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Todesengel

"Aus deinem Zorn erschufst du Gabriel, den schrecklichen Gabriel"
von

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Es war heiß. Marie biss die Zähne zusammen als die Hitze von der Hand des weiß gekleideten Engels ausgehend ihre Schulter zu durchfluten schien. Als die Hitze ein wenig nachließ, siegte die Neugier und die 7-järhige machte ein Auge auf um den Engel verstohlen zu betrachten, der sie - so hatte Ashtariel ihr versichert - nun heilte. Das Himmelswesen hatte ein genauso feingeschnittenes, junges Gesicht, wie die anderen Engel, die Marie heute schon gesehen hatte. Anael, so hatte sich der Engel ihr vorgestellt. Sie schien sehr konzentriert zu sein, hatte die Augen geschlossen. Auf ihrer Stirn glitzerte es im Licht der frühen Abendsonne. Marie bemerkte gerade noch, wie die Hand des Engels leicht zu zittern begann, dann schnappte sie nach Luft, als die Hitze erneut ihren Körper durchwanderte. Langsam kroch sie von ihrer Schulter zur Körpermitte und Marie blieb für einen Moment die Luft weg. Als nächstes strich Anael ihr sanft eine Strähne aus der schweißnassen Stirn. Marie lag in den zitternden Armen des Engels. Hatte sie nicht vorhin noch gesessen. Anael, die Raphaelitin zwang ein Lächeln auf ihr müdes Gesicht. "Fühlst du dich besser? Es war ein wenig anstrengend, ich weiß. Aber jetzt bist du wieder gesund."

Marie holte Luft um zu antworten und ihr Blick wurde noch verstörter. Anstatt einer Antwort verließ nur ihr Atem ihre Kehle. Sie entließ ihn langsam, holte dann erneut Luft, tief und behutsam. Es tat nicht weh. Und das pfeifende Geräusch, dass sonst immer beim Atmen da gewesen war, war auch verschwunden. Sie konnte ganz tief einatmen, tiefer, als jemals zuvor in ihrem Leben. Ihre Augen wurden groß. "Hast du das gemacht?", flüsterte sie zögernd.

"Du siehst ja aus, als hättest du versucht mein morgendliches Trainingsprogramm mitzumachen." Kam es spöttelnd von hinter Anael. "Sag bloß, du hast versucht mit zu kämpfen?"

Anael schob Marie von ihrem Schoß, half ihr auf, stemmte sich schließlich selbst mit zitternden Knien in die Höhe und wandte sich dem Gabrieliten zu, der sich drei Schritt entfernt lässig auf sein Schwert lehnte und sie skeptisch und betont gelangweilt mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte.

"Sie hatte eine Bronchitis. Nicht, dass ich erwarte, dass dir das etwas sagt. Es ist jedenfalls eine schwere Krankheit, und diese zu heilen, hat mich eine Menge Kraft gekostet. Ob du's glaubst, oder nicht, Manuel, auch andere leisten hier Arbeit."

Marie verstand den Dialog der Engel nicht, da diese sich - wie schon zuvor - auf Latein unterhielten. Sie fragte sich, ob sie miteinander stritten, aber der Tonfall Anaels ließ keine Feindseeligkeit erkennen. Ängstlich klammerte sich Marie in den Ärmel der Raphaelitin und beäugte den Krieger indem sie vorsichtig hinter ihr hervorlugte. Anael hatte anscheinend keine Angst vor ihm. Marie begann zwischen den beiden hin und her zu sehen. Schwarz und Weiß. Ein Engel der tötet und einer der heilt...

Plötzlich knickten dem Mädchen die Knie ein, als Anael zusammensackte und sich in ihrer Orientierungslosigkeit bei Marie festhielt. Beide krachten zu Boden und Marie wurde unter einem Wust weißer Federn begraben. Gedämpft hörte sie ein metallenes Scharren, dann flinke Schritte und schon wich das Gewicht des Engels wieder von ihr. Der schwarz gekleidete Engel, der... Gabrielit hatte Anael angehoben. Sie lag nun in seinen Armen und er schüttelte sie sacht. Marie stand wieder auf und der Gabrielit machte ebenfalls Anstalten sich samt Anael zu erheben, fror aber in der Bewegung ein. Marie folgte seinem Blick, der sich aus misstrauisch zusammengekniffenen Augen... direkt auf Helena richtete! Die kleine Schwester Maries hatte sich nicht untersuchen lassen wollen. Anael hatte vorgeschlagen mit Marie zu beginnen, um ihr zu zeigen, dass es nicht weh tun würde. Helena hatte derweil die ganze Zeit im Schatten eines Baumes gekauert, wo sie auch jetzt noch saß. Unter dem Blick des kriegerischen Engels zog sie den Kopf zwischen die Schultern, wie ein eingeschüchtertes Tier.

Marie lief schnell zu ihrer Schwester und stellte sich todesmutig schützend vor sie. Dabei warf sie dem Engel ihren angsteinflößendsten Blick zu. Dieser starrte sie einen Moment lang undefinierbar an, biss sich dann auf die sich beinahe zu einem Lächeln verziehenden Lippen und stand ruckartig auf. In derselben fließenden Bewegung wandte er sich schwungvoll um. Das zusätzliche Gewicht des anderen Engels schien er gar nicht zu bemerken. Als er weg war sank Marie am Baumstamm zu Boden und seufzte erleichtert auf. "Ganz schön angsteinflößend dieser Manuel, oder Helena?" Die Kleine sah nur aus den Augenwinkeln zu ihrer Schwester hinüber und nach einer langen Minute des Schweigens nickte sie abgehackt. Marie streichelte ihr sanft über die Wange. "Du musst jetzt keine Angst mehr haben. Jetzt ist alles vorbei. Ganz bestimmt. Und Mama und Papa... sind jetzt bestimmt... auch Engel."

Die letzten Worte kamen nur noch gebrochen über Maries Lippen und laut schluchzend zog sie Helena fest in ihre Arme, konnte das unschön verzogene Gesicht der 4-jährigen nicht sehen...
 

Vor der winzigen Kapelle des kleinen Fischerdorfes traf die Schar Ashtariels zusammen. Zuerst trafen der Ramielit Hesekiel und der Urielit Daniel bei der Scharesführerin ein. Die Michaeliten bedachte Hesekiel mit einem fragenden Blick und sandte eine Frage in seine Gedanken. "Hast du dich wieder beruhigt?" Es lag kein Tadel darin, eher Verständnis, dennoch zog Hesekiel beschämt den Kopf ein. Ja. Verzeih... Ashtariel nickte. Dann wandte sie sich zu den Schritten um, die sich näherten. Noch bevor sie Manuel den Gabrieliten und die Raphaelitin Anael in seinen Armen richtig erkannt hatte, war Daniel schon bei ihnen und seine Schwingen bewegten sich -seiner Unruhe zusätzlichen Ausdruck verleihend - , als er aufgeregt fragte: "Was ist passiert? Ist sie verletzt?" Manuel rollte mit den Augen und trat umständlich an dem Urieliten und seinen mächtigen Schwingen vorbei.

An Ashtariel gewandt, erstattete er den knappen, treffenden Bericht: "Umgekippt." Damit legte er sie - erstaunlicherweise recht behutsam - zu Ashtariels Füßen nieder. Als er wieder aufsah und dem Blick seiner Anführerin begegnete, der in etwa sagte: Das war ALLES?, warf er die Hände hoch. "Was denn? Meine Güte, sie hat sich überanstrengt. Die ältere von den Schwestern hatte irgendeine Krankheit... Bronchien, oder so."

Ashtariel schüttelte den Kopf und ordnete scheinbar kurz ihre Gedanken. "Und... wo sind die Mädchen jetzt?"

In einer lässigen Bewegung über die Schulter deutend, antwortete Manuel nüchtern: "Am Dorfrand bei der kleinen Baumgruppe."

"DU HAST SIE ALLEIN ZURÜCKGELA-" begann Hesekiel zu kreischen, brach aber nach einem warnenden Blick Ashtariels ab und biss sich ausgleichsweise in die geballte Faust.

Dann sah die Michaelitin Manuel an und baute sich vor diesem auf. "Langsam reicht es mir! Auch DU hast dich zusammen zu reißen und verantwortungsvoll zu handeln! Ich habe nicht die geringste Lust, wegen dir vor den Kirchenoberen in Ungnade oder gar Schande zu fallen!"

In den Worten lag eine größere Drohung für Manuel, als seine Scharesgeschwister vielleicht begriffen. Der Gabrielit war ein stolzer Krieger und unter seinen Ordensbrüdern berühmt. Wenn seine Schar wegen ihm einmal einen Tadel bekam - und Ashtariel hatte ihm gerade sehr deutlich gemacht, dass sie es bekannt machen würde, falls ER schuld daran sei - dann würde er im Ansehen seines ganzen Ordens fallen.

Er blickte sie düster an, senkte aber den Kopf ein klein wenig und entfernte sich langsam von ihr. Als er den schmollend auf einem Stein sitzenden Hesekiel passierte, streckte dieser ihm die Zunge raus. "Und es heißt Bronchitis!"

"Jetzt ist Schluss!" Beide zuckten zusammen, als die Michaeliten sich erneut zu Wort meldete, diesmal aber sehr viel lauter. "Hört auf euch zu zanken und macht euch lieber nützlich! Ihr geht jetzt Feuerholz sammeln!"

Nach einem giftigen Blick untereinander wollten beide in verschiedene Richtungen losmarschieren.

"Zusammen!"

Das Wort trug die Kraft Ashtariels himmlischen Erzeugers Michael mit sich und zwang die beiden zum Gehorsam. Nachdem sie es vernommen hatten, handelten ihre Körper praktisch von selbst. Nebeneinander - wenn auch offensichtlich nicht darüber erfreut - entfernten sie sich zügig in Richtung Waldrand.

Das war die einzigartige Macht der Michaeliten, die es ihnen erlaubte ihre Befehle über alles erhaben an ihre Schar zu erteilen und sich des absoluten Gehorsams sicher zu sein.

Ashtariel machte nur selten Gebrauch davon, doch heute hatte sie schlichtweg nicht mehr die Kraft, um über die Streitigkeiten zwischen Hesekiel und Manuel zu diskutieren.

Sie alle hatten einen anstrengenden Tag hinter sich. Sie waren am frühen Morgen eingetroffen und mussten sofort den Kampf aufnehmen. Eine gemischte Horde von Traumsaatkreaturen, war in der Nacht über das Dorf hergefallen. Die Fischer hatten tapfer gekämpft, doch den riesigen insektoiden Monstern war schwer beizukommen. Ihre Chitinpanzer waren hart, ihre Klauen und Kiefer scharf und ihr Speichel giftig oder ätzend. Dennoch... als Ashtariel und die Schar schließlich eingetroffen waren, hatte es noch etwa einen halben Tag gedauert, bis die letzten verfluchten Kreaturen aufgespürt und zerschmettert worden waren.

Die Michaelitin kniete neben Anael nieder. Auch sie hatte sich verausgabt. Viele Dörfler waren schon bei ihrer Ankunft schwer verletzt gewesen, und ihre Heilkräfte wurden oft benötigt. All das war auch der Grund, warum Ashtariel beschlossen hatte, dass die Schar die Nacht hier im Dorf verbringen würde, um Kräfte zu sammeln und den Menschen noch ein wenig in ihrem Leid und Verlust beizustehen.
 

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So, hier ist das dritte Kapitel... hm irgendwie sollte die Fanfic gar net so lang werden, aber das passiert mir oft. ich hab das Ende oder die Schlüsselszene schon zu Anfang im Kopf, aber ich will dann auch net zu übergangslos dahin gehen.

Hoffe, das Kapitel gefällt trotzdem und wirkt nicht nur geschwafelt. Ich fand es wichtig, um überhaupt nochmal die Situation und das Vorgeschehen n bissl zu klären. Bin halt kein Mensch, der sich gern kurz fasst ^^'

Bitte gebt mir Kommis!!!! Ich möchte bei Animexx endlich mal austesten, ob meine Geschichten nur für mich und enge Freunde interessant sind, oder ob auch unbeteiligte sich einfühlen können und die Storys mögen. Außerdem möchte ich wissen, ob mein Stil immer noch bloß "Jugendliche kritzelt ne Story aus Langeweile"-mäßig ist, oder auch Romanqualitäten hat.

Hab ich jetzt noch was vergessen...? ich glaub net.

Tschuuuuuss! Bis zum nächsten Kapitel!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-08-02T14:00:45+00:00 02.08.2005 16:00
Was soll ich sagen? Einfach toll!!! Haste super gemacht!!! Freu mich auf das nächste Kapitel!!! Kann es kaum erwarten!!
Am besten gefällt mir Manuel!!! Ich mag seinen Charakter. Er hat viel Ähnlichkeit mit meinem eigenen Chara Tamael!!!
Na ja... Hat mir echt gut gefallen!!! Schreib weiter so!!!


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