Rad des Schicksals
Hey!
Tausend Dank für eure unzähligen Kommis, ihr beschämt mich. Ich freue mich über jeden einzelnen davon, egal ob lang oder kurz, Kritik oder Lob.
Das folgende Kap ist eigentlich die Grundidee zu meiner FF gewesen, um die ich die ganze Geschichte drum herum aufgebaut habe und ich habe "nur" 35 Kapitel gebraucht, um bis hierher zu kommen. Ich gebe zu, das hat mich selbst ein wenig überrascht, denn eigentlich war es ganz anders geplant, so wie immer. Aber noch mehr überraschte mich, daß bis hierher so viele von euch durchgehalten haben und meiner FF treu geblieben sind. Danke!!
Eure
Stoechbiene
36. Zorro Rad des Schicksals
Nie kam ich mir hilfloser vor, denn ich kann nichts tun. Die Zeit rinnt durch meine Finger, streckt mir die Zunge raus, als wolle sie sagen: "Du bist zu langsam, du Verlierer!" Robin wird sterben.
Die einfache Schulterverletzung war tückischer als geahnt, hielt unvorhersehbare Auswirkungen in sich versteckt, die auf Anhieb nicht zu erkennen waren. Jetzt liegt sie im Tiefschlaf. Nur ein kurzer Blick auf sie war mir vergönnt, aber das genügte, um meinem Herz einen tiefen Stich zu versetzen. Wieso nur mußte es soweit kommen? Tränen schießen mir in die Augen, doch ich erlaube ihnen nicht sich zu zeigen, nicht hier in der Öffentlichkeit, schon gar nicht, wenn ich nicht allein bin. Sanji und ich laufen planlos durch die Straßen, wissen nicht was zu tun, zerbrechen an unserer Hilflosigkeit.
"Flüssiger Seestein kann ganz schön heimtückisch sein, oder? Besonders als Munition." Auch wenn ich weiß wem diese Stimme gehört, so kann ich es dennoch nicht leugnen, daß ich kurz, für andere zwar bestimmt nicht sichtbar, zusammenzucke. Nami. Wie auf einem Thron sitzt sie auf einem kleinen Mauervorsprung, zeigt sich in ihrer provokantesten Aufmachung, um wohl ihre erworbene Unabhängigkeit vor uns zu demonstrieren. Wie hat sie uns überhaupt so schnell gefunden?
"Woher weißt du davon?!" herrscht Sanji sie an, was ihr aber nur ein entzücktes Lächeln entlockt. Zu gern reizt sie ihre Mitmenschen und heute hat sie in uns gute Opfer gefunden, sind wir doch einfach zu erschüttert über Chopper's Diagnose, was Robin's Gesundheitszustand anbelangt. Viel Zeit bleibt uns nicht mehr, um ein Gegenmittel zu besorgen, aber leider wissen wir überhaupt nicht, wo wir dieses auftreiben könnten. "Daß Robin kurz vorm Abtreten steht, pfeifen inzwischen schon die Spatzen von den Dächern. Viele der Menschen hier wünschen ihr den Tod, aber wen wundert das? Ich dagegen..." Betont langsam steht sie auf, fährt sich mit einer Hand durch das orangefarbene Haar, erst danach bequemt sie sich uns entgegenzukommen, aber von mir aus hätte sie gerne verschwinden können. "Na ja, mir würde es schon etwas leid tun, wenn sie sterben würde, zumal es so unnötig wäre." Wieder führt sie eine dieser überzogenen Bewegungen durch, diesmal indem sie in ihrer Handtasche herumkramt. Hervor zieht sie ein kleines Fläschchen, eine Art Flakon, das sie gespielt nachdenklich betrachtet. Die Frage lautet jetzt nur, ist dies wirklich ein Gegengift oder will sie uns nur quälen mit ihren Spielchen?
"Ich hätte hier ja noch etwas Antidot übrig..." "Was?! Aber das ist ja perfekt!" ruft Sanji erfreut, daß ihm fast sein Glimmstengel aus dem Mund gefallen wäre. "Nicht wahr?" Etwas zu perfekt für meinen Geschmack, aber das ist mir in diesem Moment egal, schließlich gilt es Robin's Leben zu retten. Doch gerade als der Koch nach dem Gegenmittel greifen will, schließt sie ihre Finger fester um die kleine Flasche und zieht ihre Hand ein Stück zurück. Eigentlich war dies vorhersehbar.
"Nicht so schnell, denn umsonst bekommt ihr das Gegengift sicherlich nicht." Ein verächtliches Schnauben von Sanji, aber wir wissen beide, daß es keinen Sinn hat mit Nami über ein Geschäft zu verhandeln. Uns wird im Endeffekt gar nichts anderes übrig bleiben, als ihrer Forderung nachzukommen oder schnellst möglich eine andere Bezugsquelle für das Antitoxin zu finden. "Sag schon, was du dafür willst, aber vergiß nicht, daß wir keine Könige sind, sondern einfache Piraten." "Als ob ich vergessen könnte, wie armselig ihr seid. Aber das ist egal, denn ich verlange auch nur eine winzige Kleinigkeit, sagen wir...Hundertmillionen Berry."
"Bitte?! Wo sollen wir soviel Geld herbekommen?!" Ich hätte es wissen müssen, daß sie nur gekommen ist, um sich an unserem und besonders an Robin's Leid zu ergötzen! "Wenn ihr die Summe nicht habt, nehme ich selbstverständlich etwas, das den gleichen Wert besitzt." "Wir haben nichts derartig wertvolles, außer...unser Schiff?!" Sanji's Stimme überschlägt sich beinahe beim Sprechen, so aufgebracht ist er. Ich verkneife mir lieber eine bissige Antwort auf Nami's Vorschlag für einen Deal, bin ich sonst wohl kaum mehr in der Lage meine Wut im Zaum zu halten. "Der alte Kahn? Der ist ja nicht einmal mehr die Farbe wert, mit der er einst gestrichen wurde. Mir schwebt da eher etwas ganz anderes durch den Kopf, etwas aufregenderes." "Aufregenderes? Was soll das sein?" fragend sieht der Smutje zu mir, aber ich antworte darauf nicht, hoffe einfach nur, daß es nichts mit Diego zu tun hat. Doch ihr kaltherziges Lächeln läßt mich böses ahnen.
Erneut kramt sie in ihrer Tasche, aber diesmal ist es nur ein zusammengefalteter Zettel, den sie meinem Begleiter entgegenstreckt. Mit einer schnellen Bewegung reißt er ihn ihr aus den Fingern, faltet ihn auseinander und starrt auf das dunkelbraune Pergament. Rot leuchtet die Glut seiner Zigarette auf, an der er zieht. Er ist aufgeregt, zu aufgeregt, sonst hätte er schon längst den Rauch wieder ausgeatmet. Bevor er noch blau anläuft, reiße ich ihm das Blatt aus der Hand, um selbst zu sehen, was sich Madame jetzt schon wieder ausgedacht hat. Es bleibt mir nur ein kurzer Augenblick, um mir das Stück Papier anzusehen, denn kaum daß ich einen Blick darauf geworfen habe, geht es mir kaum anders als Sanji, so daß dieser mir ohne Probleme den Wisch wieder abnehmen kann. Erbost zerreißt er das Papier, bis nur noch kleine Schnipsel davon auf dem Boden liegen.
"Das kannst du nicht verlangen!" Wütend spuckt er seinen Glimmstengel aus, ehe er ihn mit seinem Schuh regelrecht zerquetscht. "Wieso nicht? Ich sagte doch Hundertmillionen Berry." "Das hast du dir ja fein ausgedacht mich der Marine übergeben zu wollen, um mein Kopfgeld kassieren zu können." Auch mich hat die Wut gepackt, aber ich verstecke sie hinter meiner vorgetäuschten Gelassenheit, denn den Gefallen werde ich ihr nicht tun, mich vor ihr gehen zu lassen. Die Reste meines Steckbriefes werden vom Wind davongetragen, wirbeln mit ein paar Sandkörnern über den Boden, bis sie verschwunden sind.
"Aber nicht doch, diesen Gefallen würde ich Tashigi niemals tun, dich ihr freiwillig zu überlassen. Sie würde die Gelegenheit nur dazu nutzen, dich in einem der Marinekerker um den Verstand zu bringen und das wollen wir schließlich nicht, oder?" "Sag einfach, was du stattdessen willst."
Grinsend stellt sie sich vor mich, mustert meine Augen, ehe sie mir entgegnet: "Dich. Denn wenn eine Frau dir deinen Verstand rauben darf, dann bin ich das. Also, was wirst du tun? Ist dir Robin's Leben wertvoll genug, um mir im Austausch gegen das Medikament deine Loyalität zu schwören?"
Ihr Blick ist durchdringend, aber ich lasse mich davon nicht einschüchtern. "Was ist mit Diego?" "Nein, Zorro! Wir wissen nicht was sie plant!" "Hast du einen anderen Vorschlag, Sanji?" Schweigen. "Schön, daß du so einsichtig bist. Aber was deine Frage anbelangt kann ich nur sagen, daß ich das Balg nicht in meiner Nähe haben will. Außerdem wird Robin froh sein, wenn ihr wenigstens noch der Kleine geblieben ist, sobald sie aufwacht. Aber nun zu unserem Geschäft."
Sie wendet sich wieder Sanji zu, der noch immer geschockt in mein Gesicht starrt. "Du mußt dafür sorgen, daß sie die Injektion kurz nach Sonnenuntergang erhält, sonst hilft das Mittel nicht. Am nächsten Morgen wird sich ihr Zustand soweit gebessert haben, daß sie außer Lebensgefahr, aber nicht wirklich ansprechbar ist. Drei Tage später lasse ich euch eine neue Ampulle zukommen, die ihr Robin auf die gleiche Weise appliziert. Sie wird danach vollständig ihr Bewußtsein zurückerlangen, aber ihre Teufelskräfte kann sie noch nicht einsetzen, außerdem sollte sie im Bett bleiben. Nach weiteren fünf Tagen bekommt ihr die letzte notwendige Dosis. Und bevor ich es vergesse, versucht nicht uns zu folgen, solange ihr nicht alle Ampullen erhalten habt, denn sonst ist der Deal geplatzt."
"Und was ist mit dir? Wer sagt uns, daß du dich an die Abmachung halten wirst? Außerdem müssen wir Kaya nach Drumm bringen." "Aber Sanji, du solltest mich besser kennen, denn wenn es um ein Geschäft geht, treibe ich keine Späße. Und das mit Kaya geht klar, der Bote wird euch zur Winterinsel folgen, ganz einfach. Also, was ist nun?"
Wieder sieht sie mich an, herausfordernd und überlegen. "Habe ich eine Wahl?" "Nur, wenn dir Robin egal ist." Stumm mustere ich die braunen Augen meiner Ex-Freundin, frage mich, seit wann sie so gefühllos sind. Mechanisch greife ich nach der unteren meiner beiden Gürtelschnallen, öffne sie und drücke den Gürtel samt meiner Schwerter Sanji in die Arme. Auch mein Bandana gebe ich ihm, schließlich wird es den alten Zorro für eine Weile bestimmt nicht mehr geben, wenn denn überhaupt je wieder.
"Tu das nicht...." flüstert er mir zu und zum ersten mal habe ich die Befürchtung, daß ich meinen Sohn und meine Freunde mehr als nur vermissen werde. Doch die Situation läßt mir keine andere Möglichkeit, fordert ihr Opfer, das mir vermutlich zum zweiten Mal in meinem Leben das Herz brechen wird. "Bewahr sie für mich auf und kümmere dich ein bißchen um Diego, auch wenn das viel ist, was ich von dir verlange." Seine freie Hand greift in meinen Nacken, zieht meinen Kopf zu ihm runter, daß meine Stirn beinahe seine schmächtige Schulter berührt. "Das ist für uns selbstverständlich, er ist unser aller Sohn, vergiß das niemals." "Danke." "Freunde?" "Freunde,...für immer."