Abreise
Hey!
Eigentlich möchte ich mich nur kurz für eure lieben Kommis bedanken, ihr seid einfach zu lieb! DANKE
LG
Eure
Stoechbiene
35. Zorro Abreise
Alles läuft glatt. Zu glatt? Ich weiß es nicht. Jedenfalls scheint es dieser Tag mit uns außerordentlich gut zu meinen, denn zum einen ist Chopper nicht aufgefallen, daß Robin diese Nacht nicht in ihrem Zimmer verbracht hat, sondern bei Diego und mir, da er zusammen mit Ruffy im Garten eingepennt ist, zum anderen hat sich die Kurzausgabe von mir noch immer nicht verplappert, dabei war er heute Morgen ganz außer Rand und Band, als er Robin entdeckte, die eigentlich noch schlafen wollte. Eigentlich.
Doch das sicher kurioseste ist wohl, daß Nami uns nicht eines Blickes gewürdigt hat, zumindest hat sie uns nie direkt angesehen, während der ganzen gestrigen Feier nicht. Aber selbst wenn sie uns dumm von der Seite angemacht hätte, meine gute Laune hätte sie damit nicht vertreiben können. Robin scheint ebenfalls gut drauf zu sein, denn als sie beim Mittagessen oder Katerfrühstück, wie unser Lügenbaron es doch recht treffend formulierte, wieder von den vier Alabasta-Hexen beleidigt wurde, war sie frech genug ihnen offen die Meinung zu geigen, daß selbst mir der Mund offen stehen geblieben ist.
Aber jetzt ist das alles eh nur noch nebensächlich, denn wir befinden uns inzwischen auf dem Weg nach Nanohana, um an Bord unserer Nußschale zurückzukehren. Kaya begleitet uns, denn da Lysop sie eh so selten sieht und Drumm nur drei Tage von hier entfernt liegt, bringen wir sie erst dahin zurück, bevor wir mit dem Eternal Port nach Moon Beach zurückkehren, um dort unseren aufgeladenen Lock Port auszugraben, wenn er denn noch da ist. Wir steigen alle nacheinander aus der Kutsche, strecken unsere müden Glieder, die sich von der langen Fahrt ein wenig steif anfühlen.
Der salzige Geruch des Meeres weht uns um die Nase und sicher würde mir Ruffy recht geben, wenn ich sagen würde, das nächste Abenteuer wartet schon auf uns. Aber das soll bis morgen warten, jetzt wollen wir einfach nur an Bord unseres Schiffes zurückkehren und wieder lossegeln.
"Hey Ruffy! Können wir noch ein bißchen Zeit auf Drumm verbringen? Nicht viel, nur...ich will etwas mehr über den Ort erfahren, an dem meine liebe Kaya wohnt." "Zum Essen werden wir auf jeden Fall bleiben," antwortet unser Captain der Langnase, worauf Sanji allerdings nur erwidern kann: "Ich glaube kaum, daß daran irgendwer auch nur den Hauch eines Zweifels hegt. Zum Glück richtet sich die Höhe deines Kopfgeldes nicht nach den Mahlzeiten, die du in deinem Leben bereits verputzt hast, die Summe würde nämlich auf keinen Steckbrief passen." "Jetzt übertreib mal nicht, so viel esse ich nun auch wieder nicht." Doch als sich alle Blicke auf Ruffy richten, fügt er noch grinsend hinzu: "Oder doch?"
Wir lachen amüsiert, tragen dabei unser Gepäck an Bord, allen voran mein Sohn, der es sich nicht hat nehmen lassen, seinen kleinen Rucksack selbst an Deck zu bringen. Dort angekommen staunen wir alle nicht schlecht, ist es doch nicht zu übersehen, daß hier ein paar Handwerker viel Zeit und Mühe in unsere Lamb gesteckt haben. "Wow, jetzt seht euch das an! So flott war unser altes Mädchen ja schon seit Urzeiten nicht mehr!" anerkennend pfeift Lysop durch die Zähne und auch wir anderen nicken zustimmend. Neugierig laufen wir umher, sehen hier und da, daß Teile des Holzes erneuert wurden, die Kirschbäume frische Erde erhalten haben, die Küchentür nicht mehr quietscht und und und. Ich kann das Glück einfach nicht fassen, das mir zur Zeit widerfährt, ist doch alles zu schön um wahr zu sein.
Automatisch sehe ich zu Robin hinüber, wie sie mit Diego bei den Kirschbäumen steht und mit ihm die Blütenpracht genießt. Rosa Blütenblätter umspielen die beiden wie Schneeflocken, verfangen sich in ihren Haaren. Ein Weilchen sehe ich den beiden einfach nur zu, wie sie lachen, sich freuen und mein Sohn sich an meine Freundin kuschelt, als diese ihn auf den Arm nimmt. Unweigerlich verspüre ich den Wunsch mich zu den beiden gesellen zu wollen, mich mit ihnen zu freuen, aber ich muß mich um das Hauptsegel kümmern.
"Leinen los!" brüllen die Hafenarbeiter, doch ein noch lauteres Geräusch übertönt ihre Rufe. Es ist wie ein Pfeifen, mehr ein Zischen, gefolgt von Ruhe. Irritiert sehe ich Sanji an, der unweit von mir entfernt an der Reling steht und mich nicht minder ratlos ansieht. Ob Lysop mal wieder was in den Sand gesetzt hat? Aber eigentlich hatte er doch dafür überhaupt nicht genügend Zeit.
"Papa!" Wie vom Blitz getroffen lasse ich augenblicklich das Seil in meinen Händen los, höre eher nebenbei wie das Großsegel lose im Wind flattert, gilt meine Aufmerksamkeit doch Diego, dessen Stimme selten so ängstlich geklungen hat. Ich zögere keine Sekunde, renne so schnell ich kann zu ihm, doch was ich sehe, reißt mir im Bruchteil einer Sekunde den Boden unter den Füßen weg. Aber so erstarrt ich eben noch war, so panisch befällt mich die Angst, läßt mich auf die Knie sinken.
"Robin!" stoße ich heiser hervor, packe sie dabei an den Schultern, um sie auf den Rücken zu drehen. Diego krabbelt unter ihr hervor, kreidebleich im Gesicht. Aber nicht das Weiß seiner Hautfarbe, sondern das dunkle Rot an Robin's Schulter treibt meinen Puls in schwindelerregende Höhen, läßt mich Zeit und Raum vergessen, als würde ich in einen tiefen Abgrund fallen.
"Was ist passiert?" "Oh Gott!" "Robin!" Wirr und verzerrt dringen die Stimmen meiner Freunde an mein Ohr, kann sie nicht zuordnen. Jemand packt mich an der Schulter, zieht mich hoch, aber mein Blick haftet wie festgenagelt auf Robin. "Sie wurde angeschossen!" ruft Chopper, dessen Worte in meinem Kopf grausame Szenarien verursachen, die allesamt kein gutes Ende nehmen. "Bringen wir sie unter Deck." Außerstande irgend etwas zu tun stehe ich da, starre auf die Holzplanken, auf denen eben noch Robin verletzt gelegen hat.
Ein Zupfen an meinem Hosenbein reißt mich in die Realität zurück, läßt mich nach unten sehen, wo Diego mit Tränen in den Augen vor mir steht. Ich lasse mich erneut auf die Knie fallen, schließe ihn in die Arme. Was ist nur geschehen? Wer hat da geschossen? Warum? Und wieso überhaupt auf Robin, nicht auf einen von uns Jungs? Unruhig wandert mein Blick über das Hafengelände, sucht eine auffällige Person, den möglichen Schützen. Aber weit und breit ist nichts verdächtiges zu sehen, nur Sand und Häuser. Verdammt!
Wer könnte nur so dreist sein, uns am hellichten Tag aus dem Hinterhalt anzugreifen? Die Marine? Aber die hat keinen Stützpunkt in Nanohana, weswegen wir unser Schiff auch hier versteckt haben. Nami? Sie hat zwar einen Haß auf uns, aber jemandem in den Rücken zu schießen, ist nicht gerade ihr Stil, dafür genießt sie zu sehr den Moment, in welchem sie ihrem Gegner überlegen ist. Andere Piraten? Wieder suche ich die Umgebung ab, halte dabei meinen Sohn an mich gedrückt, um ihn nicht in die Schußbahn dieses Verrückten kommen zu lassen. Da!
"Versteck dich!" flüstere ich bestimmend in Diego's Ohr, ehe ich ihn loslasse und von Bord springe. Hastig renne ich den Steg entlang, springe über Frachtgut und Fässer, die mir im Weg stehen, stets das Ziel vor Augen, diesen Mistkerl zu schnappen! Aber er hat mich gesehen, läuft vor mir davon, doch ich werde nicht aufgeben. Quer durch die ganze Stadt geht unsere Jagd, durch staubige Straßen, verwinkelte Gassen.
Lauf ruhig davon, früher oder später hole ich dich ein, dann hat dein letztes Stündlein geschlagen! Zwar ist er schnell, aber das bin ich auch und ob er eine bessere Kondition als ich hat, wage ich zu bezweifeln, so wie der sich abmüht.
Ich folge ihm in eine Scheune, die groß und dunkel vor mir liegt. Für eine Sekunde bin ich blind, renne dennoch weiter. Ein Trampeln ist zu hören, unruhig, aufgebracht, begleitet von lautem Wiehern und Schnauben. Gerade noch rechtzeitig erkenne ich die Meute Pferde, die auf mich zustürmt, daß mir nichts anderes übrig bleibt, als zur Seite zu springen. Zu meinem Pech muß ich mit ansehen, wie dieser feige Mistkerl von Attentäter auf einem der Tiere sitzt und davon galoppiert.
Wütend über mich selbst rapple ich mich auf, starre auf die Staubwolke, die sich immer weiter von mir entfernt. "Du wirst dafür mit dem Leben bezahlen, das schwöre ich," flüstere ich dem Wind zu, dann drehe ich mich um und laufe zurück zum Hafen.
Der Typ hatte eine auffällige Tätowierung am Arm, rotes Haar und riesige Füße, aber am einprägsamsten ist zweifelsohne die Narbe an seinem Hals gewesen. Nie werde ich ihn vergessen, daß er meiner Robin diese Verletzung zugefügt hat. Der Tag der Rache wird kommen!