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5000 years ago - Wie alles begann

Meine eígene Interpretation der Rückblenden aus der Serie
von

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Erste Begegnung

Hola! Da bin ich wieder. Alle Seto/Seth Fans aufgepasst... er wird in diesem Kapitel seinen ersten (und nicht den letzten) Auftritt haben. Also, viel Vergnügen beim Lesen.
 

Kapitel 9: Erste Begegnung
 

Vierzehn Tage und Nächte waren vergangen und Mari war von Sapheri in die Pflichten einer Bediensteten eingewiesen worden. Teana lobte sie, denn Mari lernte schnell. Innerhalb kürzester Zeit konnte sie handwerkliche Aufgaben ebenso schnell erfüllen wie Sapheri.

"Manchmal habe ich das Gefühl, als wenn nicht ich dir alles beigebracht hätte sondern anders herum.", pflegte Sapheri zusagen, wenn Mari wieder mal schneller gewesen war als sie.

"Unsinn, ich lerne einfach gerne von dir.", entgegnete Mari.

Die jungen Frauen standen gerade im Hinterhof und trugen Körbe mit Wäsche unter den Armen. Mari nahm ein Kleid und hängte es zum Trocknen über eine lange Leine, die zwischen zwei Schatten spendenden Bäumen gespannt war. Sapheri richtete sich auf und stemmte die Hände in die Hüfte.

"Du lernst gerne? Mittlerweile kannst du alles genauso gut wenn nicht sogar besser als ich!"

"Siehst du? Du bist eine gute Lehrerin!", erwiderte Mari.

"Oder du bist eine gute Schülerin!", sagte Sapheri.

Schweigend warf Mari ein weiteres Kleid über die Leine. Seit sie hier war, waren alle Leute freundlich zu ihr gewesen, doch sie brachte es trotzdem nicht fertig, ihnen Antworten auf die Fragen nach Maris Vergangenheit zu geben. Sie konnte einfach nicht über ihren Schatten springen.

"Mari!"

"Ja, Herr?", rief Mari zurück.

Jono stand ein paar Meter von den jungen Frauen entfernt und winkte ihnen.

"Magst du in den Stall kommen? Ich könnte ein wenig Hilfe gebrauchen.", erklärte der Blonde.

"Habt noch einen Moment Geduld, Herr, ich komme, sobald ich hier fertig bin.", erwiderte Mari.

"Gut, ich gehe vor. Du weißt ja, wo du mich findest."

Mari nickte dem Blonden zu. Mit einem Lächeln drehte Jono sich um und stapfte Richtung Stall. Sapheri, die gerade etwas auf die Leine gehangen hatte, ließ den Blick zwischen Mari und Jono hin- und her gleiten.

"Was ist denn?", fragte Mari.

"Es ist mir einfach unerklärlich.", gab Sapheri zurück.

Mari schüttelte ein Oberteil aus, so dass das Wasser heraus tropfte.

"Was ist unerklärlich?", wollte sie wissen.

"Du bist nun schon mehr als vierzehn Tage hier. Jono hat dich zu Anfang bis in den Palast getragen. Er hat dir schon mehrmals geholfen und du kümmerst dich um sein Pferd."

"Und?", fragte Mari, während sie das Oberteil über die Leine warf.

"Warum, beim mächtigen Ra, nennst du Jono immer noch "Herr"?"

"Warum sollte ich nicht?", stellte Mari die Gegenfrage.

"Jono ist mein Bruder und er duzt dich auch. Warum nennst du ihn nicht auch endlich beim Vornamen? Er hätte sicherlich nichts dagegen!"

"Ich bin so erzogen worden", entgegnete Mari, "dass man alle Menschen, die einen höheren Stand haben als man selber, mit Herr oder Gebieter anredet."

"Einen höheren Stand? Ich bitte dich, Mari, Jono ist ein Soldat und kein Priester. Es würde ihm sicherlich nichts ausmachen, wenn du ihn duzt."

Mari hatte ihren Korb mittlerweile leer und sagte:

"Ich gehe jetzt in den Stall, um deinem Bruder zu helfen."

Als sie gerade losgegangen war, hörte sie Sapheri sagen:

"Wie heißt das? Wem gehst du helfen?"

"Jono.", erklärte Mari mit einem kurzen Augenrollen.

"Gut, ich wollte nur sicher sein, dass du seinen Namen noch kennst."

"Wie könnte ich ihn vergessen? Nach allem, was er und auch du für mich getan habt?"

"Gut.", sagte Sapheri und drehte sich zu ihr um.

Sie zwinkerte Mari zu und meinte:

"Dann kannst du dich sicherlich mal bei ihm dafür revanchieren."

"Inwiefern?", wollte Mari verblüfft wissen.

"Nun ja, vielleicht kannst du mal mit meinem Bruder ausgehen!"

"Und warum, bei den Göttern, sollte ich das tun?", fragte Mari verlegen.

"Weil du ihn magst! Ich sehe es dir an. Du musst dich nicht verstellen!"

"Natürlich mag ich deinen Br... Jono. Was sollte denn daran so ungewöhnlich sein?"

Mari hoffte, sich so schnell wie möglich aus der Situation retten zu können.

"Du magst ihn sogar sehr. Ich habe dich beobachtet, Mari. In der letzten Zeit versuchst du ständig ihm aus dem Weg zu gehen, wenn wir uns beim Essen sehen. Aber du kannst mir nichts vormachen."

"Ach was.", winkte Mari ab und trat unbehaglich hin und her.

"Du brauchst es nicht zu leugnen. Ihm geht es doch ebenso. Ich habe die Blicke gesehen, die er dir zuwirft. Und glaub mir, ich kenne meinen Bruder. Auf diese Weise hat er noch nie zuvor ein Mädchen angesehen."

"Ich bezweifle auch, dass ihm bisher ein Mädchen begegnet ist, dass so seltsam ist wie ich es bin!"

"Oder so hübsch!"

Mari fühlte sofort, wie ihr eine leichte Röte ins Gesicht stieg und sie verzweifelt nach einer Antwort suchte.

"Nun geh schon. Seinen Liebsten sollte man nicht warten lassen!"

"SAPHERI!", sagte Mari mit einem bedrohlichen Unterton, doch diese erwiderte nur lachend:

"Na los! Geh schon und kümmere dich um die Tiere!"

Mari schüttelte Augen rollend den Kopf und wandte sich zum Stall um. Sapheri sah ihr hinterher, wie sie schnellen Schrittes in Richtung des großen Gebäudes ging.

"Und du magst ihn doch!", murmelte sie lächelnd, bevor sie weitere Kleidungsstücke aufhängte.
 

"Ihr habt nach mir gerufen, Herr?", fragte Mari.

Langsam ging sie durch den Stall. Jono stand neben einem Schimmel, der an seinem Verschlag angebunden war. Als er Maris Stimme hörte, richtete Jono sich auf.

"Ja, gut, dass du gekommen bist, Mari."

"Gibt es ein Problem, Herr?", fragte die Blondine.

"Das gibt es in der Tat. Es geht um dieses Pferd hier."

Jono klopfte dem Schimmel den Hals und das Pferd schnaubte leise.

"Er lahmt, aber ich habe keine Verletzung an seinem Bein finden können."

Mari trat auf den Schimmel zu und legte eine Hand auf sein Maul. Dieser prustete ihr gegen die Handfläche und Mari blickte in die dunklen vertrauensvollen Augen des Tieres.

"As tus bless?", fragte sie leise.

Jono stand daneben und sagte nichts. In letzter Zeit hatte er oft gehört, wie Mari mit den Tieren in einer ihm unbekannten Sprache redete. Doch er hatte sie nie darauf angesprochen.

"Dit me c'ai pasi!"

Der Schimmel schüttelte seine lange Mähne und Mari fuhr mit den Händen sanft über seinen Hals.

"Er lahmt auf dem linken Vorderbein.", erzählte Jono leise.

Er wollte nicht zu laut sprechen, weil er sonst das Gefühl hatte, sie in ihrer Kommunikation mit den Tieren zu stören. Also hielt er sich lieber im Hintergrund. Er sah zu, wie Mari mit ihren schmalen, zarten Händen über die Seite des Schimmels fuhr. In immer kleiner werdenden Kreisen näherte sie sich seiner Schulter. Jono sah, wie der Schimmel leicht die Augen schloss, um sich die Berührungen gefallen zu lassen. Mari ließ die Hände weiter nach unten gleiten und redete unablässig in der fremden Sprache mit dem Pferd. Dann drückte sie an einigen Stellen ein wenig fester in die Haut und beobachtete die Reaktion des Schimmels. Als sie schließlich an einer

Stelle kurz unterhalb des Gelenks angekommen war, zuckten die Muskeln des Schimmels plötzlich zusammen. Er spielte kurz mit den Ohren nach hinten und schnaubte.

"Bene, ju sasi ce tus as!", bemerkte Mari.

Danach drehte sie sich zu Jono um und sagte:

"Es ist das Gelenk. Ich vermute, dass er es sich verstaucht hat. Vielleicht hat er zu schwer getragen."

"Er wurde kürzlich eingesetzt, um eine Ladung aus der Stadt in den Palast zu ziehen.", sagte Jono.

Nachdenklich legte er den Kopf schief und beobachtete, wie Mari dem Schimmel den Hals tätschelte.

< Ein Pferd müsste man sein.>, schoss es ihm augenblicklich durch den Kopf, als er sah, wie sehr das Pferd die Berührungen von Maris zarten Händen genoss.

"Stimmt etwas nicht, Herr?", riss ihn Maris Stimme aus seinen Gedanken.

"Nein, nein, es ist alles in Ordnung.", wehrte Jono hastig gestikulierend ab.

"Wir sollten ihn schnell behandeln.", sagte Maris.

"Natürlich, allerdings gibt es da ein Problem. Die entsprechende Medizin ist leider leer. Wir müssten erst eine neue Flasche von der alten Frau auf dem Markt besorgen.", überlegte Jono.

"Das wird kein Problem sein", gab Mari zurück, "ich rede mit Sapheri und gehe eben auf den Markt."

"Eine gute Idee. Worauf warten wir noch?", fragte Jono.

"Wollt Ihr etwa mitkommen, Herr?", erwiderte Mari erstaunt.

Jono hielt augenblicklich inne. Nichts wäre ihm lieber gewesen, als mit Mari zum Markt zu gehen. Vielleicht hätte er dann endlich die Möglichkeit gefunden, ein ernstes Gespräch mit ihr zu führen. In letzter Zeit war sie ihm auffällig oft aus dem Weg gegangen. Doch ihm fiel ein, dass er ja gleich mit Tethys zu den Feldern vor der Stadt reiten musste, um dort nach dem Rechten zu sehen.

"Ich würde dich gerne begleiten, Mari, aber muss mit Tethys vor die Stadt reiten.", sagte Jono.

"Das ist kein Problem, Herr, den Weg finde ich auch noch alleine. Wirklich. Ihr müsst an Eure Pflichten denken!"

Mari klopfte dem Schimmel noch kurz den Hals und wisperte:

"Ju t'adi. Ju t'attort di mercucide. As tobene."

Dann wandte sie sich wieder Jono zu und verneigte kurz den Kopf vor ihm.

"Ich werde mich jetzt auf den Weg machen, Herr. Bis bald."

Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und verließ leichten Schrittes den Stall. Jono sah ihr hinterher und als sie aus der Tür war, seufzte er tief auf. Er lehnte sich an den Schimmel und sagte:

"Ich werde noch mal verrückt."

Der Schimmel schnaubte und sah ihn mit schief gelegtem Kopf fragend an.

"Jetzt tu nicht so unschuldig, du Verräter!", mahnte Jono ihn.

Doch der Schimmel schüttelte nur den Kopf, so dass er Jono mit seiner langen Mähne durchs Gesicht wischte.

"Frauen.", schnaubte Jono leise, worauf der Schimmel nickte.

Der Blonde kratzte sich nachdenklich am Kopf und lehnte sich näher zu dem Pferd.

"Gib es zu! Du hast simuliert, damit sie dich streichelt! Ein Pferd müsste man sein!"

"Ja, vielleicht hättest du auch größere Chancen, wenn du dir einen Sattel umbindest!"

"Tethys! Was tust du hier?", fragte Jono vollkommen überrumpelt.

Tethys löste sich von der Hintertür und kam auf seinen Kameraden zu.

"Ich habe euch beobachtet und wenn du es ihr nicht bald sagst, mein Freund, dann tue ich es!"

"Was soll ich ihr sagen?", stellte Jono sich dumm.

"Du sollst ihr endlich sagen, dass du sie sehr magst.", half Tethys seinem Gedächtnis auf die Sprünge.

Jono schnaubte kurz durch die Nase, worauf Tethys lachen musste.

"Wunderbar! Jetzt klingst du wirklich wie ein Pferd! Versuch es doch mal mit Wiehern! Vielleicht findet sie das attraktiv!"

"TETHYS!", donnerte Jono und Tethys sah zu, dass er die Beine in die Hand nahm, um vor dem erzürnten Blonden zu flüchten.
 

"Ich werde nicht lange brauchen, Sapheri.", erklärte Mari.

Sie legte sich gerade den Umhang um den Körper und zog die Kapuze über den Kopf, so dass ihre blonde Lockenpracht davon verdeckt wurde.

"Willst du nicht doch jemanden mitnehmen? Wie wäre es mit Jono?", fragte Sapheri.

Mari versetzte der Brünetten einen strafenden Blick.

"Denk nicht einmal daran, Sapheri! Außerdem muss er mit Tethys einen Kontrollritt vor der Stadt machen."

Sie steckte einige Münzen in einen Beutel, den sie gut an ihrem Kleid befestigte. Dann klemmte sie sich den Henkel eines kleinen Weidenkorbs in die Armbeuge.

"Und du bist dir sicher, dass...", begann Sapheri, brach jedoch ab, als sie Maris Gesicht sah.

Sie hob die Hand und winkte ihr.

"Wir sehen uns dann später."

Mari nickte und verließ das Zimmer. Sie schritt durch die Gänge, welche im Sonnenlicht leicht golden glitzerten. Am Ende des Korridors angekommen trat sie nach draußen in das gleißende Sonnenlicht und machte sich an den Abstieg der Treppen. Unten überquerte sie mit schnellen Schritten den sauberen Innenhof und machte vor dem großen Tor Halt. Ein Wachmann trat vor und fragte:

"Was ist Euer Begehren?"

"Ich muss auf den Markt, um einen Botengang für Heerführer Jono zu erledigen."

"Wann dürfen wir mit Eurer Rückkehr rechnen?"

"Noch vor Sonnenuntergang. Wartet auf Mari.", erklärte die Blondine.

Der Wachmann nickte und öffnete die Tür, so dass Mari auf die Straße treten konnte. Mari sah kurz zurück und sah, wie das alte Holz wieder auf sie zukam. Dann war die Öffnung auch schon wieder geschlossen. Mari hörte deutlich, wie der Balken wieder vor die Tür gelegt wurde. Nun war sie auf sich allein gestellt. Zwar war sie seit dem Tag, als sie ihre eigenen Kleider erhalten hatte, noch mehrmals mit Sapheri auf dem Markt gewesen, doch jetzt war es das erste Mal, dass sie ganz alleine war. Doch Mari machte sich im Gegensatz zu Sapheri nicht solche Sorgen. Sie kannte sich in der Stadt aus und wusste genau, welche Wege sie zu nehmen hatte. Sie ging durch die volle Palaststraße und presste den Korb fest an ihren Körper. Sie mochte diese Menschenaufläufe nicht! So viele Leute auf einem Platz kamen ihr immer erdrückend vor. Und es erinnerte sie stark an ihre Zeit in Siwu und auch die Zeit davor. So schnell es ihr möglich war, ließ sie die Straße hinter sich und erreichte den Marktplatz. Ihre Hoffnung, dass es dort ein wenig leerer war, wurde jedoch enttäuscht. Im Gegenteil, denn es hatte den Anschein, als drängten sich an diesem Tage besonders Menschen auf einem Fleck. Mari ging zielstrebig einen Weg, der außerhalb an den Ständen vorbeiführte. Die alte Medizinfrau hatte ihren Tisch am anderen Ende des Marktes, wo meist nicht so viel Andrang war. Mari brauchte trotzdem eine gewisse Zeit, bis sie sich zu diesem Platz durchgeschlagen hatte. Froh, endlich das Schlimmste hinter sich gelassen zu haben, trat sie in den Schatten, in welchem die alte Dame ihren Stand aufgebaut hatte.

"Ah, jola Anglis!", ertönte plötzlich eine leicht krächzende Stimme.

"Bona jura, Magi, ju node di mercucide por an Chavel. It as an folle at its jabe."

"Ah, turli, ju pulis t'adi. Eh, pon it! It adis. It as di lavande, di menthe e di sauge."

"Qua cost?"

"Quize Piates."

Mari gab der alten Dame den gewünschten Betrag und nahm die Flasche mit der Flüssigkeit entgegen.

"Marci, Magi.", sagte sie.

"Bona jura, jola Anglis!", erwiderte die alte Frau mit einem Lächeln.

Dabei bewegten sich alle Falten in ihrem runzeligen Gesicht. Mari nickte ihr mit einem "As tobene." zu und machte sich dann auf den Rückweg. Das Fläschchen mit der Medizin steckte sie in den Weidenkorb, den sie ein wenig unter den Umhang schon. Sie zog sich die Kapuze ein wenig tiefer ins Gesicht und begann damit, sich durch den Strom der vielen Menschen zu wühlen. Den Korb presste sie eng an ihren Körper. Als sie nach einer halben Ewigkeit den Marktplatz hinter sich gelassen hatte und an der Hauptstraße ankam, atmete sie erleichtert auf. Sie lockerte den Griff ein wenig, mit dem sie den Korb gefasst hatte.

"Jola Fila! Jola!"

Mari ging weiter, ohne auf die Rufe zu achten. Doch gleich darauf fühlte sie eine Hand an ihrem Umhang.

"Jola Fila, tu volis promis vaci mi?"

Mari senkte den Kopf und ihr Blick streifte ein kleines braunes Gesicht eines Jungen, der nicht älter als 14 sein konnte. Er sah sie aus seinen dunklen Augen an.

"As tus nis a pe peti?", gab Mari mit einem Lächeln zurück.

Er lächelte und enthüllte eine Reihe weißer Zähne. Doch gleich darauf fühlte Mari etwas an ihrer anderen Seite. Als sie den Kopf blitzartig drehte, sah sie gerade noch eine kleine Gestalt davon flitzen. Und kurz darauf stürzte ihm auch der Junge hinterher, der sie angesprochen hatte. Mari bemerkte sofort, dass der Beutel an ihrem Rock fehlte. Sie lief ihnen nach und rief laut:

"Artes, vos peti larros! Artes!"
 

"Meister, meint Ihr nicht, dass es zurzeit zu gefährlich ist in Kairo?"

"Was wollt Ihr mir damit sagen, Rashid?"

Ein paar Geschäfte weiter trat aus einer kleinen Gasse gerade ein hoch gewachsener Mann hervor. Sein langer lila Umhang reichte beinahe bis auf den Boden. Seine dunkle Kleidung bildete einen scharfen Kontrast zu dem hellen Turban, den er trug. Über seiner Stirn ragte eine goldene Schlange unter dem Stoff hervor, die offensichtlich zu einer Kopfbedeckung gehörte, welche er durch den Turban verborgen hatte.

"Nun ja, Meister, der Palast ist in Aufruhr. Ihnen ist die drohende Gefahr durch die Rebellen nicht entgangen."

"Verlasst Euch darauf, Rashid, das sollte nicht unsere Sorge sein."

Der andere Mann trug ebenfalls einen Umhang, allerdings sah seine Kleidung längst nicht so gut aus, wie die des großen Mannes. Er fuhr sich immer wieder nervös mit einer Hand über die Stirn, um den Schweiß fortzuwischen, welcher sich gebildet hatte. Wachsam warf er einige Blicke umher.

"Ich halte es trotzdem für riskant, dass Ihr euch so nahe dem Pharao aufhaltet."

Der große Mann lachte kurz auf und klopfte dem anderen auf die Schulter, worauf dieser ihn verwundert ansah.

"Eines solltet Ihr nicht vergessen, Rashid. Ich bin ein Fremder in dieser Stadt. Niemand, nicht einmal der Pharao kennt mich. Eure Sorge ist vollkommen unbegründet."

"Mir ist trotz allem nicht wohl bei dem Gedanken, dass man uns jederzeit entdecken könnte.", murmelte der Schwarzhaarige mit Namen Rashid.

Der große Mann zog sich seinen Umhang zurecht und gab in kühlem Ton zurück:

"So, so, Ihr habt also Angst vor dem Pharao, Rashid?"

"Das mag Euch lächerlich erscheinen Meister, aber Ihr seid ein mächtiger Mann. Was kann ein einfacher Händler wie ich einer bin gegen eine solche Macht wie die des Pharao tun?"

"Mein guter Freund", erwiderte der Mann mit einem zynischen Lächeln, "jede Macht hat ihre Grenzen und besonders die des Pharao!"

Er drehte sich zur Straße um und trat aus dem Schatten des Gebäudes hervor.

"Ich werde nun unseren Freunden vor der Stadt einen Besuch abstatten. Ihr bleibt hier, Rashid, und wartet auf weitere Befehle."

"Ja, Meister.", erwiderte der Schwarzhaarige und trat in den Schatten der Gasse zurück.

Der Mann mit dem langen Umhang hatte sich gerade umgewandt, als er hektische Rufe hinter sich hörte.

"Artes! Vos larros! Adi! Adi!"

Als der Mann den Kopf drehte, sah er zwei kleine Jungen, die sich durch die Menge wuselten und gleich dahinter eine aufgeregt gestikulierende Frau.

"Diebe! Haltet sie!", rief sie laut.

Der große Mann überlegte nicht lange, sondern steckte die Hand an seinen Gürtel. Er zog einen zepterähnlichen Stab hervor und richtete ihn auf die Jungs, die nun kurz vor ihm waren. Als der Stab zu glühen begann, blieben die beiden Jungen plötzlich unbeweglich auf der Stelle stehen. Die junge Frau hastete heran und war überrascht, die Diebe auf einmal so starr und unbeweglich wie Salzsäulen auf der Stelle stehen zu sehen. Sie ging sofort auf den einen zu, der sie aus großen Augen ansah und noch gar nicht begreifen konnte, was gerade mit ihm passiert war. Die Frau öffnete seine linke Hand und entnahm ihr einen kleinen Beutel. Den großen Mann schien sie noch gar nicht richtig bemerkt zu haben, der nun seinen Stab sinken ließ. Sofort fiel die Starre von den beiden Jungs ab und sie blickten sich angstvoll um.

"Magis, it etas magis.", murmelte einer von ihnen verstört.

"So, vos larros! Vos etes mecant gamis! Ju volis an ecscuse! E proto!"

Der Schwall von Schimpfen, der nun auf die Jungen nieder hagelte, ließ sie beide einen Kopf kleiner werden, während die junge Frau immer mehr in Fahrt kam. Der Mann sah ihr amüsiert zu. Die Jungen blickten schuldbewusst zu Boden und dann murmelte einer von ihnen etwas. Daraufhin verstummte die Frau sofort und verzog ihr Gesicht zu einem Lächeln, soweit der junge Mann das beurteilen konnte. Er konnte ihr Gesicht nicht genau sehen, doch die Kapuze war ihr während des Laufens halbwegs vom Kopf gerutscht und enthüllte blonde lockige Haare. Die Frau öffnete den Beutel und griff hinein. Dann drückte sie jedem der Jungen eine Münze in der Hand. Diese blickten ganz verblüfft auf den Gegenstand in ihrer Hand, sahen dann erst einander und schließlich die blonde Frau an.

"Bene, vas at masi. E ne larris pa encere, gamis!"

Die Jungen machten große Augen, doch dann bildete sich ein Lächeln auf ihren schmutzigen Gesichtern und ihre weißen Zähne blitzten, als sie eifrig nickten.

"Marci, jola Fila!", sagte einer und der andere fügte strahlend hinzu:

"Tu es an Anglis, Jola!"

"Ju sasi. Vas! Vas! E etes getil!"

Die Jungs nickten noch einmal emsig, bevor sie sich umdrehten und freudig hüpfend davon machten. Die blonde Frau schnürte den Beutel wieder zu und behielt ihn diesmal in der Hand. Der hoch gewachsene Mann sah sie immer noch an und erst als sie jetzt den Kopf umwandte, fiel ihr Blick auf den Mann, der hinter ihr stand und sie beobachtete. Ihre Kapuze fiel auf ihre Schultern und entblößte ihre blonde Lockenpracht.

"Ich glaube ich muss mich bei Euch bedanken, werter Herr. Ihr seid es gewesen, der sie aufgehalten hat, nicht wahr?"

Der Mann starrte auf ihr Gesicht, als sie es ihm mit einem Lächeln zuwandte und erwiderte:

"Da habt Ihr Recht, meine Teure. Es freut mich zu sehen, dass ihr Euer Habe wieder in Euren Händen haltet."

"Oh ja, das freut mich auch. Ich danke Euch für Eure Hilfe. Wenn Ihr nicht gewesen wärt, hätte ich mich sicherlich ohne den Beutel auf den Weg zu....nach Hause machen dürfen."

Es verwunderte ihn doch, dass sie bei den letzten Worten gezögert hatte. Doch er dachte gar nicht näher darüber nach. Er war viel zu fasziniert von ihrem schönen Gesicht. Die blonden Locken fielen um ihre schmalen Wangen und ihre Augen leuchteten in einem strahlenden Violett.

"Wohin müsst Ihr denn?", wollte er wissen.

"Es ist nicht mehr weit. Nur noch die Straße runter.", entgegnete die blonde Frau.

"Kann ich Euch eventuell begleiten", hörte er sich fragen, "nur zur Sicherheit."

"Nun ja, ich weiß wirklich nicht, ob das nötig ist.", gab sie leicht unsicher zurück.

"Ich bitte Euch. Jetzt habt Ihr mich nun einmal an Eurer Seite. Ich würde heute Nacht nicht gut schlafen können, wenn ich Euch nicht wohl zu Hause angekommen wüsste."

"Wenn es Euch nichts ausmacht.", erwiderte sie.

Als wäre ihr plötzlich etwas eingefallen, zog sie die Kapuze wieder über den Kopf, so dass ihre Haare nicht mehr zu sehen waren.

"Ich muss nur eben noch mein Pferd holen.", sagte er.

Sie nickte und folgte ihm ein paar Meter weiter, wo er ein braunes Pferd von einer Stange losband. Dann setzten sie sich schon in Bewegung. Mari ging rechts und der große Mann zur linken Seite des Pferdes. So arbeiteten sie sich über die Hauptstraße und je näher sie dem Palast kamen, desto überfüllter wurde es.

"Diese ganzen Händler. Sie versuchen auch wirklich, jeden Plunder zu verkaufen."

Mari warf dem Mann einen Blick zu. Seine Kleidung wirkte edel, aber nicht übertrieben. Vielleicht war er auch ein Händler? Doch warum sollte er dann so abfällig über seinesgleichen reden? Nein, unmöglich, dass er ein Händler war. Vielleicht ein Gelehrter? Er machte einen gebildeten Eindruck, doch irgendetwas störte Mari an dem Bild, das er bot. Er war wie ein perfekter Nobelmann gekleidet, doch... sein Gesicht. Es war hart und die Züge waren steif. Seine Mundwinkel zeigten leicht nach unten. Ein Hinweis darauf, dass er wahrscheinlich nicht viel lachte. Überhaupt machte er den Eindruck, als ob er ein Mensch sei, der im Leben nicht viel Freude hatte.

< Ach was, ich sehe Gespenster!>, schalt Mari sich in Gedanken.

"Verzeiht mir, wenn ich unhöflich erscheine, doch darf ich Euch nach Eurem Namen fragen?"

Mari schreckte aus ihren Gedanken auf und begegnete seinen Augen. Sie waren himmelblau und irgendwie...

"Mein Name ist Mari.", erwiderte sie.

.... irgendwie kalt. Trotz des Lächelns, das er aufgesetzt hatte, wirkten sie kalt.

"Mari? Ein sehr schöner Name. Ich kann mich nicht erinnern, ihn jemals gehört zu haben."

Grübelnd ließ der Mann den Blick gen Himmel wandern.

"Zumindest nicht hier in Kairo."

"Ich wurde hier nicht geboren, wenn Ihr das meint. Aber wo wir gerade davon sprechen. Bin ich unverschämt, wenn ich Euch nach Eurem Namen frage?"

"Aber keineswegs", gab er lächelnd zurück, "ich bin Seth."

"Seth? Ein ebenfalls seltener Name. Ich habe ihn noch nie gehört. Zumindest nicht in Kairo."

Mari warf dem jungen Mann einen schnellen Seitenblick zu und registrierte, dass sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben gekräuselt hatten.

"Das ist dann wohl eine Retourkutsche.", bemerkte er.

"Habt Ihr erwartet, dass eine Frau nicht mit Worten umzugehen weiß?", fragte sie grinsend.

"Das habe ich nie behauptet.", erwiderte er.

Als er ihr den Blick zuwandte und ihr in die Augen sah, konnte sie dem nicht lange standhalten. Leicht beschämt wandte sie die Augen wieder nach vorne, denn ganz unbewusst hatte sie ihn gerade gemustert.

"Verzeiht mir, wenn ich gerade zu aufdringlich gewesen sein sollte.", sagte Seth plötzlich.

"Aber nein, keineswegs! Macht Euch keine Vorwürfe!", antwortete Mari schnell.

Daraufhin schenkte er ihr ein dankbares Lächeln. Mari dachte unwillkürlich daran, was er wohl unter seinem Turban tragen mochte. Ob er keine Haare mehr hatte? Gleich darauf verwischte sie diesen albernen Gedanken wieder. Er konnte nicht viel älter sein als sie! Natürlich hatte er noch Haare. Doch sofort drängte sich ihr die Frage auf, wieso er seinen Kopf verschleierte. Und was hatte es mit dieser goldenen Schlange an seiner Stirn auf sich?

"Wie lange müssen wir noch laufen?", meldete sich eine Stimme neben ihr.

Mari schreckte auf und sah sich um. Der Palast lag unmittelbar zu ihrer Rechten.

"Hier ist es.", entgegnete Mari und deutete auf das große Tor.

"Ihr arbeitet im Palast?", fragte Seth leicht erstaunt.

"Ja, noch nicht sehr lange. Ich danke Euch, dass Ihr mich begleitet habt, Herr."

"Seth.", korrigierte der Mann sie.

"Ich danke Euch... Seth. Außerdem wünsche ich Euch einen angenehmen Aufenthalt in Kairo."

"Das wünsche ich Euch ebenfalls, Mari. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja noch einmal."

"Das ist möglich, Seth. Die Welt ist nicht sehr groß. Also dann."

Mari verneigte sich vor ihm und schenkte ihm noch ein letztes Lächeln, bevor sie sich umwandte. Mit leichten Schritten erreichte sie das Tor. Seth sah, wie sie anklopfte und nachdem der Wachmann sich davon überzeugt hatte, dass sie ein Mitglied des Palastes war, öffnete er die Tür. Mari ging hinein, ohne sich noch einmal umzublicken. Seth verfolgte nachdenklich, wie die Holztür sich wieder schloss und jeden weiteren Blick abhielt. Leichtfüßig federte Seth auf der Stelle und schwang sich dann auf den Rücken seines Pferdes. Er trieb das Tier vorwärts und suchte sich seinen Weg durch die vielen Leute. Als er die Hauptstraße hinter sich gelassen hatte und das Tier in einen Trab verfiel, waren seine Gedanken immer noch bei der blonden Frau. Eines wusste er mit Sicherheit. Er musste sie wieder sehen. Seth hielt es nicht für einen Zufall, dass ihre Wege sich ausgerechnet an diesem Ort und zu dieser Zeit gekreuzt hatten. Es war ein göttliches Zeichen, welches er nur noch richtig deuten musste. Mittlerweile war er am Stadtrand und spornte sein Pferd zu einem Galopp an. Im Moment hatte er Wichtigeres zu tun, doch sobald das erledigt war, würde er sich der blonden Schönheit widmen. Das war gewiss!
 

So, das war's mal wieder. Hoffe ihr konntet einigermaßen was von der selbst kreierten Sprache verstehen. Weiß auch nicht, ob ich Seth so wirklich getroffen habe, aber na ja. Bin halt eher so der Mari/Jono Fan. Also, gomen und seid nachsichtig mit mir. Ich kann dazu lernen! Ach ja, Kommis sind wie immer stark willkommen. Bis dann,

Hillary



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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von:  Catan
2005-02-27T09:41:31+00:00 27.02.2005 10:41
Ahhhh, jetzt hätte ich doch beinahe vergessen dir zu diesem Kapi nen Kommi zu schreiben!!!
Böse Catan, schäm dich!
Mal wieder ein ganz ganz klasse Kapi!
Weiter so!
Catan
Von: abgemeldet
2005-02-25T19:28:38+00:00 25.02.2005 20:28
schönes kapitel ^^ zum schreibstil muss man ja wohl nichts mehr sagen *g* und ich versteh die sprache immer noch... aber sag mal, wie denkt man sich sowas einfach aus? hammer!

endlich, endlich ist seth da!! *harrharr*
zwar ein bisschen zu nett, aber was solls xD
Aber ich hoffe doch dass jono mari kriegt!+.+ das gehört sich einfach so *hehe*

nya es wird immer spannender, bitte mach schnell weiter! freu mich auf die fortsetzung *knuffz*
Von: abgemeldet
2005-02-25T18:19:22+00:00 25.02.2005 19:19
Oh, Seth ist viel zu nett! Ach, nimm das nicht zu ernst.
Das ist wirklich ein sehr schönes Kapitel.
Aber leider versteh ich noch nicht alles von der Sprache.
Mich würde mal interessieren, was das überhaupt für eine ist, wo sie doch nur einige sprechen...
Hoffe du schreibst schnell weiter!

Tamari
Von: abgemeldet
2005-02-24T20:04:05+00:00 24.02.2005 21:04
danke fürs bescheidsagen *smile*
das kapitel ist cool ^^
*auf seth zeig* darfsch den ham? *g*
freu mich auf fortsetzung ^^
Von: abgemeldet
2005-02-24T19:43:23+00:00 24.02.2005 20:43
Hey

ich find deine geschichten einfach geil!!
schreib bloss weiter!!
ich hab mir in drei stunden nochmals die ganzen kapitel reingezogen und es war wie immer geil!
Von:  Wheel_of_Fortune
2005-02-24T18:59:23+00:00 24.02.2005 19:59
Das chappi war voll der hammer^^
Besonders wo jetzt seth ins spiel kommmt...
Wie wohl jono reagiert,wenn er das erfährtXD^-^
Jedenfalls(das scheint mein lieblingswort zu sein^^)ist es ein super gelungenes kapitel^^
Und schreib bitte schön weiter,ja???
Von:  DatKisu
2005-02-24T18:21:41+00:00 24.02.2005 19:21
Wie immer klasse!!!!!
ich hoffe das es noch spandender wird!!!! ^^


Baba Mel-Mel
Von:  Prinzessin
2005-02-24T16:30:18+00:00 24.02.2005 17:30
Das Treffen zwischen Seth und Mari war richtig cool !!! Die Fortsetzung ist Dir wirklich gelungen. Ich freue mich schon auf die Nächste !!!
Deine Prinzessin
Von: abgemeldet
2005-02-24T14:26:08+00:00 24.02.2005 15:26
Super tolles Kapitel :-)
Ich freu mich schon auf die Fortsetzung!

*winke winke*

Bis die Tage
^^
Kurin
Von: abgemeldet
2005-02-24T13:44:58+00:00 24.02.2005 14:44
ja, was soll ich ncoh großartig von mir geben xD
bevor ihc hier die kommi seite deiner ff zuschwaller mach ichs mal kurz:
super wie immer, mach schnellst möglich weiter XD

cArO-chan
*knuddel*


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