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Bin ich eine Elbe oder was?!

von

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Ein ganz normaler Tag im Leben von C ó L

Disclaimer: Tolkien gehört alles und mir nichts, ich verdiene kein Geld mit der Story und die Handlungen sind frei erfunden.
 

16. Kapitel

Ein ganz normaler Tag im Leben von C ó L
 

“Was zum Henker ist hier eigentlich los?!”, brüllte ich mir die Frustration vom Leib. Was hatte Ben mit Lady B zu schaffen?
 

Lady B betrachtete mich abschätzend von oben herab, während Ben sich verkrampfte. Er versuchte sich vorsichtig aus Lady B’s Klammergriff zu befreien, scheiterte aber jämmerlich.

Entschuldigend sah er mich an.
 

Pah, seine Entschuldigung konnte er sich sonst wohin stecken...
 

„Ihr seid also kein Dienstmädchen...“ Sie rümpfte die Nase und schielte auf irgendeinen Punkt in der Mitte meines Gesichts. „... sondern Caladeth.“
 

Nein, mein Name war keine bakterielle Entzündung, also bestand auch überhaupt kein Grund, ihn so negativ auszusprechen.
 

Es war ein schöner Name, verdammt noch mal!
 

Prinzessin Caladeth!“, knurrte ich zurück.
 

Lady B hob eine Augenbraue und lächelte dümmlich.
 

Mittlerweile fand ich den Gedanken gar nicht mehr so abwegig, dass sie zu den Legolas-Groupies gehören sollte...
 

„Ihr benehmt Euch nicht gerade wie eine Prinzessin“, erwiderte Lady B und lächelte selbstgefällig über ihre ach so beleidigenden Worte.
 

Oh Mann...
 

„Berethniben!“, wurde sie von Legolas überraschend zurecht gewiesen.
 

Oh, sie waren beim Du, eh? Grr, wieso regte mich das überhaupt auf? Ich mein, sie war die Tochter des Beraters seines Vaters... oder was auch immer.
 

Ich unterdrückte die plötzlich aufwallende Wut in mir und wandte mich an Ben. Sie war es einfach nicht wert, beachtet zu werden.
 

„Was hast du mit ihr zu tun?“, fragte ich geradeheraus.
 

„Ich habe dich gesucht...“, begann er zögernd. „Haldir hat uns gesagt, dass Elladan den verwundeten Prinzen Legolas hergebracht hat und den Verlauf der Schlacht berichtet. Ich dachte mir, dass du nach Elladan suchen würdest in den, äh, Krankenlagern und habe versucht, sie zu finden.“ Er kratzte sich mit seiner freien Hand verlegen am Ohr. „Ich konnte sie jedoch nicht finden, doch dann bin ich Lady Berethniben begegnet und sie brachte mich hierher...“
 

Hoffnungsvoll sah er mich an.
 

Was denn? Erwarte er etwa, dass ich ihm für seine tolle Rede einen Orden verleihe oder was?!
 

Ph, das konnte er sich abschminken.
 

„Ihr seid ja sehr... aufgeschlossen“, bemerkte Lady B geistreich.
 

Ich zog eine Augenbraue hoch. Was sollte das denn jetzt schon wieder heißen?
 

„Zwei stattliche Männer auf einmal“, sagte sie langsam und ihr anhimmelnder Stalker-Blick wanderte von Legolas zu Ben.
 

„Was soll das heißen?“, brachte ich vor Wut schäumend hervor. Wollte diese Kuh etwa sagen, was ich denke, das diese Kuh sagen wollte?
 

Auch Elladan schien empört. „Also, Lady Bereth-“
 

“Das geht zu weit”, sagte Legolas mit gebieterischer Stimme und seine kalten blauen Augen fixierten Lady B. Sie kniff die Lippen zusammen und wich seinem Blick aus.
 

Ha! Nimm das!
 

„Ja“, warf Elladan stirnrunzelnd ein. „Ihr sollet etwas respektvoller ihr gegenüber sein. Immerhin ist sie die Thronfolgerin von Lothlórien und daher vom Rang weit über Euch.“
 

Und das!
 

„Welche besondere Fähigkeit besitzt Ihr denn, Prinzessin Caladeth.“ Sie erstickte fast an dem Wort ‚Prinzessin’.
 

Und... äh, was?
 

„Besondere Fähigkeit?“, fragte ich etwas ratlos.
 

„Ja“, sagte sie selbstsicherer, als sie meine Verlegenheit erkannte. „Eure Familie ist dafür bekannt, dass jeder Nachkomme eine besondere Fähigkeit besitzt, die sonst niemand vorweisen kann.“
 

Huh? Wieso fing sie jetzt damit auf einmal an? Und wieso wusste ich nichts davon? Ich mein, klar, ich wusste von speziellen Fähigkeiten und so etwas, wie zum Beispiel Gedankenlesen, was meine Omi auch konnte, oder Visionen zu haben, was meine Mutter ebenfalls beherrschte. Aber eine ganz besondere Fähigkeit, die kein anderer aus meiner Familie hatte... Nein, davon wusste ich nichts.
 

„Wie ich sehe, habt Ihr keine“, meinte Lady B zuckersüß.
 

„Natürlich hab ich eine“, widersprach ich nicht sehr überzeugend.
 

„Welche denn?“, fragte Lady B.
 

Ich kniff die Augen zusammen. „Nun, äh, das verrate ich lieber nicht. Ich beherrsche sie noch nicht... vollständig. Ja, genau, ich muss noch trainieren.“ Puh...
 

Lady B wirkte immer noch skeptisch, sagte aber nichts.
 

Tja, Zeit zu gehen, würde ich mal sagen...
 

„Nun, da es Elladan und Legolas offenbar gut geht, werde ich zurück in die Bibliothek zu den anderen gehen.“ Mit einem flüchtigen Lächeln in Richtung Elladan rauschte ich an Ben und Lady B vorbei zur Tür hinaus.
 

Was hatte das nur zu bedeuten mit dieser besonderen Fähigkeit, die in unserer Familie offenbar etwas vollkommen Normales war, wovon ich leider nur bisher nichts gewusst hatte, da anscheinend niemand es für nötig gehalten hatte, mich darüber zu informieren!
 

Argh!
 

In Mittelerde war immer alles so verdammt magisch und schicksalhaft und... frustrierend.
 

Und wieso hatte ich bisher noch keine Anzeichen von irgendeiner besonderen Fähigkeit gezeigt? Vielleicht hatte ich ja gar keine... Oh Gott! Das wäre ja schrecklich! Die Thronfolgerin von Lothlórien kann nicht mal Familienmerkmale aufweisen...
 

Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken loszuwerden.
 

Wieso regte ich mich überhaupt so auf?
 

Pah, als ob Lady B’s Worte mich beunruhigen könnten... Sie war ja eh bloß neidisch, weil ich eine Prinzessin war und sie nicht; und weil sie diesen irren Glauben hat, dass Legolas mich ihr vorziehen würde... nun ja, es wäre wohl verständlich, wenn er mich ihr vorziehen würde... so einer blöden, eingebildeten, arroganten-
 

‚Nicht aufregen, Cala.’ Ich atmete tief ein und rollte mit den Schultern, um die Spannung in meinem Nacken etwas zu lösen.
 

Ich verspürte plötzlich keine Lust mehr, meiner Familie gegenüber zu treten und wanderte ziellos durch den Palast.
 

Meine Gedanken kreisten um Lady B und es bereitete mir fast ebenso viele Schmerzen wie Karies. Diese Frau war schrecklich! Also wenn König Thranduil sie als angemessen betrachtet, dann wollte ich freiwillig einen Sprachkurs bei Legolas für „Hochgestochene Sprache in der modernen Welt“ machen.
 

Grübelnd verließ ich den Palast und schlenderte mal wieder durch den Garten. Unbewusst fingerte ich dabei an dem Ring herum, den ich von einem anonymen Absender geschenkt bekommen und seither nicht mehr abgenommen hatte. Es war ein wunderschöner Ring – Ringe waren schon immer meine Schwäche gewesen – und obwohl die Art seltsam war, wie ich ihn bekommen hatte, so kümmerte es mich doch nicht so sehr, als dass ich mich von ihm hätte trennen können.
 

Es war die einzige Nettigkeit, die ich hier in Mittelerde bekommen hatte.
 

Na ja, das klang vielleicht etwas übertrieben, aber hey, ab und zu darf ich auch mal in Selbstmitleid schwelgen oder nicht?
 

Andererseits musste ich mir ja mal selbst gratulieren für mein unglaubliches Talent, mir in kürzester Zeit unglaublich viele Feinde zu schaffen. Auf die Gene konnte ich das wohl leider nicht schieben, denn der Rest meiner Familie schien ja fast schon unheimlich beliebt zu sein.
 

Hmpf. Immer auf die Kleinen und Sensiblen. Was kann ich denn dafür, dass ich als wandelnder Meter keine andere Verteidigung als mein Mundwerk habe und manchen Leuten das nicht passt?!
 

Obwohl, meine neue Lieblingsfeindin Lady B schien mich eher wegen meines Titels als ‚Prinzessin’ zu verabscheuen...
 

Jetzt werde ich auch noch diskriminiert! Ich glaub, es hackt.
 

Vielleicht sollte ich noch mal meine Anwältin aka Arwen einschalten... mmmh... andererseits warf mir Arwen in den letzten Tagen seit Bens Ankunft alles andere als freundliche Blicke zu...
 

Tz, die spinnen doch alle. Wo kann ich mich vor diesen Irren denn bloß verstecken?!
 

„Prinzessin Caladeth.“
 

Ein spitzer Schrei entfuhr mir bevor ich mich mit weit aufgerissen Augen zu meinem spitzöhrigen Störenfried... äh, Untertan umdrehte.
 

Seine Nasenspitze berührte fast den blitzblanken Marmorboden, doch selbst die ihm ins Gesicht hängenden blonden Strähnen konnten nicht das zarte Rosa auf seinen Wangen verstecken.
 

Huh? Was hatte der denn für Probleme?!
 

Völlig überfordert mit der Situation und sich leicht ertappt fühlend bei meinem Versuch, mir einen geeigneten Fluchtplan aus dieser Irrenanstalt zu überlegen, wedelte ich ungeduldig mit der Hand. Bis mir einfiel, dass er sie ja nicht sehen konnte und sie schnell wieder zurückzog.
 

„Erheb-t, äh, Euch“, befahl ich mehr oder weniger herrschaftlich. Allerdings erhob er sich tatsächlich augenblicklich in einer einzigen, geschmeidigen Bewegung. Blöder Untertan! Hätte er nicht wenigstens so tun können als wäre er tollpatschiger als ich? Schon mal was von S-O-L-I-D-A-R-I-T-Ä-T gehört? Mmh? MMH?
 

Hmpf.
 

„Was, uhm, kann ich, uh, für Euch tun?“
 

Mann, dieser Job als Prinzessin ist echt härter als man denkt. Man muss immer so nett und zuvorkommend und höflich sein...
 

Die Wangen des Elben färbten sich dunkelrot.
 

Das grenzte ja fast schon an ein Naturwunder...
 

„Lady Galadriel und Lord Celeborn wünschen, Euch zu sehen.“
 

Ah, Mist. Meine Familie hat echt schlechtes Timing...
 

„Sofort?“
 

Der Elb lächelte sanft und nickte. So strahlend blaue Augen... Wie es wohl Legolas ging? Grr, bestimmt kümmerte sich Lady B aufopferungsvoll um ihn...
 

„Sie befinden sich in der Bibliothek.“
 

Verwirrt sah ich zu dem Elb vor mir. „Wer? Legolas und Lady B...?“ Verwirrung verwandelte sich in Wut. Was hatten die beiden in der Bibliothek zu suchen?!
 

Der Elb verzog keine Miene; lächeln tat er aber auch nicht mehr. „Nein, Lady Galadriel und Lord Celeborn.“
 

Ups. „Oh. Äh, danke.“
 

Schnurstracks lief ich an ihm vorbei in Richtung Bibliothek, während meine Wangen verdächtig glühten.
 

Blöde Spitzohren... Blöde Untertanen... Blöder Düsterwald... Blöde Prinzen und Groupies...
 

Grr. Mein Herz lief mal wieder über vor lauter Nächstenliebe. Mein liebgewonnener Sarkasmus verging mir aber schnell wieder, als ich an einem grienenden Haldir vorbeikam. Blöder Hauptmann...
 

~~~~~
 

Die Bibliothek hatte offenbar Zuwachs bekommen, da sich abgesehen von den vorangegangenen Beteiligten auch noch Arwen, Glowy und König Thranduil von diesem äußerst prachtvollen Raum angezogen fühlten. Welch Freude...
 

Haldir betrat kurz nach mir den Raum. Mit Elladan. Aber ohne Ben.
 

Glowy trat auf einmal neben mich, hatte das Gesicht jedoch stur von mir abgewandt.
 

Tsk.
 

„Ah, da bist du ja wieder“, begrüßte Oma mich mit sorgenvoller Miene.
 

Mein Vater legte mir die Hand auf die Schulter und verwirrt sah ich zu ihm auf.
 

„Wir haben euch aus verschiedenen Gründen hergebeten“, begann Opa. „Zunächst einmal geht es um die Rückkehr der Prinz Elladans, Prinz Legolas’und Haldir ó Lóriens.“
 

Haldir senkte würdevoll das Häuptlein, während Elladan sich müde mit einer Hand durch das Haar fuhr. Er sah irgendwie bedrückt aus und ich verspürte den Drang, zu ihm zu gehen und ihn zu trösten – aber ich ließ es sein. Es gehörte nicht gerade zu meinen Stärken, jemanden zu trösten.
 

Äh, was waren eigentlich meine Stärken...?
 

„Wie uns Haldir soeben berichtete, ist noch kein Ende in Sicht für den Krieg zwischen unseren Völkern und Lephistos Armee“, erklärte Opa. „Angesichts der wachsenden Bedrohung durch Lephisto, ist meine Familie sich einig, dass gewisse Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen.“ Er tauschte verschwörerische Blicke mit Oma, Elrond und König Thranduil, bevor sein eindringlicher Blick ausgerechnet auf mir landete. „Das bedeutet unter anderem für dich, Cala, dass du deine Fähigkeiten als Elbe trainieren und lernen musst, mit ihnen umzugehen.“
 

Verdutzt blinzelte ich. Hoppla, das ging mir alles ein klitzekleines Bisschen zu schnell... Spielten denn hier alle im Schloss das Spiel, in welchem sie zu jeder Situation das Wort „Fähigkeiten“ gebrauchen mussten?
 

„Und was ist mit mir?“ fragte Glowy. „Habe ich auch eine Aufgabe?“
 

Oma lächelte leicht. „Ja. Deine Aufgbae wird es sein, Cala zur Seite zu stehen und zu unterstützen, wann immer sie dich braucht.“
 

Ich schnaubte ungläubig.
 

Pah, und ausgerechnet Glowy sollte diesen Job erledigen? Guter Witz. Man hatte ja in der Vergangenheit schon oft gesehen, wie sehr Glowy mich unterstützte, wenn es drauf ankam...
 

Ich warf ihr einen schiefen Seitenblick zu und war wenig überrascht zu sehen, wie sie mit rotem Gesicht zu Boden sah.
 

Augenrollend stupste ich sie in die Seite und schnitt eine Grimasse.
 

Dankbar lächelte sie zaghaft zurück.
 

Da kam mir plötzlich ein ganz anderer Gedanke. „Wartet, wartet“, sagte ich. „Wollt ihr etwa damit sagen, dass wir den Krieg verlieren?“
 

Papas Hand auf meiner Schulter verkrampfte sich.
 

Opa seufzte ungewohnt müde. „Ja, Cala, wir werden den Krieg wahrscheinlich verlieren. Deshalb dürfen wir keine Zeit mehr verschwenden. Du und Glowy müsst unterrichtet werden, sodass ihr notfalls alleine klarkommen könnt. Ohne unseren Schutz.“
 

Ich schluckte schwer. Ich fand es schwer, zu verstehen, was mein Großvater gerade gesagt hatte und verspürte mal wieder den fast schon unbändigen Drang, einfach wegzulaufen und zu ignorieren.
 

Glowys Finger schlossen sich plötzlich um meine Hand, und ich war mir nicht sicher, ob ich dafür dankbar war oder sie am liebsten verflucht hätte, weil sie meinen in der Schwebe hängenden Fluchtversuch verhinderte.
 

König Thranduil beobachtete mich naserümpfend. Blöder Gockel...
 

Ich riss mich zusammen. „Wieso evakuieren wir nicht einfach Lórien, wenn es so schlecht für uns steht?“
 

„Wohin sollte unser Volk denn gehen?“ fragte Opa und breitete die Hände aus in einer hilflosen Geste. „Die anderen Völker Mittelerdes werden ebenso bedroht wie das unsrige. Kämpfen ist unsere einzige Möglickeit.“
 

„Aber Lephisto ist doch hinter Cala her, nicht wahr? Weil sie die Prinzessin und somit Thronfolgerin ist. Wieso kehren wir dann nicht einfach zur Erde zurück?“ schlug Glowy vor, und ich war gerührt, dass sie mit mir zusammen Mittelerde und somit Beau verlassen würde, obwohl ihr Gesichtsausdruck verriet, wie sehr ihr dieser Gedanke missfiel.
 

„Wenn ihr das wollt“, sagte Opa zögernd, doch meine Aufmerksamkeit galt meiner Oma. Sie sagte kein Wort, doch ich verstand auch so.
 

Um wegzulaufen, war es zu spät.
 

„Ich bleibe“, sagte ich mit solchem Nachdruck, dass mich alle verwundert ansahen. „Wann fangen wir mit dem Training an?“
 

„Noch heute“, erwiderte Oma und lächelte mich strahlend an.
 

Glowy wirkte ebenfalls erleichtert.
 

Ich nickte. „Allerdings habe ich noch ein paar Fragen, was dieses ganze Gerede von wegen Fähigkeiten und so angeht. Lady Berethniben-“ Ich musste unwillkürlich grinsen, als König Thranduil bei ihrem Namen zusammenzuckte. „-hat nämlich ebenfalls so etwas in der Richtung erwähnt. Und ich habe mich gefragt, warum niemand es für nötig gehalten hat, mir etwas darüber zu erzählen.“
 

Meine Eltern hatten den Anstand, leicht beschämt auszusehen; meine dickköpfigen Großeltern leider nicht.
 

Grr.
 

„Wir wollten dich nicht unter Druck setzen“, erklärte Oma ruhig. „Du entwickelst inzwischen ein paar der Fähigkeiten, die unserer Familie zu eigen sind. Allerdings hat jeder Nachkomme unserer Familie eine angeborene besondere Fähigkeit, die kein anderer vorweisen kann. Doch bis diese Fähigkeit vollends entwickelt ist, dauert es seine Zeit. Wir sahen keine Notwendigkeit darin, dich damit zu belasten, wo du doch gerade erst begonnen hattest, deine wahre Abkunft kennen zu lernen und zu akzeptieren.“
 

Ich seufzte leidgeprüft. „Und was ist nun meine besondere Fähigkeit?“
 

„Das weiß niemand“, antwortete Opa.
 

„Ich habe keine besondere Fähigkeit, oder?“ fragte Glowy stirnrunzelnd.
 

„Nein“, bestätigte Opa. „Du bist zwar Teil unserer Familie, doch bist du nicht blutsverwandt mit uns.“
 

„Was ist deine besondere Fähigkeit?“ fragte ich neugierig meine Mutter, da sie als Tochter von Galadriel und Celeborn folglich auch eine besondere Fähigkeit haben musste. Doch sie lächelte bloß geheimnisvoll.
 

Haldir, König Thranduil, Arwen und Elrond, die seit meinem betreten der Bibliothek ungewöhnlich still gewesen waren, schienen nun etwas lebendiger zu werden. Offenbar hatten sie bereits vor mir alles Notwendige von Haldir erfahren.
 

Und nun hatten sie wohl erkannt, dass das lórische Familiendrama erfolgreich überstanden war und es jetzt sicher war, den eigenen Senf dazu zu geben.
 

Zumindest Arwen schien so zu denken. Verräterin.
 

„Wie geht es Legolas?“ fragte sie mit Betonung auf „Legolas“.
 

Was denn? Glaubte sie etwa, ich würde nun in Ohnmacht fallen oder meinen Rock – den ich übrigens gerade nicht trug – um fünf Zentimeter kürzen, nur weil sie seinen Namen gesagt hatte?
 

Oh, arme, naive Arwen...
 

Fast empfand ich Mitleid für sie. Aber auch nur fast.
 

Immerhin führten wir einen stummen krieg miteinander.
 

„Besser“, beantwortete Elrond ihre Frage und schmunzelte. „Obwohl ich erstaunt bin, dass Lady Berethnibens plötzliches Auftauchen seinen Zustand nicht noch verschlimmert hat.“
 

„Vater!“ rief Arwen entrüstet aus.
 

Haldir grinste unverschämt, während König Thranduil sich abwandte.
 

Elrond warf mir einen prüfenden Seitenblick zu, den ich gekonnt ignorierte.
 

Lady B... Wieso war sie eigentlich zu dieser Versammlung nicht eingeladen worden? Stand ihr das als Tochter von König Thranduils Berater vielleicht nicht zu? Ich warf einen Blick zum Rücken von besagtem König und rieb nachdenklich den Ring an meinem Finger. Was hielt eigentlich König Thranduil von Lady B?
 

Arwen nahm das Gespräch wieder auf. „Jedenfalls ist sie zu einer denkbar ungünstigen Zeit hierher gereist“, stellte sie nüchtern fest.
 

„Wie wahr“, kommentierte ich missmutig.
 

~~~~~
 

Als ich die Bibliothek zum zweiten Mal an diesem Tag verließ, traf ich im Gang überraschend auf Ben.
 

Verwirrt sah ich ihn an. „Hey, was machst du denn hier?“ Tatsächlich bereitete mir sein plötzliches Auftauchen ersten Moment ein unangenehmes Prickeln im Bauch. Energisch schob ich mein Misstrauen beiseite. Wahrscheinlich war ich immer noch sauer wegen der Sache mit Lady B...
 

Ben kratzte sich verlegen am Hinterkopf und lächelte schüchtern. Er wirkte ziemlich nervös.
 

„Ich habe dich gesucht“, erklärte er.
 

„Oh“, sagte ich etwas überrascht. „Na, jetzt hast du mich ja gefunden. Wo hast du denn Lady Berethniben gelassen?“
 

Ben wurde – falls überhaupt möglich – noch verlegener. „Ähm, sie ist-“
 

Aus dem Hintergrund löste sich eine Gestalt und der Elb von vorhin trat auf uns zu. Diesmal waren seine Wangen nicht rosa angehaucht, aber dafür war der Blick, den er Ben zuwarf, ziemlich giftig.
 

„Prinzessin Caladeth“, grüßte er und verbeugte sich. „Prinz Legolas bittet darum, dass Ihr ihn in seinen Gemächern aufsucht.“
 

Ich betrachtete den Elb. Irgendwie tat er mir leid. Anscheinend wurde er den ganzen Tag von irgendwelchen Leuten hinter mir her geschickt, nur um zu sagen, dass ich mich irgendwo blicken lassen soll. Armer Untertan... Wieso ließ er das nicht einfach bleiben? Das wäre gut für ihn und, äh, definitiv gut für mich.
 

„Er hat die Räume der Heilung verlassen?“ fragte ich stattdessen.
 

Er nickte und beschrieb mir auf meine Bitte hin den Weg zu Legolas’ Zimmer. Ben begleitete mich.
 

Wir schwiegen, und es war ein verdammt unangenehmes Schweigen. Klein-Cala hasst unangenehmes Schweigen, besonders mit dem Jungen, in den sie eigentlich verliebt ist... Moment mal, was heißt hier eigentlich? Ich war in Ben verliebt!
 

Mit einem entschlossenen Nicken wandte ich mich an Ben.
 

„Hey, hast du nicht gesagt, du hättest mich gesucht? Warum eigentlich?“
 

Bens Hand wanderte automatisch zu seinem Nacken. Ich musste grinsen. Hach, er war aber auch zu süß, wenn er verlegen war!
 

„Ach das“, sagte er schließlich gedehnt. „Das hat sich inzwischen erledigt.“
 

Seine Wangen fingen an zu glühen, während mein Grinsen nun schon bis zu den Ohren reichte.
 

„Du wolltest mich sehen? Das ist aber süß“, neckte ich ihn.
 

Seine Wangen waren nun ein schönes Kirschrot, als sein Kopf, offensichtlich überrascht, in meine Richtung hochschoss.
 

„W-w-was?“ stammelte er.
 

Ich gab dem Verlangen nach und knuffte ihn leicht in die Wange.
 

Erschrocken starrte er mich an. Ich lachte und stupste ihm mit meinem Ellbogen freundschaftlich in die Seite. „Du bist echt niedlich, weißt du das?“
 

Er sah mir einen Augenblick lang stumm in die Augen bevor sich ein langsames Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete.
 

„Wie gefällt es dir hier eigentlich?“ fragte ich und freute mich insgeheim darüber, dass sich wenigstens einer meiner Freunde ganz normal mir gegenüber benahm.
 

Seine Hand machte schon wieder Anstalten zu seinem Hinterkopf zu wandern und ich begann mich ernstlich um seinen Gesundheitszustand zu sorgen. Vielleicht hatte er ja chronischen Juckreiz im Nacken oder es war seine Art von Beschäftigungstherapie für seine Finger.
 

Ja, ja, ab und zu brauche ich auch Beschäftigungstherapie für meine Finger, sonst werden aus gelangweilten Fingern zerstörungswütige Klauen, die alles Greifbare sofort vernichten – insbesondere Bierdeckel und den guten alten Bruder Vodka...
 

Chrm. Genug davon.
 

„Du meinst Lothlórien?“ fragte Ben. „Ganz gut, denke ich. Die Luft hier ist wesentlich reiner als auf der Erde.“
 

Seltsames Kompliment, trotzdem platzte Klein-Calas fast vor Besitzerstolz.
 

Ach ja, mein kleines Königreichlein...
 

Für einen Augenblick war ich durch das Entwerfen von Eigenlob-Hymnen etwas abgelenkt.
 

Deshalb hätte ich mich bei Bens nächster Frage auch beinahe verplappert...
 

„Was genau war das eigentlich für eine Versammlung, die nach meinem Kreuzverhör stattgefunden hat?“ fragte er und mir entging fast, wie aufgesetzt sein unbeschwertes Lächeln auf einmal wirkte.
 

Und plötzlich war da wieder dieses unheilschwangere kribbeln in meinem Bauch...
 

„Uh, äh, wir haben nur über ein paar Dinge gesprochen, weißt du“, winkte ich ab. „Belangloses Zeug über das Elben eben... so reden. Dich als Mensch muss das gar nicht kümmern. Was auch gut so ist, denn wir Elben reden über echt... bescheuertes Zeug.“
 

Ich lachte gekünstelt und kam mir wahnsinnig bescheuert vor. Wieso erzählte ich Ben nicht die Wahrheit? Ich vertraute Ben doch, oder nicht?
 

Ben beobachtete mich einen Augenblick lang intensiv, sagte aber nichts mehr zu dem Thema. Das Gesicht von mir abwendend, wechselte er das Thema.
 

„Ich kann es noch immer kaum fassen, dass du eine echte Prinzessin bist“, sagte er ernster als zuvor. „Und auch noch ausgerechnet von Lothlórien...“
 

Den letzten Satz schien er zu sich selbst gemurmelt zu haben, trotzdem schoss automatisch meine linke Augenbraue kampfbereit in die Höhe.
 

„Was soll das heißen? Ausgerechnet von Lothlórien?“ Breitbeinig stellte ich mich vor ihn hin und stemmte die Hände in die Hüften. „Willst du etwa meine Untertanen beleidigen?“
 

Ben starrte mich einen Moment lang verdutzt an bevor er in herzhaftes Gelächter ausbrach.
 

Hmpf. Was, zum Henker, gab es denn da so blöd zu lachen?
 

So gar nicht belustigt streckte ich mich, um ihm eine saftige Kopfnuss zu verpassen, und ließ ihn danach einfach stehen.
 

Er rief mir zwar hinterher – ein wenig atem- und kraftlos vom vielen Lachen – aber ich blieb erst stehen, als ich Legolas’ Zimmertür erreicht hatte. Ich klopfte und wenig später öffnete Lady B die Tür.
 

Zuerst dachte ich, ich hätte mich im Zimmer geirrt, bis ich einen bleichen Legolas hinter ihr stehen sah, welcher am Oberkörper nichts trug außer Verbände.
 

Ich blinzelte eine arrogante Lady B ab; ich blinzelte einen Legolas mit weit aufgerissenen Augen an; und dann machte ich auf dem Absatz kehrt.
 

„Cala!“
 

Ich war vollkommen ruhig. Da war kein Vulkan, der kurz vorm Ausbruch stand, kein hysterisches Klagen über Männer, die sich für Gottes Geschenk hielten und Frauen zu ihrem Vergnügen gegeneinander ausspielten. Nope. Nichts. Ich fühlte nichts, rein gar nichts.
 

Bis ich mit Ben zusammenstieß.
 

„Autsch, entschuldige“, sagte ich und trat einen Schritt zurück.
 

Ben umfasste sanft meine Schultern, sodass ich mein Gleichgewicht wiederfinden konnte.
 

„Alles okay? Geht’s dir gut? Ich dachte, du hättest mich gesehen. Es tut mir leid.“
 

„Ist schon gut“, wehrte ich ab. „Ist ja nichts Schlimmes passiert.“
 

„Hör mal, wegen vorhin“, begann Ben. „Das war nicht so gemeint. Ich wollte nicht-“
 

„Ich weiß“, unterbrach ich ihn erneut. „Ich weiß.“
 

Seine Hände auf meinen Schultern fühlten sich warm und tröstend an.
 

„Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?“ fragte Ben besorgt.
 

In diesem Moment traf Legolas bei uns ein, noch immer ohne Tunika.
 

„Cala, ich kann das erklären! Es war nicht so wie es aussah. Während ich auf dich gewartet habe, habe ich meine Verbände gewechselt und dann klopfte es, und ich dachte du wärest es, und plötzlich kam Berethn-“
 

Er unterbrach sich selbst, als er plötzlich zu registrieren schien, in welcher Position Ben und ich standen.
 

Seine Augenbrauen zogen sich unheilschwanger zusammen und ich konnte spüren, wie Ben sich instinktiv anspannte.
 

Es war einfach zu viel. Ich hatte genug. Es war gerade mal Nachmittag, aber ich hatte die Nase gestrichen voll von diesem Tag.
 

Ich riss mich von Ben los und lief weg.
 

~~~~
 

Wohoo, endlich ein neues Kapitel, was? Ja, tut mir echt leid für die lange Wartezeit... aber ich hab die FF nicht vergessen! Keine Angst! Ich hoffe, ihr auch nicht. Falls ihr noch Interesse habt an der FF, würd ich mich über ein Review sehr freuen. Wenn nicht, trotzdem danke fürs Lesen. :)

Channah



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-04-03T17:29:22+00:00 03.04.2007 19:29
uiiiii, wie gemein, ausgerechnet, wo´s wieder spannend wird *grinZ* war ma wieder total toll und ich hoffe, dass du gaaaaaaanz schnell weiterschreibst ^^
lg Kagome
*ganzmegadolleknuddel*
Von: abgemeldet
2007-03-31T12:27:05+00:00 31.03.2007 14:27
Ich liebe deinen Schreibstil. Ich liebe diese Gedankengänge XD und das verrückte Leben von Cala!
Genial, sag ich da einfach nur.
Ich hätte mir jetzt noch einen vieeeeeeeeel längeren Text gewünscht *egoistisch ist* aber ich bin gerade noch mal bereit diesen Fehler zu verzeihen, wenn möglichst schnell ein weiteres Kapitel folgt.
Also ganz schnell weiter schreiben

lg
Nathalia
Von: abgemeldet
2007-03-30T13:13:01+00:00 30.03.2007 15:13
^^ yaaaahhh es geht weiter *freudentanz mach*
natürlich habe ich die FF nicht "vergessen" ;O) nur hoffentlich muss ich auf das nächste nur halb so lange warten...
Die stelle an der du aufgehört hast ist, na ja sagen wir mal, gemein ^^, ich will wissen wie's weiter geht!

Dein Schreibstil und die Story gefallen mir immer noch genau so gut wie vorher! Das Kapitel ist "Einwandfrei"
Jetzt will ich aber mehr davon!

Wünsche dir viel inspiration beim weiter schreiben,
lg Sharky!
Von: abgemeldet
2007-03-28T15:03:52+00:00 28.03.2007 17:03
Ich hab mir das Kapi ausgedruckt, weil ich hier im Internat nie so lange den Pc blokieren kann um alles zu lesen.
Tja, das dumme war nur, das mir der Drucker den Rand abgeschnitten hat, mir fehlten somit rechts gute 4-7cm.
Das kann mich natürlich nicht davon abhalten dir einen Kommi zu schreiben.
Außerdem habe ich eine, doch in soweit ausreichende Fantasie um mir den Rest dazu zu denken.

Also:

Ein ganz großes Danke dafür, das du immer noch weiterschreibst. *dich knuddel*

Das Kapi ist klasse!

Und ich kann es nur nochmal betonen: "Ben ist böse!"
Eigendlich sind doch alle misstrauisch, warum wird er dann nicht überwacht? Lass mich raten alle, alle Geheimagenten sind an der Front? Wo ist der James-Bond-Elb wenn man ihn mal braucht?
Man könnte ihn auch einfach irgendwo einsperren, Cala ist so mit sich selbst und der neuen Situation beschäftigt, das sie sein verschwinden bestimmt erstmal nicht mitbekommt.
Und keiner traut ihm (ich tu`s nicht), aber gegenüber Cala wird das Thema lieber ausgeschwiegen. Warum warnt sie eigendlich niemand? Sie ist bestimmt ein Köder. Der Krieg geht verloren, alle Elben bekommen Haarausfall und Lorien wird Brennholz...

Ok, das könnte ich jetzt Stunden lang weiter spinnen.

~~~~

Ich freue mich auf die Fortsetzung.

mfg
Narluin
Von: abgemeldet
2007-03-27T17:47:55+00:00 27.03.2007 19:47
woha, reinstes kaos hier!!!
aaaaaaaaaaber ein super kapitel. ^^ gerade wegen dem
kaos, dass mact es interesanter. höhö, viiiele männer.
schade, bei mir gibt es nich so viele hübsche kerle. *seuftz
naaaja, sind es halt doch nich wert. *lol egal!!!!!
ist ein super kap und ich freue mich, doch mal was
von dir zu hören. ^^
lg
Von:  Jazzy-Adachi
2007-03-26T17:56:26+00:00 26.03.2007 19:56
Ohhh wie gemein!!!!!!!!!!!
>.< o))))
das ja so fies
aber ich liebe deine Story *_*
schreib gaaaaaaaaaaaaaanz schnell weidda
Von:  yoshi_
2007-03-26T16:39:37+00:00 26.03.2007 18:39
>.<
du hörst immer an ganz miesen stellen auf >.< xDD

mir hat das kapitel sehr gut gefallen ^^
aber schreib weiter.. >.<
graah ~
ein legolas mit nichts ausser verbänden..
*hust*
ähm ja. lassen wir das xDD

see ya!! ^^

yoshi.


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