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Our Darkness / Unsere Dunkelheit - Abschnitt I: Sonnenuntergang

Dystopische Nah-Zukunftsvision nach der Apokalypse. Hintergrund nach dem Rollenspiel D.E.A.D!!
von

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Wunden lecken

Az saß auf dem großen Sessel. Slizer hatte gerade irgendetwas zu ihm gesagt, das sanft und dumpf zu ihm hindurch gedrungen war. Er antwortete mit einem knappen und äußerst kühlen "Ja". Slizer sah ihn genervt an und stützte dann wieder das Kinn in die Hand. Er saß ihm gegenüber auf der Couch und schien gelangweilt zu sein. Az blinzelte kaum merklich. Er stellte fest, dass er seine Hose und seine Schuhe trug und im Schneidersitz auf dem Sessel saß. Feuer brannte im Kamin und die Reste des Essens schienen weggeräumt worden zu sein.

Er fasste sich wieder und ließ nichts von seinem inneren Kampf nach außen dringen. Mal wieder ein Black Out. Er erinnerte sich an nichts, was nach dem Erwachen gewesen war. War es Tag oder Nacht? Worüber hatten sie gerade gesprochen? Er wusste es nicht. Solche Erinnerungslücken hatte er öfter und manchmal hinterließ die Taubheit seltsame Worte in seinem Kopf, die in dumpfem Schmerz endeten. In diesem Moment aber, fühlte er sich eher ausgeruht. Wahrscheinlich hatte er geschlafen. Er wusste nicht, ob Slizer mitbekam, dass sein Verstand manchmal ausklinkte, und er fragte ihn auch nicht danach, was in dieser Zeit geschehen war. Vielleicht würde er es sich leichter machen, wenn er es täte, aber er war sich sicher, diese Black Outs waren etwas ganz persönliches und die Worte, die er zu hören, nein, eher zu spüren glaubte, hatten eine Bedeutung, auch wenn sie sich ihm nicht immer gleich erschloss. Das ging niemanden etwas an, außer ihm. Niemanden.

Da er aber in Slizers Augen schon eine Weile wach zu sein schien, und Az keinen blassen Schimmer hatte, über was sie gerade gesprochen hatten, musste er nun etwas sagen, damit seinem Freund nicht auffiel, dass er nichts mitbekommen hatte. Nur keine Schwäche zeigen.

"Wie geht's der Kleinen?", murmelte er monoton, als frage er nur, um die Langeweile zu vertreiben.

"Wie oft willst du das noch fragen?", maulte Slizer genervt. Az sah ihn kalt und ausdruckslos an.

"Wie geht's der Kleinen?", fragte er wieder, als habe er es zum ersten mal gesagt. Slizer knurrte auf Grund der Provokation, nahm sie aber hin, ohne ihm eine Antwort zu geben. Az ließ es dabei bewenden und stand auf, um selbst nach dem Mädchen zu sehen.

Kassandra lag immer noch im Bett, eingehüllt und beinahe gänzlich versteckt von den schweren Decken, die auf dem Himmelbett aus geschnitztem Holz lagen. Az setzte sich zu ihr und sie öffnete die Augen.

"Ah, du bist wach, das ist gut." Az grinste beinahe, konnte es sich aber noch verkneifen während Slizer auf Grund seines Kommentars den Kopf hob und überrascht zum Bett hinüber sah. "Wie geht es dir?", fragte der Blüter emotionslos. Das Mädchen nickte nur, schien aber immer noch Angst und Schmerzen zu haben.

"Besser." hauchte sie zaghaft, als Az nicht weitersprach, sondern fragend den Kopf schief legte.

Plötzlich klopfte es an der Tür. Slizer sprang regelrecht von der Couch und griff nach seiner Flinte, Az stand ebenfalls abrupt auf, allerdings weniger erschreckt und entfernte sich ein paar Schritte von der Tür. Er bemühte sich irgendetwas wie eine Haltung anzunehmen, denn er wollte sichergehen, sich angemessen und ohne eine Spur von Schwäche zu präsentieren, egal wer jetzt gleich zur Tür herein kommen würde.

"Herein." sagte Az scharf und warf Slizer über die Schulter einen lockeren, kalten Blick zu. Allerdings verschärfte sein Grinsen in Richtung seines Freundes nur dessen Anspannung, machte dieser eisige Blick dazu ihm doch unmissverständlich klar, das Gewehr sofort hinzulegen und die Klappe zu halten.

Die Tür ging auf und Alexandra kam herein. Sie hatte einen festen und eleganten, sehr selbstsicheren Schritt und Az fragte sich, wie alt sie wohl sein mochte. Des Weiteren stellte er soeben fest, dass ihr Samtkleider nicht standen. Sie hatte wenig damenhaftes und das was sie nun trug, hob ihre Reize perfekt hervor und zeichnete ihr Gesicht mit noch mehr Anspannung und Ernsthaftigkeit. Anscheinend genoss sie es gar nicht, diesen feinen Stoff am Leib zu tragen, musste sie doch anscheinend ihre bequeme und praktische Hose dagegen eintauschen. Az zog eine Augenbraue hoch und legte den Kopf schief, als würde er erwarten, dass sie spräche. Er fuhr sofort wieder auf hundert Prozent und verschränkte seine Arme direkt über der Wunde, deren Schmerz er vollkommen verdrängte.

"Guten Abend." Alexandras kalte, aber höfliche Stimme brachte die Flammen der zahlreichen Kerzen zum zittern, als sie vorsichtig die Tür hinter sich schloss. "Ich hoffe der Arzt hat seine Arbeit zu eurer Zufriedenheit erledigt." Sie sah die Beiden nacheinander fragend an.

Az nickte nur und machte eine Handbewegung, die ihr bedeutete fortzufahren.

"Das freut mich.", sagte emotionslos. "Ihr habt unseren Erzeuger gerettet, Lord Ceran, das Kind des Herrschers von Nürnberg. Ihr habt dieser Stadt einen großen Dienst erwiesen und sollt dafür reichlich entlohnt werden, wie versprochen." Sie nahm ohne Umschweife zwei Geldbeutel von ihrem Gürtel und reichte den einen Az, den anderen Slizer. Slizer nahm den Beutel beinahe gierig in die Hände, öffnete ihn dann aber eher wie ein verschüchtertes Kind, welches seine unhöfliche Geste sogleich es das Ersehnte in der Hand hält, wieder bereut. Az nahm das Geld entgegen und warf es einfach zu seinen Sachen, ohne nachzusehen, wie viel es war. Er kannte sich nicht mit Vampiren aus, jedoch interessierte ihn das, was sie soeben gesagt hatte mehr, als die Belohnung, die ihm nicht mehr davonlaufen würde. Das Kind des Herrschers von Nürnberg? Das musste wirklich etwas bedeuten, man erzählte sich, der Vampir, der hier herrschte, sei hunderte von Jahren alt und ein Schläfer, der noch lange Zeit vor der zivilisierten Zeit erwacht sei.

"Nun, auch auf die Gefahr hin unhöflich zu sein, aber was wolltet ihr in Nürnberg?", fragte Alexandra. Az grinste und verschränkte geschäftlich die Arme vor der Brust.

"Wir suchen Arbeit, wisst ihr? Es sind harte Zeiten da draußen, ich meine überall herrscht Krieg. Die Widerstandsnester und so weiter...Wir sind ehrliche Söldner, wir haben keine Lust uns auf den Schlachtfeldern der Dämonen verheizen zu lassen. Sorry, aber das ist nicht unsere Sache, also haben wir uns gedacht in einer freien Stadt wie dieser finden wir sicherlich noch am ehesten einen guten Job, der nichts damit zu tun hat, irre menschliche Fanatiker in Stücke zu schießen, während man irre infernale Fanatiker im Rücken hat. Und das auch noch vollkommen unterbezahlt." Az grinste dreckig. Es war aufgesetzt. Er wollte Alexandra testen.

Wie groß war der Gefallen, den sie ihr und der Stadt getan hatten wirklich? Für diese Leute hier mussten sie Beide ganz dreckige kleine Pisser sein, die es irgendwie gebacken gekriegt hatten, etwas ganz großes zu leisten, und genauso benahm er sich jetzt auch. Eigentlich war er eher ruhig und durchweg in der Lage höflich zu sein, artikuliert zu sprechen und Manieren an den Tag zu legen, das hatte er bei seiner alten Truppe gelernt. Aber er traute dem Braten nicht. Die Frau wollte wahrscheinlich mehr von ihnen, als sie nur bezahlen und davonjagen wie dreckige Hunde, sonst hätte sie sie nicht so lange hierbehalten, ihnen einen Arzt bezahlt und jetzt angefangen über Dinge zu plaudern, die zwei Söldner nichts angingen. Da musste mehr dahinterstecken und er war sehr gespannt darauf, wie viel Geld in dem Beutel sein würde. Nach der Behandlung durch den Arzt dürfte eigentlich nicht mehr allzu viel herumspringen.

Alexandra bedachte ihn mit einem...nun...emotionslosen Blick. Wie immer. Es fiel ihm sehr schwer die Frau einzuschätzen, aber anscheinend war sie nicht angewidert oder beleidigt. Sie schien ihn eher prüfend anzusehen. Nach einigen ewigen Augenblicken, in denen Az ihrem eiskalten Blick standhielt, erhob sie wieder das Wort.

"Nun, ich bin sicher, wir hätten noch einige Aufgaben für euch, wenn ihr Interesse daran hättet."

"Oh, sicher." sagte Az geschäftig, aber weniger herausfordernd als gerade. Er war jetzt vorsichtiger, wer wusste schon, was in Alexandra vorging. Er wollte es sich nicht verderben hier vielleicht wirklich einen Fuß in die Tür zu bekommen. "Kommt drauf an, was für Aufgaben das sind. Soll ich über unsere Qualitäten referieren, oder haben wir sie für das, was Euch vorschwebt schon genug unter Beweiß gestellt?"

"Ich denke, das habt ihr. Ich kann euch jetzt noch nicht sagen, was für Aufgaben es konkret sein werden, aber loyale Mitarbeiter können wir immer gut gebrauchen. Zur Zeit herrschen einige Spannungen in der Stadt. Da kann es von Nutzen sein, jemanden von Außen zu haben, der von all den innenpolitischen Querelen unbefangen ist." Az nickte, als sie zu Ende gesprochen hatte und stellte besorgt fest, das Slizer im Begriff war, sich am Kopf zu kratzen, weil er die Hälfte der Wörter nicht verstanden hatte.

'Von innerpolitischen Querelen unbefangen...' dachte Az. 'Nette Umschreibung für, naive Idioten, die man für seine Zwecke mißbrauchen kann, damit man die dreckige Arbeit nicht selbst erledigen muss. Aber wer weiß, vielleicht spiele ich das Spielchen sogar gern, wenn nur die Bezahlung stimmt.'

"Nun, solch eine hohe Arbeitstelle zu bekommen hatten wir nicht erwartet." Az ergriff schnell das Wort und sprach mit anscheinend unverhohlener, dreckiger Freude über das begonnene Arbeitsverhältnis. Doch dann verfinsterte sich sein Blick schlagartig, und der plötzliche Stimmungswandel erregte wieder Alexandras Aufmerksamkeit. "Allerdings," hob Az wieder die Stimme, "will ich schon gern wissen, was genau wir für euch tun sollen und wann. Mal ganz ehrlich," er ließ die Arme sinken und entblößte die Wunde, "ich glaube es wird noch ein Weilchen dauern, bis ich mich wieder mit Werwolfpack anlegen sollte." Alexandra musterte ihn wieder prüfend und er hoffte, dass seine Art dafür sorgte, dass sie ihn nicht gänzlich durchschaute. Az war kein guter Schauspieler, genauer gesagt, besaß er überhaupt keine schauspielerischen Qualitäten, er war nur schlichtweg gestört und wusste, dass viele Leute mit seiner schizophrenen Art des ,Verhandelns' nicht zurecht kamen. Er verarbeitete Informationen anscheinend nicht exakt so wie andere Leute, oder eher, wie andere Leute es erwarteten. Das verschaffte ihm oft einen Vorteil, sorgte aber auch dafür, dass er immer sehr hoch pokerte.

"Ich werde euch mitteilen, wenn ich etwas für euch habe. Ich oder Arthur, genauer gesagt. Ich denke ihr werdet ein paar Tage Ruhe bekommen, das ist kein Problem. Wir haben nichts davon, wenn unsere Männer nicht voll einsatzfähig sind. Ihr könnt hier bleiben und euch ausruhen, bis ihr wieder genesen seid. Dann werden wir zu euch kommen und euch vielleicht einige kleinere Aufgaben zukommen lassen. Wenn ihr diese zu unserer Zufriedenheit erledigt, hätten wir noch eine Große für euch. Und ich verspreche euch, ihr werdet fürstlich dafür entlohnt werden." Weder ihre Stimme noch ihr Blick verrieten irgendetwas über ihre Gefühle, während sie sprach und Az war sich nicht mehr sicher, ob sie überhaupt so etwas besaß.

"In Ordnung." grinste er jetzt wieder vorsichtig. "Ich denke das wird durchaus machbar sein."

"So lange ihr für uns arbeitet, könnt ihr hier natürlich weiterhin unterkommen. Dieser Flügel ist in Ordnung, wenn ihr etwas braucht, fragt einen Bediensteten, sie werden euch Fragen beantworten und euch etwas zu Essen bringen, wenn ihr es wünscht. Wendet euch auch an sie, wenn ihr irgendetwas braucht. Der Rest des Schlosses ist aber Tabu."

"Verstanden.", kommentierte Az befehlsgewohnt. "Aber, wenn ich fragen darf, wo ist mein Pferd?"

Alexandra nickte. "Frag einen Bediensteten nach den Stallungen und wo sie es hingebracht haben. Dort dürft ihr euch natürlich auch aufhalten. Habt ihr sonst noch fragen?"

"Nun, wir wollten vielleicht mal in die Stadt, einkaufen und so..."

"Das ist kein Problem, ihr dürft euch in der Stadt frei bewegen."

"Nun, äh..." Az versuchte krampfhaft eine höfliche Formulierung zu finden. "Nun, wie soll ich das sagen, ich hatte noch nie mit Vampiren zu tun, und man hört so Geschichten über die Stadt...Versteht Ihr ich möchte einfach niemandem auf die Füße treten."

"Das ist an und für sich kein Problem. Die allgemeinen Regeln hier sind einfach. Wir sind eine freie Stadt, das bedeutet keine Diskrepanzen unter den verschiedenen Rassen. Dämonen sind hier genauso viel wert, wie ein Mensch oder ein Blüter. Das Gleiche gilt für Nephilim und Schläfer. Es gibt keine bestimmten Wohnbereiche in der Stadt, sie ist Ringförmig aufgebaut. Umso näher ihr dem Stadtkern kommt, desto dreckiger werden die Viertel. Dort bekommt man häufig Ärger, wenn ihr den vermeiden wollt, bleibt in den Randgebieten der Stadt. Es gibt hier eine Menge Menschen und viele Schläfer. Mehr als Dämonen oder Blüter. Alle sind hier vor dem Gesetz gleich, also keine Rassenstreitigkeiten."

"Hm, geht klar. Und die Vampire?", erkundigte sich Az.

"Wir unterteilen uns in Familien, aber hier sind alle Kinder oder Kindeskinder des Herrschers. Wir haben selten Besuch von Außerhalb, und niemand von Draußen hat hier etwas zu sagen. Ansonsten ist es schwer uns in die Quere zu kommen. Vampire kontrollieren hier alle wichtigen Einrichtungen und wir hegen untereinander keinen Groll. Wir sind eine Familie und agieren nicht gegeneinander. Wenn ihr euch nicht in wirklich wichtige Geschäfte einmischt, könnt ihr keinem von uns in die Suppe spucken und werdet keine Probleme haben." Alexandra beendete ihre monotonen Ausführungen und nickte Az noch einmal zu. Die Frau hatte ein Gesicht wie eine Porzellanpuppe und er hoffte, dass er sich daran gewöhnen würde.

"In Ordnung, kein Problem." antwortete er selbstsicher. "Also ist gegen einen Rundgang nichts zu sagen, ja? Das ist gut, denn wenn ich demnächst in der Stadt operieren muss, will ich mir erst einmal ein Bild vom Terrain machen." Alexandra zog kaum merklich eine Augenbraue hoch, aber der Ansatz von Az schien sie zu überraschen. Vielleicht hätte sie nach seiner Art der Verhandlungen doch eher erwartet, dass er den kleinen Abstecher für ein sinnloses Besäufnis genutzt hätte. Er grinste sie an und sie nickte verwirrt.

"In Ordnung, wenn noch etwas ist, fragt einen Bediensteten nach was auch immer ihr wissen wollt. Sie werden euch auch etwas zu Essen bringen, wenn ihr es wünscht. Ansonsten werde ich mich jetzt erst einmal zurückziehen. Wir werden uns wieder bei euch melden, wenn es etwas Neues gibt." Sie wandte sich zum Gehen und drehte sich in der Tür noch einmal um. "Ach und... Ceran richtet euch seinen Dank aus." Sie ging und schloss die Tür hinter sich ohne ein weiteres Wort und Az und Slizer standen im Regen.

Kassandra hatte die ganze Zeit keinen Ton von sich gegeben und war anscheinend noch tiefer in die weißen Laken eingesunken. Vielleicht war sie sogar wieder bewusstlos geworden, Az war sich nicht sicher. Slizer kratzte sich am Kopf.

"Seltsam oder?" fragte er. Doch dann schien sich etwas anderes in seinem Kopf breit zu machen und den Zweifel zu verdrängen. "Woll'n wir nachsehen wie viel Geld es ist?" Er grinste und strahlte über das ganze Gesicht als er Az seinen Beutel zuwarf.

"Na ja," gab Az mürrisch zu bedenken, "viel wird das nicht mehr sein, nachdem sie die Arztkosten abgezogen haben."

"Ist doch egal, es sieht nach `ner Menge aus! Sieh nach, sieh nach, sieh nach!"

Az seufzte und nahm auch seinen Beutel, er schüttete die vielen Euros alle zusammen auf den kleinen Glastisch in der Mitte des Raumes und begann die Münzen durchzuzählen. Es wahren auch noch alte Scheine dabei, was ihn wunderte. Hier war die Zeit wirklich stehen geblieben. Sie waren zwar noch gültig, beziehungsweise wieder, da die Neue Welt Allianz wieder hinter der festen Währung in Europa stand, aber Scheine wie diese wurden nicht mehr gedruckt. Dies hier waren noch alte Scheine mit deutschen Aufdrucken, die Az nur sehr schwer lesen konnte. Die Zahlen waren natürlich die Gleichen, aber die Sprache schien Deutsch zu sein und er sprach nur Common. Die Scheine mussten aus einer Zeit lange vor dem Großen Krieg kommen, denn Englisch hatte sich mit den verschiedenen Modifizierungen schon lange zuvor als Sprache durchgesetzt. Inzwischen hatten sich die anderen Sprachen in Europa mit Englisch vermischt und dabei war Common herausgekommen. Das hatte Duncan ihm mal erzählt, einer von den Glücksrittern. Andere anerkannte Sprachen nach der Apokalypse waren Latein und Cruel, wie die Sprache der Dämonen bei den Menschen genannt wurde, die Dämonen selber hatten ein eigenes Wort dafür, dass Menschen nicht aussprechen konnten. Latein wurde von gewissen Kirchenvereinigungen benutzt, weil es eine alte Sprache war, die niemand mehr sprach und kaum ein Wesen verstehen konnte.

Az konnte lesen. Er hatte es bei den Glücksrittern gelernt. Karkas hatte immer gesagt, Wissen ist Macht, und das einfache Volk wird niemals das gleiche Wissen erlangen, wie die Obrigkeit und das aus gutem Grund. Wenn man lesen und rechnen konnte, dann konnten einen die gebildeten Leute schon einmal nicht für dumm verkaufen. Karkas selbst hatte sogar ein paar Brocken Cruel gesprochen, das klang einfach seltsam, denn es war eine gutturale, raue Sprache, die beinahe nur aus Lauten bestand, die ein Mensch nicht erzeugen konnte. Az wusste nicht wieso sein Hauptmann die Sprache der Dämonen beherrschte, aber Karkas hatte auch niemals wirklich darüber gesprochen. Wenn mal jemand fragte, dann hatte er einen Scherz gemacht und damit das Thema beendet. Unmissverständlich. Aber in jedem Fall war Az ihm dankbar, dass er dafür gesorgt hatte, dass er heute einen recht umfassenden Wortschatz hatte und sogar recht gut Lesen, Schreiben und Rechnen konnte. Slizer konnte nichts von alledem und das war auch der Grund, warum Az nun das Geld zählte, denn Slizer war schlichtweg nicht dazu in der Lage.

Bei so viel Geld würde die Verwaltung des Vermögens wieder an Az hängen bleiben. Slizer neigte zu unkontrolliertem Kaufrausch, wenn er Geld besaß und ließ sich gerne bequatschen jede Menge Kram zu kaufen, den man nicht brauchte. Er liebte Reliquien und alten Tand aus der Zeit von vor dem Krieg, egal, ob man damit etwas anfangen konnte, oder nicht. Ließ man ihn alleine losziehen, so verscheuerte er all sein Geld und kam mit einem Haufen nutzlosen Krams zurück. Ganz zu schweigen davon, dass er in Bordellen und bei anderen Dienstleistungen immer viel zu viel Geld ließ, weil er nicht durchrechnen konnte, wie viel er gerade in der Hand hielt.
 

"Es sieht nach ner Menge aus..." hechelte Slizer wie ein kleines Kind neben Az. "Es ist ne Menge, oder, oder, hab ich recht?"

"Nun lass mich doch mal in Ruhe zählen", murrte dieser genervt. "Ja, das sind....insgesamt, wenn ich mich nicht irre...mal eben schlappe 500 Euro!"

"JA! Ich WUSSTE es!" Slizer grinste und ballte die Hand zu einer Faust. "Strike! Das sind 250 für jeden! Das ist ne Menge Asche, dafür kann ich mir neue Munition kaufen und ein Besuch im Bordell ist auch noch drin! Sogar mehr als einer..." Er bekam einen verträumt lüsternen Blick, nahm die Hände hinter den Kopf und ließ sich auf die Couch fallen. "Verwalte du mein Geld." sagte er geschäftig grinsend und malte sich anscheinend weiter aus, was er mit all der Kohle anfangen konnte.

"Wie immer", sagte Az monoton, verdrehte aber genervt die Augen, als er die Münzen und Scheine in die zwei Beutel zurückschüttete und den einen an seinem Gürtel, den anderen in seinem Rucksack verstaute. "Wollen wir uns die Stadt mal ansehen?"

"In Ordnung!", lachte Slizer und sprang wieder von der Couch auf, die er damit einen halben Meter in Richtung Wand beförderte. Er nahm sich seine Flinte und zog sich seine alte Motorradlederjacke über, was seltsam aussah, da sein rechter Arm immer noch in der Schlinge lag. Er schulterte seinen Armee-Rucksack und steckte sich breit grinsend eine Zigarette ins Maul. Az zog sich seufzend seine eigene Lederjacke über und nahm seinen eigenen Rucksack. Er bewaffnete sich wieder und stapfte zur Tür, an Slizer vorbei, der sich gerade die Zigarette angezündet hatte. Az nahm sie ihm aus dem Mund, ohne ihn anzusehen und schob sich seine orangefarbene Sonnenbrille mit den Runden Gläsern auf die Nase. Slizer grummelte ihn an, nahm sich dann aber einfach eine neue Kippe aus seiner Jackentasche und stapfte hinter Az her.

"Heut kannst du mir nicht mehr die Laune verderben, Gräte." lachte Slizer dreckig, als Az abrupt in der Tür stehen blieb und sein Freund verdutzt inne hielt. Die runden Gläser drehten sich blitzend zu dem Häufchen Elend in den schweren Decken um.

"Hey Kleine." schnappte Az zu ihr rüber und nahm die Zigarette aus dem Mund. Kassandra rührte sich kaum merklich und starrte in die farblos wirkenden Augen hinter dem orangefarbenen Glas. Az atmete qualm aus, dann zog er plötzlich ruckartig das Kampfmesser aus der Halterung an seinem Unterschenkel und drehte es behände, so dass er es an der Klinge festhielt. Kassandra starrte den Griff an, als sei er die Schneide. "Ich lass dir das hier da. Ich trau den Blutsaugern nicht. Wenn jemand reinkommt und will dir was, wehr dich, kapiert?" Er reichte ihr das Messer rüber und sie nahm es zaghaft in ihre kleine schmächtige Hand. Sie starrte es einen Augenblick an, sah dann auf, traf Az' eisigen Blick und nickte nur. "Okay, gehen wir," hauchte Az mit einer Qualmschwade. Slizer zuckte die Schultern und stapfte hinterher, wobei er reichlich Asche auf dem Teppich verteilte.
 

In dem Gang, der hinunter in die große Halle führte, standen zwei finstere Gestalten in barocken, schwarzen Kleidern, die sich mit tiefen Stimmen in gedämpfter Lautstärke zu unterhalten schienen. Slizer scherte sich nicht darum, Az dagegen musterte die beiden mit argwöhnischem Blick. Der Erste war sehr groß und unglaublich hager, hatte eine komische Frisur, hochtupiertes, aufgebauschtes graues Haar und pechschwarze Augen, die zu den zwei Fremden hinüberblitzten. Die Falkennase ließ sein Gesicht hässlich aussehen, männlich und gefährlich, aber ganz sicher nicht schön. Az roch sofort, dass sie nicht lebten, es mussten Vampire sein. Der zweite, der eben gesprochen hatte drehte sich mit einem unwahrscheinlich einschüchternden Grinsen zu Slizer und Az um, als sie an ihnen vorbei mussten, um die Treppe hinunterzugehen. Eine Glatze und silberne Augenbrauen, kräftiger und etwas kleiner als sein Gegenüber präsentierte sich der Gesichtsausdruck des zweiten nicht kalt und arrogant, sondern selbstsicher und bösartig. Seine hellblauen Augen blickten spöttisch, gerade auf Slizer. Er hatte einen markanten Bart, scharf geschliffen und zackig um die Mundwinkel und trug einige Piercings und Ohrringe. Die Haut von beiden war weiß und kalt wie Schnee.

"Jetzt residiert das Söldnerpack schon bei uns im Haus, was soll ich davon halten, Vigor?", spottete die Glatze und sein Gesprächspartner knackte finster mit den langen, knochigen Fingern, während sein Blick der eines Raubvogels blieb, der gefühllos seine Beute belauert. "Ich weiß nicht, was Ceran sich dabei denkt, aber ihr solltet euch hier nicht zu wohl fühlen. Ihr habt hier nichts verloren, ihr seid nichtswürdige Beutetiere und Sklaven." Der Mann grinste mit spitzen Eckzähnen wölfisch und seine Blicke durchbohrten zuerst Slizer und dann Az. Als er letzteren anstarrte leckte er sich lüstern über die Lippen, sein Zungenpiercing glitzerte im Kerzenlicht. Az lugte gefährlich über die Gläser seiner Sonnenbrille hinweg und grinste herausfordernd, während er Slizer die Treppe herunter schob, der sich gerade umdrehen wollte, um die zwei anzuknurren.

"Schon klar, werden uns nicht dran gewöhnen," grinste Az und warf beiden einen lockeren, etwas provozierenden Seitenblick zu. "Angenehme Nachtruhe."

"Ah du dreckiges Scheusal," kicherte der hagere Typ plötzlich, "wir werden dein Blut sehen, sobald Ceran das Interesse an euch verliert. Und du, Hund, solltest aufpassen was du von dir gibst, sonst habe ich noch eine hübsche Kette übrig, die dir passen könnte."

Az senkte den blick und schubste Slizer fast die Stufen hinunter, dem sich schon die Nackenhaare sträubte. Als sie in der ,Lobby' ankamen, drehte sich dieser aber knurrend zu seinem Freund um.

"Hast du sie noch alle? Was wollen die Typen von uns?"

"Halt die Klappe Köter," schnalzte Az ohne die Zigarette aus dem Mund zu nehmen und ging weiter. "Das ist ihr Revier, sei nicht so dumm und Piss ihnen auf den Teppich, das wollen die nur. Lass die reden. Wir gehen jetzt Geld ausgeben."

Slizer grummelte, schien aber den Vorschlag von Az zu begrüßen und stapfte weiter. Az sah sich nicht um, aber er spürte die kalten Blicke auf seinen zuckenden, knarrenden Schwingen. Scheusal, das Wort hatte Karkas oft benutzt. Eine altertümliche Bezeichnung für Dämonen, die aus menschlichen Seelen entstanden waren und durch schlechte Gefühle und Höllenqualen Macht entwickelt hatten. Es gab millionen von dämonischen Manifestationen in den zersplitterten Welten, aber wenige besaßen einen Körper aus Fleisch. Diese nannte man auch Scheusale, solange sie nicht direkt von den Gefallenen abstammten. Slizer kannte das Wort sicher nicht aber alte Wesen benutzten es auch für Dämonenblüter, da sie ebenfalls einen Fleischkörper besaßen. Die Vampire mussten Slizer für einen Werwolf halten. Werwölfe waren einst die Diener der Blutsauger gewesen, sie hielten nicht viel von ihnen. Aber Az hatte die beiden als alt und gefährlich eingeschätzt, und es wäre nur dumm gewesen, auf ihre Provokation einzugehen. Er speicherte das Erlebnis ab und wertete es als ein Teil des Puzzles, dass er hoffentlich später noch zusammenfügen würde. Er vertraute erst einmal Alexandras Worten, dass sie sie noch brauchen konnte. Warum hätte sie sich sonst all die Mühe gemacht? Anscheinend war die ,Familie' hier doch nicht so friedlich miteinander, wie sie behauptet hatte.

Sie verließen das Schloss, so wie sie es betreten hatten, und das große Tor stand ihnen offen. Sie folgten dem Pfad durchs Gras vor dem Gebäude und kamen durch das schmiedeeiserne Tor, welches ihnen geöffnet wurde. Die Wachen schienen Menschen zu sein, aber auch sie hatten diese Art zu blicken, zu stehen und sich zu bewegen, als wenn sie wüssten, dass sie etwas ganz besonderes waren. Az sah an ihren Bewegungen, dass sie sicherlich trainierte Kämpfer waren, und er hoffte nur, sie würden sie auch wieder hereinlassen. Immerhin war sein Pferd noch da drin und er konnte ungemütlich werden, wenn es um Phaeton ging.

Der Weg zur Stadt hin war gepflastert und gut in Stand gehalten, gesäumt von Wohnhäusern, die sich um den Schutz des Anwesens und ihres Herrschers zu drängen schienen. Az und Slizer schlenderten durch die engen Gassen Nürnbergs und schoben sich durch das nächtliche Stadtleben, als gehörten sie zum Inventar. Anscheinend war die Besetzung bei Nacht keine andere als bei Tag. Ein Zeichen dafür, dass die Lebensgewohnheiten der Herrscher schon lange auf die Bevölkerung abgefärbt hatte und mehr als das, die Menschen schienen ihnen zu vertrauen. Az war es gewöhnt, dass das Nachtleben in Städten eine zwielichtige, bis gefährliche Sache sein konnte, hier jedoch schienen sich kaum finstere Gestalten durch die zahlreichen Schatten zu drücken. Sicher, hier und da sah er durchaus Leute, die vielleicht demselben Berufszweig folgten, wie er und auch einige Blüter streunten durch die Strassen, aber alles in Allem schien dies hier eine ruhige Gegend zu sein.

Menschen neigten dazu, die Begegnung mit dem Übernatürlichen zu verdrängen. Wahrscheinlich waren sich die Bewohner dieser Stadt nicht bewusst, dass sie von einem uralten Vampir regiert wurden. Selbst die Gerüchte, die kursierten, schienen auf der Oberfläche ihrer Realität abzuperlen, wie Regentropfen auf einer frisch gewachsten Lederjacke. Die NWA hatte Deutschland wieder fest im Griff, so glaubte sie. Die Gefechte mit den Dämonen in Richtung Süden verliefen schon seit Jahren gleich, die Grenze stand und Nürnberg lag nicht in Dämonenhand. Alle Orte, an denen keine infernalen Tore, oder Risse in Splitterwelten offen lagen, waren stets vom Nebel des Vergessens und der Verdrängung umgeben. Die Menschen wünschten sich eben eine heile Welt, dieser Wunsch war so stark, dass er sie beizeiten vergessen ließ, dass schon ihren Großeltern der Himmel auf den Kopf gefallen war und die Hölle auf Erden residierte. Doch hier in einer Stadt, regiert von Toten wunderten sich die Leute wahrscheinlich über wenig. Az entschied, sich keine sorgen zu machen. Seltsamerweise hatte ihn dieser Scheißnebel nie beschützt, in seinem ganzen Leben nicht. Während andere Personen schwanzwedelnd durch Menschenmassen spazieren konnten und niemand Notiz davon nahm musste er sich und seine Flügel in die Stoffkutte einwickeln und still und heimlich an allem vorbei schleichen, damit ihn die Menschen nicht sofort als Dämon brandmarkten.

Sie gingen weiter in Richtung Stadtkern und stellten fest, dass beinahe alle Geschäfte hier anscheinend Nachts geöffnet hatten. In der Nähe der Burg waren eine Menge Tavernen und auch Gasthäuser, die eine bessere Klasse zu haben schienen, als die üblichen Absteigen, die man in von Dämonen besetzten Gebieten liegenden Städten fand. Die Stimmung auf den Strassen schien unbeschwert zu sein und keiner der menschlichen Passanten hielt sich damit auf, Slizer oder Az anzustarren. Az spürte die Auren einiger anderer übernatürlicher Wesen und schmeckte nun, da er sich darauf konzentrierte den süßlichen Geruch eines Tores. Die Vampire besaßen also eines und somit wirkte der Schleier auch nicht auf normale Weise auf die Menschen hier ein. Sie konnten unbesorgt sein.

Slizer blieb neugierig bei jedem Händler und vor jedem Schaufenster stehen und beäugte interessiert die Waren und Auslagen, aber Az marschierte zu seinem größten Bedauern eisern weiter.

"Wollen wir nicht was kaufen?" fragte Slizer eifrig. "Ich könnte Munition gebrauchen und..."

"Nein." unterbrach Az ihn harsch. "Wir sehen uns erst alles an, und dann entscheiden wir, wo wir etwas kaufen und ob wir es brauchen."

"Ach, komm schon!" Slizer drängelte und quengelte wie ein trotziges Kind, doch Az gab nicht nach und ging einfach weiter. Sie bewegten sich weiter durch die Ringe in Richtung Stadtkern und Az untersuchte verschiedene Geschäfte. Er machte schnell einige Waffenhändler aus, viele sogar. Auch wenn die Stadt groß war, die Leute mussten es sich hier leisten können teurere und exklusivere Waffen zu besitzen. Anscheinend wollte Nürnberg als Handelsstadt etwas zu bieten haben und Az freute sich auf die Gelegenheit an gute Munition und vielleicht an ein neues Schwert zu kommen. Sein altes hätte er in Zahlung gegeben, aber da er im Moment genug Geld hatte, sorgte er sich nicht darum. Viel würde er für das vernarbte Stück Stahl nicht mehr bekommen, wozu es also säubern? Es sah benutzt aus und in der Blutzinne klebten noch immer Werwolfseingeweide.

Die Stadt hatte eine große Auswahl von allem zu bieten, wie er sie selten auf so engem Raum gesehen hatte. Die Geschäfte waren sehr spezialisiert, verkauften entweder Rüstung, Schuss- oder Nahkampfwaffen. In großen Städten nichts ungewöhnliches, aber hier hatte man gleich dutzendweise Geschäfte an der Hand, die sich mit ihren Auslagen gegenseitig die Kundschaft streitig machten. Noch dazu fiel Az auf, dass die Geschäfte nicht auf besondere Weise gesichert waren. Man schien hier kaum Angst vor gewalttätigen Übergriffen zu haben. Doch was Alexandra gesagt hatte, stimmte offensichtlich, denn umso näher sie dem Stadtkern kamen, umso zwielichtiger wurden die Gestalten, die sich jetzt doch öfter in den Schatten tummelten.

Slizer blieb vor einem relativ dreckigen Laden stehen, der alte Gitter vor den Fenstern hatte und mit Ware aller Art glänzte, die nicht ganz so glänzend Kreuz und quer im Schaufenster verteilt lag. Az stellte bei genauerer Betrachtung des Schildes fest, dass es ein Second Hand Laden war und in dem Hauseingang zur Ladentür stand ein Kerl, der nach Dämonenblut roch und nach Schläger aussah. Az rückte seine Brille zurecht und stapfte weiter. Niemand hätte ihm angesehen, dass er verletzt war, wenn die Lederjacke nicht zerfetzt gewesen wäre und somit den Blick auf die Wunde freigab. Aber sein Gang war nun der eines Raubtieres in seinem Revier, was einige herausfordernde Blicke provozierte. Er verstand es gut, sich zu Nutze zu machen, dass er kein alltäglicher Anblick war und hatte die knöchernen Flügel leicht drohend vom Körper abgespreizt. Mit Slizer im Schlepptau sahen die zwei nicht gerade aus wie lohnende Beute für einen dreckigen Staßenkriminellen und so verharrten viele finstere Augen lieber in ihren Schatten und warteten bis ihnen ein leichterer Coup gelang.

Als die Ringe der Stadt auseinander bröckelten und die Straßen enger, die Häuser düsterer und verfallener wurden und sich beinahe in jeder Richtung nur noch enge Gassen ausstreckten, drehte Az um. Er hatte das Gefühl hier immer jemanden im Rücken zu haben und so entschied er sich, genug von der dreckigen Seite Nürnbergs gesehen zu haben. Es ging ihm auch nicht darum zu sehen, wer hier lebte, sondern eher, was hier so seltsam roch. Az konnte sich nicht helfen, er hatte einen seltsamen Geruch auf der Zunge. Der Geruch von finsterer Essenz. Er vermutete einen tiefen Riß in den verfaulten Eingeweiden der Stadt, wunderte sich aber darüber, gerade hier keine anderen übernatürlichen Wesen zu spüren. Die meisten Leute hier schienen Bewohner der heruntergekommenen Häuser zu sein und sahen arm und dreckig und somit auch verzweifelt genug aus, um vielleicht einen Angriff zu wagen. Jedoch schienen die Menschen hier ruhig und eingeschüchtert zu sein. Der Herrscher der Stadt musste wirklich eine feste Hand haben, daran zweifelte Az nicht. Interessante Läden gab es hier nicht und die Nutten auf den Straßen schienen die Qualität eines Verteilerkastens in der Quarantänestation eines Feldlazaretts zu haben. Und trotzdem... irgendetwas lockte ihn. Etwas Gefährliches.

Slizer war quengelig, er schien nichts zu bemerken und normalerweise war seine Nase besser als die von Az. Der Dämonenblüter spürte ein Kribbeln auf der Haut, dass ihm signalisierte, dass er dieser Gefahr wohl besser fürs erste aus dem Weg gehen sollte und so gab Az sich zufrieden und kehrte um. Sie schlenderten unbehelligt durch die Straßen bis die stechenden Blicke nachließen und wieder emsiges Treiben herrschte. Die Stadt lebte und war allem Anschein nach ein florierender Handelsposten. Az blieb skeptisch, dieser Ahnung, dieser Faulgestank aus dem Inneren der Steine haftete noch lange an seinen Gedanken, doch Slizer brachte ihn schnell davon ab, weiter darüber nachzudenken, indem er sich wie ein kleines Kind nach jeder Gelegenheit streckte, gleich beider Lohn auf einmal auf den Kopf zu hauen. Er sah sich nach Munition um, was Az erlaubte, war aber nicht glücklich damit, mit dem neu gewonnenen Reichtum gleich wieder Arbeitsmaterial einzukaufen und nervte rum. Az suchte sich einen Laden, der Kleidung verkaufte und fand zu seiner Überraschung eine Packung verschweißter, fabrikneuer Shorts, importiert aus den HellStates. Er kaufte sie und nahm sich noch eine Bluejeans dazu. Seine war an der Hüfte zerfetzt und er war froh, dass der Gürtel sie noch an seinem Leib hielt. Dann sah er sich anderweitig um und Slizer guckte ihn verdutzt an.

"Was suchst du, Gräte?"

"Ich habe eine Packung Shorts mit ,Heil Smael!'-Aufdrucken und kleinen Totenschädeln, was will ich mehr?", murmelte er schnippisch. Slizer machte ein äußerst dummes Gesicht. "Nein, im Ernst, ich suche etwas für Kassandra." gab Az monoton zurück und sah sich die Kinderkleidung an. Slizer kratzte sich am Kopf. "Wir schmeißen zusammen für das, was wir für die Kleine ausgeben." fügte Az hinzu, als sein Freund stumm blieb.

"In Ordnung." antwortete Slizer überrascht. Er hätte nicht gedacht, dass Az als erster daran denken würde, dem Mädchen etwas neues zum Anziehen zu kaufen. Und schon gar nicht, dass er auch sein Geld für sie opfern würde.

Az ramschte eine schwarze Tuchhose und ein dunkles T-Shirt ein. Beides war aus Leinen und Az entschied sich für dunkle Farben, weil man darauf Blut nicht so schnell erkannte. Slizer und er schätzten ihre Größe und waren sich sicher, damit kräftig falsch zu liegen, aber Az entschied sich, die Sachen lieber zu groß, als zu klein zu kaufen. Außerdem würden schlabberige Anziehsachen sie eher nach einem Jungen aussehen lassen, damit rückte sie ein wenig mehr aus der Kategorie "Opfer" heraus, wenn auch nur ein winziges Stückchen. Aber da ihre Haare zur Zeit mehr als schrecklich aussahen und sehr kurz geschnitten waren, erhoffte er sich wenigstens einen Teilerfolg bei seiner Planung.

Az entschied sich, mit dem Kauf von Waffen und Munition noch zu warten, bis er die Unkosten im Griff hatte. Noch hatte er Munition und er wollte nicht voreilig entscheiden, wo er sie kaufte. Eigentlich war es egal, aber da es immer eine relativ teure Investition war, sich zu bewaffnen, wollte er noch abwarten. Vielleicht konnte er Spesen herausholen, wenn er bei einem weiteren Auftrag mehr verschoss. Er glaubte nicht wirklich daran, aber er wollte sich einfach ein bisschen Zeit lassen. Er suchte sich einen kleinen Schneiderladen, der auch bessere Kleidung verkaufte, und warf dort seine Lederjacke auf den Tresen. Der Mensch hinter der Theke sah ihn über seine Brille hinweg an, er starrte kurz verdutzt auf Az' Flügel, besann sich dann aber und schaute dem Kunden in die Augen, was ihn noch mehr verwirrte. Az nahm die Sonnenbrille ab.

"Können sie das reparieren?" fragte er kühl, aber nicht unfreundlich.

"Ja, sicher." Der Mann begutachtete sich das Dilemma. "Ich muss einen neuen Reißverschluss einnähen, aber ich habe einen hier. Das wird kein Problem sein." Er untersuchte die eingenähten Schlitze im Rücken der Jacke und schaute fasziniert die Klippverschlüsse an.

"Ich hänge sehr an dieser Jacke." sagte Az kühl. "Ich will, dass sie möglichst wieder so aussieht, wie vorher." Der Mann nickte und nahm die zahlreichen Flicken und Ausbesserungen zur Kenntnis, die bereits an dem Kleidungsstück vorgenommen worden waren.

"Ich denke das ist kein Problem. Ich habe schwarzes Leder in der Dicke da. Das wird aber bis Morgen dauern."

"Wieviel?", fragte Az.

"Ich denke fünf Euro, wegen dem neuen Reißverschluss." Der Mann wirkte einen Moment verunsichert, ob jemand wie Az auch bezahlen würde, schien sich aber sicher, dass er nicht zu befürchten hatte in dieser Stadt betrogen zu werden, ohne dass es tödliche Folgen für den Betrüger hätte. Az legte zwei Euro auf den Tisch und setzte die Sonnenbrille wieder auf.

"Wir sehen uns Morgen.", sagte er zum Abschluss, drehte sich um und ging wieder. Slizer stand mit verschränkten Armen vor der Tür und rauchte sich eine. Az schlenderte an ihm vorbei und winkte ihn nach.

"Heimwärts!", kommandierte er. Slizer murrte und schlug vor, doch eine Kutsche zu nehmen, damit sie nicht so weit laufen mussten und Az verdrehte die Augen. Sie gingen wieder den Aufgang zum Anwesen hinauf und unablässig quengelte Slizer Az ins Ohr. Doch dieser ignorierte ihn einfach und stapfte eisern an jeder sich bietenden Gelegenheit vorbei, Geld auszugeben, ohne anzuhalten.
 

Entgegen jeder Befürchtung wurden sie ohne Aufsehen wieder in die Burg gelassen. Sie tigerten an den Bediensteten und Wachen relativ unbehelligt vorbei und gingen wieder durch die verschlungenen Gänge hinauf zu ihrem Zimmer. Als Az die Tür öffnete hörte er förmlich, wie Cassandra zusammenzuckte. Slizer stapfte rein und warf sich wieder auf die Couch. Az legte seinen Rucksack ab, schob sich die Sonnenbrille in die Haare und stapfte dann zu Kassandra herüber.

"Gib mir das Messer wieder, okay?" Er hielt die Hand auf und das Mädchen nickte mit niedergeschlagenen Augen. Sie holte das Messer unter dem Kopfkissen hervor und reichte es ihm ungelenk. "Ist irgendwas gewesen?", fragte er weiter. Sie schüttelte nur den Kopf und Az steckte das Messer zurück. Er fühlte sich seltsam müde. Aber er konnte nach dem Black Out nicht ausmachen ob und wie lange er geschlafen hatte. So ausgeruht er gerade noch gewesen war, so erschöpft fühlte er sich jetzt und er wurde das Gefühl nicht los, dass es etwas mit dem seltsamen Gefühl zu tun hatte, dass er in der Stadt verspürt hatte.

Es klopfte an der Tür und Az öffnete. Ein Bediensteter kam herein und brachte einen Wagen mit Essen. Slizer setzte sich wieder auf die Couch und grinste breit.

"So lässt's sich leben!", raunte er, als der Bedienstete sich wieder entfernt hatte, und sie auf's Neue Fleisch, Soße und Beilage in sich hineinschaufeln konnten. Az beachtete ihn nicht weiter und spähte scharf zu Kassandra herüber, die sich nun im Bett aufgesetzt hatte.

Sie muss doch auch Hunger haben. Rechnet sie damit, dass wir sie füttern? Az passte die Art des Mädchens nicht. Er verstand, dass sie eingeschüchtert war, aber sie musste lernen sich durchzusetzen, sonst war sie nur ein Klotz am Bein.

"Hey," meinte er zu Slizer, der mal wieder gierig das gute Essen in sich hinein stopfte, "wirst du deine Tabletten nehmen?"

"Watt?!", fragte Slizer ruppig und verlor dabei ein Stück Fleisch aus seinem Mund. Er starrte Az verständnislos an.

"Die Tabletten, die der Arzt dir gegeben hat. Wirst du sie nehmen? Ich wette nein, oder?" Az zog eine Augenbraue hoch und Slizer verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

"Nee. Der kann mich mal, der Quacksalber." Er schlang weiter Fleisch hinunter.

"Dachte ich mir.", entgegnete Az und begann ebenfalls zu essen. "Aber ich werd sie nehmen, mal sehen, was passiert."

"Vielleicht wird deine Zunge grün!", spottete Slizer und kassierte Az' Blick gerne. Was dachte der denn, was passieren sollte. Der Quacksalber wollte sicher nur mehr Bezahlung für sich herausholen. Er würde das Teufelszeug nicht anrühren, diese komische Spritze hatte ihm gereicht. Diese Pillchen würden die Gräten auch nicht mehr ganz machen.

Sie aßen zu ende und Slizer legte sich auf eine der Couchen. Er begann wie immer nach kurzer Zeit zu schnarchen und Az legte sich auf das andere Sofa. Er begutachtete die Pillen in dem kleinen Döschen. Es waren sechs, also für drei Tage. Er sah sich die kleinen, runden, gelben Tabletten näher an, aber er wusste ja eh nicht was drin war und entschied sich, sie einfach zu schlucken. Dann verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und streckte sich lasziv auf dem Sofa, so wie es seine Art war.

Az, sein Rufname. In einer alten und längst vergessenen Sprache bedeutete es Begierde. Er kannte diese Sprache nicht, aber er wusste, dass es so war. Niemand hatte es ihm je erzählt, aber in seinen Adern floss das Blut eines Dämons. Wie verwaschen es war, wusste er nicht, aber allein die Tatsache, dass er so schön war, konnte ein Zeichen für starkes, gutes Blut sein. In jedem Fall war sein Name Begierde. Und das spürte er. Az war ein ziemlicher Schwerenöter, wenn es um Sex ging. Er hatte keine Probleme damit, Frauen und auch Männer zu verführen und dazu zu bekommen, mit ihm ins Bett zu steigen. Er war nicht nur einfach schön, in jeder seiner Bewegungen steckte etwas, was andere verrückt machte, und das wusste er. Wenn er es richtig anstellte, dann lag ihm die Welt zu Füßen, wenn sie nicht gerade seinen Kopf wollte. Jedenfalls hatte er es nicht nötig, ein Bordell aufzusuchen und wenn, dann zahlte er eigentlich nie. Er nahm sich, was ihm gefiel und in der Regel hatte er keinen Widerstand zu erwarten. Wenn er auf Touren kam, dann vergaßen Frauen oft, dass ihnen dieser kurze Spaß ein Kind anhängen konnte und Az wollte nicht wissen, wie viele er schon verbockt hatte. Er blieb niemals lange genug, um es herauszufinden. Alleine schon, weil sein Lebenswandel es nicht zuließ. Außerdem hatte Karkas mal erwähnt, dass Blüter gerade Menschenfrauen nicht so schnell Kinder machten, warum auch immer.

Als er sich räkelte bemerkte er, wie Kassandra zu ihm herüberspähte. Er dachte an die Vergewaltigung zurück. So etwas hatte er nicht nötig. Sein Selbstwertgefühl hob er indem er andere dazu brachte ihn zu wollen, nicht indem er sie dazu zwang, ihn zu nehmen. Wenn andere sich nach ihm verzehrten, dann war er in seinem Element, wenn sie ihn begehrten, nicht, wenn sie unter seiner Kraft zerbrachen. Aber genau das hatte dieser Dämon mit dem Kind gemacht und Az fand es erbärmlich sich der Aufmerksamkeit anderer auf diese Art und Weise zu versichern. Sich einzugestehen, dass man anders nicht zum Zuge kommen würde. Sicherlich sahen es die Dämonen anders, für sie war es Spaß Schwächere zu zerbrechen und so ihre Kraft und ihren Herrschaftsanspruch geltend zu machen. Wahrscheinlich ging es seinem Vater damals nicht anders. Revier markieren, Kind anhängen, Mensch zerbrechen. Und genau das war auch mit Kassandra geschehen, man hatte versucht sie zu zerbrechen. Das Kind starrte ihn seltsam an. Er grinste dreckig und sie guckte schnell weg, als sie bemerkte, dass er ihren Blick gefangen hatte.

Sie will mich, dachte Az bei sich, und Feuer entfachte in seinen Augen. Vielleicht will sie mich nicht auf die eine Art, dafür hat sie zuviel durchgemacht und ist noch zu jung, aber irgendwie will sie mich. Genau genommen, hat mir der Scheißdämon die Tour versaut. Wer weiß, ob sie mich gewollt hätte. Wäre bestimmt ganz niedlich gewesen. So jung ist sie auch nicht mehr, in ihrem Alter hatte ich solche Erfahrungen schon längst gemacht. Aber jeder ist halt anders und Mädchen sind meistens später dran. Ich frage mich nur, was sie von mir will. Was soll mir dieser Blick sagen, Kleine? Willst du etwa spielen?

Er stand auf und tigerte wie ein Raubtier auf das Bett zu. Kassandra versank wieder in den Kissen und warf Slizer einen hilfesuchenden Blick zu, der aber laut schnarchend auf der Couch pennte. Az legte die Sonnenbrille auf dem Tisch ab und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Er legte den Kopf schief und sah sie an. Es war ein entwaffnender, aber kritischer Blick. Eigentlich bemühte er sich gerade freundlich zu schauen, aber es gelang ihm nicht so richtig. Er ging aufs Bett zu und setzte sich darauf. Kassandra blieb sitzen, schien sich zu bemühen, nicht allzu viel Angst zu zeigen. Az streckte den Kopf vor und sah sie an, dann lächelte er plötzlich und ließ sich zur Seite umfallen, so dass er zu ihrer Rechten lag. Er streckte sich wieder und gab ein seltsames Geräusch von sich. Etwas zwischen dem Schnurren eines Panthers und dem Grollen aus der Kehle eines Dämons. Es war eines dieser Geräusche, die Menschen nicht von sich geben konnten. Kassandra sah ihn mit großen Augen an.

"Sag mal," begann Az und knötterte weiter, während er sprach, "was ist eigentlich los mit dir?"

Kassandra sah ihn hilflos an und blickte dann wieder in ihren Schoss. Az drehte sich elegant um, so dass er auf dem Bauch lag und stützte sein Kinn in seine Hand. Sein Blick war wie der eines faszinierten Kindes, dass einen Käfer in einem Glas beobachtet.

"Du sagst kein Wort und so weiter....das kann so nicht gehen, verstehst du?" Er rollte sich auf dem Bett und Kassandra nickte. "Weißt du, wir haben dich eingesammelt, aber wir können dich nicht einfach durchfüttern. Du musst für uns eine Hilfe sein, nicht nur eine Last, das können wir uns nicht leisten." Sie nickte wieder, aber schien sehr eingeschüchtert. Er rollte sich wieder auf den Bauch und sah sie an. "Hey, alles okay. Du lebst und du wirst gesund. Zähes Ding. Aber du musst auch irgendetwas dazu beitragen, dass wir jetzt zusammen unser Leben bestreiten, kapiert? Sieh mal, wir sind Söldner. Unser Leben ist nicht nett. Im Moment haben wir Glück, aber ich trau dem Ganzen nicht, wer weiß, ob die uns nicht irgendwann los werden wollen. Im Augenblick genieße ich es, ein wenig Ruhe zu haben, aber das wird nicht immer möglich sein." Er sah sie ernst an und sie blickte zum ersten mal fest zurück. Sie hatte einfach bemerkenswert blaue Augen.

"Hör zu, wir werden bald wieder draußen sein und umher ziehen. Wir suchen Arbeit und kämpfen um unser Leben und für unseren Lebensunterhalt. Das wird kein netter Sonntagsausflug, das sag ich dir, aber ich verspreche dir, das ist noch mit das Beste, was dir passieren konnte. Ein kleines Mädchen ganz allein, so wie du, hat schlechte Karten in dieser Welt."

Wieder nickte Kassandra zur Antwort, aber dieses mal senkte sie nicht den Blick. Az fuhr fort: "Also, zuerst einmal, musst du lernen, zu sagen was du willst. Du musst lernen stark zu sein, und dich zu behaupten. Wie soll ich wissen, was du willst und was nicht, wenn du es mir nicht sagst. Ich werde nicht fragen, niemand wird das, und wenn du nicht lernst, deinen Standpunkt zu vertreten, dann wirst du untergehen. Also, sag mir doch einfach, was du willst."

Kassandra sah ihn hilflos an, sie öffnete den Mund, machte ihn aber dann wieder zu und zuckte mit den Schultern. Az verdrehte die Augen.

"So wird das nichts." sagte er hart und sie sah erschreckt wieder zu ihm auf. "Sag mir was du willst." Er starrte ihr in die Augen und sie versuchte krampfhaft, seinem Blick nicht auszuweichen. "SAG MIR WAS DU WILLST!" bellte er plötzlich harsch und sie zuckte leicht zusammen. Das Schnurren endete in einem grollenden Knurren. Eingeschüchtert und ängstlich blickte sich das Mädchen um. Dann aber, öffnete es den Mund und schaute wieder in seinen Schoss, als es sprach: "Ich will nicht, das jemand etwas in mich rein steckt."

Az nickte. "Gut! Das ist ein Anfang.", sagte er scharf, aber ein wenig aufmunternder. "Siehst du, und ich kann dir versprechen, wir sind nicht so, wie dieser Dämon." Er wies auf den schnarchenden Slizer während er sprach und sah sie dann wieder an. "Keiner von uns Beiden wird etwas in dich reinstecken, wenn du das nicht willst. Und solange du bei uns bist, werden wir auch noch dafür sorgen, dass niemand sonst etwas in dich rein steckt. Du gehörst jetzt zu uns, und wenn du dich einigermaßen gut machst, dann schwöre ich dir, wird dir so etwas nicht wieder passieren." Sie sah ihn mit großen Augen an.

"M...Mich gut machen?" fragte sie zaghaft.

"Hm." Az rollte sich wieder auf dem Bett hin und her. "Gibt es etwas was du kannst? Was hast du gelernt in deinem Dorf?"

"Ich kann nähen." sagte sie immer noch verschüchtert.

"Das ist doch gut. Du kannst für uns Sachen Flicken."

"Aber ich kann nicht kämpfen." fügte sie matt hinzu.

"Du kannst nicht mit Pfeil und Bogen umgehen, oder mit einem Messer, nichts?" fragte Az skeptisch.

"Nein." gab sie schwach zurück.

"Na egal," begann Az wieder etwas enthusiastischer, "wir werden dir schon beibringen, wie du dich selbst verteidigst, kämpfen tun in erster Linie wir. Aber dass du nähen kannst ist gut, und wir werden dir beibringen, wie man Wunden versorgt. Ich sage dir gleich, du wirst viele Wunden sehen und noch weitaus schlimmere Verletzungen, als die, die wir im Moment haben. Und du musst uns helfen, wenn wir verwundet werden, in Ordnung?"

Kassandra nickte wieder, diesmal ein wenig fester.

"Kannst du mit Tieren umgehen?"

"Nicht wirklich..." sagte sie wieder etwas entmutigt.

"Das macht nichts," gab Az zurück, "ich werde dir schon beibringen, wie man mit dem Pferd umgeht. Du kannst mir helfen es zu versorgen, ich werde nicht immer Zeit haben mich zu kümmern."

"In Ordnung." flüsterte sie ein wenig ängstlich. "Ich will mich nützlich machen.", fügte sie hinzu.

"Das wirst du schon.", grinste Az breit und rollte sich vom Bett. Er stapfte zu seinem Rucksack herüber und holte die Sachen heraus, die er und Slizer gekauft hatten. Er legte sie ihr aufs Bett und sie machte große Augen. Az öffnete seine Haare und steckte sich das Band in die Tasche.

"Die sind für dich, zieh sie an, dann können wir runter gehen und nach Phaeton sehen. Geht's dir einigermaßen?" Sie nickte überrascht. "Gut, dann lass uns gehen."

Er stand auf und stapfte zu Slizer herüber. Jede seiner Bewegungen war geschmeidig wie die einer Raubkatze, sein Leben war ein Tanz, er präsentierte sich mit jedem Atemzug. Er beugte sich zu dem schlafenden Blüter runter und stahl ihm eine Zigarette aus der Tasche an seinem Hintern. Er zündete sie sich an, während Kassandra sich daran machte, in die Sachen zu kommen. Az drehte sich zu ihr um, wobei ihm einige Haarsträhnen ins Gesicht vielen. Sie sah erschreckt hoch, schien aber fertig angezogen zu sein.

"Lass mal sehen." Az stapfte zu ihr rüber. Die Sachen waren wirklich etwas zu groß, aber sie konnte sie gut tragen, und sie sah darin wirklich ein bisschen wie ein Junge aus. "Perfekt, komm, wir gehen.", kommandierte Az. Kassandra schnürte sich hastig ihre alten Turnschuhe wieder an, die das Letzte waren, was von ihrem früheren Outfit heilgeblieben war und hoppelte Az hinterher, der seinen Rucksack schulterte und mit der Zigarette im Mund nach draußen stapfte.
 

Sie liefen den langen dunklen Gang entlang, vorbei an einigen weiteren Türen, aber Az interessierte nicht, was dahinter steckte. Der Rest des Schlosses sollte für sie tabu sein und damit hatte der Blüter überhaupt kein Problem. Er spürte das Tor hier irgendwo im Schloss und es schüttelte ihn immer mehr bei dem Gedanken an das seltsame Gefühl in den Eingeweiden der Stadt. Er wollte mit den Machenschaften von diesen Vampiren nichts zu tun haben. Die meisten Schläfer wahren ihm unsympathisch. Er wusste nicht viel über die verschiedenen Schläferrassen, aber vor jemandem, der vielleicht mehrere Hundert Jahre alt war, hatte er definitiv Respekt. Fürs Erste schnappte er sich einen der Bediensteten auf dem Gang und fragte ihn nach den Stallungen, entschied sich aber, dabei möglichst höflich zu bleiben. Gastfreundschaft. Er hatte mal gehört Vampire standen auf Höflichkeiten. Die Antwort, die er erhielt war ebenfalls distanziert, aber freundlich, so wie sich alle Bediensteten ihnen gegenüber verhielten. Az bedankte sich für die Information, schnappte sich Kassandra am Arm und stapfte los.

Die Beiden gingen die große hölzerne Treppe hinunter in den ausladenden Eingangsraum des Gebäudes und Az bog links ab, um zu den Stallungen zu kommen, wie man es ihm erklärt hatte. Eine große zweiflügelige Tür aus Ebenholz führte in einen Gang, der mit steinernen Fliesen ausgelegt war, die sicherlich schon mehrere Hundert Jahre erlebt hatten. Eine ebenfalls zweiflügelige Tür führte nach links, schien aber verschlossen und weiter den Gang entlang, der einige mit hölzernen Läden verschlossene Fenster hatte, sah Az schon ein offenes Tor, welches in einen weiteren Gang zu führen schien aus dem Wiehern zu hören war. Az grinste und tigerte durch das Tor. Mehrere Boxen waren zur Rechten und der Linken zu sehen, er zählte sechs zu jeder Seite, jedoch schienen zur Zeit keine Pferde in dem niedrigen Trakt zu stehen, bis auf eines. In der zweiten Box auf der linken Seite lugte ein misstrauischer Phaeton in den Gang und wieherte Az entgegen.

"Na, Partner?" Az lächelte als er die Hand nach seinem Pferd ausstreckte, doch der Braunschimmel wich zurück. Der Blüter zog eine Augenbraue hoch und schritt fest auf die Box zu. "Komm schon, stell dich nicht so an. Ist doch ein schönes, sicheres Fleckchen Erde hier."

Die Boxen waren relativ groß und satt mit Stroh ausgelegt. Sie waren sauber und stabil, obwohl dieser Gang aussah als wäre er ebenfalls schon mehrere Hundert Jahre alt. Az wurde das Gefühl nicht los, dass dieses Schloss zu unwirklich war, um den Krieg von sich aus überstanden zu haben. Wahrscheinlich war es vor langer Zeit durch finstere Mächte in einer Scherbenwelt versiegelt worden und erst nach der Apokalypse wieder hierher gebannt worden.

Es war Wasser, Heu und Futter vorhanden, jedoch war die Decke hier sehr niedrig. Anscheinend war dieser Stall absichtlich im Inneren des Gebäudes errichtet worden, um Belagerungen widerstehen zu können. Es brannten Öllampen, aber Fenster nach draußen waren nicht zu sehen. Az fragte sich wo genau dieser Ort wohl in den Eingeweiden dieses Schlosses verborgen war, aber seine Vorstellungskraft ließ diesbezüglich zu wünschen übrig. Am Ende war es auch egal, jedenfalls war sich Az sicher, dass sein Partner, ein wildes Pferd, das gewöhnt war unter freiem Himmel zu schlafen, berechtigte Bedenken unter der niedrigen Decke haben musste.

"Lass dich mal ansehen." Az öffnete die Boxentür, stellte seinen Rucksack daneben ab und stapfte in die Box hinein. Phaeton wieherte nervös und legte die Ohren an, Az jedoch blieb ruhig und klopfte dem Hengst die Schulter, während er sich zu der Schusswunde an der Flanke hinunterbeugte.

"Das hat so keinen Zweck", murmelte Az. Er nahm den Hengst beim Halfter und führte ihn aus der Box. Die Tritte des Pferdes waren unsicher und Kassandra wich vor den Drohgebärden des verängstigten Tieres zurück. Az witterte andere Hengste hier. Er schüttelte sich und klopfte Phaeton um ihn zu beruhigen.

Az Sinne waren nicht unbedingt besser als die eines Menschen, nur anders. Sein Geruchsinn war etwas empfindsamer, weil er ihm mehr Bedeutung schenkte, Dämonen an sich verließen sich nicht nur auf ihre Augen, so wie Menschen es gern taten. Sie hatten viele Sinne, mit denen sie Dinge spürten, die Menschen auf ewig verborgen bleiben würden. Az schenkte sexueller Erregung und Dominanz sehr viel Bedeutung, egal ob bei Mensch oder Tier. Er konnte sie buchstäblich riechen. Diese seltsamen Pferde, die die Kutsche gezogen hatten, hatten ihn sehr interessiert. Er war sich noch nicht im Klaren darüber, ob sie Dämonenblut in sich trugen, aber wenn, so waren sie eine wunderschöne und seltene Züchtung. Ihr Geruch war interessant, er erinnerte ihn an seinen eigenen. Natürlich roch er für Menschen nicht wie ein Pferd, aber auf eine Art, wie sie gar nicht wahrnehmen konnten, hatten sie er einfach etwas mit diesen geschmeidigen Tieren gemeinsam, die sich ihrer Dominanz und Überlegenheit gegenüber normalen Pferden bewusst zu sein schienen. Er würde einiges dafür geben sich diese Brut einmal genauer anzusehen. Phaeton jedoch schien die Anwesenheit dieser Tiere nicht zu gefallen, ein Anhaltspunkt mehr für ihre Dämonenblütigkeit.

Aber im Moment waren die hohen Rösser ja nicht einmal in der Nähe und Az band Phaeton seelenruhig im Gang an. Kassandra stand einige Meter entfernt in der engen Boxengasse und beäugte das Pferd neugierig. Az kniete sich an der rechten Flanke des Tieres hin und untersuchte die Schusswunde. Er nahm das Pflaster ab und verzog das Gesicht. Die Wunde war leicht vereitert. Er tastete das entzündete Fleisch ab und drückte auf die Wundränder. Phaeton wieherte unruhig, als ein wenig Wundwasser aus dem Fleisch trat. Az öffnete seinen Rucksack und nahm den Verbandskasten heraus.

"Sieht schlecht aus, das wird ihm weh tun." Kassandra sah Az aufmerksam, fast erwartungsvoll an. "Kannst du ihn mal bitte kurz ruhig halten? Nimm ihn am Halfter und halt ihn fest." Az tastete die Wunde vorsichtig ab und Kassandra ging langsam auf den Hengst zu und griff nach dem Halfter. "Zieh seinen Kopf zu dir rüber. Er muss nicht unbedingt sehen, was ich hier mache. Er muss mir nur vertrauen." Kassandra nickte und zog den Kopf des Hengstes ohne große Scheu an ihre Brust. Sie begann ganz leise mit ihm zu reden und streichelte ihn vorsichtig, mit dem Blick auf Az gerichtet.

Az säuberte die Wunde mit Alkohol und tupfte den Eiter ab, der aus der gebrochenen Kruste lief. Phaeton zuckte unruhig und stampfte mit dem Huf auf, doch Kassandra ließ sich nicht mehr einschüchtern. "Ich werd jetzt die Fäden ziehen. Die Wunde ist genäht, siehst du? Aber die eigentliche Verletzung ist schon nicht mehr so groß, dass die Fäden sie zusammenhalten müssten. In diesem Stadium wird der Fremdkörper die Wunde nur beim heilen behindern. Wahrscheinlich waren die Fäden auch nicht ganz sauber." Az nahm etwas angewidert eine Pinzette und ein kleines Skalpell aus dem Verbandskasten und wandte sich wieder der Wunde zu. "Ich zeig dir jetzt, wie man Fäden zieht. Sieh genau hin, könnte sein, dass du das auch mal tun musst." Kassandra sah aufmerksam zu, wie Az die Nähte durchtrennte und langsam damit begann, die restlichen Fäden mit der Pinzette zu ziehen. Während sie zusah lies sie Phaeton nicht los und streichelte ihn weiter. Az löste die Fäden und legte sie auf dem alten Pflaster ab, dann desinfizierte er die Wunde noch mal und klebte ein neues auf. "So, das hätten wir." Er klopfte den Hengst. "Ich hasse es, wenn man auf mein Pferd schießt."

Kassandra sah Az an und lächelte. Er blickte zurück, doch seine Miene blieb ausdruckslos wie immer. Er wusste ihr Lächeln nicht so recht einzuordnen und so erstarb es auch wieder.

"Ich zeig dir jetzt, wie man ihn putzt." sagte Az und stapfte zum Ende des Ganges, wo er die Sattelkammer vermutete. Er öffnete eine Tür und fand dort tatsächlich seine Satteltaschen und seinen Sattel, sowie das Zaumzeug. Er fischte nach den Taschen und ging zurück zu Phaeton. Dort nahm er den metallenen, armeegrünen Putzkasten heraus, der schon einige Beulen und Macken hatte und an zwei Ecken schon rostete und öffnete ihn, um die lange zusammen getragene Sammlung von Bürsten und Striegeln zu zeigen. Az wusste nicht woher er den Kasten hatte. Er war wie das Pferd einfach da und wie an so vieles in seinem Leben erinnerte er sich auch an dieses Ereignis nicht mehr. Er begann Kassandra die Abläufe des Putzens zu erklären und lies sie mithelfen Phaeton zu striegeln. Sie kratzten gemeinsam die Hufe aus und Az ließ Kassandra in Maul, Augen und Ohren sehen und erklärte ihr, woran man sehen konnte, ob das Tier krank war und was ihm fehlen könnte. Kassandra folgte den Erklärungen mit einigem Eifer und verlor einiges an Zurückhaltung. Doch als Az Phaeton wieder in die Box führte und die Beiden wieder aufs Zimmer gingen, war sie wieder sehr ruhig geworden.
 

Als die zwei durch den Flur stapften, bemerkte Az als erstes seltsame, platschende Geräusche und den Geruch von nassem...Hund? Er stapfte ins Zimmer und ließ die Tür offen. Slizer lag in Dämonengestalt in der Kupferbadewanne und war über und über mit Schaum bedeckt. Az nahm die Sonnenbrille ab und stemmte die Hände in die Hüften.

"Was zum Teufel machst du da?!"

"Ich nehm ein Bad, wonach siehts denn aus?" bellten die Wolfskiefer und die blaue Zunge hing aus dem Maul. Slizer genoss das warme Wasser.

"Hast du sie noch alle?" Az ging festen Schrittes auf seinen Partner zu und senkte drohend den Kopf. Kassandra war erstarrt in der Tür stehen geblieben, doch beide bemerkten es nicht.

"Was dagegen, Gräte?" knurrte der Hund zurück und fletschte die Zähne.

"Vollidiot!" Az fasste sich an die Stirn. Slizers Klamotten lagen in einem wirren Haufen neben der Badewanne und waren von dem überlaufenden Wasser getränkt.

"Ey, du Spinner, was willst du...AAAAAAAUU!" Slizer kam nicht dazu den Satz zu vollenden und schrie stattdessen knurrend auf. Mit wenigen schnellen, grazilen Schritten war Az an ihn heran und hatte mit ganzer Kraft in die aufgeplatzte Wunde gegriffen.

"Scheiße, Mann, ich..." Slizer schnappte ungelenk und mit wehender Zunge nach Az Arm, aber der hatte schon losgelassen und versetzte dem enormen Ungeheuer, welches kaum in die Kupferwanne passte einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf, der ein dumpfes Geräusch verursachte.

"Vollidiot!" zischte Az gefährlich und erstickte damit das Knurren Slizers, der sich von dem Schlag schüttelte und dann verdutzt zuerst seinen Arm und dann Az ansah. Der Blick, den dieser erwiderte brannte förmlich.

"Du hast dich verwandelt du Arsch? Und wofür?"

Slizer sah hilflos an sich herunter, fasste sich dann mit der linken Klaue an den rechten Arm, und bemerkte anscheinend erst jetzt, dass massig Blut daran heruntertropfte. Durch die Verwadnlung waren die Fäden gerissen und das sich ausdehnende Fleisch war wieder aufgeplatzt. Slizer sah Az beinahe verschreckt an, wie ein Kind, das etwas ausgefressen hat. "Ich...wollte Baden!" schnaubte der riesige Hund gekränkt, doch er schien sich nicht mehr so sicher zu sein ob das immer noch ein gutes Argument war.

"Ach ja? Baden." Az schritt mit verschränkten Armen vor Slizer auf und ab, sah ihn dann fest an und hob demonstrativ seine Hand, so dass auch sein Partner sehen konnte, dass sie voller Blut war. Slizer wich Az' wütenden Blicken aus und stand auf. Eine Menge Wasser schwappte dabei über den Badewannenrand und der Rest tropfte von seinem Fell auf den Boden. Der zweibeinige Schäferhund mit der Schulterhöhe von 2,90 m sah zu Az herunter wie ein kleines, ungezogenes Kind und hielt sich den Arm.

"Ich...ähm. Hm." Slizer wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Az stand vor ihm wie eine Mauer und er wusste genau, dass er Mist gebaut hatte. Was sollte er jetzt tun? Az sah verdammt sauer aus. Er machte ihm irgendwie Angst wenn er so war, aber das wollte er nicht zugeben.

"Hör zu du Kindskopf, es interessiert mich einen Scheiß, was du wolltest, du bist ein Vollidiot! Sieh dir den Scheißdreck doch mal an!!" Az holte mit der Hand aus, um auf den Arm zu weisen und Slizer zuckte zusammen und hob ruckartig ein Bein, um einen möglichen Schlag abzuwehren.

"Ja, ich...ich wollte eben Baden."

"Du wiederholst dich. Verwandel dich zurück." Az' Blick duldete keinen Widerstand und Slizer wurde langsam wieder kleiner. Die Haare auf seinem Körper zogen sich zurück, seine Schnauze, Klauen und Beine und auch sein Schwanz veränderten sich knackend und knirschend wieder, bis er wieder in menschlicher Gestalt vor ihm stand. Der Vorgang dauerte nur wenige Sekunden, doch war ein furchterregendes Schauspiel. Beide bemerkten nicht, wie Kassandra angewidert und verängstigt die Decke über den Kopf zog.

"Gut so und jetzt zeig mir deinen Arm." Slizer grummelte und hielt Az die Schulter hin. Dieser inspizierte die Wunde und drückte an ihr herum, doch Slizer wagte nicht sich zu beschweren und biss die Zähne zusammen. "Okay du Held. Die Nähte sind astrein gerissen. Und nun?"

"Ich...ich werd wohl nach nem Arzt suchen..." stammelte Slizer.

"Ja, tu das. Und dieses mal bezahlst du ihn von deinem eigenen Geld, klar? Wir sollten für die Herrschaften noch was tun, schon vergessen?! Willst du, dass die uns noch vor Ablauf der Frist wegen Dämlichkeit abknallen?"

"Ich...hm. Gib mir mein Geld und ich gehe." Slizer schnappte sich ein Handtuch um sich hastig abzutrocknen und fischte dann nach seinen Klamotten.

"Ich gebe dir 20." sagte Az gereizt und kramte in seiner Tasche. "Das sollte reichen, du lässt dich eh nur wieder übers Ohr hauen." Er warf Slizer das Geld rüber und wandte sich ab. "Ich glaub's nicht. Und immer dran denken, für 250 Euro kann man ein Pferd kaufen! Vollidiot." Slizer zog sich hastig an und stopfte die Scheine in seine Tasche.

"Ist okay. Ich mach das schon, ich geh in die Stadt und such mir `nen Arzt."

"Stehst du immer noch hier?!", brüllte Az und ein tiefes, vibrierendes Dämonenknurren entwich seiner Kehle. Slizer machte sich hastig auf, aus der Tür zu kommen.

Az war wütend. Ohne einen Ton zu sagen setzte er sich in den großen violetten Samtsessel, hinter dem einige der dicken Kerzen in dem gigantisch verzweigten Leuchter brannten. Kassandra lag im Bett und sagte keinen Ton. Az warf seinen Rucksack in die Ecke, faltete die Hände und begann nachzudenken. In seinem Kopf liefen die Gedanken Amok und er bemerkte, dass er zitterte.

Warum? Warum nur dieses...Gefühl? Beruhig dich. Versuch zu schlafen, dein Körper ist immer noch krank. Reg dich nicht so auf wegen diesem Vollidioten.

Er nahm die Sonnenbrille ab und schloss die Augen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2006-08-01T08:43:07+00:00 01.08.2006 10:43
das war mein favo-kapitel!!
Az ist irgendwie schräg *lol* (is jetz aber nicht negativ gemeint)
Ich mag ihn, find ich witzig wie er mit kassandra umgeht!
Von: abgemeldet
2005-09-13T13:16:34+00:00 13.09.2005 15:16
upps, ichhab grad deine neue story gelesen...irgnoriere einfach den 1. satz *g* irgendwie doof, dass man antworten bei den comments nicht mitbekommt.....

das nächste kapitel werd ich auch noch kommentieren...dauert aber noch ein wenig.....
muss heute noch viel erledigen...hab mein geldbeutel, mit allem drum und dran verloren...und hab erstmal ne schöne Ämterrennerei *inhinterntret*
Von:  Alexej_Axis
2005-09-06T15:49:29+00:00 06.09.2005 17:49
Ich nehm dein Angebot gern an. ^^
Das nächste Kapitel steht schon in den Startlöchern und ein neuer Teil zu TEAT-Geschichten steht im Begriff, freigeschaltet zu werden. Allerdings eine Kurzgeschichte, die einen neuen Charakter einführt, der nicht in diesem Roman auftauchen wird. Ich habe schon wieder Ideen für neue Stories. *g* Ich brauche einen hirnographen. Oo Der muss alles aufschreiben, was in meinem Hirn ist, damit ich es nicht mühselig tippen muss, das dauert immer so lang. *heul*
Von: abgemeldet
2005-09-03T13:19:42+00:00 03.09.2005 15:19
endlich eine Fortsetzung!
hatte schon Sehnsucht nach Slizer!!!! ;)

fands ein bisschen Schade, dass er dieses Mal nicht so positiv beschreiben wurde, eher wie ein kleines trotziges Kind..... machst Du bestimmt nur, damit es mir am Ende nicht so entsetzlich leid tut, wenn Az vielleicht auch noch Cassi abbekommt und nicht wie erhofft, mein Knuddelwolf... *sniff*
*ggg* aber nimm das bitte nicht als Kritik auf, ist schliesslich deine Story, schreib sie nur, wie du sie im Kopf hast und nicht wie ich sie vielleicht haben will... sonst verdirbst du dir vermutlich alles

Bin schon ziemlich gespannt darauf, was es mit diesem ÜBEL in im Stadtzentrum auf sich hat....
da bekommt man ja beim Lesen schon eine Gänsehaut, so unheimlich wie du das beschreibst *schnauzewitterndindielufthalt*
Ausserdem halte ich Az für ganz schön leichtsinnig, sich darauf zu verlassen, dass er seine Munition von seinen neuen Auftraggebern bezahlt bekommt....ich halte es da eher wie Slizer....*kaufrausch* grad bei Rollenspielen u.ä. geh ich auch immer gleich Muni oder Waffen + Rüstung kaufen, sobald ich was im Geldbeutel klimpern habe *ggg*

Aber ein bisschen doof ist das Wolfi ja wirklich....
sich grad zu verwandeln, wo der Doc kurz vorher erst gesagt hatte, dass das ein wenig blöd wäre ;)
Da hätte ich ihm vermutlich grad nochmal auf die Backe geschlagen, damit er weiss, wieso es weh tut *kopfschüttel*

was hälst du davon, wenn du dir jemanden suchst der dir korrektur liest...gerade jetzt wo du so im Stress bist...da übersieht man doch so einiges...*inspiegelschau*

wenn du einen Freiwilligen brauchst...*hüpf**michgrössermach*
*meld*
ichichichich**hechel*
Von:  Alexej_Axis
2005-08-31T15:21:59+00:00 31.08.2005 17:21
Ja, die Sache mit den Schläfern... das habe ich in einem der vorherigen Kapitel angeschnitten, glaube ich, oder ich tue es noch. Ich muss gestehen es ist ein bißchen Schwierig die ganze Welt, die ich mir da gemeinsam mit einem Freund übrigens - ausgedacht habe, zu beschreiben, ohne das es langweilig wird. Ich könnte ein eigenes Buch darüber schreiben, was in der Welt so läuft und werde das auch tun. ;) Das Grundregelwerk zu dem Rollenspiel T.E.A.T!, aber das wird noch ein Weilchen dauern.
Zunächst einmal versuche ich alle Begrifflichkeiten so gut es geht innerhalb der Geschichte, bzw den Gedankengängen der Charaktere zu klären, damit es spannend und informativ bleibt.
Cassandra bekommt definitiv noch eine wichtige Rolle, ist sie dir noch nicht mysteriös genug? ;) Das kommt noch, das verspreche ich dir und außerdem ist sie ein wichtiger Teil von Az' Sozialisierung. ;;) Er beginnt ja so langsam ein paar vernünftige Gedanken zu fassen, und gegenüber dem Mädchen einige Positive Gefühle zu empfinden, was gar nicht so leicht für jemanden wie ihn ist.
Danke für das Lob. *verneig* Es freut mich, wenn es den Lesern gefällt.
Az ist unheimlich intelligent, er weiß nur nicht soviel. Er hat nie eine Schule besucht, über seine Herkunft wirst du im nächsten Kapüitel mehr erfahren und vielleicht versteht man sein Verhalten dann auch besser. Seine Kindheit war nämlich ... ich verrate ölieber nichts. ;) Einige Anhaltspunkte gib t es ja schon, die nächsten drei nKapitel befinden sich bereits auf meinem Laptop, ich muss aber die Zeit finden, sie zu überarbeiten und korrektur-zu-lesen, das nimmt leider immer nochmal soviel Zeit in Anspruch, wie das erste aufschreiben und ich habe niemanden, der mir dabei hilft.

greets
hawkin (Autor)
Von: abgemeldet
2005-08-30T19:12:08+00:00 30.08.2005 21:12
mmmh sach ma was ist eigentlich ein SChläfer?...
fällt mir so ein, is n echt gutes kapi. aba was das mädel soll versteh ich net...kriegt die noch ne wichtige rolle oda so?
aba dein schreibstil ist ja unnachahmlich ehrlich *gänsehaut bekomm*
ich warte ma ganz ungeduldig auf die fortsetzung...(die hoffentlich so schnell wie möglich hier ma antantzt)
und sach nur noch...irgendwie is Az der vatervon allen...^^


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