Der Drachenprinz
Ja, Arashi hat gepatzt. Und er hat schlicht vergessen, dass es einen offiziellen zweiten Sohn seines Vaters gibt....
29. Der Drachenprinz
Die Königin der Drachen und ihr Sohn verneigten sich höflich vor dem Herrn der westlichen Länder. Hakai hatte Sesshoumaru schon einige Male gesehen, wenn dieser auf die Inseln von Le-chan-po kam, die Dracheninseln besuchte. Immerhin war das sein Vormund. Aber der heutige Besuch war anders. Der junge Drachenprinz wünschte sich weit weg. Freilich, so peinlich es auch war, seine Mutter hatte ihm klar gemacht, dass es seine Pflicht war.
Die Drachen hatten die letzten Kriege gegen die Youkai verloren, gründlich verloren. Sowohl Sora als auch der alte Hayao, der Oberste der Drachenschamanen hatten ihm gesagt, dass es sehr großzügig vom Herrn der Hunde gewesen war, das Drachenvolk nicht nur am Leben zu lassen, sondern auch auf die geschützten Inseln zu schicken. Hakai hatte allerdings rasch begriffen, dass er den Preis bezahlen müsste. Er würde nie der König der Drachen werden, sondern eine mögliche Schwester, die dann auch noch mit dem Erbprinzen der Hundeyoukai verheiratet werden würde. Nun jedoch waren Jahrhunderte seit seiner Geburt verstrichen, ohne dass die Drachenkönigin ein zweites Kind bekommen hätte, und schon gar ein Mädchen. Darum hatte sie ihm jetzt gesagt, dass sie den Bedingungen aus dem Friedensvertrag nun anders nachkommen müsse. Und er sich opfern solle, um das Volk der Drachen zu beschützen. Hakai war zu streng erzogen worden, um sich dem Willen seiner Mutter zu widersetzen, zumal einem Befehl der Drachenkönigin, aber dennoch fühlte er sich alles andere als wohl. Möglichst unauffällig starrte er auf den Hundeprinzen, der neben seinem Vater saß. Er war ungefähr so alt, wie er selbst, ein wenig älter, wohl.
„Willkommen, Königin Sora“, sagte Sesshoumaru: „Und willkommen, Hakai-hiko. Ich hörte, du bist stark geworden und lernst viel.“
„Danke, Oyakata-sama.“ Der Drachenprinz blickte höflich zu Boden. Das war eine überaus freundliche Begrüßung.
Die Königin sah auf: „Wie Ihr wisst, Sesshoumaru-sama, lautete eine Bedingung in unserem Friedensvertrag, dass meine älteste Tochter die neue Königin werden solle. Nun habe ich bislang nur einen Sohn bekommen. Um den guten Willen des Drachenvolkes zu bezeugen, möchte ich Euch bitten, Hakai mit Eurem Sohn, dem ehrenwerten Prinzen Arashi, zu verloben. Diese Verlobung soll aufgehoben werden, falls es mir doch noch gelingt, eine Tochter zu bekommen.“
„Der Vertrag soll eingehalten werden. Das ist sehr ehrenvoll von den Drachen.“
Arashi war zusammengezuckt, starrte jetzt fast entsetzt auf die Besucher, dann zu seinem Vater. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein? Er, Arashi, und mit einem Jungen verheiratet werden! Nein, das konnte nicht ernst gemeint sein. Das war gewiss eine Prüfung für ihn, nichts weiter. Sein Vater…, nein, sein Herr und Vater wollte bestimmt nur sehen, ob er ihm wirklich gehorchen würde. Und dieser Hakai schien auch nicht sonderlich glücklich zu sein.
„Arashi.“
„Mein Herr und Vater?“
„Du solltest mit Prinz Hakai ein wenig in den Garten gehen, während wir die Formalitäten besprechen.“
„Ja, mein Herr und Vater.“ Der Hundeprinz erhob sich unverzüglich.
Im Garten schwiegen sich die beiden Prinzen eine Weile an, ehe Arashi ehrlich meinte: „Ich...ich weiß nicht, was man dir gesagt hat. Ich denke, dies ist eine Prüfung.“
„Eine Prüfung?“
„Ja. Vater…Sesshoumaru-sama will sehen, wie sehr wir uns seinem Willen beugen.“
Der Drachenprinz war überrascht: „Ich weiß nicht. Meine ehrenwerte Mutter und Königin sagte mir nur, sie sei verpflichtet, dem Vertrag nachzukommen.“
„Aber in dem Vertrag hieß es doch, dass nur ein Mädchen mit mir verheiratet werden soll. Oh verdammt, das klingt so dumm. Ich…wir sind doch noch keine fünfhundert Jahre alt!“
Das stimmte. Hakai dachte nach. Der Hundeprinz würde doch seinen Vater gut kennen. Konnte er Recht haben? War das nichts weiter als eine Prüfung? „Aber warum sollte Oyakata-sama an deinem, meinem Gehorsam zweifeln?“
„Naja…..“ dehnte Arashi: „Ich habe vor nicht allzu langer Zeit einen bösen Schnitzer gemacht. Und dich…dich kennt er ja nicht.“
Das stimmte natürlich. Wäre es möglich, dass er ihn doch zum König der Drachen machen wollte? Nein, das war kaum zu glauben. Ein Fürst würde nicht sein Wort zurücknehmen Aber was dann? „Dennoch….so wie es aussieht, haben uns unsere Eltern miteinander verlobt.“
„Eine Verlobung kann man lösen.“
„Du weißt so gut wie ich, dass man so etwas als Schande betrachtet, eine zurückgewiesene Braut zu sein…“ Hakai brach ab. Das klang einfach albern. Er war keine Braut und würde nie eine werden.
Arashi nickte: „Schon, aber das wird ja wohl niemand von dir behaupten. Erstens bist du ein Junge und zweitens…na, du scheinst recht stark zu sein und bist der Prinz.“
Ja, genau wie du, dachte Hakai etwas bitter. Und du wirst eines Tages der Fürst der westlichen Gebiete sein, der Herr der Youkai. Und ich? Was bleibt mir, außer dass meine Schwester Königin der Drachen von Le-chan-po sein wird?
„Verzeiht“, sagte ein Diener: „Hakai-sama soll unverzüglich zum Fürsten kommen.“
Der Drachenprinz war überrascht, folgte aber dem Befehl. Als er allein vor dem Herrn der Hunde niederkniete, stieg seine Verwunderung. Wieso war seine Mutter nicht mehr hier? Aber natürlich würde er es nicht wagen, nachzufragen. Das ziemte sich nicht.
„Deine Mutter hat mir bestätigt, dass du über gute Talente verfügst und fleißig lernst“, sagte Sesshoumaru. Sora hatte ihm auch etwas besorgt berichtet, wie unglücklich ihr Sohn darüber war, trotz allem nie König werden zu können. „Ich habe daher eine Aufgabe für dich. Gehe zu meinem Bruder Inuyasha. Er schult in einem Menschendorf Menschen mit Magie. Die meisten sind aus Familien von Priestern und Dämonenjägern entstanden. Aber dort bildet er auch Youkai aus. Er ist der Instrukteur meiner Wachen. Er soll auch dich ausbilden. Denn ich möchte, dass du, wenn du älter bist, der militärische Anführer der Drachen wirst.“
Hakai hob erstaunt etwas den Kopf: „Danke, Oyakata-sama.“ Das hatte er nicht erwartet.
„Du darfst dich noch von deiner Mutter verabschieden. Sie wartet auf dich in ihrem Zimmer.“
Der Drachenprinz war kurz verwirrt, ehe er begriff. Natürlich hatte seine Mutter hier als Nebenfrau des Fürsten eigene Räume. So verneigte er sich höflich und ging. Befehlshaber der Drachen? Der Youkaifürst wollte ihm tatsächlich Drachen, bewaffnete Drachen überlassen? Nahm er nicht an, dass er sich mit Gewalt zum König machen würde? War das leichtsinnig oder bewies das nur, wie mächtig Sesshoumaru-sama in Wahrheit war? Er stellte diese Frage seiner Mutter.
Sora nickte: „Er weiß sicher, dass du daran denkst. Aber wenn ich eines in den letzten Jahrhunderten gesehen habe, dann ist es die Macht der Youkai, genauer, dieses Hundeclans. Ich kann dich nur bitten, die Drachen nicht in den Untergang zu treiben.“
„Ich habe nicht die Absicht. Du hast mir immer beigebracht, wie wichtig es ist, das Volk der Drachen zu beschützen. Du selbst hast dich geopfert, bist die Nebenfrau eines Youkai geworden. Wie könnte ich dein Opfer so vergessen?“
„Dann ist es gut. Geh nun.“ Mit einem Lächeln fügte sie hinzu: „Inuyasha wird dir gefallen, denke ich. Er ist ein Hanyou und ich glaube, der lockerste der gesamten Familie.“
Hakai stimmte dem zu, als er den Hundeprinzen zum ersten Mal traf. Denn die Begrüßung fiel dementsprechend aus: „Ach, du bist also der Prinz von Le-chan-po? Soras Sohn? Ich bin Inuyasha.“
„Ich bin Hakai. Ihr sollt mich ausbilden, Inuyasha-sama.“
„Das lass mal sein. Zumindest, solange wir unter uns sind. Sonst muss ich ja den Prinzen spielen. – Du hast echt Glück.“
„Bitte?“
„Du bist zwar der erstgeborene Sohn, aber du musst nie diesen grässlichen Job erledigen, tagelang in einem Arbeitszimmer sitzen und dir Ministerberichte anhören. Ich habe das mal ein paar Monate tun müssen. Und das hat mir wirklich gereicht.“
„Ich…so habe ich das noch nie gesehen.“
„Sieh es so. Das Leben ist viel schöner, wenn man kein Fürst ist. Jetzt komm. Hast du schon einmal mit dem Schwert gekämpft? Kannst du Youki-Angriffe?“
„Ja.“ Hakai war etwas überrumpelt von diesem Youkai, nein, diesem Hanyou. Locker, hatte das seine Mutter genannt? Da kannte jemand wohl keine höfische Etikette. Oder missachtete sie einfach. So jemanden hatte er noch nie getroffen, Inuyasha war wirklich ein Unikat.
„Fein. Dann gehen wir dort hinauf in die Einöde. Und dann lass mal sehen, was du so draufhast.“ Inuyasha war froh, wieder einmal einen richtig starken Kämpfer zur Ausbildung zu bekommen.
Als dem Herrn der westlichen Länder ein Drachenbote gemeldet wurde, dachte er zunächst an jemanden von Le-chan-po. Aber Jaken ergänzte: „Er trägt Ketten. Und er sagt, er käme vom Festland, im Auftrag seines Königs.“
Auf dem Festland gab es einen Drachenkönig? Nun, er hatte sich nie sonderlich viel mit dem Land jenseits des Meeres befasst. Aber wieso sollte ein Bote Ketten tragen? War das dort Sitte? „Bring ihn herein, Jaken.“
Kurz darauf kniete ein Drache vor ihm. Um den Hals trug er eine metallene Fessel, die mit Ketten mit seinen Handgelenken verbunden war, wo ebenfalls Bänder lagen. Er verneigte sich, in deutlicher Furcht.
„Du bist der Bote des Königs der Drachen in China?“
„Ja, Herr.“
„Du trägst Ketten mit Bannsprüchen. Wie lautet dein Auftrag?“
„Ich….Herr, mein Gebieter ist Tsuko, der König der Drachen des Reiches der Mitte.“
Sesshoumaru spannte sich unwillkürlich an. Fast fünfhundert Jahre hatte er diesen Namen nicht mehr gehört. Aber er hatte den Drachenschamanen nie ganz vergessen, sich manchmal gefragt, was aus ihm geworden sei. Jetzt war es klar. Er hatte sich in China anscheinend zum König gemacht.
Der Bote hatte den prompten Anstieg des Youki bemerkt: „Bitte….tötet mich nicht!“ brachte er hervor. Er hatte ja gewusst, dass sein Auftrag lebensgefährlich werden würde, aber...
„Was will Tsuko?“
„Mein König…meinem König ist bewusst, dass es in der Vergangenheit zu Auseinandersetzungen zwischen Euch und ihm gekommen ist. Aber er lässt Euch bitten, dies nun zu vernachlässigen. Er beabsichtigt, mit den Inseln von Le-chan-po und den Drachen dort Handel zu treiben und bittet Euch um Eure Zustimmung. Überdies…“ Er zögerte. Aber immerhin war er noch am Leben: „Überdies hat mein König erfahren, dass es auf den Dracheninseln einen Prinzen gibt, der nach dem Friedensvertrag, der einst zwischen Drachen und Youkai geschlossen wurde, kein König werden kann. Da mein König ohne eigenen Erben ist, dieser junge Drache aber sein Blutsverwandter ist, sein einziger Blutsverwandter, lässt er Euch bitten, den Prinzen zu ihm zu schicken.“
Und da Tsuko noch wusste, was er getan hatte, war er nicht sicher gewesen, wie der Bote und eine solche Mitteilung aufgenommen werden würden. Darum hatte er den Nachrichtenüberbringer mit magischen Ketten versehen lassen. Das konnte nur eines bedeuten: „Du hast ein Verbrechen begangen, das nach dem Recht der Drachen mit dem Tode bestraft würde, nicht wahr, Bote?“
„J..ja, Herr.“
„Und Tsuko bot dir an, wenn du diese Nachrichten überbringst, und lebendig zurückkommst, dich am Leben zu lassen.“
„Ja, Herr.“
„Wie ist dein Name?“
„Lung, Herr.“
„Jaken!“
Der kam sofort: „Sesshoumaru-sama?“
„Bring ihn unter. Ich werde mir eine passende Antwort überlegen.“ Als der Drache weg war, forderte er einen Boten an: „Gehe auf die Inseln von Le-chan-po. Ich wünsche die Königin Sora unverzüglich bei mir zu sehen!“
Diese kam auch sofort per Dimensionsportal. Noch nie seit dem letzten Krieg hatte sie einen solchen Befehl bekommen. War etwas passiert? Hatte Hakai möglicherweise etwas getan, das er besser sein gelassen hätte? Wie auch immer, solch einer Aufforderung musste sie Folge leisten. Sie kniete allerdings ängstlich nieder, blickte zu Boden.
„Erinnerst du dich an Tsuko, Sora?“
„Ja…ja, natürlich, Sesshoumaru-sama.“ Hatte der irgendetwas getan?
„Hattest du Kontakt zu ihm?“
„Nein, Oyakata-sama. Ich...“ Sie brach ab.
„Du?“
„Ich weiß nicht einmal, ob er noch lebt oder wo.“
„Er weiß dann besser auf den Inseln von Le-chan-po Bescheid. Ein Bote kam im Auftrag des Königs der Drachen auf dem Festland. Sagt dir das etwas?“
„Nein. Die Drachen dort hatten doch noch nie einen König. Sie leben mehr so einzeln, wie es unsere Drachen im Süden taten, ehe…ehe wir nach Le-chan-po kamen. Aber natürlich sind sie viel mehr. Auch, wenn unser Kontakt recht selten ist.“
„Tsuko hat es wohl geschafft, sich zum König zu machen. Und er will Hakai zu seinem Erben haben.“
Sora hob erschreckt den Kopf: „Bitte, tötet Hakai nicht. Ich bin sicher, mein Sohn hat keine Ahnung davon!“ Das konnte man leicht als Hochverrat auslegen.
Sesshoumaru war das bewusst: „Dessen bin ich auch sicher.“ Der Drachenprinz befand sich bei Inuyasha und so unbesonnen der Hanyou auch manchmal war - er hätte seinen Halbbruder informiert, wenn Drachen aufgetaucht wären.
Die Königin atmete etwas auf: „Danke...ich….bitte, sagt, was ich tun soll.“
„Tsuko ist Daikis Bruder. Du kennst ihn.“
„Ja, ich kannte ihn.“
„Er ist stark und ein Schamane.“
„Ja.“ Sie begriff, dass sie ihm erklären sollte, welche Eigenschaften Tsuko sonst noch hätte: „Er war eigentlich immer loyal zum Volk der Drachen. Er wollte allerdings Daiki erreichen, ebenfalls König der Drachen werden. Er war ja der ältere Bruder Daikis. Ich habe angenommen, dass dies auch der Grund war, warum er damals Euch überfallen und das Buch der Elementmagie gestohlen hat. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll…..er hatte wohl keine Feindschaft mit Euch persönlich oder etwas gegen Youkai, sondern er wollte einfach König werden.“
„Das ist er nun in China.“
„Ja.“
„Auch Hakai möchte Daiki erreichen, König werden. Dies wäre eine gute Lösung dieses Problems. Wenn man Tsuko trauen kann.“
„Wenn er sich nicht sehr geändert hat, wird er Hakai nichts antun. Er weiß, dass das sein Neffe ist, sein einziger Blutsverwandter.“
„Das meinte ich nicht, Sora.“
„Oh, verzeiht. Er wird auch nicht Hakai gegen Euch aufhetzen oder die Drachen in einen Krieg führen. Nein. Er war immer loyal zum Drachenvolk.“ Sie zögerte ein wenig. Hakai auf das Festland? Sie würde ihn praktisch nicht mehr sehen können. Und er war doch noch so jung, keine fünfhundert Jahre alt. Aber sie hatte seinen Ehrgeiz beobachtet, das Gleiche, das in Daiki oder Tsuko gebrannt hatte. So gesehen war es für die Drachen wohl besser, wenn er auf dem Festland der Kronprinz würde. Sie musste ja schon froh sein, dass der Herr der Hunde nicht Tsukos Angebot zum Vorwand genommen hatte, Hakai zu töten, sie selbst zu bestrafen, sondern gerecht geblieben war.
„Jaken!“ Und da der sofort hereinkam: „Prinz Hakai soll unverzüglich herkommen.“
Als der Drachenprinz in das Arbeitszimmer des Herrn der westlichen Länder geführt wurde, stutzte er, ließ sich aber nichts anmerken, als er sich höflich niederließ. Warum war seine Mutter hier? Und auch noch Shiro, die Fürstin? Seine Mutter hatte ihm erzählt, dass es Sesshoumaru für gewöhnlich vermied, beide Frauen in einem Raum zu haben, um die Drachenkönigin nicht zu sehr darauf hinzuweisen, dass sie die zweite war.
„Du bist der einzige männliche Nachkomme einer Königsfamilie der Drachen. Wie du weißt, sieht der Friedensvertrag vor, dass es auf den Inseln von Le-chan-po nur noch Königinnen geben darf. Anders ist es auf dem Festland. Dort hat sich Tsuko, euer früherer Schamane, zum König gemacht. Er schickte einen Boten, um dir anzubieten, sein Erbe zu werden.“
„Oyakata-sama!“ brachte Hakai hervor. Das klang ja zu schön, um wahr zu sein! Tsuko war sein Onkel, und der war König geworden, wollte jetzt dass er sein Nachfolger würde? Aber dann dämmerte ihm etwas ganz anderes. Tsuko hatte das Buch der Drachen gestohlen gehabt, gegen den Hundeclan gekämpft. Das war Hochverrat gewesen. War Sesshoumaru-sama etwa der Meinung, er, Hakai, habe sich hinter seinem Rücken mit einem Hochverräter in Verbindung gesetzt, um unbedingt irgendwie oder irgendwo König zu werden? Hastig ergänzte er: „Ich...ich bin sehr überrascht.“
„Tatsächlich?“
„Ich schwöre Euch…“ Der Drachenprinz brach ab, als er sah, dass der Hundefürst die Hand hob. Er war zu streng erzogen worden, um noch ein Wort zu verlieren.
„Du kennst weder Tsuko noch das Festland. Nur um König zu werden, willst du dorthin?“
Hakai sah auf, blickte in das Gesicht seines Vormunds: „Ja. Verzeiht, wenn ich das so sage, aber ich glaube, mein Schicksal beruft mich zur Herrschaft.“
Sesshoumaru dachte an einen Tag vor langen Jahrhunderten, als er das zu seinem eigenen Vater einmal selbst gesagt hatte: „Das glaube ich auch. Ich lasse dich gehen. Deine Mutter hat in ihrer Eigenschaft als deine Königin zugestimmt. Aber ich stelle an Tsuko die Bedingung, dass er dich wieder nach Japan reisen lässt, wenn mein Bruder heiratet. Dann kannst du überlegen, ob du zurück nach Le-chan-po kehren willst, oder wieder auf das Festland willst.“
Hakai spürte, wie ihm heiß wurde. Sein Traum sollte in Erfüllung gehen. Und nicht nur das, was der Herr der Hunde da sagte, klang wie der Versuch, ihn vor einer möglichen Falle Tsukos schützen zu wollen, ihm die Möglichkeit der Rückkehr offen zu halten. „Ihr seid sehr großzügig, Oyakata-sama“, sagte er: „Ich danke Euch aus ganzem Herzen. Und Ihr könnt sicher sein, dass ich Euch das nie vergessen werde. - Verzeih, Mutter. Ich muss dorthin gehen.“
„Ich weiß“, meinte Sora leise: „Auch, wenn ich wollte, dass du älter wärst. Du bist noch ein Kind.“
Der Fürst sah zu der Wand: „Ihr dürft gehen.“
Die beiden Drachen gehorchten sofort, froh, dass sie sich allein verabschieden konnten.
Shiro blickte seitwärts: „Er hat vermutlich recht, aite. Mit der richtigen Ausbildung wird er ein guter König werden. Und er bleibt dir verpflichtet. Tsuko müsste das wissen.“
„Er war nie dumm. Aber sein Augenmerk wird sich nun auf die Drachen auf dem Festland richten, Japan ihm gleichgültig geworden sein.“ Sesshoumaru nickte etwas: „Diese Lösung gefällt mir besser.“
Shiro versuchte nicht, so zu tun, als habe sie nicht verstanden: „Sonst hätte es früher oder später Ärger mit ihm gegeben. Hakai ist ehrgeizig. Und er wäre sicher nicht ewig mit der Rolle des Befehlshabers der Drachen zufrieden gewesen. Ihn zu töten wäre schade gewesen.“
„Ja. – Wie weit sind die Hochzeitsvorbereitungen?“
„Inuyasha sagt, Kagome habe das Kleid nun fertig. Ihre Mutter hat es eigenhändig genäht.“
„Hatten sie kein Geld?“
„Darum geht es dabei wohl nicht.“
Menschen, dachte Sesshoumaru unwillkürlich. Er würde die Sitten nie verstehen. „Wann?“
„In einem halben Jahr, wenn der Sommer beginnt.“
„Gut.“
„Eigenartigerweise ist das derselbe Tag, an dem wir uns gebunden haben.“ Shiro sah ein wenig lächelnd zu Boden: „Aber daran hat sie sicher nicht gedacht.“
„Es sind nun fünfhundert Jahre, nicht wahr?“
„Ja.“ Sie hob den Kopf: „Darum möchte ich dich um etwas bitten, aite. Ich wünsche mir vier solcher kleinen Kästen, mit denen man in die Ferne sprechen kann. Dann könnte ich mit Kagome, Myu oder Miyaki reden, ohne Dimensionsportal. Inuyasha hat Kagome gefragt und sie meinte, sie sollten trotz der Bannkreise funktionieren.“
Der Herr der Hunde hätte sie fast angestarrt. Nicht, was sie wünschte, erstaunte ihn, sondern, dass sie überhaupt einen Wunsch äußerte. Nie zuvor hatte sie das getan. Begann sie etwa, ihm zu vertrauen? „Natürlich“, versprach er.
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So fand der Drachenkrieg nun sein Ende...
Und wir können uns unwichtigen Fragen zuwenden. Wie besorgt ein Youkaifürst ein paar Handies? Wer wird alles bei der Hochzeit eingeladen sein? Und wie benehmen sich die Gäste? Das nächste Kapitel heisst: Der neue Ministerpräsident.
bye
hotep