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Aus dem Tagebuch von Maxim Arthaud

von

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20.11.1812

So, hier das neue Chap. Tut mir leid, ich schaffe es einfach nicht auf den Punkt zu bringen. Darum gibt es hier noch mehr Geschwafel, noch mehr geheimnistuerei und keine Handlung. Aber keine Sorge, die kommt auch noch. Hab gerade meine Philo-Phase. Hoffenltich gefällt euch das Chap trotzdem!

Viel Spass beim Lesen!
 

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20.11.1812
 

Meine Gedanken schweifen immer wieder ab; zurück zu den schrecklichen Ereignissen. Heute sind es genau sechs Monate. Wie habe ich es nur geschafft diese Ewigkeit zu ertragen? Sechs Monate ist es also her, dass ich in diesem Elend dahinvegetiere. Kein Gaumenschmaus konnte seitdem mehr meine Geschmacksnerven erfreuen, keine Droge schaffte es meinen Schmerz zu lindern und niemand vermag es meine schwere Last mit mir zu teilen.

Selbst jetzt, wo ich hier sitze und im schreiben versuche Ablenkung zu finden ist es mir nicht möglich mich zu konzentrieren. Diese Bilder... sie wollen nicht verschwinden... es sitzt noch zu tief, ich schaffe es noch immer nicht darüber zu schreiben. Zu grausam wäre der Weg zurück, um alles noch einmal zu durchleben.
 

Es ist seltsam. Damals habe ich dieses Tagebuch begonnen, um mir allen Kummer von der Seele zu schreiben. Ich wollte dadurch meine Gedanken ordnen und hoffte auf diese Weise damit fertig zu werden. Jedoch, welche Ironie, ich habe es nie geschafft auch nur eine Zeile über diesen Vorfall niederzuschreiben. Nichts weiter als Andeutungen, Banalitäten, um vom Wesentlichen abzuweichen.

Vorhin habe ich den ersten Eintrag durchgelesen. Eigentlich sollte es auch der Einzige sein, aber ich schaffte es nicht auf den Punkt zu kommen. So quäle ich mich täglich mit der Last endlich Klartext zu sprechen, aber habe dennoch nie die rechte Überzeugung. Stattdessen nehme ich täglich diesen Ledereinband zur Hand und starte immer wieder einen neuen Versuch. Seit sechs Monaten immer derselbe Vorsatz. Und nie schaffe ich es. Ich bin so schwach, ich muss mich zusammenreisen, aber ich bringe es nicht fertig.

Ich wollte damals alles niederschreiben, jede Einzelheit, jeden Augenblick nochmals aufnehmen und neu ausführen. Stattdessen handelt der Eintrag von abwegigen Nebensächlichkeiten, vom Wetter, von angedeuteten Gewissensbissen und von Schlafstörungen. Nun denke ich, was hat sich seither verändert? Im Grunde ist jeder Eintrag eine Wiederholung des vorherigen. Sinnlose Ausführungen über mein zerbrochenes Leben. Werde ich jemals wieder den Duft der Natur genießen können? Werde ich jemals wieder unter Menschen gehen und ihre Nähe suchen, anstatt sie zu meiden? Werde ich jemals wieder die Geborgenheit spüren, die mir früher so natürlich vorkam?

Ich hatte mir nicht erhofft etwas zu fühlen, als ich jene Dienste vor zwei Tagen aufsuchte, die mir angeblich wieder etwas Wärme in mein Leben bringen sollten. Unter normalen Umständen hätte es die schönste Nacht meines Lebens sein können. Oh ja, sie weiß wie man die Männer glücklich machen kann. Sie war einfach wunderbar. Die geschmeidigen Bewegungen, der zarte Druck, die feinen Lippen. Alles wäre ein Festspiel der Sinne gewesen, doch ich spürte nichts. Ich bin mittlerweile vollkommen gefühlstaub, abgehärtet durch den unendlichen Schmerz, der mich erfüllt. Gleichgültig wandle ich durch das Leben, nur die Trauer bringt etwas Abwechslung. Es ist zu viel, ich halte es nicht mehr aus!
 

Ich war gerade ein wenig spazieren. In dem Wäldchen hinterm Haus. Die Spätherbstliche Atmosphäre drückt genau das aus, was ich nicht schaffe zu sagen.

Sterbende Blätter fallen sanft auf den schlammigen Grund. Matte Farben strömen über den Waldboden und schützen das Verborgene darunter. Das Laub treibt auf den kleinen Pfützen, wie goldene Boote im Meer der Unendlichkeit. Sie führen einen letzten Tanz auf, wie sie sich im Winde drehen und wenden. Immer in gemäßigter Bewegung spielen sie ihren monotonen Akt im lieblichen Waldleben. Die kalte Luft zieht durch die Bäume und flüstert die Ankunft des Winters. Der blaue Himmel schimmert durch die dürren Äste, die wie kahle Knochen in einer Todesstarre sich zum Himmel recken. Die Zeit wird langsamer, alles bereitet sich auf den großen Halt vor, den Winter, der immer Ende und Anfang von allem darstellt.

Doch ist er auch mein Anfang? Gibt es für mich ein danach? Oder stellt er für mich das große endlose Ende dar? Wie tief kann ein Mann sinken? Wie viel Demütigung kann er ertragen?

Albert hat einmal gesagt, dass jeder Mensch Niederlagen einstecken muss, größere und kleinere. Das gehört zum großen Ganzen dieses Lebens. Jedes noch so kleine Lebewesen muss mal einen Tiefpunkt überleben. Aber jeder solcher Tiefpunkt hat immer einen Höhepunkt zur Folge, einige Momente, die wir als Glück bezeichnen. Und je tiefer die Niederlage, desto höher daraufhin das Glücksempfinden. Dabei ist es nicht natürlich, dass Tief- und Höhepunkt proportional zueinander stehen, es liegt nur im Auge des Betrachters. Je mehr wir am Boden zerstört sind, umso größer empfinden wir dann die Zufriedenheit beim Aufstieg.

Albert hat mir mit dieser Überlegung damals eine wichtige Philosophie auf den Weg gegeben. Er weiß grundsätzlich im richtigen Moment das Richtige zu sagen. Vielleicht habe ich mit dieser Überlegung die letzten sechs Monate überstehen können. Denn somit wird allem Übel, jeder tiefsten Phase des Unwohlseins, die uns in den Abgrund katapultiert, ein Sinn zugestanden. Zwar besteht der einzige Sinn darin, dass der Mensch die nachfolgende Zeit, in der es bergauf geht, überhaupt wieder als Glück ansehen kann, aber somit wäre die Voraussetzung für jeden glücklichen Moment eine Trauerphase. Das klingt gar nicht so abwegig, wenn man bedenkt, dass Menschen sich an gewisse Umstände sehr schnell gewöhnen und sie irgendwann nicht mehr zu würdigen wissen.

Die einzige Frage bleibt dann nur, wann es mit mir wieder bergauf geht? Nach dieser Theorie müsste ich nach einer so langen Zeit der Resignation in einen euphorischen Zustand geschleudert werden, der jeden bis dahin gekannten Glücksmoment in den Schatten stellt.

Ich persönlich habe die Hoffnung aufgegeben. Und ohne Hoffnung kann mich nichts mehr halten.



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