Even in death

kapitel 2

Der Park war erreicht und er sah schon Toshiya auf der Bank sitzen. <<Och nö..jetzt bin ich mit dem alleine..hoffentlich kommen die anderen jetzt.<<

Schien aber nicht so und schon schlecht gelaunter pflanzte er sich neben ihn. "Tach."

"Hallo."

Toshiya zog an seiner Zigarette und legte den Kopf schief. "Was läuft so?"

Kyo hatte Lust ihn zu provozieren und wusste auch genau, wie er das machen konnte. "Tja, ich warte auf Die."

Die darauffolgende Stille beglückte ihn. Seine Vermutung, dass sein Sitznachbar sauer war, stimmte zu genau 100%.

Toshiya ballte eine Hand zur Faust, bereit, sie nach rechts in das Gesicht schwingen zu lassen. "Und was willst du wieder von ihm?"

Das "wieder" war berechtigt. Kyo und Die waren ja wie aneinander geleimt und das störte Toshiya unendlich; es war ihm ein Dorn im Auge.

So nah waren die anderen sich noch nicht gekommen, obwohl schon wirklich richtige Freundschaften entstanden waren. Das konnte ja auch nichts Gutes verheißen.

Shinya setzte sich dazu. "Tach Tach ihr zwei."

"Na, wie geht´s dir so?", Toshiya beugte sich runter und streichelte Puppy, die er mitgebracht hatte.

"Ich muss ja noch deine Frage beantworten.", Kyo ignorierte den Hund wie immer. "Ich will mich einfach mit ihm unterhalten, ja?!", gleich war er wieder genervt. "Willst du mir das wieder verbieten?"

"Ich habe dir das noch nie verboten!", kam es in gleicher Lautstärke zurück.

Der gerade dazugekommene Shinya verdrehte die Augen. >>Nicht schon wieder...die können nicht einmal im normalen Ton miteinander reden! Zum Glück haben sie sich noch nicht gestritten...obwohl...wenn ich mir das hier so ansehe...<<

Wenn man mit Kyo und Toshiya alleine war, sollte man sich vorher lieber segnen lassen, fand er. Die beiden gifteten sich immer an, gaben sich mit irgendwelchen Sprüchen Seitenhiebe und verhöhnten einander. Das kostete echt Nerven. Shinya fragte sich, warum sie sich nicht leiden konnten. >>Am meisten streiten sie sich wegen Die. Und dem ist das auch schon unangenehm.<< "Komm, Puppy.", sprach er nach unten und sein Hund sah hoch. "Wir halten ein bisschen Abstand und spielen hier auf der Wiese, bis die anderen hier auftauchen. Sollen die sich doch um die beiden kümmern."

"Ey mann, verarsch mich nicht!", Kyo stand derweil von der Bank auf, wollte nicht länger neben dem anderem sitzen bleiben. "Am liebsten würdest du es mir doch verbieten, ihn überhaupt noch zu sehen!"

"Das hat immer noch Die selber zu entscheiden! Aber du brauchst dich ihm nicht so aufdrängen, ja?!", ein tieferer Zug der Zigarette musste von Toshiya genommen werden.

"Das sagt gerade der Richtige!"

"Bei uns ist das was anderes!", Toshiya schoss ins Stehen und nun machte sich der beachtliche Größenunterschied bemerkbar, was eindeutig ein Nachteil für Kyo war. "Ich kenne ihn ja auch seit Jahren! Wenn ich ihn erst seit ein paar Wochen kennen würde, würde ich mich ihm nicht so aufdrängen!"

"Kyo drängt sich mir doch gar nicht auf...", ließ Die seine traurige Stimme erklingen.

Die beiden Streithähne fuhren zu ihm herum und verloren plötzlich kein Wort mehr.

Und der Rotschopf, um den sie sich gestritten hatten und der gerade erst dazugekommen war, setzte sich auf die Bank. "Nicht streiten, ok?"

Shinya kam wieder zurück und setzte sich neben ihn. "Hi, wie geht es dir?"

"Ganz gut.", Die lächelte und nahm Puppy's Pfote. "Hallo, Kleine." Alle sahen ihm aber an, dass etwas nicht stimmte, denn er war ziemlich blass und sprach auch sehr leise.

Bevor Toshiya sich neben ihn setzen konnte, musste erst noch Kyo unsanft beiseite geschoben werden, weil er im Weg stand.

"EY MANN!!!!!!", brüllte der aus voller Lunge, als er weggerempelt wurde. "Was fällt dir ein, du dummes...."

"Schnauze, ja?!", Toshiya packte ihn am Kragen und wollte ihn wie einen Cocktail durchschütteln, aber Die trennte die beiden kurzerhand. "Was ist denn heute mit euch beiden los?"

"Der hat angefangen! Ständig nervt der mit seinen dummen Kommentaren! Der lässt mich überhaupt nicht mehr in Ruhe!", schützte Kyo sich.

"Du provozierst mich ja auch immer mit voller Absicht!", regte der Zweite sich auf.

"Könnt ihr euch nicht einfach wieder vertragen?", jeder bekam einen Arm von Die um die Schulter gelegt. "Ihr sollt euch nicht streiten und schon gar nicht wegen mir. Bitte.."

Dieses Flehen stimmte beide weich und sie murrten fast zeitgleich ein "Ja..."

"Sehr schön! Ich sollte Kindergärtner werden!"

"Oooohhhh! Gruppenkuscheln!!!!", mit einem verspielten, fröhlichem Lachen sprang Kaoru blitzschnell dazwischen. "Ich habe euch auch so lieb!"

Alle stimmten in sein Lachen mit ein, naja...Kyo halt nicht. Aber das war doch normal.

"Warum darf Shinshin denn nicht mit kuscheln? Haben wir den nicht lieb?"

"Baka."

Kyo ließ als erster los und schmiss sich auf die Bank, zeitgleich erzählte Die, dass er wieder den Schlichter hatte spielen müssen.

Der Gitarrensüchtige Mann schüttelte den Kopf. "Die beiden..ich werde da nicht schlau draus."

Diese Äußerung entsprach nicht ganz der Wahrheit. Kaoru wusste, dass Kyo in Die verliebt und auf Toshiya eifersüchtig war. Woher? Der Sänger hatte vor ein paar Tagen völlig fertig bei ihm geklingelt und sich ausgesprochen. Er hatte von Kaoru wissen wollen, was mit ihm los war, warum er nur noch an Die denken konnte und was ihm helfen konnte.

Da gab es doch nicht viel zu antworten, oder? Kaoru hatte ihm nur sagen können, dass er liebte. Und das er das doch selber wüsste.

Irgendwann hatte Kyo es zugegeben und ihm auch noch den Eid abgenommen, dass er es niemanden erzählen durfte. Die erst recht nicht.

Also machte er jetzt einen auf Blöd.

Wer kam ihm denn da entgegen gerannt? "Oh, hi Puppy!", er suchte sich einen Stock und schmiss ihn so weit er konnte.

Und Puppy...blieb neben ihm sitzen.

"Nein!", belehrte er. "Renn hinterher!"

"Das wird nichts, sie macht es einfach nicht.", Shinya zuckte mit den Schultern. "Ich habe schon so oft versucht, es ihr beizubringen."

"Los, hol das Stöckchen!", war Versuch Nummer Zwei von Kaoru, aber Puppy begann, sich zu putzen.

"Na los, Shinya! Wir bringen es ihr jetzt bei."

"Von mir aus.", liebend gerne beschäftigte der Jüngste sich mit seiner kleinen Hündin, die er über alles liebte.

Toshiya hatte sie beobachtet und kam dazu. "Darf ich mitmachen?"

"Na klar! Je mehr, desto besser.", Kaoru kniete sich zu dem kleinen Wollknäuel und rüttelte sie durch. "Schluss mit der Körperpflege, jetzt wird was gelernt!"

Der Bassist hielt schon den nächsten Stock in der Hand und ließ Puppy daran schnuppern, bevor er ihn warf.

Kaum war das kleine Stück Ast etwas weiter weg gelandet, war Puppy von drei jungen Männern eingekreist, die alle wie verrückt zu der Landestelle deuteten und sogar anfingen, sie zu schieben.

Auf der Bank lachte Die sich darüber schräg, vor allen Dingen, wenn er Kaoru dabei zusah. Ihn hatte er anfangs als ziemlich ängstlichen Typen kennen gelernt, aber dann hatte er schnell begriffen, dass er im Grunde sehr anständig war und seine Musik wirklich ernst nahm.

Hin und wieder war er dann aber auch wieder richtig albern und kindisch und das machte ihn so liebenswert.

Wenn er ihn jetzt auf dem Boden rumkriechen sah und hörte, wie er die kleine, desinteressierte Hündin anfeuerte, konnte er sich einfach nicht beherrschen.

Shinya war ihm von Anfang an ein Rätsel gewesen und er und Toshiya hatten noch viel über ihn geredet. Für sein Alter war er verdammt ruhig und legte auch nicht großen Wert auf viel Konversation. Lieber las er ein Buch und kümmerte sich um seine beiden Hunde. Trotzdem schien er sehr verlässlich zu sein, sagte immer die Wahrheit geradeheraus und nahm kein Blatt vor den Mund. Um ihn besser zu verstehen, brauchte man wohl am meisten Zeit.

Sein absoluter Liebling war natürlich Kyo, in den er sich Hals über Kopf verliebt hatte. >>War ja klar...konnte ja nicht anderes kommen. Aber er ist was ganz besonderes für mich..aber es schmerzt auch, in seiner Nähe zu sein, weil er so traurig ist. Anfangs war ich ja echt noch Feuer und Flamme, das wegzukriegen, aber so leicht ist das gar nicht...ich wünschte, ich hätte den Mut, dich zu küssen..das ist echt mein größter Wunsch...und du weisst, das ich mir viel wünsche.<<

Die hätte gerne Kyo's Energie gehabt. Der konnte sich ja stundenlang aufregen, ohne das ihm mal die Luft ausging. Und das, wo er doch ständig meckerte und schimpfte.

Jetzt durfte er Zeuge eines der seltenen Lächeln in dem Gesicht sein, das sonst nur so böse drein schaute.

Kyo verkniff sich gerade das Lachen, merkte nicht, dass Die ihn beobachtete, als er ihm schräg gegenüber stand. >>Kao-Baka...<<

Da fiel es ihm endlich auf: Die saß ganz alleine auf der Bank und Toshiya war ein paar Meter weiter so ziemlich beschäftigt. >>Diese Chance sollte ich doch nutzen!<<

Er setzte sich nah zu Die und zog die Mundwinkel zu einem Lächeln-für ihn hatte er fast immer eins übrig.

Die fiel es um einiges leichter, sich dieser Mimik anzuschließen. "Und, wie war die Schule?"

"Scheiße, wie immer. Ich habe aber wieder was geschrieben. Darf ich's dir zeigen?"

"Klar, her damit.", er genoss das Privileg, Kyo' Lyrics lesen zu dürfen, zumindest die, die der ihm zeigte. Andere durften dem Buch nicht einmal zu nahe kommen. Das machte ihn stolz und verlegen zugleich, denn er verstand nicht alles, was Kyo mit seinen Gedichten ausdrücken wollte.

Auch diesmal ließ er mit einem leicht verzweifeltem Blick das Buch nach dem Lesen auf seinen Schoß sinken.

"Nicht leicht zu verstehen, stimmt's?", Kyo hatte sich das schon gedacht und war darüber auch stolz. Seine heimliche Liebe gab es ihm zurück und er ließ es in seiner Tasche verschwinden.

"Aber gerade das macht es so interessant. Du bist wirklich talentiert."

"Danke.", er lehnte sich zurück und beide beobachteten erstmal die drei Lehrer, die an dem Hund noch zu verzweifeln drohten.

"Puppy!! Jetzt hol endlich diesen scheiß Stock!"

"Beweg dich, du verwöhnter Köter!"

"Hey!! Wie redet ihr mit meinem Hund?!?!"

"Heey, meine kleine, süße Puppy...würdest du bitte mit deinen kleinen, niedlichen Pfoten losrennen und das Stöckchen holen?"

"Genau, du Engel, du Wunderschöne unter den Schönen...besser so, Shinya?"

"Ihr spinnt total..."

"Das ist geiler als jeder Film.", Die schüttelte den Kopf.

"Warum machst du nicht mit?"

"Nur so..."

"Die..", Kyo wagte es, den Arm um ihn zu legen.

Der erstarrte langsam und drehte sein Gesicht zu ihm. "Ja?"

"Ist alles in Ordnung? Du hast dich gleich hingesetzt als du hierher gekommen bist und nach dem Streit auch.."

"Naja..heute ist wohl nicht mein Tag.."

Augenblicklich war Kyo besorgt um die Person, die ihm so viel bedeutete und zog ihn näher. Vorsichtig strich er ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und fühlte seine Stirn.

Die schlug die Augen nieder, er war zu schüchtern, um ihn ansehen zu können. >>Kyo..du bist besorgt um mich..Das ist so schön..<<

"Fieber hast du nicht.."

"Keine Sorge, mir geht's schon besser als vorhin. Da war mir ein bisschen schwindelig."

"Na gut..", der Jüngere ließ wieder los.

Eine kleine Zeitlang waren nur Shinya, Kaoru und Toshiya zu hören, die Puppy mittlerweile schon vormachten, wie sie zu dem Stöckchen rennen sollte.

"Die?"

"Ja?"

Bevor er seine Frage stellte, hob Kyo beide Beine auf die Bank und nahm den Schneidersitz ein, dazu noch in Die's Richtung gedreht. "Kommen wir mal zu den wirklich interessanten Dingen, die ich mal wissen will."

"Ok. Was denn?", es wurde spannend.

"Hast du schonmal jemanden geküsst?"

Daisuke wich dem neugierig fragendem Blick aus. >>Shit..jetzt muss ich ihm erzählen, dass ich mit meinen 18 Jahren echt noch keine Erfahrung habe! Hoffentlich lacht er mich nicht aus..<<

Eigentlich wollte er ihm antworten, doch seine Lippen waren wie gelähmt. Noch dazu drehte er den Kopf noch weiter weg. Das Schamgefühl war einfach zu groß und stieg sogar noch an, als er Kyo's Stimme hörte. "Noch keinen, stimmt's?"

>>Gar nicht schlecht...So unerfahren. Das macht ihn nur noch unwiderstehlicher..Die...Ich kann das nicht mehr..ich will dich küssen! Und das ist nichtmal alles! Verstehst du nicht, dass ich mich schon zurückhalten muss? Am liebsten würde ich dich hier und jetzt...!!<<

"Mich will doch keiner küssen..", flüsterte Die letzendlich leise. "Als ob ich ansteckend oder sowas wäre..."

"Das sind doch alles Idioten, Die."

Langsam fing er an, über Die's Hand zu streicheln, zu der beide dann starrten. "Ich zum Beispiel würde töten, um dich küssen zu können."

"W..wirklich?", Die's Wangen nahmen einen Rotton an.

"Würdest du mich küssen..?", traute Kyo sich. Und damit wagte er sich wirklich so einiges. Ein 'Nein' würde ihm nun definitiv sein Herz brechen. So sehr, dass er niemals all die kleinen, zerbrochenen Scherben vollständig vom Boden auflesen konnte. Die Liebe ihn ihm war aber so stark und sehnsüchtig, dass er es hatte riskieren müssen.

Die tat nichts, außer nervös zu wirken.

Sowas konnte auch verletzend sein, wie Kyo an dem langsamen aufreißen seines Herzens spürte. Doch was er befürchtete, war nicht Tatsache.

>>Er..will mich küssen?!?! Aber ich kann das doch gar nicht! Ich weiß doch gar nicht, wie das geht..Ich traue mich nicht...obwohl ich es so sehr will..Eben habe ich doch noch selber daran gedacht und jetzt fragst du mich einfach so aus heiterem Himmel? Was mache ich jetzt?<<

Nichts. Er blieb so still sitzen wie vorher auch.

Kyo drehte sich weg und saß dann fast in gleicher Haltung da. Er war am Boden zerstört. >>Er fühlt sich bestimmt angeekelt...toll gemacht, Niimura...Du hast es vermasselt.<< "Ist schon gut...", seine Art zu sprechen ließ deutlich den Kummer durchsickern. "Ich würde das auch nicht wollen. MICH küssen.."

"Das ist es nicht, Kyo!", plötzlich war Die wie aus seiner Starre erwacht.

>>Was dann? Ich dachte, du kannst nen Kerl mögen?<< "Ist schon gut."

"Kyo, ich..."

"Ich will echt nicht mehr darüber reden, klar?"

Die realisierte, dass Kyo kurz vorm weinen war. >>Scheiße...ist er jetzt traurig? Weil..weil ich ihn nicht geküsst habe? Ist ihm das denn auch so wichtig wie mir?<<

"Hey, Kyo! Warum hilfst du uns nicht?", Kaoru kam angerannt. "Vielleicht kannst du Puppy ein bisschen mit deiner dominanten Art bearbeiten!"

"Nein, ich hab keine Lust.", er zwang sich ein müdes Grinsen ab. Jetzt war ihm wirklich alles egal. Er hatte Die seine Gefühle durch diese Bitte ein bisschen offen gelegt und was war dabei rausgekommen? Ein "Es ist nicht so.."

Das etwas nicht mehr mit dem blonden Jungen stimmte, bemerkte Kaoru sehr schnell und ließ ihn lieber in Ruhe. Hilfe wollte er ihm erst anbieten, wenn er mit ihm alleine sein konnte, denn vor den ganzen anderen würde er eh kein Wort verlieren.

Die hatte andere Sorgen. >>Ich habe ihm weh getan...er sagt echt gar nichts mehr...er soll nicht sauer auf mich sein..<<

"Kyo?", er klopfte ihm solange auf die Schulter, bis der sich widerwillig zu ihm wandte.

Und da war es geschehen: Die gab ihm einen schnellen, unsicheren und ungeschickten Kuss direkt auf den Mund. So schnell es passiert war, war es auch wieder vorbei und Kyo konnte nur noch ein Kribbeln fühlen, das nach mehr verlangte. "Bitte, nochmal und länger..", jetzt war er wieder ganz offen.

Die, der inzwischen wie festgewachsen da hockte, lächelte verlegen und nickte, fühlte sein Gesicht in zwei Hände genommen, bevor seine Lippen in einem sanften Kuss mit denen Kyo's aufeinander trafen.

Es fühlte sich schöner an, als er je erwartet hätte. Wie Kyo ihn an sich drückte und festhielt, dass er sich unheimlich geborgen wusste und wie der langsam, aber doch fordernd den Kuss vertiefte, während er sich an ihn klammerte.

Diese zwei Lippen waren so weich..und das machte es noch schöner, als sie sich sanft gegen die eigenen drückten. Ab jetzt konnte er nicht mehr ohne einen solchen Kuss von Kyo überleben, dass wusste er jetzt schon. Wie hatte er es bisher nur ohne ausgehalten?

Als Kaoru's Gröhlen und Shinya's Pfeifen dazu erklangen, machte Die sich lachend los.

"Hey, was macht ihr beide denn da?", sie bewegten sich zurück zu ihnen, nur Toshiya blieb im Gras sitzen, der Platz, von wo aus er das für ihn grausige Schauspiel gesehen hatte. >>Nein..nein...oh Gott...das ist nicht wahr...nein..<<

Jetzt musste er einen klaren Kopf bewahren, durfte vor all den anderen nicht ausrasten.

Nur wie?? Bei dem Schmerz, der ihn geradezu lähmte und ihm die Luft zum Atmen abschnürte? Alles was er tun konnte, war geschockt sitzen zu bleiben.

"Seid...seid ihr jetzt sauer oder sowas?", Die schob sanft Kyo von sich, der immer noch mit einem verklärtem Lächeln an ihn gelehnt war.

"Quatsch, wieso? Ich habe nichts dagegen, wenn sich zwei mögen!", ein Peace von Kao. "Ich bin nicht so ein Durchschnittslangweiler. Nur ich persönlich hätte dann doch lieber ein Mädchen." Er nickte Kyo vielsagend zu. >>Dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen! Oder wie oder was? Seid ihr jetzt zusammen?<<

Shinya kam noch nicht so ganz mit. >>Haben die sich etwa ineinander verknallt? Kyo habe ich mir ja schon gedacht, aber Die?<<

Zeitgleich saß ein total zerstörter Junge namens Toshiya auf der Wiese und musste zu seinem Schmerz feststellen, dass Die total glücklich wegen dem Kuss war. Schwer atmend riss er ein paar Büschel Gras aus der Erde, an denen er sich zuvor nahezu festgeklammert hatte. Der Kampf gegen die Tränen begann. Nicht jetzt, nicht hier, nicht vor ihm. Nicht vor Die.

Da setzte Puppy sich mit dem Stöckchen im Maul neben ihn und wartete auf ein Lob in Form von Streicheleinheiten und einer Leckerei.

"Geh weg..", raunte er unverständlich, meinte aber nicht den kleinen Hund. "Verschwinde endlich wieder.."

"Puppy hat den Stock geholt!", jauchzte Shinya und kam mit Kaoru zurückgerannt. "Toshiya! Guck doch mal!"

>>Ich muss hier weg...das halte ich nicht aus...<<

Schnell war Toshiya auf die Beine gesprungen und rannte los, hatte dabei die Stimmen von Kaoru und Shinya im Rücken. "Hey, wo rennst du hin?"

"Toshiya?"

>>Lasst mich einfach..ich verschone euch nur vor dem Heulkrampf, den ich nicht mehr lange zurückhalten kann.<<

"Toshiya!"

Das war Die gewesen.

>>Nein, nicht du auch noch...<<

Er ignorierte einfach alle, war zu verzweifelt, um sich eine Ausrede einfallen zu lassen, er musste einfach nur noch weg. Und Die konnte ihm nicht so schnell folgen, er hatte schon heute morgen gemerkt, als er ihn vor der Schule besucht hat, dass es ihm schlecht ging. Gute Chance.

Die sah Toshiya verschwinden und war über sein seltsames Verhalten erschrocken. Vorsichtig stand er auf und machte zwei Schritte, um hinter ihm herzustarren, wie die beiden Jungs neben dem Hund es taten.

"Was ist denn jetzt passiert?"

Kyo schüttelte den Kopf. >>Was wohl? Er ist beleidigt, weil Die und ich uns geküsst haben. Er gönnt es mir nicht. Tja, Pech für ihn.<<

"Kyo?"

"Die?"

"Ist er vielleicht sauer..weil.."

"Tja, er kann mich nicht leiden, Die. Und jetzt ist er eingeschnappt, weil er es mir nicht gönnt, dich zu küssen."

Küssen..Die war immer noch rot und genierte sich etwas. "Das...war schön, Kyo..."

"Finde ich auch.", er winkte ihm zu, dass er zurück kommen sollte. "Mach dir keine Gedanken wegen Toto, der beruhigt sich schon wieder."

"Ja, aber trotzdem..", so richtig konnte Die sich nicht davon ablenken.
 

Einige Minuten waren vergangen, bis Toshiya daheim durch die Haustür stürmte und an der selbigen entlang runterrutschte. Dabei fiel sie ins Schloss und er rutschte weg. Das war ihm egal, es war ihm nun alles gleich. Wo er war, was noch passieren würde und ob seine Eltern jetzt hier waren und ihn so finden würden.

Es interessierte ihn einen Scheißdreck.

Da lag er nun im Flur und konnte all seinen Kummer frei zeigen. Weinte, bis seine Augen brannten und seine Brust schmerzte.
 

Auch Die stand später vor seinem Haus, neben ihm die anderen. "Sorry, aber er ist mein bester Freund und ich mache mir einfach Sorgen. Ich kann ihn nicht hängen lassen.."

"Schon gut. Tröste ihn ein bisschen."

Kyo konnte Shinya dazu wenig unterstützen, ihm war das eigentlich egal.

Kaoru winkte noch einmal. "Wenn du Hilfe brauchst, ruf mich auf meinem Handy an."

"Ja, geht klar."

Erstmal klingelte er, als sie weg waren. Es brauchte einige Zeit und Geduld, bis endlich die Tür geöffnet wurde. Einen Spalt zumindest.

Er versuchte, jemanden durch genau diesen zu erkennen, aber das Auto der Eltern stand auch gar nicht vor dem Haus. So konnte es nur Toshiya sein, weil sie also weg waren. "Lässt du mich rein?"

"Bist du alleine da?", wie rau seine Stimme war.

"Ja, bin alleine.."

Der Eintritt war ihm somit gewährt, aber als er die Tür aufschob, stand Toshiya schon gar nicht mehr dort. "Wo bist du?"

Keine Antwort.

>>Kann ja nur in seinem Zimmer sein..<<

Angespannt ging er die Treppe in die erste Etage hoch, dort war die zweite Tür links Toshiya's kleines Reich. Als er eintrat, fand er ihn tatsächlich dort vor. "Warum rennst du schon die ganze Zeit weg?", fragte er den am Fenster stehenden. "Was ist denn überhaupt passiert?"

Toshiya betrachtete den großen Baum vor dem Fenster. Als Kind ist er immer darin rumgeklettert, bis sein Vater die untersten Äste abgesägt hatte, damit er nicht mehr hinaufkam und so kein Risiko einging, sich zu verletzen. Er war froh, wie es in seinem Zustand so gerade ging, dass Die ihm gefolgt war. "Warum bist du nicht mehr bei den anderen?"

"Ich habe mir Sorgen um dich gemacht...Bist du sauer..wegen dem Kuss?"

Er spürte, wie Die ihn am Arm zu sich drehen wollte, aber er ließ sich nicht darauf ein. In dem leichten Spiegelbild im Fenster konnte er sein verheultes Gesicht erkennen und das wollte er nicht zeigen. Nichtmal Die. Aber...

"Als ich das gesehen habe...", fing er an, "...da wurde ich an meine Liebe erinnert."

"Du meinst..die Person, von der du mir nichts erzählen willst?", hakte der andere nach.

"Ja..du weißt doch, wie sehr ich diese Person liebe..und als ich das eben gesehen habe...es hat mich nur klarer darüber werden lassen, dass ich das bei meiner geliebten Person niemals machen kann.."

"Ach so..deswegen.."

"Ja..", Toshiya konnte ein Aufschluchzen nicht zurückhalten. "Ich werde...diese Person niemals so küssen können..niemals.."

"Es tut mir so leid, Toshiya.."

Höchstwahrscheinlich würde sein Freund an dieser Stelle abbrechen, wie er es sonst auch tat. Davon war Die überzeugt doch stattdessen sank er auf die Knie. "Toto..?"

Er setzte sich neben ihn und zog ihn zu sich, als er auch schon unbeherrscht anfing zu weinen. Es ging einfach nicht anders, wenn der Rothaarige in seiner Nähe war und er vor Verzehren fast starb. "Oh Gott..."

"Komm her, bitte..", Angst und Sorge kamen in dem Älteren hoch und er zog Toshiya an seine Brust und umarmte ihn. Sein Gesicht konnte er nicht sehen, weil Toshiya es hinter seinen Händen versteckte.

So haben sie bisher nur ein paar Mal zusammen gesessen. Toshiya konnte nicht einfach so tun, als ob nichts wäre, wenn es ihm schlecht erging. Das ging nur ein paar Augenblicke gut, aber dann hatte er sich auch meistens in die Einsamkeit verzogen.

Jetzt war aber Die wieder bei ihm. "Bitte sag mir doch, wer es ist..", bat der zum ersten Mal nach langer Zeit wieder.

"Nein, du kennst diese Person eh nicht.", kämpfte es sich aus dem anderen.

"Diese Person..Diese Person...sag doch mal den Namen. Ist doch egal, dass ich sie nicht kenne."

"Ich kann nicht..", Toshiya drückte sich enger an ihn.

"Hast du es ihr denn schon gesagt? Nun erklär mir doch endlich mal alles..wir sind doch Freunde."

>>Freunde..<< "Nein, ich habe es ihr noch nicht gesagt..", schaffte Toshiya es, es herauszuquetschen.

"Dann mach das. Oder ist es wirklich ein Junge und der ist absolut hetero?"

"Die..ich will jetzt nicht mehr reden."

"Bitte.."

"Nein."

"Trau dich ruhig es ihm zu sagen. Dieser Typ sollte froh sein, von dir geliebt zu werden. Du bist einfach ein toller Mensch und mehr als liebenswert."

"Und warum tut er es dann nicht?!" Diese Tatsache machte Toshiya so panisch und wütend vor Liebeskummer, dass er Die in einem Anflug aus Selbsthass von sich stieß. "Warum liebt er mich dann nicht?! Ich weiss, dass er es nicht tut!"

"Also wirklich ein Kerl..", schlussfolgerte Die aus seinen Worten und rappelte sich wieder auf, umarmte Toshiya abermals.

"Es tut mir leid, Die..ich wollte dich nicht schubsen."

"Schon gut. Aber ich bin enttäuscht.."

"Von mir?"

"Ja."

Ein langer, scharfer Dolch durchbohrte den schwarzhaarigen Bassisten mit seiner stumpfen Spitze und das er Die enttäuscht hatte, brachte ihn wieder zum weinen. "Warum denn? Was habe ich denn getan?"

"Du vertraust mir nicht. Warum sagst du mir nicht, wer es ist? Du liebst ihn schließlich schon seit Jahren."

"Ich kann einfach nicht, Die. Ich vertraue dir mehr als mir selbst...aber das kann ich dir nicht sagen...bitte versteh es doch.."

"Vielleicht kannst du es ja doch eines Tages?"

"Das habe ich schon früher gehofft..aber bis jetzt..."

"Das tut mir einfach nur weh, weisst du?", er lehnte seine Stirn an Totchi's. "Ich habe Angst, dass ich ein schlechter Freund bin."

"Baka! Du bist der allerbeste, den man haben kann! Ich will keinen anderen! Ich brauche keinen Hip-Hop Macho, der mich in so einer Situation nicht trösten könnte, ohne 'Yo' zu sagen..Bitte denk nicht so.."

In einer kurzen Pause beruhigte Toto sich wieder ein bisschen. "Die?", startete er zögerlich eine neue Unterhaltung.

"Hm?"

"..Wolltest du Kyo küssen? Magst du ihn etwa?"

Die scheute sich ein bisschen. "Ja..ich glaube, ich habe mich schon im Krankenhaus in ihn verliebt."

"Aha..", sein bester Freund teilte seine Begeisterung nichtmal zu 0,00001 %. >>Na toll....ich lasse mich einsargen...<< "Warum hast du es mir nicht erzählt?"

"Ich habe mich geschämt.."

"Siehst du, du hast selber was vor mir verheimlicht. Aber ich bin nicht sauer..", er legte seine Arme um Die's Hals und kuschelte sich an ihn. "Darf ich das?" Ob ja oder nein, Die hatte sich nun fügen zu müssen, fertig. Keine Diskussion.

"Na klar.", er wuschelte sein Haar. "Ich hatte gerade meinen ersten Kuss, Toto! Und es war total schön..."

Noch eine Freude, die nur von seiner Seite aus kam. Toshiya verletzte es bloß.
 

"Son Mist!", Kyo machte sich etwas später Nudeln aus der Tüte. >>Jetzt haben wir uns endlich geküsst und ich konnte ihn noch nichtmal fragen, ob er mich mag weil Toshiya da abgehauen ist! Was soll ich denn jetzt machen? Boah, und das war so schön..wie ich ihn halten durfte, ohne dass er sich dagegen wehrt..nein, er hat sogar gelächelt, bevor ich ihn geküsst habe...vielleicht wollte er erst nicht küssen, weil er so unerfahren ist..und das hat man auch gemerkt...er hat ja gar nichts gemacht bei dem Kuss..aber das war auch so kawaii..Hat sich einfach - ganz schüchtern - abknutschen lassen..boah...ich will mehr davon..ich will dich jede Sekunde des Tages küssen.<<

"Tooru.", sein Vater setzte sich an den Tisch, endlich mal wieder nüchtern.

"Was ist?", die Schwärmereien machten in seiner Gegenwart keinen Spaß und mit bösen Blicken sah er ihn an.

"Mach mir auch was."

"Ja, verdammt."

Sie konnten kaum normal miteinander reden, weil sie sich so hassten.

Kyo war nur ein Zurückbleibsel seiner Ex-Frau, die er nur geheiratet hatte, weil sie schwanger geworden war. Ein Kind wollte er eigentlich niemals haben, doch jetzt wohnte sein einziges auch noch mit ihm alleine. Warum hatte seine geschiedene Frau es nicht mit zu ihrem neuen Freund genommen? Warum musste er jetzt für das widerspenstige Balg aufkommen?

Liebe kam von keinem der beiden.

Kyo aß seine Nudeln lieber alleine im Wohnzimmer.
 

"Kannst du denn wirklich einen anderen Jungen lieben?"

Die saß immer noch auf dem Boden und musste die Rückenlehne für Toshiya sein, der mit dem breiten Lederarmband spielte, das Die am Handgelenk trug. So war es richtig gemütlich..Paradies war nicht Ausdruck genug, so an dem Gitarristen lehnen zu dürfen, die beiden Arme um seinen Oberkörper herum zu spüren..Zu selten bekam er das. Immer nur dann, wenn er weinte. >>Typisch Jungs...nur wenn es einem schlecht geht, kommt man sich wirklich näher und hält einander..<< Er brauchte es aber immer, jeden Tag...

Die dachte noch über seine Antwort nach. "Tja..das habe ich mich auch gefragt, seit ich Kyo kenne. Könnte ich einen anderen Jungen lieben...? Warum stelle ich mir diese eine Frage ununterbrochen, seitdem er in mein Leben getreten ist?"

>>Ja, warum nur? Warum nicht, wenn du bei MIR bist?<<

Ablenkung, Toshiya brauchte Ablenkung. "Wir haben bis jetzt wirklich über alles geredet, aber über sowas noch nicht."

Sie schmunzelten. "Tja, ich glaube, das war uns beiden peinlich. Ich bin froh, dass du dich nicht aufregst."

"Wäre ja unlogisch. Heute hast du ja rausgefunden, dass ich selber scharf auf den anderen Kerl bin."

"Und das echt schon, seit du zwölf warst?", Die erinnerte sich zurück an den Tag, als Toshiya ihm damals erzählt hatte, dass er "verknallt war". Bis heute hatte er immer von der gleichen Person geschwärmt.

"Ja..wahre Liebe halt.."

Während ihrer Unterhaltung hatte Toshiya das Armband an den beiden Schnallen aufgemacht und verschloss sie nun wieder - nur dafür, dass er sie eh wieder aufmachen würde und das aus purem Beschäftigungsdrang.

"Ähm.."

"Du hast nicht zufällig eine Frage, Andou Daisuke?" >>Dieser Name...bedeutet mir mehr als mein eigenes Leben...alleine schon der Name..<<

Die lachte. "Ja. Also..magst du ihn denn dafür, dass er ein Junge ist, oder..."

"Nein, ich bin nicht schwul.", der Schwarzhaarige drehte sich zur Seite, konnte jetzt hin und wieder Die's Herz leise schlagen hören, weil er sich so fest an ihn drückte. "Ich würde ihn auch so lieben, wenn er ein Mädchen wäre. Seine Art..er fasziniert mich einfach...."

Die ließ Toshiya seinen Arm so hinlegen, dass er weiter mit dem Armband spielen konnte.

"Wie ist er denn? Bitte erzähl..", er zupfte an Toshiya's T-Shirt, auf dem in großen Druckbuchstaben "BASS" stand. "Ich will wissen, was für eine Person du liebst. Wer diese unvergleichliche Ehre besitzt, dass du sogar das Normale ignorierst.."

"Mach dich nicht lustig, ja?"

"Mach ich doch gar nicht. Ich meine das ernst. Und ich muss wissen, wer dich da so lange hinhält und zu blind ist, es zu verstehen."

"Mecker bloß nicht über ihn. Er ist einfach toll."

"WAS ist toll an ihm?" Hatte er Toshiya nun endlich soweit, dass er redete? Gespannt drängelte er weiter. "Und wie sieht er aus?"

"..."

Nur ein Schluchzen war das, was Toshiya zurückgab.

"Hey..", Die drückte ihn wieder und lachte erschrocken. "Toshiya..ich wollte dich nicht zum weinen bringen."

"Sorry, ich bin einfach ein sensibler Idiot...aber ich muss schon flennen, wenn ich nur an seine Schönheit denke...eigentlich sollte ich eifersüchtig darauf sein, aber...ich kann es nur bewundern..."

"Echt? Beschreib mal!"

Ein widerspenstiges Kopfschütteln war Toshiya's Reaktion. So leicht war er nun halt wirklich nicht auszuquetschen. "Dann beschreib wenigstens seinen Charakter."

"Warum ist dir das so wichtig?", der Junge in seiner Umarmung hatte sich wieder etwas gefangen. "Es ist nicht leicht, über die unerfüllte Liebe auch noch zu schwärmen."

"Das ist mir schon klar.., aber verstehst du nicht, dass ich wissen will, was und wen du magst? Und dass ich mir Sorgen um dich mache?"

"Ja.." >>Endlich sagst du mal wieder was, was mir gut tut..<< "Also schön..aber das wird nicht leicht für mich sein."

"Nimm es auf dich..für mich.."

>>Kapierst du nicht, dass ich alles für dich auf mich nehme?<< "Also..er ist halt wunderschön...wenn ich ihn ansehe, werde ich verrückt und wenn er lacht..", genau das tat Toshiya nun ganz kurz. "...dann muss ich immer mit ihm lachen. Er ist fast so groß wie ich und sehr schlank, fast schon zu dünn." >>In Wahrheit ist er scheißdünn, aber wenn ich das jetzt sage, könnte Die Verdacht schöpfen.<< "Tja..seine Augen sind ganz braun."

"So wie meine!", warf Die dazwischen und lachte wieder.

>>Du bist so naiv, Die....so naiv..<< "Ja, genauso...er ist fröhlich, obwohl er es nicht gerade leicht in seinem Leben hat."

"Was ist denn mit ihm?"

"Probleme halt..." >>Ich kann ja wohl schlecht die Wahrheit sagen..dass er krank ist...dann merkst du es noch..obwohl du bis jetzt auch noch nicht kapiert hast, von wem ich hier rede.<<

"Aha.."

"Aber reden wir jetzt lieber von dir...Willst du mit Kyo zusammen sein?"

"Eigentlich schon.", somit kam sein kleines Geheimnis an die Luft. "Aber es ist echt ein komisches Gefühl..bis jetzt habe ich echt nur Mädchen hinterher geguckt..", wiedermal kramte er nach seinen Zigaretten und machte sich schnell eine an.

Nach seinem ersten Zug nahm Toshiya sie ihm ab und genehmigte sich auch einen. "Und warum so plötzlich ein Kerl?"

"Hmmmm...", Die klaute sich die Kippe zurück. "Weiß nicht..Er stand plötzlich im Krankenzimmer, um Kaoru zu besuchen. Und er hat ganz kurz geweint. Das hat mir leid getan, und als Kao dann zur Untersuchung musste, waren wir ja alleine. Und obwohl er mich vorher echt scheiße behandelt hat, haben wir uns gut verstanden und über ernste Dinge geredet, obwohl wir uns gar nicht kannten. Irgendwie hat er mich einfach begeistert und das tut er heute noch. Er ist auch der einzige Typ, den sich so angucken werde. Andere Jungs..nein, danke. Sollte es mit ihm nicht klappen, werde ich es bestimmt nicht mit einem anderem Jungen versuchen. Was hat Kyo nur mit mir gemacht?"

"Und..willst du es deinen Eltern erzählen?"

"Nein..ich weiß nicht, ob sie es verstehen...Es ist genauso wie bei dir und Mr. Unbekannt. Ich mag Kyo, weil er er selbst ist und das müssen Eltern erstmal in den Kopf kriegen. Die denken ja nur an die Ehre in der Nachbarschaft und Enkelkinder."

"Ja, stimmt. Aber...liebst du ihn?"

Zittern und Hoffen war angesagt. Sollte das vielleicht der letzte Tag in Toshiya's Leben sein, weil er sich aus dem nicht enden wollendem Liebeskummer umbringen musste? Es trieb ihn in den Wahnsinn und der führte ihn in den Tod. Ohne seinen Geliebten hatte er es eh kaum ausgehalten, aber wissen zu müssen, dass er jemand anderen liebte, war eine unerträgliche Last. Und Toshiya konnte schnell unter Lasten zusammenbrechen. Wer sollte ihm dann helfen?

"Ich weiß nicht so genau..aber verliebt bin ich schon..aber das ist noch nicht lieben. So sehe ich das zumindest. Aber ich habe ja eh keine Ahnung von sowas."

"Die, für Gefühle muss man keine Erfahrung haben."

"Apropos Gefühle..", ein ernster Klang in der Stimme.

Das gefiel Toshiya bei seinem besten Freund ja mal so gar nicht.

Dann war es aber doch wieder traurig, fast schmollend gefragt: "Warum kannst du Kyo nicht leiden?"

"Wurde auch mal Zeit, dass du das fragst." >>Weil ich eifersüchtig bin. Deswegen. Und er wird dir nicht gut tun.<<

"Er ist einfach unfreundlich..", fing er an, nur einen Teil der Dinge, die ihn störten, aufzuzählen. "Immer muss man Rücksicht auf seine Launen nehmen. Alles regt ihn auf und er versucht gar nicht, sich wenigstens bei seinen Freunden anders zu verhalten."

"Du verstehst das nicht, Toshiya. Kaoru und Shinya wissen, wie er wirklich ist. Ich bin noch dabei, es herauszufinden, kann es mir aber schon denken. Wären diese Dinge in seiner Vergangenheit nicht passiert, wäre er vielleicht richtig nett und fröhlich. Aber so denkt er viel nach und das gefällt mir ehrlich gesagt besser."

>>Ist mir egal ob nett oder nicht. Ich kann niemanden leiden, der dir den Kopf verdreht, klar?! Aber das kapierst du ja nicht.<< "Tja.."

"Kannst du nicht versuchen, mit ihm auszukommen?"

"Nein!", der Gefragte setzte sich schnell auf. "Warum fragst du mich das? Wieso soll ich den Netten spielen? Soll er doch machen."

"Ich kann nur dich fragen, weil du mein engster Vertrautester bist."

Klang wirklich sehr nach Hoffnung, aber Toshiya konnte nicht klein beigeben. Und er WOLLTE es vor allen Dingen nicht. "Nein."

So kalt hatte er Die noch nie einen Gefallen abgeschlagen. Er schaute ihm ja noch nichtmal ins Gesicht dabei. "Warum nicht?"

"Ich habe keine Lust so zu tun , als ob ich ihn leiden könnte. Wir verstehen uns einfach nicht und er hat bestimmt genauso wenig Interesse daran sich mit mir zu vertragen wie ich. Von mir aus kann er wieder abhauen."

"..."

Irgendwie verletzend. Der Rothaarige sah sich einer schweren Situation bevor. "Aber ich will nicht, dass er wieder geht."

"Ja, ich weiß." >>Die, du trittst gerade nach meinen Gefühlen...aber das bin ich selber in Schuld, wenn ich nicht sagen kann, was Sache ist....<< "Gerade weil du nicht willst, dass er geht, lasse ich ihn ja so gut es geht in Ruhe. Ich ertrage den nur für dich."

"Danke, Toshiya.", Die klopfte ihm freundschaftlich die Schulter. "Ich wusste, auf dich ist Verlass."

>>Und schon sagst du wieder was, das mir Hoffnungen macht...unnütze Hoffnungen...und das macht MICH unnütz..<<
 

"Ich habe genau fünf Tickets organisiert!", stolz schwenkte Kaoru besagte Tickets in der Luft, als er am nächsten Tag vor seinen Freunden stand. Sie waren für ein Baseballspiel. "Ok, wir sind zwar nicht unbedingt Fans von einer der beiden Mannschaften, aber das ist doch super!"

Kyo und Die smilten sich immer wieder an, Toshiya war eher ruhig geworden seit dem vorherigen Tag und Shinya schmiss gerade ein Stöckchen für Puppy. Die Kleine hatte aber wiedermal kein Interesse daran, hinterherzurennen.

"Kyo, ich weiss, dass du nicht so ein Sport Fan bist, aber wenn wir alle zusammen dahin gehen, das ist doch geil!"

"Klar, ich bin dabei!"

"Wann ist das denn?", Shinya musste erst wissen, ob er dann überhaupt Zeit hatte.

"In genau einer Woche. Ich weiß, ich komme ein bisschen spät damit an, aber...und naja..ihr müsst auch jeder euer Ticket bezahlen..Das tut mir leid, ich würde sie euch gerne schenken, aber sie sind so teuer.."

"Das ist schon ok, ich würde sie auch nicht verschenken.", gab Shinya ehrlich zu. "Also ich nehme auf jeden Fall eine. Das Geld bringe ich morgen mit, ok?"

"Ich habe auch genug."

Kaoru nickte Kyo zu, zeitgleich wandte Toshiya sich an Die. "Wollen wir auch mit? Ich hätte eigentlich schon große Lust."

"Ich will auch."

"Du musst aber erst den Arzt fragen, ob du gehen darfst, weil du eh in letzter Zeit schwächer bist."

"Jaja, ich gehe noch heute ins Krankenhaus, ok?"

"Ok. Weil ohne dich macht es auch keinen Spaß."

Jedem wurde ein Ticket ausgehändigt. "Hier könnt ihr sie schon haben. Ich vertraue euch ja."

"Soll ich mit ins Krankenhaus gehen?", bot Toshiya Die seine Hilfe an, aber der verneinte.

"Nein, ich kann auch alleine gehen. Ich komme da ja fast besser klar als zuhause." Ein bisschen Sarkasmus musste ja auch mal sein. "Sag mal, Toshiya...du bist so ruhig..geht's dir noch schlecht?"

Totchi nickte zu der leise gestellten Frage. "Tja, kann man nichts machen.."

"Doch, es gibt bestimmt etwas, das ich für dich tun könnte."

"Nein.." >>Leider nicht.<<

Mit jeder Sekunde mochte Toshiya Kyo immer weniger. Seine bloße Anwesenheit reizte ihn und brachte ihn in schlechte Stimmung. Noch vor ein paar Wochen war alles so schön gewesen und plötzlich war Die zusammengebrochen und seitdem musste er den blonden, schlecht gelaunten Jungen ertragen. Wenn Die nicht zusammengebrochen wäre, wären sie sich wahrscheinlich nie begegnet. Vielleicht mal in der Stadt, aber da hätten sie sich eh nicht beachtet.

"Was ist denn los?", Kaoru zwängte sich zwischen sie. "Du hast auch schon mal besser ausgesehen, Toshiya."

"Ich weiß, mir geht's einfach nicht gut."

"Darf man fragen, was dich bedrückt?"

Es hatte sich ziemlich schnell herausgestellt, dass Kaoru sich aufführen konnte, als wäre er der Vater von den anderen. Schon durch sein Alter fühlte er sich verantwortlich, wenn er mit den anderen unterwegs war. Als Ältester musste man nunmal auf die anderen aufpassen, aber konnten sie sich nicht schon alle um sich selber kümmern?

Trotz dieses Einwandes fand Toshiya es auch irgendwo ganz witzig, wie besorgt Kaoru um sie war. Vielleicht hatte es auch schon damit zutun, dass er sie schlicht weg mochte...

"Gegen Liebeskummer kannst du sowieso nicht helfen.", beschwerte er sich. "Oder hast du ein Heilmittel dagegen? Wenn ja, zahle ich jeden Preis."

"Aahh.., Liebeskummer.", ein verständnisvolles Nicken. "Das ist schlecht. Wie lange schon?"

"Vier Jahre."

"Vier Jahre?!"

"Ja, mann."

Kein angenehmes Thema. Toshiya machte abweisende Gesten via Hand. "Ich mag nicht drüber reden, sorry."

"Ich will nur noch eben wissen, ob ich das Mädel kenne."

"Nein."

"Ok, aber..."

"Kaoru.", Toshiya klang ungewöhnlich ernst, war er doch sonst einer der albernsten, solange Kyo ihn nicht nervte. "Ich meinte das eben ernst, ja? Ich will nicht darüber reden."

"Ok.."

"Außerdem ist sie ein Kerl."

Mit dem stechendem Blick eines Detektivs wollte der traurige Junge überprüfen, wie angewidert Kao nun aussah.

Er fand ihn allerdings nur überrascht vor. Sollte er nicht eigentlich entsetzt und verklemmt wegrutschen, aus Angst, sich an dieser schrecklichen "Krankheit" anzustecken? "Bist du schwul?"

"Nein.", Toshiya ließ im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf hängen.

"Heey, selbst wenn! Nun zieh doch nicht so ein Gesicht!", er stupste den sensiblen Mann solange an, bis der wieder sein gewohntes Lachen hören ließ.

"Ist ja gut...nun lass mich doch in Ruhe...hey! Jetzt hör auf!"

Die prustete los, als Toshiya sich auf Kaoru schmiss und ihn durchkitzelte.

"Aufhören!!!! Bitte!", brachte der Attackierte unter Anstrengungen hervor, weil sein Lachen ihm die Kraft zum Sprechen nahm.

Die ließ sie lieber in Ruhe und gesellte sich zu Kyo, der sich ins Gras gesetzt hatte und nun wieder etwas in sein blaues Buch schrieb. Wie sollte er sich jetzt verhalten, seitdem dieser Kuss gewesen war?

Kyo reichte ihm das Buch, kaum saß er bequem. "Hier ist wieder was richtig schlecht gelauntes."

Gegen seine Erwartungen schlug Die es aber ohne was gelesen zu haben zu. "Ich werde es lesen, wenn du heute Abend bei mir pennst."

Die Erlaubnis seiner Eltern hatte er schon, jetzt brauchte er nur noch Kyo dafür.

>>Ich soll bei ihm schlafen? Junge...du weisst gar nicht, worauf du dich da einlässt! Bestimmt soll ich bei dir im Zimmer schlafen...ich..mit dir alleine...dann kette mich lieber vorher fest...obwohl...wenn ich erstmal festgebunden bin, kannst du dich gerne auf mich setzen und böse Sachen mit mir machen...Ich.bin.pervers.<< "Und deine Eltern?"

"Die wissen schon Bescheid und haben nichts dagegen. Hast du nicht Lust?"

"Ja, natürlich!" Da konnte er doch niemals abschlagen! Es war viel zu verlockend, eine Nacht bei Die verbringen zu dürfen und seine Fantasien drehten jetzt schon durch. Natürlich würde er ihn in echt aber lieber in Ruhe lassen.

"Meinst du, dass dein Vater es erlaubt?"

"Ist mir doch egal. Dann komme ich wenigstens mal weg von dem!"

Die Uhr zeigte drei Uhr nachmittag an. "Tja, wenn ich heute Abend alles bereit haben will, sollte ich jetzt langsam los, wollte ja noch ins Krankenhaus."

"Reicht da nicht ein normaler Arzt?"

"Nein, da sind die erforderlichen Geräte...also, kommst du so um sechs? Dann gibt's auch Abendessen."

"Ja, geht klar. Bis dann."

Während Die sich von den anderen verabschiedete, konnte Kyo sich kaum gegen die Freude wehren, die ihn ihm aufkam.

Doch genauso verspürte er auch ein unvergleichliches Verlangen. Und das duldete auch keinen Widerstand.
 

Auch er war über zwei Stunden später endlich daheim. Nachdem Die gegangen war, war er noch mit Shinya einkaufen gewesen, Kaoru und Toshiya waren zusammen im Musikladen, in dem man Kaoru schon mit Namen kannte.

Gerade erst in seinem Zimmer angekommen ließ er seine "Fuck off"-Tasche aufs Bett fallen und holte das neu gekaufte T-Shirt aus der Tragetasche, schnitt das Etikett ab und tauschte es sofort mit dem, das er anhatte. >>Das habe ich aber nicht gekauft, um Die besser zu gefallen. ÜBERHAUPT NICHT...<< Es war tailliert und durchsichtig blau. Ein bisschen trainierten Bauch hatte Kyo schon, egal wie er körperliche Anstrengungen hasste. "Das lasse ich dann einfach für heute Abend an...ich führe mich auf, als ob wir eine Verabredung hätten. Dabei sieht er mich auch morgen früh mit zerzausten Haaren und verschlafenem Gesicht...aber ich muss mich zurückhalten, klar? Keine Annäherungsversuche, oder so..<<

Harte Sache. Am liebsten wollte er seinen Die doch zu Boden drücken und sich mitsamt seiner aufgestauten Lust, die er nur durch ihn allein hatte, über ihn hermachen. Das wurde mit jedem Tag immer mehr und schlimmer, er dachte fast jede Sekunde an Sex mit ihm. >>Am besten lenke ich mich einfach von Sex ab. Und damit fange ich jetzt gleich an. Weiß auch schon, womit ich mich am besten abturne. Muss noch dem Alten Bescheid sagen, dass ich heute Nacht weg bin. Das wird ein Spaß.<<

Also auf ins Wohnzimmer.

Wie erwartet hockte sein Vater im Sessel und war förmlich in der Lehne versunken. In der rechten Hand hielt er eine Flasche Bier, in der anderen eine Zigarette.

"Hey, mann.", er baute sich vor ihm auf, trat versehentlich eine der leeren, rumliegenden Flaschen.

"Verschwinde.", dieses war das meistbenutzte Wort von ihm, wenn er schon so einiges intus hatte.

Kyo seufzte. "Ich schlafe heute Nacht bei einem Freund."

"Kaoru?"

"Nein, du kennst ihn nicht.", damit war genug gesagt und er machte schon die ersten Schritte in sein Zimmer zurück.

"Bleib hier, verdammt nochmal!!!", wetterte der aggressive Mann und schaffte es trotz Schwanken, auf beiden Beinen zu stehen.

Als er auf sein Kind zutorkelte, wich es ängstlich zurück, blieb aber bei ihm. Kyo wusste aus Erfahrung, dass er ihm in solchen Momenten besser gehorchen sollte. Ausgemacht waren die Erfahrungen von viel Angst und körperlichen Schmerzen.

Gegen seinen Vater hatte er keine Chancen, wenn es so weit kam. Flüchtete er, war er später dran. Sein Vater blieb direkt vor ihm stehen. "Ist das der, bei dem du jetzt schon dreimal warst?"

"Ja..."

"Warum gehst du nie zu einem Mädchen?"

Er konnte nicht fassen, was er sich da anhören musste. "Ich war schon oft genug bei Mädchen! Was soll das überhaupt? Das geht dich überhaupt nichts an!"

Ein Schlag, ausgeführt mit der riesigen Pranke des Mannes, traf seine linke Wange. Bei dieser unbändigen Kraft konnte er nur zurückfallen.

"Tooru!", ließ Herr Niimura es auf den Liegenden niederprasseln. "Ich bin dein Vater! Dein ganzes, scheiß Leben geht mich was an, weil ich es dir gegeben habe!", er zog ihn am Kragen wieder hoch, wogegen Kyo sich nicht wehrte. Noch zu benommen war er dazu und rieb sich die brennende Stelle im Gesicht. "Früher hast du mir immer erzählt, wo du hingegangen bist, nur diesen Kerl verheimlichst du vor mir!!"

Kyo konnte nur den Wuttränen nahe flüstern. "Früher..war ich ja auch ein Idiot.."

"Wer ist dieser Typ? Warum erzählst du nichts? Lässt du dich etwa von ihm ficken?!"

"Halt die Schnauze!"

"Ich will keine Schwuchtel in der Familie!", tobte der Mann.

"Welche Familie?!", Kyo schlug nun doch seine Hände weg und stürmte in sein Zimmer, schaffte es so gerade, den Schlüssel im Schloss herumzudrehen, bevor die Klinke herunter gedrückt wurde.

"Mach auf!", ein Klopfen gegen die Tür.

"Scheiße...", jedesmal war er wieder erschrocken, wenn so etwas passierte. Sein Körper zitterte schon wieder, wie ihm erst jetzt auffiel. Das hasste er. Die Angst in seiner Seele konnte er verstecken. Vor anderen, aber auch vor sich selbst.

Nur sein Körper...der verriet ihn. Er empfand es als puren Verrat. "Hör auf..", beschwor er flehentlich. "Bitte...das erlebst du doch mindestens einmal in der Woche...stell dich nicht so an.."

So wie er jetzt am Boden saß, klemmte er seine zitternden Hände zwischen seine Knie, die er fest zusammen drückte. Damit wollte er es lindern, verstecken. Er schrak heftig zusammen, als ein lauter, harter Schlag die Tür traf. "Wenn ich dich erwische, bist du dran!", drohte man ihm von der anderen Seite.

>>Die...bitte hilf mir doch...bitte..bitte hilf mir...Was versteht der denn schon von Liebe? Nichts...ich kann doch nichts dazu, dass ich dich liebe...für ihn bin ich nur eine scheiß Schwuchtel...nicht jemand, der liebt und dem er es gönnt.<<

"Ich liebe dich, Die...verdammte Scheiße...", schwor er es zum ersten Mal laut.

Tränen konnten so schrecklich sein. Auch diesmal waren es keine Tränen des Glückes, die Kyo durchs Gesicht strömten.

Damals, nach seiner unerfüllten Liebe zu dem wunderschönem Mädchen aus seiner Schule, hatte er sich geschworen, sich nie wieder in jemanden zu verlieben.

Doch war es wieder passiert. Noch schlimmer als zuvor. Und dazu noch ein anderer Junge.

Aus Angst vor Schmerzen in seiner Seele bevorzugte er den körperlichen, also kratzte er sich mit hastigen Bewegungen einzelne, noch nicht verheilte Schnitte an seinem Arm wieder auf, wartete sehnsüchtig auf etwas Blut, das seine Taten bestätigen sollte.
 

Man hätte meinen können, Kyo hätte es sich nun doch anders überlegt und wollte Die lieber nicht besuchen. Warum aber sollte man sich gegen seine Sehnsüchte stellen, die ihre Rache dafür in tiefem Schmerz gezeigt hätten?

Mit einem alten, aus dem Schrank erkramten Rucksack, der vollgestopft war mit den nötigsten Sachen, klingelte er am Hause Andou.

"Hallo!", ein ganz anderer Vater als der eigene öffnete ihm. Es war Die's, den er gerne als Erziehungsberechtigten gehabt hätte. >>Diesen Mann könnte ich als Vater richtig lieben...ich habe ihn jetzt schon gerne...das ist echt primitiv.<<

"Hallo..", so richtig gute Laune konnte er nicht aufbringen.

"Was hast du denn da?", Herr Andou deutete auf seine Wange, die ein ungesundes Blau angenommen hatte.

"Oh..da..naja...ich habe mich geprügelt."

"Typisch kleine Jungs in deinem Alter..", er trat grinsend zur Seite und Kyo marschierte durch in Die's Zimmer. Doch der war dort gar nicht. Er ließ seine Tasche fallen und ging wieder in den Flur, wo Herr Andou was zu suchen schien. Fast schon panisch wühlte er sich durch das Wandregal.

"Suchst du was?", bot Kyo seine Hilfe an.

"Ja, mein Autoschlüssel ist weg!"

"Der da?", der junge Besucher hob einen Schlüsselbund vom Boden auf und gab ihn ihm.

Herr Andou schaute ziemlich dumm. "Ja, genau! Muss mir wohl aus der Tasche gefallen sein.."

"Wo ist Die?"

"In der Küche. Danke nochmal."

Die schluckte gerade zwei Tabletten per Wasser runter, versteckte aber schnell das Glas hinter seinem Rücken, als Kyo plötzlich durch die Tür kam. "Oh, hi!"

"Tach Tach. Brauchst dein Glas nicht verstecken."

"Jaja..", eigentlich wollte Die, dass Kaoru, Shinya und ganz besonders Kyo so wenig von seiner Krankheit mitbekamen, wie nur möglich. Aber das klappte wohl nicht so ganz.

"Wo ist denn deine Ma?"

"Die ist nicht zuhause, die ist schon im Wochenendhaus. Da schlafen meine Eltern heute Nacht. Die wollten gleich die Chance nutzen und etwas alleine sein.", er verdrehte vielsagend die Augen, Kyo schloss sich dem an. >>Na, die können wenigstens Spaß haben. Ich muss meine Hose zulassen und da habe ich bestimmt keinen Bock drauf.<<

Und so wie Die nun vor ihm stand, war das auch wirklich nicht gerade ein leichtes. In der schwarzen Hose und dem roten Oberteil sah er einfach nur zum anbeißen aus. >>Hey, ich wollte doch nicht an Sex denken..außerdem ist es unnormal, dass man als Typ nen anderen Kerl so angafft.<<

Da brachte ihn tatsächlich etwas auf andere Gedanken. Er erschrak fast zu Tode, als plötzlich was hinter Die's Beinen herlugte.....zwei kleine Augen sahen ihn an. "Die!!", rief er erschrocken, fiel zurück gegen die Wand und zeigte zu dem Etwas. "Da...da..", stotterte er fassungslos. "Da..ist..ein Waschbär!!"

Die smilte nur fröhlich. "Ach ja, ich habe dir ja noch nie von der Kleinen erzählt!"

"W-Was?", Kyo war sich nicht sicher darüber, ob er jetzt Angst haben musste.

Das kleine Tier ließ sich von Die streicheln, als er sich zu ihr runterbeugte. "Das ist Miggy und eine Waschbärdame."

"Das ist jetzt ein Scherz, oder?"

"Nein.", rief Die beschwörend. "Sie stand eines Tages hier und hat sich wohl irgendwie in meinen Dad verknallt. Seitdem kommt sie jeden Tag hierhin, ist wahrscheinlich früher aus irgendeinem Circus abgehauen. Man könnte aber sagen, dass sie hier wohnt."

"Ihr lasst einen wilden Waschbären in euerm Haus rumrennen?", Kyo beruhigte sich langsam und beobachtete, wie Die die Kleine auf seinen Arm hob. Und sie wehrte sich nichtmal, ganz im Gegenteil.

"Wir waren schon ein paar Mal beim Tierarzt, sie ist gesund, also keine Sorge. Und so wild ist sie auch nicht mehr, sie ist wirklich erzogen."

"Die lässt sich einfach von euch zum Tierarzt verschleppen?", langsam, aber wirklich nur langsam, kam Kyo wieder näher.

"Nein, nur von meinem Dad. Sie ist ganz verrückt nach ihm. Was meinst du, was hier los war, als sie aufeinmal aufgetaucht ist? Er hat Fernsehen geguckt, hatte die Terrassentür aufgehabt und plötzlich ist sie auf seinen Schoß gesprungen. Was meinst du, wie der gebrüllt hat?"

"Echt?", Kyo konnte wieder lachen, ganz egal, was vorher noch passiert war.

"Ja, das war echt total witzig! Er ist dann quer durch das ganze Wohnzimmer geflüchtet, aber sie ist hinterher gerannt.", Die brach die letzte Distanz zwischen ihnen. "Willst du sie mal streicheln?"

"Beißt sie denn?", gerne wollte Kyo mal über das graue Fell streichen.

"Nein, sie ist wirklich total ruhig und richtig verrückt nach Menschen."

Miggy schnupperte erst an Kyo's ausgestreckter Hand, dann ließ sie sich gerne von ihm streicheln.

"Ich glaube, sie mag dich."

"Meinst du?"

"Ja, klar! Sonst hätte sie dich schon verjagt."

"Ich dachte, sie ist brav?"

"Ist sie ja auch. Meistens."

Zusammen setzte sie sich in Die's Zimmer und Kyo konnte gar nicht mehr aufhören, Miggy zu streicheln. "Schön weiches Fell."

Bei seinem Waschbär-Verwöhnprogramm merkte er gar nicht, wie nah er Die gekommen war. Er saß schon fast auf seinem Schoß.

Die hätte ihn gerne wieder geküsst. Seine Schüchternheit gewann aber wieder das kleine Duell gegen die heimlichen Wünsche.

"Und Miggy wohnt bei euch?"

"Könnte man so sagen. Sie kommt und geht wie sie gerade Lust hat. Früher ist sie sofort wieder abgehauen, wenn mein Dad nicht da war, aber mittlerweile kann sie Mum und mich auch leiden."

"Das ist ja echt cool.", Kyo kraulte Miggy's Kinn. "Du bist ein komisches Vieh, weisst du das?"

"Die ist einfach nur verknallt in Dad."

Miggy krallte sich an Die's T-Shirt fest, als er sie absetzen wollte.

War schon lustig zu sehen, wie der dann versuchte, sich von ihr loszumachen, fand Kyo. Dabei rutschte das Shirt immer höher und er konnte die blasse Haut seines dünnen Oberkörpers ein wenig sehen. >>Ey Miggy, mach weiter so!<<

"Miggy, lass los.", verlangte Die genau das Gegenteil von dem Waschbär und schaffte es nach kurzer Rangelei, sein Shirt vorm Einreissen zu retten. Er setzte die kleine Waschbärdame vor seinem Zimmer auf den Boden. "Na los..", sanft stieß er sie an, als sie fragend zu ihm hochguckte. "Plünder wieder den Kühlschrank...wenn du ihn auf kriegst."

Sie schien wohl zu verstehen, dass sie die beiden Jungs alleine lassen sollte und tapselte davon.

"Echt cool.", fand Kyo. "Hättest sie mir ruhig früher zeigen können."

"Ja, nur manchmal ist es echt anstrengend mit ihr. Wenn du irgendwas hast, was sie haben will, geht echt ein Kampf los. Nur mit meinem Vater teilt sie alles."

"Mit der stimmt was nicht, aber das ist das Coole an ihr.", Kyo ging zu Die's Gitarre, nahm sie und legte sie dann seinem Freund auf den Schoß. "Spielst du mir was vor?"

"Nö. Du singst mir ja auch nie was vor."

Tatsächlich hatte er schon mehrmals um eine gesangliche Darbietung gebeten, aber Kyo war ihm immer ausgewichen. Und obwohl doch alle fünf zusammen eine Band gründen wollten, ist es bis zu diesem Tag immer noch nicht dazu gekommen. Das lag wohl daran, dass sie sich erstmal in Ruhe kennenlerne wollten.

Ganz ruhig ließ Die seine Finger über die Saiten streifen, spielte aber nichts.

"Bitte, nur einmal."

Irgendwie musste man ja davon ablenken, dass man nun viel lieber küssen und nackte Haut sehen wollte. Außerdem...über den Kuss im Park hatten sie auch noch gar nicht geredet.

"Nein. Erst singst du mir was vor. Außerdem gibt es gleich..."

"Juungs, es gibt Essen!"

"Genau das."

Kyo konnte sich Die's Lachen ein bisschen anschließen, aber so fröhlich bekam er es noch nicht hin.

Hatte er es verlernt? Oder gar nie gekonnt?

>>Keine Lust, jetzt darüber nachzudenken. Muss ich immer depressiv sein, oder was? Ich bin jetzt hier bei Die und bei ihm bin ich glücklich. Bin später wieder depressiv genug, weil ich nicht bei ihm bleiben kann, weil ich immer irgendwann nach Hause muss..weil er so krank und deswegen so traurig ist..weil ich vielleicht nie eine Chance haben werde..<<

"Kyo, wie lange willst du noch da stehen bleiben?"

"Oh, sorry..." >>Die, ich liebe dich und das macht mich einfach fertig...ich habe Angst....Ich glaube, ich sollte besser wieder abhauen...wenn ich eh Angst vor Vertrauen und so habe..das wird nichts..<<

Trotz dieser Worte folgte er ihm ins Wohnzimmer, wo Herr Andou gerade mit Tisch decken fertig war. "Lasst es euch schmecken und macht euch ein schönes Wochenende."

"Danke..", Kyo setzte und bediente sich. >>Wollte ich nicht abhauen? Verdammt..ich kann nicht...mein Herz zerreisst, wenn ich nicht bei ihm bin...verdammt...Habe ich schon jemals so geliebt? Jemals..? Verdammt, verdammt, verdammt!!!!<<

"Bis dann, Dad.", Die und der Angesprochene gaben sich eine typische Männer-Umarmung.

"Nimm deine Medizin, ne?"

"Jaja.."

"Soo..", Herr Andou, mit Vornamen Tetsuya, schaute sich um. "Wo ist Miggy? Die war doch eben noch hier, oder?"

"Ja. Ich glaube, sie rennt in der Küche rum."

"Was ist denn?", wollte Kyo wissen.

"Naja, wenn sie mich jetzt sieht, komme ich nicht mehr lebend aus dem Haus."

Die erklärte weiter, während sein Vater schnell verschwand. "Miggy hat mittlerweile kapiert, dass Papa ne Weile weg ist, wenn er durch die Haustür geht. Und dann tut sie alles, damit er zuhause bleibt."

"Das ist echt der Hammer.", er schaufelte sich schon gierig das Abendessen rein, bestehend aus Reis und Curryhuhn. Hin und wieder nahm er auch etwas von dem Salat, der in einer kleinen Schüssel neben seinem Teller stand.

Auch Die bediente sich endlich, aber weitaus anständiger. >>Was..macht er denn da?<< "Ähm..Schmeckt es dir?"

"Ja, ist echt super! Und der Salat mit dem Joghurtdressing ist echt geil! Hat dein Vater das gemacht?"

"Nein, Mum..ist noch von heute Mittag..ist nur aufgewärmt.."

"Echt gut!"

Die hielt ihm einen kleinen Korb mit ein paar Scheiben Baguette hin. "Willst du?"

"Oh ja, danke!", die genommene Scheibe wurde sofort in den Dressing getunkt, bevor Kyo einen großen Bissen nahm. Da bemerkte er endlich Die's verblüfften Blick. "Entschuldige..", erst jetzt begriff er, wie er sich gerade aufgeführt hatte. Leicht verstohlen legte er die Gabel hin. Bei den Andou's wurde sehr viel westlich orientiertes gegessen und dazu passten Stäbchen nicht so ganz, die deshalb kaum noch aus der Schublade geholt wurden. Lag vielleicht daran, dass sie immer in Europa Urlaub machten, wie Die ihm mal erzählt hatte. "Ich sag dir am besten gleich, was Sache ist. Ich kriege zuhause nicht so leckere Sachen. Und wenn ich hier essen darf..tut mir leid, aber das ist so lecker..diesmal konnte ich mich nicht beherrschen."

"Ach so..naja, wenn dein Vater nicht kochen kann..", bemerkte der Ältere vorsichtig.

"Der kann nichts außer saufen."
 

"Wo ist eigentlich Die?"

Kaoru, Shinya und Toshiya saßen zusammen im Kino und warteten darauf, dass es endlich dunkel wurde und die nervige Werbung durch wäre, damit der Film beginnen konnte.

"Diese Frage kommt wirklich früh, Kaoru.", Shinya bediente sich an seinem kleinen Popcorn. "Hast wiedermal nur an deine Gitarre gedacht, stimmt's?"

Toshiya, der zwischen ihnen saß, nahm per Strohhalm einen Schluck von der großen Cola, die Kao in das Kino geschmuggelt hatte. Die teilte er sich mit Toto, nur Shinya hatte sich als ehrlicher Mensch erwiesen und eine Flasche im Kino gekauft, die anderen beiden nur das Popcorn. "Die hat Besuch von Kyo. Über Nacht. Hat er mir eben am Telefon gesagt."

"Oh..hey, die beiden stehen aufeinander, kann das sein?"

>>Muss das jetzt sein? Ich bin schließlich hier, um mich von meinem Geheule abzulenken.<< Toshiya seufzte. "Ich glaube schon...Können wir nicht über was anderes reden?"

"Du kannst Kyo nicht leiden, analysiere ich dein Verhalten richtig?"

"Shinya..du redest wieder so komisch..", Mist, er war zwischen ihnen gefangen. "Wenn ihr ihn verteidigen wollt, kann ich das verstehen. Aber ich mag den Gedanken nicht, dass er was mit Die hat."

"DAS kann ich verstehen, wenn man Kyo nicht so gut kennt.", Kaoru nahm sich ein bisschen Popcorn, kaute ne Weile, schluckte es runter und sprach weiter. "Aber du versuchst ja auch gar nicht, hinter seine harte Schale zu blicken, Toto. Er ist wirklich sehr sensibel. Und..."

"Ja, das weiss ich ja. Aber..."

Er verstummte vollkommen und Kaoru sah ihn von der Seite an. "Ich kapier das nicht."

"Wieso nicht? Ist es nicht logisch, dass ich Die beschützen will? Es haben sich schon viele anfangs so für ihn eingesetzt wie ihr es jetzt tut, und hinterher haben sie ihn einfach sitzen gelassen."

"Das gleiche kennen wir von Kyo. Er wurde auch schon oft allein gelassen. Trotzdem geben wir Die die Chance und auch das Recht, ihn kennenzulernen."

"Kyo ist aber auch nicht so naiv wie Die. Der gibt nämlich jeden die Chance. Er würde sie sogar Leuten geben, die 'Ich lasse dich spätestens in zwei Monaten fallen' im Gesicht stehen haben."

"Ok.", das sah Shinya ein. "So ist Kyo ja nun wirklich nicht. Er ist das Misstrauen in Person."

"So oder so ist Kyo mir einfach zu komisch. So schnell werde ich mich nicht an ihn gewöhnen."

Die Lichter gingen aus und alle bis dahin Redenden verstummten, nur Kaoru meinte, noch rumflüstern zu müssen. "Lassen wir einfach die Zeit walten. Ich persönlich finde es nicht schlimm, wenn sie sich mögen. Im Gegenteil, ich würde mich besonders für Kyo freuen. Er mag Die."

"Jaja..", brummelte es nur neben ihm. Toshiya schien das wohl nicht sonderlich zu erfreuen.

>>Warum ist er so dagegen?<< Shinya übersah die Werbung und dachte nach. >>Das er Die beschützen will, kann doch nicht alles sein. Dann würde er doch irgendwann akzeptieren, dass Die Kyo mag. Und das tut er ja auch, sonst hätte er sich nicht von ihm küssen lassen. Ich hatte da eher mit Geschrei und Beleidigungen gerechnet. Ist ja nicht alltäglich in dem Leben der meisten Jungs, von einem anderem Kerl geküsst zu werden. Was hat Toshiya also für ein Problem? Ist er eifersüchtig, weil er jetzt nicht mehr der einzige Mensch in Die's Leben ist? Ich komme da einfach nicht mit.<<
 

"Wow, das war echt gut.", Kyo strich sich über den Bauch, kaum saß er auf der weißen Couch im Wohnzimmer. Dort hockte er echt gerne.

Die räumte noch den Tisch ab. Erst hatte Kyo ihm helfen wollen, aber er hatte ihn abgewimmelt: "Gibt's nicht! Besuch hilft nicht bei der Hausarbeit! Oberste Regel in diesem Haus!"

Die Tür zur Küche war kaum einen Spalt weilt offen, als Miggy sich schon hindurch zwängte. "Oh.", Die droppte. "Hab ich dich eingesperrt? Sorry, gar nicht dran gedacht." >>Wenn Kyo hier ist, kann ich überhaupt nicht mehr klar denken. Das muss man mir verzeihen. Ich bin halt verliebt.<<, schnell räumte er die Spülmaschine ein. >>So ist es also, wenn man so richtig verliebt ist. Da ist das, was ich bisher gefühlt habe echt nichts..nur Schwärmerei....So langsam kann ich auch den Schmerz und die Sehnsucht richtig nachempfinden, die Toshiya durchmacht..<<

"Nein, das ist meine Cola!"

Kyo. Nicht gerade begeistert.

>>Miggy...<<, mit dieser Vermutung machte Die sich grinsend auf ins Wohnzimmer.

Und richtig: Kyo-immer noch auf der Couch-hielt sein Glas hoch in die Luft, damit Miggy, die auf seinem Schoß saß, nicht dran kam. Gierig streckte sie sich hoch und benutzte auch seine Schulter als Stütze, um sie besser zu erreichen. "Nein!", quietschte Kyo, der gar nicht wusste, ob Waschbären sowas überhaupt trinken durften. Der auf seinem Schoß schien aber ziemlich geil darauf zu sein. Er lehnte sich rüber und hielt das Glas nun über die Lehne der Couch, als er endlich Die vor sich stehen sah, der ihm guter Dinge dabei half, das Tierchen loszuwerden. "Miggy, du sollst doch keine Cola trinken. Zum tausendsten Mal."

So nah wie eben war Kyo niemals zuvor einem Waschbären gewesen, aber das der auch noch an ihm rumkletterte und nicht scheu war...>>Aber irgendwie echt cool! Das macht echt Spaß! Vielleicht sollte ich mir auch mal ein kleines Tierchen anschaffen.<<

Miggy wurde nach draußen befördert und saß nun vor der geschlossenen Terrassentür. Wäre sie ein Hund, hätte sie wohl nun kläglich gejault.

"Die Arme..", Kyo empfand Mitleid mit ihr. "Lass sie wieder rein."

Gelassen setzte er sich auf die Sofalehne.

"Oh..ich dachte, dir ist egal, was mit anderen ist? Machst du etwa bei Tieren eine Ausnahme?"

"Tiere sind oft treuer als die Menschen. Ich hasse es...", er nahm einen Schluck des koffeinhaltigen Getränks und fluchte irgendwas unverständliches in sich hinein. "Da würde mich doch echt interessieren, wie Miggy mit dem tollen Toshiya klar kommt."

"Toshiya war schon als Kind verrückt nach Waschbären, er hatte sogar ein Waschbärkuscheltier."

"Also hat er sich gefreut.", das bedeutete nicht, dass das auch Kyo gefiel. Ihm wäre es ehrlich gesagt sehr lieb gewesen, wenn Miggy Totchi nicht leiden konnte, denn das würde seine Meinung über ihn bestätigen.

"Jedenfalls mag Miggy Toshiya sehr gerne."

>>Och menno.. Dann halt nicht. Hab keinen Bock, mich darüber aufzuregen.<<

Auch Die dachte nach, öffnete dabei die Tür, um Miggy wieder herein zu lassen. >>Ich muss mal mit ihm über Toshiya reden. Bei dem hat's ja echt nicht geklappt..<<

Dieses Vorhaben musste aber auf später verschoben werden, weil Miggy sich gleich wieder auf Kyo stürzte. Mit einem großen Sprung hing sie wieder an ihm, wobei er so erschrak, dass er zurück auf die Couch fiel.

"Mann!", der Rothaarige packte sie sich wieder. "Hör jetzt auf!"

Mit einem Zeigen zur Tür hatte es ihr endlich verständlich gemacht. Vielleicht etwas beleidigt tappelte sie wieder in ein anderes Zimmer, aber wusste bestimmt auch, dass sie sonst wieder rausgeschmissen werden würde.

"Es tut mir echt leid.", peinlich berührt hob Die Kyo an den Armen hoch.

Jetzt grinste ausnahmsweise mal der und schüttelte den Kopf. "Ich fand's lustig."

"Hey..", Die sank neben ihn. "Was hast du denn da im Gesicht..?"

>>Mist...<<, Kyo drehte sich so, dass Die es nicht richtig sehen konnte. "Tja...willste die Wahrheit hören?"

"Das war dein Alter, stimmt's?"

"Ja.."

"Warum?"

"Einfach so. Er glaubt wohl, das müsste mal hin und wieder sein."

"Gerade eben erst, oder?"

"Heute Mittag hatte ich es noch nicht.", gab Kyo unwirsch zurück. "Oder haste da schon was gesehen?!"

Diese Härte und das Aggressive erschreckten Die, weil es bisher noch nie so gegen ihn gerichtet war. "Sorry...", kleinlaut stand er lieber auf, als sich der Ausdruck in dem anderem Gesicht immer noch nicht geändert hatte. "Ich will doch nur helfen.."

"DU kannst da sowieso nicht helfen!", warum Kyo seine Wut aufeinmal nicht mehr zurückhalten konnte, verstand er selber nicht. Es passierte nunmal manchmal das er überkochte und es an anderen ausließ. Dieses Mal war es vielleicht auch, weil er sich für seine Herkunft schämte. "Was willst du schon davon verstehen? Dein Leben ist perfekt! Du weisst nicht, was bei mir abgeht!", sprudelte es unaufhaltsam aus ihm.

"Mein Leben soll perfekt sein?!"

Oh, auch Die konnte laut werden, was Kyo so sehr überraschte, dass er den Mund nicht mehr aufbekam.

Die sah wirklich skeptisch aus. "Warst du nicht derjenige, der gesagt hat, dass mein Leben nicht real wäre? Warum sagst du dann jetzt, dass es perfekt ist?"

Stimmte ja..."Scheinst ja richtig an diesem nichtmal realen Leben zu hängen!", hatte Kyo nach ihrem Kennenlernen gegröhlt.

Das konnte er jetzt nur reumütig zurücknehmen. "Entschuldige..", er stand auf und senkte den Kopf. "Ich raste so schnell aus und da ist das so aus mir rausgerutscht...Sorry..."

"Schon gut.", Die konnte ebenso schnell verzeihen. "Aber ich wollte nur helfen."

"Ich weiß...ich mag nur nicht so gerne darüber reden, weil ich mich schäme...für ihn und für alles andere..."

"Bei mir musst du das aber nicht..", Die fasste sich an die eigene Wange. "Darf ich mal sehen?"

"Hmh.", Kyo stellte sich zu ihn schloss die Augen, als Die sich zu ihm runterbeugte, um den Fleck genauer zu inspizieren. Er wollte ihn nicht sehen, nicht so nah. Wollte nicht wissen, wie nah sich ihre Lippen schon waren, die er gerne wieder geküsst hätte. So lief er auch nicht Gefahr, dass er sich in einem Anflug aus Sehnsucht und vielleicht auch Geilheit, auf ihn gestürzt hätte.

"Mann, das wird morgen echt weh tun. Dein Dad muss echt Kraft haben."

"Hat er auch...meine Größe habe ich bestimmt nicht von ihm..."

"Warte, ich hole ne Creme."

Konnte Kyo die Augen wieder öffnen? Nichts übereilend öffnete er zuerst das linke und als er wirklich keinen Die mehr neben sich vorfand, auch noch das rechte. >>Wow....ich stecke echt in der Klemme....Ich will dich....Und deine Fürsorge macht dich nur noch interessanter..<<

Keine Zeit für weitere panische Gedanken, denn Die war zurück. "Komm, wir gehen in mein Zimmer."

Und wer empfing sie dort?

"Hallo Miggy."

"Miggy....", das war Die. "Willst du nicht mal langsam wieder gehen?"

"Lass sie doch."

"Ich glaube, die findet dich total interessant und will deswegen nicht gehen."

Kyo wurde befohlen, sich auf den Schreibtischstuhl zu setzen.

"Ähm...", Die beschäftigten Zweifel. "Dann..hier ist die Creme."

Kyo hatte gehofft, dass Die das machen würde, doch der wollte wohl nicht. Aber das war ihm egal, wie das meiste auf der Welt. "Kannst du das nicht machen?"

"..Na gut..", auf der anderen Seite bemerkte man Kyo's fieses Grinsen und das machte Die nur noch nervöser. >>Na gut....na gut.....dann mache ich das halt....na gut...<< Vorsichtig verteilte er ausreichend Heilcreme auf zwei Fingern und strich es dann über die leicht blaue Wange. Gerne wäre er mit der gesamten Hand durch das blonde Haar gefahren, hätte es gestreichelt und vielleicht sogar geküsst. Nur...er war zu schüchtern und das führte dazu, dass er nur davon träumen konnte. "Tu ich dir weh?", fürsorglich kniete er sich vor ihn und versuchte, die Creme so sanft wie möglich weiter aufzutragen.

"Nein, alles ok." >>Bestimmt genießt er es, dass er sich mal um jemanden kümmern kann. Sonst ist es ja eher umgekehrt.<< Wieder schweifte er mit den Gedanken ab. >>Ich habe ziemlich früh kapiert, dass du echt genervt reagieren kannst, wenn man dich zu oft fragt, wie es dir geht. Dir ist bestimmt schon aufgefallen, dass ich möglichst so tue, als ob nichts wäre.<<

Die blühte bei der Fürsorge auf, vergaß bei seiner Sorge sogar seine Scheu.

>>Vielleicht ignoriere ich auch gerne, dass du krank bist, weil ich unsicher bin. Wie soll ich dir helfen, wenn's hart auf hart kommt? Es passt mir eh nicht, dass ich Toshiya in was nachstehe.<<

Drangsalierender Gedanke für ihn. Sein Traum war es, dass er so eine große Stütze für Die sein konnte, dass Toshiya neben ihm verblasste. Dann würde Die nur noch ihn beachten. Leider wollten Wünsche nie so richtig in Erfüllung gehen. >>Er und dieser Idiot..sie sind ein Herz und eine Seele..kann ich ja auch verstehen, aber...<<

Die Erinnerungen an Die's Schwächeanfall beschäftigten ihn immer noch. Voranschreitend aber auch die überreizte Eifersucht auf Toshiya. >>Das nächste Mal werde ich alles nur erdenkliche tun, um Die zu helfen. Ich werde mich nicht von der Angst und dem Schrecken dazu verleiten lassen, in der Ecke zu stehen. Alles was ich will, ist, Die zu beschützen.<<

Die war zufrieden mit Kyo's nun glänzender Wange und schraubte die Tube wieder zu-nichtsahnend, was Kyo zu seinem Wohlwollen im Stillen geschworen hat.

Womit er auch gleich anfing.

"Du warst doch heute im Krankenhaus, oder?"

"Ja, war ich."

Miggy hopste auf Die's Schoß, wollte verwöhnt werden und bekam auch gleich Streicheleinheiten. Genüsslich rollte sie sich zusammen.

"Und? Darfst du mit zu dem Spiel?"

"Ja, das geht klar."

Damit gab Kyo sich nicht zufrieden und auch auf die Gefahr hin, dass es Die ein bisschen schlauchen würde, wollte er nun etwas genauer hinterfragen. "Was passiert denn, wenn du dahin gehen würdest, ohne dass du es darfst, weil dein Arzt meint, dass es zu riskant ist?"

"Zusammenbruch. Oder ich werde krank."

"Wie, krank?"

Sollte das jetzt ein Verhör werden? Die verstand nicht ganz, wollte aber ausnahmsweise mal Rede und Antwort stehen. "Ich werde schneller krank als alle anderen."

"Aha.."

"Und wie die Ironie des Schicksals es will, ist es bei mir auch schlimmer als bei euch."

"Und was hat der Arzt heute gemacht?"

"Tja, der hat meinen schwächlichen Körper untersucht. Ist aber alles ganz ok. Ich soll nur viel sitzen. Das war's."

"Und wieso läufst du Gefahr, zusammen zu brechen?"

"Wie gesagt, ich habe einen ziemlich schwachen Körper und kann zu großen Belastungen nicht standhalten. Zum Beispiel Sport. Ist nicht drin. Oder Schule. Oder Arbeiten. Und wenn's zu viel wird, lege ich mich einfach mal unfreiwillig lang."

War klar, dass Kyo die nächste Frage sofort nach dieser Erklärung einfiel. "Kannst du denn Sex haben?"

"Weiß nicht...Darf nicht zu anstrengend für mich sein.."

Kyo grinste. "Also kein wilder Ritt oder zu schnelles..."

"Jaja, genau so.", brachte Die hastig dazwischen und errötete. Mit Kyo musste sowas ja nicht unbedingt besprochen werden, wenn man es viel lieber TUN würde. >>Mit Kyo...schlafen....aber er will bestimmt nicht so einen, der kaum was machen kann...<<

Vielleicht ein Themenwechsel? "Warum hat dein Vater dich geschlagen?"

Direkt und fordernd. Kyo konnte es deutlich in seinen Augen lesen-Die wollte eine vernünftige Antwort. Kein Ausweichen oder Rumgelüge. "Wir waren uns mal wieder nicht einig. Er meinte, dass ich ihm von dir erzählen soll, bevor ich bei dir pennen darf. Und das wollte ich nicht. Und da hat er halt ausgeholt."

"Arschloch.", fluchte Die.

"Bingo."

War zwar nicht ganz die richtige Antwort, weil etwas fehlte, aber wenigstens war es sonst die Wahrheit. "Hey Die...müssen wir denn wirklich Angst haben, dass dir mal was passieren kann?", hakte er traurig nach. "Und jetzt sag auch und quassel nicht lange um den heißen Brei herum.."

"Nun ja...", dem Jungen wurde es unangenehm. "Vielleicht ja. Leider besteht die Angst immer...aber ich habe dir ja schon bei unserem Kennenlernen gesagt, dass die Medizin von heute..."

"...ziemlich verlässlich ist.", vervollständigte Kyo.

"Ja...aber trotzdem...sie ist halt manchmal auch machtlos...Das will ich zwar nicht so wahrhaben, aber es ist so...."

"Ja.", das gefiel dem Besucher nicht und stimmte ihn nur noch pessimistischer.

"Kyo, sei nicht traurig....meinst du, es wäre besser, wenn wir uns doch nicht anfreunden?"

Die fühlte sich nicht mehr wohl, doch plötzlich grinste Kyo.

"Niemals! Ich werde dir helfen! Außerdem sind wir scon längst Freunde. Und jetzt gucken wir nen Film..."

'...um uns abzulenken', hätte er eigentlich noch gerne hinten dran gehängt.
 

"Immer herein spaziert."

Shinya sah sich in Toshiya's Räumlichkeiten um. Kaoru war leider nicht mehr bei ihnen, weil er nach Hause wollte, um noch was zu erledigen. "Tja, ich würde mal sagen: Wiedermal nicht aufgeräumt."

"Du bist echt blöd.", lachte Totchi und deutete zum Schreibtischstuhl. "Setz dich. Willst du was trinken?"

"Nein, danke. Ich möchte mal lieber son paar Sachen wissen. Warum bist du gestern einfach weggelaufen?"

"Du fällst ja gleich mit der Tür ins Haus.", doch erschrocken war Toshiya nicht darüber. Im Gegenteil: Er hatte damit gerechnet und legte sich aufs Bett. "Tja...Es tut mir weh, andere Pärchen beim Küssen zu sehen."

"Weil du selber unglücklich verliebt bist, oder wie meinst du das?", Shinya war außer Sicht von ihm und konnte so ungehindert einen Collegeblock von Toshiya aufschlagen, der auf dem Tisch lag. Ein Foto von Die mit Totchi zusammen lag darin. Er hob es höher. Die beiden Jungs hatten die Arme umeinander gelegt und mit einem Peace in die Kamera gegrinst. Er entdeckte noch was. >>Was soll das denn?<< Eindeutig war es Toshiya's Handschrift, die das Wort auf das Bild gebannt hatte. "Traitor". Und darunter ein Pfeil zu Toshiya. >>Verräter..? Wieso soll er denn ein Verräter sein?<<

Der "Verräter" redete weiter. "Ist nicht jeder mal unglücklich verliebt?"

>>Auf diesem Bild lächelt Toshiya so sanft....so ist er immer in Die's Gegenwart. Wenn man das so sieht, glaubt man kaum, dass er so streitsüchtig in punkto Kyo sein kann.<< "Und du bist es schon seit vier Jahren."

"Kaoru hat es dir erzählt, stimmt's?", man seufzte.

"Ja. Hey, warum nennst du dich einen Verräter?", Shinya hielt das Foto hoch.

"Hey mann..", Toshiya seufzte. "Wühl doch nicht in meinen Sachen rum..."

"Meinst du Verräter, weil du dich in einen Jungen verknallt hast und dich somit von der Normalität abwendest?"

"Ja, genau das." >>Shinya, Shinya....Du hast mir gerade das Lügen abgenommen...Ich bin ein Verräter, weil ich jemanden liebe, der das nicht erwartet und auch bestimmt nicht will..<<

"Ich finde es echt schade, dass du dich nicht mit Kyo verstehst. Und du warst wirklich von Anfang an so komisch zu ihm. Warum?", Gespannt lehnte er sich vor und zog den Mund zu einem Lächeln. "War er dir sofort unsympathisch?"

"Ja, allerdings.", Toshiya drehte sich auf die Seite, um ihn besser ansehen zu können.

"Aber Die mag ihn..Hör doch auf, dich als seinen Beschützer hinzustellen. Lass Die sein Leben selber leben."

"Das tue ich doch auch. Oder siehst du etwa, wie ich alles dagegen tue, dass sie sich treffen? Nein, ich weiss, dass sie gerade alleine sind und bitte! Wenn es Die's Wille ist."

"Es ist auch Kyo's Wille."

"Der ist mir egal." >>Du verstehst das nicht....Klar will ich Die beschützen, aber in erster Linie bin ich eifersüchtig. Ich bin nur so dagegen, weil mein Herz zersplittert. Weil ich sterbe..innerlich sterbe....Bestimmt haltet ihr mich für ein missgönnendes Arschloch, aber es sind meine Gefühle, die mich leiten.<<

"Kao und ich machen uns einfach unsere Gedanken. Wir stehen so zwischen all dem und wissen nicht, was wir tun sollen."

"Tut mir leid. Bestimmt findet ihr, dass ich ein schlechter, missgönnender Mensch bin."

Shinya sah Toshiya an, dass er traurig wurde. Augenblicklich hatte er mit seinem Röntgenblick heraus gefunden, dass das Toshiya sehr nahe ging. "Nein, das denken wir echt nicht. Wir fragen uns nur, warum du nicht einfach hinter Die stehen kannst, wenn er sich so gerne mit Kyo trifft."

"Weil ich Angst um ihn habe. Weil er so oft verletzt wurde. Von Leuten wie mir, dir und solchen wie Kyo."

"Alle möglichen Menschen halt."

"Du hast das ja auch nicht mit ansehen müssen, Shinya.", der Bassist setzte sich auf und streckte sich ein bisschen. "Wie schon gesagt, ist Die sensibler als Kyo. Der ist schon abgehärtet, wie man durch sein Misstrauen merkt. Der passt viel mehr auf. Ich muss schon fast zugeben, dass er um einiges schlauer ist und weiter denkt als Die. Er verlässt sich nicht auf andere und lässt sich Zeit, bis er jemanden vertraut. Die geht eher die 'Ganz oder gar nicht'-Schiene. Und das ist das, was ich euch jetzt schon ein paar Mal erklärt habe."

Während Toshiya mit ruhiger Stimme weitererklärte, hörte der Blonde genau zu und versuchte, sich in die Lagen der anderen hineinzuversetzen.

"Es kommt jemand daher, der Die nett findet. Sie mögen sich und freunden sich an. Dann kommen die ersten Unternehmungen, die Die nicht mitmachen kann. Dann haben die meisten schon gezickt und hinter seinem Rücken über ihn gelästert. Einmal habe ich mitbekommen, wie welche ihn einen 'naiven, kranken Schwächling' genannt haben. Du kannst dir nicht vorstellen, wie weh mir das getan hat! Wenn ich daran denke, was für ein liebenswürdiger Mensch er ist und sich auf sie verlässt....ich hätte tagelang heulen können vor Wut."

"Das ist auch scheiße."

"Und wenn er wieder dabei war, haben sie wieder einen auf supernett gemacht. Am liebsten hätte ich ihnen den Hals umgedreht. Also habe ich Die gesagt, dass ich gehört habe, wie sie über ihn gelästert hatten. Er war da total traurig, wollte es aber nicht wahrhaben. Aber sie haben sich immer mehr von ihm distanziert. Und er hatte sich das so zu Herzen genommen, dass er einfach über seine Krankheit hinweg gesehen hat und alles mitgemacht hat, wozu sie gerade Lust hatten. Basketball spielen, Zelten nach stundenlangem Laufen..alles son blöder Scheiß. Ich bin natürlich mitgegangen und dann ist er irgendwann wieder umgekippt. Meinst du etwa, die hätten ihm mal geholfen?"

"Was war denn?", Die gute Laune war auch bei Shinya dahin, wenn er den anderen Jungen so sah, der schon mit gepresster Stimme sprach. Deutliches Zeichen, dass er sich das Weinen verkniff.

Toshiya rief sich wieder alles in Erinnerung. "Er ist zum Glück langsam in meinem Arm wieder zur Besinnung gekommen. Er war total verwirrt und hat immer wieder gefragt, was passiert sei und hat auch ne Weile gebraucht, bis er verstanden hat, was ich ihm erklärt habe. Ich dachte, ich würde Hilfe von den anderen bekommen und was war? Als ich mich nach ihnen umgesehen habe, standen sie total weit von uns weg und haben nur rübergestarrt. Ich habe sie gerufen und gesagt, dass sie uns helfen sollten, aber haben sie nicht. Da hat auch Die irgendwann kapiert, dass er sich nicht auf jeden verlassen kann...er hat noch da in meinen Armen angefangen zu weinen, weil er so enttäuscht von ihnen war...aber am meisten von sich selbst.."

"Sieht er diese Leute denn noch?"

"Nein, sie haben einen Tag später gesagt, dass sie lieber keinen Kontakt mehr mit uns haben wollen. Ich habe ihnen den Mittelfinger gezeigt und bin mit Die im Schlepptau abgedampft. Das war das Krasseste, was bis jetzt passiert war. Die Meisten sind anfangs noch guter Dinge, aber dann, nach einiger Zeit, ist es ihnen zu viel."

"Nunja, es ist auch etwas belastend."

"Es ist sehr belastend. Aber ich habe einfach gelernt, für Die misstrauisch zu sein, weil er es selber ja nicht ist. Bei euch war es wieder genauso. Er hat mir noch stundenlang nachdem er Kao und Kyo um Krankenhaus kennengelernt hat, von ihnen erzählt."

"Wenn das so belastend für alle ist, würde es mich interessieren, wie Die sich fühlt. Darfst du mir das erzählen?"

"Hmm...", Toshiya lag in der Zwischenzeit schon auf dem Bauch und wippelte mit den Beinen. "Dir vertraue ich schon eher als Kyo. Aber auch noch nicht komplett...Aber du bist sowieso ganz anders als alle anderen."

"Nunja, es liegt nicht in meiner Natur, ständig unterwegs sein zu müssen. Ich habe lieber meine Ruhe."

"Und du beschäftigst dich gerne mit der Psyche von anderen Menschen."

"Eigentlich nicht, aber ich mag euch. Und jetzt erzähl mal, vielleicht kann ich das Kyo auch irgendwie deutlich machen."

"Was wolltest du denn nochmal wissen?"

"Wie Die tief in seinem Innersten mit der Krankheit klar kommt."

"Gar nicht.", kam die rasend schnelle Antwort und jeglichen Zweifel. "Durch all diese Erlebnisse ist es nur noch schlimmer geworden. Aber alles in allem ist es auch belastend. Er kann nicht in die Schule, er kann nicht lange draußen rumrennen, er wird nicht arbeiten gehen können. Dafür wird er sitzen gelassen. Täglich muss er Tabletten und andere Medizin nehmen. Jeder Schnupfen, bei dem wir noch rumlaufen können, haut ihn um. Von Geburt an hatte er zwei Zuhause. Das bei seinen Eltern und das Krankenhaus."

Shinya faltete die Hände über dem Bauch und blieb ruhig, weil er Toshiya nicht unterbrechen wollte.

"Er wird schneller krank als wir. Das er überhaupt noch raus kann, ist echt Glück. Zwei, drei Stunden kann er pro Tag in der Woche unterwegs sein, aber mehr nicht. Sollte er sich nicht an dieses Zeitlimit halten oder wenn er es ignoriert, wenns ihm schlecht geht, bricht er zusammen. Er hat Depressionen. Sehr schlimme sogar. Aber das versucht er zu verheimlichen. Er wäre so gern gesund, damit er auch mehr vom Leben sehen könnte. Vor zwei Jahren hatte er einfach aufgehört, seine Medizin zu nehmen und ins Krankenhaus zu gehen, weil er sterben wollte."

"Selbstmord quasi.", Shinya schüttelte den Kopf. Das hätte er nicht von Die gedacht. Nicht von dem Die, den er kennengelernt hatte. >>Aber so hat jeder von uns seine zweite Seite in sich.<<

"Ja. Er liebt das Leben, aber nicht seins. Verstehst du? Aber wir konnten ihn glücklicherweise belehren und er hat seine Medikamente wieder genommen. Shinya, er hat schon dreimal im Koma gelegen, wenn er so krank geworden war. Koma ist lebensgefährlich."

"Ich weiss.."

"Er hasst sich. Dabei kann er doch gar nichts dazu."

"Und seine Mutter?"

"Die gibt sich auch schon die Schuld....aber sie kann doch nichts dafür.."

"Irgendjemanden muss es ja immer treffen...In diesem Fall halt ihr Kind."
 

"Die..."

"Ja?"

Zwei Jungs saßen auf der weißen Couch der Andou's und schauten einen Vampirfilm. Nur Kyo musste immer wieder an den Familienfilm denken, der hier mal über den Bildschirm geflackert war. "Wie ist das eigentlich, wenn man aus dem Koma aufwacht? War da jemand an deinem Bett?"

"Ja, jedes Mal Toshiya. Meine Eltern müssen ja arbeiten. Und schön ist das nicht gerade, wenn du dann endlich so richtig wieder da bist, gecheckt hast was los war und Totchi am Bett sitzt und weint, weil er noch so fertig ist."

"Der kann weinen? Der kommt mir so kalt vor."

"Bei dir ja. Aber bei mir.."

"Warum kann er mich nicht leiden?", Kyo drückte die Pause Taste und wartete.

"Er will mich nur beschützen. Sind son paar Sachen passiert damals...war nicht so schön..Kyo, wir wollten doch den Film gucken.", Die lachte. Aber so richtig zumute war ihm auch nicht danach. So alleine mit Kyo auf der Couch, in einem Zimmer, in dem alle Lampen aus waren und nur noch der Fernseher ein wenig Licht spendete.

Das nannte man also Romantik.

Etwas, dass Die total verlegen machte.

"Ja, sorry. Ich wollte das nur wissen." >>Ich will jetzt halt so viel wissen wie möglich. Da musste durch.<<

Und wo er jetzt durch musste, war auch völlig klar. Er musste sich beherrschen. Zurückhalten. >>Aber wieso eigentlich? Ein bisschen...küssen....wird wohl erlaubt sein...<<

"Kyo..", Die beugte sich ächzend rüber und nahm ihm die Fernbedienung ab, drückte die Play-Taste, damit es weiter ging. "Lass uns weiter gucken."

"Ja."

Ein recht guter Film. Diese bösartigen Vampire hatten schon was, fand der blonde Sänger. Ein gewisser Reiz war also vorhanden. Aber auch ein anderer. Und genau der kam auf, als einer der Untoten sich über eine wehrlose Frau hermachte und ihr genüsslich das Blut aussaugte.

"Na, hast du Angst, Die-chan?", ärgerte er den Jungen, der neben ihm in der Ecke der Couch saß.

Die lachte auf. "Nein."

>>Es ist so schön, so zu sitzen..<< Kyo ließ seinen Blick zu Miggy schweifen, die auf dem Teppich lag und wohl auch Fernsehen guckte. >>Ob die wohl über Nacht bleibt? Die Terrassentür ist aber auf..sie kann also jederzeit gehen...aber wer will das schon, wenn man bei Die sein kann..<<

"Es ist so gemütlich, Die. Das ist der schönste Abend in meinem Leben..", musste er es einfach loswerden.

"Das ist schön. Aber wir gucken doch nur Fernsehen.."

"Ist für dich vielleicht normal, aber für mich nicht. Nicht so. Nicht mit so einer Geborgenheit im Herzen..."

Sie sahen sich an, bis Kyo sich den Hinterkopf rieb. "Was laber ich hier eigentlich schon wieder? Peinlich..."

"Ich freue mich darüber..", ein schüchterner Die. "Ich finde, du solltest dich öfter wohl fühlen."

"Tja...das ist nicht so leicht...aber danke..." >>Ey mann.....jetzt oder nie..trau dich....trau dich....<<

Mit einem Male war der leicht erschrockene Die mit einem Arm an den anderen Körper gezogen. Bewegungslos starrte er noch mit aufgerissenen Augen zu dem TV, war aber mit den Gedanken ganz woanders. Was nun passierte, kam so überraschend, dass er es erst realisieren musste.

"Lehn dich an, ok?"

Wie Kyo es so sanft und brav erfragt hatte, drehte der Rotschopf sich so, dass er in seinem Arm lag.

"Hier ist noch die Decke..", fürsorglich zog er sie bis zu Die's Schultern hoch. Lange war es her, dass ihm das Wohlergehen einer anderen Person so wichtig war.

"Danke."

"Schön warm...und gemütlich...findest du nicht?"

"Hmh.", Die sah ihn so liebevoll an, dass er in Tränen hätte ausbrechen können.

>>Das ist kaum auszuhalten...ai shiteru...<<

Kurz bevor er ihn küssen konnte, schmiegte Die sich jedoch an ihn und schloss die Augen. >>Boah...das ist so schön....so verdammt schön...könnten wir beide jetzt wohl tausend Mal sagen..wir beide, oder?<<

Nicht ganz. In Kyo verbreite sich gerade wieder Angst. Er fürchtete sich vor intimer Nähe, die durch Liebe ausgemacht war. Früher hatte er es oft zugelassen, doch es löste sich plötzlich alles in Nichts auf, wenn er es umgreifen wollte.

Wie sollte er dann Liebe zulassen, wenn er nicht den Mut dazu fand?

Damit kam wieder die Angst. Diese Angst war die einzige, zu der er stand. Wenn er auch gerne so einiges von sich wies, was man mit Gefühlen in Verbindung brachte.

Aber tat er es nun nicht genau andersherum? Schließlich umarmte er Die nicht einfach nur, weil er dazu gezwungen wurde-ganz im Gegenteil.

Das einzige, was ihn davon abhielt, seinem Die die Liebe zu gestehen, war diese schon so oft erwähnte Angst. Daneben existierte aber auch das böse Verlangen, das einfach nicht Ruhe geben konnte. >>Und das hat auf Alarmstufe Rot geschaltet..Ich halte den Körper im Arm, über den ich am liebsten rüberrutschen würde..Ich komme mir aber echt wie ein Monster vor, weil meine Fantasien immer schlimmer werden, je länger ich dich ansehe. Richtig fühlt sich das nicht an...du bist so unberührt und deswegen auch so schüchtern...<<

>>Warum.bin.ich.nur.so.scheiß.schüchtern?!<<, fragte Die sich währenddessen. >>Das ist echt bescheuert..aber was ist, wenn ich was falsch mache..?<<
 

"Shinya...bist du eigentlich verliebt?", Toshiya nippte an dem Tee, den er soeben ins Zimmer gebracht hatte. "AU!!", kreischte er, als er durch ein schmerzhaftes Brennen feststellen musste, dass das Getränk noch zu heiß war.

"Geht's?", wenigstens wusste der blonde Drummer durch dieses Aufschreien, dass er besser noch mit dem Trinken warten sollte.

"Ja....aua...das hat echt weh getan..", trotzdem musste Totchi lachen. "Willst du Zucker?"

"Nein. Und nochmal nein."

"Hä..?"

"Ich bin nicht verliebt."

"Ach ja.", Toshiya gab ihm ein liebenswürdiges Lächeln, dass er selten sah. War auch klar, wieso. Weil meistens Kyo dabei war, wenn er mit Totchi zusammen traf. Und dann konnte der irgendwie ganz schön aggressiv sein. "Noch nicht die richtige Lady gefunden?"

Shinya zuckte mit den Schultern. "Ich bin gar nicht auf der Suche. Zur Zeit interessiert mich sowas einfach nicht."

"Klingt ja richtig gemein..wenn du Mädchen als 'sowas' bezeichnest."

"Das klingt nicht nur gemein, das klingt abwertend."

Beide kicherten.

"Oder magst du keine Mädchen? Mädchen sehen doch geil aus."

"Doch, natürlich. Aber ich will mich zur Zeit einfach noch nicht verlieben. Und selbst wenn ich es wollte: Mir ist die richtige einfach noch nicht über den Weg gelaufen."

"Wo wohnst du eigentlich?"

"Ich habe euch schonmal gesagt: Das ist geheim."

Keiner der vier Jungs wusste wieso, aber Shinya erzählte kaum etwas aus seinem Privatleben. Selbst Kao und Kyo haben noch nie sein Zuhause gesehen. "Kannst froh sein, dass ich dir überhaupt erzählt habe, dass ich nicht verknallt bin."

"Daraus brauchst du ja auch echt kein Geheimnis machen!", empörte sich der Bassist.

"Jaja..", das Thema sollte nun besser beendet werden..Shinya sah sich um. "Hey, spiel mir was auf dem Bass vor."

"Ok.", gutgelaunt holte Toshiya das Instrument heran und spielte etwas Selbstkomponiertes.

Der Tee war auch schon von verbrennend heiß auf normal heiß abgeflaut und Shinya wagte während des Zuhörens kleine, zaghafte Schlucke.

"Und?", Toshiya ließ das Plektrum fallen und hoffte, dass das Urteil nicht allzu hart ausfallen würde.

"Du spielst vieles auf der E-Saite. Das gefällt mir. Das wird gut in aggressive oder traurig-dunkle Lieder passen."

"Gelle? Hab ich mir auch gedacht. Auf der G-Saite mache ich kaum so viel wie auf der E."

"Und auf der greifst du mehr in den ersten Bünden."

"Joa..", Toshiya strich über den Steg. "Ich mag den Wechsel zwischen fünf und sieben.", er brachte den Bass wieder weg. "Du hast mich aber echt genau unter die Lupe genommen, mann.."

"Tja, bevor ich mich noch mit dir blamiere..der Tee schmeckt echt gut.", lobte er ihn ein weiteres Mal.

"Danke. Ist meine Lieblingssorte. 'Heiße Liebe' heisst der.", er nahm auch einen Schluck. "AU!!"
 

Später am Abend. Kyo betrachtete seinen Schlafplatz für die bevorstehende Nacht. Das war nämlich die Couch in Die's Zimmer, die man ausziehen konnte. Eine warme Decke und ein großes Kissen lagen schon bereit, aber....

Er wandte sich zu Die's Bett. >>Komm bloß nicht auf dumme Gedanken...perverse Sau...<<

"Da bin ich wieder!", Die kam aus dem Badezimmer, gekleidet in einem T-Shirt und Shorts. Kyo war schon vor ihm dort gewesen und hatte nun (sehnsüchtig) auf ihn gewartet. Er stand in genau der gleichen Ausstattung da und ließ sich auf die Couch fallen. "Der Film war gut, oder?"

"Ja. Du guckst echt gerne Filme, stimmt's?"

"Ja.", Kyo strecke sich ausgiebig. "Kann man so gut von der Realität bei abschalten."

>>Kyo...das tut mir alles so leid...warum kann ich deine Vergangenheit nicht einfach auslöschen..?<<

Er kroch unter die Decke und wartete darauf, dass Kyo sich auch hinlegte, damit er das Licht ausmachen konnte.

Daraus wurde nichts.

Kyo blieb unbeweglich sitzen und starrte zu ihm herüber. "Die..?"

"Ähm..ja?", er wurde leicht nervös.

"Hat dir der Kuss eigentlich gefallen?" >>Puh, es ist raus...ich bin ein Genie...Schnauze..<<

Der Gefragte erschrak leicht, wollte sich aber nicht mehr aufführen wie ein unerfahrenes Schulmädchen. "Ja. Und dir?", doch trotz seiner Bemühung klang er einfach nur zurückhaltend.

"Es war schön."

Kyo's Stimme war beständig, durchbrach die Stille in dem Zimmer mit ernstem Ton. Elektrisiert lehnte Die sich zurück. "Willst..du dich hinlegen?"

"Nein.." >>Ich bin ein Idiot...aber ich kann nicht anders..ich kann es einfach nicht..<<

Langsam stand er auf und ging auf das Bett zu, setzte sich dort an den Rand und besah sich den nervös lächelnden Jungen. >>Du bist so wunderschön...<< Mit diesem Gedanken beugte er sich über ihn und fing Die's Mund in einem sanften Kuss ein, der aber mit jedem Augenblick immer verlangender wurde.

Auch Die wagte es endlich, ihn zurückzuküssen und sogar seine Arme um seinen Hals zu legen.

Nach einiger Zeit, in der sie sich immer leidenschaftlicher küssten, drückte Kyo den Rothaarigen ins Liegen und schob dabei seine Zunge in Die's Mund. Der zuckte merklich zusammen, aber ließ dann schüchtern mit seiner antworten.

Doch Kyo wollte mehr, viel mehr, musste aber auch Rücksicht auf Die nehmen. Er löste sich von ihm und lächelte. "Lehn dich zurück...jetzt geht es nur um dich..", nach diesen Worten schob er ihm das Shirt genauso wie in seinen ersten Fantasien hoch und streichelte die nackte Haut.

"Es geht aber immer um mich...", widersprach Die, aber ließ zu, wie Kyo sich ohne zu antworten seinen Körper hinunterküsste. "Kyo.."

"Darf ich...ich...der erste sein, der dich berührt?"
 

"Fehlt dir denn keine Liebe...?", Toshiya, der nichts ahnend seinen Tee schlürfte, blätterte zusammen mit Shinya durch ein Musikmagazin.

"Hast du eigentlich auch andere Dinge in deinem Kopf außer Liebe?"

"Nicht wirklich. Wenn man darauf verzichten muss, ist es besonders schlimm."

Das hörte sich ja schon fast weise an! Shinya setzte sich gerade hin und glubschte drauf los.

"Ähm.....hab ich was im Gesicht...?", Toto rutschte ein Stück weg. "Shinya!"

Immer noch keine Antwort.

"Es ist auch schon spät, willst du nicht lieber gehen? Deine Eltern machen sich bestimmt Sorgen.."

Shinya erbarmte sich endlich dazu, wieder zu sprechen. "Du bist ein richtig albener Spinner und kannst auch ganz schön eifersüchtig sein, wenn Die-kun dich nicht genug beachtet. But somehow..... du bist richtig tiefsinnig und romantisch..und auch emotional.."

Toshiya konnte nur droppen. "Was soll das denn...?", miaute er zaghaft.

"Ich glaube, ich habe noch nie jemanden gesehen, der so sensibel ist wie du..."

Erstmal konnte Toto kaum reagieren, aber dann klopfte er Shinya den Rücken. "Und du bist einfach nur ein blöder Psychologe!", witzelte er.

"In wen bist du verliebt?"

"Geht dich nichts an.", schoss es abweisend aus ihm. "Bitte, das soll jetzt nicht heißen, dass ich dir nichts erzählen will, aber.."

"Du hast Recht. Wenn du nicht darüber sprechen kannst, geht es mich auch nichts an.", Shinya stellte die lächelnd Tasse ab. " Ich sollte aber langsam echt nach Hause. War echt nett mit dir. Können wir gerne wiederholen."

"Dito!"

Beim Abschied in der Haustür wagte Shinya noch einmal einen kleinen Versuch. "Meinst du, du könntest dich an Kyo gewöhnen?"

Toshiya lehnte in dem Türrahmen mit Händen in den Taschen. "Nee, ehrlich gesagt nicht."

"Ok." >>Was soll's. Wenn sie sich nicht leiden können, wird das nichts. Schade eigentlich.<<
 

Lange Stunden waren vergangen und die Nacht hatte den Abend schon längst abgelöst. Schlafen konnte Kyo trotzdem nicht. Zu abgelenkt? Zu sehr in Gedanken? Zu aufgeregt?

Nein, zu verwirrt.

Der Mond, der durch das Fenster schien, ging ihm ziemlich auf die Nerven, aber dadurch konnte er Die gut erkennen. Der lag völlig nackt neben ihm und schlief tief und fest. Kyo konnte bei diesem bezaubernden Anblick einfach keinen Schlaf finden.

Vorsichtig, damit er ihn nicht aufweckte, streichelte er über seine Wange. >>Die....ich habe noch nie so etwas schönes erlebt wie heute Abend. Auch wenn es nicht gerade um mich ging. Aber das wollte ich ja auch gar nicht. Ich wusste ja nicht, ob du überhaupt Sex haben kannst...deswegen solltest du einfach ruhig liegen bleiben und ich habe....<<

Schon die ganze Zeit musste er automatisch daran zurückdenken, wie der völlig unberührte Körper unter den unbekannten Berührungen erzitterte. >>Und sein geiles Stöhnen....Ich werd bekloppt...und sein schöner Körper...Hast du mir so sehr vertraut, Die-chan?<<

Treuherzig schmiegte er sich an ihn. >>Was ist denn nun...? Liebst du mich auch..? Oder was geht jetzt ab?<<

Ihn zu fragen hatte er nicht mehr geschafft, denn Die war danach so erschöpft gewesen, dass er ihm nur noch einen Gute Nacht Kuss geben konnte.

>>Vielleicht bereust du es morgen....aber weisst du was? ICH bereue es....Ich habe Angst, verdammt noch mal! Was ist denn, wenn wir nun wirklich zusammen kommen? Spätestens dann wirst du mir irgendwann weh tun...oder was ist wenn du mich verlässt?<<

Er drehte sich auf den Rücken und starrte hoch zu der Decke. >>Oder wenn deine Eltern es herausfinden und uns trennen? Oder wenn du mich betrügst? Oder wenn du gemerkt hast, dass du doch keine Jungs magst? Oder das ich DIR weh tue und du nicht mehr mit mir zusammen sein willst? Oder das ich dir einfach zu schlecht war? Oder wenn wir streiten? Oder wenn du mein Vertrauen missbrauchst? Oder das allerschlimmste!!!!: Wenn du stirbst?!?!<<

Plötzlich saß Kyo kerzengerade im Bett. >>Das geht nicht! DAS GEHT ZUR HÖLLE NOCHMAL NICHT!!!! Das halte ich nicht aus!<<

Woher auch immer diese Panik so schnell herkam, sie sorgte dafür, dass er aus dem Bett sprang und zu seinen Klamotten eilte. Hastig zog er sich seine Hose an. >>Noch ist es nicht zu spät! Es hat gerade erst angefangen, ist also noch zu stoppen! Das bisschen Liebe, die ich hier empfinde...die wird schon bald wieder weg sein! Ich brauche keine Angst haben....wenn ich jetzt gehe, wird er niemals mit mir Schluss machen und mich alleine zurück lassen!<<

Leise räumte er seinen Rucksack ein und zog seine Jacke an.

Fertig gepackt stellte er sich wieder an das Bett, sah zu Die herunter. "Es tut mir leid....morgen wirst du bestimmt enttäuscht von mir sein...ich lege dich flach und haue dann einfach ab...aber...ich habe Angst...kann ich noch tausend Mal sagen. Ich würde jetzt jeden verlassen...ich kann bei niemanden bleiben..ich kann nicht vertrauen...merkst du was? Ich ich ich..Aber ich muss endlich was für mich tun, mir selber treu bleiben...auf mich selber aufpassen, damit man mit nicht wieder weh tut...Glaube bitte nicht, dass ich die nächsten Wochen gut überstehen werde..ich muss meine Liebe zu dir vergessen und das wird ein harter Kampf...Aber ich tue uns beiden damit einen Gefallen. Mit mir kann man nicht glücklich sein.."

Er wollte Die küssen, aber ließ es dann doch.

Einige Sekunden später hörte man die Haustür zufallen.
 

"Hmmm...", die Sonne konnte morgens wirklich ein Störfaktor sein, wenn man noch schlafen wollte! Genervt drehte Die sich vom Fenster weg, aber es war zu spät: Er war wach.

Hellwach war er sogar, als ihm einfiel, was den Abend zuvor passiert war. Beschämt hob er die Decke bis zu den Schultern, denn am helligten Tage musste er ja nicht zu viel vor Kyo zeigen.

>>Ach ja..Kyo liegt ja neben mir..<<

Erwartungsvoll rollte er sich zur anderen Seite. >>Bestimmt schläft er noch...<<

Wenn er das wirklich tat, dann aber nicht in dem Bett, in dem er abends eigentlich hätte einschlafen müssen. Verwundert setzte Die sich auf, als neben ihm nur kalte Leere war.

"Kyo?"

Auf der Couch saß er auch nicht. >>Vielleicht ist er schon in der Küche...ist auch schon spät, ich habe verpennt.<<

Ein mulmiges Gefühl machte sich bemerkbar und Die beeilte sich nun doch, aus dem Bett zu steigen und nachzusehen. Vorher zog er sich im Nu etwas über und schlich in die Küche. Dort war aber keiner, der sich Frühstück machte, wie er gehofft hatte.

"Kyo?!", diesmal lauter. Und auch schneller ging es in das Wohnzimmer, wo er wieder enttäuscht wurde.

Bestürzt blieb er stehen. >>Nein...das hat er jetzt nicht gemacht..oder..?<<

Zurück in sein Zimmer. Erst jetzt kam er auf die Idee, nachzusehen, ob Kyo's Sachen noch da waren.

Als er vor dem Platz stand, wo vorher noch der Rucksack gelegen hatte, musste er die bittere Wahrheit eingestehen. >>Alles weg...<<

Ziemlich betäubt wandelte er wieder in das Wohnzimmer, wo er sich auf einen Stuhl sinken ließ. Seine Augen starrten ins Nichts, bis er den Kopf in die Arme stützte und zu weinen begann. >>Warum bist du einfach abgehauen?!?! War es nur eine wertlose Nacht für dich? Eine nichts zu bedeutende Nacht mit der naiven Jungfrau?! Warum....warum? Ich habe dir vertraut!!<<
 

>Er hat mir vertraut...und ich Idiot bin einfach abgehauen...Und jetzt bereue ich es..dabei habe ich doch erst bereut, dass wir uns so nah gekommen sind..Jetzt tut es mir leid..Am liebsten würde ich es ungeschehen machen...weil du mir fehlst, du blöder Penner...Bestimmt hasst du mich jetzt...Ich bin so ein Trottel...<<
 

Pfeifend trottete Toshiya über die Straße, geradewegs zu dem Haus seines besten Freundes. Egal ob Kyo nun noch da war oder nicht, er wollte sich um Die kümmern. Denn obwohl er der Patient war, nahm er es manchmal nicht sehr ernst mit seinen Medikamenten. Komisch, aber wahr: Totchi hatte sogar einen Schlüssel für die Haustür bekommen. Es konnte ja immer mal ein Notfall sein.

>>Eigentlich habe ich ja echt keinen Bock auf den dummen Kyo...aber da muss ich wohl durch, wenn ich Die helfen will. Und der vergisst ziemlich gerne GANZ AUSVERSEHEN seine Medikamente wenn er abgelenkt ist. Die...du vergisst es schon so oft mit Absicht...warum nur? Du hast doch nicht noch immer diese blöden Selbstmordgedanken, oder?<<, ziemlich besorgt schob er den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn herum. Im Flur sprang er aus seinen Schuhen. >>Da kannst du machen was du willst! Ich kümmere mich um dich, bis wir alt und grau sind. Und umgekehrt ist es genauso. Und das macht mich glücklich, denn wenn du mich schon nicht.....dann....bist du wenigstens ein guter Freund. Meiner Gier reicht das aber trotzdem nicht...<<

"Hey, wo seid ihr?", brüllte er einfach drauf los. Nicht, dass die noch am schlafen waren.

Was war das denn? Toshiya blieb plötzlich wie erstarrt stehen und lauschte. Hatte er da nicht was gehört?

>>Da! Schon wieder..<<

Klang wie ein Schluchzen...Und das war eindeutig von Die!

Diese Laute konnten so einiges in Toshiya auslösen, was Gefühle anging. In Sekundenschnelle war er wütend, ängstlich und besorgt zugleich. Wütend auf den oder das, was Die überhaupt zum weinen brachte, ängstlich, dass er sich nicht mehr so schnell beruhigte und besorgt, weil er sich alles so schnell zu Herzen nehmen konnte. All das war absolut nicht in Toshiya's Interesse und er stürmte auch gleich in die Richtung aus der die Geräusche kamen, die so großes Chaos in seinem Herzen auslösten.

Richtig gehört...im Wohnzimmer stoppte er wieder, als er sah, wie sein bester Freund am Tisch saß und weinte. Zuerst konnte er nur fassungslos rüber starren, aber dann kniete er sich neben den Stuhl. "Die! Was ist passiert?", wissbegierig schüttelte er ihn am Arm. "Die!"

"Er...er ist einfach gegangen..!", weinte Die in die Holzplatte.

"Wer? Kyo? Und wie, einfach gegangen?...Na komm.."

Der Rothaarige wehrte sich nicht, als Toshiya ihn einfach kurzerhand ins Stehen zog und ihn umarmte. "Er ist...einfach...gegangen...", wiederholte er nur verletzt.

"Beruhige dich...bitte.."

"Nein...Warum hat er das gemacht? War ich so schlecht?!"

Diese an sich selbst gestellte Frage von Die löste bei Toshiya eine Flut von Fragezeichen auf.

Jedoch nicht lange. >>So..schlecht...? Nein...nein, oder..?<<

Ein Stechen in seiner Brust machte sich breit und auch er hatte plötzlich das Bedürfnis nach Tränen. "Was...meinst du damit...?"

Erstmal machte Die sich los und stapfte wütend zu der Schublade vom Eichenschrank, um sich dort eine Serviette zu holen. Damit wischte er sich das Gesicht trocken und erzählte nebenher wütend: "Wir hatten echt nen tollen Abend..und dann...dann hat er mich wieder geküsst und dann...."

"Hattet ihr Sex?", Toshiya musste es jetzt sofort wissen. Eisern stand er da und es kam einem so vor, als wäre alles in seinem Gesicht eingefroren.

"Nicht direkt...", Die stellte sich wieder zu ihm. "Er hat...er hat mir..einen...du weisst schon..."

"Er hat's dir oral besorgt.", knallte Toshiya die Fakten auf den Tisch und bemühte sich, seine Gefühle auszuschalten, damit er sich nicht verriet. >>Komm schon, Alter...du fühlst nichts..Nichts, ist das klar? Es macht dir nichts aus...und das Weinen, dass sich da gerade hochkämpft, kann gleich wieder abhauen, verstanden...?<<, bettelte er innerlich.

"Ja...Wir wussten ja nicht, ob ich nicht mittendrin einfach mal ohnmächtig werde, wie es Deppen wie mit halt passieren könnte, wenn ich zu sehr..."

"Jaja...wenn du es zu sehr übertreibst und wie besessen auf ihm rumspringst.."

Toshiya klang irgendwie sehr kalt. Und warum war er seit ein paar Augenblicken so fixiert auf die Steckdose an der Wand?

"Ja...und...da wollte er, dass ich mein erstes Mal genießen kann..es ging wirklich nur um mich..."

"Und er? Hat sich denn bei dem gar nichts getan?"

"Er hat es sich selber.."

"Ja, ist gut!",haute Toshiya einfach dazwischen.

"Und als ich heute morgen aufgewacht bin, war er nicht mehr da!", entkam es Die so laut, dass Miggy aus ihrem Schlaf unterm Sofatisch aufwachte. Schwer zwinkernd sah sich um, bevor sie den Kopf wieder auf den Teppich bettete.

Jetzt verstand Toshiya....Er beschloss, seine eigenen Gefühle zurückzustellen, als er Die so da stehen sah. >>Kyo.hat.Die.weh.getan. Das wirst du bereuen, du scheiß Bastard!!!!!<<

"Ich wusste es doch! Ich habe es dir doch gesagt! Du sollst nicht jedem gleich vertrauen! Du gehst einfach zu gutgläubig an die Sache!", tadelte er und bedeutete ihm mit Handzeichen, dass er ihm in die Küche folgen sollte, wo er die Samstag-Morgen Ration an Tabletten bereit legte.

"Aber ich habe mich in ihn verliebt!", konterte Die und wunderte sich, dass Toshiya, der mit dem Rücken zu ihm stand, nicht mehr reagierte. "Toto..jetzt sag was..."

"Was soll ich dazu sagen?" >>..außer, dass ich den Gedanken hasse, dass du in jemanden verliebt bist und ich mich gerade liebend gerne von einer Brücke stürzen möchte? Mein Leben ist Schlag auf Schlag einfach nur unwichtig....<<

"Was du denkst.."

"Ich denke, dass ich den umbringe, wenn ich ihn erwische."

"Toshiya..", Die seufzte. "Nicht.."

"Halt die Klappe, Die!", er schob Die auf einen Stuhl in der Küche und stellte die Packungen mit den Tabletten auf die Tischplatte. Von der einen Sorte fummelte er eine heraus, von der anderen nur eine halbe, die noch vom Vortag da war. "Warum lässt du dir es wirklich jedes Mal gefallen, wenn dich einer so behandelt? Willst du dich nicht endlich mal wehren?!"

"Schon...aber umbringen ist auch nicht.."

"Du weisst genau, dass ich ihn nicht kille! Aber der ist echt dran!!!" >>Schon alleine dafür, dass er dich angefasst hat!!!!<<

Whoa..Die wich ein bisschen zurück, als Toshiya sich so aufregte.

"Ich hasse es, wenn du so da sitzt wie jetzt! Ich HASSE ES!!!!"

"Totchi..."

"Schon gut...", brummelte er und reichte ihm die Medizin, doch Die nahm sie nicht. Das stimmte ihn vor Erstaunen ruhiger. "Was..soll das denn jetzt?"

Die hatte sein Gesicht zur Seite gedreht. "Ich will nicht...diese Scheiße beweist doch nur, dass ich schlecht und schwach bin!"

"Die..", sehr beschwörend. "Nimm sie jetzt bitte.."

"Nein!"

"Doch! Nur weil so ein Idiot wie Kyo dich schlecht behandelt, musst du nicht schon wieder damit anfangen, dich kaputt gehen zu lassen!"

"Ist doch unwichtig!", erhob sich Die's Stimme laut. "Interessiert doch eh keinen, wenn ich sterbe!"

Toshiya schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und sah ihn vernichtend an. "Niemanden, ja?! Leck mich doch!" >>Du hast mir eh alles kaputt gemacht....meinen größten Wunsch...warum checkst du nicht, was ich empfinde?!<<

"Totchi..", Die klammerte sich an Toshiya's Shirt und lehnte seinen Kopf an dessen Bauch. "Sorry...aber....warum ist er einfach..gegangen...warum passiert das immer wieder? Warum gehen sie alle weg von mir?"

"Daidai...", Toshiya fasste in das Haar, schob Die's Kopf zurück und musste sich dadurch neuen Tränen auf den Wangen stellen. "Ich bin bei dir. Ich habe dir mein Leben verschrieben...", mit einem feinfühligem Lächeln hielt er ihm wieder die Tabletten hin. "Soll ich dir mal was sagen?"

Die nickte wie ein Kind und nahm doch noch seine Medizin ein, während er den Worten seines besten Freundes lauschte. "Du weisst ja, dass ich niemanden so leicht vertraue. Aber ich habe zu zwei Menschen Vertrauen gewonnen. Zu Kaoru und Shinya. Mit Shinya habe ich gestern noch lange geredet. Du wirst nicht erwarten können, dass er viel redet, aber er wird dir immer zur Seite stehen...da bin ich mir irgendwie ziemlich sicher drüber geworden...Und Kao....Kao ist einfach Kao...ich habe ihn kennengelernt..und..."

Er redete und redete, dachte aber dabei an was ganz anderes. >>Die hatte Sex mir Kyo....das ist ein Alptraum...an diesem Körper waren Kyo's Hände....ich hasse ihn dafür nur noch mehr...er nimmt mir alles weg, was ich brauche...<<

"Hey...Toshiya...warum weinst du...?"

Toshiya bewegte langsam den Kopf von links nach rechts. "Ich weiß nicht...vielleicht....weil du weinst...weil Kyo...", er kniete sich zu ihm. "Sei böse auf ihn, dazu hast du jedes Recht."

"Ich muss mit ihm reden.."

>>Kannst du ihn nicht einfach auf den Mond schießen?<<

"Aber was du über Kao und Shinya gesagt hast, stimmt."

"Ja, ich glaube einfach an sie, auch wenn das dumm sein könnte."

"Wenn du ihnen vertraust..", Die wischte sich nochmal ausgiebig durchs Gesicht. "...dann heisst das doch schon was."

Toshiya betrachtete ihn. Diese Tränen waren etwas der schlimmsten Dinge, die er sich nur denken konnte. Dachte er jedenfalls bis dahin. >>Ich habe mir immer gewünscht, dass ich der erste wäre..das kann ich mir jetzt abschminken..eben war die ganze Situation noch so gerade erträglich...aber...es scheint ihm ernst zu sein...mich beachtet keiner...Und ich habe mich eben noch gefreut, als ich hierhin gekommen bin..so naiv..so ahnungslos..<<

Ein Handy klingelte weiter weg. "Das ist meins.", der Rotschopf verschwand in sein Zimmer und Toshiya schleppte Miggy aus dem Wohnzimmer in die Küche.

"Miggy..", er hob sie auf seinen Schoß. "Das Leben ist wirklich scheiße..", er kraulte ihren Nacken. "Seit vier Jahren Liebeskummer wegen ein und der selben Person..Man könnte doch eigentlich erwarten, dass ich schlau draus geworden wäre, aber..ich..ich stehe trotzdem jeden Morgen nur auf, um ihn zu sehen. Und anstatt das meine Liebe endlich verschwindet, weil sie unerwidert bleibt, ist sie nur noch stärker..das merke ich gerade jetzt..Dieser Schmerz in mir, der nicht nur wegen Eifersucht so brennt. Es ist auch, dass meinem Liebling weh getan wurde..und das macht mich verrückt vor Mitgefühl...Aber ich muss mich jetzt zurückhalten, denn...", er brach schnell ab, als Die zurück kam.

"Das war Kao. Der würde gerne in einer halben Stunde das Geld für die Tickets einsammeln.."

"Ach ja.", Toshiya klang wieder wie ein Arzt. "Warst du im Krankenhaus?"

"Ja, ich darf mitgehen."

"Wirklich?", zweifelte man auf der anderen Seite. "Aber es geht dir seit deinem Zusammenbruch so schlecht..und diese Schwindelanfälle.."

"Ich darf aber."

Scheinbar war damit das Thema beendet.

"..Ok..", eine Erlaubnis vom Arzt, die Toshiya nicht verstand. Seitdem sie mit den anderen drei Jungs befreundet waren, schonte Die sich nicht mehr so gut wie vorher. Er ging öfter raus und blieb lange weg. Das er aber nicht ununterbrochen rumrannte machte die Lage erträglicher. Die Sorge war aber trotzdem immer da. Sowohl bei Toshiya, als auch bei Die's Eltern. Kaoru, Shinya und Kyo konnten das noch nicht so sehr nachvollziehen, weil ihnen die Erfahrung fehlten. Ob sie sie noch machen würden, lag allein an ihnen. Egal-jedenfalls hätte Toshiya damit gerechnet, dass der Arzt eigentlich empfohlen hätte, dass Die daheim bleiben sollte. Zwar wäre Totchi darüber traurig gewesen, hätte sich aber auch die Sorge erspart.

Die machte sich und ihm derweil einen Kakao. "Bis auf das Anstehen vorm Einlass sitzt man doch eh die ganze Zeit."

"Hast Recht.", der Jüngere nahm sich einen Erdbeerjoghurt aus dem Kühlschrank. Da er quasi zur Familie gehörte, konnte er sich bedienen, ohne vorher fragen zu müssen. Beweis genug dafür war wohl der Haustürschlüssel.

Die nahm die beiden Tassen, setzte sich damit an den Tisch und rührte noch eine Weile. Sein Kumpel stand schon wieder mit dem Rücken zu ihm. Normalerweise rannte er doch herum und erzählte fröhlich. Daisuke leuchtete es aber sofort ein. "Toshiya..du bist sauer, weil Kyo und ich uns so nah gekommen sind, stimmt's? Hier ist dein Kaokao..äh, Kakao.."

Der Angesprochene gesellte sich hinzu. "Wie...war es denn für dich?" >>Ich muss das wissen, damit mein Herz endlich schnallt, dass ich niemals eine Chance haben werde.<<

"Eigentlich war es wunderschön..", Die sah ihn nicht mehr an. "Er hat sich richtig über mich hergemacht..", er lachte.

Toshiya tat das nicht.

"Er hat meinen ganzen Körper geküsst...bei jedem Kuss hat's noch an der vorherigen Stelle gekribbelt..es war einfach unglaublich..und naja...der Rest...du kennst mich ja..als er dann diese eine Sache tun wollte..", er stockte ein bisschen und grinste verlegen. Toshiya und er hatten noch nie so genau über Sex geredet und er wusste nicht, wie er reagieren könnte. "..ich habe mich ziemlich angestellt, weil ich mich geschämt habe..aber er hat solange mit mir gespielt, bis ich es nicht mehr ausgehalten habe und mir dann alles andere egal war.."

>>Er hat Die absolut gefügig gemacht..ob ich wohl auch so eine Auswirkung haben könnte? Aber all meine letzten Beziehungen waren unbedeutend, weil ich durch sie nur meine Liebe vergessen wollte. Und gerade deswegen will ich endlich mit meinem Auserwählten zusammen sein..daraus wird aber leider nichts.<<

Die wirkte auch nicht mehr so beglückt. "Aber scheinbar bin ich der Einzige, dem's gefallen hat."

"Hey..", Toshiya war eh schon die ganze Zeit nach einer Umarmung und holte sie sich bei seinem Freund.
 

Tbc
 

Mann, das war diesmal aber etwas länger als das andere Kapitel...Ich hoffe, ihr habt's alle überlebt! n_n

Ich glaube, Ende nächsten Monat kommt das dritte Kapitel. Bitte bleibt mir treu! ^ ^

Und was mich mal total interessiert! Was sind so eure Lieblingsszenen? Mögt ihr gerne Romantik oder witzige Sachen? Ich finde das immer total interessant, was andere an Diru-FFs mögen! Und wer ist euer Liebling in this story und warum?

Tell me! ^ ^ Kommies! Kommies!!

Das Totchi (Heisst hier nur "Daito", weil Totchi schon besetzt war...*flenn*)

Und bitte ignoriert Rechtschreibfehler! ^ ^ *nen Anfall krieg, wenn ich das erste Kapitel nochmal lese*
 

@ Kyo-ko: *dein zerrissenes Herz wieder zusammen näh* Nicht weinen! Aber warum bist du denn zu Tränen gerührt? ^ ^ Ich schreibe fast jeden Tag, also keine Sorge! Ich hoffe, dieses Chap hat dir auch gefallen!
 

@ Chingya: Thanks for dat Lob! ^ ^ Yeah, ich mach immer weiter sooo! Auch wenn es Tage gibt, an denen ich diese FF net mehr sehen kann. Habe schon mehrere angefangen und nur bis zur Hälfte geschrieben und dann wieder aufgehört...*drop*

Ich hoffe, das ich hier durchhalte! Aber das wird schon! ^ ^ Deswegen bettel ich auch immer nach Kommies, weil ich ein bisschen Ansporn brauche.*Baka desu*
 

@ Iona: Heey!! *knuddel* Habe ich mich echt über deinen Kommi gefreut! Hätte anfangs nicht gedacht, das du diese FF ließt, weil du mir ja auf der Ani erzählt hast, das du net mehr so viele FFs von Diru ließt. Oder besser gesagt, ÜBER Diru. Wahaha! XD

Danke, dass du meinst, dass sich diese FF von anderen absetzt. Darüber habe ich mich sehr gefreut, weil ich mir wirklich Mühe gebe!*es* Es kommen zwar oft Wortwiederholungen, aber das ist noch zu ertragen.

Schreib du doch auch mal eine! XD
 

@ Cari87: Vieeeelen Dank für den Kommi! Den habe ich mir am Telefon zweimal vorlesen lassen! XD Hab's mittlerweile aber schon alles ausgedruckt neben mir liegen. Internet gibt es in diesem Haus immer noch nicht, leider.

Ja, das Pairing ist wirklich sehr häufig und das ich es benutzt habe, ist ne absolute Ausnahme von mir! Sonst schreibe ich wirklich NUR DiexToshiya, weil ich die beiden zusammen einfach geil finde! XD Hatte dann aber mal ne Ausnahme gemacht, aber konnte nicht umhin, dass wenigstens noch ein Hauch DiexToto ist. Ah! Habe ich jetzt was verraten? Nein, habe ich nicht, kann sich ja wohl hoffentlich jeder denken, auf wen Toshiya steht. Auf Miggy bestimmt nicht. XD

Und? Ist schon mehr Bewegung in der Beziehung der Jungs, wie du dir gewünscht hast? n_n

Und ja! Das finde ich übrigens auch! Es geht immer Kyo in vielen FFs schlecht und es muss sich immer alles um ihn drehen. Das wollte ich für mich gerne ändern. Klar geht es ihm hier auch net sonderlich gut, aber er ist nicht der Mittelpunkt. Er soll sich auch mal so richtig Gedanken um jemand anderen machen. ^ ^ Die faule Sau! XD

Und Totchi stelle ich bewusst nicht als Schlampe da, weil er es einfach nicht ist. Und auch nie war. Egal wie er auch mal in Videos und on stage ausgesehen hat, privat war er nie so. Und wie ich das so mitkriege, soll er wohl heutzutage ziemlich genervt von seinem Schlampen-Image sein! XD Ich sach da nur: Selbst Schuld!! Waha!
 

@ -Tooru-: XD Ich finde Die's Papa auch toll! Ich wollte einfach eine FF schreiben, in der es auch um Probs und Beziehungen innerhalb der Familie geht. So hat es halt gut zusammen gepasst, dass Kyo's Dad so ziemlich bescheuert ist und Kyo-chan den Vater von Die immer lieber haben wird. Das kommt alles noch im Verlauf der Geschichte. Mein Dad ist auch sehr jung, habe sehr vieles aus dem realen Leben geklaut..Mein Dad war 18, als ich geboren wurde, in dieser Geschichte ist es so bei Die's Mutter. Zack-geklaut! XD

Lasse mich einfach immer inspirieren. Auch die Depressionen und die schlechte Laune, die da aufkommen, sind nicht von nirgendwo. n_n

Aber du brauchst doch net schluchzen! *Taschentuch reich* Bei welcher Szene denn? Ist doch noch gar nichts trauriges passiert im ersten Kapitel...

Leider kann ich es nie lassen, Kaoru in meinen FFs immer son bisschen zu verarschen..*g* Deswegen auch die alberne Szene mit ihm im Krankenhaus oder in diesem Kapitel mit Puppy. Eigentlich nehme ich Kao sehr ernst..aber....eigentlich auch nicht..Ich hab ihn lieb! Und er hat mich beim Konzert angeguckt..Ich stand da abseits mit so komischen Jungs..XD Er hat uns alle nacheinander angeguckt...Das war so bescheuert! XD
 

@ Kai-kun: Jetzt ohne Scheiß...Ich habe vergessen, wer hinter diesem Namen steckt und als ich dann auf deinen Steckbrief gegangen bin...*mit Hand vor Stirn schlag* Vergesslich!!! Dabei wusste ich es sonst immer! Hast du sie jetzt ganz gelesen oder nur überflogen gehabt? Du hast sie ja sogar ausgedruckt! Das ist mir eine Ehre! n_n Danke für's Kommi!
 

@ Fei: Hallo! ^ ^ Vor Dankbarkeit nichts anderes sagen kann als thaaaaaaaanks!! *dir ein Toto kuschel geb* Jaaa, schreibe ganz schnell weiter!! XD