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Tipp zum Kekse backen

Autor:  Major

Ich backe derzeit für eine Kekswichtelaktion und kann Kekse schon nicht mehr sehen. Falls hier jemand aber immer noch Kekse backen möchte, habe ich einen Tipp parat. Den hab ich schonmal gegeben, aber nun hab ich neue Fotos und betreue obendrein ein Tutorium zu dem Thema... oder so ähnlich.


Hierbei geht es um Kugelpackungen. Atome darf man sich als Kugeln vorstellen und wenn man nun überlegt, wie die Atome in einem Klotz Metall denn so angeordnet sind innerhalb einer Atomlage, dann kommt man schnell zum Schluss, dass die Atome nicht wie Mamas Kekse quadratisch angeordnet sind, sondern sie sind hexahonal wie im Beispielfoto angeordnet. Die darüber liegende Kugellage ist natürlich wieder versetzt. Und die da drauf entweder ja oder nicht.

Wir interessieren uns aber nur für die 2D Lage. Und dafür gibt es Rechnungen, wie viel Raum zwischen verschieden angeordneten Kugeln besteht. Mamas quadratische Anordnung hat dabei 22% Platzverschwendung, die hexagonale Anordnung jedoch nur 9% Platzverschwendung. Das bedeutet, dass sich 13% mehr Kekse auf einem Bleck in den Ofen bringen lassen. 

13% mehr Kekse pro Backgang!

Was jedoch noch fehlt, sind Experimente zu dem Thema. Das große Problem bei Keksen besteht in der endlichen Raumaufteilung und so gibt es immer ein Endplatz, der nur mit einem halben Keks besetzt werden kann. Halbe Kekse sind jedoch unerwünscht und so lässt man diesen Keks weg. Und wie weit legt man die Kekse zusammen? Bei der Zickzackanordnung tendiert man schnell dazu, sie unglaublich dicht beieinander anzuordnen und dann wachsen sie doch zusammen. 


Die Beispielkekse sind leider missraten, für das Kekswichteln nicht zu gebrauchen. Meine Ofenlampe hat mich verarscht (die Lampe stellt sie roh dar, wenn man sie rausnimmt, sind sie aber fast verbrannt) und das Rezept an sich ist auch das genaueste Gegenteil von "Zimtstern". Zimtsterne sind doch weich, gummiartig und saftig, oder? Diese hier sind staubig, bröckelig und extrem trocken. Vielleicht funktionieren Zimtsterne wirklich nur mit Ei. Der Rest ist bisher sehr gut geworden.

Effektivitätstag

Autor:  Major

Das klingt sehr kapitalistisch, aber heute ist irgendwie Effektivitätstag. 

Im Labor habe ich 7 Synthesen auf einmal geplant. Als ich dann die falsche Spritze nahm, musste ich zwei bei Seite stellen. Dennoch schafften es 5 Synthesen aus der Box heraus. So als Vergleich: Wenn man wirklich gut ist, schafft man normal 2. Was ich jedoch gemacht habe, war effektives Pfuschen, ich habe für die 5 Dinger fast genau eine Stunde gebraucht statt einen ganzen Tag. Erst staunte mein Prof darüber, dass ich so viel auf einmal gemacht habe, dann mein Mitstudent. Dabei ist es nur wie Kekse machen. Feststoff einwiegen, diverse Lösemittel rauf, zwischendurch mal schütteln und backen, äh, zur Messung bringen. 

Das war das erste Mal, dass ich eine ganze Stunde am Stück an so einer dämlichen Handschuhbox stand. Eine ganze Stunde ist verdammt anstrengend. Man hat 3 Handschuhe übereinander (Baumwolldinger, die schwarzen Handschuhe und darüber nochmal Nitrilhandschuhe zum Schutz der schwarzen) und hat fast kein Gefühl und keine Genauigkeit mehr. Dauernd fällt was um, weil die Hände so viel Volumen haben. Man kann sich nicht ordentlich bewegen. Und die schwarzen Handschuhe reagieren langsam mit der Haut und setzen Stinkeschwefel frei...  Aber Vorteil: Ich schaffe in einer Stunde 5 Proben. Außerhalb der Box krieg ich 2/Stunde hin. 


Bei Chefkoch gibts Kekswichteln. Und dafür hab ich nun erst mal alle Teige gemischt.


Der eine sieht aus wie Mett. Aber das ist Zimthaferflockenkeksteig. 

Von rechts hinten nach links: Vanillekipferl, Zimtsterne, Lavengwerkekse (Ingwer + Lavendel), Walnuss-Gewürzkekse, Haferflocken-Zimtkekse. Von links vorne nach rechts: Espressomonde, ayurvedische Chaikekse mit Yokitee, Mandelplätzchen mit Orange und Paniermehl.

Die Vanillekipferl hab ich vor wenigen Tagen schon einmal gebacken.


Alle anderen noch nie. Ich sehe diese Wichtelaktion auch als Möglichkeit, mal viele neue Rezepte auszuprobieren, ohne auf Bergen von keksen sitzen zu bleiben. 

Die Keksteige sind übrigens sehr unempfindlich, keine Eier ;) Ich bin da gespannt aufs Ergebnis, denn es ist auch kein Eiersatz drin. Meistens sind eifreie Kekse ja bruchanfälliger. Bei den Kipferln ist das jedenfalls so, die sind supermürbe dadurch. 

Mich grauts schon vor dem ausrollen und ausstechen die nächsten Tage. Den Schritt zwischen Keksteig fertig und Kekse ofenfertig kann ich nicht leiden. Daher verstehe ich auch nicht, wie man Vanillekipferlteig fertig gerührt, aber nicht fertig geformt kaufen kann. Kuhen ist einfacher. Den kann man gießen.

Auch schon Kekse gebacken?

Essen und anrichten

Autor:  Major

Eine Zeit lang habe ich hier immer meine dunklen Machenschaften aus der Küche präsentiert, bis es Überhand nahm und ich das aus einen Blog auslagerte. Dies ist der Blog.

Trotzdem möchte ich mal ein paar ausgewählte Fotos posten. 










Essen fotografieren ist alles andere als einfach. Das unterschätzt man schnell. Dummerweise sieht Essen gerne auf Fotos total widerlich aus und man muss es geradezu darüber übereden, nett und ansprechend auf den Fotos zu wirken. Das funktioniert mal mehr, mal weniger. Am fotogensten scheint in der Tat Brot zu sein. Und am meisten Schwierigkeiten habe ich mit Suppe. 

Mit Foodblogs ist das irgendwie auch ne komische Sache. Man kann sich per Bloglovin die beliebtesten Einträge nach Kathegorien geordnet angucken. Und man sieht genauestens, dass es eigentlich nur zwei Themen gibt: Süßes, das so süß ist, dass der Sirup schon dran runter läuft, und alles, was "Healthy" in der Überschrift trägt. Das sind meistens super gesunde Sachen, die vor Grün nur so strotzen, frische Beeren beinhalten, extrem kleine Portionen und immer frisch und knackig aussehen. Achja und sie dürfen kein Fleisch enthalten und wenn doch, nur rohes Rindersteak. Ich kenne die Bezeichnungen dafür nicht, aber alles, was nicht als "Schuhsohle" gilt, ist für mich roh. Also so ungefär.

Das heißt, man zeigt sich, wie unglaublich sündhaft man etwas zubereiten kann oder wie extrem gesund man ist. Ich muss zugeben, dass ich auch Salat und Süßkram fotografiere, aber bei mir läuft kein Sirup runter, ich habe keine Erdnussbutterklötze und meine Salate haben große Größen. 

Mein einziger Groll dagegen ist eigentlich nur, dass mir die Blogs die Frage "Was koche ich heute Abend nur?" nicht beantworten können. Chefkoch ist da die bessere Adresse, die haben sogar eine Funktion für Essensvorschläge genau unter dieser Frage. 

Es gibt übrigens auch zwei Fotoarten, die ich nicht ausstehen kann. 1. Fotos von Gebäck auf einem Auskühlgitter. Es ist ein Auskühlgitter! Und es ist hässlich! Wozu hat man Teller, Schüsseln oder Servierten erfunden? 2. Menschen, die Dinge mit zwei Händen vor ihrem Bauch halten und einem anbieten. Das ist der patriarchaische Blick, der da vom Betrachter eingenommen werden soll. Ich will den aber nicht einnehmen, diese Fotos bereiten mir starkes Unbehagen. 


Und jetzt koch ich irgendwas und mach davon KEIN Foto, sondern ess es einfach sofort auf! Wobei ich das ja eigentlich eh zu 2/3 der Fälle mach. Aber ich wollte es nochmal betonen.

Fruchtaufkleber

Autor:  Major

Jeder braucht ein beklopptes Hobby!



Zum Glück kostet meines nicht viel, hat kein Wertverfall und hat gesunde Nebeneffekte.

Bilder mit Text

Autor:  Major

Es gibt keine anständige Überschrift, weil der Kram nicht wirklich zusammenpasst. Das einzige, was es gemeinsam hat, bin ich. 


Mein größtes Glück... oder auch nicht.


Mein größter Ekel.


Mein wertvollster Kunstfund.


Mein ganzer Stolz.


Ich wollte Arielle aus dem Üei. Das erste Ei, das ich öffnete, war Arielle. Das zweite war Rapunzel. Danach kaufte ich noch eine Packung, weil ich Jasmin wollte. Raus kamen nochmals Arielle und Rapunzel. Ich habe darauf keine Packung mehr gekauft. 

In der orangefarbenen Brühe befindet sich Selenwasserstoff. Und ich will den hellgelben Feststoff daraus haben. Aber dann müsste ich den Stopfen öffnen... ieh.

Den Schokokuss habe ich schon so gefunden, ich habe keine Schokokussopferrituale durchgeführt. Das ist alles Natur so.

Die Röhrchen beinhalten Substanzen, die Luft und Wasserinstabil sind. Und sie sind der Inhalt für meinen Uniabschluss, den ich noch machen muss.

E-Nummern, die echt knorke sind

Autor:  Major

"ALLE E-Nummern sind schlecht!"

"Ich habe eine Allergie gegen alle E-Stoffe!"

Gemeint sind diese Dinger wie E124 im Essen. Und ich krieg regelmäßig die Kriese, wenn ich das lese. Warum, möchte ich allein durch Copy+Paste verdeutlichen.

E 174 Silber

E 175 Gold

E 260 Essigsäure 

E 290 Kohlendioxid

E 330 Citronensäure

E 406 Agar-Agar

E 460 Mikrokristalline Cellulose, Cellulosepulver 

E 551 Kieselsäure, Siliciumdioxid (="Sand")

E 901 Bienenwachs

Vor allem gegen E290 dürfte eine Allergie fatal sein. 

Zimt und Zimt

Autor:  Major

Eigentlich wollt ich was über Cumarin schreiben, aber das erübrigt sich gerade, also schreib ich fast nur über Zimt selbst.

Zimt und Zimt können verschieden sein. 


Und ich wollt auf jeden Fall mal die Farben zeigen, das finde ich sehr eindrucksvoll. Das Hellere ist Ceylonzimt oder auch "Echter Zimt", das dunklere ist Kassiazimt oder auch "Zimtkassie". Zimtkassie ist eigentlich kein Zimt, wird aber auch aus Rinde gemacht und ist im Geschmack sehr ähnlich. Da Zimtkassie deutlich preiswerter ist, findet sich dieser quasi überall, wo nicht explizit "Ceylon Zimt" drauf steht. Das ist der, den wir kennen.

Blöderweise sieht die nicht gemahlene Zimtkassie etwas hässlich aus, das sind sehr dicke, etwas pickelige Rindenstücke, die zwar auch gerollt sind, aber wenig dekorativen Wert haben. Daher findet man öfter den Ceylonzimt als ganze Zimtstange. Die Stangen sind dünner und mehrlagig, sie sind relativ glatt und haben feine Brüche. Auf dem Foto sind sie auch drauf. 

So filegran die Ceylonrinde und so brutal die Kassiarinde, genau so unterscheiden sich die beiden im Geschmack. Kassia ist stark, direkt und sogar leicht scharf, wenn man das Pulver pur konsumiert. Ceylon dagegen ist viel feiner, keineswegs scharf, aber auch etwas schwach auf der Brust. Man braucht mehr Ceylon als Kassia, um die gleiche Zimtstärke zu erreichen. 

Ich benutze fast nur noch Ceylon, da mich das Elegante im Geschmack überzeugt. Wo sich der Geschmack stark durchsetzen soll, unterstütze ich ihn mit Kassia. 

Was die Sache mit dem Cumarin anbelangt, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Verwirrung herrscht. Kassia enthält sehr viel Cumarin, Ceylon fast keines und man ist sich uneinig, ob das nun so gesundheitsschädlich ist oder nicht. Aber so lange man nicht jahrelang täglich ein Franzbrötchen isst, dürfte das fast egal sein.

Ceylonzimt findet man vor allem in Bioläden. Ich kann wirklich empfehlen, den auch mal auszuprobieren, beide Zimtsorten nebeneinander sind wirklich sehr interessant. 

Von Kuchen backen und Ordnung halten

Autor:  Major

Als ich ausgezogen bin, fast genau vor zwei Jahren, habe ich einiges von zu Hause mitgenommen, das eh immer nur ich verwendet habe. Und da noch jemand zu Hause dazu gezogen war, war auch so einiges doppelt. Und ich erinnere mich auch über eine Diskussion, was die runden Springformen anbelangt, aber ich wusste nicht mehr, wie das Fazit war.

Jedenfalls habe ich einen Lieblingsapfelkuchen, einen gedeckten. Und der funktioniert am besten in einer Springform. Leider hatte ich mir nur eine Kastenform und eine Gugelhupfform zugelegt und wie schon erwähnt, wusste ich nicht mehr, wie die Springformdiskussion ausging. Da ich meineswissens keine da habe und beim Suchen auch keine fand, machte ich mich auf die beschwerliche Reise in die Innenstadt, wo ich nur neumodischen Krams fand, der von 11 bis Mittag hielt. Im Internet bestellte ich dann nach langem Lesen eine große Springform, eine kleine und eine kleine Kastenform. Den Apfelkuchen kann ich nun endlich wieder backen! 

Und dann heute beim Einräumen der abgewaschenen Bialettisachen, schaute ich etwas genauer hin und sah DAS:


Sehr ihrs? Mir stand der Mund offen! Wie kann ich so blind sein? Das ist kein Kaffeepulverordnungsmöbel, sondern eine Springform! Und nicht die, die ich vor kurzem bestellte, die steht oben auf dem Schrank! Aber ich habe es mindestens ein Jahr lang immer nur als Kaffeepulverordnungsmöbel wahr genommen und ums verrecken nicht erkannt, als ich nach einer Springform suchte.

Leider gibt es nur eine sinnvolle Anwendung für eine doppelte Springform und das ist die Prinzregententorte. Da muss man die Böden alle einzeln auf Springformböden backen und mit nur einem Springformboden bekommt man die Kriese, bevor man anfing. 

Oder gibts noch mehr? Die blaue bleibt jetzt erst mal Kaffeepulverordnungsmöbel.


man man man... manchmal...

Zahlenwerte ohne Identität (Strafsteuer)

Autor:  Major

Quellen nennt man zuletzt, deswegen nenn ich sie jetzt zuerst: Es geht um dieses Thema.

Die Politik muss sich irgendwie dem Trend zu mehr Körpergewicht entgegen stellen. Das ist im Grunde der Idee natürlich sinnvoll. Nur bei der Ausführung steht man dem allen ratlos gegenüber. 

Dieser komische Zahlenwert von 275 kcal/100g als Grenze ist für mich relativ identitätslos. Was gibts denn für Lebensmittel, die vor allem als gesund gelten und drüber liegen?

Öle: mehr als 800 kcal/100g

Aal kurz vor 300 kcal/100g

Nüsse und Samen: 650 - 750 kcal/100g 

Haferflocken: 360 kcal/100g

Da gibts bestimmt noch mehr. Und irgendwie fühlt man sich dann schon morgens beim Hafermüsli mit Mandeln an der falschen Stelle gemaßregelt und beginnt, einen gewissen Greul zu entwickeln.

Natürlich kann man da Ausnahmen machen, aber da wären wir dann beim Kernproblem der Gesamtsache angekommen: Was genau ist eine Ausnahme? Ist die unverarbeitete Köllnflocke befreit, aber das verarbeitete Schokomüsli ist böse? Wie sehr wird sich Kelloggs vor den Kahn gepisst fühlen? Es geht ja letztendlich darum, dass die hoch verarbeiteten Lebensmittel diejenigen sind, sie am "besten" zu mehr Gewicht führen, aber auch am besten zu mehr Geld in der Tasche und am besten zu mehr Freizeit, weil man nicht selber kochen/backen/mischen muss. Und da fährt die Industrie ihre Zähne aus, genau da, wo der Knackpunkt liegt.

Meines Erachtens ist das Problem so, wie es jetzt ist, unlösbar. Wer das dennoch lösen kann, verdient meinen vollsten Respekt. 

Der geruchliche Unterschied zwischen geschriebenem Text und Realität

Autor:  Major

Ich lese derzeit eine Buchreihe, bei der schriftlich gerne auf gewisse Kleinigkeiten eingegangen wird. Und als geschriebener Text hört sich das immer sehr verträumt an, man möchte geradezu dort sein und die Geschichte mit allen Sinnen miterleben. Bis einem dann schmerzlich klar wird, dass einem die Geschichte nicht mehr so rosig vorkommen wird, wenn man selbst dort ist.


Beispiel, im Versuch besonders realitätsnah zu schreiben:

Ich saß im Bus und eine Frau setzte sich neben mich. Das wäre ja auch total ok gewesen, ist schließlich ein Bus, aber musste die eigentlich seriös wirkende Frau unbedingt stark nach Kaugummi riechen?!


Gleiches Beispiel, im Versuch, dieses Buch nachzuahmen:

Der Bus sollte mich zu meinem Ort des Geschehend bringen. Ich musste unbedingt prüfen, ob es wirklich nur noch beschichtete Backformen gab, wo doch klar war, dass etwas, das beschichtet ist, sich auch entschichten wird. Schmerzlich wurde mir wieder bewusst, wie derzeit der Lebenszyklus von Gebrauchsgegenständen niedrig gehalten werden musste. Ganz in Gedanken versunken, der Bus war schon relativ voll, setzte sich eine Frau mittleren Alters neben mich. Ihre blonden, gelockten Haare glänzten im Sonnenlicht und ihr Gesicht hatte eine gewisse Güte in sich, sodass ich ihr sofort verzeihen musste, dass sie meinen natürlichen Abstandsradius durchbrach. Sie verströhmte einen Duft nach Kaugummi, nicht nach Pfefferminzkaugummi, sondern solche Sorten, die Früchte darstellen, wie Lebensmittelchemiker sie in ihren Laboren erfinden. Sie hatte demnach nichts zu verbergen, mehr etwas zu genießen. Vielleicht sollte ich mir für kurze Zeit ein Beispiel an ihr nehmen und nicht weiter über meine Materialanspüche nachdenken, die mich grämen.


Das war irgendwie schon eklig mit dem Hubba Bubba oder was auch immer das war, aber es klingt so toll und malerisch, wie es in Texten eingebaut ist und dann bekommt man von der Realität wieder die Breitseite. Sie beschreibt auch, wie sie Schwefelwasserstoff herstellt, aber da kommt lediglich das wort "faulig" vor, das wird nicht weiter ausgearbeitet. Mich würde brennend interessieren, wie sie Selenwasserstoff oder Selenorganyle empfindet. Ich bin leider nicht begabt genug, "Du kotzt, bevor du Zeit hattest, es eklig zu finden!" in einen Text zu verwandeln, nach dessen Geschehen man sich sehnt. Vielleicht bin ich da auch etwas befangen, denn ich muss diesen Stoff nicht mal mehr an den Fingern (nicht abwaschbar) oder an der Kleidung haben, es reicht der Gedanke, dass meine Nase zwickt und mir übel wird. 

Ich bin in gewisser Weise selber schuld an meinem Nasenproblem mit meinem Selen. Ich brauchte einen Stoff, der sich käuflich erwerben lässt und eigentlich auch gar nicht mal all zu teuer ist. In einer Diskussion darum, ergab sich, dass ich zuerst einen anderen Stoff nutzen sollte, der dann aber zu wenig war. Und die Unterschrift und erneute Diskussion sollte erst in 3 Wochen stattfinden. Der Stoff ist aber leicht her zu stellen, indem man Brombenzol mit Magnesium umsetzt, dann das Selen hinzu gibt und anschließend mit einer Sauerstoffflasche durch die Lösung blubbert. Das mit dem Brombenzol gehört zu meinen absoluten Lieblingsreaktionen und auch auf die Sauerstoffflasche hatte ich Bock. Das Unglück nahm in dem Moment seinen Lauf, in dem aus der Sauerstoffkanüle in die graue Suspension das Gas ströhmte, die Suspension sich grün färbte, dann gelb... und einen Gestank abließ, das hat man noch nicht gerochen. Der Abzug war fast geschlossen, ich war davon entfernt, aber dieser Geruch, ich hätte tatsächlich fast erbrochen. Dabei handelt es sich um ein Nebenprodukt, das eigentliche Produkt, das ich später auskristallisierte, riecht zwar auch nicht toll, aber nicht so extrem widerlich. Nur bleibt das Nebenprodukt immer dabei. Egal, was ich tu, es begleitet meine Selenchemie. Und es hat auch die Selenchemie begleitet, die ich davor machte, denn das Zeug wurde auf dem gleichen Weg hergestellt. Und auch wenn das alles unglaublich schlecht riecht, sogar schlechter als in einem gewissen anderen Arbeitskreis (egal, welche Schublade du öffnest, es stinkt), ich will damit trotzdem weitermachen und ich bin auch etwas stolz auf die Sachen, die ich damit schon gemacht habe. ICH habe mir dieses Element ausgesucht. Ich habe davor einen Vortrag gehalten, in dem ich die tolle Chemie davon vorgestellt habe und plötzlich konnte ich sie selber machen, plötzlich funktioniert alles. 

Ich habe mal in einem Praktikum ein bestimmtes Schwefelorganyl nicht benutzen dürfen, weil mein Betreuer Angst davor hatte, dass ich in sein Labor breche. Ich glaube nicht mehr daran, dass ich das getan hätte, Schwefel ist für Anfänger ,Organiker ääh, nicht so eklig wie Selen. Und ich habe bisher alles bei mir behalten können. Ich werde das aber nicht mutwillig beweisen. Aber falls jemand etwas erfunden hat, Nasenspray oder Tropfen, die einem für ein paar Stunden den Geruchssinn lähmen - ich will was haben!


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