Erster Tag- Doch der Mond scheint
Kai starrte auf den Brief in seinen Händen. Vor zwei Jahren hatte er ein neues Leben angefangen. Weit weg von der Vergangenheit. Jetzt dieser Brief. Er stöhnte. Warum war er überhaupt hergekommen? Weil er seine Freunde gerne sehen würde? Oder wegen ihm? Aber jetzt war es so oder so zu spät. Schließlich saß er bereits in dem Hotelzimmer. Er sollte das Beste daraus machen, stand auf und betrachtet sich im Spiegel. Seine Langen blauen Haare hatte er nach hinten gebunden. Er trug eine enge Lederhose und ein halb offenes Hemd.
Einmal atmete er noch tief durch. Dann verließ er das Hotelzimmer. Es dauerte auch nicht lange bis ihn Tyson und Hillary entdeckt. Stürmisch umarmte Hillary ihn, während Ty übers ganze Gesicht grinste. Er hatte sich scheinbar nicht viel verändert. Er wirkte allerdings etwas erwachsener - aber nur etwas. Langsam trat auch Ray zu ihnen. Er begrüßte Kai mit einem Handschlag. "Fehlt nur noch Max.", sagte Kenny, der gerade hinter Ray auftauchte. Tyson trat nervös von einem Bein zum anderen. Er war ganz hibbelig.
"Beruhige dich Tyson.", sagte Hillary sanft. "Aber Hill-chan ich bin ganz ruhig.", erwiderte Tyson. Sie lachten. Wo blieb Max? Vielleicht kam er gar nicht? Irgendwie hatte er ein komisches Gefühl. Dann betraten die All Starz mit Max das Hotel. Äußerlich hatte sich Max nicht viel verändert. Aber seine Ausstrahlung war anders. Seine Augen waren kalt und zeigten keine Regung. Ohne ein Wort ging er an ihnen vorbei.
Was war nur mit Max passiert? Kai lief in seinem Zimmer auf und ab. Es klopfte. "Es ist offen!", sagte Kai. Ray trat ins Zimmer.
"Hast du dich gar nicht in die Listen eingetragen?", fragte Ray.
"Ich blade nicht mehr!", sagte Kai bestimmt.
"Aber..."
"Das ist meine Sache!", erwiderte Kai gereizt.
Ray hob abwehrend die Hände. "Tyson sieht, das wohl etwas anders. Er hat dich bei den Bladebreakers eingetragen. Da wir noch einen dritten brauchen, weil Max bei den All Starz bladet."
"Tyson hat was?"
"Er hat dich für unser Team eingetragen!", sagte Ray grinsend und verließ schnell den Raum. Kai war wütend. Wie konnte Tyson nur? Er schaute auf seine rechte Hand. Sollte er es versuchen? Langsam holte er Dranzer. Seine Hände zitterten. Zornig schloss er den Griff um den Blade fester. Dann ging er nach unten. Ray und Tyson bladeten schon fleißig. Auch Max war da. Er lehnte an der Wand. Hillary und Kenny gaben immer wieder Verbesserungsvorschläge von sich. Langsam ging Kai zu einem freien Tablo. Wieder zitterte seine Hand. Dann startete er seinen Blade. Er trainierte eine Weile. Er spürte Max Blicke auf sich.
~Max~
Kai sieht verdammt gut aus. Aber warum zitterte er so. Er schient total nervös zu sein. Das passte gar nicht zu Kai. Was war in den letzten beiden Jahren passiert? Aber er hatte wohl kaum ein recht auf diese Frage. Tyson und Ray kämpften immer noch. Er durfte nicht an die Vergangenheit denken. Es war vorbei. Niemals zurück blicken. Niemals zweifeln. Sonst bricht alles über dich herein. Dann stieß er sich von der Wand ab und verließ den Raum.
~Kai~
Kai schaute auf. Max hatte den Raum verlassen. Traurig blickte er Max hinterher. Ein stechender Schmerz durchfuhr sein Handgelenk. Für das Turnier würde es reichen müssen. Er brauchte einfach etwas ruhe. "Kai! Kannst du uns mal kurz helfen.", rief Kenny.
Unruhig walzte er sich im Bett herum. Er fand einfach keinen Schlaf. Immer wieder sah er ihn vor sich. Schließlich stand er auf, zog sich etwas über und ging nach draußen. Wie so oft fühlte er sich alleine. Der Mond warf ein schwaches Licht auf ihn. Er vertrieb die Dunkelheit ein wenig. Jemand saß auf der Bank. Kai erkannte ihn sofort. Max saß vor ihm und betrachtete den Mond. Er sah so erwachsen aus. Aber seine Augen waren kalt und stumpf geworden.
Was war nur passiert? Langsam ging er zur Bank und setzte sich neben Max. Max hatte sich kurz zu ihm gedreht, hatte aber nichts gesagt. Kai schaute ihn an. Seine Augen wirkten nicht mehr kalt, sondern er erkannte Trauer und Angst in ihnen. Langsam streckte Kai seine Hand aus und strich eine einsame Träne aus Max Gesicht. Lange Zeit saßen sie einfach nebeneinander. Keiner sagte ein Wort. Es war auch nicht nötig. Allein Max Gegenwart tat ihm gut. So lange hatte sie sich nicht mehr gesehen. Vorhin hatte er tausend Fragen an Max. Jetzt waren sie einfach nur unwichtig. Noch brauchte er keine Antworten. Er wollte einfach nur die Ruhe und seine Anwesendheit genießen.
