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Hundeyoukai: Drachenkrieg

Die vierte Staffel
von

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Erkenntnisse

Während der Rettungstrupp sich langsam nähert, steckt Myu in Schwierigkeiten. Und Tsuko bekommt seine Erleuchtung....
 

25. Erkenntnisse
 

Kagome erwachte, als Inuyasha vorsichtig den Arm unter ihr wegzog, sich aufsetzte. Die ersten Strahlen der Morgensonne drangen über den Horizont der Steppe. Die junge miko erkannte, dass Sesshoumaru und Shiro zurückkehrten. Und was immer das Fürstenpaar in der Nacht getan hatte, die Art, wie sie kamen, verriet, dass sie sich nahe gewesen waren. Sie hielten nicht gerade Händchen, aber das würden Youkai wohl nie. Der Abstand zwischen ihnen war allerdings deutlich geringer als gestern, obwohl Shiro den gewohnten Schritt zurück war. Nun ja.

Kagome wurde unwillkürlich etwas rot, als die beiden leicht die Köpfe hoben. Vermutlich konnten sie wittern, dass auch Inuyasha und sie die Zweisamkeit genutzt hatten. Um ihre Verlegenheit zu verbergen, packte sie hastig ein.

„Gehen wir?“ fragte der Hanyou: „Oder schafft ihr noch mal solche Portale?“

„Wir nähern uns bereits dem Ende der Steppe“, entgegnete Shiro, da sie nicht annahm, der Herr der Hunde würde auf diese Frage antworten wollen: „Danach kommt nur noch die Wüste ohne Wiederkehr, dann die Schwarzen Berge. Der Magier würde uns bemerken. Hier leben keine Dämonen, die Portale erschaffen können. Er könnte abschätzen, welche Macht wir haben.“

„Schon klar.“ Er nahm den Rucksack auf: „Und die ganze schöne Überraschung wäre im Eimer. Aber ein einfaches Nein hätte auch gereicht, Shiro.“ Dieser dämliche Drache und der anscheinend ebenso bescheuerte Magier würden demnächst lernen müssen, dass man ihn und seine Familie besser in Ruhe lassen sollte: „Hier, nimm, Kagome.“ Er gab ihr den Rucksack

„Wieso ich?“ Aber sie tat es, fühlte sich dann auf seinen Rücken geschwungen.

„So geht’s schneller. Und ich denke mal, Myu dürfte es recht sein, wenn wir uns beeilen.“ Dem konnten auch die beiden Hundeyoukai nicht widersprechen. Sie waren schon vier Tage unterwegs. In denen konnte eine Menge geschehen sein.
 

Kagome sah sich fast erschrocken um, als Inuyasha sie absetzte. Sie hatte einen derartigen Boden noch nie gesehen. Er war dunkel, rissig, wie getrockneter Schlamm, besaß aber eher fast die Konsistenz von Teer. Vereinzelt ragten abgestorbene Strünke von Pflanzen aus Spalten. Gras wuchs hier keines mehr, kein Lebewesen war zu entdecken. Das ganze Land machte den Eindruck einer trostlosen Ödnis. Und weiter nach Westen sah es noch ärger aus. Die Strahlen der untergehenden Sonne trafen dort auf eine weiße Fläche. Es wirkte wie Eis, Eisschollen, eigentlich, aber das war doch hier unmöglich.

„Salz!“ Inuyasha trat neben sie: „Das da hinten ist Salz.“

„Eine Salzwüste? Davon habe ich schon einmal gehört.“ Sie sah zu ihm auf. Die Fernsehsendung hatte sie zwar fasziniert, aber das als Hindernis vor sich zu haben, war doch etwas anderes.

Der Hanyou zuckte die Schultern: „Keine Ahnung. Aber da scheint auch Wasser zu sein. Oder?“ Diese Anfrage galt seinem Halbbruder.

„Ein Salzsumpf“, bestätigte Shiro an dessen Stelle: „Und er ist so breit, dass wir ihm nicht leicht ausweichen können.“

„Nicht mal mit einem Portal?“

„Wir würden dem Magier damit sagen, wer und wo wir sind.“ Das Thema hatten sie doch schon gehabt.

„Tja.“ Inuyasha schob sich die Hände in die Ärmel: „Dann müssen wir uns zu Fuß beeilen.“

„Wegen Myu.“

„Wegen mir.“ Und da er sah, dass seine Schwägerin nicht verstand: „Es wird Neumond.“

Sesshoumaru betrachtete das Land vor sich. Also würden sie ab Sonnenuntergang zwei Menschen dabei haben, zweimal Gepäck in diesem Gelände. Er oder auch Shiro könnten darüber schweben, die anderen mitnehmen, aber das kostete Youki. Und würde wohl den Magier alarmieren. Schließlich schien der recht gut zu sein. Außerdem hatte er eine Geisel. Er dürfte Myu kaum bereits getötet haben. Es wäre unlogisch, sie zunächst so weit zu entführen, und dann doch gleich zu ermorden. „Wir gehen auf dem Salz hintereinander, Shiro zuerst.“

Seine Gefährtin nickte. Das war eine logische Entscheidung.

„Wieso?“ fragte Kagome prompt, erinnerte sich dann an das Mittelalter und sah zu Inuyasha: „Was meint er?“

„Sie können beide hochfliegen, falls einer durch die Kruste durchbricht. Und Shiro ist leichter.“ Also würde ein Weg, den die Youkai gegangen wären, wohl auch Menschen tragen. Ärgerlich, dass er in dieser Nacht zu einem Menschen werden würde, aber immerhin besser, als wenn das passieren würde, wenn er dem Magier gegenüberstand. Den würde er zu gern selbst übernehmen, nicht seinem Halbbruder überlassen.

Kagome nickte. Überdies würde Shiro doch bestimmt wittern, falls die Salzdecke zu dünn wurde.
 

Myu lag matt in dem Spiegelkäfig. Sie hatte zuerst versucht, viel zu schlafen, aber das ging nicht mehr. Sie hatte Durst bekommen, Hunger, freilich, wie schon angekündigt, hatte sie nichts erhalten. Ihre Lippen waren rissig geworden und ihre Zunge schien am Gaumen zu kleben. Wie lange könnte sie so noch durchhalten? Warum nur gab er ihr nichts?

„Nun, kleine Katze?“ Der erste Besuch seit Stunden oder gar Tagen.

Unwillkürlich setzte sie sich auf, versuchte, den Magier zu erkennen. Da das an den Spiegeln scheiterte, meinte sie nur: „Bitte, gib mir Wasser.“ Ihre Stimme klang heiser. Das Sprechen schmerzte.

„Du bekommst Wasser, wenn du mir einen Gefallen tust.“ Er klang fast freundlich: „Nichts sonderlich Schwieriges, für jemand mit deinen magischen Fähigkeiten. Lass Feuer aus deiner Hand wachsen.“

„Was?“

„Du beherrscht doch die Elementmagie des Feuers. Also. Ich will Feuer in deiner Hand sehen. Und du bekommst Wasser.“

„Aber…das kann ich nicht.“ Sie war am Verzweifeln. Sie benötigte dringend Wasser. Wie sollte sie es bekommen, wenn er etwas Unmögliches dafür haben wollte? „Bitte…“

„Du kannst den Elementgeist des Feuers beschwören, aber kein Feuer? Komm, das glaubt dir niemand.“

Sie hob ein wenig die Hand, starrte hilflos darauf: „Wie soll ich das denn machen?“

Der Magier stutzte. Sie war matt durch den Nahrungsentzug und sie brauchte Wasser. Warum tat sie denn dann so, als ob sie das nicht könne? Hatte sie etwa wirklich keine Ahnung? Nicht einmal von dieser einfachsten Form der Elementmagie? „Hebe deine Hand waagerecht empor.“ Und da sie gehorchte: „Und jetzt nimm die Feuermagie in dir, versuche sie auf deiner Handfläche zu sammeln.“ Er hatte gelesen, wie es ging, aber er konnte das zu seinem Bedauern nicht selbst so erreichen. Sie versuchte es immerhin. Hm. „So ist es brav“, sagte er daher: „Konzentriere dich. Wenn du es geschafft hast, bekommst du Wasser.“

Was sollte sie schon tun? Myu war klar, dass sie ohne Wasser bald sterben würde. Und sie musste doch warten. Yuri-sama würde kommen, die Familie würde kommen. So bemühte sie sich, ihren müden Geist auf das Verlangte zu richten. Zu ihrem eigenen Erstaunen flackerte kurz darauf eine Flamme auf ihrer Handfläche, ohne sie zu verletzen. Allerdings ging sie rasch wieder aus.

Der Magier nickte. Das war zwar nicht das gewesen, was er eigentlich erwartet hatte, aber bei einer Dressur kam es vor allem auch darauf an, kleine Fortschritte zu belohnen, den Gehorsam an sich. So nahm er einen Krug mit Wasser, klappte einen Spiegel beiseite, stellte ihn rasch hinein, um die Öffnung wieder zu verschließen. „Siehst du, Myu, wir können doch gut miteinander auskommen“, sagte er: „Und ich werde dir eben beibringen, wie du mit den Elementen in dir umgehen kannst. Ich habe das theoretische Wissen aus dem Drachenbuch, du die praktische Macht. Und mit deiner Hilfe werde ich lernen, diese Macht einzusetzen.“
 

Tsuko hatte eben den Raum betreten wollen, war nun erstarrt, zog sich lautlos einige Schritte in den düstern Gang zurück, kaum fassend, was er da gehört hatte. Sein alter Mentor hatte das Wissen aus dem Drachenbuch? Das konnte sich nur auf das beziehen, was er selbst notierte, aufschrieb, das Wissen aus dem Verbotenen Drachenbuch der Elementmagie. Aber das konnte er doch gar nicht gelesen habe? Die Notizen waren in seinem, Tsukos, Zimmer, magisch versiegelt, und er hatte es wohlweislich in Drachenschrift geschrieben. Und außerdem…was wollte der damit? Nur Drachen beherrschten doch Elementmagie? Nun gut, auch diese Myu? Aber das war letztendlich zweitrangig. Er musste überprüfen, ob sich der Magier tatsächlich geheimes Wissen der Drachen angeeignet hatte.

Auf dem Weg in das Studierzimmer dachte Tsuko noch einmal nach. Es war eine Sache, sich seinen rechtmäßigen Platz unter den Drachen und Youkai holen zu wollen, und dabei über Soras Friedensschwur hinwegzugehen. Immerhin war sie nur eine Frau und es hatte noch nie eine weibliche Drachenkönigin gegeben. Aber es war eine ganz andere Sache, das geheime Drachenwissen, das nie einem anderen Volk gehören sollte, einem magischen Menschen zu verraten, das Drachenvolk zu verraten. Hatte er etwa unbewusst genau das getan? Er hatte diesem Magier vertraut, der ihm damals darauf aufmerksam gemacht hatte, zu Recht, dass er wohl der Drache sei, der in Bezug auf Elementmagie am weitesten kommen könnte. Zum ersten Mal fragte er sich nun, weshalb ein Mensch, selbst ein solcher ungewöhnlicher Mensch, davon gewusst haben könnte, warum er an ihm interessiert gewesen war.

Auch bei dieser Katze war er so hinter ihrer Elementmagie hier…
 

Tsuko betrachtete vorsichtig den Eingang zu dem Studierzimmer, konnte aber keine Zaubersprüche erkennen. Nun, das besagte nichts, das hatte er lernen müssen. Wenn er etwas nicht kannte, konnte er es auch nicht entdecken. Aber er musste hinein, musste einfach sehen, ob er zum Verräter an seinem Volk geworden war. So öffnete er die Tür, ging hinein. Er war erst einmal hier gewesen, aber er entsann sich der Unmengen Bücher, Zettel. Auf einem Tischchen lag ein ganzer Stapel. Und darüber schwebte eine schwarze Feder. Der Drachenschamane rang nach Atem. Sein Mentor hatte ihm einmal stolz erzählt, dass er eine Zauberfeder erschaffen habe, die Übersetzungen mache, so dass er nie in die Büchereien anderer Länder reisen müsse. Hatte er mit Hilfe dieser Feder etwa das Drachenbuch übersetzt, soweit er, Tsuko, es schon geschrieben hatte? Er ging hin. Diese Schriftzeichen waren ihm unbekannt, aber eigentlich hatte er keinen Zweifel. Dennoch blätterte er vorsichtig in dem Geschriebenen. Bei einer Formel fand er, was er suchte. Dies war eine reine Erdformel der Drachen, um einen unterirdischen Bau magisch erhalten zu können. Er selbst hatte sein Studierzimmer so gesichert gehabt. Die Höhlen des Magiers hier waren es bislang nicht.

Ohne weiter nachzudenken, fasste er den Stoß Papiere, warf ihn ins Feuer. Dann eilte er in sein Zimmer. Er musste seine eigenen Unterlagen, seine eigenen Schriften ebenfalls vernichten. Niemand war es erlaubt, an Drachenwissen kommen.

Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Hatte er den schlimmsten Fehler gemacht, den ein Drache nur begehen konnte? In diesem Fall…nein, in jedem Fall musste er hier weg. Der Magier hatte zwar nun die Katze, aber da diese ganz offenkundig keine Formeln der Elementmagie kannte, würde sie ihm ohne das Drachenbuch nicht weiterhelfen können. Schlecht für Myu, aber gut für das Volk der Drachen. Vielleicht sogar für die Youkai.
 

Als Tsuko seine mühsam geschriebenen Papiere in der Feuerschale in Asche vergehen sah, atmete er auf. Ja, es konnte nur einen Grund geben, warum ein Mensch, sei er auch ein Magier, alle magischen Informationen aller anderen Völker sammelte. Er wollte Macht. Das war etwas, was er selbst durchaus nachvollziehen konnte. Aber dennoch hätte er sich selbst nie soweit erniedrigt, andere zu manipulieren, aus ihnen Verräter an ihren Völkern zu machen. Mit gewissem Stolz dachte er daran, dass er sich immerhin den Youkai zu einem Kampf gestellt hatte. Nun gut, er hatte gedacht gewinnen zu können, aber er hatte nicht versucht, Sesshoumaru dazu zu bekommen, Verrat an den Youkai zu begehen. Nein, das war wirklich unter allem, was er kannte.

Zum ersten Mal erfasste er, dass der Hundeclan nach Myus Entführung kaum die Hände in den Schoss gelegt hatte. Und auch ohne die kleine Katze waren das keine zu unterschätzenden Gegner. Waren sie vielleicht schon auf dem Weg hierher? Würden sie ihm auch helfen können, und vor allem wollen, dem Magier zu entkommen? Aber darauf konnte er nicht warten. Er nahm nicht an, dass sein „alter Freund“ begeistert darüber wäre, dass er die Papiere zerstört hatte. Und Tsuko legte keinerlei Wert darauf, ebenfalls im Spiegelkäfig zu enden, gezwungen zu werden, sein Wissen preis zu geben.

Er musste hier verschwinden, musste…Ja. Eigentlich gab es nur einen ehrenhaften Weg. Er musste zurück, nach Le-chan-po, Sora und Hayao berichten, sie warnen. Diese würden ihm kaum den Diebstahl des Buches verzeihen, geschweige denn den gebrochenen Friedensvertrag, und ihn bestimmt Soras Ehemann überlassen. Vielleicht könnte er mit den Hunden verhandeln, ihnen als Preis für sein Leben sagen, wo Myu sei. Und selbst, falls der Youkaifürst ihn töten würde…er würde nicht als Abtrünniger der Drachen sterben. Er hatte doch nur seinen jüngeren Bruder übertreffen wollen, nie sein Volk verraten.
 

Tsuko kannte den Ausgang der unterirdischen Räume, auch, wenn ihm der Magier davor gewarnt hatte, zu versuchen, den Bannkreis dort ohne ihn zu durchschreiten. Der sei stark und würde ihn läutern.

„Das werden wir sehen“, murmelte der Schamane.

Immerhin war er kein schwacher Drache und nicht irgendwer. Außerdem wäre es besser, so zu sterben, als als Verräter. Er betrachtete für einen Moment den Ausgang. Rötlich schimmerte dort Magie. Mächtig für einen Menschen, gewiss. Aber nicht unmöglich, da durchzukommen. Überdies hatte er keine Zeit für solche Überlegungen. Im gleichen Moment, in dem der Hausherr sein Studierzimmer betrat, würde er sehen, dass die Papiere vernichtet worden waren, und ihn suchen. Er wollte und musste da durch, versuchen, außerhalb des zweiten Bannkreises ein Portal zu erschaffen. Denn eines war klar: sein alter Mentor verfügte über eine erhebliche Macht, schon gar, wenn er seinen Stab mit einsetzte, über diesen seine Magie sammelte. Dann konnte er gewiss auch ihm gefährlich werden, ihn womöglich läutern. Aber der zweite Bannkreis würde sowieso kein Hindernis bilden. Er hatte schließlich selbst mitgeholfen, ihn zu errichten. Und vielleicht sollte er ihn nun zerstören, damit der Hundeclan leichter Zugang bekommen würde. Er selbst sollte eventuell sehen, ob er die chinesischen Drachen zuerst warnen sollte, von dem Magier berichten sollte, ehe er den bitteren Weg gehen musste, sich dem Ehemann der Drachenkönigin, dem Youkaifürsten, zu stellen. Tsuko konzentrierte sich, ehe er die letzten Schritte machte, den ersten Bannkreis erreichte.
 

Der Magier hatte beim ersten Blick auf den Eingang zu seinem Studierzimmer bemerkt, dass dort jemand gewesen war. Und dabei konnte es sich nur um Tsuko gehandelt haben. War der etwa neugierig gewesen? Das wäre nicht weiter schlimm, allerdings…

Er betrat ein wenig besorgt sein Zimmer, sah zu den übersetzten Notizen. Mit einem kaum hörbaren Fluch packte er einen ein Meter langen, goldenen Stab, der an der Wand lehnte. Tsuko war also hier gewesen – und er hatte bemerkt, dass er ihn hintergangen hatte. Nun, er konnte es sich sparen, in den Raum des Drachenschamanen zu gehen. Der war gewiss so schlau gewesen, auch seine eigenen Notizen zu verbrennen. Wichtiger war nun, dass er ihn einfing, ehe der zu seinen Drachen zurückkehren konnte. Diese wären zwar sicher nicht begeistert über den Diebstahl des Buches, aber der Magier gab sich keinen Illusionen hin. Blut war dicker als sonst etwas. Und Tsuko war ein Drache. Gegen einen menschlichen Zauberer würden ihm Drachen immer beistehen, im Zweifel gegen ihn Krieg führen wollen. Seine eigene Arbeit von Jahrzehnten wäre dahin. Und auch, wenn er über ein längeres Leben als gewöhnliche Sterbliche verfügte – das konnte er sich nicht leisten. Er musste Tsuko einfangen, ihn irgendwie entweder in den Spiegelkäfig sperren oder ihn zumindest töten, ehe der seinem Volk, sei es in Japan oder China, von dem Betrug berichten konnte. Der Drachenschamane war gewiss durch den Haupteingang geflohen, der Bannkreis dort war das geringere Hindernis als das, was den Hintereingang schützte. So schnell er konnte, lief er hinterher.
 

Das matte Sternenlicht wurde vom Salz genug reflektiert, dass man erkennen konnte, wohin man ging. Dennoch setzte Shiro jeden Schritt vorsichtig, belastete nur langsam, ehe sie sicher war, dass die Salzkruste über dem Sumpf dick genug war, auch Kagome und Inuyasha tragen zu können. Sie blickte geradeaus, erkannte erleichtert, dass vor ihr Dünen aufstiegen, dunkles Land. Dort endete anscheinend der Sumpf. Dann könnten sie wieder rascher vorankommen. Überdies würde auch bald die Sonne aufgehen, Inuyasha sich zurückverwandeln. Das wäre erst recht gut. Sie versuchte zu wittern, aber wie schon in den vergangenen Stunden atmete sie nur Salzluft ein, kleine Kristalle, die die empfindliche Nase reizten. So ging sie lieber weiter.

Auch Kagome hatte den näher kommenden dunklen Streifen im Sternenlicht entdeckt, atmete auf. Da war das rettende Ufer. Sie war müde geworden, im Laufe der scheinbar endlosen Wanderung über den Salzsumpf. Zwar war sie lange Streifzüge gewohnt, aber es bedeutete mehr Anstrengung, darauf zu achten, genau in den Fußspuren der Hundeyoukai zu gehen. Und, das hätte sie allerdings nie laut zugegeben, es war einfach eintönig, dauernd Sesshoumarus Rückenansicht betrachten zu müssen. Aber bald war es geschafft, bald auch die Neumondnacht vorbei. Endlich würde Inuyasha wieder zu einem Hanyou werden. Vielleicht würde er sie dann ein bisschen tragen, damit sie sich so ausruhen konnte, da sie nicht annahm, der Herr der Hunde wollte Pause machen. Das wäre sicher auch wichtig. Sie musste ja nur an die arme Myu denken. Und es war ja gleich geschafft. Um sie lagen nun auch schon dunkle Flecken auf dem hellen Salz, die Dünen waren keine hundert Meter mehr entfernt.

Kagome betrachtete unwillkürlich die weiße Salzfläche als Gegner und den dunklen Wüstenboden als Sicherheit, ein Fehler, der weiter nördlich, wo die Seidenstrasse am Rande des Sumpfes vorbeilief, schon manchen Menschen in Bedrängnis gebracht hatte. Sie wurde nachlässiger, achtete nicht mehr so genau darauf, in der Spur zu bleiben, als Shiro sie nun über bereits dunklen Boden führte. Sie war nur einen Schritt seitwärts – und konnte nur noch erschreckt Luft holen, als die Salzkruste unter ihrem rechten Fuß brach. Sie war hier bloß von einer dünnen, vom Wind hergetragenen Erdschicht bedeckt gewesen. Inuyasha sah es, packte augenblicklich ihr linkes Handgelenk. Immerhin hielt das Salz an dieser Stelle sein und ihr Gewicht, dachte er noch, ehe er genauer nachsah, was passiert war.

„Kagome?“

Sie steckte mit dem rechten Bein bis zum Knie in dem Sumpf, klammerte sich nun an seine Hand. Ohne den Halt wäre sie vermutlich seitwärts gefallen, und sie verspürte keine Begeisterung, auszuprobieren, ob dort ebenfalls ein Loch im Salz war. „Ich bin soweit in Ordnung…“ Sie hatte wirklich keine Lust, sich mehr als schon passiert, vor Schwager und Schwägerin zu blamieren, die beide stehen geblieben waren, sich nun umsahen.

„Na ja, “ meinte der Hanyou: „Es wäre wohl auch zu schön gewesen, wenn wir hier einfach so hinüberspaziert wären. Ich zieh dich raus.“ Er wich ein bisschen zurück. Mit diesem schwachen menschlichen Körper war es bestimmt einfach, sie aus dem Sumpf zu ziehen, aber er wusste nur zu gut, dass weder sein Halbbruder noch Shiro einen Finger rühren würden, um Kagome da rauszuholen. Für einen Youkai war es undenkbar, sich in die Angelegenheiten eines anderen einzumischen, sich in den Kampf eines anderen einzumischen. Das wäre eine Beleidigung, zeigte man doch damit, dass man dem anderen nichts zutraute. Und die Rettung seiner Gefährtin war eben eindeutig seine Sache. Er zog sie zu sich.

Kagome holte unwillkürlich tief Luft, als sie am linken Arm aufgezerrt wurde. Das tat weh, aber sie hatte es vermutlich verdient. Warum hatte sie auch nicht besser aufgepasst? Immerhin war es wohl besser, noch jetzt, vor dem Endkampf, auf eine eher harmlose Weise darauf hingewiesen zu werden, sich zu konzentrieren.

Inuyasha zog sie an sich: „Alles in Ordnung, Kagome?“

„Ja, danke.“ Sie konnte einen Schauder nicht unterdrücken: „Ich habe einen Moment nicht aufgepasst…“

„Offensichtlich, kleiner Dummkopf.“

„Oh...“ Sie wollte auffahren, aber die Anwesenheit von zwei Leuten, die die Selbstkontrolle bis zum Exzess betrieben, ließ sie nur sagen: „Als ob du noch nie einen Fehler gemacht hast.“ Aber sie drehte sich um, um den Youkai zu zeigen, dass sie weitergehen konnte. Im gleichen Moment sah sie, dass ihre Schwägerin herumfuhr, Richtung Westen starrte.

Sesshoumaru wandte sich ebenfalls um: „Shiro?“

„Da war etwas entfernt, im Westen“, sagte diese: „Eine starke Fluktuation in der Magie. Als ob mächtige Wesen aneinander geraten sind.“

Er wusste, dass sie diesbezüglich feinfühliger war: „Myu?“

„Das kann ich nicht sagen. Wer auch immer daran beteiligt ist, verfügt über eine gehörige Stärke.“

Die ersten Strahlen der Sonne kamen über den Horizont. Im nächsten Augenblick stieg hinter ihnen Youki rasch an. Beide Youkai wussten allerdings, was das auslöste und drehten sich nicht um.

„Endlich“, murmelte Inuyasha erleichtert und bewegte ein bisschen seine Klauen: „Gehen wir weiter?“

„Ja.“ Sesshoumarus Zustimmung ließ Shiro sofort aufbrechen. So fuhr er fort: „Sobald wir auf festem Grund sind, erschaffen wir Portale. Falls Myu gegen den Magier kämpft.“ Er sparte es sich, hinzuzufügen, dass in diesem Fall sowieso keine Geheimhaltung mehr nötig wäre.
 

****************************************************
 

So trifft man/frau sich im nächsten Kapitel: "Am Fuß der Schwarzen Berge"...
 

Wer so nett ist mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel on ist.
 

In eigener Sache: ichh abe eine neue Brüdergeschichte angefangen: Es kann nur einen geben, mit 27 Kapiteln.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (33)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  astala7
2008-03-27T17:15:13+00:00 27.03.2008 18:15
Es ist i-wie seltsam das die Bösewichte bei dir am Ende doch noch einen Funken Ehre zu besitzen scheinen.

die Selbstkontrolle bis zum Exzess betreiben... *muhahahah*


den letzten Absatz hab ich nciht verstanden. Das mit dem Aufwallen der Magie. Aber die Auflösung kommt ja sicher gleich.
Von:  Teilchenzoo
2007-02-23T20:47:24+00:00 23.02.2007 21:47
Myu dressiert man nicht! Und da sie eine Katze ist wird das eh nicht klappen, dafür sind Katzen zu eigensinnig.
Tsuko nimmt endlich Verstand an .. .was dachte er denn, was es bringt, das Buch aufzuschreiben?
Die Salzwüste ist fies. Und es grenzt an ein Wunder, dass Kago so lange durchgehalten hat.
Gleich ist Myu so gut wie frei. Das wurde ja auch Zeit!

Bye lg
Von:  Animegirl87
2007-02-23T16:32:50+00:00 23.02.2007 17:32
Boah, Hammer ich muss sofort weiter lesen, daher wird es dieser auch nicht so lang!!^^" Und nochmal, Gomen ne, dass ich erst jetzt dazu komme, einen Kommi zu schreiben, aber wie gesagt kein Inet!! *drop*

Ich werde nun das nächste Kap lesen!!^^
War ein Hammerkap!!!^///^

*knuddel*
die Ani!^^
Von:  Tigerin
2007-02-19T17:58:51+00:00 19.02.2007 18:58
Schönes Kapitel!^^

Myu geht es ja wirklich dreckig. Der Magier ist ja richtig gemein. Aber immerhin... es kann nicht schaden, wenn sie lernt mit der Elementmagie umzugehen. Nur, er wird ihr nichts mehr beibringen können, nachdem Tsuko die Unterlagen vernichtet hat. Hoffentlich sieht er Myu dann nicht für nutzlos an, und tut der armen Kleinen was.
Ich hätte nicht gedacht, dass Tsuko Ehrgefühl besitzt. Immerhin hat er festgestellt, dass der Magier ihn reingelegt hat, will jetzt den chinesischen Drachen, dan den Japanischen bescheid geben. Und sich dem Taishou stellen. Er könnte einem fasst schon etwas Leid tun.
Mal sehen wer die Wesen sind, die da aneinander geraten sind. Ich weiß es echt nicht. Tsuko und der Magier? Oder hat sich Myu irgendwie befreien können und muss jetzt Kämpfen?! Wie gesagt, keine Ahnung.
Kagome hatte auch Glück, dass Inu ihr wieder mal geholfen hat.

Ich bin gespannt aufs nächste Kapitel. Schon allein, um zu erfahren wer nun kämpft...^^

Bye Tigerin
Von:  chaska
2007-02-18T20:13:25+00:00 18.02.2007 21:13
Es scheint, das Tsuko jetzt den Preis für seine Taten zahlen muß. Und manchmal kann dieser Preis sehr hoch sein. Auf jeden Fall kommen sich die Parteien nun verdammt nahe. Die "Rettungstruppe" ist unterwegs. Doch hoffentlich kann sie auch verhindern, das der Magier die "Dressur" von Myu zu Ende führen kann. Gequält durch Hunger, Durst und Magie kann die kleine Katze zu einer tödlichen Waffe werden. Einer Waffe, die auch der eigenen Familie gefährlich werden kann.
Liebe Grüße
chaska
Von: abgemeldet
2007-02-17T17:13:43+00:00 17.02.2007 18:13
Na sowas.
Tsuko besitzt doch etwas, dass man gemeinhin als Gehirn bezeichnet. Wenn auch nur sehr wenig davon.
Klug von ihm, abzuhauen...
Nur, hoffentlich schafft er's auch.
Ich mein, unsre Hundis können ihn sicher noch gebrauchen. ^^
Und dieser Magier traut seinem ehemaligen Kumpanen auch gar nix zu, was? Trottel. Aber gut, er wird ja bald sterben. ^.^
Ach, und, tut mir Leid, dass ich erst so spät schreib... aber wir hatten letzte Woche einige Probleme... Unser Hund ist in ein Fangeisen getreten und wir haben die meiste freie Zeit beim Tierarzt verbracht. u.u
Naja, jetzt gehts ja wieder. ^^
Ich finds fast schade, dass in der Neumondnacht nicht mehr passiert ist. Aber gut, ne Salzwüste ist schlimm genug. Ein Wunder, dass InU Yasha überhaupt noch gehen kann... das Salz hätte seine Füße doch ganz wund machen müssen, auf Dauer.
Tja, das ist wohl der Nachteil, wenn man immer barfuß rumrennen muss. *schadenfroh grins* Njo, egal. ^^
Also, hoffentlich gehts bald mal weiter ^.^
Cu
Nao
Von:  Krylia
2007-02-17T12:35:03+00:00 17.02.2007 13:35
Hach, alles nachgeholt. Es lebe das Wochende! Und die Ferien. Und Urlaub auch, wenn ich schon mal dabei bin.
Salzwüste und Sumpf, keine nette Mischung.
Aber es ist schön, dass Tsuko nun doch so etwas wie Ehrgefühl aufweist. Hoffentlich kommen die anderen rechtzeitig.
Von:  Krylia
2007-02-17T12:34:31+00:00 17.02.2007 13:34
Hach, alles nachgeholt. Es lebe das Wochende! Und die Ferien. Und Urlaub auch, wenn ich schon mal dabei bin.
Salzwüste und Sumpf, keine nette Mischung.
Aber es ist schön, dass Tsuko nun doch so etwas wie Ehrgefühl aufweist. Hoffentlich kommen die anderen rechtzeitig.
Von: abgemeldet
2007-02-17T09:48:14+00:00 17.02.2007 10:48
hi endlich schaffe auch ich es das kp zu lesen puhh
war wieder mal erste sahne, echt toll das tsuko endlich bemkert hat was da los ist und nun denn Inu Youkai helfen will zu dumm das er wohl gerade auf den Magier geraten ist, die beiden mächte schätze ich sind der magier und tsuko logisch eigentlich *drop*
arme myu was sie sich gefallen lassen muss aber hilfe naht ja =)

gruß
engelchendiemaus
Von:  Pei-Pei
2007-02-16T13:35:32+00:00 16.02.2007 14:35
War mal wieder ein erstklassiges Kapitel.
Freu mich schon aufs nächste.
Bis dann
Inukashi


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