte. Und auch ohne die kleine Katze waren das keine zu unterschätzenden Gegner. Waren sie vielleicht schon auf dem Weg hierher? Würden sie ihm auch helfen können, und vor allem wollen, dem Magier zu entkommen? Aber darauf konnte er nicht warten. Er nahm nicht an, dass sein „alter Freund“ begeistert darüber wäre, dass er die Papiere zerstört hatte. Und Tsuko legte keinerlei Wert darauf, ebenfalls im Spiegelkäfig zu enden, gezwungen zu werden, sein Wissen preis zu geben.

Er musste hier verschwinden, musste…Ja. Eigentlich gab es nur einen ehrenhaften Weg. Er musste zurück, nach Le-chan-po, Sora und Hayao berichten, sie warnen. Diese würden ihm kaum den Diebstahl des Buches verzeihen, geschweige denn den gebrochenen Friedensvertrag, und ihn bestimmt Soras Ehemann überlassen. Vielleicht könnte er mit den Hunden verhandeln, ihnen als Preis für sein Leben sagen, wo Myu sei. Und selbst, falls der Youkaifürst ihn töten würde…er würde nicht als Abtrünniger der Drachen sterben. Er hatte doch nur seinen jüngeren Bruder übertreffen wollen, nie sein Volk verraten.
 

Tsuko kannte den Ausgang der unterirdischen Räume, auch, wenn ihm der Magier davor gewarnt hatte, zu versuchen, den Bannkreis dort ohne ihn zu durchschreiten. Der sei stark und würde ihn läutern.

„Das werden wir sehen“, murmelte der Schamane.

Immerhin war er kein schwacher Drache und nicht irgendwer. Außerdem wäre es besser, so zu sterben, als als Verräter. Er betrachtete für einen Moment den Ausgang. Rötlich schimmerte dort Magie. Mächtig für einen Menschen, gewiss. Aber nicht unmöglich, da durchzukommen. Überdies hatte er keine Zeit für solche Überlegungen. Im gleichen Moment, in dem der Hausherr sein Studierzimmer betrat, würde er sehen, dass die Papiere vernichtet worden waren, und ihn suchen. Er wollte und musste da durch, versuchen, außerhalb des zweiten Bannkreises ein Portal zu erschaffen. Denn eines war klar: sein alter Mentor verfügte über eine erhebliche Macht, schon gar, wenn er seinen Stab mit einsetzte, über diesen seine Magie sammelte. Dann konnte er gewiss auch ihm gefährlich werden, ihn womöglich läutern. Aber der zweite Bannkreis würde sowieso kein Hindernis bilden. Er hatte schließlich selbst mitgeholfen, ihn zu errichten. Und vielleicht sollte er ihn nun zerstören, damit der Hundeclan leichter Zugang bekommen würde. Er selbst sollte eventuell sehen, ob er die chinesischen Drachen zuerst warnen sollte, von dem Magier berichten sollte, ehe er den bitteren Weg gehen musste, sich dem Ehemann der Drachenkönigin, dem Youkaifürsten, zu stellen. Tsuko konzentrierte sich, ehe er die letzten Schritte machte, den ersten Bannkreis erreichte.
 

Der Magier hatte beim ersten Blick auf den Eingang zu seinem Studierzimmer bemerkt, dass dort jemand gewesen war. Und dabei konnte es sich nur um Tsuko gehandelt haben. War der etwa neugierig gewesen? Das wäre nicht weiter schlimm, allerdings…

Er betrat ein wenig besorgt sein Zimmer, sah zu den übersetzten Notizen. Mit einem kaum hörbaren Fluch packte er einen ein Meter langen, goldenen Stab, der an der Wand lehnte. Tsuko war also hier gewesen – und er hatte bemerkt, dass er ihn hintergangen hatte. Nun, er konnte es sich sparen, in den Raum des Drachenschamanen zu gehen. Der war gewiss so schlau gewesen, auch seine eigenen Notizen zu verbrennen. Wichtiger war nun, dass er ihn einfing, ehe der zu seinen Drachen zurückkehren konnte. Diese wären zwar sicher nicht begeistert über den Diebstahl des Buches, aber der Magier gab sich keinen Illusionen hin. Blut war dicker als sonst etwas. Und Tsuko war ein Drache. Gegen einen menschlichen Zauberer würden ihm Drachen immer beistehen, im Zweifel gegen ihn Krieg führen wollen. Seine eigene Arbeit von Jahrzehnten wäre dahin. Und auch, wenn er über ein längeres Leben als gewöhnliche Sterbliche verfügte – das konnte er sich nicht leisten. Er musste Tsuko einfangen, ihn irgendwie entweder in den Spiegelkäfig sperren oder ihn zumindest töten, ehe der seinem Volk, sei es in Japan oder China, von dem Betrug berichten konnte. Der Drachenschamane war gewiss durch den Haupteingang geflohen, der Bannkreis dort war das geringere Hindernis als das, was den Hintereingang schützte. So schnell er konnte, lief er hinterher.
 

Das matte Sternenlicht wurde vom Salz genug reflektiert, dass man erkennen konnte, wohin man ging. Dennoch setzte Shiro jeden Schritt vorsichtig, belastete nur langsam, ehe sie sicher war, dass die Salzkruste über dem Sumpf dick genug war, auch Kagome und Inuyasha tragen zu können. Sie blickte geradeaus, erkannte erleichtert, dass vor ihr Dünen aufstiegen, dunkles Land. Dort endete anscheinend der Sumpf. Dann könnten sie wieder rascher vorankommen. Überdies würde auch bald die Sonne aufgehen, Inuyasha sich zurückverwandeln. Das wäre erst recht gut. Sie versuchte zu wittern, aber wie schon in den vergangenen Stunden atmete sie nur Salzluft ein, kleine Kristalle, die die empfindliche Nase reizten. So ging sie lieber weiter.

Auch Kagome hatte den näher kommenden dunklen Streifen im Sternenlicht entdeckt, atmete auf. Da war das rettende Ufer. Sie war müde geworden, im Laufe der scheinbar endlosen Wanderung über den Salzsumpf. Zwar war sie lange Streifzüge gewohnt, aber es bedeutete mehr Anstrengung, darauf zu achten, genau in den Fußspuren der Hundeyoukai zu gehen. Und, das hätte sie allerdings nie laut zugegeben, es war einfach eintönig, dauernd Sesshoumarus Rückenansicht betrachten zu müssen. Aber bald war es geschafft, bald auch die Neumondnacht vorbei. Endlich würde Inuyasha wieder zu einem Hanyou werden. Vielleicht würde er sie dann ein bisschen tragen, damit sie sich so ausruhen konnte, da sie nicht annahm, der Herr der Hunde wollte Pause machen. Das wäre sicher auch wichtig. Sie musste ja nur an die arme Myu denken. Und es war ja gleich geschafft. Um sie lagen nun auch schon dunkle Flecken auf dem hellen Salz, die Dünen waren keine hundert Meter mehr entfernt.

Kagome betrachtete unwillkürlich die weiße Salzfläche als Gegner und den dunklen Wüstenboden als Sicherheit, ein Fehler, der weiter nördlich, wo die Seidenstrasse am Rande des Sumpfes vorbeilief, schon manchen Menschen in Bedrängnis gebracht hatte. Sie wurde nachlässiger, achtete nicht mehr so genau darauf, in der Spur zu bleiben, als Shiro sie nun über bereits dunklen Boden führte. Sie war nur einen Schritt seitwärts – und konnte nur noch erschreckt Luft holen, als die Salzkruste unter ihrem rechten Fuß brach. Sie war hier bloß von einer dünnen, vom Wind hergetragenen Erdschicht bedeckt gewesen. Inuyasha sah es, packte augenblicklich ihr linkes Handgelenk. Immerhin hielt das Salz an dieser Stelle sein und ihr Gewicht, dachte er noch, ehe er genauer nachsah, was passiert war.

„Kagome?“

Sie steckte mit dem rechten Bein bis zum Knie in dem Sumpf, klammerte sich nun an seine Hand. Ohne den Halt wäre sie vermutlich seitwärts gefallen, und sie verspürte keine Begeisterung, auszuprobieren, ob dort ebenfalls ein Loch im Salz war. „Ich bin soweit in Ordnung…“ Sie hatte wirklich keine Lust, sich mehr als schon passiert, vor Schwager und Schwägerin zu blamieren, die beide stehen geblieben waren, sich nun umsahen.

„Na ja, “ meinte der Hanyou: „Es wäre wohl auch zu schön gewesen, wenn wir hier einfach so hinüberspaziert wären. Ich zieh dich raus.“ Er wich ein bisschen zurück. Mit diesem schwachen menschlichen Körper war es bestimmt einfach, sie aus dem Sumpf zu ziehen, aber er wusste nur zu gut, dass weder sein Halbbruder noch Shiro einen Finger rühren würden, um Kagome da rauszuholen. Für einen Youkai war es undenkbar, sich in die Angelegenheiten eines anderen einzumischen, sich in den Kampf eines anderen einzumischen. Das wäre eine Beleidigung, zeigte man doch damit, dass man dem anderen nichts zutraute. Und die Rettung seiner Gefährtin war eben eindeutig seine Sache. Er zog sie zu sich.

Kagome holte unwillkürlich tief Luft, als sie am linken Arm aufgezerrt wurde. Das tat weh, aber sie hatte es vermutlich verdient. Warum hatte sie auch nicht besser aufgepasst? Immerhin war es wohl besser, noch jetzt, vor dem Endkampf, auf eine eher harmlose Weise darauf hingewiesen zu werden, sich zu konzentrieren.

Inuyasha zog sie an sich: „Alles in Ordnung, Kagome?“

„Ja, danke.“ Sie konnte einen Schauder nicht unterdrücken: „Ich habe einen Moment nicht aufgepasst…“

„Offensichtlich, kleiner Dummkopf.“

„Oh...“ Sie wollte auffahren, aber die Anwesenheit von zwei Leuten, die die Selbstkontrolle bis zum Exzess betrieben, ließ sie nur sagen: „Als ob du noch nie einen Fehler gemacht hast.“ Aber sie drehte sich um, um den Youkai zu zeigen, dass sie weitergehen konnte. Im gleichen Moment sah sie, dass ihre Schwägerin herumfuhr, Richtung Westen starrte.

Sesshoumaru wandte sich ebenfalls um: „Shiro?“

„Da war etwas entfernt, im Westen“, sagte diese: „Eine starke Fluktuation in der Magie. Als ob mächtige Wesen aneinander geraten sind.“

Er wusste, dass sie diesbezüglich feinfühliger war: „Myu?“

„Das kann ich nicht sagen. Wer auch immer daran beteiligt ist, verfügt über eine gehörige Stärke.“

Die ersten Strahlen der Sonne kamen über den Horizont. Im nächsten Augenblick stieg hinter ihnen Youki rasch an. Beide Youkai wussten allerdings, was das auslöste und drehten sich nicht um.

„Endlich“, murmelte Inuyasha erleichtert und bewegte ein bisschen seine Klauen: „Gehen wir weiter?“

„Ja.“ Sesshoumarus Zustimmung ließ Shiro sofort aufbrechen. So fuhr er fort: „Sobald wir auf festem Grund sind, erschaffen wir Portale. Falls Myu gegen den Magier kämpft.“ Er sparte es sich, hinzuzufügen, dass in diesem Fall sowieso keine Geheimhaltung mehr nötig wäre.
 

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So trifft man/frau sich im nächsten Kapitel: "Am Fuß der Schwarzen Berge"...
 

Wer so nett ist mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel on ist.
 

In eigener Sache: ichh abe eine neue Brüdergeschichte angefangen: Es kann nur einen geben, mit 27 Kapiteln.
 

bye
 

hotep

Am Fuß der Schwarzen Berge

Langsam wird es ein wenig enger für den Magier. Aber noch ist er optimistisch. Das nächste Kapitel zeigt, was Sesshoumaru unter Partnertausch versteht.....
 

26. Am Fuß der Schwarzen Berge
 

Die Dimensionsportale gaben Sesshoumaru und Inuyasha, Shiro und Kagome frei. Die vier Reisenden blickten sich rasch um. Sie befanden sich in einer baumlosen Hügellandschaft. Im Westen und Norden stiegen steil dunkle Berge auf. Das sollten die Schwarzen Berge sein. Aber weitaus interessanter war zunächst etwas, das nur knapp vor ihnen sein musste. Da der Herr der westlichen Gebiete auch sofort den kleinen Hügel emporstieg, folgte die Familie. Außer Inuyasha spürten alle, dass es hier Magieausbrüche gegeben hatte, wohl der Kampf stattgefunden hatte, der sie angelockt hatte.

„Oh, mein Gott!“ brachte Kagome hervor, als sie die schwarze, verkohlte Gestalt am Fuße der Erhebung liegen sah.

„Das ist nicht Myu“, meinte Inuyasha sofort, da diese kleiner sein müsste, fasste aber nach seiner Gefährtin, um sie mit einem Satz hinab zu tragen.

Die beiden Hundeyoukai folgten.

„Ich spüre kein Youki“, erklärte Shiro, sah sich um: „Aber …“

„Tsuko.“ Sesshoumaru betrachtete die verbrannte Gestalt.

„Jemand muss ihn geläutert haben….“ Kagome verschluckte den restlichen Satz, als der so schrecklich Zugerichtete die Augen öffnete.

Der Drachenschamane wusste, wer um ihn stand. Und obwohl der Magier ihn ohne weitere Warnung von hinten angegriffen hatte, während er gerade den zweiten Bannkreis zerstört hatte, hatte er es geschafft, die Attacke zu überleben. Vielleicht wäre er auch stark genug, sich zu heilen, zu regenerieren. Aber dazu müssten ihn die Hunde am Leben lassen. Und selbst, falls er es nicht schaffen sollte: sie boten die einzige Möglichkeit für ihn, sich in jedem Fall bei seinem alten Mentor zu revanchieren. Er musste ihnen sagen, wie sie an den Magier kommen konnten. Er konnte nur verschwommen sehen, aber er erkannte den Hundefürsten, drei andere Gestalten: „Schützer der Drachen…“ brachte er hervor. Daiki hatte Recht gehabt. Der Tod, der Wind, die Blume und das Zwillingslicht….Sesshoumaru, der Tod, Inuyasha, der mit dem Wind kämpfte, eine hübsche Menschenfrau und Shiro, die einen Zwillingsbruder hatte….Die letzte Prophezeiung.

Sesshoumaru blickte emotionslos auf ihn hinunter, auch, wenn ihn diese Anrede überrascht hatte, bedeutete das doch, dass Tsuko anerkannte, dass er, der Youkai, der Herr der Drachen war. Was war hier nur geschehen?

„Myu…der Magier hat sie dort im Berg….“ Dem Drachen fiel es schwer, etwas hervorzubringen. Aber er wollte, musste es sagen, ehe er zu schwach wurde, in den betäubungsähnlichen Schlaf fiel, den ein Wesen seiner Art benötigte, um sich zu regenerieren - oder nie mehr aufzuwachen. „Der Berg dort…Am Eingang...läuternder Bannkreis, aber im Süden ist eine Höhle…Der Hintereingang…aber dort ist Gefahr… Basilo…“

„Basilo?“ wiederholte Sesshoumaru.

„Vielleicht ein Basilisk?“ meinte Kagome. Und da Tsuko mühsam nickte, erklärte sie: „Das soll eine riesige Schlange sein, deren Blick versteinert oder tödlich ist, der Atem giftig.“

„Ja“, keuchte der Schamane: „Eure Katze…Spiegelkäfig…kein magisches Wesen kann ihn…öffnen. Vorsicht vor dem Magier..“

„Er hat dich angegriffen?“ meinte Inuyasha: „Und so wie du aussiehst, wohl von hinten. Keh! Was für ein Feigling.“

„Gehen wir.“ Sesshoumaru drehte sich um.

„Ja, aber…“ begann Kagome: „Wir müssen ihm doch helfen. Er ist doch so schwer verletzt…“

„Er ist ein Drache!“ Und da Inuyasha sofort bemerkte, dass dieser Satz falsch aufgenommen wurde: „Nein, man kann ihm nicht helfen. Entweder er schafft es, sein Youki zu regenerieren oder nicht. Da gibt es nichts. Komm, sehen wir zu, dass wir Myu rausholen, ehe sie so ähnlich endet. Ihr Youki wäre sicher zu schwach zum Heilen.“

Kagome warf noch einen betroffenen Blick auf den Schwerverletzten, der sich nicht mehr rührte. Er hatte alles gesagt, was zu sagen war. Jetzt musste er sein Überleben sichern. So folgte die junge miko den anderen.

Sesshoumaru betrachtete den Berg vor sich. Tsuko hatte ihn sicher nicht angelogen, was die Informationen über den Magier betraf. Und dieser hatte den Drachen wohl auch so zugerichtet. Warum hatten sie sich gestritten? Aber das war letztendlich gleich. Wichtiger war es, dem Magier keine Geisel zu lassen, eine gute Strategie zu entwickeln. Und da sah er nur eine Möglichkeit. Er blieb stehen.

„Was nun?“ Inuyasha hielt an seiner Seite: „Kleine Pause? Den blöden Bannkreis am Tor schaffe ich mit dem roten Tessaiga, ganz bestimmt. Oder Kagome kann ihn läutern. Dieser Magier fühlt sich doch im Moment sicher. Wer weiß schon, was er gerade mit Myu anstellt.“

„Er hat sie als Geisel“, antwortete Shiro prompt für ihren Gefährten: „Wir müssen vorsichtig sein.“

„Inuyasha.“ Der Herr der Hunde sah zu seinem Halbbruder: „Dann übernimm den Bannkreis. Shiro, hilf ihm. Und lenkt den Magier vor der Höhle solange ab, bis Myu befreit ist. Danach tötet ihn.“

Der Hanyou grinste leicht. Was war denn da los? Sein Herr Bruder überließ tatsächlich ihm den Endkampf, vertraute ihm sogar seine Gefährtin an? „Alles klar.“

„Kagome, komm.“

„Äh...Moment mal...“ meinte Inuyasha hastig: „Du willst doch nicht etwa mit ihr durch diese Schlangenhöhle? Sie ist ein Mensch!“

„Dessen bin ich mir bewusst.“

Kagome schluckte etwas, verriet dann aber, dass sie mitgedacht hatte: „Der Schamane sagte doch, die arme Myu sei in einem Käfig, den kein magisches Wesen öffnen kann. Und ich bin hier der Einzige, der eindeutig ein Mensch ist. Oh, nicht, dass du denkst, ich wäre begeistert von der Aussicht, demnächst auf einen lebenden Basilisken zu treffen, aber das muss wohl so sein.“

„Den lass mir. Komm.“ Sesshoumaru drehte sich um und ging nach Süden.

Kagome lächelte flüchtig: „Viel Glück, Inuyasha. Shiro...“ ehe sie ihm folgte.

„Keh!“ machte der Hanyou leise: „Ich hoffe nur, er weiß wirklich, was er da vorhat.“

„Er weiß immer, was er tut und warum und welche Wirkung es haben wird, “ antwortete Shiro sofort: „Wir müssen den Magier ablenken.“

„Ja. Komm. Das wird nicht gerade ein Spaziergang, wenn ich mir so ansehe, was der Typ mit Tsuko angestellt hat. Ihn gleich zu töten wäre sicher einfacher.“

„Wir wissen nicht, was er an Fallen oder Hindernissen im Berg hat, dort auslösen könnte, wäre er nicht abgelenkt. Sobald Kagome Myu gefunden hat, herausgebracht hat, können wir ihn töten.“

„Manchmal ähnelt ihr euch schon sehr“, maulte der Hanyou und Shiro brauchte nicht zu fragen, wem sie ähnelte.
 

Der Haupteingang zu dem Höhlensystem des Magiers war leicht zu finden. Der Bannkreis war selbst für Inuyasha wahrnehmbar. Dieser blieb in gut zwanzig Meter Entfernung stehen, zog sein Schwert, dessen Klinge rot aufleuchtete.

„Na, dann wollen wir den Guten doch mal aufwecken!“ Er holte Schwung.

Shiro blieb einige Schritte entfernt von ihm, um ihm zum einen Platz zu lassen, zum anderen gegebenenfalls für ihn den Schutz mit übernehmen zu können. Ihre Kampftechnik war eher die Abwehr und sie nahm nicht an, dass der Magier die Zerstörung seines Bannkreises ignorieren würde. Falls doch, müssten sie in die Höhle und das wäre gegen Sesshoumarus Befehl. Sie sah, wie Tessaigas Energie losraste, gegen den schützenden Schild, der prompt in sich zusammenfiel. Manchmal überraschte sie ihr Schwager immer noch. Er musste wirklich der stärkste Hanyou sein, den es je gegeben hatte, zumal, wenn er sein Schwert in der Hand hatte.

Inuyasha legte seine Klinge nachlässig auf seine Schulter: „So. Wenn der Magier nicht gerade schläft, sollte er das mitbekommen haben. Wie hieß er doch gleich?“

„Die Menschen nennen ihn Kakon.“

„Ich habe keine Ahnung, warum er sich mit Tsuko so gestritten hat. Der hatte sich immerhin zu ihm geflüchtet, ihm vertraut. Ob das wegen Myu war?“ Er erwartete keine Antwort von der kühlen Hundefürstin: „In jedem Fall….er hat es tatsächlich geschafft, dass dieser dämliche Drache mir Leid getan hat.“

„Es war Tsukos eigene Entscheidung, den Krieg der Drachen allein weiterzuführen.“

„Ja, schon gut.“ Das konnte eine Youkai nicht nachvollziehen. Nach deren Ansicht war jeder für sich allein verantwortlich. Und musste die Konsequenzen seiner Entscheidung eben auf sich nehmen. „Kommt er?“

„Ja.“ Sie nahm eine winzige Veränderung der Luftmoleküle wahr, die aus der Höhle strömten und legte die Hand an ihr Schwert, zog es.

„Unerwarteter Besuch?“ Die ruhige Stimme des Magiers drang aus der Höhle, ehe seine Besucher die verhüllte Gestalt mit der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze erkennen konnten. In der Hand trug er seinen goldenen Stab. „Was wollt ihr, Dämonen?“

„Myu.“ Inuyasha nahm Tessaiga langsam von der Schulter: „Du hast doch nicht im Ernst geglaubt, unsere Cousine entführen zu können, ohne dass wir sie suchen?“

„Cousine? Oh…dann seit ihr also japanische Dämonen. Wie nennt man das, Youkai?“ Der Magier hielt seinen Stab schräg vor sich. Wenn das ihre Familienangehörigen waren, waren sie sicher in der Qualität wie Myu. Und deren Youki war ja nun wirklich nicht sonderlich beachtlich. Bei der rothaarigen Frau konnte er gar nichts wahrnehmen, bei dem jungen Mann etwas. Aber das konnten unmöglich starke Youkai sein: „Ich kann sie euch nicht geben, da ich sie noch benötige.“ Für einen Moment lag ein amüsiertes Lächeln in der Stimme: „Und wenn ihr nicht sterben wollt, solltet ihr verschwinden.“

„Keh!“ Inuyasha dachte gerade noch daran, dass sie den Magier hinhalten mussten: „Du brauchst Myu? Was für ein Unsinn. Und wie du Tsuko zugerichtet hast…“

„Wenn du nicht ebenso aussehen willst, Youkai, solltest du gehen.“

„Oh, Mann. Und so was will ein Zauberer sein? Kennst du nicht einmal den Unterschied zwischen Hanyou und Youkai?“

„Ein Hanyou, also? Ein Halbblut?“ Das erklärte das geringere Youki. War Myu dann also auch ein Hanyou, wie er fast schon vermutet hatte? Eine ganze Hanyou-Familie?

„Er hat’s begriffen. Gratuliere.“ Inuyasha warf einen raschen Blick seitwärts. Shiro ließ den Magier nicht aus den Augen, war auf der Hut, einen Überraschungsangriff parieren zu können. Gut. Dann könnte er sich noch ein bisschen mit dem Mistkerl unterhalten. Sie sollten ja für Kagome die Zeit schinden, damit sie die Gefangene finden konnte: „Also, rück Myu jetzt raus. Was auch immer du Schwachkopf planst, das wird nie funktionieren. Es hat noch niemand geschafft, gegen die Familie zu bestehen. Hat dir Tsuko nicht gesagt, wie alt er gegen uns ausgesehen hat? Und da hatte er noch die Elemente auf seiner Seite. Naja. Immerhin zwei.“

„Er sagte, er habe vier beschworen.“ Das war mal eine interessante Neuigkeit. Hatte ihn der Drachenschamane etwa belogen?

„Ja, hatte er. Aber da waren zwei schon hinüber.“

Der Magier dachte, er höre nicht recht. Wer sollte es denn geschafft haben, gleich zwei der Elementgeister oder Drachendämonen zu vernichten? Im gleichen Moment wusste er die Antwort. Irgendwie musste es Myu gelungen sein. Umso bedeutender war es, dass er sich um sie kümmerte, seine Experimente fortsetzte, statt sich hier mit diesem Wichtigtuer zu unterhalten. So fasste er seinen Stab fester: „Verschwindet jetzt. Oder ich werde euch töten.“

„Das dürfte eher umgekehrt sein. Und dann holen wir Myu.“

„Keine Aussicht, mein junger, vorlauter Freund. Sie ist in einem Käfig, aus dem sie kein Wesen mit Youki, wie ihr es nennt, oder Genki holen kann.“

Inuyasha grinste, als er Tessaiga hob: „In diesem Fall hast du echt miese Karten, Hexer. Dann wollen wir doch mal antesten, was du so drauf hast. Kaze no kizu!“

Hoffentlich war das kein Fehler, dachte Shiro. Inuyasha schien anzunehmen, dass eine solche - für ihn - leicht geschlagene Windnarbe den Magier nur beschäftigen würde, ihn aber nicht töten würde. Aber im nächsten Augenblick erkannte sie, dass ihr Gegner seinen goldenen Stab durch die Luft wirbelte, spürte seine Energie. Die Macht Tessaigas wurde abgewehrt, prallte seitwärts harmlos auf. Das war so eine ähnliche Art der Verteidigung, wie sie das selbst mit Daketsasiga und ihrem Youki praktizieren konnte. Und da war eine gehörige Energie dahinter gewesen. Wenn sich der Magier es leisten konnte, so viel schon in der ersten Abwehr zu vergeuden, musste er eine Menge an Kraft haben, an magischer Kraft. Aber Inuyasha hatte noch lange nicht mit aller Macht zugeschlagen. Und sie selbst war schließlich auch noch da. Freilich, der Befehl lautete, sich zurückzuhalten, bis Kagome Myu aus der Höhle geschafft hatte.

„War das schon alles?“ erkundigte sich der Magier: „Dann solltet ihr wirklich verschwinden.“

„Wie kommst du nur auf die Idee, Idiot? Ich sagte was von antesten. Aber dein Stab ist wirklich ein nettes Gerät…“ Mit einem weiten Sprung kam der Hanyou auf seinen Gegner zu, schlug mit der Klinge hinunter.

Im letzten Moment riss der Magier seinen Stab empor, um abzuwehren. Einen Kampf Stahl auf Gold würde er nicht lange durchhalten, das war ihm klar. Trotz all seiner Fähigkeiten war er ein Mensch geblieben. Und rein körperlich einem Youkai, einem Drachen, selbst einem Hanyou unterlegen. Nicht zuletzt aus diesem Grunde hatte er Tsuko angegriffen, als dieser mit dem Bannkreis beschäftigt gewesen war. Aus dem Ende seines Stabes sprühten plötzlich Funken, schossen auf Shiro los. Diese sparte es sich, zu parieren und sprang mit einem Satz seitwärts. Noch war es nicht nötig, dass der Magier wusste, welche Fähigkeiten sie hatte. Das hier war nur ein Abtasten, ein Vorgeplänkel, um Sesshoumaru und Kagome Zeit zu verschaffen, an dieser Schlange vorbeizukommen, Myu zu finden. Der ernste Kampf würde erst danach kommen. Und falls der Magier dumm genug war, bereits jetzt all seine Fähigkeiten zu zeigen, so war das ein für ihn tödlicher Fehler.

Inuyasha machte ebenfalls einen Satz zurück. Er war zwar sicher, dass Shiro allein auf sich aufpassen konnte, aber noch brauchte Kagome bestimmt Zeit, um die Katzenyoukai zu finden.
 

Im gleichen Moment erschütterte ein dumpfes Grollen den Berg. Der Magier fuhr herum, wandte sich dann hastig wieder seinen Gegnern zu: „Ah, da wollte jemand wohl ganz schlau sein. Ihr solltet mich hier halten und jemand anderer wollte sich von hinten in meine Behausung schleichen? Wie überaus dumm. Mein nettes Haustier wird jeden töten, der an ihm vorbeikommen will.“

„Ach ja?“ Inuyasha versuchte nicht zu zeigen, dass er ein wenig besorgt wurde. Schön, sein Halbbruder war niemand, den man leicht um die Ecke bringen konnte, das wusste er nur zu gut, aber Kagome…Er hoffte allerdings, dass Sesshoumaru wirklich einen guten Plan gehabt hatte: „Auch schon gemerkt? Die Frage ist nur, ob dein nettes Haustier das überlebt. Basilisk, oder?“

„Gut informiert, Kleiner.“ Ohne Andeutung fuhr der Magier herum, wollte zurück in seine Tunnel rennen. Er musste zusehen, dass er den anderen Ausgang noch einmal sicherte, mit der Riesenschlange reden. Er war einer der wenigen Menschen, die das konnten. Wer auch immer den Basilisken übernommen hatte, musste stärker als diese beiden hier sein, war also die größere Gefahr.

„Hier geblieben!“ Der Hanyou schlug auf der Linie der Windnarbe zu, diesmal mit deutlich mehr Macht. Die Energie raste an dem Zauberer vorbei, prallte gegen die Höhlenwand. Steine bröckelten aus der Decke, stürzten vor ihm hinunter.

Der Magier erstarrte. Das war eindeutig ein mächtigerer Angriff gewesen, als der zuvor. Und auf diese Distanz…Diese japanischen Dämonen waren nicht so schwach, wie er es vermutet hatte. Nun gut. Es half nichts. Er musste diesen vorlauten Jungen umbringen. Die Frau schien sowieso nicht so stark zu sein. Noch immer konnte er kein Youki spüren, sie hatte sich auch noch nicht in den Kampf eingemischt. Dann musste er den anderen Ausgang eben dem Basilisken überlassen. Niemand konnte an dem vorbei. So schwenkte er kurz seinen goldenen Stab, sammelte seine Magie darin, ehe er sie mit diesmal aller Macht, die er so schnell aufbringen konnte, gegen den Hanyou schickte.

Shiro hatte es bemerkt. Und sie war sicher, dass Inuyasha noch nicht alle Kniffs zeigen wollte, die er mit Tessaiga anstellen konnte. So sprang sie seitlich vor, schlug mit ihrer Klinge einen Kreis. Dementsprechend bildete sich aus ihrem Youki eine Abschirmung. Der Hanyou wollte schon protestieren, was sie sich einmische, aber er wusste, dass sie einem Befehl Sesshoumarus stets bedingungslos nachkommen würde. Und der hatte eben geheißen, dass sie ihm helfen sollte. Die Hundeyoukai keuchte fast erschreckt auf, als die Magie des Zauberers auf ihr Youki prallte, es sofort entzog, läuterte. Der Schutzkreis drohte nachzugeben, und sie musste rasch Energie nachschicken, um den Angriff seitlich ablenken zu können. Sie richtete sich etwas auf, musterte den Magier. Das war ärgerlich. Er war stark genug, sie zu zwingen, sehr viel Youki zu verbrauchen. Allzu oft könnte sie diese Art der Abwehr nicht machen. Nun, immerhin müsste sie nicht angreifen, da das Inuyasha übernehmen würde, der auch schon an ihr vorbeisprang:

„Jetzt ist langsam Schluss…“ Noch durfte er nicht mit aller Kraft angreifen, erinnerte er sich. Noch war Kagome nicht wieder aus diesen Höhlen, geschweige denn Myu. Und das Grollen unter der Erde verriet, dass der Basilisk seinen Gegner gefunden hatte. Also sollte er den Magier noch beschäftigen, ohne ihn umzubringen. Aber deswegen musste man es diesem Idioten ja nicht einfach machen: „Kaze no kizu!“
 

Sesshoumaru und Kagome waren Richtung Süden gegangen, wo nach Angaben des Drachenschamanen der zweite Eingang zu den Höhlen des Magiers liegen sollte.

„Ein Basilisk ist eine Schlange.“

„Ja“, bestätigte Kagome: „Ich frag mich nur, warum hier einer wohnt. Ich hätte eher gedacht, sie leben weiter weg, in Europa oder so. Es soll eine riesige Schlange sein, deren Blick entweder tödlich ist oder versteinert. Ich habe einmal gehört, dass man ihn darum mit einem Spiegel töten könne. Ansonsten soll sein Atem ätzendes Gift sein.“ Sie vermied die Bemerkung doch noch, die auf ihrer Zunge lag. Immerhin besaß er in seiner Hundeform so etwas Ähnliches. „Irgendwie sollte man ihn auch durch den Gestank eines Wiesels töten könne. Aber kein Schwert geht durch die Schuppen, hieß es.“

„Dort ist der Eingang.“

Kagome sah empor. Das war eher ein Spalt. Wieso sollte dahinter eine gigantische Schlange leben? Aber sie sagte: „Wir dürfen ihm nicht in die Augen sehen…“ Keine Antwort, aber sie hatte das unbehagliche Gefühl, mal wieder in ein Fettnäpfchen gehüpft zu sein. So fügte sie hinzu: „Ich wollte dir keinen Vorschlag machen…“

„Sehe auf den Boden und laufe so schnell du kannst tiefer in den Berg. Suche Myu.“

„Ja.“

Der Herr der westlichen Gebiete war zufrieden, dass sie anscheinend wusste, auf was es ankam und ging langsam auf den Spalt zu. Er konnte ein Reptil wittern, Gase. Er würde ebenfalls die Augen geschlossen halten müssen, falls es stimmte, dass allein der Blick schon tödlich wäre. Aber das würde nicht unbedingt ein Problem werden. Je mehr er sich der Höhle näherte, umso deutlicher spürte er die magische Energie eines Wesens, das sich darin verbarg. Und diese konnte er fühlen. Schwieriger wäre es schon, wenn tatsächlich selbst sein Schwert nicht durch den Schuppenpanzer käme. Dann müsste er es mit seiner Giftklaue versuchen, was ihn natürlich nahe an den Basilisken heranführen würde. Nun, vielleicht käme ihm noch eine andere Idee.

Er blieb an der Öffnung stehen. Da er die Gegenwart eines magischen Wesens links spürte, sagte er: „Lauf die rechte Höhlenwand entlang, Kagome.“

Diese rannte sofort los, krampfhaft den Blick zu Boden gerichtet. Sie spürte ebenfalls eine Energie, die ihr einen Schauder über den Rücken jagte. Aber Sesshoumaru wusste doch sicher, auf was er sich da einließ. Zumindest hoffte sie es schwer, denn Basilisken gab es nie in Japan.

Der Hundefürst zog sein Schwert, als er aus den Augenwinkeln links eine Bewegung sah. Dann schloss er die Augen. Im nächsten Moment erschütterte etwas die Höhle. Kagome schrie unwillkürlich auf, als der Schwanz der gigantischen Schlange sie um Haaresbreite verfehlte, duckte ab. Nur ihre Erfahrung aus vielen Abenteuern ließ sie weiter zu Boden blicken, einfach weiterrennen. Obendrein war sie sicher, dass ihr Schwager gleich etwas unternehmen würde.

Sesshoumaru hatte unterdessen seine Klinge mit Youki aufgeladen, jagte seine Energie mit einer Armbewegung in die Richtung, in der er den Kopf des Wesens vermutete. Falls das nichts brachte, müsste man weitersehen.

Die riesige Schlange hob zischend ihren Kopf, musterte den Unverschämten, der es zum ersten Mal seit langen Jahren gewagt hatte, ihr Zuhause zu betreten, ja, ihr magische Energie buchstäblich auf den Hals zu hetzen. Natürlich konnte man einen Basilisken so nicht verwunden, aber es stach unangenehm auf den Schuppen. Er sah nicht auf, schien zu wissen, dass der Blick ihn versteinern würde. Aber er würde so oder so sterben, allein für diese Impertinenz. Der Basilisk warf sich herum, ließ seinen Schwanz zuschlagen. Sesshoumaru fühlte die Änderung in der Energie, konnte die Schuppen in der Luft wittern und sprang empor, griff erneut an. Der Schwanzschlag gegen die Höhlenwand führte dazu, dass Steine von der Decke rieselten, als das Youki erneut mit bläulichem Licht auf die Reptilienhaut prallte, eine dampfende Schicht auf die Schuppen legte.

Der Hundefürst landete, fuhr herum, noch immer die Augen geschlossen. Jetzt wusste er, was zu tun war.
 

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Im nächsten Kapitel wird es also ernst.
 

Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, sobald ich sehe, dass ds neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Magie und mächtige Schwerter

Der Magier hat keine Ahnung, was Leuten blühen kann, die auf diese Familie treffen.
 

27. Magie und mächtige Schwerter
 

Sesshoumaru landete weich, fuhr sofort herum, um einen erneuten Youki-Angriff gegen den Basilisken zu jagen. Leider konnte er bislang keine Verletzung der Riesenschlange wittern. Kagome schien soweit Recht zu behalten, dass die Schuppen gegen Schwertattacken Widerstand leisteten. Selbst gegen seine Druckwellentechnik. Ärgerlich, aber nicht zu ändern. Zumindest, solange er noch nicht seine volle Energie abrufen konnte. Immerhin war es ihm mit Spüren und Riechen bislang gelungen, den Schwanzhieben des Basilisken auszuweichen, obwohl er die Augen geschlossen hielt, um sich nicht dem tödlichen Blick auszusetzen. Auch der giftige Atem der Schlange machte ihm nichts aus. So gesehen war seine Entscheidung, diesen Kampf selbst zu führen wirklich am besten gewesen.

Er hätte nie zugegeben, dass er keine andere Bestimmung hätte treffen können. Er war der Stärkste, der Anführer, und darum würde er immer in einem Kampf vorangehen, den schwierigeren Part übernehmen. Etwas anderes hätte die Kriegerehre in ihm nie zugelassen. Und diesen Basilisken zu töten war schwieriger, als dem Magier zu beschäftigen. Überdies würde Shiro die Verteidigung übernehmen, Inuyasha den Angriff. Das wäre eine gute Zusammenarbeit. Noch war der Magier nicht hier und er hatte auch nichts von einem Kampf vernommen. Sie schienen ihren Part so zu tun, wie er es erwartet hatte.

Gut. Dann sollte er zusehen, dass er den Basilisken erledigte. Er hatte zwischenzeitlich Zugriff auf seine volle Energie. Die Feuchtigkeit in der Höhle, auch auf dem Körper der Schlange, würde ihm zusätzlich helfen. Mit aller Kraft stieß er die Schwertspitze in den Boden, lud die Klinge mit seinem gesamten Youki auf. Bläulich zuckte Licht um Tokejin, verschwand dann im Boden. Er riss sein Schwert unverzüglich wieder aus dem Gestein, um zurückzuspringen, einer Attacke der Riesenschlange zu entkommen. Noch während er landete, schob er es zurück in den Gürtel. Sekundenbruchteile später erleuchtete ein blaues Feuer die Höhle. Funken, Energieblitze zuckten um den aufzischenden Basilisken, der dieser Menge an Youki nichts entgegenzusetzen hatte. Sesshoumaru witterte den Geruch verbrannten Fleisches, spürte, dass die magische Energie erloschen war. So öffnete er die Augen. Der Basilisk lag seltsam verkrümmt, schwärzlich verkohlt, in der linken Ecke der Höhle. Möglicherweise war er nicht tot, aber wenn nicht, so würde er sehr lange für eine Regenerierung benötigen. So machte sich der Hundefürst auf den Weg, Kagome und Myu zu finden.
 

Inuyasha hatte bemerkt, dass Shiro unwillkürlich zu dem Berg geblickt hatte und war zu ihr gesprungen, nachdem er dem Magier noch einen Angriff hinübergeschickt hatte: „Was ist?“ Er machte sich doch Sorgen um Kagome.

„Sesshoumaru-donno hat sein volles Youki eingesetzt.“

„Gut, dann ist Kagome drin.“ Der Hanyou hatte keine Zweifel daran, dass sein Halbbruder den Basilisken getötet hatte: „Jetzt müssen wir hier nur noch ein bisschen Zeit schinden, ehe wir den Kerl erledigen können.“ Er wandte sich wieder dem Magier zu. In zu vielen Kämpfen hatte er schon Leuten gegenübergestanden, die ihn unterschätzt oder verachtet hatten. Und er wusste, dass solche Idioten am liebsten über sich selbst redeten, ehe sie das vermeintliche Opfer umbrachten: „Was willst du eigentlich von Myu? Du hast doch schon ganz schöne magische Macht für einen Menschen.“

„Oh, ein Kompliment?“ Der Magier hielt seinen Stab noch immer quer vor sich, bereit zur Abwehr. Aber er sagte: „Ihr werdet es nicht wissen, aber weit im Westen von hier leben einige Menschen, die meine magischen Fähigkeiten haben. Allerdings waren sie dumm genug, anzunehmen, dass es außer ihnen niemand gibt. Ich dagegen hörte von diesen Ländern hier, ihrer Magie, von Drachen und Dämonen, und kam her, um zu lernen. Ich habe viele Bücher studiert, nun auch das Drachenbuch der Elementmagie. Und Myu wird mir zeigen, wie man Elementmagie einsetzt.“

„So ein Blödsinn“, meinte Inuyasha aus ganzem Herzen: „Also wieder mal jemand, der einfach mehr Magie will, um mächtiger zu werden. Das muss ja so was wie eine ansteckende Krankheit sein.“

„Rede nicht über Dinge, die du nicht verstehst, mein Junge. Ein Hanyou mit deinen schwachen Fähigkeiten hat ebenso wenig Ahnung von wirklicher, magischer Macht, wie eine Nudel vom Geschmack des ganzen Gerichts.“

„Du irrst dich, Magier.“ Shiro klang ruhig: „Ich habe in meinem Leben schon einige Leute kennen gelernt, die Menschen waren und versuchten, Youki in sich aufzunehmen…“ Sie dachte an die Magier auf der Insel der Bestie: „Oder sogar Youki und Genki, die Energie der Götter.“ Das war Dai Oya gewesen: „Und sie scheiterten. Kein Wesen beherrscht eine andere Magie als die, mit der es geboren wurde. Alles andere kann man nicht richtig einsetzen.“ Sie zögerte ein wenig. Es war unschicklich für eine Youkaifürstin, mit einem so nichtswürdigen Menschen zu sprechen, aber der Befehl lautete, dass sie ihn erst richtig angreifen konnten, wäre Myu befreit. So fuhr sie fort: „Aber du willst die Magie ja nicht einmal in dich aufnehmen, sondern hast nur davon gelesen. Das wird niemals funktionieren.“

„Oh doch. Und täusch dich nicht, meine Schöne: ich habe schon angelesene Magie eingesetzt, um die Transportelemente zu erschaffen, mit denen Tsuko oder auch die kleine Myu herkamen. Das ist die Technik der Menschen von…“

Shiro hatte abgewinkt: „Menschen.“ Sie hob ihr Schwert ein wenig: „Du verstehst es wirklich nicht. Und ich habe genug Worte an dich verschwendet.“

„Arme Irre. Ihr zwei werdet gleich sterben.“ Der Magier hob seinen Stab, begann ihn zu drehen: „Du bist nicht schlecht in der Abwehr, das gebe ich gern zu, aber wie lange hältst du das noch durch?“

Das würde ein neuer Angriff werden. Die Hundefürstin fasste ihr Schwert fester. Sie würde die Attacke noch einmal reflektieren, entweder zu ihm zurückschicken, oder aber in die Landschaft spiegeln. Leider war er wirklich äußerst stark für einen magischen Menschen. Sie spürte, dass die wenigen Angriffe, die sie abgefangen hatte, ihr Youki schon gewiss um ein Viertel, eher ein Drittel reduziert hatten. Aber noch durften sie ihn nicht direkt angreifen, noch war Myu, waren alle, nicht aus dem Berg in Sicherheit. Sie sprang zu Inuyasha, um ihn mit abzudecken.

Der Hanyou betrachtete den Magier, der seinen Stab nun rasch kreisen ließ. Aus Erfahrung wussten sie, dass gleich Funken von dessen Energie auf sie zugeschossen kommen würden. Normalerweise hätte er ja sein Bakuryuuha eingesetzt, aber das wollte er noch nicht zeigen. Und einen Angriff mit der Windnarbe konnte wiederum der Magier bislang abfangen. Schön, er hatte noch nicht mit aller Macht zugeschlagen, aber dennoch….

Der Angriff kam auf sie zu, die Hundefürstin schlug rasch ihren Abwehrkreis aus Youki. Wie schon zuvor musste sie Energie nachschicken, um nicht doch etwas abzubekommen. Der Kerl war wirklich stark. Womöglich gehörte er in die Klasse von Dai Oya. Und den hatte Sesshoumaru getötet. Aber Inuyasha war doch nicht so stark wie sein Halbbruder, oder?
 

Kagome lief durch die Höhle. Zum Glück schien es nur wenige Räume zu geben, hatte der Magier hier allein gelebt. Sie öffnete eine Tür. Dort brannten Feuer in Schalen, erhellten den Raum. Schreibzeug lag da. Aber leider keine Myu. So rannte sie weiter. Eine der nächsten Türen führte eindeutig in das Studierzimmer des Hausherrn, was sie aber auch nicht sonderlich weiter interessierte. Am liebsten hätte sie nach Myu gerufen, aber sie befürchtete, dass der Magier das hören könnte, sie den dann auf dem Hals haben würde. Außerdem war nicht gesagt, dass die junge Katzenyoukai antworten konnte.

Vor sich im Gang entdeckte sie plötzlich kleine, zweibeinige Gestalten, schwarz und anscheinend menschenähnlich. Diese versammelten sich, piepsten ihr entgegen. Sie waren kaum dreißig Zentimeter groß und eigentlich sah sie keine Gefahr darin. Aber sie entsann sich durchaus, dass ihr Shiro bei dem Treffen mit dem Eichhörnchen Lingxi erklärt hatte, mangelnde Größe könne durch eine Überzahl wettgemacht werden. So zog sie sich den Bogen ab, nahm einen Pfeil. Im nächsten Moment gellte ein schrilles Zirpen durch die Luft und die vielleicht zwanzig kleinen Wesen rannten auf sie zu. Helle, spitze Zähnchen leuchteten im Halbdunkel. Die junge Miko überlegte nicht länger, sondern schoss ihren Pfeil ab, der grell in dem düsteren Gang aufleuchtete. Als sie wieder sehen konnte, rannten die wenigen verbliebenen Gestalten hastig weg. Kagome nahm einen neuen Pfeil, zur Sicherheit, aber sie lief weiter. Sie musste Myu finden.

Wieder eine Tür. Das war eindeutig ein Labor, dass verrieten die Apparaturen, die Flaschen und Behälter. Kagome schluckte, als sie auf einem länglichen Tisch Fesseln erkannte. War das für Myu vorgesehen? Was für ein Mistkerl war dieser Magier eigentlich? Sie drehte sich um, rannte weiter. Als sie die nächste Tür öffnete, erstarrte sie. Vor ihr befand sich eine Kugel aus grauen Platten. War das etwa der Spiegelkäfig, von dem Tsuko gesprochen hatte?

„Myu? Myu-chan?“

Die Katzenyoukai zuckte zusammen. Hatte sie sich verhört? Wieder fiel ihr Name: „Ich...ich bin hier…Kagome?“ Das war die doch? Oder hatte sie jetzt schon Halluzinationen? Wurde sie langsam verrückt?

„Ich hol dich da gleich raus. Moment.“ Die menschliche Miko suchte hastig, ehe sie einen Riegel fand. Vorsichtig berührte sie ihn. Wäre sie ein Dämon oder auch ein Drache gewesen, selbst ein Gott, hätte sie sich im wahrsten Sinne des Wortes die Finger verbrannt. So aber konnte sie ihn öffnen. Behutsam klappte sie die Platte weg, erkannte entsetzt, dass Myu in der Tat nur von Spiegeln umgeben war. Das musste ja grausig gewesen sein, da tagelang drinzustecken. Und ihre angeheiratete Cousine sah auch mitgenommen aus, strahlte jetzt aber:

„Kagome...was bin ich froh! Wo ist Yuri-sama?“

„Komm, wir müssen hier schnell weg. Draußen wird noch gekämpft.“ Sie musste Myu ja nicht als erstes erzählen, dass ihr Gefährte nicht hatte mitkommen dürfen. So half sie ihr, aus der Kugel zu gleiten: „Kannst du stehen? Laufen?“

„Ja...ich denke schon. Ich fühle mich nur so schwach.“

Kagome legte den Arm um sie: „Ich helfe dir. Komm jetzt. Ehe dieser Magier wieder auftaucht.“ Sie spürte den unwillkürlichen Schauer: „Er war wohl nicht sehr nett zu dir, Myu-chan?“

„Nein...Und Tsuko ist auch noch irgendwo.“

„Der ist schwer verletzt worden, durch den Magier. Er gab uns den Tipp, wo du steckst.“

Die kleine Katze verstand das nicht: „Sie waren doch Meister und Schüler?“

„Sie haben sich wohl gestritten. Gehen wir.“

Die beiden jungen Frauen eilten, so rasch Myu es konnte, durch die Höhle zurück. Eine Bewegung vor ihnen ließ sie stehen bleiben, dann erst erkannten sie den Herrn der westlichen Länder.

„Sesshoumaru-sama“, meinte Myu erleichtert. Die ganze Familie war gekommen.

„Du hast den Basilisken getötet.“ Kagome war nicht überrascht über diese Tatsache, eher über die Schnelligkeit.

Er drehte sich um, ging zurück. Es gab keinen Grund mehr, sich hier länger aufzuhalten. Und keinen Anlass, den Magier am Leben zu lassen.
 

Shiro keuchte unwillkürlich auf, als sie den nächsten Angriff abfangen musste. Er hatte seine Macht noch einmal erhöht. Lange würde sie das nicht mehr durchhalten, dann müsste Inuyasha mit die Verteidigung übernehmen. Aber eine solche Schmach würde sie nie zulassen. Nicht, solange sie noch einen Funken Energie in sich hatte. Sie atmete schwer, als sie den Magier anstarrte.

„Hm, wie wäre es mit aufgeben? Du hast deine dämonische Macht bald verbraucht. Und der Junge kann dir ja wohl auch nicht helfen.“

„Keh!“ machte Inuyasha leise: „Können und wollen sind zweierlei, du Witzbold. Aber in einem hat er Recht, Shiro. Den nächsten Angriff lass mir.“ Und da er bemerkte, dass sie sich unwillkürlich aufrichtete: „Ich habe eine Idee.“

Die Hundeyoukai zögerte. Sesshoumarus Befehl war jedoch gewesen, dass sie Inuyasha helfen solle. Und damit hatte dieser die Führung erhalten. So wich sie etwas zurück: „Eine Idee?“

„Sobald die anderen da sind. Hat dir Sesshoumaru einmal erzählt, wie die Bestie der Tiefe starb?“

Sie musste nachdenken, nickte dann. Die Halbbrüder hatten einen kombinierten Angriff gestartet, ihre Energien verbunden. Darum wollte Inuyasha nicht, dass sie noch mehr Youki verlor. Er würde quasi sie angreifen und sie sollte dann ihre vereinte Macht auf den Magier schicken.

Der Magier zog die Augen zusammen. Die beiden Halbblüter heckten doch irgendetwas aus? Nicht, dass er auch nur einen Moment annehmen würde, es würde ihnen gelingen, aber Vorsicht war besser. So sammelte er diesmal alle magische Energie, die er aufbringen konnte. „Jetzt werdet ihr dran glauben“, kündigte er an, während er begann, seinen Stab erneut kreisen zu lassen.

Inuyasha konnte ein Grinsen nicht unterdrücken: „Na, versuche es doch mal. Solche Ansagen habe ich schon öfter gehört. Und wie du siehst, hat es nie geklappt.“

Shiro wandte den Kopf, als ihr eine vertraute Witterung in die Nase stieg. Seitwärts standen drei Personen: „Sie sind da.“

Der Hanyou nickte. Dann konnte er wenigstens diesem Magier seinen eigenen Angriff mit voller Kraft zurückgeben. Wenn es irgend möglich war, wollte er ihn allein erledigen, ohne Shiros Hilfe. So stellte er sich ein wenig breitbeiniger hin. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass seine Schwägerin einen Sprung machte, um mehr Platz für ihre Spiegelung zu bekommen. Na schön. Vielleicht wäre seine ursprüngliche Idee sogar besser. Er wollte sie ja nicht beleidigen, und damit auch noch Sesshoumaru. Der Angriff des Magiers schoss auf ihn los. Mit einem Satz ging er ihm entgegen, schlug mit Tessaiga zu: „Bakuryuuha!“ Seine Macht und die seines Schwertes schlangen sich um die Attacke des Magiers.

Dieser sah irritiert zu. Was war das denn für eine Abwehr? Aber so beachtlich auch die Stärke dieses Hanyou war, sein Angriff würde ihn überrennen. Oder was sollte das werden?

Inuyasha hatte bemerkt, wie stark diesmal die Attacke war. Er musste alle seine Kraft aufwenden, da noch gegenzuhalten. Hoffentlich hatte Shiro auch noch genug Energie. Er wollte sich nicht vorstellen, was sein Halbbruder mit ihm machen würde, würde er rein aus Versehen seine Gefährtin töten. Aber jetzt war keine Zeit für solche Überlegungen. Mit einem Ächzen schwang er sein Schwert in die andere Richtung, ließ die gebündelten Energien nun auf die Hundefürstin zujagen.

Shiro war bereit. Als die vereinten Mächte des Magiers und Inuyashas auf sie zukamen, ließ sie all ihr Youki in Daketsaiga strömen, das sie noch aufbringen konnte. Ihr war klar, dass dieser Angriff nun der letzte sein musste, den Gegner töten musste. Sonst könnte sie nicht mehr mitkämpfen, würde versagen. Und genau das durfte nicht passieren. Sesshoumaru hatte gesagt, er vertraue ihr. Das durfte sie nicht aufs Spiel setzen, niemals. Sie schlug den Abwehrspiegel. Unwillkürlich stöhnte sie auf, als die Attacke auf ihre Energie prallte, musste sich dazu zwingen, weiter aufzuladen, ihr eigenes Youki da mit hinzuzugeben. Ihr eigener Überlebensdrang wollte ihr sagen, dass sie nur abwehren solle, nicht noch mehr Energie gefährlich nahe vor sich haben sollte, aber ihr eisernes Pflichtbewusstsein hielt dagegen, ließ sie mit praktisch letzter Kraft die gebündelte Macht in Richtung auf den Magier schicken. Erschöpft fiel sie auf die Knie, konnte nur zusehen, was weiter geschah.

Der Magier war überrascht gewesen, als der Hanyou die aufgeladene Attacke zu seiner Partnerin geschickt hatte, hatte das dann für ein Versehen gehalten, zumal ja deutlich zu erkennen war, wie schwer dieser die Abwehr fiel. Als nun der doppelt gesteigerte Angriff auf ihn zuraste, tiefe Scharten in die Erde riss, begriff er entsetzt. Das war seine eigene Macht, plus alles, was seine Gegner aufbringen konnten. Und er hatte nichts, was er dagegensetzen konnte, außer der Flucht. So drehte er sich um. In seinem Studierzimmer hatte er noch einen Transportschlüssel liegen, der ihn weit Richtung Heimat in den Westen bringen würde. Er musste es einfach schaffen...er musste…

Die Energie holte ihn ein.
 

„Ist Inuyasha stark“, sagte Kagome, die noch immer den Arm um Myu hielt: „Und Shiro natürlich auch, “ ergänzte sie hastig höflich. Mittlerweile jahrelange Kenntnis ihres Schwagers hatte sie gelehrt, dass er durchaus eigen reagieren konnte, schien es auch nur so, als würde man seine Gefährtin entwerten. Das behielt er sich wohl selbst vor.

„Wo ist Yuri-sama? Ist ihm etwas passiert?“ fragte die Katzenyoukai besorgt.

„Er...er durfte nicht mitkommen.“

„Aber…“ Myu warf einen derart empörten Blick auf Sesshoumaru, dass dieser zu ihr sah:

„Izanagi-samas Befehl.“ Er ging langsam hinüber zu seiner Gefährtin, seinem Halbbruder.

„Ja…aber…“ Warum hatte Izanagi-sama das denn gewollt? Sie verstand es nicht. Aber eigentlich war es jetzt auch gleich. Sie hatten sie gefunden, würden sie nun nach Hause bringen. Und Yuri war auch nichts passiert. Das war alles, was zählte. So folgte sie dem Taishou, froh, dass die menschliche Miko sie noch immer stützte. Durch das tagelange, fast unbewegliche Sitzen hatte sie Probleme.

Shiro stand mühsam auf. Sie wollte nicht zeigen, wie matt sie war, sich nicht vor ihrem Gefährten als schwach darstellen. „Wir können dann mit Dimensionsportalen zurück.“ Sie steckte ihr Schwert in die Scheide.

„Und Tsuko?“ erkundigte sich Kagome: „Vielleicht sollten wir ihm helfen?“

„Und wie?“ Inuyasha schob Tessaiga zurück: „Das ist ein Drache, der muss da allein durch. Außerdem – was willst du denn dann mit ihm anfangen?“

„Was meinst du?“

„Er hat uns entführt, Myu entführen lassen, den Drachen das Buch der Elemente geklaut…“

„Oh“, machte sie nur. Das stimmte. Eigentlich war es erstaunlich, dass Sesshoumaru ihn nicht getötet hatte. Aber das lag vermutlich daran, dass der nicht einen derart Wehrlosen abschlachten wollte. Oder daran, dass Tsuko mit seinen letzten Worten seine Niederlage anerkannt hatte.

Der Hundefürst sah zu seiner Gefährtin: „Wir werden einige kurze Portale benötigen, da wir die anderen mitnehmen.“

Shiro nickte, froh, dass er das so sagte. Sie war noch zu schwach für einen einzigen großen Sprung. Überdies hatte er Recht. Sie mussten jetzt drei Passagiere mitnehmen, selbst für Youkai ihrer Macht ein gewisses Problem. Sie sah sich um. Der letzte Angriff hatte nicht nur den Magier buchstäblich verschwinden lassen, sondern auch ganze Teile des Berges dahinter waren eingestürzt, die Höhle. „Der Basilisk ist tief begraben. Und manches andere wohl auch.“

„Shiro.“

„Verzeih, Sesshoumaru-donno“, bat sie sofort. Sie hatte wieder einmal unnütz geredet.

Kagome hatte gute Lust, ihre Schwägerin zu schütteln. Warum ließ sie sich das gefallen? Aber man sollte sich nicht in die Ehen von anderen Leuten einmischen, schon gar nicht, wenn man selbst nur erst halb verheiratet war. Hoffentlich kam jetzt nichts mehr dazwischen. Ihre Mutter war schon eifrig am Brautkleid-Nähen, hatte auch für Inuyasha eine Überraschung parat.
 

Yuri atmete tief durch, als er mächtige Energien spürte, sicher, wer da kam. So stand er schon vor dem Schloss, als die fünf durch die Dimensionsportale traten.

Myu rannte auf ihn zu, blieb vor ihm stehen, sah ihn an. Er fühlte, dass er unsicher wurde. War sie böse auf ihn, weil er sie nicht wie versprochen beschützt hatte? Sie allein gelassen hatte, als sie in Gefahr war? Und jetzt nicht mitgereist war, um sie zu befreien? Er wusste nicht, wie er sich dafür entschuldigen sollte. Nun gut, das letztere war der Befehl des Herrn des Lebens gewesen, aber sonst….Als Beschützer, ja, als Lebensgefährte hatte er versagt.

Myu spürte einen dicken Kloß in ihrem Hals. Warum nur sagte er nichts, warum sah er sie nur so ernst an? War er etwa böse auf sie, dass sie sich in eine so dumme Falle hatte locken lassen? Oder auch, dass sie den kleinen Menschenjungen gehütet hatte? Die durchlebte Angst, der psychische Stress und jetzt dieser kühle Empfang genügten, dass sie zu weinen begann.

„Myu-chan…“ Im nächsten Moment hatte Yuri die Arme um sie, unter sie gelegt, hob sie hoch: „Ich bringe dich nach Hause. Komm, nicht weinen, jetzt ist alles gut. Ich lasse dich nie wieder allein. Nie wieder wird dir jemand etwas tun.“

Erleichtert schlang sie einen Arm um seinen Hals: „Yuri-sama…“

Im nächsten Moment waren die beiden verschwunden.

„Auch eine Art“, meinte Inuyasha: „Zu einem „Danke“ hätte sich der Herr vielleicht noch hinreißen lassen können.“

Kagome lächelte: „Ich fürchte, er hat nicht einmal mitbekommen, dass wir hier herumstanden. Wenn er Myu hat, hört und sieht er nichts anderes. – Da meine Reise in die Vergangenheit mal wieder länger als geplant gedauert hat, sollte ich zurück. Kommst du mit?“

„Wieso?“

„Falls es dir entgangen sein sollte: in vier Wochen ist unsere Hochzeit.“

„Ähm...achja, hatte ich ganz vergessen.“ Der Hanyou versuchte angesichts des eisigen Blicks zu retten, was zu retten war: „Ich komme eben durcheinander. Mal sind es fünfhundert Jahre, mal ein Monat!“

„Ja, wir werden nur einen Monat älter. Und in fünfhundert Jahren altert ihr ja auch.“ Sie wandte sich um, aber auch Sesshoumaru und Shiro waren lautlos verschwunden. So hielt sie sich wieder an ihren Gefährten: „Das wird sowieso dann eigen…wir kennen sie dann schon in der Zukunft, wissen, wie sie aussehen, was aus den Kindern geworden ist. Und wenn wir hierher zurückkehren, liegt noch alles in der Zukunft.“

„Das ist alles nur deine Schuld.“

„Was soll das schon wieder heißen?“

„Na, wer von uns stammt denn aus der anderen Zeit? He, nicht sauer werden. Ich werde dann nur ein paar Mal zurückgehen müssen, damit ich immer weiß, was gerade am Laufen ist. Ich muss doch den guten Haushofmeister auf Trab halten.“ Er nahm ihre Hand: „Ich gehe schon mit dir. Du möchtest eine schöne Hochzeit und du wirst sie auch bekommen. Falls sich einer der lieben Verwandtschaft danebenbenimmt, jage ich ihm höchstpersönlich ein kaze no kizu um die Ohren.“

Kagome unterdrückte ihr Seufzen. So etwas Ähnliches schwante ihr.
 

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Ob Tsuko überlebt hat? Auf diese Antwort müsst ihr ebenso warten, wie der Hundeclan. Das nächste Kapitel heisst erst einmal: "Arashis Erkenntnis". Der junge Erbprinz der westlichen Gebiete wird lernen, was es bedeutet, diese Eltern zu haben.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Arashis Erkenntnis

Seit dem zuletzt Erzählten sind einige Jahrhunderte ins Land gestrichen, die berühmt-berüchtigte Hochzeit rückt immer näher. Was der Hundeclan in dieser Zeit erlebte, mag einer anderen Geschichte vorbehalten bleiben.

Kinder werden älter und Arashi ist nun schon als Erbe seines Vaters ein überaus mächtiger junger Youkai. Oder?
 

28. Arashis Erkenntnis
 

Der Junge, der auf dem Hügel stand und in das Land blickte, schien so um die zehn Jahre alt zu sein. Aber das lange, weiße Haar, die spitzen Ohren und die Augen in der Farbe des Bernsteins machten klar, dass er ein Youkai war. Und damit gewiss viel älter.

„Arashi! Onii-chan!“

Er drehte sich um, ein wenig erstaunt. Seine Zwillingsschwester Seiko und deren Verlobter Katsumaru kamen angelaufen. Dieser war seit einer Woche wieder auf Besuch gekommen. Die beiden Elternpaare ließen sie sich so aneinander gewöhnen.

„Arashi!“ Seikos grüne Augen zeugten von ihrer Aufregung: „Was hast du nur getan!“

„Was soll das? Ich habe mir nur einen kleinen Spaß mit einem dieser menschlichen Bauern erlaubt.“

„Spaß?“ Katsumaru hob etwas die Augenbrauen. Der Erbprinz des südlichen Fürstentums war nur wenig älter als die Zwillinge, aber er wirkte viel ernster als Arashi: „Du nennst das Spaß, einen Menschen zu töten?“

„Wieso das denn? Ich habe nur die Scheune zerlegt.“

„Da war er drin.“

„Oh.“

„Onii-chan“, meinte Seiko und es klang fast ängstlich: „Unser Herr und Vater möchte dich unverzüglich sehen.“

„Habt ihr es ihm gesagt?“ Arashi verzog etwas den Mund. Nun ja, Vater war Vater und er war der Fürst und schon deswegen eine Respektsperson. Aber: er hockte doch da immer im Arbeitszimmer. Nie trainierte er, nie kämpfte er und sein Youki war nicht sonderlich hoch, obwohl er es wohl ein wenig unterdrückte. Warum also sollte er ihn besonders fürchten? Er war sicher, dass er bald schon stärker sein würde. Er war doch nun schon stärker als fast alle Familienmitglieder.

„Das war nicht nötig. Er kam vorbei.“ Katsumaru nickte leicht: „Die Aufregung auf dem Bauernhof hatte ihn wohl angelockt. Und er….er betrachtete die Scheune, den Toten, ehe er ein Schwert zog. Kurz darauf lebte der Mann wieder und der Taishou sprach kurz mit ihm.“

„Arashi, unser Herr Vater war sehr aufgebracht.“ Seiko war besorgt: „Geh sofort zu ihm.“

„Ich warte lieber, bis er sich abgeregt hat.“ Dann würde die Strafe sicher nicht so hoch ausfallen.

„Du hast mich nicht verstanden, onii-chan. Reize ihn nicht noch mehr. So….in solcher Stimmung habe ich ihn noch nie gesehen!“ Seiko schüttelte sich. Natürlich hatte sich ihr Vater genug unter Kontrolle gehabt, zu ihr ruhig zu sprechen, aber das, was sie da in seinem Youki hatte empfinden können, hatte ihr Schauer über den Rücken gejagt. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass ihr Zwillingsbruder nicht begriff, wie sehr ihr Herr und Vater seine Energie unterdrückte. Und sie hatte die dumpfe Ahnung, dass er nicht einmal erkannte, dass ihre Mutter oder auch sie selbst und Katsumaru ebenfalls ihr Youki verbargen, oder es zumindest senkten. Arashi zeigte seines stets offen.

Der Prinz der westlichen Gebiete presste ein wenig die Lippen zusammen. Aber falls er nicht gehen würde, mochte es gut sein, dass sein Vater ihn aufsuchen würde. Und das wäre dann mit Sicherheit schlechter, würde seine Strafe erhöhen. „Was musste dieser Bauer auch gerade da drin sein. Und warum musste Vater auch genau da vorbeikommen.“

„Du solltest langsam wissen, dass es dir nie gelingen wird, irgendetwas vor dem Taishou zu verbergen“, meinte Katsumaru: „Und du solltest jetzt wirklich zu ihm gehen, ihn um Verzeihung bitten und natürlich deine Strafe auf dich nehmen.“

Arashi nickte leicht. Für einen Moment war er versucht, zuerst seine Mutter aufzusuchen, sie um Fürsprache zu bitten, aber er vermutete, dass auch die Fürstin kaum Verständnis dafür aufbringen würde, dass er aus Spaß und Versehen einen Menschen getötet hätte. Aber Moment. Was hatte Katsumaru da vorher gesagt? „Du hast erzählt, Vater hätte den Bauern wieder lebendig gemacht?“

„Ja. Ich…Mein verehrter Herr Vater hatte einmal erwähnt, dass der Taishou solche Macht hat. Aber das zu sehen war schon…bemerkenswert.“

War das nun gut oder schlecht für ihn? Aber Arashi wusste, dass er gehen musste.
 

Das Gespräch beim Fürsten würde noch unangenehmer verlaufen, als er es gedacht hatte, stellte der Erbprinz fest, als er in das Vorzimmer seines Vaters kam. Er wollte prompt in das Arbeitszimmer eintreten, aber Jaken, der engste Mitarbeiter des Herrn der westlichen Länder verwehrte es ihm.

„Ich soll aber unverzüglich zu meinem Herrn und Vater gehen!“ protestierte Arashi.

„Mein Befehl lautet, die strikte Reihenfolge der Ankunft zu beachten, auch, wenn es um Euch geht, Arashi-sama.“

Also würde er warten müssen, bis alle vor ihm Audienz erhalten hatten? Wie ungemein peinlich. Seine Schwester schien sich nicht getäuscht zu haben, als sie meinte, ihr Vater sei äußerst ungehalten. Der junge Prinz setzte sich scheinbar unbewegt an die Wand. Aber seine Hand verkrampfte sich kurz verräterisch in seiner Hose. Er würde um Verzeihung bitten, aber er befürchtete langsam, dass das diesmal wenig bringen würde. Er wusste schon lange, dass seine Eltern seine Streiche als unpassend empfanden. Immer wieder war er dafür getadelt worden, hatte Strafarbeiten erledigen müssen. Aber er war schließlich der Erbprinz und der einzige Sohn und das Bewusstsein seiner Stellung hatte ihn immer wieder zu Streichen angeregt. Menschen oder auch andere Youkai konnten sich gegen ihn nicht wehren. Den ernsthaften, pflichtbewussten Katsumaru empfand er als Langweiler. Warum Seiko den so mochte, war ihm ein Rätsel. Schön, sie waren verlobt und so hatte es wohl seine Richtigkeit. Jetzt aber überlegte er sich, ob er dieses Mal nicht zu weit gegangen war. Immerhin, sein Vater würde seinen einzigen Erben ja nicht gerade umbringen. Aber…
 

Endlich kam Jaken zu ihm: „Arashi-sama.“

Der Erbprinz betrat das Arbeitszimmer seines Vaters, kniete höflich nieder, den Blick zu Boden gerichtet. Unwillkürlich presste er die Zähne zusammen, als der Fürst einen Brief, den er in der Hand hatte, weiterlas, ohne ihn zu beachten. Aber er durfte nichts sagen, ehe er nicht angesprochen wurde, sich nicht bewegen. Seiko hatte schon recht gehabt. Vater war wirklich erbost.

Als Sesshoumaru endlich sprach, war seine Stimme gelassen: „Arashi, vor einem halben Jahr habe ich dir gesagt, dass deine nächste Torheit schwerwiegende Folgen haben wird. Du solltest wissen, dass es nicht klug ist, meine Worte zu missachten.“

„Ich…ich wusste nicht, dass ein Mensch in der Scheune war, mein Herr und Vater. Ich bitte um Vergebung“, brachte Arashi mühsam heraus. Das klang absolut nicht gut. Eine Strafe war ihm sicher.

„Ich habe diesen Menschen meinen Schutz versprochen Dein Leichtsinn hat einen Menschen sterben lassen. Und die Vorräte der Familie zerstört. Ich dulde es nicht, dass man mich zum Wortbruch zwingt.“

„Der Mensch lebt doch wieder.“

„Meine Macht hat nichts mit deinem Fehler zu tun. Du hast jemanden umgebracht, dem ich Schutz versprochen hatte. Ist dir klar, was das bedeutet?“

Der junge Prinz starrte entgeistert zu Boden. Das hatte er in der Ausbildung schon gelernt: „Ich…nun, für gewöhnlich ist das ein todeswürdiges Verbrechen….“

„Und warum sollte es das diesmal nicht sein?“

Erschreckt hob Arashi den Kopf, starrte seinem Vater ins Gesicht, ehe er hastig zu Boden blickte. Was er da gesehen hatte, schüchterte ihn ein: „Ihr könnt mich nicht umbringen! Ich bin Euer Erbe!“

Sesshoumaru musterte ihn: „Hältst du mich für unfähig, einen anderen Sohn zu zeugen?“

Der Prinz erschrak: „Nein, natürlich nicht, mein Herr und Vater. Ich...ich bitte um Vergebung.“ Was auch immer er sagte, schien seine Situation zu verschlimmern.

„Überdies hast du eine Schwester, die - und deren Verlobter - eifrig lernen und sich ausbilden. Du wirst zu diesem Bauern gehen, dich bei ihm entschuldigen. Und dann wirst du mit deinen eigenen Händen, auf seine Anordnung hin, diese Scheune wieder aufbauen.“

Arashi presste die Lippen zusammen. ER, der Erbprinz der Hundeyoukai, der zukünftige Herr der westlichen Länder, sollte nach der Pfeife eines Menschen tanzen? Nie im Leben. Eine solche Demütigung würde er nie zulassen. „Und wenn ich das nicht tue?“

Statt einer Antwort ließ Sesshoumaru sein volles Youki aufflammen.

Sein Sohn zuckte zusammen. Fassungslos starrte er gegen jede höfische Etikette auf den Herrn der Hunde vor ihm. Das war die eigentliche Macht seines Vaters? Nie zuvor hatte er solch ein starkes Youki gespürt, auch, wenn ihm durchaus bewusst gewesen war, dass der Fürst seine wahre Kraft verbarg. Wie hatte er sich so sehr irren können? Wie hatte er sich auch nur annähernd für gleichstark befinden können?! Doch selbst noch durch diesen Schock der Erkenntnis, drang die Botschaft: dass er seine Macht ihm jetzt so zeigte, konnte nur bedeuten, dass das die letzte Warnung war. Vorsichtig blickte er noch einmal in das Gesicht seines Vaters. Ja. Er würde ihn töten, wenn er weiterhin so in seinen Augen versagte. So senkte er den Kopf: „Ich habe verstanden“, murmelte er: „Ich werde Euch nicht mehr enttäuschen.“

„Dann geh.“

Arashi gehorchte sofort.
 

Kurz darauf kam Shiro in das Arbeitszimmer. Sie hatte gespürt, wie das volle Youki aufgeflammt war. Und da Seiko ihr schon von dem Zwischenfall berichtet hatte, war sie etwas in Sorge um ihren Sohn. Sie kannte ihren Gefährten zu gut, als dass sie nicht gewusst hätte, was er von dessen Eskapaden hielt. Sie kniete höflich nieder.

„Er lebt noch, Shiro“, sagte Sesshoumaru auch sofort: „Aber diesmal ist er zu weit gegangen.“

„Ja, Seiko erzählte es mir. Bitte, was hast du beschlossen?“

„Er muss sich bei dem Bauern entschuldigen und die Scheune selbst wieder aufbauen. Das sollte seine Gedanken auch einmal in eine praktische Richtung lenken. Und ich habe ihn davor gewarnt, sich seiner Stellung zu sicher zu sein.“

„Ich verstehe.“ Sie nickte leicht: „Ich bitte um Verzeihung, aite. Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe. Immer wieder diese Unarten, immer wieder versäumt er Stunden oder das Training.“

„Es ist sicher nicht deine Schuld.“ Aber in Arashi floss eben auch das schlechte, überhebliche Blut ihres Vaters: „Ich denke jedoch, er ist klug genug, zu wissen, was von ihm nun erwartet wird.“
 

Shiro fand ihren Sohn auf dem Bauernhof. Er war ein Youkai und so fiel es ihm auch als Kind nicht schwer, die Bretter und Balken zu transportieren. Sie trat zu dem Bauern, der sich rasch verneigte.

„Darf ich kurz mit meinem Sohn sprechen?“ fragte sie.

„Natürlich, Shiro-sama.“ Der Bauer war mehr als überrascht, dass anscheinend selbst die Fürstin den Prinzen arbeiten lassen wollte, bis die Scheune wieder stand.

Arashi kam sofort: „Mutter? Darf ich gehen?“ Sie betrachtete ihn von oben bis unten und er sagte hastig: „Verzeiht. Ich…ich dachte nur...“

„Du hast gar nichts gedacht. Das ist dein Fehler.“ Das klang kalt: „Du solltest lieber eine Danksagung an alle dir bekannten Götter richten, dass Sesshoumaru-donno in den vergangenen Jahren gnädig geworden ist. Er ist ein weiser Richter geworden.“

Das nannte sie gnädig? Diese Demütigung? Der Prinz starrte sie an: „Mutter, ich…“

„Und über eines solltest du dir im Klaren sein. Dein Vater macht keine leeren Drohungen. Er tut stets, was er sagt. Bei deinem nächsten Fehler wird er dich umbringen. Es sei denn, dass ich schneller bin.“

„Mutter!“ Was sollte diese Drohung? Sie war doch nicht so stark…oder…..Arashi erschrak. Verbarg auch seine Mutter ihr Youki?

„Ich bin jederzeit bereit, wenn ich einen Fehler begehe dafür zu sterben. Wenn du nicht dem Tod begegnen willst, begehe keine Fehler.“ Shiro musterte ihn nochmals genau: „Du hast gute Anlagen, bist klug und stark. Aber wenn du diese Anlagen nicht nutzen kannst, nützt du auch der Familie nichts. - Und falls du wissen willst, wie dich dein Vater vor auch nur fünfhundert Jahren behandelt hätte, frag Inuyasha, wenn er wieder einmal vorbei sieht. Im Übrigen: du hast ganz offenkundig deinen Schulunterricht mehr versäumt, als dass du anwesend warst. Sonst wüsstest du, wie die Familiengeschichte aussah!“ Sie drehte sich um und ging.

Arashi starrte ihr nach. Was meinte sie? Schön, er hatte die langweiligen Geschichtsstunden meist lieber im Garten verbracht oder sonst wo. Seit gut fünfzig Jahren hatte er die angenehmen Seiten des Lebens als Erbprinz entdeckt. Wozu sollte er lernen? Wozu trainieren? Ihm würde das alles doch sowieso eines Tages gehören. Nun fragte er sich zum ersten Mal, ob er etwas übersehen hatte. Ihn überlief ein Schauder, als er an das Youki seines Vaters dachte. Da war er meilenweit von entfernt. Er war nicht so stark, so mächtig, wie er angenommen hatte.
 

Inuyasha stutzte ein wenig, als er in die Vergangenheit zurückkehrte. Gewöhnlich wartete niemand auf ihn. Jeden Morgen sprang er in Kagomes Zeit in den Brunnen, lebte in der Vergangenheit, Tage, Wochen, aber wenn er zurückkehrte, kam auch sie gerade von der Universität, war nur ein Tag vergangen. Er war schon versucht gewesen, Tsuki zu fragen, aber was sollte es. So hatte er das Beste aus zwei Zeiten, und es wäre vermutlich äußerst undankbar gewesen, auch noch nachzufragen: „Arashi?“

„Onkel Inuyasha…Kann ich mit dir reden?“

„Klar. Was ist denn passiert?“ Der Hanyou ließ sich nieder: „Was hast du denn diesmal angestellt?“ Er wusste nur zu gut, dass der junge Prinz häufig Unsinn trieb. In gewisser Weise hatte er sogar Verständnis dafür. In gewisser Weise.

Als Arashi ihm nun beichtete, schüttelte Inuyasha den Kopf: „Deine Eltern müssen dich wirklich gern haben!“

„Vater hat mich zu diesem Bauern geschickt...“

„Du lebst noch.“

„Meinst du, er würde mich wirklich umbringen, wenn ich so was noch mal tue?“

„Er oder deine Mutter. Oder ich.“

Arashi sah seinen Onkel bestürzt an: „Das könntest du gar nicht. Du bist nett und…“ Er brach lieber ab. So stark sollte ein Hanyou sein?

„Nett, ja. Aber ich werde nicht zulassen, dass du einfach Leute umbringst, verstanden? Für was hältst du dich eigentlich? Selbst dein Vater hat zu den Zeiten, als er Menschen für so etwas wie Mücken hielt, nie jemanden ohne Grund getötet.“

„Ich habe ja verstanden. Aber wieso Mutter? Ich meine, sie ist eine Frau und…“

„Sag mal, wie dumm bist du eigentlich? Ich hab immer gedacht, du schlägst gern über die Stränge, weil die Ausbildung so hart ist und langweilig. Aber anscheinend bist du einfach ein Idiot! Deine Mutter ist sicher die stärkste weibliche Youkai, die es gibt. Sie hat immerhin einen Kampf auf Leben und Tod mit deinem Vater überstanden, wenn auch verloren.“

„Sie haben im Ernst gegeneinander gekämpft? Aber warum?“

„Arashi, Arashi. Ich habe gegen deinen Vater gekämpft, auch auf Leben und Tod. Mal habe ich gewonnen, mal er. Ich habe gegen deinen Onkel Akamaru gekämpft und knapp gewonnen. Sesshoumaru hat gegen Yuri ein legendäres Duell gewonnen, dieses maspa. Oder so.“

„Ein Marspa-i-dilumi?“ sagte der junge Prinz verstört: „Ihr habt alle schon auf Leben und Tod miteinander gekämpft? Aber dann…aber wieso lebt ihr dann alle noch?“

„Irgendwie wohl, weil keiner von uns Lust hatte, einen der wenigen wirklich interessanten Gegner umzubringen.“

„Aber….dann unterdrückt auch Onkel Yuri sein Youki? Und Fürst Akamaru…“

„Klar, jeder. Selbst Katsumaru und Seiko fangen schon damit an. Und mein Youki…ich kann es nicht selbst unterdrücken, weil ich ein Hanyou bin. Aber das erledigt hier Tessaiga für mich.“ Er klopfte an sein Schwert: „Ich glaube, der Einzige, der mit offenem Youki rumläuft und eine gewisse Stärke hat, bist du. Hat dir nie jemand gesagt, dass das eine Provokation ist?“

„Schon…“ Er hatte nur immer gedacht, der Lehrer sei neidisch auf ihn. Moment mal. Wenn Seiko und Katsumaru auch ihr Youki unterdrückten…wie stark war seine Schwester? Sein Cousin? Wieso hatte er automatisch geglaubt, der Stärkste zu sein und da nicht dran gedacht? Es blieb nur eine bittere Schlussfolgerung: „Ihr habt mich also alle für einen Angeber gehalten?“

„Ja“, sagte Inuyasha einfach: „Wie gesagt, deine Eltern müssen dich wirklich gern haben. Aber ich vermute mal, deine Mutter wollte ihre Kindheit nicht an dir auslassen. Sie und Akamaru hatten es nicht sonderlich einfach.“

„Ich weiß, ihre Mutter starb früh…“

„Nicht deswegen, du Hornochse. Sag mal, weißt du nicht einmal, dass ihr Vater ein mieser Kerl war? Außerdem ein Verräter, der versucht hat, sie und Akamaru umzubringen?“

Arashi starrte seinen Onkel an: „Warum denn das? Die eigenen Kinder?“

„Und deinen Vater und mich, ja. Ich habe ihn getötet. Du solltest dich wirklich ein bisschen besser mit der Familiengeschichte befassen. So ruhig wie jetzt war es hier noch nie.“

„Sollte ich…danke, Onkel.“ Arashi sprang auf. Als er weglief, bemühte er sich, sein Youki zu unterdrücken.
 

Kaji-san wunderte sich ein wenig, als es klopfte. Seiko-hime konnte doch nicht kommen? Soweit er wusste, hatte sie demnächst Training: „Ja? - Arashi-sama?“ Er war mehr als verwundert.

„Kaji-san…“ Arashi verneigte sich ungewohnt höflich: „Ich….könnt Ihr mir etwas über die Familiengeschichte erzählen?“

Der Lehrer hätte sich fast niedergesetzt, wäre er nicht bereits auf dem Boden gewesen: „Ihr…natürlich kann ich, Prinz.“ Er hatte schon gehört, dass es ziemlichen Ärger gegeben hatte. Aber was hatte Sesshoumaru-sama seinem Sohn gesagt, dass dieser so seltenen Lerneifer zeigte? „Was wollt Ihr genau wissen?“

„Sagen wir, die letzten hundert Jahre vor meiner Geburt, erst einmal. - Was hat meine Schwester denn gelernt?“

„Sie kennt alles.“ Der Lehrer überlegte sich, wie er das seinem faulen Schüler sagen sollte: „Mit ihr bin ich fertig.“

„Was….dort unten ist der Trainingsplatz, oder? Trainiert dort Seiko?“ Arashi hatte das vertraute Youki seiner Zwillingsschwester bemerkt. „Aber jetzt ist doch gar kein Training angesagt?“

„Seiko-hime trainiert jeden zweiten Tag nachmittags mit der Fürstin.“

Mutter? Arashi ging zum Fenster. Er hatte ihr Youki nicht fühlen können. War sie so stark, es vollständig verbergen zu können? Und wieso trainierte sie mit Seiko? Er wiederholte die letzte Frage laut.

„Die Prinzessin wünscht, besser zu werden, um mit Prinz Katsumaru mithalten zu können. Und da dieser mit dem Fürsten Akamaru trainiert, bat sie Shiro-sama.“

Verdammt, dachte Arashi. Sie übten, lernten, trainierten - und verbargen alle ihre wahre Stärke. Ganz offenkundig hatten sie heimlich über ihn gelacht. Kein Wunder, dass Vater so ungehalten über ihn gewesen war. Niemand hatte ihn für voll genommen - und er sich selbst fast für den stärksten aller Youkai gehalten. Es half nichts. Er würde die vergangenen fünfzig Jahre nachholen müssen, verbissen lernen, trainieren müssen, wollte er sich nicht von seiner Schwester abhängen lassen. „Ob mein Va…mein Herr und Vater mit mir trainieren würde? Was meint Ihr, Kaji-san?“

„Ich glaube, der Fürst würde es tun, wenn Ihr gut genug seid, Arashi-sama. Ich verstehe nicht viel vom Schwertkampf, aber wenn Ihr dort auch Stunden versäumt habt…?“ Die Überraschung des Lehrers lag nicht in seiner Stimme: „Überdies würde ich Euch empfehlen, dass wir kurz die Familiengeschichte durchnehmen, dann aber das Protokoll. Wie Ihr Euch erinnert, wird bald die Hochzeit von Inuyasha-sama und Kagome-sama stattfinden.“

Oh ja, das hatte er ganz vergessen. Arashi zweifelte nicht daran, wie seine Eltern reagieren würden, benähme er sich daneben, würde sie blamieren. „Ja. Aber dennoch, zuerst die Familiengeschichte.“

„Nehmt Platz. Ich beginne zu der Zeit, als Euer Großvater der Inu no Taishou wurde…“
 

*************************
 

Da darf jetzt jemand schuften. Aber wer hat je behauptet, es sei angenehm, der Erbe eines Fürsten zu sein..?

Das nächste Kapitel heisst: "Der Drachenprinz" und nach so langer Zeit erfährt endlich der Drachenkrieg seinen Abschluß.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Der Drachenprinz

Ja, Arashi hat gepatzt. Und er hat schlicht vergessen, dass es einen offiziellen zweiten Sohn seines Vaters gibt....
 

29. Der Drachenprinz
 

Die Königin der Drachen und ihr Sohn verneigten sich höflich vor dem Herrn der westlichen Länder. Hakai hatte Sesshoumaru schon einige Male gesehen, wenn dieser auf die Inseln von Le-chan-po kam, die Dracheninseln besuchte. Immerhin war das sein Vormund. Aber der heutige Besuch war anders. Der junge Drachenprinz wünschte sich weit weg. Freilich, so peinlich es auch war, seine Mutter hatte ihm klar gemacht, dass es seine Pflicht war.

Die Drachen hatten die letzten Kriege gegen die Youkai verloren, gründlich verloren. Sowohl Sora als auch der alte Hayao, der Oberste der Drachenschamanen hatten ihm gesagt, dass es sehr großzügig vom Herrn der Hunde gewesen war, das Drachenvolk nicht nur am Leben zu lassen, sondern auch auf die geschützten Inseln zu schicken. Hakai hatte allerdings rasch begriffen, dass er den Preis bezahlen müsste. Er würde nie der König der Drachen werden, sondern eine mögliche Schwester, die dann auch noch mit dem Erbprinzen der Hundeyoukai verheiratet werden würde. Nun jedoch waren Jahrhunderte seit seiner Geburt verstrichen, ohne dass die Drachenkönigin ein zweites Kind bekommen hätte, und schon gar ein Mädchen. Darum hatte sie ihm jetzt gesagt, dass sie den Bedingungen aus dem Friedensvertrag nun anders nachkommen müsse. Und er sich opfern solle, um das Volk der Drachen zu beschützen. Hakai war zu streng erzogen worden, um sich dem Willen seiner Mutter zu widersetzen, zumal einem Befehl der Drachenkönigin, aber dennoch fühlte er sich alles andere als wohl. Möglichst unauffällig starrte er auf den Hundeprinzen, der neben seinem Vater saß. Er war ungefähr so alt, wie er selbst, ein wenig älter, wohl.

„Willkommen, Königin Sora“, sagte Sesshoumaru: „Und willkommen, Hakai-hiko. Ich hörte, du bist stark geworden und lernst viel.“

„Danke, Oyakata-sama.“ Der Drachenprinz blickte höflich zu Boden. Das war eine überaus freundliche Begrüßung.

Die Königin sah auf: „Wie Ihr wisst, Sesshoumaru-sama, lautete eine Bedingung in unserem Friedensvertrag, dass meine älteste Tochter die neue Königin werden solle. Nun habe ich bislang nur einen Sohn bekommen. Um den guten Willen des Drachenvolkes zu bezeugen, möchte ich Euch bitten, Hakai mit Eurem Sohn, dem ehrenwerten Prinzen Arashi, zu verloben. Diese Verlobung soll aufgehoben werden, falls es mir doch noch gelingt, eine Tochter zu bekommen.“

„Der Vertrag soll eingehalten werden. Das ist sehr ehrenvoll von den Drachen.“

Arashi war zusammengezuckt, starrte jetzt fast entsetzt auf die Besucher, dann zu seinem Vater. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein? Er, Arashi, und mit einem Jungen verheiratet werden! Nein, das konnte nicht ernst gemeint sein. Das war gewiss eine Prüfung für ihn, nichts weiter. Sein Vater…, nein, sein Herr und Vater wollte bestimmt nur sehen, ob er ihm wirklich gehorchen würde. Und dieser Hakai schien auch nicht sonderlich glücklich zu sein.

„Arashi.“

„Mein Herr und Vater?“

„Du solltest mit Prinz Hakai ein wenig in den Garten gehen, während wir die Formalitäten besprechen.“

„Ja, mein Herr und Vater.“ Der Hundeprinz erhob sich unverzüglich.
 

Im Garten schwiegen sich die beiden Prinzen eine Weile an, ehe Arashi ehrlich meinte: „Ich...ich weiß nicht, was man dir gesagt hat. Ich denke, dies ist eine Prüfung.“

„Eine Prüfung?“

„Ja. Vater…Sesshoumaru-sama will sehen, wie sehr wir uns seinem Willen beugen.“

Der Drachenprinz war überrascht: „Ich weiß nicht. Meine ehrenwerte Mutter und Königin sagte mir nur, sie sei verpflichtet, dem Vertrag nachzukommen.“

„Aber in dem Vertrag hieß es doch, dass nur ein Mädchen mit mir verheiratet werden soll. Oh verdammt, das klingt so dumm. Ich…wir sind doch noch keine fünfhundert Jahre alt!“

Das stimmte. Hakai dachte nach. Der Hundeprinz würde doch seinen Vater gut kennen. Konnte er Recht haben? War das nichts weiter als eine Prüfung? „Aber warum sollte Oyakata-sama an deinem, meinem Gehorsam zweifeln?“

„Naja…..“ dehnte Arashi: „Ich habe vor nicht allzu langer Zeit einen bösen Schnitzer gemacht. Und dich…dich kennt er ja nicht.“

Das stimmte natürlich. Wäre es möglich, dass er ihn doch zum König der Drachen machen wollte? Nein, das war kaum zu glauben. Ein Fürst würde nicht sein Wort zurücknehmen Aber was dann? „Dennoch….so wie es aussieht, haben uns unsere Eltern miteinander verlobt.“

„Eine Verlobung kann man lösen.“

„Du weißt so gut wie ich, dass man so etwas als Schande betrachtet, eine zurückgewiesene Braut zu sein…“ Hakai brach ab. Das klang einfach albern. Er war keine Braut und würde nie eine werden.

Arashi nickte: „Schon, aber das wird ja wohl niemand von dir behaupten. Erstens bist du ein Junge und zweitens…na, du scheinst recht stark zu sein und bist der Prinz.“

Ja, genau wie du, dachte Hakai etwas bitter. Und du wirst eines Tages der Fürst der westlichen Gebiete sein, der Herr der Youkai. Und ich? Was bleibt mir, außer dass meine Schwester Königin der Drachen von Le-chan-po sein wird?

„Verzeiht“, sagte ein Diener: „Hakai-sama soll unverzüglich zum Fürsten kommen.“

Der Drachenprinz war überrascht, folgte aber dem Befehl. Als er allein vor dem Herrn der Hunde niederkniete, stieg seine Verwunderung. Wieso war seine Mutter nicht mehr hier? Aber natürlich würde er es nicht wagen, nachzufragen. Das ziemte sich nicht.

„Deine Mutter hat mir bestätigt, dass du über gute Talente verfügst und fleißig lernst“, sagte Sesshoumaru. Sora hatte ihm auch etwas besorgt berichtet, wie unglücklich ihr Sohn darüber war, trotz allem nie König werden zu können. „Ich habe daher eine Aufgabe für dich. Gehe zu meinem Bruder Inuyasha. Er schult in einem Menschendorf Menschen mit Magie. Die meisten sind aus Familien von Priestern und Dämonenjägern entstanden. Aber dort bildet er auch Youkai aus. Er ist der Instrukteur meiner Wachen. Er soll auch dich ausbilden. Denn ich möchte, dass du, wenn du älter bist, der militärische Anführer der Drachen wirst.“

Hakai hob erstaunt etwas den Kopf: „Danke, Oyakata-sama.“ Das hatte er nicht erwartet.

„Du darfst dich noch von deiner Mutter verabschieden. Sie wartet auf dich in ihrem Zimmer.“

Der Drachenprinz war kurz verwirrt, ehe er begriff. Natürlich hatte seine Mutter hier als Nebenfrau des Fürsten eigene Räume. So verneigte er sich höflich und ging. Befehlshaber der Drachen? Der Youkaifürst wollte ihm tatsächlich Drachen, bewaffnete Drachen überlassen? Nahm er nicht an, dass er sich mit Gewalt zum König machen würde? War das leichtsinnig oder bewies das nur, wie mächtig Sesshoumaru-sama in Wahrheit war? Er stellte diese Frage seiner Mutter.

Sora nickte: „Er weiß sicher, dass du daran denkst. Aber wenn ich eines in den letzten Jahrhunderten gesehen habe, dann ist es die Macht der Youkai, genauer, dieses Hundeclans. Ich kann dich nur bitten, die Drachen nicht in den Untergang zu treiben.“

„Ich habe nicht die Absicht. Du hast mir immer beigebracht, wie wichtig es ist, das Volk der Drachen zu beschützen. Du selbst hast dich geopfert, bist die Nebenfrau eines Youkai geworden. Wie könnte ich dein Opfer so vergessen?“

„Dann ist es gut. Geh nun.“ Mit einem Lächeln fügte sie hinzu: „Inuyasha wird dir gefallen, denke ich. Er ist ein Hanyou und ich glaube, der lockerste der gesamten Familie.“
 

Hakai stimmte dem zu, als er den Hundeprinzen zum ersten Mal traf. Denn die Begrüßung fiel dementsprechend aus: „Ach, du bist also der Prinz von Le-chan-po? Soras Sohn? Ich bin Inuyasha.“

„Ich bin Hakai. Ihr sollt mich ausbilden, Inuyasha-sama.“

„Das lass mal sein. Zumindest, solange wir unter uns sind. Sonst muss ich ja den Prinzen spielen. – Du hast echt Glück.“

„Bitte?“

„Du bist zwar der erstgeborene Sohn, aber du musst nie diesen grässlichen Job erledigen, tagelang in einem Arbeitszimmer sitzen und dir Ministerberichte anhören. Ich habe das mal ein paar Monate tun müssen. Und das hat mir wirklich gereicht.“

„Ich…so habe ich das noch nie gesehen.“

„Sieh es so. Das Leben ist viel schöner, wenn man kein Fürst ist. Jetzt komm. Hast du schon einmal mit dem Schwert gekämpft? Kannst du Youki-Angriffe?“

„Ja.“ Hakai war etwas überrumpelt von diesem Youkai, nein, diesem Hanyou. Locker, hatte das seine Mutter genannt? Da kannte jemand wohl keine höfische Etikette. Oder missachtete sie einfach. So jemanden hatte er noch nie getroffen, Inuyasha war wirklich ein Unikat.

„Fein. Dann gehen wir dort hinauf in die Einöde. Und dann lass mal sehen, was du so draufhast.“ Inuyasha war froh, wieder einmal einen richtig starken Kämpfer zur Ausbildung zu bekommen.
 

Als dem Herrn der westlichen Länder ein Drachenbote gemeldet wurde, dachte er zunächst an jemanden von Le-chan-po. Aber Jaken ergänzte: „Er trägt Ketten. Und er sagt, er käme vom Festland, im Auftrag seines Königs.“

Auf dem Festland gab es einen Drachenkönig? Nun, er hatte sich nie sonderlich viel mit dem Land jenseits des Meeres befasst. Aber wieso sollte ein Bote Ketten tragen? War das dort Sitte? „Bring ihn herein, Jaken.“

Kurz darauf kniete ein Drache vor ihm. Um den Hals trug er eine metallene Fessel, die mit Ketten mit seinen Handgelenken verbunden war, wo ebenfalls Bänder lagen. Er verneigte sich, in deutlicher Furcht.

„Du bist der Bote des Königs der Drachen in China?“

„Ja, Herr.“

„Du trägst Ketten mit Bannsprüchen. Wie lautet dein Auftrag?“

„Ich….Herr, mein Gebieter ist Tsuko, der König der Drachen des Reiches der Mitte.“

Sesshoumaru spannte sich unwillkürlich an. Fast fünfhundert Jahre hatte er diesen Namen nicht mehr gehört. Aber er hatte den Drachenschamanen nie ganz vergessen, sich manchmal gefragt, was aus ihm geworden sei. Jetzt war es klar. Er hatte sich in China anscheinend zum König gemacht.

Der Bote hatte den prompten Anstieg des Youki bemerkt: „Bitte….tötet mich nicht!“ brachte er hervor. Er hatte ja gewusst, dass sein Auftrag lebensgefährlich werden würde, aber...

„Was will Tsuko?“

„Mein König…meinem König ist bewusst, dass es in der Vergangenheit zu Auseinandersetzungen zwischen Euch und ihm gekommen ist. Aber er lässt Euch bitten, dies nun zu vernachlässigen. Er beabsichtigt, mit den Inseln von Le-chan-po und den Drachen dort Handel zu treiben und bittet Euch um Eure Zustimmung. Überdies…“ Er zögerte. Aber immerhin war er noch am Leben: „Überdies hat mein König erfahren, dass es auf den Dracheninseln einen Prinzen gibt, der nach dem Friedensvertrag, der einst zwischen Drachen und Youkai geschlossen wurde, kein König werden kann. Da mein König ohne eigenen Erben ist, dieser junge Drache aber sein Blutsverwandter ist, sein einziger Blutsverwandter, lässt er Euch bitten, den Prinzen zu ihm zu schicken.“

Und da Tsuko noch wusste, was er getan hatte, war er nicht sicher gewesen, wie der Bote und eine solche Mitteilung aufgenommen werden würden. Darum hatte er den Nachrichtenüberbringer mit magischen Ketten versehen lassen. Das konnte nur eines bedeuten: „Du hast ein Verbrechen begangen, das nach dem Recht der Drachen mit dem Tode bestraft würde, nicht wahr, Bote?“

„J..ja, Herr.“

„Und Tsuko bot dir an, wenn du diese Nachrichten überbringst, und lebendig zurückkommst, dich am Leben zu lassen.“

„Ja, Herr.“

„Wie ist dein Name?“

„Lung, Herr.“

„Jaken!“

Der kam sofort: „Sesshoumaru-sama?“

„Bring ihn unter. Ich werde mir eine passende Antwort überlegen.“ Als der Drache weg war, forderte er einen Boten an: „Gehe auf die Inseln von Le-chan-po. Ich wünsche die Königin Sora unverzüglich bei mir zu sehen!“

Diese kam auch sofort per Dimensionsportal. Noch nie seit dem letzten Krieg hatte sie einen solchen Befehl bekommen. War etwas passiert? Hatte Hakai möglicherweise etwas getan, das er besser sein gelassen hätte? Wie auch immer, solch einer Aufforderung musste sie Folge leisten. Sie kniete allerdings ängstlich nieder, blickte zu Boden.

„Erinnerst du dich an Tsuko, Sora?“

„Ja…ja, natürlich, Sesshoumaru-sama.“ Hatte der irgendetwas getan?

„Hattest du Kontakt zu ihm?“

„Nein, Oyakata-sama. Ich...“ Sie brach ab.

„Du?“

„Ich weiß nicht einmal, ob er noch lebt oder wo.“

„Er weiß dann besser auf den Inseln von Le-chan-po Bescheid. Ein Bote kam im Auftrag des Königs der Drachen auf dem Festland. Sagt dir das etwas?“

„Nein. Die Drachen dort hatten doch noch nie einen König. Sie leben mehr so einzeln, wie es unsere Drachen im Süden taten, ehe…ehe wir nach Le-chan-po kamen. Aber natürlich sind sie viel mehr. Auch, wenn unser Kontakt recht selten ist.“

„Tsuko hat es wohl geschafft, sich zum König zu machen. Und er will Hakai zu seinem Erben haben.“

Sora hob erschreckt den Kopf: „Bitte, tötet Hakai nicht. Ich bin sicher, mein Sohn hat keine Ahnung davon!“ Das konnte man leicht als Hochverrat auslegen.

Sesshoumaru war das bewusst: „Dessen bin ich auch sicher.“ Der Drachenprinz befand sich bei Inuyasha und so unbesonnen der Hanyou auch manchmal war - er hätte seinen Halbbruder informiert, wenn Drachen aufgetaucht wären.

Die Königin atmete etwas auf: „Danke...ich….bitte, sagt, was ich tun soll.“

„Tsuko ist Daikis Bruder. Du kennst ihn.“

„Ja, ich kannte ihn.“

„Er ist stark und ein Schamane.“

„Ja.“ Sie begriff, dass sie ihm erklären sollte, welche Eigenschaften Tsuko sonst noch hätte: „Er war eigentlich immer loyal zum Volk der Drachen. Er wollte allerdings Daiki erreichen, ebenfalls König der Drachen werden. Er war ja der ältere Bruder Daikis. Ich habe angenommen, dass dies auch der Grund war, warum er damals Euch überfallen und das Buch der Elementmagie gestohlen hat. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll…..er hatte wohl keine Feindschaft mit Euch persönlich oder etwas gegen Youkai, sondern er wollte einfach König werden.“

„Das ist er nun in China.“

„Ja.“

„Auch Hakai möchte Daiki erreichen, König werden. Dies wäre eine gute Lösung dieses Problems. Wenn man Tsuko trauen kann.“

„Wenn er sich nicht sehr geändert hat, wird er Hakai nichts antun. Er weiß, dass das sein Neffe ist, sein einziger Blutsverwandter.“

„Das meinte ich nicht, Sora.“

„Oh, verzeiht. Er wird auch nicht Hakai gegen Euch aufhetzen oder die Drachen in einen Krieg führen. Nein. Er war immer loyal zum Drachenvolk.“ Sie zögerte ein wenig. Hakai auf das Festland? Sie würde ihn praktisch nicht mehr sehen können. Und er war doch noch so jung, keine fünfhundert Jahre alt. Aber sie hatte seinen Ehrgeiz beobachtet, das Gleiche, das in Daiki oder Tsuko gebrannt hatte. So gesehen war es für die Drachen wohl besser, wenn er auf dem Festland der Kronprinz würde. Sie musste ja schon froh sein, dass der Herr der Hunde nicht Tsukos Angebot zum Vorwand genommen hatte, Hakai zu töten, sie selbst zu bestrafen, sondern gerecht geblieben war.

„Jaken!“ Und da der sofort hereinkam: „Prinz Hakai soll unverzüglich herkommen.“
 

Als der Drachenprinz in das Arbeitszimmer des Herrn der westlichen Länder geführt wurde, stutzte er, ließ sich aber nichts anmerken, als er sich höflich niederließ. Warum war seine Mutter hier? Und auch noch Shiro, die Fürstin? Seine Mutter hatte ihm erzählt, dass es Sesshoumaru für gewöhnlich vermied, beide Frauen in einem Raum zu haben, um die Drachenkönigin nicht zu sehr darauf hinzuweisen, dass sie die zweite war.

„Du bist der einzige männliche Nachkomme einer Königsfamilie der Drachen. Wie du weißt, sieht der Friedensvertrag vor, dass es auf den Inseln von Le-chan-po nur noch Königinnen geben darf. Anders ist es auf dem Festland. Dort hat sich Tsuko, euer früherer Schamane, zum König gemacht. Er schickte einen Boten, um dir anzubieten, sein Erbe zu werden.“

„Oyakata-sama!“ brachte Hakai hervor. Das klang ja zu schön, um wahr zu sein! Tsuko war sein Onkel, und der war König geworden, wollte jetzt dass er sein Nachfolger würde? Aber dann dämmerte ihm etwas ganz anderes. Tsuko hatte das Buch der Drachen gestohlen gehabt, gegen den Hundeclan gekämpft. Das war Hochverrat gewesen. War Sesshoumaru-sama etwa der Meinung, er, Hakai, habe sich hinter seinem Rücken mit einem Hochverräter in Verbindung gesetzt, um unbedingt irgendwie oder irgendwo König zu werden? Hastig ergänzte er: „Ich...ich bin sehr überrascht.“

„Tatsächlich?“

„Ich schwöre Euch…“ Der Drachenprinz brach ab, als er sah, dass der Hundefürst die Hand hob. Er war zu streng erzogen worden, um noch ein Wort zu verlieren.

„Du kennst weder Tsuko noch das Festland. Nur um König zu werden, willst du dorthin?“

Hakai sah auf, blickte in das Gesicht seines Vormunds: „Ja. Verzeiht, wenn ich das so sage, aber ich glaube, mein Schicksal beruft mich zur Herrschaft.“

Sesshoumaru dachte an einen Tag vor langen Jahrhunderten, als er das zu seinem eigenen Vater einmal selbst gesagt hatte: „Das glaube ich auch. Ich lasse dich gehen. Deine Mutter hat in ihrer Eigenschaft als deine Königin zugestimmt. Aber ich stelle an Tsuko die Bedingung, dass er dich wieder nach Japan reisen lässt, wenn mein Bruder heiratet. Dann kannst du überlegen, ob du zurück nach Le-chan-po kehren willst, oder wieder auf das Festland willst.“

Hakai spürte, wie ihm heiß wurde. Sein Traum sollte in Erfüllung gehen. Und nicht nur das, was der Herr der Hunde da sagte, klang wie der Versuch, ihn vor einer möglichen Falle Tsukos schützen zu wollen, ihm die Möglichkeit der Rückkehr offen zu halten. „Ihr seid sehr großzügig, Oyakata-sama“, sagte er: „Ich danke Euch aus ganzem Herzen. Und Ihr könnt sicher sein, dass ich Euch das nie vergessen werde. - Verzeih, Mutter. Ich muss dorthin gehen.“

„Ich weiß“, meinte Sora leise: „Auch, wenn ich wollte, dass du älter wärst. Du bist noch ein Kind.“

Der Fürst sah zu der Wand: „Ihr dürft gehen.“

Die beiden Drachen gehorchten sofort, froh, dass sie sich allein verabschieden konnten.

Shiro blickte seitwärts: „Er hat vermutlich recht, aite. Mit der richtigen Ausbildung wird er ein guter König werden. Und er bleibt dir verpflichtet. Tsuko müsste das wissen.“

„Er war nie dumm. Aber sein Augenmerk wird sich nun auf die Drachen auf dem Festland richten, Japan ihm gleichgültig geworden sein.“ Sesshoumaru nickte etwas: „Diese Lösung gefällt mir besser.“

Shiro versuchte nicht, so zu tun, als habe sie nicht verstanden: „Sonst hätte es früher oder später Ärger mit ihm gegeben. Hakai ist ehrgeizig. Und er wäre sicher nicht ewig mit der Rolle des Befehlshabers der Drachen zufrieden gewesen. Ihn zu töten wäre schade gewesen.“

„Ja. – Wie weit sind die Hochzeitsvorbereitungen?“

„Inuyasha sagt, Kagome habe das Kleid nun fertig. Ihre Mutter hat es eigenhändig genäht.“

„Hatten sie kein Geld?“

„Darum geht es dabei wohl nicht.“

Menschen, dachte Sesshoumaru unwillkürlich. Er würde die Sitten nie verstehen. „Wann?“

„In einem halben Jahr, wenn der Sommer beginnt.“

„Gut.“

„Eigenartigerweise ist das derselbe Tag, an dem wir uns gebunden haben.“ Shiro sah ein wenig lächelnd zu Boden: „Aber daran hat sie sicher nicht gedacht.“

„Es sind nun fünfhundert Jahre, nicht wahr?“

„Ja.“ Sie hob den Kopf: „Darum möchte ich dich um etwas bitten, aite. Ich wünsche mir vier solcher kleinen Kästen, mit denen man in die Ferne sprechen kann. Dann könnte ich mit Kagome, Myu oder Miyaki reden, ohne Dimensionsportal. Inuyasha hat Kagome gefragt und sie meinte, sie sollten trotz der Bannkreise funktionieren.“

Der Herr der Hunde hätte sie fast angestarrt. Nicht, was sie wünschte, erstaunte ihn, sondern, dass sie überhaupt einen Wunsch äußerte. Nie zuvor hatte sie das getan. Begann sie etwa, ihm zu vertrauen? „Natürlich“, versprach er.
 

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So fand der Drachenkrieg nun sein Ende...

Und wir können uns unwichtigen Fragen zuwenden. Wie besorgt ein Youkaifürst ein paar Handies? Wer wird alles bei der Hochzeit eingeladen sein? Und wie benehmen sich die Gäste? Das nächste Kapitel heisst: Der neue Ministerpräsident.
 

bye
 

hotep

Der neue Ministerpräsident

Die lang geplante Hochzeit sollte eigentlich vor Überraschungen sicher sein. Aber es gibt auch Leute, die plötzlich und unerwartet damit konfrontiert werden. Zum Beispiel, weil sie leider erst gestern gewählt wurden...Viel Spaß beim Lesen.
 

30. Der neue Ministerpräsident
 

Herr Hidetoshi Nakagawa rückte ein wenig den Gürtel des altmodischen Kimono zurecht. Er fühlte sich mit dieser Kleidung deutlich unwohl. Überdies sah er nicht so ganz den Grund ein, warum er hier überhaupt in diesem Vorzimmer des kaiserlichen Palastes wartete. Schön, es war seit Jahrhunderten Tradition, dass jeder neu gewählte Ministerpräsident mit dem Kaiser in dessen privaten Schrein zum Beten ging, aber erstens glaubte er nicht gerade an Götter und zum zweiten fand er solche Traditionen rückständig. Aber ihm war auch bewusst, dass viele seiner Wähler das anders sahen und so beugte er sich, wenn auch zähneknirschend. Er drehte sich um, als ein Hofbediensteter hereinkam:

„Folgen Sie mir bitte.“

Und das Ganze auch noch in diesem altmodischen Hofjapanisch. Nakagawa bekam langsam aber sicher die Krise. Aber das half wenig. So folgte er dem Beamten in einen Raum, der in schwarz und gold gehalten war. Ein niedriger Tisch stand dort, daneben kniete ein Mann, den er sofort erkannte. Der Kaiser.

Hastig verneigte er sich.

„Setzten Sie sich bitte, Nakagawa-san.“ Der Kaiser deutete an seine rechte Seite.

Der Diener schloss die Tür von außen und der Ministerpräsident nahm Platz. Höchstens eine Stunde, dachte er, dann war er hier wieder draußen, und endlich, nach so langen, harten Wartejahren, der mächtigste Mann in ganz Japan.

„Jeder Kanzler, jeder Shogun, jeder Ministerpräsident betritt am ersten Tag nach seiner Amtseinführung diesen Raum. So ist es nun schon über vierhundert Jahre. Denn was ich Ihnen nun sagen werde, darf niemand außerhalb dieses Raumes je erfahren. Nun, es würde Ihnen wohl auch niemand glauben.“ Der Kaiser griff zu einer Rolle Papier, die auf dem Tisch lag: „Dies hier ist eine Karte Japans. Ganz Japans, wie Sie gleich sehen werden.“

Der Ministerpräsident nahm die Rolle und starrte darauf: „Was soll...“ Er hätte fast gesagt: der Unsinn, aber die letzten Reste einer guten Erziehung hielten ihn davon ab.

„Die Gebiete, die Sie nicht kennen, werden von anderen Wesen bewohnt. Haben Sie sich nie gefragt, wohin all die Youkai, Drachen, Oni und Kappa unserer Legenden hin sind?“ Der Kaiser kannte das Erstaunen: „Ich möchte, nein, ich muss, Sie gleich jemandem vorstellen, dem Mann, der der wahre Herr Japans ist. Und ich bitte Sie inständig, sehr altmodische Höflichkeitsregeln zu beachten. Er ist der Herr der Youkai, Gebieter der Drachen. Und das Letzte, was wir brauchen können, ist, dass er sich beleidigt fühlt. Sie bräuchte das zwar nichts mehr anzugehen, da Sie dann tot wären, aber die anderen Menschen würden gewiss auch büssen.“

Nakagawa starrte den Kaiser gegen jede Etikette an. War der etwa verrückt geworden? Was sollte diese Karte? Das Gerede von Youkai? Es gab keine Youkai, ebenso wenig wie es Götter gab. Das waren Geschichten aus dem Mittelalter, erfunden, um Kinder und Leichtgläubige zu erschrecken, nichts anderes.

Dieser seufzte ein wenig: „Sie glauben mir nicht? Die wenigsten Ministerpräsidenten taten es, die hier je zuvor saßen. Sie werden es gleich sehen.“

Der Ministerpräsident hatte plötzlich das Gefühl, als ob die Temperatur im Raum rasch absank. Zu seiner bodenlosen Überraschung erschien aus dem Nichts ein Mann in äußerst seltsamer Kleidung. Nun ja, altmodisch. Über der klassischen Hakama-Hose trug er einen feinen seidenen Haori, darüber eine prunkvolle Rüstung und Schwerter, die gewiss Jahrhunderte alt waren. Eine Art Fellboa wallte über seine Schulter. Aber was den Ministerpräsidenten erschreckte war das lange, seidige, weiße Haar, die spitzen Ohren, die bernsteinfarbenen Augen, Hände, die Klauen waren. Das war ein Youkai, wenn er den Märchenbüchern seiner Großmutter trauen durfte. Er sah aus, als wäre er vielleicht Mitte dreißig, aber wenn er schon Jahrhunderte hier war? Da sich der Kaiser ein wenig vorneigte, tat Nakagawa das automatisch auch.

„Sesshoumaru-sama“, sagte der Kaiser: „Ich freue mich, dass Ihr Euch wieder einmal die Zeit genommen habt, einen neuen Ministerpräsidenten kennen zu lernen. Sein Name ist Hidetoshi Nakagawa.“

„Ich merke mir die Namen nicht, Mikado. Eure Kanzler wechseln so schnell. Ich habe meinen seit sechshundert Jahren. – Hier.“ Nachlässig warf der Hundeyoukai zwei Rollen vor die Menschen: „Mein Halbbruder heiratet morgen hier in Tokio. Ihr beide seid eingeladen.“

„Zu einer Hochzeit Eurer Familie?“ Der Kaiser klang überrascht: „Das ist sehr freundlich von Euch.“

„Die Braut ist ein Mensch. - Du, Mensch?“

Nakagawa brauchte einen Schubser seines Herrschers, um aus seinem Schockzustand zu erwachen: „Ja?“ Äh, wie hatte der Kaiser gesagt: „Sesshoumaru-sama?“

Dieser betrachtete ihn: „Du wirst mir morgen vier dieser kleinen Kästen bringen, mit denen man in die Ferne sprechen kann.“

„Äh…was?“

„Mobiltelefone“, half der Kaiser.

Das hatte Nakagawa nicht gemeint: „Ich soll…vier Handys besorgen? Sind Sie noch zu retten? Gehen Sie doch selbst in einen Laden und…“ Er brach lieber ab, denn der Youkaifürst stand auf einmal direkt vor ihm. Und er hatte ihn nicht kommen sehen: „Ich meine…“

„Meine Fürstin wünscht vier solcher Kästen. Und sie wird sie bekommen.“ Shiro hatte zum ersten Mal seit fünfhundert Jahren einen Wunsch geäußert, den sie für sich selbst ersehnte. Und er würde ihr dieses Anliegen erfüllen, nicht in ihren Augen vollständig versagen. Schon gar nicht durch die Schuld eines Menschen.

Nur ein vollendeter Trottel hätte die Drohung überhört: „Ja, natürlich, vier Telefone, ich werde sie besorgen.“ Wozu auch immer eine Youkaifürstin Handys wollte.

Der Kaiser hielt es für ratsam, einzugreifen. Das Allerletzte, was er anstrebte, war Ärger mit den Youkai: „Darf ich fragen, was wir dem Brautpaar als Geschenk mitbringen dürfen?“ Er öffnete die Einladung: „Im Higurashi-Schrein?“

„Ich weiß nicht, was unter Menschen üblich ist. - Aber nur ihr beide seid eingeladen, Mikado.“

„Selbstverständlich.“ Der Kaiser ließ durch nichts erkennen, dass er den Zusatz in der Einladung: „Bitte niemanden umbringen!“ mehr als besorgniserregend fand, zumal er sicher war, dass diese Mahnung weder an ihn noch an seinen Ministerpräsidenten gerichtet war. „Ich bin mir der Ehre bewusst, bei einer Hochzeit Eurer Familie anwesend sein zu dürfen, Sesshoumaru-sama.“

Ein Nicken, dann war der Youkai verschwunden.

„Wer...wer ist das?“ fragte Nakagawa, dessen Verstand irgendwann aufgehört hatte, zu funktionieren. Er hatte die Einladung noch immer verschlossen in der Hand.

„Der Herr der Hunde, Herrscher der Youkai, Gebieter der Drachen, Fürst der westlichen Gebiete. Sein Name ist Sesshoumaru. Und diese Einladung zu einer Hochzeit…das hätte ich mir nie träumen lassen.“

„Sie...Sie wollen dahin gehen?“ Der Ministerpräsident hatte vergessen, wie man den Kaiser ansprechen sollte.

„Ich werde nicht den Herrscher Japans durch eine Ablehnung beleidigen. Und das sollten Sie im Interesse aller Menschen auch nicht tun.“

„Na...natürlich nicht.“ Und er würde morgen mit seinem Kaiser gehen, wohin immer auch der ging.
 

Kagome seufzte auf. Heute war der große Tag, ihr eigentlicher Hochzeitstag. Und sie war nervös wie nur etwas. Ihre Mutter, die fleißig am Kochen war, wandte den Kopf: „Was ist? Der Empfang beginnt doch erst in drei Stunden. Komm, hilf mir.“

Während die Braut das tat, erklärte sie: „Ich muss mich noch umziehen. Und außerdem ist mir etwas Dummes eingefallen. Ich…ich durfte ja nicht einmal meine besten Freundinnen einladen, weil sie Menschen sind.“ Das hatte sie schon verärgert, aber der Haushofmeister war da unerbittlich gewesen. Und sie hatte zu verstehen begonnen, wo der Haken an einem Leben als Prinzessin lag. Zu allem Überfluss hatte auch ihr Noch-nicht-ganz-Ehemann ihr nicht beigestimmt.

„Inuyasha hatte Recht. Sie wären durch die ganzen Youkai sicher mehr verängstigt. Wir sind durch ihn doch daran gewöhnt. Opa freut sich sogar schon drauf, sie endlich einmal zu sehen.“

„Möglich. Trotzdem…normalerweise schminkt doch eine Schwester oder eine Freundin die Braut, oder?“

„Ja.“ Frau Higurashi ordnete die Dekoration: „Aber in diesem Fall solltest du vielleicht deine Schwägerin bitten.“

„Shiro?“ Kagome versuchte sich vorzustellen, dass sich die stolze Hundefürstin als Zofe betätigte: „Ich weiß nicht. Nachher hält sie das für eine Beleidigung.“

„Inuyasha hat extra in die Einladungen geschrieben, dass er keine Toten will. Ich denke jedoch nicht, dass das nötig war. Sie sind zwar Youkai, aber doch keine Unwesen.“

„Ja. Und seit dem Mittelalter sind sie friedlicher geworden, sagte er. Na schön, ich werde diesen Haushofmeister zu Shiro schicken. Der kann sich auch mal nützlich machen, statt mir dauernd zu sagen, was ich alles beachten muss.“ Nach der Hochzeit würde sie ihn mit Wonne wieder in das Schloss im Westen abreisen sehen.

„Tu das. Und dann zieh dich um.“

„Ja, Mama.“
 

Kagome stand im Badezimmer vor dem Spiegel, als sich die Tür öffnete. Erstaunt sah sie, wer kam und drehte sich um. „Shiro….Shiro-sama…“ Sie hatte ihre Schwägerin seit der Epoche der Kriegerischen Staaten nicht mehr gesehen. Für sie selbst waren das nur Wochen gewesen, aber natürlich waren fünfhundert Jahre vergangen, selbst für Youkai eine lange Zeit. Shiro war eindeutig älter geworden. Sie hätte nun sie auf Anfang Dreißig geschätzt. „Ich...ich freue mich, dass du gekommen bist.“

„Ich freue mich, dass du an mich gedacht hast.“ Die Hundefürstin nahm die Bürste: „Ich werde dir gern helfen. Der Haushofmeister sagte, es sei die Tradition bei Menschen, dass dies die Schwester tut.“ Also war das bei Menschen ein Ehrenamt. Und es wäre äußerst ungehörig gewesen, so etwas der Gefährtin des Schwagers abzulehnen.

„Ja.“ Kagome blieb stehen, betrachtete im Spiegel, wie die Youkai begann, ihre Haare durchzubürsten, fast vorsichtig, um ihr nicht aus Versehen wehzutun. Die junge Miko wusste das zu schätzen. „Ich habe mein Hochzeitsgewand, das Shiromuko, in meinem Zimmer. Und auch den Kimono für nachher.“

„Ja, das sagte deine Mutter. Ich habe Tamiko dorthin geschickt, mit meiner Garderobe.“ Und da sie den erstaunten Blick bemerkte: „Ich muss mich noch umziehen. Es wäre unziemlich, zu solch einem Anlass nicht in Staatsrobe zu erscheinen.“

„Oh…kommen alle so vornehm?“ War ihre Hochzeit etwa eine Staatsaffäre? Inuyasha hatte das zwar angedeutet, sie ihm aber nicht geglaubt.

„Natürlich. Was hast du denn gedacht?“ Shiro sah sich um: „Ich…ich muss zugeben, dass ich keine Ahnung habe, wie man sich schminkt.“

„Äh…Ich tue die Wimperntusche schon selbst darauf. Aber ich wäre froh, wenn du mir dann mit den Nadeln helfen würdest, die Haare hochzustecken. - Machst du das auch noch bei dir? Oder lässt es deine Zofe machen?“

„Ja. Wie gesagt, ich werde als Fürstin auftreten.“

„Meine Mutter kocht so viel, obwohl ich gesagt habe, dass ihr wohl kaum etwas essen werdet.“

„Nun, Miyaki und Myu werden gewiss etwas zu sich nehmen, vielleicht auch andere. Dein Großvater macht die Zeremonie im Schrein?“

„Ja. Ich hoffe, das wird nicht zu unangenehm. Es ist ein heiliger Ort.“

„Ich denke, die weiße Magie wird die Familie nicht stören, geschweige denn, läutern.“ Shiro klang unbewusst ein wenig arrogant.

Kagome dachte, dass sie sich in den fünfhundert Jahren nicht viel geändert hatte. Aber warum hätte sie es auch sollen. Unter den Bannkreisen lebten die Drachen und Youkai noch immer wie im Mittelalter. Sie hatten die Öffnung Japans, die Weltkriege zwar mitbekommen, aber sich weder eingemischt noch gar sich angepasst. Wieso hätten sie das allerdings auch tun sollen? „Ich dachte an die Kinder“, erklärte sie hastig.

„Oh. Sie sind nicht mehr so klein, wie du sie zuletzt gesehen hast. Da waren sie ja wirklich noch Welpen.“

„Wie alt sind sie jetzt? Nach menschlichen Maßstäben?“

„Ich würde sagen, um die zehn, elf.“

„Und Seiko und Katsumaru sind noch immer verlobt?“

„Kein Fürst der Youkai bricht sein Wort.“

„Entschuldige. Ich meinte, ob sie sich mögen.“

„Ja. Seiko hat zu Katsumaru ein engeres Verhältnis als zu Arashi.“ Shiro nahm die Nadeln: „Es ist natürlich schön, aber ein wenig bedauerlich doch.“

„Du denkst an dich und Akamaru? Aber inzwischen hast du doch sicher auch zu Sess…äh zu dem Taishou ein enges Verhältnis.“ Denk an die mittelalterlichen Regeln, beschwor sich Kagome. Nicht, dass deine Hochzeit noch mit Streit endet.

„Gewiss.“
 

Inuyasha seufzte laut und deutlich. Das war wirklich lästig. Er vermisste seine gewohnte Garderobe aus rotem Feuerrattenhaar, aber der Haushofmeister war unerbittlich gewesen. Er dürfe doch der Familie keine Schande machen und im Alltagsgewand heiraten. Wenn die Hochzeit schon nach menschlichen Regeln verlaufen sollte, müsste er sich auch wie ein menschlicher Bräutigam kleiden. Kagome hatte ihm auch gut zugeredet, und jetzt stand er hier im Hof des Higurashi-Schreins und wäre am liebsten davongelaufen. Schwarz stand ihm doch überhaupt nicht. Schwarze Hakama-Hosen, einen schwarzen Haori und zu allem noch darüber einen schwarzen Kimono. Auch Frau Higurashi hatte ihm versichert, dass das das traditionelle Kostüm des Bräutigams wäre. Sie war sogar so freundlich gewesen und hatte Haori und Kimono mit dem Familienzeichen des Westclans bestickt. Er hatte ihr extra eine Zeichnung besorgen müssen. Sie hatte sich viel Mühe gegeben, das gab Inuyasha gern zu. Aber so ganz wohl war ihm nicht.

„Nervös, Inuyasha?“

Er drehte sich um: „Sesshoumaru!“ Sein Bruder sah aus wie immer, sogar die Rüstung hatte er anbehalten. Immerhin hatte er auf ein Schwert verzichtet. „Unsinn. Mich regt nur das Schwarz hier auf. – Shiro ist oben bei Kagome. Wenn sie runterkommen, geht die Zeremonie da im Schrein los. Hinterher ist dann der Hochzeitsempfang. Wir machen ihn hier im Hof. Ich nahm an, dass dir das eher gefällt, als in einem menschlichen Haus.“

„Du lernst dazu.“

„Keh!“ Aber sein Halbbruder würde sich wohl nie ändern. Dafür sah der Hanyou, wer noch dabei war: „Hallo, Seiko, Arashi...“ Die beiden hatten sich höflich drei Schritte hinter ihrem Vater gehalten. Inuyashas Laune stieg etwas, als er sah, dass auch sein Neffe schwarzen Haori und Hakama trug. Und dann kamen auch noch die anderen Familienmitglieder und er musste sie begrüßen, so dass er die Kleidung vollkommen vergaß.
 

Hofbeamte und Sicherheitsleute hatten sich erst gewundert, dann dagegen protestiert, dass der Kaiser und der Ministerpräsident ohne sie in einem obskuren Schrein in Tokio beten wollten. Der Herrscher Japans hatte sich erst durchgesetzt, als er mit ungewohntem Nachdruck erklärt hatte, dies sei der ausdrückliche Befehl einer höheren Macht gewesen und er müsse es für das Wohl aller Japaner tun. So stiegen die beiden allein die Treppen zu dem Schrein empor. Für einen Augenblick glaubten sie einen Widerstand zu bemerken.

„Ein Bannkreis“, vermutete der Kaiser. „Niemand wird die Zeremonie stören können.“

„Eine Hochzeit…“ Der Ministerpräsident war ein wenig aufgeregt. Sein Assistent hatte ihm die vier Handys besorgt. Da er nicht wusste, was dieser Youkaifürst von ihm erwartete, hatte er die vier für alle denkbaren Netze freischalten lassen, die Rechnung auf sich selbst. Er nahm nicht an, dass der Kerl dafür bezahlen würde, oder gar ein Konto hätte, von dem aus die Telefongesellschaft abbuchen konnte. Und falls die Fürstin nicht telefonieren könnte, wäre das bestimmt ungesund. Er hatte die Mobiltelefone als Geschenk verpacken lassen und trug sie nun mit sich.

Die beiden blieben stehen, musterten die Szene vor ihnen. Gewiss zwanzig Leute standen da, vor dem Haus war ein Büffet aufgebaut, eine große Hochzeitstorte. Und von den Personen auf dem Hof waren nur vier eindeutig menschlich, das eine davon die Braut, die die traditionelle weiße Kleidung trug, angefangen vom Seidenschleier, über den Kimono und den Obi. Der Bräutigam war dagegen eben so sicher kein Mensch, das verrieten schon die Ohren oben auf dem Kopf.

Eine Frau kam auf sie zu: „Ja, du lieber Himmel, welche Ehre….Majestät… und Sie sind doch der neue…Herr…“

„Nakagawa.“ Das ging ja schon gut los: „Und Sie sind…?“

„Ich bin Frau Higurashi, die Mutter der Braut. Bitte, kommen Sie näher, Majestät, Exzellenz. Die Zeremonie im Schrein beginnt gleich.“ Sie war sich nicht ganz sicher wie man solch hohen Besuch anreden sollte, aber da die anderen Anwesenden ja auch Fürsten und Prinzen und dazu Youkai waren, und dies hier Menschen, war es wohl eher gleich.

Bevor die beiden Neuankömmlinge wussten, wohin sie sich wenden sollten, stand Sesshoumaru vor ihnen: „Die Kästen?“

„Hier. Ich habe mir erlaubt, sie bereits als Geschenk verpacken zu lassen, Sesshoumaru-sama.“ Der Ministerpräsident hoffte, dass das richtig gewesen war, als er sie mit einer höflichen Verneigung überreichte.

Der Hundefürst nahm das Päckchen. „Was hat das gekostet?“

„Äh…“ Nakagawa war so perplex, dass er die Antwort nicht wusste. „Ich...ich habe es vergessen.“

Menschen! Ein Gedächnis von Zwölf bis Mittag! „Ich werde dir einen Boten schicken.“

Der Kaiser beschloss, eine Frage zu stellen. Immerhin kannte er den Dämon seit Jahrzehnten: „Die Zeremonie findet im Schrein statt? Verzeiht, wenn ich das so sage, aber…ist das für Youkai nicht lästig?“ Er wollte nicht gerade gefährlich sagen.

„Nein.“ Sesshoumaru ging seitwärts, zu seinem Haushofmeister, übergab das Päckchen mit dem Befehl, das nach Hause zu bringen. Er würde es Shiro unter vier Augen aushändigen – und er war neugierig, wie sie sich bedanken würde.

„Kommen Sie, mein lieber Ministerpräsident. Die anderen Gäste scheinen alle in den Schrein zu gehen.“

Nakagawa konnte nur nicken. Das waren Youkai, alle offenbar teuer gekleidet, die Frauen zum Teil in bis zu zwölflagigen Kimonos. Das musste ein Vermögen gekostet haben, auch der Schmuck, den sie trugen. Und drei Kinder konnte er entdecken, ungefähr gleich alt, er hätte sie auf knapp über zehn geschätzt, aber das war wohl kaum der Fall.
 

Der alte Herr Higurashi, Kagomes Großvater wartete in Priesterkleidung im Schrein. Er war nervös, nicht nur, weil seine Enkeltochter heiratete, sondern auch, weil sie mit ihm zuvor durchgegangen war, welche Zeremonien er besser nicht ganz richtig durchführen sollte. Die Läuterung des Brautpaares, zum Beispiel, könnte fatale Folgen haben, falls Inuyasha dabei aus irgendeinem Grund das Youki entzogen werden würde. Das galt auch für das Trinken des gesegneten Reisweins.

Kagome nahm zwar nicht an, dass ihr Opa über die gleiche Macht verfügte, wie sie selbst, aber sie war zu besorgt, dass etwas schief gehen könnte. Und wirklich das Allerletzte, was sie sich für ihren Hochzeitstag wünschte, war ein Blutbad.

Sie hatte bereits freudig den jungen Mann begrüßt, zu dem Shippou geworden war. Für sie waren ja nur Wochen vergangen, aber er war nun herangewachsen und sie suchte in dem Gesicht vor sich die Spuren des kleinen Kindes, das so oft in ihrem Arm geschlafen hatte. Selbstverständlich war der gesamte Hundeclan da, aber auch Kouga und Ayame. Sie war erstaunt gewesen, wie vornehm nun auch die Wolfsyoukai gekleidet waren, aber Kouga hatte rasch erklärt, dass das nur für heute sei, weil das doch ein besonderer Tag sei. Und, hatte er mit gewissem Grinsen hinzugefügt, wenn sie sich schon für den Falschen entschieden habe, müsse er ihr das auch zeigen. Eine Bemerkung, die ihm einen Rippenstoss von Ayame und fast einen Faustschlag von Inuyasha eingebracht hatte, den dieser gerade noch stoppte, als er das Gesicht seiner Braut sah. Kouga seinerseits verspürte gute Lust auf eine Faustkampf, aber der Haushofmeister hatte eine eindeutige Botschaft gebracht: falls er auf der Hochzeit Inuyasha in eine unangenehme Situation bringen würde, würde Sesshoumaru das als Beleidigung der Familie betrachten. Und so nett eine Rauferei um der alten Zeiten willen mit dem Hanyou gewesen wäre - nicht um den Preis, Krieg mit dem kompletten Hundeclan zu bekommen.
 

Und als Kagome sich umdrehte und den Kaiser plus Ministerpräsidenten entdeckte, wurde ihr zum ersten Mal wirklich bewusst, in welcher Familie sie da gelandet war. Der Kaiser, der Tenno, der Mikado, der gewöhnlich nie oder nur zu ganz speziellen Ritualen seinen Palast verließ und war bei ihrer Hochzeit! Kein Wunder, dass es geheißen hatte, sie solle ihre Freundinnen besser nicht einladen. Die gesamte Geheimhaltung der letzten Jahrhunderte würde auffliegen.

„Kagome!“ Inuyasha stand neben ihr: „Komm, wir sollten in den Schrein gehen. Nachher, zum Empfang, kommen noch ein paar Leute, die an der Zeremonie nicht teilnehmen wollten oder können.“

„Immerhin ist der Kaiser hier. Der Kaiser!“

„Ja, Sesshoumaru lud ihn gestern wohl ein. Er ist doch immerhin der ranghöchste Mensch in Japan.“

„Ja… wie nett.“ Was sollte sie dazu noch sagen?
 

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Da fällt einem auch nur noch wenig ein, oder? Das nächste Kapitel heisst: Hochzeitsempfang, und ihr werdet erfahren, warum Myus Schwanz eine diplomatische Krise auslösen kann und was passiert, wenn ein älterer Herr in Babylaune kommt...^^"
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapiel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Hochzeitsempfang

Hm. Euer Mitleid mit dem Ministerpräsidenten hält sich eindeutig in Grenzen. Sesshoumaru hat die Handys ja durch den Haushofmeister nach Hause bringen lassen, weil er Shiro sie unter vier Augen überreichen wollte. Wer von euch daher wissen will, wie sie sich bedankte, muss sich schon an den Herrn der westlichen Länder wenden....
 

31. Hochzeitsempfang
 

Herr Nakagawa starrte im Schrein weniger auf die Zeremonie, die der Priester vollzog, als auf die Gäste, bis ihn der Kaiser in die Seite stieß: „Das ist unhöflich! Achten Sie auf das Brautpaar.“

Der Ministerpräsident gehorchte eilig. Er war schon bei traditionellen Hochzeiten nach dem shintoistischen Ritual gewesen, und er kannte die Abläufe, auch, wenn jeder Schrein etwas andere Rituale hatte. Zuerst wurde das Brautpaar gesegnet, geläutert, um vor künftigem Unheil geschützt zu sein, dann die Götter gebeten, ihnen Gesundheit und langes Leben zu schenken. Zum Schluss trank das Paar aus einer Schale gesegneten Reiswein. Er war versucht, die anderen Gäste wieder anzugucken, aber er wusste in der Tat nicht, wie sich Youkai dazu stellen würden. Wären sie beleidigt? Würden ihn umbringen, Hochzeit hin oder her? Immerhin galten sie für Wesen der Dunkelheit und saßen dennoch hier in einem Schrein, wohnten einer Götterverehrung bei. Was sollte es. Im schlimmsten Fall würde sich noch herausstellen, dass es auch noch die Götter wirklich gab. Immerhin war anschließend der Empfang und da gab es etwas zu essen. Und dann würde er zusehen, dass er hier schleunigst wieder verschwand.
 

Nach der Zeremonie versammelten sich die Gäste auf dem Hof. Der Ministerpräsident sah sich ein wenig hilflos um. Was sollte er nun tun? Der Kaiser war zu dem Youkai getreten, der wohl der ranghöchste war, diesem Sesshoumaru. Neben dem stand eine rothaarige Frau in kostbarem Gewand. Das war bestimmt die Fürstin, für die er die Handys hatte besorgen sollen. Sie sah wirklich nicht schlecht aus. Zwei der drei Kinder waren rechts und links neben diesem Fürstenpaar, gehörten wohl zu ihnen. Der Junge hielt neben seinem Vater und warf immer wieder einen raschen Seitenblick nach oben, als habe er Furcht, etwas falsch zu machen. Und die anderen Gäste…nun ja, wenn man davon absah, dass sie alle recht lange Haare und spitze Ohren hatten, konnte man sie eigentlich auch für Menschen halten. Wie auch der Bräutigam hatte der andere Mann dort hinten weiße Haare. Er unterhielt sich mit einem anderen, rothaarigen, dessen Ähnlichkeit mit der Fürstin unverkennbar war. Das waren bestimmt Geschwister, wahrscheinlich sogar Zwillinge. Auch neben diesem stand sein Sohn. Und dann stutzte der Ministerpräsident. Eine junge Frau war anwesend, der ihre Un-Menschlichkeit nur zu deutlich anzusehen war. Auch sie trug einen seidenen, mehrlagigen Kimono, aber sie hatte große Ohren oben auf dem Kopf platziert - und hinten aus ihren Kimono ringelte sich ein langer Schwanz. Das war jemand, der am ehesten noch der Beschreibung eines Youkai entsprach. Aber sie wirkte sehr nett, um nicht zu sagen, niedlich. Er hätte sie auf Mitte Zwanzig geschätzt, aber das war bei Youkai wohl anders. Sie hatte sich gerade mit der Braut unterhalten, die nun weiterging. Das war seine Chance, seine Neugier zu befriedigen. Diese Youkai wirkte nicht so unnahbar wie die anderen.

So trat er hin: „Guten Tag“, sagte er: „Man hat uns nicht vorgestellt. Mein Name ist Hidetoshi Nakagawa. Ich bin der Ministerpräsident Japans.“

„Guten Tag. Mein Name ist Myu. Du bist ein Mensch.“

Er hätte fast: „natürlich“ gesagt, meinte jedoch nur: „Ja. Kannst du…oder können Sie mir helfen?“ Ihm war eingefallen, dass selbst der Kaiser diesen Sesshoumaru so höflich angesprochen hatte.

„Das weiß ich nicht.“

„Ich…es ist heute das erste Mal, dass ich Youkai treffe. Und ich weiß so gar nichts darüber. Ich…Verzeihen Sie, wenn ich das so sage, Myu, aber, mir sind Ihre Ohren und Ihr Schwanz aufgefallen.“ Sie sah ihn sichtlich verwirrt an. So fuhr er fort: „Die anderen haben keinen Schwanz, oder?“

„Nein, aber sie sind ja auch Hundeyoukai. Ich bin eine Katze.“

„Oh, da gibt es Unterschiede?“

„Ja, natürlich.“

„Könnten Sie mir sagen, wer was ist, bei den anderen? Sind das alles Hundeyoukai? Sess…den Fürsten da, kenne ich bereits. Das daneben ist die Fürstin?“

„Ja. Shiro. Und ihre beiden Kinder, Arashi und Seiko. Die blauhaarige Frau, die gerade dazutritt, ist Sora, die Königin der Drachen.“

„Drachen.“ Er hatte sich diese immer als vierfüßige, schuppige Wesen vorgestellt. Die Frau dort war durchaus kein Scheusal. Nur ihre blauen Haare waren auffällig - und das kleine, zweite Gesicht an der Stirn. Sonst aber hätte sie ihm durchaus gefallen, eine handsame Figur hatte sie. „Was tut ein Drache denn hier?“

„Sie ist die Nebenfrau des Taishou.“

„Taishou?“ Heerführer?

„So nennen wir Sesshoumaru-sama. Die beiden, die mit dem Bräutigam reden, sind Wolfsyoukai. Dort, der rothaarige Mann ist der Fürst der südlichen Länder, Akamaru.“

„Er ist der Bruder der Fürstin?“

„Ja.- Miyaki, die dort am Büffet gerade mit Kagome plaudert, ist seine Fürstin.“

„Danke, Myu. Äh…sind Sie auch eine Fürstin?“

„Nein.“ Sie lachte ein wenig: „Nur eine Prinzessin.“

„Oh.“ Dann hatte er sie wohl falsch angesprochen: „Entschuldigung, Myu-hime.“

„Ach, das macht doch nichts.“

„Sie sind sehr freundlich. Darf ich…darf ich Sie um etwas bitten, das vielleicht... ungewöhnlich ist?“

„Und?“

„Ich…ich habe noch nie neben jemandem mit einem Schwanz gestanden. Darf ich ihn mal anfassen?“

Statt einer Antwort bog sie ihn empor, so dass er ihn umfassen konnte. Er fühlte sich wirklich wie ein Katzenschwanz an, nur etwas größer eben und dicker. Im nächsten Moment flog er durch die Luft. Zumindest kam es ihm so vor. Als er wieder denken konnte, spürte er Krallen an der Kehle, wurde gegen eine Wand gedrückt. Entsetzt starrte er in die kalten, grünen Augen des Youkai, der ihn offenbar ohne jede Anstrengung in der Luft hielt, gegen die Wand presste. Das war der Weißhaarige, der sich zuvor mit dem anderen Fürsten unterhalten hatte.

Inuyasha sprang eilig heran: „Yuri! Keine Toten!“

„Er hat Myus Schwanz angefasst!“

„Er hat mich um Erlaubnis gebeten, Yuri-sama“, sagte die Katzenyoukai: „Er ist doch nur ein Mensch und wollte einmal wissen, wie sich Youkai anfühlen.“

Das war wohl ihr Ehemann. Mist, dachte Nakagawa panisch. Youkai schienen sehr um ihre Frauen besorgt zu sein.

„Lass ihn schon“, bedeutete Inuyasha, der keine Lust hatte, Kagome in Schwierigkeiten zu bringen.

„Ver..zeihung...“ würgte der Ministerpräsident hervor. Du liebe Güte.

Statt einer Antwort wurde er losgelassen und stürzte zu Boden, rieb sich den schmerzenden Hals.

„Myu-chan, ich schätze deine Liebenswürdigkeit. Aber du solltest sie nicht auf alle ausdehnen.“ Der Hundeprinz sah zu seiner Gefährtin.

„Entschuldige, Yuri-sama“, meine sie etwas zerknirscht: „Er ist doch bloß ein Mensch.“

„Eben deswegen.“ Er drehte sich um und sie folgte ihm ein wenig reumütig.

Kagome kam herangelaufen, so schnell es das Hochzeitsgewand zuließ: „Um Himmels Willen! Was ist denn nun los?“

„Dieser Idiot hat Myu befummelt, “ erklärte Inuyasha prompt, was den Ministerpräsidenten ächzen ließ. „Wir müssen allerdings froh sein, dass er das nicht bei Shiro versucht hat, sonst könnten wir seine Einzelteile zusammensuchen, weil sie und Sesshoumaru gleichzeitig zugeschlagen hätten.“

„Ja, aber…wie konnten Sie nur, Herr Naka….äh…Herr Ministerpräsident?“

Der stöhnte leicht und rappelte sich mühsam auf: „Ich hatte sie doch um Erlaubnis gefragt…ich wollte nur einmal einen Youkai anfassen.“

„Ausgezeichnete Idee!“ sagte Inuyasha und Kagome ergänzte:

„Das macht man doch nicht! – Wir werden gleich den Kuchen anschneiden, Herr Nakagawa. Bitte, gehen Sie schon mal hinüber.“ Endlich war ihr der Name eingefallen. Sie musste ihn im Moment jedenfalls ein wenig von Yuri fernhalten. Soweit sie wusste, neigte der zu sehr radikalen Maßnahmen, wenn jemand Myu zu nahe kam. Immerhin lebte der Ministerpräsident noch. Sie hätte kaum gewagt, sich die Schlagzeilen für den nächsten Morgen vorzustellen.

„He, guck mal!“ Inuyasha hatte das Dimensionsportal entdeckt: „Da kommt noch ein Gast.“

Kagome drehte sich um: „Das ist doch ein Drache?“

„Ja, Hakai, der Sohn von Sora. Er ist vor einigen Monaten aufs Festland gegangen.“ Sie hatte ihn ja nicht heranwachsen gesehen.

Der Drachenprinz kam heran, verneigte sich vor dem Brautpaar: „Inuyasha-sama, Kagome-sama, ich möchte Euch im Namen des Königs der Drachen von China, meines Onkels, alles Gute zu Eurer Hochzeit wünschen. Bitte, nehmt diese Kleinigkeit von uns an.“ Er überreichte der Braut ein Kästchen.

„Danke“, sagte Kagome unwillkürlich und öffnete es. Eine Kleinigkeit? Darin war die schönste Kette aus Perlen, die sie je gesehen hatte. „Sie sind wunderschön, Prinz Hakai“, meinte sie ehrlich.

„Geht es dir gut, Hakai?“ fragte der Hanyou: „So allein auf dem Festland?“

„Ja, danke, Inuyasha-sama. Bitte entschuldigt mich. Aber ich muss noch dem Protokoll genüge tun...“

„Natürlich.“ Und da er ging: „Eine Perlenkette?“

„Ja, aber sie ist wunderschön….und so lang…“

„Vermutlich sollst du sie in die Haare flechten, wenn ich mir Shiro und Miyaki so angucke.“

Hakai verneigte sich inzwischen vor Sesshoumaru und seiner Mutter, was Seiko nach Luft ringen ließ: „Dieser unverschämte Kerl begrüßt unsere Mutter nicht!“

„Er hat recht, Seiko-chan“, kam es von Katsumaru, der neben ihr saß, ebenfalls ein Buch in der Hand: „Er begrüßt den Taishou als seinen Herrn und seine Mutter als Königin der Drachen. Shiro-sama hat nichts damit zu tun. So ist das Drachenprotokoll.“

Sie nickte, beruhigt. „Ich vergaß. – Der Mensch, der gerade zu dem Priester geht, ist das der Ministerpräsident? Der Kanzler?“

„Ja.“
 

Herr Nakagawa setzte sich neben Kagomes Großvater. Das war ein Priester, ein Mensch, und so fühlte er sich etwas sicherer. Außerdem trank der gerade einen Becher Sake und nach dem Schrecken hatte er ebenfalls das Bedürfnis. Dementsprechend goss er sich ein.

„Sie hatten Glück, ehrenwerter Ministerpräsident“, sagte Herr Higurashi: „Diese Familie schützt ihre Angehörigen ziemlich gut, sagte meine Enkelin.“

„Und dabei habe ich sie um Erlaubnis gefragt.“ Herr Nakagawa nahm einen tiefen Schluck.

„Na ja, sie leben nach mittelalterlichen Regeln. Prost.“

„Ja…mir ist aufgefallen, dass der Bräutigam ein Schwert trägt, als Einziger. War das so üblich, im Mittelalter oder ist das Youkai-Sitte?“ Immerhin hatte er hier jemanden, der garantiert ein Mensch war, zum Fragen.

„Glauben Sie mir“, sagte ein Junge hinter ihm und er wandte den Kopf: „Sie wollen nicht wissen, was passiert, wenn onii-chan kein Schwert mehr trägt.“

„Der große Bruder? Dann sind Sie auch ein Youkai?“

„Nein, ich bin der Bruder der Braut.“ Sota ging weiter. Er wollte sich ein bisschen mit Shippou unterhalten, Immerhin sah der genauso alt aus wie er, und er fühlte sich da ein bisschen sicherer, als mit den Erwachsenen. Überdies könnte er vielleicht Dinge über Kagome erfahren, die er noch nicht wusste.

„Das ist mein Enkel, ja“, bestätigte Herr Higurashi: „Youkai sind die mit den spitzen Ohren.“ Er fand, das lief bislang doch alles ganz gut. Die Youkai waren nett zu ihm gewesen, hatten ihn als Oberhaupt der Higurashi-Familie sogar höflich begrüßt.

„Wunderbar.“ Der Becher Sake war leer.

„Sie werden jetzt die Hochzeitstorte anschneiden, kommen Sie.“
 

Das Brautpaar hatte sich bei der großen Torte aufgestellt. Inuyasha zog Tessaiga, was Kagome zum Aufstöhnen brachte: „Ein normales Tortenmesser hätte es doch auch getan, oder?“

„Keh! Tessaiga hat es verdient, oder?“

„Ja, schon gut.“ Außerdem sah keiner der Gäste so aus, als ob er sich wundern würde. So fasste sie mit an den Griff: „Aber bitte nicht die Windnarbe. Ich möchte den Kuchen essen.“

„Ich doch auch!“ Dementsprechend schnitten sie die Torte vorsichtig gemeinsam an.

Kagomes Mutter reichte Teller zu, die sie dann mit dem Kuchen an die Menschen verteilte, und die Youkai, die höflicherweise etwas essen wollten, sowie an die beiden Drachen.

Wer es spüren konnte, drehte sich um, als erneut ein Dimensionsportal erschaffen wurde, ein junger, schwarzhaariger Mann in kostbarem Kimono kam. Der Ministerpräsident stellte als erstes fest, dass der keine spitzen Ohren hatte, also wohl kein Youkai war. Aber warum schrie die Katzenyoukai dann was von „mein großer Bruder?“ und rannte zu ihm? Und warum neigten die anwesenden Youkai fast alle höflich den Kopf? War das jetzt doch kein Mensch? Nun, kein Mensch konnte so ein Portal erschaffen, oder? Herr Nakagawa stellte fest, dass er gerade völlig verwirrt war.

Der Neuankömmling drückte Myu kurz an sich, ehe er zu dem Brautpaar kam: „Ich möchte euch zu eurer Hochzeit gratulieren. Und mein Hochzeitsgeschenk kommt gleich, einen Moment.“ Er drehte sich um, winkte, so kam es dem Ministerpräsidenten vor. Erneut erschien ein schwarzes Loch, durch das zwei Leute traten.

Kagome schrie auf: „Sango-chan! Miroku-sama! - Tsuki-Yumi-sama, das ist wunderbar, danke!“ Sie rannte zu den beiden, umarmte sie. Inuyasha folgte ihr.

Herr Nakagawa verstand immer weniger. Dies waren Menschen, aber sie trugen eindeutig mittelalterliche Kostüme. Außerdem, wieso hatte der andere gesagt, dass sei sein Hochzeitsgeschenk? Und wie hatte die Braut ihn genannt? Tsuki-Yumi-sama? Tsuki? Der Gott des Mondes und der Zeit? Das war unmöglich. Hatte der etwa Leute aus dem Mittelalter als Hochzeitsgeschenk mitgebracht? Er goss sich einen Becher Sake ein. Götter gab es doch nicht, da war er sicher. Oder bis eben sicher gewesen. Und wieso war ein Gott der Bruder einer Katzenyoukai? Das war erst recht unmöglich. Er trank seinen Becher auf Anhieb aus. Was war nur seit gestern mit seinem Weltbild passiert? Irgendwie musste jemand es vollkommen auf den Kopf gestellt haben. Den Kuchen, den ihm die fürsorgliche Frau Higurashi hinstellte, nahm er nicht einmal wahr. Noch immer starrte er zu dem Gott. Götter gab es? Youkai gab es? Und er hatte in Erwägung gezogen, den Kaiser abschaffen wollen, weil der vollkommen überflüssig war? Immerhin verneigte dieser sich gerade höflich vor dem Gott der Zeit und der fing mit ihm ein Gespräch an. Nein, es wäre wohl äußerst unklug, einen Nachkommen der Sonnengöttin abzusetzen, wenn sich deren Bruder mit ihm so unterhielt….
 

Nach der lebhaften Begrüßung ging Kagome sich umziehen. Endlich würde sie das Kleid ausziehen können, das ihr doch etwas zu warm geworden war. Es war ausgesprochen nett von Tsuki gewesen, ihren beiden Freunden aus dem Mittelalter eine Zeitreise zu spendieren. Sie beeilte sich mit dem Umziehen. Nun trug sie einen Kimono in den Farben ihrer neuen Familie, wie es die Tradition verlangte. Und sie war sicher, dass die Youkai gerade das zu schätzen wussten.
 

Der Ministerpräsident hatte sich unauffällig, wie er hoffte, den beiden Menschen genähert, die aus dem Mittelalter zu stammen schienen. Ob er sie ansprechen sollte? Immerhin unterhielten sie sich mit dem Bräutigam. Ein erneutes Dimensionsportal ließ alle aufsehen und so tat er es auch. Wiederum bemerkte er, wie höflich die Youkai den Neuankömmling begrüßten, den er für einen Mann von vielleicht fünfzig Jahren hielt. Der kam näher, redete den Bräutigam an:

„Ah, deine Gefährtin zieht sich wohl gerade um? In jedem Fall: ich habe gehört, was ihr Großvater im Schrein gesagt hat. Ich werde auf euch aufpassen, versprochen.“

Inuyasha nickte etwas verlegen. Natürlich war die Anrufung um den Schutz der Götter bei einer menschlichen Hochzeit üblich, aber wenn dann einer vor einem steht und tatsächlich den Schutz verspricht, was soll man da noch sagen.

„Danke, Izanagi-sama. Es ist wirklich nett, dass du gekommen bist.“ Er wusste langsam, wie man sich als Prinz benehmen musste. Irgendwie war er stolz auf sich, wenn er das mit seinem Verhalten vor fünfhundert Jahren verglich. Aber er hatte es nicht anders gewusst. Und inzwischen war so viel geschehen.

Izanagi? Der Ministerpräsident wich einige Schritte zurück. In was für einen Alptraum war er denn hier geraten? Fluchtartig lief er ins Haus, suchte nach einem Badezimmer, schloss hinter sich ab. Das kalte Wasser würde ihm gut tun.
 

Izanagi wandte sich derweil um, da Myu herangekommen war: „Ach, meine kleine Katze. Wie geht es dir, Myu-chan?“

„Danke, gut, Izanagi-sama. Ich freue mich, Euch zu sehen.“

„Yuri, mein Junge, ich möchte mit dir reden.“ Er drehte sich um.

Eine Ablehnung stand außer Frage und so folgte der Hundeprinz sofort, wobei er kurz überlegte, wer außer seinem Großvater ihn je mit „mein Junge“, angesprochen hatte. Nun ja, es war erstens sein Schwiegervater und außerdem - es war der Schöpfer.

Izanagi blieb stehen: „Myu ist schwanger.“

Yuri starrte ihn mit offenem Mund an, als seine Selbstbeherrschung schwand. Seinen ersten Gedanken, dass es ein Witz war, verwarf er sofort. Hatte Myu ihn etwa betrogen? Nein, unmöglich, niemals. Also hatte jemand sie dazu gezwungen? Wer hatte es gewagt...?

Izanagi bemerkte, dass er dabei war, einen Geschirrschrank zu zerschlagen, um eine Tasse zu retten, und erklärte hastig: „Es ist dein Kind, Yuri und es wird ein vollblütiger Hundeyoukai sein, auch, wenn Myu es tragen wird. Ich habe lange überlegt, aber die Lösung lag eigentlich die ganze Zeit vor mir. So, wie einst Myu entstand, nur mit anderen Vorzeichen, werdet ihr nun einen Sohn bekommen. Immerhin bin ich der Schöpfer allen Lebens, nicht wahr?“ Er zwinkerte ein wenig: „Und jetzt geh und sag es ihr.“

Yuri sah sich außerstande, eine Bewegung zu machen. Er hatte sich schon lange damit abgefunden, nie einen Erben zu haben, und jetzt das? Mühsam suchte er die Reste seiner guten Erziehung zusammen: „Ich...ich danke Euch, Izanagi-sama. Myu wird das sehr glücklich machen.“

„Ich weiß. Jetzt geh schon.“

Der Rest der Familie beobachtete, wie Yuri sich sichtlich zusammenriss, ehe er zu Myu ging, diese in die Arme nahm, ihr etwas leise erzählte. Es musste sich um etwas Schönes handeln, denn die Katzenyoukai schloss die Augen und umarmte ihren Gefährten fest. So eng umschlungen blieben sie eine Weile stehen.

Izanagi war einen zufriedenen Blick auf das Paar, ehe er weiter ging. Das waren Momente, an denen er sich immer noch erfreuen konnte. Da war noch etwas zu tun, fiel ihm ein. Ja, warum eigentlich nicht. Er trat zu den beiden Youkaifürsten und ihren Gefährtinnen, die am Kuchenbuffet standen. Miyaki hatte ein Tortenstück gegessen, aber weder die Zwillinge noch Sesshoumaru würden etwas zu sich nehmen. Höflich neigten die vier den Kopf, als er herankam. „Katsumaru und Seiko scheinen sich gut zu verstehen. Hast du auch schon eine Braut für Arashi ausgewählt?“

„Nein“, meinte Sesshoumaru mit einem Seitenblick: „Wird Myu ein Mädchen bekommen?“

„Oh, du denkst mit, mein Junge. Nein. Sie wird einen Sohn bekommen, einen vollblütigen Hundeyoukai. Ich denke an euren Stolz.“ Er drehte sich ein wenig: „Verzeih mir“, sagte er zu niemand bestimmten, als er die Hand auf Miyakis Bauch legte: „Ja, doch, das passt. Du wirst Mädchen bekommen, Zwillinge. Das wird eine wunderbare Familie ergeben, nicht wahr?“

Nun starrten ihn Miyaki und Akamaru an, ehe der Fürst der südlichen Gebiete sagte: „Izanagi-sama, meint Ihr…..“

„Oh, falls ihr es vergessen habt, Kinder, ich bin der Herr des Lebens!“ Der Schöpfergott lächelte: „Und so fröhlich wie heute war ich schon lange nicht mehr. Immerhin war ich noch nie auf einer Hochzeit bei Menschen eingeladen, obwohl sie mich immer dabei anrufen. – Oh, und da kommt ja auch schon die Braut. Im Kimono in rot und weiß, euren Farben, Sesshoumaru. Sie ist höflich.“ Er ging hinüber.

Inuyasha sah ihn auf sich zusteuern: „Kagome, da kommt Izanagi!“

„Iza...“ Die junge Miko fand keine Worte, verneigte sich aber hastig im Umdrehen, sicher, dass ihr neuer Ehemann keinen miesen Witz über die Götterverwandtschaft seiner Familie machen würde. Immerhin war das quasi Myus Vater. Und Sesshoumaru, Shiro, Akamaru und Miyaki folgten ihm, blieben dann stehen.

„Herzlichen Glückwunsch, Kagome-chan. Eine nette Familie, in die du eingeheiratet hast. Und danke für die Einladung. Ich war noch nie bei einer menschlichen Hochzeit.“ Er lächelte verschmitzt: „Ich bin heute in Babylaune. Möchtest du auch eines?“

Sie wurde etwas blasser: „Nein, danke, noch nicht. Immerhin nehme ich die Pille.“

„Hilft die eigentlich auch bei Hanyou?“ erkundigte sich Inuyasha neugierig, während Miyaki gleichzeitig sagte:

„Izanagi-sama hat mir Zwillinge geschenkt, glaubst du, dass ihn menschliche Medizin aufhalten würde?“

Hanyou? Zwillinge? Du liebe Güte! Kagome beteuerte eilig: „Ich möchte doch erst noch ein wenig in meinem Beruf arbeiten, Menschen heilen. Das meinte ich. Ich wollte Euch nicht beleidigen, Izanagi-sama.“

„Ach, das weiß ich doch, Kindchen. Oh, deine Mutter bringt noch etwas zum Essen? Das sieht gut aus, muss ich einmal kosten.“

„Ja, tut das. Die eingelegten Radieschen sind ihre Spezialität.“

„Fein, die werde ich gleich einmal versuchen...“

Wenn sie sich nicht täuschten, summte er vor sich hin, als er zu dem Büffet ging, dass Kagomes Mutter und ihr Bruder aufgebaut hatten.

Kagome sah seitwärts: „Zwillinge?“

Miyaki nickte strahlend: „Er sagte, ich würde zwei Mädchen bekommen, stell dir das vor. Eines für Arashi und eines für den Sohn von Yuri und Myu!“

„Yuri und Myu?“ fragten Inuyasha und Kagome gleichzeitig.

„Ja, ist das nicht wunderbar?“

„Er sagte, er sei in Babylaune…“ Kagome fand keine anderen Worte. Und dass die Familie die Babys wieder schon in der Wiege verkuppeln würde…sie durfte dagegen nichts sagen. Sie sah auf: „Da kommt noch wer?“

Ein weiteres Dimensionsportal hatte sich geöffnet.
 

********************************************************************
 

Ich konnte doch Myu-chan nicht ihren grössten Wunsch verweigern.

Das nächste und letzte Kapitel zeigt den armen Ministerpräsidenten dann in der grössten Patsche seines Lebens...
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep

Finis Historiae

Nun ja...Ihr habt ja Recht, der Ministerpräsident wird einige Hilfe benötigen. Doch dass er sie in Sake sucht....?
 

32. Finis Historiae
 

Herr Hidetoshi Nakagawa, der bis gestern angenommen hatte, als neu gewählter Ministerpräsident der mächtigste Mann Japans zu sein, öffnete die Badezimmertür. Das kalte Wasser hatte seine überreizten Nerven etwas beruhigt.

Bis gestern hatte er angenommen, Dämonen, Youkai, seien Märchengestalten – und bis vor einer halben Stunde hatte er geglaubt, Götter seien nur eine Erfindung der Menschen. Beides war falsch. Sein gesamtes Weltbild war auf den Kopf gestellt worden. Kein Wunder, dass jeder seiner Amtsvorgänger sich fleißig bemüht hatte, die Rituale zu beachten. Es half nichts. Wollte er nicht das Gesicht verlieren, gar seinen Kaiser blamieren, musste er wieder in den Hof des Higurashi-Schreins, wo der Hochzeitsempfang stattfand.
 

Er kam an der Küche vorbei. Da stand eine Flasche Reisschnaps, die wohl zum Kochen verwendet worden war. Soviel war nicht mehr drin, fand er und leerte sie. Eigentlich war es doch gar nicht so übel, dass Izanagi da war. Dann könnte man ihn doch um etwas bitten. Wann, wenn nicht jetzt, könnte er sicher sein, dass ein Gott seine Bitte auch wirklich anhören würde? Aber um was sollte er ihn bitten? Seine Wiederwahl in vier Jahren? Das wäre zwar wichtig, war aber irgendwie geistlos.

Der Ministerpräsident ging langsam hinaus. Dort war inzwischen der Kuchen weggeräumt worden und ein Büffet aus lauter Kleinigkeiten angerichtet worden. Braut und Bräutigam unterhielten sich mit dem Jungen, der gesagt hatte, er sei ihr Bruder, einem jungen Youkai, der einen Fuchsschwanz hatte, den beiden Menschen in mittelalterlicher Kleidung und den beiden Wolfsyoukai über alte Zeiten, als sie jemanden namens Naraku gejagt hatten. Zwei der Youkai-Kinder saßen an einer Hütte und lasen. Der Drachenprinz unterhielt sich mit dem anderen Youkai-Jungen. Die Mutter der Braut brachte gerade einen Teller hinüber, wo sich Izanagi…Izanagi-sama mit der jungen Katzenyoukai und deren eifersüchtigen Ehemann unterhielt. Der Kaiser und Tsuki, nein, Tsuki-sama, standen bei diesem Sesshoumaru, redeten, soweit er es verstand, über irgendwelchen Bannkreise und einen Park. Die rothaarigen Youkai-Zwillinge und die Ehefrau dazu sprachen über Kinder, Verlobungen. Tja. Wohin sollte er nun gehen? Zum Brautpaar? Zum Kaiser, vielleicht? Das wäre immerhin ein sicherer Hafen. Aber da war Tsuki.

Frau Higurashi kehrte zurück, ging wieder zu dem Büffet. Nun erst entdeckte er, dass daneben ein Tisch stand, Stühle. Eine junge Frau saß dort und aß. Sie sah nicht gerade schlecht aus, dachte er. Außerdem stand da noch eine Flasche mit Reiswein, und er hatte Durst. Aus seiner Erfahrung mit Myu vorsichtig geworden, betrachtete er die Frau. Sie hatte keine spitzen Ohren, war also keine Youkai. Und sie schien allein zu sein. So ging er hin:

„Verzeihung, darf ich mich hersetzen?“

„Natürlich. - Oh, der Ministerpräsident, oder?“

„Ja.“ Immerhin erkannten ihn doch ein paar Leute. Er hatte schon schwer an seiner Popularität gezweifelt. Er nahm einen Becher und goss sich Reiswein ein. Hunger hatte er keinen, obwohl die Speisen wirklich gut rochen und er seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte.

Die junge Frau sah auf: „Ihr Essen ist wirklich vorzüglich, meine liebe Frau Higurashi. Und diese Reisbällchen sind die besten, die ich seit langem gegessen habe.“

„Oh, vielen Dank für die Ehre!“ Kagomes Mutter strahlte auf: „Das freut mich aber.“

„Um ehrlich zu sein, ich habe solche guten Reisbällchen nicht mehr gegessen, seit ich in Renin war. Und das ist doch schon eine gewisse Zeit her.“

„Darf ich…Möchten Sie vielleicht das Rezept haben?“

Die junge Frau zögerte einen Moment, ehe sie nickte: „Doch, warum eigentlich nicht. Das ist eine sehr gute Idee. Irgendwer wird das dann schon für mich kochen. Ich kann es nämlich leider nicht.“

„Oh, das ist doch nicht so schwer. Es bedarf nur ein wenig der Übung.“

„Das schon. Aber bei mir brennt eben leicht etwas an.“

„Das verstehe ich. Ich hole Ihnen rasch das Rezept und schreibe es auf.“

„Danke. – Möchten Sie vielleicht als kleinen Ausgleich etwas aus meiner Weberei haben?“

„Oh, vielen Dank, aber das ist wirklich nicht nötig…Es ist mir eine Ehre.“ Sie ging ins Haus.

Der Ministerpräsident hatte durch seinen doch schon gestiegenen Alkoholpegel Mut gefasst: „Sie haben eine Weberei?“ erkundigte er sich. Wenn er schon hier mit lauter Göttern und Youkai den Tag verbringen musste, konnte er sich doch wenigstens mit einer hübschen Frau unterhalten. Und außerdem: Kochrezepte und Weben klang wirklich harmlos.

Sie schien erstaunt: „Ja. Wussten Sie das nicht?“

War ihre Weberei so bekannt? Da hatte er sich ja schon wieder hübsch in die Nesseln gesetzt. War sie vielleicht eine berühmte Modemacherin? „Ich...ich interessiere mich nicht so für Mode“, sagte er daher hastig. Sie sah ihn noch immer so eigenartig an, daher fuhr er fort: „Wenn ich Sie etwas fragen darf - Sie kennen sich mit den Gästen hier aus?“

„Ja, doch, warum?“

„Ich habe noch nie Youkai oder Götter gesehen, wissen Sie. Und mit den Youkai komme ich völlig durcheinander. Das sind mehrere Fürsten da, oder? Aber mein Kaiser sagte mir, dass dieser Sesshoumaru der ranghöchste ist. Gibt es da Unterschiede?“

„Ja. Fürst zu sein ist eines, das andere ist die Hierarchie der Hunde. Er ist der Inu no Taishou, der Anführer der Hunde, also der Hundeyoukai. Und damit sind alle anderen, gleich ob Fürst oder nicht, niedriger in der Rangfolge.“

„Aber Myu sagte, sie sei eine Katze. Wie hängt das zusammen?“

„Durch ihre Heirat mit Yuri gehört sie zum Hundeclan und unterliegt diesem Recht.“

„Hund und Katze…“ murmelte der Ministerpräsident und goss seinen Becher voll: „Irgendwie eigenartig.“

„Myu-chan neigt dazu, ein wenig eigenartig zu sein.“ Die junge Frau warf einen Blick hinüber: „Und jetzt ist sie einfach nur glücklich.“

„Sieht so aus.“ Herr Nakagawa sah hin, wo die Katzenyoukai sich eng an ihren Gefährten schmiegte und mit Izanagi redete: „Sie …naja…sie redet einfach so mit Izanagi...Izanagi-sama…“

„Warum nicht?“ Das klang amüsiert: „Immerhin ist sie sozusagen seine Tochter.“

„Seine…“ Ach du lieber Himmel. Die Aktion mit ihrem Schwanz hätte noch mehr ins Auge gehen können, wäre Izanagi schon da gewesen. Und das erklärte auch, warum sie Tsuki als älteren Bruder angeredet hatte. Wohl Halbbruder. Er trank einen großen Schluck.

„Wenn ich einen Moment um Aufmerksamkeit bitten dürfte“, rief Tsuki.

Alle Anwesenden schwiegen und wandten sich ihm zu, das Brautpaar kam näher.

Sesshoumaru nickte etwas: „Brautgeld sei unüblich, unter Menschen, sagte Inuyasha. Aber dennoch ist es schicklich, ein Hochzeitsgeschenk zu machen. Löse den Bannkreis, Tsuki.“

Dieser hob die Hand.

Kagome stutzte. Es passierte doch nichts? Was für ein Hochzeitsgeschenk sollte das sein?

Inuyasha sah sich um: „Wo sind denn die ganzen Häuser hin?“

Seine Ehefrau fuhr herum. Tatsächlich. Wo eben noch Häuser hinter dem Higurashi-Schrein zu sehen gewesen waren, wehten nun die Wipfel von Bäumen. „Ah...“ brachte sie hervor.

Sesshoumaru fuhr fort: „Der Schrein ist nun von einem Park umgeben. Im Mittelalter nannte man dies Inuyashas Wald und so soll es auch wieder sein.“

„He, das ist nett“, sagte sein jüngerer Halbbruder, während Kagome fassungslos und Hilfe suchend zum Kaiser sah:

„Wo… ist…Tokio?“

„Hinter dem Park. Dieser Bannkreis wurde schon im Mittelalter geschaffen, jetzt nur gelöst. Sie wussten ja, wo der Schrein ist und wann ihr heiratet.“ Der Kaiser hatte zuvor an dem Gespräch teilgenommen: „Durch diesen Park ist der Higurashi –Schrein nun einer der größten in Tokio und ich nehme an, dass viele Besucher kommen werden.“ Und er konnte nur hoffen, dass es keinem Menschen auffallen würde, war hier ein neuer Park. Aber vermutlich hatte da auch schon wieder jemand Vorsorge getroffen. Er sah rasch zu Tsuki, blickte aber wieder zu Kagome.

Diese atmete etwas auf. Sie hatte schon Angst gehabt, dass sie als Hochzeitsgeschenk ganz Tokio platt gemacht hätten. „Ja“, sagte sie dann, nur um etwas zu sagen. Einfach eine unmögliche Familie!
 

Sora, die Drachenkönigin von Le-chan-po, trat zu ihrem Sohn und Arashi, die beide sofort höflich ihr Gespräch unterbrachen, sich verneigten. Der Hundeprinz hoffte, dass er bislang nichts falsch gemacht hatte. Er hatte sich angestrengt, alle Höflichkeitsregeln zu beachten. Er wusste nur zu gut, dass er noch immer einiges zum Ausgleichen hatte. Fünfzig verlorene Jahre ließen sich nicht in wenigen Monaten nachholen, auch, wenn er sich fast verzweifelt bemühte.

„Bleib nur, Arashi“, sagte Sora freundlich: „Ich hörte nur, dass Hakai dir von China erzählt. Und das würde mich auch interessieren. Wie leben die Drachen dort nun? Noch immer einzeln?“

„Nein, Frau Mutter. Die Menschen haben sie immer weiter zurückgedrängt, zusammengedrängt, aber nun leben sie unter den Bannkreisen. Es war freundlich von Euch, meinem Onkel die Schamanen zur Verfügung zu stellen. Alleine hätte er es nicht gekonnt.“

„Drachenvölker müssen doch zusammenhalten, auch, wenn es durchaus…Probleme in der Vergangenheit gab. Hakai, geht es dir gut bei Tsuko? Ich zweifele nicht, dass er für dich sorgt, aber du hast doch niemanden gekannt.“

„Ich lerne sie kennen. Und ich studiere insgesamt sehr viel. Die Schrift ist eine andere, die Sprachen zum Teil. Von den Namen der Orte und Flüsse ganz zu schweigen. Es ist anstrengend, aber ich weiß, wofür ich lerne.“ Er lächelte ein wenig: „Keine Sorge, Frau Mutter.“

Sora atmete etwas auf: „Dann erzähle mir ein wenig von deinem Tagesablauf.“

Ihr Sohn gehorchte. Und Arashi nahm sich vor, sich einen ähnlichen Terminplan zu besorgen. Was Hakai konnte, würde er doch wohl auch schaffen. Er hatte in den Augen seiner Eltern, vor allem seines Vaters, vollkommen versagt, aber er würde ihnen beweisen, dass er nur auf einem Irrweg gewesen war.
 

Herr Nakagawa hatte den Kopf geschüttelt. Einen kompletten Park, mal eben so herschenken, wäre schlimm genug gewesen. Aber wie sollten sie das denn erklären? Wie sollte es nicht auffallen, wenn mitten in Tokio von jetzt auf gleich ein neuer Park entstanden war? „Oh je…ich freue mich schon auf die Zeitungen morgen. Neuer Park in Tokio!“

Die junge Frau sah ihn überrascht an: „Das wird niemandem auffallen. Für die Menschen war dort immer schon ein Park, glauben Sie mir. Magie ist eine feine Sache.“

„Äh….meinen Sie?“ Er war nicht mehr ganz nüchtern, das wusste er, aber trotzdem drang eine Erkenntnis bis zu ihm durch: „Soll das heißen, da werden oder wurden gerade mal eben einige Millionen Menschen manipuliert?“

„Natürlich.“ Sie schien erstaunt: „Das passiert doch öfter mal.“

Jetzt saß er mit offenem Mund da: „Wie...was…?“

„Nun, wie glauben Sie denn, dass sich die Länder der Youkai und Drachen vor den Menschen verborgen halten?“

„Ja, das stimmt. Daran habe ich nicht gedacht. Wissen Sie, ich habe erst gestern erfahren, dass es Youkai gibt.“ Das mit den Göttern erwähnte er mal besser nicht. Das war ihm denn dann doch zu peinlich. Er goss sich einen Becher ein.

„Ja, das kann ich mir vorstellen.“

„Möchten Sie auch einen Reiswein?“

„Nein, danke.“ Die junge Frau lächelte ein wenig: „Sie sind sehr nett….Ministerpräsident.“

„Sagen Sie nur Hidetoshi.“ Er rutschte seinen Stuhl ein wenig näher zu ihr: „Da Sie so charmant sind…können Sie mir erzählen, was Sie so den ganzen Tag über tun, wenn Sie nicht in Ihrer Weberei sind?“

Sie sah ihn ein wenig seltsam an: „Ich tue meine Pflicht.“

„Das meinte ich nicht, entschuldigen Sie. Ich …sind Sie verheiratet?“

„Ja, schon sehr lange.“

„Schade.“ Er hörte selbst, dass seine Zunge ein wenig schwerer wurde. Vielleicht war die halbe Flasche Schnaps in der Küche doch zuviel auf nüchternen Magen gewesen? Oder einer der sieben Becher Wein? Ach, was sollte es. Er stand auf: „Ich finde es schade, dass immer die schönsten Frauen schon verheiratet sind. Ist Ihr Mann denn hier?“

„Nein. Er wurde zwar eingeladen, aber er macht sich nichts aus solchen Veranstaltungen. Eigenartigerweise. Sachen mit Liebe sollten ihm Spaß machen.“

Der Ministerpräsident sah auf sie hinab, als er hinter ihrem Stuhl stehen blieb. „Sie sind wirklich wunderschön, “ murmelte er und legte die Hände auf ihre Schultern: „Und...bitte nicht böse sein…ich muss einfach...“ Er bückte sich und küsste ihren Hals.
 

Tödliche Stille senkte sich über den Hof des Schreins.
 

„Und ich dachte, es war schlimm, als er Myu befummelt hat!“ zischte Inuyasha dann und sprang hinüber, um den Ministerpräsidenten zurückzureißen.

Im gleichen Moment war der Kaiser heran, warf sich auf die Knie: „Ich flehe Euch an, habt Nachsicht mit meinem Diener, ehrwürdige Ahnin!“

„Alles in Ordnung, omi-kami-sama?“ erkundigte sich Akamaru höflich.

Der Ministerpräsident hing im Griff des Hanyou. Ehrwürdige Ahnin? Vom Kaiser? Omi-kami? Du liebe Güte...er hatte…er hatte doch nicht etwa gerade die Sonnengöttin angemacht? Das war der letzte Gedanke, ehe ihn eine gnädige Ohnmacht in die Arme nahm.

„Schon gut.“ Amaterasu drehte sich um und bedachte die Versammlung mit einem gewissen Lächeln: „Ihr solltet mir zutrauen, dass ich in der Lage bin, mich selbst zu verteidigen!“

„Daran würden wir nie zweifeln“, entgegnete Sesshoumaru: „Dennoch ist sein Benehmen indiskutabel.“

„Ich...ich sollte wohl besser gehen…“ Der Kaiser warf einen Blick auf seinen Ministerpräsidenten, den Inuyasha inzwischen der Einfachheit halber auf den Boden gelegt hatte. „Ich kann nicht mehr tun, als mich für sein Verhalten zu entschuldigen, Hoheit. Ich fürchte, er hat zuviel Wein getrunken.“

„Könnte sein.“ Der Hanyou betrachtete Nakagawa: „Er riecht danach. – Äh, danke, dass Ihr ihn nicht umgelegt habt. Das wäre schwierig geworden, die Neuwahlen zu erklären.“

„Oh, er sagte, ich sei schön.“ Amaterasu zwinkerte: „Das hört eine Frau immer gern.“

Sesshoumaru wandte den Kopf: „Arashi.“

Das war nur halblaut gesagt, aber sein Sohn war unverzüglich an seiner Seite: „Mein Herr und Vater?“

„Trag diesen Menschen aus dem Schrein, wohin es der Mikado sagt.“

Der Hundeprinz senkte den Kopf: „Wie Ihr befehlt.“ Wie ungemein peinlich, einen Menschen tragen zu sollen und auch noch vor der versammelten Familie und den Drachen und Menschen. Es war jedoch undenkbar, einem Befehl des Vaters, des Fürsten, des Taishou nicht nachzukommen, zumal er sowieso schon in Ungnade war. So er trat zu Inuyasha, bückte sich und hob den Ministerpräsidenten auf, sah zum Kaiser.

Dieser verneigte sich höflich in alle Himmelsrichtungen, bedankte sich für die Einladung, bemüht, Schadensbegrenzung zu betreiben. Er müsste Nakagawa unbedingt das geheime Buch zur Verfügung stellen, in dem die Taten und die Geschichte der Youkai in den letzten fünfhundert Jahren aufgelistet waren. Und er würde ihm dringend eine entschuldigende Pilgerfahrt nach Ise, dem früheren Uijimada, in der Provinz Mie, zum Heiligen Schrein der Sonnengöttin ans Herz legen.

Als er mit Arashi zu den Stufen kam, blieb er stehen: „Ich danke Euch, Prinz“, sagte er höflich: „Ich fürchte nur, ab hier muss ich ihn tragen. Dort, jenseits des Bannkreises stehen meine Leibwächter und Beamten. Denen würdet Ihr auffallen.“

„Wie Ihr wollt. Mein Befehl lautet, ihn zu tragen, wohin Ihr es wünscht.“ Und er würde seinem Befehl nachkommen. Sein Blick fiel auf etwas, das er noch nie gesehen hatte. Was war das wohl? „Darf ich Euch etwas fragen, Mikado?“

„Hm?“

„Was sind das dort für Gefährte, bei denen die Menschen stehen?“

„Autos. Sie fahren mit Maschinen.“

Autos. Doch, davon hatte ein Lehrer einmal gesprochen. „Ihr werdet ihn nicht tragen können.“

„Das befürchte ich auch, aber ich muss es versuchen.“

„Wohin soll er denn?“

„Dort, in das zweite Auto. Aber Ihr könnt ihn doch nicht…Prinz Arashi!“ brachte der Kaiser noch hervor. Er konnte die Bewegungen nicht nachvollziehen. Er sah nur einen dunklen Blitz, dann stand der schwarzgekleidete Hundeprinz wieder neben ihm:

„Er sitzt im Auto.“

„Äh, danke. Ihr seid schnell.“

„Ich übe zurzeit viel. Danke, Mikado.“ Oh ja, und wie hart er trainierte. Irgendwann würde er gut genug sein, seinen Vater bitten zu dürfen, mit ihm zu üben. Aber er wusste, dass das noch ein weiter Weg war.

„Ich habe zu danken.“ Der Kaiser schritt die Stufen hinunter. Immerhin hatte es keine Toten gegeben. Aber nun verstand er auch den Satz auf der Hochzeitseinladung.
 

Hidetoshi Nakagawa erwachte stöhnend. Einen solchen Alptraum hatte er ja noch nie erlebt. Seine Zunge war pelzig und sein Schädel dröhnte. Hatte er gestern zuviel Alkohol erwischt? Mühsam drehte er sich auf die Seite. Wo war er? Das war doch nicht sein Schlafzimmer? Dann fiel ihm ein, dass dies wohl der Ruheraum neben seinem Büro war. Was war nur los? Mühsam setzte er sich auf der Matte auf. Eine Akte lag neben ihm. Hatte er gestern die noch gelesen? Er nahm sie. Und ein eisiger Schreck durchzuckte ihn. Da stand: „Die Geschichte der Youkai von der Epoche der Kriegerischen Staaten bis heute“. Dann war das kein Alptraum gewesen? Und er hatte gestern wirklich….

Ein Zettel fiel hinaus, er nahm ihn: „Ihr Benehmen gestern war eine Schande für Japan, ja, die Menschheit. Sie sollten so rasch es geht, nach Ise.“

Er brauchte nicht zu fragen, von wem der Brief war, wer ihm auch das Buch hier hergelegt hatte. Der Kaiser hatte Recht. Eine Pilgerfahrt zum Schrein der Sonnengöttin war dringend angesagt. Eigentlich zu allen Schreinen, die er kannte, aber das hatte wohl zuerst einmal Vorrang. Warum er wohl noch am Leben war? Etwa wegen dieses Zusatzes in der Einladung: Keine Toten? Er versuchte, seine Kopfschmerzen zu ignorieren, öffnete das Buch. Oh ja, das würde er wohl wirklich mal lesen müssen. Aber zuerst….Zuerst würde er sich frisch machen und dann eine Reise nach Ise anberaumen, alle Termine für heute absagen. Das hatte absoluten Vorrang.
 

Als er unter der Dusche stand, kam ihm eine Idee. Da hatte er doch einmal in einer Veranstaltung eine junge Mangaka kennen gelernt, die ihm so vom Mittelalter vorgeschwärmt hatte. Vielleicht sollte er der mal einen Tipp geben, dass es Youkai gab? Natürlich sollte sie die Geschichte der Youkai nicht wörtlich übernehmen, aber Anregungen dafür aufgreifen? Die Youkai würden das kaum als Beleidigung empfinden können, die Menschen aber Bescheid wissen. Niemand sollte so ahnungslos wie er selbst in eine solche Veranstaltung gehen. Und Rumiko würde sich doch gewiss freuen…
 


 

**********************************
 

So endet die Hundeyoukai-Saga, zumal der Drachenkrieg.

Ich möchte mich für eure wirklich fantastische Anteilnahme bedanken.
 

Als kleines Dankeschön werde ich in wenigen Wochen "Shiros Abschlussprüfung" unter den Hundeyoukai- Kurzgeschichten hochladen. Und falls jemand von euch gedacht hat, seine sei mörderisch...^^
 

Und wer weiss, vielleicht fällt mir noch etwas zu dem Hundeclan ein. Immerhin dachte ich bislang nach jeder Staffel, es sei zu Ende.^^".
 

Nächste Woche werde ich jedenfalls den neuen Krimi hochladen, für die, die den Teenage-Sesshoumaru schon vermisst haben: Mord auf der Hochzeit.

Die "Es kann nur einen geben" Brüderstory wird noch gut vier Monate laufen.
 

bye
 

hotep



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Von:  SeiyaDarkside
2008-08-22T19:39:15+00:00 22.08.2008 21:39
Wow, hat etwas Zeit in Anspruch genommen. Eine wirklich tolle Geschichte. Ich bin total begeistert. Leider komme ich kaum noch dazu, aber ich habe mir heute die Zeit genommen alles in einem Rutsch zu lesen.

Deine Ideen und Einfallsreichtum sind unübertrefflich.
Weiter so.

Ich freue mich immer wenn ich etwas von Dir lese. Deine Geschichten sind für mich mehr als nur Unterhaltung, sie lassen mich ein wenig aus dem Alltag entfliehen und entführen einen in eine andere Zeit. Immer spannend und witzig.

Ich danke Dir.

Lieben Gruß

Seiya (^^)V *wink*
Von:  astala7
2008-03-27T19:22:47+00:00 27.03.2008 20:22
Als Hochzeitsgeschenk ganz Tokio platt machen - na kago würde sich freuen. Das mit dem Park versteh ich nciht, aber du hast ja schon gesagt, das deine nächste ff Hundeyoukai Park oder so heißen wird. Bin gespannt worum es darin geht. Um die nächste generation?

Und der arme minister. Die Sonnengöttin persönlich! Der tritt aber auch wirklich von einem Fettnäpfchen ins andere.

DAs mit Rumiko am Ende war einmalige spitze! Wirklich fantastisch!

okay, ich hab mich jetzt endlich hier durchgequält und freue mich schon auf die nächste ff.
Von:  astala7
2008-03-27T19:06:04+00:00 27.03.2008 20:06
HAHAHAHAA!!!
Inu schneidet die Hochzeitstorte mit Tessaiga an! Aber bitte nicht die Windnarbe! Oh kami, das ist ja so köstlich!

Da kommt Izanagi, wer hat jemals schon sowas gesagt...? Und der Schöpfergott spaziert durch die Reihen und verteilt Babys. Das hat etwas... abstraktes...
Von:  astala7
2008-03-27T18:44:38+00:00 27.03.2008 19:44
Oh kami, dass ist die wohl komplizierteste Hochzeit seit Jahrhunderten! Also wirklich, da muss man ihnen echt noch ausdrücklich sagen, das sie sich nciht gegenseitig an die Kehle gehen...
Das mit dem Minister erinnert mich schon wieder an harry Potter. Auf die Presentation der Handys bin ich schon gespannt.
Von:  astala7
2008-03-27T18:26:08+00:00 27.03.2008 19:26
Es leben die Telefone! Durch sie lernte Shiro, Sesshoumaru zu vertrauen! *muahahaha*
Okay, aber die Verlobung mit Arashi ist jetzt aufgelöst, oder? ich meine, das wär doch echt bescheuert. Der würde mir einfach zu sehr Leid tun...
Von:  astala7
2008-03-27T18:09:54+00:00 27.03.2008 19:09
Oh kami, Arashi ist ja auch so ein armer Irrer! Aber gut, wenigstens hat er seine Fehler noch rechtzeitig eingesehen.
Trotzdem erinnert mich das an Katsumarus Geburt: Die Fürstinnen bekamen zu wenig Biologieunterricht, nach dem Motto: DAs weiß man doch. Genau so scheint das mit Arashi gewesen zu sein.
Von:  astala7
2008-03-27T17:53:24+00:00 27.03.2008 18:53
Nicht überrascht über die Tatsache, aber über die Schnelligkeit? Nun, Hund gegen Schlange, was erwartet sie...?

Hm, Die Magie des magiers gegen Inu, der spiegelt das zu Shiro, die zurück zum Magier und bei jedem Mal wird das ganze stärker. Jetzt müsste nur noch Sess dazukommen.
Von:  astala7
2008-03-27T17:35:10+00:00 27.03.2008 18:35
Und schon wieder eine Erinnerung an Harry Potter.
Die Bemerkung mit dem Partnertausch hat ja gepasst *gg* bin gespannt wie die sich in dieser Kombination halten.
Allerdings: der Schamane wird sich doch denken könnend as Sess von hinten kommt, wenn er seienr Gefährtin und seinem Halbbruder, die ja eigentlich nichts miteinander zu tun haben, gegenübersteht, oder nciht? Hat ihm denn keiner von dem berühmten Quartett erzählt?
Armer Irrer...

Der Magier hat echt nicht mehr alle Tassen im Schrank. Er ist zwar ein guter Stratege und scheint auch so was wie ein Gelehrter zu sein, aber vom Kämpfen hat er keine Ahnung.
Von:  astala7
2008-03-27T17:15:13+00:00 27.03.2008 18:15
Es ist i-wie seltsam das die Bösewichte bei dir am Ende doch noch einen Funken Ehre zu besitzen scheinen.

die Selbstkontrolle bis zum Exzess betreiben... *muhahahah*


den letzten Absatz hab ich nciht verstanden. Das mit dem Aufwallen der Magie. Aber die Auflösung kommt ja sicher gleich.
Von:  astala7
2008-03-27T16:53:19+00:00 27.03.2008 17:53
ts... nciht mal allein Wasser holen gehen kann sie. Da ist sie in ihrer Würde gerade deutlich gesunken.

"Du hast ihn gekannt?" "NEin, umgelegt" wie kann man nur so blöd sein, das offen zu sagen?!
Aber die Bezeichnung Schmetterling ist gut...

Shiro zuckt die Schulter, nach dem Motto: Selber schuld. ISt ja auch beknackt, da treffen die ZUFÄLLIG auf den der Menomaru auf dem gewissen hat, die müssten ja doch schon mal wissen das das nicht leicht ist und das Sess noch stärker ist, er ist ja ein Youkai. Und dann kommen die nicht auf die Idee, besser überlegter zu handeln? Welcher Idiot rennt schon mit zwei hilflosen Frauen durch die Hungersteppe? Also wirklich, da haben doch schon ganz andere versucht, den Hundeyoukai den Garaus zu machen. Als ob ausgerechnet DIE das schaffen würden!

Wenn Sesshoumaru lächelt, hat er einen Kampf gewonnen. Na toll. Aber Inu scheint Sess gut zu kennen.
Und Shiro ist läufig... Da wird Sess gleich noch mehr zu lächeln habenXD


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