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Hidden Faculty Nalia

von

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Kapitel 3:
 

lll. Chapter: Bring it on! - Alle guten Dinge sind Drei

Müde beobachtete Nalia den Himmel.

Es war ein wunderschöner Tag mit strahlend blauem Himmel, an dem ein Schwarm Vögel munter hin und her flog. Sie hörte das Zwitschern von hoch oben und wie der Wind durch die Blätter der Bäume streifte. Sanft strich ihr die Böe über die Haut und ließ ihren Pony kurz tanzen. Das Gras stimmte in das Gespräch mit den Blättern ein und gemeinsam säuselten sie vor sich her.

Nalia sog die Luft tief ein und seufzte. Es war wirklich ein wunderschöner Tag, aber sie blickte trotzdem traurig drein. Ihr kam der ganze gestrige Wochentag wie ein einziger böser Alptraum vor. Hatte sie wirklich Miriton verlassen, weil erst ein Fremder und dann ein Drache aufgetaucht waren, die ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatten? Leider konnte es kein Alptraum sein, denn sie hatte seit ihrer Reise kein Auge zu gemacht. Zwar hatte sie sich hingelegt und müde war sie ganz ohne Zweifel, aber …

Ein Knacksen kündigte ihr an, dass Duke wieder da war. Er konnte so lautlos sein wie ein Schatten, aber früh morgens machte er sich nicht die Mühe leise, geschweige denn gut gelaunt zu sein. „Hier.“, murrte er sie an und warf Nalia einen Kanten Brot zu. Das Mädchen machte sich nicht die Mühe es aufzufangen (das Brot flog ihr gegen den Arm und blieb im taufrischen Gras liegen), was Duke wieder wütend mit den Zähnen knirschen ließ. „Wenn du hier noch länger liegen bleibst, schleif ich dich persönlich an den Haaren hinter mir her, also hoch jetzt!“ „Ja ja.“, kam die müde Antwort, doch Nalia blieb trotzdem liegen. Als sie aber Schritte aus seiner Richtung hörte, richtete sie sich ruckartig auf, griff nach dem durchweichten Stück Brot und stapfte in den Wald hinein, ohne Duke auch nur eines Blickes zu würdigen. Nicht zum ersten Mal an diesem Tag stiegen ihr wieder Tränen in die Augen.

„Ich hasse ihn…“, murmelte sie und biss in ihr mageres Frühstück. Sie begann zu frösteln. Der Tau hatte sich auch auf ihrem Kleid breit gemacht und nun fror sie erbärmlich, während sie weiter kauend durch den Mabela Garden marschierte. Selbst am helllichten Tage war es hier dunkel. Die Bäume standen dicht und schwarz beieinander und Nalias Gänsehaut war jetzt nicht nur aufgrund der Kälte da. Gerade als sie die Hälfte des Kantens hinuntergeschluckt hatte, erreichte sie ihr Ziel; den kleinen Fluss, den sie alle Schwester Whyra im Dorf nannten. Es gab natürlich auch einen Bruder Whyro, aber der floss auf der anderen Seite von Miriton entlang. Nalia machte sich nicht die Mühe sich hinzuknien, sondern ließ sich einfach ins weiche Gras plumpsen und betrachtete zaghaft ihr Spiegelbild. Wie erwartet stand ihr sonst so schönes glattes Haar in alle Richtungen ab und Schmutz zeichnete sich nicht nur auf ihrem Gesicht, sondern ihrem ganzen Körper ab.

Wieder seufzend tat sie das einzig Nützliche: sie wusch sich ihr Gesicht, kämmte notdürftig die Haare mit den Fingern und ging zu Duke zurück. Ungeduldig stand er schon reisebereit und schaute sie grimmig an. Wird auch Zeit!, schien sein Blick zu sagen. Nalia schaute demonstrativ in eine andere Richtung und endlich gingen sie weiter.

Mühselig schleppte das Mädchen sich den sandigen Weg entlang, der das Gras allmählich ersetzte. Mit jedem Schritt stob sie jetzt eine große Staubwolke auf, während die Sonne immer höher stieg und brutzelnd auf sie hinunter schien. Kein einziges Lüftchen regte sich mehr und sie konnte fühlen, wie ihr der Schweiß den Rücken lang lief. Spätestens am Ende des Tages würde sie entweder tot zusammenbrechen, oder … tot zusammenbrechen. Müde kicherte sie bei diesem Gedanken. ’O Mann, wie weit ist es schon mit mir gekommen?’ Mit einem schleppenden Blick - alles schien bei ihr nur noch schleppend zu funktionieren - guckte sie in den Wald hinein, der schon seit Anbeginn der Zeit ruhig darlag. Wie gut er es doch hatte! Seine dunklen Baumkronen schirmten die Hitze ab und spendeten ihren Wurzeln und dem grünen Gras erholsamen Schatten. ’Und was hab ich?’, dachte sie mürrisch, ’Seitenstechen, ein total verschwitztes Kleid und einen Begleiter, der nicht einmal mehr mit mir reden will!’

Während sie so schweigsam umherwanderten und Nalia an nichts dachte - nun gut, als sie schleppend dachte - da fiel ihr unerwartet ihr Traum wieder ein. Natürlich der Traum den sie hatte, bevor alles den Bach runter lief und sie noch schlafen konnte. Obwohl das Ewigkeiten her zu sein schien, erinnerte sie sich wieder. Wahrscheinlich deswegen, weil der Traum genauso still war wie ihre Umgebung gerade.

Es war dunkel gewesen, eine unangenehme Finsternis. Und jemand hatte zu ihr gesprochen. Erst war es eine tiefe und laute Männerstimme, deren Worte sie nicht verstand. Auch wenn sie sich versuchte darauf zu konzentrieren (das war in ihren Träumen immer so schwer gewesen, als würde man versuchen ein Meer auszulöffeln), verstand sie nur irgendein Kauderwelsch ohne erkennbaren Sinn - wie es bei Träumen so üblich ist. Aber dann wurde die feste Männerstimme plötzlich von einer weicheren weiblichen Stimme abgelöst, der Stimme eines Mädchens. Und deren Worte verstand sie ausgezeichnet, auch wenn es immer nur ein einziges war, das ständig wiederholt wurde: Nalia. Wie ein Singsang in ihrem Kopf: Nalia, Nalia, Nalia… Sie wollte antworten, konnte aber nicht. Und ehe sie recht wusste was geschah, war sie im schwachen Morgenlicht aufgewacht, eine Hand von sich gestreckt, als hätte sie etwas greifen wollen.

Müde kickte sie einen Stein mit der Fußspitze weg und schaute zu Duke hinüber, der immer noch in einem raschen Schritttempo vor ihr herging. Eine Zeit lang spielte sie mit dem (schleppenden) Gedanken, ihm von ihren Traum zu erzählen, aber was würde das schon bringen? Seit der Sache mit dem Brief schaute er sie ja nicht mal mehr an und auch wenn er ihr zuhören würde, bekäme sie wahrscheinlich nur seinen arroganten Blick zu Gesicht und irgendeine höhnende Bemerkung dazu. „Albern“, würde er sagen. Entweder das, oder eine noch schlimmere Bemerkung. Er kannte wirklich erstaunlich viele schlechte Wörter.

Verstohlen warf sie ihm einen Blick zu.

Wenn es noch eine Sekunde weiter so bedrückend still blieb, würde sie augenblicklich dem Wahnsinn verfallen! Also machte sie langsam den Mund auf und sprach die ersten Sätze an diesem Tag: „Wann sind wir endlich da? Und wo müssen wir eigentlich hin?“, fragte sie und stützte dabei ihre Hand in die Seite, wo ein furchtbares Stechen sie heimsuchte. Erst kam gar nichts von ihm, dann blickte er sie über seine Schulter hinweg an. Er behielt immer noch das gleiche Tempo wie am Anfang und bewegte sich auf seine eigene Weise elegant vorwärts, während sie wie ein Sack Kartoffeln hinterher rannte (und sie musste oft rennen, um den Abstand zwischen ihnen möglichst gering zu halten).

„Machst du etwa schon schlapp?“, fragte ihr zynischer Begleiter zurück, während er sich wieder von ihr abwandte. ’Groah! Ich hab’s doch geahnt!!’, regte sich ihre innere Stimme auf. ’Ich wusste, dass er mich nur wieder schräg angucken und dann anmachen würde! Dieses Ekel!’ Ganz von allein hatte sie in Gedanken angefangen, ihn ständig so zu nennen. „Ja, ich mache schon schlapp!“, sagte sie stattdessen nur. Sie zischte diese Worte praktisch hinter seinem Rücken. ’Dieser Idiot versteht aber auch gar nichts von Frauen!! Dieses Ekel!’, dachte sie weiterhin wütend, doch dann kam ihr eine Erkenntnis, die ihr wieder die Wangen rot werden ließ. ’Ganz vergessen. Wahrscheinlich wird der Herr Ekel erst nett, wenn er auch nur einen gewisses Bedürfnis von einer Frau zu befriedigen gewünscht.’

„Na, irgendwelche schmutzigen Gedanken bekommen?“ Ohne dass sie es bemerkte, hatte er sich wieder mit einem Blick über die Schulter zu ihr gewandt und anscheinend ihr schräges Lächeln bemerkt. Ihre Gesichtsfarbe wich von rot zu weiß, dann wieder rot. Selbst ihre Ohren wurden glühend heiß. „Du kamst in diesem Gedanken garantiert nicht vor!“, log sie sie ihn mit einem bösen Blick an und - auch wenn sie es nicht wollte - stieg ihre Erinnerung von jener Nacht wieder hoch und ihr Kopf fing noch mehr an zu glühen. „Gott, bin ich froh.“, sagte er mit seiner monotonen Stimme desinteressiert. Nalia blieb mit einem letzten schleppenden Schritt stehen und wirbelte wieder eine große Staubwolke auf. Ihr Kopf war gesenkt und ihre blonden Haare hingen ihr strähnchenweise über der Schulter. Sie unterdrückte ein Zittern. „Wieso machst du mich ständig so an?!“, fauchte sie plötzlich los. „Nach allem was geschehen ist, nach all diesem schlimmen Sachen, wieso kannst du da nicht einfach nett zu mir sein?!!“, brach sie plötzlich in Tränen aus, überrannt von all den Gefühlen, die sie in so kurzer Zeit auf einmal wahrgenommen hatte. Sie konnte ihren Hass schon gar nicht mehr mit der Verzweiflung auseinander halten, die sie beide so stark in sich fühlte. Den großen Wunsch, wieder bei ihrer Familie zu sein. Schluchzend klammerte sich an ihr Kleid und weinte weiter stumm vor sich hin. ’Dieser miese Kerl ... ich brauche doch nur ein paar aufmunternde Worte! Nur ein paar wenigstens ...’

Duke blieb wieder stumm und ließ das Mädchen ausweinen. Ohne jegliches Gefühl sah er eine Träne nach der anderen an ihrer Wange hinunterlaufen und wie sie sich verzweifelt an sich selbst klammerte, da niemand sonst ihr Schutz hätte bieten können. Es gab keine Worte die sie aufmuntern könnten.

Außerdem bezweifelte er, dass er überhaupt irgendetwas zu ihr sagen wollte. ’Sie hat den Brief verbrannt!’, ging es wieder und wieder durch seinen Kopf. ’Nicht nur, dass sie unentwegt nervt und jammert, nein! Sie hat den Brief verbrannt!’

Schniefend schritt das Mädchen endlich weiter und als sich die Sonne allmählich hinter den Bäumen zu verschwinden drohte, sahen sie am nahen Horizont die Stadtmauern von Dukes vorzeitigem Ziel; Auromalie. Nalia, die noch nie weiter als bis zu einem Hügel westlich der Stadtmauern von Miriton von ihrer Heimat entfernt war, schaute mit großen Augen den neuen Ort an. Tränen und Verzweiflung waren schon fast wieder vergessen. Das erste was sie von der Stadt erkennen konnte, waren die Dächer Auromalies, die wie pures Gold im Sonnenlicht funkelten. Mit ehrfürchtigen Schritten kam sie zur Stadtmauer gegangen und blieb unter dem gewaltigen Torbogen stehen. Fröhliche Menschen gingen an ihnen vorbei und Tauben flogen aufgescheucht über ihren Köpfen davon. Es war wie ein Traumland, so wunderschön, freundlich und friedlich. Ganz anders als Miriton, das nun in Trümmern lag… Wie konnten diese Menschen hier nichts von dem Drachen - ’…Zollwahn, was für ein lächerlicher Name…’ - bemerkt oder gar von seiner Wut etwas abgekriegt haben? Wieso wurden sie verschont, während ihr Heimatdorf…?!

Nalia schüttelte traurig den Kopf. ’Mache ich diesen Menschen wirklich gerade Vorwürfe, dass sie weiterhin unbeschwert leben?’ Sie seufzte und sah zu Duke hinüber. Völlig unbeeindruckt ließ er seinen unbeteiligten Blick durch die Menschenmassen wandern. Anscheinend konnten ihn weder ein Drache noch mit Gold verzierte Dächer beeindrucken. Nun ja, vielleicht fühlte er sich einfach auch nur genauso fehl am Platz wie Nalia.

Als sein Blick plötzlich zu ihr wanderte, schreckte sie hoch. „Los, suchen wir ein Zimmer.“, scheuchte er sie auf einmal los und war auch schon zwischen all den umherwandernden Menschen verschwunden. Überrascht schaute sie ihm nach. Erst jagte er sie regelrecht wie ein Vieh durch den Mabela Garden, als wäre der Teufel persönlich hinter ihnen her und nun wollte er sich ein Zimmer zum Ausruhen suchen?! Was war mit diesem Kerl nur nicht in Ordnung? Schnaubend schaute sich Nalia noch einmal um. Auromalie war wirklich schön und unter anderen Umständen wäre sie gerne noch ein bisschen länger hier geblieben. Doch alles war hier so laut und aufdringlich, dass es ihr wieder im Kopf wehtat. Sie hätte diesmal wirklich lieber im Wald fern ab von jedem Menschen geschlafen, selbst wenn sich ihre so schon schmerzende Hüfte dabei verabschiedet hätte.

Großer Gott, wie oft hatte sie früher geträumt, mal in eine andere Stadt gehen zu können, fern ab von zu Hause. Nie hätte sie gedacht, dass sie sich so was wirklich mal wagen würde und ihr trautes Heim verließ… Aber eigentlich hatte sie ja gar keine andere Wahl gehabt, als mit Duke mitzugehen. Trotzdem sehnte sie sich nach allem Vertrauten; den Menschen im Dorf, nach Mutter und Bruder, sogar nach Matt ...

Mit schnellen Schritten drängte sie sich jetzt auch durch die Menschenmassen, denn sie konnte Duke beim besten Willen nicht mehr ausmachen. In Miriton sah man so viele Leute manchmal nur dann, wenn etwas wie ein Jahrmarkt stattfand, so wie es auch gestern - ’Erst gestern … ?’ - der Fall gewesen war. Aber selbst dann war nur ein Bruchteil von den Menschen da, durch die sich jetzt quetschte. Schnaufend versuchte sie Duke zu finden, der sich schon längst ungehindert seinen Weg durch sie gebahnt hatte. ’Anstatt sich auch mal nach mir umzudrehen! Ich könnte hier wirklich verschollen gehen!’

Dann blieb das Mädchen wie angewurzelt stehen. Wie vom Donner gerührt starrte sie vor sich hin. ’Ich…kann tatsächlich verschwinden!’, kam ihr der Gedanke. Seit sie Duke in Miriton begegnet war, hatte er sich nicht mehr aus den Augen gelassen, ja selbst in ihrem Zimmer übernachten wollte er! Doch nun stand sie hier ganz allein auf der Straße, umgeben von einem Haufen Fremden, die sie gar nicht zu beachten schienen. Das erste Mal seit langem fing ihr Herz freudig an zu hüpfen. Unentschlossen stand sie noch kurz da, hin und her gerissen zwischen der Möglichkeit die sich ihr bot und ihrem normalen Menschenverstand. Wenn sie jetzt ging, wäre sie frei! Sollte Duke doch bleiben wo er wollte, sie könnte nach Miriton gehen! Andererseits waren da noch so viele Fragen, die eine Antwort verlangten. Warum hatte Duke einen Brief von ihrem Vater? Was steckte hinter dieser ganzen Geschichte? WARUM SIE?

Mit einem Kopfschütteln entschloss sie sich jedoch zu gehen, auch wenn ein seltsames Gefühl tief in ihr rebellierte. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, machte sie auf dem Absatz kehrt und rannte dabei prompt in jemanden hinein. ’Bei diesem Gedränge musste das ja früher oder später passieren!’, hielt sie sich den Kopf und schaute zu der Person hoch, die sie angerempelt hatte. Vor ihr sah sie ein nur all zu vertrautes Gesicht und ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. Ungläubig blinzelte sie einmal, dann fiel sie ihm kreischend in die Arme.

„Matt!!“, rief sie überglücklich und warf ihre Arme um seinen Hals. Weinend legte sie ihren Kopf auf seine Schulter und schluchzte glücklich vor sich hin, während sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste, um ihn zu erreichen. „Matt … ich hab dich so vermisst!“, sagte sie aufgelöst in sein Hemd hinein und lächelte. Überglücklich sprang ihr Herz hin und her und sie umarmte ihn enger. „Wie hast du mich nur gefunden, Matt?“, wollte sie wissen, doch dann legte ihr alter Sandkastenfreund plötzlich auf eine Art und Weise seine Arme um ihre Hüfte, die ganz und gar nicht zu ihm passte.

„Hätte ich dich denn suchen sollen?“, fragte sie eine fremde Stimme, die von der Person vor ihr, aber nicht von Matt kam. Ihr Blick schoss in die Höhe und sie starrte den Fremden an. Für den ersten Augenblick sah er wirklich wie ihr Freund aus, doch als Nalia ihn länger betrachtete, erkannte sie diesen Mann gar nicht! Hektisch wollte sie sich von ihm losreißen, doch der junge Kerl hielt sie lachend weiter an der Hüfte fest. „Entschuldige!“, sagte er mit einem unwerfenden Lächeln, dass Nalia die Röte erneut in die Wangen trieb. „Ich wollte dich nicht so überrumpeln, aber da schmeißt sich mir schon mal eine Frau an den Hals…“, sprach er ohne seinen Griff zu lösen. „La-lassen Sie mich bitte los!“, forderte das Mädchen verzweifelt, doch der Fremde grinste nur wieder. „Wieso flehen Frauen in meinen Armen eigentlich nie um die richtigen Dinge?“ Er seufzte und ließ das Mädchen schließlich frei.

Unbeholfen stolperte Nalia einige Schritte zurück und rein reflexartig griff der junge Mann nach ihrer Hand um sie fest zu halten. Auch als Nalia sich wieder gefangen hatte, ließen weder er noch sie los und verwundert sah sie sich den Fremden an. Er hatte dieselben strahlend blauen Augen wie Matt, die an einen weiten blauen Ozean mit seinen rauschenden Wellen und den warmen feinen Strand um ihn herum erinnerte. Seine Haut war nur um eine Ecke gebräunter als ihre eigene, doch was am markantesten an ihm war, war seine ungeheure Mähne an goldbraunem Haar, dass durch ein rotes Stirnband aus seinem Gesicht ferngehalten wurde. Sie waren nicht sonderlich lang, doch standen sie ihm vom Kopf ab, als hätte er in einem Windsturm übernachtet. Aber trotz seines unpassenden Verhaltens musste Nalia ihn anlächeln - wer sein Grinsen je gesehen hat, musste einfach mitgrinsen.

Der Fremde räusperte sich einmal und schaute sie dann voller Neugier an. „Wer ist eigentlich dieser Matt?“, wollte er gerade heraus wissen. Seine großen Augen schauten sie freundlich und neugierig an. „Ein alter Sandkastenfreund.“, sagte sie schließlich nach kleinem Zögern. Der Mann nickte einmal kurz und musste dann wieder grinsen. „Und wer bist du?“ „Nalia! Nalia van Aurum aus Miriton. …Und du?“, wollte sie ebenso interessiert von ihm wissen, doch er schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Das ist ein Geheimnis, Chérie.“, flüsterte er, nahm ihre Hand an den Mund und gab ihr einen flüchtigen Handkuss. Überaus erstaunt sah sie ihn mit offenem Mund an, doch der junge Mann mit dem umwerfenden Grinsen wendete sich zwinkernd ab und war auch schon zwischen der Menschenmasse verschwunden.

Unschlüssig wie zuvor stand Nalia da und wusste nicht, was zu tun war. Der Gedanke einer Flucht war schon längst vergessen und verträumt begab sich das Mädchen auf die Suche nach ihrem dunklen Begleiter. Schneller als erwartet fand sie ihn vor einem großen Gebäude. Seine grimmige und schwarze Silhouette war das genaue Gegenteil desjenigen, den sie eben getroffen hatte und niedergeschlagen machte sie kleine Schritte auf Duke zu. Ohne Worte zu verlieren trat sie neben ihn und betrachtete stirnrunzelnd die Tür, von der die rote Farbe schon abblätterte und der Geruch von Alkohol drang neben dem Gejohle von Männern zu ihr. „Ich hoffe doch nur, dass wir nicht hier schlafen wollen?“, fragte sie mit verheißungsvollem Augenrollen zur übel riechenden Taverne hin.

Ignorierend schwang Duke die Tür auf und Nalia bekam einen Schauer. Angeekelt schwebte ihr ein noch intensiverer Geruch von Bier und unangenehmem Männerschweiß in die Nase und sie schüttelte zögernd den Kopf. „Ich will da nicht rein!“, stammelte sie wie ein Kleinkind, das sich weigerte bittere Medizin zu schlucken. „Dann übernachte eben hier draußen.“, hörte sie Duke nur sagen und schon ging auch langsam die Tür vor ihr zu. „He-hey!!“ Bevor die Tür zugehen konnte, hielt sie ihre Hand dazwischen und ängstlich schaute Nalia mit dem Kopf durch den Spalt. Auch wenn es draußen langsam dunkel wurde, so war es in dieser heruntergekommenen Spelunke, die so gar nicht mit den goldenen Dächern der Stadt zusammen passen wollte, recht düsterl. Die Anwesenheit dieser vielen Männer, die scheinbar nichts besseres mit ihrem Leben anfangen konnten als sich zu betrinken, ließ die Luft ungewöhnlich schwül werden und vermischt mit den ganzen unangenehmen Gerüchen wurde einem fast schon übel. Nalia beobachtete mit wachsendem Unbehagen die torkelnden Männer, die ein Trinklied anstimmten und dabei mit purpurrotem Gesicht die Krüge schwangen und auf dem mit Sägespänen bestreuten Boden laut mit den Füßen schürften.

’Wovor habe ich eigentlich Angst?’, ging es ihr durch den Kopf. ’Ich tu ja gerade so, als hätte ich noch nie betrunkene Menschen gesehen! Nur Mut, Nalia!!’, feuerte sie sich an und trat mit entschlossener Miene ein.

Mit sicherem Gang steuerte sie zu Duke, der gerade an der Theke bei einem spindeldürren Wirt ein Zimmer bestellte. Zaghaft trat sie neben ihn und wich einem stolpernden Mann aus. „Ah!“, tönte es auf einmal aus der Richtung des Wirtes und mit zitternden Knien drehte sich Nalia ihm zu. Diese vielen Leute machten sie sichtlich nervös. „Gehört Sie zu Euch?“, fragte der Wirt an Duke gewandt und nickte ihr zu. „Ja.“, knurrte Duke zurück. Er war wohl nicht erfreut, dass Nalia sich erschrocken an ihn klammerte und sich immer wieder ängstlich umschaute. „Dann wollt Ihr bestimmt lieber ein gemeinsames Zimmer haben?“, fragte der dürre Mann mit einem viel sagenden Grinsen. „Nein!!“, schrie Nalia und ließ Duke endlich los. „Auf keinen Fall will ich mir noch einmal ein Zimmer mit ihm teilen!“

Die johlende Menge hinter ihr verstummte plötzlich und drehte sich neugierig zu der Fremden hin, die da ein Riesentheater machte. Glasige Augen starrten sie an und wieder wünschte sie sich nichts sehnlicher, als einfach zu verschwinden. „Hey, Kleine! Mein Bett ist groß genug für uns beide.“, dröhnte es plötzlich von einem abgefüllten dicken Mann, der neben ihr stand. Die Masse lachte und einige rückten sogar näher zu ihr heran. „Ne - nein, danke...“, stotterte sie verwirrt, doch die nächste Anmache ließ nicht lange auf sich warten: „Stell dich nicht so an, Süße. Ich bezahl auch gut für dich.“ „Was denken Sie sich?!“, schrie sie den unverschämten Mann an, der sie hinter seinem schwarzen Bart dämlich angrinste. „Ich will hier raus!!“, wandte sie sich jetzt endlich an Duke, der alles wiedermal uninteressiert beobachtete. „Wenn du bei ihm schläfst, sparen wir Geld.“, gab er nur gelangweilt von sich und tosendes Gelächter brach aus.

Nalia ballte die Fäuste und kämpfte gegen die Tränen an. Wie gerne hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst –wieder einmal! ’Das kann einfach nicht sein Ernst sein!!’, betete sie vor sich hin und fühlte den widerlichen Geruch von Betrunkenen näher kommen. ’Das ist einfach nicht dein Ernst, oder Duke?!’

„Ruhe!“, herrschte plötzlich eine laute Stimme alle an und mit einem wütenden Blick drehte sich Nalia um. Ein kleiner Kreis hatte sich um einen jungen Mann gebildet, der zu dem Mädchen zuschritt. Stille senkte sich wieder in der Taverne nieder. Mit einem Herzflattern erkannte sie den Jungen von vorhin wieder und atmete erleichtert auf. Er blieb kurz vor ihr stehen und sah zu Duke hinüber. Nalia folgte seinem Blick, doch der Fremde zog die Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Keine Angst.“, sprach er in wohlklingender Tonlage und lächelte ihr aufmunternd zu, „Die Angeber würden nicht mal dein Haar berühren, ohne dass dein Begleiter hier ihnen die Hand abtrennen würde.“, sagte er lässig und schaute wieder zu Duke, welcher ihn jedoch nur einen vernichtenden Blick zuwarf und sich dann wieder dem Wirt zuwandte.

„Also“, sagte er und sein übliches Grinsen wurde breiter. „Soll ich dir dein Zimmer zeigen?“ „Was?“, fragte sie ungläubig und wandte sich wieder an Duke, doch der kümmerte sich wiedermal nur um sich und beachtete die beiden weiter gar nicht. Unwillig knirschte sie mit den Zähnen und nickte kurz. Enttäuschtes Gemurmel war von den Männern zu hören, als sie schweigend an ihnen vorbei durch eine Tür direkt neben der Theke gingen. Ein schäbiger schmaler Gang aus Backstein lag vor ihnen und zu ihrer linken eine große Treppe.

Nalia ließ die Tür ins Schloss fallen und drehte sich zu dem Fremden um. „Was soll das eigentlich?!“, fragte sie unwirsch und er schaute sie lächelnd an. „Was denn? Ich zeig dir nur dein Zimmer.“, gab er ruhig von sich. „Tu bloß nicht so unschuldig! Ihr beide kennt euch doch, nicht wahr?!“, fuhr sie ihn gröber an, als sie es vorhatte. Jegliche Sympathie für ihn war wie weggeblasen, als sie merkte, dass er und Duke irgendwie unter einer Decke steckten. „Was genau geht hier eigentlich vor?“

Ihr Gegenüber lehnte sich bei ihren Worten gegen die kahle Wand und richtete eine Augenbraue fragend in die Höhe. Sein Blick zeigte aufrichtige Betroffenheit, so dass Nalias Worte ihr fast schon wieder Leid taten. Schweigend schauten sie sich an, der Mann mit den wohl größten Hosentaschen der Welt und das Mädchen mit dem wohl schmutzigsten grünem Kleid der Welt. „Du weißt es nicht?“, fragte er schließlich betrübt und musterte sie mit seinen Augen. Sie schaute ihn misstrauisch an und schüttelte dann den Kopf. „Mein Name ist Hase…“, flüsterte sie vor sich hin, was den Fremden zum Lachen brachte. Laut schallte seine fröhliche Stimme den Gang entlang und rief bei Nalia wieder unverhofft ein Lächeln ins Gesicht. „Na ja, scheinbar hatte er wohl noch keine Zeit dafür.“, sprach er mehr zu sich selbst und wischte sich eine Lachträne aus den Augen. Seine schmalen Schultern bebten noch einmal kurz auf, dann lächelte er ihr wieder zu. „Keine Panik, das wird schon alles.“, versuchte er sie zu trösten und ging die Treppe hinauf.

Verwundert folgte das Mädchen ihm. „Ähm, aber du…“ ’...kannst es mir doch sagen!’, wollte sie sagen, doch der Mann drehte sich auf der Stufe zu ihr um und machte große Augen. „Ja! Natürlich!“, sprach er mit ausholender Geste und ergriff erneut ihre Hand. In der Befürchtung – oder Hoffnung? - einen weiteren Handkuss zu bekommen, hielt sie die Luft an, doch der Junge redete einfach weiter: „Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt!“ Nalia setzte ein schiefes Lächeln auf und atmete aus: „Äh … ja.“ „Also!“, räusperte er sich und machte eine tiefe Verbeugung vor ihr, wobei er ihr auf der Treppe fast mit seinem Kopf gegen ihre Stirn schlug. „Mein Name ist Xell! Einfach nur Xell.“, richtete er sich wieder auf und lachte sie an. Wild schüttelte er nun ihre Hand. „Seher ehrfreuheut.“, konnte Nalia nur hervorbringen, bis er sich wieder von ihr abwandte und die Treppen weiter hinauf ging. „Nun, Nalia, dann zeig ich dir mal dein Zimmer! Keine Panik, meins ist nur nebenan, aber wenn du es dir doch noch anders überlegst; für dich ist immer Platz!“, redete er wie ein Wasserfall und lachte zwischendurch vor sich hin.

Unschlüssig schaute das Mädchen ihm mit offenem Mund nach. ’So ein seltsamer Kerl!’ Nachdem sie sich nun langsam an Dukes Schweigsamkeit gewöhnt hatte, war dieser Xell wirklich das totale Gegenteil von ihrem groben Begleiter. Sie konnte kaum glauben, dass diese beiden sich wirklich kennen sollten. Und zwar gut kennen. War Xell etwa Dukes Begleiter? Und wenn, würde er sie auch jetzt begleiten? Nalias Herz machte einen unverhofften Sprung vor Freude und aufgeregt folgte sie ihrem neuen Begleiter die Treppen hoch und betrat hinter ihm ein kleines, enges Zimmer.

„Da wären wir, Prinzessin Goldhaar.“, sprach er. „Eure Gemächer sind bereit und warten nur darauf, dass Euer holdes Haupt sich auf ihnen niederlegt.“ Er machte eine weitere Verbeugung, die Nalia an die eines Hofnarren erinnerte. Unweigerlich musste sie wieder lächeln. „Danke ...“, sagte sie. ’Wenn man bedenkt wie ich ihn vorhin grundlos angeschrieen habe, hat er eigentlich mehr als einen Dank verdient.’, schlich sich das schlechte Gewissen bei ihr - diesmal nicht mit Dukes griesgrämiger Stimme - hoch. Schüchtern blickte sie den immer noch lächelnden Kerl an und räusperte sich verlegen. „Vielen Dank!“, lachte sie ihn jetzt auch an und man sah Xells Wangen leicht rosa anlaufen. „Ach … gern geschehen.“, sagte er und fuhr sich durch seine Löwenmähne. „Duke wird sicher gleich noch kommen und dir etwas zu Essen bringen. Also dann, angenehmen Aufenthalt!“, sagte er und schloss auch schon die Tür hinter sich.

Nalia hörte noch kurz seine schweren Schritte die Treppe hinuntergehen, als sie ihrerseits müde zum Fenster ging. Ächzend ließ es sich öffnen und klare Luft strömte ihr ins Gesicht. „Was für ein Tag.“, seufzte sie und stützte sich am Fensterrahmen ab. Vor ihr lag eine schmutzige Gasse, deren Steinpflaster grau und schwammig waren und auf denen ein kleiner Vogel umherhuschte auf der Suche nach Brotkrumen. Noch immer dröhnte es unter ihr von den sehr angeheiterten Männern, doch der seichte Wind trieb ihre Stimmen langsam fort. Nalia sog die Luft ein und drehte sich dann um. Es hatte geklopft und ohne eine Antwort abzuwarten trat Duke hinein. Er hatte eine kleine Platte mit Essen in den Händen und machte die Tür hinter sich zu. „Hier, iss etwas.“, sagte er wieder in einem Ton, der keine Widerrede duldete und stellte alles auf einem schmutzigem Tisch neben dem morschen Bett ab. Außerdem schmiss er noch die Reisetasche auf ihr Bett, die er bisher schleppen musste. „Warum hast du mir nicht erzählt, dass noch jemand uns begleiten wird?“, fragte sie ihn gröber als gewollt. „Du weißt es doch jetzt, oder?“, sagte er ungerührt und schaute kurz mit wachsamen Blick aus dem Fenster. „Hast du denn überhaupt keine Ahnung wie sehr du mich verletzt hattest, als du mich diesen heruntergekommenen und betrunkenen Leuten ausgeliefert hast?!“ Sie war gar nicht mehr zu bremsen. Scheinbar wollte nun jeder Groll gegen Duke hinaus. Duke wandte seinen Blick vom Fenster auf das blonde Mädchen. „Was ist dein Problem? Sag mir doch einfach, dass du mich nicht leiden kannst! Dann kann ich mir das Vertrauen in dich sparen!!“, sagte sie und senkte zitternd den Kopf. ’Ich hasse dich! Doch…’

Stille erfüllte den Raum und nur das leise Johlen drang an ihre Ohren. Einige Augenblicke vergingen und Nalia drehte sich wieder zum Fenster um. „Willst du denn gar nichts dazu sagen?“, fragte sie leise und sie beruhigte ihr rasendes Herz. Schweigen, dann: „Nein.“ Blitzartig drehte sie sich um. Unverwandt schaute er sie immer noch mit seinen halb teilnahmslosen, halb wachsamen Blick an. ’Was um alles in der Welt hat seine Gefühle nur so verkümmern lassen?!’ „Ekel!“, brachte sie nur wieder vor Wut kochend hervor. „Interessierst du dich überhaupt für etwas anderes als für dich selbst?!“ Mit verfinsterter Miene wandte Duke den Blick von ihr ab und drehte sich der Tür zu. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, war er auch schon aus ihrem Zimmer verschwunden und ließ sie mit ihrer Wut alleine.

Ohne das Essen zu beachten (oder die Aussicht auf ein saubres Kleid, wo doch die Tasche jetzt da war) drehte sie sich wieder zum offenen Fenster und schaute die silbrigen Wolken am verblassenden Abendhimmel an. Wieder verfolgten die ewigen drei Gedanken sie; Warum passierte das alles? Warum um alles in der Welt war Duke ein großes, wandelndes Paradoxon und warum traf das alles sie, ausgerechnet sie? Schweigend betrachtete sie die Wolken, die sich langsam am Himmel entlang zogen und wie ab und an eine aufgeschreckte Taube davonflog. Trotz ihres neuen Gefährten bekam sie nur mehr Fragen als Antworten und das trieb sie in den Wahnsinn! Mürrisch ließ sie den Kopf hängen und ließ ihren aufgebrachten Gedanken freien Lauf. Dabei fiel ihr unerwartet ein altes Kinderlied ein, das ihre Mutter ihr immer vorgesummt hatte, wenn sie wütend war und wie Espenlaub zitterte oder wenn sie nachts weinend in ihr Zimmer gerannt kam, weil sie einen bösen Traum hatte. Als Nalia älter wurde, hatte sie sich einen Text dazu ausgedacht, aber es war irgendein Kauderwelsch ohne jegliche Bedeutung. Wie so vieles kam er ihr einfach in den Sinn und sie fand ihn recht passend, auch wenn sie ich nicht verstand.

Sie rief sich den Rhythmus zurück ins Gedächtnis und begann nach kurzer Zeit zu summen. Eine zaghafte Melodie füllte nicht nur den Raum, Nalia konnte die Töne mit ihrer Wärme förmlich in ihrem Körper fühlen. Eine süße Melodie mit der sie eins wurde. Sie begann zu singen. Auch wenn sie die Worte selbst nicht verstand, so wusste sie, dass das Lied von glücklichen Tagen handelte. Sie hob ihre Stimme etwas an und sang über die leichte Brise des Windes an einem heißen Sommertag, über den Regen der einen melancholisch stimmte und all die Sachen, die einen Moment verzauberten. Dann senkte sie die Stimme zu einem Flüstern, dass zu einer lauten und klaren Harmonie wuchs. Nun ging es um das Verstreichen der Zeit, die so unaufhaltsam durch unsere Finger rinnt. Das kostbarste der Welt, das man nicht zu ersetzen vermag, heilsam und unglücksbringend wie der Tod. Leben gedieh und zerfiel in ihrer Hand. Alles war ihr unterworfen, ein Kreislauf, der niemals enden wird. Nalias Tonlage veränderte sich auf eine feine Art und wuchs beständig an. Sie warnte nun vor jener Zeit, an denen die Elemente zu einer verkörperten Gefahr wurden. An der betörende Unschuld starb und in einer neuen Hülle auferstand, die zusammen mit der Dunkelheit den Tod einläutete. Die Melodie verwandelte sich jetzt in den schwachen Herzschlag eines kranken Menschens. Langsamer und immer langsamer wurde sie, bis ihre Stimme kurz erlosch. Unsichtbar hallte sie durch den Raum. Dann, kurz vor dem endgültigen Ersterben, flüsterte sie nun fast weiter. Ihre Kehle beschrieb nun die Einsamkeit, Verluste von Leben, zerschmetterte Hoffnung zwischen ausgestorbenen Tälern, umgeben von grausamer Finsternis. Und dann, mit einem letzten Atemzug und einer Stimme fest und klar, schien sie sich selbst mit dem letzten Wort trösten zu wollen, dass aus den Tiefen ihrer Seele drang: Liebe.

Dann war es vorbei und sie öffnete ihre geschlossenen Augen. Nun erst bemerkte sie die vollkommene Stille um sie herum. Selbst das immerwährende Getrappel der ungeheuren Menschenmassen war erloschen. Plötzlich begann ein klatschendes Geräusch von unten zu ihr hochzukommen und es wurde wild auf den Boden gestampft und freudig gelallt. Schon entstand ein ganzes Getose und sie hörte den Beifall der Menschen, die unten in der Taverne gesessen und das Lied anscheinend gehört hatten. Schüchtern und überrascht machte sie einen Knicks vor der unsichtbaren Menge und wandte sich mit einem Lächeln auf den Lippen zu ihrem Essen.

*

„Das war unglaublich...!“, flüsterte Xell Duke zu. Sie standen beide mit den Rücken an die Wand gelehnt, hinter der sich Nalias Zimmer befand. Mit angehaltenem Atem hatte er ihrem Lied gelauscht, dessen Sprache er nur zu gut kannte. Bewundernd drehte er sich seinem schweigsamen Begleiter zu, doch dieser schien in Gedanken versunken zu sein. „Es ist eine Ewigkeit her, seit ich dieses Lied zuletzt gehört habe.“ schweifte auch er in Gedanken ab. Diese Unschuld und der Klang ihrer wunderschönen Stimme versenkten ihn wieder in die Zeit, in der er noch nichts von seinem Fluch gespürt hatte. Am liebsten wäre er ins Zimmer hinein gegangen und hätte sie gebeten noch einmal zu singen.

Wortlos setzte sich Duke in Bewegung und ging den Gang entlang in sein Zimmer hinein, aber nicht ohne Xell noch einen warnenden Blick zuzuwerfen, dass er nicht mal daran denken sollte in Nalias Zimmer zu gehen. Dieser hatte schon die Hand auf den Türknauf gelegt, ließ dann aber aufgrund der Warnung wieder los. Er zuckte entschuldigend und enttäuscht mit den Schultern und ging dann auch in sein Zimmer.

Duke machte seine Tür zu und legte sich in sein Bett, machte jedoch kein Auge zu. Dazu war er viel zu aufgebracht. ’Dieses Lied...’, ging es ihm immer wieder im Kopf umher. Er hasste es, sich an Vergangenes zurück zu erinnern. Es rief Geschehnisse wach, die er für immer hatte verbannen wollen. Doch dieses dämliche Gör musste natürlich wieder nerven und…

Noch während er in Gedanken vor sich hergrummelte, fiel er in einen leichten Schlaf. Wie üblich befand er sich dabei wieder an diesem dunklen Ort, von unsichtbaren Flammen umgeben. ‚’Immer wieder dasselbe mit IHR…’, konnte er noch ungestört denken, bevor er SIE spürte. Es war wie ein leichter Stromschlag und kribbelte unangenehm in seinem Kopf. Er nahm es schon gar nicht mehr war. Wie gesagt, es war immer und immer wieder dasselbe mit IHR und diesem gottverdammten Traum.

Feuer und Wald .... gefunden? Die Stimme fragte ihn wie ein unschuldiges Kleinkind, das nicht so recht wusste, ob es sprechen oder lieber schweigen sollte. „Nein“, sprach er, „Genauso wenig wie du die deutsche Sprache.“ Er knirschte mit den Zähnen. Jedes Wort schien ihm unendliche Energie abzuknöpfen. Die unsichtbaren Flammen wurden heißer und heißer und nahmen ihm den Atem. Die schallende Stimme in seinem Kopf kicherte und schien näher gekommen zu sein. Direkt neben seinem Ohr begann sie nun wieder zu sprechen. Du bist aber wieder in Höchststimmung, kicherte sie erneut und ein feuriger Hauch umspielte seine Wange, als ob ein Blitz ihn persönlich liebkosen wollte. Was ist mit dem Mädchen? Du hast sie geküsst. Diese Stelle war neu. Er zeigte jedoch nicht seine Verwunderung, sondern setzte wieder sein boshaftes Lächeln auf und schaute düster in die ihn umgebene Finsternis. „Was meinst du? Im Gegensatz zu ihr war das nicht mein erster Kuss.“, erinnerte er sich. „Ich hätte ihr einen Dolch in den Magen stechen können, das hätte denselben Effekt auf sie gehabt.“, gab er nun gereizt von sich. Eine eifersüchtige Stimme in seinem Kopf konnte er jetzt wirklich nicht gebrauchen. Schließlich wurde es hier immer schlimmer. „Findest du nicht, dass es langsam reicht? Man hält mich noch für schizophren, wenn du mir weiter deine Stimme in den gottverdammten Schädel überträgst.“, gab er gepresst von sich und fühlte wieder ein stechendes Brennen. Diesmal kam es nicht von seiner Umgebung – es war in ihm. Er ballte die Hände zu Fäusten und presste die Zähne zusammen. „Dieser…verdammte…Schmerz“, keuchte er angestrengt. Kurz kicherte die Stimme noch einmal, dann wachte er auf.

Inzwischen war schon die Sonne schon fast wieder an den Himmel getreten und er hörte dieses nervige Gezwitscher von den Vögeln am frühen Morgen. Mit Schweiß auf der Stirn blieb er weiter keuchend liegen. Sein Mund war staubtrocken und seine Gedanken noch immer bei dem dunklen Abgrund, während das falsche Gekicher der Stimme erklang. Unbewusst fasste er sich an die markante Narbe in seinem Gesicht. Er zuckte nicht zusammen als erneutes Feuer seine Haut an dieser Stelle durchlief. Diese verdammte Hitze in ihm… Und diese Nacht war wiedermal vergeudet. Er fühlte sich so erholt wie ein Fisch in der Pfanne und ein weiterer Tag mit diesem singenden Gör und dem dämlich grinsenden Idioten lag vor ihm.

Seufzend schwang er sich aus seinem knarrenden Bett und schritt zu einer Karaffe, die neben einem welken Blumenstrauß auf dem kleinen Tisch stand, und goss sich das Wasser in die Schüssel. Er tauchte die Hände hinein und wusch sich das Gesicht. Obwohl er vermutete, dass das Wasser recht kalt sein musste, fühlte er kaum etwas. Da drang begeisterndes Lachen von Kindern an sein Ohr und er wandte sich kurz zu seinem eigenen, kleinen Fenster im Raum um, dass nur einige Schritte entfernt lag. Mürrisch schaute er zu dem störenden Gelächter und stand einen Moment wie versteinert da, dann sprintete er mit einem wütenden Gesicht aus dem Zimmer.
 

„Erzähl uns mehr!!“, baten die kleinen Kinder das blonde Mädchen mit den strahlend grünen Augen. Alle standen sie versammelt um sie und dem Brunnen herum, auf dessen Rand sie saß. Lachend willigte sie ein und begann wieder ihre Geschichte mit den Händen zu verdeutlichen. „Wo war ich noch gleich?“, fragte sie über die zausligen Köpfe hinweg in den Himmel. „Ach, ja! Also, die Nymphe und der edle Ritter sahen gemeinsam zu dem dreiköpfigen Drachen empor, der bedrohlich mit seinen gewaltigen Schwingen über ihre Häupter flog und versuchte, sie aus ihrem Versteck im Wasser zu locken.“ „Aaaah, so ein böser Drache!“, quiekte ein rothaariges Mädchen. „Aber der Drache erwischt sie doch nicht, oder?“ „Werden der Ritter und die Nymphe dann ein Paar?“ „Bitte, erzähl weiter!“, redeten auf einmal alle Kinder los und kamen näher heran, um ja kein einziges Wort zu verpassen. „Ihr müsst schon noch bis zum Ende warten.“, lächelte das Mädchen, bis sie plötzlich grob an der Schulter gepackt wurde und schreiend fast in den Brunnen gefallen wäre.

„Aua!“, konnte sie nur noch erschreckt von sich geben, als sie auch schon jemand von den verängstigten Kindern weg um die nächste Ecke gezerrt wurde und dort gegen eine Häuserwand drängte. „Hast du denn völlig den Verstand verloren?!!“, raunte eine vertraute Stimme aufgebracht und ließ endlich ihre schmerzende Schulter los. „Was…?“, fragte Nalia verdattert und sah in Dukes wütendes Gesicht. Wasser lief an seinen Wangen und der Stirn entlang und tropfte nun auf sein schwarzes Hemd. Nalia fasste sich an die stechende Schulter und rieb sie vorsichtig. „Das gleiche könnt ich dich auch fragen! Was ist los? Ich wollte nur ein bisschen spazieren gehen und als ich da am Brunnen saß kamen die Kinder an und behaupteten, ich sähe aus wie eine Waldnymphe, wegen meinen Augen, weißt du.“, sagte Nalia und kicherte vor sich hin. „Dann habe ich ihnen eine Geschichte einer Nymphe erzählt, die mir selbst mal meine Mutter erzählt hatte.“, erklärte sie weiter, während Duke sie zornig in die Taverne zurückschleifte. Sie war ungewöhnlich leer, nur ein paar Betrunkene waren anscheinend in der Nacht nicht nach Hause gegangen und schliefen mit dem Kopf auf dem Tisch. Der Wirt wischte die Theke und sah die Gäste leicht verwirrt an.

Duke ließ sich auf einen der Stühle fallen und wischte sich sein nasses Gesicht mit dem Ärmel ab. „Du kommst wohl auch nicht auf die Idee, dass die Monster bis zu dieser Stadt kommen, oder?!“, pöbelte er sie wieder an und winkte den dürren Mann zu sich heran, um zu bestellen. „Tut mir Leid ... ich hab nicht daran gedacht.“, entschuldigte sich Nalia kleinlaut und setzte sich auch an den Tisch. „Was du nicht sagst.“, meckerte Duke immer noch herum, bis Xell in den Raum trat. Er gähnte einmal herzhaft, kratzte sich unter seinem Hemd und setzte sich dann neben Duke.

„Einen wunderschönen guten Morgen wünsch ich! Wie geht’s euch?“, fragte er fröhlich, unbeachtet der Tatsache, dass Duke mit einem wütenden Ausdruck im Gesicht in den Raum starrte. „Bist du gleich am Morgen getadelt worden?“, fragte er Nalia und schaute in ihre bedrückte Miene. Sie nickte stumm und er klopfte ihr auf die Schultern. „Nimm’s nicht ernst, Duke ist einfach nur ein Morgenmuffel.“

Im hellen Licht des Tages schaute Nalia Xell erstmal genauer an. Er hatte sein immerwährendes Lächeln wieder aufgesetzt und nun im hellen Licht erkannte sie, dass er kaum ein paar Jahre älter sein konnte als sie! Sein blondbraunes Haar stand ihm noch verstrubbelter als sonst zu Berge und fiel ihm ohne das Stirnband auch noch vor die wunderschönen Augen. Sie bewunderte den feinen Strich seiner Augenbraue und den kurzen Wimpern, als er sie plötzlich anschaute. Mit einem Zwinkern lächelte er ihr wieder zu. "Na, gefall ich dir?" Nalia schoss die Röte ins Gesicht und sie versteifte sich. "Äh...ent - entschuldige bitte!" Sie verbeugte sich so tief sie konnte am Tisch und behielt ihren Blick am Boden. 'Er ist wirklich ein seltsamer Kerl...!', dachte sie aufgeregt mit wildem Herzklopfen.

Gerade stellte der Wirt ihr Essen auf den Tisch, was zum Glück alle von der Situation ablenkte. Verunsichert und mit roten Wangen strich sie sich etwas süßen Honig auf ihr Brot, während die Jungs sich nicht mir solchem Schnickschnack abgaben und gleich Marmelade-, Salami- und Käsebrote in sich schaufelten, während sie nur kurz anhielten, um etwas zu trinken. Scheinbar hatten sie vor sich damit abzufüllen. Unaufhaltsam stopften sie sich den Hals voll, bis nur noch ein paar kleine Krümel auf ihren Tellern lagen. Sie rülpsten einmal glücklich, lehnten sich zurück und schauten Nalia verwundert an. „Mann, du brauchst aber lange zum Essen.“, bemerkte Xell immer noch kauend und klaute ihr die zweite Hälfte der Honigstulle. „Ihr esst ja auch wie ein paar Scheunendrescher!!“, rief Nalia empört und klaute sich ihr Frühstück wieder von Xell zurück. Er hatte zwar schon abgebissen, aber nun machte sie die Jungs nach und verschlang auch alles mit einem Mal.

„Das sieht echt nicht schön aus, wie sie sich vollstopft.“, flüsterte Xell so laut an Duke gewandt, dass Nalia es auch hören konnte. „Hey, ich hab cha auch gechtern abcholut kaum wach gegechen!“, rechtfertigte sie sich wütend und bei ihren Worten flogen einige Stückchen des angekauten Essens in ihre Gesichter. Nalia schwieg kurz und die beiden Jungs schauten sie überrascht an. Dann brach sie bei diesem Anblick in schallendes Gelächter aus und musste sich am Tisch abstützten, um nicht auf den Boden zu fallen. „Hahahaha, seht ihr dämlich aus!“, prustete sie und musste sich vor Lachen den Bauch halten. „Das find ich gar nicht witzig!“, kam es von den beiden wie aus einem Mund und sie standen ihre Gesichter reibend auf.

„Während wir uns von deinem Frühstück befreien, kannst du deine Sachen packen und draußen auf uns warten, in Ordnung?“, sagte Xell und drehte sich wieder Nalia zu. Er hatte ein kleines Stückchen auf seiner Nase übersehen und vor Überraschung verlor Nalia das Gleichgewicht und fiel doch lachend auf den Boden. Mit einem leisen Aua und weiterem Gelächter verfolgt, verließen Duke und sein hochroter Freund das Mädchen.

Einige Sekunden lang lag Nalia noch weiter kichernd auf den Boden, bis sie sich endlich aufgerafft hatte und weiter den Bauch haltend auf ihr Zimmer ging. Das Fenster stand immer noch offen und sie schaute den strahlend blauen Himmel mit einem Lächeln an. Sie war dem Himmel dankbar, dass Xell jetzt bei ihnen war. Mit ihm würde ihr selbst Dukes grobes Verhalten und seine Wortkargheit nicht mehr viel ausmachen. Und zudem hatte sie das Gefühl, dass er sie wirklich mochte. Und sie mochte ihn auch. Auch wenn er den Gedanken an Matt wachrief… Sie seufzte und griff nach dem kleinen Beutel.

„Irgendwie hab ich das Gefühl, dass mit dir alles viel lustiger wird, Xell!“, lachte sie ihn an, als sie endlich unten bei den Jungs angekommen war. „Solange du mir nicht jeden Morgen so eine Gesichtsdusche verpasst, könntest du sogar Recht haben.“, sagte er ebenfalls grinsend. Duke äußerte sich jedoch wie immer desinteressiert daran: „Wir müssen uns noch kurz die Pferde besorgen und dann zusehen, dass wir innerhalb von drei Tagen in Fenchua ankommen.“

„Du meinst, wir überspringen einfach Extram?“, sagte Xell anscheinend entrüstet, das freudige Weiten seiner Augen war jedoch nicht zu übersehen. „Mann, da befinden sich unsere größten und begeistertesten Anhänger!“ Er schien sich ein Lachen verkneifen zu müssen, während Duke hingegen irgendwie angeekelt zu sein schien. Fragend musterte Nalia die beiden und hakte nach, wer denn in Extram ist.

Xell wandte sich wieder mit einem Lächeln zu ihr, dass Nalia immer mehr zu gefallen schien. „An diesem wirklich seltsamen Ort gibt es Männer.“ „Na ja, die gibt es doch überall.“, antwortete Nalia mit gerunzelter Stirn, „Was soll daran besonderes sein?“ Xell schüttelte den Kopf. „Es gibt da Männer, und zwar ausschließlich nur Männer!“ Er verzog das Gesicht, als ob ihn diese Vorstellung überhaupt nicht gefallen würde. Plötzlich setzte er eine furchtbar ernste Miene auf und begann mit einer gruseligen Stimme zu erzählen: "Die Vorfahren dieses unschuldigen kleinen Dörfchens waren vor langer, langer Zeit brutale Mörder, die plünderten und wehrlose Frauen verschleppten. Das Land erhob sich in Klage und weinte bittere Tränen, bis der weiseste und klügste –„ „Das ist ein und dasselbe“, murmelte Duke. „-der weiseste eben nur. Also der weiseste Magier sich erhob und mit einem einzigsten-“ „Das heißt einzigem“ „Alter, versau mir nicht die düstere Stimmung! Also der Typ begehrte auf und SCHWUPPS!", er klatschte in die Hände, "Wurden alle mit dem Bann belegt, dass sie auf Lebzeiten nicht mehr mit einer Frau Kontakt kriegen durften, da sie sonst eines erbärmlichen Todes sterben würden.", beendete er rasch und etwas mürrisch seine Geschichte.

„Aber wenn sie keinen Kontakt mehr mit Frauen haben durften, wieso gibt es sie dann noch?“, fragte Nalia grübelnd. Xell schaute sie rätselnd an. „Na ich meine, dass wenn wirklich vor langer, LANGER Zeit einer kam der sie verfluchte, dann hätten sie doch gar keinen Nachwuchs mehr kriegen können und wären schon längst alle tot, oder?“ Xell guckte sie weiter an, dann schüttelte er den Kopf. „Verdamm mich, du hast Recht!“ Duke schnaubte einmal und drehte ihnen dann kurz das Gesicht zu. „Natürlich hat sie Recht. In Extram gibt es keinen Fluch, einfach nur ein paar abnormale Männer mit einem Geschlechterproblem.“ „Geschlechterproblem...?“, kam es wieder fragend von Nalia. „Für die Erklärung dieses Wortes bist du noch zu klein.“, grinste Xell sie an und drängte sie weiter zu gehen. "Was soll das heißen?!", schimpfte sie, doch er lachte nur vor sich hin und war scheinbar wieder in seiner fröhlichen Stimmung. „Das erklär ich dir irgendwann mal unter vier Augen.“

Als sie schon die Pferde angebunden am Stadtrand sahen, kam von Nalia die nächste Frage. „Wenn wir wirklich schon in drei Tagen in Fenchua sein wollen, dann .... du hast doch nicht wirklich vor durch den Wald zu reiten?“, wandte sie sich an Duke. Sie kamen langsam zum Stehen und die Jungs banden die drei Pferde los. Nalia sah ihn ängstlich an, doch er würdigte sie keines Blickes. „Wir nehmen nur den direkten Weg.“, gab er mürrisch zur Antwort. „Das heißt, wir reiten durch den Mabela Garden!“, pfiff Xell glücklich vor sich hin. Nalia verstand seine Freude nicht. „Seid ihr denn wahnsinnig?! In diesem Wald leben Monster, Gespenster und wer weiß was noch!!!“, sagte das Mädchen schrill, doch Duke drückte ihr nur die Zügel eines kastanienbraunen Pferdes in die Hände. Er selbst nahm sich das schwarze Ross, welches ihn zaghaft an den Haaren knabberte. Gedankenversunken streichelte er ihm den Kopf und schaute in den schwarzen Wald hinein.

„Also, dann wollen wir mal los!“



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